Ritzen, warum?!

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  • das leben ist nicht so einfach wie man sich das vorstelt. leider.
    meißtens wird man missverstanden, und dann steht man wieder alleine da... :(

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    ich würde mich freuen
    :D ;)

  • Kann ich nachvollziehen. Ich hatte zwar immer Leute, die für mich da waren (und auch versucht haben mir zu helfen), aber durch solche (aus Versehen geäußerten) Kommentare wie 'Ist ja nicht so schlimm', 'Lass es doch einfach','Andere haben viel schlimmere Probleme etc.' bringt das Ganze dann so gut wie gar nichts, auch wenn's im Prinzip nur aufmunternd wirken sollte...
    Aber ja, Leute, die zuhören und einfach nur da sind, einen in den Arm nehmen und sagen, dass sie immer für einen da sein werden, egal was kommt, sind imo das, was in so einer Situation am meisten hilft.
    Schreiben hat zumindest mir auch dabei geholfen, alles irgendwie zu loszuwerden und mich abzulenken...

  • ja. oder 30 freunde die einem in der Schule hinterherlaufen, und einen Vollquasseln damit, wie glücklich sie mit ihrem Freund/ ihrer freundin sind,
    und alles an sich vorbeiziehen lassen.
    das ist manchmal echt ätzend.
    die Freunde die immer für einen Da sind, gibt es nur sehr selten. meißtens wendet man sich an die Falschen...

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  • Leute, für Smalltalk sind eigentlich eure Gästebücher gedacht. ;)

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Also, bei manchen Beiträgen hier könnte ich wirklich kotzen. Besonders bei denen, wo steht, die Leute, die etwas Derartiges tun, sind nicht mehr richtig im Kopf (wobei das in einer gewissen Weise durchaus stimmt) und ach ja, das machen doch eh nur Emos. Das "Emo" eine Stilrichtung und keine Bezeichnung für einen stark depressiven Menschen ist, ist hier schon einmal die erste Tatsache. Zudem, wenn man selbst nie in einer solchen Situation war, kann man das nicht wirklich beurteilen. Und oft weiß man, selbst mitten in der Situation drin, teilweise selbst nicht mehr, warum man das tut. Nicht jeder macht das aus demselben Grund.
    So habe ich Leute getroffen, die so am besten zeigen konnten, dass es ihnen nicht gut geht, sie es aber einfach nicht in Worten fassen können oder anderen einfach nicht zu Last fallen möchten, wobei letzteres ziemlich oft ein Mitgrund ist.
    Da es einigen sowieso auch schon aufgefallen war und es mittlerweile auch einfach keinen Sinn mehr hat, das zu verheimlichen, kann ich auch meinen Standpunkt in diesem Sinne "outen": Ich tue und tat das nämlich selbst. Und glaubt mir, dafür braucht man nicht unbedingt Messer oder Rasierklingen, das ist nur die einfachste Methode. Aber ich möchte da jetzt auch keine Tipps geben. :P
    Jedenfalls ist es in meinem Fall so, dass ich es teilweise zur Ablenkung von negativen Gedanken (und anderen, optischen und akustischen Dingen, die vom Kopf aus kommen, wenn einer versteht, was ich meine *hust*), überwiegend jedoch des reinen Selbsthasses wegen. Somit hat jeder kleine Kratzer so seine eigene Bedeutung.


    Versteht bitte, dass es mir auch nicht leicht fällt, diesen Beitrag zu schreiben und auch noch zu verschicken, weil ich die Befürchtung habe, andere zu kränken (was btw. auch wieder zu dem Thema dieses Topics führt, aber bin an einem öffentlichen Ort, also keine Sorge), aber mir ist einfach wichtig, dass auch ein Außenstehender sozusagen Einblicke in den Kopf eines psychisch erkrankten Menschen bekommt. Vielleicht merkt man ja so, was einer Person im Bekanntenkreis fehlt, die jenes Symptom aufweist. (Also das "Ritzen".)

  • Da hier schon einige sehr konstruktive Beiträge geschrieben wurden,
    werde ich mich nur auf eine Anmerkung am Rande beschränken,
    die wahrscheinlich trotzdem zu lang wird.


    Zitat von »RiesenTeddy«
    >Sowas macht mich immer sauer wenn ich sehe, dass man sich freiwillig bleibende Narben macht oder sich verunstaltet obwohls keinen interessiert, lächerlich ist und nichts bringt. Für mich ist das genau so schlimm wie die Drogenjunkies und Alkoholiker. Die entfachen in mir eine Wut, weil sie dumme Menschen sind, sich das Leben so schwer zu machen. <


    Natürlich, ich mach mir das Leben freiwillig schwer x) Depressive Menschen sind alle Masochisten, die den Schmerz lieben, lol.
    Ist doch schlimm genug, wenn es keinen interessiert O_o Darum tut man es doch unter anderem, weil man nicht anders um Hilfe zu bitten weiß. Zudem gibt es ja solche, die das wirklich rein freiwillig machen, um sich zu befreien bzw diese Glücksgefühle zu empfinden, und solche, bei denen es eine Art von Zwang ist, die Grenzen verschwimmen auch des Öfteren.


