Der vergessene Schatten des Wolfs

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  • Hallo alle zusammen;
    und willkommen zu meiner Fanstory:
    Der vergessene Schatten des Wolfs


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    Genres:
    Mystery, Urban-Fantasy, und ein wenig Thriller


    Thema:
    Ein Werwolf und seine mehr oder weniger alltäglichen Probleme


    Warnung:
    Ich werde für mich ganz normal schreiben (sehr detailliert) und es wird ein paar üblere Kampfszenen geben.


    Der Hauptcharakter / Grundstory:
    Ein Werwolf, dessen Name niemand kennt, da er nach einem Schicksalsschlag zurückgezogen in einem Wald lebt. Doch irgendwann holt ihn seine Vergangenheit auf mehrere Weisen ein...
    Weiteres werdet ihr, insofern ihr weiterlest, im Prolog erfahren.


    Charakterübersicht:
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    [tab=Vorab]
    Wichtig!
    Diese Kurzbeschreibungen sind keine Steckbriefe im herkömmlichen Sinn. Sie sind nur dafür gedacht, gelesen zu werden, wenn man die Geschichte bereits bis zum aktuellen Stand gelesen hat und bei einem späteren Kapitel auf Grund der Zeit, die seit dem letzten vergangen ist, nicht mehr genau weiß, wer wer ist. Aus diesem Grund werden diese Texte zwangsläufig handlungsrelevante Fakten beinhalten, die die Spannung (die ein Hauptelement meiner FS ist) schmähen können, wenn man sie zu früh liest.
    Außerdem werden diese Texte sich ausschließlich mit der Rolle des Charakters befassen, da ich eure Fantasie bei der Vorstellung der Charaktere nicht einengen möchte.


    [tab=Jon]
    Jonathan Shaw ist ein ehemaliger Soldat, der bereits an mehreren bewaffneten Konflikten beteiligt gewesen war. Ein Ereignis änderte sein Leben allerdings komplett. Bei einer Feldübung, in der er mit einem weiteren Soldaten als Scharfschützen eingeteilt war, wurde er von einem abtrünnigen Werwolf angegriffen und tödlich verletzt. Dank seiner darauf folgenden Verwandlung überlebte er jedoch, auch wenn er sich seit einem weiteren Ereignis bereits oft das Gegenteil gewünscht hatte. Beim nächsten Vollmond, als er das erste Mal herausfand, was er war, hatte er sich nicht unter Kontrolle, da ein Alpha fehlte, der ihm in dieser erste Zeit hätte helfen können. Mit seinem Wolf, der sich bedrängt und in Gefahr gefühlt hatte, hatte er sämtliche potentiellen Bedrohungen ausgeschalten, was hieß, dass er seine gesamte fünf Mann starke Einsatzgruppe tot biss. Nach diesem Ereignis wurde er zu Bran gebracht und lernte Selbstbeherrschung und Kontrolle über seine neuen Instinkte zu behalten. Mit der reinen Kontrolle gab er sich allerdings nicht zufrieden, sondern arbeitete so lange an sich, bis er seine Wolfshälfte fast vollständig unterdrückt hatte. Nach einiger Zeit in Aspen Creek kehrte er dann nicht in seine Kaserne zurück, sondern lebte in seiner Heimatstadt von dem Geld, welches er in seiner Zeit bei der Armee verdient, aber nicht ausgegeben hatte.
    Nach einiger Zeit gab es jedoch in seinem und den angrenzenden Rudeln eine von Henry angezettelte Revolution, der zwei seiner Freunde zum Opfer fielen. Innerlich zerrissen und zwischen seinen Gefühlen hin- und hergerissen floh er Hals über Kopf aus der Stadt und lebte seitdem zwei Jahre in absoluter Isolation in einer Holzfällerhütte in einem Wald, den er bald wie seine Westentasche kannte.
    Als Charles in sein Leben tritt, merkt er jedoch, dass er vor seiner Vergangenheit nicht mehr fliehen kann und beschließt, sich ihr zu stellen, indem er dabei hilft, gegen Henry vorzugehen. Er muss allerdings feststellen, dass sich in den zwei Jahren, die er abgeschieden gelebt hatte, sowohl in ihm, als auch in der Welt sich einiges geändert hatte. Hatte er seinen Wolf bisher immer absolut unter Kontrolle gehabt, so bringen ihn nun Situationen aus der Fassung und lassen den Wolf an die Oberfläche oder gar ihm komplett übernehmen. Gleichzeitig verspürt er aber auch ein gewisses Verständnis für die Entscheidungen, die er auf diese Weise beeinflusst trifft, da sie, solange er nicht versucht, sie zu unterdrücken, meist eine gewisse Übereinstimmung mit seinen normalen Entscheidungen finden. Eine weitere wichtige Veränderung ist, dass das Bedürfnis, sich einem dominanten Wolf zu unterwerfen immer mehr schwindet. War seine Stellung in seinem alten Rudel fast so niedrig wie die der Unterwürfigen gewesen und hatte er dementsprechend gehandelt, so weist sein Wolf nun manchmal das Verhalten eines Alphas auf, wenn Jon ihn gewähren lässt.


    [tab=Sam]
    Samuel Cornick ist der ältere der beiden Marrokssöhne. Ursprünglich bereitete ihm zwar alles, was mit der angeblich wiederaufflammenden Rebellion zu tun hatte, bereits Unbehagen, doch befasste er sich damit nicht sonderlich, da das die Aufgabe seines Bruders war. Als dieser jedoch von Jon in lebensbedrohlichem Zustand von einer seiner Reisen nach Aspen Creek zurück gebracht wird, nimmt er sich der Sache aus zwei Gründen an. Zum einen will er wissen, wer seinem Bruder das angetan hatte und zum anderen scheint es, als wäre tatsächlich eine neue Rebellion gegen die Herrschaft des Marroks im Gange und dieser musste möglichst schnell ein Ende bereitet werden, ob nun durch Charles oder ihn.


    [tab=Charles]
    Charles Cornick ist Sams jüngerer Bruder und somit ebenfalls ein Sohn des Marroks. Im Marroks-Rudel und der gesamten Struktur der nordamerikanischen Werwolfsrudel ist er die rechte Hand seines Vaters und agiert sowohl als sein Bote, als auch sein Scharfrichter. Sein Ruf ist eine Mischung aus Respekt und Angst, da er bereits einige Problemfälle beseitigt hat. Bei seiner aktuellsten Aufgabe sollte er allerdings ursprünglich nur nach dem rechten sehen, bei den Rudeln aus denen Gerüchen über eine neuerliche Rebellion kamen. Scheinbar wurde er allerdings angegriffen und konnte sich nur gerade so zu Jons Hütte retten, die er als einzige sicheren Punkt in der Gegend ansah und deren Standpunkt er in den vergangenen Tagen nur durch sehr intensive Nachforschungen hatte herausfinden können.


    [tab=Bran]
    Der Marrok ist der mächtigste Werwolf ganz Nordamerikas und ihm unterstehen sämtliche in diesem Gebiet lebende Rudel. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um eine Form der Herrschaft, sondern mehr um ein Zweckbündnis, um organisiert unter den Menschen überleben zu können, ohne aufzufallen oder anderweitig in Probleme zu geraten. Bran ist zudem der älteste Werwolf dessen Alter bekannt ist und trifft Entscheidungen nur in den seltensten Fällen aus persönlichen Beweggründen heraus. Die Entscheidung über Jons Schicksal, als dieser zu ihm gebracht wurde, war eine der wenigen, die er nicht rational getroffen hatte. Nach den eigentlichen ungeschriebenen Gesetzten hätte er ihn töten müssen, da die Gefahr, sowohl für einzelne, als auch für alle Werwölfe, die von einem Werwolf ausginge, der sich selbst nicht im Griff hatte und seelisch angeschlagen war, normalerweise nicht zu tragen ist. Stattdessen hatte Bran sich allerdings persönlich darum gekümmert, ihm, obwohl es eigentlich bereits zu spät dafür war, die Selbstkontrolle beizubringen, die er brauchte.


    [tab=Henry]
    Henry ist eine geheimnisvolle Person, ein sehr alter Werwolf, der bereits vor einigen Jahren davon geträumt hat, ein Rudel zu führen, ohne dem Marrok unterstellt zu sein. Damals gab er sein Ziel allerdings unter Verhandlungen scheinbar auf und schaffte es, nach Europa zu fliehen.
    Nun ist er zurückgekehrt und hat scheinbar in Europa neue Anhänger gefunden, die zum Teil aus Werwölfen, als auch einem Zweckbündnis mit einer Söldnergruppe zu bestehen scheinen. Diese Allianz mit Menschen widerspricht jedoch allem, was von Henrys Mentalität bekannt ist.


    [tab=Holger]
    Holger war unter Jack, dem damaligen Alpha, ein Mitglied in Jons Rudel. Als Jack allerdings, da er unter vorgetäuschtem Wahnsinn versucht hatte, zusammen mit Holger die Bindung an den Marrok zu brechen, getötet wurde, entschied Holger die Kämpfe um den Platz des Alphas für sich. Seitdem führt er sein Rudel zu allgemeiner Zufriedenheit, ist Jon allerdings noch immer feindlich gesinnt, da dieser zur Zeit der Rebellion, als er gebraucht wurde, wie Holger es sagt, geflohen war. Nun soll sich angeblich auf dem Gebiet seines Rudels Holger versteckt halten und er spricht nur recht widerwillig über dieses Thema.
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    Kapitelübersicht (verlinkt):
    Prolog (direkt unten drunter)
    Kapitel 1 | Kapitel 2 | Kapitel 3 | Kapitel 4 | Kapitel 5 | Kapitel 6 | Kapitel 7 | Kapitel 8 | Kapitel 9 | Kapitel 10 | Kapitel 11 | Kapitel 12 | Kapitel 13 | Kapitel 14 | Kapitel 15: Konfrontation | Kapitel 16 : Spielfiguren | Kapitel 17: Fremder
    Sonderkapitel (empfohlene mindestens gelesene Kapitelzahl):
    S-Kapitel 1: Unheilvolle Begegnung (min. 10)


    Bevor ihr los lest:
    © 2009-2010 by Lone Wolf
    Da es meine geistliche Arbeit war/ist, liegt das Copyright an dieser Geschichte allein bei mir.
    Hiermit verbiete ich jegliche Art von Kopie, Speicherung und vor allem Wiederveröffentlichung.
    Ich kann es zwar nicht kontrollieren, es wäre aber nett, wenn ihr euch daran halten könntet.


    Jetzt hoffe ich, meine Geschichte gefällt euch.
    Wenn ihr über neue Kapitel informiert werden möchtet: PN an mich, oder einfach posten.



    Prolog


    Er wachte auf, als der kalte Wind ihm sanft über den Körper strich. Wie schon so oft wünschte er sich ein Rudel. Ohne die Sicherheit und Geborgenheit, die es jedem seiner Mitglieder spendete, war kaum ein Werwolf in der Lage zu überleben. Doch er wusste nicht, wo er nach einem suchen sollte, aus seinem alten war er geflohen, als der Alpha dem Wahnsinn verfallen war. Sein Status war nun der eines Abtrünnigen, was bedeutete, er war so gut wie tot, wenn er sich einem Rudel näherte.
    Als würde dieser Gedanke nicht schon reichen, um ihn unglücklich zu machen, musste er feststellen, dass von seiner Kleidung jede Spur fehlte. Warum konnte er sich nie erinnern, wo er sie hingelegt hatte? „Womit habe ich das nur verdient?“, brüllte er in den Himmel, welcher auf Grund der frühen Morgenstunde noch immer grau war. Doch dieser gab ihm genauso wenig eine Antwort wie die Tiere, die er so klar und deutlich riechen konnte, also begann er nach seiner Kleidung zu suchen. Irgendwo musste doch dieser blöde Steinhaufen sein, unter dem er seine Sachen versteckt hatte, bevor er dem Ruf des Mondes gefolgt war. Diesem verdammten Ruf, der ihn schon so oft hat verzweifeln lassen.
    Langsam schlich er umher, immer aufmerksam die Umgebung absuchend. Dass er nichts am Körper trug als Dreck war nur einer der Gründe, aus denen er lieber ungesehen bleiben wollte. Daran verschwendete er jetzt jedoch keinen einzigen Gedanken, dazu fiel ihm das geduckte Gehen zu schwer, da immer noch jeder Muskel in seinem kräftig gebauten Körper schmerzte. Die Verwandlung eines Werwolfes läuft nämlich, entgegen allen Geschichten, nur sehr langsam und meist sehr schmerzhaft ab. Die Stunden, die er nach seiner Rückverwandlung dann erschöpft mitten im Winter nackt auf dem harten Boden des Waldes geschlafen hatte hatten ihr übriges getan, um jeden Schritt zu einer Qual werden zu lassen. Das Werwolf-Dasein machte ihn zwar zäh und relativ resistent gegenüber Kälte, aber eben nicht schmerzfrei.
    Nach den ersten zehn Minuten musste er jedoch grinsen, da die Schinderei sich gelohnt hatte. Ohne seine Vorsicht wäre er geradewegs ins Sichtfeld eines Polizisten geraten und das hätte einiges an Problemen bedeutet. Warum musste das blöde Polizeirevier auch direkt neben der kleinen Ansammlung von Nadelbäumen, die von dem einst prächtigen Wald übrig geblieben war, stehen?
    Moment! Polizeirevier? Genau, das war es, er hatte seine Sachen in der Nähe der Reviers versteckt, da er sich sicher gewesen war, dass er es am Geruch wiederfinden würde. Und der Steinhaufen, hinter dem er sich nun versteckt hielt, um einem extrem unangenehmen Gespräch mit diesem Beamten zu entgehen, war zwar nicht der, den er suchte, doch er konnte schon sein altes Benzinfeuerzeug riechen, es konnte also nicht mehr allzu weit sein. Und das hob seine Laune wieder ein wenig.
    Nach ein paar Minuten war dann auch der Polizist wieder verschwunden, da er, wie jeden Tag, nur auf Patrouille war und hier er immer stehenblieb, um die ersten Sonnenstrahlen zu genießen. Leise schlich der junge Wolf zu seinen Klamotten und hatte sich innerhalb weniger Minuten wieder komplett eingekleidet. Mehrfach geflickte Jeans, Kampfstiefel und ein dicker, wenn auch ein wenig durchlöcherter Wintermantel. An seinem Gürtel hing sein über alles geliebtes Messer, eins der wenigen Überbleibsel seines alten Lebens. Genau genommen dürfte er es gar nicht besitzen, es war länger als sein Unterarm, mit einer schartigen, aber scharfen Klinge, doch das war im relativ egal.
    Das gleiche traf auch auf das Gewehr zu, welches er in der kleinen Holzfäller-Hütte neben der Tür stehen hatte. Geladen mit Silber, nur für den Fall, dass sie ihn finden sollten und der Marrok zu dem Schluss gekommen wäre, er verdiene für seine Feigheit, vor Problemen einfach davon zu rennen, den Tod. Der Marrok war immerhin der Werwolf, dem alle Alphas ganz Nord-Amerikas unterstanden, er hatte durchaus das Recht, ihn zum Wohl der anderen Wölfe eliminieren zu lassen. Vielleicht würde er ihnen aber auch zuvor kommen, manchmal war es sehr verlockend, einfach das Gewehr zu nehmen und dieser trostlosen Existenz ein Ende zu setzen, eventuell noch vor dem nächsten Vollmond.
    Doch daran dachte er jetzt nicht, es war ein Tagesmarsch zurück zu eben dieser Hütte und dem wärmenden Ofen, der direkt neben dem nicht sehr weichen, aber stabilen Bett Marke Eigenbau stand.
    Auf halbem Wege begann es zu schneien, der erst Schnee des Jahres. Langsam fielen die schweren Flocken zu Boden und alles wurde in einen grauen Schleier gehüllt. Früher hätte er es genossen, doch heute war ihm das Wetter egal, solange er bald sein Heim erreichen würde. Immerhin war er schon zu weit abseits der normalen Wanderwege, als dass seine Fußspuren eine Lücke in seinem Kokon der Geheimnisse bilden würde. Und der Schnee hatte ja auch nicht nur Nachteile für ihn, schließlich würden die Fußabdrücke des Wilds ihm helfen, genug im Magen zu haben. Diesen erfreulichen Gedanken im Kopf, stapfte er immer weiter durch den höher werdenden Schnee.

  • So jetzt kommt auch noch:


    Kapitel 1

    Irgendwann gegen Abend erreichte er ziemlich durchnässt und erschöpft sein Ziel und brach sein stundenlanges Schweigen, indem er in sarkastischem Tonfall verkündete: „Home, sweet home.“ Ein süßes Heim war die heruntergekommene Hütte, die jetzt nur noch knapp vierzig Meter von ihm entfernt war, zwar nicht wirklich, doch bei wem sollte er sich beschweren? Er war schließlich selber für seine Situation verantwortlich. Dank dieser Hütte hatte er wenigstens ein Dach über dem Kopf und durch seinen Ofen sogar im Winter ein wenig Wärme. Das war tausend mal besser, als in einem Erdloch schlafen zu müssen.
    Und so brachte ihn der Gedanke an sein Bett dazu, die letzten Meter in einem etwas schnelleren Trott zurück zu legen. Hier, bei seiner kleinen Zuflucht, hier fühlte er sich sicher und die Vertrautheit dieses Ortes machte in schläfrig. Doch Moment, irgendetwas stimmte hier nicht. Er konnte praktisch spüren, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte und so war es nicht verwunderlich, dass mit einem Mal all seine Müdigkeit verschwunden war und der Wolf der Oberfläche erschreckend nahe kam. Mit seinen nun absolut scharfen Sinnen suchte er die Umgebung ab, nach einer Bewegung, einem Geräusch, was auch immer. Doch nicht einmal diese Sinne reichten aus, um ihm zu verraten, was ihm Bruder Wolf gerade mitteilte: Es hielt sich ein anderer Werwolf ganz in seiner Nähe auf. Jetzt wo er darauf achtete spürte er die Macht, die jeder Dominante ausstrahlte und dieser hier musste noch um einiges dominanter sein als sein alter Alpha und das bedeutete viel.
    Noch während er überlegte, was er jetzt tun sollte, drang eine kräftige Stimme aus Richtung des Holzvorrates, der an einer Wand der Hütte lag. „Ganz ruhig, ich werde dir nichts tun, ich bin nur hier, um mit dir zu reden.“
    Verdammt, wer auch immer es war schien zu wissen, wer er war. Seine Gedanken rasten, doch er versuchte, möglichst gefasst zu klingen. „Wie hast du mich gefunden und wie kommst du darauf das ich nicht ruhig wäre?“ Einige endlos erscheinende Sekunden herrschte absolute Stille und alles, was er hören konnte war sein heftig schlagendes Herz.
    Dann kehrte die kräftige Stimme, deren Ursprung er noch immer nicht sehen konnte zurück. „Ich rieche deine Angst. Und du achtest auch nicht gerade darauf, deine Spuren zu verwischen, oder? Ich brauchte nicht mal einen Tag um genug Informationen zu sammeln, dich zu finden. Wenn du dich verstecken willst, solltest du nicht zwei Jahre am gleichen Ort bleiben, das fällt irgendwann auf.“
    Und er hatte gedacht, er wäre sicher. Doch dieses mal konnte er nicht vor seinem Schicksal davon laufen, also fragte er weiter: „Wer bist du?“
    „Ich denke mal, der Name Charles Cornick sagt dir etwas, nicht wahr? Aber ich habe keine Ahnung was deinen Name anbelangt. Aus deinem Rudel scheint dich niemand richtig gekannt zu haben, zumindest niemand, der noch am Leben wäre.“ Ein eisklalter Klumpen bildete sich im Magen des jungen Wolfs, er wusste, wer Charles war. Er war einer der beiden Söhne des Marrok und überdies dessen Scharfrichter. Er war es, der sich um Problemfälle, wie seinen Alpha oder ihn selbst kümmerte. Die Gesetze der Werwölfe waren hart, aber fair. Wenn einer von ihnen etwas gegen die Regeln getan hatte und es nicht mit einer körperlichen Strafe getan war, dann war es sein Schicksal, zu sterben. In den meisten Fällen übernahmen die entsprechenden Alphas diese Aufgabe, doch wenn einer von ihnen ein solches Verbrechen begangen hatte, dann war es Charles Aufgabe sich darum zu kümmern. Nicht nur in solchen Fällen, sondern auch bei Abtrünnigen, oder kleineren Verschwörungen musste er seiner Aufgabe als Stellvertreter seines Vaters nachkommen. Niemand wusste, wie viele Tote schon auf seiner Liste standen.
    „Ich habe keinen Name mehr. Könntest du jetzt zur Sache kommen?“ Wenn Charles vor ihm stand, dann wollte er endlich wissen, warum und vor allem wieso er noch lebte.
    „Wie du meinst. Mein Vater schickte mich hier her, da er herausfand, dass nach der Neustrukturierung deines Rudels drei Wölfe fehlten. Zwei, habe ich herausgefunden, waren bereits seit langer Zeit tot, von ihrem Alpha getötet, doch was mit dir passiert war, das wusste niemand. Dad lag anscheinend genau richtig, als er vermutete, du habest dich in den Wald zurückgezogen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich eher skeptisch war. Wie auch immer, ich sollte dich finden und dann selber die beste Wahl treffen.“ Charles machte eine kleine Pause, während er hinter dem aufgeschichteten Holz hervor trat. „Da ich keinerlei Berichte über angefallene Menschen oder gerissene Tiere finden konnte, denke ich, du kannst dich soweit beherrschen, dass du keine Gefahr darstellst, sonst wärst du schon lange tot. Doch wir sollten uns wirklich einmal unterhalten. Warum gehen wir nicht rein? Hier zieht es so.“ Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten steuerte Charles auf die kleine Tür zu. Und was sollte der junge Wolf jetzt anderes tun, als mürrisch, aber gehorsam die letzten Schritte zur Tür zurückzulegen und den Anderen mit einem Wink dazu einzuladen, einzutreten?
    Sofort nachdem er über die Schwelle war, nahm Charles das Gewehr aus der Ecke und wies damit auf den einen Hocker, der am kleine Eichentisch stand. „Du kannst dich auf dein Bett setzten oder legen, ganz wie du möchtest. Ich werde mich dort hinsetzen, wenn du nichts dagegen hast.“ Es waren nicht die Wort, sondern Charles Art, die das ganze zu einem Befehl machten. Und so schlich der ehemalige Soldat mit gesenktem Kopf zum Bett und setzte sich auf die Kante.
    Eine tiefe Stille senkte sich auf den Raum herab, als er es nicht wagte, etwas zu sagen, bevor er dazu aufgefordert wurde und Charles damit beschäftigt war, sich die Einrichtung genau anzusehen. Auf Grund mangelnder Vielfalt dauerte dies jedoch nicht sehr lange und er ließ sich auf dem Hocker gegenüber des Bettes nieder. Dabei hielt er extra etwas mehr Abstand, als nötig gewesen wäre, um den anderen Wolf nicht in Bedrängnis zu bringen. Sein Vorhaben würde schon schwer genug werden, wenn die Situation entspannt blieb. So vermied Charles auch direkten Augenkontakt und betrachtete stattdessen das Gewehr, welches nun auf seinen Oberschenkeln ruhte. „Wie lange bist du schon hier? Und wovon in Gottes Namen hast du gelebt? Du bist ja meilenweit vom nächsten Dorf entfernt.“, versuchte er das Gespräch langsam ins Rollen zu bringen.
    „Warum willst du das alles wissen?“ Die Gesprächsthemen machten den einsamen Wolf ein wenig misstrauisch, doch Charles runzelte nur kurz die Stirn, bevor er seine Fragen zurückstelle, um erst einmal die seines Gegenübers zu beantworten. „Ich möchte mehr über dich erfahren, um dir zu helfen. Ich könnte zum Beispiel dafür sorgen, dass du wieder in ein Rudel aufgenommen wirst. Doch ich muss mehr über dich wissen.“
    Irgendetwas war seltsam an der ruhigen Art, in der der Fremde mit ihm sprach, so seltsam, dass der junge Wolf ihn zum ersten Mal direkt anblickte und sagen musste, dass er nicht so viel anders aussah, als er nach den Geschichten, die über den furchtlosen Marroks-Sohn kursierten, erwartete hätte. Er war kräftig gebaut, mit brauner Haut, und einem Gesicht, welches offenbar nicht daran gewöhnt war, freundlich zu sein. Er trug abgetragene Jeans, die jedoch in einem um einiges besseren Zustand waren als seine eigenen und ein hellblaues Hemd, auf dem das hüftlange schwarze Haar besser zur Geltung kam, als es das auf seiner braunen Winterjacke getan hatte, als sie noch draußen waren. Er strahlte mittlerweile eine Ruhe aus, die ihn fast vergessen ließ, wer vor ihm saß. Doch genau das machte ihn nervös. Es konnte doch nicht so einfach sein. Bis vor zwei Minuten war er noch fest davon überzeugt gewesen, genau diese Begegnung nicht zu überleben.
    Das musste er jetzt genauer wissen. „Okay, nur mal angenommen, du würdest nun etwas erfahren, was dir nicht gefällt, würdest du mich umbringen?“
    Charles blickte ihm direkt in die Augen und als er antwortete war ein Teil der Freundlichkeit aus seinem Gesicht gewichen. „Es kommt ganz darauf an. Wenn du gegen unsere Gesetze verstoßen hast, werde ich dich töten, wir können uns keine Ausnahmen leisten. Doch du musst mir glauben: Es ist mein Wunsch, dir zu helfen und nicht dich zu töten. Beruhige dich! Und dann wäre es am besten, du würdest mir die ganze Geschichte erzählen, von vorne bis hinten. Ich denke, du weißt, was ich meine.“
    Ja, er wusste, nach welcher Geschichte Charles verlangte: Die, die ihn hierher vertrieben hatte. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen und seine Stimme bebte ein wenig. „Okay! Okay, ich werde dir alles erzählen was du willst, aber Hilfe benötige ich keine.“ Sein Gegenüber nickte und lehnte sich zurück, offensichtlich zufrieden damit, dass er nun doch zu sprechen begann. „Alles begann vor zirka drei Jahren mit unserem Alpha. Er fing an, seltsam zu werden. Du weißt schon, er hatte immer häufiger Anfälle und seine Instabilität weitete sich langsam auch auf das Rudel aus, alle wurden mürrisch und es kam auch fast wöchentlich zu Kämpfen. Keiner konnte sich mehr kontrollieren und einige wollten es auch gar nicht,. Die einzigen, die alles zusammen hielten und dafür sorgten, dass es keine Toten gab waren Tommy, der Zweite im Rudel und seine Gefährtin. Oh man, wenn es sein musste hatte sie die Kontrahenten mit bloßen Fäusten auseinander getrieben.“ Kurzzeitig huschte sogar ein Grinsen über seine Lippen, welches jedoch verschwand, sobald er weiterredete. „Irgendwann fand Jack dann aber Gefallen an den Kämpfen und es war ihm ein Dorn im Auge, dass sein höchster Stellvertreter diese Kämpfe zu unterbinden versuchte, also brachte er ihn einfach mitsamt seiner Gefährtin um. Auch wenn er wahnsinnig war, konnten sich die beiden nicht gegen ihren Alpha stellen, das gebot ihre Loyalität.“ Als er einmal mit reden angefangen und seine Blockade überwunden hatte, sprudelten die Worte geradezu aus ihm heraus, da es irgendwie gut tat, seine Geschichte jemanden zu erzählen. „Ich fand es zwei Tage später heraus. Ich war mit Tommy in seiner Wohnung verabredet, wir wollten die Situation im Rudel sprechen. Ich hatte keine Ahnung, warum er gerade mit mir darüber reden wollte. Was sollte schon jemand ausrichten, der kaum höher stand als unsere Unterwürfigen. Auf jeden Fall hätte ich mich fast übergeben, als ich die Wohnung betreten habe, so stark war der Gestank nach Tod und Verwesung. Daraufhin habe ich einiges erwartet, aber nicht das, was ich im Wohnzimmer vorfand: Der vorher grüne Teppich war fast komplett rot gefärbt und ich konnte Tommys Reste im gesamten Raum herumliegen sehen. Erst wusste ich nicht recht, was geschehen war, doch dann war da noch der Rest von Jacks unverkennbaren Geruch. Dieses Schwein hatte ihn einfach zerfetzt! Erst hatte ich noch Hoffung, dass seine Frau überlebt haben könnte und habe damit begonnen, die Wohnung zu durchsuchen. Vergeblich, ich habe sie tot im Schlafzimmer gefunden. Immerhin ist er bei ihr gnädig gewesen und hat ihr das Genick gebrochen, ich möchte nicht wissen, wie viel Zeit er sich bei Tommy gelassen hat. Das war dann auf jeden Fall genug für mich und ich rannte so schnell ich konnte nach Hause, packte die wichtigsten Sachen, rief noch schnell den Dritten des Rudels an und erzähle ihm, was ich gesehen hatte. Daraufhin verschwand ich aus der Stadt, ich konnte es nicht mehr dort aushalten. Einen Monat bin ich durchs Land gefahren, bevor ich am Ende dann doch wieder hier gelandet bin. Und so schlage ich mich jetzt seit gut zwei Jahren mehr schlecht als recht durch. Ich lebe von dem Wild, welches ich erlege und dem, was der Wald sonst noch so hergibt.“ Während des Gespräches hatte sich langsam das Adrenalin wieder verflüchtigt, für welches Charles Eintreffen gesorgt hatte und auch sein Wolf hatte sich wieder beruhigt, sodass er sich nur noch müde fühlte. Die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut. „Ich bin den ganzen Tag zu Fuß unterwegs gewesen und die Jagd war alleine auch nicht gerade einfach.“, erklärte er. "Würde es dir etwas aus machen morgen weiter zu reden? Du kannst auch das Bett haben, ich schlafe auf dem Boden.“ Doch seine Müdigkeit war nicht der wichtigste Grund, aus dem er das Gespräch vorerst beenden wollte, hauptsächlich wollte er nicht weiter über seine aktuellen Lebensumstände sprechen. Charles streichelte noch einmal über den Kolben des Gewehrs, bevor er aufblickte. „Erstaunliche Geschichte! Doch wusstest du, dass dieser Wahnsinn nur vorgetäuscht war? Doch egal, darüber werden wir morgen reden. Ich habe mir gleich gedacht, es würde mehr als einen Tag brauchen, deshalb habe ich mir einen Schlafsack mitgebracht, du kannst also dein Bett behalten.“ Bevor irgendein Einwand möglich gewesen wäre, war Charles auch schon verschwunden, nur um nach weniger als einer Minute mit einem Rucksack und dem besagten Schlafsack zurückzukehren. Mit wenigen geübten Bewegungen breitete er ihn aus und ohne ein weiteres Wort legten beide Männer sich hin. Charles schlief relativ schnell ein. Dem Wolf, der gerade eins seiner größten Geheimnisse ausgeplaudert hatte, hingegen schwirrten noch zu viele Gedanken im Kopf umher. Wie kam es es, dass ihm plötzlich jemand helfen wollte, wo er sonst doch auch immer auf sich selbst gestellt gewesen war? Wieso fühlte es sich so gut an, wenn der Fremde neben ihm lag? Und dann war da noch diese seltsame Bemerkung, der Wahnsinn, vor dem er geflohen war, sei nur gespielt gewesen. So viele Frage und keine Antworten. Die Gedanken rasten im Kopf des jungen Wolfes, doch irgendwann verfiel auch er einem unruhigem Schlaf.

