Wie denkt ihr über psychische Krankheiten?

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  • Caren

    Tbh find ich es sehr ungut, dass du die Namem dieser Freundinnen in einem öffentlichen Forum nennst, auch wenn wir sie nicht kennen. ^^'


    Zur Homosexualität früher: wie gesagt, die Medizin verändert sich stets und vieles wurde früher anders gemacht, als heute. Das ist kein Grund sich heute keine professionelle Hilfe zu holen, wobei ich natürlich nicht abstreite, dass viele Ärzte eben noch wie früher denken, weil die es so gelernt haben und ich da die Angst vor gewissen Stigmatisierungen absolut verstehen kann und schlechte Ärzte gibt es leider überall.

    Eben, es ist natürlich, wenn man aus Selbstschutz, erst recht wenn man zuvor schon schlechte Erfahrungen mit der Psychiatrie hatte, und weiß, dass es nicht wenige gibt, die derart rückständig "behandeln", misstrauisch ist.


    Du kannst es nicht mit "ja früher hat man das halt so gemacht, ist halt anders als heute" abwinken. Nein, es ist zu, nicht unerheblichen Teilen, nicht anders.

    Meine Kinderpsychiaterin, die damals vom Gericht bestellt war, wollte literally eine Konversionstherapie an mir durchführen, als ich ihr gesagt habe ich würde ein Mädchen aus meiner Klasse toll finden... und ich hab mich zwar gewehrt und erzählt weshalb ich mich weigere weiterhin hinzugehen, aber unterbewusst so: oh well, darüber halt ich in Zukunft lieber den Mund.

    Nur weil man keine offizielle, pathologisierende Diagnose mehr stellen darf, heißt es nicht, dass es keine "Korrekturversuche" gibt.


    Und die Hemmschwelle mit Psychiater*innen oder Therapeut*innen zu reden ist auch allgemein viel höher, als jemanden zu erklären man habe Magenschmerzen.

    Ich meine, dass es halt trotzdem ein rein klinisches Umfeld, in dem man über Symptome und wie diese am besten zu behandeln sind, redet und man ist nicht verpflichtet alles von sich zu erzählen, was ich auch nie würde, weil so einiges immer noch nur mich angeht imo, aber dennoch.


    Ja, also es hat mich nur gewundert, dass es keine Vorlesungen dazu in der Medizin gibt. ^^'

    Ich habe lediglich geschrieben, dass ich nicht davon gehört habe und die schlussfolgerst automatisch, dass ich 1. zu jeder VL gegangen bin oder mit Folien gearbeitet habe (beides nicht) und 2. dass es an allen medizinischen Fakultäten nicht gelehrt wird.

    Ich meine, obviously meinte ich dein Pflicht-Curriculum, aber eine Uni kann halt nicht wirklich stolz drauf sein, psychische Gesundheit und Krankheiten im Medizin-Curriculum stiefmütterlich zu behandeln.

  • Meiner ehemaligen Freundin glaube ich die Diagnose, während Dana (so hieß diese Frau, die mit meiner Freundin "befreundet" war) hingegen oft genug Aktionen brachte, die meiner Meinung nach nicht Borderline typisch sind, sondern eher in Richtung "Ich will der Mittelpunkt sein. Wie, bin ich gerade nicht? Dann verletzte ich mich selbst, damit ich im Mittelpunkt stehe".

    Gekrönt wurde das ganze mit ne unschönen Situation mit einer Zeichenfeder.

    Ich glaube, dass der Beitrag, wie ich sehe, schon oft genug auseinandergenommen wurde, aber ich wollte meinen Senf auch dazugeben.

    Ich wurde 2020 mit einer mittelschweren Depression diagnostiziert und habe mich selbstverletzt. Ich würde mittlerweile jedoch sagen, dass ich eher Richtung Borderline gehe, aber das ist nicht offiziell diagnostiziert. Ist nur 'ne Vermutung ^^ Das eine schließt ja auch nicht das andere aus. Heutzutage komme ich zum Glück gut klar und kann mit Triggern sehr gut umgehen.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe mich auch bis zu einem gewissen Punkt wegen Aufmerksamkeit geritzt. Also ist nur ein Grund dafür, bei mir hatte das Selbstverletzen mehrere Gründe. Es war damals einfach ein Hilfeschrei, weil das meine Art war, zu zeigen, dass es mir gerade verdammt beschissen geht. Ich hatte damals das Gefühl, dass mich sonst niemand ernst nimmt. Ich konnte meine absolut kaputte psychische Lage einfach nicht anders kommunizieren. Ich hab auch gehört, dass es bei Leuten mit Essstörungen typisch ist, dass sie z.B. hungern, um ihre absolut schlimme psychische Lage zu kommunizieren. Aber hab's nur von ein paar Personen mit Essstörungen gehört.

    Wollte ich mal so einwerfen.


    Corni

  • Bastet, ich verstehe schon worauf du hinaus willst, Yuki ist nicht ihr richtiger Name (Spitzname halt) und ich persönlich bin kein Fan von nennen wir sie xy (solange über Namen keine Anschrift usw ermittelt werden kann, sehe ich das normal an).

    Lange konnte ich überhaupt nicht über das Thema reden, weswegen ich überrascht bin, wie offen & selbstverständlich ich da mittlerweile mit umgehe.



    Zum Essstörungen, die sind heutzutage ja schon gesellschaftlich in Mode gekommen, egal ob nun Magersucht, Binch-eating und was da noch so alles gibt.

    Liegt aber an den Medien und Begriffen wie Plus Size, Zero Size usw.

    Sollte man auch nicht nach gehen, da eigentlich alles ab Größe 44 als Plus Size usw angesehen wird, bloß wer gerade stabile Hüftknochen oder ne große Oberweite hat gleich als Plus Size zu bezeichnen finde ich persönlich schon sehr fragwürdig und würde mir wünschen, dass die Begriffe einfach abgeschafft werden müssen.

