Märchengift - "Es war einmal..."

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  • Verdammtes Novemberloch...

    Ein sehr offensichtlicher Titel muss ich mal sagen. ^^"
    Das Untier hast du sehr gut uns vorgestellt. Riesig, bedrohlich und furchteinflössend, so ungefähr habe ich es mir gedacht. Zwar finde ich persönlich ein mittelschweres Erdbeben ein klein wenig übertrieben, erst recht wenn sich die Umgebung um eine alte Ruine/ einen alten Grab oder whatever handelt, aber was solls.
    Was mir sehr gefallen hat, ist wie du die Angst von Marie beschrieben hast, das sie vor Angst erstarrt ist und sich nicht mehr wehren oder vernünftig denken kann. Ist meiner Meinung nach recht plausibel angekommen, um zu beschreiben, in was für einer Situation sich die Drei befinden.

    Zitat

    Als sie voller Furcht zu dem dreiköpfigen Hund blickte, erschien es ihr als würde sich die Finsternis um ihn herum verdichten, fast wie eine widerliche, schwarze Masse.

    Den Satz fand ich mal sehr gut. Panische Angst in Zusammenhang mit der Dunkelheit, kann mir durch den Vergleich "fast wie eine widerliche, schwarze Masse" fast schon diesen Tunnelblick und die Beklommenheit vorstellen, als würde man von der Finsternis festgehalten werden; so meine Vorstellung dazu.

    Zitat

    Eine Schneise der Zerstörung hinterlassend, schoss es in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf Marie zu, alles, was ihm im Weg war zerfetzend.

    An diesem Satz wollte ich unbedingt noch was sagen. "Atemberaubend" ist, imo, eher was positives/beeindruckendes im ersten Sinn, da aber die Schockwelle wohl kaum freundlich oder so gemeint ist, finde ich das "atemberaubend" nicht so ganz passt. Vielleicht eher was wie "wahnwitziger Geschwindigkeit"? Wie auch immer, bleibt dir überlassen, da es nur eine Meinung ist.

    Du meintest, dass du in Sachen Kampfbeschreibungen Schwierigkeiten hast? Nun, vorab kann ich dir sagen, dass jene Beschreibung dir recht gut gelungen ist und das die Spannung auf Trapp gehalten wurde bzw. hat man nicht die Übersicht da verloren und konnte alles ohne wiederholtes Lesen verstehen. An sich bietet das Hundchen ja allerlei Stärken. Die Größe und Gewicht, böses Bellen und Schwarze Flammen. Der Kampf schien eigentlich völlig hoffnungslos, aber mit einem doch sehr überraschendem Einsatz von Laila ist doch alles zum Guten verlaufen. Die Begründung woher Laila weiß, dass man Höllenhunde mit Singen beruhigen kann, ist ja mal etwas ausgefallen, viel lustiger war die Tatsache, dass sie irgendwelche x-beliebe Wörter sang. xD
    However, der Kampf bot so einiges, auch wenn er recht kurz war. Ich weiß, das du lieber mehr aus der Sicht von Marie schreibst, aber in diesem Fall wäre es auch nicht verkehrt gewesen, wenn wir mehr von Damian hätten, schließlich war er an vorderster Front und seine Gedankengänge o. Ä. würden mich interessieren bzw. seine Sicht der Dinge.

    Die Schockwelle vom Cerberus ist ja enorm vernichtend und sicher extrem schnell, aber beim ersten Mal erscheint es einem so, als ob man noch darauf warten sollte, bis es ankommt.

    Zitat

    Schneller und schneller näherte es sich dem immer noch auf dem Boden verharrenden, schutzlosen Mädchen, welches ihm entgegenblickte ohne wirklich zu realisieren, was dort kam.

    Zum Beispiel hier. Entweder ist das Ungestüm doch recht weit entfernt, oder die Welle ist doch nicht so schnell wie ich es mir vorstelle. Ich weiß nicht genau, aber das alles erscheint mir nur so.

    Beim zweiten Brüllangriff ging das Ganze etwas zu schnell von dannen. Damian wird von schwarzen Flammen verletzt, dass die Biest dreht sich sofort um und bellt Marie an. Da die Welle nicht gerade langsam ist, muss Damian ja im absolutem Eiltempo dort ankommen, um seine Freundinnen zu schützen, zumindest kommt es mir so rüber. Vielleicht hätte eine kleine Pause zwischen dem Angriff der schwarzen Flammen auf Damian und der Angriff auf Marie Abhilfe geschaffen. Keine Ahnung, vielleicht hätte der Hund eine kurze Weile inne halten können, Hauptsache etwas, was die Sache kurz "beruhigt".

    Was mich ebenfalls verwunderte, ist dass der zweite Schutzwall von Damian deutlich länger angehalten hat, als der erste von ihm. Während der erste schon nach einem Angriff zerstört war, hielt der zweite mehrere Angriffe aus. Kann es sein, dass der zweite einfach stärker war? Wie auch immer, wollte ich noch mal erwähnen.

    Ansonsten frage ich mich, wie dunkel die Höhle doch tatsächlich war, schließlich haben die Protagonisten doch viel erkennen können. Mag zwar sein, dass Damain Flammen so einiges erhellen lässt, aber in weiterer Reichweite wird es doch recht schwer. Ich weiß jetzt nicht genau, wie finster du dir die Umgebung vorgestellt hast, aber ich dachte sie wäre stockfinster. Da müsste man doch gewisse Probleme mit dem Sehen haben, oder nicht? Schwarze Flamen in Dunkelheit zu erkennen wird doch etwas schwer, auch durch die hellen Flammen von Damian.

    Kurzrum, schlecht ist deine Kampfbeschreibung bei weitem nicht, sie ist sehr gut, auch wenn ich ein paar Aspekte vermerkt habe, die denke ich mehr als kleine Logikfehler, oder man gar als ... Luxuskritik ansehen kann. ;3 Wie gesagt war es recht spannend und würde mit einer besonderen Wende beendet. Mehr brauche ich da glaube ich nicht zu sagen. Das Kapitel ist durchaus auf hohem Niveau. :3

    Ach ja:

    Zitat

    Als sie sich umgeblickte, erblickte sie Damian und ein gewaltiger Stein fiel ihr vom Herzen.

    Klingt doch etwas merkwürdig. Wie wäre es so:" Als sie sich umblickte, erkannte sie Damian, ein gewaltiger Stein fiel ihr vom Herzen." Ich habe zudem das Und mit einem Komma ersetzt, da mir dort eine Pause sinnvoll erscheint.

    ~Nuke


  • Hallo <3


    Nachdem ich vorletzte Woche mit einem Kapitel ausgesetzt hatte (Schule), will ich nun versuchen, die nächsten 3 Wochen jeweils ein Kapitel hervorzubringen. Mal sehen, ob ich das hinkriege. Starten tut das Ganze mit einem weiteren "Expositionskapitel" im Stil von Unschuld. Hoffentlich gefällt es euch.


    Melodie


    Leises Plätschern erfüllte die Dunkelheit, eine feine Melodie des Wassers, die in der Stille wie ein zartes Lied wiederhallte und die Finsternis weniger bedrohlich wirken ließ, ohne dabei in irgendeiner Weise aufdringlich zu wirken. Sie war beruhigend, friedlich und verlieh dem düsteren Ort eine geheimnisvolle, märchenhafte Note. Stetig hörte man das Tropfen und Rauschen, das Flüstern der Meere, Seen und Flüsse. Wie eine weiche Sonate, welche Lauschende sanft vor sich hin trieb, fesselte sie den Zuhörer in ihrem linden Spiel und konnte ihn doch trotzdem gleichzeitig mit ihrer inne liegenden Ruhe lösen. Der Geist, der sie vernahm, entkrampfte sich und blickte klarer.
    Ein kleines Feuer, noch schwach und zögernd, flackerte plötzlich auf und erhellte den Raum ein wenig, jedoch war es zu fragil, um viel Licht zu spenden. Fast wie ein zierlicher Stern, der kurzzeitig erlosch, um dann erneut zu erstrahlen. Ein stetiges Auf und Ab, weich wie die Musik, die den Raum erfüllte. Jedoch gewann das feine Flackern bald an Kraft und die tiefrote Flamme erleuchtete den Raum mehr und mehr. Je stärker und kraftvoller das Feuer wuchs, desto mehr wurde der geheimnisvolle Ort erhellt und die in Schatten getauchten Silhouetten dem majestätischem Licht unterworfen. Bald schon wurde die ganze Würde des Raumes gezeigt.
    Eine hohe Halle, weitaus beeindruckender als alles, was man sonst unter Schwarzstadt finden konnte, gab nun ihre gesamte Hoheit preis, wie man sie zuvor noch nicht gesehen hatte. Gräulich-weiße, edle Marmorplatten, durchzogen von grünen Schlieren, führten als Pfad durch die Grotte, vorbei an merkwürdigen und teilweise auch grotesken Figuren. Da waren steinerne Frauen, mitten im Gang erstarrt, Krieger, die das Schwert erhoben hatten und nun nie wieder senken würden, Kinder, die jetzt auf ewig mit ihren kühlen, unbeweglichen Augen ins Leere starren würden und viele Wesen von denen man eigentlich nur gedacht hatte, man könnte sie einzig im Märchen wiederfinden. Satyrn, Faun, Dryaden, viele der alten Geister und Erzählungen hatten sich in diesem Saal zusammengefunden, um wie Wachen bis zum Ende des Pfades hin aufgestellt zu werden. Dort, am Kopfende der Höhle, vollendete ein gewaltiger Thron die Vollständigkeit der Szenerie und dominierte, auf einer erhöhten Plattform stehend, den Saal. Er war aus dem ebengleichen Gestein gemacht wie die Platten und wirkte kalt und abweisend, seine Armlehnen und waren als zubeißende Schlangen gestaltet worden und ganz oben krönte der Kopf einer Frau die einschüchternde Aura des Sessels. Es war jedoch nicht nur irgendein gewöhnliches Frauenhaupt, sondern der einer Gorgone, einer verhängnisvollen Dame, deren Haare wie Schlangen waren und die mit einem einzigen Blick, jeden in Stein verwandeln konnte.
    Auf dem Sitz selbst, der nicht unweit des Wassers platziert worden war, hatte jemand nicht Unbekanntes Platz genommen. Das rabenschwarze lange Haar hing ihm in die Stirn und wurden kaum durch seine Narrenkappe zurückgehalten, während die orangeroten Augen wie immer undurchschaubar waren, wie verborgen hinter einem Schleier aus Gedanken. Sein feuerrotes Narrenkostüm wirkte matt und unordentlich, doch Piero schien dies nicht zu interessieren. Er sah eher danach aus, als sei er viel zu sehr in sich gekehrt, um irgendetwas zu bemerken. Seinen Kopf hatte er auf eine Hand gestützt, während er mit müde wirkendem Blick einen unbestimmten Punkt an der Wand fixierte, ohne ihn jedoch wirklich zu betrachten. Er schien viel zu sehr seinen Gedanken nachzuhängen, um überhaupt von der Außenwelt Notiz zu nehmen.
    „Piero“, erklang eine besorgte Stimme plötzlich und Salome, die Bauchtänzerin und Assistentin des Narren, trat aus den Schatten. Sie trug immer noch ihr rotgoldenes Tänzerinnenkostüm, auch wenn es in der Höhle weitaus kälter war als unter der Sonne. Ihre goldenen Augen wirkten besorgt, während sie zu ihrem Herrn eilte und sich dabei eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht wischte. Ihre orientalisch anmutenden Schuhe erzeugten kaum Geräusche auf dem Steinboden, sodass sie sich auch wie manch andere Dienerin an ihren Meister hätte heranschleichen können. Jedoch schien ihr nicht nach Scherzen zu Mute zu sein, ihre Miene war eher ernst und beunruhigt.
    Piero tat so als hätte er sie gar nicht bemerkt, sondern lauschte weiter auf das Rauschen des Wassers, während er offenbar weiterhin in seinem Strom der Ideen schwelgte und sich von seinen Erinnerungen mitreißen ließ. Sein typisches, ewigabwesendes Lächeln fehlte, stattdessen sah sein Gesicht nachdenklich, ja sogar ein wenig melancholisch aus, während er in eine Ferne blickte, die nur für ihn existierte, an einen Ort, zu dem nur er Zugang hatte. Die Realität war für ihn offenbar nicht von Bedeutung.
    „Piero“, wiederholte Salome nun noch einmal, diesmal energischer, um die Aufmerksamkeit des jungen Mannes auf sich zu ziehen. Eine leichte Falte hatte sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet und ihr Blick wirkte ein wenig sorgenvoller als zuvor. Ihre goldenen Augen fixierten nun das Ohr ihres Herrn, während sie ihn sanft an der Schulter berührte, offenbar, um ihn aus seiner Trance zu befreien. „Geht es Euch nicht gut, Piero?“
    „Es ist nichts, Salome“, kam die Antwort des Narren und er drehte ihr nun endlich den Kopf zu, um ihr zu zeigen, dass sein allzeitpräsentes Lächeln zurückgekehrt war. Seine Stimme war so ruhig und verträumt wie immer, doch irgendetwas an ihm schien nicht ganz richtig zu sein. Auch Salome konnte dies offensichtlich erkennen, denn die Sorgenfalte in ihrem Gesicht vertiefte sich und ihr Blick bohrte sich nun in den des Narren. Sie wusste, wann er sie anlog.
    „Nichts“, wiederholte Piero als hätte er die Gedanken seiner Assistentin gelesen, während er wieder verträumt ins Leere starrte und weiterhin dem Wasser lauschte. Seine Augen waren verschlossen, unlesbar für jeden, der nicht schon einmal hinter die Fassade des Clowns hatte blicken können. Doch Salome konnte sich zu jenen zählen und sie wusste am besten, was ihr Meister gerade fühlte. Eine seltsame Empfindung stieg in der Grauhaarigen auf, eine Mischung aus Zorn, Trauer und Mitleid. Wie sollte sie nur…? „Piero…“, begann sie und ihre Stimme war sanft. Sie wollte diese brennende Eifersucht endlich aus ihrem Herzen verbannen, sie ersehnte nicht länger in Wasser unterzugehen und mit anzusehen wie die Flamme, das Feuer was ihrem Leben Licht gebracht hatte, davon trieb und langsam erlosch. „Wenn ich irgendetwas…“
    „Nichts“, kam es ein drittes Mal von dem Narren und seine Stimme war so ruhig und selbstvergessen wie sonst, doch trotzdem war sie stark genug, um die Bauchtänzerin zu unterbrechen und wieder zum Schweigen zu zwingen. Die Furchen auf ihrer Stirn vertieften sich abermals und ihr Gesicht zeigte, dass sie verletzt war. Die Tränen und die Wut, die in ihr tobten, vermochte man jetzt zu erkennen und auch die Enttäuschung, die sie fühlte und sie kleiner und weniger eindrucksvoll wirken ließ. Der junge Mann war dadurch jedoch nicht beirrt, sondern fragte nur kurz: „Hat es Damian geschafft bis nach Tartaros vorzudringen?“
    „Ja“, erwiderte Salome kurzangebunden, um ihre offensichtliche Trauer zu verstecken, jedoch ohne viel Erfolg. Sie richtete sich wieder auf und trat nun einige Schritte zurück, um vor dem Thron niederzuknien „Die Gruppe rund um Adens Schüler hat es geschafft, die versteckte Tür zu finden, die Ihr für sie offenbart habt…“
    „Und Cerberus?“, unterbrach der Narr sie, monoton und geistesabwesend wie immer. „Sind sie auch an ihm vorbeigekommen?“
    „Ja“, folgte die kühle Antwort Salomes. Ihr Gesicht verriet nun abermals keine Regung, ebenso wenig wie das ihres Herrn, doch während er geradezu desinteressiert wirkte, konnte man trotzdem noch merken, dass sie zuvor aufgewühlt gewesen war, auch wenn sie es hinter einer emotionslosen Maske zu verstecken versuchte. „Allerdings bestanden auch, nachdem Ihr den Hund bereits zuvor einem Großteil seiner Kraft beraubt hattet, noch starke Schwierigkeiten von Seiten der Gruppe, ihn zu bezwingen.“
    „Aha?“, fragte der Narr, schien jedoch nicht wirklich an der Information interessiert zu sein. Seine immer noch traumverlorenen Augen verrieten, dass er mit diesem Ergebnis schon von vornherein gerechnet hatte. Die Grauhaarige warf ihm einen missmutigen Blick zu. Sie wusste nicht genau wie sie ihre Gedanken ausdrücken sollte, schließlich kamen die Befehle von ganz oben, aber…
    „Du hast etwas dazu zu sagen?“, meinte Piero, weiterhin vollkommen selbstvergessen wie zwischen den Himmeln schwebend, Salome für dennoch fast unmerklich zusammen. Es wirkte so, als hätte er geraten, doch die Tänzerin wusste, dass dem nicht so war. Manchmal kam es ihr schon fast so vor als könnte ihr Meister Gedanken lesen und vermutlich war dies auch der Fall, weshalb ihr in seiner Anwesenheit oftmals mulmig zu Mute war. Sie hatte vieles, was sie ihm nicht gern offenbaren würde und von dem sie wusste, dass es nie für ihn bestimmt war. Gleichwohl gab sie sich aber endlich einen Ruck und traute sie sich nun ihr Bedenken offen zu äußern.
    „Ich frage mich…“, begann sie emotionslos wie ihr Herr doch mit einem nicht leicht zu kategorisierenden Unterton in der Stimme, „…wieso wir diesen Jungen weiterhin beobachten sollten. Er besitzt nicht das Potenzial, das ihm zugeschrieben wird und obwohl er als Schüler des Feuermeisters durchaus geschickt mit der Flammenmanipulation umzugehen weiß, ist er doch nichts Besonderes.“
    Piero antwortete nicht. Stattdessen blickte er verträumt auf die Lehne seines Stuhl als würde er die Kunstfertigkeit der Bildhauerei studieren und fast wirkte es, als hätte nicht auf das gehört, was Salome ihm gesagt hatte. Jene wusste jedoch, dass er sehr genau gelauscht hatte und erwartete nun gespannt seine Antwort. Ihr war klar, dass der Narr sich direkten Befehlen nicht widersetzen konnte, aber dennoch war sie sich auch darüber bewusst, dass Piero ihre Meinung schätzte und sie hielt diesen Jungen für unwürdig und allerhöchstens mittelmäßig. Dass er tatsächlich etwas Spezielles war, bezweifelte sie nicht, sonst wären sie nicht auf ihn angesetzt worden, obgleich erschien er ihr durch und durch normal zu sein.
    Eine Weile lang herrschte Stille, in denen der junge Mann seinen Gedanken nachhing und Salome wartete. Dann kam nach einer kurzen Weile endlich seine Antwort. Der orangerote Blick des Narren richtete sich nun auf Salome und sie erschauerte. Diese Intensität war immer noch dieselbe, immer noch genauso Einschüchternd wie damals und doch im selben Atemzug faszinierend und lockend. Sein Blick war wie ein Strudel, in dem man versank bis man gänzlich gefangen war. Seit ihrer ersten Begegnung war die junge Frau von ihm verschlungen worden, hatte sich in der Schönheit seiner Augen verloren und war letzten Endes seinem Ruf gefolgt. „Salome…“, begann er nun, die Stimme so freundlich und ruhig wie eh und je. „Das er dich bis jetzt nicht überzeugen konnte, ist unglücklich, aber dennoch nicht zu ändern. Superbia hat uns klare Anweisungen gegeben, denen wir folgen müssen, somit steht die Wichtigkeit der Beschattung Damians außer Frage. Dessen ungeachtet…“, fuhr er fort und sein weltfremdes Lächeln wurde wieder breiter, „…bin auch ich an ihm interessiert. Wer weiß, vielleicht wird er selbst dich noch einnehmen. Außerdem habe ich bereits drei kleine Hindernisse aufgestellt, die zeigen sollten, ob er den Aufwand wirklich wert ist“
    Er stoppte seine Ausführungen und stand langsam auf. Salome blieb vor ihm knien, nicht sicher, ob sie das Recht hatte ihm wieder gegenüber zu treten. Bedächtig, aber so träumerisch wie immer, tänzelte er nun vom Thron fort und an seiner Assistentin vorbei, ohne ihr auch nur einen weiteren Blick zu schenken. Seine Augen waren geschlossen und sein Lächeln so undurchschaubar wie zu aller Zeit, als ob eine Maske ihn verbergen und von der Welt abschotten würde. „Wir sollten uns auf den Weg machen…“, meinte er nun, ohne die junge Frau dabei anzusehen. Stattdessen schien es fast, als würde er sich mit der Statur eines Minotaurus, der zornig eine Keule erhoben hatte und im Todesschlag erstarrt war, unterhalten. Salomes Mundwinkel zuckten und ihre Stirn war wieder in Falten gelegt, während sie mit den Augen angestrengt den Boden anstarrte. Sie hatte es wieder geschafft ihn zu verstimmen. Warum nur musste sie immer wieder solche Fehler machen? Was konnte sie nur tun, um auch endlich…?
    „Piero!“, rief sie plötzlich aus und sie stand auf, um ihrem Meister ins Gesicht sehen zu können. Sie wusste nicht, was sie tat, aber irgendwie schien das, was sich schon lange in ihr gesammelt hatte, nun endlich aus ihr herauszubrechen. Der Narr schaute ihr immer noch nicht in die Augen, sondern tat weiterhin so, als würde er mit dem steinernen Stiermenschen reden.
    „Wir…wir können wegrennen, nur wir beide!“, meinte die Tänzerin zittrig und tat einen unsicheren Schritt auf ihn zu. Warum fühlte sie sich auf einmal wieder so klein und schwach? Wieso war da dieses Gefühl, dass ihr sagte, sie sollte jetzt stoppen, bevor alles noch schlimmer wurde? Doch sie fuhr fort, egal was ihr Unterbewusstsein auch flüsterte, jetzt, da sie endlich begonnen hatte, zu reden, musste sie auch ihre Gedanken beenden. „Nur du und ich. Warum sollte uns Superbia… irgendjemand verfolgen? Gemeinsam könnten wir…“ Doch sie unterbrach sich.
    Piero hatte jetzt sein Gesicht zu ihr gedreht und einen Finger auf die Lippen gelegt, um zu signalisieren, dass sie aufhören sollte. Sie befolgte seinen Befehl unmittelbar und ohne genau zu wissen warum. Seine Augen hatten nun den Schleier fallen gelassen und obwohl er immer noch lächelte, war es diesmal anders. Salome wusste nicht wie sie das, was sie fühlte, beschreiben sollte, ebenso wenig wie das, was sie sah. Dieser feurige Ozean, der sie umgab, spülte alle Gedanken hinfort, die ihr zuvor noch im Kopf herumgeschwirrt waren. Es war nur noch dieses große Gefühl da, welches sie nicht zu erklären vermochte und ihren gesamten Geist nun erfüllte.
    „Lausche“, flüsterte der Narr sanft und schloss kurz die Augen, fast als würde er durch Wolken schweben und wieder einen Traum durchleben. Das Wasser flüsterte und Salome hörte es wieder plätschern und singen, eine Musik anstimmen, die alles übertönen konnte. „Es spielt ein Requiem…“, hauchte der junge Mann und seine Augen waren erfüllt von Traurigkeit. „Ein Requiem für mich und mein Wunderland, das schon so lange leer und einsam ist. Wie ich dir bereits erzählte, als du deinem Dienst entsagt hast und meine Schülerin wurdest: Auch du kannst diese Leere nicht füllen. Nur das Requiem des Wasser weiß, wie man Schmerzen lindert…“ Und mit diesen Worten löste er sich in feinen Rauch auf und war verschwunden.
    Das Wasser spielte weiter. Für Salome war es jedoch kein Requiem sondern nur die trübsinnige Melodie der Trauer.
    ___
    14. Kapitel mit 2300 Wörtern

  • Tartaros


    Das helle Licht des Feuers, welches in Damians Hand flackernd brannte, erleuchtete einen Teil des hoheitlichen Raumes, den die Gruppe nun betreten hatte. Marie kam angesichts des fantastischen Blickes, der sich ihr bot, kaum noch aus dem Staunen heraus und das obwohl sie in dieser Nacht bereits äußerst viel an Unglaublichem gesehen hatte, doch die Schönheit dieses Saales überstieg alles Vorherige.
    Nachdem sie von der Kammer des Höllenhundes einem kleinen Pfad, der später in eine Treppe gemündet hatte, weiter hinunter gefolgt waren, waren sie in eine weitere, gigantische Höhle gelangt, die sich nun vor ihnen erstreckte. Anders als die Schreinkammer jedoch, welche sehr in die Höhe gegangen war, dehnte sich dieser Saal in Weite aus, sodass es wirkte, als wäre es eine riesige Luftblase inmitten des Gesteins. Viele steinerne Wege führten in das Zentrum der Grotte, umgeben von unzählbaren, kleinen Teichen, welche still dort lagen und das Licht des Feuers widerspiegelten. Ausstaffiert war all dies mit abertausenden von Edelsteinen, welche, in allen Farben, Größen und Formen, das Licht Damians brachen und um ein Vielfaches schöner wiedergaben. Fern konnte Marie die Ufer eines dunklen Sees erkennen, dessen Strände, wie es schien, aus schwarzem Sand bestanden und dessen Wellen eine unheimliche und dennoch schöne Melodie spielten, welche Geist und Körper beruhigten.
    „Ziemlich beeindruckend“, flüsterte sie, während sie gemeinsam mit ihrer Schwester und Damian knirschend den Pfad zu der höher gelegenen Plattform entlang ging und dabei die zahlreichen Kristalle betrachtete, welche ihre überwältigte Reflexion zurückwarfen.
    „Ja…“, flüsterte Laila schwach, derweilen sog sie mit großen Augen alle Eindrücke um sich herum ein, fast als würde sie glauben, dieser Raum könnte sich gleich als eine gigantische Illusion entpuppen. Über das ganze Staunen hatte die Blondine sogar vergessen weiterhin die Seelen der Toten zu besänftigen und ihre sonstige Panik zu verbreiten. Sie lief einfach wie ein orientierungsloses Lamm hinter Damian her, während sie sich von der Pracht des Raumes erschlagen ließ. Der Zauberschüler indes war anscheinend nicht besonders ergriffen von der Szenerie, die sich ihm bot, stattdessen wirkte er mehr wie ein ungeduldiges Kind, das darauf wartete, seine Geburtstagsgeschenke auszupacken. „Nichts, was ich nicht schon gesehen hätte“, kommentierte er kurz abfällig, wofür Marie ihn schon wieder hatte schlagen wollen, bevor er weiter nach vorne eilte, um endlich im Zentrum des Raumes anzukommen. „Ich will wissen, ob dieser ominöse Schatz wirklich hier ist. Weil wenn nicht…“, meinte er und ein fröhliches, aber doch leicht schalkhaftes Lächeln stahl sich bei dem Gedanken Piero aufzumischen auf sein Gesicht. Er hoffte offensichtlich eindeutig auf das Letztere.
    „Ich glaube, wir sollten uns alle Drei wünschen, dass Piero die Wahrheit gesagt hat, nicht wahr, Damian?“, fragte Marie schnippisch und tat einige schnelle Schritte nach vorne, um den Magier zu überholen und vorneweg zu gehen. Schließlich brauchten sie das Geld, um die Gaststätte ihrer Großmutter zu retten und außerdem schätzte sie Piero nicht als die Art Mensch ein, die Andere einfach nur aus Spaß belog. Natürlich war er etwas verschroben, aber trotzdem wirkte er nicht wie ein Betrüger und Intrigant, zumindest auf sie nicht und ihre Menschenkenntnis hatte sie bis jetzt nur selten getäuscht.
    Der Zauberschüler zog ein Gesicht, das eine Mischung aus Missmut und Kränkung zeigte, bevor er sein Tempo erhöhte, um nicht hinter die Rothaarige zurückzufallen. „Dieser Clown wirkte auf mich aber alles andere als vertrauenswürdig“, gab er als Erwiderung und man konnte deutlich die Abneigung aus seiner Stimme heraushören. Im Gegensatz zu Marie war er ganz und gar nicht von dem wandernden Narren angetan gewesen.
    „Wenn das so ist, wieso hast du uns dann hierhin mitgeschleppt?“, fauchte das Mädchen und ging noch ein wenig schneller, damit Damian sie nicht überholen konnte. „Mitten in der Nacht?“, betonte sie noch einmal äußerst gereizt, während sie ihrem Freund einen Blick der ganz tödlichen Sorte zuwarf. Sie würde ihm das vermutlich noch in fünfzig Jahren nachtragen und zwar auch völlig berechtigt wie sie fand. Es hätten bereits so viele Sachen passieren können, dass man eigentlich von Glück sprechen konnte, dass Damian bis jetzt nur ein paar verkohlte Haarspitzen aufwies. Schließlich waren sie zuvor einem Monster entkommen, das sie alle mit Leichtigkeit hätte töten können, wenn Laila sie nicht gerettet hätte. „Und das alles nur, weil Herr Abenteurer mal wieder sein übergroßes Ego unter Beweis stellen musste…“
    „Ihr hättet ja nicht mitkommen müssen“, gab der junge Mann nun trotzig zurück und ähnelte mehr denn je einem beleidigten Kleinkind, das soeben zu Recht gewiesen wurde, seine Fehler aber nicht einsehen wollte. „Euch hat keiner gezwungen!“
    „Nicht gezwungen?“, fragte Marie halb spöttisch halb ungläubig, während es schien, als wollte sie mit ihren Blicken den Zauberlehrling durchbohren. „Du hast uns geradezu genötigt!“
    „Das stimmt überhaupt nicht!“, entgegnete dieser nun aufgebracht und beeilte sich damit noch schneller zu laufen, fast als hoffte er den ständigen Beschwerden seiner Begleiterin zu entkommen.
    „Und wie das stimmt!“, retournierte Marie und auch ihre Stimme wurde nun eindeutig hitziger, während sie ebenfalls an Tempo aufnahm, um ihren Freund auch ja nicht flüchten zu lassen. „Nur weil du nicht einsehen willst, dass du einen Fehler gemacht und mal wieder zuerst gehandelt bevor du nachgedacht hast…“
    „Nur weil du eine Zicke bist!“, unterbrach sie Damian forsch und mit einem Ausdruck im Gesicht, als hätte er einen ziemlich unangenehmen Geschmack im Mund, während seine Wangen sich leicht rötlich färbten. Auch Marie spürte nun wie ihr das Blut in den Kopf schoss, sodass ihr Gesicht sich nun langsam der Farbe ihrer Haare anglich. „Mit dir kann man sich echt nicht vernünftig unterhalten!“, regte sie sich auf und griff den Jungen augenblicklich am Kragen, um ihn mit Gewalt zurückzuziehen und ihn so zu zwingen ihr in die Augen zu schauen. Er warf ihr daraufhin einen todesbeleidigten Blick zu, als sei sie diejenige gewesen, die zuerst ausfällig geworden war und zog ein gekränktes Gesicht. Sie erwiderte den Ausdruck nicht minder zornig, sodass es eine kurze Weile lang zu einem intensiven Starrkampf kam, bevor von beiden ein einstimmiges „Laila, sag doch mal was dazu!“ kam.
    „Äh…“, ertönte die schüchterne Stimme der Blondine von weiter hinten aus der Höhle und erst jetzt merkte Marie, dass sie und Damian bereits fast im Zentrum angekommen waren, während sie gestritten und Laila zurückgelassen hatten. Jene beeilte sich nun zu ihren beiden Gefährten wieder aufzuholen, wobei sie fast über einen aus dem Boden ragenden Edelstein gestolpert wäre. „Also ich bin nicht ganz mitgekommen…“, keuchte sie, als sie vor den beiden Anderen Halt machte und sich die offensichtlich stechende Brust hielt. Das blonde Haar hing ihr unordentlich ins Gesicht und ihr Kopf war rot wie eine Tomate, allerdings aus leicht anderen Gründen als es bei Damian und Marie der Fall war.
    Das merkt man…“, war der gedankliche Kommentar des Rotschopfes dazu, während sie sich bereits wieder beruhigte. Wenn Laila es mal wieder schaffte, ungewollt die Situation aufzulockern, konnte man ihr eigentlich nur dankbar dafür sein. Ansonsten wären vermutlich viele vorherige Unstimmigkeiten in Mord und Todschlag eskaliert. Anstatt also auf Damian einzuschreien, wie sie es eigentlich zuvor vorgehabt hatte, versetzte sie ihm einfach nur einen Klaps auf den Hinterkopf und begann weiter zum erhöhten Zentrum zu schlendern. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass der Zauberschüler sich eingeschnappt die schmerzende Stelle hielt, aber sonst nicht weiter auf ihren Streit einging. Offenbar wusste er doch, dass er noch recht unversehrt davongekommen war und wünschte sich wohl doch nicht, es wieder drauf ankommen zu lassen. Auf der anderen Seite konnte sie erkennen, dass Laila offensichtlich reichlich verwirrt dreinblickte und nicht so recht wusste, was gerade genau passiert war, es aber auch nicht weiter ansprach.
    Vor dem Rotschopf erhob sich nun eine golden glänzende, reich verzierte Treppe, die hinauf auf die Plattform führte, welche den Mittelpunkt der Halle darstellte. Angesichts dieser Pracht war sich Marie bereits sicher, dass Piero ganz bestimmt nicht gelogen hatte, als er etwas von einem Schatz unter Schwarzstadt erzählt hatte. Wenn das Gold sogar gereicht hatte, um als Material für die Treppe zu dienen, mochte man sich gar nicht erst ausmalen, was einen weiter oben erwartete. Vermutlich abertausende von Gold- und Silbermünzen, unendlich viele Ketten, Armbänder, Ringe und Kronen mit eingefassten Diamanten und Juwelen, Rubinen und Saphiren.
    Nachdem die Drei jedoch ganz oben ihr Ziel erreicht hatten, nachdem sie die letzten paar Stufen hinauf gehastet waren, voller Spannung, Vorfreude und erregter Erwartung auf das, was kommen würde, mussten sie erstmal eine herbe Enttäuschung erfahren. Auf der erhöhten Ebene war auf dem ersten Blick nichts Ungewöhnliches zu finden. Ein paar dreckige Schlammpfützen, einzelne groteske Rattenmutationen, die hier unten ein zu Hause gefunden hatten und sie nun wütend anzischten, da Damians Feuer sie blendete und ein paar goldene Münzen auf dem Boden, jedoch weit, weit weniger als zuerst angenommen. Dann erblickten sie allerdings eine große, weiße Steintruhe, welche in der Mitte des Zentrums stand, unberührt und verschlossen.
    Sofort eilten alle drei hin, um sie näher zu untersuchen und vielleicht dort den Schatz zu finden, dem sie inzwischen voller Vorfreude entgegenfieberten, doch die ersten Versuche des Zauberschülers, den schweren Marmordeckel von der Truhe zu bewegen, blieben fruchtlos. Auch Marie schaffte es trotz größter Mühen nicht etwas zu bewirken, das Ding bewegte sich keinen Millimeter weiter. Schließlich gaben sie auf und fielen auf den Boden, um kurz zu verschnauften und nachzudenken, wie es jetzt weitergehen sollte. Das konnte doch nicht sein, sie waren so kurz vor ihrem Ziel, hier durften sie nicht scheitern.
    „Steht da nicht vielleicht irgendetwas auf dem Deckel geschrieben, oder so?“, fragte die Rothaarige verzweifelt und die Stille durchbrechend, während sie sich erschöpft an den steinernen, sargartigen Behälter lehnte. Ihre Arme schmerzten vom vielen Schieben und ihr Kopf pulsierte, als würde das Blut dort gewaltvoll gegen die Schädeldecke schlagen. Die Luft hier unten war überhaupt nicht gut und außerdem war ihr ziemlich kalt. Wenn das noch lange so weiter ginge, würde sie sich mit Sicherheit eine Erkältung holen. Ein hohes Niesen neben ihr, verriet dem Mädchen, dass Laila sich bereits eine eingefangen hatte. „Wunderbar, das wird immer besser…
    Damian, der auch reichlich ausgelaugt und mürrisch aussah, beugte sich nun nach vorne, um die Gravuren auf dem Truhenrand genauer in Augenschein zu nehmen. Marie wartete gespannt auf das, was kommen würde. Hoffentlich keine unmögliche Aufgabe wie beispielsweise…
    „Hier steht…“, begann Damian und kniff die Augen zusammen, um die verblasste Schrift halbwegs erkennen zu können, „…dass wir es bis in das Heiligtum der ewigen Dunkelheit oder sowas geschafft haben und…“, er stockte und kratzte etwas Moos von der nächsten Zeile. Marie lauschte gespannt. Gut, „Heiligtum der ewigen Dunkelheit“ klang jetzt nicht unbedingt nach einem Ort, an dem sie gerne war, aber trotzdem war noch alles in Ordnung. „Lass dort bitte nur nichts von einer Prüfung…
    „Die nächste Zeile sagt etwas über eine Art Prüfung…“, fuhr der Zauberschüler nun fort und ließ Maries Hoffnung damit Platzen wie schmierige Seifenblasen, „…aber…“, er räusperte sich kurz und wollte fortfahren, doch bevor er das tun konnte, wurde er unerwartet unterbrochen.
    „Halt!“, rief urplötzlich jemand und sowohl Marie als auch Damian sprangen auf, bereit zum Kampf mit allen Monstern, die dort auch kommen mögen. Erstaunlicherweise war es jedoch weder ein gigantischer Wächter noch ein Monstrum wie der dreiköpfige Höllenhund von oben. Stattdessen erkannten sie, wie drei der erbärmlichsten Gestalten, die Marie je gesehen hatte, die Treppe, die zum See hinunter führte, herauf wankten. Nach einer kurzen Weile des Betrachtens erinnerte sie sich sogar daran, wer die drei waren.
    Kleo, Adrian und Elias stolperten vollkommen durchnässt, verdreckt und außer Atem die Treppe hinauf, um dann keuchend vor Marie und Damian Stopp zu machen und erst einmal prustend nach Luft zu schnappen. Die Drei wirkten als hätten sie gerade einen sehr langen, sehr anstregenden Wald und Wiesen-Lauf hinter sich, bei dem sie von Mutter Natur offenbar nicht die beste Seite kennengelernt hatten. Adrian, dessen Haar vollkommen ruiniert und nicht unmerklich verfilzt wirkte, trug eine zerfetzte Hose, die vermutlich einmal weiß gewesen war, nun aber eher so aussah, als hätte man sich darauf übergeben. Auch sein Hemd besaß eine nicht näher zu kategorisierende Farbe, die vermutlich erst später ihren Weg in den Samt gefunden hatte. Sein ehemals goldener Gehrock war zerfetzt und hatte allen Glitzer und Glanz verloren, sodass er einem dreckigen Lupen näher kam als dem Kleidungsstück eines Adligen. Das Gesicht des Jungen zierten indes mehrere Kratzer und ein Veilchen, wobei Marie sich denken, wer dafür vermutlich verantwortlich gewesen war.
    Kleopatra, deren goldene Haarpracht ebenso zerstört war, wie die ihres Cousins, was allerdings nur wenig ihrer von Natur gegebenen Schönheit nahm, war noch am besten von dem Trio davongekommen, auch wenn es sie ebenfalls recht übel erwischt hatte. Die Tonnen von Schminke, die man normalerweise in ihrem Gesicht vorfinden konnte, waren allesamt komplett verlaufen und verwischt, wodurch ihr hübsches Puppengesicht merkwürdig farbenfroh wirkte, sodass Marie nicht umhin konnte amüsiert zu lächeln. Ihr schwarzes Minikleid war genauso wie das Kostüm Adrians in Mitleidenschaft gezogen worden, jedoch hatte es von Anfang an schon aus so wenig Stoff bestanden, dass man keine nennenswerten Verluste aufzählen konnte. Einzig die Farbe hatte sich von einem dunklen, seidigen Schwarz zum Ton von Exkrementen gewandelt, was auch an ihr nicht unbedingt vorteilhaft aussah. Zudem hatte die Schönheitskönigin mehrere von ihren zahlreichen Armbändern zurücklassen müssen, ebenso wie einer ihrer schwarzen Lederstiefel einen Absatz, wodurch sie leicht humpelte, was sich Marie als nicht sonderlich angenehm vorstellte.
    Am schlimmsten hatte es jedoch Elias erwischt. Die silbernen Haare klebten dem jungen Mann vor den Augen, wodurch seine Sicht offensichtlich erheblich eingeschränkt wurde, denn er hatte sich in die falsche Richtung, weg von der Truhe aufgestellt. Marie konnte außerdem einige blutrote Strähnen ausmachen, woraus sie schloss, dass er auch körperlich am meisten abbekommen hatte. Das Bild seines Gesichtes verstärkte diesen Eindruck nur noch. Neben dem zu seinem Cousin passenden Veilchen hatte der Silberling mehrere Schnittverletzungen, die sein wunderschönes Antlitz entstellten und Marie vermuten ließen, dass die Adligen offenbar einen ähnlich harten Kampf wie sie gegen den Höllenhund hinter sich hatten. Eine besonders auffällige Narbe befand sich unterhalb seines rechten Auges, quer verlaufend und immer noch blutend. Schon allein den Anblick empfand der Rotschopf als schmerzhaft und sie konnte nicht umhin Mitleid für den jungen Aristokraten zu fühlen. Sicher, garantiert war er ein genauso oberflächlicher Idiot wie seine Verwandten, aber trotzdem hatte auch er so etwas nicht verdient. Ein Schuh fehlte ihm, weshalb er barfuß durch den Matsch hatte laufen müssen und seine ehemals grünkarierte Hose hatte unterschiedlich lange Beine. Passend dazu fehlte ihm der rechte Ärmel seines schmutzigen Hemdes, welches allgemein nur noch aus Fetzen zu bestehen schien, wodurch Marie, nicht zu ihrem Missvergnügen, erkennen konnte, dass er trotz schlanker Statur ziemlich muskulös war.
    „Ihr… ihr dürft…“, brachte Adrian hechelnd hervor, während er wirkte als würde er gleich zusammenbrechen und sich an die stechende Brust fasste. „Ihr…oh, bei der Sonne, ich sterbe!“
    „Dann mach es schnell!“, keifte Kleo, die jedoch ebenfalls nicht sonderlich fit wirkte und sich den offenbar schmerzenden Rücken hielt. „Ich habe keine Lust mir die ganze Zeit dein Rumgeheule anzuhören, nur weil du die Ausdauer einer Gurke besitzt!“
    „Ich... ich…!“, entrüstete sich der junge „von Goldhall“ atemlos, ohne jedoch wirklich etwas herauszubringen, während sein Gesicht die Farbe gekochten Hummers annahm. „Meine…meine Konstitution… ist dafür nicht… das liegt in der Familie!“
    „Das stimmt nicht!“, meldete sich Elias nun zu Wort, der, obwohl er am schlimmsten aussah, wohl der Fitteste der Drei war. Sein Gesichtsausdruck war streng, während sein Blick klagend auf seinem Cousin lag. „Das liegt nur daran, weil du zu faul bist, irgendetwas für deine Ausdauer zu tun und stattdessen lieber in deinem Zimmer rumlungerst!“
    Adrian antwortete mit einem Blick, der verriet, dass er dem Silberling eindeutig den Tod wünschte, während er nun langsam wieder besser Luft bekam. Prustend begann er in einem Tonfall, der vor unterdrücktem Unmut geradezu überlief: „Fällst du mir etwa in den Rücken?“
    „Könnt ihr zum Punkt kommen?“, unterbrach Damian das Hin-und-her gelangweilt, während er sich etwas genervt die Wange kratzte. Marie musste ihm zustimmen, diese privaten Kleinkriege konnten die Adligen auch woanders ausfechten. Viel mehr interessierte sie die Frage, was die Drei hier zu suchen hatten beziehungsweise wie sie hier her gekommen waren. Dass sie wegen des Schatzes hier waren, erschloss sich jedem logisch denkenden Lebewesen von selbst.
    „Wir sind hier, weil wir diesen Schatz als unser Eigentum erklären!“, verkündete Adrian nun laut und wichtigtuerisch, nachdem er mit einer dramatischen Geste auf die weiße Truhe gedeutet hatte. Marie hob spöttisch eine Augenbraue. „Wenn er meint…
    „Natürlich darf Damian etwas abhaben!“, fügte Kleo plötzlich hinzu, nachdem sie den jungen Magier entdeckt hatte und klimperte unschuldig mit den Wimpern. „Sie wissen nicht, wie sehr es mich verlangt hat, Sie wiederzusehen“, hauchte sie nun, während sie sich an den Braunhaarigen schmiegte und ihm einen lustvollen Blick zuwarf. Jener erwiderte die Geste mit einem charmant-koketten Lächeln, bevor er der Schönheitskönigin eine Strähne aus dem Gesicht nahm und ihr die Hand sanft unter das Kinn legte, sodass ihre beiden Körper und Gesichter noch näher zusammenrückten. „Auch ich verlangte nach einer Wiedervereinigung mit Euch, meine Schönheit. Gerade an diesem dunklen Ort leuchten Eure herrlichen Augen heller als jeder Stern am Firmament und spenden mir Licht in der Finsternis!“
    Marie spürte, dass ihr schlecht wurde. Wenn die beiden so weiter machten, wusste sie, dass sie sich gleich übergeben würde und zwar mitten auf Damian. Wie konnte er nur so sehr mit diesem furchtbar künstlichen Püppchen rumturteln und warum musste er dabei reden als sei er einem uralten Märchenbuch entsprungen? Das war nicht nur überaus albern, sondern auch noch über alle Maßen schmalzig und kitschig. Ein Blick auf Kleopatras Bruder verriet ihr, dass jener Ähnliches dachte, Adrian indes beäugte sich in einer Pfütze auf dem Boden, da er offenbar seinen Spiegel bei der abenteuerlichen Ankunft verloren hatte und Laila blickte, wie immer eigentlich, verwirrt zwischen der ihr fremden Dame und Damian hin und her.
    „Jemanden wie dich würde ich wirklich zu gern zu meinem Gärtner machen“, säuselte Kleopatra nun, während ihr Mund sich immer mehr dem von Damian näherte. Marie wusste nicht genau, was sie damit meinte, wunderte sich aber nicht, dass die beiden bereits per du waren. Wenn Hormone mit im Spiel waren, ging so etwas sehr schnell.
    „Das reicht jetzt, Kleo!“, meinte Elias laut, als er sich auf einmal zwischen die beiden Turtelnden drängte und dem Zauberschüler dabei einen Blick der tiefsten Verachtung zuteil kommen ließ. Er schien immer noch sehr überempfindlich zu reagieren, wenn seine Schwester mit Männern anbändelte. „Wir werden das Geld für die Medizin doch nicht mit so einem Landstreicher…!“, begann er wütend, doch ein gepfefferter Schlag auf den Hinterkopf von Seiten der Blondine unterbrach ihn.
    „Musst du dich denn immer einmischen, du dummer Trampel?!“, keifte sie nun, packte Elias am Kragen seines Hemdes und schüttelte ihn kräftig durch.
    „Aber…“, wollte der Angegriffene noch schwach zur Verteidigung vorbringen, wurde dann aber von Damian übertönt, der jetzt ein strahlendes, wenn auch sehr spitzbübisches Lächeln aufgesetzt hatte und laut über alles andere hinweg ausrief: „Das trifft sich gut, denn dieser Schatz kann nicht einfach so mitgenommen werden. Also: Adrian von Goldhall, Elias und Kleopatra von Starnoss! Wir, Marie Cassis, Laila Bleueclaire und ich, Damian, fordern euch im Namen des Heiligtums der ewigen Dunkelheit zu einem Kampf um den Schatz der Toten heraus. Nehmt ihr diese Herausforderung an, um euch des Schatzes als würdig zu erweisen?“
    Eine Weile lang herrschte daraufhin Stille, während alle Anwesenden nur verdutzt auf Damian starrten, der so stolz wirkte, als hätte er gerade eben ein Lob für einen gut gehaltenen Vortrag bekommen. Marie wusste nicht, welchem Gefühl sie nachgeben sollte. Einerseits war sie nicht unbedingt begeistert, dass ihr Freund die drei Adligen einfach so zu einem Duell herausgefordert hatte, ohne vorher ihre Meinung einzuholen, andererseits musste sie ihr Lachen unterdrücken, weil die Art und Weise wie er es ausgedrückt hatte, einfach nur lächerlich gewesen war.
    Elias wie Kleo wirkten noch vollkommen überrascht, als es Adrian war, der schließlich antwortete. Er hatte einen fragenden Gesichtsausdruck aufgesetzt, wobei er die Lippen vorgeschoben und die Augenbrauen gehoben hatte, doch im Allgemeinen schien er eher leicht irritiert als stark verwirrt zu sein. So antwortete er, ohne die genauen Konsequenzen auch nur im Entferntesten zu erahnen: „Ja, warum nicht?“
    Die Höhle löste sich vor Maries Augen auf. Sie erkannte nur noch das zufriedene Grinsen Damians und die panisch-wütenden Gesichter von Kleopatra und Elias, bevor eine weiße Leere ihr die Sicht nahm.
    ___
    Kapitel 15. 3300 Wörter und damit mein längstes Kapitel. Charaktersteckbriefe sind aktualisiert worden

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    [tab='Filler, und so']
    Finally, dann komme ich nun endlich nach langer Zeit hier wieder dazu mal was zu sagen. Wie schon angekündigt werden die Kapitel jeweils etwas gekürzt, also mal sehen, ob ich was vernünftiges rausbringen kann. ^^
    [tab='Kapiteln XIV']
    [subtab='Inhalt']
    Melodie, ein Titel, bei dem ich mir schon so einige Gedanken gemacht habe. Es ist nicht wirklich verräterisch zum Inhalt, man kann es eher - je nach Ansicht - geheimnisvoll, mystisch ansehen. In dem Fall ist passt der Titelname einwandfrei; so wie es zu Piero gehört und weltvergessen dem Wasser lauscht.

