Winterschlaf.

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  • Winterschlaf

    Vorwort


    So ich glaube ich muss mich erst einmal entschuldigen, im Vorhinein, auch wenn ich in der Schule gelernt habe, dass man das nicht macht. Aber ich habe ewig nicht geschrieben, doch Aufgrund der fehlenden Schulzeit in den letzten Zügen zum Abi und den langen Phasen zwischen den Prüfungsfächern, habe ich gerade zu viel Freizeit und Lust zu schreiben. Allerdings hab ich es lange nicht getan und muss mich zuerst wieder rein finden, also ist es gut möglich, dass ich nicht mehr in alter Form bin und ich weiß auch nicht ob ich dazu zurückfinden werde, aber der Spaß am schreiben ist geblieben.
    Also haltet euch nicht weiter mit dem Vorwort auf und habt’ Spaß mit mir!



    Klappentext


    In Einall herrscht Winter.
    Seit fünfzig Jahren, ist Eiseskälte über das Land hereingebrochen und sowohl Menschen als auch Pokemon sind auf Dauer dadurch zu Grunde gerichtet. Doch gerade in harten Zeiten in denen Menschen und Pokemon sich verbunden fühlen sollten und Brüderlichkeit Vorankommen bedeutete, um das Leid zu vertreiben, sind beide Geschlechter im Zwist.
    Doch warum? Wer ist der Drahtzieher hinter diesem Komplott?
    Und wird Einall wieder aus seinem Winterschlaf erwachen?



    Kapitelübersicht
    (Direktlinks)
    Prolog
    Kapitel 1- Die liebe Nachbarschaft
    Kapitel 2- Topfpflanzen hegen, mit ihnen telefonieren und sie pflegen
    Kapitel 3- Bell für alle
    Kapitel 4- Part 1 | Part 2
    Kapitel 5- Noch mehr Monster


    Benachrichtigungskasten
    Chess- Benachrichtigung pausiert
    WoelfinAkira
    Caroit



    Genre
    [font='Georgia']Reise| Fantasy



    [font='Georgia']Warnung


    [font='Georgia, Times New Roman, Times, serif']Eigentlich finde ich es seltsam, eine Warnung zu schreiben, weil ich selbst jemand bin, der in Erwachsenenalter gewollt noch keinen Horrorfilm gesehen hat und nicht sonderlich an Filmen interessiert ist, in denen die Menschen meistens nackt sind.
    Trotzdem gehört das dazu, also:
    Meine Fanfiktion hat Charaktere im spätpubertären alter, also kann es hier zu mehr kommen, als ein keuscher Kuss mit vorgespitzten Lippen. Trotzdem denke ich, dass das sich in einem Rahmen halten wird, der halbwegs aufgeklärten Menschen nichts zum anstoßen geben wird.
    Auch Brutalität kann vorkommen (die FF steckt ja noch in den Kinderschuhen- da kann ich en Detail noch nicht sagen was genau passieren wird).
    Sollte ich jedoch das Bedürfniss haben, in eine Richtung zu schreiben, die junge Leser zu verwirren vermag, werde ich bei dem entsprechenden Kapitel konkret darauf hinweisen.


    Dennoch, würde ich es auf P12 festsetzen!



    [font='Georgia']Copyright


    [font='Georgia'][size=10]Die Rechte meiner selbsterdachten Charaktere und Handlungsstränge liegen bei mir. Die bekannten Geschehnisse, Charaktere und Pokemon sind aus anderer Hand. Parallelen zum Spielverlauf und Zitaten von Pokemon Schwarz/Weiß, die auftreten können, sind natürlich auch nicht mir zuzusprechen sondern Nintendo, Game Freak und Satoshi Tajiri dem Erfinder.
    Eingefügte Bilder stammen ebenfalls nicht von mir, sondern von der Seite Photobucket. Die Namen und Profile der Künstler werden immer direkt unter dem Bild verlinkt.

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  • Prolog

    Ich hätte es wissen müssen.
    Ich ahnte es, hatte ein mehr als ungutes Gefühl, aber ich hätte wissen müssen, was es bedeutete.
    Doch die Frage ist: Hätte das etwas geändert? Wäre ich dazu in der Lage gewesen? War die Möglichkeit überhaupt gegeben, mich zu verwehren? Und wollte ich das?
    All diese Fragen, ob nun rhetorischer oder lediglich unbeantworteter Art, stellte ich mir nicht in dem Moment, als sie wirklich Relevanz hatten und eine Änderung zu bewirken vermochten.
    Es geschah an einem kalten Wintertag, der fast in Vergessenheit versank, doch diese eine Erinnerung würde immer klar bleiben. Die Erinnerung an unser erstes Treffen.
    Ich fror jedes Mal bei dem bloßen Gedanken an diesen Tag, denn Kälte beherrschte ihn. Kälte und Schnee, der weiß die müde starr gefrorene Walderde zudeckte und vor wandernden Füßen schützte. Kleine Flocken kristallinen Eises rieselten kaum vernehmbar zu Boden. Bis auf ihren Fall aus den Wolken, die stahlgrau den Himmel verhangen, war alles still und einsam. Mein Gesicht brannte heiß von der Kälte und da ich keine Handschuhe trug, weil ich sie immerzu verlor, spürte ich meine Finger nicht mehr richtig.
    Um mich lag die ebene, weiße Schneedecke, die Nadelbäume sahen aus wie große Haufen aus dem milchfarbenen Pulver; hinter mir schlugen meine leichten Schritte Kerben in all die Makellosigkeit, doch diese begannen wieder unter der flauschigen Watte, die vom Himmel regnete, zu verschwinden.
    Kurz bevor ich sie bemerkte, sang ich eine kleine Melodie, für diese Zeiten sehr ungewöhnlich, denn umso länger der Schnee lag, desto seltener sangen die Menschen. Deshalb tat ich es allein, denn sonst störten sich die Leute daran. Im Wald jedoch verbot es mir niemand.
    Ich weiß nicht mehr wie ich allein im Wald gelandet war, doch ich war dort und sie war dort. Und sowohl ich als auch mein Gegenüber wussten, dass verboten war, was darauf geschah.
    Obwohl ich noch sehr jung war, wusste ich es.
    Und ich wusste: sie wusste es. Auch wenn sie es mir nicht sagen konnte, denn ihre Augen blitzen schelmisch. Trotzdem ihr Blick spielerisch, umgarnend wirkte, reagierte ich verhalten.
    Würde sie mich angreifen, wie alle anderen Pokemon denen ich zuvor begegnet war?
    Das kämpferische, aggressive Naturell, dass diese Lebewesen haben sollten- das war das was mir bis dahin über sie beigebracht wurde- passte nicht zu ihrem Verhalten. Ich konnte mir das nicht erklären, denn ich war noch sehr klein und kannte List und Tücke nur aus Märchen. Darum war ich wie erstarrt und kurz davor zu weinen, weil ich mit der Situation überfordert war.
    Aber es gab noch eine andere Möglichkeit und ich konnte sie damals wie heute noch nicht abwägen.
    Sie kam auf mich zu, ganz bewusst. Ihr graziler Schatten löste sich aus dem Dunkel des Gebüsches vor mir. Meine Stimme die heiser von der Kälte war verstummte mitten im Lied, als ich sie wahrnahm. Jede Regung verschwand aus meinem Gesicht, doch sie ließ sich nicht davon beirren, dass ich ihr ganz anders entgegensah als sie mir. Mit schlagendem Schweif stolzierte sie mit unglaublicher Eleganz über den Schnee. Während ich bei jedem Schritt mit meiner Schuhspitze in der härter gefrorenen Haut des weißen Teppichs hängen blieb, konnte sie darüber schreiten, ohne dass sie einbrach.
    Umso geringer der Abstand zwischen uns beiden wurde, desto trüber wurde mein Blick, weil sich Tränen in meinen Augen sammelten.
    Ich hatte Angst.
    Wahrscheinlich würde sie mir gleich Schmerzen zufügen und niemand war hier um mich zu beschützen.
    Doch nichts dergleichen Geschah. Sie wanderte weiter auf mich zu und schmiegte ihren Kopf in meine kleine taube Hand, schaute mich aus smaragdgrünen Katzenaugen an und schlug feixend mit der gezackten Rute.
    In diesem Augenblick erkannte ich, was ihre Absicht war. Ein Pakt der in dieser Zeit selten war.
    Zumindest glaube ich bis heute, dass sie diese Absicht hatte.
    [font=Georgia]Aber wer kennt schon die Absichten einer Katze?



    [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/alb…torm/footprint12-1-06.jpg]
    [font='Georgia, Times New Roman, Times, serif']© daisymae19

  • [tabmenu]
    [tab='Huhu']
    Hallo Finnea,
    ich dachte mir, bevor ich vor dem schlafengehen noch etwas Mathe lernen (muss) schreibe ich zu deiner neuen Fanfiction noch einen Kommentar, denn neue Geschichten sollten immer viel Feedback bekommen, damit sich der Autor schnellstmöglich noch verbessern kann, usw. Mit gefällt der Titel deiner Geschichte, was auch eine der Gründe war, warum ich jetzt bei dir kommentiere, ja. Jetzt will ich gar nicht viel vorab herumreden, sondern einfach mal loslegen. Ich hoffe ich kann dir helfen. x3
    [tab='Titel und Startpost']
    [subtab='Titel']
    Winter - Das ist auf jeden Fall schon mal ein mystischer Titel, was aber eher daran liegt, dass man sich viel darunter vorstellen kann und auch alles zutreffen könnte. Der Winter ist eine, meist kalte, Jahreszeit, also denke ich mal, dass deine Geschichte entweder im Winter spielt, oder in einer Welt spielt, in der es sehr kalt ist. (Winterwelt) Allerdings könnte es auch etwas nicht so einfaches sein, zum Beispiel, dass es um ein Ereignis der Vergangenheit dreht, welches in einem Winter geschah. Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten den Titel zu interpretieren, was ich ziemlich gut finde, so wird man etwas dazu angeregt, diene Geschichte zu lesen, zumindest geht es mir so, gute Titel finde ich immer wichtig, da sie, noch mehr als der Startpost, ein Aushängeschild für die gesamte Geschichte sind. Im Bezug zum Header kann mach auch wieder viel philosophieren, ich denke aber mal, dass es etwas damit zu tun hat, dass die Geschichte im Winter spielt, da wir nun doch schon einige Hinweise darauf bekommen haben. Aber mal schauen was du noch mit dem Titel machst. (Oder was der Titel mit deiner Geschichte macht.)
    Abschließend kann ich nur sagen, dass der Titel viel Klärungsbedarf bietet, was an sich recht gut ist und Lust auf mehr macht, somit ist Winter ein sehr gelungener Titel.[font='Trebuchet MS, Arial, sans-serif']~

    [subtab='Startpost']
    Wow, von der Gestaltung kann man eigentlich nicht meckern, da ist dein Startpost sehr überzeugend. Du hast hier schöne (nicht zu) helle Farben verwendet, welche auch sehr schön mit dem Header harmonieren und alles zusammen ein sehr schönes Bild ergeben. Das einzige was ich bei der Gestaltung des Startposts aus zu setzten habe, wäre der Titel, wie dieser dargestellt wurde. Eigentlich ist es eine sehr gute Idee, den Farbverlauf schwarz-weiß aufzugreifen und dann jeden Buchstaben nach rechts hin etwas heller zu machen, allerdings kann man den Buchstaben r gar nicht mehr lesen. Ansonsten gibt es zur Gestaltung nichts zu sagen, die ist wirklich gut, Hut ab.
    Nun zum Inhalt, dort bin ich schon eher weniger beeindruckt. Ich finde es etwas schade, dass der Startpost noch an so vielen Stellen unvollständig ist. Da wäre zum Beispiel der Klappentext, welcher sehr wichtig ist, was wäre ein Buch ohne den kleinen Text auf der Rückseite des Einbandes, der dir einen Einblick in das Geschehen gibt, welches dich erwartet? Ein Klappentext ist sehr wichtig und sollte in jedem Startpost vorhanden sein, und nicht erst in Kürze (oder wie du sagst, "irgendwann") folgen, sondern direkt da sein. Als potenzieller Leser weiß man nun nicht, worum es in der Geschichte geht. Aber damit dein Klappentext auch gut wird, will ich dir noch ein paar Tipps geben: Du darfst nicht zu viel von der Handlung preisgeben, das nimmt die Spannung, andererseits auch nicht zu wenig, du musst versuchen ein Mittelmaß zu finden. Zudem sollte dein Klappentext am Ende ein paar für den Verlauf der Geschichte gravierende Fragen stellen, zum Beispiel: Kann sie ihn retten? Wird sie aus ihren Träumen entfliehen können? Sowas, der Knackpunkt deiner Geschichte muss etwas verdeckt werden und dann "erfragt". So viel zum Klappentext, wenn du noch weitere Fragen dazu hast, kannst du dich auch gerne per Privater Nachricht bei mir melden, ich würde dir dann helfen.
    Das Vorwort ist eigentlich ganz gut geworden, aber wie du schon richtig gesagt hast, musst du dich hier für nichts rechtfertigen, solche Entschuldigungen brauchst du gar nicht bringen. Sag lieber einfach nur, dass du lange nicht geschrieben hast, aber trotzdem dein Bestes geben wirst oder sowas. Zu den Genres: Reise x Fantasy, ob das ein Shipping ist, darüber könnte man streiten aber allgemein würde ich nur so eine Auflistung machen:
    [color=#009999]Reise | Fantasy

    Das sieht schöner aus, und gibt kurz und knapp eine wichtige Information.
    So, das war es dann auch schon an Dingen in deinem Startpost, es gibt noch vieles was man hinzufügen könnte, einiges ist sogar "zwingend" nötig.


    - Warnung

    Hier schreibst du, ob du in deiner Geschichte vor schlimmen Ausdrücken, Blut, ekligen Szenen, Gewalt oder sexuellen Anspielungen, etc. pp. warnen musst. Das ist sehr wichtig, da es im Forum auch jüngere User gibt, die sowas vielleicht nicht lesen wollen. (oder auch ältere, auf jeden Fall...)

    - Copyright

    Das ist eigentlich eines der wichtigsten überhaupt. Hier gibst du an, wem die Rechte an was liegen. Ich schätze mal die Idee liegt bei dir, Pokémon gehört Nintendo und so weiter, das listet du dort auf. Das ist wichtig, wegen Diebstahl und so...


    Zudem kannst du noch ein paar andere Dinge in deinen Startpost einfügen, diese sind aber eher freiwillig. Da wären zum Beispiel Benachrichtigungsliste und Kapitelliste. Du erstellst hier zwei Listen. In die eine verlinkst du allen bisher erschienen Kapitel, damit man eine bessere Übersicht hat, und bei der andere trägst du User ein, die gerne benachrichtigt werden wollen, wenn ein neues Kapitel erscheint. Dann könntest du noch eine Danksagung und eine Widmung einfügen, diese Punkte erklären sich jedoch von selbst, oder? Zusätzlich wäre es noch möglich Idee und Inspiration in den Startpost zu editieren. Bei Idee sagst du wie du auf die Idee zur Geschichte gekommen bist und bei Inspiration schreibst du... Was dich inspiriert. ^^


    So, mehr kann ich zum Startpost nicht sagen, das mit dem Klappentext ist schade, einige (wichtige) Punkte fehlen, aber in Sachen Gestaltung liegst du mit diesem Startpost sehr weit vorne. Editiere auf jeden Fall Warnung und Copyright, die anderen Punkte kannst du dir überlegen. Ansonsten ein schon für den Anfang ganz guter Startpost, der sich aber noch ausbauen lässt.~
    [tab='Prolog']
    Ein sehr kurzer Prolog... Das sieht man ja gleich auf den ersten Blick. Zwar gilt eigentlich immer Quantität < Qualität, aber hier ist dein Prolog doch enorm kurz, was dann irgendwann auch nicht mehr so schön aussieht. Von der Länge wirkt es auf mich eher wie ein Klappentext...
    Hier zum Prolog werde ich nicht viel schreiben können, da nicht viel passiert, aber ich werde mal so ein bisschen allgemeiner werden.
    Beginnen wir mal mit deinem Schreibstil. Du redest ab und an mit dem Leser, was ich persönlich gar nicht mag und vor allem beschreibst du sehr wenig. Das Beschreiben ist sehr wichtig, damit sich vor den Augen der Leser ein so genanntes Kopfkino bildet. Das heißt, der Leser muss das, was gerade passiert, vor sich sehen können. Das geht nur, wenn du alles möglichst detailiert beschreibst. Auf den Prolog bezogen: Die Umgebung: Wo ist dein Charakter denn? Wie ist das Klima? Wie fühlt es sich an? Ich denke mal der Charakter ist in einem Wald, was irgendwie zu Katze passen würde deshalb: Scheint Sonne durch die Bäume? Ist es windig? Laufen zum Beispiel Hunde mit ihren Herrchen herum? Versuch dich in die Situation deiner Charaktere hinein zu versetzten und sie möglichst genau zu beschreiben. Als nächstes könntest du die Handelnden Personen/Wesen beschreiben. Was für eine Art von Tier sind sie? Wie sehen sie aus? (Augenfarbe, Fell/Haut-farbe, Zähne, Krallen, Schweif, usw...) In der Ich-Perspektive ist es relativ schwer, sich selbst zu beschreiben und die 1. Form ist für Anfänger sowieso recht anspruchsvoll, ich will dir nun zwar nicht dazwischen quatschen, aber du solltest dir vielleicht noch mal darüber Gedanken machen, ob es nicht vielleicht besser wäre in der 3. Forum zu schreiben... Zurück zum Beschreiben. Was kann man noch beschreiben? Gefühle und Gedanken. Was denkt er? Was fühlt er? Warum fühlt er es? Ist er angespannt? Hat er Angst? Wovor hat er Angst? Warum hat er davor Angst? - Auch sind das nur ein paar Fragen von denen die man sich stellen kann. Für das beschreiben man Gedanken und Gefühlen gibt es eigentlich nur einen Tipp: Versetzte dich in die Lage der Charaktere hinein und schreibe alles auf was dir einfällt. Unwichtige oder unbrauchbare Dinge kannst du am Ende immer noch wegstreichen.
    Dann kann man noch eine Aktion oder die Weise wie etwas passiert beschreiben. Das ist eigentlich ganz einfach: Stell dir im Kopf vor was passier, oder mal es auf und beschreib einfach alles was dir dazu einfällt, auch hier gilt, unwichtiges kann später weggestrichen werden.
    So viel zu beschreiben, jetzt will ich noch ein paar Stellen aus dem Prolog zitieren, bzw dich auf Fehler hinweisen und etwas zum Inhalt des Prologes sagen.


