Journey to Evolution (wieder regelmäßig Uploads!)

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

  • Endlich darf Lily sich mit ihrem Evoli auf ihre erste eigene Pokemonreise begeben. Ihr Wunsch ist es, in die Fußstapfen ihrer älteren Schwester, einer Top-Koordinatorin, zu treten.
    Auf ihrer Reise durch Johto trifft sie nicht nur neue Pokémon, sondern auch neue Freunde wie Alex, einen angehenden Pokémon-Meister. Und wer ist der mysteriöse junge Mann, der ab und zu scheinbar aus dem Nichts auftaucht?
    Nebenbei gilt es, ein großes Rätsel zu lösen, das für Lily selbst und möglicherweise auch für die Welt, in der sie lebt, von großer Bedeutung ist.


    Wird sich Lily auf dieser Reise zusammen mit ihren Pokemon weiterentwickeln können?


    [Blockierte Grafik: http://i682.photobucket.com/albums/vv185/Yurippe/th_Lily_Rose.png]



    Liebe Leute,


    hiermit möchte ich auch im Bisaboard (und nicht nur wie bisher auf animexx) meine erste Fanstory mit eigenen Charakteren hochladen.



    Die Charaktere sind im Übrigen folgende:








    Kulissenbilder(von mir erstellte Bilder von Lilys Haus etc.)





    Da die Johto-Wettbewerbe nie im Anime gezeigt werden, gehe ich einfach davon aus, dass sie so wie in Kanto ablaufen. ^^;
    Bei den Kämpfen halte ich mich an die Attacken, wie sie auf Bulbapedia stehen, also Lernbarkeit, Genauigkeit etc. Das macht das Recherchieren beim Schreiben leichter. Aber meine Pokémon können mehr als 4 Attacken lernen, wie im Anime. Für die Games ist es ja sinnvoll, nur 4 Attacken zu beherrschen, aber im "richtigen" Leben ergibt es für mich keinen Sinn, dass die Pokémon Attacken wieder vergessen.
    Ich mache mir auch Gedanken um die Level der Pokémon, was sich natürlich auch auf die beherrschten Attacken auswirkt.


    Und ohne weiteres Gequatsche geht es nun zum Prolog und zum ersten Kapitel! :) Wenn möglich, werde ich ca. einmal die Woche ein neues Kapitel hochladen, manchmal kommen mir aber leider Uni oder Arbeit dazwischen.
    Über Kommentare mit konstruktiver Kritik und ehrlichem Feedback würde ich mich sehr freuen.



    Prolog

    Es war spät in der Nacht in Dukatia City, und weit vom niemals stillstehenden Stadtkern dieser gigantischen Metropole schliefen die meisten Menschen schon lange. Nichtsdestotrotz saß ein junges Mädchen immer noch hellwach auf ihrem Bett und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster.

    Neben ihr saß ein kleines Pokémon, das sie gedankenabwesend streichelte, während sie einen Seufzer ausstieß. „Ich wünschte, ich könnte alles unter diesem unendlichen Himmel mit meinen eigenen Augen sehen, Evoli.“ Sie nahm ihren kleinen Freund auf den Arm und hielt ihn so, dass er aus dem Fenster sehen konnte. Dann kuschelte sie ihr Gesicht in sein weiches Fell und seufzte erneut.

    Am nächsten Tag würde sie zwölf werden, und noch immer war sie nicht unterwegs auf Reisen, wie all die anderen Kinder schon mit zehn. Seit zwei Jahren hatte sie mit Evoli hier in Dukatia City gewartet, war zur Trainerschule gegangen, hatte ihrer Schwester zu Hause geholfen...

    Es war nicht so, als wollte sie dies alles zurücklassen. Sie liebte ihre Schwester, die sich so gut um sie kümmerte und sich ins Zeug legte, damit es ihnen nie an etwas fehlte, und sie liebte auch ihr Zuhause hier in der Stadt voller Möglichkeiten und so vielen Dingen zu sehen. Durch verschiedene Regionen zu reisen und möglicherweise draußen übernachten zu müssen sagte ihr ehrlich gesagt wenig zu, aber trotzdem wollte sie es gern. Sie wollte etwas allein tun. Auch wenn es vielleicht unbequem war oder sogar gefährlich, wusste sie doch, dass sie es tun musste, um selbstständig werden zu können.

    Aber es war eh sinnlos, darüber nachzudenken. Ihre Schwester würde sie die nächsten Jahre nicht ziehen lassen. Ein Teil von ihr hasste sie dafür, aber der größere und vernünftigere Teil wusste, dass sie es nur gut meinte. Selbst mit einem Pokémon an ihrer Seite war die Welt ein gefährlicher Ort für ein alleinreisendes junges Mädchen.

    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie die Tür aufging, sodass die Stimme ihrer Schwester sie aufschreckte. „Musst du mich am Abend vor meinem Geburtstag so erschrecken?“

    Ihre Schwester lächelte, wurde aber sogleich wieder ernst. „Dein Geburtstag ist der Grund, aus dem ich mit dir reden wollte.“ Sie ließ sich ebenfalls auf dem Bett nieder, mit ihrem Psiana, das hinter ihr den Raum betreten hatte, zu ihren Füßen.

    „Ich weiß, es war hart für dich, dass alle deine Freunde zu ihrer Pokémonreise aufgebrochen sind und du hier bleiben musstest, Lily“, begann sie. „Ich weiß auch, dass du verstehst, wieso ich dich nicht ziehen lassen habe.“

    Lily nickte. „Du hast Angst, dass mir etwas zustößt.“

    „Genau. Ich könnte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren...“ Sie räusperte sich und hielt einen Moment inne. „Aber mir ist klargeworden, dass ich dich nicht ewig hier behalten kann. Natürlich machen sich alle Eltern und Geschwister Sorgen um diejenigen, von denen sie sich trennen müssen, aber irgendwann muss man einfach loslassen. Du und Evoli, ihr habt in den letzten zwei Jahren viel trainiert, und da ich weiß, dass du dich nicht Hals über Kopf in Abenteuer stürzt, habe ich beschlossen, dass du ab morgen nicht mehr hier zu bleiben brauchst – wenn du willst, versteht sich.“

    Lily starrte ihre Schwester ungläubig an. „Soll das heißen... ich darf meine Reise antreten?“

    „Genau das soll es heißen. Allerdings nur unter diesen Bedingungen: Du reist nicht alleine im Dunkeln, und auf gefährlichen Strecken nimmst du Bus, Schiff oder sonstige Transportmittel. Außerdem rufst du mich jeden Tag an, damit ich mich vergewissern kann, dass es dir gut geht, und ab und zu werde ich vorbeikommen und dich besuchen. Kannst du damit leben?“

    „Natürlich kann ich! Ich tu alles, was du willst, damit ich nur reisen kann!“ Sie sprang von ihrem Bett, warf ihr Evoli in die Luft und tanzte im Zimmer herum wie ein wild gewordenes Eneco. „Oh, danke, Rose, danke, danke, danke!“ Sie legte eine kurze Tanzpause ein, um ihre Schwester zu umarmen, machte aber sofort weiter.

    Rose saß auf ihrem Bett und beobachtete ihre kleine Schwester lächelnd. Sie strich ihrem Psiana, das dem ganzen Aufruhr etwas skeptisch zusah, beruhigend über den Kopf.

    Als Lily sich etwas beruhigt hatte, sagte sie: „Ich brauche eine Ausrüstung für meine Reise, Essen, Reiseführer...“

    „Weiß ich doch“, unterbrach Rose sie grinsend. „Morgen gehen wir einkaufen, schließlich haben wir Johtos größtes Kaufhaus praktischerweise fast vor der Haustür. Aber jetzt solltest du erst mal schlafen gehen, Shoppingtouren erfordern Kraft. Mach’s einfach wie Evoli.“

    Lily erblickte ihr kleines Pokémon, welches – vermutlich von der anstrengenden Tanzerei – schon tief und fest schlief. „Na gut, ich versuch’s. Aber morgen...“

    „Morgen ist dein großer Tag, da kannst du alles tun, was du willst.“ Mit einem Lächeln und einem „gute Nacht“ schloss Rose die Tür und begab sich in ihr eigenes Zimmer, nicht ohne eine kleine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen.

    Morgen würde etwas altes zu Ende gehen, aber etwas neues würde beginnen.


    1. Kapitel: Auf ins Abenteuer!

    Die Sonne war noch nicht einmal vollständig aufgegangen, als ein gewisses Geburtstagskind schon voller Energie durch das Haus wirbelte. Wie am Vorabend auch schon, warf sie dabei ihr Evoli in die Luft, sang aber diesmal auch dazu, „Ich geh auf eine Reise, ich geh auf eine Reise“.

    „Es ist ja nett, dass du mich weckst, aber hättest du damit nicht noch ein paar Stunden warten können?“, beschwerte sich Rose, die gern noch etwas geschlafen hätte, bei ihrer kleinen Schwester.

    Die einzige Antwort, die sie bekam, war jedoch: „Oh, guten Morgen! Wann gehen wir einkaufen?“

    „Ich sollte ihr nicht so viel Zucker zu essen geben“, murmelte Rose auf dem Weg in die Küche. „Zieh dich wenigstens schon mal an!“, rief sie über die Schulter zurück zu Lily.

    „Ja, ja.“ Unwillig unterbrach das Mädchen sein Rumgehopse und ging ins Bad, um zu duschen. Danach holte sie ihren liebsten braunen Faltenrock und eine weiße Bluse aus ihrem Schrank, zog sich an und band ihre langen, welligen braunen Haare zu zwei tiefen Zöpfen zusammen, bevor sie sich wieder in die Küche begab. Evoli folgte ihr wie immer auf dem Fuße.

    Der Esstisch war beladen mit lauter leckeren Speisen wie Pancakes mit Ahornsirup, Rührei auf frischen Brötchen, Obstsalat, frisch gepresstem Orangensaft, Kakao...

    „Gefällt dir dein Geburtstagsfrühstück? Iss auf, wer weiß, wann du das nächste Mal was anständiges in den Magen bekommen wirst“, forderte Rose sie auf.

    „Schon dabei“, nuschelte Lily mit vollem Mund. Neben ihr schlug Evoli sich den Bauch mit Pokémonfutter voll, und gegenüber am Tisch bedienten sich Rose und Psiana etwas stillvoller an Tee und Toast.

    „Gibt es einen Grund, wieso du so schlingst?“, erkundigte sich Rose mit gerunzelter Stirn. Auch Psiana warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

    „Muss Geschenke auspacken.“ Lily verschluckte sich beinahe an ihrem hastig getrunkenen Kakao.

    Als sie nach wenigen Minuten, die ihr viel länger vorgekommen waren, endlich satt war, stand Lily auf und wandte sich dem Tisch mit Geschenken in einer Ecke des Wohnzimmers zu. Ihre Verwandten hatten ihr alle nützliche Geschenke für die Reise gemacht.

    „Ich hab ein paar Hinweise bei der Familie fallen lassen – alle sagen, du musst unbedingt bei ihnen vorbei kommen“, erklärte Rose. „Ach so, das Päckchen da hinten ist von mir.“

    Aus buntem Geschenkpapier wickelte Lily einen PokéNav, den sie eine Weile fasziniert betrachtete, dann mit Blick auf die voranschreitende Zeit jedoch erst einmal zu ihrem PokéCom in ihre Rocktasche steckte. „Vielen Dank!“ Sie umarmte ihre Schwester.

    „Gern geschehen. Ich dachte, für eine zukünftige Koordinatorin ist das sicher nützlich. Und jetzt sollten wir einkaufen gehen, damit du heute noch loskommst. Und damit du eine Tasche hast, in die du deine ganzen Geschenke tun kannst“, fügte sie mit Seitenblick auf den Berg von Items und Lilys ausgebeulte Rocktasche hinzu.

    „Okay, ich hol nur meine Schuhe. Komm, Evoli.“ Lily und ihr Pokémon machten sich auf den Weg zur Garderobe, wo Lily sich weiße Sportschuhe anzog und eine weiße Mütze aufsetzte.

    Auch Rose stieg in ihre Ballerinas und griff nach ihrer Handtasche. „Also dann, auf geht’s!“

    Die zwei Mädchen und ihre beiden Pokémon verließen das Haus und gingen die Allee als Aprikokobäumen zur Bushaltestelle hinunter, wo auch schon bald der Bus kam und sie im Stadtzentrum direkt vor dem Kaufhaus absetzte.

    Drinnen kauften sie erst einen hübschen, stabilen Rucksack in weiß und pink, einen passenden Schlafsack und ein Set aus Trinkflasche und Lunchbox. Nachdem sie auch Futter für Evoli und einige Notfallkonserven für Lily selbst gekauft hatten, machten sie eine kurze Verschnaufpause auf dem Dach, wo sie sich eine Limonade aus einem der Automaten zogen und durch die Ferngläser über die Stadt blickten. Danach besorgten sie noch einige nützliche Kleinigkeiten, und Lily kaufte außerdem ein rosa Band für ihr Evoli, das sie dem kleinen Pokémon gleich umband.

    „Hier, ich hab eine TM für dich gekauft“, meldete sich Rose zu Wort. „Diese TM enthält die Attacke Schutzschild, damit fühle ich mich ein bisschen sicherer mit euch beiden allein auf Reise.“

    „Danke, ich bringe sie Evoli später bei.“ Lily verstaute die TM in ihrem neuen Rucksack.

    „Und jetzt sollten wir vielleicht kurz zu Mittag essen und dann zurück nach Hause fahren, um zu packen“, schlug Rose vor.

    Sie genehmigten sich leckere Pasta und ein Dessert im Kaufhausrestaurant und nahmen dann den Bus zurück heim, wo sie zusätzlich zu den eben gekauften Dingen auch Kleidung und natürlich sämtliche Geschenke in den Rucksack packten.

    „Wo möchtest du überhaupt zuerst hin?“, erkundigte Rose sich nebenbei.

    Lily überlegte. „Hm, gute Frage. Ich glaube, ich reise erst einmal etwas durch Johto und versuche, mir ein zweites Pokémon zu fangen.“

    „Willst du nicht Girafarig mitnehmen?“, fragte Rose.

    „Girafarig? Aber das ist ja gar nicht mein Pokémon“, erwiderte Lily.

    „Du musst es ja nicht in Wettbewerben einsetzen, aber mir wäre wohler, wenn du ein erfahrenes Psychopokémon dabei hättest. Nur, bis du mehr Pokémon gefangen hast.“

    „Na gut, wieso nicht. Aber wirst du es nicht vermissen?“

    Rose lächelte. „Dich werde ich auch vermissen, und trotzdem lasse ich dich gehen.“

    Lily umarmte ihre Schwester. „Ich melde mich ganz oft, versprochen. Aber vielleicht bist du doch ganz froh, dass du jetzt mal wieder deine Ruhe hast. Wer weiß, vielleicht haust du ja richtig auf den Putz, sobald ich weg bin.“

    „Das werden wir ja sehen.“ Rose lachte.

    Als sie alles verstaut hatten, Girafarigs Pokéball inklusive, machten sich beide Schwestern wieder auf den Weg zur Bushaltestelle. Lily warf einen vorläufig letzten Blick auf ihr Haus, bevor der Bus eintraf, der sie zum Stadtrand brachte. Von dort würde sie dann in Richtung Norden weitergehen, hatte Lily fürs Erste beschlossen.

    „Lass dich nicht von komischen Typen anquatschen, und schlaf immer in Pokémon Centern, wenn du kannst, ja? Und iss ordentlich, nicht immer nur Süßes“, ermahnte Rose ihre kleine Schwester, als der Bus um die Ecke kam.

    „Ja, mach ich“, antwortete diese.

    „Also dann, gute Reise!“ Ein letztes Mal umarmten die Schwestern sich, bevor Lily den Bus betrat. Dort ließ sie Girafarig aus seinem Ball und nahm Evoli auf den Arm, und sie winkten Rose zu, bis sie um die nächste Kurve fuhren.

    Als sie nicht mehr zu sehen war, wischte Lily sich die Tränen ab und holte ihren Reiseführer aus der Tasche. Nun ging also ihre große Reise los. Sie musste zugeben, dass sie sich etwas fürchtete, doch gleichzeitig konnte sie es kaum erwarten, endlich all die neuen Orte zu sehen, und sie fragte sich aufgeregt, wohin ihre Reise sie führen würde.

    „Tja, da wären wir nun“, stellte Lily fest. Sie standen am nördlichen Ausgang von Dukatia City, nur wenige Schritte vom großen Abenteuer entfernt. Es fühlte sich komisch an, zwar noch in der Heimat zu sein, nur einige Busminuten entfernt von zu Hause, und sich gleichzeitig am Beginn einer Reise ins Ungewisse zu befinden.

    „Bist du bereit?“, fragte Lily ihr Evoli, auch wenn sie eigentlich mehr zu sich selbst sprach.

    „Evo!“, bejahte ihr Pokémon energisch. Wenigstens eine von ihnen war sich also sicher, was Lily etwas beruhigte.

    „Na dann, auf ins Abenteuer!!“

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

    7 Mal editiert, zuletzt von Eevee-Girl () aus folgendem Grund: Banner hinzugefügt

  • Ich sah dass deine Fanstory noch nicht bewertet wurde und dachte daran müsste ich was ändern! Also hier kommt meine Bewertung:


    Startpost: Da hättest du noch mehr machen können, z.B. Widmung, Pn Benachrichtigungen, Idee, Inhaltsverzeichnis ... Aber ich finde du hast die Charaktere schön beschrieben! :)


    Prolog: Super! Mein Prolog bei meiner Story ist viel zu kurz, deiner ist aber genau in der richtigen Länge. Du hast alles schön beschrieben, die Sorge der Schwester kann man verstehen, aber wieso nicht noch einen verlieren?


    Kapitel 1: Wenn man das in Schulnoten bewerten müsste, würde ich dir ganz klar eine 1+++ geben. Du hast alles super realistisch beschrieben (so bekomme ich es wahrscheinlich nie hin! ;) ). Das was Rose nachher noch zu Lily sagt, erinnert mich irgentwie an die erste Pokemonfolge Wo Ashs Mutter nochmal alles erklährt.


    Bei deiner Story bleib ich dran und ich hoffe das nächste Kapitel kommt bald!!! ;D


    LG Fan-Girl :pika:

  • Halluu :B
    Da du ja noch nicht wirklich viel Kommis bekommen hast, will ich mal versuchen das zu ändern .o.


    Titel/Startpost:
    Der Titel gefällt mir schon mal sehr gut. Ich finde er baut schon Spannung auf [tun ja heutzutage auch nicht mehr alle ...] und er klinkt interessant ^-^
    Mann kann imo schon herausfiltern, dass es sich um ein Evoli handelt .. da in meinen Augen keine Evolution so nennenswert ist, wie die von diesem kleinen braunen Fleck ist .. die anderen sind halt so normal xD
    Aber dieser Gesichtspunkt nimmt halt keine Spannung heraus, im gegenteil, er steigert eher die Spannung, da man halt mehr darüber wissen will, gerade weil es mit einem Evoli so viele Möglichkeiten gibt .o.
    Auch der Startpost an sich gefällt mir eig. ganz gut. Du hast, was vorhanden ist, schön ausführlich beschrieben. Auch das du eine kleine Erklärung beigefügt hast, wie du das handhabst ist auch super, so kommen schon mal gleich weniger Fragen auf. Was ich noch so am meisten kritisieren würde wäre, dass du in ein wenig langweilig gestaltet hast. Er wirkt so mit 0 Gefühl geschrieben worden zu sein, was ich schade finde, da der Startpost halt das Aushängeschild deiner FF ist. Du könntest ja noch eventuell so ein kleines Bild etc einfügen, welches zu deiner FF passt.
    Nja, das war aber auch so das einzig
    "schlechte" kritische in dem Startpost.
    Den Klappentext finde ich auch ganz gut geworden. Er ist zwar nicht gerade der längste, aber muss er ja auch nicht :B [besser als ich .. ich hab gar keinen ^-^] Zudem ist er mehr wie ein einleitender Satz, welcher nicht viel verrät, halt nur den wirklich groben Inhalt. Daher finde ich, baut er auch nicht wirklich viel Spannung auf, man will halt nur wissen, ob Lily ihr Ziel erreicht etc. .. daher baut er doch wieder ein wenig Spannung auf ... mensch ich verwirre mich selber .. T-T
    Also wäre eig. ganz schön, wenn du noch ein paar kleine Bildchen einfügen kannst und eventuell ein paar Punkte, die meine Vorposterin schon genannt hat ^-^


    Prolog:
    Der Prolog hat mir wirklich sehr schön gefallen. Man konnte alles sehr flüssig lesen, was schon mal sehr schön ist .. wenns nicht so wäre, wäre es ja auch i.wie dumm, nech?
    Mir hat das Evoli schon fast leit getan, als es so durch die Luft geschleudert wurde, was du ja als tanzen bezeichnet hast xD
    Ich fands aber total süß - bzw. hast du alles recht süß beschrieben.
    Was ich auch sehr lobenswert finde, dass du die Gedanken so gut umschrieben hast. Ihre Zweifel und ihre Wünsche kamen so richtig gut zu geltung und man konnte sich schon nahezu perfekt in die Situation hinein versetzten.
    Rechtschreibfehler habe ich eig. keine gesehen .. aber auf mich ist kein Verlass :B .. aber soweit ich das sehen konnte, sind da keine, was wirklich ausgezeichnet ist :B [toll jz mag ich das Wort "ausgezeichnet" T-T]
    Auch wie du die große Schwester beschreibst, bzw. welche Gefühle Lily für sie hat ist richtig süß. Da will man i.wo gar nicht mehr, dass sie die Schwester verlässt .o.
    Aber man kanns i.wo ja auch verstehen xD eine zu fürsorgliche Schwester ist ja auch nicht so gut .. ich kanns zwar nicht beurteilen, ich hab nur nen blauen Bruder aber nja :B


    Kapitel 1:
    Auch wieder sehr schön :B
    Ich find das imo lustig, wie du die Stadt beschrieben hast. Im Spiel wirkte die ja nicht gerade so groß [kam die auch mal im Anime vor? nja kA ich gucks ja nicht] und du beschreibst die dann total anders, was nicht im negativen Sinne gemeint ist, sodass man ein ganz anderes Bild von diesem Ort hat, bzw. von dem Einkaufszentrum [hoffe ich glaube, ich denke an die richtige Stadt .. lal geiler Satz xD]
    Auch hier habe ich wieder keine Rechtschreibfehler gefunden .o. Finde ich echt gut, das erleichtert das lesen ziemlich c;
    Hier muss ich auch sagen, dass die Gefühle echt super umschrieben wurden .. imo das gleiche wie im Prolog. Und du achtest auch schön auf Einzelheiten, man merkt, dass du dir Zeit nimmst, mit dem, was du schreibst. Natürlich sollte das jeder machen, der schreibt, aber so häufig kommt das ja nicht vor .o.


    Nja freue mich schon auf die nächsten Kapitel und ich würde mich echt tierisch freuen, wenn du mich i.wie benachrichtigen könntest, wenn ein neues Kapitel raus kommt ^-^


    mfg Kitsu


    /edit: und sry, dass es so ein dummes Kommi ist T-T

  • Ich hatte ganz vergessen, dass ich die Geschichte ja auch hier gepostet hatte. ^^;


    Vielen Dank für eure Kommentare, und jetzt geht es auch endlich weiter. Entschuldigung! m(_ _)m