    Zitat

    Leises Plätschern erfüllte die Dunkelheit, eine feine Melodie des Wassers, die in der Stille wie ein zartes Lied wiederhallte und die Finsternis weniger bedrohlich wirken ließ, ohne dabei in irgendeiner Weise aufdringlich zu wirken. Sie war beruhigend, friedlich und verlieh dem düsteren Ort eine geheimnisvolle, märchenhafte Note. Stetig hörte man das Tropfen und Rauschen, das Flüstern der Meere, Seen und Flüsse. Wie eine weiche Sonate, welche Lauschende sanft vor sich hin trieb, fesselte sie den Zuhörer in ihrem linden Spiel und konnte ihn doch trotzdem gleichzeitig mit ihrer inne liegenden Ruhe lösen. Der Geist, der sie vernahm, entkrampfte sich und blickte klarer.


    Ich mag schon, wie du anfängst. Die gesamte Orts- und Geräuschsbeschreibung ist einfach wunderbar; so beruhigend und im Einklang, wenn man es sich vorstellt. Da will man schon selber vor Ort sein und in der stillen Dunkelheit lauschen. <3 Zudem bildet es eine Verbindung zu deinem Titel.
    Als von einer Flamme der Rede war, meinte ich, dass das schon Damian sein könnte, was wohl ein Irrtum war. Ich dachte ohnehin knapp bis zur hälfte des Kapitels, dass das wieder die Sicht von Maria und/oder Damian wäre, welche lediglich jenen Saal entdecken. Wie auch immer ... die Ortsbeschreibungen waren wieder ausführlich und schön geschrieben, sodass man sich die Orte wieder selber gut im Kopf vorstellen konnte.


    Gräulich, weiße Marmorplatten, muss wohl ein sehr leicht erhellbarer Raum sein, der das ganze Licht reflektiert, scheint edler/adliger Herkunft zu sein, wenn es auch noch einen Thron hat. Als die steinernden Figuren - ehemals mystische Wesen - erwähnt wurden, kam mir sofort der Gedanke der griechischen Mythologie von Medusa, allerdings erwähntest du eine Gorgone, was natürlich überhaupt nicht falsch ist. Viele würden bekannterweise meist sofort Medusa erwähnen, wenn man von einer Schreckensgestalt mit Schlangenhaaren sprechen würde, die einen steinernen Blick besitzt; diese ist aber lediglich eine von dreien. Da frage ich mich, ob du dir Gedanken gemacht hast, ob eine bestimmte Gorgone den Thron besetzt hat, falls das natürlich überhaupt wichtig ist und so.^^" (Ja, mich interessiert das Thema sehr) Zumindest setze ich eine Gorgone am wahrscheinlichsten, da der Thron Ähnlichkeit hat und alle Wesen im Umkreis versteinert sind. Da kommen einem doch ein paar Fragen hoch ~


    Was doch sehr überraschend war, dass gerade Piero vor Ort war, und das noch auf dem Thron. Man weiß ja schon das der Herr etwas ... anders ist und so viele Geheimnisse und Fragen mit sich zieht, aber mir will einfach nicht durch den Kopf, was er und seine Assistentin dort machen. Noch fraglicher ist, wie viel Piero wirklich weiß. Ist scheinbar tief in die Ereignisse verwickelt und dient offensichtlich eine gewisser Superbia (ich rate mal, das jene weiblich ist). Damian steht soweit also im Fadenkreuz von wahrscheinlich zwei ihm unbekannten Fraktionen und soll derzeit drei Hindernisse bewältigen - eine davon war wohl der Cerberus, welcher sogar noch abgeschwächt war (Oo).
    Wie dem auch sei, das Hauptgeschehen ist hier diesmal das Gespräch - wenn man es so bezeichnen darf - zwischen Salome und Piero. Obwohl Piero in völlig anderen Gedanken rumschwirrt, scheint er trotzdem bei der Sache zu sein, irgendwie. Dabei bist du sehr auf die Gefühle und möglichen Gedanken von Salome eingegangen. Was sogar etwas aufgefallen ist, dass die Mimik hier eine größerer Rolle gespielt hat. Das ständige Runzeln der Stirn oder das leichte Aufzucken kann mehr als verfasste Worte verraten; gefällt mir. Allerdings hat sich diese Konversation etwas geschlaucht; es passierte sonderlich wenig. Allerdings, wenn man sich die Verhaltensweise vom Narr anschaut, und auf Salomes Gedanken und Reaktionen achtet, scheint irgendwas überhaupt nicht zu stimmen, was wiederum weitere Fragen aufwirft. Zudem sieht man Pieros Assistentin endlich mal mehr im Vordergrund, diese war soweit immer passiv. Zu meinem leichten Verwundern ist sie ... ja, sagen wir menschlicher als erwartet. Mehr habe ich gedacht, dass sie mehr auf der Wellenlänge des Narrs steht und ebenfalls recht schweigsam ist. Sie ist doch recht sorgsam und macht sich über vielerlei Dinge Gedanken.


    Was ich - denke ich - mal als ein Kritikpunkt setzen kann ist, das ich mir nicht so recht vorstellen konnte, wie das erwähnte Wasser fließt oder sich anhört. Ja, ein leises Plätschern wurde erwähnt, aber fließt das Wasser um den Thron herum, gibt es kleine Wasserfälchen oder dergleichen? Tropft es vielleicht auch noch irgendwo hinunter, oder wo kommt es denn überhaupt her? Entweder habe ich es übersehen, oder es könnte eine kleine Brise mehr an Beschreibung in diesem Fall nicht schaden.
    Zudem wäre es nicht verkehrt, wenn die Kapitelanzahl neben dem Titel stehen würde, um der Sache ein klein wenig mehr an Orientierung zu geben.


    Das Kapitel ist wieder mal "ein Blick hinter die Kulissen", wenn mir auch vom Anfang her nicht sofort erkennbar. Es werden viele weitere Fragen aufgeworfen; wie viel weiß Piero und Salome wirklich; wer ist diese Superbai; wie viel steckt hinter all dem wirklich? Die eigentliche Interesse wurde nochmal erfrischt. Die Charaktertiefe ist wie immer ... tief. *räusper* Zudem wurde zusätzlich mein persönliches Interesse wegen Mythologie und so geweckt. *hust* Hat mir also sehr gefallen. :3
    [subtab='Fehlerteufel']

    Zitat

    „Es [ist] nichts, Salome“, kam die Antwort des Narren und er [Kann man im Grunde auslassen, da der Bezug wegen "Narren" schon steht.] drehte ihr nun endlich den Kopf zu, um ihr zu zeigen, dass sein allzeitpräsentes Lächeln zurückgekehrt war.

    Zitat

    „Nichts“, kam es ein drittes Mal von dem Narren und seine Stimme war so ruhig und selbstvergessen wie sonst, doch trotzdem war er [Hmm, ich denke eher, dass der Bezug auf die Stimme von Piero ist und nicht auf ihn selbst. Wenn der Bezug auf die Stimmlage von ihm ist, dann kann man es mit "diese" oder anderem ersetzen. Bleibt aber deine Entscheidung und so.] stark genug, um die Bauchtänzerin zu unterbrechen und wieder zum Schweigen zu Zwingen.[Verb]

    Zitat

    Eine Weile lang herrschte Stille, in denen der junge Mann seinen Gedanken nachhing [Hier passt ein Komma ganz gut, um eine kleine Pause zu stellen. Der Übergang zum "und" klingt ohne Komma unflüssig, da von einer Sache auf die anderen gesprungen wird.] und Salome wartete. Dann kam nach einer kurzen Weile endlich seine Antwort. Der orangerote Blick des Narren richtete sich nun auf Salome und sie erschauerte. Diese Intensität war immer noch dieselbe, immer noch genauso Einschüchternd [Adjektiv] wie damals und doch im selben Atemzug faszinierend und lockend.

    Zitat

    Dessen ungeachtet…“, fuhr er fort und sein weltfremdes Lächeln wurde wieder breiter, „…bin [Bei den drei Auslasspunkten wird jeweils vor und danach ein Leerzeichen gesetzt, wenn es sich zumindest um Wörter handelt.| Bsp: "Ich bin heute ... verdammt müde."|| "Nein, das kann nicht sein ...!" auch ich in ["an"; Bsp: Ich bin an dir interessiert.] ihn interessiert. Wer weiß, vielleicht wird er selbst dich noch einnehmen. Außerdem habe ich bereits drei kleine Hindernisse aufgestellt, die zeigen sollten, ob er den Aufwand wirklich wert ist“


    [tab='Kapitel XV']
    [subtab='Inhalt']
    3300 Wörter, nicht schlecht, da hast du mir gut was zu lesen gebracht.^^


    Wie erwartet zurück zu Damian und co., und diesmal ein weniger gefährlicher Abschnitt für die Drei.
    Tartaros, ist der Ort nach dem Namen benannt? Der Ort ist mehr ein kleines "Paradies". Ich meine, Wege aus Edelsteinen, ein dunkler See mit harmonischem Klang und goldene Treppen, ist doch sicher ein ganz hübscher Ort, wenn man von den klimatischen Umständen dort absieht; allerdings hat die Grotte sicher auch eine unheimliche Aura, irgendwie leicht scheinheilig.
    Lustig ist, wie lange du den "kleinen" Streit zwischen Damian und Marie beschrieben hast bzw. wie leicht die beiden jedes mal dazu kommen, sich an den Haaren zu ziehen. ^^ Von einem Thema auf das andere. Erst ging es um Piero, dann dazu, dass Damian die beiden Mädchen gerade zu genötigt hat mitzukommen, um dann schließlich mehr oder weniger durch Laila wieder versöhnt zu werden; da kann man sich glatt eine kleine Kausalkette draus machen, worüber die sich streiten und zu welchen Themen die wieder kommen. Äh, wie auch immer, ich mag solche Streitereien, sind unterhaltsam. :3 Nur sollten diese nicht zu oft kommen, sonst gerät es zu sehr in den mainstream und man rechnet quasi schon, dass sie in mindestens jeden zweiten Kapitel sich an die Gurgel gehen und so.
    Was ich mal wieder erwähnen wollte ist die Sache mit dem Licht. Ich kann jetzt nur in Gedanken mutmaßen, wie hell Damians Feuer ist, aber war es vielleicht nicht etwas umständlicher das Licht konstant zu halten, wenn Marie beispielsweise Damian am Kragen packt und barsch zu sich zieht? Oder das, wenn man sich aufregt, das Feuer vielleicht vor Aufregung mal stärker aufleuchtet und so; das der Zauber durch Emotionen beeinflusst wird. Zudem war Laila weiter hinten in der Grotte, als Maria sie zu sich gerufen hat. Da fragte ich mich, ob Laila weiter hinten überhaupt richtig zu sehen war für die beiden, da die Grotte sicherlich stockdunkel ist. Wollte es nur mal in den Raum werfen und nicht unausgesprochen lassen. :3


    Eine weißte Steintruhe aus Marmor? Erinnert mich vom vorherigen Kapitel an den Saal. Gibt es da vielleicht eine wage Verbindung, oder schlichtweg Zufall?
    Heiligtum der ewigen Dunkelheit ... da passt der dunkle See und der scheinbar schwarze Sand nur zu gut. Mal sehen was noch dort lauert, schließlich ist der Raum sehr groß und hat sicher ein paar unschöne Geheimnisse parat ~ Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie man die Truhe geöffnet bekommt bzw. was die genannte Prüfung ist. Da hast du jetzt, imo, gut Spielraum.


    Aber die größte Überraschung war doch tatsächlich, dass Kleo und co. auch noch auftauchen und ein vorlautes Wort mitsprechen wollen. Bei ihrer Vorstellung bist du wirklich sehr Ausführlich auf die Beschreibung des Äußerlichen der Dreien eingegangen. In diesem Fall hat es auch sehr gut gepasst, da die Drei wohl die schmutzige Hölle an sich überqueren mussten. xD Zwar habe ich mir gewünscht, dass Kleo mehr betroffen wäre, aber so wie sie gerne anderen den Vortritt lässt ~ Deren Auftritt war göttlich. Erst wollen sie alles für sich beanspruchen, dann streiten die sich schon untereinander.^^
    Weiterhin amüsant ist auch noch, dass Damian wieder sein "Gefühl für Frauen" freien Lauf nimmt und Marie wieder auf die Palme bringt. Bin nun mehr gespannt, ob die drei überhaupt was gegen Damian und Marie ausrichten können.

    [subtab='Fehlerteufel']

    Zitat

    Anders als die Schreinkammer jedoch, welche sehr in die Höhe gegangen war, dehnte sich dieser Saal in Weite aus, sodass es wirkte, als wäre es eine riesige Luftblase in mitten [inmitten, also zusamen] des Gesteins.

    Zitat

    „Dieser Clown wirkte auf mich aber alles Andere [andere, also klein, wenn ich mich nicht irre.] als vertrauenswürdig“

    Zitat

    „Und das alles nur, weil Herr Abenteurer mal wieder sein übergroßes Ego unter Beweis stellen musste…[Hier wollte ich lediglich nochmals auf die drei Auslasspunkte hinweisen, dass diese vor und danach ein Leerzeichen haben. Es existieren noch weitere solcher Sätze in diesem Kapitel, die ich aber nicht alle ausgeschrieben habe.]

    Zitat

    „Du hast uns geradezu dazu [Erscheint mir überflüssig da das "geradezu" auch allein so stehen kann, ohne falsch zu sein. Ist aber nur eine persönliche Meinugn und so. ;3] genötigt!“

    Zitat

    Das merkt man…[Soweit ich weiß, schreibst du Gedanken kursiv, und ach ja, Auslasspunkte. :3] , war der gedankliche Kommentar des Rotschopfes dazu, während sie sich bereits wieder beruhigte.

    Zitat

    Ein Blick auf Kleopatras Bruder verriet ihr, dass jener Ähnliches dachte, Adrian indes beäugte sich in einer Pfütze auf dem Boden, da er offenbar seinen Spiegel bei der abenteuerlichen Ankunft verloren hatte und [Komma, da hier eine Pause sinnvoll erscheint und einen besseren Übergang bringt.] Laila blickte, wie immer eigentlich, verwirrt zwischen der ihr fremden Dame und Damian hin und her.

    Zitat

    Eine Weile lang herrschte daraufhin Stille, während alle Anwesenden nur verdutzt auf Damian starrte [starrten, da Bezug auf Plural ist.], der so stolz wirkte, als hätte er gerade eben ein Lob für einen gut gehaltenen Vortrag bekommen.



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  • So, nachdem ich gestern versäumt hatte zum einjährigen Jubiläum zu posten, mach ich das heute einfach mal :>


    Leichenlichter


    Marie fand sich auf einer grünen, idyllischen Waldlichtung wieder. Die hellen Strahlen der Sonne blendeten sie zunächst, sodass sie ihre Augen schließen musste und die Hände vor das Gesicht nahm, um sich vor dem gleißenden Licht zu schützen. Als sie sich an den Schein gewöhnt hatte, erkannte sie, dass sie nicht die einzige Anwesende an diesem merkwürdig normalen Ort war. Ihr gegenüber stand Elias, der sich auch reichlich verwirrt umschaute und offenbar ebenfalls nicht genau wusste, was gerade vor sich ging. Nach einer kurzen Zeit des Betrachtens konnte sie nun auch endlich ihre Umgebung anständig erkennen. Viele bunte Blumen blühten auf dem saftigen, mit Tau versetzten Gras, welches gesünder und farbiger als alles, was Marie zuvor gesehen hatte, aussah. Weiter hinten konnte sie ein paar hohe Bäume erkennen, welche jedoch aus irgendeinem Grund in Nebel gehüllt waren. Über sich erkannte sie den strahlendblauen Himmel, nur von wenigen weißen und flauschig wirkenden Wolken bedeckt. Alles schien friedlich und ruhig zu sein.
    Alle herhören!“
    Marie schreckte auf. Urplötzlich war Damians Stimme in ihrem Kopf erklungen, so laut, als würde er direkt neben ihr stehen. Verwirrt sah sie sich um, es war niemand außer ihr und dem Adligen auf der Lichtung zu sehen, alles war harmonisch, nur ein paar goldene Schmetterlinge flatterten umher und glitzerten im Sonnenlicht. „Hast du…?“, wandte der Rotschopf sich nun an den Silberling, der ebenso wie sie überrascht um sich geschaut hatte, doch sie wurde abermals durch die Stimme ihres Freundes unterbrochen, welche immer noch deutlich in ihrem Kopf widerhallte.
    Ihr fragt euch sicher, was gerade passiert ist…“
    „Nein, wie kommt er nur darauf?“, dachte Marie bei sich und wurde zunehmend genervter. Es war so gut wie klar, dass der junge Magier die Gruppe erneut in irgendetwas hineingezogen hatte, dass sie und Laila mal wieder ausbaden mussten. Warum genau sie sich deshalb mit einem ihrer „Feinde“ auf einer Lichtung befand, war da eigentlich nur eine Frage von nebensächlichem Interesse. Demnächst sollte dieser Idiot die Rothaarige und ihre Schwester gefälligst nicht mehr in seine Angelegenheiten verwickeln.
    Zu Maries Erstaunen und auch zu ihrer Bestürzung, antwortete Damians Stimme jedoch auf ihre nicht laut ausgesprochenen Gedanken, wobei er sich nicht unbedingt erfreut anhörte: „Er wollte gerade dazu kommen!“
    „Was? Aber wie…?“, fragte sich Marie verwirrt, als ihr die schrille Stimme Kleopatras antwortete: „Eine Multiverbindungsplatzierung! Hast du davon etwa noch nie etwas gehört, du dummes Mädchen?!“
    „Eine Art Gruppentelepathie“, erklang nun auch Elias bei weitem weniger hochnäsige Stimme in dem Kopf des Rotschopfes, offenbar in einem verzweifelten Versuch die Unhöflichkeit seiner Schwester etwas zu unterdrücken. Das Mädchen erkannte, dass der junge Mann ihr von der anderen Seite der Lichtung her freundlich zu lächelte, was sie jedoch kalt ließ. Er war der Bruder dieses Biestes, dass sie zuvor als „dumm“ betitelt hatte und hatte nichts hinzuzufügen? Außerdem hatte sie gesehen, dass er jedem hübschen Mädchen den Hof gemacht hatte, nicht unähnlich Damian, weshalb sie nicht unbedingt von dem Silberling angetan war. Letztendlich war auch er nur ein weiterer oberflächlicher Adliger, der vor einem tyrannischen Püppchen wie seiner Schwester kleinbeigab.


    Kleopatra war nicht amüsiert. Zum einen hatten sie die Erlebnisse des heutigen Abends mitgenommen und auch deutliche Spuren hinterlassen, zum anderen befand sie sich in einer Umgebung, die ihr nicht unbedingt zusagte: Einer Eiswüste. Momentan war es windstill, doch trotzdem war es frostig kalt, was nicht zuletzt an ihrer eher knapp bemessenen Kleidung lag. Vor ihr erstreckte sich eine ewigweiße, schneebedeckte Ebene vollkommen ohne irgendeine Art der Vegetation. Alles war still, aber es war keine friedliche Ruhe, sondern eine Stummheit, die alles verschluckte und der ganzen Atmosphäre einen leicht gruseligen Ton gab. Nicht das Kleopatra Angst gehabt hätte, eher war sie um ihr Aussehen besorgt. Die Temperaturen hier waren furchtbar für ihre Haare. In der Ferne konnte sie einige eisige Hügel erkennen und ab und an ragte aus der weißen Ebene eine Art kleiner Eisberg hervor, der aussah als hätte man ein gigantisches Messer in die Erde gerammt. Der Himmel war dunkel und bedeckt, kein einziger Stern war zu sehen vom Mond ganz zu schweigen.
    Was für eine grauenhafte Gegend! Absolut unzumutbar für jemanden wie sie, diese trockene Kälte war unglaublich schlecht für ihre Frisur. Mit einem nun gequälten Blick wandte sie sich ihren Fingernägeln zu, die durch die Abenteuer in den Tunneln unter Schwarzstadt sehr viel Schaden zu sich genommen hatten. Der violette Lack war größtenteils abgeblättert und ein Großteil der Nägel war zu allem Überfluss auch noch abgebrochen. Was für eine Katastrophe! Wie sollte sie das je wieder wettmachen, Schönheit wie die ihre musste bis ins Detail perfekt sein und erforderte sehr viel Zeit und Aufwand, doch nun war all das zu Nichte gemacht worden. Fürchterlich!
    Als sie ihre Augen schmerzerfüllt abwandte, erkannte sie, dass ihr gegenüber ein ihr unbekanntes, blondes Mädchen stand, welches zitternd die Arme um den Körper geschlungen hatte. Sofort machte es bei dem blonden Gift Klick und sie konzentrierte sich jetzt darauf, Fehler bei der anderen jungen Dame zu suchen. Mit einem herablassenden Lächeln auf den Lippen wanderten die himmelblauen Augen von dem unordentlichen, etwas strohigen Haar, über das genähte Sackkostüm, welches Kleo nicht Kleid titulieren wollte, bis hin zu den billigen Schuhen. „Keine Schönheit“, setzte die Blondine als Fazit, während sie, eine gezupfte Augenbraue gehoben, das Gesicht des Mädchens musterte. „Ziemlich fettes Ding…“, ließ sie sich in Gedanken aus, womit sie Lailas leichte Gesichtsfülle extrem übertrieben darstellte, wohlwissend, dass jeder sie hören konnte. „Und wer hat diese Schminke aufgetragen? Sieht aus wie bei einer Zehnjährigen, die in einen Farbtopf gefallen ist…“
    Scheint ja dein Ebenbild zu sein…“, ertönte urplötzlich die nasale Stimme Adrians in Kleos Kopf und sein Tonfall war der typisch gelangweilt-arrogante, der die Blondine immer wieder zur Weißglut trieb.
    „Wer hat dich denn gefragt?!“, fauchte sie deshalb als Antwort, während sie sich wünschte, dass ihr Cousin hier wäre, sodass sie ihn kopfüber in das Eis unter ihr rammen könnte. Dieser nervige, kleine Idiot raubte ihr stets das letzte bisschen ihrer ohnehin sparsam bemessenen Geduld, weshalb sie sich in seiner Anwesenheit auch oftmals zu Gewaltverbrechen mittlerer Schwere hinreißen ließ. Aber wem ging dieser Affe nicht auf die Nerven?
    „Ich muss dir voll und ganz zustimmen, Kleo“, erklang nun die kokette Stimme Damians, was die Schönheitskönigin sofort dazu verließ von „Wutausbruch“ auf „Liebäugeln“ umzustellen. „Oh, Dammi!“, heulte sie mit künstlicher Unschuld und setzte unbewusst ihren Hundeblick auf. „Wo bist du? Und warum bin ich hier mit…äh…“ Sie betrachte kurz ihr Gegenüber. Was hatte ihr neuste Begierde nochmal gesagt, wie hieß das blonde Gör? Lulu? Nein, es war Lily gewesen. Oder doch Laura?
    Laila!“, erklang es energisch in ihrer Ohrmuschel und die Blondine ahnte, dass es sich bei dieser wütenden Stimme nicht um die von dem schüchternen Mädchen vor ihr handelte. Das musste die andere Vogelscheuche, die mit ihrem Dammi unterwegs gewesen war, sein, die Rothaarige. „Das Mädchen, das zu dumm war, um eine Multiverbindungsplatzierung zu erkennen“, spöttelte sie höhnisch in Gedanken und eine deutliche Welle des Unmutes schwappte ihr entgegen.
    Kleo, bitte!“, meinte ihr Bruder fast flehentlich, doch sie unterbrach ihn mit einem schroffen: „Klappe, Elias!“ Noch jemand, den sie am liebsten von irgendwo herunterstoßen wollte, einfach nur, weil er da war.
    „Können wir zur Punkt kommen?“, mischte sich Damian jetzt wieder ein und seine Stimme war eindeutig ein paar Nuancen kühler als zuvor, was Kleo sofort auf den Silberling zurückführte. Wem ging dieser Giftzwerg nicht auf die Nerven?


    „Die Prüfung des Schatzes sieht wie folgt aus…“, erklärte Damian, während er sich genervt die Schläfen massierte. Diese Gruppe war für ihn eindeutig zu laut und zu nervig. Keiner von ihnen wusste, wie man die innersten Gedanken während der Platzierung willentlich wegsperrte, weshalb es quasi Dauerlärm gab und alles durcheinanderging. Der Magier musste sich wirklich konzentrieren, damit seine Nachricht laut und deutlich zu den anderen durchdrang, was sich natürlich als ziemliche Herausforderung darstellte. Kleo und Marie waren gerade dabei sich lautstark anzufeinden, Elias versuchte zu schlichten und Laila war wie immer eigentlich verwirrt. Einzig von seinem Gegner, Adrian, vernahm er nichts, was aber vermutlich daran lag, dass der Spiegeljunge es nicht so mit dem Denken hatte.
    Unsere Gruppen müssen jetzt gegeneinander kämpfen, wobei wir alle in Paare eingeteilt worden sind. Die Partei, die die meisten Siege zu verzeichnen hat, ist der Besitzer des Schatzes“, begann der junge Magier nun seine Erläuterungen und vernahm zu seinem Gefallen, dass er endlich die Aufmerksamkeit aller besaß. „Unser Schlachtfeld ist eine alles einnehmende Illusion…“, fuhr er fort und schnippte sich kurz eine lästige Strähne aus dem Auge, bevor er weiter ausholte, „…außerdem sind wir wie ihr sicher schon gemerkt habt, telepathisch verbunden.“
    „Ja, das haben wir alle bemerkt!“, hörte er eine von Maries zynischen Randbemerkungen, doch er beschloss sie zu ignorieren.
    „Vor dem Kampf müsst ihr euch einigen, ob ihr mit Magie, Waffen oder frei von diesen Einschränkungen kämpfen wollt. Wer als Erstes das Bewusstsein verliert, ist disqualifiziert. Das war alles“, schloss er seine Ausführungen und hoffte, dass jeder das doch recht primitive Prinzip verstanden hatte, auch wenn er sich bei manchen nicht unbedingt sicher war. Adrian und Laila schienen nämlich nicht wirklich zugehört zu haben, doch das war ihm jetzt ziemlich egal. Er würde so oder so gewinnen und selbst wenn Laila verlor, würde Marie das wieder wettmachen. Dieses verzogene Adelsbübchen hatte ohnehin keine Chance gegen sie, soviel war klar.
    Damian verschloss nun seinen Geist, damit ihn das nervige Gerede der Anderen nicht beim Kampf stören würde, und konzentrierte sich jetzt auf seinen Gegner und ihren Aufenthaltsort. Offenbar handelte es sich um eine gigantische, weitläufige Goldplatte, die hoch oben in der Luft schwebte. Die Sonne erschien ihm so viel größer als normal zu sein und strahlte heiß auf die beiden Kontrahenten herab. Der Himmel über ihm war so blau wie er es selbst an den schönsten Sommertagen noch nie gewesen war. Aus dem Augenwinkel konnte der junge Mann ein paar Wolken an ihm vorbeiziehen sehen, doch sein Hauptinteresse lag auf dem Adelssöhnchen vor ihm. Jener hatte die ganze Zeit sein Spiegelbild auf dem goldenen Untergrund betrachtet, doch schien nun ebenfalls bereit zur Konfrontation zur sein. Damian erwiderte den herablassenden Blick seines Gegners mit einem selbstsicheren Lächeln. „Der sollte kein Problem darstellen. Maximal fünf Minuten…“
    „Ich schlage vor wir tragen ein magiebasiertes Duell aus“, meinte Adrian in nasaler Hochmütigkeit, während er geistesabwesend an seinen Haaren herumfummelte, sie allerdings nicht wieder zu alter Glorie bringen konnte. Doch trotz der aufgetragenen Überheblichkeit, konnte Damian erkennen, dass ein olivgrünes Auge kurz zu seinem Mönchsstab huschte. Offenbar hatte der Adlige diesen noch gut in Erinnerung und wollte ein Szenario, wie es sich auf dem Marktplatz zugetragen hatte, verhindern. Der junge Magier lächelte. Dieser Lackaffe wusste offenbar nicht, dass er den Stab auch genauso gut für magische Zwecke einsetzten konnte und eigentlich sogar noch weitaus effektiver.
    „Mir ist alles recht“, antwortete der Braunhaarige deshalb unbekümmert, während er seinen Gegenüber weiterhin blasiert musterte. „Ein Kinderspiel…“
    „Nun dann!“, kam es jedoch plötzlich von dem jungen Viscount und ohne jede weitere Vorwarnung richtete dieser mit einer übertrieben theatralischen Geste seinen linken Zeigefinger auf den Magier. Der daran steckende, protzige Goldring begann auf einmal strahlend hell zu leuchten und entließ dann mit einem lauten Zischen eine blendende Kugel goldenen Lichts, welche auf den Magier zu raste. Jener war leicht überrascht, jedoch nicht sonderlich überwältigt, sondern tat einige elegante Schritte zur Seite, wodurch das Geschoss ihn verfehlte und in der Leere hinter ihm verschwand.
    Mit einem jovialen Lächeln auf den Lippen analysierte Damian kurz die Lage, um sich dann in seiner typischen herablassenden Art an Adrian zu wenden. „War das alles?“, fragte er belustigt, während er seinen langen, goldenen Stab hin und her schwingen ließ. „Ein wenig Feenlicht? Mit deinem Ring als Katalysator, ziemlich erbärmlich…“
    Der junge „von Goldhall“ schnalzte indes verstimmt mit der Zunge, das Gesicht zu einer leicht missmutigen Grimasse verzogen. Die olivgrünen Augen zeigten eine leichte Verstimmung als er in einem Tonfall, aus dem man seine Kränkung nur ganz leise heraushören konnte, meinte: „Das war nur der Vorgeschmack! Zeit für den Hauptgang!“
    „Bis jetzt fehlte mir eindeutig das Salz in der Suppe!“, spöttelte Damian laut, bevor er sich in Kampfstellung brachte, was mit einem Zucken der Augenbraue von dem jungen Lord zur Kenntnis genommen wurde. Jener entfesselte nun mit einer weiteren ausladenden Geste eine ganze Salve seiner Feenlichtpatronen, die golden schillernd auf den jungen Zauberschüler zu jagten. Mit einer sanften Drehung wich dieser jedoch ein paar Kugeln aus, bevor er drei andere mit seinem goldenen Stab abblockte und glitzernd platzen ließ wie ein paar überreife Tomaten.
    „Nicht schlecht“, bemerkte Adrian herablassend und mit einem arroganten Lächeln auf den Lippen, bevor er noch mehr seiner Kugeln auf den Braunhaarigen schmetterte. „Aber ich bin besser!“
    Der Zauberschüler gab als Antwort ein gelangweiltes Gähnen von sich, bevor er anfing sich zu konzentrieren und die in seinem Körper pulsierende Magie in seine Füße zu lenken. Er spürte wie sie warm ähnlich einer heißen Flüssigkeit seinen Körper durchströmte, fühlte wie sie sich in seinen Zehen sammelte. Neben ihm schlugen einige Projektile ein und ließen die Plattform auf der er stand kaum merklich erbeben, doch er durfte sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Erste, was Aden ihm damals beigebracht hatte, war die Macht des inneren Friedens. Magie war in erster Linie ein sehr instabiles Gedankenkonstrukt, das bei dem kleinsten Ungleichgewicht in sich zusammenstürzen konnte wie ein Kartenhaus. Unter anderem einer der Gründe, warum die meisten Leute sich auf Katalysatoren wie beispielsweise die Ringe, die Adrian trug, verließen. Dadurch brauchte man nur die rohe, magische Kraft sammeln und der Rest wurde durch den jeweiligen Gegenstand erledigt. Praktisch, aber letztlich äußert grob und uneffektiv.
    Damian schlug die Augen auf und sah direkt vor sich eine goldene Kugel, welche nur noch wenige Haaresbreiten von ihm entfernt war. Sie würde ihn unweigerlich ins Gesicht treffen, doch der Magier behielt seine Ruhe. Einen Augenaufschlag später war er urplötzlich verschwunden, sodass der Ball ins Leere schoss. Der junge „von Goldhall“ blickte sich verwirrt um, doch dann erkannte er mit einem erstaunten Ausdruck im Gesicht, dass Damian sich nicht in Luft aufgelöst hatte. Stattdessen schwebte er nun über ihm und blickte im wahrsten Sinne des Wortes von oben auf seinen Gegner herab, ein sowohl stolzes als auch arrogantes Grinsen im Gesicht.
    Das wird ja einfacher als ich gedacht hatte.“
    „Das, das…“, stammelte Adrian fassungslos während er bestürzt den fliegenden Zauberschüler anstarrte, „…das ist Schummeln!“
    „Lass mich überlegen“, entgegnete dieser belustigt und tat so als würde er kurz nachdenken. „Nö.“
    „Tss“, zischte der junge Lord verschnupft und seine Augen verengten sich zu Schlitzen bevor er nasal wie immer und nun wieder mit einem selbstgefälligen Lächeln im Gesicht verlauten ließ: „Vergiss nicht: Wer hoch steigt, fällt tief!“
    Mit diesen Worten schleuderte er Damian eine weitere Reihe von Lichtbomben entgegen, die ihn dieses Mal in einer x-förmigen Formation angriffen. Der Attackierte ließ sich dadurch jedoch nicht aus der Fassung bringen, sondern flog einige simple Manöver, sodass ihn abermals kein Geschoss treffen konnte. Obwohl er schon so oft zusammen mit Aden geflogen war, empfand er es immer noch als berauschendes Gefühl. Der Wind, der einem entgegen rauschte und ihm die Haare aus dem Gesicht blies, diese leichte Ahnung der Schwerelosigkeit und was für ihn wohl am wichtigsten gewesen war, der Eindruck der Freiheit. Als könnte er alles tun, überall hin und wäre nicht mehr durch an die Erde und ihre Ketten gebunden. Doch jetzt durfte er sich das nicht zu Kopfe steigen lassen, schließlich war es wichtig, immer konzentriert zu sein.
    Nach einigen weiteren Luftmanövern, analysierte er die Lage. Im Endeffekt war es immer dasselbe Spiel, der Adelsbengel feuerte ein paar Feenlichter auf ihn, er wich aus und das Ganze wiederholte sich. Im Endeffekt hätte der Zauberschüler den Kampf bereits viel früher beenden können, doch das Necken des anderen Jungen amüsierte ihn. Ein wenig Spaß durfte ja sein.
    „Was denn?“, rief er Adrian nun erheitert zu, während er sich fast wie im Schlaf einigen weiteren Lichtprojektilen entzog, die nun im konstanten Dauerbeschuss auf ihn einprasselten. „Fallen dir keine geschmacklosen Wortwitze auf Essen mehr ein?“
    „Mein Repertoire ist noch nicht gänzlich erschöpft!“, antwortete der junge Adlige mit einer Mischung aus Frust und wütender Anmaßung in der Stimme, während sein Zeigefinger so hell leuchtete wie eine Sternschnuppe. „Es ist angerichtet!“
    Von seinem goldenen Ring spalteten sich drei weitere Feenlichter ab, doch diese wirkten anders als die vorherigen. Sie verformten sich beim Flug zu bedrohlich langen pfeilartigen Gebilden, die sogar noch an Geschwindigkeit aufnahmen, als sie auf Damian zuschossen. Ihre mörderisch wirkenden Spitzen zischten nur haarscharf an ihm vorbei, nachdem er einen intelligenten Zug zur Seite gemacht hatte. Er merkte, dass nun die harten Geschütze ausgepackt wurden. „…oder die scharfen Gewürze, wie man es ausdrücken möchte…“, fügte er vergnügt in Gedanken hinzu. Dieser Kampf war noch immer ein leichter Zeitvertreib für ihn, die Magie war zwar inzwischen wenigstens etwas anspruchsvoller geworden, aber immer noch keine Herausforderung.
    Zu seiner Verwunderung erkannte er, dass Adrian trotz der abermaligen Verfehlung ihm überheblich wie eh und je entgegen lächelte. Der Zauberschüler hob eine Augenbraue, aber dann erkannte er plötzlich aus dem Augenwinkel heraus, wie etwas auf seinen Rücken zu raste. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig sich herumzudrehen, als die magischen Pfeile von zuvor ein Stück seines Hemdes zerfetzten. Er spürte ihre Hitze und ein pochender Schmerz verriet ihm, dass sie ihn zumindest gestreift hatten. Zum Glück konnte er einen Großteil des Schmerzes durch seine Magie unterdrücken, um nicht aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden, doch trotzdem war das ein nicht wünschenswerter Zustand.
    „Darf ich vorstellen?“, meinte Adrian nun laut und seine Stimme lief vor lauter Selbstgefälligkeit fast über, da er offenbar dachte er hätte seinen Gegner nun in der Falle. „Das Hauptgericht des Abends! Meine Attacke Feenlicht: Jäger verfolgt gnadenlos ihr Ziel, um es dann, wenn es erschöpft ist, schlussendlich niederzustrecken!“
    Wie um seine Worte zu bestätigen, machten die drei Projektile eine Kehrtwende, um dann noch schneller und gefährlicher auf Damian zu zustürmen. „Bon Appetit!“
    ___
    16. Kapitel mit 3000 Wörtern. In letzter Zeit bin ich gut mit dabei x3

  • Snobby, ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich so selten kommentiere, und dass, wenn ich mal kommentiere, die Kommentare immer so kurz sind... >_<"


    Aber trotzdem zum Kapitel, irgendwie ist das eine interessante Magie, die Damian da beherrscht. Wenn ich es richtig verstehe, sitzen die beiden Teams jetzt in Illusionen und sollen gegeneinander kämpfen, oder? Und die Gedanken aller 6 Teilnehmer sind auch noch miteinander "verknüpft"...
    Ich frage mich bloß im Moment, warum du gerade Marie auf die Blumenwiese und gerade Kleopatra in die Eiswüste gesetzt hast. Wenn man nach Damians Verhalten gegenüber den beiden gehen würde, müsste die Platzierung doch eigentlich genau andersherum sein, in meinen Augen zumindest... ^^"


    Angefangen hast du also mit dem Kampf Damian vs. Adrian. Du behauptest zwar, dass dir Kampfbeschreibungen nicht so liegen, aber schlecht fand ich sie jetzt nicht.. oô Eher im Gegenteil, mir haben die Beschreibungen bis hierher gut gefallen. Nichtsdestotrotz frage ich mich gerade, woher Adrian überhaupt die Kraft nimmt, zu kämpfen, denn als er die Herausforderung von Damian angenommen hat, war seine Verfassung ja nicht gerade die beste... Oder ist das ebenfalls ein Teil der Illusion, dass man kurzzeitig seine Kräfte wiedererlangt? Oder war seine Verfassung doch nicht so schlecht? Ich bitte um Aufklärung ^^"


    Auf die vorherigen Kapitel gehe ich jetzt einmal nicht mehr ein, da ich denke, dass McNuke das schon zu genüge getan hat, und da ich vermutlich sowieso nichts mehr hinzufügen könnte. Dennoch werde ich mich bemühen, die nächsten Kapitel wieder regelmäßiger zu kommentieren. (:



    lG, Nommy

  • So, ich habe jetzt bis zu Kapitel 21 vorgeschrieben, weswegen ihr bis dahin mindestens einen regelmäßigen 2-Wochen-Abstand zwischen den Kapiteln erwarten könnt :>


