Yoko
Leichtfüßig lief das Glaziola durch den Wald. Hatte sie vorher auch sehr gezögert, nun war sie sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie war dem Hundemon schon zweimal entkommen, also würde sie es auch wieder tun. Außerdem war ihr Leben schon immer gefährlich gewesen, nicht erst seit sie das Hundemon getroffen hatte. Kurz trat ihr das Bild des Despotar vor Augen, wie das gewaltige Pokemon auf ihr früheres Lager zurannte. Schnell verdrängte sie es wieder. Es war es nicht wert, darüber nachzudenken.Das war in einem früheren Leben, dem sie den Rücken gekehrt hatte. Sich an die Vergangenheit zu erinnern, tat nur unnötig weh.
Sekunden später betrat sie die Lichtung, doch sie hatte kaum einen Blick auf Skitty und Félina geworfen, als Rai zu ihr lief. " Yoko, da bist du ja! Ich brauche dringend deine Hilfe. Ich habe ein Riolu gefunden, das... naja... abgestürzt ist. Du musst ihm helfen!" Das Nachtara sprach schnell und keuchend, es musste zuvor schon eine längere Strecke gerannt sein. Die eisblaue Evolientwicklung nickte. Anscheinend schienen die wenigsten Überlebenden Heilfähigkeiten zu besitzen, weder die Hunde- noch die Katzenpokemon. Das machte ihre eigene Fähigkeit noch notwendiger.
Vorsichtig ging Yoko an dem Nachtara vorbei und betrachtete das kleine Etwas, das hinter ihr auf dem Boden lag. Es weinte, die großen, tränenverschleierten Augen sahen sie an. " Du bist ja fast noch jünger als ich", stellte das Glaziola etwas überrascht fest, alle anderen, die sie bisher in diesem Wald kennen gelernt hatte, waren sehr viel älter als sie. Das Riolu starrte sie noch mehr an, es hörte fast zu weinen auf. Die eisblaue Katze musste plötzlich lächeln. In ihrer bunt gemischten, alten Gruppe hatte es auch einige Riolus gegeben, die ebenfalls alle etwas weinerlich waren.
" Keine Angst, das sind nur Prellungen. Ein Wunschtraum genügt völlig", stellte sie fest und schloss sofort darauf die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren die Wunden am Körper ihres "Patienten" völlig verheilt. "Jetzt noch Sinelbeeren, damit du gleich wieder zu Kräften kommst", fügte sie hinzu und schlenderte zu einem nahegelegenen Strauch. Die Früchte wuchsen hier anschienend besonders häufig, am rande nahezu jeder Lichtung hatte sie bisher welche gefunden. Darauf bedacht, die blauen Beeren nicht zu zerquetschen, pflückte sie ein paar mit der Schnauze und legte sie vor den Füßen des Riolu ab. Schließlich setzte sie sich hin und nickte Rai zu. Es war keine große Sache gewesen, das kleine Wellenspiel-pokemon hatte mit seiner Bruchlandung noch mal Glück gehabt.
Das Glöckchen am dessen bimmelte, während es vorsichtig eine Beere probierte. "Also, wer bist du eigentlich?", fragte Yoko schließlich.