    Vor allem frage ich mich, warum viele davon ausgehen
    dass den Menschen, die Sich verletzten, die Wunden und oder Narben gefallen?
    Sicher werden jetzt einige wieder einweden, dass Sie Sich selber dafür entscheiden,
    sobald Verhaltensmuster aber psychischen Erkrankungen unterliegen,
    kann man meiner Meinung nach nicht von freier Entscheidung im herrkömmlichen Sinne sprechen.
    ich kenne auch Menschen über 30, über 40, auch über 50 die Sich selber verletzen oder lange verletzten,
    die Kinder und Partner haben und die sehr darunter leiden bzw litten.
    Vor noch nicht allzu langer Zeit erzählte mir ein Bekannter,
    dass er es nur schaffte irgendwann stärker als der Impuls (auch starke Spannungen können zu Selbstverletzung führen) zu werden,
    weil er es nicht mehr ertragen konnte, in die enttäuschten Augen Seines Kindes zu sehen,
    wenn er immer erklären musste, dass er nicht mit ins Schwimmbad und nicht mit Ihr da und dorthin gehen könne.
    Um diese Stärke zu bekommen, musste er aber auch durch Therapien und viele Medikamentekonstellationen.
    Ein Teil derer, die Sich verletzen, fühlen Sich gar nicht wohl mit den Narben,
    mit offenen Wundern erst recht nicht.
    Eine Wunde zeigt schließlich, dass der Körper und in diesen Fällen im übertragenen Sinne der Mensch selber verletzt ist,
    aber wer zeigt schon gerne Seine Verletzlichkeit?
    Das ist im Tierreich ein Todesurteil und der Mensch zählt, zumindest meiner Ansicht nach, auch zu der Gattung der Säugetiere.
    Und zum Thema Narbenentfernung;
    das Weglasern von einer Brandnarbe bspweise kann von ein paar 100 bis über 1000 Euronen steigen,
    da es dazu mehrere Sitzungen benötigt, wobei Narben generell nicht weggelasert,
    sondern lediglich "ans Hautbild angepasst" werden können.
    Und nun stelle man Sich vor jemand habe ein paar dutzende oder hunderte Vernarbungen,
    das wäre ein ganz schön teurer "Spaß".
    Im Übrigen, RiesenTeddy, gibt es auch bei Alkoholikern und Drogenjunkies Gründe bzw Auslöser für die jeweilige Suchterkrankung,
    die nicht für andere nachvollziehbar sein müssen und trotzdem vorhanden sind.
    Niemand verlangt es, dass jemand versteht, warum ein anderer sich verletzt.
    ich denke, dass jeder Mensch, ob gesund oder erkrankt, irgendwelche Verhaltens- oder Gedankenmuster pflegt,
    die für einen anderen nicht nachvollziehbar sind.
    Das fängt bei Kleinigkeiten an (man nehme nur die Essgewohnheiten(damit meine ich nicht Essstörungen,
    das ist wieder ein anderes Thema)) und hört bei schwerwiegenderen Sachen auf.

    „Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ – „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.

  • Warum? Weil sich die Kids nicht mehr zu helfen wissen.
    Viele werden von ihren Eltern, Lehrern, Mitschülern etc. ignoriert, die kümmert es auf deutsch nen Scheiß.


    Natürlich muss das Ritzen unterschieden werden. Es ist eine Psychische Krankheit, die sich SSV (Selbstverletzendesverhalten) nennt.
    Dann gibt's noch das sogenannte "Aufmerksamkeitsritzen".


    Normalerweise ist es so, das SSV Kranke ihre zerschnittenen Arme, Beine etc. verstecken, weil sie Angst haben, das es jemand sieht.
    Aufmerksamkeitsritzer dagegen zeigen es herum: "Guck mal ich bin cool ich habe mich geritzt Blabla bla."


    Ich kenne Aufmerksamkeitsritzer nur zu gut, hatte mal eine in der Klasse, als ich meinen Hauptschulabschluss nachgeholt hatte. Diese wollte sich vor den Augen von mir und ner Freundin eben Ritzen.
    Naja, was mach ich? Reiß ihr das Ding aus der Hand, verletz mich dabei noch selbst und werf's ausm Fenster...


    Bei SSV Kranken muss man allerdings extrem aufpassen, die sind sehr labil und brauchen (soweit ich weiß) einen Auslöser, damit sie sich anfangen zu Ritzen.


    Also, ich hoffe ich hab den Unterschied erklärt, so dass man sich den Unterschieden bewusst ist.
    Ich hoffe auch, das ich alles richtig beschrieben habe, wenn nicht, könnt ihr mich gerne drauf hinweisen. ;3

    Pokémon X/Y Code: 1564 2890 7295
    Safari: Elektro Pokémon: Pikachu, Emolga & Zebritz
    Bei Interesse bitte PN schreiben!!!
    Suche Stahl, Drachen, Elektro, Fee, Eis, Normal, Wasser-Safaris!!

  • Ich selber habe Erfahrung damit, da ich mich geritzt habe/selbst ritze und das nicht das Einzige ist, was ich tu, um mich zu verletzen.


    Selbstverletzung hat nichts damit zu tun, dass man ein Emo ist. Nein, nicht jeder Emo ritzt sich und nein, man ist kein Emo, weil man sich ritzt, lol.


    Ich selber leide schon jahrelang an Depressionen, einer Essstörung und Suizidalität. Für mich ist Selbstverletzung einfach eine Möglichkeit, gewissen schlimmen Sachen "zu entkommen". Manchmal fühle ich mich so taub, dass ich einfach nur etwas fühlen will. Der Schmerz erinnert mich oft daran, dass ich noch am Leben bin. Auch sehe ich Selbstverletzung für mich als Selbstbestrafung an, wenn Dinge in meinem Leben schief laufen, wenn ich etwas nicht hinbekomme oder Sonstiges. Natürlich ist mir bewusst, dass Ritzen, Verbrennen, Schlagen oder sonst etwas in dieser Art keine Lösung für meine Probleme ist. Doch es ist schwer, damit aufzuhören. Ich mache seit Monaten eine Therapie und es ist sehr schwer. Bis es einem besser geht, vergeht sehr viel Zeit und man muss hart an sich arbeiten.


    Ich bin mir sicher, dass es vielen Leuten mit psychischen Krankheiten so geht wie mir.


    Ritzen hat meiner Meinung nach auch in erster Linie nichts mit Aufmerksamkeit zu tun. Klar gibt es leider Menschen, die es wirklich tun, um 'cool' zu sein und Aufmerksamkeit kriegen (zum Beispiel Fans, die sich ritzen, damit ihre Idole sie bemerken... ehm!?), aber viele tun es eben aus den Gründen, die ich vorhin erwähnt habe. Außerdem ist Aufmerksamkeit wollen im Grunde nichts Schlechtes oder Schlimmes. Ich denke, dass Selbstverletzung auch für viele Leute eine Art Hilferuf ist, wenn sie alleine nicht mehr klarkommen.

  • Ich kenne auch mehrere Menschen, die sich selbst verletzen (meistens Mädchen/Frauen)
    Eine Klassenkameradin litt zehn Jahre lang unter ihren Selbstverletzungen, welche bei ihr auch zu zwei Klinikaufenthalten führten (1. Mal drei Monate und 2. Mal neun Monate). Auch danach hat sie sich noch weiter verletzt, mittlerweile ist sie aber seit über zwei Jahren "clean".
    Wirklich geheilt ist sie noch nicht, auch wenn sie sich nicht mehr ritzt schädigt sie sich mit anderen Sachen, aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass sie mit dem Ritzen aufgehört hat. Sie musste bereits mehr als zehn Mal genäht werden zwischen 2010 und 2012.
    Und das passiert schneller als man denkt.
    X (ich nenne sie einfach mal so) machte das- wie ich bereits gesagt habe- ziemlich lange, und als Angehörige fühlt man sich hilflos. Manchmal hat sie gar nicht erst versucht, ihre Verletzungen zu verbergen, andere Male wiederum schon.
    X's Mutter verletzte sich ebenfalls selbst, und wenn X sich selbst verletzt hatte, drohte ihre Mutter, das auch zu tun.
    Das war einer der Gründe, weshalb sie Hemmungen hatte, sich jemanden zu öffnen oder Hilfe zu suchen.


