Wie denkt ihr über psychische Krankheiten?

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  • es hat keinen Sinn mehr weiter zu reden. Wir drehen hier im Kreis. Solange ich eine Psychiatrie mit eigenen Augen nicht gesehen habe, kann ich es nur mutmaßen wie es dort ist. Generell ist die Aufklärung über Psychiatrien in Deutschland ziemlich schwach. Ansonsten es tut mir leid an allen, die wegen mir schlecht gelaunt waren. Anstatt Vertrauen aufzubauen habe ich es verboxt. Es ist wohl einfach nicht mein Thema, aber jedes Mal schreibe ich hier was.. Ich kann es nur versuchen mich hier ruszuhalten..


    Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben, aber mich triggert doch etwas an diesen Beitrag. Erstens ist deine Aussage, die Aufklärung wäre nicht gut genug, nur ein Versuch von dir jemandem Anderes die Schuld für deine menschenverachtende Aussagen zu geben und das klappt nicht, weil du dich schon viel zu oft zu diesem Thema geäußert hast und immer wieder gab es Backlash und immer wieder wurden dir Erfahrungen anderer Leute in Psychiatrien und etc. aufgeschrieben. Dass du diese faktisch falsche Meinung vertrittst ist ab diesem Punkt nur noch allein deine Schuld, weil du mittlerweile schon genügend Argumente dagegen gelesen haben solltest.

    Zweitens: wenn du zu einem Thema nicht sonderlich viel weißt, gibt es auch andere Möglichkeiten, sich zum Thema zu äußern, ohne gleich alle Patienten, die psychisch krank sind, oder die Hilfe suchen, anzugreifen, oder in den Knast stecken zu wollen. Du hättest auch einfach darum bitten können, von anderen hier, die wesentlich mehr Ahnung vom Thema haben, aufgeklärt zu werden, eh du dir eine Meinung wie diese dazu bildest.

    Und man muss nicht in eine Psychiatrie gewesen sein, um sich eine gesunde nicht menschenverachtende Meinung dazu zu bilden. Ich war auch nur eine einzige Woche in einer Psychiatrie (davon ein Tag in einer geschlossenen und da war ich jetzt auch nur 1 Stunde oder so drin), aber sonst hab ich mich nur theoretisch damit beschäftigt und durch das Internet hat jeder freien Zugang zu solches Wissen. Auf Youtube gibt es genug Kanäle, die einfach nur über Sachen reden und wo faktisch falsche Aussagen und Behauptungen etc. aufgegriffen werden und dagegen argumentiert wird..

  • Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben, aber mich triggert doch etwas an diesen Beitrag.

    Ich finds ja schon gut, dass er überhaupt sagt, ok, ich weiß wohl zu wenig, tut mir leid. Das ganze dann noch etwas zu relativieren ist wohl menschlich.. ist ja auch nicht so einfach einfach vor allen zu sagen: OK, ich hab mist gebaut. Ich wäre dafür dass jetzt erstmal so stehen, bzw. das ganze etwas abkühlen zu lassen.

  • Ja Leute, aber wenn er sich entschuldigt kann man es irgendwann auch gutsein lassen.

    Nochmal Edex : Du versteifst dich so sehr auf Psychatrien, vermutlich weil du da zu viele Horrorstories gehört hast und das für dich wohl iwie eine "Freak Show Attraktion" ist.

    Die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen sind nie in einer Psychiatrie. Wenn du Menschen auf der Straße siehst, weißt du nie ob und welche Krankheiten die Leute haben, sowohl physisch wie auch psychisch. Du stellst dir das wohl wirklich eher wie die typischen Freak Shows vor, kA.

  • Edex


    Ich hab noch ein paar Videos für dich (und jeden anderen auch, der Interesse hat).


    Eine kleine Doku über die Akutstation einer Psychiatrie:


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    Wichtig finde ich hier Aussagen wie "Kann direkt entlassen werden", "wir engen die Patienten nicht ein, sie sollen Fluchtmöglichkeiten in den Raum haben" (oder so ähnlich). Eindrücklich finde ich auch den großen, starken, lauten Mann, der stürzt und auf die Frage, ob er sich weh getan hat, mit "in der Seele" antwortet.


    Und hier noch eine kleine Doku über eine geschlossene Psychiatrie (als Teil einer kleinen Serie)


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    Mit einen kleinen Schmankerl durch einen Patienten: Der Teufel ist Mauzi. *lol*


    Und zum Anschluss noch eine kleine Doku über einen "Provinz-Irrenarzt", die ich auch schon vor längerer Zeit gesehen habe und der einmal quer Beet durch die Klinik führt. Da geht es zwar eher mehr um diesen Arzt, aber man lernt auch einige Patientenschicksale kennen (und als Triggerwarnung: auch ein Pädophiler kommt vor, der allerdings Hilfe suchst statt diese auszuleben.) :


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  • Ich wollte eigentlich nichts mehr dazu schreiben, aber mich triggert doch etwas an diesen Beitrag. Erstens ist deine Aussage, die Aufklärung wäre nicht gut genug, nur ein Versuch von dir jemandem Anderes die Schuld für deine menschenverachtende Aussagen zu geben und das klappt nicht, weil du dich schon viel zu oft zu diesem Thema geäußert hast und immer wieder gab es Backlash und immer wieder wurden dir Erfahrungen anderer Leute in Psychiatrien und etc. aufgeschrieben. Dass du diese faktisch falsche Meinung vertrittst ist ab diesem Punkt nur noch allein deine Schuld, weil du mittlerweile schon genügend Argumente dagegen gelesen haben solltest.

    Zweitens: wenn du zu einem Thema nicht sonderlich viel weißt, gibt es auch andere Möglichkeiten, sich zum Thema zu äußern, ohne gleich alle Patienten, die psychisch krank sind, oder die Hilfe suchen, anzugreifen, oder in den Knast stecken zu wollen. Du hättest auch einfach darum bitten können, von anderen hier, die wesentlich mehr Ahnung vom Thema haben, aufgeklärt zu werden, eh du dir eine Meinung wie diese dazu bildest.

