Sometimes

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  • Erinnerungsstücke


    Verblasste Stimmen rufen mich in die Vergangenheit, ein entfernter Traum schwebt über mir. Die Fesseln meines unerfüllbaren Schicksals sind durchbrochen worden, doch die Ketten klirren an der leeren Wand. Die erträglichen Tage des Verdrängens sind gezählt, in meiner Hand verrinnen die Sekunden wie Sand. Der Spiegel der Täuschungen ist zerbrochen, und ich erkenne, dass mich die Last der Wahrheit zu Boden ringen wird. Gleich einer schwindenden Illusion wird alles Licht von Dunkelheit ertränkt. Längst vernarbte Wunden meiner Seele brechen wieder auf, wenn ich in die Splittern des Spiegels schaue. Als Wanderer durch die Leere trage ich eine schwere Last.

  • Keine Kommentare... Warum!? Leute .______.


    Die andere Seite


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    In einem Moment änderte sich alles.
    “Warum?”
    Das Wort hallte in der unangenehmen Stille nach und brachte mit zwei Silben all die Verzweiflung und Fassungslosigkeit zum Ausdruck, die sich in Katsumi angestaut hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten und fragte wieder, diesmal lauter: “Warum?”
    Niemand sah ihn an. Die wie gesichtslos erscheinenden anderen Kinder eilten an ihm vorbei und warfen ihm keinen einzigen Blick zu, als ob er ihnen peinlich wäre.
    “Wa-” Katsumis Stimme brach, und er wankte zu einem der hölzernen Tische, um sich an dessen Kante festzuhalten. Eine gähnende Leere schien sich in ihm aufzutun und sein Dasein zu verschlucken,. Es schien, als wäre sein Leben nur auf diesen einen Moment zugesteuert worden und würde mit ihm auch enden. Der Junge starrte an den Reihen der Bücherregale entlang und sah, dass zwei Ordensschwestern mit aufgesetzter Mitleidsmiene zu ihm herabschauten, doch seine Augen nahmen nichts davon wahr. Durch die hohen, schmalen Fenster des altehrwürdigen Gebäudes fielen Sonnenstrahlen in den holzgetäfelten Raum und zeichneten Streifen auf den Laminatboden. Der Geruch von Bohnerwachs, Staub und alten Büchern stieg Katsumi in die Nase, doch er fühlte nur das schwarze Loch in seinem Magen, das sich in seine Eingeweide zu fressen drohte. Nie hatte er gedacht, dass dieser Augenblick käme. Hatte gehofft, dass dieser Kelch an ihm vorbeigehe, darauf gezählt, dass ihm in diesem Leben wenigstens eins der schlimmsten Dinge entgehen würde, die er sich ausmalen konnte: Seinen engsten Freund zu verlieren. Für immer. Katsumi wiederholte die Worte stumm in seinen Gedanken, doch immer wieder tauchte nur eine Frage in ihnen auf: Warum?
    Er hatte all die Widernisse, die ihm auf seinem Weg aufgelauert hatten, mit Sturheit und Trotz ertragen, hatte den Preis gezahlt, der für seinen nie erstickten Widerstand gefordert wurde, und hatte mit angesehen, wie alle, die ihm etwas wert gewesen waren, sich von ihm abgewandt hatten. Bis auf Takeru. Und nun…
    “Nein…”, hauchte Katsumi und glitt neben dem Tisch zu Boden. Die rechte der nahebei stehenden Schwestern reichte ihm die Hand, wie um ihm wieder hochzuhelfen, aber er beachtete sie nicht.
    “Steh auf, Tsumi”, sagte die junge Frau mit monotoner Stimme. Es machte ihn wütend, dass sie wie selbstverständlich seinen Spitznamen benutzte, und er würdigte sie keines Blickes.
    “Du kannst nichts daran ändern. Takeru ist gegangen.”
    “Sagt das nicht”, flüsterte Katsumi und merkte plötzlich, dass Tränen seine blicklosen Augen füllten. “Ich werde Euch nicht verzeihen.”


    Der Raum leerte sich. Wahrscheinlich hatte die nächste Unterrichtsstunde bereits angefangen, doch Katsumi verschwendete keinen Gedanken daran, während er mit dem Rücken an dem Tischbein lehnte. Er kratzte mit seinen dreckgeschwärzten Fingernägeln am Holz des Laminatbodens, und riss sich die Nagelbetten auf. Unbeteiligt beobachtete er, wie ein kleiner Blutstrom an seinem Daumen herunterlief.
    Etwas in ihm hatte sich aufgelöst, war zerbrochen. Er lauschte in der Stille auf seine Herzschläge und war überrascht, sie noch zu vernehmen.
    Takeru…
    “Wenn ich nur wüsste, was mit dir geschehen ist”, flüsterte Katsumi in die Leere und war überzeugt, dass ihn sein Freund, wo auch immer er war, hören konnte. “Warum? Es ist so sinnlos…” Er brach ab. Er war nicht einmal dagewesen.
    Vor fünf Tagen hatte er einen letzten Fluchtversuch aus dem Kloster unternommen. Vielleicht würde er es nie wieder tun, denn er war kurz vor dem Ziel geschnappt worden. Dunkle Erinnerungen fluteten über ihn herein, und Katsumi schauderte. Die Mauern dieses Gefängnisses waren zu hoch für ihn.
    Fünf Tage hatte er in einer der winzigen, vor Dreck und Unrat starrenden Zellen ausgeharrt, die man für Seinesgleichen eingerichtet hatte. Und als er wieder freikam, hatte man ihm diese Nachricht überbracht. Schwindsucht. Wie, verdammt noch mal, konnte Takeru an Schwindsucht sterben? Katsumi hätte es eher für glaubhaft gehalten, dass sein Freund bei einem Aufstand von den Hunden des Abtes zerfleischt wurde. “Warum…”, flüsterte er wieder, doch diesmal schien ihm sein Herz eine Antwort zu geben.
    Katsumi holte tief Luft und spürte erneut die Verzweiflung, die ihm den Hals zuzuschnüren drohte. Hatten die Schwestern nicht mit Vergnügen beobachtet, wie ihn die grausame Wahrheit erreichte? War die von ihnen gereichte Hand nicht ein hinterhältiger Versuch gewesen, ihn in seinem schwächsten Augenblick auf ihre Seite zu ziehen?
    Es war Zeit, hier herauszukommen. Der zusammengekauerte Junge wiegte hin und her und betrachtete seine rechte Hand, die mit Narben übersäht war. Jede davon stand für einen Versuch, sich der Fesseln dieses Ortes zu entledigen, und verpflichtete ihn auf diese Weise, seiner Gesinnung treu zu bleiben. ‘Takeru ist hinter den Schleier getreten’, dachte er grimmig, ‘doch ich würde ihn verraten, wenn ich meinen Widerstand aufgeben würde. Ich will die andere Seite dieser Mauern sehen, und nicht nur aus fernen Geschichten und einer mehr und mehr verblassenden Erinnerung davon träumen.’
    Katsumi stand auf. Wieder betrachtete er die hässlichen weißen Streifen auf seinem Handrücken, und ihm wurde bewusst, dass Narben ein Anzeichen dafür waren, dass die Wunden verheilten. Nun wollte er die Risse in seiner Seele endgültig verschließen. Mit einem bitteren Geschmack im Mund dachte er an Takeru, der ein Jahr älter gewesen war als er und keine Gelegenheit ausgelassen hatte, den Schwestern zu zeigen, dass er nicht eine ihrer Marionetten war. ‘Ich folge ihm, doch nicht in den Tod’, schoss es Katsumi durch den Kopf, den eine eiserne Entschlossenheit gepackt hatte. ‘Alles, was er für mich getan hat - doch ich will nicht daran denken. Takeru hat sie nie gesehen, die Welt hinter diesen Mauern, und jetzt gibt es für mich kein Zurück mehr.’
    Der letzte, endgültige Schritt wartete auf ihn.


    Eine Stunde später hatte er all seine Habseligkeiten aus dem Schlafsaal mitgenommen und in seiner abgenutzten Tasche verstaut. Niemand war auf den Fluren zu sehen, es war Zeit für die Mittagsgebete. Man würde ihn sicher nicht vermissen, so selten, wie er sich dort freiwillig blicken ließ. Dennoch, das wichtigste war, dass sich der Abt nun ebenfalls dort befinden musste, weshalb sein Raum unbewacht sein würde.
    Katsumi schlich durch die wohlbekannten Gänge, und spürte, dass es heute vielleicht das letzte Mal sein würde. Er war bereit, alles dafür zu geben. Vielleicht war er im Begriff, etwas unglaublich Dummes zu tun, doch nun, da Takeru tot war, hielt ihn nichts mehr hier. Der Gedanke versetzte seinem Herzen einen heftigen Stich.
    Es war Zeit für ihn, die andere Seite zu sehen. Etwas zu hören und zu fühlen, das nicht durch die Ordensschwestern und ihr Credo vorgegeben war.


    Der schön eingerichtete Raum war tatsächlich offen. Katsumi überlief eine Welle freudiger Erregung, die er nicht erwartet hatte, und er wich auf seinem Weg zum Nachttisch, in dem der Abt seinen eigenen Torschlüssel aufbewahrte, den anderen, ausladenden Möbelstücken aus. Wie ein Mensch, der so viel auf Enthaltsamkeit und Buße gab, in solchem Luxus leben konnte, war Katsumi schleierhaft. ‘Heuchler’, dachte er, ‘lässt die ihm Anvertrauten auf Strohbetten schlafen…’
    Der Junge riss mit klopfendem Herzen die Schublade auf - und da waren sie, säuberlich aneinandergereiht. Er griff sich den Größten und verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen.


    Wissend, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, schlich Katsumi umsichtig durch die Gänge, die wie die Eingeweide eines Riesen völlig ausgestorben dalagen. Er blendete alle störenden Gedanken aus und konzentrierte sich auf das Geräusch der leise schlurfenden Füße der Mönche oder das Staksen der Nonnen, doch nichts war zu hören.
    Allein, aus dem Gebäude zu kommen, war schwierig. Wie er schließlich noch das riesige Gelände unbemerkt überqueren sollte, war ihm ein Rätsel, doch er spürte, dass Takeru seinen Weg begleitete. Heute, wenn auch sonst niemals hatte er einen Schutzengel.


    Und dann war der Moment gekommen. Katsumi stand in der winterlichen Kälte draußen vor dem hohen Eisentor, das hinaus auf die Welt führte. Der Schlüssel in seiner Hand zitterte, und der Junge wusste kaum, wie er atmen sollte. Die Mauer, die ihn sein ganzes Leben begleitet hatte, würde fallen. Entschlossen steckte er den kleinen Schatz in seiner Hand in das schwarze Schloss und drehte ihn um. Mit einem verräterischen Knirschen, das Katsumis Herz beinahe zum Stillstand brachte, schwang die Pforte auf. Was dahinter wartete? Er wusste es nicht.
    Der eine Schritt hinaus auf den kiesgestreuten Weg, der von den altehrwürdigen Klostergebäuden wegführte, kostete ihn mehr Kraft als alles andere. Er spürte, dass er Takeru und seine gesamte Vergangenheit verließ.
    Katsumi schob den Riemen seiner Umhängetasche höher und dachte: ‘Auch wenn ich dir nicht auf die andere Seite des Todesschleiers folgen kann, mein Freund, so werde ich die Erinnerung an dich hinaus in die Welt tragen.’
    Es war dieser Moment, den er als einzigen in seinem bisherigen Leben nicht bereute.

  • Huhu Leandy ^_^

    Wollte dir schon so lange mal einen Kommentar hinterlassen, aber habe mir einfach nie genug Zeit dafür genommen, da ich wenn mehrere Geschichten von dir kommentieren wollte. Aber ich dachte, ich lasse die blöde Erörterung erst mal bei Seite und schreibe mal was zu deiner neusten Kurzgeschichte. Versuche dann des Öfteren mal vorbeizuschauen, denn ich finde es immer so schade, wenn einem niemand einen Kommentar hinterlässt.


    Achso… zu anfangs möchte ich aber noch kurz sagen, dass ich hier im BisaBoard noch nicht so oft mit Kurzgeschichten gehandhabt habe (sagen wir noch gar nicht ^^“), daher werde ich dieses Mal so verfahren, dass ich Inhalt und Stil zusammenpacke. Ich hoffe, das ist nicht weiter schlimm.


    Die andere Seite
    Bei dieser Überschrift hätte ich es wohl als schwer empfunden, einen wirklich abwechslungsreichen bzw. überraschenden Text zu schreiben. Aber mal sehen, was du draus gemacht hast. Im ersten Moment sieht die Geschichte ja schon mal sehr lang aus. Ob sie aber auch umfangreich ist, wird sich wohl zeigen.


