Achtung, es handelt sich um eine Albumpräsentation eines Rappers, der beleidigende Wörter, Drogenbegriffe und viele andere illegale Dinge verwendet/schildert. Wer da kein Bock drauf hat, sollte es sich nicht geben. Wer offen für Neues ist oder solche Musik eh feiert, der wird seinen Spaß mit Eros haben.
BASICS
Rin, einer der momentan am meist gehyptesten Rapper. Bekannt geworden u.a. als Feature von dem Österreicher (auf den ich später nochmal zu sprechen komme!) Yung Hurn in seinem bekannten Lied Bianco und Legende Shindy in Hallelujah, hat sich Rin mit mehreren Einzelveröffentlichungen, v.a. Bros, zu einem absoluten Hype entwickelt. Er war ein Act auf dem Splash 2017 und sein Debütalbum Eros wurde lange erwartet. Nun ist es etwa 1 1/2 Monate veröffentlicht und, entgegen der Erwartungen, ist es nicht der absolute Überflieger; es spaltet in gewisser Maßen die Rapfans. Einige lieben es, einige nennen es inhaltslos. Was ist es denn nun?
Rin macht "Cloud-Rap", ein Genre, das eigentlich aus den USA kommt. Es identifiziert sich durch "wolkige", verträumte Sounds und teils tiefgründigen Texten. Cloud Rapper in den USA grenzen sich schon stark von "Gangster"-Rappern ab. Falls ihr mal ein Beispiel hören wollt, gönnt euch irgendwelche Songs von Lil Yachty.
Trackliste
1. Intro / Liebe
2. Blackout
3. Bass
4. Bros
5. Vagabundo
6. Arrêté (Skit)
7. Ich will dass du mich brauchst
8. Dizzee Rascal Type Beat
9. Doverstreet
10. Nightlife
11. Gamma
12. Colette
13. Sag mir wenn du high bist
14. Monica Belluci
15. Aretha Franklin Freestyle
CLOSER LOOK
Intro / Liebe
Sicherlich - es ist immerhin auch ein Intro - das musikalisch am wenigsten "Lied" nennbare Stück auf dem Album. Rin spricht mehr als dass er rappt und redet von Liebe und Hass. Interessant ist, dass er eigentlich das Wort Liebe aber gar nicht verwendet in dem Song. Und schnell wird klar: Irgendwie sieht es mit der Liebe nicht so gut aus. Stattdessen spricht er deutlich aus, dass er die Person, an die sich das Lied richtet, hasst. Er schildert eine Art von Beziehung, jedoch stets in der Vergangenheitsform. Es ist also eine Art Liebeskummer-Ballade und das gleich zum Einstieg ... Ich weiß nicht, ob man da nicht eventuell sogar auf eine Art "Hintergrund des ganzen Albums" schließen lässt. Musikalisch ist das Lied weder ein Ohrwurm, noch ein Partysong. Kann mir vorstellen, dass das in wenigen Playlists landet, auch nicht in meiner - zugegeben. Aber textlich ein interessantes Werk.
"Ich hasse dich aus tiefstem Herzen
Es tötet alles in mir"
Blackout
Partyhymne! Nein wirklich, ich weiß nicht wie's bei euch so ist, aber hier in Frankfurt ist Blackout innerhalb kürzester Zeit eines der Lieder gelaufen, was einfach jede Nacht und überall läuft. Der Beat pusht, Rin rappt laut und "aggressiv", der Text handelt - wie eigentlich fast immer - von Marken, Bitches und Drogen. Das Lied überzeugt vor allem durch seinen Beat und seine eingängige Hook ... "Es ist Blackout, Shawty kriegt ein Blackout" kann sich doch fast jeder merken! Hier haben wir auch direkt das erste Beispiel für die ständigen Wiederholungen, die sich über das ganze Album ziehen. Rin schafft es damit, dass seine Songs schnell in den Ohren der Hörer bleiben: Bisher gut gelungen!
