Das Erbe der Drachen – Licht und Schatten

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • 54. Kapitel: Brainstorming


    Der nächste Morgen kam viel zu schnell, wenngleich ich überrascht war, wie gut ich trotz des harten Untergrunds geschlafen hatte – kaum, dass ich meine Augen geöffnet hatte, fühlte ich mich hellwach. Meinen Schlafsack hatte ich dabei nicht einmal verwendet, so warm war die Nacht nämlich tatsächlich gewesen.
    Als ich erkannte, wie das Sonnenlicht durch das Blätterdach fiel und dem Laub so eine goldene Farbe verlieh, zuckte meine Hand wie automatisch zum Gürtel, um auf dem PokéCom nach der Uhrzeit zu sehen. Kurz vor sieben war es – ich war also wieder einmal, egal, was ich machte, recht früh wach.
    Seufzend setzte ich mich auf, streckte mich, noch bevor ich mich umblickte. Meinen Bruder konnte ich nicht sehen, denn er hatte sich, so weit ich wusste, einen versteckteren Schlafplatz gesucht – was mir unverständlich war, insbesondere, da er doch die Idee mit dem Einschleichen gehabt hatte. Als ob er dabei irgendwann einmal sicher sein konnte! Bei einer solchen Idee musste er doch ständig damit rechnen, aufzufliegen. Und der Wald schützte überall gleich gut, egal, ob irgendwo unter einem einfachen Baum oder im dichtesten Gestrüpp.
    Gedankenverloren wühlte ich in meiner Tasche nach Lebensmitteln, die ich zum Frühstück verzehren konnte – und entschied mich für zwei Müsliriegel, die ich mit einigen frischen Amrenabeeren, die auf einem Strauch in der Nähe wuchsen, abstimmte. Von dem geschmacklichen Unterschied der beiden Teile der Mahlzeit war ich überrascht – zwar war mir immer schon bewusst gewesen, wie viel Zucker in den Müsliriegeln stecken musste, doch nun, da ich die natürliche Geschmackskomponente in ihrer vollen Schärfe zum direkten Vergleich hatte, fiel mir nur auf, wie viel Süßstoff doch in dem Riegel stecken musste. Aus Neugier suchte ich auf der Verpackung nach einer Auflistung der Menge der Inhaltsstoffe – fand aber nur die gewöhnliche Liste der Zutaten, in der der Zucker an dritter Stelle, gleich nach zwei verschiedenen Arten von Körnern, stand. Nachdenklich drehte ich daraufhin den noch verpackten, zweiten Müsliriegel in den Händen – sollte ich mich nicht mit dem Konsum dieser Zuckerbomben zurückhalten?
    Schließlich, nach einigen Sekunden des stillen Verharrens, verstaute ich den Müsliriegel wieder in meiner Tasche. Eine Frechheit war dies doch sondergleichen! Wurden solche Dinge nicht als gar gesund und kalorienarm angepriesen? Vielleicht, wenn man die geschmacklosen ohne Zuckerzusatz kaufte – die noch dazu um ein Vielfaches teurer waren und denen dafür eben eine Unmenge an Pirsifbeeren zugesetzt war, um die nötige Süße so durch Fruchtzucker zu erreichen. Dennoch war ich verwundert, dass ich mir früher noch nie darüber Gedanken gemacht hatte, sondern ohne nachzudenken im Überfluss eingekauft hatte. Wohl sollte ich mich lieber auf getrocknete Beeren beschränken, wenngleich diesen sicherlich Unmengen an Schwefeldioxid zugesetzt waren – als Konservierungsmittel.
    Nun endlich feststellend, dass ich Durst hatte, fuhr ich mir über die Lippen, suchte nach der Wasserflasche, die irgendwo in den Tiefen der Tasche versteckt war – und wurde fündig, wobei ich entsetzt feststellen musste, dass von den ehemals anderthalb Litern nicht einmal mehr ein halber geblieben war. Hatte ich noch am Vortag gehofft, die Flasche am See, der wohl Trinkwasserqualität besitzen sollte, aufzufüllen, war ich aufgrund des entdeckten Lagers nicht mehr dazu gekommen – und nun konnte ich, in solcher Nähe zu dem Gebäude, nicht mehr zum Ufer gehen, abgesehen von dem Schiff, das mir durchaus suspekt war. Wie viel Treibstoff es wohl in den See leitete? Abgesehen von dem Müll, der sicherlich einfach ins Wasser geworfen wurde.
    Wenige kleine Schlucke trank ich, gerade einmal so viel, dass der schlimmste Durst gestillt wurde. Irgendetwas würde ich mir einfallen lassen, denn zu lange würde dieser Wasservorrat nicht anhalten. Traurig packte ich die Flasche wieder in meine Tasche, während sich meine Gedanken auf die Suche nach Solniza machten – und sie zwar in der Nähe erkannten, jedoch keine Verbindung zu ihr aufnehmen konnten. Wohl schlief auch sie noch, und ich konnte es ihr nicht einmal verdenken – nur, weil ich niemals lange schlafen konnte, bedeutete dies nicht, dass es die anderen nicht durften.
    Langsam stand ich auf, um mich weiterhin zu strecken und anschließend einige Schritte auf den schwarzen Kunststoffsack zuzugehen. Gedankenverloren leckte ich mir über die Lippen, als ich hineinspähte, den dunklen Stoff betrachtete und schließlich ein Kleidungsstück herausnahm – den Rock, der zur Uniform der weiblichen Mitglieder der Verbrecherorganisation gehörte. Probehalber schätzte ich seine Länge, um festzustellen, dass er länger war, als ich gedacht hatte. Als Kind von vielleicht acht Jahren hatte ich, zumindest im Sommer, schon weitaus kürzere Kleider und Röcke getragen. Weshalb also sollte ich ihn nicht probieren? Sollte es uns gelingen, in das Lager zu kommen, wäre zumindest das Versorgungsproblem die Getränke betreffend gelöst. Selbst, wenn wir entdeckt werden würden – wohl würde es kaum passieren, dass die Verbrecher ihre Gefangenen verdursten ließen. Oder … schaudernd dachte ich an das, was im Wald bei Azalea passiert war.
    Und andererseits … meine Hand fuhr eine Naht des Kleidungsstückes nach. Andererseits konnten wir die Uniformen auch nur nutzen, um unbemerkt hineinkommen zu können und anschließend schlicht und einfach Untersuchungen anstellen. Dies war schließlich, gesetzt den Fall, die Aktivitäten ungesehen durchführen zu können, beinahe risikofrei!
    Neugierig blickte ich ein weiteres Mal auf den Haufen von Kleidung, bis ich eine Baskenmütze erspähte und sie herausnahm, um sie aufzusetzen. War dies nicht auch gleich einmal eine gute Möglichkeit, wieder eine solche Kopfbedeckung zu tragen? Ich musste ehrlich zugeben, dass ich von den Mützen angetan war, ohne mir wirklich den Grund erklären zu können.
    „Also doch diese Variante?“ Erschreckt zuckte ich zusammen, als hinter mir Siegfrieds Stimme ertönte.
    Wütend fuhr ich herum. „Ich wollte nur sehen, was du da überhaupt so mitgehen hast lassen!“, zischte ich gespielt wütend, mein unsinniges schlechtes Gewissen, in fremdem Eigentum gewühlt zu haben, ignorierend. Weshalb nur fühlte ich mich in diesem Moment schuldig?
    Mein Bruder, dessen Frisur bereits im Auflösen – beinahe hatte sein gut schulterlanges Haar wieder seine natürliche rote Farbe angenommen – aber lachte nur amüsiert. „Morgen“, grinste er, bevor er fortfuhr: „Ich hab' dir ja schon gestern gesagt, was ich mitgebracht habe. Wieso sollte ich also etwas anderes denken?“
    Einen kurzen Moment drückte ich die Lippen zusammen, starrte auf den schwarzen Sack. „Wie wäre es, wenn wir nicht die Organisation infiltrieren, sondern einfach nur hineingehen, uns umsehen und wieder verschwinden? Ich denke, schon alleine so können wir genug Informationen sammeln, und mehr brauchen wir ja nicht zu tun.“ Einen kurzen, prüfenden Blick warf ich ihm zu, bevor ich die Baskenmütze in meinem Griff fester packte und ihm zuwarf. „Deine Haare“, erklärte ich auf seinen verdutzten Blick hin, nachdem er die Mütze mit einem schnellen Reflex aufgefangen hatte. „Sie hängen zu einem Großteil hinunter, wie es sich für Haare gebührt. Abgesehen davon sind sie rot und ich habe keine Lust, mir deinen Jammer darüber, wie schrecklich deine Frisur doch aussieht, anzuhören, um ehrlich zu sein. Setz dir die deshalb auf, und versteck deine Haare darunter. Dann fällt es zumindest nicht auf und du hast keinen Grund zum Jammern.“ Mit diesen Worten machte ich mich ein weiteres Mal daran, in dem Sack zu wühlen, um die zweite Mütze aufzutreiben – ich wollte schließlich ebenfalls eine tragen, weil sie mir gefiel.
    „Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, von Überwachungskameras gefilmt zu werden, viel zu groß“, meinte Siegfried nur, während er meinem Rat folgte und die Mütze aufsetzte, seine Haare sorgfältig darunter verbergend – kaum eine Spur von Rot war mehr zu sehen. „Deshalb macht es mehr Sinn, so vorzugehen, wie ich es vorgeschlagen habe. So kann man nämlich langsam ‚Kollegen‘ befragen – und kommt so zu noch mehr Wissen.“
    Seufzend erhob ich mich, meinerseits die Mütze aufsetzend. „So kommen wir nicht weiter“, murmelte ich, eine lange feststehende Tatsache erneut aussprechend. „Warum stürmen wir die ganze Sache nicht einfach? Solniza und Dragoran sollten reichen.“ Nervös fuhr ich mir bei diesen Worten mit der Zunge über die Lippen, denn erneut dachte ich daran, dass ich Smeja nicht bei mir hatte. Wenn Siegfried dies mitbekam!
    „Natürlich sollte die Macht der Drachen ausreichen“, stimmte mir mein Bruder zu, „aber so kommen wir an nichts Nützliches, abgesehen davon, dass wir so Menschenleben gefährden, was uns schließlich mehr oder weniger offiziell untersagt ist, egal, um was für Menschen es sich handelt.“ Direkt starrte er mich dann aber an. „Dein Dragonir könnte sich aber im See umsehen! Und dein Aquana genauso!“, rief er plötzlich aus.
    Ich stöhnte nur, presste erneut die Lippen zusammen. „Wohl kaum“, murmelte ich. „Denn ich habe nur Solniza bei mir, die anderen Pokémon habe ich in Mahagonia gelassen, Sara mitgegeben und ihr aufgetragen, sie im Center abzugeben. Nach dem Arenakampf hab' ich es einfach nicht mehr in dieser verdammten Stadt ausgehalten, und Smeja – ja, auch den Namen meines Dragonirs weiß ich inzwischen – ist im Arenakampf besiegt worden.“ Ich schloss die Augen, ließ meine Worte im Kopf nochmals erklingen. Wie dumm sie doch klangen, welche billigen Entschuldigungen sie enthielten! Gar nicht wahrhaben wollte ich es, solche Worte in den Mund genommen zu haben. Und all das nur, um mich zu entschuldigen, die Tradition gebrochen zu haben, also etwas, das eigentlich unentschuldbar war.
    Wie ich es erwartet hatte, reagierte mein Bruder mehr als nur entsetzt. „Du hast keinen Drachen dabei?“, echote er geschockt, nur mit Mühe gelang es ihm, seine Stimme leise zu halten. „Maj, bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich meine, nicht, dass ich die Traditionen so eng sehen würde, an sich zumindest – aber das? Gerade, wo du auch schon Dragonir – oder Smeja, wie auch immer – freilassen wolltest? Verdammt noch mal, wenn du so weitermachst, bezweifle ich wirklich, dass dich die Drachen noch als würdig, ihnen zu gebieten, ansehen. Was treibst du nur? Das ist mehr als verrückt!“
    Mit hängenden Schultern blickte ich ihn an, erkannte den unterschwelligen Zorn, der in seinen rotbraunen Augen funkelte. „Ich weiß“, flüsterte ich. „In Teak hätte ich Smeja immerhin beinahe freigelassen, wäre Sombra nicht aufgetaucht und hätte mich davon abgehalten – mit Gewalt, mit der Drohung, mich zu töten. Ansonsten wäre ich ihren Worten, die von Rayquaza kamen, nie gefolgt, hätte Smeja tatsächlich freigelassen. Immerhin – Siegfried, ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht als würdig, und in der Arena habe ich extra auf Smeja zurückgegriffen, um die Bindung zu den Drachen wieder zu stärken. Im Endeffekt hat aber Poshara den Sieg geholt, da ein verdammtes“, tief musste ich Luft holen, bevor ich fortfahren konnte, „Sniebel der zweite Gegner im Kampf war. Und … ich weiß auch, wie schwer der Bruch mit der Tradition ist. Aber, und das kannst du als überzeugter Drachentrainer, der ihnen auch zweifelsohne würdig ist, nicht verstehen, ich habe nur einen Drachen – eben, weil ich unsicher bin, als würdig zu gelten. Ich tue mein Möglichstes, und unter anderen Umständen hätte ich es nicht getan – aber Smeja musste ins Center gebracht werden, während ich es einfach nicht länger in dieser verdammten Stadt ausgehalten habe. Eis überall! Und dabei ist die Arena nur ein Container, nicht mehr.“ Mit einem Seufzen, das weitaus theatralischer ausfiel, als ich geplant hatte, schloss ich diese Rechtfertigung, blickte Siegfried, in dessen Gesicht sich nichts anderes als Entsetzen spiegelte, an. Erneut fühlte ich mich unwürdig, und hätte ich in diesem Moment Smejas Pokéball habhaft werden können, so hätte ich in diesem Moment das, was ich in der Turmruine vorgehabt hatte, wirklich getan.
    „Schwesterherz.“ Mehr war es nicht, was Siegfried sagte, und dies ließ mich schon zusammenfahren, sprach er es doch in einem sarkastisch wirkenden Tonfall voller Geschwisterliebe aus. „Ja, ich verstehe dich nicht, da hast du recht. Aber so, wie du es erklärst, kann ich das doch vollkommen nachvollziehen. Abgesehen davon liegt es mir überhaupt fern, über dich richten zu wollen – du bist nicht nur die Älteste, sondern auch die, die die Traditionen im Allgemeinen aufrecht erhalten soll. Von daher werde ich dich so oder so niemals wirklich verstehen können, musst du doch auch immer diese vollkommen übertriebenen Reden während des Festes der heiligen Drachen halten – und vor allem wirst du in ein paar Jahrzehnten aus Ebenholz weggehen müssen, so, wie es unsere Mutter getan hat. Und was du dann machst, kann ohnehin niemand mehr überprüfen. Aber – versteh mich nicht falsch, ich sage das nicht, weil ich dich irgendwie von falschen Tatsachen überzeugen will oder versuche, die Realität zu verdrehen – du bist es mehr als wert, eine Drachentrainerin zu sein. Eben, weil du dir solche Gedanken machst. Maj, ich verstehe wirklich nicht, wie du damit umgehst, alles, was du tust, als falsch zu interpretieren, jeden noch so kleinen Fehler als unglaubliche Schwäche, als nie wieder gutmachbar, zu interpretieren. Du magst dich als Realistin sehen, in Wirklichkeit bist du aber eine schreckliche Pessimistin.“
    Ich senkte nur den Kopf, lachte spitz auf. „Umgehen“, rief ich aus, genoss den Klang dieses irren Wortes. „Das glaubst du wohl nicht im Ernst, dass ich das kann. Bruderherz, warum, glaubst du, bin ich immer so, wie ich bin? Warum fühle ich mich so oft nicht als Drachentrainerin wert? Eben, weil ich damit nicht umgehen kann, Fehler zu machen! Viel zu oft mache ich etwas falsch, mache Fehler, die derart weit wirkende Auswirkungen haben. Es ist nicht so, wie du es dir vorstellst, sondern – ich weiß nicht, wie ich sagen soll.“ Einfach ließ ich mich zu Boden fallen, ignorierte den Schmerz, als mein Gesäß auf der harten Erde aufkam. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft zu stehen, war mir über das, was ich in diesem Moment fühlte, nicht einmal im Klaren – war es ein Gefühl wie so oft, für nichts geeignet zu sein? Nein – es war eher, als ob ich in diesem Augenblick gar nichts fühlte. Ich wollte einfach nur dasitzen – und Tränen vergießen, die jedoch nicht fließen wollten. Was nur war los mit mir? Derart seltsam benahm ich mich doch nicht einmal, wenn ich vollkommen von meiner Schuld an einer Sache überzeugt war.
    Siegfried stieß nur ein Seufzen aus, und am Rascheln des spärlichen Grases zwischen den Bäumen erkannte ich, wie er näher kam. „Schwesterherz, wenn ich ehrlich bin, bist du mir wirklich vollkommen unbegreiflich. Früher, vor“, er stockte, „dem Fluch warst du vollkommen anders, viel ausgeglichener. Und vor allem nicht immer davon überzeugt, keine Fehler machen zu dürfen. Es ist mir, als ob dich der Fluch auch anderwärtig verändert hätte. Auch, wenn ich nicht beschreiben kann, was es ist. Du bist einfach … verdammt anders geworden.“
    Wenig amüsiert brach ich in einen Kicheranfall aus, konnte mich kaum wieder fangen, um meinem Bruder zu antworten. „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst“, murmelte ich, „aber mir zumindest ging es sehr nahe, dass wir kein normales — oder besser gesagt, überhaupt kein — Gespräch führen konnten, und das über drei Jahre lang. Siegfried, willst du etwa behaupten, dass dich das nicht verändert hat?“ Direkt sprach ich diese Frage aus, konnte ihn aber nicht ansehen, denn die Fragestellung schien mir lachhaft, wirkte auf mich eher wie eine rhetorische Frage als eine ernsthaft zu stellende.
    Einige Zeit, die mir unsagbar lange schien, schwieg mein Bruder, bevor er sich zu einer Antwort durchringen konnte: „Ich kann es nicht wirklich beurteilen“, murmelte er nachdenklich. „Immerhin kann ich das nicht von damals zu heute vergleichen, was ich natürlich bei dir problemlos kann, hat zwischen uns in den vergangenen drei Jahren doch eigentlich gar keine Kommunikation stattgefunden. Aber ich versuche, diese Zeit in dieser Hinsicht zu vergessen.“ Er seufzte. „Und, wenn ich ehrlich bin, fällt mir das nicht einmal schwer. Denn immerhin habe ich in dieser Zeit den Titel des Champs errungen, während du … einfach im Labor gearbeitet hast, ohne großartige Änderungen in deinem Leben.“
    Bei diesen Worten fuhr meine Hand automatisch zur Grünen Kugel. „Bis ich Rayquazas Dienerin wurde“, murmelte ich nachdenklich.
    „Wie dem auch sei.“ Mein Bruder seufzte, während er nach dem Sack mit den Uniformen griff. „Es mag ein seltsamer Zeitpunkt sein, aber wir haben nicht den Luxus, Zeit damit verplempern zu können, in der Vergangenheit zu schwelgen oder irgendwelche Traditionen zu erörtern. Wir haben zu arbeiten. Ich lege die hier mal an, sofern du nicht eine bessere Idee bekommen hast, wie wir vorgehen können.“ Er zog die Kleidungsstücke, die zur männlichen Tracht der Verbrecher gehörten, aus der Tüte, drückte mir das Behältnis mit dessen restlichem Inhalt in die Hand und verdrückte sich in die Büsche.
    Ich starrte ihm nur hinterher. „Nein“, murmelte ich, ohne zu wissen, worauf ich dieses Wort überhaupt bezog — darauf, dass ich keine Idee hatte oder darauf, dass ich nicht gewillt war, diese Uniform anzulegen? Die doch nicht gar so kurze Länge des Rockes hin oder her — trug man keine Hose, war die Bewegungsfreiheit deutlich eingeschränkt; abgesehen davon hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich meine lahme Hand erklären sollte, sobald sie in einem Handschuh steckte. Da mochte ich mit meiner linken Hand noch so viele Tätigkeiten durchführen können, ohne dass auffallen würde, dass ich tatsächlich Rechtshänderin war — ich konnte weder ordentlich schreiben noch würde es unbemerkt bleiben, wenn ich nicht einmal Kontrolle über mein Handgelenk besaß.
    Nachdem ich mich erneut umgesehen und in Gedanken vergeblich nach Solniza gesucht hatte, nahm ich mit finsterem Blick die Baskenmütze ab und stopfte sie in die Tüte, die ich mit einem gezielten Wurf zu meinen restlichen Habseligkeiten, die ich am Stamm eines Baumes platziert hatte, beförderte — doch die Wucht der Bewegung war zu groß, sodass der Sack am Baumstamm abprallte und ich mich erst recht dorthin in Bewegung setzen musste, um das Oberteil und die Mütze, die herausgefallen waren, wieder zurückzugeben. Einschleichen! Was denn noch alles? Zunehmens verfinsterte sich mein Blick immer mehr. Wenn mir doch nur etwas anderes, Sinnvolleres einfallen würde, mit dem sich auch Siegfried überzeugen lassen würde. Aber es schien tatsächlich keine bessere Alternative zu geben. Zögerlich starrte ich wieder auf den Sack, den schwarzen Stoff der Uniform, die das helle Material von Handschuhen und Stiefeln völlig verdeckte — sollte ich …?
    Doch noch bevor ich dazu kam, irgendeine Aktion zu setzen, fuhr ich herum, als ich etwas im Unterholz rascheln hörte. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, fuhr ich herum, meine Hand griff in die Leere an meinem Gürtel — bis mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich meine Pokémon nicht bei mir trug. Solniza!, rief ich mit derartiger Dringlichkeit aus, dass ich annahm, die Sonnenkatze würde mich selbst am anderen Ende der Welt hören müssen — doch erhielt ich nicht die geringste Gefühlsregung als Antwort, geschweige denn, dass ich Worte vernehmen konnte. Wo trieb sie sich nur herum? Derart weit konnte sie sich doch nicht fortbewegt haben!
    „Schwesterherz, mir scheint, du bist ein wenig nervös.“ Mit Erleichterung konnte ich feststellen, dass es nur mein Bruder war, der — nun völlig in die Tracht der Verbrecher gekleidet — erschienen war. Obschon ich wusste, dass es sich um ihn handelte, musste ich zugeben, dass ihn eine in gewisser Weise unheimliche Aura umgab — sein Haar war völlig unter der Mütze, die einen dunklen Schatten über seine Augen warf, versteckt, zudem zog das deutlich erkennbare rote „R“ auf seiner Brust die meisten meiner Blicke zuerst an. Wie viel doch alleine Kleidung ausmachen konnte — nicht umsonst behauptete der Volksmund, dass sehr viel vom Äußeren abhinge.
    Ich versuchte, wieder in eine entspanntere Haltung zu fallen. „Sag das dem, was ich aus den Augenwinkeln wahrnehme, Siegfried“, knurrte ich scherzhalber. „Weißt du, dass dir diese Uniform aus einem unerfindlichen Grund steht?“, fügte ich schließlich noch hinzu, ihn noch einmal von oben bis unten musternd. Er brauchte nur mehr an seinem Gesichtsausdruck feilen — und vor mir stand ein vollkommen durchschnittlicher Angehöriger Team Rockets. Bei diesem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich sollte lieber aufhören, an Derartiges zu denken! Mochte es wahr sein, dass ich nicht wusste, welche Geschichte hinter jedem einzelnen Mitglied der Verbrecherbande steckte — zumindest wusste ich, was in meinem Bruder steckte — und das waren keine Gedanken, die sich mit Dingen auseinandersetzten, auf die empfindliche Gefängnisstrafen standen. Zumindest, welche Werte sein Leben vor dem Zwischenfall mit Darkrai geprägt hatten, war mir klarer als die Frage nach den Werten, die mich im Moment prägten — denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich tun würde, wenn mir Rayquaza etwas befahl, das gegen meine eigenen Prinzipien verstieß — würde ich gehorchen oder mich auflehnen?
    Mit einem Kopfschütteln versuchte ich, diese Gedanken loszuwerden. Nein, es machte keinen Sinn, sich nun den Kopf darüber zu zermartern, was in irgendeiner Situation, die vielleicht nicht einmal eintreten würde, sein würde — es zählte momentan nur, wie wir vorzugehen hatten, nicht mehr und nicht weniger.
    Und ein Einschleichen kam nicht infrage — zumindest nicht für mich.
    „Maj?“ Die Stimme meines Bruders durchschnitt die Stille, die eben bis auf das Zwitschern der Vogel-Pokémon geherrscht hatte, in einem vorsichtigen, fragenden Ton.
    Dennoch zuckte ich zusammen. „Nein“, murmelte ich. „Einschleichen ist ein unkalkulierbares Risiko. Wir hatten schon zu viel mit ihnen zu tun, dass sie inzwischen sicher vorsichtiger geworden sind — vor allem, da du ja liebend gerne so vorgehst. Und ich habe einfach nicht die geringste Lust, wieder in einem Kerker zu landen. Und dann vielleicht wirklich nicht herauszukommen.“
    Obschon ich ihn nicht anblickte, hörte ich deutlich, wie mein Bruder, jetzt wohl langsam die Nerven verlierend, laut Luft ausstieß. „Wenn du eine bessere Idee hast, dann verrat’ sie mir doch endlich!“, zischte er ungehalten.
    Ich blickte auf, sah zu ihm hin, ohne den Ausdruck seiner Augen erkennen zu können — die Schatten, die die Baskenmütze warf, waren zu dicht. „Habe ich behauptet, eine Idee zu haben?“, fauchte ich nur, ihn anfunkelnd. „Ich meinte nur, dass deine Idee zu vergessen ist.“ Trotzig stemmte ich meine Hände in die Seiten. „Mal abgesehen davon, dass es unsinnig ist, dass ich Handschuhe tragen soll. Du kennst das Problem meiner rechten Hand. Und …“ Mein Blick fiel kurz in Richtung See. „Die Sache mit dem Wasser ist dir ebenso ein Begriff. Für diese Aufgabe bin ich einfach nur verdammt ungeeignet.“
    „Soll das heißen, wir sollen gar nichts machen?“
    Kopfschüttelnd schloss ich die Augen und ließ mich im Schneidersitz zu Boden sinken, stützte die Ellenbogen auf die Knie und den Kopf auf meine Hände. „Glaub mir, wenn ich wüsste, was wir machen könnten, wärst du der Erste, dem ich das verraten würde …“
    Das Gras dämpfte seine Schritte, sodass ich Siegfried erst sah, als ich die Augen aufschlug und seine Stiefel direkt vor mir erblickte. „Mir ist selbst klar, was das alles für Folgen haben kann. Aber irgendetwas müssen wir machen — vor allem-“ Er setzte an, weiterzusprechen, brach aber ab.
    Da ich meinen Bruder gut genug kannte, um zu wissen, wie sein Satz hätte lauten sollen, warf ich den Kopf in den Nacken und blickte empor zum leise im Wind rauschenden Blätterdach des Waldes, durch das sanft vereinzelte Sonnenstrahlen drangen. „Mir ist klar, dass ich einen Fehler begangen habe, als ich meine Pokémon in Mahagonia gelassen habe“, flüsterte ich. „Aber …“, meine Kehle wurde trocken, ich musste mich überwinden, weiterzusprechen, „… ich fühle mich aus irgendeinem Grunde nicht einmal schuldig, höchstens aufgrund der Tatsache, meine Pokémon, und vor allem Smeja, eben dort zurückgelassen zu haben. Ich habe es in dieser verfluchten Stadt einfach nicht ausgehalten. Mahagonia war … beängstigend.“ Beim letzten Wort wurde meine Stimme unsicher, da der Ausdruck nicht vollkommen korrekt war — ein besserer fiel mir für dieses Gefühl, das mich dort befallen hatte, jedoch nicht ein. „Ich wollte nur noch weg. Weg und meine Ruhe haben.“
    Es entstand Schweigen, durchdrungen von unausgesprochener Ratlosigkeit. Siegfried schien nicht zu wissen, wie er auf meine Worte reagieren sollte, ich hatte alles gesagt, was zu sagen war — und eine glorreiche Idee war mir trotz der Tatsache, dass inzwischen gut mehr als eine Stunde vergangen sein musste, immer noch nicht gekommen. Warum konnten wir nicht einfach hier im Wald sitzen, warten, dass dieser und der nächste Tag verging und tun, als ob nichts gewesen wäre? Alles würde auf diese Art und Weise viel einfacher sein … Ich seufzte, als mich ein erneutes Rascheln des Unterholzes erstarren ließ. Es klang nicht danach, als ob sich nur ein Pokémon anschleichen würde — dafür schienen es zu viele der Schritte sein, die sich durch den Wald bewegten. Zudem meinte ich, menschliche Stimmen zu vernehmen.
    Eine Idee durchzuckte mich wie ein Blitz. Hastig sprang ich auf, so schnell, dass ich beinahe über Siegfried gestolpert wäre und ihn zu Fall gebracht hätte, legte meine Hand auf seine Schulter. „Ab sofort bist du ein echtes Mitglied Team Rockets und ich deine Gefangene, weil du mich gerade hier gefunden hast. Lass dir was einfallen, warum dich die noch nie gesehen haben und pack' deine Schauspielkünste aus, ich tu’s auch“, flüsterte ich ihm ins Ohr, während ich gleichzeitig versuchte, meinem Gesicht einen ungläubig-einfältigen Ausdruck zu verleihen, wie ihn ein zufälliger Passant, der noch nicht realisiert hatte, dass er in ein Verbrechen verwickelt worden war, möglicherweise aufsetzen würde.
    Vorsichtig spähte ich in die Richtung, aus der ich das Knacken im Unterholz immer deutlicher vernehmen konnte — zwischen den Bäumen konnte ich einzelne, in schwarze Kleidung gewandte Gestalten ausnehmen, die sich zu uns hinzubewegen schienen. Blieb nur zu hoffen, dass wir entdeckt wurden. Bei diesem Gedanken musste ich mir ein Grinsen unterdrücken — da hoffte ich tatsächlich einmal, gefangen zu werden! Nicht, dass es eine angenehme Erfahrung werden würde — aber ich musste jetzt zweckorientiert denken, um die Aktion endlich ins Rollen bringen zu können.
    Siegfried reagierte so geistesgegenwärtig, wie ich gehofft hatte — mit einer raschen Bewegung griff er nach meinen Handgelenken, wobei er versuchte, nicht allzu grob zu werden; dennoch spürte ich, wie ich das Gefühl in meiner rechten Hand verlor. „Ich hoffe nur, die werfen keinen genaueren Blick auf unsere Sachen“, murmelte er. „Sonst sind wir aufgeschmissen.“ Dann hob er seine Stimme: „He, Kollegen!“
    Ich konnte ausnehmen, wie die Truppe, die bisher keine Notiz von uns genommen hatte, stehenblieb und sich umsah, was ich sogleich als Anstoß nahm, gespielte Fluchtversuche zu unternehmen, indem ich versuchte, meine Hände aus dem Griff meines Bruders zu ziehen — woraufhin er dazu überging, auch meine Unter- und Oberarme zu packen und nun deutlich fester zuzugreifen, um unser Schauspiel zum Erfolg werden zu lassen. „Lass mich los!“, fauchte ich laut genug, um sicher zu sein, dass auch der Trupp von tatsächlichen Verbrechern hörte, dass ich versucht war, zu entkommen. Um die Darbietung zu komplettieren, griff ich tief in die Kiste der Flüche, die ich ansonsten eher unausgesprochen ließ — man wusste schließlich, was sich gehörte, und da konnte das Repertoire der Verwünschungen noch so breit gefächert sein.
    „Schwesterherz, übertreib’ es nicht“, vernahm ich die leise Stimme meines Bruders, bevor er erneut nach dem Trupp rief, der noch immer unentschlossen gute dreißig Meter von uns entfernt war.
    Ich tarnte ein Grinsen als Zähneblecken. „Sicher ist sicher“, lächelte ich, wobei ich versucht war, die Lippen nicht zu bewegen. „Wenn ich mich entsprechend wehre, werden die eine bessere Ansicht von dir haben, wenn du schon unter so dubiosen Umständen auftauchst.“ Als ich erkannte, dass die Gruppe von Verbrechern nun tatsächlich direkt auf uns zuhielt, verstummte ich jedoch wieder.