    Lichtertanz


    Gerade noch rechtzeitig schaffte es Damian mit einem steilen Flug nach oben, dem qualvollen Aufspießen durch Adrians Attacke zu entgehen. Mit einem lauten Zischen hörte er sie unter sich durch die Luft schießen, während er weiter nach hinauf eilte. An seiner Seite spürte er die Wunde, die seine Unaufmerksamkeit ihm verursacht hatte, unangenehm pochen. Sie war nicht tief, doch trotzdem ein Störfaktor in einem Spiel, das sich jetzt um einige Schwierigkeitsgrade erhöht hatte. Er verzog verdrossen den Mund, nachdem er merkte, dass ihm die Projektile wieder auf den Fersen waren. Nicht, dass diese simple Verfolgungsmagie irgendein Problem für den jungen Mann darstellte, schließlich hatte er gute fünf Jahre unter Aden gelernt, aber trotzdem war das ein nicht wünschenswerter Schönheitsfehler. Wäre sein Meister jetzt hier, er würde ihn für seine Unachtsamkeit herbe zurechtstutzen.
    „Naja, nicht, dass das ein Unterschied vom Normalzustand wäre …“
    Mit einem scharfen Schlenker nach rechts brachte der Magier nun die Lichtpfeile aus der Bahn und entfernte sich dabei immer weiter von ihnen. Inzwischen hatte er auch das goldene Schlachtfeld mit seinem Gegner aus der Sicht verloren, da er sich lieber auf das Abschütteln und Annullieren der Feenlicht-Jäger konzentrierte. Unter sich erkannte er einen weitentfernten, merkwürdig blassen Nebel, der die Sicht auf das, was unter ihm lag, nahm. „Vermutlich die Illusionsbegrenzung“, erkannte Damian, während er nun auf eine sich vor ihm auftürmende Wolke zustürmte. Dort wollte er untersuchen, ob die Geschosse, die ihm jetzt abermals dicht auf den Fersen waren, nur auf Sicht funktionierten.
    Kurze Zeit nachdem er in das weiche Weiß der Wolke eingetaucht war, bereute er es auch schon wieder. Anstatt nämlich, wie er es sich in Gedanken vorgestellt hatte, angenehm und sanft zu sein, war dieser kurze Ausflug vor allem eins gewesen: nass. Als Damian wieder auftauchte, spürte er wie ihm das Haar an der Stirn klebte und er hatte ein Gesicht aufgesetzt, das sich als nur mäßig begeistert von der Erfahrung präsentierte. Es trug nicht zu seiner Laune bei, dass kurz nach ihm auch sofort die Feenlichter aus dem trügerischem Weiß schossen und schneller denn je wieder die Verfolgung aufnahmen.
    Okay, auf Sicht fliegen die Dinger schon mal nicht“, hakte der junge Magier genervt in Gedanken ab, als er sich wieder auf den Rückflug zur Platte vorbereitete. „Entweder werden sie also von Magie im Allgemeinen angezogen oder sie sind bereits auf mein Magiemuster abgestimmt…“ Das Magiemuster war eine Art magischer Fingerabdruck, bei jedem Wesen unterschiedlich und individuell. Perfekt für Jagdzauber wie Adrians Feenlicht-Attacke geeignet und oftmals auch benutzt. Trotzdem bezweifelte Damian, dass es selbst beim heutigen Stand der Technik möglich wäre, so eine doch recht anspruchsvolle Magieform in einen Katalysator wie Adrians Ring einzubauen. Dieser jedoch schien sich eine Menge auf seinen Glückstreffer einzubilden, was ein weiterer Grund war, warum er zurück zur Platte flog. Zum einen wollte er ein Experiment wagen und zum anderen seinen Gegner nochmals bloßstellen.
    Als er erneut am eigentlichen Schauplatz des Duells angekommen war, erkannte er, dass Adrian abermalig dabei war sich in dem spiegelnden Untergrund zu betrachten und dabei versuchte, seine Haare wieder einigermaßen zu ordnen. Als er nun den Zauberschüler erkannte, setzte er seinen üblichen arroganten Gesichtsausdruck auf und meinte hochnäsig: „Kommst du schon zurückgekrochen?“, doch Damian ignorierte ihn. Sein Fokus lag auf den Lichtpfeilen, die ihm immer noch geradezu an den Fersen klebten und stetig an Geschwindigkeit zunahmen. Wenn er nicht bald etwas tun würde, müsste er am Ende mit zwei Löchern im Bauch in die Gaststätte zurückkehren. Keine angenehme Vorstellung.
    Doch zum Glück hatte er bereits einen Plan, um auszutesten zu welcher Art von Verfolgungsmagie „Feenlicht: Jäger“ gehörte. Er begann wieder steil nach oben zu fliegen, doch dieses Mal drehte er dabei eine Schraube, sodass dem adligen Beobachter schon allein beim Zusehen schlecht wurde. Anschließend beendete er das Manöver mit einem gewagten Salto, um dann hinterher selbstzufrieden festzustellen, dass sein Experiment geglückt war. Denn tatsächlich, waren sich die drei Geschosse während der Schraube des Magiers so nah gekommen, dass sie sich gegenseitig angezogen und dadurch in einem lauten Knall zerplatzt und nichts außer einer golden glitzernden Rauchwolke zurückgelassen hatten.
    Mit einem Ausdruck ungläubiger Enttäuschung im Gesicht betrachte Adrian wie die letzten Reste seines ehemaligen „Hauptgerichts“ nun zu Nichts dezimiert dem Boden entgegen schwebten. „Das ist doch nicht …!“, flüsterte er frustriert, um dann aber von dem feixenden Damian unterbrochen zu werden, der inzwischen elegant kurz über dem Boden zum Halten gekommen war und den Anderen seine Überlegenheit durchaus spüren ließ.
    „Was ist los, Chefkoch?“, rief er ihm selbstgefällig entgegen und verschränkte in überheblicher Art die Arme vor der Brust, während er den Adligen hochmütig musterte. „Sind dir die Rezepte ausgegangen?“
    Der junge Mann in dem zerfetzten Kostüm biss sich wütend auf die Lippe und warf dem schwerelosen Magier einen äußerst hasserfüllten Blick zu, bevor er seinen Finger ein weiteres Mal auf ihn richtete und bissig retournierte: „Nein, aber du darfst gern Nachschlag haben!“
    Mit einem lauten Krachen platzten vom protzigen Goldring förmlich sieben weitere seiner Jägerprojektile, die sich nun ihren Weg zu Damian bahnten. Dieser, jetzt, da er hinter ihren Trick gekommen war, setzte jedoch nur gelangweilt-blasiertes Lächeln auf und ließ sich auf ein weiteres Katz-und-Maus-Spiel ein. Diese monotone und stümperhafte Magie konnte ihm nicht gefährlich werden, warum sollte er da nicht noch ein wenig mit dem Reiz spielen und eine Verfolgungsjagd durch den Himmel genießen. So etwas erlebte man schließlich auch nicht alle Tage und es war so gut wie vollkommen ungefährlich.
    Während er also entspannt ein paar Wolken umflog und den warmen Sonnenschein im Rücken spürte, hinter ihm war indes das Zischen seiner Verfolger hörbar, dachte er, dass er doch seinen Geist öffnen könnte, um zu erfahren, wie weit die anderen mit ihren Kämpfen gekommen waren. Kleo hatte Laila vermutlich bereits besiegt, ihm war nämlich nicht bekannt, dass das Mädchen irgendwelche Selbstverteidigungskräfte besaß. Ihre Schwester allerdings …
    Als er kurz die Augen schloss, um sich zu konzentrieren, bemerkte er, dass in seinen Gedanken plötzlich ein Bild von dem Schauplatz, der ihn zurzeit am meisten interessierte, hell aufflammte als würde er durch klares Fenster sehen. Offenbar ein Nebeneffekt ihrer telepathischen Verbundenheit. Die Szenerie, die in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte, zeigte eine idyllische grüne Blumenwiese inmitten eines Waldes. Marie stand nur wenige Meter von seinem Sichtpunkt aus entfernt und schien unsicher über ihre Aufgabe zu sein. Sie hatte sich auf ihre Unterlippe gebissen und knetete nervös die Hände, als eine leichte Brise ihr langes, rotes Haar kurz aufwehen ließ. Ihr gegenüber stand Elias, dem ebenfalls recht mulmig zu sein schien und der sich offenbar ziemte den ersten Schritt zu machen. Damian verdrehte kurz innerlich die Augen, um sich dann belustigt zu fragen, was denn mit dem temperamentvollen Rotschopf geschehen war. Das normalerweise bissige und zynische Mädchen, wirkte plötzlich wie ein unsicheres Kleinkind, das zu schüchtern war, um auf einen anderen zuzugehen. Ihr Blick war nach unten auf das Gras gerichtet und sie schien sich nicht darüber im Klaren zu sein, was sie nun tun sollte
    Was ist denn mit ihr los?“, meinte der Magier gedanklich und achtete penibel darauf, dass seine inneren Worte unhörbar für alle anderen waren. Schließlich wollte er später nicht von einer wütenden Furie zu Brei geschlagen werden. „Ist das Raubtier etwa zur Hauskatze mutiert? Oder hat sie schlicht und ergreifend keine Lust auf eine Auseinandersetzung?“
    Ein Blick in ihre nur sehr schlecht geschützten Gedanken, verriet ihm, dass er falsch lag. Statt irgendwelchen Unmutes darüber, dass sie einfach mal in einen Kampf hineingezogen worden war, fand er nur ein wildes und verwirrtes Gewirr aus sich gegenseitig widersprechenden Gedanken, die sich hauptsächlich und erstaunlicherweise um ihren Gegner und dessen gutes Aussehen drehten. Das überraschte den jungen Magier, doch seine Verwunderung verwandelte sich alsbald in eine Mischung aus Vergnügen und einer leichten Prise Spott über kläglichen Männergeschmack seiner Freundin.
    Also wirklich, Marie…“, ließ nun für alle verlauten und man konnte eindeutig die Schadenfreude aus seinen Gedanken heraushören. „Ich hätte nie gedacht, dass dein Typ klein und komplexbeladen ist.“
    Wa-was?!“, erschrak sie aufgebracht und ihre innere Stimme war eindeutig schriller als sonst. Auch erkannte Damian mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, dass die Farbe ihres Kopfes sich jetzt stetig mehr und mehr dem Ton ihrer Haare annäherte. „Ich-ich habe…!“
    „Ein freier Oberkörper und schon fließen die Hormone…“, mokierte der junge Mann sie amüsiert weiter, während er fast wie im Schlaf ein paar Angriffen durch die Feenlichtjäger auswich.
    Das ist…“, empörte sich seine Freundin ungehalten, doch die Hitze in ihrem Kopf stieg stetig an, ebenso wie die Tonhöhe ihrer Stimme, wie der Magier spüren konnte. Er wollte jetzt davon ablassen sie zu brüskieren und stattdessen lieber darauf kommen, dass sie endlich mal anfangen sollte, Elias in die Schranken zu weisen, da wurde ihm diese Aufgabe auch schon von einer anderen weiblichen Stimme abgenommen.
    Elias, du dummer Volltrottel! Jetzt beeil dich endlich und gewinn‘ dein Duell gefälligst!“ Kleopatra schien offenbar nicht bester Laune zu sein, denn ihre Stimme zeugte nicht unbedingt von Geduld. Dies war allerdings, wenn Damian es richtig in Erinnerung hatte, Dauerzustand bei ihrem nervigen Bruder. Für ihn sehr verständlich.
    Aber Kleo…!“, wollte dieser nun kleinlaut zu seiner Verteidigung vorbringen, doch seine Schwester war nicht in der Stimmung um zu Verhandeln. „Kein Aber, du Memme!“, keifte sie und ließ damit jedwede Gegenargumente sich in Wohlgefallen auflösen. „Hör‘ auf den Edelmann zu spielen und fang‘ an zu kämpfen. Eine Schande bist du, sonst nichts!“
    Damian nickte zustimmend, obwohl er sich im Klaren darüber war, dass niemand ihn sehen konnte und fügte dann in seiner typischen charmant-koketten Art hinzu: „Du solltest dir auch mal Kleos Worte zu Herzen nehmen, Marie! Das ist nicht der beste Ort, um seinem Fortpflanzungstrieb freien Lauf zu lassen.“
    „Was?!“, meinte die Rothaarige entrüstet und Damian merkte, dass sich ihre Scham langsam in Wut auf ihren Freund umwandelte. Jetzt wäre es wohl der beste Zeitpunkt die Verbindung abzubrechen, um nicht doch noch Opfer einer zornigen Furie zu werden. „Das muss ich mir von dir nicht sagen…!“, fing seine Kameradin sich auch schon an in Rage zu reden, doch zu dem Glück des jungen Magiers wurde sie ein weiteres Mal von Kleopatra unterbrochen, diesmal jedoch eine Tonlage höher und weitaus zuckriger als zuvor. „Damian!“, quietschte die Blondine und sofort waren ihre Gedanken gefüllt von lauter zweideutigen Eindeutigkeiten, die den jungen Mann jedoch nicht im Entferntesten störten. Sein Geist hatte nämlich genau dieselben Gedanken inne. „Ich vermisse dich so! Hier ist es so kalt ohne dich. Ich hoffe, du kommst bald, um mich zu wärmen!“, kam es in ganz unschuldiger Kleinmädchenmanier von der jungen Frau als ob sie gerade dabei war qualvoll zu erfrieren.
    Keine Angst, mein Stern!“, antwortete Damian, heldenhaft wie der Ritter, der hübsche Prinzessin vor dem gefährlichen Drachen rettete. Natürlich war ein Großteil seiner Zuneigung nur gestellt, eine Farce, die sowohl die Blondine als auch er notgedrungen spielten. Ihre Neigung zueinander war viel eher körperlicher als platonischer Natur. Trotzdem waren beide zum stillschweigenden Einverständnis gekommen, dass man zumindest den Schein waren sollte. „Ich zeige deinem missratenen Cousin nur kurz, wo seine Grenzen liegen und danach wird dir sehr heiß werden.“
    „Mach ihn fertig, mein Galan!“, hauchte Kleo in ihrer bezeichnend-anregenden Art, ehe Damian sich wieder seinem Kampf zuwandte. Kurz bevor seinen Geist abermals verschloss, hörte noch kurz ein aufgebrachtes „Kleo!“ von Elias, was sie wie so oft mit „Klappe, Elias!“ erwiderte.
    Sich wieder auf seinem Kampf konzentrierend, vollführte Damian einige weitere, ziemlich ausgefallende Flugmanöver, mit denen er schließlich die Anzahl seiner Verfolger auf vier herunter dezimieren konnte. Aus dem Augenwinkel erkannte er voller Genugtuung, dass Adrians Gesicht mit jedem weiteren zerstörten ein wenig saurer geworden war und seine olivgrünen Augen ihm Blicke der hochgiftigen Sorte entgegenwarfen.
    „Jetzt bleib‘ doch mal eine Sekunde still, so treffe ich dich ja gar nicht!“ rief er ihm frustriert zu, während er wie üblich an seinen Haaren herumfummelte. „Da ist ohnehin nichts mehr zu retten“, war Damians abfälliger Kommentar, nachdem er spaßeshalber einige weitere Saltos gewagt hatte.
    „Tss“, ließ der junge Viscount verdrossener denn je verlauten, als sich zwei weitere Projektile als nutzlos erwiesen. Beleidigt schob er die Lippen vor und setzte ein enttäuschtes und auch sehr unzufriedenes Gesicht auf. „Wo bist du aufgewachsen, im Zirkus?“
    „Nicht ganz“, flüsterte Damian, jedoch so, dass sein Gegner ihn nicht hören konnte und entschied, dem Ganzen jetzt endlich ein Ende zu bereiten. Es war langsam an der Zeit, dass er den Adligen besiegte und außerdem wurde dieses ständige Hin-und-Her auch langsam ermüdend. Also begab er sich ganz plötzlich auf einen Steilflug direkt auf Platte zu. Er sah sie vor sich immer näher kommen, der goldene Untergrund war ihm bald so nah, dass er schon die einzelnen Dellen, die Adrians Angriffe auf ihr hinterlassen hatten, hätte zählen können. Doch er behielt einen kühlen Kopf und ließ sich nicht verunsichern.
    Kurz bevor er mit der Nasenspitze das Gold berührt hätte, riss er seinen Körper plötzlich nach oben und schoss wie ein Flitzebogen nur wenige Haaresbreiten von der Platte entfernt über jene hinweg. Hinter sich hörte er einen lauten Aufprall und er spürte eine leichte magische Vibration in der Luft, woraus er schloss, dass einer seiner restlichen Verfolger nicht so schnell wie er hatte ausweichen können und dementsprechend mitten in die schwebende Plattform gekracht war.
    Als er einen kurzen Blick nach hinten warf, bemerkte er, dass alle so gut wie alle der Feenlicht-Jäger vernichtet worden waren und ihm nur noch ein einziger an den Fersen haftete. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Perfekt!“
    Er erhöhte jetzt seine Geschwindigkeit, lenkte ein wenig nach rechts und raste jetzt direkt auf Adrian zu. Jener wusste zuerst gar nicht was los war und starrte den Magier mit einer Mischung aus Verwunderung und Erstaunen im Gesicht an, ehe er endlich bemerkte, was dessen Plan war. Der junge Mann riss entsetzt die Augen auf und stolperte zurück, wobei er ein weiteres Mal bewies, dass er die Reflexe eines im Koma liegenden Faultiers besaß, bevor Damian auch schon direkt vor ihm war.
    „Wohl bekommt‘s!“, rief er ihm mit einem Lächeln auf den Lippen zu, dass man irgendwo zwischen falscher Freundlichkeit und Boshaftigkeit einordnen konnte, als er auch schon wieder scharf nach oben schoss, sodass die Feenlicht-Attacke, die nicht schnell genug abbremsen konnte, direkt in ihren Herrn hineinflog.
    Wäre der junge Lord nicht rechtzeitig genug ausgewichen, hätte er vermutlich eine recht unschöne Oberkörperverletzung auf äußerst schmerzhafte Weise erhalten und wäre dazu noch disqualifiziert gewesen. So hatte er es aber durch einen gewagten Sprung zur Seite geschafft, diesem Schicksal zu entgehen und hatte nur eine leichte Streifwunde erleiden müssen. Enttäuscht schürzte Damian die Lippen und beobachtete wie der Lichtpfeil nun das Schicksal seiner Kumpanen teilte und sich mit einem Knall in viel Glitzerstaub auflöste. Offenbar hatte die Magie, nachdem bei einem Angriff auf ihren Meister beigetragen hatte, sich selbst deaktiviert. „Sieh mal einer an“, meinte der junge Mann in Gedanken und setzte einen leicht überraschten Gesichtsausdruck auf. „Ich wusste gar nicht, dass die Katalysatoren so eine Funktion haben. Das Ding muss ganz schön teuer gewesen sein“, schlussfolgerte er und dachte an den pompösen Goldring am Finger seines Gegner.
    Besagter Kontrahent lag jetzt auf dem Boden der Platte und klagte lauthals über seine unglaublich schlimmen Kratzer. Wie ein aufgeregtes Kleinkind rollte er über den goldenen Untergrund und jammerte dabei ungeniert, während Damian entnervt die Augen verdrehte. „Auauauauau!“, heulte er und hielt sich dabei die Stelle an seinem Arm als wäre seine gesamte rechte Körperhälfte kurz davor auseinander fallen. „Ah! Es tut weh! Es brennt! Es tut so weh! Aaaautsch!“
    „Du wiederholst dich“, unterbrach Damian den Leidenden gelangweilt und fuhr sich einmal durch die Haare, da ihn eine Strähne im Gesicht nervte. „Jetzt stell‘ dich mal nicht so an. Ich wurde schließlich auch getroffen und ich hab nicht so ein Drama draus gemacht.“ Ein leises Pochen besagter Stelle am Rücken schien seine Aussage unterstützen zu wollen, auch wenn Adrian natürlich unmöglich wissen konnte, dass sie schmerzte.
    Jener warf dem Magier jetzt wie so oft schon einen Blick zu, als hätte er soeben kaltblütig einen Hundewelpen um die Ecke gebracht, bevor er wieder anfing sich lamentierend zu rechtfertigen: „Ich besitze halt eine sanftere Konstitution als so ein rüpelhafter Grobian wie du!“
    „Oh, Verzeihung, Milady“, entgegnete der junge Mann nun mehr als belustigt und hob fragend seine Augenbraue, während er sich mit einem ziemlich amüsierten Lächeln auf den Lippen scheinheilig erkundigte: „Warum habt Ihr mir denn nicht schon davor gesagt, dass euer sensibles Gemüt so etwas nicht aushält?“
    Ein tödlicher Blick war die Antwort, bevor der Adlige aufstand als sei nie etwas gewesen und sich schnippisch weiter echauffierte: „Eigentlich wollte ich ja nicht zu solchen rabiaten Mitteln greifen, aber da du mir ja augenscheinlich keine andere Wahl lässt …“
    „Oh“, fiel Damian ihm höhnisch ins Wort und aus jeder einzelnen Silbe, die er sprach, sprang einem der Sarkasmus förmlich an: „Was kommt jetzt? Wirfst du mit Blumen nach mir? Oder holst du die Armee der rosafarbenen Schmetterlinge?“
    „Nichts dergleichen“, antwortete Adrian und blieb dabei todernst, fast so als hätte er die Ironie hinter den Worten seines Gegners nicht verstanden. „Hat er vermutlich auch nicht …“, ließ der junge Magier spöttisch in Gedanken verlauten, während er weiterhin hochnäsig wie eh und je auf den anderen hinunter starrte. „Nicht das irgendetwas, was dieser Wicht mir noch entgegenzusetzen hätte, meinen Sieg auch nur im Ansatz gefährden könnte.“
    „Allerdings …“, fuhr der junge Adlige nun fort und schien offenbar seine alte, selbstgefällige Art zurückzugewinnen, wobei er nun seine linke Hand hob, die auf einmal begann strahlend hell zu leuchten, fast als hätte sie eines der Feenlichter eingefangen, „… habe ich noch mein zuckriges Dessert!“
    ___
    17. Kapitel mit 2900 Wörtern. Und die nächsten Kapitel werden auch solche großen Brocken x3

  • Hier kommt auch schon Kapitel 18 mit 3400 Wörtern (neuer Rekord für mich :>). Nächstes Kapitel kommt am 4. Februar und trägt den Titel "Styx". Schreibe derzeit an Kapitel 23, hoffe, dass ich in den Winterferien wieder etwas produktiver werde :>
    War nicht so richtig bei der Sache, als ich es Korrektur gelesen habe, deshalb könnten vielleicht noch ein paar (mehr) Fehler drin sein.


    Fauxpas


    Mit diesen Worten und einem so hochmütigen Lächeln im Gesicht, dass man ihn am liebsten in ebenjenes schlagen wollte, entließ er eine gewaltige Woge goldenen Lichts, sodass Damian geblendet die Augen schließen musste.
    Als er sie wieder öffnen konnte, bot sich ihm ein nicht unbedingt beruhigender Anblick. Vor ihm und auch über ihm hatten sich zehntausende von goldenen Kugeln gebildet, die dort zwar noch untätig schwebten, aber auf ein Zeichen ihres Meisters sofort auf ihn einprasseln würden. Ein kurzer Blick hinter sich bestätigte den jungen Magier in der Vermutung, dass sich dort auch ein ganzes Bataillon an Feenlichtern stationiert hatte, bereit anzugreifen.
    „Mein letztes Gericht“, erklärte Adrian und der Ausdruck in seinem Gesicht wurde mit jedem weiteren Wort, das er sprach, unausstehlich anmaßender. Das Leuchten seiner linken Hand war nun zu einem schwachen Glimmen erloschen und jetzt erkannte der junge Magier, dass an jedem Finger, selbst am Daumen, ein Ring der protzigen, goldenen Sorte steckte, wie schon an seinem rechten Zeigefinger.
    „Meine Attacke Feenlicht: Armee ist ein Angriff ohne Ausweichmöglichkeit, eine Technik, die die „von Goldhall“s schon seit Generationen benutzen“, gab er nun so vollkommen von sich selbst eingenommen an, dass er gar nicht bemerkte, dass Damian nicht im Entferntesten verängstigt oder bestürzt aussah. Es war eher eine Mischung aus anerkennender Überraschung und schnellem Analysieren der Lage. Da ihm alle Wege versperrt waren und ihn diese Projektile wohl sowieso schneller erwischen würden, als er bis drei zählen konnte, machte ein Flugmanöver wenig Sinn. Deshalb ließ der junge Mann sich wieder auf den Boden der Platte nieder und spürte wie die leichte Belastung durch den konstanten Magieverbrauch nachließ. Adrian, der indes sowohl weiterhin darüber schwafelte wie er von Anfang an schon die Oberhand behalten und sein Gegner nie auch nur eine Chance gehabt hatte, als auch, dass Damian sich nicht von seiner „überlegenen Überlegenheit“ überwältigen lassen sollte, bemerkte nicht, dass ebenjener gerade dabei war mit seinem goldenen Stab unauffällig ein paar leichte Linien auf die Platte zu zeichnen. „Das eignet sich perfekt.
    „Bist du bald mal fertig?“, fiel der junge Zauberschüler dem Adligen nun gelangweilt ins Wort und stoppte damit den unerschöpflichen Redeschwall seines Gegners, der nur, wie immer eigentlich, dazu gedient hatte, dessen Ego noch größer aufzublasen als es ohnehin schon war. „Es wird Zeit diesem stupiden Hin-und-her endlich ein Ende zu setzen.“
    Adrian hob aufgrund dieser Aussage überrascht die Augenbrauen, wunderte sich in seiner oberflächlichen Beschränktheit jedoch nicht, ob sein Kontrahent nicht vielleicht eine Gegenstrategie besaß, wenn er schon so herausfordernd wirkte, sondern entgegnete nur hochmütig: „Von mir aus gerne.“
    Damit hob er die Hand und mit einem Schnippen der Finger schoss die Armee aus Feenlichtern von allen Seiten her auf Damian ein. Ein lautes Krachen ertönte, als manche Geschosse auf den Boden einschlugen und eine Menge glitzernder Staub wirbelte auf und versperrte die Sicht auf den Angegriffenen, während ein schwaches Beben die Platte erschüttern ließ. Adrian, der jetzt ein äußerst selbstzufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht hatte, wartete darauf, dass der Nebel sich verzog und er den Besiegten mit ein paar herablassenden Sprüchen weiter demütigen konnte. Doch als ein kühler Wind die Staubwolke davon trieb, bemerkte der Adlige zu dessen offensichtlichem Entsetzen, dass der Magier unauffindbar war.
    „Nach oben gucken“, rief Damian ihm nun zu und Adrian folgte dessen Rat nur um dann bestürzt festzustellen, dass sein Gegner es geschafft hatte, sich wieder vollkommen unverletzt in die Lüfte zu schwingen. Ein breites Ebenbild des Lächelns, welches der junge Viscount noch bis vor Kurzem zur Schau getragen hatte, auf den Lippen blickte der Braunhaarige jetzt in vollkommen überheblicher Eitelkeit auf seinen Gegner herab. Vor ihm schwebte zeitgleich auch sein Mönchsstab, der jetzt golden leuchtete und sich so schnell drehte, dass man ihn nur noch als helle Scheibe in der Luft erkennen konnte.
    „Was? Aber … aber wie?“, stammelte Adrian vollkommen fassungslos, während er mit weit aufgerissenen Augen den schwebenden, jungen Mann anstarrte.
    „Wenn ich jetzt kurz meine Magie erklären dürfte“, begann Damian süffisant, wobei sein Lächeln immer und immer breiter wurde und der selbstgefällige Ausdruck in seinem Gesicht sich um das Zehnfache verstärkte. „Wie du sicher nicht bemerkt hast, habe ich ein wenig defensive Bannmagie gewirkt, nämlich den Zauber Magnetverschiebung. Dieser hat es mir möglich gemacht all deine schönen, kleinen Lichtbälle auf einen einzigen Gegenstand zu lenken, um genau zu sein auf meinen Stab“, erläuterte er, indessen wich der blasierte Ausdruck in seinem Gesicht immer noch nicht, sondern erlangte sogar noch einen Hauch von Zufriedenheit als er den entgeisterten Gesichtsausdruck Adrians sah, der wirkte, als hätte ihn soeben der Blitz getroffen. „Es wird langsam mal Zeit, dass dieser Kriecher den Begriff Ehrfurcht ins Gehirn gebrannt bekommt.“
    „Und wie du sicher auch nicht wusstest, ist dieser Mönchsstab auch ein Katalysator genauso wie dein Ring. Allerdings ist er nicht billige Fabrikware …“, meinte er mit einem abfälligen Blick auf die protzigen Goldklumpen, „… sondern ein handgefertigtes Meisterstück aus dem östlichen Kaiserreich, aber das ist jetzt vermutlich nicht von Interesse. Wie dem also sei, dieser Stab hat folglich deine Magie aufgenommen, da in ihn die Bannmagie Spiegelndes Dreieck eingearbeitet ist. Das ermächtigt ihn aber nicht nur fremde Magie zu absorbieren …“, Damian Blick hatte nun einen leicht schadenfrohen Ton, während besagter Stab immer heller zu leuchten begann und Adrians Augen sich indes noch mehr weiteten, „… sondern auch reflektieren!“
    „Nein!“, flüsterte der junge Lord entsetzt, um dann einige Schritte zurück zu stolpern und etwas lauter zu rufen: „Du kannst nicht …!“
    „Du wirst abserviert“, unterbrach ihn Damian und mit diesen Worten und einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel entlud sich die geballte Macht von Adrians Feenlichtattacke, welche jetzt auf ihren Herrn einprasselte. Jener, der versucht hatte nach hinten weg auszuweichen, wurde von seinen eigenen Lichtgeschossen getroffen und mit einem lauten Krachen, gefolgt von einer weiteren Glitzerwolke nach hinten geschleudert, sodass er mit einem lauten Ausruf des Grauens über die Kante der Goldplatte stolperte und in den Abgrund darunter stürzte.
    „Adrian!“, erklang es plötzlich so laut in Damians Kopf, dass er kurz aufschrak. Es war Elias‘ Stimme gewesen und das obwohl der junge Magier sich von der Gruppentelepathie weggesperrt hatte. Offensichtlich hatten er und auch Marie dem Kampf zugesehen und waren jetzt so geschockt durch den Verbleib von dem jungen Lord, dass sie es sogar geschafft hatten, durch die psychische Barriere Damians zu brechen.
    „Damian! Was hast du getan?!“, rief Marie jetzt bestürzt und ihre Stimme schwankte zwischen Zorn und Erschütterung. Ehe sie sich jedoch erst richtig warmlaufen und ihrem Kameraden eine Tirade vorgehalten hatte, die sich gewaschen hatte, unterbrach sie dieser vorsorglich und meinte gelassen: „Keine Sorge, der kommt wieder.“
    „Wa-“, begannen sowohl die Rothaarige als auch der Silberling verwirrt, als Damian die Finger vor die Lippen setzte und flüsterte: „Drei … zwei … eins …“
    Kurz nachdem er angefangen hatte, erklang auf einmal ein langgezogener Schrei, der immer und immer lauter wurde, bis schließlich mit einem gewaltigen Krachen urplötzlich Adrian vom Himmel fiel und mit dem Gesicht nach unten auf den Boden donnerte. Damian hatte sein übliches unschuldig-belustigtes Lächeln aufgesetzt, während von den beiden geistigen Betrachtern erst mal überhaupt nichts außer verdattertem Schweigen kam.
    Schließlich war es die schwache Stimme des jungen „von Goldhall“s, die die verdutzte Stille unterbrach. Mit einer in die Höhe getreckten Hand, hauchte er ein klägliches „Zahlen bitte!“

    Einige Stunden zuvor …

    „Argh!“, wütete eine gereizte Kleopatra, während sie mit den Schuhen im Matsch und einem vollkommen verdreckten Kleid eine schmierige, schmutzig-weiße Treppe hinauf schlurfte, ihre beiden Kumpanen im Schlepptau. „Das waren meine besten Stiefel!“, zeterte sie und warf wütend ihr goldblondes Haar zurück, welches noch in alter Glorie glänzte und seidig ihr Gesicht umrahmte. Als ihr himmelblauer Blick auf ihre Hand traf, fiel die Laune der Schönheitskönigin sogar noch weiter in den Keller, falls das überhaupt möglich gewesen war: „Und meine Fingernägel, ruiniert!“
    „Wenigstens bist du nicht kopfüber in diesen widerlichen Schlamm gestürzt!“, ließ Adrian nun beleidigt verlauten, während er sich wie immer in seinem Goldspiegel betrachtete und dabei versuchte sein verfilztes, unordentliches Haar wieder zu richten, jedoch blieben seine Versuche fruchtlos.
    Elias, der ebenfalls nicht sauber vom Höllentrip zuvor gekommen war, warf Adrian einen unmutigen Blick zu, ging aber nicht weiter auf dessen Bemerkung ein. Stattdessen betrachtete er mit großen Augen seine Umgebung. Alles wirkte so alt und hoheitsvoll, diese ganzen Treppen, Pfeiler und Brücken, die durch die hohen Gänge und Hallen unterhalb der Katakomben führten, einzig erleuchtet von den blauen Flammen an den Wänden. Der schummrige Schein verlieh dem gesamten Ort eine düstere und unheimliche Atmosphäre, viele hätten sich vor Angst nicht rühren können. Elias aber besaß genug andere Probleme, um sich von so etwas Lapidaren ablenken zu lassen.
    „Kleo! Sei vorsichtig!“, rief er ihr besorgt zu, während er über einen auf den Boden liegenden, umgekippten Kerzenständer stolperte und sich nur dadurch vor dem Hinunterfallen der Stufen bewahren konnte, indem er sich an Adrians Jabot-Kragen festhielt. „Du könntest umknicken und dich verletzten, schließlich fehlt deinem einen Schuh der Absatz!“
    „Das weiß ich selbst, du nutzlose Lusche!“, kam die gebrüllte und nicht unbedingt als freundlich zu kategorisierende Antwort, bevor die Schönheitskönigin weiter nach vorne humpelte, ihrem sehr besorgten Bruder nicht auch nur den Hauch der von ihm gewünschten Beachtung schenkte.
    Urplötzlich blieb Adrian stehen, sodass der junge Silberling, der nur Augen für seine Schwester gehabt und deshalb nicht aufgepasst hatte, prompt in ihn hineinließ, woraufhin beide strauchelten und vorn über in den Matsch fielen.
    Als Elias wieder aufstand, ignorierte er konsequent die lauten Beschwerden seines nun noch schmierigeren Cousins, da er stattdessen zusammen mit seiner Schwester über das staunte, was jetzt vor ihm lag. Eine weitere gigantische Halle erstreckte sich in unendlich scheinende Dunkelheit, die auch den gewaltigen, dunklen See, dessen Ufer aus schwarzem Sand bestanden, verschluckte. Gerade lag er still, keine einzige Welle kräuselte das ruhige Wasser, doch Elias spürte, dass irgendetwas mit diesem Gewässer nicht in Ordnung war. Wenn er es ansah, fühlte er auf einmal eine merkwürdige, ungute Beklommenheit in der Magengegend, die ihm sagte, er solle sich lieber davon fernhalten.
    Die Blondine neben ihm schien jedoch das genaue Gegenteil vorzuhaben, denn sie näherte sich jetzt unverfroren dem langen, schwarzen Steinsteg, der weit in den See hinein führte und an dessen Ende ein einsames Ruderboot lag. Elias, der sie gerade davor warnen wollte, zu dem Wasser zu gehen, musste feststellen, dass nun auch Adrian ihn überholt hatte und sich auf den Weg zu ihrer einzigen Überfahrtsmöglichkeit machte. In Gedanken an den Schatz und dass es Alice helfen würde, seufzte der junge Lord schweren Herzens, überging seine Intuition und beeilte sich, zu den Anderen aufzuholen, um nicht alleine zurückzubleiben.
    Beim Herantreten jedoch bemerkte er, dass sie nicht allein in der Halle waren. In der Dunkelheit vorher war es schwer auszumachen gewesen, doch jetzt fiel ihm die Silhouetten eines menschenähnlichen Wesens auf, welches auf dem Boot am Steg verweilte. Einige Schritte später schlug ihm ein süßlicher und zugleich doch widerlicher Geruch entgegen, was eindeutig nicht das Parfüm seiner Schwester war.
    „Ist der Typ schon die ganze Zeit dort gewesen?“, fragte Adrian ihn flüsternd hinter vorgehaltenem Spiegel, nachdem er sich zu dem Silberling gebeugt und dem Vermummten, der sich einen langen, schwarzen Kapuzenmantel übergeworfen hatte, einen angewiderten Blick der verachtenden Sorte zugeworfen hatte.
    „Keine Ahnung“, antwortete Elias, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen. Irgendetwas schien merkwürdig an jenem zu sein, doch er konnte es nicht festnageln, was ihn störte. Es lag vielleicht daran, dass dieser Fährmann mitten in einem uralten, unterirdischen Tempel, welchen man nur über einen geheimen Eingang in den Katakomben von Schwarzstadt betreten konnte, auf einem Boot in einem unheimlichen See stand, ohne irgendetwas zu tun, aber der Silberling war sich nicht ganz sicher. Sicher hatte all das eine logische Erklärung, die ihm gerade einfach nicht in den Sinn kam.
    „Riechen tut er schon mal wie Alices Doktor aus dem Mund!“, raunte sein Cousin ihm nun unverhohlen abfällig zu und verzog aufgrund des jetzt immer stärker werdenden Gestanks die Nase.
    „Aber Adrian!“, zischte Elias in kleinbürgerlicher Empörung zurück. „Doktor Arachnid hat zwar einen sehr … äh … fragwürdigen Mundgeruch, aber garantiert liegt das am Magen!“
    „Oder an schlechter Zahnpflege“, entgegnete der junge „von Goldhall“ verächtlich und stolzierte mit federnden Schritten voraus. Der Silberling seufzte, konnte aber nicht umhin ihm innerlich nickend zuzustimmen, vor allem weil alles an Herrn Arachnid von äußerst strittiger Natur war, anfangen vom perversen Lachen bis hin zu seiner überlangen Zunge.
    Das Bild des widerwärtigen Arztes wurde doch sofort durch etwas noch Ekelerregendes weggewischt, als er zusammen mit seinen zwei Kumpanen beim Boot und seinem Besitzer angekommen waren und sie endlich sehen konnten, was unter der Kapuze lag. Während Adrian grün anlief, um dann stur auf seinen Spiegel zu starren, offenbar in der Hoffnung, das Antlitz seines Gegenübers dadurch vergessen zu können, setzten sowohl Kleo als auch Elias gleichzeitig einen Gesichtsausdruck auf, der ihren Gräuel kaum angemessen zur Geltung brachte. Der Fährmann war eine lebende Leiche.
    Halbverwest und so abstoßend, dass der junge Starnoss-Spross froh war, nur die Hälfte seines Gesichts im dämmrigen Schein der Unterwelt erkennen zu können, blickte er die drei Neuankömmlinge streng aus einem blutunterlaufenden Auge mit leeren Pupillen an, während sich der andere Augapfel nach innen gedreht hatte. „Drei Goldmünzen!“, flüsterte er und seine Stimme war merkwürdig kehlig und blubbernd, sodass Elias das Gefühl hatte, die Zeit unter der Erde hätte seinen Stimmorganen nicht unbedingt gut mitgespielt. Außerdem stank er so stark aus dem Mund, dass Doktor Arachnid dagegen einer Parfümfabrik glich.
    „Wie bitte?“, fragte Kleopatra spitz und mit aneinander gepressten Lippen, als ob sie kurz davor stand sich zu übergeben. Elias teilte ihre Gedanken und versuchte es jetzt Adrian gleichzutun und sich auf etwas Schönes zu konzentrieren, also namentlich seine Schwester.
    „Drei Goldmünzen“, wiederholte der mysteriöse Mann ohne sich irgendeine Emotion anmerken zu lassen. „Sonst keine Überfahrt!“
    „Warten Sie eine Sekunde“, antwortete die Blondine, schenkte dem Fährmann ein zuckersüßes, falsches Lächeln und zog sich dann mit ihren beiden Begleitern zurück, wobei sie beide an den Ohren mitschleifte, als wären sie unartige Schuljungen gewesen.
    „Das hätte auch freundlicher gehen können“, zischte Adrian entrüstet, als sich die Drei ein paar Meter von dem unheimlichen Mann entfernt und nun tuschelnd die Köpfe zusammengesteckt hatten, um sich eine Strategie zurechtzulegen.
    „Also, hat irgendjemand von euch drei Goldmünzen mit dabei?“, flüsterte die Blondine ohne auf die Beschwerden ihres Cousins einzugehen, nachdem sie dem Fährmann nochmal mit übertrieben gespielter Freundlichkeit zu gewunken hatte, was jenen jedoch augenscheinlich kalt ließ.
    „Ich leider nicht“, flüsterte ihr Bruder jetzt bedrückt und ließ den Kopf hängen. Nie konnte er eine Hilfe für seine Schwester sein, immer war er nur eine Last. Dabei dachte er doch sonst immer an alles, wie hatte er bei seinen Vorbereitungen nur so etwas Essentielles wie Geld vergessen können? „Ich bin so eine Schande für Kleo“, dachte er vollkommen am Boden zerstört, während er sich immer weiter an diesem realistisch betrachtet kleinen Fehltritt hochhangelte, als hätte er soeben seine Schwester in einen Vulkankrater geschubst. Sein Cousin indes schien sich nicht im Entferntesten dafür Vorwürfe zu machen, denn er verkündete nur gelangweilt: „Ich hab auch nichts mit.“
    „Was wärt ihr beiden Schwachköpfe nur ohne mich?!“, fauchte Kleo daraufhin verstimmt und schenkte ihren beiden Kumpanen einen Blick voll tiefer Missachtung, bevor sie in ihrer violetten, mit Federn ausstaffierten Handtasche herumkramte, offenbar auf der Suche nach etwas Kleingeld. „Komisch, wo ist es denn nur?“, murmelte sie und biss sich nachdenklich auf die Zunge, während sie immer tiefer in dem Mäppchen herumwühlte, sodass Elias sich wunderte, ob wohl bald ihr ganzer, schneeweißer Elfenbeinarm darin verschwinden würde. Was war das denn für eine geräumige Tasche?
    „Ich finde es nicht!“, heulte die Schönheitskönigin nun frustriert auf, nachdem sie ihren Lidschatten aus der Unordnung hervorgeholt hatte und sich jetzt beleidigt schminkte.
    „Was denn?“, fragte der Silberling sofort besorgt, da er nicht wollte, dass es seiner bezaubernden Schwester an irgendetwas mangelte und er seinen vorherigen Fehler wieder gutmachen wollte. Außerdem hasste er es sie leiden zu sehen, schon seit er klein gewesen war, hatte er sich schon immer gewünscht sie zu beschützen.
    „Na, das Geld, das ich …“, begann die Blondine wütend, stockte dann aber mitten im Satz als hätte sie gerade der Blitz getroffen. Offenbar hatte sie sich daran erinnert, wo das Geld denn abgeblieben war. Anstatt es jedoch zu holen oder zu verfluchen, dass sie es irgendwo vergessen hatte, wandte sie sich mit einer so frostigen Miene, dass jeder Wintertag dagegen wie ein Mittag im Hochsommer wirkte, an ihren Bruder und gab ihm erst mal eine saftige Ohrfeige. Der Angegriffene wusste nicht mal, was los war und fühlte sich elend dafür, dass er schon wieder Prügel für irgendetwas hatte einstecken müssen, da keifte Kleo auch schon: „Das Geld mit dem ich mir meinen neuen Lippenstift gekauft habe, den ich dank dir verloren habe, du Affe!“
    Die Hand an seiner schmerzenden roten Wange erinnerte sich Elias plötzlich schuldbewusst daran, wie er sie vor einiger Zeit erschreckt und sie dabei ihren Lippenstift verloren hatte. Schon damals hatte er sich so dafür geschämt, dass er zur Strafe auf dem Boden im Keller übernachtet hatte. Wie hatte er nur so tollpatschig sein können?
    „Äh, notfalls könnten wir doch auch versuchen, ihm Adrians Brosche anzudrehen“, stammelte der Silberling reumütig, um von seinen Fehltritten von zuvor abzulenken. Sofort gefror die Luft im Saal zu einem Eiswürfel und die Temperatur sank irgendwohin zwischen Schneefall und Blizzard, während der Silberling plötzlich Adrians stechenden Blick im Nacken spürte. „Nein!“, kam die frostige Antwort auf seinen Vorschlag, bevor der junge Viscount sich wieder, doch jetzt äußerst verspannt, seinem Spiegelbild widmete.
    „Gut, dann tritt jetzt wohl Plan B in Kraft“, flüsterte Kleopatra und warf ihre goldene Haarpracht zurück, während sie einen verführerischen Kussmund aufsetzte. „Meine Überzeugungskraft!“
    „Aber Kleo …!“, wollte Elias gerade entrüstet und besorgt protestieren, da fiel Adrian ihm auch schon wieder ins Wort. „Ich glaube nicht, dass diese wandelnde Leiche dort hinten sich auch nur annähernd für deine nichtvorhandenen …“, doch bevor seinen Satz beenden konnte, hatte die Blondine ihm auch schon den Absatz in den Schuh gerammt, um ihn gewaltsam zum Schweigen zu bringen. Der Silberling beobachtete interessierte, wie sich die Gesichtsfarbe des jungen Lords von einer Sekunde auf die andere änderte und er so blass würde, dass jede Kalkwand dagegen wie ein Brathähnchen aussah. Dann biss er sich auf die Lippe, offenbar um zu verhindern, dass sich ihm ein Schmerzensschrei entrang und keuchte mit vor Qual unterdrückter Stimme: „Okay, okay, du hast Recht! Nur bitte, nimm deinen Schuh aus meinem Fuß!“
    Elias kicherte belustigt, woraufhin er sofort einen weiteren bösen Blick von seinem Cousin kassierte, was er aber ignorierte. Stattdessen wandte er sich nun kleinlaut an seine Schwester, in der Hoffnung sie nicht wieder zu verstimmen: „Aber was, wenn die Idee fehlschlägt?“
    „Dann …“, begann Kleopatra und warf sich dabei so stolz in die Brust, als hätte sie gerade eben einen Marathon gewonnen, „… improvisieren wir!“
    Danach stöckelte sie, sofern das mit nur einem Absatz noch möglich war, wieder zurück zum Fährmann, gefolgt von ihrem Bruder, der ihr bewundernd, aufgrund ihres unglaublichen Einfallsreichtums, hinterher blickte und Adrian, der wirkte, als hätte man ihm gerade das Bein abgeschnitten.
    „Hallo, Herr Bootsmeister“, rief die Blondine der halbverwesten Leiche mit spürbarer Spannung in der Stimme zu, die sie jedoch mit falscher Erregung zu überspielen versuchte. Sie warf sich in eine verführerische Pose, sodass sie sicher war, dass er ihr direkt ins Dekolleté schauen konnte, schenkte ihm einen begehrenden Kussmund und klimperte dabei unschuldig mit den langen Wimpern. Den Kapuzenmann ließ das kalt.
    „Also, die Überfahrt kostet etwas?“, keuchte Kleo, hatte jedoch ein paar Schwierigkeiten beim Verführen, da sie sich davor hütete den Körper des Anderen anzufassen, was Elias durchaus verstehen konnte. Stattdessen legte sie lüstern den Finger an die Lippen und schenkte dem Stoischen einen Blick der unwiderstehlichen Sorte, bei dem sogar dem Silberling das Herz höher schlug. Sie war einfach so unglaublich.
    „Drei Goldmünzen“, antwortete der Mann in Schwarz wieder tonlos und ohne sich von der Schönheit seiner Gesprächspartnerin ablenken zu lassen. Jene fuhr sich kurz mit der Zunge über die Lippen, wobei jeder ihrer Verehrer bisher dahin geschmolzen war, als wären sie alle aus Butter gewesen und fragte mit unschuldiger Lust in der Stimme: „Aber für mich gibt es doch einen Rabatt, oder? Wissen Sie, ich habe mich schon immer nach starken Männern wie Ihnen gesehnt. Wenn Sie wollen, können Sie auch mein Gärtner werden …“
    „Drei Goldmünzen.“


    „Glaubst du wirklich, es war in Ordnung, dass du ihn einfach so in den See geschubst hast, Kleo?“, fragte Elias besorgt seine Schwester die mit verstimmter Miene am Bug des Bootes saß, während Adrian und Elias sich hinten mit der Fortbewegung abstrampeln mussten.
    „Halt‘ die Klappe und ruder‘!“