    Kapitel 2: Begegnungen


    Da standen sie nun also, Lily und Evoli, auf Route 35, mit Dukatia City im Rücken und dem Nationalpark vor sich. Diesen sollten sie vielleicht erst einmal durchqueren, um dann entweder östlich nach Viola City oder nördlich nach Teak City zu gehen.
    „Evoli!“ Ihr Evoli preschte fröhlich voran Richtung Nationalparkeingang – es kannte den Weg schon von früheren Besuchen, die Lily zusammen mit Rose gemacht hatte. Bisher hatte sie ihre Reise also noch nicht in unbekannte Gebiete geführt, aber zumindest war sie zum ersten Mal allein außerhalb der Stadt unterwegs.
    „Hey, warte auf mich!“ Lily spurtete ihrem Evoli hinterher, um es nicht im hohen Gras aus den Augen zu verlieren. In einer Kurve holte sie es ein und wollte es gerade auf den Arm nehmen, damit es nicht wieder weglaufen konnte, als sie angesprochen wurde.
    „Ey, du da! Die Kleine mit dem Fellknäuel! Wie wär’s mit einem Kampf?“
    „Nein, danke“, antwortete Lily. Auf einen Kampf hatte sie nun wirklich keine Lust, schon gar nicht mit jemandem, der sicher kurzen Prozess mit ihrem unerfahrenen Evoli machen würde. Zwar hatte sie schon ein paar Mal Trainingskämpfe gegen ihre Cousinen ausgetragen, aber eigentlich lagen ihre Stärken eher woanders.
    „Ach, stell dich nicht so an! Vielleicht wird aus deinem unentwickelten Winzling so mal ein richtiges Pokémon.“ Der Junge befreite ein Granbull aus dem Pokéball, woraufhin dieses sich vor Evoli aufbaute und bedrohlich knurrte.
    „Lass mein Evoli in Ruhe!“, forderte Lily den unbekannten Jungen auf.
    Dieser lachte bloß. „Aus dem mach ich mir ne Pelzmütze für den Winter! Granbull, setz Biss ein!“
    Dabei hatte sie doch bloß vorgehabt, in Ruhe bis zur nächsten Stadt zu gehen, dachte Lily. Kämpfen war wirklich nicht ihr Ding, aber sie musste sich jetzt um Evolis Willen zusammenreißen. „Evoli, weiche aus mit Ruckzuckhieb!“
    Es gelang dem kleinen Pokémon, rechtzeitig auszuweichen, doch Granbull war schon zum nächsten Angriff bereit. Sein Trainer grinste hämisch. „Du bist ein leichtes Opfer. Granbull, Donnerzahn, jetzt!“
    Der Donnerzahn traf Evoli mit voller Wucht und paralysierte es, sodass es wimmernd zu Boden ging. „Oh nein, Evoli!“ Lily kniete sich nieder zu ihrem kleinen Freund, während Granbull sich wieder zum Angriff bereit machte.
    „Schluss damit!“, rief plötzlich eine kräftige Stimme. Sie gehörte zu einem jungen Mann, der plötzlich um die Kurve gekommen war und nun dem Rabauken einen wütenden Blick zuwarf.
    „Pokémon sind keine Spielzeuge, und vor allem dürfen sie nicht mutwillig verletzt werden! Wenn du dich nicht mal an den einfachsten Grundsatz des Trainerkodex halten könnt, sollte man dir deine Lizenz wegnehmen!“
    Der Junge sah ihn herausfordernd an. „Ich amüsiere mich nur etwas mit den beiden. Geht’s dich was an?“
    „Und ob es das tut. Vielleicht sollte ich dir ein paar Manieren beibringen, oder was meinst du, Glurak?“ Das Glurak, welches er beiläufig aus dem Pokéball ließ, starrte den Jungen böse an. Es war deutlich zu sehen, dass dieser es mit der Angst zu tun bekommen hatte, und so murmelte er nur paar Beleidigungen und zog mürrisch mit Granbull in Schlepptau ab.
    „Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, rief der junge Mann und wollte ihm folgen, doch als Evoli wimmerte, ließ er von dem Rabauken ab und wandte sich Lily zu. Neben Evoli kniete er sich auf den Boden und strich ihm beruhigend über den Kopf, bevor er einen Trank aus der Tasche nahm und ihn dem kleinem Pokémon einflößte.
    „Keine Sorge, deinem Evoli geht es bald wieder besser.“ Tatsächlich hörte Evoli nach einigen Augenblicken auf zu wimmern und schlief in Lilys Armen ein.
    „Lass es eine Nacht ausruhen und morgen ist es wieder fit“, erklärte er, nachdem er sich erhoben hatte und nun Lily eine Hand entgegenstreckte, um ihr ebenfalls aufzuhelfen.
    „Vielen Dank“, erwiderte diese, noch immer etwas benommen von den plötzlichen Geschehnissen, und nun auch leicht verlegen. „Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte...“
    „Du kannst ruhig du sagen. Mein Name ist Aidan.“ Er lächelte.
    „Ich heiße Lily“, brachte sie hervor.
    „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lily. Bist du auf Reisen?“
    „Ähm, na ja...“ stammelte sie. „Also eigentlich bin ich gerade erst von Dukatia City aus zu meiner Reise aufgebrochen.“ Kaum war sie einige Schritte allein unterwegs, musste ihr so etwas passieren. Vielleicht war sie ja einfach noch nicht so weit.
    „Verstehe.“ Aidan nickte verständnisvoll. „Da hast du ja gleich mal einen Schreck wegbekommen, hm? Wo wolltest du denn hin?“
    „Ich dachte an Viola City“, antwortete Lily unsicher. Sie hatte noch gar keinen konkreten Plan gehabt – zwar gab es in Viola City eine Wettbewerbshalle, aber ohne ein zweites Pokémon nützte diese ihr wenig.
    Aidan lächelte. „Das trifft sich gut, da wollte ich auch nämlich auch hin. Am besten, ich nehme dich bis zum Pokémon Center mit. Steig auf!“ Er deutete auf Glurak.
    „Kann es mich denn auch noch tragen?“, fragte Lily, der nicht ganz wohl war bei dem Gedanken, auf dem Feuerdrachen zu reiten.
    „Ach, klar, du siehst leicht aus. Hier, ich helfe dir auf.“ Bevor sie protestieren konnte, saß Lily auch schon auf Glurak und Aidan schwang sich vor ihr auf dessen Rücken. „Immer schön festhalten!“, ermahnte er sie noch, bevor sie auch schon durch die Luft flogen.
    Als sie sich erst einmal daran gewöhnt hatte, musste Lily zugeben, dass es gar nicht so schlecht war. Mit eine Arm ihr Evoli stützend, mit dem anderen an Aidan geklammert – was leichte Schmetterlinge in ihrem Bauch hervorrief-, wagte sie einen Blick nach unten und war beeindruckt. Unter ihr lag ihre Heimat, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Der Nationalpark hatte von oben betrachtet wirklich die Form eines Pokéballs, wie sie einmal gelesen, aber noch nie selbst hatte überprüfen können. Vielleicht würde diese Reise ihr ja wirklich ungeahnte Perspektiven eröffnen. Genau, sie durfte noch nicht aufgeben, das war sie sich, ihrem Pokémon und auch ihrer Schwester schuldig.
    In erstaunlich kurzer Zeit schon erreichten sie Viola City, und wenig später setzte Glurak zum Landeflug direkt vor dem Pokémon Center an.
    „Also, junges Fräulein, lass am besten dein Evoli noch einmal hier durchchecken, und ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg auf der weiteren Reise. Du hattest vorhin einfach Pech, nicht alle Trainer sind gemein.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    „Das habe ich gemerkt“, erwiderte Lily. „Vielen Dank fürs Mitnehmen und alles, ich weiß wirklich nicht, was ich allein getan hätte.“
    „Also allein bist du ja nun wirklich nicht“, meinte Aidan und deutete auf Evoli. „Halt die Ohren steif!“ Und schon war er wieder auf Glurak gestiegen und gen Himmel verschwunden.
    Da stand sie nun also, zwar nicht allein, sondern mit ihrem immer noch schlafenden Evoli auf dem Arm, aber ohne einen Plan, was sie als nächstes tun sollte. Zuerst einmal begab sich Lily jedoch ins Pokémon Center, um Schwester Joy dort von Evolis Situation zu berichten. Diese nickte verständnisvoll, machte ein wütendes Gesicht, als sie von dem rücksichtslosen Trainer hörte, untersuchte Evoli gründlich und bot Lily ein Zimmer für die Nacht an, welches diese dankend annahm.
    Während Evoli im Untersuchungsraum war, brachte Lily ihre Sachen aufs Zimmer und trank einen Saft in der Cafeteria des Centers. Dann ging sie wieder in den Krankentrakt, um nach ihrem Evoli zu sehen. Nicht nur machte sie sich Sorgen, es bereitete ihr auch Unbehagen, von ihrem einzigen Begleiter auf dieser Reise getrennt zu sein. Überhaupt war sie seit dem Tag, an dem sie Evoli bekommen hatte, noch nie wirklich ohne es gewesen.
    „Ach, Evoli“, sagte Lily leise zu dem kleinen Pokémon, das immer noch friedlich schlief.
    „Wenn ich nur stärker wäre, dann wärst du nicht verletzt worden.“
    Lily sah sich um. Irgendwer hatte ihr gerade die Worte aus dem Mund genommen, nur wer?
    Auf einem Bett weiter hinten im Raum saß ein Bisasam mit einem Verband um den Kopf, dessen Trainer schuldbewusst den Kopf gesenkt hatte. Das Bisasam gab aufmunternde Laute von sich und strich dem Jungen mit einer Ranke über den Arm. Dieser hob daraufhin den Kopf und lächelte sein Pokémon an. „Du bist einfach der Beste, Bisasam. Aber nächstes Mal passen wir auf, dass du nicht wieder verletzt wirst, in Ordnung?“
    Bisasam strahlte seinen Trainer an und nickte. Unwillkürlich musste Lily lächeln. In diesem Moment traf ihr Blick den des Jungen.
    „Entschuldige, ich wollte nicht lauschen. Es ist nur so, dass ich gerade genau dasselbe zu meinem Evoli sagen wollte.“ Lily errötete leicht.
    „Hast du auch gegen Falk gekämpft?“ Er musterte sie prüfend aus seinen grünen Augen.
    „Nein, ich hab... noch gar nicht richtig gekämpft. Ein Trainer hat uns angegriffen, kurz nachdem ich aufgebrochen war.“ Oh je, jetzt hielt er sie sicher für eine absolute Anfängerin.
    „Solchen Trainern sollte man die Lizenzen wegnehmen“, entgegnete er jedoch. „Ich bin Alex, und du?“
    „Lily. Bist du schon länger Trainer?“
    Alex nickte. „Durch Kanto bin ich schon gereist, und jetzt bin ich hier, um die Johto-Orden zu gewinnen. Falk war ein ziemlich harter Brocken, und Bisasam musste ganz schön was einstecken.“
    „Aber es sieht so aus, als wärt ihr ein gutes Team“, meinte Lily mit Blick auf das Pflanzenpokémon, welches seinen Trainer liebevoll anblickte.
    „Klar, ohne Bisasam hätte ich keinen einzigen Kampf gewinnen können.“ Er streichelte seinem Pokémon stolz über Kopf.
    In diesem Moment betrat Schwester Joy den Raum, um Alex mitzuteilen, dass sein Bisasam vorsichtshalber noch die Nacht über im Pokémon Center bleiben sollte, und ihm daher den Schlüssel zu einem der Zimmer überreichte. „Und du, Liebes, kannst dein Evoli ruhig hier allein lassen, Chaneira kümmert sich schon um es“, wandte sie sich dann an Lily. „Das heutige Abendmenü in der Cafeteria ist besonders gut, also geh und iss etwas, es nützt einem Pokémon nichts, wenn sein Trainer verhungert“, fügte sie mit Blick auf Lilys unsicheren Gesichtsausdruck hinzu.
    „Na gut...“ Wenig begeistert stand Lily auf und warf einen letzten Blick auf Evoli, bevor sie den Raum verließ und hinter Alex in die Cafeteria ging. Sie musste zugeben, dass der Nudelauflauf wirklich fantastisch aussah, und sie merkte nun auch, dass ihr Magen etwas grummelte.
    Mit einem großen Teller Auflauf und einem Glas Eistee auf ihrem Tablett machte sie sich also auf die Suche nach einem Tisch. Das Center war inzwischen gut gefüllt und es gab kaum noch einen freien Platz, sodass sie schließlich auf Alex zusteuerte, der allein an einem kleinen Tisch saß. „Darf ich mich zu dir setzen?“
    „Klar.“ Er nickte ihr nur kurz zu und widmete sich dann wieder seinem Essen.
    Lily hingegen stocherte trotz ihres leeren Magens nur in ihrem Essen herum. Ihr Versagen als Trainerin – nichts anderes war in ihren Augen die Ursache für Evolis Zustand – hatte ihr den Appetit verdorben.
    „Dein Evoli will sicher nicht, dass du verhungerst“, kommentierte Alex, der von seinem inzwischen leeren Teller aufsah.
    „Das weiß ich doch, aber... Macht es dir denn gar nichts aus, dass dein Pokémon verletzt ist?“
    „Sicher. Aber Schwester Joy hat Recht, dein Evoli ist in besten Händen, und tun kannst du eh nichts.“ Er stand auf. „Na ja, man sieht sich.“ Dann war er weg.
    Lily seufzte. Er war ihr eigentlich nicht wie ein kaltherziger Trainer vorgekommen, im Gegenteil, sein Bisasam schien ihm sehr viel zu bedeuten. Vielleicht hatte er ja Recht, und sie musste sich mehr Mühe geben, mit solchen Situationen fertig zu werden. Etwas entschlossener als zuvor griff sie nach ihrer Gabel und aß letztendlich fast die ganze Portion auf, bevor sie ebenfalls die Cafeteria verließ, um wieder nach Evoli zu sehen.
    Als sie sich dem Raum näherte, wurde sie jedoch von Schwester Joy abgefangen. „Wir haben die Pokémon gerade gefüttert, komm doch in einer halben Stunde wieder und setz dich so lange vielleicht zu den anderen Trainern.“
    Da ihr gerade nicht der Sinn nach Gesellschaft stand, verließ Lily stattdessen das Center und spazierte etwas durch das nächtlich erleuchtete Viola City. Im Norden der Stadt ragte der Knofensaturm auf, den sie schon von einem früheren Besuch mit ihrer Schwester kannte. Bei diesem Anblick fiel ihr ein, dass sie ja versprochen hatte, daheim anzurufen, also nahm sie ihren Pokémon aus der Rocktasche und wählte „zu Hause“ an.
    „Lily?“ Rose meldete sich schon beim ersten Klingeln.
    „Ja. Ich bin jetzt in Viola City.“ Die Details ihrer Reise verschwieg sie vorsichtshalber.
    „Bist du im Pokémon Center? Warum benutzt du nicht eins der Bildtelefone?“, erkundigte sich Rose.
    „Ach, da war es so voll...“ Sie hatte gar nicht an die Möglichkeit eines Videotelefonats gedacht, war aber im Nachhinein froh darüber, da es ihr schon schwer genug fiel, nur die Stimme ihrer Schwester zu hören. Würde sie nun auch noch ihr Gesicht sehen, bekäme sie sicher Heimweh, ganz zu schweigen davon, dass Rose sicher bemerken würde, dass es nicht besonders gut lief. „Ich bin ziemlich kaputt von der Reise und gehe sicher gleich ins Bett.“ Das war nicht einmal gelogen, sie fühlte sich wirklich erschöpft, obwohl sie ja dank Aidan bequem hergeflogen war.
    „Dann schlaf gut, und melde dich morgen wieder“, verabschiedete Rose sich.
    „Mach ich. Gute Nacht!“ Lily schluckte ihr Heimweh und ihr schlechtes Gewissen herunter, doch ein unangenehmer Nachgeschmack blieb auch noch, nachdem sie aufgelegt hatte. Es gefiel ihr nicht, Rose anzulügen, aber wenn sie ihr erzählte, dass gleich am ersten Tag praktisch alles schiefgegangen war, würde sie sich nur unnötige Sorgen machen oder sie womöglich sogar bitten, zurück nach Hause zu kommen.
    Zur Beruhigung drehte sie noch eine Runde um den Block, bevor sie wieder ins Pokémon Center ging, um nach Evoli zu sehen. Bevor sie die Eingangstür durchschritt, hatte sie für einen Moment das Gefühl, jemand würde sie beobachten, doch als sie sich umdrehte, war niemand zu sehen. Vielleicht spielten ihre Nerven ihr nach der ganzen Aufregung einen Streich, dachte Lily.
    Sie durchquerte die etwas leerer gewordene Lobby und öffnete vorsichtig die Tür zum Krankenzimmer, um keine eventuell schlafenden Pokémon zu wecken. Zwischen den Pokémon entdeckte sie Alex, der mit dem Oberkörper auf Bisasams Bett lag und ebenfalls zu schlafen schien.
    Lily lächelte, zog sich einen Stuhl heran und machte es sich, seinem Beispiel folgend, an Evolis Seite bequem. Sie war wirklich nicht allein, dachte sie, bevor sie einschlief.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • Und als Entschuldiung poste ich auch noch Kapitel 3. Ich habe auch noch mehr (wie gesagt, ich hatte vergessen, dass ich die Geschichte auch hier gepostet hatte ^^;), will aber nicht spammen und werde den Rest die nächsten Tage hochladen. (Dieses Mal vergesse ich es wohl nicht, falls doch, schimpft mich per PM.)

    Kapitel 3: Ein neues Mitglied im Team


    Am Morgen wurde Lily geweckt, als ihr Evoli sie mit seiner Nase anstupste. „Guten Morgen“, gähnte sie und streckte ihre von der unbequemen Schlafposition schmerzenden Glieder.
    „Evo!“ Das braune Pokémon hüpfte fröhlich auf dem Bett umher.
    Lily umarmte ihre kleine Freundin glücklich. „Bin ich froh, dass es dir wieder gut geht!“ Sie musste an Alex und sein Bisasam denken, doch mit einem Blick auf das Bett weiter hinten im Raum stellte sie fest, dass die beiden nicht mehr da waren.
    Nachdem das Aufsicht führende Chaneira ihr signalisiert hatte, dass es in Ordnung war, hob Lily ihr Pokémon vom Bett und, nachdem sie es behutsam auf dem Boden abgesetzt hatte, machte sich auf den Weg zur Cafeteria, um ausgiebig zu frühstücken. Beide langten kräftig zu, wobei Lily mehr von ihren Pfannkuchen an Evoli verfütterte, als sie selbst aß.
    Wieder war das Center voll mit Trainern, und Lily erkundigte sich bei Schwester Joy, die Evolis Nachkontrolle machte, ob es einen besonderen Grund dafür gab.
    „Morgen findet hier ein Pokémonwettbewerb statt, deshalb sind viele Teilnehmer schon früh angereist, um sich die Halle anzusehen und ihre Pokémon an die Umgebung zu gewöhnen. Komisch, ich hatte gedacht, du wärst vielleicht auch eine Koordinatorin.“
    „Ach so, ich, na ja... Ich würde gern mitmachen, aber ich hab nur ein Pokémon und für den Wettbewerb bräuchte ich ja zwei...“ Zu dumm, da war sie rechtzeitig in der Stadt und verpasste trotzdem ihre erste Chance.
    Schwester Joy lächelte verschwörerisch. „Vielleicht kann ich dir da helfen.“
    Sie bedeutete Lily, ihr zu folgen, und führte sie in den kleinen Wintergarten des Centers. „Letztens hat ein Trainer sein Startpokémon hier gelassen, weil es sich geweigert hat, an Arenakämpfen teilzunehmen, und ich habe es solange hier aufgenommen, aber vielleicht wäre es ja glücklich, mit dir an Wettbewerben teilnehmen zu können.“ Sie drückte Lily ein Bündel frischer Kräuter in die Hand und bedeutete ihr, damit zu wedeln. Als Lily tat, wie ihr geheißen wurde, kam zwischen zwei Büschen ein Endivie heraus und näherte sich ihr vorsichtig. Evoli machte ein paar Schritte auf es zu und stupste es freundlich an, woraufhin das Endivie zurückstupste und schließlich auf Lily zuging, um ihr die Kräuter aus der Hand zu fressen.
    „Na bitte, das ist doch ein guter Anfang! Am besten, ihr trainiert etwas zusammen, um euch anzufreunden, und dann meldest du dich für den Wettbewerb an.“ Schwester Joy nickte zufrieden und ließ Lily dann mit den beiden Pokémon allein. Diese beschloss, sie noch etwas zusammen spielen zu lassen, sodass sie sich anfreunden konnten, und dann zum Training nach draußen zu gehen und zu sehen, was für Attacken Endivie beherrschte.
    Während sie ihrem Evoli und dem kleinen Pflanzenpokémon beim Spielen zusah, fragte Lily sich, welcher Trainer wohl seinen Starter verstieß, nur weil dieser sich zu kämpfen weigerte. Sicher brauchte jemand, der an der Liga teilnehmen wollte, Arenaorden und dafür nun einmal kampfbereite Pokémon, aber selbst wenn derjenige irgendwann Champion werden sollte, hätte er diesen Titel dann verdient?
    „Na dann, lasst uns mal nach draußen gehen“, forderte sie ihre inzwischen zwei Pokémon auf, worauf Evoli ihr sofort nachlief und Endivie etwas langsamer folgte. Es schien Vertrauen zu Evoli gefasst zu haben, gegenüber Lily selbst verhielt es sich jedoch noch etwas schüchtern. Verständlich, dachte das Mädchen, sie hoffte aber, dass das kleine grüne Pokémon sich bald an sie gewöhnen würde.
    Nun standen sie also draußen auf einer Wiese, das hieß, Lily stand etwas ratlos herum, während Evoli herumtobte und Endivie an den bunten Blumen roch. Im Wettbewerb musste sie in der ersten Runde mit einer schönen Darstellung glänzen, um dann in der zweiten Runde mit einem anderen Pokémon Kämpfe zu bestreiten. Mit Evoli könnte sie jederzeit eine schöne Darbietung hinlegen, dafür hatten sie schließlich jahrelang trainiert, aber dann müsste sie mit Endivie kämpfen, was diesem sicher nicht gefallen würde. Andersrum würde Evoli sich sicher anstrengen, hatte aber kaum Chancen, einen Kampf zu gewinnen, falls sie überhaupt innerhalb eines Tages mit Endivie so weit kommen sollte, dass sie nicht nach der ersten Runde rausflogen. Wie man es auch drehte und wendete, Lily hatte ein Problem.
    „Evo?“ Das kleine Pokémon hatte sein Spiel unterbrochen, um Lily am Bein zu stupsen. Diese bückte sich und streichelte es gedankenverloren. Plötzlich spürte sie an ihrem anderen Bein ebenfalls ein Stupsen. Endivie war zu ihr gekommen und sah sie fragend aus seinen großen roten Augen an. Als Lily sich ihm zuwandte, um es ebenfalls zu liebkosen, bemerkte sie den angenehm süßen Geruch, der aus dem Blatt auf seinem Kopf zu ihr aufzusteigen schien. Dabei kam ihr eine Idee für den Wettbewerb, und sie lächelte zufrieden in sich hinein.
    Nach einigen Stunden Training und einer kurzen Besichtigung der Wettbewerbshalle kehrte Lily erst am frühen Abend ins Pokémon Center zurück, wo sie ihren Pokémon eine wohl verdiente lange Pause gönnte und sich selbst endlich etwas zu essen. Auf dem großen Bildschirm in der Cafeteria lief eine Reportage des Lokalsenders über die spektakulärsten Wettbewerbe, die bisher in Viola City abgehalten worden waren. Als eine Aufnahme von Rose gezeigt wurde, verschluckte Lily sich vor Überraschung fast an ihrem Salat. Aber natürlich, eigentlich hatte sie damit rechnen müssen, schließlich hatte ihre ältere Schwester vor einigen Jahren das Große Festival gewonnen und war einigen Wettbewerbsfans sicher noch in guter Erinnerung.
    Während der Moderator sich begeistert über ihre grandiose Darbietung ausließ, musste Lily schwer schlucken. Ihr war vorher nie so richtig bewusst gewesen, in welche großen Fußstapfen sie da treten wollte. Was, wenn jemand sie als Roses Schwester erkannte und sofort auch von ihr überragende Leistungen erwartete? Was, wenn sie sich selbst und ihre Schwester blamierte?
    „Ist bei dir noch frei?“, riss eine Stimme sie aus ihren sich überschlagenden Gedanken. Vor ihr standen Alex und sein Bisasam, die sie beide gleichermaßen fragend ansahen.
    „Ja, bitte.“ Die beiden nahmen gegenüber von ihr Platz und Alex widmete sich schweigend seinem Essen, während Bisasam über dem Pokémonfutter eine Konversation mit Evoli und Endivie führte.
    „Dein Bisasam ist irgendwie gesprächiger als du“, versuchte Lily sich an einem Scherz. Sie hätte gern mal wieder ein Gespräch mit einem Menschen geführt, außerdem war sie es nicht gewohnt, schweigend zu essen.
    Alex blickte von seinem Teller auf. „Sorry, miesen Tag gehabt. Aber du hast ein neues Pokémon, wie ich sehe.“
    „Ja.“ Lily erklärte kurz, wie sie Endivie von Schwester Joy bekommen hatte. „Und wieso hattest du einen miesen Tag?“, fragte sie vorsichtig nach.
    „Ach, nicht so wichtig. Mein großer Bruder hat mir nur mal wieder gezeigt, wie viel besser als ich er doch ist.“ Mit genervter Miene spießte Alex eine Boulette auf seine Gabel.
    Also hatte er ebenfalls jemanden, in dessen Schatten er seinen Platz finden musste, dachte Lily. Wenigstens hatte sie insofern Glück, dass ihre Schwester ihr niemals willentlich das Gefühl gab, überlegen zu sein.
    „Sollte dein Bruder dich nicht eher unterstützen, damit du besser wirst?“ So kannte sie das von zu Hause.
    Alex stocherte weiterhin verärgert in seinem Essen herum. „Ja, das behauptet er ja auch immer, aber auf sein Getue kann ich echt verzichten, und dann sein ständiges plötzliches Auftauchen und Verschwinden durch die Luft... Für wen hält der sich denn, Siegfried?“ Damit spielte er natürlich auf den Champion der Indigo-Liga und berühmten Drachentrainer an.
    „Klingt ja wenig sympathisch...“ Mehr fiel Lily als Kommentar dazu nicht ein. „Und, kämpfst du noch einmal gegen Falk?“
    „Ja, morgen. Deshalb hab ich heute den ganzen Tag trainiert und gehe gleich ins Bett, damit ich morgen fit bin.“ Alex verspeiste die letzten Bissen seines Essens und forderte Bisasam, welches sich augenscheinlich nur schwer von Endivie trennen konnte, zum Gehen auf.
    Auch Lily leerte ihren Teller und verließ die Cafeteria, um eins der Bildtelefone in der Lobby zu benutzen. Dieses Mal hatte sie gute Neuigkeiten und keinen Grund, ihrer Schwester etwas zu verheimlichen.
    „Sieh dir mal mein neues Endivie an!“, war deshalb auch das erste, das aus ihr herausplatze, sobald Rose sich meldete.
    „Erst mal guten Abend, Lily“, tadelte Rose sie mit einem nachsichtigen Lächeln. „Ein wirklich niedliches Pokémon, wie hast du es bekommen?“
    Erneut erzählte Lily die Geschichte, dieses Mal jedoch deutlich ausführlicher. „Und morgen werde ich an meinem ersten Wettbewerb teilnehmen! Übrigens haben sie vorhin im Fernsehen einen Bericht über dich gebracht.“
    „Ach herrje.“ Rose lachte verlegen. „Diese ganzen alten Aufnahmen will doch niemand mehr sehen.“
    „Aber du warst so gut!“ Die Tatsache, dass Rose ihretwegen ihre Karriere, ihren Traum aufgegeben hatte, beschäftigte Lily schon lange. Aber sie traute sich nicht, ihre Schwester zu fragen, ob sie nicht wieder an Wettbewerben teilnehmen wollte, jetzt wo sie aus dem Haus war. Jedes Mal, wenn sie früher gefragt hatte, ob Rose ihr altes Leben nicht vermisste, hatte sie nur eine ausweichende Antwort bekommen. Ihr Leben jetzt mit Lily sei wunderbar, das hatte sie jedes Mal gesagt, sodass sie das Fragen irgendwann aufgab.
    „Wenn du morgen einen Wettbewerb hast, solltest du versuchen, früh ins Bett zu gehen“, riet ihre ältere Schwester ihr.
    „Ja, das mache ich. Auch wenn ich sicher vor Aufregung nicht gut schlafen kann. Aber warte mal kurz, jetzt wo ich zwei Pokémon habe, willst du doch sicher Girafarig zurück?“
    „Ach so. Nein, behalte es ruhig noch eine Weile, bis dein neues Pokémon stärker geworden ist. Sicher ist sicher.“ Diese Aussage war typisch Rose, und Lily musste lächeln.
    „Okay, dann tu ich das. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht! Und berichte mir morgen von deinem Wettbewerb, ja? Denk dran, auch wenn du kein Band gewinnen solltest...“
    „... gewinne ich trotzdem Erfahrung, schon klar. Ich hab dich lieb.“
    „Ich hab dich auch lieb, Lily. Schlaf schön.“
    Lily legte auf und stieg mit Evoli und Endivie im Schlepptau die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo sie ins Bad ging und sich dann ins Bett legte. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich einschlafen konnte, schließlich lag ein wichtiger Tag vor ihr. Sie rechnete sich keine reellen Chancen auf einen Sieg aus, aber sie war aufgeregt und glücklich, endlich an ihrem ersten Wettbewerb teilzunehmen. „Morgen geben wir unser Bestes!“, flüstere sie, doch Evoli und Endivie schliefen schon lange tief und fest. Lily lächelte, drehte sich auf die Seite und machte ebenfalls die Augen zu.

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  • Kapitel 4: Der erste Wettbewerb


    Der nächste Morgen verging wie im Flug mit den letzten Vorbereitungen wie dem Kämmen von Evolis Fell oder der Suche nach Endivie, welches sich zwischenzeitlich in den Garten geschlichen hatte. Nach einem hastig verschlungenen Frühstück stand Lily schneller, als es ihr lieb war, vor der Wettbewerbshalle von Viola City und holte noch einmal tief Luft, bevor sie eintrat.
    Im Inneren der Halle herrschte reges Treiben. Zuschauer stürmten auf die Tribünen zu, vorbei an Koordinatoren und ihren Pokémon, die ein letztes Mal ihre Kombinationen durchgingen. Hin und wieder konnte man Fans beobachten, die sich auf ihre bevorzugten Kandidaten stürzten, um ein Autogramm oder einen Trainingstipp zu erbeuten. Außerdem versuchten einige Reporter, vor Beginn des Wettbewerbs noch einige Kommentare vielversprechender Teilnehmer zu erhaschen.
    Zwar ging Lily nicht davon aus, dass jemand mit ihr sprechen wollen würde, aber sicherheitshalber ging sie so schnell und unauffällig wie möglich in den Raum hinter der Bühne, der für die Koordinatoren reserviert war.
    Angemeldet hatte sie sich schon am Vortag, und umgezogen war sie ebenfalls schon, also blieb ihr nichts anderes übrig, als auf den Beginn des Wettbewerbs und ihren Auftritt zu warten. Um sich abzulenken, kämmte sie noch einmal Evolis „Pelzkragen“, redete Endivie gut zu, betrachtete ihre Frisur im Spiegel. Gerade als sie zum dritten Mal das Badezimmer aufsuchen wollte, signalisierte ihr PokéCom den Eingang einer Textnachricht. Rose hatte ihr ein „Ich glaube an dich“ mit einem aufmunterndem Smiley geschickt. Es machte Lily glücklich, dass ihre Schwester an sie gedacht hatte; gleichzeitig fühlte sich irgendwie unter Druck gesetzt. Natürlich würde Rose nicht von ihr erwarten, dass sie ihren allerersten Wettbewerb gewann, aber wenigstens musste sie es in die zweite Runde schaffen.


    Endlich wurde der Beginn des Wettbewerbs eingeläutet, und nach einer kurzen Anmoderation ging der erste Kandidat auf die Bühne. Lily selbst hatte eine Nummer im hinteren Drittel und verfolgte nervös die anderen Auftritte, die auf dem großen Bildschirm im Warteraum übertragen wurden, und wusste nicht, ob sie ihren eigenen möglichst schnell herbeiwünschte oder eher hoffte, sie müsste nie auf da oben stehen.
    Irgendwann war es jedoch so weit, und mit klopfendem Herzen durchschritt sie den Vorhang zur Bühne.
    „Begrüßen Sie nun mit mir Lily aus Dukatia City! Heute ist Lilys erster Wettbewerb, also lasst uns einmal kräftig für sie applaudieren!“ Die Moderatorin machte ihre Ansage, es folgte mäßiger Applaus, und nun musste Lily zeigen, was sie drauf hatte.
    „Los, Endivie, zeig ihnen, was du kannst!“ Das kleine grüne Pokémon betrat etwas zögerlich die Bühne und drehte sich fragend zu Lily um, welche ihm aufmunternd zunickte. Daraufhin stellte Endivie sich wie geübt in der Mitte der Bühne auf und ließ eine Rasierblattattacke los. Anstatt jedoch auf ein Ziel zu feuern, ließ es die Blätter durch die Luft wirbeln, sodass sie eine Blütenform bildeten. Auf Lilys „jetzt!“ begann es außerdem, aus dem Blatt auf seinem Kopf einen süßen, wohlriechenden Duft zu verströmen.
    „Oh, Endivie setzt sein aromatisches Blatt ein, um die Zuschauer milde zu stimmen!“, kommentierte die Moderatorin. Dieses Mal fiel der Applaus des Publikums etwas großzügiger aus als zuvor.
    Lily verbeugte sich und verließ zusammen mit Endivie die Bühne. Hinter dem Vorhang wurde sie schon von Evoli erwartet, welches Lily fröhlich in die Arme sprang. Zusammen gingen sie zurück in den Aufenthaltsraum, um auf die Verkündung der Ergebnisse zu warten.
    Während Evoli um ihre Füße herumscharwenzelte, rutschte Lily nervös auf der Bank herum, bis Endivie neben sie sprang und wie kurz davor auch einen Duft aus seinem Blatt strömen ließ. Tatsächlich spürte Lily, wie sie sich daraufhin beruhigte, und sie streichelte Endivie dankbar über den Rücken. In der kurzen Zeit, die sie erst zusammen verbracht hatten, hatten sie sich schon ganz gut angefreundet, fand sie.
    Nachdem alle Vorführungen beendet waren, zog die Jury sich kurz zurück, und wenig später wurden auf dem Bildschirm die Porträts der Kandidaten gezeigt, die es in die nächste Runde geschafft hatten. Nach dem Bild eines Mädchens etwa in Lilys Alter, welches eine beeindruckende Vorführung mit seinem Ledyba gegeben hatte, eines jungen Mannes, einer älteren Frau und eines weiteren Mädchens folgte endlich ihr eigenes Konterfei.
    Bevor Lily selbst realisiert hatte, dass sie es geschafft hatte, waren ihre Pokémon schon aufgesprungen und tanzten aufgeregt um sie herum. Gerade als Lily sich mit ihnen freuen wollte, sprang der Bildschirm um und zeigte nun die Konstellation für die erste Kampfrunde. Lilys Gegnerin war ein Mädchen etwas jünger als sie selbst, das in der ersten Runde mit einem Wiesor angetreten war.
    Lily blickte sich im Raum um und entdeckte das Mädchen in der Nähe des Fensters. Ihre Pokémon schienen in ihren Bällen zu sein, sodass Lily nicht voraussagen konnte, welches sie in den Kampf schicken würde. Ihre Rivalin hingegen rechnete sicher damit, dass Evoli für sie ins Rennen gehen würde.
    Die jüngere bemerkte ihren Blick und erwiderte ihn entschlossen. Beim Gedanken daran, dass dieses Mädchen sicher schon mehr Erfahrung hatte als sie selbst, musste Lily schlucken. Aber sie durfte sich nicht einschüchtern lassen, schließlich hatte sie einiges an theoretischem Wissen aus Büchern und natürlich durch Zusehen bei Rose erlernt.
    Nach einer kurzen Unterbrechung gingen die Kampfrunden los, und Lily sah wieder über den Bildschirm im Zimmer den ersten beiden Duellen zu, bevor es Zeit für ihr eigenes war. Nervös, aber entschlossen stieg sie wieder auf die Bühne und nickte ihrer Kontrahentin zu, bevor sie Evoli aufs Kampffeld schickte. Das andere Mädchen hingegen entließ ein Hoppspross aus seinem Pokéball. Lily hatte Pokémon dieser Art schon öfter im Nationalpark gesehen und hielt sie für keine allzu schweren Gegner. Vielleicht hatten sie ja doch eine Chance, diesen Kampf zu gewinnen.
    „Von jetzt an haben beide Kontrahenten fünf Minuten Zeit, die Punkte des Gegners zu reduzieren. Wer zuerst all seine Punkte verloren hat, verliert, ansonsten wird nach Ablauf der fünf Minuten der Punktestand verglichen“, erklärte die Moderatorin vor Kampfbeginn. „Und nun... los!“
    Die Zeit begann zu laufen, und während Lily noch überlegte, welche Attacke sie am besten einsetzte, gab ihr Gegenüber schon den ersten Befehl. „Hoppspross, setz Tackle ein!“
    Hoppspross schnellte auf Evoli zu, welches nach Lilys Befehl mit Ruckzuckhieb auswich. Die Punkte von Lilys Gegnerin verringerten sich etwas auf der Anzeige. „Und jetzt noch ein Ruckzuckhieb!“
    Evoli hielt auf Hoppspross zu, das sich jedoch mit einem raschen Sprung in die Luft rettete. Evoli sprang hinterher, erwischte es aber natürlich nicht, wurde jedoch angestachelt von der Bewegung und begann, Hoppspross über das gesamte Kampffeld zu folgen. Dabei war es rasch so vertieft in sein „Spiel“, dass es nicht mehr auf Lilys Kommandos reagierte, sodass deren Punkte rapide weniger wurden.
    Während Lily verzweifelt überlegte, was sie tun sollte, wurde es Hoppspross und vor allem dessen Trainerin augenscheinlich zu viel und eine Schlafpuderattacke des rosa Löwenzahn-Pokémon setzte Evoli außer Gefecht. Noch bevor die drei Schiedsrichter für ein Ende des Kampfes stimmen konnte, hob Lily ihr schlafendes Pokémon auf und trug es von der Bühne. Im Hinausgehen hörte sie noch den Kommentar der Moderatorin, dass Evoli wohl noch etwas mehr Disziplin brauchte.
    Lily sammelte noch kurz Endivie im Aufenthaltsraum ein und machte sich dann auf den Weg zurück ins Pokémon Center. Schwester Joy war noch beim Wettbewerb, aber fürs Erste reichte es wohl, Evoli einfach nur schlafen zu lassen, also legte sie es in ihrem Zimmer aufs Bett und ließ sich selbst ebenfalls für einen Moment nieder, um über das soeben Geschehene nachzudenken.
    Dass sie ihren ersten Wettbewerb nicht gewinnen würde, war ihr von Anfang an klar gewesen; dennoch war sie enttäuscht. Obwohl sie unerwarteterweise in die zweite Runde vorgerückt war, hatte sie dort einen dummen Fehler gemacht und sich so die Chance vermasselt. Von jetzt an würde sie viel trainieren müssen, damit ihr so etwas nicht noch einmal passierte.
    Mit Endivie zusammen verließ sie das Zimmer und ging nach draußen, um dort etwas frische Luft zu schnappen und ihre Gedanken zu sortieren. Beim Verlassen des Centers stieß sie auf Alex, der glücklich lächelnd seinem Bisasam beim Spielen im Grünen zusah. Während Endivie sich sofort zu dem grünen Samenpokémon gesellte, setzte Lily sich zögerlich zu Alex auf die Bank.
    Der Junge grinste und hielt Lily ein kleines Stück Metall unter die Nase. „Wir haben den Flügelorden!“
    „Oh, Glückwunsch! Das freut mich für dich.“ Lily rang sich ein Lächeln ab.
    „Beim zweiten Anlauf hat es geklappt. Kann ja nicht immer alles sofort perfekt sein“, sagte er und verstaute den Orden in seiner Ordenbox.
    „Da hast du wohl Recht.“ Zwar hatte sie das selbst auch gesagt, aber es von jemand anderem zu hören erleichterte sie irgendwie, und sie fühlte sich schon etwas besser.
    „Wo ist eigentlich dein Evoli?“, erkundigte sich Alex, während sie ihren beiden Pflanzenpokémon beim Spielen zusahen.
    „Schläft in meinem Zimmer“, antwortete Lily knapp.
    „Beim Spielen verausgabt?“, fragte Alex halb im Spaß.
    „So ähnlich.“ Das war ja streng genommen nicht mal ganz gelogen.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Lily auf der Bank, teils in Gedanken versunken, teils Alex beim Training mit Bisasam beobachtend. Zwischendurch meldete sie sich kurz per Textnachricht per Rose, die ihr dazu gratulierte, wenigstens in die zweite Runde gekommen zu sein, und ihr Mut zusprach, beim nächsten Mal würde es besser werden. Gegen Abend verabschiedete sie sich von Alex und sah in ihrem Zimmer nach Evoli, welches inzwischen aufgewacht war und wieder fit, bevor sie ein kurzes Abendessen zu sich nahm.
    Im Bett las sie noch etwas in ihrem Reiseführer und beschloss, ihre Reise am nächsten Morgen in Richtung Alph-Ruinen fortzusetzen, dann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

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  • Und noch ein Kapitel! Ich hoffe, so langsam kommen auch die Kommi-Schreiber wieder...