    Die Gruppe der Schwarzgekleideten wurde von einer Frau angeführt, die scheinbar versucht war, sich von anderen abzugrenzen: Zwar wirkten ihre Stiefel auf den ersten Blick wie jenes Paar, das Siegfried in seinem Sack mitgebracht hatte, doch besaßen sie relativ hohe Absätze — die ihr jedoch keine Probleme beim Staksen durch das Unterholz bereiten zu schienen. Zudem trug sie keine Mütze, sodass ihre wallende, platinblonde Mähne lockigen Haares, das ihr gut bis zu den Ellenbogen ging, vom Wind umhergewirbelt wurde. Aus ihrem gebräunten Gesicht — aus unerfindlichen Gründen tippte ich auf Solariumsbräune — leuchteten zwei strahlend blaue Augen, zu denen ihre Kette, silbrig und verziert mit einem Saphir oder einem entsprechenden Imitat, hervorragend passte. Sie schien sämtliche Grenzen, die ihr die Vorschriften in Bezug auf die Kleidung machten, bis aufs Äußerste ausgereizt zu haben. Aufgrund der scheinbar führenden Rolle, die die Frau, vielleicht um die Ende Zwanzig, einnahm, schätzte ich jedoch, dass diese Freiheiten nicht von ungefähr kamen: Vermutlich war sie auf der Karriereleiter, die ihr offenstand, bereits ein gutes Stück nach oben geklettert.
    Ich spürte, wie mich ihre blitzenden Augen schon im Näherkommen musterten, sodass ich unwillkürlich aufhörte, mich gegen den Griff meines Bruders zu wehren. Dieser nutzte die Gelegenheit, um mich fest zu packen — ganz in der Rolle, die mein spontaner Plan ihm zugedacht hatte. „Was haben wir hier?“, flüsterte sie mit einer samtweichen, jedoch berechnenden Stimme, die mir eine Gänsehaut verursachte. Schon alleine an diesen vier Worten, am Unterton in ihrer Stimme, erkannte ich, dass sie es verstand, Menschen zu manipulieren — ich sah mich plötzlich einem Schatten Priscas gegenüber. „Eine Spionin? Oder nur jemand, der sich wichtig machen wollte im Versuch, auf Held zu machen und uns auszuheben?“ Ihre behandschuhte, schlanke Hand bewegte sich langsam auf mein Gesicht zu, während ich in einem ähnlichen Tempo den Kopf in den Nacken legte — bis ich an die Brust meines Bruders stieß und mir keine andere Möglichkeit blieb als abzuwarten, dass die Finger der Frau meine Haut berührten.
    „Ich … ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen!“, schaffte ich es, in einem überraschend weinerlichen Ton auszusprechen. Weshalb ich plötzlich zur Höflichkeitsform übergegangen war, wo ich Siegfried eben noch aufs Wüsteste beschimpft hatte, konnte ich mir nicht erklären. „Ich wollte nur einen Abstecher zum See machen, ich bin auf der Durchreise! Immerhin ist der See so berühmt und ich wollte schauen, ob ich vielleicht ein Garados sehe … ich hatte keine Ahnung, dass das Gelände hier Privatgrund ist, ich habe keine Schilder gesehen! Sonst wäre ich sicherlich weggeblieben, das verspreche ich!“ Ich zuckte zusammen, als die Fingerspitzen der Blondine mein Kinn berührten. Ihre Nägel waren derart lang, dass sie selbst durch den Stoff der Handschuhe zu spüren waren. Als schließlich ihre Finger mein Kinn umschlossen und zu ihr drückten, blieb mir nichts anderes übrig, als zu schlucken, schweigen und möglichst erbärmlich dreinzuschauen.
    Doch schon ließ das Interesse ihrer Augen von mir ab, lieber wandte sie sich meinem Bruder zu, ohne jedoch ihre Finger von meinem Kinn zu lassen. „Wie hast du die hier gefunden?“, wollte sie nun von Siegfried wissen, inzwischen mit einem weitaus freundlicheren, aufrichtigeren Unterton in der Stimme.
    Der Angesprochene hingegen schien nur mit den Schultern zu zucken — zumindest fühlte sich sein Griff danach an. „Glück, würd’ ich mal sagen“, murmelte er, „wollte nur ’nen kleinen Morgenspaziergang machen und da bin ich halt praktisch über die hier gestolpert.“ Als ich hörte, wie es ihm gelang, selbst in den Nuancen seiner Stimme völlig in seiner Rolle aufzugehen, jagte es mir erneut einen kalten Schauer über den Rücken. Welche Eigenschaften sich da doch offenbarten! Scheinbar waren seine zahlreichen Missionen, die er durch Einschleichen absolvierte, nicht ohne Folgen geblieben.
    „Aber ich hab’ doch nichts gemacht!“, beschloss ich, die Trotzige zu geben — und wurde damit belohnt, Fingernägel in die Haut gedrückt zu bekommen.
    „Ruhe“, zischte die Frau, bevor sie sich umwandte und aus dem Sammelsurium aus drahtigen Männern, Mädchen, die ihr Geld gut auch als Models hätten verdienen können, bulligen Typen und Weibern, die bereits in den Wechseljahren zu sein schienen, den wohl größten und muskulösesten Kerl zu sich winkte. Ich schätzte den Mann auf eine Größe von gut zwei Metern und traute ihm beinahe zu, fähig zu sein, mit bloßen Händen Telefonbücher zerreißen zu können, derart breit war er gebaut. Und all den Klischees starker Männer zum Trotz wirkte er nicht im Geringsten einfältig — im Gegenteil zeugte sein Gesichtsausdruck von einer deutlichen Intelligenz. „Kümmere dich um sie, du kannst es besser als er“, befahl sie dem Muskelprotz mit ruhiger Stimme, die davon zeugte, dass sie es gewohnt war, Befehle zu geben. „Stell sie bitte ruhig, ich brauche keine Zwischenrufe.“
    Betont langsam kam der Muskelprotz auf mich zu, ergriff schließlich mit einer seiner Pranken — denn anders vermochte ich seine Hände nicht zu beschreiben — meine Schulter so stark, dass ich leise aufschrie. „Das kommt, wenn du mir zu zappelig wirst, Mädel“, lächelte der Riese, „aber nur deutlich fester.“ Er grinste. „Haben wir uns verstanden?“
    Ich nickte nur schwach, denn langsam kamen mir Zweifel, ob mein Plan doch so gut gewesen war. Nun, für das, was wir zu erledigen hatten, war er sicherlich nicht unpraktisch — aber wenn ich ihn nur aus meiner subjektiven Sicht betrachtete, schien er nicht mehr so gut und risikofrei.


    Zumindest aber brauchte ich den Weg durch den Wald nicht zu Fuß zurücklegen: Der Riese, der die Aufgabe bekommen hatte, mich dazu zu bringen, mich nicht zu wehren, warf sich mich einfach wie einen Sack über die Schulter, wohl, damit ich ihn beim Gehen weniger behinderte. Zwar empfand ich es weder als angenehm, seine Pranken auf meinem Gesäß zu spüren, noch, nur den Boden, den er bereits passiert hatte, zu sehen, doch konnte ich so nicht stolpern, was er vielleicht als einen Fluchtversuch auffassen würde — und ich hatte mich entschieden, die Eingeschüchterte zu geben, um jegliche Probleme, die möglicherweise in Schmerzen resultieren könnten, zu vermeiden. Nicht, dass es vollkommen schmerzfrei ablief — Es war überraschend, wie hart und knochig sich die Schulter eines derartigen Muskelprotzes anfühlen konnte, wenn man sie zwischen Rippen und Becken spürte. Schon nach wenigen Schritten über das unebene Terrain war ich mir sicher, einige blaue Flecken davontragen zu werden. Dennoch versuchte ich, mich nicht zu viel zu rühren — sicher war sicher.
    Wie lange der Marsch bis zu dem Gebäude, das ich am vorherigen Tag ausgemacht hatte, andauerte, vermochte ich nicht zu sagen — ich erkannte nur, wie plötzlich das Unterholz in meinem Blickfeld deutlich weniger wurde, schließlich auch der Grasbewuchs nachließ und mehr oder weniger ein Weg erkennbar wurde. Zudem meinte ich, mehr Stimmen vernehmen zu können. Den Kopf zu heben und mich umzublicken wagte ich jedoch nicht, abgesehen davon, dass ich ihn ohnehin kaum hoch genug hätte heben können, um ein befriedigendes Blickfeld zu erhalten.
    Bald nachdem ich den Weg ausgemacht hatte, kam Pause in die Bewegung und ich vernahm den barschen Befehl der Blondine an meinen Aufpasser, mich abzusetzen — was dieser gar zu wörtlich nahm, da er diese Aktion mit derartigem Schwung durchführte, dass ich mich, kaum, dass ich den Boden berührt hatte, auf selbigem sitzend wiederfand — und mit dem Hinterkopf gegen eine Wand schlug. Beides ließ mich mit Schmerz durchzuckt werden, sodass ich einige Sekunden stöhnend auf dem harten Untergrund verblieb, bevor ich mich dazu durchringen konnte, mich aufzuraffen, während ich mir noch den Kopf rieb. Nein, mein Tag war das heute eindeutig nicht …
    „So nachdrücklich wäre das nicht nötig gewesen …“, murmelte ich, zu spät erkennend, dass ich diese Aussage lieber hätte unterlassen sollen, denn schon spürte ich die Finger des Riesen um mein Kinn gelegt, der mein Gesicht auf diese Art nach oben drückte, sodass er mir direkt in die Augen starren konnte — und ich von seinen Seelenspiegeln, die, wie mir nun auffiel, grau waren, nicht ablassen konnte. Ängstlich suchte ich Halt an der Wand hinter mir, die schon jetzt überraschend warm war, ohne direkt der Sonne ausgesetzt zu sein, soweit ich es beurteilen konnte.
    „Was haben wir vorher ausgemacht?“, flüsterte der Muskelprotz so sanft, dass ich schauderte und versuchte, meine Finger irgendwie in die Wand zu graben, um besseren Halt zu finden. Er schien ein ähnliches Kaliber zu sein wie die Blondine … nur deutlich fähiger, mit seinen Schlägen Schmerzen hervorzurufen. Ich spürte, wie meine Kehle erneut trocken wurde, sodass es mir nicht gelang, eine Antwort zu stammeln.
    Doch bevor er zu grob werden konnte, schaltete sich die Anführerin der Truppe ein, die ich dank des Klammergriffes des Riesen nicht sehen konnte. „Sei nicht zu brutal, sie muss noch singen können“, erklärte sie herrisch. „Wobei sie mir aus irgendwelchen Gründen bekannt vorkommt, und das hat auch vorher Rebecca angemerkt. Ich werde noch die Datenbank absuchen, bevor ich meinen Bericht abgebe. Du bringst mal die Kleine hier in eine Zelle, es gibt schließlich ein paar ungenutzte Schlafzimmer, die man zweckentfremden kann. Komm’ dann zu mir in den Computerraum, damit du mir sagen kannst, wo du sie deponiert hast.“
    Der Muskelprotz ließ von meinem Kinn ab, griff dabei blitzschnell mit der anderen Hand nach meinen Unterarmen und nahm mich so erneut in den Klammergriff, diesmal aber derart grob, dass ich nicht anders konnte als aufzuschreien, als meine Arme stechender Schmerz durchzuckte. Dies reichte dem Muskelprotz jedoch schon, um erneut zu regieren: Schon sah ich seine Faust direkt auf mein Gesicht zukommen, spürte einen noch viel eindringlicheren Schmerz direkt um mein linkes Auge. Entsetzt schrie ich auf, wollte reflexartig die Hände vor das Gesicht schlagen, mich irgendwie wehren — doch zu fest war der Griff um meine Unterarme, der mit meinen Versuchen nur noch fester wurde. Erst als ich nach wenigen Sekunden erkannte, dass meine reflexartigen Handlungen nur zur Folge haben würden, mehr Schmerzen zu erleiden, gelang es mir, die Impulse zu unterdrücken. „Ich habe alles im Griff, Chefin“, erklärte der Riese der Blondine, als er erkannt hatte, dass ich meine Versuche aufgegeben hatte.
    Sie musterte mich nur mit einem abschätzigen Blick, als ich sie von unten, erbärmlich wie ein geschlagenes Fukano, ansah. Mein Atem ging inzwischen stoßweise, und während der Schmerz auf meinem Hinterkopf mittlerweile fast komplett nachgelassen hatte, war der um mein Auge doch wesentlich aufdringlicher. Wohl würde ein blaues Auge die Folge sein — und das, obwohl ich versuchen wollte, offensichtliche Verletzungen zu vermeiden. Wie Sara wohl reagieren würde, wenn sie mich so sah? Nur mit Mühe konnte ich mir ein trockenes Lachen unterdrücken. Warum dachte ich in dieser Situation nur an die blutjunge Koordinatorin? Ich hatte im Hier und Jetzt genug Probleme und konnte nur hoffen, dass Siegfried seine Nachforschungen so schnell als möglich durchführen würde. Wenn meine Anwesenheit hier auf eine ähnliche Tour weitergehen würde, würde ich kaum mehr lange durchhalten. Schon jetzt schwindelte mir, und ich fürchtete, bei einem erneuten Schlag wie dem vorhin das Bewusstsein zu verlieren. Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Möglichst unauffällig versuchte ich, mich umzusehen, festzustellen, ob ich meinen Bruder irgendwo erkennen konnte. Doch tummelten sich zu viele schwarz gekleidete Gestalten beiderlei Geschlechts auf dem gerodeten Platz, dass ich ihn nicht ausmachen konnte — sofern er sich noch außerhalb des Gebäudes befand.
    „Geh“, befahl da die Blondine barsch, just als ich versuchte, mich so weit zu sammeln, um nach Solniza rufen zu können.
    Ja, schoss es mir da durch den Kopf, bringt mich irgendwo hin, wo ich meine Ruhe habe. Und wenn es ein Loch ist wie in Azalea, soll es mir auch recht sein. Lasst mich …


    Als mich der Riese durch die Gänge lotste, bekam ich kaum etwas von der Umgebung mit, da ich meinen Blick hauptsächlich auf den Boden gerichtet hielt. Mit dunklem Teppichboden waren die Gänge versehen, dessen genauere Farbe zu bestimmen mir nicht möglich war. Licht drang keines nach innen, die künstliche Beleuchtung war nur schwach — ich tippte auf Glühbirnen mit wenigen Watt, hob jedoch nicht den Kopf, um mich umzusehen. Und inzwischen war diese Unterwürfigkeit, die Verzweiflung, die mich alles stoisch ertragen ließ, nicht mehr gespielt: Der Fausthieb ins Gesicht hatte mir gezeigt, dass nicht gespaßt wurde — und ich mich dementsprechend zu verhalten hatte.
    Wie lange mich der Muskelprotz durch die Korridore führte, welche Abzweigungen er nahm, ob uns andere Mitglieder der Verbrecherorganisation begegneten — all das registrierte ich nicht im Geringsten, wachte aus meiner Trance erst auf, als mein Führer abrupt stehenblieb, eine seiner Hände von meinem Unterarm löste und eine Tür — grau in grau mit der Wand — aufstieß, mir mit einem nachdringlichen Druck in den Rücken zu verstehen gab, dass ich hineingehen sollte, woraufhin er mich auch ausließ und ich in den Raum taumelte.
    Als er die Tür laut hörbar hinter mir zuschlug, erkannte ich ein nur mit Matratzen versehenes Stockbett, auf das ich mich hinbewegte, mich auf den unteren Schlafplatz fallen ließ und die Augen schloss. Alles andere würde sich ergeben, nun wollte ich einfach nur eines: Meine Ruhe.

  • Hey du :3


    Da schreibe ich dieses Mal gleich meinen kleinen Kommi, nicht das ich es wieder vergesse oó
    @ Kommi-Kommi: Ja, ich hatte wirklich nichts zu kritisieren ^^ Punkto Rechtschreibung oder Grammatik ist man bei dir eh Fehl am Platz (wenn man nicht Cynda heißt) *lach*


    »Kapitel 54«
    Brainstorming
    Irgendwie erinnert mich das an Schule, wr. Na ja, ok. Im Prinzip ist das ja auch eine Lehrmethode damit man seine Gedankengänge möglicherweise ordnen kann und dementsprechend eine gute Strukturierung findet. Aber egal - es geht ja, denke ich, auch auf die Ideen ein, die bezüglich des Planes in Frage kommen würden. Ok, eigentlich haben Maj und Siegried ja nur einen xD Wobei man ja anhand Maj's Zweifeln merkt, das sie fieberhaft nach einer anderen Lösung sucht.
    Siegfried hat es echt gut auf den Punkt gebracht, was das mit ihrer Art angeht. Also das sie kein Realist, sondern ein Pessimist ist. Hat mir gut gefallen, vorallem, dass du dann auch noch auf die altbekannte Frage zurück gekommen bist, dass Maj "angeblich" keine richtige Drachentrainerin ist. Was sie dann auch zu ihrem Bruder gesagt hat, scheint auf der einen Seite tiefgründig zu sein und auf der anderen einfach nur die pure Wahrheit dessen, was sie denkt bzw. fühlt. An der Stelle hat es mir wirklich gut gefallen, wie du auf die Gefühle eingegangen bist. Es hat sich ein wirklich interessanter Film vor meinem inneren Auge abgespielt - aber ich glaube, man braucht dir nicht zu sagen, dass du in Sachen Beschreibung und Co. gut bist, nicht umsonst bist du im Profibereich, gell? ^-^
    Anfangs dachte ich so ähnlich wie Maj - der Plan muss doch einfach gut sein. Aber bereits einen Absatz später habe ich meine Meinung geändert. Es scheint wirklich nicht der Plan des Jahrhunderts gewesen zu sein. Allein schon, dass sie nicht gerade gimpfliche Schmerzen zubereitet bekommen hat. Iregendwie schaffst du es immer wieder Team Rocket unsypmatisch darzustellen - lol, ja. Irgendwie logisch, Verbrecher undso -. Es wird jedenfalls nie langweilig, wenn sie vorkommen und das geällt mir. Ich bin schon äußerst gespannt, was Maj noch widerfahren wird, geschweige denn, was Siegfried vor hat? Aye.
    Ach ja, an der Stelle wollte ich noch etwas sagen: Ich finde es äußerst interessant (jaja xD), dass du eine FF hast, wo du ohn Gefühlsduseleien die Handlung spannend beschreibst! Das sieht man wirklich selten. Fast überall steht die Liebe im Vordergrung, bei dir scheint sie eher eine untergeordnete bzw gar keine Rolle zu spielen - oder änderst du das noch? Ich denke nicht ^^' Jedenfalls, was ich sagen wollte: Richtig gut!


    Nun denn, das war's dann auch mal wieder von dem kleinen Raben des BBs und ich wünsche dir viel Spaß beim Schreiben und wir lesen uns im nächsten Kapy :3


    ~ Rabenwächterin.

  • Guckguck, da bin ich wieder.


