Nationalsozialismus mit Humor bekämpfen?

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  • Die NS-Zeit ist ein sehr heikles Thema. Zwar hat keiner von uns 1933 und später miterlebt, aber wir haben schon alle irgendwo Zeitzeugenbericht gelesen, Filme darüber geschaut oder auch Geschichtsarbeiten darüber geschrieben. Wir kennen alle diese Zeit der Unterdrückung und Aufgabe des Individums nur aus Büchern, Filmen oder dem Internet.
    Ob man dieses Thema mit Witz oder Ernst behandeln soll überlasse ich jeden selbst. Doch eins sei gesagt in dieser Zeit starben Menschen, weil sie einem anderen Glauben hatten, anders aussahen oder ein anderes Verhalten hatten. Es starben Menschen, weil sie das Volk aufklären wollten. Es geschahen zu dieser Zeit wiederwärtige Dinge.
    Als die Allierten nach dem Kriegsende 1945 die KZs auflösten fanden die ersten Truppen Riesige Öfen mit verbrannten menschlichen Skeletten vor. Sie fanden Lagerstätten für Zahngold, Haare und Schuhe. Es gab Lampen bespannt mit menschlicher Haut.


    Aber nicht nur die NS-Zeit war grausam. Denken wir an die DDR mit ihren Psychoterror durch die Stasi. Denken wir an die Zeit der Sklaverei, wo Schwarze nur wie Wegwerfware aus dem Supermarkt behandelt wurde. Denken wir an den Stellungslrieg von Verdun, bei denen etliche Leben vergeudet wurde. Wo eines der zehn Gebote, "man soll nicht töten", aufgehoben wurde. Denken wir an den Dreißigjährigen Krieg, welcher Leid und Hunger hinter sich herzog.


    Ich denke wer das hier jetzt gelesen hat wird woll eher nicht die NS-Zeit verharmlosen oder von der lockeren Seite sehen.

  • Doch eins sei gesagt in dieser Zeit starben Menschen, weil sie einem anderen Glauben hatten, anders aussahen oder ein anderes Verhalten hatten. Es starben Menschen, weil sie das Volk aufklären wollten.

    Gibt's das heute etwa nicht mehr?


    Ich denke wer das hier jetzt gelesen hat wird woll eher nicht die NS-Zeit verharmlosen oder von der lockeren Seite sehen.

    Hm, doch.


    Naja, ich persönlich finde es natürlich auch nicht gut, was da so alles abging, aber ich werd bei nem Witz darüber nicht total ausrasten und meinem Gegenüber erklären, wie ernst die Situation damals war - ich denke, die meisten wissen, worüber sie da Witze machen.
    Ich frag mich aber, wie man Nationalsozialismus mit Humor bekämpfen soll. Mal nen Witz drüber machen sehe ich noch ein, aber inwiefern das den Nationalsozialismus bekämpft, ist mir ein Rätsel. Genauso sehe ich irgendwelche Parodien von Hitler nicht als Bekämpfung, sondern als das, was es ist: Unterhaltung.

  • Ich finde auch, das man diese ernste Thema durchaus mal mit ein wenig Selbstironie verarbeiten sollte.
    Immerhin liegen bereits 60 oder sind es schon 70 Jahre zwischen heute und damals.
    Vergangenheitsbewältigung ist ja so gesehen schön und gut...aber irgendwann sollte es auch mal gut sein....eigentlich!
    Sicher ist es ein Unding was dieser durchgeknallte Österreicher da damasl verzapft hat, aber dann sollte man nachfolgenden Generationen diese schwere Kost
    1. nicht beinahe tagtäglich aufs Brot schmieren (wegen dem Abnutzungseffekt...interessiert dann nämlich keine S...mehr) und
    2. was spricht nun wirklich gegen eine gehörige Portion Selbstironie unseres Volkes, hinsichtlich dessen, was Klein-Adolf mit seinem Größenwahn angerichtet hat?
    Haben Deutsche eigentlich genug Humor...generell, meine ich?
    Meiner Meinung nach sind meine Landsleute eher eine Spezies, die sich gern im Selbstmittleid und im "Schuldig sein" suhlt.
    Wir baden doch geradezu darin... :P



