Troubled hearts - Dunkle Wolken über Johto

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • so, nach einer diesmal längeren wartepause kommt nun der zweite teil von kapitel 14 hier hinein editiert.
    wie immer wüsche ich euch viel spaß beim lesen und würde mich sehr über kommentare freuen.


    Kapitel 14 Teil 2


    (Clarice)
    Ich hatte bereits das im Norden befindliche Büro des Unterbefehlshabers in der zweiten Ebene erreicht und war nun in einem Raum mit einer der furchterregendsten Personen, die mir je begegnet waren. Mr. Smith war ein groß gewachsener Mann – ich schätzte ihn auf 1,90m, mindestens – mit kurzem braunem Haar und einer tiefen Narbe, senkrecht über seine linke Gesichtshälfte verlaufend. Viele Rüpel meinten, es wäre schwer, nicht auf seine Narbe zu starren und ihn damit zu verärgern – da musste ich ihnen eindeutig Recht geben. Woher er diese Verletzung wohl hatte? War sie bei einem Einsatz für Team Rocket entstanden? Ich hatte keine Ahnung, aber das zu fragen wäre auch unhöflich gewesen. Momentan saß ich auf einem gepolsterten Stuhl und gegenüber von Smith, welcher sich auf seinen Schreibtisch eine dicke Akte gelegt hatte und sie sorgfältig studierte. Nach was er wohl suchte? Hatte dieser Ordner etwas mit mir zu tun oder vielleicht mit der Mission in Rosalia City?


    „Interessant“, entfuhr es dem Unterbefehlshaber plötzlich, und ich schrak auf. „Wenn ich fragen darf, Sir, was genau ist interessant?“ „Nun, ich lese hier gerade Ihre Akte.“ Also doch meine Akte! Aber wieso um Himmels Willen war die so dick? Welche Informationen über mich waren so interessant für die Organisation?


    „Mir ist aufgefallen, dass Sie schon relativ früh an Aktionen dieser Organisation mitgewirkt haben. Stimmt es, dass Ihre Eltern auch Kontakt zum Boss haben und eng mit ihm befreundet sind?“ „In der Tat, das ist korrekt. Ich habe so schon sozusagen mein ganzes Leben lang mit Team Rocket zu tun gehabt“, antwortete ich ehrfürchtig und schloss meine Hände um die Armlehnen des Stuhles.


    Nun stand er auf, weiterhin die Akte in der Hand haltend, und ging um seinen Schreibtisch herum. Dann drehte der groß geratene Mann seine Runden hinter mir, mitten im Raum. Smith verweilte wenig später direkt hinter meinem Stuhl. Meinem Gefühl nach war er wirklich nah bei mir und ich traute mich nicht, zu ihm hinter zu blicken. Alles kribbelte in mir vor Adrenalin. Dieser Mann machte mir wirklich Angst.


    „Und sie waren zuerst in Mahagonia City stationiert, wie ich hier lesen kann und waren sogar Assistentin des Unteroffiziers. Beachtlich, in den jungen Jahren schon so weit zu kommen. Nun, eigentlich müssten Sie dann ja mit ihrer Position als Teamleiterin vertraut sein, Clarice.“ „Ja, ganz unerfahren bin ich nicht in meiner derzeitigen Position.“ „Dann gehe ich davon aus, dass sie mit Commander Sherman und den zwei anderen Einheiten die Mission in Rosalia City erfolgreich durchführen. Verstanden?“ „Jawohl, Sir!“, stieß ich eingeschüchtert aus, als Mr. Smith sich hinter seinem Schreibtisch aufbaute und die Akte auf den Tisch knallte. Ich zuckte zusammen, der Mann war mir nicht geheuer.


    „Nun denn, Clarice, sie gehen jetzt zu den Ausgängen im Ostsektor, wo die anderen Operationsteilnehmer inklusive Commander Sherman bereits auf Sie warten. Ihr Team ist schon versammelt.“ „Verstanden“, stieß ich aus und wurde ganz hibbelig. Smith wandte seinen Blick von mir ab und schaute aus dem Fenster.


    „Viel Erfolg, und beeilen sie sich, Mittwoch fertig zu sein. Sie können gehen.“ Ich nickte nur und verließ den Raum, Schweißtropfen rannen meine Stirn hinab. Bloß schnell weg von diesem Büro und diesem Mann!


    Wie von der Tarantel gestochen rannte ich quer durch die Gänge, in Richtung der östlichen Ausgänge im ersten Sektor. Wahrscheinlich würden die beiden anderen Teamleiter und ich gleich vom Commander nähere Informationen zum Vorgehen in den nächsten Tagen erhalten und den Handlangern danach die nötigen Anweisungen geben. So lief es im Allgemeinen immer ab, ich hatte es schon oft gesehen.


    *


    Völlig außer Atem erreichte ich die Ausgänge, welche an die Oberfläche führten. Wenn man sich in die Kapsel stellte, schoss diese durch die Röhre hoch nach oben, um einen Sekunden später auf der Erdoberfläche abzusetzen. Wie freute ich mich schon darauf, die Sonne zu sehen! Sehnlich erwartete ich den Moment, in dem ich die Wärme auf meiner Haut spürte und den grünen Wald vor mir sah.


    „Ah, da sind sie ja, Clarice“, wurde ich vom weiblichen Commander begrüßt. Anscheinend war ihr mein Name im Vorfeld bekannt gegeben worden. Sie hatte langes braunes Haar und trug die für ihren Rang übliche Uniform in Weiß mit roten Streifen, welche neu eingeführt worden war. Ihr Blick war besitzergreifend und angsteinflößend. Gleichzeitig drückte er Stärke und Macht aus – der Blick hätte von einem Snobilikat sein können.


    „Da ihr Team und auch alle anderen soweit versammelt sind, schlage ich vor, dass Sie sich zu ihrer Mannschaft gesellen und ich dann die Mission erklären kann.“ „Sehr wohl“, erwiderte ich und stellte mich neben die anderen Teamführer. Diese kannte ich allerdings nicht. Es waren zwei Männer, vielleicht so um die 25 Jahre alt. Der eine hatte sich seine kurzen Haare grün gefärbt, der zweite Rocket besaß schulterlanges schwarzes Haar, passend zu seiner Uniform. Neugierig richteten sie ihre Blicke auf mich und grinsten. Wieso grinsten die so? Das machte mich nervös und ich warf den jungen Männern einen wütenden Blick zu. Daraufhin vergrößerte sich ihr Grinsen noch mehr, und ich wandte den Blick ab.


    „Nun denn, alle gut aufpassen! Kommen wir nun zu den Details“, schallte Shermans Stimme zu uns. „Unser Ziel ist Rosalia City, ein kleines Dorf zwischen Viola City und Neuborkia. Der Grundauftrag sollte bekannt sein, die Teamleiter geben Ihnen die Anweisungen. Wir gelangen mit Hubschraubern in die Nähe der Stadt und werden dann getarnt damit beginnen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Der heutige Tag wird in der Basis im Wald nahe dem kleinen Dorf verbracht, wo wir die Mittel ansehen können, welche wir zur Verfügung haben. Des Weiteren wird für jedes Team die jeweilige Strategie bekannt gegeben. Am Dienstag werden wir getarnt im Freien sein und alles in Position bringen. Außerdem haben wir bereits Mitglieder in die Veranstaltung von Professor Eich eingeschleust, welche am Mittwoch stattfindet und während der wir unseren Coup starten. Noch irgendwelche Fragen?“


    Niemand meldete sich zu Wort, also gingen wir der Reihe nach durch die Röhren aus der Basis. Der Commander und die Teamleiter verließen die Basis zuerst. Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich in die Kapsel, und kaum war ich komplett in ihr, schloss sich schon automatisch die Tür. Mit schwindelerregender Geschwindigkeit schoss ich nach oben. Mein Magen wurde nach unten gepresst und generell schien alles in mir ein oder zwei Stück nach unten zu rutschen.


    Zum Glück war das Ganze schnell vorbei und ich kam auf der Oberfläche an. Taumelnd verließ ich die Kapsel und ließ mich auf die Knie fallen. Nach der Tortur musste ich erst mal kurz durchatmen, mir war übel. Meine Finger gruben sich in die Erde, als müsste ich mich festkrallen um nicht herum geschleudert zu werden,


    „Puh, hoffentlich ist nun wieder alles an seinem Platz“, murmelte ich und meinte damit meine Organe, denn diese hatten sich meinem Gefühl nach richtig zu einem Bündel zusammen gepresst. Allzu oft würde ich das nicht überstehen, das wusste ich jetzt schon.


    Nach und nach kamen dann auch die restlichen Rüpel, für jedes der drei Teams zehn Leute, oben an - und den meisten von ihnen schien der Aufstieg genauso wenig gefallen haben wie mir.


    „Alle da? Gut, dann weiter!“, sprach Commander Sherman, kaum dass alle angekommen waren, und schien selbst topfit zu sein. Oder sie überspielte es einfach recht gut, als ranghöchste Person hier musste sie ja Stärke demonstrieren. Zeigte sie nicht ihre Disziplin und Überlegenheit würde sie trotz ihres Ranges niemand mehr entsprechend ernst nehmen.


    Eilig begaben wir uns zu den im Wald versteckten Hubschraubern in der Nähe, mit welchen wir nach Rosalia City gelangen sollten. Der Fußweg war nicht weit - gerade mal drei Minuten liefen wir über feste Walderde, auf der wir keine Fußspuren hinterließen. Für uns waren mehrere Hubschrauber vorgesehen, welche uns transportieren sollten. Dies stellte ich fest, nachdem wir unser Ziel erreicht hatten. Die Fluggeräte waren alle blaugrau getarnt, so konnte man sie wohl am Himmel schlechter sehen. Clever.


    „Gut, jedes Team steigt, soweit es geht, zu seinem Teamleiter. Der Rest muss sich dann verteilen, verstanden?“ „Jawohl!“, schallte es von den Handlangern. Sofort setzte ich mich mit meinem Tross an Rüpeln in Bewegung, und wie ich durch die Fensterscheiben sah, erkannte ich zwei Piloten. Dementsprechend musste das auch in den anderen Fluggeräten so sein.


    Diejenigen aus meinem Team, welche nicht in die Hubschrauber passten, gingen in den zuletzt übrig geblieben Hubschrauber und mischten sich mit den Übrigen aus den Teams 2 und 3. Zu guter Letzt gab es kein Gerangel mehr, und wir flogen los. Jeder Hubschrauber nahm eine andere Route zum gleichen Ziel, weshalb wir uns aufteilten. Mein Herz schlug schnell und meine Hände wurden leicht nass von Schweiß. Das war meine erste Mission als Teamleiter im HQ, und ich musste meine Arbeit gut machen. Dies war meine erste Bewährungsprobe! Schaffte ich diese Mission nicht, dann stand ich logischerweise schlecht da. Doch ich wusste, dass ich mich durchkämpfen konnte, hatte ich doch schon höhere Ränge in Mahagonia City zu bewältigen gewusst.


    (Kotone)
    Wir waren nun schon eine ganze Weile unterwegs, und so langsam merkte man die aufkommende Schwüle. Diese hatte sich den Vormittag immer weiter verstärkt, je höher die Sonne gestiegen war, und immer wieder griffen Kisho und ich zur Wasserflasche. Außer uns war niemand auf unserer Route zu sehen, welche durch weite Grasflächen führte. Neben uns wuchsen die Halme kniehoch. So wie die Sonne am Himmel stand, musste es ungefähr Mittag sein, und ich brauchte eine Pause.


    „Kisho, halten wir mal kurz an?“, fragte ich nun. „Klar, warum nicht? Wir sind nun schon seit Stunden unterwegs und ein bisschen durchzuatmen kann nicht schaden.“ Kisho lächelte, sicher auch ein wenig geschafft. Ich wischte mir erfreut den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn und hielt Ausschau nach einem Rastplatz.


    Schon bald hatten wir uns auf eine Grasfläche gesetzt und genossen die erholende Pause. Hinter uns war ein kleiner grasbewachsener Hügel und wir stützten uns mit unseren Ellbogen ab. Auch Feurigel und Karnimani waren froh über die Auszeit.


    „Hey, Kotone, magst du einen Schluck Wasser?“, fragte mich mein blondhaariger Freund. „Ja, gerne“, antwortete ich und bekam die Wasserflasche gereicht. Durstig wollte ich ein paar kräftige Schlucke nehmen, doch dummerweise kam nicht ein einziger Tropfen auf meine Zunge.


    „Mist, unser Wasservorrat ist alle. Na super.“ „Das ist schlecht. Ich wüsste nicht, wo wir die Flasche schnell wieder auffüllen könnten“, stimmte mir Kisho zu. Sehnsüchtig aufgrund meiner nicht zu beseitigenden Durstigkeit betrachtete ich Karnimani. Als ein Wesen des Wassers hatte es nicht oft Durst und musste dementsprechend keinen leiden, anders als Kisho und ich. Da sah mich das Krokodil voller Mitleid an und ich warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.


    „Und wie lösen wir nun das Problem mit dem Wasser?“, fragte Kisho und ich konnte nicht anders, als ihm mit einem Achselzucken zu demonstrieren, dass ich selber keine Lösung wusste. Da plötzlich kam mir ein klarer Wasserstrahl direkt ins Gesicht geschossen, welcher meinen Oberkörper auf die Grasfläche drückte.


    „Huch?“, reagierte Kisho verdutzt.


    Da endete der Wasserbeschuss genauso schnell wie er gekommen war. Ich prustete, setzte mich auf und schaute verblüfft. Nun waren mein Gesicht und meine Haare nass, aber es war unglaublich erfrischend. Quakende Laute lenkten die Aufmerksamkeit auf das blaue Krokodil, mit dem ich befreundet war, denn dieses kullerte sich vor Lachen.


    „Karnimani, warst du das?“, fragte ich. Ich ging auf das Krokodil zu und hielt das Pokémon in die Höhe. Wassertropfen fielen von meinem Haar oder auch von meinen Wangen hinab auf mein rotes T-Shirt. „Ich würde davon ausgehen“, warf Kisho ein. „Danke für die kleine Erfrischung“, lachte ich und knuffte das Krokodil.


    Gerade als ich mich wieder zu Kisho gesetzt hatte, ergoss sich schon ein Regen über meinen Freund und mich. Ich quiekte vor Überraschung und Kisho zuckte zusammen. Er sah aus wie ein klatschnasses Fukano - seine Haare klebten ihm am Kopf und Wasser lief ihm über das Gesicht. Wahrscheinlich sah ich kaum besser aus. Der Regen hatte wieder geendet und ich grinste Karnimani an. Ich schmiss meine Mütze weg und das Wasser-Pokémon schickte den nächsten Regen. Lachend breitete ich meine Arme aus. Wie das doch erfrischte! Herrlich während dieser Mittagshitze! Erneut verzog Kisho das Gesicht als das Wasser ein zweites Mal auf ihn herab prasselte. Er pustete überschüssiges Wasser von seinen Lippen und wischte seine Augen trocken.


    „Genug davon“, meinte er missmutig. Ich kicherte nur und meinte: „Komm schon, es ist doch nur Wasser! Und sag, wärst du lieber schweißgebadet wegen der Hitze oder von Karnimani nass gespritzt und erfrischt? Du wirst schon wieder trocken.“ Kisho wechselte einen vielsagenden Blick mit Feurigel. Klar, dass die beiden sich gefunden hatten – beide wurden nicht gern nass wenn es nicht sein musste. Beschwichtigend klopfte ich meinem Freund auf die Schulter. Sanft strich ich einige seiner Haarsträhnen aus dem Bereich seiner Augen.


    Unsere Gesichter kamen sich ein wenig näher, da ich mich vorbeugte. Kishos blaue Augen fixierten meine haselnussbraunen intensiv. Sie zeigten nicht wirklich was in ihm vorging, doch sein Blick war stark genug um mich in meinen Bewegungen stoppen zu lassen. Doch ich fragte nichts. Nach einem weiteren Moment der Stille wendete mein blondhaariger Freund seinen Kopf und blickte peinlich berührt zur Seite.


    Er richtete den Rest seiner nun nassen, zweitweise braunen Haare und meinte: „Ich wäre dafür, dass wir nun wieder weiter ziehen.“ „Na dann los. Vielleicht kann Karnimani ja unseren Wasservorrat auffüllen und dann gehen wir weiter“, schlug ich vor. Bestätigend quakte mein blauer Freund und tapste zu mir.


    „Dann los!“, meinte ich lächelnd und hielt Karnimani die Wasserflasche hin. Schon bald darauf feuerte Karnimani eine schwache Aquaknarre ab, welche zielgenau in die Flasche spritzte. Wenig später war im Trinkgefäß klares Trinkwasser, und durstig nahm ich sogleich ein paar Schlucke. Auch Kisho trank etwas und dann verpackte mein Freund die Flasche im Netz an der Außenseite seines Rucksackes.


    „Feurigel, Karnimani, wollen wir?“, fragte Kisho die Pokémon und diese erklärten sich lautstark zum Aufbruch bereit. Und so setzten wir uns wieder in Bewegung.

  • Kapitel 15: Nachmittag (Silver)


    Inzwischen war es Nachmittag und ich wusste nichts zu tun. Mit einem Trupp von Rockets war ich nach Teak City gekommen, da wir Freizeit und Lust auf einen Ausflug in die Stadt nahe des HQ bekommen hatten. Mit einem der Hubschrauber waren wir bis kurz vor den Ort geflogen und im nahe gelegenen Wald gelandet. Von dort aus waren wir dann getarnt (zumindest die Rockets, da ich sowieso keine Uniform besaß) in die Stadt gegangen.


    Was ich nun in Teak City tun sollte, bis es Zeit zum Aufbruch ins HQ war, musste ich mir noch überlegen. Ursprünglich hatte ich nur ein wenig frische Luft schnappen wollen, bis mich die Rockets überredet hatten, die antike Stadt zu besuchen. Ich konnte vielleicht ins Theater gehen, denn dort sollten die bekannten Kimono-Girls auftreten. Diese waren nicht nur als Schönheiten und talentierte Tänzerinnen bekannt, sondern auch als begabte Trainerinnen von verschiedenen Entwicklungen eines Evoli. Jede hatte ihr eigenes aufgezogen und in eine andere Form weiterentwickelt. Ja, dort würde ich hingehen. Eifrig trainiert hatte auch ich oft, und ich wollte sehen, wie gut meine Pokémon im Kampf bestehen konnten. Ich hatte mir als Trainer auch gewisse Ziele gesteckt, und dafür mussten wir als Team, meine Pokémon und ich, top in Form sein.


    Sicher konnte mir hier so ziemlich jeder sagen, wo sich das Theater befand. Es war als eine der Hauptattraktionen der Stadt bekannt. Dutzende Personen besuchten Teak City nur, um die Kimono Girls zu sehen. Also sprach ich den nächstbesten Mann an und befragte ihn. Er war bereits etwas betagter, was durch seine Kleidung und sein weißes Haar deutlich bemerkbar wurde. Bestimmt hatte er daheim eine Familie und Enkelkinder. Ob er wohl noch arbeitete?


    „Ah, das Theater! Natürlich kannst du es besuchen, es ist heute geöffnet! Das Gebäude ist ganz in der Nähe der beiden Türme. Diese befinden sich auf dem Hauptplatz der Stadt. Folgen Sie einfach dieser Straße hier, welche die breiteste und somit auch die Hauptstraße von Teak City bildet. Vom Hauptplatz aus müssen Sie einfach nach rechts abbiegen und durch die Marktstraße gehen, bis Sie zu einem kleineren Platz kommen. Auf diesem ist dann das Theater zu finden.“ „Haben Sie Dank“, antwortete ich dem Mann mit weißem Schnurrbart in elegantem Smoking und Melone, welcher mir die Wegbeschreibung geliefert hatte, und lief zügig in Richtung der Türme.


    Schon am Horizont waren sie deutlich auszumachen. Wie eine mächtige Säule im Zentrum der Stadt, die alles in der Stadt anzuziehen und zusammen zu halten schien, ragte der rechte Turm in die Höhe. Prächtig, wie der alte Turm aus Holz mit seinem reich verzierten blauen Dach in der Sonne schillerte. Zügig ging ich voran und schaute mich ein wenig in der mir fremden Stadt um. Sie besaß wirklich ein paar schicke, antike Häuser und an den Straßenrändern tummelten sich kleine Geschäfte für Allerlei. Kleine Kinder tollten durch die Straßen, fröhlich kichernd und kreischend, und wurden dabei oft von Pokémon wie Marill oder Taubsi begleitet. Je näher ich jedoch dem Hauptplatz kam, desto leiser wurde es. Das Ganze war wie eine gespenstische Aura rund um die Türme herum – durfte bei den Türmen etwa nur Ruhe herrschen? Komisch, anscheinend hatten die alten Legenden und das Altertum bei den Bewohnern dieser Stadt eine große Rolle. Genau das hatten mir ja auch Kotone und Kisho erzählt.


    Vor mir bewegten sich schweigend ältere Personen in Richtung des Hauptplatzes. Sie hatten schon fast golden aussehende Blumen in den Händen. Dies verwunderte mich noch mehr. Was sollten diese Blumen? Doch ich traute mich nicht, die fremden Personen auf ihre Blumen anzusprechen, denn sie wirkten ziemlich ernst und vielleicht würde das auch nur zu einer peinlichen Situation führen. Am besten, ich folgte ihnen einfach nur zum Platz.


    Während der letzten Minuten schienen die Türme immer höher gewachsen zu sein, denn wir kamen ihnen immer näher. Nun erkannte ich auch langsam das Ausmaß der Zerstörung des zweiten Turmes. Dieser hatte schon von weitem irgendwie mitgenommen gewirkt. Ein paar Holzbretter ragten hinaus aus der alten Ruine, hinein in den strahlend blauen Himmel. Langsam begann ich mich zu fragen, was dort wohl vorgefallen sein sollte.


    Irgendwann, ich hatte vor lauter Grübelei mein Zeitgefühl verloren, kam ich zusammen mit dem Trupp älterer Menschen auf dem Hauptplatz an. Und was ich hier sah, nahm mir den Atem: Der intakte Turm ragte in seiner ganzen Schönheit in die Höhe und man sah sogar, wenn man genau hinsah, das Funkeln kleiner Glocken in der Sonne. Links neben dem herrlichen Bauwerk sah ich eine Turmruine, welche nur noch aus angekokelten Holzbrettern bestand. Seine einstige Schönheit hatte dieses Gebäude wohl durch einen Brand verloren. Schade um den Turm.


    Doch jetzt galt meine Aufmerksamkeit den Personen, mit denen ich hergekommen war. Sie legten ihre goldenen Blumen vor dem intakten Turm ab und knieten sich zu einem kurzen Gebet auf den Boden. Komisch - war dies ein Turm, um Verstorbenen zu gedenken? Leise und langsam begab ich mich zu ihnen und betrachtete den Platz. Er war komplett quadratisch, genau wie die Türme. Kein Restaurant säumte die freie Fläche - es sollte wohl nicht unnötig Touristen hier geben. Sämtliche Bauten hier schienen wirklich Wohnhäuser zu sein. Ungewöhnlich für den wohl bekanntesten Platz der Stadt, welcher doch am ehesten Touristen anlocken und der Stadt Einnahmen bescheren sollte.


    Ganz in der Nähe fand ich einen recht kleinen und schon älteren Herrn vor, welcher von einer Gruppe kleiner Kinder umgeben war. Er trug ein weißes, ärmelloses Hemd und einen Strohhut. Vielleicht wusste er ja etwas über die alten Gebäude? Er schien sympathisch zu sein, er lächelte und kümmerte sich liebevoll um die Gruppe. Ihn konnte ich bestimmt einfach ansprechen. Die Kinder verhielten sich für ihr Alter relativ leise und der Mann verweilte an seinem Platz, um den interessierten Kleinen wohl etwas über den Ort mit seinen Bauwerken zu berichten. Die Distanz war schnell zurück gelegt und der Mann hatte gerade seinen kurzen Vortrag beendet.


    „Entschuldigen Sie, ich bin nicht von hier. Könnten Sie mir vielleicht etwas über die Türme erzählen?“, fragte ich nach rund fünfzehn gelaufenen Metern den Fremden, welcher nachwievor von den Kindern umringt war und sich seinen Weg zu mir erkämpfen musste. Er war wirklich schon etwas betagter – weiße Haare umspielten seine etwas weiter abstehenden Ohren und ein paar Leberflecken waren auf seiner durch die Sonne dunkel gebrannten Haut zu erkennen. Vielleicht arbeitete er als Farmer in der Nähe der Stadt? Des Weiteren trug der Mann eine graue, etwa knielange Hose aus robustem Stoff, was man oft bei Farmern sah.


    „Mein Freund, schön, dass du dich für unsere antiken Bauwerke interessierst. Ich zeige auch gerade diesen Kindern unsere schöne Stadt. Es sind meine Enkel mit ein paar Freunden, alle aus anderen Städten kommend. Da kann ich dich auch gleich erleuchten“, lachte mein Gegenüber und irgendwie fand ich ihn interessant. Er schien eine besondere Art zu haben. So anders als all die älteren Leute denen ich begegnet war.


    „Ich würde gerne wissen, was es mit den goldgelben Blumen auf sich hat, welche die Personen dort vor dem Turm niedergelegt haben.“ „Oh, diese Blumen sind für Ho-Oh gedacht. Die Menschen hier beten für Ho-Ohs Rückkehr. Dieses legendäre Wesen ist schon vor Jahren aus der Stadt verschwunden. Und die Blumen sollen so golden sein wie das Funkeln bei jedem Flügelschlag des Pokémon.“ „Wie bitte? Ho-Oh hat hier gelebt?“, fragte ich erstaunt. „Ja, kennst du etwa nicht die alten Legenden?“, erwiderte der ältere Herr. „Nein“, gab ich zu. Dies brachte den Greis zum Lachen.