"Ich kaufe Duty-free zehn Stangen Kippen
Komm, wir geh'n in eine Gasse und wir kiffen
Baby relax, meine Jacke Steep Tech
Denn sie liebt es, wenn es von Supreme ist"
Bass
Das chilligste Lied des ganzen Albums, mit ziemlicher Sicherheit. Bass ist einer der Hits von Eros. Der Beat ist ein Meisterwerk, der Synthesizer lässt das Lied fast schon hypnotisch wirken, was durch die ständige Wiederholung einzelner Zeilen ("Ich liebe Kippen", "Ich will Bass", "gib mir mehr") nur noch versteckt wird. Die ständigen Ausrufe, die man leise im Hintergrund nach den Lines hört ("H**rensöhne", "fette Fische", "ohh Junge", "übel teuer", ...) lassen das Lied noch mehr grooven. Was den Lyrics angeht knüpft Rin ziemlich genau an Blackout an: Selbstdarstellung pur. Allerdings beginnt hier langsam das, was (mMn) das Album vollkommen ausmacht: Rin erzeugt einen Vibe. Supreme, Marlboro, Apple, ... Das sind Marken und Dinge, die irgendwie Status haben und zeigen. Rin zeichnet ein möglichst cooles Bild von sich und das gelingt ihm. Wer sich damit identifizieren kann, findet hier schnell ein Zuhause in dieser Musik.
"Ich find', es passt, was ich mach'
Ich bin Produkt meiner Jungs und meiner Stadt
Pulverfass voller Feelings, voller Hass
Mein Bruder Ash schlägt und Kiefer machen Knack"
Bros
Okay, hier haben wir die wahre Partyhymne. Na ja, irgendwie sind es beides Partyhymnen. Mir persönlich geht Bros fast schon ein bisschen auf die Nerven, aber hier sind sich selbst die Kritiker einig: Das ist ein krasser Song. Der Beat ist auch hier absolute Weltklasse und Rin muss sich wirklich bei seinen Produzenten für diese Werke bedanken! In diesem Lied kommt textlich die Ich-Mach-Was-Ich-Will-Attitüde des Rappers erstmal wirklich richtig deutlich zum Vorschein (s. Zitat unten, dort sogar wortwörtlich): "Baby" hört erstmal Rin, danach vielleicht auch noch ein bisschen Drake ... Ganz schön hoher Sockel, auf den sich Rin stellt, mit so einem Lied aber vollkommen in Ordnung. Auch wenn Bros auch der Werbesong für Marlboro Gold sein könnte, schafft Rin "den" deutschen Ohrwurm des Jahres mit diesem Lied.
"Zehn Packung'n Marlboro Gold und ein Gin
Alle machen Scheiße, ich mach, was ich will
Baby hört mein Tape und dann Drake
Baby hört mein Tape und dann Drake"
Vagabundo
Unruhiger Beat, schnell gerappter Text, wieder viele Wiederholungen. In dem Lied geht's um Rins Chayas. *lach* Tatsächlich sagt er in dem Lied irgendwie auch nichts anderes, in der Hook wiederholt sich die Zeile "Denn ich bin ein Vagabundo" durchgehend, welche aussagt (spanisch) dass er ein "Landstreicher" sei. Er kommt nachts nicht heim, sondern pennt auswärts - bestimmt bei einem Kumpel! Rin schildert hier schöne Aktivitäten mit seinen Frauen, malt diese mit raptechnisch sehr ansehlichen Elementen super aus und nutzt diesen aufmischenden Beat um ein Lied zu erzeugen, was nur eine Aussage hat und trotzdem breiter wirkt. Obwohl das Gesamtbild gewöhnungsbedürftig ist und nicht jedem gefällt ist Vagabundo mit Sicherheit das Lied, was verheißt, dass wir von Rin (hoffentlich) noch Großes zu erwarten haben ...
