Wie denkt ihr über psychische Krankheiten?

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  • In Wahrheit wird das nur ein Bruchteil sein. Ich flipp bei Spinnen aus und hab trotzdem keine Arachnophobie.

    In dem Zusammenhang sprach ich z.B. nicht von "Modekrankheit"


    Eine "Modekrankheit" setzt für mich voraus, dass der/die Betroffene eine vom Fachmann gestellte Diagnose bekommen hat und diese eben aus diversen Gründen wie bspw. neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, oder eben vermehrter gesellschaftlicher Akzeptanz, die wiederum dazu führt, dass Menschen sich diesbezüglich vermehrt in Behandlung begeben, deshalb genannte Diagnose vermehrt gestellt wird und dadurch vermeintlich "in Mode" kommt.


    Das Menschen immer wieder behaupten, oder davon ausgehen eine Krankheit zu haben, die sie eigentlich nicht haben, oder es eben nicht wissen können, da sie keine Diagnose gestellt bekommen haben wird es immer geben.


    Diese Verhaltensweise ist für mich persönlich nicht ausschlaggebend, wenn man von einer "Modekrankheit" spricht.

  • Viele haben Probleme und kämpfen sich Tag für Tag mit sich selbst ab und diejenigen die nicht betroffen sind können sich eben schwer, bis gar nicht vorstellen, dass es so schlimm sein kann und kaufen es Betroffenen deshalb nicht ab, da sie es für eine billige Ausrede halten, von der sie selbst nicht gebrauch machen können und fühlen sich daher unfair behandelt

    Ja, weil man selbst nicht in demjenigen steckt und es miterleben kann.

    Da spricht vielleicht ein bisschen die Philosophin in mir, aber Gefühle und Empfindungen haben oft gewisse Qualia/Qualitäten, die sie ausmachen, und dazu gehört eben auch das Kriterium der Subjektivität. Nur ich bin mir meiner Gefühle bewusst, andere können sie höchstens an meiner Gestik, Mimik oder meinen Äußerungen erahnen, werden aber nie zu 100% wissen, wie es sich für mich in dem Moment anfühlt. Und ich denke, da liegt auch das Problem. Wer sich nicht selbst verletzt hat, kann sich der Gründe oder des Gefühls, das derjenige dabei empfindet, nicht völlig gewahr werden und wer es vorher nicht erlebt hat, kann nicht nachvollziehen, wie schwierig das Leben sein kann, wenn man nicht mal die Kraft oder Motivation dafür hat, eine Flasche Wasser aufzumachen. Letzteres konnte ich zum Beispiel auch gar nicht verstehen, wenn andere Leute mir davon berichtet haben, bis ich es selbst phasenweise erlebt habe.




    Eine "Modekrankheit" setzt für mich voraus, dass der/die Betroffene eine vom Fachmann gestellte Diagnose bekommen hat und diese eben aus diversen Gründen wie bspw. neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, oder eben vermehrter gesellschaftlicher Akzeptanz, die wiederum dazu führt, dass Menschen sich diesbezüglich vermehrt in Behandlung begeben, deshalb genannte Diagnose vermehrt gestellt wird und dadurch vermeintlich "in Mode" kommt.

    Interessant, dass du das so siehst cx

    Ich hätte mir unter dem Begriff Modekrankheit etwas vorgestellt, was... nunja, eine schöne Ausrede und ein schönes Gesprächsthema sein kann, mit dem man auf sich selbst aufmerksam macht? Womit ich nicht festmachen will, dass deine Interpretation des Begriffs falsch ist oder so, aber ich hatte bisher dazu immer nur im Kopf, dass es doch ein guter Anlass ist, zu seinem Latte Macchiato erstmal eine Laktosetablette einzunehmen, woraufhin dann natürlich gefragt wird, was das sei, wieso man das nehme und so weiter und man könnte eine schöne Diskussion darüber beginnen, und zwar unabhängig davon, ob man wirklich darunter leidet oder nicht, weil diese Tabletten bekommt man ja in jeder Apotheke (ich will den Betroffenen ihr Leiden im Übrigen nicht absprechen, es ging mir in erster Linie nur um das Verständnis des Begriffs) x=

  • Ja, weil man selbst nicht in demjenigen steckt und es miterleben kann.