    Der Anfang gefällt mir auf jeden Fall sehr gut. Katsumi, den ich fälschlicherweise zuerst als Mädchen abgestempelt habe, wirkt sichtlich verzweifelt, weil sein Freund von ihm gegangen ist. Doch anstatt dass andere Mitleid für ihn verspüren, streuen sie auch noch Salz in die Wunde, wie es mir scheint. Da ja der erste Satz „in einem Moment änderte sich alles“ aussagt, dass alles in dem Hier und Jetzt passierte, würde ich sagen, dass er gerade die Todesnachricht bekommen hat. Wenn einem dann noch jemand einreden möchte, dass es einfach so ist, wie es ist, macht es die Situation nicht besser. Im Gegenteil, man leidet viel mehr darunter. Daher gefällt mir diese Stelle sehr, wobei sie bestimmt noch einen kräftigeren Nachdruck verleihen hätte können. Ansonsten mag ich es auch, dass er weint, denn das zeigt, wie hilflos und verlassen er sich in diesem Moment doch fühlt, obwohl ihn die innere Leere zu bewohnen scheint. Dies wird ja auch noch durch seine Handlung untermalt, wo er sich selbst Schmerzen zufügt bzw. seinen Händen (die armen Hände :o). Dann eine Stelle, die mir unglaublich gut gefallen hat:

    Zitat

    Etwas in ihm hatte sich aufgelöst, war zerbrochen. Er lauschte in der Stille auf seine Herzschläge und war überrascht, sie noch zu vernehmen.

    Wow… da fällt mir erst mal wirklich nichts zu ein. Einfach umwerfend, denn man kann es förmlich nachempfinden.


    Im weiteren Verlauf wird einem ja klar, wieso sein Freund gestorben ist, vorausgesetzt man weiß was Schwindsucht ist. Fraglich ist vielleicht, ob man es wirklich hätte nennen sollen, denn wenn der Leser selbst ein wenig grübeln muss, ist ja auch ganz nett. Andererseits möchte man es natürlich auch wissen, daher bin ich hier auch ganz hin und her gerissen. Vielleicht hätte sich auch eine Umschreibung ganz gut gelohnt, denn so wäre beides enthalten gewesen.
    Katsumi scheint ja wirklich psychisch, und in spezieller Weise auf physisch, am Ende zu sein und mir gefällt es unglaublich gut, dass du die Narben mit eingebaut hast. Schade, dass du das Symbol zugleich auch schon (selbst wenn vielleicht auch indirekt) aufgedeckt hast, denn man hätte es bestimmt schön selbst entschlüsseln können.


    Dann endlich erfasst Katsumi ein Umschwung und er möchte sich nun seinen Peinigern den Rücken kehren. Ich würde ja gerne wissen, als was genau er in diesem Kloster gilt. Vielleicht eine Art Sklave oder Gefangener? Ist bei mir eher schleierhaft, daher liegt es wohl am Leser selbst zu entscheiden, um wen es sich bei der Person genau handelt. Dem Verhalten der anderen nach zu beurteilen, ist er aber eher niederen Ranges. Jedenfalls hätte ich in den nächsten Zeilen wirklich noch einen gewissen Spannungsmoment erwartet bzw. eine Stelle, die vollkommen unvorhersehbar ist. Mag sein, dass das von meinem Hang zum Dramatischen kommt, aber andererseits hätte es im Leser bestimmt noch weitere ergreifende Gefühle auslösen können. So auch das Ende, es kam etwas schnell, würde ich mal wage behaupten. Mag sein, dass du auch mit der Wortbegrenzung zu kämpfen hattest, aber er geht durch das Tor und das war es? Einerseits drückt es diese innerliche Umwandlung in Katsumi aus, da er sich ja endlich entschlossen hat, zu flüchten (und es dieses Mal auf verwirklicht bekommt), doch andererseits ist fraglich, ob wenn nach häufigen Fehltritten auf einmal alles wie „geschmiert“ läuft. Ist aber wohlmöglich eher eine subjektive Meinung, daher ist auch der letztendliche Verlauf durchaus möglich. Dadurch hast du auch einen schönen Bezug zu Überschrift geschaffen. Eine Mauer, die sozusagen eine andere Seite von der Seinen trennt und die er es schafft, zu erreichen. Schön ist dabei auch die Aussage, dass er seinen Freund nicht vergessen wird.


    Alles in einem eine sehr schöne Kurzgeschichte. Vielleicht nicht ganz stilistisch, da man ja mit vielen Gefühlen der Person konfrontiert wird, was aber meiner Meinung nach auch nicht verkehrt ist. Vor allem der Anfang hat mich gepackt, doch fand ich, dass es zum Ende hin zu sehr abklingt und die Handlung immer mehr abfällt, wobei das auch eher wieder Ansichtssache ist. In der Geschichte generell geschieht ja nicht allzu viel, doch die einzelnen Elemente, die du miteingebracht hast, gefallen mir da doch sehr gut.


    Das war es dann erst mal von mir. Entschuldige, dass dieser Kommentar etwas wüst ist. Werde demnächst versuchen, ihn etwas übersichtlicher zu machen. ^^“


    Liebe Grüße~








  • "I'm gonna tell you a story with no happy ending."


    For Someone


    [Blockierte Grafik: http://img534.imageshack.us/img534/6204/lifecyclebyekbs.jpg]


    I'm gonna tell you a story with no happy ending,
    because there's no happy ending in life.
    Everything's gonna end in the dark,
    and there'll be no life without death.


    But Life is more worth than anything else,
    It's a spark in the shadows,
    It's a firework in the dark,
    It's a candle in the rain,
    It's a voice against your fate,
    It's a thing which's never too late,
    It's a song in the silence,
    It's a fight without power,
    It's a star which forever will shine,
    It's a cross all over the time.


    It's a poem without any words.


    There's nothing you know
    but the lonely way you go.


    Your soul is broken
    like splittered glass.


    There are no wounds healing
    without any scars left,
    just stand like a rock
    and watch your heart bleeding.


    I'll tell you a story with no happy ending,
    'cause life doesn't know how to be fair.


    It's a poem which doesn't need words.

  • Huhu Leandy^^


    Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich dir nochmal einen Kommentar hinterlasse. Aber es ist einfach schade, dass es hier so still ist, daher werde ich das auch gleich mal ändern. Außerdem gefällt mir dein neues Gedicht unglaublich gut… da muss man doch einfach wieder vorbeischauen =)
    Nicht wundern, wenn meine deutschen Übersetzungen nicht ganz richtig sein sollten ^^“


    For someone
    Schon ein sehr starker Titel. Ein Gedicht bzw. Eine Geschichte für irgendwen, somit ist jeder angesprochen und kann sich diesen Zeilen widmen. Ob Jung ob Alt, ob krank ob schwach, für irgendwen wird dies da sein und sich ihm auch als nützlich erweisen. Gefällt mir sehr gut.

    Zitat

    I'm gonna tell you a story with no happy ending,
    because there's no happy ending in life.
    Everything's gonna end in the dark,
    and there'll be no life without death.

    Ich werde dir eine Geschichte erzählen, ohne ein Happy Ending,
    denn da ist/gibt es kein happy Ending im Leben.
    Alles wird enden in dem Dunkeln
    und da wird kein Leben sein, ohne den Tod.


    Einfach eine schöne Einleitung. Der Leser wird angesprochen, sozusagen „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, doch es wird keine Gute sein“. Finde ich persönlich unglaublich stark und weckt auch gleich mein Interesse. Es erzeugt auch direkt eine sehr düstere Stimmung, da du ja auch das Wort Tod und „Dunkelheit“ miteingebracht hast. Für manche vielleicht auch ein sehr heikles Thema, doch aus dem geht wirklich die Wahrheit hervor, selbst wenn es das Leben ja in einem sehr düsteren Glanz erstrahlen lässt.



    Gut, im einzelnen übersetzen werde ich das jetzt mal nicht, da diese Zeilen ja recht leicht zu übesetzen sind. Aber auch diese Strophe gefällt mir sehr gut. “Leben ist mehr wert als alles andere”, somit hebt sich die fast schon kritische Meinung auf das Leben der ersten Strophe wieder stückweise auf. Denn hier wird das Gegenteil bewiesen. „Hey, Leben ist mehr als nur der Tod“, wodurch sich die trübe Stimmung langsam in ein Funkeln verwandelt. Das wird auch dadurch deutlich, dass die Zeilen nach und nach an positiver Stimmung zunehmen, wenn man beispielsweise „es ist ein Funke im Dunkeln“ und „Es ist ein Stern, der für immer scheinen wird“ vergleicht. Somit kann man als Leser die Steigerung der Gefühle immer besser nachempfinden. Deine Vergleiche gefallen mir im Übrigen sehr gut. Dinge, die wir uns vielleicht nur in Träumen ausmalen können, mit dem Wert des Lebens gleichgestellt. Demnach wirklich gut getroffen, wenn nicht schon eine leichte Übertreibung darin enthalten sein mag. Wobei es in dieser Hinsicht auch geteilte Meinungen geben kann, was wirklich der Wert des Lebens ist und daher auch nicht ganz einfach. Doch im poetischen Sinne, hast du es einfach auf wundersame Weise mit dieser Strophe beschrieben.


    Zitat

    It's a poem without any words.

    Kleine Zeile, ganz groß, würde ich mal sagen. Der Wert des Lebens… ein Gedicht ohne Wörter. Einfach ein umwerfender Vergleich und wenn man seine Augen so über die Wörter gleiten lässt, verharrt man einen Moment und denkt sich „hey, ich bin hier in einem Gedicht und das Leben ist mehr als das? Es hat keine Wörter?“, somit stellt das Gedicht immer wieder indirekt Fragen an den Leser bzw. hinterfragt man teilweise das, was man liest. Dadurch wird einfach eine unglaubliche Stimmung in einem erzeugt, wie ich finde.


    Zitat

    There's nothing you know
    but the lonely way you go.


    Your soul is broken
    like splittered glass.

    Ich muss sagen, dieser Umschwung hat mich dann doch leicht aus den Gedanken gerissen. Während man noch über den wahren Wert des Lebens grübelt, der so schön beschrieben wurde, werden nun ganz andere Seiten aufgezogen. Es heißt nun selbst, dass man das nicht wissen kann, aber es ist der Weg, den du alleine gehst. Die Seele zersprungen in ihre Einzelteile, wie ein zersplittertes Glas. Vermutlich zeigt dies, dass das Leben zwar einen gewissen Wert hat, doch dieser zerstört und in seine Einzelteile zerlegt wird. Es ist aber schwer, all die Empfindungen noch zuzuordnen. Als wäre es ein Sturm aus Lust und Verlust. Einerseits die Lust nach dem Leben und andererseits der Verlust am Leben.


    Zitat

    There are no wounds healing
    without any scars left,
    just stand like a rock
    and watch your heart bleeding.

    Auch wunderschön und wieder so wahr. Wenn du verletzt wirst, heilt es niemals ohne eine Narbe. Doch gleich dahinter versteckt sich eine Lehre, eine kleine Mut-machung, denn man soll wie ein Fels einfach so dastehen und sehen, wie das Herz blutet. Traurig, aber zugleich auch einfach berührend. Der Leser wird abermals miteinbezogen und fühlt sich zwischen den Zeilen regelrecht gefesselt.


    Zitat

    I'll tell you a story with no happy ending,
    'cause life doesn't know how to be fair.


    It's a poem which doesn't need words.

    Auch das Ende hast du wieder sehr schön gewählt und es ist auch sehr schön zu lesen, dass sich die Zeilen von zuvor, die einen besonderen Nachdruck verliehen, wieder nennst. „Ich werde dir eine Geschichte erzählen, weil das Leben nicht weiß, wie es fair sein kann“ – „Es ist ein Gedicht, was keine Wörter braucht“.


    Zum Ende hin stellt es sich ein kleines Rätsel, wie ich finde. Die letzte Zeile lässt einen grübeln, ob nicht sogar gerade dieses Gedicht damit gemeint war. Und so denkt man im Stillen nochmal daran, erinnert und versucht zu verstehen, demnach ein wunderbar verschlüsselt, sodass längst nicht jede Zeile einfach offenliegt. Gefällt mir, wie auch schon gesagt, wirklich gut dein neues Werk, daher belasse ich es auch soweit mit meinem leicht unschlüssigem Kommentar und lasse einfach die Zeilen noch ein Weilchen in meinem Gedächtnis ruhen, ehe ich wohl zu einem Schluss komme ^_^ Ich hoffe, das stört dich nicht.