  • Styx


    „Oh, ich kann nicht mehr!“, beschwerte sich Adrian, während er das Ruder unsinnig und dazu noch vollkommen falsch ausgeführt, durch das dunkle Wasser pflügen ließ. „Ich krieg‘ keine Luft mehr, mein Kopf tut weh und mein Rücken auch!“
    „Hör auf mit der Heulerei, du Memme!“, fauchte Kleo, die seit dem Zwischenfall mit dem Bootsmann verständlicherweise nicht mehr die beste Laune hatte, was davor aber auch nicht der Fall gewesen war. Vor ihr gab eine Laterne, die am Bug des Bootes befestigt war, schwach ein bläuliches Leuchten von sich. Sie war angegangen, nachdem das Gefährt sich in Bewegung gesetzt, vermutlich ein magischer Mechanismus, der von der Kraft des Ruderers abhängig war. Ihre klägliche Lichtstärke war ein Armutszeugnis von Adrians halbherzigen Bemühungen.
    „Du machst es falsch!“, meinte Elias nun streng an seinen Cousin gewandt, während er ebenfalls am Rudern war, sich dabei jedoch weitaus geschickter anstellte. „Du brauchst eine andere Technik …!“
    „Mach‘ es doch besser!“, entgegnete der junge „von Goldhall“ bissig, hörte jedoch nicht auf es weiterhin falsch auszuführen. Statt dem Beispiel des Silberlings zu folgen, nörgelte er weiter darüber, dass ihm alles wehtat und warum gerade er diese schweißtreibende Arbeit bekommen hatte. Der Starnoss-Sprössling biss sich wütend auf die Lippe, versäumte es aber weiter zu argumentieren, da er wusste, dass man Adrian in dieser Stimmung nicht zur Vernunft bringen konnte. Eher hätte er mit einem Stein streiten können.
    Kurze Zeit später war es dann auch soweit, der Viscount-Nachkomme stoppte vollkommen und widmete sich statt seiner Aufgabe lieber seinem Spiegelbild. Er atmete als wäre er gerade eben zwei Stunden am Stück gerannt, obwohl sie gerade mal fünf Minuten unterwegs gewesen waren und versuchte wie üblich erfolglos sein Haar herzurichten. „Was tut dieser Idiot!“, empörte Elias sich in Gedanken und warf dem Faulenzer einen wütenden Blick von der Seite zu. „Er behindert uns die ganze Zeit!
    Inzwischen war das blasse Leuchten der Laterne zu einem noch mitleiderregenden Glimmen degeneriert, um jetzt, da auch Elias aufgehört hatte zu Rudern, vollkommen zu erlöschen. Nun war es stockfinster im Saal und durch die unheimliche Stille, die sowohl Wasser als auch Schwärze verbreiteten, schien es, als hätte die Dunkelheit die Adligen verschluckt. Allerdings nur bis Kleopatra bemerkte, dass etwas nicht stimmte.
    „Was soll das?“, keifte sie und ihre Stimmlage verriet, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. „Rudert gefälligst weiter, ihr Trottel!“
    „Aber ich kann nicht mehr!“, heulte Adrian auf, nur um dann von seiner Cousine zurechtgestutzt zu werden: „Ich sag es nicht noch einmal, du Hampelmann! Fang jetzt an!“
    „Tss!“, gab der junge Adlige frustriert von sich, bevor er nasal wie immer und so beleidigt klingend, als hätte man gerade eben seine Mutter beleidigt: „Erst mal mach‘ ich Licht! In dieser Dunkelheit kann ich überhaupt nichts erkennen und die Leuchte da vorne bringt es ja nicht wirklich.“
    „Das liegt auch an dir!“, knirschte Elias mit zusammengebissenen Zähnen, inzwischen eindeutig genervt von seinem Cousin, doch jener entschied diesen nicht unbedingt freundlichen Kommentar zu ignorieren. Stattdessen hob er, obwohl das natürlich niemand sehen konnte, seine Hand und rief: „Feenlicht: Sphäre!“ Wie zuvor auch schon schoss ein gleißendes, goldenes Licht von dem Ring an seinem Finger und blendete die Adligen. Doch dieses Mal flog es nicht bis unterhalb der Decke, sondern begann als kleine, glänzende Kugel um das Boot herum zu schweben.
    Gerade als die Augen des Silberlings sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte, hörte er ein lautes Platschen. Auf der Stelle wirbelte er herum, da er sofort befürchtete, seine Schwester sei in den schwarzen See gefallen und drohte nun zu ertrinken, doch als er sie sah, war sie nicht im Wasser, sondern saß nach wie vor am Bug des Bootes. Enttäuscht drehte er den Kopf, denn er hatte gehofft, sie in einem todesmutigen Akt der Ritterlichkeit retten zu können, doch dieser Gedanke war nun zerplatzt.
    Er drehte den Kopf zu Adrian und sah, dass auch er noch auf dem Boot verweilte, doch er beugte sich tief über die Wasseroberfläche und wirkte äußerst aufgebracht. „Ich habe meinen Spiegel in den See fallen lassen!“ Offenbar ging ihm dieser Verlust sehr nahe, denn er hatte das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse verzogen und schien seiner verlorenen Goldscheibe wirklich nachzutrauern. Auch Elias war nicht erfreut aufgrund dieses Schwunds, jedoch aus leicht anderen Gründen. „Da geht noch mehr Geld, das wir eigentlich hätten sparen können …
    „Jetzt hör auf dich wegen so einer Kleinigkeit aufzuregen!“, schnaubte Kleo abfällig und ihr Bruder musste ihr sofort gedanklich zustimmen, da der Schatz jetzt eine höhere Priorität hatte und sie ohnehin immer recht hatte. Schließlich hing Alices Leben davon ab und wenn Adrian sich nicht endlich mal zusammenriss, würde er bald weit mehr nachtrauern als nur einem Spiegel.
    Er war gerade im Begriff, all diese Gedanken auszusprechen, da wurde sowohl seine Aufmerksamkeit als auch die seiner Verwandten zurück auf die stille Wasseroberfläche gelenkt. Der einzige Unterschied war, dass der See überhaupt nicht mehr ruhig und glatt war, sondern das nun ein paar Blasen, dort wo die Goldplatte versunken war, auftauchten. Kleopatra hob verwirrt die Augenbrauen, während Adrian, wie immer wenn er verwundert war, fragend die Lippen schürzte. Elias selbst wusste nicht genau warum, aber irgendwie wurde er jetzt immer unruhiger, je mehr Blasen die Oberfläche kräuseln ließen. Was war nur dieses ungute Gefühl, dass ihn schon die ganze Zeit verfolgt hatte, fast als würde sein Magen sich bei jedem Blick auf das finstere Wasser zusammenkrampfen.
    „Äh, Leute!“, meinte er nun, ohne die Augen vom Wasser zu lassen. „Sollten wir nicht lieber weiterrudern?“ Doch er wurde urplötzlich durch den durchdringenden, schrillen Schrei seiner Schwester unterbrochen und ein weiteres lautes Platschen unterbrochen. Als er sah, was gerade aus dem Wasser gesprungen war, ging es ihm ähnlich wie der Blondine und er konnte einfach nicht anders als einen vollkommen schockierten Schreckensschrei von sich zu geben, während seine Augen entsetzt auf dem Ding lagen.
    Es war ein Wesen, das man selbst beim besten Willen nicht mehr als menschenähnlich bezeichnen konnte. Es besaß vier Gliedmaßen, zwei oben und zwei unten, jedoch vermochte niemand zu erkennen, was davon jetzt Arm oder Fuß war, denn sie sahen alle vier gleich aus. Sie waren so extrem dürr, dass man meinen konnte, jemand hätte tatsächlich nur Haut über einen Knochen gespannt und endeten in je vier langen, in der Luft umher schwenkenden Fühlern, die alles um sie herum abtasten, offenbar weil das Wesen keine Augen hatte. Auch der Körper insgesamt wirkte seltsam ausgehungert und ungesund dünn, als hätte es seit Jahren nichts Anständiges mehr zum Fressen bekommen. Anstelle von Kopf und Hals ragte oben aus dem Körper der Kreatur ein widerlicher Kopfstumpf, welcher nur ein unförmiges, vertikal verlaufendes Maul aufwies. Die Haut besaß einen eklig grünen Ton und war merkwürdig aufgedunsen, wohl, weil sie so lange Zeit im Wasser verbracht hatte.
    Den grauenhaften Schlund weit aufgerissen, sodass man alle sieben großen und spitzen Zähne einzeln bewundern konnte, sprang es jetzt auf die Adligen zu, die so verstört von dem Anblick der Bestie waren, dass sie unfähig waren, irgendetwas Anderes zu tun, als in einer Schreckensstarre zu verharren. Elias‘ Kopf war wie leergefegt, seine Augen lagen nur noch auf dem Ding, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft massakrieren würde. Irgendwo in ihm flammte plötzlich der Gedanke auf, dass er seine Schwester beschützen müsste, doch seine Arme und Beine blieben aus irgendeinem Grund funktionslos, als ob Kopf und Körper ihre Verbindung zueinander gekappt hätten. Er musste doch irgendetwas tun! Warum war er nur so ein Feigling?
    Doch bevor Elias‘ Körper wieder in Bewegung kam, als ob seine Vorwürfe ihn aufs Neue beleben würde, langsam verglichen mit den Bewegung des Monsters, hatte Adrian bereits und vermutlich rein reflexartig gehandelt. Mit einem Quieken und einem Gesichtsausdruck als hätte er einen übergroßen, ekligen Käfer vor sich stehen, hatte der junge Viscount sein Ruder gehoben und es gegen den Körper des Wesen geschmettert, als wäre es eine Axt. Sein selbst erstauntes Gesicht zeugte davon, dass er selbst keine Kontrolle über seine Reaktion gehabt hatte, doch zur noch größeren Überraschung aller Anwesenden half es sogar. Das Monster nämlich gab ein übelkeitserregendes Knacken von sich und seine obere Hälfte trennte sich mit einer großen Menge von Blut und anderen Unappetitlichkeiten von seinem Rumpf und flog in die Dunkelheit, wo es mit einem lauten Platschen verschwand. Sein zweiter Teil tat es ihm gleich.
    „Was …?“, fragte Elias schockiert, doch bevor seine Frage ausformulieren konnte, wurde er durch eine noch erschreckendere Offenbarung ihn unterbrach. Denn nun war das Wasser in heller Aufregung, überall blubberte es und die vorher kaum vorhandenen Wellen wurden jetzt stärker, sodass das Boot, in dem die drei Adligen saßen, heftig wackelte. Alle drei blickten sich kurz an und dachten zurück an das Wesen aus dem Wasser.
    „Rudert!“, schrie Kleo und ihre beiden Kumpanen ließen sich das nicht zweimal sagen. Mit der Angst im Nacken bald einer ganzen Armee dieser blutrünstigen Bestien gegenübertreten zu müssen, legten sich sowohl Elias als auch Adrian ins Zeug, sodass ihr Feenlicht kaum noch hinterher kam und die Lampe am Bug so hell strahlte, dass man meinen konnte, ein Stern sei vom Himmel gefallen.
    „Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr!“, keuchte der junge „von Goldhall“ bald schon vor sich hin, hörte er aber nichtsdestotrotz nicht auf, wofür der Silberling ihm auch dankbar war. Von hinten vernahm er plötzlich laute, gurgelnde Rufe, sodass er versucht war, in die Dunkelheit zu spähen, doch er beherrschte sich. Er würde es garantiert bereuen, sich nicht aufs Rudern konzentriert zu haben.
    „Schneller!“, kreischte Kleopatra immer schriller und schriller werdend, während auch sie es vermied nach hinten zu blicken. Stattdessen stierte sie stur geradeaus fast als hoffte sie, dass sie die Probleme dadurch ignorieren könnte. Elias konnte ihren Wunsch nur allzu gut nachvollziehen und obwohl ihm bereits die Arme vom vielen Hin-und-her-bewegen schmerzten, packte er noch mehr Kraft und Energie in sie hinein, in der verzweifelten Hoffnung ihren Verfolgern dadurch zu entrinnen. Hinter sich hörte er Adrian immer noch jammern: „Meine Arme, mein Rücken, mein Hals! Ich kugel‘ mir hier die Schultern aus!“ Er beschloss ihm keine Beachtung zu schenken, da sie weitaus größere Probleme als die kleinen Wehwehchen seines Cousins besaßen. Denn es schien ihm als wurden die Laute ihrer Verfolger immer näher rücken und von einer erneuten Panikwelle gepackt, beschleunigte er noch einmal und brachte seinen Körper an die äußersten Grenzen seines Leistungsvermögens. Er spürte wie das Blut durch seinen Körper pumpte, sein Herz raste so schnell als würde es ihm gleich aus der Brust springen und sein Kopf vibrierte bei jeder Bewegung wie ein Glocke, die gerade wild geläutet wurde. Seine Arme waren inzwischen vor Schmerz taub geworden, doch er hörte nicht auf zu rudern. Sie mussten weg, so schnell wie möglich!
    Doch ihre Bemühungen waren vergeblich. Urplötzlich erklang ein lautes Krachen gefolgt von einem Aufschrei Adrians. Elias wirbelte herum und sah ein großes Loch im Holzboden durch den jetzt das schwarze Wasser herein sprudelte. „Wir sinken, wir sinken!“, quietschte Adrian, während er hilflos dort saß als hätte man ihn gefesselt. Auch Kleo schien nicht recht zu wissen, was sie jetzt tun sollte und blickte panisch vom Loch zum unruhigen See und wieder zurück, während Elias als erstes aktiv wurde und begann, das Wasser behelfsmäßig aus dem Boot zu schöpfen. Doch es war ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, denn das Loch war viel zu groß und das dunkle Nass trat zu schnell ein, als das die drei Adligen mit ihren Händen allein in der Lage gewesen wären, das Boot zu entleeren.
    Plötzlich hörte der Silberling ein abscheuliches Sauggeräusch und auf einmal wurde ihm die Sicht genommen, während er gewaltsam nach hinten gerissen wurde. Eklige, glitschige Tentakeln fuhren über seine Haut und zu seinem Entsetzen spürte einen heißen, modrigen Atem Nacken. Er versuchte sich noch kurz zu wehren, doch der überraschte Schock ließ ihn zu einer leichten Beute werden. So fiel er nach hinten, während ihn einige spitze Stacheln in den Rücken stachen und mehrere Schmerzwellen durch seinen Körper jagten. Dann traf er auf die Wasseroberfläche.
    Alles wurde schwarz als er unter Wasser gezogen wurde und Massen auf ihn einstürmten. Er bekam keine Luft mehr und öffnete den Mund, doch er schluckte nur die finstere Brühe. Es lief in seine Lungen, während ihm mehr und mehr der Sauerstoff ausging, widerlich modrig schmeckend, fast als hätte er alte Algen im Mund. Ihm wurde schwindelig und sein Bewusstsein entglitt ihm mehr. „Das ist das Ende, allein von irgendwelchen Monstern gefressen, vermutlich ertrinke ich vorher … und das Schlimmste ist, dass ich noch nicht mal Kleo beschützen konnte. Ich bin wirklich eine Schande!
    Auf einmal schoss ein so durchdringender Schmerz durch sein Bein, dass er aufgeschrien hätte, wenn er nicht unter Wasser gewesen wäre. Es brannte als hätte man ihn in Feuer gelegt und Wunde schien äußerst tief zu sein. Als nächstes fühlte er plötzlich eine furchtbare Pein im Gesicht, doch aufgrund der Finsternis erkannte er nicht was passiert war. Sein Kopf war nun leer, nur noch die Qual war da, wie sie durch seinen Körper pulsierte wie ein aggressives Gift, das ihn von innen heraus zerstörte. Er hörte Zischen und Blubbern, doch er sah absolut nichts. Dann tauchte das Feenlicht, welches zuvor das Boot umkreist hatte durch die Wasseroberfläche und erleuchtete das dunkle Gewässer.
    Er war schon sehr tief nach unten gezogen worden, um sich eine ganze Horde von Monstern, manche mit Hörnen, andere besaßen viele blinde Augen und lange Fühler. Direkt vor sich war ein Exemplar, das einem Menschen noch am ähnlichsten sah. Es war ähnlich dem vorherigen Wesen knochendürr und wies eine ungesunde, grün-gräuliche Haut auf. Zwischen den krallenhaften Fingern und Zehen befanden sich lange Schwimmhäute und auf dem totenkopfartigen Schädel waren noch ein paar lange, dünne Haare übrig. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem des Silberlings entfernt, doch zu seinem großen Entsetzen wies es weder Augen noch Nase auf, von Ohren ganz abgesehen. Einzig ein gigantisches, allesverschlingendes Maul, welches weit geöffnet war, sodass Elias in die Dunkelheit dahinter blicken konnte. Die Angst lähmte ihn.


    Weiter oben strampelten auch Kleopatra und Adrian, die sich aneinander klammerten und versuchten gegen die vielen Horden von Unwesen anzukommen, jedoch erfolglos. Die Blondine war von Angst und Panik erfüllt, ihr Gehirn wie ausgeschaltet. Sie wollte hier nicht sterben, sie durfte nicht. Dann erblickte sie den silbernen Haarschopf ihres Bruders, der schon sehr weit nach unten gezogen worden war. Eine ganze Schar von Monstern hatte sich um ihn versammelt und das Wasser um ihn herum war merkwürdig rot gefärbt. Eines der Wesen kam ihm nun immer näher, das Maul aufgerissen und offenbar bereit zuzuschlagen. Im Kopf der jungen Dame machte es urplötzlich Klick. Ihr Fokus lag wie versteinert auf Elias, ihr Geist schien wie leergefegt, ihre Augen waren weit aufgerissen, doch sie sah nichts.
    Einige Augenblicke vergingen, die Kleo wie Jahre vorkamen. Neben ihr mühte ihr Cousin sich immer noch ab, doch es schien ihr, als würde er sich in nur sehr, sehr langsam bewegen, als wäre die Zeit dickflüssig wie Baumharz geworden. Dann brach es auf einmal aus der Blondine heraus.


    Ein Strahl hellblauen Wassers durchdrang mit der Kraft einer heran preschenden Eisenbahn das dunkle Wasser. In der Dunkelheit der See leuchtete er ähnlich einer Sternschnuppe am Nachthimmel und hob sich vom schwarzen Gewässer des Sees ab, als wäre es eine andere Flüssigkeit. Wie ein langer Arm schleuderte er die Wesen, die um Elias herum waren beiseite, wobei er die meisten zerfetzte, fast als wären sie aus Papier gemacht worden und ergriff den Silberling sanft, ehe er ihn nach oben zog. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch Adrian von einem ähnlichen Strahl erfasst worden war und zu seiner Schwester hingezogen wurde, die verwirrt um sich blickte. Offenbar bemerkte sie nicht, dass sie der Ursprung des Wassers war, denn sie leuchtete im selben bläulichen Ton, den auch das Wasser besaß. Ihre goldenen Haare schwebten unter Wasser wie ein Schleier und ihre großen, himmelblauen Augen waren weit und erschrocken aufgerissen. „Wie schön sie doch ist …“, dachte Elias glücklich und ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, bevor er sich der dunklen Umarmung der Ohnmacht hingab. Das Letzte, was er hörte, war ein lauten Platschen und Adrians Ruf: „Kleo! Was hast du gemacht?!“


    Elias erlangte langsam sein Bewusstsein wieder. Viele kleine Steine piekten ihn in die Wange und hinter sich hörte er das Rauschen der Wellen. Er wollte die Augen öffnen, doch aus irgendeinem Grund schaffte er das nicht. Sein Körper schien wie gelähmt zu sein, unfähig sich zu bewegen. Er spürte etwas Wasser in seiner Lunge und hustete laut aus, um wieder nach Luft schnappen zu können.
    „Siehst du, es hat geholfen!“, hörte er plötzlich Adrians nasale Stimme laut über sich. Er klang sowohl erleichtert, als auch stolz. Abermals versuchte der Silberling seine Augen zu öffnen, doch es war, als ob seine Augenlider an die Haut geklebt worden waren.
    „Aber er ist verletzt, guck dir mal diese Wunde an!“, hörte er seine Schwester und hätte vor Erleichterung und Freude einen Luftsprung machen können, wäre er nicht in so miserabler Verfassung gewesen. Ihr ging es gut, das war das Wichtigste. Ihre Stimme war laut und hysterisch, so wie sie normalerweise sprach, wenn etwas mit ihrer Frisur nicht stimmte oder sie sich einen Fingernagel abgebrochen hatte. Doch jetzt war es irgendwie anders, da war eine Komponente in ihrem Ton, den Elias nicht wirklich zuordnen konnte.
    „Oh, ja!“, antwortete Adrian jetzt und auch er hörte sich panisch an. Was war nur los? Langsam öffnete der Starnoss-Spross sein rechtes Auge einen Spalt breit, doch sehen konnte er erst mal nichts. „Was machen wir denn nun!“, rief sein Cousin aus und er wirkte immer unruhiger und aufgeregter.
    „Ich weiß nicht!“, entgegnete seine Schwester und auch sie nahm stetig an Verzweiflung zu. „Wäre doch nur ein Heilmagier hier!“
    „Wenn Alice nur hier wäre, sie besitzt Heilkräfte“, stimmte Adrian mit ein und erinnerte Elias sofort schlagartig an das Mädchen. Alice! Wo … Hoffentlich ging es ihr gut. Sie brauchten den Schatz, um sie zu retten, es kam jetzt wieder in seinen Kopf. Er hatte keine Zeit hier herumzuliegen! Langsam versuchte seine Augen zu öffnen und sich zu bewegen, doch sein Körper war immer noch taub und unbeweglich. Doch nach und nach kam wenigstens seine Sehkraft wieder. Nun konnte er schon unscharfe Silhouetten erkennen, die sich hektisch hin und her bewegten.
    „Zuerst müssen wir die Blutung stoppen!“, erklärte der junge „von Goldhall“ jetzt und kurz darauf hörte man ein lautes Ratschen, gefolgt von Kleos wütender Stimme: „Hey! Die Hose hab‘ ich ihm zum Geburtstag geschenkt!“
    „Dann ist sie wenigstens zu irgendetwas gut!“, gab ihr Cousin hitzig zurück und Elias spürte wie ihm etwas ums Bein gelegt wurde. Als der Stoff seine Haut berührte, durchzuckte ein heftiger Schmerz seinen Körper und ein starkes Brennen ging von seinem Bein aus, sodass er unwillentlich das Gesicht verzog. „Das tut ihm weh, du Stümper!“, kreischte Kleo und aus dem Laut danach schloss ihr Bruder, dass sie Adrian weggeschubst hatte.
    „Was machst du? Du bindest es falsch, Kleo!“, meinte Adrian schroff, bevor er sich offenbar wieder an die Bandage machte.
    „Ich wollte ihm ein hübsches Schleifchen binden!“, hörte er Kleo sich beleidigt rechtfertigen, bevor der junge Viscount ihr forsch antwortete: „Lass mich das machen! Meine Mutter war Ärztin, ich weiß, wie das geht!“
    „Kleo“, hauchte der Silberling jetzt plötzlich und wunderte sich, warum seine Worte so merkwürdig schwach klangen. Normalerweise war er doch auch nicht so anfällig für Verletzungen. Er durfte sich vor seiner Schwester nicht so zeigen, am Ende würde sie noch denken, er wäre wirklich eine Memme. „Kleo, du hast mich … uns gerettet“, fuhr er fort und ein stolzes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er weiterhin versuchte etwas zu erkennen. „Du bist so … unglaublich.“
    „Halt‘ die Klappe, Elias!“, fauchte seine Schwester ihn an, doch es war nicht ihr übliches, genervtes und aggressives Zurechtstutzen. Es war irgendwie anders und das machte ihn glücklich.
    _ _ _
    Kapitel 19. 3300 Wörter. Nächstes Kapitel kommt am 18. Februar.

  • Ketten und Peitschen


    „Okay, bringen wir das schnell hinter uns!“, seufzte Kleopatra genervt, während sie herablassend wie eh und je auf ihre Gegnerin starrte. Dieses blonde Gör besaß nicht mal den Hauch einer Chance gegen sie. Sie musste sie jetzt nur schnell abfertigen und dann konnte sie endlich zu ihrem Damian. Außerdem war es hier kalt und unschön, kein Ort an dem sie lange bleiben wollte.
    „O-okay!“, antwortete das Mädchen unsicher und brachte sich in Kampfstellung, die Fäuste gehoben und schützend vor ihrem Oberkörper positioniert. Kleo lächelte hochmütig und zog belustigt eine Augenbraue hoch. Glaubte dieses dumme Ding etwa tatsächlich sie würde sich auf ihr Niveau herunterlassen und mit ihrem Körper kämpfen? Wenn ja, dann hatte sie sich mächtig geschnitten, denn die Viscountess zog jetzt eine zusammengerollte Peitsche von ihrem Gürtel und ließ sie einmal laut und bedrohlich knallen, sodass das Mädchen eingeschüchtert zusammenzuckte.
    „Wir kämpfen ohne Beschränkungen!“, rief die Blondine und es war keine Frage sondern eine Feststellung. Sie bestimmte hier die Regeln, schließlich würde sie sowieso gewinnen. Sie kräuselte ihren kirschroten Kussmund. Das sollte amüsant werden.
    „Gu-gut!“, kam es stotternd von der Anderen, die nach wie vor dort stand und anscheinend nicht vorhatte aus der Defensive zu kommen. Kleo biss sich genervt auf die Unterlippe. Was sollte das, jetzt musste sie auch noch die Initiative ergreifen? „Naja, Damen zuerst …“
    Sie hob ihre rechte Hand und sammelte dort ihre magische Kraft. Sofort begann der in ihren am Mittelfinger steckenden Ring eingefasste Saphir herrlich blau zu leuchten, im himmelblauen Ton ihrer Augen. Die Blondine setzte ein arrogantes Lächeln auf und durchbohrte ihre erschrockene Kontrahentin mit einem eiskalten Blick bevor sie rief: „Nun dann, Nixes Zeitvertreib!“
    Über ihrer dem Himmel zu gestreckten Hand erschien ein hellblauer, leuchtender Wasserball von der Größe einer Melone, den sie mit einem eleganten Schlenker ihrer feingliedrigen Hand ihrer Gegnerin entgegen schmetterte. Jene blickte für einen kurzen Moment so als hätte sie der Blitz getroffen, doch dann wich sie mit einem gewagten Hechtsprung zur Seite hin aus, sodass Kleo verstimmt die Nase rümpfte. Doch das war noch längst nicht alles, denn anstatt wieder stehen zu bleiben und auf den nächsten Angriff zu warten, rollte sich die Konkurrentin geschickt ab, was die Viscountess natürlich nicht anerkannte, und schien sich nun auf den alten Spruch „Angriff ist die beste Verteidigung“ zu besinnen. Denn jetzt stürmte sie auf Kleopatra zu und ihr Gesicht hatte das letzte bisschen Furcht verloren, sie schien jetzt vollkommen konzentriert zu sein. Die Adlige zog abfällig eine Grimasse und schleuderte der Angreiferin nun einige weitere Wasserbälle zu, doch das Mädchen wich allen geschickt aus, sodass sie nur den eisigen Boden trafen und dort in ein paar Tropfen und Schneesplitter zerplatzten.
    Das blonde Gör war Kleopatra inzwischen bereits ganz nah gekommen und holte gerade zu einem gewaltigen Faustschlag aus, der die Lady sicherlich mitten in den Magen getroffen hätte. Da Kleo das nicht im Entferntesten erwartet hatte, stolperte sie entsetzt ein paar Schritte zurück und wäre wegen ihres fehlenden Absatzes beinahe beinah auf dem Gesäß gelandet, bevor ihr wieder bewusst wurde, dass sie eine Peitsche in der Hand hatte. Mit einem lauten Aufschrei holte sie aus und ließ ein weiteres lautes Knallen ertönen. Sie hatte ihre Gegnerin an der Hand getroffen, die jetzt einen roten Streifen aufwies, und ihr war es somit gelungen, die Attacke zu stoppen. Reflexartig schlug Kleo gleich ein weiteres Mal zu, diesmal traf sie das Mädchen im Gesicht, sodass diese schmerzerfüllt aufschrie und sich schützend die Hände vor die Augen hielt, die angefangen hatten zu tränen. Doch die Viscountess war jetzt in Rage gekommen, sodass sie die Andere brutal mit einem Fußtritt von sich weg stieß und wütend keifte: „Nixes Wut!“
    Ein heftiger, dicker und kochendheißer Wasserstrahl wurde von ihrem Ring entlassen und schoss auf die am Boden Liegende zu, die sich verwirrt und verschreckt umblickte. Tränen des Schmerzes liefen ihr über die Wangen, denn sie schien nicht mehr solch harten Schlägen gerechnet zu haben, da wurde sie auch schon von Kleopatras magischer Attacke getroffen und nach hinten geschleudert, wo sie reglos liegen blieb.
    „Laila!“, schrie plötzlich eine schrille Mädchenstimme so laut in Kleos Kopf, dass die Adlige erschrocken zusammenfuhr. Das war die Stimme dieser rothaarigen Vogelscheuche, die Schwester des blonden Görs, gewesen. Warum musste sie sich denn jetzt einmischen, als wäre das irgendetwas Schlimmes oder Weltbewegendes gewesen.
    „Kleo, hättest du das nicht vielleicht etwas sanfter machen können?“, erklang nun auch Elias flehentlich verzweifelte Stimme, sodass sie genervt ihre Augen verdrehte und sich wünschte, diese Memme wäre nicht da. Dieser nervige Giftzwerg war das Letzte, was sie gerade brauchte, weshalb sie auch wie üblich fauchte: „Halt die Klappe, Elias! Ist ja nicht so, als hätte ich sie umgebracht!“
    „Nicht umgebracht!“, empörte sich das Mädchen in ihrem Kopf und ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Wut, was in Kleopatra kühle Belustigung hervorrief. „Du hast sie ins Gesicht gepeitscht, du dummes Flittchen!“
    „Hey!“, rief der Silberling wütend und die Blondine hoffte, dass er sich jetzt endlich mal gehen lassen und seine Gegnerin fertigmachen würde, doch da wurden sie alle auch schon durch das zittrige Stimmchen Lailas unterbrochen: „Bitte! Hört auf zu streiten!“
    Kleo lächelte überheblich und wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen wieder dem blonden Gör zu. Jene war jetzt abermals schwankend auf die Beine gekommen und klopfte sich etwas Staub vom Kleid, wobei sie der Adligen einen missmutigen Blick zuwarf. Ein langer, roter Striemen, der sich quer über ihr Gesicht zog, zeugte von Kleopatras Peitschenschlag, doch offenbar schien der Schmerz nachgelassen zu haben oder sie hatte sich einfach besser unter Kontrolle, denn das Mädchen schien diese Verletzung auf einmal nicht weiter zu stören. Stattdessen begab sie sich in eine Art Gebetsstellung, sodass das blonde Gift amüsiert die Mundwinkel verzog. Was sollte das jetzt? Hoffte dieses dumme Ding etwa, da sie durch Beten irgendetwas erreichen könnte? Lächerlich!
    „Laila!“, hallte Maries Stimme in der Verbindungsplatzierung erneut und ihr Tonfall verriet eine Mischung aus Besorgnis und Erleichterung. „Laila, geht es dir gut! Sollen wir den Kampf abbrechen?“
    „Ist schon in Ordnung, Schwesterherz!“, flüsterte die Blondine, die sich aufgerichtet hatte und die Hände immer noch vor der Brust gefaltet hatte, als wolle sie die Sonne und ihren König anrufen. Doch zu Kleos großem Entsetzen blieb es nicht dabei. Stattdessen begann sie jetzt plötzlich in einem warmen, dunkelgrünen Ton, der der Farbe eines Waldes im Frühling glich, zu leuchten. Ihr Kleid und Haarband begannen nach oben zu schweben, als ob von unten ein Wind käme, bevor schließlich Laila selbst abhob und sich von der Erde loslöste. „Ich war unvorsichtig und habe vergessen Großmutters geheime Technik anzuwenden“, hauchte sie jetzt weiter und in ihren Worten schwang Trauer und Schuld mit, während ihr Gesicht sich entspannte, sodass sie aussah als würde sie friedlich träumen. Kleo hatte fassungslos die Augen aufgerissen, derweil war sie weiter zurückgetaumelt und stammelte: „Das … was ist das?“
    „Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe“, fuhr Laila fort und näherte sich wieder dem Boden, ihre Verletzungen indes verheilten zu Kleopatras großem Schrecken binnen weniger Wimpernschläge. „Ich verspreche dir …“ Ihre Füße berührten den Boden und das Leuchten ließ nach, auch wenn sie immer noch von einem gewissen Glimmen umgeben war. Mit einem Mal schlug sie wieder die Augen auf und ihr Blick war anders, selbstsicherer und bereit zum Kampf. Dann beendete sie ihren Satz so klar und laut, dass es jeder hören konnte: „Ich gewinne!“ Kleopatra erschauerte.
    „Das wirst du!“, kam Maries sanfte Antwort und aus ihrer warmen Stimme klang das viele Vertrauen heraus, welches sie in ihre Schwester hegte. Danach brach die telepathische Verbindung abermals ab und die beiden Blondinen waren erneut allein miteinander.
    Kurze Zeit später richtete Kleopatra sich wieder auf und setzte nochmals ihr arrogantes und herablassendes Lächeln auf. „Das Kleinkind hat jetzt also gelernt hart zu reden!“, meinte sie laut und ließ ihr schrilles, lügnerisches Lachen über die ganze Eiswüste hallen. Dieses Mädchen konnte ihr keine Gefahr werden, warum machte sie sich Sorgen. Sie hatte alles unter Kontrolle. „Große Worte!“, schrie sie ihr zu und ihre Stimme wurde immer greller und durchdringender, während sie sich über ihre Gegnerin ausließ. „Aber …“, meinte sie abschließend und ihr falsches, zähneblitzendes Lächeln wurde noch breiter und künstlicher, „… jetzt möchte ich Taten sehen!“
    Ohne weitere Vorwarnung stürmte Laila daraufhin auf Kleo zu, die, aufgrund der plötzlichen Aktionsfreude ihrer Kontrahentin, verwirrt die Augen aufriss, sich im nächsten Moment aber wieder fasste und bedrohlich die Peitsche knallen ließ. Doch zu ihrem großen Erstaunen schien ihre Konkurrentin die direkte Methode inzwischen abgelegt zu haben, denn anstatt sie geradlinig anzugreifen, warf sie der Blondine stattdessen ein paar Kugeln zu. Die Viscountess, die aus Instinkt heraus die Arme vors Gesicht nahm, bemerkte nicht wie die Kugeln vor ihr landeten und sofort einen dichten Rauch absonderten. Kleopatra hustete und verlor jegliches Orientierungsgefühl, da wurden ihr plötzlich die Beine unter dem Körper wegschlagen, sodass mit einem unintelligenten Geräusch und einem sehr überraschten Ausdruck auf dem sonst so selbstgefälligen Gesicht auf den eiskalten, harten Boden unter ihr knallte. Doch kaum hatte ihr Rücken den Untergrund berührt, schon wurde sie gewaltsam auf den Bauch gedreht und ihre Hände festgehalten.
    Nach einem kurzen Moment der Überraschung bemerkte die junge Adlige, dass man sie auf dem Boden fixiert hatte. Wütend kreischend strampelte sie um sich und versuchte sich zu rollen, um der Gefangenschaft zu entkommen, doch all ihre Versuche waren sinnlos.
    „Das ist der dritte geheime Griff einer uralten Technik, die mir meine Großmutter beigebracht hat“, erklärte Laila ruhig und ohne sich von dem Krakeelen ihrer Gegnerin aus dem Konzept bringen zu lassen, während sie sie weiterhin auf dem Eis internierte. „Du kannst nicht entkommen.“
    „Nein!“, brüllte das blonde Gift zornig, wobei sie versuchte das Mädchen mit ihrem verbleibenden Absatz im Gesicht zu treffen und ihr dabei ein Auge auszustechen. Sie würde nicht gegen so ein dummes Miststück verlieren und vor allen nicht auf so erbärmliche Weise! Sie musste sich irgendwie befreien. Wütend sammelte sie ihre Magie ein weiteres Mal in ihrer Hand und sie spürte wie der Saphir ein weiteres Mal hell leuchtete: „Nixes Eifersucht!“
    Vor ihrem Ring bildete sich ein Pfeil aus Wasser, der, nachdem Kleopatra diese Worte geschrien hatte, sich rasend schnell in Bewegung setzte und direkt auf Laila zu schoss. Diese konnte nicht schnell genug reagieren und wurde deshalb direkt in die Brust getroffen, wo der Pfeil explodierte und sie hoch in die Luft schleuderte.
    Kleo, die nun wieder frei war, hechtete hastig zu ihrer Peitsche, die einige Meter von ihr entfernt lag und hob sie auf, bevor sie sich wieder ihrer Gegnerin zuwandte, die jetzt mit einem lauten Krachen auf dem Eis aufgekommen war. Die Blondine setzte wie so oft schon ein spöttisches Lächeln auf, wobei sie mit ihrem typischen herablassenden Funkeln in den kühlen, blauen Augen abfällig betrachte wie das blonde Mädchen wieder zitternd auf die Beine kam. Auf ihrer Brust war nun ein roter Fleck zu sehen, ein Überbleibsel von Nixes Eifersucht.
    „Mich wundert, dass du noch stehen kannst!“, rief die Viscountess ihr nun hochnäsig zu und gab ein weiteres helles, künstliches Lachen von sich, bevor sie die Andere abermals mit ihren eisigen Blicken durchbohrte. „Nixes Eifersucht ist eigentlich dazu konzipiert einen ausgewachsenen Mann bewusstlos zu schlagen, warum bist du also so schnell wieder auf den Beinen?“
    „Weil ich gewinnen werde!“, antwortete Laila ernst und wollte schon den nächsten Angriff starten, da verlor sie urplötzlich den Halt unter den Füßen und viel abermals auf den kalten Grund. Kleopatra ließ noch ein schrilles, boshaftes Lachen durch die Eislandschaft hallen, bevor sie mit einem Schnipsen ihrer langen Finger Laila in die Luft katapultierte und zu sich schweben ließ. Das Mädchen verzog ihr Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse, während sie kopfüber in der Luft baumelte und verzweifelt versuchte ihr Kleid davon abzuhalten, der Schwerkraft nachzugeben. Um ihre Füße hatte sich eine aus Wasser bestehende Kette gebunden, die offenbar stark genug war, sie zu halten und bewegungsunfähig zu machen.
    „Dachtest du wirklich, man könnte mich so einfach besiegen?“, fragte das blonde Gift sie nun mit niederträchtiger Belustigung und die Tücke in ihren Worten sprang einen geradezu an, bevor sie ein weiteres gehässiges Lachen von sich gab. „Meine Attacke Nixes Verführung kettet jeden Mann geradezu an mich. Weißt du, ich liebe es abgöttisch mit Ketten und Peitschen zu spielen!“
    Mit diesen Worten ließ sie ihre Waffe ein weiteres Mal knallen, gefolgt von Lailas gepeinigtem Aufschrei. Mit der Freude des bösen Vergnügens in den Augen beobachtete Kleo jetzt, wie die Striemen, die ihr Schlag dem Mädchen zugefügt hatte, langsam verschwanden. Nun wurde der Adligen alles klar. Dieses merkwürdige Gebet hatte eine heilende Schutzschicht um das blonde Gör herum aufgebaut, was verhindert hatte, dass sie von ihren Attacken außer Gefecht gesetzt wurde.
    „Wenn dem so ist …“, flüsterte Kleo und das Funkeln in ihren eisigen Iriden wurde noch eine Spur boshafter, „… brauche ich mich ja gar nicht mehr zurückzuhalten!“ Die Furie in ihr war erwacht. Mit einer ausgestreckten Hand sammelte eine gewaltige Masse an magischer Kraft in ihrem Ring, sodass dieser stärker leuchtete als jedes Licht, dass Adrian je hätte produzieren können, und hielt ihren Katalysator nun direkt vor Laila Gesicht. Jene hatte einen flehentlichen und verzweifelten Gesichtsausdruck aufgesetzt, ihre Augen, die zuvor noch so selbstsicher gewesen waren, zeugten jetzt von ihrer großen Angst. Doch kein Bitten und Betteln kam über ihre Lippen und Kleopatra hatte nicht vor Mitleid zu zeigen.
    „Nixes Wut!“, rief sie mit einem herzlosen Lächeln auf den Lippen und entließ damit ihre gigantische Attacke. Ein Strahl von der Dicke eines Baumstammes, bestehend aus kochendheißem Wasser, schoss auf das blonde Mädchen und traf sie mit der vollen Breitseite. Sie wurde gewaltsam zurück geschleudert, die Wassermassen ließen sie durch die Luft fliegen wie eine Stoffpuppe, bevor sie mit einem lauten Krachen gegen einen Eisberg knallte, der sofort begann bei der enormen Hitze zu schmelzen. Sie wurde noch ein paar Sekunden von der schieren Wucht der Attacke gegen das Eis gepresst, bevor die Viscountess von ihr abließ. Sofort sackte sie bewusstlos zusammen, was aufgrund der Brutalität, mit der ihre Gegnerin vorgegangen war, nicht weiter verwunderte.
    Kleopatra hatte jetzt ihr selbstgefälliges, breites Lächeln aufgesetzt und meinte herablassend: „Spiel, Satz und Sieg!“
    _ _ _
    20. Kapitel mit 2300 Wörtern. Startpost aktualisiert.

