Evolis großes Abenteuer

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  • Kapitel XVI: Die Jagd

    Teil III/III



    „Aber ich will mal nicht so sein“, fuhr die Krähe fort. „Dieser Wald ist nicht unser Revier und interessiert uns absolut gar nicht. Wir verteidigen auch nichts, sondern sind hier um euch … einzuladen.“ Der Vogel betonte das letzte Wort dabei besonders und das wissende Gelächter seiner Kameraden wurde lauter. Dem Evoli-Mädchen kribbelte dabei unangenehm das ganze Fell, als sie sich noch mehr auf den Boden drückte und ihren buschigen Schweif zwischen die Hinterbeine klemmte. Sie fühlte sich von den fremden Pokémon eingeschüchtert, die sie mit erschreckend hungrigen Augen anstarrten.

    „Einladen?“, fragte die Puppe verständnislos.

    „Ja, wir sind gekommen, um euch abzuholen, denn es gibt jemanden, der euch kennenlernen möchte“, erwiderte das Kramshef ausgesprochen freundlich.

    „Nein danke“, entgegnete Myrrh sofort. „Wir sind auf der Suche nach jemandem und können unmöglich mit wildfremden Pokémon einfach so mitgehen.“

    „Nun, es ist nicht so, als hättet ihr eine Wahl“, meinte die Krähe gespielt unschuldig. „Wir haben unsere Befehle und werden uns sicherlich nicht wegen euch Ärger einhandeln. Also entweder kommt ihr freiwillig mit oder …“ Der schwarze Vogel brach ab und schaute unter seinem breiten Hut hervor. Seine roten Augen trafen den Blick der Puppe und in diesem Moment war ihr klar, dass es keinen Ausweg mehr gab. Ohne es zu wollen, waren sie in irgendetwas herein geraten, aus dem sie nicht flüchten konnten.

    „Oder“, hob das Kramshef nun sichtlich bedrohlich an und spreizte seine schwarzen Flügel, „wir nehmen euch einfach mit!“

    Der Vogel erhob sich in die Luft, begann über den drei Pokémon zu kreisen und stieß immer wieder von oben herab bis er knapp über den Köpfen seiner Beute vorbeiflog. Der Giftfrosch und die Schlange kamen näher, zogen den Kreis enger, während der Drache nur seine Flügel bewegte und mit peitschendem Schweif die Szene beobachtete. Sie hatten den versteckten Befehl Naesalas verstanden und konnten es kaum erwarten, sich auf die unwissende Beute zu stürzen.

    Myrrhs Reißverschlussmund verzog sich zu einer ernsten, geraden Linie. Konzentriert behielt sie die Krähe im Auge, wartete auf den richtigen Moment und als diese erneut auf sie zukam, hüllte sich die Puppe innerhalb weniger Herzschläge in Funken. Zu spät erkannte der schwarze Vogel die Gefahr, denn da entlud Myrrh bereits ihren Donnerblitz auf den Gegner. Vor Schmerz kreischend flog Naesala höher, wendete in einem engen Kreis und schoss geradewegs auf die Puppe zu.

    „Na, komm her!“, rief sie der Krähe entschlossen entgegen, denn kampflos würde sie sich bestimmt nicht geschlagen geben.

    Riolu hatte bemerkt, wie sich das Toxiquak immer weiter auf ihn zubewegte und begann aus tiefster Kehle zu knurren. Den Giftfrosch beeindruckte das gar nicht, er kam näher, während violettes Gift aus seinen roten Krallen tropfte. Im Kopf des jungen Schakals überschlugen sich die Gedanken, weil er wusste, dass er Yune auf jeden Fall beschützen musste. Er wollte das seinem Gegner jedoch auf keinen Fall zeigen und zwang sich deshalb, nicht zu ihr zu sehen. Ihre Angst erreichte ihn stetig und er wusste nicht, was er tun konnte, um sie ihr zu nehmen.

    Myrrhs Kampfschrei und Riolus Knurren waren wie ein Weckruf für Yune. Sie war schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. Und in diesem Moment erinnerte sie sich daran, wie sie sich den Sengo entgegengestellt hatte. Damals hatte sie auch Angst gehabt, trotzdem hatte sie sich den Angreifern gestellt, um die Gruppe zu schützen. Was hielt sie nun davon ab, dasselbe zu tun? Sie wusste es nicht, doch eines war ihr nun klar: ihre Freunde waren an ihrer Seite und stellten sich entschlossen dem Gegner. Yune fasste Mut. Sie war nicht allein und konnte auf Myrrhs und Riolus Hilfe bauen.

