Unwished - Wenn man eigentlich gar nicht existieren dürfte (Neu, am 18.11.12: Kapitel 10 + 11 überarbeitet gepostet!)

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • "Zum einem ist sie ein Vampirdämon, zum anderen ein normaler Mensch...
    Das Experiment ist fehlgeschlagen, haben die Forscher gesagt, es ist misslungen!
    Es ist nicht zum Teil Engel, zum anderen Vampirdämon, oder wenigstens nur zur Hälfte ein Engel!
    Nicht einmal nur ein Mensch ist sie.
    Die Kleine stellt ein Gefahr für uns alle dar. Wie konnte sie nur,
    wie konnte sie..."


    (Auszug aus "Kapitel 37 - Die Pläne von Team Nachtschatten")



    [tabmenu][tab=Aktuelle Informationen]


    Allerdings möchte ich nicht gerne alle Kapitel auf einmal posten, deswegen kommen nur hin und wieder welche, auch
    wenn ich inzwischen fertig bin.


    EDIT: Zusatzkapitel geplant, wird am Ende von Unwished gepostet.


    [tab=Vorwort]

    Herzlich willkommen bei meiner Geschichte
    'Unwished - Wenn man eigentlich gar nicht existieren dürfte'.
    Ich hoffe doch sehr, dass meine Leser mit meiner Geschichte zufrieden sein werden, denn ich bin,
    was es das Geschichten schreiben geht, eine blutige Anfängerin, dennoch möchte ich diese Story
    so gut wie möglich an euch vermitteln.
    Selbst wenn es holprig wird, mir öfters die Lust vergeht
    oder ich einfach eine Schreibblockade habe, muss ich es dieses Mal unbedingt schaffen, fertig zu werden.


    Ich hoffe doch sehr, dass ihr Spaß haben werdet, meine Geschichte trotz ihren Mängeln zu lesen.


    [tab=Genres]

    Zu den Genres gibt es viel zu sagen, denn es sind insgesamt drei Stück.
    Ich kann nicht genau sagen, was von eines von ihnen das Hauptgenre ist, da alle gleich oft und gleich stark vorkommen werden.
    Zum einem ist es 'Pokémon Ranger' in der Region Almia.
    Die Charaktere des Spieles werden vorkommen, aber auch ein paar, die ich mir selber ausgedacht habe.
    Das zweite Genres ist Fantasy, doch es wird so richtig erst in dem zweiten und dem dritten Teil zum Vorschein kommen.
    Davor wird es kaum erwähnt.
    Außerdem habe ich vor, Shippings einzubauen. Es werden mindestens drei Stück sein, wahrscheinlich aber noch drei mehr.


    [tab=Fantasy + Warnung]

    Zu der Genre 'Fantasy' möchte ich gerne noch etwas sagen, da es bei mir ein wenig anders ist.
    Die Welt ist aufgeteilt in drei unterschiedliche Arten von Wesensarten:
    Die Menschen, die Himmelswesen und die Satanswesen.
    Die Menschen leben nur auf der Erde, haben keinerlei Ahnung von den anderen zwei Arten und besitzen keine magischen Fähigkeiten.


    Die Himmelswesen wohnen, wie im Namen schon angedeutet, im Himmel und ihr Oberhaupt ist Gott.
    Sie sind allesamt Engel, jedoch zeigen sie sich ebenfalls in den unterschiedlichsten Arten, wie z.B. Schutzengel, Erzengel oder Himmelsengel.
    Diese werden noch einmal in verschiedene Ränge unterteilt, um ihre Stärke und die Schwierigkeit ihrer Lebensaufgabe preis zugeben.
    Da Schutzengel größtenteils auf der Erde sind, um ihre dortigen Schützlinge, die alle normale Menschen sind,
    zu beschützen und vor Unheil zu bewahren, gibt es unter ihnen häufiger auch sogenannte 'Mischlinge', die halb-Mensch, halb-Schutzengel sind.


    Auch die Satanswesen sind teilweise auf der Erde und von ihnen gibt es ebenfalls Mischlinge, aber ansonsten leben sie in der Hölle unter der Aufsicht Satans.
    Auch diese Wesen sind unterteilt, z.B. gibt es Vampire, Dämonen und Vampirdämonen,
    eine extrem seltene Art, die es nur noch sieben Mal auf der ganzen Welt gibt,
    jedoch nicht durch Paarung von Vampir und Dämon entstehen.


    Was es jedoch unter Mischlingen nicht gibt, sind halb-Himmelswesen, halb-Satanswesen,
    weshalb viele Wissenschaftler gerne herausfinden wollen, warum und gerne damit herumexperimentieren.



    !!!WARNUNG!!!


    Dazu gehören natürlich auch Kämpfe, die zwischen den jeweiligen Wesen stattfinden, soll heißen, dass meine Geschichte,
    besonders zum Ende hin, leicht blutig werden wird, es wird sogar eine Person sterben.
    Zwei meiner RL-Freundinnen, Sally und Stephie, wissen bereits, wer es sein wird, aber ich habe beide gebeten, niemanden zu verraten, wer es ist.

    [tab=Idee]

    Die Idee zu dieser Geschichte kam schleichend, irgendwann war sie dann jedoch soweit ausgebaut,
    dass mir bei einem meiner Bilder der Grundgedanke gekommen ist.
    Während des Anfangs hab ich mich in meinen Tagträumen,
    in denen ich solche Geschichten tagtäglich entwickele,
    immer wieder mit dem Hauptthema der Geschichte herumgeschlagen und verfeinert,
    bis ich mir fest vornahm, es als eine richtige Geschichte zu schreiben.

    [tab=Widmung]

    Die Personen, denen ich 'Unwished' widme, sind größtenteils auf dem Bisaboard,
    sie helfen mir immer wieder, geben mir wertvolle Tipps und
    regen mich zum Weiterschreiben an.


    Lumina! Du hast mich dazu angeregt,
    meinen Startpost noch einmal zu überdenken, gibst mir wirklich wertvolle Tipps,
    wie ich als Autor besser werden kann,
    auch wenn ich wahrscheinlich mehr schlecht als recht machen werde und ich bin mir sicher, dass sie mir dennoch helfen werden.
    Mit der Zeit habe ich sie dann sicherlich so im Kopf, dass ich es einhalten werde.


    Meine kleine Schwester Sheyn, hier auf dem BB Lunea, gehört ganz sicher ebenfalls hier rein.
    Sie bringt mich (unbewusst) immer wieder dazu, Unwished weiter abzutippen.
    Ihr ist es zu verdanken, dass

    ich fast 6 Kapitel an 2 Tagen abgetippt habe und dass ich so schnell mit Unwished fertig wurde. HDGGGDL!

    Und, last but not least, eine Person, die nicht (mehr) auf dem BB ist, die Geschichte NICHT liest und trotzdem das Ende schon weiß.
    Sie hat selbst herausgefunden,
    nur durch meine Erzählungen und durch ein Bild, das nicht fertig ist und ich niemals hier einstellen werde,
    auch wenn es echt nicht verräterisch ist, wer das Experiment ist.
    Erst wenn ich Unwished fertig abgetippt habe, will sie die Geschichte lesen, davor nicht.

    Meine BF, Sally McCaffrey! HDGGGGGGGDL!!

    [tab=Kapitel]


    Prolog


    Teil 1:
    Kapitel 1 - Die neue Schülerin (BPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 2 - Die Mutprobe (KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 3 - Eingesperrt (BPV, online, überarbeitet)
    Kapitel 4 - Freiluftunterricht (KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 5 - Erinnerungen (KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 6 - Der SchulfangKomdieb (KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 7 - Traumbesuch (Teil 1 , Teil 2 , Teil 3 , Teil 4 ; KPV + BPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 8 - Das 1-Tages-Praktikum (BPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 9 - Abschlussprüfung und andere Probleme (BPV + KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 10 - Besuch (KPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 11 - Station Nummer 2 (BPV; online, überarbeitet)
    Kapitel 12 - Tränen (KPV; online)
    Kapitel 13 - Der Abschied (KPV; online)


    Teil 2 (alles KPV):
    Kapitel 14 - Mein erster Tag als Ranger (Online)
    Kapitel 15 - Mission in der Ozeanhöhle (Online)
    Kapitel 16 - Schöne Überraschung (Online)
    Kapitel 17 - Brand im Briseforst (Online)
    Kapitel 18 - Die Notfallmission (Online)
    Kapitel 19 - Tauchgang im Havemeer (Online)
    Kapitel 20 - Ärger bei den Wagnisklippen (Online)
    Kapitel 21 - Mutters Tagebuch (Online)
    Kapitel 22 - Wieder in der Schule (Online)
    Kapitel 23 - Brodellande (Online)
    Kapitel 24 - Auf dem Frachter (Online)
    Kapitel 24 - Das Ende... (Online)


    Teil 3:
    Kapitel 26 - Wiedervereinigung (KPV; Online)
    Kapitel 27 - Geheimnis im Chroma Hochland Teil I (KPV; Online)
    Kapitel 28 - Geheimnis im Chroma Hochland Teil II (KPV; Online)
    Kapitel 29 - Das Tagebuch des Strahlemanns (KPV; Online)
    Kapitel 30 - Auf ins Eis (KPV; Online)
    Kapitel 31 - Die Tränen des Prinzen (KPV; Online)
    Kapitel 32 - Alexas Ankunft (KPV; Online)
    Kapitel 33 - Hinter der rechten Türe (KPV; Online)
    Kapitel 34 - Armes Wailord (KPV; Noch Nicht Online)

    Kapitel 35 - Die falsche Voicemail (KPV; Online)
    Kapitel 36 - Rettungsmission (KPV; Online)

    Kapitel 37 - Die Pläne von Team Nachtschatten (BPV; Online)
    Kapitel 38 - Einbruch in den Turm (BPV; Online)
    Kapitel 39 - Wettlauf mit der Zeit (KPV; Online) (Ab hier noch nicht online)
    Kapitel 40 - Das Experiment (BPV; Noch Nicht Online)
    Kapitel 41 - Das offene Auge (KPV; Noch Nicht Online)
    Kapitel 42 - Das Finale (BPV; Noch Nicht Online)
    Kapitel 43 - Lichtkristall (BPV; Noch Nicht Online)


    Zusatzkapitel:


    Aus dem Ranger Alphabet Book: E wie Experiment



    [tab=Charaktere]


    Hauptcharaktere:



    Name: Kathrin Rose
    Geschlecht: weiblich
    Alter: 15, geboren am 1. August
    Haare: schokoladenbraun, gelockt, immer zu zwei Zöpfen zusammengebunden
    Augen: türkis-blaue Rehaugen (Rehaugen sind eine bestimmte Augenform!)
    Wesen: Mensch
    Charaktereigenschaften: schüchtern, nett, treu, ehrgeizig, eifrig, eher zurückhaltend
    Wohnort: Fiore
    Stärken: kann klasse lügen, ist klein und geschickt, kann super gut Pokémon mit FangKom einfangen
    Schwächen: wird oft wegen ihrer Größe unterschätzt, sensibel
    Hobbys: lesen, Musik hören, mit Freunden telefonieren oder etwas mit ihnen ausmachen,
    Mag: ihre kleine Schwester Lucy, Bücher
    Mag nicht: ihre Cousine Alexa, krank sein
    Sonstige Informationen:
    Sie will sich ihren großen Traum erfüllen und ein Top Ranger werden,
    weshalb sie sich auf der Ranger Schule anmeldet, auch wenn diese in Almia liegt und Kathrin in Fiore lebt.
    Ihr macht es nichts aus, ihren Wohnort zu wechseln, da sie in ihrem Leben schon öfters umgezogen ist.
    Auch wenn sie besonders gut im Lügen ist, sagt sie meistens die Wahrheit, nur im Notfall lügt sie.
    Spitzname: Kathi (von Rhythmia, den mag sie jedoch gar nicht)



    Name: Bodo Wiesner
    Geschlecht: männlich
    Alter: 15, geboren am 1. April
    Haare: rot-braun, ziemlich verstrubbelt
    Augen: schokoladenbraun
    Wesen: halb-Mensch, halb-Vampirdämon
    Charaktereigenschaften: nett, wild, voreilig, hält zu seinen Freunden
    Wohnort: Almia
    Stärken: kann Leute dazu bringen, etwas für ihn zu tun, ohne das sie es wirklich wollen, hat gute Ausdauer
    Schwächen: glaubt selbst kleinste Lügen
    Hobbys: lesen, wandern, etwas mit Freunden unternehmen
    Mag: Bücher, draußen sein,
    Mag nicht: seinen Zwillingsbruder Simon, beim Lesen gestört werden,
    Sonstige Informationen:
    Er ist schon ganze zwei Monate vor Kathrins Ankunft in der Ranger Schule,
    wobei er genau das gleiche Ziel anstrebt wie sie:
    Top Ranger zu werden.
    Da er mit Primo angefreundet ist, bekommt er sich öfter mit Primos bester Freundin Rhythmia in die Haare,
    denn sie ist besonders eifersüchtig.
    Rhythmia und er sind Klassensprecher in der Klasse 1A mit der Klassleitung Frl. Mai.



    Nebenpersonen:



    Name: Rhythmia Lariss
    Geschlecht: weiblich
    Alter: 15, geboren am 22. November
    Haare: blond und gelockt, meistens hochgesteckt
    Augen: karamellfarben
    Wesen: Mensch
    Charaktereigenschaften: stur, hilfsbereit, kann ihre Klappe nicht halten, nett, nachtragend
    Wohnort: Sinnoh
    Stärken: bekommt jede Information, die sie will, erreicht meistens ihre Ziele
    Schwächen: tratscht zu viel, kann nicht teilen
    Hobbys: Klatschzeitungen lesen, plappern,
    Mag: Primo, den lieben langen Tag reden
    Mag nicht: Streitereien, wenn ihre Freunde unglücklich sind
    Sonstige Informationen:
    Sie ist auf der Ranger Schule, weil sie sich in ihren Dickschädel gesetzt hat, eine Technikerin zu werden.
    Ein Pluspunkt ist, dass ihr bester Freund Primo, den sie aus dem Kindergarten kennt,
    sie ebenfalls begleiten wird, auch wenn er einen anderen Beruf erlernen will.
    Spitzname: Blondi (so nennt sie jeder hinter ihrem Rücken)



    Name: Primo Kanzler
    Geschlecht: männlich
    Alter: 15, geboren am 5. Oktober
    Haare: braun, immer frisiert
    Augen: meerblau
    Wesen: Mensch
    Charaktereigenschaften: nett, eigensinnig, gelassen, freundlich, ein wenig egoistisch
    Wohnort: Sinnoh
    Stärken: ist kaum aus der Ruhe zu bringen, ist ziemlich schlau
    Schwächen: egoistisch
    Hobbys: lernen, mit Pokémon zusammen sein, mit Freunden herumhängen
    Mag: Rhythmia, Pokémon, seine Heimat Sinnoh
    Mag nicht: wenn seine Pläne durchkreuzt werden
    Sonstige Informationen:
    Er ist so gut wie immer gut gelaunt und daher bei jedem beliebt.
    Dennoch sollte man ihn nicht triezen, denn auch wenn er nicht leicht explodiert,
    so will man ihn nicht erleben, wenn er mal in die Luft geht. Sein Ziel ist es, ein Ranger zu werden.
    Über die Eifersuchtsattacken seiner besten Freundin Ryhthmia lächelt er meistens nur
    und gegen die Streitereien zwischen ihr und Bodo macht er nichts, abgesehen von belustigt zuschauen.



    Name: Lucy Rose
    Geschlecht: weiblich
    Alter: 12, geboren am 2. Mai
    Haare: hellbraun und glatt, meistens zu zwei Zöpfen gebunden
    Augen: hellblauer Schlafzimmerblickaugen (wieder eine bestimmte Augenform)
    Wesen: halb-Mensch, halb-Schutzengel (3. Klasse: Light Angel)
    Charaktereigenschaften: frech, nett, selbstbewusst, kann fies werden,
    Wohnort: Fiore
    Stärken: Streiche spielen, kann gut andere zum Lachen bringen
    Schwächen: kennt nicht die Grenzen, was es das Streichespielen angeht,
    Hobbys: Streiche spielen, ihr Vulpix Lala trainieren, mit ihrer Schwester Kathrin spielen
    Mag: ihre Schwester Kathrin, Vulpix Lala, kämpfen
    Mag nicht: Strafarbeiten, Nachsitzen, Hausaufgaben, Französisch
    Sonstige Informationen:
    Lucy ist eine Trainerin, dennoch besucht sie die Trainerschule in Fiore, die neu erbaut wurde.
    Dort bringt sie die Lehrer zur Weißglut, indem sie jeden Tag ihre Streiche spielt,
    für die sie ziemlich berühmt ist.
    Ihr Vulpix Lala hat sie als Ei von ihrer Mutter bekommen und
    es ist ihr absoluter Liebling und sie trainiert sie schon seit sie klein ist.
    Die einzige Person, die sie wirklich lieb hat, ist Kathrin, ihre große Schwester.
    Egal, was sie angestellt hat, Kathrin was immer für sie da, meistens hat sie sogar für eine mildere Bestrafung gesorgt.
    Deshalb ist ihr großes "Schwesterherz" auch die einzige Person, die noch nie einen Streich von Lucy am eigenen Leib erfahren hat.

    Spitzname: Lu


    [tab=Bilder]


    Bilder zu Unwished findet man auf meinem DeviantART-Account
    in der Gallery in dem Ordner "Unwished Pics"
    Anmerkung: Bei diesen Bildern muss es nicht unbedingt wahr sein, was
    für ein Wesen Kathrin oder Keith/Bodo besitzen.
    Beispielsweise ist das Bild mit Bodo und seinen Engelsflügeln nicht für diese Geschichte
    gedacht - Ich habe es nur einsortiert, weil es etwas mit Fantasy am Hut hat.
    http://pokerangergirly.deviantart.com/

    [/tabmenu]


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  • Prolog:


    Die Sonne verschwand hinter den Wolken und mit einem Schlag wurde es kalt, während der Wind durch meine Haare blies und die Blätter an den Bäumen um uns her zum Rauschen brachte. Das machte die Szene, die sich mir bot, auf keinen Fall angenehmer. Im Gegenteil, alles wirkte alles nur noch grauenvoller, als ich die traurigen Gesichter meiner Eltern anstarrte.
    "Ihr müsst gehen?! Aber... Wieso?", es kostete mich viel Mühe, um diese gestotterten Worte herauszuquetschen. Meine Lunge bekam nicht genug Luft und etwas presste sich unangenehm auf meinen Magen. Es war der 1. August und somit mein Geburtstag, mein fünfter Geburtstag. "Weil wir dich schützen wollen, Liebling", meinte meine Mama und nahm mich sanft in den Arm. Mich schützen?! Mir wurde leicht schwindelig und ich schwankte ein wenig. Schon rollte mir die erste Träne über die Wange und dort, wo sie an meiner Haut entlang geglitten war, fühlte sich der kalte Wind noch eisiger an. Dieser toste um uns herum und brachte schwarze, dunkle Wolken mit sich, die gefährlich nach einem Gewitter aussahen.
    Meine Schwester war gerade einmal zweieinhalb Jahre alt und wimmerte schon leise neben mir. Ihr Gespür für etwas Schlechtes, das sie schon immer hatte, verriet es ihr. Sie wusste genau, was gleich passieren würde. Dass wir bald nie mehr hier als normale Familie leben können. Der Wind wurde, falls überhaupt noch möglich, noch stärker und es fing tatsächlich an, zu tröpfeln. Inzwischen grollte der erste Donner ganz in der Nähe und auch der erste Blitz war wegen den alles abdunkelnden Wolken nicht zu übersehen.
    Neben den vereinzelten Regentropfen flog die dritte Träne auf den Boden und mein Blick wurde immer verschwommener, als ich endlich meinen Mund aufbekam und noch einmal eine Frage stellte: "Wenn ihr mich wirklich beschützen wollt, warum verlasst ihr Lucy und mich dann? Das ergibt doch alles keinen Sinn..." Ich schniefte laut und Papa sagte sanft: "Es ist schwer zu erklären, warum wir gehen müssen, damit du sicher bist, aber eines Tages wirst du es erfahren. Irgendwann wird es passieren, dass es dich überrascht und dann wird dir alles erklärt werden. Wir haben dafür gesorgt..."
    Er nahm uns alle zum letzten Mal in den Arm, dann lösten sich Mutter und Vater aus der Umarmung. Die kleinen Regentropfen wurden immer größer, bis sie schließlich als Platzregen zu Boden regneten. Sie hämmerten nur so zu Boden. Mit dem Ärmel meines Pullis versuchte ich mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, aber er war selber schon so nass vom Regen, dass er nichts mehr ausrichten konnte:
    So viele Fragen stürmten meinen Kopf und türmten sich in mir. Trotzdem merkte ich, wie sich langsam alles in mir leerer anfühlte. Ich war wütend und traurig zugleich. Wovor mussten und wollten mich meine Eltern unbedingt beschützen? Oder vor wem? Waren es diese bösen Menschen gewesen, die uns in letzter Zeit besucht hatten und mit denen sich meine Eltern immer gestritten hatten?
    Sie hatten uns oft besucht. Wir haben sie nie wirklich getroffen, wurden in unseren Zimmern versteckt. Versteinert sank ich auf die Knie und legte einen Arm um meine Schwester. Diese drückte sich an mich und auch sie musste weinen. Mama und Papa stellen sich nebeneinander hin, winkten uns. Dann lösten sie sich langsam in Luft auf.
    Etwas in mir regte sich, mir wurde übel und der Schwindel nahm zu. "Halt! Lasst uns nicht alleine!", schrie ich noch, aber es gab keinen Rückweg mehr. Lucy und ich würden unsere Eltern nie wieder sehen. Eine Wellte der Einsamkeit überflutete mich und riss mich in die Tiefe. Strampelnd versuchte ich, wieder aufzutauchen und die Oberfläche zu erreichen, die schon immer so nah und doch so fern zu sein schien...
    "Bald...", hauchte eine vertraute Stimme in meinem Kopf, so leise, dass ich sie, verzweifelt in der Dunkelheit, schon bald wieder vergaß.


    Im nächsten Moment schlage ich die Augen auf und starre an die weiße Decke. Ich richte mich unter Schmerzen, die ich von einem Muskelkater habe, auf. Verwirrt schaue ich mich in dem Raum um. Gerade eben habe ich noch im strömenden Regen gestanden, verloren draußen in einem einsamen Wald. Und jetzt? Jetzt liege ich in einem gemütlichen Bett, das sich anscheinend auf einem Bott befindet, denn es schaukelt leicht und vor meinem Kabinenfenster sehe ich nichts als Wasser und den Himmel.
    Ein paar Augenblicke lang brauche ich, um zu kapieren, dass DAS eigentlich nur ein Traum gewesen ist. Ein schlechter Traum, den ich ziemlich gut kenne. Diesen Albtraum hatte ich jede Nacht, doch so stark wie heute war er schon lange nicht mehr. So klar und scharf habe ich die Stimmen meiner Eltern lange nicht mehr gehört, den Regen und die Kälte nicht mehr scharf wie Klingen auf meiner an der Haut klebenden Klamotten gespürt und die Gefühle der Einsamkeit, der Traurigkeit und der Wut haben mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr so stark aufbrausen lassen.
    Klar, es ist nur ein Albtraum, ein schrecklich realer Albtraum. Mit fünf Jahren wurden meine Schwester und ich wirklich, umgeben von diesem Schauspiel und begleitet mit diesen Gefühlen von unseren Eltern verlassen.
    Und bis jetzt habe ich immer noch nicht herausgefunden, wovor oder vor wem mich meine Eltern beschützen wollten.
    Nun bin ich auf einem Boot, das mich von Fiore aus nach Almia bringen soll...

  • So, jetzt geb ich dir auch mal einen Kommentar.


    Startpost&Titel :
    Den Titel wusste ich zwar schon vorher, aber egal. Den Titel finde ich auf jedenfall ansprechend, ich hätte ,selbst wenn du mir nicht schon vorher davon erzählt hättest, darauf geklickt. Unwished klingt gut. Nun zum Startpost. Ich finde ihn schon sehr gut, es gab seeeeehr viel zu lesen. Ich bin ja in der Widmung, hätte ich jetzt nicht gedacht^^ Auch sonst hat mir der Startpost gefallen, du arbeitest mit Farben und baust einige interessante Chara´s ein. Das einzige verwirrende fand ich, dass du die anderen Schüler einfach nur aufgezählt hast. Erwarten kannst du nicht, das ich (wenn sie vorkommen) genau weiß, wen du meinst. Aber mir fällt auch keine andere Möglichkeit ein, sie aufzuzählen, also halt ich mal besser den Mund^^ Also ich bin schon gespant, wie´s weitergeht. Achja, du könnest vielleicht noch Bilder von den Charakteren in die Stackbriefe einfügen.


    Prolog :
    Gut, auch den hab ich schon früher zu lesen bekommen, jetzt aber nochmal ausführliche Rückmeldung^^ Okay, mmmh, den Traum fand ich super, usw. war alles gut, du hättest aber vielleicht zwischen Traum und Realität eine Zeile platz lassen können (Wie das klingt^^) Interessant finde ich auch, dass ihre Eltern Kathrin und Lucy verlassen haben. Warum das? Naja, ich bin gespannt auf das erste Kapitel.


    Joa, das wars von mir. Gibst du PN-Benachrichtigungen?
    LG Tami

  • Danke Tamika^^ Ich arbeite noch an die Bilder für die Charaktere, aber wenn sie fertig sind, stelle ich sie ein.^^
    Aber nun geht es weiter mit dem ersten Kapitel.^^ Ich habe mir vorgenommen, immer erst ein Kapitel in meinen
    Notizheftchen fertig zu schreiben, bevor ich ein weiteres hier einstelle. In dem Heft bin ich bei dem 6. Kapitel,
    aber das 5. habe ich ausgelassen, weil ich noch nicht weiß, aus welcher Sicht ich es schreibe... Da müssen schon
    mehr ihre Stimme abgeben, damit ich das wissen kann...



    Kapitel 1: Die neue Schülerin (BPV = Bodos Point of View = Bodo erzählt)