    Und man muss nicht in eine Psychiatrie gewesen sein, um sich eine gesunde nicht menschenverachtende Meinung dazu zu bilden. Ich war auch nur eine einzige Woche in einer Psychiatrie (davon ein Tag in einer geschlossenen und da war ich jetzt auch nur 1 Stunde oder so drin), aber sonst hab ich mich nur theoretisch damit beschäftigt und durch das Internet hat jeder freien Zugang zu solches Wissen. Auf Youtube gibt es genug Kanäle, die einfach nur über Sachen reden und wo faktisch falsche Aussagen und Behauptungen etc. aufgegriffen werden und dagegen argumentiert wird..

    Würde gerne - und ihr kennt mich lol ich bin die letzte die Edex verteidigt, weil wir politisch und menschlich doch enorm auseinander gehen - anmerken, dass sich Edex privat bei mir entschuldigt hat, und ich es gut finde, dass er eingesehen hat, dass er in dem Punkt Mist redet und keine Ahnung von der Thematik hat. Insofern: ich fände es ganz cool, wenn er sich vielleicht einfach eine Auszeit genehmigt von der Diskussion, und mal ein wenig auf eigene Informationssuche geht. Und damit meine ich nicht mal nur Dokumentationen, wie sie @YnevaWolf verlinkt hat. Es reicht auch schon, wenn man sich YouTube Videos von Leuten anschaut - selbst so Formate wie Draw my life haben oft Bezug auf psychische Erkrankungen - die selbst betroffen sind. Es gibt wirklich etliche Videos von Leuten, die psychische Schwierigkeiten haben, das geht von ADHS bis Autismus und weit darüber hinaus. Denn wie kingfisher auch schon richtig bemerkt hat - psychisch Kranke sind nicht "nur" in der Psychiatrie. Ich habe doch einige Diagnosen, und war, trotz allem, nur einmal in einer psychiatrischen Einrichtung, alles andere war bei mir ambulante Therapie (Verhaltens-, Trauma- und Kindheitstherapie alles mal irgendwie gehabt). Und so geht es auch vielen anderen Menschen. Und ich würde im selben Zug auch anmerken, für alle unwissenden - man ist nicht "gesund" oder "hat noch Glück gehabt" weil man nicht in einer Psychiatrie ist. Bin sowieso kein Fan davon, wenn man sagt "ja aber der ist doch schlimmer depressiv als du weil blablabla". Nein. Menschen federn psychisches Leid ganz anders ab, und während ich mit meinen vielen Diagnosen heute sehr, sehr gut leben kann, eine erfüllte Beziehung führe, einen Job habe, den ich liebe, und regelmäßig Sport mache, bin ich noch lange nicht "gesund", es gibt genügend Tage, wo ich stundenlang weine, eine Panikattacke nach der anderen habe, oder meine Freunde wochenlang nicht zurücktexte, weil ich mich so schlecht fühle.

    Ich würde dich Edex auch dringend bitten, eine Psychiatrie nicht als einen Zoo für psychisch Kranke handzuhaben, auch wenn du das vielleicht aktuell nur dumm formulierst. Erstmal - du darfst als Außenstehender sowieso eher nicht "da mal rein und gucken", und Praktika im Krankenhaus sind auch eher logistisch, wirklich an Patienten ran kommst du wenn überhaupt nur über sowas wie eine Krankenpfleger- oder Kinderpflegerausbildung. Deswegen würde ich dir empfehlen, wenn dich das Thema wirklich so interessiert und du wirklich dahingehend belehrt werden willst, solltest du auch offen für Fragen sein. Und dann aber auch nichts wild reininterpretieren. Wenn die hier, keine Ahnung, fünf User ihre Leidensgeschichte psychischer Natur erzählen, solltest du dennoch nicht von den fünf Leuten auf alle Menschen schließen. Jede Erkrankung, jede Lebensgeschichte ist eine andere.

  • Dass hier jemand tatsächlich schrieb, viele Leute mit psychischen Problemen holen sich viel zu früh Hilfe triggert mich jetzt etwas, ich wäre jetzt vermutlich tot hätte ich mir nicht möglichst schnell Hilfe gesucht wegen meiner Depression mit suizidalen Gedanken...


    Ich bin seit dem 20. August in einer psychiatrischen Klinik stationiert. Ich hatte in meinem Leben einige mentale Probleme angefangen in der Schulzeit, als ich von der 5.-8. Klasse gemobbt wurde und ich von da an Probleme hatte mit anderen Leuten in Kontakt zu treten und mich außerhalb der Schule zurückzog, das Gefühl seit meiner Fehldiagnose im Kindergarten eine Behinderung zu haben und anschließend 9 Jahre Lernhilfeschule absolut wertlos für diese Gesellschaft zu sein, weiteren mentalen Problemen in der Berufsfachschule für die mittlere Reife die ich schließlich abbrach bis hin zur fast kompletten sozialen Isolation ab 2015 die meine Sozialphobie nur noch verstärkte und mich in eine Depression geführt hat weswegen ich nun in der Klinik bin.


    Dann kommt auch noch hinzu, dass ich seit ich 10 bin das Gefühl hatte als Frau lieber leben zu wollen bzw. geboren worden wäre, aber aus Scham 14 Jahre dieses Gefühl vor meiner Familie versteckte und mich auch nicht in der Schule oder vor wenigen Freunden outete, geschweige denn durch tragen von Frauenkleidung in der Öffentlichkeit zur Schau stellte. Jedes Mal wenn ich Frauenkleidung von meiner Mutter oder Schwester heimlich trug fühlte ich mich so wohl, es fühlte sich so richtig an und ich stellte mir die Frage warum ich nicht überall diese Kleidung tragen und als Frau leben kann bzw. nicht den Mut habe mich zu outen.

    Seit meinem outing vor einem Monat und meinem Einzug in der Klinik kann ich endlich anfangen als das Geschlecht zu leben was ich immer sein wollte und wo auch immer Frauenkleidung zu tragen und dieses Gefühl ist einfach so toll. Ich fühle mich seitdem deutlich fröhlicher und habe auch mehr Mut mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. Allerdings weiß ich auch, dass ich noch nicht überm Berg bin und die nächsten Jahre als öffentlich lebende Transfrau Anfeindungen und Diskriminierungen erleben werde (das ganze Prozedere um den Namen offiziell zu ändern alleine ist sehr diskriminierend gegenüber Transpersonen).