    Wie gesagt, mittlerweile ist sie schon ziemlich lange clean, und in drei Jahren möchte sie eine Narbenverschönerung machen lassen (wie sie mir erzählt hat, muss man dafür fünf Jahre ohne Rückfall sein). In der Öffentlichkeit trägt sie kaum kurze Kleidung, weil sie sich dafür schämt.


    X hat viele Skills ausprobiert, allerdings braucht man etwas, bis man seinen Skill gefunden hat oder vermutlich auch, bis dieser hilft.
    Hierbei würde ich allen Betroffenen noch dieses raten: "Die Feuerwehr übt nicht, wenn es brennt." Es gibt im Internet viele Skills-Vorschläge, und auch den Tipp, dass man diese ausprobiert, noch bevor der Punkt erreicht ist wo man gar nicht mehr anders kann als sich zu verletzen.

  • Auch sehe ich Selbstverletzung für mich als Selbstbestrafung an, wenn Dinge in meinem Leben schief laufen, wenn ich etwas nicht hinbekomme oder Sonstiges.
    [...]
    Ich denke, dass Selbstverletzung auch für viele Leute eine Art Hilferuf ist, wenn sie alleine nicht mehr klarkommen.

    this
    Als ich mich zum ersten Mal geritzt habe, stand mehr der Gedanke im Vordergrund, einen Freund besser zu verstehen, der sich selbst geritzt hat und mich ihm auch irgendwo näher fühlen bzw. ihm das Gefühl geben, nicht alleine zu sein und ihm auf diese Weise zu helfen. Da mein Leben da langsam sowieso irgendwie bergab ging, ich oft an meine psychischen Grenzen gestossen bin, hab ich gleichzeitig rasch gemerkt, dass es eine beruhigende Wirkung auf mich hat, wieder die Kontrolle zu gewinnen, weil ich innerlich teilweise am explodieren war vor Schmerzen und es jetzt auch immer noch tue.
    Der Hauptgrund, der sich dann daraus heraus kristallisiert hat, war, mich selbst zu bestrafen, weil ich immer bei vielem meine Schuld sehe. Aus einfachen Schnitten wurden dann schnell Worte, welche eingeritzt wurden, um mir klar vor Augen zu halten, 'was ich bin' und 'was ich falsches getan habe'. Wirkliche Narben sind kaum entstanden, da ich mich doch nicht so tief schneide, weil ich nicht will, dass andere Menschen es sehen und es sie dann traurig machen würde... Deswegen sind es inzwischen mehr Schläge gegen mich selbst, weil die unauffälliger sind.
    Von meiner Neigung zur Selbstverletzung wissen eigentlich die wenigsten etwas, einfach, weil ich niemand mit hinein ziehen will... wobei ich mich langsam öffne bzw. mir Hilfe hole, weil ich dem Druck alleine nicht mehr gewachsen bin... was trotzdem keinen Unterschied macht, dass es schwierig für mich ist, mir nicht die Schuld für alles zu zuschieben... Weswegen auch Gedanken an Suizid teilweise nicht weit weg sind.
    Teilweise sind es einfach gewisse Situationen, die Menschen so ans Ende bringen, dass sie zu solchen Mitteln greifen. Manchmal reicht dann die Hilfe von nahenstehenden Menschen aus oder das Ritzen endet gleichzeitig mit der Ursache. manchmal braucht es jedoch therapeutische Massnahmen, wenn es schon zu sehr Teil von einem wurde, dass man kaum zurück ins Leben findet, ohne damit auszukommen...

  • Hmm, scheint mir die Art von Topic zu sein, in der eine Diskussion ganz schwierig ist, weil so ziemlich jeder zumindest äußerlich die gleiche Meinung hat bzw. das Gleiche zum Nachquasseln gehört hat (das ist kein Vorwurf an irgendwen! Hier wird nur viel wiederholt). Vielleicht wagen es Leute mit gegenteiligen Meinungen auch nicht die hier zu äußern, wäre ja schon sehr... kontrovers. Das soll natürlich keine Kritik am Topic sein und auch das Thema selbst nicht verleugnen. Aber ich mag gar nicht das bereits Gesagte wiederholen - kurzgefasst, Ritzen ist schlimm und gilt nicht nur für Emos (wer hat das überhaupt geschrieben lol, ich sehe hier nur Posts die gegen diese Meinung vorgehen... aber nicht die Meinung an sich :D) usw.
    Lieber schreibe ich mal ein paar Gedanken auf, die abgesehen vom offensichtlichen Oberthema keine oder nur lose Zusammenhänge haben. Einige, weil ich sie loswerden möchte, andere, damit man sie nicht vergisst und in Betracht zieht. Falls ihr darüber diskutieren mögt, nur zu^^