    Es wäre eigentlich ein toller und wunderschöner Tag gewesen. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und wolkenfrei, die Luft war warm, aber nicht übertrieben heiß, aber nein. Heute, genau in der ersten Stunde, müssen wir unbedingt das Fach habe, das ich von allen am meisten hasse. Französisch. Noch dazu will die für dieses Fach zuständige Lehrerin mit uns eine Probe schreiben. Das vermiest mir die Laune endgültig. Eine Stunde am Tag reicht bei mir aus, damit ich die ganze restliche Zeit nachher böse auf alles bin, was sonst noch passiert. Leider auch dann, wenn es mir im Normalfall Spaß machen würde. Und dann auch noch diese Probe... Ich kann wirklich keine einzige Vokabel von denen, die wir zu lernen aufbekommen haben!
    Gähnend und streckend spaziere ich unmotiviert die Treppe runter in das Erdgeschoss der Schule, in dem sich unser Klassenzimmer befindet. Insgesamt gibt es einen Keller, das Erdgeschoss und noch zwei Stockwerke. In den Keller darf keiner der Schüler gehen, was allerdings hin und wieder trotzdem passiert, im Erdgeschoss befinden sich die Klassenzimmer der vier Klassen des Internates. Unseres und das unserer Parallelklasse befindet sich in der Nähe des Eingangs, die anderen zwei hinter halb bei dem Treppenhaus. Außerdem kann man hier noch die Bibliiothek finden. Ein Stockwerk höher kann man den Bios-, Musik, Physik und den IT-Saal finden, die Lehrerschlafsäle, das Lehrerzimmer und die Kantine, an der die Küche dranhängt. Ganz oben ist der Gemeinschaftsraum, auf der linken Seite die Jungenschlafsäle, rechts die der Mädchen.
    Jetzt jedoch haben wir Französisch in unserem Raum. Primo, mein bester Kumpel auf dieser Schule, schlendert neben mir her. Sein braunes Haar ist ganz normal gekämmt, wie jeden Tag, und seine Augen blitzen vor Freude. Er ist gut gelaunt und lächelt verträumt. Wie immer. Ich sage immer, der gehört zu den größten Optimisten auf der ganzen Welt und nichts, einfach nichts kann ihm seine gute Laune verderben. Französisch gehört zu seinen Lieblingsfächern, dort steht er auf einer glatten 1, doch er hat es noch nie geschafft, mich für diese Sprache zu begeistern.
    "Hey, Bodo, schau doch nicht so böse", versucht er mich aufzumuntern, während er mich anblickt, sein typisch fröhliches Lächeln im Gesicht. Er hat Recht. Ich schaue nicht gerade freundlich durch die Gegend, weshalb ich nun meine dunkelrot-braunen Haare in mein Gesicht hängen lasse, damit man meine Mimik nicht mehr so sehen kann. Dafür knirsche ich weiter mit den Zähnen, als er die Türe öffnet. Vorsichtig schaue ich durch meine, vor den Augen hängenden Strähnen vor zu der ersten Reihe, in der ich sitze.
    Rhythmia, Primos beste Freundin, sitzt auf meine Tisch, ihre Beine auf meinem Stuhl und betrachtet ihre blonden Locken, die wie üblich im Nacken festgesteckt sind, in einem kleinen Spiegel, den sie immer mit sich rumträgt. Sie kann mich nicht leiden, das konnte sie noch nie. Ihr Problem ist, das sie nichts teilen kann, gar nichts, besonders ihren besten Freund. Ihre Lieblingsbeschäftigung, seit wir uns auf dieser Schule vor gut zwei Monaten kennengelernt haben, ist, mich zu ärgern. Auch jetzt schaut sie mich böse mit ihren Karamellfarbenen Augen an, fast so, als wäre ich Ungeziefer, das sie im nächsten Moment mit Insektenspray verscheuchen wollte.
    "Du Miesepeter wirst dem Neuen noch ganz schön den ersten Schultag versauen", schimpft sie mich. Ich kneife sie in den Arm, woraufhin sie sich von meinem Tisch verzieht, dann setze ich mich auf meinem Stuhl, um mein Grammatikheft, mein Hausaufgabenheft, mein Vokabelheft, mein Französischbuch, meinen Block und ein Federmäppchen abzulegen. Primo und Rhythmia unterhalten sich noch ein wenig, aber ich halte mich raus. Meine Laune ist schon schlecht genug als dass ich die Blondine damit reizen sollte. Der Streit, der dadurch entstehen könnte, wäre katastrophal.
    Das Einzige, was wir bisher von unserer Klassenleitung, Französisch-, Geschichts- und Chemielehrerin Fräulein Mai über den Neuen erfahren haben, ist nicht sonderlich viel. Wir haben erfahren, dass er zuletzt in Fiore gelebt hat, dass er bei der Aufnahmeprüfung die volle Punktezahl erreicht hat und fünfzehn Jahre alt ist. Mehr wissen wir nicht. Ich frage mich schon, wie er sein wird. Hoffentlich mehr wie Primo, damit ich mich mit ihm verstehe und mich nicht die ganze Zeit streite wie mit Blondi.
    Im nächsten Moment öffnet sich die Türe und Fräulein Mai kommt herein. "Tut mir Leid, dass ihr waren musstet", sagt sie. Von wegen warten... Sie weiß ganz genau, wie pünktlich sie mal wieder ist, denn genau in der Sekunde, als sie die Türe öffnet, klingelt die Schulglocke. Bei Primo und mir ist es üblich, dass wir erst kurz vor dem Gong im Klassenzimmer erscheinen, meistens nach der Lehrerin.
    Jetzt stellt sie sich vor ihr Lehrerpult und begrüßt uns. "Guten Morgen Fräulein Mai", singt die Klasse ihr tägliches Morgenlied zurück. "Wie gestern bereits angekündigt haben wir ab heute einen neuen Schüler mehr, der sich mit euch in die Schulbank drücken wird", sagt die Lehrerin freudig, legt ihre Tasche neben das Pult und zieht ihre Mappe heraus. Das gibt meinen Klassenkameraden Zeit, zu tuscheln.
    "Was glaubst du, ist es ein Junge oder ein Mädchen?", Time, der hellblonde Junge aus der Reihe hinter mir unterhält sich mit seinem Banknachbar Karim. Auch Celia und Kristina quatschen lautstark auf der anderen Seite in der ersten Reihe: "Es kommt echt selten vor, dass ein Schüler erst so spät in die Ranger Schule wechselt!" Fräulein Mai versucht nun, die Klasse zu übertönen: "Gut, jetzt. Das reicht.. Ruhig, Schüler!" Langsam verstummen alle. Die Lehrerin ruft den Neuzugang herein. Gespannt huschen unsere Blicke in Richtung Türe.
    Um ganz ehrlich zu sein habe ich einen Jungen erwartet, hochgewachsen und mit viel mehr Ausstrahlung als die meisten. Jemand, der die harte Aufnahmeprüfung mit links besteht. Doch dieses zierliche Mädchen im Türrahmen, das so zerbrechlich wirkt wie Glas, ist genau das Gegenteil von dem, was ich mir vorgestellt habe. Sie ist wohl einen guten Kopf kleiner als ich, sie hat dunkelbraune, leicht gelockte Haare, die sie zu zwei Zöpfen hochgebunden hat und zwei türkis-blaue, große Augen. Kaum steht sie vorne, schaut sie uns damit unschuldig an und lächelt uns schüchtern zu.
    "Hallo, mein Name ist Kathrin Rose", sagt sie leise, "Ich habe bis vor kurzem noch in Fiore gelebt, bevor ich die Erlaubnis gekriegt habe, ebenfalls hier auf die Schule zu gehen." Es sieht so aus, als versuche sie, selbstbewusst zu wirken, was ihr eindeutig misslingt. Ich höre Rhythmia kichern. "Was ist los, Bodo? Warum grinst du so?", reißt mich unsere Klassenleitung aus den Gedanken. Mein Grinsen, dass sich aus einem mir nicht bekannten Grund auf mein Gesicht geschlichen hat, verblasst nur ein wenig und ich sage nur: "Ach, nichts..."
    Fräulein Mai wendet sich wieder an Kathrin: "Schau, neben Bodo ist noch ein Platz frei. Er und Rhythmia", sie deutet auf die Blondine, die ganz an der Wand sitzt, neben einem der Fenster, zur Linken von Primo, "Sind beide Klassensprecher. Mit Fragen kannst du dich somit sofort an ihn wenden." Kathrin nickt und lässt sich noch ein wenig zurückhaltend auf dem Stuhl rechts neben mir nieder. Ich grinse sie an und sie lächelt verlegen zurück. Aus der Tasche, die ihr von einer Schulter hängt, holt sie einen Block, zwei Hefte und ein Federmäppchen hervor, dann dreht sie sich der Lehrerin zu.
    "Gut, das sollte genügen", meint die Lehrerin, die jetzt wieder hinter ihrem Pult steht. Jetzt haben wir Französisch... Ob die Neue bei dem Test mitschreiben muss? "Kannst du..." 'Französisch' will ich sie gerade fragen, da wendet sich Fräulein Mai wieder an uns und sagt: "Bodo und Rhythmia, könntet ihr unserer Neuen nicht ein wenig die Schule zeigen? Ihr könntet ihr zeigen, wo sich was findet! Nehmt euch ruhig die ganze Stunde Zeit, aber seid bitte rechtzeitig zur zweiten wieder da, immerhin weiß ich nicht, was der Lehrer, den ihr dann habt, dazu sagen wird, wenn ihr dann
    fehlt."
    Beinahe hätte ich gejubelt vor Freude. Innerlich tat ich das auch, doch von außen konnte man mir das nicht ansehen. Nur Rhythmia sieht beleidigt drein. Im Gegensatz zu mir liebt sie Französisch genauso sehr wie Primo und sie würde lieber hier bleiben und lernen. Seufzend willigt sie ein und somit verlassen wir das Klassenzimmer. "Was für eine Stunde hätten wir jetzt eigentlich gehabt?", fragt mich Kathrin, nachdem die Türe geschlossen ist, leise. Sie steht direkt hinter mir, die Blondine hält sich in sicherer Entfernung von mir auf. "Französisch", gebe ich zur Antwort und lächele zufrieden. Ihr Gesichtsausdruck wird etwas entsetzt.
    "Wir haben Französisch?! Oh.. Ich hasse es...", "Dann habt ihr zwei schon mal etwas gemeinsam", Rhythmia hat trotz alledem gelauscht und gleich ihren Senf dazu gegeben. Auch sie grinst breit, allerdings nicht böse, wie ich es von ihr gewohnt bin. "Können wir mit der Führung beginnen?" "Gut, Rhythmia, du gehst voraus und erklärst alles. Nein, die Neue wirst du nicht hinter dir her schleifen wie du es sonst so gerne machst. Es sei denn, du willst, dass sie ein Trauma erleidet", knurre ich sie an, als sie Kathrin packen und hinter sich herziehen will. Ihre Reaktion auf meine Worte ist genauso verwirrend wie ihr Gesichtsausdruck.
    Sie gehorcht mir - Und lächelt wohlwollend. Dass sie sofort drauf los quatscht, ist mir nichts neues, doch der Rest...
    "Magst du auch kein Französisch?", frage ich sie flüsternd, damit Rhythmia uns nicht hören kann. Sie wäre nicht froh darüber, wenn sie erfährt, dass wir, während sie selber redet, ein Gespräch führen. "Oh, nicht wirklich", lacht sie leise", meine Tante hat einen Mann geheiratet, der für sein Leben gerne Französisch spricht und sie war ganz angetan davon. Sie hat versucht, mich dazu zu bringen, ebenfalls diese Sprache zu sprechen, aber um ehrlich zu sein, ist es mir genau deswegen vergangen."
    Sie scheint alles andere als schüchtern zu sein. Ihr Lächeln ist klein, aber süß und wirkt ehrlich, weil es ihre strahlenden Augen erreicht. Vielleicht fällt es ihr einfach nur schwer, vor einen größeren Menge zu reden oder sie war sehr aufgeregt, weil sie sich nicht blamieren wollte.
    "Hörst du ihr überhaupt zu?", frage ich sie, während sie vor sich hineinkichert und deute auf Rhythmia gute fünf Meter vor uns. "Nein, nicht wirklich. Mir ist es lieber, ich lerne die Schule selber kennen, dafür bleibt mir dann auch mehr im Kopf hängen", grinst sie und fährt fort, "In welchen Fächern haben wir Fräulein Mai eigentlich noch?" Ich erzähle ihr, in was uns unsere Klassenleitung noch unterrichtet, wer unsere übrigen Lehrer sind und wie sie sind. Wir unterhalten uns außerdem über die verschiedenen Arbeitsgruppen, kurz AGs, die wir noch an unserer Schule haben.
    Als wir oben im letzten Stockwerk ankommen, dreht sich die Blondine zu uns um, und wir verstummen, obwohl wir gerade leise gelacht haben. Wir fahren auseinander. Ohne, dass wir es bemerkt haben, sind wir uns ein bisschen näher gekommen. "Okay, das ist die letzte Ebene. Hier ist unser Gemeinschaftsraum", sie macht eine weite Armbewegung in den großen Raum hinter ihr, "Es gibt hier jeweils vier Tische mit Stühlen, jeder Tisch ist für eine Klasse. Dann, links von euch aus, rechts von mir, befinden sich die Jungenschlafsäle, auf der anderen Seite die von den Mädchen. Komm, Kathrin, ich zeig dir, wo wir schlafen." Grinsend verschwindet die Blondine um die Ecke, die Neue folgt ihr, nicht, ohne mir davor noch zu winken und mir eine lustige Grimasse zu schneiden.
    Langsam gehe ich zur Türe, die zu den Mädchenschlafsälen führt und stelle mich davor, um auf die zwei zu warten. Zum Schluss kommt Rhythmia lachend und prustend heraus, Kathrin folgt ihr, allerdings mit einer etwas verwirrten Mimik. Dass Blondi so gut drauf ist, obwohl sie mit mir das ganze Schulhaus ablaufen muss, das verwundert mich. Auch ihr Lächeln, das alles andere als boshaft ist, wie normalerweise, sondern vergnügt und voller Vorfreude, ist mir fremd. Auch die Neue ist etwas überrascht darüber, dass sie eine derartig quirlige Klassenkameradin bekommen hat.
    "Komm, folgen wir ihr lieber. Ihre Laune kann schneller umschlagen als man glauben will", sage ich seufzend und werfe einen Blick auf meine Armbanduhr am linken Handgelenk. Es sind schon fünfzehn Minuten von unserer Französischstunde vergangen. Zufrieden rutsche ich das Treppengeländer hinab, Kathrin macht es mir elegant nach. "Das ist eigentlich verboten", raune ich ihr zu, als wir im ersten Stockwerk ankommen und ich mich bereits auf das setze, dass in das Erdgeschoss hinabführt. "Regeln sind da, um gebrochen zu werden", lacht sie und folgt mir wieder
    Kaum stehen wir draußen vor dem Schuleingang, als ich mitbekommen, dass Rhythmia vorhat, Kathrin die Trainingshalle genauer zu zeigen. "Hast du etwas dagegen, wenn ich draußen warte? Ich mag die Trainingshalle nicht sonderlich", bitte ich Kathrin. Sie lächelt und antwortet: "Nein, wir sehen uns dann nachher!" Sie winkt hinterher und verschwindet schließlich in dem kleinen Haus auf unserem Schulhof, die sogenannte Trainingshalle. In ihr lernen die Schüler, die Ranger werden wollen wie ich, am Anfang, wie wir richtig Pokémon einfangen und Ziele beseitigen. Letzteres dient dazu, dass wir uns den Weg mithilfe von Pokémon freimachen können, wenn zum Beispiel ein Stein im Weg liegt, oder ähnliches.
    Während die zwei Mädchen in der Halle sind, setze ich mich auf eine der Kisten, die sich im Hof befinden und schaue mich um. Eine frische, warme Frühlingsbrise weht mir ins Gesicht. Man merkt, dass es bald Sommer wird. Die Büsche am Rande des Schulhofes sind wunderbar grün, wie das Gras, das den Boden größtenteils bedeckt. Der Wald auf der anderen Seite, in der Nähe des Meeres, ist dunkel, doch die Laubbäume sind voller grüner Blätter. Man sieht hie und da ein Pokémon auf der breiten Wiese der Schule, ein Bidiza, ein Pichu oder ein Knospi. Ich betrachte, wie sich ein Bidiza mit einem anderen streitet.
    Wie Rhythmia und ich früher... Nur heute kamen wir noch nicht dazu. Stattdessen ist sie plötzlich froh und grinst nur die ganze Zeit. Ob Kathrin etwas damit zu tun hat? Muss sie wohl, wer sonst sollte für diese untypische Laune der Blondi gesorgt haben. Jedenfalls, untypisch dann, wenn sie mit mir sprach. Aber mir fällt kein Grund ein, warum sie deswegen glücklich sein sollte. Wie viel kann Kathrin denn schon ändern? Und außerdem ist sie erst ganz neu hier. Wahrscheinlich ist sie später schon wieder gemein zu mir...
    Als die zwei aus der Halle herauskommen, hat mich die Sonne schon aufgewärmt. Kurz zuvor hatte ich Inge, unsere Hausmeisterin und Köchin, beobachtet, wie sie die Bidiza beruhigt und auch die übrigen angelockt und gefüttert hat. Kathrin ist gerade auf dem Weg zu mir, als Inge von einem Schwalbinischrei abgelenkt wird, das Gleichgewicht verliert und sich gerade noch so fassen kann - Nur dass sie dabei leider einem der Bidiza auf dem Schwanz steigt. Dadurch gerät es außer Kontrolle und auch die Übrigen können sich nicht mehr halten.
    Ich habe mich schon erhoben und meinen FangKom gezückt, da ruft Kathrin mir zu: "Hey, Bodo, ich helfe dir beim Fangen, ja?" Das erinnert mich an etwas. Angeblich ist die Neue doch so gut im Fangen... "Weißt du was?", schreie ich zurück, "Was hältst du von einem kleinen Wettkampf? Es sind genau neun Bidiza, also können wir schauen, wer von uns beiden mehr fängt"! Sie nickt und nimmt begeistert ihren neuen FangKom in die Hand. Die lachende Rhythmia zählt einen kurzen Countdown runter, dann stürzen wir uns in den Wettkampf. So kann ich feststellen, wie gut unser Neuzugang wirklich ist. Für mich ist es ein Kinderspiel, die Bidiza zu finden und sofort zu umkreisen. Eines finde ich hinter der Trainingshalle, zwei streiten sich vor dem Schulgebäude um einen der Kekse von Inge und wiederum zwei bekämpfen sich mitten auf dem Schulhof.
    "Das waren alle Bidiza", höre ich die Blondine schreien und sehe, wie sie nahe der Kisten, bei denen ich vorhin war, steht und Kathrin und mich zu sich winkt. "Ich habe fünf Bidiza gefangen", rufe ich ihnen entgegen, während ich in ihre Richtung laufe. "Ich habe nur vier", bemerkt Kathrin und streichelt gerade eines von ihren. Es scheint ihr nichts auszumachen, dass sie verloren hat. Wenn auch nur knapp. "Dann habe ich gewonnen", lache ich und nehme meine Rangerpose ein. Sie stimmt in mein Lachen ein, dreht eine geschickte, kleinen Pirouette und nimmt ebenfalls eine Rangerpose ein. "Süß", denke ich mir kurz, dann werde ich auch schon von Inge abgelenkt.
    "Danke, ihr zwei", sagt sie erleichtert, "Tut mir Leid, das wird nicht mehr so schnell vorkommen, ich schwöre es." Sie verschwindet mit den Bidiza. Also drehe ich mich zu der immer noch lächelnden Kathrin um. "Wow, du bist echt gut. Noch nie hat jemand so knapp gegen mich gewonnen. Gar nicht mal so übel für jemanden, der das seit kurzem kann..." "Danke, du Angeber", sagt sie und knufft mich freundschaftlich. "Na, ihr zwei scheint euch blendend zu verstehen", höre ich Rhythmias ungewohnt fröhliche Stimme, "Willst du Kathrin alleine den letzten, wichtigen Ort der Schule zeigen, oder soll ich mitkommen?"
    "Du meinst den Platz des Aufstiegs, oder?", frage ich sie, ein wenig emotionslos und will Kathrin zurückknuffen, aber sie weicht mir aus. "Ja, natürlich!" "Gut, am besten, du gehst schon einmal vor. Vielleicht erwischt du noch etwas von der Französisch Stunde. Und wenn Fräulein Mai fragt, warum wir später kommen, sagst du, wir sollten für Inge die Bidiza einfangen. Das wäre nicht einmal mehr gelogen." "Okay, wir sehen uns dann später im Unterricht", kichert sie und rennt in Richtung Schulgebäude.
    "Kann es sein, dass ihr beide euch nicht sonderlich leiden könnt?", löchert Kathrin, während sie der Blondine nachschaut, deren Locken auf den Rücken fallen. Eine der Klammern muss sich gelöst haben. Wetten, sie regt sich darüber in der nächsten Pause auf? "Ja, aber das hat einen Grund. Für sie ist es ein Problem, das ich ebenfalls so gut mit ihrem besten Freund befreundet bin. Primo, der braunhaarige Junge, der im Unterricht neben mir und neben ihr sitzt. Leider kann sie nicht teilen und sie hat ständig Angst, ich könnte ihn ihr wegnehmen. Was für ein Gedanke... Aber das ist typisch Blondi..."
    Wir rennen die Treppe hinab zu dem Platz. "Blondi? Ein recht passender Spitzname", lacht sie leise. "Wohl wahr, aber nenn' sie am besten nicht so, wenn sie in der Nähe ist. Rhythmi oder Rhyth sind die Spitznamen, die sie gerne hat, Blondi oder 'Die Blondine' meidest du lieber", erkläre ich. Dann drehe ich mich um und mache Rhythmias Bewegung nach, die sie vorhin im Gemeinschaftsraum gemacht hat.
    "Dies ist der Platz des Aufstiegs, von den Schülern meistens abgekürzt und 'PdA' genannt. Nächsten Monat werden wir hier eine besondere Schulstunde haben, den sogenannten Freiluftunterricht. Das Monument dort ist der Gelöbnisstein. Er hat die Form der Ranger. Wenn man hier mit seinen Freunden ein festes Versprechen abgibt, wird es mit Sicherheit wahr werden. Das hat uns Direktor Lambert gesagt. So, damit sind wir fertig, obwohl du sowieso nicht zugehört hast."
    "Naja, solange wir dafür eine Französischstunde verpassen, tue ich gerne immer wieder so, als würde ich zuhören", lacht sie und dreht sich, "Aber jetzt müssen wir wohl zurück. Wie lange haben wir noch, bis die nächste Stunde anfängt? Wir können doch trödeln, damit wir genau zum Anfang der zweiten Stunde beim Klassenzimmer ankommen!" "Gute Idee", werfe ich ein und zu zweit schlendern wir zurück zum Schulgebäude. Wir kommen genau rechtzeitig zum Gong bei dem Zimmer an.



  • So, jetzt komm ich auch mal zum Kommentieren.


    Kapitel 1 :
    Man merkt, das es sehr an das Spiel angelehnt ist, aber du baust noch eigene Aspekte ein, das gefällt mir gut. Bodos Sicht der Dinge ist echt gut beschrieben. Das einzige was mich ein bisschen gestört hat, waren die Klammern. Das hättest du irgendwie anders besser darstellen können (ich sag immer, das man es anders besser machen könnte und weiß selber nicht wie°-°) Was mcih ebenso ein bisschen gestört hat, war das du in Klammern & verwendest. Ich spiele mich an Klainigkeiten auf, ich weiß. Aber sonst hat es mir gut gefallen, die Streite mit Rhythmia fand ich lustig. Was bei mir jetzt Fragen aufwirft ist eine der Stunden später im Game. Na, ich werd ja sehen wie es wird. Echt gutes Kapitel!


    So, dann mach ich mal jetzt Schluss.
    LG Tamika


    PS : Hab jetzt erst die neuen Bilder gesehen. Was ich noch sagen wollte, beim ersten erkennt man fast nichts. Ich habe nach Kathrin und Bodo gesucht, sie aber nicht gefunden.


    PPS : Du malst die Bilder für deine FS? Was machst du dir auch für einen Aufwand^^Ich kopier die aus Google. Leute haben Ideen^^


    PPPS (Help) : Wochentag von mir wäre ...ähhhm... Freitag.

  • HI^^
    Ich habe gerade deine Fs endeckt und sie mir kurzerhand durch gelessen


    Startpost:
    Den Startpost Find ich etwas gedrückt Du sollltse die personen auf die Hauptchara. beschrenkt wird da es etwas viel zu viel ist tausende charas die sowie so nicht ofte erwännt werden ^^ Statt den vielein charas solltest du alles unter teilen: STory (um was es geht), Idee (Wie bist du auf die Idee gekommen), Nebenchara, Pn- Benachrichtigubg, Kapitelübersicht, eventuell Widmung. aber das sind nur vorschläge


    Story/kapitel:
    Udn ich bin jetzt schon in ihren bahn gefallen, ich liebe Vatonageshipping^^
    Aber jetzt zur story! Den Prolog fand ich echt super er hat die story schön eingeleitet aber nicht zu viel verrahten. Was die spannung ud die lust am lesen noch viel mehr auch baut. Die umgebungs beschreibung ist dir echt super gelungen man kann sich alles genau vorstelllen. Wie im kino^^
    Besonders gut finde ich die idde so viel Ranger fs gibt es nun mal. aber es ist so eine tolles tehma mit dem man so vile machen kann das mane igentlich noch mehr machen soltte!


    Rechtschreib fehler:
    Ich habe nich sehr viele rechtschreib fehler gesehen und eigentlich sind die mir auch egal da ich selbst mit der rechtschreibung auf dem kriegsfuß stehe^^


    Das wars von mir
    MVLG sunnshinegirl 14

  • Danke für die Kommentare^^ Ich mache jetzt dann weiter mit dem zweiten Kapitel.


    Kapitel 2: Die Mutprobe (KPV)


    Ich liege gerade auf dem Bett und setze den Gruß unter den Brief für meine kleine Schwester Lucy. Jetzt muss ich ihn nur noch in einen Umschlag stecken, adressieren und
    Inge geben, damit sie ihn verschicken kann. Der Schlafsaal, in dem ich mich befinde, ist fast leer, aber bald werden auch die übrigen Schülerinnen meiner Klasse
    hereinstürmen. Jeder sollte pünktlich zur Abendruhe in seinem Bett liegen.
    Vorsichtig steige ich die Leiter hinab. Rhythmia war ganz glücklich darüber, dass ich oben schlafen will, damit sie das untere Bett bei dem Hochbett behalten kann. Der Boden
    besteht aus Holz und ist schön warm dank der tollen Bodenheizung, die wir in unserem Haus in Fiore nicht hatten. Socken und Stiefel habe ich neben der Türe, die aus dem Saal führt,
    stehen lassen. Jetzt ziehe ich sie jedoch wieder an, da wir uns außerdem der Schlafräume nicht ohne aufhalten dürfen. Auf den Weg nach unten zu Inge, die in einem Zimmer
    neben den Lehrerschlafsälen schläft, denke ich noch einmal zurück an den vergangenen Tag.
    Inzwischen ist es fast halb neun und der Rest des Tages ist ereignislos an mir vorbeigestrichen. Wir hatten nach der Schulstunde, in der mich Rhythmia und Bodo über das Schulgelände
    geführt haben, noch Geschichte, Musik, "Pokémon-fangen", Erdkunde und Biologie. Trotzdem war ich echt froh darüber, dass ich die erste Stunde Französisch verpasst habe. Ich hasse
    diese Sprache. Bisher haben Lucy, meine kleine Schwester, und ich uns immer erfolgreich gegen Unterricht darin gewehrt, doch nun kann ich nichts mehr dagegen tun.
    Rhythmia, ihr bester Freund Primo, Bodo und ich saßen zum Mittagessen in der Schulkantine, haben gegessen und uns unterhalten. Im Nachhinein durfte ich festlegen, welche Arbeitsgruppen,
    auch AG's genannt, ich besuchen will. Besonders freue ich mich auf Kochen, das ich zum ersten Mal nächste Woche Montag haben werde. Zwar bin ich nicht sonderlich gut in Kochen,
    aber es hat mir schon immer viel Spaß gemacht. Nachdem ich den Brief unten abgegeben habe, renne ich hoch. Der Gemeinschaftssaal hat sich sehr geleert und als ich unseren
    Schlafsaal betrete, fällt mir als erstes die Kissenschlacht in der Mitte des Zimmers auf.
    Zum Vorbeischleichen bleibt mir keine Zeit, da ich sofort von Rhythmia entdeckt werde. Überrascht ducke ich mich sogleich. Dann merke ich, dass die Blondine überhaupt kein Kissen in der
    Hand hält, sondern nur mit mir sprechen will. Bei ihr ist das kein Wunder, sie redet für ihr Leben gern. "Wo warst du denn, Kathrin? Ich habe dich überall gesucht!"
    "Ich habe einen Brief für meine kleine Schwester geschrieben. Sie ist gerne über alles informiert, außerdem fehlt sie mir jetzt schon. Hoffentlich antwortet sie bald... Leider
    dauert es angeblich sehr lange, bis Briefe von Fiore nach Almia kommen", antworte ich, einem in unsere Richtung fliegenden Kissen ausweichend. Es klatscht gegen die Wand.
    Rhythmia wirft der lachenden und kämpfenden Menge in der Mitte des Raumes einen kurzen Blick zu. "Die würden es gar nicht merken, wenn wir uns nach draußen schleichen. Was
    denkst du davon?" Den letzten Teil sagt sie ganz leise. Ihre Worte gehen beinahe in dem Gekreische und Geschrei unter und ihre karamellfarbenen Augen blitzen erwartungsvoll.
    Eine Antwort wartet sie trotzdem nicht ab. Ich hoffe sehr, dass die Lehrerkontrolle, ob wir denn schon alle im Bett sind, schon war. Am ersten Tag Ärger zu bekommen, darauf kann ich
    gut und gerne verzichten. Grob zieht sie mich in den Gemeinschaftsraum. Er hat eine seltsame Form, genau wie ein auf den Kopf gestelltes T. Hierstehen vier Tische, für
    jede Schulklasse einer, und dazu jede Menge Stühle. Der Raum wird meistens für Hausaufgaben oder ähnliches benutzt.
    "Danke fürs Warten!", ruft sie. An ihrem Tonfall merke ich, dass sie nicht mit mir spricht. Diesen kühlen Unterton schlägt sie nur an, wenn sie mit Bodo spricht. Wir stehen vor einem
    der Tische und erst jetzt fällt mir auf, dass auf ein paar Stühle um diesen Tisch drei Personen sitzen. Primo und ein schwarzhaariges Mädchen aus meiner Klasse, dessen Name mir nicht
    einfällt, haben sich darauf niedergelassen, nur Bodo hat sich auf den Tisch gesetzt. "Du weißt, dass wir nicht direkt auf dich
    gewartet haben, sondern auf die Neue", entgegnet er, aber Primo, der einen erneuten Streit zwischen den beiden bereits riecht, meint: "Schön, dann kann unsere Willkommensmutprobe
    für Kathrin beginnen!"
    Ich war gerade dabei, mich zu dem Rotbraunhaarigen auf den Tisch zu setzen, doch bei den Worten halte ich direkt inne. "Was für eine Mutprobe?", frage ich sofort und starre in Bodos
    Augen, die die Farbe von flüssiger Vollmilchschokolade haben. Meinen Kopf tätschelnd, versucht er mich aufzumuntern. "Das ist nur eine Art kleine Tradition unter uns Schülern.
    Wir wollen dich nicht wirklich testen, wie mutig du bist, sondern dich nur damit willkommen heißen."
    "Die Regeln sind einfach", fährt die Blondine dazwischen, "Wir vier haben unsere FangKoms an vier verschiedenen Stellen in vier verschiedenen Räumen der Schule versteckt.
    Einer ist in unserem Klassenzimmer, einer im Klassenzimmer von Herrn Tollero, einer im Lehrerzimmer und einer in der Bibliothek. Du musst alle vier finden und zum Schluss vor
    der Türe des Kellerraumes ablegen. Und damit das ganze mehr Spaß macht, muss der Nachbar des Kandidaten mitgehen. In dem Fall..." "Bin ich das", erklärt Bodo seufzend und
    erhebt sich.
    Die Blondine gibt uns aufgeregt einen Stoß in Richtung Treppe, sozusagen als Startschuss für die Mutprobe. Langsam und leise steigen Bodo und ich die Stufen hinab. Unten zieht mein Partner eine
    Taschenlampe aus der Hosentasche seiner Schuluniform, damit er den Gang vor uns erhellen kann. Das Licht erleuchtet zuerst den Boden vor uns, dann wirbelt der Lichtkegel durch die Luft.
    Bodo wurde umgestoßen und vor Überraschung hat er die Lampe weggeworfen. Im ersten Moment glaube ich, dass uns die anderen drei doch hinterhergehen und uns erschrecken
    wollten, dann erkenne ich ein Pokémon auf Bodos Rücken. Ein Bidiza!
    Vorsichtig greife ich nach der Taschenlampe zu meinen Füßen, bevor ich das flauschige Pokémon in die Arme nehme. "Das war nicht nett", tadele ich es.
    Mit seinen großen Knopfaugen starrt es mich an, während Bodo aufsteht. Er reibt sich den Kopf, lacht und streichelt ebenfalls über das Bidiza. „Er macht gerne Scherze…“, stimmt er leise zu, dann
    springt das Pokémon aus meinen Armen. „Wir müssen ins Lehrerzimmer, oder?“ „Auch, wäre von der Reihenfolge am besten, wenn wir dort anfangen. Allerdings…“ „Sollten wir dort lieber leise sein?“, füge ich
    hin zu, und er muss wieder lachen.
    Nachdem wir bei dem Raum angekommen sind, öffne ich die Türe und Bodo leuchtet hinein. „Ich gebe dir einen Tipp“, haucht er mir noch zu, „Der FangKom hier will nicht an
    Ort und Stelle bleiben.“ Aufgeregt durchsuche ich den Raum. Anscheinend hat jeder Lehrer seinen eigenen Schreibtisch mit vielen Schubladen und einen Stuhl, um Stunden vorzubereiten und
    Proben zu korrigieren. Auf jeden Fall stapeln sich auf den Tischen Blätter und Bücher, wobei es sich bei dem Papier um Tests, Schülerbriefchen und Arbeitsblätter handeln muss.
    Leise streife ich drum herum auf der Suche nach dem Gegenstand, der Bodos Tipp entsprechen könnte.
    Weil ich auf die Schnelle nichts finde, beschließe ich, genauer unter den Tischen nachzuschauen. „Siehst du überhaupt etwas?“, höre ich Bodo hinter mir
    flüstern und ohne eine Antwort abzuwarten, kniet er sich neben mich hin und reicht sie mir. Lächelnd nehme ich sie entgegnen. Vorsichtig rutsche ich wieder unter dem Tisch hervor. Leider
    komme ich nicht gleich weit genug raus, so dass ich mich fast sofort an der Tischplatte anhaue. „Au“, entfährt es mir leise, dann krieche ich endgültig hervor. Mich
    genauer umschauend, leuchte ich zum fünften und letzten Tisch, der länger zu sein scheint als die übrigen. Sofort erkenne ich mein Ziel:
    Ein Pichu, das mit einem kleinen Seil ein FangKom um den zierlichen Körper trägt. Es spaziert auf dem Tisch umher. Ich ergreife die Chance seiner Unaufmerksamkeit sofort und
    schicke die Fangscheibe los. Durch den gelungenen Überraschungsangriff ist es zu perplex um rechtzeitig zu reagieren. Rechtzeitig heißt, bevor der Fangversuch
    abgeschlossen ist und es bereits zu meinem Pokémon Freund geworden ist. Kaum, dass ich fertig bin, rennt es zu mir und springt auf meine Schulter. Erleichtert nehme ich
    ihm den FangKom ab. „Das ist gleich meiner“, verkündet Bodo. Von hinten legt er einen Arm um mich, zieht mich an sich und greift nach dem FangKom in meiner linken Hand. Wie
    erstarrt merke ich, dass mein Herz einen Moment lang stehen bleibt.
    „Als nächstes.. Die Bibliothek?“, schlägt er vor. „Gut“, stimme ich zu und zu dritt verlassen wir das Lehrerzimmer. Das Pichu schmiegt sich an mein Gesicht. Während
    wir den Gang entlang zur Treppe gehen, ist es still, abgesehen von den kaum hörbaren Geräuschen von oben aus den Schlafräumen. Dann rutschen wir das Treppengeländer hinab. Laut Bodo
    macht das viel weniger Lärm als die knarzenden Treppenstufen.
    Unten im Erdgeschoss fällt das Mondlicht durch das Fenster auf der anderen Seite des Flures. Meine Augen wandern automatisch zu der Glasscheibe. Das Fenster ist
    gekippt und so rascheln die Blumen auf dem Fenstersims unheimlich im leichten Nachtwind, der auch uns erreicht. Es hört sich fast so an, als würden mehrere Umhänge über einen Boden
    streifen. Ich spüre, wie ich davon eine Gänsehaut bekomme und eine Erinnerung taucht unerwartet vor meinem geistigen Auge auf…


    Drei Männer gekleidet in schwarzen Umhängen mit Kapuze durchqueren unseren Vorgarten und sie hinterlassen eine Spur, weil so viele Blätter, die
    der Herbst gefärbt hat und sie schließlich von den Bäumen hat fallen lassen, auf dem Boden liegen. Mit einem Mal ist es kalt und die freudige
    Stimmung in unserem Haus weicht einer gruseligen.
    "Lucy, Kathrin, schnell, geht in eure Zimmer!!", höre ich zu allen Überfluss auch noch leise die Stimme meiner Mutter rufen. Ich steige von dem
    Schemel herunter, der vor unserem Küchenfenster steht und renne zu ihr, Lucy, die neben mir ebenfalls aus dem Fenster geschaut hat, läuft
    hinterher. Dafür, dass sie erst eineinhalb Jahre alt ist, ist sie in ihrer Entwicklung schon ganz schön weit fortgeschritten. Mama hebt sie
    hoch und trägt sie in ihr Zimmer, oben im ersten Stock, ich tappe ihr vorsichtig hinterher. Es klingelt, schrill und durchdringend. Ich höre
    Papas Schritte im Flur unten und wie er erst die Tür des Windfangs und danach die Haustür aufmacht. Mama läuft aus unserem Kinderzimmer, mahnt
    uns davor noch, auch ja still zu sein und auf gar keinen Fall runterzukommen. Ihre Schritte lassen die Holzstufen unserer Treppe
    knarzen und quietschen und danach hören wir sie und Papa, wie sie sich mit den Männern unterhalten....


    "Hey, Kathrin, was ist los mit dir?" eine ferne Stimme reißt mich aus den Erinnerungsstrom, aber sie ist laut genug, dass ich mich fangen kann und merke, dass ich in
    einem Flur im Schulgebäude der Rangerschule stehe. Bodo starrt mich erstaunt an, dann schnippt er mir gegen die Stirn. „Nicht einschlafen!“ Ich bin anscheinend stehengeblieben und
    hatte einen ziemlich leeren Gesichtsausdruck, auf jeden Fall schaut er mich recht besorg an.
    "Entschuldigung, ich schlafe nicht! Ich habe nur an etwas denken müssen", stelle ich klar.
    Seltsam… Schon lange waren die Erinnerungen an meine Eltern und die Zeit mit ihnen nicht mehr so intensiv gewesen. Selbst der Traum in der letzten Nacht auf dem Boot nach
    Almia war sehr stark gewesen. Die Farben waren wieder scharf und die Stimmen klar, genauso wie die vielen Geräusche… Automatisch schüttele ich den Kopf, um mich von dem G
    edankengewirr in einem Kopf zu befreien. Jetzt ist nicht die Zeit, um über so etwas nachzudenken. Nicht, während dieser Mutprobe!
    Ich öffne die Türe zur Bibliothek.Vorsichtig spähen wir in das dunkle Zimmer hinein, mit seinen vielen hohen Regalen, den unzähligen, dicken Büchern und den vereinzelten
    Tischen und Stühlen zum Lesen. „Warum müssen Räume in der Nacht eigentlich immer so unheimlich sein? Tagsüber sind sie gemütlich… Da hat
    man keine Angst, alleine reinzugehen“, murmele ich meinem neuen Klassenkamerad leise zu. „Keine Ahnung… Vielleicht, weil sich Geister und böse Menschen auch irgendwo wohl
    fühlen müssen?“, antwortet er, woraufhin ich ihn leicht knuffe. „Das ist nicht lustig!“ „Na, dann sei froh, dass der FangKom nicht allzu schwer versteckt ist.“ Er reicht mir abermals seine
    Taschenlampe. Dieses Mal brauche ich nicht halb so lange, um ihn zu finden. Er liegt auf einem der Tische, versteckt hinter einem Stapel Bücher, die ein Schüler wahrscheinlich mit Absicht dort
    liegen hat lassen, um mir die Sicht auf den FangKom zu versperren.
    „Der gehört Rhythmia“, knurrt Bodo, als ich ihn in der Hand halte. Sein Unterton entlockt mir ein Kichern. „Ihr zwei seid echt wie Feuer und Wasser.“ „Ach ja? Und wer ist das
    Feuer und wer das Wasser?“ „Du bist das Feuer! Blondi ist der Wasserfall, der nicht aufhören kann, zu reden.“ Jetzt muss er lachen. „Gute Wahl“, meint er, „Gut, als nächstes
    gehen wir in das Klassenzimmer von Herrn Tollero.“
    Und somit verlassen wir den Raum. Die nächsten zwei FangKoms in den Klassenräumen sind einfach zu holen. Der eine war achtlos auf das Lehrerpult von Herrn Tollero
    geworfen worden, der andere auf eine der fünf Kisten in unserem Zimmer. Der eigentliche Spaß an dieser Mutprobe waren die Unterhaltung mit Bodo und die Scherze, die er immer wieder machte. Jedes Mal muss ich
    mir den Lachanfall verkneifen, einmal stopfe ich mir deswegen sogar die Faust in den Mund! Er findet das so lustig, dass er auch noch anfängt, mich zu kitzeln.
    Toll“, sagt er lachend, als wir den letzten Raum hinter uns lassen, „Jetzt hast du alle. Nur noch ab in den Keller damit!“ Als wir beim Treppenhaus ankommen,
    werfe ich erneut einen Blick zu dem Fenster mit den Blumen. Das Mondlicht ist schwächer geworden, aber der Wind bringt die Blätter der Pflanze immer noch genauso zum
    Rascheln wie zuvor. Wieder höre ich die Stimme meiner Mutter schreien, doch dieses Mal klingt es mehr wie ein schlecht eingestellter Radiosender. Deshalb fällt es
    mir nicht mehr so schwer, nicht in die Erinnerung zurückzufallen. Stattdessen konzentriere ich mich darauf,nicht zu viel Lärm zu machen, als ich die erste Steinstufe betrete.
    „Wenigstens knarzen die einzelnen Stufen nicht“, denke ich mir. Der einzige Laut, der an meine Ohren dringt, ist Bodos ruhiger Atem, unsere zwei Paar Füße, die
    langsam die Treppe hinabsteigen und das fast unhörbare Surren der Taschenlampe.
    Im Keller ist es ganz und gar dunkel. Kein einziges Fenster ist hier vorhanden, das bedeutet kein von draußen eindringendes Mondlicht erhellt den kleinen, aber langen Flur.
    Selbst das Licht von Bodos Taschenlampe scheint allmählich schwächer zu werden. Vielleicht bilde ich es mir noch ein, vielleicht liegt es auch
    an der bald leeren Batterie. Wir haben schon die Hälfte des Weges hinter uns, da stehen wir ganz plötzlich im Dunkeln. Der Lichtkegel hat noch einmal kurz aufgeblinkt, dann
    ist es erloschen.
    „Mist, dummes Ding“, schimpft Bodo. Aus seiner Richtung höre ich ein leises Klatschen und nehme an, dass er das Gerät gegen seine Handfläche schlägt. Sehen
    kann ich nichts mehr. „Naja, es bringt ohnehin nichts“, flüstert er, „Wir werden es auch ohne Lampe schaffen.“ Vorsichtig tasten wir uns um eine Kurve im Flur
    und – klatsch – schon liegen wir im nächsten Moment auf dem Boden. Rein vom Gefühl her würde ich sagen, dort stand eine Kiste und dank des fehlenden Lichts haben wir sie übersehen. Sofort
    spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem linken Bein, das noch an der rechteckigen Kiste hängt.
    „Ist dir etwas passiert?“, höre ich die Stimme meines Partners neben mir und spüre eine Hand auf meinem Arm. „Nein, nichts.. Alles.. In.. Ordnung.. Bei dir?“, keuche ich. „Bei mir
    ist alles gut soweit.“ Als ich dann aufstehen will, was ich noch dazu zu schnell mache, knicke ich wieder ein. Es fühlt sich fast an als würde ein Messer in meiner Ferse stecken.
    Ein kleiner Schmerzenslaut entfährt mir. „Von wegen alles in Ordnung“, sagt mein Klassenkamerad. Seine Augen scheinen sich schneller an die Dunkelheit zu gewöhnen als meine, denn
    er ergreift meine Taille zielsicher und zieht mich wieder auf mein rechtes Bein.
    Wird schon wieder“, entgegne ich und hoppele ein paar Meter vorwärts, aber er denkt erst gar nicht daran, mich wieder loszulassen. „Ja, nur jetzt noch nicht. Am besten legst du einen Arm um
    meine Schulter. Ich bin zwar kein Arzt oder ähnliches, doch meiner Meinung nach solltest du das Bein, das dir wehtut nicht belasten… Oder schmerzen beide?“ „Nein, nur das linke,
    Herr Doktor“, Ich tue wie mir geheißen, „Danke.“ Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit um uns herum und sogleich erkenne ich…
    „Die Türe!“ Auch Bodo hat sie inzwischen gesehen. Gemeinsam humpeln wir hinüber. „Schmeiß die FangKoms einfach davor hin, Primo, Rhythmia und Celia holen sie sich mor..“, doch
    weiter kommt er nicht. Eine Stimme hinter halb der Türe lässt ihn verstummen. „Wer ist da im Gang?! Es ist verboten, hier herunter zu kommen!“ „Schnell, lass uns abhauen!“
    Ich lasse die FangKoms vor Schreck fallen und als Bodo mich in einer Geschwindigkeit hochhebt, die mir abermals das Herz still stehen lässt, entfährt mir ein kleiner Überraschungsaufschrei.
    Schnell sprintet er den Gang entlang, die beiden Treppen hinauf und in den Gemeinschaftsraum. Erst dort lässt er mich runter und wir sinken zitternd zusammen. „Das war der Schock fürs
    Leben“, keucht Bodo. Rhythmia, Primo und das schwarzhaarige Mädchen, das Bodo vorhin Celia genannt hat, richten entsetzt ihre Augen auf uns, woraufhin wir anfangen müssen zu lachen.



