Aura ~ Weg durch Hoenn

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  • Aura ~ Weg durch Hoenn





    [tabmenu][tab=Informationen]

    Information zur Unterteilung: Ich habe vor, meine Geschichte in mehrere Bände zu verfassen. Wieviele Kapitel jeder einzelne Band haben wird, steht noch nicht fest. Jedenfalls, sobald ein neuer Band der Story eintritt (bei dem sich handlungsmäßig natürlich auch Großes ereignen/verändern wird), wird der Titel der FS geändert und es werden Schnelllinks eingefügt.


    Genre/s: Pokémon, Reise, Abenteuer, Mystery


    FSK: Für alle Altersgruppen zu lesen


    Idee: Die Inspirationen für meine Fanstories kommen mir eigentlich stets recht schnell. Da das Abwarten auf Remakes von Rubin und Saphir allerdings immer unerträglicher wird, können sich viele bestimmt denken, warum ich mich gerade für Hoenn entschieden habe. Sozusagen, ein kleiner Vorgeschmack aus meiner Sichtweise.


    Copyright: Die Rechte aller Pokémon, sowie den, in den Spielen und der Serie vorkommenden Orten, gehen natürlich an Nintendo bzw. Game Freak. Alle hinzugefügten Neuerungen in dieser Geschichte (Charaktere, Gebiete, Geschehnisse, usw.) stammen von meiner Feder.


    Mein Schreibstil: Ich werde versuchen, in der Mitvergangenheit zu schreiben. Erzählt wird aus einer allgemeinen Perspektive. In meinen Geschichten konzentriere ich mich hauptsächlich auf Beschreibung & Ideen. In Grammatik und Rechtschreibung bin ich leider nicht so talentiert, bitte verzeiht mir dies.
    Sämtliche Texte werden in schwarz und ohne jegliche Farbeinflüsse geschrieben. Eine Ausnahme gibt es hier allerdings und zwar die Denkblasen werden kursiv gepostet.


    [tab=Handlung]

    Weg durch Hoenn


    In Graphitport City aufgewachsen, versucht die vierzehn Jahre junge Aura nun, sich auf ihre große Reise durch Hoenn zu begeben.
    Eine wunderschöne Region, besiedelt von unzähligen, großen und kleinen, vielzähligen und seltenen Pokémon erwarten das Mädchen. Ob sich Aura ihren Wunsch, endlich Pokémontrainerin zu werden, erfüllen kann?
    Jährlich werden Kinder und Jugendliche ab dem zehnten Lebensjahr mit einem Poképartner bestückt, wenn sie sich für eine Reise entscheiden. In Graphitport City wird diese Tradition spezieller gehandhabt. Gegen Ende jedes Sommers warten die zukünftigen Trainer und Koordinatoren der Hafenstadt sehnsüchtig auf das internationale Schiff der Pokémon. Nur stolze Eltern erlauben ihren Kindern, in die Welt ziehen zu lassen, um einen guten Eindruck zu machen. Dies kann allerdings nur erreicht werden, wenn die besagten Sprösslinge sich ein Pokémon von dieser internationalen Fähre aussuchen. Etwas merkwürdig, dennoch soll diese Tradition schon vor Beginn der Reise ein stärkendes Band zwischen Jugendlichen und der Außenwelt erzeugen. Im Inneren der Fähre warten jährlich viele fremdartige Pokémon darauf, in die freien Hügel, Berge, Seen und Wolken von Hoenn entlassen zu werden. Genau deshalb beginnen alle werdenden Trainer aus Graphitport City eine Reise mit Partnern aus den unterschiedlichsten Regionen. Viele Abenteuer, mysteriöse Rätsel sowie starke Trainer, warten bereits auf Aura.


    [tab=Charaktere]
    [subtab=Aura]

    Name: Aura Marina Fay
    Heimat: Graphitport City in Hoenn
    Herkunft: Die Wurzeln ihres Vater stammen aus Prismania City in der Kanto Region; die Mutter verbrachte ihre Kindheit in Malvenfroh City, zog aber noch vor Auras Geburt mit ihrem Ehemann nach Graphitport City;
    Familie: Vater Arnold Fay, Alter: zweiundvierzig Jahre
    Mutter Anna Fay, Alter: achtunddreißig Jahre

    Aura wuchs ohne Geschwister auf;
    Alter: vierzehn Jahre
    Sternzeichen: Wassermann
    Haare: lang, orangebraun
    Augenfarbe: dunkelbraun/schwarz
    Kleidungsstil: trägt gerne modische Kleidung, allerdings in einfachen Naturfarben
    Lieblingsfarben: orangebraun, weiss, weinrot, himmelblau, schwarz
    Eigenschaften: freundlich, clever, anmutig, tapfer, warmherzig, eigensinnig, tolerant, verträumt
    Stärken: Aura kann sehr gute ihre vernünftige und ruhige Seite zum Vorschein bringen. In vielen Situationen handelt sie überlegt. Dies ist wohl auch der Grund, warum sie ihre Reise durch Hoenn erst im Alter von vierzehn Jahren beginnen möchte. Durch viel Köpfchen beweist das Mädchen sein Können, Probleme mit Intelligenz zu lösen, weshalb es von seiner Außenwelt gerne auch als anmutig und tapfer beschrieben wird. Hinzu kommt noch ein gewisser Hauch an Warmherzigkeit, der Aura trotz ihrer Schwächen und schlechten Angewohnheiten als reizendes Mädchen gegenüber den Leuten in ihrer Umgebung präsentiert.
    Schwächen: Die junge Einwohnerin Graphitport Citys weiß genau, was sie will. Dies lässt sie oftmals kalt, launisch oder eigensinnig wirken. Desweiteren steht auch sie erst seit nicht allzu langer Zeit auf eigenen Beinen im Leben, was manchmal zu tollpatschigen Situationen führt. Was sie gar nicht ertragen kann, sind peinliche Geschehnisse und darum verleugnet sie gerne ihre Fehler. Man könnte dies möglicherweise auch als ein kleines Anzeichen für Perfektionismus deuten.
    Berufung: Aura hat es sich nicht als Ziel gesetzt, mit den Arenaleitern von Hoenn zu konkurieren. Ebenso hat sie kein Interesse an den vielen Wettbewerben. Sie möchte vielmehr reisen und dabei die vielen Orte erforschen, die auf sie zukommen werden.
    Erster Auftritt: Band 1: Weg durch Hoenn
    Kapitel 1: Ich kann es kaum in Worte fassen
    Poképartner:



    [subtab=Valerie]

    Name: Valerie Suzanne Raycoon
    Heimat: Graphitport City in Hoenn
    Herkunft: Beide Elternteile wurden in Graphitport City geboren;
    Familie: Vater Augusto Raycoon, Alter: sechsundvierzig Jahre
    Mutter Catherine Raycoon, Alter: vierzig Jahre
    Alter: dreizehn Jahre
    Sternzeichen: Löwe
    Haare: rot; schulterlange, lockige Haare, ihr Haupt wird meistens von einer pinken Feder gekrönt
    Augenfarbe: hellbraun
    Kleidungsstil: Valerie besitzt im Prinzip keinen permanenten Kleidungsstil, solange es bunt und leuchtend ist, zieht sie alles gerne an
    Lieblingsfarben: gelb, rot, orange, pink, weiss, violett
    Eigenschaften: abenteuerlustig, spitzbübisch, aufmunternd, hilfsbereit, gesellig, sozial, ehrgeizig, frech, eigenwillig
    Stärken: Valerie wird gerne als Sonnenschein bezeichnet. Dies liegt vor allem daran, dass sie stets ein Lächeln auf die Gesichter ihrer Mitmenschen zaubert, sei es durch lustige Sprüche oder freche Aktionen. Die rothaarigen Graphitporterin ist sehr sozial. Sie hört auf ihr Herz, wenn es um das Treffen von Entscheidungen geht.
    Schwächen: Zwar recht beliebt und gesellig, empfinden manche Leute ihr Verhalten ab und zu etwas nervig und penetrant. Desweiteren gräbt sich Valerie aufgrund ihrer ständigen Bereitschaft für neue Aufgaben Fallgruben, in welche sie nicht zu selten selbst fällt, da etwaige Herausforderungen unterschätzt werden.
    Berufung: Vorerst würde Valerie sehr gerne nach Moosbach City reisen, um Verwandte zu besuchen. Eine Karriere als Koordinatorin könnte sie sich ebenfalls durchaus vorstellen.
    Erster Auftritt: Band 1: Weg durch Hoenn
    Kapitel 1: Ich kann es kaum in Worte fassen
    Poképartner:



    [tab=Inhaltsverzeichnis]Band 1: Weg durch Hoenn
    ~~~
    Kapitel 1: Ich kann es kaum in Worte fassen
    Kapitel 2: Evolution
    Kapitel 3: Es war Blut!
    ...


    [tab=Benachrichtigungen]

    Chess
    Mio
    WoelfinAkira
    ...


    (Wer gerne per PN oder GB Eintrag über neue Kapitel benachrichtigt werden will, muss sich nur bei mir melden!)


    [tab=Soundtracks]


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    Viel Spaß beim Lesen!

  • Hallo Shark (:
    Da du noch keinen Kommentar hast, und noch keinen Prolog veröffentlicht hast (halbe Arbeit für mich. ^^) werde ich jetzt mal kommentieren.
    Ich hoffe ich kann dir damit helfen. c:


    Titel & Startpost
    Aura - Weg durch Hoenn - Das hat was. ich würde sagen das Hauptaugenmerk des Titel ist Aura. Das erinnert mich, vor allem da du die Fanfiction im Pokémon Bereich hast, an das Pokémon Lucario und auch an seine Vorentwicklugn Riolu. Das wäre mal eine Geschichte. Aber durch Weg durch Hoenn sagst du klar dass es sich wohl eher nicht um Lucario drehen wird. Logo, denn Lucario ist leider erst in Sinnoh aufgetreten. Also man merkt: Der Titel bringt zum überlegen und das ist auch gut so, kein schlechter Titel, wirklich. (:
    Kommen wir zum Startpost. Der Header ist eine Map. Eine Landkarte, ich meine sogar von Hoenn, lol. Passt kategorisch zum Titel, ist aber meiner Meinung nach nicht der schönste, und aufregenste Header, da er nicht viel über deine Geschichte preisgibt. Vielleicht wäre etwas tiefgründigeres schön gewesen, allerdings muss das jeder Autor selbst entscheiden, insofern möchte ich dir da gar nicht viel einreden, meine Meinung liegt auf dem Tisch. Weiter geht es mit dem Tabmenu, ich stehe eigentlich nicht so auf Tabmenüs, da kann man nicht so schön gestalten, aber gut, das ist so Ansichtssache, weil da jeder anders denkt. Kommen wir zum Inhalt des Tabmenüs, da beginnst du mit dem Tab Information. Daran befinden sich Inforamtionen über das Genre, die Altersfreigabe, die Widmung, die Idee und dein Schreibstil. Allgemein sehr informativ, gefällt mir. Was mir nicht so gefällt ist die Widmung. Die ist einfach nur zu kurz, da kann man viel mehr beschreiben, warum widmest du es allen Pokémon Fans? Gibt es keine Person der du die Geschichte widmest? Hat das einen Grund? Diese Widmung scheint mir allgemein sehr etwas 08-15 zu sein. So nach dem Motto: Wenn ich nicht weiß wem ich es widme, einfach alle Fans oder sowas. Das ist nicht wirklich schön und wenn du sie niemanden widmest hast du sicherlich auch deine Gründe, dann kannst du die Widmung einfach weglassen.
    Als nächstes folgt das Tab Handlung, nur nebenbei bemerkt wollte ich dir sagen, dass sie sowas auch Klappentext nennt. Aber gut, zum Text an sich. Aura ist also eine Person? Dann ist das Geheimnis um den Titel schon mal geklärt, insofern verliert der Titel etwas an Spannung, das ist nicht unbedingt negativ, aber gut ist es vielleicht auch nicht. Ansonsten gefällt mir der Klappentext nicht wirklich. Ich kann nur raten was passieren wird, und das ist nicht gut. Ein Klappentext soll ein Vorgeschmack auf die Geschichte sein, und wenn möglich auch noch Fragen aufwerfen, damit der Leser unbedingt weiter lesen möchte.
    Zu der Beschreibung des Charakters. Bisher stellst du uns also nur Aura vor, sie scheint wirklich die Protagonistin zu sein, also gut. Das Bild gefällt mir schon ganz gut, vielleicht kannst du es noch etwas verkleinern, beispielsweise mit Gimp oder sowas. Vielleicht hast du ja auch Photoshop. Aber zur Beschreibung kann ich nur sagen: Schon nicht schlecht, aber ein paar wichtige Informationen fehlen einfach. Die Eigenschaften wurden ein Wenig zu flach beschrieben, ein paar Adjektive sind einfach nicht so schön zu lesen. Viel besser wäre eine kleiner Text. Zudem fehlen auch noch Stärken und Schwächen und, wahrscheinlich das wichtigste, Vergangenheit udn Herkunft. Mehr darüber kannst du auch hier in Erfahrung bringen. Dann wären da noch die Beiden Listen, die sind da, mehr kann man dazu nicht sagen.
    Es gibt noch ein paar Dinge die ebenfalls noch in einen Startpost können, schau doch einfach mal hier vorbei. Was aber ganz wichtig ist, un unbedingt noch dazu muss, wäre ein Copyright, vor allem da du nicht der Besitzer der Rechte an Pokémon bist.
    Von der Gestaltung bin ich nicht unbedingt überwältigt. Ein paar Farben und schönere Schriftarten, wie MIstral und Vivaldi wären sehr schön, aber wie gesagt, der Startpost ist komplett Sache des Betrachters. Ich habe dazu alles gesagt.~