"Renne weg in Yamamoto
Sie wird nach mir suchen – SOKO
Und immer wenn ich sage, "No no"
Schießt sie mit der Liebe *pow pow*"
Arrêté (Skit)
Langsam wird's interessant ... Während Rin bisher noch von seinem Style und seinen Frauen, sowie seinem Konsum berichtet hat, wird es in Arrêté langsam ernster. Das Lied handelt von "BabyBaby". Man kann das so bezeichnete Mädchen wohl durch viele x-beliebige Frauen ersetzen, doch auf jeden Fall kommt sie auch in anderen Liedern vor. An der Stelle kann man sich mal fragen, ob hier eigentlich immer jemand anderes zu denken ist (wie es Vagabundo andeutet), oder ob die im Intro besungene Ex (?) von Rin nicht vielleicht doch eine größere Rolle spielt als man zunächst denkt. Interessant ist übrigens auch der Titel: Arrêté ist französisch und bedeutet soviel wie "Hör auf". Das Zitat unter diesem Abschnitt sagt meiner Meinung nach auch dazu schon einiges aus. Kein Kondom? Interessant, ist eigentlich Baby damit auch einverstanden, wenn sie doch eigentlich die ganze Zeit ruft "Hör auf"? Baby scheint allgemein auch nicht so der Hammer zu sein, denn sie ist wohl weder beliebt, noch wollte er groß was von ihr außer Geschlechtsverkehr ... Letztlich hat er doch Gefühle und liebt sie. Bezug zum Intro? Denkbar. Das Wortspiel mit den Gefühlen zeigt, dass Rins Fähigkeit weit über reine Wiederholungen, wie sie natürlich auch in dieser Hook vorkommen, hinausgeht.
"Ich benutz' kein Gummi, weil es Liebe ist
Und ich scheiß auf alle Bitches, die beliebter sind
Kann Gefühle nicht zähl'n, weil's zu viele sind
Ich wollte eigentlich nur ficken, doch ich liebe dich"
Ich will dass du mich brauchst
Gottgleicher Beat, kaum Text. Der Titel ist Programm, diese Zeile wiederholt Rin sogar noch öfter als er Marlboro Gold in den Mund nimmt (wer checkts). Tatsächlich zieht sie sich durch das ganze Lied. Ich will dass du mich brauchst ist eines der bereits im Voraus veröffentlichten Lieder gewesen, erfuhr allerdings auf Eros noch einen kleinen Zusatz. Die Zeilen "Maria, Maria, komm geh an dein Handy" und alles danach sind hinzugefügt worden und fast schon als eigenes Lied zu verstehen. Das Zusammenlegen zweier Lieder in eines - das ist ein Stilmittel, das Rin auch noch bei einem weiteren Song verwendet hat, dazu später mehr. Interessant ist, dass Rin in diesem Lied einen betrunkenen Eindruck macht, teilweise wirken Zeilen wie "Ich hab kein' Selbstbewusstsein, brauch dass du mich brauchst" fast schon ein wenig ironisch. Wie das Lied zu verstehen ist, bleibt jedem selbst überlassen, kommt man darüber hinweg, dass das Lied eben relativ monoton ist, ist es meiner Meinung nach eines der besten Lieder des Albums. Die Aussage des Liedes ist eindeutig und warum überhaupt um dieses Gefühl des Liebeskummers so krass drumherum reden? Mit sehr wenigen Worten drückt Rin ein Gefühl aus, dass zumindest ich genau so kenne und ich denke da bin ich nicht alleine. "Maria" habe ich bisher noch nicht so ganz verstanden. Auf jeden Fall sind dort viele religiöse Bezüge und man kann schon ableiten, dass irgendwie ein Gebet von Rin nicht erhört wurde, bzw. irgendwas falsch gelaufen ist und Rin deshalb jetzt mit Maria "sprechen" möchte. Im übertragenen Sinne also: Hey Gott, warum hast du mir meine Freundin weggenommen? Das ganze Lied hat denke ich auch einen großen Bezug zum Intro und ist damit wirklich interessant. Ansonsten ist der Vibe, der im ganzen Lied erzeugt wird einfach so stark, dass ich's einfach auch heute noch bei jedem Anhören fühle. <3
"Ich bin alleine hier, ich brauch's, dass du mich brauchst
Ich bin alleine dort, ich brauch's, dass du mich brauchst
Ich hab' kein Selbstbewusstsein, brauch's dass du mich brauchst