  • Vorspiel


    Elias blickte schüchtern zu seinem Gegenüber herüber, während er unruhig auf seinen Zehen hin und her wippte. Das rothaarige Mädchen, Marie hieß sie, soweit er wusste, schenkte ihm einen bohrenden Blick, bevor sie sich wieder abwandte und mit zusammengepressten Lippen einen Baumstumpf in der Nähe betrachtete. Der Silberling war ebenfalls äußerst verunsichert und hatte sogar leichtes Schuldbewusstsein, dennoch wusste er überhaupt nicht warum. Schließlich war es seine Gegnerin gewesen, die Kleopatra vulgär beleidigt und angegriffen hatte, obwohl ihr nichts vorzuwerfen gewesen war. Sie hatte diese Laila vielleicht etwas hart rangenommen, aber das war sicher nicht absichtlich gewesen. Sie hatte sich verteidigen wollen und hatte dabei etwas überreagiert, aber das war noch lange kein Grund, sie wüst zu beschimpfen. Außerdem war es Laila gewesen, die den Kampf begonnen hatte, damit hatte sie Kleo provoziert, wie hätte sie anders handeln sollen. Warum musste seine zerbrechliche Schwester sowieso an dieser sinnlosen Brutalität teilnehmen?
    „Das ist alles nur die Schuld von diesem Damian!“, wütete der junge Mann in Gedanken und dachte voller Hass an den arroganten und eingebildeten Magier. „Schon seit er damals mit meiner Schwester gesprochen hatte, wusste ich, dass an dem irgendetwas faul war. Jetzt hat sich eindeutig bewiesen, dass er Kleo nicht würdig ist, schließlich lässt er sie hier einfach so kaltblütig kämpfen, obwohl sie solche Gewalt gar nicht verkraften kann!“ Schon allein, wenn ihm das überhebliche Grinsen dieses frauenaufreißenden Lügners vor dem geistigen Auge aufkam, hätte er am liebsten hineinschlagen wollen. Wie konnte er es nur wagen, sich an Kleo so heran zu schmiegen?! Nur weil sie hübsch, unschuldig, begabt und gutherzig war? Jeder Mann sah an der Blondine nur diese Oberflächlichkeiten, einzig Elias wusste ihre wahre Schönheit zu schätzen. Er musste sie vor solchen Leuten wie Damian beschützen, denn die würden sie nur eiskalt ausnutzen und dann zurücklassen. Sie wollten sie ihm wegnehmen, doch das würde er nicht zu lassen. Er schuldete ihr noch so viel …
    Der junge Viscount wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ihn aufs Neue die stechenden Blicke Maries trafen. Sie wirkte immer noch sehr bissig und ihr Mund war inzwischen eine gerade, schmale Linie, was nie etwas Gutes bedeutete.
    „Äh …!“, begann Elias sofort zu stammeln, während er spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er wild gestikulierend versuchte die Peinlichkeit der Situation etwas einzudämmen. Allerdings erschien es ihm so als verschlimmerte er alles nur. „Also … ähm … k-können Sie fechten?“, fragte er beklommen und vermied es das Mädchen direkt anzusehen. Stattdessen tat er so als würde er zu einer lustig geformten Wolke sprechen, die gravierende Ähnlichkeit zu einem Fuchs hatte.
    „Nein“, kam die einsilbige Antwort und die Atmosphäre näherte sich daraufhin in immer größer werdenden Schritten dem Gefrierpunkt. Elias zuckte fast zusammen als die eisige Antwort kam und er wagte es kurz in das Gesicht der Rothaarigen zu sehen. Zu seinem großen Entsetzen war ihr Blick offenbar noch missmutiger geworden und ihre Mundwinkel zuckten gefährlich, während sie die Augenbrauen zusammengezogen hatte und dem Adligen sehr düstere Blicke schenkte.
    Allerdings änderte sich, nachdem er ihr in die Augen geschaut hatte, überraschenderweise auf einmal die Art des Mädchens. Ihr Blick wanderte kurz von seinen Augen etwas weiter runter, bevor eine leichte Röte in ihre Wangen schoss, woraufhin sie kurz merkwürdig das Gesicht verzog und sich dann abrupt von dem Silberling abwandte, sodass er nur noch ihren feuerroten Haarschopf sehen konnte.
    Elias verwirrte das noch mehr, aber da ihr Gesicht nicht mehr ganz so verbissen aussah, fasste er neuen Mut und meinte: „Weil … ich würde lieber magische Gewalt vermeiden, weshalb ich fragen wollte, ob wir nicht ein waffenbasiertes Duell ausführen wollen …“
    Das Mädchen reagierte nicht und sofort fing der Starnoss-Sproß wieder panisch an wilde Gesten zu vollführen, um seine Nervosität zu überspielen, etwas, das ihm vollkommen misslang. Bevor er doch über die eigenen Worte stolpernd sich weiter blamieren konnte, unterbrach Marie, um das erste Mal, seit sie auf dieser Waldlichtung waren, eine mehrsilbige Antwort anzustimmen: „Ich kann zwar nicht Fechten, kann aber trotzdem mit meinem Schwert umgehen.“
    Mit diesen Worten nahm sie etwas aus ihrer Tasche, das große Ähnlichkeit mit einem Schwertgriff hatte und richtete es auf Elias. Dieser blickte kurz verwundert, doch dann drückte der Rotschopf einen Knopf an der Seite und mit einem leisen Zischen wurde eine lange, schmale Klinge ausgefahren. Das blankpolierte Metall glänzte im Sonnenlicht und wirkte dünner als ein Stück Papier. Der Silberling wirkte kurz überrascht, da man solche Technik in Aquea selten zu Gesicht bekam, lächelte dann unsicher und aktivierte den Ring an seinem Zeigefinger. Dieser leuchtete kurz silbrig auf und verformte sich dann seinerseits in ein langes Schwert, welches von einem schwachen, silbernen Glanz umgeben war. Dies war eine magische Schutzhülle, die verhinderte, dass er seine Gegnerin ernsthaft verletzen würde.
    Beide Kontrahenten standen sich nun gegenüber und starrten einander an. Marie wirkte kühl, aber missmutig, während Elias unsicher von einem Fuß auf den anderen trat und sich hemmte den ersten Angriff zu starten. Er wollte eigentlich gar nicht kämpfen und schon gar nicht gegen ein Mädchen. Man musste das andere Geschlecht mit Respekt und Höflichkeit behandeln, das hatte ihm seine Mutter immer gesagt. Aber was war in diesem Fall das Richtige? Vielleicht sah es die Rothaarige auch als Beleidigung an, wenn er sie nicht anständig bekämpfen würde. Fühlte sie sich dann womöglich nicht von ihm ernst genommen, weil er zauderte? War das der Grund, warum sie so schlecht gelaunt wirkte?
    „Äh, also …“, stotterte er verlegen und warf ihr einen peinlich berührten Blick zu, bevor er sofort wieder zu seinen Füßen sprach, weil ihr Blick so düster wirkte. „S-sollten wir nicht anfangen?“ Sofort wollte er, er hätte es nie gesagt. So ein unsensibler Weg seine Unsicherheit hervorzubringen, garantiert dachte das Mädchen jetzt sicher, er hätte die Subtilität eines Holzhammers.
    Erstaunlicherweise kam jedoch keine kühle oder harsche Antwort, sondern nur ein zittriges „J-ja“, sodass der Silberling verwundert aufblickte, um zu sehen, was los war. Doch fast, als würde sie sich genauso für das kurze Aufflackern von Scheu schämen, warf sie ihm einen umso kälteren Blick zu, als ob sie damit ihren Fehler von zuvor gutmachen wollte.
    Bevor Elias jedoch weitere Versuche unternehmen konnte, diese prekäre Situation irgendwie aufzulockern, erklang auf einmal die laute Stimme Kleopatras in seinem Kopf: „Wohin muss ich dir eigentlich treten, damit du endlich anfängst, du hirnloser Trottel?!“ Ihr Tonfall war harscher als normal, was etwas hieß, denn sie war auch sonst er forsch zu ihrem Bruder. Jener war jedoch nicht eingeschüchtert von der Ungeduld des blonden Gifts, sondern rief nur erfreut wie ein kleines Kind: „Kleo!“ Dann begann er sofort sich besorgt nach dem Zustand seiner geliebten Schwester zu erkundigen, um sicher zu gehen, dass ihr absolut nichts fehlte.
    „Halt‘ die Klappe, Elias!“, unterbrach Kleo seine rührenden Fürsorglichkeitsbekundungen jedoch sofort gereizt, woraufhin Elias sofort aufhörte, sich aber nicht davon abhalten konnte, innerlich erleichterte Freudensprünge zu machen. Seiner Schwester ging es gut und ihr war nichts passiert. Das war das Wichtigste.
    Dann traf sein Blick auf Maries und sofort zerbarst seine Fröhlichkeit in tausend kleine Scherben. Sie war plötzlich angespannt, ihr Gesichtsausdruck war zu einer Mischung aus Zorn, Bestürzung und Verbitterung verkommen, der dem Starnoss-Sprössling einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Natürlich, er hatte ganz vergessen, dass ihre Mannschaft nun einen Mitspieler verloren hatte und dazu noch ihre Schwester. Das musste sehr schwer für sie sein, er konnte sich kaum vorstellen, wie er sich gefühlt hätte, wenn Kleo die Verliererin gewesen wäre. Aber er war sich sicher, dass sie Laila nicht schlimm behandelt hatte, garantiert ging es ihr gut und sie war nur sanft in die Ohnmacht geglitten. Kleo würde schließlich nie zu sinnloser und übertriebener Gewalt greifen.
    Er wollte gerade Worte des Mitgefühls und der Versicherung, dass ihrer Schwester nichts passiert war, an sie richten, da wurde der Silberling ein weiteres Mal unterbrochen. Diesmal war es jedoch nicht die Blondine, sondern die verhasste Stimme dieses Damians. „Ich glaube das wird so nichts mehr …“, meinte er gelangweilt und obwohl Elias ihn nicht sehen konnte, hatte er sein schmieriges Grinsen genau vor Augen. Er konnte nicht glauben, dass sich seine Schwester zu einem Scharlatan wie dem hingezogen fühlte. Sicher hatte dieser schleimige Lügner sie mit einem Liebeszauber belegt! Andernfalls hätte sie sich niemals auf einen dreckigen Landstreicher wie ihn eingelassen.
    „Deine Komplimente ehren mich“, kam es nun amüsiert von dem Magier, sodass Elias spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er die Hände ballte. Diese arrogante Gewissheit in der Stimme des jungen Mannes brachte ihn jedes Mal aufs Neue zur Weißglut. Könnte er doch nur selbst gegen diesen Heuchler antreten, aber der Feigling hatte ihn ja gegen seine Freundin in den Kampf geschickt. So ein Widerling!
    „Dein Wunsch sei mir Befehl“, hüstelte der Zauberschüler wieder und schien das belustigte Kichern kaum noch halten zu können. Der Adlige knirschte mit den Zähnen, doch dann geschah plötzlich etwas vollkommen Unerwartetes. Sekunden zuvor hatte er noch auf grünem Gras gestanden und die Insekten zirpen gehörten, da löste sich alles um ihn herum auch schon in weißen Dampf auf und nahm ihm die Sicht. Er erschrak und trat hilflos um sich, doch nichts half. Es war fast so als wäre er schwerelos in einer Schwebe gefangen und konnte weder vor noch zurück. „Zeit, das Ganze etwas durchzumischen!“


    So elegant wie immer landete Damian auf der steinernen Plattform, die erschien, nachdem der weiße Nebel sich verzogen hatte. Neben ihm fiel Adrian eher schlecht als recht auf den kühlen, rauen Untergrund und blieb dort stöhnend liegen, woraufhin Damian ihm einen eher irritierten Blick, sich aber sonst nicht weiter mit dem Viscount beschäftigte.
    Offenbar befanden sie sich mitten in einem Vulkankrater. Weit unter ihm blubberte und dampfte die stechendrote Lava vor sich hin, bereit alles zu schmelzen, was auch wagte in seine Nähe zu kommen. Hohe, massive Steinwände ragten hoch hinauf, sodass der junge Magier über sich nichts weiter als ein kreisförmiges Stück nachtdunkles Firmament erkennen konnte, von welchem einzig die wenigen Sterne kalt und abweisend auf ihn herab funkelnden. Er verzog angewidert die Nase nachdem er kurz den unangenehmen beißenden Geruch eingesogen hatte und hustete, da ihm der Schwefel die Lunge verätzte. Was für ein wenig behaglicher Ort, an dem er seine nächste Schlacht ausführen musste. Hoffentlich konnte er diesen Kampf schnell hinter sich bringen.
    Ihm gegenüber materialisierte sich langsam Kleopatras Bruder, der sich verwirrt und aufgebracht umsah. Damian schenkte ihm zur Begrüßung ein Lächeln von falscher Freundlichkeit, bevor er, wieder sein ehrliches, überhebliches Grinsen auf dem Gesicht, einige Worte an ihn richtete. „Da du ja so darauf bestanden hast …“, begann er und schenkte dem Silberling, der jetzt selbst anfing zu husten, einen belustigten Blick, „… und deine Gegnerin offenbar auch keine Motivation besaß, um mit dir zu kämpfen, dachte ich mir, dass wir die Kampfpaare vielleicht mehr unseren Bedürfnissen anpassen sollten.“
    „Warum, du …“, brachte der junge Mann unter Zähneknirschen hervor, bevor er weiter fortfuhr zu husten, da der Vulkan nun ein gefährliches Grollen von sich ließ und der Dampf jetzt stärker als zuvor hervortrat. Es hätte beunruhigend sein können, wenn Damian nicht gewusst hätte, dass sich das ganze Szenario nur in ihren Köpfen abspielte. Es bestand absolut keine Gefahr, weswegen er recht entspannt in den Kampf gehen konnte. Auch der penetrante Gestank störte ihn nach wenigen Sekunden nicht mehr, da er aufgrund gewisser Ereignisse bereits gestählt auf solche Situationen reagieren konnte. Aden war während des Trainings nie pingelig gewesen. „Leider …“
    Elias indes tat sich schwerer mit den Umständen, schien sich jedoch auch langsam wieder aufzuraffen, da er anscheinend wieder genug Kraft besaß, um Damian einen hasserfüllten Blick zu zuwerfen, welchen jener mit einem herablassend amüsierten Lächeln erwiderte. Dieses Adelsbübchen würde genauso wenig eine Herausforderung für den jungen Magier sein wie sein Cousin. Dieser ging jetzt auch wieder seiner zweitliebsten Beschäftigung nach dem Betrachten seines Selbst nach: Rumjammern.
    „Ah!“, rief er als hätte man ihm eine tödliche Wunde zugefügt, während er sich auf dem Boden hin und her rollte und theatralisch die Hände gen Himmel streckte. „Licht!“, hauchte in absurder und vollkommen überdrehter Dramatik auf. „Ich sehe ein Licht!“
    „Das sind die Sterne“, kam es trocken von Damian, doch der Silberling schien die überspitzten Gebärden seines Verwandten weitaus ernster zu nehmen, als er es eigentlich hätte tun sollen. Er rannte zu dem jungen „von Goldhall“, offenbar um nachzusehen, ob es ihm gut ging und rief besorgt: „Adrian!“
    „Elias!“, antwortete jener pathetisch und ergriff schwach die Hand des anderen, während er den zweiten Arm weithin zum Himmelszelt hin gestreckt hatte. „Auch wenn mein Leben schwinden wird …“, röchelte er als wäre es sein letzter Todeshauch und ließ nun schwach seinen Arm sinken, um dann weiter zu lamentieren, „… bin ich bereit zu gehen! Denn solange die Erinnerung …!“
    „Kannst du die lächerlichen Teile überspringen und zum Punkt kommen?“, unterbrach ihn der Magier gelangweilt, während er sich eine Strähne aus dem Haar schnippte und die Augenbrauen gehoben auf seine Gegner herabblickte. Das Gerede ermüdete ihn und er wollte endlich einen halbwegs annehmbaren Kampf haben. Ansonsten hätte sich der Ausflug ja überhaupt nicht gelohnt.
    „Ruhe!“, fauchte Adrian und richtete sich plötzlich mit aufgebrachtem Blick auf, endlich sein Schmierenschauspiel fallen lassend. „Du versaust mir meinen Moment im Rampenlicht!“
    Doch bevor er fortfahren konnte, weiterhin den Sterbenden zu spielen, wurde sein Körper auf einmal in ein helles Licht gehüllt, sodass Elias erschrocken zurückstolperte. Der Goldhall-Nachkomme riss entsetzt die Augen auf, als sich sein Körper langsam begann aufzulösen. „Was passiert hier?“, quiekte er angsterfüllt und versuchte aufzustehen, doch seine Beine waren bereits verschwunden. „Nein, ich will nicht …!“
    „Hast du nicht gerade eben noch etwas davon gefaselt, dass du bereit bist zu gehen, oder so?“, kommentierte Damian trocken und spielte geistesabwesend mit seinem Stab herumspielte. „Du kannst dich freuen, weil du nämlich ein absoluter Verlierer bist, schmeißt dich die Illusion jetzt raus aus dem Spiel.“
    „Was, aber …!“, begann Adrian bestürzt, bevor auch schon sein Oberkörper sich in gleißendes Licht auflöste und seine Stimme langsam verschwand. Das Letzte, was man noch von den hohen Wänden widerhallen hören konnte, war ein schwülstiges: „Räche mich, Elias!“ Danach war die hohe, jungenhafte Stimme des Lords endlich verstummt.
    „Bin ich froh, dass der nicht mehr da ist“, seufzte Damian erleichtert, da ihm der junge Viscount bereits gehörig auf die Nerven gegangen war und er jetzt zuletzt seine Ruhe hatte. Naja, fast. Elias war schließlich noch da und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er alles andere als gut zu sprechen auf den jungen Magier war. Damian schenkte ihm als Erwiderung ein weiteres freches Grinsen, bevor er sich abermals in die Lüfte erhob, um etwas über seinem Gegner zu stehen. „Also?“, fragte er und die Arroganz in seiner Stimme war kaum zu überhören. „Wollen wir anfangen?“
    „Du…“, zischte Elias erzürnt und in seinem Blick war eine Nuance, die man durchaus als blanken, ungezügelten Hass bezeichnen konnte. Ein wenig übertrieben, wie Damian fand, schließlich hatte er sich nur mit seiner Schwester amüsiert und sie hatte den ersten Schritt gemacht. Was wollte dieser Wicht also eigentlich?
    „Was hast du gemacht?!“, schrie der Silberling wütend zu Damian hoch und brachte sich gleichzeitig in Kampfstellung, während er seinen Gegner weiterhin voller Abscheu in den Augen fixierte. Der junge Zauberer rollte mit den Augen. War der Typ schwer von Begriff oder brauchte er einfach nur einen Grund, um ihn anzubrüllen.
    „Hier die Kurzversion: Da du und Marie nichts auf die Reihe gekriegt habt, nahm ich mir die Freiheit, den Kampf aufzulösen und euch beiden neue Partner zu zuteilen“, erklärte er kurz desinteressiert, während er auf seinen Kontrahenten herabblickte und seinen Stab herumwirbeln ließ. „Das mit dem Ortwechsel hatte ich aber nicht geplant. Es scheint, als würde sich die Illusion mit jedem neuen Duell ebenfalls verändern.“
    Die Augenbrauen weiterhin wie zwei Pfeile zusammengezogen, durchbohrte der Blick des Silberlings den fliegenden Magier, der seinerseits weiterhin höchst ungerührt den Adligen betrachtete und ihn nicht für voll nahm. Was konnte diese Memme schon ausrichten?
    Nach einer kurzen Pause, auf die eine angespannte Stille folgte, erhob er wieder seine Stimme und fragte kurz herablassend: „Ein Kampf ohne Regeln? Es soll schließlich schnell gehen.“ Das selbstsichere Lächeln auf seinen Lippen verriet, dass er sich seines Sieges gewiss war, was Elias offenbar noch wütender machte, denn er rief ihm nun zornig entgegen: „Es ist alles nur deine Schuld! Deinetwegen …“
    „Können wir die großen Worte sein lassen?“, unterbrach ihn Damian desinteressiert, machte sich innerlich aber schon auf den Kampf bereit. Diesmal wollte er gleich hundert Prozent geben. „Ich hab Besseres zu tun als hier zu stehen und mit die Atemwege zu zerstören.“
    Der Silberling ballte erzürnt die Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten und er schrie seinem Gegner hitzig entgegen: „Du wirst noch bereuen mich unterschätzt zu haben!“
    „Das will ich sehen.“
    _ _ _
    21. Kapitel mit 2800 Wörtern.

  • Snobby. <3 Ich hab' mich endlich mal zum Lesen aufgerafft und werde jetzt bis einschließlich 'Melodie' kommentieren. :3
    Laila mochte ich zwar anfangs nicht, aber mit ihren Szenen auf dem Friedhof und in den Katakomben hast du bei mir das Ruder herumgerissen. Vor allem der Kommentar zu ihrem Gesang war win. Sie ist mMn ein gut ausgearbeiteter Charakter - wie auch der Rest deines Casts - und reagiert nachvollziehbar. Zwar ist sie mir immer noch nicht allzu sympathisch, aber um es mal mit den Worten eines des relativ unbekannten Autoren zu sagen: "A good character doesn't have to be likeable - he has to be liveable." Und diesen Effekt hast du, wie ich finde, definitiv erzielt. All deine Charaktere sind gerade deshalb so bemerkenswert, weil du ihre Eigenschaften zwar ein wenig überspitzt, dabei aber nicht übertreibst. Dass du das auch mit einem doch recht großen Cast schaffst, ist nicht erstaunlich, ich weiß ja, was du kannst. =D Kleo, Adrian und Elias sind mein Lieblings-Chaostrio. Ihre Motive kommen in den Kapiteln mMn schön zur Geltung. Vor allem die Kleidung war mal wieder grandios; ich würde echt gerne mal ein FA dazu zeichnen. xD Piero und Salome arbeiten also für einen mysteriösen Superbia und haben Damian, Marie und Laila absichtlich Cerberus in die Quere kommen lassen. Das ist interessant: Vor allem dieser Superbia. Yay, Latein, ist Superbia vielleicht Luci?
    Cerberus fand ich als Gegner auch ziemlich genial, ich bin ja allgemein ein Fan der Mythologie. Auch die Statuen bei Pieros Thron! Kann ich auf einen Gastauftritt der anderen Gorgonen in irgendeiner Form hoffen? Den Kampf gegen Cerberus fand ich persönlich auch nicht schlecht. Du meintest zwar, du wärst eingerostet, aber dennoch war der Kampf besser als wirklich viel von dem Zeug, das man hier sonst so liest. Das Pacing hast du imo schön gemacht. Mir kam der Kampf auch nicht langweilig vor, obwohl ich Kämpfe aus der Sicht eines nicht Teilnehmenden nicht so gern habe. Lailas Einmischung, die den Kampf beendet hat, kam dann zwar ein wenig unerwartet - nach all der Pseudomagie, die sie benutzt hat (vor allem der auf ihren Rücken geschnallte Besen in Kombi mit dem Hut, das muss genial ausgesehen haben), funktioniert mal etwas o_o - war aber auch angemessen. Noch viel länger hätte der Kampf imo nicht sein dürfen, wobei das nicht heißt, dass ich alle Zukunftskämpfe möglichst kurz haben will. Ja, ich bin gerade enorm unkonstruktiv, entschuldige bitte.
    Deinen Stil habe ich inzwischen zwar schon zig Male in den Himmel gelobt, aber ich mache mal damit weiter. Dir liegen Umgebungsbeschreibungen; die aus der Sicht von Charakteren sind plastisch und erzeugen auch eine gewisse Atmosphäre, aber wirklich beeindruckt haben mich die ersten zwei Paragraphen von "Melodie". Deine Umgebungsbeschreibungen waren schon in Zwölf gut - vor allem ist mir der Prolog im Gedächtnis geblieben, Schnee in Schwarzstadt, und natürlich eine Kutschenszene mit Ares (wie hätte es auch anders sein sollen bei meinem Fangirlism? xD) - aber du hast dich in letzter Zeit wirklich gesteigert. Die Dialoge sind größtenteils flüssig, wobei mir manchmal die Wortwahl ein wenig zu gestelzt vorkommt. Als Beispiel hätte ich da Maries "Meine Kampfkünste können auch nichts ausrichten" - ich glaube nicht, dass sie in so einer Situation von Kampfkünsten reden würde. Das ist imo mehr so eine Angebervokabel, die zu einem sarkastischen Gespräch mit Damian passen würde, aber nicht unbedingt in eine solche Situation. (Wie ich jetzt an so kleinen Dingen herummeckere, weil ich sonst nichts finde.)
    Deine Rechtschreibung ist gut, die Grammatik ebenfalls. Allerdings machst du häufiger mal Fehler bei der Setzung von Kommata - keine schwerwiegenden zwar, aber mich stören sie ein bisschen. Zudem: „Meine Kenntnisse der antiken Sprache sind zwar miserabel, aber trotzdem sollte auch einem Leihen auffallen, dass dieser Ort hier sehr alt ist.“ || Es heißt "einem Laien". ~
    Das war's dann fürs Erste von mir, auch wenn das hier eher Fanmail als konstruktive Kritik ist. Nimm's als Kompliment xD
    Chii ♥

  • [tabmenu]
    [Tab='Vorwort','http://www.greenchu.de/sprites/icons/609.png']
    Huhu, Cheshire!


    Du suchst ja dringend nach Kommentatoren, also wollte ich mich deiner Geschichte einmal annehmen.
    Da es sich hier aber um für mich recht viel Lesestoff handelt, wird zum einen eine Rechtschreibprüfung entfallen (außer, es fallen im Allgemeinen Sachen auf), zum anderen werde ich die Kapitel eher zusammenfassend kommentieren. Ich hoffe, dass auch das dir schon weiterhelfen wird! :3
    [Tab=SP]
    [Subtab=Positives]
    Titelbild
    Das Cover deiner FF ist sehr schön gewählt. Es scheint eine Fee zu verkörpern, oder zumindest schreit es nach der Welt der Märchen und Sagen, was natürlich sehr gut zu deiner Geschichte passt.
    Die Größe ist mir allerdings etwas zu groß,) in kleines bisschen, und du hättest für das Thema auch ruhig ein düstereres Motiv wählen können, im Großen und Ganzen ist das aber absolut ok so.


    Klappentext
    Dein Klappentext gefällt mir recht gut. Nicht nur, dass du die Wege der Protagonisten gut, aber nicht zu ausführlich behandelst und gensu das richtige Maß gefunden hast. Auch gehst du auf die weiterführenden Linien, die größere Rahmenhandlung in Form des zerfallenden Reiches, ein. Das ist gut, so stellst du gleich den Kontext klar!


    Kapitelübersicht und Infopost
    Die Hapitelübersicht ist schonmsfl sehr schön strukturiert, auch die Verlinkungen sind äußerst praktisch.
    Der Infopost ist wirklich gut. Alles Nötige ist drin und noch einiges mehr, zudem wirkt er gar nicht wirr und eher gut strukturiert. Besonders schön ist die Idee mit den Zusammenfassungen. Gerade für Einsteiger, die vielleicht nicht alle 20 Kapis lesen wollen, ist das eine geniale Idee.
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Zitat
    Das Zitat ist zwar sehr sehr schön und sicher auch passend, aber hier wäre, wie bei deinem Titelbild, ein Vermerk auf den Urheber schön gewesen, und wenn es du selbst bist. Falls dir das zu viel Copyrightgedöns ist, kannst du natürlich auch einen Tab oder soetwas zusammenfassendes machen. Letztlich bleibt das natürlich dir überlassen, wie du deinen SP gestaltest, aber Copyright finde ich wichtig :3


    Abonnenten
    Dass du eine Aboliste führst, ist auf jeden Fall positiv. Aber ein kleiner Ratschlag wäre, die Namen zu den Benutzerprofilen zu verlinken. Wenn dann z.B. jemand seinen Namen ändert, findest du ihn auch besser wieder^^
    [Tab='Kapitel']




    [Tab='Nachwort','http://www.greenchu.de/sprites/icons/150.png']
    Ein großes Plus deiner Story sind auf jeden Fall deine Beschreibungen. Sie sind oftmals so schön, so verträumt, dass man nicht aufhören will, sie zu lesen. Du solltest nur darauf achten, dass du die "unbelebte" Umgebung versuchst, genauso schön zu beschreiben.


    Die Verwendung der griechischen Mythologie in deiner Geschichte gefällt mir außerdem verdammt gut. Alte Sagen, Mythen, whatever lassen sich prima als Inspirationsquelle verwenden!


    Man bemerkt auch, dass du deinen Figuren und der Handlung zunehmend Tiefe verleihst. Das ist prima, hör nicht damit auf!


    Du hast aber, vor allem am Beginn, aber auch in späteren Kapiteln, ein gewisses Problem mit Übertreibungen. Versuche, sie auf ein sinnvolles Maß zu reduzieren, ich denke da vor allem an Adrian, dessen Spiegelsucht doch ein wenig überzogen wirkt. Aber das hat sich von Kapitel zu Kapitel gebessert, weiter so!


    Im Übrigen würde ich deine schöne Geschichte, die sich zurecht im Profibereich befindet, gern weiter verfolgen. Eine Benachrichtigung per PN wäre also sehr nett :3



    Mit sehr, sehr freundlichen Grüßen,


    ~ Clio


    [/tabmenu]



  • Feuerfrost


    Kaum waren die letzten Worte gesprochen, schon ging Damian in die Offensive. Dieser Kampf wäre vorbei, bevor er begonnen hatte. Mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen sammelte er einen kleinen Teil der durch ihn pulsierenden, magischen Kraft und leitete ihn in den goldenen Stab in seiner Hand. Normalerweise hielt er zwar nicht viel von Katalysatoren, aber für das Grobe konnte man sie ab und an schon gebrauchen. Schneller und schneller erhöhte das Gold seine Temperatur, da es immer mehr von der Kraft des Zauberers absorbierte, um sie schließlich geballt gegen seinen Gegner zu schleudern. Damian grinste. „Salamander: Feuerball!“
    Mit einem lauten Zischen entließ er seine konzentrierte Macht in Form leuchtender, großer Feuerbälle, die vom Ring des Mönchsstabes aus auf Elias zu schossen. Ihre Geschwindigkeit konnte sich zwar nicht mit den Feenlichtern messen, aber sie war dennoch beachtlich. Einer Miniaturausgabe der Sonne ähnelnd rasten sie auf den Adligen zu, bereit ihn in die Knie zu zwingen und den Kampf zu beenden. Damian wiegte sich bereits siegessicher.
    Doch dann stellte er auf einmal überrascht fest, dass seine Attacke sich plötzlich in Zwei gespalten hatte. Allerdings besaß er zu wenig Zeit, um sich darüber zu wundern, denn ein lautes Rauschen verriet ihm, dass etwas nicht stimmte. Er besaß ein ungutes Gefühl und tatsächlich konnte er sich gerade noch rechtzeitig nach hinten fallen lassen, bevor eine silbern leuchtende Lichtwelle über ihn hinweg sauste und dabei einige funkelnde Partikel in der Luft zurück ließ. „Was zur …?“, flüsterte der junge Mann verblüfft, da vernahm er abermals das Geräusch des Angreifers und rollte sich geschickt in der Luft zur Seite, aber zu langsam. Ein plötzlicher, stechender Schmerz an den Rippen verriet ihm, dass er gestreift worden war. Er kniff kurz die Augen zusammen, um den Schmerz unter Kontrolle zu bekommen. Wenn er jetzt seinen Instinkten nachgeben würde, würde seine Flugmagie sich in Wohlgefallen auflösen.
    Doch schon wieder kamen Schockwellen auf ihn zu, diesmal waren es drei auf einmal, die einen leuchtenden Schweif hinter sich her zogen. Damian schnalzte mit der Zunge und ließ sich nach unten fallen. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er alles andere als begeistert war, abermals Verfolgungsprojektile auf den Fersen zu haben. Dazu kam noch, dass diese Dinger weitaus gefährlicher und schneller aussahen als die Feenlicht-Jäger. Ein kurzer Blick zu seinem Gegner verriet ihm, dass dieser offenbar noch lange nicht sein gesamtes Repertoire ausgeschöpft hatte. Mit einem Blick als wollte er ein Blutbad sehen, hieb er immer und immer wieder mit seinem Schwert in die Luft ein und befreite mit jedem weiteren Schlag eine neue Attacke.
    „Sein Schwert dient ihm offenbar als Katalysator“, erkannte der Magier, während er mit einigen gewagten Manövern versuchte sich den Lichtangriffen zu entziehen, was sich aber als schwierig zeigte, da immer mehr und mehr Verfolger hinzukamen und er im Krater nur begrenzten Raum zum Ausweichen besaß. Die Wunde, die ihm zugefügt worden war, pulsierte immer noch schmerzhaft und trug nicht zur Verbesserung der Situation bei. Zwar benutzte er schon einen Teil der Magie, um die Impulse einzudämmen, aber da war ja auch noch der Schnitt, den ihm Adrian beigebracht hatte und auch dieser benötigte ein wenig Aufwand. „Wenn das so weiter geht, dann werde ich wohl landen müssen …“
    Mit einem Looping wich er drei Geschossen aus, die daraufhin in die Wand knallten, sodass einige Brocken abbrachen und in die Lava stürzten. Ein weiteres Grollen war zu vernehmen und das Blubbern unter ihnen schien stärker zu werden. „Was für eine prekäre Situation“, seufzte Damian innerlich und bereitete sich darauf vor, die Angriffe von Elias zu annullieren. Wenn sie vom gleichen Typus wie die Jäger-Attacken seines Cousins waren, dann würde es sich als leicht erweisen, sie loszuwerden. Allerdings durfte er diesmal nicht so viel Zeit für Spielereien verwenden, es war wichtig, dass er das hier zu Ende brachte.
    Neben sich hörte er wieder ein paar der Angriffe sich nähren und aus den Augenwinkeln erkannte er ihren silbrigen Glanz, der sich von dem roten Leuchten, das die Höhle erhellte, unterschied. Er lächelte kurz selbstsicher auf und schoss nach unten gen Boden, wobei er eine wirbelnde Schraube drehte, fast als wollte er sich den Stein bohren. Dann kurz bevor er das Kampffeld berührte, riss er sich wieder nach oben, um zu sehen, ob er Erfolg gehabt hatte. Zu seiner großen Zufriedenheit war tatsächlich ein Großteil der silbernen Geschosse in der Luft aneinandergeraten und zerplatzt, genau wie er es geplant hatte.
    „Also wieder das alte Spiel“, schloss er selbstgefällig, besaß jedoch keine Zeit sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, da Elias bereits eine weitere Ladung seiner Angriffe entließ. „Eigentlich schade …“, fuhr er großspurig in Gedanken fort, während er zwei weitere Jäger aneinander raten ließ und damit einige weitere Explosionen auslöste. „Ich hatte mich im Grunde sogar auf eine Herausforderung gefreut. Aber was soll man schon von so einem Adelsschnösel erwarten?“
    Doch der junge Magier war zu unaufmerksam geworden, denn während er sich, hochmütig wie immer, bereits im Vorteil gewähnt hatte, war ihm ein weiterer Angriff gefährlich nah gekommen und hatte sein Bein gestreift. Da er nicht auf den Schmerz vorbereitet gewesen war, überraschte ihn der plötzliche Impuls, der durch seinen Körper schoss, umso mehr und er wankte in der Luft. Ganz kurz ließ er sich von der Wunde aus dem Gleichgewicht bringen, nur um es dann doppelt zu bereuen, da er sofort ein weiteres Mal gestreift wurde. Frustriert und versuchend den Schmerz zu unterdrücken biss er sich auf die Unterlippe und bemühte sich seine Magie wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor er noch mehr Schaden davon tragen würde.
    „Es wird langsam Zeit, das Ganze zu beenden!“, beschloss er mürrisch und hoffte, dass ihm so ein grobes Missgeschick nicht nochmal passieren würde. Wenn der Kampf noch weiter andauern würde, müsste er aufs Fliegen verzichten, um sich auf das Duell zu konzentrieren und das wäre bei verfolgenden Attacken eher unvorteilhaft. „Verfolgungsmagie dieser Art hat eine ganz bestimmte Schwäche ...“, wiederholte er in Gedanken und begab sich wieder in den Sturzflug, die braunen Augen konzentriert und leicht verdrossen aufs Ziel gerichtet, „… und zwar meine Strategie Alpha!“
    Elias riss die Augen auf, als er erkannte, was der junge Magier vorhatte. Sein Gesicht verwandelte sich in eine aufgeregte Grimasse, was Damian mit einem spielerischem Lächeln erwiderte, während er direkt auf den Viscount zuschoss, die vielen Feenlichter direkt hinter sich. Der Braunhaarige beschleunigte, als er sah, dass sein Gegenüber wieder mit seinem Schwert ausholte, welches gefährlich hell leuchtete. Offenbar hoffte er Damian einen direkten Frontalschlag zuzufügen, während dieser versuchte seine Angriffe umzuleiten. Der Magier lächelte leicht auf und zog eine Augenbraue hoch. Verglichen mit ihm waren die Bewegungen des Adligen schneckenartig, zu langsam als das er rechtzeitig angreifen konnte. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bevor sie aufeinander treffen würden.
    „Du oder ich?“, fragte Damian rhetorisch aus, um dann kurz vor Elias wieder scharf nach oben zu fliegen. Ein lautes Krachen unter ihm, verriet ihm, dass sein Plan aufgegangen war. Es war ein weiteres Grollen vom Vulkan zu vernehmen, während eine große Rauchwolke ihm die Sicht auf seinen bemitleidenswerten Gegner verdeckte. Damian hatte sein blasiertes Lächeln aufgesetzt und meinte selbstzufrieden: „Ich.“
    „Wohl eher nicht!“, erklang plötzlich jedoch Elias Stimme und bevor Damian irgendetwas anderes machen konnte, als verwirrt dreinzublicken, schoss auch schon etwas aus dem Dampf heraus auf ihn zu, wobei die giftigen Nebel in der Luft entzwei gerissen wurden. Überrascht erkannte der Magier, dass es sich um eine gewaltige, magische Kugel aus silbernem Licht handelte, die ihm so schnell näher kam, dass er noch nicht einmal Zeit genug hatte, ein Ausweichmanöver zu planen. Innerhalb der Kugel befand sich Elias, der so ernst wie eh und je, die Augen voller Hass auf seinen Gegner gerichtet hatte und an dessen rechter Hand einer der unscheinbaren Ringe des Silberlings so hell leuchtete, als wäre es eine Sternschnuppe. Er hatte mit seinem Schwert ausgeholt, offenbar bereit zum Zuschlagen, sollte er sein Gegner in Reichweite kommen.
    Kurz bevor sein Angreifer ihm zu nahe kommen konnte, machte es endlich wieder Klick in Damians Kopf und er suchte nach einem Weg, der Kugel auszuweichen. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile ging er alle ihm offenstehenden Möglichkeiten im Kopf durch, doch er war zu träge, der Angriff befand sich bereits direkt vor ihm. In kaum mehr als einem Wimpernschlag würden sie aufeinandertreffen und er war ungeschützt. Was sollte er nur tun?
    Reflexartig stieß er seinen Stab an die Kugel, spürte wie er auf etwas traf, dass ungefähr die Härte von Granit besaß und nutzte mit einer Mischung aus Verzweiflung und Aufregung seine letzte Chance. Das Adrenalin rauschte durch seinen Körper, sein Herz raste schneller als er es sich je hätte vorstellen können. Es war schon lange her seit er so einen Kick gehabt hatte, seit er sich in so einer aufreibenden Lage befunden hatte. Doch merkwürdigerweise störte ihn die erneute Erregung nicht, im Gegenteil. Diese Gefahr berauschte ihn wie ein guter Wein, seine Droge, die seine langweilige Realität auseinander riss. Wann hatte er sich das letzte Mal so gut gefühlt?
    Alles schien in der Zeit stehen geblieben zu sein, die dickflüssig wie Sirup dahin tropfte, aber dennoch erschien alles so unglaublich schnell. Es war so surreal, als ob er in eine Ekstase versetzt worden war. Mit einer einmaligen Kraftanstrengung, stieß der junge Magier sich mit Hilfe seines Stabes von der Kugel ab, flog langsam über sie hinweg, während sein Gegner nicht bemerkte, was geschah. Sein Herz raste vor Aufregung, während sein Gehirn wie ausgeschaltet zu sein schien, benebelt vor Freude und Panik. Seine Emotionen vermischten sich und ergaben einen wunderbar exzessiven Cocktail der Euphorie.
    Dann erkannte der junge Mann aus dem Augenwinkel heraus etwas, das ihn wieder zurück in das Reich der Logik riss, als ob er auf einmal mit kaltem Wasser bespritzt worden wäre. In seinem nun klaren Kopf formte sich sofort ein handfester Plan, um diesen Kampf wieder herumzureißen. Die hintere Seite von Elias‘ Schutzwall flackerte nur schwächlich, ein Hinweis darauf, dass er seine Magie nur vorne konzentriert hatte. Seine Rückendeckung war demnach erbärmlich und für Damian eine offene Stelle, perfekt für ein Gegenmanöver.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, zog er seinen Stab mit sich und stieß die stumpfe Seite in den Lichtball. Lautes Knistern ertönte und Blitze zuckten plötzlich ohne Vorwarnung als kleine Schockwellen von dem Angriff weg, eine Reaktion der beiden aufeinandertreffenden Magien. Der Magier sammelte noch mehr Kraft in seinen Armen und leitete ferner auch noch eine größere Menge seiner magischen Reserven in die Attacke. Wenn er jetzt triumphierte, würde das, einem absoluten Sieg gleichkommen. Dann läge es einzig an Marie und ihrem Kampf und selbst wenn sie verlöre, Kleopatra würde sicherlich keine Herausforderung für den jungen Magier darstellen.
    Er zog die Augenbrauen zusammen und sein Blick traf jetzt auf den von Elias, der nun auch endlich gemerkt hatte, was sein Gegner vorhatte und mit allen Kräften versuchte ihn aufzuhalten. Sein Ring leuchtete stärker und intensiver denn je, ein Zeichen für die großen Anstrengungen, die der Silberling unternahm, um den Sieg zu erringen. Er hatte die Zähne zusammengebissen und hielt sich den Arm, in den er so viel Energie pumpte, dass die Adern hervortraten. Seine Augen verrieten seinen unermüdlichen Kampfgeist, doch auch Damian war nicht bereit kleinbeizugeben und sammelte seinerseits immer mehr magische Kraft in seinem Stab, sodass dieser inzwischen fast so stark strahlte wie der Ring Elias‘ und dazu auch noch kurz vor dem Schmelzpunkt zu sein schien. „Bald habe ich die Schmerzgrenze erreicht!“, analysierte er seine Lage, bevor er noch eine Welle Energie entließ, wodurch der Stab ein Stück tiefer in die Schutzhülle fuhr. Er grinste kämpferisch und flüsterte: „Ich bin am Gewinnen!“
    „Nein, ich!“, brachte sein Kontrahent hervor, wobei man die Anstrengung aus seiner Stimme heraushören konnte. Der Zauberschüler antwortete mit einem Schnalzen der Zunge und legte sein gesamtes Gewicht in den Angriff hinein. Der Druck war inzwischen so stark, dass auch der Vulkan jetzt heftig am Beben und Brodeln war, fast als stünde er kurz vor einem Ausbruch. Inzwischen waren Elias und Damian fast Stirn an Stirn, während ihr Haar aufgrund des starken Luftstroms, den der gewaltige Aufprall der beiden Mächte erzeugte, wild herumwirbelte. Aus ihren aggressiven Gesichtern sprach ihr Siegeswille. Beide Parteien waren nicht bereit aufzugeben.
    „Ich werde nicht verlieren!“


    Lautes Grölen begrüßte Marie als der Nebel sich verzog und sie ihr neues Schlachtfeld betrachten konnte. Sie hörte viele verschiedene Menschenstimmen, Frauen, Kinder und Männer, die sich alle zu einem aufgeregten Chor aus Erwartung und Erregung zusammenschlossen. Ihre Füße berührten sandigen Untergrund, während sie die plötzliche Helligkeit der Sonne blendete. Ihre Strahlen waren unangenehm wärmer als zuvor und schon bald war Marie viel zu heiß, sodass ihr die ersten Schweißperlen über die Stirn rannen. Die Luft war trocken und staubig und es war kein Vergnügen einzuatmen, da man schon bald Halsschmerzen bekam sowie das unglaubliche Verlangen, etwas zu trinken. Der Himmel über ihr war azurblau und nur einige weiße Wolken bedeckten ihn.
    Die Geräuschkulisse war inzwischen so unerträglich laut geworden, dass Marie sich die Ohren zu halten musste, um nicht einen permanenten Hörschaden davon zu tragen. Offenbar befand sie sich inmitten einer riesigen Arena wie sie sie schon in Geschichtsbüchern gesehen hatte. Auf den hohen, steinernen Tribünen saßen abertausende von Menschen, die allesamt hier zu sein schienen, um das Spektakel, dass in wenigen Augenblicken stattfinden würde, zu betrachten. Aus ihren Gesichtern sprach Vorfreude auf die kommende Gewalt, etwas, das Marie anekelte.
    Ihr gegenüber stand zu ihrem großen Missvergnügen Kleopatra, deren blondes, unordentliches Haar matt in der Sonne glänzte und die wohl ebenfalls nicht mit solch warmen Temperaturen gerechnet hatte. Ihr Blick verriet, dass auch sie nicht sonderlich erfreut war, gegen Marie antreten zu dürfen.
    „Was soll das?“, keifte sie wütend und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn, während sie sich wütend umblickte und den kirschroten Kussmund missbilligend spitzte. „Warum bin ich hier mit der da?“
    „Das wüsste ich auch gerne …“, dachte sich die Rothaarige und schenkte der Blondine einen Blick der tödlichen Sorte. Dieses Miststück hatte ihre Schwester grausam besiegt und brutal zu Boden geschlagen. Sie wusste nicht wie ihr Bruder noch damit leben konnte, so ein Biest als Schwester zu haben. Laila hatte ihr nie etwas getan und sie hatte trotzdem keine Gnade walten lassen.
    Plötzlich schreckte Marie zusammen. Laila! Wo war sie? Hektisch blickte sie sich um, suchte nach einem Zeichen von dem schüchternen Mädchen, doch es war nichts zu sehen. „Wo ist sie? Wo kann sie nur sein?“, rief sie in Gedanken verzweifelt aus und sie spürte wie ihr Unmut immer weiter zu nahm und sich mit einer zweiten Emotion vermischte: Angst. Was wenn Laila etwas passiert war? Was geschah mit denjenigen, die ihre Kämpfe verloren hatten?
    „Damian!“, dachte sie alarmiert und hoffte, dass ihr Freund sie hören konnte. Er wusste sicher, wo man ihre Gefährtin hin transportiert hatte, daran bestand kein Zweife. Er kannte schließlich die Regeln. „Damian, antworte mir!“ Keine Reaktion. Was war nur los? War ihre Verbindung unterbrochen oder blockte er sie willentlich? Dieser dumme Pfau! Es war doch alles seine Schuld, seinetwegen war Laila verletzt worden. Wenn sie ihn danach in die Finger bekam, würde er sich wünschen, er hätte diese Dummheit nie begangen. Wenn Laila etwas passiert war, konnte sie das ihm nie verzeihen. Sie war das letzte bisschen Familie, das sie besaß und wenn sie wegen seinem Übermut jetzt verwundet worden war, dann musste er die Folgen tragen.
    „Der einzige Weg zu Laila zu kommen, ist, das hier schnell zu beenden!“, erkannte sie nach einer kurzen Zeit der panischen Wut und richtete ihren Fokus auf das blonde Gift vor ihr. Sie musste sie besiegen und diesem Wahnsinn so schnell wie möglich ein Ende bereiten. Außerdem hatte Kleopatra noch für ihre Grausamkeit zu zahlen. Das Mädchen straffte sich, den eiskalten Blick auf ihre Gegnerin gerichtet und ihr Schwert in Position. Sie würde diesen Kampf gewinnen.
    „Das möchte ich sehen!“, erklang plötzlich die verhasste Stimme Kleos in ihrem Kopf, offenbar hatte sie zuvor mitgehört. Auch sie hatte sich jetzt in Stellung begeben, die Peitsche im Anschlag und einen leuchtenden Ring am Finger. Sie würde also Magie benutzen. Dann wäre Marie im Nachteil, denn sie besaß keine magischen Fähigkeiten, während ihre Gegnerin ein ganzes Arsenal an Techniken beherbergte und zum Einsatz bringen würde. Das konnte sie nicht zu lassen.
    „Wir werden einen rein waffenbasierten Kampf führen!“, erklärte Marie kühl in Gedanken, weil das Johlen der Menge inzwischen zu laut geworden war, um sich gegenseitig auf herkömmliche Weise zu verstehen.
    „Natürlich nicht!“, entgegnete Kleopatra schnippisch und warf ihr Haar zurück, um der Rothaarigen ein arrogantes Lächeln zu schenken, welches jene mit abweisender Kühle erwiderte. „Ein Kampf ohne Beschränkungen!“
    „Das wäre aber ungerecht mir gegenüber!“, antwortete das Mädchen in Gedanken, obwohl sie genau wusste, dass dieses Argument nichts bringen würde. Als ob sich dieses boshafte Flittchen um Ehre und Anstand Sorgen machen würde. Tatsächlich antwortete sie wie erwartet mit einem arroganten Lächeln im Gesicht: „Heul doch, Kleine! Ich gewinne den Kampf so oder so, aber ich will es möglich schnell machen!“
    „Wenn das so ist, kannst du doch auch auf deine Magie verzichten!“, kam es wieder von Marie so kalt und zynisch wie immer. Sie musste sich beeilen und dieses Biest besiegen, um nach ihrer Schwester zu sehen. Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt und in dieser Situation war nicht mit ihr zu Spaßen.
    „Nein, werde ich nicht!“, erwiderte die Blondine zickig und das Schnippische in ihrer Stimme verleitete das rothaarige Mädchen fast dazu, die Regeln einfach zu vergessen und sofort anzugreifen. Wie sie diese Art von Frauen verabscheute, diese kleinen Prinzessinnen, die glaubten, dass sich die ganze Welt nur um sie und ihre Wünsche und Bedürfnisse drehen würde. Nie kamen diese Püppchen darauf, dass es auch andere Menschen auf dem Planeten gab, die auch ein Leben hatten und nicht nur dazu da war ihres erträglicher zu machen.
    Doch sie beherrschte sich. Wer wusste, was geschehen würde, wenn sie die Auflagen dieser Illusion missachten würde und ein ungezügelter Wutausbruch half Laila in dieser Situation auch nicht weiter. So atmete sie einmal tief durch und beruhigte sich. Sie versuchte alles andere auszublenden, sich trotz der Umstände zu entspannen und ihren Geist treiben zu lassen. Ihre Großmutter hatte es ihr immer so beigebracht: Ruhe ist der Schlüssel. Wenn man nicht seine Fassung bewahrte, konnte man nie hoffen, irgendetwas zu erreichen. Sie durfte nie vergessen, sie war Leuten wie Kleopatra immer einen Schritt voraus und würde immer auf sie herabsehen können.
    Nachdem sie einigermaßen gelassen geworden war, öffnete sie sich wieder der Diskussion und meinte kühl: „Wir können diesen Kampf nur beginnen, wenn wir uns auf eine Art des Duells einigen. Andernfalls bleiben wir hier länger als nötig!“
    „Glaub ja nicht, dass du mit deinem Vorschlag durchkommst!“, fauchte Kleopatra uneinsichtig und schnaubte ungläubig auf. „Ich bleibe dabei, ein Kampf ohne Einschränkungen!“
    Marie seufzte kurz und ging in sich, nicht sicher, was sie jetzt noch tun sollte. Doch der Gedanke an ihre Schwester brachte sie in die richtige Richtung. „Ein Duell ohne Beschränkungen“, begann sie und begab sich in Kampfstellung, den bohrenden Blick auf ihre Gegnerin gerichtet. „Ich akzeptiere!“
    _ _ _
    22. Kapitel mit 3100 Wörtern. Sorry, dass es erst so spät kommt, ich war ziemlich unmotiviert in den letzten Tagen.