    „Dann lass dich durch mich in die Legenden einführen. Die bekanntesten Legenden Johtos sind wohl die über Ho-Oh und Lugia. Es existieren viele kleinere Legenden, die sich im Allgemeinen zu einer größeren Geschichte vereinigen lassen. Diese geht in etwa folgendermaßen: Den Vögeln zu Ehren wurden der Bronzeturm, heute bekannt als die Turmruine, und der Zinnturm direkt in dieser Stadt errichtet. Einer Sage nach lebte Lugia auf dem damaligen Bronze- und Ho-Oh auf dem heute noch stehenden Zinnturm. Doch durch einen Blitzeinschlag fing das Gebäude, welches zu ehren Lugias erbaut worden war, an zu brennen. Das mächtige Pokémon floh und nun erzählt man sich, es würde am Meeresgrund leben. Es schickte einen Regen, um den Brand zu löschen. Während des Feuers kamen aber trotzdem drei Pokémon ums Leben. Aber Ho-Oh hauchte ihnen mit seiner Zauberasche wieder Leben ein, nachdem der Regen den Brand gelöscht hatte. Diese Wesen kennen wir heute als die Raubkatzen Entei, Raikou und Suicune, welche angeblich quer durch unsere Region streifen. Gleichzeitig symbolisieren sie auch die Teile der Geschichte: Raikou steht für den Blitz, der einschlug, Entei für das darauf folgende Feuer und Suicune für den Regen, welcher den schrecklichen Brand löschte.“


    Der alte Mann beendete seinen Vortrag und ich musste zugeben, dass ich nie gedacht hätte, dass solche Legenden ihre Runden machen würden. Erstaunlich! Teak City wurde für mich immer mysteriöser.


    „Nun, mein Junge, dann weißt du ja nun mehr“, meinte mein Gegenüber und klopfte mir die Schulter. „In der Tat, danke“, antwortete ich. Ich drehte mich herum und blickte die Türme an. Wie hatte der Bronzeturm wohl ausgesehen als er noch ein prächtiger, kompletter Turm gewesen war? Waren die großen Gebäude identische Bauwerke gewesen?


    „Und die Turmruine war einmal das Heim von Lugia?“ Der Greis lächelte bestätigend. „Richtig. Du siehst also, dass in dieser Stadt wirklich der Geist der Antike lebt.“ Ich nickte und musste zugeben, dass ich Teak City nun viel interessanter fand als vorher. Doch da gab es ja auch noch einen anderen Aspekt. Plötzlich dachte ich an meinen Vater, der ja in den Alph-Ruinen nach Hinweisen auf die Vögel hatte suchen lassen.


    „Was ich gehört habe, ist, dass die mysteriösen Icognito eine Verbindung zu den Vogelwesen haben sollen“, sprach ich deshalb das Thema an. Man hörte oft von einer angeblichen Verbindung der Wesen zueinander. Vielleicht wusste er ja mehr darüber. Wenn ich schon hier war und so viele antike Dinge zu finden waren, konnte ich ja gleich so viele Informationen wie möglich für meinen Vater sammeln.


    „Ja, das hört man oft. Doch halte ich nicht viel davon. Sicher sind diese Pokémon noch sehr unerforscht und sehen aus wie Schriftzeichen, doch ob sie wirklich mit für die Überlieferung von Texten über Ho-Oh und Lugia verantwortlich waren, wage ich zu bezweifeln.“ Doch genau davon war wohl mein Vater ausgegangen, als er die Alph-Ruinen erkunden ließ. Vielleicht hatte er sich doch geirrt?


    „Trotz ihrer psychischen Fähigkeiten?“, fragte ich. „Ja, trotz dieser Tatsache. Ich glaube erst an eine außergewöhnliche Beziehung zwischen den Vögeln und den Icognito, wenn es wissenschaftlich nachgewiesen wurde.“ Das brachte mich zum Lächeln. Ein Mann der Forschung also… Ein Analytiker, wie es schien. Manchmal war ich genauso.


    „Mein werter Herr, dann sind sie wohl ein sehr misstrauischer Mann“, stellte ich fest. Mein Gegenüber kratzte sich lächelnd den weißbehaarten Kopf und erwiderte: „Nun, der Wissenschaft kann man oft vertrauen. Außerdem, glaubst du sofort alles? Nun denn, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag.“


    „Danke, gleichfalls“, bedankte ich mich und ging von dannen. So wusste ich also ein paar entscheidende neue Fakten, die vielleicht meinem Vater helfen könnten. Sicher konnte er Untersuchungen in Teak City in die Wege leiten. Doch wichtigere Dinge warteten im Moment auf mich. Es war Zeit, dass ich zu den Kimono-Girls kam!


    Am Platz musste ich ja die Abbiegung nach rechts nehmen, hinein in die Marktstraße. Und diese Gasse machte ihrem Namen alle Ehre – selten hatte man so viele Händler und unterschiedliche Waren an einem Ort gesehen. Vielleicht waren die Läden durch ihre gute Lage die umsatzstärksten der ganzen Stadt! Ob nun Spielzeug, einen Markt für Pokémon-Trainer oder Lebensmittel… Das Warenangebot hier war unglaublich groß und wesentlich vielfältiger als in den Läden an der Hauptstraße. Wahrscheinlich wollte auf dieser niemand einkaufen da sie so voll war. Trotzdem warf ich nur kurze Blicke in die Geschäfte, denn ich wollte keine Zeit bis zu meinem Kampf verlieren. Meine Schritte wurden immer größer und schneller, je mehr meine Vorfreude wuchs.


    Dann, endlich, kam das Theater in Sicht!

  • so, hier ist das kapitel nummer 16.
    ich wünsche euch viel spaß beim lesen und hoffe wieder auf eure kommis.
    zu den letzten zwei kapiteln kam jetzt leider nichts, und daher würde ich mich freuen, eine resonanz zu bekommen.
    schließlich will ich doch wissen, wie die jeweiligen kapitel ankommen. ;)



    Kapitel 16: Kämpferische Eleganz (Silver)


    Gespannt betrat ich das Haus der bekannten Tänzerinnen. Nur wenige Personen hielten sich momentan im Gebäude auf. Statt fünf Kimono-Girls sah ich nur zwei. Ich bemerkte einen mit Parkett ausgelegten Eingangs- und Zuschauerbereich, in welchem ein paar Sitzkissen verteilt waren. Vor der dem Eingang gegenüber liegenden Wand war eine Bühne aufgebaut, welche auch zwei Holztreppen besaß. Auf ihr wurden wohl die Stücke aufgeführt. Direkt vor der Bühne befand sich aber nicht Parkettboden, wie im restlichen Zuschauerbereich, denn es war gepflastert worden. Dieser gepflasterte Bereich ergab eine Art rechteckigen Rahmen um ein Zentrum, in welchem sich festgetretene Erde befand. Wenn ich das grob abschätzte, ergab die Fläche einen Bereich etwas größer als ein Standart-Kampffeld. Zum Kämpfen war es so wohl auch gedacht.


    „Guten Tag, junger Mann! Bist du etwa auch ein Fan der bezaubernden Damen dort drüben?“, sprach mich da ein älterer Herr an, nachdem ich ein paar Schritte in den Raum gemacht hatte. „Ich bin hier, um sie herauszufordern“, erwiderte ich kühl und angewidert. Ich mochte betrunkene Leute nicht. Sie besaßen immer eine Fahne sondergleichen und verhielten sich unmöglich. Was tat der überhaupt hier? „Ah, ja. Ein neuer Mutiger“, lachte der Fremde und nahm erneut einen Schluck seines Getränkes. War das etwa Sake?


    „Verzeiht mir, ich war in der Nähe und hörte, Ihr wolltet uns herausfordern?“, sprach mich da eine der schwarzhaarigen Frauen im bunten Kimono an. Dieser war rot und wurde mit einem grünen Tuch zugebunden, welches die Frau auch elegant über ihrem Unterarm liegen hatte. Beide Teile ihrer Kleidung besaßen zudem gelbe Verzierungen in Form einer Lilie. „Ich bin Umeko und meine Freundin dort auf der Bühne ist Komomo“, sagte die Tänzerin und deutete nach hinten zum Holzbau. Dort befand sich ebenfalls eine junge schwarzhaarige Frau in der gleichen Kleidung, welche nun ihre Tanzübungen unterbrach und sich uns zuwendete. Tatsächlich sahen sie sich von weitem sehr ähnlich, alle Kimono-Girls taten dies.


    „Dann seid Ihr also mit einem Psiana und einem Aquana meine Gegner?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Die meisten Bewohner Johtos wussten, welche der Trainerinnen welches Pokémon besaß. So auch ich. „Oh, Ihr scheint recht gut Bescheid zu wissen. Es stimmt, wir kämpfen mit diesen Formen des entwickelten Evoli. Doch müssen wir erst entscheiden, gegen welche von uns der erste Kampf geführt werden soll. Besiegt Ihr die erste, nimmt die zweite Trainerin sofort deren Platz ein und es wird weiter gekämpft, als würde einfach nur ein neues Pokémon eingewechselt. Damit es fair bleibt, sucht Ihr euch nun zwei Pokémon aus, und nur diese dürft Ihr einsetzen.“ Mein Blick wanderte hinunter zu meinem Gürtel mit den Pokébällen. Aquana und Psiana… Wenn ich die Vorteile bestimmter Typen beachtete... Ja, dann fiel die Wahl nicht mehr so schwer.


    „Gut, dann wähle ich aus meinen vier Pokémon nun diese“, meinte ich und nahm zwei Bälle von meinem Gürtel in die Hand. Umeko nickte zufrieden und verschränkte die Hände in den Ärmeln ihres Kimonos. „Sehr schön. Gehen wir doch nun zum Kampffeld“, erwiderte die junge Frau lächelnd und schritt voran. Gesagt, getan – nur wenige Augenblicke später standen wir auf dem gepflasterten Boden. Ein Schiedsrichter stand zur Kontrolle am Rand des Kampffeldes bereit. Die Fläche war eben, keine Hindernisse für Attacken standen im Weg. Hier ging es wirklich um einen direkten Kampf, Pokémon gegen Pokémon.


    „Nun lassen wir den Münzwurf entscheiden. Liegt Zahl oben, ist Komomo eure erste Gegnerin. Wenn nicht, dann bin ich es“, sagte Umeko und warf eine Münze. Diese drehte in der Luft ein paar Runden, während sie immer weiter zu Boden fiel. Schließlich gab es ein metallisches Klingen und das Ergebnis wurde erkennbar. „Zahl! Komomo wird den ersten Kampf bestreiten“, stellte ich fest und vergrößerte den ersten meiner Pokébälle. Da ich nun meinen Gegner wusste, konnte ich auch eine Entscheidung bezüglich meines Kampfpartners treffen. „So sei es. Macht Euch bereit!“, rief die schwarzhaarige junge Frau und stellte sich mir auf der anderen Seite des Feldes gegenüber, nachdem sie den kurzen Weg von der Bühne zu uns geeilt war. Ihre Hand wanderte hinab zu einem kunstvoll verzierten Beutel, aus welchem sie einen rot-weißen Pokéball holte.


    „Aquana, los!“ Begleitet von diesem Ausruf warf die Trainerin den Pokéball und die Weiterentwicklung des Evoli formierte sich aus einem weißen Lichtstrahl. Das motivierte Pokémon machte einen Satz in die Mitte des Feldes, wobei kleine Wassertropfen von seiner Haut flogen. Funkelnd im Licht fielen sie zu Boden und zerplatzten. Aquana besaß eine blaue Färbung sowie zusätzlich zu seinen vier Beinen eine fischähnliche Flosse und einen Kranz um den Hals. Sein Blick war entsprechend der Natur seiner Attacken kühl und gab keinen Einblick in seine Gedankenwelt.


    „Magnetilo, auf in den Kampf!“, rief ich und schickte meinen Kampfpartner ins Geschehen. Schon erschien mein metallisch graues Pokémon vor mir, welches große Ähnlichkeit mit einem Magneten hatte. Aufgeregt stieß es einen unnatürlichen, metallischen Laut aus und schwebte rund eineinhalb Meter über dem Boden. Vom Typ her war ich leicht im Vorteil, doch mal sehen, wie gut mein Gegner wirklich war… „Der Kampf möge beginnen!“, gab Umeko das Signal und sofort befahl ich Magnetilo, seinen Superschall einzusetzen. Verwirrt war ein Gegner wesentlich einfacher zu schlagen. „Weich aus, danach kommt ein sofortiger Konter mit der Aquaknarre!“, kommandierte Komomo. Wie befohlen sprang das Wasserwesen flink zu Seite, als sich ihm der gebündelte Strahl aus kleinen, kreisförmigen und schnell aufeinander folgenden Schallwellen näherte. Gleich darauf fing es an, einen Wasserstrahl mit hohem Druck freizusetzen. Doch dieser war nicht direkt, so wie ich es erst vermutet hatte, auf Magnetilo gerichtet, sondern auf den Boden unter ihm. Die Erde wurde nicht etwa durchgeweicht, nein, sondern flog durch den hohen Wasserdruck regelrecht davon. Eingeschlossene Gesteinsbrocken wurden ebenfalls aufgewirbelt und trafen mein Pokémon hart. Dies sorgte dafür, dass Magnetilo seine Attacke einstellte und mitgenommen für einen Moment trudelte.


    „Wirklich eine gute Idee!“, lobte ich, während Magnetilo ein paar wütende Geräusche von sich gab. „Doch nun bin ich am Zug! Magnetilo, Ultraschall!“ Sofort wurde die Attacke gestartet, sodass breite, weißlich glänzende Schallwellen auf das Wasser-Pokémon meiner Gegnerin zuflogen. Allerdings wich das Wasser-Pokémon meiner Gegnerin geschickt mit ein paar eleganten Sprüngen aus und bereitete sogleich seinen Gegenangriff vor. Im Lauf öffnete sich sein Maul, woraufhin ein energiereicher Strahl in den Farben des Regenbogens ausgesandt wurde. Das Farbspiel erinnerte an typische Nordlichter, daher war die Aktion nur unschwer als ein Aurorastrahl zu identifizieren.


    Magnetilo gab überraschte Laute vor sich, ehe es Stück für Stück einfror. Erst breitete sich die Hülle aus Eis nur über die äußeren Bereiche seines Körpers aus, sodass seine Seitenarme unbeweglich wurden. Das Schweben fiel meinem Pokémon zusehends schwerer und es sank durch das zusätzliche Gewicht hinab. Das von ihm produzierte Magnetfeld reichte einfach nicht aus. Grimmig musste ich mit ansehen, wie Aquana mehr und mehr die Oberhand gewann und Magnetilo zu Boden sank. Es bewegte sich nicht mehr, mein Partner war zu einer runden, starren Eiskugel mutiert. Komomo lachte zufrieden, lobte ihr Aquana für seinen erfolgreich ausgeführten Angriff und zögerte nicht lange, um den Sieg endgültig zu besiegeln: „Also los, Aquana! Zeig uns deine Hydropumpe!“ Sofort darauf sah man, wie das Wasser-Pokémon grinste und siegessicher seinen Kopf zurück lehnte. Sobald es ihn wieder nach vorn neigte, verließ, ähnlich wie bei einer Aquaknarre, ein wahrlich beeindruckender Wasserstrahl seinen Körper. Dieser war um Unmengen breiter als bei seiner vorhin eingesetzten Attacke, was deutlich für den Unterschied zwischen den Kräften der beiden Angriffe sprach. Das Eis, welches Magnetilo umhüllte, barst und sprang in dutzende verschieden große Kristalle, welche funkelnd das Licht in der Halle reflektierten. War dies geschehen, wurde mein Partner schon durch die Wassermassen nach hinten gedrückt, hinterließ im Boden eine tiefe Schneise und landete schlussendlich an der Wand, an welche er durch den Wasserdruck gepresst wurde.


    Doch urplötzlich sah ich, wie die Flüssigkeit anfing, sich komisch zu verhalten. An manchen Stellen spritzte es leicht, dann schrie Aquana auf. Was war geschehen? Bevor ich eine Antwort auf meine Frage fand, bemerkte ich erfreut, dass Aquana seinen Angriff unterbrochen hatte und sich wegen seiner großen Erschöpfung hinlegte. Magnetilo lehnte mitgenommen an der Wand, wobei von ihm knisternde Geräusche ausgingen. Nun konnte ich mir zusammen reimen, was vorgefallen war: Aquana hatte durch mein Pokémon einen Stromschlag bekommen! Die Elektrizität war über den Wasserstrahl zu Aquana geleitet worden!


    „Guter Einfall, Magnetilo!“, lobte ich. Auf dem Feld herrschte für einen Moment Stille, während sich die Kontrahenten ein wenig erholten. Beiden war ihre Erschöpfung anzumerken, da sie schwer atmeten. Außerdem stand Aquana nach seinem Aufstehversuch sehr wackelig auf seinen Beinen und Magnetilo schwebte nur ein kleines Stück über dem Boden. „Komm schon, Magnetilo! Streng dich an!“, kommandierte ich energisch. Das metallene Wesen gab summende Laute von sich und flog unter großer Anstrengung ein wenig höher und näher an seinem Gegner. Plötzlich sah man seinem Blick einen Kampfeswillen an, der just in diesem Moment so aufflammte, wie ich es bei dem Magneten nur selten gesehen hatte. Anscheinend hatte es sich meine Worte zu Herzen genommen und wirkte auch wieder energiegeladener. Durch den Magneten angestachelt, versuchte nun auch Aquana, wieder fester auf seinen Pfoten zu stehen. Es biss die Zähne zusammen und lief ein paar Schritte auf mich zu. Ich sah an Komomos Lächeln, wie zufrieden sie mit ihrem Pokémon war.


    „Also, weiter geht’s! Ultraschall, los!“, befahl ich zufriedener. Gleich darauf flogen erneut schnelle, große Schallwellen durch die Luft. Diese wurden allerdings von Aquana mit einem interessanten Kniff abgeblockt: Es machte sich so klein wie möglich und ließ seinen Kopf kreisen, während es einen Wasserstrahl von sich gab. Es entstand ein Schutzschild aus einer sich stark bewegenden Wassersäule, an dem die breiten Ultraschallwellen abprallten, ohne Schaden anzurichten. Funkelte Wassertropfen rieselten hinab. Ein schönes Bild, doch verhinderte diese Taktik meinen Sieg.


    Da kam mir eine zündende Idee: Wasser leitete ja Strom! Und Elektrizität wurde von Magnetilo genutzt! Günstig für mich war auch, dass sich Aquana so weit wie es ging zusammengerollt hatte, denn so könnte mein Angriff noch effektiver werden.


    „Weiter Ultraschall! Nähere dich Aquana!“ Wie aufgetragen kam mein Pokémon seinem Gegner immer näher. Dabei unterbrach es seine Attacke nicht, die nach wie vor von der Wasserblockade abgeleitet wurde. Aquana musterte mein Pokémon argwöhnisch, eine neue Form der Attacke abwartend. Sein Schweif zuckte nervös, seine Augen fixierten keinen anderen Punkt als den fliegenden Magneten. „Gut, Magnetilo! Schick nun einen Donnerschock auf deine Schallwellen!“ Magnetilo stoppte seinen Beschuss, um die als letztes abgesonderten Ultraschallwellen mit seinem Donnerschock zu treffen und somit zu verstärken. Ein gelbes Funkeln umgab die abgesonderten Attacken und ein knisterndes Geräusch war zu vernehmen. Nun waren die Schallwellen elektrisch geladen, und als diese dann den Wasserschild trafen, ging die Elektrizität direkt über den Wasserstrahl zum Ursprungsort zurück – Aquana. Das Pokémon wurde von einem starken elektrischen Schock getroffen und schrie vor Schreck und Schmerz auf. Gleichzeitig verschwand der Wasserschild, da Aquana seinen ungewöhnlichen Einsatz der Aquaknarre unterbrach, sodass Magnetilo schnell noch auf mein Geheiß hin eine Salve Superschallwellen hinterher schicken konnte. Auch diese Aktion verfehlte seine Wirkung nicht. Das Wasser-Pokémon taumelte und blickte sich benommen um. Sein Gleichgewichtssinn geriet aus dem Ruder. Nun, geschwächt und völlig neben sich stehend, war Aquana ein leichtes Ziel.


    „Noch einmal den Ultraschall und dann haben wir es!“, sprach ich siegessicher. Der Magnet gab ein lautes, summendes Geräusch von sich und startete den Angriff auf das sich gerade aufrappelnde Wasser-Pokémon. Aquana reagierte aufgrund seiner Verwirrtheit nicht schnell genug, wurde durch den harten Aufprall der Wellen weggeschleudert, landete daraufhin hart auf dem Boden und war sofort kampfunfähig. „Überraschend schnell…“, murmelte Komomo, rief ihren Schützling zurück in seinen Ball, lobte ihn trotzdem für seinen Einsatz und verließ ihren Platz, um den weiteren Kampfverlauf Umeko zu überlassen. Diese nahm nun ihre Position ein. Auch sie zog eine rot-weiße Kapsel aus einem verzierten kleinen Beutel und hielt ihn vor sich, um ihn mir energisch zu präsentieren. Der Ball glänzte im Licht, so als wäre er erst poliert worden.


    „Gut, nun habe ich gesehen, dass Ihr eine originelle Strategie verfolgen könnt. Wirklich interessant. Doch ob euer Magnetilo auch gegen meinen Partner bestehen kann? Das wird sich nun zeigen! Psiana, los!“ Sofort warf das zweite Kimono-Girl einen Pokéball in die Luft, aus welchem dann ihr Psycho-Pokémon erschien. Seidig glänzte sein Fell im hellen Licht und Psianas blau-violette Augen waren wirklich unheimlich. Sie wirkten, als wären sie so tief wie das Meer, doch komischerweise schienen sie auch wie eine schützende Eisschicht zu sein, die alles abblockte. Jeglicher Zugriff zu seinem Inneren wurde wie auch schon bei Aquana total verweigert. Das majestätische, elegante Wesen wirkte schon fast kalt und auch emotionslos. Trotzdem, jedes Pokémon war irgendwie zu schlagen!


    „Gut, ich lasse Magnetilo auf dem Feld!“, entschied ich. „Der erste Zug gebührt Euch“, antwortete Umeko daraufhin. Wie sie wollte… Dann würde es so sein. „Magnetilo, Donnerwelle! Doch bewege dich vorsichtig!“ Geschickt näherte sich mein Kampfpartner dem Gegner und umkreiste diesen sehr schnell. Psiana wusste nicht, woher der Angriff kommen würde und folgte mit seinem Blick Magnetilo. „Jetzt!“, rief ich und ein Strahl elektrischer Ladung bewegte sich auf das Psycho-Pokémon zu. Doch dann kam die Überraschung: Anders als vermutet, hatten das Pokémon und seine bekannte Trainerin doch eine Lösung gefunden, denn schon ließ Psiana auf Umekos Anweisung hin ein gelb glänzendes Lichtschild erscheinen, das sich wie eine Box um seinen Anwender formierte und an welchem die Donnerwelle einfach abprallte.


    „Wow!“, entfuhr es mir. Auch Magnetilo wirkte überrascht. Es hielt in seiner Bewegung inne und fixierte seinen Gegner. Das stählerne Wesen schien geradezu fasziniert. Doch dann startete es plötzlich einen Versuch im Alleingang – hatte sich nun etwa erneut sein Kampfgeist aktiviert? Blitzschnell schwebte der Magnet mit einem verärgerten Summen auf die Katze zu. Er war wütend, weil seine Attacke so einfach gekontert worden war. Nun wollte es beweisen, was es konnte! Seine Geschwindigkeit vergrößerte sich immer weiter, während es sich in einer Art Sturzflug der Katze näherte. Ehe Psiana sich versah, und kaum dass das Lichtschild verschwunden war, wurde es von einem harten Tackle Magnetilos erwischt und flog ein paar Meter durch die Luft.


    „Psiana, behelfe dir mit deiner Konfusion!“, rief Umeko daraufhin aufgeregt und besorgt zugleich. Ohne selbst Schaden zu nehmen wendete ihr Pokémon seine psychischen Kräfte an, um sich in der Schwebe zu halten, so zum Stehen zu kommen und den Aufprall gegen die Wand zu vermeiden. Man sagte wirklich nicht umsonst, dass Psycho-Pokémon mit die härtesten Gegner seien. Schade, das hätte gut klappen können… Auch Magnetilo brummte wütend. „Und nun Psystrahl auf deinen Gegner!“, rief das Kimono-Girl energisch. Eine lilafarbene Welle aus Energie wurde von dem roten Stein auf Psianas Stirn ausgesendet, welche meinen Partner traf und dieses sogar so mitnahm, dass das Elektro-Pokémon zu Boden sank. Es vergingen ein paar Augenblicke, doch der Magnet rührte sich nicht mehr.


    „Ist Magnetilo besiegt?“, fragte ich mich erstaunt. So schnell war es kampfunfähig? Hmpf. Na toll… „Es scheint tatsächlich so, als würdet Ihr ein neues Pokémon aufs Feld rufen müssen“, sagte Komomo und zeigte mir ein zufriedenes Grinsen. „Da habt Ihr Recht“, gab ich verbissen zu und rief das geschlagene Wesen zurück in seinen Pokéball. Nun galt es, mein zweites Pokémon strategisch clever einzubringen. Psiana war sicherlich ein härterer Brocken, als ich vermutet hatte, aber ich würde das Kind schon schaukeln. Glücklicherweise hatte ich von meinem Vater das Pokémon bekommen, welches ich nun einsetzen würde. Mein neuer Partner kam aus der großen Sinnoh-Region, und war für mich rausgesprungen, nachdem Team Rocket einmal für kurze Zeit einen Pakt mit dem Team Galaktik eingegangen war. Für mich waren diese Typen nur übermütige Trainer mit komischen Frisuren, aber na ja. Wenigstens hatte ich nun…


    „Snibunna!“ Ein schwarzes, auf zwei Beinen sehendes Wesen mit rotem Kopfschmuck erschien vor mir und grinste hämisch. Mit seiner verschlagenen Art hatte es seinen Gegner, Psiana, schon ins Visier genommen und ließ seine langen Krallen im Licht aufblitzen. Als ich das Pokémon bekommen hatte, war es, im Gegensatz zum Exemplar meines Vaters, bereits in der weiterentwickelten Form gewesen, weshalb Snibunna anfangs auch schwerer zu handhaben gewesen war. Doch mit Disziplin, wachsender Erfahrung und vergehender Zeit hatten wir uns immer besser aufeinander eingestimmt. „Interessant, das ist ein seltenes Pokémon hier in Johto. Es ist mir eine wahre Ehre, gegen eine solche Besonderheit anzutreten“, schwärmte Umeko sofort. „Danke, aber trotzdem solltet Ihr euer Bestes geben“, antwortete ich. Daraufhin wurde der Blick der jungen Frau grimmig und entschlossen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versteifte sich. „Das hatte ich auch vor. Psiana, nutze dein Psycho-Plus!“, befahl sie kühl. Auf diese Anweisung hin bildete sich um Umekos Pokémon eine violett schimmernde Aura, welche nicht nur dessen Fell wunderbar funkeln ließ, sondern auch noch seine psychischen Fähigkeiten verstärkte.