    Kapitel 5: Mysteriös


    Am nächsten Morgen wachte Lily etwas gerädert auf, da sie ein bisschen zu viel von in der Luft umhersausenden rosa Kugeln geträumt hatte. Sie streckte sich ausgiebig, bevor sie sich eine lange Dusche gönnte, und mit der Aussicht auf ein leckeres Frühstück fühlte sie sich gleich besser.
    In der Cafeteria rannte Endivie plötzlich auf einen der hinteren Tische zu, und als Lily ihrem Pokémon folgte, entdeckte sie dort Alex und sein Bisasam, die gerade beim Frühstück saßen. Neben ihnen stand ein gepackter Rucksack.
    „Reist du heute ab?“, fragte Lily, die sich ebenfalls etwas zu essen geholt hatte und nun gegenüber Platz nahm.
    „Ja, gleich nach dem Frühstück will ich los in Richtung Azalea City. Dort wartet schließlich schon der nächste Orden auf mich.“ Für den Moment war er allerdings noch damit beschäftigt, seinen voll beladenen Teller zu leeren.
    „In die Richtung will ich auch.“ Lily gab Evoli, das auf ihrem Schoß saß und sich nicht weiter daran zu stören schien, von Endivie und Bisasam wenig beachtet zu werden, etwas von ihrem Frühstück ab.
    „Wir können ja ein Stück zusammen reisen, da freuen sich die beiden sicher“, schlug Alex mit Blick auf ihre beiden Pflanzenpokémon vor.
    Gesagt, getan, holte Lily nach dem Frühstück schnell ihre Sachen aus ihrem Zimmer, verabschiedete sich von Schwester Joy und machte sich dann mit Alex, der im Foyer auf sie gewartet hatte, auf den Weg.
    Sie verließen die Stadt in Richtung Süden und befanden sich bald auf dem Weg zu den Alph-Ruinen. Zwar hatte Alex ursprünglich vorgehabt, direkt nach Azalea City zu reisen, aber wenn er schon einmal an einer historischen Stätte vorbeikam, wollte er auch einen Blick hineinwerfen und würde Lily deshalb begleiten.
    Bisasam und Endivie liefen fröhlich vor ihnen her und schnupperten hier und da an ein paar Blumen am Wegrand, während Evoli voller Energie – geschlafen hatte es ja ausreichend am Vortag – Lily und Alex um die Beine sprang. Auch wenn die beiden nicht viel redeten, genoss Lily es doch, wieder in menschlicher Gesellschaft unterwegs zu sein, und die Radiofunktion ihres PokéComs sorgte dafür, dass ihr Schweigen nicht bedrückend wirkte.
    Die Alph-Ruinen waren nur einen Mauzisprung von Viola City entfernt, und so erreichten sie in kurzer Zeit den Eingang, wo schon mehrere Schulklassen und Ausflugsgruppen versammelt waren. Nach einer kurzen Einführung durch einen wichtig aussehenden Mann im weißen Kittel und der Bitte, gefundene Fossilien abzugeben, wurden sie ins Innere der Ruinen entlassen und durften sich dort alleine umsehen, mit der Warnung im Hinterkopf, die antiken Stätten sorgfältig zu behandeln.
    Lily nahm Evoli vorsichtshalber auf den Arm und folgte Alex in den Schatten der alten Gebäude. Hier war es kühler als in Viola City, und die mit jahrtausendealter Geschichte aufgeladene Atmosphäre ließ sie leicht schaudern. Selbst Evoli schien seinen Spieltrieb zu vergessen und stellte nervös die Ohren auf. Womöglich hörte es Geräusche, für die menschliche Ohren nicht fein genug waren.
    Sie betraten eins der Gebäude und sahen staunend die alten Inschriften an den Wänden an. Viel konnten sie davon nicht entziffern, aber in der Broschüre, die sie am Eingang erhalten hatten, war einiges „übersetzt“.
    Als sie eine Art Portal zum nächsten Gebäude durchquerten, erkundigte Alex sich: „Du kommst doch aus der Gegend, warst du vorher noch nie hier?“
    „Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Eigentlich komisch...“
    Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, ruckelte es in Lilys Tasche und Girafarig befreite sich aus seinem PokéBall und baute sich vor den beiden jungen Trainern auf, sodass ihnen der Durchgang versperrt war.
    „Was ist denn los, Girafarig?“ Das Pokémon hatte sich noch nie so merkwürdig benommen.
    „Farig, Girafarig!“ Immer noch stand das giraffenartige Wesen vor Lily und weigerte sich, sie durchzulassen. Auch Endivie, das versuchte, zwischen seinen Beinen hindurch das Portal zu verlassen, drängte es mit der Schnauze zurück und sah Lily dann eindringlich an.
    „Spürst du irgendwas gefährliches hier, Girafarig?“, fragte Lily. Immerhin war es ja ein Psychotyp und bemerkte vielleicht Dinge, die den Menschen entgingen. „Jedenfalls willst du, dass wir hier nicht reingehen, richtig?“
    Das Pokémon nickte.
    „Tja, da kann man wohl nichts machen. Lass uns das Gebäude da hinten ansehen“, schlug Alex vor. Lily war ihm dankbar, dass er keine weitere Bemerkung zum Betragen ihres Pokémons machte und einfach über die Sache hinweg ging. Komisch war es trotzdem – diese Stätten waren schließlich für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und sollten deshalb nicht gefährlich sein. Aber vielleicht war man einfach nicht so gründlich vorgegangen, wie ein Psychopokémon es konnte.
    „Geh schon mal vor, ich will noch jemandem Bescheid sagen, dass Girafarig vielleicht was gefährliches entdeckt hat.“ Sie ging zurück zur Information am Eingang und schilderte dem Mann, der sie zuvor eingeführt hatte, den Vorfall. Dieser machte ein ernstes Gesicht.
    „In dem Gebäude ist vor etwa zwei Jahren eine Forscherin spurlos verschwunden. Wir wissen immer noch nicht wieso, aber nach gründlicher Untersuchung haben wir beschlossen, dass für die Allgemeinheit keine Gefahr besteht. Vielleicht überdenken wir das doch noch einmal... Jedenfalls danke für den Hinweis, junges Fräulein.“
    Vor zwei Jahren... Mit dem Gefühl, dringend frische Luft zu brauchen, ging Lily nach draußen und setzte sich dort auf einen Stein. Evoli blickte sie fragend an, während Girafarig ihr beruhigend den Kopf auf die Schulter legte. So saßen sie eine Weile da, während Lily sich langsam beruhigte.
    „Da bist du ja!“ Alex kam ihr entgegengelaufen, Bisasam und Endivie folgten ihm auf dem Fuße. „Ich hab mich gewundert, wieso du nicht nachkommst.“
    „Entschuldige, ich musste mich kurz hinsetzen.“ Lily hatte völlig vergessen, dass Alex ja schon vorgegangen war.
    Der Junge sah sie besorgt an. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, alles okay, es war nur so stickig in den Ruinen.“ Das war natürlich gelogen, aber die Wahrheit wäre zu kompliziert, und besonders gut kannte sie Alex schließlich auch noch nicht.
    „Was hältst du dann davon, wenn wir uns gleich wieder auf den Weg machen? Dann sind wir noch heute Abend im Pokémon Center vor dem Einheitstunnel.“
    „Ist gut.“ Lily erhob sich und folgte Alex zum Ausgang, wo sie sich nach rechts wandten und Richtung Süden gingen. Diesmal ließ sie ihr Radio aus und nur die sporadischen „Unterhaltungen“ ihrer Pokémon und die Geräusche, die aus dem hohen Gras kamen, begleiteten sie.
    „Ist auch wirklich alles okay?“, erkundigte sich Alex, der sie zwischendurch immer wieder prüfend angesehen hatte.
    „Ja, wirklich.“ Lily bemühte sich, ihn so glaubhaft wie möglich anzulächeln. „Vielleicht ist mein Blutzucker etwas unten, eine Mittagspause würde nicht schaden.“
    „Da würde ich auch nicht nein zu sagen.“
    Sie ließen sich an einer Stelle mit mehreren größeren Steinen nieder und packten ihre belegten Brote aus, die sie am Morgen in Viola City mitgenommen hatten. Den Pokémon gaben sie ebenfalls zu fressen und vertilgten dann schweigend ihre Brote, bevor sie sich wieder auf den Weg machten, der bald von Grasland zu Wasser wechselte, wo sie einen Steg überqueren mussten. Ab und zu düste ein Schnellzug über die Gleise zu ihren Köpfen hinweg.
    Hier musste Lily sich endlich aus ihren Gedanken befreien, da Evoli beim Herumtollen fast ins Wasser fiel und nur noch durch blitzschnelles Schalten von Endivie und dessen Rankenhieb gerettet wurde. Daraufhin musste das Normalpokémon wieder auf Lilys Arm, bis sie nach einer Weile das Festland erreichten.
    „Jetzt ist es laut meiner Karte nicht mehr weit“, meinte Alex, und tatsächlich tauchte nach einer knappen halben Stunde, pünktlich zur Abenddämmerung, das Pokémon Center von Route 32 vor ihnen auf. Dort ließen sie sich jeder ein Zimmer zuweisen und begaben sich dann in die Cafeteria, um nach dem langen Fußmarsch ein üppiges Abendessen zu genießen. Zumindest alle außer Lily, die sich immer noch aufgewühlt fühlte durch die Geschehnisse in den Alph-Ruinen.
    Nach dem Essen ließ sie deshalb Endivie bei Alex und Evoli in ihrem Zimmer und begab sich nur mit Girafarig zu einem der Bildtelefone in der Lobby, um ihre Schwester anzurufen.
    Nach den üblichen Begrüßungen und einem kurzen Standortbericht erwähnte Lily vorsichtig, wo sie gewesen war und dass Girafarig sich dort etwas merkwürdig verhalten hatte. „Außerdem hat mir jemand gesagt, dort wäre vor etwa zwei Jahren eine Forscherin verschwunden.“
    Auf dem Bildschirm änderte sich Rose' sonst immer so kontrollierter Gesichtsausdruck, und es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. „Ich nehme an, du hast schon zwei und zwei zusammengezählt. Aber Lily, das ist nichts, was man am Telefon besprechen sollte. Du bist gerade auf Route 32, morgen solltest du in Azalea City sein, und selbst wenn du dort sicher ein paar Tage bleiben und noch einen Tag für die Reise nach Hause brauchen wirst, sollten wir diese Unterhaltung doch bis dahin verschieben. Es tut mir Leid, du hast sicher unendlich viele Fragen, und ich hätte dir alles schon viel früher erzählen sollen, aber...“ Sie machte eine leicht gequälte Miene.
    „Das ist schon in Ordnung.“ Eigentlich wollte Lily sofort auf alles Antworten haben, aber sie fand, dass es nun mal an ihr war, Rücksicht auf Rose zu nehmen. „Ich gehe erst einmal nach Azalea City und nehme dort am Wettbewerb teil, danach treffen wir uns daheim. Ich freue mich schon riesig darauf, dir Endivie vorzustellen. Also mach dir keine Sorgen um mich, ja?“
    „Das tu ich doch immer.“ Trotz ihrer Worte sah Rose schon etwas beruhigter aus, als die beiden sich verabschiedeten.
    Lily sammelte noch kurz Endivie bei Alex ein, dann gingen sie gemeinsam nach oben zu ihren nebeneinander liegenden Zimmern. „Ist wirklich alles okay bei dir?“, hakte der Junge noch einmal nach, als Lily gerade ihre Tür öffnete.
    „Ja, wirklich. Danke.“ Sie lächelte ihn kurz an und wünschte ihm eine gute Nacht, bevor beide ihre jeweiligen Zimmer betraten. Evoli lag schlafend auf dem Bett, und Lily legte sich nach dem Zähneputzen dazu, während Endivie den Sessel und Girafarig den Teppich als Schlafgelegenheit nutzten.
    Als das Mädchen sich nach einer ganzen Weile immer noch schlaflos im Bett wälzte, stand Girafarig wieder auf und stupste es freundlich mit seiner Schnauze an. Offenbar wollte es Lily sagen, sie solle sich keine Sorgen machen und beruhigt einschlafen. Lily streichelte das Pokémon dankbar und tatsächlich fühlte sie, wie sie langsam der Schlaf überkam.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

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  • Kapitel 6: Azalea City


    Lily erwachte, als Evoli anfing, fröhlich auf dem Bett herumzuhüpfen. Trotz der Ereignisse des Vortages hatte sie dank Girafarig einigermaßen gut geschlafen, und nach einem kurzen Besuch im Bad begab sie sich nach unten zum Frühstück, wo sie Alex begrüßte und die beiden dann ein nahrhaftes, aber rasches Frühstück zu sich nahmen, da sie an diesem Tag noch den ganzen Einheitstunnel vor sich hatten.
    Gestärkt und mit Proviant versorgt machten sie sich auf den kurzen Weg zum Höhleneingang, wie immer mit einem übermütig voraus laufenden Evoli und Bisasam und Endivie, die ab und an den Blumen am Weg schnupperten. Mit Girafarig ebenfalls im Schlepptau – Lily brachte es nicht übers Herz, es als einziges ihrer Pokémon in seinen Ball zu sperren – bildeten sie fast schon eine kleine Karawane.
    So betraten sie auch den Einheitstunnel, der zu Lilys Erleichterung recht gut ausgeleuchtet war und demnach kaum gruselig. Außerdem war sie ja nicht allein, und abgesehen von einem kurzen Schreck, den ihr ein paar plötzlich aufflatternde Zubats einjagten, verlief die Durchquerung relativ ereignislos. Trotzdem war Lily froh, als sie endlich wieder das Tageslicht erblickten, auch wenn sie nach Verlassen der Höhle erst einmal ihren Regenschirm herausholen musste, denn auf Route 33 goss es, wie im Reiseführer angekündigt, wie aus Kübeln. Girafarig wanderte nun doch in seinen Ball, Evoli auf Lilys Arm, und Endivie tollte mit Bisasam im Regen herum.
    „Bis Azalea City ist es nicht mehr weit, wenn wir am Flegmon-Brunnen ankommen, sind wir fast da“, sagte Alex mit Blick auf seine Karte, die er aber rasch wieder verstaute, denn im Gegensatz zu Lily hatte er statt eines Schirms nur eine Regenjacke.
    Als sie an besagtem Flegmon-Brunnen ankamen, ließ sich die Sonne wieder blicken und als sie das Pokémon Center erreichten, war Alex' Jacke schon getrocknet. Wieder ließen beide sich jeweils ein Zimmer geben und genehmigten sich dann ein spätes Mittagessen.
    „Willst du hier auch in der Arena antreten?“, fragte Lily über ihrem Curry.
    „Klar, aber erst morgen, heute trainiere ich noch etwas und dann würde ich mich auch gern noch in der Stadt umsehen. Und du, nimmst du an dem Wettbewerb teil?“ Er zeigte mit dem Kinn auf ein Plakat, das einen Wettbewerb ankündigte.
    „Der ist ja schon morgen! Und der Anmeldeschluss ist... in einer Stunde!“ Das würde knapp werden, außerdem stand ihr momentan nicht unbedingt der Sinn nach Wettbewerben, ganz abgesehen davon, dass sie vermutlich kaum besser abschneiden würde als beim letzten Mal. Andererseits konnte Erfahrung nie schaden, und Alex würde eh frühestens nach seinem Arenakampf weiterziehen, weshalb sie sowieso auf ihn warten musste, wenn sie nicht alleine durch den Steineichenwald gehen wollte.
    „Ich weiß nicht, ob Evoli die Kämpfe packt...“ Unschlüssig rutschte Lily auf ihrem Stuhl hin und her.
    „Wenn du willst, kannst du nachher mit mir trainieren“, bot Alex an, während er ungerührt weiter sein Curry in sich hineinschaufelte.
    „Wirklich? Das wäre richtig nett!“ Mit Evoli und Endivie im Schlepptau flitzte Lily zu Schwester Joy, die ihr den Weg zur Wettbewerbshalle erklärte, und hastete dann durch die Straßen von Azalea City. Zehn Minuten vor Anmeldeschluss stand sie an der Rezeption und ließ sich registrieren, wie zuvor auch mit Endivie als erstem und Evoli als zweitem Pokémon. Dann machte sie sich eilig auf den Weg zurück zum Pokémon Center, schließlich wartete Alex dort, und sie hatte das Training wirklich dringend nötig.
    Der Jungtrainer saß an einem Tisch in der Lobby und goss gerade mit einer Schiggykanne die Beerenpflanzen in einem tragbaren Gewächshaus. Lily erkannte diese Gegenstände, da sie in Dukatia City in einem recht bekannten Blumenladen verkauft wurden.
    „Machst du daraus Beerensaft?“
    Der Junge zuckte zusammen. „Gott, schleich dich doch nicht so von hinten an!“ Es schien ihm unangenehm zu sein, dass Lily ihn mit seinen Blumen erwischt hatte. „Die sind gut für Pokémon. Würde deinen vor dem Wettbewerb sicher auch nicht schaden“, grummelte er.
    Da hatte er sicher nicht Unrecht, dachte Lily. Zwar gab sie ihnen nahrhaftes Futter, aber eine Extraportion Glanz im Fell würde vielleicht den einen oder anderen Punkt für sie wettmachen.
    „Hier, gib das Endivie und das hier Evoli. Und jetzt lass uns trainieren gehen.“ Alex reichte ihr zwei kleine Saftfläschchen und packte dann sein Pflanzset wieder in seinem Rucksack, als Zeichen dafür, dass das Thema nun erledigt war.
    „Danke!“ Sie strahlte ihn an, bevor beide Kinder das Pokémon Center verließen und sich ein Stück Wiese suchten, das von einigen Bäumen umrandet war. Für einen Moment hatte Lily wieder das Gefühl, sie würde beobachtet, aber bevor sie etwas sagen konnte, verschwand die Silhouette schon wieder. Vermutlich war es nur ein Käferpokémon gewesen oder ihre Fantasie spielte ihr einen Streich.
    Indessen hatte Alex ein Noctuh aus seinem Pokéball gelassen. „Der Arenaleiter hier setzt Käferpokémon ein, dagegen ist ein Flugpokémon ideal.“
    Über Typabstimmung wusste Lily Bescheid, schließlich hatte sie eine ganze Weile Fachliteratur gewälzt, bis sie sich endlich auf die Reise machen durfte. Dass es bei der Umsetzung ihres Wissens haperte, bereitete ihr Kopfzerbrechen.
    „So, ein Kampf zwischen Noctuh und Evoli?“, schlug Alex vor.
    Lily zögerte. Das Vogelpokémon sah nicht nur stark aus, sie fürchtete auch, dass Evoli wieder versuchen würde, es zu jagen. „Na gut, aber wir haben wirklich kaum Kampferfahrung...“
    Alex zuckte mit den Schultern. „Irgendwann musst du ja mal anfangen. Ich lasse dir auch den Vortritt.“
    Immer noch zögerlich schickte Lily also Evoli auf ihr provisorisches Kampffeld und befahl ihm, Schutzschild einzusetzen.
    „Netter Trick, aber lange wird dir das nichts nützen!“, rief Alex ihr zu und befahl seinem Noctuh, mit Tackle anzugreifen. Tatsächlich gab das Schutzschild beim dritten Mal nach, und Evoli wurde von dem Angriff zurückgeschleudert.
    „Also gut, Evoli, dann setz' jetzt Ruckzuckhieb ein!“ Lily hoffte inständig, dass dadurch nicht wieder Evolis Spieltrieb ausgelöst würde.
    „Noctuh, kontere mit Schnabel!“, befahl Alex. Das eulenartige Pokémon stürzte sich nun seinerseits Evoli entgegen und pickte ihm in den Fellkragen. Dieses reagierte mit einem empörten Heuler, dann verbiss es sich in Noctuhs Gefieder.
    „Sieht aus, als hätte Evoli Biss gelernt.“ Diese Tatsache freute Lily zwar ungemein, nichtsdestotrotz ließ ihr Kampfstil noch sehr zu wünschen übrig. Als sie Evoli befahl, noch einmal Biss einzusetzen, gehorchte es zwar, wurde dann aber von Noctuhs Konfusion außer Gefecht gesetzt.
    „Oh je, geht es dir gut?“ Lily eilte aufs Kampffeld und nahm ihr Pokémon in den Arm. Dieses signalisierte ihr durch ein Stupsen mit der Nase, dass nichts passiert war.
    „Na ja, wir steigern uns langsam. Sehr langsam.“ Sie versuchte, die Sache positiv zu sehen.
    „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, tröstete Alex sie.
    Lily wusste, dass er Recht hatte, und tatsächlich war Evoli schon etwas besser geworden, aber für einen Sieg beim Wettbewerb reichte das noch bei Weitem nicht.
    Sie brachte Evoli vorsichtshalber zu Schwester Joy, während Alex noch etwas trainierte – Endivie sah Bisasam dabei aufmerksam zu – und machte dann einen Bummel durch die Stadt.
    „Nanu, Lily!“ Auf halbem Wege landete plötzlich ein Glurak vor ihr und dessen Trainer begrüßte sie überrascht.
    „Aidan!“ Lily selbst war ebenso erstaunt, den jungen Mann wiederzusehen. „Ähm, nochmals vielen Dank für neulich...“ Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
    „Keine Ursache. Nimmst du am Wettbewerb teil?“
    „Ja, aber ich rechne mir keine großen Chancen auf ein Band aus...“ Schon wieder stand sie vor ihm als absolute Anfängerin da, was wohl auch daran lag, dass er sie irgendwie nervös machte.
    „Ach, jeder fängt mal klein an.“ Aidan lächelte ihr aufmunternd zu. „Gibt es in deiner Familie noch andere Koordinatoren?“
    „Meine ältere Schwester hat viermal in Folge das Große Festival gewonnen. So gut möchte ich auch mal werden...“
    „Und jetzt nimmt sie nicht mehr an Wettbewerben teil?“, fragte Aidan.
    „Nein, sie hat vor etwa zwei Jahren aufgehört, weil... Äh, jedenfalls war sie sehr gut und ich muss mich anstrengen, um ihrem Namen gerecht zu werden.“ Es freute sie zwar, dass Aidan Interesse an ihr zeigte, aber was genau vor zwei Jahren passiert war, wollte sie nicht einmal ihm erzählen.
    „Hat sie auch so einen schönen Blumennamen?“, erkundigte er sich.
    Nun wurde Lilys Gesicht wirklich heiß, bestimmt war sie rot wie eine Tomate. „Sie heißt Rose“, brachte sie hervor und senkte vorsichtshalber den Blick.
    „Verstehe“, kam es von dem jungen Mann. „Nun, Lily, es hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Es war sicher nicht das letzte Mal.“ Mit diesen Worten stieg er wieder auf sein Glurak und verschwand, wie schon nach ihrer ersten Begegnung, und Lily starrte wieder einmal seiner kleiner werdenden Silhouette nach.
    Das Klingeln ihres PokéComs riss sie aus ihrer Trance. „Hallo?“
    „Hallo, Lily. Ich wollte nur mal nachfragen, wie es dir heute geht“, meldete sich, wie könnte es auch anders sein, die Stimme ihrer Schwester.
    „Oh, äh, mir geht’s gut. Und dir?“ Wenn sie nicht wollte, dass Rose ihr nun unangenehme Fragen stellte, musste sie sich etwas zusammenreißen.
    „Ebenfalls. Ich nehme an, du bist schon in Azalea City angekommen?“
    „Ja, und morgen nehme ich am Wettbewerb teil. Auch wenn ich vermutlich auch dieses Mal nicht sehr weit kommen werde.“ Sie berichtete von ihrem Training und Evolis neuer Attacke Biss.
    „Ach, das wird schon, Übung macht den Meister. Wenn du damals meine ersten Wettbewerbe gesehen hättest...“ Rose lachte und erzählte einige Anekdoten aus ihrer Anfängerzeit, bevor sie Lily viel Glück wünschte und sich dann verabschiedete, um zu Abend zu essen.
    Da Lily inzwischen ebenfalls der Magen knurrte, begab sie sich zurück ins Pokémon Center und traf fast zeitgleich mit Alex ein. Die beiden packten sich ihre Tabletts voll und suchten sich dann einen Tisch am Fenster, wo Alex sich etwas gesprächiger zeigte und von seinem Training berichtete.
    Nachdem jeder sich auf sein eigenes Zimmer zurückgezogen hatte, fiel Lily noch siedend heiß ein, dass sie gar keine neue Vorführung mit Endivie einstudiert hatte, entschied sich aber nach einigem Überlegen vor allem aufgrund des Zeitmangels dazu, es einfach noch einmal mit einer leicht abgeänderten Variante der ersten zu versuchen.
    Bevor sie ins Bett ging, schmökerte sie noch etwas in dem Roman, den sie dabei hatte, und schlief mit dem Bild von Aidan ein, der auf seinem Glurak durch den Himmel flog.