    Also als Brainstorming kann man vor allem den ersten Teil des Kapitels nicht so richtig bezeichnen. Im Prinzip macht es genau da weiter, wo Kapitel 53 geendet hatte. Maj und Siegfried sind sich in ihren Entscheidungen genauso uneinig und unentschlossen, wie zuvor. Aber eigentlich geht es in erster Linie gar nicht darum, sondern ein Mal mehr um Majs Stellung in der Familie. Wie das Gespräch dahin umschwingt und wie Maj letztendlich immer wieder resigniert, gefällt mir - obwohl du diese Karte nun bereits mehr als ein Mal gespielt hast - noch ziemlich gut. Schließlich ist genau dies der Knackpunkt für ihre Planlosigkeit und Unentschlossenheit. Einzig und allein, weil sie sich nicht als Drachentrainerin würdig und in der Familie fehl am Platz fühlt, wirkt sie immer mehr wie ein gebrochener Mnesch, der des Kämpfens längst müde geworden und kurz vor der Aufgabe ist. Rückblickend auf die gesamte Story lässt sich das auch sehr gut nachvollziehen, da Maj diesen Weg nicht unbedingt freiwillig gewählt und sich zuvor ja bereits gewünscht hatte, dass alles anders gekommen wäre. Aber ich finde es absolut spitze, dass dieser Zustand bereits so lange anhält und nicht nach kurzer Zeit schon verflogen war. So wird die ganze Nummer einfach mitreißender, da man immer wieder denkt "jetzt kriegt sie endlich die Kurve" und dann ist sie am Ende doch nur wieder ein Häufchen Elend. Nach dem bedeutungsvollen Gespräch mit Smeja und Sombra hatte ich eigentlich zumindest eine kleine Änderung ihrer Sicht der Dinge erwartet, aber da lag ich wohl falsch. Dennoich beginnt sich so langsam aber sicher die Sache im Kreis zu drehen. Ich bin mal gespannt, wie lange diese Phase von Majs Zerstreutheit noch anhalten und vor allem, wie du sie gestalten wirst. Allmählich muss man sich nämlich schon fragen, was denn noch alles nötig ist, damit sie endlich wieder Selbstvertrauen bekommt.


    Die Szene, in der dann plötzlich Prisca mit ihren Anhängern auftaucht und die Geschwister zu ihrer kleinen Schauspieleinlage bewegt, finde ich absolut köstlich. In einem Blockbuster hätte das nicht besser insziniert sein können. Selbst die lahme und wenig glaubwürdige Ausrede von Siegfried mit seinem Spaziergang ist dabei und wird selbstverständlich für voll genommen. Auch Majs schwerfälliger und unliebsamer Begleiter ist ein gutes Paradebeispiel für derartige Situatonen. Den Ausgang hatte sie sich aber bestimmt anders erhofft. Jedenfalls verspricht das Ende sehr viel Spannung für das nächste Kapi und lässt auch genug Fragen offen. Wo treibst sich beispielsweise Solniza rum? Was genau hat Team Rocket am See des Zorn zu schaffen (gehe mal davon aus, dass es sich nicht um die aus dem Anime bekannten Pläne handelt)? Und wie lange ist es nun eigentlich her, dass Prisca in Erscheinung getreten war? Bestimmt einige Zeit.


    Ein bisschen Motzen muss sich am Ende aber doch noch. Zwar bin ich Majs gewählte Aussprache inzwischen ziemlich gewohnt, aber vor allem im ersten part des Kapitels wirken die Dialoge nicht wirklich überzeugend. Teilweise hab ich den Eindruck, als würden sie die Texte ablesen oder hätten sie vorher einstudiert. Wie gesagt, mir sind die Umgangsformen der Familie bewusst, aber es mangelt irgendwie an Authentizität.
    Weiter hab ich aber nichts zu bemängeln. Eine sehr schöne Arbeit, hat viel Spaß gemacht.


    Gruß Pheno

  • Hallo Maj, (:
    neues Kapitel heißt neues Kommi und dieses Mal sogar relativ zeitnah. Naja ... relativ. Aber das macht ja nichts, dir geht's ja um das Kommi und nicht darum, wann es denn jetzt kommt, ne? ^^
    Dann fang ich gleich mal an.


    Brainstorming - interessanter Titel. Grundsätzlich bezeichnet dieser Begriff ja eine Methode zur Ideenfindung. Wenn man von Brainstorming spricht, dann denkt man meist daran, dass man seine Gedanken schweifen lässt, Stichpunkte aufschreibt, verschiedene Möglichkeiten abwägt und eventuell grafisch darstellt anhand einer Mindmap. Ich denke mal, dass der Titel darauf hinweisen soll, dass in diesem Kapitel vielleicht der Plan vom letzten Kapitel - der ja nicht wirklich ausgearbeitet wurde - entwickelt wird und eventuell schon umgesetzt. Aber mal sehen, ich bin gespannt. ^^

    Okay, so wirklich im Brainstorming sind die beiden ja nicht versunken, zumindest nicht so, wie ich es im ersten Moment gedacht hätte. Ich würde eher sagen, dass Brainstorming findet hier im Hintergrund statt, denn im Vordergrund steht zwar schon die Suche nach einem geeigneten Plan, aber da ist viel drumherum. Aber den Kern kann man schon als Brainstorming beschreiben, nur nicht als klassisches Brainstorming. Aber hey, es ist dein Titel, da will ich nicht zu viel herummeckern. ;D Ich weiß um das Problem der Titelfindung.
    Ansonsten steckt in dem Kapitel einiges drin und es passiert auch gegen Ende noch einiges.
    Der Morgen startet erstmal sehr ruhig, immerhin ist nur Maj wach und sonst keiner. Ich muss gestehen, ich hab keine Ahnung, ob ich so einfach auf dem Waldboden schlafen würde, so ganz ohne Schlafsack, ich glaube, den würde ich zumindest als Untergrund verwenden. Maj scheint das weniger zu stören und sie macht sich erstmal Frühstück. Interessant, wie sie sich hier Gedanken über die Zusammensetzung macht. Ich persönlich esse Müsliriegel eigentlich auch sehr gerne, mir ist aber fast klar, dass die doch recht süß sind. Machen aber satt und sind für Zwischendurch ganz gut. Fast möchte man meinen, dass Maj ihre Essgewohnheiten jetzt etwas umstellen wird, aber ich frage mich, ob das überhaupt funktioniert.
    Sie ist viel unterwegs, braucht deshalb etwas, was nicht so leicht verdirbt und da bieten sich Müsliriegel oder Reiswaffeln schon an. Auch wenn wohl frisches Obst und Gemüse besser wäre. Da fällt mir so ein, selten hab ich bisher gehört, dass sie im PokéCenter etwas gegessen hat oder hab ich das nur vergessen? ^^ Anyway, nur wenige Leute machen sich überhaupt Gedanken über die Zusammensetzung ihres Essens, ich selbst les mir die Ingredients kaum durch. *hüstl*
    Ah, das ist blöd, wenn sie kaum noch Wasser hat. Hier empfand ich die Gedanken an das Boot im See auch sehr weitdenkend. Ich weiß nicht, Maj hat eine sehr interessante Art sich Gedanken über Dinge zu machen, nicht engstirnig - außer es geht um sie selbst - sondern logisch und vorausschauend irgendwie. Ist echt angenehm, ich hätte da wohl nicht so viel drüber nachgedacht, bzw. wohl erst, wenn ich dann vor dem See stehe. ^^"
    Wo ist Solniza eigentlich? Die taucht ja im ganzen Kapitel nicht ein einziges Mal auf und das macht mir doch Sorgen, muss ich sagen. Maj macht sich "noch" keine Sorgen, aber ich denke fast, das kommt noch. Ob die Sonnenkatze bei den Raubkatzen ist? Vielleicht sind die ja in der Nähe, irgendwie? Das erfahren wir wohl frühestens im nächsten Kapitel, falls du dir nicht noch etwas mehr Zeit lässt. Würde mich jedenfalls stark interessieren.
    Fand ich wirklich gut gemacht, dass Maj doch mit dem Gedanken spielt, die Uniform anzuziehen, aber man merkt schon, dass es nicht so ihr Ding ist, obwohl sie sich im ersten Moment leicht damit anzufreunden scheint. Einen Großteil des Kapitels ist aber einer Aussprache mit ihrem Bruder gewidmet. Finde ich ja faszinierend, wie die beiden agieren, ich mag das, weil es so authentisch ist. ^^ Auch wenn die Sprache ziemlich gewählt ist, aber das kennt man ja von ihnen.
    Siegfried kann Maj nicht wirklich verstehen, ich muss sagen, wundert mich fast nicht. Sie sind ja nicht nur zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, leben zwei unterschiedliche Leben sondern sind auch noch unterschiedlichen Geschlechts. Ich denke das macht doch einiges aus, ohne jetzt in irgendwelche Klischees zu verfallen. ^^ Ich fand das Gespräch sehr gut, allein schon weil ich ein Freund von Hintergrundinfos bin und ich es mag, wenn die Charas aus sich herausgehen. Außerdem sind solche klärenden Gespräche immer spannend. (:
    Fast schade, dass Siegfried das Ganze damit beendet, dass es Arbeit gibt - wann bekommen sie schon so eine Gelegenheit zur Aussprache? Leider, leider hat er ja recht. Und genau da, sind wir wieder an dem Punkt, wo das Brainstorming weitergeht, denn Maj ist mit Siegfrieds Plan, ja nicht so ganz einverstanden und so sind beide immer noch etwas ratlos.
    Naja, zumindest hat sich Siegfried schon mal umgezogen und hier muss ich sagen was es faszinierend zu lesen, wie Maj sich Gedanken macht. Wäre ich jetzt gar nicht so darauf gekommen, aber es zeigt doch wieder einiges in ihrer Persönlichkeit auf, möchte ich meinen. ^^ Wenn ich so drüber nachdenke, den eigenen Bruder in der Uniform einer Verbrecherorganisation zu sehen muss schon ein merkwürdiger Anblick sein, gerade dann scheinen gewisse Grenzen zu verschwimmen. Ein Teil fragt sich wohl bestimmt, ob er sich nicht in der Rolle plötzlich doch wohlfühlt, obwohl ich von Siegfrieds wesentlich edleren Zielen überzeugt bin.
    So was niederes wie TR ist eh unter seinem Niveau. Außerdem ist er für so etwas auch viel zu anständig, obwohl er sich gut in der Rolle macht. Die ganze Aktion ist also nicht nur dazu da, mal wieder den Job als G-Man zu erledigen, sondern soll auch ein bisschen die Sache gut machen, dass Maj ihre Pokémon in Mahagonia zurückgelassen hat und als Drachentrainerin außerdem ohne Drache unterwegs ist.
    Wie die Idee kommt, ist ja mehr zufällig und spontan, es wird pragmatisch gehandelt, immerhin müssen sie ja irgendwie handeln, als da plötzlich eine Gruppe von TR auf sie zukommt. Obwohl, naja, direkt von zukommen wird nicht gesprochen, aber ich bin mir sicher, dass sie sie wohl entdeckt hätten.
    Und jetzt kommt von beiden eine schauspielerische Leistung, die ihnen wohl das Einschleichen erleichtern soll. Die Idee, dass Maj die Gefangene miemt ist gar nicht mal so schlecht. Kennt man irgendwie, jedenfalls kommt mir das schon bekannt vor, als hätte ich das, das ein oder andere Mal schon gesehen, diese Vorgehensweise. Macht sich aber auch hier bezahlt, zumindest scheint es im ersten Moment so.
    Was die Frauenquote betrifft, so scheint TR ja weit vorne zu sein, schon wieder eine Frau an der Spitze. ^^ Ja, die Anführerin bekommt in meinem Kopf gleich an klares Bild - ich mag sie nicht.
    Ja, Maj macht sich gut als Gefangene, keine Frage, die Anführerin scheint ihr das sehr gut abzukaufen.
    Die Sache mit dem Muskelprotz ist ... ich weiß nicht, kommt mir auch bekannt vor, was nicht negativ ist, immerhin macht es Sinn die Gefangene von einem besonders starken Mitglied bewachen zu lassen, aber ich mag den Kerl nicht. Der ist mir gleich unsympathisch, was sich später ja als sie angekommen sind auch bewahrheitet. Tse, keine Manieren ...
    Gut, sie muss den Weg zumindest nicht gehen, aber ich glaube, das ist wahnsinnig unbequem, auch wenn ich bisher so noch nie getragen wurde - und es jetzt auch nicht wirklich vorhabe auszuprobieren. Aber wie unangenehm das sein muss, kann ich mir vorstellen.
    Also so wirklich auf seine Anführerin hört dieser Kerl ja nicht, Gewalt anwenden, obwohl das ja doch ein Risiko birgt, aber hey, so wie du ihn beschrieben hast, ist er der Kerl dafür. Arme Maj, ich kann mir gut vorstellen, wie sie sich fühlt - ich wäre vor Angst wahrscheinlich schon fast wahnsinnig geworden. Sie wird tatsächlich in eine Zelle gebracht, bekommt von ihrer Umgebung aber kaum etwas mit. Zu viel Neugierde und Interesse hätte man wohl falsch interpretieren können und in Anbetracht der Tatsache, wie der Kerl mit ihr umgeht, ist es wohl besser, wenn sie da apathisch ist, als zu aufgeweckt.
    Oh, das Gefühl von Maj, als sie endlich ihre Ruhe in dieser Zelle hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Sehr, sehr gut sogar.


    Die Frage ist jetzt natürlich: wie geht's weiter?
    Siegfried wird mit Sicherheit später vorbei kommen, die Sache ist nur, wann und kann er das schaffen, bevor die Anführerin herausfindet, wer Maj wirklich ist? Ich glaube, das ist momentan die größte Gefahr, dass ihre Identität aufgedeckt wird, weil das wird kein gutes Ende nehmen. Hab ich so im Gefühl.
    Aber es gibt ja noch Solniza und Siegfried ist ja auch nicht untätig. Zwar glaube ich fast nicht, dass die Aktion ohne Probleme ablaufen wird, aber mal sehen, was du so alles geplant hast.


    Bin schon gespannt auf das nächste Kapitel. ^^
    - Squeek-san Feurigel

  • Ja, Kapitel kommt. Endlich einmal. Eigentlich ist es ohnehin schon länger fertig, ich konnte mich nur nie wirklich zum Korrekturlesen aufraffen (aber diese Zustände gehören seit Anfang Jänner der Vergangenheit an, aufgrund technischer Probleme verspäteten Weihnachtsgeschenkes zum Dank) und die Zeit zum Kommisbeantworten war auch rar. Ich mein, ist sie jetzt auch, aber da ich ohnehin grade ein Päuschen vom Lernen einlegen will, kann ich die gleich nutzen.[tabmenu][tab='Liz']Ich mach viele Fehler (wie man ja an Cyndas Entdeckungen merkt) ... daher liest du entweder nicht ordentlich oder dir gefällt mein Stil so gut, dass du unterbewusst die Fehler nicht mal registrieren willst. Hm - kommt eigentlich aufs Gleiche raus, oder?
    Brainstorming ist ne Methode zum Ideensammeln, mit der ich nie wirklich was anfangen konnte (ja, Nichtplottersein wirkt sich auch auf das aus). Und im Endeffekt haben Maj und Siegfried auch das gemacht, auch wenn sie nur auf eine Idee gekommen sind (und damit so gut sind wie ich, wenn ich brainstorme, weil eine Idee ist immer der Ausgangspunkt). Kann sein, dass so der Titel aus der Sicht von jemandem, der mit der Methode was anfängt, Unsinn ist, aber für mich ist das halt was Abstraktes. xD
    Ich muss zugeben, ich mag die Seite an Siegfried, die ich hier in diesem Kapitel beschrieben habe, wirklich sehr (joah, ist ja auch mein Chara und so ... xD). Im Endeffekt ist er ja derjenige, der sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen kann (nun, meistens zumindest). Ich meine, ich schätze, dass er wenig glücklich ist mit der Rolle, die ich ihm in der Beziehung verpasst hab, weil er es ja ständig tun muss. Aber er ist halt der Ausgleich, den ich drin haben muss, sonst verkommt mir Maj zu einem reinen Nervenbündel. (Hatte ich mal in einem anderen Projekt, so nen Chara - zuerst war die Gute mein Liebling. Dann ging sie mir so auf den Geist, dass ich sie gemeuchelt hab. Das kann ich hier nicht brauchen.)
    Gute Pläne sind langweilig, bringen keine Spannung rein. Und Friede-Freude-Eierkuchen ebenso wenig. Während Charaquälen schön ist.~
    Liebe ... kommt drauf an, wie du die definierst. Also so in Richtung Kitsch-Romanze werd ich hier nie etwas gehen lassen, aber doch sehr starke Gefühle wird es doch geben, auch wenn das dann andere Gründe hat. Ich schätze, am besten kann man das mit einem Überbegriff wie „Beschützerinstinkt“ (was bin ich an der Stelle froh, kein Word zu haben, lol) oder so zusammenfassen. Lass dich überraschen, ich mag jedenfalls die Storyline, die sich abzeichnet. Wenn sich nicht wieder alles anders entwickelt.
    Danke für deinen Kommi jedenfalls. <3
    [tab='Phenomenon']Wie schon an Kräme geschrieben: Für mich ist Brainstorming etwas Abstraktes, weil ich es nicht kann. Ich sitz dann immer da, kriege meinen Ausgangspunkt (bzw. -idee) zu Papier und starre dann finster bis amüsiert das Blatt an, auf dem das steht. Kurzum, eigentlich genau das, was Maj und Siegfried an dieser Stelle machen ... und deshalb fand ich den Titel eigentlich auch ganz nett, vor allem, weil er auch das Ganze irgendwie ein wenig auflockert, weil er doch nicht so ernst klingt.
    Tjoah, was Majs Selbstvertrauen angeht: Kapitel 56 wird da einmal der Ausgangspunkt für einen deutlichen Umschwung, und so bei Kapitel 58/59 (bin mir noch nicht sicher, wie ich das am besten aufteile und trenne) herum wird vollkommen klar, in welche Richtung dieser Umschwung geht. Mehr will ich dazu nicht sagen, aber zumindest diese „Phase“ dauert nicht mehr zu lange, die Ereignisse, die jetzt kommen werden, sind zu einschneidend (Uh, verrate ich da nicht zu viel? Ich hoffe mal ...), als dass sie hier nicht umdenken würde. Aber inwiefern diese Änderungen dann, sagen wir mal, nützlich sein werden ... nein, ich schweige. Sonst nehme ich nur die ganze Spannung.
    Öhm, das Weib war nicht Prisca. Prisca wurde ja in dem Teil, der zwischen Teak und Oliviana spielte, so sehr gebeutelt, dass sie rausgeschmissen wurde (deshalb gibt es später ja auch weibliche Team Rocket-Mitglieder, wie etwa die Hexe Isobel in der Nähe von Anemonia). Es wurde nur ein Vergleich zu Prisca gezogen, aber die Blondine ist (zumindest für den Leser) noch namenslos. Im Gegensatz zu Rebecca, die allerdings gesichtslos ist ... xD Prisca kann jedenfalls nicht mehr in Erscheinung treten, zumindest nicht als Team Rocket-Mitglied, wie auch Isobel damals bemerkte. Ob sie doch später an anderer Stelle einen Auftritt spendiert bekommt, weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht.
    Jedenfalls bin ich geehrt, wenn du einen Vergleich zu Blockbustern ziehst. ^^'
    Ich schätze, das, was dir an den Dialogen nicht gefällt, ist die Tatsache, dass ich es nicht schaffe, meinen Stil zwischen Fließtexten und Dialogen zu variieren. Von daher habe ich immer meinen normalen Schreibstil drin, auch in Dialogen, wodurch das Ganze dann wohl, wie du es ausdrückst, „gestelzt“ wirkt. Danke dafür, dass du mich darauf hinweist, auch wenn es etwas ist, was mir an sich klar ist. Daran arbeiten ist halt eine andere Sache, vor allem, weil ich beim Erbe der Drachen doch schon einiges geschrieben habe und daher nicht so aus meiner Haut komme. Bei meinem neusten Projekt, einer FF, die ich auch hier online stelle (Strain, falls du einmal hineinschnuppern willst), ist das etwas, woran ich arbeiten will. Danke aber für die Erinnerung, dass ich auch hier über meinen Schatten springen sollte.
    [tab='Cynda']Jup, mir gehts nur um den Kommi bzw. die Kritik, die ich daraus nehmen kann, um an mir zu arbeiten.~
    Danke fürs Fehlerfinden, ich bin einfach zu blind, wenns um meine eigenen geht. Darf ich als Ausrede hernehmen, dass Fledermäuse blind sind?
    Nun zum Titel, wie schon bei den beiden anderen gesagt: Eine Idee zu „finden“ und dann blöd dreinzuschauen ist meine eigene Ansicht und Erfahrung vom Brainstorming, weil ich für mich den Titel so eben passend befinde. Scheint allgemein eher die Meinung zu sein, dass der Titel, so wie er ist, fehlt am Platz ist, aber ich kann halt in der Hinsicht nur meine eigene Empfindung hernehmen. Und ändern will ich den Titel auch nicht wirklich.
    Nun, du weißt um die wirren Gedanken, die Maj (und damit mein ich nicht nur den Chara xD) manchmal so kommen. Und ich meine, wenn man etwas oft isst, dann gewöhnt man sich daran und denkt irgendwann gar nicht mehr darüber nach. Wenn man es dann mit etwas anderem vergleicht, ist man dann oft genug überrascht. Und eigentlich ist Maj ja auch gar nicht so großartig damit bewandert, sich um ihr Essen Gedanken zu machen, abgesehen davon - wie du ja auch bemerkst - bleibt ihr im Grunde genommen nicht viel anderes übrig.
    Und im Center essen sie tatsächlich selten, was aber daran liegt, dass ich nicht sooo häufig entsprechende Szenen reinnehme. Weil die nix hergeben bei meiner Storyline.
    Was es angeht, wie und worum Maj sich Gedanken macht: In der Hinsicht bleibt ihr nichts anderes übrig, als weit genug zu denken. Ich mein, sie kommt so schon oft in eher unangenehme (untertrieben gesagt) Situationen, wenn sie dann noch weniger nachdenken würde (immerhin bezeichnet sie sich als impulsiv), dann ... müsste man sich fragen, ob die FF so mit ihr als Hauptchara noch Bestand hätte. Weil mit nem toten Hauptchara ists wohl etwas unpraktisch.
    Solniza ist ... tja. Nicht da. xD
    Das größte Problem, die größte Distanz zwischen Siegfried und Maj ist ja durch den Fluch entstanden, durch den sie nicht miteinander reden konnten. Daher joah - haben sie sich praktisch getrennt voneinander entwickelt und das grade in einem Alter, in dem man sich doch sehr stark verändert. Mal abgesehen davon, wenn man bedenkt, was Siegfried in dieser Zeit erreicht hat.
    Was die Sprache angeht ... joah, ich werde mich bemühen, daran zu arbeiten, das mehr wie normales Reden klingen zu lassen. ^^'
    Soo ne tolle Gelegenheit zur Aussprache haben sie allerdings grade nicht, weil es ist halt brandgefährlich, wo sie grade sind. Daher sollten sie eigentlich fortsetzen mit ihrem Plan ... bzw. den Gedanken zum Plan.
    Ich muss zugeben, Siegfrieds Faible mit dem Einschleichen ist deutlich vom Anime inspiriert (und auch teilweise von PokéSpe, weil halt pseudoböser Lance ist Fangirlism, daher kam ich wohl auf die Idee, dass ihm das Verbrecheroutfit steht). Die Seiten wechseln werd ich ihn aber wohl trotz allem nicht lassen, weil das würde Maj wohl zu fertig machen. Und auch, wenn ich meine Charas gerne quäle - irgendein Punkt kann nicht überschritten werden, weil dann die Charaktere zu fertig sind, dass es keinen Spaß macht, mit ihnen zu schreiben.
    Frauen als Anführer darzustellen und ihnen auch gewisse ... gemeinere Züge zu geben ist, wie mir vorkommt, nicht so klischeehaft als wenn man Männer verwendet. Abgesehen davon müssen die Frauen die Zeit, in der wegen Prisca keine Frauen zu Team Rocket dürfen, aufholen.
    Einen Muskelprotz wie den hatte ich, so weit ich mich erinnern kann, noch nicht drin, daher wüsste ich nicht, woran dich der erinnern könnte. Und die Muskeln hat er halt nicht umsonst. Oder kann er einfach nicht mit seiner Kraft umgehen? Tja ... wie dem auch sei, gut für Maj ist das auf keinen Fall, da hast du Recht. Und daher hat sie sich die Ruhe auch verdient, ja.
    Und wie es weitergeht ... wirst du schon noch sehen. Gutes Ende gibts aber auf keinen Fall, nein.
    Danke für den Kommi! :3
    [/tabmenu]Joah, neues Kapitel hat nicht viel Handlung an sich, aber viele Gedanken und dient im Grunde genommen zum Spannungsaufbau und der Überleitung, auch wenn es eigentlich für den Plot wichtig ist. Mal sehen, wie es euch so gefällt. Ich muss sagen, ich freu mich schon mehr auf die nächsten zwei bis drei, weil da ist dann endlich wirklich, auf das Licht und Schatten hinausläuft.