  • Bastet, ich verstehe schon worauf du hinaus willst, Yuki ist nicht ihr richtiger Name (Spitzname halt) und ich persönlich bin kein Fan von nennen wir sie xy (solange über Namen keine Anschrift usw ermittelt werden kann, sehe ich das normal an).

    Lange konnte ich überhaupt nicht über das Thema reden, weswegen ich überrascht bin, wie offen & selbstverständlich ich da mittlerweile mit umgehe.weil man sonst geguilttripped wird und sonstwas,

    Natürlich, aber Namen online nennen, find ich... naja. ^^'


    Es ist natürlich verständlich, wenn du aufgrund irgendwelcher Vorfälle nichts mit den Personen mehr zu tun haben willst.

    Würde ich bei manchen auch nicht wollen und leider ist das Mindset heute immer mehr verbreitet, dass man mit einer psychischen Erkrankung nicht allein lassen dürfe, oder Leute betreiben Guilt Tripping like "du bewertest mich anhand meiner Krankheit und ich dachte, Mental Health sei dir so wichtig, also musst du das aushalten, weil ich nichts für mein Verhalten dafür kann!" Diese Leute meinen in Wahrheit bloß, dass ihre eigene Mental Health wichtig sei, aber nicht, ob sie mit ihrem Verhalten andere auch langsam zugrunderichten.

    Zweiteres ist sowieso debatierbar, bin halt der Meinung, dass man fast immer etwas für abusives Verhalten dafür kann, speziell wenn es häufig auftitt, aber am Ende ist mir für mich und meinen (engeren) Kontakt zu der Person ohnehin egal, woher dieses Verhalten kommt.


    Wenn man meint, dass die Person einen schadet oder man bloß aus Verantwortungsgefühl oder Guilt Tripping heraus Kontakt hat und nicht mehr aus Sympathie und Freundschaft, steht es einem klarerweise frei zu gehen.

    Zwar sehen sich diese Personen sehr gerne als Opfer und beklagen sich dann überall drüber, dass sie keine "wahren" Freund*innen hätten, aber sie selbst benehmen sich auch nicht danach, und stellen sie sich eben als Opfer von ihrem Freundeskreis und allen dar.


    Hatte auch schon Personen gekannt, die häufig mit Suizid gedroht haben, wenn man zb. nicht entweder persönlich kommt (jemand, der in Wien gelebt hat) oder online bleibt etc., oder eine Person, die in manchen Phasen anderen auch Gewalt angedroht hat oä., und nicht eingesehen hat, dass auf diese Weise keiner mehr Kontakt halten will, oder eben wegen absoluten Kleinigkeiten Streit begonnen hat. Oder die ekelhafsten, like homophobe und anders menschenverachtende Dinge von sich gegeben hat, was halt sagen wir Mordfantasien waren, und dann meinte: "War letztens wieder meine Bipolare Störung. Haha. Sorry." Ja... lol, nein.


    Find's aber spannend und traurig zugleich, dass es immer wieder Personen gibt, die sich über sehr lange Zeit hinweg guilttrippen lassen und all das mitmachen. Hatte leider va früher mehr Geduld mit solchen Menschen als heute, weil diese dir dann verheult ankommen "aber dann bin ich doch ganz alleine!! :(" ... heute denk ich mir dann ohne weitere Umschweife: "Well. If this isn't the consequence of your own actions. 🤷🏻‍♀️"

    Find's dann nur yikes, wenn Leute meinen, man dürfte die Taten von Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht judgen, wenn sie anderen (oder dir selbst) schaden, weil man sonst geguilttripped wird und sonstwas.


    Find's auch immer so toxisch, wenn Medien zweite Chancen (die oft eigentlich die dutzendste Chance sind) in ihren Narrativen für Leute predigen (und wenn man diese nicht gibt, ist man ganz schlecht und so!!1), die sich vorher extrem abusive verhalten haben, oder es romantisieren, wenn jemand Abuse und all den Shit von anderen aushalten soll. Because Tragic Shit in Backstory. Ist klar.



    Diese Stigmatisierung solcher Medikamente ist meiner Meinung nach unangebracht, ich meine, wie viele Menschen nehmen Tabletten gegen Bluthochdruck, Diabetes oder Anderes? Die kann man auch nicht von einem auf den anderen Tag absetzen, aber da hört man kaum dieses "Waas, du kannst dagegen doch keine Tabletten nehmen!!!11", obwohl sie ja letztlich genauso in die Körperchemie eingreifen, nur eben an anderer Stelle.

    Auf jeden Fall. Leider kann man auch sehen wie die allgemeine Wissenschaftsfeindlichkeit in der Allgemeinbevölkerung auch wieder zunimmt und die Leute auch gegen Bluthochdruck, Diabetes und Sonstiges und auch Infektionskrankheiten wie Corona lieber Globuli nehmen und Tees trinken etc. Ist natürlich alles Bullshit und selbst wenn manche Tees und Nahrungsmittel tatsächlich nachgewiesene Wirkstoffe beinhalten, müsstest du in dieser Konzentration wahrscheinlich sieben Liter am Tag in dich hineinschütten / nichts anderes zu dir nehmen, um den dieselben Effekt zu erzielen wie bei einem tatsächlichen Medikament.


    Allgemein ist die Gesellschaft momentan bei so ziemlich allen sozialen und wissenschaftlichen Themen sehr regressing und speziell Medikamente für psychische Erkrankungen sind nochmal extra Tabu. Spielt auch viel hinein, dass da Leute dann mit Shit wie "sowas kontrolliert deine Gedanken!!1" ankommen und ein anderer Depp hört das und macht gleichmal aus einer dämlichen Falschinformation gleichmal eine ganze Verschwörungstheorie.