Babe, keine Ehre, Babe, ich brauch's, dass du mich brauchst"
Dizzee Rascal Type Beat
Kann mir den Titel halt immer noch nicht ganz merken. Dizzel Rascal ist halt irgendein Musiker von dem ich - trotz weit gefächertem Musikgeschmack und großem Interesse an der Marterie im Allgemeinen - noch nie gehört habe, macht wohl Hip Hop. Warum das jetzt ein "ähnlicher Beat" ist oder so weiß ich daher nicht, mit dem Titel kann ich also nichts anfangen. Das Lied ist eigentlich ganz chillig, wirkt auf mich aber teilweise wirklich einfach wie ein Filler. Ich mags ehrlich gesagt nicht so. Mag zwar einige Lines daraus, wie bspw. die unten zitierte, aber finde das Lied ansonsten relativ leer. Soll wohl so eine Art "Schaut mal, was ich erreicht habe, ich bin krass, jetzt braucht ihr gar nicht angekrochen kommen"-Stereotype sein, den man ja von vielen Rappern kennt, aber na ja ... Superman-Bezug ist aber cool! PS: Wenn Rin einen Güter noch mehr bewirbt als Marlboro Gold (wo wir uns übrigens sicher sind, dass er mit denen einen Vetrag hat ...), dann ist es Supreme. In jedem Lied. In jedem - verdammten - Lied. Aber irgendwie ist Supreme halt auch cool, wa?
"Scheiß auf sechzig Euro für die Bahn, ich zahl's nicht
Das ist der Ich-hab'-no-Monedos-und-fahr'-Bahn-Shit
Das ist der So-darf-ich-nicht-mit-dem-Auto-fahr'n-Shit
Das ist der So-halten-mich-Bullen-an-und-fahnden
Scheiß auf Ape, trage 'preme, everyday
Deine Freundin zahlt fürs Chillen mit Gramm Haze"
Doverstreet
Auch eines meiner Lieblingslieder vom Album. Beat ist ganz cool, hätte aber teilweise etwas aggressiver sein können für meinen Geschmack, was hier aber wirklich cool ist, ist einfach der Text und Rins Art zu rappen. Unglaublich chilliges Lied, mit ziemlich lässigem Text, den man sich gut geben kann, wenn man selber gerade mit den Jungs, respektive Mädels, unterwegs ist bzw. kurz davor ist, gleich irgendwo was zu starten. Textlich gehts hier halt um seine Jungs, Drogen (jaa, tatsächlich ist mit grün und weiß Gras und Koks gemeint lol) und natürlich wieder jede Menge Namedropping. Es baut eine chillige Atmosphäre auf, er rappt vom Zocken und wie er sich bei Dover Street paar Sachen bestellt. Warum eigentlich nicht? Ein Lied, was den chilligen Vibe, der bereits durch Bass sehr stark aufgebaut wurde, weiterhin aufgreift.
"Brüder fragen: Bruder, was geht?
Einer Weißwein, einer schmeißt Es (einer Es)
Ich hab' mit dem Scheiß kein Problem"
Nightlife
Shawty, Babe, BabyBaby oder wie sie denn jetzt auch heißen mag ist wieder da! Und jetzt wird ihr endlich mal wieder ein ganzer Song gewidmet, meine Güte, wurde aber auch Zeit langsam. Hier gehts um Party und Drogen, kiffen, Alkohol und Teile schmeißen. Gut, wer drauf steht feiert das Lied bis in die Unendlichkeit und wer's nicht feiert, der halt nicht. Neben Party und Drogen spricht Rin auch eines der typischen Klischees an, dass Frauen auf Männer die sie irgendwann wohl eh verletzen (wie Rin) abfahren, weil ihr Vater sie schlecht behandelt hat. Es geht viel um Neid und das Ausbrechen aus dem alltäglichen Leben. Aufgrund all dieser Bezüge ist Nightlife für mich textlich eins der besten Lieder, auch wenn der Text an sich sehr viele Wiederholungen und nicht allzu große Strophen hat. Die Message ist eindeutig, vor allem etwas älteren Schülern und Studenten bestimmt bekannt und somit schafft Rin es auch in dem Lied die Gefühle seiner Zuhörer zu treffen und ihr Verlangen auszuformulieren. Ist doch eigentlich krass, wenn jemand es hinkriegt das, was man sich immer und immer wieder in tausend Variationen denkt und doch nicht ausprechen kann, einfach in wenigen Worten dahin rappt, oder?