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  • Kapitel 7: Erfolge


    Nach einem reichhaltigen Frühstück für Lily und Alex und noch einer Portion Beerensaft für ihre Pokémon, die der Junge ihr unter der Auflage, niemandem von seinem Hobby zu erzählen, gemixt hatte, verließ die Gruppe das Pokémon Center. Auf dem Wegabschnitt, den sie zusammen zurücklegten, war Lily geistesabwesend und bekam es nicht mit, als Alex sie ansprach.
    „Erde an Lily: Ich habe gefragt, ob du mit dem Wettbewerb alles hier erledigt hast und wir morgen weiterreisen können.“
    „Entschuldige. Klar, von mir aus schon.“ Wenn es nach ihr ging, konnte sie keinen Tag zu früh zu Hause sein und von Rose die Erklärung zu den mysteriösen Ereignissen in den Alph-Ruinen hören.
    Alex musterte sie prüfend. „Wenn du so nervös bist, merken deine Pokémon das.“
    „Weiß ich doch...“ Zwar sprang Evoli wie immer fröhlich umher und Endivie trottete hinter dem Fels in der Brandung Bisasam hinterher, aber nachher im Wettbewerb konnte sie das trotzdem Kopf und Kragen kosten.
    „Na dann, ich muss hier lang zur Arena, viel Erfolg!“
    „Danke, dir auch!“ Lily winkte Alex zu, bevor er um die nächste Ecke verschwand. Zu Endivie, das Bisasam etwas traurig hinterherblickte, sagte sie: „Na komm, wir treffen es ja nachher wieder. Jetzt müssen wir uns im Wettbewerb anstrengen, damit wir nachher auch einen Erfolg vorweisen können.“ Auch wenn ihre Chancen auf ein Band gering waren, so durfte sie nicht von vornherein aufgeben.
    Wieder wartete sie im Umkleideraum auf ihren Auftritt – dieses Mal hatte sie die letzte Startnummer -, aber anders als bei ihrem ersten Wettbewerb bemühte sie sich, möglichst ruhig zu bleiben. Als sie aufgerufen wurde, betrat sie mit Endivie die Bühne und gab das Kommando zum Start. Wie beim letzten Wettbewerb auch ließ das Pflanzenpokémon Rasierblätter durch die Luft wirbeln, aber nun bildeten sie zu Lilys Überraschung eine Herzform, und zusätzlich setzte Endivie seine Ranke ein, um über dem Kopf ein Herz zu formen. Auch der Duft aus seinem Blatt erschien Lily lieblicher als zuvor. Es beunruhigte sie zwar, dass Endivie eigenhändig seinen Auftritt abgewandelt hatte, aber der Applaus des Publikums ließ sie aufatmen. Trotzdem tadelte sie das Pokémon kurz, als sie wieder hinter der Bühne waren. Dieses ließ sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und flitze durch den Raum zur Tür.
    „Das war doch gar nicht so schlecht.“ In der Tür stand Alex mit seinem Bisasam, womit Endivies Verhalten erklärt war.
    „Bist du schon fertig in der Arena?“ Das konnte eigentlich nicht sein, wenn man den Weg mit einrechnete, es sei denn, er hatte unwahrscheinlicherweise alle gegnerischen Pokémon mit einer Attacke besiegt.
    „Ach so, na ja, Bisasam hat sich Sorgen um dein Endivie gemacht, also haben wir den Kampf auf morgen verschoben.“ Alex wich ihrem Blick aus und sah sich stattdessen nach den Pokémon um.
    „Das ist nett von Bisasam.“ Lily lächelte und wandte sich dann ebenfalls zu den beiden glücklich aussehenden Pflanzenpokémon um.
    In der Zwischenzeit waren auf dem Bildschirm die Teilnehmer eingeblendet worden, die es in die nächste Runde geschafft hatten, und Lily machte einen kleinen Hüpfer, als sie ihr Bild sah.
    Während sie auf ihren Kampf wartete, nahm sie mit Alex einen Snack zu sich und ließ sich noch ein paar Tipps von ihm geben, sodass die Wartezeit um war, bevor sie wieder nervös werden konnte.
    „Na los, zeig ihnen, was du kannst!“, ermutigte er sie dann, als sie aufgerufen wurde.
    Dieses Mal war ihr Gegner ein Mauzi, dessen Trainerin Lily einen hochmütigen Blick zuwarf, bevor die Schiedsrichter das Startsignal gaben.
    Lily ließ sich nicht einschüchtern und ging zum Angriff über. „Evoli, Ruckzuckhieb!“
    Mauzi konterte mit einem Kratzer, dem Evoli mit einem weiteren Ruckzuckhieb auswich. Es mochte zwar nicht viel Kampferfahrung haben, aber durch jahrelanges Herumtollen war es durchaus flink.
    Die gegnerische Trainerin machte ein wütendes Gesicht, als ihre Punkte auf der Anzeige schwanden. „Kratzfurie, Mauzi!“
    Das Katzenpokémon attackierte mit seinen Krallen, und wie schon im Kampf mit Noctuh am Vortag reagierte Evoli darauf mit einem wütenden Biss und ließ nicht mehr los. Wieder verringerten sich die gegnerischen Punkte.
    „Das darf ja wohl nicht wahr sein! Mauzi, noch einmal Kratzfurie!“ So langsam verlor das andere Mädchen offensichtlich die Geduld.
    Lily verkniff sich ein Grinsen. „Evoli, jetzt Schutzschild!“ Mauzis Attacke prallte wirkungslos von Evoli ab, und bevor es einen weiteren Versuch starten konnte, ertönte ein Gong – das Zeitlimit war abgelaufen und Lily hatte mehr Punkte als ihre Gegnerin, was bedeutete, dass sie eine Runde weiterrücken würde.
    „Pah, Anfängerglück! Wenn die Zeit nicht abgelaufen wäre, hätte ich dich geschlagen“, kommentierte ihr Gegenüber, bevor sie von der Bühne ging.
    „Hör nicht auf die, wenn sie so gut wäre, hätte sie dich innerhalb des Zeitlimits geschlagen“, meinte Alex, der von der Tribüne gekommen war, um ihr zu gratulieren.
    Wenn Lily ehrlich war, interessierte sie das herzlich wenig – sie hatte ihren allerersten Kampf gewonnen und freute sich einfach darüber. Sogar Endivie, das mit Alex auf der Tribune zugesehen hatte, riss sich von Bisasam los und tanzte mit Evoli um seine Trainerin herum.
    Zwar hatte Lily gehofft, ihre Glückssträhne würde anhalten, aber ihr nächster Gegner war ein Junge mit einem Muschas, an dem Evoli sich die Zähne ausbiss, und so schied sie aus dem Wettbewerb aus. Trotzdem war sie nicht enttäuscht, sondern freute sich weiterhin über ihren Sieg in der ersten Runde.
    „Willst du weiter zuschauen, oder gehst du mit mir zur Arena?“, fragte Alex. Es war erst früher Nachmittag, und wenn Alex den Orden gewinnen sollte, könnten sie am nächsten Tag weiterreisen und abends in Dukatia City sein, was ganz in Lilys Interesse war.
    „Lass uns zur Arena gehen!“, antwortete sie deshalb. Gut gelaunt folgte sie Alex durch die Straßen bis zum Arenagebäude, das einem großen Gewächshaus ähnelte, und nahm ihrerseits auf der Tribüne platz.
    Die ersten beiden Pokémon des Arenaleiters Kai, Safcon und Kokuna, stellten kein großes Problem für Noctuh dar, aber der letzte Gegner, ein Sichlor, war flink und bereitete dem Eulenpokémon einige Schwierigkeiten, zumal es schon etwas erschöpft zu sein schien. Als es sich geschlagen geben musste, zog Alex es mit lobenden Worten zurück in seinen Ball und schickte ein Riolu in den Kampf.
    Lily wunderte sich, wieso er ein Kampfpokémon einsetzte, obwohl Kampfattacken gegen Sichlor nicht viel ausrichten würden, aber bald wurde ihr klar, dass er Riolu wohl wegen seiner Schnelligkeit gewählt hatte. Obwohl es kaum halb so groß war wie der Gegner, hatte es Sichlor schon bald in die Ecke gedrängt und mit einem Feuerfeger kampfunfähig gemacht.
    Kai zog sein Pokémon zurück und überreichte Alex den Insektorden. „Das war ein ziemlich kurzer Kampf, du bist wirklich gut.“
    „Allerdings“, kommentierte Lily, die von der Tribüne herabgekommen war, erstaunt.
    „Danke.“ Alex ginste verlegen und verstaute seinen Orden. „Nächstes Mal bist du wieder dran, Bisasam.“
    „Bisa!“ Das Pflanzenpokémon nickte fröhlich und klopfte Riolu dann mit seiner Ranke anerkennend auf die Schulter.
    Da Alex gern Noctuh zu Schwester Joy bringen wollte und sich außerdem das ausgelassene Mittagessen bemerkbar machte, begaben sie sich wieder ins Pokémon Center. Zur Feier ihrer Siege – Lily betrachtete sich ebenfalls als Siegerin – gönnten sie sich ein frühes Abendessen und gingen dann auch recht früh ins Bett, da sie am nächsten Tag den gesamten Weg durch den Steineichenwald und Route 34 zurücklegen mussten, wenn sie nicht unterwegs campieren wollten.
    Wieder einmal fiel es Lily schwer, zur Ruhe zu kommen. Nicht nur ließ sie ihren allerersten gewonnenen Pokémon-Kampf im Kopf Revue passieren, sie versuchte auch, sich auszumalen, was Rose ihr erzählen würde, sobald sie zu Hause ankam. Es würde sie nicht wundern, wenn einige unangenehme Entdeckungen zu Hause auf sie warteten.

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  • [align=justify][font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'][tabmenu][tab=Kritik]Hallo ^^
    Du hast ja im Kommi-Topic um Kritik gefragt und die will ich dir mal hiermit geben.
    Vorweg aber eines: Bitte stelle nicht alle zwei, drei Tage ein neues Kapitel online. Es passiert oft, dass man kommentieren will, aber grade keine Zeit hat, aus welchen Gründen auch immer. Dann sieht man mal nach und sieht, dass einige neue Kapitel vorhanden sind - und verliert gleich einmal die Lust, vor allem, wenn man ausführliche Kritik geben will. Das könnte auch ein Grund sein, weshalb du nicht kommeniert wirst ... versuch dich doch mal zurückzuhalten und nur höchstens jede Woche ein Kapitel zu posten, dann kommt man auch mit dem Nachlesen besser nach. ^^


    Fangen wir gleich einmal mit dem an, das der potenzielle Leser zuerst erblickt: Dem Startpost, der bei dir nicht wirklich vorhanden ist. Ja, du hast eine Inhaltsangabe und (sehr kurze) Charasteckbriefe - das war es. Ein Startpost aber sollte etwas hermachen, damit der Leser auch bei der FF bleibt und nicht einfach weiter zur nächsten klickt. Es beginnt schon mit einem Header, einem schönen, zur FF passenden Bild, generell einer ansprechenderen Aufmachung mithilfe von Formatierungen und Farben. Wichtig in einem Startpost sind vor allem ein Vorwort (bzw einer Erklärung, wie du dazu kamst, eben genau das, was du schreibst, zu schreiben), eventuell Widmung/Danksagung, eine verlinkte (!) Kapitelübersicht, den Genres, möglicherweise einer Warnung, zu Beginn auch einem schönen Zitat, dem Copyright für Bilder, die du verwendest, einer Benachrichtigungsliste ... zuzüglich zu der Inhaltsangabe und den Charasteckbriefen natürlich. Genaueres zum Erstellen einen Startposts findest du in der Schreibschule.
    Ebenso verbesserbar sind auch die Charaktersteckbriefe - in der aktuellen Form könntest du sie auch ebensogut streichen, eine Variante, der manche Autoren auch ganz angetan sind. Es ist eben eine Ansichtssache, entweder gibt man dem Leser etwas in die Hand oder - was meiner Meinung nach sinnvoller ist - man zeigt ihm in der FF selbst, wie die Charaktere so sind. In Büchern hat man ja auch keine Steckis. Hilfestellung dazu findest du im Übrigen ebenfalls in der Schreibschule.
    Was die FF an sich angeht, will ich mich eher allgemein halten und nicht auf die einzelnen Kapitel eingehen - das ist mir bei inzwischen sieben Kapiteln zu umständlich, bei bis zu fünf hätte ich es noch gemacht.
    Wenn ich mir so deinen Stil anschaue, muss ich an meine Anfänge denken - die waren nämlich von der Qualität ebenso. Zwar recht wenige Fehler, aber kaum Beschreibungen, dazu kommt, dass alles so schnell abläuft. Ich meine, du hast bisher erst sieben Kapitel, Lily hat aber bereits an zwei Wettbewerben teilgenommen, fast ein Drittel Johtos bereist. Schön und gut, wenn du Johto relativ klein machst, aber das geht einfach zu schnell, ein Ereignis jagt das nächste. Wie wäre es mal, wenn sie etwas langsamer machen würde, irgendetwas besichtigen? Man muss sich ja nicht hetzen, ist nicht gesund.
    Aber wie auch immer, fangen wir mal mit der Idee an sich an: Es scheint sich um eine einfache, 0815-Reise zu handeln: Kind bricht (wenngleich mit einigen Jahren Verspätung) auf, trifft dabei auf jemand Gleichaltriges, der halt einfach mal aus anderen Gründen auf Reisen ist. Ein ganz normales, einfaches Schema, eigentlich richtiggehend langweilig. Etwas, mit dem ein Zehn-, Elfjähriger recht gut fährt, da er sich so nach einer Storyline richten kann, ohne viel plotten zu müssen. Du aber bist bei Weitem älter, weshalb man dir schon zutrauen kann, dass du dir was Besseres einfallen lassen kannst - und das hat auch den Anschein, wenn ich mir so die Entdeckung in den Alph-Ruinen ansehe. Da könnte sich noch etwas daraus entwickeln, mal sehen.
    Was aber stark auffällt: Du beschreibst kaum, weder die Umgebung, noch Gefühle, noch Menschen, noch die Attacken in Kämpfen. Für das Schreiben gilt aber der Ansatz "Show, don't tell.": Du musst dem Leser erzählen, was er sehen soll in seinem Kopfkino. Ansonsten hat er nur eine endlose Schwärze oder Leere, in der sich undeutliche Gestalten tummeln, sich monotone Aussagen an den Kopf werfen. Du siehst sicherlich alles genau vor dir, wenn du schreibst - aber der Leser kann nicht in deinen Kopf sehen, wenn du ihm nicht alles erklärst. Nehmen wir einfach einmal die unterschiedlichsten Pokémon - nehmen wir einfach einmal Aidans Glurak als Beispiel. Du lässt es vorkommen, Lily darf sogar darauf fliegen - aber stell dir vor, jemand, der noch nie ein Glurak gesehen hat (meinetwegen jemand, der bei Pokémon erst mit der fünften Generation eingestiegen ist), liest diese FF. Der weiß nicht einmal, dass es fliegen kann. Aus diesem Grunde musst du das Pokémon beschreiben, beispielsweise "Der orangefarbene Drache, der gut anderthalb Mal so groß wie Lily war, warf dem Trainer des Granbull einen bösen Blick zu. Demostrativ breitete es seine Flügel, deren Membranen dunkelgrün waren, aus, entblößte die imposanten, spitzen Zähne seines Mauls, aus dem eine kleine Stichflamme züngelte. Seine jeweils drei Krallen an jeder Vorderpranke - denn es stand nur auf den Hinterbeinen - reckte es kampfbereit dem grauvioletten Hund entgegen, sodass dieser nicht einmal auf die Idee kommen würde, den wohl leichter verletzbaren, gelb geschuppten Bauch des fliegenden Wesens zu attackieren. Das Außergewöhnlichste an dem Geschöpf war aber der Schweif, der beinahe so lang war wie der Körper seines Besitzers hoch, sofern es seinen langen Hals gerade empor reckte - denn an dessen Ende brannte eine lebhafte Flamme.". Ich denke, du verstehst, was ich meine ... und das Gleiche betrifft auch Menschen: Auch ihr Aussehen ist zu beschreiben: Wie alt sind sie in etwa? Welche Haar- und Augenfarbe haben sie, wie sieht ihre Haut aus, eher dunkel oder fast albino? Wie lang sind die Haare? Welche Kleidung tragen sie, wie ist es um deren Zustand bestellt? Gibt es irgendwelche besonderen Körpermerkmale wie Narben, eine besonders große oder kleine Nase, ein schmales/breites Gesicht, vielleicht fast kein Hals? Wie ist es um die Körperfülle bestellt? Ist irgendetwas an der Aura, der Ausstrahlung dieses Menschen ungewöhnlich? All diese Dinge sind zu erwähnen, da tut auch ein Bild im Steckbrief keinen Abbruch. Immerhin hat man als Leser nicht Lust, jedes Mal, wenn ein Charakter auftaucht, zum Steckbrief zu scrollen - abgesehen von der Tatsache, dass nicht jeder Chara einen Stecki bekommt.
    Selbiges gilt auch für Umgebungen, die von oben gesehen natürlich vollkommen anders wirken (beispielsweise auf dem Flug). Sind viele Menschen unterwegs? In einer Stadt normalerweise schon, aber beispielsweise in einem Einkaufszentrum kann es sehr gedrängt zugehen. Im Nationalpark kann man das nicht wirklich sagen ... und in einer Stadt ist auch das durchschnittliche Stadtbild wichtig zu erwähnen, da das einen großen Einfluss auf die Charas hat. Es macht eben einen Unterschied, ob man von Wolkenkratzern oder Einfamilienhäusern mit großzügigen Gärten umgeben ist. Ein Wald kann bedrohlich wirken, selbst wenn man einem gesicherten Pfad folgt, oder offen, wenn die Bäume nicht zu eng gewachsen sind. Höhlen sind ähnlich - selbst, wenn sie beleuchtet sind (wie äußerst sich im Übrigen die Beleutung des Einheitstunnels? Glühbirnen an der Decke, Fackeln?), gibt es immer noch dunkle Ecken, in denen alles Mögliche lauern kann. Hinzu kommt, dass Steine auch gut getarnte Kleinstein sein können, etc. Und das Wetter - es reicht nicht zu sagen, es gießt. Nein, der Regen macht Geräusche, besonders auf einem Schirm, weicht die Erde auf, sodass man einsinkt, durchnässt einfach alles und jeden, lässt die Umgebung düsterer und gleichzeitig reiner wirken. Allerdings sieht man auch nicht so weit wie bei klarem Wetter ... ja, Wetter ist etwas, das die Umgebung noch zusätzlich beeinflusst. Wie du siehst, ist es also der Zauber der Umgebungsbeschreibungen, der die Charas auch glaubwürdiger wirken lässt.
    Auch auf Gefühle gehst du kaum ein, diese aber sind wichtig, um eben einen Charakter verstehen zu können. Ich nehme hier einfach einmal die Sache in den Alph-Ruinen her. Lily hört von dem Vorfall, geht raus, setzt sich hin. Aber was geht ihr durch den Kopf? Wie fühlt sie sich? Entsetzt, wie betäubt, will sie einfach weinen, wegrennen? All das ist wichtig zu erklären, denn du schreibst aus Lilys Sicht, der Leser muss sich vollkommen mit ihr identifizieren können. Ansonsten wird er nicht lange dabeibleiben, sondern schnell weiterklicken, sich etwas anderes zum Lesen suchen.
    Kampfbeschreibungen kommen bei dir auch zu kurz, zu sehr beschränkst du dich darauf, nur den Namen einer Attacke fallenzulassen. Aber was machen die Pokémon, wie agieren sie? Wie setzen sie Attacken wie Rasierblatt, Rankenhieb, Schutzschild ein? Wie sehen diese Attacken dann aus? Was machen sie, wenn sie von Attacken getroffen werden? Oder können sie ausweichen? Was, wenn ein Pokémon Tackle einsetzt - das andere wird nicht einfach nur still dasitzen und warten? Wohl kaum, sie werden wohl auch versuchen, ohne den Befehl des Trainers auszuweichen, was aber bei einem Wettbewerb Punktabzug bringen würde.
    Mir gefällt aber dein Stil, er ist flüssig lesbar, Wortwiederholungen hast du auch fast keine, du bemühst dich, zu umschreiben. Deine Sätze variieren angenehm in ihrer Länge, sodass es zu keinen holprigen Stellen kommt, aber auch zu keinen zu langen, verschachtelten Satzgefügen.
    Lily ist ebenfalls ein guter Chara, keine Mary Sue, die sofort alles gewinnt, sondern mal Erfahrungen sammeln muss, bevor sie ihre Bänder gewinnen kann. Ich fürchte aber, dass ich das Ende bereits absehen kann, denn das ist eben das Ziel der Reise - der Sieg beim Festval. Oder zumindest die Teilnahme.


    Nun denn.
    ~ Kommifledermaus[tab=Fehler][subtab=Prolog]Morgen würde etwas Altes zu Ende gehen, aber etwas Neues würde beginnen.[subtab=Kapitel 1]
    „Ich geh auf eine Reise, ich geh auf eine Reise.“
    Drinnen kauften sie erst einen hübschen, stabilen Rucksack in Weiß und Pink, einen passenden Schlafsack und ein Set aus Trinkflasche und Lunchbox.[subtab=Kapitel 2]Neben Evoli kniete er sich auf den Boden und strich ihm beruhigend über den Kopf, bevor er einen Trank aus der Tasche nahm und ihn dem kleinen Pokémon einflößte.
    Da stand sie nun also, zwar nicht allein, sondern mit ihrem immer noch schlafenden Evoli auf dem Arm, aber ohne einen Plan, was sie als Nächstes tun sollte.
    Bei diesem Anblick fiel ihr ein, dass sie ja versprochen hatte, daheim anzurufen, also nahm sie ihren Pokémon ["PokéCom" oder "PokéNav"?] aus der Rocktasche und wählte „zu Hause“ an.[subtab=Kapitel 3]Mein großer Bruder hat mir nur mal wieder gezeigt, wie viel besser [Zu viel BB-Code, scheints.] als ich er doch ist.
    Wenigstens hatte sie insofern Glück, dass ihre Schwester ihr niemals willentlich [Und noch einmal.] das Gefühl gab, überlegen zu sein.
    „Sieh dir mal mein neues Endivie an!“, war deshalb auch das Erste, das aus ihr herausplatze, sobald Rose sich meldete.
    „Morgen geben wir unser Bestes!“, flüsterte sie, doch Evoli und Endivie schliefen schon lange tief und fest.[subtab=Kapitel 4]Auf Lilys „Jetzt!“ begann es außerdem, aus dem Blatt auf seinem Kopf einen süßen, wohlriechenden Duft zu verströmen.
    Die Jüngere bemerkte ihren Blick und erwiderte ihn entschlossen.[subtab=Kapitel 5]Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, ruckelte es in Lilys Tasche und Girafarig befreite sich aus seinem Pokéball und baute sich vor den beiden jungen Trainern auf, sodass ihnen der Durchgang versperrt war.
    Spürst du irgendwas Gefährliches hier, Girafarig?
    Geh schon mal vor, ich will noch jemandem Bescheid sagen, dass Girafarig vielleicht was Gefährliches entdeckt hat.[subtab=Kapitel 6]Gestärkt und mit Proviant versorgt machten sie sich auf den kurzen Weg zum Höhleneingang, wie immer mit einem übermütig voraus laufenden Evoli und Bisasam und Endivie, die ab und an den Blumen am Weg schnupperten. [Unschöne Wortwiederholung, entweder ersetzt du ein "und" durch einen Beistrich oder du baust den Satz mit einem "während", "derweil" oderähnlichem um.]
    Als sie an besagtem Flegmon-Brunnen ankamen, ließ sich die Sonne wieder blicken und als sie das Pokémon Center erreichten, war Alex' Jacke schon getrocknet. [Wieder eine Wortwiederholung ... vielleicht "und trocknete Alex' Jacke, bis sie das (...)."]
    Bevor sie ins Bett ging, schmökerte sie noch etwas in dem Roman, den sie dabeihatte, und schlief mit dem Bild von Aidan ein, der auf seinem Glurak durch den Himmel flog.[subtab=Kapitel 7]Zur Feier ihrer Siege – Lily betrachtete sich ebenfalls als Siegerin – gönnten sie sich ein frühes Abendessen und gingen dann auch recht früh ins Bett, da sie am nächsten Tag den gesamten Weg durch den Steineichenwald und Route 34 zurücklegen mussten, wenn sie nicht unterwegs campieren wollten. [Wieder einmal eine Wortwiederholung - vielleicht an einer Stelle "zeitig"?]

  • Erst mal vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar! Und auch für die Fehlerkorrektur - da ist mir ja doch noch einiges durch die Lappen gegangen. (Wenn Worte oder Satzkonstruktionen wiederholt wurden, war das aber teilweise mit Absicht - Stilmittel?)


    Ich habe auch gedacht, ich poste zu viel auf einmal, aber da ich den Thread so lange vernachlässigt hatte, wollte ich was wiedergutmachen. ^^;


    Deine Kritik finde ich teilweise berechtigt, teilweise hat sie schon was von in meinen Stil reinpfuschen. Als ich diese Fanfic schon einmal auf fanfictiin.net hochgeladen habe, damals noch auf Englisch (außer dem Prolog habe ich aber alles neu geschrieben und geändert), wurde bemängelt, sie wäre teilweise zu ausführlich und langatmig, weshalb sie jetzt eben schnell durch Johto reisen. Irgendwie kann man es nie allen rechtmachen. Ich kann dir aber versichern, dass es jetzt langsamer gehen wird - Lily wollte ja nur möglichst schnell zurück heim, um sich von Rose alles erklären zu lassen, was vorgefallen ist.


    Das Aussehen von Charakteren finde ich nicht soo wichtig, deshalb fließt es erst nach und nach mit ein. Ich mag es nun mal nicht, die Handlung zu unterbrechen, um das Aussehen von jemandem zu beschreiben, und lasse lieber mal zwischendurch einen Satz einfließen. Aber ich werde mir Mühe geben, das jetzt früher und öfter zu tun. Du hast schon Recht, ein bisschen blass erscheinen mir die Charaktere schon manchmal - wobei Charakter wichtiger ist als Aussehen, und den will ich nicht beschreiben, denn du sagst es ja selbst - show, don't tell.


    Dass Lily zu wenig von ihren Gefühlen preisgibt, ist ein berechtigter Vorwurf. In der Szene mit den Alph-Ruinen war das ne wenig elegante Lösung, nicht gleich das ganze Rätsel aufzulösen, aber ich gebe zu, das war nicht so gut. Ich gelobe Besserung.


    Sachen wie Der orangefarbene Drache, der gut anderthalb Mal so groß wie Lily war, warf dem Trainer des Granbull einen bösen Blick zu. Demostrativ breitete es seine Flügel, deren Membranen dunkelgrün waren, aus, entblößte die imposanten, spitzen Zähne seines Mauls, aus dem eine kleine Stichflamme züngelte. Seine jeweils drei Krallen an jeder Vorderpranke - denn es stand nur auf den Hinterbeinen - reckte es kampfbereit dem grauvioletten Hund entgegen, sodass dieser nicht einmal auf die Idee kommen würde, den wohl leichter verletzbaren, gelb geschuppten Bauch des fliegenden Wesens zu attackieren. Das Außergewöhnlichste an dem Geschöpf war aber der Schweif, der beinahe so lang war wie der Körper seines Besitzers hoch, sofern es seinen langen Hals gerade empor reckte - denn an dessen Ende brannte eine lebhafte Flamme. mag ich aber gar nicht. Wenn du das so schreiben würdest, ist es völlig okay, aber ich finde es überflüssig und sogar störend (viel zu lang!). Das hier ist eine Pokémon-Fanstory, die auch nicht in Einall spielt, sondern in Johto - da sollte man schon wissen, wie ein Glurak aussieht.


    Was den Startpost angeht, hast du Recht. Ich habe noch keinen Banner (keine Ahnung, wie man so was erstellt. ^^;) und die Steckbriefe sollen nur eine grobe Orientierung sein. Der Rest ist für mich eher Schnickschnack, bei dem ich als Leser denken würde, komm zum Punkt, ich will die Geschichte lesen und nicht dein Gelaber. (Ich weiß, jetzt krieg ich eins auf den Deckel. ^^;)


    Also, noch mal vielen Dank für den ausführlichen Kommentar! :)

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • Dieses Mal habe ich länger gewartet mit dem Veröffentlichen, hoffentlich ist es so recht. ^^