    Vom Inhalt her kann ich auch wenig sagen, da wie gesagt nicht viel passiert aber eins ist sicher:
    Du machst ein sehr großes Geheimnis um die Situation, ich hoffe, dass das im ersten Kapitel geklärt wird. Auf jeden Fall schaffst du damit einen kleinen Cliffhänger und "übermalst" kleine Fehler wie wenig beschreiben oder seltsame Formulierungen (siehe unten) ein Wenig. Trotzdem ist es einfach zu wenig Text und Inhalt. Es ist so wenig, weil du erstens keine Aktionen im Prolog hast und zweitens nicht beschrieben hast. Versuch das zu Üben und im nächsten Kapitel um zu setzten.


    Zitat

    Also nicht was es bedeutete, sondern das es nichts gutes heißen würde, als leise Pfoten durch den Schnee zu mir schritten.

    Ist halt einfach nicht so schön, ist erstens sehr viel Umgangssprache und zweitens klingt es so, als hättest du dich beim Schreiben vertan und dann einfach diese Aussage davor verneint. Ich würde das ganz weglassen, denn das sieht nicht so schön aus und kommt auch nicht so gut.


    Zitat

    Gut, ich muss schon zugeben, dass ich mir zuerst nicht sicher war, was ihre Absichten waren
    - ob sie auf mich zukam oder mir an die Gurgel wollte, so wie die meisten denen ich begegnete-
    als sich ihr graziler Schatten aus dem Dunkel des Gebüsches vor mir löste.

    Den Satz verstehe ich gar nicht, tut mit Leid. Versuch dich bei solchen Formulierungen verständlicher aus zu drücken.
    [tab='Adios']
    So, jetzt bin ich fertig und muss echt noch etwas lernen. :3
    Ehm, ich hoffe ich konnte dir mit dem Kommi helfen. Zudem würde ich gerne benachrichtigt werden, wenn du neue Kapitel online stellst.
    Liebe Grüße,
    Chess ♔
    [/tabmenu]

  • @ Chess
    So ich nehm mir mal kurz die Zeit auf deinen Kommentar zu antworten
    (wesentlich interessanter, als die Diskrepanz von Goethes Werken in Sturm und Drang und Klassik)
    Ich hatte, wie du vielleicht gemerkt hast, gar nicht wirklich damit gerechnet, dass mir jemand auf diesen sehr kurzen Startpost kommentiert, noch dazu so viel...um so mehr freue ich mich natürlich über diesen sehr ausführlichen und konstruktiven Kommentar. (oder dieses? bin mir nie ganz sicher)
    Ich, in meiner Imanigation zumindest, fleißiges Bienchen, habe mir versucht den Kommentar zu Herzen zu nehmen und gleich einen kurzen Klappentext geschrieben, weil die Kritik mir durchaus eingeleuchtet hat, aber meine ursprüngliche Intention war, dass der Leser alles im Laufe der Geschihcte erfährt...deshalb hab ich den Klappentext erstmal wieder rausgenommen...aber vll setze ich ihn aber auch bensoschnell wieder rein, da bin ich sehr sprunghaft^^
    Was ich allerdings gleich gemacht hab, ist den Prolog zu überarbeiten. Der geht mir immer etwas holprig von der Hand, weil ich wenn ich erstmal drinne bin ausschweifend werde (diesen Zustand bekomme ich hoffentlich bald wieder) aber ein Prolog habe ich bisher immer nur als eine Impression als eine Art Fragment aus der Geschichte verstanden...oder so etwas in der Art^^
    Ich habe ursprünglich einen anderen Titel gewählt, aber der würde für den Anfang noch gar nicht zur Geschichte passen und deplatziert wirken, deshalb habe ich diesen simplen Titel gewählt, der in vielerlei Hinsicht etwas mit der Geschichte die ich schreiben werde gemein hat.
    Im übrigen bin ich eigentlich kein Vollblutanfänger sonder habe schon die Anfänge von...vielen FSsen hinter mir, aber nach jeder Schreibpause stelle ich mich immer aufs neue wieder an wie ein ...naja wie der erste Mensch^^
    Jetzt wo ich so lange palavert habe ohne wirklich was sinnvolles zu sagen (so viel zum ausschweifen meiner Person) freue ich mich, weiterhin über deinen detaiierten Kommentar- ich hoffe ich kann ihm gerecht werden - und hoffe dich als Leserin gewonnen zu haben.
    In dieser Hinsicht, hab Spaß : )
    P.S. Ich werde das 1. Kapitel noch einmal rausnehmen, damit es geordneter aussieht und dann wieder unter dieser Antwort posten



  • Die liebe Nachbarschaft


    Mit einem Mal schreckte Dimon aus ihrem sanften morgendlichen Schlummer hoch, als etwas gegen das Fenster neben ihrem Bett schlug. Ihr braunes Haar lag halb platt gelegen halb verwuschelt auf ihrem Kopf und klebten ihr zu allem Überfluss auch noch teilweise strähnig im Gesicht. Die Luft auf dem Dachboden war stickig warm. Anscheinend war ihre Mutter schon aufgestanden und heizte den Kamin an.
    Noch nicht ganz aufgewacht blinzelte sie ein paar Mal den Schlaf aus den Augen.
    Zuerst erblickte sie nur die dunkle Holzwand gegenüber dem Fußende des Bettes, die weiche Matratze gab unter der Gewichtsverlagerung nach, was auf sie eine ähnliche Wirkung hatte wie der Gesang eines Milotic.
    Komm. Komm zurück. Leg dich nieder. Träumen ist viel schöner als Leben. Und leichter dazu.
    Doch die vermeintlich Besungene war gerade anderweitig beschäftigt indem sie mit einer Hand über ihr Schlafshirt tastete und sich versicherte, dass ihr Herz nach diesem Schreck noch weiter schlug, danach hielt sie nach dem Grund ihres Erwachens durch das Fenster Ausschau.
    Draußen lag der Schnee ruhig auf den Straßen, in der Nacht hatte es wie so oft geschneit. Keine Windböe trieb sich durch die Gegend, auch der Wald am Rande des Grundstücks lag ruhig da.
    Der Grund war eine Sie, die auf vier Pfoten auf dem schneebedeckten Außensims des Fensters stand. Die Dame traktierte soeben die Fensterscheibe, welche an den Rändern mit dünnem, gefrorenen Eis verziert war, mit ihrem Schwanz. Dieser formte sich an der Spitze zu einer Sichel und hatte schon mehreren Glasscheiben das Leben gekostet, was bei dem vorherrschenden Winter mehr als unangenehm für die Bewohnerin des Zimmers werden konnte. Darum machte sie den Störenfried auch schnellstmöglich auf sich aufmerksam, indem sie ein paar zischende Laute von sich gab.
    Langsam und mit ansehbarem Widerwillen zog das Pokemon seine Rute zurück und blickte die junge Frau beleidigt an.
    Dimon hatte keine Ahnung was sie dem felidaen Monster mit den Lauten mitgeteilt hatte, aber das Ziel der Bewahrung des Heils ihrer Fensterscheibe war erreicht- vorerst zumindest. Über die Eventualität, dass sie mit dem eben gesagten Rachegedanken in diesem undurchschaubaren Katzenkopf schürte, machte sie sich gerade keine Sorgen. Sie war kein Mensch, der weit besonders weit dachte.
    Doch im Prinzip, hätte die voraus denkende Furcht ihr nichts weiter außer Sorgen gebracht, schließlich ließ sie die Katze doch jeden Tag wieder ins Haus und tat es auch im diesem Moment. Früher oder später spielte das intelligente und eigensinnige Pokemon ihrer Freundin ohnehin wieder einen Streich. Das war ihre Art Zuneigung zu zeigen, denn eine List will überlegt sein.
    Wenn sich Dimon keine Sorgen machen wollte, durfte sie das Fenster nicht öffnen, denn so blieb, rein theoretisch gesehen, sowohl die Katze, Streiche als auch Probleme draußen. Diese Tat brächte ihr dennoch wiederum Sorgen um den intakten Zustand ihres Fensters.
    Für welche Aktion sie sich also entschied, war das Fensterdilemma nicht lösbar. Mit diesem Pokemon als Schatten war ein sorgenfreies Leben undenkbar, außer man dachte nicht so weit, wie Dimon es meist zu tun pflegte.
    Deshalb machte sie sich sogleich daran das Schiebefenster zu öffnen. Dafür kniete sie sich einfach auf die Matratze und zog das Fenster hoch. Sie zog anfangs noch normal, dann bald mit aller Kraft, bis sie davon ablassen musste weil ihr die schmalen Hände vom Kraftaufwand den sie gegen das sperrige Holz ausführen mussten schmerzten.
    So ein Mist, dachte sie in aufkommender Ursaringlaune vor sich hin, jetzt ist das blöde Ding natürlich wieder zugefroren.
    Mit schmalen Augen fuhr der Blick des Katzenpokemons am unteren Rand des Fensters entlang, an dem nur ein kleiner Spalt zu erkennen war, aus dem Wärme nach draußen drang. Mehr hatte das Fenster zu dem Verdruss der Freundin des Pokemons nicht nachgegeben und diese befürchtete schon dem Katzengesicht anzusehen, dass sie ernsthaft überlegte nicht doch einfach den Weg mittendurch zu nehmen.
    Das stellt für sie sicherlich weniger ein Problem darstellte, als für mich, überlegte sie, sie käme in die wohlig wärmende Wohnung und ich frier’ mir hier die nächsten Tage die Backen ab. Mal wieder!
    Wahrscheinlich dächte sie auch noch, mir geschähe es zu Recht, dafür, dass ich sie solange warten ließ.
    Um dem katzenartigen Monster solche Gedanken auszutreiben, legte die mehr oder minder freiwillige Katzenfreundin sich sogleich demonstrativ knurrend und schnaufend ins Zeug. An dieser Stelle verspürte sie den leisen Wunsch, dass sie ein Floink verfolgte, dass die Scheibe locker hätte enteisen können, obwohl bei ihrem Glück dieses wahrscheinlich das Haus abbrennen würde. Aber wenigstens irgendetwas nützliches und nicht ein Felilou, dass sie wie einen Bediensteten behandelte.
    Wie sagt man so schön: Ein Yorkleff hat Besitzer, ein Felilou Personal.
    Aber das war ein alter Spruch…
    Unter Anstrengung und aufkeimender Wut gelang dem Mädchen das Fenster wenigstens zur Hälfte empor zu stemmen. Ganz gewiss reichte dies allerdings noch nicht annährend zur vollendeten Zufriedenstellung des Katzenwesens, das das Mädchen anschaute, als wäre es nicht recht bei Trost, sie dazu zu nötigen, sich unter dem Fenster hindurch zu schlängeln, anstatt erhobenen Hauptes in königlicher Manier hindurch zu schreiten. Doch dies Tat ihrer Anmut beim Betreten des Hauses keinen Abbruch.
    Dimon musste sich bei dem Anblick des Tieres ein bisschen das Lachen verkneifen, denn es sah wie eingeschneit aus. Auf dem Rücken klebten kleine, sternförmige Eiskristalle, den Kopf zierte ein weißes Schneehäubchen. Nebst dieser kleinen Lächerlichkeit, war das feingliedrige Monster äußerst hübsch anzusehen. Am Großteil seines Körpers trug es glänzendes lila Fell zur Schau, während es am Rücken ins cremefarbene umschlug. Als Zeichnung hatte es außerdem einen hellen Latz vom Kinn bis zur Brust. Von den smaragdgrünen Augen, bis zu den weichen Ohren, wuchs in Form von zulaufenden Streifen kaum Fell, so dass die violette Hautfarbe des Pokemons durchschimmerte.
    „Hübsch siehst du aus, Lou“, schmunzelte das Mädchen mit breitem Grinsen, worauf die filigrane Gestalt ihre Sichel gefährlich nahe an ihrem Gesicht vorbeisausen ließ. Instinktiv wich das menschliche Gegenüber ein Stück zurück und fuhr sich zur Sicherheit über die etwas krumm geratene Nase, die glücklicher Weise keinen Kratzer abbekommen hatte. Es sah aus als zuckte es in den Mundwinkeln des Pokemon, die, wie ihre Trainerin entsetzt feststellen musste, mit blutverschmiert waren.
    „Pfui, Lou“, schimpfte sie darauf. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst dich nach dem Essen sauber halten? Ich will nicht daran denken wie du…“
    Sie musste schlucken, weil ihr bei dem Gedanken die Galle hochkam und war glücklich noch nichts gefrühstückt zu haben.
    Verständnislos sah die Missetäterin ihr Gegenüber an und begann sich zu schütteln, so dass der Schnee aus dem Fell flog und das Bett nässte.
    „Lou!“, keifte das Mädchen, schnellte nach vorne und wollte das Katzenpokemon am tief lila befellten Nacken packen.
    „Nicht auf die Matratze“, fauchte sie noch als sie ihr nachsetzte- doch das flinke Tier war natürlich schon auf dem Sprung- und viel von ihrem Bett herunter.