    Oder für andere ist es allgemein Tabu, weil "ich bin ja nicht verrückt, also brauch ich keine Medikamente für Verrückte!"

  • Mipha

    Hat das Label Gesundheit hinzugefügt.
  • Sollte man auch nicht nach gehen, da eigentlich alles ab Größe 44 als Plus Size usw angesehen wird, bloß wer gerade stabile Hüftknochen oder ne große Oberweite hat gleich als Plus Size zu bezeichnen finde ich persönlich schon sehr fragwürdig und würde mir wünschen, dass die Begriffe einfach abgeschafft werden müssen.

    Problem sehe ich zurzeit auch viel bei Social Media. Ich war gestern bei einer Klientin und da lief dann eine Reportage über eine wohl sehr bekannte Influencerin auf Instagram, die als Model arbeitet. Ich finde sie nicht schön und finde es schade, dass man sich als Frau so unwohl im Körper fühlt und sich SO operieren lässt. Sie war natürlich sehr operiert und aufgespritzt im Gesicht, was ich bis zu einem gewissen Maße sowieso nicht schön finde, weil es total unnatürlich aussieht. Dann natürlich eine gigantische Oberweite und ... Klar hat sie aus diesem Grund viele Abonnenten, weil sie eben auch noch auf OF kinky stuff hochlädt und sich notgeile Menschen sowieso da tummeln wie Ameisen. Also generelll will ich einfach nur damit sagen, dass die Schönheitsstandarts auf Social Media in den letzten Jahren sehr toxisch und gefährlich v.a. für junge Menschen geworden ist.

    Man kann mit Filtern und Apps den gesamten Körper modellieren und erzeugt somit ein komplett falsches Bild von sich. Ich finde solche Apps nicht per se schlecht, aber trotzdem sollte man vor allem Kinder und Jugendliche schon früh genug aufklären, dass es in Ordnung ist wie man aussieht. Operationen sind bei Leidensdruck auch nicht unbedingt negativ, jedoch sollte dies auch ausreichend aufgeklärt werden, weil die Folgen von Aufspritzungen mit Hyaluron usw. sind wenn sie falsch durchgeführt werden eben auch gefährlich. Und für mich sah die Influencerin auch nicht glücklich aus, da sie berichtete keinen Freund zu finden der es ernst mit ihr meinen würde. Wundert mich nicht...?

    Find's aber spannend und traurig zugleich, dass es immer wieder Personen gibt, die sich über sehr lange Zeit hinweg guilttrippen lassen und all das mitmachen. Hatte leider va früher mehr Geduld mit solchen Menschen als heute, weil diese dir dann verheult ankommen "aber dann bin ich doch ganz alleine!! :(" ... heute denk ich mir dann ohne weitere Umschweife: "Well. If this isn't the consequence of your own actions. 🤷🏻‍♀️"

    Ich denke, dass jeder Mensch irgendwann zumindest mal eine depressive Phase im Leben hat. Bei der ganzen Scheiße die einem im Leben passieren kann ist das schon irgendwie normal, aber god, ich kann Menschen nicht leiden, die ihren Krankheitsgewinn ausnutzen und total toxisch und abusive sind. --'' Sodass man immer irgendwie Rücksicht auf diese nehmen muss, weil sie sind ja so depressiv. Ja, es ist ernstzunehmen, aber ich finde Betroffene müssen selbst auch etwas tun, um aus ihrem Loch zu kommen und wenn man eben merkt, dass es nicht alleine funktioniert, dann sollte man einfach Hilfe von außen annehmen. Und wer keine Hilfe will, dem ist eben nicht zu helfen. Da muss man manchmal auch radikal sein und solche Menschen zurück lassen (bzw es kommunizeren), wenn deren Verhalten einen so negativ beeinflusst - auf Dauer.

  • Ich denke, dass jeder Mensch irgendwann zumindest mal eine depressive Phase im Leben hat. Bei der ganzen Scheiße die einem im Leben passieren kann ist das schon irgendwie normal, aber god, ich kann Menschen nicht leiden, die ihren Krankheitsgewinn ausnutzen und total toxisch und abusive sind. --''

    Ich finde es generell daneben, wenn jemand sein fieses Verhalten mit "aber mir geht es eben gerade schlecht!" entschuldigt, da das für mich meist zwei verschiedene paar Schuhe sind. Diese Personen nutzen dann lieber andere als Ventil, anstatt sich anderweitig zu helfen.

    Meine persönliche Erfahrung ist da aber durchweg positiv und ich würde schon sagen, dass sie in einer moderaten Dosierung eher "Stützräder" als "Zwangsjacke" sind.

    Das ist im Übrigen auch meine Erfahrung mit Antidepressiva, die nicht immer nur bei Depressionen Anwendung finden.

    Es hilft mir dabei, die von meinem Vater geerbte Angst vor Neuem/sozialer Interaktion in Schach zu halten. Dadurch kann ich meine Angst rationalisieren und mich selbst aus dem Zyklus der sich kreisenden Gedanken befreien, indem ich sie in eine konstruktive Richtung lenken kann (z.B. entweder, wieso es nicht Sinn macht, da Angst zu haben oder wie ich die Situation lösen kann).

    Davor war ich einfach wie gelähmt und unbrauchbar für einen Grossteil des Tages oder wenn ich ein Telefon führen sollte, weil mich die irrationale Angst vor dem Starten zu viel Kraft kostete.

    Dieses "Dämpfen der Emotionen" habe ich nicht wirklich, zumal ich noch mein komplettes - immer schon nicht sonderlich ausgeprägtes - Gefühlsspektrum erlebe.