    Aber anscheinend sind wir Deutschen ja sowieso schon immer ein Volk gewesen, das sich nur zu gern schikanieren und bevormunden lässt... ...und zum Lachen in den Keller geht. [s]:achtung:[/s]



    Ich persönlich mache mich nur über die Nazis an sich lustig ...nicht aber über die Judenverfolgung.
    :pika: :pika:

  • Ich bin auch der Meinung das irgendwo Grenzen gewahrt werden sollten.Also wenn Witze soweit gehen das sie die Opfer oder das Töten verharmlosen oder veralbern geht das für mich zuweit.
    Was jedoch die Narben angehen,da finde ich schon das man endlich aufhören sollte daran rum zu fummeln. Auf Seite 1 las ich etwas das 60 Jahre noch gar nicht so lange sind.Ich sehe das anders.
    in 30 Jahren ist das alles um die 100 Jahre her.Soll man uns das dann immer noch nachtragen?Wieso müssen Generationen,die mit dem ganzen was damals passiert ist überhaupt gar nichts zu tun
    haben,sich Dinge anhören wie "Oh ihr bösen Deutschen" oder "Ihr seid doch alle Nazis".Ich lebte damals nicht,meine Mutter lebte damals auch noch nicht also weis ich nicht was ich damit zu tun
    haben soll.Schön es ist die Vergangenheit meines Landes und ich lebe in diesem Land. Und? Trägt irgendeiner noch Amerika die Unterdrückung der schwarzen nach? Oder um mal ganz weit zu gehen:
    Trägt noch jemand Italien die Zeiten Julius Cäsars nach?Welcher auch nicht grade ein Bote des Friedens war? Jedes Land hat seine dunklen Seiten und mehr als ein Menschen auf dem Gewissen.
    Aber nur Deutschland wird das bis Heute nachgetragen.Wir sind die bösen Deutschen,die bösen bösen Nazis.

  • Ich glaub bekämpfen ist in dem Fall das falsche Wort. Weil man kann sowas nicht mit Humor bekämpfen, eher dem ganzen mit ein wenig Humor gegenüberstehen, aber trotzdem ernst damit umgehen. Es totzuschweigen oder komplett Ernst zu nehmen würde Neonazis nur bekräftigen. Weil was ist schlimmer: Hass zu fühlen (der einen eventuell noch stärkt) oder wenn man sich über einen lustig macht?
    Wenn man sich die ganzen jüdischen Standup-Comedians in den USA anschaut, die gehen meistens auch nicht sehr ernst damit um und machen selbst recht rassistische Witze. Das Argument, dass sie sich über sich selbst lustig machen und es deshalb okay ist finde ich nicht so gut. Jeder sollte sich darüber lustig machen dürfen. Außerdem ist man im Fall des Nationalsozialismus als Österreicher oder Deutscher eher noch vorbelastet, weil viele Menschen weltweit Deutschland nochimmer mit Hitler verbinden. Von mindergebildeten Menschen wird Österreich nochimmer als erstes Opfer des NS gesehen. Nur die höher gebildeten wissen, dass der Anschluss eigentlich relativ freiwillig geschah, Hitler bejubelt wurde und er ja eigentlich Österreicher war. ("Die Österreicher haben das Kunststück fertiggebracht, aus Beethoven einen Österreicher und aus Hitler einen Deutschen zu machen." - Billy Wilder ... Danke dafür übrigens 8-) )


    Ich selbst muss zugeben, dass ich selbst viele rassistische mache und mich an ihnen auch erfreue. Aber sie bleiben was sie sind: Witze. Ich kenn einen Juden der mir immer die besten Judenwitze erzählt. Ich kenn einen Schwarzen mit dem man Schwarzenwitze machen kann. Ich kenn auch einen der ziemlich ins braune Lager reindriftet, mit dem ich halt auch Späße mach.
    Kurz gesagt für meinen Humor würde ich in die Hölle kommen (sollte es sie, entgegen meiner Erwartung, doch geben)
    das gleiche würde für sämtliche Parodisten gilten.
    Aber es ist besser sich v.a. über Neonazis lustig zu machen als ihnen die Aufmerksamkeit die sie verlangen und die Angst die sie möglicherweise hervorrufen wollen zuzusprechen.