  • Quecksilber


    Strahlend hell hüllte das Licht der beiden aufeinandertreffenden Kräfte den Vulkankrater ein und erstickte das tiefrote Glühen des geschmolzenen Inneren mit Leichtigkeit. Es schien wie ein vom Himmel gefallener Stern, der sich nun, immer noch brillant wie ein Edelstein, den heißen Untiefen der Erde näherte. Die Luft war erfüllt von Macht, eine Spannung die alles abtötete und wie ein gewaltiger Druck selbst die Atmosphäre in die Knie zwang. Doch nur kurze Zeit später entlud sich auf einmal die gesammelte Energie und eine Explosion seltener Stärke erschütterte den Vulkan, ließ die Lava höher spritzen und die steinernen Wände beben und bröckeln. Indes suchte die verbleibende Macht in Form einer gigantischen Lichtwelle zu entfliehen, wurde aber von den begrenzenden Felsen aufgehalten und zerbarst an ihnen in Millionen kleine, silbern glitzernde Funken.
    Ein dumpfes Krachen erklang plötzlich, als jemand, der zuvor im Zentrum des Duells gewesen war, jetzt hart auf dem Boden aufkam und dort mit einer dichten Staubwolke in das Gestein donnerte. Als sich langsam der Nebel und der aufgewirbelte Dreck verzogen, erkannte man bereits an der großgewachsenen Silhouette, dass es sich um Damian handelte. Jener rieb sich den schmerzenden Kopf, während er sich leicht orientierungslos umblickte. Dieser wummernde Schmerz in seinem Schädel machte ihn ganz schummrig und sein Körper pulsierte immer noch von der zuvor gebrachten Anstrengung und dem harten Aufprall, der sein Unterliegen bewiesen hatte. Seine Knochen schmerzten und seine Muskeln fühlten sich an als würden sie bei jeder Bewegung zerreißen. „Gut“, stellte er in Gedanken fest, während er ein Auge geschlossen und mit vor Mühe zusammengebissenen Zähnen langsam versuchte die in seinem Körper unkontrolliert zirkulierende Magie wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, um sich wieder aufzuhelfen. „Vielleicht war ich ein kleinwenig leichtsinnig …“
    Über ihm, in seiner Sphäre silbernen Lichts, schwebte Elias, der seinerseits jedoch ebenfalls recht angeschlagen aussah und sich schwer atmend die Brust hielt. Er wirkte in keinster Weise zufrieden oder übermütig, nun, da er seinen Gegner zu Boden gezwungen hatte, sondern hatte immer noch einen grimmigen und kämpferischen Ausdruck im Gesicht und bedachte Damian mit einem düsteren Blick. Offenbar schien er fest entschlossen zu sein seinem Gegner eine vollkommene Niederlage zu bereiten, war aber dennoch beherrscht genug, um nicht alle Etikette über Bord zu werfen und wild auf den Magier einzuschlagen.
    „Mir soll’s recht sein“, kommentierte jener nun die derzeitige Situation, während er seinen Körper sehr schleppend wieder beruhigte und die Schmerzen isolierte, um abermals kampfbereit zu werden. Allmählich entspannten sich seine Nerven wieder und das gedankliche Magiekonstrukt nahm erneut Form an, auch wenn es immer noch unscharf und instabil war. Da der junge Mann nicht mit einer Niederlage seinerseits gerechnet hatte, war seine magische Kraft dementsprechend noch lose und unbeständig. Schock war Gift für einen Magier, ein Grund weshalb viele professionelle und mächtige Nutzer dazu neigten eine kalkulierende und unantastbare Fassade aufrechtzuerhalten. Aber Damian hatte nicht umsonst fünf Jahre unter Aden trainiert, ihn konnte so etwas nicht für lange aus der Bahn werfen.
    Da er jedoch wusste, dass er noch ein paar Momente brauchen würde, um wieder vollständig aktiv werden zu können, versuchte er etwas Zeit zu schinden und Elias in ein Gespräch zu verwickeln. „Nette Technik!“, rief er dem silberhaarigen Jungen mit einem schelmischen Lächeln zu, während er so tat, als würde er sich etwas Staub von der Kleidung klopfen, um damit zu überspielen, dass er immer noch nicht genug Kraft besaß, um sicher zu stehen. „Beinahe hättest du mich gehabt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand wie du seine Magie so einzusetzen weiß …“
    „Bist du fertig?“, fragte der junge Adlige kühl und entgegnete Damians unbekümmerten Blick mit einem finsteren Ausdruck. Es war offensichtlich, dass er nichts für kleine Unterhaltungen zwischendurch übrig hatte und für seinen Gegner auch keinerlei Sympathien empfand. Für ihn zählte nur den Kampf so schnell wie möglich weiterzuführen.
    Das lag auch in Damians Interesse, allerdings wollte er sich noch schnell eine Strategie zusammenlegen und seine Magie festigen, weshalb er weiterhin stur versuchte etwas Information aus Elias heraus zu kitzeln. „Mich würde interessieren, welchen Zauber du benutzt hast“, rief er ihm mit einem fröhlichen Lächeln, hinter dem er nur allzu geschickt seine Intentionen verbarg, zu. Seine Magie war nun abermals so gut wie solide und er machte sich bereits dazu bereit sich vom warmen Steinboden abzustoßen und einen Angriff zu starten. Der Vulkan blubberte aufgeregt, fast als würde er aufgeregt auf die gespannte Stimmung reagieren.
    „Meine Magie trägt den Namen Feenlicht: Turm“, antwortete Elias nun kühl auf die Frage seines Gegners ohne diesen dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Es ist ein unüberwindbarer Defensivzauber, der bereits seit Generationen von meiner Familie genutzt wird!“
    „Ist das so?“, fragte der junge Magier daraufhin interessiert und ein leicht schalkhaftes Lächeln huschte kurz auf sein Gesicht, abseits seiner sonstigen Überlegenheit. Die Worte des Viscounts hatten ihn neugierig gemacht und ein kleines, aber starkes Feuer in ihm geweckt, ein Verlangen nach einem Test. So stark brannte die Flamme seines Wissensdurstes in ihm, dass es andere wahrscheinlich behindert hätte. Doch Damian half es seine Kampfeslust zu schüren und neue Motivation zu gewinnen, denn jetzt hatte er ein Experiment, dem er sich hingeben konnte. Wie sehr er Aufregung und Ungewissheit doch liebte. „Dann testen wir mal, was dieser unüberwindbare Defensivzauber so hergibt!“
    Mit diesem Gedanken als Antrieb stieß sich der junge Mann vom Boden ab und schoss mit einer solchen Geschwindigkeit auf Elias zu, dass selbst dessen Lichtpfeile dagegen blass aussahen. Doch anstatt wie zuvor schon in seinen Gegner zu rammen und eine eher physische Form der Magie zu benutzen, entschied Damian sich für einen anderen Ansatz. So flog er einen eleganten Bogen um seinen Rivalen herum und während dieser noch dabei war herumzuwirbeln, hatte der Magier bereits im Manöver mehrere seiner Feuerkugeln abgeschossen, die jetzt auf den Silberling zu zischten.
    Er wusste natürlich, dass seine Feuergeschosse aller Wahrscheinlichkeit nach nichts bringen würden, wenn die absolute Verteidigung nicht nur Angeberei gewesen war, aber dies war auch nicht der Grund gewesen, warum er diesen Angriff gestartet hatte. Ihn reizte eher die genaue Reaktion des Schutzzaubers, auf welche Art seine Offensive annulliert werden würde. Ein überlegendes Lächeln zierte seine Lippen, während er mit vor Neugierde brennenden Augen sein Experiment betrachtete. Was würde wohl passieren?
    Wie erwartet hatten die Attacken keinerlei Wirkung auf die Barriere des Adligen, welcher nun abermals ausholte, um mit einem vor Wut und Abscheu verzerrten Gesicht einige seiner Feenlicht-Verfolgungsprojektile zu entlassen. So übermütig wie eh und je schlug der Magier einige Saltos, um den durch die Luft zischenden Geschossen auszuweichen, während er noch im Manöver mit einigen weiteren, stärken Feuerbällen konterte. Es war zwar mehr als offensichtlich gewesen, dass dies auch in Zukunft nichts außer unnötiger Magieverschwendung auf seiner Seite zum Kampf beitragen würde, aber dennoch konnte er einige interessante Schlüsse aus den Beobachtungen ziehen. Auch jetzt erkannte Damian selbstgefällig grinsend, dass die Rückwirkung sich nicht von der vorherigen unterschied. Als die Flammenkugel sich dem Silberling näherte, zerbarst das Geschoss an seiner silbrig leuchtenden Sphäre, als wäre es eine Seifenblase und die einzelnen Feuerzungen leckten an der Lichtkugel. Doch anstatt sich in Luft aufzulösen und ein wenig Rauch in den Himmel zu entlassen, perlte seine Magie an der äußeren Schicht von Elias‘ Zauber ab und rollte wie ein Wassertropfen über die Fläche hinweg, bevor sie sich hinter dem jungen Viscount wieder vereinte und dort als Feuerball einer der Wände entgegen flog. Ein lautes Krachen zeugte von der schlussendlichen Zerstörung der Attacke.
    Der junge Magier lächelte zufrieden aufgrund der wertvollen Informationen, die er erhalten hatte und nun wie immer im Kampf schnell und analytisch verarbeitete, um sie zu seinem Vorteil nutzen zu können. „Diese Art der Abwehr lässt auf eine Oberflächenresonanz schließen, die Weise, in der meine Flammen über den Defensivzauber tropften, ist charakteristisch für Verteidigungsmagie dieser Kategorie“, folgerte er in wenigen Sekunden, indes wich er weiterhin geschickt den nun regelmäßig durch den Raum schneidenden Attacken aus und versuchte gleichzeitig Abstand zu dem Silberling zu wahren. Physischer Kontakt hatte sich schon davor nicht als gut für ihn herausgestellt.
    „Dann sehen wir mal, ob sich das Ganze noch weiter eingrenzen lässt“

    Damian schlug noch einige weitere stilvolle Saltos und Pirouetten, bevor er plötzlich herumwirbelte und wieder von seinem goldenen Stab Gebrauch machte. Dieser kreiste so schnell vor ihm, dass es wirkte, als schwebe eine runde Scheibe in der Luft, bereit ihm seinerseits gegen Angriffe von Elias als Schutzschild zu dienen. Sofort war sein Einsatz von Nöten, denn kaum hatte der Zauberschüler in der Bewegung inne gehalten, krachten auch schon mehrere Feenlicht-Attacken in seine absorbierende Barriere hinein, ohne welche der junge Mann jetzt vermutlich in zwei Teilen hätte nach Hause gehen können. Doch so nahm der ungewöhnliche und seltene Katalysator des Magiers nur die Kraft seines Gegners auf und begann in der hellen, silbernen Farbe von Elias‘ Magie zu leuchten.
    Jener hielt wegen der unerwarteten Wendung der Ereignisse kurz überrascht inne, reagierte jedoch mit bei weitem mehr Würde als es sein jämmerlicher Cousin zuvor getan hatte. Doch bevor der Adlige irgendetwas Anderes tun konnte, als kurz die neu eingetretene Lage zu überblicken, hatte Damian auch schon seinen Gewinn aus der leichten Verwirrung seines Gegners gezogen und mit einem kurzen Schnippen die gewaltige Kraft der Bannmagie „Spiegelndes Dreieck“ entlassen.
    Sofort blitzte der Stab strahlend hell auf und nur wenige Sekunden später raste die gesammelte Magie des Adligen mit einem lauten Zischen auf ihn zurück. Jener konnte nicht schnell genug ausweichen und so krachte das Feenlicht mit der vollen Breitseite in Elias hinein. Aber anstatt zu kollidieren und den Silberhaarigen auf den Boden zu schmettern, erklang plötzlich ein leises Ploppen und das Licht von Damians Attacke wurde von Elias‘ Schild absorbiert.
    Der Zauberschüler verzog kurz die Mundwinkel und seine Augen verengten sich, allerdings schaffte er es jedoch, sich einigermaßen schnell wieder zu fassen und begann abermals die neuerscheinenden Geschosse seines Kontrahenten mit dem goldenen Stab abzufangen. Es wäre ein Glücksfall gewesen, wenn sein vorheriges Manöver funktioniert hätte und die Glücksgöttin lächelte ihm leider nur in den wenigsten Momenten zu. „Und das, obwohl ich doch so ein Händchen für Frauen hab‘…“.
    Doch trotz allem hatte er eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem gescheiterten Angriff gezogen. Sollte er jetzt einen weiteren Versuch wagen? War es wirklich nötig noch weiter nachzuforschen oder reichten seine Ergebnisse bereits aus, um den ultimativen Angriff zu wagen? In seinem Kopf ratterte es ununterbrochen, während er weiterhin Angriffen seines Gegners auswich oder sie absorbierte. Seine Gedanken waren zweigeteilt, als würde ein Kampf zwischen Logik und Verlangen toben, welcher ihn unentschlossen hin- und herwanken ließ. Einerseits hatte er zwar bereits eine grobe Idee davon, wie man den Zauber umgehen konnte, aber seine Theorie brachte auch ein gewisses Risiko mit sich, während er auf der anderen Seite endlich den Kampf beenden und von hier verschwinden wollte.
    Die schwere Luft machte ihm langsam zu schaffen und auch sein großer Magieverbrauch sowie seine immer mehr außer Kontrolle geratenen Verletzungen machten sich allmählich bemerkbar. Ein Blick auf seinen Gegner verriet ihm, dass auch diesem der Kampf an den Reserven nagte. Es wurde Zeit die Sache zu Ende zu bringen. Aber war es auch wirklich klug bereits jetzt aufs Ganze zu setzen? Ein Fehltritt bedeutete das Aus.
    „Naja … Dreifach hält besser!“, beschloss der Zauberschüler mit einem frechen Grinsen und aktivierte ein weiteres Mal die Kraft seines Stabes, um die Feenlichter zu entfesseln. Doch dieses Mal würde er die Sache anders als zuvor gestalteten. „Zeit für etwas mehr Abwechslung!“
    Erneut schoss der gewaltige Lichtstrahl, leuchtend hell wie die gebündelte Kraft der Sonne selbst, auf den Silberhaarigen zu, sich seinen Weg durch den schwefligen Rauch des Vulkans bahnen und dabei alle ihm entgegenkommenden Konterangriffe wie dünnes Papier zerfetzend. Doch trotz nähernder Gefahr wich Elias nicht aus, sondern blieb augenscheinlich ruhig im Angesicht der alles vernichtenden Attacke. Nicht Verwunderlich, wenn man in Betracht zog, dass ihm nichts weiter passieren konnte, seine Barriere war undurchdringbar und selbst dieser gigantische Feenlicht-Strahl würde sie höchstens stärken. So dachte der Adlige zumindest.
    Mit höchster Zufriedenheit beobachte Damian wie Elias kurz das Gesicht verzog und plötzlich ein überraschter Ausdruck in seine Züge trat, als ihm etwas Blut über die Wange lief. Obwohl der Zauberschüler den Anblick der roten Flüssigkeit nicht ertragen konnte, setzte er ein überaus schelmisches Lächeln auf. Nun hatte er endlich das letzte Puzzelstück, um diese Auseinandersetzung ein für alle Mal zu beenden. Zum Schluss war er doch überlegen und ein einzelner Stein hatte ihm den Triumph gebracht. „Dieser Kampf ist vorbei!“, sagte er sich selbst und er konnte nicht umhin, als etwas Stolz zu empfinden. Aber was sollte man auch anderes von ihm er erwarten? Er war schließlich, ohne Übertreibung, ein Genie.
    „Hey!“, rief er Elias jetzt fröhlich zu und wich mit spielender Leichtigkeit einigen weiteren Angriffen aus. In Damians Augen leuchtete die überlegende Gewissheit auf und er schenkte dem Silberling einen herablassenden Blick, während er weiterhin die Manöver seines Kontrahenten umging, als wäre das alles nur ein kurzweiliger Zeitvertreib. Das war es für ihn letztlich auch nur noch. Nichts, was Elias noch tun würde, könnte ihn aufhalten, er wusste, dass er gewonnen hatte. Also warum nicht noch ein wenig mit der Gefahr spielen, bevor er es endgültig beendete?
    „Ist das wirklich alles, was du drauf hast?“, fragte der Zauberschüler und mimte nun falsche Enttäuschung aus der man jedoch deutlich die Arroganz heraushören konnte. „Ich dachte, du wolltest es mir zeigen“
    Elias verzog das Gesicht zu einer zornigen Grimasse und biss die Zähne zusammen, während er immer härter mit seinem Schwert ausschlug, um somit noch mehr Angriffe zu entlassen. Eine Geste, die Damian nur ein mildes Lächeln entlockte, während er weiter fortfuhr seinen Gegner zu necken: „Vermutlich meintest du damit einfach nur, dass du mal wieder beweisen wirst wie lächerlich du in Wirklichkeit bist …“
    „Halt‘ die Klappe!“, brachte der Silberling zähneknirschend hervor und sein Blick wurde immer hasserfüllter.
    „Was, wenn nicht? Fängst du dann an zu heulen?“, rief der Magier dem Adligen entgegen und obwohl er so tat, als ob er über eine ganz normale Alltäglichkeit reden, konnte man trotzdem das schadenfrohe Vergnügen aus seiner Stimme heraushören. „Renn doch am besten zu deiner Schwester, da du ihr ja eh ständig am Rockzipfel hängst …“
    „Sei ruhig!“, antwortete Elias und der Ton seiner Stimme wurde mit jedem Wort gefährlicher. Damian spürte, dass er ihn langsam an die Grenze brachte. Sein Lächeln wurde breiter. „Kein Wunder, dass sie immer so angespannt ist, wenn ich sie wäre, hätte ich dich schon längst irgendwo ausgesetzt“, nahm er das Gespräch wieder auf und die grausame Belustigung in seinem Tonfall war kaum noch zu überhören, wobei er sich jedoch auch keine Mühe mehr machte sie zu verstecken. Dieser Wicht war einfach viel zu amüsant.
    „Halt‘ die Klappe!“, rief der junge Viscount und seine Stimme wurde lauter. Es war nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken bis er explodieren würde. Ein plötzliches, markerschütterndes Grollen ließ Damian kurz zusammenfahren, doch er beruhigte sich schnell wieder. Offenbar wurde der Vulkan immer aktiver, denn das Magma blubberte nun ununterbrochen, als würde es gleich hochschießen und die beiden Kämpfer verbrennen, während immer schwärzerer und dichterer Rauch aufstiegen. Es wurde zunehmend gefährlicher, aber gerade das machte ja den Kick aus und außerdem hatte der junge Mann einfach zu viel Spaß, um jetzt alles zu beenden.
    „Wie schade, dass so eine wunderschöne Frau eine solche Schande wie dich zum Bruder hat“, seufzte Damian und schnippte sich in typisch eleganter Manier die Haare aus der Stirn. „Ich frage mich wie sie die Kindheit mit dir überlebt hat, denn …“
    Aber nun war der ohnehin schon dünne Geduldsfaden von Elias komplett gerissen. Mit einem Aufschrei, der nur vom lauten Brüllen des Vulkans übertönt wurde, befand sich Damian plötzlich in einem Sturm aus Lichtattacken, die allesamt auf ihn einprasselten. „HALT DIE KLAPPE, HALT DIE KLAPPE, HALT DEINEN VERDAMMTEN MUND!!!“, hörte Damian Elias‘ zornentbrannten Schreie, während er alle Mühe hatte zwischen dem gewaltigen Beben des Vulkans und den stetig auf ihn eindreschenden Angriffen irgendetwas zu erkennen, geschweige denn gute Konter auszuführen.
    „Du hast doch gar keine Ahnung! Du weißt gar nichts, nichts von uns! Du weißt nicht …!“, erklang die Stimme des Silberlings und es wirkte wie eine merkwürdige Mischung aus Trauer und Wut. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben und schien kurz vor einem kompletten Nervenzusammenbruch zu stehen. Sein ganzer Körper zitterte unkontrolliert, was bei dem hohen Magieverbrauch nicht weiter verwunderlich war und als er den Kopf wieder hob, konnte man erkennen, dass er kreideweiß geworden war, als hätte er zuvor einen Schock erlitten. Er schwankte in der Luft hin und her, es erschien fast so, als ob er sich nicht mehr lange halten konnte.
    „Wie es scheint, habe ich einen Nerv getroffen“, entgegnete Damian auf einmal trocken. Elias wirbelte erschrocken herum. Dort, hinter einer großen Aschewolke, schwebte der junge Zauberer, vor ihm sein rotierender, goldener Stab, der inzwischen so bedrohlich hell leuchtete, als ob es die Sonne selbst wäre.
    Der Magier konnte nicht umhin ein kurzes, zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht schleichen zu lassen. Dank Elias‘ großem Ausbruch vorhin, hatte er genug Magie gesammelt, um seinen Plan endlich in die Wirklichkeit umzusetzen. Dazu kam noch der schöne Effekt, dass sein Gegner von dem konstanten Magieverbrauch während des Kampfes so geschwächt war, dass sein Schutzschild vermutlich leichter zerbersten würde als ein Kartenhaus. Mehrere Flammensäulen schossen nun von unten gen Himmel, ein paar nur wenige Meter von den beiden Kämpfern entfernt. Der Vulkan war kurz vor seinem Endstadium. Es wurde Zeit die Sache zu beenden.
    „Warum …“, brachte Elias mit vor Wut zitternder Stimme hervor und als er seine Hände zu Fäusten ballte, traten die Knöchel weiß hervor. „WARUM VERSCHWINDEST DU NICHT EINFACH!?!“
    „Mit Vergnügen!“, antwortete Damian grinsend, bevor er sich auf seinen finalen Angriff konzentrierte. Der vor ihm in der Luft wirbelnde Stab stoppte und blieb still zwischen Himmel und Erde schwebend, strahlender als die Sterne am Firmament. Langsam und majestätisch ergriff der junge Magier den Stab mit seinen beiden Händen und schloss die Augen, fast als wolle er meditieren. Nun begann auch er in einem unnatürlichen feurigrotem Glanz zu leuchten und es schien als wäre er nun ebenfalls von einer schimmernden Schutzschicht umgeben, während er weiterhin voll konzentriert wirkte, fast als könnte ihn nichts mehr aus der Fassung bringen. „Spiegelndes Dreieck: Infusion!“
    Um ihn herum erschien urplötzlich ein feuerroter Bannkreis, dessen Runen so intensiv glühten, dass man meinen konnte, jemand habe diese antiken Zeichen mit einer Flamme in die Luft geschrieben. Es hatte etwas Mystisches, fast schon Göttliches wie der junge Mann im Zentrum des Zirkels schwebte und von einem geheimnisvollen Leuchten umgeben war. Selbst Elias schreckte kurz in Ehrfurcht zurück, während sogar der wütende Vulkan vor Anspannung für wenige Augenblicke zu verstummen schien.
    Dann schlug Damian die Augen auf. Ein schelmisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Flammenseele: Echsenschuss!“
    Der Vulkan explodierte.
    _ _ _
    23. Kapitel mit 3100 Wörtern. Sorry, dass es so spät kommt, hab schon wieder eine kleine Blockade ._.

  • [tabmenu]
    [tab='Surprise!']
    Na da sollte ich mich schämen, dass ich mich so verdammt lange nicht mehr hier gemeldet habe. Habe mir dieses Mal etwas Zeit ... gestohlen, um dir das schon viel zu lange versprochene Feedback zu geben ~ Allerdings wundert es mich auch, weshalb du hier so unregelmäßig Kommis bekommst. ¬_¬ Ich denke schon, dass du deutlich mehr verdient hättest ...
    However, genug ddavon. Hatte viel, sehr viel vor mir, also mal sehen, wie genau ich eingegangen bin. Womöglich habe ich mich arg gekürzt, aber das wesentliche sollte wie immer drin sein ~ Werde wohl nur einzelne Stellen aufgreifen und was dazu sagen und fragen.

    Anbei, Fehler werde ich bewusst nicht aufzählen.
    [tab='Leichenlichter']
    Uff, mkay, wo war ich gleich das letzte Mal ...? Da war doch was mit einem Kampf, der anfangen sollte, nicht? Nun denn ~


    Es war überraschend zu lesen, wie es von einer dunklen Gruft zu einer idyllischen Wiese kommt, ja, ich hatte sogar für einen kurzen Moment gar keinen Schimmer, ob ich nicht einen Kapitel überlesen hatte, aber es passte ja letztendlich doch. Ich schätze die kleine Überraschung war eingeplant, nicht nur für die Protagonisten.
    However, die gesamte Idee finde ich persönlich doch ganz cool. Statt einfach offen in der verdammt dunklen Gruft zu kämpfen, befinden sich die Charaktere stattdessen gedanklich in einer Illusion, welche du sogar als Multiverbindungsplatzierung getauft hast ~ Alle stehen sich in einem Zweikampf gegenüber, und das in einem zufälligem "Schlachtfeld". Das merzt die Einschränkungen der Gruft aus und gibt viele neue Möglichkeiten fürs Szenario; finde ich super. Wo ich aber schon am Anfang ein ganz klein wenig kritisieren kann, ist die Beschreibung der Blumenmeers. Sie ist so schon gut und verständlich, aber wenn es schon so wunderschön ist, kann man weitere Aspekte wie Wind, Klima, Duft und persönliche Wirkung der Charakters - also Marie - erwähnen und bla. Wie gesagt, so passt es schon, aber es geht immer besser, aber vielleicht hast du dir Gedanken dabei gemacht und dich ein ganz klein wenig zurückgehalten, gar keine Ahnung.
    Auch recht einfallsreich finde ich ja, dass man in der Illusion per Gedanken kommuniziert. Das sich alle Beteiligten ständig ansprechen und auf die Füße treten, finde ich doch ganz lustig. Besonders Kleo (immer wieder typisch ihre Art, lol) und Marie sind dabei gut zur Geltung gekommen. Die anderen bräuchten imo da jetzt nicht so viel Bühne, von daher kann ich da nichts kritisieren.
    Letztlich ist das Kämpfen an sich in diesem Kapitel noch sehr erwähnenswert. Auch wenn ich die Regeln persönlich nicht mag, ob man physisch oder magisch kämpft, aber ich schätze man wirklich so ein Ungleichnis ausmerzen (Wäre für mich eine merkwürdige Einschränkung). Was mich ja schon immer interessierte ist, wie die Adeligen überhaupt kämpfen (können). Damian hat ja seinen Lehrmeister gehabt, und Marie weiß sich ja so schon selber gut zu verteidigen. Ich ließ mich einfach mal überraschen, was du dir so ausgedacht hattest, schließlich wäre eine völlige Unbalance zwischen den Kontrahenten nicht wirklich sehenswert.
    Das Kampffeld von Damian und Adrian fand ich ein wenig überraschend gewählt, da es nicht natürlich war; es spiegelt den Adeligen aber wirklich gut wider, muss ich sagen. Wie dem auch sei, viel mehr fand ich interessant, wie Adrian wich wehren sollte. Die Idee, dass er mit einem Ring goldene Feengeschosse erzeugt fand ich ganz nett, aber so wirklich viel konnte ich mir leider nicht draus vorstellen, also der Angriff selbst. Die schienen Damian ja gar nicht vom Hocker zu hauen, aber ich persönlich fragte mich einfach: Was verstehst du als Autor genau unter Feenlicht? Ist es wie heißes Feuer, wie "kleine" Sprengkugeln oder so? Ich persönlich hätte mich nach Aufklärung gefreut, was aber letztenendes nicht heißen soll, dass ich mir da keinen Reim draus gemacht habe. Später wurde ja auch unser leichtsinniger Held von solch einem Geschoss gestriffen und dementsprechend verletzt, wenn auch von einem besonderem. However, etwas mehr Beschreibung bezüglich des Angriffs habe ich mir hier gewünscht.
    Ansonsten war die Einführung zu diesem Kampf nicht schlecht. Es wurde genug zu der Umgebung beschrieben, welche doch mehr oder weniger schlicht ist, und der Kampf an sich hatte schon eine persönliche Note, wenn es auch etwas an großer Spannung fehlt, wenn man vom Schuss absieht und so. Aber, wobei ich erstmal wirklich Augen machte, war das Damian mit Konzentration fliegen kann! Das ... habe ich nicht wirklich erwartet.^^"


    Kann kaum meckern. Charaktere haben wie immer ihren Glanz gehalten und blieben halt sie selbst. Die Idee, wie man den Konflikt lösen sollte fand ich zwar etwas gewagt, aber doch sehr interessant und mit viel Potential. Die gewünschten Details hätte ich mir doch etwas gewünscht ~
    [tab='Lichtertanz']
    Wirklich interessant, was du dir alles einfallen lassen hast mit der Magie und so. Katalysator, Magiemuster ... Hast dir wirklich Gedanken bei diesem Thema gemacht, wie es mir scheint, und das gefällt mir sehr. Da erscheint einem als unwissender Leser gleich alles viel nachvollziehbarer ~
    Hmm, das der Nebel, welcher Mal auch in Maries Umgebung ein Kapitel davor erwähnt wurde, als eine Abgrenzung dient, hab ich mir schon gedacht. Kann ja nicht ewig groß sein solch eine Welt, nicht? Jedenfalls scheint sie sehr real zu sein für eine Illusion, wenn man schon Schmerzen so sehr wahr nimmt.
    Hmm, was mich ganz persönlich wohl ein wenig stört, ist die unglaublich große Gelassenheit Damians - mit der man wohl noch öfters klar kommen muss. Er wurde schon leicht von einem Pfeil getroffen und weiß ganz genau, dass die Dinger verdammt gefährlich sind, dennoch spielt er noch weiter damit rum. Gehört wohl zu seiner Persönlichkeit, aber dann noch mitten in der Verfolgung in Gedanken zu gehen, finde ich fast schon ein wenig zu dick aufgetragen. Er weicht den Geschossen aus und hält zeitgleich gelassen ein "Gespräch", hmm. Auch erstaunt es mich, wie lange er sich Zeit für diesen Adrian lässt, denn er wird ja nicht wirklich handgreiflich zu ihm, was ich doch etwas vermisse; er lässt somit überhaupt zu, dass Adrian sein ganzes Arsenal rauskramt. Wie wieder mal gesagt, es ist meine persönliche Meinung darüber, anderen bzw. dir kann diese Verhaltensweise ja gefallen bzw. anders ansehen, aber für mich zieht es sich leider zu lange hin. Dafür kann ich dich aber loben, dass mir die Beschreibung gefiel, die beschrieb, wie man den Pfeilgeschossen auswich, die hast du gelungen und verständlich umgesetzt, wenn du mich fragst, denn ansonsten reimt man sich stets was selber zusammen ~ Daher kommt wohl auch nebenbei der Titel "Lichtertanz".^^
    Was mir aber Fragen aufwarf war, wieso sich Marie von Elias so einnehmen ließ, wobei sie ihn vor kurzem doch so sehr hasste. Ab diesem Zeitpunkt konnte man sich mehrere Fragen stellen, aber weiteres wird ja noch aufgelöst ~


    Sehr wenig gesagt hier, aber sagte ja schon, dass ich mich kurz fasse. Das Kapitel war gut, nur der Inhalt haute mich nicht ganz vom Hocker, aber das ist wohl ganz einfach eine persönliche Meinung.
    [tab='Fauxpas']
    Hmm, der Angriff Adrians erinnert mich stark an das Spiel Kingdom Hearts 2, da dort was sehr ähnliches vorging. ;D Von allen Seiten von Geschossen umgeben zu sein ... große Ähnlichkeiten zumindest ~ Jedenfalls, Damian hatte sogar an dieser Stelle seine Karten gut gespielt und konnte selbst diesem vernichtendem Angriff erfolgreich ausweichen. Etwas verwunderlich, dass Adrian zu so etwas fähig ist, auch wenn er eigentlich nur seine Katalysatoren nutzt, aber seine abfällige Art ist und bleibt bestehen, und wird ihm irgendwann zum Verhängnis werden.
    Was mir noch ein klein wenig fehlte, waren die Details beim Entladen der Gegenattacke. Diese wurde etwas sehr schnell geschrieben, was ich etwas schade finde. Wie sah der Angriff aus, gab es einen besonderen Ton beim abschißen von sich ab bzw. wie groß war der Knall? Das ist aber alles alleroberste Luxuskritik, wollte dich nur drauf hinweisen, was noch drin sein könnte.
    Amüsant und aufklärend zugleich fand ich die Sache mit Adrian, als er wieder von oben runterfiel. Dann weiß man, dass der Nebel am Ende einen nicht einfach raus lässt, sondern einem aus der anderen Seite wieder ausspuckt. Unterhaltsam war hingegen einfach, dass sich der Adelige weh tat. ;D Wobei ich mich frage, wie er diesen Sturz einfach so überleben konnte ... Nun ja, der erste Kampf ist ja endlich zu Ende. Ihn noch weiter in die Länge zu führen hätte wohl imo geschlaucht, da Adrian eher wenig Abwechslung bietet.


    Ah, dann hast du noch kleinen Filler mit reingesetzt, damit man noch sieht, wie das Trio damals noch weitergekommen sind. Viel kann ich dazu nicht sagen, da es halt die typische Situation der Drei wie immer abspielt: Kleo ist der Boss und hackt an jedem rum, wirklich immer; Adrian aufgeblasen wie immer mit seinem Spiegel und Bemerkungen; Elias wie stets versucht fürsorglich zu sein, aber dann doch immer einen auf den Deckel bekommt. Was aber doch viel interessanter war, war der See mit seiner auf mich wirkenden Aura; da kann man viele Geschichten drüber erzählen ~ Und du hast eben dort erstmal einen Rudermann dort hingesetzt, einen ... besonderen sogar. Da fragt man sich, was die Leiche so lange im Untergrund macht, also was sein genaues Ziel ist ... und wieso gerade eben Goldmünzen abknöpfen will, lol. Ich glaube nicht, dass er noch viel mit dem Geld anfangen könnte, so wie er da drauf ist. xP Aber da kann man wieder drüber philosophieren. Jedenfalls, durch ihn bekommt die Lokalität doch seinen gewissen Ernst zurück, was mir persönlich auch so gefiel. Hmm, gerade wenn man wirklich mal etwas Geld braucht, haben die mal keines da, wie das Schicksal so mit einem spielt ... Kein Wunder aber auch, dass das Dreigestirn nicht einfach aufgeben möchte und stattdessen andere Mittel versucht, zumindest Kleo versucht es. Die für ihre typische Art funzt ja schon mal nicht, was auch keinen Leser hier wohl wundert, aber die andere ... Methode ... da habe ich mich weggeworfen. ^^ Die Idee gefiel mit wirklich gut und passte sehr gut zur Kleos Manier ~


    Ein Kampf weniger, und eine nette Rückblende dazu, gefällt mir, da die Handlung so auch mehr voranschreitet. Erst jetzt merkte man auch, wie lange sich die Duelle hinziehen könnten.
    [tab='Styx']
    Interessanter Titelname muss ich sagen. Auf den Styx hattest du ja mal angespielt, nicht?


    Verstehe, du setzt die Rückblende fort. Na da war ich mal gespannt, was Kleo und co. noch so für Unsinn hinkriegen würden.
    Man hat ja schon lesen können, dass Elias eher stärker gebaut ist, wobei Adrian hingegen eine Lusche in körperlichen Aktionen ist. Nörgelt nur, tut aber wenig, erst recht nicht um auf andere zu hören, typisch. Da kann man sehr gut nachvollziehen, dass selbst Elias von ihm arg genervt ist. Selbst ich kann ihn mittlerweile auch gar nicht mehr leiden, da bleibe ich viel lieber bei Kleos krassem Temperament. xD
    Wow, Elias will wirklich Kleos Respekt verdienen, wie er an ihr hängt, und das nach all den Eindräschungen auf ihn von ihr. Ich könnte das nicht wirklich nachvollziehen.
    Ohhh, da hat der Herr doch tatsächlich seinen Spiegel verloren ... endlich! Was ich aber schon erwartete, ist das was im See passieren würde. Wäre auch langweilig, wenn nichts drin wäre, was aufwachen könnte; deswegen wäre sicherlich auch der jene eine Rudermann sehr nützlich gewesen. Wie auch immer, das Monsterchen hast du gut beschrieben, sodass ich mir ein feines Bild vom gesamtem Szenario machen konnte ~ Hast da eine gute Stimmung projiziert, welche aber doch noch etwas mehr vorwegnehmend hätte sein können, da es so urplötzlich einfach raus gekommen ist, und erst durch Kleo aufmerksam gemacht wurde. Man hätte diesen Moment etwas mehr ziehen lassen können, um mehr Spannung zu bieten, was da jetzt im Wasser lauert und so.
    Überraschend aber war, wie leicht das Monster sich besiegen ließ, nur war es nicht das Einzige Exemplar seiner Art. Die folgende Handlung mit der Verfolgung und so hast du wahrlich sehr gut hingekriegt. Es herrschte wirklich überhektische Stimmung, welche selbst Adrian mal richtig handeln ließ. Dann noch die Notsituation mit Elias, der ja gepackt wurde und wohl das Leben verlieren würde, wenn man nicht vorher schon wissen würde, dass er da rauskommen würde. Allein die Beschreibung der Kreaturen, welche wohl alle etwas unterschiedlich erschienen, passten zu diesem unheimlichen und scheinbar verlassenem Ort. Aber irgendwie mussten die Drei ja rauskommen, und war es schon verwunderlich, dass gerade Kleo da der Schlüssel war. Sie schien wohl zu diesem Zeitpunkt neue Kräfte gefunden zu haben, wohl aus Beschützerinstinkt.
    Danach merkte man auch wirklich, wie menschlich die beiden unversehrten Adeligen doch sind, wenn sie zusammen in Not sind. Besonders Adrian überraschte mich positiv über sein Wissen, und Kleo wegen ihrer Fürsorge ~ (Wie kommt man nur auf die Idee als Verband ein Schleifchen zu binden? xD)
    Um es kurz zu sagen, mir gefiel das Ende dieses Kapitels sehr, nein, das ganze Kapitel fand ich sehr gut im Inhalt her ~


    Anbei, jetzt wird mir auch klar wieso du das Kapitel als Styx benannt hast, und nicht nur,weil es ein dunkler See ist. Es lag wohl viel mehr an den verwahrlosten Kreaturen, die wohl mal Menschen waren, wenn ich mich so weit aus dem Fenster lehnen kann ~ *sich an God of War erinnert*
    [tab='Ketten und Peitschen']
    Ein etwas kürzeres Kapitel, was mir gerade hier recht kommt. xD


    Du machst mit den Kämpfen also weiter, dann sollte die Handlung vom vorherigen Kapitel wohl nur was klar stellen, wie es schien. Wie auch immer, der Kampf ist doch ein wenig heftig, da man mit Kleos Art zu kämpfen hatte, Sie zeigt in den meisten Zeit die Oberhand, was wohl auch so zum Sieg geführt hat. Sie mit ihrem hemmungslosen und stets direkten Art war wohl einfach zu viel für Laila. Zwar ist es gut zu wissen, dass auch Laila gewisses Maß an Magie beherrscht und sogar mal kurz Kleo in die Knie zwang, aber es half leider letztenendes nicht. Es ist schade um ihren eisernen Willen, sodass sie mir richtig leid tat und Kleo sich in einem richtig schlechten Licht darstellte - vor allem wegen ihrer sehr schmerzhaften Art und Weise Laila gegenüber.
    Was mir noch ein wenig fehlte ist die Miteinbeziehung der Umgebung. Die Beiden sind in einer eisigen Landschaft, nur spürte man wohl im Kampf die Kälte nicht ganz so sehr, wie ich es mir zumindest vorgestellt hatte. Besonders Kleo war ja knapp angezogen, und bei der Fesselung im Schnee auf dem Bauch zu liegen ist sicher nicht nur kalt, sondern auch irgendwann schmerzhaft. Zudem könnte sie ja noch ihr Wasser mit der Kälte bzw. auch mit dem Schnee verbinden, auch wenn es so schon gereicht hat. Wie auch immer, an diesem Kapitel hat es nicht viel für mich gefehlt, sodass ich jetzt nicht jedes Detail einzeln schreiben muss. Mir gefiel dieser Part ebenfalls, auch wenn nicht so sehr wie das Letzte ~

    [tab='Vorspiel']
    Und zum nächstem Spektakel ~
    Wenn ich mir die ersten Zeilen so durchlese, frage ich mich ernsthaft in welcher Welt Elias lebt, wenn er seine Schwester mit solchen Augen betrachtet. Er mag sie zwar schon viele eher kennen und weiß bestimmt um ihre guten Seiten bescheid, aber sowas wie dies hier ...

    Zitat

    Aber er war sich sicher, dass sie Laila nicht schlimm behandelt hatte, garantiert ging es ihr gut und sie war nur sanft in die Ohnmacht geglitten. Kleo würde schließlich nie zu sinnloser und übertriebener Gewalt greifen.

    ... lässt mich doch wundern, was so in seinem Kopf vorgeht bzw. wie er das alles so sieht.
    Jedenfalls, eigentlich sollte der nächste Kampf folgen, der aber einfach nicht werden will. Wie denn auch, wenn man sich die Beiden betrachtet? Wenn der Eine zu scheu ist um das weibliche Geschlecht anzugreifen und die andere ihre ... Gedanken hat, kann ja auch nichts werden (Könnte wirklich was mit denen sein?). Auch wenn es beinahe zu einem Schwertduell gekommen wäre - mich wundert es immer noch, dass gerade Marie mit einer Klinge umgehen kann -, so passte Damians Eigeninitiative sehr gut. So können die Paare sich endlich mal einen vernünftigen Kampf liefern, da jetzt alle einen Gegenüber haben, den sie verachten.


    Auch wenn in diesem Kapitel nicht wirklich was passiert, wenn man vom Wechsle absieht, so fand ich einen Teil doch sehr unterhaltsam:

    Zitat

    „Ah!“, rief er als hätte man ihm eine tödliche Wunde zugefügt, während er sich auf dem Boden hin und her rollte und theatralisch die Hände gen Himmel streckte. „Licht!“, hauchte in absurder und vollkommen überdrehter Dramatik auf. „Ich sehe ein Licht!“
    „Das sind die Sterne“, kam es trocken von Damian, [...]

    Wie ich diese gespielte Stelle nur geliebt habe. Habe ich hier ein wenig gefeiert. xD Adrian und Überdramatik passt nur zu gut ~


    Ansonsten joa, ganz fein eigentlich, auch wenn es nur die Sache etwas in Rollen brachte. Was aber mittlerweile sehr merkbar ist, ist das so viele Kapitel nur für diese Angelegenheit stehen. Ich weiß nicht, ob man dies als schlecht bezeichnen soll, da es endlich die zwei Fronten gegeneinander schlagen lässt, aber es zieht die eigentliche Handlung doch sehr.


    Anbei, es fällt mir schwer zu denken, dass der graue Boden kühl sei, wenn man in einem aktiven Vulkankrater ist. Allein schon das ganze verflüssigte Gestein erhitzt sehr die Luft um einen herum, es sei denn, die Lava ist doch weiter entfernt, als ich es mir gerade vorstelle. Wollte ich noch schnell mal hinzufügen ~
    [tab='Feuerfrost']
    Ja, endlich geht es ohne Umschweife los mit dem Kampf. :3
    Hmm, der Anfang schien ähnlich mit dem von Adrian zu sein, nur viel hektischer und gefährlicher für den Zauberschüler, was ihm wohl auch nicht wohl bekommen schien. Schließlich verletzte er sich mehrmals leicht, was ihn immer mehr ins schwanken brachte. Wenn Damian nur mehr vorsichtiger und weniger zu selbstsicher handeln und denken würde, wäre er sicherlich besser dran, wenn man mich fragt. Jedenfalls, es scheint mir fast schon, als ob der gute Elias der Stärkste unter den Chaostrio sei, so wie er sich gerade im Kampf zeigt ~ Auf jeden Fall war die ständige Verfolgungsjagd weniger prickelnd auf die Dauer zu lesen, auch wenn sich Hier und Da was getan hat, dafür aber war die direkte Konfrontation wahrlich gut dargestellt; man spürte die Entschlossenheit beider Partien ~ Auch irgendwie interessant anzusehen, dass Damian diesen Kampf genießt, was ihm doch bezüglich Elias mehr Respekt geben könnte, auch wenn sein Gegenüber das kalt lassen würde. Nach dem Cliffhangar möchte ich sehr gerne erfahren, wie es ausging. o: Kritik? Hmm, keine Ahnung, die Hitze im Krater der einen nach all der Anstrengung leiden ließ? Naja, ich denke es passt so schon ~


    Der nächste Kampf zwischen Kleo und Marie könnte spannend werden, wenn man betrachtet, dass die Partien ungleiche Kräfte haben. Da wollte ich mich einfach mal überraschen lassen, wie du das regelst ~ Alles andere im letzten Abschnitt waren ja die Sorgen Laila gegenüber und den Zorn auf Damian. Kleo ist ja so wie immer drauf und besteht stets im Vorteil zu sein.


    Auf jeden Fall: Gute Kampfbeschreibung in diesem Kapitel ~
    Anbei, kannst du mit den Titel hier mal deuten. Ich habe zwar Vermutungen, bin mir aber sehr unsicher damit

    [tab='Quecksilber']
    Ich muss sagen, dass ich mich bei diesem Kapitel wirklich sehr unterhalten habe. Du sagst ja, dass du nicht so gut mit den Kampfbeschreibungen seiest, was ich hier aber nicht wirklich bestätigen kann, denn hier war ich wirklich erstaunt, wie gut es doch gehen kann! Allein das Kalkulieren um Schwächen zu finden, fand ich hier als Beispiel super gelungen. Die Handlung war doch spannend und man wusste nicht so recht, wer jetzt wirklich gewinnen sollte. Allein die Provokation schien doch größer zu werden, als eigentlich gewollt, und noch immer frage ich mich, wie es im Endeffekt aussieht mit den Beiden ~
    Also, auch wenn ich gerade zu diesem hier sehr wenig sage, so sage ich dir nochmal, dass das Kapitel mir besonders gut gefallen hat. Von daher fasse ich mal keine Kritikpunkte auf, welche ja ohnehin sehr rar hier gesät sind ~ ^^


    Aber was ich noch erwähnen wollte, ist die etwas besondere Wahl des Titels. Quecksilber ... Das Silber hat schon mal mit Elias Kraft zu tun, aber gerade Quecksilber ...? Vielleicht wegen dem Ziel das scheinbar undurchbrechliche silberne Schild zu brechen? Vielleicht wegen der Provokation, dass Elias die Kühlheit verloren hat bzw. das er nicht so "hart" sei, wie gedacht? Ich könnte mir da immer weitere Theorien ausmalen, kannst du mich da mal auch aufklären.^^"
    [tab='Fazit und so']
    Es tut mir wirklich leid, dass ich dieses Mal wirklich kurz und oberflächlich auf dein Werk eingegangen bin. Ich hoffe das kommt nicht nochmal vor, dass ich mich so lange nicht mehr melde. Ich kann dir aber mal einfach so sagen, dass sich deine Geschichte weiterhin sehr gut lesen lässt. Die Beschreibungen sind nach wie vor klar und die Charaktere sind vom Verhalten sie selbst und schweifen nicht zu sehr ab. Mir fehlt zwar hier und da das kleine Detail, aber das ist einfach Luxuskritik, die man nicht sooo sehr beachten muss bzw. sollte. Ich würde auch etwas mehr begrüßen, wenn du die Umgebungen allgemein mehr mit einnehmen würdest, was du ja im letzten Kapitel mit dem Vulkan ganz fein hinbekommen hast ~
    Ansonsten, joa, hoffe ich mal, dass dir mein Kommi ansatzweise gefallen hat, denn ich habe mit Sicherheit vieles vergessen, was ich noch erwähnen wollte bzw. sollte.^^
    "
    [/tabmenu]

  • @McNuke: Vielen, vielen Dank für den langen, konstruktiven Kommentar :> Normalerweise würde ich ja hier darauf eingehen, aber weil es schon spät ist, werde ich später in einer PN oder so ins Detail gehen.



