[Staffel 2] Ash, Lucia und... Maike

"Niemals! Niemals habe ich aufgehört. Niemals habe ich dich vergessen. Niemals habe ich nicht an dich gedacht." Drew war erstaunt. Schien Saphira... noch immer etwas für ihn zu empfinden?
"Aber dein Fehler", die Brünette atme erst tief ein - dann tief aus, "ist unverzeihlich."

Mit diesen harten Worten beendete Saphira ihre bewegende Ansprache ihrer ehemals großen Liebe gegenüber. Sie hatte ihn jetzt ewig lang nicht mehr gesehen, also wollte sie es auch nun nicht. Er war für sie wortwörtlich gestorben.
"Und wenn du willst, dass ich dich nach diesem Gespräch noch halbwegs in guter Erinnerung behalte", zischte das Mädchen drohend und zeigte mit dem Finger auf ihn, "Dann packst du jetzt deine 7 Sachen und-" Sie verlor ihre Kontrolle und schrie mit einem mal los: "Und haust jetzt ab!"
Drew fuhr leicht zurück. Er hob die Lippen leicht zum Sprechen an, doch er traute sich nicht. Er konnte nicht. Er wagte nicht. Bestürzt und tief verletzt nahm er seine Jacke wieder an sich und schlich aus dem Haus. Nicht einmal eine Verabschiedung wagte er jetzt noch - Er war voll Angst.

Voll Rage, Wut und Hass schlug Saphira, als er das Haus verlassen hatte, auf den Tisch ein. Emotionsgeladen musste sie ihren Aggressionen freien Lauf lassen und versuchte mit allen Mitteln, die Erinnerungen zu verdrängen. Sie merkte nicht einmal, wie Lena im Zimmer nebenan schrie und weinte. Ihre eigene Mutter machte dem Kind Angst.
Eine Kerze nach der anderen blies sie wieder aus, schmiss sie in die Ecke und schnell war der harmonische Duft verzogen. Saphira war in diesem Moment nicht nach Romantik; ihr war in diesem Moment nach rein gar nichts. Sie wollte nur für sich allein sein und ihre Gedanken - sofern das ging - ordnen. "Scheiße!", brüllte sie heulend und schlug noch einmal gegen die Wand.

Wenige Tage später fand Maike zu Ehren eine große Geburtstagsfeier in einem Festsaal nahe Sonnewik statt. Es war ihr 18. Geburtstag - und es waren insgesamt mehr als 200 Gäste geladen. Selbst Lucia konnte sich gut amüsieren, obwohl sich Maike erst über das Geschenk von ihr beschwert hatte. "Eine Zimmerpflanze?", hatte Maike gereizt gefragt, "Und wo ist mein Geburtstagsgeschenk?", hatte sie lachend hinzugefügt. Typisch Maike.

Doch so schön eine solche Feier sein konnte, so schnell war diese schon vorbei - und für Maike begann umso mehr die Vorfreude auf Weihnachten. Und obwohl diese am Tag nach der Feier erst mittags wieder auf der Farm zurückkam, war auch dann der Geburtstag noch nicht ganz vorbei...

"Maike, guck mal!", meinte Lucia, die gerade mit der heutigen Post durchs Haus spazierte, und zog einen weißen Briefumschlag aus dem Stapel, "Der ist an dich adressiert, bestimmt eine Grußkarte!" Die Blauhaarige überreichte ihrer Schwester, welche Nägel lackierend neben Lucho am Esstisch saß, die Post.
"Huch?", die Brünette sah auf, stellte ihre Farbe beiseite und nahm den Brief vorsichtig an sich, "Ich dachte, ich hätte alle meine Bekanntschaften gestern eingeladen... Wer schreibt mir denn noch?" Sie sah interessiert auf den Absender und runzelte die Stirn.
"Na?" Lucho sah sie von der Seite her fragend an und zuckte mit den Schultern: "Wer ist es?" Und auch Lucia warf ihr einen gespannten Blick zu.
"Na toll", murmelte diese genervt und las den Absender ein zweites und ein drittes Mal, ehe sie Lucia ungläubig ansah und leise flüsterte: "Es ist Oma."

Pfeifend lief Gary durch die frostige Stadt Sonnewik, auf der Suche nach einem passenden Geschenk für seine Freundin. Mit den Taschen voller selbstverdientem Geld wollte er ihr jetzt Mal seine Zuneigung zeigen und ihr beweisen, dass ihm manches aus der Vergangenheit leid tat - denn noch immer warf sie ihm ab und an vor, nicht bei der Geburt dabei gewesen zu sein. Und dabei dachte er sich, dass ein teures Geschenk genau das Richtige wäre, einen Schaden wieder gut zu machen. Außerdem... wirkte Saphira in letzter Zeit so durch den Wind, wobei der arme Gary immer glaubte, dass es seine eigene Schuld gewesen sei.
"Oh", stöhnte er und sah auf ein glitzerndes Schaufenster, "ein Juwelier", sagte er beeindruckte und betrat grinsend das Geschäft. Schnell glaubte er, den richtigen Laden gefunden zu haben. Glitzer, Glamour und teure Preise, da würde sich doch sicher etwas für eine Freundin finden lassen.
"Mal sehen", schmunzelte er und betrachtete ein paar Ohrringe in einem Glaskasten aufmerksam. "Blau oder Grün... was war noch gleich ihre Lieblingsfarbe?" Er kratzte sich an der Wange und dachte intensiv nach.
"Rot." Ein Junge, der unmittelbar hinter ihm stand, sprach ihn plötzlich an. "Ihre Lieblingsfarbe ist rot."
Gary drehte sich erschrocken um und betrachtete den Jungen mit dem grünen Haar vor sich verwirrt.
"Aber Ohrringe?" Drew zuckte mit den Schultern und schüttelte enttäuscht den Kopf, "Ist dir nie aufgefallen, dass Saphira nicht einmal Löcher in den Ohrläppchen hat? Ziemlich schlechte Wahl, wie ich finde..." Mit herablassendem Blick wandte er sich von dem Braunhaarigen ab und verließ mit großen Schritten das Juwelier-Geschäft.
"W-Was...?" Gary sah dem fremden Jungen verblüfft nach und musste erst einmal über dessen Worte nachdenken.

"Den will ich nicht lesen!" Beleidigt hielt Maike ihrer Schwester wieder den ungeöffneten Brief hin und drehte sich mit geschlossenen Augen zur Seite. "Maike!", entgegnete die Blauhaarige mahnend, doch hatte keine andere Wahl, als die Post wieder an sich zu nehmen.
"W-Wieso denn nicht?", fragte dann Lucho vorsichtig und blickte überrascht auf Maike, "Das ist doch lieb von deiner Oma, dass sie dir zum Geburtstag gratulieren will!" "Oma und Gratulieren?" Die Brünette verdrehte schnippisch die Augen und verschränkte die Arme: "Pah, die doch nicht! Die meckert höchstens wieder, was für eine Enttäuschung ich bin!"
Der Blick des Jungens wanderte langsam zu Lucia, die schüchtern neben dem Tisch stand und sich nichts sagen traute. "Ach was!", meinte er noch kurz und schüttelte den Kopf, "Das steht da sicher nicht drin, wie kommst du denn auf so etwas?" Wieder fuhr sein Blick zur Blauhaarigen, da Maike offenbar nicht reden wollte.
"Naja, ehm", stotterte diese und traute sich selbst kaum, "Maike hat vor drei Jahren-" "Sei ruhig!", unterbrach ihre Schwester sie fordernd und sah sie bedrohlich an.
"Maike!" Wieder hatte Lucia ihren mahnenden Ton benutzt: "Du musst zu dieser Sache stehen, Lucho darf das ruhig erfahren!" Aufgeregt blickte jener die beiden Mädchen an und wartete auf die Geschichte. Maike gab klein bei und gab ihrer Stimmung nur noch durch ein leises "Pff" den Ausdruck.
Lucia setzte sich langsam ebenfalls an den Tisch und sah den Braunhaarigen aufgeregt an: "Na ja, es ist wie gesagt schon 3 Jahre her, aber Maike bedrückt das offenbar immer noch", ihr Blick wanderte für einen kurzen Moment zu ihrer Schwester, "Oma und Maike haben sich damals gestritten, weil meine Schwester sie wegen Geld belogen hatte. Maike hatte Oma wegen irgendetwas um Geld gebeten und dann aber letztendlich zu wenig von ihr geschenkt bekommen. Also..." Lucia hustete.
Der Junge grinste etwas: "D-Du hast sie beklaut?"
Die Brünette sah peinlich berührt auf den Tisch und schwieg weiterhin. Sie überließ ihrer Schwester das Erzählen:
"Ja", nickte diese, "Maike hatte viel zu große Angst, unsere Eltern zu beklauen, also versuchte sie es bei Oma. Aber als diese sie dann dabei erwischte und damit konfrontierte, stritt meine Schwester natürlich alles ab und hat bis zum Letzten behauptet, sie hätte nichts gestohlen."
Lucho war beeindruckt von alledem. Er hätte nicht von Maike gedacht, dass sie tatsächlich so weit gehen würde, ihre eigene Großmutter zu bestehlen. "Wow", bemerkte er nur kurz, "Und d-deswegen haben sie sich gestritten? Aber das ist doch schon lange her?"
Lucia nickte erneut und runzelte besorgt die Stirn: "Ja, eigentlich schon. Aber Maike war es dann die ganze Zeit über zu peinlich, es dann doch zuzugeben und sich zu entschuldigen, dass sie bis heute nicht die Wahrheit gesagt hat. Und deswegen haben Oma und sie nicht mehr miteinander geredet..."
Die Brünette sah böse drein und schwieg die Zeit über. Sie schien bei ihrer Wut die Schuld bei ihrer Oma zu suchen, wobei sie genau wusste, dass sie selbst daran schuld war. Und genau deshalb war es ihr auch zu peinlich, den besagten Brief zu öffnen...

