Ich wollte erst komplett auf das Thema eingehen und alle Pro und Contra Argumente einzeln durch gehen, hielt es dann aber nicht für so wirklich sinnvoll, weil das meiste, was ich dazu zu sagen habe, bereits gesagt wurde, jedoch gabs in den letzten Beiträgen, welche ich gelesen hab, einige Dinge, die ich hier, lose zusammengewürfelt und ohne Personenbezug aufliste und meinen Senf dazu gebe :)
- Cannabis ist keine Einstiegsdroge
Jein. Die Wirkung des Konsums lässt zwar mit steigendem und häufigerem Konsum nach, jedoch sorgt dies nicht dafür, dass Leute sich nach "was stärkerem" umschauen und so zu härteren Drogen gelangen.
Dennoch ist Cannabis in gewissem Sinne eine Einstiegsdroge, nämlich insofern, dass du, aufgrund der rechtlichen Situation, nur über kriminelle Wege Cannabis beziehen kannst. Jemand, der Gras verkauft, steht somit Quasi sowieso mit einem Bein im Knast, dessen Hemmschwelle, mit härteren Substanzen zu handeln, ist daher sowieso schon sehr niedrig. Außerdem liegt der Gewinn bei Kokain etc. sehr viel höher, als bei Gras, er wäre also "schön blöd", wenn er nur Gras verkauft und andere Dinge nicht. Dadurch kommt man als Konsument sehr viel wahrscheinlicher in Kontakt mit anderen Substanzen, bzw. der Zugang ist dadurch sehr viel leichter. Dadurch kommen Konsumenten, die eh schon eine geringere Hemmschwelle bezüglich Drogenkonsum haben, auch viel leichter in Versuchung, mal was anderes zu probieren, vor allem wenn man schon quasi "Stammkunde" bei entsprechendem Händler ist, entwickelt sich sowas wie ein kumpelhaftes miteinander, was natürlich auch die Hemmschwelle nochmal niedriger setzt. Dadurch ist für mich Cannabis nur deshalb eine Einstiegsdroge, gerade WEIL es illegal ist.
- Entkriminalisierung ja, Legalisierung nein danke
Frei nach dem Motto "Wasch mich, aber mach mich nicht nass".
Heißt, der Besitz, Konsum usw. ist erlaubt, aber der Erwerb nicht? "Ja, du darfst kiffen, aber nein, du darfst nicht kiffen." Auch bezüglich meiner obigen Aussage, halte ich diesen "Kompromiss" nicht wirklich für Sinnvoll, die Probleme wie Beschaffungskriminalität, Schmuggel, unreine Ware, usw. werden dadurch nicht gelöst. Und wenn man sich schon dem Thema annimmt, sollte man es auch gleich richtig machen und nicht eine halbgare Umsetzung durchführen, nur damit man sich hinterher darauf ausruhen kann und sagt "was wollt ihr? wir haben doch jetzt was gemacht". Führerscheinentzug selbst bei nicht mehr aktivem THC im Blut usw. würden dadurch ja nicht wegfallen, lediglich wirst du nicht mehr in den Knast geschickt, oder musst empfindliche Geldbußen zahlen, weil du mal was in der Tasche hattest. Klar, ich verstehe dass man erst mal mit einem Kompromiss anfangen sollte, allerdings ist dies für mich der falsche Weg. Hier sollte man lieber andere Versuchsmodelle in Betracht ziehen. Da wurden auch schon einige Vorgeschlagen, bspw. Berlin und auch NRW waren da mal vor einiger Zeit in den Nachrichten, als die ihre Ideen und Modellvorschläge vorgebracht hatten. Wurde leider alles abgeschmettert.
Im übrigen verstehe ich bis heute nicht, warum man es nicht einfach mal versucht, man kann es ja, sollte man feststellen, dass eine Legalisierung der falsche Weg ist, wieder rückgängig machen und es wieder verbieten. Dafür gibts doch eine gesetzgebende Gewalt?
- Es gibt einfach noch nicht genügend Daten zu dem Thema!