    Lack und Leder


    Ein sanfter Wind wehte durch die staubigen, trockenen Korridore der gigantischen, uralten Arena und ließ die Sandkörner auf den abertausenden Plätzen federartig in der Luft tanzen. Wie ein magischer Schleier erhoben sie sich und verschlechterten die Sicht der Zuschauer auf das Schauspiel, das sich in wenigen Sekunden ereignen würde. Doch was kümmerte es jene? Sie waren nur seelenlose Marionetten, illusionäre Puppen, einzig dazu erschaffen worden den falschen Schein des „Spiels“ zu wahren, indem sie in einer längst vergessenen Sprache brüllten, riefen, johlten und kreischten. Doch interessierten sie sich nicht wirklich für den Kampf zwischen der Adelstochter und dem Waisenmädchen, denn kein Gedanke war in ihrem Geist. Sie alle waren nur leere Hüllen.
    Eine kurze Zeit der Stille herrschte zwischen dem Rotschopf und der Blondine. Dann seufzte Marie kurz und begann: „Ein Duell ohne Beschränkungen?“ Ohne eine weitere Vorwarnung begab sie sich in Kampfstellung, den bohrenden Blick auf ihre Gegnerin gerichtet. „Ich akzeptiere!“
    Mit diesen zwei simplen Worten stürmte der Rotschopf plötzlich nach vorne, das Schwert im Anschlag und die kühlen, leuchtendblauen Augen einzig auf Kleopatra fixiert. Sie hatte ihre innere Kraft in ihren Beinen gebündelt und preschte nun mit einer Geschwindigkeit nach vorne, die jeden Geparden vor Neid hätte erblassen lassen. Alles um sie herum verblasste zu einem nicht unterscheidbaren Mix aus Farben und Geräuschen, doch sie ließ sich nicht ablenken. Ihr Ziel war die Viscountess vor ihr.
    Jene seufzte nun ebenfalls hörbar auf und ließ ihre lange, schwarze Lederpeitsche laut knallen. Ein überlegenes Lächeln umspielte ihren erdbeerroten Kussmund. „Dann zeig‘ mir mal was du drauf hast, Gör!“ Doch kaum hatte sie diese Worte gesprochen, war Marie bereits direkt vor ihr und holte mit ihrer Klinge aus. Für einen kurzen Moment erkannte die Rothaarige wie ihrer Kontrahentin die hübschen Gesichtszüge entglitten, als sie erschrocken zurückstolperte. Die Angreiferin verzog keine Miene, aber innerlich konnte sie nicht anders als ein schadenfrohes Lächeln aufzusetzen. Dieses Püppchen sollte endlich für das bezahlen, was sie ihrer Schwester angetan hatte. Keine Gnade!
    Doch bevor Marie zuschlagen konnte, um ihrer Gegnerin einen wohl vernichtenden Schlag zu versetzen, hatte sich das blonde Gift schon wieder gefangen und hieb mit ihrer Peitsche aus, sodass ein weiteres Knallen durch das Stadium hallte. Das Mädchen sah den Angriff jedoch bereits im Voraus kommen und wich deshalb geschickt mit einem eleganten Sprung zur Seite aus, bevor sie versuchte einen Konter zu wagen. Aber sie unterschätzte die Reichweite der Waffe ihrer Feindin und das Geschick mit der jene ihr Werkzeug zu handhaben wusste. Ein Fehler wie Marie verbittert feststellen musste. Ein weiterer, unangenehm klingender Knall ertönte und das Publikum johlte noch energischer als zuvor.
    Mit einem weiten Salto rückwärts brachte sich die Schwertkämpferin außerhalb von Kleopatras Reichweite. Während des Fluges flatterte ihr langes, rotes Haar in der Luft, sodass man den Eindruck bekommen konnte ihr Kopf stünde in Flammen. Mit geschickter Gewandtheit landete sie abermals in einer dynamischen Kampfposition einige Meter von ihrer Rivalin entfernt auf dem sandigen Boden, wobei sie ein wenig Staub aufwirbelte. Auch um die Blondine herum hatte sich der Sand im windigen Netz der Lüfte verfangen und umgab die Schönheitskönigin wie ein majestätisches Gewand der Natur.
    Doch Marie hatte keine Zeit sich für die sehenswerte Szene zu interessieren, da sie sich bereits wieder in Bewegung befand, jedoch immer darauf achtend außerhalb von Kleos Reichweite zu bleiben. Auf ihrer Haut war ein leuchtendroter Striemen, der sich quer über den gesamten Arm zog, zu erkennen, ein Geschenk der Viscountess. Die Rothaarige ließ sich keine Reaktion auf die schmerzhafte Erfahrung anmerken, doch hinter ihrer kühlen, unnahbaren Fassade schäumte sie vor Wut und Enttäuschung. Wie hatte sie nur so einen elementaren Fehler begehen können? Den Gegner aufgrund der eigenen Gefühle zu unterschätzen war so ziemlich das Dümmste, was man als Kämpfer tun konnte. Wie hatte ihre Großmutter immer beim Training gesagt: „Instinkt und Logik sind die Waffen, die ihr führen müsst!“ Genau das hatte sie vernachlässigt. Ihre Emotionen hatten die Oberhand gewonnen und dazu geführt, dass sie Kleopatra vollkommen ohne Sinn und Verstand angegriffen hatte. So etwas durfte nicht noch einmal passieren.
    Wie eine flinke Katze schoss der Rotschopf auf einmal nach vorne, das Schwert im Anschlag und auf die Blondine zu. Sie musste die Schwäche der Anderen austesten und versuchen deren Kampfstil zu analysieren und auszutricksen. Dafür täuschte sie einen hohen Wirbelschwung, auch genannt „Glatter Blattschnitt“, an, nur um dann blitzschnell in die Hocke zu gehen und zu versuchen Kleos verwundbare Seite zu treffen. Die Blondine reagierte wie erwartet und schlug mit ihrer Peitsche zu, sodass Marie ausweichen konnte, um anschließend ihren wahren Angriff durch zuführen. Wie ein roter Schatten, der einem verführerischem Dämon gleich um eine giftige Rose tanzte, wirbelte sie grazil an dem Konter der blonden Adligen vorbei und holte zum Schlag auf deren ungeschützte Seite aus. Doch ein weiteres Mal hatte sie die Reichweite und Fertigkeit von Kleo und deren Waffe unterschätzt.
    Noch bevor Marie sich auch nur des Sieges sicher hätte sein können, hatte sie bereits ihren Reflexen nachgegeben und war zurück gesprungen. Gerade noch rechtzeitig, denn nicht mal wenige Sekundenbruchteile später knallte die Peitsche ein weiteres Mal und wirbelte den Staub auf. Es war ein gefährliches Spiel und beide Kontrahentinnen würfelten noch mit gleichem Geschick. Bis jetzt konnte man noch nicht absehen, wer diesen Kampf gewinnen würde.
    Während des Sprunges studierte die Rothaarige ihre Lage, die kühlen Augen auf Kleopatra gerichtet. Nahkampf war zu diesem Zeitpunkt so gut wie unmöglich, dafür ging die Blondine zu gut mit ihrer Waffe um. Aber der Fernkampf würde ihr Aufgrund des Magievorteils ihrer Gegnerin zum Nachteil gereichen. Was sollte sie nur tun? „Kleo mag zwar eine gute Kämpferin sein, aber eines wird ihr das Genick brechen: ihr Hochmut! Wenn ich sie überrasche, könnte ich sie wie Laila im vorherigen Duell überrumpeln.“ Der Gedanke an das Schicksal ihrer Schwester versetzte ihr einen Stich, doch sie durfte sich nicht ablenken lassen. Wenn sie nicht vollkommen mit ihrem Kopf und Geist im Geschehen war, würde sie wieder einen Fehler machen und sie musste dieses Duell gewinnen, um Laila näherzukommen. Andernfalls wäre ihr Opfer umsonst gewesen. „Falls ich keinen Blitzsieg erreichen kann, muss ich versuchen ihre Peitsche zu zerstören. Ansonsten kann ich nicht an sie rankommen …“, schloss die Schwertkämpferin ihre Gedanken und landete mit anmutiger Sanftheit auf dem Boden, ihr Blick im Gegensatz dazu durchbohrte mit stechender Kühle das hochnäsige Lächeln des blonden Giftes.
    Durch den klaren, blauen Himmel hoch über den beiden Frauen flog, die bunten, kurzen Schwingen weit ausgebreitet, eine Nachtigall, die schwarzen unergründlichen Augen auf das Schlachtfeld gerichtet. Wie merkwürdig einen solchen Vogel hier aufzufinden. Er schien nicht zur Szenerie zu passen, wirkte deplatziert und falsch. Wie für ihn das Schauspiel auf der Erde wohl aussehen musste? Vermutlich wie ein gefährlicher Tanz zweier Kriegerinnen, die in Anmut und Bedrohlichkeit ihre Waffen schwangen und zum blutigen Gesang des Kampfes ein Werk von Hass, Kälte und Hitze ausfochten. Eine Schlacht des Willens.
    „Wie lange soll das noch so weiter gehen?“, lachte Kleopatra schrill auf und aus ihrer Stimme sprach ihre unglaubliche Arroganz. „Egal, was du tust, du kommst eh nicht an mich ran und ich habe noch gar nicht richtig angefangen, Herzchen!“
    Ein weiteres Peitschenknallen ertönte, doch Marie war außer Reichweite und ignorierte die Provokationen der Viscountess. Dieses Püppchen würde sich bald an der eigenen spitzen Zunge verschlucken! Mit einem ruhigen Atemzug sammelte sich der Rotschopf nun und machte sich bereit. Ihre Gesichtszüge entspannten sich, sie war friedlich und ruhig, einer Schlafenden ähnlich. Sie spürte die Energien durch ihren Körper fließen wie kühles, erfrischendes Wasser, welches ihre glühende Haut benetzte. Doch in ihrem Inneren brannte ein Feuer, eine unerbittliche Flamme, die alles verzehrte, alles fraß und nur darauf wartete entlassen zu werden und wild toben zu können. Aber das durfte sie nicht zulassen, für sie zählte einzig die Kraft ihrer äußeren Sphäre, der härteste, aber auch gleichzeitig gröbster Teil ihres Geistes. Die innere Flamme in Zaum haltend ließ Marie ihre Macht langsam wie sanfte Meereswellen durch ihren Körper pulsieren, um sie bedächtig zu bündeln und in ihren Arm zu leiten.
    „‘Stellt euch einen Ball vor, den ihr ganz fest drücken müsst, damit er euch nicht entflieht!‘“
    … und dann entlasst ihn kontrolliert in eine Richtung!“, fuhr Marie gedanklich fort, holte ruckartig mit ihrer Faust aus und stieß sie mit aller Kraft wieder nach vorne. Sie spürte den Druck von ihr weichen und fühlte wie die Energie aus ihrer Hand schoss. „Der Yin-Schlag!
    Vor ihr gab Kleopatra einen überraschten und erschrockenen Schrei von sich und voller Genugtuung im Blick erkannte die Rothaarige wie das blonde Gift im hohen Bogen durch die Luft und hinten auf den sandigen Untergrund krachte. Sie hatte einen Ausdruck ungläubigen Entsetzens im Gesicht, fast als konnte sie es nicht fassen getroffen worden zu sein. Marie konnte sich ein kurzes Zucken der Mundwinkel nicht verkneifen, bevor sie abermals ihre Energie in den Beinen sammelte und nach vorne sprintete. Wenn sie die Blondine nun um ihre Peitsche erleichterte, dann wäre das Miststück schutzlos und würde sich ergeben müssen. Der Kampf war so gut wie entschieden.
    Nachdem Kleo mit einem amüsanten Quieken auf dem Boden der Tatsachen aufkam und mit einem leisen „Wie …?“, den Kopf hob, war Marie bereits so gut wie bei ihr. Die Schwertkämpferin sah wie sich die himmelblauen Augen ihrer Kontrahentin vor Schock weiteten, als jene erkannte, dass sie in wenigen Sekunden verloren haben würde. Hinter dem berechnenden Ausdruck triumphierte der Rotschopf bereits, den Sieg schon auf der Zunge und sehnsüchtig darauf hoffend, dass sie bald ihre Schwester wiedersehen konnte.
    Doch plötzlich stellten sich ihre Nackenhaare auf und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Was war das für ein böses Gefühl? Sie zögerte einen winzig kleinen Moment, quasi nur einen Bruchteil einer Sekunde geriet sie ins Stocken, verwirrt und abgelenkt durch die ungute Vorahnung, die sie beschlichen hatte. Keinen Moment zu früh.
    Mit einem zornigen Kampfschrei entließ Kleopatra einen gewaltigen, kochendheißen Wasserstrahl, der ungefähr die Dicke eines Baumstammes besaß. Gerade noch rechtzeitig konnte Marie zur Seite rollen, da schoss das dampfende Wasser auch schon mit einer solchen Wucht über sie hinweg, dass selbst der Luftstrom stark genug war, um sie ein wenig mitzureißen. Hinter sich vernahm sie eine mittelstarke Erschütterung, als der Angriff in die hohen, steinernen Wände der Arena krachte. Sie hatte zwar keine Zeit sich umzudrehen, um den Schaden zu begutachten, aber sie wettete darauf, dass dort, wo vorher noch massiver Stein gewesen war, jetzt bestimmten ein ziemlich einschüchterndes Loch klaffte.
    Stattdessen seufzte die Rothaarige innerlich auf und bereitete sich auf einen zweiten Yin-Schlag vor. Jetzt hatte sie nur noch eine Möglichkeit Kleo zu besiegen: Das blonde Gift langsam seiner Waffen zu entledigen. Das war eindeutig komplizierter.
    Ein weiteres Mal entließ Marie, wenige Augenaufschläge nachdem ihr ihre Gegnerin die Attacke entgegen geschmettert hatte, die Macht, die sie in ihrer Faust angesammelt hatte, um sie abermals gegen die Blondine zu verwenden. Eine so gut wie nicht sichtbare Welle ging von ihrer Hand aus, fast als hätte sie sanft die Oberfläche eines Sees berührt. Man könnte den Angriff mehr fühlen als sehen, das war ihr Vorteil.
    Doch zu Maries großem Erstaunen und auch Entsetzen schien Kleopatra, trotz ihrer Unvertrautheit mit den östlichen Kampftechniken, ebenfalls die Attacke spüren zu können. Denn mit einem lauten „Nixes Zeitvertreib!“, feuerte sie einige ihrer großen Wasserbälle gegen Maries Yin-Faust und beide Attacken kollidierten mit einem lauten Krachen mitten im Flug. Die Wasserkugeln zersprangen in tausende in der Sonne glitzernde Tropfen, die sich als sanfter Nebel in der Luft verfingen, dort zart wie der erste Frühlingstau schwebten und das helle Licht der Sonne in seine unzähligen, strahlenden Farben spaltete.
    Doch dieser Schleier wurde sofort von weiteren Wasserkugeln zerrissen, die mit einem bedrohlichen Zischen auf Marie zuschossen. Jene schaffte es mit einigen geschickten Akrobatikeinlagen dem drohenden Schicksal zu entfliehen, sodass Kleos Angriffe allesamt den sandigen Boden küssten und ihn langsam aber sicher in ein schlammiges Morastfeld verwandelten. Doch die Blondine gab nicht auf und mit dem Temperament einer wild gewordenen Furie schlug sie ihrer Gegnerin immer und immer wieder ein weiteres Bombardement aus Attacken entgegen. Offenbar war jetzt Schluss mit den Spielchen.
    Marie wusste, dass, wenn sie weiterhin auswich, es nur eine Frage der Zeit war, bis sie einen Fehler machen würde und einen Treffer einstecken müsste. Aber andernfalls waren ihre einfachen Angriffe nicht dazu ausgelegt, um so einen Kampf zu führen und das würde ihr ebenfalls zum Nachteil gereicht werden. Es gab nur eine Möglichkeit das Blatt zu wenden. Der Rotschopf seufzte. Jene Technik war sehr kompliziert und benötigte extrem viel Konzentration. Außerdem hatte sie diesen besonderen Stil nie innerhalb eines aktiven Kampfes eingesetzt und sie wusste, dass das einen gewaltigen Unterschied ausmachen konnte. Was wenn sie einen Fehler machte? Das konnte das sofortige Aus für sie bedeuten. Allerdings würde sie auf kurz oder lang sowieso ausscheiden, wenn sie diesen Schritt nicht wagte. Es war eine Zwickmühle.
    Marie atmete tief ein und schloss kurz die Augen, weiterhin den Attacken ihrer Gegnerin ausweichend. Ihre Sinne waren durch das Training ihrer Großmutter geschärft. Sie beruhigte und sammelte sich. War sie wirklich bereit für so einen Schritt? War es nötig alles auf eine Karte setzen? Was sollte sie nur tun? Was würde ihre Schwester machen? Ihre Gedanken schweiften zu Laila. Sie zu finden und falls nötig zu retten war das Hauptanliegen. Nichts war wichtiger.
    Das Mädchen straffte sich. Neuer Mut beflügelte ihre Füße und ihren Geist. Die Augen weiterhin geschlossen, bereitete sie sich vor. Endlich wusste sie, was sie tun musste. Es lag an ihr und wenn dies der einzige Ausweg war, dann durfte sie ihren Blick nicht abwenden. Das war nicht ihr Weg, sondern der eines Feiglings. Sie schlug die Augen auf. Jetzt war sie am Zug.
    Die Energie durchströmte Marie und sie fühlte wie sie sie bestärkte und sie führte. Die Wellen waren nun treibend, geleiteten sie auf den Weg zum Sieg und wuschen alles weg, was sich ihr entgegen stellte. So begann er, der „Tanz der Schlangenschwinge“, eine uralte, komplexe und vor allem zerstörerische Technik, den die Magier aus dem fernen Osten entwickelt hatten, um jeden Gegner zu eliminieren und nun würde sich die Rothaarige an seiner Prüfung messen. Mit bedächtiger Anmut begann sie nun sich zu wirbeln, zu drehen, die verschiedenen Schritte auszuführen und mit niederschmetternder Gewalt jeden von Kleopatras Angriffen zu zerfetzen, als bestünden sie aus Papier. Es war eine schwierige Choreographie aus Stellung, Hieben und Paradigmen. Ständig musste sie wechseln zwischen irdischem und geistigem, zwischen ihrer Yin-Kraft und der normalen Klinge des Schwertes. In wechselnder Balance befanden sich ihre Hände und Füße, ihr Werkzeug und ihr Körper. Das Schwert in ihren Fingern war nicht länger nur ein Instrument, es gehörte inzwischen zu ihr, war Teil ihres Seins und auch durch es floss ihre Macht in regelmäßigen Abständen.
    So brachte sich Marie weiter und weiter nach vorne und mit jedem Schritt wurde ihre Gegnerin hysterischer, denn deren Angriffe waren inzwischen so gut wie effektlos. Doch die Schwertkämpferin war nicht beruhigt, denn der schwierigste Teil kam erst noch. Das große Finale, der letzte Akt ihrer Technik mit dem sie auch diesen Kampf abschließen wollte. Aber bisher hatte sie es noch kein einziges Mal geschafft. Was wenn es diesmal misslingen würde?
    „Bleib, wo du bist!“, kreischte Kleopatra und schoss einige weitere Wasserbälle auf das Mädchen, jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse zu erzielen. Marie erkannte wie sich die Blondine frustriert auf die Lippe biss. Offenbar lief es nicht so wie sie sich das vorgestellt hatte. Der Rotschopf lächelte kurz flüchtig auf, um dann sofort wieder ernst zu werden. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, sonst würde alles in sich zusammenfallen.
    Doch die Viscountess schien nicht gewillt zu sein aufzugeben, denn nun hob sie ihre lange, feingliedrige Elfenbeinhand und rief zornig aus: „Nixes Eifersucht!“ Marie spürte wie ihr Herz kurz stehen blieb. Das war die Attacke, mit der dieses Flittchen ihre Schwester besiegt hatte, der Spruch, mit dem man einen ausgewachsenen Mann niederschlagen konnte. Die Zeit schien sich auf einmal in Baumharz verwandelt zu haben, welcher zäh und dickflüssig dahinglitt. Was würde nun passieren? Was sollte sie nur tun?
    Der im Ring an Kleos Mittelfinger eingefasste Saphir leuchtete auf einmal strahlendblau auf und mit einem gewaltigen Knall entlud sich die magische Kraft des blonden Giftes in Form eines auf Marie zurasenden Wasserpfeils. In nur wenigen Augenblicken würden sie aufeinandertreffen. Sollte sie ausweichen? Aber dann müsste sie die Technik abbrechen und der Sieg wäre wieder in weite Ferne gerückt. Was sollte sie nur tun?
    Dann hatte der Pfeil sie erreicht. Im allerletzten Moment vertraute Marie ihren Instinkten und führte einen schwungvollen Wirbelschnitt aus. Ihr Herz raste vor Angst und Erregung, die Kräfte in ihr pulsierten aufgeregt und für wenige Momente ungezähmt durch ihren Körper. Sie fühlte sich als würde sie innerlich gleich zerrissen werden, ihre Haut war wie in Flammen, während die Yin-Kraft eiskalt durch ihre Venen flossen, sodass sie sich am liebsten schütteln würde, doch sie durfte nicht. Sie hatte alle Energie in der messerscharfen Kante ihres blattdünnen Schwertes gesammelt und auch ihre restliche Kraft war einzig und allein in diesen Schlag geflossen. Dies waren die letzten Schritte. Sie durfte nicht scheitern!
    _ _ _
    24. Kapitel mit 2800 Wörtern.

  • Schneeflamme


    Die Klinge berührte das Wasser und durchschnitt es mit einem ohrenbetäubend lauten Zischen. Marie spürte wie ihr Schwert durch Kleopatras Magie fuhr als wäre es in der Sonne erwärmte Butter und hörte wie die Attacke sich in Luft auflöste. Ein Stein von der Größe eines Berges fiel ihr vom Herzen. Sie hatte es geschafft! Nixes Eifersucht war von ihr annulliert worden!
    Ihr Blick fiel auf ihre Gegnerin, die vollkommen außer sich zurückstolperte. „Das ist unmöglich!“, schrie die Blondine, die wunderschönen Augen und den sinnlichen Kussmund in Unglauben und Schock aufgerissen. „Niemand kann Nixes Eifersucht zerstören!“
    Maries Blick verhärtete sich. Nun war es an der Zeit es diesem blonden Gift zurückzahlen. Jetzt würde sie endlich für alle ihre Grausamkeiten und für jeden Schlag, den sie Laila zugefügt hatte, büßen müssen. Sie atmete noch einmal tief ein und bereite das große Finale ihres Tanzes vor. Jetzt musste alles stimmen, Perfektion war das Minimum, alles andere wäre ein Fehlschlag. Dies war der schwierigste Teil der Technik, die ihr den Sieg verschaffen würde. Wieder horchte sie auf die Energien in ihr, lauschte auf die Wogen und Wellen, die in ihren Adern zirkulierten und sie ähnlich eines kühlen Bergbaches sanft und dennoch treibend durchflossen. Aber dieses Mal musste sie tiefer in sich gehen, konzentrierter und fokussierter als zuvor sein, denn anders als vorher brauchte sie nicht mehr die Kräfte ihrer äußeren Sphäre, sondern die der Inneren. Im Gegensatz zu den Yin-Techniken, die grob und gradlinig waren, besaßen die sogenannten Yang-Formen eine weiche und formbare Funktion, die sich nur mit einem hohen Maß an Geduld und Beherrschung lenken ließ. Richtig eingesetzt konnte dieser Stil trotz der geringeren Durchschlagskraft weitaus verheerender als alles vorherige sein. Noch nie hatte der Rotschopf es geschafft, dies zu vollbringen, aber heute würde es anders sein. Sie spürte, dass sie jetzt endlich bereit war.
    Langsam wie dickflüssiger Sirup schälte sich die Yang-Kraft aus der Yin-Kraft heraus und anders als zuvor war diese Energie angenehm warm, ähnlich einem entspannenden Bad in einer heißen Quelle. Stockend und nur äußerst zögernd sammelte sich die Energie im kühlen Metall von Maries Schwert und das Mädchen wandte alle geistige Fassung, die sie besaß, auf, um die Macht zu halten. Die Prozedur war so anstrengend, dass der Rothaarigen eine Schweißperle über die Stirn lief und sie vor Schmerz das Gesicht verzog.
    Doch dann war es endlich soweit und mit einem harten Schmetterschlag entließ Marie die Kraft in Richtung ihrer Kontrahentin. Sofort fühlte sie sich, als hätte man ihr den Himmel von den Schultern gehoben und ein erleichterter Seufzer entfuhr ihr. Das Johlen des Publikums wurde lauter und begeisterter, doch das Mädchen kümmerte sich nicht darum. Viel wichtiger war Kleopatra.
    Jene wurde nun von der Attacke ergriffen und unter einem lauten Kreischkonzert, gegen das selbst die grölende Menge nicht ankam, in die Luft geschleudert, um dann mit einem unspektakulären Plumpsen auf den Boden zu fallen. Neben ihr zerfiel ihre Peitsche in viele, kleine Lederstückchen. Marie verzog kurz enttäuscht den Mund, ließ sich aber sonst keine Emotion anmerken, sondern bereitete stattdessen einen Nahangriff vor. Innerlich war sie jedoch alles andere als begeistert. Sie hatte die Technik immer noch nicht perfektioniert, weshalb ihre Attacke, die eigentlich Kleopatra hatte ausschalten sollen, nur die Peitsche zerpflückt hatte. Offenbar war sie immer noch nicht bereit, die Yang-Techniken einzusetzen. „Aber wie auch immer, jetzt, da sie ihrer Waffe beraubt ist, kann ich sie locker im Nahkampf besiegen. Mein Sieg verschiebt sich also quasi nur …
    Meine … meine kostbare Peitsche!“, erklang plötzlich eine hohe, schrille Stimme in im Kopf der Rothaarigen und sie erkannte voller Entsetzen, dass die telepathische Verbindung die ganze Zeit aktiv gewesen war. Kleopatra hatte jede einzelne ihrer Taktiken belauschen können. Jene, die sich inzwischen anhörte, als stünde sie kurz vor einem hysterischem Zusammenbruch, wandte sich nun direkt an ihre Gegnerin aus ihrer Stimme sprach der blanke Hass: „Du … DU HAST MEINE PEITSCHE ZERSTÖRT, DU SCHLAMPE! Das war echtes Wildechsenleder, ich habe ein halbes Vermögen für die ausgegeben!
    Mörderin“, routinierte Marie kühl, ohne sich von den krakeelten Beleidigungen ihrer Feindin ablenken zu lassen. Diese Frau ekelte sie mit jedem weiteren Wort mehr an.
    „Ich werde gleich zu einer, du dummes Miststück!“, kreischte Kleo laut auf und als sie aufstand, warf sie der Angreiferin einen Blick zu, bei dem andere auf der Stelle tot umgefallen wären. Doch Marie ließ das kalt, sie hatte ihr Schwert im Anschlag und war bereit zu zuschlagen. Dieses Monster würde bezahlen für alles, was sie getan hatte und nichts würde die Schwertkämpferin davon abhalten, ihre Strafe auszuführen. Dieser Kampf war so gut wie vorbei. „Zeit, Tribut zu zollen!“
    „Denkst du wirklich, es wäre so einfach?!“, antwortete Kleo gehässig und ihr Saphir leuchtete ein weiteres Mal in diesem unerträglichen, himmelblauen Ton auf. Aus dem Gesicht der Blondine sprach ihr Zorn als sie ihre Hand gen Himmel streckte und durchdringend schrill rief: „Nixes Wut!“ Abermals entließ sie einen gigantischen, siedenden Strahl leuchtendblauen Wassers, dessen Hitze sogar den ersten an Intensität überbot. Wie ein verheerender Rammbock schoss er durch die Luft, schneller und wuchtiger als jede vorherige von Kleos Attacken. Jeder der davon erwischt werden würde, wäre die Niederlage geweiht.
    Unglücklicherweise war Marie zu nah an der Blondine und zögerte einen Moment zu lange, um vollkommen auszuweichen. Zwar schaffte sie es, einer Treffer auf voller Breitseite zu entgehen, aber der Angriff streifte ihren Arm und riss sie einige Meter nach hinten. Der Schmerz war infernalisch, es fühlte sich an als würde sich ihre Haut abpellen. Es war so intensiv, dass ihr die Tränen kamen und sie einige Momente wie in einer Schmerzensstarre gefangen war. Ihr ganzer Kopf war benebelt von Qual, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alle ihre Sinne schienen wie ausgeschaltet, einzig die Pein war da, wie sie ihren ganzen Arm erfüllte.
    Doch sie durfte sich nicht unter kriegen lassen! Wenn sie sich jetzt übermannen ließ, hatte Kleo so gut wie gewonnen und das durfte sie unter keinen Umständen zulassen. Nicht nur wegen des Schatzes, der war ihr eigentlich egal, sondern weil sie Laila finden musste. Wenn ihrer Schwester etwas zugestoßen wäre, könnte sie sich das nicht verzeihen. Sie war die wenige Familie, die sie sich hatte erkämpfen können. „Reiß dich zusammen, Marie, sei keine Memme!“, sprach sie sich selbst gequält Mut zu. „Ich muss jetzt stark sein! Ich muss mich konzentrieren und dem Ganzen hier ein Ende setzten!
    Das will ich sehen!“, erklang plötzlich wieder die verhasste Stimme Kleopatras in Maries Kopf und sie fuhr zusammen. Sofort kam alles zurück, die Arena, die ohrenbetäubenden Menschenmengen und ihre boshaft grinsende Gegnerin. Ihr Arm pulsierte immer noch ununterbrochen, aber Marie brachte alle vorhandene Konzentration auf, um den Schmerz mit Hilfe ihrer Energie einzudämmen. Keine Sekunde zu früh, denn nun begann Kleopatra sie ein weiteres Mal mit Bataillonen von Wasserbällen zu beschießen. Das Schlachtfeld glich inzwischen einem modrigen Sumpf, überall war eine wässrige, knöchelhohe Schlammschicht, sodass Marie einige Schwierigkeiten hatte sicher zu stehen. Selbst die von oben herab scheinende, intensive Sonne konnte den Morast nicht schnell genug vertrocknen lassen.
    „Tanz ein wenig mehr!“, rief das blonde Gift dem immer unbeholfener ausweichenden Mädchen mit einem heimtückischen, falschen Lachen zu, bevor sie ihr einige weitere Wasserangriffe entgegen schleuderte. „Nixes Rache!“
    Die Wasserbälle verformten sich nun zu spitzen und gefährlich aussehenden Dolchen, die schneller und härter als zuvor auf die Rothaarige einschossen. Jene befand sich in einer Zwickmühle, da das Manövrieren im Schlick, der einst trockener Sandboden gewesen war, sich als immer schwieriger herausstellte. Ausweichen und versuchen langsam an Kleopatra heranzupirschen war keine Möglichkeit mehr, nicht unter diesen Bedingungen. Der einzige Ausweg, der ihr blieb, war sich den Weg zu der Viscountess freizukämpfen. Aber hatte sie noch genug Energie für so einen Zug? „Sie will, dass ich tanze?“, wiederholte Marie in Gedanken und die Abscheu gegen ihre Kontrahentin ließ sie für kurze Zeit ihren schmerzenden Arm vergessen. Die Wut auf dieses Biest und der Wunsch endlich von diesem unangenehmen Ort zu verschwinden und ihre Schwester zu suchen, gaben ihr die Kraft und den Willen, weiterzumachen. „Dann werde ich tanzen!“
    Sie hatte das Schwert wieder im Anschlag und schloss kurz die Augen. Ihre Emotionen waren stärker als zuvor, doch sie musste sie ignorieren, wegsperren. Einzig die Macht war es, die zählte, wie sie durch ihren Körper pulsierte und sie immer und immer weiter antrieb. Das kühle Feuer, das in ihr loderte und mit kalter Hitze ihre Entschlossenheit zementierte, um die Kräfte, die in jedem schlummerten, zu erwecken und zu lenken. Dieses Mal würde es einfacher sein, der Stil, den sie nun vorbereitete, war simpler, defensiver, aber gleichzeitig auch brutaler. „Tanz des Silberhelms!“
    Das Metall ihrer Klinge verhärtete sich. Jetzt war es an der Zeit zurückzuschlagen. Die Schritte dieser Technik waren bei weitem nicht so komplex wie die der Schlangenschwinge, aber zeigten dennoch Wirkung. Mit der Präzision eines Revolvers und der Härte eines heran preschenden Stiers schlug, hackte und rammte sich Marie ihren Weg zu der Gegnerin. Die Paradigmen, die sie zu beachten hatte, waren überschaubar, fast schon lächerlich schlicht im Vergleich zu den Vorherigen. Ihr Gesicht blieb kühl und unnahbar, wie immer, aber auch gedanklich war sie vollkommen fokussiert. Nichts würde sie mehr davon abhalten, den Kampf zu gewinnen.
    „Da wäre ich mir nicht so sicher, Herzchen!
    “, entgegnete Kleopatra belustigt in Gedanken und durch all den Nebel, den das ständige Aufeinandertreffen von Klinge und Wasser erzeugt hatte, konnte Marie überrascht feststellen, dass ein überlegenes Lächeln die kirschroten Lippen ihrer Kontrahentin kräuselten. Noch bevor der Rotschopf jedoch wundern konnte, warum das so war, wurde er auch schon plötzlich an den Fußgelenken in die Luft gezogen. „Nixes Verführung!“, erkannte die Kämpferin schockiert, als die Magie auch schon einen schmerzhaften, magischen Schock durch ihren Körper sandte. „Sie muss die Magie als Falle im Matsch versteckt haben, um mich unvorbereitet zu treffen!“ Aber da hatte dieses dumme Blondchen Marie gehörig unterschätzt. Fast reflexartig zog sie sich nach oben und schnitt in einer schnellen Oberkörperdrehung die Ketten Kleopatras mit ihrem Yin-Schwert durch, bevor sie zu stabil werden konnten. So etwas gehörte zur Basisausbildung ihrer Großmutter, damit konnte man sie nicht lange aufhalten.
    Doch Kleopatra hatte noch ein Ass im Ärmel. Den Arm mit dem unermüdlich leuchtenden Saphir am Finger in die Höhe gestreckt, rief sie, nachdem ein kurzes, selbstzufriedenes Lächeln über ihr Gesicht gehuscht war: „Nixes Eifersucht!“ Marie befand sich gerade im Fall, da schoss der mächtige Wasserpfeil schon auf sie zu, schneller als es jede von Kleos Arttacken je getan hatte. Das Mädchen hatte keine Zeit sich auf den Angriff vorzubereiten, er war zu schnell und sie zu schwach. Also tat sie, ohne darüber nachzudenken, einfach instinktartig das Nächstbeste um sich zu verteidigen und blockte die Attacke mit ihrem Schwert ab. Ein Fehler.
    Mit einem lauten Knallen explodierte der Wasserpfeil an der Metalloberfläche und aufgrund der darauffolgenden Druckwelle wurde Marie zurückgeschleudert. Unsanft landete sie im Schlamm, sodass ihre Haare und Kleidung sich mit dem Wasser vollsogen und der Dreck sich an ihrem ganzen Körper festsetze. Dann erklang ein lautes Klirren und Marie schlug die Augen auf und sprang auf. Während des Fluges hatte sie versehentlich ihr Schwert fallen lassen, das nun einige Meter von ihr entfernt lag. Ein Schock fuhr durch ihre Glieder. Der Klinge ihrer Großmutter hatte das Aufeinandertreffen mit Kleopatras Attacke nicht gut getan. Sie war zerbrochen.


    Ein Beben, von solcher Intensität, wie man es noch nie erlebt hatte, erschütterte die karge aus schwarzem Gestein bestehende Vulkaninsel. Die Wellen des kalten, dunklen Meeres schwappten in heller Aufregung gegen die abweisenden, schroffen Steinküsten, deren Schärfe und Dürre alles andere übertrafen. Es gab kein Leben auf diesem ungemütlichen Stückchen Land mitten in den illusionären Weiten des unendlichen Ozeans. Kein Baum stand dort, keine Pflanze blühte, alles war leer und dem grausamen Tod selbst gleich. Einzig ein Schmetterling hatte sich zu dieser unerbittlichen Insel verirrt, vielleicht auf der Suche an Blumen. Es war ein äußerst schönes Tier, mit großen, märchenhaft gemusterten Flügeln und goldener Farbe. Die zarten, durchscheinenden Linien, die wie ein Mosaik seine Flügel zierten waren von einem fast schon hypnotisierend orangeroten Ton, ähnlich einem mystischen Feuer, welches sanft die lichtlose Nacht erleuchtete und die Schatten vertrieb.
    Das Schauspiel, welches sich diesem erstaunlichen Tier nun bot, war ein monumentales Naturspektakel von legendären Ausmaßen. Der über der Einöde thronende, majestätische Berg, der einer Krone gleich die Insel um ein Vielfaches eindrucksvoller erscheinen ließ, war das Zentrum der gigantischen Erschütterung. Schwarzer, toxischer Qualm, dichter als es jede Gewitterwolke je hätte sein können, verdunkelte den bis dahin noch sternenklaren Himmel und verlieh dem ohnehin schon gefährlichen Szenario eine äußerst bedrohliche Atmosphäre. Asche und flammende Geröllklumpen regneten vom Himmel herab und krachten auf den schwarzen Gesteinsboden, während blubbernd und rot glühend die tödliche Lava den Vulkan nun verließ. Flüssen aus geschmolzenen Rubinen ähnelnd bahnte sie sich ihren Weg nach unten und bildete am Abhang teuflische Seen, die die Insel mehr und mehr einer Hölle auf Erden ähneln ließ.
    Doch unerwartet brachen aus dem dichten Asche- und Rauchvorhang, der den Krater wie ein widerlicher Todesschleier umgab, zwei Menschen heraus. Es waren Damian und Elias, die immer noch mitten im Kampf steckten.
    „Du weißt echt nicht, wann Schluss ist, oder?“, fragte Damian genervt, als ob ihn eine lästige Fliege verfolgen würde, während er dem Silberling einige Feuerbälle entgegen schleuderte. Jener wich mehr schlecht als recht aus und erwiderte die Attacke seinerseits mit einigen schwächlichen Feenlicht-Rittern. Er atmete schwer und schien extrem angeschlagen zu sein, eine Folge von Damians zerstörerischem Angriff. Der Zauberschüler war zwar nach diesem Kraftaufwand auch nicht mehr ganz auf der Höhe aber gegen Elias wirkte er wie neu geboren. Nachdem sein Echsenschuss, der aus einer Mischung von Elias‘ Feenlicht und seiner eigenen Feuermagie bestanden hatte, den Feenlicht-Turm zerrissen hatte, als wäre es ein Blatt Papier gewesen, hatten beide Gegner aus dem Vulkankrater fliehen müssen, da sich das Innere der Erde angefangen hatte zu regen. Es erschien fast wie eine Bestrafung der Sonne, eine apokalyptische Untergangsszenerie, die man nur selten zu sehen bekam.
    Damian hatte damit gerechnet, dass die Illusion sich auflösen würde, aber er hatte die Hartnäckigkeit seines Gegners unterschätzt. Trotz aller Widrigkeiten war der Adlige weiterhin dabei den fast schon entschiedenen Kampf weiter auszufechten. „Ich bewundere Ausdauer …“, meinte Damian und ein überhebliches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er die kraftlosen Angriffe ganz lapidar mit seinem Stab abwehrte, „… aber was willst du mir noch entgegensetzen? Sieh es ein, du bist am Ende.“
    „Noch lange nicht!“, entgegnete Elias verbissen und schien seine letzten Kraftreserven zu sammeln, da sein ganzer Körper inzwischen anfing in dem hellen, silbrigen Licht seiner Feenlichtmagie zu leuchten. Damian zog belustigt eine Augenbraue hoch. Dieser Verzweiflungsakt war lächerlich, kein Manöver, das Elias noch versuchen würde, könnte ihm etwas anhaben. Doch sein Hochmut bewies ihm abermals das Gegenteil.
    „Feenlicht: Läufer!“
    Der Magieschüler erwartete nichts, doch das wurde ihm zum Verhängnis, denn plötzlich schoss ihm ein greller Blitz entgegen. Zuerst wunderte er sich, was das für eine Art von Angriff war und versuchte den Strahl mit seinem Stab zu absorbieren. Doch kurz darauf musste er überrascht feststellen, dass es keine einfache Magieattacke war. Denn innerhalb des hellen Feenlichtes befand sich Elias und zu spät bemerkte der Magier wie der junge Starnoss-Spross mit seinem Schwert ausholte und zuschlug. Er versuchte seinen Stab noch rechtzeitig hochzureißen, um den Aufprall abzufangen, doch er war nicht schnell genug.
    Mit einem lauten Krachen kollidierten die beiden Kämpfer und Damian wurde gen Boden geschleudert. Er schlug ein paar ungewollte Saltos, wobei er das Gefühl bekam, er säße in einem sich immer wieder drehenden Stuhl, bevor es ihm, wenn auch äußerst unbeholfen, gelang kurz vor einem Bad in der unnatürlich heißen Lava zu bremsen. Mit einem leichten Schwindelgefühl schwankte er ein wenig in der Luft und versuchte sich wieder zu fassen. Das war eine recht eigenartige Erfahrung gewesen und hatte keine Lust, sie noch einmal zu durchleben. Unter ihm blubberte das flüssige Gestein und aufgrund der extrem warmen Dämpfe beeilte sich der ohnehin reichlich angekokelt aussehende junge Mann schleunigst ein paar Meter in die Höhe zu steigen.
    Als sein Kopf wieder klarer wurde, biss er sich leicht frustriert auf die Unterlippe und warf dem nun wieder vorne liegenden Gegner einen von seinem Unmut zeugenden Blick zu. Diesmal war dieser Wicht zu weit gegangen. Er hatte Damian nur durch einen miesen Trick rankriegen können, es war nicht die Schuld des Magiers gewesen. „Was erlaubt sich dieser Knirps eigentlich?!“, grummelte er verstimmt während er weiter nach oben flog. „Glaubt er wirklich mit irgendwelchen Verzweiflungstaten könnte er das Ruder noch rumreißen?“
    Tatsächlich wirkte der Silberling nicht so als könnte er noch viel länger kämpfen, um ganz präzise zu sein, schien er noch ausgelaugter als vorher. „Kein Wunder, wenn der Volltrottel auch meint physische Magie einsetzen zu müssen …“, maulte Damian missmutig in Gedanken, während er bereits wieder dabei war, sich eine Strategie zurechtzulegen und seinen Stab derweil ein wenig arbeiten ließ. „So etwas ist weitaus belastender als alles andere … was mich auf eine gute Idee bringt.“ Ein leichtes, listiges Lächeln schlich wieder auf sein Gesicht und seine Laune besserte sich ein wenig. Trotzdem war er dieser Konfrontation mehr als müde geworden und hoffte jetzt endlich einen Schlussstrich unter der Sache ziehen zu können. „Dieser Giftzwerg ist wirklich nerviger als jede Klette!“, regte er sich gedanklich weiter über den Silberling auf und sein Gesichtsausdruck wurde abermals zu einer verdrossenen Schnute. „Aber zum Glück lässt er sich auch leichter manipulieren als ein gutgläubiges Schaf!“
    „Hey, Verlierer!“, rief er ihm nun herausfordernd zu und sah wie Elias‘ sich abermals ruckartig straffte. Die Gesichtsfarbe des jungen Adligen war inzwischen fast weiß, aber er war dennoch nicht gewillt aufzugeben. „Bewundernswert oder einfach nur dumm?“ Aus den blaugrünen Augen des silberhaarigen Jungen sprach der blanke Hass, als er sein Schwert wie eine Streitaxt umklammerte und wütend zum kecken Magier hinunter starrte, der, entgegen seiner eigentlichen Laune, ein selbstzufriedenes, aufgeblasenes Grinsen aufgesetzt hatte, mit dem er jedem hätte zur Weißglut treiben können. Den Trick hatte er sich von Adrian abgeschaut.
    „War das wirklich alles was du drauf hast? Dieser Feenlicht-Läufer ist ja schwächer als all der andere Schrott, den du mir bis dahin präsentiert hast und selbst das war schon ziemlich, wie soll ich das nett ausdrücken …?“, Damian legte gespielt den Finger an die Lippen und tat so als würde er das passende Wort suchen, während er belustigt die Reaktion seines Gegners betrachtete, „ ...erbärmlich passt gut!“
    Eigentlich hatte er es für unmöglich gehalten Feindseligkeit in dieser Form noch steigern zu können, aber der Silberling bewies ihm das Gegenteil. Perfekt für seinen Plan. „Zeig mir doch endlich mal, was du wirklich kannst, falls da überhaupt noch was kommt!“ Elias Schwert leuchtete wieder auf, sein Blick brannte sich förmlich in den Damians.
    „Wenn du mich besiegen willst, musst du schon etwas härtere Geschütze ausfahren …“, fuhr Damian fort seinen Gegner zu reizen, wobei er bei allen Sticheleien immer seinen Stab bereit hielt. Der Typ vor ihm war eine tickende Zeitbombe und wieder unvorbereitet getroffen zu werden, wäre mehr als unvorteilhaft. „Kleo ist ja sowieso immer enttäuscht von dir, aber wenn du hier auch noch verlierst …“ und schon wieder hatte er das empfindliche Thema angesprochen. Das Ergebnis war wie erwartet.
    Mit einem wütenden Aufschrei hüllte sich Elias ein weiteres Mal in sein silbernes Licht ein und stürmte vorwärts. Doch dieses Mal war die Technik anders, es schien nicht Feenlicht-Läufer zu sein. Es wirkte behäbiger, aber gleichzeitig auch stärker. Gleichzeitig formten sich mehrere Speere vor ihm, fast als wolle er diese in Damian hinein rammen. Doch jener war vorbereitet, den goldenen Stab im Anschlag. Um ihn herum erschien abermals ein Bannkreis, doch dieser unterschied sich von dem vorherigen. Er war weniger kompliziert, besaß aber einen doppelten Außenring.
    „Flammender Bannkreis!“
    Eine hohe Mauer einzig aus Feuer bestehend schloss plötzlich vor dem jungen Magier empor, doch Elias ließ sich dadurch nicht stoppen. Er hielt weiter Kurs auf seinen Feind, offenbar in der Hoffnung die Barriere des anderen durchstoßen zu können. Er kam näher und näher, die Spitzen seiner Feenlichter berührten schon fast den feurigzüngelnden Wall.
    Dann kollidierten die beiden Mächte miteinander.
    _ _ _
    25. Kapitel. 3300 Wörter. Steckbriefe werden aktualisiert.