  • 55. Kapitel: Hirngespinste


    [align=justify]Wie lange ich auf dem Bauch auf der harten, unbezogenen Matratze lag und einfach nur versuchte, mich zu sammeln, wusste ich nicht. Es war einfach nur entspannend, dazuliegen und darauf zu hoffen, dass der Schmerz um mein Auge nachließ — was er irgendwann zumindest in einem gewissen Maß tat. Um mich herum war es fast vollkommen still — von Zeit zu Zeit schien in der Ferne das Geräusch leiser Schritte hörbar, doch ansonsten blieb es ruhig. Ich wusste nicht, ob die Wände entsprechend dick waren oder einfach der Gang, an dem sich dieser Raum befand, derart abgelegen lag. Und im Grunde genommen kümmerte es mich nicht besonders — Hauptsache, ich hatte die Gelegenheit, mich hier zu erholen, schließlich war die Verhaftung — ein anderer Ausdruck wollte mir nicht in den schmerzenden Kopf kommen — nicht allzu glatt verlaufen.
    Doch klar bewusst war mir, dass die Phase der Erholung nicht lange andauern würde. Die Blondine hatte mich zumindest als ihr bekannt vorkommend eingeschätzt und wenn sie in der Datenbank der Organisation nachsehen würde, wäre ihr klar, wen sie hier geschnappt hatte — ich würde also noch einige Folgen dieser Gefangenschaft zu spüren bekommen. Ob sie wohl versuchen würden, aus mir Informationen zu pressen? Oder würden sie mich für Lösegeld freilassen? Schließlich war ich als Schwester des Champs Johtos und der Arenaleiterin Ebenholz’ eine wertvolle Geisel — abgesehen davon, dass ich als Älteste des Drachenmeister-Clans eine wichtige Position in der Stadt in den Bergen besaß. Wenn die Verbrecher da nur irgendein Gespür hatten, wie sie zu Geld kommen konnten — mich konnten sie dafür perfekt nutzen, ich konnte ihr Goldgirafarig sein, wenn sie es nur richtig anzugehen wussten.
    Oder sie konnten mich schließlich einfach ein für alle Mal ausschalten. Bei diesem Gedanken wurde meine Kehle trocken. Sie konnten aber auch einfach diese unterschiedlichen Ansätze kombinieren. Geld fordern, es einstreichen und mich dann zu … Meine Hände gruben sich in die Matratze. Nein, daran sollte ich lieber nicht denken. Schließlich war auch mein Bruder hier — auf sichere Weise eingeschlichen und sich auf diese Art gleich erste Freunde gemacht. In Anbetracht der Blondine tippte ich sogar auf Freunde mit einem gewissen Machtbereich.
    Siegfried … wie ein Blitz durchzuckte mich die Erkenntnis, dass er auch einen Eintrag in der Datenbank besaß — und sicherlich auch in dem, das dort über mich stand, erwähnt war. Was, wenn die Blondine — oder irgendjemand sonst, der über den Vorfall und meine Gefangennahme aufgeklärt wurde — klug genug war, ihn zu erkennen? Er mochte sich gut verstellen zu können, doch weder sein Gesicht noch seine auffällige Haarfarbe konnte er so leicht und plötzlich verändern. War diese ganze Aktion doch ein Reinfall? Ein Reinfall, ein unkalkulierbares Risiko, von dem ich hier in diesem abgeschotteten Raum nichts mitbekommen würde? Ich ballte meine Hände zu Fäusten, öffnete schließlich meine Augen — und sah nichts als eine graue Wand, die kaum beleuchtet wurde.
    Ich stöhnte, drehte meinen Kopf zur Seite, um einen Überblick über den Raum, in dem ich mich befand, zu bekommen — mich von der Matratze zu erheben schien mir unnötig, wenn ich ohnehin nicht wusste, was mich erwartete.
    Aber was ich schließlich sah, ermutigte mich nicht besonders, mich zu erheben: Ein kleiner, schlecht beleuchteter Raum zeigte sich mir, eine nackte, trübe Glühbirne tat ihr Möglichstes, die Umgebung zu erhellen, kam aber kaum in die Ecken oder bis zu mir, wo das obere Bett beinahe sämtliches Licht abzuschirmen vermochte. Ein Fenster gab es nicht, rundum war ich von hellgrauen Wänden, die sich in einem überraschend guten Zustand zeigten, umgeben, mit Ausnahme der gleichfarbigen Tür. Doch nicht einmal den Wunsch, dorthin zu gehen und am Türknauf zu rütteln, verspürte ich. Sicherlich war sie versperrt — der Muskelprotz war schließlich nicht von gestern.
    Weiter wanderte mein Blick, fiel auf einen kleinen Holztisch, unter den zwei dreibeinige Hocker geschoben waren und ein Waschbecken, das halb hinter einem papierenen Raumteiler verborgen war. Es schien hinter der Trennvorrichtung genug Platz, dort etwas zu finden, doch der Spiegel, der über dem Becken hing und nun nur einen Teil des oberen Bettes reflektierte, hielt mich davon ab. Ich verspürte nicht die geringste Lust, meinem Gesicht gegenüberzustehen, denn auch so spürte ich, dass ich ein blaues Auge abbekommen hatte — und das, obwohl ich mir bisher noch nie eines eingehandelt hatte. Der Schmerz, der dumpf in meinem Gesicht pochte, war einfach zu deutlich, als dass er etwas anderes bedeuten konnte. In dieser Hinsicht konnte ich fast froh sein, dass nichts Gröberes passiert war — hätte der Riese auf meine Nase gezielt, würde die Situation eine gänzlich andere sein, abgesehen von der Tatsache, dass die Knochen um die Augenhöhle bei einem Schlag die Haut deutlich in Mitleidenschaft ziehen konnten — und starke Blutungen deren Folge waren. In dieser Hinsicht hatte ich wohl wirklich Glück gehabt — auch, wenn dieses Wissen den Schmerz nicht gerade erträglicher machte.
    Schließlich hatte ich genug davon, auf dem Bauch zu liegen und trübe Gedanken zu passen, sodass ich mich auf den Rücken drehte und empor zum Lattenrost, auf den die obere Matratze gelegt war, starrte. Besonders hochqualitativ war dieser nicht gerade: es waren in den Bettkasten einfach Holzstreben eingearbeitet worden, die jedoch nicht beweglich schienen. Ich seufzte ein weiteres Mal, nun aber nur aus dem einfachen Grund, ein Geräusch hören zu wollen — anfangs mochte die komplette Stille noch angenehm gewesen sein, inzwischen aber wurde sie unheimlich. Es war eine Sache, sich in den Bergen zu befinden, wo man oftmals von Stille sprach, jedoch immer die Rufe wilder Pokémon, seine eigenen Schritte oder zumindest den Wind vernehmen zu können, eine andere aber, in einem Raum eingesperrt zu sein und kaum etwas tun zu können — und trotz allem nicht einmal aufzustehen wollen.
    Einem plötzlichen Impuls folgend wollte ich meine Hand über meine Augen legen, wie um sie vor grellem Licht zu schützen, doch kaum berührte ich die Haut um meine linke Augenbraue, durchzuckte mich erneut stechender Schmerz und ich sog zischend Luft ein, nur um mir anschließend reflexartig über das Gesicht streichen zu wollen — und mit einem ähnlichen Ergebnis belohnt zu werden: Selbst, als ich die Versuche, mich auf diese Weise bewegen zu wollen, aufgab, konnte ich das dumpfe Pochen weitaus stärker spüren, als es zuvor der Fall gewesen war. Ich seufzte, kam aber nicht mit der Kraft auf, mir Selbstvorwürfe zu machen. Seltsam lethargisch war ich geworden, nachdem ich den Schlag ins Gesicht abbekommen hatte — was war nur los mit mir? Bisher hatte ich in ähnlichen Situationen trotz allem versucht, einen Ausweg zu finden, doch nun fand ich nicht einmal die Kraft, aufzustehen und herauszufinden, ob und was sich hinter dem Raumteiler befand oder zumindest in einer irrwitzigen Hoffnung versuchen, an der Tür zu rütteln, nachzusehen, ob sie nicht doch aufgehen wollte. Es war einfach seltsam: Ich verstand mich selbst nicht mehr. War das alles mit diesem vermeintlichen blauen Auge zu erklären? Oder mit der Tatsache, dass ich meine Hoffnungen in meinen Bruder stecken konnte? Nein, dann würde ich doch anders denken, nicht derart in Schwarzmalerei verfallen.
    Wie lange ich einfach nur auf der harten Matratze lag und meine düsteren Gedanken spinnte, war mir unmöglich zu sagen — doch das Halbdunkel, das herrschte, gepaart mit der Aufregung, die ich an diesem Tag schon hatte erleben müssen, hatten eine vollkommen logische Folge: Langsam, aber sicher übermannte mich der Schlaf, und schließlich döste ich ein, ohne zu wissen, wie spät es überhaupt war, besaß ich nicht einmal meinen PokéCom — weshalb mein letzter, irrwitziger Gedanke schlichtweg die Frage war, ob nun nicht mein Tagesrhythmus komplett über den Haufen geworfen werden würde.


    Ich drang in tiefste Schwärze ein, die mich vollkommen umschloss — nicht einmal, wenn ich meine Hand direkt vor meine Augen hielt, vermochte ich sie zu erkennen. Der einzige Fixpunkt, an dem ich erkennen konnte, dass ich nicht durch die Unendlichkeit schwebte, befand sich unter meinen Füßen: auf meinen nackten Fußsohlen konnte ich die Berührung spitzer Kieselsteine — oder zumindest die eines Etwas’, das sich ähnlich anfühlte — spüren. Das Pochen meines Auges hingegen schien verschwunden.
    Warum war ich barfuß? Mir war diese Tatsache erst klar geworden, als ich meine Gedanken direkt auf den Untergrund gerichtet hatte. Flink beugte ich mich hinunter — was das Gefühl eines Blindfluges aufkommen ließ — und befühlte meine Füße ebenso wie den Untergrund. Tatsächlich trug ich weder Schuhe noch Socken — und der Boden war alles andere als geeignet, hier einen Barfuß-Wanderweg anzulegen.
    Vorsichtig setzte ich einen Schritt in eine willkürlich gewählte Richtung — und stellte erst bei dieser Bewegung fest, dass ich auch keine Hose trug: Deutlich spürte ich die Haut meiner Beine an sich selbst reiben. So verharrte ich erneut, betastete meinen Körper — um zu erkennen, dass ich eine kurzärmelige Tunika, die kaum bis zu den Knien reichte, trug. Der Stoff schien dünn und leicht; das war das Einzige, das ich dazu feststellen konnte, obschon sich das Bild eines beige-grauen Kleidungsstückes in meine Gedanken schlich. Was machte das für einen Sinn? Ich trug keine Tuniken, geschweige denn besaß ich überhaupt eine — noch dazu in einer derart seltsamen Farbe, die ich niemals freiwillig wählen würde. Was ging hier also nur vor?
    Um einen Überblick über die Umgebung zu erhalten, ging ich im wahrsten Sinne des Wortes blindlings drauflos, die Hände wie ein Schlafwandler von mir gestreckt, falls ich auf ein Hindernis treffen würde. Leise scharrte der Kies unter meinen Schritten, drang unheilvoll in meine Gedanken, wie auch die spitzen Kanten der Steine — sofern es denn Steine waren — in meine Fußsohlen drangen, zuerst nur ein unangenehmes Ziehen, das sich langsam steigerte, je länger ich durch die Schwärze trottete. Irgendwann konnte ich meine Hände nicht mehr nach vorne richten, sie begannen zu protestieren — bis ich nicht umhinkonnte, sie sinken zu lassen. In der Folge setzte ich meine Schritte jedoch langsamer, aus Furcht vor einem Hindernis — sehr zum Leidwesen meiner Sohlen.
    Wie lange ich durch diese unbekannte Gegend, von der ich nicht einen Blick erhaschen konnte, trottete, vermochte ich nicht zu sagen. Fünf Minuten? Eine halbe Stunde? Drei Stunden? Einen Tag? Meine Schritte konnte ich vielleicht mitzählen, aber was würde das für einen Sinn haben? Ich wusste nicht einmal, ob ich im Kreis lief — es war, als ob man mir ein schwarzes Tuch vor die Augen gebunden hatte, so wenig konnte ich sehen. Doch in diese Monotonie kam urplötzlich wieder Leben, als ich meinte, ein Geräusch hinter mir zu hören.
    Furchtsam — das lange Fehlen von Anhaltspunkten hatte dazu geführt, dass ich auf die kleinste Störung überreagierte — fuhr ich herum. Aber wohin? Hatte ich mich tatsächlich um meine halbe Achse gedreht oder starrte ich nun einfach nur nach rechts? Sehen konnte ich jedoch nichts — weshalb ich mich dazu überwand, eine schwache Frage, ob jemand „da“ wäre, auszustoßen — meine Worte durchdrangen laut die Dunkelheit, ein Echo wollte jedoch nicht zurückkommen. Ein Schauer lief mir über den Rücken — kein Echo zu hören bedeutete, dass es nichts gab, das den Schall zurückwerfen konnte. Daher schien ich mich auf einer Ebene zu befinden, die sich unermesslich weit ausbreiten musste. Wie aber war dann die vollkommene Abwesenheit von Licht zu erklären? Ein kalter Schauer kroch über meinen Rücken, fühlte sich so echt an, dass ich herumfuhr — und erstarrte. An was für einen Ort hatte es mich hier nur bloß verschlagen?
    Nun funkelte in der Ferne vor mir ein roter Punkt. Oder war er doch nahe? Handelte es sich gar um zwei oder spielten mir meine Augen einen Streich? In Ermangelung von Anhaltspunkten war es mir unmöglich zu sagen, ob sich die Bilder, die meine Augen an mein Gehirn schickten, überlagert wurden oder nicht.
    „Wer ist da?“, stieß ich schließlich auf, bewegte mich zögerlich auf den roten Schein hin, nur um nach wenigen Schritten wieder zu verharren. Es war unmöglich zu sagen, was dort lauerte — und dieses rote Licht verhieß nichts Gutes. Aber dennoch war es der einzige Fixpunkt, den ich besaß — ich musste versuchen, dorthin zu kommen. Vielleicht würde ich so einen Ausweg aus dieser Dunkelheit finden? Ich konnte kaum auf irgendein Ende dieser Finsternis hoffen, wenn ich einfach nur hier herumstand oder blind durch das Schwarz wanderte. Wenn es sich hier wirklich um ein Feld handelte, könnte ich unter Umständen auch damit rechnen, dass früher oder später die Sonne aufgehen würde — aber in Anbetracht der kompletten Finsternis, der vollkommen fehlenden Geräusche und der Abwesenheit jeglicher Luftströmung schien mir das eher unwahrscheinlich. Dies war ein unwirklicher Ort, vielleicht ein Traum. Angestrengt versuchte ich, mich daran zu erinnern, wo ich vorher gewesen war, wie ich hierher gekommen war — aber mir wollte kaum mehr in den Sinn kommen als das Bild eines sonnendurchfluteten Waldes, das in Anbetracht der kompletten Finsternis hier irreal schien. War das ein Traum?
    Sollte es einer sein, stellte ich schließlich fest, war es praktisch egal, was ich tat — war es keiner, so würde mich der rote Schein zumindest irgendwo hinführen, sodass ich nicht ziellos Kilometer lief, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. Sofern der Punkt — oder die Punkte — sich nicht selbst bewegte …
    Ich versteifte mich. Nein, so durfte ich nun nicht denken, sondern musste mir ein Ziel setzen — das nun darin bestand, einmal ein paar Schritte auf das Rot zuzugehen. Während meiner Denkpause hatte es sich schließlich auch nicht bewegt — da konnte ich nun auch positiv gestimmt sein.
    Wie lange ich tatsächlich ging, um näher zu dem seltsamen Glühen zu kommen, war mir unmöglich zu sagen, streckte sich die Zeit schon eine ganze Weile, ohne dass ich ihr Fortschreiten irgendwie hätte abschätzen können. Fakt war aber, dass ich beim schlussendlichen Näherkommen endlich erkannte, dass es sich um zwei Punkte handelte, die in nur geringem Abstand voneinander lagen — und sich kaum merkbar bewegten, jedoch in einem relativ kleinen Feld blieben. Es war, als ob …
    Ich zuckte zusammen, erstarrte mitten in einem Schritt, als mir die Wahrheit bewusst war. Der Größe der Seelenspiegel nach zu urteilen, befand ich mich nur mehr ein paar Meter entfernt von … ihr.
    „Suicune“, flüsterte ich, gleichermaßen ehrfürchtig, misstrauisch und ängstlich. „Was bedeutet das hier?“
    Die Antwort war nur ein Grollen, ein unterdrücktes Brüllen, als sich langsam der Kristall auf ihrem Kopf in schönstem Hellblau funkelnd in der Dunkelheit abzeichnete, unheimliches Licht auf den Kopf und Teile des Körpers der Raubkatze warf, ebenso auf den Boden, der tatsächlich nur aus weißem Kies zu bestehen schien. Im Schein dieses Lichtes erkannte ich, wie sie sich auf die Pfoten erhob — zuvor war sie still dagelegen und hatte abgewartet, wie ich näherkam — und in ihren Augen der Ausdruck aufblitzte, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Es war ein Ausdruck, der von Gewaltbereitschaft zeugte, von Brutalität und dem Vorhaben, alles nur Mögliche auszunutzen, um zum eigenen Ziel zu kommen. Etwas, das mich vermuten ließ, dass sie nicht umsonst in dieser absoluten Schwärze auf mich gelauert hatte, in der Gewissheit, ich würde ihren Augen nicht entkommen können.
    Langsam versuchte ich, mich wieder rückwärts zu tasten — umzudrehen und blind durch die Finsternis zu rennen, traute ich mich nicht. Wer wusste schon, was mich dort erwarten würde — oder was die Raubkatze mit mir anstellen würde, wenn ich ihr den Rücken zuwandte. Sie würde keine Hemmungen haben, das zu machen, was auch immer ihr vorschwebte …
    „Was willst du von mir?“, presste ich mit zittriger Stimme hervor, während ich meine Hände verschränkte und meine Fingernägel in die Haut meiner Oberarme grub. Trotzdem ich inzwischen fest überzeugt war, zu träumen, fühlte sich dieser Schmerz erstaunlich echt an und ich mich an ein unbestimmtes Ereignis, das ich nicht näher zu benennen vermochte, erinnert. Was ging hier nur vor? Ich spürte, wie mir Schweiß auf die Stirn trat.
    Suicune, gewahr, dass ich einige Schritte zurück getan hatte, bevor ich erneut erstarrt war, kam leise näher, setzte eine Pfote vor die andere in einem eleganten, leichtfüßigen Gang, der kein einziges Geräusch vernehmen ließ — nicht einmal die Kiesel schienen zu verrutschen, ganz als ob sie sich über feine, aufgelockerte Erde bewegte. Es war ein Bild von grausamer Schönheit, unterstrichen vom Licht, das von ihr selbst ausging. Ja, Suicune war tatsächlich ein wunderschönes Monster — kein Wunder also, dass sie weitaus mehr als ihre Brüder angebetet wurde. Die Gewaltbereitschaft, die sie wohl kaum offen zeigte, umgab sie doch jederzeit mit einer mysteriösen Aura, die von ihrem Körper, ihrem eleganten, schlanken Katzenkörper, umspielt von ihren beiden Schweifen, perfekt unterstrichen wurde. Sie war nicht nur unheimlich schön, sondern auch einfach nur unheimlich. Kalte Eleganz … „Ich bin hier, um dich zu warnen“, flüsterte dieses Wesen, nun kaum mehr als einen Meter von mir entfernt verharrend, in Lauerstellung, scheinbar bereit, jeden Moment zu springen und sich auf mich zu stürzen — und dass es dann schlecht um mich bestellt sein würde, war mir mehr als klar. Angstvoll fuhr ich mich mit der Zunge über die Lippen, trotz der Tatsache, dass mein Mund bereits völlig ausgetrocknet war. „Oder nein …“ Sie schien zu lächeln, zeigte dabei doch nur ihr scharfes, gefährliches Raubtiergebiss. „Ich bin hier, um dir den Tod zu prophezeien … sei gefasst.“ Ein gehässiges Bellen folgte, wohl das, was dem Lachen der Tochter des Nordwindes entsprach. „Bin ich nicht freundlich, solche Wege auf mich zu nehmen, um dir das zu sagen?“
    Zu spät erkannte ich, wie sie sich auf den Boden kauerte, ihre Beinmuskeln anspannte — und zum finalen Sprung ansetzte, der direkt auf mich zuging.
    Ich schrie auf und …


    Keuchend schlug ich die Augen auf, erkannte über mir die Unterseite eines minderwertigen Lattenrostes, der kaum beleuchtet wurde. Völlig überrascht setzte ich mich auf, bemerkte, dass ich schweißüberströmt war und erkannte schließlich, wo ich war: In der Zelle, in die mich der Muskelprotz gesteckt hatte. Ich starrte nach unten auf meine Hände, erkannte mit einem Mal, dass sie zitterten — zu real hatte sich der Traum angefühlt. Und obwohl schon der Großteil dieser Erscheinung zu verblassen schien, schienen Suicunes Worte wie in mein Gedächtnis eingebrannt: „Ich bin hier, um dir den Tod zu prophezeien … sei gefasst.“ Wieder und wieder fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen, als diese Worte nicht aus meinen Gedanken zu verschwinden gedachten, sondern beständig wiederholt wurden. Selbst, als ich meine Hände auf die Ohren presste, blieben sie verhaftet, sodass ich schließlich die Beine anzog, mein Gesicht auf die Knie bettete und die Arme um die Beine schlang, mich so klein als möglich machte — bis ich mit dem Knie gegen mein linkes Auge stieß und sich der Schmerz erneut bemerkbar machte. Das blaue Auge hatte ich komplett vergessen und erschien mir in dieser Situation auch wie eine Lappalie. Zuvor hatte ich mir noch derartige Gedanken darum gemacht! Wie naiv mein Denken doch gewesen war!
    Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, auf dem Bett zu sitzen und nichts zu tun, schaffte es, mich aufzurappeln, sondern taumelte durch den kleinen Raum, hin zu dem Waschbecken, das ich schon zuvor ausgemacht hatte — wobei ich mir einen Blick nach rechts, hin zu der Stelle hinter dem Raumteilern, nicht verkneifen konnte: Tatsächlich, ich hatte mit meinen Vermutungen nicht unrecht gehabt: Dort, geschützt vor jeglichen Blicken, befand sich eine Toilette.
    Diese ignorierte ich aber fürs Erste, stützte mich stattdessen mit den Händen auf der kühlen Umfassung des Beckens ab und blickte in den Spiegel — um zusammenzuzucken. Denn meine linke Gesichtshälfte zierte ein wunderschönes, kräftig gefärbtes Veilchen, das einen breiten Ring um mein Auge beschrieb, farblich beinahe perfekt auf die Farbe meiner Iriden abgestimmt. Und aus all diesem dunklen Blau leuchtete das Weiß meines Auges beinahe unheimlich heraus — tatsächlich bot ich einen schrecklichen Anblick — ob zum Fürchten oder zum Lachen, sei dahingestellt. Ich jedoch fand es nicht allzu lustig.
    Schließlich drehte ich am Wasserhahn, aus dem sogleich das kostbare Nass strömte. Ich wollte in diesem Moment nicht daran denken, woher es kam — obwohl die Nähe zum See nur einen Schluss logisch erscheinen ließ — und gab dem Bedürfnis meiner ausgedorrten Kehle nach, sodass das Wasser köstlicher zu schmecken schien als es jemals ein Getränk getan hatte.
    Als ich die Wasserzufuhr nach vielen, hastigen Schlucken wieder beendet hatte, ließ ich mich einfach nur seufzend auf den Boden fallen. Was jetzt?