    Im Erdgeschoss wurde das Feuer, welches eher glimmend als flammend im Kamin knisterte, geschürt. Eine schlanke Frau mittleren Alters, hielt den Ruß geschwärzten Schürhaken in der Hand und stach damit seelenruhig in der Glut, als es irgendwo in den oberen Stockwerken polterte. Im selben Moment kreischte jemand fuchsteufelswild.
    „Lou!“
    Ungerührt blickte die Frau weiter ins wärmende Feuer, während oben ein Donphan durch die Gegend zu rollen schien und ein paar sehr unschöne Worte sich laut Luft verschafften.
    Erst als leise die Treppenstufen knarrten, drehte sie ihr feminines Gesicht um. Das taillenlange aschblonde Haar folgte der Bewegung.
    Mit wenigen eleganten Sprüngen kam Felilou die hohen Treppenstufen herunter und bewegte sich zielgerichtet, mit einem Gurren in der Kehle, auf den Kamin zu. Dort streckte sich das Pokemon ausgiebig, legte sich hin und spielte Nudel.
    Kurz darauf kam Dimon, immer noch schimpfend und auf einem Bein hüpfend, krachend die Stufen herunter, das dunkelbraune, brustlange Haar, dessen Spitzen sie blond gefärbt hatte, hüpfte hinterher. Unten angekommen warf sie der Katze einen bösen Blick zu.
    Anschließend Blickte ein wenig neidisch zu ihrer Mutter, die schon am frühen Morgen einem Quell der Frische glich, ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter, die in ihrem Gesicht Abdrücke der Falten ihrer Bettdecke und etwas verquollene Augen hatte, weil sie sich am Vorabend wie so oft nicht die Wimperntusche abgeschminkt hatte. Andererseits war sie schon stolz auf das gute Aussehen ihrer Mutter, die dafür die Bewunderung ihrer Tochter und der Männer erntete. Schöner als ihre schlanke und dennoch feminina Gestalt waren ihre bernsteinfarbenen Augen, um die ihr Kind sie schon immer beneidete, die sie indes wieder dem Feuer zugekehrt hatte und so war das einzige was Dimon gerade anstarrte Mutters Kehrseite.
    „Gut, dass du schon wach bist, du kleines Hoot-Hoot, kannst gleich raus Schnee fegen gehen“, begrüßte sie die eigentliche Langschläferin ohne sich zuzuwenden.
    „Ja, schönen guten Morgen Mama“, mit diesen Worten verdrehte sie die Augen und sah schmollen zur Haustür. „Könnte ruhig mal schmelzen der Schnee!“
    Die Frau am Kamin lachte bitter und auch die Tochter musste schmunzeln ob ihres Humors am Morgen, während Felillou die beiden unter halb geschlossenen Liedern beobachtete und überlegte, was so lustig sein könnte. Des Weiteren zeigte es keine Anstalten, seiner Freundin vor die Tür zu folgen.
    Nachdem sich die Tochter des Hauses zunächst nur eine Winterjacke übergeworfen, eine rote Pudelmütze über den Kopf gezogen hatte und um ein Haar im Schlüpfer rausgelaufen wäre, machte sie sich fast voll bekleidet auf dem Weg zur Garage. Ihre einfachen Winterstiefel standen nämlich im Wintergarten vor dem Haus, in diese schlüpfte sie auch sogleich barfuss hinein.
    Schneefegen gehörte nicht gerade zu ihren Lieblingsaufgaben, besonders dann, wenn sich an einem benachbarten Haus ein Fenster öffnete und man einem redefreudigen Nebenmieter nicht entkommen konnte.
    „Diemohn!“, quengelte eine spitze Stimme und betonte meinen Namen nach Befinden der Angesprochenen dabei ganz schrecklich. Diese hob die Hand vor den Mund, hustete und tat so als hätte sie nichts gehört, leider war sie gerade erst mit dem Weg durch den Vorgarten fertig geworden und hatte noch den Bürgersteig vor dem dazugehörigen Grundstück vor sich.
    „Dimon Lennard! Fräulein, hörst du Erwachsenen nicht zu wenn sie mit dir reden? Was für ein Benehmen“, kreischte die Frauenstimme halb zu ihr rüber, das Maß an Empörung in ihrem Stimmklang war kaum zu übertreffen.
    Es heißt Diemon! Wie in Pokemon, hätte sie nur zu gerne zurück geblökt.
    „Guten Morgen, Frau Demi“, war was Dimon stattdessen knapp, wie Erstklässler die morgendliche Begrüßung in der Schule, herunterbetete. Die Frau die sich so weit aus dem Fenster lehnte, dass es schien als würde sie gleich runter fallen, verzog das ohnehin schon grimmige Gesicht.
    Die Sonne hatte die gute Frau wohl schon lange nicht mehr lächeln sehen, vermutete Dimon, aber das kann man wohl von allem hier sagen, wie fast jeden Tag gibt’s am Himmel nur einheitsgrau. Nichts mit Sonne.
    Frau Demi gab indes einen seltsamen wuffenden Laut von sich und meckerte weiter: „Von wegen guten Morgen. Wegen deinem Untier bin ich jetzt schon wach. Ihr habt es ja immer noch nicht verscheucht!“
    Immer noch nicht war wohl der falsche Ausdruck dafür, fand die junge Frau. Schließlich hauste Lou schon seit gut zwölf Jahren hier und sie sollte ihretwegen auch bleiben. So sehr sie sich manchmal ärgerte hegte das ungleiche Gespann doch eine Sympathie füreinander, sonst wäre das Pokemon sicherlich, so hoffte die junge Frau, nie zu ihr gekommen.
    „Lou war vor ihnen da, wenn ihnen das nicht schmeckt ziehen sie doch aus“, murmelte sie vor sich hin.
    „Was?“, quäkte es herunter. Ihre Stimme tat einem in den Ohren weh.
    „Nichts!“, rief die Teenagerin versehentlich etwas lauter zurück als beabsichtigt und machte sich wieder ans Fegen.
    „Das hat sich aber anders angehört! Schrecklich sind Menschen wie du“- ging die Schimpftirade weiter und auch wenn das Mädchen nicht darauf zu reagieren schien versetzten diese Worte ihr einen kleinen Stich in der Brust, auch nach all den Jahren…
    „…wenn das so weiter geht werde ich auf meine alten Tage wohl nie mehr die Sonne sehen!“
    Bei diesem Gedanken musste Dimon glucksen, denn es erinnete sie daran, dass Frau Demi und ihre Mutter früher in dieselbe Klasse gegangen waren. Im Gegensatz zu der hatte sie sich nur nicht so gehen lassen und war nach der Heirat nicht aufgegangen wie ein Hefekuchen. Außerdem hatte diese streitsüchtige Frau sich nicht über zu wenig Sonnenschein zu beschweren, schimpfte Dimon wütend in Gedanken, mit deren Gesicht hätte sie sicherlich jeden Sonnenschein der Welt verscheuchen können.
    Ein weiteres Fenster wurde zuerst mit Kraft bearbeitet, da es zugefroren war, dann mit dem Klang kratzenden Holz, auf Grund des verzogenen Fensterrahmens, geöffnet.
    „Hören sie auf mein Kind anzuschreien, sie Meckerkobalium“, schallte die für eine Frau dunkle Stimme Dimons Mutter durch den Vorgarten.
    „Außerdem können sie das dem Kind doch nicht zum Vorwurf machen! Und das Pokemon…“, sie hielt kurz inne um die folgenden Worte zu verdeutlichen.“…bleibt auch bei ihr, sie gehören zusammen, so ist das nun mal!“
    „Dann muss eben das Kind raus“, fauchte die eben betitelte Ziege zurück und schloss mit einem Knall, der in der ganzen Siedlung zu vernehmen war, das Fenster.


    Plötzlich stand das halbe Kind wieder ganz alleine auf dem verschneiten Bürgersteig, neben der leeren Straße, denn Dimons Mutter hatte mindestens genauso laut das Fenster zugeschlagen, so dass der Kopf der kleinen Frau Krüger aus dem Haus gegenüber kurz hinter dem kleinen Küchenfenster auftauchte.
    Das Mädchen redete früher gern durch das Fenster, mit der alten, schreckhaften Nachbarin, weil auf dem Innensims immer Blumentöpfe mit den verschiedensten und buntesten Pflanzen standen, die sie je auf einem Fenstersims gesehen hatte, jedoch auf Grund mangelndem Interesse in Botanik nicht zu benennen vermochte. Manchmal kam es sogar vor, dass sie dem Mädchen einen zarten Setzling mitgab, der ob ihrer Vergesslichkeit jedoch schneller Einging, als wenn sie ihn in den Schnee gestellt hätte. Außerdem machten Pflanzen im Gegensatz zu ihrem Pokemon nicht auf sich aufmerksam, wenn es ihnen dürstete. Darum hatte Dimon bald im Wohle der Pflanzen entschieden, keine Setzlinge mehr auf zu nehmen.
    Nun erkannte sie, auch wenn die Fensterscheibe das Licht reflektierte, den grauen Schopf und den umherirrenden Blick hinter der dicken Rundglasbrille Frau Krügers. Die alte Frau war sich ungewiss, ob nicht vielleicht geschossen wurde.
    Eigentlich wurde ja auch geschossen nur eben mit Worten statt Kugeln und Mündern statt Waffen. Und das war doch eigentlich viel schlimmer, denn körperlich starb man, wenn man schwer verletzt war. Doch keine seelische Verletzung führte zum sofortigen Tod, stattdessen trug man sie sein ganzes Leben mit sich herum.
    Eben noch hin und her gerissen, zwischen Selbstverteidigung und Schweigen gegenüber einer Respektsperson, war Dimon nun ganz still geworden und kaute abwesend auf ihrer Lippe herum.
    Sie bedauerte es, dass die Erwachsenen wegen ihr stritten, konnten nicht einfach alle in Frieden leben?
    Doch ihr war klar, dass dies bis auf weiteres ein Wunschtraum blieb. Solange der Schnee nicht schmolz wurden die Gedanken der Menschen immer trister und wo der Geist nicht mehr fröhlich war, spross Streit wie Unkraut. Das war auch das einzige, was bislang in dem währenden Winter spross. Streit, Hass, Traurigkeit. Wo sollte das alles noch hinführen?
    Die Frauen, die sich eben noch stritten und Blicke zuwarfen die man sonst nur dem ärgsten Feind wünschte, waren einmal Freundinnen gewesen. Doch diese alte Freundschaft, auf die sich ihre Mutter einst freute, als die neue Nachbarin einzog, war je gescheitert an Felilou. War je gescheitert an Dimon.
    Das Mädchen war sich unsicher, ob sie die Schuld an all dem trug, auch wenn ihre Mutter dies stets abzustreiten pflegte.
    Inzwischen war ihre Lippe ganz wund und ihre Hände waren rot, doch sie spürte die Kälte gar nicht mehr.
    Die Abneigung, die die Nachbarin gegen Dimon hegte, war ihr nicht neu, aber auch nicht minder schmerzhaft.
    Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte stumm den Kopf, als könne sie damit die Probleme abwimmeln, doch immerhin verschwanden sie vorerst in eine hintere, wenig besuchte Ecke ihres Kopfes. Danach schliff sie den Besen Richtung Garage, obwohl der Bürgersteig noch nicht frei war.
    Naja, der Schnee wird mir wohl kaum weglaufen, dachte sie und musste ob ihres Galgenhumors fast schon wieder lächeln. Sie lief gleich zurück zum Haus, lehnte den Besen an die Wand neben der Tür und steifte sich die Schuhe ab. Insgeheim hoffte sie auf warme Brötchen im Ofen, die nicht zu knusprig waren, weil sie zu faul zum Kauen war.
    Wenn man durch die Eingangstür des Wintergartens ins Haus kam, befand man sich direkt vor der knarrenden Holztreppe, die nach oben führte. Rechts War der nicht allzu große aber sehr häusliche Wohnraum mit Fernseher, einem alten, gemütlichen Sofa, welches dieselbe Farbe, wie Felilous Lieder hatte, einem sperriger Wandschrank und zu guter letzt dem Kamin, in dem zwischenzeitlich die Glut gelborange glühte. Hinter der Ecke in der der Kaminofen, welcher das Haus beheizte, war eine Wand rausgenommen worden, so dass eine offene Küche entstanden war. Dies war einerseits sehr praktisch, weil man beim kochen fernsehen konnte, jedoch gleichzeitig fatal, wenn sich mal wieder Dimon in die Küche verirrte und ihr etwas anbrannte, was regelmäßig der Fall war. Vor der Zeile aus Arbeitsflächen und Spülbecken, die dem Wohnzimmer zugewandt war stand ein dunkler Holztisch. Auf diesem stand tatsächlich schon ein Teller samt dampfenden Brötchen und ein Glas Dimons heißgeliebter Nussnougatcreme. Ihre Mutter, eigentlich Elena genannt, saß derweil auf einer Arbeitsfläche der Küche und verspeiste bereits genüsslich ihre zweite Brothälfte. Sie trug einen blauen, flauschigen Bademantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, dazu ein paar abgelaufene Hausschlappen.
    Freudig lief ihre Tochter zum Tisch schob den leichten, rot bepolsterten Stuhl zurück, setzte sich hastig hin und trug großzügig Aufstrich auf ihr Brötchen auf. Nun kam auch Felilou angekrochen, erst unauffällig mit leisen Pfoten, dann mit einem anmutigen Satz auf den Tisch.
    Das Mädchen hatte schon lange aufgegeben ihrem Pokemon beizubringen, vom Essenstisch fernzubleiben, wofür sie heute Morgen erneut einen vielsagenden Blick ihrer Mutter kassierte. Doch ebenso gut wie Dimon wusste, dass Felilou sich nicht vom Tisch vertreiben ließ, wusste das katzenhafte Pokemon, dass es nichts Schlimmeres gab, als ihre Freundin beim Essen zu stören. Davor hatte selbst die tückenvolle Katze Furcht.
    Dies hielt sie allerdings nicht davon ab, dem Menschenessen sehr nahe zu kommen in der Hoffnung es fiele doch etwas für sie ab.
    Dimon schenkte dem Pokemon, welches nur Augen für das Brötchen hatte, ein Lächeln. In dieser Hinsicht unterschied sich ihr Pokemon nicht sonderlich von einem Yorkleff.
    Bis auf das ab und zu zögerlich fragende Gurren der Katzendame blieb es ruhig am Küchentisch, bis die Mutter des Hauses ihr Mal beendet hatte und zum Tisch ging. Ihre Haare hatte sie inzwischen geschickt hochgesteckt, damit sie ihr nicht im Essen hingen.
    „Dimon.“
    Trotzdem die Frau versuchte ruhig zu sprechen, war der aufgebrachte Unterton in ihrer Stimme unverkennbar. Ihre Tochter kaute nervös auf dem Happen Brot in ihrem Mund herum und hielt den Blick gesenkt auf ihrem Teller, als ob sich dort unglaublich faszinierende Sachen abspielten. Die Hände hatte zu Fäusten geballt, neben den Besteck abgelegt, ihr Glieder verspannten sich, bereit jederzeit vor dem drohenden Konflikt wegzulaufen.
    „Nun tu doch nicht wieder so, als sei nichts passiert“, sprach sie ihr Kind nun etwas harscher an, welches unentwegt auf seinen Teller starrte, „Es ist ja nun weiß Arceus nicht das erste Mal, dass dir Monika- ich meine Frau Demi- zu Nahe tritt, du könntest ruhig mal den Mund aufmachen!“ Mit jedem Wort wurde die Mutter ungehaltener, bis sie sah, wie angestrengt der Blick ihrer Tochter wurde, so dass sie sich zwang wieder etwas ruhiger zu sprechen und legte dabei ihre Stirn in Falten.
    „Ach, die sind doch alle so zu mir, das macht doch nichts ob es nun Frau Demi oder sonst wer ist. Ich mag sie nicht noch wütender auf mich machen als ohnehin schon“, die junge Frau zog mit einer Fingerspitze kleine Kreise über die rauen Fasern des Holztisches und redete ganz leise, um das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen, was jedoch kläglich misslang. Dafür war sie einfach zu emotional, gerade was dieses Thema betraf.
    „Hassen tun die dich doch ohnehin schon“, meinte Elena darauf, etwas ehrlicher als sie beabsichtigt hatte. Dimon schürzte gequält die Lippen und zog ihre Augenbrauen zusammen. Sie mochte solche Gespräche nicht, sie konnte auch noch nie wirklich sachlich diskutieren.
    „Schatz, ich mein das doch nicht so. Aber wenn du dich nie wehrst, werden sie das Meckern nie müde, weil sie dich dann für unfähig halten“, versuchte sie die Elena sie erklärend zu beruhigen.
    „Wenn ich nichts sage, hören sie bestimmt von alleine auf“, flüsterte es fast zurück. „Ich bin doch nicht unfähig, ich will doch nur, dass sich alle gern haben. Und mich vielleicht auch, wenn es ihnen nichts ausmacht…“
    „Natürlich bist du nicht unfähig“, stimmte die Mutter zu, stützte sich mit den Ellenbogen ab und lehnte sich über den Tisch, um mit dem Kopf des Mädchens auf gleicher Höhe zu sein.
    „Du bist doch zu mehr fähig. Aber seit du aus der Schule raus bist, hockst du nur noch hier herum und ziehst dich immer mehr zurück“, die bernsteinfarbenen Augen blickten besorgt direkt in das andere Augenpaar, dabei machten sie auch kurz bei der leicht krummen Nase halt, die sie ein bei ihrem Mann so sehr geliebt hatte. Aber das war bevor er in einer Nacht und Nebel Aktion Hals über Kopf mit einer Geliebten nach Hoenn verschwand und sie mit dem damals frisch pubertierenden Kind alleine im Schnee zurückließ.
    Für einen Moment beschaute Dimon wieder bewundernd die wunderschöne Augenfarbe im mütterlichen Gesicht. Ihre hingegen konnten sich nicht zwischen schlammgrün und mausgrau entscheiden.
    Schließlich protestierte sie schwach: „Draußen sind doch alle wie Frau Demi!“
    „Nein, Frau Krüger, zum Beispiel, mag dich trotzdem.“
    „Ja, Frau Krüger, weiß auch jeden Tag aufs Neue nicht Recht wer ich bin“, moserte es zurück.
    Sanft lächelnd musterte sie das Gesicht ihres Kindes, das vom Verhalten noch um einiges jünger war als ihr tatsächliches Alter.
    „Außerdem gibt es draußen mehr Kinder wie dich, das weißt du doch, du bist nicht allein“, fügte Elena hinzu.
    Das Mädchen dachte kurz darüber nach. Sie hatte nicht immer wie ein Einsiedler gelebt, oder zumindest gab es mal Leute die sie erfolgreich in ein soziales Netz integrieren, wo sie ihre Zurückhaltung ablegte. Sie waren ihr sehr ähnlich, aber…
    Plötzlich schüttelte Dimon mit tränenden Augen den Kopf.
    „Du willst mich doch nur loswerden, damit du wieder Freundschaften schließen kannst. Dich hassen sie ja nicht, nur mich!“, warf sie der für einen Moment perplexen Frau vor.
    „Verdammt, Dimon!“, wetterte die temperamentvolle Mutter darauf zurück und erhob sich mit einem Mal wieder zu ihrer vollen Größe. „Du bist fast erwachsen! Benimm dich doch auch mal so!“
    Es war als hätte jemand auf den Tisch geschlagen, denn während das Kind auf einmal kerzengerade dasaß und ihr menschliches Gegenüber anstarrte, machte Felilou erschrocken einen nicht minder grazilen Luftsprung und fauchte dann die ältere Frau kampflustig an. So sollte niemand mit ihrem Menschen umgehen.
    „Siehst du, du solltest mal ein bisschen von Lous Einstellung abschneiden, sie verteidigt dich und ich habe es vorhin auch getan“, meinte sie darauf und schaute das felidae Monster mit so etwas wie Stolz an. Dann warf sie Dimon vor: „Du solltest mal mehr Selbstvertrauen haben, denn du bist die einzige auf die du dich wirklich verlassen kannst, aber du ziehst dich bei diesem Konflikt immer in dein Schnuthelmhaus zurück, dabei bist du bei jedem anderen Streit genug engagiert und hör auf zu heulen jetzt!“
    „Ja“, kam es kleinlaut zurück.
    „Und es reicht auch jetzt mit Hotel Mama, ich werde die anderen Anrufen, wenn die überhaupt noch zu Hause sind und werde den erklären, dass die dich mitnehmen sollen“, redete Elena fort, wurde jedoch alsbald mit verzogenem Gesicht unterbrochen. „Mama!“, flötete Dimon entsetzt. „Das kannst du nicht machen, dass ist peinlich!“
    „Dann wirst du das eben machen“, beschloss ihre Mutter kurzerhand, traktierte das Kind mit einem scharfen Blick und stemmte die Hänge in die Hüften, um ihrem Standpunkt Wirkung zu verleihen.
    Eigentlich hatte Dimon etwas einwenden wollen, traute sich jedoch nicht und schmollte demonstrativ.
    „Du brauchst gar nicht so zu gucken, es hat sich ausgeschmollt“, meinte Elena ernst, hatte aber schon einen lachenden Unterton in der Stimme. Ihre Tochter konnte ganz schön Melodrama in den Alltag bringen. Mit ihr im Haus brauchte sie eigentlich gar keine Seifenopern mehr zu sehen, die hatte sie so tagtäglich.
    Nun lachten beide, dann setzte die Erwachsene allerdings noch einmal eine ernste Miene auf.
    „Du, ich setz dich vor die Tür, Fräulein. Du musst hier mal raus, dann kann sich Frau Demi mal an jemand anderem den Frust rauslassen.“
    „Ich glaube das wird ihrem armen Kühlschrank gar nicht gut tun. Außerdem komm ich dann einfach wieder rein“, sagte Dimon frech dahin und grinste ihre Mutter provokant an.
    „Kannst ja versuchen wieder rein zu kommen, aber denk dran, du bist kein Nebulak“, konterte Elena und hätte, wäre sie nicht aus dem Alter rausgewachsen gewesen, die Zunge hinausgeschreckt.
    Dimon kamen Zweifel, zwar würde sie, wenn sie wieder unter Leute kam, sicherlich auch wieder an Schüchternheit verlieren, aber vor der Vorstellung sich wieder mit ihren alten Freunden zu vereinen graute es ihr insgeheim.
    Wie würden sie reagieren? Würden sie reisen? Und was würde im Ungewissen auf sie warten?
    Felilou langte schnell mit der Pfote auf den unbeachteten Teller und machte sich auf die Flucht, während ihr schon Dimons Protestgebrüll in den Ohren lag.