Sie atmete tief durch. Ein zweites Mal. Ein drittes Mal. Sie war nervös, wie schon lang nicht mehr. Sie wollte Atmen, um die Zeit herumzubringen. Sie dachte, je länger sie warten würde, desto mehr würde die Anspannung von ihr abfallen. Falsch gedacht.
"Puh", ein letztes Mal atmete sie tief ein und dann wieder aus. Mit zittrigem Finger betätigte sie die grüne Hörer-Taste und ihr Handy begann, zu wählen. "Oh mein Gott", wieder, als es bereits am Handy ihres Gesprächspartner zu klingeln begann, ging sie noch mal ihr Handeln im Kopf durch. Tat sie das Richtige?

"Oui?", eine männliche Stimme mit französischem Akzent antwortete und klang in Eile. Das Mädchen atmete durch, wisperte leise etwas und zitterte am ganzen Körper. Nervosität stieg weiter in ihr auf.
"D-Drew?", hauchte Saphira leise und presste ihr Handy ans Ohr, "W-Wir müssen reden."

"Du bist wie meine Freundin", bemerkte Lucho über Lucia kopfschüttelnd, "Deine Gedanken und Sorgen scheinen sich echt rund um die Uhr nur um unsere Schützlinge zu drehen... Ich finde das beeindruckend!" Er schlürfte von seinem Getränk und lächelte heimlich.

"Puh", ein letztes Mal atmete sie tief ein und dann wieder aus. Mit zittrigem Finger betätigte sie die grüne Hörer-Taste und ihr Handy begann, zu wählen. "Oh mein Gott", wieder, als es bereits am Handy ihres Gesprächspartner zu klingeln begann, ging sie noch mal ihr Handeln im Kopf durch. Tat sie das Richtige?

"Oui?", eine männliche Stimme mit französischem Akzent antwortete und klang in Eile. "D-Drew?", hauchte Saphira leise und presste ihr Handy ans Ohr, "W-Wir müssen reden."

"Maike hat ihren Brief von Oma noch immer nicht geöffnet", beschwerte sich Lucia genervt bei Lucho, während sie in sein Arbeitszimmer hereinplatzte, "Er liegt noch immer unberührt auf ihrem Nachttisch... Ich hätte wirklich nicht von meiner Schwester gedacht, dass sie wirklich so stur ist." Wütend setzte sie sich auf den Stuhl am Schreibtisch, gegenüber von ihrem Kumpel, Lucho. Dieser lächelte sie breit an und legte sein Kopf zur Seite: "Na?", fragte er sie leise lachend, "Sie wird schon wissen, was sie macht. Und so lange sie ihn nicht weggeschmissen hat, wird sie ihn auch nicht vergessen haben. Gib ihr noch etwas Zeit..." Lucho hatte immer eine passende Antwort, das musste die Blauhaarige immer wieder feststellen. Er schaffte es immer wieder, das Mädchen auf bessere Gedanken zu bringen.
"Aber schau mal", meinte er dann und drehte seinen geöffneten Laptop mit dem Bildschirm zu Lucia, "Lies mal! Das ist hier in Sonnewik." Er deutete auf den Display, wo eine Internetseite geöffnet war. Neben einem Text in großer Schrift war das Bild eines großen Turmes abgedruckt.
"Hm", murmelte das Mädchen und las interessiert die Schlagwörter. "Sinnoh-Tower?", fragte sie interessiert und betrachtete die Fotografie an der Seite, "Das soll in Sonnewik sein? Das kenne ich ja gar nicht."
Lucho drehte den Laptop wieder zu sich und nickte eifrig: "Ja, der wurde vor ein paar Tagen erst erbaut. Er soll angeblich über 250 Meter hoch sein und man kann als Besucher jeder Zeit mit einem Aufzug bis ganz nach oben auf eine Plattform im Freien fahren. Die Eröffnung ist einen Tag vor Weihnachten!" Die Blauhaarige lächelte begeistert: "Wow", staunte sie, "Das klingt echt cool - möchtest du da wohl zur Eröffnung hin?" Plötzlich kniff der Braunhaarige die Lippen zusammen und schüttelte mit dem Kopf: "Das wird wohl nicht möglich sein... Zum Tag der Eröffnung werden gerade Mal 10 Tickets verlost, erst eine Woche später kann man die Karten kaufen. Aber dann können wir sicher mal hingehen", überlegte er laut und dachte dabei innerlich grinsend an seine Freundin, Alisa.

Saphira und Drew hatten sich gemeinsam in einem Café mitten in der Innenstadt von Sonnewik zu einem Gespräch verabredet. Selbstverständlich hatte sie ihrem Freund, Gary, nicht bescheid gesagt. Mit der Ausrede, sie wolle sich mit einer alten Schulfreundin, hatte sie sich aus dem Haus geschlichen und ihn mit der kleinen Lena alleine gelassen. Sie hatte viel zu große Angst, dass Gary eifersüchtig reagieren könnte und das Gefühl aufkommen würde, dass Saphira wieder Gefühle für ihren Exfreund habe.
"Danke, dass du dich mit mir treffen wolltest", bedankte sich der Grünhaarige knapp, lächelte klein und trank einen Schluck von seinem Kaffee. Auch das Mädchen antwortete mit einem zurückhaltendem Lächeln und nickte leise. "Ja, ich-", murmelte sie dann und sah betreten zur Seite, "Ich habe noch einmal über deinen Besuch letztens nachgedacht. Und i-ich muss mich da-dafür entschuldigen, dass ich so harsch reagiert habe. Es war wahrscheinlich wirklich unfair, dir keine Chance zu geben..." Drew wagte keine Antwort und rührte stattdessen ablenkend in seinem braunen Getränk, wo er ab und zu immer mehr Zucker hineinschüttete.
"D-Das soll jetzt übrigens aber nicht heißen, dass ich dir noch eine Chance geben!", warf sie dann aber schnell noch ein und wurde dabei etwas lauter - aber nicht wieder gereizt, wie beim letzten Mal. Sie klang dieses Mal freundlicher und ihre Stimme war beruhigend. "Ich weiß ja selbst nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll", redete sie dann weiter, während Drew ihr einfach nur lauschte, "Aber in letzter Zeit kamen plötzlich wieder all die Erinnerungen in mir auf; u-und es war wirklich schön." Der Junge sah überrascht auf und starrte sie verwundert an. "J-Ja", stotterte sie weiterhin und öffnete sich ihm immer weiter: "Du weißt genau, dass ich Gary habe und mit ihm eine kleine Tochter - ich habe Verantwortung und kann jetzt nicht mit dir so tun, als wäre nichts gewesen. Ich kann mich n-nicht so einfach mit dir treffen. Aber", sie schwieg kurz und sah den Jungen etwas schüchtern an. "Jetz sag doch auch mal was!", forderte sie schließlich auf und war plötzlich etwas genervt.
"Ach", stöhnte Drew nach kurzem auf und grinste. Vornehm nahm er seine Tasse Kaffee in die Hand und trank mit einem Lächeln über beide Wangen einen großen Schluck von dem Heißgetränk. Er brauchte nichts weiter zu sagen, um Saphira zu verstehen zu geben, dass er mit ihr mitfühlte, aber sich trotzdem freute.