    Ich würde gerne per GB benachrichtigt werden, ja? Und ja den Prolog nicht vergessen.
    Viel Freude noch am Schreiben und liebe Grüße!
    ~ 隋


  • Weg durch Hoenn


    Kapitel 1: Ich kann es kaum in Worte fassen



    Langsam übergossen die aufgehenden Strahlen der Sonne ganz Hoenn mit Licht. Es war noch vor Mittag, als Aura Fay ihre Freizeit in den sandigen Körnern von Graphitport Citys Strand im Schneidersitz verbrachte, um zu meditieren. Wenn sie nicht gerade ihrer Mutter im Haushalt oder Garten aushalf, tat sie dies jeden Morgen. Kräftesammelnd atmete Aura die salzigen, lauwarmen Brisen der Meeresströme tief ein, während sich ihr Körper entspannte. Heute ist es soweit, sprach sie in Gedanken.
    Die sanften Wellen des Meeres funkelnden. Langsam öffnete das Mädchen seine Augenlider. Heute Abend werde ich mein erstes Pokémon endlich wählen!


    Nach ihrer täglichen Meditation verließ Aura den Strand, um sich zuhause fertig zu machen.
    „Hast du auch alles dabei, Schatz?“ Eifrig durchstöberte ihre Mutter den grünen Rucksack, welchen die angehende Trainerin bereits vor dem Strandaufenthalt gepackt hatte. Haare kämmend saß das Mädchen auf seinem Bett und begutachtete ein letztes Mal die Karte der Hoennregion an seiner Zimmerwand. „Selbstverständlich. Ich habe an alles gedacht, Mama“, antwortete Aura lächelnd. Seufzend ließ sich Anna, so hieß des Mädchens Mutter, auf die himmelblauen Bettlaken fallen.
    Wäre der Altersunterschied nicht offensichtlich, hätte man die beiden durchaus für Zwillinge halten können, da sie sich äußerlich sehr ähnelten.
    „Ich hoffe für dich, dass du diesmal soweit bist, Aura.“ Stirnrunzelnd ließ sich auch die junge Dame zurück, gleich neben ihrer Mutter. „Ich weiß, was die Traditionen von Graphitport City besagen und es tut mir wahnsinnig Leid… Doch ich brauchte einfach diese Zeit, um mich vorzubereiten, Mama. Mit zehn Jahren bereits durch unsere große Welt zu reisen, schien mir einfach noch zu gefährlich, ich war damals noch sehr ängstlich…“ Murmelnd schloss sie die Augen. „Das weiß ich doch. Natürlich unterstützen dich dein Vater und ich sehr, aber wir hoffen nur, dass du nicht die falsche Entscheidung triffst und es später bereust, wenn du erst erwachsen bist“, meinte Anna.
    Stille herrschte in dem Raum. Um einer möglichen Meinungsverschiedenheit aus dem Weg zu gehen, enthielt sich das Mädchen einer weiteren Antwort. Der traditionelle Stolz von Graphitport Citys Einwohnern kam ihr manchmal einfach nur spanisch vor.
    Die Mutter erkannte an Auras Schweigen, dass ihr dieses Thema bereits zum Halse stand und munterte sie auf. „Aber, hey! Es ist deine Entscheidung.“ Mit dem linken Auge schielte Aura zu ihrer Mutter. „Außerdem habe ich eine kleine Überraschung für dich! Komm doch mit ins Wohnzimmer.“


    Lächelnd schwebte Mutter Anna förmlich die Treppe hinunter, während ihre Tochter folgte. Sie konnte es keine weitere Sekunde mehr abwarten, die Überraschung zu präsentieren.
    Vor dem Wohnzimmertisch kniend, wartete Aura auf ihre Mutter, welche ein kleines Paket aus dem Schrank zauberte. „Ta-dah!“ Fröhlich schob Anna es quer über den Tisch. Neugierig musterte Aura es. „Oh, ein Brief, doch ohne Absender…“, dachte sie laut, nachdem sie es geöffnet hatte. „Nun spann‘ mich doch nicht so auf die Folter, lies ihn endlich vor“, sagte Anna aufgeregt.
    Aura machte den mit Meereswellen verzierten Umschlag des Briefes auf und las laut vor.


    „Liebe Aura! Wie du bestimmt weißt, erreicht heute Abend die internationale Fähre den Hafen von Graphitport City. Natürlich wusste ich nicht, ob dieses Paket am richtigen Datum ankommen würde, deshalb bat ich deine Mutter zuvor per Telefon, es dir heute erst zu überreichen. Ich hoffe, sie hat alles richtig gemacht…“ Aura brach kurz ab und blickte zu ihrer Mutter. Augenzwinkernd animierte sie diese, weiterzulesen. Die leichte Schamesröte in Annas Gesicht fiel ihr natürlich auf.
    Sie fuhr fort. „Wie dem auch sei. Um dir deine Wahl heute Abend so einfach wie möglich zu gestalten, habe ich extra ein Pokémon nur für dich dabei! Hoffentlich werdet ihr gute Freunde, ich freue mich schon auf unser Wiedersehen und das große Festival. Liebe Grüße, Arnold.
    PS: Der beiliegende Navigator soll dich stets durch Hoenn begleiten, damit du nie das Ziel aus der Sicht verlierst.“
    Der Briefinhalt endete, Aura griff nach dem mahagonibraunen Navigator, welcher unter dem Kuvert platziert wurde. „Ist das nicht unglaublich nett von deinem Vater? Also, an deiner Stelle wäre ich sehr stolz auf ihn!“ Glückselig sprach die Mutter, während Aura ihr brandneues Navigationsgerät überprüfte.
    „Wow…“, staunte sie über die Funktionen des Geräts. „Du hast Recht, Mama.“ Kopfnickend fügte sie dies hinzu und blickte danach aus dem Fenster. Hinter den dunkelgrünen Vorhängen öffnete sich ein toller Ausblick auf den Marktplatz von Graphitport City. Die Vorbereitungen für das Festival waren mittlerweile fast vollendet. Beinahe verlor sie bei dem Gedanken an das große Festival eine Träne. Oft wird sie zwar als stark, clever und anmutig beschrieben, andererseits fehlte ihr Vater Arnold sehr. Er arbeitete nämlich als einer der oberen Offiziere auf dem internationalen Schiff der Pokémon und war demnach nur selten zuhause. „Bist du etwa traurig, weinst du, Aura?“ Besorgt wurde sie von ihrer Mutter angeguckt. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie fast tatsächlich geweint hatte. Leider ließ es ihr Perfektionismus aber so gut wie nie zu, Schwäche zu zeigen. Beruhigend antwortete sie mit einem Lächeln im Gesicht, dass alles in Ordnung wäre. Anna wusste aber nur zu gut, was vor sich ging und von welchen Sorgen ihre Tochter geplagt wurde. Um jedoch weitere demotivierende Gespräche zu vermeiden, blieb sie optimistisch. „Weißt du was? Wir zwei machen uns jetzt adrett und hübsch für deinen großen Moment.“



    Weitere Stunden verstrichen.
    Die Menschen tummelten sich allmählich immer vielzähliger auf den langen Hafenstegen. Alle warteten sie auf das internationale Schiff der Pokémon.
    Denn jedes Jahr, wenn der Sommer sein Ende fand, trudelte diese Fähre nach ihrer Weltreise wieder zuhause ein. Darum wurden schon seit dem Morgengrauen die vielen Zelte, Amüsierstände und Essensbuden in der ganzen Stadt aufgebaut.
    Das Eintreffen und Festival danach waren wahrlich ein Spektakel, denn genau zu diesem Zeitpunkt im Jahr kamen viele Touristen, Urlauber und ehemalige Einwohner aus der ganzen Region nach Graphitport City, um zu feiern. Selbst Fernsehteams aus Metarost, Malvenfroh und sogar Moosbach ließen sich dies nicht entgehen und übertrugen die Festlichkeiten auf allen Kanälen von Hoenn.


    Die Mengen auf den Häfen und dem nicht weit entfernten Hauptplatz kochten. Viele trugen Fanartikeln wie Mützen, T-Shirts, schwenkten eifrig ihre Fahnen oder bliesen lautstark durch Tröten. Inmitten der feiernden Menschen bahnten sich Aura und ihre Mutter den Weg zum Hafen Eins. Dort wartete schon eine große Tribüne mit einigen Angestellten der Fernsehstationen auf alle neuen Trainer.
    „Unglaublich! Dieses Jahr ist dem Bürgermeister die Organisation des Festivals ein weiteres Jahr perfekt gelungen.“ Staunend begutachtete Anna die vielen Attraktionen.
    Bunte Lichterketten sowie gelbe und blaue Lampions untermalten den blutgetränkten Himmel der untergehenden Abendsonne. „Naja, gegen Festivals und selbst diese vielen Menschen habe ich ja nichts einzuwenden, doch das Fernsehen und diese großartigen Reden könnten mir gerne erspart bleiben.“ Geschwind tummelten die beiden durch das Gewühl aus feiernden, fröhlichen Leuten. Ein paar der wilden Touristen waren bereits betrunken, hatten aber dennoch ihren Spaß. Alles in allem verlief das Festival gut und ohne jegliche Tumulte.
    Um den aktiven Leuchtturm, welcher im südöstlichen Teil der Hafenstadt lag, tanzten und sprangen die Menschen erheitert. Alle waren sie mischfarbig verkleidet. Zum Beispiel als Clowns, Cosplayer oder Pokémon, so wollte es die Tradition. „Nun sei doch nicht so eine Meckerziege, Aura. Du wirst schon deinen Spaß im Rampenlicht haben“, versprach die Mutter.
    Die zwei hatten es nun bis zur Treppe geschafft, die auf das Podest führte. Alles war so aufgebaut, dass die Trainer das Schiff zuerst besteigen und sich ihr Pokémon aussuchen konnten. Weder Herkunft der knuffigen Taschenmonster, noch Typ, waren hierbei für die jeweiligen Trainer vorgegeben. Auf sie wartete eine freie Wahl. „Hast du auch deinen Trainerpass dabei? Ohne ihn darfst du die Tribüne nicht betreten“, sagte Anna zur Erinnerung. „Aber natürlich!“ Aura hatte sich ihren Trainerpass auf einer Kette um den Hals gelegt, so wie alle anderen Neulinge. Sie zeigte ihn der Dame am Empfang der Treppe und ging auf das Podest. „Viel Spaß, Aura“, sagte ihre Mutter und winkte ihrer Tochter hinterher. Dankend lächelte diese.