    Andere Patienten in der Station konnte ich auch kennenlernen, seien es Personen mit Zwangsstörungen, die wissen, dass sie im Zwang agieren aber Probleme haben sich diesen Zwängen zu widersetzen und dadurch für Dinge wie Duschen und umziehen, durch die Stadt spazieren oder einkaufen viel länger brauchen als andere Menschen, Menschen mit Angststörungen, Depressionen so wie ich oder anderen psychischen Erkrankungen. Die Psychologen in der Klinik wo ich bin führen je nach Art der Erkrankung neben Therapiegespräche auch Expos durch um Angst bzw. Zwangssituationen zu simulieren und helfen die Betroffenen damit umzugehen, bzw. gehen in meinem Fall auf den Grund was bei mir zu Depressionen führt und wie z. B. auch die Beziehung zu meinen Eltern sich seit meinem outing verändert hat.


    Fast alle Leute in meiner Station sind ansonsten ganz normale Leute wie andere Menschen auch und unterhalten sich über alle möglichen Dinge, erzählen Witze, reden je nach Interesse über politische Themen und studieren, oder hatten gerade erst ihr Abitur gemacht, ihr Studium gemacht und wären derzeit berufstätig ohne psychische Erkrankung oder wollen das Abitur nachholen. Ohnehin habe ich oft das Gefühl, dass Leute falsche Vorstellungen haben wie es in einer psychiatrischen Klinik abläuft die nicht für Straftäter ist bzw. ihre Vorstellungen sind stark von Hollywood Filmen geprägt.


    Mein Beitrag geht jetzt nicht wirklich auf die Beiträge der letzten Seite ein, aber ich wollte einfach mal meine persönlichen Erfahrungen in einer psychiatrischen Klinik und mit meinen mentalen Problemen hier posten.

  • Nach einer Nachdenkpause und auch aufgrund einer heutigen Nachricht eines Freundes von mir, was meine Blindheit und Ungewissheit über das Thema psychische Krankheiten nochmal bestätigt hat, möchte ich mich bei allen hier aufrichtig entschuldigen, die sich wegen mir angegriffen oder verletzt gefühlt haben. Was meinem Freund angeht, er war für mehrere Wochen in einer Psychiatrie. Ihn plagt schon länger gesundheitliche Probleme. Das bestätigt auch, dass psychische Probleme auch mit der eigenen Gesundheit was zu tun haben können.


    Ich hatte einfach ein komplett falsches Bild über die psychischen Krankheiten. Ich habe es total unterschätzt und auch die Wichtigkeit einer Therapie unterschätzt. Ich soll lieber mehr über Themen, wo ich nicht viel weißt, fragen oder mich informieren und nicht gleich etwas behaupten.


    Falls es von mir Textpassagen gibt, die ich nachträglich abändern soll, dann sag es mir bitte.


    In diesem Sinne nochmal: Es tut mir leid!

  • Dass hier jemand tatsächlich schrieb, viele Leute mit psychischen Problemen holen sich viel zu früh Hilfe triggert mich jetzt etwas, ich wäre jetzt vermutlich tot hätte ich mir nicht möglichst schnell Hilfe gesucht wegen meiner Depression mit suizidalen Gedanken...

    Ich denke, ich weiß woher die Einstellung kommt.


    Gesellschaftlich kam in den 90ern und dann 2000ern auch das Problem auf, dass zwar mehr über psychische Erkrankungen geredet wurde, aber auch sehr reißerisch und oftmals haben, entweder nicht Betroffene sowie Betroffene, das Ganze auch schon sehr "romantisiert". Sollte ich eigentlich ohne Anführungszeichen schreiben, zuteils ist es wahr und ich hätte zu dem Zeitpunkt jedem gerne, der solche Bilder gepostet hat wie zB. dieses Unding des Bilds dieses Handgelenks in schwarz weiß, wo "to exit, open here" drauftattoowiert ist, gerne (sorry) eine Watschn gegeben. Zumindest kam bei diesen Dingen innerlich eine Menge Wut auf. Selbst wenn einige, die das gepostet haben, sicherlich selbst depressiv oder sogar suizidgefährdet waren, ja, aber die haben sich alle noch mehr und mehr in diese Spirale reingesogen, indem sie miteinander quasi Todeswünsche romantisierten und nichts anderes hören wollten.

    Oder damals Teenager oder junge Erwachsene, die Fanfiction / eigene Werke schrieben, die mental health issues im Großen und Ganzen als etwas Stylishes darstellten und über alle anderen die Nase rümpften, dass dies nicht "tiefsinnig" genug seien und das niemals, nie verstehen würden. Die Darstellungen waren dann aber oft tatsächlich sogar extrem einseitig, obwohl sie das nunmal nicht beabsichtigt hatten. Ich glaube nicht, dass es guttut, wenn man unter PTBS entweder nur vor Augen hat, dass die Person für immer ein Häufchen Elend sein wird oder "24/7 & to EVERYONE dark & broody(tm) since event x happened" ... oder dass man unter Depressionen versteht, dass die Person dauernd traurig sein und wirken muss und unweigerlich in jeder Sekunde ihres Lebens praktisch schon ganz knapp vor dem Suizid steht.


    Das Problem ist, dass man sowas nicht nur in halbgaren Fanfiction von edgy Teenagern vorfand / vorfindet, sondern psychische Erkrankungen oft so gezeigt wurden und das nichtmal nur in fiktiven Stories. Dabei bringt man natürlich lieber Dokumentationen über Serienmörder (und es ist aus menschlicher Perspektive halt tatsächlich extrem spannend und auch erschreckend, wozu ein Mensch fähig sein kann, das hat schon eine große Anziehungskraft), als eine unaufgeregtere Darstellung von "diese Leute sind depressiv und wir machen jetzt auch keinen französischen Kunstfilm draus, wo die ganze Welt in eine graue Atmosphäre getaucht ist und für zweieinhalb Stunden nie einer lacht" oä lol

    Diese guten Dokus und Darstellungen gibt es, aber man hat sie vor allem in diesen Zeiten noch recht schwer gefunden. Wir hatten solche dann in der Schule in Ethik und ähnlichen Fächern gesehen und uns allgemein, weil Sozialmanagementzweig, tatsächlich mit allen möglichen schweren Themen auseinandergesetzt. Privat, wenn man daheim nunmal den Fernseher anmacht oä., ist man dennoch öfter über Dokus, Berichterstattungen und fiktive Werke gestolpert, die da viel reißerischer waren als sie sein sollten.


