Severus Snape - Das letzte Jahr in seinem Leben [Harry Potter]

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  • ~ Erstes Buch ~
    Sommerregen der Veränderung


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    "Und was werden Sie mir dafür geben, Severus?"
    "Dafür - geben?" Snape starrte Dumbledore an, und Harry erwartete, dass er widersprechen würde, doch nach einem langen Moment sagte er: "Alles."
    ("Harry Potter und die Heiligtümer des Todes")




    Are you stuck inside a world you hate?
    Are you sick of everyone around?
    With their big fake smiles and stupid lies
    While deep inside you're bleeding


    No you don't know what it's like
    When nothing feels alright
    You don't know what it's like
    To be like me...
    To be hurt, to feel lost
    To be left out in the dark
    To be kicked when you're down
    To feel like you've been pushed around
    To be on the edge of breaking down
    And no one's there to save you
    No you don't know what it's like
    Welcome to my life
    (Simple Mind - "Welcome to my Life")



  • Soo, hier kommt nun das erste Kapitel - Viel Spaß beim Lesen! :)
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    Der Sturz des größten Feindes


    Der erdrückende Wirbel der Finsternis ließ ihn langsam los, doch die finsteren Gedanken hielten ihn weiterhin erbarmungslos gefangen.
    Albus Dumbledore war tot.
    Der einzige Mensch auf dieser grausamen Welt, der ihm wahrhaft vertraut, ja, der ihn aufrichtig gekannt hatte.
    Und er selbst hatte ihn töten müssen.
    In einer dichten Gruppe von in nachtschwarze Kapuzenmäntel gehüllten Todessern fand Severus Snape sich wieder. Der schmale Feldweg, der sich zur Residenz der Malfoys schlängelte, lag im schwachsilbrigen Schein des Mondes da. Severus' Umhang war zerfetzt und blutgetränkt, seine Haut durchzogen von den tiefen Wunden, die ihm die rasiermesserscharfen Fänge des Hippogreifs zugefügt hatten. Sie brannten wie Dämonsfeuer, aber sein körperlicher Schmerz war nicht annähernd so lodernd wie jener Schmerz und Zorn, der sein Inneres grauenvoll verkrampfte.
    Draco Malfoy, eine eingeschüchterte Gestalt, die neben Severus zitterte, blickte panisch empor zur Villa seiner Familie, einem perlweißen Schatten in der Nacht. Seine Lippen bebten; er war so fahl wie der gespenstische Mond über ihm.
    Severus war bloß zu lebhaft bewusst, weshalb sein Schüler so von Angst gezeichnet war: Dort, in diesem prunkvollen Landhaus, in Dracos eigenem Zuhause, verbarg sich niemand anderes als Lord Voldemort. Der Dunkle Lord erwartete den Bericht seiner Diener.
    Und Draco war sein Auftrag nicht gelungen, Dumbledore zu töten.
    Nein, das hatte Severus für ihn übernommen.


    Wie ein einziges dunkles Wesen bewegte sich die aufgeregt wispernde Traube der Todesser nun auf das Tor der Gartenanlage Malfoy zu, sowie auch Draco und Severus zu ihnen gestoßen waren. Die Nachtluft war von einer knisternden Erregung getränkt: Endlich war Voldemorts größter Feind besiegt.
    Severus legte Schritt um Schritt taub und mechanisch zurück, so hastig, als würde er sich selbst entfliehen wollen. Er registrierte nicht wahrhaft, dass er ging. Er fühlte sich, als würden seine Beine nicht zu ihm gehören, als wäre er bloß hilflos ferngelenkt von irgendeiner zynischen Macht. Potters wutentbrannten Worte hallten ungebeten in seinem Kopf wider und durchzüngelten ihn wie leckende Flammen.
    "Dann töte mich doch! Töte mich, wie du ihn getötet hast, du Feigling!"
    Severus spürte, wie der Zorn in ihm pulsierte. Was hatte dieser dumme Junge denn für eine Ahnung?
    Potter konnte nicht im Geringsten wissen, wie Severus sich fühlte.
    Das arrogante Balg wusste nicht, was für ein Opfer er in dieser sternenlosen Nacht eingegangen war, was für einen Preis er bezahlt hatte für Dumbledore und seine Pläne.
    Von diesem Tag an war Severus heimatlos. Alle Menschen hassten ihn entweder, weil sie nicht wussten, wer er war, oder sie würden ihn hassen, wenn sie es wüssten.
    Severus zog sich im Gehen den linken Ärmel seines Reisemantels hoch, knöpfte fahrig die Manschetten seines Umhangs auf und offenbarte dem Portal zum Gartenpark der Malfoys sein Dunkles Mal. Dann schritt er, ohne anzuhalten, geradewegs hindurch, als wäre das schmiedeeiserne Tor nichts als silberner Rauch.
    Die Todesser folgten ihm und weiter führte der Weg, über einen knirschenden Kiespfad durch die düsteren Silhouetten eines Gartens, der im Tageslicht atemberaubend war.
    Ein großer, schlaksiger Diener Voldemorts trat jetzt zielstrebigen Ganges geradewegs auf Severus zu und grinste ihn bedeutungsschwer an. Es war Rodolphus Lestrange, im Licht des Mondes erkannte Severus seine harten Gesichtszüge.
    "Hervorragend, Snape!", sagte er in seiner tiefen, donnernden Stimme, "Jetzt sind wir endlich von dem alten Muggelnarren befreit. Wurde auch langsam wirklich mal Zeit, was? Schade aber, dass es nicht meine Aufgabe war. Ich hätte diesen altersschwachen Friedensstifter echt liebend gern erledigt…"
    Severus nickte bloß steif.
    Unentwegt boshaft grinsend stolzierte Rodolphus wieder davon.
    Giftgrün gleißende Bilder hatten sich in Severus' inneres Auge gebrannt und er wusste nicht, ob sie ihn je wirklich verlassen würden. Immer und immer wieder lief derselbe grauenvolle Film scharf wie ein Sectumsempra-Fluch in ihm ab.
    Albus Dumbledore, der so ungekannt schwach und alt und zerbrechlich an der Brüstung des höchsten Turmes lehnte und um seinen eigenen Tod flehte ... Er selbst, wie er den Zauberstab hob und ihn geradewegs auf Dumbledores Brust richtete, wie er jene zwei schicksalhaften Worte sprach ...
    Worte, die bewogen, dass ein blendend heller Lichtblitz aus seinem Stab hervorschnellte, ein Blitz, der Dumbledore in zerstörerischer Macht traf ... Worte, die bewogen, dass der größte weiße Magier der Geschichte leblos in die finstere Nacht geschleudert wurde, tief in die einsame Dunkelheit stürzte ...
    So ist es doch immer, oder?, erklang ein Wispern am Rande von Severus' schmerzerfülltem Bewusstsein, Du merkst erst, wie viel dir jemand wirklich bedeutet, wenn du ihn bereits unwiederbringlich verloren hast.


    Severus drückte die goldgeformte Klinke herab und öffnete die kupferne Tür des Landsitzes Malfoy. Die anderen Todesser folgten ihm in einem umhangraschelnden Strom, hinein in die Dunkelheit und Kühle der Eingangshalle. Der Boden war mit einem karmesinroten Teppich ausgelegt, die hohen Wände bevölkert von Reihe um Reihe goldgerahmter Portraits. Die in Öl verewigten Ahnen der Malfoys durchbohrten Severus mit unterkühlten Blicken.
    Er stieß eine weitere schwere Tür auf und fand sich im prunkvollen Salon der Malfoys wieder. In dem gewaltigen Marmorsaal hätte eine kleine Kathedrale Platz gefunden. Ein prasselnder Steinkamin erfüllte den Raum mit Wärme und warf glutrote Schatten. Samtbezogene Sessel, ornamentverzierte Eisentischchen, ja, Zierpflanzen und Silberstatuetten waren achtlos an die Wände geschoben worden. Ihrerstatt zog sich ein langer, marmorner Tisch, bestückt mit dutzenden von steinernen Stühlen, durch den gesamten Raum.
    Am Ende des Tisches saß Lord Voldemort.