  • Find's aber spannend und traurig zugleich, dass es immer wieder Personen gibt, die sich über sehr lange Zeit hinweg guilttrippen lassen und all das mitmachen. Hatte leider va früher mehr Geduld mit solchen Menschen als heute, weil diese dir dann verheult ankommen "aber dann bin ich doch ganz alleine!! :(" ... heute denk ich mir dann ohne weitere Umschweife: "Well. If this isn't the consequence of your own actions. 🤷🏻‍♀️"

    Ich denke, dass jeder Mensch irgendwann zumindest mal eine depressive Phase im Leben hat. Bei der ganzen Scheiße die einem im Leben passieren kann ist das schon irgendwie normal, aber god, ich kann Menschen nicht leiden, die ihren Krankheitsgewinn ausnutzen und total toxisch und abusive sind. --'' Sodass man immer irgendwie Rücksicht auf diese nehmen muss, weil sie sind ja so depressiv. Ja, es ist ernstzunehmen, aber ich finde Betroffene müssen selbst auch etwas tun, um aus ihrem Loch zu kommen und wenn man eben merkt, dass es nicht alleine funktioniert, dann sollte man einfach Hilfe von außen annehmen. Und wer keine Hilfe will, dem ist eben nicht zu helfen. Da muss man manchmal auch radikal sein und solche Menschen zurück lassen (bzw es kommunizeren), wenn deren Verhalten einen so negativ beeinflusst - auf Dauer.

    Ich meine, es ist immer so, dass man sich am Ende selbst am meisten helfen muss und wenn jemand nie an seinem eigenen Problem arbeitet, kann man nichts für denjenigen tun und die Person nimmt einem nur eigene Energie weg.

    Aber ich meinte vor allem die Leute, die halt irgendwas zwischen toxisch und abusive sind und am nächsten Tag zu dir kommen "ja sorry, war meine psychische Erkrankung."

    Und das halt nicht bei kleinen Auseinandersetzungen, sondern bei größeren Dingen, die sie sich leisten, oder eben der einen Person, die mal in meinem Freundeskreis war. In einem Moment unterhält man sich normal und dann wird wieder wegen einer Kleinigkeit ein Streit angezettelt und man wird wegen nichts hysterisch angeschrien, und das geschah öfters. Dann kam natürlich der Vorwurf "gute Freundschaften würden sowas aushalten". Ja ... nein. Wenn man selbst ein guter Freund wäre, würde man versuchen dieses Verhalten in den Griff zu bekommen, wenn man es an sich bemerkt.

  • Ich finde es immer ein bisschen schwierig, wenn es um die Auswirkungen von psychischen Verfasstheiten auf Beziehungen geht und der Punkt gemacht wird, dass bestimmte Personen eben einfach an sich arbeiten müssen und ansonsten selbst schuld sind. Das soll nicht heißen, dass ich tatsächliches Verhalten von Leuten, die anderen gegenüber schlicht abusive sind und das zu rechtfertigen versuchen, gutheißen würde (natürlich nicht); es ist nur so, dass ich mir nicht sicher bin, ob in Hinblick auf gesellschaftliche Erwartungen und Vorstellungen von psychischen Problemen die Entwicklung schon so weit gediehen ist, dass hier nicht auch Dinge mit in diesen Topf geworfen würden, die da nicht reingehören. Etwa wenn es um Depression geht: Mittlerweile ist schon in der Gesellschaft angekommen, dass es Depression gibt und auch viele Menschen existieren, die eine Depression haben, und das ist natürlich erst einmal gut; wie auch die Tatsache, dass prominente Stimmen darüber sprechen (es sei hier als jüngeres Beispiel wohl Kurt Krömer genannt), weitere Awareness schafft und insofern auch grundsätzlich zu befürworten ist.

    Die Frage ist dabei aber irgendwie dann immer noch, was genau von depressiven Menschen erwartet wird, und ich nehme es momentan noch so wahr, dass eben mehr davon ausgegangen wird, dass sie im stillen Kämmerlein vor sich hintrauern, und dass Depression sich symptomatisch beispielsweise auch in Gereiztheit äußern kann - die für das Umfeld dann wohl etwas "schwieriger" auszuhalten sein dürfte, wenn sie sich Bahn bricht - fällt dabei gefühlt eher unter den Tisch, wie auch die Tatsache, dass mensch an manchen Tagen einfach generell nicht die Energie hat, irgendwas zu machen und aber erwartet wird, doch mal etwas zu tun, weil sonst wird es ja auch nicht besser, obwohl es gerade nicht geht. Ich selbst hatte mehrmals Tage, an denen ich einfach aufgrund der Kombination aus einerseits der Tatsache, dass ich keine Energie hatte und andererseits aber etwas von mir erwartet wurde, kurz davor stand, auszurasten. Was das Ganze natürlich nicht einfacher macht, ist der unmittelbar folgende Selbsthass dafür, eben kurz vor einem Ausraster gestanden zu haben. Und das ist letztlich das, was mir hier Sorgen macht: Dass zwar eine gewisse Awareness für Depression besteht, aber nicht wirklich für die vielfältigen Wege, auf denen sie sich äußern kann und dass manche dieser Wege natürlich unbequem sind; wie auch manchmal bei allem Respekt vor Therapie nicht selten vergessen wird, dass eine Therapie eben keine OP ist und das Problem eben nicht immer dadurch verschwindet, sondern "nur" besser zu bewältigen ist. Daher wird es für manche Menschen nun einmal immer depressive Phasen und ggf. auch Ausraster geben, und es kann nicht erwartet werden, dass das komplett weggeht; tatsächlich erzeugt so etwas dann auch oft wieder nur Druck. Und die vorhin erwähnten prominenten Stimmen schaffen wie gesagt zwar Awareness, aber am Ende sind das dann auch Beiträge von Leuten, die es sich in der Regel leisten können, mal einen Monat nichts zu machen. Was es dahingehend meiner Ansicht nach ergänzend bräuchte, sind eben auch Stimmen von Leuten, bei denen die Depression nun einmal "unbequem" ist, und das eben auch in dem Sinne, dass sie die gängigen gesellschaftlichen und systemischen Erwartungen an das Individuum sprengen.