    Daher kommt vielleicht auch bei vielen Menschen die Vorstellung, dass psychische Erkrankungen von außen immer gut zu erkennen sein müssen und sich psychisch Erkrankte nie gegen das Muster ihrer Erkrankung oder Neurodiversität verhalten, sprich sich wie ein normaler, komplexer Mensch verhalten. Aka Depressive, die lachen und gute Tage haben, Autist*innen mit Empathie und die gelernt haben wie man Ironie erkennt etc.

    Wenn man aber gegen diverse Klischees oder eben stark vereinfachte Bilder verstößt, die über diverse Erkrankungen existieren, wird das nicht für voll genommen und im schlimmsten Fall denken Leute, dass die Erkrankung nicht echt sei, auch wenn sie schon attestiert ist. Daher glauben Leute erst, dass jemand erkrankt ist, wenn diese Person quasi schon in Lebensgefahr ist oder auf andere Weise stark auffällig wird.


    Außerdem sind Begrifflichkeiten tatsächlich klinisch anerkannter Krankheiten auch viel zu sehr in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen. Ich erwisch mich dann auch selbst dabei manchmal, wie es manchmal zu ironischen Sprüchen kommt wie "da schlägt das OCD echt wieder zu" zu einer Freundin, die ziemlich penibel ist und sagen wir, öfter putzt als andere, oder ähnliches und das tun halt viele Leute. Und nein, man sollte es nicht, aber im Alltag und in der Umgangssprache tut und sagt man leider so einiges, was man in der Theorie besser wüsste, und bei dem man sich selbst und andere dann manchmal doch (gegenseitig) korrigieren muss. Bloß ist dieses Umfeld, das sich gegenseitig korrigiert und in vielen Dingen gebildeter ist und reifer damit umgeht als die*r "Durchschnittsbürger*in", schonmal ein Privileg für sich, das viele gar nicht erst haben.

  • Sorry für Doppelpost, aber ich wollte euch unbedingt einen wunderbaren Kanal namens Psychologeek vorstellen, auf den ich gestoßen bin, weil MaiLab sie erwähnte. ^^


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    Ansonsten ist mir das Video noch länger durch den Kopf gegangen und auch wenn der Arzt im Gesamten ganz sympathisch ist und es zuerst lustig ist, wenn er sagt: "Der Unterschied zwischen Patient und Psychiater ist dieser Schlüssel hier", finde ich dieses "es gilt bloß etwas als psychische Erkrankung, weil sich der allgemeine Konsens dazu geändert hat, früher war Homosexualität hier auch enthalten. Daran erkennt man, dass Krankheit eher willkürlich gefasst ist" schon etwas fragwürdig. Homosexualität erzeugt keinen Leidensdruck und wenn doch einer vorhanden ist, kommt der so gut wie immer von außen (es sei denn, es geht vielleicht darum, dass man mit der*m Partner*in kein gemeinsames, leibliches Kind zeugen kann).

    Aber insgesamt netter Arzt tho.

    Und oof, sie sagen seelische Erkrankung in dem Video, das ist heute ja etwas unüblich. ^^"


    Auch ist natürlich die moderne Annahme, dass es bei psychischen Erkrankungen und Neurodiversitäten immer ein breites Spektrum und keine reine Dichotomie gibt, richtig. Das erschwert es aber auch zu bestimmen, ab welchem Punkt auf dem breiten Spektrum die Krankheit oder Neurodiversität als solche anerkannt wird, also nicht von medizinischer Seite, sondern von der Gesellschaft. Deshalb wird ja auch davon ausgegangen, dass ein Leidensdruck und oft eine gewisse Dauer oder ein momentaner Ausnahmezustand vorhanden sein muss, um eine solche diagnostizieren zu können. Obwohl auch ein einmaliger Ausnahmezustand auch noch lang keine Erkrankung bedeuten muss. Und wenn in der Bevölkerung verbreitet wird, dass es sich bei beispielsweise Autismus um ein Spektrum handelt, ist das natürlich richtig, aber nun sagen die Leute leider so unüberlegte Dinge wie: "Wir sind alle etwas autistisch" und trivalisieren sowas damit stark.

  • , finde ich dieses "es gilt bloß etwas als psychische Erkrankung, weil sich der allgemeine Konsens dazu geändert hat, früher war Homosexualität hier auch enthalten. Daran erkennt man, dass Krankheit eher willkürlich gefasst ist"

    Das ist auch ein Problem.. Meine Frau ist manchmal kurz davor auszurasten, weil sie nicht mehr gut drauf sein kann, ohne dass jeder der in ihr Krankheitsbild eingeweiht ist gleich ankommt: Oh .. wieder manisch? Oder mal niedergeschlagen, ohne dass gleich jemand kommt: Oh, wieder depressiv? Manchmal gibts auch reale Gründe, Gründe von außen gut oder schlecht drauf zu sein.. Einer ihrer Therapeuten meinte auch mal sinngemäß sowas wie: "Versuchen Sie sich bitte nicht immer als Krank zu betrachten, sondern als was besonderes" - Ja.. das ist etwas klischeehaft.. Aber es ist auch was dran.. natürlich ist eine tiefe Depression oder ein manisches Hoch nichts gutes.. aber durch diese Extremzustände habe ich, selbst als angehöriger mit die intensivsten Zeiten meines Lebens erlebt. zB in einer manischen Phase.. bevor es so hoch kocht, dass es ungesund wird, hab ich die spannenste und tollste Frau die man sich vorstellen kann. Super kreativ, energiegeladen, unglaublich emphatisch.. ich könnte ewig positive Eigenschaften aufzählen.. ohne zu übertrieben, einfach etwas besonderes.. Sowas hab ich bisher nicht erlebt.. es ist dann echt diese Art von Traumbeziehung die man sonst nur aus Hollywood Filmen kennt. Natürlich hat das aber auch seinen Preis wenns wieder umschlägt. Am Ende des Tages, weiß ich aber nicht, ob die Beziehung ohne diese Extremen Phasen wirklich was geworden wäre.. irgendwie macht sie das ja auch aus. Sonst wäre sie wie alle anderen.. also hat der Therapeut in gewisser Weise schon recht gehabt.. sie ist vielleicht nicht ganz "normal".. aber das ist nicht immer nur schlecht. So ist aber unsere Gesellschaft. Ich finde es gut, dass mit psychischen Krankheiten heute offener umgegangen wird.. aber oft hab ich auch ein Gefühl like, du bist anders, und funktionierst nicht so wie alle es von dir erwarten -> Krank.