    Binnen eines Wimpernschlags sprang der Dunkle Lord auf, sowie seine Todesser den Saal betraten, sein blutroter Blick von maskenhafter Anspannung erfüllt.
    "Ist er tot?", wehte seine hohe, klare Stimme durch den Salon, in Erwartungen getränkt.
    "Ja, mein Herr, Dumbledore ist tot!", antwortete aufgeregt gackernd Alecto Carrow.
    Jäh erblühte ein Grinsen auf Voldemorts schädelfahlem Gesicht, in dem er weniger menschlich denn je wirkte.
    Wilde und grausame Freude schienen seine Züge schier animalisch zu verzerren.
    "Gut. Sehr gut", sagte er schließlich, und seine Stimme war ein klirrend kalter Eishauch. "Beschreibe mir, wie es geschehen ist, Alecto. Erstatte mir Bericht."
    "Nichts lieber als das, mein Herr!", erwiderte die dickliche Kapuzengestalt lebhaft. Hastig trat sie vor und ihre Schritte hallten schlurfend in der Stille wider.
    "Herr, es lief alles nach Plan", setzte sie in einer schnellen Verbeugung an. "Durch das Verschwindekabinett vom jungen Malfoy kamen wir reibungslos in den Raum der Wünsche. Gibbon schlich sich hoch zum Astronomieturm, um das Dunkle Mal heraufzubeschwören, das Dumbledore dorthin locken sollte. Ich und alle anderen warteten im Raum der Wünsche auf ihn." Sie legte eine kleine dramaturgische Pause ein, ganz so als wolle sie es in vollen Zügen auskosten, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Dann fuhr sie einigermaßen theatralisch fort: „Auf seinem Rückweg jedoch, da wurde Gibbon anscheinend von irgendjemandem entdeckt. Denn als wir den Raum der Wünsche verließen, war schon der halbe Orden des Phönix auf dem Weg zu unsrem Versteck! Rowle, Gibbon und einige andere ließen sich in einen Kampf mit den Ordensleuten verwickeln, während ich, mein Bruder, Greyback und Yaxley weiter zum Astronomieturm eilten, um dem jungen Malfoy beiseite zu stehn.
    Als wir die Spitze des Turms erreicht hatten, war Dumbledore bereits da und Malfoy auch. Dumbledore sah irgendwie aus, als wäre er sehr geschwächt; war an der Turmbrüstung zusammengesackt. Und Malfoy stand bloß dort, hatte den Zauberstab auf ihn gerichtet und war unfähig, irgendwas zu tun. Dabei hatte er es sogar schon geschafft, Dumbledore zu entwaffnen!", spuckte Alecto abfällig aus und warf Draco einen Giftblick ihrer nachtdunklen Augen zu. "Wir alle haben ihm befohlen, es nun endlich zu erledigen, aber er stand nur stocksteif da und hat sich nicht gerührt. Greyback wollte es schon für ihn übernehmen, aber -"
    "Ich hätte es getan!", platzte jäh Draco in heller Panik dazwischen; er klang, als sei er den Tränen nahe. "Ich schwöre Euch, Herr, ich hätte es getan! Hätte ich nur ein wenig mehr Zeit gehabt, dann -"
    "Ruhe!", zischte Voldemort bloß und seine Augen bohrten sich in die Dracos wie blutrote Dolche.
    Draco verstummte augenblicklich.
    "Weiter, Alecto", sagte Voldemort kühl, als seien sie nicht im Geringsten unterbrochen worden.
    "Ja, mein Herr", nahm die Todesserin den Faden lebendig wieder auf, "Wie schon gesagt, Greyback wollte es für Malfoy erledigen, doch Yaxley hielt ihn zurück. Er meinte, es sei allein Malfoys Aufgabe. Ich selber war noch ziemlich unschlüssig, was ich tun sollte, als dann plötzlich Snape auf die Turmspitze kam.
    Mein Bruder sagte ihm, dass Draco an seiner Aufgabe scheiterte. Also ging Snape ohne Umschweife auf Dumbledore zu und tötete ihn selbst! Er schoss einen Todesfluch auf Dumbledore ab, der ihn über die Brüstung des Turmes in die Tiefe schleuderte."
    Greyback lachte laut und kehlig. Severus verspürte den heftigen Wunsch, auch gegen ihn einen Todesfluch zu verwenden.
    "Ein wirklich würdiger Abgang für den großen Verfechter der Liebe und des Abschaums!", rief Voldemort höhnisch aus und der Wahnsinn war in seine Züge zurückgekehrt. Das grollende Gelächter seiner Diener erfüllte den Saal.
    "Und dann, Alecto?", hauchte der Dunkle Lord schließlich sanft.
    "Ja, mein Herr, daraufhin sind wir natürlich aus Hogwarts verschwunden", fuhr die Todesserin fort, noch immer giggelnd, "Unten kämpften die anderen immer noch heftig gegen den Phönixorden. Als wir vom Turm herunter kamen, schlossen sie sich aber uns an und flohen. Unterwegs hat uns Potter angegriffen, aber Snape hat sich darum gekümmert und ihn abgewehrt. Wir erreichten den Ausgang vom Hogwarts-Gelände und disapparierten dann direkt hierher, um Euch zu berichten, Herr.
    Also, das heißt, nicht wir alle", fügte Alecto vollkommen gleichgültig hinzu, in einem Ton, als sei es ihr gerade in dem Augenblick erst wieder eingefallen, "Gibbon ist tot, Herr."
    "Gibbon?", wisperte gleich neben Severus erstaunt Yaxleys ordinäre Stimme.
    "Anscheinend", erwiderte der verhärmte Rodolphus schulterzuckend.
    Auch zu Severus hatte niemand nur ein Wort darüber verloren, dass der junge Todesser, der in jener Nacht seine erste große Mission bestreiten sollte, getötet wurde.
    Voldemort registrierte diese Nachricht bloß mit einem knappen Nicken, nicht die geringste Gefühlsregung bahnte sich ihren Weg in seine glühend roten Augen.
    "Danke, Alecto", seufzte der Dunkle Lord tief und zufrieden. "Du kannst jetzt gehen. Euch allen ist erlaubt, zu gehen. Nur Draco und Severus ... ihr bleibt hier."


    Die Todesser strömten schrittehallend aus dem Salon und ihre Augen huschten im Vorübergehen verstohlen über die zwei Auserwählten hinweg. Die Blicke, die sie Severus zuwarfen, sprachen von großer Neugier, leise vermengt mit kaum verhohlenem Neid. Ihre Blicke für Draco dagegen erschienen viel eher äußerst hämisch als besorgt.
    Draco sah aus, als würde er sich nach nichts verzweifelter sehnen, als mit ihnen gehen zu dürfen. Er stand aschfahl und reglos dort wie ein zitterndes Denkmal seiner Selbst.
    Auch Severus hätte sehr viel dafür gegeben, seinem Herrn in diesem Moment entfliehen zu können. Er meinte, es schlichtweg nicht zu ertragen, für den Tod Dumbledores gelobt oder gar belohnt zu werden.
    Lord Voldemort schritt gemächlich auf seine beiden Gefolgsmänner zu. Seine Augen trafen für einen Herzschlag unergründlich die Severus’, ehe er sie schließlich stechend auf seinen gescheiterten Diener richtete.
    Im Glutlicht des Kaminfeuers konnte Severus die Schweißperlen auf Dracos Stirn glänzen sehen.
    "Ich werde erst einmal mit Severus sprechen, Draco", hauchte Voldemort in antarktischer Kälte. "Gehe nun hoch und warte in deinen Zimmern auf mich. Nachher werde ich zu dir kommen und wir werden darüber reden, welches Schicksal ein Todesser verdient hat, der die Befehle seines Herrn missachtet und Mitleid mit unserem größten Feind zeigt. Und selbstverständlich solltest du auch erfahren, welche Strafe seine gescheiterten Eltern für das Verhalten ihres Sohns erwartet. Im Übrigen, Lord Voldemort bemerkt es", fügte der Dunkle Lord schwertscharf hinzu, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, "wenn du versuchst, vor ihm zu fliehen."
    "Ich h-hätte es getan, ich hätte D-Dumbledore g-getötet!", stieß Draco bloß abermals hervor, lautlos und abgehackt schluchzend. Tränen der Angst schimmerten nun in seinen eisgrauen Augen. "Ich lüge nicht, Herr, wenn –"
    "War ich dir, Draco, nicht deutlich genug?", schnitt ihm Voldemort gehässig zischelnd das Wort ab, sein Blick eine zornige Stichflamme. "Gehe mir aus den Augen! Ich werde später mit dir über all dies sprechen, da kannst du dir absolut gewiss sein. Fadenscheinige Entschuldigungen werden dir allerdings auch dann nicht helfen können."
    Severus vernahm die Grausamkeit in jenen Worten seines Herrn, sein brutales Vergnügen dabei, Draco seelisch zu quälen, den jüngsten seiner Todesser über sein eigenes Schicksal im Unklaren zu lassen.
    Für einen Augenblick sah es aus, als würde Draco an ungeformten Worten ersticken.
    Dann nickte er kurz und ruckartig, sein Gesicht wie versteinert. Stumm drehte er sich von seinem Meister fort und trat zitternden Schrittes auf eine Glastür an der Stirnseite des Saals zu.
    Severus blickte seinem Schüler mit einem leicht flauen Gefühl im Magen nach.
    Er fragte sich dumpf, ob dies letztlich nicht bloß Dumbledores Todesnacht, sondern auch die des jungen Slytherins sein würde. Doch was konnte er tun, um Draco vor dem Zorn Lord Voldemorts zu bewahren?


    Nun fand der Feuerblick des Dunklen Lords Severus.
    "Jetzt aber zu dir, Severus", hauchte Voldemort sanft und sein grausames Lächeln erblühte abermals. "Heute Abend hast du einzig richtig gehandelt. Du hast aufrichtige Treue zu deinem Herrn und wahren Mut bewiesen. Wärst du nicht gewesen, dann wäre der mächtigste Feind von uns allen womöglich immer noch am Leben. Doch durch deine Hilfe ist unser größtes Hindernis endlich aus dem Weg geräumt. Das hast du sehr, sehr gut gemacht."
    Sein zischendes Seufzen hallte im Saal wider und Severus wusste nicht, ob er Lord Voldemort mit einem besonders qualvollen Cruciatus-Fluch belegen oder doch sich selbst in kalten Stein verwandeln sollte, der weder denken noch fühlen musste.
    Beides schien seine Reize zu besitzen.
    "Mein Herr, es ist mir die höchstvorstellbare Ehre!", entschied sich Severus schließlich voll glaubhafter Inbrunst zu erwidern und er verbeugte sich tief vor Lord Voldemort, "Ihr wisst, mein größtes Bestreben ist bloß, euch zu dienen."
    "Das weiß ich allerdings", sagte Voldemort in seiner klaren, hohen Stimme und nickte anerkennend den Kopf. "Und ich versichere dir, du wirst fürstlich belohnt werden. In nicht allzu langer Zeit, Severus, werde ich dir eine äußerst bedeutsame und einzigartige Aufgabe geben, die ich allein dir zutraue."
    "Was wird dies für eine Aufgabe sein, Herr?", fragte Severus und er unterdrückte die Beklemmtheit in seinen Worten.
    "Ich versichere dir, du wirst es zu gegebener Zeit erfahren. Im Augenblick verbieten dir ohnehin noch die Umstände, diesen Dienst auszuführen. Du bist erst einmal von allen Pflichten entbunden, Severus. Auch das kannst du als Belohnung für deine wahrhafte Treue im entscheidenden Moment ansehen."
    "Ich danke Euch sehr, Herr", erwiderte Severus, abermals seine verhasst demütige Verbeugung vollbringend. Über diesen Lohn verspürte er tatsächlich ein wenig Erleichterung, ein Lichttropfen inmitten all des Pechschwarzes seiner beängstigend ungewissen Zukunft.
    "Dann ist es dir nun erlaubt, zu gehen", sagte Lord Voldemort jäh, "Du kannst einen der Gästeschlafräume dieser Villa beziehen."
    Unwillkürlich zog Severus die Augenbrauen zusammen. "Ich soll – also von nun an hier leben, mein Herr?", meinte er langsam. "Im Hauptquartier der Todesser?"
    "Ich persönlich biete es dir an. Wo möchtest du auch sonst wohnen? Spätestens heute früh wird das gesamte Ministerium beginnen, nach dir zu fahnden. Und deine vermeintlichen alten Verbündeten würden dich nun wohl liebend gerne umbringen, hätten sie bloß die Gelegenheit dazu."
    Diese Worte Voldemorts durchfuhren Severus’ Herz in einem unerwartet heftigen Stich.
    "Mein Herr, ich danke Euch, Ihr seid zu gütig!", sagte er pathetisch. "Ihr allein bewahrt mich vor dem Zorn alter Professorinnen, ungewaschener Tagediebe und glatzköpfiger Muggelnarren!" Und er versank in eine dritte Verbeugung vor dem Menschen, den er glühender als alles andere auf dieser verrückten Welt verachtete. "Selbstverständlich nehme ich Euer Angebot an."
    Sein Geist zischelte zu ihm, dass dies tatsächlich das Vernünftigste wäre, was er in dieser auswegslosen Lage tun konnte. Seine Seele jedoch schrie verzweifelt dagegen an, Hogwarts gegen die Marmorresidenz von Lily Evans’ Mörder einzutauschen.
    "Eine vernünftige Entscheidung", bestätigte der Dunkle Lord kühl Severus’ Gedanken.
    Ja. Eine Wahl der Vernunft. Letztlich musste doch immer die Vernunft siegen, über alles erdenkliche andere. So war es stets gewesen, so würde es auf ewig sein.
    Und Severus wollte sich schon zum Gehen wenden, als ihn ein jäher Impuls zurückhielt.
    Jener Impuls zwang ihn abrupt, zu bleiben, ja, jener Impuls wisperte ihm zu, ein weiteres Mal die zwei verhassten Worte zu formen.
    "Mein Herr?"