Naja, in den letzten Jahren wurde da extrem nachgelegt, aktuelle Studien gibts zwar noch nicht so lange, dass man über einen längeren Zeitraum hinweg, das ganze Statistisch erfassen und Folgen und Probleme einer Legalisierung zu 100% belegen und messen kann, jedoch ist die Wirkung und die Folgen eines aktiven Konsumverhaltens mittlerweile hinreichend dokumentiert. Teilweise konnten auch schon gesundheitliche Folgen bei langjährigen Konsumenten (10 Jahre und mehr) daraus abgeleitet werden, davon mal abgesehen, dass Cannabis bis in die frühen 1900 hinein noch völlig normal und legal war. Wäre der Konsum wirklich so bedenklich, wie von manchen Seiten dargestellt, so würde man wahrscheinlich auch von früheren Jahren viel mehr dokumentiertes Material finden (Bspw. alte Zeitungen, Gefängnisberichte über Häftlinge und dadurch der Grund der Inhaftierung) . Zumindest das, was ich gefunden habe, deutet darauf hin, dass Cannabis zwar häufig konsumiert, allerdings selten ein Gesellschaftlich relevantes Thema war. Auch in den Jahren, nach dem Verbot, lässt sich nicht so viel finden, wie man erwarten würde. Wirklich an Fahrt aufgenommen hat das Thema erst wieder, als die ersten Stimmen in den 70ern laut wurden, dass man es legalisieren sollte. Außerdem, wenn es wirklich daran liegt, dass es noch nicht genug Daten über dieses Thema gibt, dann sollten entsprechende Stimmen mal dafür sorgen, dass genug Daten erhoben werden, anstatt alle Forschungen und Studien so gut es geht zu verhindern, es hat bspw. verhältnismäßig lange gedauert, bis in der Forschung die Hürden für die Forschung an der Substanz gelockert wurden, sodass Versuche und Experimente einfach schon dadurch scheiterten, dass man nicht an das Zeug ran kam.
- Ist ja alles wegen Lobbyismus undso, oder doch nicht?
Meiner Meinung nach ist es durchaus so, dass da Lobbyarbeit dahinter steckt. Davon abgesehen, dass die Pharmaindustrie ihre weitaus teureren Präparate bei den Krankheiten, wo Cannabis als Medikament sehr gute Ergebnisse erzielt, nicht mehr so einfach verkaufen kann (wobei die sich wahrscheinlich trotzdem ein Schlupfloch suchen und finden werden, mit der auch die Cannabispräparate mit einem Patent versehen werden und teuer verkauft werden können), hatte, zumindest damals, auch die damals zu Zeiten des Verbots die gerade aufsteigende und groß werdende Papier und Plastik Industrie ein reges Interesse daran, dass das Konkurrenzprodukt, welches auch zur Herstellung von Papier, Tragetaschen etc. verwendet wurde, vom Markt verdrängt wird. Der größte Faktor, wenn auch eher Mutmaßung meinerseits, wird aber wohl der aktuell am meisten profitierende sein: Die kriminellen selbst. Wenn ich bedenke dass auch in Deutschland einige, auch größere Banden (Hells Angels, Bandidos, Clans, etc.) ihr Unwesen treiben, dann würde es mich kaum wundern, wenn entsprechend Politisch aktive Personen mal in einem "Vier-Augen-Gespräch" mal eben Ihre Meinung von "Wir müssen mal über neue Ansätze reden und was verändern" nach "Cannabis ist kein Brokkoli" wechseln. Gerade solche Organisationen haben doch das größte Interesse daran, dass das Zeug weiterhin illegal bleibt: Keine Steuern, alles Geld geht sofort in die eigene Tasche. Einfacheres Monopol: Wenn du der inoffizielle Boss von ieinem Drogenviertel in Berlin bist, wird da nur dein Zeug verkauft, basta, wer da sonst mitmischen will, wird abgeknallt, Konkurrenz im Keim erstickt. Daher ist es für mich gar nicht mal so abwegig, dass da weitaus mehr dahinter steckt, als man sich evtl. bewusst ist. Schließlich wird eine Daniela Ludwig wohl kaum öffentlich sagen "Ja, Cannabis ist zwar voll ok, aber die Hells Angels haben mich bedroht, dass meine Familie und ich in Gefahr sind, wenn ich mich weiter dafür einsetze". Und wenn ich mir die bisherigen Verantwortlichen anschaue, dann denke ich schon, dass man bei diesen ein hohes Maß an Einschüchterungspotential erkennen kann.
TL;DR: Bin dafür, ein paar Sachen seh ich allerdings etwas anders.