    Bald begann ich, in der Zelle auf und ab zu laufen, mal setzte ich mich auf das Bett, kletterte auf die obere Matratze, rüttelte am Türknauf, pilgerte zum Waschbecken, machte es mir auf einem Hocker oder dem Tisch gemütlich — kurzum, ich tat alles mir in dieser Situation Mögliche, um mir die Zeit zu vertreiben, um zu verhindern, dass ich mangels Ablenkung verrückt wurde. Suicunes Worte über den Tod, der kommen sollte, konnte ich dennoch nicht vertreiben, war doch nur mein Körper beschäftigt, nicht aber mein Geist. Doch was hätte ich tun sollen, um mein Gehirn zu beschäftigten? Ich hatte nicht einmal meinen PokéCom dabei, um jede Minute auf das Display zu starren, zu versuchen, irgendjemanden zu erreichen.
    Daher war ich beinahe froh darüber, als das Hungergefühl, das sich am Morgen trotz des Frühstücks nicht gelegt hatte, weitaus stärker und aufdringlicher wurde, sodass ich es nicht ignorieren konnte — und mir logischerweise Gedanken darum machen musste, ob ich hier auch etwas Essbares zwischen die Zähne bekommen würde oder ob ich nur mit Wasser auf eine Diät gesetzt wurde. Diese Option mochte zwar weitaus humaner sein als nicht einmal Zugang zu Flüssigkeit zu haben, erschien mir aber auch nicht allzu erstrebenswert. So trommelte ich gegen die Tür, rief, dass mir irgendjemand Essen bringen sollte. Wie spät es war, konnte ich nicht sagen, war mir aber sicher, dass es mittlerweile zumindest später Abend sein musste, wenn nicht schon Nacht — denn mein Hungergefühl verstärkte sich immer mehr, obschon ich versuchte, es mit möglichst viel Wasserzufuhr immer wieder niederzudrücken. Mehr oder minder gelang mir das auch — nur nie allzu lange. Aber zumindest kam ich so auch in den fragwürdigen Genuss, das Vorhandensein der Toilette vollkommen ausnützen zu können.
    Irgendwann erklangen schließlich Schritte ganz in der Nähe der Tür, die beständig näher kamen. Lauschend setzte ich mich auf der Matratze, auf der ich es mir in diesem Moment gemütlich gemacht hatte, auf, hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und umgedreht wurde. Zudem meinte ich, eine ängstliche Mädchenstimme zu vernehmen. Herrlich — jetzt noch eine Mitgefangene, bestenfalls jemanden vom Kaliber Saras, der mich in einer Tour anjammern würde. Eine Zerreißprobe für meine Nerven — aber immerhin würde ich nicht weiter dazu kommen, über Suicune nachzudenken.
    Als schließlich die Tür aufging, zuckte ich zusammen, war es doch die erste Bewegung, die ich in den letzten Stunden sah, die nicht von mir ausgelöst wurde.
    Was mir aber noch einen viel größeren Schrecken einjagte, war die Person, die da in die Zelle gestoßen wurde: Sara! Ich sprang auf, als es ihr nur mit Mühe gelang, nicht hinzufallen und mich schließlich aus geröteten, verweinten Augen ansah. Ihre Jacke trug sie nicht, ebenso waren nun ihre Haare offen: Eine hellblaue Kaskade ergoss sich bis zu ihren Ellenbogen, doch wirkte die Frisur ungekämmt, zerzaust.
    Zu lange ließ diese Überraschung mein Denken aussetzen, sodass ich erst wieder zu Sinnen kam, als die Tür bereits wieder zugeschlagen und versperrt worden war — um Essbares konnte ich also nicht bitten.
    „Maj?“ Saras kläglich zitternde Worte brachten meine lautlosen Flüche, die ich gegen die verschlossene Tür richtete, zum Erliegen, sodass ich mich zu ihr umdrehte. Das Mädchen hatte sich inzwischen auf das untere Bett gesetzt, die Beine angezogen und starrte auf einen Punkt vor ihren Füßen.
    Ich bemühte mich, einen möglichst freundlichen, hoffnungsvollen Tonfall anzuschlagen, als ich ihr antwortete: „Ja?“
    Sie zuckte dennoch zusammen. „Was ist das hier?“, stieß sie schließlich weinerlich aus. „Und warum bist du hier? Und was ist mit dir passiert?“ Angstvoll schlang die Koordinatorin ihre Arme um ihre Beine und vergrub das Gesicht in der Mulde die sich bildete. Wenig überrascht erkannte ich, dass sie zitterte.
    Unschlüssig, ob es sinnvoller wäre, sie zu trösten oder doch lieber Abstand zu halten, blieb ich einfach vor der Tür stehen. „Ganz genau weiß ich das selbst nicht“, erklärte ich. Wie sollte ich ihr beibringen, dass Siegfried es geschafft hatte, sich einzuschleichen, sodass keine ernstzunehmende Gefahr bestand, ohne diesen Umstand direkt an die Verbrecher dringen zu lassen? Ich musste Sara wohl im Unklaren lassen — was mir bei dem kläglichen Häuflein Elend, das sie gerade darstellte, alles andere als leicht fiel. Langsam trat ich an das Mädchen heran, legte ihr eine Hand um die Schulter. „Ich bin hier, weil sie mich im Wald überrascht haben. Und das blaue Auge ist eine Folge von dieser Sache … ich hatte das Pech, an eine Truppe mit Schlägertyp zu geraten, der eben ein wenig … überreagiert und zu heftig zugeschlagen hat. Aber glaub mir, da hab ich schon schlimmere Dinge erlebt …“ Unwillkürlich fuhr ich mit den Fingern meiner linken Hand über den rechten Handrücken, strich über die Narbe. „Sieht vielleicht ein wenig wüst aus, aber wenn die Farbe weg ist, bleibt nichts zurück.“
    Plötzlich und überraschend drehte sich Sara um, schlang ihre Arme um mich und brach in haltloses Schluchzen aus. Mit derartigem Schwung warf sie sich auf mich, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten auf die Matratze fiel, wobei ich mit dem Hinterkopf gegen die Wand schlug. Ich stöhnte leise auf und wollte mir die schmerzende Stelle mit der Hand reiben, doch ließ Sara, die mich nun scheinbar als Kissen missbrauchte, nicht von mir ab — und meine Hände hatte sie unter ihrem Griff begraben. So blieb mir nichts anderes übrig, als zumindest meinen Kopf in eine weniger schmerzhafte Position zu bringen — ein schwieriges Unterfangen, da ich ansonsten sogleich meinen Hals unangenehm verrenkte — und zu warten, bis sie sich zumindest etwas beruhigt hatte. Ihre Reaktion war schließlich nicht unverständlich: Ganz unschuldig war sie zum See gekommen, wohl um mich zu suchen, und schien dann einfach entdeckt und festgenommen worden zu sein. Wenn man noch in Betracht zog, wie ängstlich Sara im Allgemeinen war, war es kein Wunder, dass sie nun so überschwänglich reagierte. Da konnte sie ja fast noch von Glück sprechen, dass sie mich hier doch gefunden hatte!
    Und ich hatte endlich etwas anderes zu tun als über Suicunes Worte im Traum nachzudenken.


    Ich musste schließlich eingeschlafen sein, denn irgendwann weckte mich Sara, indem sie mich aus ihrem Klammergriff, in dem sie mich, wie es schien, die ganze Zeit, in der ich geschlafen hatte, gehalten hatte, erlöste.
    Zuerst fiel es mir schwer, zu erkennen, wo ich mich befand — und weshalb mir die blauhaarige Koordinatorin derart auf die Pelle gerückt war. Doch dann wurde ich des dämmrigen Lichts gewahr — und, was noch weitaus hilfreicher war, meines inzwischen immensen Hungers. Gut vierundzwanzig Stunden musste es inzwischen her sein, dass ich mir Gedanken um den Zusatz von Zucker in Müsliriegeln gemacht hatte. Was ich damals noch für Probleme gehalten hatte! Nun tastete ich vorsichtig nach meinem blauen Auge, das bei der leisesten Berührung sogleich zu schmerzen begann. Ich seufzte — welch ein herrlicher Auftakt für diesen Tag! Sofern nun überhaupt Morgen war. Es konnte genauso gut auch eben erst die Nacht hereingebrochen sein; hier, völlig ohne Uhr und Fenster, war dies unmöglich festzustellen.
    Meine Leidensgenossin begrüßte mich mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren „Guten Morgen“, das ich mich nicht fähig zu erwidern fühlte, sodass ich als Antwort nur schnaubte, während ich zum Waschbecken wandelte. Ein Blick in den Spiegel brachte auch keine Aufheiterung: Mein Auge sah noch immer nicht anders aus, vielleicht hatte sich das Blau auf der Haut sogar ausgeweitet.
    Nach einiger notdürftiger Morgentoilette — hauptsächlich bestehend aus Mundspülen mangels einer Zahnbürste sowie Zubehör — wandte ich mich an Sara, die wieder zusammengekrümmt auf der unteren Matratze saß und keine Anstalten machte, Morgenhygiene zu betreiben. „Warum bist du eigentlich hier am See?“, fragte ich, wobei ich versucht war, einen möglichst warmen, behutsamen Tonfall anzuschlagen.
    Nichtsdestotrotz zuckte das Mädchen zusammen, rang sich aber dennoch durch, mir zu antworten, wenngleich ihr die Worte stockend über die Lippen kamen. „Als du einfach so weggegangen bist … wusste ich nicht, was ich machen soll. Also bin ich zuerst einmal ins Center gegangen, wie du gesagt hast.“ Es folgte eine längere Pause. „Aber dann … über Nacht … ich weiß nicht, aber es war so seltsam ohne dich. Und deshalb bin ich am nächsten Tag einfach zum See gegangen, weil ich dachte, dass ich dich schnell finde. Also bin ich dann am See gewesen, hab dieses Gebäude gesehen, aber einfach mal nach dir gesucht. Und dann auch deine Sachen gefunden, aber da war es schon fast dunkel.“ Erneut erstarb ihre Stimme und stattdessen entkam ihr ein Schluchzen. „Ich bin dann einfach zu diesem Haus gegangen, weil ich gehofft hab, dass die irgendwas sagen können oder mich vielleicht übernachten lassen, weil es mir einfach unheimlich war, da alleine draußen im Wald … aber die haben nicht zugehört, sondern mich einfach gepackt und zu einem rothaarigen Jungen gebracht, der dann alles wissen wollte. Ich hab ihm halt alles gesagt, weil ich dachte, er lässt mich dann gehen … aber dann haben sie mich hierher gebracht.“ In einem weiteren Weinkrampf erstarb Saras Bericht, doch diesmal versuchte ich nicht, sie zu trösten. Zu sehr wühlten mich ihre Worte auf. Meine Tasche und den Schlafsack hatten sie zurückgelassen? Wie seltsam, schienen sie doch Sara alles abgenommen zu haben. Doch dies beeindruckte mich weniger — viel mehr war es der Rotschopf, den die Blauhaarige erwähnt hatte.
    „Silbrige Augen?“, hauchte ich, leise, als wolle ich einen Zauber nicht vertreiben, aber laut genug, dass Sara die Worte vernehmen konnte.
    Sie schien sogar gleich zu verstehen, denn ihre Antwort bestehend aus einem Nicken folgte sogleich.
    „Sven!“, stieß ich wutentbrannt aus, trat zornig gegen die Wand, die jedoch nicht nachgab. Verfolgte mich dieser Kerl denn überallhin? Damals, bei Neuborkia, war er mir zum Schein zu Hilfe geeilt, und in den Bergen bei Anemonia hatte ich ihn wieder getroffen. Aber dass er dann auch hier sein würde! Anzunehmen war, dass er auch nun wieder eine leitende Rolle übernommen hatte, war es bei meinem letzten Zusammentreffen mit ihm doch nicht anders gewesen. Wenn ich mich recht erinnerte, war er schließlich der Sohn Priscas und des ominösen Anführers Team Rockets, des geheimnisumwobenen Giovannis, den noch nie jemand gesehen hatte, sah man von seinen engsten Vertrauten ab. Wenn nun sein Sohn die Aktion hier leitete, musste sie etwas Besonderes sein, wie es noch nie vorgekommen war. Und wenn er dann auch noch Sara ausgehorcht hatte … bei diesem Gedanken seufzte ich. Wohl würde dieses eher zweifelhafte Vergnügen auch mir nicht erspart bleiben.
    Was mir aber mehr zu denken gab, war die Tatsache, dass damals dort in den Bergen Raikou gefangen gewesen war. Und wenn sich nun hierher Sara, die die Partnerin Suicunes war, verirrt hatte — konnte das zusammenhängen? Schließlich war sie auch in den Bergen gewesen, weil sie von der Raubkatze dorthin beordert worden war.
    „Hast du gestern oder heute etwas von Suicune gehört?“, fragte ich die Koordinatorin plötzlich und begann, wie von Sinnen im Raum auf und ab zu laufen. Rayquaza!, rief ich aus, Es hat keinen Sinn, dich zu verstecken, sonst ergeht es mir hier vermutlich schlecht. Haben die Katzen irgendetwas geplant? Oder diese Verbrecher etwas mit den Katzen? Meinen Gedankenstrom versuchte ich nicht abreißen zu lassen, überlegte mir ständig neue Formulierungen für diese Frage, die ich praktisch andauernd stellte.
    Sara beäugte mich zuerst misstrauisch, schüttelte dann aber den Kopf: „Nein, ich hab schon ein paar Tage nichts von ihr gehört …“ Dann versteifte sie sich jedoch, dem Mistrauen in ihrem Blick wich Entsetzen. „Meinst du, ihr ist etwas passiert?“, flüsterte sie mit großen Augen.
    Ich erstarrte mitten in einem Schritt, dachte nach. „Nein“, murmelte ich schließlich. Was eigentlich schlecht ist. Dann hätte sie mir den Traum nicht schicken können — und nicht das machen, was sie jetzt eindeutig vorhat. „Ihr sicher nicht, dazu sind die Zeichen zu deutlich. Was aber Raikou und Entei angeht, bin ich mir nicht so sicher.“ Und die Pläne deren Schwester waren ebenfalls im Dunklen. „Fakt ist jedenfalls, dass hier irgendetwas vorgeht und die Raubkatzen mit hoher Wahrscheinlichkeit darin verwickelt sind, wenn Sven hier eine leitende Funktion über hat.“
    Solniza! Warum nur antwortete die Sonnenkatze nicht auf meine Rufe? Es erschien mir nun so klar wie selten etwas: „Und Solniza dürfte ebenfalls mit drin hängen“, prophezeite ich düster.

  • Guten Abend meine Liebe,
    ich dachte mir, da ich gerade irgendwie in Schreiblaune bin, dass ich dir nun mal ein kleines Feedback dalasse. Heute hege ich sogar die Hoffnung, dass nicht nur sinnbefreiter Müll bei raus kommt *vielsagend grinsen muss*, jedenfalls hoffe ich, dass du dich über (m)ein kleines Statement freust.
    /offtopic: Btw. hätte ich natürlich auch mal in dein neustes Werk reingeschaut, nur leider kenne ich mich mit [K] nun mal so gar nicht aus (kanns sein, dass ich das mal ändern wollte, hu?). Nicht das du denkst, ich hätte es getrost ignoriert. Ach ja, und zum Rekommi von dir: Ich scheine deinen Schreibstil wirklich zu gut zu finden, als das ich Fehler finde. Haha, oder aber ich lese schon das, was ich lesen will und nicht das, was wirklich da steht xD.


    » Kapitel 55 «
    Hirngespinste
    Also irgendwie musste ich ja bei dem Titel grinsen. Auf der einen Seite wirkt er ernst, auf der anderen Seite aber so verniedlicht, dass man annehmen könnte, irgendjemand bilde sich nur etwas ein, was eigentlich absolut realistisch ist. Ich meine, Halluzinationen werden ja öfter mit Hirngespinsten in Verbindung gebracht (jedenfalls bei den Dingen, die ich lese) und irgendwie habe ich dann meist das Gefühl, dass das Wort etwas ins Lächerliche gezogen wird. Was btw. nicht negativ gemeint ist. Aber für diese Auffassung meinerseits kannst du als Autorin ja irgendwie nichts (lol), immerhin ist es nur meine stupide Auffassung, wenn ich etwas lese. Eh ja, wie dem auch sei: Ich frage mich schon, was du mit den Hirngespinsten meinen könntest. Immerhin könnte es Vieles sein; aber was mich wohl zur Zeit am Meisten interessiert: wird man überhaupt wissen, ob es wirklich eines ist und ob es auch ans Tageslicht kommt, was genau du damit meinst.
    Mir fällt gleich am Anfang eine Frage ein, die mir schon etwas länger unter den Nägeln brennt, habe es wohl nur vergessen zu erwähnen bzw. nachzufragen: Weswegen nimmst du für deine Kapiteltexte nicht auch eine andere Schriftart? Bevorzugt ja Tahoma. Ich fände das irgendwie ganz schick, immerhin schreibst du ja auch sonst mit dieser Schrift.
    Irgendwie hast du sehr oft ' - ' benutzt, dass hat mich anfangs ein wenig irritiert, denn so oft hintereinander habe ich es bisher selten gelesen. Nichtsdestotrotz passt es an Ort und Stelle, ich würde dir nur raten, auch zu versuchen andere Gestaltungsmittel zu verwenden bzw. einfach eine andere Satzstruktur.
    Nun, du beschreibst ja am Anfang sehr viel eher Majs Tagesablauf, wenn man das denn so nennen kann. Einen starken Kontrast dazu bildet ja der Traum von Maj. Und man weiß nun auch nicht richtig als Leser, was man davon halten soll. Oder besser gesagt: was man von Suicune halten soll. Irgendwie wirkte das doch etwas zu tiefgrüngig als für einen Traum. Meintest du das vlt. mit Hirngespinst? Nun, passen würde es, wenn man denn mehr darüber nachdenken würde. Ich für meinen Teil ahne irgendwie schon, auf was es mit Suicune und ihren Geschwistern hinausläuft, mal gucken, ob ich Recht behalte.
    Haha, ich wollte grad schon schreiben: ''Im ernst? xD'', weil es kam irgendwie richtig genial, wie Maj erst so trocken denkt, dass nun bitte keine Leidensgenössin bekommt, welche sie wie Sara zutextet und was passiert? Sara plumpst ihr vor die Füße und misshandelt sie dann als Kissen. Kopfkino 1A.
    Gegen Ende baust du eine Menge Spannung auf und stellst auch ein paar Fragen, die gewissermaßen meine Vermutungen teilweise bestätigen. Du lässt es noch ziemlich offen, was ''das'' angeht, wo die Katzen mit drin verwickelt zu sein scheinen aber irgendwie macht gerade das die Sache mMn interessant. Ich musste grad auch etwas in meinem Gedächtsnis kramen aber, Sven = Silvers? Bin mir nun nicht ganz sicher aber ich glaube, so in der Art war das. Auch damals als das mit Raikou war, konnte man schon vermuten, dass da eine gewisse Systematik hinterliegt aber nun gut. Das Solniza auch nicht auf Majs Rufe hört (wie Rayquaza) wundert mich wohl genauso wie Maj selbst, wobei das bei Rayquaza weniger überraschend ist imo.


    Nun ja, das war dann auch mein kleines Feedback. Ich wünsch dir wieder viel Spaß beim Schreiben und wir lesen uns im nächsten Kapy :3
    ~ Kräme

  • Huhu, liebe Leser (und besonders Liz, wegen des Kommis). Diesmal gehts mal etwas schneller weiter, stellt euch vor! So viel dazu - ich will auch gleich auf Liz' Kommi eingehen.


    K (offiziell ohne die Klammer, die hab ich nur gesetzt wie ein Präfix gesetzt wird, deshalb auch das „FF“ im Titel von Strain in Klammer - K-Project und was noch immer so an Namen kursiert ist im Übrigen genauso wenig offiziell - einfach nur K.)ist übrigens auf alle Fälle sehenswert. Abgesehen davon bemühe ich mich bei Strain ohnehin, auf alles so einzugehen, dass auch Unkundige in der Beziehung alles verstehen. Ich mein, der Anime selbst macht erst nach der letzten Episode Sinn, weil da erst die wichtigen Erklärungen nachgeliefert wurden ... da wird es bei Strain auch ohne Wissen funktionieren. Höchstens, dass zwischendurch mal doofe Fragen aufkommen, die dann eh noch geklärt werden (und dafür sind natürlich Kommis von Unkundigen sehr gut, weil ich dann weiß, was ich noch genauer einbringen muss und was mit kurzen Erklärungen auch schon verständlich ist) oder kleine, aber für die Storyline unwichtige, Anekdoten, Verweise, Spielereien etc. nicht verstanden werden.
    Schön aber, dass dir mein Schreibstil so zu gefallen scheint. ^^


    Eigentlich nehme ich ja nicht standardmäßig Tahoma, sondern Optima, Tahoma ist praktisch „zweite Wahl“, die halt angezeigt wird, wenn der Computer, der verwendet wird, Optima nicht kennt. Ist halt bei Windows zum Großteil der Fall, weil keine vorinstallierte Schriftart. Im Gegensatz zu Apple-Geräten, da ist Optima von Haus aus drauf (und Optima halt meine Lieblingsschriftart). Ich habe aber keine spezielle Schriftart für meine Kapitel, weil ich sie meist über das Editor-Fenster einfüge (wegen der kursiven Textstellen), wo es dann zeitweise passiert, dass diese unnötigen Codes für jeden Absatz gesetzt werden. Hab mal so um die Kapitel 20 bis 30 herum mal ne Zeit lang Arial eingestellt, weil das Problem nervig war, aber das später wieder weggemacht, weil ich nicht auf die Idee kam, einfach nachträglich einen BB-Code zu setzen. Und jetzt alle Kapitel nacharbeiten ist mir zu viel Arbeit, jetzt damit anfangen würde bescheuert aussehen, aber möglicherweise mach ich es dann später mal.
    Ja, ich muss zugeben, die vielen haben mich auch beim Korrekturlesen relativ verwirrt bzw. genervt. Mein Problem ist einfach, dass ich bei Gedanken gerne mal Einwürfe bringe, normalerweise in den Sätzen aber oft schon relativ viele Beistriche verwende und ich die Einschübe daher deutlicher abgrenzen muss. Satzstruktur ist so eine Sache, weil ich Nebensätze zu einzelnen Satzgliedern eines Hauptsatzes lieber direkt nach dem entsprechenden Satzglied schreibe. Meine Deutschlehrerin war davon ziemlich genervt, weil sie meinte, da litte die Übersichtlichkeit darunter. Seh ich nicht so, weil ich dann nicht nachdenken muss, wohin sich jetzt der Nebensatz bezieht ... Daher nicht so einfach für mich, das Ganze. Aber danke für den Hinweis. ^^
    Zum Traum will ich sagen, dass er nach dem schönen NaNo-Prinzip „Wenn du Wörter brauchst und keine Ahnung hast, was du schreiben kannst, dann lass deine Charas träumen. Kann man dann ne Bedeutung haben oder nicht.“, das meiner Meinung nach nach „Lass deine Charas oft seufzen, nicken, blinzeln etc.“ das beste Prinzip ist entstanden ist. Also, reim dir zusammen, was er aussagen soll und was nicht, ich verrate dazu nicht. Dieser Traum ist im Übrigen auch namensgebend für das Kapitel gewesen, ja.
    Ich mus offen lassen, worin die Katzen verwickelt sind, weil es Maj ja selbst auch nicht weiß. Und bei ner Ich-Perspektive kann ich dem Leser keine Infos geben, die der Hauptchara nicht weiß, weil der Hauptcharakter erzählt. Maj kann es aber nicht erfahren, also bleibt auch der Leser im Dunkeln, ganz einfach.
    Svens Aussehen basiert auf Silver (dem PokéSpe-Silver, nicht dem Game-Silver bzw. -Silber, wegen der silbrigen Augen - Silber hat ja rote Augen), daher liegst du da ganz richtig. Und ja, damals bei Anemonia, als die Sache mit Raikou war, hatte er auch eine leitende Position inne.
    Was Solniza angeht, besteht im Übrigen auch ein Unterschied zwischen nicht hören können und nicht darauf reagieren (das Band zu Solniza ist ja rein emotionaler Natur und hat eine gewisse Distanz, über die hinaus eine Verständigung nicht möglich ist, während die Verbindung zu Rayquaza über die Grüne Kugel abläuft und der Gute da so seine Privilegien genießt). Was jetzt der Fall ist, will ich nicht verraten, aber bitte geh nicht rein davon aus, dass Solniza wie Rayquaza handelt.



    Nun zum Kapitel. Ich möchte an dieser Stelle eine ausdrückliche Warnung, dieses Kapitel zu lesen, aussprechen, sofern man besonders jung ist oder eher schwache Nerven hat, da es zu einem Todesfall kommen wird. Eine konkrete Altersgrenze setze ich nicht an, da man ab einem gewissen Alter selbst wissen sollte, was man verträgt und was nicht (und ich auch jüngere User nicht davon abhalten kann, dieses Kapitel zu lesen). Usern bis etwa zwölf bis dreizehn Jahren würde ich aber deutlich davon abraten, das Kapitel zu lesen - und darüber lasse ich mal die eigene Vernunft eines jeden, der diese Warnung liest, greifen. Nicht, dass ich die entsprechende Szene besonders ausschweifend und grausam beschrieben hätte, ich sichere mich so nur ab.
    Ansonsten mag ich eigentlich nicht wirklich was dazu sagen, weil das Kapitel eigentlich relativ selbsterklärend ist. Nur so viel: Es ist praktisch der Anfang vom Ende. Einmal schaukeln sich die Dinge noch auf, dann wird sich Licht und Schatten seinem Ende zuneigen.