    -Allgemein gesagt, jeder ritzt aus anderen Gründen, wirklich jeder. Es lassen sich Gruppen zusammenfassen, jedoch nicht eine Gruppe für alle. Es ist nicht immer ein Hilferuf, es ist nicht immer Selbstbestrafung.
    -Ebenso sind die "Vorzüge", die der Betroffene daraus zieht, stets anders. Blut sehen, Schmerz spüren, Narben fühlen, Kontrolle haben, sich später um sich selbst sorgen... es gibt unzählige Möglichkeiten.
    -Was noch unzählig ist? Was dem Betroffenen hilft. Schwierig ist zu sagen was man gut sagen kann, leicht, was man besser nicht sagen sollte. Im schlimmsten Fall beziehen Angehörige es auf sich selbst. "Wie kannst du mir das nur antun? Ist es etwa meine Schuld? Bitte rede mit mir, ich mache mir so große Sorgen und das macht mich so fertig! Versprich mir, dass du aufhörst! Was habe ich denn falsch gemacht?"
    -Weitere bescheuerte Dinge wären "Wieso tust du das? Du musst doch irgendeinen Grund haben?" "Aber das bringt doch nichts..." "Tut das nicht weh?" "Oh, bestimmt tust du das, weil... "
    -NIEMALS sollte man Leute vor anderen Leuten ansprechen, falls man einen Verdacht hegt. Falls du glaubst, dass mehr dahintersteckt, dass deine Klassenkameradin im Sommer stets langärmlige Oberteile trägt - tu es IM PRIVATEN und setze sie nicht unter Druck, mit dir zu sprechen. Biete es der jeweiligen Person an. Eventuell wird sie nie auf das Angebot zurückkommen, doch schon der Gedanke kann eine riesige Stütze sein. Erneut, es gibt kein Kochrezept und man muss auf jede Person individuell reagieren - oft ist es jedoch der Fall, dass es Betroffenen sehr schwer fällt, darüber zu sprechen - besonders wenn sie es verstecken - und von sich aus kaum einen Schritt wagen. Was jedoch kein Grund ist, sich aufzudrängen. Wirklich gute Ratschläge gibt es hier nicht.
    -Es ist für nicht-Betroffene vielleicht etwas surreal, was alles Halt geben kann. Populär ist das Schmetterlingsprojekt, das ich auch nur empfehlen kann - man malt sich mit einem wasserfesten Stift einen Schmetterling auf die Stelle, an der man schneiden will. Er darf nicht absichtlich abgewaschen werden, sondern muss bleiben, bis er verblasst. Schneidet man ihn, stirbt er. Besonders kraftvoll sind die Schmetterlinge, denen man Namen gibt, oder die vielleicht sogar von anderen Personen gemalt werden. Es klingt abstrakt, doch es kann viel Halt geben. Falls du betroffen bist, kann ich es dir nur empfehlen!
    -Leiden ist relativ. Phrasen wie "Es könnte noch viel schlimmer sein!" machen es schlimmer.
    -Ritzen kann man nicht unterdrücken. Nimmst du dem Betroffenen die Rasierklingen weg, kauft er sich neue oder nimmt sich eine Nagelschere. Drohst du, seine Arme alle zwei Tage zu überprüfen, schneidet er sich an den Beinen. Wenn der eigene Wille nicht vorhanden ist, wird man auch nicht aufhören - und es gehört ein unglaublicher Wille, eine unglaubliche Stärke dazu. Ohne diesen Willen gibt es kein dauerhaftes Heilmittel.
    -Viele Betroffene verlieren den Blick dafür, wieso es überhaupt schlimm ist, sich selbst zu verletzen.
    -Die meisten Aufhörmethoden sind Quatsch - sich ein Gummiband gegen das Handgelenk schnipsen, dass ich nicht lache - trotzdem sollte man so viel wie möglich ausprobieren.
    -Angehörige leiden oft genau so stark wie Betroffene.
    -Etwas offtopic - Depressionen sind Krankheiten. Seelische Krankheiten werden ganz, ganz oft falsch behandelt, als könne man sie mit etwas Motivation einfach auslöschen. Es ist äußerst schwierig für Depressive, sich gesunden Menschen zu erklären - wie erklärst du jemandem, wie sich ein gebrochenes Bein anfühlt, wenn er das noch nie erlebt hat?
    -Selbstverletzung ist, entgegen sehr populärem Glauben, nicht zwangsläufig mit Suizidgedanken oder -versuchen verbunden.
    -Oft sind Betroffene viel empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen als "normal". Schon schlechtes Wetter kann ein Auslöser sein.
    -Meist verletzt man nicht freiwillig selbst. Niemand wünscht sich, vom Ritzen abhängig zu sein. Gerade das macht Aufhören so schwierig.
    -Ritzen ist nicht die einzige Art der Selbstverletzung, jedoch die Häufigste (und deswegen auch die "sozial Anerkannteste", wie es mir vorkommt, kaum eine Art der Selbstverletzung wird derartig ernstgenommen)
    -Man braucht nicht zwangsläufig Rasierklingen oder Messer zum Ritzen. Und es geschieht nicht zwangsläufig am Handgelenk.
    -Eine von fünf Personen ritzt. Es ist unbestreitbar ein Modephänomen, denn würde man nicht davon hören, würde man seltener auf die Idee kommen. Das soll nicht abwertend sein!
    -Der einzige Kotzreiz stellt sich bei mir bei Phrasen wie "Dann gibt's noch die Leute, die nur für Aufmerksamkeit ritzen, das finde ich so nervig!" ein.
    -Ritzen/Selbstverletzung ist eine Sucht. Es erfordert äußerste Stärke, aufzuhören.
    -Folglich kommt man, wenn man einmal drin ist, nicht wieder los. Selbstverständlich kann man es schaffen, aufzuhören, doch ein Teil der Gedanken wird dieses Gebiet nie wieder verlassen. Angehörigen muss bewusst sein, dass den Betroffenen natürlich etwas fehlt, wenn sie aufhören - wie beispielsweise ein Exraucher - und das Bedürfnis stets hochkommen kann.
    -Nicht jeder Mensch ist therapierbar, nicht jeder Therapeut ist fähig, Therapie ist kein Wunderheilmittel.
    -Furchtbar finde ich es persönlich, wenn man erst als "offiziell leidend" eingestuft wird, wenn man ritzt - und diese Einstufung verliert, wenn man aufhört. Muss man sich wirklich so beweisen, um ernstgenommen zu werden - und wieso wird dann nur der Beweis ernstgenommen? Das Beenden von Selbstverletzung beendet die Probleme nicht, eventuell wird es sogar noch schlimmer, weil ein Ventil zum Druckablassen fehlt.
    -Das erste mal hat stets einen Auslöser, die Male danach nicht zwangsläufig bzw. nicht zwangsläufig bewusst.
    -Da ich das schon so oft erwähnt habe: Wille allein reicht nicht, um aufzuhören.
    -Aufhören ist beinhart und man wird einige Niederlagen einstecken müssen, bevor es klappt. Das alles ist es jedoch wert.
    -Ich bewundere jeden zutiefst, der erfolgreich aufgehört hat - auch wenn es die Probleme nicht immer löst, handelt es sich bei euch um unermesslich starke und inspirierende Menschen, die eigentlich wenig Anerkennung für ihre Leistung kriegen. Jedoch traue ich jedem Betroffenen diese Stärke zu. Vielleicht liest sich gerade ein Betroffener diese ekelerregend lange WoT durch und ist schon zu Tode genervt, und genau diese genervte Person hat definitiv genug Stärke. Wer sich den ganzen Kram durchlesen kann... für den ist der Rest schaffbar.
    -Du gehörst zu den sieben Milliarden unglücklichsten Menschen der ganzen Welt.