  • [tabmenu]
    [tab='Vorwort','http://www.greenchu.de/sprites/icons/609.png']
    Huhu, Cheshire!


    Ich wette, du hast gedacht, ich kommentiere nicht mehr, oder? Falsch gedacht, es hat nur ein wenig länger gedauert als geplant ;3
    Also, los geht's, ich bin gespannt, was nun mit unseren magischen Wanderern geschehen wird ...


    [tab='XXII: Feuerfrost']
    [subtab=Positives]
    Elias vs. Damian
    Wow, dieser Kampf - dessen Ausgang du natürlich netterweise komplett verschwiegst, zumindest zunächst - ist wirklich spannend. Zunächst denkt man ja, es würde sich ähnlich verhalten wie zuvor: Damian spielt ein wenig und holt sich dan bravurös den Sieg. Dass Elias dem mit deutlich stärkerer Gegenwehr begegnen würde als sein Cousin, war eigentlich schon aufgrund seines Charakter ersichtlich, dass er aber so gut kämpfen kann, dass er Damian die Stirn zu bieten vermag, ist beeindruckend. Beeindruckend, weil nicht unrealistisch: Elias' Kraftanstrengungen bewegen sich im authenthischen Rahmen, überhaupt schilderst du den kampf spannend und abwechslungsreich, da gibt es wenig auszusetzen.


    Beschreibungen
    Uh, du schreibst schön! Gerade so Formulierungen wie, dass die Zeit zäh wie Sirup dahintropfe - man findet sich wirklich sehr gut in deiner Welt zurecht, das ist sehr schön. Auch die Emotionen der Charaktere sind so lebendig und nachvollziehbar, das einfach großartig - gerade Damians Gefühlschaos kummt wirklich toll rüber und lässt den Leser geradezu mitempfinden. Sehr gut!


    In der Arena
    Du magst die Antike wirklich, hm? Eine Art Gladiatorenkampf also, ich bin gespannt ... jedenfalls ein sehr gut gewählter Schauplatz für einen dieser Kämpfe. Dass die so selbstverliebte Kleopatra letztlich nicht davon abweicht, einen Vorteil zu behalten, spricht für ihren eigenwilligen Charakter. Und dieser Schluss ... "ich akzeptiere", diese beiden einfachen Worte erzeugen so viel Spannung, dass man sofort weiterlesen will. Auch diese Szenerie ist sehr gelungen, weiter so!
    [subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Kommata
    In Sachen Zeichensetzung scheinst du ein paar Unsicherheiten bezüglich der Kommasetzung zu haben. Des Öfteren in diesem Kapitel haben welche gefehlt oder waren nicht an der richtigen Stelle platziert. An dieser Sache solltest du ein wenig arbeiten; wenn du allerdings nicht die Zeit oder die Nerven hast, dich mit dem Mammutwerk der deutschen Rechtschreibung in dieser Hinsicht näher zu beschäftigen (wie ich das hasse, ich muss das immer nach Gefühl machen, lol), kannst du dir auch einfach einen Betaleser suchen, den du speziell auf dieses Problem ansetzt.
    Ansonsten kann ich dir auch gern die Regeln zur Kommasetzung raussuchen, wenn du sie gern selbst vertiefen willst! :)
    [subtab=Fehlerteufel]

    Zitat

    [...] bereit, ihn in die Knie zu zwingen und den Kampf zu beenden.


    Zitat

    Damian wiegte wähnte sich bereits siegessicher.


    Zitat

    [...] dass seine Attacke sich plötzlich in zwei gespalten hatte.


    Zitat

    Mit einem Blick, als wollte er ein Blutbad sehen, hieb er immer und immer wieder mit seinem Schwert in die Luft [...]


    Zitat

    [...] fast als wollte er sich in den Stein bohren.


    Zitat

    Dann, kurz bevor er das Kampffeld berührte, riss er sich wieder nach oben, [...]


    Zitat

    [...] während er zwei weitere Jäger aneinander geraten ließ [...]


    Zitat

    [...] zu langsam, als dass er rechtzeitig angreifen konnte.


    Zitat

    Ein lautes Krachen unter ihm, verriet ihm, dass sein Plan aufgegangen war.


    Zitat

    Wenn Laila etwas passiert war, konnte sie das ihm nie ihm das nie verzeihen.


    [tab='XXIII: Quecksilber']
    [subtab=Positives]
    Titel
    Hmmm, der Titel ist wieder sehr gelungen, und es ist schwierig, seine Bedeutung zu entschlüsseln. Spielst du auf Quecksilber als das einzige flüssige Metall an und stellst dabei gewisse Besonderheiten der Kämpfenden heraus? Oder gibt es eine Verbindung zur Giftigheit dieses Elementes? Vielleicht dachtest du auch an alte Quecksilbertermometer und willst damit die steigende Temperatur sowohl im Vulkan als auch in der Hitze des Gefechts zum Ausdruck bringen - in jedem Fall sehr gelungen.


    Der Kampf
    Hmmm, gut gemacht, wirklich sehr spannend. Bis zum Schluss schaffst du es, nicht deutlich zu machen, wer letztlich gewinnen wird. Wie mehrfach bereits gesagt, zu Beginn geht man davon aus, Damian würde leichtes Spiel haben, dann kommen aber durch Elias' überraschende Künste immer neue Aspekte hinzu, die diese Gewissheit ins Wanken bringen. Und schließlich kommen wir zu der Stelle, an der Damian den jungen Adligen immer weiter zur Weißglut treibt, und man erwartet regelrecht das Hervorbrechen neuer, großer Kräfte und ein bisschen sogar die Niederlage des Zauberschülers. Diese Handlungsführung und deine lebendige Sprache haben es zu einer wahren Freude gemacht, diesen Kampf zu verfolgen!


    Das Ende
    Hah, gut und Spannend beendet, Punkt. Du nennst das Ergebnis nicht, obwohl es bekannt sein dürfte - imo ist das sogar ein stilistisches Mittel, dessen Name mir nicht einfällt. Aber das und die Tatsache, dass das letzte Gesagte der Ausruf eines Angriffes ist, machen selbst diesen im Ausgang klaren Schluss sehr spannend, ganz zu schweigen vom zeitgleich ausbrechenden Vulkan ...
    [subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Vorschlag für Satzumbau

    Zitat

    „Gut“, stellte er in Gedanken fest, während er ein Auge geschlossen und mit vor Mühe zusammengebissenen Zähnen langsam versuchte die in seinem Körper unkontrolliert zirkulierende Magie wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, um sich wieder aufzuhelfen.


    Der Satz ist bei der Fülle an Infos etwas zu verschachtelt, was hälst du hiervon:
    ]„Gut“, stellte er in Gedanken fest. Mit einem geschlossenen Auge und vor Mühe zusammengebissenen Zähnen versuchte er, sich langsam wieder aufzurichten, indem er die unkontrolliert in seinem Körper pulsierende Magie wieder in die richtigen Bahnen lenkte.
    Hm, was meinst du? In jedem Fall solltest du den Satz noch etwas stückeln, sonst ist er etwas kompliziert.


    Noch ein Vorschlag

    Zitat

    „Nette Technik!“, rief er dem silberhaarigen Jungen mit einem schelmischen Lächeln zu, während er so tat, als würde er sich etwas Staub von der Kleidung klopfen, um damit zu überspielen, dass er immer noch nicht genug Kraft besaß, um sicher zu stehen.


    Zu:
    „Nette Technik!“, rief er dem silberhaarigen Jungen mit einem schelmischen Lächeln zu, während er so tat, als würde er sich etwas Staub von der Kleidung klopfen. Tatsächlich versuchte er damit zu überspielen, dass er immernoch nicht genug Kraft besaß, um sicher zu stehen.


    "Doch trotz allem hatte er eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem gescheiterten Angriff gezogen."
    Erkenntnis passt hier leider nicht wirklich, da sich Damian direkt im Anschluss ja nur Fragen stellt, und du sagst ja selbst, es rattere ununterbrochen in seinem Kopf. Er ist sich also unschlüssig und kann keine Erkenntnis aus diesem Ereignis gehabt haben, oder zumindest verrätst du uns diese nicht. Ein Hinweis oder ein Umformulierung wäre an dieser Stelle denke ich schön gewesen.


    Großgeschreibse
    Es kommt leider nicht so gut, wenn du ganze Sätze in Großbuchstaben schreibst. Versuch lieber, das mit Worten auszudrücken, als es dem Leser visuell vorzuführen.
    [subtab=Fehlerteufel]

    Zitat

    [...] ein Grund, weshalb viele professionelle und mächtige Nutzer dazu neigten eine kalkulierende und unantastbare Fassade aufrechtzuerhalten.


    Zitat

    Doch bevor der Adlige irgendetwas anderes tun konnte, [...]


    Zitat

    [...] und so krachte das Feenlicht mit der voller Breitseite in Elias hinein.


    Zitat

    [...] allerdings schaffte er es jedoch [...]


    [Doppelt gemoppelt, eins von beiden reicht.]


    Zitat

    [...] seinen Weg durch den schwefligen Rauch des Vulkans bahnend [...]


    Zitat

    Aber was sollte man auch anderes von ihm er erwarten?


    [tab=XXIV: Lack/Leder]
    [subtab=Positives]
    " ... denn sie waren alle nur Leere Hüllen."
    Der Satz gefällt mir - es wirkt, als stecke eine tiefere Bedeutung dahinter, die sich dem Leser noch nicht sofort erschließen soll - ich bin gespannt, ob diese Interpretation im Laufe der Story einen Wahrheitsgehalt bekommen wird. Gut ist jedenfalls auch, dass du dezent noch einmal daran erinnerst, dass das Ganze nicht in der Realität stattfindet, das gestaltet den Übergang zwischen den Kämpfen doch etwas spannender.


    Wiederholung
    Dass du die letzten Worte Maries aus dem letzten Teil, in dem sie etwas zu sagen hatte, wiederholst - ein sehr schönes Mittel, das seine Wirkung nicht verfehlt. Erstens bietet sich so etwas gerade bei Kapitelsprüngen wie hier oder auch bei längerem Abstand zwischen den Kapiteln an, um den Leser wieder in die Situation zurückzuholen. Insbesondere, wenn es sich um so prägnante Worte wie diese handelt (s. entsprechender Punkt in Kapitel XXII dieses Kommis). Sie fassen das Wichtigste der letzten Marie-Kleo-Szene nämlich noch einmal gut zusammen: Ein Kampf, der ohne Beschränkungen geführt werden soll, ist das Grundgerüst, und die grimmige Entschlossenheit in Maries Worten signalisiert den Spannung verheißenden Kampfgeist der Situation.


    Yin-Kraft
    Dieses Gegenkonzeot zur "konventionellen Magie" ist wirklich nicht schlecht. Dadurch bringst du auch in die Figuren, die der magischen Kräfte nicht mächtig sind, einen Hauch Zauberei hinein. Auch das kalte durch die Adern fließen, andererseits die innere Flamme, die gebändigt werden muss - auch, wenn das Konzept noch nicht zur Gänze erfasst werden kann, scheint es gut durchdacht und stellt sich dem Leser sehr überzeugend und nachvollziehbar dar.


    Beschreibungen
    Du hattest hier wieder einmal ein paar sehr schöne dabei, gerade das klassische Bild der Kämpfer als Tanzende hast du sehr schön dargestellt, die Anmut und die fließenden Bewegungen der Kontrahenten, ja eigentlich das ganze komplexe Zusammenspiel, kommen sehr schön zum Ausdruck.


    Umgebung
    Du erwähnst es nur sehr knapp, aber es ist gut, dass du die Umgebung in das Kampfgeschehen mit einbeziehst. Dass Kleopatras Wasser den sandigen Boden natürlich früher oder später aufweichen muss, stellst du gut und richtig dar. Du hättest das aber vielleicht noch näher einbringen können, danach lässt du die Umgebung nämlich wieder fallen - Marie hätte z.B. ausrutschen können o.Ä.
    [subtab=Verbesserungsvorschläge]Titel
    Oho, schon wieder ein anzüglicher Titel, der sehr an "Ketten und Peitschen" (?) erinnert. Schade nur, dass es bei dieser Referenz zu bleiben scheint, denn du hast keine weitere Bedeutung hineingelegt, die ich jetzt benennen könnte.


    Korridore
    In Bezug auf die Arena erwähnst du, dass Sand durch die Korridore fege. Wenn du das klassische Bild eines antiken Stadions vor Augen hattest - oder eigentlich auch das eines heutigen - so kommt das nicht ganz hin. Wenn du wirklich Korridore (also im Sinne von Gängen inenrhalb eines Gebäudes) meinst, müsste der Wind ja selbst tief im Innern des Komplexes stark genug sein, um den Sand hindurch zu wirbeln. Da du direkt danach auf die Zuschauer und den Arenaplatz, also das "Draußen", ein gehst, wirkt das etwas unverständlich.
    Vielleicht meintest du aber auch die Gänge zwischen den Zuschauerreihen, da passt "Ränge" aber besser.


    "[...] und beide Attacken kollidierten mit einem lauten Krachen mitten im Flug."
    Hm, ich weiß nicht, ob "Krachen" hier das richtige Wort ist. Krachen bezeichnet eigentlich mehr, wenn zwei Feststoffe aufeinanderprallen oder etwas zerbricht, aber das kann hier von beiden Seiten aus nicht der Fall sein. "Knall" wäre eventuell eine passendere Variante.


    Eine kleine Frage zum Schluss:
    Hat Marie wirklich versucht, mit einem scharfen Schwert nach einem Menschen zu schlagen? Selbst, wenn es um Kleopatra geht, selbst, wenn sie annehmen kann, dass das alles keinen Einfluss auf die richtigen Körper hat (was aber eigentlich nicht logisch erscheint, da sie sich um ihre Schwester ja trotzdem Sorgen macht) - es scheint mir nicht wirklich zu Marie zu passen, dass sie einem Menschen einfach so etwas abhacken würde, im Ernstfall. Vielleicht hättest du noch ein wenig darauf verwenden können, dass sie vorsichtig vorgeht, trotz des Charakters ihrer Gegnerin Skrupel hat, oder irgendeine Alternativangriffsmethode mit dem Schwert einbeziehen. Denn so erscheint mir die Gefahr eines schneidenden Schwertes etwas zu wenig berücksichtigt worden zu sein.


    Die Nachtigall
    Auch, wenn ich ihren Einbau sehr schön finde, weil er als unpassend erscheinendes Detail ein leichtes Prickeln zusätzlich hineinbringt und nach dem "Warum?" fragen lässt, so ist es schade, dass du den Vogel nicht beschrieben hast. Du erwähnst nur seine Augen, doch viele wissen sicherlich nicht, wie sie sich diesen Vogel vorzustellen haben. Ganz abgesehen davon, dass auch eine Amsel ein paar mehr Worte zur äußeren Gestaltung hätte bekommen sollen.
    [subtab=Fehlerteufel]

    Zitat

    [...] sodass ein weiteres Knallen durch das Stadiom hallte.


    Zitat

    Sie musste die Schwäche der anderen austesten [...]


    Zitat

    Aber bisher hatte sie es noch kein einziges Mal geschafft. Was wenn es diesmal auch misslingen würde?


    [tab=XXV: Schneeflamme]
    [subtab=Positives]
    Titel
    Auch hier blicke ich nicht so ganz, welche tiefere Bedeutung der Schnee als Titelbestandteil hat - außer vielelicht, dass die fliegenden Wassertropfen in einem Teil des Marie/Kleo-Kampfes daran erinnern könnten. Oder es soll eine Anspielung auf den Kampf Kleo/Laila sein, hm ... auf jeden Fall eine nette Idee, die beiden Nestandteile des Kapis (die beiden Kämpfe) auf diese Weise miteinander zu verbinden.


    Yang-Techniken
    Oh, das Konzept wird immer komplexer, interessant. Mir gefällt, wie du das Ganze aufbaust, es wirkt alles sehr durchdacht und man ahnt, dass du da noch einige Details im Hinterkopf hast, was das betrifft. Wir können denke ich gespannt sein!


    Gecapse
    S.ob.: Ganze Worte und sowieso Sätze in Großschrift machen sich in einer Geschichte nciht gut, besser ist immer, das umschreibend auszudrücken.


    Umgebungsbezug
    Hier hast du den Umgebungsbezug noch stärker angewandt als im vorigen Kapitel, gut gemacht! Du bist auf den Dreck und Schmutz eingegangen und hast darauf geachtet, wie sich die Kampfbedingungen ändern, wenn der Boden unter den Füßen nicht mehr ganz so fest ist. Schön!


    Die zerbrochene Klinge
    ... und erneut beweist du, dass du es verstehst, Spannung zu erzeugen. Kleopatra hatte durch die Möglichkeit, Magie zu verwenden, ohnehin schon einen Vorteil gegenüber Marie (auch, wenn ich mir nicht mehr so sicher bin, ob das angesichts der Yin-/Yang-Kräfte überhaupt so gesehen werden kann). Doch jetzt, wo das Mädchen - wie Kleo - ihre Waffe verloren hat, bleibt ihr ja so gut wie keine Möglichkeit mehr, zu kämpfen. Denn die Yang-Kräfte scheinen ebenso des Schwertes als Katalysator zu bedürfen, und nur mit den Yins kann sie den Wasserattacken der Adligen auf Dauer nicht Stand halten. Was sie sich wohl einfallen lassen wird?


    Hot fight goes on ...
    Oi, dass der Kampf Elias/Damian doch noch nicht vorbei ist, kommt überraschend - was keineswegs schlecht ist, man kann das ruhig ein wenig hinausziehen. Nur musst du aufpassen, dass das Ende trotzdem möglichst bald kommt, sonst wird das Ganze irgendwann etwas zäh.
    Wie auch immer, auch der Verlauf und das Ende des Kapitels haben erneut an den Bildschirm gefesselt. Man merkt deutlich, wieviel Mühe du hier hineinsteckst, und es ist eine wahre Freude, die Auseinandersetzungen mitzuverfolgen! Und auch, wenn die Grundarten der Magie, die die beiden hier verwenden, ja nicht unbedingt abwechslungsreich ist, schaffst du es teilweise, es in ihren Spielarten wie ein Mosaik aus unterschiedlichsten Angriffsbausteinen völlig unterschiedlicher Farben aussehen zu lassen. Weiter so!


    [subtab=Verbesserungsvorschläge]
    "Marie verzog kurz enttäuscht den Mund, ließ sich aber sonst keine Emotion anmerken, sondern bereitete stattdessen einen Nahangriff vor. Innerlich war sie jedoch alles andere als begeistert."
    Hier hast du das etwas unkorrekt formuliert; der zweite Satz lässt vermuten, dass Marie nach außen hin ganz anders gewirkt habe, als sie sich fühlte. Aber im Satz davor hast du beschrieben, dass sie enttäuscht die Mundwinkel verzog, was ja im Prinzip deckungsgleich ist.
    Du hättest evtl. noch kurz erwähnen können, dass sie nach außen hin versuchte, teilnahmslos zu wirken, oder einen der beiden Sätze umformulieren.


    "Aus dem Gesicht der Blondine sprach ihr Zorn als sie ihre Hand gen Himmel [...]"
    Hätte der Wasserstrahl dann nicht eigentlich auch in diese Richtung fliegen müssen, statt auf Marie zu? Entweder fehlt hier die Erwähnung, dass Kleo die andere Hand erhoben hatte und den Saphir auf ihre Kontrahentin richtete, oder, dass das feuchte Element Marie von oben erwischen sollte.


    Die leblose Vulkaninsel
    Eigentlich ist die Erde am Fuße von Vulkanen immer ziemlich fruchtbar, weshalb sich dort ja auch imemr wieder Menschen ansiedeln. Eine karge, trostlose Vulkaninsel hat also eher etwas Klischeehaftes, das der Realität nicht so ganz entspräche.
    [subtab=Fehlerteufel]

    Zitat

    Marie spürte, wie ihr Schwert durch Kleopatras Magie fuhr als wäre es [color=#00660]sie [/color]in der Sonne erwärmte Butter und hörte, wie die Attacke sich in Luft auflöste.


    ["Sie", sonst wäre das Schwert wie aus Butter. Außerdem hätte sich in diesem Zusammenzhang ein Ausdruck wie "zerschmolz" am Ende etwas besser angeboten.]


    Zitat

    Es wirkte behäbiger, aber gleichzeitig auch stärker. Gleichzeitig formten sich mehrere Speere vor ihm, [...]


    [Doppelt gemoppelt.]


    [tab='Schlusswort','http://www.greenchu.de/sprites/icons/150.png']
    Hah, ich habe die vier Kapitel hintereinander regelrecht verschlungen, das ist für mich sehr selten bei einer Geschichte. Du schreibst wundervoll und spannend, und du schaffst es, dich immer mehr zu verbessern, weiter so!


    Wie in einem der Kapitelkommis angeregt, würde ich dir aber vorschlagen, dich noch etwas mit der Verwendung von Kommata zu beschäftigen. Wenn du nicht gleich einen extra Betaleser dafür engagieren willst, kannst du dich auch erstmal hier dazu informieren.


    Auf jeden Fall freue ich mich wieder aufs Weiterlesen - auch, wenns mit den Kommis manchmal etwas dauert, sie kommen, versprochen!


    lg


    ~ Clio
    [/tabmenu]


  • Lichterloh


    Mit einem gewaltigen Krachen gefolgt von einer strahlend hellen Explosion, deren Druckwelle den Ascheregen mit sich riss, kollidierten die beiden Kämpfer. Wie rabenschwarzer Schnee, der vom kalten Dezemberwind getrieben, immer und immer wieder Pirouetten zum kalten Takt des Winters drehen musste, wirkte dies vor der blendenden Kulisse des Kampfes, der wie die Sonne selbst am Hang des Vulkans das rote Glühen der gefährlichen Lava mit seine silbernen Strahlen erstickte. Es war eine malerische Szenerie, ein Kampf voller Intensität vor den spuckenden Feuerberg. Etwas Eindrucksvolleres konnte man nur selten miterleben.
    Doch die beiden Kontrahenten hatten wenig Nerven dafür sich ihrer fantastischen Umgebung und Atmosphäre bewusst zu werden, da sie sich gerade mitten in einer Schlacht um den Sieg befanden. Ihre beiden Magien waren aufeinander getroffen, hatten sich wie zwei wütende Eber ineinander verkeilt und lösten damit unbeabsichtigt einen gigantischen Luftsog aus, dessen brutale Winde den Qualm des Vulkanes mit sich zogen, sodass er wie ein schwarzer Wirbelsturm über der flammenden Insel wütete. Die einzelnen stärkeren Felder der Mächte, die karambolierten, lösten kleinere Detonationen am Rande des Kampfes aus, aber diese waren nur eine Nebensächlichkeit verglichen mit dem wirklichen Kampffeld. Blitze verschiedenster Farben und Formen zuckten und krachten um das Zentrum des Kampfes und die Magie hier war so zentriert und zusammengedrückt, dass einem die Luft zum Atmen verging.
    Damian biss die Zähne zusammen und ließ noch mehr seiner ohnehin schon recht angefressenen Magie in den fast schon hysterisch zuckenden Flammenwall fließen. Diesmal würde er nicht verlieren, Elias hatte keine Chance! Jener wiederum legte noch mehr Wucht in den wild blitzenden, auch bereits sehr grobschlächtigen Angriff und verengte seine Augen zu Schlitzen, während die Anstrengung ihm deutlich ins Gesicht geschrieben war. Die Atmosphäre verdichtete sich weiter als der Tornado aus pechschwarzen Aschewolken, der sich inzwischen über um sie herum gebildet hatte, immer stärker wurde und ihnen die Haare aus dem Gesicht peitschte. Immer größer wurde der Druck der auf beiden Parteien lastete, doch keiner war gewillt aufzugeben. Dieser Kampf würde bis zur letzten Sekunde voller Einsatz gefochten werden.
    Doch schlussendlich kam auch diese Konfrontation zu einem jähen Ende. Mit einem weiteren lauten Getöse, gegen das jedes Orchester blass ausgesehen hatte, stoben die beiden Magier auseinander und die Magie löste sich. Ungezügelt und ungebremst entließ sie ihre immense Energie in Form eines unvergesslichen Lichtblitzes, der die Insel ein weiteres Mal zum Beben brachte. Vom Vulkankrater schwappten einige weitere Lavaflüsse über den Rand und bahnten sich ihren zerstörerischen Weg gen Wasser.
    Damians Schutzwall zerbarst in tausende kleine Flammen, die sich allesamt züngelnd, wie die zurückgelassenen Federn eines sterbenden Phönix, in Luft auflösten. Doch auch seinem Gegner erging es nicht besser. Anstatt den jungen Magier mit seinem Angriff zu treffen, wurde auch er von der enormen Stärke ihres Aufeinandertreffens zurückgeschleudert, während sein Zauber, abertausend leuchtenden Glühwürmchen gleich, gen Himmel flog und dort in den schmutzigen Rauschschwaden verschwand. Dies war ein Unentschieden gewesen.
    Doch keiner der beiden jungen Männer wollte es so enden lassen und so fuhren sie sofort fort, den anderen mit ihren Flüchen zu bombardieren. Damian hatte jetzt ernsthaft genug von all dem. Er hatte zwar nicht zu so harten Methoden greifen wollen, aber diese trotzige Nervensäge ließ ihm ja keine andere Wahl. Es wurde Zeit Geschütze eines anderen Kalibers zu benutzen. Mit einem Gesichtsausdruck, der zeigte, dass er inzwischen schon reichlich angefressen von der Situation war, sammelte er einen Großteil der in seinem Körper verbleibenden Magie, um seinen letzten Zauber vorzubereiten. Dies würde das Ende sein.
    Auch Elias schien sich abermals auf einen starken Zauber vorzubereiten, denn zum dritten Mal leuchtete sein Körper in dem silbrigen Licht auf, noch intensiver als zuvor. Er wirkte wie eine Leuchtfackel inmitten des feurigroten und kohleschwarzen Höllenszenarios. Selbst dem hellen Vollmond hätte er Konkurrenz machen können, wäre er nicht durch den finsteren Wirbelsturm verdeckt gewesen. Die düsteren Todeswolken, die sich über dem Kampf zusammenballten, als wollten sie der düsteren Arena die bedrohliche Krone aufsetzen, wirbelten im Sog der beiden Mächte, sodass es wirkte, als würde sich ein Loch im Firmament auftun. Blitze zuckten, Donner grollte und auch der Vulkan brüllte immer noch und spuckte sein tödliches Inneres über die steinerne Insel, während die aufgeregte See röhrte und hohe Wellen gegen die scharfen Küsten schmetterten. Doch keines dieser Dinge interessierte die beiden Kämpfer, für sie gab es nur ein Ziel: den Kampf zu gewinnen. Jetzt war es an der Zeit, diese Schlacht zu beenden und beide brachten abermals ihre stärksten Techniken zum Einsatz. Es würde alles auf ein zweites Kopf-an-Kopf-Rennen hinauszulaufen.
    Ein paar kurze Sekunden der Stille vergingen, gedrückt von Anspannung und Erschöpfung. Doch es war nur die Ruhe vor dem Sturm, der unmittelbar später über die Insel hereinbrechen sollte.
    Mit einem energischen Ruck deutete Damian mit seinem goldenen Mönchsstab auf seinen Gegner und rief: „Flammenseele: Herzlanze!“ Der Ring seiner Waffe explodierte und aus ihr hervor trat ein titanenhafter Feuerstrahl. Doch es war keine normale Flammensäule, die dem Silberling wie eine wütende Bestie ins Gesicht brüllte. Stattdessen hatte Damian die zweite Stufe seiner Magie entfesselt, ein purpurzüngelndes Geschoss, dessen Dichte weitaus höher war als bei natürlichem Feuer und welches demnach auch bei weitem gefährlicher war. Dies würde niemand überstehen können.
    Doch auch Elias blieb nicht tatenlos. Der junge Adlige hüllte sich abermals in einen Blitz silbernen Feenlichts und schoss Damian wie vorher mit atemberaubender Geschwindigkeit entgegen, das Schwert im Anschlag und bereit zuzuschlagen. Der Zauberschüler indes hatte jetzt alle Kraft in seine Beine gesteckt und schoss im Windschatten seines mystischen Angriffs auf Elias zu, bereit ihn mit seinem Stab zu kontern. Jetzt gab es keine Zurückhaltung mehr.
    Ein ganz besonders starker Blitz krachte mit einem lauten Donnern auf dem Boden der Insel ein und erleuchtete für einen kurzen Moment das Geschehen in seinem erblindend hellen, harten Licht. Beide Parteien waren nur noch wenige Haaresbreiten voneinander entfernt, in ein paar Sekundenbruchteilen würden sie sich in der Luft kreuzten. Aus den Gesichtern der Kämpfer sprach der blanke Siegeswille, keiner war gewillt aufzugeben. Damians Kopf schien so gut wie leer zu sein, sein einziger Gedanke war nur noch diesen Kampf endlich zu beenden. Die Zeit zog sich unglaublich in die Länge und gleichzeitig ging auch alles so schnell. Sekunden kamen dem jungen Mann wie Minuten vor, die Auseinandersetzung mit dem Viscount zählte bereits eine halbe Ewigkeit. Vor ihm sah er Elias, der ebenfalls einen Ausdruck purer Kampfeslust in den Augen hatte. Sie kamen sich näher, schleppend, als ob man sie mit Gewichten beschwert hätte. Sein Kopf tat ihm von dem ganzen Schwefel in der Luft und der lauten Umgebung weh.
    „Gib doch endlich auf!“
    Dann krachten beide Kräfte ineinander und die Insel erbebte erneut. Damian erkannte überhaupt nichts mehr, fast erschien es ihm als würde sich auf einmal ein weißer Schleier über alles legen. Jedes Ding verblasste, die Insel, sein Gegner und er selber; alles verschwand. Da war nur noch dieses Licht, dieses alles verschluckende, jedes Ding unterdrückende Leuchten. Er spürte wie seine Magie ihn verließ, aus jeder Pore seines Körpers floss. War er überhaupt noch da? Es fühlte sich an als hinge er in einer Schwebe zwischen Existenz und Vergehen. Was geschah hier? Sollte er auch einfach so verschwinden? Aber das wollte er nicht, nicht so, nicht auf diese Weise! „Das lasse ich nicht zu!“ In seiner Hand lag irgendetwas. Ein Stab? Warum war er wieder da?
    Damian schlug die Augen auf. Alles war in Weiß getaucht, aber es war anders als vorher. Seine Füße berührten festen Untergrund. Offenbar stand er, doch auch unter ihm befand sich anscheinend nur weiße Leere. Der junge Mann wirbelte verwirrt herum. Was war das hier für ein Ort? Ein endloser, weißer Raum? Auf einmal vernahm er ein Geräusch und drehte den Kopf in die Richtung, aus der es gekommen war. Er erblickte einen zitternden Elias, der sich ebenfalls irritiert umsah. Da ging dem jungen Magier ein Licht auf und er verstand, warum sie waren, wo sie waren.
    Doch bevor er seine Gedanken ausführen konnte, hatte Elias ebenfalls Blickkontakt aufgenommen, sein Schwert ergriffen und war ohne weitere Vorwarnung auf ihn zugestürmt. Der Braunhaarige hob gerade noch rechtzeitig seinen Stab, um die Klinge abzuwehren, da fuhr der Silberling auch schon fort weiter auf ihn einzudreschen. Das Klirren von Metall auf Metall und das Knirschen als Stab und Schwert einander schabten hallten gespenstisch laut und lange im leeren Raum wieder.
    Unter den stetig auf ihn einprasselnden Angriffen seines Gegners und von dessen vollkommen aggressiven Kampfstil quasi so gut wie festgesetzt, brachte Damian mit zusammengepressten Zähnen hervor: „Du weißt echt nicht wann man seine Niederlage akzeptieren sollte!“
    „Das sagst du mir?!“, zischte der Silberling und schlug noch härter und schneller aus, sodass sein Gegner immer mehr in die Defensive gezwungen wurde.
    „Touché“, entgegnete jener mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen, bevor eine trickreiche Parade seines Gegners abblockte. „Aber ich gewinne trotzdem!“ Doch die Realität sah leider anders aus. Elias war der bei weitem überlegende Schwertkämpfer und in dieser Illusion schien es nicht möglich zu sein seine Magie zu benutzen. Offenbar hatte das „Spiel“ befunden, dass sie lange genug gekämpft hatten und wollte nun offenbar, dass sie das Ganze schnell und einfach ohne magische Mittel hinter sich brachten. „Wieso passiert mir das eigentlich immer? Was hab ich Fortuna je angetan, dass sie mich so vernachlässigt?“, seufzte der junge Mann innerlich auf, da er immer größere Schwierigkeiten bekam, den anderen zu blocken, geschweige denn überhaupt noch irgendeine Konterattacke auszuführen. Aber er war nicht umsonst um die halbe Welt gereist und hatte fünf Jahre lang die Hölle durchstehen müssen. „Wenn die Regeln etwas starrsinnig sind, dann muss man sie sich halt ein wenig zurechtbiegen …“
    „Wenn ich gewinne, glaubst du das Kleo mich dann hassen oder noch mehr bewundern wird als vorher?“, begann Damian und setzte ein schelmisches Lächeln auf, als er erkannte, dass dem jungen Adligen die Röte ins Gesicht stieg. Er biss wirklich immer auf dasselbe an. Es war schön, wenn die Gegner so durchschaubar waren. „Wer weiß, vielleicht teile ich den Schatz ja sogar mit ihr … Natürlich nur gegen spezielle Gegenleistungen!“
    Sofort bereute er so weit gegangen zu sein, denn der nächste Schlag von Elias war so hart, dass er ihm den Stab aus den Händen schlug. Mit einem lauten Klirren landete dieser ein paar Meter von den beiden Kämpfenden entfernt und blieb ruhig auf dem schneeweißen Untergrund liegen. Damian riss die Hände hoch und ging reflexartig ein paar Schritte zurück, als ihm die Spitze der Waffe an den Hals gelegt wurde. „Gut, das ist mehr als ungünstig. Heute ist aber auch wirklich nicht mein Tag!“
    „Kleo würde sich niemals mit jemanden wie dir abgeben!“, fauchte der Silberling mit einer Mischung aus Zorn und Ekel im angewiderten Gesicht. Er wirkte, als würde er dem Zauberschüler am liebsten ins Gesicht spucken. „Ich würde es nicht erlauben!“
    „Wer bist du, ihr Vater?“, retournierte Damian, jedoch ohne die Augen vom Schwert zu lassen. Obwohl er versuchte es mit kesser Lässigkeit zu überspielen, konnte man eindeutig die Anspannung und Nervosität aus seinen Worten heraushören. Das war ein gefährlicher Drahtseilakt, auf dem er sich hier befand, ein falscher Schritt konnte das Ende bedeuten. Hoffentlich benahm sich Elias, nun da er de facto gewonnen hatte, so beherrscht wie er sich gegeben hatte, wenn um etwas ging, das nicht mit seiner Schwester zu tun gehabt hatte.
    „Ihr Bruder!“, antwortete jener nun mit vor Wut zu Schlitzen verengten Augen und die Spitze seiner Klinge kam dem Kehlkopf seines Gegners noch ein gutes Stück näher. Nur noch ein kleiner Schritt, quasi eine Haaresbreite und Damian würde unter der Erde bleiben müssen.
    „Eher ihre Schwester …“, konterte der junge Mann deshalb nur in Gedanken, da er wusste in welcher unsicheren Lage er sich befand. Zu weit treiben wollte er es auch nicht. Aber dennoch war er immer noch nicht gewillt aufzugeben, schließlich hatte er weiterhin ein Ass im Ärmel. Mit einem gespielten Seufzer ließ er frustriert die Hände sinken und geknickt, aufgrund der peinlichen Niederlage, den Kopf hängen, jedoch nicht ohne den Silberling stetig im Blick zu behalten. „Da der Kampf nun entschieden ist, kehren alle wieder an einen gemeinsamen Ort zurück. Das heißt auch, dass du endlich mit deiner geliebten Kleo wiedervereint sein wirst …“, murrte er übellaunig und hob dann den Kopf, um mit dem Kinn auf einen Punkt hinter den Silberling zu deuten. „Wenn man vom Teufel spricht …“
    „Kleo!“, rief Elias erfreut aus und wirbelte herum. Doch bevor er auch nur im Entferntesten ahnen konnte, dass man ihn hintergangen hatte, hatte Damian ihn bereits mit voller Wucht sein Knie in den Bauch gerammt. Dem Verratenen quollen vor Schock und Schmerz die Augen aus den Höhlen und er schien ein wenig auf den Boden zu spucken, da versetzte ihm der Zauberschüler mit einem flachen Handschlag auf den Hals auch schon den Rest. Der junge Mann sackte zusammen, das Schwert fiel ihm aus der Hand und rollte klirrend über den Boden, während dessen Besitzer sich vor Qual krümmend auf der Seite wandte.
    Mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf dem Gesicht und auch sehr erleichtert, dass sein Plan aufgegangen war, beugte sich Damian über den Besiegten und meinte fröhlich grinsend: „Ich kann es gar nicht glauben, du bist auf den ältesten Trick der Welt reingefallen!“
    „Das … das w-war ungerecht!“, keuchte der Silberling mit vor Schmerz und Wut zusammengebissenen Zähnen, während er sich weiterhin krampfhaft den Bauch hielt. Nun beugte sich der Zauberschüler mit einem noch süffisant-frecheren Grinsen über ihn und flüsterte als Antwort: „Ich bin eben ungerecht“
    Mit diesen Worten und einen fast schon ekelerregend selbstzufriedenen Lächeln von Seiten Damians als Abschiedsgruß entschwand Elias in das Reich der Ohnmacht und wurde, wie sein Cousin davor, aus der Illusion geworfen. Der Kampf war entschieden. Aber wie sich herausstellen sollte, war die Schlacht noch längst nicht vorbei.


    Marie und Kleo standen sich gegenüber, beide ohne Waffen. Die Sonne über ihnen brannte heiß vom azurblauen, wolkenlosen Himmel auf sie herab, während ihre heißen Strahlen langsam das durchnässte Schlachtfeld trockneten und den Schlamm verhärteten. So heiß war dieser Ort und so hitzig der tobende Kampf der beiden Kriegerinnen, dass Dampf vom Boden aufstieg und als leichter Nebelschleier über der Arena lag. Das Publikum auf den Tribünen johlte und klatschte immer lauter, viele standen inzwischen sogar schon angesichts der spannenden Auseinandersetzung.
    Die Rothaarige hatte genug, sie wollte das Ganze jetzt zu Ende bringen. Vor ihr stand das blonde Gift, ein hochnäsiges Lächeln auf den kirschroten Lippen, die Hand an der Hüfte, offenbar stolz darauf ihrer Gegnerin um deren Waffe gebracht hatte. „Auch dafür wird sie büßen müssen!“, tobte der Rotschopf in Gedanken an das zerbrochene Erbstück. Ihre Großmutter hatte immer großen Wert darauf gelegt, dass ihre Enkelin die Klinge gut behandelte und nur wegen so eines eitlen, verzogenen Prinzesschens war es zerbrochen. Was würde die alte Dame nur sagen, wenn sie von dem Verlust erfahren würde. Marie mochte sich die grausame Kälte in ihrem Blick gar nicht vorstellen. Nein, es stand fest, Kleo würde dafür zur Rechenschaft gezogen werden!
    „Na, wer hat jetzt „Tribut gezollt“, Missy?“, erklang die gehässige Quietschstimme ihrer Kontrahentin im Ohr des Mädchens und sofort wünschte sie sich, sie könnte irgendetwas dagegen ausrichten. Davon bekam man ja Kopfschmerzen! „Ein klitzekleiner Tipp: Ich nicht!“
    „Noch nicht!“, antwortete der Rotschopf bissig und begann wieder damit die Energien ihres Körpers in ihrer Faust zu sammeln. Ohne Waffe müsste sie halt auf die herkömmliche Weise kämpfen. Sobald sie an Kleopatra rangekommen war, wäre der Kampf entschieden.
    „Oh, bitte!“, schallte das unerträglich schrille Lachen der Viscountess in ihrem Kopf wieder und vor sich erkannte sie, wie der Saphir an ihrem Mittelfinger abermals begann zu leuchten. „Gegen meine Wassertechniken hast du doch noch nicht mal den Hauch einer Chance! Sieh doch endlich ein, dass du verloren hast und lass mich zu meinem Damian!“
    „Allzu gerne!“, retournierte Marie kühl und begab sich zum wiederholten Male in Kampfposition. Jetzt hieß es alles oder nichts. „Aber vorher stampfe ich dich in den Boden!“
    „Witzig … nicht wirklich!“

    Marie straffte sich, sie spürte wie die Kraft durch ihren Körper flutete und noch einmal jede einzelne Zelle belebte. Vor ihr hob das blonde Gift ihren Arm, bereit jeden Zauber aus ihrem Sortiment als Bombardement zu verwenden. Gleich würden sie sich wieder zum Tanzen begeben, anmutig und elegant in grausamer Entschlossenheit. Nur noch wenige Sekundenbruchteile, die Ruhe vor dem Sturm. Beide Parteien waren bereit, jeden Moment konnte es passieren. Doch bevor Marie auch nur einen Schritt wagen konnte, wurde sie unterbrochen.
    „Aufhören!“
    Erschrocken wirbelte der Rotschopf herum und aus dem Augenwinkel erkannte sie wie sich auch Kleopatra verwirrt umschaute. Eine tiefe, melodische Frauenstimme hatte sie vollkommen unerwartet vom Kämpfen abgehalten. Weise und reif hatte sie sich angehört, wissend und geheimnisvoll. Doch das merkwürdigste war, dass diese Stimme in ihre Verbindungsplatzierung eingedrungen war, etwas das eigentlich nur Leuten die selbst am „Spiel“ beteiligt waren, möglich sein sollte. Aufgebracht sah sich die Rothaarige nach einer möglichen Verdächtigen um. Konnte es jemand aus dem Publikum gewesen sein? Aber das war unmöglich, alle Leute in diesem Stadium waren nur Marionetten, ein Teil der Illusion, sie besaßen kein eigenes Bewusstsein. Aber sonst war hier niemand.
    Dann fiel ihr Blick plötzlich auf die Nachtigall. Der wunderschöne, farbenfrohe Vogel hatte sich mitten auf dem Feld platziert, aufgrund seiner Größe kaum auszumachen, wäre da nicht sein prachtvolles Gefieder gewesen, und starrte die beiden Kämpferinnen aus seinen schwarzen Knopfaugen heraus streng an. Er wirkte merkwürdig unpassend da inmitten dieser stechenden Hitze, wo seine eigentliche Heimat doch im fernen Osten lag. Aber er konnte doch unmöglich gesprochen haben. Oder?
    Da jedoch erklang ein weiteres Mal die monotone Frauenstimme: „Euer Kampf wurde hiermit offiziell abgesagt.“
    Nun hatte auch Kleo den geheimnisvollen Vogel bemerkt und wandte sich leicht irritiert an Marie: „Hast … hast du das Vieh auch gerade sprechen hören?“
    „Was meinst du damit? Was ist mit den anderen?“
    , rief der Rotschopf gedanklich nach der geheimnisvollen Telepathin aus, Kleo vollkommen ignorierend. Ihre Gedanken kreisten um Damian und Laila. War etwas passiert? Hatte man sie verschleppt? Langsam quoll Panik in ihrem Herzen auf und benebelte ihre Sinne. Was geschah hier nur?
    „Eure gescheiterten Teamkollegen befinden sich in unserer Obhut“
    , antworte die Frauenstimme weiterhin so emotionslos wie ein Eiswürfel. „Was Damian betrifft, jener hat eine Unterredung mit meinem Meister“


    Lautes Klatschen, urplötzlich gespenstisch in den weißen Hallen nachklingend, erregte Damians sofortige Aufmerksamkeit. Er wirbelte herum, bereit gegen jeden anzutreten, doch zu seiner Überraschung war hinter ihm niemand sonst zu erkennen. Er war ganz allein in diesen leeren, endlosen Räumen.
    „Bravo, bravo!“, erschallte auf einmal eine Stimme in seinem Kopf und das trotz seiner Abschirmung. Zu allem Überfluss war sie ihm auch noch unheimlich vertraut und erweckte nur wenig Freude in ihm. Aber es war klar gewesen, dass er hier auftauchen würde. Schließlich hatte er sie erst auf diese alberne Schatzjagd geschickt. „Auch diese zweite Prüfung hast du mit Bravour bestanden Damian-kun. So toll hast du dich geschlagen, dass ich nicht anders kann, als dich persönlich zu testen.“
    Der golden-rote, wunderschöne Falter flatterte sanft wie ein von der zarten Sommerbrise getriebenes Blatt auf den Kämpfer zu. Jener begab sich in Kampfstellung, seinen Stab hatte er wieder aufgelesen. Das würde wahrhaft interessant werden. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Magiers. Gleich zwei Wünsche wurden ihm auf einmal erfüllt. Offenbar war er der Glücksgöttin doch nicht so verhasst, wie er gedacht hatte. Inzwischen war der Schmetterling kurz vor ihm zum Halten gekommen. Ein paar Sekunden schwebte er noch vor dem Feuermeister, graziös schwingend wie eine zum Leben erweckte Blüte, die Flügel graziler als der schönste Kristall. Dann ging er gleißend in Flammen auf.
    Damian schloss kurz die Augen als das Licht ihn blendete. Als er sie wieder aufschlug, hatte sich der geheimnisvolle Spielmeister endlich offenbart. Es war Piero.
    _ _ _
    26. Kapitel mit 3300 Wörtern