  • Einer ihrer Therapeuten meinte auch mal sinngemäß sowas wie: "Versuchen Sie sich bitte nicht immer als Krank zu betrachten, sondern als was besonderes" - Ja.. das ist etwas klischeehaft.. Aber es ist auch was dran.. natürlich ist eine tiefe Depression oder ein manisches Hoch nichts gutes.. aber durch diese Extremzustände habe ich, selbst als angehöriger mit die intensivsten Zeiten meines Lebens erlebt. zB in einer manischen Phase.. bevor es so hoch kocht, dass es ungesund wird, hab ich die spannenste und tollste Frau die man sich vorstellen kann. Super kreativ, energiegeladen, unglaublich emphatisch.. ich könnte ewig positive Eigenschaften aufzählen.. ohne zu übertrieben, einfach etwas besonderes.. Sowas hab ich bisher nicht erlebt.. es ist dann echt diese Art von Traumbeziehung die man sonst nur aus Hollywood Filmen kennt. Natürlich hat das aber auch seinen Preis wenns wieder umschlägt. Am Ende des Tages, weiß ich aber nicht, ob die Beziehung ohne diese Extremen Phasen wirklich was geworden wäre.. irgendwie macht sie das ja auch aus. Sonst wäre sie wie alle anderen.. also hat der Therapeut in gewisser Weise schon recht gehabt.

    Aber genau ist doch das, was ich unter "romantisieren" meinte und der Psychiater im Video unter Hospitalisierung versteht.

    Niemand würde sich als etwas Besonderes ansehen, wenn er eine Grippe oder eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs hat und diesen als festen Teil seiner Persönlichkeit ansehen. Psychische Krankheiten sind auch Geschwüre, die man versucht loszuwerden oder damit zu leben, wenn Ersteres nicht funktioniert, aber doch sicherlich nichts, das einen besonders macht und ein Teil deiner Persönlichkeit ist.

    Außerdem: Wie sind denn bitte "alle anderen"?


    Zitat von Jolt

    sie ist vielleicht nicht ganz "normal".. aber das ist nicht immer nur schlecht. So ist aber unsere Gesellschaft. Ich finde es gut, dass mit psychischen Krankheiten heute offener umgegangen wird.. aber oft hab ich auch ein Gefühl like, du bist anders, und funktionierst nicht so wie alle es von dir erwarten -> Krank.

    Du willst hoffentlich nicht aussagen, dass eine psychische Erkrankung etwas Gutes, oder zumindest nichts Negatives, ist? :mellow:

  • Aber genau ist doch das, was ich unter "romantisieren" meinte und der Psychiater im Video unter Hospitalisierung versteht.

    Niemand würde sich als etwas Besonderes ansehen, wenn er eine Grippe oder eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs hat und diesen als festen Teil seiner Persönlichkeit ansehen. Psychische Krankheiten sind auch Geschwüre, die man versucht loszuwerden oder damit zu leben, wenn Ersteres nicht funktioniert, aber doch sicherlich nichts, das einen besonders macht und ein Teil deiner Persönlichkeit ist.

    Außerdem: Wie sind denn bitte "alle anderen"?


    Du willst hoffentlich nicht aussagen, dass eine psychische Erkrankung etwas Gutes, oder zumindest nichts Negatives, ist? :mellow:

    Nein, aber eine psychische Erkrankung ist viel komplexer als eine Erkältung und der Übergang von der Krankheit zur Persönlichkeit fließender. Es ist an der Stelle nicht so einfach so zu sagen: "Bipolaris - Deswegen verhälst du dich so und so" wie zu sagen "Du bist erkältet, also niest du"


    Die "Krankheit" ist Teil ihrer Persönlichkeit. Natürlich sind extreme Ausreißer schlecht. Aber eine Psychische Krankheit ist eben genau das nicht, ein Geschwür das man einfach wegschneiden kann. Sie ist Teil ihrer Persönlichkeit. Sie wird davon niemals geheilt werden, also muss man es als einen Charakterzug akzeptieren. Man kann natürlich versuchen die extrem schädlichen Episoden in den Griff zu bekommen. Aber ohne diese teils etwas extremen Eigenschaften wäre sie auch nicht die Person die sie ist, und die mir viel bedeutet.



    Alles andere würde ja auch bedeuten, dass ich mir einen partner gesucht habe, den ich so im Grunde nicht will und drauf hoffe dass er irgendwann in Zukunft mal gefixt wird.

  • Nein, aber eine psychische Erkrankung ist viel komplexer als eine Erkältung und der Übergang von der Krankheit zur Persönlichkeit fließender. Es ist an der Stelle nicht so einfach so zu sagen: "Bipolaris - Deswegen verhälst du dich so und so" wie zu sagen "Du bist erkältet, also niest du"


    Die "Krankheit" ist Teil ihrer Persönlichkeit. Natürlich sind extreme Ausreißer schlecht. Aber eine Psychische Krankheit ist eben genau das nicht, ein Geschwür das man einfach wegschneiden kann. Sie ist Teil ihrer Persönlichkeit. Sie wird davon niemals geheilt werden, also muss man es als einen Charakterzug akzeptieren. Man kann natürlich versuchen die extrem schädlichen Episoden in den Griff zu bekommen. Aber ohne diese teils etwas extremen Eigenschaften wäre sie auch nicht die Person die sie ist, und die mir viel bedeutet.

    Aber genau das ist aber halt doch schon das, was Bastet mit romantisieren meint. Menschen können auch irrsinnig liebevoll, leidenschaftlich und so weiter sein, ohne in irgendeiner Art und Weise vorbelastet oder vorerkrankt zu sein. Du klingst in deinem Beitrag fast schon so, als wäre ihre Erkrankung dafür verantwortlich, dass sie so ist wie sie ist, was halt auch eine falsche Anschauung von psychischen Krankheiten ist. Sie spielen mit rein, aber eben nicht so sehr wie du animmst.