    "Ja, Severus?", erwiderte Voldemort leise.
    "Es geht um Draco Malfoy, Herr", sagte Severus mit fester Stimme. "Selbstverständlich, er ist erbärmlich gescheitert, aber – ich denke nicht, dass er den Tod verdient."
    Voldemort bedachte ihn mit einem abschätzend ungläubigen Blick. "Nein?"
    "Nein, mein Herr. Es liegt allein in Eurer Hand, aber bedenkt doch auch, was dem jungen Malfoy alles gelungen ist. Er hat das Verschwindekabinett einwandfrei repariert. Er hat es geschafft, die Todesser in Hogwarts einzuschleusen. Gewiss, Malfoy hat letztendlich gezögert, Dumbledore umzubringen, doch er hat zu seinem Tod zweifellos beigetragen.
    Nach meiner Ansicht ist es nicht sinnvoll, Herr, den Jungen zu töten", fügte Severus ruhig hinzu. "Wenn er nur seine ersten Skrupel überwinden kann, dann wird er Euch bestimmt nützlich sein. Wäre es nicht Verschwendung, ihn zu ermorden?"
    Lord Voldemort sah seinen Diener bloß unergründlich an. Nach einem langen Moment schließlich fuhr Severus leicht zögerlich fort: "Genauso, denke ich, wäre es sicher eine noch viel größere Verschwendung, seinen Vater umzubringen. Auch wenn Lucius in jüngster Zeit einige Male versagt hat, so war er Euch in der Vergangenheit doch immer eine große Hilfe, mein Herr. Und ist in diesen Zeiten nicht jegliche Unterstützung wichtig, damit wir die endgültige Macht erlangen können? Natürlich ist das lediglich meine Meinung, Herr!", schloss Severus in einer letzten Verbeugung. "Entscheidet selbstverständlich, wie es Euer Wunsch ist."
    Voldemort fixierte Severus mehrere Herzschläge lang. Sein Blick war schwer deutbar, ebenso das leichte Lächeln, das sich nun auf sein schlangengleiches Gesicht schlich.
    Als er endlich sprach, klang er jedoch nicht zornig, nein, eher ein wenig amüsiert.
    "So redet Lucius Malfoys alter Schulfreund", sagte der Dunkle Lord unentwegt fremdartig lächelnd, "Aber das Schicksal Dracos und seiner Familie sollte nicht deine Sorge sein, Severus. Ich habe nicht wahrhaft vor, einen von ihnen zu töten."


    Der Morgen kündigte sich zaghaft an und sein metallenes Dämmerlicht lugte in den prunkvollen Schlafraum. Leise kroch es über den mosaikverschlungenen Fußboden, die mahagonigetäfelten Wände empor. Es verharrte eine Weile in dem Spiegel, der über dem marmornen Waschbecken thronte, dann entschied es sich schließlich für das Silbergestell des Bettes, das in der Mitte des Zimmers aufragte.
    Severus seufzte leise und er verbarg das Gesicht unter seiner seidenen Decke, um das Licht abzuwehren.
    Noch immer hatte er keinen Schlaf gefunden.
    Dabei war er von Erschöpfung erfüllt und von eben dem verzweifelten Wunsch, doch endlich schlafen zu können. Dem Leben bloß für ein paar Stunden zu entfliehen, zu vergessen.
    Aber seine quälend aufwühlenden Gedanken wollten ihm dies nicht gestatten.
    Die stechende Trauer, die er um Dumbledore empfand, befremdete ihn schon beinahe, ja, irritierte ihn. Und die Sehnsucht nach einer Heimat schnürte ihm bereits jetzt die Kehle zu.
    Was würde Severus auf Dauer mehr zusetzen? Der kalte, mörderische Hass, mit dem ihn die Welt fortan verfolgen würde? Oder doch der grauenvolle Hass in ihm, der ihn hier, in der Residenz des Feindes, bald aufzufressen drohte?
    Severus wälzte sich um, kehrte dem Fenster den Rücken. Er wusste es nicht. Er wusste bloß, dass er all diese Opfer einst selbst eingegangen war, als er sich mit einem Schwur an sie band.
    Natürlich hatte er sein eigenes Leben für das größere Wohl bereitwillig zerstört. Als wäre es nicht schon längst zerstört genug gewesen.
    Dumbledore hatte das stets als eine Art Selbstverständlichkeit hingenommen ...
    Der heiße Zorn, ja, Hass auf seinen jahrzehntelangen Mentor, der nun wiederum jäh an die Oberfläche von Severus’ Seele brodelte, er wollte ihn nicht verspüren.
    Nein, das wollte es nicht …
    Nicht jenen Hass …
    Bitte … nicht …


    Schließlich legte sich die Verzweiflung schwer auf Severus’ Lider. Die sonnendurchflutete Dunkelheit seiner Seidendecke umhüllte ihn und floss in ihn ein. Wiegte ihn in unruhige Morgenträume voll endloser Nachtschwärze und niederstürzenden Körpern.


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    Und, gefiel es euch? Ich hoffe ja :)
    Als nächstes stelle ich dann hier die Neuüberarbeitung von Kapitel 2, "Rückkehr nach Hogwarts", on. ;)


    Da ich die ersten paar Kapitel - sie gefallen mir partout nicht mehr - fast vollständig neu schreibe, könnt ihr das zweite Kapitel dann wohl etwa in zwei bis drei Wochen lesen. ;)


    Liebe Grüße,
    Eure
    Luna

  • Okay, hier kommt nun Kapitel 2 :)
    Durch die Überarbeitung dieses Kapitels wurde es bedeutend länger ... deshalb habe ich spontan beschlossen, es in zwei neue Kapitel aufzuteilen und beide einzeln online zu stellen ;)
    Beide Teile sind schon fertig - hier erstmal der erste Teil:


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    Kapitel 2: Eine zweifelhafte Ehre


    Leise strichen die Wochen an Malfoy Manor vorüber. Tag wie Nacht verbrachte Severus in einer Villa, in der sein ärmliches Haus in Spinner's End hundertfach Platz gefunden hätte.
    Einen jeden Frühabend bekam er das Teuerste vom Teuren aufgetischt, in drei kunstvoll drapierten Gängen.
    Eine unterwürfige Hauselfe versuchte regelmäßig verzweifelt, ihm seine Wünsche von den Lippen abzulesen – Augenscheinlich war Lumina bereits so an Unfreundlichkeiten gewohnt, dass auch die Dumbledores Mörders sie nicht abschrecken konnten.
    Und der Dunkle Lord verlangte noch immer nichts, und rein gar nichts von seinem vermeintlichen treusten Diener.
    Severus’ gesamte Lage war mehr als bloß grauenvoll für ihn.
    Ununterbrochen schwärmten Todesser durch das Rauchtor der Residenz Voldemorts ein und aus. Jene Diener des Dunklen Lords, deren Blicke ihn nicht neiderfüllt durchbohrten, sahen den Sieger über ihren größten Feind offenbar als eine Art Held. Severus musste die grausame Geschichte von Dumbledores Tod bereits so etliche Male wiederholen, dass er längst aufgehört hatte zu zählen. Es wäre freilich etwas verdächtig erschienen, hätte er jeden, der von seiner Ruhmestat hören wollte, bloß mit einem scharfzüngigen Kommentar fortgeschickt, hätte er Zuflucht in seiner wohltuenden Einsamkeit gesucht.
    Und so verbarg er seine Seele wie stets hinter der lange bewährten Maske der höhnischen Gleichgültigkeit.
    Noch schwieriger jedoch als die Bewunderung der Todesser konnte Severus den befremdlichen Respekt ertragen, mit dem er auf einmal von Lord Voldemort behandelt wurde. Allmählich glaubte er, er würde irgendwann daran zerbrechen.
    Auch Okklumentik konnte ihn nicht lehren, die stetige Nähe Lilys Mörders einfach wie Regen an sich abperlen zu lassen. Es war nicht möglich.
    Ja, am angenehmsten waren Severus noch die wahren Herren der Villa, denn die eingeschüchterten Malfoys verließen kaum je ihre abgeschiedenen Schlafgefilde und sprachen nie ein Wort. Draco schien vor Angst wie gelähmt ob der Aussicht auf eben die letzte Chance, die sein Herr ihm versprochen hatte.
    Doch es brach der Tag an, an dem der junge Slytherin seine Stummheit für Sekunden zerreißen sollte – und damit endgültig Severus’ passive Leblosigkeit.


    Gerade saß Severus regungslos auf seinem Seidenbett und blickte hinaus in den silbrigen Morgen, der jenseits des Fensterglases erwachte. Versuchte verzweifelt, nicht an Vergangenes und nicht an seine Zukunft zu denken und scheiterte an dem Versuch auf ganzer Linie.
    Da klopfte es plötzlich an der Schlafzimmertür.
    Severus wendete sich träge um. "Ja?", sagte er barsch.
    Die Tür schwang zögerlich auf und Draco Malfoy trat herein.
    "Ich soll Ihnen eine Nachricht vom Dunklen Lord überbringen", sagte der blasse Teenager tonlos. Er mied den Blick seines einstigen Zaubertranklehrers geflissentlich.
    "Worum geht es denn?", entgegnete Severus leicht genervt.
    Draco trat bereits einen Schritt zurück. "Der Dunkle Lord befiehlt, dass Sie zu ihm in den Salon kommen", murmelte er vage. "Er sagt, dass er mit Ihnen über einen – speziellen Auftrag reden will."
    Und von einem Herzschlag auf den nächsten war alle Müdigkeit aus Severus geschwunden. Abrupt erhob er sich, als er sein Inneres plötzlich verkrampfen spürte.
    Er huschte wortlos an Draco vorbei aus der Tür, stieß gegen ihn, ohne es wahrhaft zu bemerken; eine klirrende Eiseskälte durchschoss sein Gehirn.
    In Todeseile durchquerte er den morgenlichterfüllten Korridor, einen mit kunstvoll bestickten Teppichen verhangenen Orientpalast. Seidene Flugteppiche wellten sich verbissen gegen ihr Gefängnis aus Nägeln.
    In Severus’ Geist tobte ein jäher Gewittersturm.
    Was wird er von dir verlangen?, zischelte es tausendfach in ihm. Was wird nun, da du ihm nicht mehr als Spion dienen kannst, deine Rolle in den Plänen des Dunklen Lords sein?
    Am Rande seines Bewusstseins erklang eine äußerst bösartige Stimme. Die Zeiten, in denen du dich nur verstellen brauchtest, sind wohl endgültig vorüber, wisperte sie leise und hinterhältig, Von jetzt an musst du tatsächlich als ein Todesser handeln, wenn du überleben willst.
    Und all die Ängste der vergangenen Wochen, so mühevoll verdrängt, brachen luftnehmend über Severus herein und rissen ihn mit sich.
    Er konnte sich schlichtweg nicht mehr vorstellen, dass er Lord Voldemorts Gefolgen einst freiwillig beigetreten sein sollte. Nichts erschien ihm fremder als dies.
    Das Treppenhaus nahm ihn düster und kühl in Empfang. Ohne einen Moment des Innehaltens eilte er die teakhölzernen Stufen herab, unausweichlich in Richtung Salon. Und mit jedem seiner hastigen Schritte wich die Taubheit in Severus mehr und mehr einer grimmigen Entschlossenheit, die in seinem Herzen erglühte.
    Nein, er würde Voldemort nie wieder als treuer Diener zur Seite stehen, nie wieder ...
    Er war nicht sicher, wie er dem letztlich entgehen sollte, doch jede Faser seines Herzen wusste, er würde es auf keinen Fall tun.
    Er würde niemals mehr gegen den Orden des Phönix agieren. Er würde nicht helfen, das Ministerium zu infiltrieren, nicht bei dem grausamen Vorgehen der Todesser gegen all jene, die kein reines magisches Blut besaßen.
    Er würde niemanden ermorden, bloß weil dieser Mensch dem Dunklen Lord im Wege stand.
    Nicht, dass er je der Mann für solch praktische Dienste gewesen wäre. Doch seit Dumbledores Tod hatte sich schließlich einiges verändert.
    Severus ließ die Treppe hinter sich und schon schwang die Milchglastür zum Salon der Residenz gehorsam auf, gab den Blick in den gewaltigen Saal frei.
    Voldemort erwartete ihn wie eine fahle Illusion gleich am Beginn des Marmormeers.