    Erneut: Das soll jetzt nicht sagen, dass alle Menschen auf Teufel komm raus einer Person, die sie ständig anschreit (oder was auch immer), die Freundschaft bis zum Gehtnichtmehr halten müssen (das ist sowieso eine individuelle Entscheidung), aber angesichts der derzeitigen gesellschaftlichen Einstellung bezüglich psychischer Verfasstheiten und Probleme habe ich immer ein wenig Sorge, dass bestimmte Dinge unter die Räder geraten, wenn es um das Zusammenleben oder Beziehungen mit Leuten geht, die derartige Verfasstheiten und Probleme aufweisen.

  • Thrawn


    Ich finde es wichtig, dass die Seite der zu hohen Erwartungen auch beleuchtet wird, danke dafür!

    Tatsächlich ist es nicht so einfach, zu beurteilen, was ok ist und was nicht.


    Meiner Meinung nach hört es dann auf, wenn es die andere Person auf die lange Sicht hin kaputt macht und die psychisch kranke Person die Situation ausnutzt/aus Unwissen/Bequemlichkeit zu wenig unternimmt und die andere Person es schultern lässt.


    Um mal zwei konkrete Beispiele zu nennen:

    Wenn meine Schwester mal wieder krankheitsbedingt komplett ausrastet, ist das sehr belastend und sie wird auch ziemlich unfair dabei. Aber bei ihr weiss ich, dass sie darum Bescheid weiss, sich bemüht, daran zu arbeiten und Lösungen zu finden, weil eben ihre Taten dafür sprechen und es deswegen auch langsam besser wird. Sie nutzt die anderen nicht als Ventil, um sich besser zu fühlen und wenn sie mies drauf ist, geben wir ihr die Ruhe und Platz, den sie braucht und vermeiden emotional schwierige Diskurse.


    Dann hatte ich zum Beispiel auch eine Zimmerkollegin, die ebenfalls viel ausgerastet ist und fies wurde. Um zu zeigen, wie fies sie war: Die Dame nach mir hat jeden Abend wegen ihr geweint und war an sich ein toughes Girl.


    Wenn man sie auf die fiese Behandlung ansprach, war sie quasi empört und hat einen emotional mit einem belastenden Erlebnis erpresst, beziehungsweise das als Grund für jedes Fehlverhalten ihrerseits genommen. Aber das Ding ist: Jeder hat mal miese Momente im Leben, bei mir stoppt das Verständnis mittlerweile, wenn Leute, ihren Frust an anderen auslassen und selbst in einem "guten Moment" keine Einsicht zeigen oder daran arbeiten wollen.


    Ich denke, das "Frust regelmässig an anderen auslassen" ist tatsächlich die Grenze, wo ich meinen Strich ziehe.

  • Was mich an der fehlenden Awareness von Depressionen und PTSD, erwähn ich beides da betroffen und mein Interesse natürlich darauf liegt, ebenfalls stört ist, dass man zwar um deren Existenz weiß, aber das Wissen, das die Leute haben, ist maximal oberflächlich bis schlicht und ergreifend falsch. Und wenn man versucht die Leute aufzuklären, stellen viele auf Durchzug und bleiben bei ihrer Ignoranz.

    Vor allem wenn es darum geht Leute drüber aufzuklären, dass bei den meisten Erkrankten nicht so klischeehaft äußert wie zb. Depressionen oft beschrieben werden und man vor allem von Laien und selbst Ärzt*innen, die sich nicht auskennen, mehr oder minder als Simulant oder "eh schwache Symptome" angesehen wird, wenn man es wagt zu lachen und well, es wagt zu duschen, I guess.

    Hab "Menschen mit Depressionen schauen anders aus" (like mit Trauermiene und herabgesenktem Kopf etc und am besten noch zehn Tage nicht geduscht lol) gehört oder "in depressiven Phasen geht man nicht mit Freunden aus" - doch, gerade dann, weil alles andere keine Freude macht und für alles andere keine Motivation da ist.

    Das hat auch nichts mit der "Schwere" einer Krankheit zu tun.


    Bei Ausrastern kann ich aber allgemein nicht zustimmen. Klar, es ist mir auch egal, wenn mal jemand einen Satz in einer unfreundlicheren Tonlage sagt oä., obwohl die Person es nicht verdient hat, und tu ich manchmal ebenfalls (werden wohl die meisten ab und zu mal), aber was richtige Ausraster oder Dauergereiztheit / öftere Gereiztheit betrifft, muss sowas allgemein niemand aushalten.

    Ich seh momentan die Neigung dazu, dass mit Leuten Guilttripping betrieben wird (oder genau das versucht wird), die für sich genau wissen, was sie von ihren zwischenmenschlichen Beziehungen wollen und brauchen und was sie nicht wollen. Hab schon so einige Videos gesehen, in denen es sogar als "ableistisch" beschrieben wird, wenn man jemandes scheiß Verhalten / Charakter nicht hinnimmt und diese Leute dann alleine lässt, weil "die können ja nichts dafür".

    Am Ende ist mir der Grund eines solchen Verhaltens tbh auch egal und wie sehr jemand sein Verhalten tatsächlich steuern kann, wenn sich eine Person öfters auf eine Weise benimmt, die mir nicht guttut, oder allgemeine Red Flags zeigt, die ich in Beziehungen zu anderen Menschen nicht haben möchte.

  • Vor allem wenn es darum geht Leute drüber aufzuklären, dass bei den meisten Erkrankten nicht so klischeehaft äußert wie zb. Depressionen oft beschrieben werden und man vor allem von Laien und selbst Ärzt*innen, die sich nicht auskennen, mehr oder minder als Simulant oder "eh schwache Symptome" angesehen wird, wenn man es wagt zu lachen und well, es wagt zu duschen, I guess.