  • Oh, eine so interessante Story und keine Kommis... Das kann ich gar nicht sehen. ^^
    Hast den Prolog gut verbessert, btw.^^ Aber jetzt zum ersten Kapitel:
    Dieser Charles Cornick ist ja ein ganz toller Typ - erst sagt er, dass er diesem namenlosen Wolf nichts tun wird und dann sagt er ihm, dass er ihn umbringt, sollte er gegen eine Regel verstoßen haben. ^^ An seiner Stelle würde ich mir leicht verarscht vorkommen.^^
    Ich fand das Gespräch jedenfalls gut gestaltet, du hast nicht nur geschrieben, was sie sagen, sondern auch quasi ihre "Körpersprache" berücksichtigt. Dass unser Namenloser von Charles plötzlichem Auftauchen nicht begeistert ist, konnte man auch ganz gut rauslesen.
    Die Geschichte vom wahnsinnigen Alpha war auch ziemlich überzeugend, umso merkwürdiger, dass Charles behauptet, dass alles nur vorgetäuscht war. Da fragt man sich doch gleich, zu welchem Zweck? Aber das wirst du vielleicht ja schon im nächsten Kapitel erklären.


    Hmm, negativ an dem Kapitel finde ich, dass du schon wieder eine zu schnelle Überleitung gemacht hast, als der Namenlose Charles bittet, ihn doch morgen weiter auszufragen. Das "Jetzt bin ich müde" kam einfach zu schnell. Vielleicht einfach mal die wörtliche Rede kurz absetzen, eine kurze Handlung einbauen und dann weiterführen?
    "... was der Wald sonst noch so hergibt." Von einem Moment zum anderen überkam ihn die Müdigkeit wieder stärker. Die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut. "Jetzt bin ich müde", erklärte er. "Würde es [...]", fügte er hinzu.
    Nur so als Anregung.


    Fehler:
    durch seinen Ofen sogar im Winter ein wenig Wärme.
    ich bin nur hier um mit dir zu reden.“, das kam aus Richtung des Holzstapels
    besser kein Komma und groß weiter
    Ich habe keinen Namen mehr.
    die sich auf den Raum gesenkt hatte. über


    Ansonsten bin ich gespannt, was du aus der Story machen wirst. Bisher weiß man ja noch nicht sehr viel. ^^

  • Danke für den Kommentar und die gefundenen Fehler. Es freut mich herauszufinden, dass die Charaktere genauso herüberkomme, wie geplant. Und, dass man noch kaum etwas weiß ist durchaus so gedacht. Zum Thema mit den schnellen Übergängen: Bei dem jetzt kommenden Kapitel habe ich noch extra einen dritten Lesedurchgang gemacht um diese zu verhindern. Ich hoffe, dass es geklappt hat.
    Und da mir gestern Abend langweilig war, kommt jetzt:


    Kapitel 2

    Irgendwann mitten in der Nacht setzte ein Geräusch seinem Schlaf ein jähes Ende. Irgendwo dort draußen war ein Tier auf einen morschen Ast getreten und dieser war zerbrochen. Eigentlich nichts außergewöhnliches, doch wie schon zuvor bei Charles sagte ihm sein Instinkt, es wäre ein anderer Werwolf. Wie viele wussten denn mittlerweile schon wo er war? Es kam ihm so vor, als hätte sich seine Anwesenheit herumgesprochen.

    Doch was sollte er jetzt tun? War das alles außergewöhnlich genug, eine Konfrontation mit dem um einiges dominanteren Charles zu riskieren? Während er sich aufsetzte und darüber nachdachte, kamen die Schritte immer näher und Charles wachte von ganz alleine auf. Ohne irgendein Wort zu sagen stand dieser auf und rannte die Tür praktisch nieder. Im Vergleich zu ihm selbst schien Charles zu wissen, was hier los war. Es war dem ehemaligen Soldaten letztendlich aber auch egal, was genau los war, denn das Knurren, das gedämpft durch den Wald drang, ließ nichts gutes erwarten. Also zögerte er keine weitere Sekunde,sondern schlang sich sein Gewehr am Riemen über die Schulter, schnallte sich den Gürtel mit Munition um und preschte ohne einen Blick zurück durch die halb aus den Angeln gerissene Tür.

    Im Laufen noch holte er den Karabiner wieder von der Schulter und rammte eins der großen Magazine hinein. Erfreut stellte er fest, wie die auch für Werwölfe tödliche Silbermunition mit einem metallischen Klicken einrastete, einem Geräusch, welches ihn mental darauf vorbereitet, was er eventuell gleich tun würde. Doch dazu musste er erst einmal Charles einholen, der im Licht des noch immer fast vollen Mondes auf einer kleinen Lichtung einem noch immer wild knurrenden Wolf gegenüber stand. Sobald er nah genug war, brachte er seine Waffe in Anschlag und zerrte am Ladehebel. Für einen Augenblick schien die Zeit still zu stehen und sie warteten alle darauf, dass einer der anderen angreifen würde, doch im nächsten schon sprang der fremde Wolf mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit nach vorn und hätte Charles fast an der Schulter erwischt. Doch sie alle waren Werwölfe und so war es kein Wunder, dass Charles noch rechtzeitig die Schulter wegzog und seinerseits dem Wolf mit voller Wucht auf den Kopf schlug, bevor er zwei Schritte zurückwich und aus ganzer Seele schrie: „Los! Schieß!“

    Mit seinem Sprung war Charles jedoch genau in die Schussbahn geraten, weshalb der junge Wolf mit seinem Karabiner nur seinerseits „Runter“ brüllen konnte. Und so wich Charles den Zähnen des Wolfs ein weiteres mal gekonnt aus und dieses Mal war die Bahn frei, sodass der Soldat schießen konnte, ohne zu riskieren Charles zu treffen. Er presste die Wange an den Kolben und brachte in zwei endlosen Sekunde sowohl Kimme und Korn, als auch den Angreifer auf eine Linie und zog den Abzug durch. Das Gewehr bockt heftig gegen seine Schulter und der Pulverrauch brannte in seiner empfindlichen Nase, doch das Geschoss fand sein Ziel und durchschlug die Flanke des rasenden Wolfs. Dieser wurde davon zwar ein Stück zurück geworfen, jaulte jedoch nicht einmal, sondern hatte nur ein neues Ziel vor Augen. Er stürmte immer schneller werdend auf den verwunderten Schützen zu und auch zwei weitere Schüsse, beides Treffer, konnten ihn nicht bremsen. In dem Moment, in dem der nun fast der Panik verfallene Soldat eine vierte Patrone in die Kammer beförderte, sprang der Wolf auf ihn zu und zerrte ihm die Waffe aus den Hände, sodass sie zwei Meter entfernt in Schnee landete. Dieser zischte, als er mit dem heißen Metall in Berührung kam, doch das bekam der Soldat nicht mehr mit, denn nun wurde er unter dem Leib des Wolfs begraben und musste ihn mit ganzer Kraft davon abhalten, ihm in Kehle zu beißen. Dreimal schnappten die übergroßen Reißzähne zusammen, doch jedes Mal konnte der ebenfalls kampferfahrene Mann einen Arm dazwischen halten. Das Ringen mit Wölfen hatte er zwar nicht beim Korps gelernt, doch ganz so viel anders als würde er mit einem Menschen kämpfen war es auch nicht. So sammelte er trotz der höllischen Schmerzen all seine Kraft und hieb dem Wolf auf die verletzte Seite. Genau wie erhofft heulte dieser nicht nur vor Schmerzen auf, sondern wich auch einige Schritte zurück.

    Nun waren die Chancen wieder annähernd ausgeglichen. In einer flüssigen Bewegung sprang der Soldat wieder auf, riss sich sein Messer von Gürtel und stach es mit einer derartigen Wucht zwischen die Rippen seines Gegenübers, dass es den Brustkorb fast auf der anderen Seite wieder verlassen hätte. Jetzt, wo er wütend war, fühlte es sich erschreckend gut an, wie das Messer durch Muskeln und Sehnen schnitt.

    Dieser Treffer ließ den Wolf zwar kurzzeitig zusammensacken, doch in einer Sekunde hatte er sich wieder hochgerappelt. Anstatt sich weiter auf das Messer, das ja leider nicht aus Silber war, zu verlassen, sprang der junge Wolf zurück zu dem Ort, an dem sein Gewehr liegen musst und griff mit seinen blutverschmierten Händen danach, was eine weitere Schmerzenswelle durch seinen Körper wallen ließ. Doch noch bevor er sich hätte herumdrehen und zielen können, stürzte Charles den Hügel hinab und versetzte dem Biest einen so heftigen Tritt, dass es zwei Meter durch die Luft flog und mit einem kläglichen Jaulen an einem Baum landete. Nach dieser überaus gewagten Aktion bewegte sich nichts mehr.

    Regungslos verweilten sie kurz, bevor sie sich Seite an Seite auf den Wolf zu bewegten. Sie wussten es besser, als zu denken, er wäre tot, selbst der einsame Wolf, mit seinen von den Schüssen noch immer leicht klingelnden Ohren, konnten den schwachen, unregelmäßigen Herzschlag hören.

    Einen kleinen Moment standen sie beide vor ihm und betrachteten seine Wunden, dann hielt Charles fordernd die Hand vor den ehemaligen Soldaten und erhielt ohne Widerrede dessen Gewehr. Langsam richtet es Charles auf den Kopf des riesigen blutverschmierten Tieres und betätigte ohne zu zögern den Abzug. Der Schnee der Umgebung verfärbte sich langsam rot, doch Charles lud noch einmal durch und schoss die letzte Patrone durch die Brust des Fremden, der noch einmal zuckte, bevor die Stille wieder fast absolut wurde. Nur noch das schwere Atmen zweier Personen und das entfernte Heulen eines weiteren Wolfs, der die Schüsse gehört hatte und nun um den Toten trauerte, durchbrachen sie. Und bei diesen Geräuschen und dem Knirschen des Schnees sollte es bleiben, denn ohne ein Wort kniete Charles nieder und warf sich die Leiche, die schon begonnen hatte sich als Reaktion auf den Tod zurückzuverwandeln, über die Schulter und zu zweit trotteten sie zurück zur Hütte. Langsam fielen wieder Schneeflocken vom Himmel und würden bald alle Zeugnisse des Kampfes versteckt haben.


    „Mögest du deinen Frieden finden.“, waren zwar nicht die Worte einer großen Abschiedsrede, doch sie waren alles, was Charles von sich gab, als er den Toten hinter der Hütte ablegte und das Messer aus seiner Brust zog. Es hatte eine klaffende Wunde hinterlassen, die einen normalen Menschen auf der Stelle umgebracht hätte, nicht aber einen Werwolf. Für dessen Tod waren einzig und allein die fünf Kugellöcher verantwortlich. Charles reinigte die Klinge im Schnee und reichte sie dem anteillos wirkenden Soldat zurück. Keinen von beiden hatte ihre Tat sonderlich berührt, da sie beide jeweils auf ihre Art das Töten gewohnt waren. Sie schickten sich an, in die Hütte zurückzukehren, doch dann brach ein beschämt wirkendes „Danke!“ aus Charles tiefsten Inneren hervor.

    Verwundert drehte er sich der einsame Wolf um und fragte: „Danke wofür?“

    Charles wand den Blick ab und wirkte auf einmal sehr klein. „Danke dafür, dass du mir das Leben gerettet hast. Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber ich ... “ Schweigen. „ ... ich bin verwundet. Schwer sogar. Hätte ich gewusst, dass ich verfolgt wurde, wäre ich nie hergekommen, so habe ich auch dich noch in Gefahr gebracht.“

    So langsam verstand der bis dahin absolut kühl kalkulierende Wolf gar nichts mehr. Doch bevor er sich um seine Wissenslücken kümmerte, wollte er erst einmal Charles von seiner Pein befreien, da sie ihm nicht sonderlich gut zu Gesicht stand. „Das ist nicht schlimm. Wir haben's ja überlebt. Wollen wir nicht wieder rein gehen? Ich habe noch zwei Eimer Wasser, dann könnten wir uns das ganze Blut abwaschen.“

    Charles schwieg jetzt wieder, aber immerhin hob er den Kopf wieder und trat in die Hütte, wo er sich wider auf seinen Hocker setzte. Nachdem der einsame Wolf die Tür so gut es ging wieder geschlossen hatte, nahm er einen der beiden Wassereimer vom Ofen, den er an Charles weiterreichte. Mit dem anderen in der Hand setzte er sich vor Charles auf den Boden. Jetzt, im Schein der Öllampen sah man erst das gesamte Ausmaß der Verletzungen: Der hier wohnende Wolf hatte ein paar ziemlich tiefe Wunden an beiden Armen, und eine aufgerissene Wange. Das war zwar unangenehm, würde aber innerhalb von einem Tag verheilt sein, seine Kleidung hingegen konnte er so gut wie nicht mehr gebrauchen, da ihm diese in Streifen vom Körper hing. Der andere Wolf hatte sie komplett zerrissen und es gab kaum eine Stelle die beim Ringen mit ebendiesem angeschossenen Wolf nicht von dessen Wunden verschmiert worden wären.

    In dieser Hinsicht ging es Charles auch nicht besser, jedoch mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass das Blut in seiner Kleidung aus seinen eigenen Wunden kam. Insgesamt acht lange Schnitte zogen sich über Rücken, beide Schultern und einen Teil seiner Brust. Die Ränder waren verkrustet, was bedeutete, dass die Wunden schon älter und nun wieder aufgeplatzt waren. Ein weiteres Indiz hierfür war, dass der Fremde ihn im Kampf ja kein einziges Mal erwischt hatte. Doch genau das machte den jungen Wolf stutzig, dessen Arme schon zu bluten aufgehört hatten.

    „Sollten die nicht eigentlich schon verheilt sein? Selbst wenn diese Wunden kurz bevor du bei mir aufgetaucht bist entstanden sind, sollte nichts mehr davon übrig sein.“

    „Silber“, knurrte Charles, sichtlich bemüht, die Kontrolle zu behalten und sich nicht zu verwandeln. Nach dieser Offenbarung war der ehemalige Soldat komplett verwirrt. Wie konnte es jemand schaffen, diesen Mann, der dafür bekannt war, fast unbezwingbar zu sein, so stark zu verletzen, dass er Probleme damit hat, seinen Wolf zu kontrollieren? Und was brachte diesen dazu, in dieser Verfassung nach ihm zu suchen? Und wieso waren sie vor weniger als einer halben Stunde von einem Artgenossen angefallen worden?

    Charles schien zu verstehen, welche Fragen sich im Kopf des einsamen Wolfes befanden, bevor dieser sie aussprach, denn er begann damit, sie zu beantworten. „Mein Bruder Samuel hatte etwas sehr erschreckendes herausgefunden.“ Jedes Wort klang verkrampft, also schienen Charles Schmerzen sehr groß zu sein. „Es gab vier Alphas, die planten, sich von der Herrschaft des Marrok abzutrennen, um ohne die Regeln meines Vaters tun zu können, was sie wollten.“

    „Meiner war einer von denen, oder?“ Es platze einfach so aus ihm heraus, bevor er daran denken konnte, wie gefährlich es war, einen Wolf an der Grenze der Kontrolle zu reizen. Und viele Dominante wären durch seine Unterbrechung gereizt gewesen, da sie eine Missachtung ihrer Autorität darstellte. So senkte er rasch den Kopf und ließ die Schultern hängen, versuchte so unterwürfig wie möglich zu wirken. Charles schien all dies jedoch gar nicht zu bemerken, er redete einfach weiter. „Ja, Jack war einer von ihnen. Und er war nicht so verrückt, wie er getan hat. Ja, es war sein Wahnsinn, der sich auf das Rudel ausgewirkt hatte, auch wenn es eine ganz andere Art des Wahnsinnes, als in solchen Fällen üblich, gewesen ist, doch der Rest war nur Show. Er wollte angreifbar wirken. Die Alten und Mutigen, die die sich gegen seine Pläne gestellt hätten, sollten versuchen, ihm den Titel als Alpha streitig zu machen und er hätte sie alle getötet. Da es aus Loyalität aber niemand gewagt hatte, begann er, es selber in die Hand zu nehmen. Dein Tommy und seine Gefährtin waren seine ersten Opfer. Danach wurde mein Vater von Jacks Drittem angerufen und er schickte mich aus, weiteres Töten zu verhindern. Ich kam gerade noch rechtzeitig, sonst wären ihm zwei weitere Unschuldige zum Opfer gefallen.

    Doch zurück in die Gegenwart: Die sind hinter mir her, weil ich, Samuel und jetzt auch du, wir sind die einzigen die von diesen Plänen wissen. Unser Verschwinden würde zwar einige Fragen aufwerfen, sie jedoch nicht direkt verraten. Na ja, dich habe ich aufgesucht um mehr über Jack und Tommy zu erfahren. Warum er sich trotz des offenen Angriffs nicht gewehrt hatte und so weiter. Ich hatte nicht gemerkt, dass sie mir gefolgt sind. Es tut mir wirklich Leid, aber ob du willst oder nicht, du steckst jetzt genauso tief in dieser Sache wie ich selbst.“

    Das traf den jungen Wolf, der sich nichts sehnlicher wünschte, als ein ruhiges Leben, hart, doch ließ er sich davon nichts anmerken. „Schon in Ordnung. Doch wie kann ich jetzt helfen? Ich würde alles dafür tun, um wieder gut zu machen, dass ich damals so feige war wegzulaufen.“ Das erschien ihm die beste Möglichkeit seines Lebens dazu zu sein.

    „Am besten wäre, du kommst mit mir zurück zu meinem Vater. Schaffst du das? Vor den Marrok zu treten und ihm alles zu erzählen, was du weißt?“ Charles blickte ihm direkt in die Augen, doch es lag keine Herausforderung darin.

    „Ich denke, das wird schon gehen.“

    Charles war sichtlich zufrieden, als er das hörte. „Gut, ich würde Bran ja anrufen, zwecks Eskorte, aber mein Handy liegt im Humvee und das ist fünf Meilen entfernt geparkt. Wenn es noch steht. Wir werden uns morgen früh aufmachen, nachdem wir uns um den Verräter hinter dem Haus gekümmert haben. Bis dahin ...“ Er betätigte die Entlademechanismus des Karabiners und ließ das leere Magazin scheppernd auf den Boden fallen und führte mit einer gekonnten Bewegung ein neues ein. „... übernehmen wir abwechselnd Wache. Ich fange an, dann kann ich mich noch um meine Wunden kümmern, du kannst solange schlafen.“

    „Aber sollten wir uns nicht lieber ...“

    „Nein!“, Charles Ton war sanft und wohlwollend, doch seine steife Haltung lies keine Widerrede zu. „Leg dich hin und schlafe ein wenig, du hast es nötig. Wenn sie das Auto gefunden haben, dann haben wir einen langen Marsch vor uns.“ Während Charles nun damit begann, sein Hemd in Streifen zu reißen und seine Wunden mit diesem behelfsmäßigen Verband zu umwickeln und der einsame Wolf sich auf seinem Bett zusammen rollte kehrte eine gewissen Art von Frieden in die kleine Hütte ein. Wäre da nicht der Geruch nach Tod von der Rückseite der Wand her an der er lag, wäre der junge Wolf wohl sofort eingeschlafen. So brauchte es einige Zeit, aber er schlief wieder ein.

    Und die Wachablösung sollte Charles nie einfordern.

  • Hey, großes Lob an dich! Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass du so fantastisch schreiben kannst. ^^ Aber das war wirklich professionell, ich bin beeindruckt.
    Der Kampf war absolut klasse und vor allem realistisch beschrieben, und so detailliert wie du es schon im Startpost versprochen hast. Ich konnte mir wirklich alles gut vorstellen. Diesmal haben wirklich gar keine Überleitungen gefehlt. Besonders gut hat mir auch das Gespräch zwischen Charles und dem Namenlosen gefallen, da man endlich mehr erfährt und plötzlich alles Sinn ergibt. Außerdem fügst du immer wieder Hintergrundinformationen dazwischen ein, so dass man als Nicht-Werwolf-Experte langsam immer mehr von dieser Welt versteht. Und noch einen großen Pluspunkt gibt der Schlusssatz. Gibt es wieder irgendwelche Schwierigkeiten? Oder übernimmt Charles einfach nur die gesamte Wachschicht? Ich kann die Fortsetzung gar nicht mehr erwarten.^^


    So, das einzige, was an deiner Geschichte noch durchschnittlich ist, ist die Anzahl der Fehler ^^
    Sind allerdings nur Kleinigkeiten:
    doch wie schon zuvor bei Charles sagte ihm sein Instinkt,
    Sie landete zwei Meter entfernt in Schnee, welcher zischte als er mit den heißen Lauf in Berührung kam
    und versetzte dem Biest einen heftigen Tritt
    „Silber.“, knurrte Charles Wenn nach der wörtlichen Rede noch ein Satz drangehängt wird, wird der Punkt immer weggelassen
    Wieder war es Charles der das Wort ergriff:
    und lies die Schultern hängen ließ


    Aber die Story gefällt mir insgesamt wirklich gut.^^

  • Wieder danke fürs Lesen und die fleißige Fehlersuche.
    Seltsam, dass der Schlusssatz auch noch Spannung erzeugt ist mir gar nicht aufgefallen. Eigentlich sollte er ein etwas ruhigeres Ende darstellen, aber so ist´s auch gut (sogar besser ^^). Wahrscheinlich ist es mir auch nur nicht aufgefallen, weil ich ja schon wusste, wie es weiter gehen wird.
    So und damit nun auch alle die, die eventuell meine FS lesen, auch wissen wie es weitergeht:


    Kapitel 3

    Am Morgen wachte der einsame Wolf auf und wunderte sich, dass Charles weder etwas sagte, noch sich irgendwie regte. Er schien zu schlafen. Doch warum sollte Charles schlafen? War es etwa seine Wachschicht und er selber auch eingeschlafen? Der Schreck, den ihm diese Möglichkeit einjagte war nichts verglichen mit dem, als er die fast komplett rot gefärbten Verbände und die kleinen Lachen auf dem Boden entdeckte. Ohne weiter über die Umstände nachzudenken sprang er zu Charles hinüber und wäre dabei fast über einen der beiden Blecheimer gestolpert. War Charles etwa tot? Das Hämmern seines eigenen Herzens und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren waren zu laut, als dass er es hätte erhorchen könnte, also legte er ihm die Hand auf die Brust und war ein bisschen beruhigter, als er einen schwachen Herzschlag spürte. Einen Moment verharrte er so und bemerkte, wie seine Hand zitterte. War er von dem Ganzen mehr mitgenommen worden als er sich eingestehen wollte? Nein, das war es nicht, dafür hatte er einfach zu tief geschlafen. Er war besorgt um Charles, was seltsam war, denn das letzte Lebewesen, um das er sich Sorgen gemacht hatte, war vor zehn Jahren seine Mutter gewesen. Er war damals absolut daran verzweifelt, nicht helfen zu können, als sie mit Brandverletzungen im Sterben lag. Dieser langsame Tod eines geliebten Familienangehörigen hatte ihn eiskalt werden lassen. So kalt, dass er zeitweise sogar mit Verdacht auf psychische Instabilität vom aktiven Dienst suspendiert worden war. Bis zum heutigen Tage hatte er mit niemanden mehr Mitleid gehabt, auch nicht mit sich selbst. Doch nun kniete er hier und bangte so sehr um das Schicksal eines Mannes, den er gerade einen Tag kannte, dass er zu zittern begann. Seine Welt geriet mehr und mehr aus den Fugen.

    Doch dieses Mal war etwas anders als damals: Dieses Mal konnte er etwas tun, um das Sterben dieses Mannes zu verhindern, nicht umsonst hatte er beim Korps drei Kurse zur Versorgung von Verwundeten mit Erfolg abgeschlossen, zu denen sich dann noch die Praxiserfahrung aus vier langen Fronteinsätzen bei den Marines gesellte. Es kam ihm so vor, als könne er nun einen alten Fehler wieder gut machen.

    So begann er damit, Charles Zustand genauer zu überprüfen. Er atmete, hatte einen schwachen, aber gleichmäßigen Puls, keine Anzeichen auf innere Verletzungen, schien jedoch das Bewusstsein verloren zu haben. Da er nun wusste, womit er es zu tun hatte, begann er vorsichtig, den ersten Verband mit seinem Messer zu zerschneiden, um an die Wunde zu kommen. Zuvor hatte er jedoch noch seine alte Nähnadel und den letzten Rest Garn vom Regalbrett direkt über ihm genommen und das Messer so gut wie möglich an seiner Hose gereinigt. Unter dem eben zerschnittenen Verband lag nun einer der besonders langen Schnitte. Normalerweise hätte er langsam, aber stetig verheilen sollen und auch wenn dies eine Silberwunde war, sollte sich mindestens eine Schicht Wundschorf gebildet haben. In der Praxis war jedoch alles, was sich gebildet hatte, eine eitrige Flüssigkeit und fast unmittelbar lief ein Tropfen frischen Blutes an Charles Wirbelsäule hinunter, einer Wirbelsäule, die schon annähernd komplett rot war. In früheren Jahren hatte der ehemalige Soldat jedoch schon einiges schlimmeres gesehen, wie zum Beispiel einen Kameraden, nachdem er in eine Mine getreten war und auch diese Personen hatten überlebt. Doch auch all dieses Personen hatten nur überlegt, da er und die anderen sich um sie gekümmert hatten, also verschwendete er keine Zeit, sondern schritt sofort zur Tat.