    Solange mans nicht ernst meint und niemanden gezielt gegen seinen Willen mit solchen Witzen ausgrenzt ist es mMn okay. Da gehören Juden-, Nazi- und Türkenwitze an den selben Platz wie Blondinenwitze... und zwar in ein Witzbuch mit der Aufschrift "Bitte nicht ernst nehmen" bevor da übereifrige Moralapostel sofort wieder aufschreien.


    und weil ich grad so gut im Schreibfluss bin und das Thema bereits bei einer Englisch- und bei einer Deutsch-Schularbeit behandelt hab gehts jetzt gleich weiter.


    Das tolle an Humor ist, dass er keine Grenzen kennt (/kennen sollte). Witze und Cartoons über Hitler gabs bereits damals. Das beste Gegenargument für "über sowas macht man keine Witze" ist Charlie Chaplins Film "Der große Diktator". Bei Switch geht das nur noch weiter, was ich auch gut und amüsant finde.


    Neben dem Nationalsozialismus gibts noch weitere Themen die oft als Tabu-Themen für Witze gesehen werden. Und zum Glück lockt ein Tabu immer Leute an die genau deshalb darüber reden wollen.
    Man darf nicht alles so ernst sehen wenns um Comedy geht. Die Amerikaner haben das noch eher verstanden als die Europäer.
    In den USA sind Witze über Terror auch kein Problem. DIe machen "gerne" 9/11-Witze und bei uns wird man dafür nur entsetzt angeschaut.
    Ja die hunderten Toten sind zu betrauern, aber der Humor verschleiert wie sehr die USA dann doch davon getroffen wurde.
    Vor allem im Internetzeitalter wird sich sofort über alles lustig gemacht. Bedenke man das ernste Thema "NSA und Überwachung" sofort kamen lustige Bilder und Parodien. Wieso? Einfach weil man sich auch über ernste Themen lustig machen darf/soll. Ansonsten wären sämtliche Comedians arbeitslos. Auch Ceylan, Yanar und Schmitz machen manchmal bisschen rassistische Witze oder schlüpfen in typische Stereotypen und (fast) keiner hat ein Probelm damit. Behindertenwitze sind mMn auch oaky, solange man sie nicht allzu ernst nimmt.


    Je nach Schlimme des Vorfalls sollte man natürlich eine bestimmte Zeit warten bis man "geschmacklose" Witze über irgendetwas macht. Die NS-Zeit ist schon lang genug her, dass mans machen kann und die Neonazi-Szene ist bisher noch kein so großes Problem (und wirds auch hoffentlich nicht). Sobald die mal was ganz ernstes machen wird man einige Zeit keine Neonazi-Witze mehr hören.


    Beispiel für angemessenen Zeitraum:
    Massaker auf Utøya ... es war tragisch. Es hat viele Menschenleben gefordert und das aus komplett idiotischen Gründen. Aber als man mir den Witz "Was ist blond und stört beim Zelten? - Anders Breivik" erzählt hab hab ich trotzdem gelacht. Trotz des ernsten Hintergrunds ist es ein durchdachter, aber trotzdem recht flacher Witz. Und es ist besser als "das war so schlimm. es hat uns getroffen. das Land wird niewieder dasselbe sein" was Breivik und eventuelle Nachahmungstäter noch bestärken würde.


    Und als Abschluss: Warum haben Neonazis eine Glatze? Weil nichts da ist, was vor Kälte geschützt werden müßte!

