Illustration - DVD Reihengestaltung - Package Design - Kunst By: tom

Hi, Kollege in Spe,

Zu allererst: saubere Arbeit. Man kann sich jetzt streiten, ob es sich hier um ein Illustrationsprojekt handelt, für mein Empfinden ist es immer noch mehr Grafikdesign, wenn auch mit illustrativem Anteil. Insofern war es für mich im GFX-Sektor besser aufgehoben, als unter "FanArts" - sei's drum, du hast für dich entschieden, dass es sich um ein Illu-Projekt handelt, also betrachten wir's es jetzt auch mal als eben solches. Es ist abgeschlossene Semsterarbeit, viel konstruktive Kritik werde ich jetzt nicht mehr geben können/wollen - zum einen: es ist abgeschlossen und benotet, zum anderen es ist durch hunderte Hände gegangen, mehrfach redigiert worden und wenn das jetzt das Ergebnis ist, dann stecken nach einem Semester so viele Entscheidungen, abgenickt oder abgesegnet dahinter, dass Hinweise oder Kritik schlichtweg nichts mehr bringen. Es ist gut so, es funktioniert. Da es hier aber immer noch um Kommentare geht, abseits von: "jetzt bringt das ja eh nicht mehr viel" - ein paar Worte dazu:

Von den dreien ist Stefan Sagmeister die gelungenste Variante. Sowohl Carson als auch Borsche sind in Ausdruck, Mimik und Illustration zu clean und leblos (so hat Sagmeister als einziger einen "venünftigen" Lichtreflex in den Augen, Carsons sind komplett glanz- und dadurch leblos - wobei, auch angefügt, die Vorlage für Sagmeister auch angenehmer zu replizieren ist - gute Bildauswahl hierbei). Das Cleane stört mich gerade an Carson, der hier keinen eigene Position erhält, keine Konnotation, bis auf seinen Hang zum Wellenreiten. Ob dann - gerade bei ihm - die Benday Dots, wie im Hintergrund angedeutet, Hauptgestaltungsmittel seiner Arbeit waren, ist fraglich - aber da möchte ich mich mit meinem typografischen Halbwissen jetzt nicht zu weit aufs Eis wagen, ich kenne da eher andere Arbeiten von ihm. Aber auch dahinter steckt vermutlich ein längerer und begründeter Entscheidungsprozess. Doch in diesem Zusammenhang funktionieren Sagmeister - und auch Borsche (den ich allerdings weniger kenne als Carson & Sagmeister) - für mich deutlich besser.

Nochmal zum Anfang zurück: Es funktioniert, das gesamte Design ist ästhetisch und ansprechend, macht einen tollen Eindruck, mit gut gewählten Farben (Carson surft = Blau ist vielleicht ein wenig ... zu naheliegend, aber darüber wird sich in der Zielgruppe keiner muckieren - gerade bei 40 Teilen), und einer angenehmen simulierten Haptik. Das Produkt ist also genau so, wie ich es erwarten würde: ansprechend - ich würde dan nicht nur wegen des Themas zur DVD greifen (eben weil es mich interessiert), sondern auch, weil ich mich für die Aufmachung nicht schämen müsste. Ob das jetzt überhaupt jemanden anspricht, der nicht mit dem Thema irgendetwas zu tun haben will, sei mal dahingestellt. Ich glaube nicht, dass man Dokumentationen über Designer wegen dem Cover kauft, zumal, wenn der Betreffende es nicht selbst gestaltet hat (siehe Neo Rauch bei der FVA), aber als Designinteressierter möchte ich auch nicht ein Produkt, das lieblos gestaltet ist. Das ist hier ja nicht der Fall. Daumen hoch.

Zu dem Abschnitt mit den - hm - nennen wir es mal "Absichtsbeschreibungen" der "Designbegründung" (liest sich fast wie ein Prüfungsmemo): Da ist für mich vieles Augenwischerei, Transzendierung und "Schönrederei". ;) So schließen sich für mich "harmonisch und stabil" und "Aha-Effekt" beinahe per se aus. Und eben weil es so "harmonisch und stabil" ist, brauche ich als Betrachter auch zu keinem Zeitpunkt mein Auge zu "beruhigen". Die Gestaltung und auch die Illustration ist alles andere als wild, das macht sie nicht schlechter, aber ich brauch keinen Ruhepunkt, wenn ich das Digipack aus dem Schuber ziehe. Die Farbharmonien und die zurückhaltenden Aquarellstrukturen und Digi-Patterns, sind ruhig, sachlich, ein bisschen bieder vielleicht - auch das, was ich von dem Produkt erwarte. Nichts desto weniger, ist das schwarze Digipack, mit dem einzelnen strukturierten Streifen, gutes Design und sehr ansprechend (auch weil es eben nicht die Repitation des Covers ist, dann bäuchte man den Schuber nicht).

