so, nach einer diesmal längeren wartepause kommt nun der zweite teil von kapitel 14 hier hinein editiert.
wie immer wüsche ich euch viel spaß beim lesen und würde mich sehr über kommentare freuen.
Kapitel 14 Teil 2
(Clarice)
Ich hatte bereits das im Norden befindliche Büro des Unterbefehlshabers in der zweiten Ebene erreicht und war nun in einem Raum mit einer der furchterregendsten Personen, die mir je begegnet waren. Mr. Smith war ein groß gewachsener Mann – ich schätzte ihn auf 1,90m, mindestens – mit kurzem braunem Haar und einer tiefen Narbe, senkrecht über seine linke Gesichtshälfte verlaufend. Viele Rüpel meinten, es wäre schwer, nicht auf seine Narbe zu starren und ihn damit zu verärgern – da musste ich ihnen eindeutig Recht geben. Woher er diese Verletzung wohl hatte? War sie bei einem Einsatz für Team Rocket entstanden? Ich hatte keine Ahnung, aber das zu fragen wäre auch unhöflich gewesen. Momentan saß ich auf einem gepolsterten Stuhl und gegenüber von Smith, welcher sich auf seinen Schreibtisch eine dicke Akte gelegt hatte und sie sorgfältig studierte. Nach was er wohl suchte? Hatte dieser Ordner etwas mit mir zu tun oder vielleicht mit der Mission in Rosalia City?
„Interessant“, entfuhr es dem Unterbefehlshaber plötzlich, und ich schrak auf. „Wenn ich fragen darf, Sir, was genau ist interessant?“ „Nun, ich lese hier gerade Ihre Akte.“ Also doch meine Akte! Aber wieso um Himmels Willen war die so dick? Welche Informationen über mich waren so interessant für die Organisation?
„Mir ist aufgefallen, dass Sie schon relativ früh an Aktionen dieser Organisation mitgewirkt haben. Stimmt es, dass Ihre Eltern auch Kontakt zum Boss haben und eng mit ihm befreundet sind?“ „In der Tat, das ist korrekt. Ich habe so schon sozusagen mein ganzes Leben lang mit Team Rocket zu tun gehabt“, antwortete ich ehrfürchtig und schloss meine Hände um die Armlehnen des Stuhles.
Nun stand er auf, weiterhin die Akte in der Hand haltend, und ging um seinen Schreibtisch herum. Dann drehte der groß geratene Mann seine Runden hinter mir, mitten im Raum. Smith verweilte wenig später direkt hinter meinem Stuhl. Meinem Gefühl nach war er wirklich nah bei mir und ich traute mich nicht, zu ihm hinter zu blicken. Alles kribbelte in mir vor Adrenalin. Dieser Mann machte mir wirklich Angst.
„Und sie waren zuerst in Mahagonia City stationiert, wie ich hier lesen kann und waren sogar Assistentin des Unteroffiziers. Beachtlich, in den jungen Jahren schon so weit zu kommen. Nun, eigentlich müssten Sie dann ja mit ihrer Position als Teamleiterin vertraut sein, Clarice.“ „Ja, ganz unerfahren bin ich nicht in meiner derzeitigen Position.“ „Dann gehe ich davon aus, dass sie mit Commander Sherman und den zwei anderen Einheiten die Mission in Rosalia City erfolgreich durchführen. Verstanden?“ „Jawohl, Sir!“, stieß ich eingeschüchtert aus, als Mr. Smith sich hinter seinem Schreibtisch aufbaute und die Akte auf den Tisch knallte. Ich zuckte zusammen, der Mann war mir nicht geheuer.
„Nun denn, Clarice, sie gehen jetzt zu den Ausgängen im Ostsektor, wo die anderen Operationsteilnehmer inklusive Commander Sherman bereits auf Sie warten. Ihr Team ist schon versammelt.“ „Verstanden“, stieß ich aus und wurde ganz hibbelig. Smith wandte seinen Blick von mir ab und schaute aus dem Fenster.
„Viel Erfolg, und beeilen sie sich, Mittwoch fertig zu sein. Sie können gehen.“ Ich nickte nur und verließ den Raum, Schweißtropfen rannen meine Stirn hinab. Bloß schnell weg von diesem Büro und diesem Mann!