    Diesen Blog kann ich jedem empfehlen, der mal etwas hinter das Thema kommen möchte, auch wenn er sich eher um das generelle Thema Depressionen dreht, wobei Ritzen da auch seine Rolle spielt. Ungeschminkt und ehrlich, ich halte ihn für ganz gut geeignet für Angehörige von Betroffenen.
    Ich kenne bisher nicht viele Leute die wirklich gut mit Betroffenen umgehen (die meisten gehen nicht grausam oder so mit ihnen um, aber nur ganz Wenige stachen in meinen Augen als ehrlich hilfreich heraus). Falls ihr so eine Person kennt - ob selbst betroffen oder nicht - könnt ihr euch unglaublich glücklich schätzen, denn sie sind selten - ich persönlich wäre bzw. bin für diese Rolle völlig ungeeignet. ^^ Um ehrlich zu sein ist kaum etwas herzzerbrechender (für mich) als so etwas bei Freunden mitzubekommen, vor allem, da es immer häufiger geschieht.
    Viel mehr gibt's auch nicht von mir. Wie gesagt, falls ihr diskutieren wollt, auf geht's! Allerdings idk ob ich hier noch einmal poste.

  • Ich selbst halte nicht viel zum ritzen. Ehrlich gesagt finde ich Aussagen wie "Manchmal braucht es Schmerz um andere Schmerzen zu vergessen #ritzenistgeil" ziemlich dämlich. Aaaber: Deswegen würde ich keinen beleidigen der sich ritzt. Ich würde mich über die Person auch net lustig machen. Ich meine, wenn sie glauben das es ihnen hilft ist es ihre Sache. Ich würde zwar anbieten Hilfe zu suchen, aber muss ja jeder selbst für sich wissen was er macht.
    Ich hab früher immer gleich mit dem Selbstmord gedroht als ich so ne komische Phase hatte, war also auch nicht besonders besser.

  • [Der folgende Post könnte verallgemeinert sein und stellt meine Sicht der Dinge auf persöhnlichen Erfahrungen dar. Fühlt euch nicht angegriffen, wenn ihr anderer Meinung seid. Danke.]


    Das Problem ist, dass Ritzen heute oft eine ''Modeerscheinung'' ist, so fies das jetzt auch klingen mag. Wenn ein Teenager mal ein kleineres Problem hat, wird dann direkt zur Klinge gegriffen, anstatt sich mit dem Problem auseinanderzusetzen (oftmals so in Emo/Scene-Kreisen). Ich bin hier in Hannover 'ne Zeit lang öfter auf den Gruppen- bzw. Emotreffs gewesen, hatte direkt aber nie mit denen zu tun, jedoch hat es von außen immer so gewirkt als wäre das eine Art Gruppenritual mit einer Prise Zwang. Es kam mir immer so vor als würdest du nicht richtig dazugehören, wenn du dir nicht die Arme zerschneidest. Der Unterschied zu Menschen mit richtigen Problemen, die dann wirklich keinen Ausweg außer dem Ritzen haben ist der, dass eben diese Emo und Scene-Kinder nur oberflächlich schneiden, so das nur eine kleine oberflächliche Narbe bleibt. Meistens möglichst viele, was dann eher einer Strichliste gleicht. Das ist für mich dann auch immer eher ein Ausruf wie: ''HEY HIER BIN ICH, ICH HABE PROBLEME, SCHAUT MICH AN!'' als ein Hilferuf. Die, mit wirklich starken psychischen Problemen, mit denen ich Kontakt kam. haben das immer eher diskret gemacht. Dort geschnitten, wo man es nicht direkt sieht. Entweder an Schultern oder Oberschenkeln etc. Problematisch finde ich, dass die Menschen, die das Ritzen eben als ''Modeerscheinung'' nutzen, den Menschen mit Problemen die Glaubwürdigkeit nehmen und das Ganze ins lächerliche ziehen.

  • Ich selber ritze mich nicht, werde es auch Nie im Leben machen, da ich das einfach nicht angebracht und gut finde, denn meiner Meinung nach, erreicht man nichts mit dem ritzen, am Schluss ergeht es einem nur doppelt so schlecht. Zudem kann man sich schlimme Krankheiten mit dem Ritzen holen, aber viele Gründe zum ritzen führen auch dadurch, dass sich bestimmte Personen gestresst fühlen, oder es ihnen halt nicht gut geht. Zudem habe ich im Internet auch sehr oft gelesen, dass sich viele Ritzer, auch ritzen, weil sie sich oft von den eigenen Familien-Mitgliedern und Freunden benachteiligt fühlen. Das kann ich auch ganz verstehen, denn viele Personen fühlen sich benachteiligt, doch trotzdem ist das kein Grund, sich selber so etwas schreckliches anzutun. Nicht alle Ritzer wissen was sie sich selber damit antun, doch wen sie es wüssten, dann würde ich davon ausgehen, dass es nicht alle mehr so oft, oder gar nicht mehr machen würden. Aber ich finde es ziemlich schade, wenn die eigenen Eltern wissen das sich ihr Kind ritz und sie nichts dagegen unternehmen, denn ich als Vater, würde mein Kind zu einer Psychatrie schicken. Da es dort richtig gute Hilfe bekommen würde, von Leuten die wissen, wie da geht. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass man mit dieser Methode über 40 Prozent der Ritzer umstimmen könnten. Aber leider liegt es nicht in meinen Händen, die Entscheidungen von verschiedenen Ritzern/innen zu ändern, ich hoffe einfach, dass sich das in der kommenden Zeit noch reduzieren wird. Ausserdem lässt sich die heutige Jugend, sag ich jetzt mal, viel zu oft mitziehen. Wen einer ritz, dann ritzen auch die meisten Freunde und das nur um cool zu wirken und um cool zu werden. Natürlich ist das logisch und nachvollziehbar, trotzdem eine ziemlich kranke Art, ich würde mich Nie für andere verändern, nur um cool zu werden. Die Ritzer, (zumindest die, die sich aus dem Grund ritzen, um cool zu werden.)die sich so beinflussen lassen, sollten sich auch nicht verändern, sie sollten so akzeptiert werden, wie sie nun mal sind! Tut mir leid das ich das jetzt sage, aber ich finde es dumm, sich zu verändern nur um cool zu werden. Ich finde es unnötig, sich selber Schmerzen an zutun und das nur um den eigenen Schmerz zu vergessen, um den Schmerz innerlich zu verdrängen. Man kann keine Schmerzen, mit Schmerzen bekämpfen, dass muss man nun mal besprechen, oder wie schon gesagt, mit pshyhischen Mitteln klären.

  • Ausserdem lässt sich die heutige Jugend, sag ich jetzt mal, viel zu oft mitziehen.

    Als hätte das die Jugend nicht auch in anderen Zeiten getan. Und als würden das Erwachsene nicht tun. :rolleyes:
    Ob man sich mitziehen lässt oder nicht, wird, denke ich, mehr vom Charakter bestimmt. Es gibt auch in der bösen, heutigen Jugend genug Individuen, die sich nicht oder nicht von jedem und nicht in jedem Kontext mitziehen lassen. Verallgemeinern würde ich hier also nichts.