    Züngelnd kam das Arbok auf sie zu, in seinen Augen einen selbstsicheren Ausdruck, als hätte er bereits gewonnen. Doch da hatte sich die Schlange getäuscht und das wollte das Evoli-Mädchen auch zeigen. Ihr Nackenfell sträubte sich, als sie ihr Maul öffnete und den Gegner deutlich anfauchte. Sie erhob sich etwas aus ihrer kauernden Stellung, den aufgeplusterten Schweif von sich gestreckt und knurrte deutlich. Wie damals bei den Sengo, würde sie auch jetzt nicht aufgeben.

    Erleichtert nahm der junge Schakal Yunes Entschlossenheit wahr, auch wenn das seine Sorgen nicht zerstreute. Dafür war dieser Kampf zu unfair, denn er konnte den Gegnern ihre Erfahrung ansehen.

    „Weg!“, schrie Myrrh plötzlich und augenblicklich sprangen ihre Begleiter zur Seite. Sie selbst rollte sich nach vorne, als das Kramshef mit dunkel leuchtenden Flügeln auf sie zugeschossen kam. Verärgert krächzend, flog er eine Kurve und blieb mit heftig schlagenden Schwingen in der Luft stehen. Diesen Moment nutzte die Puppe aus und warf ihm einen Spukball an die Brust. Die dunkle Schattenkugel brachte die Krähe aber nur etwas aus dem Gleichgewicht. Aus seinen Augen funkelte der Hass, als er begann über Myrrh zu kreisen.

    Blind hatte Yune die Anweisung der Puppe ausgeführt und war diagonal nach vorn gesprungen. Das hatte sie jedoch näher an ihren Gegner herangebracht, der bedrohlich über ihr aufragte. Mit einem Zischen öffnete die Schlange das Maul und entblößte ihre spitzen Zähne. Pfeilschnell stieß ihr Kontrahent auf Yune herab, doch sie schaffte es mit einem Sprung zurück sich gerade noch zu retten. Der dreieckige Kopf der Kobra war direkt vor ihr und so nutzte sie die Chance, die sich ihr bot. Mit einem gezielten Tackle warf sie sich mit ganzem Körpergewicht gegen die Schnauze ihres Gegners. Mit einem erbosten Fauchen wich die Schlange zurück, als sich der Schmerz in ihrem Maul ausbreitete.

    Das plötzliche Ausweichmanöver des Schakals kam Jaffar gerade recht. Er nutzte den Moment und holte zu einem gezielten Gifthieb aus. Doch dieser traf ins Leere, hatte Riolu doch das selbstsichere Gefühl des Frosches wahrgenommen und war erneut zur Seite gesprungen. Dort sammelte er kurz Kraft bevor er einen blitzschnellen Ruckzuckhieb gegen das rechte Bein Jaffars ausführte. Mit einem gezielten Tritt traf er den Giftfrosch, der nur kurz quakte, als wäre nichts gewesen und im Gegenzug sein Maul öffnete, um Riolu in einer Matschbombe zu begraben. Im letzten Moment konnte der Schakal der Attacke ausweichen. Er knurrte erneut seinen Gegner an, doch dieser zeigte sich weiterhin unbeeindruckt und sammelte dagegen Energie in seinen roten Krallen. Mit einem entschlossenen Quaken begann Jaffar mit rasend schnellen Gifthieben Riolu anzugreifen. Dieser hatte keine andere Wahl als immer weiter zurück zu weichen, um nicht getroffen zu werden.