Wie von der Tarantel gestochen rannte ich quer durch die Gänge, in Richtung der östlichen Ausgänge im ersten Sektor. Wahrscheinlich würden die beiden anderen Teamleiter und ich gleich vom Commander nähere Informationen zum Vorgehen in den nächsten Tagen erhalten und den Handlangern danach die nötigen Anweisungen geben. So lief es im Allgemeinen immer ab, ich hatte es schon oft gesehen.
*
Völlig außer Atem erreichte ich die Ausgänge, welche an die Oberfläche führten. Wenn man sich in die Kapsel stellte, schoss diese durch die Röhre hoch nach oben, um einen Sekunden später auf der Erdoberfläche abzusetzen. Wie freute ich mich schon darauf, die Sonne zu sehen! Sehnlich erwartete ich den Moment, in dem ich die Wärme auf meiner Haut spürte und den grünen Wald vor mir sah.
„Ah, da sind sie ja, Clarice“, wurde ich vom weiblichen Commander begrüßt. Anscheinend war ihr mein Name im Vorfeld bekannt gegeben worden. Sie hatte langes braunes Haar und trug die für ihren Rang übliche Uniform in Weiß mit roten Streifen, welche neu eingeführt worden war. Ihr Blick war besitzergreifend und angsteinflößend. Gleichzeitig drückte er Stärke und Macht aus – der Blick hätte von einem Snobilikat sein können.
„Da ihr Team und auch alle anderen soweit versammelt sind, schlage ich vor, dass Sie sich zu ihrer Mannschaft gesellen und ich dann die Mission erklären kann.“ „Sehr wohl“, erwiderte ich und stellte mich neben die anderen Teamführer. Diese kannte ich allerdings nicht. Es waren zwei Männer, vielleicht so um die 25 Jahre alt. Der eine hatte sich seine kurzen Haare grün gefärbt, der zweite Rocket besaß schulterlanges schwarzes Haar, passend zu seiner Uniform. Neugierig richteten sie ihre Blicke auf mich und grinsten. Wieso grinsten die so? Das machte mich nervös und ich warf den jungen Männern einen wütenden Blick zu. Daraufhin vergrößerte sich ihr Grinsen noch mehr, und ich wandte den Blick ab.
„Nun denn, alle gut aufpassen! Kommen wir nun zu den Details“, schallte Shermans Stimme zu uns. „Unser Ziel ist Rosalia City, ein kleines Dorf zwischen Viola City und Neuborkia. Der Grundauftrag sollte bekannt sein, die Teamleiter geben Ihnen die Anweisungen. Wir gelangen mit Hubschraubern in die Nähe der Stadt und werden dann getarnt damit beginnen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Der heutige Tag wird in der Basis im Wald nahe dem kleinen Dorf verbracht, wo wir die Mittel ansehen können, welche wir zur Verfügung haben. Des Weiteren wird für jedes Team die jeweilige Strategie bekannt gegeben. Am Dienstag werden wir getarnt im Freien sein und alles in Position bringen. Außerdem haben wir bereits Mitglieder in die Veranstaltung von Professor Eich eingeschleust, welche am Mittwoch stattfindet und während der wir unseren Coup starten. Noch irgendwelche Fragen?“
Niemand meldete sich zu Wort, also gingen wir der Reihe nach durch die Röhren aus der Basis. Der Commander und die Teamleiter verließen die Basis zuerst. Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich in die Kapsel, und kaum war ich komplett in ihr, schloss sich schon automatisch die Tür. Mit schwindelerregender Geschwindigkeit schoss ich nach oben. Mein Magen wurde nach unten gepresst und generell schien alles in mir ein oder zwei Stück nach unten zu rutschen.
Zum Glück war das Ganze schnell vorbei und ich kam auf der Oberfläche an. Taumelnd verließ ich die Kapsel und ließ mich auf die Knie fallen. Nach der Tortur musste ich erst mal kurz durchatmen, mir war übel. Meine Finger gruben sich in die Erde, als müsste ich mich festkrallen um nicht herum geschleudert zu werden,
„Puh, hoffentlich ist nun wieder alles an seinem Platz“, murmelte ich und meinte damit meine Organe, denn diese hatten sich meinem Gefühl nach richtig zu einem Bündel zusammen gepresst. Allzu oft würde ich das nicht überstehen, das wusste ich jetzt schon.