    Nun muss man nicht alles miterleben und mitfühlen, um die Tatsachen akzeptieren zu können. Jeder Mensch wird hinnehmen, dass man mit einem Beinbruch eher nicht so gut laufen kann, selbst wenn man sich noch nie irgendeinen Knochen gebrochen hat. Oder um ein treffenderes Beispiel zu bringen: Es hat noch nie jemand daran gezweifelt, dass ich Kopfschmerzen habe, wenn ich sagte, dass ich Kopfschmerzen habe. Niemand kann mir in den Kopf gucken und ein trauriges Gesicht machen wäre ein Leichtes. Dennoch zweifelt offenkundig niemand daran, wenn ich Kopfschmerzen zum Beispiel als Grund für Arbeitsunfähigkeit vorbringe. Auch hat mir noch niemand erzählt, dass meine Kopfschmerzen bestimmt gar nicht so schlimm sind. Warum kann das nicht auch bei psychischen Krankheiten so sein. Man muss nicht alles miterleben, mitfühlen und drin gesteckt haben, damit man akzeptieren kann, dass wenn eine Person erzählt, eine Krankheit ist schlimm und schränkt ein, dass das dann auch so ist.

  • Nun muss man nicht alles miterleben und mitfühlen, um die Tatsachen akzeptieren zu können. Jeder Mensch wird hinnehmen, dass man mit einem Beinbruch eher nicht so gut laufen kann, selbst wenn man sich noch nie irgendeinen Knochen gebrochen hat. Oder um ein treffenderes Beispiel zu bringen: Es hat noch nie jemand daran gezweifelt, dass ich Kopfschmerzen habe, wenn ich sagte, dass ich Kopfschmerzen habe. Niemand kann mir in den Kopf gucken und ein trauriges Gesicht machen wäre ein Leichtes. Dennoch zweifelt offenkundig niemand daran, wenn ich Kopfschmerzen zum Beispiel als Grund für Arbeitsunfähigkeit vorbringe. Auch hat mir noch niemand erzählt, dass meine Kopfschmerzen bestimmt gar nicht so schlimm sind. Warum kann das nicht auch bei psychischen Krankheiten so sein. Man muss nicht alles miterleben, mitfühlen und drin gesteckt haben, damit man akzeptieren kann, dass wenn eine Person erzählt, eine Krankheit ist schlimm und schränkt ein, dass das dann auch so ist.

    Nun, ich denke das Problem an der Stelle ist, dass die meisten Menschen eben denken sich reinfühlen zu können, da sie davon ausgehen bereits ähnliches erlebt zu haben.


    Ja, Kopfschmerzen hatte jeder schon. Egal, dass rein subjektiv Niemand das Ausmaß deiner Kopfschmerzen beurteilen kann, aber prinzipiell kennen die Leute das Gefühl und den Schmerz und sprechen ihn dir deshalb nicht ab.

    Bei einem Beinbruch ist es ähnlich. Jeder hat sich bestimmt schon einmal etwas verstaucht, oder sich das Bein, oder den Kopf gestoßen und weiß in etwa wie sich Knochenschmerzen anfühlen.

    Die Imagination fällt dann dementsprechend leichter sich den Schmerz noch heftiger vorzustellen, was dazu führt, dass er eher akzeptiert wird.

    Bei psychischen Krankheiten ist es hingegen eher so, dass die Fülle an Symptomen zu den jeweiligen Diagnosen ein sehr weitgehendes Spektrum aufweist und daher auf Außenstehende extrem abstrakt wirkt und für diese dadurch nur schwer greifbar und nachvollziehbar ist und da reden wir noch nicht von Komorbiditäten.

    Was die Menschen die nicht betroffen sind aber kennen sind Gefühle wie Angst, Wut, Trauer, Scham. Das sind die Ankerpunkte die sie als Brücke benutzen um zu versuchen das Leiden von Betroffenen nachzuvollziehen und aus rein rationaler Sicht kommen die Meisten dann eben zu dem Entschluss, dass es doch gar nicht so schlimm sein kann, denn Jeder hat wahrscheinlich schon den ein oder anderen Misserfolg, Verlust, oder Liebeskummer gehabt und sicher ist jedem bereits irgendetwas widerfahren bei dem er am liebsten im Boden versunken wäre und all diese Hindernisse, Situationen, bzw. Gefühlszustände haben sie irgendwie durchgestanden und haben weitergemacht.


    Ich denke das ist der Grund warum eben gerade psychische Krankheiten nach wie vor nicht richtig akzeptiert werden. Nicht, weil die Menschen den Schmerz nicht nachvollziehen können, sondern weil sei denken sie können es!

  • QueFueMejor

    Wobei für mich Akzeptanz auch immer sehr stark mit Verständnis einhergeht. Natürlich würde ich nicht daran zweifeln, wenn du mir sagst, du hast Kopfschmerzen, allerdings ist das auch etwas so Triviales, dass es jeder schon mindestens einmal erlebt hat und es dementsprechend nachvollziehen kann. Wenn ich aber von jemandem verlange, etwas zu akzeptieren, das er so noch nie selbst gefühlt hat, dessen Ursache und Verlauf er vielleicht nicht kennt, wird es schon weitaus schwieriger.

