Die Nacht hatte sich wie ein Mantel über Symphonia gelegt. Überall glühten Lichter am Himmel auf, formten die allbekannten Sternenbilder. Am Firmament war bereits ein Hauch von hellblau zu erkennen, der Morgen war nicht mehr weit entfernt, schon bald müsste die dunkle Tageszeit weichen und dem hellen Tage Platz machen. Doch noch war Zeit, noch konnte die Jagd weiter geführt werden, noch standen ihr die Vögel der Dunkelheit zur Verfügung und halfen ihr, wurden zu ihren Augen. Die Violetthaarige stand, dicht an einen Baum gepresst, mitten in einem Wald. Raben nisteten sich in den Ästen ein, sie alle starrten nur ein einziges Ziel an. Ein junger Mann, schweißgebadet, als hätte er einen Geist gesehen. Nun, im gewissen Sinne stimmte dies auch. Er war ein Dieb, verabscheuungswürdig und Abschaum der Gesellschaft, zudem noch Schuld daran, dass ein junges Mädchen nun nicht mehr unter ihnen weilte. Thabathea „Raven“ de Saint-Coquielle, eine Söldnerin, eine selbsternannte Gerechtigkeitsbringerin, lag auf der Lauer, bereit ihre Waffen in den Körper ihres Opfers zu vergraben und ihm so tödliche Wunden zuzufügen. Langsam schlich sie heran, hob die Hand mit der Sensenartigen Waffe und wollte sie heruntersausen lassen, um den Mann sprichwörtlich einen Kopf kürzer zu machen, trat jedoch versehentlich auf einen Ast und sorgte damit, dass der Mann erschrocken das Weite suchte. Eins musste man ihm lassen; Er war verdammt schnell, nichts im Gegensatz zu Thabea, dennoch hatte er Glück. Das Mädchen seufzte, steckte ihre Waffen weg und lehnte sich an einen Baum, sank zu seinen Wurzeln, zog die Beine an und gähnte einmal herzhaft. Sie war schlichtweg zu faul, um ihm noch hinterher zu jagen. Zudem glaubte sie nicht einmal daran, dass er für den Tod des Mädchens verantwortlich war. Sie alle gaben ihm die Schuld, sagten, er habe mit seinem Auftauchen einen Schock ausgelöst, weswegen sie an einem Herzinfarkt gestorben wäre. Völliger Unsinn, es war überall bekannt gewesen, dass sie nicht mehr lange zu leben hätte, ihre Krankheit dauert von ihrem fünften Geburtstag an und hatten den Körper der Dorfbewohnerin schlicht und einfach so weit ausgezehrt, dass sie letztlich an Erschöpfung gestorben war. Kein Herzinfarkt oder sonstiges, nur dumme Gerüchte, um jemandem die Schuld an der Grausamkeit des Lebens zu geben.
Langsam, aber auch nur langsam bemerkte Thabea die Müdigkeit, die ihren Körper erschlaffen ließ. Denn ganzen Tag und die halbe Nacht hatte sie ihn gejagt, und nun war sie es einfach Leid. Sie brauchte Schlaf, wohltuenden, entspannenden und lockenden Schlaf, der sie wieder munter machte, bereit, weitere Missionen zu erfüllen. Nicht ohne Bezahlung, versteht sich, sie tat nichts ohne entsprechende Rückzahlung, das war nicht „ihr Stil“. „Geld braucht die Frau, wie sollte man sonst überleben?“ Einige Worte die ihr ganzes Leben prägten. Aufgewachsen in Reichtum, getrennt von ihren Eltern und von diesem Moment hart arbeitend begriff sie, wie wichtig der materielle Reichtum in Sylvarant war. Ohne das nötige Kleingeld kam man hier nicht weiter. Egal ob für Waffen, Essen oder Arzneien, die junge Frau hatte begriffen, das Geld nun mal die Welt regierte. Es machte nicht glücklich, aber das Leben um einiges leichter.
Das letzte was sie wahr nahm, war, wie die Raben, ihre Verbündeten, sich aus dem Staub machten. Sie flogen zurück zu ihren Nestern, taten es Thabathea gleich. Sie versuchten, genau wie sie, noch ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor der schrecklich helle Tag sie wieder zum Arbeiten zwang. Nach dieser Erkenntnis wurde die Welt schwarz. Schwärzer als sie ohnehin schon war.
