Eine zweite Meinung und somit eine völlig andere Perspektive der Dinge.
Ich starte gleich mit dem Beginn. Mir wird sofort auffällig, dass du dich bemühst, der etwas gehobenen Sprache der feinen Damen anzunehmen. Das ist dir, soweit ich es bis zu diesem Punkt beurteilen kann, recht gut gelungen. An dieser Stelle stellt sich mir allerdings die Frage, warum du mit den Absätzen so spendabel umgehst. Absätze haben den Zweck, um Handlungen abzuschließen, beispielsweise durch Zeitsprünge oder einfach einen tatsächlichen Umschwung der Gegebenheiten, wovon bei dir aber nicht die Rede sein kann. Es liest sich daher etwas seltsam.
Rechtschreibung sowie Grammatik sind annehmbar, aber noch lange nicht perfekt, auch kommst du mit den typischen Zeit-Problemen in Kontakt. Nur ungern zähle ich derartige Fehler in meinen Feedback-Posts auf, würde mich aber bei Gelegenheit dazu bereiterklären, dich auf sämtliche Fehler, die mir aufgefallen sind, hinzuweisen.
Nun gut, an dieser Stelle möchte ich mich dem widmen, weswegen du überhaupt hier nach Rückmeldung ersucht hast - dem eigentlichen Kampf/den eigentlichen Kämpfen. Die Kämpfe sind recht turbulent, was heißt, dass sehr schnell die Fetzen fliegen. Du sparst also mit Geplänkel und gehst kurzerhand in die Vollen. Das hat natürlich den Vorteil, dass du relativ schnell mit der Handlung voran kommst. Dafür leiden aber gewisse andere Dinge. Gerade wie sich Attacken anbahnen, welche Auswirkungen sie während ihrer Ausführung haben, wie sie sich auf dem Kampffeld bemerkbar machen oder welchen Einfluss sie gar auf die Umgebung und die Sinne der Beteiligten nehmen, das Resultat der vernichtenden Wut ... Diese Punkte kommen dann leider zu kurz. Viel deiner Beschreibung kommt mir persönlich leicht mechanisch vor - es fehlt die Liebe für das Detail. Trainer zeigen gewisse Regungen, Pokémon dagegen verharren fast ausdruckslos. Auch die Reaktionen von den von Angriffen gezeichneten Pokémon sind recht kurz. Mir fehlt es einfach, dass ich mit dem Protagonisten und seinen Partnern mitfiebern kann. Auch die Bindung zwischen Mensch und Pokémon wird kaum thematisiert. Gerade an dem Punkt, als dein Protagonist sich dazu entschließt, Magnetilo auf dem Feld verweilen zu lassen, fehlt mir persönlich eine kurze Besinnung, ob dies die richtige Entscheidung ist, wie viel Magnetilo überhaupt noch verkraften kann, welche Strategie man von seiner Gegnerin erwartet oder auf was man selbst zurückgreift, um sie in die Knie zu zwingen. Manche schwören darauf, so auch ich, weswegen ich diesen Punkt anspreche. Es liegt letztendlich an dir, ob du Geschwindigkeit für Detailtreue eintauschen möchtest. Trotzdem mein Tipp an dieser Stelle: Lass die Pokémon mehr an deiner Geschichte teilhaben und sie nicht zu mechanisch und willenlos wirken. Gerade wenn sie mehr Gestik und Mimik zeigen, mit Freunden und Gegnern interagieren, oder einfach zur zeigen, dass sie wirklich am Leben und somit Teil dieser Welt sind, erreichst du einen unglaublich positiven Effekt für deine Geschichte. Oder um es mit den Worten des Intros der ersten Anime-Staffel zu sagen: "Darum zeigen wir der ganzen Welt, dass wir Freunde sind."
Diese Punkte fehlen mir und an jenen könntest du noch feilen. Ich wiederhole aber nochmals: Du musst für dich selbst entscheiden. Ich kann und darf nicht deinen Stil in Frage stellen. Mit den Auswirkungen von diesen angesprochenen Änderungen kann ich dich allerdings konfrontieren:
- Die Geschichte wird durch die Liebe zum Detail lebhafter und gewinnt auch an Glaubwürdigkeit, gleichzeitig wird sie aber auch umfangreicher. Mehr Text bedeutet mehr Arbeit und durch gründliche Überlegung wird auch dort mehr Zeit in Anspruch genommen. Die Handlung schreitet wesentlich langsamer voran, man fiebert aber mehr mit den Charakteren mit, da deine Leser tiefer in das Herz und die Seele der Beteiligten eintauchen können.
- Wie weit möchtest du die Bindung zwischen den Handlungsnehmern vertiefen? Eine Frage, die du dir stellen solltest. Soll eine Freundschaft existieren, die zwischen den wichtigen Handlungen heranwächst oder handelt es sich lediglich um ein Geben und ein Nehmen, ohne dass eine tiefgründige Freundschaft langsam heranwächst?
Diese Fragen kann ich dir nicht beantworten. Es bleibt dir überlassen. Rechtschreibung und Grammatik sind natürlich ein anderes Thema. Du gibst dir große Mühe und es sind auch lediglich kleinere Mäkel, die es zu kritisieren gibt.