    Naesala krähte ohrenbetäubend, während er über der Puppe kreiste. Myrrh ließ ihren Gegner nicht aus den Augen, konnte bei seiner Geschwindigkeit aber nur schwer eine Attacke einsetzen. Schließlich machte sich die Krähe bereit für einen Angriff und die Puppe sah ihre Chance. Sie hüllte sich in eine dunkle Aura, bereit diese auf den Angreifer zu entladen, doch dieser hatte genau dasselbe im Sinn, als er schnell auf sie zuflog. Die beiden Finsterauren trafen mit geballter Kraft aufeinander und der Rückstoß warf beide Kämpfer einige Sprünge nach hinten. Doch sie hatten sich sofort gefangen, Naesala schlug kräftig mit den Flügeln und Myrrh schwebte sogleich wieder sicher über dem Boden. Sie formte einen Spukball zwischen ihren beiden Händen und schleuderte ihn der Krähe entgegen. Doch ihr Gegner klappte einen Flügel ein und entging so der Attacke. Er fing sich kurz über dem Boden auf, stieg mit wenigen Schwingenschlägen höher und begann wieder über der Puppe zu kreisen. Naesala krähte erneut, während er durch seine Bewegungen Myrrh dazu zwang, ihn im Auge zu behalten. Fieberhaft versuchte sie herauszufinden, wie sie ihn am besten treffen konnte.

    Kobra fauchte erneut und entblößte seine nadelspitzen Zähne. Dieses winzige Evoli hatte ihn mit dem Tackle wütend gemacht und er wollte es nur noch zwischen die Fangzähne bekommen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, während er giftige Energie in seinem Schweif sammelte. Yune erhaschte jedoch einen kurzen Blick auf den sich stetig bewegenden Schwanz der Schlange und entschloss sich für den Schaufler. Gerade als Kobra sich drehen und seinen Giftschweif in die Seite seiner Gegnerin schleudern wollte, grub sich das Evoli-Mädchen mit der Energie ihrer Attacke in den weichen Boden. Missmutig züngelte das Arbok, über seinen gescheiterten Angriff, doch sogleich verzog sich sein Maul zu einem fiesen Grinsen. Er hatte so gut wie gewonnen.

    Mit einem Ruckzuckhieb brachte sich Riolu schließlich aus dem Angriffsradius des Giftfrosches und attackierte diesen von der Seite mit einem treffsicheren Fußkick. Quakend wich Jaffar zurück, versuchte einen ernsthaften Treffer zu simulieren. Er hatte die Taktik seines Gegenübers bereits durchschaut und wusste, dass der Schakal sich immer wieder in Sicherheit bringen würde, nachdem er angegriffen hatte. Deshalb musste der Giftfrosch ein wenig schauspielern. Riolu war von der Reaktion seines Gegners sichtlich verwirrt, denn dessen körperliche Reaktion passte nicht zu den Gefühlen, die er von ihm wahrnahm. Für einen Augenblick zögerte er und das nutzte Jaffar aus, in dem er Riolu eine Schlammbombe entgegenwarf. Der Schakal war einen Herzschlag zu langsam, als ihn die Attacke im Gesicht traf. Panisch versuchte er sich von dem Schlamm zu befreien, der ihn daran hinderte die Augen zu öffnen.

    Myrrh wurde immer ungeduldiger, was Naesala mit Genugtuung aus der Luft verfolgte. Immer wieder schleuderte sie ihm Spukbälle entgegen und versuchte, ihn mit dem Donnerblitz zu treffen, doch die Krähe reagierte jedes Mal schnell genug und wich den Angriffen aus. Die Attacken zehrten sichtlich an der Puppe, was das Kramshef auszunutzen wusste. Nach einem weiteren Donnerblitz ins Leere, ging Naesala zum Gegenangriff über und stürzte sich auf die Puppe. Sie versuchte noch sich weg zu ducken, doch genau darauf hatte ihr Gegner spekuliert. Mit seinen Krallen packte er das lange Stück Stoff an ihrem Hinterkopf und riss sie in die Luft. Ein markerschütternder, panischer Schrei verließ Myrrhs geschlossenen Reißverschlussmund. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so hilflos und ausgeliefert gefühlt. Naesala schleuderte sie von sich weg, wo sie einige Herzschläge schwerelos in der Luft hing, bevor sie von dunklen Winden getroffen wurde. Sichtlich amüsiert krähte das Kramshef über den Erfolg seiner Unheilböen. Kraftlos fiel Myrrh gen Boden, doch so schnell wollte die Krähe noch nicht von ihr ablassen. Er flog erneut auf sie zu, packte sie am Kopf und stieg hinauf zu den höchsten Ästen der Bäume. Auf dem Weg legte sich eine dunkle Energie um seine schwarzen Schwingen. Oben angekommen, ließ er die wehrlose Puppe los. Doch der Fall aus dieser Höhe reichte Naesala nicht, denn er stürzte sich mit seinem Nachthieb hinterher.