    LG~
    Noxa^^

  • @ Noxa: Noxaaaaa *___* Ein Kommi, juchu! Und ein Vorschlag für den Profibereich - meine verehrten Kollegen diskutieren schon. Danke für die Komplimente, Leute ;> Danke an dich, Noxa, dass du einer der wenigen bist, die hier mal vorbeischaut. Freut mich sehr. Auch ist schön, dass dir mein Gedicht gut gefällt ^^ dein Kommi war hilfreich, und ich werd nächstes Mal versuchen, mich an die Vorschläge zu halten. Dieses Gedicht lag mir auch wirklich am Herzen, und ich hoffe, dieser Someone versteht es so, wie ich es gemeint habe. Es ist alles andere als perfekt, aber der Inhalt hat für mich gezählt.


    Hier ist jedenfalls ENDLICH MAL WIEDER eine Story, die es geschafft hat, auf dem ersten Platz zu landen (herzlichen Dank an alle Voter und auch die, die mir eine kleine Kritik dazu geschrieben, aber keine Punkte gegeben haben. Ich persönlich bin mit dem Text nicht soo zufrieden, es ist einfach zu KURZ. Aber naja, eigentlich mag ich ihn schon. Die Idee habe ich von Flying Sea, die mir unfreiwillig und ohne es zu wissen ganz schön geholfen hat ^^ Danke hierfür <3, und außerdem haben mich mehrere Sachen inspiriert: Mein Volleyball, die anstehenden Klausuren, welche der Grund waren, dass ich dies hier geschrieben habe, und das Lied "The Voice" von Celtic Woman. Aber ich will gar nicht mehr viel labern, sondern einfach loslegen. Hier ist:


    Nur ein Spiel

    [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/250/thechoiceangelvsdevilby.jpg]


    Es fiel dichter Regen an dem Tag, der mein Leben verändern und in den Abgrund stürzen sollte. Der Wind fuhr über die Ebene und spielte mit den Ästen der dürren Kiefern, die in einiger Entfernung einen kleinen Hain bildeten. Das dunkelgrüne Gras wurde von den unerbittlichen Böen gebogen, sodass die freie Fläche wie ein wogendes Meer wirkte. Finstere Wolken bedeckten den Himmel, sodass kein Sonnenstrahl hindurchgelangte, während der eisige Regen wie Messer in die Haut der Umstehenden stach.
    Eine Menge aus blicklosen Gesichtern schaute auf mich herab. Mindestens fünfhundert Besucher hatte es an diesem grauen Nachmittag zum Finale der Festspiele verschlagen, und sie musterten uns beide, die Konkurrenten um den Sieg in den Schönen Künsten. Nie hätten sie gedacht, dass einer von uns mit seinem Schicksal haderte.
    Die hölzernen Ränge, die mehr schlecht als recht um das Feld gezogen worden waren, schwankten und knarrten im Sturm. Die Erde zu meinen Füßen war aufgewühlt und dunkel vor Feuchtigkeit wie die zerfetzten Eingeweide eines Toten, Spuren des Kampfes, der nun beinahe an seinem Ende angelangt war und dennoch einer Fortsetzung bedurfte. Noch war es nicht vorbei.
    Dieser Gedanke versetzte meinem Herzen einen tiefen Stich. Wir waren an einem Punkt angekommen, an dem es kein Zurück mehr gab. Ich hatte die falsche Entscheidung getroffen, als ich angetreten war.
    Saiyuri. Was war nur geschehen? Warum mussten wir uns hier wiedersehen, hier, am Ende dieses letzten Turniertages, am Ende meines Weges? Grimmig dachte ich, dass ich keine andere Wahl hatte, als sie zu besiegen. Als ich quer über das Kampffeld in Saiyukis Augen schaute, die mich wie ein Fuchs beobachtete, wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, was sie mir bedeutet hatte, ob wir nun zusammen waren oder nicht. Und dennoch durfte ich nicht ihretwegen aufgeben. Wie gern ich das getan und mich dem allgemeinen Spott preisgegeben hätte!
    Stattdessen hatte ich meine Verantwortung gegenüber meiner Familie zu erfüllen. Seit unzähligen Jahrzehnten lebten wir als Nomaden in der Wüste Hoenns, und seit drei Monaten war kein Regen mehr gefallen. Die tausend Pokèdublonen, die den Sieger erwarteten, wäre nicht nur für meine Familie, sondern auch für die der anderen Nomaden eine lang erwartete Rettung.
    Ihre leuchtend roten, lockigen Haare wurden vom Wind verwirbelt und bildeten einen nassen Kranz um ihr sommersprossiges Gesicht. Ihr schweres, wollenes Kleid war durchnässt vom peitschenden Regen und klebte an ihrer Haut. Der Anblick erinnerte mich an fröhlichere Zeiten, die jedoch schon lange vergangen waren. Alles in mir sträubte sich dagegen, diesen furchtbaren Kampf fortzusetzen, denn ich ahnte, dass es für einen von uns das Ende bedeuten würde.
    Nie würde ich meine eigenen Begehren über das Wohl meiner Familie stellen, so sehr sich mein Herz bei dem Gedanken zusammenzog. Und es war schon viel zu viel Zeit verstrichen.


    Altaria und Libelldra schwebten noch einige Meter höher und ließen einander nicht aus den Augen. Die Köpfe des Publikums folgten ihnen. Mit einem erstickenden Gefühl im Hals starrte ich zu meinem Partner hinauf und wusste, dass ich es hinter mich bringen musste. Ich hatte nie gedacht, dass es jemals so weit kommen würde, und auch jetzt noch war nichts als hilflose Wut in mir, während ich meine zur Faust geschlossene Hand betrachtete und fühlte, wie mich eine Welle dunkler Erinnerungen überflutete. Für einen Moment ließ ich es zu.
    Der Verlust war so nah und lag dennoch schon so lange zurück. "Libelldra", rief ich dem eleganten grünen Drachen zu, "wir müssen es beenden." Jedes Wort ging mir schwerer über die Lippen, und ich ahnte, dass ich den Satz bald beenden müsste, da sonst meine Stimme versagte. "Feuerodem und Drachenklaue, schnell."
    Seine rot schimmernden, feurigen Augen fixierten das ruhig dahinschwebende Altaria mit einem Blick, der Steine durchbrechen konnte, doch in den eisblauen Augen seines Gegenübers fand er nur tiefstes Bedauern. Der grüne Drache wand sich elegant wie eine Schlange und flatterte mit den kurzen, aber muskulösen Flügeln, während ich mir wünschte, dass ich den Befehl zum Angriff nie gegeben hatte, aber wahrscheinlich war es besser so. Es würde alles einfacher machen.
    Libelldra stieß ein heiseres Brüllen aus und verharrte mitten in der Luft wie ein Kolibri, indem es schnell mit den Flügeln flatterte. Sein Maul öffnete sich, zeigte mehrere Reihen gebogener weißer Zähne. Ein Funken blitzte auf, und ein helles Sirren vibrierte in der regennassen Luft. Eine zuerst kleine, aber sich ständig ausbreitende Flammenzunge zischte aus seinem Maul hervor und schlängelte sich wie ein grünes Band in den Himmel. Smaragdenes Feuer erleuchtete den Kampfplatz, und vom Boden stieg dichter, olivfarbener Nebel auf. Ein Rauschen ertönte, dann tauchte der anmutige Drache in ihm ein. Das Feuer züngelte zu Altaria hinauf und leckte an ihren Flügeln, während sich der blaue Vogel schnell in Sicherheit zu bringen versuchte.
    "Schutzschild und Eisstrahl! Libelldra kommt von unten!" Saiyuris klare, weibliche Stimme hallte über das Feld. Die sich gelbgrün verfärbenden Flammenzungen erreichten Altaria nicht mehr. Sie hatte die Augen geschlossen, der kleine anmutige Schnabel war leicht geöffnet, als wollte sie schlafen, und um sie herum hatte sich eine hellblau funkelnde Membran gebildet. Der Vogel stieß einen hellen Schrei aus, und die Flammen um Altaria herum verloschen. Ein blauer Funkenregen ging auf den khakifarbenen Nebel nieder, der nun das ganze Feld bedeckte, während am Horizont weißliche Blitze zuckten. Der Sturm wurde heftiger, die Kiefern bogen sich in seinen Böen. Schaudernd zog ich meinen abgetragenen Mantel um mich. Mit beiden Füßen stand ich tief im Morast.
    Saiyuris Altaria legte die Flügel zusammen und ließ sich wie ein Stein fallen, während Libelldra nach oben schoss. Ein Keuchen ging durch die Reihen der Zuschauer, als der Nebel knisternd an dem Schutzschild des blauen Vogels entlangfuhr und Funken stieb. Er drehte sich in einer grazilen Bewegung zu Libelldra um, öffnete den schmalen Schnabel und erschuf in ein paar Sekundenbruchteilen eine kleine, eisblaue Kugel vor sich, in dem sich das diffuse Licht, das aus dem Nebel aufstieg, brach. Libelldra drehte eine Pirouette, um sich weiter emporzuschrauben. Ein eiskalter Luftzug schoss an dem rechten Flügel des Drachen vorbei und es zuckte zusammen, doch Altaria hatte nicht getroffen. Ein Schleier aus Eiskristallen ging vor seiner Schnauze nieder, als sich der Eisstrahl auflöste, und der Drache legte sich in die Kurve, wobei die glitzernden Teilchen überall verstreut wurden.
    Als er mit Blutgier in den Augen nach Altaria Ausschau hielt und die Zähne bleckte, sah er plötzlich, dass sich der blaue Vogel viel zu tief hatte fallen lassen und nun kaum einen Ausweg mehr hatte. Ein Schauder der Erregung ging durch den schlanken Körper des Libelldra, als es den nahen Sieg witterte und seine restlichen Kräfte zusammen nahm.


    Mit Tränen in den Augen sah ich zu, wie sich der grüne Drache vom Himmel auf sein Opfer stürzte, sah die Angst in Saiyuris Gesicht, und wusste, dass sie mir niemals würde vergeben können. Und ich wusste, dass ich diese Entscheidung mein Leben lang bereuen würde.
    Der Regen lief meine Wangen herab, der Wind zerrte an meinem Mantel. Meine Fäuste waren fest geschlossen, als ich sah, wie Libelldra seinen Sieg vollendete, hörte mit schmerzendem Herzen den Jubel des Publikums, sah, wie sich Saiyuri mit sorgenverzerrtem Gesicht über ihr Altaria beugte, sah in Libelldras Augen, das unsicher zurückgeflogen kam und neben mir landete. Ich streckte eine zitternde Hand aus und berührte seinen schuppigen, starken Rücken, der mich viele Male hinaus in die Freiheit getragen hatte... Ich hätte es wissen sollen. Der Schmerz, der sich nun meiner bemächtigte, war viel tiefer als alles, da sich je zuvor gefühlt hatte. Ich sah in Saiyuris wundervolle grüne Augen, die tränenerfüllt waren wie die meinen, und mir sagten, dass es kein Zurück gab.
    Ihr Arm lag auf der Schulter ihres bewusstlosen Partners, ich sah die langen Striemen, die Libelldras elegante Drachenklaue darauf hinterlassen hatte, und war mir sicher, dass ich weniger als die geforderten drei Minuten für den Sieg gebraucht hatte. Ein bitterer Sieg. Das Blut des verletzten Vogels benetzte den dunklen Boden, und es schien mir, als bliebe es an meinen Händen haften. Ich bewegte mich keinen Schritt von Libelldras Seite, als die Menge zu toben anfing. Die Jury hatte keine Wahl. Hier war nicht die Anmut der Attacken entscheidend gewesen, sondern der Wille.
    Der Wille, dachte ich, und schauderte. Hatte mich das blutige Spektakel nicht auch mitgerissen? Aber dann erinnerte ich mich an das Leuchten von Saiyuris Augen, als sie mich vor ein paar Jahren aufgefordert hatte, meinen Stamm zu verlassen und bei ihr zu leben. Mit ihr. Mein Herz verkrampfte sich. Längst vergessen, doch warum dachte ich daran? Warum dachte ich an ihre weiße Haut, an ihre schmalen Züge? Es war alles verloren. Ich blickte zu Boden, Wasser tropfte aus meinen Haaren. Ich hatte meine Strafe erfahren.

  • Diesen Wettbewerb habe ich überraschend gewonnen, was bei meiner minimalen Übung beim Gedichteschreiben echt unglaublich war. Ich danke allen, die für mich gevotet haben.
    Leider kann ich nicht ebenso leicht dem Misstrauen begegnen, der mir als Leiterin des von mir gewonnenen Wettbewerbes teils entgegen gebracht wird, doch an dieser Stelle sei noch einmal versichert, dass es durch den engen Zeitrahmen gar nicht in meinen Möglichkeiten stand, einen Vorteil herauszubilden. Was ebenfalls sicher nicht so einen großen Unterschied bewirkt hätte. Ich habe gewonnen, wie es der Zufall so will, und ich wäre auch bereit gewesen, die Punkte wieder abzutreten. Das Gedicht ist nicht aus Ehrgeiz entstanden.


