Wie schon gesagt... entschuldigt für die lange Wartezeit, meine Leser. Ich kann mir auch wirklich nicht erklären, woran genau es lag =/ Vermutlich war ich mit bezüglich des Kapitels einfach nicht so ganz sicher ^^" Aber okay, nun endlich gibt es nochmal ein kleines Kapitel zum Lesen, auch wenn es vermutlich nur etwas Neugierde schaffen wird :>
Ach noch ein Hinweis... könnte sein, dass der Anfang etwas ekelhaft erscheinen mag ^^" Entschuldigt dafür, da hat mir meine Fantasie eins ausgesetzt :D
Wünsche aber viel Spaß beim Lesen ^_^
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~ 12. Kapitel - Wieder unter den Lebenden oder nur eine Lüge? ~
Finsternis umwob ihren Leib und ließ sie nicht los. Wie eine feste Schlinge hatte sich die Schwärze um sie gelegt und würde sie ersticken, wenn sie nicht hier wegkam. Ertränkt in der Dunkelheit, wie würde sich das anfühlen? Sie versuchte aufzutauchen. Wollte hier weg, doch etwas griff nach ihr und zog sie immer weiter runter in die Tiefe, die sie so sehr fürchtete. Schreiend packte sie sich an die Kehle, doch es kam kein einziger Laut heraus. Nur die schwarze Masse drang in ihren Körper ein und schien ihn von innen heraus zu zerfressen. Wie ein gieriges Tier würde es sie auseinandernehmen und keiner würde es hören. Sie war allein mit ihren Sorgen, so wie immer. Plötzlich zog sich etwas Glitschiges um ihre blanken Beine. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie keine Kleidung an ihrem Leib trug. Entblößt schaute sie herab und begann abermals zu schreien, als sie eine Art fleischigen Oktopus an sich vernahm. Wild mit den Beinen rudernd versuchte sie sich von dem Arm zu befreien, vergebens. Der stinkende Odem des Wesens kroch in ihre Nase und sie musste sich zwingen, nicht zu erbrechen. Blitzartig umschlang der Oktopus nun auch den Rest ihres Körpers und der Ekel übermannte sie, als die Tentakel sich um ihre Glieder schlangen. Ihre Augen aufgerissen konnte sie nicht glauben, was sich vor ihr abspielte. Wieso musste sie diesen Schrecken durchleben?
Geschockt setzte sie sich im Bett auf. Ihr Atem ging schnell und auch ihr Herz raste. Auf ihrem Körper perlten kleine Schweißtropfen und ihre ganzen Glieder waren am Zittern. War das nur… ein Traum? Langsam kam sie wieder zur Ruhe und schaute sich nach allen Seiten um. Kein Oktopus und auch die Finsternis konnte sie nicht erblicken. Hingegen war sie in einem schmalen Raum, dessen lehmfarbene Wände ihr bekannt vorkamen. Sie selbst saß in einem weißen Bett mit braunem Gestell, was rechts direkt an die Wand gestellt worden war. Das Fenster lag hinterrücks, ließ jedoch kaum Licht in das Zimmer hereinfallen, da nur dunkle Wolken den Himmel zierten. Auf der linken Seite stand eine kleine braune Kommode, auf der eine rote buschige Blume in einer breit geformten Vase stand. Darunter ein gehäkeltes Tuch mit Blumenmusterung. Ansonsten war der Raum größtenteils leer, nur an den Wänden hingen noch ein paar Bilder, die meist eine ruhige Landschaft zeigten. Nachdenklich schaute sie auf die hölzerne Tür, auf der ihr Blick nach vorne fiel. Was war geschehen? Ihre Gedanken waren wie ausgelöscht.
Unerwartet sprang die Tür auf und mit einem leicht erschrockenen Laut, warf sie schützend die Decke vor sich. Jedoch beruhigte sie sich wieder, als sie nur Emma, die kleine griesgrämige Gestalt wahrnahm.
„Endlich aufgewacht, kleine Göre?“, sprach sie mit heruntergezogener Miene. Eve kümmerte es in diesem Moment nicht, wie sie mit ihr umging, denn sie war froh, einen Menschen vor sich stehen zu haben. Am liebsten hätte sie Emma auch in ihre Arme geschlossen, doch sie wusste, dass die alte Frau dies nicht befürwortete. Die faltigen Züge der Frau sahen düster aus, als hätte sie etwas auf dem Herzen. Als das braunhaarige Mädchen die Lippen öffnete, um sie danach zu fragen, winkte die alte Frau ab.