    Das vertraut fremdartige Lächeln erblühte auf seinem Schädelgesicht, als Severus den Salon betrat.
    "Severus", zischelte der Dunkle Lord und er trat großen Schrittes auf ihn zu, "Gut, dass du hier bist. Sehr gut. Ich habe heute etwas äußerst Wichtiges mit dir zu bereden."
    "Draco hat es mir mitgeteilt, mein Herr", erwiderte Severus lediglich knapp, eine Verbeugung flüchtig andeutend. Sein Meister sollte ohne große Umschweife zur Sache kommen, sonst würden seine Nerven bald zerreißen.
    "Vortrefflich", hauchte Voldemort bloß ungekannt gleichmütig, lächelte unablässig, "Dann setz dich doch, Severus, setz dich."
    Und er wies mit einer skelettgleichen Hand auf die Stirnseite des Versammlungstisches.
    Zügig schritt Severus dorthin und ließ sich auf dem Stuhl gleich rechts vom Thronsessel des Dunklen Lord nieder, den Blick unverwandt nervös auf seinen Herrn gerichtet.
    Voldemort jedoch blieb stehen. Um seinen Hals ringelte sich wie ein giftig gemusterter Schal Nagini, die regungslosen Augen der Riesenschlange fixierten Severus abschätzend.
    Ihr Herr streichelte sie an ihrer Schuppenschnauze.
    "Wie du weißt, Severus, nimmt unsere Macht im Ministerium von Tag zu Tag zu", setzte er leise an. Sein Blick gedankenüberschattet, begann er langsam im Saal auf und ab zu schreiten. "Es wird nicht mehr allzu lange dauern, dann ist der Imperius-Fluch bis zum Büro des Ministers durchgedrungen. Aber bereits jetzt ist unser politischer Einfluss größer denn je."
    Severus schwieg zur Antwort und fragte sich beklommen, worauf der Dunkle Lord bloß hinauswollte.
    "Inzwischen können wir uns ebenfalls in der Lage sehen, in die Erziehung der jungen Zauberer und Hexen dieses Landes einzugreifen", fuhr Voldemort nach einem Augenblick der Stille pathetisch fort. "Und wir sollten die Möglichkeit wahrnehmen, findest du nicht? Dieses alte muggelverliebte Schulsystem will doch so gar nicht in meine Vorstellung von einer neuen Zaubererschaft passen. Da sind schon längst einige grundlegende Veränderungen fällig." Und ein grausam diebisches Lächeln umspielte seinen lippenlosen Mund.
    Severus’ Eingeweide schienen innerhalb jenes Wimpernschlags, in dem die Bedeutung Voldemorts Worte seinen Geist flutete, zu gefrieren. Eine Mixtur aus Unbehagen und einer neu erkeimten, irrsinnigen Erwartung schoss jäh durch seine Venen.
    "Was für Veränderungen, mein Herr, sollen dies sein?", sagte er, fiebrig bemüht seiner Stimme einen gleichgültig beiläufigen Klang zu geben. "Was plant Ihr mit Hogwarts?"
    Abrupt hielt Voldemort inne und nun sah er wieder blutrot Severus an. Das Lächeln wollte nicht aus seinem Gesicht schwinden.
    "Nun, erst einmal wird es Verteidigung gegen die Dunklen Künste und Muggelkunde natürlich so nicht mehr geben, Severus", zischte er süffisant. "Die erbärmlichen Werte, die dort gelehrt werden, vermitteln den Kindern wahrhaft keine treffende Vorstellung von der Wirklichkeit. Ich habe entschieden, diese Posten mit vollständig neuen Lehrern zu besetzen. Amycus und Alecto Carrow erscheinen mir wie für diese Aufgabe geschaffen, dir nicht? Sie würden dann ebenfalls die Bestrafung und Disziplin auf Hogwarts in die Hand nehmen."
    Severus’ wild pochendes Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es schien ihm, als würde ein eisernes Korsett jäh seine Brust zuschnüren. "Die einzig richtige Entscheidung, mein Herr, und längst überfällig", sagte er.
    Und doch wollte diese verrückte Erwartung in ihm nicht schwinden.
    "Aber werden denn die Carrows dazu in der Lage sein, im Alleingang eine schwarzmagische Schule zu führen?", fügte er krampfhaft ausdruckslos hinzu und er fixierte den Dunklen Lord scharf. "Verzeiht mir, Herr, aber ich persönlich bin mir nicht allzu sicher, ob man den zweien einen solchen Dienst ohne jegliche Unterstützung anvertrauen kann."
    Voldemort grinste wie ein kleines Kind, das beim Versteckspiel ertappt wurde.
    "Du ahnst es längst, Severus, oder?", seufzte er zischelnd. "Nein. Ich denke genauso wenig wie du, dass die Carrows diese Aufgabe völlig allein bewältigen würden. Niemand der beiden wirkt auf mich wie die Art einer kühlen Denkernatur, die all das regeln und regulieren könnte. Du allerdings, du erscheinst mir als genau solch ein abschätzender Denker." Für einen Herzschlag hielt der Dunkle Lord inne und das Echo seiner Worte verklang im Salon; die kühle Marmorluft schien förmlich zu knistern. Severus sog sie tief ein, seine Erwartung abwartend. Als dann sein Meister endlich weiter sprach, war seine Stimme in Genugtuung getränkt: "Deshalb ernenne ich dich hiermit, Severus, zum Schulleiter von Hogwarts."
    Eintausend Blitzgedanken durchzuckten Severus’ Gehirn in Lichtesschnelle.
    Noch enger schlang sich das Korsett des Entsetzens um seine Brust; plötzlich fiel ihm das Atmen schwer.
    Dies also war der Dienst, den er Lord Voldemort erweisen sollte. Er sollte ihm nicht bei der Eroberung des Ministeriums, nicht bei der Vernichtung des Phönixordens dienen. Niemanden sollte er ermorden.
    Er sollte in seine erste und einzige Heimat zurückkehren, um sie in einen weiteren Stützpunkt der Todesser zu verwandeln.
    Severus sank vor seinem Meister auf die Knie, bekundete atemlos seinen unterwürfigsten Dank, und die heuchlerischen Worte schmeckten in seinem Mund wie Galle.
    Auf seinem Herzen schien auf einmal ein zentnerschwerer Granitstein zu lasten, der ihn zu ersticken drohte. Denn vor jenem Auftrag seines Herrn gab es kein Entrinnen. Nicht lediglich, weil der Zorn Voldemorts tödlich sein konnte, nein. Das war es nicht. Es war, dass Severus Hogwarts um jeden Preis vor den Klauen des Dunklen Lords schützen musste. So gut es ihm bloß möglich war. Diese verzweifelte Entschlossenheit erloderte jäh in seiner Seele.
    Doch würde es ihm als gerade dem Todesser, der die Jahrtausende alte Magieschule erst Voldemort unterwerfen sollte, denn überhaupt möglich sein?
    Bittere Ängste malträtierten erbarmungslos Severus’ Geist, Fragen, auf die ihm niemand eine Antwort geben würde. Doch auch die eine Frage, deren Antwort er bereits zu wissen glaubte, sie schnürte ihm abrupt die Kehle zu.
    "Aber verzeiht, mein Herr", sagte er ruhig, sich wieder aus seiner Verbeugung erhebend, "Mir ist sie die höchstvorstellbare Ehre, doch ich wage mal zu vermuten, dass Hogwarts’ Lehrer von Eurer Wahl nicht übermäßig begeistert sein werden. Wie beabsichtigt Ihr, sie – nun – zu überzeugen?"
    Der Dunkle Lord grinste nur höhnisch.
    "Du wirst sie überzeugen, Severus", zischelte er. "Begleitet von einer kampfbereiten Eskorte meiner fähigsten Diener wirst du ihnen näher bringen, was ihre Möglichkeiten sind. Ich bezweifle trotz allem, dass auch nur einer der Lehrer den Kuss des Dementors deinem Regiment vorziehen würde. Falls ich mich täusche – ich werde niemandem Askaban verwehren, der danach verlangt."
    Severus erschauderte, seine Eingeweide verkrampften sich flau.
    "Wann werden wir Hogwarts erobern, Herr?", fragte er schlicht.
    Unruhig züngelnd wand sich Nagini um seine Schultern, als ihr Meister pathetisch hauchte: "Heute."


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    Die Action folgt dann also in Kapitel 3 ;)


    Ich würde mich noch immer über Kommentare und Feedback sehr freuen ;)


    LG,
    Lady Hope

  • Nun hier also Kapitel 3 ;)


    Für dieses Kapitel habe ich mir besonders bei der Überarbeitung Mühe gegeben, in die Schuhe jedes einzelnen Charakters zu schlüpfen, um all deren Gefühle und Reaktionen authentisch rüberzubringen.