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    Unser Lied in der Nacht


    Goldener Mond, vergängliche Pracht,
    unser Lied hallt durch die Nacht.


    Wir sind Blutrot und Himmelblau,
    vereinen uns mit zartem Band -
    Flammend' Feuer und eisig' Tau
    tropft vom fernen Himmelsrand.


    Immerwährend einsame Wacht,
    unser Lied hallt durch die Nacht.


    Wir treten aus dem Dunkeln,
    weise Hüter dieser Welt -
    seht mit uns das Funkeln
    am ewig schönen Sternenzelt.


    Geschwisterlich geteilte Macht,
    unser Lied hallt durch die Nacht.


    Wir entflohen in die Leere,
    gleich Laub umspielt vom Wind -
    überquerten stille Meere,
    waren gemeinsam wieder Kind.

  • Huhu Leandy ^_^
    Schon wieder ich ^^“ Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich nun häufiger mal vorbeischaue und auch einen Kommentar dalasse. Erst mal herzlichen Glückwunsch zu Aufnahme in den Profi-Bereich ^_^ Wobei ich ja mit die Letzte gewesen wäre, die daran gezweifelt hätte.
    Deine Bilder, die du mit hinzufügst, sind auf jeden Fall sehr nett. Doch je nachdem, woher du sie hast, wäre glaube auch das Nennen des Künstlers selbst nicht so schlecht, oder? Ist vielleicht einfach etwas netter. ^^


    Nur ein Spiel
    Welch Ironie, dass mein Favorit des Wettbewerbes auch gleich deine Geschichte war. Da sieht man mal wieder, wie sehr es mir deine Werke angetan haben. Meiner Meinung nach war der Sieg auch wohlverdient, da er einfach etwas düsterer war und sich somit von den anderen Abgaben einfach grundlegend unterschieden hat. Als „zu kurz“ habe ich es persönlich jetzt nicht empfunden.


    Inhalt
    Zum Inhalt selbst lässt sich wohl nicht allzu viel sagen, da das Thema ja im Großen und Ganzen vorgegeben war. Aber was du daraus gemacht hast, ist dennoch sehr entscheidend. Aus dem ganzen heiteren Kram stach deines besonders hervor, da es auch eine gewisse Brutalität enthielt. Erst wird man ein wenig mit der Umgebung vertraut gemacht und weiß, was schon mal ein sehr guter Einstieg ist. Dann plötzlich gibt es fast einen Sprung, wo man sich dann plötzlich in dem Körper des Ich-Erzählers wiederfindet, so kam es für mich vor. Das habe ich auch als sehr spannend empfunden. Dann der Kampf zwischen den beiden Trainern, die sich offenbar kennen, was vor allem zum Ende hin noch etwas Klarer wird. Man fiebert auch regelrecht mit, weil man eigentlich beiden den Sieg gönnen wurde. Etwas hat es mich verwundert, dass die Trainer anfangs noch Befehle gaben und später aber die Pokémon von alleine gehandelt haben, oder kam es mir nur so vor? Ansonsten gefiel mir der Kampf aber sehr gut und natürlich auch dessen Ausgang: Das Altaria liegt geschlagen auf dem Boden und dem Gegner plagen Gewissensbisse. Stark :>


    Stil
    Dein Stil ist in dieser Geschichte wirklich sehr ansprechend. Du bist sehr genau auf die Umgebung eingegangen und hast sie besonders auch in einer gewissen Stimmlage beschrieben. Also mehr „kalte“ Wörter für den trüben Tag uns dessen Bedeutung, anstatt freudig Warme. Das sagt mir persönlich sehr zu und ich finde, das ist auch nicht immer so einfach. Den Kampf hast du auch gut verständlich beschrieben, selbst wenn ich manchmal etwas rausgekommen bin und mich erst mal vergewissern musste, bei welchem der beiden Pokémon ich mich nun wirklich befand. Das kann aber natürlich auch an meiner Konzentration gelegen haben. Ansonsten spürt man auch einfach, dass du dem Leser die Geschichte auch wirklich vermitteln möchtest, was einem Hunger auf mehr macht. ^_^



    Alles in einem wirklich gelungen, da es mich einfach von der Gefühlslage des Ich-Erzählers auch sehr anspricht und einen gegebenenfalls auch nachdenklich stimmt. Meine vier Punkte würde ich auf jeden Fall nicht mehr ändern wollen, so viel steht fest ^_^



    Unser Lied in der Nacht
    Auch mit Gedichten tue ich mich manchmal schwer, was vor allem Pokémon-Gedichte betrifft, daher sie mir bitte nicht böse, wenn hier der Kommentar etwas kürzer ausfällt. Im Großen und Ganzen habe ich aber schon bei dem Vote gesagt, wie ich es finde. Aber dennoch kann ich dazu bestimmt auch hier ein paar Worte loswerden. Formal hat mir das Gedicht aber schon mal sehr zugesagt, vor allem, weil du auch noch Zweizeiler hinzugepackt hast. Wie auch schon gesagt, hätte ich so eine weitere Strophe am Ende noch sehr schön gefunden, die das Ganze vielleicht nochmal vollkommen abschließt, selbst wenn die letzte Strophe so auch sehr schön ist. Was hier besonders herausstach, denke ich, waren die einzelnen Adjektive, die im Leser sehr tiefsinnige Gefühle auslösen können. Zudem hast du auch die Natur miteinbezogen wie „gleich Laub umspielt vom Wind“. Sowas gefällt mir immer unglaublich gut. Vom Inhalt her ist es halt einfach Ansichtssache, daher kann ich da wohl auch nicht so viel zu sagen. Es wirkt aber sehr romantisch, da du die beiden eben mit dem Glanz der Nacht vereint hast. Alles in einem ebenfalls wieder ein verdienter Sieg, würde ich mal sagen. ^^


    Das war es dann erst mal von mir :> Bis zum nächsten Werk
    LG~

  • @ Noxa-sama: Danke für das Kommi und die Glückwünsche :'D Das mit dem Urheberrecht habe ich bisher öfter vergessen... bis auf die Photos und Bilder, die meine sind, wie gesagt. Schön, dass dir meine Texte so gut gefallen - im Moment spüre ich aber, dass sich mein Stil irgendwie auf dieses "kalte" versteift, muss sehen, dass ich da wieder rauskomme. Zu dem Gedicht: Nun, es ist einfach extremst schwer für mich, ein Gedicht zu schreiben, und ich habe die Zeit auch hochkonzentriert drangesessen im Unterricht. Abschließen konnte ich es leider nicht mehr, weil das Komitee ja die Beschränkung von 6 Strophen festgelegt hatte, ich aber nicht die Zweizeiler zu den anderen packen wollte. Hätte so gequetscht ausgesehen.
    Richtig gedankt hab ich dir ja schon per Skype :> Jedenfalls werd ich die Fehler noch suchen gehen und versuchen, meinen einen Leser (!!!) nicht zu enttäuschen mit den nächsten Sachen. In nächster Zeit werden jedoch ziemlich viele Sachen kommen - weniger Klausuren! *freu*


    Hier ist jedenfalls ein Gedicht, das heute wegen Langeweile in Physik entstanden ist. Es ist für jemanden in meiner Parallelklasse, und auch nur derjenige wird die darin enthaltenen Anspielungen auf ihn verstehen :'D Es hat ein wenig Handlung, aber es ist sowohl metrum- als auch reimfrei. Hab nur drauf geachtet, ob es einigermaßen flüssig ist - ist es nicht. Derjenige mochte es aber trotzdem :'D Ansonsten ist es eher ein sehr metaphorisch zu betrachtendes Gedicht, vieles ist nicht wörtlich in eine sinnvolle Bedeutung "übersetzbar". Waren auch verschiedene Erinnerungen und Eindrücke im Spiel. Und nein, der Typ ist nicht mein Freund :'D


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    Quelle


    Unter weißen Flügeln

    Am stillen See
    Im tiefen Wasser
    wächst verborg'nes Leben


    In hohen Lüften
    versteckt in Wolken
    wartet der Verrat


    Am schwarzen Meeresgrund
    zwischen den Vulkanen
    Lauert die Gefahr


    In der Seele der Menschheit
    im Abgrund des Herzens
    ruhen uns're Ängste


    Im Funken des Zweifels
    Im Gift der Worte
    offenbart sich das Ende


    Unter blauem Himmel
    dicht am Sternenzelt
    nimmt die Zeit ihren Lauf


    In rotem Feuer
    In flamm'der Hitze
    werden wir zu Staub


    Leben. Verrat. Gefahr. Ängste. Ende. Lauf. Staub.

  • Vorwort: Bei dieser Geschichte habe ich mir wirklich sehr viel Mühe gegeben... Umso glücklicher bin ich auch, dass er den zweiten Platz erreicht hat <3


    Spiegelbild des Nachthimmels


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    Dunkelheit hatte sich über die Welt gelegt, vereinzelt blickten Sterne kalt durch die Wolken auf die kleinen Städte hinab, die wie Lichterketten in der Landschaft verteilt waren. Sie zerfraßen die wohltuende Finsternis und warfen scharfe Schatten in die Hügel der Umgebung.
    Ein leichtes Zittern ging durch den Untergrund. Lucian drehte sich im Schlaf auf die andere Seite und zog seine Bettdecke eng an sich. Ein angespannter Zug bildete sich um seine Mundwinkel.
    Das Rattern fuhr fort, wurde zu einem immer lauteren, eindringlicheren Geräusch. Ein scharfes Quietschen wie von heißgelaufenen Reifen schloss sich an, das metallisch und allzu vertraut klang. Die Erde erbebte immer mehr, unregelmäßig. Als ob man in einem fahrenden Auto sitzen würde.


    Lucian schreckte auf. Das Licht war angegangen, ein kaltes, neonfarbenes Licht. Nicht das Licht in seinem Zimmer. Kälte drang ihm durch die Haut. Die Luft schmeckte abgestanden und nach Plastik.
    Mit einem schmerzhaften Herzschlag überwand er sich und öffnete die Augen. Konnte es wahr sein?
    Er befand sich in einem weißen, schlicht eingerichteten Zugabteil. Niemand war zu sehen, weder in der Kabine noch draußen. Doch er war hier noch nie jemandem begegnet. Diese Welt war völlig ohne Leben.
    Keine Koffer auf den Ablagen, kein Kaugummi unter den Sitzen... die ganze Umgebung war wie ausgestorben. Lucians Körper verkrampfte sich. Er wusste, was jetzt kam, doch er hatte keinen Einfluss darauf. Mechanisch drehte er seinen Kopf nach rechts und starrte aus dem von Raureif überzogenen Fenster, wissend, dass ihm nur noch einige Sekunden der Ruhe vergönnt waren, bis ihn endgültig der Traum in seinen Fingern hätte.
    Blutunterlaufene, gerötete Augen mit einem grauen Schimmer starrten ihm gefühlslos entgegen, und Lucian erschrak. Ja, das war er selbst. Wie hatte es dazu kommen können? Wie lange hatte er schon nicht mehr traumlos geschlafen?
    Und es war oft ein und derselbe Traum. Dieser Zug... in jeder Einzelheit hatte er sich ihm eingeprägt. Das Hahnentrittmuster der grünen Sitze, die Aluminiumstäbe vor den immer vereisten Fenstern, das unrhythmische und sich doch wiederholende Rattern...
    Lucian lehnte den Kopf an den makellosen Sitz und starrte nach draußen. Eine tote Landschaft zog an den Fenstern vorbei, Grau - und Sepiatöne waren das einzige, das er durch die Scheiben erkennen und in der Dunkelheit ausmachen konnte. Unwillkürlich rückte er näher an die Fensterscheiben heran, und sein rotes Haar in der Spiegelung bildete bald den einzigen Farbklecks in seiner Sichtweite.
    Was bedeutete dieser Zug? War er in dem Traum überhaupt real? Und die Endstation - was würde diesmal dort auf ihn lauern? Welchen Stolperstein hatte ihm sein Unterbewusstsein wohl noch in den Weg zu stellen, den er noch nicht kannte? ,Meine Vergangenheit bietet jedenfalls genügend Material‘, dachte er bitter. ‚Siebzehn Jahre voller schlechter Erinnerungen.‘ Er schloss seine rechte Hand zur Faust. Gegen diese Gedanken musste er ankämpfen.