    Ich würde mich wohl im ersten Moment auch erst einmal fragen "Woher kommt das?", gerade wenn dieser - sagen wir mal depressive - Mensch vor mir die ganze Zeit recht fröhlich und ausgelassen wirkt; man muss nicht dauernd traurig sein, um an einer Depression zu leiden, dennoch haben Viele eben genau dieses Muster im Kopf. Und natürlich stellt man dann erst einmal Zweifel in den Raum, weil man sich dabei doch sehr stark auf seine eigene Wahrnehmung und sein eigenes Urteilsvermögen verlässt, was mir in dem Moment eben sein aufgewecktes Verhalten zeigt.

  • Ja, weil man selbst nicht in demjenigen steckt und es miterleben kann.

    Nun muss man nicht alles miterleben und mitfühlen, um die Tatsachen akzeptieren zu können. Jeder Mensch wird hinnehmen, dass man mit einem Beinbruch eher nicht so gut laufen kann, selbst wenn man sich noch nie irgendeinen Knochen gebrochen hat. Oder um ein treffenderes Beispiel zu bringen: Es hat noch nie jemand daran gezweifelt, dass ich Kopfschmerzen habe, wenn ich sagte, dass ich Kopfschmerzen habe. Niemand kann mir in den Kopf gucken und ein trauriges Gesicht machen wäre ein Leichtes. Dennoch zweifelt offenkundig niemand daran, wenn ich Kopfschmerzen zum Beispiel als Grund für Arbeitsunfähigkeit vorbringe. Auch hat mir noch niemand erzählt, dass meine Kopfschmerzen bestimmt gar nicht so schlimm sind. Warum kann das nicht auch bei psychischen Krankheiten so sein. Man muss nicht alles miterleben, mitfühlen und drin gesteckt haben, damit man akzeptieren kann, dass wenn eine Person erzählt, eine Krankheit ist schlimm und schränkt ein, dass das dann auch so ist.

    Mir schon. :sad:

    "Kopfschmerzen können sich nicht wie ein Hammer anfühlen. Das ist immer nur ein leichtes Ziehen. Ibumentin einwerfen und gut ist." - "Schön für dich, wenn deine 'Kopfschmerzen' nie stärker als das waren, ... du Arsch." :rolleyes:


    Auch vom Amt, als ich die Situation wegen meines Studiums mit der Migräne und den Augen erklärte. Solang du nicht vorbringst an einem bösartigen Tumor erkrankt zu sein, und morgen sterben wirst, gibt's für manche nichts.

  • Jede psychische Krankheit ist entstanden im Geist. Meistens sitzt die Ursache sehr tief im Unterbewusstsein. Deswegen bin ich kein Freund wenn man versucht jene Krankheiten mit Medikamenten zu behandeln. Man wird eine Krankheit nicht effetiv bekämpfen können indem man nur sie Sympthome bekämpft. Anderenfalls kommt sie immer wieder. Als wenn man das Meer von Abfällen reinigt, nicht aber das Rohr verstopft, aus dem der ganze Müll ins Wasser gelangt. (mir ist grad kein besserer Vergleich eingefallen)


    Man muss schon an der Wurzel anpacken, was aber nicht so leicht sein kann. Das ist eher ein langer, tiefgehender und vorallem Unangenehmer Prozess indem sehr viel Konfrontation und Zeit für sich erforderlich ist. Auch ein verändertes Umfeld kann helfen, weil wir häufig negative Einflüsse aus unserer Umgebung aufnehmen ohne es zu merken. Das erinnert mich zumindest an eine Liedpassaage in der es hieß

    dein umfeld bestimmt deine gedanken
    deine gedanken bestimmen deine worte
    deine worte bestimmen deine taten
    und deine taten bestimmen wieder dein umfeld


    Und da ist schon was wahres dran. Mir ist aber etwas in Germania aufgefallen. Fast jeder 2te hier hat Psychische Krankheiten. Die einen bilden sich das nur ein weil es unter jugendlichen eine Art trend ist, die anderen haben tatsächlich psychische Krankheiten weil die Druck im Alltag zu stark ist und andere erkranken einfach weil sie in einem Lieblosen umfeld aufwachsen. Und je mehr leute im Umfeld erkrankt sind, desto höher ist die Chance, dass auch andere davon erkranken. Eben weil es ihnen ihr Umfeld nicht anders beibringt. Und vorallem weil hier dieses "Jeder mensch ist für sich selbst verantwortlich" Gedanke herrscht. Dieses ständige "ICH bin mir der nächste".