    Ich hatte physisch bedingt (konnte wegen einem gutartigen Tumor nicht mehr richtig schlafen) mal eine sehr tiefe Phase und es wurde als "nicht so schlimm" abgetan, weil ich ja noch gerne Texte schrieb. Meine anderen Beschwerden wurden ignoriert und wirklich geholfen hat mir die Therapie nicht. Da ich selber auch Psychologiekurse nahm, kenne ich auch etwas die Schemas, nach denen gearbeitet wird und welche Art von Therapien es gibt.


    Auch jetzt bin ich in Behandlung mit einer Psychiaterin und einem Psychologen, weil ich im Leben ein paar Einschränkungen habe, die ich besser meistern will. Die Sprechtherapiestunden bringen genau gar nichts, weil ich ständig danach gefragt werde, welche Emotionen ich bei einer Situation fühle, obwohl da eben meistens keine sind, beziehungsweise meine emotionale Intelligenz in dem Aspekt sehr schwach ist.


    Man hat bei mir jetzt eine soziale Phobie diagnostiziert, obwohl mich das Urteil von anderen Leuten nicht wirklich juckt (was ich auch mehrere Male zu erklären versuchte) und weil ich streng nach Klischee kein Problem damit habe, Leuten in die Augen zu sehen (bzw. gar nicht realisiere, dass ich es tue, weil ich mir keine Gesichter merken kann) und weil ich mit meinen Arbeitskollegen gut auskomme, die aber Berufsfeld bedingt alle selber introvertiert, nerdig und "strange" sind. Daher wurde z.B. Autismus ausgeschlossen.


    Da mir mit einer Diagnose nicht geholfen ist, erwähne ich ohne Nachfragen auch nicht meine Stims, dass ich ständig nur an meine wenigen Interessen denke, wie sehr mich enge Kleidung oder moderat laute Geräusche überstimulieren, weil ich diese Aspekte im Leben gut managen kann. Jede meiner sozialen Interaktionen konnte ich nicht von Natur aus, sondern habe ich durch Beobachten extrovertierter Menschen gelernt und ich brauche sehr viel Alleine-Zeit.


    Meine exekutive Dysfunktion wird ja jetzt dank dem Medikament besser und ich kann besser funktionieren., plus soziale Interaktionen sind nun eben weniger anstrengend, weil ich weniger "denke". Zum Beispiel schaffe ich nun auch 2-3 Abende pro Woche mit Freunden auszugehen, wo ich davor nur einen einzigen schaffte und danach komplett KO war.

    Einziger Nachteil ist, dass ich nun das Leute vollquatschen, wenn es um meine Interessen geht, weniger gut kontrollieren kann.


    Bei Ausrastern kann ich aber allgemein nicht zustimmen. Klar, es ist mir auch egal, wenn mal jemand einen Satz in einer unfreundlicheren Tonlage sagt oä., obwohl die Person es nicht verdient hat, und tu ich manchmal ebenfalls (werden wohl die meisten ab und zu mal), aber was richtige Ausraster oder Dauergereiztheit / öftere Gereiztheit betrifft, muss sowas allgemein niemand aushalten.

    Für mich ist es auch ein Unterschied, ob es eben verletzend ist und ob die Person es nicht kontrollieren kann.

    Von meiner Vater Seite aus scheint das ein allgemeines Problem zu sein (manche seiner Geschwister haben es auch), bei ihm kam noch Alkoholsucht dazu, aber er war sauer mit der Welt und hatte keine Nerven und war nie gemein zu irgendjemandem.

    Generell sind es aber liebe Menschen, die nie mies über andere reden, um ihr Problem Bescheid wissen und sich dann auch zurückziehen, damit es nicht andere ausbaden müssen.


    Meine Schwester hatte das auch schon von klein auf, aber da sie kein Alkoholproblem hat, ist es weniger ausgeprägt, kommt aber eben zum Vorschein, wenn sie eine depressive Episode hat oder ihre Schilddrüsenmedikamente nicht richtig eingestellt sind. Sie ist dann auch ab und zu verletzend, woran sie aber zum Glück eben auch daran gearbeitet hat.


    Bei den Geschwistern meiner Mutter ist es anders. Die sind auch wegen jedem Mist gereizt, dann zwar weniger laut, aber viel toxischer, emotional unreifer und Einsicht = Fehlanzeige. Dazu kommt noch, dass sie monatelang wegen Kleinigkeiten sauer sind und wirklich unverhältnismässig fies zum neuen "Ziel" sind.

    Meine Mutter, die einen alkoholkranken Partner ausgehalten hat, zieht da selber nun öfter den Schlussstrich, weil vor allem die eine Schwester wirklich durchdreht.

  • Ich dachte, ich erzähle hier mal meine kleine Geschichte zu meinen depressiven Episoden und Sozialphobie, die mir 2020 diagnostiziert wurden.

    Hatte das Bedürfnis das hier mal runterzuschreiben. Kann etwas persönlicher werden.


    Erstmal eine TW zu Selbstverletzenden Verhalten und Depressionen


    Ich hatte immer das Gefühl, dass viele es nicht verstehen, wie ich eine psychische Erkrankung entwickeln konnte. Von außen betrachtet hatte ich immer ein tolles Leben. Dass das nur die Fassade war und innerhalb meiner Familie viele kranke Intrigen abgelaufen sind, können sich selbst einige Familienmitglieder nicht eingestehen. Ein Großteil meiner Familie leidet btw an psychischen Krankheiten wie Depressionen, Narzissmus, Süchten und Aggressionen, bzw. ist das meine Vermutung, weil viele sich nicht Hilfe holen lassen, weil das ja "komisch" wäre. Lustiger Funfact: Physische Krankheiten sind in meiner Familie die Seltenheit. Kenne keinen der z.B. Krebs hat oder ähnlich dramatisches, dafür sind alle gefühlt psychisch am ende xD (Es ist eigentlich nicht witzig, aber ich kann nicht anders als das mit Humor zu nehmen).