    Verblüfft guckte das braunhaarige Mädchen über die Menschenmasse unter der Tribüne. Von hier oben hatten die Trainer einen grandiosen Blick auf die Festlichkeiten der Stadt. Extra chic gemacht, stand sie dort in einem weißen Kleid. Ihr Haar schmückte eine blaue Schleife.
    Kaum auf dem roten Podest angelangt, bemerkte Aura, dass weitaus mehr Kameras zu sehen waren, als überhaupt Trainer. Der Bürgermeister, umringt von einer Schar Journalisten, thronte in seinem herausgeputzten Smoking auf einem edlen, blauen Stuhl und beantwortete die Fragen.
    Bei diesem großen Rummel und den pompösen Übertragungsleinwänden, gespickt mit Bildern von den Trainern und dem Festivalleben, rutschte ihr plötzlich das Herz in die Hose. So ein Mist! Ich wollte doch eigentlich Trainerin werden. An eine Karriere als Model oder Sängerin hatte ich eher nicht gedacht. Es war aber nicht wirklich ein Gefühl von Scham, welches die junge Dame plagte. Vielmehr fühlte sie sich etwas genervt wegen dem ganzen Trubel. Immerhin hielt sie den Beginn einer Reise eher für ein privates, doch trotzdem schönes Ereignis. In Graphitport City wurde allerdings eine riesige Show dadurch verkauft. Nichtsdestotrotz, meisterte sie die ganzen Interviews.
    „Sie sind Aura Fay, richtig?“ Eine hiesige Fernsehmoderatorin machte sich an das Mädchen ran. „Sie sind nun auf allen Kanälen von Hoenn zu sehen, was halten sie davon, junges Fräulein?“ Lächelnd blickten sie gemeinsam in die Kamera, welche von dem Kollegen der Moderatorin getragen wurde. Aura räusperte. „Ich kann es kaum noch abwarten…!“ Kurz und knapp, zwar etwas nervös aber trotzdem mit Charme und Köpfchen, befriedigte sie die Neugierden der Interessenten.


    Nach kurzer Zeit hatte sie es aber satt. Leicht überfordert watete sie durch den Sumpf der Presse und Medien, auf der Suche nach einer kleinen Verschnaufpause, welche die stützende Umzäunung der Tribüne versprach. Sehnsüchtig auf die blauen Wogen der See blickend, suchte sie den ganzen Horizont nach dem Schiff ab.
    „Ganz schön anstrengend, nicht?“ Ein zierliches Mädchen kam auf Aura zu. Sie hatte schulterlanges, rotes Haar, das mit einer pinken Feder gekrönt war. Verpackt in einem gelben Kleidchen mit kurzem Rock.
    Der Name des Mädchens war Valerie. Gemeinsam mit Aura besuchte sie schon mehrere Male die Kurse der Trainerschule. „Was du nicht sagst, Val…“ Erschöpft seufzte sie, da bereits die nächsten Fotografen um ein Foto baten. „Keine Sorge, das Schiff kommt bald!“
    Lächelnd posierten sie für die Kameras. Valerie war nur ein Jahr jünger als Aura. Auch sie verspürte den Wunsch auf eine Reise in jüngeren Jahren noch nicht so sehr, weshalb beide erst dieses Sommerende als Trainer auf dem Festival teilnahmen. Abgesehen von dieser Gemeinsamkeit, glichen sich die beiden Teenagerinnen jedoch nicht so sehr. Valerie war zwar ebenfalls physisch sowie geistig sehr stark und stellte dadurch eine ernstzunehmende Rivalin dar, dennoch war ihr Auftreten in fast allen Situationen sehr offensiv, lustig und aufmunternd. Oft wirkte ihr Erscheinen wie die letzte Rettung aus einem Schlamassel oder die aufgehende Sonne eines finsteren Himmels, so zumindest für ihre Freunde.


    Der große Moment, auf den alle gewartet hatten und für den das ganze Spektakel überhaupt erst organisiert wurde, war gekommen. Mit strahlendem Gesicht erhob sich der Bürgermeister von seiner edlen Sitzgelegenheit und nahm das Mikrophon in die Hand. Trotz seines enormen Reichtums blieb der Mann bodenständig und war jederzeit freundlich.
    „Herzlich willkommen! Ich begrüße hiermit alle Bürger aus Graphitport City, alle Touristen aus ganz Hoenn sowie die Zuschauer vor ihren Fernsehgeräten und bedanke mich hochachtungsvoll für ihre Teilnahme an diesem wunderbaren Festival!“ Die Menge tobte vor Freude. Unter den vielen Menschen konnte Aura ihre Mutter gar nicht mehr ausmachen.
    Ihr Herz klopfte wie wild. Gut war nur, dass die vielen Presseleute das Podest langsam verlassen mussten. Nur mehr die freundliche Moderatorin und ihr Kollege von vorhin zeichneten das Geschehen auf dem Podest auf. All die Trainer standen gemischt auf der Tribüne und begutachteten den sprechenden Bürgermeister. „Wie sie alle wissen, erreicht jährlich zum Ende des Sommers das internationale Schiff der Pokémon die Stege von Hoenns Surfer- und Anglerparadieses, Graphitport. Dies ist wahrlich ein verbindendes Ereignis, nicht nur wegen dem großen Interesse der Menschen, nein! Auch die Pokémon zählen bei dieser Veranstaltung, da die Hoennregion durch das Schiff jährlich mit neuen, seltenen Wesen aus der ganzen Welt bereichert wird.“ Stolz verkündete er seine Worte, welche von den zahlreichen Soundboxen in ganz Graphitport City übertragen wurden.


    Mittlerweile war es bereits dunkel geworden.
    Viele Scheinwerfer erhellten die Tribüne, auf der sich auch Aura und Valerie befanden. Auf dem restlichen Gebiet des Festivals wurden Fackeln und Lagerfeuer angezündet, während der aufgehende Mond und erste Sterne am Himmel sichtbar wurden. Selbst das Licht des Leuchtturms kreiste über das Land und die See.
    Jubelnd wurde die Aufregung aller Teilnehmer unterstrichen, als endlich das lang ersehnte Schiff am Ende des Horizonts sichtbar wurde. In recht schnellem Tempo kam es auf Hafen Eins zu.
    Ein Glück. Erleichtert atmete Aura aus. Sie jubelte vor Freude, genauso wie die anderen Trainer und Leute. Die Lichter des näherkommenden Schiffes und der Himmelskörper wurden tänzerisch auf der Wasseroberfläche reflektiert. Auras Augen, gefüllt mit Tränen, glitzerten im Licht der Fähre, welche nun endlich den Hafen Eins erreicht hatte. Seine Sirenen ertönten lautstark, während eine Zugbrücke auf die Tribüne runtergelassen wurde.
    „Und nun, meine Damen und Herren, der Moment auf den wir alle gewartet haben… Ich präsentiere ihnen das internationale Schiff der Pokémon!“ Der Menschenauflauf explodierte wortwörtlich vor Freude. Erste Feuerwerkskörper wurden von den zahlreichen Helfern des Festivals himmelwärts gejagt und entfalteten sich in den exotischsten Farbtönen. Nach wie vor erhellte auch die strahlenden Lichter des Schiffes Hafen Eins. Einige der Sponsoren, es handelte sich dabei um reiche Geschäftsleute und erfolgreiche Koordinatoren, genossen die Aussicht von höher gelegenen, reservierten Sitzplätzen.


    Aura strahlte vor Glück, während die vielen, bunten Feuerwerke den Nachthimmel überstrahlten. Es war nicht nur ihr erstes Pokémon, vielmehr konnte sie es gar nicht mehr abwarten, nach so langer Zeit endlich wieder ihren Vater in die Arme zu schließen.
    Lächelnd und winkend blickten die auserwählten Trainer auf die Menschen unter sich, nachdem sie das Schiff über die Brücke bestiegen hatten. Das Deck, auf dem sie sich befanden, war sogar noch dreimal so groß, als die Tribüne. Von unten sah dies natürlich nie so spektakulär aus.
    Kollegial legte Valerie ihren Arm um Auras Schultern. „Ist es nicht wundervoll?“, fragte sie.
    Ich kann es kaum in Worte fassen, dachte Aura.

  • Guten Abend Shark. :)
    Da hier noch niemand etwas zu deinem Prolog gesagt hat, werde ich das mal nachholen. (Schande das seit dem 2. April hier noch niemand was gesagt hat. <.<) Bitte beachte, dass die Kritik nur gut gemeint ist und so. Da Du von Chess auch schon ausführliches Feedback zum Startpost erhalten hast, werde ich jetzt nur auf das erste Kapitel eingehen, wenn Du aber noch was Feedback zum SP haben willst, kannst Du mich ja anschreiben. ;)


    Von der Länge und der Struktur ist es auf jeden Fall okay. Es ist von der Seite aus betrachtet sehr angenehm zu lesen allerdings, gut gemacht. Allerdings ist mir bei ersten Dialog zwischen Aura und ihrer Mutter aufgefallen, dass Du dort eine andere Formatierung verwendest als in dem letzten Dialog. Wenn Du beides angleichst liest sich das wirklich besser und schafft auch mehr Übersichtlichkeit. Die Leerzeilen die Du nach jeder neuen Handlung machst, finde ich zumindest, relativ unnötig, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass man solche Leerzeilen bei Perspektiven- oder Ortswechsel macht und nicht bei jeder neuen Handlung. Das reicht ein einfacher neuer Absatz völlig aus.
    Nun möchte ich etwas zu deinem Schreibstil sagen. Den finde ich für den Anfang doch recht speziell, vllt wäre sogar altmodisch das richtige Wort. Ich hab jedenfalls an mehreren Stellen gedacht "Wer spricht heute noch so?". Gerade in einer Welt wie die der Pokémon, die mit ihrem ganzen Technikkram doch imo sehr modern ist, ist es besser wenn man auch seinen Stil an die Welt angleicht, vor allem, da Du ja einen recht personellen (also charakterbezogenen) Stil hast. Würde sich ein 14jähriges Mädchen so ausdrücken? Würdest Du im Alltag so reden wie Du schreibst? All diese kleinen Details sind wichtig, um den Charakter echt wirken zu lassen, gerade in der Sprache, die sich ja eh auch jetzt wieder wandelt. Und wo wir gerade bei der Sprache sind: Wie wäre es mit einem Dialekt? Da Aura ja aus Graphitport City kommt, finde, dass es sich doch hier super anbietet, wenn sie einfach mal schönes Nordeutsch redet. (Oder jedenfalls mit dem Akzent) Aber das nur als Anregung. x3
    Was ich allerdings gut finde ist, dass Du schon relativ viel beschrieben hast, also nicht zu wenig, aber ich denke, da ist noch Luft nach oben. Im ersten Absatz zum Beispiel, hätte ich besser gefunden, wenn Du erst beschreibst was Aura fühlt (also riechen, fühlen, schmecken und hören) und dann, wenn sie ihre Augen öffnet erst was sie sieht. Für mich, der meistens aus der 1. Person Singular schreibt, ist das doch viel logischer und hört sich dann auch besser an. Generell finde ich, dass Du ruhig auch mehr von ihren emotionalen und sonstigen Eindrücken einbauen kannst. Um das Gefühl für Beschreibungen zu trainieren hilft es, wenn man viel liest und auch selber kleinere Übungen dazu macht. Schau Dir zum Beispiel mal deine Lieblingsbücher an: Wie beschreibt der Autor das Geschehen? Gibt es in den Beschreibungen irgendeine erkennbare Struktur? Verwendet er Metaphern und Vergleiche? Sowas halt. Aber achte drauf das Du nicht zu viel beschreibst und die Beschreibungen auch mit in den Plot einflechtest! Gute Beschreibungen sind nicht das wichtigste, aber dennoch sollte man sie nicht ganz unbeachtet lassen, wenn Du verstehst was ich meine. Eine pure Überladenheit wie in den Büchern von Kai Meyer (mein absolutes Lieblingsbeispiel, was das betrifft xD) führt zum Beispiel eher dazu, das der Leser den Absatz überspringt und sich langweilt. Aber ich denke Du schaffst es, genau das zu verhindern. Als kleine Übung kannst Du Dir ja mal ein Foto(oder eine Filmszene, das sollte auch gehen, aber das habe ich noch nicht ausprobiert) raussuchen und das aufschreiben was Du dort sieht, zum Beispiel einen Sonnenuntergang. Und dann kannst Du Dir ja eine kleine Handlung dazu denken und so weiter, da ist viel Spielraum mit dem man herum experimentieren kann.
    Und ich möchte hier an der Stelle noch mal auf die bereits erwähnten kleinen Beispiele eingehen. Hier fand ich den Stolz von den Bewohnern aus GC (*kürzt an der Stelle einfach mal ab*) schön. Sowas macht den Text einfach authentischer und man kann sich mehr mit den Charakteren identifizieren. Aber auch Sachen wie Blicke, Markenzeichen und Details am Aussehen machen deine Charaktere interessant und lassen sie real erscheinen. Zwar sind sie keineswegs emotionslos, aber dadurch das Du fast gar nicht auf Sachen wie Gestik oder Körperhaltung eingegangen bist, hatte ich dann doch nicht so das Gefühl wirklich von psyeudo realen Menschen zu lesen. Auch wenn Aura eine ruhige Person zu sein scheint: Wo bitte ist ihre Vorfreude und Aufregung? Ist sie nicht irgendwo nervös? Ich wäre das zumindest, wenn ich sie wäre, schließlich krempelt das ihr Leben und ihre Zukunft ja eigentlich gewaltig um, wenn man bedenkt, was sie sonst eigentlich mag. Aber das ist auch alles was ich dazu zu sagen hab,
    Was ich außerdem komisch fand, ist wie Du Dich teilweise ausgedrückt hast. An Stellen wie dieser:

    Zitat von Dir

    Haare kämmend saß das Mädchen auf seinem Bett und begutachtete ein letztes Mal die Karte der Hoennregion an seiner Zimmerwand.


    Finde ich das mit dem "Haare kämmend" doch sehr... komisch. Ich würde es nicht so schreiben und mir ist auch noch kein Buch begegnet, wo ich eine solche Formulierung gelesen habe. Hier wäre zum Beispiel selbst eine maue Beschreibung á la "Gemütlich saß das Mädchen auf ihrem Bett und kämmte ihre langen, braunen Haare" (Ich weiß, schlechtes Beispiel >.<") besser gewesen. Und das selbe gilt auch für ein paar andere Stellen im Text, da hilft nur rüber lesen und neu schreiben. Wenn Du diesen Stil aber beibehalten möchtest, ist das natürlich völlig okay. Weil es muss ja in erster Linie Dir gefallen und nicht mir oder jemand anderem.


    So, ich denke, ich hab erstmal genug an deiner FF rumgenörgelt. :3 Wie immer möchte ich hier Werbung für die Schreibschule und das Beta-Leser Topic machen. Beides super Anlaufpunkte und ein echte Hilfe. Ansonsten habe ich nichts weiter zu sagen, außer das Du an deinem Ausdruck und Stil noch arbeiten kannst. Gästebuchbenachrichtigung bitte, denn ich werde weiter lesen. ;)
    Bis zum nächsten Kapitel,
    Mio

  • [tabmenu][tab='Vorwort']Sei gegrüßt, Shark. :) Auch wenn das letzte Update von Aura schon etwas her ist, möchte ich dir gerne einen Kommentar hinterlassen. Hoff natürlich, dass du dich drüber freust. ;)


    [tab='Startpost']Der Titel macht bereits deutlich, dass diese FF wohl eine Reisestory wird und demnach um eine bestimmte Person handelt. Aura heißt die Dame, also? Ein ungewöhnlicher Name, der mich unwillkürlich an Riolu und Lucario erinnert. Es ist kein Titel, der unbedingt heraussticht, denn in meiner Hinsicht ist er mir etwas zu gewöhnlich - wie auch der Header übrigens, der lediglich Hoenns Karte zeigt. Natürlich passt er wiederum zu deiner FF, da diese in Hoenn spielt, aber er ist nicht unbedingt ein aussagekräftiger Header. Titel und Header erwecken den Anschein, dass es sich um eine langweilige - entschuldige meine Direktheit - Reisestory und die sind bei den meisten Autoren bzw. Lesern nicht sonderlich beliebt.
    Außerdem: Das Rot und Blau im Titel tut in den Augen weh, mir zumindest. ^^"


    Aber kommen wir nun zum Startpost an sich, der mit Mühe gestaltet worden ist, aber nicht mit Liebe. Er wirkt etwas trist und farblos. In den jeweiligen Tabs würde ich an deiner Stelle noch zusätzlich Überschriften machen, dessen Anfangsbuchstaben eingefärbt worden sind. Das klobrige von der Schriftart Impact gefällt mir nicht sonderlich; sie wirkt sehr grob. Da hätte ich lieber den gesamten Text in einer Schriftart formatiert; beispielsweise kann ich dir meine Lieblingsschriftarten Book Antiqua und Georgia empfehlen, aber auch Lucida Sans, Calibri und Cambria haben mein Herz erobert.
    Die Informationen an sich sind gut ausgearbeitet, allerdings würde ich den Punkt Widmung herausnehmen, wenn es keine bestimmte Person oder bestimmten Personen gibt, die du der FF widmest. Da gebe ich Chess nämlich Recht: Die Widmung aller Pokémonfans klingt etwas lieblos als hättest du dir auf die Schnelle überlegt, welche Person du hier verzeichnen kannst. Nur gibt es keine und daher widmest du die FF eben den Fans. Vielleicht gibt es bestimmte Personen, die dich unterstützt haben? Oder Freunde, die eine Widmung verdient haben, da sie immer an deiner Seite sind?
    Außerdem erachte ich die Information zu deinem Schreibstil als nutzlos, da der Leser deinen Stil aus der FF herauslesen kann und selbst ein Urteil drüber fällen kann, auf was du dich konzentrierst bzw. wo deine Stärken und natürlich auch wo deine Schwächen liegen.


    Die Tradition, dass angehende Trainer und Koordinatoren nicht zur Anfangsstadt reisen, finde ich sehr gut. Dass man bei der Anfangsstadt (demnach Wurzelheim) anfangen muss und das man auch eines der Starterpokémon wählen muss, finde ich geradezu lächerlich. Es gefällt mir sehr, dass die Städte scheinbar ihre eigenen Traditionen haben, um ihre "Küken" in die Welt zu entlassen. Da ist das internationale Schiff eine wirklich schöne Idee, wobei ich anmerken möchte, dass wohl alle Eltern auf ihre Kinder stolz sind. ;) Meintest du vielleicht reiche Menschen?


    Kommen wir aber nun zu der Hauptperson des Ganzen: Aura. Nach ihrem Namen zu urteilen, vermute ich geradezu, dass sie sich ein Riolu aussucht. Eine gute Wahl. Ich könnte mich gar nicht entscheiden mit welchen Pokémin ich beginnen würde. ;_; Einfach zu viele Lieblingspokémon!
    Der Steckbrief gefällt mir, auch wenn ich manche Angaben nicht gerade so wichtig erachte. Daher würde ich auf Haar- und Augenfarbe (dafür hast du ja das Bild), Lieblingsfarben, Stärken und Schwächen verzichten, denn so lernt man den Charakter zu sehr kennen. Besonders Stärken und Schwächen kannst du sehr gut in die FF hineinflechten. Steckbriefe dienen ja in erster Linie dazu, einen Überblick über Charaktere zu schaffen. So verrätst du zu viel von Aura und du gibst dem Leser nicht die Möglichkeit, selbst Aura kennezulernen.
    Was du dagegen noch weiter ausarbeiten kannst, ist Auras Persönlichkeit. Natürlich kann man wieder damit argumentieren, dass man den Charakter dann zu viel kennenlernt, aber es handelt sich schließlich nur um Stichworte und kein ausformulierter Text, der zu viel Informationen gibt. Einen Text kannst du für dich selbst zur Hilfe formulieren. Mach ich bei meinen Charakteren auch sehr oft. :) Jedenfalls schaue mal auf dieser Seite und auf dieser vorbei. Die beiden Seiten zählen zu meinen Lieblingsseiten, wenn es gilt, Charaktere auszuarbeiten, sei es Mensch oder Pokémon. :)


    Zuletzt: Die Formatierung würde beim Steckbrief auf linksbünding ändern. Das Zentrierte wirkt sehr unruhig. Bei den anderen Tabs ist die Formatierung aber in Ordnung.


    [tab='Chapter I']Here we goes! :)
    Es überrascht mich, dass Aura meditiert. Betreibt sie auch Kampfsport oder tut sie es einfach, um zur Ruhe zu finden? Da würde ja ein Riolu geradezu passen. x) Ich bin mir wirklich sehr sicher, dass sie sich ein Riolu aussuchen wird. xD
    Allerdings finde ich hier, dass du etwas mehr auf ihre Gedanken hättest eingehen können, um den Vorgang der Meditation nicht zu rasch abzuhandeln. Diese Selbstfindung bietet sich geradezu an, Aura einen inneren Monolog führen zu lassen; einfach ihre Gedanken zu ihrem "großen Tag" erläutern, ob sie Sorgen hat oder ob sie irgendeine Anspannung fühlt. Hat sie vielleicht sogar Angst? Oder wie sieht sie ihre Umgebung allgemein? Blendet die Sonne sie, nachdem Aura während der Meditation die Augen geschlossen hatte?


    An sich beschreibst du ja schon sehr gut, nur stolperst du mir zu rasch von einer Handlung in die nächste, geradeso als würdest du deinen Charakter herumschubsen, ohne dass du dem Leser die Möglichkeit lässt, Aura kennen zu lernen. Dabei gehst du kaum bis gar nicht auf Aura ein. Was sind Auras Eindrücke oder Gedanken zu dem großen Ereignis?
    Da du Aura kaum beschreibst, wirkt sie geradezu leblos, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die mir beinahe zu klischeehaft rüberkommt. Sie bemuttert Aura ausnehmend und sonst beurteile ich ihre Persönlichkeit als eine sehr überdrehte und nervige Person. Ich hatte die ganze Zeit Petunia Dursley irgendwie im Kopf (also die Tante von Harry Potter lol), mitunter einer schrillen Stimme. Besonders bei den ständigen Nachfragen ging sie mir die ganze Zeit richtig auf die Nerven. ^^“
    Auras Reaktion auf diese ständigen Zwischenfragen erläuterst du leider nicht. Ist sie nicht langsam auch genervt von ihrer Mutter?
    Solltest du auf ihre Gedanken eingehen wollen oder einen plötzlichen Geistesblitz ihr widerfahren lassen wollen, rate ich dir, dass du nicht auf die wörtliche Rede zurückgreifen solltest, also wie du es an diesen Stellen gemacht hast:

    Zitat

    „Heute ist es so weit“, sprach sie in Gedanken.

    Zitat

    „So ein Mist! Ich wollte doch eigentlich Trainerin werden. An eine Karriere als Model oder Sängerin hatte ich eher nicht gedacht.“

    Es wirkt, als würde Aura mit sich selbst sprechen. Ich empfehle dir hier, solche Gedanken kursiv zu setzen – ohne die Anführungszeichen.
    Während des Gespräches mit Anna ist mir außerdem aufgefallen, dass Auras Sprache recht hochgestochen wirkt. Versetze dich mal in ihre Lage: Würdest du genauso sprechen, also mit deinen Freunden?
    Wenn du in der Sicht eines Jugendlichen schreibst, finde ich Umgangssprache auch gerechtfertigt. Schließlich ist die Hauptperson Aura, ein vierzehnjähriges Mädchen, die mit Sicherheit nicht so sehr auf ihre Sprache achtet. Also solltest du ihr Alter auch in Dialogen im Kopf behalten; unter Freunden oder bei der Familie spricht man beispielsweise anders als wenn man mit Autoritätspersonen (z.B. Chef oder fremden Personen) spricht.
    Wie bereits gesagt, mag ich die Idee, dass angehende Trainer und Koordinatoren auf diese Art und Weise ihr erstes Pokémon erhalten. Es ist mal etwas anderes, als ständig nur immer nach Wurzelheim oder einer anderen Anfangsstadt zu reisen, um das erste Pokémon zu bekommen. Auch die Idee, dass es ein solch großes Ereignis für Graphitport City ist, finde ich toll. Nur finde ich, dass du wenig auf die Ausschmückungen der Stadt eingegangen bist bzw. allgemein auf den festlichen Trubel. Du beschreibst das Geschehen sehr nüchtern und schubst Aura von der nächsten Handlung in die nächste, ohne ihr selbst mal die Möglichkeit zu geben, um an der festlichen Stimmung teilzunehmen oder einfach um etwas Luft zu schnappen und mit sich und ihren Gedanken allein zu sein. Sie könnte beispielsweise tanzen oder etwas essen gehen.