„Spar dir die Mühe. Dein Untier hat hier alles verwüstet. Sobald du wieder gehen kannst, bist du hier weg, verstanden?“ Verwundert über ihre Äußerung, wollte sie abermals ihren Mund auftun, doch die Gestalt verließ einfach unbeeindruckt das Zimmer. Was war geschehen, dass Emma so kaltherzig erschien? Zwar war sie schon immer ein wenig sonderbar gewesen, aber das Meiste meinte sie nur im guten Sinne. Untier… wen meinte sie damit? Etwa Tiffany? Nein, das konnte nicht sein. Moment… Tiffany? Sie sprang aus dem Bett raus, ehe ein jäher Schmerz ihren Körper durchfuhr. Ihre Arme und Schultern waren in dicke Verbände gelegt und der Rest ihres Körpers war mit einem dünnen Gewand verhüllt. Mit vorsichtigen Schritten, um ihren Körper nicht zu viel abzuverlangen, ging sie aus dem Raum, der in einen kleinen tunnelartigen Flur grenzte. Auch er trug diese bräunliche Farbe auf den Wänden. Links von ihr hörte sie, als würde jemand kramen, woraufhin sie diese Richtung ein. Selbst wenn die alte Frau gereizt klang, sie musste einfach erfahren, was geschehen war.
Als sie den weißen Behandlungsraum betrat, erschrak sie, denn er war mehr als nur verwüstet. Überall lagen Medikamente verstreut; Kapseln, Pillen und Salben. Zerplatze Gläschen und spitze Splitter zierten ebenso den Fußboden. Die Schränke, die an den Wänden hingen waren aufgesprungen und die sonst so sterilen Ablagen, auf denen man das Besteck für die Behandlungen legen konnte, waren abgewetzt. Hier und da kullerten noch ein paar Mullbinden herum. In der Mitte des Raumes stand zwar noch immer der kleine Behandlungstisch, jedoch war er deutlich zerkratzter als zuvor. Ihr Blick wanderte auf das Fenster, das ebenfalls in seine Einzelteile zersprungen war. Erst jetzt bemerkte sie, dass auf dem Boden die klein kümmerliche Gestalt hockte und versuchte, dass Chaos wieder sauber zu machen. Mit einem kleinen Handfeger machte sich die Frau daran, Splitter für Splitter aufzufegen. Als Eve noch einen Schritt tätigte, fuhr die Frau herum.
„Bleib ja da! Ich flicke dir deine Füße nicht auch noch zusammen“, war alles, was sie von sich gab. Das Mädchen verharrte augenblicklich an Ort und Stelle, ließ ihren zielenden Blick jedoch nicht von der Frau ab. Ihre Füße waren ihr auch egal. Sollten sie doch von dem zerbrochenen Glas zerschnitten werden; Hauptsache es zeigte sich Klarheit.
„Was willst du hören? Siehst du nicht, was los ist? Dieses schwarze Ungetüm, was ich behandeln wollte, hat meinen ganzen Raum zerlegt. Es hat alles zerstört und wieso das? Weil du dieses verfluchte Wesen bei dir aufgenommen hat. Deine Gutherzigkeit hat mich zerstört!“ Eve konnte es nicht glauben. Wie geschockt stand sie da und versuchte zu realisieren, was geschehen war. Es fühlte sich an, als hätte man eine Kugel durch ihre Seele geschossen. Der Mensch, der ihr am meisten bedeutete… konnte so fies sein? Von der Angst gepackt, lief das Mädchen aus dem Raum. Sie lief in das Zimmer zuvor, riss die Kommode auf und stülpte sich einen blauen dünnen Pullover, eine graue gemütliche Hose sowie Wollsocken über die Glieder. Diese Sachen hatte sie hier immer gelagert, falls sie mal von Bedarf waren. Dann schlüpfte sie in ein Paar Turnschuhe und rannte, ohne sich noch einmal umzudrehen, aus dem Haus. Die alte Frau störte dies nicht, sondern bemerkte nicht einmal, dass sie weg war. Noch immer wohnte Eve der Schmerz inne, doch sie ließ sich nicht davon stören, denn nun wollte sie einfach wissen, was wirklich geschehen war. Wieso hegte die alte Frau so einen Hass auf sie? Eve lief in Richtung Dorf, ließ all die kleinen Fachwerkhäuser mit den dunklen Giebeldächern nach und nach hinter sich. Der Schnee knirschte verräterisch unter ihren Schritten, als würde er sprechen wollen. Vom Himmel sanken sanfte Flocken und zierten ihre Haare wie kleine Perlen. Ein leichter Wind säuselte umher, als wäre er ein verspieltes Kind. Jedoch zu dem Zeitpunkt wusste Eve noch nicht, dass diesen Tag ein so schlechtes Omen bedeckte.