    Also dann ... viel Spaß beim Lesen ;)


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    Kapitel 3: Rückkehr nach Hogwarts


    Alles war bereit.
    Alles geplant.
    Einmal wieder verspürte Severus jene vertraute Leere in sich.
    Durch Hogwarts’ schmiedeeiserne Torgitter blickte er empor zu dem gewaltigen Schloss. Die ungezählten Türme und Zinnen seiner wahren Heimat stachen herausfordernd in den lichtdurchfluteten Frühabendhimmel.
    Ein legendenumrankter Palast der Magie, bedroht von einem Heer gefährlicher Schatten.
    Links wie rechts von Severus standen Amycus und Alecto Carrow, ihre dunklen Augen erfüllt von gieriger Erwartung. Sie erinnerten ihn unweigerlich an hungrige Hyänen. Die Blicke der fünf geschniegelten Ministeriumszauberer dagegen, die Voldemorts Diener flankierten, sie waren leblos, stumpf. Jegliche Regung in ihnen hatte der Imperius-Fluch ausgelöscht.
    Die dreiunddreißig kapuzenverhüllten Todesser, eine Eskorte, die Severus samtschwarz umringte, verbargen jeden Ausdruck hinter Silbermasken.
    Wortlos trat Severus aus seiner Gruppe hervor. Er zückte den Zauberstab und richtete ihn geradewegs gegen seine eigene Kehle. "Sonorus!", murmelte er. Es war, als würde etwas Eiskaltes seinen Hals herab rinnen. Dann räusperte er sich und sein Räuspern hallte wie zorniges Donnergrollen durch die Sommerluft.
    "Lehrer von Hogwarts, hier spricht Severus Snape", begann er scharf, seine Stimme durch Magie hundertfach verstärkt. Seine Worte ließen seinen gesamten Körper von innen heraus erbeben. "Ich bin in friedlicher Absicht hierher gekommen – mit mir eine Eskorte mächtigster Todesser und einige hochrangige Angestellte des Ministeriums. Der Dunkle Lord hat mir befohlen, Ihnen etwas äußerst Wichtiges mitzuteilen. Lösen Sie Hogwarts’ Schutzzauber und gewähren Sie uns Einlass, sonst", er legte eine wohlbedachte kleine Pause ein und sein Herz verkrampfte sich flau, "werden wir wohl leider keine andere Wahl haben, als mit Gewalt einzudringen. Wir geben Ihnen exakt zwanzig Minuten.
    Und keinen Augenblick länger."
    Severus tat einen tiefen und nervösen Atemzug und rief sich fest das Wort Quietus in den Geist. Der ungesagte Zauber nahm seiner Stimme wieder die unnatürliche Kraft.
    „Gut gesagt, Severus!“, raunzte Amycus.
    Severus nickte bloß schwach. Und sie warteten.


    Kaum zehn Minuten waren vergangen, als Severus ein schwaches Flimmern in der Luft wahrnahm, so wie es manchmal an sehr heißen Tagen über Asphalt aufstieg. Einen Augenblick darauf begann alles jenseits von Hogwarts’ Toren eigenartig zu verschwimmen, der Boden schien in einem statischen Knistern zu erzittern. Die Lehrer lösen die magischen Schutzwalle auf!, begriff Severus in jäher Erleichterung. Um ihn her entflammte aufgeregtes Tuscheln.
    Langsam erstarb das merkwürdige Flimmern und die Sicht auf die steinerne Schule, auf die sattgrünen Schlossgründe, auf die düsterblauen Untiefen des Sees wurde wieder klar. Mit einem lauten Knarzen schwang nun das von geflügelten Ebern flankierte Doppeltor des Geländes auf.
    Ebnete den Todessern den Weg nach Hogwarts.
    Abermals zog Severus seinen Zauberstab, abermals schenkte er seiner Stimme magische Stärke.
    "Es war die richtige Entscheidung, uns Einlass zu gewähren", sagte er gezwungen kühl. "Gut für Sie. Ausnahmslos alle Lehrer versammeln sich nun unverzüglich in der Großen Halle. Wir werden kommen. Jetzt."
    Und die Bedrohung schwärmte wie ein Rudel Unheil bringender Wölfe in Richtung Schloss.
    Das Gras wellte sich in einer plötzlichen Sommerbrise unter Severus’ Füßen, während Lord Voldemorts Gesandtschaft den sanften Hang zur Schule emporstieg. Der Riesenkrake durchpflügte gemächlich den Schwarzen See, dessen spiegelglatte Oberfläche von Abendlicht benetzt war. In der Ferne streckte die Peitschende Weide träge ihre knorrigen Äste.
    Sommerferienstille.
    Alles in Severus wartete angespannt auf einen bevorstehenden Kampf und hoffte krampfhaft dagegen.
    Großen Schrittes trat Amycus Carrow vor und öffnete das Eichentor, das Schloss Hogwarts von seinen magieumwobenen Ländereien trennte. Severus erschauderte, als seine tödliche Eskorte in die Jahrtausende alte Schule strömte.
    Hogwarts’ Eingangshalle war fackelerleuchtet und kühl und überwältigte Severus mit einer unerwarteten Flutwelle der Sehnsucht. Kein wahrhaftes Gefühl des Zuhauseseins keimte in ihm, nein, bloß Sehnsucht. Stechende Sehnsucht. Es würde nichts mehr so sein wie zuvor. Rubine, Saphire, Smaragde und Opale schimmerten anmutig in ihren Stundengläsern und gaben vor, nichts zu ahnen.
    Severus drückte die Klinke zur Großen Halle herab, doch das schwere Doppeltor war fest verschlossen. Er klopfte herausfordernd und hörte leise und eindringlich zischelnde Stimmen jenseits des Tores jäh verstummen.
    Einige lange Augenblicke verstrichen, dann hallten eilige Schritte herüber und die Eisentür schwang abrupt nach außen auf. Hastig wich Severus zurück. Im Torrahmen stand eine zornbebende Minerva McGonagall, offensichtlich mühsam um Beherrschung ringend. Hinter ihren Brillengläsern glühten Augen wie hassentflammtes Dämonsfeuer.


    "Herzlich willkommen, Professor Snape", sagte die alte Schulleiterin und jedes ihrer Worte war ein vor Zynismus triefender Dolch. "Es freut mich sehr, dass Sie uns nach Ihrer langen Abwesenheit einmal wieder beehren."
    Severus hob bloß eine Augenbraue. "Nachdem wir uns für Wochen nicht gesehen haben, Minerva, hätte ich doch wirklich eine etwas herzlichere Begrüßung erwartet", meinte er kühl.
    Der glühende Hass seiner jahrzehntelangen Kollegin ob eines Mordes, den er nie begangen hatte, traf ihn wie ein dumpfer Schlag ins Gesicht. In seinen Adern pulsierte die Anspannung. Doch all das verbarg er sicher hinter höhnischem Sarkasmus.
    "Es tut mir Leid, aber in der Regel begrüße ich feige, verräterische Mörder eben nicht sonderlich herzlich", entgegnete McGonagall ebenso kühl.
    Severus ignorierte die siedende Wut, die jäh in ihm erwachte. Gegen wen, gegen was sich diese Wut richtete, er konnte es selbst nicht wahrhaft bestimmen.
    "Wie dem auch sei, wir sollten uns nicht länger mit solch Formalitäten aufhalten", sagte er leise. "Schließlich bin ich einzig und allein hierher gekommen, um Hogwarts’ Lehrerschaft eine Botschaft des Dunklen Lords zu überbringen. Wenn Sie also so freundlich wären und beiseite gehen würden, damit seine Gesandtschaft wenigstens eintreten kann …"
    Professor McGonagall bedachte Severus mit einem letzten in kalte Verachtung getränkten Blick, dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und stolzierte mit wehendem smaragdgrünem Umhang davon. Zurück zu all den anderen Lehrern, die an der Stirnseite der ausgestorbenen Schülertische beisammen standen und Severus wie zu Stein erstarrt fixierten.
    "Danke sehr", sagte Severus frostig und Alecto, Amycus und er traten hinein in Hogwarts’ Große Halle, von ihrer kampfbereiten Eskorte umringt. Die verzauberte Kuppeldecke hoch über ihnen zeigte ein glimmendes Wolkenmeer. Zielstrebig schritt Severus geradewegs auf Dumbledores erhöhtes Podium am anderen Ende des kathedralengroßen Versammlungssaals zu.
    Vorüber an durchscheinend schimmernden, argwöhnisch neugierigen Geistern. Der Blutige Baron beäugte Severus unergründlich.
    Vorüber an der stämmigen Professor Sprout, die nicht minder empört als McGonagall erschien.
    An dem winzigen Professor Flitwick, dessen Miene von Furcht erfüllt war.
    An Hagrid, der, Zweige und Blätter in seiner wilden Haarmähne, das Gesicht erdverschmiert, offenbar gerade aus dem Verbotenen Wald kam und an einem Tau einen gerippeartigen Thestral hielt. Er ballte schwer atmend seine monströsen Fäuste.
    Vorüber an der insektenhaften Sybill Trelawney, die ihn unheilvoll anstierte.
    Professor Burbage, Professor Sinistra und Madam Pomfrey drängten sich eng beieinander und sie erschienen äußerst eingeschüchtert ob der jähen Gesandtschaft Lord Voldemorts.
    Der Blick Rolanda Hoochs Habichtsaugen war mörderisch. Professor Vektor krallte eine hagere Hand zitternd um die Schulter der Fliegerin.
    Selbst der silbrige Professor Binns erschien milde bestürzt und Argus Filch schloss seine Katze fest in die verhutzelten Arme, so als wolle er sie schützen.
    Der gewaltige Horace Slughorn jedoch sah seinem einstigen Schüler nur resigniert nach und in seinem Blick spiegelte sich tiefe Enttäuschung.
    Severus schritt stumm die Steinstufen des Podiums empor, schaute nicht für einen Wimpernschlag zurück, so als würde die Verachtung, ja die Furcht seiner einstigen Vertrauten an ihm abperlen wie bloßer Regen. Aber er selbst, er war der Einzige, den er nicht belügen konnte, gleich wie mächtig seine Okklumentik war. Es war freilich nicht so, dass er auch nur einen seiner Kollegen, auch nur einen seiner Mitkämpfer mochte. Nein. Er wusste kaum noch, wie es war, irgendjemanden wahrhaft zu mögen. Und seine Kunst, andere Menschen einzuschüchtern, er hatte sie stets als eine Art Trumpf ausgespielt. Doch nun sickerten die Reaktionen der Magielehrer wie bittere Galle in ihn ein und er spürte einen Kloß im Hals, den er nicht so einfach hinunterschlucken konnte. Severus wusste selbst nicht ganz, weshalb.
    Und er begann zu bezweifeln, dass es ihm in Schloss Hogwarts auch nur im Geringsten besser ergehen würde als zuvor im Hause Malfoy. Er drehte sich erst um, als er das Rednerpult des Schulleiters erreicht hatte.