Lucia hob langsam ihre Faust an, um an Luchos Arbeitszimmer zu klopfen, da sie gerade dabei war, die Wäsche zu waschen. Doch als sie ihn im Zimmer telefonieren hörte, unterließ sie dies abrupt und legte ihr Ohr interessiert an die Tür, um heimlich mithören zu dürfen. Stumm kicherte sie in sich hinein.
"Es wäre echt lieb von dir, Thomas, wenn du mir die Karten so schnell wie möglich besorgen könntest", sagte der Junge zu seinem Gesprächspartner und klang wieder ganz aufgeregt. Sprach er von dem Sinnoh-Tower?
"Ja, das ist mir echt wichtig und dringend", erklärte er dann und nickte, "Das wäre echt eine wunderschöne Idee, um ihr zu sagen, dass ich sie wirklich sehr liebe."
Wieder kicherte Lucia außerhalb des Zimmers, diesmal etwas lauter. "Er möchte Alisa zu dem Sinnoh-Tower einladen?", reimte sie sich im Kopf zusammen und hielt es selbst für eine ziemlich schöne Idee, "Vielleicht lerne ich sie dann ja auch mal kennen!"

Saphira und Drew hatten sich den ganzen Tag über noch unterhalten und ihn gemeinsam verbracht. Nun ja, mehr oder weniger unterhalten - die meiste Zeit wusste keiner von Beiden so richtig, was er sagen sollte. Aber dennoch fielen die ein oder anderen aufklärenden Worte und ein Hauch von Verzeihung lag schnell wieder in der Luft.
Mittlerweile war es Abend geworden und die Sonne war bereits im Horizont versunken, als die Beiden noch immer durch einen Park spazierten und plötzlich auf einer Brücke ankamen.
"Schau mal, Saphira", meinte der Junge plötzlich und deutete mit dem Finger erst auf den Fluss und dann auf die Brücke darüber. Er lächelte seine Exfreundin breit an und blieb plötzlich stehen. "Findest du nicht auch, die Brücke sieht aus wie-", teilte er begeistert, doch wurde plötzlich unterbrochen.
"J-Ja", stammelte die Brünette kurz und ging einen kleinen Schritt Abstand von ihm, "Das sieht aus wie die Brücke, auf der wir uns das erste Mal ge... gek.." Sie wandte sich mit dem Blick zu Boden und schien auf einmal am ganzen Körper zu frieren. Drews Begeisterung senkte sich etwas und er sah sie betrübt an. "T-Tut mir leid", entschuldigte er sich sofort und wollte nicht so direkt wirken.
Noch immer sah Saphira zu Boden und schniefte für einen kurzen Moment. "Ist schon in Ordnung", murmelte sie kopfschüttelnd und drehte sich nun von dem Jungen ab, "a-Aber ich glaube, ich sollte dann besser wieder gehen." Sie ging schon einen Schritt voraus, ehe der Grünhaarige sie wieder packte und festhielt.
"Warte!", forderte er sofort und stellte sich wieder neben sie, "Ich bring dich nach Hause, es ist schon dunkel!"
Wieder schüttelte Saphira den Kopf und lief etwas schneller los. "I-Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre." Sie war schon ein paar Meter vor ihm, bis sie immer schneller beschleunigt. "Ich ruf dich wieder an", rief sie noch und rannte schon fast, "Versprochen!"

Müde gähnend legte sich Lucia in ihr Bett und ließ ihren Kopf auf ihr flauschiges Kopfkissen sinken. "Oh Mann, bin ich müde", stöhnte sie erschöpft und kuschelte sich in ihre Bettdecke ein. Doch plötzlich... kratzte sie etwas am Kopf?
"Hm?", Lucia stand langsam wieder von ihrem Bett auf, knipste ihre kleine Lampe auf dem Nachttisch an und sah auf das, was auf einmal unter ihrem Kopf geknistert hatte. "Na nu?", wunderte sie sich und nahm einen kleinen Brief, der unter ihrem Kopfkissen lag, an sich.
"Lucia", las sie laut vor, was auf dem Umschlag stand, ehe sie ihn gespannt öffnete und eine kleine Karte und ein Ticket für etwas herauszog. Es war eine Karte für die Eröffnung des Sinnoh-Towers, die sie in ihren Händen hielt, und außerdem ein kurzer Brief, den sie nun mit zittriger Stimme vorlas:
"Liebe Lucia", sie atmete durch und verstand in dem Moment noch gar nichts, "Bitte komm morgen um 18:00 Uhr zum Sinnoh-Tower auf die oberste Plattform. Ich muss mit dir reden!"
Erschrocken sah die Blauhaarige auf und in ihrem Kopf ging ein verwirrter Gedankengang nach dem anderen vor. War der Brief etwa von...?

"Es wäre echt lieb von dir, Thomas, wenn du mir die Karten für den Sinnoh-Tower so schnell wie möglich besorgen könntest", sagte Lucho zu seinem Gesprächspartner am Telefon. "Ja, das ist mir echt wichtig und dringend", erklärte er dann und nickte, "Das wäre echt eine wunderschöne Idee, um ihr zu sagen, dass ich sie wirklich sehr liebe."

"Hm?", Lucia stand langsam wieder von ihrem Bett auf, knipste ihre kleine Lampe auf dem Nachttisch an und sah auf das, was auf einmal unter ihrem Kopf geknistert hatte. "Na nu?", wunderte sie sich und nahm einen kleinen Brief, der unter ihrem Kopfkissen lag, an sich.
Sie öffnete ihn gespannt und zog eine kleine Karte und ein Ticket für den Sinnoh-Tower heraus. Mit zittriger Stimme las sie den Brief laut vor: "Liebe Lucia", das Mädchen atmete durch und verstand in dem Moment noch gar nichts, "Bitte komm morgen um 18:00 Uhr zum Sinnoh-Tower auf die oberste Plattform. Ich muss mit dir reden!"

Die darauffolgende Nacht verlief für Lucia weitgehend schlaflos. Sie konnte die ganze Zeit über nicht glauben, dass der Brief von Lucho sei, geschweige denn, dass er ihr sagen wolle, dass er sie liebte. Er hatte Alisa - das war der Blauhaarigen mehr als bewusst. Aber hatte er sie so lange nicht mehr gesehen, dass er mittlerweile Gefühle für ein anderes Mädchen hegte? Lucia verstand gar nichts.
Und schon am nächsten Tag suchte sie ein Gespräch mit ihrem Freund, Shaymin, der ihr wie immer aufmerksam zuhörte:
"D-Das ist sicher alles nur ein komischer Zufall", erklärte sie ihrem kleinen Pokémon, "Ich meine - den Brief kann jeder hingelegt haben. Na ja... dazu müsste er eingebrochen sein", das Mädchen kicherte kurz, "Aber das kann auch genauso gut ein Streich von meiner Schwester wieder sein! Sie wird vielleicht mitbekommen haben, dass Lucho so etwas für Alisa besorgt hat, und will mich damit jetzt reinlegen." Die Bauhaarige streichelte das kleine Shaymin zärtlich, während dieses ihr weiter zu hörte. "Na ja." So ganz war sie dann aber doch nicht von ihrer ganzen Theorie überzeugt. "D-Denkst du, dass?" Sie sah nun das Blumenpokémon krumm an und biss sich fest auf die Lippen. Sie atmete kurz, ehe ihr Freund leicht nickte.
"Oh mein Gott", Lucia sah es beängstigt an und musste schlucken: "Ich g-glaube, Lucho hat sich in mich... verliebt!"

Saphira hielt die ganze Zeit über ihr Handy in der Hand, während sie auf ihrem Bett saß und überlegte. Es kostete sie nur noch einen Klick, um die Nummer von Drew anzurufen.
"Schatz?" Ihr Freund, Gary, der gerade das Schlafzimmer betrat, setzte sich neben sie und legte seinen Arm um sie. "Wen willst du denn anrufen?", fragte er interessiert und warf einen Blick auf das Display.
"W-Was", antwortete diese und klappte schnell das Mobiltelefon zu, "N-Niemand, eh-!", stotterte sie und sah erwischt zur Seite. Der Junge zog die Augenbrauen hoch und zog seine Freundin an sich. "Jetzt sag schon!", verlangte er erneut und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
"I-Ich", die Brünette drückte sich etwas von ihm weg und sah nun wieder auf ihr Handy, "Ich wollte Lucia anrufen!", log sie schließlich zur Ausrede, "Wir wollten uns später, wenn du in der Arbeit bist, im Café treffen und mal wieder quatschen... Aber ich wollte sie gerade anrufen und fragen, ob das für sie noch aktuell ist."
Gary grinste und verdrehte die Augen. "Weibertratsch", murmelte er schnippisch und stand wieder vom Bett auf, "Na dann viel Spaß!", meinte er noch und verließ mit erhobener Hand das Zimmer. Saphira atmete erleichtert durch...