    (Hinweis: Jetzt erzählt nicht mehr Kathrin, das nächste ist keine Ich-Erzählung)
    Ist irgendein Schüler im Keller, Herr Lehrer?“, fragt ein Junge mit einer blonden Pilzfrisur unsicher und beugt sich über eine große Maschine in einer feuerroten Farbe.
    Das Metall glänzt im schwachen Licht an der Decke. Ein Mann schließt die Holztüre und meint: „… Nein, das war nichts. Nur ein Zubat, das im Gang Radau veranstaltet hat.“
    Das Zimmer ist ziemlich chaotisch. Mehrere Blätter liegen auf dem Boden, der Tisch steht schief an der Wand, bei dem Stuhl daneben fehlt die Lehne und die Regale sind
    vollgestopft mit Büchern. Das Licht flackert, bleibtaber an. „Ist das Experiment ein Erfolg? Oder ist es fehlgeschlagen?“
    Der Blondschopf seufzt und antwortet etwas widerstrebend: „Das vermag ich jetzt noch nicht zu sagen. Die Steuerungssysteme sind unvollständig.
    Aber ab jetzt ist das Ganze nur noch eine Frage der Feineinstellungen…“ „Albert, ich verlasse mich voll und ganz darauf, dass du Erfolg haben wirst. Abgesehen davon…
    Es ist spät, lass es für heute lieber Schluss machen“, murrt der Lehrer. Albert nickt. „Gut. Dann werde ich in den Schlafsaal zurückgehen. Gute Nacht, Herr Tollero.“
    Gähnend verlässt der Schüler den Raum, doch der Lehrer bleibt. Mit verschränkten Armen setzt er sich auf den Stuhl und zieht ein paar Zettel aus den Schubladen
    des Schreibtisches auf hervor. Darauf sind ein paar beinahe unleserliche Sätze notiert worden. Dann fiel sein Blick auf den Computer auf dem Tisch. Er war auf
    Standby, doch nach einer kurzen Bewegung mit der Maus wurde er wieder aktiviert.
    Eine kleine Datei in der rechten, oberen Ecke des Bildschirms leuchtete unheilvoll. Der Mann öffnet sie und damit ein weiteres Fenster mit einem Mann, der dunkles Haar hatte,
    das zu einem Pferdeschwanz gebunden ist. Die Sonnenbrille auf der Nase verdeckt vollkommen seine Augen. „Herr Toller, wie geht das Experiment voran?“ „Ausgezeichnet, Sir.“
    „Das haben die Wissenschaftler vor 16 Jahren auch über das kleine Kind behauptet…“
    Herr Tollero nickte. „Aber dieses Mal dreht es sich nicht um einen Halbmenschen, sondern um ein Gerät. Und momentan läuft alles wie geschmiert…“


    Hoffe, euch hat das Kapitel gefallen^^
    vlg, LuciagirlYxD

  • So, ich geb meinen Kommentar dazu ab.


    Kapitel 2 :
    Das ist echt schön erzählt. Hta mir von der Qualität her echt gut gefallen. Besonders der erfundene teil in der Mitte und jeweils die Beschreibungen, da ich die Sätze ja schon von Ranger kenne, kann ich dazu nichts wirklich viel sagen, außer das es keine Rechtschreibfehler gab. Mir sind sie (wenn es welche gab) jedenfalls nicht aufgefallen. Ich finde Kathrin´s Sicht der Dinge schön erzählt und mehr kann ich eigentlich jetz nicht sagen. Außer, warum schreibst du nur Linksbündig? So kommen mir die Kapitel immer ewig vor^^ Aber echt gut geschrieben. ich freue mich schon auf das nächste Kapitel (und Rhythmia´s Sicht de Dinge^^)


    Also, das wars von mir. Immer schön weiterschreiben^^ (Hör nicht auf mein Gequassel^^)
    LG Tamika

  • Hallo^^ Habe beschlossen, das nächste Kapitel online zu stellen.


    Kapitel 3 - Eingesperrt!! (BPV)


    Ich strecke mich abermals ausgiebig auf meinem Bett und gähne einmal herzhaft, ohne mir die Mühe zu machen, die Hand vor den Mund zu tun. Mit einem Seitenblick auf meinen Wecker,
    dessen Zifferblatt angibt, dass es
    zehn vor neun Uhr ist, setze ich mich auf. In Wahrheit ist es erst zehn vor acht, aber ich weiß nicht, wie ich die Uhr umstellen kann. Ich bin alles andere als
    ein Technik-Freak, eigentlich bin ich sogar das
    komplette Gegenteil. So etwas überlasse ich lieber der Blondine.
    Vorsichtig steige ich die Leiter herab, so leise wie immer, um keinen der anderen aufzuwecken. Normalerweise beginnt bei uns die Schule immer um genau acht Uhr, abgesehen von Donnerstags,
    also heute. Laut
    Stundenplan beginnt der Unterricht an diesem Wochentag immer eine ganze Stunde später. Die meisten nutzen das um Auszuschlafen oder Hausaufgaben abzuschreiben.
    Meine Klassenkameraden im Schlafsaal schlafen alle noch.
    Das würde ich auch noch machen, wäre ich nicht in der Früh immer so putzmunter und würde mich das Ausschlafen nicht so müde machen.
    Somit kann ich mich jedoch einfach mal für eine ganze Schulstunde Zeit, das zu machen, was ich will, ohne gestört zu werden oder von den Lehrern ermahnt zu werden. Meine Augen haben
    sich schnell an die
    Dunkelheit gewöhnt, wie immer. Zum Glück habe ich Socken an, das macht es leichter, sich leise zu bewegen. Und irgendwie muss ich ohne viel Lärm zu machen zum Badezimmer
    kommen. Dort ist es leer und kühl, das
    Fenster an der Westseite steht offen. Ich gehe zu dem Waschbecken daneben, um mir die Zähne zu putzen. Draußen ist es schon sehr hell, aber noch immer sehr
    frisch. Der Wind trägt den Duft der Wiese im
    Schulhof und der Tannen um den Hof herum in das Zimmer.
    "Herrlich",denke ich mir, "Man merkt so richtig, dass es endlich Frühling ist." Mein Spiegelbild grinst mir zufrieden entgegen. Nur meine Haare, die können nicht anders als abstehen. Zusammen
    mit dem Badezimmerlicht sieht
    es so aus als würde mein Kopf brennen. Kathrins Stimme hallt bei dem Anblick erneut durch den Kopf: "Ich mag deine Haarfarbe wirklich. Damit erkennt man dich
    garantiert aus jeder Menschenmenge heraus. Und dass sie
    so ein Chaos sind passt doch nur noch mehr!" Mit einer Hand fahre ich mir durchs Haar. Sie war die erste, die ihnen jemals ein Kompliment
    gemacht hat, jeder andere sagt entweder gar nichts dazu oder macht sie runter, wie mein Bruder Simon. Als mein Zwillingsbruder sehen seine Haare nach dem Aufstehen genauso aus wie meine, aber
    er schafft es, sie zu
    bändigen.
    Nachdem ich das Badezimmer in der Schuluniform verlasse, dringen mir wieder die lauten Schnarcher meiner Klassenkameraden an die Ohren. Ein besonders lauter ertönt während ich die Türe zum
    Gemeinschaftsraum hin öffne und aus dem Schlafsaal schlüpfe.
    "Hey, Bodo, hast du auch genug vom Ausschlafen?" Ich wirbele herum und sehe Kathrin, die an unserem Tisch im Gemeinschaftsraum sitzt, der ansonsten vollkommen leer ist. Sie winkt mir
    grinsend zu, ein Blatt Papier in der
    linken Hand, einen Briefumschlag in der rechten.
    "Wie immer halt", rufe
    ich ihr entgegen, "Und du? Hast du einen Brief an deine Schwester erhalten?"
    "Jepp, das ist einer von Lucys Briefen!" Mich auf den Stuhl
    neben ihr niederlassend, merke ich, dass das Briefpapier mit vielen kleinen Evoli geschmückt ist. "Darf ich mal lesen?" "Klar" Sie reicht
    mir das Blatt mit der kleinen Schrift darauf.


    "Hallo Schwesterherz", lese ich laut vor,
    "Danke für deinen letzten Brief. Wie schön, dass es dir in deiner Klasse so gut gefällt. Habt ihr wirklich Französisch? Du Arme.. Falls Tante Ruth
    davon nichts weiß, versuche ich, dafür zu sorgen, dass sie gar nichts davon erfährt. Genau wie Onkel Herbert. Für mein und für dein Wohl.
    Nicht, dass sie schließlich noch damit anfängt, mich daheim unterrichten zu wollen. Ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.
    Aber abgesehen davon habe ich auch noch gute Nachrichten für dich! Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir in deine Nähe ziehen, in das alte Haus
    unserer Eltern, in Almia! Wir waren schon lange nicht mehr dort... Solange du noch in der Schule bist, musst du uns unbedingt besuchen
    kommen, versprich mir das! Nicht, dass du schließlich ganz woanders hin versetzt wirst und das Haus dann doch nicht siehst!
    Gestern hatten wir übrigens Besuch. Rate mal, wer gekommen ist: Lucia und Maike!
    Eigentlich wollten sie dich treffen. Sie wussten davor nicht, dass du inzwischen in Almia bist. Jetzt wissen sie es. Sie fanden es genauso
    schade wie ich, dass du nicht mehr hier bist... Dadurch ist nun keiner mehr hier, der mich raushaut, wenn ich mal wieder Mist gebaut habe, was
    ich, wie du ganz genau weißt, des Öfteren mache. Erst gestern habe ich Nachsitzen von Frau Fäulner aufgebrummt bekommen, weil ich die
    Schubladen ihres Lehrerpultes so zusammengeklebt habe, dass man sie nicht mehr auseinanderbekommt.
    Das Problem daran war, dass in dieser Schublade noch ein Test von letzter Woche war, den sie sogar schon korrigiert hatte. Ich habe ihn natürlich
    mit voller Punktezahl
    bestanden! Zufrieden war sie trotzdem nicht mit mir, nur wegen ihrem Schreibtisch...
    Das war's erst mal von mir. Schreib mir bitte sofort wieder!


    Viele liebe Grüße, dein Schwesterchen Lucy!"


    "Die Schubladen zusammengeklebt? Kann deine Schwester nicht mal kommen und das hier machen, wenn Fräulein Mai mal wieder eine Französisch Ex geschrieben hat?", schlage ich lachend vor,
    nachdem ich mit dem Lesen
    fertig bin. Kathrin kichert leise und meint: "Oh ja, das wäre genial. Wenn es um Streiche geht, ist sie wirklich die Beste. Niemand an ihrer Schule hatte bisher mehr
    Stunden Nachsitzen oder mehr Blätter
    Strafarbeiten als sie. Aber sie nutzt ihre Intelligenz auch aus, um guteNoten zu schreiben. Ihr großer Traum ist es, eine der besten Trainerin
    der Welt zu werden."
    "Und du? Du musst sie jedes Mal in Schutz nehmen und versuchen, dass ihre Strafen nicht allzu hoch sind?" Sie nickt. "Ja, das ist einer der Gründe, warum ich der einzige Mensch auf der Welt bin,
    dem sie nie im Leben einen Streich spielen würde. Ich
    wette, Maike und Lucia hat sie an ihrem Besuchstag auch nicht ungeschoren davonkommen lassen." Der Gedanke daran schien sie zu
    belustigen, ihr Grinsen wird nur noch breiter. "Wer sind eigentlich Maike und Lucia?", frage ich nachdenklich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie diese Namen schon einmal erwähnt hat.
    Überhaupt von
    Freundinnen hat sie mir noch nie etwas erzählt, nur von ihrer kleinen Schwester, die ein richtiger Satansbraten sein soll. Nicht einmal eine beste Freundin hat sie erwähnt, was Rhythmia
    mit den Worten "Jedes
    Mädchen hat eine beste Freundin oder einen besten Freund" kommentiert hat.
    "Sie sind Freundinnen von mir und selber 'ABFs', allerbeste Freundinnen, wie Blondi sagen würde. Und nein, ich habe wirklich keine beste Freundin!", murmelt sie und verdreht die Augen. Ihr Unterton lässt
    mich glauben, dass sie meine Gedanken gelesen hat, als hätte sie gemerkt, dass ich mir das Gehirn darüber zermartere, warum sie keine beste Freundin hat. "Ich glaub dir ja", meine ich, "Aber Blondi ist in
    so etwas ein Spezialfall. Sie quetscht andere gerne aus. Die Personen sind Orangen, der Saft sind die Informationen, die sie aus ihnen herauspressen will. Als Klatschtante Numero 1 hat sie besten Tricks, um
    jedes Geheimnis aus anderen zu entlocken." Sie faltet den Brief zusammenund steckt ihn in ihre Hosentasche.
    "Wir könnten schon einmal runtergehen und...", fängt sie zögerlich an, doch jemand unterbricht sie mit quietschender Stimme: "Cathy und Bodo! Was macht ihr zwei hier ganz alleine?" Rhythmia betritt
    den Gemeinschaftsraum und wir sind natürlich
    die ersten als die einzigen, die sie hier sieht. "Cathy" ist der Spitzname, den sie Kathrin gegeben hat und den "Cathy" überhaupt nicht leiden kann.
    "Hör auf, mich so zu nennen!", knurrt sie verärgert und
    blitzt die Blondine bedrohlich an. Die grinst nur frech zurück und will gerade ihren Mund für einen weiteren, fiesen Spruch aufmachen, da wird sie von
    ihrer Klassenkameradin geknufft.

    "Aaaah... Das hat wehgetan! Wetten, das gibt einen blauen Fleck?!", mault Blondi und streicht vorsichtig über die Stelle. Mit verschränkten Armen stellt sich die Brünette neben mich und funkelt sie weiterhin
    böse an. Ich schaue
    beide nacheinander verwirrt an. Warum hat Kathrin Rhythmi einfach so geknufft? Lag es an dem, was Blondi sagen wollte? Wenn ja, woher wusste Kathrin dann, was sie sagen wollte?
    Sie konnte doch nicht etwa wirklich
    Gedanken lesen?!
    "Gut, lass uns runtergehen, Bodo", brummte sie. Sofort stürmt sie in Richtung Treppe, ich hinterher. Blondi starrt uns fassungslos, aber mit einem unergründlichen Lächeln auf dem Gesicht nach. Als wir auf
    der Treppe und außer ihrer Hörweite sind, flüstere ich
    Kathrin zu: "Was war das denn eben?" Erstaunlicherweise lächelt sie schon wieder freundlich.
    "Rhythmia Lariss ist in ihrer Art meistens
    ganz anders als ich. Sie ist direkter, und wenn sie jemanden etwas sagen will, dann macht sie das, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich lasse mir für so etwas
    Zeit, suche die richtigen Worte und die richtige
    Situation heraus. Nachdem, was wir, sie und ich, gestern im Schlafsaal besprochen haben, wusste ich genau, was sie loswerden wollte. Und ihr Gesichtsausdruck..."
    Sie verdreht genervt die Augen.
    "Soll das heißen,
    sie wollte etwas sagen, dass ich eigentlich nicht erfahren soll? Jedenfalls jetzt noch nicht?"
    "Du schaltest schnell." "Na toll
    , jetzt interessiert mich das natürlich noch mehr. Was wollte sie sagen?!"
    "Jetzt nicht, wie gesagt. Musst dich noch ein wenig gedulden... Was haben wir heute eigentlich in den ersten beiden Stunden? Ich kann den Stundenplan selbst nach drei Wochen noch nicht auswendig..."
    "Erst
    Doppelstunde Pokémon-fangen, dann Geschichte, Religion und zum Schluss Physik."
    "Und wo gehen wir hin?" Ich schlage vor, ins Klassenzimmer zu gehen, falls es offen ist. Es ist offen. Von dort haben wir nicht weit, wenn wir aus dem Schulgebäude zum Unterricht wollen.
    Pokémon-fangen ist größtenteils draußen, es sei denn, wir haben Theorie, dann müssen wir im Klassenzimmer sein. Heute, weil wir Doppelstunde haben, haben wir mal wieder eine praktische Lektion, bei
    Einzelstunden
    und Regen bleiben wir im Schulhaus. "Das Klassenzimmer sieht ungewohnt aus, wenn keiner drin ist... Kein Lehrer, keine Klassenkameraden...", grinst Kathrin und tänzelnd geht sie zu ihrem
    Platz in der ersten Reihe.
    Noch immer sitzt sie direkt neben mir.
    "Stimmt! Ein richtiges Geisterklassenzimmer! Wäre es hier drin nicht so hell, sondern genauso dunkel wie bei der Mutprobe, wäre das ganze noch gruseliger!", pflichte ich ihr bei und setze mich auf unseren
    Tisch. Von dort aus werfe ich
    einen Blick auf die Uhr, obwohl ich eine am linken Armgelenk habe. Wir haben zwanzig Minuten, bevor die nächste und für uns heute erste Stunden anfängt. Kathrin verbiegt sich
    ein wenig, um ebenfalls zu schauen, wie
    viel Zeit uns noch bleibt. Da die Uhr neben der Tafel hängt, ist sie ihr meistens im Weg und sie kann nichts sehen. Nur deshalb hab ich es mir zur Gewohnheit gemacht,
    eine Armbanduhr zu tragen.

    "Toll, sonderlich lange haben wir nicht mehr", murre ich. "Wenigstens kann Rhythmia uns hier nicht auf die Nerven gehen. Sie wird nie darauf kommen, dass wir hier sind."
    "Da könntest du Recht haben." Vorsichtig
    ziehe ich einen Stapel Blätter aus dem kleinen Fach unter meinem Pult hervor. Kathrin hat auch so eines, aber ihres ist nicht halb so voll wie das meine.
    Leider schiebe ich die Arbeitspapiere aus dem Unterricht des
    Öfteren einfach nur unter den Tisch, weshalb sich dort schon sehr viel angesammelt hat.
    "Du bist hin und wieder ein echter Chaot, weißt du das?", höre ich Kathrins leises Lachen und spüre, wie sich ebenfalls neben mich auf den Tisch setzt, "Wie schaffst du das nur, so viel Zeug unter
    deinem Tisch zu behalten?" "Pure Unlust. Ich bin zu faul, alle
    Blätter einzukleben oder einzuordnen, je nachdem." Während der restlichen zwanzig Minuten kümmerten wir uns tatsächlich darum, dass
    alle Blätter genau dort hinkamen, wo sie hingehörten. Meiner Meinung nach hätte ich das ohnehin mal wieder machen müssen..
    Als der Gong ertönt, sind wir fertig und spazieren zurück zur Türe. Lässig eine Hand auf den Türgriff legend und runterdrückend, unterhalte ich mich mitKathrin.
    Nichts. Verwundert halte ich mitten im Satz inne und drücke
    abermals die Klinke runter, aber die Türe bewegt sich kein Stück.
    "Was
    ist los?" "Die Türe... Das dumme Ding will nicht aufgehen!" Ein letztes Mal versuche ich es, doch es klappt nicht. "Dann sind wir eingesperrt?", fragt sie weiter als könne sie es nicht begreifen.
    "Du schaltest
    schnell", wiederhole ich ihre Worte von vorhin. "Lass mich mal."
    Nun probiert sie, die Türe aufzubekommen, doch natürlich schafft auch sie es nicht. Abgeschlossen ist abgeschlossen, da ist nicht viel zu machen. "So etwas dummes", schimpft sie und haut ihren
    Fuß gegen die
    Wand, um ein wenig Dampf abzulassen, "Das ist so typisch und passiert mir immer wieder! ...Glaubst du, Fräulein Mai hat abgesperrt, weil sie geglaubt hat, dass keiner hier ist, da
    die erste Unterrichtsstunde heute
    draußen ist?" Ich nicke.
    Ihr Blick wandert durch den Raum und bleibt bei den zwei Fenstern hängen. "Kann man die nicht öffnen?" Seufzend erkläre ich ihr, dass man sie aus irgendeinem Grund versiegelt hat. Man kann nur die oberen
    Fenster, die wir nie und nimmer erreichen
    können, ein bisschen kippen, damit frische Luft reinkommt, das war es schon. Wieder flucht sie leise und lässt sich mit verschränkten Armen auf unserem Tisch nieder.
    Bei Fräulein Mai bekommen wir immer Ärger, wenn wir das machen, doch genau das macht den Reiz aus, es immer und immer wieder zu machen. Außerdem ist es eine normale Angewohnheit in
    unserer Klasse. Das bringt mich auf eine Idee. Grinsend gehe ich nach vorne zum Lehrerpult, setze mich auf den dazugehörigen Holzstuhl und schnappe mir den Zeigestab, der neben der Tafel bei dem übernatürlich
    großen Zirkel und dem überdimensionalen Geodreieck hängt. Mit dem Stab in der Hand, deute ich zu den unbesetzten Stühlen und zu Kathrin selber.
    "Ruhig, Schüler!", mache ich Fräulein Mais Stimme nach und schlage kräftig mit dem Stecken gegen die Tafel, so laut, dass Kathrin beinahe vor Schrecken umfällt und mich verwundert anschaut. Dann richte
    ich den Stab auf si und grinsend befehle ich in Fräulein-Mais-ich-habe-jetzt-einen-meiner-Anfälle-Tonfall: "Fräulein Rose, setzten sie sich auf ihren Stuhl. Wie sieht das denn aus, wenn sie auf dem Tisch sitzen?
    So etwas gehört sich nicht!" Sie scheint nun zu
    verstehen, was ich vorhabe, und fängt schon an, hinter vorgehaltener Hand zu kichern.
    Mit der freien Hand öffne ich die Schublade des Lehrerpultes, von der ich weiß, dass sie eine große Nerdbrille enthält. Ich schnappe mir die Brille und drücke sie mir selbst auf die Nase, dann wirbele ich herum
    und schimpfe: "Was gibt es da jetzt zum Kichern?" Ich
    betone das Wort "Kichern" genauso wie unser Mathelehrer es immer tut, Herr Meir. Gleichzeitig stampfe ich auf den Boden, wie er, wenn die Mädchen tuscheln
    und kichern. Einen Arm hinter den Rücken haltend und
    schreite vor der ersten Reihe auf und ab. Bei unseren Tisch angekommen, beuge ich mich vor und kontrolliere eine unsichtbare Hausaufgabe. Sofort rutscht
    mir die Brille von der Nase. Genau wie Herr Meir zappele ich,
    als ich versuche, die Brille aufzufangen. Mit Absicht lasse ich sie mir durch die Hände rutschen und auf den Boden fallen.
    Dadurch beuge ich mich noch weiter vor, fast so, als würde ich nicht über die Aktion nachdenken, und schlage mir, wieder mit Absicht, den Kopf leicht an den Tisch an. Seit unserem Mathelehrer das
    passiert ist, ist das in unserer
    Klasse ein absoluter Running Gag. Kathrins Kichern hat sich inzwischen in ein Lachen verwandelt, aber ich bin noch nicht fertig. Schwungvoll hüpfe ich über das Lehrerpult.
    Ein weiteres Mal setze ich mich auf den
    Stuhl, lehne mich dieses Mal aber entspannt zurück und lege meine Füße auf den Tisch. Dazu schließe ich meine Augen und gebe ein deutlich vernehmbares, echt
    klingendes Schnarchen von mir.

    Ich höre, wie
    Kathrin anfängt, noch heftiger zu lachen. Als wäre es der Grund dafür, dass ich aufwache, schrecke ich auf, stelle mich kerzengerade hin und schreie mit einem gespielt erschrockenen
    Gesichtsausdruck: "Setzen Sie
    sich alle auf ihre Plätze!" Jetzt kann sie sich nicht mehr halten. Auf der Tischplatte zusammengerollt verwandelt sich ihr Lachen zu einem regelrechten Lachflash. Also gehe
    ich wieder zu ihr. Vorsichtig schaue
    ich auf sie hinab, während sie sich vor Lachen ihren Bauch halten muss. Wenn ich sie jetzt noch kitzle...
    "Bitte nicht noch mehr", jappst sie atemlos, "Ich habe jetzt schon Seitenstechen." Es braucht eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hat. Trotzdem ziert danach ein kleines Lächeln ihr Gesicht, als sie sich
    aufsetzt.
    "Geht's wieder?",
    frage ich grinsend, woraufhin sie gleich wieder anfängt, zu lachen. Ich gebe ihr noch ein wenig Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hat. Als sie sich schließlich wieder hinsetzt, ist ihr Gesicht
    nur gute zehn
    Zentimeter von dem meinem entfernt. Vorsichtig schnappt sie sich etwas von meiner Nase. "Du hattest die Brille noch auf", grinst sie und drückt sie sich selbst auf die Nase, bevor sie eine
    verrückte Grimasse zieht.

    "Ist mir gar nicht aufgefallen", erwidere ich mich ebenfalls auf den Tisch niederlassend. "Imitierst du andere Leute gerne?"
    "Geht schon. Und
    in der Schule, wenn man Lehrer nachmachen will, muss man immer aufpassen, dass sie nicht zufällig gleich um die Ecke kommen. Das könnteganz schön Ärger geben."
    "Oh ja, Lucy wurde mal dabei erwischt.. Das
    gab eine ganze Woche Nachsitzen.. Das ist nicht viel im Gegensatz zu dem, was sie wegen ihren Streichen gibt, und doch war es unfair, dass sie deswegen gleich
    Nachsitzen musste!"

    "Tja, jeder ist gut in etwas, und wenn es bei Lucy die Streiche sind, dann könnten auch die Lehrer mal etwas gnädiger sein, oder?", überlege ich, "So etwas muss zwar nicht immer den Unterricht
    betreffen, oder Schule, aber trotzdem!"
    "Stimmt... Lucia hat ihre Stärke in der Mode. Sie trägt immer genau das, was gerade in ist. Maike ist genauso, deswegen passen sie und Maike auch so gut als
    beste Freunde zusammen. Beide gegen gerne shoppen", sie
    deutet unverständlicher weise an, dass ihr bereits beim Gedanken daran schlecht wird, "Sind beide Pokémon Koordinatiorinnen und sehr eitel,
    wenn es um ihre Haare und Klamotten angeht. Aber genau das ist nicht so meins. Mir ist es egal, wie Leute ausschauen und welche Macken sie haben, Hautpsache, ich komme mit ihnen aus. Sie sollten ehrlich
    sein und
    Humor haben... Habe nicht geglaubt, dass es so schwer sein kann, jemanden zu finden, der genauso ist und der mich dann als beste Freundin will... Jeder scheint schon eine zu haben..."
    Kathrin seufzt und senkt ihren Kopf. Ich weiß im ersten Moment nicht genau, was ich darauf erwidern soll. Stattdessen fahre ich ihr wieder übers Haar und sage schließlich: "Super, dann hast du
    ja das gleiche Problem wie ich.
    Wahrscheinlich wäre Rhythmia netter zu mir, wenn ich einen besten Freund habe. Dann hätte sie nicht mehr so viel Angst davor, dass ich ihr Primo wegnehme. Sie hebt ihren
    Kopf wieder, schaut mich an und pustet ihren
    Pony aus dem Gesicht, der natürlich wieder zurückfliegt. Erst lächelt sie kurz, dann nimmt ihr Gesicht einen bitteren Ausdruck an.
    "Das hatte sie alles geplant! Das war Rhythmia!", knurrt sie laut. Erschrocken zucke ich ein bisschen von ihr weg. Konnte sie etwa schon wieder meine Gedanken lesen?! "Was? Rhythmia hatte einen Plan? Warum?
    Worüber?!" "Sie hat dafür gesorgt, dass wir hier eingesperrt wurden!" Sofort platze ich heraus: "Waas?! Warum? Ich kann ja verstehen, dass sie mich nicht leiden kann und alles dafür tun würde, dass ich nicht in
    ihrer Nähe bin, aber warum hat sie dich mit eingesperrt?" Kathrin schüttelt nur den Kopf und durchbohrt mich mit ihren türkis-blauen Augen, die mir schon am zweiten Tag so unglaublich vertraut vorkamen und
    mich trotzdem immer wieder verwirren. "Überleg mal, warum sie dich nicht ausstehen kann."
    Ich brauche gar nicht überlegen, ich kenne den Grund zu gut. "Weil ich auch mit Primo befreundet bin und sie unglaublich eifersüchtig ist und sie Angst hat, ich nehme ihn ihr als besten Freund weg."
    Sie nickt eifrig und fragt weiter: "Und das einzige,
    was ihr diese sehr unbegründete Angst nehmen kann, ist, dass du selber einen besten Freund oder eine beste Freundin", sie betonte die drei Wörter
    besonders, "Hast. Hat Rhythmia wir erzählt.
    Ich habe mich gestern mit ihr darüber unterhalten und, ach du kennst sie doch, wie sie alles immer zusammenschmeißt und sich ihre eigene Logik
    zusammenbraut. 'Dann überlege ich mich heute noch einen Plan, wie
    du gleich morgen einen besten Freund bekommst' waren gestern ihre letzten Worte, bevor sie sich schlafen gelegt hat! Jetzt muss man nur
    noch eins und eins zusammenzählen."

    Augenverdrehend wechsele ich von Tisch auf Stuhl, um Kathrin die ganze Zeit in die Augen schauen zu können. "Das soll heißen..", fange ich an, und Kathrin fügt hinzu: "Nachdem wir vorhin runtergegangen
    sind, ist sie hinterher, hat uns ins
    Klassenzimmer gehen sehen und dann musste sie nur noch einen Lehrer sagen, dass die Türe offen ist! Der hat dann zugesperrt." Ich schlage mir mit der Hand gegen die Stirn.
    Zugegeben, Rhythmia war noch nie schlecht darin, sich irgendwelche Pläne auszudenken, und im Ausführen hatte sie noch nie Probleme. Punkt für sie.
    "Gemeines Miststück",
    schimpft Kathrin, "Und jetzt? Was machen wir jetzt?" Nervös weiche ich ihrem Blick aus. Natürlich, seit ihr herausgerutscht ist, dass sie keine beste Freundin hat, hab ich
    zugegeben oft darüber nachgedacht, ob ich
    ihr bester Freund werden konnte.. Sie kam mir die ganze Zeit über so vertraut vor, sie kommt mir jetzt noch so vor! Als würde ich sie kennen, aus, keine Ahnung,
    einem früheren Leben vielleicht. Das als Grund zu
    nennen wäre allerdings nicht sonderlich überzeugend, also sage ich:
    "Gut, wir wissen schon einiges voneinander, aber reicht das? Beste Freunde wissen alles voneinander, meistens kennen sie sich schon seit Ewigkeiten und haben alles zusammen erlebt, sie vertrauen sich
    gegenseitig und so..." Sie verzieht ihr Lippen zu einem schiefen, kleinen Lächeln. "Wir könnten damit anfangen, uns alles zu erzählen, zusammen Mist zu bauen und... Naja, um ehrlich zu sein vertraue ich dir
    jetzt schon", gibt sie zu. "Wirklich?" Sie beißt sich auf die Unterlippe. "Ja, schon. Du hast so was an dir, das Lucy auch hat, irgendetwas habt ihr gleich. Das gab mir von Anfang an das Gefühl, dass
    ich dich schon länger kenne... Besser kann ich dieses Gefühl nicht erklären..." "Besser, als ich es erklärt hätte, glaub mir!", werfe ich ein und lache.
    Es hört sich genau so an, als würde sie genau gleich über mich in Sachen Vertrauen denken wie ich über sie. Vorsichtig erhebe ich mich wieder, um mich neben sie zu setzen. Dabei komme ich mir vor
    wie ein Zappelphillip.
    "Kennst du das auch?", höre ich ihre leise Stimme
    neben mir. "Wenn ich dich anschaue, ja", stelle ich klar. Ein weiteres, noch leiseres Geräusch dringt an meine Ohren. Ein Klicken? Kathrins Kopf hebt sich.
    "Fräulein Mai!" Tatsächlich. Unsere
    Klassenleitung hat die Türe zum Klassenzimmer aufgesperrt und sieht uns erleichtert und verwirrt an. "Hier seid ihr zwei also! Es tut mir leid, aber als ich vorhin,
    nachdem Rhythmia mir Bescheid gegeben hat, dass das
    Klassenzimmer offen ist,habe ich nicht nachgeschaut, ob zufällig jemand drin ist. Kommt raus, der Unterricht hat schon lange angefangen." Wir hüpfen
    von den Tischen und rennen an ihr vorbei, aus dem Raum hinaus, bis auf den Schulhof.
    Dort schlägt mir wieder dieser Frühlingsduft in die Nase. Freudig atmete ich ihn ein. Mein Blick wandert über die Wiese, hinüber zu meiner Klasse vor der Trainingshalle. Rhythmias hellblonde
    Haare leuchten in der Sonne. Primo neben ihr winkt mir zu. Als sie das bemerkt, wirft sie ihre Locken zurück und starrt in unsere Richtung, ihre Miene kann ich jedoch nicht deuten.
    "Das kriegt sie auf jeden Fall
    zurück", höre ich Kathrins Stimme neben mir, als wir zu ihnen laufen...