    [tab='Nachwort']Auch wenn ich nicht weiß, ob du tatsächlich noch an dieser FF arbeitest, erhoffe ich natürlich, dass du dich über den Kommentar freust und die enthaltene Kritik aufnimmst und so gut es geht umsetzt. Man liest sich, Sharki. =)
    [/tabmenu]
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  • Weg durch Hoenn


    Kapitel 2: Evolution


    Stolz blickte Aura über die vielen Menschen in Graphitport City, welche den farbengetränkten Nachthimmel genossen. „Von hier aus hätte man bestimmt einen unbezahlbaren Blick aufs Meer. Eine ausgiebige Schiffsreise könnte ich mir durchaus sehr gut vorstellen“, sagte Valerie, während auch ihre Augen durch die beleuchteten und lebendigen Straßen der ganze Stadt wanderten. Die Erde unter der teils kostümierten Masse bebte förmlich, während die jungen Trainer auf den Bürgermeister warteten. Gefolgt von den zwei Reportern, betrat er das Deck des riesigen Schiffes als Letzter. Ein Podest, welches der Form eines farbenprächtig geschmückten Pokéballs glich, besteigend, setzte er seine Rede fort.
    „Es ist soweit, liebe Menschen aus ganz Hoenn. Nun spreche ich aber ganz besonders für die Eltern dieser Kinder“, sagte er. Tatsächlich feuerten speziell diese in Gruppen ihre Sprösslinge an. Während Aura über die Menge schielte, sprang ihr plötzlich eine kleine Ansammlung von Leuten ins Auge. Eng befreundete Nachbarn umringten ihre Mutter. Gemeinsam jubelten sie tatkräftig und hielten Schilder mit ihrem Namen hoch. Etwas beschämt, doch sichtlich glücklich, winkte Aura ihrer Fangruppe.


    Wieder dem Antlitz des Bürgermeisters zugewandt, folgte das Mädchen seinen weiteren Worten. „Die diesjährigen Trainerlehrlinge von Graphitport City dürfen nun das Innenleben des internationalen Schiffes der Pokémon betreten und sich ihren ersten Partner auswählen.“
    Das Traineraufgebot, welches inklusive Aura und Valerie insgesamt aus etwa zehn Leuten bestand, wurde von einem weißgekleideten Obermatrosen in den großen Aufenthaltssaal des Wasserfahrzeuges geleitet. Nichtsdestotrotz, führte der Bürgermeister seine Rede fort. Der sich über dem Saal darüber befindliche Kontrollraum war durch Aufzug und Treppe unter anderem auch mit dem Aufenthaltssaal verbunden.
    Im Inneren des Schiffes befanden sich noch einige Maschinenräume sowie die Kajüten der Crew, Küchen und Baderäume. Am wichtigsten waren aber natürlich die Pokémon. Die Leute erzählten sich viel über die fabulösen Aufenthaltsräume für Pokémon dieses Schiffes. Von klein auf wurden die Kinder der Hafenstadt mit den buntesten Märchen über das Leben der Taschenmonster an Bord gefüttert.
    Da Auras Vater allerdings auf dem Schiff arbeitete, wusste sie genauer Bescheid. Im Inneren des modernen Schiffes gab es neben den Räumen für die Besetzung auch einige Hallen und Säle, die den jeweiligen Arten und Typen der internationalen Pokémon gewidmet waren. Vor dem heutigen Abend wurden jedoch alle Pokémon der ersten Evolutionsstufe in ihre Bälle verpackt, damit die Trainer wählen konnten.
    Festlich geschmückt, erstrahlte der Saal in vollem Glanz. Die leckersten Köstlichkeiten, verteilt in mundgroße Häppchen, nur für diese besondere Nacht gekocht, schmückten einige Tische am Ende des Saales. An den Seiten reihten sich die unteren Matrosen salutierend aneinander. Vor den Buffettischen sah man den Kapitän des Schiffes. Seine Erscheinung machte einen sehr freundlichen Eindruck. Er trug einen blütenweißen Anzug und den typischen Kapitänshut. Sein Gesicht zierten ein stolzes Lächeln sowie der weiße Oberlippenbart.
    „Hast du meinen Vater schon irgendwo entdeckt?“ Fragend wand sich Aura an Valerie. „Nein, offenbar ist er noch nicht hier...“, antwortete diese. Etwas enttäuscht ließ sie ihren Blick auf die Raummitte zurückfallen. „Als Kommandeur der Matrosen wird er sich dies hier aber bestimmt nicht entgehen lassen und schon bald auftauchen, Aura.“
    Die aufmunternden Worte zauberten ein kleines Lächeln auf dem Gesicht der Brünetten.


    „Es ist mir eine große Ehre, die Jugend von Graphitport City begrüßen zu dürfen. Bekannte Gesichter, oder Neuankömmlinge, ihr alle habt das Privileg, eure heiß ersehnte Pokémonreise nach der heutigen Feier beginnen zu dürfen. Dieses Schiff beherbergt jedes Jahr die unterschiedlichsten Pokemon. Genau aus diesem Grund machen sich unsere Besatzungsmänner das ganze Jahr auf die Reise und erkundet die entlegensten Teile unserer Welt. Unser Hauptaugenmerk richten wir hier allerdings auf verletzte oder kranke Wesen. Gesund gepflegt, werden die Pokémon entweder wieder ihrer Freiheit entlassen, oder für die neuen Trainer und unsere wunderschöne Region aufbewahrt.“ Klatschend hochlobte das Team aus Matrosen seine Worte.
    „Zuallererst bekommen die Jünglinge ein kleines Geschenk“, erklärte er, während die besagten Präsente verteilt wurden. Aura musste ihren Trainerpass vorzeigen und erhielt dadurch ein kleines Päckchen, auf welchem ihr Name zu lesen war. Erfreut öffneten sie es, indem sie die Schleife lösten und den Deckel entfernten.
    „Dieses Starterset, gesponsert von Professor Birk aus Wurzelheim, enthält sechs Pokébälle sowie die brandneue Ausgabe des Pokédexsystems. Mit diesem, wie ihr wisst, können die exotischsten und wildesten Pokémon im Nu analysiert werden. Diese zahlreichen Infos mögen euch hoffentlich eine Hilfe auf eurer Reise sein.“ Aura verspürte ein aufregendes Kribbeln auf der Haut, als sie ihren blauen Pokédex zum ersten Mal benutzte.
    „Guten Tag! Ich bin der ganz persönliche Pokédex von Aura Fay. Meine Informationen und Ratschläge sollen Ihnen stets dienen“, gab das elektronische Pokélexikon von sich. Staunend untersuchten auch die Anderen ihre Geschenke.


    „Nun wird es aber Zeit!“ Schmunzelnd machte der Kapitän wieder auf sich aufmerksam. „Ihr alle werdet nun in den Raum gebracht, wo sich euer zukünftiges, erstes Pokémon befindet!“ Vor Freude jauchzend, folgten die Trainer dem Obermatrosen. Valerie und Aura bildeten das Schlusslicht. Die Brünette spürte unglaubliches Glück. Trotzdem verbarg sich hinter ihrem erhöhten Herzschlag ein kleiner Zweifel. Und zwar jener, ob ihr Vater auch wirklich an sie gedacht hatte und sich in dem nächsten Raum befand. Unterdessen sie den langen Flur entlang gingen, offenbarte sich der Kapitän auf dem Deck des Schiffes vor den Menschen. Am Ende des Flurs wartete eine gläserne Tür. Automatisch öffnend, befand sich dahinter eine große, mit Pokéballmotiven geschmückte Halle.
    In der Mitte stand sich ein großer Tisch, auf dem sich unzählig viele Pokébälle befanden.
    „In den vor euch liegenden Bällen verstecken sich ausschließlich Pokémon der ersten Evolutionsstufe“, sagte der Obermatrose. „Unter anderem kommen diese Wesen aus Johto, Kanto, Sinnoh, Almia, Fiore, Orre und sogar Einall. Ihr habt nun die völlig freie Wahl über euren ersten Partner, doch streitet euch bitte nicht darum“, fügte er hinzu. Neugierig näherten sich die Trainer dem Tisch und griffen nach einem Pokéball. Valerie, welche sich ebenfalls einen geschnappt hatte, fiel ins Auge, dass Aura beim Eingang der Halle inne hielt.
    „Hey! Worauf wartest du denn?“ Rufend gewann sie die Aufmerksamkeit ihrer Freundin.
    „Ähm, ich möchte noch kurz warten. Bitte sei einfach so frei und fang schon mal zu wählen an“, antwortete Aura zurückhaltend. Eigentlich wartete sie auf ihren Vater und das Pokémon, welches er ihr ganz persönlich gefangen hatte. „Wie du willst.“ Schulterzuckend machte sich Valerie darüber schlau, welches Wesen sich in ihrem Ball befand und öffnete ihn. Ein dezenter Hauch an Ängstlichkeit machte sich in Auras Brustkorb breit. Was ist nur, wenn er mich vergessen hat...?


    „Entschuldige meine kleine Verspätung, Aura.“ Neben ihr offenbarte sich ihr der Brustkorb eines großen Mannes. „Papa!!“ Vor Freude aufschreiend sprang sie ihn fast um. Eine andere Wahl hatte sie auch nicht, denn ihre Beine hätten vor Schreck beinahe nachgegeben.
    Der Kommandeur hielt sein schluchzendes Mädchen ganz fest in den Armen. „Ich habe dich auch sehr vermisst, mein Mädchen“, flüsterte er ihr ins Ohr. Ein wahrlich schönes Wiedersehen, so war er doch fast ein ganzes Jahr von zuhause entfernt.
    „Wie geht es dir, Schatz?“, fragte der stolze Mann. Auras Brust bibberte vor Freude. „D-danke, gut. J-jetzt wo du wieder da b-bist…“ Das sonst so vernünftige Mädchen zeigte selten solch tiefe Gefühle wie diese. Schmunzelnd wischte er letzte Tränen von ihrem Gesicht.


