Etwas nervös? Das war untertrieben. Immerhin hatte Delvin noch nie mit William gesprochen. Es half auch nicht, dass er wirkte, als käme er aus der Oberschicht. Normalerweise redete man nicht einfach so mit solchen Leuten! Natürlich war er mordsmäßig nervös, vielleicht auch eingeschüchtert. Aber er selbst konnte dafür ja nichts, genau so wenig wie William. Die Vergangenheit machte einen nunmal zu dem, was man war. Daher war der Straßenjunge so zurückhaltend – wirklich gute Erfahrungen hatte er noch nicht viele mit anderen Menschen gemacht.
Als der junge Mann vor ihm begann zu lachen, senkte er beschämt den Kopf. Hatte er etwas falsch gemacht? Zumindest kam es ihm so vor. Er wollte gerade eine Entschuldigung hervorstammeln und sich dann aus dem Staub machen, als der Butler weiterredete. Und…er durfte!? Das kam für ihn wirklich unerwartet. Das Lachen hatte er komplett anders interpretiert, so in die Richtung „Das hättest du gerne!“. Aber so wie es aussah hatte er sich getäuscht. Instinktiv lächelte er breit. Sehr zu seinem Leidwesen, denn direkt nachdem sich die Gesichtszüge in der verletzten Hälfte verändert hatten, ging ein höllisch starker, brennender Schmerz von eben dieser Stelle aus. Er keuchte leise, ging in die Knie und bedeckte die entsprechende Gesichtshälfte mit einer Hand. Wieso hatte er das gemacht? Er wusste doch gut genug, wie sehr es wehtat, wenn er irgendwas in dieser Gesichtshälfte machte! Kleine Tränen sammelten sich in den Augen. „Ruhig…du schaffst das!“ Tatsächlich, einige tiefe Atemzüge später ließ der Schmerz nach. Mit dem Handgelenk wischte er die Tränen aus den Augen und richtete sich wieder auf. Der Junge lächelte William verlegen an – aber nur mit der gesunden Gesichtshälfte und entschuldigte sich: „Tut mir Leid für g’rade…“ Dann änderte sich das verlegene Lächeln zu einem Dankbaren. „Aber danke!“ Mit diesen Worten nahm er ihm das Ei aus den Händen und betrachtete es erst einmal.
[color=#FF0000]OT: Meh