    Anmerkung: Ja, Maike und Lucia sind auch die Maike und Lucia aus der Serie^^
    Ich habe sie absichtlich eingebaut und sie werden in der Geschichte noch eine größere Rolle spielen.
    Wenn dem nicht so wäre, hätte ich sie nicht erwähnt, glaubt mir.
    Nur Bodos Bruder wird erwähnt, obwohl er (in dieser Geschichte) nicht wirklich vorkommt.

  • Sodele, dann kommt mein Kommi jetzt.
    Übrigens mal, kann es sein das du einen Logikfehler in deinen Kapiteln hast? Du hast nämlich immer türkise Rehaugen geschrieben und Rehaugenm kommt doch von der Fellfarbe des Reh´s und das ist schließlich nicht türkis^^ Kann auch sein das ich mich irre.


    Kapitel 3 :
    Von der Spannung her war das Kapitel ganz gut. Und Unterhaltung hat auch nicht gefehlt^^ Ich hab mir so richtig schön vorstellen können, wie Bodo die Lehrer nachahmt^^ Ich finde es ganz gut, dass du Maike und Lucia mit einbaust. Und Misty, was ist mit der? Hat die Kathrin auch schon mal kennengelernt? Den Brief an Lucy fand ich soweit auch gut, du hast es so geschrieben, wie man sich einen Brief von Lucy vorstellt. Die Stelle mit Rhythmi´s Plan fand ich etwas konfus geschrieben. Aber dieses ausgedachte Kapitel fand ich besser als seine Vorgänger.


    Das wars, bis zum nächsten Mal bei "Unwished - ..." Okay, ich bin verrückt^^
    LG Tamika
    PS : Mir ist gerade beim Startpost was aufgefallen, nämlich das bei dem Text nach der Überschrift ein Grammatikfehler drin ist. wart kurz, ich zitiere :


    Stell dir vor, du wirst geboren und denkst, du kannst und darfst leben, wie jeder andere Mensch auch. Dann stellt sich
    jedoch heraus, dass du eigentlich nur ein lebendes Experiment bist, das fehlgeschlagen ist und das jetzt alle, die
    davon wissen, dich vernichten wollen...

    Ich hab jetzt das Wort, das fehlt rot markiert. Da hab ich jetzt mal spekuliert, aber das müsste stimmen, oder?

  • So dan komentier ich auch mal wieder^^


    Dein Kapis sind einfach super sie beschreiben die handlung des spiels die Personen und Reaktionen sind aber fölig verschieden^^
    So das es nicht wie eine nach erzählung klingt^^
    Und jetzt höri ich mal auf mit dem geschwafel^^
    Also ich fand die zwei kaiteel einfach super schön besonders wie die zwei eingespertt waren.
    Bodo macht einfach das beste aus der stituation. Typisch kann man do woll nur sagen^^
    Die stelle das du Lucia und Maike in die gesichte iengebaut hast fand ich gut wir kenn sie schon also musstets du nicht ganu auf ausehen und
    so was eingehen was wieder ein pluss punkt ist.
    Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht^^
    mit GVLG sonnenherz <333

  • Hallöchen an alle, die meine Geschichte lesen^^


    @ Tamika: Ja, Misty wird auch noch vorkommen, aber ich will jetzt nicht zu viel
    verraten^^
    @Sonnenherz<333: Danke für deinen lieben Kommi^^ Wenn du willst, kannst du
    ja PN-Benachrichtigung haben^^



    Kapitel 4 - Freiluftunterricht
    (KPV)



    Inzwischen bin ich schon seit eineinhalb Monaten auf der Ranger Schule.
    Noch nie habe ich es so sehr genossen, unter Menschen zu sein wie hier, mit Bodo, Rhythmia und Primo bin ich natürlich am liebsten unterwegs. Mit ihnen vergeht die Zeit wie im Fluge,
    selbst wenn wir Schule haben, lernen und Regeln beachten
    müssen. Früher konnte ich Menschenansammlungen einfach nicht ausstehen. Immer, wenn ich auf einem Wettbewerb von Lucia oder
    Maike war, oder bei irgendeinem
    großen Kampf in der Liga, habe ich mich meistens am Rande der Tribünen aufgehalten und mich nicht unter die Massen gemischt.
    Aber hier ist das anders… Und das liegt nicht daran, dass ich im Klassenzimmer sein muss, wenn wir Unterricht haben und ich dadurch sowieso unter Menschen komme. Ich glaube jedenfalls nicht,
    dass das
    der Grund ist. Lucy hat ebenfalls dafür gesorgt, dass ich meine Mitschüler unterhalten kann und somit etwas mit ihnen bereden muss, und kann.
    Um unsere langweiligen und stressigen Schultage aufzupeppen, hat sie mir, in ihren Briefen Streiche geschrieben und in Paketen kommen dazu passende Scherzartikel an, mit Anleitungen, falls wir
    welche brauchen. Die ganze Klasse freut sich jedes Mal darauf, wenn ich ankündige, einen Streich von meiner kleinen Schwester auszuführen. Sie wird immer ganz hibbelig davor.
    Meistens leidet unser Erdkundelehrer Herr Lahmbert unter uns… Sein Problem ist, dass kein Schüler ihn ernst nimmt, die meisten nennen ihn sogar nur beim Vornamen, und viele Lehrer tun es uns
    gleich. So ein begriffsstutzigerer Lehrer wie er ist… Des Öfteren schläft er im Unterricht ein, erwacht und schreit, als würde die Welt im nächsten Moment unter gehen.
    Fräulein Mai versucht, glaube ich, immer noch, herauszufinden, wer für die Streiche verantwortlich ist. Die Französischstunden sind ebenfalls ein beliebtes Ziel, besonders an Tagen, die für
    Stegreifaufgaben vorhergesehen sind. Deshalb bin ich echt froh darüber,
    dass Bodo und ich so gut mit Inge befreundet sind, die uns sofort die Pakete mit den Scherzartikeln und die Briefe mit den
    Planungen der Streiche übergibt,
    die sie zuvor in Brisenau an der Post abgeholt hat.
    Sie hat uns wirklich gerne und freut sich ehrlich, wenn wir zwei kommen, um ihr in der Küche helfen, um Frühstück, Mittagessen und Abendessen vorzubereiten. Wie heute Morgen. In der Früh
    stürmten mein bester Freund und ich noch bevor die anderen Schüler wach wurdendie aus unseren Schlafsälen, riefen uns im Gemeinschaftsraum „Guten Morgen“ zu und rutschten das Treppengeländer hinab
    ins erste Stockwerk. Dort rannten wir
    in die Küche. Inge hatte gerade einmal die ersten Brötchen in den Ofen geschoben, zum Auftauen.
    Später würden wir ihr beim Mittagessen helfen, wo sie uns bereits angekündigt hat, dass es Spiegeleier mit Bratkartoffeln geben wird. Wie lange habe ich das schon nicht mehr gegessen?
    Und das nur, weil Tante Ruth es nicht mag…
    Momentan sind wir in unserem
    Klassenzimmer, es ist kleine Pause und wir warten auf Fräulein Mai. So aufgeregt wie unsere Klasse ist, könnte man glatt meinen, es steht ein neuer Streich an, aber
    dem ist nicht so.

    „Aufgepasst!!“, Fräulein Mai hat richtig gut gelaunt und schwungvoll unser Klassenzimmer betreten, „Was passiert heute?“
    „Freiluftunterricht!!“, brüllen wir alle zurück und springen von unseren Stühlen auf. Bodo neben mir lacht leise in sich hinein. „Sie glaubt doch nicht etwa wirklich, dass wir den Freiluftunterricht
    vergessen? Den Unterricht, in
    dem wir auf einen echten Ranger treffen, einen echten FangKom sehen dürfen, einen Fangversuch mit ihm ansehen und ihm Fragen stellen dürfen über unseren Traumberuf, den er
    bereits ausleben darf?“
    „Niemals würden wir das verpennen“,
    gebe ich kichernd hinzu. Rhythmia hinter mir kichert ebenfalls.
    Die Streitereien zwischen den beiden scheinen deutlich zurückgegangen zu sein, jedenfalls hat mir Primo das so gesagt. Ich kann das nicht so genau sagen, da der Rückgang angeblich dann angefangen hat, als ich
    gekommen bin. Trotzdem, wenn mir ein Streit über den
    Kopf wächst, dann habe ich eine Taktik, wie ich ihn beenden kann. Meistens schnappe ich mir Bodos Arm und zerre ihn von ihr weg, in die Küche. Denn selbst
    wenn Blondi uns folgen würde, in die Küche darf sie nicht. Sie ist nur für Inge und an AG-Nachmittagen auch für die Mitglieder der Koch-AG erlaubt, selbst Lehrer dürfen nicht hinein. Die Hausmeisterin und Köchin
    hat uns allerdings die
    Erlaubnis gegeben, wann immer wir wollen, in die Küche zu gehen, weil wir ihr immer helfen.
    Dort kann sich Bodo dann abreagieren, meistens rollt er einfach nur mit den Augen und setzt sich auf die Arbeitsplatten. Erst gestern war es so gewesen, als Rhythmia ihn in der Bibliothek nicht hat lesen lassen.
    Sein Buch hatte ich mitgenommen, damit er in
    Ruhe weiterlesen konnte, mein eigenes hatte ich vergessen. Also bin ich kurz wieder gegangen, um es zu holen. In der Zwischenzeit hat Inge Bodo getroffen. Weil er
    auf dem Boden saß, um zu lesen, hat sie sich gleich auf dem Weg
    gemacht, um Decken und Kissen zu holen. Mit denen hat sie uns ein kleines Lager in der hinteren, linken Ecke des großen Raumes eingerichtet,
    zwischen zwei
    Regalen.
    Ab sofort werden wir uns wohl nicht mehr in die Bücherei verziehen, wenn wir schmökern wollen, sondern in die Küche.
    Wer kommt eigentlich heute?“, fragt Rhythmia danach. Primo antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Frohderich, ein Ranger aus der Basis von Brisenau. Er war ebenfalls hier auf der Schule, hat aber schon
    vor gut zwei Jahren seinen
    Abschluss gemacht. Sein Partner Pokémon ist ein Knospi und im Brisenauer Boten bekommt er immer zwei Seiten zugeteilt, die er mit Witzen füllen soll.“
    Primo. Gut informiert wie immer, schlau, und er schafft es immer, in Französisch eine gute Note zu schreiben. Keine Ahnung, wie er das macht.
    „Es wäre echt toll, hier in Almia, in Brisenau
    Ranger zu werden, oder, Kathrin?“, flüstert mir Bodo ins Ohr. „Schon“, hauche ich zurück, „Nur, dass ich Lucy nicht sehen kann. Fiore wäre sicherlich auch
    nicht schlecht…“ Solange meine Familie immer noch in Fiore wohnt und nicht nach Almia zieht, wäre mir das wirklich lieber. Meine kleine Schwester fehlt mir wirklich sehr. Briefkontakte sind einfach nicht ganz
    mein Ding, ich spreche
    lieber persönlich mit den Personen.
    Wir verlassen im Gänsemarsch das Klassenzimmer und kommen so auch am Platz des Aufstiegs an. Wir sind heute die einzige Klasse, die Freiluftunterricht hat, die anderen Klassen haben an einem anderen Tag.
    Deshalb können wir uns in einem lockeren Halbkreis um den
    Gelöbnisstein aufstellen und haben somit alle kein Problem damit, dass jemand vor uns steht und uns die Sicht versperrt.
    Zusammen mit unserem Direktor steht vor dem riesigen Stein, der wie das Zeichen der Ranger geformt ist, ein großer, junger Mann. Sein Afro in der moosgrünen Farbe lässt ihn noch riesiger wirken als er
    ohnehin schon ist. Er lacht offen und herzhaft. „Scheinbar haben sich
    alle eingefunden“, ruft im nächsten Moment der Direktor. Er lässt seine hellgrünen Augen durch die Klasse wandern. „Darf ich vorstellen?
    Unser heutiger
    Ranger ist Frohderich. Er ist ein Absolvent unserer Ranger Schule und inzwischen ein Pokémon Ranger.“
    „Genauso ist es“, sagt der Ranger weiter, „Ich
    bin gar nicht so weit von eurer Schule stationiert worden, nachdem ich die Schule bestanden habe. Meine Basis liegt hinter der Brücke der Schule und
    hinter dem Wald dahinter. Der Ort heißt Brisenau, ein beliebter Erholungsort in Almia. Und das“, er deutet auf das kleine Pokémon zu seinen Füßen, „Ist mein Partner Pokémon, Knospi.“
    Genau das, was Primo uns ebenfalls schon gesagt hat.

    „Frohderich!“, Fräulein Mai hat sich zu den zwei vor dem Monument gesellt, „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen! Und das, obwohl du so nahe bei der Schule arbeitest! Aber dieser riesige Afro…
    Den
    hattest du zu deiner Schulzeit noch nicht. So ein chaotisches Gewächs würde mir in Erinnerung bleiben! Na gut…“, sie dreht sich uns zu, „Am besten wir beginnen jetzt mit dem Freiluftunterricht!“
    Die ganze Klasse war noch nie so aufgeregt in einer Stunde dabei wie dieses Mal. Dabei waren wir noch gar nicht bei dem Hauptteil des Freiluftunterrichts angekommen: Die Frage-und-Antwort-Runde des Grauens!
    Sie kam schneller, als ich erwartet hatte…

    Natürlich will jeder seine Frage zuerst stellen und die Hände wandern automatisch bei der Aufforderung „Wer eine Frage stellen will, soll sich bitte melden“ in die Luft. Celia, das schwarzhaarige Mädchen von meiner
    Mutprobe, ist die Erste.

    „Frohderich, warum wolltest du Ranger werden?“ Die Antwort kommt direkt nach der Frage: „Nun, will ich die Pokémon und die Natur liebe! Sie zu beschützen und versuchen, dass ich für Pokémon ein
    Freund werden kann, das ist ein tolles Gefühl, besonders, wenn es einem gelingt. Es ist ein cooler Job, manchmal anstrengend, ja, aber man findet auch Freunde dadurch, auch Menschenfreunde, mein ich.“
    "Ich habe auch eine Frage! Welche Arten von Pokémon sind schwierig zu fangen?“, quatscht Theresa weiter. Sie steht nicht weit von mir entfernt und ich kann ihre leuchtenden Augen gut sehen. Dieses Mal
    braucht Frohderich länger, bis er eine passende Antwort gibt.

    „Also… Ich kann da nur für mich sprechen…“, sagt er schließlich, sein Blick bleibt am Himmel hängen, „Es hängt natürlich nicht nur von der Pokémon Art ab, sondern auch von der Umgebung. Mal angenommen,
    du würdest ein Pokémon hier einfangen, auf Gras und festem Boden,
    dann ist das natürlich einfacher als im Schlottertal, wenn dir die Finger einfrieren und du auf dem Eis hin und her rutscht. Aber natürlich
    gibt es auch
    besonders schwierige Pokémon Typen. Psycho- und Geistpokémon sind meiner Meinung nach die hinterlistigsten Pokémon. Sie haben die gemeine Angewohnheit, beim Fangen einfach so zu
    verschwinden, um dann an einer anderen Stelle,
    meistens hinter dir, aufzutauchen, und von dort anzugreifen.“
    Erschrocken wankt Theresa einen Schritt zurück und tritt damit einem Jungen neben sich auf dem Fuß. Der Junge stößt einen Schmerzensschrei aus, fällt zur Seite und reißt ein paar weitere Schüler
    mit sich. Es sieht so aus, als wären allesamt Dominosteine, die von Theresa umgestoßen worden sind. Viele fangen an, zu lachen, während sich die am Boden liegenden aufrichten. Es braucht seine Zeit,
    bis sich die Klasse wieder
    beruhigt hat. Die Chance hat Rhythmia sofort ergriffen.
    „Hier! Mein Name ist Rhythmia und ich habe auch eine Frage!“, sie streckt ihren Arm wie eine Verrückte in die Höhe, „Es gibt nichts, dass ich lieber tun würde, als Technikerin zu werden. Glauben
    Sie, ich kann eine werden? Ich werde eine, nicht wahr?“ Frohderich schaut sie verwirrt an, zieht eine Augenbraue hoch und antwortet: „Rhythmia, was? Nun, ich sehe dich heute zum ersten Mal, also kann ich
    nicht behaupten, dass ich
    sonderlich viel über dich weiß, aber klar, das wird schon. Wenn du dich für deinen Traum einsetzt, schaffst du es schon, Technikerin zu werden!“
    Die Blondine kreischt und juchzt vor Freude, womit sie die ganze Aufmerksamkeit der Klasse auf sich zieht. Bodo schüttelt den Kopf und meint: „Verwechselst du unseren Ranger jetzt vielleicht mit einem
    Wahrsager oder so? Entschuldigung, Ranger! Wie ist es mit mir? Werde
    ich ein Ranger werden?“ Jetzt bin ich diejenige, die mit den Augen rollt.
    „Bodo… Erst weist du Rhythmia zurecht, und dann fragst du fast das gleiche wieder? Sehr schlau ist das nicht gerade.“ Frohderich lacht laut.
    „Wirklich… Bodo ist dein Name? Auf jeden Fall, deine Freundin hat Recht. Wenn man jemanden schon auf seine Fehler aufmerksam machen will, dann sollte man ihn selber nicht auch noch begehen. Trotzdem,
    um deine Frage zu beantworten. Natürlich kannst du ein Ranger werden,
    wenn du dich dafür einsetzt…“ Ich kichere und melde mich ebenfalls.
    „Wie war
    für dich die Schulzeit? Wo du doch an der gleichen Schule warst wie wir und wahrscheinlich auch die gleichen Lehrer hattest.“
    „Amüsant. Besonders, weil ich ohnehin so ein Scherzbold bin, wie mein Chef immer sagt. Die Lehrer hatten nie Ruhe vor und meinen Witzen. Es verging keine Unterrichtsstunde ohne einen Kommentar von
    mir. Ich würde nicht behaupten, dass die Ranger Schule unnötig gewesen ist. Damals habe ich mit vielen Leuten Freundschaft geschlossen, die heutzutage noch immer meine Freunde sind. Genießt die Zeit und
    freut euch trotzdem schon auf
    eure Zeit als Ranger, Techniker und Mechaniker.“
    Arina, ein platinblondes Mädchen, das normalerweise in der letzten Reihe in unserem Zimmer sitzt, darf die nächste Frage stellen. „Sind ihnen schon einmal Fehler unterlaufen?“ Der Ranger scheint sich dieses Mal
    seine Antwort gar nicht so genau zu überlegen.

    „Fehler, fragst du?“, fängt er an, „Natürlich! Ich bin ein Mensch, ich mache Fehler. Als ich angefangen hab, gab es nur Fehler. Einmal habe ich, beispielsweise, Saft über meinen FangKom geschüttet.
    Das war übel. Er hat nicht mehr richtig funktioniert. Und dann habe
    ich versucht, ein Plüschtier einzufangen. Einmal sogar, ausversehen, meinen Chef. Oh, und damals, als ich meine Ranger Uniform
    über den Pyjama gezogen
    habe…“ Er hätte weitergeredet, aber dann merkt er, dass wir Schüler alle grinsen. Dadurch fällt ihm ein, was er gerade eben eigentlich ausgeplaudert hat.
    „Moment, Moment! Warum erzähle ich euch das überhaupt?“, ruft er entsetzt und daraufhin fangen alle an zu lachen. Erst als es wieder still ist, wird eine neue Frage gestellt. „Was freut sie daran,
    ein Ranger geworden zu sein?“ Lächelnd gibt Frohderich seine Antwort: „Die glücklichen Gesichter, die wir sehen, wenn wir Menschen und Pokémon aus der Not geholfen haben." Der Junge, der
    die Frage gestellt hat, nickt freudig.
    „Jetzt
    meine Frage“, quiekt Anna, „War Fräulein Mai irgendwann einmal sauer auf sie?“ Jeder bei uns in der Klasse weiß von dem Temperament von unserer Klassenleitung. Ob sie früher auch so
    gewesen ist? Ob Frohderich davon
    verschont geblieben ist, oder eher nicht?
    „Natürlich! Sie war mindestens einmal am Tag sauer auf mich… Wahrscheinlich lag das an meinen ‚liebevollen‘ Kommentaren im Unterricht, wodurch ich sie des Öfteren verärgert und unterbrochen
    habe“, überlegt er, aber die Lehrerin redet ihm dazwischen: „Das
    stimmt nun wirklich nicht. Es war nicht einmal am Tag. Es muss mindestens dreimal täglich gewesen sein! Wie oft habe
    ich damals zurechtweisen müssen?“

    Alle fangen bei dem Gedanken, wie der Riese von Ranger von unserer, eher
    kleinen Lehrerin zur Schnecke gemacht wird, an, zu lachen.
    Dann, es ist gerade still geworden, dringt ein neues Geräusch an mein Ohr. Es kommt mir bekannt vor und gleichzeitig habe ich es zuvor noch nie vernommen. Ein kurzes, schrilles Läuten, gefolgt von
    einer Stimme, die von dem Ranger zu kommen scheint.
    „Voicemail! Voicemail! Frohderich, kannst du mich hören? Hier ist Urs!!“, brüllt die Stimme und jetzt hört es auch Frohderich. Er greift nach seinem FangKom, der zuvor an seinem Gürtel hing, und
    schreit zurück: „Ja, Chef, ich höre dich klar und deutlich!“ „Vor der Küste der Schulinsel ist ein Mantax verletzt worden!! Es ist offenbar mit einem Frachter zusammengestoßen, Luana ist bereits mit dem
    Boot auf dem Weg zu dir. Triff dich
    mit ihr und komm unverzüglich zum Unfallort! Wir benötigen dringend deine Hilfe!“
    „Verstanden, Chef“, ruft Frohderich zurück. Die ganze Klasse ist
    komplett still, gefesselt von dem Moment. Dadurch ist die feste Stimme von Frohderich besonders gut zu hören. Sein Gesichtsausdruck
    hat sich in der
    Zwischenzeit ebenfalls verändert. Er ist nicht mehr amüsiert, sondern angespannt. Man merkt ihm an, dass er seine spaßige Seite jetzt abgelegt hat.
    „Es tut mir leid, dass ich den Freiluftunterricht deswegen abbrechen muss, aber ich muss wirklich los!“, sagt er laut. Zu dem kleinen Steg unserer Schule fährt bereits ein Boot, von dem aus
    eine mit einem Lautsprecher verstärkte Stimme ruft: „Los, Frohderich, spring rein! Wir sind zum Unfallort unterwegs!“ Der Ranger rennt ohne zu zögern auf das Boot. Wie erstarrt blicken wir ihm hinterher, bis
    das Schiff am aus unserem
    Blickwinkel verschwindet.
    „Nun, Klasse“, durchbricht Fräulein Mai die Stille schließlich, „Das war mit Sicherheit der kürzeste Freiluftunterricht, den wir je erlebt haben, aber zugleich war es auch der spannendste jeher.
    Trotzdem ist er vorbei. Kehren wir also zum Klassenzimmer
    zurück.“ Die Schüler werfen ihr geschockte Blicke zu. „Nein, wir werden keinen Unterricht machen, keine Sorge“, brummt sie, „Dafür reicht
    die Zeit nicht mehr
    aus.“ Unsere Klassenkameraden stürmen danach auf die Treppe hoch zum Schulhof zu, Fräulein Mai und Direktor Lambert hinterher.
    Weißt du“, flüstert mir mein bester Freund zu, „Jetzt freue ich mich nur noch mehr auf meine Zeit als Ranger.“ Ich nicke schwach und merke, dass es mir genauso geht. Mit einem Schlag bemerke
    ich, dass ich meinem Traum tatsächlich immer näher komme. Mit jedem Schultag komme ich näher auf die Abschlussprüfungen und auf das Ende meiner Schulzeit zu, was für mich den Anfang vom
    Rangersein bedeutet!

    „Ein echter Ranger hat mir garantiert, dass ich Techniker werde“, jubiliert Rhythmia und reißt mich wieder aus den Gedanken.
    „Es gibt nirgendwo Garantien. Man muss für seine Träume kämpfen,
    ansonsten werden sie nicht wahr“, meint Bodo, gespielt weise. „Glaubt ihr, dass weiß ich nicht?“, fährt Rhythmia uns an und
    verschränkt die Arme. „Genau das
    wird sie nämlich tun“, lacht Primo leise, „Sie wird auf jeden Fall Technikerin, weil sie sich das in ihren Dickschädel gesetzt hat.“
    „Na dann“, sagt Bodo, „Was haltet ihr dann davon, wenn wir uns alle, gleich hier, am Gelöbnisstein ein Versprechen abgeben, dass wir unsere Träume wahrmachen. Lasst uns einander schwören, dass
    wir es schaffen werden! Ich will auf jeden Fall ein Top Ranger werden!!“ „Wenn du dir so ein hohes Ziel steckst, dann gebe ich nicht klein bei. Ich werde auch ein Top Ranger, darauf kannst du
    Gift nehmen“, stimme ich mit ein und lege meine
    Hand auf die seine, die er ausgestreckt hat.
    „Und ich werde Technikerin, darauf
    könnt ihr wetten!!“ Rhythmia klatscht ihre Hand mit voller Wucht auf die meine.
    „Ich bin auch dabei“, sagt Primo, „Ich bin auf der Schule, um ein Ranger zu werden, also schaffe ich das auch!!“

    Wenn es wahr ist, was Direktor Lambert über die Versprechen am Gelöbnisstein
    gesagt hat, dann werden unsere Träume sicherlich wahr. Daran arbeiten werden wir sicherlich, also soll
    kommen, was wolle.

  • Ja wäre net wenn du mir eine Pn schicken könntest^^
    Also dan fang ich mal an^^
    Ich fand das Kapi gut
    Das mit den streichen war eine guter ienfall wenn man so eine Schwester hat kann man
    sie ruhig mal an zapfen^^ Die rechtschreibung war gut ich habe kaum fehler gefunden beziehungs weise habe ich nicht mal darauf geachtet
    Was mir persönlcih etwas gefehlt hat war Kathrins einbund in die geschichte
    Du hättest sie am frage und antwort des Grauens vielleicht auch eine frage stellen können, oder sie anfangen können und dan durchunter brechen
    lassen das hätte das noch etwas intressanter gemacht^^
    Aber dan hab ich lachen müssen du hast beim gelöbnisstein Primo vergessen da steht nähmlich:

    Zitat

    kommt. "He, warum geben wir drei (Ich glaube das sollte vier hoin XD) uns nicht gleich jetzt am Gelöbnisstein ein Versprechen. Lasst uns einander schwören, dass wir all unsere Träume wahr machen! Dann nehme ich mir vor, ein Top-Ranger zu werden",


    Sonstr schönes Kapi freu mich schon auf das nächste^^
    Lg Sonnherz

  • @ Sonnenherz <333: Oh, ja, das sollte dann wohl "Vier" und nicht "drei" heißen, danke^^
    Es ist nur so,
    dass ich den Text, was sie im Spiel sagen, abgeschrieben
    vor mir liegen hatte, da stand eben drei...
    Ich hab mir nämlich vorgenommen, den
    Text größtenteils zu übernehmen
    und schreibe ihn deshalb
    ab^^ Und das mit der Frage, nun ja, da hab ich wohl nicht mitgedacht-_-


    (Information: In der überarbeiteten Version ist es ausgebessert!!
    Und ich würde behaupten, sie ist länger als die "Urform")



    Kapitel 5 - Erinnerungen (KPV)



    Als ich die Augen aufschlage, fühle ich mich seltsam gelöst. Meine Schädel brummt nicht, ich liege nicht schweißgebadet auf meiner Bettdecke und mein Kissen befindet sich, wie es sich gehört, unter meinem Kopf und nicht auf dem Boden. Außerdem ist mein Herzschlag so normal wie selten nach dem Aufwachen in der Früh. Wieder habe ich eine Nacht ohne diesen Traum verbracht. Der Traum, in dem mich meine Eltern verlassen. Es war eine Qual gewesen, nach dem Einschlafen immer wieder davon eingeholt zu werden, um mit Schrecken aufzuwachen. Alleine, in meinem kalten, dunklen Zimmer.
    Nur, dass ich nun im Mädchenschlafsaal erwacht bin, in der Ranger Schule von Almia. Um mich herum ist es ruhig, man kann nur das leise Atmen meiner Klassenkameradinnen vernehmen. In meinem Bauch kribbelt etwas unruhig umher. Ameisen? Soll ich etwa aufstehen? Mein Blick wandert durch den dunklen Raum, ich kann noch nicht sonderlich viel erkennen. Aber es scheinen noch ausnahmslos alle zu schlafen. Abgesehen von mir - Und Bodo, der eventuell schon im Gemeinschaftsraum auf mich wartet.
    Leichtfüßig gleite ich die Leiter hinab auf den warmen Fußboden. Im Bad ist es kühler als im Schlafsaal, weil die meisten Fenster gekippt waren und die morgendliche Frische als leiser Windhauch in und durch das Zimmer saust. Mein Spiegelbild sieht genauso aus, wie in den letzten Wochen, die ich traumlos verbracht habe. Vielleicht hilft es, dass ich nicht mehr alleine schlafe, sondern viele in meiner Nähe sind. Was würde ich nicht dafür geben, wenn das ewig so wäre... Ohne diesen grauenhaften Traum....
    Heute ist Freitag und laut der Uhr neben einem der Waschbecken bin ich mal wieder genauso früh aufgewacht wie üblich. Viel zu früh, und trotzdem bin ich nicht müde. Das ist eine meiner positiven Eigenschaften. Ich muss nicht viel schlafen, kann überpünktlich aufstehen und verwandele mich trotzdem nicht in einen Morgenmuffel. Bevor ich an die Ranger Schule gekommen bin, musste ich die Zeit daraufhin immer alleine totschlagen, weil meine Schwester eine stolze Langschläferin ist. Hier muss ich das zum Glück nicht, denn Bodo tickt, was es das angeht, genau wie ich.
    Wir wachen fast um die gleiche Uhrzeit auf. Bevor ich fünf Jahre alt wurde, habe ich kaum geschlafen. Das hat mir Tante Ruth erzählt, als ich mich nicht abwimmeln ließ, obwohl sie in Ruhe Frühstück machen wollte. Sie hat mir damals erzählt, dass sie von ihrer Schwester Sally, meiner Mutter, erfahren hat, dass ich eine Nachteule gewesen bin und trotzdem ohne Augenringe tagsüber rumgetollt habe. Erst vor kurzem habe ich mich daran erinnert, wie sie mir das gesagt hat.
    In letzter Zeit kommen öfters die Gedanken von früher in mir hoch, was äußerst ungewöhnlich ist. Ich denke an Dinge, an die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht habe, teilweise habe ich sie für vergessen gehalten. Die erste dieser ungewöhnlichen Erinnerungen hatte ich bereits an meinem ersten Tag hier. Die mit den Männern, als sie uns vor elf Jahren besucht haben. In der zweiten Woche sind mir immer mehr dieser Besuche eingefallen, die für meine Zukunft nichts Gutes zu bedeuten hatten. Jedes Mal waren Lucy und ich in unserem Zimmer eingesperrt gewesen.
    Ich habe nie mitgezählt, wie oft sie gekommen sind. Irgendwann habe ich einfach den Überblick verloren. Wahrscheinlich wollte ich es mit der Zeit nicht mehr wissen. Sie gehörten nicht gerade zu den glücklichen Momenten in meinem Leben, also warum sollte ich mich daran erinnern wollen. Überhaupt kommen diese Erlebnisse ungewollt und unangekündigt in mir hoch. Des Öfteren habe ich dadurch wichtigen Unterrichtsstoff verpasst, den mir Bodo nachträglich erklären musste. Auch meinem besten Freund ist nicht entgangen, wenn es mich überkam. Offensichtlich wurde mein Blick währenddessen glasig und ich wirkte unaufmerksam. Es ist ein Wunder, dass die Lehrer davon noch nichts bemerkt haben.
    Als ich mit umziehen, Zähne putzen und Gesicht waschen fertig bin, verlasse ich das Bad und den Mädchenschlafsaal eilig und betrete den beinahe komplett verlassenen Gemeinschaftsraum. Die Stühle stehen kreuz und quer von dem gestrigen Streich verteilt, die Tische sind nebeneinander geschoben. Bodo hat sich auf einen davon gesetzt, die Füße auf einen Stuhl gelehnt. Ich begrüße ihn von der Türe aus, dann renne ich zu ihm und lasse mich neben ihm nieder. Aus meiner Hosentasche ziehe ich einen hellweißen Brief. Er weiß sofort, was es damit auf sich hat.
    "Der Neue von Lucy. Gestern Abend noch angekommen, ich hab ihn selbst nicht geöffnet", erkläre ich trotzdem, "Soll ich vorlesen?" Er nickt, also plücke ich den Umschlag grob auf, um an das Papier zu kommen. Dieses Mal ist es mit vielen kleinen Vulpix am Rande verziert, eines prangt als Wasserzeichen im Hintergrund. Es ist Lucys absolutes Lieblingspokémon von Kindesbeinen an. Zweifellos ist der Grund hierfür, weil es auch das Lieblingspokémon von Mama war und Lucy, als sie noch ganz klein war, eines von ihr bekommen hat.
    Ich weiß noch zu gut, wie meine kleine Schwester im Garten mit dem Feuerpokémon fangen gespielt hat. Vor meinen Augen erscheint eine Szene, die sich tatsächlich mal abgespielt hat...


    Lucy quietscht, während sie auf den Boden fliegt. Mit Sicherheit war das blaue Kleidchen im Nachhinein voller Grasflecken. Ausgerechnet ihr Sonntagskleid, da wird sich Mama später noch darüber freuen. Das Fuchspokémon rennt ihr nach, springt auf sie und schleckt sie ab. Lachend rollen sie sich auf dem Boden, stehen wieder auf, rollen im Gras, auf der Rutsche, im Sandkasten und auf dem Schaukelgerüst. Grinsend beobachte ich sie von der Terrasse aus.
    Als Mama nach ihnen zum Mittagessen schreit, verstecken sie sich in unserem bunten Plastikhäuschen. Lucy kichert und auch das Vulpix bringt ein belustigtes Glucksen hervor. Mama öffnet die Terrassentüre und das Fliegengitter davor. Ihre hellbraunen Haare bekommen im Sonnenlicht einen leichten Bronzeton.
    "He, Kathrin!", höre ich fern eine Stimme und denke, es ist meine Mutter. "Ja, ich gehe und hole sie schon", antworte ich ihr träumerisch und hüpfe leicht von dem Stuhl auf dem ich sitze. Jemand packt mich von hinten an den Schultern, um mich davon abzuhalten, zu meiner Schwester zu laufen. Ein kalter und gleichzeitig warmer Schauer läuft mir über den Rücken. In meinem Magen breitet sich ein wohliges Gefühl aus. Ich wage es nicht, mich umzudrehen, aus Angst, es würde verschwinden und mich in der Kälte zurücklassen...