  • Das Thema ist eigentlich ganz interessant. Man sollte zuerst einmal wissen, dass der Holocaust und alles drumherum schrecklich war und immer ein Schandfleck in der deutschen Geschichte bleiben wird. Man kann darüber sicherlich Witze machen, aber man sollte halt wissen, bei wem man wie weit gehen kann. Ich hab zwei jüdische Freunde, einer nimmt auch Judenwitze mit Humor, einer ist da arg sensibel. Man sollte sich halt zurückhalten, wenn eine Person da nicht so offen ist. Gerade das jüdische Volk hat unfassbar viel gelitten, nicht nur in junger Vergangenheit sondern schon im frühen Mittelalter oder im späten heiligen römischen Reich. Juden dürfen aber meiner Meinung nach auch keine spezielle Stellung bekommen. Allgemein ist es fragwürdig, über Religionen Witze zu machen, aber wenn Moslem-/Christenwitze nicht tabu sind, dürfen Judenwitze auch nicht grundsätzlich tabu sein, nur man sollte sich damit halt bei gewissen Personen zurückhalten.


    Also begrenzt kann man das sicher mit Humor bekämpfen, aber man sollte da schon Rücksicht auf Juden nehmen.

  • Ich halte Humor für eines der besten Mittel, um den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Und zwar in der Hinsicht, dass man sich am besten gründlich über Hitler und Co. lustig macht, sie alle total durch den Kakao zieht und dabei aber, das ist ganz wichtig, darauf achtet, dass man ihre Taten dadurch nicht verharmlost. Aber es gibt wohl kaum einen stärkeren Ausdruck der Abneigung als durch Humor zum Ausdruck gebrachte Respektlosigkeit. Daher verstehe ich auch eher selten, was manche Leute dagegen haben, wenn Hitler parodiert wird. Nimmt man diesen Figuren ihre Würde, dann nimmt man ihnen auch jeglichen Einfluss auf uns.
    Es gibt ja auch hin und wieder schon Aktionen, die letzten Endes das Ziel haben, Neonazis lächerlich zu machen. Und das tolle an dieser Sache ist, dass diese sich in solchen Fällen dann meistens nur schwer noch die Opferrolle zuschreiben können, wie sie es ja sonst öfters zu tun pflegen (Opfer der Lügenpresse etc.), da sie einfach selber in die "Falle" getappt sind (zu einem möglicherweise nicht unwesentlichen Teil aus Dummheit). Auf offenen Hass zu reagieren wäre für die wahrscheinlich leichter als auf offenes Gelächter.
    Ein kleiner Schritt für einen Springerstiefel...

  • Was Religionen und ihre weltanschaulichen Mythen angeht, da ist (abwertender) Humor tatsächlich ein sehr effektives Mittel um Kritik zu üben. Bei Nationalsozialismus sehe ich das hingegen nicht so. Nationalsozialismus beruht auf reinem Fremdenhass dem jegliche Grundlage fehlt. Wodurch für mich auch die Grundlage fehlt, dieser Ideologie mit Humor und ironischen Stilmitteln zu begegnen. Parodien von Hitler sehe ich nicht als effektiv an, weil man versucht eine Leitfigur zu entmachten, den Bezug zur Ideologie die dahinter steht in den Schatten stellt, weil es wie gesagt nicht, oder kaum möglich ist ihr mit Humor oder Ironie zu begegnen.


    Um es mal anhand von Religion zu verdeutlichen, so gibt es beispielsweise ein Meme, das die gewaltige Größe des Universums zeigt mit Jesus im Hintergrund, der spricht, don't masturbate [1]. Hier sind humoristische Stilmittel hervorragend geeignet, um die Ideologie abzuwerten und zu entmachten. Das ist im Hinblick auf Nationalsozialismus praktisch unmöglich.