    Der Zug passierte zwei verlassene Bahnhöfe, nur unmerklich langsamer werdend. Die Radscheiben sirrten unheilverkündend und sprühten Funken. Vielleicht würden sie irgendwann nachgeben und er müsste diesen Traum nicht mehr alle paar Nächte durchwandern. Welch kalte Welt es hinter den Fensterscheiben gab, wollte er gar nicht wissen.
    Je länger er sich in die Landschaft draußen hineinvertiefte, desto unschärfer schien das Abteil zu werden. Sein eigenes Spiegelbild wachte mit misstrauischen Augen über ihn.
    Unbemerkt von Lucian färbte sich der gesamte Augapfel langsam rot, und das Abbild verblasste allmählich, bis nur noch ein Schatten von ihm an der Fensterscheibe zu sehen war. Genau, wie sein Leben verblasst war in den letzten Monaten... oder waren es sogar schon Jahre? Als alle, die er kannte, sich langsam von ihm abgewandt und nur noch ihn in der Leere der kalten Welt zurückgelassen hatten...
    Lucian schauderte. Falsche Gedanken, die zu nichts führten. Sein Bruder hätte ihm alles verzeihen können, doch so, wie es jetzt stand, gab es niemanden mehr, der das tun würde.
    'Was hab ich bloß getan?', wollte er in die Stille hinausschreien, doch seine Stimme versagte. Er blickte auf die spiegelbildlose Fensterscheibe, die ihm nun wie der Knotenpunkt der Finsternis vorkam. Vielleicht brauchte es so gar kein Spiegelbild mehr, um ihm zu zeigen, was sein Leben war.


    Schwarze Wellen der Erschöpfung überkamen ihn. Wie gern er sein Leben beendet hätte... aber es war ihm nicht möglich an dem Ort, an den seine Schuld ihn gekettet hatte. Wie dieser Zug fuhr auch er auch stets geradeaus und würde an der Endstation in den Abhang stürzen, so, wie es bisher immer gewesen war. Egal, wie schlimm dieser Traum auch immer war, aus ihm gab es ein Entkommen. Aus den Ketten seines Lebens nicht.


    Lucian spürte eine Bewegung hinter sich, und wusste, was nun kommen würde. Angst befiel ihn; er wollte sich nicht umdrehen, und ahnte doch, dass es keine andere Möglichkeit gab. Vielleicht musste er es dieses Mal noch mit offenen Augen überstehen.
    Wie von einer fremden Hand gelenkt warf er einen Blick hinter sich.
    Ein dunkles Wesen stand nur drei Zentimeter entfernt von ihm, das rote Haar fiel ihm über die Augen. Brandnarben zogen sich über sein gesamtes Gesicht, und ein diabolisches Grinsen wuchs von einer Seite zur anderen, spitze Zähne offenbarend. Es ließ die Schultern hängen und hatte einen Buckel, als trüge es eine schwere Last, und sein Kopf mit den alles verbrennenden Augen war gesenkt. Seine Füße gingen mit schwarzen Schlieren in den Boden über, und Ketten hingen von seinen ausgemergelten Armen herab.
    Lucian erschrak sich nicht mehr. Das Wesen war ihm vertraut und mit den nächtlichen Träumen ein Teil seines Selbst geworden. Vielleicht war es sogar sein Selbst.
    Er streckte die Hand aus und strich vorsichtig mit dem Zeigefinger über eine der Narben. Das Geschöpf ließ es geschehen. Nein, das war nicht er, er hatte keine Narben. Sein Bruder schon, doch der zeigte sein Gesicht nicht länger der kalten Welt.
    "Komm mit mir", flüsterte etwas in seinen Gedanken, und Lucian streckte die Hand aus. Kalte, leblose Finger umgriffen sie, doch es fühlte sich nicht bedrohlich an. Eher wie die Begrüßung eines alten Freundes. Das Wesen hob langsam den Kopf und schaute ihm in die Augen. Sein Grinsen erstarb, und alles Bedrohliche fiel von ihm ab. Jetzt war es nur noch ein kleiner, verängstigter Junge mit roten, katzenhaften Augen und ebensolchem Haar und Brandnarben im Gesicht, die ihn für immer entstellen würden.
    "Komm mit mir, Bruder", flüsterte der Kleine, und zog an seiner Hand. Sein Griff war erstaunlich kräftig, und so ließ sich Lucian von dem Jungen, der sich wie durch tiefes Wasser bewegte, zur Abteiltür führen. Der Zug ruckelte heftiger, und die Neonleuchten erzitterten. Lucian atmete die kalte Luft ein, die ihm entgegenschlug, als er auf den Flur hinaustrat, und erschauderte.
    Sein Bruder war verschwunden.


    Angstvoll krallte er sich an der Tür fest, und wusste doch, dass er nicht mehr zurückkehren konnte. Mechanisch wanderte er den Flur entlang, setzte schwankend einen Schritt vor den anderen, stolperte, stürzte aber nicht. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich an die kalte Wand, wusste, dass sein Ziel bald erreicht wäre. Nur noch ein paar Schritte, und er würde in die Ketten seines Lebens zurückkehren. Er hörte schon in der Weite seiner Gedanken das Klirren des kalten Metalls.


    Lucian kam an eine Tür, eine Tür, die offen stand. Für ihn. Sie führte in das Fahrerhäuschen hinein, doch noch stand er unschlüssig davor. Die Klinke war weiß und aus Kunststoff, unpersönlich und ohne Spuren früherer Benutzung. Wie oft er sie schon mit angstvoll verkrampften Herzen heruntergedrückt hatte?
    Diesmal wollte er es um keinen Preis tun. Wollte nicht mit Panoramaaussicht aus dem Vorderfenster sehen, wie der Zug seines Lebens in den Abgrund stürzte, der sein Leben war.
    Zitternd sank er zu Boden und grub die Fingernägel in das Fleisch seiner Handfläche. Er spürte keinen Schmerz. Rote Blutstropfen rannen an seinem Arm entlang, träufelten auf den weißen Boden und versanken darin.
    Er spürte das angenehm vertraute Rattern des Bodens, hörte das Quietschen der Bremsen, als der Zug bemerkte, dass er auf sein Ende zusteuerte. Funken stoben von den Schienen unter ihm auf.
    Und er stürzte in den Abgrund hinein, der sein Leben war und immer sein würde.

  • Etwas ganz kurzes, wieder für jemanden... Ganz schlicht und kurz... Ich hoffe, jemand versteht die Bedeutung


    For Someone II



    In the Shadows down the street
    we can't deny our misery


    In the abyss of our life
    let's find something to survive


    In the overcoming night
    try to find a lonely light


    In the shadows down the street
    we can't see our own both feet


    In the shadows of my mind
    there's nothing I could find


    In the dark november's rain
    I will lay in your cold chain
    ~

  • Letzter Schrei

    [Blockierte Grafik: http://fc07.deviantart.net/fs2…t_scream_by_missmands.jpg]
    Bildquelle


    "Denn letztendlich ist es immer der Tod, der unsere Lippen verschließt, der unsere Herzen erkaltet und unsere Schreie erstickt..."~ by me


    The last thing in my life
    The last second I'll survive
    ~
    Geschlossene Blüten
    auf trostlosen Steppen,
    das hilflose Wüten
    der Menschen in Ketten:


    Lost moments filled my thoughts,
    Lost moments burried my faults


    Gefallene Seelen
    an blutrotem Strand;
    Menschen an Pfählen
    fesseln sich mit eig'nem Band


    Light is fading on the earth
    Light is fading since my birth


    Deine Wärme kehrt niemals zurück;
    durchdrungen von Kälte
    Erinner' ich mich an verlornes Glück;
    Tod, siehe! wie ich im Dunkeln verwelke


    It's our Stairway to the Skies,
    bought with millions of lifes ~


    A last rainbow in the Sky
    A last breath I can't deny


    ~


    Blut'ger Kampf um lebloses Herz,
    versunken auf des Meeres Grund:
    Vergeht die Welt in sinnlosem Schmerz,
    verschwindet's in des Schicksals Schlund


    We don't let the bonfires go out
    In the world we've dreamed ev'ry voice's loud


    Getroffen ist nun uns're Wahl,
    den Weg zurück können wir nicht geh'n
    Ertragen nicht mehr uns're eig'ne Qual,
    wissen nicht mehr aufzusteh'n


    Dear world, your fields are filled with blood
    Dear world, you won't resist the flood


    Wir liegen in Scherben,
    der Kampf ist verloren
    Schuld begleitet mich ins Sterben,
    wäre ich doch nie geboren...


    My last second is passing me by,
    my life was just another lonely lie ~


    We've lost our voice in the death
    You cannot scream without your breath


    ~


    In den kalten Fängen eurer Macht
    erstickt der Farben satter Glanz
    Weiße Blüten in vergang'ner Pracht
    mit euch schmück ' ich meinen Kranz


    I'll be there to save your breath
    I'll guide you throughout death


    Wir haben gelebt, wie wir es taten,
    bevor uns're Welt zersprang,
    bevor wir die Grenze übertraten,
    bevor ich das End' der Zeit besang


    Now the world's going down
    We've died by our own


    Vergiss nicht, wie es war,
    als noch die Felder blühten,
    Vergiss nicht, wie es war,
    als Tränen in der Sonne glühten


    I never wanted to die,
    but now I learned to fly ~


    (c) Lia 14.5.2011


    Vielen Dank an denjenigen, der mir zeigte, dass meine Stimme etwas wert ist...
    Vielen Dank an dich
    An meine Liebe

  • Stairway to the Skies



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    Eine letzte Sekunde.
    Die Sonne hatte sich von der Erde verabschiedet, einen letzten rotglühenden Blick über die Steppen geworfen und sich erschöpft zum Sterben niedergelegt. Viele Stunden, ungezählte Momente breitete die Nacht ihren sternenbedeckten Samtmantel über den Planeten aus, bis das Gestirn wie ein Phönix aus der Asche wieder den neuen, hoffnungsfrohen Morgen begrüßte.
    Wie zu viele Tage bisher schon war auch dieser ohne eine Spur zu hinterlassen an mir vorbeigezogen. Den Blick stundenlang in die Ferne gerichtet, konnte ich alles um mich herum ausblenden und mir eine bessere Welt erträumen. Wenn nur die Schwere nicht wäre, die auf meine Schultern drückte, die mir den Atem raubte und die wenigen Augenblicke meines wachen Lebens ausfüllte. Wenn nur die Einsamkeit nicht wäre, die sich wie ein Schleier über meine getrübte Sicht legte, wenn nur die Trostlosigkeit nicht wäre, die mein Leben erstickte.


    Ich lag am Boden, mein Bewusstsein entglitt mir. Eine letzte Sekunde. Meine vergeudete Zeit hier auf Erden war nur noch begrenzt, sie lief mir davon. Wie oft fragte ich mich, ob dort jemand war, hinter dem Regenbogen, auf der anderen Seite der Straße, drüben, hinter dem Kirschbaum, der mir mit seinen weißen Blüten, den Blüten der Trauer, keinen Trost spenden konnte.
    Die Blüte auf meinem Rücken verwelkte, je länger ich meinem vorherbestimmten Weg folgte. Über das Gebirge, in den eisigen Regen, nur weg von meiner Heimat. Dem Ort, von dem ich vertrieben worden war. Über die feuerbrodelnden Vulkane, entlang der endlos grauen Ozeane. Der Wind war immer mein treuester Begleiter. Der hoffnungsfrohe Morgen ging in einer dunkelroten Glut unter, die Nacht war von Blut getränkt.


    Das Land stand in Flammen. Schon seit vielen Wochen tobten die Kämpfe. Der Kirschbaum meiner Kindheit hatte seine unschuldigen weißen Blüten verloren, wie kostbare, allzu leicht zerstörte Glasperlen waren sie auf den heißen Boden gefallen und zersplittert.
    Ein trockener Wind hatte die geschundene Erde aufgerissen. Die Feindseligkeiten der Völker entzogen ihr und mir alles Wasser, jeden Tropfen unseres Blutes. Die Zerstörung des Friedens hatte auch etwas uns zerstört, eine Grenze, die unseren Geist und Verstand zusammengehalten hatte, ein so hauchzartes Band, dass es von Hass binnen Sekunden weggeätzt werden konnte.
    Doch der Hass des Krieges zog sich über Monate, Jahre, rücksichtslos.