    Er richtete Charles so an einem Holzpfeiler auf, dass dieser in keiner Wunde lag, er aber relativ gut an sie heran kam, da er sie nähen musste. Nach dem großen Blutverlust stellte der fehlende Wundverschluss nämlich das größte Problem dar. Vor dem ersten Stich reinigte er die Wunde aber noch so gut es ihm möglich war mit seinem Hemd und dem Rest seines Wassers. Dann war der große Moment gekommen, an dem er noch einmal tief durch atmete und anfing einen Stich nach dem anderen zu setzten.

    Nach der ersten Minute hatte er auch sein Zittern wieder unter Kontrolle, da er einer Art Routine verfallen war und stach die eigentlich viel zu stumpfe Nadel wieder und wieder durch Charles Haut. Am Ende verknotete er noch die Enden des Fadens und riss mit einem zugleich erleichterten und unglücklichen Seufzen einen Streifen von seiner dünnen Jacke ab, Charles hatte sein Hemd bei seinen letzten Verbänden komplett aufgebraucht und verband die Wunde mit einer Präzision, zu der nur ein Werwolf in der Lage war. Nach diesem Prinzip verfuhr er mit allen blutgetränkten Verbänden und langsam wurde sogar sein Herzschlag wieder ruhiger.

    Nach einer Weile, als er mit allen fertig war, setzte er sich in sicherer Entfernung auf den einen Hocker und beobachtete Charles aus dem Augenwinkel heraus, wie dieser langsam sein Bewusstsein zurückerlangte. Es fing damit an, dass er tiefer atmete und anfing die Augen zu öffnen. Obwohl er nicht sicher war, ob Charles ihn bereits hören konnte, begann er, zu ihm zu sprechen, er wollte, dass Charles seine Nähe wahrnahm. Ein verwundeter Dominanter würde ziemlich unvorhersehbar darauf reagieren, wenn er sich schutzlos fand. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, man würde mir die Schuld für deinen Tod geben. Und die für den des Abtrünnigen hinter der Hütte gleich mit.“ Bei der Erwähnung ihres Angreifers sprang Charles unmittelbar auf. Wenn auch nur um sofort mit einem Schmerzensschrei wieder zusammenzubrechen. Wie hatte er auch so dumm sein können? Dies war genau das gewesen, was zu vermeiden er versucht hatte.

    Obwohl er versuchte, ihn zu unterdrücken, schwang ein hauch von Panik in seinen Worten mit, als er versuchte, Charles wieder zu beruhigen. „Halt! Du darfst dich nicht anstrengen. Ich habe deine Wunden gerade genäht und du bist sehr schwach, schließlich hast du fast die Hälfte deines Blutes verloren. Du musst dich ausruhen.“ Es klang wie die guten Worte, die ein Arzt seinen Patienten mit auf den Weg gab, auch wenn sie nicht immer befolgt wurden. „Bleib liegen!“ Das klang eher nach einem Befehl und um im gleichen Ton weiter zu reden braucht der junge Wolf all seinen Mut. „Wenn du weiter so unüberlegt handelst, wirst du dich umbringen. Auch wir sind nicht unsterblich, sondern kurieren uns normalerweise nur schneller.“

    Eine Welle der Macht schoss durch den Raum und ehe er sich versah fand sich der einsame Wolf auf den Knien und um Luft keuchend, am Boden wieder. Doch als würde es ihm Leid tun, beruhigte Charles sich so schnell wieder, wie er aufgebraust war. Nun schnappte der Wolf noch ein paar mal nach Luft, bevor er den Kopf in einer sehr unterwürfigen Geste senkte und in ebenso unterwürfiger Stimme mit reden fortfuhr. „Ich weiß, dass du dominanter bist als ich, doch du musst auf mich hören. Bitte, sei doch vernünftig. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich deine Schwäche nicht ausnutzten werde um dich zu hintergehen. Sonst hätte ich wohl kaum deine Wunden versorgt. Ich bin nicht dein Feind, du brauchst deine Stärke nicht zu demonstrieren. Wenn du endlich ehrlich zu mir bist, dann kann ich dir helfen, aber nicht wenn du weiter behauptest, du seist in Ordnung.“ auch wenn er seinen Kopf weiter gesenkt hielt, konnte er es sich nicht verkneifen, zu Charles hinüber zu schielen, um zu sehen, wie er auf seine Worte reagierte.

    „Okay. Du hast ja Recht.“ Die Worte klangen schwach und gequält und Charles Lippen bewegten sich kaum, als sie sie formten. „Es ist nur so, dass ich es ebenso wenig wie du gewohnt bin, dass mir jemand helfen möchte. Ich sollte dir lieber danken, anstatt dich zurecht zu stutzen.“

    „Jetzt fang' nicht schon wieder damit an!“ Der junge Wolf klang besorgt und amüsiert zugleich. „Du bist aber auch ein Dickschädel.“ Als Charles ihn nicht ein weiteres Mal dazu zwang, sich ihm zu unterwerfen, entspannte sich der einsame Wolf und half Charles dabei, sich wieder an den Pfosten zu lehnen. Es musste diesem einige Schmerzen bereiten, denn er verzog das Gesicht bei jeder Bewegung und stöhnte erleichtert auf als er seine endgültige Position erreicht hatte.

    „Wie war noch gleich dein Name?“

    „Jonathan Shaw, aber ich bevorzuge einfach nur Jon.“

    „Jon? Du musst mich sofort zu meinem Vater bringen. Und ja, ich weiß, dass ich mich eigentlich nicht bewegen dürfte. Doch wenn wir noch länger hier bleiben, dann kommen sie garantiert wieder. In unserem aktuellen Zustand würden wir einen Kampf gegen ein ganzes Rudel wohl kaum überleben.“

    Jon konnte spüren, wie ihm eine kalte Schauer über den Rücken lief. „Keine Angst, von mir aus können wir sofort aufbrechen, ich bräuchte nur eine halbe Stunde, um meine Sachen zu packen.“ Sehr überzeugend fügte er noch hinzu: „Ich habe auch keine Lust, hier zu sterben. Und ob es dir gefällt oder nicht, ich werde dich tragen.“

    Charles grinste ihn an, auch wenn es ihm Schmerzen zu bereiten schien. „Ich bin schwerer als ich aussehe.“

    „Verständlich, wenn man fast nur aus Muskeln besteht. Doch aus genau diesem Grund können wir Eisenstangen verbiegen, da wird es auch kein Problem darstellen, dich zu tragen. Leg dich bis ich fertig bin noch ein wenig hin und versuch dich zu entspannen. Du brauchst alle Ruhe die du bekommen kannst.“

    Charles wusste, dass genau dies das einzig sinnvolle war und er war nicht in der Verfassung weiter seine Dominanz zu demonstrieren, also nahm er den indirekten Befehl still hin und legte sich auf seinen Schlafplatz.

    „Und mach nicht wieder irgendwelche Dummheiten!“, mit diesen Worten drehte Jon sich um und begann mit zunehmender Hektik, seine wenigen Habseligkeiten in zwei Seesäcke zu verfrachten. Am Ende schnallte er sich noch zwei zusätzlich Gürtel um. Der eine war der, mit den Ersatzmagazinen für den Karabiner, der mittlerweile wieder durchgeladen war und auf seinem Rücken ruhte, der andere, ein stabiler Ledergürtel, an dem nun sein Messer, ein Beil, die Öllampen und weitere Gegenstände, die ein unpassendes Format für die Säcke gehabt hatten, hingen. Von seiner Bekleidung war nicht mehr als die Hose und eine Pullover übrig geblieben. Letzteren hatte er Charles angezogen, da er ihn dringender brauchte. Ein halbwegs gesunder Werwolf konnte Temperaturen um den Gefrierpunkt auch mit nacktem Oberkörper einige Zeit ertragen. Also legte er die Seesäcke um Hals und Schulter und trat mit verzweifelter Miene an Charles heran. War es wirklich besser, Charles so wie er war zu transportieren? Was war klüger, hier zu bleiben und zu riskieren, dass die Abtrünnigen wiederkamen oder meilenweit durch absolut lebensfeindliche Umgebung zu laufen? Er entschied sich für zweites.

    Entschlossen und vorsichtig zu gleich schob er die Arme unter den Verwundeten, bemüht ihm nicht allzu große Schmerzen zu bereiten und hob ihn mit noch größerer Vorsicht hoch. Nun hielt er Charles mit einem Arm in dessen Kniekehlen und einem quer zwischen den Schulterblättern hindurch. Es war zwar nicht sehr praktisch für Jon, aber besser für Charles, als wenn sein ganzes Gewicht auf seinen Wunden ruhen würde. Beide sahen sich einen Moment in die Augen und das nicht um den anderen niederzustarren, was unter Werwölfen nur selten vorkam, normalerweise nutzten sie jede Gelegenheit, ihre Machtspielchen zu spielen und Dominanz zu zeigen. Nicht so jetzt, dieses Mal suchten beide einfach nur die Bestätigung des anderen, dass sie das richtige taten. Nachdem Jon diese in Form eines knappen Nickens von Charles Seite erhalten hatte, öffnete er die Tür mit dem Fuß und trat hinaus in die kalte Morgenluft. Mit diesem wehte ihnen auch sofort wieder der Geruch nach Tod um die Nase.

    „Was sollen wir mit dem Toten machen?“ fragte Jon mit ernster Stimme.

    „Darum wird sich mein Vater kümmern, sollten es die Abtrünnigen nicht vor ihm tun. Jetzt lass uns von hier verschwinden. Immer Richtung Norden.“ Charles Worte klangen verkrampft und kamen nur in abgehackten Dreier-Salven aus seinem Mund. Besorgt blickte Jon auf ihn herab, begann aber in besagte Richtung zu marschieren.

    So erreichten sie zügig den Bergkamm, der das kleine Tal mit der Hütte von Rest des Gebirges abtrennte. Hier blickte Jon einmal kurz zurück, dieses Gebilde hatte ihn immerhin gut zwei Jahre vor Wind und Wetter geschützt, es war sein Zuhause gewesen. Doch er gab sich ein Ruck, Zurückblicken würde ihnen nicht helfen, das Humvee schon eher. Also lief er, mit knappen Wegbeschreibungen von Charles, weiter durch die Dunkelheit. Über die Jahre hier in der Wildnis hatte er sich eine erstaunliche Kondition antrainiert, sodass er auf dem gesamten Weg keine einzige Pause machte.


    Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichten sie den Geländewagen, der vollkommen unversehrt schien. Ein Stein fiel Jon vom Herzen, denn er hätte keine Ahnung gehabt, was er hätte tun sollen, wäre das Humvee nicht mehr da gewesen. Bis zum nächsten Ort war es noch weit und was hätte er dann dort tun sollen? Jeder, der ihn gesehen hätte, wäre glatt in Panik davon gerannt.

    Er war gerade dabei, sich zu überlegen, was alles hätte passieren können, als ihn Charles Wort in die Realität, die ja schon schlimm genug war, zurück holten. „Er ist offen. Leg mich einfach auf die Rückbank.“, mit diesen Worten fiel Charles dann erneut in Ohnmacht. Jon hatte nicht einmal Zeit gehabt, zu fragen, wohin er fahren solle, doch er wusste, dass der Marrok mit seinem Rudel in Aspen Creek, Montana lebte. Also schien es ihm nur logisch, dass er dort hin fahren sollte.

    Nach kurzem Nachdenken legte er Charles sanft auf der Rückbank ab und schnallte ihn mit beiden Sicherheitsgurten an, da es eine holperige Fahrt werden würde. Hastig warf er sein Gepäck in den Kofferraum und ließ sich auf dem Fahrersitz nieder. Nachdem das Auto nicht abgeschlossen gewesen war, wunderte es ihn nicht, dass die Schlüssel steckten und mit einem erleichterten Seufzen startete er den Motor, der trotz der Kälte beim ersten Versuch ansprang. Mit dem Losfahren zögerte er jedoch noch einen kleinen Moment, da er nicht mehr sicher war, ob er noch fahren konnte, doch nach den ersten hundert Metern war wieder vollkommen sicher und rollte mit dem eigentlich fürs Militär gebauten Fahrzeug über den unwegsamen, verschneiten Waldboden, als wäre er eine asphaltierte Straße. Er war dankbar für die gute Federung, da er mit ihr um einiges schneller vorankam, ohne dass die Schläge des Fahrzeugs Charles zu stark durchschüttelten. Das einzige Problem stellten die Engpässe zwischen den Bäumen dar und auch dieses war verschwunden, als sie einen Waldarbeitsweg erreichte, der schließlich in den nächsten Highway mündete.

    Der leistungsstarke Motor des Humvee heulte auf, als Jon nun etwas kräftiger auf das Gaspedal trat und Erdbrocken über die gesamte Fahrbahn verteilte. Ihn interessierte das wilde Hupen der anderen, die jetzt eine dreckige Windschutzscheibe hatten, nicht, er musste so schnell wie möglich nach Montana. Schließlich konnte er Charles schlecht in ein Krankenhaus bringen und er wusste nicht, welchem Rudel er trauen konnte und welchem nicht. So war er froh, als er das erste Schild entdeckte und sich erinnerte, dass dieser Highway genau in die richtige Richtung führte. Er konnte das so genau sagen, da er ihn immer genommen hatte, wenn er nach dem Urlaub zurück in die Kaserne musste, die von hier aus mit Montana auf einer Linie lag. Und so fuhr er, 30 Meilen pro Stunde über dem Tempolimit, immer weiter, wenn er sich nicht beeilte, würde es Charles vielleicht nicht schaffen. Auch wenn er Angst davor hatte, von einem Polizisten angehalten zu werden, war die Angst um Charles größer.

  • Also, das Kapitel war wieder wirklich toll! Es ist echt schade, dass du nur so wenige Leser hast... Ich könnte ja in meiner FS ein bisschen Werbung machen, so wie das manche mit "Partner-FS" oder so tun. Was meinst du?


    Zum Kapitel: Hey, ich lag richtig, dass es wieder Schwierigkeiten geben würde. Dieses Silber scheint Werwölfen ja echt zu schaffen zu machen. Aber zum Glück ist Jon (juhu, er hat einen Namen!^^) ja ein richtiger "Hobby-Sanitäter" und flickt Charles gleich wieder so gut wie möglich zusammen. Aber du erklärst genau, woher er das kann und das ist auch etwas, was mir bei deiner FS gefällt: Alles hat einen realistischen Hintergrund, nichts kommt einfach von irgendwoher. Und es ist toll, dass du so detailliert beschreibst, man kann sich alles richtig gut vorstellen. Das ist nicht so à la "Und er versorgte die Wunden so gut es ging" und fertig.^^ Diesen Konflikt zwischen den Werwölfen hast du auch sehr gut dargestellt: Jon, der Charles helfen will, aber nicht zu weit gehen darf - Charles, der sich von einem Rangniedrigeren nichts sagen lassen will, aber keine andere Wahl hat. Ich finde, man konnte beide gut verstehen.
    Auch die Reisevorbereitungen waren sehr realitätsnah beschrieben, nicht so wie in Pokemon, wo sie den Camping-Kocher in nem kleinen Rucksack verstauen.^^ Überhaupt, alles ist schön realistisch (lol, gleich streich ich mir selber meine Wortwiederholungen an^^).


    Fazit: Bei deinem Talent könntest du echt ein Buch schreiben. Ich bin total gespannt auf die Begegnung mit dem Marrok und freu mich schon auf die Fortsetzung.^^


    Fehler:
    Er machte sich besorgt um Charles, entweder "er war besorgt" oder "er machte sich Sorgen", nicht mixen
    Da der ausbleibende Wundverschluss nach dem Blutverlust das größte Problem darstellten,
    der andere einen stabiler Ledergürtel,
    Besorgt blickte Jon auf ihm herab,
    doch er wusste, dass der Marrok mit seinem Rudel in Aspen Creek, Montana lebte.

  • So, dann will ich Espeon doch einmal dabei unterstützen, deine toll gemachte Fanstory zu kommentieren. <3 Ich kann gut nachvollziehen, wie sich Kommentarmangel anfühlt und das hast du wirklich nicht verdient. ^^ Den Startpost hast du sehr hübsch gestaltet und er passt zum Thema. Ist nicht zu übertrieben, aber auch nicht farblos. PN- Benachrichtigung brauche ich nicht (mein Postfach ist ständig voll), aber wenn du möchtest und es nicht zuviele Umstände macht, gerne per Gästebuch. Ein Backrate brauche ich nur, wenn du möchtest, meine Fanstory ist auch in diesem Bereich (damals hieß ich noch Black Cat^^), im Zweifelsfall ist der Link in meiner Signatur. So, dann mal der Reihe nach.


    Der Prolog


    Dein Schreibstil ist ziemlich gut, finde ich. Man kann alles flüssig lesen, Rechtschreibung & Grammatik sind auch in Ordnung, kaum bis überhaupt keine Fehler. Außerdem mag ich die Wortwahl sehr. Vom Inhalt her - es ist spannend geschrieben und man ist sofort in der Handlung drin. Zwar mag ich (Wer)wölfe nicht besonders (Bis(s) hat mich für immer traumatisiert), aber ich mache hier gerne eine Ausnahme. =)


    Kapitel eins


    Ziemlich am Anfang des Kapitels ist ein Tippfehler, der ist aber nicht weiter tragisch. Stört nicht sonderlich beim Lesen, mir fällt sowas aber immer auf, hab da irgendwie einen Blick für. Dann würde ich dir gerne nahelegen, bei Dialogen einen Zeilenumbruch zu machen. Also nicht so wie jetzt ("ABC", ... , "BCD"), sondern
    "ABC"
    ...
    "BCD".
    Das mache ich auch erst seit einiger Zeit, lohnt sich aber wirklich, da der Text gleich nochmal professioneller wirkt und außerdem auch etwas länger. Vom Inhalt her hat mir das Kapitel auch wieder ziemlich gefallen, allerdings ist die Wortwahl manchmal etwas sehr umgangssprachlich. Da ich aber nicht weiß, wie sich Werwölfe unterhalten, passt das sicher so. xp


    Kapitel zwei


    Wieder gut beschrieben, der Kampf ist sehr realistisch. Bin eigentlich kein Fan von sowas, aber wie gesagt mag ich deinen Stil. Auch wenn mich die Umgangssprache stört, aber im Gegensatz dazu reden meine Charaktere viel zu gehoben =/ Vielleicht sollten wir kombinieren, dann wäre es perfekt. ^^ Der Schlusssatz klingt für mich nach 'Charles stirbt'. Liegt wohl daran, dass ich sowas immer vermute. Mein Kommentar ist ein wenig kurz, tut mir leid, ich gelobe Besserung. Ich finde einfach nicht genug, das ich kritisieren kann.


    Kapitel drei


    Im ersten Teil des Kapitels sind mir einige Fehler aufgefallen. Nichts gravierendes, aber so dies und das. Denke, dass das nur Tippfehler waren und die meisten hat Espeon schon genannt, schau da aber am besten nochmal drüber. Ich hoffe, Charles übersteht es =/ Wäre schade, wenn nicht. Habe mir ja schon sowas gedacht, aber eigentlich hatte ich erwartet, dass er gar nicht mehr lebt. Umso besser also, wenn es anders ist. =)


    Das wars dann erstmal, ich schaue bald wieder rein. Gute Nacht (oder Guten Morgen, wenn es Tag ist, sobald du das liest), bis bald. ^^ Kitty

  • Espeon: Immer diese blöden Fehler, die bei Verändern entstehen. Und jetzt, der Reihe nach: 1. Über die Sache mit der Werbung würde ich mich sehr freuen, am besten du schickst mir ´ne PN, wie genau du dir das vorstellst. 2. Die Sache mit dem Silber ist folgende: Normale Wunden heilen bei Werwölfen um einiges schneller als bei Menschen, Silberwunden hingegen heilen nur im „Menschen-Tempo“ und durch die leichte Silberallergie (anderweitig hat sie keinen Einfluss auf sie, sie können mit Silber wie mit Eisen umgehen.) vieler Wölfe noch langsamer. Letztere ist bei Charles besonders stark. 3. Endlich stellt meine Detail-Verliebtheit mal kein Problem dar. Ist in Deutscharbeiten immer so, da werde ich nie fertig. Ich bin ein Mensch, der immer alles hinterfragt und alles wissen will und wenn ich schreibe, dann ist das genau umgedreht: Da möchte ich unbedingt alles zeigen und erklären.
    @Minou: Danke für´s Ausnahme machen. Hättest du anstatt Stephenie Meyer Patricia Briggs gelesen, dann hättest du Mitleid mit Werwölfen. Ihre nicht übernatürlichen Brüder sind noch schlimmer dran. Doch zurück zur FS: Danke für den Tipp mit den Zeilenumbrüchen, werde ich am Wochenende gleich machen. Kommt dann zusammen mit dem nächsten Kapitel. Zum Thema umgangssprachlich: Das ist Absicht, es soll zeigen, dass Werwölfe keine besondere, gehobene Gesellschaft sind, sondern meist in der Unterschicht leben. Auch wenn einige (in kommenden Kapiteln) schon sehr alt sind und dementsprechend den Sprachstil ihrer Zeit haben (hoffentlich bekomme ich das hin). Letztlich noch die Sache mit dem Kampf: Die Welt ist nicht perfekt. Um sie so perfekt zu halten wie möglich, muss halt manchmal gekämpft werden (in etwa nach dem Motto: No sacrifice, no Victory).
    Danke, dass es überhaupt Personen gibt, die Feedback geben.
    NiKo

  • So dann hoffe ich mal. dass die Begegnung mit dem Marrok für euch keine Entauschung darstellt. Los geht´s mit dem etwas längeren

    Kapitel 4

    Jon war erleichtert, als er das kleine Holzschild „Aspen Creek“ entdeckte. Es war so unter den Schnee-behangenen Ästen einer alten Tanne angebracht, dass niemand, der nicht danach suchte, es bemerken würde. Das er danach gesucht hatte war jedoch nicht der einzige Grund, aus dem Jon den Weg sofort gefunden hatte. Er war schon einmal hier gewesen, direkt nachdem er angefallen worden war und Erinnerungen wurden wach, als er in eben jenen Feldweg einbog, über den sie schon damals gefahren waren. Er war, im Gegensatz zu den meisten Feldwegen die er kannte, ohne tiefe Spurrinnen und schien seit Beginn des Schneefalls nicht mehr benutzt worden zu sein, weit und breit konnte er keine einzige Reifenspur sehen. War das kleine Vierhundert-Mann-Dorf etwa mittlerweile verlassen? War er den ganzen Weg umsonst gefahren? Die Panik, die ihn durchfuhr währte jedoch nur kurz, denn nach einige Kurven und Hügeln konnte er einige Rauchfahnen am Horizont sehen. Das musste Aspen Creek sein. Endlich das Ziel zum Greifen nahe, beschleunigte er noch einmal so weit möglich, ohne die Kontrolle zu verlieren und hoffte, dass der Marrok bereits bemerkt hatte, das ein Fremder in sein Revier eingedrungen war, das spürte jeder Alpha, also sollte der Marrok es erst recht spüren.

    Und tatsächlich wurde er bereits von einer in eine dicke Jacke gehüllten Person erwartet. Sobald sie in seinem Sichtfeld war, wurde er langsamer, um seine friedlichen Absichten auszudrücken und kam langsam ausrollend neben der noch immer regungslosen Person stehen. Noch während er den Motor ausstellte, schnallte er sich ab und sprang aus dem Wagen. In dem Moment, in dem er die Tür hinter sich zuschmeißen wollte wurde er wiedereinmal von der Dominanz des anderen geradezu niedergewalzt, doch dieses Mal konnte er sich immerhin auf den Beinen halten. Die Dominanz des anderen war aber auch wirklich enorm, es musste sich entweder um Charles Bruder, Bran höchstpersönlich oder einen anderen sehr alten Wolf handeln. Jon streckte aus Reflex die Hand aus und fand sich nur eine Sekunde später auf dem Bauch liegend im Schnee wieder. Der andere hockte, mit einem Knie in seinem Rücken und einen Arm um seinen Hals geschlungen, auf ihm. „Mein Vater lässt fragen, warum du in seine Revier kommst, jetzt, wo dein Rudel die Stadt nicht verlassen darf.“ Die Stimme, die da an Jons Ohren drang, war zwar knurrend, aber auf eine seltsame Weise auch ruhig.

    „Ich habe kein Rudel.“, schnaufte Jon, dem der Griff um seine Hals es schwer machte zu atmen.

    „Du riechst aber nach ...“ Die Worte wurden leiser, bis der andere einmal tief einatmete, wobei er sich bewegte, wie ein Wolf, der Witterung aufnahm. „... nach meinem Bruder! Warum riechst du nach meinem Bruder? Wo ist er?“ Der andere wurde sichtlich zornig und als würde der Geruch nach Wut, der eindeutig in der Luft lag, nicht reichen, um dies zu zeigen, spannte der andere seinen Arm an, bereit, ihm mit einer kleinen Bewegung das Genick zu brechen.

    „Auf der Rückbank. Charles ist auf der Rückbank. Er ist verwundet, du musst ihm helfen. Es waren die Abtrünnigen.“ Der Wolf, der ihn zu Boden gedrückt hielt, musste Samuel sein, er hatte Charles Bruder genannt.

    „Wenn du jetzt nicht genau das tust, was ich dir sage, dann bist du tot. Hast du mich verstanden?“, fuhr Samuel wutschnaubend fort. „Du wirst jetzt langsam aufstehen und dich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen, bis ich es dir sage.“

    „Jon?“, drang ein Stöhnen aus dem Inneren des Humvee. Charles war also wieder bei Bewusstsein. Samuel gelangte mit nur einem Sprung zur hinteren Tür und riss sie auf. Charles brauchte einen Moment, bis er bemerkte, wer vor ihm stand und ein ungläubiges „Sam?“ ausstieß.

    Währenddessen richtete Jon sich langsam auf, verharrt dann aber in der Hocke und spähte unter Samuels Armen hindurch. Charles lag unverändert da und machte keine Anstalten sich zu bewegen, er musste wirklich sehr schwach sein. Auch Sam bewegte sich nicht, schien geschockt von Charles Zustand zu sein. Mehr sollte Jon auch nicht erfahren können, denn zwei weitere Werwölfe griffen ihn unter den Schultern hindurch. Sie zogen ihn hoch, legten sich seine Arme über ihre Schultern und hielten seine Handgelenke in eisernen Fäusten. Da er nicht wusste, was er anderes tun sollte, ließ er es geschehen und sagte auch nichts, als sie ihn fortschleiften.

    Sie zogen ihn vier Häuser lang hinter sich her, beim fünften traten sie durch die geöffnete Tür und schleppten ihn die Treppe herunter, in die Kellerebene. Es sah aus wie in einem Hotel. Ein Flur mit Zimmern zu beiden Seiten. Nur ein Zimmer wirkte nicht ganz so freundlich, die Tür war nicht aus Holz, sondern massiven Stahl und einem kleinen vergitterten Fenster. Und in genau diesen Raum brachten sie ihn. Er wusste, worum es sich handelte. Dies war ein sicherer Raum, sowohl Wände, die Decke, als auch der Boden, sie alle waren mit Silberstangen verstärkt. Ein Werwolf hat zwar kein Problem damit, Silber zu berühren, es war für sie jedoch sehr schwer, es zu verbiegen. Und wenn ein Wolf dem Rudel nun Probleme bereitete, überwiegend, wenn sie sich nicht kontrollieren können, wurden sie hierher gebracht. Man durfte es aber nicht mit einem Gefängnis verwechseln, so etwas gab es im Rechtssystem der Wölfe nicht. Wenn einer von ihnen dorthin gehörte, dann war er ein toter Mann. In jedem Rudel existierte jedoch im Normalfall nur ein solcher Raum, da der Bau logischer Weise sehr teuer war und der eigentliche sichere Raum dieses Rudels war Zimmer Nummer Eins des Motels. Erst mache dies Jon ein wenig stutzig, da er von diesem hier nichts gewusst hatte, doch es war ihm in Endeffekt egal, da er von der ganzen Etage unter dem Haus des Marroks nichts gewusst hatte und das einzig was zählte war, dass er hier nicht weg kam.