  • Nun, eigentlich sehe ich auch bei den meisten Religionen keine wirkliche logische Grundlage, auf der sie beruhen (aber das ist ein anderes Thema). Aber eigentlich geht es gerade darum: Man will mit Humor unter anderem auf Widersprüche in diesen Ideologien hinweisen und da spielen Parodien nun einmal auch eine Rolle, da man, wenn man sich zum Teil in einen Nazi hineinzuversetzen versucht, also versucht, seine Ideologie nachzuvollziehen, einfach an allen Ecken und Enden auf Widersprüche, Ungereimtheiten und Unlogik stößt, von den moralischen Defiziten mal ganz zu schweigen. Das alles kann man dann in einer Parodie wunderbar rüberbringen (Hitler als Leitfigur der Nazi-Ideologie ist dabei nur ein Beispiel).
    Den von Fremdenhass, unbegründeten Ängsten vor Überfremdung und rassistischem Schwachsinn zerfressenen Nazis entgegenzutreten und sie einfach auszulachen, ist meiner Meinung nach einer der besten Wege, um zu zeigen, dass man ihre Ideologie nicht teilt (weil sie nun einmal Unfug ist), sich absolut nicht von ihr beeinflussen lässt und in den Nazis bestenfalls traurige Gestalten sieht, die man einfach nicht ernst nehmen kann. Es ist gerade die Tatsache, dass dem Nationalsozialismus jegliche Grundlage fehlt, über die man sich wunderbar lustig machen kann.
    Natürlich zwingt uns die harte Realität, die Nazis aber trotzdem als Bedrohung anzusehen, von der Gefahr zum Beispiel in Form von Gewaltanwendung ausgeht. Aber wenn man Nationalsozialismus mit Humor bekämpft (was eine Steigerung von Kritik ist, die man den ganzen lieben langen Tag üben könnte), geht es eben allgemein um die Ideologie und darum, sie als das darzustellen, was sie ist: Totaler Mist.

  • Nur weil man Nazis hasst, heißt das nicht sofort, dass man selbst vor Toleranz trieft. Ich habe es oft gesehen, dass diese Selbstverständlichkeit eines Hasses auf Rassisten, Sexisten (.../oder sonstige glanzvolle Beispiele unserer reichen Fülle an Diskriminierung) blind macht für die eigenen Vorurteile. Man ist nicht homophob, wenn man mit seiner Stimme das Klischee einmal nachahmt, man ist auch kein Sozialdarwinist, wenn man "Mongo" als Beleidigung benutzt - aber wenn die Parodie das einzige ist, was uns vor einer erneuten Blüte der Nazi-Ideologie schützen soll, lernen wir nur dass Hitlers Bart nie wieder in Mode kommen wird und man das "R" im deutschen eher weich aussprechen sollte.
    Was ich damit sagen will, ist, dass die gängigen Parodien nie das abdecken, was es bräuchte, worauf es wirklich ankommt. Ein Wortwitz mit Nationalsozialisten als Thema oder ein besonders trottelig dargestellter Hitler gibt nicht wieder, wie die Menschen manipuliert wurden, wo die Beschneidung von heute alltäglichen Menschenrechten begann und letztendlich insgesamt nicht, wie und unter welchen Umständen es heute noch dazu kommen könnte. Vor solchen Ideologien schützen und über sie effektiv aufklären kann simpler Humor nicht.


    Es ist verdammt cool wenn man mit wenigen Sätzen einen modernen Verfechter erzkonservativer Gesinnungen bloßstellen kann, aber im Fazit wäre es mir noch immer lieber, die Öffentlichkeit sähe im Nationalsozialismus eher eine "menschenverachtende, antidemokratische und manipulative Gruppierung" als nur "Totaler Mist", was noch schwer danach klingt als wäre es nur eine zur Diskussion freigegebene eigene Meinung.

  • aber wenn die Parodie das einzige ist, was uns vor einer erneuten Blüte der Nazi-Ideologie schützen soll, lernen wir nur dass Hitlers Bart nie wieder in Mode kommen wird und man das "R" im deutschen eher weich aussprechen sollte.