    Valerie hatte ihre Wahl bereits getroffen. Bis auf sie bemerkte keiner der Trainer das Wiedersehen zwischen Vater und Tochter, da alle noch mit ihrer Wahl beschäftigt waren.
    Mit dem Pokémon auf der linken Schulter ging Valerie auf die zwei zu. „Guten Abend, Kommandeur Fay.“ Keck mimte sie das Salutieren der Matrosen nach. „Valerie! Schön, dich frech und gut gelaunt zu sehen, wie jedes Jahr“, erwiderte er lächelnd.
    „Val, du hast dir ja schon ein Pokémon gefunden“, stellte Aura überrascht fest. „In der Tat. Ich griff mir einfach den ersten Pokéball meiner Wahl, befreite es und hab mich sofort dafür entschieden. Ist es nicht drollig?“ Ahnungslos betrachtete Aura es. „Süß und knuffig ist es allerdings aber worum handelt es sich eigentlich bei diesem Wesen?“, fragte sie. Wissbegierig aktivierte sie den Pokédex und richtete ihn auf Valeries grünes Pokémon.
    „Endivie, das Blatt-Pokémon. Dieses Pokémon liegt wahnsinnig gerne in der Sonne, um Kräfte zu sammeln. Dabei wird der starke Duft seines Blattes verbreitet, der wilde Pokémon anlocken könnte.“ Die Informationen verarbeitend, blickte Aura in die roten Augen des Pokémon. „Aber das Endivie in meinem Pokédex hat eine völlig andere Farbe“, stellte sie fest. Fröhlich quiekte das Pokémon vom Typus Gras, um Aura zu begrüßen.
    „Da hast du vollkommen Recht. Unfassbar, dass ich gleich bei meinem ersten Versuch ein Endivie erwischt habe und dann noch in einer völlig anderen Farbe. Die neidischen Blicke der restlichen Trainer haften wohl jetzt noch an mir“, protzte das rothaarige Mädchen lachend.
    „Weißt du, dieses Pokémon wurde uns von einem bekannten Forscher aus Johto überreicht, als es noch in einem Ei war“, informierte Kommandeur Arnold. „Es kommt oft vor, dass uns bekannte hochrangige Forscher mit ihren regionstypischen Pokémon auf die Reise schicken. Darüber, dass aus dem Ei ein Endivie schlüpfte und dann auch noch in einer seltenen Körperfarbe, war selbst für uns ein feierlicher Moment“, erklärte er.
    „Das ist großartig“, entgegnete Valerie. „Wo wir aber von meinem ersten Partner reden, wann suchst du dir endlich einen aus, Aura?“ Erwartungsvoll blickte diese zu ihrem Vater hoch. „Mein Papa hat selbst ein Pokémon für mich gefangen, stimmt’s?“ Gefesselt zappelte sie an seinem Arm, fast gleich einem kleinen Kind. Wo Aura sonst stets ein anmutiges und erwachsenes Wesen ausstrahlte, wurde sie neben ihrem Vater so weich wie Butter.
    „In der Tat. Es ist etwas ganz besonderes und typisch für meine Heimatstadt Prismania City in Kanto, wo ich es gefangen, oder besser gesagt, gefunden habe“, bestätigte er.
    Der Kommandeur griff in seinem Säckel nach dem Ball und warf ihn hoch. Aus dem strahlenden Licht entsprang das kleine Wesen und nahm Gestalt an. „Ach, du meine Güte, das ist aber selten!“ Ungläubig betrachtete Valerie das pelzige Wesen zu ihren Beinen. Aura fand ebenso augenblicklich Gefallen an dem knuffigen Fellknäuel, hätte aber über dessen Identität nur raten können. „Dein Wissen über Pokémon möchte ich auch gerne haben, Val…“, seufzte sie und benutzte erneut ihr elektronisches Lexikon.
    „Evoli, das Evolution-Pokémon. Aufgrund genetischer Anomalien kann sich dieses seltene Pokémon seiner Umgebung perfekt anpassen und entwickelt sich auch dementsprechend.“ Grübelnd musterte sie das braunfellige Taschenmonster. „Das bedeutet also, dass sich mein Evoli in die buntesten Wesen entwickeln könnte?!“, stellte sie fest. „Genau, in das Wasserpokémon Aquana oder in den Feuertypen Flamara“, ergänzte Valerie. „Dein Wissen über Pokémon ist wahrlich beeindruckend“, bemerkte Kommandeur Arnold. Die Trainerin nahm ihr kleines Evoli in die Arme und blickte in dessen Augen. Herzlich grinste es.
    „Aura, gefällt es dir?“ Kurios erwartete der Vater ihre Antwort. Auf einmal breitete sich ein Lächeln über des Mädchens Lippen. „Wie könnte man so ein niedliches Pokémon nicht mögen? Außerdem erscheint es mir passend für den guten Start einer Reise“, antwortete die frisch gebackene Trainerin bejahend. Ihre Antwort stimmte den Vater sehr glücklich.
    „Weißt du, in Prismania City gibt es ein kleines Forschungsinstitut, wo Evolis gezüchtet werden. Dein kleiner Frechdachs wollte soeben abhauen, da lief es mir geradewegs in die Arme. Aus Dank und zwecks des internationalen Schiffes der Pokémon, schenkte es mir der Leiter des Instituts“, erklärte er. „Was für ein großartiger Zufall“, lächelte Aura frohgesinnt.


    Inzwischen hatten auch die restlichen Trainer gewählt. „Das internationale Schiff der Pokémon ist wahrlich für seine seltenen Wesen berühmt“, stimmte Valerie zu, als sie deren farbträchtige Taschenmonster beäugte. Valeries Endivie schmiegte sich an deren rotem Haar. „Wenn ich fragen darf, was passiert denn eigentlich mit all den Pokémon, die heute nicht von den Trainern ausgewählt werden, beziehungsweise, den restlichen an Bord?“
    Kommandeur Arnold richtete seinen Hut, welcher durch Auras gewaltiger Umarmung verrutscht war. „Nunja, es ist zwar noch nicht offiziell, doch in kürze werden Zooanlagen in ganz Hoenn eröffnet, wo einige der Pokémon untergebracht werden. Die Wesen, die dann von Einwohnern und Touristen bestaunt werden können, kommen ausschließlich aus den anderen Regionen und werden frühestens morgen per Flug zu den jeweiligen Städten in Hoenn transportiert.
    Dann gibt es aber auch Pokémon, die wir in anderen Orten wieder freilassen. Hierbei entscheidet unser Team spontan“, antwortete er.


    „So, da ihr nun alle gewählt habt und offizielle Trainer seid, könnt ihr nun mit euren Liebsten feiern. Das Buffet des vorigen Saales steht euch und euren Familien selbstverständlich zur Verfügung!“, äußerte der Obermatrose. Somit kehrten all die Teenager mit ihren Poképartnern in den großen Aufenthaltssaal. Der Bürgermeister hatte seine lange Rede beendet und einige der Presseleute fuhren schnurstracks zu ihren jeweiligen Fernsehstationen zurück.
    Das große Festival war nach wie vor in vollem Gange. Feuerwerkskörper wurden zwar nicht mehr verschossen, doch das Schiff sowie alle Ecken und Enden der Hafenstadt waren farbenfroh und beleuchtet. Mehrere DJs sorgten auf ihren Podesten für gute Musik und Stimmung.
    Im Aufenthaltssaal hingegen, ging es etwas ruhiger vor. Klassische Klaviermusik wurde gespielt, während sich die Gäste überglücklich über die Trainer und deren Pokémon unterhielten. Der Service des Schiffes hatte ebenfalls dafür gesorgt, dass sich neben der Versorgung des Buffets, auch eigene Kellner um die feiernden Passagiere kümmerten.
    „Ich bin so stolz auf dich!“ Jubelnd stürzte sich Mutter Anna auf ihre kleine Tochter. „Mama, du erwürgst mich noch…“ Nach Luft ringend, wurde es Aura beinahe schwarz vor Augen. Amüsiert beäugte sie das kleine Evoli zu ihren Schuhen, während sie den kostbaren Sauerstoff wieder in ihre Lungenflügel pumpte. Mit demselben Enthusiasmus warf sich Anna auf das kleine Evoli. „Und das ist dein erstes Pokémon, nicht wahr?“ Entzückt kuschelte sie das kleine Fellknäuel durch. „Du bist ja so süß“, fügte sie hinzu und blickte in seine dunklen Augen. Vor Niedlichkeit hätte sie das kleine Ding fast zerquetscht, doch Evoli tolerierte es. Ehrlich gesagt, hatte es auch kaum eine Chance, vor dem Würgegriff von Anna zu entfliehen.
    Aura hielt sich etwas beschämt die Hand vor das Gesicht. „Das ist doch kein Grund, sich so aufzuführen, Mama…“, bemerkte sie. „Und ja, es ist mein erstes Pokémon. Ein Evoli.“ Die Scham in Auras Gesicht verflog sogleich wieder, da es doch eigentlich ein feierlicher und lustiger Abend sein sollte. „Deine Mutter ist absolut nicht aufzuhalten, wenn sie etwas Niedliches sieht…“ Kichernd nahm Vater Arnold sie in den Arm. „Ich hoffe, du warst eine gute Mutter während meiner Abwesenheit, Schatz!?“, fragte er, der Schalk im Nacken sitzend. „Sieh dir nur an, wie prächtig und erwachsen unsere Tochter geworden ist. Selbstverständlich gebe ich mein Bestes als Mutter.“ Für ihr Alter war Auras Verhalten manchmal schon fast etwas zu erwachsen, doch Anna ließ Arnold damit wissen, dass die beiden Frauen auch ohne permanent anwesende Vaterrolle gut zurechtkamen.
    Dem Rest des Süßholz raspeln ihrer verliebten Eltern wollte Aura lieber entgehen und wanderte den Tisch entlang weiter nach oben. Ihr war viel mehr danach, etwas Smalltalk mit Valerie und deren Eltern zu führen, als rot vor Scham ihren eigenen beim Küssen zuzusehen.
    „Hey, wie geht’s euch?“, fragte die Trainerin, nachdem sie sich durch eine kleine Gruppe an dem Buffettisch durchgezwungen hatte. Das Gesicht von Valeries Mutter strahlte vor Freude. „Uns geht es prächtig. Schön, dich mal wieder zu sehen, Aura.“ Nach kurzen Sätzen des Wiedersehens, lag der Rothaarigen eine dringende Frage auf der Zunge. „Sag mal, Aura, wohin willst du nun eigentlich reisen?“ Die Brünette dachte kurz nach, tippte sich mit dem Zeigefinger auf das Kinn. „Also, wenn du mich so fragst. Zuerst würde ich gerne mal nach Malvenfroh City reisen. Dort kann ich ja noch entscheiden, wohin mich meine Reise führen soll.“ „Stimmt. Ich denke, es gibt keinen besseren Ort, als diese Stadt. Malvenfroh City ist irgendwie ideal, da es so gut wie im Herzen der Hoenn Region liegt“, kommentierte Valeries Mutter. Die feurig roten Haare hatte sie zweifellos von ihrer Mutter geerbt. „Und wie sieht es bei dir aus, Val?“ Unterdessen tollten die beiden Pokémon um ihre Beine umher.
    „Mich zieht es auf das Meer“, antwortete sie und ballte ihre rechte Faust. „Ich werde in drei Tagen die Fähre von Graphitport City bis nach Moosbach nehmen, um dort Verwandte von uns zu besuchen.“ Auras Eltern mischten sich ebenfalls durch die kleine Menge und beteiligten sich an dem Gespräch. Manierlich begrüßte Kommandeur Arnold seine Nachbarn. „Habt ihr Mädchen denn eigentlich auch schon daran gedacht, was ihr auf eurer Reise unternehmen wollt?“, erkundigte er sich. „In der Hoenn Region gibt es durchaus große Herausforderungen. Wenn man auf das Kämpfen fixiert ist, sind die vielen Arenen empfehlenswert. Für Trainer, die auf Ausstrahlung und Talent unter ihren Pokémon aus sind, gibt es da auch noch die unzähligen Wettbewerbe und das große Festival.“ Aufgeregt, als wäre es ihre eigene Entscheidung gewesen, formten die purpurroten Lippen von Valeries Mutter hibbelig die Vorschläge. „Eigentlich, da wir in Graphitport City leben und viel Aufregung um die jährlichen Trainertradition, sollten wir als Eltern darauf achten, dass unseren Kindern etwas wird. Allerdings, wäre es doch am besten, wenn sie selbst entscheiden, was sie während ihrer Zeit als Trainer alles erleben wollen…“ Anna wusste nur zu gut, wie ehrgeizig die Mutter von Valerie war. Sie fügte den Satz deshalb hinzu, damit sich Aura nicht zu etwas gezwungen fühlte, was sie womöglich gar nicht tun wollte. Valeries Mutter missbilligte Annas Meinung nicht.
    „Ich hätte durchaus großes Interesse, eine Koordinatorin zu werden. Doch zuallererst habe ich mir die Reise nach Moosbach City als Ziel gesetzt, um Verwandte zu besuchen“, erklärte Valerie.
    „Und wie ist es mit dir, Aura?“, fragte Valeries Vater. „Ja, erzähl uns doch, was du während deiner Reise machen möchtest, Süße“, fügte ihre Mutter hinzu.
    Aura nahm ihr kleines Evoli auf den Arm. „Mich interessieren die Arenakämpfe nicht wirklich. Genauso wenig will ich meine Pokémon dressieren, um sie dann auf einer gigantischen Bühne zur Schau zu stellen.“ Aura machte eine kurze Pause, die Augen waren geschlossen.
    „Um ehrlich zu sein, ich will einfach reisen. Ich will die entlegensten Orte und Landschaften unserer schönen Region besuchen. Möchte Spannung erleben, Geheimnisse lüften, Höhlen und unbesiedelte Wälder durchstreifen.“ Gänsehaut lief über ihren Rücken, unterdessen sie von den vielen schönen, unentdeckten Plätzen in Hoenn erzählte, die noch auf sie warteten. „Mein erstes Ziel ist Malvenfroh City, mal sehen, was mir bis dorthin alles über den Weg läuft…“


  • Weg durch Hoenn


    Kapitel 3: Es war Blut!