  • Hallo Finnea.
    Ich erinnere mich noch vage an eine deiner ersten Geschichten hier im Forum, die ich gelesen habe und demzufolge war mir dein Name natürlich sofort ein Begriff. Umso besser, dass du dich erneut an eine Story heranwagst; über den Zeitpunkt der Erstellung lässt sich zwar streiten, aber wenn du gerne schreibst, sollte dem eigentlich nichts im Wege stehen. Dann wollen wir doch gleich einmal loslegen.


    Titel und Startpost
    Winter. Ich muss gestehen, der Titel wirkt auf mich langweilig und als deutsches Nomen könnte ich es mir lediglich für ein Kapitel vorstellen. Die Möglichkeiten für den Begriff sind zwar dadurch, dass kein besonderer Bezug gegeben ist, breit gefächert, aber das ändert nichts daran, dass er auf mich nicht so wirken möchte, wie du ihn dir vielleicht vorgestellt hast. Aber ich nehme dich einmal beim Wort und hoffe, dass er im weiteren Verlauf noch eine besondere Stellung bekommen wird.
    Gefallen hat mir hier übrigens, dass du den Titel noch einmal in verschiedenen Grautönen abgestuft hast und damit diesen fließenden Effekt von Schwarz auf Weiß erzeugt hast. Es wirkt nicht ruckartig, sondern jede Farbe gliedert sich nahtlos an die nächste. Der Header selbst untermalt, passend zum Winter, noch einmal die tristen Farben und wirkt schon beinahe wie aus einem Märchenbuch entnommen. So entsteht gleich ein völlig neues Bild, wie man deinen Startpost und damit die Geschichte sehen kann. Ansonsten kannst du noch ein paar Punkte ergänzen oder von der Struktur her ändern. Warum zum Beispiel die Benachrichtigungen nach dem Prolog stehen, ist mir ein Rätsel und mit Felilou auf der Seite verrätst du nur schon, um wen es im Prolog geht. So könntest du den Text einmal in den zweiten Post geben, die Benachrichtigungen und eine Kapitelverlinkung in den ersten und eventuell noch die Schriftgröße der Überschriften einen Tick größer machen, damit man sie auch als solche erkennt. Ergänzend wäre auch ein Klappentext nett oder zumindest ein paar kurze Worte, worum es geht und in welcher Welt die Geschichte spielt. Anhand des Copyrights kann man zwar leicht erkennen, dass der Plot in Einall seinen Lauf nehmen wird, aber so versteckt hilft das leider nicht, wenn du verstehst.
    Insgesamt wirkt der Startpost durch die Farben eher trist und ist noch ausbaufähig, aber dazu hast du alle Zeit der Welt.


    Prolog
    Übrigens, deine erste Fassung des Prologes war an sich schon ganz nett; immerhin hast du damit einen besonderen, unverständlichen Stil angewandt und den Zeitpunkt sowie das genaue Geschehen perfekt verschleiert, um Interesse zu wecken. Nebenbei bemerkt: Umgangssprache ist, je nach Ausdrucksweise der erzählenden Person, durchaus erlaubt und soweit ich das gesehen habe, hast du dich auch sehr gewählt ausgedrückt. Lass dir auch bei der Erzählweise nicht zu viel einreden; schließlich ist es deine Geschichte und du selbst weißt am besten, ob du sie eher in der ersten oder der dritten Person schreiben möchtest.
    Die Länge dieses Teils ist zwar ein Knackpunkt, aber den hast du mittlerweile schon ausgebessert und dafür zieren nun auch ansehnliche Umgebungsbeschreibungen und die nachvollziehbaren Gedankengänge des noch namenlosen Hauptcharakters den Text. Dabei gehst du auf einige interessante Aspekte ein, wie etwa die ständig spürbare Atmosphäre des ruhigen Winters, der du besondere Aufmerksamkeit geschenkt hast, und eben auch das Auftauchen Felilous. Zwar ist es, wie vorhin schon erwähnt, schade, dass du mit der Katze neben der Überschrift gespoilert hast, aber dennoch hat mir das Auftauchen ganz gut gefallen und auch der angesprochenen Pakt erweist sich als neu. Die Frage ist jetzt, ob du damit einen richtigen Pakt meinst oder schlicht das Einfangen mit dem Pokéball umschrieben hast; so oder so gibt es dem weiteren Verlauf eine besondere Note und der Schlusssatz stellt noch einmal das nicht ergründliche Wesen von Katzen dar. Weitere Worte möchte ich eigentlich gar nicht verlieren, weil ich gesehen habe, dass du schon das erste Kapitel gepostet hast.


    Kapitel 1
    Im Gegensatz zur Erstlingsversion gestern also in der dritten Person ... Meinetwegen. Hast du eigentlich vor, deinen Kapiteln auch Namen zu geben? Ich fände es schön, wenn du dir eigene Titel überlegst und damit einen Bezug zum Inhalt herstellst; schließlich könnte man sich als Leser auch an den ein oder anderen Namen erinnern und das käme sowohl dir als auch ihnen zugute, nicht wahr? Zudem wirkt der Aufbau dann liebevoller und man merkt, dass du dir um deine Geschichte auch Gedanken machst. Es würde mich freuen.
    Der Inhalt stellt nun also endlich das Mädchen aus dem Prolog dar, anfangs noch immer ohne Namen, der aber später aufgeklärt wird. Dimon ist kein Name, den man oft zu hören bekommen und da ihre Nachbarin ihn offenbar falsch ausspricht, wäre es hier interessant gewesen, wie es wirklich klingen soll. Liegt die Betonung auf dem i, dem o oder hat er gar keine? Das hättest du als ironischen Untergedanken einfügen können, da du Dimon sehr viel nachdenken lässt und solch ein Satz die Situation neuerdings aufgelockert hätte.
    Für den Anfang hast du sehr dezente Beschreibungen in Kombination mit dem abrupten Aufwachen verwendet und so hast du das Kapitel harmonisch eingeleitet, um einen schnelleren Bezug zur Situation finden zu können. Besonders aufgefallen ist mir der Gesang, der sie wohl ins Land der Träume zurückholen wollte; die Metaphorik eines singenden Milotics (übrigens ein merkwürdiger Vergleich mit einer Matratze) hast du damit gut eingefangen.
    Felilous Art ist eigentlich schon klischeebehaftet, dass sie sich wie eine kleine Prinzessin benimmt und von allen verwöhnt wird, jedoch ist hier die Charakterisierung für den ersten Moment gelungen. Ich hoffe, dass sie im weiteren Verlauf noch eine tragende Rolle bekommt. Allgemein hat mir ihr Eindringen in das Zimmer Spaß gemacht und man möchte gar nicht glauben, durch welch enge Spalte so eine Katze hindurchkommt. Das hast du auch insofern klug gelöst, weil du immer wieder vom Geschehen in Dimons Gedanken eingedrungen bist und ihre Sorgen und Vermutungen beleuchtet hast. Einige humorvolle Momente hast du ebenfalls bereits angewandt, wie etwa das Abschütteln des Schnees und es ist zu schade, dass du hier schon die Szene abgebrochen hast. Es hätte vielleicht eine nette Verfolgungsjagd gegeben, bis sie Felillou in den Armen gehalten hätte; wenn du magst, kannst du das natürlich gerne ergänzen, ist aber kein Muss.
    Der restliche Wintermorgen gestaltet sich als sehr abwechslungsreich, möchte man fast meinen. Ihre Mutter schickt sie zum Wegfegen des Schnees, danach kommt noch eine sehr interessante Konversation mit der lieben Nachbarin und man wird förmlich mit der Auseinandersetzung der beiden Frauen überrascht. Ich zumindest hätte nicht erwartet, dass sich Dimons Mutter in das Gespräch einmischt. Einzig den Schluss des Kapitels hättest du entweder anders gestalten sollen oder, je nachdem, wie weit du schon bist, an einer anderen Stelle abbrechen sollen. Das Zuschlagen des Fensters mag zwar etwas nachwirken, allerdings hätte sich hier noch eine Randbemerkung Dimons zu ihrem Verhalten gut gemacht.


    So, kommen wir einmal zum Stil. Ich muss dir jetzt schon sagen, dass man dem Text die vorige Gestaltung in der ersten Person deutlich anmerkt. Nicht nur an den teils falsch stehenden Personalpronomen, sondern auch an der Ausdrucksweise. Während im Prolog die Umgangssprache noch gut zur Erzählweise gepasst hat, wirkt sie in der dritten Person fremd und unschön ausgedrückt. Daher würde ich dir den Vorschlag machen, dass du entweder bei der Ich-Perspektive bleibst (was ich dir anhand der bisherigen Ergebnisse am ehesten raten würde) oder du suchst den Text nach diversen Formulierungen ab und besserst ihn dadurch aus.
    Zum anderen solltest du vielleicht auf deine Kommasetzung achten. Ich habe an vielen Stellen bemerkt, dass sie entweder gefehlt haben oder zu viele vorhanden waren und daran könntest du, wenn es dir möglich ist, noch arbeiten. Alternativ kannst du dir auch einen Betaleser suchen, damit dir in der Hinsicht und auch bei den minimalen Tipp- und Grammatikfehlern geholfen wird. Wenn du möchtest, kann ich das gerne übernehmen.
    Ansonsten bleibt mir noch zu sagen, dass du innerhalb des Textes sehr genau auf die Gedanken des Hauptcharakters eingehst und auch schon diverse Mimiken und Gestiken beschrieben hast. Das sind bis zu diesem Zeitpunkt deine Stärken und darauf solltest du noch weiter aufbauen und sie erweitern. Ergänzend solltest du aber auch noch die Umgebung miteinbeziehen. Man kann sich Dimon, ihre Mutter und die Nachbarin nur sehr schwer vorstellen, weil du das Aussehen nicht weiter beschrieben hast. Welche Kleidung tragen sie zum Beispiel während des Zeitpunktes, in dem sie im Kapitel auftauchen? Fallen sie durch irgendwelche Merkmale besonders auf (Brille, Schmuck, etc.)? Augen- und Haarfarbe sollten dabei auch nicht fehlen, jedoch kannst du vor allem ersteres im intimeren Bereich verwenden, wenn sie sich direkt gegenüberstehen. Wenn du möchtest, kannst du auch Felilou noch die ein oder andere Beschreibung geben. Dass sein Fell violett ist, erfährt man während des gesamten Textes nie.
    Ansonsten natürlich auch die Zimmer oder die Umgebung während des Schneefegens. Die Form des Fensters, die Einrichtung in der Dachkammer oder der Küche; sieht man beim benachbarten Haus vielleicht auch eine Besonderheit? Du bist die Autorin der Geschichte und du weißt, wie deine Welt aussieht; deine Leser nicht und für sie musst du deine Sichtweise auch entsprechend darstellen und erklären. Das mündet dann nicht nur in Spaß beim Lesen aus, sondern zeigt vielleicht auch dir die ein oder andere verborgene Seite eines Zimmers, die du vielleicht noch nicht gesehen hattest. Darauf solltest du in Zukunft vielleicht besser achten.


    Ansonsten hoffe ich, dass dir meine Kritik geholfen hat und vielleicht sehen wir uns ja bei einem zukünftigen Teilkapitel wieder. Mach weiter so!


    ~蛇

  • [tabmenu][tab='Vorwort']Hallo Finnea, ich bin beim Stöbern auf deine FF gestoßen und habe beschlossen, sie zu kommentieren. Nebensächlich wünsche ich dir noch viel Erfolg beim Abitur; ich habs letztes Jahr hinter mich gebracht. :)


    [tab='Startpost']Winter hast du die FF genannt. Da es lediglich es sich um ein deutsches Nomen handelt, ist der Titel schlicht und eher etwas langweilig. Im Bezug auf den Klappentext erhält der Titel jedoch mehr Bedeutung und man kann sich mehr unter dem Titel vorstellen. Allerdings regt mich der Titel nicht zu Begeisterungsstürmen an. ^^" Die eigentliche Gestaltung der Überschrift gefällt mir gut; die Abstufungen der Grautöne geht nahtlos ineinander über und wirkt deshalb keinesfalls ruckartig.


    Generell erscheint mir der Startpost etwas "leer" und trist. Ich kann nicht wirklich sagen, woran es liegt, denn es sind schließlich die wichigsten Fakten vorhanden und beschrieben. Du kannst noch etwas mehr aus dem Startpost gestalten und ihn etwas farbenfroher gestalten; hier bekommst du vielleicht ein paar Anregungen dazu, aber lass dir Zeit damit. ;)
    Von der Formatierung könnte ich dir sonst empfehlen, die eingefärbten Erst-Buchstaben deutlicher hervorzuheben. Zwei Schriftgrößen größer machen und vielleicht eine schwungvolle Schriftart dazu wählen, beispielsweise Vivaldi, Gabriola oder derartiges. Vielleicht wählst du generell für den Text eine andere Schriftart, denn Times New Roman wirkt auf mich eher sehr... standardmäßig. Empfehlen kann ich dir Georgia, Book Antiqua, Lucida Sans und Calibri.
    Times New Roman erinnert mich stets an Texte, die ich für die Schule geschrieben habe, denn da war die Schriftart leider festgelegt. Aber nun ja, das ist meine persönliche Meinung; wähle die Schriftart, die du magst und dir passend erscheint.


    Die Handlung der FF macht mich neugerig, auch wenn sie mich an Narnia erinnert. Dort herrscht durch Jadis' Zauber seit hundert Jahren ebenfalls Winter. Aber ich sehe auch einen leichten Bezug auf die kommenden Editionen B 2/W 2. Möglicherweise steckt Kyurem hinter dem anhaltenden Winter?


    [tab='Prolog'][subtab='Lob/Kritik']Meines Erachtens hätte der Prolog etwas länger sein können; ruhig so an die 1.000 Wörter. Für die Erstfassung eines Prologs ist das eine anständige Länge. Der Prolog meiner FFs war in der ersten Fassung auch so an die 900 bis 1.000 Wörter lang gewesen. Im Laufe des Schreibens entwickeln sich stets neue Ideen zur FF, daher ist es kein Makel, wenn man des Öfteren den Prolog überarbeitet und ergänzt.


    An sich lässt sich nicht viel aus dem Prolog herauslesen. Nur beginnst mir mit der eigentliche Konfrontation etwas zu rasch. Mir hätte es eher gefallen, wenn du den "Konflikt" mehr herausgezögert hättest, um mehr den Winter zu beschreiben, also das dieser bereits fünfzig Jahre andauert, eben mehr auf die Umstände der Menschen und Pokémon eingegangen wärst. Schließlich gehen fünfzig Jahre im ewigen Eis nicht spurlos an Lebewesen vorbei; sie werden der Kälte irgendwann überdrüssig und daraus entstehen sicherlich Konflikte in der Gesellschaft. Hinsichtlich auf die Begegnung mit der Katze wäre dies eine gute Einleitung und gäbe dem Leser auch eine Antwort, warum dieser "Angriff" geschieht.
    In dieser Fassun finde ich den Inhalt sonst eher... flach.