"Maike?", Lucho klopfte vorsichtig an die Zimmertüre von dem Mädchen, ehe er den Türgriff nach unten drückte und das Zimmer betrat. Er sah die Brünette auf ihrem Bett sitzen und sich gerade die Nägel lackieren.
"Na?", er lächelte leicht und setzte sich dann langsam neben sie hin und betrachtete ihren Lack aufmerksam. Bis schließlich sein Blick auf den ungeöffneten Brief wanderte, der noch immer unberührt auf ihrem Nachttisch lag...
"Meinst du nicht, du solltest den langsam mal öffnen?", fragte er plötzlich etwas beunruhigt und deutete auf den weißen Umschlag. Maike zuckte mit den Schultern. "Pah", entgegnete sie kühl und strich sich immer weiter mit der Farbe über die Nägel, "Wieso sollte ich?", meckerte sie weiterhin, "Oma ist für mich schon seit drei Jahren gestorben, da muss ich den Brief jetzt auch nicht mehr lesen. Falls da drin eine Entschuldigung steht, hat sie eben Pech gehabt..." Ihre Worte klangen kälter denn je.
"Hm", Lucho sah bedrückt auf und dachte kurz nach, "aber ich glaube wirklich, dass du den öffnen solltest", gab er ihr nochmal als Rat - doch verbesserte sich schnell: "Aber ich glaube auch, dass du mal direkt mit ihr reden solltest. Sie ist deine Oma; und ich sehe doch, dass du auch nicht glücklich mit der Situation bist... Denk doch mal darüber nach!" Das Mädchen zuckte wieder mit den Schultern und sah mit gereiztem Blick zu Boden. "Shit", flüsterte sie genervt und betrachtete ihren Daumen, "Jetzt hab ich daneben gemalt!"

"Wow", stöhnte Lucia auf, nachdem sie von ihrer besten Freundin, Saphira, die ganze Geschichte über Drew nun erzählt bekommen hatte, "Und du hast Bl.. eh, Gary, wirklich noch nichts von ihm erzählt? Ihr habt euch zwei mal gesehen und du erzählst es deinem Freund nicht?", fragte sie interessiert und trank von ihrem Kaffee. Sie saßen beide im selben Café, in dem auch Lucho und Lucia sich kennengelernt hatten.
"Nein", antwortete Saphira seufzend und schüttelte den Kopf, "Ich weiß ja, dass es falsch ist... Aber ich habe zu große Angst, dass Gary eifersüchtig reagieren könnte. I-Ich glaube, ich darf mich nicht mit Drew treffen. Nein, ich weiß es!" Die Blauhaarige trank schweigsam weiter von ihrem Getränk und biss schließlich in einen Keks. Plötzlich wusste sie, in welch schwieriger Lage sich ihre Freundin befand. Auch sie traute sich bis heute nicht, Saphira von ihrer Affäre mit Blue, beziehungsweise Gary, zu erzählen. Andererseits, wenn sie es ihr nun nicht verraten würde, dann gäbe es wohl keine Chance für Saphira und Drew und ihre Freundin müsse weiterhin mit Gary zusammen sein - obwohl dieser die ganze Zeit mit ihr ein falsches Spiel spielte. Eine schwierige Situation...
"Aber erzähl doch mal!", beendete die Brünette nun plötzlich das Thema und fing ein neues an, "Du hast vorhin etwas davon gesagt, dass Lucho dir heute Abend etwas auf dem neuen Sinnoh-Tower sagen möchte?" Plötzlich verschluckte sich Lucia und hustete kurz.
"Na ja", murmelte sie schließlich nachdenklich und sah auf den Tisch, "Zumindest glaube ich, dass die Einladung von ihm ist... Aber das ist echt unheimlich! Er hat doch Alisa..." Saphira grinste breit und klopfte ihrer Freundin auf die Schulter: "Na komm!", meinte sie aufmunternd, "Du bist ein tolles Mädchen, war doch klar, dass er irgendwann schwach würde, was? Ich wusste das schon, seit ich euch das erste Mal zusammen gesehen habe! Er hilft dir doch wunderbar über Ash und Blue hinweg." Lucia presste ihre Lippen aufeinander und schwieg grübelnd.
"Aber mal Hand aufs Herz...", fuhr sie dann fort und stellte die Blauhaarige vor eine schwere Frage, "H-Hast du dich nun eigentlich auch in Lucho verliebt?"

"Es wäre echt lieb von dir, Thomas, wenn du mir die Karten für den Sinnoh-Tower so schnell wie möglich besorgen könntest", sagte Lucho zu seinem Gesprächspartner am Telefon. "Ja, das ist mir echt wichtig und dringend", erklärte er dann und nickte, "Das wäre echt eine wunderschöne Idee, um ihr zu sagen, dass ich sie wirklich sehr liebe."

"Aber erzähl doch mal! Du hast vorhin etwas davon gesagt, dass Lucho dir heute Abend etwas auf dem neuen Sinnoh-Tower sagen möchte?" Saphira sah ihre Freundin, Lucia, interessiert an.
"Na ja", murmelte sie schließlich nachdenklich und sah auf den Tisch, "Zumindest glaube ich, dass die Einladung von ihm ist... Aber das ist echt unheimlich! Er hat doch Alisa..."
"Aber mal Hand aufs Herz...", fuhr Saphira dann fort und stellte die Blauhaarige vor eine schwere Frage, "H-Hast du dich nun eigentlich auch in Lucho verliebt?"

Lucia brauchte keine 5 Sekunden, um eine voreilige Antwort zu geben. "Nein!", sagte sie übereifrig und schüttelte schnell mit dem Kopf. Saphira entgegnete mit einem ungläubigen Blick. Die Blauhaarige wurde plötzlich nachdenklich.
"Na ja...", murmelte sie dann nach Kurzem, "Ich weiß nicht? Bisher habe ich ihn immer als besten Freund gesehen, mit dem ich einfach über alles reden kann. Ich wusste immer, dass er mit Alisa zusammen ist und konnte mich deshalb nicht in ihn verlieben... Ich habe nie darüber nachgedacht, ob zwischen uns mehr sein könnte?" Die Brünette sah nun mitfühlend und nickte: "Stimmt", bemerkte sie knapp, "Aber meinst du nicht, du solltest dir einfach mal anhören, was der gute Junge zu sagen hat? Falls er tatsächlich Alisa für dich verlassen will, kannst du immer noch sagen, dass du Zeit zum Nachdenken brauchst..."
Lucia nickte stumm und warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. "Noch zwei Stunden", murmelte sie zittrig und atmete tief durch.

Im Farmhaus kehrte immer mehr die Weihnachtsstimmung ein. Bis vor einem Jahr hatte sich darum immer Alicia gekümmert und es wurde bekanntlich zu einem grell leuchtenden Haus, das einer Grippe ähnelte. Dieses Jahr hingegen fühlte sich Lucho dafür zuständig und war gerade dabei, mit Maike den Christbaum zu schmücken...
"Wie hast du eigentlich die letzten Jahre Weihnachten gefeiert?", fragte der Junge plötzlich interessiert, als er eine rote Kugel an den Baum hängte. Das Mädchen sah auf und dachte kurz nach. "Na ja", murmelte sie leise und nahm ein paar goldene Kugeln zur Hand, "Letztes Jahr war ich zu dieser Zeit in Italien und habe Weihnachten ganz alleine gefeiert, da Ash und ich da noch nicht zusammen waren... Und vorletztes Weihnachten..." Sie dachte fest nach, doch sie konnte sich nicht wirklich daran erinnern. "Das war kurz nachdem mich Alicia, Lucia und Ash aus dem Farmhaus geschmissen hatten, da habe ich auch alleine 'gefeiert'." Die Brünette klang leicht traurig.
"Oh", der Braunhaarige stöhnte mitfühlend auf und sah sie aufheiternd an: "Dafür wird dieses Jahr wohl umso schöner für dich! Wenn du mit Lucia und mir feiern kannst." Er grinste breit und streichelte ihr über den Rücken. Doch sie schloss nur die Augen und seufzte leise: "Als ich noch zu Hause bei Mama und Papa gewohnt habe, sind wir an Weihnachten immer zu meinen Großeltern gefahren..."