    Es war befremdlich, vom Platz Albus Dumbledores hinab in eine totenstille Runde zu blicken. Von Todessergeschwistern flankiert, eine maskierte Eskorte und verfluchte Ministeriumszauberer zu seinem Rücken. Die Luft vibrierte in drückender Anspannung. Severus zwang sich zur Ruhe vor dem womöglich bald folgenden Sturm. Er rief sich seine Rede ein letztes Mal fest in den Geist. Alle Blicke lasteten auf ihm und er begann ohne Umschweife.
    "Lehrerschaft von Hogwarts", sagte er eisig, jegliche Emotionsregung aus seiner Stimme verbannend, "Die Macht des Dunklen Lords und seiner Todesser wächst mit jedem Tag und Sie werden sich uns nicht länger erwehren können. Die Kontrolle über das Zaubereiministerium fällt mehr und mehr in unsere Hände. Eine vollkommene Umstrukturierung der gesamten Nation liegt nicht mehr fern. Die Zeit bricht an, in der wir die Zaubererschaft zur neuen Blüte führen werden, machtvoller und strahlender denn je. Doch selbstverständlich sind dafür einige grundlegende Änderungen nötig. Bedenken Sie, dass hinter diesen Änderungen nicht bloß der Dunkle Lord höchstselbst, all seine Gefolgen und das Ministerium stehen, sondern ebenfalls ein Heer von Dementoren. Sie haben also nur zwei Möglichkeiten: Den neuen Regelungen zustimmen oder eine sofortige Reise nach Askaban. Dort werden Sie freilich nichts von irgendeiner Veränderung mitkriegen müssen."
    Er schwieg für einen Augenblick und die Stille in der Großen Halle war schwer wie Granitstein.
    "Glauben Sie nun nichts Falsches", fuhr Severus schließlich gekonnt spöttisch fort, "Hogwarts wird erhalten bleiben und nach wie vor das Bildungsinstitut eines jeden jungen Zauberers, einer jeden jungen Hexe dieses Landes sein. Auch ist es Ihnen weiterhin erlaubt, zu unterrichten. Neben einem von uns erwählten neuen Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste wird es bloß in Muggelkunde einige Veränderungen geben.
    Es tut mir Leid, Charity, aber ich bezweifle, dass Sie in der Lage wären, die Ansichten des Dunklen Lords über unsere – wie mag man es ausdrücken – nichtmagische Bevölkerung sonderlich gut wiederzugeben. Aus diesem Grund werden Sie ab sofort von Alecto Carrow hier ersetzt, während ihr Bruder Amycus den Posten des Lehrers für Dunkle Künste einnimmt. Die Verteidigung gegen selbige wird natürlich nicht länger das hauptsächliche Thema dieses Faches sein."
    Die beiden dicklichen Geschwister zeigten das gleiche süffisante Grinsen. Hogwarts’ Lehrer starrten in sprachlosem Zorn, in furchtsamem Entsetzen zu den Todessern empor. Würden Blicke Magie in sich tragen, der McGonagall’s wäre der mächtigste Cruciatus-Fluch. Doch auch schon so versetzte er Severus einen schmerzhaften Stich, denn er empfand ob Lord Voldemorts Anweisungen nicht anders als die alte Verwandlungskünstlerin. Professor Burbage schluckte leise. Niemand von ihnen schien es jedoch zu wagen, ein Wort des Widerstandes zu sprechen.
    Bisher.
    Severus holte tief Luft und sagte dann in gleich bleibender Kälte: "Freilich hat mein Herr mich nicht nur hierher befohlen, um Sie über seine Wahl neuer Lehrer zu unterrichten. Nein. Ich sagte eben, dass Hogwarts’ Unterricht weitgehend unverändert bleiben wird. Doch wir werden diese Schule nichtsdestotrotz von Grund auf verändern.
    In erster Linie wird es verschärfte Regeln in Sachen Disziplin und – nun – in der Auswahl der Schüler geben. Bislang herrschte hier doch ein etwas verklärtes Bild darüber, wer einer magischen Ausbildung würdig ist. Aber von nun an werden sich Hogwarts’ verweichlichte Werte, Hogwarts’ unterwürfige Moral einem radikalen Wandel unterziehen. Und Minerva McGonagall ist als Leiterin der Magieschule Englands mindestens ebenso ungeeignet wie zuvor schon Albus Dumbledore. Deshalb freue ich mich, Ihnen mitteilen zu dürfen – und selbst auf die Gefahr hin, dass Sie meine Freude nicht ganz teilen werden –", er lächelte überzeugend blasiert und seine Hände krallten sich unwillkürlich um Dumbledores’ Rednerpult, "dass der Dunkle Lord mich, Professor Severus Snape, zum neuen Schulleiter von Hogwarts ernannt hat. Ich werde –"
    "NEIN!"
    Ein gellendes Brüllen unterbrach Severus.


    Die riesenhafte Gestalt Hagrids bebte vor blindem Zorn, seine käferschwarzen Augen loderten.
    "Sie werden nich’ Dumbledores Platz einnehmen!", grollte er. "Ihnen wird Hogwarts nich’ in die Hände fall’n!"
    "Hagrid!", beschwor ihn Madam Pomfrey in leiser Verzweiflung, "Ich bitte dich, sei still!"
    Der Halbriese schien ihr Flehen nicht einmal wahrzunehmen, zückte bloß seinen pink geblümten Regenschirm.
    "Oppugno Maxim –"
    Doch noch bevor er seinen Fluch ganz ausgesprochen hatte, zischten ihm bereits zwei Dutzend pechschwarzer, blutroter und violetter Lichtgarben wie brennende Pistolenkugeln entgegen.
    Sprout, McGonagall, Slughorn, Sinistra und Flitwick aber waren nicht minder flink als Severus’ Eskorte.
    Ihre Schutzzauber hüllten sich binnen des Bruchteils einer Sekunde wie ein glimmender Schild um Hagrid. Die Flüche der Todesser prallten in einer schmetternden Explosion daran ab. Der Thestral des Wildhüters bäumte sich panisch kreischend auf.
    Einer der silbermaskierten Kapuzenmänner ließ nun ein zorniges Zischen vernehmen. In einer blitzschnellen Bewegung feuerte er eine Kugel aus Flammen geradewegs in Professor Flitwicks Richtung.
    Der kleine Hexer konterte ohne einen Wimpernschlag des Zögerns mit einem goldenen Energieball. Die gegnerischen Lichtgeschosse trafen in der Luft zusammen und Funken stoben durch den Saal. Dann blähte sich Flitwicks Goldball eigentümlich auf und er verschlang den Feuerfluch, zischte nun ungehindert auf die Truppe der Todesser zu. Im Flug verformte er sich zu einer glühenden Fessel und schlang sich fest um Flitwicks Angreifer. Der stürzte mit einem atemlosen Keuchen zu Boden und wand sich fluchend gegen sein Gefängnis.
    Andere Todesser strömten herbei, um ihren Mitstreiter zu befreien, doch dessen Lichtfesseln schienen ihnen bei jeder noch so leisen Berührung eine Art elektrischen Schlag auszuteilen.
    "Warum hast du ihn auch attackiert?", fauchte Severus seinen gefangenen Leibwächter an, in Zorn entbrannt. Die erste wahre Emotion, die er an jenem Tag zeigte. "Es wäre nicht nötig gewesen! Wir sind nicht hier, um einen Kampf zu provozier –"
    Doch in diesem Moment schnitt ihm ein ohrenbetäubendes Kreischen das Wort ab.
    Severus wirbelte herum und sah geradewegs in die pupillenlosen Augen von Hagrids Thestral.
    Das Drachenpferd schoss ihm mit weit ausgestreckten Schwingen entgegen, die rasiermesserscharfen Fangzähne gebleckt. Um seinen Hals hing ein entzweigerissener Tau.
    Sein Herr indes stand bloß tatenlos dort, offenbar unschlüssig, ob er sein Ungeheuer aufhalten sollte.
    Severus’ Herzschlag setzte aus und er reagierte blitzartig.
    "PETRIFICUS TOTALUS!", brüllte er und richtete seinen Zauberstab gegen das geisterhafte Tierwesen.
    Im nächsten Wimpernschlag erstarrte der Thestral in der Bewegung wie ein merkwürdig verrenktes Denkmal seiner Selbst. Er stürzte reglos herab auf den Steinboden des Podiums.
    "Tenebrus!", keuchte Hagrid und er wollte bereits nach vorne stürzen.
    "Nein, Hagrid!", quiekte Professor Flitwick aufgebracht und hielt ihn auf Kniehöhe zurück. "Ihm wird schon nichts passiert sein, beruhige dich!"