    Trotzdem wunderte er sich, warum er hier gelandet war. Er wollte die eine Wache, die vor seiner nun verriegelten Tür stehen geblieben war, fragen, überlegte es sich aber doch anders, da er es noch früh genug erfahren würde und sich noch nicht einmal sicher war, ob er es erfahren wollte. Nach einem Moment ging er dann aber doch zur Tür und klopfte einmal sachte daran, um die Aufmerksamkeit des Wachpostens zu erlangen. Seine Frage war jetzt jedoch eine ganz andere. „Was geschieht jetzt mit Charles? Ihr dürft ihn nicht sterben lassen!“

    Der andere schien erstaunt über Jons Worte, denn es dauerte einige Sekunden, bis er antwortete. „Du bist der erste, abgesehen von seinem Vater und seinem Bruder, der sich um Charles sorgt. Samuel ist der beste Arzt, den wir haben, und einer der besten in den gesamten Staaten. Wenn er Charles nicht wieder hin bekommt, dann schafft es niemand. Und was dich angeht: Das ganze ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, viele, die zwei Jahre alleine gelebt haben reagieren nicht gut auf andere ihrer Art und hier gibt es knapp hundert durchaus dominante Wölfe. Der Marrok hat dich erkannt und uns gebeten, dich hierher zu bringen. Mehr weiß ich auch nicht. Nur noch, dass du mit Samuel großes Glück gehabt hast, er mag ein Arzt, ein Heiler, sein, was aber nicht heißt, dass er dich nicht bei der kleinsten Bewegung umgebracht hätte. Oder wenn er zu dem Schluss gekommen wäre, du hättest Charles verletzt. Auch wenn sie es nach außen nicht zeigen, stehen Charles und Samuel sich doch sehr nahe.“

    „Gut zu wissen.“, antworte Jon mit einem leicht amüsierten Unterton. Mehr zu sich selbst fügte er noch hinzu: „Kaum taucht man wieder auf, wollen einen erst mal alle umbringen.“ Mit einigem zu Denken und einem dicken Grinsen im Gesicht kehrte er zum Bett zurück und legte sich mit gespielter Ruhe hinein. Wäre er nicht hier eingesperrt, würde er sofort zu Charles rennen, um ihm zu helfen. Doch wenn es der Wunsch des Marroks war, dass er hier war, dann würde er diesem nachkommen und warten. Und das nicht nur, weil er es nicht schaffen würde, die Tür zu öffnen.


    Samuel war sehr besorgt, als er Charles auf der Rückbank des Humvee sah. Er hatte ihn in seinen über zweihundert Lebensjahren selten ähnlich schlimm zugerichtet gesehen. Die einzige große Chance bestand darin, ihn möglichst schnell in die kleine Praxis des Ortes zu bringen. Eigentlich handelte es sich dabei um die Tierarztpraxis von Dr. Wallace, doch Samuel hatte dort schon öfters Andere untersucht und behandelt. So oft, dass nun sogar einen Teil seiner Ausrüstung und Medikamente dort lagerten. Doch dahin musste er Charles erst einmal bekommen, also öffnete er die Sicherheitsgurte, die Charles an seinem Platz gehalten hielten und hob ihn vorsichtig heraus. Im Vergleich zu Jon legte er ihn sich aber über die Schultern und marschierte schellen Schrittes durch halb Aspen Creek, bis er Dr. Wallace Haus und Praxis erreicht hatte. Dieser wartete bereits an den Türrahmen gelehnt auf ihn und folgte ihm, nachdem er die Tür geschlossen und im Vorbeigehen die Heizung ein wenig wärmer gestellt hatte, in das im hinteren Bereich gelegenen Behandlungszimmer. Samuel legte Charles ohne ein Wort auf die in der Mitte des hell erleuchteten Raumes stehende Liege. Da sein Bruder nicht in der Lage war, den Pullover, der förmlich an ihm klebte, auszuziehen, zerschnitt er ihn mit einer Verbandsschere. Carter, der bis dahin nur daneben gestanden hatte, stieß einen anerkennenden Pfiff aus, während er die Verbände, die nicht mehr alle an ihrem ursprünglichen Ort waren, zählte. Und auch wenn er es nicht zeigte, war Sam sehr besorgt, denn Charles hatte zwar, nachdem er sich um Jack gekümmert hatte, angerufen und seinem Vater und ihm gesagt, er sei verwundet, doch dass er in dieser Verfassung noch nach diesem Jon gesucht hatte, grenzte an Wahnsinn. Nun waren die Wunden zwar genäht, doch einige hatten schon begonnen zu eitern. Selbst für Charles war es erstaunlich, dass nicht längst schon sein Wolf übernommen hatte, insofern der nicht genauso geschwächt war. Es musste irgendetwas gegeben haben, dass ihn sehr stark beruhigt hatte. Was, dass war jetzt jedoch egal, Sam war auf jeden Fall glücklich darüber, da er sich mit der menschlichen Anatomie wesentlich besser auskannte. Während er die Fäden der ersten Wunde wieder aufschnitt, um sie zu desinfizieren, tat es ihm langsam Leid, dass er diesem Jon derart misstraut hatte. Ohne ihn wäre sein Bruder höchst wahrscheinlich schon lange tot. Er durfte nicht vergessen, sich zu entschuldigen und ihm einige Fragen zu stellen. Aber erst, wenn er mit Charles fertig war.

    „Soll ich helfen?“ Die sanften Worte durchbrachen Sams Konzentration. „Ich bin zwar kein Fachmann für Menschen, aber eine Schnittwunde sollte ich schon schaffen und umso schneller Charles sich ausruhen kann, umso besser für ihn.“ Dr. Wallace war eindeutig nicht besorgt um Charles, da er ihn nicht sonderlich mochte, sondern wollte einfach nur Samuel helfen. Doch dazu sei gesagt, dass Dr. Wallace kein Werwolf war und es nicht mochte, wenn jemand starb, egal, was er getan hatte und er wusste, was Charles Aufgabe war.

    „Eigentlich würde ich jeden abweisen, der sich meinem Bruder nähren will, aber komm her Carter. Zu zwei sind wir wirklich schneller. Fang du rechts an. Wenn wir mit Brust und Schultern fertig sind, drehen wir ihn auf den Bauch.“

    Ermutigt trat Dr. Wallace an Charles heran und begann wie Samuel damit, den erste Schnitt zu öffnen, mit einer Kochsalzlösung auszuspülen, einer übelriechenden Jod-Salbe zu desinfizieren, einem Tuch sauberzuwischen und wieder neu zu nähen. Beide redeten kein Wort, bis sie fertig waren.

    Samuel wickelten am Ende noch insgesamt vier Verbandsrollen um Charles, bevor er Carter fragte, ob er sein Auto verwenden könne, um Charles zu seinem Vater zu bringen. Wenn sein Bruder wieder aufwachte, würde es für ihn sehr schwer werden, seinen Wolf zu kontrollieren, doch ein anderer Dominanter konnte ihm dabei helfen. Sam hätte es selber gemacht, doch das Problem war, das er selber nicht dominant genug war, da es außer dem Marrok nur einen Wolf gab, der dominater war als Charles und dieser konnte ihn nicht sonderlich leiden. Carter verstand und nickte nur knapp, bevor er in die Tasche griff und Samuel die Schlüssel zuwarf. Dieser fing sie gekonnt auf und steckte sie in eine seiner eigenen Taschen. Mit Carters Hilfe hob er dann Charles behutsam auf seine Arme und ging Richtung Ausgang. Dr. Wallace öffnete alle Türen und schloss sie hinter ihnen wieder.

    Obwohl alles nicht länger als zwanzig Minuten gedauert hatte, war draußen ein dicke Schicht Neuschnee zu sehen. Normalerweise hätte Samuel mitten in der Bewegung verharrt, um dem Tanz der dicken Flocken zu zu sehen, doch heute hatte er dafür keine Zeit. Trotzdem beruhigten ihn die Sorglosigkeit, mit der der Schnee gen Boden sank, soweit, dass er bemerkte, dass er genau in die falsche Richtung gelaufen war. Er korrigierte seine Richtung und Carter half ihm dabei, Charles auf dem Beifahrersitz zu platzieren und anzuschnallen, was für die kurze Strecke mehr als ausreichen würde. Sam versprach noch, wieder zu kommen, um aufzuräumen, doch Carter beharrte darauf, selber für Ordnung zu sorgen und Sam hatte besseres zu tun, als zu diskutieren, also bedankte er sich und kehrte Carter ohne Abschied den Rücken zu.

    Langsam fuhr er die Straße zum Haus seines Vaters entlang. Die zwei Meilen halfen ihm, wieder ganz er selbst zu werden, nachdem ihm seine Sorge um seinen Bruder ziemlich durcheinander gebracht hatte. In seiner wiedergefundenen Ruhe fragte er sich, wie sein Vater wohl auf Charles Verletzungen reagieren würde.Wahrscheinlich würde er sehr, sehr wütend werden. Jetzt musste er sich also nicht nur um Charles kümmern, sondern auch noch dafür sorgen, dass sein Vater nicht auf die Jagd ging. Er hoffte, dass sich die verbliebenen Abtrünnigen gut versteckt hatte, nur für den Fall, er könne den Marrok nicht beruhigen. Das Schicksal einem rasenden Bran gegenüber zu stehen würde er nicht einmal ihnen wünschen und so war er überzeugt, alles in seiner Macht stehende zu tun, um seinen Vater hierzubehalten.


    Jetzt wo er sich endlich weit genug beruhigt hatte, um wirklich zu schlafen, hörte Jon Schritte aus Richtung Treppe. Wollte jemand zu ihm, oder war es nur eine Wachablösung? Na ja, egal, dachte er sich, stand auf und ging zur Tür.

    „Bran kommt, bleib einfach ganz ruhig.“, schärfte die Wache ihm ein. Doch das wäre nicht nötig gewesen, er kannte Bran, den alten Marrok und glaubte nicht, dass er sich in fünfzehn Jahren verändert hatte, für Werwölfe war das nicht mehr als ein tiefer Atemzug. Doch etwas war seltsam, er spürte nicht, dass Bran kam.

    Als hätte der Mann auf der anderen Seite der Tür den Grund seiner Verwunderung verstanden, sprach er weiter. „Bran zeigt für gewöhnlich nicht was und vor allem wer er ist. Behalte gleich aber lieber im Hinterkopf, mit wem du redest.“ Das klang alles hilfsbereit, doch Jon erfuhr nicht mehr, als er schon vorher gewusst hätte. Immerhin war es Bran persönlich gewesen, der sich um ihn gekümmert hatte, nachdem man ihn auf einem Truppenübungsplatz aufgespürt hatte. Ja, es gab auch einige andere Wölfe, die beim Militär waren. Sie mochten die klare Hierarchie, die dort herrschte und den Kampf, aus dem sie fast immer lebend hervor kamen. Er erinnerte sich an seine Einheit, die Männer und Frauen mit denen zusammen er sein Vaterland verteidigt hatte. Aber auch an das aus fünf seiner Kameraden bestehende Einsatzteam Grau, welches er umgebracht hatte, weil er nicht gewusst hatte, was er war und es folglich am ersten Vollmond nicht kontrollieren konnte. Am Tag darauf hatte er dreimal versucht sich zu erschießen, hatte jedoch immer überlebt, da er keine Silberkugeln gehabt hatte. Dann fand ihn ein anderer Werwolf, der durch Zufall beim Lazarett vorbei gekommen war und ihn gerochen hatte und brachte ihn genau hierher. Damals war Bran genauso die Treppe heruntergekommen, mit dem Unterschied, das er damals gezeigt hatte, was er war.

    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Bran, anstatt wie früher durch das Gitter zu ihm zu reden, die Tür öffnen ließ und eintrat.

    Mit formeller Stimme begrüßte er ihn. „Hallo Jon. Seit unserer letzten Begegnung vor fünfzehn Jahren scheinst du noch immer nicht gelernt zu haben, dich von Problemen fernzuhalten. Wenn ich dich nicht gleich so gemocht hätte, wärst du gar nicht dazu gekommen, erneut in Probleme zu geraten. Setz' dich doch.“ Mit diesen Worten schloss Bran die Tür hinter sich und brachte die Wache mit einem Blick jedoch dazu innezuhalten, als sie wieder absperren wollte. Obwohl es Jon langsam nervte, dass ihn immer alle aufforderten sich zu setzen, lies er sich nach wenigen vorsichtigen Schritten auf dem Bett nieder. Nun erwartete er, dass Bran sich auf den Hocker ihm gegenüber setzten. Doch dieser lief weiter durch den Raum und schien ihn nicht weiter zu beachten. Auch der Marrok spielte Machtspielchen und wie konnte er jemand anders besser zeigen, dass er unter ihm stand, als ihn fast komplett zu ignorieren?

    Da Bran aus diesem Grund nichts weiter sagte, ergriff Jon das Wort.. „Warum bist du hier? Oder besser, warum hast du mich hier einsperren lassen? Glaubst du wirklich, ich könnte mich nach all den Jahren noch immer nicht kontrollieren?“

    „Ich glaube, du verstehst nicht ganz.“ Brans Stimme war tief und gefühllos. „Ich vertraue dir, doch es ist so: Alle die davon wissen machen sich Sorgen über die Reste der Abtrünnigen und jetzt tauchst du hier auf. Du giltst seit zwei Jahren als vermisst beziehungsweise von Seiten des Militärs als fahnenflüchtig, kommst aus einem Rudel, dass von den Abtrünnigen übernommen wurde und hast einen, wie ich mir habe sagen lassen, halb toten Charles auf der Rückbank.“ Bran blieb stehen und sah ihn musternd an. „Ich glaube, du verstehst, dass ich dich nicht einfach draußen herumstreunen lassen kann. Wenn du in einen Kampf verwickelt würdest und ich dich in Schutz nehmen würde, dann würde meine Führungsqualität angezweifelt. Fast alle wissen, dass ich dich am Leben gelassen habe, obwohl das eigentlich nicht richtig war. Ich könnte dich meinen Leuten aber auch nicht zum Fraß vorwerfen, ich habe schon zu viele verloren, die mir nahe standen. Also habe ich dich hier versteckt.“ Bran atmete tief ein, bevor er besorgt weiterredete. „Es ist nur zu deiner Sicherheit. Und jetzt erzähl mir, was mit meinem Sohn passiert ist. Er hatte am Telefon von Verletzungen geredet, meinte aber, es wäre nicht schlimm.“

    „Nicht schlimm“, echote Jon, „Er wäre fast verblutet und ich weiß nicht, ob ich es geschafft habe, die Blutungen zu stoppen. Hoffentlich weiß Samuel, was er tut.“

    „Ich habe volles Vertrauen in Sam.“ Bran hatte es anscheinend als Angriff gegen seinen Sohn gewertet, den in seinen Augen lag ein Hauch von Zorn, der Jon dazu veranlasste, den Kopf ein wenig zu senken.

    „Ich habe ja nichts gegen ihn gesagt, es ist nur so, dass Charles wahrscheinlich die Hälfte seines Blutes verloren hat. Außerdem sind die tiefen Schnittwunden an seinem Oberkörper durch Silber verursacht worden und er scheint besonders stark darauf zu reagieren.“

    „Ja, Charles Silberallergie ist beinahe einzigartig. Doch warum bist du verletzt?“

    Jon war erstaunt darüber, wie schnell der Marrok das Interesse an seinem Sohn verloren zu haben schien und jetzt die noch nicht ganz verheilten Kratzer an seinem Arm betrahtete. „Am besten, ich fange ganz vorne an. Also gut. Ich kam nach der letzten Vollmondnacht, also gestern, zu meiner Hütte zurück, wo Charles bereits auf mich wartete. Er hatte mir ein paar Fragen gestellt und dann haben wir uns schlafen gelegt, um am nächsten Morgen weiter zu reden. Doch in der Nacht wurden wir von einem dieser Abtrünnigen angegriffen, er roch nach meinem Rudel. Er liegt noch hinter meiner alten Hütte, Charles meinte, du würdest dich darum kümmern, wenn wir hier wären.“

    Bran nickte zustimmend und Jon fuhr fort. „Dieser Verrückte hat uns in seiner Wolfsgestalt angegriffen. Erst hat er sich auf Charles geschmissen, weil er von ihrem Geheimnis wusste, als ich dann auf ihn geschossen habe, hat er mich angegriffen und zu Boden geworfen. Ich habe versucht meinen Hals zu schützen, daher kommen die Verletzungen an meinen Armen. Doch ich konnte ihn wieder abschüttelt und zusammen haben wir ihn niedergezwungen. Am nächsten Morgen fand ich dann Charles, in seinem eigenen Blut liegend. Ich hatte ihn so gut ich konnte versorgt und dann hierher gebracht.“ Jon konnte die Bitterkeit in seiner eigenen Stimme hören und seine eigene Verzweiflung riechen, während er bei Bran keinerlei Gefühle wahrnehmen konnte.

    „Beruhige dich, du hast alles dir mögliche getan. Mehr kann man von keinem von uns verlangen und die meisten hätten sich nicht so wie du um ihn gekümmert. Ganz zu schweigen davon, eine Konfrontation mit mir zu riskieren. Was bringt dich dazu?“

    Wenn er das nur selber wüsste. „Ich habe keine Ahnung. Ich hatte nur das Gefühl, das Richtige zu tun. Und er hatte mich an meine Mutter erinnert, ich hatte ihr nicht helfen könne, Charles konnte ich aber helfen. Irgendwie kam es mir so vor, als würde ich einen alten Fehler wieder gut machen.“

    „Das ist seltsam, alle anderen, die Charles begegnen, sehen ihn als Feind an und haben Angst vor ihm, während du familiäre Gefühle für ihn entwickelst.“

    Wieder drangen die Geräusche von Schritten an Jons Ohren und der Geruch nach Samuel, Charles und Verzweiflung strömte ihm durch die Tür entgegen. War Charles etwa tot? Nein, dieser Geruch war eindeutig nicht vorhanden ...

    „Vater, komm schnell! Charles wacht wieder auf und bei seinen Wunden glaube ich nicht, dass er sich unter Kontrolle hat.“

    Bran sprang sofort auf und eilte auf die Tür zu, die gerade von Samuel aufgrissen wurde. „Jon, du kommst mit mir raus! Samuel, bring Charles hier her! Gerry, geh nach Hause!“ Gerry schien die Wache zu sein, den diese entfernte sich ohne ein weiteres Wort. Jon rannte hinter Bran her und sie erreichten den Eingangsbereich, immer vier Stufen auf einmal nehmend. Dort lag Charles auf der Couch, die für Besucher, die auf den Marrok warteten, aufgestellt worden war und stotterte nicht zusammenhängende Worte. Der besorgte Samuel hob ihn behutsam in die Höhe, während Bran begann, Charles beruhigend ins Ohr zu sprechen. Jeder Nicht-Werwolf hätte nicht einmal bemerkt, dass Bran überhaupt etwas sagte und auch Jon konnte nur hier und da ein Wort verstehen, doch er konnte sehen, wie sich Brans Lippen bewegten.

    Langsam gingen sie, Samuel voran, die Treppe wieder hinunter, Bran hörte nicht auf, zu Charles zu sprechen. Dessen Worte wurden langsam deutlicher, er fragt nach Jon. Obwohl er nicht wusste ob der Marrok das wollte, antwortete Jon mit ruhiger, aber etwas lauterer Stimme. „Ich bin bei dir, Charles. Ganz ruhig! Es wird alles gut. Wir sind bei deinem Vater und dein Bruder hat sich um deine Wunden gekümmert.“ Samuel blickte ihn kurz vorwurfsvoll über die Schulter an, als habe er etwas falsches gesagt, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Charles zu wand, da sich dieser leicht in seinen Armen zu winden begann.

    „Sam“ stammelte er noch, dann lag er Sam wieder ruhig und bewusstlos auf den Armen. Sie hatten mittlerweile den sicheren Raum erreicht und er legte Charles sanft auf dem Bett ab, worauf Bran Jon mit einem Wink bedeutete, den Raum zu verlassen und nachdem alle draußen waren, die Tür wieder abschloss.

    Da standen sie nun alle mit gesenkten Blicken und dachten jeweils ihre eigenen Gedanken. Nach fast einer Minute durchbrach Samuel jedoch die Stille und wirkte ein wenige beschämt, als er anfing, sich mit leiser Stimme bei Jon zu entschuldigen. „Es ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, aber ich möchte mich bei dir für vorhin entschuldigen. Ich wusste nicht, dass du dich um Charles gekümmert hast, ich war einfach nur sauer und verängstigt. Ich konnte nicht mehr klar denken. Es tut mir Leid und ich werde es wieder gut machen. Deine Stichtechnik ist, nebenbei gesagt, gar nicht mal so schlecht.“

    Sowohl von der Entschuldigung, als auch Sams letzter Bemerkung überrascht fühlte sich Jon sehr verlegen. Da steht doch echt Samuel Cornick vor ihm und entschuldigt sich. Und auch wenn es einen Teil von ihm erfreute, wie sich Sam wand, versuchte er es bei einer zurückhaltenden Antwort zu belassen. „Ich war zwölf Jahre bei den Marines und in meiner Einheit war so etwas Grundwissen. Doch du musst dich nicht entschuldigen. Du hast genau richtig gehandelt. Ich war ein Eindringling und du dachtest, ich wäre eine Bedrohung für deinen Bruder. Ist schon in Ordnung, außerdem bin ich gewohnt, dass man auf mir herumtrampelt,auch wenn man mir sonst nicht das Genick brechen will.“ Ein flüchtiges Grinsen huschte über Jons Lippen als er an sein altes Rudel dachte. Es war jedoch sofort wieder verschwunden, sobald seine Gedanken wieder zurück zur Gegenart fanden. „Aber lass Charles nicht sterben! Ja? Das wäre etwas, was ich dir nicht verzeihen könnte.“

    Samuel nickte einmal, dann drehte er sich um und ging wieder nach oben.

    „Nimm irgendein Zimmer. Ich muss mit Samuel reden. Und das nicht nur darüber, dass er dir das Genick brechen wollte. Nachher komme ich dann noch mal runter, mit dir habe ich auch noch einiges zu besprechen. Ruhe dich doch solange ein wenig aus!“ Wieder wurde aus dem, was ein Mensch als Ratschlag empfunden hätte, ein stahlharter Befehl, dem sich Jon nicht widersetzen konnte. Also ging er in das dem sicheren Raum gegenüber gelegene Zimmer, schoss die Tür hinter sich und sah sich das Zimmer, das relativ modern anmutete, genauer an. Es war etwas drei mal drei Meter groß, beigefarben gestrichen und trotz der fehlenden Fenster gut beleuchtet. Zu seiner Rechten stand ein Kleiderschrank und zu seiner Linken eine kleine Kommode. Wie auch das bequem aussehende Bett an der Rückwand waren sie aus etwas dunklerem Holz gefertigt und bildeten somit einen Kontrast zur Wand. Letzteres fiel Jon jedoch gar nicht mehr auf, da sowohl seine Augen, als auch seine Gedanken auf das Bett fixiert waren. Diesen Ort der Ruhe ...

    Bevor er wirklich darüber nachgedacht hatte, hatte er schon die Stiefel ausgezogen und legte sich mitsamt seiner dreckigen, blutverschmierten Klamotten in das Bett. Ja, das hatte er wirklich vermisst. Seine Gedanken wurden immer langsamer und er konnte spüren, wie ihm die Augenlider schwer wurden. Da er Charles in Samuels pflegenden Händen wusste, erlaubte er es sich, einzuschlafen.

    Ein Fehler, wie sich herausstellte. In seinen Träumen wurde er dazu gezwungen, die schlimmsten Ereignisse der letzten Tage noch einmal zu durchleben. Sein Körper, über den er zur Zeit keine Kontrolle hatte, zitterte und wand sich, als er noch einmal unter einer Kreatur von Wolf begraben wurde, neben der ein Timberwolf süß gewirkt hätte.

  • Wow, das Kapitel war ja mindestens doppelt so lang wie das letzte.^^ Hat mir jedenfalls wie immer gut gefallen. Jetzt lernt man endlich mal die anderen Werwölfe kennen, Aspen Creek scheint ja ein regelrechtes Nest von denen zu sein.^^ Fühlt man sich da als Normalsterblicher so wie Carter nicht etwas unwohl?
    Etwas, dass mir erst beim zweiten Mal drüberlesen aufgefallen ist: Du hast Bran und Samuel äußerlich gar nicht beschrieben. Mich stört das zwar weniger, weil ich mir erfundene Personen nicht anhand ihres Äußeren sondern anhand ihrer Ausstrahlung bzw. "Aura" vorstelle, aber manche können es als störend ermpfinden, nicht zu wissen, wie jemand aussieht.
    Ich fand es interessant, wieder etwas mehr über Jons Hintergrundgeschichte zu erfahren. Nur, wie wird man eigentlich zum Werwolf? Wird man gebissen oder ist das angeboren? Ich habe auch nicht so ganz verstanden, warum Bran Jon früher hätte umbringen müssen. Weil er andere aus Versehen getötet hat? Und wenn ich schon dabei bin, noch eine Frage: Verwandeln sich die Werwölfe eigentlich nur bei Vollmond oder wann sie wollen? Sind sie dazu gezwungen, bei Vollmond die Gestalt zu wechseln oder können sie sich auch dagegen sträuben?
    Hmm, ich frage mich genau wie der Marrok auch, warum Jon so sehr besorgt um Charles ist, wo er ihn doch kaum kennt und die anderen Wölfe ihn anscheinend nicht besonders leiden können. Zur Begegnung mit dem Marrok: Naja, wirklich "enttäuscht" war ich nicht, es war irgendwie ganz logisch, dass er erst einmal irgendwelche Fragen stellt. Ich hab mich nur gewundert, dass er und Jon sich kannten.
    Am Anfang wurde er ja nicht gerade mit offenen Armen empfangen, untertrieben ausgedrückt.^^ Aber du hast ja später erklärt, warum und dass Samuel misstrauisch sein würde, war auch klar. Was mich etwas verwundert, ist, dass die Werwölfe sich ständig gegenseitig damit drohen, sich gegenseitig umzubringen. Gibt es denn so viele von ihnen, dass es ihnen egal ist, ob es einen mehr oder weniger gibt? ^^ Allgemein scheinen sie alle ja nicht sehr verhandlungsfreudig zu sein. Das Prinzip ist immer das gleiche: Mach das und das, oder du bist tot. Sie scheinen das Leben ihrer eigenen Art ziemlich gering zu schätzen, so kommts mir jedenfalls vor. ^^
    Ich bin jedenfalls schon gespannt darauf, was Jon jetzt als nächstes machen wird. Bleiben kann er anscheinend schlecht, aber zurückkehren wäre auch sehr gefährlich...


    Fehler machst du immer noch einige, aber ich hab jetzt die meisten Tippfehler und Kommafehler mal weggelassen:
    doch dieses Mal konnte er sich, immerhin auf den Beinen hallten
    Jon streckte aus Reflex die Haus Haus??
    spannte der andere seinen Arm an, bereit, bereit, ihm mit einer kleinen Bewegung einmal "bereit" reicht ^^
    Der Wolf, der ihm zu Boden gedrückt hielt, musste Samuel sein ihn
    und schien ihm nicht weiter zu beachten. ihn
    und wie konnte er jemand anders besser zeigen, dass er unter ihm steht, als ihm zu zeigen, "jemand anderem"; "stand" (nicht in Gegenwart wechseln!); durch das doppelte "zeigen" wird der Satz sehr holprig
    was ein Mensch als Ratschlag empfunden hätte, ein stahlharter Befehl, dem sich Jon nicht wieder setzen konnte. widersetzen


    Ansonsten mach bitte Absätze (mit Leerzeile), wenn du von Jons Sicht zu Samuels oder zurück wechselst. Ist sonst verwirrend.