Mit kurzen Schritten lief Lucia am Abend durch die hell beleuchteten Straßen von Sonnewik, auf dem Weg zum Sinnoh-Tower. Überall wo sie hinsah, entdeckte sie Weihnachtsdeko und große Lichterketten, die selbst die größte Dunkelheit zum Tageslicht verwandelten. Aus jedem Haus drang der schöne Duft von frisch gebackenen Plätzchen, und jeder Mensch, an dem sie vorbei lief, hielt seinen Partner fest umarmt bei sich.
Weihnachten stand kurz bevor - nur noch eine Nacht trennte sie davon. Doch es waren auch nur noch 10 Minuten, die sie von ihrem vermeintlichen Treffen mit Lucho trennten...
Das Mädchen konnte in den Minuten keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihre Schritte wurden unbewusst immer langsamer, sie hatte ziemlich große Angst vor dem Gespräch mit ihrem Freund. Sie konnte selbst nicht glauben, dass er sich in sie verliebt habe. Doch sie musste sich immer wieder die Frage stellen, ob sie nicht auch etwas für ihn empfand...
"Puh." Sie atmete tief durch und sah auf den ewig großen Turm, vor dem sie sich nun befand. Er war höher, als sie sich vorgestellt hatte - er war gigantisch. Mit zitternder Hand kramte sie in ihrer Handtasche nach dem limitierten Eintrittsticket, mit dem sie den Sinnoh-Tower gleich betreten würde.

Als Gary am Abend wieder von der Arbeit zurückgekommen war, saß er gemeinsam mit Saphira auf dem Sofa und beide sahen sich einen romantischen Film an. Er hatte seinen Arm wie ein Gentleman um sie gelegt, während sie ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte und sich an ihn herankuschelte.
Vorsichtig streichelte der Braunhaarige ihr über den Kopf und küsste sie dann zärtlich aufs Haar. "Ich liebe dich", flüsterte er leise und drückte sie näher an sich heran. Saphira kicherte leise und nickte. "Ich liebe-" Plötzlich klingelte es.
"Ar", Gary seufzte laut auf und verdrehte genervt die Augen. Vorsichtig ließ das Mädchen wieder locker, ehe ihr Freund aufstand und zur Tür hinlief. "Das musste ja jetzt passieren", schimpfte er noch meckernd und öffnete dann langsam die Eingangstür.
Er erblickte einen jungen Mann, der sich seine Hände rieb und sein halbes Gesicht hinter einem Schal verstecke. Der Braunhaarige zog gereizt die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme. "Du bist doch der Junge aus dem Juwelier letztens, oder?", meinte er verwundert, "Kennen wir uns?"

Es dauerte ziemlich lange, bis der Aufzug des Sinnoh-Towers die Blauhaarige bis ganz nach oben transportiert hatte. In hohem Tempo fuhr er Meter für Meter immer höher. Für einige Zeit vergaß Lucia ihre große Angst vor Höhe, denn nun überwog das Gefühl von Unsicherheit. Aber nur noch wenige Sekunden trennten sie von ihrem Aufeinandertreffen von ihrer Verabredung.
"257 Meter", ertönte plötzlich eine Stimme aus einem Lautsprecher im Aufzug, "Herzlich Willkommen auf dem Sinnoh-Tower!" Langsam öffneten sich die dicken Türen.
Mit einem Mal zog die große Kälte in den kleinen Aufzug hinein, sofort begann Lucia zu frieren. Sie bemerkte gleich, dass es hier oben viel kälter war als unten in der Innenstadt. Um einiges kälter!
Doch als sie sich auch an dieses kühle Gefühl etwas gewöhnt hatte, stellte sie fest, dass es, während sie mit dem Aufzug gefahren hatte, wohl zu schneien begann. Ein sagenhafter Schneesturm wehte hier oben, hoch oben in den Wolken. Mit ängstlichen Schritten betrat das Mädchen die oberste Plattform...

"L-Lucho?", hauchte sie leise in den Wind - sofort gefror ihr Atmen vor ihrem Gesicht. Es war tatsächlich so dunkel geworden, dass sie kaum noch etwas sah; der dichte Schnee tat den Rest. "Lucho?", wiederholte sie sich und ging noch ein paar weitere Schritte. Sie hatte sich fest mit ihren Armen umklammert und traute sich nun kaum einen Schritt weiter, so kalt war es. Doch auf einmal... entdeckte sie die Umrisse eines Jungen, der wenige Schritte vor ihr über die Brüstung lehnte und auf Sonnewik hinabschaute.
Lucia musste leicht lächeln und langsam viel auch die Angst und das Zittern von ihr ab. Mit einem Mal freute sie sich sogar darauf, gleich Lucho zu sehen.

"Hey!", grüßte sie freundlich und griff dem Jungen von hinten auf die Schulter, "Lucho!"
Der junge Mann drehte sich langsam um, und sein verwehtes Haar verdeckte für einen Moment sein ganzes Gesicht. "L-Lucia", flüsterte er - plötzlich sah das Mädchen ihr Gegenüber erschrocken an und stotterte etwas Unverständliches vor sich hin. Es war nicht Lucho... es war Ash.

So stürmisch wie der Schnee um sie herum packte Lucia ihren alten Freund und umarmte ihn so innig wie noch nie. Möglicherweise war es die durchdringende Kälte, die sie so nah an ihn herandrückte, vielleicht war es aber auch die Freude, ihn nach so langer Zeit wieder zu sehen. Zwar hatte sie in den letzten Wochen einige unschöne Gefühlsausbrüche wegen Ash erlebt, doch nun musste sie ihn einfach bei sich haben und ihn am ganzen Körper spüren.
"Ash", flüsterte sie strahlend und schloss beruhigt die Augen. Eine kleine Träne aus Freude entwich ihr und trocknete sofort auf ihren kühlen Wangen. "Du bist wieder da!"
Der Schwarzhaarige streichelte ihr zart durch ihr nasses Haar und strich ihr den Schnee von diesen ab. "Ich bin so froh, dich wieder zu sehen", hauchte er in den Wind und genoss die Umarmung so, wie auch sie es tat. Es war ein wunderschönes Gefühl, sich endlich wieder zu haben - wenn auch unter seltsamen Umständen. Mit einem Mal vergaß Lucia alle Gedanken an Lucho...

"W-W-W-Wollen wir n-nicht l-l-lieber w-wieder nach u-unten f-fahren?", zitterte Lucia frierend und rieb sich dann wieder die Hände und Arme. Langsam hatten sie sich wieder von ihrer Umarmung gelöst und standen nun ein paar Zentimenter gegenüber. Der Junge lächelte leise und nickte kurz. "W-Wäre wohl be-besser so", stotterte er ebenfalls und beide liefen langsam zum Aufzug. Zu schade, dass sie die Eröffnung des Turmes nun nicht in vollen Zügen genießen konnten. Doch für Lucia hatte es sich zu hundert Prozent gelohnt...

Gary sah noch immer Drew gereizt an, welcher außen vor der Eingangstür stand und von oben bis unten mit Schnee bedeckt war. Seine Nase glühte rot und seine grünen Haare waren sogar etwas gefroren.
"Drew?" Saphira, die plötzlich hinter ihrem Freund stand, sah den Besuch unfreundlich an. "Was machst du hier?", zischte sie in Gedanken, doch traute sich nicht, es auszusprechen. Denn schon in diesem Moment drehte sich Gary erschrocken zu ihr um und fragte sie erstaunt: "D-Das ist Drew? Das ist dein Exfreund?" Wieder wandte er sich zu dem frierenden Jungen und wirkte plötzlich immer abweisender. "Was willst du denn hier?", schnaubte er kalt und war schon im Begriff, jeder Zeit die Tür zu schließen.
"Du frierst ja total!", meinte die Brünette allerdings plötzlich und packte den Grünhaarigen an seinem Arm, "Komm rein!", bat sie überraschend und zog ihn in die warme Stube. Sie warf ihrem Freund einen kurzen, entschuldigenden Blick zu, ehe sie mit Drew ins Wohnzimmer lief. "Warte, ich mach dir einen Tee!", sagte sie sofort und ließ ihn auf ihrem Sofa sitzen.
Gary stand regungslos da und musste dem ungewöhnlichen Schauspiel nur schweigend folgen. Er fühlte sich sichtlich hintergangen und verarscht.