Und dann- ganz ohne Vorwarnung oder ähnliches- wurde das Mädchen gerufen. Mühsam machte sie ihre Augen auf und erstarrte augenblicklich. Sie befand sich nicht mehr an dem Ort, wo sie in den Schlaf gesunken war. Es war alles hell, grün, so natürlich und sanft, dass Thabea noch nicht einmal die Augen zukneifen musste, um etwas zu sehen. Ein riesiger Baum erhob sich vor ihr, eine Person, grünhaarig und groß, mit einem goldenen Stab in der rechten Hand, lächelte sie milde an. Verwirrt über das Szenario- sonst schenkte man ihr keine freundlichen Blicke und sowieso wachte sie nicht an einem anderen Ort auf- runzelte sie die Stirn und öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, schloss ihn jedoch wieder, als sie die erhobene Linke der großen Frau sah.
„ Thabathea de Saint-Coquielle?“ Es schien keine Frage zu sein, eher eine Feststellung. “Du, mein Kind, bist auserwählt.“ Thabathea schüttelte leicht den Kopf, lachte ein wenig, betrachtete ihre Gegenüber kritisch und kam dann zu dem Schluss, dass es sich unmöglich um die Realität handeln konnte. „ Bitte, auserwählt für was? Auserwählt zur Psychopathin des Jahres? Ich sollte wirklich nicht so viel Arbeiten.“ Der letzte Satz galt eher ihr selbst, Ironie war für sie schon immer ein gewisses Ventil für ihre Emotionen.
„ Mein Kind-“ „Thabea, wenn ich bitten darf.“ „Thabea, lass mich dir alles erklären. Mein Name lautet Martel und ich-“ „ Ja klar, Martel, sicher, und ich bin die Prinzessin von Symphonia…“ Langsam schien der Göttin das Verhalten der Achtzehnjährigen nicht mehr zu gefallen. Mit leicht ungeduldigem Unterton fuhr sie also fort:“ Dürfte ich nun bitte fortfahren? Danke.“ Sie räusperte sich kurz und sprach dann, weitaus gefasster und wieder mit einem milden und freundlichen Lächeln:“ Du bist auserwählt um die ganze Welt zu retten, Thabea.“ Die Angesprochene verkniff sich einen Kommentar, sie hörte einfach weiter zu. Die Rettung der Welt würde sicherlich einiges an Respekt und vor allem einiges an Geld bringen.
„Darum bitte ich dich, reise nach Palmacosta und treffe dich dort mit den anderen Auserwählten. Dort werde ich euch alles erklären, doch nun habe ich keine Zeit mehr. Denk an meine Worte: Nur ihr könnt diese Welt vor den Dämonen retten.“
Die Welt verschwamm, das hellgrün wurde dunkler und schließlich schwarz, ihre Augen schlossen sich nur für einen Moment, dann befand sie sich wieder dort, wo sie eingeschlafen war. An einen Baum gelehnt sah sie in die Sterne. Grübelnd vermerkte sie, dass der Traum sehr realitätsnah war. Und wenn es kein Traum gewesen war? Wenn doch Wahrheit in ihm steckte? Dann wäre es ihre Schuld, dass die Welt untergehen würde. Murmelnd stand sie auf, streckte sich und schulterte ihre Tasche. Die Sonne berührte schon den Horizont, leicht gähnend begann sie ihren Weg nach Palmacosta, als die Sterne verblassten und nichts als Helligkeit zurück blieb.
OT: Somit kann es dann beginnen. Auf viel Spaß und ein schönes RPG!
Zu den Startposts. Beschreibt, wie ihr den Traum von Martel erhaltet, und eure anschließende Reise nach Palmacosta. Trefft euch dort an einem Baum etwas außerhalb der Stadt. Interaktionen sind natürlich erlaubt, soweit alle sich dann eingefunden haben, wird auch Thabathea sich dazu gesellen und die Story geht weiter. Martels Charakterfarbe ist #99ff99
Gruß,
Caithy