    Augenblicke der ohrenbetäubenden Stille.
    Hagrid biss sich nervös auf seine Lippen und Flitwick hielt den Zauberstab kampfbereit gezückt und sein Angreifer wand sich verbissen auf dem Boden. Und Lehrer wie Todesser fixierten einander wachsam und Professor Trelawney atmete stoßweise und die Leere in Severus war noch schwerer als die Stille um ihn.
    Dann brachen schlurfende Schritte jene Stille: Jäh trat einer der Ministeriumszauberer aus Severus’ Eskorte hervor, ein kräftig gebauter Mann mit kurzem schwarzen Haar und moosgrünen Augen.
    Er blickte ausdruckslos auf Hogwarts’ Lehrer herab.
    "Es ist Ihnen nicht gestattet, die Gesandtschaft des Dunklen Lords zu attackieren", sagte er. Seine Stimme klang gelangweilt, monoton, so als würde er einen auswendig gelernten Text herunterbeten. "Jeder weitere Angriff auf uns wird ohne jegliche gerichtliche Anhörung mit dem Kuss des Dementors bestraft. Das Ministerium hat die Macht, die Befugnis und die Mittel."
    Und er kehrte den Lehrern den Rücken, trat wieder zurück in die Truppe der Todesser.
    Das Schweigen der Großen Halle wurde noch schwerer.
    McGonagall bebte schier vor stummem Entsetzen. Professor Sprout erschien, als würde sie jeden Moment in verzweifelte Tränen ausbrechen. Charity Burbage dagegen wischte sich bereits verstohlen die Augen an ihrem Ärmelsaum. Professor Flitwicks Lippen zitterten, doch er steckte seinen Zauberstab hastig fort. Trelawneys stets so ätherischer Blick wirkte seltsam leer.
    Niemand von ihnen aber setzte sich bloß im Geringsten gegen die Eroberer von Hogwarts zur Wehr.
    Und einen versteinerten Thestral zu seinen Füßen begriff Severus, er begriff in jäher, unwillkürlicher Erleichterung.
    Hogwarts’ Lehrer waren mutig, gewiss, allesamt tapfere, äußerst entschlossene Kämpfer, wann immer es darauf ankam. Doch sie würden keinen Kampf bestreiten, von dem sie wussten, dass er aussichtslos war.
    Nein. Nur Hagrid würde das tun. Doch auch dessen Widerstand schien nun gebrochen.
    Es war das Beste für ihn.
    Das Schweigen war kaum mehr erträglich.
    Schließlich tat Severus einen tiefen Atemzug und wandte sich in stetiger emotionsloser Kälte wieder seinen alten Kollegen zu.
    "Offenbar sehen Sie ein, was für Sie das Vernünftigste ist", sagte er betont spöttisch. "Ich muss schon sagen, es ist die perfekte Vorraussetzung für eine wundervolle gemeinsame Zukunft, dass Sie die Zusammenarbeit mit Amycus, Alecto und mir dem Kuss des Dementors vorziehen. Sehr gut."
    Alecto Carrow gackerte schrill.
    Severus war noch immer nicht gewappnet gegen die von Schmerz und glühendem Hass erfüllten Blicke der Lehrer.
    Weshalb trafen sie ihn so? Gerade ihn, dem es stets eine bittere Genugtuung bereitete, ein wenig von all dem Schmerz und Hass, den er in sich trug, an seinen ignoranten und verständnislosen Mitmenschen abzulassen.
    Aber dies, es war etwas vollkommen anderes. Gewiss verschaffte Severus sich durch leere Drohungen von seinen Schülern grimmigen Respekt, Distanz und vielleicht auch jenen Zorn, den er verdiente. Das Leid jedoch, das eben diesen Schülern und ihren Lehrern nun bevorstand, das Leid, das er in sein wahrhaftes Zuhause getragen hatte – es war ernst.
    Mehr als bloß ernst.
    Und es gab kein Zurück.
    "So macht es Ihnen auch sicher vergleichsweise wenig aus", fuhr Severus höhnisch fort und er fixierte nun scharf Hagrid, "dass wir alle uns – spätestens – morgen beim Frühstück wieder sehen werden.
    Minerva", schnarrte er und sah eiskalt auf McGonagall herab, "Sagen Sie mir bitte das momentane Passwort des Schulleiterbüros? Ich möchte es gleich ändern gehen."
    Seine alte Verwandlungslehrerin erschien, als würde sie ernsthaft erwägen, den Verlust ihrer Seele jenem Verrat an Hogwarts vorzuziehen. Für einen langen Moment schwieg sie. Doch dann spuckte sie schließlich aus, ihr Ton und Blick so giftig wie der Fangzahn eines Basilisken:
    "Es ist immer noch Zuckerfederkiel."
    "Ich danke Ihnen, Professor", gab Severus nicht minder giftig zur Antwort.
    Und ohne ein weiteres Wort stieg er zügigen Schrittes von seinem Podium herab. Hogwarts’ Lehrer wichen argwöhnisch vor ihm zurück; er schnitt eine Schneise in ihre Gruppe, als wäre er mit einer tödlichen Seuche infiziert. Ein Meer von Todessern folgte Severus zurück zum eisernen Eingangstor der Halle, das einen vorübergehenden Ausweg vor Lügen, Ungerechtigkeit und Hass bot.
    Und während er den Anschein wahrend durch den Schleier glutroten Sonnenlichts schritt, der sich von der Decke des Saals herabwellte, schlich sich ein jäher Ansturm von Entschlossenheit in Severus’ erschöpften Geist: Einst hatte er Dumbledore sein Wort gegeben, Hogwarts so gut wie es bloß möglich war zu schützen, sollte die Schule je in die Spinnenklauen Voldemorts fallen.
    Und er würde sein Versprechen nicht brechen, gleich was ihm auch bevorstand.



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    Das wars dann auch mal wieder ;)
    Ich beiße immer noch nicht, wenn man mir ein wenig Feedback gibt, im Gegenteil ^^


    Das nächste Kapitel wird "Die Botschaften des Spiegels" heißen und ich werde dort zum ersten Mal einige komplett eigene Ideen in die Geschichte einbauen.
    Allerdings wird es wohl noch etwas auf sich warten lassen - dieses Kapitel bedeutet mir sehr viel, ich finde es in der alten Version aber mittlerweile grauenhaft. Die Überarbeitung kann da also lange dauern, außerdem hab ich gerade einiges in der Schule zu tun ;)


    LG
    Lady Hope

  • Da diese Fanfiction bisher unkommentiert geblieben ist, möchte ich einmal etwas Feedback geben, auch wenn ich nicht besonders geübt darin bin und andere Leute (wie zum Beispiel die Komiteemitglieder) sicher hilfreichere Kritiken verfassen würden.


    Zunächst einmal muss ich sagen, dass das Thema für mich als Harry-Potter-Fan zwar interessant klingt, aber gleichzeitig auch auf ein schwer umzusetzendes Thema deutet: Dadurch, dass du deine Fanfiction klar in das Geschehen der Originalhandlung einordnest, besteht ja die Gefahr, dass du bewusst oder unbewusst die Charaktere anders reagieren lässt, als sie es im Original tun würden oder Handlungen erschaffst, die so nicht zu der Originalgeschichte passen. Der letzte Satz bei der Inhaltsangabe („Ich halte mich strikt an J. K. Rowlings Vorgaben, es deckt sich alles mit dem siebten Harry-Potter-Band“) weckt bei mir Erwartungen, und wenn du nichts dagegen hast, werde ich deine Geschichte auch genau daran messen - wobei ich natürlich nicht bei jeder Kleinigkeit in den Harry-Potter-Büchern nachschlagen werde, aber nach mehrmaligem Lesen der Bücherreihe würde ich mich nicht gerade als Neuling in dem Harry-Potter-Universum bezeichnen.


    Zu deinem Startpost möchte ich jetzt nicht viel sagen, weil ich normalerweise nur in wenige Fanfictions hinein gucke und daher nicht den Überblick habe, was da so zum Standard gehört und was nicht. Was auf jeden Fall fehlt, ist eine Copyrightangabe, denn die Originalgeschichte stammt aus der Hand von J. K. Rowling, und die Abbildung von Snape auf dem Titelbild von deiner Geschichte dürfte wohl aus einem der Harry-Potter-Filme stammen.


    Bei den bisher veröffentlichten Kapiteln sind mir bereits ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, die sich nicht direkt mit meinen Vorstellungen decken:


    Als erstes kann ich mich nicht daran erinnern, dass das Salon im Herrenhaus der Malfoys in den Büchern als Marmorsaal beschrieben worden wäre, der von der Größe her eine kleine Kathedrale beherbergen könnte. Auch wenn ich nicht vorhabe, jedes Mal nachzulesen, habe ich dieses Mal zu meinem siebten Harry-Potter-Band gegriffen und im Kapitel „Malfoy Manor“ nachgesehen. Dort heißt es: „The drawing room dazzled after the darkness outside; even with his eyes almost closed Harry could make out the wide proportions of the room. A crystal chandelier hung from the ceiling, more portraits against the dark purple walls.“ Marmor ist meines Wissens nach nicht dunkelviolett, und auch wenn in dem von mir zitierten Abschnitt keine genauen Maße genannt werden, halte ich deine Größenangabe für etwas übertrieben, denn ein einzelner Deckenleuchter würde wohl kaum ausreichen, um eine kleine Kathedrale auszuleuchten. Auch sonst stellst du das Herrenhaus der Malfoys als deutlich prachtvoller dar als ich es mir nach dem Lesen der Bücher vorstelle, aber weil J. K. Rowling im Original nur wenige Räume des Anwesens beschrieben hat, muss das natürlich nicht bedeuten, dass deine Geschichte hier vom Original abweicht.


    Am Anfang des zweiten Kapitels lässt du dann eine Hauselfe auftauchen, bei der ich mich frage, wie die dort hin kommt. Bereits am Ende vom Band 2 hat Harry Potter den Hauselfen der Malfoys freigesetzt, und meines Wissens nach mussten diese danach ohne einen solchen auskommen. Natürlich kann es sein, dass Lumina einem anderen Todesser gehört, aber davon ist im Original nichts erwähnt.


    Das dritte Kapitel erscheint mir in die Originalgeschichte zu passen - auch wenn ich nicht weiß, ob die Lehrer in den Schulferien in Hogwarts bleiben - vor Allem auch weil es zu jenem Zeitpunkt meines Wissens nach gar nicht mal sicher war, ob die Schule nach Dumbledores Tod überhaupt wieder geöffnet wird. Weil Hogwarts bereits so früh übernommen wird, finde ich es zudem erstaunlich, dass die Todesser in dieser Situation von Mitarbeitern des Zaubereiministeriums begleitet werden - denn dieses fällt ja erst später unter die vollständige Kontrolle durch den dunklen Lord.



    Zu deinem Schreibstil möchte ich erst einmal nicht viel sagen, weil ich wie gesagt nicht besonders geübt im Schreiben von Kritiken bin. Die bisherigen Kapitel sind auf jeden Fall gut zu lesen und ich bin schon gespannt darauf, wie es bei deiner Geschichte weiter geht.

  • Guten Morgen :).


    Also, da ich Severus Snape als absoluten Lieblingscharakter habe, musste ich natürlich Deine Fanfiction über sein letztes Jahr lesen. Ich muss zugeben, dass ich sie an einigen Stellen sehr dramatisch fand. Vor allem, wo Snape sich zum neuen Schulleiter von Hogwarts ernannt hat, hast Du echt phänomenal beschrieben. Dadurch hast Du mir Bilder vor meinem inneren Auge zaubern können, die mir bis heute verborgen blieben. Ich konnte mir alles wirklich bildlich vorstellen. Deswegen liebe ich Deine Geschichte jetzt schon und bin maßig gespannt, wie es mit Severus Snape weitergeht und was für Veränderungen auf Hogwarts warten. Bis dahin verbleibe ich Deine neue treue Leserin xPhoenixHeartx.