    „Jetzt scheint sie wirklich aufs Ganze zu gehen. Umeko will den Kampf anscheinend schnell beenden“, erkannte ich.


    „Deine Konfusion, los!“ Die Katze konzentrierte ihre Kräfte in dem roten Stein auf seinem Kopf, bevor es seinen Angriff aktivierte. Das machte Snibunna zwar wütend, als sich die lila schimmernde Hülle um es legte, fügte aber dank seinem Typanteil Unlicht dem Pokémon keinen Schaden zu. Wütend versuchte sich mein Partner, aus der Bewegungslosigkeit zu befreien, und ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten. Doch am Ende rührte es sich keinen Millimeter und vermochte nicht, die Barriere zu durchbrechen. „Nun Eisenschweif!“, befahl das Kimono-Girl. Und damit hatte sie mich. Mist! Snibunna konnte nicht ausweichen, und aufgrund des Eis-Anteils in Snibunnas Typenkombination war das Ganze auch noch relativ effektiv. Was blieb mir nun? Es musste doch eine Konterattacke geben, die keine Bewegung des Anwenders brauchte, anders als Spukball oder dergleichen!


    „Aber klar!“, rief ich erfreut aus, als mir endlich die rettende Idee kam. Ich wartete, bis Psiana kurz davor war, meinen Partner mit seinem nun silbrig glänzenden Schweif zu treffen. Das Psycho-Pokémon kam uns immer näher und ich sah seine Zähne hervor blitzen. Es war wohl seine Art eines hämischen Lächelns. „Snibunna, Dunkelklaue!“, gab ich nun mein Kommando zum Konter. Diese Attacke brauchte zwar normalerweise eine kräftige Armbewegung, um sie auszuführen, doch dieses Mal brauchte Psiana nur in die Klaue zu rennen. Blitzschnell sammelte mein Pokémon einen Teil seiner Energie und eine schwarze Aura legte sich wie ein Mantel um Snibunnas Hand, deren Form sie vergrößert nachahmte. Aus dieser Ummantelung bildeten sich so ebenfalls lange Krallen heraus. Psiana wurde von dem Konter so überrascht, dass es den eigenen Angriff aus Furcht abbrach und versuchte, zum Stehen zu kommen. Hektisch bemühte es sich, die Richtung zu wechseln und einen erneuten Versuch zu wagen. Doch es war zu spät: Das Psycho-Pokémon rannte direkt auf Snibunna zu und wurde von dessen Dunkelklaue schwer getroffen. Die aus Energie geschaffenen Krallen gruben sich in die Flanke der Katze. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte Psiana weiter, kam zur Ruhe und fiel schwer atmend auf die Erde.


    „Oh nein, Psiana!“, rief dessen Trainerin besorgt. Mühsam versuchte das Pokémon, welches vorhin noch so überaus elegant verhalten hatte und nun total zerzaust wirkte, wieder aufzustehen. Sein Wille zum Sieg half ihm und es schien so, als könne es vielleicht gerade so noch einen Angriff starten. Doch die Möglichkeit wollte ich ihm gar nicht erst lassen. Inzwischen hatte sich auch die Wirkung der Konfusion aufgelöst und Snibunna war voll handlungsfähig. Ein fieses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es wollte den Triumph!


    „Snibunna, gib ihm erst gar keine Chance mehr!“, befahl ich meinem Partner. Es lachte unheimlich, sprang nach oben, formierte einen Teil seiner Kraft zu einem Ball dunkler Energie und schoss diesen dann auf seinen Gegner ab. Es gab einen Knall, Rauch stieg auf. Damit waren Umeko und ihr Kampfpartner wohl besiegt, denn deren Pokémon blieb bestimmt regungslos auf dem Boden liegen. Ich glaubte nicht, dass der Kampf noch fortgesetzt werden würde. Doch als sich der Rauch verzog, bildete sich langsam ein Schemen heraus. Wenig später war Psiana sichtbar, auf allen vier Pfoten stehend. Sein Schweif glänzte silbern und zuckte. Die Katze hatte ihre Krallen ausgefahren und knurrte Unheil verheißend. Snibunna staunte und auch ich guckte nicht schlecht. Anscheinend hatte es unser Gegner doch noch geschafft, mit einem Eisenschweif den Spukball abzuwehren. Und bevor wir damit rechneten, spurtete Psiana auch schon auf seinen Kontrahenten zu. Aber anstatt sich einer seiner psychischen Attacken zu bedienen, setzte es Snibunna mit einem gehörigen Tackle zu, woraufhin sich dieses mit seinen Krallen im Boden verankerte um nicht umgeworfen zu werden. Ohne dass irgendjemand von uns eine Attacke befehlen musste, griffen sich die Wesen erneut an. Während sich die Katze mit ihren Krallen im schwarzen Fell meines Pokémon festhielt, wurde ihr mit einem Biss zugesetzt, den Snibunna in den Nacken des Wesens ausführte. Kampfschreie waren zu vernehmen, bevor die Kontrahenten wieder auf dem Boden landeten.


    Beide rappelten sich auf und gingen erneut aufeinander los. Doch bevor das Wesen der Nacht von Umekos Pokémon getroffen wurde, tänzelte es an seinem Gegner vorbei und boxte diesem in die Flanke. Psiana, welches ursprünglich hatte einen Psystrahl einsetzten wollen, fiel und rollte über den Boden. Snibunna eilte ihm hinterher, wobei es eine Dunkelklaue vorbereitet hatte. Es wollte gerade auf das gestürzte Pokémon einstechen, als plötzlich Umeko dazwischen rief.


    „Es ist genug! Ich darf euch gratulieren, der Sieg gebührt wahrlich euch!“ Umeko ging über das Kampffeld zu ihrem Pokémon und streichelte dessen Kopf. Schweigend, doch mit einem lobenden Lächeln rief sie Psiana in dessen Ball zurück. „Nach diesem Angriff war absehbar, dass wir verlieren würden. Kein Pokémon sollte unnötig Schmerzen erleiden. Von daher schenken wir euch den wohlverdienten Sieg.“ Umeko und Komomo verbeugten sich. „Danke“, reagierte ich und schickte überrascht auch meinen Kampfpartner zur Ruhe. Nun wusste ich also, dass es garantiert Snibunna war, welches momentan das wenigste Training brauchte. Seine Attacken waren stark und sein Kampfeswille sowieso ausgeprägt. Interessant, zu beobachten, welche Kampfstrategien es gab. Umeko und Komomo hatten sicher viel Arbeit in ihr Training gesteckt. Als Trainer schien ich meine Pokémon doch auf ein hohes Level gebracht zu haben, was ihre Stärke anging. Schließlich hatten wir sie trotz allem beide geschlagen.

  • so, nach einer weile in den usa und einer dadurch bedingten pause bin ich nun doch vorzeitig wieder heimgekehrt und stelle nun deswgen das kapitel 17 online.
    ich habe die kapitel alle überarbeitet und in neuen versionen hochgeladen. so hoffe ich, dass sich mein schreibstil nun ein wenig verbessert hat und natürlich auch, dass dieses kapitel gut ankommen wird.
    auf kommentare würde ich mich wieder freuen.



    Kapitel 17: Team Rocket! (Clarice)


    Inzwischen war es Dienstagvormittag, also stand unser Einsatz an. Wobei, ich würde nur Anweisungen geben und alles überwachen müssen - die Arbeit hatten die Rüpel in meinem Team zu erledigen. Wir waren alle im Wald in unmittelbarer Nähe zur Bühne positioniert, auf welcher Eich elf Uhr, also in rund einer halben Stunde, auftreten sollte. Alles war vorbereitet und die Mitarbeiter, welche von uns eingeschleust worden waren, kümmerten sich nun eigentlich nur noch darum, dass sie an der richtigen Position waren. Der Rest der Rüpel war ringsum im Wald nahe dem kleinen Ort versteckt, damit man nicht unseren genauen Standort lokalisieren konnte und würde in Aktion treten, wenn der Professor den Preis des Quiz überreichen wollte. Wie wir in Erfahrung gebracht hatten, sollte sich der Sieger eines der drei Starter-Pokémon Kantos aussuchen und seinem Team hinzufügen können. Und diese Pokémon würden wir stehlen, um ein Zeichen zu setzen, dass Team Rocket zurück war. Ansonsten gab es noch das Übliche: Chaos und Verwirrung stiften. Der Tag war also schon komplett durchgeplant. Wenn wir das durch hatten, konnten wir wenigstens wieder alle ins HQ zurück, wo bestimmt schon Silver auf mich warten würde. Silver… Wieder einmal dachte ich an sein rotes Haar, dessen Farbe unterbewusst auch meine Wangen annahmen, sein aufmunterndes Lächeln von vorhin, seine Entschlossenheit im Kampf…


    Ich geriet total ins Träumen, und so wurde ich durch die Stimme eines anderen Teamleiters aufgeschreckt, als dieser mich ansprach: „Hey, Clarice. So heißt du doch, oder? Clarice?“ Es war der Typ mit den grün gefärbten Haaren. Einer der anderen beiden Teamleiter. „Ja, das bin ich. Was gibt es?“ Was wollte er von mir? „Na ja, ich wollte dich nur vorwarnen“, antwortete er. „Vorwarnen? Wieso?“, fragte ich. Langsam wurde ich unruhig. Wollte er mir etwa Angst machen?! „Die Warnung ist vor mir und Kaito, wenn du dein Team nicht unter Kontrolle hast und wegen euch alles misslingt. Wir wissen nämlich im Gegensatz zu dir, wie man so etwas organisiert“, grinste er frech. „Wir sind nämlich keine Anfänger!“, lachte nun auch – Kaito? –, welcher in der Nähe gestanden hatte.


    „Hör mir mal genau zu“, meinte dieser nun zu mir und näherte sich mir immer weiter. Dann packte er mein Kinn und zwang mich so, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Du bist noch Amateur. Geh nach Hause! Was willst du denn bei den Rockets?“, lachte er. Das war zu viel. So etwas ließ ich mir doch nicht bieten! Justus und Kaito… Zwei völlig überhebliche Teamleiter! Ich war schon in höheren Positionen als diese Idioten gewesen! Vor Wut völlig aus dem Häuschen gab ich Kaito eine ordentliche Ohrfeige, woraufhin diesem nur der Mund offen blieb und sich die Wange rieb. Ein roter Handabdruck war dort zu sehen, wo ich ihn getroffen hatte.


    „Du ungehobelter Klotz!“, schrie ich. „Ich war schon höher gestellt als ihr es jemals sein werdet! Ich war in Mahagonia City Assistentin des Unteroffiziers!“ „Ach Gott, jetzt kriegt es die Kleine wohl mit der Angst zu tun und prahlt mit etwas, dass sie gerade erfunden hat!“, lachte Justus, und wieder stimmte Kaito trotz seiner Verwunderung ein. „Glaubt doch was ihr wollt, aber es stimmt!“, murrte ich und stapfte sauer davon. „Idioten!“, rief ich noch zurück, bevor ich für mich beschloss, mich nicht mehr über diese Rüpel aufzuregen. Ich gesellte mich zu meinen Teammitgliedern und beobachtete wieder die Bühne.


    „Sie hat wirklich Temperament. Clarice hat es dir gezeigt, hm?“, machte sich Justus dann über Kaito lustig, welchem ich ja zuvor eine saftige Ohrfeige gegeben hatte. „Halt du bloß die Klappe“, grummelte dieser und rieb sich die Wange. „Das zahle ich ihr noch heim, du wirst sehen…“



    (Kotone)
    Kisho und ich standen bereits vor der Bühne, um die sich nun eine immer größere Menschenmenge scharte. Es war eine einfache Holzkonstruktion, welche sich auf einer großen Grasfläche befand. Gesäumt wurde diese von einem dichten Mischwald. Die Sonne sorgte für angenehme Temperaturen und ich hatte gute Laune. Punkt elf Uhr ging es dann auch los: Mit einem spektakulären Auftritt, bestehend aus einem großen Licht- und Musikspiel, kam dann auch der auf die Bühne, wegen dem alle gekommen waren - Professor Eich. Jubel brach aus, und der ältere Mann grinste zufrieden aufgrund seines Ruhmes. Er war eine der Berühmtheiten in allen Regionen und hatte viel Bewundernswertes in seiner Karriere vorzuweisen.


    „Hallo, liebe Pokémon-Freunde! Seid ihr bereit, euer Wissen zu testen? Alle Mutigen, die bereit sind, stellen sich nun dem ultimativen Kanto-Pokémon-Quiz!“, rief er fröhlich und wieder gab es großen Applaus. „Dieses Quiz besteht aus drei Runden! In der ersten Runde muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, und die zehn Besten mit den meisten Punktzahlen von euch kommen in Runde zwei! In dieser werden von mir Pokémon beschrieben, und wer meint, das Pokémon erkannt zu haben, drückt auf den Buzzer. Die beiden Kandidaten, welche zuerst fünf Punkte ergattert haben, messen sich dann im großen Finale!“, erklärte der Professor und ich war entschlossener denn je, hier mein Bestes zu geben. Ich kannte den Preis noch nicht, doch ich wollte um ihn kämpfen. Es war mein Wettbewerbsgeist, der sich aktiviert hatte. Ich sah die entschlossenen Blicke der anderen Trainer. Jeder hier wollte sein Wissen unter Beweis stellen, genau wie ich.


    „Gut, alle die teilnehmen wollen, bitte auf die Bühne! Hier bekommt ihr einen Fragebogen und einen Stift ausgehändigt, um euch der ersten Herausforderung zu stellen!“ Der Professor winkte das Publikum zu sich und gleich darauf kam die Menschenmenge in Bewegung, während sich immer mehr Personen zu dem Professor gesellten. Wie viele Kandidaten würden es wohl sein? Die Menschenmasse hier war beachtlich. „Okay, Kisho - bereit?“, fragte ich. Mein Begleiter lächelte, nickte und wir holten uns je einen Stift und einen Fragebogen ab. Die meisten setzten sich auf die Bühne, um die ihnen gestellten Fragen zu beantworten. So taten wir das auch.


    „Das Zeitlimit für die Beantwortung der Fragen beträgt 15 Minuten! Und los!“, sagte Eich und schon überflogen alle schnell ihr Blatt. „Gut, erste Frage: Nenne die letzte Entwicklungsform eines Shiggy! Ah, das ist leicht! Turtok!“, ging ich in Gedanken die erste Frage durch und schrieb meine Antwort auf das Papier. „Frage zwei: Nenne das Pokémon mit der Nummer 58 im nationalen Pokédex, welches aus Kanto kommt!“ Hierbei handelte es sich um eines meiner liebsten Pokémon, und dieses hatte ich schon oft gesehen. „Fukano!“ Wieder flog mein Kuli über den Fragebogen, und spielend leicht schaffte ich auch die Fragen drei und vier. Doch dann wurde es wirklich knifflig: „Nenne das genaue Gewicht eines Rihorn, so wie es im Pokédex zu finden ist! Oh mein Gott, ich hab doch keine Ahnung! So was merke ich mir doch nicht!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kisho grinsend und schnell sämtliche Antwortspalten füllte. Oje, wenn die Anderen genau so schlau waren wie er, dann hatte ich doch keine Chance! Vor Aufregung errötete ich und geriet in Panik. In meinen Händen knickte ich das Papier, als sich meine Finger fester um das Blatt schlossen. „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott... Egal, nächste Frage! Schnell!“ So gut wie ich konnte versuchte ich auch, die anderen Fragen zu lösen. Zwar beantwortete ich die restlichen Fragen, doch bei vielen Antworten war ich mir unsicher.


    „Die Zeit ist um!“, ertönte nun abermals die Stimme von Professor Eich. Entmutigt sah ich hinüber zu Kisho, welcher meinen traurigen Blick bemerkte und mich mit einer Geste darauf hinwies, dass ich die Mundwinkel hochziehen und lächeln sollte. Da er bei dieser Geste, in welcher er mit seinen Fingern seine Mundwinkel hochzog, wirklich witzig aussah, musste ich kichern, und er zeigte mir den Daumen nach oben, nach dem Motto: „So ist´s richtig! Nur Mut!“ Dann gab ich meinen Zettel ab und hoffte einfach auf das Beste.


    „Gut, ihr Lieben, es wird nun ein wenig dauern, bis die Zettel ausgewertet sind. Ich werde euch informieren, wer weiter machen darf und wann wir den Wettstreit fortführen“, sagte Professor Eich bald darauf. Er fuhr sich durch das graue Haar und verschwand kurz hinter der Bühne. Daraufhin begab ich mich zu Kisho. Er wirkte ganz zufrieden, doch fixierte er mich aufmerksam, sobald er mich sah.


    „Oje, ich wette, ich bin draußen“, sprudelte es sofort aus mir heraus. Mein Freund blickte mich daraufhin nur kopfschüttelnd an und meinte: „Koto, das will ich nicht hören! Lächeln! Wir haben viel gelernt. Du weißt doch, mit dem Pokédex.“ „Ja, schon, aber…“ Ich wurde just in diesem Moment in meinem Satz unterbrochen, weil Kisho plötzlich meine Hände ergriff und sein Blick so starr auf mich gerichtet war, dass ich mich ihm nicht entziehen konnte. Sanft strich der Blondhaarige mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du bist das Mädchen, welches sich in meinem Freundeskreis am besten mit Pokémon auskennt. Wenn du es nicht schaffen würdest, wer sollte es dann von den Anderen am ehesten hinbekommen, hm? Ich glaube an dich, und das solltest du auch tun. Lass dich nicht unterkriegen. Du hast es dann eben versucht, und fertig. Du hast nichts zu verlieren und geschadet hat es dir wenn dann auch nicht. Also, Kopf hoch und blick optimistisch nach vorne.“ Durch diese Worte wurde ich wirklich aufgebaut, und vor Dankbarkeit fiel ich meinem Freund um den Hals. Kisho grinste leicht verlegen und ließ mich dann wieder los.

  • Yeah, it´s going weitaaa ^^
    Also, dann will ich doch gleich mal das neue Kapitel kommentieren...
    Zu erst mal: Ich liebe ja generell Shippinggeschichten, aber deine gefällt mir da richtig gut. Mag ja sowieso diese Beste Freunde --> Liebespaar Shippings... ^^ Also: Schon mal der erste Pluspunkt. Außerdem finde ich, dass du das alles auch sehr schön umsetzt.
    Das Kapitel selbst hat mir auch sehr gut gefallen, bin gespannt, wie der Auftrag vom TR läuft... vllt. klappt´s nicht und Silver tröstet dann Clarice... Sry, meine Fantasie oO Jedenfalls erwarte ich das nächste Kapi mit Spannung, mal sehen, wie du das machst ;)
    Und ich hoffe ja, dass Kotone oder Kisho gewinnen... Wobei´s für Kotone ja knapp werden könnte... Aber sowas denkt man ja oft und dann merkt man, dass man doch gut war... Hab nicht allzuviel Zeit, deshalb nur kurzer Kommi, ab dem nächsten Kapitel wird´s mehr, versprochen ^^
    LG´s
    ~Mizu~


    P.S.: Was ich beinahe vergessen hätte: PN-Benachrichtigung hätt ich gern ^^

  • Kapitel 18: Runde zwei! (Kisho)


    Nachdem alle Zettel ausgewertet waren, betrat Professor Eich erneut die Bühne. „Gut, die Ergebnisse stehen fest! Aufgepasst, ihr Lieben! Ich erinnere: Nur die zehn Besten kommen weiter in Runde zwei! Und ohne groß Worte zu verschwenden, sage ich nun die Namen dieser Teilnehmer! Es geht los!“ Der erste Name, den der Professor von einer Moderationskarte ablas, war der eines Mädchens, welches wohl ungefähr in meinem Alter war. Dieses sollte sich gleich an eines der Pulte mit einem Buzzer stellen, welche inzwischen positioniert worden waren. Zehn an der Zahl, alle weiß und mit je einem roten Buzzer ausgestattet. Der Name des ersten Mädchens war Janice. Diese stellte sich daraufhin an das erste der Pulte und wirkte recht selbstzufrieden. Dann kam Kishos Name, woraufhin dieser ein freundliches Lächeln aufsetzte und ich ebenfalls glücklich war, weil er im Wettbewerb weiter kam. Des Weiteren kamen noch zwei Jungen sowie drei Mädchen in die nächste Runde.


    „Und nun haben wir schon sieben unserer zehn Kandidaten dabei! Der nächste Name!“ Und tatsächlich geschah das Unfassbare: Mein Name wurde genannt! Ich schrie schon fast vor Glück und eilte fröhlich über den Holzboden der Bühne zum Pult neben Kisho, wobei wir uns fünf gaben. Zufrieden blickte ich zu den Zuschauern und legte meine Hände auf das Pult. Er gab mir ein Thumbs-Up und wir beide grinsten. Mein Herz schlug schneller vor lauter Euphorie.


    „Du hast es doch geschafft, siehst du?!“, meinte Kisho zu mir und ich nickte nur. Nie hätte ich mit einem Weiterkommen gerechnet! Die restlichen zwei Namen wurden bekannt gegeben, und der Rest der Teilnehmer ging betrübt von der Bühne. Diese waren ausgeschieden, doch das interessierte mich gerade relativ wenig. Viel zu glücklich war ich aufgrund meines guten Abschneidens. Ich würde auch weiterhin mein Bestes geben und mir den Preis schnappen!


    Schon baute sich unser älterer Quizmaster vor den verbliebenen Kandidaten auf: „Runde zwei! Vor euch stehen Pulte mit je einem Buzzer. Wer die Antwort auf meine Fragen weiß, drückt. Wie ich bereits erwähnte, dreht es sich nun um die Beschreibung von Pokémon. Legen wir gleich los! Mal sehen, wer von euch mit fünf ergatterten Punkten ins Finale zieht! Nur zwei Kandidaten werden unsere Finalisten sein! Also dann, Pokémon Nummer eins: Welches Pokémon hat drei Stacheln und eine gelbschwarze Färbung? Es besitzt auch zwei Flügel!“ Das wusste ich und buzzerte. „Kotone, wie ist deine Antwort?“, fragte Eich freundlich lächelnd. „Es ist ein Bibor gemeint!“, sagte ich und war schon fast ein wenig stolz auf mich, als der erste Punkt auf mein Konto ging. Aber sicher war die erste Frage immer die einfachste.


    „Nummer zwei! Welches Wesen ist grau, steht auf vier Beinen und hat große körperliche Kräfte? Mental ist dieses Pokémon aber eher unterbegabt.“ Kisho ergatterte sich die Antwortmöglichkeit und erkannte ein Rihorn. Punkt eins für ihn, sehr gut. So ging es immer weiter. Ein anderes Mädchen war auch sehr reaktionsschnell und hatte die richtigen Antworten parat, sodass sie schnell drei Punkte hatte. Sie war unsere härteste Gegnerin und das erste Mädchen gewesen, deren Namen für diese Runde genannt worden war. Janice. Sie besaß blondes Haar, blaue Augen und trug ein grünes T-Shirt kombiniert mit einem Jeansrock. Nicht, dass die Anderen nicht schlau gewesen wären, aber ihre Reaktionen waren zu langsam. Auch Kisho hatte einen Lauf und war relativ bald der erste Finalist, denn er hatte fünf Punkte gesammelt. Ich blickte ihn wohlwollend an, war aber trotzdem bereit, mein Bestes zu geben. Auch wenn es sein konnte, dass Kisho und ich im Finale gegeneinander antraten, so ließ ich mich davon nicht beeinflussen. Ich hatte zwei Punkte auf meinem Konto, und lieferte mir mit Janice ein ständiges Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann stand es vier zu vier.


    „Die Entscheidung für den zweiten Finalisten scheint nun zwischen Kotone und Janice zu fallen! Nun, also los: Welches Pokémon hat einen kräftigen Händedruck sowie eine Krone, ist rötlich gefärbt und schlecht im Sprint?“


    „Ach je. Kräftiger Händedruck… Muss wohl ein Muskelprotz sein. Aber die stärksten Pokémon, die ich kenne, laufen auf zwei Beinen, dürften also im Sprint nicht schlecht sein. Mit vier Beinen wird die Zahl der starken Pokémon geringer, aber diese sollten auch nicht über ihre eigenen Füße stolpern. Sechs Beine? Vielleicht, allerdings fällt mir da gerade kein Pokémon ein. Und rot? Also muss es schon auffälliger sein. Rötlich sind doch Krabben, und dazu würde auch der kräftige Händedruck passen – die Scheren! So bleiben noch Krabby und Kingler. Und eine Art Krone kann man nur bei Kingler erkennen!“


    Schnell drückte ich auf den Buzzer und schrie: „Kingler!“ „Korrekt! Und damit steht Kotone im Finale!“, rief Eich und Kisho sowie das Publikum applaudierten mir. Ein dickes Grinsen stand mir mal wieder auf das Gesicht geschrieben. Mein blondhaariger Freund und ich fielen uns glücklich in die Arme. Der Sieger dieses Wettbewerbes würde also tatsächlich einer von uns sein! Wutschnaubend ging Janice davon, und die anderen Kandidaten folgten ihr stillschweigend. Kisho und ich blickten uns lächelnd an. Wir hatten es wirklich geschafft! Wie wohl die finale Runde aussah? Und wer von uns beiden würde am Ende den Sieg davon tragen?


    „Dann wollen wir den Beiden mal die Regeln des Finales erklären!“, sagte unser Quizmaster, während ein kleines Podest hochgefahren wurde, auf welchem drei glänzende Pokébälle lagen. „Ihr sucht euch jeder eines der drei Pokémon aus. Hierbei handelt es sich um die drei Starter in Kanto – Bisasam, Glumanda und Shiggy. Mit diesen Pokémon kämpft ihr dann fair gegeneinander und der Sieger darf das Pokémon behalten, mit dem er den Kampf bestritten hat. Na, ist das denn ein Preis für einen Sieger oder nicht?“ Neid und Applaus kamen als Reaktionen aus dem Publikum.