    Deine Beziehung und all das geht mich, und auch niemanden sonst hier, etwas an, trotzdem möchte ich dir sagen, dass es Dinge gibt, die vollkommen egal welche Diagnose man hat oder nicht hat, nicht in Ordnung sind und die man auch nicht "akzeptieren" muss. Das sage ich dir jetzt als jemand der auch eine lange Krankenakte führt. Ich habe selbst einen depressiven Partner und ich liebe ihn mehr als ich je irgendwen anderen geliebt habe. Trotzdem bin ich verletzt und sage ihm das auch, wenn er sich zwei Tage nicht meldet, und wenn er das ständig machen würde, und sich quasi nie was dran ändert, egal wie oft ich es anspreche, würde auch ich irgendwann "tschüss" sagen. Egal dass er depressiv ist. Egal dass er Anxiety hat. Egal dass er, eben weil er so sensibel ist, auch mega romantisch, aufmerksam und zuckersüß ist. Oder dass er mit mir bei Filmen heulen kann. Man kann auch mit Erkrankungen ein guter Partner sein, man kann ohne Erkrankungen ein guter Partner sein, und man kann auch mit oder ohne ein schlechter Partner sein.


    Ich hab auch wen im Freundeskreis, der mit einer Frau zusammen war - das ist jetzt schon paar Jährchen her - die hatte Borderline und war quasi absolut instabil, manipulativ von Anfang bis Ende und hatte ständig irgendwelche Obsessionen und Suchtprobleme. Der Dude hat sie echt geliebt und ist ein super lieber Kerl, würde den als Ehemannmaterial bezeichnen (nicht für mich aber you get my point), aber es ist vollkommen verständlich, dass man als Mensch auch sagt "okay, bis hierher und nicht weiter, das kann ich so einfach nicht mehr, das ist nicht mehr zumutbar". Die Ansicht, dass Liebe alles vergisst und verzeiht, ist halt immer ein zweiseitiges Schwert. Es gibt Sachen, da muss man auch dem Partner gegenüber hartnäckig sein und seine eigenen Rechte, Pflichten und Wünsche verteidigen. In einer Partnerschaft sollten beide Partner eigentlich immer versuchen, die bestmögliche Version von sich selbst zu sein. Für sich und den anderen. Meine Psychologin, eine imo sehr weise, kluge Frau, die schon viel erlebt hat, hat immer gesagt "deine Erkrankungen sind ein Grund, warum du so bist wie du bist, aber keine Entschuldigung oder gar Ausrede." Man muss psychischen Erkrankungen mit Verständnis begegnen, aber man muss sie auch nicht kompromisslos hinnehmen (im Sinne von "du darfst alles wenn du eine Episode hast und ich verzeihe dir das sofort und da gibts keine Diskussion drüber") oder gar glorifizieren.

  • finde ich dieses "es gilt bloß etwas als psychische Erkrankung, weil sich der allgemeine Konsens dazu geändert hat, früher war Homosexualität hier auch enthalten. Daran erkennt man, dass Krankheit eher willkürlich gefasst ist" schon etwas fragwürdig. Homosexualität erzeugt keinen Leidensdruck und wenn doch einer vorhanden ist, kommt der so gut wie immer von außen

    Ich verstehe an dem Punkt deinen Kritikpunkt nicht.

    Homosexualität war bis 1991 im ICD verschlüsselt - und damit codieren Ärzte weltweit diverse Erkrankungen. Damit war Homosexualität bis 1991 eine Krankheit - auch, wenn die "Betroffenen" das mit unter anders sahen. Und das die sexuelle Orientierung heute nicht mehr als solches kategorisiert wird, ist vollkommen richtig - und wird auch durch den Arzt nicht abgestritten. Er sagt damit nur aus, dass unser Verständnis von Krankheiten - insbesondere bei psychischen Erkrankungen - wandelbar ist und nach neusten Erkenntnissen angepasst werden kann. Er bedient sich dabei der Homosexualität als Beispiel, weil hier die meisten Zuschauer am ehesten verstehen werden, was er meint.


    Nebenbei: der ICD10 (der noch immer aktuell ist und von den meisten genutzt wird) kennt dennoch Verschlüsselungen für die sexuelle Entwicklung und Orientierung (F66.-). Allerdings klassifiziert es nicht die sexuelle Orientierung als krankhaft (tatsächlich wird explizit gesagt, dass diese nicht als krankhaft zu werten ist), sondern die Folgen eben jener... wie zum Beispiel auch die eigene, angeborene Orientierung nicht akzeptieren zu können. Und das betrifft leider mehr Menschen als man glauben mag. Selbst wenn man da dann jene Menschen abzieht, die sich zu Kindern hingezogen fühlen und dadurch einfach verloren haben.

  • Niemand würde sich als etwas Besonderes ansehen, wenn er eine Grippe oder eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs hat und diesen als festen Teil seiner Persönlichkeit ansehen. Psychische Krankheiten sind auch Geschwüre, die man versucht loszuwerden oder damit zu leben, wenn Ersteres nicht funktioniert, aber doch sicherlich nichts, das einen besonders macht und ein Teil deiner Persönlichkeit ist.

    Ich finde die Bezeichnung Geschwür etwas extrem tatsächlich. Letztendlich stimmt es schon, dass Menschen mit psychischen Krankheiten durchaus auch diesen Teil zu ihrer Persönlichkeit zählen würden und er sie auch irgendwo geprägt oder verändert hat. Selbst bei Krebs würde ich durchaus davon sprechen, dass es Menschen geprägt hat. Ob nun gut oder schlecht sei mal dahingestellt, gibt beide Seiten. Gibt ja auch durchaus Menschen, welche den Kampf gegen Krebs überstanden haben und dadurch stärker geworden sind und sich jetzt zum Beispiel für Krebskranke einsetzten, oder allgemein selbstbewusster geworden sind.