    Zum Schreibstil merke ich nur an, dass du darauf achten solltest, nicht allzu oft die Sätze mit "Ich" zu beginnen. Hier kannst du oft einfach etwas umformulieren, um solche Anfänge zu vermeiden. Im nächsten Tab hab ich dir dazu ein paar Sätze als Beispiel herausgefischt.


    Je nach handelnden Personen ist Umgangssprache schon erlaubt, beispielsweise bei Jugendlichen, welche auf der Straße aufgewachsen sind und unter Gleichaltrigen gelebt haben. In solch einer Gesellschaft pflegt man ja auch nicht unbedingt Hochdeutsch zu sprechen. Da solltest du selbst entscheiden, was angemessen ist, wie Snake ja schon sagte.


    [subtab='Fehler']

    Zitat

    Ich wusste es, obwohl ich noch sehr jung war.

    Beispielsweise bietet sich hier an, indem du das zweite Satzstück nach vorne setzt:

    Zitat

    Obwohl ich noch sehr jung war, wusste ich es.


    Zitat

    Ich war jedoch zuerst verhalten, auch wenn ihr Blick spielerisch wirkte, umgarnend.

    Same here:

    Zitat

    Auch wenn ihr Blick spielerisch, ja umgarnend wirkte, verhielt ich mich zuerst zurückhaltend.


    [tab='Chapter I'][subtab='Lob/Kritik']Wie ich sehe, wirst du deine Kapitel teilen. Ich weiß nicht wie lang deine Kapitel üblicherweise sind, allerdings bin ich der Meinung, dass das Teilen von Kapitel eher unnötig ist - wenn sie nicht unbedingt über 10.000 Wörter lang sind.
    Kapitel, die 2.000 bis 4.000 Wörter lang sind, sind ein guter Einstieg für den Beginn, daher sehe ich eine Teilung nicht unbedingt als sinnvoll an, da sie zumal auch des Öfteren die Spannung zunichte machen.


    Nun, es ist schade, dass du deinem Kapitel keinen Titel gegeben und nicht weiterhin in der ersten Person geschrieben hast.


    Dass du Dimons Namen am Anfang nicht schon erwähnt hast, fand ich schade. So durfte man oft die Wortwiederholung "Mädchen" lesen, was nicht unbedingt vorteilhaft war. Jedoch finde ich den Namen Dimon sehr schön, weil dieser alles andere als gewöhnlich ist. Ich mag außergewöhnliche Namen wirklich sehr. :) Ich frage mich allerdings wie man diesen Namen falsch aussprechen kann?


    Im Bezug auf den Prolog frage ich mich, ob sie die Begegnung nur geträumt hat oder eine Art Blick in die Vergangenheit war. Immerhin ist Dimon recht schnell und schockiert erwacht, da stellt man ja schon so seine Vermutung an. Der Vergleich von einer Matratze und einem singenden Milotic fand ich sehr gelungen, auch wenn es etwas komisch zu lesen war. Dennoch: Schöner Vergleich. x)


    Zitat

    Wie sagt man so schön: Ein Yorkleff hat Besitzer, ein Felilou Personal.

    Als Katzenbesitzerin ein klares WORD!!! :D
    Doch wie Snake bereis sagte, ist die Persönlichkeit des Felilous schon recht klischeehaft, auch wenn ich selbst gerne auf die kämpferische Kater bzw. auf die verwöhnte und natürlich temperamentvolle Katzedame zurückgreife. Leider fehlte mir etwas die äußerliche Beschreibung des Felilous; du hast zwar den auffälligen Schwanz beschrieben, aber nicht die Fellfarbe oder sonstige Merkmale.
    Felilous Eindringen in das Zimmer fand ich schon sehr amüsant, zumal Katzen wirklich durch den kleinsten Spalt passen, so nach dem Motto: Wo der Kopf durchpasst, kommt auch der Rest durch. x)
    Allerdings hast du hier schön die Gedanken Dimons einfließen lassen und somit Abwechselung geschaffen, mitunter humvorvolle Szenen, die mir das eine oder andere Schmunzeln auf die Lippen gezaubert hat.


    Zum Schreibstil kann ich dir nur empfehlen, Snakes Kommentar aufmerksam zu lesen, denn all die Punkte, die sie niedergeschrieben hat, hätte ich dir auch nochmal ans Herz gelegt. Die Kommasetzung und die sprachliche Ausdrucksweise ganz besonders, denn da habe ich leider noch deutliche Mängel gesehen. Einige Formulierungen klingen sehr nach Umgangssprache, was nicht sonderlich angenehm zu lesen ist, sondern eher - entschuldige, wenn ich dir zunahe trete - kindisch wirken.
    Wie Snake bereits sagte, solltest du dir vielleicht eine/n Betaleser/in suchen, der kritisch auf deine Kapitel schaut und sie ebenso kritisch beurteilt, um dir genau zu zeigen, woran du arbeiten kannst - und solltest.


    Positiv ist natürlich, dass du schon gut auf Dimons Gedankengänge eingehst. Daran solltest du weiterhin arbeiten, denn da liegt, wie man am ersten Kapitel merkt, deine Stärke, wobeu du natürlich auch die Umgebung miteinbeziehen solltest. Wie ich zuvor schon sagte, hast du Felilou wenig beschrieben. Natürlich, wir kennen ja das Aussehen eines Felilous, aber das spielt bei FFs keine Rolle. Genauso wenig konnte ich mir Dimons Mutter oder die Nachbarin vorstellen, da du kaum bis gar nicht auf das Äußerliche eingegangen bist.
    Eine gute Hilfe sind Gesten und Mimiken der handelnden Personen, der Klang ihrer Stimme bei Dialogen und so weiter.


    [subtab='Fehler']


    [tab='Nachwort']Natürlich hoffe ich, dass dir mein Kommentar weiterhilft und hoffe selbstverständlich, dass ich nicht allzu hart klinge. Ich bin allerdings weiterhin gespannt wie du die Handlung ausbaust und ob du Fortschritte in deiner Arbeit machst. Daher hätte ich gerne eine Benachrichtigung, wenn es weitergeht. :)
    Und ich denke, wenn ich jetzt schon seit gestern an diesem Kommentar setze - wenn auch mit reichlich Pausen - ist es mal angebracht, diesen endlich zu beenden.
    Bis zum nächsten Mal! :D [/tabmenu]
    [Blockierte Grafik: http://i51.tinypic.com/2ljq235.png]

  • So, ich mach mich dann heute mal ans Kommentare kommentieren, auch wenn ich befürchte, dass ich den ausführlichen Kommentaren/Kritiken meiner Vorgänger gar nicht gerecht werden kann. Aber immerhin habe ich es dann versucht.


    Ich war jetzt doch zwischendurch noch um einiges mit dem Abi beschäftigt, aber gestern wieder begonnen fleißig zu sein, in Folge Prolog und den ersten Part des Kapitels nochmals überarbeitet (aber nur geringfügig) und ja…was gibt es noch zu sagen? Der zweite Part ist auch so gut wie fertig aber er gefällt mir von Stil und Ausdruck im Moment noch nicht so wirklich und das Ende muss ich mir auch noch erschließen, aber diese Woche schaffe ich das bestimmt noch^^


    (Es gibt was Interessanteres als Bewegungslehre? Wow!)


    @ Snake
    Eigentlich hatte ich diesen Kommentar schon zur Hälfte fertig…aber ich finde ihn nicht mehr, muss ich jetzt etwa alles noch mal schreiben?...Okay…


    Also hallo erstmal und herzlich Willkommen, es freut mich sehr, dass du hergefunden und kommentiert hast und im selben Zug wundert es mich, dass du noch meine erste FF hier kennst, hätte ich ja nicht gedacht, dass die wem in Erinnerung geblieben ist!


    Eröffnungstopic
    Gut wie schon erwähnt, der Titel ist, wie du zurecht erwähnt hast, unausgereift, weil der eigentliche irgendwie nicht so zum Anfang passt…ich muss mir da noch was überlegen, wie ich das vielleicht noch besser hinbekommen könnte.
    Nachdem es zweimal ausdrücklich erwünscht wurde habe ich widerwillig einen Klappentext eingefügt, ich wollte eigentlich alles erst in der Geschichte erzählen, aber natürlich ist ein knackiger Klappentext ebenso wichtig.
    Das Triste (oh man ich denk mir schon wieder Worte aus und wollte Tristheit schreiben haha) ist beabsichtigt weil es zu der Welt passt in der die Geschichte spielt, buntes würde da einfach bisher nicht so richtig hineinpassen.


    Prolog
    Ich denke ich werde jetzt dritte Person beibehalten, weil ich dann das neutralere Schreiben angewöhne und nicht ständig meinen Gedankensenf dazuknüpfe und ich glaube das ergibt nachher einen anspruchsvolleren Text. Der Prolog bleibt allerdings in der Ich Perspektive, falls ich mich danach sehe oder es sich anbietet, kann ich ja immer noch mal ein Kapitel in der Originalperspektive schreiben.
    Das mit dem Pakt wird sich denke ich mit der Zeit klären, ich versuch den Leser an manchen Stellen ein wenig im ungewissen zu lassen, um ihn neugierig zu halten. (Hoffe das funktioniert gut, ich hab nämlich noch nicht sonderlich viel Erfahrung damit)


    Kapitel 1
    Okay ich habe erstmal einen Titel soweit gewählt…ich tu mich momentan mit Titeln irgendwie ganz schwer, keine Ahnung was da los ist, war vermutlich noch nie meine Stärke, wenn ich denn welche habe.
    Den Namen habe ich zwischenzeitlich im Anfang nun gleich eingespeist, um „das Mädchen“ zu umgehen, die Taktik hatte ich schon mal in einer anderen FF angewendet, dort waren die Kapitel allerdings noch nicht so lang wie heute. Auch die richtige und falsche Aussprache habe ich inzwischen ausführlich erwähnt. Damit du dir nicht alles noch einmal durchlesen musst, hier kurz gefasst: Die Nachbarin sagt „Die-mohn“ Wie der Artikel und die Pflanze.
    Die tatsächlich erdachte Betonung von mir ist „Die-mon“ Also der Artikel und –mon wie in Pokemon oder Monster. (halt dieses kurze o oder wie man das nennt, das fast wie ein a klingt^^)
    Der Matratzenvergleich hat sich im übrigen spontan ergeben, keine Ahnung wie ich darauf so plötzlich gekommen, aber es hat erstaunlich gut in die Geschichte reingepasst, deshalb hab ich mich drüber gefreut.
    Ja, du hast recht man erwartet eigentlich nicht, dass sich Frau Moll noch einmischt, ich hoffe ich bekommen es hin im Folgeteil zu übermitteln wieso es in diesem Fall auch angebracht sein kann.
    Ich glaube ich werde den zweiten Part noch an den ersten ranhängen, damit es nicht zu auseinandergerissen wirkt, aber keine Angst, das heißt jetzt nicht, dass du ständig nachschauen brauchst, ob was dazugekommen ist ich werde dann bescheid sagen wie, wann und wo.


    So ansonsten werde ich versuchen, mein Stil und Ausdruck und auch vor allem Beschreibungstechnisch besser zu werden und mich darum bemühen.
    Danke für diesen konstruktiven Kommentar, er hat mir sehr geholfen, vor allem mir mehr Gedanke um alles zu machen.
    Vielen dank noch mal.


    @ Akira (meine Güte so viele alte Hasen, die sich die Geschichte hier anschauen, Freude, Freude hier^^)


    Achja, an dieser Stelle erstmal Herzlich Willkommen in dieser FF, freut mich, dass du hergefunden hast. Ich würde auch so ein schickes Tabmenü machen, um Platz zu sparen, aber das habe ich leider bisher nicht auf die Reihe bekommen. Wie dem auch sei, los geht’s gleich.


    Startpost
    Okay der Titel scheint auf viel Kritik zu stoßen, ich bin ja auch nicht ganz glücklich mit, ihm, aber das Kind brauchte ja nun mal einen Namen. Ich hoffe da fällt mir demnächst noch etwas ein.
    Mensch danke, dass du mir das mit der Schriftart gesagt hast, ich wusste irgendwas stimmt nicht, da meine Lieblingsschrift Georgia ist, aber irgendwie hab ich das vergessen, aber jetzt durch dich wiedergefunden!
    Die Parallele zu Narnia war nicht beabsichtigt, ich hab den Film zwar zweimal gesehen, aber keine Ahnung…vielleicht eine unterbewusste Kiste.
    Tja wer hinter dem Winter steckt, mal schauen, nicht? ;)


    Prolog
    Die Kritik an der Länge des Prologs kann ich durchaus nachvollziehen, inzwischen ist er auf (nur) um die 630 Wörter gewachsen, ich denke ich werde es jetzt auch dabei belassen, es ist soweit erst einmal alles gesagt was zu sagen war, wenn mich doch noch einmal die Veränderungslust überkommen sollte könnte sich das durchaus noch ändern, zwar bin ich momentan nicht mit der Länge, jedoch mit dem Ergebnis zufrieden. (Aber das hast du ja auch selbst schon erklärt)
    Das Ding ist, dass das ich sich an etwas erinnert wo es noch sehr jung war, also habe ich quasi zwei Ich irgendwie (ich Blick gerade selbst nicht ganz durch) jedenfalls wollte ich halt so viel wie möglich unterm Deckel halten. Ob ich das nun im Verlauf der Geschichte erkläre oder noch im Prolog ergänze, das werde ich dann sehen. Aber ich hatte es vor in die Hauptgeschichte einzubauen, ich hoffe ich enttäusche damit niemanden.
    Ist der Inhalt echt flach? Das ist natürlich alles andere als gut. Also ich werde sehen ob ich den Prolog noch mal in nächster Zeit überarbeite, aber ich werde mich jetzt erstmal auf die weitere Einleitung der Geschichte zu konzentrieren versuchen.


    Kapitel 1
    Das mit dem Teilen überlege ich mir noch einmal, ich denke ich werde eventuell den zweiten Teil nachträglich noch hineineditieren, damit es nicht so auseinandergerissen wirkt, wo es vermutlich gar nicht sinnvoll ist, meine Kapitel sind im Schnitt um die 2.500 Wörter lang, dieses wird ein wenig länger, also wird es vermutlich reichen in einem Stück zu posten, da hast du wohl recht.
    Den Namen Dimons habe ich jetzt gleich am Anfang einfließen lassen, damit ich dieses ganze „das Mädchen“ etwas im Zaum halte.
    Felilou wurde ja im Vorpost schon kritisiert, ich hoffe ich schaffe es die Dame noch etwas interessanter als klischeehaft zu thematisieren, aber ich fand es interessant mal ein Pokemon mit sehr eigenen Charakter einzubringen, auch wenn man das von ebendiesem schon kennt. Klar kommen Katzen durch unglaubliche Lücken, deshalb habe ich diese Szene auch sehr gerne geschrieben, um zu zeigen was Felilou von sich selbst hält und wie sie Dimon nach ihrer Pfeife tanzen lässt.


    Okay ich versuche es mir zu merken. Umgebung und detaillierte Gespräche bzw. Personen. Ich hoffe ich kann mich zur Zufriedenheit verbessern.
    Und der Kommerntar war sehr hilfreich!


    Lg Finnea

  • [tabmenu][tab='Vorwort']Hallöchen! Da schneie ich mal wieder rein und hinterlass dir zu deinem ergänzten Teil des ersten Kapitels einen Kommentar. :) Freut mich sehr übrigens, dass ich dir geholfen habe, deine Lieblingsschriftart wiederzufinden. ;) Aber kommen wir zum eigentlichen Inhalt.


