Nur ... finde ich "Läuft bei dir", "Gönn dir" oder aber auch "Isso" klingen normal und man weiß genau was gemeint ist. Man versteht es augenblicklich ohne lange nachdenken zu müssen.
Mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig, weil du damit im Grunde genau in dieser Endlosschleife des „Die Jugend von heute redet nur noch Mist, was wir sagten war noch deutlich“ tappst. Gerade „Läuft bei dir“ ist so ein schönes Negativ-Beispiel dafür, dass es eben nicht klar ist, was es genau heißen soll und dass man eben sehr wohl zur jeweiligen nutzenden Gruppe gehören muss, um die Semantik dahinter zu greifen.
Ich denke da beispielsweise an eine damalige Lehrerin, sicherlich irgendwo Baujahr 1955-1965: Mit „Läuft bei dir“ konnte sie einfach nichts anfangen und musste erst einmal eine sinnhafte Erklärung von uns bekommen. Nun ist natürlich fraglich, inwiefern dort mit hinein schwingt, dass sie Deutschlehrerin ist - doch gerade da könnte man sogar noch erwarten, dass sie viel eher den Sinn in unserem Kontext greift, tat sie aber eben nicht unmittelbar.
Und wenn ich daran denke, wie oft das in den letzten Jahren im Kontakt mit älteren Leuten passiert ist, dann kann ich wohl recht überzeugt sagen: Ne, es ist eben nicht so klar, dass „Läuft bei dir“ oder „gönn dir“ so super klar sind und auf der Hand liegen.
Denn auch gilt: Fragst du heute eine 15-25 Jährigen, was eine „Bae“ ist, wird diese dir eine unmittelbare Antwort geben können. Das ist jedoch keineswegs ein Zeichen von Sprachverfall, sondern lediglich ein Zeichen dafür, dass eine Sprache lebt und innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Kontexte funktionsfähig ist und bleibt.
Zum Beispiel dass Hausmeister nun Facility Management heißt. Ich finde auch das klingt viel besser als 'Hausmeister'.
Es klingt besser, wertet aber den Beruf leider nicht auf und das ist ja der Witz an der Sache. „Raumpflegerin“ für Putzfrau klingt auch ganz großartig, macht den Beruf aber nicht großartiger. Das nenne ich eher Zerfall: Dinge, die eine klare Bezeichnung haben, aufwerten wollen, indem man ihnen hübsche neue Wörter gibt. Das ist ein Stück weit verlogen und auf jeden Fall nicht notwendig, leider aber gängige Praxis. Da wird halt einfach einiges verfälscht und dann, muss ich sagen, ist es mir echt lieber, wenn die Jugendlichen Worte nutzen, die für andere Generationen schwer verständlich sind, ihnen aber weitere Ausdrucksmöglichkeiten bieten, als dass wir Begriffe für Bestehendes ersetzen, nur damit alles schöner, netter und attraktiver klingt, als es wirklich ist.