    Kapitel 8: Wieder daheim


    Früh am Morgen klingelte Lilys Wecker, und nach einem kurzen Aufenthalt im Bad weckte sie ihre Pokémon und ging nach unten in die Cafeteria, wo Alex sich wenig später zu ihnen an den Tisch gesellte. Die beiden frühstückten reichlich und nahmen ein Lunchpaket mit, da sie nicht vor dem Abend in Dukatia City ankommen würden. Dann verabschiedeten sie sich von Schwester Joy und brachen an einigen gähnenden Flegmon vorbei zum Steineichenwald auf.
    Obwohl die Dämmerung inzwischen dem Tageslicht gewichen war, herrschte im Steineichenwald Dunkelheit, an die ihre Augen sich erst einmal gewöhnen mussten, bevor sie wenigstens wieder ein bisschen erkennen konnten. Alex entließ sein Noctuh, das sich inzwischen von dem Arenakampf erholt hatte, sowie ein Lampi aus ihren Pokébällen. Ersteres flog voraus und half ihnen, sich im dunklen Wald zurechtzufinden, während letzteres ihnen den Weg erleuchtete, sodass sie nicht über einen der vielen heruntergefallenen Äste stolperten. Trotzdem nahm Lily ihr Evoli lieber auf den Arm, denn wenn es in diesem Wald herumtollte, konnte es unter Umständen verloren gehen. Endivie trottete brav hinter Bisasam hinterher und half ab und zu, einige Äste aus dem Weg zu räumen. Am Schrein des Waldwächters hielten sie kurz inne und verneigten sich vor dem Abbild Celebis, bevor sie sich weiter durchs Dickicht kämpften.
    „Irgendwie fühle ich mich beobachtet“, raunte Lily Alex zu.
    „Das sind bestimmt nur die vielen Käferpokémon hier“, erwiderte der Junge.
    Lily zuckte etwas zusammen. „Nicht wirklich beruhigend...“
    „Ich pass schon auf, dass sie dich nicht beißen.“ In diesem Moment flog ein großer Schatten über sie hinweg, und Evoli entwand sich den Armen seiner Trainerin.
    „Evoli, komm zurück!“ Verzweifelt versuchte Lily, das Pokémon wieder einzufangen, aber es war flink und schon bald im Dickicht verschwunden. „Evoli, wo rennst du denn hin? Komm zurück zu mir!“ Lily war den Tränen nahe.
    „Wir finden es schon wieder, keine Sorge“, versuchte Alex sie zu beruhigen. „Noctuh, sieh nach, ob du Evoli aus der Luft erkennen kannst. Lampi, kannst du etwas heller leuchten, damit es zu uns zurückfindet?“ Beide Pokémon taten wie geheißen, und die Kinder liefen ebenfalls den Weg entlang in die ungefähre Richtung, die Evoli eingeschlagen haben musste.
    Nachdem sie eine Weile vergeblich gesucht hatten und Lily nun wirklich kurz davor war, weinend zusammenzubrechen, kam Noctuh zurück und wies sie an, ihm zu folgen. An einem kleinen See rannte Evoli mit dem Kopf gegen einen der umstehenden Bäume, während ein älterer Mann ihm amüsiert dabei zusah.
    „Ich hab mich schon gefragt, wann ihr wohl auftauchen würdet. Ein heiteres kleines Bürschchen!“
    „Evoli!“ Lily rannte auf ihr Pokémon zu und drückte es fest an sich. „Tu so etwas nie wieder, hörst du?“ Dann wischte sie ihre Tränen ab und wandte sich dem Mann zu. „Es tut mir Leid, wenn mein Evoli Ihnen Schwierigkeiten bereitet haben sollte.“
    Dieser lachte bloß. „Ach was, überhaupt nicht. Ich dachte, bis ihr Kinder herkommt, bring ich ihm mal eben Kopfnuss bei, das hat uns beiden Spaß gemacht.“
    Evoli nickte begeistert und attackierte den nächsten Baum, aus dem ein Raupi fiel und Evoli genervt ansah, bevor es sich trollte.
    „Äh... vielen Dank.“ Lily fand zwar nicht, dass man ihrem Pokémon noch mehr Flausen in den Kopf setzen sollte, aber sie war zu froh, dass Evoli wohlauf und wieder bei ihr war, um sich darum zu kümmern.
    „Kommt, ich setze euch mit meinem Boot über den See, dann müsst ihr nicht den ganzen Weg außen herum laufen. Halt du bloß dein Evoli gut fest, junges Fräulein!“
    Dieses Angebot schlugen die beiden natürlich nicht aus, und so gelangten sie trotz der Suche nach Evoli schneller durch den Wald, als sie gehofft hatten.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe“, bedankten sich Alex und vor allem Lily bei dem alten Mann, bevor sie die letzten paar Meter durch den Wald zurücklegten und endlich wieder ans Tageslicht traten.
    Inzwischen war es Mittag und so setzten sie sich auf ein paar umgefallene Baumstämme am Waldrand und verspeisten ihre mitgebrachten Lunchpakete. „Bald sind wir wieder zu Hause, Evoli“, teilte sie ihrem Pokémon aufgeregt mit, bevor sie sich an Endivie wandte. „Mal sehen, wie es dir gefallen wird.“ Sie war zwar keine Woche von zu Hause weg gewesen, aber in dieser kurzen Zeit hatte sie so viel erlebt, dass sie ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Auch Evoli schien zu spüren, dass es in Richtung Heimat ging, und rannte wieder einmal fröhlich vorneweg.
    „Woher genau kommst du eigentlich?“, erkundigte sie sich bei Alex, als sie über die sonnige Route 34 liefen. Zwar hatte er erwähnt, dass er schon durch Kanto gereist war, aber das hieß nicht, dass er auch von dort stammte, und sein Heimatort interessierte sie.
    „Aus Prismania City.“ Alex blieb kurz stehen, als er sein Bisasam plötzlich doppelt sah, aber eines von beiden stellte sich rasch als Ditto heraus, nachdem es sich auch in Endivie verwandelt hatte. Die Kinder lachten, als ihre Pokémon sich verwirrt ansahen.
    „Die Stadt ist Dukatia City gar nicht so unähnlich, zumindest gibt es einige Gemeinsamkeiten wie ein berühmtes Kaufhaus“, fuhr Alex fort, als Ditto sich wieder ins hohe Gras verzogen hatte.
    „Ich war erst einmal in Kanto, und auch nur in Saffronia City.“ Dort war sie als Kind mit ihrer Mutter hingefahren, mit dem Magnetzug war man ja in kürzester Zeit dort. Von dort aus war es dann nur noch ein kurzer Weg bis Prismania City, das sie aber trotzdem noch nie besucht hatte.
    „Kanto ist wirklich schön, und Prismania hat einige tolle Grünanlagen.“ Alex erzählte ein bisschen von seiner Heimat und der Arena der Stadt, in der mit Pflanzenpokémon gekämpft wurde, und Lily berichtete, was sie von Dukatia City und vor allem dessen Arenaleiterin wusste.
    „Wieso hast du eigentlich nicht schon gegen Bianka gekämpft, als du aus Kanto hergekommen bist?“, fragte sie, nun da sie wusste, dass er mit dem Magnetzug über Saffronia City gekommen war.
    „Die Arena war kurzzeitig geschlossen, deshalb bin ich erst mal weiter nach Viola City gegangen. Hoffentlich hat sie jetzt wieder geöffnet.“
    „Oh je, dann war sie wohl mal wieder aus, um sich zu amüsieren. Bianka ist bekannt dafür, öfter im Kaufhaus oder beim Pokéathlon zu sein als in ihrer Arena“, erklärte Lily.
    „Warst du da eigentlich schon mal? Ich bin vor ein paar Jahren mal mit meinen Eltern hingefahren, aber nur zum Zuschauen.“
    „Zugeschaut haben meine Schwester und ich ein paar Mal, aber teilgenommen nie. Eigentlich schade, es sah immer nach viel Spaß aus.“
    „Dann lass uns doch nach meinem Arenakampf hingehen und mal mitmachen!“, schlug Alex vor.
    Lily klatschte aufgeregt in die Hände. „Oh, das ist eine tolle Idee! Für Evoli wäre das sicher was, um überschüssige Energie loszuwerden.“
    Für den Rest des Weges bastelten sie an verschiedenen Strategien für den Pokéathlon, bis ihre Wege sich am Stadttor trennten. Lily zeigte Alex den Weg ins Stadtinnere, wo das Pokémon Center lag, und versprach, ihn am nächsten Tag dort zu treffen und mit ihm zur Arena zu gehen. Für den Fall der Fälle tauschten sie Nummern aus, und dann verabschiedete sich Lily und wandte sich in Richtung Westen, wo ihr Haus lag. Von der südlichen Stadtgrenze aus waren es etwa dreißig Minuten Fußweg nordwestlich auf die Küste zu, und kurz vor Beginn ihres Viertels zog sie das Tempo an. Evoli, das seine Heimat erkannt hatte, rannte fast vorweg, während Lily ihm hinterher joggte, Endivie auf dem Arm tragend.
    „Da bin ich wieder!“, rief sie glücklich, als sie vor ihrer Haustür stand, wo Rose schon auf sie wartete. Die beiden Schwestern umarmten sich überschwänglich.
    „Gerade rechtzeitig zum Abendessen“, sagte Rose, die Lily natürlich im Voraus per PokéCom informiert hatte.
    „Prima, ich hab dein Essen vermisst! Und dich auch! Wie findest du jetzt eigentlich mein Endivie, nachdem du es live betrachten konntest?“ Lily überschlug sich fast vor Freude, wieder zu Hause zu sein.
    „Ich hab dich auch vermisst.“ Rose lächelte sanft. „Und dein Endivie ist wirklich ganz entzückend. Willst du es nicht mit Girafarig in den Garten lassen, ich bin sicher, das würde ihm gefallen.“
    „Gute Idee!“ Lily tat, wie ihr geheißen, dann wusch sie sich die Hände und setzte sich an den Tisch, wo Rose schon mehrere ihrer Lieblingsspeisen aufgetragen hatte. Sie schaufelte sich ein Stück selbstgemachte Pizza und Kartoffelgratin auf den Teller, dann einen Nachschlag frittiertes Gemüse und schließlich zum Dessert Beerenmus. Wie immer schaute Psiana ihrer Fressorgie missbilligend zu.
    „Hier hat sich wohl nichts geändert“, kommentierte Lily und tätschelte dem Pokémon ihrer Schwester den Kopf.
    Rose lachte. „Du warst ja kaum eine Woche weg!“
    „Es kommt mir aber viel länger vor. Jedenfalls habe ich eine ganze Menge erlebt und fühle mich um hundert Jahre gereift.“ Sie wurde ernst. „Ich denke, du kannst mir nun die Wahrheit über die Alph-Ruinen erzählen.“
    Rose machte ebenfalls eine ernste Miene. „Du hast Recht. Und da gibt es wirklich einiges, das ich dir erzählen muss.“
    Sie trank einen Schluck Wasser und räusperte sich, um zu einer langen Erklärung anzusetzen, als es an der Tür klingelte.
    „Wer kann das sein?“ Verwundert blickten die Schwestern sich an, dann stand Rose auf und ging in den Flur.
    Lily hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Rose klang schockiert, als sie den Besucher beim Namen nannte.
    „Aidan?!“

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • [align=justify][font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif']Hi. ^^
    Endlich kommentiere ich hier einmal, lange genug aufgeschoben habe ich es ja ...


    Ich frage mich ernsthaft, weshalb du im Kommi-Topic um Kommis gebeten hast, wenn du doch den Großteil der Kritik einfach in den Wind schlägst. Natürlich hat jeder seinen eigenen Stil, soll auch so sein. Doch ein gewisses Maß an Beschreibungen, sowohl was die Umgebung als auch Charaktere und Gefühle angeht, sollte vorhanden sein, denn genau das hebt das Niverau eines Textes. Ich habe schließlich nicht von dir verlangt, meine Beschreibung zu übernehmen - ich hab nun einmal auch meinen Stil und kann nicht aus ihm heraus. Das Einzige, was ich dir mit der Beschreibung zeigen wollte, war, worauf man bei Beschreibungen von (in diesem Beispiel eben) Pokémon Wert legen sollte/könnte.
    Das Aussehen von Charakteren ist zweifelsohne wichtig - wenn ich etwas lese, will ich auch wissen, was bzw. wen man sieht und wie der Chara, in den ich mich hineinzuversetzen habe, aussieht. Was braucht es undifferenzierte Charaktere? Diese zu verfolgen macht ja keinen Sinn, wenn sie austauschbar sind. Wenn man beispielsweise einen Film sieht oder einen Manga liest, weiß man auch, wie ein Charakter aussieht, man kann sich besser mit einzelnen identifizieren, als wenn man sich nur Schemen vorstellen kann.
    Mal ganz abgesehen davon, dass man auf unterschiedlichste Umschreibungen zurückgreifen kann, wenn man Charaktere besser beschreibt - und somit die Möglichkeit hat, Wortwiederholungen eher zu vermeiden, was ja wiederum das Textniverau hebt. Wie du siehst, alles greift ineinander. ^^
    Und zum Startpost: Einen Banner einfügen ist nicht viel Arbeit - ganz einfach kann man ein Bild aus dem Internet suchen und es eventuell mit (wenn es sein muss nur) Paint zuschneiden und verkleinern.
    Außerdem macht ein gut durchstrukturierter Startpost einen besseren Eindruck, ein potenzieller Leser bleibt viel eher an der Story hängen - mal vollkommen abgesehen davon, dass eine verlinkte Kapitelübersicht für einen Leser wirklich praktisch ist, da man sich so einiges an Scrollarbeit erspart.
    Aber wie auch immer, widme ich mich mal deinem neusten Kapitel - endlich.

    Der Einstieg relativ unnötig, möchte ich meinen - schließlich läuft jeder Morgen praktisch gleich ab, da bringt es nichts bis nicht viel, ihn zu beschreiben. Eher hättest du direkt im Wald oder kurz davor einsteigen können und so direkt die Atmosphäre, die der Wald ausstrahlt, einfangen können - so etwas fesselt einen Leser viel eher als ein 0815-Morgen, wenn es dann erst später interessant wird. Denn es könnte ja ein potenzieller Leser vorbeikommen, in das Kapitel hineinschnuppern - und dann wieder verschwinden, weil er denkt, das geht immer so weiter. Genau das sollte man sich immer vor Augen halten, wenn man schreibt - dass man ja gelesen werden will. Ich meine, schreiben, ohne gelesen zu werden, mag vielleicht "edler" sein ... aber will man das?
    Hm, aus der Szene im Steineichenwald hätte man mehr machen können - wie ist die Stimmung? Schlucken die Bäume nicht zu viel Licht? Wie weit leuchtet Lampi? Stolpern sie nicht doch zeitweise über Zweige? Gibt es Wege, denen man folgen kann oder muss man sich praktisch seinen Weg durchs Unterholz bahnen? Ist es nicht recht still im Wald? Düster, unheimlich? All das sind Gründe, aus denen Lily (bzw. auch Alex) angespannt sein müssten - aber davon erwähnst du praktisch rein gar nichts. Und genau das meinte ich mit den fehlenden Gefühlen Lilys in meinem ersten Kommi - da du die personale Erzählung aus Lilys Sicht gewählt hast, musst du auf ihre Gefühle Rücksicht nehmen, sie dem Leser mitteilen, denn sie sind es, von dem die ganze Story eigentlich lebt.
    Und Evoli in einem solchen Labyrinth, als das der Wald generell beschrieben wird, wiederzufinden, ist sicherlich nicht leicht - trotz Noctuh. Denn es kann sicherlich nicht durch die Kronen der Bäume sehen bzw. nicht gut unterhalb dieser fliegen. Generell finde ich ja diese Suchaktionen mithilfe von Pokémon recht seltsam, weil unlogisch - insbesondere in Wäldern.
    Eine kleine Einleitung zu Dukatia, eine Beschreibung des Großstadtlebens, das ja doch einen ordentlichen Kontrast zum Steineichenwald bietet, wäre nicht zu verachten gewesen - ebenso eine Leerzeile, um den Ortwechsel nachvollziehen zu können. Dadurch würde das Kapitel besser durchstrukturiert wirken. Jedenfalls nett, dass sie ein paar Geschichten aus ihren jeweiligen Heimatstädten austauchen - insbesondere das Herziehen über Bianka gefällt mir, was daran liegen mag, dass ich selbst wenig Gutes an Arenaleitern lasse - ich meine, die können ja nicht perfekt sein, auch wenn sie ansonsten gern mal so hingestellt werden. Und gerade Bianka (vor allem mit ihrem Rosa-Tick und der scheinbaren Nichteignung für den Arenaleiterposten) eignet sich ja hervorragend dafür.
    Das Wiedersehen ist irgendwie kurz, aber gut, Lily war nicht besonders lang weg, da hätte eine längere, tränenreichere Szene nur übertrieben gewirkt und an der Geduld eines Lesers gezehrt, dass man eher dazu übergegangen wäre, etwas zu überspringen. So passt es ganz gut, man merkt, dass Rose auch die Rolle der Mutter für Lily übernommen hat - weil sie vollkommen danach agiert. Aber auch hier gehst du zu wenig auf Lilys Gefühle ein: Sie ist doch sicherlich sehr glücklich, wieder daheim zu sein, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist, oder? Dann schreib es, zeig es dem Leser - der kann nur wissen, was du schreibst, auch wenn es an sich noch so logisch ist.
    Das Ende ist ja ein gemeiner Cliffhanger - weshalb taucht so plötzlich Aidan auf und warum ist Rose so entsetzt? Ich nehme einmal stark an, dass es kein Zufall gewesen ist, dass Lily ihn bereits getroffen hat. Was aber auch damit zusammenhängt, dass ich nicht an Zufälle glaube - in Geschichten noch weniger als in der Realität. Oder handelt es sich einfach um einen Mann, der eben den gleichen Namen hat wie der Gluraktrainer? Wäre auch möglich, aber ich bezweifle ich, in Geschichten greift eben mal schnell das Eine ins Andere, mal ganz abgesehen davon, dass es selten vorkommen, dass es zwei Charaktere mit dem gleichen Vornamen gibt - außer, es ist beabsichtigt.
    Und, verdammt noch mal, was ist eigentlich dem dem, das Rose erzählen wollte? Kam auch noch nicht, tse. Du verstehst es, Spannung durch unbeantwortete Fragen und Cliffhanger aufzubauen, das muss man sagen.


    Nun denn.
    ~ Maj

  • Vielen Dank für deinen Kommentar, bei einigen Dingen hast du natürlich schon Recht. Ich verspreche aber, dass meine neuen Kapitel da mehr Stoff bieten werden - ab Teak City. Die anderen Kapitel hatte ich schon geschrieben, wie gesagt, ich hinke hier mit dem Posten hinterher. (Ich lasse auch öfter mal das Schema "morgens aufstehen, abends schlafen" weg, wenn es passt. Wobei ich das eigentlich gern mochte, aber du hast schon Recht, es ist etwas langweilig.)
    (Für einen Banner habe ich übrigens momentan einen Wettbewerb auf animexx laufen, der kommt also hoffentlich bald.)


    Nun aber erst einmal das nächste (wenn auch nicht das neueste) Kapitel, damit der Cliffhanger aufgelöst wird... oder auch nicht. ;)


    Kapitel 9: Enthüllungen
    Lily glaubte, sich verhört zu haben. Dann schalt sie sich innerlich selbst für ihren dummen ersten Gedanken - es gab ja wohl nicht bloß einen Aidan auf der Welt. Da hatte ihr Wunschdenken sie wohl von der Realität abschweifen lassen. Nur weil sie ihn gern wiedersehen wollte – auch wenn sie in letzter Zeit eher mit Gedanken an ihre Mutter beschäftigt gewesen war -, würde er ja wohl kaum plötzlich vor ihrer Tür stehen.
    Sie stand auf und ging in den Flur, um nach Rose zu sehen und um sich zu vergewissern, dass sie wirklich nur für einen Moment Blödsinn gedacht hatte. Doch im Flur traf sie fast der Schlag. Es war tatsächlich der Aidan, der sie am ersten Tag ihrer Reise gerettet hatte und für den die seitdem eine kleine Schwärmerei entwickelt hatte.
    Von ihm und Rose unbemerkt lugte sie um die Ecke und versuchte herauszufinden, wieso er plötzlich bei ihr zu Hause auftauchte und vor allem, wieso Rose ihn kannte.
    „Was machst du denn hier?“ Zwar konnte Lily ihr Gesicht nicht sehen, aber ihre Schwester klang immer noch völlig fassungslos.
    „Was glaubst du denn? Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte!“ Auch Aidan wirkte aufgebracht. Er fuhr sich durch die dunklen Haare und streckte dann die Arme aus, um nach Rose zu greifen, die sich ihm jedoch entzog. Stattdessen ging sie nach draußen und schloss die Tür hinter sich, sodass Lily nicht mehr verstehen konnte, was die beiden sagten. Nach kurzer Zeit kam sie wieder ins Haus, schloss die Tür und lehnte sich für einen Moment dagegen, als hätte sie der Akt unheimlich viel Kraft gekostet.
    Lily huschte rasch zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie fühlte sich schlecht, weil sie gelauscht hatte, und unheimlich verwirrt zugleich, hatte aber das Gefühl, sie sollte Rose gegenüber besser nicht erwähnen, dass sie Aidan ebenfalls kannte. Also fragte sie nur beiläufig: „Wer war denn das?“
    „Nur ein Schatten der Vergangenheit.“ Rose ließ sich ebenfalls wieder auf ihrem Stuhl nieder und nahm einen großen Schluck Wasser. „Ein Fan von früher, der kein Nein verstehen konnte“, fügte sie hinzu und lächelte Lily an, aber diese wusste, dass ihre Schwester ihr etwas vorspielte. Sicher war Aidan nicht bloß ein Fan von ihr gewesen, und so gelassen, wie sie sich gab, war sie bestimmt auch nicht. Aber sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und während sie noch darüber nachdachte, begann Rose schon mit der Erklärung, zu der sie vor ihrer Unterbrechung angesetzt hatte.
    „Es war vor etwa zwei Jahren, du erinnerst dich sicher? Ich habe gesagt, es hätte einen Unfall gegeben und Mum würde nicht mehr nach Hause kommen. Damals warst du ja noch nicht mal zehn und ich wollte dir einfach nicht die ganze Wahrheit zumuten. Was ich damals gesagt habe, stimmt natürlich, aber die Dinge sind ein bisschen anders, als du angenommen hast.“
    „Ich habe angenommen, du wolltest nicht direkt sagen, dass sie... tot ist.“ Lily schluckte.
    Für einen Moment spiegelte sich in Rose' tiefblauen Augen die gleiche Traurigkeit wieder, die Lily in diesem Moment – nein, schon seit damals immer irgendwie im Hintergrund- auch spürte. „Das solltest du auch annehmen. In Wahrheit ist es aber so, dass wir gar nicht genau wissen, ob sie tatsächlich tot ist.“
    „Der Mann in den Alph-Ruinen hat was von spurlos verschwunden gesagt.“ War Girafarig, das Pokémon ihrer Mutter, deshalb dagegen gewesen, dass sie weitergingen?
    „Natürlich war ich damals nicht dabei, aber die anderen Forscher haben etwas von einer starken psychischen Kraft und einer Explosion erzählt. Deshalb kann es gut sein, dass Mum... nicht überlebt hat, aber da nie irgendwelche... Überreste von ihr gefunden wurden, hat Tante Darcy die Theorie, dass diese psychische Energie sie an einen anderen Ort transportiert hat.“ Wie immer war Rose um Fassung bemüht, doch Lily konnte sehen, dass es ihr schwer fiel, über all dies zu sprechen.
    „Tante Darcy aus Teak City?“ Lily hatte Mühe, alles aufzunehmen, was Rose ihr gerade erzählt hatte. Nicht nur geriet ihre Welt ins Wanken – schon wieder -, sie musste sich auch auf einmal mit einer Flut neuer Informationen arrangieren.
    Rose nickte. „Genau. Sie und Mum haben ja zusammen in den Alph-Ruinen geforscht und von ihr habe ich all das erfahren. Lily, es tut mir Leid, dass ich dir das vorenthalten habe, aber du warst noch so jung und ich wollte dir keinen unnötigen Kummer bereiten, indem ich dir falsche Hoffnungen mache. Auch wenn Mum vielleicht nicht tot ist, gefunden haben wir sie noch nicht.“ Ihre Schwester blickte sie bittend an, sprach jedoch nicht weiter, um ihr Zeit zum Nachdenken zu geben.
    „Hast du nach ihr gesucht?“ Das war die erste Frage, die Lily einfiel, als sie alles halbwegs verdaut hatte. Dass Rose ihr wichtige Informationen verschwiegen hatte, störte sie zwar, aber sie kannte sie gut genug, um zu wissen, wieso sie es getan hatte.
    Rose schüttelte den Kopf. „Ich nicht, ich war ja hier mit dir. Aber Tante Darcy sucht seit damals nach ihr, nur leider bisher ohne Erfolg. Eigentlich habe ich dir die Reise zum Teil auch deshalb erlaubt, damit ich mich ebenfalls auf die Suche machen kann, ohne dass du es merkst. Der Plan ist jetzt wohl leider fehlgeschlagen...“
    „Ich will mit dir gehen!“ Jetzt, wo sie wusste, wie die Dinge standen, wollte Lily sich ebenfalls nützlich machen – schließlich wollte sie ihre Mutter wieder haben. Auch wenn ihre Suche vielleicht erfolglos ausfallen sollte, wollte sie es wenigstens versuchen.
    Doch Rose widersprach ihr. „Nein. Du gehst weiter auf deine Reise.“ Sie hob die Hand, um Lily zum Schweigen zu bringen, als diese protestieren wollte. „Wir haben eh kaum Anhaltspunkte, nicht einmal Tante Darcy, die sich mit der Materie auskennt und zudem noch dabei war, weiß genau, wo sie suchen soll. Und selbst wenn könnte es unter Umständen gefährlich werden. Ich will dich unter keinen Umständen auch noch verlieren, also wirst du schön deine Reise fortsetzen und dein junges Leben leben, haben wir uns verstanden?“
    „Aber ich kann doch nicht einfach so tun, als wäre alles gut.“ Lily wollte sich nicht so einfach überzeugen lassen.
    „Doch, das kannst du. Ich verlange nicht von dir, dass du alles vergisst oder dass du nicht traurig bist. Aber Mum würde sicher nicht wollen, dass du dich ihretwegen in Gefahr bringst. Sie würde wollen, dass du deine Pokémonreise genießen kannst, so wie die anderen Kinder in deinem Alter. Was glaubst du, wieso ihr Girafarig dich nicht in die Ruine lassen wollte? Verlass dich auf Tante Darcy und mich; wenn es irgendeine Chance gibt, sie wiederzufinden, dann werden wir das auch schaffen.“ Rose legte ihre Hand auf Lilys und lächelte sie aufmunternd an.
    Diese war immer noch nicht ganz überzeugt, seufzte dann jedoch ergeben. Dem Argument, ihre Mutter hätte es so gewollt, konnte sie sich nicht entziehen. „Du hältst mich aber auf dem Laufenden, ja? Und begibst dich auch nicht in Gefahr.“
    „Natürlich.“ Rose drückte ihre Hand kurz, dann stand sie auf und begann, das Geschirr aufzuräumen. Lily half ihr dabei, und während sie ungewöhnlich still den Abwasch erledigten, hing jede ihren eigenen Gedanken nach.
    Nachdem sie auch ihre Pokémon gefüttert hatten, setzten sie sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wo eine Lehrsendung mit Professor Eich lief, doch Lily achtete kaum darauf, was er erzählte. Während sie geistesabwesend ihr Evoli streichelte – Endivie hatte es sich unter einer großen Topfpflanze bequem gemacht -, warf sie ab und zu einen Blick zu Rose, die vorgab, fernzusehen. Ob es in ihrem Kopf auch so wirr aussah wie in Lilys? Sie hatte zwar die Details schon die ganze Zeit gekannt, aber es musste schwer für sie gewesen sein, sie vor Lily geheimzuhalten. Andererseits hatte sie wegen Aidan ebenfalls gelogen, auch wenn Lily sich nicht ausmalen konnte, welchen Grund sie dafür haben könnte. Wieso hatte er vorhin plötzlich vor ihrer Tür gestanden? Darauf konnte sie sich einfach keinen Reim machen.
    Auch als sie später den Fernseher ausschalteten und schlafen gingen, fand Lily trotz des Komforts ihres eigenen Bettes einfach keine Ruhe und grübelte bis nach Mitternacht über die Zusammenhänge all dieser Ereignisse nach.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • Kapitel 10: Harte Kämpfe und zarte Blumen