    Naja, kommen wir zu mir. Mit 15 habe ich Schlafstörungen und eine komische innere Trauer entwickelt. Es gab dafür nicht mal einen Auslöser oder so, es kam einfach. Meine Mutter ist erst davon ausgegangen, dass es die Pubertät ist und das schon irgendwie weggehen wird. Die Schlafstörungen sind tatsächlich besser geworden und begleiten mich heute kaum noch, aber die innere Trauer zog sich weiter. Ich habe das alles aber nicht ernst genommen und glaubte meiner Mutter. Es staute sich aber alles mehrere Jahre auf und durch einen gewissen Auslöser mit 17 ist dann meine Depression mit all seinen Zügen ausgebrochen. Ich habe angefangen mich selbst zu verletzen, habe jeden Tag geweint oder einfach nichts gefühlt. Ich habe alles versucht vor meinen Eltern und Umfeld zu verstecken, weil ich niemanden Sorge bereiten wollte. Irgendwann sind dann 1-2 Monate vergangen und es wurde besser, aber seitdem ist meine Depression sowas wie eine Achterbahnfahrt. Mal ging es mir eine ganze Zeit lang gut und ich war "gesund" und dann kam die Depression wieder und ich habe mich selbst verletzt. Mit 18 fing ich an meinem Freund (heute Mann) davon zu erzählen. Er, als jemand der noch nie mit psychischen Krankheiten konfrontiert wurde, war erstmal überfordert, aber wollte, dass ich mir Hilfe suche. Ich redete es mir immer schön und meinte, dass ich keine Hilfe brauchen würde und ich das selber hinbekomme. Mit 19-20 wurde es dann eine Zeit lang extrem schlimm. Ich erzählte meiner Mutter das erste Mal davon und sie und mein Mann halfen mir, die Therapeutensuche endlich aktiv in Angriff zu nehmen, bevor es noch schlimmer wird. Ich hatte Glück und hab eine nette Therapeutin in der Nähe gefunden, die Plätze frei hatte und habe eine Verhaltenstherapie begonnen für 1 Jahr. Ich muss sagen: Sie war zwar nett und hat mir gewisse Methoden gezeigt, wie ich mit meiner Depression bzw. depressiven Episoden besser leben kann, aber ich habe nie so richtig mit ihr "gebondet". Ich beendete die Therapie und mir ging es eine Zeit lang wirklich gut, obwohl es danach noch Einbrüche gab, aber ich konnte besser damit umgehen.


    Einen riesigen Einbruch gab es während meines Auslandssemesters. Ich habe im Wut- und Trauertopic schon mal berichtet, also würde das hier den Rahmen sprengen, aber ich war nach dem Auslandsaufenthalt psychisch wieder komplett kaputt und musste wieder von vorne anfangen. Selbstverletzung war wieder die Regel. Ich erzählte auch meinen Schwiegereltern, mit denen ich wohne, das erste Mal genau, wie es mir geht. Ich wollte wieder erneut auf Therapeutensuche gehen, aber ich wollte zu einer anderen Therapeutin als damals... naja, in meinem Umkreis gibt es ewige Wartelisten bis heute. Ich dachte, ich gucke, was ich selber erstmal tun kann um mich psychisch zu stärken.


    Mit der Hilfe meines Mannes habe ich verschiedene Dinge probiert, aber bin an einer Sache hängen geblieben: Sport. Mein Mann war sowieso schon immer sportlich und hat mich deshalb "motiviert" auch mal ein paar Sportarten auszuprobieren. Ich war nie wirklich sportlich, aber habe dem ganzen eine Chance gegeben. Und es hat wirklich mein Leben verändert. Einfach um 180°. Ich bin erst ein halbes Jahr Joggen gegangen, was mir irgendwann wirklich Spaß bereitet hat, aber habe dann, aus Temperaturgründen im Winter meine erste Gym-Mitgliedschaft abgeschlossen. Und seitdem geht es wirklich nur noch bergauf. Ich habe mich seit einem halben Jahr nicht mehr selbst verletzt, bin psychisch viel belastbarer und werde nicht mehr so leicht getriggert. Aufstehen am Morgen fällt mir leichter und spüre auch sonst die positiven Effekte vom regelmäßigen Sport. Ich habe zwar hier und da noch Einbrüche, aber die sind um Welten nicht so schlimm wie damals. Es war die beste Entscheidung meines Lebens mit Sport anzufangen und ich liebe es.


    Btw geht es in meinem Beitrag nicht darum, depressiven Personen sagen zu wollen: "Geht doch einfach mal Sport machen!" Ich weiß, dass das Gym nicht direkt eine "Heilung" ist und ich mich wieder in therapeutische Behandlung begeben möchte, wenn ich einen Platz bekomme, weil ich mich mit der Wurzel meiner Erkrankung beschäftigen muss. Auch ist Sport kein Allheilmittel. Mein depressiver bester Freund kann mit Sport gar nichts anfangen und ihm hilft das 0. Aber um mich wieder menschlich zu fühlen und ein halbwegs normales Leben zu führen, hilft mir Sport allemal.

    Gewisse Muster habe ich auch leider bis heute. Eine "gesunde" Belastbarkeit zeige ich leider bis heute nicht auf und positive Gefühle sind bis heute eher die Seltenheit (ich genieße jedes Glücksgefühl dafür in vollen Zügen, wenn es mal da ist xD). Mal gucken, was die Zukunft bringt ^^


    Corni

  • Ich glaube, ich hab seitdem ich 12 bin (da begann es langsam) noch nie ohne Depressionen und PTSD-Symptomen gelebt und jetzt, da ich es seit einiger Zeit tue, bin ich vollkommen überwältigt wie man ohne lebt und wie viel Energie man hat lol.