    „Myrrh!“, entkam es dem Evoli-Mädchen in ihrem Loch unter der Erde, als sie den verängstigten Schrei der Puppe hörte. Ihr Herzschlag erhöhte sich sichtlich, als sich Panik in Yunes Brust ausbreitete. Was war bloß da oben passiert? Ob es Myrrh wohl gut ging? Was sollte sie bloß machen? Konnte sie der Puppe helfen? Die Gedanken rasten, als sich ihr Atem zu einem Keuchen steigerte. Sie wusste, dass sie nicht lang hier unten bleiben konnte, der Sauerstoff reichte nicht. Es gab keinen anderen Weg, sie musste an die Oberfläche.

    „Wenn ich das Arbok mit meinem Schaufler getroffen habe, kann ich vielleicht Myrrh helfen“, ging es ihr durch den Kopf und sie fasste Mut.

    Myrrhs panischer Schrei hatte Riolu erstarren lassen. Er konnte nicht verhindern, dass ihre Angst ihn erreichte und wie eine Welle überrollte. Mit Mühe hatte er es geschafft, sein Gesicht von dem Matsch der Schlammbombe zu befreien und öffnete schließlich seine Augen, um sich nach der Puppe umzusehen. Doch dazu kam er nicht, denn in dem Moment, als er die Welt wieder sehen konnte, attackierte ihn Jaffar mit einem Kreuzhieb. Der Angriff traf Riolu direkt auf der Brust, schleuderte ihn von den Pfoten und presste ihm sämtliche Luft aus den Lungen. Er krümmte sich am Boden vor Schmerzen, als er japsend nach Luft schnappte. Panik breitete sich in seinem Körper aus und er nutzte den Adrenalinschub dazu, sich aufzuraffen. Sein Herz flatterte in seiner Brust, während er schwer atmend vor seinem Gegner stand, dessen rote Krallen erneut bereit für einen Gifthieb waren. Jaffars blutroter Kehlsack blähte sich auf und entließ ein bedrohliches Quaken.

    Kobra legte sein Kinn auf den Boden und konnte die Bewegungen seiner Beute im Untergrund genau wahrnehmen. Eine Tatsache, die Yune nicht kannte. Sie hatte gespannt gewartet, aber unter der Erde keine Geräusche ihres Gegners wahrgenommen und ging deshalb davon aus, dass er sich noch an derselben Stelle befand. Mithilfe der Energie ihrer Attacke arbeitete sie sich entschlossen nach vorne, wo das Arbok stand und kauerte sich zusammen, bereit nach oben durch die Erde zu stoßen. Die plötzliche Ruhe im Untergrund wusste Kobra richtig zu interpretieren. Er wartete nur noch auf das Geräusch, das seine Beute auf dem Weg an die Oberfläche machen würde. Yune sammelte ihre Kraft und sprang nach oben. In diesem Moment bewegte Kobra seinen länglichen Körper, sodass er nicht getroffen wurde und öffnete sein Maul, in dem von seinen Fangzähnen bereits violettes Gift tropfte. Mit einem entschlossenen Schrei durchbrach das Evoli-Mädchen das Erdreich und die Energie des Schauflers katapultierte sie zwei Sprünge in die Luft. Doch, als sie den Kopf ihres Gegners einen Schritt von ihr entfernt sah, weiteten sich vor Schreck ihre Augen. Kobra schnellte blitzschnell nach vorne und bohrte seinen Giftzahn in das braune Fell.

    Naesalas Nachthieb traf Myrrh im Bauch und beschleunigte ihren Fall nach unten, sodass sie mit voller Wucht der Attacke auf dem Boden aufschlug. Der Schmerz explodierte in ihrem Körper und nahm ihr jegliche Kraft binnen eines Herzschlages. Alles tat ihr weh, die Pein betäubte ihr Denken. Sie war nicht in der Lage, ihren Kopf oder einen anderen Teil ihres Körpers zu bewegen, alles war taub. Über ihr schlugen die schwarzen Schwingen des Kramshef und in Myrrhs Geist manifestierte sich ein einziger Wunsch.