Nachdem sich Ash und Lucia im Aufzug die ganze Zeit über angeschwiegen hatten und sie mittlerweile unten angekommen waren, setzten sich die beiden in die Eingangshalle auf eine Sitzbank - hinaus konnten sie nicht gehen, der Schneesturm war viel zu stark.
"Ziemlich kalt draußen, was?", begann der Junge dann schmunzelnd einen Smalltalk und spielte unruhig mit seinen Fingern. "Mhm", nickte die Blauhaarige, ohne ihn anzusehen. Wieder schwiegen die zwei für mehrere Sekunden und starrten einfach in den leeren Raum.
"Lucia, ich-" "Ash, ich-" Beinahe zeitgleich wollten sie beide etwas sagen - ihre Blicke trafen sich mit einem Mal und beide sahen den jeweils anderen gespannt an. "Du zuerst", kicherte Lucia lächelnd und kratzte sich verlegend am Kopf. Auch ihr Exfreund musste kurz lächeln und nickte dann.
"Es tut mir leid, dass ich damals einfach so abgehauen bin", erklärte er sich dann, "Aber ich hatte meine Gründe!" Lucia sah ihn fragend an und überschlug dann ihre Beine. Sie faltete die Hände und wisperte leise: "Ich hab Zeit!" Der Junge nickte leicht und lehnte sich dann für seine Erzählung zurück.

"Damals, auf meiner Hochzeit mit Maike... Da habe ich dir doch gesagt, dass Blue nicht der Richtige für dich wäre, oder?" Er sah Lucia gespannt an und wartete auf eine Bestätigung. Diese antwortete mit einem Nicken und hob ihre Lippen für eine Antwort an. "Ich weiß", murmelte sie leise und klang wiederum etwas nachdenklich, "D-Du wusstest, dass er Gary ist, richtig?" Der Schwarzhaarige sah sie erstaunt an. Er schien offenbar nicht mehr wirklich auf dem aktuellen Stand zu sein.
"Du hast es herausgefunden?", fragte er rhetorisch und atmetet tief durch, "Dann wirst du doch sicher verstehen, dass mich das ganze zum Nachdenken gebracht hatte, oder? Du sagtest immer, du wolltest glücklich mit Blue werden und ich solle dich deswegen in Ruhe lassen. Aber dann plötzlich... Als ich erfuhr, dass er nur ein Spiel mit dir spielte; da war ich mir über meine Entscheidung, Maike zu heiraten, wieder so unsicher, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Du wolltest offenbar immer noch nichts von mir wissen, aber ich konnte auch nicht einfach mit Maike glücklich werden... Wie es gekommen wäre, es wäre schlecht geworden." Er rieb sich seine gefrorene Nase und schniefte dann einmal. "Es freut mich wirklich, dass du über mein Auftauchen jetzt nicht verärgert bist. I-Ich dachte immer, wenn ich wiederkommen würde, würdest du mich hassen..." Wieder sah er sie mit einem entschuldigenden Blick an und bat indirekt um ihre Verzeihung.
Doch Lucia lächelte nur. "Ich weiß selbst nicht", entgegnete sie planlos und wuschelte nun ihrem alten Freund aus Reflex durchs Haar, "Als ich dann mit Blue Schluss gemacht hatte, da konnte ich wieder nicht aufhören an dich zu denken. Ich war oft wütend darüber, dass du mich einfach im Stich gelassen hast... Aber ich habe mir immer gewünscht, dass ich dich wenigstens einmal wieder sehen würde."
Sie blickte ihm tief in die Augen und ihre Äuglein sprachen plötzliche Schüchternheit aus. "Und jetzt stehst du vor mir und... Und ich weiß nicht, was ich fühlen oder denken soll."

"Sag mal, Maike", Lucho sah beunruhigt aus dem Fenster und betrachtete den heftigen Schneesturm, "Weißt du, wann Lucia zurückkommen wollte? Sie meinte doch nur, dass sie sich mit Saphira treffen würde?" Besorgt drehte er sich um und sah auf das Mädchen, welches am Esstisch saß und ein paar Plätzchen naschte. "Weiß nicht", mampfte sie und steckte sich gleich einen nächsten Keks nach, "Aber ihr wird schon nichts passiert sein!", mimte sie sicher - aber hoffte sie insgeheim das Gegenteil?
"Hm", völlig durch den Wind lief der Braunhaarige dann auf und ab und dachte angestrengt nach. "Das wäre echt tragisch, wenn ihr einen Tag vor Weihnachten etwas zustößt!" Er wollte gar nicht daran denken. "Aber es wird schon alles gut sein", redete er sich schnell noch ein und setzte sich gestresst neben Maike.
Diese glubschte ihn mit großen Augen an und nahm ein weiteres Plätzchen in Form eines Tannenbaumes. Lucho warf ihr einen abwertenden Blick zu und zog die Augenbrauen hoch. "Schmeckt's?", fragte er genervt und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich bin auch zurückgekommen, weil ich mich verantwortlich für alles fühle. Zwar gehe ich davon aus, dass ihr die Farm ohne mich hervorragend geleitet habt und ihr mich nicht benötigen würdet... Aber ich kann euch nicht alle im Stich lassen mit dem Gedanken, dass mir vielleicht etwas passiert ist." Ash legte seinen Kopf zur Seite und stützte sich nun nach vorne auf seine Beine. "Und denkst du, d-dass wir beide...", er sah Lucia fragend an und zog seine Lippen leicht an. Erstaunt sah ihm das Mädchen in die Augen und musste kurz lächelnd. "Was?", fragte sie gespannt und hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, dass er ihr gleich seine Liebe offenbaren würde. Schon jetzt ahnte sie es voraus.
"Können wir beide das alles hinter und lassen, was da vorgefallen ist?", fragte er sie direkt, "Es tut mir alles wirklich furchtbar leid, was da vorgefallen ist!"
Lucia nickte sofort eifrig und hoffte auf eine weitere Frage. "Sag es endlich!", dachte sie sich mit plötzlichem Herzrasen. Mit einem Mal hatte sie das starke innere Verlangen, dass er sie küssen sollte - Das Gefühl hatte sie lang nicht mehr.
"Und außerdem...", wieder begann der Junge eine Frage und sah peinlich berührt von ihr ab. "Ja?", antwortete die Blauhaarige sofort hoffnungsvoll und strahle über beide Ohren.
"Denkst du, dass wir beide wieder..." Lucia strahlte immer breiter. "... Ein Paar sein können?", beendete sie in Gedanken begeistert, doch sein Schweigen kam ihr plötzlich wie Stunden vor.
"...Dass wir zwei wieder Freunde sein können?"

"Können wir beide das alles hinter und lassen, was da vorgefallen ist?", fragte Ash Lucia direkt, "Es tut mir alles wirklich furchtbar leid, was da vorgefallen ist!"
Lucia nickte sofort eifrig und hoffte auf eine weitere Frage. "Und außerdem...", wieder begann der Junge eine Frage und sah peinlich berührt von ihr ab. "Denkst du, dass wir beide wieder..." "... Ein Paar sein können?", beendete sie in Gedanken begeistert.
"...Dass wir zwei wieder Freunde sein können?"

Mit einem Mal zerplatzte der schnell aufgebaute Traum von Lucia wieder. Er wollte mit ihr nur befreundet sein, nicht mehr. Die Blauhaarige traf dies für einen Moment ziemlich hart.
"Be-Befreundet?", fragte sie zur Sicherheit und große Verwirrung stieg in ihrem Gesicht auf. Ash nickte glücklich und reichte ihr die Hand. "Lass uns wieder Freunde sein und zusammen auf der Farm arbeiten", schlug er eifrig vor und schenkte ihr ein freundschaftliches Lächeln. Das Mädchen holte tief Luft, musste die Enttäuschung runterschlucken und schüttelte, ohne nachzudenken, ihm die Hand. "F-Freunde", wisperte sie.
"Schau mal!", sagte Ash plötzlich, nachdem sich die beiden brüderlich die Hand geschüttelt hatten. Er zeigte durch die Glastüren des Sinnoh-Towers und stand langsam von der Sitzbank auf. "Es hat aufgehört zu schneien", stellte er begeistert fest, "Lass uns zur Farm zurückgehen - Es ist doch okay, wenn ich heute Nacht dort schlafe, oder?"
Lucia schluckte wieder und biss sich auf die Lippen. "K-Klar", zischte sie leise und stand ebenfalls auf. "Lass uns gehen", murmelte sie seufzend.