    „Ein neues, eigenes Pokémon wenn ich gewinne? Das wäre tatsächlich fantastisch!“ Mein Kampfgeist flammte nun richtig auf. Kisho und ich waren zwar die besten Freunde, aber einfach würde ich es ihm nicht machen! Kisho sah durch meine Körpersprache wohl mein Temperament und grinste. Auch ich sah seine Entschlossenheit aufblitzen und er nickte mir zu. Möge der bessere gewinnen!


    (Clarice)
    „Hey, die Pokébälle liegen frei! Sollen wir sie uns jetzt holen?“, wurde ich von einem der mir unterstehenden Rüpel gefragt, während ich das Geschehen durch ein schwarzes Fernglas beobachtete. „Nein, wir warten noch. Sind die Pokémon müde kann man sie leichter fangen. Wir schlagen zu, wenn der Sieger feststeht“, antwortete ich. „Sehr wohl!“, reagierte der junge Mann und ging wieder davon. Komisch, dass ich Leute kommandierte, die älter waren als ich… Aber gut, ich hatte eben die besseren Leistungen abgeliefert und war deshalb befördert worden.


    Da lagen sie nun also – die begehrten Pokémon. Doch wir mussten uns in Geduld üben. Ich beobachtete nun, wie die Finalisten sich den Bällen näherten. Der Kampf versprach, unterhaltsam zu werden. Und hatten wir uns amüsiert, stifteten wir Unruhe – so dachten die Rüpel. Sie sahen es als Unterhaltung an und mochten es, den Schmerz anderer Menschen zu sehen, den sie sahen, wenn sie Pokémon stahlen. Doch mir widerstrebte diese Mission, generell wollte ich keine Aufträge mehr für Team Rocket ausführen. Doch ich musste, denn sonst würde ich hochkant rausgeworfen, bestraft oder sonst was mit mir gemacht. Und wo sollte ich dann hin? Leid erfüllte mich, wenn ich daran dachte, welch schreckliche Taten noch geplant sein könnten. Denn schließlich sollte das erst der Anfang sein. Hoffentlich konnte ich so bald wie möglich aus Team Rocket austreten. Doch erst musste ich etwas erledigen…

  • gawd, meine augen. ich sollte keine 18 kapitel langen ffs mehr auf speed lesen. (;


    spaß bei seite.
    man muss vorneweg nehmen, dass ich so hoffnungslos kitschig bin und generell nur shipping-ffs lese.


    ich bin mir ziemlich sicher, dass du DIE harukari bist, die mich damals als (uff..) unschuldiges kleines chelast97 (?!) dazu
    veranlasst hast, ffs zu schreiben.
    nicht ohne grund:


    ~ ich mag deinen schreibstil! im gegensatz zu mir bringst zu keine komplizierten und verschachtelten sätze, sodass
    die ff leicht und flüssig zu lesen ist.
    ~ deine grammatik und die rechtschreibung sind (soweit ich das jetzt auf meinem speed-run mitbekommen habe)
    fehlerfrei.
    ~ die storyline gefällt mir auch bis jetzt richtig gut! du schaffst es, ausgeglichen zwischen den charakteren zu wechseln
    (war das jetzt ein deutscher satz?^^) ohne dass es verwirrend wird. außerdem lockert es die story etwas auf, wenn
    nicht alle prestigeträchtigen ereignisse auf einmal passieren.


    soviel zu meinem supertollen kommentar. die nächsten male werde ich mich mehr auf den inhalt konzentrieren .. promise (;
    aber ich wollte dir unbedingt noch heute ein kommi da lassen.


    ich fänd's schön, wenn du mir eine pn schicken könntest, sobald das nächste kapitel online ist. (:


    ~Bini :3

  • Kapitel 19: Ein unerwartetes Ende (Kotone)


    Interessiert standen Kisho und ich vor den Bällen und wägten ab, welches Pokémon wir als Partner auswählen sollten. Schließlich ging es auch darum, welches Pokémon man bei einem Sieg trainieren konnte. Shiggy, Glumanda oder Bisasam… Die Entscheidung war nicht einfach, jedes der Wesen war sicher ein guter Gefährte.


    „Ich nehme dieses Bisasam hier!“, meinte Kisho entschlossen und griff sich den Ball ganz rechts. „Dann nehme ich Glumanda!“ Tja, nun war ich auch noch glücklicherweise wegen des Typs im Vorteil, doch ich hatte meinen jetzigen Kampfpartner nicht nur deswegen ausgewählt. Ich mochte die Stärke und die Anmut von Drachen-Pokémon. Und wenn ich tatsächlich Glumanda nach einem Sieg bei mir behalten durfte, so würde ich viel mit ihm trainieren. Schon bald würde es ein mächtiges Glurak sein! Ein mächtiger Gefährte, vor dem andere schnell eine gute Taktik aufweisen mussten.


    „Nun gut, ihr habt gewählt! Dann lasst das Finale beginnen!“, rief Eich, und nachdem wir uns richtig an den verschiedenen Enden der Bühne postiert hatten, warfen wir die Pokébälle, aus welchen sich Glumanda und das grüne Pflanzen-Pokémon befreiten. Die Flamme am Ende des Schweifes meines Pokémon zuckte und, wenn ich richtig sah, wurde bei dem Anblick seines Gegners auch ein wenig größer. Ich grinste. Temperamentvoll, flammend… Ja, ein idealer Partner für mich. Schnell reagierte ich und befahl die erste Attacke: „Glumanda, Glut!“ Ich hoffte einfach, dass das Pokémon diesen Angriff schon konnte. Und tatsächlich: Die Flamme am Schwanzende der roten Echse vergrößerte sich abermals bei der Vorbereitung der Aktion. Diese atmete tief ein und schoss wenig später, als sie ausatmete, dutzende heiße Feuerklumpen auf seinen Gegner ab. Es war ein vergleichsweise großflächiges Bomberdement auf das Pflanzen-Pokémon, was dieses ziemlich mitnahm, als es getroffen wurde. Es ächzte, rappelte sich wieder auf und zuckte angespannt mit den beiden Ranken, welche in diesem Moment aus den Ansätzen an der Knospe hervorgetreten waren. Kisho blickte aufmerksam zu seinem Partner, dann fixierte er Glumanda. Wie ich ihn kannte, analysierte er schnell seine Möglichkeiten.


    „Bisasam, reagiere mit deinem Rankenhieb!“, rief der Blondhaarige zu seinem Kampfpartner, woraufhin sich dieser in Bewegung setzte und auf den jungen Drachen vor mir zu lief. Es blieb weit genug in Distanz, um einem direkten Konter zu entgehen, aber nun konnte das Pflanzen-Pokémon doch ein wenig besser zielen. Blitzschnell ließ Bisasam seine Ranken vorschnellen, sodass sie wie Peitschen agierten. Sie bewegten sich schon fast zu schnell für menschliche Augen, doch genauso schnell wich mein Feuer-Pokémon aus, indem es einfach hochsprang, als der Angriff Bisasams erfolgte. Die Peitschen knallten mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch auf die Bühne, und Glumanda trat auf sie, als es wieder auf den Boden der Tatsachen zurück fiel. Bisasam schrie vor Schmerz und wollte sich befreien, weshalb es die Ranken zu sich zurückzog. Meinem Kampfgefährten nahm das jedoch regelrecht den Boden unter den Füßen, sodass er nach hinten fiel und sogleich ein paar saftige Ohrfeigen von den Ranken bekam.


    „Du bist gut, weil du deine Möglichkeiten im Fernkampf nutzt. Aber Glumanda und ich, wir lassen uns doch nicht unterkriegen!“, rief ich neckend zu meinem blondhaarigen Freund herüber. Dieser erwiderte mit einem Lachen und entgegnete: „Das will ich sehen! Bisasam, wickele es ein!“, antwortete der Junge kampfeslustig und schien sich sicher zu sein, gute Chancen auf einen Sieg zu haben. Schon war das Feuer-Pokémon, mit dem ich kämpfte, gefangen und konnte sich nicht bewegen, da grüne Stränge seinen Leib umhüllten. Sie quetschen die Echse und schnürten ihr die Luft ab. Das Wesen zappelte und versuchte heftig, sich zu befreien, was ihm allerdings nicht gelang.


    „Rasierblatt!“, befahl mein Freund, woraufhin ich mit dem Befehl zum Einsatz eines Flammenwurfes reagierte. Ich wusste nicht, ob Glumanda diesen schon beherrschte, doch es war am effektivsten gegen die breit gefächerte Attacke Bisasams. Schon flogen die rasiermesserscharfen Pflanzenteile auf den kleinen Drachen zu, welcher versuchte, einzuatmen und Energie für den Konter zu speichern. Doch die Stränge umschnürten ihn so fest, dass er seinen Brustkorb nicht ordentlich mit Sauerstoff füllen konnte, um damit die Feuerenergie zu verstärken. Und so geschah es, dass die Blätter ihr Ziel erreichten und großen Schaden anrichteten. Glumanda verzerrte das Gesicht vor Schmerz, nachdem es von den scharfen Pflanzenteilen geschnitten worden war. Noch während das Feuer-Pokémon dabei war, sich aufzurappeln und einen verzweifelten Befreiungsversuch zu starten, wies Kisho schon etwas Neues an, woraufhin das Pflanzen-Pokémon auf meinen Partner zu rannte und mit einer kräftigen Kopfnuss schon fast den Knock-Out dessen erzielte. Die Schädel der Kontrahenten prallten aufeinander und Kampfschreie beider Pokémon ertönten. Sie landeten auf dem Boden und Glumanda machte keinen besonders fitten Eindruck mehr. Es ließ den Kopf hängen und atmete schwer. Ich biss die Lippen aufeinander. Die Kollision hatte ja schon beim Zusehen wehgetan!


    „Befrei dich, indem du die Ranken beißt!“, rief ich aufgeregt. Schließlich musste sich mein Partner aus dieser misslichen Lage befreien. Noch leicht benommen befolgte Glumanda meinen Befehl. Die kleinen, aber dennoch scharfen Zähne meines Pokémon bohrten sich tief in die Fesseln, und tatsächlich lockerte Bisasam aus Schmerz den Griff um den kleinen Drachen. Das Pokémon mit der Knospe auf dem Rücken stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus und kniff die Augen zusammen. Das wollte Kisho nicht hinnehmen und ich bemerkte, wie er in seinen Gedanken bereits die nächste Aktion plante.


    „Kratzer!“, kam es nun gleichzeitig von Kisho und mir, woraufhin die beiden Pokémon entschlossener denn je aufeinander losgingen. Sie rannten immer schneller und schneller, ihre Blicke waren verbissen. Immer kürzer wurde die Distanz zwischen den Kontrahenten, bis Kisho den Namen seines Pokémon rief. Urplötzlich ließ Bisasam erneut seine Ranken hervorschnellen, um sie wie Sprungfedern zu nutzen. Das Pokémon hob sich so mehrere Meter in die Luft und Glumanda lief überrascht ins Leere. Mitten im Flug zog unser Gegner dann seine Ranken wieder ein. Erstaunt blickten Glumanda ich hinauf zu dem fliegenden Pflanzen-Pokémon und der Mund stand mir offen. Mit so etwas hätte ich nie gerechnet! Das Publikum applaudierte heftig für die gelungene Aktion und auch Professor Eich sprach überraschte Worte in sein Mikrofon. Auf meinen folgenden Befehl hin wendete der kleine Drache, sodass er nun das fallende Bisasam sah. Sofort zielte er auf seinen Gegner und traf ihn abermals mit heißen Feuerklumpen der Glut-Attacke, welche er in hohem Tempo wie Melonenkerne ausspuckte.


    „Biiiiiisaaaaaa!“, hörte man es kläglich winseln, nachdem das Pflanzen-Pokémon getroffen worden und danach unsanft auf dem Boden gelandet war. Kurz blieb es benommen und regungslos liegen. Der Sieg schien nun greifbar, und so eine Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen! Schnell wollte ich das Signal zur nächsten Attacke geben, doch Kisho hatte den gleichen Gedanken wie ich. Nahkampf musste es nun entscheiden, da wir Fernangriffe inzwischen kannten und abblocken konnten. So hatte ich Glumanda erneut den Einsatz von Kratzer befohlen.


    „Bisasam, steh auf und setze auch Kratzer ein!“, so lautete nun die Anweisung seinerseits. Abermals rannten die Wesen mit ihren scharfen Krallen aufeinander zu und trafen sich mit ihren Attacken, als sie sich in der Mitte der Bühne begegneten. Schweißtropfen spritzten und man sah die Anspannung der Pokémon. Gleichzeitig zogen sie Furchen in die Haut ihres Gegners und Bisasam sowie Glumanda blieben erst ein paar Meter später stehen. Nun standen sie mit den Rücken zueinander und jeder im Publikum schien vor Spannung die Luft angehalten zu haben. Beide Kontrahenten atmeten schwer und auch Kishos und meine Atemzüge folgten vor Anspannung schneller aufeinander als normal.


    „Biiisaaa…“ „Gluuumaaa…“, hörte man die Pokémon wimmern, und gleichzeitig gingen sie in die Knie. „Steh auf, du kannst es schaffen!“, riefen Kisho und ich gleichzeitig. Glumanda und ich, wir mussten es doch schaffen! Es war doch zum Greifen nah, nur ein Schlag fehlte und alles wäre sicher entschieden! Doch keiner von Beiden regte sich mehr, dazu waren sie wohl viel zu erschöpft. Keuchend blieben sie auf den Holzdielen liegen. Und nun? „Es sieht mir stark nach einem Unentschieden aus! Aber es war ein hervorragender Kampf!“, verkündete Professor Eich und es gab tosenden Applaus von Seiten der Zuschauer. „Und da wir ein Unentschieden haben, dürfen beide ihre Pokémon behalten!“ „Was?“, fragte ich und ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. „Glumanda gehört nun zu mir? Klasse!“, jubelte ich und stieß die Arme in die Luft. Auch Kisho freute sich, ging zu seinem neuen Bisasam und nahm es in seine Arme.


    „Glumanda, du hast toll gekämpft. Ruh dich ein wenig aus“, sagte ich sanft und rief das Pokémon in seinen Ball zurück. Ich hielt diesen noch in der Hand und betrachtete ihn glücklich. Nun hatte ich also ein neues Mitglied in meinem Team, wer hätte das vorhin noch gedacht? „Kisho“, fiel es mir dann ein und ich grinste. Er hatte es von Anfang an prophezeit und an mich geglaubt. Und nun hatte ich mein zweites Pokémon…

    (Clarice)

    „Gut, nun könnt ihr loslegen. Holt euch die Pokémon und bringt sie später zu mir!“, sagte ich über mein Funkmikrofon und sofort stürmten die Rüpel aus ihrem Versteck. Sie alle grinsten hämisch und freuten sich darauf, Unruhe zu verbreiten. Für sie hatte endlich die groß erwartete Mission begonnen. Motiviert liefen sie aus den Laub- und Nadelbäumen hervor über die grasbewachsenen Hügel hinab zur Bühne, wobei manche von ihnen Pokébälle zückten. Aus diesen erschienen mit hellem Schein schon bald darauf dutzende Zubat, Mauzi, Rettan und Smogon. Befehle und Attacken folgten aufeinander, Menschen rannten schreiend in Panik davon. Professor Eich brachte sich schnell in Sicherheit, bevor der Zahltag eines Mauzi die Bühne traf und die Goldplättchen wie kleine Geschosse deren Vorhänge und Holzdielen durchlöcherten. Überall sah man Dinge zerbersten und immer mehr bildete sich die typische Schneise der Zerstörung heraus.


    „Ich hasse das…“, seufzte ich gedanklich, während ich über ein Fernglas beobachtete, wie die eingeschleusten Mitarbeiter die Pokébälle an sich nahmen und sogleich verschwanden. Sie waren sogar so dreist, dass sie die Finalisten anrempelten, welche beide noch die Bälle mit den Kanto-Startern in der Hand gehabt hatten, sodass sie diese fallen ließen und die Rüpel die Kapseln an sich nahmen. Die Jugendlichen landeten auf dem Boden der Bühne. Diese in die Show eingeschleusten Rüpel transportierten die „Ware“, der Rest war im Plan nur zur Verbreitung von Schrecken und zur Ablenkung da. Dutzende Menschen schrien erneut auf und die Verwüstung zog nun endgültig ein: Leute wurden angerempelt, Sachen gingen kaputt, Verwirrung und Verzweiflung machten sich breit.


    Inzwischen wusste ich sehr wohl, welches Leid Team Rocket brachte und wie vielen Menschen wir Schmerz zufügten. Wieso erkannte keines der Mitglieder außer mir, welchen Schwachsinn diese Organisation verzapfte? Doch wohl oder übel musste ich mitspielen und Stärke zeigen, denn schließlich hatte ich nicht wirklich eine andere Wahl. Wir hatten einen geheimen Treffpunkt, an welchem wir uns versammeln, ich die Pokébälle erhalten und von welchem aus wir zurück zum Hauptquartier fliegen würden. Und waren wir wieder im HQ, würde ich nach Silver suchen. Ich brauchte jemanden, der mir zuhörte und der mich verstand. Und der Rothaarige war der einzige, der das tat.

  • First! (;


    okay, was kann ich groß zum inhalt sagen ... LET'S BATTLE! (:
    ein kampf mit den guten alten "FirstGeneration"-startern .. nice!
    du hast die aktionen verdammt gut beschrieben und die auseinandersetzung auch echt
    spannend gemacht.. wobei ich mir schon am anfang gedacht habe, dass so etwas wie ein
    unentschieden rauskommt, damit beide ihre pokemon behalten dürfen. (:
    schlau von kisho das pokemon als erstes zu wählen und es auch noch laut zu sagen..
    wenn kotone eiskalt gewesen wäre, hätte sie wohl schiggy nehmen müssen! *g*
    wäre bestimmt lustig rübergekommen.


    rechtschreibung und grammatik waren wieder einwandfrei, genau so wie der
    ausdruck.

    Zitat

    Meinem Kampfgefährten nahm das jedoch regelrecht den Boden unter den Füßen...

    vielleicht sagt man da besser: Meinem Kampfgefährten zog es regelrecht den Boden unter den Füßen weg .. (:


    das war's auch schon wieder von mir.


    ~Bini :3

  • danke für den kommentar, bini :)
    tja, kisho ist eben auch nicht unfehlbar. ;D


    Kapitel 20: Verfolgung! (Clarice)


    Die Rockets auf der Bühne hatten es geschafft, die Pokémon zu klauen und die drei Bälle mitzunehmen, ohne dass sie behindert wurden. Eigentlich wollten sie sich nun zurückziehen und rannten in Richtung des umliegenden Waldes, um zu entkommen. Doch da geschah etwas für sie problematisches: Die Finalisten, welche wieder aufgestanden waren und die inzwischen ramponierte Bühne verlassen hatten, folgten den Handlangern und zückten je einen Pokéball. Anscheinend hatten sie vor, ihre Pokémon zu sich zurück zu bringen. Insgeheim wollte ich sie anfeuern, weil ich Team Rocket hasste wie die Pest, doch dummerweise stand ich gezwungenermaßen auf der falschen Seite. Sie rannten immer weiter über die Grasfläche, welche sich rund um die Bühne befand, und gelangten nun immer weiter zwischen die Bäume, sodass ich sie nicht mehr sehen konnte. Der Erfolg der Mission hing nun ganz davon ab, wie gekämpft wurde. Denn eine Auseinandersetzung war wohl kaum zu vermeiden. Ich stand auf und machte mich mit den verbliebenen Mitarbeitern auf den Weg zum Treffpunkt.



    (Kisho)
    „Verdammt diese Typen sind schnell! Die sind eindeutig auch von Team Rocket, und wir müssen sie irgendwie schnappen!“, rief Kotone neben mir, und während wir weiter rannten nickte ich. Ich hob mir meine Puste besser fürs Rennen und nicht zum Reden auf. Wir konnten einfach nicht näher an sie heran kommen! Zwischen den dicht stehenden Bäumen verlor sich das Sonnenlicht ein wenig und unser Atem ging schnell. Immer wieder raschelten die Pflanzen auf dem Boden im Rhythmus unserer Schritte, wenn wir über Blätter und Moose liefen. Im Zwielicht wirkten die Gejagten in ihren schwarzen Uniformen nur wie unwirkliche Schemen, welche zwischen den Bäumen umher zischten.


    Doch dann kam unserer Chance: Wir kämpften uns so gut es ging durch das Gestrüpp und Geäst, welches sich um oder an den grünblättrigen Laub- und Nadelbäumen befand, und kamen an eine Lichtung im Wald. Schon bald sahen wir, dass die Rüpel Probleme hatten, eine Steigung des Wanderweges, der einen Hügel hinauf tiefer in den Wand führte, schnell genug zu erklimmen. Es handelte sich dabei um einen satten und wie es aussah auch langen Anstieg, zu dem aus einer anderen Richtung kommend der Waldweg führte. Das war die Gelegenheit!


    „Feurigel, los!“, rief ich und schickte den Igel aus seinem Pokéball. Gleich darauf erschien das Pokémon vor mir und blickte mich, auf eine Anweisung wartend, an. „Rauchwolke, schnell!“, kommandierte ich. Sein blaues Rückenfell kräuselte sich, wie immer wenn das Pokémon angespannt war. Kleine Flammen zischten aus den vier roten Löchern auf seinem Rücken. Wie befohlen kam die Attacke und dichter, schwarzer Rauch legte sich als eine kompakte Wolke um die Fliehenden. Man hörte sie husten und fluchen. Gut so.


    „Es geht los! Auch du musst helfen, Karnimani!“, griff nun auch meine Freundin in das Geschehen ein und das blaue Krokodil stand kurz darauf neben ihr. „Klettere hoch und hol uns die Bälle!“ Während mein Partner weiter dafür sorgte, dass die Rüpel aufgrund ihrer schlechten Sicht nicht weiter kamen, kletterte Karnimani entschlossen immer weiter den Anstieg hinauf. Aufgrund seines geringeren Gewichts und seines kleinen Körpers tat es das auch relativ leichtfüßig, da es auf der Steigung schneller rennen konnte, um zum Ziel zu kommen, als die Rockets. Außerdem waren diese selbst noch nicht wirklich weit hinauf gegangen. Das Wasser-Pokémon sprang in den Rauch, und da die Wesen seiner Art immer exzellent sahen, konnte das blaue Krokodil die Bälle zurück erobern. Man hörte das wütende „Hey!“ einer Frau und das Quaken Karnimanis, bis dieses aus dem Nebel geschossen kam und durch die Luft flog. Es landete unsanft zehn Meter vor Kotone, welche erschrocken sofort damit beschäftigt war, ihren Freund zu versorgen. Ich sah ihren besorgten Blick, während sie das Wasser-Pokémon in ihre Arme nahm und untersuchte.


    „Gut gemacht, Golbat!“, hörte ich nun wieder die weibliche Stimme. „Nun das andere Pokémon, Attacke!“ Plötzlich beulte sich die Rauchwolke aus, kurz bevor eine riesige Fledermaus aus dem Rauch geflogen kam. Neben einer ungeheuren Größe besaß dieses Wesen auch eine grünliche Färbung und die Spannhäute seiner Flügel waren in einem dunklen Lila gehalten.
    Anscheinend war das blaue Krokodil von einer Attacke dieses Pokémon getroffen und deshalb durch die Luft gewirbelt worden. Bedrohlich wirkte Golbat auf alle Fälle, als es Feurigel und mir immer näher kam und seine langen, scharfen Zähne zeigte.


    „Feurigel, Glut!“, befahl ich daraufhin. Sofort griff der Igel mit dutzenden heißen Geschossen an und hatte Erfolg: Die Fledermaus drehte aufgrund des feurigen Beschusses ab und musste erst eine neue Position für den Sturzflug suchen. Kaum hatte es diese gefunden, kam es erneut zu uns geflogen. In seinen Augen stand der reine Wille, uns zu schaden. Bösartig funkelten sie und das Zischen, das es von sich gab, ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen.


    „Feurigel…!“, setzte ich schon an, doch da kam etwas, womit ich absolut nicht gerechnet hatte: Golbats Augen verfärbten sich abartig und es schien generell viel bedrohlicher zu sein. Meine Knie schlotterten, es war noch riesiger als vorher geworden! Ich wollte wegsehen, doch konnte meinen Blick nicht abwenden. Selbst nun laut schreiend sah ich ein riesiges geflügeltes Wesen vor mir. Im Hintergrund vermischten sich die Farben zu unnatürlichen Tönen. Was ging hier vor sich?! Daraufhin hörte ich ein Quieken, welches ich nicht einordnen konnte, und spürte wenig später etwas Spitzes im Nacken, was mir die Sicht raubte und mich bewusstlos zu Boden gehen ließ…



    (Kotone)
    Ich wusste nicht, was mit Kisho los war. Ich sah, dass Golbats Augen sich verfärbten, und dass mein Freund und sein Feurigel starr dastanden. Dem Blondhaarigen schlotterten sogar die Knie und er schrie! Währenddessen hatte sich Golbat auf den Igel zu bewegt, doch Kishos Blick und auch der seines Pokémons folgten dem Gegner nicht. Blitzschnell setzte dieser erst Feurigel und dann auch den blondhaarigen Jungen mit einem Biss außer Gefecht. Je ein Angriff auf den Hals und schon hieß es „Gute Nacht!“


    „Kisho!“, rief ich, doch dieser rührte sich nicht mehr, nachdem er in die Knie gegangen und auf den Boden gefallen war. Hilflosigkeit machte sich in mir bemerkbar und ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Was hat dein verdammtes Golbat getan?!“, schrie ich zur Rauchwolke hinüber, wobei ich die Trainerin der Fledermaus ansprach. Der Qualm verzog sich und ich erkannte die Gestalten von fünf Personen wieder, wobei eine der beiden Frauen, welche unter ihnen waren, hämisch grinste. Gleichzeitig war sie die mit den gestohlenen Pokébällen und besaß schwarzes Haar.


    „Mein Golbat hat den Horrorblick angewendet, das ist seine Standarttaktik“, lachte sie. „Das bekommst du zurück!“, brüllte ich sie zornig an. „Karnimani, mobilisiere deine Kräfte. Aquaknarre!“ Ich bemerkte daraufhin, wie ein Strahl klaren Wassers links von mir quer durch die Luft geschossen wurde und sämtliche Rüpel durch den hohen Wasserdruck umwarf. Dabei waren von der anderen Trainerin auch die Bälle fallen gelassen worden, auf welche ich sofort zu stürmte. Ich versuchte, so schnell wie möglich den Anstieg hochzulaufen.