Ich spreche jedoch dadurch auch den "Aha-Effekt" ab: Für mich ist die Wiederholung der Schuber-Gestaltung als Hintergrund des Digipacks und als Cover für's Inlay dann schlichtweg "nur" konsequent (<= wobei nach "form follows function" der Ausdruck "konsequent" hier durchaus positiv gemeint ist). Warum das Inlay/Booklet jetzt eine bloße Kopie des Schuber-Motives ist, bleibt fragwürdig, zumindest eine Spiegelung des Motives, so dass Sagmeister vom Booklet-Rücken zum Leseeinstieg und zur DVD gewandt ist, wäre dort denkbar gewesen.

Zuletzt noch ein Lob für die klare, sachliche Typografie, die sich nicht aufdrängt und somit kein eigenes Statement abgibt, was gerade bei Dokumentationen über Designer und Typografen sicher weniger wünschenswert gewesen wäre. So, jetzt habe ich doch mal wieder zu viel geschreiben und gekrittelt, entschuldige ...

Resümee: Gutes, ansprechendes und durchdachtes Design. Funtional und ästhetisch sehr ansprechend - orginell weniger, aber den Anspruch würde ich bei einer solchen Reihe auch nicht stellen. Illustratorisch nicht wirklich neu, innovativ oder "verrückt" - gerade im Hinblick auf ähnliche Ansätze bei bspw. Andy Potts, Kev Speck, oder der konsequenter, wenn auch kitschiger arbeitenden Stina Persson. Aber stilistisch sicher und bis auf kleinere Mängel (wie oben angesprochen) gefällig und gut. - Kurz: sehr schönes Ding, ich hoffe die Benotung war entsprechend. ;)

lg,
mandel

Hoi,

erstmal zum "Kollegen in Spe" = ich bin Designstudent an der FH Münster. Soviel dazu.

Gut inwiefern das jetzt im finalen Print anders wirkt, kann ich ja freilich nicht beurteilen. Ich kann nur von der Bildschirm-Replik ausgehen. Und in dieser Hinsicht war das fehlende Glanzlicht vor allem bei Carson sehr auffällig. Wenn das so gewollt ist, oder sich im Prozess so ergeben hat, habe ich da nichts zu mäkeln. Als Designstudent kann ich zwar hinterfragen, warum zwei von dreien durch den fehlenden Glanzpunkt einen leeren, toten Blick haben und der dritte dann auf einmal nicht mehr, wenn du das mit den verschiedenen Designpositionen der jeweiligen Gestalter begründest, dann will ich das aber so gelten lassen, dann ist das auch gut so. Da bleibt für mich persönlich zwar immer noch ein großes Fragezeichen, aber deine Position erkenne ich dann durchaus. :)

Wird die Reihe denn generell umgesetzt, oder bleibt es bei einer prototypischen Umsetzung?

LG,
mandel

Moinsen, mein Lieber. ^-^
Ich muss dich jetzt darauf hinweisen, dass es nicht gerade gut ist, wenn du deine Werke einzeln in verschiedenen Threads veröffentlichst. Ich kann mich ja noch erinnern, dass du hier einen Thread hattest, nicht wahr? Wenn ich mich nicht irre oder so, dann wäre es einfach passender, wenn du dein neuestes Werk in einem neuen Post dort uns präsentierst, auch wenn der Thread vielleicht schon veraltet ist. Falls er bei den inaktiven Themen gefangen ist, fragst du einfach Wolkenhase oder Akatsuki, die werden ihn dir sicher wieder zurückholen. ;3 (Macht ihr doch, oder? xD) Jedenfalls ist es nämlich nicht so ganz vorteilhaft, für jedes Werk oder alle paar Werke einen neuen Thread zu öffnen, weil das der Übersicht nur gut tut und auch eine Menge Platz verbraucht. (Schätze ich, lal.)
Zudem wäre es auch ganz nett, wenn du mehr zu deinem Werk schreiben würdest. Zwar hast du da jetzt schon was und praktisch genügt es schon, aber nja... Was du benutzt hast und so wäre dennoch nicht ganz schlecht. ;>
Wenn es jetzt der Fall sein sollte, dass ich mich geirrt habe und du keinen Thread (mehr) hier hast, dann wäre es dennoch schön, wenn du diesen hier mehr verallgemeinern und auch mehr ausschmücken würdest. Ansonsten schreibe ich jetzt mal nichts zum Werkilein, vielleicht später, wenn das Organisatorische vollends stimmt~