    Ich denke es liegt besonders an uns selber - wie wir uns unseren Mitmenschen geben und inwiefern wir uns für sie und ihr Wohlergehen interessieren. Wenn die Menschen anfangen würden etwas mehr Empathie und Hilfsbereitschaft zu zeigen, dann könnten viele Menschen geheilt werden. Zumindest eher als durch irgendwelche Medikamente, die es nur Unterdrücken aber das Problem nicht an der Wurzel packen.

  • Ich würde gern noch eine weitere Frage als konkreten Diskussionsanstoß in den Raum stellen: wie geht euer Umfeld mit psychischen Erkrankungen um und wie beeinflusst das eure Wahrnehmung?


    Ich persönlich komme aus einer Familie, in der psychische Gesundheit großgeschrieben wird. Doch trotz dem dass ich erzogen wurde, meine Emotionen zu artikulieren, habe ich die Angewohnheit, Negatives in mich reinzufressen. Während ich als Jugendliche damit kaum umgehen konnte, fühle ich mich heute selbstreflektiert genug, um bei wirklichen Problemen Lösungsschritte setzen zu können und mich an Vertraute zu wenden, wenn ich es allein nicht schaffe.


    Doch gerade dass ich dazu in der Lage bin, führe ich auf den offenen Umgang mit psychischen Problemen, Erkrankungen und Krankheiten innerhalb meiner Familie zurück. Ich glaube nicht, dass wir überdurchschnittlich betroffen sind davon, auch wenn es die Tatsache, dass fast alle meine Familienmitglieder und Freunde schon Sitzungen bei Therapeuten mehr oder minder freiwillig mitgemacht haben, so scheinen lassen würde (Scheidung der Eltern, Älterwerden/Tod der Großeltern, bipolare Störung, Borderline etc.). Aber bei uns gilt die Devise: wer hustet, geht zum praktischen Arzt. Wer Depressionen hat, geht zum Psychologen. Wenn mir mein Zahn weh tut, geh ich zum Zahnarzt. So einfach ist das.


    Ich persönlich war nach meiner letzten Trennung über ein Jahr lang in Therapie, nachdem ich nach drei Monaten schwerer Depression beschlossen habe, dass ich etwas unternehmen muss. Bereits vor der Trennung hatte ich schwere Monate und auch als ich einen neuen Partner gefunden hatte, war die Therapie essentiell für mich, meine eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und frühere Fehler zu vermeiden. Mir hat es sehr geholfen. Auch heute spüre ich, dass ich zu depressiven Phasen neige, aber durch die Therapie habe ich gelernt, damit umzugehen, auch wenn ich zurzeit nicht mehr hingehe.


    Wenn in meinem Umfeld jemand Skrupel hat, sich durch eine Therapie helfen zu lassen, weil man ja als verrückt abgestempelt werden könnte, versuche ich so gut es geht, diese Angst aufzulösen. Bei uns in der Gegend gibt es gerade Kampagnen, die ähnliches zum Ziel haben. Es sind viel mehr Menschen davon betroffen, als man glaubt und viele wissen es selbst nicht einmal. Die Gesellschaft hat sich in der Vergangenheit keinen Gefallen getan, solche Krankheiten zu stigmatisieren, und auch heute geht der Trend etwas in die falsche Richtung, wenn (unsichtbare) psychische Krankheitsbilder missbraucht werden. Das verharmlost die eigentliche Krankheit und die Gesellschaft entwickelt Aversionen gegen Betroffene. Die Zahl dieser ist groß, gerade durch unsoziale Arbeitsbedingungen, Geringschätzung von Menschenleben u.ä. steigt sie und die Dunkelziffer ist noch größer.


    Es wäre schön, wenn man diese Erkrankungen genauso ernst nimmt, wie Krebs oder Herzinfarkte. Auch psychische Krankheiten enden oft genug tödlich. Aber es ist in der heutigen Zeit ein utopischer Wunsch.

  • Zitat von Julius_Ceasar

    Deswegen bin ich kein Freund wenn man versucht jene Krankheiten mit Medikamenten zu behandeln. Man wird eine Krankheit nicht effetiv bekämpfen können indem man nur sie Sympthome bekämpft.

    Notwendig sind sie aber trotzdem, genauso wie Insulin für Diabetiker notwendig ist und man besser mit hormonellen Pillen verhütet statt die Temperatur zu messen oä.

    Dieses "Chemische Keulen"-Argument kommt doch meist von Leuten, die bereits mit einer psychischen Krankheit umgehen müssen, und daher durch den Schleier der Krankheit eine sehr abwehrende Haltung haben. Faktisch unterscheiden sich die "natürlichen" chemischen Prozesse und Strukturen nicht oder kaum von jenen, die man in Medikamenten vorfindet.