"Komm, wir rauchen vierzig Stangen Kippen, Mann
Du siehst mich und du beißt dir auf die Lippen, ah
Du gehst an allen vorbei wie 'ne Zicke
Dein Herz ist so leer, so wie deine Mische"
Gamma
Und noch mal geht's um sie, aber interessanterweise scheint dieses Lied deutlich weniger oberflächlich als bspw. Nightlife, schon auf den ersten Blick. Berge die man nicht bewegen kann? Begleitung in die Hölle? Gott und Verzeihung? Da wirds doch irgendwie ziemlich tief. Textlich will ich zu Gamma nicht viel sagen, ich denke der Text sagt genug aus und ist relativ einfach (egal in welche Richtung) zu deuten, das soll ruhig jeder für sich selbst mal rausfinden, was er darin sieht. Gamma ist übrigens - denke ich mal - ein Bezug auf die vernichtende Gammastrahlung. Oder so. Tut jedenfalls weh das Lied, irgendwie so all over. Rin singt auch ziemlich viel in dem Lied und hier sieht man eindeutig dass Autotune sein Freund ist. Spätestens hier könnte man den Eindruck bekommen, dass Rin als Künstler selbst was seine Rap-/und Gesangstechnik angeht gar nicht sonderlich viel auf dem Kerbholz hat. Dennoch: Ebenfalls einer meiner Favoriten.
"Und immer wenn wir streiten
Lässt uns Gott auch dann alleine
Den Teufel immer an der Seite
Und der lässt uns nicht alleine"
Colette
Für mich so mäßig das komischste Lied des Albums, ich weiß immer noch nicht ob ich es echt gut oder doch einfach schlecht finden soll. Textlich mischt Rin hier eben sein Namedropping Markenhype mit Gefühlen und Wehmut. Raptechnisch ist hier vor allem die Pre-Hook große Klasse, aber ansonsten ist das Lied eher ziemlich ... eben. Der Beat ist nicht schlecht, aber auch nichts besonderes und so steht man ziemlich unentschlossen vor Colette. Wenn ich Colette google kommt eine französische Schriftstellerin ... Weiß man da genaueres? Ich glaube nicht. Wie auch immer, ebenfalls eher einer der Filler auf dem Album, oder ich bin noch nicht bis zum Kern durchgedrungen.
"Sie hört mein Tape und dann Drake
Baby sagt, „Ey, was geht?“
Beyoncé, Say My Name
Baby, soll ich Haze mitnehm'n?