    Nach einer langen Feier, bunten Lichtern, unzähligen Teilnehmern und dem Start als Pokémontrainer, begann der nächste Morgen umso schöner.
    Die große Feier hinterließ in ganz Graphitport City ihre Spuren, deshalb wurden auch schon vor Morgengrauen mehrere Reinigungskräfte beauftragt, um den ganzen Müll zu beseitigen. Auch das Podest sowie die großen Übertragungsbildschirme wurden zu frühen Stunden abmontiert. Es war erst 7:00Uhr, als Aura vom piepsenden Weckalarm ihres Navigators aus dem Schlaf gerissen wurde. Ihre Lungenflügel fühlten sich eingedrückt an, weshalb sie erst einmal kräftig gähnen und nach Luft schnappen musste. Trotz des vielen Rummels, verlief der gestrige Abend äußerst zufriedenstellend. Auch im Aufenthaltssaal des Schiffes war die Stimmung köstlich und nach einer Stunde klassischer Musik, verleitete ein in Hoenn beliebter DJ die Gäste dazu, das Tanzbein ordentlich zu schwingen. Aura war in dieser Angelegenheit etwas plump und zurückhaltend, dennoch hinterließ der Muskelkater ein paar unschöne Schmerzen in den Waden. Womöglich lag es auch nur an den Schuhen, die, trotz ihrer Schönheit, sich eher etwas unangenehm anfühlten.
    Benommen torkelte sie ins Badezimmer. „Meine Güte, ich fühle mich wie gerädert…“, murmelte sie vor sich hin. Nach einer heißen Dusche, deren prickelnde Hitze sich wie eine Massage im Genick anfühlte und der restlichen morgendlichen Hygiene, machte sich Aura für ihren Aufbruch fertig.
    Sie bekleidete sich mit ihren liebsten Klamotten. Ein beiges, schulterfreies T-Shirt schmückte ihren Oberkörper. Dazu noch einen laubbraunen, kurzen Faltenrock, kombiniert mit einem schwarzen Gürtel. Zwei schwarz-weiße Handschuhe, einen sandfarbigen Sommerhut sowie festes, rotes Schuhwerk. In ihrem grünen Rucksack befanden sich nebenbei noch Unterwäsche, Socken und ein Unterhemd als Ersatz, sobald ihre Kleidung mal gewaschen werden musste.
    Außerdem hatte sie noch belegte Brötchen, viele Äpfel und eine Sportflasche mit Mineralwasser als Proviant in ihren eingepackt. Zum Glück hatte ihr Faltenrock ein paar Seitentäschchen, in welche Aura ihre Reiseutensilien, den nagelneuen Navigator und eine Brieftasche, einsteckte.
    Fürs Überleben war der Inhalt der Brieftasche am allerwichtigsten. Neben ein paar Pokédollar befand sich darin nämlich eine Trainerkarte, mit der die Jünglinge in allen Pokémon Centers sowie in den Pokémärkten bezahlen konnten. Für die Kosten waren selbstverständlich die Eltern zuständig und darum war Aura natürlich klar, dass sie nicht verschwenderisch sein durfte.


    Eine Stunde nach dem Erwachen schlich sich die junge Dame, noch vor jeglichem Frühstück, klammheimlich aus dem Haus. Einzig ihr Evoli hatte sie bei sich. Ihre Eltern hatten den Abend zuvor noch ein bisschen getrunken und vergruben sich deshalb höchstwahrscheinlich noch unter den Federn.
    Heute hatte die frisch gebackene Trainerin keine Zeit für eine ausgiebige Meditation. Stattdessen machte sie sich auf den Weg zum Marktplatz. Graphitport Citys Pokémarkt war für seine enorme Vielfalt und Größe in ganz Hoenn bekannt. Und obwohl die meisten Verkaufsstände noch geschlossen hatten, wusste Aura, dass sie dennoch irgendwo bestimmt etwas Pokémonfutter für ihr Evoli finden würde.
    „Komm heraus, Evoli!“, rief sie, nachdem ihr Haus bereits hinter ein paar Hügeln verschwunden war. Genüsslich streckte der kleine Wonneproppen seine Gliedmaßen und gähnte ausgiebig.
    „Evoli“, lächelte es daraufhin. „Hey, mein Kleiner. Ich bin gerade auf dem Weg zum Pokémarkt, um dir etwas Futter zu besorgen. Willst du mich begleiten?“ Einwilligend hüpfte es Auras ausgestreckten Arm entlang, in Richtung linke Schulter. Von ganz Graphitport City aus hatte man einen unbezahlbaren Blick aufs Meer und den Strand. Und obwohl die hoch umworbene Stadt mit vielen Touristen und vereinzelt mit ein paar Wolkenkratzern gesegnet war, war sie nicht sonderlich dicht besiedelt, was wiederum viel Platz für grüne Flächen, Sträucher und Bäume offen ließ. Gelegentlich blinzelten ein paar Sonnenstrahlen durch den leicht bewölkten Morgenhimmel, während Aura dem Weg zum Marktplatz folgte. Einige Nachbarn aber auch unbekannte Gesichter der Hafenstadt kamen ihr entgegen. Evoli erkundete dabei neugierig und aufmerksam seine neue Umgebung. „Weißt du, ich bin hier in Graphitport City aufgewachsen. Außerdem denke ich, dass Hoenn eine tolle Region ist, um die Reise als Trainerin zu beginnen“, erklärte sie ihrem süßen Partner. „Ich hoffe, du hast ebenfalls Interesse daran, dieses große Gebiet mit mir zu erforschen und zu durchforsten.“ Schmunzelnd nickte das kleine Evoli. Bei dem Gedanken, bald weit weg von zuhause zu sein, spürte sie eine hohe Aufregung in ihrer Magengegend. Nichtsdestotrotz war sie fest entschlossen, endlich ihre Reise zu starten.


    Auf dem Marktplatz tummelten sich bereits einige Leute, um ihre Geschäfte zu erledigen. Momentan herrschte ein großes Interesse für die neuesten Ausgaben der Pokébälle, die von Metarost Citys Technikfirma namens Devon hergestellt wurden.
    Wie erwartet hatten einige Geschäfte noch geschlossen, zum Glück waren die regulären Betriebe und Supermärkte aber bereits geöffnet. Nachdem sie zwei ein-Kilo Säcke des Pokémonfutters gekauft hatte, machten sich Aura und ihr Evoli wieder schnurstracks auf den Heimweg. Ob Mama und Papa wohl schon wach sind? Ich hoffe es doch, denn sonst verschlafen sie vielleicht noch meinen Aufbruch in die weite Welt. Stirnrunzelnd, mit den Armen voller Einkaufstaschen, streifte sie durch den Marktplatz, bis zu dessen Ende, gefolgt von Evoli.
    „Fay, endlich hab‘ ich dich!“ In Gedanken versunken kam der Ruf etwas überraschend. Aura wirbelte umher und hätte dabei fast einen der beiden Säcke fallen lassen. „Gestern bin ich gar nicht mehr dazu gekommen, dich zu einem kleinen Kampf herauszufordern, bei dem ganzen Wirbel.“ Vor Auras Augen befand sich Natalee. Die grünhaarige Einwohnerin von Graphitport City zählte nicht wirklich zu Auras Freunden. Vielmehr versuchte sie oft mit ihrer provokanten Art aufzufallen. Das beste Beispiel war wohl ihr Name, um den sie, aufgrund seiner außergewöhnlichen Ausschreibung, fast ihr ganzes Leben lang bereits eine große Show abgezogen hatte.
    „Natalee, ich habe kein Interesse an einem Kampf gegen dich, du musst dir wohl jemand anderen suchen“, antwortete Aura schroff und drehte sich wieder um.
    Aura missfiel es, wie sich das grünhaarige Mädchen ständig benahm und ging ihm deshalb stets aus dem Weg. Selbst während Schulzeiten hielt sie sich immerzu von dem ihr fern. Natalee verfolgte Aura bis zum Ende des Marktplatzes. Überaus genervt stellte sie sich ihr in den Weg.
    „Ich finde, es ist eine bodenlose Frechheit, dass du durch den Beruf deines ach-so-tollen Vaters ein seltenes Evoli erhalten hast.“ Erzürnt starrte Natalee das kleine Ding an, woraufhin es sich ängstlich hinter den Beinen seiner Trainerin versteckte. „Darum will ich dich zu einem Kampf herausfordern, um dir mal zu zeigen, wer die Hosen in dieser Stadt an hat!!“ Aura seufzte. „Ich habe mir keinen Vorteil dadurch gemacht, mein Vater hat mir Evoli als Geschenk mitgebracht. Zudem werden die restlichen Trainer, damit auch du, wohl kaum mit schlechten Pokémon ausgestattet worden sein.“
    Dieses kleine Miststück wird wohl einen Pokéball nach dem anderen durchforstet und sich das Stärkste gewählt haben, dachte sie. Die himmelblauen Augen der grünhaarigen Trainerin passten gar nicht zu dem aufbrausenden Temperament.
    Mit geballten Fäusten sprudelte es aus Natalees Mund. „Ja, ausgerechnet dieser naive Buntspecht hat durch Zufall ein schillerndes Pokémon gefunden. Mit meinem Ding bin ich ebenfalls durchaus zufrieden, der Rest war aber mehr als Schrott.“ Lachend hielt sie ihren Handrücken vor den Mund. Ihre ekelhafte Art brachte den einen oder anderen regelmäßig zur Weißglut. Was beschwerend hinzukam, Natalee hatte zwar eine große Klappe, doch auch etwas dahinter. Selbst, wenn sie sehr herablassend und arrogant wirkte, ihre Kenntnisse über gewisse Eigenschaften der Pokémon sollte man nicht unterschätzen.
    „Weißt du was? Wenn dir so wenig an dem Training liegt, dann bleib doch einfach hier und verrotte in Graphitport City. Jedes Pokémon hat nämlich eine Chance verdient und in jedem liegen auch besondere Kräfte und Fähigkeiten“, schimpfte Aura. „So etwas peinliches wie dich braucht der Rest der Hoenn Region wohl wirklich nicht erleben“, fügte sie hinzu und huschte an ihr vorbei.
    Blutrot lief Natalees Birne an. Aufgrund des Zorns waren ihre Beine wie gelähmt. „Na warte, Fay!! Dieses Mal lasse ich dich noch davonkommen, doch sollten wir uns je auf der Reise begegnen, wirst du mich so richtig kennenlernen, du freche Kuh!!“ Mittlerweile haben ein paar Passanten die lautstarke Diskussion zwischen den Mädchen mitbekommen und guckten neugierig in deren Richtung. Im Dreieck springend zog Natalee von Dannen.
    Ich bin schon jetzt gespannt, wer später mal wen in die Pfanne werfen wird, Natalee!