    Und sowieso wird das "Natürlichkeitsargument", was ja auch hier bei diesem Thema oft angewandt wird, sowieso nur in Diskussionen als Trumpfkarte missbraucht. In unserem Alltag ist vieles nicht natürlich. Wieso ist das nur bei diesen Diskussionen wichtig? Man sollte ja wohl eher dankbar drum sein, dass die moderne Medizin diese Möglichkeiten bietet.


    Zitat

    Eben weil es ihnen ihr Umfeld nicht anders beibringt. Und vorallem weil hier dieses "Jeder mensch ist für sich selbst verantwortlich" Gedanke herrscht. Dieses ständige "ICH bin mir der nächste".

    Da stimm ich dir Großteils zu. Alles ist besser und leichter, wenn man nicht alleine im Leben dasteht und wirklich enge Freunde, Partner und Familie hat.

    Allerdings kann diese Aussage auch etwas anderes bedeuten: egal wie sehr andere einem beistehen, im Endeffekt muss jeder selbst wollen und selbst zu seiner Genesung (oder Besserung, je nachdem was möglich ist) das Meiste beitragen.

  • Man BRAUCHT zum Beispiel bei einer Depression nicht notwendigerweise Medikamente, um diese zu bekämpfen, wenn man einen guten Psychologen gefunden hat und in seiner Therapie wirklich Fortschritte verzeichnen kann. Ich sehe ein, dass es bei manchen psychischen Krankheiten notwendig ist, bei schlimme Formen von Schizophrenie oder dergleichen, dennoch ist es genauso falsch, Medikamente per se gutzuheißen wie sie generell zu verteufeln. Zumal es viele gibt, die im Grunde nichts bringen, aber schlimme Nebenwirkungen mit sich ziehen, wenn man sie absetzt.


    Was ich davon schon mitbekommen habe, ist Venlafaxin. Wenn man sich die Nebenwirkungen bei Absetzen dieses Medikaments im Internet durchliest, sind das gewiss keine Untertreibungen und auch wenn man das in niedrigen Dosen nimmt, bekommt man diese deutlich zu spüren. Schwindel, Übelkeit und Gereiztheit sind davon noch das geringste Übel ^^"

  • Dieses "Chemische Keulen"-Argument kommt doch meist von Leuten, die bereits mit einer psychischen Krankheit umgehen müssen, und daher durch den Schleier der Krankheit eine sehr abwehrende Haltung haben.

    Ich habe eher den Eindruck, dass eben gerade Gesunde zu dieser "chemische Keule"-Einstellung neigen, während das bei Erkrankten eher die Ausnahme zu sein scheint. Während Gesunde gern betonen, wie böse Ritalin ist und dass ADHS eigentlich keine Krankheit ist, sind die Patienten oft unendlich dankbar, dass sie sich dank Medikamenten konzentrieren können.

    Und sowieso wird das "Natürlichkeitsargument", was ja auch hier bei diesem Thema oft angewandt wird, sowieso nur in Diskussionen als Trumpfkarte missbraucht.

    Dahinter steckt immer der Gedanke, dass "die Natur" irgendwas eingerichtet hat, dass da ein kreationärer Prozess dahinter steckte (selbst bei Leuten, die statt Natur "die Evolution" gebrauchen). Die Wahrheit ist nunmal, dass die Natur und die Evolution sich nichts gedacht haben. Es gab Wege, wie es funktioniert und es gab Wege, wie es nicht funktioniert, erstere haben sich durchgesetzt, weil sie funktioniert haben. Das heißt nicht, dass dabei das Optimum entstanden ist. Man muss sich einfach mal vor Augen führen, dass bereits Neugeborene in seltenen Fällen eine Laktoseintoleranz haben können und damit die Muttermilch nicht vertragen.

    Man BRAUCHT zum Beispiel bei einer Depression nicht notwendigerweise Medikamente, um diese zu bekämpfen, wenn man einen guten Psychologen gefunden hat und in seiner Therapie wirklich Fortschritte verzeichnen kann.

    Jein. Ein guter Psychologe (bzw Psychiater) kann im Optimalfall abschätzen, ob eine Therapie mit Medikamentenunterstützung sinnvoll ist. Soweit ich mitbekommen habe, legen Studien nahe, dass das stark von der Schwere der Krankheit abhängt.

    Entgegen der weiter oben angedeuteten Ansicht, dass Medikamente Symptome bekämpften, ist es eher so, dass Medikamente oft körperliche Ursachen bekämpfen, wodurch dem Patienten geholfen wird. Denn ja, wenn der Patient ein Hormon zu gering oder gar nicht bildet, dann ist das eine Ursache und mit der Zuführung des Hormons wird die Ursache und kein Symptom (eine daraus resultierende psychische Krankheit) bekämpft. Eher wäre im Gegenteil dann die Bequatschung des Patienten durch einen Psychologen ohne Medikamente noch eher eine reine Symptombekämpfung.