    Man kann keine Schmerzen, mit Schmerzen bekämpfen, dass muss man nun mal besprechen, oder wie schon gesagt, mit pshyhischen Mitteln klären.

    Natürlich kann man Schmerzen nicht dauerhaft mit Schmerzen bekämpfen, das klingt ziemlich plausibel. Aber die reine Verzweiflung kann Dich dazu bringen, jede Vernunft abzulegen. Dann reagierst Du eventuell rein gefühlsbedingt, da Gefühle oft über rationales Denken herrschen, und diese Gefühle sagen Dir, weil Du es im Moment so zu erleben scheinst, das Selbstverletzen sei effektiv. Auch wenn es das letztlich nicht ist.


    Der Unterschied zu Menschen mit richtigen Problemen, die dann wirklich keinen Ausweg außer dem Ritzen haben ist der, dass eben diese Emo und Scene-Kinder nur oberflächlich schneiden, so das nur eine kleine oberflächliche Narbe bleibt. Meistens möglichst viele, was dann eher einer Strichliste gleicht.

    Da bin ich mir nicht so ganz sicher, ob man das so genau sagen kann. Prinzipiell hast Du hier wohl Recht, jedoch sei zu bedenken, dass auch oberflächliche Verletzungen sinnig sind, wenn man versucht, seine Wunden (und Narben) zu verstecken: Tiefe Wunden werden nämlich eher bemerkt (> stärkere Blutung, deutlichere Narbe; ein Meer aus leichten Schnitten sieht man später, egal wo, weniger als einen tiefen) oder können schneller zu Schlimmerem (> Tod) führen und das Schlimmere ist ja oft das, was man zu vermeiden versucht.
    Ich möchte hier die Motive nicht schönreden und ich stimme deinen Worten auch vollkommen zu, da ich ähnliche Beobachtungen gemacht habe, jedoch wollte ich einfach darauf aufmerksam machen, dass es auch hier wieder Ausnahmen gibt, die vielleicht sogar nur noch geschickter versteckt (und somit eventuell noch akuter) sind.

  • Wie WBB4 grad rumbuggt wtf, nunja, darauf wollte ich trotzdem mal eingehen! Sorry wenn ich die Zitate verhaue :D

    Ich selber ritze mich nicht, werde es auch Nie im Leben machen, da ich das einfach nicht angebracht und gut finde, denn meiner Meinung nach, erreicht man nichts mit dem ritzen, am Schluss ergeht es einem nur doppelt so schlecht. Zudem kann man sich schlimme Krankheiten mit dem Ritzen holen, aber viele Gründe zum ritzen führen auch dadurch, dass sich bestimmte Personen gestresst fühlen, oder es ihnen halt nicht gut geht. Zudem habe ich im Internet auch sehr oft gelesen, dass sich viele Ritzer, auch ritzen, weil sie sich oft von den eigenen Familien-Mitgliedern und Freunden benachteiligt fühlen. Das kann ich auch ganz verstehen, denn viele Personen fühlen sich benachteiligt, doch trotzdem ist das kein Grund, sich selber so etwas schreckliches anzutun. Nicht alle Ritzer wissen was sie sich selber damit antun, doch wen sie es wüssten, dann würde ich davon ausgehen, dass es nicht alle mehr so oft, oder gar nicht mehr machen würden.

    "dude i swear it's legit i saw it on the internet"
    Das Konzept der Selbstverletzungen ist für Außenstehende oft... surreal, oder auch schwer zu verstehen. Betroffene verstehen manchmal selbst nicht wieso sie es tun. Hab schon öfter erlebt dass ich mir meine blutige Schulter angesehen hab und mir nur dachte... "wtf, wieso hast du das denn jetzt gemacht?". Manchmal konnte ich mich noch nicht mal erinnern, die Klinge in die Hand genommen zu haben und war schon halb dabei bis ich es überhaupt bemerkte. Ähnelt dem Nägelkauen, da hab ich in der Schule auch ständig den Zeigefinger im Gebiss und merke es erst wenn mein Sitznachbar mir wieder die Hand wegstößt :D Gilt natürlich nur für mich ganz persönlich, auf Andere schließen kann man das nicht, aber so siehst du mal, wie unterschiedlich das von Person zu Person ist - was das Verständnis nur noch schwieriger macht. Wirklich verstehen kann man es nur als Betroffener, und selbst dann ist es oft trotzdem unverständlich - wie gesagt - von daher wäre ich mit Zeug wie "Ganz viele machen es aus Grund x und weil Grund x nicht auf mich persönlich zutrifft ist das total blöd für jeden" vorsichtig. Schlussendlich kann eine Depression jeden treffen, und auch ohne Depressionen sind Selbstverletzungsphänomene möglich. Das ist nicht unbedingt ein logischer Prozess. Kaum jemand denkt wirklich objektiv darüber nach bevor er zur Klinge greift, da es objektiv gesehen natürlich nichts Rationales ist, wie du bereits sagtest - Rationalität spielt jedoch auch nur eine ganz kleine Rolle. Wenn man so eine tiefe Verzweiflung spürt dass man seine eigene Haut aufschneiden möchte, steckt man bereits sehr tief drin und kann sich da schwierig "rausargumentieren".
    Wie gesagt gibt es viele Gründe dagegen, doch diese verpuffen, wenn man am Tiefpunkt angelangt ist. Natürlich hinterlässt es Narben. Natürlich kann sich die Wunde infizieren. Natürlich macht es deine Eltern fertig wenn sie es herausfinden (in den meisten Fällen, da gibt's allerdings auch andere "Erziehungsmethoden"... oder die Eltern sind ganz weg) Natürlich ist der Grund nicht immer schlagkräftig (obwohl ich so welche Aussagen ja wieder nicht leiden kann, da Leiden sehr, sehr relativ ist und dieser ganze Kram von wegen "anderen geht es schlechter als dir, Kinder in Afrika!!!!11" der größte Müll), natürlich bereut man es eventuell hinterher. Autoaggressives Verhalten folgt diesen Regeln nur nicht - eine Grippe ist auch sehr unangenehm und hat zahlreiche Nachteile! Deswegen kannst du ja nicht einfach aufhören, die Grippe zu haben, sobald du sie dir einmal eingefangen hast.


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    Aber ich finde es ziemlich schade, wenn die eigenen Eltern wissen das sich ihr Kind ritz und sie nichts dagegen unternehmen, denn ich als Vater, würde mein Kind zu einer Psychatrie schicken. Da es dort richtig gute Hilfe bekommen würde, von Leuten die wissen, wie da geht. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass man mit dieser Methode über 40 Prozent der Ritzer umstimmen könnten. Aber leider liegt es nicht in meinen Händen, die Entscheidungen von verschiedenen Ritzern/innen zu ändern, ich hoffe einfach, dass sich das in der kommenden Zeit noch reduzieren wird.