    Als Aura zuhause ankam, hatten sich ihre Eltern glücklicherweise aus ihren Träumen erhoben. Der Streit zwischen ihr und Natalee war aufgrund von Vorfreude für den kommenden Antritt einer Reise auch schon wieder verflogen.
    Neben der Kleidung und den verschiedenen Utensilien blieb noch etwas Platz für das benötigte Pokémonfutter.
    Während das braunhaarige Mädchen die Treppe runterlief, war der Tisch bereits gedeckt. Der Duft von Kaffee schwängerte den Küchenraum mit dem typischen, morgendlichen Flair. Anna besorgte am Vortag noch reichlich Orangensaft, den sie mit ihrer Tochter normalerweise morgens am liebsten trank. Zum Glück sind sie nicht mehr in ihren Pyjamas, dachte Aura, da sie vorhatte, unmittelbar nach dem Frühstück aufzubrechen. „Guten Morgen, Süße.“ Die Gesichter ihrer Eltern wirkten noch recht verschlafen – kein Wunder, bei der feierlichen Nacht zuvor. „Guten Morgen“, erwiderte sie und nahm Platz. Am liebsten wäre Aura sofort aufgebrochen. Wo sie am gestrigen Tag viel mehr nach ihrem Vater Ausschau hielt und leicht verbittert war, so ermutigte sie der Rest der letzten Nacht enorm. Und zwar so sehr, dass sie am besten sofort losgelaufen wäre, ins Unbekannte.
    „Meine Sachen sind gepackt. Sobald wir mit dem Essen fertig sind, möchte ich losziehen“, verkündete das Mädchen fröhlich.
    Evoli schlürfte etwas Milch aus einer kleinen Schüssel. „So früh schon?“, fragte Arnold überrascht. „Also, wenn du mich fragst, ist das gar keine schlechte Idee. Somit beginnt dein Morgen fantastisch“, sprach Anna. Die Mutter konnte auch schon morgens sehr optimistisch sein. Vater Arnold hingegen fühlte ein kleines bisschen Enttäuschung, ließ sich aber trotzdem nichts anmerken. Immerhin wollte er den großen Tag seiner tapferen Tochter nicht vermiesen. Außerdem erkannte man in seiner verschlafenen Miene ohnehin keine absonderlichen Stimmungsveränderungen. „Meine Güte! Ich bin so froh, dass die gestrige Zeremonie für uns ohne weiteres Trara verging…“, kicherte Aura.
    „Also, ich beneide dich ja furchtbar, Aura. Früher fand dieses Festival nämlich noch nicht statt“, entgegnete Anna. Die Tochter dachte bei den neiderfüllten Worten an sie, wie sie wohl elegant vor all den Kameras posiert und die vielen Fragen der Journalisten gemeistert hätte. „Es ist nun mal Tradition“, lächelte Arnold und kaute dabei an seinem Schokocroissant. „Ein fixer Termin steht noch nicht fest, doch in wenigen Tagen werden einige der Pokémon per Flugmöglichkeit in ganz Hoenn verteilt, ehe wir wieder ablegen müssen“, wiederholte Arnold die Worte vom Vorabend. „Des Weiteren wird auch dieses Geschehnis gefilmt und in der ganzen Welt übertragen“, fügte er hinzu. Auras Laune wurde etwas trüb. Den hinzugefügten Satz nahm sie dabei nicht so wirklich war, sie dachte dabei eher… Ehe du wieder gehen musst, Papa.


    Nachdem die kleine Familie ihr Frühstück beendet hatte, begleiteten Anna und Arnold ihre Tochter zur Tür. Evoli hatte wurde in seine Ballkapsel verstaut. Draußen angekommen, wehte den dreien sogleich eine angenehme, belebende Brise entgegen. Kein einziges Wölkchen war am Horizont mehr zu sehen. Zum Sommerbeginn regnete und stürmte es auch tagsüber gerne mal, doch Aura hatte Glück. Sie hätte sich keinen besseren Zeitpunkt auswählen können.
    „Also, mein Liebling…“ Aura blickte in die Augen ihrer Mutter. Dabei fielen ihr ein paar kleine Tränen auf, die sich Anna beschämt weg wischte. „Gib bitte auf dich Acht! Ich hoffe doch, dass du alle wichtigen Sachen bei dir hast und solltest du jemals Probleme haben, kannst du dich jederzeit melden. Und schreib uns auch, sobald du ein paar tolle Erlebnisse zu berichten hast.“ Die Worte des Abschieds taten einer Mutter stets weh, allerdings musste jedes Kind irgendwann den ersten Schritt auf den eigenen Weg setzen. „Okay, mach ich“, versicherte Aura und drückte ihre Mutter fest. Obwohl es manchmal etwas Krach unter den beiden Frauen gab, so liebten sie sich zweifellos sehr. Arnold verdeckte die Wangen der Tochter mit seinen großen Handflächen. „Sei bitte vorsichtig, mein Schatz. Und versprich mir…“ Er hielt kurz inne.
    „Versprich mir, dass du eines Tages mit mir in die See stichst und in meine Fußstapfen trittst, hörst du?“ Ein warmes Lächeln zierte sein Gesicht. Überrascht guckte Aura ihm kurz in die haselnussbraunen Augen. Ihr Herz pochte vor Aufregung. „Gut, das mach ich“, versprach sie – ihre Stimme stotterte leicht.
    Die junge Trainerin machte sich endlich auf den Weg. Winkend verfolgten sie die Blicke ihrer Eltern, während sie sich immer weiter und weiter von zuhause entfernte.


    An dem weltberühmten Museum für Schiffsbauten und Segelwerke vorbei, musste Aura nur eine kleine Strecke zurücklegen, bis sie an Route 110 angelangt war. Viele Menschen und Pokémon waren mittlerweile auf den Straßen von Graphitport City unterwegs. Das Schimmern des Meeres verfolgte die Brünette noch bis zum Beginn des Waldes, welcher nördlich der Hafenstadt in die Höhe schoss.
    Route 110 beherbergte neben einigen Wäldern noch eine moderne Brücke für Radfahrer. Auch für seine spannenden Pokémonkämpfe war diese Brücke bekannt.
    Ich bin schon so gespannt, was mich erwarten wird, dachte sie. Die sommerlichen Luftzüge des Meeres wurden langsam etwas milder, da sich Aura mittlerweile eine Stunde lang auf dem Weg durch das Waldstück bis zur Radbrücke befand. Bisher traf sie auf keine Menschenseele, wilde Pokémon blieben ebenso aus. Durch diesen Umstand konnte sie aber zumindest die Stille und Ruhe des Waldes genießen. Ab und zu ging es recht steil hinab, auch Felsbrocken waren auf dem Wanderweg zu finden.
    Damals bin ich oft mit Mama in den Wald spaziert, wenn wir beide etwas Abstand von der Hitze des Strandes brauchten, erinnerte sich Aura. Genau aus diesem Grund hatte sie kein bisschen Angst vor der menschenleeren Strecke, auf der sie sich befand. Warum auch? Immerhin könne sie ihr tapferes Evoli vor allen Gefahren beschützen.

    Nachdem der Pfad durch den Wald etwas lichter wurde, schloss sich dieser einer Autostraße an, die direkt zum Hauptplatz von Graphitport City führte. „Oh, da vorne ist sie ja schon“, stellte Aura fest, nachdem sie die große Radbrücke hinter den langen, blumigen Feldern zu ihren Beinen ausmachen konnte. Etwas schrittschneller folgte sie dem Verlauf der Straße. Ein paar Radfahrer, wohl junge Trainer, kamen ihr entgegen und fuhren in Richtung Hafenstadt weiter. Strahlen der Sonne kitzelten Auras Haut, während sie den aufsteigenden Eingang der Brücke erreicht hatte. Hm, während der Wald vorher noch völlig unangetastet wirkte, komme ich mir hier wie in einer zukünftigen Epoche vor. Aura hatte Recht. Die hoch gebaute, moderne Brücke wirkte nämlich wie die Auffahrt zu einem Palast oder Königstempel.
    Ein kleines Infoschild zur Rechten des Aufstiegs versorgte die Passanten mit Hinweisen. „Das Begehen der ersten Meter dieser Brücke ist für jedermann gestattet. Ab dem, von Kontrollposten überwachten Abschnitt ist allerdings nur mehr das Passieren mit Fahrrädern gestattet“, las sie laut vor. Gespannt ging Aura die eiserne Treppe hoch, welche für Fußgänger errichtet wurde. Während ihr Aufenthalt stetig höher wurde, warf sie ein paar Blicke über die Schulter. Je weiter sie kam, desto mehr konnte sie vom blauen Meer entdecken, welches in der Ferne lag. Ihre Heimatstadt blieb allerdings hinter den turmhohen Baumkronen verdeckt.
    Die Treppe führt noch ein bisschen weiter nach oben. Mal sehen, ob ich von dort aus vielleicht sogar Graphitport City entdecken kann.
    In den ebenso hohen Bäumen neben dem Brückenaufstieg konnte das Mädchen ein paar Käferpokémon entdecken, wie sie achtsam die Äste entlang krabbelten und sich in den kleinen Aushöhlungen des Holzes versteckten.
    Oben angekommen stellte sie fest, dass sich ihre Vermutung bestätigt hatte. Ein paar der gewohnten Wolkenkratzer konnte sie durchaus erspähen, obwohl sie schon eine ziemlich weite Strecke zurückgelegt hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass die Brücke so weit entfernt war“, stellte sie überrascht fest. Aura kannte nämlich nur ihre Hafenstadt, den Strand, ein paar Pfade durch den Wald und Wiesenflur (Einst besuchte sie mit ihrer Mutter mal die vor grünen Feldern und Blüten strotzende Ortschaft, doch dies per Zug).


    „Du bist so ein unnötiges Ding“, vernahm sie plötzlich und erwachte aus ihren Gedanken. Die für Fußgänger begehbare Zone führte noch ein paar Meter weiter. Kurz vor dem, mit Kameras ausgestatteten Kontrollpunkt, konnte Aura eine Person erkennen. Schaulustig nähernd erkannte sie einen männlichen Trainer - er sah um einiges älter aus, als Aura - zu dessen Schuhen ein schlappes Pokémon kauerte. Durch seine verwahrlosten Klamotten und das Piercing in seiner Unterlippe wirkte der Typ recht abweisend. Nicht zuletzt trug aber der fiese Gesichtsausdruck seinen Teil bei.


    Da Aura kein Feigling war, näherte sie sich dennoch. Wenn ich mich nicht irre, dann ist das ein… „Fiffyen, die Nachwuchshyäne. Dieses beharrliche Hundepokémon verfolgt seine Beute solange, bis diese erschöpft zu Boden fällt. Allerdings kann es auch vorkommen, dass es klein beigibt und flieht, sollte sich sein Opfer erfolgreich widersetzen“, erklärte ihr elektronische Pokélexikon.
    „Absolut zu nichts zu gebrauchen“, schnauzte der junge Mann. Aura konnte ihren Augen kaum glauben, doch der bösartige Kerl trat doch tatsächlich auf sein erschöpftes, wehrloses Pokémon ein.
    Schmerzverzerrt jaulte dieses auf. Verkrampft durch die Schmerzen, winselte es auf dem harten Fahrbahnboden nach Erlösung.
    Erbost marschierte Aura auf den herzlosen Trainer zu und wischte sich den Sommerhut vom Kopf. „Bist du völlig wahnsinnig?“, fragte sie und starrte ihn mit kühler Miene an.
    Etwas erschrocken wandte er sich Aura zu. „Huh, wer bist du denn…?“, erwiderte er großäugig.
    Die brünette Trainerin drückte sich etwas deutlicher aus. „Was, um Himmels Willen, tust du nur mit dem armen Pokémon?“, zischte sie und betonte dabei jedes einzelne Wort dreimal so deutlich, wie sonst. Ihr Gesichtsausdruck blieb weiterhin eiskalt, die Augen hätten sogar Betonwände sprengen können, allerdings entnervte es den jungen Mann keineswegs. Lässig steckte er sich einen kurzen Grashalm in den Mund und vergrub danach seine Hände in den Hosentaschen. Wenn es eins gab, dass Aura über alles hasste, dann war es Quälerei. Egal, ob bei Mensch oder Pokémon, sie konnte es absolut nicht mitansehen, wie ein wehrloses Lebewesen traktiert wurde. „Bist du denn schwer verletzt, mein Freund?“ Automatisch bzw. unbewusst wandelte sich ihre Mimik, als sie sich mütterlich auf die Knie fallen ließ und durch das Fell des am Boden liegenden Pokémon fuhr. Es war schlimmer, als sie es sich ausgemalt hatte. Dies erkannte Aura, da eine ihrer Handbewegungen das schwache Pokémon zum Aufheulen verleitete. Unabsichtlich und durch das buschige, schwarz-graue Fell verdeckt, griff sie nämlich in eine erhitzte Flüssigkeit.
    Es war Blut!