    Dann blinzle ich und sehe den Gemeinschaftsraum vor mir. Der bekannte, sommerliche Garten ist verschwunden, die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut sind sofort weg. Es war, als wäre ich nie dort gewesen. Fast, als wäre alles eine Fata Morgana gewesen... "Kathrin... He, Kathrin? Was ist los mit dir?" Der Blick meines besten Freundes ist sorgenvoll, als ich mich zu ihm umdrehe. Er war es, der gesprochen hat, nicht meine Mutter. Die unheimliche Wahrheit erfasst mich. Sie hätte es nie sein können, sie ist tot... Nie wieder würde sie bei mir sein können...
    "Sorry", murmele ich entschuldigend, "Ich habe nur... mal wieder... an etwas denken müssen..." Er schaut mich verwirrt an, die Besorgnis bleibt. Ich lächele behutsam, dann lese ich den Brief vor.


    Hallöchen großes Schwesterherz,


    vielen Dank für deinen Brief. Euer Freiluftunterricht hört sich richtig aufregend und spannend an. Wenn ich mich nicht
    bereits entschieden hätte, Pokémon Trainerin zu werden, würde ich glatt überdenken, ob ich nicht stattdessen noch
    die Ranger Schule zu besuchen, nur um diesen einen Unterricht zu erleben. Wobei...
    Du hast ja Französisch! Da lasse ich das mit dem Überlegen gleich zweimal bleiben... Egal, ob die Lehrerin nett ist oder
    nicht, es bringt mich keiner dazu, diese Sprache zu lernen.
    Ach ja, wir werden bald umziehen! Tante Ruth ist schon dabei, alles zu melden und unseren Mietvertrag hier in
    Fiore zu kündigen! Ich freue mich schon so darauf, wieder nach Almia zu kommen. Unser altes Haus wiederzusehen,
    ich wette, das wird viele glückliche Erinnerungen wecken!!
    In dem Paket sind Kekse, die Pokémonrufe auf Knopfdruck von sich geben, springender Kartoffelbrei und zwei lachende
    Schnitzel, mit denen man super seine Mitschüler erschrecken kann. Wenn es sich ergibt, kannst du sie in die Auslage
    der Kantine legen, damit sich schön viele auf einmal erschrecken!! Ich wäre liebend gerne dabei, wenn du das machst...
    Aber leider ist das jetzt noch nicht möglich...
    Lala ist auf jeden Fall ganz schön erschrocken, als ich das bei Onkel Herbert ausprobiert habe. Sie war einen ganzen
    Tag sauer auf mich.
    Irgendetwas wollte ich noch schreiben, aber ich habe es, typisch ich, mal wieder vergessen. Ich schreibe es dir, wenn
    mir einfällt, was es war. Jetzt habe ich keine Zeit mehr dafür! Tante Ruth will den Brief nämlich mit zur Post mitnehmen!
    Sie ruft schon..


    Viele liebe Grüße, dein Schwesterchen Lucy“


    "Wer ist Lala?", fragt Bodo, nachdem ich fertig bin und greift nach einem lachenden Schnitzel. Ich konnte das Päckchen mit in den Gemeinschaftsraum nehmen, weil ich es gestern im Bad deponiert habe. Hätte ich das nicht getan, hätte ich vorhin mit meinem Versuch, es zu finden, bestimmt alle aufgeweckt. Und das wird immerhin ein Spaß nur für mich und meinen besten Freund. Mal keine Lehrer, die darunter leiden müssen, sondern die Schüler.
    "Es ist das kleine Vulpix von Lucy", seufze ich und lächele leicht vor mich hin. Irgendwie komisch, erst erinnere ich ich an Lala, dann wird sie namentlich im Brief erwähnt. Bekomme ich jetzt Zukunftsvorhersagen, auf eine bestimmte Art und Weise? Seltsam... Dabei habe ich nie den Anschein gemacht, als könnte ich das. Hierfür war immer meine Mutter zuständig gewesen!
    "He, du bist in letzter Zeit wirklich mehr als abwesend. Sag schon, was ist los?", löchert mein bester Freund weiter. Mein Blick ist anscheinend erneut leer geworden.
    "Ach, nichts, ich habe nur gerade an etwas gedacht und ich weiß nicht genau, was ich damit anfangen soll. Ich weiß nicht, warum das gerade jetzt kommt", seufze ich, "Das wird sich irgendwann sicherlich wieder legen. Also, gehen wir runter in die Küche? Garantiert wartet Inge schon darauf, dass du mit deinen Kochkünsten kommst und ihr hilfst!" "Schleimerin!", schimpft er schalkhaft und läuft mir nach, die Treppen runter. Er weiß genau, dass er im Kochen wirklich Talent hat, er ist mit Abstand der Beste im Kochkurs. Selbst Inge verzweifelt an manchen Gerichten, die er tadellos schafft.
    "Hallo? Inge?!", rufe ich in die Küche, als wir ankommen. Ihre Stimme erschallt in der Speisekammer. "Hach, ihr seid schon auf? Gut, dann könnt ihr ja gleich anfangen! Ihr schneidet am besten gleich das Obst in die Schüsseln!" Jetzt erst wende ich meinen Blick von der Türe, hinter der sich die Köchin aufhält, und schaue mich in der Küche um. Auf einem der zwei langen Arbeitsbereiche in der Mitte befinden sich mehrere Schüsseln und Tüten. In letzterem befanden sich mehrere Äpfel, Bananen, Birnen, Erdbeeren und sogar Kiwis und Wassermelonen.
    Diese sollten wir fein säuberlich aufschneiden und in die zahlreichen Schüsseln werfen. Heute sollen die Schüler mit einem gesunden Obstsalat in den Tag starten, dafür braucht man genug Obst. Inge verlässt die Speisekammer mit ein paar Schachteln Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, und entkernten Kirschen. Diese kommen in extra Schüsseln. An jeden Tisch in der Kantine kommen mehrere von ihnen, die übrigen Obstsorten stellen wir in bereits aufgeteilte Portionen in die Ausgabe, die sich zwischen Essbereich und Küche befindet.
    Das ist allerdings nicht alles, was man sich dort holen kann. Jeder kann sich bei verschiedenen Müslis und Cornflakes, Toasts und Broten mit verschiedenen Aufschnitten und Aufstrichen bedienen. Nachdem alles fertig ist, betrachten wir zufrieden unsere Arbeit. Manchmal bewundere ich Inge, wie sie früher, bevor Bodo und ich angefangen haben, ihr zu helfen, es geschafft hat, das alles in kürzester Zeit alleine hinzukriegen. Wahrscheinlich musste sie sogar noch früher aufstehen.
    "
    Wann ungefähr werden die anderen aufstehen?", fragt Bodo ruhig. Die typische Konzentration, die er während der Zubereitung von Essen immer hat, ist noch immer da. Seine schokoladenfarbenen Augen sind mit einer gewissen Anspannung nach vorne gerichtet. Sie wirken seltsam leer,als würde eigentlich gar nicht das Frühstück für unsere Mitschüler betrachten, sondern als wäre er weiter weg in Gedanken. Schaue ich etwa auch so aus, wenn ich in einer Erinnerung vertieft bin?
    "Noch circa fünfzehn Minuten", unterbricht Inge meine Gedanken. Wie aus dem Nichts ist sie hinter mir aufgetaucht. Vor Schreck mache ich einen kleinen Hüpfer und piepse leise wie eine verängstigte Maus. Gegen so etwas bin ich besonders empfindlich. Als würde ich jeden Moment einen Angriff erwarten. Mein Magen beruhigt sich noch, als die Köchin hinzufügt: "Ihr könnt euch jetzt euer eigenes Frühstück in der Küche zubereiten, wenn ihr lieber etwas anderes wollt."
    Bodo grinst und scheucht mich weiter zur Speisekammer. Dort holt er Eier, für zwei Omeletts, und Schinken. Alles zusammen brät er in zwei Pfannen an, ich klaue uns zwei Schüsseln mit Obstsalat. Nur, dass ich unseren noch mit mehreren Mandarinen verfeinere. Auch Mama hat uns früher gerne Omeletts zum Frühstück gemacht. Sie hat sich beim Essen immer Mühe gegeben, aber Papa war trotzdem besser als sie. Das hat sogar meine Tante Ruth zugegeben. Ich glaube, sie konnte meinen Vater nie wirklich leiden. Warum, habe ich allerdings nie herausgefunden.
    Trotzdem war meine Mutter meistens diejenige, die in der Früh etwas hergerichtet hat, während Lucy und Papa noch geschlafen haben. Ich war bei ihr in der Küche, um zuzuschauen. Jeder meiner perfekten Tage hat so begonnen. Mama hat, wenn sie gekocht hat, immer nebenher gesungen. Ihre Stimme war wunderschön, ein richtiger Traum für sich. Papa hat sie oft mit einem Engelschor verglichen, wobei die armen Engel immer den kürzeren gezogen haben. Lu und ich haben ihm immer zugestimmt. Leider habe ich ihre Stimme nicht geerbt und ich werde sie niemals mehr hören...
    Vor meinem geistigen Auge kann ich wieder sehen, wie die Sonne vor dem Fenster in unserer Küche aufgeht. Mama steht davor, leicht tänzelnd und summend. Ein paar Eier kochen im Topf auf dem Herd, die weißen Brötchen backen im Ofen darunter. So langsam erhalten sie ihre köstlich goldene Farbe. Ich sitze auf dem Holztisch. Von dort aus hat man eine tolle Sicht auf alles im Raum. Die Stimme meiner Mutter klingelt in meinen Ohren, engelsgleich, aber so verschwommen. Sie wirkt irreal, von einer bizarren Welt weit weg.
    "Kathrin? He, Kathrin! Du bist wieder in Gedanken", höre ich eine ferne Stimme. In mir drin spüre, dass ich beiden Personen vertraue, der, die spricht, und der, die singt. Traumverloren neige ich meinen Kopf zur Seite und atme tief ein. Statt den Brötchen riecht meine Umgebung nach Omeletts und Schinken. Etwas stimmt nicht... Jemand knufft mich freundschaftlich gegen den linken Oberarm. Das reißt mich aus meiner Erinnerung und es lässt ich in die Gegenwart zurückkehren.
    "Wa-Was ist los?", frage ich verwirrt und irritiert. Blinzelnd blicke ich mich um. Die Küche bei uns in Almia verschwimmt zuerst mit der Schulküche, dann verblasst sie vollständig. Ich halte eine Gabel in der Hand, auf der eine halbe Erdbeere steckt. Offensichtlich war ich dabei, sie zu essen, bevor meine Gedanken abgeschweift sind. Neben mir steht mein bester Freund, eine Augenbraue hochgezogen.
    "Kathrin... Was ist nur los mit dir? Bist du immer so", Bodo sucht einen Moment lang nach dem richtigen Wort, "... so gedankenverloren?" Ich schüttele nur den Kopf. Wie immer weiche ich seinem Blick aus. Nicht viele meiner Freunde wissen davon, dass ich eigentlich gar nicht mehr bei meinen Eltern wohne. Noch weniger wissen, dass sie mich nicht direkt verlassen haben, sondern gestorben sind. Seit längerer Zeit bin ich hin und her gerissen, ob es Bodo nach so kurzer Zeit bereits erfahren soll oder nicht.
    "
    Das tut jetzt nichts zur Sache", nuschele ich schließlich, "Ich glaube, die Omeletts sind fertig..." Mit gesenktem Kopf hole ich zwei Teller, damit Bodo unser Essen darauflegen und es in Ruhe würzen kann. Die Pfannen bringe ich in der Zwischenzeit zum Waschbecken. Dort atme ich einmal tief ein und aus, setze mein kleines Lächeln wieder auf und hüpfe zurück. Unser Frühstück sieht fantastisch aus. "Wow", sage ich gespielt fröhlich, als ich nach meinem Teller greife.
    "Und du willst wirklich nicht darüber reden?", seufzt Bodo. Vorsichtig blicke ich zu ihm. Seine Augen sind fest auf mich gerichtet. Ob er beleidigt ist, weil ich es ihm nicht sagen will? Oder ist er enttäuscht? Vielleicht denkt er, ich vertraue ihm gar nicht so sehr, wie ich es wirklich tue, und will ihn nicht in meine Geheimnisse einweihen? Für einen Moment versetze ich mich in seine Lage. Wie ich mich fühlen würde, wenn er sich so verhalten würde wie ich, aber nichts erzählen wollte. Der kleine, scharfe Schmerz durchzuckt mich so unwillkührlich, dass ich leicht zusammenzucke.
    "Nicht... jetzt. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür", hauche ich. Ich spüre, wie meine Augen feucht werden. Bodo zieht eine Augenbraue hoch. "Wirklich", jetzt schluchze ich leicht, "Ich werde es dir sagen, das schwöre ich, weil ich es wohl selbst nicht mehr lange aushalte und dann wird es aus mir herausplatzen, aber nicht sofort. Davor will ich mir sozusagen erst die richtigen Worte heraussuchen..."
    Das Trampeln der Schüler über uns übertont meine leisen Worte beinahe, aber mein bester Freund scheint sie klar und deutlich zu vernehmen. Darüber zu sprechen würde die Wunde wieder aufkratzen und dann würde ich meine Tränen garantiert nicht mehr aufhalten können. Heute will ich allerdings nicht mit verheulten Augen in den Unterricht gehen. Das würde meine Mitschüler alamieren. Ihnen werde ich diese Geschichte nicht erzählen.
    "Hey, nicht weinen", mein bester Freund hat mir bereits tröstend einen Arm umgelegt, als mir unbemerkt schon die ersten heißen Tränen über die Wange gelaufen sind, "Du musst es mir nicht sagen, wenn du es wirklich nicht willst!" Schniefend wische ich mir übers Gesicht. "Ich will aber, dass du es weißt....", stottere ich, von kleinen Schluchzern geschüttelt. Bodo legt seinen Kopf auf meinen. "Gut, aber jetzt beruhige dich erst mal", flüstert er mir zu.
    Im nächsten Moment hören wir einen lauten Schrei und Lachen in der Kantine, woraufhin wir auseinander zucken. Mir entfärht ein erschrockener Quietscher, Bodo ballt seine Hände zu Fäusten. Mein Herz scheint von der Überraschung schneller zu schlagen. Mit kontrolliertem Armen versuche ich, es wieder zu beruhigen, doch es braucht um einiges länger, als ich es gewohnt bin.
    Nachdem wir auf einer unbenutzen Arbeitsfläche unser Frühstückt verspeist haben, räumen wir das Geschirr weg und verlassen die Küche. Wir wollten keine unangenehmen Fragen aufwerfen, weshalb wir etwas anderes essen als auf der Speisekarte steht, deshalb sind wir nicht in die Kantine gegangen. Außerdem glaube ich, dass Bodo nicht wollte, dass die anderen sehen, wie rot meine Augen von dem bisschen weinen bereits geworden sind.
    Der restliche Schultag rauscht wie ein Schleier an mir vorbei. Der Unterricht ist ungewohnt uninteressant. Den ganzen Vormittag über lassen die dunkelgrauen Wolken ihr Wasser auf uns niederprasseln und sorgen somit für schläfrige Schüler, die in den Stunden kaum aufpassen. Die Stimmung ist allgemein ein bisschen gedrückter als wir es gewohnt sind, weshalb meine Erinnerungen begleitet von meinem leeren Blick unter meinen Mitschülern im Wachschlaf kaum auffällt. Der einzige, der das zu bemerken scheint, ist mein bester Freund.
    Er sitzt die ganze Zeit ruhig neben mir. Hin und wieder trifft mich sein Blick, aus dem ich herauslesen kann, dass er selbst versucht, herauszufinden, was ich ihm demnächst erzählen will. Die Szene kommt allerdings kein einziges Mal mehr in meinen kurzen Visionen vor. Stattdessen erlebe ich einen weiteren Besuch der scharzen Männer, wohl der letzte, der ein paar Tage vor meinem fünftem Geburtstag war. Mama und Papa waren an diesem Nachmittag und Abend besonders niedergeschlagen gewesen.
    Einmal habe ich erneut den zweiten Geburtstag meiner kleinen Schwester vor Augen, dann einen Filmabend, während dem Lucy eingeschlafen ist und von Papa hochgetragen werden musste, meine erste Nacht in unserem Ferienhaus in Johto und ein paar normale Tage bei uns daheim in Almia. Die vermisse ich am meisten. Zu dieser Zeit war noch alles in Ordnung, alles Negative auf der Welt spielte keine Rolle, nur das hier und jetzt.


    Momentan sitze ichauf einer Klippe, hinter halb des Waldes, der sich rechts neben der Schule befindet. Er ist sehr dicht und nicht viele Schüler haben ihn während ihrer Schulzeit je betreten. Er ist nicht direkt verboten, aber die meisten sehen keinen Sinn darin, ihn zu durchforsten. Sie ziehen es vor, sich auf dem breiten Schulhof aufzuhalten. Da ich gerne kleine Spaziergänge in Wälder unternehme, habe ich ihn bereits in meiner ersten Woche betreten.
    Ich konnte keinem Pfad folgen, da keiner vorhanden war, aber es war nicht schwer, sich durchzuschlagen. Das Gestrüpp am Boden war nicht allzu dicht, die Dornenbüsche konnte ich mit Leichtigkeit umgehen. Am Ende hatte ich, ganz im Osten, eine kleine Klippe gefunden. Auf ihr hat man wunderbar das Havemeer und das Wailordmeer im Blick. Wenn das Wetter schön und besonders klar ist, kann man sogar am Horizont die Inseln erkennen, auf denen die Harubawüste und der Brodelvulkan sind. Ansonsten kann man immer das Wasser unter einem bewundern, das den Himmel über sich spiegelt.
    Da jetzt die Sonne bereits untergegangen ist und der Vollmond und die Sterne den das breite Zelt für sich erobert haben, sind sie auch in dem kühlen Nass darunter zu sehen. Sie erleuchten hell alles unter ihnen. Die Wolken, die den ganzen Tag den Himmel verdeckten, haben sich verzogen. Eine leichte Brise streicht mir durchs Haar, die Wellen brechen sich an dem Fuß der Klippe. Sie sind so laut, dass ich ihn nicht höre.
    "Du hast diesen Ort hier also auch gefunden?" Ich zucke herum und entdecke meinen besten Freund zwischen mehreren Kiefern hervortreten. Ein Grinsen ziert seinen leicht verwunderten Gesichtsausdruck. Er lässt sich direkt neben mich nieder, die Augen auf die wundervolle Natur vor sich gerichtet. Aus den Augenwinkeln sehe ich seine Zähne im Mondlicht blitzen. Ein warmer und gleichzeitig kalter Schauer jagt mir über den Rücken, als ich müde meinen gefühlsmäßig eine Tonne wiegenden Kopf auf seine Schulter fallen lasse.
    "
    Ja, ist schon ein wenig her", antworte ich seufzend, "Um genau zu sein war das bereits in meiner ersten Woche hier." "Als ich zum ersten Mal hier war, bin ich vor der zu dieser Zeit aufgebrachten Blondine geflohen. Ich hatte sie bereits im Schulhaus abgehängt und wollte mich im Wald verstecken. Dabei bin ich zufällig auf diese Klippe hier gestoßen. Mir ist kein Grund eingefallen, warum ich nicht dort bleiben sollte", flüstert er mir zu.
    Wieder erreicht uns ein leichter Windstoß, doch dieses Mal fühlt er sich nicht angenehm kühl an. Sie wirkt frischer als zuvor, sodass ich mich ein klein wenig mehr an Bodo schmiege. Er ist wunderbar warm, ein perfekter Kontrast zu unserer kalten Umgebung. Gerade, als er mir einen Arm um die Schulter legt, wird mir klar, dass der Moment wohl gekommen ist. Jetzt ist der Augenblick da, in dem ich ihm das sagen kann, was ich ihm zuvor vorenthalten habe.
    Ich seufze und spreche leise: "Das letzte Mal, als ich mir mit jemanden die Sterne angeschaut habe, habe ich mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester meinen Geburtstag gefeiert. Ich bin gerade einmal fünf Jahre alt geworden und war komplett überwältigt von dem Anblick, mitten in der Nacht auf einer Lichtung im Wald. Es war mindestens genauso schön wie jetzt, aber die Stimmung war anders. Um genau zu sein gab es sogar zwei verschiedene Stimmungen.
    Am Anfang waren Lucy und ich einfach nur froh, dort zu sein. Es war eine Überraschung und wir fanden sie einfach unglaublich. Bei Mama und Papa... Nun, ich wusste nicht und weiß es auch momentan noch nicht, was sie damals empfunden haben. Wahrscheinlich werde ich es nie herausfinden. Ich kann nur darüber mutmaßen. Auf jeden Fall, nachdem sie uns gesagt hatten, was sie vorhaben, brach für uns die Welt zusammen. Alles hatte sich geändert, selbst die Szenerie um uns herum. Die Wolken sind unheimlich schnell aufgezogen... Dieses Gewitter werde ich niemals vergessen..."
    Es bleibt eine ganze Weile still nach meine Worten. Bodo scheint den Atem anzuhalten und ich spüre schon, dass ich bald die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Es ist jedes Mal dasselbe, wenn ich es jemanden sage. Also fahre ich mit gedämpfter Stimme fort. "Ich weiß immer noch nicht den Grund, warum sie gehen mussten. Im Grund weiß ich, dass sie nicht nur verschwunden sind, um Lucy und mich zurückzulassen. Sie sind gestorben, bei dem Versuch, uns vor irgendjemanden oder irgendetwas zu beschützen.
    Niemand löst sich einfach so in Luft auf und taucht danach nie wieder auf. Sie sind tot, aber ich habe nie herausfgefunden, ob sich deshalb eine Veränderung gezeigt hat. Mama meinte, irgendwann werde ich verstehen, warum das passiert ist. Ich vertraue ihr, ich weiß nicht, warum, aber es fühlt sich richtig so an. Vielleicht sollte ich das ganze Instinkt nennen, vielleicht ist es auch die Erfahrung, die ich in meinen fünf Lebensjahren von Mama gesammelt habe."
    Jetzt taucht langsam die Erinnerung in meinem Gedächtnis wieder auf. Die Erinnerung an jenen dunklen Abend, den ich am liebsten vergessen würde. Genau wie damals, wie immer, wenn ich daran denke, steigen die Tränen wie eine Flut in mir heran. Stoppen kann ich sie nicht. Und gerade will ich das auch gar nicht. Trotzdem muss ich mich regelrecht dazu zwingen, unter den neuen Schluchzern weiter zu erklären:
    "Ich lebe nicht mehr bei meinen Eltern, geschweige denn in ihrem Haus. Lucy und ich wohnen bei unserer Tante Ruth und Onkel Herbert, ihrem Mann, in Fiore. Wir haben uns angewohnt, Onkel Herbert Onkel Herbert zu nennen, weil uns das leichter gefallen ist. Bald ziehen sie mit Lucy in unser Haus in Almia, das noch mehr Erinnerungen birgt, als die, die mich seit meiner Ankunft in der Schule überrascht haben."
    Damit ist alles heraus. Das ist gut so, denn ab diesem Moment stirbt meine Stimme ab. Der Schmerz ist wieder da, die Welle der Einsamkeit, die mich bei dem Tod meiner Eltern überrollt hat und mich zu ertränken drohte. Sie schüttelt mich komplett durch. Bodo zieht mich näher an sich heran und flüstert mir zu: "Ich habe dir doch gesagt, du musst nicht..." "Aber du bist mein bester Freund, du solltest das wissen. Wäre doof von mir, wenn ich es dir nicht anvertrauen würde..."
    Geschlagene fünf Minuten schluchze und schniefe ich vor mir hin, bis meine Tränenflut endgültig versiegt. Meine Wangen brennen von dem Salzwasser und der Kälte des Windes. An meinen Wimpern hängen noch einige Tränen, die ich mir wegwische, bevor ich meinen Blick wieder hoch in den Himmel richte. Die Sterne zwinkern mir zu, auch den Mond scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Plötzlich überkommt mich das Gefühl, dass die Erinnerungen nachlassen werden und dass alles besser werden wird.
    "Geht es wieder?", fragt mich Bodo angespannt, als würde er befürchten, dass ich wieder in Tränen ausbreche. Aber ich nicke selbstsicher, reibe erneut über meine feuchten Augen und schließe ihn in die Arme. Ein letztes Mal schniefe ich.
    "Wir sollten gehen...", murmele ich. Es ist bereits ziemlich spät, wir dürften eigentlich gar nicht außerhalb der Schlafsäle sein, geschweige denn auf dem Schulhof. Wenn uns jemand erwischt, würde das einige Stunden Nachsitzen mit sich bringen. "Ja, du hast Recht", brummt Bodo widerstrebend.
    Am Anfang bin ich ein wenig wackelig auf die Beine, aber wir kämpfen uns gemeinsam den Weg zurück durch den Wald und rein ins Schulgebäude.

  • Oh, ich hab dieses mal ja gar keine Kommis bekommen... Das ist schade...
    Aber trotzdem, hier das neue Kapitel^^


    Kapitel 6 – Der SchulfangKomdieb (KPV)