Nachdem Saphira Drew einen Schlafplatz für eine Nacht im Gästezimmer angeboten hatte, war Gary deshalb immer noch stinkwütend. Noch bevor der Grünhaarige einschlafen konnte, platzte der eifersüchtige Freund von Saphira in das Zimmer, um dem Franzosen eine Ansage zu machen.
"Hey!", meckerte er wütend und ließ hinter sich die Tür ins Schloss fallen, "Ich weiß ja nicht, welcher Irre dich hierher geschickt hat, aber du solltest am besten schnell wieder verschwinden! Du siehst genau, dass Saphira jetzt mir gehört und du solltest dich lieber aus ihrem Leben raushalten!", drohte er ihm und hatte eine finstere Miene aufgesetzt.
Doch Drew ließ das kalt - eiskalt. Er zog nur arrogant die Augenbrauen hoch und erhob sich von dem Bett. "Ach Junge", sagte er kopfschüttelnd und kam ihm entgegen, "Beruhig dich mal! Ich bin nicht hier, weil ich mich an Saphira ranmachen will; ich bin hier, weil ich einen Schlafplatz gesucht hab." "Schnorrer", schnaubte Gary weiterhin und sah kein Stück freundlicher drein.
"Ach übrigens", Drew holte etwas aus seiner Hosentasche und überreichte es seinem Rivalen, "Morgen ist Weihnachten - Aber ich gehe davon aus, dass du kein wirklich besonderes Geschenk für Saphira hast, richtig?" Er gab ihm ein schön verpacktes, längliches Geschenk. Es sah aus, wie eine verpackte Schmuckschatulle. "Schenk ihr das, sie wird sich freuen", erklärte er und wandte sich dann wieder von dem Braunhaarigen ab.
"Was ist das?", meckerte dieser sofort und wollte es erst nicht annehmen. "Vertrau mir!", antwortete der Besuch und setzte sich wieder auf das Bett, "Saphira hat keine Löcher in den Ohrläppchen; du hast nachgesehen, richtig? Du weißt, dass du mir glauben kannst." Er legte sich langsam entspannt hin und starrte die Decke an. "Und jetzt geh bitte!", gähnte er und schloss die Augen.
Gary sah das Geschenk in seinen Händen an und geriet ins Grübeln.

Spät in der Nacht, als der Mond schon hoch über dem Farmhaus stand, erreichten Lucia und Ash dieses. Beide schlichen sich leise herein, um Lucho und Maike nicht zu wecken; doch während Lucias Schwester schon tatsächlich schlief, war der Junge noch hellwach und wartete die ganze Zeit über am Esstisch auf Lucia.
"Da bist du ja endlich!", stöhnte er überrascht auf und schreckte aus dem Halbschlaf hoch. Gerade, als er die Blauhaarige glücklich umarmen wollte, bemerkte er den Schwarzhaarigen, der hinter Lucia her schlich. Verwirrt betrachtete er ihn und blieb wie erstarrt stehen. "U-Und du hast Besuch mitgebracht?"
Und auch Ash sah nicht unbedingt weniger überrascht, als er Lucho das erste Mal sah. Es hatte sich offenbar einiges auf der Farm geändert, während er weg war, wie ihm plötzlich bewusst wurde.
"J-Ja", stotterte Lucia aufgebracht und deutete auf den jungen Mann hinter sich, "Das ist Ash!", stellte sie verlegen vor und trat etwas zur Seite. Lucho verzog erstaunt das Gesicht und hielt seinem Gegenüber die Hand hin. "Der Ash?", betonte er fragend und bekam ein zurückhaltendes Nicken und einen warmen Handschlag zur Antwort. "Ja, schätze schon", erklärte Ash grinsend, "Und mit wem habe ich das Vergnügen?"
Der Braunhaarige verschränkte die Arme und lächelte leicht. "Ich bin Lucho", stellte er sich vor, "Maike hat mich angeheuert, um mich um das Geschäftliche dieser Farm zu kümmern."
Daraufhin stieg etwas mehr Verwirrung in das Gesicht von Ash. "W-Was ist denn mit Alicia?", fragte er verwirrt und wandte sich dabei an Lucia, die schweigend neben ihm stand. Die Blauhaarige kratzte sich am Kopf und atmete tief durch: "Maike hat Alicia vor ein paar Wochen aus Wut rausgeschmissen und Lucho stattdessen engagiert. Aber keine Sorge, Alicia kommt im Januar im nächsten Jahr wahrscheinlich wieder", erklärte sie.
"Und Sophie?", löcherte Ash direkt weiter und wollte sich sofort wieder in die Geschäfte der Farm intigrieren, "Ist sie wenigstens noch hier?"
Lucia kicherte etwas über seine Unwissenheit und schüttelte erneut mit dem Kopf: "Nein, sie hat auch vor ein paar Wochen gekündigt. Sie wollte aber keinen Grund nennen..."

Am nächsten Morgen musste Saphira schnell feststellen, dass Drew sich bereits wieder aus dem Haus geschlichen hatte. Sein Bett war in einem ordentlichen Zustand zurückgelassen worden und auf dem Fensterbrett lag eine Dankeskarte.
Betrübt setzte sich das Mädchen auf das Bett und stützte sich mit ihren Armen auf die Knie. "Und schon ist er wieder weg", seufzte sie leise und dachte nach. "J-Jetzt muss ich Gary wahrscheinlich auch noch erklären, wieso er hier plötzlich auftaucht und wieso ich so freundlich war." Hastig wuschelte sie sich durchs Haar, um den Kopf freizukriegen. Es war eine gewisse Wut auf sich selbst, die sie gerade ausdrückte. "Verdammt, der muss sich echt verarscht fühlen!", bereute sie es und versteckte nun ihr Gesicht unter ihren Händen.
"Saphira?" Ihr Freund, Gary, stand plötzlich im Türrahmen und sah die Brünette geknickt an. "Guten Morgen", grüßte er noch und lehnte sich dann an die Wand an.
Erschrocken sah das Mädchen wieder auf und musterte ihren Freund erschrocken. "G-Gary", flüsterte sie und wusste in diesem Moment nicht, wie viel er von ihren Gedanken nun gehört hatte.
"Sag mal, der Besuch, der gestern da war..., Drew-", Gary kam der Brünetten etwas näher und setzte ein beleidigten Gesichtsausdruck auf, "Woher wusste er, wo du wohnst?", fragte er direkt und setzte sich neben sie auf das Bett. Zitternd wich Saphiras Blick nun von ihm ab und sah reumütig auf den Boden. Der Braunhaarige holte tief Luft und schloss genervt die Augen, ehe er wütend zischte: "Ha-Hast du noch Gefühle für ihn?"

"Sag mal, der Besuch, der gestern da war..., Drew-", Gary kam Saphira etwas näher und setzte ein beleidigten Gesichtsausdruck auf, "Woher wusste er, wo du wohnst?", fragte er direkt und setzte sich neben sie auf das Bett. Der Braunhaarige holte tief Luft und schloss genervt die Augen, ehe er wütend zischte: "Ha-Hast du noch Gefühle für ihn?"

"W-Was?", platzte es aus Saphira nun reflexartig heraus. "Nein!", rief sie sofort nach und sah ihren Freund überzeugend an, "Wie kommst du darauf? ... I-Ich habe ihn gestern das erste Mal wieder seit über einem Jahr gesehen! Für mi-mich hat sich die Sache von damals erledigt und a-als er da in der Kälte stand, tat er mir eben leid!" Es klang alles überraschend glaubwürdig.
"Hm..." Garys wütender Gesichtsausdruck besserte sich langsam und er dachte wieder nach - diesmal aber in die passende Richtung. "Na dann", seufzte er auf und erhob sich wieder vom Bett. "Ich hab mir nur etwas Sorgen gemacht, tut mir leid", entschuldigte er sich lächelnd und drückte der Mutter einen Kuss auf. "Kommst du dann frühstücken?", fragte er noch und tat plötzlich um einiges fröhlicher.
"J-Ja...!", stotterte diese weiterhin und konnte kaum glauben, dass ihre Ausrede so einfach geklappt hatte.