    In die geschlossene Psychiatrie wollten mich meine Eltern zunächst auch stecken, hab mich mit Händen und Füßen gewehrt - etwas Schlimmeres kann ich mir kaum vorstellen, besonders in so einer Kleinstadt :D Eine Freundin von mir musste einmal zwei Wochen dort bleiben, scheint hauptsächlich todlangweilig und wirkungslos gewesen zu sein (man durfte keinen Collegeblock haben wegen den scharfen Kanten, ließ aber Küchenmesser frei herumliegen). Natürlich ist das auch wieder nur meine persönliche Erfahrung. Die Psychiatrie kann einigen Leuten sehr helfen, anderen überhaupt nicht - Menschen sind nun einmal keine programmierbaren Roboter. Nicht jeder von ihnen ist therapierbar. Eine etwas leichter verdauliche Alternative wäre dann ein Psychologe, der ebenso individuell wirksam ist.
    Die Sache ist, dass du sprichst, als ob Ritzen das Problem wäre - Ritzen ist jedoch nur ein Symptom. Wenn man aufhört, sich zu schneiden, verschwinden die Probleme, Gefühle etc. nicht, vielleicht werden sie sogar noch schlimmer, weil ein Ventil zum Druckablassen fehlt.


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    Ausserdem lässt sich die heutige Jugend, sag ich jetzt mal, viel zu oft mitziehen. Wen einer ritz, dann ritzen auch die meisten Freunde und das nur um cool zu wirken und um cool zu werden. Natürlich ist das logisch und nachvollziehbar, trotzdem eine ziemlich kranke Art, ich würde mich Nie für andere verändern, nur um cool zu werden. Die Ritzer, (zumindest die, die sich aus dem Grund ritzen, um cool zu werden.)die sich so beinflussen lassen, sollten sich auch nicht verändern, sie sollten so akzeptiert werden, wie sie nun mal sind! Tut mir leid das ich das jetzt sage, aber ich finde es dumm, sich zu verändern nur um cool zu werden.

    Was habt ihr bloß immer mit dem "cool wirken" der heutigen Generation? Ist etwa so überholt wie das "wenn du nicht rauchst/trinkst/kiffst/stiehlst/whatever verbannen wir dich aus unserer coolen Clique!" - Klischee. Ich hab sowas noch nie erlebt. Habe auf einer Geburtstagsparty nichts getrunken während der gesamte Rest sich volllaufen ließ und niemand hatte ein Problem damit - abgesehen von mir selbst, im Nachhinein hätte ich dann doch lieber zumindest ein, zwei Bier zur Auflockerung genommen, meine Hemmschwellen sind ja so schon unnatürlich hoch :D Aber back to topic. Dieses ganze "ich würde mich nie für Coolness verändern" ist imo ein typischer Satz aus der BRAVO, direkt neben dem "Fünf Kilo abnehmen für die perfekte Strandfigur"-Artikel. Leicht gesagt und sehr leicht einzureißen. Natürlich, sich die Arme aufzuschneiden um dazuzugehören ist ein anderes Thema - wobei ich so etwas wirklich nicht kenne? - vielleicht schneidet sich die betroffene Person allerdings auch, weil ihre Einsamkeit und die Ausgrenzung sie fertig machen. Man weiß so etwas nicht. Und auch wenn ich jetzt etwas vom Topic abdrifte - kaum jemand ist zu 100% in jeder sozialen Situation dieselbe Person. Durch deine Umgebung veränderst du dich automatisch mit. Aussagen wie "ich würde niemals verändern wer ich bin um cool zu wirken" klingen von daher schon so abgedroschen, dass ich sie erst glaube, wenn sie mehrmals hart auf die Probe gestellt wurden.


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    Ich finde es unnötig, sich selber Schmerzen an zutun und das nur um den eigenen Schmerz zu vergessen, um den Schmerz innerlich zu verdrängen. Man kann keine Schmerzen, mit Schmerzen bekämpfen, dass muss man nun mal besprechen, oder wie schon gesagt, mit pshyhischen Mitteln klären.

    Relativ offensichtlicher Indikator, dass du nie betroffen warst. Wie @Pomodoro bereits sagte, ist das keine rationale Sache, von der du Betroffene mit Argumenten überzeugen kannst. Sprechen hilft auch nicht jedem - ich persönlich wäre da das erste Beispiel, finde es unglaublich nervig wenn die Leute ankommen von wegen "aber darüber können wir doch reden!! UND ZWAR JETZT!!!!" Viele schließen von sich auf Andere, was jeweils am meisten hilft, und machen es dadurch eventuell noch schlimmer. Wenn man sich mir jedoch aufdrängt, mich bitte auszusprechen, klappt das in 95% der Fälle nicht - was nicht heißt, dass ich nie reden will. Wie du siehst, ist das wieder von Person zu Person anders. "Unnötig" ist da vielleicht eine etwas offensive Wortwahl.
    Und genau genommen - Ritzen ist durchaus ein physisches Mittel. ;)


    Ich möchte Selbstverletzung keines Weges romantisieren oder als glorreiche, supertolle Stressabbau-Methode hinstellen, um Gottes Willen. ;A; Wollte nur ein wenig Klarheit schaffen, da das Ganze wie gesagt auf Außenstehende sehr abstrakt wirken muss. Für alles Weitere gibt's ja meinen Post ein bisschen weiter oben. '-'
    Grüße! o/ ^^


    Edit: Wieso vergesse ich ständig Worte mitten im Satz? :D

  • In die geschlossene Psychiatrie wollten mich meine Eltern zunächst auch stecken, hab mich mit Händen und Füßen gewehrt - etwas Schlimmeres kann ich mir kaum vorstellen, besonders in so einer Kleinstadt Eine Freundin von mir musste einmal zwei Wochen dort bleiben, scheint hauptsächlich todlangweilig und wirkungslos gewesen zu sein (man durfte keinen Collegeblock haben wegen den scharfen Kanten, ließ aber Küchenmesser frei herumliegen). Natürlich ist das auch wieder nur meine persönliche Erfahrung. Die Psychiatrie kann einigen Leuten sehr helfen, anderen überhaupt nicht - Menschen sind nun einmal keine programmierbaren Roboter. Nicht jeder von ihnen ist therapierbar. Eine etwas leichter verdauliche Alternative wäre dann ein Psychologe, der ebenso individuell wirksam ist.