  • 56. Kapitel: Zurschaustellung


    [align=justify]Es kam schließlich der Zeitpunkt, an dem die Tür erneut aufgeschlossen wurde — und der Muskelprotz, dem ich mein blaues Auge zu verdanken hatte, eintrat. Betont langsam öffnete und schloss er die Tür, wohl vollkommen überzeugt, dass wir keinen Ausbruchsversuch wagen würden. Sara hätte sich das wohl auch nie getraut — zu verängstigt kauerte sie auf dem Bett und zu deutlich war das Entsetzen in ihren Augen sichtbar. Ich hingegen — betont lässig auf dem Tisch sitzend, da die Schritte des Riesen nicht zu überhören gewesen waren — bedachte den Eintretenden (der aufgrund seiner Größe den Kopf einziehen musste) nur mit einem kühlen Blick. Insgeheim war mir klar, dass ich nur durch ein Wunder hätte fliehen können, doch sah ich nicht ein, weiterhin die Rolle der unschuldig in die Sache Verwickelten zu spielen. Immerhin waren sie sicherlich schon lange dahinter gekommen, wer ich tatsächlich war; würde ich nun auch noch angstvoll und erschreckt reagieren, hätten sie das perfekte Druckmittel gefunden.
    Als der Verbrecher dann aber wortlos an seinen Gürtel griff und aus einem Halfter eine matt glänzende, schwarze Pistole zog, um sie auf Sara zu richten, sah die Situation wieder weitaus anders aus. Meine äußerliche Ungerührtheit verpuffte mit einem Mal — so besaßen sie das Druckmittel doch und waren sich dessen auch bewusst: Zulassen, dass sie Sara etwas antaten, konnte ich nicht, würde ich dann weitere Probleme mit den Bürokraten der G-Men bekommen, worauf ich lieber verzichten wollte. Was natürlich nicht bedeuten sollte, dass ich Sara ansonsten nicht beachten würde.
    Die entsetzten Rufe und das Weinen des Mädchens ignorierend, trat der Muskelprotz auf mich zu und grinste breit. „Soso“, setzte er an, „unschuldige, nichts ahnende Passantin.“ Sarkastisch sprach er diese Worte aus. „Wer hätte gedacht, dass sich eine derartige Berühmtheit hierher verirren würde? Muss sagen, obwohl ich noch nicht lange hier arbeite, habe ich doch schon einige Gerüchte über dich aufgeschnappt, Lady Maja.“ Er lachte lauthals, was mich nur zum Schnauben brachte.
    „Ich wäre Ihnen verbunden, die Höflichkeitsfloskeln wegzulassen und gleich direkt auf den Punkt zu kommen.“ Tief atmete ich durch, versuchte, meinen Herzschlag zu einer normalen Frequenz zu zwingen. Alles war in Ordnung — so schnell konnte er nicht abdrücken, denn wenn etwas passiert war, wäre seine Überlegenheit zumindest auf psychologische Sicht verschwunden; dass er die Waffe trotz allem besitzen würde, versuchte ich zu vergessen. Nun zählte es nur, ruhig zu bleiben, um angemessen reagieren zu können und sich keinen Fehler zu leisten. Eine Aufgabe, die mir leichter schien, wenn der Lauf der Pistole auf mich gerichtet gewesen wäre — die Koordinatorin war vollkommen unbeteiligt und unschuldig in die Sache hineingerutscht. Nicht nur, dass ich von der Obrigkeit entsprechende Probleme bekommen würde, auch selbst würde ich mir Vorwürfe machen, weshalb ich nicht verhindert hätte, dass Sara etwas passierte.
    Unwillkürlich leckte ich mir über die Lippen. Ich durfte dieses „Etwas“ nur nicht genauer definieren, dann würde es schon funktionieren - irgendwie. „Was wollen Sie?“, sprach ich meine vorher zwischen den Zeilen geflüsterte Frage nun laut und deutlich aus. Bleib ruhig!, ermahnte ich mich selbst, als ich spürte, wie mir langsam der Schweiß auf die Stirn trat. Einfach dieses Mordwerkzeug in seiner Hand vergessen, alles war in bester Ordnung …
    Mein Gegenüber grinste nur süffisant. „Informationen will mein Chef, nicht ich“, erklärte er sanft, strich mit der rechten Hand, die er bis eben ruhig in die Seite gestemmt hatte, demonstrativ über den Lauf der Pistole. „Und deshalb kommt ihr beide mit. Du für die Antworten und sie …“ Er deutete überflüssigerweise auf die wimmernde Sara und zuckte die Schultern. „Du verstehst schon“, grinste er schließlich.
    Anstatt einer Antwort verengte ich nur die Augen und ließ mich vom Tisch gleiten. „Sara, komm“, sagte ich laut, als das Mädchen nach einigen Sekunden immer noch nicht reagiert hatte. „Keine Angst, es ist alles in Ordnung“, fügte ich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen hinzu und versuchte, so viel Sicherheit wie möglich in diese Worte zu legen. Innerlich flehte ich aber beständig, dass Solniza sich endlich melden würde, zu Hilfe kommen konnte.


    Unser Kerkermeister führte uns erneut durch nicht enden wollende Korridore voller Türen. Alles sah gleich aus: Graue Wände, die so frisch schienen, dass nicht einmal die Farbe abzublättern versucht war, sauberer, gleichfarbiger Boden aus PVC, schwache Beleuchtung durch matte Glühbirnen. Dennoch schien mir das Licht hier wie Festtagsbeleuchtung, war ich doch lange genug in der Zelle gehockt, in der die trübe Funzel nicht einmal alle Winkel des Raumes hatte beleuchten können.
    Wie lange wir durch die Gänge streiften, vermochte ich nicht zu sagen — auffällig war jedoch, dass uns kein einziges Mitglied der Verbrecherbande begegnete, ganz, als ob tiefste Nacht herrschte — oder alle irgendwo unterwegs waren. Möglicherweise war nur der Muskelprotz aufgrund seiner Statur abgestellt worden, um sich um uns zu kümmern? Aus den Augenwinkeln — um uns nicht einen Moment aus den Augen zu lassen und seinen Vorteil in Form der Pistole vollkommen ausspielen zu können — beobachtete ich ihn. Nein, etwas zu Wichtiges konnte nicht anstehen, ansonsten würde er weitaus unglücklicher dreinschauen. Um eine Nachtschicht schien es sich allerdings auch nicht zu handeln …
    Ich schluckte, schaffte es dann aber doch, mich durchzuringen, die Frage nach der Uhrzeit zu stellen. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, zuckte ich bereits vorsorglich zusammen, in Furcht vor neuem Schmerz, möglicherweise einem zweiten blauen Auge.
    Nicht hätte ich jedoch damit gerechnet, dass er meine Frage beantworten würde. „Zwölf Uhr vorbei“, antwortete unser Bewacher, so verwundert, als sei es vollkommen unvorstellbar, dass ich nach all dieser Zeit in der Zelle, ohne Tageslicht und ohne Uhr, nicht mehr einschätzen konnte, wie spät es war.
    Früher Nachmittag! Das bedeutete, dass ich seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts mehr in den Magen bekommen hatte — wie lange es her war, dass ich etwas Ordentliches gegessen hatte, wollte ich gar nicht bedenken, so unwirklich schien es inzwischen. Verflucht! Ich sollte langsam zusehen, endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen, wenn ich nicht vor Hunger umkippen wollte.


    Vor einer Tür, die nicht anders aussah als all die anderen, an denen wir vorbeigekommen waren, gab der Riese schließlich den Befehl zum Anhalten. „Wir sind da“, erklärte er sanft, erneut mit diesem unheimlichen Grinsen im Gesicht, trat zur Tür und drückte langsam die Türschnalle hinunter, jedoch nicht, ohne vorher nicht geklopft zu haben — und keine Antwort erhalten zu haben.
    Von alleine schwang die Tür auf — wohl war der Türstock schlecht montiert oder das Schloss bereits marode — und aus dem dahinterliegenden Zimmer drang hellstes Tageslicht, das mich einige Zeit blendete, sodass ich meine Augen zusammenkniff und langsam durch die Öffnung ging, trotz allem versucht, einen möglichst stolzen Gang zu wahren — das Auftreten war alles, wie ich mir wieder und wieder einschärfte.
    Als sich meine Augen schließlich an die Helligkeit gewöhnt hatten und ich wieder etwas sehen konnte, ließ ich meine Blicke durch das große Büro schweifen, in das Sara und ich geschickt worden waren. Gut und gerne zwei- oder gar dreimal so groß wie die Zelle, in der wir zunächst gewesen waren, war dieser Raum, versehen mit einem großen, sauberen Fenster, das in Richtung Wald zeigte. Dank der gerodeten Fläche waren die Bäume trotz allem weit genug entfernt, um das Sonnenlicht zu Genüge einzulassen. Aus diesem Grunde war auch die Glühbirne unter einem gläsernen Lampenschirm (der einzige, den ich bisher in den nicht in Betrieb — wohl aber der Computer auf dem Schreibtisch, der mitten im Zimmer auf einem breiten Schreibtisch stand, denn dieser summte leise.
    Abgesehen von diesem Tisch mit dem zugehörigen Chaos aus Papier, Stiften, Kabeln und dergleichen mehr fanden sich im Raum nur drei Stühle — zwei, die besser in ein Esszimmer gepasst hätten mit ihren geraden, harten Holzlehnen und ein scheinbar mit schwarzem Leder bezogener Drehstuhl, auf dem, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, Sven saß, lässig zurückgelehnt und die überschulterlangen Haare offen, die so mit ihrem kräftigen Rot einen deutlichen Kontrast zu dem Bezug des Stuhls und seinem schwarzen Pullover bildeten.
    Erst, als ich diesen Anblick verdaut hatte, wurde mir klar, dass der Junge gar jünger war als ich, seine Mitarbeiter ihn dennoch mit unglaublicher Achtung behandelten. Ja, Herkunft und Beziehung war wohl alles auf das man sich verlassen konnte, wenn man nach mächtigen Positionen strebte …
    Mit einem süffisanten Grinsen erhob sich der Rotschopf und entließ den Schrank von Untergebenem mit einer lässigen Handbewegung. Nachdem die Tür mit einem lauten Klacken geschlossen worden war, griff der Junge in eine Schublade — und holte eine Pistole daraus hervor. „So, ich denke, nun können wir in aller Ruhe reden“, erklärte er sanft, bevor er den harten Blick seiner silbrigen Augen auf mich richtete. „Das hast du wohl schon gehört. Beantworte meine Fragen und dem Mädchen wird nichts geschehen.“ Seine Seelenspiegel maßen mich von oben nach unten. „Dir natürlich auch nicht, aber mir kommt vor, als ob dir das ziemlich gleich wäre. Was habe ich denn nur für ein Glück …“ Demonstrativ wechselte er seine Waffe von einer Hand in die andere.
    Nach dieser Ansprache atmete ich tief durch, versuchte jedoch, einen ungerührten Ausdruck zu wahren. „Ich erledige nur meine Arbeit“, erklärte ich mit einer Stimme, die es mir gelang überraschend ruhig zu halten. „Solche Dinge sind nun eben Berufsrisiko. Mal abgesehen, dass ich meinen Teil hier bereits erledigt habe. Jetzt kannst du mit Dingen kommen, die dir immer einfallen mögen, Junge.“ Ich probierte, aus meinem Alter einen psychologischen Vorteil zu ziehen, wie ich auch versuchte, mir einzureden, dass alles in Ordnung war. Wenn ich die Nerven wegschmiss, wäre alles vorbei. Vielleicht würde die Aktion, die die Verbrecher hier durchführen wollten, gestoppt werden — nur wäre mir das dann schon egal. Und nie durfte ich während dieses Gesprächs vergessen, dass mein Gegenüber zwei, fast drei, Jahre jünger war als ich — da konnte er doch einfach nicht mit mir umspringen, wie es ihm behagte!
    „Und das Mädchen?“ Der Rothaarige grinste, hob die Entsicherung seiner Pistole auf, um den Abzug zu betätigen, den Lauf direkt auf Sara gerichtet. Die Zehnjährige zuckte zusammen, schrie auf – nur, um einen Moment später in Tränen auszubrechen.
    Ich bedachte den Schwarzgekleideten mit einem wütenden, jedoch machtlosen Blick. Zu viel Bewegung, das war mir klar, durfte ich nicht riskieren – es sei denn, ich wollte mit einer Kugel im Kopf enden. Und so blieb mir nur, dem angstvollen Schluchzen der Zehnjährigen zu lauschen, mir das Gewicht meiner Schuld in Erinnerung zu rufen. Warum nur wollte Sven die Blauhaarige nicht gehen lassen? Erfahren hatte sie doch gar nichts! „Lass sie!“, überwand ich mich schließlich zu fauchen, hoffend, mein Gegenüber würde seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwenden und mir nicht nur den Rücken zeigen. „Sie ist vollkommen unschuldig und sicherlich keine Bedrohung!“ Nicht, dass ich im Moment eine war. Aber ich besaß zumindest das Wissen …
    Ein Klicken, das davon zeugte, dass er seine Waffe wieder entsicherte. Spielerisches Drehen der Munitionskammern. Mein Herzschlag beschleunigte sich, ebenso mein Atem. Noch mehr Schweiß trat auf meine Stirn, meine Handflächen wurden merkbar feucht. Panisch gelang es mir kaum, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Instinktiv wollten meine Finger nach der Grünen Kugel greifen, doch mit Mühe gelang es mir, diese Bewegung, diesen Reflex zu unterdrücken. Ich zeigte schon genug Zeichen der Angst — da musste ich alles, was zu vermeiden war, auch vermeiden. Hätte ich mich jetzt zu einer unbedachten Bewegung hinreißen lassen, wäre es wohl aus gewesen. Aber war es das nicht ohnehin? Meine linke Hand ballte sich zur Faust. Das konnte nicht sein! Es durfte nicht sein, denn noch hatte Rayquaza eine Aufgabe für mich! Solniza? Wo blieb nur dieses verdammte Psiana? Ich war zweifelsohne in einer aussichtslosen Lage.
    Eine Bewegung, als Sven herumfuhr. Seine überschulterlangen Haare flogen aufgrund der Aktion, und als ich in seine Seelenspiegel blickte, erkannte ich nur blinde Wut, Hass. Angstvoll drückte ich mich gegen die Wand zu meinem Rücken, spürte die unebene, da schlecht verputzte, Oberfläche. Und erneut sandte mein Körper Signale meiner Angst aus, wie ich erkennen musste, als mein Atem keuchend wurde.
    „Ich weiß, was Sache ist!“, herrschte mich der Jugendliche an, hob die Waffe, sodass der Lauf direkt auf meinen Kopf wies.
    Nun war ich es, die einen schrillen Schrei ausstieß und die Augen schloss.
    „Aber vielleicht können wir uns ja auf einen Kompromiss einigen.“
    Zweifelnd öffnete ich meine Augen wenig, um den Gesichtsausdruck meines Gegenübers deuten zu können. Sein Tonfall zeugte nur von einem – von eiskalter Berechnung.
    Doch er hatte sich bereits von mir abgewandt, war im Begriff, auf Sara zuzugehen – seine Pistole immer noch fest im Griff. Ich hörte die Zehnjährige wie ein getretenes Fukano winseln.
    Ich spürte, wie aufgrund der Stresssituation meine Beine nachgaben, ich zu Boden sank. Nun war ich einfach froh über den Halt, den mir die Wand bot. Jegliches positives Gefühl verschwand aber, kaum dass ich aufblickte.
    Der Rothaarige nämlich hatte Sara gepackt, umgriff mit einem Arm ihren Oberkörper und die Arme, wahrend die andere Hand die Pistole hielt – und die Mündung direkt an ihre Schläfe presste. „Sie darf leben, wenn du mir alle Fragen brav beantwortest, Lady Maja. Klingt das nach einem … annehmbaren Deal? Die andere Möglichkeit wäre natürlich, dass ihr euch beide mit einer Kugel im Kopf wiederfindet.“ Er lächelte höhnisch, während seine Geisel in haltloses Schluchzen ausbrach. Ich wandte nur den Kopf ab – den panischen, beinahe verrückten Anblick von Saras Gesicht konnte ich nicht ertragen.
    Als ob ich Bedenkzeit benötigte, schwieg ich zunächst – sekundenlang. An sich klang das Angebot fair, doch selbst im Falle eines Annehmens würde Sven nichts davon abhalten, nach der durchschnittlichen Handlung eines drittklassigen Krimis vorzugehen. Zu viel Wissen war einfach gefährlich.
    „Wird’s bald!“ Ich zuckte zusammen, blickte jedoch nicht auf und zeigte auch ansonsten keine Regung.
    So sah ich den Stiefelabsatz, der mich an der Stirn traf, nicht kommen. Durch die Wucht wurde mein Hinterkopf gegen die Wand geschleudert, sodass sich zum ersten, pochenden Schmerz ein weiterer, stechender gesellte. Da ich mein Gleichgewicht nicht halten konnte, rutschte ich vollends zu Boden. Vor meinen Augen tanzten Sterne und ich meinte, etwas Warmes über meine Stirn tropfen zu spüren. Blut? Ich traute mich nicht, die Hand zu heben und die Flüssigkeit abzuwischen, blieb nur keuchend liegen, den Blick entsetzt auf die hämischen, von Gewaltbereitschaft zeugenden silbrigen Seelenspiegel gerichtet. Egal, was der Junge behaupten mochte – am Ende würden weder Sara noch ich diesen Raum lebend verlassen können, daran zweifelte ich keine Sekunde. „Was für Fragen?“, stieß ich schließlich hervor, in der Hoffnung, Zeit gewinnen zu können.
    Zur Unterstreichung seiner Überlegenheit verstärkte Sven seinen Klammergriff um Sara, was nur dazu führte, dass das Schluchzen des Mädchens intensiver wurde. „Das bestimme immer noch ich!“, rief der Rothaarige aus. „Sobald du mir eine Antwort gegeben hast, versteht sich. Was ist nun mit dem Deal?“ Demonstrativ richtete er seine Waffe auf mich, doch versuchte ich, mich nicht von der Gefahr beeindrucken zu lassen – sie war schon zuvor vorhanden gewesen.
    „Was bleibt mir auch schon für eine Wahl?“, stöhnte ich im Schmerz – scheinbar schickte sich auf meinem Hinterkopf eine Beule zu entstehen an, während auf dem Riss auf meiner Stirn – denn um nichts anderes konnte es sich handeln – Blut sickerte und den Boden benetzte, sodass ich es bereits aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte. „Stell schon deine Fragen.“ Ich versuchte, kühl und berechnend zu klingen – doch entkam mir nicht mehr als ein Flüstern.
    In diesem Moment aber gelang es Sara, den Kopf so zu drehen, dass sie mir ins Gesicht blicken konnte. Zur ohnehin schon vorherrschenden Panik in ihren Augen mischte sich nur noch mehr Entsetzen, wohl über mein Blut, das zu Boden tropfte. War es tatsächlich derart viel? Passiv beobachtete ich wie in Zeitlupe, wie es der Zehnjährigen gelang, sich dem Griff ihres Geiselnehmers zu entwinden, zur Tür zu flüchten.
    Wie es mir gelang, mich aufzurappeln und nach einem Stuhl zu greifen, um mit dessen Lehne die Fensterscheibe einzuschlagen, war mir unklar – ebenso, warum ich es tat. Wohl vermutete ich, dass es der jungen Koordinatorin gelingen würde zu entkommen.
    Doch als ein Schuss gellte, fuhr ich herum, sah entsetzt zu, wie Sara zusammenbrach. Dann erst bemerkte ich das Blut, das aus ihrem Unterschenkel strömte. Das gepeinigte Schreien des Mädchens ging in einem zweiten Schuss unter, den ich nur wie im Traum wahrnahm – er nämlich war es, der die Schreie und das Weinen der Zehnjährigen beendete. Ein lautloser Ruf des Entsetzens entkam mir, als ich des kreisrunden roten Flecks auf ihrer Stirn gewahr wurde, aus dem ebenfalls der kostbare Lebenssaft floss.
    Ohne nachzudenken, dass der Jugendliche, der mich eben erpresst hatte, zum Mörder geworden war, fuhr ich herum, sprang durch die zerbrochene Scheibe, wobei ich mir Schnitte an Armen und Beinen zuzog. Mehr stolperte als lief ich von dem kahlen Gebäude die wenigen Meter in den Wald, hinein in den vermeintlichen Schutz des Waldes, wobei ich nicht einmal darauf achtete, ob hinter mir noch weitere Schüsse gellten. Weg, einfach nur weg wollte ich — so hatte ich zumindest eine verschwindend kleine Chance, zu überleben.
    Irgendwann, als die Lagerhalle bereits nicht mehr zu sehen war, brach ich unter den Kronen der Bäume zusammen und gab mich der erlösenden Schwärze der Bewusstlosigkeit hin.


    Eine raue Zunge weckte mich, war die erste Empfindung, die ich wahrnahm. Ein Lecken, zuerst sanft, dann intensiver – oder war es nur meine Wahrnehmung, die wieder zunahm? Ich konnte es nicht beurteilen, wusste nur, dass ich langsam des harten Bodens unter mir gewahr wurde, wieder den Schmerz an meinem Kopf, der das leichte Stechen der Kratzer an meinen Armen und Beinen übertraf, verspürte. Langsam versuchte ich, meine Finger zu bewegen, meine linke Hand, die irgendwo oberhalb meines Kopfes zum Liegen gekommen war, zur Faust zu ballen, während ich langsam blinzelte – und direkt vor meiner Nase hellviolette, seidig glattes Fell erkennen konnte. Solniza?, flüsterte ich überrascht.
    Das Lecken an meiner Wange stoppte, als in das Fell vor mir Bewegung kam – und ein lautes Schnurren einsetzte. Endlich!, rief die Sonnenkatze aus, während sich ihr Kopf in mein Gesichtsfeld schob und sie begann, diesen an den meinen zu reiben. Unglaublich erleichtert klang sie – was ich ihr in Anbetracht meines wahrscheinlichen Aussehens nicht verdenken konnte.
    Langsam bewegte ich meinen linken Arm, streckte ihn so nach oben, dass ich das Fell Solnizas streicheln konnte. Das Psiana drückte sich nur fester an mich, sein Schnurren wurde noch lauter. Oder lang es daran, dass Solnizas Kehle einfach meinem Ohr nähergekommen war?
    Was ist passiert?, wollte das hellviolette Geschöpf aber schließlich, nachdem es sich einige Zeit an mir gerieben hatte, wissen. Seine Stimme klang aufrichtig interessiert, aber auch schockiert – wohl von meinem Zustand.
    Ich schloss für einen Moment die Augen, presste die Lippen zusammen. Es ist …, setzte ich an, wusste aber nicht, wie ich fortsetzen sollte. Einige Zeit lang gelang es mir nicht, klare Worte zu fassen, bis ich die Geschehnisse auf die einfachste Art zusammenfasste: Sara ist tot, murmelte ich tonlos.
    Sogleich für Solniza zurück, ich bemerkte, dass sich ihr Fell aufstellte, sie die Lefzen hochzog, während sich in ihren Augen nicht nur Entsetzen und Unglauben, sondern auch Trauer und Wut spiegelten. Das kann nicht dein Ernst sein!, fauchte sie – nicht nur gedanklich, denn ihre Worte wurden auch von einem passenden Zischen begleitet.
    Statt einer Antwort schloss ich nur die Augen, um zu verhindern, dass zu viele Tränen aus ihnen strömen konnten. Nun, scheinbar in Sicherheit – und zumindest nicht mehr alleine und ungeschützt – wurde mir die Tragweite der Ereignisse wirklich bewusst. Das junge Mädchen, noch nicht allzu lange zehn Jahre alt – und damit nur knapp zwei Drittel so alt wie ich –, das mich auf der bisherigen Reise durchwegs immer wieder auf die Palme gebracht hatte, war tot. Einfach so hatte sie ihr Leben ausgehaucht – nur durch eine einzige Patrone einer Pistole, abgefeuert vom Partner Enteis.
    Ohne es wirklich zu bemerken, rappelte ich mich mühsam auf, den Blick meiner nur zu Schlitzen geöffneten Augen zu Boden gerichtet. Es ist mein Ernst, Solniza, murmelte ich. Sven hat sie erschossen – und ich hätte sie retten können, indem ich ihm Informationen gegeben hätte. Informationen, verstehst du! Aber nein, ich war zu feige, wollte wissen, Informationen welcher Art. Und dann … wollte sie fliehen – und alles ist einfach passiert. Ich brach ab, denn ein erster Schluchzer entrann meiner Kehle, und die wenigen Tränen, die ich zuvor nicht hatte unterdrücken können, verwandelten sich in einen reißenden Fluss.
    Solniza drückte sich nur sanft an mich und teilte meine Trauer.