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Endlich war sie in der Dorfmitte angekommen, doch was sie erblickte, stimmte sie alles andere als fröhlich. Auch hier thronte Verwüstung und Zerstörung, denn das eigentlich so lustige Dorffest, von dem sie gehört hatte, war wortwörtlich in seine Einzelteile zerlegt worden. Kaum ein Mensch stand noch auf dem Platz, wo es hier doch zuvor nur so von Massen gewimmelt hatte. Kleine Bretterbuden waren nicht mehr als ein Trümmerhaufen. Bunte Bonbons, Lollis und Überreste von Zuckerwatte lagen verstreut umher, als hätte man sie achtlos durch die Gegend geschmissen. Der ehemalige Stand mit dem Schmuck war auch wie weggefegt und die edlen bunten Steine zierten glitzernd den weißen Schnee, der den Boden bedeckte. Auch Lebensmittel lagen wertlos umher. Eve ließ ihren Blick senken. Sie wollte nicht noch mehr sehen, was ihr Herz so erschwerte. Eine stumme Träne lief ihr über die Wange. Wer hatte all dies nur getan? Wer hatte das fröhliche Fest der Bewohner so ruiniert? Unerwartet hörte sie Schritte hinter sich, woraufhin sie herumfuhr. Hastig wischte sie sich mit ihrem Ärmel die Tränen weg und schaute in das Antlitz eines Kindes, was ebenfalls am Weinen war. Eve kam näher an es ran und hockte sich zu ihm herunter. Der Junge wich ein paar Schritte zurück und zeigte mit blankem Finger auf sie.
„Es war dein Pokémon… es ist deine Schuld…“, stammelte er vor sich hin. Das Mädchen traute ihren Ohren nicht. Ihr Pokémon? Also… Tiffany? Ungläubig sackte sie auf die Knie. Das konnte alles nicht wahr sein. War sie etwa noch am Träumen? War sie immer noch gefangen in der Finsternis? Dicke Tränen tropften nun auf ihre Hände, die sie zitternd auf ihre Beine gelegt hatte. Schluchzend versuchte sie zu verarbeiten, was alles geschehen war. Sie war verletzt, Emma beschuldigte sie wegen etwas, was sie nicht kannte, und nun auch noch dieser Junge? Allmählich kamen mehr Menschen auf dem Platz und gingen auf Eve zu. Sie alle sagten das Gleiche, es wäre ihre Schuld, das das alles geschehen ist. Verzweifelt hielt sie sich die Ohren zu, denn sie wollte das nicht hören. Sie wollte nicht, dass man so von ihr redet. Doch es wurde einfach zu viel. Die Worte der Menschen regneten auf sie herab wie spitze Klingen und verletzten sie, mehr als das es jeder Feind hätte tun können. Allein unter dem Spott fühlte sie sich, als hätte sie niemanden, der ihren Schmerz vertreiben würde. Es war also… wie immer.
Ohne auch nur noch einmal die Augen zu öffnen, rannte sie los. Wollte weg, von diesem grausamen Ort und alles vergessen, doch wie? Sie ließ Häuserreihen hinter sich, lief vorbei an den Wänden der Fachwerkhäuser, die sie am liebsten für immer aus ihrem Blickfeld verbannt hatte. Am Ortsende, den ein kleines gemütliches Haus bildete, blieb sie stehen und schaute auf die weißen Flächen, die sich vor ihr erstreckten. Alles eine weite Masse… fast schon trostlos, wenn man es länger betrachtete. Ein kleiner Pfad führte die Hügel hinauf und wurde oberhalb von zwei mächtigen Gebirgsketten wie eine Art Wall umgeben. War sie schon mal dadurch gegangen? Ohne es zu ahnen, spielte sie mit dem Gedanken, einfach wegzurennen, doch würde das helfen? Plötzlich riss sie etwas unsanft aus ihren Gedanken. Die ganze Erde begann zu beben und sie spürte, dass dies von den Bergen ausging. Erschrocken schaute sie die Hügel hinauf, denn sie wusste, was das zu bedeuten hatte: Eine Lawine, ihre alte Angst. Wie erstarrt blieb sie fassungslos stehen und ihr Herz schien sich regelrecht zu überschlagen. Wo… war Tiffany?