    Ich habe ja schon selbst sechs Monate (in drei Aufenthalten) in der Geschlossenen gehockt, dann noch ein Dreivierteljahr in einer Therapeutischen Wohngruppe und 3546-mal für einige Tage in Obhutnahmen und ach, nicht zu vergessen die zigtausend Psychologen, die mittlerweile schon mit mir gekämpft haben - und ich bin so ein hoffnungsloser Fall, wirklich viel gebracht hat es noch immer nichts. Teilweise auch, weil ich die Leute hemmungslos anlüge, hahaha.
    Viele Leute, die ich in der Klinik erlebt habe, sind auch ziemlich oft wieder zurückgekehrt, eine hatte für ihren zehnten Aufenthalt schon einen richterlichen Beschluss für ein Jahr aufgeballert bekommen.


    Ehrlich gesagt bin ich auch nicht wirklich begeistert von dem Konzept. Wenn man ankommt, erwartet man Hilfe, im Großen und Ganzen bekommt man aber nur Hände und Füße gebunden und einmal die Woche (und auch nicht das regelmäßig) ein Gespräch mit einem Psychologen, der schon gleich bei der ersten Begegnung fest davon überzeugt ist, Dich in und auswendig zu kennen. Außerdem scheinen sie ziemlich naiv zu sein, da oft gar nicht hinterfragt wird, ob man nun die Wahrheit mit dem "Ich habe keine bösen Gedanken" gesagt hat, oder eben nicht. Vielleicht erwarte ich auch einfach zu viel von einem Psychologen, aber was bleibt mir denn schon anderes übrig? Ich meine, wenn man schon an solch einen tiefen Punkt gelangt ist, dass man seinen Druck gewaltsam an sich selbst ablässt, hat man doch schon so wenig Hoffnung übrig und richtet diese an die Psychologen, weil sie die scheinbar letzte Hoffnung sind. :(
    Übrigens, 24h überwacht zu werden oder im Flur zu schlafen, Badbegleitung zu haben (< Klotür offen lassen, nur mit Begleitung Duschen und anderes Badzeugs), den ganzen Tag in einem stickigen Raum zu sitzen, dessen Panzerglasfenster auch noch mit Gittern gestützt sind und nicht zu vergessen, das Kinderplastikbesteck und das Verbot von Sprühdeo, "scharfen" Gegenständen, Gürteln, allen langen, elastischen Dinge, Collegeblöcken, manchmal auch Stiften, und als Essgestörtenbonus noch die Sonden, das Fresubin und die halbe Stunde "Liegezeit" nach jedem Essen...das alles ist ganz schön kacke. Und dann die Visite, wenn 20 Leute um Dich herumstehen und Du noch vertraulich mit dem Oberarzt sprechen sollst. Von der Chefarztvisite fange ich erst gar nicht an, da sind noch mehr Leute, die Dich anstarren.
    Ach und Fixieren und Gummizelle (ja, die gibt es tatsächlich :D) sowie die Medikamente, die einem im manchen Kliniken wie Bonbons beim Karneval hinterher geworfen werden, das alles auch nicht zu vergessen.


    Was ich mit dem Ganzen sagen will: Eine Möglichkeit mag die Psychiatrie vielleicht sein, ihre Effektivität zweifle ich aus eigener Erfahrung leider an. Da mag ich vielleicht ziemlich falsch liegen, aber just like I said, diese Behauptung basiert allein auf eigens gemachte Erfahrungen, die nicht nur mich, sondern auch andere dortige Patienten betrifft. Gebessert hat sich mit der Zeit schon irgendwo etwas, aber nicht allzu viel. Die Psychiatrie wirkt auch nur, wenn, so lange, wie Du drin bist, denn auf das echte Leben wirst Du da nicht vorbereitet, weswegen die Rückfallgefahr wohl auch so hoch ist...


    Und wegen dem Reden: 95% der Betroffenen werden aus verschiedenen Gründen nicht darauf eingehen. Ob es so sei, weil sie es nicht in Worte fassen können, den Ansprechpartner nicht belasten wollen, ihm einfach nicht genug vertrauen oder was auch immer.

  • Bei manchen Posts kriege ich echt Brechreiz. Natürlich gibt es einige, die aus Gruppenzwang oder aus Aufmerksamkeitsgründen ritzen ABER es ist ein gottverdammtes Symptom psychischer Probleme. Man nutzt es als Druckausgleich, es macht den Betroffenen sicherlich keinen Spaß und viele bereuen es im Nachhinein, aber in dem Moment hilft es und man fühlt sich besser.


    Ich spreche da aus Erfahrung; ich habe mit elf Jahren das erste Mal geritzt. Zwar nicht tief, aber es war ein Druckausgleich, aber als das Blut dann geronnen war, hab ich es bereut. Trotzdem habe ich das weitere acht (!) Jahre gemacht, bis ich dann letzten Endes betrunken zur Krisenintervention in einer psychiatrischen Einrichtung landete, genäht werden musste und daraufhin beschloss, nie wieder zu ritzen. (Man bedenke bitte, ich leide unter der Borderline Persönlichkeitsstörung)


    Der Weg ist schwierig und ganz sicher nicht einfach, es ist eine Art Teufelskreis, am Anfang geht es einem besser, im Nachhinein hasst man sich für seine Tat.


    Ich kann aber sagen, der Aufenthalt in der Klinik hat mir sehr geholfen. Man war mit einigen Gleichgesinnten zusammen, hatte jederzeit Ansprechpartner und Schwestern und Pfleger, die sich um einen gesorgt und gekümmert haben. Da drin hab ich Perspektive gefunden und Motivation, endlich mit dem Dreck aufzuhören. Man muss sich nur darauf einlassen können und sich auch gut mit Pflegern, Mitpatienten, Ärzten und Therapeuten verstehen können. Jedoch war es eine halboffene Klinik, ich hatte begrenzt Ausgang und konnte dann nach "guter Führung" auch Ausgang über Nacht haben, den ich dann bei meinem Freund verbrachte. Meine Mitpatienten wurden schnell zu Freunden, wir bauten uns gegenseitig auf und kümmerten uns fürsorglich um einander, ich war mal wieder der Mensch, der mit jedem gut klar kam, da sich viele Cliquen bildeten.


    Nichtsdestotrotz sollte man Ritzen niemals auf die leichte Schulter nehmen, geschweige denn verurteilen. Wer sich schneidet und damit herumrennt um Aufmerksamkeit zu bekommen ist bei mir unten durch, denn dadurch kommen genau diese Vorurteile und diesen Menschen würde ich viel zu gerne einfach eine knallen.