    "Hört mal alle her! ... Ruhig, Schüler!!", brüllte Fräulein Mai in die Gespräche meiner Klassenkameraden. Seit sie ein paar von uns
    auseinandergesetzt hat, scheint der Lautstärkepegel nur noch gestiegen zu sein. Lag wohl daran, dass die beste Freunde
    untereinander trotzdem noch versuchten, sich zu unterhalten, was allerdings nur funktionierte, wenn sie lauter redeten. Dadurch wurde
    es gleichzeitig schwerer für unsere Lehrer, uns zu übertönen.
    Hoffentlich lernt Fräulein Mai aus ihrem Fehler und trennt nicht so schnell wieder Tratschtanten wie Anna und Yoko.
    Heute war Mittwoch und wir haben gerade "Pokémon-fangen", unsere erste Schulstunde heute. Es ist mein Lieblingsfach, weil ich das, was
    wir in den Stunden so lernen, in der Zukunft als Ranger wirklich gebrauchen werde. Immerhin gehört der FangKom und das Fangen von
    Pokémon einfach dazu, wenn man ein Ranger ist. Kreisen, kreisen, kreisen, ansonsten kann man sich Pokémon nie zu Freunden machen. Und
    ohne Pokémon Freunde, kann man auch keine Menschen und andere Pokémon in Not helfen.
    Bodo ist, was es das angeht, absolut meiner Meinung. Deshalb finde ich es noch komischer, dass der Platz
    neben mir leer ist... Dort sitzt er nämlich glücklicherweise immer noch. Wir haben es irgendwie geschafft, in der Zeit vor Fräulein
    Mais Explosion von wegen 'unsere Klasse quatscht einfach viel zu viel' nicht so viele Konversationen zu haben und die Noten haben
    ebenfalls gepasst. Und das war wohl einer der Gründe, weshalb wir nicht getrennt worden sind.
    Trotzdem. Bodo ist nicht hier, und das macht mir Sorgen. Heute in der Früh ist er ganz normal
    aufgestanden, zur gleichen Uhrzeit wie ich, wir haben gemeinsam Inge beim Frühstück geholfen, zu zweit gegessen und waren sogar noch
    beisammen, als wir uns auf dem Weg zum Klassenzimmer gemacht haben. Dann wollte er allerdings noch kurz zuvor aufs Klo gehen und seither
    habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Ich habe ohne ihn das Klassenzimmer betreten. Als Fräulein Mai, wie immer pünktlich,
    zum Unterrichtsbeginn gekommen ist und mich und meine übrigen Klassenkameraden begrüßt hat, fing ich langsam an, nervös zu
    werden. Von jedem neuen Blick auf die Uhr neben der Tafel wurde ich noch unruhiger. Rhythmia, der schließlich mein ungewöhnliches
    Verhalten und der leere Platz auffiel, schrieb mir ein Zettelchen, wo sie mich fragte, wo denn mein bester Freund sei.
    Wahrheitsgemäß habe ich ihr geantwortet, dass ich es absolut nicht weiß. Immerhin
    kann er nicht so ewig auf der Toilette sein, oder? Ob er wohl nach draußen gegangen ist? Aber er weiß doch, dass heute eine
    theoretische "Pokémon-fangen"-Stunde ist, und die finden IMMER im Klassenzimmer statt. Ungeduldig hämmere ich meine Finger
    nacheinander auf den Tisch, lasse meine Augen von Fräulein Mai zur Uhr wandern und wieder zurück.
    Meiner Lehrerin steht der Stress direkt ins Gesicht geschrieben. Wir haben noch keine Viertelstunde
    Unterricht und schon sind wir dabei, einen erneuten Anfall auszureizen. Selten, aber es kommt dennoch immer mal wieder vor.
    Irgendwann, als die Ader auf Fräulein Mais Stirn schon verdächtig pocht, reicht es ihr. Sie schnappt sich ihre Tasche, die sie wie
    jeden Tag, neben dem Lehrerpult platziert hat, öffnet sie und zieht zwei FangKoms heraus.
    Echte FangKoms. Richtige, originale, offizielle, die, die die bereits vollkommen ausgebildeten Pokémon
    Ranger benutzen, um Pokémon einzufangen. Die, die statt grün rot sind und mit denen man die Fähigkeiten seiner Pokémon Freunde und
    seines Partner Pokémon erst richtig während eines Fangversuches auskosten kann. Noch keiner von uns aus der Klasse hat so ein Ding je
    in der Hand gehalten – Und jetzt steht unsere Klassenleitung mit gleich zwei von ihnen vor uns.
    Es dauert nicht lange und die
    komplette Klasse hat das bemerkt. Schlagartig ist es still. Wow, noch nie hat es Fräulein Mai geschafft, uns ohne einen Anfall so ruhig zu
    bekommen. Noch nie. ... "Ich sollte wirklich fragen, ob ich die hier behalten darf, die wirken viel mehr. Und so muss ich mich nicht
    mehr heiser schreien", erklärt sie im normalen Tonfall, der
    schon beinahe zu laut ist in der Stille im Klassenzimmer.
    "Aber eigentlich wollte ich, bevor ich mit dem richtigen Unterricht
    beginne, noch etwas über die Mission von Frohderich und dem verletzten Mantax verkünden. Nun, auf jeden Fall hat es die Ranger
    Vereinigung aufgenommen und gesund gepflegt. Es hat eine Weile gedauert, bis es sich komplett erholt hat, aber bereits heute Morgen
    wurde es bereits in seine Heimat entlassen. Wahrscheinlich hat es sich sehr gefreut, wieder in gewohnter Umgebung zu sein."
    Trotz der wirklich erfreulichen Nachrichten, bleibt die Begeisterung in der Klasse weiterhin gedämpft. Alle sind immer noch viel zu sehr
    gebannt von dem FangKom, selbst die Techniker und Mechaniker. Auch für sie wird dieses kleine technische Gerät noch extrem wichtig.
    Für die Techniker ist das die einzige Möglichkeit, mit uns an den unwirtlichsten und entlegensten Orten auf der Welt zu kommunizieren
    und Mechaniker müssen dafür sorgen, dass es immer einsatzfähig ist.
    Ich ziehe nur ungläubig eine Augenbraue hoch. Fällt Fräulein Mai denn überhaupt nicht auf, dass hier die frechen
    Sprüche von jemanden bestimmten fehlen? Genau die Kommentare, die im Unterricht gerne zu einem extrem unpassenden Moment kommen? Warum fällt ihr das einfach nicht auf? Muss man ihr wirklich sagen, wenn einer ihrer Schüler fehlt, noch dazu, wenn der in der ersten Reihe
    sitzt?!
    Anscheinend schon. Sie stellt sich nämlich wortlos vors Pult von Celia und Kristina rechts von mir und fängt dann an, einen
    ihrer Lehrervorträge zu halten: "Nun da alle durch die Neuigkeiten in freudiger Stimmung sind und es tatsächlich still ist,
    können wir ja mit dem Unterricht beginnen. Heute ist die Zusammenarbeit zwischen Rangern und Technikern im Vordergrund. Wie
    ihr alle wisst, ist das das Vertrauen zwischen einem Ranger und seinem Techniker in der Basis eine sehr wichtige Grundlage. Es könnte
    sein, dass Missverständnisse selbst die einfachste Mission schief gehen lassen.
    Daher ist es wichtig, dass ihr bereits in der Ranger Schule lernt, was passieren kann, wenn es einmal nicht so
    klappt, wie man erwartet, und wie man in solchen Situationen am besten handelt. Ranger sind sogar dort unterwegs, wo man sich nicht
    mehr mithilfe von Straßen orientieren kann. Sie erreichen Orte und müssen sich dort zurechtfinden, wo ansonsten keine Menschenseele
    jemals freiwillig hingehen würde. Die Aufgabe von Technikern besteht darin, den Rangern dabei zu helfen, den Ort nicht allzu befremdlich
    zu finden.
    Sie erleuchten ihnen die dunkelsten Pfade und geben ihnen Hinweise und nützliche Tipps. Sie können die Lage von
    außerhalb betrachten und behalten deshalb eher einen kühlen Kopf in brenzligen Situationen. In der Einsatzzentrale von Almia sitzende
    Techniker sind in der Lage, ,jeden Ranger von Almia zu erreichen, ein paar sind sogar extra für andere Regionen zugeteilt worden, wo es
    nur wenige Ranger gibt, wie zum Beispiel Sinnoh oder Kanto. Allerdings brauchen sie ein bestimmten Kommunikationssystem. Wer weiß
    denn, wie dieses heißt?“
    Rhythmias Hand schießt sofort in die Höhe und nachdem sie aufgerufen wurde, antwortet sie: „Es
    heißt „Voicemail“, da man sich persönlich mit dem Ranger oder dem Techniker unterhalten und Nachrichten austauschen kannst.“
    Während sie sprach, ist Fräulein Mai zu uns herübergekommen und nun steht sie vor unserem Platz. Wie kann es sein, dass ihr immer
    noch nicht auffällt, dass der Platz neben mir leer ist? Komplett leer, ohne Jacke, ohne Tasche? Kein Federmäppchen oder Block auf dem
    Tisch? Ist das nicht verdächtig genug?!
    „Das ist korrekt, Rhythmia“, lächelt sie freundlich und geht zurück in Richtung
    Mitte des Klassenzimmers. Nein. Sie bemerkt es wirklich nicht. „Euer SchulfangKom ist allerdings nicht mit dieser Funktion ausgestattet.
    Das sollten schon einige von euch wissen, die bereits ausprobiert haben, ob es nicht doch klappt. Aber mit diesen FangKoms hier“, sie
    hielt die begehrten Geräte in die Höhe, „könnt ihr das, denn sie sind mit einer aktiven Voicemailfunktion ausgerüstet.
    Es ist unserer Schule gelungen, sie nur für diese Unterrichtsstunde von der
    Ranger Vereinigung zu bekommen. Direktor Lambert, der aus persönlichen und geschäftlichen Gründen dort zu tun hat, musste
    sie eigens für uns besorgen. Heute dürfen einige von euch ausprobieren, wie sie funktionieren. Als erstes übergebe ich dem
    Technikerpart an Rhythmia und den des Rangers an Bodo.“
    Da. Sie hat es ausgesprochen. Den Beweis, das sie WIRKLICH und WAHRHAFTIG
    nicht gesehen hat, wie gähnend leer Bodos Stuhl ist und wie viel Holz sein Tisch doch zeigt. Also bitte! Und noch etwas: Dass Rhythmia
    und Bodo sich überhaupt nicht ausstehen können, dass sie sich ständig in den Haaren liegen, das scheint sie auch nicht begreifen
    zu wollen. Ich hebe meine Hand und schnippe einmal kurz, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
    „Da gibt es nur ein winziges Problem, Fräulein Mai“, seufze ich, „Bodo ist gar nicht
    hier.“ Rhythmias glückliches Kichern dringt an meine Ohren und ich drehe meinen Kopf ihr zu, um sie mit bösen Blicken zu erdolchen. Ihr
    Gesichtsausdruck wird komplett unschuldig, obwohl ich weiß, dass sie alles andere als das ist. „Stimmt, Kathrin, da hast du Recht“,
    murmelt die Lehrerin, „Hat er verschlafen? Klingt gar nicht nach ihm... Na gut, dann übernimmst halt du seinen Part als Ranger.“
    Eigentlich wollte ich noch einwerfen, dass er bereits wach ist, verkneife mir es dann aber. Vielleicht schließt sie dann darauf,
    dass er schwänzt. Sein Lieblingsfach. Unwahrscheinlich, aber Lehrer haben da ihre eigene Sicht der Dinge. Außerdem kennt sie ihn nicht
    halb so gut wie ich inzwischen. Also reicht mir meine Klassenleitung den FangKom, der sich vom Gewicht und vom Gefühl her, wie er in er
    Hand liegt, gar nicht von meinem SchulfangKom unterscheidet. Das wird die Umgewöhnung vereinfachen.
    Kurz werfe ich einen Blick in Richtung Türe. Fast erwarte ich, dass sie sich gleich öffnet und
    Bodo reinkommt. „Oh, wow!“, Rhythmia klingt vollkommen begeistert, „Jetzt kann ich mit dir via Voicemail kommunizieren.
    Cathy? Hey, Cathy, kannst du mich hören?!“ Genervt aufseufzend drehe ich mich zur Blondine um. „Rhyth, wir sind im gleichen Raum
    und du sitzt keine fünf Meter von mir entfernt. Deine Stimme war noch nie eine der leisesten, also natürlich höre ich dich....
    Könntest du auch endlich aufhören, mich ständig 'Cathy' zu nennen?“
    Kopfschüttelnd erhebe ich mich. Die Augen meiner Klassenkameraden folgen mir, als ich das Klassenzimmer durchquere. Um
    genau zu sein, kleben sie nicht auf mir, sondern auf dem FangKom in meiner Hand. Jeder würde ihn gerne halten wollen, ich wäre
    wahrscheinlich selbst genauso fasziniert davon und so abgedreht wie Rhythmia gerade eben – Aber Bodo ist nicht hier. Und das mindert
    meine Begeisterung erheblich. So kann ich mich nicht mit ihm freuen. So fühle ich mich irgendwie... Alleine. Kalt.
    Mein Körper schüttelt sich unmerklich ein bisschen, als ich versuche, diese Gefühle aus meinem Körper zu verbannen. Klar, Bodo ist mein bester
    Freund, aber dass ich so schnell so fühle? Nicht möglich. Einbildung. Sicherlich war das so. Gerade, als ich die Türe öffnen
    will, springt diese auf. Stolpernd und erschrocken weiche ich vor ihr zurück, wobei ich mich gerade noch so, an einem Stuhl festhalten
    kann. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich hingefallen.
    Ein paar meiner Mitschüler fangen aufgrund meiner Reaktion an, loszuprusten.
    Ich höre Rhythmia kichern. Jedoch dauert das nicht lange an. Verwundert schaue ich mich im Klassenzimmer um, bevor ich bemerke,
    wer die Türe aufgeschlagen hat. Es ist nicht, wie von mir erwartet, Bodo. Herr Tollero, der Klassenlehrer unserer Parallelklasse streckt
    seinen Kopf mit der hässlichen und stinkenden Frisur hinter der Türe hervor.
    Obwohl er mich auf dem Boden liegen sieht, scheint er nicht im Traum daran zu denken, sich bei mir zu entschuldigen, im
    Gegenteil. „Kein Gerenne in den Gängen“, schnauzt er mich an, dann wendet er sich Fräulein Mai zu. „Ach, Fräulein Mai, es tut
    mir wirklich furchtbar leid, ihren Unterricht unterbrechen zu müssen“, während er das sagt, hört er sich absolut nicht so an,
    als täte es ihm leid, „Aber es gibt da eine Kleinigkeit, über die ich gerne mit einem ihrer Schüler sprechen würde... Doch, wie ich
    sehe... Er ist überhaupt gar nicht hier. Warum ist denn Bodo nicht hier?“
    Als ich seinen Namen höre, horche ich auf. Was will denn Herr Tollero bitte mit Bodo? Die zwei haben, soweit ich weiß,
    noch nie ein Wort miteinander gewechselt und auch sonst scheinen sie wenig miteinander zu tun haben. Warum also will er jetzt mit meinem
    besten Freund reden? Und das noch dazu während der Unterrichtszeit? Ungläubig kneife ich die Augen zusammen und öffne den Mund: „Was
    wollen sie denn von ihm?“
    Langsam dreht der Lehrer mir sein bösartig verzogenes Gesicht zu. Dieses Glimmen in seinen Augen
    verkündet nichts Gutes. „Nun, kleines 'Ich-beachte-nicht-die-Regeln-und-renne-überall-herum“-Fräulein...“,
    sagt er und seine Stimme ist genauso eklig wie das Haarspray, das er benutzt, „Wir haben im Lehrerzimmer einen kleinen Aufruhr gehabt.
    Dort war nämlich eine bestimmte Anzahl an FangKoms gelagert, die nun – Oh, Wunder – allesamt verschwunden sind. Meine Schüler haben
    mir bereits allesamt ihre Unschuld versichert und in den übrigen Klassen scheint der Übeltäter ebenfalls nicht zu sitzen.“
    „Aber wie kommen sie denn direkt auf Bodo, wenn es die ganze Klasse gewesen sein könnte?“, fahre ich ihn an. „Nun, wenn Bodo ganz
    untypisch abwesend ist... Zu spät im Unterricht...“ „Aber sie wussten doch noch gar nicht, dass er nicht da ist, bevor sie die
    Klassenzimmertüre geöffnet haben?“, fange ich wieder an, aber der Lehrer scheint mir schon gar nicht mehr zuzuhören. Ich hatte nicht
    bemerkt, dass Rhythmia sich ebenfalls erhobten hatte, und jetzt schreit sie: „Herr Tollero, Bodo mag ein Scherzkeks sein, aber er
    ist garantiert kein Dieb!“
    Der blonde Lehrer ist nicht der einzige, der sich verwundert in ihre Richtung dreht. Auch ich werfe
    ihr einen verblüfften Blick zu. Sie und Bodo verteidigen? Was ist denn passiert, ist die Hölle eingefroren? Die Blondine schaut mich
    nicht an, stattdessen durchbohrt sie Herr Tollero mit ihren karamellfarbenen Augen. Ihr Gesichtsausdruck gibt meinen innerlich
    brodelnden Gefühlen ein richtiges Bild.
    „Ach, sei doch still“, fährt er nun sie an und sieht mit einem Seitenblick mich
    an, „Er rennt ständig zusammen mit seiner kleinen Freundin hier auf den Gängen, schleicht sich in den Keller, obwohl es verboten
    ist, ist immer viel zu früh am Morgen unterwegs... Da ist es doch vollkommen natürlich, wenn man ihn sofort verdächtigt?“ Wie
    bitte?! Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Früh aufstehen ist ein Grund, als Verdächtiger gesehen zu werden, ist das
    neuerdings etwa eine Straftat? Gelte ich dann nicht auch als suspekt?
    Doch bevor ich ebenfalls etwas kontern kann, hat die sich endlich gefangene Fräulein Mai das Wort ergriffen: „ Aber
    Herr Tollero... Sagen sie uns nicht stets das Gegenteil? Dass es nicht richtig ist, jemanden ohne ausführliche Beweise zu
    beschuldigen? Warum geben sie mir nicht kurz Zeit, damit ich jemanden losschicken kann, der uns Bodo sucht, und einer, der die vermissten
    FangKoms finden soll.“
    Timo und Karim, zwei Jungs aus der zweiten Reihe, meinen sofort, dass sie helfen würden, genau wie
    Celia, Kristina und die vorlaute Theresa. Fast die ganze Klasse meint, sie sei bereit dazu, meinen besten Freund ausfindig zu machen.
    Rhythmia kommt, ohne Primo, auf mich zugelaufen, packt meinen Arm und kreischt: „Cathy! Lass uns das Gebäude von oben bis unten
    durchsuchen! Wir müssen Bodos Unschuld unbedingt beweisen! Am besten halten wir via Voicemail Kontakt miteinander! Ich bin jederzeit zu
    erreichen, ich hoffe du auch?“
    Argwöhnisch blicke ich sie an, eine Augenbraue hochziehend. Sie will doch nicht etwa mir jetzt
    einreden, dass sie sich, von einen Tag auf den nächsten plötzlich für Bodo einsetzen will? Erst gestern hatte es einen riesigen Krach
    zwischen den beiden gegeben, weil er Primo das falsche Buch aus der Bibliothek mitgenommen hat. So einfach geht das bei ihr? Irgendwie
    kann ich das einfach nicht glauben.
    „Du verhältst dich echt am suspektesten von allen, weißt du das?“, grummele ich ihr zu,
    als wir das Klassenzimmer verlassen, „Du HASST Bodo, warum setzt du dich jetzt für ihn ein? Stehst du irgendwie in seiner Schuld? Hast
    du eine Wette verloren?“ Sie schüttelte wild ihren Kopf, die Löckchen, die ihrer Hochsteckfrisur entflohen sind, hüpfen wild
    durch die Gegend. „Dann... Bist du vielleicht krank? Gehirnentzündung? Hast du Halluzinationen?“ Die Blondine sah mich
    nun verständnislos an. „Ist es so besonders, wenn ich etwas für einen Klassenkamerad machen will?“
    „Aber Bodo ist für dich nicht einfach ein Klassenkamerad, sondern der 'nervigste, dämlichste,
    schwachsinnigste und ungehobelste Typ', den du je getroffen hast“, rezitiere ich ihre Worte von gestern. Nicht nur Fräulein Mai hat
    bekannte Anfälle. „Ach, verdammt“, flucht sie leise in sich rein. „Also? Warum machst du das jetzt?“ „Sag ich dir später,
    jetzt lass' uns den Penner erst einmal finden.“ So kenne ich sie.
    Wir teilen uns auf, sie nimmt sich vor, das Erdgeschoss zu durchsuchen und ich soll mit dem ersten Stockwerk anfangen. Danach
    würde uns nämlich nur noch die zweite Etage fehlen, weil wir nicht mehr in den Keller dürfen. In der Kantine schaue ich als erstes
    nach, aber die ist komplett leergefegt. Die Küche daneben hat sich, seit ich sie heute in der Früh mit Bodo verlassen habe, nicht
    verändert.
    Das Lehrerzimmer ist ebenfalls leer, in den Lehrerschlafsaal gehe ich lieber nicht rein. Da dürfen wir nämlich
    ebenfalls nicht hin. Und ich glaube, da will irgendwie auch niemand rein. Also bin ich tatsächlich die erste, die im Gemeinschaftsraum
    ankommt. Während ich die Treppe hochgehe, hoffe ich, dass einer der Jungs aus meiner Klasse den Jungenschlafsaal durchsucht. Zutritt für
    Mädchen ist da strengstens untersagt. Umgekehrt, dass Jungs nicht in den Mädchenschlafsaal sollen, ist es natürlich genauso.
    Aber ich habe gerade den Gemeinschaftsraum betreten, als meine erste
    Voicemail ankommt. Der FangKom in meiner Hand vibriert und ich drücke einen Knopf, der wiederum die Klappe öffnet, hinter der sich ein
    kleiner, aber gestochen scharfer Bildschirm befindet. Darauf zu sehen ist, wie auch anders möglich, Rhythmia. „Voicemail, Voicemail!!
    Hier is Rhyth. Ich befinde mich im Erdgeschoss und habe etwas Interessantes entdeckt. Komm' bitte runter zur Eingangstüre. Und es
    wäre nett, wenn du dich beeilen würdest!“
    Die Klappe geht automatisch, nachdem die Nachricht zu ende ist, wieder runter. Ob sie
    wohl Bodo gefunden hat? … Wohl eher nicht, ansonsten hätte er sich in Sichtweite geschoben. Oder er hätte einfach reingeredet. Das
    hätte unweigerlich zu einem neuen Streit geführt, den ich wahrscheinlich selbst hier oben ohne FangKom hätte hören können.
    Aber was hat sie dann Interessantes für mich? Vielleicht die SchulfangKoms? Die würden schon reichen, um Bodos Unschuld zu
    beweisen, solange es alle sind!
    Ich stürme die Stufen hinab und komme schließlich keuchend bei dem Haupteingang der Schule an. Neben
    Blondi steht Inge, die einen unserer SchulfangKoms mustert. Allerdings nur einen, der fast kaum Fingerabdrücke aufweist. „Den
    hab ich gefunden“, erklärt sie mir, „Als ich gerade die Bidiza füttern wollte. Sieht so aus, als hätte ihn jemand verloren...“
    „Vielleicht der SchulfangKomdieb...“, überlege ich laut. Die Blondine nickt zustimmend. „Danke, Inge. Wir werden uns nun auf dem
    Schulhof umsehen. Cathy, hopp hopp, wir müssen deinen besten Freund finden!“
    Inge schaut mich entgeistert an und will gerade etwas sagen, aber Rhythmia lässt sie erst gar nicht anfangen. Schon hat
    sie mich auf den Schulhof gezogen. Kein einziger Schüler befindet sich. Der Wind bläst so fest, dass das Gras platt an den Boden
    gedrückt wird. Die Pokémon der Schule halten sich im Schatten der Trainingshalle oder an anderen windstillen Orten auf, die Flugpokémon
    sitzen auf den Ästen und lassen sich dort wiegen.
    „Da, schau mal, Cathy“, schreit Rhythmia plötzlich und deutet nach vorne in
    die Mitte. Auf dem steinernen Weg von Schultür bis zum Schultor liegt etwas, das unseren SchulfangKoms verdächtig ähnlich sieht.
    Als wir näher darauf zugehen, bestätigt sich der Verdacht. Ein blitzblanker, grüner FangKom, der noch kaum benutzt aussieht,
    ähnlich wie der, den Inge hochgehalten hat. Die mussten beide zu den fehlenden aus dem Lehrerzimmer gehören.
    „Na, wenn der hier so schön rumliegt, können die anderen auch nicht weit sein, was?“,
    murmelt Rhythmia und hebt das Gerät auf. Nachdenklich betrachtet sie es. „Warum hast du Bodo jetzt eigentlich so sehr verteidigt? Sag
    mir das endlich!“, fordere ich. „Ich glaube“, gibt sie zurück, "Das lag an Fräulein Mais Vortrag. Dass mit der Zusammenarbeit
    zwischen Ranger und Techniker. Was glaubst du, würde passiere, wenn ich Technikerin für Bodo werde, aber wir kommen absolut nicht
    miteinander aus? Wahrscheinlich würden wir alles verhauen.“ Ich blinzele überrascht.
    „Versteh mich nicht falsch“, sie fängt an, zu grinsen, „Das bedeutet noch lange nicht, dass ich jetzt
    automatisch Bodo mag, nein, er bleibt der Idiot, aber wenn ich mit ihm arbeiten muss, dann werde ich versuchen, mich zu benehmen.
    Allerdings auch nur so lange, wie er sich mir gegenüber angemessen verhält. Ich will nur meinen Job als Technikerin perfekt machen, das
    ist alles.“
    Typisch. Warum hatte ich auch von Rhyth etwas anders erwartet? Augenrollend seufze ich. Dann höre ich etwas, das
    mit dem Wind zu uns herübergetragen wird. „Warte mal“, zische ich und spitze die Ohren, „Ich glaube... Ja, ich glaube, ich höre
    Stimmen...“ Ruhig stehen bleibend versuche ich, herauszufinden, woher die Stimmen kamen. Eine Weile muss ich warten, bis der Wind
    etwas nachlässt und das Pfeifen dadurch leiser wird, aber dann höre ich sie wieder. „In Richtung Schultor“, sage ich zu Rhythmia und
    wir düsen los.
    Schon auf den ersten Treppenstufen zu dem Platz, der vor dem Tor ist, sehen wir, wie eine Person in unserer
    Schuluniform und bald sehen wir auch die wild abstehenden, dunkelroten Haare. „Bodo!!“, rufe ich und stürme die Treppe
    weiter abwärts, „Was machst du hier draußen?!“ Unten angekommen merke ich endlich, dass er gar nicht alleine ist. Ein Mann in einem
    weißen Kittel, der ihm bis zu den Knien reicht, steht ihm gegenüber. In seinen Armen hält er um die fünf FangKoms, die im Licht der
    Sonne blitzen.
    „Na, der Kerl ist der Grund“, Bodo knurrt fast, „Das ist ein gemeiner Dieb!! Ich habe ihn gesehen, als er aus
    dem Lehrerzimmer geflüchtet ist, mit den ganzen SchulfangKoms. Als ich ihn fragen wollte, was er mit denen vor hat, ist er vor mir
    weggerannt und hat erst einmal eine Weile verstecken mit mir gespielt, bevor er es gewagt hat, auf den Schulhof zu fliehen.“ In
    seinem Unterton liegt etwas, das mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt, aber ich kann nicht sagen, was das ist.
    „Drei... Drei gegen einen, das ist unfair“, quiekt der Kerl mit dem Kittel, „Ich glaube, ich verzieh' mich lieber...“ Er will
    umdrehen und davonlaufen, wobei er direkt gegen den Baumstamm hinter ihm läuft. Erschrocken lässt er die FangKoms fallen. Sie landen
    allesamt im weichen Gras um ihn herum, aber er kommt nicht mehr dazu, sie aufzuheben. Ein graubraunes Pokémon ist aus dem Ästen auf den
    Kopf des Mannes gefallen. Total überrascht fängt diese ran zu brüllen und im Kreis zu laufen. Im ersten Moment sind Rhythmia, Bodo
    und ich so gefasst, dass wir uns nicht bewegen.
    Das ganze ist in so einem Tempo passiert, dass wir erst einmal eine Weile brauchen, um
    das ganze zu verarbeiten. Bodo ist der erste, der sich fängt. Ernversucht, die FangKoms aufzuheben, wobei er auf den Dieb achtgeben
    muss. Dieser läuft unkontrolliert durch die Gegend. Dadurch, dassndas Bummelz ihm über den Augen hängt, kann er nicht erkennen, wo er
    hinrennt.
    „Ich kann nichts sehen! Das ist vieeel zu schwer, und es stinkt!“, brüllt er. Bodo muss ihm aus dem Weg springen.
    „Haha“, brummelt er, „Geschieht ihm recht... Kommt davon, wenn man klaut...“ Mit zusammengekniffenen Augen kehrt er zu mir zurück.
    Unfreundlich starrt er den Mann mit dem Kittel an. „Bodo... Wir müssen ihm helfen, Ranger machen das!“, sage ich ihm und muss
    unwillkürlich an Rhythmia denken, die ihres Traumjobs wegen ihn verteidigt hat. Das war in gewisser Weise das gleiche. Als Pokémon
    Ranger holt man Leute aus der Not, selbst, wenn man sie nicht leiden kann.
    Mein bester Freund schaut mich einen Moment lang mit einem Gesichtsausdruck an, bei dem ich absolut nicht deuten kann, was in
    seinem Kopf vorgeht. Also schnappe ich mir meinen eigenen FangKom und starte einen Fangversuch. Das Bummelz ist nicht halb so schwer
    einzufangen, wie ich erwartet hatte. Als mein Pokémon Freund klettert es langsam, aber sicher, von dem Kopf des Mannes runter.
    Der keucht heftig und versucht, sich zu beruhigen. „Endlich... sicher“, prustet er erleichtert und bedankt sich bei mir. Ich
    zwinge mir ein Lächeln auf. Bodo neben mir verschränkt die Arme. „Was ist denn hier los?“, ertönt eine neue Stimme. Fräulein Mai
    steigt hinter uns die Treppen herab. „Wir haben die FangKoms gefunden, und Bodo“; verkündet Rhythmia, als hätte unsere
    Lehrerin keine Augen im Kopf.
    Aber nicht Bodo war der Dieb, sondern der Typ da“, füge ich hinzu und schnappe nach Bodos Arm.
    Sie soll ja nicht auf die Idee kommen, dass Herr Tollero mit ihm recht hatte. „Er hat nur versucht, ihn aufzuhalten, als er die
    FangKoms stehlen wollte, ehrlich!“ Die freundlichen Augen der Lehrerin streifen mich und meinen besten Freund kurz, dann nimmt sie
    sich den Dieb zur Brust.
    „Erklären sie mir bitte mal, was sie mit den SchulfangKoms machen wollten? Warum haben sie sie
    gestohlen? Sie müssen doch wissen, dass das keine professionellen FangKoms sind, sondern nur welche, mit denen man sich auf das
    richtige Leben als Ranger einstellen kann. Trotzdem muss man dazu auf die Ranger Schule gehen, um den korrekten Gebrauch zu lernen. Warum
    also wolltest du sie stehlen?“, in ihrer Stimme erklang der altbekannte Unterton einer Lehrerin, die eine Strafpredigt hält.
    „Aber ich dachte.. Nun... Ich... Ich habe immer davon geträumt, ein Ranger zu werden. Leider habe ich nie etwas dafür getan, habe
    anderen Träumen nachgeeifert... Trotzdem wollte ich nie etwas anderes mehr, als als Pokémon Ranger den FangKom kreisen zu lassen“,
    erklärt der Mann schniefend, „Und als ich vorhin in dem Lehrerzimmer war... Und die ganzen FangKoms daliegen sah... Da hat es
    mich überwältigt, und anstatt nur einen einzigen, wollte ich alle haben. Es war falsch, das weiß ich, aber es mit mir durchgegangen.“
    „Wenn es dir immer noch so wichtig ist, deinen Traum zu erfüllen“, fängt Fräulein Mai zögerlich an, „Warum meldest du
    dich dann nicht einfach an der Ranger Schule an? Egal, wie alt du bist, die Ranger Schule steht für dich offen! Man muss nur ein
    bestimmtes Mindestalter haben, aber aufgrund deiner Aussage und deines Aussehens gehe ich davon aus, dass sie das bereits erreicht
    haben. Sie können sich gerne für das nächste Schuljahr anmelden, wenn sie das wollen.“
    Die Augen des Diebes fangen an, zu leuchten. „Meinen sie das... Ernst, Frau Lehrerin?“ „Aber
    natürlich! Und mein Name ist Fräulein Mai, nicht Frau Lehrerin.“ „Fr-Fr-Fräulein Mai... Ich danke ihnen... Ich kann es gar nicht
    fassen“, abermals zieht er sich die Nase hoch. Meine Klassenleitung setzt ihr berühmt berüchtigtes Lächeln auf. „Jetzt gehen sie
    lieber, bevor ich es mir anders überlege“, sagt sie.
    Der Mann starrt sie noch kurz an, wirft mir, Bodo und Rhythmia ebenfalls
    einen kurzen, überraschten Blick zu und verschwindet dann durch das Schultor. Fräulein Mai dirigiert uns zurück ins Klassenzimmer, wo
    wir unseren Klassenkameraden verkünden dürfen, wie wir den „Fall“ gelöst haben und dass Bodo selbstverständlich unschuldig war. An
    unserem Sitzplatz beuge ich mich zu ihm rüber und flüstere: „Weißt du was? Blondi hat dich vorhin vor Herr Tollero verteidigt!“
    „Nicht dein Ernst“, wispert er zurück, „Du machst Scherze. Blondi und mich verteidigen? Eher friert die Hölle ein.“ „Das
    hab ich mir auch gedacht... Die arme Hölle!“, grinse ich, „Aber irgendwie stimmt das auch. Sie hat das auch nur gemacht, weil
    Fräulein Mai uns vorhin erklärt hat, dass die Zusammenarbeit zwischen Technikern und Ranger extrem bedeutend sein kann. Verstehst
    du, was ich meine?“ Er nickt vorsichtig. „Es geht ihr wieder nur darum, die perfekte Technikerin zu sein, habe ich recht?“ Dieses
    Mal bin ich mit nicken dran.


    Am Abend, als wir eigentlich schon im Schlafsaal liegen und diesen nicht mehr verlassen sollten, werden
    Rhythmia und ich ins Lehrerzimmer bestellt. Verwundert und bereits im Schlafanzug verlassen wir den Mädchenschlafsaal. Draußen, im
    Gemeinschaftsraum, kommt uns Bodo entgegen, der ebenfalls bereits eine lange schwarze Schlabberhose und ein weites, weißes T-Shirt
    trägt. Da komme ich mir mit meiner kurzen Hose und dem Oberteil in Rot und weiß gar nicht mehr so fehl am Platze vor. Und das nur, weil
    Rhythmia ein knielanges, seidenes Silberkleidchen trägt. Das sieht nicht wirklich wie ein Nachthemd aus.
    „Müsst ihr auch runter?“, ruft er, als wir auf der Treppe beinahe zusammenstoßen.
    „Nein, wir sind hier, weil wir wieder eine Mutprobe machen wollen“, witzelt Rhythmia und hastet die Stufen runter. Ich wuschele Bodo kurz
    durch die noch mehr als normalerweise zerstrubbelten Haare, bevor wir, der Blondine hinterher, das Treppengeländer hinabrutschen. Die
    Türe zum Lehrerzimmer steht weit offen und keiner wartet davor, was heißt, sie hat es bereits betreten.
    Als wir über die Türschwelle drüber sind, sehen wir Fräulein Mai neben und Direktor
    Lambert hinter seinem Pult sitzen und stehen. Herr Tollero, der an seinem eigenen Lehrertisch sitzt, murmelt nur leise irgendetwas vor
    sich hin. Bodo beäugt ihn eine Weile lang, während wir an ihm vorbeigehen, als könne er verstehen, was er sagt. Aber ehrlich, kein
    Mensch würde je hören, was er sagt. Dafür ist er zu leise! Also wahrscheinlich bilde ich mir das wieder mal nur ein.
    Wir stellen uns zusammen mit Rhythmia vor den Schreibtisch und schauen den
    Direktor fragend an. Erst, als Fräulein Mai anfängt, ihm die Geschichte von heute Vormittag zu erzählen, wird uns klar, dass er
    von dem Vorfall anscheinend noch nichts weiß. Und da wir darin verstrickt waren, müssen wir jetzt hier sein. „Und deswegen gab es
    heute so einen Aufruhr“, erklärte sie ganz zum Schluss, während sie ihre Augen auf uns gleiten lässt.
    „Ich muss zugeben, ich fand es toll, dass Rhythmia so ein Vertrauen in Bodo hatte. Das
    gehört durchaus zu den wichtigsten Eigenschaften, die ein Techniker besitzen muss“, lobte sie. Als Rhyth deswegen erfreut kicherte, war
    klar, dass sie wirklich nur deshalb zu Bodo gehalten hat. Sie hasst ihn zweifellos noch immer. „Sie war wirklich nur an dem Lob
    interessiert“, hauche ich Keith zu. Fräulein Mai redet weiterhin mit uns, aber wir bekommen es nicht mit. „Ich hab doch gesagt, dass
    die Hölle weiterhin heiß bleibt“; brummelt Bodo aus den Mundwinkeln zurück. Es soll nicht auffallen, dass wir uns
    unterhalten.
    Vorsichtig trete ich ein paar kleine Schritte näher an meinen besten Freund heran, bis sich unsere Arme berühren.
    Außerdem lege ich meinen Kopf auf seine Schulter, damit ich ihn besser verstehen kann, obwohl es mehr so aussehen muss, als wäre ich
    einfach nur müde und würde mich deshalb anlehne. Die perfekte Tarnung halt. „Aber Herr Tollero hat auch echt total übertrieben,
    als er die Gründe genannt hat, wegen derer er dich als suspekt gesehen hat“, murmele ich. Sein Körper bebt ein bisschen, als er
    leise in sich hineinlacht.
    Wir schnappen gerade noch so die letzten Worte von Fräulein Mai auf: „... Du hast zweifellos eine
    gute Tag vollbracht! … Hört ihr mir überhaupt zu?“ Ihr Augen durchbohren Bodo und mich und wir schauen beide unschuldig zurück.
    Bevor sie uns jedoch weiter ausschelten kann, tritt Direktor Lambert hinter seinem Pult hervor und spricht mit seiner würdevollen, tiefen
    Stimme: „Dunkelheit... In jedem Herzen gibt es etwas davon. Je heller das Licht, desto größer der Schatten. Der Dieb war heute ein
    gutes Beispiel hierfür. Er hat der Dunkelheit kurze Zeit nachgegeben und sich dazu verleiten lassen, die FangKoms zu stehlen. Allerdings
    sollten wir uns immer daran erinnern, dass wir uns besser an das Licht halten sollten, so, wie es in den Büchern steht.
    In der Almia Region gibt es hierfür ein besonders schönes Wort, wie ich
    finde. Es ist sehr alt und kaum einer kennt es noch. 'Vatonage', ein Licht neu entzünden, das in Finsternis versunken war. Lasst ihr
    dieses Licht nur nie komplett ausgehen, so kann euch die Dunkelheit nie ganz einhüllen. Eine kleine Kerzenflamme brennt in jeden von
    uns, habe ich Recht? … Ach, ich rede schon wieder dummes Zeug. Es ist spät und ihr solltet eigentlich bereits in euren Betten
    kuscheln“, seine Augen blitzen bedächtig zu mir und Bodo rüber,
    „Also will ich euch lieber nicht davon abhalten. Gute Nacht, euch drein.“
    Gute Nacht“, sagen wir im Chor und verlassen das Lehrerzimmer. Auf dem Weg nach oben klammere ich mich an Bodos Arm.
    Das, was Direktor Lambert gesagt hat, klang für mich nicht wie dummes Zeug. Ich fand es seltsam faszinierend. Dunkelheit im Herzen?
    Und was war das mit dem „in euren Betten kuscheln“, gemeinsam mit diesem Blick? Aber selbst wenn er damit das gemeint hat, was ich
    denke, dass er gemeint hat, er weiß ja selbst, dass unsere Schlafsäle getrennt sind, von dem her, kann ich diesen Gedanken
    schon wieder ausschließen.
    „Nacht, Kathrin“, sagt Bodo, als wir oben im Gemeinschaftsraum ankommen. Er reißt mich aus den
    Gedanken und ich finde mich in der Realität erst mal in seinen Armen wieder. Vorsichtig erwidere ich seine Umarmung, wissend, dass
    Rhythmia uns beide beobachtet. „Nacht, Bodo“, murmele ich und wir lösen uns. Blondis Gesichtsausdruck danach, den werde ich wohl nie
    wieder vergessen.


    Später, als ich bereits im Bett liege und es komplett dunkel und still um mich herum ist, kommt mir ihre Mimik
    abermals in den Sinn. Es ist, als würde sie etwas ankündigen, dass langsam, aber sicher, wie ein Tsunami auf mich zurollt. Was das ist,
    kann ich noch nicht sagen. Vielleicht ist es genau das, was ich schon bei Herr Lambert gedacht habe? Ich knülle meine Decke vor meiner
    Brust zusammen und presse sie eng an mich. Das mit dem Kuscheln?
    Einen Moment lang, nur ein paar Sekunden, stelle ich mir vor, es wäre Realität, dass Bodo neben mir liegt und mich umarmt. Ein wohliges
    Gefühl strömt allein bei dem Gedanken durch meinen Bauch, inRichtung Herz und benebelt schließlich alle Gedanken in meinem Kopf.
    Wild schüttele ich ihn, um ihn frei zu bekommen.Ich beiße mir auf die Unterlippe, während ich die Augen zusammenkneife. „Das mache
    ich besser nicht mehr wieder“, denke ich mir mit hochrotem Kopf...



    Nach 7 Neustarts, IMMER WIEDER ÜBERARBEITEN UND ES IN EINE GUTE FORM BRINGEND - Überarbeitetes Kapi
    *kann nich mehr, ,es ist 3 Uhr morgens und das Kapi hat mich ECHT fertig gemacht =.=

  • So ich gebe dir mal wieder ein komentar^^
    ALso, Ich fand das KApitel eigentlich ganz schön besonders war ich auf die stelle gespannd in der
    Rhytma sich so für bodo einsetzt den die hast du echt shcon rüber gebracht. das fand ich sehr gut.
    AUch das suchen nach bode hast du gut beschrieben.
    DIe gefühle und gedanken sind auch gut rüber gekomen also ein +
    Ich bin gespannd wie es weiter geht,
    Ausewrdem muss ich dir sagen das ich deine Story wirklich sehr gerne lese. Tut mir leid wenn ich nicht immer ein kommi ab gebe ist aber hoffentlich nicht so schlimm^^
    Ach und zur rechtschreibung halt ich einfach meine Klapp weil ich auch eigentlich nichts gesehn hab was mich gestört hat^^
    Lg sonnenherz

  • Soo.. Erneutes, überarbeitetes Kapitel.
    Alle 4 Teile auf einen Schlag!!


    @Sonnenherz <333: Danke für das Kommi^^
    Ich habe mir wirklich Mühe bei dem Kapi
    gegeben
    und es freut mich, dass es dir gefallen hat.^^
    Ich hoffe, das neue Kapitel

    gefällt dir noch ein bisschen besser, auch wenn das Beste erst bei Teil 3 kommt^^.