    Lily erwachte vom Geruch frischer Pancakes, der durchs Haus bis in ihr Zimmer zog. Genüsslich drehte sie sich noch einmal in ihrem Bett um, das so viel gemütlicher war als die Betten im Pokémon Center, und stand dann auf, um die Vorhänge ihres Zimmers zurückzuziehen. Als sie durch das Fenster nach draußen blickte, breitete sich vor ihren Augen die vertraute Szenerie der Heimat aus. Noch einmal atmete sie durch, bevor sie im Schlafanzug nach unten in die Küche ging, wo Rose emsig werkelte.
    „Guten Morgen“, wünschte sie ihrer Schwester, als sie eintrat. Wie immer war sie schon fertig angezogen und zurechtgemacht, an diesem Tag trug sie ihre langen violetten Haare in einem aufwändigen Zopf.
    „Guten Morgen, Lily. Ausgeschlafen?“ Rose strahlte sie an, auch wenn ihre Fröhlichkeit leicht gezwungen wirkte – zumindest für jemanden, der sie so gut kannte wie Lily. „Ich dachte mir, dass du sicher länger schlafen wirst, deshalb gibt es heute einen Brunch. Evoli hat zumindest die Pancakes schon für gut befunden.“ Tatsächlich lauerte das Normalpokémon zu Rose' Füßen auf „Kostproben“, was von Psiana mit missbilligenden Blicken quittiert wurde.
    Lily warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon nach elf war. Um zwei Uhr war sie mit Alex in der Innenstadt verabredet.
    „Das trifft sich gut, nachmittags muss ich nämlich in die Innenstadt,“ sagte sie und schaufelte sich Rührei und Schinken auf den Teller.
    Rose stellte die Schüssel mit den Pancakes ebenfalls auf den Tisch und setzte sich. „Hast du etwas bestimmtes vor?“, erkundigte sie sich, während sie ihren Teller mit Obstsalat füllte.
    „Ähm, na ja...“ Lily stocherte in ihrem Rührei herum. Jetzt wäre wohl der passende Zeitpunkt, ihrer Schwester zu beichten, dass sie nicht alleine reiste, aber sie wusste nicht, wie diese reagieren würde. „Ich hab so eine Art, hm, Reisebegleitung, jemand in meinem Alter – das war nicht meine Idee, Endivie hat sozusagen Gefallen an seinem Bisasam gefallen und deshalb sind wir ein Stück zusammen gereist...“ Sie sah zu ihrem Pokémon, als könnte dieses ihr Rückendeckung geben.
    „Verstehe. Und heute willst du ihm die Stadt zeigen?“ Rose reagierte gelassener, als Lily es erwartet hatte.
    „Vor allem die Arena“, antwortete Lily, immer noch auf die große Standpauke wartend.
    „Ein Trainer also. Hauptsache, du bist bis zum Abendessen wieder hier.“ Rose nickte ihr zu und widmete sich dann wieder ihrem Obstsalat und der Morgenzeitung.
    Zwar war Lily etwas verwundert, dass sie so glimpflich davongekommen war, aber beschweren würde sie sich nicht. Stattdessen genoss sie ihr Rührei mit Schinken und tat sich danach zwei Pancakes auf, von denen sie einen beinahe komplett an Evoli verfütterte, und eine große Schale Obstsalat, die sie mit Endivie teilte. Girafarig hatte Rose schon gefüttert, aber Lily ließ es sich trotzdem nicht nehmen, dem treuen Pokémon ihrer Mutter einen kleinen Leckerbissen nach draußen zu bringen. Dann war es auch schon an der Zeit, sich fertig zu machen.
    Da ihr Reiseoutfit in der Wäsche war, zog Lily stattdessen ein sommerliches weißes Kleid mit rosa Blüten an und ließ ihre lockigen Haare offen. Beim Verlassen des Hauses schlüpfte sie in weiße Ballerinas und verzichtete auf ihre Mütze. „Bis nachher dann“, rief sie Rose zu, die ihr hinterwinkte. Evoli ließ sie ausnahmsweise daheim, damit es ein bisschen in seinem vertrauten Zuhause spielen konnte, bevor sie wieder abreisten, aber Endivie nahm sie mit, da Alex ja Bisasam in dem Kampf einsetzen wollte.
    Sie nahm den Bus ins Stadtzentrum, der praktischerweise auch vor dem Pokémon Center hielt, und ging hinein. Sie war etwas zu früh, aber Alex saß schon in der Lobby und goss die Beerenpflanzen in seinem portablen Gewächshaus.
    „Du hast einen grünen Daumen, oder?“, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel.
    „Und du schleichst dich gern an Leute an, oder?“, erwiderte der Junge etwas grummelig, schenkte ihr dann aber wieder eine kleine Flasche frischen Beerensaft. „Damit werden unsere Pokémon im Pokéathlon wesentlich besser abschneiden.“
    Auf der Fahrt hatte Lily sich überlegt, dass sie gern so schnell wie möglich nach Teak City gelangen wollte, aber Alex schien sich so auf die Teilnahme zu freuen, dass sie einfach nicht darum bitten konnte, ohne Umwege weiterzureisen. Vielleicht hatte Rose ja wirklich Recht und Ablenkung täte ihr gut, und sie wollte ihn als Freund auch nicht enttäuschen.
    Die beiden Kinder verließen das Pokémon Center und schlugen den Weg nach Osten und dann nach Norden durch gewaltige Hochhäuser ein, bis sie nach einiger Zeit die Arena erreichten. Bevor sie eintraten, warnte Lily Alex noch vor Biankas Miltank. „Denk dran, dass es schwer zu schlagen sein wird, wenn es einmal mit Walzer angefangen hat.“ Sie hatte einmal vor ein paar Jahren bei einem Kampf zugesehen, als sie noch zur Trainerschule gegangen war, und natürlich war Arenageschehen auch eine Art Stadtgespräch.
    „Keine Sorge, ich hab da schon eine Idee.“ Alex grinste selbstbewusst und meldete sich dann für seinen Kampf an. „Oh Mann, hier sieht's ja aus wie in 'ner Bonbonschachtel“, raunte er Lily noch zu, bevor diese sich auf die Tribüne setzte. Die Schiedsrichterin erklärte, dass beide jeweils zwei Pokémon einsetzen durften, dann gab sie das Signal zum Kampfbeginn.
    Bianka schickte ein Piepi in den Kampf und Alex ein Jugong. Bevor Piepi überhaupt mit Metronom starten konnte, hatte Jugong schon einen Aurorastrahl abgefeuert, der bei einem Wettbewerb sicher eine hohe Punktzahl gebracht hätte. Verängstigt flüchtete das rosafarbene Pokémon der Arenaleiterin aus dem Ring, womit Alex zum Sieger der ersten Runde erklärt wurde. Doch mit Miltank, das Bianka nun in den Kampf schickte, wurde es schwer, das wusste Lily.
    Als das Kuhpokémon Walzer einsetzte und begann, sich durch die Arena zu drehen, grinste Alex und befahl seinem Jugong, Eissturm einzusetzen. Binnen kurzer Zeit war der Boden der Arena überfroren und Miltank, das Jugong deshalb mit seinem Walzer nicht treffen konnte, schlitterte haltlos über den Boden. Nun verstand Lily auch, wieso er dieses Pokémon eingesetzt hatte und nicht das typenmäßig überlegene Riolu. Mit einem weiteren Eissturm sorgte Jugong dafür, dass Miltanks Geschwindigkeit sich verringerte, bevor Alex es zurückrief und Bisasam in den Kampf schickte.
    Wieder wunderte Lily sich über seine Wahl, da das Pflanzenpokémon auf dem glatten Boden ebenfalls nicht sehr gut kämpfen konnte, doch auch dieses Mal schien Alex einen Plan zu verfolgen. Bisasam ergriff das so verlangsamte Miltank mit seinen Ranken, sodass es nicht weiterrollen konnte, und gab dem desorientierten Pokémon dann mit Samenbomben, die es konstant auf seinen Gegner abfeuerte, den Rest.
    Bianka schien den Tränen nahe, als sie ihr Miltank zurückzog, riss sich aber zusammen und überreichte Alex seinen Basisorden. Bisasam gab seinem Trainer und Endivie mit seiner Ranke High-Five, bevor sie die Arena verließen.
    „Deine Technik mit dem Eis war ziemlich gut. Ich wusste nicht mal, dass du ein Jugong hast“, kommentierte Lily beeindruckt.
    Alex fuhr sich etwas verlegen durch die dunklen Haare. „Danke. Jetzt hast du alle fünf Pokémon gesehen, die ich mit nach Johto genommen habe, zwei andere sind zu Hause bei meinen Eltern. Ich wollte nicht eins allein zurücklassen, und eigentlich hatte ich gehofft, mir bald noch ein neues Teammitglied fangen zu können“, erklärte Alex. „Sag mal, macht es dir was aus, wenn wir noch kurz beim Blumenladen vorbeischauen? Laut Stadtplan ist es nicht weit.“
    „Nein, ist es auch nicht.“ Lily führte Alex gern zu seinem Zielort, auch wenn sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Während der Junge sorgfältig Samen und Dünger auswählte, vertrieb Lily sich vor den Zierpflanzen die Zeit. Als ihr Blick auf eine perfekte Rose fiel, musste sie wieder an die Enthüllungen vom Vortag denken und daran, was ihre Schwester alles getan hatte, um ihr das Leben so sorgenfrei wie möglich zu gestalten.
    „Ich bin fertig, wir können los. Hier, für dich.“ Als wäre nichts weiter dabei, hielt Alex ihr eine einzelne Lilie unter die Nase. „Nur ein kleines Dankeschön fürs Rumführen und so.“ Dann schien er allerdings doch etwas peinlich berührt ob seiner eigenen Geste und inspizierte geschäftig den Inhalt seines Einkaufsbeutels.
    „Danke!“ Gerührt betrachtete Lily die Blume. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sich aus dem Zufall, der sie zusammengeführt hatte – und ihren beiden Pflanzenpokémon -, in relativ kurzer Zeit eine Art Freundschaft entwickelt. Und wenn sie an den letzten Wettbewerb zurückdachte, war sie eigentlich diejenige, die sich bedanken musste. „Hey, hast du nicht Lust, zum Abendessen zu mir nach Hause zu kommen?“, fragte sie deshalb spontan.
    Alex schien erfreut. „Gerne! Ich sage nicht nein zu einer Abwechslung vom Kantinenessen.“
    Nachdem Lily daheim angerufen und den Gast angekündigt hatte, stiegen sie zusammen in den Bus in Richtung südwestlicher Stadtrand und liefen von der Haltestelle aus das kleine Stück zu Lilys Haus.
    „Hier sieht es weniger nach Großstadt aus“, bemerkte Alex. „Na ja, meine Familie wohnt auch eher am Stadtrand von Prismania City. Im Grünen ist es doch am schönsten.“
    Rose begrüßte Alex freundlich und bedankte sich bei ihm dafür, dass er Lily Gesellschaft leistete. Während sie noch einmal kurz in der Küche verschwand, führte Lily ihren Besucher noch kurz durch den Garten, bis Rose an den gedeckten Terrassentisch rief, auf dem sie Lilys Blume in der Mitte platziert hatte.
    „Und du sammelst die Johto-Orden, ja?“, erkundigte sich Rose, als sie Alex eine Schüssel mit Nudelsalat reichte.
    „Genau. Eigentlich komme ich aus Kanto und habe die Orden von dort schon, aber dieses Jahr wollte ich gern durch Johto reisen und trainieren“, antwortete dieser und tat sich Salat auf den Teller.
    „Heute hat er Bianka in der Arena geschlagen – das hättest du sehen müssen!“ Lily berichtete von dem Kampf, dessen Zeugin sie geworden war, und wie Alex das rollende Miltank gestoppt hatte.
    „Ach, na ja, du hast mir ja vorher erzählt, worauf ich mich gefasst machen muss, da konnte ich mir vorher eine Strategie zurechtlegen.“ Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf.
    „Eine Strategie zu haben, ist immer gut“, lobte Rose.
    Als die letzte Reiseanekdote erzählt und der letzte Rest Miltank-Quark verputzt war, machte Alex sich wieder auf den Weg ins Pokémon Center, jedoch nicht ohne von den Schwestern zur Bushaltestelle begleitet zu werden. Nachdem für den nächsten Tag ein Besuch beim Pokéathlon verabredet und der Bus um die Ecke gefahren war, sodass auch Endivie das Winken mit seinen Ranken aufgab, hakte Lily sich bei Rose ein und sie gingen zurück ins Haus.
    „Netter Junge“, kommentierte Rose und zwinkerte Lily zu.
    „Er ist ein guter Trainer, und Endivie scheint sein Bisasam zu mögen“, antwortete diese etwas ausweichend.
    „So, so.“ Rose schien ihr nicht ganz zu glauben, doch das störte sie nicht. Es war ihr sogar ganz recht, um ihre wahren Gedanken zu verbergen, von denen immer noch viel zu viele um Aidan kreisten.
    Bevor Lily an diesem Abend schlafen ging, sog sie den Duft der Lilie ein, die Alex ihr geschenkt hatte. Es war ein schönes Gefühl, Freunde zu haben.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr! Ab Kapitel 13 wird die Geschichte eine etwas andere Richtung einschlagen (finde ich zumindest), aber bitte bleibt mir wenigstens bis dahin treu.


    Kapitel 11: Pokéathlon


    An diesem Morgen stand Lily außergewöhnlich früh auf, und in der Morgensonne schien die Lilie auf ihrem Fensterbrett rosa getönt. Noch im Schlafanzug verstaute Lily ihre Trainingshose, ein einfaches Shirt und eine Sweatjacke in ihrem Rucksack und ging dann leise nach unten, um ihre Turnschuhe aus dem Schuhschrank im Eingangsbereich zu holen. Danach machte sie in der Küche einige Sandwiches fertig und packte sie zusammen mit Obststücken, Pokémonfutter und einer großen Flasche Wasser ebenfalls ein.
    Rose kam ihr auf dem Flur entgegen, als Lily mit ihrer Kleidung unter dem Arm ins Bad gehen wollte. „Guten Morgen, Lily, du bist aber früh auf! Ach ja, ihr wollt ja heute zum Pokéathlon gehen, richtig?“
    „Morgen! Ja, das war der Plan...“ Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    Rose zog eine Augenbraue hoch. „Aber?“
    „Na ja, ich weiß einfach nicht, ob es richtig ist, sich zu amüsieren, wenn...“ Auf jeden Fall hatte es sich den ganzen Morgen über nicht richtig für sie angefühlt, wenn sie daran dachte, dass ihre Mutter vielleicht irgendwo in Gefahr oder sogar tot war.
    Rose kam einen Schritt auf sie zu und legte ihre Hände auf Lilys Schultern. „Zu Hause zu sitzen und Trübsal zu blasen bringt Mum nicht zurück. Dass ich dich bei der Suche nicht dabei haben will, haben wir schon besprochen, richtig? Du hast jetzt vor allem deiner Verantwortung gegenüber deinen Pokémon nachzukommen, die von dir trainiert, gepflegt und unterhalten werden wollen. Außerdem hast du es deinem Freund Alex versprochen, und ich finde es wichtig, dass du auch mal etwas mit Freunden unternimmst. Also, du gehst heute zum Pokéathlon und amüsierst dich, alles klar?“
    Lily seufzte. „Du hast ja Recht.“ Sie bemühte sich, ein heiteres Gesicht aufzusetzen, und Rose nickte zufrieden.
    Im Bad wusch Lily sich, band ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und zog sich an, bevor sie wieder nach unten ging, wo Rose schon die Pokémon fütterte.
    „Vergiss nicht, dich ordentlich einzucremen“, kommentierte Rose mit Blick auf Lilys Shorts und T-Shirt, und reichte ihr eine Tube mit Sonnencreme. Während Lily sich damit einschmierte - „Ohren nicht vergessen!“ -, schnippelte Rose ihr einen Teller voll mit nahrhaften Beeren und holte schon mal die Kuhmuh-Milch aus dem Kühlschrank.
    „Danke!“ Mit noch leicht klebrigen Händen goss Lily die Milch über ihr Müsli und machte sich dann darüber her, wobei sie zwischendurch ab und zu ein Stück Obst mit der Gabel aufspießte.
    „Hast du schon deine Sportsachen eingepackt?“, fragte Rose nach, während sie sich eine Scheibe Toast mit Marmelade bestrich.
    Lily kaute und schluckte ihren vorletzten Bissen Müsli. „Sportsachen, Essen für mich und die Pokémon, Wasser... alles andere ist ja eh noch in meinem Rucksack.“ Sie nahm den letzten Bissen zu sich und stand auf. „Ich muss mich beeilen, um sieben treffe ich Alex vor dem Pokémon Center, damit wir rechtzeitig an den Hallen sind.“
    „Dann solltest du dich tatsächlich langsam auf den Weg machen“, kommentierte Rose mit Blick auf die Uhr, welche viertel nach sechs anzeigte. Mit dem Bus brauchte man etwa eine halbe Stunde von ihrem Haus bis ins Stadtzentrum, und der nächste würde in zehn Minuten abfahren.
    Hastig sammelte Lily ihr Evoli ein, das schon wieder durchs Haus tobte, und Endivie, welches sich hinter dem Haus die Morgensonne auf den Bauch scheinen ließ, schulterte dann ihren Rucksack und spurtete die hundert Meter zur Bushaltestelle, wo wenig später auch schon der Bus um die Ecke bog.
    Vor dem Pokémon Center sah sie Alex schon an der Haltestelle stehen. Sie sprang aus dem haltenden Bus und lief auf ihn zu. „Entschuldige, hast du gewartet?“
    „Nein, ich wollte nur nicht, dass du wieder reinkommst und mich erschreckst.“ Er grinste.
    Während sie auf den Bus warteten, der sie zu den Pokéathlon-Hallen bringen sollten, verteilte Alex noch eine Portion Beerensaft an Evoli und Endivie, die sich über die Leckerei zu freuen schienen.
    „Ich habe mir überlegt, dass wir uns wohl am besten für den Technik-Parcours anmelden“, meinte Alex, als sie im Bus saßen. Lily hatte ihm den Fensterplatz überlassen und saß selbst mit Evoli auf dem Schoß am Gang, während Endivie mit Bisasam den Sitz gegenüber beanspruchte. „Die Schneeschlacht wird unseren beiden Pflanzenpokémon zwar vielleicht etwas zu kalt sein, aber mit ihren Ranken haben sie gute Chancen, denke ich. Deinem Evoli macht es sicher auch Spaß, und beim Torschießen und Flaggenschnappen kann es sich mal so richtig austoben.“
    „Das klingt super.“ Zwar fühlte es sich immer noch nicht ganz richtig an, sich zu amüsieren, aber sie musste zugeben, dass sie sich auf den Tag freute und hoffte, eine schöne Zeit mit Alex und den Pokémon zu verbringen.
    Sie waren kurz nach halb acht an den Hallen und registrierten sich mit einem einfachen Formular, woraufhin sie auch schon in den Teilnehmerbereich gelassen wurden. Dort ließ Lily ihre beiden Pokémon kurz bei Alex, um in der Damenumkleide ihre Sportsachen anzuziehen, und löste ihn dann ab, damit er ebenfalls seine Kleidung wechseln konnte. Wenig später kam auch schon der Aufruf, sich in der Halle für die Schneeschlacht einzufinden, die mitten im Sommer natürlich nicht draußen abgehalten werden konnte und deshalb auf Kunstschnee angewiesen war. Als sie in die Halle traten, schlug ihnen auch sofort eine Welle kalter Luft entgegen, und Lily war froh, ihre Shorts gegen lange Trainingshosen eingetauscht zu haben. Sowohl Endivie als auch Bisasam rümpften etwas die Nasen, als sie mit dem kalten Untergrund in Berührung kamen, während Evoli sofort begann, im „Schnee“ herumzutollen.
    Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer und der Erklärung der Spielregeln wurde um Punkt acht Uhr der Beginn des ersten Spiels eingeläutet. Die beiden Pflanzenpokémon warfen nun mit ihren Ranken Schneebälle auf die gegnerischen Teams, während Evoli vor ihnen auf und ab lief und ankommende Bälle mit seinem Schwanz entweder zurückschleuderte oder zerschmetterte. Auf diese Weise landeten sie viele Treffer, steckten selbst aber wenige ein, und landeten am Ende auf dem zweiten Platz knapp hinter einem Team von Eispokémon, welches sich offensichtlich in seinem Element befand.
    „Gut gemacht!“, lobte Lily ihr Team, als sie vom Spielfeld kamen. Während Evoli weiterhin fröhlich herumtobte, drängten Endivie und Bisasam darauf, den kalten Ort rasch zu verlassen und atmeten auf, als sie wieder draußen im Sonnenlicht waren.
    „Das war doch ziemlich gut für den Anfang“, meinte auch Alex, als sie zur Halle für den nächsten Teil, dem Torschießen, gingen.
    Bei diesem Spiel hatte jedes der vier Teams sein eigenes Tor, das es zu beschützen galt, während man gleichzeitig Bälle in die Tore der Gegner befördern musste. Sie hatten vorab schon besprochen, dass Bisasam die Rolle als Torwart zukommen sollte, was Endivie und Evoli die Aufgabe überließ, Punkte zu machen.
    Während des Spiels mussten sie jedoch relativ schnell feststellen, dass das Keifel aus dem vorher schon siegreichen Eisteam sein Tor so gut ausfüllte, dass kaum ein Ball hinein zu bekommen war, sodass sie trotz Bisasams guter Leistungen letztendlich nur auf einem dritten Platz landeten.
    „Macht euch nichts draus, manchmal haben andere eben die besseren Voraussetzungen“, tröstete Lily die drei Pokémon, die etwas enttäuscht vom Spielfeld trotteten.
    „Genau, beim nächsten Spiel werden wir vorne liegen!“, warf Alex ein.
    Das nächste und letzte Spiel war das Flaggenschnappen, welches an einem künstlichen Strand abgehalten wurde. In dieser Halle fühlten Bisasam und Endivie sich auf Anhieb wohl – Evoli mochte sowieso jeden Ort, an dem es etwas zum Spielen finden konnte – und hatten einen klaren Vorteil gegenüber den Eispokémon, die hier sichtlich ins Schwitzen gerieten.
    Als der Beginn des Spiels eingeläutet wurde, wurden die Vorzüge kleiner, flinker Pokémon rasch deutlich. Nicht nur konnten Endivie und Bisasam hier wieder ihre Ranken einsetzen, sie fädelten sich genau wie Evoli auch leicht um die Hindernisse und waren mit den Flaggen der Gegner verschwunden, bevor diese überhaupt etwas merkten. Alex nahm gerade Bisasam am Ausgang die Flaggen ab, die es nicht mehr tragen konnte, als Evoli in einem geschickten Manöver um einen Felsen kreiste, sich unter einem Sonnenschirm hindurch duckte und einem Rattikarl im Sprung seine Flaggen abnahm, als die Zeit ablief. Bei der anschließenden Zählung der Flaggen hatte das Team um Lily deutlich am meisten gesammelt und sich somit den ersten Platz gesichert.
    Gemeinsam verließen sie die Halle und warteten im Foyer auf die Verkündung des Gesamtsiegers. Nach wenigen Minuten erschien ein Angestellter des Pokéathlons und gab die Ergebnisse bekannt – sie hatten den zweiten Platz gemacht.
    Evoli sprang glücklich in die Arme seiner Trainerin, welche ihre freie Hand nutzte, um mit Alex einzuschlagen. Endivie und Bisasam taten es ihnen mit ihren Ranken gleich.
    „Das war wirklich ziemlich gut für unsere erste Teilnahme.“ Lily hüpfte aufgekratzt mit Evoli um die Wette.
    Alex grinste. „Finde ich auch. Und jetzt wäre ich ganz dringend dafür, uns irgendwo in den Schatten zu setzen und etwas zu essen.“
    Sie zogen sich an einem Automaten jeweils eine Flasche mit kaltem Tee – Lilys Wasser hatten sie zwischen den Wettbewerben schon ausgetrunken – und beschlossen dann, sich in den nahen Nationalpark zu setzen, um ihre Lunchpakete zu vertilgen.
    Es war inzwischen fast Mittag und schon fast unerträglich heiß geworden. Sie ließen sich auf einer Bank im Schatten nieder und Lily verteilte die Sandwiches, Beeren und Pokémon-Snacks.
    Nach einem gemeinsam geäußerten „Guten Appetit!“ ließen sie es schmecken, wobei die beiden Kinder zwischen den Bissen das Turnier besprachen.
    „Vielleicht kann ich etwas davon in meinen nächsten Wettbewerb einbauen“, überlegte Lily, bevor sie wieder von ihrem Sandwich abbiss.
    Alex schluckte ein Stück Beere hinunter, bevor er antwortete. „Wieso nicht? Alles, was wir mit unseren Pokémon machen, ist eine Art von Training, die sich irgendwo bezahlt macht. Zumindest ist dein Evoli heute mal ausgelastet.“ Er nickte in Richtung des braunen Pokémons, welches sich zusammengerollt hatte und döste.
    Lily lachte. „Das passiert nicht oft!“ Sie blickte das kleine Fellknäuel liebevoll an. „Ja, es war gut, heute hierher zu kommen“, murmelte sie leise.
    „Hast du was gesagt?“, erkundigte Alex sich.
    „Nein, nichts“, sagte Lily und lächelte.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • In Kapitel 12 pasiert nicht sooo viel, aber Kapitel 13 ist ziemlich geladen und bisher mein bestes, würde ich sagen.


    Kapitel 12: Im Wald mit lauter Bäumen


    „Hast du auch nichts vergessen?“, fragte Rose,
    als Lily am Morgen das Haus verließ.


    „Ich glaube nicht, schließlich haben wir
    zusammen dreimal nachgesehen“, antwortete sie.



    Rose wuschelte ihr über den Kopf. „Dann bist du
    ja jetzt bereit, dich wieder auf die Reise zu machen. Soll ich schon
    mal bei Tante Darcy anrufen und ihr Bescheid sagen, dass du abends
    bei ihr sein wirst?“


    „Danke, aber ich werde wohl erst mal im Pokémon
    Center übernachten und sie morgen besuchen.“ Der Bus kam um die
    Ecke gefahren, und die Schwestern umarmten sich zum Abschied. „Ich
    werde dich vermissen.“ Lily hätte schwören können, in Rose'
    Augen Tränen glitzern zu sehen. Dabei gab sie sich selbst doch
    solche Mühe, stark zu sein. Nach ein paar Tagen daheim fiel es ihr
    umso schwerer, wieder aufzubrechen. Doch so sehr sie ihr Zuhause auch
    liebte, wollte sie doch noch viel mehr von der Welt sehen, und vor
    allem wollte sie Antworten, die sie in Teak City hoffentlich bekommen
    würde.


    Sie stieg in den Bus und winkte mit dem rechten
    Arm. Auf dem linken hielt sie Evoli, welches aus Mangel an Armen mit
    wem Schwanz wedelte. Endivie hielt sich zurück, aber Lily hatte
    nicht damit gerechnet, dass es in der kurzen Zeit große Gefühle für
    ihr Zuhause entwickeln würde. Vermutlich freute es sich eher darauf,
    Bisasam wiederzusehen.


    Dieses wartete schon mit seinem Trainer in der
    Lobby das Pokémon Centers, als Lily dort ankam. Ausnahmsweise war
    Alex mal nicht mit seinen Pflanzen beschäftigt, sondern las in einem
    Reiseführer über Johto. Als Lily ihn begrüßte, blickte er auf und
    lächelte. „Guten Morgen. Ich wollte schon mal ein paar
    Sehenswürdigkeiten in Teak City aussuchen, die ich mir auf jeden
    Fall anschauen muss.“


    „Zeig mal her.“ Sie ließ sich in den Sitz
    neben ihn fallen und warf ebenfalls einen Blick in das Büchlein, das
    gerade bei der Beschreibung des Tanztheaters aufgeschlagen war.
    „Wusstest du, dass meine Großmutter ein Kimono-Girl war?“


    Alex blickte sie überrascht an. „Nein, woher?
    Das ist aber ziemlich cool, dann musst du dich ja auskennen, oder?“


    „Nicht wirklich. Ich erzähle dir aber gern
    alles, was ich weiß, im Bus.“ Sie erhoben sich und gingen zur
    Bushaltestelle, um wie zuvor auch den Bus in Richtung Nationalpark zu
    nehmen. Von dort aus würden sie über Route 36 und 37 zu Fuß weiter
    gehen.


    „Also“, begann Lily, als sie im Bus saßen.
    Sie hatten einen Viererplatz ergattert und saßen beide jeweils am
    Gang, Lily in Fahrtrichtung, Alex rückwärts, sodass sie über ihre
    Pokémon hinweg aus aus dem Fenster sehen konnten. Etwas wehmütig
    betrachtete Lily die Hochhäuser von Dukatia City, die sie rasch
    hinter sich ließen, als der Nationalpark näher kam. „Meine
    Großmutter war, wie gesagt, früher ein Kimono-Girl. Mit ungefähr
    20 hat sie dann aber das Tanztheater verlassen, um zu heiraten, und
    dann meine Tante und meine Mutter bekommen. Mein Großvater ist schon
    vor einigen Jahren gestorben, aber meine Großmutter lebt noch mit
    meiner Tante in Teak City.“


    Alex musterte sie eingehend. „Vielleicht sollte
    ich das lieber nicht fragen, aber... wo ist denn deine Mutter?“



    Lily streichelte Evoli, welches auf ihrem Schoß
    saß, und blickte aus dem Fenster auf die Randsiedlung ihrer
    Heimatstadt. „Ehrlich gesagt, wissen wir das nicht. Ich dachte bis
    letzte Woche, dass sie tot wäre, aber nun habe ich erfahren, dass
    sie in den Alph-Ruinen bei ihrer Forschungsarbeit verschwunden ist.“



    Auf Alex' Gesicht spiegelte sich echtes Mitgefühl.
    „Das tut mir Leid. Ich hoffe wirklich für dich, dass ihr sie bald
    gesund wiederbekommt.“



    „Danke.“ Lily rang sich ein Lächeln ab.


    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend, bis
    der Bus sie vor dem Nationalpark absetzte. Dort beschlossen sie,
    nicht über Route 35 zu laufen, sondern durch den Park zu gehen.
    Lilys Stimmung besserte sich erheblich, als ein wildes Smettbo nur
    wenige Meter an ihren vorbei flog und dabei glitzernden Staub in der
    Luft hinterließ, den Evoli zu erhaschen versuchte. Als es danach
    aussah, als hätte es einen Kampf mit Lametta hinter sich, konnten
    die Kinder sich das Lachen einfach nicht verkneifen. Glücklicherweise
    war Evoli nicht nur verspielt, sondern auch gutmütig und nahm es
    ihnen nicht übel.


    „Johto ist wirklich schön“, meinte Alex, der
    neben sein Bisasam getreten war und genau wie das Pflanzenpokémon
    eine seltene Blumenart in einem Beet betrachtete. „In Kanto ist die
    Erde nicht besonders fruchtbar, deshalb ist es auch schwer, Beeren
    und so anzupflanzen.“


    „Bist du deshalb hergekommen?“, neckte Lily
    ihn.



    „Unter anderem.“ Er grinste.


    Sie verließen den Nationalpark in östliche
    Richtung und gingen ein gutes Stück im Schatten der Bäume, bis sie
    an eine Gabelung kamen. Bevor sie weiter nach Norden und somit nach
    Teak City gingen, beschlossen sie, eine Pause einzulegen, und ließen
    sich auf einem Baumstamm nieder.



    „Ich gebe dir ein vegetarisches Reisbällchen
    gegen eins deiner Eiersandwiches“, schlug Alex vor.



    „Abgemacht.“ Der Tausch war besiegelt und
    ermöglichte beiden mehr Vielfalt beim Mittagessen.



    Während des Essens begannen die Pokémon
    plötzlich, unruhig zu werden. „Was ist denn los?“, fragte Alex
    verwundert.


    „Vielleicht wollen sie einen Nachschlag, heute
    haben sie ja unheimlich schnell alles aufgegessen.“ Erstaunt
    blickte Lily auf die leeren Näpfe, zuckte dann aber mit den
    Schultern und füllte Futter nach. Als sie sich wieder gesetzt hatte,
    traf sie etwas am Hinterkopf. „Autsch!“ Sie blickte nach oben,
    konnte aber nichts entdecken. „Wenn ich es nicht besser wüsste,
    würde ich sagen, jemand hat mit Steinchen nach mir geworfen.“


    „Merkwürdig.“ Auch Alex blickte sich um. „Und
    das hier auch: So schnell können unsere Pokémon doch niemals
    gegessen haben.“ Tatsächlich waren die Futterschüsseln schon
    wieder leer.


    Lily stand auf und ging zu ihren Pokémon. „Nicht
    einmal Evoli kann solche Mengen in der kurzen Zeit verdrücken.“
    Als sie das kleine Wesen prüfend musterte, sprang es plötzlich auf
    und rammte seinen Kopf gegen einen nahestehenden Baum. Der schien
    jedoch härter zu sein als andere, die Evoli gewohnt war, denn es
    taumelte zurück und verzog das Gesicht. Lily eilte an seine Seite
    und nahm es tröstend in den Arm.


    Alex runzelte die Stirn. „Bilde ich mir das ein,
    oder hat der Baum gerade getreten?“



    „Ich glaube, Evoli hat es einfach nur mit der
    Kopfnuss übertrieben. Bäume treten doch nicht. Es sei denn...“



    „Es sei denn, es handelt sich um einen
    speziellen Baum.“ Der Junge zuckte seinen PokéDex und hielt ihn
    auf die Baumgruppe.



    „Mogelbaum. Das Imitations-Pokémon versteckt
    sich in Wäldern, um nicht gefangen zu werden“, ertönte die
    blecherne Stimme des Geräts.



    „Das erklärt natürlich alles.“ Lily
    beobachtete, wie Alex in seinem Rucksack nach einem Pokéball kramte
    und dann Bisasam gegen Mogelbaum in den Kampf schickte. Offenbar
    hatte er vor, das Pokémon zu fangen. „Bisasam, setz Rasierblatt
    ein!“


    Das Pflanzenpokémon gehorchte aufs Wort und
    schickte eine Ladung scharfer Blätter auf den Gegner. Dieser wurde
    getroffen, reagierte aber gleich mit einer Steinwurf-Attacke. Dann
    flüchtete es in den Wald und tarnte sich in einer Reihe Bäume. Alex
    grinste nur und folgte ihm mit Bisasam, Lily und ihre Pokémon auf
    dem Fuße.



    „Wie willst du es denn jetzt wiederfinden?“,
    flüsterte Lily.


    „Sieh zu und lerne.“ Alex nahm seine
    Wasserflasche und spritze etwas daraus auf die Baumreihe vor ihnen.
    Augenblicke später zuckte einer der „Bäume“ und wollte
    weglaufen, doch Bisasams Rankenhieb hielt ihn an Ort und Stelle. Noch
    ein Rasierblatt-Angriff und Mogelbaum war so weit geschwächt, dass
    der Junge versuchsweise den Pokéball warf. Es wackelte ein paar Mal,
    doch dann erlosch das Licht am Knopf und der Ball lag still. Alex
    hatte ein neues Mitglied im Team.



    „Wow, Glückwunsch!“, gratulierte Lily.



    „Danke! Ich glaube, ich lasse es aber erst
    später raus, lass uns jetzt erst mal unsere Pokémon in Ruhe
    füttern.“



    Sie kamen nun endlich dazu, ihre Mittagspause in
    Ruhe fortzusetzen, und machten sich dann gestärkt und ohne weitere
    Zwischenfälle auf den Weg in Richtung Norden, wo sie am frühen
    Abend Teak City erreichten. Die Dämmerung brach gerade über die
    alte Stadt herein und tauchte die eh schon mysteriös anmutenden
    Bauten in ein noch geheimnisvolleres rötliches Licht. Die Luft
    flimmerte voll, und die Atmosphäre war voll von ungeklärten
    Mysterien.


    Als sie die Stadt betrat, fragte Lily sich, ob sie
    hier die Antworten bekommen würde, die sie so dringend wollte.







    Kapitel 13: Harte Wahrheiten


    Am nächsten Morgen frühstückte Lily ausgiebig
    mit Alex, bevor sie vom Pokémon Center aus aufbrachen. Sie selbst
    wollte in Richtung Norden, wo das Haus ihrer Großmutter nicht weit
    weg vom Tanztheater lag, und Alex hatte vor, für den bevorstehenden
    Arenakampf zu trainieren und sein neues Teammitglied, Mogelbaum, ein
    wenig einzugewöhnen. Lily ließ ihr Endivie in seiner Obhut und
    machte sich allein mit Evoli auf den Weg zu ihren Verwandten.


    Bevor sie die Klingel des im traditionell
    östlichen Stil gebauten Wohnhauses läutete, überprüfte sie in
    einem Taschenspiegel noch einmal ihr Aussehen. Ihre weiße Bluse war
    frisch und faltenfrei, ihr brauner Faltenrock fleckenlos, genau wie
    ihre Schuhe, und ihre Locken waren mit einer Spange gebändigt. Sie
    ermahnte Evoli noch einmal, sich zu benehmen, atmete tief durch und
    drückte auf den Klingelknopf.