    Humor ist nicht das einzige Mittel (bzw, kann gar nicht allein stehen, denn eine humoristische Bekämpfung der Nazis bedarf zwangsläufig der Kenntnis ihrer Ideologie und ihrer Vergangenheit sowie auch der Handlungen in der Gegenwart), aber ein durchaus relevantes. Er vermag, den Nazis das zu nehmen, was anders nur schwerlich genommen werden kann, nämlich ihre Würde und darin liegt der Schlüssel zur Verminderung ihres Einflusses, da niemand gerne auf jemanden ohne Würde hört. Insofern könnte man aber vielleicht auch überlegen, ob Humor dann überhaupt erlaubt ist, da die Würde laut dem Grundgesetz zu den höchsten Werten zählt und es oberste Aufgabe des Staates ist, sie zu schützen (selbst dann, wenn es sich um die Würde eines Nazis handelt). Aber es geht eigentlich nicht um die Würde eines einzelnen Menschen, es geht um die Würde einer Ideologie, auch wenn das merkwürdig klingen mag. Da diese so nicht geschützt ist, kann man sich problemlos darüber lustig machen und damit sollte ihr Einfluss auf die Menschen schrumpfen, wie auch der Einfluss der Menschen, die diese Ideologie vertreten.

    Vor solchen Ideologien schützen und über sie effektiv aufklären kann simpler Humor nicht.

    Wie gesagt, allein stehend bringt Humor nichts. Aber er ist nicht ein Mittel neben der Aufklärung, er ist ein Mittel, welches Teil der Aufklärung selbst ist und als solches eine gängige Methode, vielleicht nur ein Weg von mehreren, aber Humor wurde schon immer auch dazu verwendet, auf Probleme aufmerksam zu machen, beispielsweise in Form von Satiren.

    im Fazit wäre es mir noch immer lieber, die Öffentlichkeit sähe im Nationalsozialismus eher eine "menschenverachtende, antidemokratische und manipulative Gruppierung" als nur "Totaler Mist", was noch schwer danach klingt als wäre es nur eine zur Diskussion freigegebene eigene Meinung.

    Wenn wir ganz tolerant sein wollen, dann ist auch der Nationalsozialismus eine Einstellung, über die man diskutieren kann. Gleichwohl zeigt sich in der Realität eine breite Ablehnung und darauf basierend könnte man sagen, dass weitere Diskussionen an dieser Grundtendenz nichts ändern werden, die eigentliche Diskussion bezüglich seiner Richtigkeit also beendet ist. Ich persönlich habe die Formulierung "totaler Mist" gewählt, weil eine "menschenverachtende, antidemokratische und manipulative Gruppierung" meiner Meinung nach per Defintion genau das ist und auch so bezeichnet werden kann.


    Wie sicher festgestellt werden kann, beruht meine Einstellung auf der Überlegung, dass eine Veralberung der Nazis ihren Einfluss vermindert, weil das für mich logisch erscheint. Ich gebe zu, dass ich nicht genau weiß, ob das in der Realität immer der Fall sein wird.

  • Ich finde es immer merkwürdig, wenn Menschen, die den Holocaust überlebt haben, im Altenheim sitzen und nach wie vor traumatisiert sind und man sich in Deutschland wieder über den Holocaust erheitern kann.
    Es darf nicht darum gehen, etwas zu verharmlosen oder die Opfer lächerlich zu machen. Wenn dann noch Witze gehen, ist es okay, wenn nicht, dann sollte man es halt lassen.


    Richtig bescheuert fand ich "Mein Führer" von Helge Schneider. In diesem Film sind die Nazis bescheuerte Kasperlefiguren, über die man herzlich lachen kann. "Ach, der Speer, der war wahrscheinlich schwul" und "Tja, der Hitler hatte halt ne schwierige Kindheit". Und am Ende hat man Mitleid mit Hitler und ist froh, dass er dem Attentat entkommt.
    Besonders blöd wird das Ganze dadurch, dass Helge Schneider, wie er in einem Interview mit Tuvia Tenebom verrät, die Nazivergangenheit seiner eigenen Familie nie aufgeklärt hat. Hat ihn einfach nicht interessiert.