    „Nichts da! Golbat!“ Sofort hörte ich das Zischen der Flügelschläge des Pokémon, welches von hinten auf mich zuzukommen schien. Schnell rollte ich mich zur Seite, als ich den Lufthauch spürte, welcher durch die Flügelschläge ausgelöst wurde. Die Fledermaus schwebte nach einem Flug knapp über mich hinweg direkt über den Bällen und schnappte sich diese mit seinen Krallen.


    „Nicht so hastig! Karnimani!“ Mein Partner fauchte und schleuderte seinem Gegner schnell eine Ladung Erde ins Gesicht, welche es zuvor mit seinen Krallen ausgehoben hatte, sodass Golbat die Sicht verlor. Wieder kam ein schrilles Zischen, und das ekelhafte Pokémon musste notgedrungen landen. Doch für den Moment hielt es noch die Bälle in seinen Krallen. Wenn Karnimani und ich mit ihm fertig waren würde das nicht mehr der Fall sein!


    „Jetzt, Kratzer!“ Mit seinen spitzen Krallen an den Pfoten rannte Karnimani nun auf das Pokémon der Rocket-Dame zu und zog tiefe Furchen in dessen Gesicht, wobei es direkt danach noch eine sonst eher selten von uns benutzte Attacke einsetzte. „Biss! Gute Idee!“, lobte ich das Krokodil, nachdem es mit den Zähnen die Flügel Golbats attackiert und verletzt hatte. Nun lagen die Kapseln wieder frei, und ich rannte. Rannte, als ginge es um mein Leben, damit ich diese Pokébälle bekam. Dies war die Chance, mit dem zurück eroberten Gut zu fliehen! Weiter kämpfen konnten wir nicht – Kisho und Feurigel waren bewusstlos, Karnimani schwer angeschlagen. Da riskierte ich lieber nichts. Wenn ich die Bälle sicherte und wegschaffte, rettete ich vielleicht auch meine ohnmächtigen Freunde, indem mir die Rockets folgten. Ja, genau! Irgendwo würde ich mich dann verstecken, damit die Rüpel mich nicht fanden und ahnungslos weiter liefen. Später würde ich dann mit den Bällen zu Kisho zurückkehren, damit ich ihm helfen konnte.


    Ausgedacht und versucht: Im Rennen schnappte ich mir die Kapseln und hetzte mit Karnimani auf den Waldweg zu, der von einem ebenen Stück auf den Hügel führte. So würden die Rockets den Anstieg herunter rennen und mir auf dem anderen Pfad folgen.


    „Hey, hinterher!“, hörte ich einen Mann rufen und schon vernahm ich das schnelle Getrappel der Schritte meiner Verfolger. Ein paar Minuten ging das so, und die Bäume verschwammen schon fast ein wenig, so schnell rannte ich auf dem getrampelten Pfad. Zwei Farben wechselten sich in meinem Blickfeld ab - grünes Laub, braune Erde, grüne Moospflanzen auf Steinen, braune Wurzeln über dem Erdboden… Plötzlich sah ich einen umgestürzten Baumstamm direkt neben dem Waldweg – ideal als kurzzeitiges Versteck! Ich wollte gerade Kurs auf ihn nehmen, als ich eine Wurzel übersah, hinfiel und mir die Bälle davon rollten. Dabei schürfte ich mir leicht die Hände auf und stöhnte, weil mir der Aufprall förmlich die Luft aus den Lungen gepresst hatte. Meine Armknochen und mein Brustkorb fühlten sich komisch an, als hätten sie regelrecht durch den Sturz vibriert.


    „Meine Güte…“, ächzte ich und rappelte mich auf. Schnell schnappte ich mir das wertvolle Gut und rannte weiter. Doch es waren nur zwei Bälle, die ich mitnahm. Einer der Bälle lag mitten auf dem Waldweg und war sofort sichtbar. Das fiel mir aber erst auf, als ich mich bereits versteckt hatte. Ich lag hinter dem Baumstamm und registrierte mit Fassungslosigkeit, welchen Fehler ich gemacht hatte. Doch es war keine Zeit mehr, zurück zu gehen, um das Shiggy zu retten, welches ich verloren hatte. Ich hatte nur die Kapseln von Bisasam und Glumanda in der Hand. Das Geräusch der Schritte wurde wieder lauter, woran ich bemerkte, dass sie näher kamen. Kurz darauf verstummten die Schritte, also waren die Rockets stehen geblieben.


    „Hey, hier liegt einer der von uns geklauten Bälle! Anscheinend ist die Braunhaarige den Waldweg weiter gerannt! Geradeaus, und den Ball nehmen wir mit!“, hörte ich die Stimme der Golbat-Frau. „Jawohl!“, schallte es von den anderen Rüpeln und so liefen sie davon. Ich wartete ein wenig in meinem Versteck und Tränen liefen nach einigen Augenblicken über meine Wangen, bevor sie den Waldboden berührten und dort dunkle Kreise hinterließen. Welches Schicksal würde dieses unschuldige Wesen nun in der Organisation erwarten? Ich wollte es mir gar nicht vorstellen…


    „Es tut mir Leid, Shiggy. So unglaublich Leid.

  • puh.
    first .. again! (;


    und schon wieder ein vor spannung triefendes kapitel .. oh my god, ich bin so excited! (:
    eine auseinandersetzung mit team rocket .. perfekte mittwoch abend-unterhaltung!
    okay dann kommt hier mal das übliche zu rechtschreibung und grammatik:
    war natürlich, soweit ich das gesehen habe, fehlerfrei und ich denke dass das auch in
    zukunft so sein wird, da ich stark davon ausgehe, dass du ein schreibprogramm like
    word oder works benutzt. ^^


    auch diesmal hab ich eine minimale schönheitskorrektur:


    Zitat

    „Feurigel, los!“, rief ich und schickte den Igel aus seinem Pokéball. „Rauchwolke, schnell!“, rief ich, nachdem sich das Wesen neben mir aus einem weißen Lichtstrahl formiert hatte.

    ich reagiere zunehmend empfindlich auf wortwiederholungen, da mich das im aufsatz oft "punkte" gekostet hat .. (:
    hier würde ich anstatt dem zweiten rief besser befahl oder so was in der art schreiben.


    inhaltsmäßig hab ich ja schon oben angedeutet, dass du diesmal wieder spannung aufgebaut hast und dass sich
    auch diese passagen flüssig und leicht verständlich lesen lassen konnten.


    jap, soviel von mir dazu.


    finde es persönlich schade, dass du zur zeit fast keine kommis bekommst ..
    bei mir in bayern sind ja noch diese woche ferien und ich weiß nicht, wie viele
    deiner leser aus bayern kommen und evtl. im urlaub sind oder ähnliches. ^^


    hoffe, dass du in den nächsten wochen wieder mehr feedback bekommst.
    ich für meinen teil werde jedenfalls lesen und kommentieren wann ich zeit finde >.<


    thumbs up!


    ~Bini :3

  • so, es geht wieder weiter.
    wünsche viel spaß beim lesen und hoffe auch vielzählige kommentare als feedback. :)


    Kapitel 21: Betrübt (Kotone)


    Mitgenommen stand ich auf und lief zurück zu meinem blondhaarigen Freund und seinem Pokémon. Unterwegs gingen wir viele Fragen durch den Kopf: Was wurde nun aus dem Shiggy? Welchen Plan verfolgten die Rockets? Und wie ging es Kisho? Sorgen machten sich in mir breit und ich kam mir nervlich total zermürbt vor. Wie lange würden mich diese Fragen verfolgen? Als ich wieder am Waldweg und an dem Anstieg angekommen war, bemerkte ich, dass Kisho noch immer regungslos auf dem Boden lag und der Tränenfluss verschlimmerte sich wieder. Wie schwer war er angeschlagen? Wann kam er wieder zu sich?


    „Kisho!“, rief ich und rannte zu dem Jungen. Als ich ihn erreichte, ließ ich mich hilflos auf die Knie fallen. Er lag auf dem Bauch, sodass ich seinen Nacken sehen konnte. Dort hatte Golbat meinen Freund verletzt. Ich beugte mich hinunter und strich seine Haare weg. Es waren zwei Einstiche sichtbar, welche lila verfärbt waren und aus denen ein klein wenig Blut lief. Es waren wohl die sichtbaren Folgen durch den Biss Golbats. Aber was setzte ihm so zu? Wenn ich die Farbe der Einstiche betrachtete, kam da schnell ein dringender Verdacht infrage. War das etwa… Eine schlimme Vermutung kam in meinen Gedanken auf und ich wurde panisch. Schnell drehte ich den Jungen auf den Rücken und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich schüttelte ihn und gab Kisho Ohrfeigen, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. Doch es half nichts. Immer verzweifelter und verzweifelter versuchte ich, Kisho wach zu rütteln, aber mein Freund blieb weiter regungslos.


    „Jetzt werde doch endlich wach!“, schrie ich und legte meine Stirn auf die des Jungen. Noch immer liefen salzige Tränen über mein Gesicht, und inzwischen realisierte ich, wie schlecht es um den Blondhaarigen stand. So wie es aussah war er vergiftet worden. Wie schlimm er davon beeinflusst werden würde hing von der Art des Giftes ab. War es vielleicht sogar lebensbedrohlich?


    „Ich muss ihn zu einem Arzt bringen!“


    Ich stand auf und rief: „Glumanda, Karnimani! Ich brauche euch!“ Gleichzeitig warf ich die entsprechenden Pokébälle. Aus den weißen Lichtstrahlen erschienen eine kleine rote Echse sowie ein blaues Krokodil. Des Weiteren warf ich den Pokéball, in welchem sich Kishos Bisasam befand und den ich verteidigt hatte. Ein grünes Pokémon mit einer Knospe auf dem Rücken formierte sich schon bald neben mir. Die Blicke der kleinen Wesen wanderten sofort herüber zu ihrem verletzten Trainer mit seinem Pokémon, wobei sie immer besorgter wurden. Zögerlich gingen sie zu dem Blondhaarigen und betrachteten ihn mitfühlend. Bisasam legte sogar seine Pfote an die Wange des Jungen.


    „Ihr müsst mir helfen, Kisho zu einem Pokémon-Center zu bringen! Wahrscheinlich sind er und Feurigel vergiftet“, sprach ich dann dazwischen und die Pokémon wandten sich wieder mir zu. Entschlossen wollten sie sich an die Arbeit machen, nachdem ich noch einen Ball von Kishos Gürtel genommen und dessen Feuer-Pokémon zurück gerufen hatte. Dann gab ich Kisho die Kapsel zurück, indem ich sie wieder an seinen Gürtel um den Hosenbund steckte. Bisasam hob Kisho mit seinen Ranken hoch, sodass es sozusagen das Fundament bildete. Dann postierten sich die anderen zwei Pokémon um den Jungen herum, wobei sie dessen Arme und Beine hielten. Zügigen Schrittes, so schnell es eben ging, machten wir uns auf den Weg zurück zum Dorf.


    (Clarice)
    Inzwischen war eine ganze Weile vergangen, nachdem die Truppe mit den Pokémon im Wald verschwunden war. Ich selbst befand mich inzwischen am Treffpunkt, und nach und nach trudelten alle Rüpel ein. Doch noch immer fehlte die Truppe mit den Pokébällen! So langsam mussten wir los, ehe wir noch entdeckt wurden. Ich wurde immer nervöser. Da, endlich, kamen die fünf Rockets zwischen den Bäumen hervor gelaufen. Sofort wandte ich mich ihnen zu und ging ihnen entgegen.


    „Gut, da seid ihr ja. Wieso habt ihr so lange gebraucht?“, fragte ich sie neugierig. „Nun, wir wurden verfolgt und mussten uns einen Kampf liefern“, meinte die Gruppenleiterin verlegen. „Aber ein Kampf dauert doch nicht so lange“, entgegnete ich verdutzt und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Nun, das braunhaarige Mädchen, diese Finalistin, hat sich die Bälle geschnappt und ist davon gerannt. Wir haben sie verfolgt, doch nicht gefunden. Sie hat unterwegs den Ball mit dem Shiggy verloren, sodass wir ihn nun haben.“ „Aber mehr auch nicht“, meldete sich nun ein junger Mann aus der Gruppe zu Wort, wobei er nervös war und nicht wusste, wohin er blicken sollte. Da hörte ich hinter mir schnelle Schritte auf dem Kies.


    „Was?“, rief Kaito wutentbrannt, nachdem er zu mir gekommen war und das Gesagte gehört hatte. „Ihr wagt es, diese Mission scheitern zu lassen? Nun müssen wir dem Boss sagen, dass er sich mit nur einem Drittel des Gesamtziels zufrieden geben werden muss! Der dreht uns doch die Hälse um!“ Energisch schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Nach einem Moment nahm er die Arme wieder herunter und ballte seine Hände zu Fäusten. „Hört mir genau zu, ihr nutzlosen Amateure! Wenn ihr noch einmal euren Job vergeigt, dann zieht euch warm an! Ich lass mich doch von Giovanni nicht wegen euch Idioten fertig machen!“ Die Handlanger bekamen es mit der Angst zu tun und wichen ein paar Schritte zurück. Selbst ich musste zugeben, dass mir Kaito im Moment Angst machte. Da gesellte sich auch Justus zu uns.


    „Aber Kaito… Uns werden doch gar nicht die Hälse umgedreht, sondern Clarice. Sie muss sich verantworten, denn sie ist ebenfalls eine Debütantin. Wir können ganz einfach ihr die Fehler unterschieben!“ Beschwichtigend legte der Grünhaarige seinem Freund eine Hand auf dessen Schulter. „Hä? Was erzählst du da wieder für Mist?“, reagierte ich erzürnt und warf Justus einen wütenden Blick zu. „Ganz einfach. Du bist die Jüngste und Amateurin. Deswegen können wir dir das ganz einfach als Anfängerfehler unterschieben. Habe ich eben bereits gesagt. Und da du in deiner ersten HQ-Mission versagt hast, wird der Boss bestimmt sauer auf dich sein. Wir hingegen haben doch alles richtig gemacht und sind die Guten. Unsere Teams haben getan, was sie tun sollten. Erzähl du es doch Giovanni!“ Ich hätte platzen können vor Wut, als Kaito und Justus lachten und glücklich von dannen gingen. Die Gruppe, welche die Bälle hatte bringen sollen, hatte aus Mitgliedern aller drei Teams bestanden! Ich würde garantiert nicht die ganze Schuld allein auf mich nehmen - keine Chance! Meine Hände ballten sich vor Wut zu Fäusten. Was hatte ich ihnen getan, dass sie versuchten, mir Ärger zu machen?!


    Langsam stiegen alle in die Hubschrauber, und auch ich machte mich auf den Weg, in der Hoffnung, so schnell wie möglich ins HQ und zu Silver zu kommen. Ich wollte gerade in eines der Fluggeräte einsteigen, als einer der zu meinem Team gehörenden Handlanger zu Tür kam.


    Er sagte: „Clarice, leider können Sie nicht mit einsteigen. Gerade kam eine Meldung aus dem Hauptquartier. Sie erhalten eine neue Mission, wobei Sie wohl von einem anderen Hubschrauber zum Einsatzort geflogen werden. Sie bekommen auf dem Flug nähere Informationen von Commander Sherman, welche von der Basis, in welcher wir die letzten Tage waren, herkommen wird. Bleiben Sie einfach hier stehen.“
    „Äh… Danke für die Information…“, antwortete ich relativ überrascht und sprachlos. Was sollte ich denn noch erledigen? Ich wollte keine Missionen mehr ausführen! Und warum ausgerechnet ich? „Ach so, nebenbei sollen Sie auch Bericht erstatten.“ „Sicher“, seufzte ich missmutig. Klasse. Selbst wenn ich Sherman und Giovanni erklärte, was geschehen war, so würde doch ich alleine gerade stehen müssen. „Guten Flug ins HQ“, meinte ich nüchtern. „Danke, und viel Glück in ihrer Mission.“ Dann schloss sich die Tür, ich ging ein paar Schritte zurück und schon starteten die Hubschrauber. Allein blieb ich also im Wald zurück. Silver würde wohl warten müssen…


    (Kotone)
    Inzwischen waren wir auch in Rosalia City angekommen, wobei es nun galt, das Pokémon-Center aufzusuchen, damit zumindest eine medizinisch geschulte Kraft in der Nähe war, die sich um meinen Freund kümmern konnte. Wenigstens schienen die Rockets inzwischen wieder aus der Stadt verschwunden zu sein. Doch da, wo ursprünglich eine saubere Grasfläche und die Bühne gewesen waren, standen nun verwirrte Menschen, lagen kaputte Dinge herum und war alles zertrampelt. Wütend blickte ich mich um. Wie konnten diese Menschen, wenn sie das überhaupt noch waren, nur dieses idyllische Dorf verwüsten? Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich immer weiter in den kleinen Ort hinein ging und später auch das ersehnte Pokémon-Center erreichte. Mit dem noch immer leblos wirkenden Kisho betrat ich das Gebäude, woraufhin Schwester Joy gleich auf mich aufmerksam wurde.


    „Oje, wir haben heute so viel zu tun, nachdem die Rüpel zugeschlagen haben…“, kam sie vom Empfangstresen auf mich zu und sprach gleich drauflos, während die Zöpfe ihrer rosafarbenen Haare bei jedem der schnellen Schritte umher schwangen. Wahrscheinlich hatte mich die junge Frau bitten wollen, mich mit einer etwas längeren Wartezeit abzufinden, doch dann bemerkte sie Kisho neben mir und stockte mitten im Satz. Ihr Blick zeigte ihre Erschrockenheit.


    „Was ist denn hier passiert? Ist das ein Freund von dir? Ich glaube, ihr seid gestern Abend hier angekommen, nicht?“ „Ja“, antwortete ich, „aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich nehme an, er ist vergiftet – durch den Biss eines Golbats.“ Die Krankenschwester nickte. „Ich verstehe. Komm mit. Ich werde mich um deinen Freund kümmern, während du mir erzählst, was passiert ist. Dies ist eher ein akuter Notfall als irgendetwas Anderes“, erwiderte die Ärztin, drehte sich gleich um und eilte über den Holzboden davon. „Geht klar“, sagte ich daraufhin, woraufhin die Pokémon und ich der ausgebildeten Medizinerin folgten. Diese führte uns zu einem blau gefliesten Behandlungszimmer, wobei sie erst allgemeine Untersuchungen mit Kisho machte und mich nebenbei ausfragte. Joy kontrollierte den Herzschlag und den Atemrhythmus, fühlte, ob die Temperatur des Blondhaarigen erhöht war oder etwas Anderes auf den ersten Blick ungewöhnlich schien. Nebenbei hörte sie mir gespannt zu, als ich die Verfolgung der Rockets und den ganzen Kampf schilderte, bei dem ja Kisho und sein Feurigel verletzt worden waren.


    „Seine Körpertemperatur ist stark erhöht, aber sonst kann ich erst mal nichts Besonderes feststellen. Ich nehme an, dass Golbat Kisho kein lebensgefährliches Gift verabreicht hat, wobei es wahrscheinlich trotzdem stark ist und Beschwerden verursachen kann. Zumindest scheint es nicht zu lähmen, aber trotzdem müssen wir ihn im Auge behalten und sehen, wie sich seine Symptome entwickeln. Hoffen wir mal auf das Beste. Ich kann vorerst auch nichts anderes tun, als ihm die Standarttherapie zu verschreiben. Erst wenn feststeht, welches Gift es ist, kann ich ein genaues Gegengift verabreichen. Dazu muss ich eine Blutprobe für das Labor entnehmen“, erklärte mir die junge Frau und tat Gesagtes. Schnell nahm sie eine Spritze aus einer der Schubladen, wobei ich gleich aufgrund meiner Abneigung gegenüber Nadeln Gänsehaut bekam, und stach sie in die linke Armbeuge meines besten Freundes. Der Hohlraum der Spritze füllte sich mit der roten Flüssigkeit, bevor Joy den Vorgang beendete und mit einem Tupfer das noch kurz darauf austretende Blut abwischte.


    „Und was ist mit Kishos Feurigel? Dieses ist auch vom Gift infiziert worden“, fragte ich. „Dieses kann ich leider auch nicht anders behandeln. Kannst du es bitte aus dem Ball schicken, während ich kurz noch den Jungen fertig behandle?“ „Sicher“, meinte ich, nahm den Ball vom Gürtel meines Freundes und ließ den Igel erscheinen. Dieser wirkte, nachdem er sich aus einem weißen Lichtstrahl geformt hatte, ebenso schwach wie sein Trainer. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass es mit ein paar Salti durch den Raum hüpfen würde? Nein, wohl nicht, aber trotzdem hätte es gut getan, wenigstens Feurigel etwas gesunder vorzufinden.


    Nun behandelte Schwester Joy auch das Feuer-Pokémon und ließ es von einem Chaneira zur Pokémon-Krankenstation bringen, bevor die Rosahaarige auch noch die anderen drei Pokémon durchcheckte und die eine oder andere Schramme desinfizierte. Bei Bisasam, Glumanda und Karnimani hatte sie zum Glück nicht ganz so viel vorzufinden, was behandelt werden musste. Bei mir desinfizierte sie schnell meine aufgeschürften Hände, was ziemlich brannte, und befreite sie von Dreck. Kisho sollte auf eines der Krankenzimmer gebracht werden, wobei er dort an eine Infusion angeschlossen wurde. Vielleicht half das Ganze gegen seine Schmerzen? Schließlich fieberte er schlimm und garantiert tat ihm manches ziemlich weh.


    „Hoffentlich geht es dir bald wieder besser“, dachte ich traurig, während ich ihn durch die Glasscheibe der Tür seines Krankenzimmers beobachtete, und setzte mich dann in den Eingangsbereich des Centers, wobei ich, dort angekommen, viele andere Menschen und Pokémon sah, welche verletzt waren oder ebenso nervös wie ich auf gute Nachrichten warteten. Ihnen ging es eigentlich fast wie mir: Es gab einen unvorhersehbaren Zwischenfall, für den keiner von uns etwas konnte, und trotzdem mussten wir nun leiden, bangen und hoffen, dass alles gut ausging. Müde nahm ich meine Mütze ab und fuhr mir mit den Fingern durch das Pony. Ich würde Kisho immer wieder besuchen kommen, um zu sehen, wie es ihm ging. Solange wusste ich eigentlich eher weniger etwas mit mir anzufangen, weshalb ich einfach resigniert und statisch auf der Sitzbank verweilte. Irgendwann nickte ich dann im Sitzen ein.

  • Kapitel 22: Aufgewühlt (Kotone)


    Nach etwa einer oder zwei Stunden wachte ich aus meinem nicht wirklich erholsamen Schlaf auf. Verwundert blickte ich mich um. Schlussendlich erkannte ich im Licht der Neonlampen die Eingangshalle wieder, in welcher noch immer viele verletzte Leute und Pokémon saßen, die auf eine Behandlung hofften. Meine Gedanken schweiften zu meinem blondhaarigen Freund ab. Wenigstens hatte Joy Kisho schnell behandelt, deshalb musste er hoffentlich auch nicht länger Schmerzen erleiden. Die Erinnerung an Kisho, wie er auf dem Waldboden gelegen hatte, sorgte für einen dicken Kloß in meinem Hals und nahm mir die Luft. Ob er wohl noch immer nicht aufgewacht war? Und wie ging es ihm inzwischen? Hoffentlich etwas besser… Zu groß war die Sorge, als dass ich hätte sitzen bleiben können.


    Ruckartig sprang ich von der Sitzecke auf und eilte zu der Rolltreppe, welche zu den Krankenzimmern führte. Diese befand sich auf der linken Seite des Gebäudes, wenn man den großen Raum vom Eingang aus betrachtete. Ich konnte es kaum abwarten, oben angelangt zu sein, weshalb ich nicht einfach still wartete, sondern, je zwei Stufen der elektrischen Treppe nehmend, in den ersten Stock des Krankenflügels sprintete. Kishos Zimmer befand sich an der linken Wandseite am Ende des Flures. Der Boden des Ganges war mit einem blauen Teppich überzogen und es gab natürlich nur neutrale weiße Wände. In den Krankenzimmern war ebenfalls so Manches weiß. Einzig der Linoleumboden besaß eine leicht bläuliche Färbung und das Fenster, durch welches das rötliche Licht der Abendsonne hereinfiel und das dem Raum eine sanfte Atmosphäre verlieh, hatte blaue Vorhänge. Aber ansonsten war alles andere gleichfarbig bis auf die Patienten selbst – neutrales Weiß dominierte wohin man sah.


    Momentan waren kein Arzt und keine Krankenschwester in der Nähe, weshalb ich einfach die hölzerne Tür aufstieß und zügig an das Bett des Blondhaarigen ging. Noch immer regungslos lag der Junge vor mir in seinem Bett und es brach mir das Herz, ihn so leiden zu sehen. Unbewusst hatte er trotz seiner Ohnmacht das Gesicht vor Schmerz verzogen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Stirn und schrak sofort zurück. Er glühte ja wirklich wie verrückt! Viele kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Haut gesammelt und auch seine Wangen waren gerötet. Weiterhin war er nachwievor über einen kleinen Schlauch an seinem rechten Arm mit einer Infusion verbunden. Zäh wie Pech schien die im Tropf enthaltene durchsichtige Flüssigkeit zu sein, denn es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ein weiterer Tropfen des Medikaments aus dem Beutel in den Schlauch zu Kisho fiel. Sanft drückte ich die Hand des Sechzehnjährigen – vielleicht spürte er ja meine Anwesenheit? Ich wusste es nicht, aber meine Geste sollte ihm Kraft geben.


    „Halte durch, wir bekommen das hin“, meinte ich sanft zu ihm, warf ihm noch einen mitfühlenden Blick zu und verließ dann leise den Raum. Es war so schwer, hier zu sein und ihn leiden zu sehen. So gern wie ich ihm Nähe gespendet und ihm beigestanden hätte, so drohte ich doch auch selbst durch diesen Anblick zu zerbrechen. Mir schwirrte ein wenig der Kopf und ich beschloss, an die frische Luft zu gehen.