    [tab='Chapter I again'][subtab='Lob und Kritik']Dass du dich entschieden hast, deine Kapitel nicht zu teilen, finde ich ehrlich gesagt sehr toll. Zirka 4100 Wörter hat dein gesamtes Kapitel - eine stattliche, aber angenehme Länge. Daher solltest du dich bemühen, stets eine vergleichbare Länge bei deinen Kapitel zu erzielen - und irgendwann erreichen sie, du wirst es wohl kaum merken, mehr Länge, als du eigentlich haben wolltest. So ist es bei mir: Ich versuche mir abzugewöhnen, Kapitel, welche eine Länge von 5000 bis 10.000 Wörtern haben, zu schreiben. XD


    Mir ist gerade nicht sonderlich klar, ob die schreckliche Nachbarin jetzt Frau Demi oder Frau Krüger heißt, denn du hast in dem ersten Teil des Kapitels geschrieben, dass sie Frau Demi heißt... Innerhalb des Textes hast du auch wieder Frau Demi geschrieben. Wer ist also Frau Krüger? Eine andere Nachbarin? Wenn du schon eine neuen Namen in die Handlung wirfst, solltest du sie auch näher vorstellen, als sie nur am Rande zu erwähnen... Oder klar machen, dass es verschiedene Personen sind. Ich bin nämlich jetzt sehr verwirrt, was den Namen der Nachbarin jetzt anbelangt, auch wenn ich im Laufe des Textes begriffen habe, dass Frau Krüger und Frau Demi verschiedene Personen sind...
    An Frau Demi merkt man wohl wie sehr der Winter die Menschen beeinflusst und sie verändert. Dennoch frage ich mich, warum Frau Demi Pokémon so sehr hasst und ihnen misstraut. Gibt es Konflikte zwischen den Menschen und Pokémon? Und wenn ja, wie äußern sich diese Auseinandersetzungen?
    Jedoch eine schöne Idee, dass sie Dimon früher Blumen geschenkt hat. Und schon lustig, dass Dimon scheinbar keinen grünen Daumen hat - habe ich auch nicht. xD


    Besonders Dimons Gedanken zu dem Konflikt zwischen den Erwachsenen finde ich sehr schön. Es wirft sie in das Licht, dass sie sich Gedanken macht über das "Warum" des Streits macht - und es ist verständlich, dass sie sich verantwortlich fühlt. Sie tut mir Leid deswegen. :/ Ich hoffe, dass sie nichts Dummes macht.
    Elyas Entscheidung, Dimon vor die Tür zu setzen, finde ich toll. Nicht alle Mütter wagen diesen Schritt. Und Dimon wird gezwungen sein, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen. Gute Erziehungsmaßnahme. ;)


    Das Problem Katze am Tisch kenne ich irgendwoher... *glucks* Jedenfalls sind meine beiden so gut "erzogen", dass sie nichts auf dem Tisch zu suchen haben. Meistens sitzen sie auf einem Stuhl, der gerade frei ist, und versuchen dann mit ihrem Charme zu bezirzen. Jaja, ich kenn das. =_= Wär ja noch schöner, wenn sie auf dem gedeckten Tisch springen würden... Da würde ich selbst einen Ausraster kriegen. XD
    Wobei es an dieser Stelle etwas klitscheehaft ist, dass Katzen unbelehrbar sein sollen. Katzen sind belehrbar. Ein deutliches "Nein" oder Hand auf den Tisch schlagen, reicht schon aus, um meine Katzen in die Flucht zu schlagen und wissen auch Zukunft, dass sie es nicht dürfen. Dennoch wissen sie, Ablenkung genau zu bestrafen... *hust* Deswegen musste ich am Ende des Kapitels geradezu grinsen. xD


    Was ich noch anzumerken habe: Die Geschichte spielt in Einall, einer Region, die eigentlich Amerika nachempfunden wurde bzw. diese symobilisiert. Daher finde ich die Namen der Charaktere, insbesondere von der Nachbarin, sehr eigenartig, da sie überhaupt nicht da reinpassen. :/ Vielleicht liegt es auch daran, dass der Name "Krüger" extrem deutsch ist und deswegen eher grotesk klingt - im Bezug auf die Pokémonwelt, welche zuvor stets japanischen Regionen nachempfunden wurden. Einall (bzw. Isshu, klingt irgendwie besser xD) tanzt da mehr aus der Reihe.
    Jedenfalls ist es lediglich eine Anmerkung und eine Warnung, dass du Namen mit verschiedenen Ursprüungen nicht zu sehr mischst, also nicht, dass deine Charaktere sowohl japanische oder deutsche Namen tragen. Du solltest dich schon entscheiden, aus welcher Herkunft du Namen vergibst.


    [subtab='Fehler']

    Zitat

    Plötzlich stand das halbe Kind wieder ganz alleine auf dem verschneiten Bürgersteig

    Das halbe Kind? Wie darf man sich das denn vorstellen? xD Jedenfalls, es ist ein Ausdrucksfehler. ;)

    Zitat

    Das Mädchen war sich unsicher, ob sie die Schuld an all dem trug, auch wenn ihre Mutter dies stets abzustreiten pflegte.

    Hier habe ich einen "Fehler", den einige zu tun pflegen - auch ich. Sinngemäß ist es kein Fehler, verstößt aber gegen die Grammatik. Mehr nachzulesen unter Constructio ad sensum. :)


    [tab='Nachwort']So, liebe Finnea, ich habe nun eher weniger auf Fehler geschaut. Ein nennenswerter "Fehler" in dem Kapitel war eigentlich nur das Constructio ad sensum, was mir recht begegnet ist. Mir liegt diese Sucherei nicht, aber wenn du es wünschst, kann ich nochmal drüber schauen. :)
    Mach weiter so! Und ich drück dir weiterhin die Daumen für das Abi. Das packst du schon. :) Selbst so 'ne Pflaume wie ich habs geschafft. XD[/tabmenu]
    [Blockierte Grafik: http://i51.tinypic.com/2ljq235.png]

  • @ Akira (huuuh ich sympathiere damit Kommentare zu kommentieren, viel spaßiger als Kommentare^^)


    Also...*räusper* (komme grad von der -hoffentlich- letzten Prüfung)
    Ich hab mir echt versucht Mühe zu geben Frau Krüger gut zu beschreiben, noch mal kurz Zusammengefasst für dich:
    Frau Demi- Frühere Freundin von Dimons Mutter, liebt ihren Kühlschrank und hegt Hass gegen Dimon und Lou-> Im Kapitel: Streit mit Dimon
    Frau Krüger- alte, vergessliche Frau, hat einen grünen Daumen und schenkte Dimon Blumen-> Im Kapitel: Erschrocken über den Krach, wird nur hinter einem Fenster gesehen
    Ich freue mich, dass dir das "vor die Tür setzten" gefällt, ich hatte schon Angst, dass mir das keiner abnimmt, dabei ist "ins kalte Wasser schmeißen" für Kaliber wie Dimon das sinnvollste Vorgehen.
    Ich stimme dir zu, Katzen sind erziehbar (oder sie sind einfach intelligent genug sich nach einem im gewissen Maß zu richten, um den größtmöglichen Vorteil für sich selbst zu ergattern), aber man erkennt vielleicht am Umgang, dass Dimon nicht sonderlich konsequent ist (; Lou weiß einfach, was sie mit Dimon machen kann.
    Die Namen...ahm...keine ahnung, ich weiß ja auch nicht so recht, aber ich werde versuchen, wenn ich neue Charaktere einführen sie passend zu benennen. Im Übrigen war ich mir nicht bewusst, dass es diesen Fehler gibt, noch, dass er einen so schönen Namen hat- hihi. Ach Fehlersuchen ist schon mühselig, ich schau mir auch lieber Stil und Ausdruck an, weil die vielseitig wie charakteristisch sind.


    So mehr fällt mir leider auch nicht ein außer: Vielen Danke für den flotten, konstruktiven Kommentar!
    lg Finn


  • Topfpflanzen hegen, mit ihnen telefonieren und sie pflegen



    Dimon hatte sich wirklich Mühe gegeben.
    Man sah dem Zimmer die lange Vorbereitungszeit, die sie darin investiert hatte, an. Der Boden und Schreibtisch waren aufgeräumt, der Staub war von den Dielen und aus den Ecken gesaugt, von den voll gestellten Bücherregalen an den Wänden gewischt.
    Sie hatte sogar extra zu einem ungenutzten Notizbuch gegriffen und es als Telefonbuch ausstaffiert, obwohl sie vorher nie eines besessen hatte und eigentlich auch keines benötigte, es waren ohnehin nur kaum eine handvoll Nummern die sie besaß. Natürlich hatte ihre Mutter auch noch einige Telefonnummern aus der Nachbarschaft, aber da wusste Dimon sicher, dass ihr Anruf nicht willkommen geheißen wurde. Spätestens seit ihr an ihrem ersten Halloween mit Felilou, die Türen verschlossen blieben, keiner mit ihr Süßes oder Saures spielen wollte und sie bitterlich weinend ohne Süßigkeiten im kürbisförmigen Körbchen nach Hause zurückgekehrt war.
    Einzig in ihrem als Sessel verwendeten Sitzkissen, in dem sie im Übrigen sich soweit hineingelehnt hatte, dass sie fast darin verschwand, herrschte schon wieder das übliche Chaos in Form von verstreuten und platt gesessenen Chipskrümeln.
    Wenn man Dimon gefragt hätte, waren diese ganzen Vorkehrungen, bevor sie mit Telefon in der Hand im Sitzkissen gelandet war, natürlich unbedingt jetzt notwendig gewesen. In Wirklichkeit gestand sie sich einfach vehement nicht ein, dass sie am liebsten ihr ansonsten aus Gemütlichkeit vernachlässigtes Zimmer bis in alle Ewigkeit aufgeräumt hätte, wenn es sie darum gebracht hätte ihre alten Freunde anzurufen. Es diente eigentlich alles dazu, den anstehenden Anruf aufzuschieben, aber ihre Mutter würde diesmal ernst machen. Das wusste Dimon. Oder sie vermutete es zumindest, doch irgendwann würde sie sich ehrlich fragen müssen, ob sie freiwillig immer im hier und jetzt bleiben wollte: Verkrochen bei ihrer Mutter ohne irgendwelchen Kontakt zur Außenwelt. Und das obwohl ihr Schicksal ihr schon ihren Weg mit den Zaunpflahl gewunken hatte. Ein Zaunpfahl in Form einer eigensinnigen Katze.
    Trotzdem wand sie sich immer noch unruhig in ihrem Sitzkissen unentschlossen, das eigentlich schier unausweichliche Telefonat zu tätigen, welches sich anbahnte- gemäß dem Fall, sie würde endlich sich selbst in den Hintern treten und ihre unbegründete Panik überwinden.
    Doch war sie wirklich unbegründet? Eigentlich vermochte Dimon nicht darüber zu urteilen, sie wusste schließlich nicht wie auf das Anklingeln ihrerseits reagiert wurde. Sicherlich anders als mit dem Besetztzeichen, dass auf das Wegdrücken eines eingehenden Anrufes folgte. Aber konnte sie sich dem wirklich sicher sein? Hatte die Freundin, zu der ihr Kontakt schon vor mehr als anderthalb Jahren abgebrochen war ihre Nummer überhaupt noch gespeichert? Irgendwie hoffte Dimon das Gegenteil, denn so hätte sie eine faire Chance nicht gleich weggedrückt zu werden, weil man sich ja erstmal versichern musste wer am anderen Ende der Leitung war, wenn jemand unter einer unbekannten Nummer anrief.
    Unsicherheit ließ das Mädchen im flauschigen, samtig blauen Sitzkissen immer unruhiger werden. Sie wusste einfach nicht, ob sie sich traute zu sagen was sie dachte…also das was sie vorhatte- nein was ihre Mutter vorhatte. Was ja eigentlich doch sie war…Es war fraglich ob sie überhaupt etwas sagen konnte, denn eigentlich sagte Dimon generell ziemlich wenig. Außer es gelang einem erst mal sie aus der Reserve zu locken, aber das Mädchen wusste, dass sie damit ihre Mutter jetzt nicht belangen konnte, sie musste diesen Weg alleine gehen. Den Weg eine völlig vertrocknete und dürstende Freundschaft wieder belebenden Quell einzuhauchen.
    Im Grunde empfand sie Freundschaften wie Topfpflanzen.
    Bei guter Pflege trugen sie prächtige Blüten die jedem noch so grauen Tag vergessen ließen, selbst wenn sie anfingen Fleisch zu fressen.
    Bei schlechter oder gar keiner Pflege, trockneten sie aus, und gaben nur noch einen kümmerlichen Blickpunkt in seinem Leben. Manchmal vergaß man sie sogar fast, aber nie ganz, weil sie einen immer von ihrem Platz aus anstarrten.
    Manche wollte sie gerne einfach in eine dunkle Ecke stellen und gänzlich vergessen. Leider jedoch verschwand keine noch so dunkle Ecke aus dem Zimmer. Verdrängung verdrängt bloß Existenz sie löschte sie nicht aus -ganz zu Dimons Leidwesen.
    Seufzend starrte sie an die Decke, als sie einsah, dass sie ja doch keine Wahl hatte und moserte im Stillen zu Arceus warum das denn sein müsste. Als ob sie nicht schon genug hatte, mit dem sie sich rumschlagen musste. Böse Nachbarn zu Beispiel oder ihr Einsiedlerleben, an dem, dass gab sie sogar unterschwellig in ihren Gedanken zu, sie selbst vielleicht nicht ganz unschuldig war, eine dickköpfige Mutter und ihre eigene Unzulänglichkeit in allerlei Hinsicht. Von ihrer krummen Nase ganz zu schweigen.
    Missmutig verkniff das Mädchen die Lippen.
    Schwerfällig und nicht wenig ungeschickt kraxelte Dimon aus den Tiefen ihres Sitzkissens, dass sie vor so ziemlich allem hätte Schützen können, nur vor ihren eigenen Gedanken nicht. Für die hätte sie sich tatsächlich gerne ein Kissen gewünscht in den sie ohne Rückkehr versanken. Und was hatte sie stattdessen zur letzten Weihnacht bekommen? Geld und eine Topfpflanze.
    Wenn er ihr schon nicht ihre formulierten Wünsche erfüllte, musste Dimon Arceus eines lassen. Humor hatte er.
    Just in diesem Moment der Erinnerung schaute Dimon zum Sims des zweiten Fensters, das sich neben einem ihrer Bücherregale befand und erblickte die halb vertrockneten, gelblich verfärbten Blätter, der besagten Pflanze, welche förmlich nach Wasser zu greifen schienen.
    Die Unzuverlässige verdrehte nur die Augen und beugte sich über das Telefonbuch.
    Felilou, die sich, fast so vergessen wie die Topfpflanze in den Schoß ihres Mädchens eingerollt hatte rutschte unsanft auf den Boden und meckerte maunzend.
    Schmollend wählte sie die Rufnummer mit einer Endgültigkeit, als würde diese Tat über Auf- oder Untergang der Welt entscheiden.
    Kaum hatte sie gewählt wurde der Anruf auch schon angenommen, so dass man meinen konnte, die Angerufene, hielte ihr Handy am Ohr in froher Erwartung von Anrufen. Tatsächlich hatte Dimon schon damals in der Schule oft beobachtet, dass ihre Freundin am anderen Ende der Leitung ein Talent dafür hatte, genau dann das Mobiltelefon in die Hand zu nehmen, wenn es im nächsten Moment klingelte.
    „Soda?“, schallte es quäkend die Rufleitung entlang, direkt in Dimons Ohr. Irritiert hielt sie das schnurlose Telefon einen Moment mit fragendem Blick von sich, dann legte sie ihn neugierig wieder an ihr Hörorgan. Im Hintergrund hörte man knarrende Schritte näherkommen. „Was machst du denn da schon wieder“, meckerte nun eine helle Mädchenstimme. Ein lauteres Knarren ertönte.
    „Gib das her!“ Gerumpel hallte heran, schließlich ein Poltern. Dann schien das Telefon den Halter zu wechseln, allerdings nicht ohne Protest, desjenigen, dem das Handy abgenommen wurde.
    „Hallöchen, hier ist Belle, wer ist denn dahaaa?“ Auch wenn sie ansonsten eine gemütliche Zeitgenossin für Dimon war, mutierte sie gelegentlich, zum Beispiel am Telefon zum aufgedrehten Plappermaul.
    „Hier ist deine Topfpflanze- ähh…was red’ ich?“, murmelte Dimon undeutlich. Obwohl sie bis eben noch reichlich Gedanken verschwendet hatte, herrschte nun peinliche Stille in ihrem Kopf und sie verhaspelte sie bei den wenigen Worten zweimal, in dem sie über ihre eigene Zunge stolperte.
    „Wieso ruft mich meine Topfpflanze an?“, fragte die Gesprächspartnerin betont unschuldig, als wunderte es sie ernstlich.
    „Hier ist Dimon“, meinte die Brünette grummelnd zurück. Sie war eine Idiotin.
    „Dimon?...Tut mir leid, ich kenne keine Die-Mohn, da müssen Sie sich verwählt haben“, gab Belle höflich distanziert zurück. Doch es war Dimon offensichtlich, dass ihre Freundin absichtlich ihren Namen mit der falschen Betonung von Frau Demi misshandelte.
    „Ach spinn nicht herum, ich hör doch, wie du lächelst, und du und ich wissen, dass du nicht lügen kannst ohne zu lächeln“, erklärte Dimon ihrer Freundin triumphierend, hatte vorher aber beinahe selbst lachen müssen. Es war überraschend erquicklich Belles Stimme zu hören.
    „Vielleicht bist du ja ein Stalker“, witzelte das andere Ende der Leitung vergeblich weiter. Statt darauf einzugehen, wechselte Dimon abrupt das Thema.
    „Sag mal seit wann lässt du dein Pokemon eigentlich deine Gespräche entgegennehmen?“, stichelte sie stattdessen zurück und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als dann noch ihr Blick zu Lou fiel, die sich auf den Dielen vor ihren blau gelb geringelten Socken an ihren Füßen demonstrativ rekelte und ihr den Bauch entgegenstreckte. Um ihre Forderung zu unterstreichen begann sie lauthals zu Schnurren. Dimon beugte sich von Sitzsack herunter, kniete sich vor ihr Pokemon und begann vorsichtig, den weißen Bauch zu kraulen.
    „Ach tu ich ja gar nicht“, jammerte Belle unterdessen. „Er klaut mir ständig das Handy, so langsam spiele ich mit dem Gedanken ihm ein Handy zu kaufen, damit ich nicht ständig Kommentare zu hören bekommen.“
    „Wen soll er denn bitte anrufen?“, hakte Dimon amüsiert nach.
    „Lou zum Beispiel.“
    „Quatschkopf, die hat doch gar keine Hände zum telefonieren. Arceus sei dank, im Übrigen, sonst müsste ich der wahrscheinlich noch Mani- und Pediküre machen“ Mit verständnislosen Blick tadelte sie Felilou, die jedoch unter der Bauchmassage selig die Augen geschlossen hatte.
    „Jedenfalls“, setzte Belle darauf fort, „du weißt ja gar nicht was letztens los war, als eine Kundin von meinem Vater, mich anrief, weil er einen geschäftlichen Termin hatte und sein Handyakku leer war. Ich dachte wir bekämen Hausarrest bis zum Sankt Nimmerleinstag…“
    Belle stöhnte vielsagend über ihren Bericht, und Dimon konnte sich bildlich vorstellen, wie sie die Augen dabei verdrehte. Sie hatte fast vergessen, dass nicht jeder wie ihre Mutter damit hausieren ging, dass ihre Tochter zur Trainerin erkoren war. Belles Vater tat alles um niemanden wissen zu lassen, dass seine Belle einen monströsen Partner hatte. Alle ächteten dieses Band, und dann erlaubten es sich auch noch streunende Pokemon Kinder auszuerwählen, gleichbedeutend mit dem sozialen Aus.
    Dimon schob grimmig das Kinn vor bei diesen Gedanken an die Einstellung Leuten wie ihr gegenüber und vor allem so etwas kleinem wie Felilou. Klar war sie ein Biest und eine Nervensäge, aber das änderte nichts daran, dass Dimon sie liebte und sie war sich sicher, dass auch ihre Lou zumindest zeitweilig ihre Gefühle erwiderte.
    „Naja wie dem auch sei, Monchen…“, seufzte Belle darauf, Dimon bekam bei dem Laut ihres Spitznamens Gänsehaut vor Freude und zeigte Zähne, unterdessen sie weiter Felilou bearbeitete. „Ich stell dich mal kurz auf Lautsprecher, damit ich mich umziehen kann und du darfst mir erzählen, wie ich denn zu der Ehre komme, dass du mich anrufst.“
    Durch den Hörer vernahm die Brünette auf ihrem Zimmer, wie das Handy abgelegt wurde. „Nein, Finger weg, Tiaro“, zwitscherte Belle mit unterdrückter Genervtheit ihr Pokemon mit seinem Spitznamen an.
    Ursprünglich hieß ihr kleiner Gefährte Tiara- doch das hatte sich durch eine gewisse Kleinigkeit, die ihn von einer sie unterschied, erübrigt.
    „Naja, also“, sagte Dimon und zog die Endvokale unerträglich in die Länge. „Ich ähm…“, setzte sie an, verstummte dann allerdings. Am anderen Ende stieß jemand genervt Luft aus. „Monchen, ich lieb dich ja“, tönte Belles helle Stimme etwas zu laut durch den Hörer. Sie musste wahrscheinlich weit vom Telefon entfernt sein und deshalb klang es auch eher nach einem Brüllen als einer Zuneigungsbekundung.
    „Aber manchmal kannst du einen schon etwas auf die Nerven gehen, ich meine du kannst reden, aber manchmal behältst du das wesentliche für dich und ich kann mir aus: ähm, öh, und anderweitigen nicht annährend so viel zusammenreimen, wie du es dir vielleicht wünscht. Um dir mal auf die Sprünge zu helfen- also ich war schon irgendwie sauer, als du meine Anrufe nicht mehr angenommen hast.“
    Dimon schaute perplex drein, allein die Vorstellung Belle könnte jemanden sauer oder böse sein, war etwa so wahrscheinlich, wie dass Ohrdoch kleine Pokemon herumschubsten. Vielleicht gab es so etwas in einem Paralleluniversum, aber sicherlich nicht in der Dimension, in der Dimon existierte. Schuldbewusst schwieg sie weiter.
    „Ich mein….ja okay, du und Cheren hattet euch getrennt, ich will ja gar nicht wissen wieso, weshalb, warum. Weißt du. Ich möchte einfach gerne meine Freundin wieder haben“
    „Meine Mutter schmeißt mich raus“, platzte Dimon völlig deplatziert in Belles Ansprache hinein. Über ihre Gefühle oder Beweggründe wollte sie jetzt ehrlich nicht debattieren und sie war sich sicher, das Belle genug Toleranz und Taktgefühl besaß, dies zu dulden.
    „Ach, ich hab mir schon gedacht, dass du mich irgendwann deswegen Anrufen würdest“, antworte Belle tatsächlich ohne jede Überraschtheit. Fragende Stille seitens Dimon.
    „Na ja gut es war offensichtlich, so wie sich deine Mutter mit meinem Vater über deine- ich möchte hinzufügen: freiwillige- Isolation geredet hat, wenn sie bei ihm eingekauft hat“, gab Belle die Bespitzelung von Erwachsenengesprächen zu. „Die hat es auch nicht leicht mit dir, anscheinend, auch wenn du brav wie ein Voltilämmchen bist.“
    Jaja, fügte die Angesprochene leise in Gedanken hinzu verbot sich aber die Unreife es auszusprechen. Schließlich hatten sie ja recht.
    „Du solltest reden“, kam es fordernd hinterher.
    „In Ordnung, also sie möchte halt, dass ich das mache, wofür Lou mich ausgesucht hat und dein Tiaro dich“, sagte sie langsam.
    „Ohh, mir gefällt das, auf dass das hinausläuft“, frohlockte Belle, die mit einem Mal wieder direkt am Handy war. Eine Tür wurde zugeworfen. Wahrscheinlich hat die gerade das Bad verlassen, mutmaßte Dimon nebenbei.
    „Also wenn es das ist was ich denke, was es ist. Ist es das, was ich denke? Was ist es denn?“, plapperte Belle munter.
    „Also du und ich. Nein… also ich wollte dich fragen…“ Das braunhaarige Mädchen wusste nicht so recht wie sie das ganze angehen sollte. Da meldete sie sich nach gut anderthalb Jahren wieder mit diesen Hintergedanken. Eigentlich war es doch ziemlich unverschämt von ihr so etwas zu fragen. Oder auch nur daran zu denken, dies zu tun.
    „Wie läuft’s?“
    Belle lachte.
    „Du rufst mich nach ewiger Zeit an, um mich zu fragen, wie es läuft? Ernsthaft?“ Immer noch lachte sie, stetig von einem Rauschen begleitet.
    „Du Belle, ich versteh dich ganz schlecht, die Verbindung ist grad grausig“, stellte Dimon schüchtern fest.
    „Dann red du halt, ich verstehe dich hervorragend!“
    „Na gut…“, kam es zögerlich zurück. „Ich möchte dir schon erst mal noch sagen, dass es mir leidtut, dich einfach so im Regen stehen zu lassen“
    „Im Schnee meine Liebe, im Schnee“, korrigierte Belles vom starken Rauschen unterbrochene Stimme.
    „Ja im Schnee. Das war richtig falsch von mir und gemein. Es tut mir leid. Ich…na ja… meinte einfach dass es nicht ging. Es ging nicht.“ Sie schwieg eine Weile und lauschte dem Rauschen.
    „Aber weißt du, du bist so was wie meine beste Freundin…oder zumindest gewesen, ich hatte ja nie viele, also müsstest du ja schon automatisch die beste sein.“ Dimons Stimme war bitterlich ernst, auch wenn sie sich selbst ständig korrigierte, denn sie meinte es wirklich ehrlich, wusste allerdings nicht, ob Belle es so einfach abtun konnte. Etwas Vergleichbares hatte sie ihr nie angetan, als dass sie ihre Reaktion einschätzen konnte. Ihre kraulende Hand war durch ihre gedankliche Abwesenheit zu Felilous Hals hinaufgewandert. Das Pokemon schnurrte noch grollender.
    Nun setzte sie ein weiteres Mal zu dem eigentlichen Grund ihres Anrufes an:„Also was ich eigentlich sagen wollte- au Lou!“
    Das felidae Pokemon hatte es sich spontan anders überlegt und verbiss sich mit einem leichten Knurren in die weiche Stelle zwischen Dimons Daumen und Zeigefinger.
    „Lass los“, fluchte sie. Nach wenigen Momenten, ließ Felilou von ihr ab und hinterließ zwei kleine rote Druckstellen auf der Haut zurück, die ein wenig stechend schmerzten.
    Dann machte sie es kurz, um es endlich hinter sich zu bringen.
    „Also, ich glaube wir müssen aufbrechen.“
    „Tja, dann…“, antwortete Belle, kaum hatte sie ausgesprochen. Dimon freute sich schon riesig über die ausbleibenden Widerworte. Keine Widerworte. Das hieß…keine Widerworte! Eine Zusage praktisch, wenigstens indirekt. Sie würde nicht alleine in die Pampa gehen, der feindlichen Welt gegenüberstehen!
    „…gibt es wohl nur eines zu tun…“, fuhr Belle fort, wurde jedoch hastig von Dimon unterbrochen, die es in trudelnden, schwindelnden Gedanken fast überhört hätte.
    „Warte kurz Belle, es hat an der Tür geklingelt“, entschuldigte sie sich und spurtete, noch immer den Hörer in der Hand, hinunter zur Tür im Erdgeschoss. Ihre Freundin gab einen verhalten zustimmenden Laut von sich.
    Unten angekommen rannte sie fast in die Tür hinein, die sich gleich gegenüber vom Treppenfuß befand und betätigte die Klinke. Mit einer schwingenden Bewegung glitt die Tür auf.
    Draußen stand ein zierliches Mädchen, in einem dicken orangen Daunenmantel, auf dem Haupt saß eine knallgrüne Baskenmütze. Ihre Wangen glühten rot vor Kälte und die blauen Augen schauten unternehmungslustig drein. Das Gesicht wurde von einem hellblonden Bob umschnitten, am Ohr hielt sie ein kleines rosa Handy, welches von dem kleinen blauen Affen, der an der gegenüberliegenden Schulter hing, begeifert wurde.
    Auch sie musterte die Brünette in der Tür. Sie hatte sich seit der Schule ein bisschen gestreckt und war inzwischen einen halben Kopf größer als sie, was aber nicht schwierig war, da die Blonde mit einem Meter und sechzig zur kleineren Fraktion gehörte. Während Belle eine hübsche Sanduhrfigur hatte, war Dimon eher der sportliche Gebäudetyp, deren Schultern einen Tick breiter waren als die Hüfte und die Taille kaum auffiel, da sie insgesamt sehr schmal war.
    Energisch klappte Belle das Handy zu und warf euphorisch die Arme in die Luft. „Holen wir Cheren!“
    Ob eben noch begeistert und überrascht grinsend, entglitten Dimon ihre Züge ein wenig.
    Oh nein, dachte sie nur und nagte nervös auf ihrer Unterlippe, nicht Cheren.