    Und nun ich auf meinem einsamen Weg, von dem ich doch wusste, dass er mich in nichts als den Tod führen würde. Wollte ich es anders? Die Kälte hatte mich doch schon längst in ihren Fesseln. Das Wissen darum, dass es weder für uns noch für die Welt jemals einen Ausweg aus dem Kreis der sinnlosen Zerstörung, des Selbsthasses und der Einsamkeit geben würde, lastete auf meinen Schultern. Ich wusste nicht, was ich von diesem Leben erwartet hatte. In besseren Zeiten hätte ich vielleicht unter dem Kirschbaum gelegen, das Sonnenlicht genossen, und nicht seine weißen Blüten als Symbol für meine Angst gesehen.
    Jetzt, in dieser Sekunde, hatte ich keine Angst. Ich war am Ende meiner Kräfte. Wohin hatte mich meine Flucht geführt?
    Schatten huschten über mein Gesicht. Die trockenen Blätter einer Trauerbirke raschelten im merkwürdig friedvoll anmutenden Wind, der von unten aus dem ausgestorbenen Tal kam und die giftigen Pollen der Blüten unter mir durch die Luft wirbelte. Ich nahm einen tiefen Atemzug, wissend, dass meine Lungen schon seit Wochen an das Nervengift der Pflanzen verloren waren, sodass es sich anfühlte, als würde ich bei jedem Atemzug lebendig begraben.
    Trotz der verbrennenden Sonne wurde mir immer kälter. Meine Haut war nicht gemacht für solche Tage; an die Gifte, die in der Atmosphäre lauerten, konnte sich kein Wesen rechtzeitig anpassen. Die der Wind mit sich brachte. Der Wind, mein treuester Begleiter. Der Wind, der die Spuren einsamer Seelen im Sand verwischt. Der Wind, der launisch war, streitsüchtig. Der die Kirschblätter zu Boden schweben ließ, nicht sanft, sondern so, dass sie auf der Erde wie Glasperlen zerstoben.
    Das Gras unter meinem Körper zerbröselte zu Staub. Es knickte nicht und richtete sich dann wieder auf, nein, ein zweites Mal gab es in dieser Welt nicht mehr. Was einmal verloren war, würde niemals wiederkommen.


    Mein Leben. Diese letzte Sekunde. Was würde ich wohl im Tod vermissen? Das Licht? Nein. Höchstens die Möglichkeit, sich vor ihm in den Schatten zu verstecken. Diese Frage war sinnlos. Nein. Ich würde niemanden vermissen, und niemand würde mich vermissen. Die Schwingen der Angst wachsen im Dunkeln, im Alleinsein. In der Gemeinschaft haben sie keinen Halt.
    Der Wind würde mich davontragen. Mein Freund. Die Staubkörner vom Angesicht der Erde tilgen, die die Verwesung von mir übrig lassen würde.
    Warum, wusste ich nicht, doch der Schmerz, nun Abschied nehmen zu müssen, traf mich völlig unvorbereitet. Mit der Welt ging es zu Ende. Die unversehrten Gebiete im Norden hätten eine Schonfrist, doch zornige Seelen würden einen Weg finden, die Kirschblüten regnen zu lassen. Wie Glas.
    Ich wünschte nur, ich wäre in besseren Zeiten geboren worden. Als das Gewissen der Völker noch rein, als wir alle kein Blut an den Händen hatten. Ich erinnerte mich an meine Taten und kann mir nicht vorstellen, dass mich in der nächsten Welt etwas Besseres erwartet.
    Ich hatte immer gedacht, Sterben wäre einfach. Ertrage den körperlichen Schmerz und schlafe ein. Doch der Tod ließ auf sich warten. Still flehte ich, dass die Welt, wenn ich nur die schweren Augenlider wieder öffnete, nicht bedeckt von getrocknetem Blut sei, dass die Gräser unter mir nicht vom Wind zu Staub würden. Ich flehte, dass ich wieder Regen auf meiner Haut fühlen, das Rauschen eines türkisblauen Meeres vernehmen könnte. Ich flehte, dass ich mit Kirschblüten nichts anderes verbinden würde als die friedvollen Nachmittage, die ich mit meinesgleichen zwischen den Wurzeln der knorrigen Stämme verbracht hätte.


    Die Sekunde verging.
    Mein Atem stockte, und meine Glieder waren von der todbringenden Schwere erfüllt, die sich auch in meinem Leben angesammelt hatte. Wie eine Illusion sah ich in der Ferne eine schlanke, hochgewachsene Gestalt, getaucht in helles Licht. Sie weckte Erinnerungen in mir, Erinnerungen an vergessene Tage, Tage, die die Welt schon viel zu lang nicht mehr gesehen hatte. An den Geruch aufplatzender Beeren, fruchtig, herb und süß zugleich. An die Kühle der Tautropfen auf der dünnen Haut der Früchte.
    Das geisterhafte Wesen kam näher und blieb dennoch wie in weiter Ferne. Betäubt spürte ich den Blick seiner roten Augen auf mir ruhen, und ich wusste, dass es Zeit war, zu gehen.
    Keine Sekunde mehr, um Abschied zu nehmen. Ich brauchte sie auch nicht. Der Weg vor mir war klar, hell und führte in den Tod. Zum ersten Mal hatte ich keine Angst vor dem Licht und wollte mich nicht in die Schatten flüchten. Und doch wusste ich, dass mich am Ende nichts als Dunkelheit, warme, wohltuende Dunkelheit umfangen würde.
    Der weißgekleidete Geist, der mit eleganten Bewegungen neben mir einherschritt, warf mir Blicke voller Mitleid zu und streckte mir seine Hand entgegen. Als ich sie ergriff, fühlte ich wieder, wie es war, als die Sonnenstrahlen noch nicht den Tod brachten, fühlte die prickelnde Wärme auf meiner Haut, von der ich hoffte, dass sie mich auf jedem Schritt begleiten würde.
    Ich warf keinen letzten Blick auf die Welt hinter mir.


    Die Sekunde ist vorbei, und ich weiß nun, dass es für die Welt besser wäre, sich von ihrem Leben zu verabschieden. Rettet eure Seelen.

  • Die Wurzeln der Welt




    Vielleicht lag es an diesen grauen Augen. Diesen Augen, die an kühlen, windigen Tagen, an denen kein Mensch einen Schritt aus der Haustür setzen wollte, mehr Wärme versprachen, als ich je in meinem Leben erfahren hatte. Diesen Augen, die an sonnigen, gleißenden Tagen, an denen sich die Menschen am Strand tummelten, einen Rückzugsort versprachen, einen ruhigen Rastplatz anboten. Oder vielleicht lag es auch einfach nur an meiner eigenen Dummheit. Denn ich hatte das getan, was ich mein Leben lang hatte vermeiden wollen - ich hatte mein Herz an ein Ding gehangen, von dem ich wusste, dass es für mich unerreichbar sein würde.
    Seit diesem Tag jedenfalls schien es mir immer, wenn ich in den Spiegel schaute, als würde ein Paar eulenhaft großer, wacher grauer Augen durch mich hindurchschauen. Als wäre ich aus Glas. Und so fühlte ich mich auch; nicht wie dieses wundervoll starke, haltbare, kugelsichere Glas, das man in Zügen und gepanzerten Autos verwendete, nein. Ich war mehr wie das leere Fensterglas einer alten Hütte, irgendwo draußen in den Bergen, windumtost, moosbewachsen, knarrend in den Angeln.


    Mein ganzer Schutz, die Distanz zur Außenwelt, die ich mir in meinen Jahren der Arroganz aufgebaut hatte, sie waren dahin. Und meine Seele hatte der Wind in den Bergen davongetragen.
    Stets musste ich mich wieder daran erinnern, wer ich war und was es auf dieser Welt gab, für das ich alles geben würde.


    Stattdessen hatte ich erkannt, dass ich mich von meinen Wunschvorstellungen und Träumen lösen musste, um nicht den Verstand zu verlieren, um die wohlbehütete Fassade der Kontrolle und Selbstbeherrschung weiter aufrecht zu erhalten, die wiederum mich am Leben erhielt.
    Mein Name?
    Paul.
    Mein Leben?
    Inzwischen 18 Jahre lang. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
    Die Zukunft?
    Für mich nicht. Kein Herz mehr, das ich die Jahre über geleugnet habe.
    Und mein letztes Turnier. Ein letzter Versuch. Ich hatte schon einmal verloren, und ich war so masochistisch, mich meinem stärksten Gegner noch einmal zu stellen.
    Die Orden der Regionen an der Brust, und doch kann ich es nicht mit ihr aufnehmen.


    Lange, gewellte Haare, die mit der Sonne zu verschmelzen schienen, ein glänzendes, metallisches Blond, das in den Schatten wie warmes, flüssiges Gold wirkte und ihrer kalten Ausstrahlung ein wenig die Härte nahm… Graue Augen, die Spiegel ihrer ruhigen Seele, die ihre katzenhafte Eleganz unterstrichen und ihr Gegenüber zu durchleuchten schienen… Augen, die schnell erkannten, was der andere fühlte, was in seinem Innersten vorging…
    Mich hatte sie auch so angesehen. Und gewusst, was und wer ich wirklich war.
    An diesem Augenblick damals hätte ich mich am Liebsten mit irgendetwas verbrannt, um wieder etwas zu fühlen, um den hilflosen Schmerz der Reue auszublenden. Stattdessen hatte ich meine Kontrolle bewahrt, ihr in die wunderschönen Augen geblickt und getan, was ich immer tat… ich war gegangen. Und hatte die Nacht draußen im Regen verbracht, bis sich das Wasser um mich herum mit meinen verzweifelten Tränen verschmolz, bis ich spürte, wie sich die Steine in meine Haut gruben und warmes Blut den Boden benetzte.
    Am nächsten Morgen war ich zurückgekehrt, hatte ein halbherziges Training absolviert und meine Gefühle zu verdrängen gesucht. Dass meine Pokémon versuchten, mich zu trösten, hatte mich sie nur noch mehr verachten lassen.


    Warum das alles? Warum dieses Leid? Ich selbst war der Verursacher. Im Leid lagen die Wurzeln meiner Welt, im Leid meiner Pokémon die Wurzeln meines Erfolgs. Und in meinem Leid lagen nun die Wurzeln meines Hasses.
    Wozu mein Hass führen würde? Ich wusste es: Zum letzten Kampf meines Lebens.
    Vielleicht der letzte Augenblick, in dem ich Cynthia sehen konnte. Ich musste meiner Furcht begegnen. Wie konnte ich vor dem schönsten, faszinierendsten Wesen dieser Welt Angst haben? Vielleicht, weil sie die einzige war, die mir mein Herz gezeigt hatte?
    Die Sonne stach mir in den Augen, das Tosen der Menge ließ den Platz erbeben. Tausende, ja Zehntausende, die auf den Rängen darauf warteten, den ultimativen Kampf zu sehen. Nicht zwischen mir und Ash, nein, sondern zwischen mir und meiner größten Herausforderung. Ich wusste, dass sie mich auseinandernehmen würde. Vielleicht konnte ich kämpfen, aber mehr auch nicht. Adrenalin schoss durch meine Adern, ein letztes Mal spürte ich den Höhenflug vor einem Kampf. Mit fest zu Fäusten geschlossenen Händen und einer grimmigen Miene trat ich auf das Kampffeld.
    Meine Füße wirbelten Sand auf, der Wind trug die Stimmen des Publikums zu mir, das sich in Rage schrie, Wetten abschloss und Hymnen sang. Lächelnd blinzelte ich in die Sonne und fühlte, wie die Böen mit meinem Haar spielten.
    Nie war ich glücklicher gewesen. Jetzt, da ich wusste, dass es zu Ende ging.


    Cynthia war zu schön. Unerreichbar schön. Wie sie da direkt vor der Sonne stand, wie der Wind ihre schwarzen Kleider umherwirbelte und ihr Haar wie eine Flutwelle aus geschmolzenem Gold um ihre Figur herumfloss, wusste ich, dass ich sie niemals wert wäre. Ich, der seine Pokémon für ihre Schwäche verachtete.
    Tränen traten wieder in meine Augen, als ich den Blick über meine Gegnerin schweifen ließ. Die Durchsage, der Kampf möge beginnen, drang kaum an meine Ohren. Tief in mir wollte etwas, dass ich einfach umkehrte und den Schmerz nicht noch größer werden ließ.
    Alle Wut und aller Hass hatten einer atemberaubenden Leere Platz gemacht, und auch auf die viel zu große Entfernung, die zwischen uns lag, spürte ich, dass mich Cynthias Augen durchbohrten. Was dachte sie? Dass ich mich bis zur letzten Sekunde wehren, dass ich eine erneute Niederlage nicht akzeptieren könnte? All das lag in ihrem Gesichtsausdruck, und doch noch mehr. War das eine nie gesehene Schwermut, die sie ihre Lider senken ließ? Trauerte sie auch um irgendetwas?
    Meine Knie wurden weich. Konnte sie auf die Entfernung die einzelne Träne sehen, die meine Wange herabrann? Ich schämte mich so für meine Schwäche. Meine Arroganz hatte sich nun endlich gerächt, meine schützende Schale war aufgebrochen worden. Verzweifelt wollte ich umkehren, fliehen, wollte den enttäuschten Gesichtern meiner Zuschauer ausweichen, die nur auf meinen Kampf achteten, nicht darauf, was jedes Duell für Kraft kostete.