    (Clarice)
    Ich hatte nicht lange warten müssen, bis Commander Sherman mit einem Hubschrauber zu mir geflogen war. Vorwurfsvoll hatte mich die junge Frau angesehen, als ich direkt mit Giovanni gesprochen und diesem erklärt hatte, dass nur Shiggy nun Team Rocket gehörte. Auch sie war wütend auf mich gewesen, doch vielleicht hatte die braunhaarige Frau etwas mehr Mitleid mit mir als der Boss, weil es meine erste HQ-Mission gewesen war. Nun saß ich nachdenklich hinten auf einem schwarzen Ledersitz im Hubschrauber, während meine Vorgesetzte vorne das Fluggerät steuerte. Das Gespräch mit Giovanni hatte ich nun hinter mir, und ich ärgerte mich. Ich ärgerte mich darüber, was dieser Mann für Pokémon empfand: Für ihn waren sie niedere Geschöpfe, nur da um ihm Macht und Geld zu sichern. Er sah nicht das Wesen in ihnen, nicht das Lebendige, Außergewöhnliche.


    „Clarice, ich bin enttäuscht von Ihrer Arbeit und der Ihrer Untergebenen! Was soll ich denn nur mit einem einzigen Shiggy? Bisasam, Glumanda und Shiggy bringen nur viel Geld, wenn man sie wirklich im Trio verkaufen kann! Machen Sie doch mit der Schildkröte was Sie wollen, ich kann sie dank Ihrer Inkompetenz nicht mehr gebrauchen. Geben Sie es weg, setzten Sie das Pokémon aus, ganz egal.“ „Aber Sir…“, stammelte ich, woraufhin Giovanni wütend mit der Faust auf seinen Schreibtisch schlug. Da es eine Webcam-Übertragung war, sah ich das ganz genau. In der Lehne des Vordersitzes war ein Touchscreen eingearbeitet worden, sodass Videotelefonie möglich war. „Ich will nichts mehr hören! Noch lasse ich Sie unverschont, aber Clarice… Fehler sind unerwünscht! Merken Sie sich das gefälligst!“ „Jawohl…“, meinte ich eingeschüchtert, bevor Giovanni letztendlich aufgelegt hatte.

    Und Silver sollte wirklich in seine Fußstapfen treten! Ich sah das Lächeln des Rothaarigen vor mir und sofort breiteten sich ein roter Schimmer und auch eine große Wärme auf meinen Wangen aus. Er war nicht wie Giovanni, und das würde er auch nie sein. So sehr wollte ich ihn wiedersehen… In diesem Moment fiel mir auf, wie oft ich eigentlich an ihn dachte. Er war schon fast wie eine Sucht. Aber eine wunderbare, hilfreiche Sucht, die nicht aus meinen Gedanken verschwinden wollte. Nur durch ihn wurden meine Tage in der Organisation erträglicher.


    Unser Flug sollte anscheinend tatsächlich schon wenig später enden, denn immer näher rückte der Erdboden unter uns. Wieder landeten wir in einem Wald, wohl damit es nicht zu auffällig wurde.


    „Commander…?“, fragte ich unsicher. „Was wollen Sie?“, bekam ich die schroffe Antwort der braunhaarigen Frau vor mir. „Wo landen wir eigentlich? Ich weiß noch gar nichts über den neuen Auftrag.“ „Nun, momentan sind wir in der Nähe des Dorfes Neuborkia. Vielleicht kennen Sie es, Professor Lind arbeitet hier. Und mit ihm wird auch Ihre Mission zu tun haben. Sobald wir gelandet sind, werden Sie warten.“ „Und auf was oder wen soll ich warten?“, fragte ich nicht gerade viel schlauer. „Nun, Sie werden mit einer weiteren Person ein Team bilden. Von dieser erfahren Sie dann den genauen Plan. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen“, erwiderte die Frau seufzend und klopfte mit ihren Zeigefingern auf das Steuerrad. „Mir ist nur bekannt, dass wir in ungefähr drei Minuten auf dem Boden sein werden. Dort abgesetzt werde ich wieder zurück zum Hauptquartier nahe Teak City fliegen.“ „Ich verstehe“, antwortete ich knapp und beobachtete wieder die grünen Tannen und Birken unter mir, welche im roten Licht der untergehenden Sonne langsam aber stetig eine doch eher ungewöhnliche Farbe annahmen – einen gewöhnungsbedürftigen Braunton. Immer niedriger flogen wir über die Pflanzen hinweg und es schien schon fast so, als ob die Baumwipfel das Fluggerät streifen würden. Schließlich landeten wir auf einer Waldlichtung und ich verließ den Hubschrauber. Sanft spürte ich nach einem kurzen Sprung das grüne, nasse und raschelnde Gras. Auch Commander Sherman trat ans Freie und gesellte sich zu mir. Kaum war das geschehen, drückte sie mir mein Gepäckstück, einen schwarzen Rucksack in die rechte Hand. Das Oberteil mit dem roten R verbarg ich unter einer braunen Jacke. Ich würde es wechseln, wenn ich allein war.


    „Folgen Sie einfach diesem Weg hier und nach etwa zehn Minuten werden sie zu einer Straße gelangen. Dort treffen sie dann auf ihren Partner“, erklärte mir meine Vorgesetzte das Vorgehen und deutete mit ihrem Zeigefinger auf einen breiten Schotterweg, welcher sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelte. Verwundert, da ich weiterhin noch nicht viel mehr wusste und ich diese Geheimniskrämerei nicht verstehen konnte, verließ ich nach einem kurzen Abschiedsgruß die junge Frau neben mir und ging allein den Weg entlang, welcher mir gezeigt worden war. Lässig warf ich mir den Rucksack über die Schulter und schlenderte davon. Über mir hörte ich schon nach einigen Augenblicken ein ohrenbetäubendes Geräusch und sah den Hubschrauber, mit dem wir hergekommen waren, vor mir, als ich nach oben in den Himmel blickte. Immer weiter, einen Schritt neben den nächsten setzend, entfernte ich mich vom Ort der Landung und der graue, rund gelaufene und gewaschene Kies knirschte unter meinen schwarzen Stiefeln.


    Tatsächlich erreichte ich die Straße relativ bald. Ein paar grüne, dornige Büsche nahmen mir zwar die direkte Sicht auf die Fahrbahn, doch immer wieder waren ein paar Autos zu hören. Dann tat ich endlich die entscheidenden Schritte aus dem Dickicht und sah etwas, womit ich nie gerechnet hätte…

  • Kapitel 23: Ein Team (Clarice)


    Als ich aus dem Dickicht trat, fror ich sofort ein. Noch hatte er mich zwar nicht erblickt, aber ich wusste genau, wem ich gegenüber stand. Diese roten Haare waren so markant, ich hätte ihn unter 1000 Menschen gefunden. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen am Straßenrand.


    „Silver!“, rief ich erfreut und sofort stürmte ich auf den rothaarigen Jungen zu, der mir so vertraut war. Dieser drehte sich zu mir herum und wurde sogleich fast von mir umgestoßen, als ich ihm in meiner Euphorie um den Hals fiel. „Wow, Clarice! Immer langsam!“, lachte er und seine graubraunen Augen funkelten im Licht der untergehenden Sonne. Dann ließ ich von ihm ab und räusperte mich leicht verlegen aufgrund meiner stürmischen Begrüßung. Eine nur durch das sowieso orangerote Licht unkenntlicher gemachte Röte trat erneut in mein Gesicht und ich lächelte peinlich berührt.


    „Gut siehst du aus, ein wenig besser gelaunt“, sagte er lachend. Nervös strich ich mir eine orangene Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: „Dann…dann bist du also mein Partner bei diesem Auftrag?“ „Es scheint wohl so“, erwiderte der Siebzehnjährige lachend. „Wie kommt es denn dazu?“, lautete meine nächste Frage. „Und anscheinend musst du auch mehr über unseren Auftrag wissen als ich, denn von dir soll ich Informationen bekommen“, hakte ich weiter nach. „Lass uns am besten nach Neuborkia gehen und unterwegs kläre ich dich über alles auf“, sagte Silver erneut mit einem Lächeln und ergriff meine Hand. Dann setzten wir uns mit unserem Gepäck, aus zwei schwarzen Rucksäcken bestehend, in Bewegung. Wir befanden uns auf der Route 29, welche gen Osten zu unserem Ziel, dem idyllischen Dorf Neuborkia, leitete.


    „Also dann, inzwischen halte ich es vor Neugier kaum noch aus. Wenn ich schon hier bin, dann will ich auch mehr über die Mission wissen, welche ich ausführen soll aber nicht will“, sagte ich und lachte trocken. Es war ein merkbar ironisches Lachen, auf welches hin mir Silver einen musternden Blick zuwarf und die Augenbrauchen hochzog.


    „Nun, da muss ich ein klein wenig weiter ausholen…“, meinte er mit neutraler Stimme.


    (Silver)
    Nach meinem Besuch in Teak City und meiner Rückkehr in das Hauptquartier war ich sofort zu meinem Vater gegangen, um mit ihm über die Sagen, welche die Verbindung von Teak City zu den legendären Vögeln Lugia und Ho-Oh beschrieben, zu sprechen. Drei Mal klopfte ich an seine Tür, welche sich sofort öffnete. Während ich das Büro, welches mit einem eleganten roten Teppich ausgestattet war, betrat, fing ich mir einen musternden Blick meines Vaters ein. Dieser saß an einem aus dunklem Holz gefertigten Schreibtisch, welcher aufgrund seiner Lackierung glänzte und teuer bei einem Händler für Luxusmöbel erkauft worden war.


    „Silver, mein Junge. Was gibt es?“, fragte er mich in einem freundlicherem Ton, als sein anfänglicher Blick hätte vermuten lassen. „Interessant, dass du gerade jetzt vorbei schaust. Ich wollte dich nämlich sowieso bald rufen lassen, weil ich dich um einen Gefallen bitten möchte“, sagte er und erhob sich von seinem gepolsterten Sessel. Langsamen Schrittes näherten wir uns einander, bis ich ihn direkt vor mir sah, und langsam wurde seine Miene etwas freundlicher.


    Entweder hatte er erst vor ein paar Minuten eine schlechte Nachricht bekommen, oder mein Vater hatte ursprünglich jemand anderen erwartet, den er nicht sehen wollte. Nur wegen so etwas war mein Vater am Anfang unserer Gespräche etwas mürrisch, ansonsten begrüßte er mich immer sofort mit einem Lächeln.


    „Und welcher Gefallen sollte das sein?“, hakte ich misstrauisch nach, während mein Vater ruhig seinen orangenen Anzug glatt strich. „Es hat mit Team Rocket zu tun. Aber sag du erst einmal, welches Thema dir so am Herzen liegt.“ Also gut, wenn er es so wollte… „Heute war ich in Teak City. Sind dir die dortigen Türme bekannt?“, fragte ich ihn. „Ja, tatsächlich sind sie das. Der linke brannte wohl aus.“ „Genau. Heute habe ich mit einem dort lebenden Mann gesprochen, der sich auf eine Legende bezog, welche die Verbundenheit zwischen den Türmen und den Vögeln Lugia und Ho-Oh behandelt. Vielleicht solltest du dazu mal Nachforschungen anstellen, es kann sich lohnen und dich deinem Ziel näher bringen. Du hattest mir einmal gesagt, dass du diese Pokémon fangen willst.“ Giovanni hatte sich inzwischen wieder in seinem Sessel niedergelassen und fuhr sich nachdenklich über das Kinn. Er schien eifrig über meine Informationen nachzudenken.


    „Erzähl weiter“, meinte er nach kurzem Zögern. „Demnach sollen die Wahrzeichen einmal das Heim der Pokémon gewesen sein“, fuhr ich also fort. „In der heutigen Turmruine lebte wohl Lugia, welches an den Meeresgrund geflohen ist, als ein Feuer im damaligen Bronzeturm ausbrach. Ho-Oh floh dagegen gen Himmel. Noch heute beten die Leute für die Rückkehr der mächtigen Pokémon.“ „Wenn du es so erzählst, sollte ich vielleicht wirklich jemanden zu Untersuchungen losschicken. Thematisch passt es aber komischerweise auch zu dem, was ich dir berichten wollte“, antwortete mein Vater und öffnete eine der Schubladen des Tisches vor ihm. Heraus zog er einen Zeitungsartikel, welcher wohl einst die Titelseite des jeweiligen Blattes geziert hatte. Schnell überflog ich die Schlagzeile: „Professor Lind macht große Entdeckung über Legenden!“ Darunter war ein Bild zu sehen, auf welchem der genannte braunhaarige Mann einen silbernen Kristall in den Händen hielt und diesen lächelnd sowie stolz der Kamera präsentierte.


    „Wie du sehen kannst, hat unser werter Professor eine wahrlich brisante Entdeckung gemacht und diese mit Lugia in Verbindung bringen können. Mit ihm, diesem gezeigten Kristall, soll es wohl möglich sein, sich das legendäre Wesen gefügig zu machen. Der Gefallen, um den ich dich bitte, ist, dass du zusammen mit einem Partner nach Neuborkia gehst und Professor Lind dazu befragst. Wir brauchen so viele Informationen wie möglich, bevor wir ihn möglicherweise entwenden. Das ist dein Job“, erklärte mir mein Vater die Angelegenheit. Ich ließ mir noch einmal alles durch den Kopf gehen. Eigentlich sollte eine Befragung nicht zu schwer sein.


    „Aber warum ausgerechnet ich?“, stellte ich die für mich wichtigste Frage laut. „Reicht es, wenn ich dir sage, dass ich schon meine Gründe habe?“ Seine Gründe? „Also, wen willst du als Partner haben?“ Daraufhin grinste ich. „Ha, das ist keine schwere Frage. Clarice soll meine Partnerin sein“, bestimmte ich schnell.
    Mein Vater schien überrascht aufgrund der schnellen Antwort und auch der Aussage an sich. „Etwa die Clarice?“ „Ja, genau diese. Die wir beide schon lange mehr oder weniger gut kennen.“ „Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte eher an einen Commander. Überleg es dir doch nochmal.“ Verärgert ballte ich meine Hände zu Fäusten. Hielt er Clarice denn für unfähig? Dachte Giovanni wirklich, dass allein der Rang zählte?!


    „Hör zu: Ich beharre auf Clarice, egal was du sagst. Sie ist eine gute Gefährtin und ich will sie dabei haben.“ In meiner Nähe. Ich wollte sie bei mir und außerdem wollte ich nicht, dass sie am Ende noch sonst etwas anstellte. So zerbrechlich, wie sie in letzter Zeit gewirkt hatte, wusste man ja nie. Ein Lächeln, das ich nicht so recht definieren konnte, bildete sich nach einigen Momenten auf dem Gesicht meines Vaters.


    „Deine Gefährtin also… Nun gut, du hast es gewollt, also sollst du es so haben. Clarice wird sich nach ihrer Mission in Rosalia City mit dir Treffen.“


    (Clarice)
    „Das heißt also, du bist für unser Zusammentreffen zuständig?“, fragte ich und mein Freund nickte, nachdem er fertig erzählt hatte. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Er hatte wirklich an mich gedacht! „Nun, Clarice…“ „Ja?“ „Ich weiß, du magst Team Rocket nicht und du willst das nicht tun, aber wie würden wir dastehen? Wenn wir versagen, ist mein Vater wirklich sauer auf uns, denn das Ziel unserer Mission hat große Bedeutung.“ Nicht wissend, was ich sagen sollte, blickte ich ihm direkt in die Augen. Den Blickkontakt vermied er nicht. Mitfühlend aber trotzdem auch streng entgegnete er meinem forschenden Augenausdruck. Da kochte plötzlich eine unbändige Wut in mir auf, welche sich wie ein Feuer durch Holz in jede Zelle meines Körpers fraß.


    „Und du stellst dich wirklich auf die Seite deines Vaters?“, brüllte ich ihn plötzlich an. Merkte er denn nicht, welche Schandtaten er unterstütze? Wie konnte er nicht mich unterstützen, die für Gerechtigkeit war? Verdutzt blieb dem Rothaarigen der Mund leicht offen stehen und er zuckte vor mir zurück, als ich meine Hand nach ihm ausstreckte. „Was sollte ich denn machen? Er ist mein Vater!“, schrie er zurück. Nun griff ich ihn mit meiner Hand, erfasste den Kragen seiner Jacke und zog sein Gesicht zu meinem. Eigentlich hatte ich ihm jetzt irgendetwas Demütigendes entgegen werfen wollen, doch dann entspannten sich meine Muskeln wieder und ich lockerte den Griff um den Siebzehnjährigen. Silver hatte Recht, er konnte nicht einfach seinen eigenen Vater hintergehen. Sanft nahm der Rothaarige meine Hand von seiner Jacke und hielt sie in seinen fest.


    „Clarice, klar würde ich vieles für dich tun. Aber ich konnte mich in diesem Moment nur für meinen Vater entscheiden, und außerdem wollte ich dich nicht nur aufgrund deiner guten kommunikativen Eigenschaften als Partnerin haben. Der Hintergedanke war, dass ich vielleicht auch mal dafür sorgen kann, dass du mal wieder ein bisschen Freizeit, frische Luft und Freude am Leben hast. Ich bin dein Freund und mache mir doch auch Sorgen um dich, aber mehr konnte ich in der Situation nicht tun.“ Diese Worte waren zu viel für meinen momentan labilen Gemütszustand. Ich hatte ihn völlig zu Unrecht beschimpfen wollen! Trotz allem war er mein Freund und sorgte sich um mich…


    „Tut mir Leid…“, seufzte ich und sank auf die Knie. Unangenehm drückten kleine Kieselsteine, welche auf dem Asphalt lagen, in meine Haut, doch das war mir egal.


    (Silver)
    „Was machst du denn schon wieder?“, fragte ich leicht tadelnd und zog die Siebzehnjährige sanft aber bestimmt hoch. Dann ging ich mit ihr zum Gras am Straßenrand und wir setzten uns nebeneinander ins Grün. Erst jetzt bemerkte ich, dass ihr stumm Tränen über das Gesicht liefen.


    „Silver, es tut mir echt wahnsinnig Leid…“, sagte sie mit gebrochener Stimme. „Macht nichts. Du bist einfach nur nervlich sehr aufgerieben. Lass uns einen kurzen Moment hier sitzen bleiben.“ Sanft spürte ich den Kopf der Orangehaarigen auf meiner rechten Schulter ruhen, wobei ich merkte, wie kleine Tropfen ihrer Tränen auf meiner Jacke landeten. Sanft legte ich meinen Arm um ihren Oberkörper und zog sie zu mir. Ich sog den Duft ihres Haares ein – mit einem Hauch Lavendel von ihrem letztgenutzten Shampoo, wie ich vermutete. Mein Glücksgefühl erwachte wieder für einen Moment. Nie wollte ich sie gehen lassen. Es tat einfach zu gut, sie in meiner Nähe zu haben.


    „Ich habe das Gefühl, dass keiner in der Organisation außer uns merkt, welchen Schwachsinn Team Rocket anstellt. Hier, siehst du diesen Ball?“, fragte sie mich und hielt mir genannten Gegenstand vor die Nase. „Heute sollten wir die Kanto-Starter stehlen, welche als Preis bei einem Wettbewerb ausgesetzt waren. Einzig dieses Shiggy wurde erfolgreich geklaut, und da wir versagt haben, hat mich dein Vater zur Schnecke gemacht. Ich habe mir überlegt, dass ich nun für dieses Shiggy sorgen werde. Wenn dein Vater es nicht will, dann behalte ich es und sichere ab, dass es gut behandelt wird.“ Da wusste ich, worauf sie hinaus wollte. Clarice ging es vor allem um die schlechte Behandlung der geklauten und eingesetzten Pokémon. Natürlich war ihr auch die Herrschaft der Organisation nicht genehm, welche die Mitglieder dieser zu erreichen versuchten.


    „Verstehe“, antwortete ich. „Aber Clarice, wenn du mir nicht sagst, was passiert ist, dann kann ich dir leider auch nicht helfen… Wie soll ich dir beistehen bei deinem Versuch, aus Team Rocket auszutreten und zu fliehen, wenn ich den Hintergrund deines Zwanges nicht kenne?“ Es folgte ein Moment der Stille, in der sie nachdachte.


    „Nun gut. Ich denke, ich kann es dir erzählen…“, antwortete sie schlussendlich, stand auf und ging langsam ein paar Schritte. Ich folgte ihr wortlos mit den Rucksäcken, von denen mir das Mädchen einen abnahm und selber aufsetzte.

  • dann will ich mal zwischen tür und angel kommentieren. >.<


    erstmal sorry, dass ich seit drei kapiteln meinen senf nicht mehr dazu gegeben habe,
    obwohl ich das ja im letzten post so mega episch angekündigt hab. :/
    naja, die schule haut mich wieder um und ich hab für nichts mehr zeit, was spaß macht.


    aber wayne, ich les die ff natürlich trotzdem noch und irgendwie will ich mich nicht wiederholen,
    was deine stil und den syntax und das ganze äußerliche angeht... ich bin mir sicher, dass ich
    keinen fehler finden werde, so sehr ich mich auch anstrengen würde. (:


    zum inhalt wird demnächst noch was ausfürliches kommen, aber wie gesagt, ich hab
    momentan null zeit und überflieg das ganze eigentlich mehr oder weniger .. -.-


    Bini :3

  • Kapitel 24: Die Vergangenheit (Silver)


    Wir gingen immer weiter, doch Clarice begann nicht sofort damit, zu sprechen. Aber ich hetzte sie nicht, denn das Thema lag ihr zu sehr am Herzen, als dass sie hätte darüber schweigen können. Ich kannte sie schließlich gut genug.


    „Also… Ich werde dir den Hintergrund meines Aufenthaltes bei den Rockets erzählen“, startete Clarice ihre Geschichte. „Wie du weißt, war ich ja zuerst in Mahagonia City und bei Team Rocket. Dann fiel die Organisation zusammen und ich kam nach einer Zeit, in der ich allein unterwegs gewesen war, bei meinem Cousin unter. Dieser verschwieg ja, dass er mich bei sich beherbergte. Soweit hatte ich dich ja ins Bild gesetzt.“ Ich nickte nur und die Orangehaarige fuhr fort: „Nun, bei meinem Cousin ging es mir auch ganz gut und wir halfen einander. Doch dann wurde er krank – ein angeborener Herzklappenfehler machte ihm sehr zu schaffen. Seitdem liegt er in einem Krankenhaus, welches sich in Ebenholz City befindet. Ich konnte nicht mehr allein im Haus bleiben, da seine Aussichten auf eine Entlassung nur gering waren, und deshalb war ich leider wieder ohne feste Heimat. Erneut schlug ich mich durch, bis ich nicht mehr anders konnte, als zu meinen Eltern zurück zu kehren. Schließlich hatte ich kein Geld und außerdem war mein Zustand miserabler je länger ich allein unterwegs war. Selbst, wenn ich in den Pokémon-Centern übernachtete, so litten meine Pokémon und ich immer wieder Hunger. Ich hatte damals nicht viel dabei. So klopfte ich eines Tages notgedrungen an die Tür meines Elternhauses in Dukatia City, wohlwissend, dass sie mich nur ungern wieder aufnehmen würden. Du weißt ja, dass wir nie einen besonderen Draht zueinander hatten. Und seitdem ich vor vielen Jahren ihrem Willen, dass ich zu Team Rocket gehe, nicht folgen wollte, war ich bei meinen Eltern schlichtweg unten durch. Immer wieder habe ich an sie geglaubt, doch es fällt mir jeden Tag schwerer. Inzwischen will ich an mehr und mehr Tagen mit ihnen nur noch so wenig wie möglich zu tun haben. Ich weiß, dass du meine Schwester Emily in unserer Kinderzeit getroffen hast. Sie ist einfach geflüchtet und nach Einall gezogen, nachdem sie ein langjähriger Freund bei sich aufgenommen hatte. Sie verdient ihr Geld in einem medizinischen Forschungslabor.“


    „Also warst du in Not und musstest wieder zu deinen Eltern ziehen, zu denen du eine schlechte Beziehung hast“, fasste ich zusammen. Daraufhin nickte Clarice und schaute weiterhin sehr nachdenklich. Sicher war es für sie schwerer als gedacht, darüber zu sprechen.


    „Du hast es erfasst. Doch es öffnete keiner. Ich schaute durch ein paar der Fenster in das Haus hinein, doch niemand war zu sehen. Trotz unserer schlechten Beziehung zu einander machte und mache ich mir noch heute große Sorgen um sie. Ich hänge zwar nicht mehr so innig an ihnen wie früher, aber ich bin doch nicht völlig herzlos! Sie sind spurlos verschwunden, Silver! Bis heute!“ „Was, verschwunden?“, wiederholte ich ungläubig. Wie konnte das denn geschehen sein? Die Siebzehnjährige schluchzte und wir blieben stehen. Mitfühlend nahm ich sie in meine Arme und schloss sie in eine Umarmung, während das Mädchen wieder viele Tränen verlor, die erneut meine Jacke befeuchteten.


    Die Siebzehnjährige war in das Haus gekommen, da sie mit dem unter der Fußmatte versteckten Ersatzschlüssel die Tür aufgeschlossen und sich durch diese ins Gebäude gewagt hatte. So erzählte es Clarice mir, während sie weiterhin weinte. Das Haus war verdreckt gewesen, was auf eine längere Zeit hindeutete, in der es unbewohnt geblieben war. Weiterhin waren noch alle Sachen vorhanden, was auf einen überstürzten Aufbruch schließen ließ.


    „Wow, unglaublich. Nun erkenne ich erst das ganze Ausmaß…“, meinte ich mitfühlend. Die Orangehaarige schüttelte sich in meinen Armen immer noch unter ihrem Weinkrampf und es gelang ihr nur schwer, ordentliche Sätze flüssig auszusprechen. „Und was hast du dann gemacht?“, fragte ich. Clarice löste sich von mir und schluchzte mit der Zeit weniger, sodass man sie wieder ein wenig besser verstand. Bevor sie antwortete, wischte sie sich die Tränen grob mit der Hand von den Wangen.