    Natürlich waren dies nur ihre Gedanken und sie hütete sich fast gebieterisch, das auch nur ein Hinweis auf diese über ihre Lippen schwappte. Schließlich hatte sie aus Belles Sicht keinen erdenklichen Grund auf Cheren schlecht zu sprechen zu sein und dabei sollte es auch bleiben. Nach der langen Zeit, die vergangen war hätte sie ihm theoretisch ebenso leicht verzeihen müssen, wie Belle es bei ihr getan hatte.
    Dimon musste schwer Schlucken, da ihre Kehle auf einmal ganz trocken geworden zu sein schien.
    Gerade wurde ihr der begangene Kontaktabbruch verziehen ohne Nachfragen gestellt zu bekommen, obgleich das Recht dafür ganz offensichtlich auf der Seite des blonden Mädchens stand. Doch Belle war keine Person, die dort nachhakte, wo es dem Gegenüber unangenehm wurde, sie war sehr harmonisch veranlagt ähnlich wie ihre Brünette Freundin. Nur deshalb konnte sie überhaupt mit ihr befreundet sein. Es war nicht leicht eine Gleichgesinnte zu finden, die Dimons oftmals unangebrachte Verschwiegenheit tolerierte und noch mehr darüber hinwegsah. Die meisten Mädchen waren ihr einfach zu neugierig, so dass sie sie mit fragen in die Ecke drängten, was dazu führte, dass Dimon an schlechten Tagen sich demzufolge taub stellte und wortlos abwandte.
    Cheren war eben eine andere Geschichte, die sie bis heute nicht hatte mit sich klären wollen und es auch nach wie vor nicht vorhatte, doch sie ahnte schon, dass ein erneutes Zusammentreffen sie in eine Zwickmühle jagen würde, wie auch immer diese ausarten würde. Das würde sich noch zeigen müssen.
    „Dimon, Träumerchen“, vernahm sie Bells sanfte Stimme in der keine Mahnung mitschwang. Trotzdem bemerkte die Angesprochene, dass sie wohl gerade etwas verpasst hatte. „Also entweder bittest du mich herein, oder wir gehen gleich los, ich möchte hier nicht herumstehen, wie bestellt und nicht abgeholt.“
    Belle lächelte und klang kein bisschen vorwurfsvoll. In Gedanken versunken hatte Dimon völlig vergessen, dass ihre Freundin nach wie vor in der Tür stand, während sie sich angesichts der Aussichten, die sie sich gerade anfing auszumalen zu beiden Seiten dam Türrahmen abstützte und Belle so den weg versperrte.
    „Tut mir leid“, antwortete sie, hätte sich gerne selber eine Ohrfeige gegeben. Da war sie nun gerade dabei sich mit ihrer ehemals besten Freundin auszusöhnen und dann benahm sie sich auch noch unhöflich. Natürlich war ihr bereits verziehen, da Bell wie sie kein nachtragender Mensch war- die Sache mit Cheren mal ausgenommen. Zumindest hielt sie sich für einen solchen Menschen. Trotzdem war ihr das eigene Verhalten unangenehm.
    „Na dafür brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen“, meinte Belle mit ihrer schlichten Fröhlichkeit. Darauf lächelte ihre, für sie nach wie vor die beste, Freundin. Sie mochte es sehr gerne, denn Dimons Lächeln war nach ihrer Meinung sehr hübsch. Doch leider ließ sie es von Zeit zu Zeit sehr selten Blicken, gerade wenn sie mal wieder in die Leere oder manchmal sogar Freunden mitten ins Gesicht starrte, so als wären sie gar nicht da, und ganz woanders zu sein schien. Gerade hatte Belle den kurzen Gedankengang beendet, als sie merkte wie der Blick ihrer gegenüberstehenden Freundin, langsam aber sicher, wieder abzuschweifen drohte.
    Im selben Moment merkte auch Dimon, wie Belle sie neugierig anblickte und dass immer noch eine freundlich formulierte Forderung im Raum stand. Sie schüttelte den Kopf, so dass die blond gebleichten Spitzen ihrer braunen Haare ihr um die Ohren flogen und räusperte sich. Dann hob sie die linke Hand samt nach oben gerichteten Zeigefinger, um ihrer Freundin zu signalisieren, dass sie etwas sagen wollte. Einen Moment stand sie mit entrücktem Blick so da und suchte in ihrem Kopf, was sie eigentlich gerade tun und sagen wollte, dann sprach sie freundlich und wieder mit einem vertrauten Lächeln auf den Lippen: „Warte einen Moment, ich bin gleich soweit!“
    Auch wenn sie am liebsten geschrien hätte, dass vorher dieser verdammte Schnee wegtaute, was sie mit nie gleichsetzte, ehe sie Cheren aufsuchen wolle, geschweige denn mit ihm reisen. Trotzdem sich alles in ihr mit einem ziehenden Gefühl in der Brust dagegen aufbegehrte, drehte sie tapfer auf dem Absatz um und begann ihre Sachen zusammen zu suchen und sich anzuziehen.
    Sie trug bisweilen ein hautenges schwarzes, langärmliges Shirt mit weißen Ringeln, Taillen hohe, hellblaue Shorts mit ausgefransten Enden und eine blickdichte schwarze Strumpfhose.
    Darüber zog sie nun noch dicke graue Wollkniestrümpfe mit Schneeflockenmotiv, das dekorativ drei Ringe an den oberen Enden der Socken schloss, weiche, gefütterte, dunkelbraune Lederstiefelletten zum schnüren und einen von innen mit Voltilammfell überzogenen, olivefarbenen Winterparka, den sie an der Taille in der Enge durch eine Kordel verstellen konnte.
    Wie immer schnüffelte sie an dem breiten Kragen. Dimon hatte ihn vor einigen Monaten zum Geburtstag von ihrem Vater geschickt bekommen, darum hatte ihm am Anfang der markante Geruch eines anderen Haushaltes angehaftet, der nun zu ihrem Bedauern fast verflogen war. Sie hatte versucht etwas anheimelndes an ihm zu finden, sich vorzustellen, wie er einst auf einem großen Bett in einer schicken Wohnung irgendwo in Hoenn gelegen hat, ihr Vater daneben sitzend und eine Glückwunschkarte schreibend. Doch diese Vorstellung verblasste ebenso wie die Erinnerung an den väterlichen Geruch, der ihr in Kindertagen Geborgenheit gegeben hat.
    Dimon verzog den Mund, schlug den Kragen mit einer paradoxen Mischung aus missen und abweisen um und schlang sich einen dunkelroten Tuchartigen Schal um den Hals.
    Als letztes zog sie eine quietschrote Pudelmütze aus grobem Strick über den braunen Schopf, die sie mit vier Jahren von einer ihrer Großmütter geschenkt bekommen hatte und auf wundersame Weise mit ihrem Kopf mitgewachsen zu sein schien, und stopfte ihre Haarpracht halbherzig darunter. Eigentlich hatte sie sie irgendwann gegen andere Mützen eingetauscht und besagte war ganz in Vergessenheit geraten- bis vor ein paar Stunden, als Dimon bei ihrer großen Aufräumaktion auf sie gestoßen war.
    Sie glaubte sich noch schwach daran zu erinnern, dass diese ihr die Ohren an dem Tag warm hielt, als sie auf Lou traf. Anlässlich des neuen Abschnittes ihres Lebens, der ihr bevorstand befand sie es als angemessene Gelegenheit, die rote Pudelmütze wieder in ihr Amt einzuweihen, auch wenn sich ihr Farbton mit dem tiefen Rot ihres Kaschmirschals biss, den sie anlässlich ihres bestandenen Schulabschlusses ihrer Mutter in einem Kaufhaus abgeschwatzt hatte. Eigentlich fand es Elena, wie sie ihrer Tochter immer wieder zu predigten pflegte, unnötig jungen Leuten so teure Kleidungsstücke zu kaufen. Viel besser sei es doch wenn man lernte sich Luxus durch eigens verdientes Geld anzuschaffen. Allerdings hatte sich Dimon damals noch ihrer eher kindlichen als erwachsenen Zügen und Yorkleff-Blick bedient, mit dem sie auch jahrelang Auszüge von Cherens und Belles Pausenbroten meisterhaft erstanden hatte. Inzwischen wirkte das Kindchenschema von Dimon nicht mehr annährend so gut, da sie nun mehr und mehr eine junge Frau war.
    „Bin fertig“, äußerte Belles Freundin unnötiger weise, als sie ihren Hausschlüssel in eine Manteltasche fallen ließ und die Tür hinter sich zuzog, während sie hinaustrat. Kaum hatte sie ausgesprochen, stolperte sie beinahe über ihr katzenartiges Pokemon, welches wie aus dem nichts an ihren Beinen erschienen war.
    Natürlich ließ sie ihr Mädchen nicht ohne monströsen Geleitschutz aus dem Haus gehen. Das wäre ja noch schöner. In ihrer hypothetischen Abwesenheit, soweit die Überzeugung Lous, würde sich Dimon sicherlich schon auf dem nächsten halben Kilometer soweit geistig verflüchtigen, dass sie am Ende und dem Wiedererlangen ihrer Aufmerksamkeit für die Gegenwart weder wusste wo sie war, noch wie sie dorthin gelangt war.
    Also war es besser nicht von ihrer Seite zu weichen, in einer Welt die noch weitaus schärfere Krallen zu wetzen hatte, als Felilou selbst.
    Aber mit Aufbruchstress oder generell unnötige Hektik jeglicher Art wollte sie nichts zu tun haben. Sie kam gerade dann, wenn es eben nach ihrer Meinung wichtig war.
    „Gut ich dachte schon, du knallst mir die Tür vor der Nase zu.“
    Belles Stimme klang witzelnd, aber Dimon blickte zum vorausgehenden Rücken ihrer Kumpanin und überlegte, ob sie ihr das wirklich zugetraut hatte. Oder es sollte. Dann kam ihr sogleich ein anderer Gedanke: „Wie bist du eigentlich so schnell zu mir gekommen?“ Das hatte sie bis jetzt noch nicht ganz registriert, nichts desto trotz irritierte es sie, denn ihr war es nicht ohne Grund gelungen Belle so lange aus dem Weg zu gehen, wohnten sie doch zwanzig Minuten Fußweg auseinander.
    „Mit dem Fahrrad.“ Immernoch lief Belle einige Schritte vor ihr, als sie antwortete.
    „Mit dem Fahrrad?“, echote Dimon spitz und hastete voran, um das Blonde Mädchen ein zu hohlen.
    Mit einem Finger schob Belle ihre Baskenmütze ein Stück hoch, die ihr etwas zu tief ins Gesicht gerutscht war und musterte die unbestimmt graugrünen Augen aus ihren strahlend blauen. Das überraschte Entsetzen das sie fand amüsierte sie, Dimon war nicht sehr für gefährliche Dinge zu haben. Sorglos lächelte sie die unruhige Brünette an.
    „Du glaubst ja nicht wie schnell man auf dem Eis fährt, da brauch man nicht mal Rennfahrer sein, für so ein Rekordtempo“, berichtete sie grundlos lachend und in ihrer Stimme fand sich immer noch ein Ausklang des aufregenden Spaßes, den sie gehabt hatte. Dimon wurde fast angesteckt darüber zu schmunzeln, presste aber die Lippen zusammen um es zu verhindern und schlug die Augen gen Himmel. Sie wollte Belle nicht auch noch indirekt ermuntern diesen Spaß öfters aufzusuchen. Ihr war es lieber wenn das blonde Mädchen weiterhin ein wenig mit dem Kopf in den Wolken durch die Gegend schlenderte und sich in ihrem seligen Trott von niemanden Hetzen ließ.
    Aber vielleicht hatte Belle sich auch einfach etwas zum Vorteil ihrer abenteuerlustigen Seite weiterentwickelt.
    „Du hast Tiaro zurückgerufen“, bemerkte Dimon langsam. Eigentlich hatte sie den kleinen Affen nicht mehr gesehen seit sie sich umgezogen hatte. „Warum? Ich meine ihr seit doch wie eh und jeh unzertrennlich.“
    Mit einem Seitenblick zu Felilou seufzte sie. „Wie wir das eben zu tun pflegen“, fügte sie leise hinzu und in Gedanken beendete sie den Satz mit: Egal wie die anderen darüber denken.
    „Du weißt ja nicht wie anstrengend es ist den ganzen Tag ein Pokemon an seiner Schulter hängen zu haben“, teilte Belle ihr mit und stöhnte. „Und unter uns, der Gute wird immer schwerer.“
    Wieder spähte Dimon zu ihrer Lou rüber, die wie die Anmut selbst neben ihr her, lautlos, über den Schnee trabte und musste glücklich lächeln.
    Sie und Belle liefen beide den Rest des Weges in Schweigen nebeneinander her. Aber es war keine unangenehme Stille, es war sogar eine typische Szene für die beiden, gleich wenn sie niemals auseinander gewesen wären. Im Gleichschritt nebeneinander herlaufend, jede ihren Gedanken nachhängend in den Himmel schauend so wie es immer zwischen ihnen gewesen war.
    Die Wolkendecke lag ruhig und grau über ihnen, kein Lüftchen rührte sich und Felilou streckte die Nase nach oben, weil sie die Fährte eines Pokemon, das unter ihr in der Nahrungskette stand, witterte. Vergnügt und von dem lockenden Beutegeruch ein wenig erregt spielte sie mit den Ohren. Sie würde sich den Ort für ihre nächtliche Wanderung und wenn es sich ergab der Jagd merken.
    Belle versuchte wie so oft in den Schattierungen der Wolken Dinge oder Wesen zu erkennen. Früher hatten die Menschen versucht, dies in einzelnen Wolken zu tun, doch das war seit Beginn dieses ewigen Winters unmöglich, da man nie wusste wo die eine Wolke anfing und die andere aufhörte.
    Dimon versuchte an gar nichts zu denken, doch wie immer wenn man versucht das Gegenteil zu tun drängten sich auch ihr die Gedanken, Befürchtungen, Ängste und Fragen geradezu auf.
    Sie wollte nicht auf Cheren treffen, müsste es jedoch, denn es war ihr nicht wirklich wichtig was sie wollte, oder fürchtete, sie mochte lieber es ihrer besten Freundin ohne Murren recht machen. Und wenn Belle ihn dabeihaben wollte, würde sie sich dem wohl oder übel fügen. Einfach weil es sie glücklich machte Belle glücklich zu sehen. Wenn Dimon sich dagegen wehrte, würde selbst ihre sanftmütige Freundin irgendwann nach dem Warum fragen. Und wenn sie es auch nur insgeheim zugab: Sie war zu feige für die Wahrheit.
    Letztendlich ist es mir egal was ich will. Ich möchte mich einfach mit niemanden streiten, hier rauskommen und…ach wer weiß, was dann kommt?, dachte sie und war zufrieden damit.
    Doch manche Wahrheiten, würden sich ihr unüberwindbar offenbaren.
    Wie würde das Wiedersehen sein? Wie würde er auf sie reagieren? Wie würde sie auf ihn reagieren? Wie würden sie sich miteinander verstehen?
    Sie wusste nur dass sie sich auf einige Antworten nicht gerade darauf freute und dass sie mit dem schließen des Paktes mit Lou, all dies heraufbeschworen und sich darauf eingelassen hatte. Mit allen Konsequenzen die folgten und noch folgen würden.