    Einige Augenblicke später wurde die Tür geöffnet
    und ihre Tante Darcy begrüßte sie freundlich, aber sichtlich
    gestresst. „Hallo, Lily, schön dich wiederzusehen. Es tut mir
    Leid, gerade heute früh ist eine Ladung neuer Artefakte
    eingetroffen, die ich durchsehen muss, bevor sie an das Museum von
    Marmoria City gehen können. Nachmittags sollte ich zurück sein,
    unterhalte dich doch solange mit deiner Großmutter. Deine Cousine
    Melanie ist auch gerade hier.“ Dann war sie auch schon an Lily
    vorbei zur Tür hinaus gestürmt.


    Etwas perplex betrat diese nun allein das Haus und
    zog ihre Schuhe aus, bevor sie die einzelne Stufe hinaufkletterte,
    die ins Innere führte. Das Zimmer ihrer Großmutter lag rechts, und
    als sie klopfen wollte, öffnete sich auch schon die Tür von innen.
    „Lily, wie geht es dir? Lass dich erst mal ansehen!“ Die alte
    Dame im schlichten beigefarbenen Kimono und dem strengen Haarknoten
    kam auf sie zu und musterte sie von oben bis unten, bevor sie sie
    umarmte. „Groß bist du geworden, aber du siehst dünn aus. Kocht
    deine Schwester nicht ordentlich für dich?“


    „Doch, sicher“, stotterte Lily, die sich von
    ihrer Großmutter immer etwas eingeschüchtert fühlte. „Rose sorgt
    sehr gut für mich, aber ich bin die letzten Tage sehr viel
    gelaufen.“



    „Komm herein, lass uns erst einmal einen Tee
    trinken.“ Sie wurde ins Zimmer und auf ein Sitzkissen bugsiert und
    durfte ihrer Großmutter dabei zusehen, wie sie nach traditioneller
    Art mit äußerster Geschicklichkeit und minimalen Bewegungen Tee
    zubereitete. Überhaupt war alles im Zimmer auf das Minimale und
    Funktionale beschränkt; es gab nur einige Sitzkissen auf den
    Tatamimatten, einen niedrigen Tisch und einen Wandschrank, in dem
    vermutlich der Futon aufbewahrt wurde. Ihre Großmutter lebte immer
    noch wie zu ihren Zeiten als Kimono-Girl.


    Auf Aufforderung trank sie den bitteren Tee, war
    aber froh, als sie danach eine ebenfalls traditionelle Süßigkeit
    bekam, die den Nachgeschmack aus ihrem Mund verbannte.


    „So, und nun erzähle, mein Kind: Was treibt
    dich hierher, und das auch noch ganz allein?“


    Lily rutschte etwas auf ihrem Kissen herum, was
    ihr einen mahnenden Blick einbrachte. „Ich weiß, was wirklich mit
    Mum geschehen ist.“


    „Ich verstehe.“ Ihre Großmutter setzte ihren
    Teebecher ab und blickte Lily eindringlich an. „Rose konnte es also
    nicht länger vor dir geheimhalten. Nun, du bist inzwischen wohl alt
    genug für die Wahrheit. Und wieso ist deine Schwester nicht mit dir
    gekommen?“


    „Sie wollte sich endlich selbst auf die Suche
    nach Hinweisen machen. Deshalb hat sie mich eigentlich auf eine
    Pokémonreise geschickt, aber genau dadurch habe ich in den
    Alph-Ruinen herausgefunden, dass Mum dort verschwunden ist.“



    Ihre Großmutter hob die Augenbrauen.
    „Pokémonreise? Du auch noch? Sag nicht, du nimmst auch an diesen
    komischen Wettbewerben teil.“


    „Doch, das tue ich“, erwiderte Lily kleinlaut.
    Sie hatte nicht daran gedacht, dass ihre Großmutter schon früher
    Pokémon-Wettbewerbe verabscheut hatte.



    Diese schnalzte nun mit der Zunge, und ihr ohnehin
    schon strenger Gesichtsausdruck verfinsterte sich noch mehr. „Wozu
    hat nur meine Mutter euch allen vor ihrem Tod ein Evoli besorgt, in
    der Hoffnung, wenigstens eine von euch würde wieder ein Kimono-Girl
    werden, wenn ihr alle ihr Erbe mit Füßen tretet?“ Lilys
    Urgroßmutter war ebenfalls ein Kimono-Girl gewesen, für einige
    Jahre länger als ihre Tochter, und hatte vor ihrem Tod unter großen
    Mühen veranlasst, dass jede ihrer Urenkelinnen als Startpokémon ein
    Evoli bekam, weil dieses und seine Entwicklungen von den momentan
    aktiven Kimono-Girls bevorzugt wurde. Leider war noch keines der
    Mädchen bisher in ihre Fußstapfen getreten, was wohl auch an dem
    harten Training und der zurückgehenden Beliebtheit der
    traditionellen Künste im Vergleich zu den immer beliebter werdenden
    Pokémon-Wettbewerben lag.



    Als Lily schon dachte, sie hätte sich den
    lebenslangen Zorn ihrer Großmutter zugezogen, seufzte diese nur und
    meinte: „Da kann man wohl nichts machen. Es ist trotzdem so eine
    Verschwendung, vor allem deine Schwester wäre ein fantastisches
    Kimono-Girl geworden, aber sie wollte ja lieber ins Rampenlicht und
    irgendwelchen Trainern den Kopf verdrehen.“


    „Wie bitte? Rose ist nicht so!“ Egal wie sehr
    die alte Frau sie einschüchterte, auf ihre Schwester würde Lily
    nichts kommen lassen. „Sie hat ihren Traum aufgegeben, um mich
    großzuziehen.“


    „Da ist sie nicht die Einzige.“ Für einen
    Moment huschte Bitterkeit über das Gesicht ihrer Großmutter, dann
    fing sie sich wieder und fuhr fort: „Ich kenne deine Schwester
    länger als du, Kind. Vielleicht ist sie jetzt ein Idealbild für
    dich, aber früher war sie fasziniert von schönen Dingen und lange
    nicht so selbstlos, wie sie dir erscheint. Ich sage ja nicht, dass
    sie ein schlechter Mensch war, und was sie für dich tut, ist
    großartig – abgesehen von den Flausen, die sie dir mit
    Wettbewerben in den Kopf gesetzt hat -, aber wir waren alle mal jung
    und selbstsüchtig.“


    Lily nickte einfach halbherzig, weil sie nicht
    wusste, was sie sagen sollte. Rose war ihr großes Idol, ihre beste
    Freundin und die einzige richtige Familie, die ihr geblieben war.
    Ihre Schwester war unfehlbar, und sie wollte nichts gegenteiliges
    hören.



    Zu ihrer Erleichterung ließ ihre Großmutter das
    Thema jedoch fallen und schlug Lily vor, zu ihrer Cousine nach oben
    zu gehen, während sie selbst das Mittagessen vorbereitete. Mehr als
    froh über diese Möglichkeit, weiteren unangenehmen Gesprächsthemen
    zu entgehen, stand das Mädchen auf und ging aus dem Zimmer, um durch
    den Wohnraum vorbei am offenen Atrium die Treppe hinaufzusteigen. An
    der letzten Tür im Obergeschoss klopfte sie vorsichtig und wartete,
    bis sie aus dem Inneren ein genervtes „Ja?“ hörte.


    „Ich bin's, Lily. Darf ich reinkommen?“,
    fragte sie zögerlich.


    „Von mir aus.“ Als Lily die Tür öffnete, lag
    Melanie auf ihrem Bett und blätterte in einer Zeitschrift. Sie
    hatten sich einige Jahre lang nicht gesehen, aber wenn Lily sich
    recht erinnerte, waren ihre schwarzen Haare bei ihrer letzten
    Begegnung noch nicht so fransig gewesen und vollkommen schwarze
    Kleidung hatte sie auch noch nicht getragen. Besonders gesprächig
    war Melanie damals auch nicht gewesen, aber die Überdrüssigkeit,
    die sie nun ausstrahlte, war neu.


    Lily setzte sich vorsichtig auf den
    Schreibtischstuhl und Evoli, welches bisher tatsächlich
    mucksmäuschenstill gewesen war, trippelte in die Ecke, in der
    Melanies Nachtara lag und ein ebenso genervtes Gesicht machte wie
    seine Trainerin. Eingeschüchtert zog Evoli sich zurück und ließ
    sich zu Lilys Füßen nieder.


    „Ich habe gehört, du wohnst jetzt in Hoenn bei
    deinem Vater?“, versuchte Lily, ein Gespräch anzufangen. Als
    Antwort bekam sie nur ein zustimmendes Geräusch, aber sie wollte
    noch nicht aufgeben. „Und jetzt bist du in den Ferien hier, um
    Tante Darcy zu sehen?“


    „Hm. Nicht dass ich viel von ihr sehen würde.“
    Melanie schnaubte verächtlich. Es sah nicht so aus, als hätte sie
    große Lust, sich mit Lily zu unterhalten, also beschloss diese,
    lieber zu schweigen und beschäftigte sich die restliche Zeit mit
    ihrem PokéCom, bis sie zum Essen gerufen wurden.


    Lily beeilte sich, nach unten zu gehen, da sie
    ihre Großmutter lieber nicht warten lassen wollte. Melanie folgte
    ihr eher gemächlich und mit einem widerwilligen Gesichtsausdruck.


    Passend zum heißen Wetter gab es kalte
    Buchweizennudeln, die ihre Großmutter servierte, während Tante
    Darcy, die von der Arbeit zurückgekehrt war, gekühlten Gerstentee
    eingoss. Nach einem kurzen Tischgebet begannen sie zu essen.



    „Was waren das denn für Funde?“, erkundigte
    sich Lily bei ihrer Tante, um das unangenehme Schweigen am Tisch zu
    brechen.


    „Teile einer alten Pokémonstatue, die jemand
    gefunden hat, als er in der Nähe der Turmruine den Boden aufgegraben
    hat. Eigentlich fällt das nicht unbedingt in meinen
    Kompetenzbereich, aber ich musste zumindest drüberschauen, bevor wir
    es an das Museum weiterleiten können.“ Sie strich sich die langen
    schwarzen Haare aus dem Gesicht, bevor sie einen Schluck von ihrem
    Tee nahm.



    „Du kennst dich eher mit den Alph-Ruinen aus,
    oder?“, wagte Lily einen Vorstoß in das Thema, das sie eigentlich
    interessierte.



    Ihre Tante blickte sie überrascht an. „Wie
    kommst du darauf?“


    „Wie es aussieht, hat jemand dem Kind die
    Wahrheit gesagt“, schaltete ihre Großmutter sich ein. „Ich würde
    es aber vorziehen, nach dem Essen darüber zu sprechen.“ Somit
    verbrachten sie den Rest der Mahlzeit schweigend, auch wenn Lily es
    kaum aushalten konnte, nun da sie so nah an weiteren Informationen
    war. Andererseits fürchtete sie sich auch vor dem, was sie gleich
    hören würde, schließlich waren die Enthüllungen, die man in
    letzter Zeit vor ihr gemacht hatte, alle wenig erfreulich gewesen.


    Nach dem Essen wurde Melanie zum Abwaschen
    verdonnert, während Lily sich mit ihrer Tante und Großmutter ins
    Wohnzimmer setzte. Dort erläuterte sie, wie sie in den Alph-Ruinen
    durch Girafarigs Verhalten erfahren hatte, dass dort eine Forscherin
    zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden war, und darauf zwei und zwei
    zusammengezählt und von Rose die Wahrheit gefordert hatte.



    „Ich verstehe.“ Darcy rückte ihre Brille
    zurecht. „Und nun willst du von mir wissen, ob eine Chance besteht,
    sie zurück zu bekommen.“ Als Lily nickte, fuhrt sie fort: „Ehrlich
    gestanden, ich weiß es nicht. Ich wünsche es mir, aber auch nach
    zwei Jahren intensiven Forschens in den Ruinen selbst und in
    dutzenden von Büchern zur Materie weiß ich es einfach nicht. Rose
    hat dir sicher erzählt, dass es eine plötzliche Explosion gab, als
    Eleanor allein in einer der Ruinen gearbeitet hat? Eine so heftige
    Explosion, dass sie wohl niemand überleben könnte, aber unter all
    den Trümmern haben wir einfach keine Überreste von ihr gefunden,
    deshalb gehe ich davon aus, dass irgendeine psychische Kraft
    freigesetzt wurde und sie womöglich in eine andere Dimension
    katapultiert hat. Es gab schon einmal einen ähnlichen Fall, in den
    Icognito involviert waren.“ Sie sprach sachlich, wissenschaftlich,
    ganz anders als Rose, doch wenn Lily genau hinsah, meinte sie, auch
    in den grauen Augen ihrer Tante einen Anflug von Trauer zu entdecken.


    „Das ist doch Quatsch“, mischte sich Melanie
    ein, die inzwischen in der Küche fertig war und sich mit immer noch
    gelangweiltem Gesichtsausdruck zu ihnen gesellt hatte. „Andere
    Dimensionen gibt es nicht. Die Explosion war wohl einfach so heftig,
    dass nichts mehr von ihr übrig geblieben ist.“



    Darcy keuchte auf. „Wie kannst du nur so etwas
    sagen, noch dazu vor deiner Cousine Lily?“, rief sie empört.



    Ihre Tochter zuckte nur mit den Schultern. „Ganz
    einfach, so wie du über einer schwachsinnigen Hoffnung alles andere
    stehen und liegen lässt, sogar deine eigene Familie.“


    „Eleanor ist auch ein Teil meiner Familie“,
    wies Darcy sie zurecht.


    Melanie rollte nur mit den Augen. „Ach bitte, du
    mochtest sie doch nicht einmal. Das hat Dad mir zumindest erzählt,
    und dass er keine Lust mehr hatte, an zweiter Stelle zu stehen hinter
    deiner vergeblichen Suche nach ihr, nur damit du dir nicht
    eingestehen musst, dass deine kleine Schwester nie wiederkommt und du
    dich nie bei ihr dafür entschuldigen kannst, was du davor noch zu
    ihr gesagt hast.“



    Dass Darcy ihre Tochter auf ihr Zimmer schickte,
    bemerkte Lily kaum, denn sie war verzweifelt damit beschäftigt, die
    Tränen zurückzukämpfen, die sich während der letzten Sätze in
    ihren Augen gebildet hatten. Dankbar streichelte sie Evoli, das nun
    doch von seiner Position neben ihren Füßen auf ihren Schoß sprang
    und sie mit der Nase anstupste. Ihre Großmutter reichte ihr ein
    Taschentuch und legte tröstend die Hand auf ihre Schulter, eine
    Geste, die Lily nicht von ihr erwartet hätte.



    „Hör nicht auf das, was meine Tochter sagt“,
    meinte auch Darcy. „Sie ist nur wütend, weil ich sie über der
    ganzen Sache vernachlässigt habe, und ihren Vater auch, aber ich
    hatte nun mal keine Wahl. Wenn sie das nicht verstehen...“



    „Aber stimmt es, dass du Mum nicht mochtest?“,
    fragte Lily schniefend.



    Ihre Tante schluckte schwer. „Es stimmt, dass
    wir unsere Differenzen hatten. Eleanor und ich waren, nein, sind
    grundverschieden. Sie war schon immer fröhlich und offen, aber nicht
    sehr verantwortungsbewusst, deshalb sind wir oft aneinander geraten,
    auch wenn wir zusammen gearbeitet haben.“


    „Um uns hat sie sich immer gut gekümmert.“
    Lily konnte nun doch nicht verhindern, dass ihr Tränen über die
    Wangen liefen.


    „Das glaube ich.“ Ihre Tante sah sie
    mitfühlend an. „Und sie war auch wirklich kein schlechter Mensch,
    im Gegenteil. Nur manchmal hat es mich rasend gemacht, wie sie so
    unbekümmert sein konnte und trotzdem von allen so geliebt wurde, und
    bevor sie verschwunden ist, habe ich eine Menge Frust an ihr
    ausgelassen. Das tut mir heute unendlich Leid.“



    „Ihr zwei seid sehr verschieden, und daran bin
    ich sicher auch nicht unschuldig. Aber ihr habt beide eure Stärken
    und Schwächen und habt doch eigentlich gut zusammengearbeitet. Ich
    bin sicher, Eleanor ist dir sehr dankbar für das, was du tust,
    Darcy“, schaltete sich ihre Großmutter wieder ins Gespräch ein.
    „Und du, Lily, musst deiner Tante und deiner Schwester jetzt
    vertrauen, dass sie Eleanor bald wieder finden werden. Hast du mich
    verstanden?“



    „Ja.“ Lily nickte und wischte sich die Tränen
    vom Gesicht. „Danke“, fügte sie an ihre Tante gewandt hinzu.
    Diese nickte nur und lächelte traurig.


    Bevor sie das Haus verließ, warf Lily noch einen
    Blick auf die Bilder, die im Regal standen. Dort gab es ein Porträt
    ihrer Großmutter, als sie noch ein Kimono-Girl gewesen war. Sie
    lächelte und wirkte wesentlich freundlicher, als Lily sie je erlebt
    hatte, und man konnte nur erahnen, was für ein riesiger Unterschied
    zwischen ihrem damaligen und jetzigen Leben liegen musste.



    Außerdem gab es ein Gruppenphoto, das ihre Tante
    mit Melanie und deren Vater zeigte, als sie noch zusammen gelebt
    hatten. Sie wirkten glücklich, und ihre Cousine lächelte mit einem
    Evoli, das nun wohl ihr Nachtara war, auf dem Arm. Es ließ Lily an
    ein Photo denken, das sie zu Hause hatte, auf dem sie selbst mit Rose
    und ihren Eltern zu sehen war. Natürlich war sie damals zu klein
    gewesen, um sich nun daran zu erinnern, doch auf dem Bild wirkten sie
    alle so glücklich, dass es sie beim Betrachten immer etwas traurig
    machte.


    Das letzte Bild zeigte ihre Mutter als junge Frau.
    Ihre braunen Locken, die Lily geerbt hatte, umrahmten ihr hübsches
    Gesicht, und die blauen Augen – Rose' Augen – strahlten sie an.
    Es war ein wunderschönes Bild, und Lily fuhr andächtig mit dem
    Finger darüber.



    „Du siehst ihr ähnlich“, ertönte die Stimme
    ihrer Großmutter hinter ihr. „Bist du noch eine Weile in der
    Stadt? Dann lasse ich dir einen Abzug zukommen.“


    „Das wäre sehr nett. Ich werde sicher noch
    einige Tage lang im Pokémon Center sein.“



    „Ich verstehe.“ Wieder einmal wurde sie
    prüfend gemustert, doch es kamen keine weiteren Fragen, wieso sie
    nicht im Haus übernachten wollte oder ob sie etwa an einem
    Wettbewerb teilnahm. „Grüß deine Schwester, wenn du mit ihr
    telefonierst.“



    „Das werde ich tun. Danke.“ Lily umarmte ihre
    Großmutter und ihre Tante zum Abschied und machte sich dann wieder
    auf den Weg. Es war noch nicht einmal spät am Nachmittag, und doch
    fühlte sie sich so erschöpft, als wäre es weit nach Mitternacht.
    Evoli schien ihre Stimmung zu spüren und trottete brav hinter ihr
    her, wobei es ab und zu aufmunternd ihr Bein anstupste. „Du warst
    heute wunderbar, Evoli.“ Lily streichelte es dankbar und beschloss,
    ihm später eine besondere Leckerei zukommen zu lassen.



    Im Pokémon Center war Alex nirgends zu sehen, was
    Lily ganz recht war. So konnte sie erst einmal nach oben gehen und
    sich das Gesicht waschen und musste sich keinen unangenehmen Fragen
    zu ihrem Tag stellen. Zwar war Alex bisher auf keinen Fall
    aufdringlich gewesen, sondern im Gegenteil sehr verständnisvoll,
    aber er würde sicher fragen, was passiert war, und es wäre ihr
    schwer gefallen, ihm dann zu sagen, dass sie nicht darüber sprechen
    wollte.



    Mit einer Person wollte sie nun aber dringend
    reden, also zog sie ihren PokéCom aus der Tasche und wählte die
    Nummer ihrer Schwester.



    „Lily, ist alles in Ordnung bei dir?“, meldete
    diese sich auch sofort.


    Beim vertrauten Klang von Rose's Stimme atmete das
    Mädchen instinktiv auf. „Na ja, es geht. Wieso fragst du?“


    „Weil du nicht das Bildtelefon benutzt. Ist
    etwas vorgefallen bei Großmutter?“ Wieder einmal hatte sie den
    Nagel auf den Kopf getroffen.


    Lily berichtete in groben Zügen von den Dingen,
    die dort vorgefallen waren. Ihre Schwester seufzte. „Es tut mir
    Leid, dass du da durch musstest. Vielleicht wäre ich doch besser
    mitgegangen.“


    „Du kannst mich ja nicht immer und vor allem
    beschützen“, erwiderte Lily. „Sag mal...“ Sie wusste nicht, ob
    sie es fragen konnte, doch wenn sie es nicht tat, würde ihr die
    Sache wohl ewig keine Ruhe lassen. „Hasst du mich eigentlich?“


    „Wie bitte? Wie kommst du denn darauf? Hat deine
    Großmutter das etwa behauptet?“ Rose klang schockiert. „Natürlich
    hasse ich dich nicht, wie könnte ich denn!“


    „Na ja, weil du doch auch alles für mich
    aufgegeben hast, deine Karriere als Koordinatorin und deine Freunde
    und...“



    „Lily, hör mir jetzt ganz genau zu.“ Rose
    sprach in langsamem Ton auf sie ein. „Ich habe die Wettbewerbe
    aufgegeben und bin nach Hause zurückgekehrt, weil du mir wichtiger
    warst als all das. Ich wollte mit dir zusammenleben. Nicht aus
    Pflichtgefühl, sondern weil ich dich wirklich, ganz ehrlich sehr,
    sehr lieb habe. Daran darfst du niemals zweifeln, versprichst du mir
    das?“



    „Versprochen.“ Zum zweiten Mal an diesem Tag
    wischte Lily sich die Tränen aus den Augen. „Ich hab dich auch
    sehr lieb.“



    „Und lass dich nicht zu sehr von dem
    runterziehen, was deine Großmutter oder Melanie gesagt haben, ja?
    Weder ist eine von uns verpflichtet, ein Kimono-Girl zu werden, noch
    sind wir oder Mum schuld daran, dass Tante Darcy und ihr Mann sich
    getrennt haben.“


    „Ist gut.“ Woher hatte ihre Schwester nur
    gewusst, dass diese Dinge ebenfalls an ihr nagten? Wie so oft
    verblüffte sie Lily. „Und danke, Rose.“


    „Wofür bedankst du dich?“, fragte diese.


    „Dafür, dass du mich nicht bei Großmutter
    leben lässt. Und... einfach für alles.“ Sie konnte nicht gut in
    Worte fassen, was sie fühlte, aber die Ereignisse des Tages hatten
    ihr gezeigt, wie viel sie ihrer Schwester doch verdankte.


    „Hör auf, du machst mich ganz verlegen“,
    wehrte Rose ab, doch Lily konnte hören, wie sie lächelte. „Melde
    dich, wenn noch etwas sein sollte.“


    „Das werde ich. Bis morgen dann.“ Sie legte
    auf und ging ins Bad, wo sie versuchte, sich wieder halbwegs
    herzurichten, um Alex beim Abendessen keinen Schreck einzujagen. Die
    leichte Rötung ihrer Augen konnte sie nicht verschwinden lassen,
    aber davon abgesehen sah sie aus wie immer, als sie nach unten in die
    Kantine ging. Tatsächlich wartete der Junge dort schon und winkte
    sie zu einem Fensterplatz.


    „Ich wollte dich gerade anklingeln und Bescheid
    sagen, dass wir wieder hier sind“, sagte der Junge. „Dein Endivie
    hat dich schon vermisst.“



    Lily lächelte ihr Pokémon an. „Na, hattet ihr
    einen schönen Tag?“


    „Zumindest einen erfolgreichen“, antwortete
    Alex stattdessen. „Das Training lief sehr gut, in ein paar Tagen
    würde ich gern Jens herausfordern. Bis dahin würde ich gern noch
    mehr trainieren und etwas von der Stadt sehen. Nimmst du eigentlich
    am Wettbewerb teil?“ Er deutete auf das schwarze Brett am Eingang
    zur Kantine.


    „Der ist in vier Tagen, oder? Klar, können wir
    morgen vorbeigehen, damit ich mich anmelden kann?“ Zwar stand ihr
    momentan überhaupt nicht der Sinn nach Wettbewerben, aber wenn sie
    diese Nacht über den Ereignissen schlief, würde das sicher am
    nächsten Tag schon ganz anders aussehen, und schließlich hatte sie
    Rose ja versprochen, ordentlich mit ihren Pokémon zu trainieren und
    kein Trübsal zu blasen.



    „Können wir machen. Gehen wir dann auch zum
    Tanztheater? Deine Großmutter wäre nicht zufällig so nett, uns
    eine Führung zu geben?“



    Lily verzog das Gesicht. „Das bezweifle ich.“


    Alex musterte sie, und für einen Moment blieb
    sein Blick an ihren geröteten Augen hängen. Doch er sagte nichts
    dazu und schlug stattdessen vor, die Turmruine zu besuchen, wofür
    Lily ihm sehr dankbar war.


    Nach dem Abendessen zog sie sich bald auf ihr
    Zimmer zurück, wo sie nach vielen wirren Gedankengängen und einigen
    weiteren Tränen völlig erschöpft einschlief.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • Tut mir Leid, dass ich so lange nichts hochgeladen habe! >.< Ich wollte erst auf Kommentare warten, damit ihr nicht zu viel auf einmal lesen müsst, und dann habe ich es schlicht vergessen. ^^;


    Aber hier kommt nun Kapitel 14, und fünf weitere Kapitel sind schon geschrieben und folgen demnächst. :)