Chill' an Bushaltestellen und trinke den Woddi
Baby will zu mir nach Haus'"
Sag mir wenn du high bist
Da haben wir es, das meiner Meinung nach beste Lied des Albums. Ohne lang zu fackeln: Für viele wohl eher verstörend, finde ich den Text dieses Liedes unglaublich aussagekräftigt. Doch fangen wir vorne an: Sag mir wenn du high bist beinhaltet nicht nur das genau so genannte Lied, sondern noch ein zweites Lied, welches man wohl mit "Komm' in meine Seele und verderb' mich" bezeichnen kann, auch wenn es keinen offiziellen Titel hat, hier ist also wieder dieses oben genannte Stilmittel zu finden. Das Lied ist mit über 6 Minuten Länge das längste des Albums. Im ersten Teil dieses Zweiteilers wiederholt Rin die Titelgebende Phrase sehr häufig, wechselt sie aber auch ab mit anderen, ähnlichklingenden Lines wie "Lass mich nicht alleine" oder "Ich will zwischen deine Beine". Insbesondere Letzteres sorgt dann doch eher für Aufsehen, erinnert fast schon ein bisschen an das mulmige Gefühl bei Arrêté und schreckt sicherlich auch einige ab. Tatsächlich finde ich die Aussage des ersten Teils aber eigentlich ziemlich krass, denn im Grunde kann man da bspw. reininterpretieren, dass Rin dieses Girl nur zu kriegen scheint, wenn sie unter Drogeneinfluss steht. Interessant wird es aber erst wirklich, wenn wir uns "Komm' in meine Seele und verderb' mich" anhören: Hier findet man wirklich guten, tiefgründigen Text und auch meine absolute Lieblingslines des Albums (siehe Zitat unten). Fast schon widersprüchlich wirken die Aussagen, doch letztlich ergeben sie Sinn. Rin dreht in diesem Lied den Spieß um, es wirkt eher so, als wäre diejenige, die er dort berappt, ein schlechter Einfluss auf ihn und nicht andersrum, so wie in fast allen anderen Liedern. Ich finde die Aussage, dass Menschen andere Menschen stark verändern können und starke Gefühle oft etwas aus jemandem machen, was dieser jemand eigentlich gar nicht sein wollte. Im Bezug auf "Sag mir wenn du high bist", kann man hier natürlich Drogen als Beispiel nehmen und auch das positiv oder negativ bewerten aber Fakt ist: Dieses Werk bietet so viel Interpretationsansätze, dass man gar nicht aufhören kann darüber nachzudenken (was einem bei mehr als 6 Minuten Länge auch schon mal so vorkommen kann, haha). Auch musikalisch ist Sag mir wenn du high bist ein großartiges Lied, vor allem der zweite Teil ist sehr hochwertig gerappt, der Beat ist ebenfalls auf ganz hohem Niveau und natürlich schafft Rin wieder das, was er mit eigentlich jedem Lied und somit dem ganzen Album schafft und auch schaffen will: Er erzeugt diesen Vibe. Diesen Vibe, den man nicht so ganz mit einem Wort erklären kann, aber der doch eindeutig ist. Unglaublich.
"Baby, komm, wir machen uns gemeinsam kaputt
Aus zwei werden eins, komm, wir teil'n unsre Luft
Komm in meine Seele und verderb mich
Und ich weiß ganz genau, dass du leer bist"
Monica Bellucci
Endlich geht's ans Eingemachte, hier kommt gleich der nächste Kracher. Das Thema dieses Lieds ist klar: Ecstasy, dessen Effekte und die Techno-Szene. Unter anderem der Berliner Club Berhain, der wirklich berühmt und berüchtigt ist, wird mehrmals genannt, ebenfalls werden Künstler wie A$AP Rocky genannt. Das alles schafft natürlich wieder ein starkes Bild von einer "Shawty" die eine ganz besondere Person ist ... "Sie will eine Molly in ihrem Drink haben" Will sie das wirklich? Das ist eine Frage, die in diesem Lied eigentlich irrelevant scheint, denn sie schmeißt sich ja quasi die ganze Zeit eine nach der anderen, aber bezieht man sich bspw. auf Arrêté wird einem doch wieder fast etwas mulmig, v.a. wenn man die Line "Nie Liebe von daheim / Hatte nie Liebe von daheim (keine Liebe)" (nein, (leider) kein Prinz Pi Bezug!) im Hinterkopf hat. Monica Bellucci ist einer der großen Hits des Albums, der Drake-ähnliche Beat und die ins Ohr gehende Hook, sowie das pikante Thema Drogenkonsum reißen einfach viele Menschen immer wieder dazu hin, es immer und immer wieder zu hören. Man kann das Lied, siehe Line "Sie will Gästeliste rein", auch gut auf "Nightlife" beziehen und Bezüge herstellen. Shawty wäre halt gerne auch dabei, mit Rin und so ... Aber ob sie das nicht im Nachhinein bereit, weil sie sich "beide kaputt" machen?