    „Gleich werde ich in meinen Pokéball gesaugt. Gleich wird Johannes mich zurückrufen. Gleich bin ich in Sicherheit.“

    Doch so sehr sie es sich auch wünschte, die Rettung durch ihren Trainer blieb aus. Schließlich verlor die Puppe das Bewusstsein.

    Schmerzhaft bohrten sich die nadelspitzen Zähne des Arbok in Yunes Körper. Instinktiv begann sie zu zappeln und versuchte freizukommen, doch das führte nur dazu, dass die Schlange ihren Biss verstärkte. Erfüllt mit Panik, wand sich das Evoli-Mädchen noch mehr, drückte mit ihren Pfoten gegen Kobras Maul, in dem kläglichen Versuch, ihn dazu zu bringen, es zu öffnen. Yunes rasendes Herz überschwemmte ihren Körper mit Adrenalin, sorgte aber auch dafür, dass sich das Gift der Attacke schneller ausbreitete. Vor Angst schreiend unternahm sie einen weiteren Versuch freizukommen, als sie ein stechender Schmerz durchzuckte und ihr für einen Augenblick die Luft nahm. Von einem Moment auf den anderen verließ sie sämtliche Kraft und ihre ganze Wahrnehmung konzentrierte sich auf die stetige Pein in ihrem Körper, die mit jedem Herzschlag anstieg.

    Myrrhs Schrei ging wie ein Erdbeben durch Riolu und nur mit Mühe konnte er sich auf den Gegner vor ihm konzentrieren. Es war ihm gelungen den Dreck soweit aus seinem Gesicht zu wischen, dass er wieder etwas sah, doch er konnte es sich nicht leisten sich zu der Puppe umzudrehen. Dabei war ihm klar, was passiert war: Myrrh hatte verloren. Die Vorstellung, sich neben dem Toxiquak vor ihm, auch noch dem Kramshef zu stellen, erschütterte den Mut des jungen Schakals. Das konnte er doch unmöglich schaffen! Wie sollte er sich überhaupt gegen einen fliegenden Gegner zur Wehr setzen? Der Giftfrosch vor ihm genoß es sichtlich, die aufkommende Verzweiflung in seinem Gegenüber zu sehen. Er bewegte sich nicht, sondern quakte nur höhnisch. In Riolus Kopf rasten die Gedanken und er kam kaum hinterher sie richtig zu formen, so schnell verschwanden sie wieder, während er nach einer Strategie suchte, das Toxiquak vor ihm zu überwältigen. Als jedoch Yunes Schmerzensschrei erklang, leerte sich sein Denken schlagartig. Ruckartig wandte er den Kopf zu ihr, vergaß seinen Gegner völlig und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf die Szene einige Sprünge entfernt.

    Triumphierend richtete sich die Schlange auf und reckte den Kopf nach oben, um das Augenmuster auf ihrer Brust zu zeigen. Riolus Herz pochte so laut, dass er es beinahe deutlicher als seinen keuchenden Atem wahrnahm.

    „Yune!“, trat endlich wieder ein Gedanke in seinen Kopf, als seine Lippen stumm den Namen formten, weil kein Laut mehr aus seiner Kehle kommen wollte. Seine Pfoten zitterten, als sich immer mehr Angst in seinem Körper ausbreitete. Lieber wäre es ihm gewesen, ihn würde eine solche Wut erfüllen, dass er sich zähnefletschend auf die lilafarben geschuppte Schlange geworfen hätte, stattdessen meinte er jeden Moment, dass ihm die Beine weg knickten.

    Naesala landete und betrachtete mit Genugtuung die Szene in einiger Entfernung. Der großmäuligen Puppe hatte er es gehörig gezeigt und jetzt konnte er zu seiner Überraschung auch noch mitansehen, wie der Kampfwille des Schakals regelrecht zerbröselte. Was für eine erfüllende Jagd!

    Riolu machte einen wackeligen Schritt auf das Arbok zu. Sein Kopf war weiterhin leer, er hatte keine Idee, was er als nächstes tun sollte. Eines wusste er aber: er ertrug dieses Bild vor ihm nicht länger. Gerade wollte er einen weiteren Schritt machen, als er das kreischende Krächzen des Kramshef wahrnahm. Es klang von weit her. Danach explodierte ein plötzlicher Schmerz in seinem Rücken, ein ersticktes Jaulen kam aus seiner Kehle. Noch bevor er auf dem Waldboden aufkam, hatte er das Bewusstsein verloren.