  • Hey, blöde Zwischenablage. Ich hatte Absätze zwischen Sam und Jon, in Open Office waren sie noch da, danke dass du mich darauf hinweist. Ich habe gar nicht bemerkt, dass die jetzt weg sind. Also demnächst: Nicht einfach copy, paste, fertig, sondern nochmal drübergucken. ^^
    Und nun zu deinen Fragen:
    1. Nein, Menschen wie Carter fühlen sich nicht unwohl, sie sind mit den Wölfen aufgewachsen und leben schon über Generationen mit ihnen zusammen. Die siebenhundert Menschen, die mit den hundert Wölfen zusammen leben sind daran gewöhnt und einige habe sogar als Ziel einer von ihnen zu werden. Was mich zu den nächsten Fragen bringt.
    2. Werwölfe werden (normalerweise) dadurch "gemacht", dass ein Mensch von einem angefallen wird. Aber nicht so wie immer in den Horror-Filmen (ein kleiner Kratzer und zack), sondern es verläuft so: Wird ein Mensch von einem Wolf angefallen und tödlich verletzt, dann ist es in etwas mehr als der Hälfte der Fälle so, dass der Mensch noch immer stirbt, immer dann, wenn das Immunsystem noch stark genug ist die Magie der Wölfe aufzuhalten. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist ein neuer Werwolf entstanden und die schnelle Heilung der Wölfe retten den Menschen vor dem Tod.
    3. Werwölfe können sich frei hin und her verwandeln, auch wenn es ihnen immer über einen Zeitraum von fünfzehn Minuten sehr starke Schmerzen bereitet. Nur an Vollmonden können sie dem Ruf des Mondes nicht wiederstehen. Da müssen sie sich verwandeln. Sie gehen dann mit dem ganzen Rudel auf die Jagd. Nein, keine Menschenjagd, sondern normales Wild und auch nur genug um satt zu werden. Eben das stellt für weibliche Werwölfe ein Problem dar: Die Verwandlung ist so brutal, dass ein Embryo sie nicht überlebt, was bedeutet, dass es (normalerweise) keine Werwolfskinder gibt. Nur in Charles Fall war es anders: Seine Mutter, eine eingeborene Druidin, konnte sich mit ihrer Magie dem Ruf des Mondes entziehen, bis er geboren war. Es machte sie jedoch so schwach, dass sie während der Geburt starb. Und das war auch der einzige Fall.
    4. Es ist nicht unbedingt üblich, dass Wölfe sich andauernd gegenseitig den Tod androhen. Sie haben zwar ein feuriges Temperament, was sich in den ganzen Dominanzkämpfen (die jedoch selten mit dem Tod enden) zeigt, doch sind, wie ihre wilden Verwandten (Canis Lupus), sehr soziale Wesen, die das Zusammenleben im Rudel dem Kampf vorziehen. Doch sie halten nun mal ihre straffen Rang- und Revierordnungen. Was halt auch der Grund dafür ist, dass Jon so behandelt wird, wie er behandelt wird. Du musste dir das so vorstellen: Jon wird von vielen für einen Abtrünnigen/Verräter gehalten und das ist dann so als würde ein alter Staatsfeind auf einmal über die Grenze des Landes laufen, das er verraten hatte. Dieser würde auch nicht gerade mit offenen Armen begrüßt. Außerdem stellt er sich mehrfach gegen dominantere, in etwa so als wolle ein Privat einem Colonel Befehle geben. Ansonsten geht ihr Zusammenleben soweit, dass ein allein lebender Wolf oft auf Grund der fehlenden Nähe des Rudels seelisch zerbricht, Jon war eben durch den Tod seiner Mutter, wie schon beschrieben, sehr abgehärtet. Ich könnte das jetzt noch Stunden ausführen, deswegen in kurz: Die Wölfe stehen sich sehr nahe, doch die Struktur der Rudel wird immer gewahrt. Die Regeln sind streng und auf viele Verbrechen steht der Tod. Und hätte Charles sich nicht Jons Geschichte angehört, wäre dieser jetzt auch dieser tot. Dann wäre er ein Abtrünniger, ein Verräter gewesen. Generell: Hart aber fair.


    Edit: Kleine Erweiterung zum Thema Aspen Creek: Die "normale Menschheit weiß noch nichts von den Werwölfen, die Bewohner von Aspen Creek hingegen kennen jedes ihrer Geheimnisse. Einmal im Jahr können die menschlichen Einwohner versuchen ein Werwolf zu werden. Sie werden dann von einem der Marroks-Wölfe angegriffen und tödlich verwundet, da diese alten Wölfe wissen wie weit sie gehen dürfen überleben hier ca. 2/3 derer, die es versuchen. Und unter der Anleitung durch den Marrok persönlich schaffen es auch fast alle, sich soweit zu kontrollieren, dass sie weiter leben können.
    Erweiterung zwei: Die größte Sünde ist es, das Geheimnis zu riskieren und wenn ein Wolf der sich nicht kontrollieren kann durch die Straßen rennt und x-belibige Personen anfällt ist das nicht gerade unauffällig. Deshalb hat Jon auch nur überlebt, da der Marrok ihn mochte, er hatte immer hin gleich fünf Menschen umgebracht.


    PS: Danke für den Kommentar.


    NiKo

  • Ja, Ja, mit den Festtagen ist das so eine Sache, da kommt man kaum zum Kontrolllesen. ^^ Jetzt bin ich aber damit und deshalb kommt nun


    Kapitel 5

    Am nächsten Morgen wurde Jon von einem wilden Knurren und dem Kratzen von Krallen auf Metall unsanft aus dem Schlaf gerissen. Wach war aber immer noch besser, als in Form von Erinnerungen die Hölle auf Erden zu durchleben. In seinen Träumen war ihm nichts erspart geblieben: Der erste Kamerad der gestorben war, der erste Freund, der durch einen Krieg zu seinem Feind geworden war und den er deswegen selbst erschossen hatte, der Tot seiner Mutter ... Kurz: Die schlimmsten Momente seines Lebens. Das einzige, was ihn wunderte war, dass er nicht von dem ersten ersten Menschen, den er erschossen hatte geträumt hatte, oder davon, wie er angefallen wurde und in der darauf folgenden Vollmondnacht seine Team tot gebissen hatte. Das hatte er bis jetzt eigentlich als seinen schlimmsten Moment angesehen. Es war, als wären es nicht ganz seine schlimmsten Momente gewesen, sonder die seines Wolfes, den auch der war sehr verängstigt. So verängstigt, wie er sonst nur war, wen Jon ihn nach Vollmond wieder zurückdrängte. Ja, Vollmond, das waren schlimme Nächte, vor allem ohne sein Rudel. Auch wenn es ein Rudel gewesen ist, in dem er fast ganz unten gestanden hatte. Dennoch hatte er sich dort Zuhause und sicher gefühlt. Werwölfe brauchten genau wie ihre wilden Verwandten die Nähe von Artgenossen und auch wenn diese nicht gerade nett zu Jon gewesen sind, hatte er sich doch mit ihnen verbunden gefühlt. Na ja, er war ja nicht immer so schlecht behandelt worden und er erinnerte sich an die gemeinsamen Jagden, wie er am Ende doch immer noch etwas von dem Wild, das sie erbeutet hatten, abbekommen hatte. Er konnte geradezu das Heulen der anderen hören.

    Das Heulen der anderen? Nein, es war Charles, der da heulte. Jon trug noch immer die Fetzen vom Vortag, doch das war im ebenso egal wie der heftige Protest seiner sämtlichen Muskeln, als er die Bettdecke zurückwarf und aufsprang. Dazu war Charles Heulen zu sehr wut- und schmerzverzerrt.

    Doch er war noch immer nicht ganz wach, als er die Türklinke packte und die Tür aufriss, sodass er in den Flur gestolpert kam. Unterdessen schien Charles gegen die Tür zu springen. Mehrfach vernahm Jon ein Tocken, jeweils gefolgt von einem schmerzerfüllten Jaulen. Er musste da sofort rein, um Charles zu beruhigen und zum Teufel mit den Risiken! Wenn er ihn zerfleischte, dann war es halt so. Doch erst einmal musste er durch diese verdammte Tür. Die Schlüssel, wo waren die Schlüssel? Er hatte nicht darauf geachtet, wo Bran sie hingelegt hatte, nachdem er abgeschlossen hatte und wurde immer verzweifelter, als er nach den kleinen Metallteilen suchte.

    Nach über einer Minute fand er sie mit vor Verzweiflung schon gelben Augen an einem Harken im Eingangsbereich und eilte wieder in den Keller. Erst jetzt bemerkte er, dass aus Charles Zelle kein wutentbranntes Knurren mehr drang, sondern nur noch ein schwer gehender Atem, hier und da von einem Winseln unterbrochen.

    Jon war sich jedoch sehr sicher, dass das nicht etwa daran lag, dass Charles sich wieder beruhigt hätte, sondern eher daran, dass er zum Toben keine Kraft mehr hatte. Entschlossen steckte er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn dreimal. Einmal noch atmete er tief ein, dann öffnete er die Tür Stück um Stück. Charles schien es nicht einmal zu bemerken, der rostfarbene Wolf lag weiterhin zwei Meter von der Tür entfernt und drehte nicht einmal die Ohren in Jons Richtung, als dieser letztendlich komplett eintrat, die Tür hinter sich wieder schloss und von innen den Riegel vorlegte. Langsam ging er um Charles herum und betrachtete ihn in dem Licht, welches durch das kleine Fenster aus dem Flur einfiel. Sein Fell war verfilzt von dem ganzen Blut und an einigen Stellen konnte Jon die verzerrten, blutigen Schnitte finden, die für all das verantwortlich waren. Durch die Verwandlung und die damit verbundene Veränderung der Körper-Proportionen waren sie wieder aufgerissen und auch Sams neuen Nähte hatten dem ganzen nicht standgehalten. Auch wenn er auf eine eigenartige Weise ruhig wirkte, knurrte Charles warnenden, als sich Jons Hand ihnen nährte und fletschte, so gut es ging, die Zähne.

    „Ganz ruhig, ich bin's. Jon. Erinnerst du dich etwa nicht?“ Bei diesen Wörtern entspannte sich der blutverschmierte Wolf vor Jons Füßen ein wenig, hörte jedoch nicht auf, leise weiter zu knurren.

    „Ich werde dir nichts tun. Das habe ich doch schon mehrfach gesagt.“ Jon ließ sich niedersinken und saß nun im Schneidersitz vor Charles und fing an, diesem langsam über den Kopf zu streicheln, auch wenn er damit seinen Arm in Gefahr brachte.

    „Beruhige dich! Wir sind bei deinem Vater, in Aspen Creek. Es ist alles in Ordnung. Aber du musst dich ausruhen. Du darfst nicht so leichtsinnig sein! Die Tür kann auch nichts dafür, dass es besser ist, wenn du hier bist. Hast du ja gerade astrein bewiesen. Mir ist selten jemand so sturköpfiges wie du begegnet ...“ Er redete immer weiter und irgendwann schob Charles sich näher an Jon heran und legte ihm schließlich den großen Kopf in den Schoß, um sich weiter streicheln zu lassen.


    Bran hatte ebenfalls bemerkt, dass sein Sohn erwacht war, im Vergleich zu Jon hatte er es aber über die Rudelbindung gespürt. Sobald er es bemerkte, verabschiedete er sich von Dr. Wallace, dem er gerade einen Besuch abgestattet hatte, rief Samuel an und machte sich selber auf den Weg. Zum Glück hatte er sich entschieden, mit dem Pick-Up, der eigentlich Charles gehörte, zu Carter zu fahren, wodurch er jetzt schnell zu seinem Haus zurück kam.

    Die Tür war nie abgeschlossen, in Aspen Creek war das nicht notwendig, und Bran rannte sie gerade zu ein. Im Vorbeigehen warf er seinen dicken Mantel achtlos auf das Sofa und ging nun langsamer werdend auf die Treppe zu, verwundert darüber, dass er aus dem Keller kein einziges Geräusch hören konnte, da Charles eigentlich außer sich sein sollte. Noch seltsamer war allerdings das komplette Fehlen des Geruchs nach Zorn und Verzweiflung, der am letzten Abend noch so eindeutig in der Luft gehangen hatte. Was war nur mit seinem Charles los? Er beschleunigte seine Schritte wieder, er musste wissen, was da los war.

    Und selbst als er direkt vor der Tür zum sicheren Raum stand konnte er keine Anzeichen von Charles Wut wahrnehmen, sondern nur seinen Schmerz. Dafür konnte er Jons sanfte Worte hören und spüren, wie sein Charles darauf reagierte. Vollkommen verblüfft war er dann aber, als er die Tür öffnete, die nur mit dem Riegel verschlossen war: Da saß Jon auf dem Boden und Charles hatte es sich auf seinem Schoss bequem gemacht, sein Charles, der eigentlich alles hätte zerreißen sollen, bei seinem Temperament. Ungläubig trat er näher an die beiden heran und machte sich nicht die Mühe leise zu sein, er wollte sie ja nicht erschrecken. Da Charles sich auch nicht weiter bewegte, als Bran sich auf das Bett setzte, war dieser sich sicher, dass er schlief.

    Leise, aber mit ernster Stimme fragte er. „Was zur Hölle ist denn mit Charles los? Und wie hast du es geschafft, hier hinein zu kommen, ohne dass er dich angegriffen hat? Es sieht fast so aus, als würdest du ihn beruhigen.“

    Jon wusste nicht, was er sagen sollte, er wusste nicht einmal richtig, was er getan hatte. „Ich habe keine Ahnung. Charles hatte versucht rauszukommen, aber irgendwann hat er nur noch gewinselt.“ Genau, am besten einfach die Wahrheit erzählen. „Und da habe ich dann aufgeschlossen und bin rein gegangen, einfach nur um bei ihm zu sein. Er hatte mich nicht einmal wirklich angeknurrt, nur ganz kurz, als ich mich neben ihn gesetzt habe um seine Verletzungen anzusehen. Dann kam er auf mich zu gekrochen und hat sich kraulen lassen.“

    „Das ist wirklich seltsam.“ Nun erhob sich Bran aus dem Bett und begann, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. Jon wurde erneut klar, was für ein guter Schauspieler Bran war. In jenen Tagen hatte er es geschafft, ihm, der ein seelisches Wrack gewesen war, die Illusion einer heilen Welt zu geben, während er selbst in noch viel größeren Problemen gesteckt hatte. Doch jetzt, wo er wusste, wie er seine schärferen Sinne benutzen musste, bemerkte er, wie nervös und besorgt der Marrok war. Unter seinen prüfenden Blicken bröckelte die Fassade immer mehr, bis nichts mehr übrig war.

    „Du machst dir Sorgen um ihn, nicht wahr?“ Jon war es, wie schon so oft, egal, dass er eine Konfrontation riskierte.

    Son war nun Bran vollkommen aus dem Konzept gebracht. Er blieb stehen und sah sich scheinbar gelassen die Decke an. Jon wusste jedoch, das Bran gerade nur überlegte, wie viel er zugeben sollte. Da er durchschaut war, seufzte er einmal resigniert und sah scheinbar keinen Grund mehr, Jon, der einiges für seinen Sohn riskiert hatte, die Wahrheit vorzuenthalten und jetzt klang seine Stimme auch so besorgt, wie sie es sollte, wenn sein Sohn fast gestorben wäre. „Ja, ich mache mir Sorgen um ihm. Doch noch größere Sorgen mache ich mir um die, die ihn derart zugerichtet haben. Denn das ist der beste Beweis, dass wir es nicht geschafft haben, alle Abtrünnigen zu erwischen und es scheinbar sogar noch immer eine organisierte Struktur gibt. Sonst wäre unser Charles hier“ Er nickte in Richtung des auf Jons Beinen liegenden Wolfs,„ihnen nicht zweimal in die Falle gelaufen.“ Daraufhin legte Charles die Ohren an und winselte bemitleidenswert, was einer Bitte nach Vergebung gleich kam. Er schien sich für das, was Bran erzählte, zu schämen. „Das erste Mal hat er es noch geschafft zu entkommen, doch kaum einen Tag später wäre er ohne deine Hilfe tot gewesen.“ Langsam drehte sich der Marrok zu ihm um und Jon sah ihn an, als er spürte, wie sich Brans Blicke in seinen Rücken bohrten. „Du musst mir alles erzählen, was du weißt! Jedes noch so kleine Detail, auch wenn es dir unwichtig erscheint, ich muss alles wissen. Oder warte! Samuel sollte jeden Moment kommen, er hat die ganze Sache herausgefunden und wird sie an Charles Stelle fortführen, also sollte auch er alles wissen.“

    Charles knurrte, auch wenn es kraftlos und heiser klang. Er versuchte aufzustehen, Bereitschaft zu demonstrieren, doch kam nicht weiter, als auf die Vorderläufe. Brans Stimme war leicht zornig als er ihn dafür zurechtwies. „Schluss jetzt! Nicht einmal du Dickschädel kannst in deiner Verfassung weitermachen. In ein paar Wochen vielleicht, doch ich werde dafür sorgen, dass du nicht gehst, solange du nicht restlos wiederhergestellt bist und wenn ich dich die ganze Zeit hier eingesperrt lassen muss.“

    Währenddessen trat auch Sam durch die Tür, ignorierte die Situation jedoch komplett. „Du sagtest, ich müsse nach Charles sehen und es gäbe etwas zu bereden.“ Als er dann aber Charles sah, trat er sofort mit wenigen schnellen Schritten neben Jon und begann seinerseits, die Wunden zu begutachten. „Bruder, Bruder, wieso kannst du nicht einmal Rücksicht auf dich selbst nehmen?“

    Wieder drehte Charles sich um, dieses Mal zu Sam, um auch ihn anzuknurren. Dieses Mal reichte es dem Marrok endgültig. „Still! Sam hat Recht. Wenn du nicht langsam aufpasst, wird es dich bald wirklich schlimm erwischen und dann ist kein Jon da, der dich rettet.“ Wow, dachte sich dieser, ich habe den Marrok noch nie so wütend gesehen. Und tatsächlich verfärbten sich Brans Augen schon bernsteinfarben, der Wolf drang an die Oberfläche und war kurz davor zu übernehmen.

    Sorgsam wählte Jon seine Worte, obwohl er nicht genau wusste, was und ob er überhaupt etwas sagen sollte. „Bran sagte, ich solle euch erzählen was vorgefallen ist. Soll ich jetzt gleich damit anfangen, oder willst du erst nach deinem Bruder sehen?“ Weiterhin war er bemüht, niemanden direkt in die Augen zu sehen, da es die anderen, gereizt wie sie waren, durchaus als Herausforderung auffassen konnten.

    „Fang ruhig an zu erzählen. Ich werde währenddessen nach Charles sehen.“ Sam zuckte mit den Schultern und fügte mit einem belustigten Unterton hinzu, „Wenn er das zulässt.“

    „Ich denke, das wird er!“ Es war eine Feststellung, ein Befehl von Brans Seite aus.

    „Gut, also mein Teil in dieser Geschichte, die ich selber nicht verstehe, hat damit angefangen, dass vorgestern Abend Charles bei meiner Hütte auf mich gewartet hat, wobei ich keine Ahnung habe, wie er mich gefunden hat. Erst habe ich gedacht es wäre mein Ende, da ich für euch ein Abtrünniger wäre, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein ...“ Jon gab die Ereignisse, seit seiner ersten Begegnung mit Charles in einem Muster wieder, das ihn an die Berichterstattung in guten alten Zeiten erinnerte. Als er dann jedoch die Fahrt nach Aspen Creek erreicht hatte, fiel ihm etwas seltsames auf. „Warum haben sie eigentlich nicht wieder angegriffen? Sie hatten doch dem Anschein nach noch mehr Wölfe in der Gegend um meine Hütte und da sie Charles verfolgt haben, hätten sie doch wissen müssen, wo er das Humvee geparkt hatte. Warum haben sie uns also ziehen lassen?“

    Die Antwort ließ keine Sekunde auf sich warten und Jon konnte spüren, wie er sich unter Brans düsterer Stimme unwohl fühlte. „Um mich einzuschüchtern. Da sie es nicht geschafft haben ,alle zu neutralisieren, die etwas von der Fortführung ihrer Pläne wussten und annehmen mussten, dass auch ich schon davon wusste, wollen sie mir eine Warnung zukommen lassen. So nach dem Motto: 'Nicht mal dein Sohn kann uns etwas anhaben. Wir können es uns leisten, ihn einfach gehen zu lassen.'“ Man konnte neben Charles Brans Fellgeruch schon fast genauso stark wahrnehmen, so sehr geriet er in Rage. Seine Stimme war eine seltsame Mischung aus menschlichem Brüllen und wölfischem Knurren. „Doch ich werde mich nicht einschüchtern lassen! Die werden mich kennen lernen. Wenn sie noch irgendeine falsche Bewegung machen, dann werde ich sie persönlich bis ans Ende der Welt jagen, jeden einzelnen.“

    Genau das wollte Samuel verhindern, weshalb nun er es war, der das Wort ergriff und mit der gleichen Wut weitersprach, die Bran an den Tag legte. „Die kriege ich schon. Wer meinen kleinen Bruder so zurichtet, kann seiner Strafe nicht entkommen. Ich werde sie in Stücke reißen!“ Als hätte er wortwörtlich seine gesamte Wut hinaus geschrien, wurde Sam wieder sachlich und begann damit, sich eine geeignete Strategie auszudenken. „Es wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht, wenn Jon mit mir kommen würde, er kennt sich vor Ort aus. Und hier bleiben kann er nicht, außer du erklärst ihn als zum Rudel gehörig und das würde zu viele stille Fragen nach dem wieso aufwerfen. Besser, du erklärst ihn zum einsamen Wolf, dann hat er, rein theoretisch, von niemandem etwas zu befürchten. Und mach dir keine Sorgen, ich werde niemand unschuldigen auch nur ein Haar krümmen.“

    Sam redete, als wäre das alles schon beschlossene Sache und das gefiel Jon nicht, da er noch nicht einmal seine Meinung hatte äußern können. „Hey, habe ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden? Es geht immerhin um mich und ich würde lieber bei Charles bleiben.“ Schon während sich Bran umdrehte wurde ihm sein Fehler bewusst, er hatte die Pläne eines Dominanteren in Frage gestellt, nicht irgendeines Dominanten, sondern die des Marroks Sohnes, während der Marrok anwesend war. Wäre er in seiner Wolfsgestalt gewesen, hätte er gewinselt und den Schwanz eingezogen, sich vielleicht sogar auf den Rücken gedreht und Sam die Kehle dargeboten, ihm seine Unterwürfigkeit demonstriert und um Vergebung gebeten. Doch er saß hier als Mensch und diese Hälfte war sich keiner Schuld bewusst, ihr war die ganze Sache mit der Rangordnung zwar bewusst, aber momentan vollkommen egal.

    Jon hatte Glück, denn auch Samuel schien nicht auf seiner Machtposition beharren zu wollen, obwohl sein Bruder Wolf diesem anderen die Zähne blecken und ihn anknurren wollte. Sam hatte sich genauso im Griff, sodass seine Antwort kühl und gefasst war. „Letztlich ist es deine Entscheidung, es wäre aber besser für dich, wenn du vorerst von hier verschwinden würdest. Hattest du nicht auch gesagt, dass du alles tun würdest um dieses Wegrennen früher wieder gut zu machen? Hier wäre deine Chance.“

    An dieser Stelle mischte sich Bran ein, der sich bis jetzt zurückgehalten hatte. „Samuel hat Recht, du kannst nicht lange bleiben. Ich werde dich zum einsamen Wolf erklären. Wenn das alles vorbei ist, werden wir uns um ein neues Rudel kümmern, wenn es sein muss, dann nehme ich dich auch in meinem auf, aber das muss warten. Es ist deine Entscheidung, ob du mit Sam gehen willst, oder einfach noch eine Zeit von der Bildfläche verschwinden möchtest. Überlege es dir gut! Ich werde deine Entscheidung gegen Abend erwarten. Jetzt muss ich mich verabschieden, ich habe noch einen ganzen Haufen anderer Angelegenheiten zu regeln. Einen schönen Tag noch.“ Damit drehte er sich herum und marschierte zügig aus der Zelle. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. „Bevor ich es vergesse: Sam, sei doch so nett und besorge neue Klamotten für Jonathan und sorge dafür, dass er und Charles etwa zu essen bekommen. Und Charles, du lässt dich von deinem Bruder untersuchen und ruhst dich danach hier ein wenig aus, bleibe ruhig in deiner Wolfsgestalt, sie wir dir beim Heilen helfen. Aber wehe du schonst dich nicht!“ Es schepperte einmal und zu war die Tür.

    Zurück blieben nur Charles, der mittlerweile das Knurren eingestellt hatte, Samuel, der sich langsam neben Charles auf die Knie ließ und Jon, der mit den neuesten Entwicklungen ein wenig überfordert war. Was sollte er jetzt tun? Es war sehr verlockend, auf das Angebot des Marroks einzugehen und einfach wieder zu verschwinden, dieses Mal ohne permanent um seine Leben fürchten zu müssen. Aber schon der Gedanke fühlte sich irgendwie falsch an, es kam ihm vor, als würde er Charles, dem er nun schon sehr nah stand, verraten. Am liebsten wäre er genau hier geblieben, bei Charles, um ihn zu beschützen, jetzt wo er so verletzlich war. Doch der Marrok hatte gesagt, er könne nicht bleiben, also entschied er sich dafür, mit Charles Bruder auf die Jagd zu gehen, sein Verlangen nach Rache war immerhin fast so großer wie sein Wusch, bei Charles zu bleiben. Aber nur fast, sodass sich ihm ein Kloß im Hals bildete und er sich räusperte. „Samuel, ich ...“ Er brachte es nicht über sich, weiter zu reden.

    Doch Samuel wusste auch so, was er sagen wollte und nahm ihm die Last von den Schultern „Du möchtest mitkommen, ich weiß. Du brauchst dich nicht schlecht fühlen, weil du Charles zurück lässt, er hätte es so gewollt. Könnte er gerade reden, würde er es dir bestätigen.“

    „Woher ... Woher weißt du das? Wie kommst du auf die Idee, dass ich mir Sorgen machen würde?“ Jon wurde nervös, er konnte spüren, wie sein Puls beschleunigte und er zu Schwitzen begann.

    „Ich arbeite als Arzt, da lernt man die Körpersprache von Menschen sehr gut kennen. Außerdem vergisst du, dass wir Werwölfe sind, ich kann deine Sorgen genau riechen Du blickst andauernd aus dem Augenwinkel zu Charles hinunter, also ist klar, warum du besorgt bist. Und versuch nicht, mich anzulügen, klappt nicht.“ Samuel klang amüsiert darüber, dass Jon in seiner Isolation zumindest teilweise vergessen hatte, was es bedeutete, Werwolf zu sein. Es war verdammt noch mal zu lange her, dass er einem anderen Menschen gegenüber gestanden hat und jetzt musste er gleich wieder auf die Feinheiten eines Werwolfes achten.