  • Entgegen der weiter oben angedeuteten Ansicht, dass Medikamente Symptome bekämpften, ist es eher so, dass Medikamente oft körperliche Ursachen bekämpfen, wodurch dem Patienten geholfen wird. Denn ja, wenn der Patient ein Hormon zu gering oder gar nicht bildet, dann ist das eine Ursache und mit der Zuführung des Hormons wird die Ursache und kein Symptom (eine daraus resultierende psychische Krankheit) bekämpft. Eher wäre im Gegenteil dann die Bequatschung des Patienten durch einen Psychologen ohne Medikamente noch eher eine reine Symptombekämpfung.

    Das Problem ist halt, dass es oft zu Verkettungseffekten kommt, wenn es um Medikamente geht, gerade da Psychopharmaka oftmals keine Präzisionswerkzeuge sind. Gerade Antidepressiva sind oft Hammer, keine Skalpelle, weshalb es gerade bei extremen Fällen sein kann, dass man dann Medikament A bekommt, mit Medikament B die Nebenwirkung von A ausgleicht und mit C die von B. Wobei natürlich gerade die extremen Fälle kaum eine Wahl haben, als es zu nehmen.


    Bspw. ist aber meine Depression mit Medikamenten schlimmer, nicht besser geworden. Und am Ende stellte sich heraus, dass die Depression nicht etwa durch Stress o.ä. ausgelöst wurde, sondern durch die Pille, die ich seit 15 Jahren genommen habe. Ich habe die Pille abgesetzt und die Depression ist wie durch Geisterhand verschwunden, zusammen mit beinahe allen Anxieties. (So auch zum Thema "Pille ist toll". Pille kann toll sein, aber sie wird bei uns oft zu leichtfertig genommen und verschrieben, dafür wie heftig die Nebenwirkungen sind.)


    Wobei natürlich nicht jedes Medikament gleich ist und es auch auf die psychische Krankheit und die Ausmaße ankommt. Ritalin ist für viele ein Lebensretter. Manche Depressiva auch. Aber man muss halt vorsichtig sein. Die Nebenwirkungskataloge sind lang und ohne andere Therapie nehmen die Medikamente für gewöhnlich nur die Spitzen aus den Stimmungsschwankungen raus, unterdrücken diese aber nicht.

  • QueFueMejor

    ADHS-Patienten ja (obwohl das, was ich in meinem Leben schon von anderen über Ritalin gehört habe, habe ich ja schon erwähnt), aber gerade depressive Personen oder solche, die aufgrund schlechter Erfahrungen oder einer Paranoia annehmen, dass ihnen andere etwas Schlechtes wollen, sind schnell dabei "Die wollen mich nur mit chemischen Keulen 'ruhigstellen'" oder ähnliches zu glauben.

    Wenn man ehrlich ist, sind diese Aussagen nichtmal komplett unberechtigt, auch wenn es nichts damit zu tun hat, dass man jemandem was Böses wünscht. Wenn man tatsächlich Depressive und suizidgefährdete Personen kennt, muss man sagen: Manchmal kann es sehr schwierig sein damit umzugehen (vor allem eben mit Selbstmorddrohungen) und man ist dabei selbst mit seinem Latein am Ende, sodass man sich als Außensteher, der eben nicht im Kopf dieser Person sein kann, wünscht, derjenige möge die Antidepressiva zumindest eine Weile ausprobieren. Wie derjenige drauf ist, ist natürlich auch stark vom Charakter abhängig und man kann nicht alles auf Krankheiten abschieben oder so tun, als wären alle gleich, klar.


    Zitat von Alaiya

    Pille kann toll sein, aber sie wird bei uns oft zu leichtfertig genommen und verschrieben, dafür wie heftig die Nebenwirkungen sind.

    Was bedeutet leichtfertig in diesem Fall?

    Es kann die für dich falsche Pille gewesen sein, aber das hat nichts mit Leichtfertigkeit zu tun.

    Ich habe auf ein Präparat etwas zugenommen (nicht arg und es war damit nichts Schlimmes), aber mit einem anderen eben nicht und mit der anderen Pille verbesserten sich auch meine Hautprobleme. Die waren für mich der einzige Grund sie zu nehmen: weil ich eben nicht auf Dauer Ciscutan schlucken und irgendwann möglicherweise Leberschäden davontragen wollte.

  • Was bedeutet leichtfertig in diesem Fall?