Nach und nach kamen dann auch die restlichen Rüpel, für jedes der drei Teams zehn Leute, oben an - und den meisten von ihnen schien der Aufstieg genauso wenig gefallen haben wie mir.
„Alle da? Gut, dann weiter!“, sprach Commander Sherman, kaum dass alle angekommen waren, und schien selbst topfit zu sein. Oder sie überspielte es einfach recht gut, als ranghöchste Person hier musste sie ja Stärke demonstrieren. Zeigte sie nicht ihre Disziplin und Überlegenheit würde sie trotz ihres Ranges niemand mehr entsprechend ernst nehmen.
Eilig begaben wir uns zu den im Wald versteckten Hubschraubern in der Nähe, mit welchen wir nach Rosalia City gelangen sollten. Der Fußweg war nicht weit - gerade mal drei Minuten liefen wir über feste Walderde, auf der wir keine Fußspuren hinterließen. Für uns waren mehrere Hubschrauber vorgesehen, welche uns transportieren sollten. Dies stellte ich fest, nachdem wir unser Ziel erreicht hatten. Die Fluggeräte waren alle blaugrau getarnt, so konnte man sie wohl am Himmel schlechter sehen. Clever.
„Gut, jedes Team steigt, soweit es geht, zu seinem Teamleiter. Der Rest muss sich dann verteilen, verstanden?“ „Jawohl!“, schallte es von den Handlangern. Sofort setzte ich mich mit meinem Tross an Rüpeln in Bewegung, und wie ich durch die Fensterscheiben sah, erkannte ich zwei Piloten. Dementsprechend musste das auch in den anderen Fluggeräten so sein.
Diejenigen aus meinem Team, welche nicht in die Hubschrauber passten, gingen in den zuletzt übrig geblieben Hubschrauber und mischten sich mit den Übrigen aus den Teams 2 und 3. Zu guter Letzt gab es kein Gerangel mehr, und wir flogen los. Jeder Hubschrauber nahm eine andere Route zum gleichen Ziel, weshalb wir uns aufteilten. Mein Herz schlug schnell und meine Hände wurden leicht nass von Schweiß. Das war meine erste Mission als Teamleiter im HQ, und ich musste meine Arbeit gut machen. Dies war meine erste Bewährungsprobe! Schaffte ich diese Mission nicht, dann stand ich logischerweise schlecht da. Doch ich wusste, dass ich mich durchkämpfen konnte, hatte ich doch schon höhere Ränge in Mahagonia City zu bewältigen gewusst.
(Kotone)
Wir waren nun schon eine ganze Weile unterwegs, und so langsam merkte man die aufkommende Schwüle. Diese hatte sich den Vormittag immer weiter verstärkt, je höher die Sonne gestiegen war, und immer wieder griffen Kisho und ich zur Wasserflasche. Außer uns war niemand auf unserer Route zu sehen, welche durch weite Grasflächen führte. Neben uns wuchsen die Halme kniehoch. So wie die Sonne am Himmel stand, musste es ungefähr Mittag sein, und ich brauchte eine Pause.
„Kisho, halten wir mal kurz an?“, fragte ich nun. „Klar, warum nicht? Wir sind nun schon seit Stunden unterwegs und ein bisschen durchzuatmen kann nicht schaden.“ Kisho lächelte, sicher auch ein wenig geschafft. Ich wischte mir erfreut den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn und hielt Ausschau nach einem Rastplatz.
Schon bald hatten wir uns auf eine Grasfläche gesetzt und genossen die erholende Pause. Hinter uns war ein kleiner grasbewachsener Hügel und wir stützten uns mit unseren Ellbogen ab. Auch Feurigel und Karnimani waren froh über die Auszeit.
„Hey, Kotone, magst du einen Schluck Wasser?“, fragte mich mein blondhaariger Freund. „Ja, gerne“, antwortete ich und bekam die Wasserflasche gereicht. Durstig wollte ich ein paar kräftige Schlucke nehmen, doch dummerweise kam nicht ein einziger Tropfen auf meine Zunge.