    Der Geruch von Jons Sorge wurde nun durch den der Scham ersetzt. „Ich bezweifele, dass dein Vater ein Rudel für mich finden wird.“ Er hatte keine Ahnung, warum er Sam das genau jetzt sagen musste und wollte nur noch aus diesem Raum heraus, sich wieder vor seinem Schatten verstecken, unter einem Stein verkriechen, unter dem ihn der Schatten des Wolfs nicht verfolgte. „Brauchst du mich noch? Ich möchte mich gerne noch mal ein wenig ausruhen.“


    Samuel blickte von Charles auf und sah Jon direkt in die Augen. Alles was er dort sah war Niedergeschlagenheit, Trauer und einfaches Elend. Dieser Ausdruck spiegelt sich auch in dem Gesicht wieder, welches diese Augen umrahmte: Harte Konturen, an manchen Stellen tiefe Falten und ein Mund, dem man ansah, dass er lange nicht mehr gelacht hatte. Im übrigen war das Gesicht von der rauen Natur gezeichnet, in der es zwei Jahre gelebt hatte. Die braunen Haare hingen zerzaust im Nacken herab und sahen aus, als wären sie nur einfach mit einem Messer unten abgeschnitten und gingen an den Seiten in einen Stoppelbart über. Es war genau das Bild, das man erwartete, wenn man jemandem gegenüber stand, der solange in der Wildnis gewesen ist. Doch eine Sache verwirrte Samuel: Dieser Mann roch eindeutig nach einem Werwolf und man konnte es ihm geradezu ansehen. Er hatte etwas wölfisches an sich, als ob er kurz vor einer Verwandlung stand, war jedoch komplett ruhig. Hatte er eine so gute Selbstbeherrschung, dass er den Wolf vollends unterdrücken konnte? Er wagte jedoch nicht nachzufragen, dieser Mann hatte zu viel durchgemacht. Doch er musste ihn noch vorwarnen. „Dir muss bewusst sein, dass wir uns mit mehr als einem Rudel anlegen und es Situationen geben wird, in denen Bruder Wolf gerne die Überhand haben würde. Wenn du dich nicht bereit fühlst, dann ist das okay. Lass es mich nur wissen.“

    Jon nickte bedächtig und stand langsam auf. Als er komplett aufgerichtet war verweilte er und nickte noch einmal langsam und extrem genau, so als wäre der Wolf wirklich extrem dicht unter der Oberfläche. Seine Stimme war jedoch durch und durch Mensch. „Ich bin bereit.“

    Mit einer ebenfalls sehr menschlich wirkenden Bewegung drehte Jon sich um und verließ den Raum ohne auch nur einmal zurück zu sehen. Samuel hingegen starrte die wieder geschlossene Tür noch eine Zeit lang an, bis Charles ihn mit der Schnauze anstieß und als Sam ihn ansah fragend den Kopf schieflegte und einmal aufgeregt winselte. „Ja, Bruder, irgendetwas an ihm ist seltsam. Vielleicht werde ich mehr wissen, wenn ich mit ihm zurückkehre. Ich werde dafür sorgen, dass dir jemand etwas Fleisch bringt, wir haben noch ein frisches Wildschwein. Jetzt muss aber auch ich gehen. Leg dich einfach ein wenig hin, dann wird das schon wieder. Ich will nicht noch einmal kommen müssen!“ Irgendwo zwischen Besorgnis und Lachen sprang er auf und war genauso schnell verschwunden, wie auch schon Jon. Er schloss die Tür nicht mehr ab, sondern legte nur noch den Riegel vor, immerhin hatte Bran Charles den direkten Befehl erteilt, er solle sich hier ausruhen. In seine eigenen Gedanken versunken stand er im Flur, bis er sich letztendlich doch noch dazu durchrang, die Treppe hinauf zu gehen und durch den Schnee zu seinem Auto zu stapfen, in dem er auch erst eine Viertelstunde saß, bevor er losfuhr. Es war zu schnell zu viel geschehen und Charles momentaner Zustand mache ihm mehr zu schaffen als er gedacht hätte.

  • So, danke erst mal noch für die ausführlichen Antworten. Jetzt verstehe ich die ganze Werwolfwelt besser.^^


    Das Kapitel ist ziemlich lang geworen, obwohl gar nicht so viel passiert ist.^^ Jon beruhigt Charles und entscheidet sich nach einem Gespräch mit Sam und Bran dazu, die anderen Abtrünnigen zu jagen. Die Dialoge waren jedenfalls schön lebendig und interessant gestaltet.
    Interessant war auch, was Sam am Ende über Jon gesagt hat. Irgendwie scheint er anders zu sein als gewöhnliche Werwölfe... fast so, als wäre er äußerlich mehr Mensch und innerlich mehr Wolf. Kann es nicht besser ausdrücken.^^
    Das Kapitel war jetzt zwar nicht so spannend, aber notwendig. Gut, dass Jon und Sam jetzt besser miteinander klar kommen. ^^ Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.


    Fehler:
    Als er sie nach einer Minute an einem Harken im Eingangsbereich Haken
    in denen Bruder Wolf gerne die Überhand haben würde. Oberhand
    Außerdem noch ein paar Tipp- und Kommafehler, insgesamt aber weniger Fehler als sonst.^^

  • Ja, da ist wirklich nicht viel passiert und im nächsten Kapitel wird auch viel erklärt, doch glaub mir, dass wird in den darauf folgenden Kapiteln durchaus von Nöten sein. Und zu Jon sage ich mal nichts weiter, sonst würde ich der Geschichte ja den halben Sinn nehmen. ^^ Und jetzt kommt nach einiger Zeit auch das nächste Kapitel, ist nämlich ein bisschen dumm gelaufen: Ich hatte das Kapitel schon 3/4 fertig und dann mein Windows neuinstalliert. Leider zu spät bemerkt, dass ich nicht die aktuellsten Versionen diverser Dateien auf meinem Zweit-Rechner hatte, sprich: Weg waren das Kapitel, zweihundert E-Mails, mindestens zwanzig Präsentationen und auch das aktuelle Info-Projekt. Dumm gelaufen, doch ich hatte das Kapitel noch sehr gut im Kopf und bin sogar der Meinung, dass es nach dem Neuschreiben noch besser ist. Und ab jetzt werde ich auch wieder ein bisschen mehr mit Spannung arbeiten.
    Nils aka NiKo aka LoWo


    Kapitel 6

    Nachdem er fast einen Baum gerammt hatte, erreichte Sam sein Ziel ohne weitere Probleme. Mit einem nun wieder klaren Kopf fuhr er langsam bei Mikes Laden um die Ecke und parkte im Hinterhof, fast jeder kannte seinen Wagen und er war seit sechs Jahren nicht mehr hier gewesen. Obwohl er offiziell noch immer ein Mitglied im Marroksrudel war, wollte er nicht entdeckt werden, da dies viele unangenehme Fragen bedeuten würde. Ja es gab einige Personen, wie zum Beispiel Dr. Wallace, die keine solchen Fragen stellen, doch der Anteil dieser Personen war verschwindend gering. Deshalb zog er sich auch die Kapuze über den Kopf, bevor er ins Freie trat und mit strammen Schritt auf die Eingangstür zuging. Die Werwölfe konnten ihn zwar weiter riechen, aber nicht die Menschen, die in Aspen Creek wohnten.

    Er erreichte die Tür, ohne auch nur angesehen zu werden und war froh, als sie hinter ihm scheppernd wieder ins Schloss fiel. Er ging jedoch nicht weiter in den Laden und sagte auch nichts, Mike war ein Werwolf und selbst ein Mensch hätte ihn das Haus betreten gehört.

    Wie erwartet drang auch nach einem kurzen Augenblick eine undeutlich Stimme aus dem hinteren Teil des Haus. „Moment! Ich komme ...“ Sam hörte ein Schlucken und dann die gleiche Stimme, nur klarer. „... gleich. Einen Augenblick noch.“ Charles lächelte, es war schon immer Mikes Art gewesen, andere warten zu lassen, doch der Rinderbraten roch auch hier vorne noch verführerisch. Wie auch schon Carters Praxis und alle anderen Läden, war auch dieser hier nur zu einem Teil Geschäft, zum anderen Wohnhaus. Wenn der Schnee hoch und die Temperaturen niedrig waren, dann war es gut, wenn man keinen allzu langen, oder noch besser gar keinen Weg zur Arbeit hat. Sam konnte hören, wie in besagtem Wohnbereich ein Stuhl zurückgeschoben wurde und eine Gabel zu Boden fiel. Ja, typisch Mike. Während Sam noch grinste öffnete sich die Tür am Ende des Raumes und ein kleiner, aber stämmiger Mann kam auf Sam zu getrottet.

    „Na, wenn haben wir denn hier?“ Er schien kein bisschen überrascht zu sein, ihn nach all den Jahren wieder zu sehen. „Sam, Sam, einfach so weg zu rennen! Du musst mir erzählen was passiert ist! Oder besser, was jetzt los ist, Bran ist seit gestern so seltsam. Was hat er denn jetzt schon wieder ausgefressen? Ich weiß, das wirst du mir nicht sagen, weil du es nicht darfst, aber einen Versuch war er doch wert. Oder etwa nicht? Wie hast du das eigentlich letztes ...“

    „Mike!“ Sam legte einiges an Nachdruck hinter dieses eine Wort, wenn man Mike nicht stoppte, dann führte er seinen Monolog über Stunden fort und die hatte Sam nun mal nicht.

    „Oh, tut mir Leid, du kennst mich ja. Wie kann ich dir denn helfen? Wieder ein Ausflug in die Cabinets? Die Berge sind gerade verdammt unwegsam, nicht einmal auf vier Pfoten kommt man überall hin. Oder brauchst du nur einen neuen Campingkocher? Weißt du noch, was mit dem Campingkocher passiert ist, den ich deinem Bruder ausgeliehen habe? Drei aus meinem Rudel konnten kaum noch laufen, nachdem er ihn in die Luft gejagt hat. War aber irre witzig.“ Im Vergleich zu den meisten Wölfen, hatte Mike keine Hemmung über die Vergangenheit zu reden. Das hing aber auch damit zusammen, dass er gerade erst vierzig Jahre alt war, elf davon als Werwolf. Vor allem die alten Wölfe erinnerten sich ungern zurück, sie hatten zu viele schlimme Erinnerungen. Das war einer der Flüche, wenn man praktisch ewig lebt, da sich die Zellen permanent erneuern: In diesem langen Leben ist genug Zeit, auch die größten Schrecken der Welt zu durchleben, angefangen mit dem Gefühl der Einsamkeit, welches kommt, wenn nach und nach alle Verwandten starben, während man selbst nicht einmal zu altern begann.

    Auch für Sam war das Vergangene schmerzhaft, weshalb er Mike wieder stoppte. „Du weißt, dass ich nicht über schon vergangene Zeiten rede und lagst richtig damit, dass ich dir nichts sagen werde.“ Sams Ton wurde ein wenig schärfer und der Geruch seiner Wut wallte durch den kleinen Raum.

    „Okay, okay, dann sag mir einfach nur was du brauchst.“ Mike klang amüsiert, während jeder andere Werwolf ehrfurchtsvoll zurückgewichen wäre und den Blick gesenkt hätte. Das war sein größtes Problem: Er wusste zwar um die Sache mit der Dominanz und der Rangordnung, achtete aber nicht groß darauf, nicht einmal seine wölfische Hälfte, die es eigentlich schon instinktiv tun sollte. Wie die meisten Wölfe im Rudel des Marroks, war auch er einer der Fälle, die in einem „normalen“ Rudel nicht lange überlebt hätten. Unter der Anleitung des Marroks bekamen sie jedoch eine zweite Chance, die sie überwiegend vor dem Tod bewahrte.

    Sam war im Moment nicht sonderlich darauf bedacht, Mike zurecht zu weisen, deshalb ignorierte er die Verletzung seiner Position und fuhr mir dem fort, weswegen er hergekommen war. „Hol dir am besten einen Zettel, das wird etwas mehr.“ Mike winke ab und Sam begann. „Ich benötige: vier Sätze weiße Winterbekleidung ohne Schneeschuhe, zwei Schlafsäcke, zwei große Planen, dreißig Rationen, zwei Messer, einen Kocher mit drei Gas-Kartuschen, nein, ich habe nichts anderres damit vor, als mir eine Suppe zu machen, vier Kanister Wasser, Streichhölzer, zwei Ferngläser, einen, oder nein, besser drei Verbandskästen und die üblichen Kleinigkeiten.“

    Mike hatte interessiert zugehört und versucht, aus der Liste zu erahnen, was Sam vorhatte, war gescheitert und pfiff nun durch die Zähne. „Sicher, dass du keine Schneeschuhe willst? Das hört sich ganz nach einem längeren Ausflug in die Wildnis an. Nein, du brauchst mich nicht wieder anschreien, ich bin ja schon ruhig.“

    Jetzt war es Sam, der lachte, während Mike tatsächlich den Blick senkte. „Vielleicht lernst du's ja wirklich noch. Aber wann kann ich das ganze abholen? Geht es noch heute?“

    „Ich denke schon, ich habe alles da, muss es nach dem Essen nur noch raussuchen. Komm dann heute Nachmittag wieder.“

    „Sehr gut. Ich werde da sein.“ Er drehte sich um und öffnete die Tür, drehte sich dann aber doch noch einmal um. „Bran wird heute Abend vorbeikommen und alles bezahlen.“ Keine zwei Sekunden später war die Tür zu.

    Draußen lehnte sein Vater schon warten neben der Tür. „Da bist du ja endlich. Ich stehe schon fast eine Viertelstunde hier. Wir müssen noch einmal reden. Aber vorher möchte ich dir noch das hier geben.“ Er hielt Sam einen kleinen, nach Silber riechenden Holzkoffer entgegen, von dem Sam wusste,was er enthielt: Charles SIG Sauer P226, eine kompakte 9mm-Pistole. Widerwillig nahm er den Koffer entgegen und blickte seinen Vater verärgert an. „Hör bloß auf! Ihr seit auf der Jagd nach drei Rudeln, da bringt dir dein Alter auch nicht allzu viel. Jon kann gut schießen und du warst auch gar nicht mal so schlecht, als du mit Charles geübt hast. Wenn ihr eure Waffen mitnehmt, gibt es wieder ein gewisses Kräftegleichgewicht. Und ich habe wichtigere Dinge mit dir zu besprechen, als deine Abneigung gegenüber Schusswaffen. Es geht um diese Abtrünnigen, ich konnte noch etwas in Erfahrung bringen, aber auch um Jon. Es ist sehr wichtig, sonst kommt ihr, oder allermindest er, nicht lebend wieder.“

    Jetzt hatte Sam wirklich genug von der offenen Straße. „Können wir nicht bei mir weiter reden? Das ist mir alles zu öffentlich.“ Bran hob zuerst eine Augenbraue, nickte dann aber verständnisvoll und folgte seinem Sohn still zu dessen Wagen.


    Währenddessen lag Jon noch immer auf dem Bett und dachte weiterhin über die Geschehnisse der letzten Zeit nach, wobei er immer wieder in die Zukunft rutschte, da Vergangenheit und Zukunft momentan in direktem Zusammenhang standen. Bevor er jedoch zu seiner aktuellen Situation kommen konnte, wurde er von der knarrenden Haustür unterbrochen. Auch wenn er sich sicher war, dass wer auch immer gekommen war hier runter kommen würde, entschied er sich vorerst dafür, in seinem Zimmer zu bleiben. Jedoch machte ihn das Klickern von Charles Krallen auf dem betonen Boden seiner Zelle nervös. Als die Schritte, anstatt zu verklingen, immer weiter auf ihn zu kamen, verließ er doch sein Zimmer, jedoch nicht aus Neugier, sondern um den Neuankömmling von Charles fernzuhalten. Es war fast wie das letzte Mal, als er durch diese Tür getreten war, doch jetzt tat er es in Ruhe und entspannte sich noch mehr, als er den Geruch von Gerry, dem Werwolf, der, als er noch in der Zelle gesteckt hatte, die Wache gewesen war, erkannte und das in Plastik geschweißte Paket unter seinem Arm sah.

    Nur der Essensdienst, sagte er sich und ging Gerry entgegen. „So sieht man sich wieder. Aber bleib bitte da hinten. Charles reagiert noch immer ein wenig ...“ Er suchte nach einem Wort, welches Charles nicht wie ein außer Kontrolle geratenes Junges aussehen ließ. „... anders als sonst.“

    Gerry lachte jedoch nur kurz, bevor er stehen blieb, „Gut, dass du das sagst, ich habe mir schon Sorgen gemacht, ihm würde es wirklich schlecht gehen. Wenn er jetzt schon wieder um sich schnappt, dann ist ja alles in Ordnung.“ Jon grinste in sich hinein und gemeinsam gingen sie in den kleinen Vorraum am Ende der Treppe zurück, wo sie das Wildschwein aus der dicken Plastiktüte auspackten und auf ein großes Holztablett legten. „Lass mich es ihm bringen, mich beißt er nicht.“

    Gerry zuckte nur mit den Schultern. „Mir egal. Aber wehe, er beißt dich doch, dann bin ich nämlich schuld.“

    Jon, der mit eindeutig mehr Diskussionen und nötigen Erklärungen gerechnet hatte, nahm die Platte und ging den Korridor entlang. Insgeheim fragte er sich, ob es wirklich so gut war, jetzt mit einem Haufen Fleisch in der Hand vor Charles zu treten, doch wie alles, was mit Charles zu tun hatte, fühlte es sich einfach richtig an. Und so waren, bis er die dicke Tür öffnete, alle Zweifel aus seinem Geist gewaschen und als er Charles, sich einfach nur die Schnauze leckend, daliegen sah, hätte er fast gelacht. Da lag nun eins der gefährlichsten Wesen der Welt vor ihm und hatte nichts besseres vor, als da zu liegen und ihn in Erwartung anzuwinseln. Er stellte das Tablett vor Charles und konnte jetzt ein Lachen wirklich nicht mehr zurückhalten, als sich Charles auch jetzt nicht auf das Fleisch stürzte, sondern es einfach links liegen ließ, um sich an sein Bein zu schmiegen. So beugte er sich zu ihm hinunter und Charles leckte im dankbar das Gesicht. All das machte Jon auf eine Art und Weise glücklich, an die er sich nur noch schwach erinnerte, sodass er sich neben Charles setzte, der nun doch zu fressen anfing. Er saß einfach nur da und hatte das Gefühl, dass das für immer so bleiben könnte.

    Doch schon nach kurzer Zeit traten Bran und Samuel durch die noch immer weit offenstehende Tür und Sam richtete das Wort an Jon. „Wenn du wirklich bereit bist, dann müssten wir innerhalb der nächsten Stunde aufbrechen.“ Aus Gründen, die weder Charles noch Jon verstanden, klang Sam aus der Ruhe gebracht und verunsichert, so, als wäre er selbst noch nicht bereit. „Ich habe alles schon in den Wagen geladen, ...“ Sam brachte einfach keine weiteren Worte heraus. „In einer Stunde fahre ich los, wenn du dann nicht im Auto bist, dann alleine.“ Seine Stimme war nun richtig zitterig. „Ich gehe.“

    Bran sah in mit einer gehobenen Augenbraue an. „Mach das, ein wenig frische Luft wird dir gut tun.“ Mit leicht geistesabwesenden Schritten entfernte sich Sam und nachdem er außer Hörweite war, sprach Bran in einem viel zu formell klingenden Ton weiter. „Sam ist ein wenig durch den Wind. Er hat sich so sehr in die Sache verbissen, dass es fast schon verrückt ist. Doch wer von uns hier ist nicht ein bisschen verrückt?“ Den letzten Satz richtete er an Charles, richtete seine Aufmerksamkeit jedoch nach einer Sekunde wieder Jon zu. „Es ist aber auch eine abstrakte Situation: Zwei der wahrscheinlich extremsten einsamen Wölfe stehen sich so nahe wie zwei Gefährten und das nach nur einem Tag. Und jetzt wird das gleich wieder zerrissen.“

    „Das Leben meint es nicht immer gut mit uns Vefluchten.“

    Obwohl Jon nicht verstand warum, brachte diese Aussage Bran zum Lachen. „Du wirst deine Einstellung wahrscheinlich nie ändern.“

    „Heute nicht, morgen nicht, irgendwann eventuell.“ Bran musste ein weiteres mal lächeln, als Jon eine von seinen häufigsten Formulierungen kopierte. „Aber es bleibt nicht mehr viel Zeit, ich sollte meine Sachen zusammenpacken.“

    „Um die brauchst du dir keine Sorgen machen, die warten auch noch auf dich, wenn du wieder kommst. Vielleicht willst du dann ja auch bleiben. Du hast ja noch ein wenig Zeit zum Überlegen. Doch bevor du losgehst und Sam beruhigst, muss ich dir noch sagen, dass ich dir zutiefst dankbar dafür bin, dass du dir damals von mir hast helfen lasse und das ich stolz bin, dich wieder vor mir zu sehen. Doch jetzt nimm deine Jacke und rette meinen Sam, dein Gewehr und die Sachen die Sam für dich gekauft hat sind schon im Auto. Und komm lebend wieder, das ist zwar kein Befehl, aber eine von Herzen kommende Bitte.“

    „Ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen.“ Er streichelte Charles noch zweimal durchs Fell und dieser leckte im abermals das Gesicht. Dann stand er auf und verließ entschlossen das Haus, wie er früher das Kommandozelt verlassen hatte: Mit Befehlen ausgestattet und entschlossen sie auszuführen. Der einzige Unterschied, dachte er sich, ist, dass ich es dieses Mal aus reiner Überzeugung tue.


    Draußen ging Sam die Straße auf und ab, wie ein Wolf, der in einem Käfig gefangen ist, nichts war mehr übrig von der Ruhe, die er gestern noch an den Tag gelegt hatte.

    „Wollen wir?“ fragte Jon um ein neues Gespräch ins Rollen zu bringen. Sam nickte nur und ging zur Fahrertür des Geländewagens. Er stieg jedoch nicht sofort ein, sondern ging ein Stück weiter, damit er Jon über die Motorhaube ansehen konnte, als er antwortete. „Ich habe Klamotten für uns beide im Kofferraum, wir werden uns vor Ort umziehen, je nachdem was wir brauchen. Wenn du jetzt einsteigst gibt es kein Zurück mehr, sei dir dem bewusst. Ich nehme zwar an, dass du keinen Rückzieher machen wirst, ich wollte es aber trotzdem sagen. Und nun mach, dass du rein kommst, ich werde langsam verrückt, wenn sich mir weiter Blicke in den Rücken bohren. Ich werde dir alles auf der Fahrt erklären.“

    Und kaum eine Sekunde nachdem er seine Tür geschlossen hatte, erwachte der Motor auch schon mit einem Röhren zum Leben. Jon glaubte nicht, dass Sam lange warten würde, also beeilte auch er sich, ins beheizte Innere des Autos zu gelangen. Wie erwartet, sah Sam in nicht an, sondern fuhr einfach nur los, sobald auch Jon seine Tür wieder geschlossen hatte. Dem Tempo, in dem er fuhr, konnte man ansehen, dass er es entweder gewöhnt war, über solch einen glatten Boden zu fahren, oder aber nur von hier weg wollte. Jon nahm an, dass er sich um eine Mischung aus beidem handelte, da sie hin und wieder leicht ins Schleudern gerieten, Sam es jedoch in wenigen Sekunden immer wieder im Griff hatte.

    Auf dem Highway entspannte sich Sam dann sichtlich, er lockerte sowohl seine Schultern, als auch seinen Griff ums Lenkrad, sodass seine Knöchel nicht mehr weiß hervortraten. Ein letzter Hauch von Unruhe lag jedoch noch in der Luf und er blickte wesentlich häufiger als notwendig in den Rückspiegel, während er damit begann, Jon in die Einzelheiten der Situation einzuweisen. „Die grobe Geschichte kennst du ja bereits, deshalb werde ich nur an den relevanten Punkten ergänzen und den Rest weglassen. Ich fange mit den jüngsten Ereignissen dein und die benachbarten Rudel betreffend an, das ist nämlich unser Zielgebiet, wie du die Jagdgründe früher immer genannt hast. Ich glaube nämlich nicht, dass es allzu friedlich enden wird. Na ja, das werden wir dann alles sehen. Angefangen hat alles auf jeden Fall damit, dass der damalige Alpha eures direkten Nachbarrudels, ein starker alter Wolf namens Henry, beschlossen hatte, dass er mit zweihundert Jahren ein Rudel ohne die Kontrolle des Marroks führen könne. Darüber weiß ich sehr gut Bescheid, da ich damals den Vermittler miemen musste, Charles wird ja immer nur geschickt, wenn alles schon verloren ist oder es um finanzielle Angelegenheiten geht. Ich hasse es, den anderen Ärzten immer erklären zu müssen, warum ich mir so oft freinehme. Am Anfang lief es auch ganz gut, Henry wurde immer einsichtiger und da er einige Problemwölfe in seinem Rudel hatte, die auf Grunde seines Wahns jetzt übrigens tot sind, stellte er seine Forderungen zurück und akzeptierte von neuem Bran als Marrok. Mit der Zeit, über zwei Jahre, wurde es dann wieder schlimmer, er kam nicht mehr zu den Versammlungen, er schottete sein Rudel von den anderen ab und führte eine Schreckensherrschaft, unterdrückte die Unterwürfigen, anstatt sie zu beschützen. Die drei Alphas in seiner direkten Umgebung konnte er irgendwie dazu bringen, ihm anstatt Bran die Loyalität zu schwören. Ich habe keine Ahnung wie und ich hoffe, es nie erfahren zu müssen. All das war zu dem Zeitpunkt, als du dich verabschiedet hast, gerade auf seinem Höhepunkt. Als dann die Kommunikation mit den vier Rudeln, die fast schon wie eins funktionierten, dann nach einem Anruf des Dritten deines Rudels komplett zum erliegen kam, schicke mein Vater mich noch einmal. Ich wurde schon mit einer Kugelsalve begrüßt und auch das, was ich von Henry zu hören bekam war nicht sehr viel freundlicher, solange ich bei der Art seiner Rudelführung blieb. Als ich dann auf die Möglichkeit einer geplanten Abspaltung kam, hätte er mich beinahe umgebracht und wollte mich festsetzen. Doch auch wenn das Kämpfen nicht zu meinen normalen Aufgaben gehört, heißt das noch langen nicht, dass ich nicht fast genauso gut darin bin, wie Charles.“ Sam grinste. „Ohne eine gehörige Portion Glück hätte ich es dann aber auch nicht geschafft. Jedenfalls habe ich direkt meinen Bruder und meinen Vater angerufen, welcher noch drei weitere alte Wölfe geschickt hat. Gemeinsam haben wir uns dann dieses Nest vorgenommen und ein wenig aufgeräumt, wie Charles es genannt hatte, etwas konkreter ausgedrückt haben wir die vier Alphas für ihren Verrat bestraft, ein schneller und schmerzloser Tod und genauso alle, die an den Ermordungen beteiligt gewesen sind und allen, die im Stande waren, die Rebellion fortzuführen haben haben wir eingeschärft, dies zu unterlassen. Das war vor einem Jahr, danach wurden unter Brans persönlicher Aufsicht die neuen Alphas bestimmt, es hatte ausnahmsweise mal geklappt, dass bei den Kämpfen niemand gestorben ist, auch wenn ich alle Hände voll zu tun hatte. Seitdem war alles soweit wieder in Ordnung, bis ich dann von einem neuen Wolf angerufen wurde, etwas seltsames ginge in seinem Rudel vor. Ich informierte nur Charles, da diese ganze Angelegenheit seine war, er ging dorthin, wurde angegriffen, wer auch immer es gewesen war, machte den Fehler in langsam töten zu wollen, versagte und wurde von Charles überwältigt. Bei Charles Befragung tauchtest auch du dann in einem Nebensatz auf, er hatte sich nämlich bei seinem kurzen Anruf über dich erkundigt und dann entschied er sich anscheinend, dir einen Besuch abzustatten. Den Rest kennst du ja wieder.“

    Jon musste lachen. „Ja, den kenne ich noch: Da kommt ein x-beliebiger Wolf, der dann noch der Sohn des Marroks ist und bringt mein Leben komplett durcheinander. Vor zwei Tagen habe ich noch ruhig in meiner Hütte gelebt, eine Vollmondjagd gemacht und heute sitze ich in einem Auto, welches ein Vielfaches meiner Habseligkeiten wert ist und bin in die Geschäfte des Marroks verwickelt.“

    „Auch wenn man Jahrhunderte lebt, kann sich alles in kürzester Zeit ändern, da spreche ich aus Erfahrung.“ Wieder blickte er in den Spiegel und wurde, wie jedes Mal bisher, wieder ein bisschen nervöser.

    Auch Jon blickte nun in den Spiegel, auch wenn er sich den Hals dafür verdrehen musste und konnte nicht sonderbares entdecken, also fragte er Sam. „Was ist los? Warum bist du so nervös?“

    „Dieser graue Ford,“ Sam wies mit einer Kopfbewegung nach hinten. „er folgt uns schon seit der Auffahrt in Aspen Creek und man hat uns beobachtet, als wir die Siedlung verlassen haben, sie waren zwar in guten Schneeverstecken, habe aber nicht an die Reflexion ihrer Ferngläser und die Radspuren gedacht. Außerdem ist der Ford gestern schon ein paar mal in der Nähe herumgefahren. Er ist mir aufgefallen, da es das einzige nicht für's Gelände gebaute Fahrzeug in hundert Meilen Umkreis war. Und es kann kein Zufall sein, dass genau dieser Ford uns jetzt folgt und sieh mal auf das Nummernschild, das ist auch nirgends in der Gegend hier. Sieh nicht nach hinten, falls uns wirklich jemand folgt, dann möchte ich diesen jemand nicht verunsichern. Wir werden in einer halben Stunde auf einem etwas abgelegenerem Parkplatz Rast machen, dann werden wir sehen.“

    „Ich komme mir vor, wie in einem „James Bond“-Film. Fehlen nur noch die Maschinengewehre unter den Scheinwerfern.“

    So amüsiert wie Jons Stimme gewesen war, so todernster war Sams nur. „Wir haben deinen Karabiner und meine Pistole auf der Rückbank und im Kofferraum mit Silber beschichtete Messer, große Messer, das sollte auch reichen.“

    „Dann warten wir mal auf die Pause.“ Sam konnte die Begierde in Jons Stimme hören und begann sich Sorgen zu machen. War es etwa noch schlimmer, als das, wovor sein Vater ihn gewarnt hatte? Ihm blieb nichts anderes übrig, als einfach abzuwarten und zu sehen, wie Jon reagieren würde.