  • Ich habe mir nicht den gesamten Thread durchgelesen, aber wenn jemand Rassismus mit richtig beißendem Humor bekämpfen kann, dann Serdar Somuncu. Auf Youtube gibt es eine ganze Menge von ihm. Schaut mal rein :)
    Der Nachteil an der ganzen Sache ist aber, dass das Lächerlichmachen eine unsachliche Art ist, sich mit einer Ideologie auseinanderzusetzen, die - und da liegt die Gefahr - von der "Gegenseite" genauso gut verwendet werden kann ;) Darum sollte, nein MUSS, im Umgang mit dem NS und Rassismus allgemein eine gewisse Objektivität gewahrt bleiben.

  • Ich habe mir nicht den gesamten Thread durchgelesen, aber wenn jemand Rassismus mit richtig beißendem Humor bekämpfen kann, dann Serdar Somuncu. Auf Youtube gibt es eine ganze Menge von ihm. Schaut mal rein :)
    Der Nachteil an der ganzen Sache ist aber, dass das Lächerlichmachen eine unsachliche Art ist, sich mit einer Ideologie auseinanderzusetzen, die - und da liegt die Gefahr - von der "Gegenseite" genauso gut verwendet werden kann ;) Darum sollte, nein MUSS, im Umgang mit dem NS und Rassismus allgemein eine gewisse Objektivität gewahrt bleiben.

    Was ich bisher von Serdar Somuncu gesehen habe, fand ich aber alles andere als antirassistisch. Kenne ihn nur von der heute-show, die ich aber auch zugegebenermaßen furchtbar schlecht finde. Dort meinte er einmal (ironisch): "Ja, klar, wären wir Türken gerne in der EU. Damit wir unseren Freunden, den Griechen, auch noch Geld in den Arsch schieben können." Da bewegt er sich auf BILD-Niveau.


    Habe mich nochmal damit auseinandergesetzt. Man kann Nationalsozialismus natürlich auch mit Humor begegnen, nur eben nicht auf eine alberne Art und Weise. Das Titanic-Magazin macht das bspw. gut, indem sie persifliert, dass Hitler inzwischen zu einer Art Zeitungscovermodel geworden ist. Hat die Redaktion keine Idee, einfach Hitler aufs Cover. Oder wenn sie schreibt: "Nahostkonflikt. Endlich Frieden durch den Hitlerplan" dann macht sie sich nicht über die Opfer lustig, sondern verarscht die deutsche Sicht auf den Nahen Osten, die antisemitisch verzerrt ist.
    Kann man lustig finden, muss man nicht. Ist aber eindeutig antifaschistisch und nicht albern.

  • Was ich bisher von Serdar Somuncu gesehen habe, fand ich aber alles andere als antirassistisch.

    Somuncu ist gerade in seinen Programmen schwer an seinen Aussagen zu messen. Der stellt da nicht zwangsläufig seine Meinung dar, er provoziert sehr stark, er überspitzt und überlässt dem Zuhörer/Zuschauer die Bewertung dessen, was er als Bühnenfigur sagt.

  • Was ich bisher von Serdar Somuncu gesehen habe, fand ich aber alles andere als antirassistisch.

    Wir haben uns mal im Geschichtsunterricht angehört, wie er sehr humoristisch "Mein Kampf" auseinandergenommen hat. Fand ich sehr schön^^


    Für mich sind auch "sich über den Holocaust lustig machen" und "sich über Nazis lustig machen" irgendwie zwei verschiedene Dinge. Kann ich irgendwie nicht erklären. Ich persönlich denke schon, dass man sich über Nazis lusitg machen kann und sollte, aber eben auf eine Niveauvolle Art und auch immer mit einer objektiven Aufklärung verbunden. Das Problem daran, wenn man Hitler eben als den totalen Kasper darstellt (Ich fand den Film von Helge Schneider auch eher unlustig), dass man ihn damit gewissermaßen von seinen Verbrechen, bzw. denen die in seinem Namen begangen wurden, distanziert und man ihn auch gar nicht mehr als den gefährlichen Volksverhetzer wahrnimmt. Sieht man ja bei Nordkorea recht gut.
    Hat hier zufällig mal jemand das Buch "Er ist wieder da" gelesen?