    Kapitel 14: Ruhepause


    „Ein bisschen gruselig sieht es ja schon aus“, meinte Lily und ließ ihren Blick unsicher über die Turmruine schweifen. Zwar war sie vorher schon einige Male in Teak City gewesen und hatte dabei auch die Überreste des ehemaligen Monuments besucht, doch die Vorstellung, dieses Mal ohne Begleitung ihrer Mutter oder Schwester hineinzugehen, behagte ihr trotz der sengenden Vormittagshitze nicht unbedingt.
    „Ach, er wäre kaum für Besucher offen, wenn es drinnen gefährlich wäre. Aber schön kühl dürfte es sein“, erwiderte Alex, der neben dem zögernden Mädchen stehen geblieben war. „Na los, du hast schließlich deine Pokémon dabei. Wobei ich Evoli vielleicht lieber auf den Arm nehmen würde, bevor es irgendwo hin verschwindet.“
    Der Junge hatte Recht, und so folgte Lily seinem Rat und griff nach ihrem Normalpokémon, bevor sie hinter Alex, Bisasam und Endivie zögerlich die Ruine betrat.
    Im Inneren war es tatsächlich kühl, aber auch nicht sehr hell, wodurch eine seltsame Stimmung entstand. Aus der Tür und durch das kaputte Dach scheinende Lichtstrahlen erinnerten daran, dass draußen helllichter Tag war, und das Zwielicht im Inneren wirkte so nur noch befremdlicher. Außerdem hätte sie schwören können, einige geistähnliche Silhouetten in der Ecke schweben gesehen zu haben, aber vielleicht waren das nur einige der Smogon, die im Reiseführer erwähnt wurden, und deren giftige Ausdünstungen verursachten das leichte Unwohlsein, das sie verspürte.
    Lily umklammerte ihr Evoli etwas fester und schloss zu Endivie auf, das mit Bisasam dem forsch voranschreitenden Alex nachlief.
    „Guck mal, hier unten sollen die drei legendären Biester gelebt haben.“ Alex lehnte sich ein Stück weit über eine Absperrung und deutete auf das untere Geschoss, welches durch den fehlenden Boden zu sehen war. Lily blickte auf die Stelle, die seine Hand anzeigte, und konnte nicht leugnen, dass sie beeindruckt war. Allein schon die Tatsache, dass sie sich an einem Ort befanden, der möglicherweise einmal Schauplatz von Ereignissen geworden war, die sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnte, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Gleichzeitig war ihr etwas mulmig zumute, nicht wegen der potenziell gefährlichen Pokémon, sondern weil das große Loch im Boden vor ihr sie daran erinnert hatte, wie morsch der Boden in der Ruine war.
    „So langsam ist mir nach einem schönen Mittagessen, was sagst du?“, fragte sie deshalb ihren Begleiter, in der Hoffnung, er würde darauf eingehen und sie könnten die Ruine verlassen.
    Dieser zuckte mit den Schultern. „Klar, wieso nicht? Viel zu sehen gibt es hier eh nicht mehr.“
    Sie gingen also durch das Halbdunkel auf den Lichtfleck zu, der den Ausgang signalisierte, und als die wieder im Tageslicht stand, atmete Lily unwillkürlich etwas auf. Leider war es inzwischen auch Mittag und somit beinahe unerträglich heiß geworden, sodass die Kinder beschlossen, nicht groß zu suchen und sich gleich in einem nahe liegenden Restaurant jeweils eine Schüssel mit Gemüse und Tofu, einer der lokalen Spezialitäten, zu bestellen.
    „Hast du schon eine Idee, wie du in der Arena vorgehen willst?“, erkundigte sich Lily, während sie auf ihr Essen warteten.
    Alex nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas. „Nun, Jens setzt ja Geistpokémon mit Gift als Zweittyp ein, also dachte ich, mit Noctuh stehen meine Chancen vielleicht nicht schlecht. Bisasam sollte ich eher nicht einsetzen. Tut mir Leid, Kumpel“, sagte er mit Blick auf sein Pflanzenpokémon, welches mit Endivie und Evoli um eine große Schüssel mit Wasser und Gemüse saß. „Mogelbaum machen Giftattacken nicht viel aus, und wenn wir noch etwas trainieren, lernt es vielleicht noch eine der Unlichtattacken, die es laut PokéDex könnte.“
    „Das könnte funktionieren, ja. Wir werden auf jeden Fall dabei sein und dir die Daumen drücken, stimmt's, Endivie?“
    „Das ist nett.“ Alex lächelte etwas verlegen. „Dieses Mal sehe ich mir auch deinen Wettbewerb an, ohne dass Bisasam mich hinschleifen muss. Weißt du schon, was du in der ersten Runde vorführen willst?“
    „Ungefähr. Mir sind durch den Pokéathlon ein paar Ideen gekommen, aber wir müssen auf jeden Fall noch viel trainieren. Dieses Mal würde ich gern wieder ein bisschen weiter kommen als beim letzten Mal.“ Angemeldet hatte Lily sich schon auf dem Weg zur Turmruine. Zwar freute sie sich irgendwie auf den Wettbewerb, und auch das Training mit ihren Pokémon machte ihr natürlich Spaß, aber sie war im Herzen immer noch mit den Ereignissen des Vortages, nein, eigentlich der gesamten letzten Tage beschäftigt und fragte sich, ob sie momentan überhaupt in der Verfassung war, halbwegs gut abzuschneiden – ganz abgesehen davon, dass es ihr immer noch an Erfahrung vor allem im Kämpfen fehlte.
    „Wir können gerne wieder zusammen trainieren“, schlug Alex vor, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    „Das würde ich gern.“ Lily lächelte ihn dankbar an. „Heute würde ich gern mit Endivie allein üben, aber für morgen nehme ich das Angebot an.“
    Ihr Essen wurde serviert, und so widmeten sie sich erst einmal der Aufgabe, ihre Mägen zu füllen. Allerdings nicht so voll, dass sie auf dem Rückweg zum Pokémon Center nicht noch ein Eis vertrugen, welches sie rasch aufessen mussten, damit es ihnen nicht aus der Hand schmolz. Die Sonne brannte so sehr vom Himmel, dass Lily überlegte, ob sie sich nicht einen Sonnenschirm zulegen sollte, als sie an einem entsprechenden Schaufenster vorbeikamen. Zumindest war sie froh, dass Rose ihr noch eine Tube Sonnenschutz eingepackt hatte.
    Die Kinder verabredeten, sich gegen sieben Uhr wieder im Center zu treffen, dann ging Alex wie am Vortag auch wieder seinem Training nach, während Lily sich mit einer frischen Wasserflasche ebenfalls auf den Weg machte. Sie erinnerte sich an einen kleinen Park mit einem Teich, der nicht weit vom Glockenturm nahe der östlichen Stadtgrenze lag, und diesen wollte sie nun aufsuchen.
    Nach einigem Herumirren fand sie mit Hilfe einer netten Passantin den Park auch tatsächlich wieder und ließ sich erst einmal auf einer Bank nieder, um einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche zu nehmen, bevor sie begann, mit Endivie eine Vorführung für den Wettbewerb einzuüben. Durch den Pokéathlon inspiriert, ließ sie das kleine grüne Pokémon erst mit einem, dann mit zwei Bällen jonglieren. Anfangs hatte es damit noch Schwierigkeiten, doch nach einer Weile wurde es geschickter im Einsatz seiner Ranken, und als es auch einen dritten Ball immerhin für kurze Zeit in der Luft halten konnte, beschloss Lily, für diesen Tag Schluss zu machen und ihnen allen den wohlverdienten Feierabend zu gönnen.
    Sie selbst nahm wieder auf der Bank im Schatten platz, Evoli neben ihr und Endivie etwas weiter weg an einer sonnigen Stelle im Gras. Lily ließ ihre Gedanken baumeln und nahm sich Zeit, um ein bisschen Ordnung in ihre chaotischen Gefühle zu bringen. Am Vortag war sie einfach nur völlig erschöpft gewesen und in ihrem Kopf hatte sich alles gedreht, aber nun konnte sie endlich in Ruhe über einige Dinge nachdenken.
    Nach einer Weile riss sie jedoch ein Geräusch aus ihren Gedanken. Lily blickte sich um, doch keines ihrer Pokémon schien etwas wie „mäh!“ von sich gegeben zu haben. Hatte sie vielleicht einen Hitzschlag abbekommen?
    Doch dann hörte sie es wieder, diesmal näher. Nun sah sie auch, wie ein Voltilamm sich dem Teich näherte, um daraus zu trinken. Danach warf es einen skeptischen Blick auf Endivie, das in der Nähe lag und immer noch Photosynthese zu betreiben schien, und dann zu Lily.
    „Keine Angst, ich tu dir nichts“, sagte diese freundlich. Ihr Evoli sprang jedoch von der Bank und rannte auf das blaue Elektroschaf zu, um es neugierig zu mustern. Voltilamm erwiderte den Blick mäßig interessiert und trottete dann in den Schatten, um sich nicht weit von Lily niederzulassen.
    „Dir ist auch heiß, hm? Kein Wunder, bei dem dicken Fell.“ Bei solchen Temperaturen taten Pokémon wie Voltilamm oder auch Evoli dem Mädchen immer etwas Leid. „Ich wünschte ja, ich könnte dich scheren oder so, aber dazu fehlen mir das Können und die Ausrüstung.“ Außerdem waren wilde Pokémon bisher auch ganz gut ohne die Einmischung von Menschen ausgekommen.
    Sie saß noch eine Weile schweigend auf ihrer Bank und ließ ihre Gedanken schweifen, bevor sie sich gegen halb sieben, als es langsam dämmerte, auf den Weg zurück ins Pokémon Center machte. Als sie sich von Voltilamm verabschiedete, hob es kurz den Kopf und es schien ihr fast, als sollte sein „mäh“ sie ebenfalls grüßen.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel

  • So, wie versprochen kommt auch schon Nachschub, diesmal gleich zwei Kapitel, da sie zusammengehören. Viel Spaß! :)



    Kapitel 15: Selbstbeherrschung


    „Denkt dran, dieses Mal spielen wir auf Sieg!“ Lily gab sich selbstsicherer, als sie sich fühlte, doch das sollten ihre Pokémon lieber nicht bemerken. Vielleicht konnte sie sich ja auch selbst einreden, dass sie es schaffen würde, wenn sie nur fest genug daran glaubte.
    Evoli tänzelte jedoch wie immer fröhlich um sie herum, und auch Endivie blickte entschlossen drein, nachdem es einen aufmunternden Rankenklopfer von Bisasam bekommen hatte. Dessen Trainer nickte Lily aufmunternd zu und machte sich dann mit seinem Pokémon auf den Weg zur Zuschauertribüne, um sich schon einmal einen guten Platz zu sichern.
    „Gehst du so auf die Bühne?“, wurde Lily plötzlich von hinten angesprochen, als sie sich ihrerseits auf den Weg zum Teilnehmerraum begeben wollte. Als sie herumfuhr, standen ihre Großmutter sowie ihre Tante und deren Tochter in der Lobby.
    „Was macht ihr denn hier?“, fragte sie überrascht. Ihre Großmutter hasste doch Wettbewerbe, und Tante Darcy war immer beschäftigt. Melanie schien ebenfalls nicht so, als wäre sie gern gekommen, wenn man aus ihrer verdrießlichen Miene schloss.
    „Ich wollte mir einmal ansehen, was du so machst. Schließlich bist du immer noch meine Enkelin, auch wenn diese Wettbewerbe mir widerstreben“, erklärte die alte Dame in einem selbstverständlichen Tonfall. „Viel Wert auf Eleganz wird ja hier anscheinend nicht gelegt“, fügte sie mit einem abschätzigen Blick auf Lilys Kleidung hinzu.
    „Ich bin doch ordentlich angezogen...“ Für ihr Alter fand Lily sich angemessen gekleidet mit Faltenrock und frischer Bluse, vor allem wenn sie sich die anderen Koordinatoren ansah, von denen viele ihre normalen Reiseoutfits mit teilweise recht grellen, bunt kombinierten Kleidungsstücken trugen.
    „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Ihre Großmutter ging gar nicht auf ihren Protest ein und öffnete eine große, längliche Schachtel, die Darcy bisher für sie getragen hatte. Gut verpackt kam ein leichter, rosafarbener Kimono hervor, der mit weißen Blüten verziert war.
    „Den kann ich doch nicht anziehen“, protestierte Lily.
    „Natürlich kannst du, wieso denn nicht? Teak City ist schließlich wie gemacht dafür, auch bei so einer... Veranstaltung im Kimono aufzutreten.“
    „Mag ja sein, aber ich kann den wirklich nicht anziehen, ich weiß doch nicht wie.“ Schön war er schon, das musste Lily zugeben, aber sie würde sich etwas komisch vorkommen, wenn sie darin am Wettbewerb teilnehmen müsste. „Außerdem sind nur noch zehn Teilnehmer vor mir dran...“
    „Ich helfe dir selbstverständlich – das wird eine Sache von wenigen Minuten.“ Ihre Großmutter ließ keine Widerrede zu und steuerte zielstrebig auf die Sanitäranlagen der Halle zu, wo sie Lily in eine Kabine drängte und ihr dort mit geübten Handgriffen den Kimono anzog. Mehrmals schnappte das Mädchen nach Luft, als der breite Gürtel fest um ihre Taille gezogen wurde. Ihre Pokémon beobachteten die Prozedur reichlich verwundert.
    „So, und jetzt ab auf die Bühne mit dir. Vergiss nicht, kleine Schritte zu machen und gerade zu stehen!“
    Da sie tatsächlich kaum mehr als trippeln konnte, erreichte Lily nur knapp vor Aufruf ihrer Nummer den Warteraum. „Denk daran, was wir trainiert haben, Endivie. Wir schaffen das!“, redete sie dem Pflanzenpokémon noch gut zu, bevor sie gemeinsam auf die Bühne gingen. Sie war froh, dass sie sich nicht viel bewegen, sondern nur das Kommando zum Start geben musste, auf welches Endivie begann, die Bälle, die Lily ihm zuwarf, mit seinen Ranken zu jonglieren. Nach einigen Runden beendete es die Vorführung dann damit, alle Bälle gleichzeitig in die Luft zu werfen und mit einer gezielten Rasierblattattacke zu zerschneiden, sodass ihre funkelnde Füllung - Lily hatte im Bastelgeschäft Glitzerstaub gekauft – sich über die Bühne ergoss.
    Nachdem er Applaus des Publikums abgeklungen war, erfolgte die Bewertung durch die Jury. Die freundliche Schwester Joy bezeichnete Endivie als „bezaubernd“, und ein streng gekleideter älterer Herr lobte den Einsatz der Requisiten. Dann durften sie sich zurückziehen, wobei Lily darauf achten musste, nicht über den Saum ihres Kimonos zu stolpern.
    Kaum war sie hinter der Bühne, klingelte ihr PokéCom, und eine Textnachricht von Alex erschien auf dem Bildschirm. „Tolle Vorführung, aber was soll die Verkleidung?“
    Lily seufzte und tippte ebenfalls eine Nachricht. „Danke. Meine Großmutter ist hier, deshalb komm in der Pause besser nicht zu mir. Entschuldige, ich erkläre dir alles später.“
    Dann ging sie in die Lobby, wo wie vermutet schon ihre Familie wartete. „Deine Haltung lässt wirklich zu wünschen übrig“, tadelte ihre Großmutter sie, noch bevor sie etwas zur Vorführung sagen konnte.
    „Aber du warst wirklich gut“, sagte Darcy und lächelte ihr aufmunternd zu. Vermutlich war sie die gut gemeinten, aber nicht gerade freundlichen Kommentare ihrer Mutter gewöhnt.
    Diese musterte sie immer noch kritisch. „Diese kringeligen Haare passen nicht ins Gesamtbild.“
    Lily musste sich beherrschen, keinen Flunsch zu ziehen, denn ihre Haare waren nun einmal lockig, das brauchte man ihr nicht vorzuhalten.
    „Ich glätte sie für dich“, bot überraschend Melanie an, die bisher mit teilnahmslosem Gesicht daneben gestanden hatte. Wieder wurde Lily ins Bad geschleift, wo ihre Cousine ein kleines Glätteisen aus der Tasche holte und anfing, Lilys Haare Strähne für Strähne hindurchzuziehen.
    „Übrigens sollte, äh, wollte ich mich bei dir wegen neulich entschuldigen.“
    „Oh.“ Überrascht blickte Lily das ältere Mädchen im Spiegel an. „Äh, ist schon gut.“
    „Es war nicht nett, was ich gesagt habe über deine Mutter und so. Aber irgendwie hab ich über der ganzen Sache ja auch meine Mum verloren, sozusagen.“ Mit gleichgültiger Miene, die Lily nun als zumindest teilweise gespielt begriff, arbeitete sie weiter an ihren Haaren.
    „Ich verstehe schon.“ Sie lächelte halbherzig, doch innerlich wollte sie ihre Cousine anschreien, sie solle ihre Situation nicht mit Lilys vergleichen. Wenn jemand das Recht hatte, traurig und wütend auf die Welt zu sein, war sie es, nicht Melanie. Stattdessen schwieg sie und betrachtete sich im Spiegel. Mit den glatten Haaren sah sie Rose etwas ähnlicher als sonst. Rose, die sich nach außen hin immer ruhig und freundlich gab, hielt sicher auch einiges an Gefühlen in ihrem Inneren zurück.
    „Hübsch siehst du aus, Lily.“ Ihre Tante war hereingekommen und bedachte sie nun mit einem traurigen Lächeln. Ob sie an ihre eigene Schwester dachte, der Lily angeblich ähnelte? „Du bist übrigens in die nächste Runde aufgerückt, das wurde gerade angezeigt.“
    „Danke.“ Sie konnte sich nicht so recht über die Mitteilung freuen, bemühte sich aber, fröhlich auszusehen, als sie zusammen in die Lobby zurückkehrten, wo ihre Großmutter in einem Sessel saß.
    „Viel besser. Jetzt müsstest du nur noch etwas gerader stehen.“ Offenbar konnte die alte Dame nicht loben, ohne gleichzeitig zu kritisieren, jedenfalls arbeiteten sie, bis Lily wieder auf die Bühne musste, an ihrer Haltung.
    Ihr erster Gegner stellte mit seinem Hoothoot keine große Herausforderung dar, da sie das Training mit Alex' Noctuh gewohnt war. Überhaupt hatten sie die letzten Tage viel mit dem Jungen geübt und war etwas sicherer im Kämpfen geworden, sodass sie auch den nächsten Gegner, ein Mädchen mit einem Quiekel, nach einigen Runden besiegen konnte. Bevor sie überhaupt wusste, wie ihr geschah, rückte Lily schließlich ins Finale des Wettbewerbs.
    In der kurzen Pause vor dem letzten Kampf wollte sie sich und ihren Pokémon noch einen Schluck Wasser gönnen, als ihr PokéCom sich wieder meldete. „Ihr habt es fast geschafft! Bisasam und ich drücken euch die Daumen!“ Lily lächelte, als sie ihren Pokémon die Nachricht vorlas, und dachte dankbar an Alex, der nun sicher mit seinem Bisasam auf der Tribüne saß und mit ihr mitfieberte.
    Sie betrat wieder die Bühne und versuchte, nicht an ihre Familie zu denken, die im Publikum saß. Stattdessen suchte sie unter den Zuschauern nach Alex, der ihren Blick bemerkte und ihr aufmunternd zuwinkte. Entschlossen schickte Lily nun ihr Evoli in den Kampf gegen das Forstellka eines Mädchens in ihrem Alter.
    Der Countdown begann zu laufen, doch Lily wusste nicht, wie sie angreifen sollte. Das gegnerische Pokémon hatte keine Schwäche außer Feuer, und Evolis Attacken würden vermutlich nur dazu führen, dass ihr eigenes Pokémon verletzt wurde. Sie befahl Evoli, erst einmal Sandwirbel einzusetzen, um dem Gegner die Sicht zu erschweren, und ging im Kopf fieberhaft ihre Möglichkeiten durch. Tatsächlich verfehlte Forstellkas Angriff Evoli zunächst und verringerte die Punkte von Lilys Gegnerin, doch als sie daraufhin aus Mangel an Alternativen einen erneuten Sandwirbel startete, wirkte sich dies aufgrund der Wiederholung auch auf ihren eigenen Punkestand negativ aus.
    Das andere Mädchen schien genervt zu sein und befahl Forstellka einen Käferbiss, der eigentlich nicht verfehlen konnte, doch Evoli schien wenig erbaut ob der Aussicht, zwischen den Panzer des Stahlkäfers zu geraten, und vergrub sich blitzschnell im Sand, der sich inzwischen auf dem Kampffeld türmte. In diesem Moment kam Lily eine Idee. „Evoli, setz Schaufler ein!“ Sie wusste, dass ihr Pokémon diese Attacke lernen konnte, aber bisher hatte es sie noch nie eingesetzt. Doch sie hatte Glück und das Normalpokémon grub sich tatsächlich durch die Sandhügel, bis es unter seinem Gegner war und ihm mit dem Bodenangriff zumindest mehr schaden konnte als mit Biss oder Kopfnuss, und die Punkte ihrer Kontrahentin verringerten sich sichtlich. Diese Prozedur wiederholten sie einige Male, wobei die gegnerischen Punkte weiter sanken, Lilys eigene jedoch ebenfalls, da die Wiederholung einer Attacke nicht unbedingt als elegant gewertet wurde. Doch sie hatte keine Wahl, ebenso wie ihre Gegnerin, sodass diese kurz vor Ablaufen der fünf Minuten und bei ungefährem Punktegleichstand einen verzweifelten Befehl erteilte: „Forstellka, Finale!“
    Der runde Käfer begann in seiner Schale zu glühen, bis eine Explosion ausgelöst wurde. Lily konnte gerade noch „Evoli, Schutzschild!“ brüllen, bevor der Sand, den ihr Pokémon zuvor produziert und dann als Schutz benutzt hatte, aufgewirbelt wurde und ihr und allen Anwesenden in der Halle die Sicht nahm.




    Kapitel 16: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen


    Der Sandsturm legte sich, doch es dauerte noch einige Momente, bis Lilys Augen sich vom grellen Lichtschein der Explosion erholt hatte. Sie hoffte, dass Evoli von sich aus Schutzschild eingesetzt hatte, doch als sie aufs Kampffeld blickte, lag ihr Pokémon ebenso besiegt da wie das ihrer Gegnerin.
    Die Zeit war abgelaufen und beide Kontrahenten kampfunfähig, also musste die Jury entscheiden, wer den Wettbewerb gewonnen hatte. Während dort also diskutiert wurde, ging Lily zu ihrem Pokémon und nahm es vorsichtig auf den Arm. „Alles in Ordnung bei dir, Evoli?“
    Das kleine braune Wesen nickte schwach und kuschelte sich dann an seine Trainerin, bevor es wieder die Augen schloss.
    „Die Jury verkündet nun die Siegerin des Wettbewerbs“, meldete sich die Moderatorin zu Wort.
    „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, da beide Teilnehmerinnen so wunderbar gekämpft haben.“ Typisch für Schwester Joy wollte sie niemandes Gefühle verletzen.
    Der ältere Mann neben ihr, dessen Namen Lily sich nie merken konnte, räusperte sich und sprach dann ebenfalls. „Der Kampf war bis zum Ende spannend, und es ist schade, dass wir keine zwei Siegerinnen küren können. Deshalb geht das Band an diejenige, die aus der Macht der Verzweiflung ein wunderschönes Lichtspiel gemacht hat. Herzlichen Glückwunsch, Dara aus Azalea City!“
    Die Menge begann zu applaudieren, und Lily verließ die Bühne. Sie war enttäuscht, nicht einmal unbedingt, weil sie verloren hatte, und das auch noch so knapp, sondern weil sie ausgerechnet diesen Wettbewerb verloren hatte. Gerade dieses Mal, wo ihre Großmutter im Publikum saß, hätte sie so gern zeigen wollen, dass sie auch etwas konnte. Vielleicht hätte sie dann Wettbewerbe weniger als Zeitverschwendung angesehen, oder wäre zumindest stolz auf Lily gewesen.
    Mit Evoli, das weiterhin in ihren Armen schlief, ging sie durch den Raum hinter der Bühne, um ihre Tasche und Endivie zu holen, und dann weiter in die Lobby. Eigentlich wollte sie am liebsten sofort ins Pokémon Center, um ihr Pokémon versorgen zu lassen, aber sie musste sich wenigstens kurz von ihrer Familie verabschieden.
    Diese drängte sich schon bald mit den anderen Zuschauern durch den Ausgang und steuerte auf sie zu.
    „Geht es deinem Evoli gut?“, erkundigte ihre Tante sich, sobald sie bei Lily angekommen waren.
    „Das wird schon wieder, wenn ich es gleich behandeln lasse“, erwiderte Lily und warf dann ihrer Großmutter einen besorgten Blick zu.
    „Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen“, meinte die alte Dame jedoch nur. Dabei wirkte sie weder besonders böse, noch schien es, als wollte sie Lily damit trösten. Es war einfach nur eine Feststellung, und das Mädchen wusste nicht genau, wie es darauf reagieren sollte.
    „Ich sollte dann mal mit Evoli ins Pokémon Center gehen“, verabschiedete sie sich also. „Vielen Dank, dass ihr gekommen seid.“ Dann drehte sie sich um und wollte schon losgehen, als ihre Großmutter sie noch einmal zurück rief.
    „Das hier wollte ich dir noch geben.“ Aus dem Gürtel ihres Kimono zog sie einen Umschlag und drückte ihn Lily in die Hand. „Das Bild deiner Mutter, das ich dir versprochen habe.“
    „Danke.“ Gerührt nahm Lily den Umschlag entgegen und wollte ihn einstecken, als ihr auffiel, dass sie selbst ebenfalls noch im Kimono war. „Ähm... ist es okay, wenn ich dir den Kimono später wiedergebe? Ich würde jetzt wirklich gerne Evoli versorgen lassen.“ Ausziehen konnte sie das komplizierte Kleidungsstück auch alleine.
    Die alte Dame musterte sie, dann sagte sie: „Behalte ihn. Er steht dir.“ Sie nickte Lily noch kurz zu und wandte sich dann zum Gehen. Darcy umarmte Lily zum Abschied und Melanie hob missmutig die Hand, bevor die beiden sie ebenfalls verließen. Eine Weile stand Lily da und sah ihnen nach, außerdem wollte sie ihnen einen Vorsprung geben, bevor sie sich selbst auf den Weg machte.
    Im Pokémon Center gab sie Evoli in die Obhut von Chaneira und ging dann erst einmal zu den Bildtelefonen, um Rose anzurufen.
    „Hallo, Lily, sag nicht, Großmutter war bei deinem Wettbewerb?“, meldete sich ihre Schwester und warf einen erstaunten Blick auf Lilys Kimono.
    „Du hast es erraten. Leider bin ich aber nur Zweite geworden.“ Lily berichtete vom Finalkampf und dessen knappem Ausgang. „Na ja, da kann man eben nichts machen“, versuchte sie, es tapfer zu nehmen.
    „Zweite zu sein heißt doch, dass nur ein Teilnehmer besser war als du“, sagte Rose aufmunternd. „Und nächstes Mal gewinnst du sicher, so weit, wie du jetzt schon gekommen bist.“
    „Vor allem wenn ich mich dann wieder bewegen kann.“ Lily lachte. „So ein Kimono ist wirklich ziemlich unbequem.“
    Ihre Schwester fiel in ihr Gelächter ein. „Wem sagst du das. In den Ferien, wenn ich bei Großmutter war, wurde ich immer in einen gesteckt und musste dann gerade laufen und sitzen üben.“
    „Scheint doch funktioniert zu haben?“ Rose hatte wirklich einen sehr aufrechten Gang und eine elegante Art zu sitzen. „Vielleicht übe ich das jetzt auch öfter.“ Lily grinste.
    „Tu, was du nicht lassen kannst.“ Sie plauderten noch eine Weile über dies und das, dann wollte Lily wieder nach ihrem Pokémon sehen und verabschiedete sich.
    Inzwischen war Schwester Joy zurückgekehrt und untersuchte Evoli im Behandlungszimmer.
    „Es ist nur erschöpft, ansonsten fehlt ihm nichts. Wenn du es bis morgen hier lässt, wird es wieder ganz fit werden.“ Sie zog ihre Handschuhe aus und bedeutete Chaneira, das braune Pokémon in den Ruheraum zu bringen. „Übrigens wart ihr sehr gut beim Wettbewerb heute. Ich habe für euch gestimmt, aber die beiden Herren aus der Jury waren mehr für Krawall und Explosionen. Mir wäre es natürlich lieber, wenn die Pokémon sich nicht in solche Gefahren bringen würden...“
    Lily bedankte sich und stimmte ihr zu, dann ging sie wieder in die Lobby, um nach Alex Ausschau zu halten. Bevor sie ihn selbst sah, hatte Endivie jedoch schon sein Bisasam entdeckt und flitzte auf es zu. Während das Samenpokémon es freundlich begrüßte, ging Lily zu dessen Trainer.
    „Tut mir Leid, dass ich ohne dich gegangen bin, aber ich wollte Evoli gern behandeln lassen, und ich hatte keine Hand frei, um den PokéCom zu bedienen.“
    „Kein Problem.“ Alex winkte ab. „Ich hab mir schon so was gedacht, und du hast ja vorher gesagt, dass deine Familie da war. Geht es Evoli gut?“
    „Ja, morgen soll es wieder ganz fit sein. Ach ja, danke fürs Daumendrücken vorhin.“
    „Nichts zu danken. Es ist schade, dass du nicht gewonnen hast, du hättest es verdient. Aber was soll denn nun die Verkleidung?“ Der Junge grinste.
    „Ach, der Kimono?“ Auch Lily konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Meine Großmutter hat mich da reingesteckt, damit ich ordentlich angezogen bin. Ziemlich schick, oder?“
    „Absolut. So solltest du unbedingt durch die Stadt laufen“, scherzte Alex.
    „Vielleicht tue ich das auch“, gab Lily gespielt gestelzt zurück. Es war gar keine so schlechte Idee – allein konnte sie den Kimono nicht anziehen, also sollte sie die Gelegenheit lieber nutzen, wenn sie darin gehen üben wollte. „Ich werde jetzt sofort zu einem Spaziergang aufbrechen. Endivie, komm, lass uns promenieren.“
    Widerwillig trennte das Pflanzenpokémon sich von seinem Freund und folgte Lily. „Ich werde noch etwas trainieren, wir sehen uns dann beim Abendessen!“, rief Alex ihr noch nach.
    Sie folgte wieder dem Weg zu dem kleinen Park, den sie schon zuvor besucht hatte und der Endivie so gut gefallen hatte. Als sie sich auf der Bank im Schatten niederließ, kam ihr Bekannter, das Voltilamm, auf sie zugetrottet und mähte zur Begrüßung. Gedankenverloren gab sie ihm ein Leckerli und streichelte es, während sie über die Worte ihrer Großmutter sinnierte. „Sollte das eine Aufmunterung sein? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen...“
    In diesem Moment landete etwas großes orangefarbenes vor ihr und ließ sie aufschrecken. „Hallo, Lily“, begrüßte Aidan sie, als er von seinem Glurak stieg.
    „Hallo.“ Perplex grüßte das Mädchen zurück.
    „Ist das dein Voltilamm?“ Er deutete auf das Schafpokémon, welches misstrauisch vor ihm zurückgewichen war, bevor er sich zu Lilys anderer Seite auf die Bank setzte.
    „Nein, aber ich habe es schon einmal hier getroffen. Es ist ein ziemlicher Zufall, dass wir uns schon wieder über den Weg laufen, oder?“ Damit meinte sie nicht Voltilamm, sondern den jungen Mann. Eigentlich würde sie unglaublich gern fragen, was er bei ihr daheim in Dukatia City gewollt hatte, doch da sie Rose gegenüber so getan hatte, als wüsste sie nichts von der Sache, konnte sie das schlecht tun.
    „Zufall...“, murmelte Aidan und blickte nachdenklich auf den Teich in der Mitte des Parks. Dann nahm er wieder seine übliche Haltung an und wechselte das Thema. „Wieso trägst du einen Kimono?“
    „Ach, das...“ Lily lachte nervös. „Das ist wegen des Wettbewerbs vorhin.“
    „Oh, wie ist es denn gelaufen?“ Er sah ehrlich interessiert aus, wie er sie so anblickte.
    Lily merkte, wie sie wieder errötete, hoffte aber, dass es im Schatten nicht auffallen oder er es auf die Hitze schieben würde. „Leider bin ich nur Zweite geworden.“
    „Das heißt doch, dass nur ein Teilnehmer besser war als du!“ Als Lily ihn daraufhin erstaunt ansah – den Spruch hatte sie doch vor Kurzem erst gehört -, fügte er hinzu. „Na ja, das hat mir zumindest mal eine sehr kluge Koordinatorin gesagt.“
    Jetzt musste sie ihn einfach fragen, woher er und Rose sich kannten. Dass sie sich kannten, war ja offensichtlich. Zwar hatte Lily in ihrem Kopf einige Szenarien durchgespielt, in denen er ihretwegen zu ihnen nach Hause gekommen war, doch wenn sie objektiv darüber nachdachte, ergab das natürlich keinen Sinn. Rose' Reaktion und sein Verhalten ließen keinen anderen Schluss zu, als dass sie sich von früher kannten. Doch wie konnte sie ihre Frage am besten formulieren?
    Bevor sie jedoch dazu kam, etwas zu sagen, stand der junge Mann auf. „Ich werde dann mal weiterziehen. Es hat mich gefreut, dich wiederzusehen, Lily.“ Er stieg auf sein Glurak und hatte schon fast abgehoben, als er noch hinzufügte: „Vielleicht solltest du es fangen.“ Mit dem Kopf deutete er auf Voltilamm, welches noch immer zu Lilys Füßen lag. Dann war er verschwunden.
    Lily seufzte frustriert auf. Sie hatte ihre Chance verpasst, ihn nach seiner Beziehung zu ihrer Schwester zu fragen. Wer wusste schon, wann sie je wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde?
    „Mäh“, ertönte es aus dem Gras.
    „Ja, ich weiß, sich hinterher zu ärgern bringt nicht viel.“ Sie tätschelte das flauschige Pokémon und dachte dabei über das nach, was Aidan gesagt hatte. „Hättest du vielleicht Lust, mit mir weiterzureisen?“
    „Mäh!“ Voltilamm legte den Kopf schief und betrachtete Lily aufmerksam. Dann stupste es sie freundschaftlich an.
    „Soll das ein Ja sein?“ Was tat ein Trainer in einem solchen Fall? Ach ja, er warf einen PokéBall. Das Mädchen kramte in seiner Tasche, bis es einen der rot-weißen Bälle gefunden hatte, und legte ihn dann vor Voltilamm auf den Boden. Wenn es wollte, könnte es sich ihr nun anschließen.
    Das Pokémon sah sie noch einmal eingehend an, dann drückte es mit der Schnauze den Knopf des PokéBalls und wurde in einem roten Lichtstrahl eingesaugt. Besagter Knopf leuchtete kurz auf und erlosch dann, was bedeutete, dass Voltilamm nun zu ihrem Team gehörte.
    Lily nahm den Ball behutsam auf und drückte ihn vorsichtig, aber glücklich lächelnd an ihre Brust.

    Eevee-Girl (ゆりあ im 3DS) / 4914-3898-7989 (Julia im Spiel); Pokémon in der Kontaktsafari: Seemops, Siberio und Keifel