  • Oh, das mit deinem PC ist ja wirklich dumm gelaufen. Windows neu installieren... Wäre mir viel zu viel Arbeit, bis man da alles hin und herkopiert hat.^^ Andererseits hat vielleicht auch nicht jeder so viel Schrott aufm PC wie ich. ^^


    Hey, das Kapitel ist wirklich spannender. ^^ Ich fang mal von hinten an: Schön, dass man wieder etwas mehr über die Hintergründe erfährt, über das, was passiert ist, bevor Charles bei Jon aufgetaucht ist, und die Geschichte begonnen hat. Also gab es schon zu einem früheren Zeitpunkt eine Rebellion, die zwar unterdrückt wurde, aber anscheinend von irgendwem wieder aufgenommen wird. Interessant.
    Ich frage mich, wer wohl in dem Ford sitzt, der die beiden verfolgt. Ich nehme mal an, dass es auch Werwölfe sind - vielleicht oder sogar wahrscheinlich welche von den Abtrünnigen? Naja, das erfährt man sicher im nächsten Kapitel.^^ Merkwürdig ist auch, dass sich gerade Jon schon auf eine Konfrontation zu freuen scheint. Ich bin schon gespannt darauf, was es ist, das der Marrok an ihm bemerkt hat und worüber er mit Sam auch geredet hat. Das hat sich ja ziemlich bedrohlich angehört - fast so, als wäre Jon irgendwie krank oder anderweitig nicht normal für einen Werwolf.


    Der erste Teil des Kapitels ging ja vor allem darum, welche Vorbereitungen Sam so trifft und was Jon in der Zwischenzeit macht. War zwar nicht unbedingt spannend, aber ganz interessant. Wäre ja auch ziemlich unlogisch, wenn du das alles weglassen würdest. Wie ich in einem früheren Kommi schon gesagt habe, ich finde es gut, wenn eine Geschichte logisch und ausführlich ist, und man immer weiß, wo irgendetwas herkommt und die Charaktere nicht einfach alles aus dem Nichts plötzlich herzaubern. ^^ Aber dieser Ladenbesitzer, Mike, hat wirklich ein gutes Gedächtnis, ich hätte mir diese ganzen Dinge, die Sam aufgezählt hat, nicht alle sofort merken können.^^



    So, Fehler:
    Fast unmittelbar (danach) öffnete sich die kleine Tür Naja, kein richtiger Fehler, aber so hört sichs besser an, finde ich
    während man selbst nicht einmal zu alterte begann. zu altern
    und pfiff nun durch die Zähnen.
    Außerdem wieder mehrere kleine Tippfehler, dafür weniger Kommafehler als beim letzten Mal (nur irgendwo am Anfang meine ich welche gesehen zu haben).


    Freu mich schon auf die Fortsetzung, wird sicher spannend.^^

  • Ja, ich korrigiere das letzte Kapitel noch, habe es bis jetzt nur noch vergessen.
    Doch nun zum neuen: Es wird doch nicht soviel erklärt, sondern mehr Handlung gemacht. ^^ Mir war heute irgendwie langweilig und da ich, wenn morgen die Schule wieder losgeht, wahrscheinlich wieder nicht so viel Zeit zum schreiben finden werde, habe ich einfach mal dieses Kapitel geschrieben (Okay, ich hatte schon fünf Zeilen ^^). Wer Inuyasha kennt, dem wird Jons Verhalten in ein paar Kleinigkeiten bekannt vorkommen, was jedoch nicht beabsichtigt war und mir auch erst hinterher aufgefallen ist. Die Idee hinter meinem "anderweitig nicht normal" Jon ist eine ganz andere, aber ich werde mich hüten sie zu verraten. Na ja, genug geredet, lüften wir einen Teil der Geheimnise des grauen Fords:


    Kapitel 7

    Doch es sollte ganz anders kommen: Schon nach fünf Minuten begann Jon aus heiterem Himmel heraus, sich zu verwandeln. Er saß angeschnallt und in Bekleidung auf seinem Sitz und verwandelte sich, ohne dass er auch nur einen Ton von sich gab, trotz der Schmerzen, die er erleiden musste und nicht einmal sein Geruch änderte sich. Sams Geruch hingegen zeugte von seiner Verunsicherung, seiner Panik und zu einem kleinen Teil auch seiner Angst. Er wusste nicht, was er mit dieser Situation anfangen sollte, er war schon verfolgt worden, hatte dabei aber noch nie einen sich verwandelnden Werwolf auf dem Beifahrersitz gehabt. Am sinnvollsten erschien ihm noch, bei nächster Gelegenheit von der Straße abzufahren, egal wohin, Hauptsache, dort gab es niemanden, der Jon sehen konnte. Da kam ihm der kleine Weg genau recht, der zu einem heruntergekommen und viel wichtiger, unbewohnt aussehenden Bauernhof führte. Ohne weiter auf den oder die möglichen Verfolger zu achten schlängelte er sich in einem haarsträubenden Tanz zwischen den Autoreihen hindurch, um den rettenden Weg schneller zu erreichen. Wann hatte Jons Verwandlung nur begonnen? Sam hatte nichts bemerkt, obwohl das eigentlich unmöglich war, da andere Werwölfe es eigentlich spürten, wenn einer von ihnen sich verwandelte. Doch darüber konnte er später noch nachdenken, jetzt fuhr er erst einmal mit viel zu hoher Geschwindigkeit den Seitenstreifen und den kleinen Hang hinab, der von der leicht erhöhten Schnellstraße wegführte, verlor die Bodenhaftung, landete wieder und rang auf der frischen Schneeschicht mit dem Wagen um die Kontrolle. Jon hing weiter im Sicherheitsgurt und bekam langsam ein Fell. Sams einziger Gedanke war nur: Raus mit Jon aus dem Auto! Dafür musste er jedoch erst zur diesem Hof kommen.

    Das fest im Kopf, raste er das letzte Stück zur maroden Scheune, wo er dann mit blockierenden Reifen zum Stillstand kam und sofort aus dem Wagen sprang. Er rannte auf Jons Seite, riss auch hier die Tür auf, löste den Sicherheitsgurt und warf sich den bewusstlos wirkenden Jon über die Schulter, an der er spüren konnte, wie sich Jons Knochen verschoben und neu anordneten. Mit der noch freien Hand schnappte er sich dann am Sitz vorbei sowohl den Koffer mit seiner Pistole, als auch die Kiste mit Jons Gewehr, an der er glücklicherweise noch einen Griff angebracht hatte und rannte auf das große Tor zu. Auf halben Wege verringerte er sein Tempo dann, um sich noch schnell einen genaueren Überblick der Umgebung zu verschaffen: Von den Bauernhof war nur noch die Scheune mit einem halben Torflügel übrig geblieben, das Haus war niedergebrannt, umgeben war alles von weiträumigen, schneebedeckten Wiesen und er konnte, abgesehen von ein paar Hasen, keine anderen Lebewesen in ihrer Umgebung riechen, aber der graue Ford war ebenfalls von der Straße abgebogen und hielt genau auf sie zu. Mit dem unmittelbar einsetzenden Adrenalin schärfte sich Sams Wahrnehmung noch weiter und er konnte klarer denken. Es gab genau drei Möglichkeiten: Er konnte versuchen mit Jon wegzulaufen, wobei die einzige große Chance darin bestand, zum Auto zurück zu kehren. Doch was würde mit Jon passieren, sobald seine Verwandlung vollendet war? Die zweite Möglichkeit war, sich in der Scheune zu verstecken und abzuwarten, was die Fremden tun würden. Oder aber, er wäre sich dermaßen sicher, dass wer auch immer in diesem Auto saß ihnen feindlich gesinnt war, dass er Jon in Sicherheit bringen würde und sich mit Pistole und Gewehr auf sie stürzen würde.

    Vorerst kam es ihm am schlausten vor, abzuwarten und sich in die Scheune zurückzuziehen, wo er Jon auf einem der Heuböden ablegte und noch bevor das andere Auto still stand beide Waffen geladen hatte. Er entschied sich dafür, die Pistole in den Hosenbund zu stecken, um stattdessen mit Jons Karabiner in der Hand auf das Tor zuzugehen. Leise schlich er, bis er eine Ritze zwischen zwei der riesigen, senkrecht verlaufenden Bretter gefunden hatte, durch die er die Außenwelt beobachten konnte, ohne dabei zu viel von sich selbst zu zeigen. Was er sah und roch sorgte dafür, dass sich ihm ein Kloß im Magen bildete. Aus dem Wagen stiegen nicht weniger als vier Personen, zwei Werwölfe und zwei Menschen.

    Um die Menschen brauchte er sich keine Sorgen machen, sie schienen unbewaffnet zu sein und waren damit beschäftigt, das Humvee zu durchsuchen.

    Einer der beiden Werwölfe warf jedoch seinen Kopf in den Nacken und nahm Witterung auf, was Sam in einer anderen Situation zum Lachen gebracht hätte. Doch nicht jetzt, wo sie ihn offenbar bemerkt hatten und mit kleinen Maschinenpistolen in den Händen auf sein Versteck zu kamen. Er hatte schon einmal mit einer Heckler&Koch MP5 geschossen, der Waffe, die die Neuankömmlinge in den Händen hielten, jedoch noch nie mit einem Gewehr, welches mit dem in seinen Händen vergleichbar wäre, doch er war überzeugt, dass das höhere Kaliber des Karabiners ihm helfen würde und wenn er damit nicht klar kam, dann hatte er ja noch immer die Pistole. Und so kroch er so leise wie möglich wieder tiefer in die Scheue hinein, zurück zu Jon, es war ihm wohler dabei, zu riskieren, dass Jon von Fehlschüssen getroffen wurde, als ihn komplett sich selbst zu überlassen. Um die Gefahr dennoch so gering wie möglich zu halten, hockte er sich drei Meter entfernt hinter einen großen Heuballen und zog den Ladehebel bis zum Anschlag nach hinten, bevor er ihn mit ebenso viel Wucht wieder nach vorne schob, sie sollten ruhig wissen wo er war und presse den Kolben gegen seine Schulter, sodass sowohl das Tor, als auch Kimme und Korn auf einer Linie lagen, er hatte keine Zeit gehabt, das kleine Zielfernrohr aufzusetzen, was in diesem Raum aber auch nicht viel Sinn gemacht hätte. Er atmete ein und bereitete sich darauf vor, dass er eventuell gleich einen Werwolf, der ja immer noch ein Mensch war, erschießen würde, denn Werwolf oder nicht, wer auch immer mit solchen Teilen in den Händen auf ihn zu kam, der konnte einfach nicht friedlich gesinnt sein. Und schon schoben sich auch langsam erst der Lauf einer Maschinenpistole und dann eine geduckte Gestalt um die Ecke, in der er noch vor einer Minute gesessen hatte. Es kreiste Eiswasser in Sams Adern, als er feststellte, dass der Geruch des anderen mit dem Hauch an Charles Wunden übereinstimmte. Er fühlte keine Reue als er mit altbekannter Ruhe auf den Fremden zielte und langsam den Finger am Abzug anspannte. Doch mit einem Mal war seine Ruhe dahin, als er bemerkte, dass sich der Abzug nicht bewegte und ihm wieder einfiel, dass er die Waffe nicht entsichert hatte. Verdammt, die Pistolen, mit denen er sonst schoss, hätte er nicht durchladen können während sie gesichert waren. Bei dieser Waffe wusste er nicht einmal, wo man sie entsicherte. Wie hatte er nur so töricht sein könne? In Panik warf er das Gewehr zu Boden und zog die Pistole aus dem Gürtel, doch direkt nachdem er diese entsichert und durch Zurückziehen des Schlittens eine Patrone in die Kammer befördert hatte, feuerte der andere eine schallgedämpfte Salve in seine Richtung ab. Da er Sam bis jetzt jedoch nur gehört und nicht gesehen hatte, blieb dieser unverletzt.

    Von den Schüssen alarmiert betrat nun auch der zweite Werwolf die Scheune, ebenfalls mit vorgehaltener, schallgedämpfter Maschinenpistole. Doch bevor die beiden irgendetwas tun konnten, drang ein kehliges Knurren an Sams Ohr und er konnte den Kopf gerade noch rechtzeitig herumwerfen, um zu sehen, wie ein riesiger Wolf von genau dem Heuboden sprang, auf dem er Jon zurückgelassen hatte. Sein Fell war im wesentlichen dunkelgrau, von der Schauze zog sich jedoch ein breiter weißer Streifen den gesamten Bauch entlang und drei Pfoten waren erdbraun. Die dunkelblauen Augen drehten sich kurz zu Sam, der in ihnen nichts als Wut und brennenden Hass sehen konnte, bevor der Wolf mit schnellen Schritte auf den Mann zu lief, der geschossen hatte.


    Jon wusste nicht warum, aber er verspürte das große Bedürfnis, diesen Mann, beziehungsweise beide Männner und auch die anderen Fremden, die er roch, zu zerreißen. Er wollte sie töten, aus einem Grund, den er selber nicht kannte und sprang mit einem gigantischen Satz den ersten der beiden an. Er landete direkt auf der Brust des vor Angst erstarrten Mannes und sein Gewicht brachte ihn zu Fall. Noch bevor der zweite seine Waffe anlegen konnte, hatte Jon seinem nun schreienden Opfer die Zähne in den Hals geschlagen und warf nun wild den Kopf hin und her, um ihm entweder das Genick zu brechen, oder die Kehle herauszureißen.


    Sam sah mit Schrecken, was vor seinen Augen passierte, so etwas hatte er noch nie gesehen. Aus seiner Starre wurde er erst befreit, als der zweite der Werwölfe einen Schritt zurück machte, seine Waffe hochriß und scheinbar vorhatte, Jon zusammen mit seinem Kameraden zu erschießen. Sam sprang aus seinem Versteck und schoss zweimal mehr oder weniger blind in Richtung des anderen, nur um ihn davon abzuhalten, seinerseits zu schießen. Als der nun den Abzug durchzog und seine Maschinenpistole einmal quer durch den Raum schwenkte, spürte Sam, wie ihn eine Kugel in die Wade traf, während er versuchte sich aus der Schussbahn zu rollen. Zum Glück schien der Fremde mit der Handhabung einer vollautomatischen Waffe überfordert zu sein, er wurde von deren Rückstoß ganze vier Schritte zurückgeworfen und schaffte es nicht, auch nur einen wirklich gezielten Schuss abzugeben, bis ihm die Munition ausging. Fluchend zog er das leere Magazin aus seiner Waffen und war gerade dabei, ein neues einzuführen, als ihn Sams erster Schuss direkt in die Brust traf. Er schrie einmal und ließ die Waffe fallen, doch Sam schoss wieder und wieder, bis auch sein Magazin leer war, der Rache für seinen Bruder verfallen. Sein Ziel zuckte unter jedem Einschlag und wurde letztendlich gegen die Wand getrieben, an der es dann ohne einen weiteren Ton zusammenbrach. Sams nächster Gedanke war Jon. Was war nur in ihn gefahren? Er hing knurrend über dem ebenfalls leblosen Körper des anderen Fremden, dem, der auf ihn geschossen hatte und schlang einen Brocken seines Fleisches herunter. Blut tropfe von seinem Maul um seine gesamte Brust war damit verschmiert, doch er hörte nicht damit auf, den Fremde zu zerreißen, fast so, als wäre er besessen.

    Doch so sehr ihn das auch beunruhigte, blieb ihm keine andere Wahl, als sich erst um die beiden Menschen zu kümmern. Er hatte kein zweites Magazin dabei, also hob er die Maschinenpistole des Mannes auf, den er erschossen hatte und steckte das daneben liegende Magazin ein. Er wollte vorbereitet sein, falls die beiden Menschen doch irgendwelche Waffen trugen und ließ den zurückgeschnappten Bolzen noch während er auf das Tor zu trat wieder einrasten. Es war nicht sein Wunsch sie zu verletzten, vor allem, da er nicht wusste, welche Rolle sie bei dem ganzen hier einnahmen, doch lange würde er nicht zögern, sollten auch sie noch auf ihn schießen. Die Waffe locker in einer Hand trat er an das Humvee heran, seine Nase sagte ihm ganz eindeutig, dass der Angstgeruch von dort kam und wand sich mit nicht allzu lauter, aber tief grollender Stimme an sie. „Kommt sofort da raus! Kommt mit den Händen hinter dem Kopf um die Motorhaube! Wenn ihr weglauft erschieße ich euch.“ Ja, mittlerweile erschien ihm das sehr wahrscheinlich. „Ich will euch nicht unbedingt wehtun, wenn ihr jetzt aber nicht macht, was ich sage, dann wird’s ungemütlich.“ Als sich noch immer nichts bewegte, wurde seine Stimme ein wenig lauter. „Ich zähle jetzt bis fünf, dann komme ich zu euch! Noch könnt ihr euch einfach ergeben.“ Schnell zählte er bis fünf, dann ging er im Halbkreis mit einigem Abstand um den Wagen, die MP schussbereit auf den Bereich gerichtet, aus dem der Geruch der Angst immer stärker wurde.

    Kurz bevor er jedoch komplett herum war, hörte er ein panisches „Jetzt!“ und sah die beiden zum ihrem Fahrzeug zurücklaufen, welches in etwa hundert Meter Entfernung stand. Sie sahen plötzlich so überrascht aus, dass Sam bezweifelte, dass sie tiefer in die Sache verstrickt waren, also begann er seinerseits hinter ihnen her zu sprinten. Bereits nach einem Drittel der Strecke hatte er sie eingeholt und schlug einem der beiden mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter, was ihn ziemlich ins Wanken geraten ließ. Nach einem zweiten Schlag, dieses Mal ins Genick, fiel er jedoch endgültig mit einem schmerzerfüllten Schrei zu Boden und rührte sich dann nicht mehr. Sam wollte sich gerade dem zweiten zu wenden, als dieser wie angewurzelt stehen blieb und langsam die Hände gen Himmel streckte. „Halt! Ich ergebe mich! Lassen sie mich leben und ich erkläre alles.“ Die Stimme war zwar laut, aber fürchterlich verzerrt. Kein Wunder, es musste für den Jugendlichen, der nicht älter als zwanzig sein konnte, so ausgesehen haben, als sei sein Kumpel tot. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.

    Zufrieden lächelte Sam und ging langsam auf ihn zu, die Maschinenpistole noch immer in der Hand. „Wie du willst. Dreh dich langsam um und lass die Hände oben.“ Während sich der Junge langsam umdrehte und Sam anstarrte, nahm dieser mit der freien Hand ein Bündel Plastik-Kabelbinder vom Boden. Die beiden hatte den ganzen Kofferraum ausgeräumt und alles achtlos in den Schnee geschmissen. Sam ging immer weiter auf den Jugendlichen zu und bemerkte Jon nicht sofort, als dieser angetrottet kam. Erst als der Jugendliche wieder zu jammern anfing, weil Jon in umkreiste, sah er ihn. „Das war nicht unsere Absicht. Ich kann das alles erklären.“ Er wankte noch einmal, dann kippte er um, er war, wie Sam schon jetzt sagen konnte, bewusstlos geworden. Da nun alles sicher war und er niemanden mehr an der Flucht hindern musste, schlang er sich die Waffe mit dem Riemen über die Schulter, sodass er beide Hände frei hatte, aber immer noch schnell wieder schießen konnte, sollte es doch notwendig sein.

    Als er die beiden daliegenden Körper erreicht hatte kniete er sich hin, zog die Arme des ersten auf dessen Rücken und band die Handgelenke mit zwei Kabelbindern zusammen, ebenso wie die Fußgelenke. Der, den Sam niedergeschlagen hatte, war mittlerweile auch wieder wach, versuchte jedoch nicht zu fliehen. Weit wäre er wahrscheinlich auch nicht gekommen, Jon stand neben ihm und knurrte ihn an, während er sich die Schnauze leckte. Es machte auf Sam nicht den Eindruck, als wäre er wieder normal. Obwohl er nicht wusste, was es bewirken würde, versuchte Sam mit ihm zu reden. „Jon, es ist alles in Ordnung, er wir dir nichts tun! Lass ihn in Ruhe, verwandle dich lieber zurück.“ Jons einzige Reaktion war, dass er nun Sam anknurrte, dessen Tonfall nun deutlich schärfer wurde. „Jon! Lass den Mann in Ruhe! Und komm jetzt nicht auf die Idee, nach mir zu schnappen.“ Der Jugendliche, den Sam in diesem Augenblick fesselte, versuchte, sich hinter ihm zu verstecken, doch Jon hörte auf zu knurren und legte die Ohren zurück. Er senkte sogar den Kopf, worauf hin Sam sich nur dachte: Hat Vater doch Recht gehabt.

    Doch auch wenn Jon ihm nun zu gehorchen schien, sprach er mit unveränderter Befehlskraft weiter. „Du gehst jetzt in die Scheune zurück, verwandelt dich und kommst zu mir zurück, sobald du dich wieder angezogen hast. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Jon senkte den Kopf noch weiter und drehte Sam mit eingezogenem Schwanz den Rücken zu, während er zu laufen begann. Sam hatte jetzt jedoch einige Probleme mit dem Jugendlichen zu seinen Füßen, da er sich nicht hoch heben lassen wollte, sonder versuchte, sich möglichst weit von Sam weg zu rollen, während er ihn anschrie. „Du ... Du bist auch einer! ... Nein ... Ich lasse mich nicht fressen! ... Lass mich, du Monster!“ Er wehrte sich so gut er konnte, doch gegen Sams Stärke kam er nicht an, als dieser ihn zu ihrem Ford schleppte.


    Jon trottete die letzten zehn Meter zurück in die Scheune. Er war noch immer verwirrt. Obwohl Sam ihn gerade etwas unschön in die Schranken verwiesen hatte, fühlte es sich gut an, in Unterwürfigkeit zu kriechen und zu tun, was Sam verlangte. Doch was war davor geschehen? Er konnte sich noch an Schüsse erinnern und einen Kampf. Doch gegen wen hatte er gekämpft? Und warum stand er überhaupt als Wolf hier? Am meisten fragte er sich jedoch, wo er war.

    Aus seinen Gedanken gerissen wurde er dann, als er fast in eine Blutlache getreten wäre. Vor ihm lag ein Mann und ihm fehlten sowohl die Kehle, als auch ein Großteil des Fleisches, das eigentlich den Brustkorb bedecken sollte. Mit schiefgelegtem Kopf umrundete er die Leiche und konnte ein paar Brocken des fehlenden Fleisches in der Nähe auf dem Boden liegen sehen, doch wo war der Rest? Vorsichtig trat er näher an den Mann und bemerkte ausgefranste Wunden und Kratzer, als hätte ein wildes Tier ihn überrumpelt und dann zerfleddert. Einen kleinen Moment brauchte er noch, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Das waren seine seine Zähne und Klauen gewesen. Fast hätte er sich übergeben, als ihm nun auch klar wurde, wo das fehlende Fleisch sein musste. Er hatte es gefressen. Langsam rollte Erinnerungen in Fetzen an ihm vorbei, zeigten ihm einen Teil von dem, was er sich gerade selber rekonstruiert hatte.

    Erschrocken sah er sich um. Gab es noch mehr, die er verletzt hatte? Nein, da war nur noch ein anderer Mann, der mit dicker, blutrot verfärbter Jacke an der Wand lehnte und nicht mehr atmete. Er hatte jedoch keine Bissspuren, sondern acht Löcher in der Brust und als Wolf hätte er ja schlecht schießen können. Als er genauer darüber nachdachte, wer für diesen Tod verantwortlich war, kamen wieder einige Erinnerungen zurück: Es waren zwei Männer gekommen und einer hatte auf Sam geschossen, er hatte ihn beschützt und einen von ihnen umgeworfen, dann war es, als hätte er die Kontrolle verloren. Er hatte den Mann unter seinen Pfoten getötet und sein Fleisch verschlungen, während Sam den anderen erschossen hatte und dann weggelaufen war. Mehr wusste er auch nicht.

    Innerlich zuckte sein menschlicher Teil die Schultern und begann, wieder die Kontrolle und den Körper zu übernehmen. Die Wolfshälfte ließ es einfach zu, sie war zufrieden damit, Sam beschützt zu haben und wollte sich ausruhen. Jons menschliche Hälfte war zwar glücklich darüber, doch irgendwie fühlte sich sein Kopf nun auch leer an, so weit hatte sich der Wolf lange nicht mehr zurückgezogen, genau genommen noch nie, seit jener Nacht, die für seine menschliche Hälfte zur schlimmsten seines Lebens geworden war, der ersten Vollmondnacht. Er hatte vor, Sam darauf anzusprechen, sobald sie wieder alleine waren und bei dieser Gelegenheit nahm er sich auch noch vor, zu erfahren, was in der Zeit, an die er sich nicht erinnern konnte, passiert war.

    Doch das musste warten, denn mit der noch nie da gewesenen Ruhe und dem Gleichgewicht, welches er spürte, überkam ihn die Müdigkeit. Es war keine normale Müdigkeit, so ein starkes Bedürfnis sich auszuruhen hatte er noch nie verspürt und in weniger als einer Minute war er trotz den Schmerzen der Verwandlung und der Tatsache, dass es sich mitten in einer Blutlache befand, eingeschlafen.

    Er träumte von einer Autofahrt und einem grauen Ford, der sie verfolgte, wusste aber nicht, was das zu bedeuten hatte. Das einzige, was er nach kurzer Zeit verstanden hatte, war, dass er nicht richtig zu schlafen schien, er war in dem Traum, doch er konnte ganz normal weiterdenken, auch wenn er keine Kontrolle über seinen Körper hatte, der nun begonnen, hatte sich zu verwandeln, obwohl er angeschnallt in einem Geländewagen saß.

  • Also, der Kampf zwischen den Fremden und Charles und Jon war wirklich cool beschrieben. Allein schon wie du im Gebrauch der Waffen jede Einzelheit beschreibst, ich wüsste das gar nicht so genau.^^ Jon benimmt sich wirklich merkwürdig, er ist manchmal ja viel mehr Wolf als Mensch. Verwandelt sich da einfach so ohne Vorwarnung... Ich fands toll, dass er den einen Kerl dann fertig gemacht hat, wenngleich es etwas eklig war, dass er ihn dann auch noch gefressen hat (zumindest teilweise...). Die anderen beiden (also die Menschen) waren ja echt doof, dass sie gedacht haben, sie könnten vor nem Typen mit ner Knarre abhauen, der nebenbei auch noch ein Werwolf ist. Aber es hat mich gewundert, dass die zwei auf genau diese Tatsache so erschrocken reagiert haben, schließlich saßen sie vor ein paar Minuten selbst noch mit zwei Werwölfen im Auto. Oder haben die das nicht einmal bemerkt? Ich bin schon gespannt, was die überhaupt mit den Werwölfen zu schaffen hatten, und welche Geheimnisse sie bis jetzt noch verbergen.
    Du hast Jon als Wolf auch sehr schön beschrieben, viele hätten einfach nur eine Hauptfellfarbe genannt, aber du hast die Farbverläufe ganz genau erklärt, so dass man sich ihn richtig gut vorstellen konnte.
    Durch die abwechselnden Sichtweisen von Sam und Jon kann man sich auch in jeden der beiden gut hinein versetzen. Und auch wenn du es nicht erklären würdest, merkt man bei Jon doch immer, ob er gerade mehr wie ein Mensch oder mehr wie ein Wolf denkt. Überhaupt beziehst du das Wolf-Verhalten immer gut mit ein.