    „Na, endlich, Jaffar!“, meinte Kobra, nachdem er das Evoli auf den Boden gelegt hatte. „Warum hast du dem Welpen bitte so lang zugesehen?“

    „Weil es zu köstlich war, diesem vorwitzigen Köter dabei zuzusehen, wie er innerlich zerbricht“, erwiderte das Toxiquak und blähte seinen roten Kehlsack auf.

    „Genug des Geplänkels!“, mischte sich sogleich Naesala ein, als er auf die Beiden zukam. „Ich bringe die zwei zum Meister. Darahan, du nimmst das Banette. Wir müssen unsere Beute immer noch zurück zur Höhle bringen. Also los!“ Mit einer Kralle umfasste er den Körper des blauen Schakals, mit der anderen das Evoli. Danach erhob er sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft und flog durch das Loch im Blätterdach. Schwerfällig lief das Brutalanda auf die leblose Puppe zu und nahm sie zwischen die Fänge, um schließlich mit seinen ledernen Schwingen dem schwarzen Vogel zu folgen. Kobra züngelte kurz, bevor er sich umdrehte und den Weg zurück schlängelte, von dem sie gekommen waren. Jaffar lief ihm mit quakendem Lachen hinterher.


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  • ich werde mit der Veröffentlichung aufhören. Jedenfalls hier.

    Dislike :( Ist anderswo eine Veröffentlichung in Planung?



    Dieses letzte Kapitel war an Spannung kaum zu überbieten! Nicht nur, weil du Verhalten und Angriffe in deinem typisch-realistischen Stil so toll beschrieben hast - der ganze Kampf wirkte unglaublich gut durchdacht und gleichzeitig nicht so konstruiert, wie einem das ja leicht passieren kann.

    Mich hat persönlich ein wenig gestört, dass die Perspektivenwechsel mehr oder weniger ineinander übergingen. Einerseits verdeutlicht das zwar die Hektik des Kampfes und trägt zur Spannung bei, andererseits gewinnt die Textstruktur dadurch auch etwas Chaotisches, das einem manchmal ein bisschen raushaut. Leerzeilen hätten vermutlich eine zu zerreißende Wirkung, nicht?

    Ich persönlich hab ja immer damit gerechnet, dass sich entweder Yune oder Riolu jetzt entwickeln werden. Aber es ist schon gut, dass du darauf verzichtet hast: Eine plötzliche Kehrtwende des Kampfes wäre zumindest in diesem Fall etwas unglaubwürdiger gewesen.


    Es tut mir Leid, dass du dieses Mal auf die gewohnte Ausführlichkeit verzichten musst. Ich hoffe, du freust dich trotzdem - mich hat der Kampf nämlich wirklich mitgerissen und ich hoffe, wir dürfen EgA irgendwo anders weiterverfolgen!


    lg


    ~ Sheo

  • Hey Cynda,


    wie gehabt ein kleines Zitat zum Anfang:

    „Myrrh scheint noch überhaupt nicht erschöpft zu sein. Ob das Schweben viel weniger anstrengend ist, als laufen?“

    Ich wage mal die Behauptung: Nein, im Gegenteil. Am Ende ist das Schweben ja auch nicht gegeben, sondern erfordert viel Konzentration und entsprechend könnte sie vielleicht geistig müde werden. Wie das in Kombination mit Geistern klingt ...


    Ich mochte es, dass du nochmal ein bisschen auf die Legenden der Region eingegangen bist, bevor es schließlich zur Konfrontation kam. Mehrere aufgeschreckte Pokémon als Beginn war da sehr natürlich, würde ich mal sagen und hat für viel Spannung gesorgt. Selbiges gilt beim kommenden Kampf, bei dem sich Yune auch voller Stärke aufbaut. Oder das zumindest versucht. Da merkt man halt, dass sie noch jung ist. Dasselbe gilt für Riolu, der eigentlich mehr erstarrt ist und bei diesen Gegnern keine Chance sieht zu gewinnen. Jetzt kommt endlich auch der bisherige Aufbau mit dem SchattenClan so richtig zur Geltung und ich bin gespannt, was sie dort nun erwarten wird.


    In diesem Sinn: Danke für die Geschichte und wir lesen uns!

  • Cyndaquil

    Hat das Thema geschlossen.