    Plötzlich aber riss ich mich von ihr los, sprang auf – und geriet sogleich ins Straucheln. Einen Aufschrei konnte ich mir nur mit Mühe unterdrücken, während ich wieder in die Knie ging, um nicht zu fallen. „Wir müssen hier weg, Solniza, vor allem haben wir noch etwas zu erledigen. In Trauer zu versinken ist sinnlos.“ Ich wusste insgeheim, dass ich diese Worte eher zu mir selbst sprach als zu der Sonnenkatze, die mich nur aus entsetzten, trauernden, aber doch entschlossenen Augen anblickte. Denn ich war es, die zusammengebrochen, zuerst in Tränen ausgebrochen war. Ich war es gewesen, weshalb wir überhaupt an dieser Stelle gesessen hatten.
    Und vor allem war Sara wegen mir gestorben. Hätte ich doch ohne zu Zögern mein Einverständnis gegeben, Svens Fragen widerspruchslos zu beantworten! Dann hätte er schlussendlich nicht nur Sara, sondern auch mich getötet – und ich bräuchte mich nicht mit Gewissensbissen herumschlagen. Ja, ich war feige – aber in diesem Moment war es mir egal. Wütend hieb ich mit der Faust auf den weichen Waldboden, sodass deutliche Mulden zurückblieben. Was hatte ich vorgehabt? Hatte ich heldenhaft handeln wollen? Nein, im Gegenteil. Ich war nur feige gewesen, hatte versucht, lebend davonzukommen. Und jetzt, da alles geschehen war, wünschte ich mir doch, dass die Geschehnisse einen anderen Verlauf genommen hätten.
    Fang jetzt nicht an, dich schuldig zu fühlen. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, war Solniza an mich herangetreten. Nun aber schmiegte sie sich nicht tröstend an mich, sondern starrte mich mit festem Blick von unten hinauf an. Denn auch, wenn ich nicht weiß genau, was geschehen ist – ich bin sicher, du hast keinen Fehler gemacht. Oder zumindest keinen, der in einer solchen Situation nicht erlaubt wäre.
    Es ist erlaubt, dass wegen mir ein Mädchen, jünger als ich, hat sterben müssen? Nur, weil ich nicht eingewilligt habe, Fragen zu beantworten? Fragen, Solniza! Verdammte, einfache Fragen. Nichts anderes. Einfach nur Fragen. Wenn du wüsstest! Ich hätte Sara schon in Mahagonia nicht sagen dürfen, wohin ich gehe – nein! Nicht einmal in Neuborkia hätte ich einwilligen dürfen, dass wir gemeinsam auf Reisen gehen würden! Ich hätte alles alleine durchziehen müssen – dann wäre alles nicht so passiert.
    Wütend schrie ich diese Worte in meinen Gedanken hinaus, sicher, dass sie noch kilometerweit wahrnehmbar wären – selbst für jedwedes Wesen, das keine Erfahrungen mit Gedankenaustausch hatte. Solniza, du hast keine Ahnung – du hättest dich in meiner Situation sicher richtig verhalten.
    Zumindest würde ich nun nicht so reagieren wie es du im Moment tust.
    Ich zuckte ob der unterdrückten Wut in der Stimme der Sonnenkatze zusammen, starrte sie perplex an. Zornig peitschte ihr Schweif hin und her, selbst die Schweifenden bewegten sich in enormer Geschwindigkeit unabhängig voneinander. Wann verstehst du endlich, dass man sich als lebendes Wesen auch Fehler leisten kann? Kein Pokémon ist ein Roboter! Kein Mensch ist ein Roboter! Du bist auch kein Roboter!
    Mit derartiger Intensität und Verärgerung sprach Solniza diese Worte aus, dass ich perplex zusammenzuckte. Überrascht blickte ich in ihre harten Seelenspiegel, die mich anfunkelten. Stumm ließ ich mich zurücksinken, sodass ich auf dem kühlen, wenn auch weichen Boden saß, zog die Beine an, um diese mit den Armen zu umschlingen und den Kopf auf meine Knie zu legen. So einfach sagst du das, stieß ich aus. Aber versuch doch, mich zu verstehen, Solniza. Versuch, dir vorzustellen, wie es mir geht. Da würdest auch du nicht anders reagieren.
    Du hast jetzt nicht in Selbstmitleid zu versinken!
    , herrschte mich das Psiana an. Du hast gerade selbst gesagt, dass wir von hier weg müssen. Und außerdem bringt es im Übrigen nichts, in Trauer zu versinken – wie du auch eben bemerkt hast. Was geschehen ist, ist geschehen.
    Ich spürte, wie sich meine Augen erneut mit Tränen füllten, während ich mich langsam, wie in Zeitlupe, erhob. Du hast recht, murmelte ich schlussendlich. Aber was sollen wir denn jetzt machen? Ich meine, einfach so zurückgehen können wir nicht – in der Baracke haben sie jetzt sicherlich die Sicherheitsmaßnahmen erhöht.
    Anstatt einer Antwort hob Solniza nur den Kopf, blickte in den Himmel. Wir sollten uns einen Schlafplatz suchen, der relativ geschützt ist.
    Um ihrer Aussage folgen zu können, folgte ich ihrem Blick – und erkannte, dass die Sonne bereits hinter dem Kesselberg verschwunden war. Der etwas größere Hügel hob sich scharf vom Himmel, der in ein zartes Lachsrosa getaucht war, ab, durchzogen von kräftigeren Streifen, wohl den letzten schwachen Strahlen des Gestirns, das sich zur Ruhe legte. Wenige Wolken stachen aus den sanften Farben, die nach oben hin langsam ins Blaugrün des restlichen Himmels übergingen, mit ihren kräftigen Orangetönen hervor – wohl wurden sie direkt von der untergehenden Sonne bestrahlt.
    Instinktiv wandte ich mich nach Osten, in Richtung Ebenholz City. Dort hatte die Nacht schon bedeutend deutlicher Einzug gehalten – nur schemenhaft war das Drachen-Gebirge mehr zu erkennen, die Spitzen der Berge verschwammen bereits mit dem kobaltblauen Himmel, sofern ich dies durch die Kronen der Bäume hindurch erkennen konnte. In meiner Heimatstadt musste es wohl bereits gedunkelt haben; wie spät es wohl war? Reflexartig griff meine Hand nach meinem Gürtel, an die Stelle, an der ich normalerweise den PokéCom angebracht hatte – aber fand nur die leere Halterung. Ich seufzte – denn daran, dass ich am Morgen nicht dazu gekommen war, den PokéCom zu nehmen, hatte ich nicht gedacht.
    Seufzend lehnte ich mich an einen Baumstamm direkt vor mir, spürte die raue Borke durch den Stoff meines Gewandes hindurch. Du hast recht, murmelte ich. Wenn wir noch länger warten, wird es zu dunkel, als dass wir noch etwas erkennen könnten.
    Und vielleicht würde die Situation nach einer Nacht nicht mehr gar so aussichtslos erscheinen.
    Vielleicht.

  • Hallo Majata,
    hoffe du verzeihst mir meine Abwesenheit beim letzten Kapi. Du warst einfach zu schnell für mich^^. Dich Versäumtes hole ich jetzt nach.


    Kapitel 55
    Dazu fällt mir ehrlich gesagt nicht besonders viel ein. Majs hilflose Situation wird auf jeden Fall schön beschrieben und du wirst natürlich auch nicht müde, sie immer und immer wieder in den üblichen Gedankengängen stochern zu lassen. Dazu der frustrierend eintönige und langweilige Tagesablauf, der ihre Handlungsunfähigkeit nur unterstreicht und schon hast du es geschafft, ein ganzes Kapitel damit zu füllen.
    Nur im Mittelteil wird es besonders aufregend, als sich auch der Kapitelname erklärt. Majs "Traum" - wie ich jetzt einfach mal sage - ist ja dieser Tage keine bahnbrechende Idee mehr und wurde auch in anderen FF´s schon eingesetzt. Dennoch fand ich diese Szene toll, da sie zu einem interessanten Zeitpunkt kommt und außerdem sehr schön formuliert wurde. Die Vorstellung einer wehrlosen Person, die einem ungezügelten Pokémon gegenübersteht, gefällt mir einfach von Grund auf sehr gut. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass dieser Traum auch Realität werden könnte, wenn Suicune tatsächlich mal durchdrehen sollte. Somit eine durchaus beängstigende Vorstellung für Maj.
    Dass Sara am Ende noch zu Majs Zellengenossen wird, hat mich ziemlich überrascht. Wenn sie auf einer Mission ist, spielt Sara ja nur selten eine Rolle. Hier aber passt sie fantastisch neben die selbstkritische Maj und macht das hoffnungslose Bild mit ihren Ängsten und ihrer Verletzlichkeit endgültig komplett. Eine wunderschön depressive Szene, wenn man das so sagen kann.


    Kapitel 56
    Hier hast du nun wieder eine Szene geschaffen, die ebenso gut in einen Blockbuster gepasst hätte. Generell ist mir schon aufgefallen, dass ich bereits mehrfach an einige Filme erinnert wurde bzw. mir deine Zeilen in Filmform vorgestellt habe. Das Kopfkino läuft einfach super gut, wenn du erst mal in Fahrt kommst. Die Konfrontation mit Sven war in jedem Punkt klasse - bis auf die Beschreibung seines Büros. Den Raum konnte ich mir nur vage vor Augen führen. Wolltest du vielleicht den Fokus auf die Unterhaltung und die Gefahr an sich legen? Wenn ja, ist das aber kein Grund die Umgebungsbeschreibung zu vernachlässigen.
    Die Dialoge sind in dieser Phase ebenfalls filmreif. Nicht wirklich originell aber in jedem Fall realistisch und aussagekräftig. Man merkt zu jeder Sekunde, wie ernst Sven es meint und auch Majs gespielte und daher nicht ganz überzeugende Sicherheit und Souveränität ist sehr schön herauszulesen. Nur nervt es mich ab und an, wenn diese dann endgültig zusammenbricht. Solche Szenen wie diese, in der sie an der Wand zusammensinkt und schreit - so will ich sie mir eigentlich gar nicht vorstellen. So war sie früher auch nie. Ich mochte die unantastbare, gleichgültige Maj, die man höchstens mit dem Weltuntergang selbst erschüttern konnte. Allerdings ist das nur eine persönliche Meinung von mir und wenn man bedenkt, in welchen Schwierigkeiten sie sich von Zeit zu Zeit wiederfindet, ist es natürlich auch nachvollziehbar. Dennoch vermisse ich die souveräne Art an ihr ein bisschen.
    Sara ist tot. Boah, das war echt ein harter Schlag. So recht wollte ich mich erst nicht mit den Gedanken abfinden, dass ihr Tod jetzt eine beschlossene, unumkehrbare Tatsache ist. Wenn man bedenkt, mit was für Kräften sie aber zu tun hat, wäre es nicht ganz unwahrscheinlich, sollte sie noch einmal ins Leben zurück kommen. Allerdings schätze ich dich nicht so ein. Du sagtest mir einmal "der Tod sei etwas Endgültiges". Von daher rechne ich nicht wirklich mit so einer Wendung. Die Szene an sich war mir zwar ein wenig zu schnell und detailarm beschrieben, aber ich verstehe natürlich, dass du Rücksicht auf jüngere User nehmen musst und ich finde es gut, dass du das auch tust. Somit ist das keine Kritik an dich. Dass in dieser Situation alles so schnell ging war handlungsmäßig auch erforderlich, denn wie sollte man das Gefühl bekommen, alles spiele sich in wenigen Sekunden ab, wenn alles auf vierzig Zeilen gestreckt wurde? Somit hast du hier eigentlich alles richtig gemacht.
    Jetzt bin ich mal richtig gespannt, was Maj und Solniza nun machen. Und dann gibt´s ja auch noch Siegfried. Ich freu mich schonmal.


    Pheno

  • Sow, Hallo Fledermaus :>
    Etwas später trudelt dann auch mal mein Kommi ein. Hm, irgendwie fang ich mein Feedback immer mit der selben Leier an, verzei. xD Also: auf gehts ans Kommentieren!


    » Kapitel 57 «
    Zurschaustellung
    Da ich ja die Kernaussage des Kapitels ja kannte, ist es also dieses Mal nichts Neues bzw. kein großer 'Omg'-Moment gewesen, wobei ich allerdings trotzdem sagen muss, dass mir der Aufbau des Kapitels recht gut gefallen hat. Man merkt, dass du die Handlung scheinbar immer weiter zuspitzen lässt, bis es schließlich zum unumwindlichen Ende (Ereignis) kommt: Sara ist unwiderruflich tot. Anfangs war ich ja wirklich etwas erstaunt über diese Entwicklung der FF aber letzendlich stimmt es wohl, dass du damit Maj eine Charakterveränderung im weiteren Verlauf zuschreibst - man merkt es ja auch schon teilweise im Gespräch mit Solniza. Zusätzlich unterstreichst du nochmal ausführlich, dass mit Team Rocket oder allgemein "mit den Bösen" nicht zu Spaßen ist, sie werden nicht verharmlost dargstellt wie im Anime (*hust*) & genau das gefällt mir auch so gut daran.
    Hm, ich frage mich aber warum Sven aufeinmal so einen 'krassen' Wandel oder eine Drehung um 180 Grad gemacht hat, immerhin war er ja mal sozial. Na ja, Männer (lol). Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie es da weitergeht, denn der Kerl scheint ja doch ziemlich hinterhältig und spontan zu sein. Irgendwie finde ich, dass solche Charaktere eine FF erst so richtig spannend machen, allein schon, weil man sie so gut wie gar nicht einschätzen kann. Offen bleibt ja auch, was mit Siegfried geschehen ist/ geschieht/ geschehen wird. Darauf freue ich mich als Leserin schon total; ich frage mich, was du dir da einfallen lässt.
    Der letze Teil des Kapitels kam eigentlich so, wie er kommen muss: starke Selbstzweifel und allgemeine Verzweiflung seitens Maj. Selbstverständlich brennt sich solch ein Ereignis tief in den Verstand, wenn nicht sogar in die Seele. Hier und Da hättest du vielleicht noch ein bisschen mehr auf die Gefühlswelt von Maj eingehen können - zwar sprichst du es an aber es könnte mMn noch etwas mehr sein. Im Gespräch mit Solniza - btw.: Yay, Sie ist wieder da! - merkt man auch deutlich, dass die Sonnenkatze versucht, ihre Trainerin aufzuheitern aber auch genauso direkt sagt, was Sache ist. Ich schätze mal, das hat Maj in diesem Moment auch gebraucht, es nützt nichts im Selbstmitleid zu versinken, auch wenn es schwer sein mag in so einer Situation nach vorn zu schauen.
    Allgemein hat mir das Kapitel gut gefallen. Als kleinen Tipp (weil es mir grad so auffällt), könntest du vielleicht auch mal ein bisschen mehr die Mimik deiner Charaktere beschreiben. Zwar sehe ich das immer mal wieder, jedoch könnte das imo auch noch ausführlicher in Schlüsselszenen beschrieben werden. Natürlich nicht in jeder x-beliebigen Szene, da werden wir ja morgen noch nicht fertig. Ich schätze aber mal, du weißt was ich meine. ^^'


    So, das wars an der Stelle wieder einmal von mir. Wir lesen uns im nächsten Kapitel.
    Bis dahin! :>


    ~ Kräme

  • [tabmenu][tab=first]Hallo Maj, ^^


    Sou, ich dachte mir, ich nutze die Zeit mal - endlich, lol - und schreibe dir deinen wohlverdienten Kommi. Will auch gar nicht viel drumherum reden, sondern gleich zur Sache kommen.


    [tab=second]Hirngespinste
    [subtab=Text]Der Titel lässt schon einiges vermuten, aber mehr im ruhigen Bereich - also ohne, dass Maj großartig in Aktion treten muss - im Kopf also. Würde mich ja interessieren, was für ein Hirngespinst gemeint ist, weil das ja eigentlich eher negativ ist. Also entweder verliert sie sich in sehr negativen und/oder unrealistischen Gedanken oder sie hat einen besonders unrealistischen Traum. Mal sehen …


    Maj ist also gefangen - mal wieder. Scheint ihr ja relativ häufig zu passieren, was bei dem Job aber irgendwie nicht wirklich verwunderlich ist, auch wenn es sich gerade etwas häuft. Zeigt aber in meinen Augen recht gut, dass Team Rocket nicht zu verachten ist und jedenfalls in deiner FF was zustande bringt. (Im Gegensatz zum Anime, wie es bei PokéSpe aussieht, weiß ich ja nicht.) Anyway, irgendwie scheint die Lage - wenn es um das Gefangensein geht - auch sich immer mehr zu steigern. Ich meine, letztes Mal, war es schon recht ernst, aber dieses Mal scheint es doch etwas ernster zu sein. Nicht wegen der Unterkunft und auch nicht unbedingt wegen der Stimmung - die ich beim letzten Mal als besonders weit unten empfand - sondern eher, weil es hier irgendwie noch mehr nach „es gibt keinen Ausweg” sich anfühlt. Gut, war letztes Mal auch schon so, immerhin war die Station ja dann komplett verlassen, aber hier hat sich ja Siegfried eingeschlichen und - wie Maj richtig erkannt hat - wenn sie erkannt wird, wird man ihn auch erkennen und umgekehrt. Ein ziemlich gewagtes Spiel hier.
    (Der Ausdruck „Goldgirafarig”, war übrigens ziemlich genial. Aufgrund des fehlenden Esel-Pokémon natürlich noch am besten gewählt. Würde mich ja interessieren, ob’s mal ein Esel-Poki geben wird. ^^)
    Besonders gut, hast du immer wieder auf Majs blaues Auge hingewiesen, was ich - da ja doch bissl Zeit vergangen ist, als ich das letzte Kapitel gelesen habe - gar nicht mehr im Hinterkopf hatte. Fand ich hier sehr gut dargestellt, was die Lage für Maj aber nicht besser gemacht hat. Mal wieder gefangen, dazu noch angeschlagen und ohne irgendeinen Plan, wie es weitergehen soll. Ich wäre wohl irgendwie halb wahnsinnig geworden, Maj bleibt noch relativ ruhig, aber auch nur am Anfang, später wird sie ja zusehends unruhiger und muss irgendwas tun.
    Den Traum empfand ich als sehr interessant. Absolut interessant - ich meine Träume haben in den meisten Storys etwas zu bedeuten und so glaube ich das auch hier, aber ich fand die Art, wie du das dargestellt hast wirklich mal … anders. Sieht man in der Form irgendwie nicht so oft - hab ich jedenfalls das Gefühl - die meisten lassen dann doch eher eine Bilderflut sprechen, hier blieb es aber interessant ruhig und steigerte sich zusehends. Hat mir sehr gut gefallen, besonders aber der Umstand, dass man als Leser erstmal total perplex ist.
    A) Maj ist in absoluter Dunkelheit
    B) Sie ist barfuß - wha’ in the worl’?!
    C) Sie trägt eine Tunika - altes Rom oder so?
    A ist dabei nicht mal so unglaublich, weil das recht häufig passiert - hab das selbst mal angewandt, wie mir gerade einfällt (Prolog zu ISdS.) - aber die Sache mit den anderen Klamotten ist schon faszinierend. Warum nicht in ihren normalen Klamotten? Mhm … darauf kann ich mir irgendwie keinen Reim machen, aber gut, vielleicht klärt es sich noch auf, falls nicht, war’s jedenfalls schön interessant gemacht. ^^
    Ich konnte mich in den Traum ziemlich gut einfühlen, dadurch, dass die Ereignisse nicht überstürzt wurden - und natürlich aus der Ich-Perspektive - hatte man gut Zeit reinzukommen und war dann über das Auftauchen von Suicune doch wirklich überrascht. Zuerst dachte ich ehrlich gesagt an Solniza, die vielleicht irgendwelche Ratschläge parat hat - wer weiß, was Psycho-Pokémon so alles draufhaben? Könnte mir bei ihrer telepathischen Verbindung durchaus denken, dass Solniza vielleicht auch in Majs Träumen auftauchen könnte - aber nein, es war ausgerechnet Sui. Mhm … eigentlich mag ich die Raubkatze ja, aber hier find ich sie ziemlich … keine Ahnung, du zeichnest ein stark negatives Bild von ihr, sodass ich sie als Chara nicht wirklich abkann. Vor allem, wenn sie dann auch noch anfängt gefährlich zu werden, wie es hier der Fall ist. (An der Stelle Lob an deine tolle Beschreibung mit dem Licht, hätte man vielleicht sogar noch ausweiten können - hat mir gefallen.)
    Sui prophezeit Maj den Tod? Okay, so wurde aus dem „komischen” Traum, einfach mal ein Albtraum. Ich bin jetzt einfach mal so frei und sage: Maj wird definitiv nicht sterben, weil dann wäre die Story vorbei und soweit ich das sehe, gibt’s noch genug zu tun. ^^(Was auch der Grund ist, warum mich der scheinbare Tod von Charas in Fernsehserien meist wenig schockt. Wenn einer der wichtigsten in Gefahr schwebt ist es FAST unmöglich, dass er wirklich stirbt. Ich bin dann ehrlich gesagt immer verblüfft, wenn der Chara dann wirklich … tot ist.) Natürlich könnte man jetzt trotzdem beunruhigt sein, weil Sui ja nicht gesagt hat, wann Maj sterben wird, aber ich hab nicht so das Gefühl, dass es eine persönliche „Morddrohung” war. Kam eher so rüber, als würde Maj mit dem Tod in Berührung kommen, es aber gar nicht sie selbst betrifft. Obwohl der Sprung von Sui auf Maj zu doch eine andere Sprache spricht, aber gut, dass die Raubkatze da sehr direkt ist, kennen wir ja.
    Das Maj nach diesem Traum aufgewühlt ist, kann ich sehr gut nachempfinden und ich bin mir gerade auch nicht sicher, ob der Trott - die Tatsache, dass NICHTS sonst passiert - da von Vorteil ist oder nicht. Ich find’s ja gut, wenn’s ruhiger ist, dann kann man sich eher beruhigen - geht mir jedenfalls so - aber eingesperrt zu sein, zerrt eh schon an den Nerven. Und dann auch noch ohne Essen … konnte ich sehr gut nachvollziehen, das Gefühl von starkem Hunger kenne ich gut. (Kommt bei mir meist auf, wenn ich zu lange wach bleibe, obwohl ich abends etwas gegessen habe. -.-)
    Ah! Es kommt tatsächlich jemand. Zuerst denkt man sich ja, vielleicht bringt er was zu essen, aber das jetzt Sara reinkommt ist wirklich … wow, hätte ich nicht erwartet. (Auch wenn man sich aus dem Gedanken von Maj, sie wäre sehr ungerne mit Sara hier eingesperrt, schon so etwas ableiten kann. Ironie des Schicksals eben, ne?) Irgendwie hab ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache, dass Sara auch noch drinsteckt … Aber gut, man kann es ihr nicht verübeln, dass sich eine Zehnjährige(?) einsam fühlt und dann auf die Suche geht. War in dem Fall weniger gut, denn sie wurde ja geschnappt, weil sie - naiv wie sie war - Team Rocket direkt vor die Füße gelaufen ist. Nicht gut …
    Sven … Sven … klingelt nichts bei mir - was wohl daran liegen könnte, dass ich ja ein paar Kapitel bei DEdD übersprungen habe. *Hüstl* - ist aber auch egal, scheint hier das „Silver” Äquivalent zu sein, was nicht unbedingt gutes verspricht. Sara weiß auch nichts von Suicune, Rayquaza antwortet nicht - der ist ja auch in letzter Zeit keine Hilfe … Legendäre! *Seufz* - und Solniza ist auch nicht da. Das spitzt sich alles irgendwie zu, jedenfalls macht das Ende so einen Eindruck. Mündet das vielleicht in einen Höhepunkt? Aber wenn ja, in welchen?
    Sehr spannend die ganze Geschichte, da bin ich - einmal mehr - froh, dass ich das nächste Kapitel auch gleich lesen kann. (: *Obwohl das grundsätzlich schlecht ist, wenn ich nicht bei jedem Kapitel zu einem Kommi komme …* [subtab=Zitate]

    Zitat

    Schließlich hatte ich genug davon, auf dem Bauch zu liegen und trübe Gedanken zu passen, sodass ich mich auf den Rücken drehte und empor zum Lattenrost, auf den die obere Matratze gelegt war, starrte.

    Gedanken zu passen? Ist mir jetzt ein völlig neuer Ausdruck, kann das ein regionaler Ausdruck sein? Mir ist er jedenfalls neu - was nichts heißen muss, bei meinen Bildungslücken xD - würde ich aber vielleicht ersetzen.

    Zitat

    und trotz allem nicht einmal aufzustehen wollen.

    würde ja aufstehen zu wollen sagen, kann aber auch wieder sprachliche Spitzfindigkeit sein. ^^”

    Zitat

    In Ermangelung von Anhaltspunkten war es mir unmöglich zu sagen, ob sich die Bilder, die meine Augen an mein Gehirn schickten, überlagert wurden oder nicht.

    also entweder streichst du das „sich” vor Bilder oder du streichst das „wurden” und machst überlagerten draus. In der Kombination „sich die Bilder überlagert wurden” macht’s wenig Sinn. ^^

    Zitat

    „Wer ist da?“, stieß ich schließlich auf, bewegte mich zögerlich auf den roten Schein hin, nur um nach wenigen Schritten wieder zu verharren.

    stieß ich schließlich aus - aufstoßen wäre was anderes.

    Zitat

    Die Gewaltbereitschaft, die sie wohl kaum offen zeigte, umgab sie doch jederzeit mit einer mysteriösen Aura, die von ihrem Körper, ihrem eleganten, schlanken Katzenkörper, umspielt von ihren beiden Schweifen, perfekt unterstrichen wurde.

    Zeigt sie die Gewaltbereitschaft nun offen oder nicht? Vorher war noch davon die Rede, nun heißt es, sie tut es nicht offensichtlich. ^^”

    Zitat

    Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, auf dem Bett zu sitzen und nichts zu tun, schaffte es, mich aufzurappeln, sondern taumelte durch den kleinen Raum, hin zu dem Waschbecken, das ich schon zuvor ausgemacht hatte

    das „sondern” macht doch nur Sinn, wenn zuvor etwas verneint wurde oder? Ist hier jetzt aber nicht der Fall, insofern vielleicht eher ein „und”? ^^

    Zitat

    Langsam trat ich an das Mädchen heran, legte ihr eine Hand um die Schulter.