„Mist, unser Wasservorrat ist alle. Na super.“ „Das ist schlecht. Ich wüsste nicht, wo wir die Flasche schnell wieder auffüllen könnten“, stimmte mir Kisho zu. Sehnsüchtig aufgrund meiner nicht zu beseitigenden Durstigkeit betrachtete ich Karnimani. Als ein Wesen des Wassers hatte es nicht oft Durst und musste dementsprechend keinen leiden, anders als Kisho und ich. Da sah mich das Krokodil voller Mitleid an und ich warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Und wie lösen wir nun das Problem mit dem Wasser?“, fragte Kisho und ich konnte nicht anders, als ihm mit einem Achselzucken zu demonstrieren, dass ich selber keine Lösung wusste. Da plötzlich kam mir ein klarer Wasserstrahl direkt ins Gesicht geschossen, welcher meinen Oberkörper auf die Grasfläche drückte.
„Huch?“, reagierte Kisho verdutzt.
Da endete der Wasserbeschuss genauso schnell wie er gekommen war. Ich prustete, setzte mich auf und schaute verblüfft. Nun waren mein Gesicht und meine Haare nass, aber es war unglaublich erfrischend. Quakende Laute lenkten die Aufmerksamkeit auf das blaue Krokodil, mit dem ich befreundet war, denn dieses kullerte sich vor Lachen.
„Karnimani, warst du das?“, fragte ich. Ich ging auf das Krokodil zu und hielt das Pokémon in die Höhe. Wassertropfen fielen von meinem Haar oder auch von meinen Wangen hinab auf mein rotes T-Shirt. „Ich würde davon ausgehen“, warf Kisho ein. „Danke für die kleine Erfrischung“, lachte ich und knuffte das Krokodil.
Gerade als ich mich wieder zu Kisho gesetzt hatte, ergoss sich schon ein Regen über meinen Freund und mich. Ich quiekte vor Überraschung und Kisho zuckte zusammen. Er sah aus wie ein klatschnasses Fukano - seine Haare klebten ihm am Kopf und Wasser lief ihm über das Gesicht. Wahrscheinlich sah ich kaum besser aus. Der Regen hatte wieder geendet und ich grinste Karnimani an. Ich schmiss meine Mütze weg und das Wasser-Pokémon schickte den nächsten Regen. Lachend breitete ich meine Arme aus. Wie das doch erfrischte! Herrlich während dieser Mittagshitze! Erneut verzog Kisho das Gesicht als das Wasser ein zweites Mal auf ihn herab prasselte. Er pustete überschüssiges Wasser von seinen Lippen und wischte seine Augen trocken.
„Genug davon“, meinte er missmutig. Ich kicherte nur und meinte: „Komm schon, es ist doch nur Wasser! Und sag, wärst du lieber schweißgebadet wegen der Hitze oder von Karnimani nass gespritzt und erfrischt? Du wirst schon wieder trocken.“ Kisho wechselte einen vielsagenden Blick mit Feurigel. Klar, dass die beiden sich gefunden hatten – beide wurden nicht gern nass wenn es nicht sein musste. Beschwichtigend klopfte ich meinem Freund auf die Schulter. Sanft strich ich einige seiner Haarsträhnen aus dem Bereich seiner Augen.
Unsere Gesichter kamen sich ein wenig näher, da ich mich vorbeugte. Kishos blaue Augen fixierten meine haselnussbraunen intensiv. Sie zeigten nicht wirklich was in ihm vorging, doch sein Blick war stark genug um mich in meinen Bewegungen stoppen zu lassen. Doch ich fragte nichts. Nach einem weiteren Moment der Stille wendete mein blondhaariger Freund seinen Kopf und blickte peinlich berührt zur Seite.
Er richtete den Rest seiner nun nassen, zweitweise braunen Haare und meinte: „Ich wäre dafür, dass wir nun wieder weiter ziehen.“ „Na dann los. Vielleicht kann Karnimani ja unseren Wasservorrat auffüllen und dann gehen wir weiter“, schlug ich vor. Bestätigend quakte mein blauer Freund und tapste zu mir.
„Dann los!“, meinte ich lächelnd und hielt Karnimani die Wasserflasche hin. Schon bald darauf feuerte Karnimani eine schwache Aquaknarre ab, welche zielgenau in die Flasche spritzte. Wenig später war im Trinkgefäß klares Trinkwasser, und durstig nahm ich sogleich ein paar Schlucke. Auch Kisho trank etwas und dann verpackte mein Freund die Flasche im Netz an der Außenseite seines Rucksackes.
„Feurigel, Karnimani, wollen wir?“, fragte Kisho die Pokémon und diese erklärten sich lautstark zum Aufbruch bereit. Und so setzten wir uns wieder in Bewegung.