  • Was ich bisher von Serdar Somuncu gesehen habe, fand ich aber alles andere als antirassistisch. Kenne ihn nur von der heute-show, die ich aber auch zugegebenermaßen furchtbar schlecht finde. Dort meinte er einmal (ironisch): "Ja, klar, wären wir Türken gerne in der EU. Damit wir unseren Freunden, den Griechen, auch noch Geld in den Arsch schieben können." Da bewegt er sich auf BILD-Niveau.

    Die heute Show parodiert das heute Journal! Die konkrete Aussage, die Du zitiert hast, ist nicht ironisch gemeint sondern gibt (verdeutlicht) wieder, wie tendenziös die reguläre Nachrichtensendung über die Vorgänge in Griechenland gerne berichtet! Das gibt dem Satz eine ganz andere Bedeutung ;)

  • @Lancerlover: Ja, ne, ich verstehe die heute-show. Sie ist ja auch wirklich Brachialironie mit fünfzig Augenzwinkern dahinter, damit es auch jeder erkennt.
    In dem konkreten Fall ging es gar nicht um Griechenland, sondern um den EU-Beitritt der Türkei. Somuncu will das so darstellen, als würden nur die Europäer denken, dass die Türkei beitreten will. Und Somuncu, offensichtlich als Sprachrohr der Türken, verneint das u.a. mit dem genannten "Argument". Das ist also unteres Niveau, was für die heute-show halt auch nicht untypisch ist.
    Die heute-show ist ja auch selten mal Satire, sondern macht eher Klamauk mit politischem Material. Haha, ein Politiker hat sich versprochen. Hoho, da hat einer Ficken gesagt. Ist eben für Gebührenzahler, die Freitagabend mal kritisch sein wollen. Das kommt halt davon, wenn man Micky Beisenherz als Autor hat. Aber ich drifte ab...

  • Also sich über den nationalsotialistische Personen, auch Hitler, lustig machen ist in meinen augen noch völlig okay, genau das tat Switch ja. Genauso kann man sich über jeden imprinzip lustig machen. Auch über Nazis generell kann man sich noch lustig machen


    Schwieriger ist die Frage, ob man sich über die nationalsotialistische Weltanschauung und ähnliches Lustig machen sollte. Mit Witzen verniedlicht man es ja und zieht damit auch ein großes Problem ins lächerliche, was es schwerer macht, sich damit dann doch ernsthaft zu beschäfftigen. Hier ist man schon scharf an der Grenze.


    Was auf keinen fall geht, ist wenn man über nationalistische Gewalt, bis hin zum Holocaust sich lustig macht. Gerade das verhöhnt ja geradezu die Opfer. Leider kommt das ja immer wieder vor

  • Wer des englischen mächtig ist, dem empfehle ich Lindsey Ellis' Video Essay über Mel Brooks und seinen Film Frühling für HItler. Sie befasst sich hier ausführlich mit dem Thema, wie man N*zis parodieren kann- vor allem bei der heutigen Entwicklung.

    Sie geht auf Mel Brooks' eigene Argumentation für seinen Film ein. Als jüdischer US Bürger hat er an der Seite der Aliierten gekämpft. Er hat früh gelernt, seinen Humor als Schutzmechanismus zu verwenden. Und obwohl manche seiner Witze (vor allem die Darstellung homosexueller Figuren) schlecht gealtert sind, ist seine Parodie auf H*tler und das dritte Reich nach wie vor sehr effektiv.

    Sie macht auch deutlich, wie Brooks seine Comedy als Waffe nutzt und wie man mit Humor (wenn man es richtig macht) etwas schreckliches entmachten kann und wie man manchmal mit ernsten Lehrstücken gegen den N*tionalsozialismus genau das Gegenteil erreichen kann.




    Schauts eucht an, es ist sehr interessant.