    Aber auch wenn man natürlich lieber ohne Depressionen leben würde, würden die wenigsten sie wohl einfach wegschneiden wollen und so tun, als hätte es sie nie gegeben.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß. «

  • Aber genau das ist aber halt doch schon das, was Bastet mit romantisieren meint. Menschen können auch irrsinnig liebevoll, leidenschaftlich und so weiter sein, ohne in irgendeiner Art und Weise vorbelastet oder vorerkrankt zu sein. Du klingst in deinem Beitrag fast schon so, als wäre ihre Erkrankung dafür verantwortlich, dass sie so ist wie sie ist, was halt auch eine falsche Anschauung von psychischen Krankheiten ist. Sie spielen mit rein, aber eben nicht so sehr wie du animmst.

    Ich romantisiere nichts. Ich bin mir der Problematik zu 100% bewusst, vermutlich in unserem Fall besser als irgendwer sonst. Wahrscheinlich sogar besser als sie selbst. Und trotzdem.. die Krankheit ist zu einem nicht unerheblichen Teil der Grund dafür, dass sie ist wie sie ist. Deswegen bin ich auch eigentlich kein großer Fan davon, es immer einfach nur "Krankheit" zu nennen.. auch wenn ich das zugegeben selbst meistens tue, der Einfachheit wegen.



    Deine Beziehung und all das geht mich, und auch niemanden sonst hier, etwas an, trotzdem möchte ich dir sagen, dass es Dinge gibt, die vollkommen egal welche Diagnose man hat oder nicht hat, nicht in Ordnung sind und die man auch nicht "akzeptieren" muss. Das sage ich dir jetzt als jemand der auch eine lange Krankenakte führt. Ich habe selbst einen depressiven Partner und ich liebe ihn mehr als ich je irgendwen anderen geliebt habe. Trotzdem bin ich verletzt und sage ihm das auch, wenn er sich zwei Tage nicht meldet, und wenn er das ständig machen würde, und sich quasi nie was dran ändert, egal wie oft ich es anspreche, würde auch ich irgendwann "tschüss" sagen. Egal dass er depressiv ist. Egal dass er Anxiety hat. Egal dass er, eben weil er so sensibel ist, auch mega romantisch, aufmerksam und zuckersüß ist. Oder dass er mit mir bei Filmen heulen kann. Man kann auch mit Erkrankungen ein guter Partner sein, man kann ohne Erkrankungen ein guter Partner sein, und man kann auch mit oder ohne ein schlechter Partner sein.

    Auch das ist mir bewusst. Und an der Stelle muss jeder für sich selbst abwägen ob es die Sache wert ist. Und solange sie mir das ist, wird da auch niemand was mit "das würde ich mir ja nicht gefallen lassen" erreichen. Ich bin ja schon groß, und kann ganz gut selbst abschätzen was ich mir zumuten kann. Am Ende muss man sich immer die Frage stellen, ist das was hier gerade passiert so schlimm, dass es mir ohne die Person besser ginge. Und so lange man das nicht mit "ja" beantwortet, dann ist man auch beim richtigen Partner.

  • finde ich dieses "es gilt bloß etwas als psychische Erkrankung, weil sich der allgemeine Konsens dazu geändert hat, früher war Homosexualität hier auch enthalten. Daran erkennt man, dass Krankheit eher willkürlich gefasst ist" schon etwas fragwürdig. Homosexualität erzeugt keinen Leidensdruck und wenn doch einer vorhanden ist, kommt der so gut wie immer von außen

    Ich verstehe an dem Punkt deinen Kritikpunkt nicht.

    Homosexualität war bis 1991 im ICD verschlüsselt - und damit codieren Ärzte weltweit diverse Erkrankungen. Damit war Homosexualität bis 1991 eine Krankheit - auch, wenn die "Betroffenen" das mit unter anders sahen. Und das die sexuelle Orientierung heute nicht mehr als solches kategorisiert wird, ist vollkommen richtig - und wird auch durch den Arzt nicht abgestritten. Er sagt damit nur aus, dass unser Verständnis von Krankheiten - insbesondere bei psychischen Erkrankungen - wandelbar ist und nach neusten Erkenntnissen angepasst werden kann. Er bedient sich dabei der Homosexualität als Beispiel, weil hier die meisten Zuschauer am ehesten verstehen werden, was er meint.


    Nebenbei: der ICD10 (der noch immer aktuell ist und von den meisten genutzt wird) kennt dennoch Verschlüsselungen für die sexuelle Entwicklung und Orientierung (F66.-). Allerdings klassifiziert es nicht die sexuelle Orientierung als krankhaft (tatsächlich wird explizit gesagt, dass diese nicht als krankhaft zu werten ist), sondern die Folgen eben jener... wie zum Beispiel auch die eigene, angeborene Orientierung nicht akzeptieren zu können. Und das betrifft leider mehr Menschen als man glauben mag. Selbst wenn man da dann jene Menschen abzieht, die sich zu Kindern hingezogen fühlen und dadurch einfach verloren haben.

    Das bezog sich auf seinen Kommentar, dass Krankheiten eher willkürlich festgemacht werden und heute macht man eine Krankheit nunmal am Leidensdruck fest, und nicht mehr so stark an der gesellschaftlichen Norm. Auch wenn die Gesellschaft psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie uä. vollkommen akzeptieren würde, leidest du dennoch immer noch unter ihnen.


    Bitte mansplaine mich hier nicht darüber, dass "psychische Erkrankungen komplizierter als eine Erkrankung" sind. Ich hab lang genug Neurowissenschaften studiert und mich nun für Psychologie eingeschrieben. Und weiß das selbst auch gut.


    Und doch, ich hoffe schon, dass sowohl ich wie auch gewisse Personen, die mir viel bedeuten, geheilt und damit "gefixt" werden, weil ich weiß, dass die Krankheit mich und diese in unserem eigentlichen Potential zurückhält.


    Ist jetzt nicht böse gemeint, aber es wirkt auf mich, als wärst du doch irgendwie doch froh darüber, dass jemand auf dich irgendwo angewiesen ist, weil es dann leichter fällt zur Arbeit zu gehen uä. 😅


    Eben das. Ich kann da auch etliches darüber berichten wie abusive und extrem arschlochig psychisch kranke Leute sein können und es dann auf ihre Krankheit schieben. :rolleyes:


    Aber auch ohne, es ist eben eine Krankheit. Daran ist nichts Positives.