"Shawty fühlt sich so allein
Und deshalb schmeißt sie noch ein Teil
Nie Liebe von daheim
Hatte nie Liebe von daheim (keine Liebe)"
Aretha Franklin Freestyle
Und damit sind wir beim letzten Lied angekommen, ein Lied welches noch mal ordentlich Eindruck macht. Aretha Franklin ist eine der bekanntesten Sängerinnen der Welt, machte vor allem Soul-Musik und stand vor allem für Revolutionen für Frauenrechte und Rechte für Afroamerikaner. Insofern ist es interessant, dass Rin sein Lied nach ihr benennt, außerdem im Titel aber noch klarmacht, dass es sich um einen Freestyle handelt. Es ist außerdem das einzige Lied, in dem er zu Beginn spricht ohne Beat (was Rapper eigentlich relativ häufig machen). Das gesprochene hat kaum eine Aussage, leitet das Lied aber bereits ziemlich lässig ein. Der Beat ist erneut Weltklasse und die Hook "Lauf mit mir, lauf mit mir" brennt sich genauso schnell ein wie alle anderen. Textlich ist das Lied fast frei von dem üblichen Präsentieren von Marken und ähnlichem, es geht mehr um eine Frau, die als Kolumbianieren beschrieben wird (was übrigens öfters auf dem Album vorkommt). Rin äußert in dem Lied gefühlte und Warnungen. Warnungen an die Frau, die er da gerade besingt. Im unteren Zitat sieht man bereits, wo der Kontakt mit ihm hinführt und darauf sollte man sich wohl vorbereiten, wenn man sich auf ihn einlässt. Zum Abschluss greift Rin also wieder den Vibe auf, der sich durch das ganze Album gezogen hat. Musikalisch ist das Lied chillig, klingt wie die meisten anderen auch und wirkt dadurch etwas "unbesonders", je näher man aber hinguckt und auf den Text achtet, desto besser wird es. Träume? Hatte man mal.
"Und weil er weg ist, bist du down mit mir
Hol ein bisschen Ganja, rauch mit mir
Du liegst in meinem Bett, vertraust du mir?
Du hast Träume, ich verkauf' sie dir"
CONCLUSION
Eros ist ein interessantes Album. Musikalisch ist es nicht unbedingt eintönig, aber auch nicht außergewöhnlich abwechslungsreich. Rin bleibt seinem Cloud-Rap-Stil treu, wird sogar mit einigen Liedern noch verträumter. Bedanken kann er sich vor allem bei seinen Produzenten Lex Lugner x Minhtendo, die seinen teilweise doch nur mittelmäßigen Texten und Rapstil helfen, trotzdem sehr cool anzukommen. Rin wirkt unfertig und auch nicht unbedingt zufrieden mit sich selbst, aber Optimisten - so wie ich! - haben Hoffnung, dass Rin in Zukunft noch mehr aus sich rausholt. Jedenfalls ist kontrovers, ob das Album wirklich den großen Erwartungen gerecht wurde und Rin muss sich dem ständigen Vergleich mit Yung Hurn entgegenstellen, der mit Hits wie Popo oder Ok Cool natürlich alle Augen auf sich zieht.
Thematisch ist zwischen dem für Rapper typischen, aber bei Rin doch irgendwie anders auftretenden, Angeberein und Selbstdarstellungen, eine Schwelle an Gefühlen zu erkennen, die einen überrascht. Rin rappt teilweise wirklich aus tiefster Seele und das scheint akzeptiert zu sein in der Rapszene. Und das ist cool. Auch wenn Eros in fast jedem Song entweder Marlboro Gold oder Supreme, in den meisten Fällen sogar beides, besingt und heiligt, erzeugt es eben gerade damit diesen Vibe. Diesen Vibe, den ich nicht in ein Wort fassen kann und ehrlich gesagt auch nicht in mehrere. Ich liebe das Album und höre es sehr oft, weil es das was ich fühle und denke auf den Punkt bringt. Nicht alles, aber einen großen Teil. Ich bin gespannt ob Rin in Zukunft noch mehr davon ausformulieren kann. Der Hype ist gerechtfertigt, jetzt muss er allerdings beweisen, dass er kein kurz auftretendes Phänomen ist, von dem bald keiner mehr redet. Im Endeffekt, stimmt mich dieses Album aber positiv, was diese Frage angeht.