    Die Pille macht Sinn, wenn man viel Sex hat. Die Pille macht auch Sinn, wenn man bestimmte gesundheitliche Probleme hat (sehr unregelmäßige, sehr schmerzhafte, sehr starke Tage). Sie macht auch zur begleitenden Behandlung bestimmter Krankheiten Sinn oder wenn man die Chance auf Schwangerschaft unter bestimmten hormonellen Voraussetzungen erhöhen will (klingt Paradox, ist aber so). Wir haben nur damit angefangen, die Pille einfach vielen Mädchen und Frauen "nur für den Fall" zu verschreiben. Das, obwohl die Pille massive Nebenwirkungen (und diese nicht so selten hat). Erhöhtes Risiko für lebensgefährdende Krankheiten, förderlich zu Depressionen und anderen psychischen Krankheiten, Herz-Kreislauf-Probleme und viele mehr.


    Anders gesagt: Die Pille ist ein Medikament. Ein Medikament, das stark in den Hormonhaushalt des Körpers eingreift. Es sollte als Medikament verschrieben werden und nicht der erwartete Standard sein. Wer verhüten will, sollte ein Kondom benutzen. Zumal ein Kondom, anders als die Pille, auch vor STIs schützt.


    Ich bin dennoch dafür, die Rezeptpflicht der Mikropille aufzuheben.

  • Naja, auch wenn man nicht viel / oft Sex und einen festen Freund hat, fühlen sich viele Frauen doch unwohl, wenn sie nur mit Kondom verhüten. Gerade, wenn sie noch vor der Matura oder einer Lehrabschlussprüfung stehen oder sich noch in einem Bachelorstudium befinden oä. Da haben einige eben viel zu viel Angst davor schwanger zu werden.

    15 Jahre sind doch eine sehr lange Zeit. Hat kein Frauenarzt je gesagt: Nimm eine andere / gar keine? ^^" Da liegt schon ein Versäumnis auf Ärzteseite vor, wenn niemand Depressionen mit der Pille in Verbindung bringt. Also sofern sie davon wussten. Dass sowas passieren kann, ist ja recht bekannt.


    Und ja, das stimmt. Zumal sich auch einige junge Mädels schämen zum Frauenarzt zu gehen.

    Meine war und ist btw auch eine Mikropille. Alleinig für ein paar Hautprobleme und Schmerzen braucht es oft nicht mehr und man kann sie zumindest mal versuchen.

  • Naja, auch wenn man nicht viel / oft Sex und einen festen Freund hat, fühlen sich viele Frauen doch unwohl, wenn sie nur mit Kondom verhüten.

    Was vorrangig daran liegt, dass sehr viel die ganze "Wenn du deinen Freund liebst, machst du es ohne Kondom" und "Ohne Kondom ist ja so viel besser" Klamotte propagiert wird.


    Es gibt außerdem auch andere Verhütungsmethoden, die nicht auf Hormone setzen.


    Keine Verhütung ist 100%ig sicher, aber die meisten physischen Methoden sind weit weniger nebenwirkungsintensiv, als die Hormonvariante.


    15 Jahre sind doch eine sehr lange Zeit. Hat kein Frauenarzt je gesagt: Nimm eine andere / gar keine? ^^" Da liegt schon ein Versäumnis auf Ärzteseite vor, wenn niemand Depressionen mit der Pille in Verbindung bringt. Also sofern sie davon wussten. Dass sowas passieren kann, ist ja recht bekannt.

    Ich habe in meiner Jugend so ziemlich das gesamte Programm an Micropillen durchprobiert. Es war die einzige, die ich ohne physische Probleme nehmen konnte (Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essensstörungen).


    Wie gesagt, die Sache ist halt ja nun einmal: Die Pille hat extreme Nebenwirkungen. Auch die Micropille. Das wird gerne verschwiegen, kleingeredet. Depressionen sind nur eine mögliche Nebenwirkung. Das Krebsrisiko steigt enorm, wie auch das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Weiterer Punkt: Die Lust überhaupt Sex zu haben sinkt enorm bei sehr vielen Frauen. Klar, das macht die Pille praktisch zur besten Verhütung, aber wer sie zur Verhütung nimmt, nimmt sie, um ohne Gedanken Sex haben zu können.


    Weißt du, die Ironie ist ja, dass man die "Pille für den Mann" in der Versuchsphase gekillt hat. Warum? Wegen denselben Nebenwirkungen, die auch die Micropille hat.

  • Alaiya

    Also das ist mir fremd. Klar gibt es solche Einstellungen und wenn man sich dann entscheidet ein Kind zu bekommen, muss man logischerweise sowieso jede Verhütungsmöglichkeit beenden, aber die meisten wollen sich eben gerne doppelt und dreifach absichern, auch wenn es nüchtern betrachtet Unsinn und nur ein geringfügiger Unterschied ist. Zumindest ist es das, was mir gesagt wurde. xD Sie fühlen sich damit eben besser.