    Fehler (sind nicht viele^^):
    nichts als Wut und brennenden Haß sehen konnte Hass; nach neuer Rechtschreibung
    Ich will auch nicht unbedingt wehtun euch
    Wenn ihr weglauft erschieße ich auch euch


    Also, ich kann bei dir wirklich gar nichts mehr kritisieren. Du machst alles richtig und vergisst nichts. Die Story ist total spannend und detailliert beschrieben, da kann ich gar nichts verbessern. ^^

  • So, nach nun in etwa zwei Wochen melde ich mich dann auch mal wieder zurück, ich habe es endlich geschafft das nächste Kapitel fertig zustellen. Vor lauter Schule kam ich, wie schon vorausgesagt, kaum zum schreiben und wenn ich dann mal kurz Zeit hatte konnte ich immer nur kleine Abschnitte schreiben. Gestern habe ich mich dann hingesetzt, das letzte Viertel geschrieben und dann den Rest überarbeitet (was bedeuten soll: Fast komplett neu geschrieben.) Jetzt hoffe ich, dass mir das Zusammenfügen gelungen ist und präsentiere:


    Kapitel 8

    Sam steckte sein Telefon wieder in die Jackentasche - Bran war schon unterwegs - und beugte sich über den Jugendlichen auf der Rückbank, den, den er mit seinen Schlägen niedergestreckt hatte. Auch wenn sie wohldosiert gewesen waren gab es keine Garantie, dass er nicht irgendwelche Knochen zerbrochen hatte, also wollte es lieber noch mal überprüfen. Seiner eigenen Wunde hatte er bis jetzt noch keine Beachtung geschenkt, was überwiegend daran lag, dass sie bereits zu heilen begonnen hatte. Die zwei in der Scheune waren anscheinend nicht darauf vorbereitet gewesen, gegen einen Artgenossen zu kämpfen, sie hatten nur normale Stahlgeschosse in ihren Waffen gehabt.

    „Bin ich schon tot?“ Der andere Junge, den Sam auf dem Beifahrersitz platziert hatte, erlangte langsam sein Bewusstsein wieder und stellte diese Frage nun schon zum fünften Mal. Mittlerweile schien er Sam auch wieder aufnahmefähig, immerhin hatte er schon versucht, sich zu ihm umzudrehen, war jedoch an seinen Fesseln gescheitert.

    „Nein, du bist nicht tot.“ Dass das mehr oder weniger Zufall war und es nur daran lag, dass er nicht noch mehr Tote auf dem Gewissen haben wollte, verschwieg Sam. Jedoch verließ er die Rückbank und ging zur Beifahrertür, da der Junge sehen sollte, mit wem er sprach und hoffte, seine Reaktionen auf die Fragen, die folgen würden, anhand des Gesichtsausdrucks besser deuten können. Wenn er überhaupt antwortete, der andere hatte sich, sobald sie das Auto erreicht hatte, geweigert, auch noch nur ein Wort zu sagen.

    „So, du lebst noch und bist in Sicherheit, ich werde dir nichts tun, doch du musst mir jetzt die Wahrheit erzählen.“ Sams bis dahin sanfte Stimme wurde hart und sein Gesicht versteinerte ebenfalls. „Es geht um weit mehr, als dein oder mein Leben und da du ja mit uns Werwölfen vertraut zu sein scheinst, darf ich annehmen, dass du weißt, wie sinnlos lügen ist. Oder?“

    Der andere nickte hektisch und Sam konnte riechen, wie seine Anspannung weiter stieg. „Was weißt du über die beiden, mit denen ihr hergekommen seid? Und woher wisst ihr von uns?“

    „Ich ... Ich ... Wir wussten gar nicht, worum es ging. Es tut uns Leid.“, wimmerte der Junge. „Bitte lass uns in Ruhe, wir werden auch nichts erzählen.“

    Sam hob gebietend die Hand. „Bleib ruhig. Später könnt ihr wahrscheinlich wieder gehen, doch erst einmal muss ich ein paar Sachen von euch wissen. Fangen wir am besten damit an: Woher kanntet ihr diese beiden und wie lange wusstet ihr schon, dass sie Werwölfe waren?“

    Sein Gegenüber legte die Stirn in Falten und atmete tief ein, war offensichtlich am Überlegen. „Zweieinhalb, vielleicht drei Jahre. Werwölfe? Vielleicht sechs Monate. Was soll das ganze?“

    „Das wird dir später mein Vater erklären. Falls du schon einmal etwas davon gehört haben solltest, er ist der Marrok.“ Sam blieb sachlich, doch schien den Jungen trotzdem einzuschüchtern, als er weitersprach. „Jetzt stelle ich ...“ Zur Verdeutlichung zeigte er mit seinem Daumen auf seine Brust. „... und nur ich die Fragen. Erzähle du mir am besten, warum ihr mit diesem Abschaum zusammengearbeitet habt und um was es ging, beziehungsweise, was euch gesagt wurde, um was es ginge. Aber vorher möchte ich noch wissen, wie ihr die beiden kennengelernt habt und wie ihr erfahren habt, dass sie Werwölfe sind. Erzähl mit einfach nur, was ich hören will und vielleicht nehme ich dir die Fesseln ab.“

    „Kannst du das nicht erst machen?“

    Sams knappe Antwort bestand aus einem rauen „Nein!“

    Resigniert ließ der Mensch die Schultern hängen und begann endlich damit, die für Sam relevanten Informationen auszupacken. Er hatte sich auch wieder ein wenig gefasst, sodass er wieder ruhiger sprechen konnte. „Wir haben uns auf Partys kennengelernt, wir mochten alle vier die gleiche Musik und nachdem wir uns mehrfach über den Weg gelaufen waren, da haben wir dann Telefonnummern ausgetauscht und so weiter, sind halt Kumpels geworden. Und das mit mit den Werwölfen: Ich war ein absoluter Fan von euch und wollte schon immer einer sein.“ Sam dachte sich nur: Schon wieder so ein komplett verplanter Fanatiker, der von der „großen Romantik“ und der Freiheit, die Filme und Bücher immer versprechen, besessen ist. Äußerlich zeigte er davon jedoch nichts und ließ den Jungen einfach weiterreden. „Jetzt denkst du bestimmt, ich hätte ein komplett falsches Bild. Aber mich fasziniert einfach nur das Laufen und ich habe einen Herzfehler, weshalb ich nicht rennen kann, es sei den, ich wollte den letzten Lauf in meinem Leben. Und als ich dann das Angebot bekam, wenn ich nur dabei helfen würde, ein Dorf auszuspähen, in einen Werwolf verwandelt zu werden, da habe ich nicht lange gezögert. Mir war damals egal, was ich machen musste, doch das war ein Fehler, ich bitte sie, lassen sie uns ...“

    „Du Narr!“ Sams Stimme war wutverzerrt. „Wie konntest du dich nur auf so etwas einlassen, weißt du überhaupt, was es heißt einer von uns zu sein? Das ganze besteht aus wesentlich mehr als Rennen und Vollmond. Weißt du überhaupt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass du nicht überlebst? Es braucht wesentlich mehr als einen Biss. Du bist verrückt! Und wie können diese Verräter es wagen, sich Aspen Creek zu nähren? Weißt du, bei was du da mit gemacht hast?“

    Der Junge war nun vollends in seinem Sitz versunken und roch nicht mehr nach Anspannung, sondern nur noch nach Angst, als er mit einer extrem in die Höhe geschnellten Stimme versuchte, sich zu verteidigen. „Wir sollten nur von verschiedenen Orten und Personen Bilder und Videos machen, die Kameras und das ganze Zeug haben wir von denen bekommen. Ja, wir wussten, dass es illegal ist, fremden Leute nachzustellen, aber woher sollten wir den wissen, dass das in einem Blutbad endet. Das war nicht unsere Absicht.“

    „Es reicht!“ Aus diesem Nervenbündel waren keine Informationen mehr herauszukitzeln, da brachte alle Wut nichts und Sams Stimme wurde so ruhig, dass es schon wieder bedrohlich klang. „Ich werde gleich nach dem anderen Werwolf sehen gehen, du bleibst einfach hier und machst nichts unüberlegtes. Wenn ich wieder da bin, dann werde ich dir deine Fesseln abnehmen, wie versprochen. Und solltest du noch immer vorhaben, ein Werwolf zu werden, dann kannst du nachher mit meinem Vater darüber reden.“ Der Junge schien den letzen Satz als Drohung zu sehen, denn bevor Sam sich zur Scheune umdrehte, sah er noch, wie ihm auch der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht wich. Doch egal, Jons Rückkehr war schon zu lange überfällig, als dass es normal sein könnte.


    Sam erreichte die Scheune und es lag kein bisschen von dem Zorn mehr in der Luft, der Jon die gesamte Zeit über umgeben hatte, nur Zufriedenheit. Zu hören gab es auch nichts, kein Kratzen von Krallen, was bedeuten würde, dass Jon seinen Wolf nicht wieder unter Kontrolle bekommen hätte, doch er war dort. Warum kam er also nicht zu ihm, was war los?

    Sofort, als er die Scheune betrat, fand er Jon als Mensch und nackt in der Blutlache des Mannes liegen, den er getötet hatte. Das war jedoch nicht alles, was Sam verwirrte. Da besaß Jon doch echt die Dreistigkeit, sich in diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt schlafen zu legen. Oder war es doch etwas anderes? Egal, er brauchte Jon, also rüttelte er so lange an dessen Schulter, bis er aufwachte und sich umsah. „Wo bin ich? Warum habe ich nichts an? Warum ...“ Er atmete tief ein. „... warum riecht es hier so nach Tod?“

    Sam zog die Augenbrauen zusammen und sah Jon mit schiefem Blick an. „Wo du bist? Erinnerst du dich denn nicht mehr? Wir wurden verfolgt, von diesem Ford und wollten auf dem nächsten Parkplatz halten. Du schienst es eiliger zu haben und hast schon im Auto begonnen, dich zu verwandeln.“

    Jon hob nachdenklich die Hand. „Warte mal einen Augenblick! Ich war also Wolf. Willst du damit etwa andeuten, der Tod, den ich rieche, ist auf mich zurückzuführen?“

    Verwirrt über Jons scheinbaren Gedächtnisverlust, stand Sam auf und begann auf- und abzugehen, wobei der Boden unaufhörlich knirschte. „Nicht ganz, den einen habe ich erschossen, dem anderen hast du aber die Kehle herausgerissen. Was ist los mit dir? Du warst doch selber dabei.“

    Die Kehle heraus gerissen, Moment, da war doch etwas,. Jon dachte darüber nach, was er damit verband und langsam kehrten sowohl die Erinnerungen an die letzten Stunden, als auch die bekannte Last in seinen Geist zurück. Ja, er hatte einen anderen Werwolf getötet, na ja, nicht wirklich er, es war seine Wolfshälfte gewesen, was jedoch eigentlich das Gleiche sein sollte. Doch so fühlte es sich nicht an, eher so, als wären seine Erinnerungen die Aufzeichnungen der Taten einer anderen Person, nur in seinem Kopf. Schon als er das erste Mal als Wolf tötete, fühlte es sich ganz anderes an, als all die Male, die er als Soldat, als Mensch, andere getötet hatte. Im Vergleich zu heute hatte er sich aber damals an alles erinnern können. „Es kommt immer mehr zurück, glaube ich. Waren es zwei Werwölfe und zwei Menschen? Hatte die beiden, die reinkamen, Maschinenpistolen? Ich habe ihn nicht wirklich angekaut, oder?“

    „Du schienst dich nicht ganz unter Kontrolle gehabt zu haben und angekaut ist ein bisschen untertrieben. Wir können gleich weiter reden, jetzt muss ich erstmal zu den beiden Menschen zurück. Zieh dir deine Sachen an und komm!“

    Sam hatte sie Scheune schon wieder verlassen, als er noch hinzufügte. „Und bring die Pistolen mit! Dein Gewehr liegt hinter den Heuballen.“ Sam hatte nicht besonders laut gesprochen, doch durch seine gespitzten Wolfsohren konnte Jon ihn ohne Probleme verstehen. Er selbst sprach jedoch so leise, dass Sam sein Murren nicht hören würde. „Bin ich jetzt auch noch dein Laufbursche? Erst bringst du mich in einen Kampf, mit dem ich rein gar nichts zu tun habe und jetzt soll ich die Reste wegräumen. Ich gehöre verdammt nochmal nicht zu deinem Rudel.“ Mürrisch zog er sich dann aber doch an und sammelte alle Waffen ein, bevor er sich neben den Mann, den er getötet hatte, stellte und den Kopf senkte. Mit düsterer Stimme sprach er zu ihm. „Ich habe keinen Hass gegen dich gehegt, warum musstest du aber auch auf Sam schießen? So ein frühes Ende hattest du wahrscheinlich nicht verdient, doch du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt. Möge dein Beispiel anderen eine Lehre sein.“ Doch wem sollte es eine Lehre sein? Im Grunde war das doch egal, warum redete er eigentlich mit einem Toten? Den Kopf schüttelnd und bitter lachend verließ nun auch Jon die Scheune. Er verstand sich selbst noch weniger, als er gedacht hatte.


    Als er den Ford erreicht hatte, sah er nicht nur Sam, sondern auch zwei Jugendliche, von denen der eine regungslos auf der Rückbank lag und der andere auf dem Beifahrersitz saß und sich die Handgelenke rieb. Als der Junge ihn erblickte hörte er auf sich die Handgelenke zu reiben Starrte ihn mit einem Misstrauen an, das sich auch in seiner herausfordernden Stimme widerspiegelte. „Bist du der, der uns vorhin fast gefressen hätte?“ Verängstigt schien er nicht zu sein, fast so, als glaube er, dass Jon ihm in seiner menschlichen Gestalt nichts antun würde.

    Dieser öffnete gerade den Mund für eine Entschuldigung, doch Sam war schneller. „Ja, das ist Jon, der andere Wolf, doch er hätte euch nicht gefressen.“

    „Hat man ja gesehen!“ Es lag eindeutig Zorn in diesem Satz.

    „Ich habe nur Sam verteidigt! Ich habe einen Teil von ihm gegessen, na und, was ist so schlimm daran?“ Das letzte war ihm nur so herausgerutscht und er hätte sich sich die Zuge dafür abbeißen können.

    „Du fragst nicht echt, was schlimm daran ist, dass ein Mensch ein anderen isst?“

    Mit scheinbarer Freundlichkeit hinderte Sam Jon an einer Antwort. „Hey, Jon, warum gehst du nicht in Richtung Straße und zeigst Bran den Weg, sobald er kommt?“

    Jon hatte Sams ernsten Unterton jedoch bemerkt. „Schon verstanden, ich vermassele das ganze noch.“

    Er hatte sich schon umgedreht und in Bewegung gesetzt, doch das interessierte den Jugendlichen nicht. „Genau, verzieh dich, du Monster.“ Er schrie Jon gerade zu an. Dieser blieb nicht stehen, drehte dennoch den Kopf und knurrte den Menschen an. Es war ein wirkliches Wolfsknurren, nur leicht verzerrt, da es aus einer menschlichen Kehle, mit anders gebautem Stimmapparat, kam.

    Dabei blieb es jedoch auch, ohne ein weiteres Wort ging Jon, wie Sam gesagt hatte, Richtung Straße. Es war wirklich besser, wenn Sam das ganze regelte.


    Er setze sich nahe der Straße auf einen Stein und einmal hielt sogar ein anderer Autofahrer und fragte ihn, ob er ein Stück mitfahren wolle. Er lehnte höflich ab und schon bald näherte sich ein bekanntes Auto. Bran musste sich wirklich beeilt haben, wenn er nicht einfach nur mehr Zeit verschlafen hatte, als ursprünglich angenommen. Wusste Bran eigentlich schon von seinem kleinen Snack und wenn nein, sollte er es ihm selbst sagen, oder das Reden weiter Sam überlassen? Mit gedrückter Stimmung wartete er, bis der Geländewagen, der eigentlich Sam gehörte, neben ihm zu Stillstand kam und die Beifahrertür aufschwang. Ohne ein Wort sprang er ins Wageninnere und schloss die Tür, wobei er versuchte, keine Emotionen zu zeigen. Er glaubte, es ganz gut zu schaffen, doch andersherum konnte er bei Bran auch keine Gefühle ausmachen, da seine Beherrschung, im Vergleich zu der der beiden Werwölfe auf der Rückbank, annähernd perfekt war. Die jungen Männer rochen nach Anspannung, aber auch Neugier und einer fragte Bran forsch. „Wer ist das? Ist das der Wolf, der vor kurzen in Aspen Creek gewesen ist und dann wieder verschwand? Der, über den niemand etwas weiß und du uns nichts erzählen willst?“

    Selbst jetzt war Brans Reaktion gleich der eines Steins, seine Beherrschung war wirklich atemberaubend. „Ja, das ist Jon. Was den Rest angeht, ist das nicht eure Angelegenheit, ihr seid nur zum Aufräumen hier.“

    Jon musste innerlich lachen, als ihm klar wurde, was die beiden über ihn denken mussten, sobald sie die Leiche, die eindeutig nach seinem Speichel roch, wegräumen würden. Bran würde einige Schwierigkeiten haben. Nach außen blieb er weiterhin so neutral wie möglich und auch ansonsten blieb jeder mit seinen Gedanken bei sich. Schweigend fuhren sie immer tiefer in den langsam aufkommenden Schneesturm hinein.


    Sam war immer noch damit beschäftigt, dem Jungen, den er mittlerweile wieder komplett befreit hatte und der jetzt neben ihm stand, die genaue Bedeutung eines Lebens als Werwolf zu erklären, als sich von rechts das tiefe Brummen eines mit niedriger Drehzahl benutzen Motors näherte. Das Brummen des Motors seines Autos, korrigierte er sich, nachdem er genauer hingehört hatte.

    „Wir können nachher vielleicht noch ein wenig weiterreden. Jetzt muss ich erst mal zu meinem Vater und unseren Freund aus einer unschönen Lage befreien.“ So stand er auf und schwenkte die Arme, um auf sich aufmerksam zu machen. Als er sich sicher war, dass sein Vater ihn bemerkt hatte, winkte er ihn in Richtung Humvee, wohin er dann auch lief, als das Auto darauf zu hielt. Um die Jungen machte er sich keine Sorgen, der eine war noch immer nicht wieder aus seiner Starre erwacht und der andere brannte gerade zu darauf, Bran zu treffen. Außerdem hatte Sam hinter dem Versprechen, dass sie bei ihrem Ford bleiben würden, keine Lüge riechen können und er hatte selbst für einen Werwolf eine beeindruckend gute Nase.

    Im Laufschritt kam er an und grüßte Bran mit leicht beschleunigtem Atem. „Hallo Vater. Gut, dass du kommen konntest. Willst du es dir sofort ansehen, oder soll ich dir erst erklären, was vorgefallen ist?“

    Bran winkte ab. „Ich denke, ich sollte sie mir mal ansehen, vielleicht erkenne ich sie ja, insofern Jon sie nicht komplett aufgefressen hat.“ Den letzten Teilsatz richtete er mit ernster Stimme direkt an Jon, der unverzüglich den Kopf senkte und sehr nach Nervosität zu riechen begann. Während auch noch das Aufräumkommando aus dem Wagen kletterte und alle sich in Bewegung setzten, wunderte Bran sich, dass Jon nur nach Nervosität und nicht auch nach Angst roch, Jon wusste, was mit außer Kontrolle geratenen Wölfen passierte und so eine lockere Einstellung zu Tod entwickelten eigentlich nur sehr alte Wölfe, die sich selbst als Gefahr für andere ansahen. Sah sich Jon etwa als Gefahr an?

    Genauso wenig wie Bran, der Marrok und einer der ältesten Werwölfe der Welt, verstand Jon selbst seine eigene Reaktion. Er wusste, dass er dieses Mal wirklich so gut wie tot war, er hatte dermaßen die Kontrolle verloren, dass er überhaupt nicht mehr gewusst hatte, was er tat, doch irgendwie war ihm das auch gleichgültig. Was würde es schon ausmachen, wenn er tot wäre? Als er dann jedoch darüber nachdachte, änderte sich seine Meinung ein wenig, es gab ja noch Charles und auch Sam, für die es sich lohnte, weiterzuleben. Wollte Bran nicht ein neues Rudel für ihn suchen? Das klang auf einmal viel besser, als gestern, doch er wollte kein Rudel, er wollte einfach nur zurück zu Charles ...

    „Jon?“ Sam sah ein wenig besorgt aus, als sich ihre Augen trafen. „Alles in Ordnung? Du wirktest so abwesend.“

    „Ja, alles klar, war zu tief in meine Gedanken versunken.“

    Nun wand auch Bran sich ihm zu. „Da du jetzt ja geistlich wieder anwesend zu sein scheinst, stelle ich die Frage noch einmal: Kannst du mir erzählen, was da vorhin abgelaufen ist? Ich meine nicht was passiert ist, das hat Sam schon erklärt, sondern mehr, wie es passiert ist, was du wahrgenommen und vor allem gefühlt hast.“

    „Ich weiß nicht so genau. Aber an ein paar Dinge kann ich mich noch sehr gut erinnern. Zum Beispiel habe ich den Mann nur angegriffen, um Sam zu beschützen, ich glaube, so müssen sich Alphas fühlen, wenn sie ihr Rudel beschützen. Ansonsten habe ich mich so wie immer gefühlt, also so wie ich mich fühle, wenn ich kämpfe, meine ich. Nur in dem Moment, in dem ich den Mann getötet habe, da verspürte ich einen Hass, wie noch nie. Dieser Hass richtete sich aber nicht gleich gegen ihn, sondern erst gegen mich, ich habe keine Ahnung weshalb, aber es war so. Ich habe mich plötzlich so sehr gehasst und bin so sauer über mich geworden, bis ich dann bemerkt habe, dass es einer von denen sein musste, die Charles umbringen wollten, da hat sich dann mein ganzer Selbsthass und meine ganze Wut auf ihn übertragen. Nach dem Kampf hat es sich dann, ich weiß wieder nicht warum, total gut angefühlt, als Sam mir befohlen hat mich zurück zu verwandeln, so glücklich, wie in den Minuten danach, war ich lange nicht mehr und auch meine Wolfhälfe hat das genauso gesehen, wobei es mir auch irgendwie so vorkam, als wäre ich nur ein Wolf, so als hätte ich keine menschliche Hälfte. Das war aber eigentlich alles, nachdem ich wieder als Mensch aufgewacht bin, fühle ich mich wieder ganz normal, bis auf, dass ich noch immer das Gefühl habe, ich müsste Sam beschützen und dass ich mich noch immer vor ihm auf den Rücken schmeißen will.“

    Bran bleib so wortkarg, wie Jon ihn kannte, seine einzige Antwort bestand in einem Nicken und einem knappen „Ja.“. Er wand sich den Toten, bei denen sie mittlerweile angekommen waren, zu. „Die kenne ich jetzt nicht direkt, aber sie kommen aus Henrys Rudel, das rieche ich. Allzu lang könne sie aber noch nicht bei ihm gewesen sein, ich war ja erst vor ein paar Jahren da und habe mit allen im Rudel gesprochen. Vielleicht kann Max ja was rausfinden.“ Max war ein Werwolf, der bei der CIA als Abteilungsleiter arbeitete und so relativ einfach Identitäten überprüfen konnte, ohne dabei groß Aufsehen zu erregen. „Wenn sie Familien haben, dann werden sie bald an einem Gletscher verunglücken und von einem Wanderer gefunden, wie immer“ Wenn nicht, dann würden sie einfach so verschwinden.

    Sam hatte es ein wenig eilig, also drängte er seinen Vater ein wenig. „Willst du jetzt nicht mit den beiden Jungen sprechen? Die sind mit den Nerven schon am Ende, je schneller dieser Teil für sie vorbei ist, um so besser.“

    „Ich werde in der Zwischenzeit schon mal wieder unseren Kofferraum einpacken.“Jon wollte nicht noch einmal zu den beiden müssen und er glaubte nicht, dass sich seine Anwesenheit unbedingt positiv auf das Gespräch auswirken würde, also suchte er sich lieber eine überzeugende Aufgabe, um dem ganzen auszuweichen.

    „Mach das, dann können wir vielleicht nachher noch ein paar Meilen fahren.“ Sam klang begeistert von der Idee, insgeheim dachte er sich aber, ich muss sowieso noch mal mit Bran alleine sprechen, so muss ich dich wenigsten nicht wegschicken.

    So gingen die drei in zwei unterschiedliche Richtungen und nur Bran drehte sich noch einmal um, er musste noch seine Anweisungen geben. „Schafft die beiden in den Kofferraum und sammelt alle Patronenüberreste ein, danach könnt ihr das ganze ein wenig ankohlen, sagt mir aber vorher Bescheid, damit ich die Feuerwehr rufen kann und wir rechtzeitig verschwunden sind.“

    Er hatte auf dem Wagen extra die Reifen mit dem meistverkauftesten Profil, sollte die Polizei eine Untersuchung einleiten. Und noch bevor er losgefahren war, hatte er einen Gefallen eingefordert und erfahren, dass der Besitz schon seit Jahren zum Verkauf angeboten wurde, es folglich niemanden stören würde, wenn der Scheune eine Ecke fehlte. All die Vorsicht war auch bitter notwendig, er konnte keine Schnüffler in Aspen Creek gebrauchen und erst recht keinen Werwolf in Untersuchungshaft, da Werwölfe nicht gut auf die bedrückende Enge einer Gefängniszelle reagieren, aus diesem Grund waren die sicheren Räume auch so großzügig bemessen. Noch wichtiger war jedoch und das verstand jeder Mensch, der von ihrer Existenz wusste, was würde bei Vollmond passieren? Diese Art des Entdecktwerdens war die schlimmste, die Bran sich denken konnte. Ja, sie mussten sich irgendwann zu erkennen geben, doch das hatte noch ein wenig Zeit und wenn es dann geschah, dann hatte er es lieber unter Kontrolle.

  • Sorry, dass das Kommi so spät kommt.
    Hm, ich weiß gar nicht, was ich noch groß sagen soll. Inhalt, Beschreibungen, Dialoge, ... ist eigentlich alles perfekt. ^^ Mir ist aufgefallen, dass du die Spannungskurve durch die gesamte Geschichte hochziehst, wie man es eben bei einem Buch auch tun würde, und nicht in jedem Kapitel ein Spannungshöhepunkt drin ist. Daher bleiben immer noch die gleichen Fragen offen wie schon im letzten Kapitel und ich kann mich ja auch nicht ständig wiederholen. ^^
    Aber ich finde Jons Situation immer noch interessant, dass bei ihm Wolf und Mensch eigenständig voneinander zu sein scheinen. Und Bran scheint ja einiges darüber zu wissen - eigentlich gemein, wie sie Jon immer darüber im Unklaren lassen.
    Was du vielleicht insgesamt noch besser machen könntest: An manchen Stellen kann man sich recht gut in Jon hineinversetzen, an anderen Stellen wieder gar nicht, das schwankt bei dir noch ziemlich. Man könnte Jon besser verstehen, wenn du ihn mehr denken lassen würdest und seine Gefühle beschreibst. An der Stelle, wo er Bran über die Ereignisse aufklärt, weiß man überhaupt nicht was Jon denkt. Falls es so gemeint ist, dass er dazu emotionslos steht, dann solltest du das auch hinschreiben.


    Kommen wir zu den Fehlern. Keine Sorge, es waren nicht wesentlich mehr als sonst, ich war nur gründlicher. ;)


    Sam steckte sein Telefon wieder in die Jackentasche, Bran war schon unterwegs und beugte sich über das Bein des verletzten Jugendlichen. Das "Bran war schon unterwegs" musst du unbedingt mit Kommas oder Gedankenstrichen abtrennen, oder gleich in einem eigenen Satz schreiben, ansonsten hört es sich so an, als würde Bran sich über das Bein beugen.
    und der andere brannte gerade zu darauf, Bran zu treffen. geradezu
    und er hatte selbst für einen Werwolf eine beeindruckend gute Nase.
    Denn letzten Teilsatz richtete er mit ernster Stimme direkt an Jon
    Sam sah ein wenig besorgt aus, als sich ihre Augen traffen.
    dass es einer von denen seien musste,
    auf dem Wagen extra die Reifen, mit dem meistverkauftesten Profil,
    Und noch bevor er losgefahren ist, Vergangenheit! (war)
    schon seit Jahren zum Verkauf angeboten wird, gleiches wie oben (wurde)