    Kapitel 7 – Traumbesuch


    (Teil 1 – KPV)


    Du, Kathrin, was willst du denn eigentlich am Wochenende machen?“, fragt mich mein bester Freund, als wir das Klassenzimmer verlassen. Wir haben gerade eben die sechste Stunde am Freitag hinter uns gebracht, mehr schlecht als recht. Der Unterrichtsstoff war uns zu langweilig und wir waren ohnehin schon in Wochenendstimmung, also saßen Bodo und ich vorne in der ersten Reihe und haben heimlich „Schiffe versenken“ gespielt.
    Zum Glück war auch Fräulein Mai, die dieses Mal nur als Vertretungslehrerin anwesend sein musste, nicht mehr wirklich in der Stimmung, richtigen Unterricht zu halten und hat uns stattdessen unsere Französischlektüre weiterlesen lassen. Zu müde, um dagegen anzukämpfen, hat sich unsere Klasse dazu breitschlagen lassen. Trotzdem war es deshalb für Bodo und mich noch leichter, zu spielen. Fräulein Mai hat sich, Kopf auf eine Hand gestützt, ans Lehrerpult gesessen. Von dem Moment an, als sie sich dort niedergelassen hatte, war klar, dass sie die ganze Stunde dort bleiben würde.
    Aber nun war es ohnehin vorbei. Und das Wochenende stand vor der Türe. Ein freies, hausaufgabenloses Wochenende, ohne Lernen, einfach nur das machen, was man will. Wir haben das so selten, dass die meisten Schüler planlos davor stehen und sich einfach von der Spontanität überraschen lassen wollen. Bei mir ist dem nicht so. Ich habe sogar einen kleinen Plan in meinem Kopf entwickelt, den ich einhalten will.
    Solange Bodo diesen nicht einfach mal schön über den Haufen wirft, weil er etwas anderes in petto hat, das er machen will, aber eben nicht alleine. Mal schauen, was er zu meiner Idee sagen wird. „Ich möchte gerne ein paar bestimmte Bücher aus der Bibliothek plündern und einfach nur lesen. Das ist mein Nichts-Tun für das Wochenende... Und du?“, hake ich seufzend nach. Um ehrlich zu sein, auch wenn ich das nicht erwähne, wäre es mir sogar lieber, wenn er die ganze Zeit bei mir sein würde. Ganz möglich ist das natürlich nie, weil unsere Schlafsäle getrennt sind.
    „Jetzt, wo du's sagst... Es gibt da ein paar Bücher in der Bücherei, die ich schon immer lesen wollte. Was hältst du davon, wenn wir uns beide zwei Stapel, einen für jeden von uns, holen und es uns dann in der Küche gemütlich machen? Es sei denn, du willst lieber alleine sein?“, meint er und ich spüre, wie er mir einen Seitenblick zuwirft. Schnell schüttele ich den Kopf und sage: „Quatsch, natürlich kannst du mitkommen. Und die Küche ist eine tolle Idee, da können wir wenigstens nicht von Blondi gestört werden.“
    Im Gegensatz zu Rhythmia ist er beim Lesen perfekte Gesellschaft. Er labert nicht ständig in das Kopfkino hinein, dass in meinem Kopf dann immer entsteht. Außerdem schafft er es, still zu sein. Beim Lesen kann es sein, dass er stundenlang kein Wort von sich gibt und einfach nur in die Geschichte vor ihm interessant ist. Dass er auch diese Seite hat, habe ich erst bemerkt, als wir einen ruhigen Ort zum Schmökern gefunden haben.
    Inge hat uns, dadurch, dass wir ihr so oft helfen, die Erlaubnis erteilt, wann immer wir wollen, in der Küche zu sein. Um das auszukosten, haben wir uns anfangs immer auf die Arbeitsplatten gesetzt. Leider, oder zum Glück, wurde das schnell ungemütlich. Und so kam unsere Hausmeisterin auf die Idee, uns ein paar Decken und mehrere Kissen zu holen, mit denen wir uns zwischen zwei breiten Regalen ein kleines Lager geschaffen haben.
    Einen schöneren, stilleren Platz kann ich in der Schule einfach nicht finden. Außerdem ist er das perfekte Versteck vor durch Streiche aufgeschreckte Lehrer und vor einer zu gesprächigen, wütenden und Streit suchenden Rhythmia. Die Blondine weiß noch nicht wirklich, dass wir so viel Zeit in der Küche verbringen. Gerade, wenn ich ihr sage, dass Bodo dabei ist, dann setzt sie immer dieses seltsame, verwirrende Grinsen auf. Verwirrend deshalb, weil ich einfach nicht weiß, woher es kommt. Und den Lehrern wurde anscheinend nicht verraten, dass wir eine Zugangsberechtigung haben.
    „Gut, dann haben wir das ja geklärt. Auf zu unserem Lebensretter in allen Lagen: Die Bibliothek!“, lacht Keith und schob Kathrin durch die Türe hindurch in das Leseparadies. Jeder von uns verschwindet in einer bestimmten Abteilung und sucht dort nach Büchern. Mein erstes Ziel ist die, in der die Traumdeutungsbücher und ähnliches gibt. Schon seit meiner Ankunft hier an der Schule hatte ich meinen nächtlichen Albtraum nicht mehr erleben müssen. So langsam fragte ich mich, warum und weil ich gehört habe, dass Pokémon die Ursache sein können und man das in solchen Wälzern nachlesen kann, habe ich mich dazu entschieden, das man zu überprüfen.
    Selbst wenn ich nichts finde, denke ich, dass es das ganze trotzdem wert ist. Immerhin habe ich dadurch ein schönes Wochenende ganz alleine mit Bodo in der Küche! Moment, habe ich das gerade wirklich gedacht? Ich meine, natürlich genieße ich die Zeit mit ihm, aber das hat sich gerade irgendwie anders angehört... „Hey, Kathrin, hast du, was du wolltest?“, unwillkürlich und natürlich genau in dem Moment, als ich mir den Kopf zermartere, warum ich neuerdings immer wieder auf solche Gedanken komme, reißt mich Bodo aus meinen Gedanken.
    „Ja, gleich, nur noch ganz kurz“, sage ich mit einem leisen, überraschen Quieken in der Stimme. Kurzerhand werfe ich das Buch, dass ich eigentlich noch weglegen wollte, in die Tasche, die ich immer bei mir habe, für den Fall, dass ich viel zu schleppen habe. „Jetzt können wir gehen“, erkläre ich. Sein altbekanntes Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht, bevor er mich aus der Bibliothek zieht.
    Als wir gerade die Türe hinter uns schließen, erklingt ein spitzer Aufschrei im Flur. „Cathy!!“, höre ich die quietschende Stimme, die zu dem Schrei gehören muss, „Was hast du denn in dieser Tasche?“ Ich brauche mich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer da mit polternden Schritten auf mich zuläuft. Rhythmia, die einzige, die es wagt, mich „Cathy“ zu nennen und so Quietschen kann.
    Prüfend werfe ich einen Blick über die Schulter, um dennoch ganz sicher zu sein. Natürlich ist sie es. Ihre blonden Locken, frisiert zu einer eleganten Hochsteckfrisur, der keine einzige Strähne entkommt, hüpfen, als sie auf uns zuläuft. In ihren karamellfarbenen Augen erkenne ich wieder das, von dem ich nicht weiß, was es zu bedeuten hat. „Meinen Wochenendzeitvertreib“, antworte ich trocken auf ihre Frage, „Leckere Bücher, die nur darauf warten, von mir verschlungen zu werden.“
    Sie zieht eine ihrer Augenbrauen hoch und ihre Augen wandern zwischen mir und Bodo hin und her. Was soll dieser Gesichtsausdruck? Was will sie mir damit mitteilen? „Bist du dir da sicher?“, fragt sie weiter nach. Ich rolle genervt mit den Augen. In letzter Zeit ist sie ständig so drauf. Leider muss ich zugeben, dass mir das überhaupt nicht passt. Seufzend nicke ich, während sich Bodo zu mir herabbeugt und flüstert: „Komm, lass uns doch einfach vor ihr abhauen...“
    Mein Nicken wird vor Verwunderung erst langsamer, bevor ich damit aufhören. Mein Gehirn braucht erst eine Weile, um darauf zu schalten, was mir mein bester Freund soeben mitgeteilt hat. Dann zwinkere Rhythmia zu und schreie: „Los!“ Gemeinsam drehen wir uns um und rasen wie die Wilden auf die Treppe zu. Auf dieser müssen wir an Herr Tollero vorbei, dessen „Kein Gerenne auf den Gängen“-Geschrei uns noch bis in die Küche hinein verfolgt.
    Allerdings hat er nicht mitbekommen, dass wir hier drinnen sind, ansonsten hätte er wenigstens versucht, uns eine Strafpredigt zu halten, selbst wenn er dafür eine Regel brechen und in die Küche eindringen musste. Mit einem vom Rennen wild klopfenden Herzen hüpfe ich gut gelaunt zu unserem Platz, platziere die Stehlampe auf dem Regal daneben richtig und lasse mich in die Kissen fallen. Bodo lässt sich neben mir nieder, aber erst, nachdem er sich die Stiefel der Schulkleidung ausgezogen hat.
    „Das wird ein gemütliches Wochenende“, seufzt er, als ich meine Schuhe von mir wegpfeffere. Langsam vergrabe ich mich in die Decken. Die Tüte platziere ich neben meine Füße, an das Regal gelehnt, und das erste Buch, das ich lesen will, liegt bereits neben mir. Gerade, als ich mich richtig gemütlich eingekuschelt habe und bereit bin, zu lesen, durchdringt ein kurzer Aufschrei die Küche. „Huch, ihr zwei habt mich vielleicht erschreckt!“
    Inge war offensichtlich die ganze Zeit über in der Speisekammer gewesen und als sie diese verlassen hat, hat sie uns natürlich sofort gesehen. Sie ist wirklich schreckhaft, aber da stehe ich ihr auch in nichts nach. Bodo und ich springen sofort auf. „Was gibt es heute zum Mittagessen?“, fragt mein bester Freund, aber die Köchin winkt lächelnd ab.
    Das fällt aus“, wir wollen etwas einwerfen, aber sie redet einfach weiter, „Heute Abend gibt es zu Ehren Direktor Labmberts Geburtstag ein kleines Festmahl für die ganze Schule. Ich habe den Lehrern dennoch gesagt, dass sie den Schülern mitteilen sollen, dass, wenn sie dennoch Hunger haben sollten, in die Kantine kommen sollen. Es ist mir immerhin noch nie einer vom Fleisch gefallen und das soll auch so bleiben. Also könnt ihr euch gleich wieder hinlegen. Wir fangen erst später mit dem Kochen an.“
    Ich nicke und versuche erneut, es mir gemütlich zu machen. Besser wäre es gewesen, ich hätte mich gar nicht erhoben. Das war ohnehin umsonst. Gähnend lehne ich zuerst den Kopf an die Wand des Möbelstücks neben mir, aber lange halte ich es nicht aus. Aus irgendeinem Grund bekomme ich schnell Kopfweh davon. „Hey, Kathrin, was liest du eigentlich gerade?“, fragt mich Bodo, als ich mich, den Kopf reibend, abermals aufsetze.
    Damit er den Einband lesen kann, drehe ich ihm das Buch zu. Wortlos liest er. „Sagen von Almia“, murmelt er dann und nickt kurz, um mir zu zeigen, dass er auch mit der Kurzbeschreibung auf der Rückseite fertig ist. Ich lehne mich an die Wand hinter uns an und lese weiter. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob das Buch wirklich zu denen gehört, die ich durchlesen sollte, aber lieber lese ich eines zu viel als eines zu wenig.
    Tatsächlich scheinen die Legenden und Sagen wenig damit zu tun haben, was ich suche. Gleich in der ersten Geschichte geht es um einen guten Engel und einen bösen Vampirdämon, die sich ineinander verlieben. Ungläubig ziehe ich die Augenbrauen hoch. Kann so etwas denn überhaupt möglich sein? Sind die Ansichten der beiden nicht zu unterschiedlich? Die Lebensweisen, das Verhalten? Andererseits ist es natürlich nur ein Märchen.
    Überhaupt, das kann nicht wahr sein. Natürlich gibt es weder Engel noch Vampirdämone, geschweige denn andere Fabelwesen oder Halbmenschen wie Vampire, Hexen, Feen oder Fantasiekreaturen wie Kobolde, Trolle oder Drachen. Wir haben unsere Pokémon noch nicht komplett erforscht, warum sollte man sich so etwas ausdenken? Reichen den Autoren die vielen, unterschiedlichen Wesen noch nicht?
    Mein Kopf rutscht von der Wand ab. Überrascht davon, kann ich mich selbst nicht auffangen und er landet auf Bodos Schulter und knallt dabei auch gegen seinen Schädel, den er in meine Richtung gelegt hatte. „Aaah“, stöhne ich schmerzerfüllt und nach Bodos „Auuutsch“ höre ich, wie er anfängt, zu lachen. „Du scheinst heute einfach nicht ruhig sitzen zu können“, tadelt er mich und klingt dabei ein bisschen wie Fräulein Mai.
    Es stimmt, dass ich bereits im Unterricht ständig auf dem Stuhl hin- und hergerutscht bin. Wahrscheinlich bin ich heute schlichtweg zu aufgekratzt. Einer meiner Hypertage eben, so nennt Lucy sie. Ich grummele ein bisschen vor mich hin, lasse meinen Kopf allerdings auf seiner Schulter liegen. So, wie ich das bis jetzt sehe, ist es so am bequemsten. Schnell bin ich in mein Buch vertieft und blende alles, das um mich herum passiert, aus.
    Das geht so lange gut, bis Inge die Küche wieder betritt. Ihr Auftauchen bedeutet, dass wir jetzt besser anfangen sollten, das Essen vorzubereiten. Sie hat extra hierfür eingekauft. Während ich die Kartoffeln für den Kartoffelsalat schäle und schließlich klein mache, denke ich an das Buch und die Legenden darin. Es hat mich immer mehr davon überzeugt, dass es nichts von Pokémon enthält, die Träume beeinflussen.
    Das einzige, was darin vorkommt, sind menschenähnliche Halbwesen, die unterteilt waren in Himmelwesen und Satanswesen, doch es gab keine Mischung aus beiden. Oder, um genau zu sein, sollte es von ihnen keine geben. Schon vor Urzeiten wurde vorausgesagt, dass das nur Unglück mit sich bringen würde. Nur allzu schade, dass sich der Autor selbst ins Fleisch geschnitten hat, indem er behauptete, die ganzen Legenden seien ungefähr um den gleichen Dreh herum passiert.
    Eigentlich mag ich Fantasygeschichten wirklich, aber ich habe heute eben doch nach etwas anderem gesucht.
    Kathrin? Ist der Kartoffelsalat bald fertig?“, höre ich Bodos Stimme in meinem Bewusstsein. Ich schüttele den Kopf, um mich zu fangen. „Nicht? Seit wann brauchst du denn so lange dafür?“ Gemeinsam mit diesen Worten hinter mir, spüre ich, wie er von hinten die Arme um mich legt, seine Hände um die meinen und die Kartoffel in meiner Hand somit schneidet. Kaum ist sie fertig, sucht er nach weiteren, findet aber keine mehr.
    „Manchmal solltest du mich ausreden lassen“, ziehe ich ihn auf, „Dann hätte ich dir gesagt, dass ich gleich fertig bin, aber nein, der Meisterkoch denkt, ich kann nicht einmal mehr einen Kartoffelsalat richtig machen.“ Mit einer Hand schnappe ich nach der Schüssel mit dem Salat, mit der anderen schiebe ich Bodos Arm beiseite, damit ich aus der Umarmung heraus kann. Tänzelnd bringe ich sie zur Essensausgabe, der Übergang von Küche zu Kantine.
    Der Raum auf der anderen Seite, fängt an, sich zu füllen. Die Schüler müssen sich ranhalten, um einen guten Sitzplatz zu finden. Die Quetschgefahr beim Essen war sehr hoch. Das weiß ich noch von meinen ersten paar Schulwochen, als Bodo und ich noch nicht anfingen, regelmäßig in der Küche auf den Arbeitsplatten zu essen. Dort war es kühler, stiller und schlichtweg angenehmer. Es war eine rhythmiafreie Zone und somit nervenschonend.
    „Danke für eure großartige Hilfe“, seufzt Inge, als wir das übrige Essen an die Ausgabe gebracht und dort verteilt haben, „So langsam weiß ich wirklich nicht mehr, was ich ohne euch machen soll... Ich fürchte mich jetzt schon davor, was passieren wird, wenn ihr erst euren Abschluss in der Tasche habt!“
    „Ach was“, winken wir ab,und ich füge hinzu: „Du hast doch schon Jahre, bevor wir hier waren, die Schüler dieser Schule frisch gehalten. Das schaffst du auch ohne uns sehr gut!“ Dennoch schaffen wir es beide nicht, ein zufriedenes Grinsen zu unterdrücken. Mit einem wohligen Gefühl im Magen spüre ich, wie Bodo mir von hinten die Arme um den Bauch schlingt, um mich zurück zu unserem Lager zu dirigieren.
    Wir haben bereits die Hälfte der Strecke hinter uns, als die Türe aufschwingt und Direktor Lambert die Küche betritt. Bodo grinsend und ich kichernd rufen wir ihm ein „Alles Gute zum Geburtstag“ zu. Gleichzeitig stellen wir uns neben Inge, die erklärt, dass das Essen bereits angerichtet ist. „Gut gut“, sagt er mit seinem berühmten Lächeln auf dem Gesicht, „Und deine fleißigen Helferlein sind auch immer noch hier. Euch muss ich auch mal danken, dass ihr unserer guten Inge immer wieder unter die Arme greift.“
    Leider muss ich genau in diesem Moment kichern, weil Bodo anfängt, mich zu kitzeln. Prustend schließe ich meine Arme fester um meinen Magen und beiße fest mit den Zähnen auf meine Lippen. Noch dazu spüre ich seinen warmen Atem im Nacken. Die Haut dort fängt an, wie verrückt zu kribbeln, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als den Kopf nach hinten und auf seine Schulter zu legen.
    Sie ist verrückt wie immer“, versucht Bodo, mich zu entschuldigen, aber ich kann mit dem Gackern trotzdem kaum aufhören. „Vielleicht kriegt sie sich wieder ein, wenn sie wieder liest. Ihr könnt essen, was und wann immer ihr wollt, also wäre es nicht weiter schlimm, wenn ihr das Festessen verpasst.“ Ich spüre nur, wie mein bester Freund nickt und mich dann weiterhin in Richtung Lager bugsiert.
    „Du bist unmöglich“, schimpfe ich ihn, als er halbwegs von mir ablässt, „Dafür kochst du mir später aber etwas Leckeres!“ „Wie die Prinzessin vom Meisterkoch wünscht“, schmunzelt er und lässt mich endgültig los. Völlig außer Atem lasse ich mich in die Kissen fallen und greife nach meinem Buch, das ich unter einer Decke vergraben habe. Mein bester Freund setzt sich, genau wie vorhin, links neben mich.
    Wir bleiben nicht lange hier, weil sich unsere ungeduldigen Mägen viel zu schnell zu Wort melden. „Gut, was wünscht das Prinzesschen denn als Mahl?“, fragt mich Bodo und greift den gleichen Ton von vorhin wieder auf. Während ich das Buch gelesen hatte, waren meine Gedanken abermals abgeschweift und ich habe mich schnell entschieden, was ich haben will. Eigentlich war die Wahl nicht halb so schwer gewesen, wie angenommen.
    Etwas, das wir schon länger nicht mehr hatten!“, fange ich an. Wir betreten die Speisekammer, in der es beinahe zu kalt ist. „Und ich glaube zu wissen, was das ist“, lacht Bodo. Mit einer Hand öffnet er den Kühlschrank, um mit der anderen eine Schachtel herauszuholen. In der Zwischenzeit greife ich nach den für das Festessen übrig gebliebenen Kartoffeln. „Spiegeleier mit Kartoffeln“, singe ich, überfroh in die Küche zurückhüpfend.


  • SO dann gebe ich mal ein kommi ab^^
    Also das war mal wieder ein super kapi^^
    Ich find dein lesbnst erfunden kapis einfach super besonders das mit der leseecke
    Ich lese einfach zugerne und hab auch so eine ecke^^
    Aber nun zum Inhalt...
    Ich bin total gespannt was es mit dem Angelvampierdämon (weis nicht ob das richtig idt) auf sich hat
    Ich kann mir gut vorstellen das kathrin das nicht aus dem kopf bekam
    hätte ich auch nicht.
    Dein gefühle und orts beschreibung waren wieder gut manschmal hättest du noch mansche keline deteils dazuschreiben können
    aber das ist nicht so schlimm
    Rechtschreibfehler hab ich nur sehr wenig gefunden und da ich zu faul bin um sie jetzt auf zu listen lass ich es einfach^^


    So jetzt geh ich mal was essen^^
    *hunger*


    Lg sonnenherz <333

  • @ Sonnenherz <333:
    So eine Leseecke hatten wir in der Grundschule mal,
    aber halt im Klassenzimmer^^

    Nun, gut, dann geht es jetzt mit dem zweiten von vier Teilen insgesamt weiter:


    Kapitel 7: Traumbesuch


    (BPV, Teil 2)


    Langsam geht vor dem Fenster über unseren Köpfen die Sonne unter. Das Licht, das nun hereinfällt, gibt auch dank der Vorhänge der Küche einen leichten Rotstich und die weißen Schränke an der Wand gegenüber sehen aus, als ständen sie in Flammen. Eine Weile lang bleibt das Bild so, dann wird es immer dunkler, die Flammen schwächer, bis irgendwann unsere Leselampe die einzige Lichtquelle ist.
    Eigentlich müsste das bedeuten, dass Kathrin und ich müde werden müssten und uns letztendlich dafür entscheiden, die Küche zu verlassen und in unsere Schlafsäle zu gehen. Stattdessen bleiben wir schlichtweg in einer Decke eingekuschelt nebeneinander liegen und lesen stillschweigend unsere Bücher. Es scheint ein stummes Einverständnis zwischen uns beiden zu sein, dass wir einfach hier bleiben.
    Keiner von uns hat Lust dazu, das warme, kuschelige Lager zu verlassen, um den frischen Flur mit dem eiskalten Steinboden entlang zum zugigen Treppenhaus zu gehen. Außerdem scheint niemand sich um uns zu kümmern, Inge kommt nicht mehr zurück in die Küche, um nachzuschauen, ob wir noch hier sind, Rhythmia erscheint nicht in der Kantine, um uns von dort aus zu sagen, dass wir endlich in unsere Schlafsäle müssen.
    Die Lehrer haben offensichtlich ebenfalls nicht bemerkt, dass wir nicht in unseren Betten liegen, ansonsten hätten sie längst nach uns suchen lassen. Die Türe zur Küche bleibt weiterhin geschlossen, nicht einmal Fußtritte davor waren zu hören. Es muss wirklich spät sein, wenn sich keiner mehr auf den Fluren auffällt.
    Kathrins Kopf ist wieder auf meiner rechten Schulter, ihr Buch hält sie gegen ihre aufgestellten Knie gedrückt, damit sie besser lesen kann. Ihr linker Oberarm ist dabei direkt auf den meinen rechten gepresst und mich wundert es schon, dass sie sich nicht beschwert, dass er einschläft, als es passiert. Das Buch rutscht ihr aus der Hand, auf ihre Beine und schließlich auf das Kissen neben ihr.
    Einen Moment lang bin ich zu überrascht, um mich zu bewegen oder etwas zu sagen. Ich verstehe deshalb nicht, was genau mit ihr passiert sein könnte. Eine ganze Weile brauche ich, um zu verstehen, dass sie wohl einfach eingeschlafen ist. Natürlich.
    Ihr mussten die Augen schlichtweg vor Müdigkeit zugefallen sein. Eine ganz normale Reaktion bei Menschen, nichts Spannendes…
    Als ich mich wieder gefangen habe, greife ich nach Kathrins Buch. Es ist aufgeschlagen geblieben und ich hoffe einfach mal, dass dort wirklich die Stelle war, wo sie aufgehört hat. Gemeinsam mit dem meinen platziere ich es auf das Regal neben mir, offen auf den Seiten liegend. Kathrin reagiert nicht, als ich das Kissen hinter mir zurechtrücke und sie deshalb ein wenig von mir wegschieben muss. Stattdessen atmet sie ruhig und gleichmäßig ein und aus.
    Vorsichtig ziehe ich die Decke über ihre freigelegten Füße drüber und decke sie bis über ihre Schultern zu. Sie zuckt leicht. Als ich mich wieder an die Wand anlehne, spüre ich, wie sie einen Arm um meinen auf ihrer Seite schlingt. „Lucy…“, murmelt sie leise und seufzt leicht angenervt, „Was hast du mit Alexa angestellt?“ Kurz halte ich still. Konnte es wirklich sein, dass Kathrin im Schlaf redete? Wenn ja, dann träumte sie garantiert soeben von ihrer kleinen Schwester mit ihren berühmtberüchtigten Streichen.
    Nur… Von Alexa hatte er noch nie etwas gehört. Vielleicht war sie eine ehemalige Freundin von Kathrin? Mein Blick wandert auf den Ofen uns gegenüber. Auf der Scheibe, durch die man auf das Essen darin blicken kann, sehe ich unser leicht verzerrtes Spiegelbild. Ich, mit ebenfalls vor Müdigkeit gläsernen Augen, die ich trotzdem mühelos offen halten kann, und mein rotbrauner Strubbelkopf. Meine Haare scheinen noch mehr abzustehen als üblich, falls das überhaupt möglich war.
    Kathrins Frisur hingegen wirkte kein bisschen durcheinander, was schon eher an unseren eher ruhigeren Nachmittag erinnerte. Die zwei leicht gelockten Zöpfe zwirbelten sich um ihre Schulter, die meinen und ihren Kopf. Wie auch an unserem ersten Schultag musste ich feststellen, dass sie sehr unschuldig wirkte, selbst, wenn man nicht in ihre großen, türkisblauen Augen blicken mussten, die stets zu ihren süßen Gesichtsausdruck passten.
    Bei den Gedanken daran stocke ich unwillkürlich. Das habe ich nun wirklich nicht in echt gedacht. Für einen Moment schließe ich die Augen und schüttele das Bild aus meinem Kopf. Als ihr bester Freund sollte ich so etwas besser nicht denken! Langsam hebe ich meine Lider wieder an, um zu merken, dass sie nun noch schwerer sind als zuvor. Mit meiner freien Hand taste ich nach dem Lichtschalter unserer Leselampe und mache sie aus.
    Jetzt ist es dunkel in der Küche, nur ein leichtes Licht scheint von dem Fenster über uns herein. Noch immer kann ich jedes einzelne Detail des Raumes erkennen, aber ich glaube, Kathrin könne das momentan nicht, selbst, wenn sie wach wäre. Ich strecke kurz meine Beine, bevor ich sie in einer bequemeren Haltung wieder an mich heranziehe und lege meinen Kopf auf Kathrins. Schnell spüre ich, wie nun auch mich die Müdigkeit in ihren Bann zieht, das stressige Wachsein ablöst und mich entspannen lässt.
    Im nächsten Moment befinde ich mich ganz alleine in einem vollkommen dunklen Raum. Die Finsternis ist so eindringlich, dass selbst ich mit meinen Augen nichts erkennen kann. Langsam drehe ich mich im Kreis und suche nach einer kleinen Lichtquelle in der Ferne. Doch nichts. Als ich feststelle, dass ich nichts sehen kann, versuche ich mich mehr auf meine anderen Sinne zu verlassen.
    Die Luft um mich herum ist kühl, aber es scheint keinen direkten Luftzug zu geben, denn sie streift mich nicht, sondern bleibt immerzu an Ort und Stelle. Das einzige, was ich ansonsten noch spüren kann, ist, dass ich auf den Beinen stehe und der Boden unter meinen Füßen ist hart. Offensichtlich ist der Raum ziemlich groß, eine Halle oder ähnliches. Als ich mich mit geschlossenen Augen bewege, komme ich selbst nach einer Weile an keiner Wand an.
    Stattdessen fängt meine Haut an, zu kribbeln, da die Temperatur um mich herum leicht stieg. Ein leicht süßlicher Duft waberte leicht in meine Nase. Er kommt mir leicht vertraut vor… Ein Parfum vielleicht? Ist also doch jemand bei mir in der Nähe, obwohl ich niemanden atmen höre? „Hallo? Ist hier irgendjemand?“, frage ich laut in die Stille hinein. Meine Stimme hallt ein paar Mal zu mir zurück, doch eine Antwort erklingt nicht.
    Ein kurzer Schlag ertönt, wie der eines Herzens und ich bewege mich ein bisschen in die Richtung. Danach herrscht wieder die Stille. „Ist dort wirklich keiner?“, schreie ich noch einmal. Mein Echo antwortet mir wie beim ersten Mal, doch das Geräusch bleibt weg. Ein paar Schritte schreite ich weiter und mit jedem Meter kommt es mir so vor, als würde ich doch etwas hören. Eine mir unbekannte Stimme…
    Hastig laufe ich weiter darauf zu, bis ich merke, dass ich es mir nicht einbilde. Dort hinten rief tatsächlich jemand etwas. Noch verstand ich die Person nicht, aber wenn ich näher bei ihr wäre… Ich legte einen Zahn zu, bis ich spüre, dass die Luft an mir vorbeizischt. Sie erwärmt sich immer und immer mehr, der süße Duft steigt mir öfter in die Nase und meine Augen nehmen einen Schimmer wahr. Licht. Weißes, gleißendes Licht.
    Plötzlich habe ich die durchdringende Dunkelheit hinter mir gelassen und ich spüre, wie etwas warm auf mich herabscheint. Allerdings, als ich meinen Blick nach oben wende, ist es zu hell, sodass mir sofort die Augen davon schmerzen. Gerade, als ich die Augen zusammenpresse, höre ich es wieder. Die Stimme. Und dieses Mal verstehe ich klar und deutlich, was man mir mitteilen will.
    „Beeil dich!“ Der Befehlston ist deutlich herauszuhören, und doch kann sie das Bittende nicht verdrängen. Mit einem Schlag weicht die Wärme einer bitteren Kälte, die noch eisiger ist, als die in der Finsternis. Das Gefühl, dass mich jemand beobachtet, sticht in meinen Rücken und ich fahre herum. Am Übergang von der Dunkelheit zum Licht steht ein Mensch, ein Mädchen, dessen Gesicht von ihrem langen, schwarzen Haar verdeckt wird. Ein leises Wimmern, offensichtlich verursacht von schlimmen Schmerzen, dringt an meine feinen Ohren.
    Es muss von dem Mädchen stammen, denn ansonsten befindet sich keiner in meiner Nähe. „Was ist-“, fange ich zögerlich an und strecke eine Hand aus. Zugleich schießt eine Bö von irgendwo hinter dem Mädchen auf mich zu. Ihre schwarzen Haare flattern im starken Wind, der schnell abklingt. Ich hatte in der Zwischenzeit eine Hand vor mein Gesicht gehalten, um es zu schützen. Als ich sie absenke, sehe ich ihr Gesicht.
    Sie hat zwei verschiedenfarbige Augen, eines mit einer blutroten Pupille, das andere mit einer eisblauen. Mit beiden blickt sie mich an, durchbohrt mich regelrecht. Obwohl sie fragend und leicht interessiert aussieht und es mir vorkommt, als hätte ich sie noch nie gesehen, spüre ich, dass ich sie irgendwoher kenne. Eine Art Déjà-vu Erlebnis vielleicht, dass es mir nur so vorkommt…
    Als sie ihren Mund öffnet, legt sie gleichzeitig ihren Kopf schief. Ihre Augen verwandeln sich zu Schlitzen. „Beeil‘ dich“, zischt sie, „Und bleib‘ nahe. Ansonsten war alles umsonst.“ Ihre Worte wabern eine Weile durch die Luft wie eklig süßer Nebel, dann springt sie in die Luft und verschwindet in dem Licht über mir… Ein neues Geräusch, schnelle Schritte, dringt sofort an meine Ohren. Erneut drehe ich mich um und sehe ein anderes Mädchen, das auf mich zuläuft. Sie sieht jedoch ganz anders aus als das von gerade eben.
    Ihre dunkelbraunen, taillenlangen Haare fliegen um ihr langes Gesicht herum, die türkisblauen Augen sind direkt auf mich gerichtet. „Kathrin“, schießt es mir im ersten Moment durch den Kopf, aber der Gedanke bleibt nicht lange. Ich erkenne die Unterschiede, die sie hier von meiner besten Freundin abhebt. Zum einem ist das gar kein Mädchen, sondern eindeutig eine erwachsene Frau.
    Ihre Nase ist außerdem nicht so stupsnasig, ihren Wangen fehlt der Hauch von Rosa, ihre Augen sind mandelförmig und kleiner. Einen Spalt breit öffne ich meinen Mund und atme ihren Duft ein. Er sagt mir eindeutig, dass dies nicht Kathrin ist, auch nicht eine ältere Version von ihr. Dennoch, sie sind sich so ähnlich, dass sie nur miteinander verwandt sein können. Als erstes fällt mir Lucy ein, ihre kleine Schwester. Aus Kathrins Erzählungen weiß ich, dass ihre Haare ungefähr die gleiche Länge haben müssten wie die Frau.
    Aber die Augenfarbe passt nicht. Laut meiner besten Freundin hat ihre Schwester die hellblauen Augen von ihrem Vater geerbt, sie selbst die türkisblauen ihrer Mutter. Damit ist völlig ausgeschlossen, dass dies Lucy ist. Stattdessen ist sie wohl… „Sie sind… Kathrins Mutter?“, frage ich unsicher. Ein neuer Geruch steigt mir langsam in die Nase, aber ich sehe die Frau noch nicken, bevor ich zum dritten Mal um meine eigene Achse drehe.
    Dieses Mal steht am Übergang von dunkel zu hell tatsächlich meine beste Freundin mit weitaufgerissenen, türkisblauen Augen. Statt ihrer Schuluniform wie sonst immer, trägt sie ein knielanges, schneeweißes Kleid und um ihre Taille herum ist ein Band, das auf ihrem Rücken zu einer großen Schleife gebunden ist. Anstelle der hellbraunen Stiefel hat sie ein Paar Ballerina an. Ihre Lippen sind zu einem perfekten kleinen, überraschten O geformt, bevor sie endlich ihre Stimme wiederfindet. „Ma… Mama?!“
    „Schön, wenn auch verwunderlich, dass ihr beide hier seid“, höre ich das Klingeln aus Sally Rose‘ Mund. Was soll das denn heißen? Sprechen alle in diesem Traum in Rätseln? Und warum schimmert und klingelt die Stimme von Kathrins Mutter? „Aber Mama“, spricht meine beste Freundin und auch sie hört sich jetzt an wie ein himmlisches Glockenspiel, „Soll das heißen, du hast mich gar nicht gerufen? … Bodo, warst du das?“
    „Du meinst, das ‚Beeil dich‘?“, frage ich verwirrt, „Nein, das war nicht ich, ich wurde ja selbst hierhergerufen. Das war so ein anderes Mädchen, aber sie ist verschwunden…. Warum singt ihr, wenn ihr sprecht?“ Ich dämpfe meine Lautstärke, denn auch meine Tonlage hat sich verändert. Es war nicht beabsichtigt, aber vielleicht liegt das auch einfach an dem Traum, in dem wir uns befinden. Das alles kann einfach nicht echt sein.
    Die Augen meiner besten Freundin werden wieder groß. Mit der Frage, warum wir hier sind, wendet sie sich an ihre Mutter, während sie sich neben mich stellt. Sally antwortet sehr leise, flüstert eher, als glaube sie, dass das Mädchen, das ich erwähnt hatte, lauschen könnte. Zwar frage ich mich, ob Kathrin sie so überhaupt verstehen kann, so leise spricht sie, aber offensichtlich kann sie das.
    „Ach, Kathrin… Ich kann dich einfach nicht in deinen normalen Träumen erreichen, das konnte ich noch nie. Jedes Mal war um dich herum ein dunkler Schutzschild, der mich davon abgehalten hat. Seit einiger Zeit jedoch, vielleicht seit ein paar Monaten, ist er verschwunden. Dafür ist an seiner Stelle ein anderer erschienen, der noch dicker, größer und um einiges heller ist als der erste. Durch diesen konnte ich erst recht nicht hindurch.“
    Aber wie kannst du mich… Uns jetzt erreichen? Ich meine, immerhin bist du hier…“, Kathrins Worte werden abermals von einer schönen Melodie begleitet, die mir einen warmen Schauer über den Rücken jagt. Leider wird ihre Musik von der ihrer Mutter abgeschnitten, die heller ist: „Weil das nicht nur dein Traum ist, wenn überhaupt. Alles, was ich weiß, ist, dass ich mich wegen deinem besten Freund mit dir unterhalten kann. Das funktioniert allerdings nicht immer. Der Abstand zueinander muss während der Traumphase weniger als einen Meter betragen.
    Andernfalls kann ich den Schutzschild nicht überwinden und dich nicht in seinen Traum schicken. Warum gerade er… Nun ja, das erkläre ich jetzt besser nicht, ihr werdet es früh genug herausfinden. Eines kann ich euch verraten, eure Schicksale scheinen miteinander verbunden zu sein. Die Art und Weise, wie sie zusammengehören, ist mir nicht bekannt, aber ich erkenne es wieder, die die Bänder sich ineinander verschlungen haben. Nur ihr zwei könnt-“ doch mehr kann sie nicht sagen.
    Ein heftiger Wind bläst dichten, tiefschwarzen Nebel um uns herum und verschlingt Sally Rose. Die nächste Windbö verjagt den Dunst, aber Kathrins Mutter bleibt verschwunden. Statt ihrer öffnet sich dort, wo sie stand, ein tiefer, offensichtlich endloser Graben. Stetig wächst sein Durchmesser. Ich stolpere ein paar Schritte zurück, aber Kathrin bleibt an Ort und Stelle, unsicher und geschockt.
    „Mama?!“, ruft sie schrill. Erschrocken beobachte ich, wie sie anscheinend der Drang packt, in der Loch zu springen, das uns immer näher kommt. In Sekundenschnelle reagiere ich. Ich schnappe mir die Hand, die sie nicht in Richtung Graben streckt und ziehe sie mit mir, als ich mich in die Dunkelheit aufmache. Mit zittrigen Beinen folgt sie mir bis ganz weit in die uns verschlingende Finsternis hinein. Die Luft um uns herum wird immer wärmer, bis wir stehen bleiben.
    Ungefähr genauso weit musste ich in der Dunkelheit gesteckt haben, als ich hier erschienen bin, aber dieses Mal kann ich jemanden erkennen. Kathrin steht direkt neben mir, ihr Gesichtsausdruck konfus, ihre Augen vor Schreck abermals weit aufgerissen. „Was war das denn gerade?“, keucht sie. Die kurze Strecke bis hierher war ihr anscheinend, obwohl dies nur ein Traum ist, zu viel.
    Ich zucke mit den Schultern, antworte aber dennoch, weil ich mir sicher bin, dass sie mich nicht sehen kann. „Keine Ahnung…“, murmele ich. Das Gefühl, beobachtet zu werden, bringt meinen Magen zum Grummeln. Als ich mich umschaue, lasse ich Kathrins Hand los. „Was ist los?“, höre ich ihre normale Stimme. Abermals wird die Umgebung immer kälter und als ich mich wieder meiner besten Freundin zuwende, kann ich ihre zierliche Gestalt nicht mehr ausmachen.
    Jetzt ist sie, wie ihre Mutter, verschwunden. Das Gefühl, allein zu sein, schnürt mir die Kehle zu. Wo könnte sie hin sein? Wieder in die Realität zurück? War sie aufgewacht? Sollte ich eventuell versuchen, ihrem Beispiel zu folgen? Aber wie wacht man aus einem Traum absichtlich auf? Wie soll das funktionieren?
    Ob die Strategie, sich selbst zu kneifen, klappt? … Wohl eher nicht, das ist wahrscheinlich zu sanft für mich. Eine Ohrfeige dürfte ausreichen, und ein Versuch kostet nichts. Die Handfläche klatscht gegen meine Wange, aber das Geräusch erreicht meine Ohren nicht mehr. Das nächste, was ich hören kann, ist Gezwitscher von Staralili und anderen Vogelpokémon, die noch auf dem Schulhof und dem Wald daneben wohnen.
    Vorsichtig öffne ich meine Augen, aber die Dunkelheit ist gewichen und stattdessen sehe ich zwei Gestalten vor mir. Ich brauche ein paar Augenblicke, um zu verstehen, dass ich nur wieder das Spiegelbild von Kathrin mir vor mir habe. Es hat geklappt, ich bin zurück in der Realität. Die Sonnenstrahlen durchbrechen die Fensterscheiben über uns und erhellen die Küche und bringen die Eisenschränke vor uns zum metallischen Leuchten.
    Das Bild vor meinen Augen ist fast genau das gleiche wie das in der Nacht am Vorabend, nur, dass es nun hell ist und Kathrins Augen offen sind, keine Spur von Müdigkeit in ihnen. „Was können nur wir zwei?“, flüstert sie, den Blick starr auf den Ofen uns gegenüber gerichtet. Die Decke ist von ihrer Schulter gerutscht und ihre Füße sind ebenfalls nicht mehr zugedeckt. „Ich habe keine Ahnung“, brummele ich und vergrabe mein Gesicht in einem ihrer Zöpfe.
    Ein kurzer Seufzer entfährt mir, als meine Gedanken erneut zu dem ungewöhnlichen Traum abschweifen. Bereits tote Menschen können einem während des Schlafes im Traum besuchen… Dass so etwas passieren kann, davon habe ich noch nie etwas gehört. Und dass sich zwei ganz normale Personen, einen Traum teilen, das ist mir auch neu. Wobei wir nicht beide ganz normale Menschen sind…
    „Das war echt seltsam“, haucht Kathrin. Das kann sie laut sagen. Ob sie… Etwa auch so ist, wie ich? Auch, wenn ich es größtenteils ignoriere und mich benehme wie die Menschen? Gähnend überlege ich weiter. Aber selbst wenn, es ist besser, kein Risiko einzugehen und es ihr zu erzählen. Die Folgen will und kann ich nicht ertragen. Trotzdem finde ich diesen Traum weiterhin verwunderlich. Und was hat es mit den Schutzschilden auf sich, die Kathrins Mutter erwähnt hat?
    „Wie viel Uhr, glaubst du, haben wir bereits?“, höre ich Kathrin irgendwo auf der Höhe meines Halses und merke deswegen sogar ihren warmen Atem in meinem Nacken. Ich öffne meine Augen wieder und sehe im Ofen, dass sie ihr Gesicht mehr in Richtung Wand gedreht hat. „Ich habe mal wieder keine Ahnung“, antworte ich verschlafen, „Gestern habe ich meine Uhr in der Früh im Schlafsaal liegen gelassen… Apropos Schlafsaal, denkst du, dass dort irgendjemanden unser Fehlen aufgefallen ist?“
    „Vielleicht… Rhythmia sicherlich, und Primo wahrscheinlich auch. Aber sie haben offensichtlich keinem der Lehrer etwas gesagt, ansonsten wären wir jetzt nicht beide noch hier“, gibt sie zurück. Mit ihren Füßen, die sie zuvor anscheinend nur kurz ausstrecken wollte, greift sie nach der Tasche mit den Büchern, die neben ihren Stiefeln liegt, und zieht diese näher an sich heran, um ein Buch herauszufischen.
    Ich habe dir das Buch, das du gestern gelesen hast, auf das Regal gelegt“, werfe ich noch ein, bevor sie es aufschlägt, „Du bist eingeschlafen, ehe du fertig geworden bist.“ „Ach so… Naja, ich glaube, das Buch ist mir gerade lieber. Nachdem, was gerade mit uns passiert ist“, erklärt sie und mir fällt der Titel ins Auge. Das ist eines der vielen Traumdeutungsbücher, die es in der Bibliothek gibt. Dort steht nicht nur etwas über ganz normale Träume, sondern auch etwas über die, die von Pokémon verursacht werden. Oder vermeintlich von Pokémon…
    Tatsächlich stammen diese dann von weit aus übernatürlicheren Wesen, als viele annehmen. Aber natürlich wissen das nur die, die in das Geheimnis hineingeboren wurden und deshalb Bescheid wissen… Wie ich, und mein Zwillingsbruder Simon, meine Mutter und mein Vater. Fast die ganze Familie weiß davon, aber Kathrin offensichtlich nicht, ansonsten hätte sie das Buch jetzt nicht in der Hand, um darin zu schmökern.
    „Glaubst du wirklich, du findest in dem Buch etwas?“ Mein Unterton ist zweifelnd, aber ansonsten klingt meine Frage so natürlich wie immer. „Man weiß nie“, erwidert Kathrin unbekümmert, „Lieber lese ich zu viel, als zu wenig.“ Brummelnd muss ich ihr Recht geben. Während sie liest, werfe ich ebenfalls hin und wieder einen Blick in das Buch, um vereinzelte Hinweise zum Schutz gegen Albträume oder über verschiedene Details, dank derer man die Zukunft vorhersagen kann.
    Das ist Schwachsinn. Entweder, man besitzt die Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, oder nicht. Und wenn man es nicht kann, dann sollte man es besser bleiben lassen, jedenfalls meint meine Mama das. Kathrin ist schnell der Meinung, dass das Buch ihr wirklich nicht weiterhelfen kann und legt es beiseite. „Vielleicht doch eher sinnlos“, kommentiert sie. „Ach komm, wie hoch stand schon die Chance, dass du im ersten Buch, in dem du nach Antworten suchst, etwas findest? Alles braucht seine Zeit“, muntere ich sie auf.