    PS: Obwohl ich es doch etwas sehr extrem finde zwei Tage schon als "länger nicht melden" wahrzunehmen oder deshalb eben so traurig zu sein. Also zwei Tage sind so kurz, das würd ich als wirklich sehr anhänglich ansehen. ^^"


    Niemand würde sich als etwas Besonderes ansehen, wenn er eine Grippe oder eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Krebs hat und diesen als festen Teil seiner Persönlichkeit ansehen. Psychische Krankheiten sind auch Geschwüre, die man versucht loszuwerden oder damit zu leben, wenn Ersteres nicht funktioniert, aber doch sicherlich nichts, das einen besonders macht und ein Teil deiner Persönlichkeit ist.

    Ich finde die Bezeichnung Geschwür etwas extrem tatsächlich. Letztendlich stimmt es schon, dass Menschen mit psychischen Krankheiten durchaus auch diesen Teil zu ihrer Persönlichkeit zählen würden und er sie auch irgendwo geprägt oder verändert hat. Selbst bei Krebs würde ich durchaus davon sprechen, dass es Menschen geprägt hat. Ob nun gut oder schlecht sei mal dahingestellt, gibt beide Seiten. Gibt ja auch durchaus Menschen, welche den Kampf gegen Krebs überstanden haben und dadurch stärker geworden sind und sich jetzt zum Beispiel für Krebskranke einsetzten, oder allgemein selbstbewusster geworden sind.

    Aber auch wenn man natürlich lieber ohne Depressionen leben würde, würden die wenigsten sie wohl einfach wegschneiden wollen und so tun, als hätte es sie nie gegeben.

    Natürlich prägen einen gewisse Erlebnisse und auch darauffolgende (oder durch andere Ursachen entstehende) Krankheiten, aber deswegen ist die Krankheit nicht Teil der Persönlichkeit. Für mich sehe ich eine psychische Erkrankung eher als etwas an, das deine eigentliche Persönlichkeit unterdrückt und dir Energie und Potential wegnimmt. Wenn du es überstanden hast, falls das Überwinden möglich sein sollte, hat dich das geprägt, aber die Krankheit an sich ist eben nur das: Eine Krankheit und nichts, was dich "besonders" macht.


    Ansonsten ist das auch echt ein Romantisieren von Krankheiten, auch was Krebs betrifft. Ist sicherlich nicht so toll kotzend über der Kloschüssel zu hängen und über längere Phase nirgendwo mit seinem Freundeskreis hingehen zu dürfen, weil jede noch so kleine Infektion in der Chemo eine Katastrophe werden kann uä.

  • Bitte mansplaine mich hier nicht darüber, dass "psychische Erkrankungen komplizierter als eine Erkrankung" sind. Ich hab lang genug Neurowissenschaften studiert und mich nun für Psychologie eingeschrieben. Und weiß das selbst auch gut.

    Du musst aber nicht empfindlich reagieren, wenn jemand etwas sagt, dass du zufällig auch weist, von mir aus auch besser durch dein Studium. Solange es nicht falsch war, ist es imo Eitelkeit dann schnippig zu reagieren. Und das hier liest ja nicht nur du, sondern auch andere. Und es haben ja nicht alle die hier lesen Neurowissenschaften studiert.

    Und doch, ich hoffe schon, dass sowohl ich wie auch gewisse Personen, die mir viel bedeuten, geheilt und damit "gefixt" werden, weil ich weiß, dass die Krankheit mich und diese in unserem eigentlichen Potential zurückhält.

    Hoffen ist eine Sache.. ich weiß aber, dass sofern keine Wunderpille gegen Bipolaris erfunden wird, die Krankheit immer ein Teil von ihr sein wird. Natürlich habe ich auch die Hoffnung dass wir keine schlimmen, krittischen Phasen mehr erleben.. Aber der aktuelle Stand der Wissenschaft ist, die Krankheit kann ruhen, aber nie verschwinden. Und so lange sich da nix tut, gehe ich davon mal aus.


    Ist jetzt nicht böse gemeint, aber es wirkt auf mich, als wärst du doch irgendwie doch froh darüber, dass jemand auf dich irgendwo angewiesen ist, weil es dann leichter fällt zur Arbeit zu gehen uä. 😅

    Wenn da überhaupt eine Abhängigkeit existiert, was ich abstreiten würde, dann von beiden Seiten.. Ich glaube sie würde sogar schneller sagen "Bye"^^


    Und nein.. dass mir das die Überwindung verschafft arbeiten zu gehen ist definitiv kein Pluspunkt. Wenn es irgendeinen Grund gäbe durch den ich gerne wieder alleine wäre, dann wäre es genau der.. ^^

  • PS: Obwohl ich es doch etwas sehr extrem finde zwei Tage schon als "länger nicht melden" wahrzunehmen oder deshalb eben so traurig zu sein. Also zwei Tage sind so kurz, das würd ich als wirklich sehr anhänglich ansehen. ^^"

    Naja, wir reden jeden Tag, Fernbeziehung und so. Es gibt in jeder Beziehung irgendwo Regeln, und ein "hey, mir gehts gut" wäre ja schon ausreichend. Wenn das nicht kommt ist das eine überschrittene Grenze, und das kommt auch nur wenn er wirklich down ist. Da reicht mir dann ein "Hey, mir gehts atm nicht so, ich brauche space, ich liebe dich, bis später". Aber das war nicht der Punkt, der Punkt war eher, dass es halt Grenzen, Erwartungen und Kompromisse in jeder Beziehung gibt, und die auch trotz psychischen Erkrankungen beachtet werden müssen.

  • Jolt

    Ich hab es als etwas oberlehrerhaft oder als "ich erklär dir jetzt mal wie es ist, Mädel" gelesen. Wurde halt schon oft mal gemansplained, wenn ich so darüber nachdenke, auch hier ein paar Mal imo, obwohl ich wusste, dass ich in den Gebieten mehr Wissen und / oder mehr praktische Erfahrung diesem User gegenüber habe bzw auch von dir. Ich meine, Dude, ich hab mal über mehrere Posts hinweg erklärt wie meine sexuelle Oientierung aussieht und du hast mich über Posts hinweg versucht aufzuklären, dass dem nicht so ist. Ich will jetzt keine alten Diskussionen hervorholen, sondern wollte nur erklären wie ich es gelesen habe.