"Morgen!", müde gähnend lief Maike am Vormittag aus ihrem Zimmer, die Treppen hinunter direkt in die Küche. Sie hatte völlig verschlafen - aber störte es wen?
"Morgen Maike!", grüßte Lucho grinsend - er hatte sich zusammen mit Lucia am Esstisch versammelt und gerade dem neuen, alten Farmleiter alles erzählt, was in seiner Abwesenheit vorgefallen ist. "Guten Morgen", sagte auch die Blauhaarige nun grinsend und sah ihre Schwester gespannt an. Denn noch immer hatte sie Ash gar nicht bemerkt.
Dieser saß auch nur schweigend da und war auch etwas zurückhaltend in seiner Haltung - er hatte die ganze Zeit über Angst vor dem, was nun passieren würde.
"Habt ihr schon ge-" Nun hatte es Maike gemerkt. Sie rieb sich ihre müden Augen ein zweites und ein drittes Mal, doch es war echt. "A-Ash?", zischte sie sauer und blieb wie angewurzelt an der Treppe stehen. "Du bist wieder da?!", schnaubte sie und sah sofort arrogant von ihm ab.
"Maike!", flüsterte er nur und wollte sich von seinem Stuhl erheben. "Geh mir bloß aus den Augen!", murmelte das Mädchen allerdings nur und setzte sich dann langsam an den Tisch. Keine Schreie, keine Vorwürfe, keine Schläge. Lucho, Lucia und Ash sahen Maike erstaunt an. War sie heute wegen Weihnachten gut gelaunt?

Am Abend war er endlich eingetreten: Der Heilige Abend.
Wochenlang hatte sich jeder seelisch darauf vorbereitet, hatte wie wild geschmückt und Geschenke gekauft; nur um jetzt ein paar schöne Stunden mit der Familie zu verbringen.
Auch im Haus von Saphira, Gary und Lena war nun eine besinnliche Ruhe eingekehrt. Alle hatten sich rund um ihren Weihnachtsbaum versammelt und packten nun gemeinsam die Geschenke aus.
"Schau mal, Lena freut sich total!", flüsterte Saphira glücklich zu ihrem Freund, nachdem dem kleinen Baby ein Spielzeug geschenkt wurde. Gary wurde es ganz warm ums Herz und er lächelte stolz. "Total süß!", bemerkte er gut gelaunt; und zog nun das Geschenk für Saphira heraus. "Und das ist für dich!", sagte er grinsend und überreichte ihr strahlend ihr kleines Geschenk. Länglich, schön verpackt - Sah aus wie eine Schmuckschatulle. Das Geschenk von Drew?
"W-Was ist das?", fragte die Brünette überrascht und machte sich sofort daran, es zu öffnen. "Schau doch nach!", forderte ihr Freund auf; denn er wusste selbst nicht einmal, was sich darin befand...
Vorsicht nahm das Mädchen den Deckel der Schachtel ab und erblickte eine kleine, glänzende Kugel; eingewickelt in edle Watte.
"Ei-Eine Murmel?", stotterte sie verwundert. Auch Gary fiel sofort die Kinnlade herunter und hätte etwas mehr silbernen Schmuck erwartet. Saphira erinnerte sich erschrocken zurück:
Die Murmel hielt Saphira immer noch feste ihn ihrer rechten Hand und wollte sie auf keinen Fall an ihrem Lebensende los lassen. „Ich liebe dich... Drew!“
"Eine Murmel...", sie musste plötzlich glücklich grinsen und wurde etwas rot um die Wangen. "Das ist echt ein tolles Geschenk!", lobte sie und gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange. Doch wusste genau, dass es nicht seine eigene Idee war...

Auch auf der Farm hatte man sich an diesem Abend reichlich beschenkt. Lucia hatte sich diesmal sogar mehr "Mühe" bei der Auswahl von einem Geschenk für Maike gegeben. Doch dabei fiel ihr plötzlich auf, dass...
"Wo ist eigentlich Maike?", wunderte sie sich und sah verwirrt in die Runde. Sie saß nur noch mit Ash und Lucho alleine am Weihnachtsbaum, keine Schwester weit und breit.
"Die ist draußen!", antwortete Lucho sofort und deutete auf die Eingangstür. Schließlich begann er, leise zu flüstern: "Sie telefoniert mit eurer Oma!" Er machte große Augen und nickte deutlich. "Sie hat gesagt, sie wolle ihr zumindest frohe Weihnachten wünschen - aber ihr dennoch sagen, dass Oma sich ruhig hätte früher melden können." Er lachte etwas über diese Ironie und sah dann die Blauhaarige gespannt auf einen Kommentar an.
"Oma?", das Mädchen sah verwirrt und runzelte die Stirn, "Das hätte ich jetzt nicht gedacht...", murmelte sie leise, "Der Brief war noch ungeöffnet, als ich vorhin kurz in ihrem Zimmer war."
Wieder nickte ihr Freund: "Ja, sie sagte, wenn in dem Brief etwas wie 'Du bist eine Enttäuschung' steht, dann würde sie das jetzt nur entmutigen. Sie hat immer noch zu große Angst, ihn zu öffnen..." Lucia verstand und nickte nun ebenfalls. "Ach so", meinte sie beeindruckt und sah durch das Fenster nach außen, wo sie Maike, mit dem Rücken zu ihr gewandt, stehen sah. "Echt toll von ihr!", grinste sie stolz und hätte so etwas von der Brünetten nicht wirklich erwartet.

♫♪ I don't want a lot for christmas - there is just one thing I need. ♪♫
Plötzlich ertönte ein altbekanntes Weihnachtslied im Radio des Farmhauses, bei dem Lucia sofort glücklich grinste. Es war das Lied, mit dem sie Ash vor zwei Jahren überrascht hatte und im Farmhaus eine romantische Show abgezogen hatte. "Aw!", quiekte sie begeistert und blickte sofort auf Ash, "Erinnerst du dich?", fragte sie hoffnungsvoll und sah ihn gespannt an.
"E-Erinnern?", meinte dieser darauf verwirrt und dachte angestrengt nach. "W-Was soll mit dem Lied sein?" Er schien es nicht zu wissen. Tat er nur so als ob? Er schien es nicht zu wissen. "W-Weißt du es wirklich nicht?" Tatsächlich, er wusste es nicht. Er hatte es vergessen?
Beleidigt drehte sich Lucia wieder zur Seite und schüttelte nur enttäuscht den Kopf. "Nicht so wichtig", zischte sie und verschränkte die Arme.
"Sagt mal...", murmelte sie dann plötzlich und sah wieder aus dem Fenster, "Maike steht da außen schon ziemlich lange - und wie es aussieht, telefoniert sie gar nicht mehr!" Lucia stand langsam auf und lief der Tür entgegen. "Ich werde mal besser nach ihr sehen, nicht, dass etwas passiert ist!"

An die Minuten, die nun folgten, konnte sich Lucia noch bis heute glasklar erinnern. Jedesmal, wenn sie heute noch daran zurückdachte, zitterte sie bei dem Gedanken an jene Situation.
"Maike?", flüsterte sie leise und schloss hinter sich die Eingangstüre des Farmhauses. Sie trat vorsichtig an ihre Schwester heran und legte ihre Hand auf die Schulter der Brünetten. Erst jetzt bemerkte sie, wie das Mädchen leise schluchzte. "I-Ist alles in Ordnung?" Es war nichts in Ordnung - das wusste Lucia genau. Noch nie hatte sie Maike so ehrlich weinen sehen, wie sie es jetzt tat. Es musste etwas passiert sein, das selbst die harte Maike ganz weich werden ließ. Lucia hatte Angst.
"L-Lu-Lu-Lu-", wisperte Maike und stockte immer wieder. Ihre Tränen verhinderten es ihr, zu sprechen.
"Was hat Oma gesagt?", fragte die Blauhaarige und stellte sich vor ihre Schwester hin. Mit einem mitfühlenden Blick blickte sie auf das verzweifelte Mädchen, das weinend vor ihr stand und keine Antwort wagte. "Ist sie noch sauer auf dich?", vermutete sie und streichelte ihr behutsam über den Rücken.
"Lucia!" Maike umarmte ihre Schwester plötzlich heftig und drückte sie feste an sich. Die Worte, die sie Lucia nun ins Ohr schluchzte, wusste das Farmmädchen bis heute auswendig:
"Mama ist ans Telefon gegangen", sprach die Brünette mit zittriger Stimme aus und sie klang mit jedem Wort verzweifelter, "Oma ist gestorben!"