    „Eine Weile habe ich dort verbracht und mir noch vorhandene Kleidungsstücke meiner Schwester geschnappt. Vieles hat sie nämlich in ihrer schnellen Abreise daheim gelassen. So wie es aussah, müssen meine Eltern damals bereits länger weg gewesen sein, denn alles war verdreckt, aber brauchbar. Im Haus lagen noch sämtliche Geldvorräte herum, sodass ich mir auch das Notwendigste kaufen konnte. Es war sogar so viel Geld zu finden, dass ich bei sparsamer Einteilung von allem länger dort leben konnte, als gedacht. Ursprünglich war ich, nachdem ich die Abwesenheit meiner Eltern bemerkt hatte, ja nur von ein paar Tagen ausgegangen. Während ich dort wohnte, half ich freiwillig verschiedenen Leuten der Stadt und bekam dafür auch nochmal einen kleinen Zusatzbeitrag zusammen. Es gab immer irgendjemanden, der Hilfe brauchte. Ob es nun ein verschwundenes Pokémon war oder andere Kleinigkeiten… Da hatte ich eine Nachbarin, deren Voltilamm immer wieder entlaufen war. Sie war sozusagen meine Stammkundin.“ Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der Siebzehnjährigen ab. „So arrangierte ich mich mit allem, bis das Geld nach und nach alle wurde. Nebenbei habe ich in der Polizeistation des Ortes nach Informationen auf den Verbleib meiner Eltern gesucht, doch nichts gefunden.“


    Diese Geschichte gab mir zu denken. Clarice hatte sich allein durchgeschlagen, als ihr Cousin nicht hatte für sie sorgen können. Und dann waren auch noch ihre Eltern verschwunden. Insgesamt hatte sie viel erlebt. Trotzdem…


    „Irgendwie klingt das aber immer noch nicht nach der kompletten Geschichte“, merkte ich misstrauisch an. „Das stimmt“, gab sie zu. „Irgendwie fehlt ja noch die Verbindung zu Team Rocket. Richtig?“ Das bestätigte ich mit einem Nicken. „Eigentlich hatte ich vor, erst einmal im Haus zu bleiben und weiter nach meiner Familie zu suchen. Irgendwie würde ich schon Geld zusammen bekommen, so dachte ich. Aber dann kamen plötzlich zwei mir unbekannte Typen zum Haus und meinten, sie wären von Team Rocket. Die Organisation hätte sich neu formiert und ich würde ins HQ gerufen werden, um dort zu arbeiten. Ich habe wirklich keine Ahnung, woher sie meinen Aufenthaltsort wussten. Irgendjemand muss mich wohl verraten haben. Bestimmt gibt es auch nahe Dukatia aktive oder ehemalige Rockets, die deinem Vater liebend gern jede Information geben, die er haben möchte.“ Verächtlich schnaubte sie. „So ging ich notgedrungen mit, und da ich das Haus vorerst ohne Anstellung nicht mehr halten konnte… Zuerst steckten sie mich eine ganze Weile in ein Trainingslager, und zur Eröffnung im HQ habe ich dann dich wiedergesehen. Und ich bleibe, weil ich so in mehr Orten der Region Informationen sammeln kann. Aber mein Hauptgrund ist, dass ich bei dir sein will.“ Daraufhin blickte ich sie erstaunt an. „Bei mir?“ „Ja, denn du bist alles, was ich nun an Familie habe. Du bist wie ein Bruder für mich, und dass wir beide uns nahe stehen ist offensichtlich. Ich stehe im Prinzip in einer Zwickmühle: Einerseits will ich bei dir sein, andererseits hasse ich Team Rocket“, antwortete sie und lachte ironisch.


    Sanft nahm ich ihre Hand und zog Clarice mit mir, als ich weiter lief. Während des Laufens konnte ich besser über das Erzählte nachdenken. Inzwischen konnte ich gut nachvollziehen, weshalb sie mir nicht alles gleich zu Beginn hatte erzählen wollen, kurz nach unserem Wiedersehen bei der Eröffnung des HQs. Aber sie hatte Recht: Wir waren wie Geschwister. Schon immer war ich der Bruder gewesen, den sie nie gehabt hatte. Und sie war schon immer wie eine jüngere Schwester für mich. Zwischen uns war es, als könnten wir die Gedanken des Anderen lesen, sofern er es zuließ. Auch Emily hatte ich kennen gelernt und vor vielen Jahren Zeit mit ihr verbracht, aber der Kontakt hatte sich verloren.


    „Wie lang es wohl noch dauert, bis wir in Neuborkia ankommen werden?“, fragte Clarice dann. „Keine Ahnung, aber wenn wir uns beeilen schaffen wir es vielleicht noch bis zur Dämmerung. Also lass uns ein wenig schneller gehen – kleine Schwester“, antwortete ich lächelnd. Das brachte Clarice zum Grinsen und sie drückte glücklich meine Hand. „Wie du meinst – Bruder“, sagte sie mit errötetem Gesicht und lachte.


    Ansonsten vermieden wir auf unserem Weg das Thema und unterhielten uns über alltägliche Dinge. Immer weiter näherten wir uns dem Ziel, und als wir am frühen Abend in Neuborkia ankamen, bezogen wir gemeinsam Quartier in einem Zimmer im Pokémon-Center der Ortschaft. Erschöpft stellten wir unsere Rucksäcke beiseite, nachdem wir in unserem gemeinsamen Zimmer angekommen waren. An den Seiten stand je ein Bett und auch ein Schrank war zu finden. Allerdings hatten wir eigentlich nur wenig mit, was wir hätten auspacken können.

  • Kapitel 25: Aufkeimende Gefühle (Clarice)


    Erst einmal machten wir eine Pause und ließen uns auf unsere Betten plumpsen. Entspannt seufzten wir auf und tranken einen Schluck Wasser, welchen wir noch von unserer Wanderung übrig hatten. Die Flaschen hatten sich an den Seitennetzen unserer Rucksäcke befunden. Dann begaben wir uns zurück zur Lobby im Erdgeschoss und von da aus in den nahe gelegenen Speisesaal. Aus diesem duftete es herrlich, und trotz meiner relativ guten Laune durch Silvers Anwesenheit fühlte ich mich auch etwas an die Zeit alleine erinnert. Damals war ich mit meinen beiden Pokémon Endivie und Voltilamm umher gezogen, in der Hoffnung, bald eines der Center zu finden, in welchem man Essen und Schlaf bekam. Oftmals fühlten wir uns schlapp, wenn wir zu lange Hunger gelitten hatten, oder waren generell immer wieder erschöpft. Insgesamt war es zwar hart, aber nicht unmöglich gewesen.


    Dank der Center, in welchen man kostengünstig oder auch manchmal kostenlos unterkam, hatten wir die Prüfungen überstanden. Am Abend hatten wir dann genauso mit knurrendem Magen vor dem Buffet gestanden, wie ich es jetzt mit Silver tat. Doch nun war das vorbei und ich besaß wieder ein Zuhause. Es war bei Silver. Mit großem Appetit holten wir uns etwas zu Essen, welches wir bei einem lustigen Gespräch verzehrten. Immer wieder kamen gute Witze oder auch ältere Anekdoten zu Tage, und am Ende saßen wir locker eineinhalb Stunden vor unseren Tellern. Es war einer der wenigen Abende in letzter Zeit, an welchen ich wirklich unbeschwert lachen konnte.


    „Sag mal, Clarice…“, sprach mich da mein Gegenüber an. „Ja?“, reagierte ich prompt. „Wie wäre es, wenn wir heute mal einen kleinen Städtetrip machen würden? Ich glaube, wir können beide nach diesem Tag noch eine weitere Aufmunterung gebrauchen“, sagte Silver und lächelte mir zu. „Klar, warum nicht? Schließlich bin ich noch nicht hier gewesen. Du etwa?“, antwortete ich glücklich und grinste. Es versprach also, doch ein lustigerer Abend zu werden als gedacht. „Nein, ich war ebenfalls noch nicht hier. Aber als wir hier ankamen, sah alles sehr idyllisch aus und auch ein Dörfchen wie dieses hier hat sicher seine Vorzüge“, antwortete mein bester Freund und zwinkerte mir zu.


    Also verließen wir schon recht bald darauf das Pokémon-Center, um uns auf die Hauptstraße des Ortes zu begeben, welche wohl auch gleichzeitig eine kleine Shoppingmeile zu bieten schien. Während die Färbung des Himmels langsam von einem Azurblau in einen dunkleren Ton überging, schlenderten wir gemütlich auf dem Bürgersteig entlang. Spontan entdeckten wir eine Eisdiele, welche im Gegensatz zu den meisten anderen Geschäften noch geöffnet hatte, und kauften an dieser eine grüne Kugel Pfefferminzeis für Silver und eine gelbe Portion mit Vanillegeschmack für mich. Entspannt gingen wir weiter und erneut scherzten wir herum. Außerdem redeten wir noch ein wenig über unsere Pokémon.


    (Silver)
    Auch meine Freundin schien zufrieden zu sein. Sie hatte wie ich bereits den Rest ihres Eises gegessen und betrachtete verträumt die Straße sowie die inzwischen schon geschlossenen Geschäfte. Ihre orangefarbenen Haare umspielten sanft ihr Gesicht, als sie durch eine kleine Böe nach vorn geweht wurden. Langsam erschien der Mond über dem Horizont und war gut am sternenklaren Himmel zu erkennen. Sanft erleuchtete er ihr Gesicht und ließ ihre blaugrünen Augen ein klein wenig glitzern.


    (Clarice)
    Schon wieder war mir ganz mulmig. Dieser Moment mit Silver war wirklich schön und ich wünschte mir, dass unsere angenehme Zweisamkeit noch ein wenig bleiben würde. Die Hand meines langjährigen Freundes war schon fast dabei, meine zu berühren und ich hätte sie gern gegriffen, doch ich traute mich nicht. Was, wenn er nicht dieses Kribbeln in meiner Nähe empfand, wie ich es in seiner tat? Konnte es wirklich sein, dass ich mich verliebt hatte? Sonst traute ich mich Manches, doch den Jungen neben mir wollte ich nicht als Freund verlieren, indem ich ihm meine Gefühle preisgab. Vielleicht wäre es für uns einfach unerträglich, wenn er mich nicht liebte, ich ihn aber weiter als meinen festen Freund haben wollen würde. Ich wollte es ihm ja sagen! Doch im richtigen Moment würden mir die Worte fehlen, das wusste ich schon jetzt. Wieso war das schon wieder so kompliziert? Nervös betrachtete ich das Gesicht meines langjährigen Freundes, den ich vorhin noch als Bruder bezeichnet hatte. Aber eher war mehr als das – mein Seelenverwandter. Und so musste ich mir meine starken Empfindungen wohl doch eingestehen. Schon wieder spürte ich dieses Kribbeln der Schmetterlinge in meinem Bauch.


    Und plötzlich geschah es, so als würde ich plötzlich von jemandem gesteuert, denn eigentlich hatte ich mich nicht getraut – zumindest dachte ich das bis zu just diesem Moment. Ich griff die Hand des Rothaarigen und drückte sie leicht, woraufhin dieser mir einen erstaunten Blick zuwarf.


    „Kann ich etwas mit dir besprechen?“, fragte ich nervös. „Sicher. Worum geht es denn?“, antwortete Silver. „Ähm… Weißt du, es ist vielleicht etwas… Ach, ich weiß auch nicht.“ „Nur zu, Clarice. Du weißt doch, ich beiße nicht“, grinste mein Begleiter und drückte sanft meine Hand, welche noch immer seine umschlossen hielt. Also gut. Es galt, meinen ganzen Mut aufzubringen, und ich atmete noch einmal tief durch. „Wir kennen uns schon lang, ich vertraue dir wie keinem Anderem. Wie gesagt, du bist wie mein Bruder. Und für mich ist es nun so, als wäre da noch mehr. Verstehst du, was ich meine?“, kamen dann endlich die Worte aus meinem Mund. Es schien ihm etwas klar geworden zu sein, doch er sagte nichts. Vor Angst und Anspannung wurde mein Mund ganz trocken.


    „Was ich meine ist: Ich liebe dich. Ehrlich gesagt tue ich das schon etwas länger. Du bedeutest mir viel, und ich kann nicht ohne dich…“ Die entscheidenden Worte waren gesprochen und nun gab es kein Zurück mehr. Ich umgriff Silvers Hand weiterhin und wir blieben stehen. Wir sahen uns in die Augen, als sich plötzlich ein kleines Lächeln auf dem Gesicht des Jungen herausbildete, welchem ich gerade meine Gefühle gestanden hatte.


    Und ehe ich mich versah, spürte ich seine Lippen auf meinen. Sanft küsste er mich, fast wie ein Hauch bei einem Flügelschlag eines Schmetterlings. Vor Überraschung konnte ich erst gar nicht reagieren, doch erwiderte dann seinen Kuss. Wenig später hatte er auch seine Hände auf meine Wangen gelegt, und ich spürte, wie ich errötete und mir die Wärme ins Gesicht schoss. Mein Herz fühlte sich an, als würde es in meiner Brust Salti schlagen, doch dann fiel es wieder zurück in seinen Rhythmus und ich entspannte mich. Meine Hände schlossen sich um seine Hüfte und unsere Lippen berührten sich immer intensiver und leidenschaftlicher.


    Dann entfernte sich Silver ein kleines Stück von mir und wir sahen uns direkt in die Augen. Nach unserem ersten Kuss war uns beiden ein Lächeln aufs Gesicht geschrieben, und ich brauchte kurz, um Luft zu bekommen. Ich lächelte glücklich, woraufhin Silver kurz lachen musste. Wieder beugte er sich vor und gab mir erneut einen Kuss, doch diesmal gleich etwas intensiver. Ich hatte die Augen geschlossen und erwiderte ihn ein zweites Mal voller Glücksgefühle. In diesem Moment geschah genau das zum zweiten Mal, von dem ich bis vor nicht mal drei Minuten ewig gedacht hatte. Ein berauschendes Kribbeln durchflutete mich und war elektrisierend. Irgendwie schien ich auch ein wenig daran zu denken, dass das, was wir jetzt begannen, später Probleme geben könnte. Doch darum wollte ich mich gar nicht kümmern, viel zu gefangen war ich von Silver, seiner magischen Aura, die mich nicht von ihm weichen ließ. Am liebsten hätte ich ewig an diesem einen Kuss verweilt, doch irgendwann mussten leider alle schönen Momente enden.


    (Silver)
    Ein unglaubliches Funkeln stand in ihren Augen und auch ich fühlte mich so gut wie selten zuvor. Wir waren mehr als Freunde, irgendwie war das schon länger zu erkennen gewesen. Wir, die uns schon seit unserem zweiten Lebensjahr gut verstanden und aneinander gehangen hatten. Hatte sich das vielleicht auch mein Vater gedacht, als er dieses merkwürdige Grinsen aufgesetzt hatte? Konnte schon sein, aber wen interessierte das? Für Clarice und mich zählte nur unsere Verbundenheit und das Glück des jeweils anderen. Aus Seelengeschwistern waren Liebende geworden. Sanft nahm ich sie in den Arm und spazierte mit dem Mädchen weiter. Über uns waren nun deutlich die funkelnden Sterne zu erkennen, welche sich aus der Dunkelheit so gut abhoben, dass man sogar im Dorf selbst Sternbilder erkennen konnte. Auch Clarice schaute fasziniert nach oben und lehnte ihren Kopf an meine Schulter.


    Spät in der Nacht kehrten wir zurück in unser Zimmer. Beide strotzten wir noch so vor Euphorie, doch trotz allem übermannte uns auch irgendwann die Müdigkeit. Nacheinander machten wir uns im Bad fertig für die Nacht und kuschelten uns dann in unsere jeweiligen Betten.

  • Kapitel 26: Professor Lind (Silver)


    In der Dämmerung schreckte ich verschwitzt aus meinen Träumen auf. Mein rotes Haar klebte mir Nass am Kopf und ich zitterte. Ich blickte aus dem Fenster und erkannte leichte Schimmer von rosafarbenem Licht inmitten des Blaus über dem Horizont. Was war los gewesen? Immer wieder waren bizarre Bilder vorgekommen. Die Bedeutung des Ganzen wurde mir nicht ganz klar. Seit wann brachten mich träume so aus der Fassung? Es hatte alles mit Wasser zu tun gehabt… Und wieso hatte ich an unbändige Kraft gedacht? Mehr noch: Ich hatte mich unsagbar kräftig gefühlt. Nur das Gefühl der Verbundenheit zu einer Person hatte eine Ruhepause in der Fantasiewelt meines mystischen Traumes geschaffen. Hatte ich vielleicht Clarice im Gedächtnis gehabt? Keine Ahnung.


    In diesem Moment drehte ich mich zu meiner Freundin um und sah diese ruhig in ihrem Bett liegen. Das rotblonde Haar verteilte sich wild auf ihrem weißen Kopfkissen und auf Teilen ihres hübschen Gesichts. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig, also befand wenigstens sie sich noch in einem ruhigen Schlaf. Verwirrt fuhr ich mir durch die Haare und rieb mir die Stirn. Zu sehr zermarterte ich mir den Kopf, als dass ich hätte wieder einschlafen können, also stand ich auf, um ins Bad zu gehen. Dort wusch ich mir schnell mit kaltem Wasser den Schweiß der Nacht vom Gesicht und fuhr mir mit den Fingern grob durch die Haare. Angespannt lehnte ich mich über das Waschbecken und nahm ein paar tiefe Atemzüge.


    Sollte ich Clarice von meinem Traum erzählen? Oder würde sie das zu sehr beunruhigen? Ich wusste es nicht. „Das wäre bestimmt kein gutes Gesprächsthema“, dachte ich ironisch. „Guten Morgen, Clarice, habe ich dir schon von meinem Alptraum berichtet?“ Nein, ich würde es vorerst für mich behalten. Besser so, sonst wäre meine Freundin gleich wieder so beunruhigt. Clarice hatte so schon genug um die Ohren. Und hatte der Inhalt dieses Traumes überhaupt eine größere Bedeutung? Das konnte ich ja noch gar nicht sagen. Wahrscheinlich war es nur ein einfacher Traum gewesen, der nie wieder auftauchen würde. Ich schüttelte meinen Kopf, um die Erinnerungen daraus zu verbannen. Allerdings verwunderte mich, dass nun urplötzlich Teile eines Gespräches wieder in mein Gedächtnis kamen, welches ich mit meinem Vater geführt hatte…


    Noch immer stand ich im Büro meines Vaters, nachdem ich ihn Clarice als meine Partnerin für die Mission in Neuborkia genannt hatte. Mein Vater wirkte wie immer völlig aalglatt und selbstsicher. Schon seit einigen Momenten waren wir ins Schweigen verfallen, sodass ich beschloss, ein eigenes Thema anzusprechen.


    „Sag mal… Die ganze Zeit sucht ihr nach Hinweisen für Lugia und Ho-Oh. Erzähl mir doch mehr über deinen Plan“, sagte ich zu meinem Vater. Da blickte der Mann wieder interessiert zu mir auf und legte für einen Augenblick erneut seinen Stift zur Seite, mit dem er bis dahin in der Schweigezeit geschrieben hatte. „Du möchtest also Informationen über unser Ziel haben? Gut, dann sollst du sie bekommen.“ Giovanni lehnte sich entspannt in seinem Ledersessel zurück und zog seine rote Krawatte zurecht.


    „Lugia und Ho-Oh gelten mit als die mächtigsten Pokémon Johtos. Mit ihnen wollen wir es schaffen, die absolute Kontrolle über alles und jeden in der Region zu gewinnen. Dabei sind die Vögel eine große Hilfe, ganz einfach weil sich mit diesen Wesen keiner zu messen wagt. So wird Team Rocket die ganze Macht innehaben. Wie du ja erwähnt hast, soll Lugia an den Meeresgrund geflohen sein. Der Kristall, über den du mehr in Erfahrung bringen sollst, wird uns dabei helfen, Lugia herbei zu rufen und zu kontrollieren. Wir werden den Vogel schön in seinen Käfig sperren und uns seiner Kräfte bedienen, wenn wir sie brauchen sollten. Und wenn Lugia trotz allem nicht gehorchen sollte, dann wird es einen Schock erleben, wenn du verstehst, was ich meine.“ Giovanni lachte unheimlich und ich musste zugeben, dass sich meine Nackenhaare aufstellten.


    „Du meinst Stromstöße“, bemerkte ich neutral, und mein Vater warf mir einen unheimlichen Blick zu. „Du hast es erfasst. Wir haben bereits sämtliche Technologie vorbereitet. Um das mächtige Ho-Oh zu rufen, haben wir noch keine Möglichkeit gefunden, aber Trupps sind unterwegs, um Infos zu bekommen“, meinte Giovanni noch.


    Ich ging zurück in den anderen Raum. „Ich sollte wenigstens versuchen, noch ein klein wenig Schlaf zu bekommen“, folgte ich gedanklich meinem Verstand, und so lag ich schon wenig später wieder unter meiner Bettdecke. Auf dem Nachtschrank neben mir lag meine schwarze Armbanduhr, welche ich noch kurz betrachtete. 5:47 Uhr. Da konnte ich mich wirklich noch ein wenig aufs Ohr legen, in der Hoffnung, nun ein wenig besser zu träumen.


    (Clarice)
    Ich wurde langsam wacher und spürte den Duft von Kaffee in meiner Nase. Intensiv strömte er mit jedem Atemzug zu mir und ich schlug die Augen auf. Vor mir stand eine blaue Kaffeetasse auf dem Nachttisch. Nun wusste ich zumindest, woher der Geruch gekommen war. Auf dem Bett mit gegenüber saß Silver, ebenfalls mit einer Tasse in der Hand. Lächelnd trank er einen Schluck und warf mir einen frechen Blick zu. Ich schmunzelte und setzte mich langsam auf. Danach zupfte ich kurz meinen schwarzen Schlafanzug zurecht.


    „Na, Schlafmütze?“, lachte Silver und ich grinste verschlafen zurück. Wie lange hatte ich wohl geschlafen? Zumindest hatte ich mich schon lange nicht mehr so entspannt gefühlt wie nach dieser erholsamen Nacht. Verschlafen rieb ich mir kurz die Augen und griff dankbar nach dem Heißgetränk. Der Kaffee weckte meine Lebensgeister und schon bald hatte ich ein paar kräftige Schlucke genommen. Heiß spürte ich ihn hinab laufen und fand das Gefühl angenehm. Er war sogar gesüßt, genau wie ich es mochte. Woher hatte Silver das gewusst? Oder war es geraten? Ich wurde von innen heraus aufgewärmt und schnell etwas konzentrierter.


    „Wie spät ist es denn?“, fragte ich Silver nun. Dieser schaute auf seine Uhr und meinte: „Du hast es tatsächlich geschafft, bis halb elf zu schlafen. Dann musst du die Ruhe wohl wirklich gebraucht haben, was?“ Er schenkte mir wieder sein bezauberndes Lächeln. „Was, bis halb elf? Das ist wirklich lange“, antwortete ich und gähnte. „Na ja, die letzten Wochen waren auch wirklich hart und stressig. Was steht heute auf dem Plan?“, war meine nächste Frage. „Nun, heute statten wir Professor Lind einen Besuch ab. Deswegen solltest du dich ein wenig beeilen, wenn möglich. Ich habe dir auch eine Kleinigkeit mit hoch gebracht, nachdem ich im Saal zum Essen war.“ Der Rothaarige deutete mit seinem Zeigefinger auf einen Teller, welcher auf dem Tisch neben ihm stand.


    Nach meinem schnell nachgeholten Frühstück zog ich mich um und gemeinsam begaben Silver und ich uns zu Professor Lind. Die Sonne schien mal wieder kräftig auf die Erde hinab, sodass es kurz vor Mittag unglaublich heiß war. Wir klingelten an dem Haus, in welchem sich das Labor des skurrilen Mannes befand. Dieses war leicht auszumachen, da es eines der größten Gebäude des Ortes war. Es besaß einen großen Schornstein sowie ein blaues Dach und neben der Eingangstür hing ein Messingschild, das zusätzlich den hiesigen Standpunkt des Labors bekannt gab. Schon bald darauf hörten wir eine für einen Mann recht hohe Stimme durch das Haus tönen.


    „Komme schon!“


    Kurz darauf öffnete uns Professor Lind höchstpersönlich die Tür und lächelte uns an. Er hatte kurz geschnittenes, dunkelbraunes Haar und trug einen weißen Forscherkittel über einem hellgrünen T - Shirt und einer ockerfarbenen Hose.


    „Oh, hallo ihr Zwei. Ich dachte schon, es wäre mal wieder irgendein Kamerateam oder Interviewfritzen“, sprach er uns an. „Die sind wir garantiert nicht“, lächelte ich. „Aber trotzdem sind wir aus einem ähnlichen Grund hier. Dürften wir Ihnen vielleicht ein paar Fragen zu ihrer Entdeckung stellen? Wir sind sehr an Ihrer Forschung interessiert und würden gern mehr darüber erfahren.“ „Na wenn das so ist… Wieso nicht? Tretet ein.“ Wir bedankten uns und betraten auf Geheiß des Forschers dessen Laborgebäude.


    „Nun, meine Lieben. Selten habe ich hier junge Gäste, also bin ich besonders stolz, euch hier in meinem Reich begrüßen zu dürfen.“ So plapperte der Professor vor sich hin, während er uns ein Stück ins Innere des Gebäudes führte, in welchem sich dutzende hochmoderne Computer, mir unbekannte Messgeräte und auch viele elektronische Bauteile befanden. Des Weiteren gab es hier auch Kameras für Versuchsaufzeichnungen. „Verratet ihr mir eure Namen?“, wollte der Naturwissenschaftler dann von uns wissen. „Ich bin Clarice und das ist Silver.“ „Silver?“, sagte der Forscher und schaute mich verwirrt an. „Ein Spitzname“, klärte ich auf und bemühte mich um ein Lächeln. Der Rothaarige neben mir nickte. „Wow, Sie haben hier so viel Technik“, sagte ich staunend und wechselte somit das Thema. „Ja, die meisten Leute sind bei ihrem ersten Besuch hier vor allem davon überwältigt“, lachte der braunhaarige Mann und geleitete uns zu einer kleinen Sitzecke, welche aus vier billigen Stühlen aus hellem Holz und einem Tisch bestand.