    Selbst wenn etwas geschieht, das mich bisschen aus der Bahn wirft, macht es mich nicht so energielos wie es früher öfters der Fall war, bzw. benötigt es auch nicht so viel Energie dies zu lösen. Mittlerweile nehm ich das Escitalopram auch seit einiger Zeit nicht mehr, also wirklich gar nichts außer die Pille (die mir tbh schon auch psychisch hilft), und mir geht es immer noch gut. ^^


    Hab den Eindruck, ich hab auch etwas mehr Grundvertrauen zu Leuten, seitdem meine PTSD-Symptome viel besser geworden sind (obwohl ich halt trotzdem manchmal ein zynischer Gremlin bin lol), und ich hab weniger Fight- or Flight-Reaktionen auf verschiedenste Dinge und ich bin weniger wachsam, wenn man weiß was ich meine?


    Ich konnte mich öfters sehr schwer aufraffen mehr als das Mindeste zu tun. Da ich aber das Mindeste meistens zustandegebracht hatte und irgendwelche Teilzeitjobs hatte, manchmal dann auch arbeitslos war tho, und mit Freund*innen Spaß hatte, kam das wohl nicht als Depression rüber.

    Sehe, das hab ich schon in einem vorigen Post angesprochen: wenn du nicht suizidal bist, dich nicht selbstverletzt oder den gesamten Tag über tieftraurig wirkst, fällt es vielen nicht auf oder sind dann "leichte Depressionen", weil sie einfach unwissend sind. Leider auch viele Ärzt*innen.


    Ich hab nun nie komplett meine Freude an Hobbys oder Treffen mit Freund*innen verloren, aber es war halt auch eher abgeschwächt im Vergleich zu heute und ich kann mich endlich so richtig wieder auf etwas hyperfokusieren und freuen und Stuff. Und ich kann mich sehr gut konzentrieren, wenn etwas mein Interesse weckt. Hingegen dem gängigen Vorurteil, können sich A(u)DHD Menschen sehr gut konzentrieren, wenn es genug Interesse erweckt, aber da war meine Depression das größere Hindernis.

    Kann mich endlich wieder dran erfreuen, dass mein Gehirn Großteils so funktioniert wie es sollte ohne von depressiver Energielosigkeit und einem depressiven Brainfog umgeben zu sein, I guess.

  • Einige Antwortmöglichkeiten sind schon etwas "krass". Die mit "müssen ja nen Schuss haben" sollte eigentlich niemand auswählen. Bei dem mit der schlechten Phase ...


    das ist halt ein Problem: "Offiziell" diagnostizieren sowas ja nur Psychiater und ggf. noch Psychotherapeuten, glaube ich. Das ist hier auch nicht alles so objektiv schön messbar wie körperliche Sachen auf nem Röntgenbild. Am Ende steht vielleicht Druck von außen dahinter - wenn ein Gutachter vor Gericht Straftäter begutachten soll oder ein Gutachter der Rentenversicherung zwecks Erwerbslosigkeit. (Druck zu sparen - nicht etwaige Störungen anzuerkennen.)


    Gesellschaftlich sehe ich vor allem bei Männern noch das Problem, dass da weniger getan wird. Zwar sind Frauen oft faktisch benachteiligt in vielen Bereichen. Bekommen aber auch da viel Hilfe - Therapieangebote, etc. Es wird tendenziell ernster genommen. (Auch wenns viele gibt, die da Sachen kleinreden - wo ich manchmal denk es seien Trolle, wenn ich online sowas les und nem weibl. Mobbing-Opfer unterstellt wird zu viel zu jammern, etc.)


    Bei Männern gilt doch noch tendenziell öfter, dass die stark sein müssen, etc. - wo hier die "klassische Rollenverteilung" hauptsächlich von Frauen kritisiert wird, da diese dann benachteiligt würden (im Job, etc.) benachteiligt das doch auch gerade Männer im Bezug auf die Psyche - wenn man hier eher nen Bias hat und annimmt, die würden gewisse Sachen eher einfach so wegstecken.


    Dabei ist ja gerade jeder unterschiedlich. Und vom Einzelfall hängt es ab. Bei allen Geschlechtern/Gendern (oder andern Gruppenzugehörigkeiten) gilt doch, dass derjenige der abweicht, es ziemlich schwer hat. Man stelle sich nur nen weißen Mann vor, der sich als Mann fühlt. Hetero ist. Aber keinen Fußball/Autos mag - und "frauentypische" Fernsehsendungen mag. Wenn der gemobbt wird von andern Kerlen (vielleicht schon in der Jugend, wenn sich sowas entwickelt), aber andere ihm nur sagen er sei privilegiert (weil weiß, Hetero, nicht Trans) und die Politiker/Medien/Werbung hauptsächlich darauf sich fokussiert, Minderheiten Hilfe anzubieten ... dann "übersieht" der vielleicht, dass es für ihn auch Hilfe geben kann. (Oder "traut" sich nicht.)


    Folge gff: Suizide, Amok (da leiden dann auch Dritte) - und allgemein (in den nicht so krassen Fällen) volkswirtschaftliche Kosten, wenn derjenige eventuell vermindert erwerbsfähig ist und es bleibt.


    Fänd es eigentlich wünschenswert, wenn man nen eigenen Minister hat - oder zumindest Beauftragten. In der Breite (ohne Vorauszuwählen auf bestimmte Gruppen wo klassisch Mann sich nicht angesprochen fühlt dann) Kampagnen hat. Dass das volkswirtschaftlich gut wäre müsste selbst FDP sehen. Anzusiedeln wäre das ja eigentlich - da auch Gesundheitsthema - bei Lauterbach und dem Gesundheitsministerium.