  • Sou, und jetzt kommt der dritte Teil^^
    @ Poke-girl:
    So, jetzt hab ich ihn endlich on gestellt, freust dich doch schon länger drauf^^

    Kapitel 7 - Traumbesuch



    (KPV, Teil 3, oder auch „Spagetti Bolognese“)


    Der Vormittag bis zum Mittagessen verläuft sehr ruhig. Als Inge in die Küche kommt, um das Frühstück vorzubereiten und sieht, wie wir immer noch an der gleichen Stelle sitzen, wo sie uns gestern zurückgelassen hat, erschreckt sie sich. Wahrscheinlich hatte sie angenommen, dass wir irgendwann doch in unsere Schlafsäle gegangen sind. Dass wir hier bleiben, hatte sie wohl ausgeschlossen.
    „Wart ihr etwa die ganze Nacht hier und habt gelesen?!“, fragt sie und stellt zwei Papiertaschen mit Einkäufen auf den Boden neben sich. Wir schütteln den Kopf und erklären ihr, dass wir zwischendurch eingeschlafen sind. Von dem Traum erwähnen wir kein Wort. Ich meine, ein bisschen seltsam ist das Ganze schon. Mich wundert es, dass es Bodo so gelassen hinnimmt, als wäre es nicht weiter unnormal.
    Einen Seitenblick auf ihn werfend, stelle ich fest, dass er doch so aussieht, als würde ihm etwas Gedanken machen. Das kann nur der Traum sein, denn viel anderes ist in der letzten Nacht nicht passiert, und heute in der Früh ebenfalls nicht. Trotzdem ist seine Stirn gerunzelt und eine Augenbraue unschlüssig gehoben. Da Inge da war, wage ich es nicht, weiter wegen des Traumes nachzufragen und werfe der Köchin stattdessen einen fragenden Blick zu.
    Ihre Augen sind ebenfalls auf uns geheftet und auf ihrem Gesicht breitet sich ein unverkennbar breites Lächeln aus. Während sie die Tüten hochhebt und den Inhalt auf den Arbeitsplatten verteilt, bleibt das Lächeln unverändert auf ihrem Gesicht hängen. Als wir schließlich aufstehen wollen, um ihr zu helfen, ruft sie uns zu: „Ach, nein, bleibt doch liegen. Weil heute Samstag ist, werden sich die Schüler Zeit lassen, bevor sie aufstehen. Also brauche ich mich nicht beeilen. Außerdem will ich euch gerade nicht auseinander reißen.“
    „Ach, quatsch“, murmelt Bodo laut genug, dass sie ihn ebenfalls noch hören kann, „Natürlich helfen wir dir! Immerhin ist das der Grund, warum wir überhaupt hier sein dürfen, nicht wahr, Kathrin?“ Schnell erhebt er sich. Als ich genauso schnell aufstehe, wird mir plötzlich schwarz vor Augen und ich fange an, zu schwanken. Bevor ich allerdings den Boden unter mir spüren kann, merke ich, wie mich zwei warme Arme umschlingen.
    Es braucht eine Weile, bis ich wieder sehen kann. Kaum, dass ich etwas erkenne, merke ich, wer mich gerade eben davor bewahrt hat, den Boden zu küssen. Mein Gesicht läuft, wohl vor lauter Verwunderung, leicht rot an, als ich fühle, dass ich direkt an Bodos Brust gedrückt bin und sich seine Arme, weil er mich an sich gezogen hat, um meinen Oberkörper geschlungen sind. Im ersten Moment sind wir beide wir erstarrt.
    Dann höre ich Bodos Stimme leise an meinem rechten Ohr: „Geht’s dir gut? Warum bist du umgekippt?“ „Ja, mir geht’s gut“, widerspreche ich, „Das ist ganz normal, dass mir in der Früh schwarz vor Augen wird, weißt du? Das hat etwas mit dem Kreislauf zu tun, nichts Ungewöhnliches, wirklich!“ Er lockert seinen Griff um mich und drückt mich ein wenig von sich weg, damit er mir prüfend in die Augen blicken kann. Offensichtlich glaubt er mir nicht.
    „Ich meine das ernst, Bodo“, sage ich, allerdings fange ich dabei an, zu kichern, „Trotzdem, danke, dass du mich aufgefangen hast. Eigentlich hatte ich nämlich wirklich keine Lust darauf, dem Boden eine Umarmung zu schenken, da bist du mir um einiges lieber.“ Noch einmal ziehe ich ihn zu mir und drücke ihn fest, dann lasse ich ihn los und hüpfe fröhlich zu Inge. Mein Magen und mein Herz fühlen sich seltsam leicht und flatterhaft an. Aber wahrscheinlich kommt das noch vom Sturz und dem Adrenalinstoß.
    Wir lassen uns zu dritt viel Zeit, um das Frühstück vorzubereiten und stellen schließlich fest, dass wir trotzdem um einiges zu früh fertig geworden sind. Die Schüler stehen erst viel später auf, als Bodo und ich schon wieder nebeneinander in unserem Lager sitzen und lesen. Danach verlassen die meisten die Kantine und kurze Zeit später vernehmen wir die Stimmen vieler bleiben dennoch weiterhin in der kühlen Küche.
    Nach einer Weile müssen wir jedoch feststellen, dass unser Lesevorrat zur Neige gegangen ist und wir besser Nachschlag holen gehen sollten. Gerade, als wir uns nach einem kurzen Aufenthalt in der Bibliothek beendet hatten, erfüllt ein spitzer Schrei den Flur und ein blondes Mädchen stürmt die Treppen hinab, gefolgt von ihrem braunhaarigen besten Freund. Rhythmia, wohlgemerkt eine aufgekratzte, wissbegierige Rhythmia. Sie hatte ihren typischen Gesichtsausdruck aufgelegt, als würde sie gleich alles aus uns herauspressen wollen.
    „Du bist gestern nicht mehr in den Schlafsaal gekommen und laut Primo ist auch Bodo nicht mehr im Jungenschlafsaal aufgetaucht! Wo wart ihr die ganze Zeit?!“, quietscht sie uns entgegen. Mit einem Affentempo rast sie auf mich zu. Im letzten Moment mache ich einen Schritt zur Seite, sie zischt an mir vorbei und fängt sich gerade noch so ein paar Meter vor der Wand gegenüber der Treppe.
    Ähm… Nun ja, es war so gemütlich, dass ich beim Lesen eingepennt bin und nicht wenig später ist Bodo ebenfalls eingeschlafen“, antworte ich und stelle mich sicherheitshalber näher an meinen besten Freund. Rhythmia macht mir in ihrem „Ich-muss-alles-wissen-denn-ich-bin-die-Klatschtante“-Zustand irgendwie Angst. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht auf zwei auf einmal losgeht.
    „Du hast mir immer noch nicht gesagt, wo!“, erwidert sie und stemmt ihre Hände in die Hüften. Ich schaue mich um. Heute scheint es wohl nicht zu klappen, ein Überraschungsmanöver zu starten, um unbemerkt in der Küche zu verschwinden. „In der Küche“, brummele ich. Ein Grinsen schleicht sich auf ihr Gesicht. „Wie können denn Arbeitsplatten bitteschön gemütlich sein?“ fragt sie sofort. Hartnäckig wie eh und je.
    „Wir pennen doch nicht auf den Arbeitsplatten“, widerspricht Bodo in einem Tonfall, als wolle er die Blondine als Dummchen darstellen, „Schon mal was von einer Leseecke gehört? So mit Kissen und Decken?“ Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen, als sie zu einem scharfzüngigen Konterschlag ansetzt, aber sie wird von ihrem besten Freund sanft unterbrochen. „Hör auf, Rhythmia. Wir wollten doch eigentlich rausgehen, oder? Also, komm, die zwei freuen sich sicherlich schon auf ihre Leseecke und ihre Bücher“, meint er ruhig.
    Die Wut aus ihrem Gesicht wich ihrem freundlichen Lächeln. Fröhlich drehte sie sich um und verschwand im nächsten Flur, zusammen mit Primo. Während ich ihr hinterherstarre, atme ich einmal tief ein und aus. Ich wusste ja schon immer, dass Primo der einzige ist, der Rhythmia von ihren Sticheleien abbringen kann, es jedoch meistens einfach nicht macht. Die Eifersuchtsattacken seiner besten Freundin scheinen ihm Spaß zu machen.
    Das macht er selten“, murmelt mein bester Freund. „Ja, das kannst du aber laut sagen“, füge ich seufzend hinzu und als wir die Treppen hochsteigen, frage ich, „Und? Hast du noch ein paar nützliche Bücher gefunden?“ „Jepp, vier Stück, auch wenn sie nicht sonderlich vielsagend aussehen und der Klappentext klingt ebenfalls eher unpassend. Aber meistens findet man eben in genau solchen Büchern das, was man sucht“, antwortet er, seine prall gefüllte Tasche herumschlenkernd.
    Als wir die Küche erreicht haben, merken wir, dass Inge wieder da ist. Sie hält mir einen Briefumschlag entgegen. „Von deiner Schwester“, erklärt sie. Natürlich, alle Briefe, die ich erhalte, sind von Lucy. Freudestrahlend nehme ich ihn ihr ab und tänzle leichtfüßig zu unserem Lager. Dort reiße ich den Umschlag auf, um das Blatt herauszuziehen, das dieses Mal mit vielen kleinen, supersüßen Babyevoli, mein Lieblingspokémon, verziert ist. Bodo setzt sich neben mich und liest mit.


    Hallöchen große Schwester“, beginnt Lucy,
    Danke für deinen letzten Brief, er war sehr amüsant. Ich wusste doch, dass es eine gute Idee sein wird, dir das Furzkissen zu schicken. Der Scherz ist old, but gold. Heute habe ich nichts mitgeschickt, aber da bei mir demnächst eine neue Bestellung meines Lieblingsscherzartikelladens ankommt, kannst du dich das nächste Mal auf ein Paket freuen.
    Was sagst du zu den Evoli auf dem Blatt? Sind sie nicht absolut hinreißend? Ich weiß doch, dass du kurz davor stehst, zu quietschen, weil du sie so unwiderstehlich findest. Es ist eben dein absolutes Lieblingspokémon… Wir haben es und seine verschiedenen Weiterentwicklungen übrigens vorgestern in der Schule durchgenommen. Insgesamt sieben Entwicklungen, noch dazu alle so süß… Kein Wunder, dass es allgemein so beliebt ist.
    Übrigens hat mir Tante Ruth heute verraten, wie das Dorf heißt, in das wir ziehen werden. Sonderlich verwundert hat es mich nicht, als sie verkündet hat, dass es Schikolingen sein wird. Um ehrlich zu sein muss ich jedes Mal an Schokolade denken, wenn ich ‚Schikolingen‘ höre. Dann läuft mir sofort das Wasser im Munde zusammen…
    Wir haben übrigens auch Maike, Lucia und Misty die Adresse von unserem neuen Haus gegeben, damit sie uns in Zukunft immer noch besuchen können. Sie waren erst vor kurzem alle drei bei uns, sogar Misty, die sich selten von ihrer Arbeit als Arenaleiterin loseisen kann. Hast du etwa vergessen, ihnen zu erzählen, dass du auf die Ranger Schule gehst? Sie waren nämlich alle drei fest davon überzeugt, dass du daheim sein müsstest! Dein Mitteilungsdran hat wohl wieder versagt, Schwesterherz.
    Morgen dürfen wir unsere Pokémon mit in die Schule nehmen und ein paar Kämpfe austragen. Darauf freue ich mich schon, denn Lala hat eine neue Attacke gelernt: Sondersensor! Und wer kommt schon darauf, dass ein süßes, kleines Feuerpokémon wie meine Lala eine Psychoattacke beherrscht? Eben, keiner! Erst recht niemand aus meiner Klasse!
    Und dass ich Lala mitnehme, ich doch klar, oder?


    Ganz viele liebe Grüße, dein Schwesterchen Lucy.“



    Wow, bald lebst du wirklich in Almia“, meint Bodo bewundernd. Er ist ungefähr gleichzeitig mit dem Lesen fertig geworden wie ich. Jedes Mal, wenn ein Brief von Lucy ankommt, liest er mit. Ich bin mir sicher, dass er sie mag, aber ich bin mir sicher, wenn er je das Biest hinter den freundlichen Briefen an mich kennenlernt, wird sich seine Meinung über sie ändern. Bis jetzt ist sie die nette kleine Schwester seiner besten Freundin, nicht das Streiche spielende Monster, das bereits alle Nachbarn, Verwandte und Bekannte auf den Arm genommen hat.
    Auch ihn wird sie nicht verschonen. „Schon, und dann wirst du Lucy zum ersten Mal persönlich treffen. Bereite dich besser jetzt schon darauf vor, dass sie bereits jetzt einen Streich geplant hat, mit dem sie dich drankriegen wird. Das macht sie mit jedem, außer mit mir. Ich wette, Maike, Lucia und Misty waren ebenfalls bei dem Besuch nicht sicher vor ihr“, antworte ich und ziehe mir ein Buch aus meiner Tasche.
    Er sagt nichts mehr dazu und vertieft sich stattdessen, genau wie ich, in einem der Bücher aus der Bibliothek. Das Lesen dauert so lange an, bis mein Magen sich bemerkbar macht. Mit einem lauten, unüberhörbaren Knurren. Bodo gluckst leise in sich hinein. „Na?“, sagt er lachend, „Hat da wohl jemand Hunger?“ Ein weiteres Knurren meines Magens beantwortet seine Frage.
    „Na, was wünscht Herr Magen zum Essen?“, scherzt Bodo weiter. Ich lege eine Hand auf meinen Bauch, verziehe mein Gesicht und meine: „Er beschwert sich, dass es gestern bereits Spiegeleier gab und befiehlt deshalb, dass wir in der Speisekammer nach etwas anderen schauen sollen.“ „Wie der Herr wünscht“, lacht Bodo und zieht mich in den kleinen Nebenraum.
    Unschlüssig lasse ich meinen Blick durch die Regale schweifen und öffne gedankenverloren den Kühlschrank, in der Hoffnung, mir würde etwas Gutes einfallen. „Was hältst du von…. Ähm…“, fange ich an, den Inhalt des Kühlschranks untersuchend. Mein bester Freund findet jedoch schneller etwas als ich. „Spagetti Bolognese?“, schlägt er vor und greift nach einer Packung mit den langen Nudeln aus Almia. „Mit extra viel Käse“, setze ich hinterher, während ich mir den quadratischen Scheiblettenkäse schnappe.
    Eine halbe Stunde später liegen ein Topf und eine Pfanne bei dem übrigen, dreckigen Geschirr vom Mittagessen und Bodo und ich sitzen mit den Spagetti mit der Fleischsoße in einer Schüssel auf den Arbeitsplatten und essen. „Kaum zu glauben, wie lang diese Nudeln sind! Die müssen wir unbedingt mal messen!“, staunt Bodo. Er verseucht gerade, eine Nudel aufzusaugen, und ich beobachte ihn dabei interessiert. Es braucht seine Zeit, sieht aber auch sehr lustig aus, so dass ich anfange, zu kichern.
    He, das ist nicht so einfach“, knurrt er gespielt beleidigt. Also hole ich mir mit meiner Gabel eine neue Nudel, um es selbst auszuprobieren. Ich brauche mindestens genauso lange wie er, der sich bereits die nächste geschnappt hat. „Man, das ist wirklich schwer“, lache ich, „Hey, was hältst du davon, wenn wir einen Wettbewerb draus machen. Wir fangen gleichzeitig an, und der, der als erstes fertig ist, hat gewonnen!“
    Durch den Wettkampf dauert das Essen noch länger als normalerweise, aber dafür haben wir viel Spaß. Oftmals muss ich mir einen Lachanfall verkneifen, um weitermachen zu können. Wir sind noch nicht sonderlich weit, da öffnet sich die Türe und Inge betritt die Küche. „Aha, ihr zwei, was macht ihr denn da?“, fragt sie grinsend, als sie uns sieht. „Hmmmm“, mache ich und deute auf die Nudel, die mir aus dem Mund hängt.
    „Ja ja, ich will euch auch gar nicht stören!“, ruft sie uns zu, bevor sie an ein paar der Besteckschubladen geht und dort irgendetwas sucht. „He, ich bin fertig!“ Bodo stupst mich an, damit ich endlich merke, dass er diesen Wettbewerb gewonnen hat. „Okay“, sage ich, als ich fertig bin, „Dann steht es jetzt 24 zu 19 für dich… Machen wir weiter!“ Bodo nickt und hat schon die nächste Nudel am Start.
    Inge läuft an uns vorbei in Richtung Ausgabe und ich folge ihr mit den Augen. Was sie wohl sucht? Ich bin so in Gedanken darum, was sie denn in haben will, dass ich gar nicht bemerke, dass die Nudel nicht nach unten hängt, sondern sich langsam hebt und meinen Kopf in Bodos Richtung zurückdreht. Geistesabwesend und völlig automatisch macht er das, ich bemerke es gar nicht.
    Die Nudel wird immer kürzer, der Abstand immer kleiner… Erst, als es bereits zu spät ist, nehme ich Notiz davon. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich Bodos weiche Lippen bereits auf den meinen. In den ersten Momenten reagiert keiner von uns beiden. Ich fühle nur, wie mein Herz schmerzhaft wild gegen meinen Brustkorb hämmert und das Gefühl der Leichtigkeit, das ich heute in der Früh bereits im Bauch hatte, in meinen Magen zurückkehrt.
    Irgendetwas flattert dort drinnen heftig gegen meine Innenseite, aber ich nehme es nicht als Schmerz war. Das Blut steigt mir ins Gesicht und bringt es dazu, rot zu werden. Schließlich spüre ich noch, wie Bodo die Nudel, die unsere Lippen zusammengeführt hat, komplett zu sich zieht und dann zucken wir auseinander, in entgegengesetzte Richtungen starrend. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um zu verhindern, keuchend nach Luft zu holen. Jetzt fällt mir auf, dass ich vergessen habe, zu atmen, während des… Kusses…
    Ausgelassen springt mein Herz mir bis in die Kehle, selbst, als ich endlich wieder normal atmen kann. Seltsamerweise werde ich immer und immer wieder rot, wenn ich daran denke, was gerade eben passiert ist. Dass ich meinen besten Freund geküsst habe. Ausversehen, aber immerhin ist es wirklich geschehen. Mit meiner Zunge fahre ich mir über die Lippen, nur um auf Nummer Sicher zu gehen, dass das gerade eben keine Halluzination war.
    Natürlich war es keine. Neben dem Geschmack nach der Fleischsoße schmecke ich ebenfalls den seinen, seltsam süßen, der bereits bei dem Kuss an seinen Lippen hing. Der beste Beweis, dass es keine Einbildung war. Ein leises Hüsteln, fast wie ein unterdrücktes Kichern, kommt aus der Richtung, in der ich Inge das letzte Mal stehen gesehen habe. In den fünf Sekunden, in denen wir nichts sagen und die mir vorkommen wie zehn Minuten, nimmt mein Puls nicht ab.
    Nach dem Hüsteln ist es erst einmal still, bis ein leises Glucksen an meine Ohren dringt. Bodo flüstert mir leise zu: „Jetzt bin ich mir doch irgendwie vorgekommen wie bei ‚Susi & Strolch‘…“ Ich stimme zögernd in sein Lachen ein, das schon immer anstecken gewesen ist. „Was… Was ist denn so lustig?“, höre ich Inge fragen. Als ich mich zu ihr umdrehe, merke ich, dass sie mit dem Rücken zu uns steht und in einem Regal ein paar Töpfe beiseiteschiebt „Nichts“, werfen Bodo und ich etwas zu schnell ein. Es scheint, als hätten wir uns stumm und ohne Diskussion darauf geeinigt, ihr nichts von dem Kuss zu erzählen.
    Ach so, ihr fangt neuerdings aus heiterem Himmel an, einen Lachanfall zu bekommen, ohne, dass ihr zuvor auch nur ein Wort miteinander gesprochen habt oder irgendetwas passiert ist?“, leichter Sarkasmus vermischt sich in die Frage unserer Hausmeistern und sie betont das ‚irgendetwas passiert‘ ein wenig stärker als den Rest. Bilde ich mir das nur ein, oder will sie, dass wir mit ihr über den Vorfall sprechen? Hätte sie den Kuss etwa doch gesehen?!
    Wenn ja, dann sollte sie ihn sich besser aus dem Kopf schlagen. Immerhin sind Bodo und ich nicht mehr als beste Freunde und ich empfinde auch nicht mehr für ihn… Oder? Mein Herz schlägt einen unerwarteten Salto, als ich erneut an den Kuss denke und ich muss schlucken. „Ja, Inge“; antworte ich deshalb, „Genauso ist es. Ist in, weißt du das denn nicht?“ Mit meiner Gabel angele ich mir eine neue Nudel und drehe sie zwischen den Zinken des Besteckes auf.
    „Wie viel steht es jetzt?“, fragt Bodo. Er stochert unentschlossen in dem Essen herum. Ich versuche, mein immer noch Karussell fahrendes Gehirn anzutreiben. „Ähm, ich glaube, das gerade eben war ein Unentschieden, also bleibt es bei 24 zu 19 für dich. Du liegst weiterhin in Führung.“ Ich verziehe meine Lippen zu einem Schmollmund und tue so, als wäre ich beleidigt. „Du gewinnst zu oft.“
    Er spielt mein kleines Spielchen mit, legt mir einen Arm um die Schulter und sagt: „Dann streng‘ dich mal mehr an! Wir haben noch genug Spagetti übrig…“ Mein Herz macht einen erneuten Hüpfer. „Stimmt“, sage ich, eine Oktave höher als normalerweise, räuspere mich und spreche normal weiter: „Dann machen wir mal weiter!“ Ich suche den Anfang der Nudel auf meiner Gabel und rolle sie wieder aus. Und so fahren wir mit den Wettkämpfen fort.
    Den Rest des Nachmittags verbringen wir wieder eingemummelt in unserem Lager, abgesehen von den Vorbereitungen für das Abendessen, die für uns und den Rest der Schule aus Pizzen der verschiedensten Sorgen bestand. Aber am Abend, als ich schon langsam müde wurde, schaffte ich es nicht mehr wirklich, mich auf das leicht komplizierte Buch zu konzentrieren, dass ich eigentlich lesen wollte.
    Stattdessen schweifen meine Gedanken ständig ab, tagtraummäßig. Die Szene, zu der sie jedes Mal wieder ankommen, ist stets die gleiche. Meine Reaktionen auf den unerwarteten Kuss waren doch eigentlich falsch gewesen, wenn man bedenkt, dass ich seine beste Freundin bin… Ich meine, nur, und nicht mehr. Da sollte nicht mehr sein! Trotzdem muss ich ständig daran denken. Und dass mein Kopf auf seiner Schulter ruht, macht die Situation nicht unbedingt besser.
    Weil Inge momentan den Geschirrspüler ausräumt und in gleichmäßigen Abständen zu uns herüberlinst, halte ich mir das Buch vor das Gesicht, so dass sie nicht sieht, wie rot ich im Gesicht bin. Trotzdem halte ich es nicht lange so aus. Es lässt sich einfach nicht verleugnen, dass ich momentan so fühle. „Ich muss mal schnell für kleine Mädchen“, meine ich und richtige mich leicht zittrig auf, bevor ich auf die Türe zu flitze.
    Vorsichtig schließe ich diese hinter mir, als ich im Flur bin, dann ertönt mein Name und schallt durch den Flur. „Kathrin!“, schreit Rhythmia, die gerade die Treppe hochstürmt. Sie muss mich sofort gesehen haben. Primo scheint nicht bei ihr zu sein. „Wo ist Bodo?“, fragt sie grinsend. Das wäre eine normale Frage für mich, doch meine Gedanken schießen sofort zurück in Richtung Kuss und mein Gesicht erhitzt sich augenblicklich.
    Oh oh…“, murmelt sie, weiterhin grinsend. „Erst auf der Toilette!“, zische ich ihr zu. „Gut“, sagt sie, „Aber du musst mir alles erzählen.“ Ich nicke bereitwillig, aber mit einem gequälten Gesichtsausdruck. „Aber du darfst nichts weitererzählen“, werfe ich ein, als ich schließlich fertig bin. „Nein, mein Mund ist versiegelt. Ganz ehrlich! Dieses Geheimnis werde ich niemanden verraten!! Mhhh“, ihr wissendes Grinsen von vorhin kehrt zurück, „Glaubst du, du hast dich… In ihn…“, fängt sie extra langsam an, aber ich unterbreche sie: „Nein, das habe ich nicht.“
    „Nicht in meinen besten Freund… Nein, in ihn habe ich mich nicht verknallt…“, wiederhole ich verzweifelt in Gedanken. Als würde das etwas helfen… Sie verschränkt die Arme vor der Brust und zieht eine Augenbraue nach oben. „Cathy, bist du dir da ganz sicher?“ Unsicher beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich bin mir sicher, dass sich meine Wangen schon wieder rot färben, aber ich sage nichts.
    Dafür bin ich mir einfach nicht sicher genug. Bis jetzt war er wirklich nicht mehr als mein bester Freund, und ich habe auch die ganze Zeit über geglaubt, dass ich nicht mehr von ihm will. Da waren keine anderen Gefühle. Der Kuss scheint da etwas gedreht zu haben. Wäre er vielleicht nicht passiert, dann würde ich jetzt nicht so unentschlossen sein. „Kein Wort“, hauche ich nur verzweifelt, „Zu niemanden. Auch nicht zu Primo, erst recht nicht zu Primo. Die zwei sind viel zu eng befreundet.“ Fest starre ich ihr in die karamellfarbenen Augen.
    „Ich schwöre es, hoch und heilig, auf meine Freundschaft zu Primo“, erwidert Rhythmia ernst und hebt ihre rechte Hand. Das hat mich überzeugt. Wenn sie auf Primo schwört, dann muss sie es einfach ernst meinen. „Danke, Rhythmi“, flüstere ich, „Ich geh‘ dann mal zurück zu Bodo…“ Auf Zehenspitzen verlasse ich die Mädchentoilette und stehle mich zurück in die Küche. Dort ist es genauso still wie vorhin, als ich gegangen bin.
    Vorsichtig tapse ich zu unserem Lager, schmeiße mich in meine Kissen und pflücke die Decke zurecht. Danach lehne ich mich, mein Buch in der Hand haltend, an meinen besten Freund, um meinen Kopf abermals auf seine Schulter zu legen. „Ist was passiert?“, fragt er, nachdem ich mich noch ein wenig an ihn geschmiegt habe, verwirrt durch meine, jetzt ein bisschen stärkere Anhänglichkeit.
    „Rhythmia war da…“, antworte ich flüsternd. „Ach so…“, murmelt er und legt seinen Kopf auf meinen. Sofort kehrt das Gefühl der Leichtigkeit in meinen Magen zurück. Jetzt glaube ich, zu wissen, was das ist. Abertausende an Schmetterlingen flattern in meinem Bauch, hoch und runter. „Glaubst du, wir können heute nochmal hier übernachten?“, hake ich so leise nach, dass Inge uns unmöglich hören kann.
    Du meinst, wegen deiner Mutter?“, haucht er zurück. Sein heißer Atem streicht mein Ohr auf seiner Seite, mein Gesicht erhitzt sich. „Ja, auch“, denke ich mir, gebe aber zurück: „Ja…“