    „Setzt euch doch bitte.“ Also nahmen wir auf den mit weißen Kissen gepolsterten Sitzgelegenheiten Platz. „Unglaublich, dass sich so junge Leute wie ihr für meine Forschungen begeistern. In der Tat ist der Kristall, den ich gefunden habe, unglaublich wertvoll. Mein Forschungsteam und ich fanden ihn bei Ausgrabungen von Fossilien zufällig tief im Erdreich, und sofort zog er alle in eine Art magischen Bann. Der Forscherdrang in uns allen erwachte neu und wir recherchierten Tag und Nacht. Schließlich stießen wir in den Fotografien von ausgekundschafteten Höhlen auf alte Wandmalereien, die auch diesen Kristall zu zeigen scheinen. In Verbindung dazu gab es Zeichnungen von Lugia, und nachdem wir versucht hatten, die weiteren Malereien zu entschlüsseln, kamen wir zu einem eindeutigen Ergebnis: Der Kristall war und ist noch heute das entscheidende Instrument, um Lugia zu kontrollieren. Das war schier eine bahnbrechende Entdeckung, das könnt ihr mir glauben!“ Lind kam in einen wahren Redeschwall und gestikulierte vor lauter Enthusiasmus wild mit seinen Armen, wobei er fast eine Kaffeetasse vom Tisch fegte.


    „Außerdem waren am Ende der Bildserie verschiedene Zeichnungen von Wasserstrudeln zu sehen. Vier Stück, und in der Mitte war wieder ein Lugia. Wir vermuten, dass dies ein entscheidender Hinweis auf den Verbleib des Vogels in den Strudelinseln sein soll. Weiterhin drängt sich aufgrund der alten Malereien der Verdacht auf, dass schon frühere Kulturen gewusst haben müssen, dass dieses majestätische Wesen diesen Ort in der wilden See als sein wahres Zuhause bevorzugt. Denn als die Bilder angefertigt wurden, gab es noch gar nicht die Türme in Teak City, in denen Lugia und Ho-Oh gehaust haben sollen. Sicher kennt ihr die Legenden.“ Silver und ich nickten. Klar kannte man die, wenn man sich ein wenig umhörte oder im Internet recherchierte. „Dann zeige ich euch mal das Schmuckstück“, meinte Lind daraufhin.

  • Kapitel 27: Legenden erwachen? (Silver)


    Während wir zum Objekt der Begierde geführt wurden, blickte ich mich weiter im Labor um. Hier waren Artefakte vorhanden, welche quer durch sämtliche Zeitepochen zu reichen schienen. Gut, Professor Lind war ja auch Evolutionsforscher und ein Mann, der die Weiterentwicklung der Pokémon studierte. Sein Forschungsgebiet schien für mich eigentlich das spannendste von allen zu sein. Wir hielten vor einem aus hellem Holz gemachten Schreibtisch, voll bedeckt mit Schmierpapier, Dokumenten und ausgedruckten Messdaten. Wahnsinn, wie man so ambitioniert und doch so chaotisch sein konnte. Wahrscheinlich war Linds Motto: „Wer Ordnung hält ist zu faul zum Suchen!“ Umso erstaunter war ich, dass der braunhaarige Mann wirklich ordentliche Forschungsergebnisse zu liefern schien, denn renommierte Preise befanden sich in einem Regal hinter dem Schreibtisch. Bewundernswert, wirklich Bewundernswert.


    „So, ihr Lieben. In dieser kleinen Schatulle hier…“ Lind deutete auf ein verziertes Holzkästchen, welches neben ihm auf dem hölzernen Tisch lag. „In dieser kleinen Schatulle hier liegt der inzwischen so bekannte Kristall.“ Als wäre dies eine große Ankündigung der Sensation ohnegleichen gewesen, nahm Lind mit großen unnötigen Gesten die aus Kirschholz gefertigte Schatulle in die Hand und öffnete sie. Heraus zog er einen an einer Kette hängenden, durchsichtigen, dennoch silbern wirkenden Kristall, welcher im Licht der Deckenlampen wie ein Prisma die Spektralfarben auf ein weißes Papier auf dem Schreibtisch warf.


    „Der ist ja unglaublich schön…“; hauchte Clarice verzaubert neben mir. „Nicht wahr?“, lächelte der Professor. Ich konnte meinen Blick ebenfalls nicht von diesem Kristall abwenden. Er war nicht besonders groß, sowie von der Form eher schmal und lang. Wäre ein hübsches Schmuckstück für ein Mädchen wie Clarice. Aber irgendetwas an diesem antiken Artefakt zog mich magisch an und ich fragte mich, wie das kommen konnte. Mein Verlangen nach diesem Fundstück war plötzlich immens. Aber wieso zum Teufel war das so? Ich hatte keine Ahnung.


    „Kann ich ihn vielleicht mal in die Hand nehmen und näher betrachten?“, fragte ich zaghaft. Lind überlegte einen Moment mit kritischem Blick, doch dann hielt er mir den wertvollen Gegenstand entgegen. Vorsichtig nahm ich ihn und drehte den Kristall vor meinen Augen. Tatsächlich wirkte er, als wäre er aus Silber. Wenn man genauer hinsah war es aber eigentlich nur ein lang gezogener Strich des Silbers, welcher entlang der Mitte des Kristalls vorzufinden war. Der Rest war tatsächlich farblos und durchsichtig.


    „Unglaublich. Haben Sie diesen Strich in der Mitte bemerkt?“, fragte ich ihn, woraufhin Lind nickte. „Wir halten es für wahrscheinlich, dass dies der besondere Teil des Artefaktes ist, der mit Lugia in Verbindung steht. Eine Art Quintessenz aus irgendetwas. Nur wissen wir noch nicht, was es ist.“ Sehr mystisch. Irgendwie fühlte ich mich genau so, als würde diese silberne Essenz im Kristall zu mir gehören. Als wäre sie ein Teil von mir – aber das war nicht möglich. Nein, auf keinen Fall konnte das gehen. Von welcher Person sollte das auch sein, und wie könnte man denn an so etwas kommen? Ich drehte den atemberaubenden Fund noch ein kleines bisschen weiter und stieß somit auf eine winzige Gravur eines Lugias in der Außenseite.


    „Ein eingraviertes Lugia? Dieser Gegenstand gibt einem ja immer mehr Rätsel auf“, sprach ich fasziniert. „Wie meinst du das, Silver?“, fragte Clarice neben mir. Klar, sie konnte ja nicht das merken, was ich bei der Begegnung mit dem Kristall fühlte. „Lustig, genau die Farbe im Kristall“, lachte Lind. Klar, das fiel mir tatsächlich auch erst jetzt auf. Wirklich ein komischer Zufall. Wie war ich eigentlich an diesem Spitznamen gekommen, der meinen richtigen ersetzte? Je länger ich in das Silber und auf das eingravierte Lugia starrte, desto schwindliger wurde mir. Ich taumelte ein wenig, was Clarice beunruhigte.
    „Silver? Silver, was hast du denn?“, hörte ich sie fragen, doch ihre Stimme verschwamm immer mehr. Auch meine anderen Sinne ließen die Umwelt um mich herum hinter sich und eine Bildserie tauchte vor meinem inneren Auge auf.


    Wasser. Unmengen Wasser. Schwer und nass schien es mich zu umgeben. Ich bekam Angst, nicht schnell genug wieder atmen zu können, denn ich befand mich in einer Höhle am Meeresgrund. Doch ich spürte keinen Schmerz in meiner Lunge, sondern glitt ruhig durch das Wasser. Wie Vögel Flügel schien ich Schwingen zu haben und durch die Flüssigkeit gleiten zu können. Ich verließ die Höhle und betrachtete die Schönheit des Meeres. Ja, ich fühlte mich wohl. Als wäre hier mein Zuhause. Hier unten war der Boden zwar nur karg und sandig, aber näher am Licht wuchsen farbenprächtige Korallen und schwammen andere Pokémon wie Seeper oder Goldini.


    . Nun wollte ich die höheren Meereslagen erkunden, also zischte ich blitzschnell nach oben. Unglaublich, wie schnell das ging! Da bemerkte ich, oben angekommen, über mir ein paar Strudel, welche ihre verschlingenden, zermalmenden Kräfte eindrucksvoll zeigten. Ich schwamm höher in Richtung der Wasseroberfläche. Doch kurz vorher machte ich Halt. Wieso stoppte ich und schaute nicht über die Oberfläche hinaus? Schließlich wusste ich doch, wie schön auch der Anblick des Landes vom Meer aus sein konnte. Doch stattdessen schwamm ich nun direkt auf einen der Strudel zu. Moment, einen der Strudel? Wieso zur Hölle… War ich etwa lebensmüde? Moment, war ich ja vielleicht gar nicht… Ich hatte das Gefühl, riesig zu sein. Mystisch, aber irgendwie auch gut. Und so schwamm ich näher heran, bis ich nur noch Turbulenzen und blubberndes Wasser um mich herum wahrnahm… Adrenalin sammelte sich in meinem Blut, als mich die Wirbel der Strudel erfassten. Ich hatte Angst, aber es machte Spaß…


    Schreiend wachte ich wieder auf. Meine Sinne kehrten in die Wirklichkeit zurück und ich bemerkte, dass ich auf dem Fußboden des Labors saß. Das helle Licht blendete im ersten Moment stark. Mein Kopf schmerzte – war ich umgefallen und auf dem Boden aufgeschlagen, als mir schwindlig geworden war? Stöhnend griff ich mir an den Kopf, welcher wirklich dröhnte. Hörbar schnappte ich geschafft nach Luft.


    „Silver!“, hörte ich da eine vertraute Stimmte und sah kurz nur orange. Clarice hatte sich neben mich gekniet und fiel mir nun erleichtert um den Hals. Beruhigend legte ich meine Arme um sie. Ich war verwundert, aber froh, wieder zurück in der Realität und bei ihr zu sein. Das Mädchen löste sich ein Stück von mir und schaute mich besorgt an. Ihr Blick deutete auf ihre zahlreichen Fragen und Ratlosigkeit hin. Nur leider war ich im Moment nicht sehr viel schlauer als sie, denn auch ich hatte keine Ahnung, wieso ich ohnmächtig geworden war. Ich küsste sie kurz – wobei Professor Lind kurz lächelnd die Augenbrauen hoch zog – und versuchte, wieder aufzustehen. Clarice half mir, indem sie zuerst aufstand und mir ihre Hand reichte. Dankbar ergriff ich diese und wenig später stand ich wieder.


    „Sehr interessant“, meinte Professor Lind. „Was?“, fragte ich nach, noch im Denkvorgang behindert durch meine Kopfschmerzen. „Du hast plötzlich getaumelt und dein Blick wurde leer. Dann bist du umgekippt und lagst einfach auf dem Boden. Was meinst du, was du mir für einen Schreck eingejagt hast!“, sprach Clarice hysterisch zu mir. Ihr Blick zeugte von ihrer Besorgnis und sie drückte meine Hand. „Tut mir Leid, Clarice, aber ich kann mir selbst auch eher weniger erklären, wie das passieren konnte.“ „Noch mysteriöser aber war, dass der Kristall in deinen Händen angefangen hat zu leuchten. Besser gesagt, der silberne Streifen in ihm“, mischte sich erneut der Forscher ein. Da war ich erst recht baff. Das Artefakt hatte angefangen, in meinen Händen zu leuchten? Gab es da vielleicht doch eine Verbindung zwischen diesem Ding und mir? Fragend blickte ich die anderen beiden an, welche nicht besonders auf den Kristall reagiert hatten. Doch Clarice blickte genauso ratlos zurück und Lind schien eifrig nachzudenken.


    „Sag mal, mein Junge, was hast du denn überhaupt wahrgenommen, als du dort lagst?“, stellte Lind mir eine Frage. Ich überlegte kurz und versuchte, mich an so viel wie möglich zu erinnern. „Ich habe mich schon die ganze Zeit über, seit ich ihn das erste Mal hier sah, sehr von diesem Kristall angezogen gefühlt. Irgendwie erschien es mir so, als würde die silberne Essenz zu mir gehören. Als wäre sie ein Teil von mir, wissen Sie? Dann sah ich das kleine eingravierte Lugia auf der einen Seite und mir wurde schwindelig. Ich taumelte und anscheinend bin ich dann umgekippt. Als ich auf dem Boden lag, habe ich etwas völlig anderes wahrgenommen als das Labor. Ich war im Meer, besser gesagt in einer Höhle am Meeresgrund, besaß einen großen Körper und hatte riesige Schwingen, mit denen ich blitzschnell durchs Wasser gleiten konnte. Nass fühlte es sich an. Seit wann merkt man denn in einem Traum, wie sich das Wasser anfühlt, in welchem man imaginär schwimmt?“ Lind schaute erst überrascht, dann nachdenklich. Doch trotzdem wartete er darauf, dass ich weiter erzählte.


    „Als ich der Wasseroberfläche näher kam, schaute ich aber nicht über sie hinaus. Ich sah Strudel an der Meeresoberfläche, und bin in einen hinein geschwommen. Und das war der Moment, in dem ich schreiend aufgewacht bin.“ „Das hast du wirklich gesehen?“, fragte Clarice und griff nach meiner Hand. „Nicht nur das, ich habe es gefühlt.“ Ich sah gespannt zum Professor. Wusste er vielleicht Rat?


    „Silver… Nachdem wir nun ein so außergewöhnliches Ereignis hatten, würde ich dich darum bitten, den Kristall zu behalten.“ „Wie bitte? Ich bin umgekippt, habe etwas Verrücktes geträumt, wache schreiend wieder auf und Sie wollen, dass ich dieses Artefakt behalte?“, rief ich entsetzt. Sollte ich das Ganze etwa mehrmals durchmachen? „Genau das will ich. Ich bin gespannt, was noch passieren wird, wenn sich der Kristall weiter in deiner Nähe befindet, und du müsstest mir bei besonderen Dingen Bericht erstatten. Du solltest ihn möglichst deine Haut berühren lassen, so ist der Kontakt sicher am stärksten.“ Völlig verständnislos starrte ich den Professor an. Das konnte er doch nicht ernst meinen!


    „Ich glaube, Lugia und du gehören zusammen. Denn nach dem, was du beschrieben hast, zum Beispiel mit den riesigen Schwingen und deiner doch wohl nicht zu verachtenden Größe, warst du vorhin in deinem „Traum“ – wie ich es jetzt einmal vorsichtig bezeichne - Lugia.“ Ich schluckte und meine Pupillen weiteten sich. „Ich…war Lugia?“

  • Kapitel 28: Wallende Gefühle (Silver)


    Unglaublich, aber der Professor hatte vielleicht Recht: In meiner Vision, oder was auch immer es gewesen war, hatte ich riesige flügelähnliche Schwingen und einen großen Körper besessen. Außerdem hatte ich in meinem Traum unter Wasser atmen können. Es hatte sich alles so real angefühlt… Sogar die schwere und Nässe des Wassers hatte ich deutlich wahrgenommen. Und in einem normalen Traum spürte man doch nicht, wie sich das Wasser anfühlte! Hieß das etwa, dass ich in Lugias Körper gewesen war, oder zumindest eine mentale Verbindung zu diesem Wesen hatte?


    Da fiel mir wieder mein Vater ein: „Reicht es, wenn ich dir sage, dass ich schon meine Gründe habe?“ Hatte er es etwa gewusst? Kannte er eine Verbindung zwischen dem Vogel und mir, und hatte deshalb die Mission mir als seinem Sohn übertragen? Hatte er nur den Beweis gewollt? Wenn ja, dann würde er bald fällig sein. Ich brauchte dringend diese Informationen, und er hatte sie mir vorenthalten!


    „Professor, ich muss mehr wissen. Meinen Sie, dass eine mentale Verbindung zwischen Lugia und mir besteht?“ „Ja, das tue ich. Du hast das gefühlt und gesehen, was das Pokémon wahrgenommen hat. Interessant, denn zufällig haben wir an anderer Stelle bei unseren Recherchen eine alte Legende gefunden. Nach ihr gibt es auf der Welt immer genau eine Person, die mit dem Wesen verbunden ist. Nun, da ich dich hier gesehen habe, glaube ich, dass die Geschichte wahr ist.“ Clarices Blick war nicht weniger fassungslos als meiner. Ich war eine Figur aus einer Legende? Niemals. Doch andererseits… Ich hatte ja noch immer am besten gemerkt, was eben geschehen war.


    „Trage den Kristall unter deinem T-Shirt um den Hals. Da sieht ihn niemand und er hat Hautkontakt.“ Also tat ich wie geheißen und hing den Kristall mit mulmigem Gefühl um meinen Hals. Was, wenn ich plötzlich mitten auf der Straße wieder umkippte? Dann schob ich ihn unter mein T-Shirt. „Wie gesagt, du musst mich bei Besonderheiten sofort informieren.“ Ich nickte. Da ich selber mehr wissen wollte, würde ich das tun, in der Hoffnung, dass der Professor neue Erkenntnisse mit mir teilen konnte. Wenn es überhaupt neues Wissen geben würde, so mysteriös wie das Vorgefallene war…



    (Kotone)
    Es war ein komischer Vormittag für mich. Wie lethargisch hatte ich nicht aus meinem Bett aufstehen wollen. Trotz meiner nicht mehr vorhandenen Müdigkeit hatte ich mich weiter unter meiner Decke gewälzt und meinen Kopf in das weiche Federkissen gekuschelt. Selbst meinen Hunger ignorierte ich so gut es eben ging, denn mein Körper wollte nicht vom Fleck. War es die Angst, Kishos regungslosen Körper erneut in diesem Krankenbett zu sehen? War es die Angst, nichts mit dem Tag anfangen zu können, weil mich sowieso nur schlechte Gedanken verfolgen würden? War es die Angst, sofort die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, wenn ich auch nur einen Fuß auf den pfirsichfarbenen Teppichboden des Raumes setzte? Denn sobald ich dieses Bett verließ, welches mir einigermaßen Sicherheit vor der Welt bot, wie ich hätte meinen können, gab es kein Zurück mehr. Dann würde der Tag richtig für mich anbrechen, und ich wusste nichts zu tun. Der Tag bedeutete, wach zu sein, und dies wiederrum hieß auch, sich Gedanken und Gefühlen auszusetzen und hinzugeben. Aber genau das wollte ich nicht. Würde ich es zulassen, kämen sofort Erinnerungen an gestern und an Kishos schlechte Gesundheit zurück. Mein Leid, welches ich mental mit Kisho teilte, würde mich übermannen und mir Tränen hervor locken. Salzige, unerbittliche Tränen. Wasser des Schmerzes, des Leids, der Verzweiflung. Es würde sichtbar werden, wie schwach ich im Moment war. Und wer war ich denn dann schon? Ein fünfzehnjähriges Mädchen, heulend, tief in Gedanken versunken? Ein schwaches kleines Mädchen. Das würde es dann eher treffen. Aber ich wollte nicht schwach sein, schon gar nicht nach außen sichtbar. Ich öffnete meine Augen und drehte mich seufzend auf den Rücken.


    Andererseits… Mich hier vor der Welt zu verstecken brachte doch auch nichts. Dann war ich genauso schwach, weil ich mich so vor allem versteckte und so auch Phasen des Schmerzes und der Mutlosigkeit nicht überwinden wollte und konnte. Also, entweder zeigte ich mich der Welt, oder ich blieb hier liegen. Als Feigling. Nur wenn ich mich erhob und meinen Körper in Gang brachte, konnte ich etwas tun und vielleicht auch Kisho helfen. Ihm zumindest meine Nähe spenden. Also quälte ich meine Füße auf den Boden und meine Beine in eine durchgestreckte Haltung. Nun einmal stehend riss ich die Vorhänge auf und strahlte der schon lange hell strahlenden Sonne entgegen. Heute würde ich genau so hell scheinen wie sie! Ja, das war der Plan!


    (Clarice)
    Silver und ich hatten mittlerweile das Labor verlassen und schlenderten nachdenklich nebeneinander die Straße entlang. Unser Ziel würde das Pokémon-Center sein, von dem aus Silver seinen Vater kontaktieren würde. Schließlich sollten wir Bericht erstatten. Logisch, wenn man bedachte, um was es für Giovanni ging. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Dieser Mann war die Abscheulichkeit in Person! Wieder dachte ich an das Gespräch im Hubschrauber zurück. Und nun stellte ich umso mehr fest, dass er vor Menschen genauso wenig Respekt zu haben schien wie vor Pokémon. Er schickte seinen eigenen Sohn los, um etwas für ihn zu erledigen. Enthielt ihm womöglich Informationen vor, die sein Leben stark verändern könnten. Ständig waren Leute für ihn unterwegs, und Giovanni war der Einzige, der am Ende wirklich den Hauptpreis bekommen sollte: Macht. Große Macht sogar. Es zählte nur er selbst in seiner eigenen Welt. Meine Wut legte sich, wechselte in Niedergeschlagenheit und Trauer, als ich Silvers nachdenkliches Gesicht sah. Grimmig stapfte er vorwärts. Ich konnte nur ahnen, wie es in ihm brodeln musste. Sein Vater wusste etwas, dass er nicht wusste, und das hatte mir der Rothaarige erst vor ein paar Minuten selbst erzählt. Giovanni hätte seine Gründe… Dass ich nicht lachte. Wahrscheinlich hatte er genau gewusst, was mit seinem Sohn passieren würde. Zumindest geahnt haben musste er es. Nur verständlich, dass Silver nun Informationen verlangen würde.


    „Wirst du ihm sagen, dass du den Kristall in deinem Besitz hast?“, fragte ich leise, unsicher wegen seiner schlechten Laune. „Ich weiß es nicht. Eher weniger, so wie es aussieht. Nur, wenn er mir zuvor Informationen gegeben hat, bekommt er welche von mir. So und nicht anders will ich es ablaufen lassen. Giovanni kann sich auf etwas gefasst machen.“ Ich legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Und wie“, antwortete ich. Ich würde ihn nicht allein so etwas durchmachen lassen! War ich seine Freundin und Seelenschwester, oder war ich es nicht?



    (Kotone)
    Nach einem reichhaltigen Frühstück aus Marmeladenbroten und Kakao beschloss ich, nun wieder etwas euphorischer, nach Kisho zu sehen. Er sollte nicht glauben, dass ich ihn vernachlässigen würde. Ich traute mir inzwischen zu, einen weiteren Besuch durchzustehen. Also erhob ich mich von dem Tisch, an welchem ich gegessen hatte, und ging wieder hinauf in den Krankenflügel des Gebäudes. Kishos Zimmer war erneut leicht zu finden und momentan auch wieder nicht von Ärzten besucht. Also öffnete ich langsam die Zimmertür und betrat den Raum.


    Und sofort, als ich an Kishos Krankenbett stand und in das Gesicht meines Freundes schaute, war meine kleine Phase der Euphorie dahin. Wieder dasselbe schmerzverzerrte Gesicht, blass wie Kreide und heiß wie brennende Kohle durch das Fieber. Und auch sah ich die verschwitzten blonden Haare wie letztes Mal nass an der Stirn des Jungen kleben. Ich nahm mir einen Stuhl, setzte mich an das Bett und nahm Kishos linke Hand in meine. Tränen schossen mir in die Augen. Und dabei hatte ich mir doch erst vorhin vorgenommen, zu strahlen und den Tag ohne ein so schlechtes Gefühl wie gestern oder gar mit Tränen zu verbringen. Doch nun rissen die Wunden und Narben wieder auf, welche schon meine gestrige Trauer um Kishos schlechte Gesundheit hinterlassen hatte, und ich fühlte mich noch schlechter als in den Stunden nach Kishos Behandlung gestern. Ich legte meinen Kopf auf seinen Körper und schloss die Augen. Weiterhin liefen Tränen aus meinen Augenwinkeln hinab. Doch es tat mir gut, zu hören, dass sein Puls regelmäßig und normal ging. Es signalisierte mir, dass er lebte.



    Plötzlich spürte ich, wie mir jemand sanft eine Hand auf die Schulter legte. Ich schreckte auf und blickte in das Gesicht von Schwester Joy.


    „Oh, hallo…“, meinte ich leise. „Kotone, ich hatte nicht gedacht, dass du einfach in das Zimmer gehen würdest. Aber trotzdem eine liebe Geste, dass du ihn besuchst.“ Sie zwinkerte und lächelte mich an. Schnell wischte ich mir ein paar Tränen aus dem Gesicht und fragte: „Haben sie denn schon etwas neues herausgefunden? Bitte, ich muss es wissen! Es geht hier um Kisho!“ Ich wurde schon fast wieder hysterisch, hoffend, in meiner Suche nach Fakten genau diese zu bekommen. „Nun, dann kann ich dir ja zufrieden sagen, dass wir nun wissen, was das Gift bewirkt. Es ist zum Glück tatsächlich nichts Bedrohliches, aber der Kniff ist, dass es den Körper schwer belastet. Diese Art von Gift ist nur schwer abzubauen und führt deswegen zu starker Erschöpfung und Fieber. Dein Freund Kisho kommt wieder auf die Beine, denn wir können ihn behandeln.“ Ein Lächeln umspielte meine Lippen, und als ich wirklich begriff, strahlte ich wieder, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Freudentränen liefen über mein Gesicht und ich umarmte die Medizinerin.


    „Danke, Schwester Joy! Danke vielmals!“, sagte ich glücklich. Die Frau lachte und legte mir beschwichtigend eine Hand auf den Rücken. Sie lächelte, zufrieden, dass ich fröhlich war. Doch dann beugte sie sich zu mir und flüsterte geheimnisvoll in mein Ohr: „Du hängst ja wirklich außergewöhnlich stark an dem Jungen, hm?“ Ich hörte sie noch kichern und errötete schlagartig. „Ähm… Ja… Aber nicht so, wie Sie denken.“ „Was denke ich denn?“, lachte Joy frech. „Sie denkt, dass ich in Kisho verliebt bin“, drang es nun in meinen Verstand vor. War ich das? Keine Ahnung. Ich hatte nie darüber nachgedacht, ob aus den Gefühlen von Kisho und mir irgendwann etwas Ernsteres als Freundschaft werden würde. Romantik war nie ein Thema zwischen uns gewesen. Kisho war eben Kisho. Aber wenn ich daran dachte, wie er mich damals im Wald fixiert, beim Quiz nach der Fragebogenrunde aufgemuntert und vor allem, wie er mich berührt hatte… Vielleicht kam von seiner Seite tatsächlich mehr als Freundschaft, doch ich hatte es einfach nicht bemerkt? Wie sollte ich mich dazu positionieren? Was empfand ich? Noch war es mir nicht klar. Fakt war bisher nur für mich, dass ich sehr an ihm hing und Kisho auf keinen Fall verlieren wollte. Er war mein Seelenverwandter, und ich für ihn seine Seelenverwandte. So war es von Anfang an bei uns gewesen.


    Joy bat mich nun, zu gehen, damit sie in Ruhe mit der Behandlung anfangen konnte. Und nun hatte ich nichts dagegen, denn ich wusste, dass Kisho in guten Händen und schon bald wieder fit war.