    Tbh kenn ich es aus meiner gesamten Jugendzeit und Leben nicht anders als "fast jede Frau nimmt die Pille", es sei denn du bist asexuell oder lesbisch, aber selbst da nehmen sie doch einige aufgrund von Beschwerden aller möglicher Art. Ich will nicht sagen, dass du im Unrecht bist, bloß ist das für so viele schon eine Gewohnheit geworden, die auch wenig hinterfragt wird, weil sich die Hormonkonzentration trotz Nebenwirkungen in den letzten dreißig bis fünfzig Jahren sehr verfeinert hat. Da haben einzelne Tabletten teilweise die Dosis von zehn heutigen Mikropillen gehabt.


    Ich habe die Pille eigenmächtig für einige Zeit aka ein Jahr abgesetzt, um zu schauen, ob sich meine Migräne bessert, aber es hat sich nichts getan, weshalb ich mir wohl doch wieder ein Rezept holen werde. Es ist eben sehr angenehm, wenn du dich auf ein, zwei Tage genau auf deinen Körper verlassen kannst, weniger Schmerzen hast, und eine doch recht bis sehr reine Haut hast ... und dich nicht bei jedem Eisprung über dein Aussehen ärgern musst, dann regelmäßig ein paar Tage im Monat zu viel Makeup verwendest und es sich daraufhin wieder verschlimmert, weil dein Puder und Liquid Makeup deine Poren zukleistern. ^^"

    Und was das Krebsrisiko und Herzerkrankungen betrifft: bei diesen Dingen muss immer alles zusammenspielen und viele nehmen diese Risiken als Grund her, essen aber jeden Tag oder viel zu oft rotes Fleisch und fettige Burger, Fertigpizza, tonnenweise Zucker oder rauchen und sind aufgrund anderer Lebensweisen wie zu häufiger Medikamenteneinnahmen oder Abgasen etc. diesen Risiken dennoch ausgesetzt. Vielleicht du ja nicht, aber genügend andere.

  • Ich habe in meiner Jugend so ziemlich das gesamte Programm an Micropillen durchprobiert.

    Vielleicht war das ja das Problem. In vielen Fällen verschwinden die Nebenwirkungen (also Kopfschmerzen usw.) nach einer gewissen Zeit wieder.


    Was die übrigen Nebenwirkungen betrifft, sehe ich das ähnlich wie Bastet auch nicht ganz so dramatisch und kann mir die Pille aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegdenken.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Ich will nicht sagen, dass du im Unrecht bist, bloß ist das für so viele schon eine Gewohnheit geworden, die auch wenig hinterfragt wird, weil sich die Hormonkonzentration trotz Nebenwirkungen in den letzten dreißig bis fünfzig Jahren sehr verfeinert hat. Da haben einzelne Tabletten teilweise die Dosis von zehn heutigen Mikropillen gehabt.

    Trotzdem ist und bleibt es eben ein großer Eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt und du schreibst ja selbst, was für Nebeneffekte du der Pille verdankst und sie deshalb wieder nehmen würdest, das kommt ja nicht von ungefähr.

    Ich habe die Pille damals genommen, weil ich wirklich über Jahre hinweg einmal im Monat - bzw dadurch, dass man nicht wusste, woran es liegt, zeitweise auch über Monate - schwer depressiv war aus keinem erfindlichen Grund und mir erst nach zu langer Zeit aufgefallen ist, dass ein Muster dahintersteckt; nämlich zwei Wochen Fröhlichkeit und zwei Wochen ein schwarzes Loch, aus dem man kaum noch herauskommt. Dass die Pille es schafft, einen da herauszuholen, zeigt ja im Grunde auch, wie groß der Einfluss dieses Medikaments , und da stelle ich mich klar auf Alaiya s Seite , auf den Körper ist.


    Ich habe sie im Übrigen vor einigen Monaten auch selbst abgesetzt, weil ich gemerkt habe, wie befreiend diese eine Woche Auszeit von dieser Benebelung ist. Da hatte ich jedes Mal das Gefühl, die Welt endlich wieder klar zu sehen, statt von irgendetwas ruhig gestellt zu werden. Mit den Tiefphasen kann ich inzwischen auch besser umgehen, da ich ja weiß, woran es liegt, und man sich da gewisse Strategien zurechtlegen kann. Rückwirkend betrachtet... der Aspekt der Verhütung war schon schön, ja, nur bevorzuge ich es dann doch, wieder stärkere Emotionen und Begeisterung für Dinge zu haben, es gibt auch genügend andere Verhütungsmittel ^^"