    Einen endlosen Moment lang trafen sich unsere Blicke, warm und kalt, Güte und Wut, Ruhe und Hass. Raubtierhaft beobachtete sie mich, und fast spürte ich die Spitze ihres Messers liebevoll über meinen Rücken laufen, bevor sie zustoßen würde. Ich war geboren worden, um so zu sterben.
    Meine Gedanken kehrten in die Realität zurück, als sie die Augen senkte. Einen Moment zögerte ich, denn ich dachte, Reue in dieser Regung gesehen zu haben, und das einzige, mit dem Cynthia mich verletzen würde, waren ihre kalten Worte. Worte, die die Wahrheit sprachen.


    Ihre rechte Hand, die den ersten Pokéball hielt, zitterte, und plötzlich flüsterte sie dem neben ihr stehenden Schiedsrichter etwas zu. Ihre grauen Augen strahlten, doch in allem wirkte sie kraftlos. Ich betete, dass ich nicht der Grund sei, denn das wäre zu viel.
    Der Schiedsrichter bewegte keinen Gesichtsmuskel und für einen Moment setzte mein Herz aus. Worum ging es? Ich hörte das Wispern im Publikum, als sich der Unparteiische in der Mitte des Feldes platzierte und eine Fahne in meine Richtung hob.
    "Der heutige Kampf wird abgebrochen und Paul aus Schleiede zum Gewinner erklärt."
    Tosen brach aus, und die nächsten Worte gingen im Geschrei fast unter.
    "Der amtierende Champ Cynthia zieht ihre Teilnahme an diesem Turnier zurück und gratuliert dem Gewinner."


    Der Boden sackte unter meinen Füßen weg. Das konnte nicht wahr sein, nein, nein, nein. Ich wollte nicht gewinnen. Ich wollte den unverdienten Ruhm nicht. Ich wollte nicht mehr kämpfen müssen.
    In Cynthias Augen standen die Tränen, sie glitzerten in der Sonne. Hilflos streckte ich eine Hand aus und sank in den Staub. Warum? Was empfand sie für mich, dass sie dies aufgab? Hatte ich mich geirrt und war sie doch nicht unerreichbar?
    Ich kauerte mich mit weit aufgerissenen Augen zusammen, blendete alles aus, wie ich es damals im strömenden Regen getan hatte. Meine Herzschläge zerrissen die Stille.
    Jemand berührte mich sanft am Arm, und ich blickte auf zu der hochgewachsenen Gestalt, die mir ihre Hand reichte. Mein Herz setzte aus.
    Cynthia zog mich hoch und verhinderte, dass ich im Sand strauchelte. Es war, als hätte sie eine Art Schutzschirm über uns gespannt, und plötzlich war es ganz einfach, die Anwesenheit der Kameras und die der Zuschauer auszublenden.
    "Warum hast du das getan?", fragte ich und hasste mich sofort dafür. Doch ein Lächeln erschien in ihrem Gesicht, unbefangen nahm sie meine Hand und strich über ihren Rücken.
    "Es tut mir Leid. Ich konnte es nicht noch einmal ertragen, dich so zu zerstören." Wie schön ihre Stimme klang, wenn sie flüsterte! Warm und gefährlich zugleich, katzenhaft. Ich konnte nichts mehr sagen. Ihre Augen hatten mich völlig in ihren Bann geschlagen, umrahmt von langen, blassen Wimpern, die in der Sonne schimmerten. Und dann brach es aus mir heraus.
    "Ich liebe dich."
    "Ich weiß. Ich habe es gesehen, als wir uns zum ersten Mal gegenüberstanden. Und ich... liebe dich auch. Ich kann nicht gegen dich kämpfen."
    Bei ihren Worten flutete ein Gefühl meinen Körper, das ich nicht gekannt hatte. Wärme, Liebe, Glück.
    Die Wurzeln der Welt.


    Glück.

  • Huhu Leandy c:
    Nach wie vor ist es schade, dass du keine Kommentare bekommst, wobei ja meist bei den Wettbewerben schon viel zu deinen Werken gesagt wird. Dennoch sieht es hier so leer aus, nicht wahr? Du bist auch noch so fleißig und stellst immer wieder neue Werke on. Ich werde mir heute erst mal deinen Haiku vorknöpfen, da mir schließlich doch noch sehr viel dazu in den Sinn kam. :3


    Märchenland~
    Ehrlich gesagt hab ich zu Haikus und Elfchen eine sehr kritische Meinung, was wohl auch der Grund sein wird, dass ich selbst irgendwie keine schreiben kann. Dennoch trägt dein Werk einen sehr interessanten Titel und ich finde, das wirkt wirklich verlockend auf mich als Leser. Wie wird es sich wohl anfühlen, einen Märchenwald zu betreten? Bestimmt hat so ein Wald eine wirklich magische Aura und ich sehe auch schon bildlich vor meinen Augen mystische Gestalten herumirren. Daher ein wirklich starker Titel, du hast es einfach drauf. Das Bild dabei ist übrigens auch wunderbar. <3 Es wirkt sehr düster und wirr, durch den grünen Hintergrund trägt es in meinen Augen aber auch das Gefühl von Hoffnung mit sich, was die dunklen Augen jedoch versuchen zu Nichte zu machen. In Betracht auf den Haiku könnte es ja darstellen, dass etwas Märchenhaftes nicht immer das zu sein scheint, was man anfangs vielleicht denkt. ^^


    Mir fiel es ehrlich gesagt gar nicht so leicht, hier den direkten Gegensatz im Haiku zu finden, vielleicht aber auch nur aus dem Grund, da es bei den anderen so deutlich war, wenn nicht sogar schon etwas zu deutlich. Finde es nicht schlecht, fand es nur bei dem Vote fraglich, inwiefern es sich dicht an dem Thema hielt. Dennoch finde ich, dass in dem ersten Teil deutlich wird, dass aus Wut und Hass, diejenigen, von denen die Rede ist, in ihrem Blut zerinnen, vergehen. Könnte also auch ausdrücken, dass ein Streit oder Krieg geherrscht hat, der zwei – oder sogar mehrere Personen – voneinander trennte. Darauf könnte nämlich auch die Glut hinweisen, die entfacht wird. Aus einem einfachen glühenden Kohlstück wird schließlich ein mächtiges Feuer, was auch für aggressives Handeln oder Ähnliches stehen könnte. Oder es drückt schlicht und ergreifend unsere heutige Gesellschaft aus, wie sie aus Feuer entfacht aufeinander „losgeht“ uns sinnloses Blut vergießt. Der Gegensatz würde dann quasi darin zu finden sein, dass im zweiten Teil mehr ein Friede zu herrschen scheint, man hat sich gefunden und aus dem wilden Chaos aus Feuer, Wut und Glut wurde ein ruhiger Ort – zumindest ist es in meinen Gedanken so. Kommt mit ins Märchenland könnte auch ausdrücken, dass man von diesem Krieg, diesem Streit, dieser Wut flüchtet, sich führen lässt in eine andere, vielleicht sogar magische Welt. Und fast glaube ich sogar, dass man sich selbst ausmalen darf, was man als sein Märchenland bezeichnet. Vielleicht ist es die Liebe? Vielleicht einfach nur ein ruhiges Plätzchen im Freien? Es ist eben das, was man sich immer erträumt, es aber nie bzw. nur sehr selten in greifbarer Nähe hat. Hand und verband zeigt ja auch, dass eine gewisse Bindung bestehen kann, wenn man sich gemeinsam auf so eine Fantasiewelt einlässt und für einen Moment also von der Realität fern bleibt. :3


    Das wäre spontan das, was mir zu deinem hübschen Haiku einfällt, aber es kann durchaus auch anders gemeint sein. Aber er schafft es wirklich sehr gut, dass man über ihn nachdenkt, wenn man sich dafür eine Weile Zeit lässt. Die Gegensätze, die hier zu finden sind, wären also die Wirklichkeit, in der Wut, Feuer und Krieg regieren, und die Fantasiewelt, in die man sich gemeinsam zu flüchten versucht, sich eine Illusion erschafft, um zusammen sein zu können. Denn oft lässt das der Trubel das Alltags ja nicht zu, dass man einander näher kommt und sich ertasten kann.
    Sehr schön finde ich es auch, dass du erst den „dunkleren“ Part gewählt hast, sodass sich der Haiku von etwas vielleicht sogar erschreckendem in etwas magisches entwickelt und somit den Leser in seine eigene Welt entführt, die in meinem Fall – wie schon gesagt – wie eine magische Fantasiewelt aussehen würde. Anfangs wurde mir der Gegensatz noch nicht allzu deutlich, aber wenn ich mich mal ein wenig mit beschäftigt habe, mag ich es richtig gerne.


    Das war es dann auch erst mal von mir. Sollte ich die Tage nochmal reinschauen, werde ich mich vielleicht auch nochmal an deine Kurzgeschichten wagen, denn ich finde, sie hätten den ein oder anderen Kommentar auf jeden Fall verdient.
    See ya~<3

  • Fern aller Grenzen



    Weit entfernt von den meisten Menschenaugen, im Nordwesten der gleißenden Metropole von Stratos City, befand sich ein besonderer Ort. Ein Ort, an dem Frieden und Zerstörung zugleich herrschten, der unerbittliche Kampf ums Überleben als auch die Schönheit der rauen, lebensfeindlichen Natur, an dem sich Wirklichkeit und Schein vermischten.
    Wer dorthin kam, am Ende seiner Kräfte, suchte eine Auszeit von den Menschen und tief in seinem Inneren vielleicht auch von sich selbst, begehrte Gefahr genauso wie Sicherheit, Hass so sehr wie Liebe, Freude so sehr wie Leid.
    Dort, an dem Ort, an dem sich Wirklichkeit und Schein vermischten, gingen die Hüllen des menschlichen Lebens, zart wie Seifenblasen und ebenso zerbrechlich, ineinander über.


    Die Sonne brannte auf der Haut, ein scharfer Wind zerfetzte dem einsamen Wanderer das Fleisch. Nur in den Pausen des leichten, aber stetigen Sandsturmes konnte er sich fortbewegen, ansonsten war er gezwungen, sich hinter oder unter Felsen und in kleinen Einbuchtungen der Ruinen verkriechen. Die Einsamkeit war sowohl Balsam als auch Folter für seine Seele.
    Die roten, mittellangen Haare sich aus der Stirn streichend, blickte sich der Wanderer um. Ein wenig zu lässig hatte er sich in einen langen, aber nicht zu schweren braunen Mantel gekleidet, seine Hosen in die Stiefel gesteckt, und amateurhaft ein Tuch um seinen Kopf geschlungen, welches ihn gerade eben so vor einem Hitzeschlag bewahren konnte. Dennoch leuchteten seine eisblauen Augen wachsam, und er schien die körperliche Belastung gewöhnt zu sein. Immer wieder vergewisserte sich der erstaunlich junge Wanderer, dass die drei roten Pokébälle noch an seinem Gürtel hingen und von der Witterung verschont blieben. Sie waren sein größter Schatz.


    Langsam und darauf achtend, nicht in den gefahrvollen Treibsand zu geraten, der sich meist an der windabgewandten Seite der Dünen bildete, bewegte er sich auf sein Ziel, die zentral in der Wüstenregion gelegene Tempelruine zu. Zum Testen belastete er die Flächen vor sich mit einem an einen Stock festgebundenen Stein, und der Wind verwirbelte seine Fußspuren im Sand, so schnell, wie sie gekommen waren.


    Wenig Zeit war vergangen, als der Wanderer endlich am Fuße der Tempelruinen angelangt war und setzte sich erschöpft auf die Treppenstufen davor. Er war nur wegen der seltenen Fossilien hierhergekommen, der Fossilien, wegen denen er mehr als nur sein Leben riskiert hätte. Von einem alten Einheimischen hatte er von ihnen erfahren und auch davon, dass der letzte Finder sie aus dem Grund inmitten des Tempels zurücklassen musste, dass sie ihm auf dem beschwerlichen Rückweg den Untergang bedeutet hätten.
    In ihnen lag eine jahrtausendalte Macht begründet, und Lucian, der junge Wanderer, war fest entschlossen, sie in seinen Besitz zu bringen. Durch alle Regionen war er gereist, hatte mehr gesehen, als so mancher Champ von sich behaupten konnte, und war dennoch stets getrieben von etwas, das ihn zwang, immer mehr zu riskieren, etwas aufs Spiel zu setzen. Müde fuhr sich Lucian mit dem Handrücken über die Stirn. Siebzehn Jahre war er nun am Leben und hatte es immer noch nicht zu schätzen gelernt. In jedem Frieden lag auch Zerstörung. Freiheit bedeutete die Sehnsucht nach Geborgenheit.
    Lucian streckte die erschöpften Beine aus, und überlegte, ob sie es noch schaffen würden, ihn den weiten Weg zurück zu tragen. Seinen Partnern Ariados, Blanas und Kiesling konnte er diesen
    Wettlauf mit der Zeit und Erschöpfung nicht zumuten. Sie waren zum Überleben geboren, nicht zum Kämpfen, und Lucian gehörte nicht zu der Sorte Trainer, die Orden sammelten und daran ihre Fähigkeiten maßen. Er wusste, was er konnte, denn sein Überleben war der Beweis dafür.