    Ich glaube man legt die Hand auf die Schulter und den Arm um die Schulter. ^^


    [tab=third]Zurschaustellung
    [subtab=Text]Starker Titel, das auf alle Fälle. Ich hab irgendwie das Gefühl, es geht um die Zurschaustellung von Macht - jedenfalls hat das letzte Kapitel so den Eindruck gemacht, als könnte sich die aufgebaute Spannung hier entladen. Inwieweit sie das tun wird, nun, dass werde ich ja noch lesen, bin schon gespannt. ^.^


    Puh, das war jetzt mal ein Kapitel, dass muss man erstmal verdauen. Nicht, weil du es mit der Gewalt übertrieben hast, im Gegenteil, ich fand das war hier sehr gut eingesetzt. Die richtige Portion an der Stelle, die einfach gebraucht wurde. Aber hinterlässt einen als Leser dann doch … etwas schockiert. Wenn ich jetzt noch mal an den Traum vom letzten Kapitel denke … Ob Suicune das gemeint hat? Aber, das macht doch wenig Sinn, wenn ihre Partnerin draufgeht. Allgemein macht das wenig Sinn, ich meine, die Raubkatzen machen doch gemeinsame Sache, warum in aller Welt, sollte der Partner Enteis die Partnerin Suicunes einfach mal so erschießen?! Obwohl gut, wenn er’s nicht weiß, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass - wenn Sara wirklich wichtig gewesen wäre - Sui das zugelassen hätte. Oder etwa doch? Meine Fresse, Fragen über Fragen - ob das noch aufgeklärt wird, weißt nur du. Lässt mich allerdings an der ganzen Partnergeschichte zweifeln, wenn die derartig … leicht zum Auswechseln scheinen. Macht jedenfalls im Moment den Anschein, aber vielleicht hast du ja etwas ganz anderes geplant und der Tod von Sara - also, dass sie mal stirbt hätte ich nicht gedacht - hat hier mehr psychologischen Grund. Vielleicht ist sie ja auch gar nicht tot? Hört sich angesichts der Tatsache, dass sie eine Kugel in den Kopf bekommen hat, jetzt etwas sehr … naiv denkend an, aber wer weiß?
    Aber gut, erstmal zum Anfang. Pistolen sind irgendwie neu bei TR aber hat auch etwas härteres. Komisch eigentlich, hätte nicht gedacht, dass sich dieser muskelbepackte Kerl hinter einer Pistole - meine Fresse, ich schau zu viele amerikanische Krimis, gerade wollte ich nach dem Kaliber fragen. *Hüstl* - verstecken muss. Aber gut, hat natürlich mehr die Möglichkeit jemanden in Schach zu halten, in dem Fall Sara, weil Maj sie natürlich schützen will. (Wer würde das nicht?) Sehr interessant fand ich, wie Maj versucht hat, die Anwesenheit der Waffe zu ignorieren, um nicht die Nerven zu verlieren, was in der Situation recht logisch erscheint. (Jedenfalls, wenn sie nicht sämtliche Fassung verlieren will.) Eigentlich war es ja fast abzusehen, dass TR herausfindet, wer Maj ist - und dass sie natürlich keine Passantin ist, wie sie zuerst vorgegeben hat. Das Sara aufgetaucht war, war irgendwie großes Pech. Einerseits wäre Maj sicherlich ebenso aufgeregt, wenn es nur um sie ginge, aber niemand zieht gerne Unschuldige mit rein und das hätte zu Majs Charakter auch gar nicht gepasst. (Argh … das ist so eine Stelle, wo man sich als Leser wünscht, man hätte Sara aufhalten können.)
    Der „Chef” will also Infos. Na super, nicht nur, dass man sich einigermaßen vorstellen kann, wie das ablaufen wird - hat schon so einen erpresserischen Flair, allein schon was der Muskelprotz angedeutet hat - man wundert sich auch gleich mal welcher „Chef” bitte gemeint ist. (Ich muss sagen, mir gefällt dieser Krimiaspekt in diesem Kapitel sehr gut. Ich lese zwar keine Krimis - ich schaue sie nur, was auch irgendwie weird ist, aber gut -, fand das hier aber ausgesprochen gut umgesetzt.) Zwar ist im letzten Kapitel der Name Sven gefallen, aber ob er es wirklich ist, weiß man ja im ersten Moment auch nicht. Denke aber schon. Und ja, wie Maj hofft man, dass Solniza sich melden würde - der gute Rayquaza scheint ja zu schweigen … Weiß noch nicht, was ich davon halten soll, zuerst meldet er sich annähernd ständig, aber seit einiger Zeit ist er ja erstaunlich still und vor allem wortkarg - und man muss ihm jegliche Info aus der Nase ziehen. Aber gut, ich bin als Leserin ja ohnehin von der total neugierigen Sorte und würde natürlich am liebsten gleich alles wissen. (Was den Spaß an der Story raubt, ich weiß, aber well, just me. ^^)
    Scheint als wäre das Quartier von TR am See des Zorns recht neu, wenn alles gar nicht verfallen aussieht - und ich denke mal nicht, dass sie sich eine Putzkolonne leisten können, um alles in Schuss zu halten -, aber dass von TR gar niemand Maj, Sara und dem namenlosen Muskelprotz entgegen kommt hat mich schon verwundert. Gerade zu der Tageszeit! Die werden wohl kaum Siesta halten oder alle in der Kantine gammeln. Ob TR überhaupt eine Kantine hat? (Was denke ich eigentlich? Naja, angesichts der Tatsache, dass Maj Hunger hat, ist der Gedanke wohl nicht so verkehrt. ^^)
    Und dann sind sie auch schon da, in einem Büro und der Chef ist Sven. Ja, das ist eindeutig Silver, ziemlich gut beschrieben hast du ihn - passt perfekt in meine Vorstellung, die ich ohnehin von Silver hatte. (Oh, wie ich den Typen in der Silbernen Edi nicht leiden konnte. Außerdem hab ich viel zu oft in Azalea gegen ihn verloren. -.-)
    Oh mann, der nächste mit Pistole. Ja, klar, gebt dem Jungen ruhig so ein gefährliches Spielzeug um sein Ego noch mehr zu streicheln. *Sigh* -.- Waffen in Händen von Erwachsenen sind srsly schlimm genug, in den Händen von Jugendlichen finde ich es unverantwortlich, aber hey, ist ja Giovannis Sohn, was wundere ich mich eigentlich. (Moment mal! Ich hab zwar keinen Plan von Waffen, aber … die Pistole die du hier beschreibst, hört sich eher nach einem Revolver an, wenn du die Munitionskammer als Trommel beschreibst. Okay, hast du nicht, aber du sprichst von Drehen und bei einer Pistole ist das nicht der Fall. Korrigier mich ruhig, wie gesagt, keinen Plan, ich hab nur Schlagwörter im Kopf wie „22er” und „9mm”, wie gesagt, aus amerikanischen Krimis. ^^”)
    Dieser Junge spielt nun wirklich gut, das muss man ihm lassen, er weiß ziemlich gut psychologische Spiele zu spielen. Nicht, dass ich in so einer Situation etwas anderes erwartet hätte, da die Nerven ohnehin blank liegen, aber der „aufgebrachte und somit unberechenbare Verbrecher” passt gut zu ihm. Einzig und allein einen Fehler - würde ich jetzt sagen - hat er gemacht: warum droht er Maj mit dem Tod? Das macht nicht wirklich Sinn, weil sämtliches Wissen somit - nun ja, salopp gesagt - draufgehen würde. Wenn dann wäre es logischer gewesen, er hätte nur Sara als Druckmittel verwendet - ich meine, hat er ja sogesehen ohnehin, aber wie gesagt, der Fehler BEIDEN mit dem Tod zu drohen war da. Fand ich aber gut, immerhin haben wir es hier mit einem pubertierenden Jungen zu tun, dem guten Giovanni wäre das sicherlich nicht passiert. (So schätze ich ihn jedenfalls ein.) Man merkt auch, dass Sven nicht gerade besonders geduldig ist - typisch Jugendlicher halt - sonst hätte er Maj wahrscheinlich nicht getreten. Was hier allerdings als gutes Mittel von dir verwendet wurde, um die Spannung noch mehr in die Höhe zu treiben. (Nicht, dass sie es nicht bereits war, aber war noch mal ein netter Draufleger.)
    Meine persönliche Lieblingsstelle - einfach aus dem Grund, weil sie absolut genial umgesetzt wurde -, war die Szene, als sich Sara befreit. Du sagst, es passiert in Zeitlupe und ja, man hat es wirklich so vor sich, ohne Witz, in meinem Kopfkino konnte ich alles exakt in dieser langsamen Abfolge sehen, ja selbst die Schüsse haben da perfekt reingepasst, auch wenn das Laufen der Zeit in - ich sag mal - normaler Geschwindigkeit hier ein noch stärkeres Mittel geworden wäre. Vielleicht war das auch so gedacht und nur in meinem Kopf, wollte die Zeitlupe nicht gleich stoppen - auch gut möglich. ^^
    Kein Wunder, dass Maj danach zusammenbricht - seit einem Tag nichts mehr gegessen, dazu noch diese nervenaufreibende Situation, da wäre wohl jeder umgekippt. Als ich die raue Zunge las, war es so ein „ENDLICH” in mir drin, weil ich mich so gefreut habe, dass Solniza wieder da ist. Ist einfach genau die Gesellschaft die Maj jetzt braucht. Aber unsere Sonnenkatze ist ja ein logisch veranlagtes Wesen und obwohl sie Maj tröstet, macht sie ihr doch bewusst, dass sie jetzt nicht emotional zusammenbrechen darf. Sicherlich hat Maj jetzt Schuldgefühle, logisch, aber das darf sie jetzt nicht übermannen, wie Solniza klargestellt hat und ich fand das ziemlich gut, wie sie gesagt hat, dass niemand ein Roboter ist. Sehr deutliche Wort, die eindeutig nötig waren. (Hat mir sehr gefallen. ^^)
    Das Kapitel endet mit einer großen Ungewissheit. Als Leser ist man über den Tod Saras mehr als überrascht - ich hatte sie ja aufgrund ihrer Partnerrolle und ihrer Verbindung zu Sui zu den „Hauptcharas” irgendwie gezählt - hat aber auch tausend Fragen, gerade in Bezug darauf, wie es jetzt weitergehen soll, ob Rayquaza sich meldet und was in aller Welt jetzt Siegfried tun wird. Ja, was wird Siegfried tun? Wird Maj wieder in die Basis kommen oder wird es an ihm liegen? Natürlich bin ich auch sehr gespannt auf den wohl kommenden Auftritt des roten Garados.
    Licht und Schatten geht zu Ende, huh? Umso gespannter bin ich, was uns im nächsten Teil erwarten wird. ^.^


    Aber mit dem Kommi bin ich erstmal am Ende. Freu mich auf das nächste Kapitel. (:
    - Cynda
    [subtab=Zitate]

    Zitat

    Nicht nur, dass ich von der Obrigkeit entsprechende Probleme bekommen würde, auch selbst würde ich mir Vorwürfe machen, weshalb ich nicht verhindert hätte, dass Sara etwas passierte.

    Der Satz hat mich stocken lassen. Hätte Maj nicht verhindert, dass Sara etwas passierte? Was macht das nicht dann da? ^^”

    Zitat

    Innerlich flehte ich aber beständig, dass Solniza sich endlich melden würde, zu Hilfe kommen konnte.

    vielleicht eher ein „und” nach würde anstatt das Komma? Irgendwie erscheint mir der letzte Teil des Satzes bissl wirr …

    Zitat

    Aus diesem Grunde war auch die Glühbirne unter einem gläsernen Lampenschirm (der einzige, den ich bisher in den nicht in Betrieb — wohl aber der Computer auf dem Schreibtisch, der mitten im Zimmer auf einem breiten Schreibtisch stand, denn dieser summte leise.

    Der eingeschobene Satz der mit der Klamme beginnt endet irgendwie nicht mit einer Klammer und erscheint mir auch sonst etwas halb? ^^”

    Zitat

    Und nie durfte ich während dieses Gesprächs vergessen, dass mein Gegenüber zwei, fast drei, Jahre jünger war als ich — da konnte er doch einfach nicht mit mir umspringen, wie es ihm behagte!

    einfach und nicht vielleicht tauschen? Hört sich jedenfalls in meinen Ohren angenehmer an. ^^

    Zitat

    Eine raue Zunge weckte mich, war die erste Empfindung, die ich wahrnahm.

    vielleicht den zweiten Teil des Satzes so: „was die erste Empfindung war, die ich wahrnahm.”? Nur ein Vorschlag, bin hier bissl gestockt. ^^

    Zitat

    Denn auch, wenn ich nicht weiß genau, was geschehen ist – ich bin sicher, du hast keinen Fehler gemacht.

    Lass doch „weiß” und „genau” hier Plätze tauschen. ^^[/tabmenu]

  • Meine lieben Leser!


    Kennt ihr mich noch? Wenn nicht, hoffe ich, dass ihr mir dennoch verzeiht, euch nach der uralten Benachrichtigungsliste zu benachrichtigen.
    Es ist kaum zu glauben: Nach mehr als zweieinhalb Jahren kehre ich in den FF-Bereich zurück und schreibe am Erbe der Drachen weiter. Nicht, dass „Licht und Schatten“ noch viel zu bieten hat – aber damit wird es nicht getan sein. Doch mehr dazu, wenn dieses alte Topic, das bereits über sechs Jahre alt ist, endlich im vollendeten Bereich landen darf. Noch liegen aber ein paar Kapitel voller Schatten vor uns – und den gibt es bekanntlich ohne Licht nicht!
    An dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen, nicht auf die letzten Kommentare einzugehen. Sie liegen nur schon so lange zurück, dass es eigentlich wenig Sinn macht, sie zu beantworten. Weiters hoffe ich, dass ich euren Anforderungen und denen des Profi-Bereiches noch gerecht werden kann: Ich fürchte, meine Schreibküste sind mehr als nur ein wenig eingerostet. Deshalb zur Eingewöhnung auch nur ein etwas kürzeres Kapitel, das auch nicht viel Handlung bringt. Ich fürchte ja, dass ihr die alten Kapitel noch nachlesen müsst, um wieder mit der Handlung etwas anfangen zu können – an sich sollte ein Einstieg bei Kapitel 54 dafür reichen.


    57. Kapitel: Wunden lecken


    Als Schlafplatz wurde schließlich ein etwas dichteres Gebüsch auserkoren. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, denn hätte Sven daran gelegen, mich ausfindig zu machen, wäre es ihm bereits gelungen. Schließlich hatte er den ganzen Nachmittag dafür Zeit gehabt.
    Wie lange war ich bewusstlos?, stellte ich schließlich die Frage an Solniza, die mich umtrieb. Sie hatte sich neben mir zusammengerollt und wollte sich wohl schlafend stellen, doch ich wusste genau, dass sie mich nicht aus den Augen ließ. Ich musste entsetzlich aussehen – und genau so fühlte ich mich auch.
    Die Sonnenkatze zögerte lange, bevor sie sich zu einer Antwort durchringen konnte. Ich weiß nicht, flüsterte sie schließlich. Ich dachte die ganze Zeit, dass ich einfach nicht nahe genug an der Basis wäre. Dass etwas passiert ist, habe ich erst spät gemerkt. Erst, als ich mich hinschleichen wollte, habe ich bemerkt, dass ich dich nicht spüre. Und als ich dich dann dort im Wald liegen gesehen habe, dachte ich zuerst … Ihr versagten die Worte. Mehr wollte ich auch nicht hören.
    Lange Zeit schwiegen wir beide. Währenddessen betastete ich nicht zum ersten Mal vorsichtig meinen Kopf, der dumpf pochte und der Schmerz immer stärker zu werden schien. Meine Stirn und die rechte Gesichtshälfte schienen beinahe völlig von getrocknetem Blut zu starren, während sich auf meinem Hinterkopf eine stattliche Beule ausgeprägt hatte. Von meinem blauen Auge und den zahlreichen Schnitten auf meinen Armen, die ich mir bei meiner Flucht zugezogen hatte, brauchte ich nicht einmal zu reden. Und von diesem Hunger … wie lange war es nun her, dass ich etwas gegessen hatte? Ich runzelte die Stirn, konnte ich mich doch kaum noch daran erinnern. Sobald es hell war, sollte ich nach Beeren suchen – oder eher Solniza danach suchen lassen. Ich fühlte mich schwach, mir war grottenschlecht und ich hatte inzwischen das Gefühl, kaum noch mehr als ein paar gerade Schritte gehen zu können.
    Solniza schien meine Gedanken zu erahnen – vielleicht tat sie dies auch wirklich. Glaubst du, dass es um diese Jahreszeit hier viele Beeren gibt? Wir sind relativ weit im Norden und die Luftströmungen tragen ihr Übriges dazu bei, dass es hier ziemlich ungemütlich für Pflanzen ist. In ihren Worten klang tiefe Sorge mit. Es wäre wohl besser, wenn ihr die Aktion abbrechen würdet.
    Ich brauchte lange, um Solnizas Worten einen Sinn beizumessen. Luftströmungen? Wovon sprach sie? Schließlich erinnerte ich mich, dass sie die Gabe hatte, diese zu spüren und vorauszuahnen. Manche gingen sogar so weit, einem Psiana die Gabe der Zukunftssicht zuzusprechen. Doch eine Antwort vermochte ich ihr nicht zu geben, denn dafür schmerzte mein Kopf inzwischen zu sehr.


    Irgendwann musste ich eingeschlafen sein – oder erneut das Bewusstsein verloren haben. Die Grenzen zwischen diesen Zuständen schienen zu verschwimmen und einfach einem Zeitraum, in dem ich meine Schmerzen nicht wahrnehmen konnte, zu weichen. Sobald ich aber die Augen aufschlug, waren sie wieder da – und an diesem Morgen stärker als zuvor.
    Nachdem mich einige warme Sonnenstrahlen geweckt hatten, setzte ich mich behutsam auf. Dabei dachte ich sogar daran, mein blutverklebtes Gesicht mit den Händen gegen die Zweige des Gebüschs abzuschirmen. Doch dies war, ebenso wie meine vollkommen zerschnittenen Ärmel, die mir erst jetzt auffielen, in diesem Moment zweitrangig: Während ich mich aufsetzte, vervielfachte sich plötzlich der Schmerz in meinem Kopf, sodass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Hinzu kam ein Schwindelgefühl, das wohl vom Hunger ausgelöst wurde – und ebenso merkte ich nun, dass meine Kehle und mein Mund vollkommen ausgetrocknet waren.
    Aus Reflex wollte ich mir an den Kopf greifen, um ihn abzustützen und meine Schläfen zu massieren – doch das brachte mich nur dazu, erneut zusammenzuzucken, als ich gegen das verkrustete Blut auf meiner Stirn stieß und ein weiterer Schmerz aufzuckte. Ich musste zugeben, dass ich mich in diesem Moment das erste Mal fragte, ob ich nicht doch Abstand zum See halten sollte – zumindest so lange, bis es mir wieder besser ging. Doch wie sollte ich Siegfried verständigen? Mein PokéCom lag irgendwo in diesem Wald und ich war sicherlich nicht in der Verfassung, nach ihm zu suchen – und alle weiteren Optionen erübrigten sich in dem Moment, in dem mein Blick den von Solniza traf. Deutlich konnte ich aus ihren Augen ablesen, dass sie keinen Augenblick von meiner Seite weichen würde. Es schien, als wären all ihre Sinne geschärft, um keine Bewegung in der Umgebung zu verpassen. Ob sie überhaupt geschlafen hatte?


    Die Zeit verging, während wir beide schwiegen. Dennoch war es nicht still: Von überall her waren die Rufe von Pokémon zu hören, während der Wind die Blätter der Bäume rascheln ließ. Dennoch bekam ich kein einziges lebendiges Wesen zu Gesicht. Es schien ganz so, als ob Solniza und ich vom Rest der Welt abgeschirmt waren, als ob sich niemand für uns interessieren würde. Nur zu gut war mir aber bewusst, dass dies nur eine Illusion war, der ich mir nur zu gern hingab. Ich wollte das, was ab Tag zuvor passiert war, einfach vergessen.
    Irgendwann versuchte ich, aufzustehen. Doch schon, als ich mich in der Hocke befand, verlor ich das Gleichgewicht – und fand mich schließlich keuchend auf meinen Händen und Knien wieder. Entsetzt starrte ich den von sich zersetzenden Blättern übersäten Boden an, während ich darauf wartete, dass der plötzlich noch stärker stechende Kopfschmerz, der mir nun Tränen in die Augen trieb, wieder auf ein ertragbares Maß absank. Vergeblich. So vergeblich wie scheinbar alles, das in den letzten Tagen vorgefallen war.
    Langsam schüttelte ich den Kopf … welcher Tag war überhaupt? Ich hatte aufgrund der letzten Ereignisse jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann sollte doch in dieser verruchten Stadt von Mahagonia City ein Wettbewerb stattfinden. Ein Wettbewerb, auf den sich Sara so gefreut hatte. Und nun? Nun würde sie nicht daran teilnehmen können. Nie mehr würde sie sich über einen weiteren Wettbewerb freuen können. Nein, nie wieder würde sie irgendwelche Emotionen spüren können.
    Ich spürte, wie mir noch mehr Tränen über die Wangen liefen. All das war nur passiert, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Und das nur, weil sie nach mir gesucht hatte. Das bedeutete doch, dass die Schuld bei mir lag!
    Solniza schien zu ahnen, worüber ich nachdachte. Dennoch sprach sie mich erst an, als bereits die Dämmerung hereingebrochen war – und da aus einem ganz anderen Grund: Sie schwärmen in Trupps in den Wald aus. Ihre Stimme war bar jeder Gefühlsregung – dennoch meinte ich zu erkennen, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Uns beiden war bewusst, dass wir so gut wie verloren hatten – nur ein Wunder konnte uns noch retten. Denn inzwischen bezweifelte ich, dass Siegfried noch nicht aufgeflogen war.
    Stattdessen stellte ich mir eine andere Frage, eine Frage, die ich mir bisher noch nicht zu stellen gewagt hatte: Was ist mit Suicune? Egal, wie sehr meine Kopfschmerzen meine Denkfähigkeit einschränkten, eines lag nahe: Sie war sicherlich nicht glücklich darüber, dass ihre vermutlich sorgfältig ausgewählte Partnerin tot war – noch dazu, wenn gerade Enteis Partner daran schuld war. Arbeiteten die drei Raubkatzen nicht zusammen? Oder hatten auch sie ihre persönlichen Vorstellungen darüber, wie ihr Plan aussehen sollte?
    Sie hat gebrüllt. Das war alles, was Solniza dazu sagte. Ich hatte keine Ahnung, woher sie diese Information hatte – ich wusste nur, dass sie gefährlich klang. Suicune selbst war schon schlimm genug – eine wütende Suicune wollte ich nicht einmal kennen lernen. Am wenigsten in diesem Zustand. Dennoch schien mir, als ob Solniza etwas vor mir verheimlichen würde. Als ob sie etwas über Suicune wusste, das sie mir nicht erzählen wollte. Nicht, dass ich an ihren detaillierten Racheplänen interessiert war – von Blut hatte ich auf ewig die Nase voll, geschweige denn, dass ich gerade fähig war, auch nur einen Satz mit mehr als zehn Worten zu verarbeiten. Aber es schien mir, als ob mir die Sonnenkatze etwas anderes nicht erzählen wollte. Etwas von immanenter Wichtigkeit. Etwas, das Solniza in Angst versetzte.


    Irgendwann – die Nacht hatte den Wald beinahe schon vollkommen im Griff, sodass ich kaum die Äste des Gebüschs erkennen konnte – zuckte Solniza unvermittelt und offenbar grundlos zusammen. Sie kommen. Mehr brauchte sie nicht zu sagen: Ich verstand, denn ich meinte bereits, in dem Rascheln der Blätter auch Schritte am Waldboden vernehmen zu können. Oder bildete ich mir diese nur ein?
    Ich hatte angenommen, dass in diesem Moment meine Furcht überhand nehmen würde. Doch im Grunde spürte ich – nichts. Vielleicht war ich sogar erleichtert, dem Wald entkommen zu können. Vielleicht endlich etwas trinken zu können – ich wusste es nicht.
    Doch plötzlich schien Solniza eine Erkenntnis zu kommen. Oder bemerkte sie noch etwas? Ich werde sie ablenken. Vertrau mir.
    Noch bevor ich etwas entgegnen konnte – oder überhaupt die Tragweite ihrer Aussage begreifen konnte – war sie verschwunden.
    Solniza?, versuchte ich, die Sonnenkatze zu erreichen, doch ich erhielt keine Antwort, obgleich ich spürte, dass sie noch in der Nähe war. Nicht ausmachen konnte ich aber, was sie tat – und fühlte mich wie auf dem Servierteller. Ich konnte kaum die nächsten Bäume mehr erkennen, selbst diese waren nur mehr Schemen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, auf einen Baum zu klettern, doch diese Idee verwarf ich praktisch sofort: Wenn ich nicht einmal aufstehen konnte, wie sollte ich dann erst einige Meter über dem Boden sicher Halt finden – noch dazu in der Dunkelheit?


    Wenige Sekunden, mehrere Minuten oder doch stundenlang – wie lange ich dasaß, während mir das Herz bis zum Halse schlug und ich auf jedes ungewöhnliche Geräusch lauschte, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich nun vollkommen schutzlos war und im Grunde war es nur dieses Wissen, das mich in Furcht versetzte. Das, und die Ungewissheit, was um mich herum vorging.


    Sieh an. Da sitzt die so starke Partnerin Rayquazas und harrt dessen, das kommen wird. Diese Worte waren gespielt mitleidig ausgesprochen, doch es war klar, wie sie gemeint waren. Sie machte sich über mich lustig in ihrer Wut.
    Sie. Suicune.

  • Hallo Maj,


    vielleicht verwundert dich der Kommentar etwas, aber das neue Kapitel hat mich in der Hinsicht nicht in Ruhe gelassen.


    Zuerst einmal, ich hab mir die letzten fünf oder sechs Kapitel noch einmal zu Gemüte geführt, um in die Geschichte reinzukommen. Interessanterweise ging das viel leichter als erwartet und ich hatte nicht nur die Charaktere wieder vor Augen, sondern auch ihre Motive, die Vergangenheit und dergleichen mehr. Nach über drei Jahren spricht das wohl für dich, dass die Geschichte markant ist und in Erinnerung bleibt; Hut ab.
    Du hast ja selbst gesagt, dass das neue Kapitel womöglich sehr anders klingt als das letzte, aber ich kann dich insofern beruhigen, dass das nur teilweise der Fall ist. Ich habe schon im direkten Vergleich gemerkt, dass sich die Art zu schreiben leicht verändert hat - das ist aber nur natürlich, weil kaum jemand immer gleich schreiben kann -, allerdings hält sich das sehr in Grenzen. Ohne die Information hätte ich das vermutlich gar nicht gemerkt. Als einzige Sache ist mir aufgefallen, dass du bestimmte Konjunktionen wie "doch" und "obgleich" recht oft verwendest, aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten, die kaum ins Gewicht fallen.


    Dadurch, dass Sara nun tot ist, ergibt Suicunes Warnung sogar noch deutlich mehr Sinn. Maja wird sich daher wohl vorerst nicht in Ruhe wahren können, wenn nun also nicht nur Team Rocket hinter ihr her ist, sondern auch Suicune. Geheim bleiben noch Solnizas Absichten. Sie scheint hin- und hergerissen zu sein, wem sie nun helfen soll.
    Als Übergangskapitel ist es dir nach dem recht emotionalen Kapitel sehr gut gelungen, die Situation wieder etwas zu entschärfen. Viele Fragen bleiben zwar nach wie vor offen, aber ich schätze mal nicht, dass darauf recht schnell Antworten folgen werden. Rayquaza könnte die Situation aber auch gerne mal wieder kommentieren, anstatt immer nur den Beobachter zu spielen.


    In diesem Sinne: Ich freu mich auf das nächste Kapitel. Bleib dran!


    ~Rusalka