  • Halöle auch, Lunara Hope. :)
    Ich habe gestern Abend deine Fanfiction angefangen zu lesen und war mehr oder weniger vom ersten Satz an beeindruckt. Ich habe mich sowohl von der Thematik, als auch von deinem Stil, fesseln lassen. Nun habe ich in kürzester Zeit - wie gesagt; gestern Abend - alle drei Kapitel verschlungen und wollte dir jetzt einen Kommentar zu diesen hinterlassen! *von der Schule nach Hause gekommen und zu faul für die Hausaufgaben* Ich hoffe du freust dich ein Wenig darüber! :3


    Kapitel 1
    Es ist mehr oder weniger nicht so viel Handlung vorhanden, aber dennoch kann das Kapitel meiner Meinung nahc gut überzeugen und stellt eine schöne Einleitung auf die weiteren da. Ja, der arme Severus musste es tun; er hat Dumbledore getötet. Wie wir von dir erfahren wollte er dies eigentlich nicht tun. Ich muss sagen, du machst um diese Gefühlslage ein großes Geheimnis durch die ständigen Schwankungen seiner Gedanken über Voldemort und die Todesser. Er scheint hin und her zu wechseln zwischen seiner Ehre zum Anhang an den Dunklen Lord, allerdings scheint er die Todesser und alles was mit ihnen zu tun hat, mittlerweile gar nicht mehr so zu mögen. Hier dichtest du auf jeden Fall einen interessanten Aspekt in die Geschichte dazu, der wohl auch noch eine große Rolle im weiteren Verlauf spielen wird - schätze ich... Richtig, ich sagte dichten - Es ist lange her, dass ich Harry Potter gelesen habe, daher bin ich etwas eingerostet. Ich bin mir nicht sicher, ob sich klarstellt, dass Snape wirklich so gedacht hat, wie du es hier immer wieder beschreibst. Ob er wirklich so einen inneren Konflikt hat wie eben hier. Nimms mir bitte nicht übel, wenn es doch so ist, dass dies überall bekannt ist, aber im Allgemeinen liegt die Haupthandlung in Joanne K. Rowlings Büchern ja auch auf Harry und nicht auf Severus. Das macht deine Fanstory natürlich aber auch interessanter. - Na jedenfalls gefällt mir diese Idee des Zwiespalts sehr gut und ehrlich gesagt kann ich mir das bei Snape auch ganz gut vorstellen wie ich ihn aus Film und Buch kenne. Du gehst sehr intensiv auf ihn ein, was mir sehr zusagt, sodass man ein starkes, genaues Bild von Severus hat; du lässt deinen Charakter tatsächlich richtig leben, das gefällt mir. Du beschreibst jede seiner Denk- und Handlungsstränge so detailliert und sinnvoll, dass man ihm nur folgen kann und das ist wirklich richtig gut. Ich erkenne den kalten und fiesen Snape wieder, genauso wie jedoch seine knappe, aber einfühlsame Seite. Das scheint eine Paralele zu dem inneren Konflikt zu sein und gefällt mir in dieser Ausführung ganz gut.
    Rundum ist dir das erste Kapitel meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Dracos Auftritt ist dir meiner Meinung nach - neben Snapes Auftreten - mit am besten gelungen. Du hast ihn einfach sehr authentisch und nachvollziehbar rübergebracht. Die Angst vor Lord Voldemort kann man wahrlich spüren und auch seine... Ich bin nicht sicher wie ich das beschreiben soll; wenn Draco "ausflippt" und schreit, dass er tun wollte was ihm aufgetragen wurde... - Das hast du meiner Meinung nach schon recht akzeptabel gestaltet. Hier aber auch erste Kritik: Meiner Meinung nach hättest du diese Anfälle (?) noch etwas stärker beschreiben sollen. Du hättest die Panik und die Angst seitens Draco Malfoy beschreiben sollen. Rot unterlaufene Augen, einen halbverrückten Gesichtsausdruck, schweißnasse Hände und zitternde Knie - all das gehört imo auch ganz gut in so eine Art von Beschreibung. Trotzdem gefällt mir sein Auftritt - und sein mehr oder weniger dramatischer Abgang in diesem Kapitel - ganz gut. Wen du meiner Meinung nach nicht so gut rübergebracht hast; das ist Lord Voldemort. Du hast ihn erstens viel zu wenig beschrieben, dafür dass er der Antagonist ist (schätze ich mal...). Vor allem aber soll er doch eine gruselige Wirkung machen, oder? Dann musst du ihn auch stark beschreiben, sodass er entsprechend erscheint. Sein Auftreten an sich hast du gut beschrieben, wie er redet und wie er seine Diener behandelt - sehr originell und vor allem aber originalgetreu -, aber sein Äußeres hätte viel genauer beschrieben werden müssen; finde ich zumindest. Gerade bei so einem Charakter. Ansonsten hat mir das erste Kapitel wirklich gut gefallen, es baut eine gute Basis für die weiteren Kapitel und leitet dazu noch recht schaurig auf das Geschehen in Zukunft ein. Allzu viel erfährt man ja leider noch nicht, es bleiben viele Fragen offen; zum Beispiel über Dracos Verbleib. Aber die werden ja in den nächsten Kapiteln geklärt. Nur würde man nach diesem Kapitel kurz aufhören; ich würde auf jeden Fall weiterlesen. Du hast mehrere Cliffhänger ans Ende gesetzt und das regt zum Weiterlesen an. Meiner Meinung ein im Großen und Ganzen gut gelungenes Kapitel!


    Kapitel 2
    Du meintest zwar die Spannung und die Action kommen erst im dritten Kapitel - du sagtest zwei und drei wären einst ein Kapitel gewesen; ich sehe die Teilung als sehr passend und spannungserregend an, sodass sie nicht nur wegen der Länge sinnvoll gewesen ist - aber meiner Meinung nach ist auch dieses Kapitel recht reizend. Es beihnhaltet immerhin wichtige Informationen und wurde auch sehr schön ausgeführt. Gleich zu Beginn eine recht schöne Beschreibung des allgemeinen Lebens im Hause Malfoy. Eigentlich ganz gut gelungen, doch fehlt mir dort der ein oder anderen Aspekt, den du eventuell berücksichtigen solltest. Zum einen fehlt mir der Bezug zur allgemeinen Lage. Lord Voldemort hat das Anwesen der Malfoys mehr oder weniger schlicht übernommen. Wie kam es dazu? Ich kann es mir in etwa denken, die Malfoys werden sich dagegen nicht gewehrt haben, aber auch eine kurze Beschreibung dessen wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen. Was ich aber fast noch wichtiger finde: Der Bezug zu den Todessern fehlt mir ehrlich gesagt - besonders der Bezug zu den Malfoys. Im Allgemeinen hast du nur in ein paar Sätzen beschrieben, dass sie ihn entweder verachten oder beneiden und dass er ihnen die Geschichte vom Mord an Dumbledore erzählen muss; was ihm nicht so gefällt, da er dieses Ereignis so immer wieder durchleben muss. Gut; im Ansatz mag das schon ausreichend sein, aber trotzdem könntest du hier etwas genauer werden. Präferiert würde mich das Verhalten der Malfoy Familie interessieren - Sind diese eingeschütert? Wie verhalten sie sich? Letzten Endes erfahren wir eigentlich nur zu Draco wirklich etwas; nämlich dass er wohl erstmal davon gekommen ist. Stattdessen muss er nur den einfachen Auftrag erfüllen, Snape die Nachricht zu überbringen, er möge bitte zum Dunklen Lord kommen. Na ja, ich habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet, aber wie sich nur wenige Zeilen später herausstellt, scheint Voldemort ja noch nicht mit ihm fertig zu sein. Er berichtet ihm von seinem Plan, doch Severus versucht ihn davon abzuhalten - das gelingt ihm offenbar auch.
    Er hat wirklich ein besonderes Verhältnis zu Lord Voldemort, das kristallisiert sich in diesem Gespräch wirklich gut raus. Den Auftrag den er kriegt, von diesem wissen wir ja; allerdings nur von dessen Ausführung und nicht dem Hintergrund, den du uns mit deiner Fanstory offenbarst. Mir gefällt die Idee eigentlich ganz gut, du wirfst Licht auf Sachen, über die man rätseln konnte. Zwar ist es nur deine Ansicht, aber die scheint doch recht interessant zu sein! Sogesehen bietet das Kapitel wie gesagt eigentlich sehr guten Lesestoff - es hat mir fast schon besser gefallen als das dritte. Bevor es aber mit diesem weitergeht, möchte ich an dieser Stelle noch etwas anmerken. Als Snape schnell in die große Halle gelaufen ist, diese Szene, hast du meiner Meinung nach so gut beschrieben! <3 Ich habe richtig mitgefiebert und irgendwie ging die Dynamik des Textes ins Lesen über. Ich habe hastig und schnell gelesen, erst als er dann das Tor aufgemacht hat, hat sich das schlagartig verändert und ich habe in normalen Tempo weitergelesen. Das zeigt mal wieder, wie man mit Worten doch spielen kann - einfach wundervoll. Das ist dir wirklich sehr gut gelungen, Respekt.


    Kapitel 3
    Nun zum bisher aktuellsten und letzten Kapitel deiner Fanstory. Das hat es wirklich in sich, Spannung und Action auf hohem Niveau, das muss man wirklich zugeben. Gleich zu Beginn gefällt mir die Beschreibung der Todesser und vor allem aber der Ministeriumsangestellten; die ja verzaubert sind, wirklich tolle Beschreibung; die hast du wirklich sehr schön und realistisch rübergebracht. Auch am Anfang in der Szene wo Severus mit dem Zauber seine Stimme lauter werden lässt - Mein Gott, da kann man sich wirklich seehr gut in ihn hinein versetzten. Wie er das alles ohne Gefühle zu tun versucht - was ja auch noch später der Fall ist - hast du einfach nur toll beschrieben, man kann es sich wahrlich gut vorstellen. Sie werden dann mehr oder weniger freiwillig herein gelassen und ab dem Moment steigt die Spannung fast schon von Satz zu Satz.
    Richtig interessant wird es dann ab dem Eintritt in die Eingangshalle, empfangen wird die Gruppe natürlich von niemand anderem als Professor McGonagal - die ja im Allgemeinen nach Dumbledors Tod im Buch eine große Rolle spielt und nebenbei bemerkt eine meiner Lieblignscharakter der Harry Potter Reihe ist - und sofort geht es los. Doch zeigen sich die Professoren von Hogwarts dann doch willig, Dementoren sind wirklich ein tolles Druckmittel :3 Mir hat allgemein die Szene ganz gut gefallen und, gosh, du hast alle Professoren an denen Snape vorbeischreitet so gut beschrieben. Von McGonagal zu Hagrid - Hehe <: - alle waren sie dabei und es gibt direkt ein tolles Wiedersehen! Wo wir schon bei Hagrid sind; ihn hast du meiner Meinung nach in Aktion nicht so gut rübergebracht. Normal kennt man es, dass er richtig ausflippt und... na ja, sich nicht mehr richtig zügeln kann. (Wenn er denn mal richtig außer sich ist, was ja glücklicherweise eher selten von Joanne K. Rowling beschrieben wurde) Ihn hättest du bei seinem kleinen "Ausraster" (Mensch, das ist ein böses Wort...) meiner Meinung nach viel intensiver aufgreifen und behandeln müssen, ihn richtig autenthisch rüberbringen sollen und zeigen, dass er durchaus zu sowas im Stande ist. Auch in Richtung Snape hättest du dort mehr machen können und seine Reaktion auf Hagrids Aufstand etwas mehr beschreiben können.
    Auch dieses Kapitel hat mir sehr gut gefallen und weist eigentlich kaum Fehler auf, sehr gut.


    Du hast zu allem Überfluss auch noch eine vorbildliche Rechtschreibung, sodass man die Kapitel eigentlich ohne einen Stolperer durchgehen kann. Ich mag deinen Stil als auch die Idee der Fanfiction und bin echt recht begeistert von "Das letzte Jahr in seinem Leben" - du hast dir hier einen neuen Leser erkämpft. Benachrichtige mich bitte bei einem neuen Kapitel, damit ich dir dann wieder einen Kommentar hinterlassen kann! :)
    Ich hoffe ich konnte dir eine Freude machen ~
    Liebe Grüße,
    Chess