    Irgendetwas hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken. Sofort war er auf den Füßen und hatte die Hand auf den Pokéball von Ariados gelegt, welches sein mit Abstand stärkstes Pokémon war und lange Zeit mit ihm durch die wilden Wälder und Einöden Hoenns gezogen, nachdem er es auf seiner Reise durch Johto gefangen hatte.
    Der Sand vor ihm auf den Treppenstufen kam in Bewegung, eine Staubwolke verschleierte seine ohnehin durch die Sonne und das Tuch eingeschränkte Sicht. Etwas fiel oder kugelte Stufen hinunter, begleitet von lautem Aufächzen und dem schrillen Schrei eines Pokémon.
    Lucian blieb ruhig stehen und musterte die Szene amüsiert. Ein Abenteurer wohl, der es mit letzter Kraft geschafft hatte, den Schatten des Tempels zu entkommen.
    Als der Staub sich legte, erkannte er die Umrisse eines schlanken Mädchens mit kurzen, wuscheligen Haaren, die eine Fliegerbrille trug und sonst nur T-Shirt und Shorts. In den Händen hielt sie zwei unförmige, graubraune Gegenstände, die sie schützend an sich geklammert hatte, um sie vor dem Zerbrechen zu bewahren. Lucian erstarrte, als Leben in die Trainerin kam. Sie bemerkte ihn zuerst nicht, sondern sah auf, obwohl sie dank des Sandes sicher nicht viel erkennen konnte, und rief heiser: "Pantimimi! Pantimimi, wo bist du?" Ein schwacher Schrei antwortete ihr, und sofort rollte sie sich auf die Seite. Sie hatte das kleine niedliche Psychopokémon in ihrem Eifer, die beiden Gegenstände in ihrer Hand zu beschützen, glatt unter sich begraben.


    Mit einer wenig eleganten Geste setzte sie sich auf, hustete einmal kräftig und schien sich immer noch nicht ihrer Umgebung bewusst zu sein. Ihr blondes, knapp kinnlanges Haar war von Staub bedeckt und dennoch von einem leuchtenden Gold, und die großen, rehähnlichen Augen hinter ihrer verkrusteten Brille wirkten merkwürdig verschlafen.
    Lucian war sie auf den ersten Blick unsympathisch, und er konnte es sich nicht erklären, wie sie es mit heiler Haut aus dem Heiligtum herausgeschafft haben sollte.
    Dennoch bückte er sich, um ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Das Mädchen bemerkte die Bewegung, wich aber nicht ängstlich zurück, wie er es erwartet hatte, sondern begegnete flüchtig seinem Blick. Die eisblauen Augen schienen auf sie Eindruck gemacht zu haben, und sie hob eine Augenbraue. Je näher er sie betrachtete, desto mehr gelang Lucian zu dem Eindruck, dass das Mädchen erheblich jünger sein müsste als er, doch die Wärme in ihrem Blick und ihre schmalen, ausgezehrten Züge sprachen eine andere Sprache.
    "Pantimimi, komm zurück", flüsterte sie und wandte sich dann ganz Lucian zu. Eine Hand auf dem Boden abgestützt, die andere angewinkelt auf ihren hochgezogenen Knien, wirkte sie mehr denn je wie eine verlauste Wildkatze. Die steinähnlichen Dinger hatte sie hinter sich geschoben. Misstrauisch funkelten die beiden sich an.


    "Wie weit warst du drin?", fragte Lucian nach einer Weile, weil es das Erste war, was ihn interessierte. Und plötzlich, ganz unerwartet, ging ein süffisantes Lächeln über das hübsche Gesicht des Mädchens. "Unhöfliches Kind. Sollte man nicht zuerst nach dem Namen fragen?" Lucian erstarrte.
    Darüber noch amüsierter, hustete sie und sagte dann: "Angst, dass ich dir die hier weggeschnappt habe?", fragte sie und hielt ihm die steinähnlichen Gegenstände dicht unter die Nase, und da traf es ihn wie ein Schlag. Es waren die Fossilien.
    Der Boden schien unter seinen Füßen wegzusacken. Monatelange Bemühungen umsonst.
    "Du?", rief er aus und keuchte.
    "Ich", bestätigte das Mädchen, "sowie ich Aizka heiße."
    "Lucian", sagte er unbestimmt und starrte begehrlich auf die Fossilien. Aizka, die das mitbekommen haben musste, zog sie zuerst ein Stück zur Seite, beobachtete, wie seine Augen ihrer Bewegung folgten, und lachte dann laut auf.
    "Ich kann nicht verstehen, warum sie von allen so gesucht werden", erklärte sie heiter, "was ist schon groß an ihnen? Jahrtausende von Staub und Verwesung. Ich suche sie nur, weil mir meine Pokémon auf die Dauer zu schwach sind und ich gehört habe, dass man die Fossilien wiedererwecken kann." Sie tätschelte die zwei Pokébälle an ihrem Gürtel. "Zugegeben, ein Pantimimi und ein Paras sind nicht die beste Besetzung, was? Aber überleben konnte ich mit ihnen."
    Den letzten Teil schien sie mehr zu sich selbst gesagt zu haben als zu Lucian, und dennoch horchte er auf.
    "Wenn wir überleben, sind wir fern aller Grenzen", sagte er leise und beinahe unhörbar, doch Aizka nickte.
    "Komm mit, steh auf", sagte sie und rappelte sich hoch. "Hier ist kein Ort zum Reden."
    Und schon verschwand sie, die Treppen hinauf und links an den eingestürzten Mauern des Tempels entlang. Lucian überlegte sich, ob er sie nicht einfach von Dannen ziehen lassen sollte, doch der Gedanke, eins von dem Fossilien zu ergattern, ob auf ehrliche Weise oder nicht, war zu verlockend.
    So folgte er ihr.


    Aizka hatte eine alte, vermoderte Decke auf dem Boden ausgebreitet und ihre Pokémon aus ihren Bällen befreit. Ein kleines, aber zäh wirkendes Paras klickte angriffslustig mit den Scheren, als es den fremden Trainer bemerkte.
    Einem Instinkt folgend, ließ Lucian seine Pokémon sich zu den anderen gesellen, und setzte sich zu dem Mädchen. Aizka sah auf und lächelte, fast ehrlich erfreut.
    "Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen."
    "Doch, natürlich. Ich möchte schließlich wissen, was dich zum Reisen bewegt."
    Ein breites Grinsen ging über ihr Gesicht, und irgendetwas daran verblüffte Lucian.
    "Ich teile gern", sagte sie, "Erinnerungen, Erlebnisse. Du scheinst mir da ein anderer Typ zu sein. Dennoch."
    Sie schob eines der Fossilien zu ihm rüber und wandte sich dann ab, ganz uninteressiert an seiner Reaktion. "Es ist wie das Leben", sagte sie, "Du musst dich entscheiden, ob du es annimmst oder nicht."
    "Von dir schon", flüsterte er. Ihre Augen trafen sich einen Moment - fern aller Grenzen.

  • Hier, meine Lieben, in Anbetracht des baldigen Wettbewerbes über Themendrabbles veröffentliche ich jetzt einfach mal meinen ersten Versuch - keine Angst, der Zweite ist besser geworden ;>
    Da die Beschränkung von den dreimal wiederholten Worten hier nicht gilt, hab ich sie, der Lesbarkeit halber, einfach durch Synonyme ersetzt, damit es nicht so gruslig klingt o.ô


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    Verletzlichkeit


    Wenn ich in den Spiegel schaue und mich abwende, ist es Einsamkeit. Wenn ich alte Lieder singe und dabei weine, sind es Erinnerungen. Wenn ich an uns denke und zweifle, ist es Verletzlichkeit.
    Ich weiß genau, dass Dinge, die einmal waren, nie wieder sein werden, Schönheit kommt und geht, der Windhauch des Vergangenen fördert unsere Wunden zutage. Auch, dass ich diese Zeilen schreibe - nichts als Sehnen nach Zuflucht. Wir alle wollen eine Stimme, um zu schreien, doch wir sind stumm in unserem Schicksal. Wenn wir das erkennen, sind es Menschlichkeit und Hoffnung, die uns dazu bringen, zu schreiben.

  • ~I am a world before I'm a man
    ~I was a creature before I could stand
    ~I will remember before I forget
    BEFORE I FORGET THAT!
    ~Slipknot, Before I forget


    Zähl die stummen Tränen nur


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    Ich schreibe diese Zeilen
    ganz still und unerhört
    Wenn wir unser Schweigen teilen
    gibts nichts, das uns zerstört


    Ich schreibe diese Zeilen
    mit Blut aus meinen Adern
    uns're Welt zu teilen
    und liegt sie noch so fern


    Ich schreibe diese Zeilen
    mit Blut auf dies' Papier
    um mein Leid zu teilen
    wenn ich neben euch krepier'


    Ich gehe diesen Weg
    ganz still und ungesehn'
    Wenn wir unsre Wege teilen
    werden wir die Sonne sehn'


    Ich gehe meinen Weg
    auf Körpern leer und kalt
    Ich steh auf meinem Steg
    in zorngem Wind, verlier den Halt


    Wir leben leise, leben stumm
    haben keine Wahl, vergessen
    Der Schmerz ist uns'rer Seele Fressen


    Wie leise darf ich sein
    Ich schreibe laut, ihr müsst es hörn!
    Werd' euch im Schlafe störn!


    Was uns fesselt, ist die Angst
    wenn du um dein Leben bangst
    Was uns fesselt, ist die Macht,
    Menschen, gebt gut Acht!


    Schrei nicht, Schrei nicht!
    du bist zu laut
    Wein nicht, wein nicht
    du bist zu laut


    Es ist dieser Pfad
    er führt uns an den Rand
    Wir verbrenn' die Saat,
    die uns einmal verband


    Schrei nicht, Schrei nicht!
    zähl die stummen Tränen nur
    Schrei nicht, Schrei nicht!
    Bist allein auf weiter Flur


    (c): Lia, 9.9.2011

  • Zyklus der Flammen


    Ein Schrei vor zugeschloss'ner Tür
    Ein letzter Ruf in totem Tal
    krepiert hier an der Zeit Geschwür
    Wir hatten keine and're Wahl


    Wir sind die letzten uns'rer Art
    Die Welt vergeht in uns'rem Licht
    Wir flohen vor des Wahnsinns Saat
    Der Krieg war uns're letzte Pflicht


    Ein weiter Wasserlauf verlischt
    Du schließt die wunden Augen
    vor wilder, salz'ger Meere Gischt
    wenn Menschen dir das Blut aussaugen


    Wir werfen Flammen auf uns selbst
    Wir löschen Menschen lächelnd aus,
    sodass du über Leichen fällst
    Dein Weg, er führt dich nicht nach Haus


    Wir ahnen es und lachen.


    Ein Schleier legt sich auf die Welt
    Ein Schatten breitet Schwingen aus
    Ein Mann der sanft ins Blutbett fällt,
    er kehrt nicht mehr zurück nach Haus


    Ein Wald, der voller Bäume steht,
    er lebte seine letzten Stunden
    Die Leiche, die um Gnade fleht,
    hat in dein Herz die Reu' gesät


    Die Krähen picken im Gedärm
    im Wettstreit um die letzten Bissen
    Der Irrtum breitet solchen Lärm,
    dass Hunde auf die Knochen pissen


    Es klingen Glocken in der Nacht
    Du blickst in tausend leere Seelen
    Der Wahnsinn hat sich breitgemacht
    Es ist ein Schrei aus tausend Kehlen


    Wir fühlen es und lachen.


    Im letzten Licht auf dieser Welt
    Ein Phönix steigt aus Asche auf
    Der Schmerz, der zwischen Menschen fällt,
    er treibt die Zeit in ihren Lauf.


    Im roten Untergang der Stunde
    entfaltet er die schwarzen Schwingen
    wir richten uns nur selbst zu Grunde
    alsbald wir uns in Ketten fingen.


    Die Welt versinkt im Funkenregen
    Der Mensch zersetzt sein kaltes Herz
    Auf unsren einsam toten Wegen
    erleben wir den letzten März.


    Die Knochen sind zu Staub zerfallen
    Die alte Haut vom Fleisch gefetzt
    Der Krieger ist im Blut gefallen
    Hat euren reinen Schein benetzt


    Wir wissen es und sterben.