  • Soo da bin ich auch "schon" wieder. Leider hat es niemand über sich gebracht, das zweite Kapitel zu kommentieren, darum bin ich jetzt wieder hier und erzähle die Geschichte weiter, sollte dann wieder mangeldes Interesse bestehen, dann ähhh...muss ich weiter sehen.
    Jedenfalls kommt hier gleich das dritte Kapitel, das eigentlich zum zweiten gehört, aber ich hab zu viel erzählt so dass ich wieder auf 4000 Wörter gekommen bin und das wollte ich euch dann auch nicht zumuten, darum also so.


    Und nun viel Spaß! ^^ (wünscht die Finn)


    Belle für alle


    Dimon wollte gerade der Erinnerung an den Tag der ihr damals blutjunges Leben auf den Kopf stellte, jedoch erst ab dem Punkt als sie Felilous Präsenz spürte einsetzte, sinnieren, als sie aufmerkte. Bell lief nicht mehr im Einheitsschritt neben ihr, sondern hatte den Weg einer zugeschneiten Einfahrt eingeschlagen. Direkt daneben lag der Zugang zum dazugehörigen Haus. Es war zweistöckig und von schlichter Eleganz. Das obere Stockwerk überragte das untere zur Straße etwa drei Meter, so dass die Schmale Veranda davor überdacht war. Einige filigrane, stehende Balken stützten das überstehende Ende der höher gelegenen Hälfte des Hauses.
    Als Dimon noch ganz klein war, war ihr das Haus wie eine Art minimalistischer Palast vorgekommen, obgleich sie es nie so nannte, weil sie das Wort noch nicht kannte. Sie mochte es auf eine bestimmte Weise, denn es regte von jeher ihre Phantasie an, sich all den Schmuck und die Macht eines echten Palastes dazuzudenken. So waren irgendwo in ihrer Vorstellung die weißen Wände aus Marmor und die Balken, Säulen wie Ungetüme, so dick so dass es zwei von ihr benötigte um darum zu fassen, indes sie in Wirklichkeit inzwischen nur zwei Hände brauchte.
    Bevor Dimon Panik schüren konnte, nachdem sie sich dem bloßen Aussehen des Hauses und weiteren Erinnerungen gewidmet hatte, drückte Bell den gelbgoldenen Klingelknopf, der aus einer eingelassenen, metallenen Mulde, welche mit derselben Farbe lackiert worden war prangte. Mit einem Geräusch, das offenbar nach einem Schluck Schmieröl verlangte, gab dieser nach.
    Die Klingel, die ein elektronisch wiedergegebenes Glockengeläut von sich gab, hörte man auch von außen durch das ganze Haus klingen.
    Bald darauf vernahmen die beiden Mädchen das Tappen und das ziehend schlürfende Geräusch von Hausschlappen näherkommen, bis sich der ebenfalls gelbgoldene Türknauf drehte und die weiße Holztür nach innen geöffnet wurde. Halb hinter der Tür versteckt tauchte eine große, schlanke Frau auf, die ihr rabenschwarzes Haar zurückgebunden hatte und eine hübsche weiße Kochschürze, mit gerafften Zierstoff an den Seiten des sonst schlichten Schnittes aus grobem Stoff.
    Sie schob die Brille, dessen Buchtung für den Nasenrücken etwas zu breit für die ihre zierliche Nase zu sein schien, ein Stück hinauf, da sie etwas verrutscht war, und brauchte einen Moment, um die Gesichter einzuordnen.
    Ein Blick in die vertrauten eisblauen Augen hatte Dimon gereicht, um ihr Interesse, für die Zeit die die folgende Konversation benötigte, der Fußmatte schräg vor ihren Füßen zu widmen. Sie fragte sich, ob es gerade Zeit zum vorbereiten des Mittag- oder des Abendessens war. Überhaupt war ihr Zeitgefühl, seit sie nur noch zu Hause hockte, etwas aus den Fugen geraten. Sie wusste nur ganz sicher, dass heute Wochenende sein müsste, da ihre Mutter sonst nicht mit ihr gefrühstückt hätte, sondern vor ihrem erwachen auf der Arbeit gewesen wäre. Oder zumindest Feiertag.
    „Misses Blackbird“, sprach Bell die Hausherrin freundlich an, so wie es alte Freunde taten. „Guten Tag!“
    Dimon starrte unterdessen auf ihre Füße.
    Felilou, die ungeachtet um ihre Beine strich, überlegte einen Moment ob sie ihrem Menschlein die Krallen in die Beine jagen sollte, damit diese nicht mehr durch sie hindurchstarrte, doch sie entschied sich mit sinnvolleren Dingen zu beschäftigen und wandte, wie es Katzen eben tun, erstmal einem ihrer eigenen Pfade entlang.
    „Hach Tag ist gut, so kann man es ja kaum nennen, da ist er schon vorbei“, lachte die Frau halb in einem Ton der sie als Willkommen hieß, indes sie nun ganz in Sicht trat. „Tag Bell!“
    Ihre Stimme wurde liebevoller, fast schon ein wenig mütterlich, als sie das andere Mädchen ansprach: „Und dir auch guten Tag, Dimon.“
    Scheu blickte sie kurz auf, um sogleich wieder die beiden Glieder ihres Körpers anzustarren, die am Boden endeten. Danach tänzelte sie einen Moment nervös herum. Die Situation war ihr sehr unbehaglich, denn eigentlich mochte sie Cherens Mutter sehr gerne, es gab eine Zeit, da hätte sie sie gut und gerne als Zweitmutter oder ähnliches bezeichnet, doch jetzt wo sie ein genaugenommen zwiegespaltenes Verhältnis zu ihrem Sohn hatte und solange nichts von sich hören ließ, wusste sie nicht im Mindesten was eine angemessene Haltung Misses Blackbird gegenüber wäre.
    Die Dame in der Schürze klopfte sich mit wenigen Bewegungen die Knitterfalten aus ebendieser und sah geflissentlich über die ihr bekannten Eigenarten der jungen Brünetten ihr gegenüber hinweg. Stattdessen wollte sie sich gerade wieder Bell zuwenden, die der weitaus extrovertiertere Teil des Duos war, als diese auch schon wieder ganz ihrem fröhlichen Naturell entsprechend sie anredete.
    „Seit wann tragen Sie denn Brille?“
    „Oh“, kam es zurück. Gleich darauf schob die Angesprochene erneut die Brille ein Stück den Nasenrücken hinauf. „Das ist gar nicht meine, sondern die meines Mannes. Meine Augen werden derzeit langsam schwächer, deswegen trage diese provisorisch beim Lesen, bis ich meine eigene habe.“
    „Ist doch gut, mit Brille sieht man wesentlich professioneller bei allem aus, nicht war Dimon?“, band Bell nun auch ihre Freundin ein. Diese gab sich einen Ruck und hob den Kopf, legte ein klein wenig schräg und lächelte mit einem bestätigenden Nicken.
    „Dankeschön“, freute sich Misses Blackbird. „Dann ist es ja kein Wunder, dass mein Sohn alles professionell zu machen scheint, was er eben macht…“ Aufmerksam hielt sie inne und blickte die beiden Mädchen an. Bell stand immer noch mit offenen Gesichtsausdruck da, während Dimon zur Seite sah.
    „Jetzt hab ich euch gar nicht gefragt, warum ihr hier seid.“ Entschuldigend hob sie ein Stück die Hände mit nach oben geöffneten Handflächen.
    „Schließlich ist euer Besuch wohl keine Gewöhnlichkeit mehr“, fügte sie mit traurigem Unterton hinzu.
    Bell nahm den gerade zu Boden gefallenen Gesprächsfaden wieder auf indem sie sagte: „Das ist wohl richtig, aber Tatsache ist, wir sind hier. Apropos Sohn, wo ist er denn?“
    „Ach ja, Cheren ist gar nicht hier…“ Dimon atmete hörbar aus.
    „…das hätte ich euch wohl gleich sagen sollen, aber…“
    Doch Bell ließ sie gar nicht zum Schluss kommen: „Ein bisschen Smalltalk ist doch schön, gerade wenn man sich so lange nicht gesehen hat. Wir können ihnen hier nicht einfach unangekündigt und ohne Wort die…ähm, was wollte ich sagen?“
    „Die Bude einrennen“, schloss Dimon grinsend und fügte dann kleinlaut hinzu: „Guten Tag…“
    Das Mädchen im orangen Daunenmantel strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr und war sehr zufrieden mit sich, ihrer besten Freundin, die sich sporadisch in ihrem mentalen Schnuthelmhaus verbarrikadiert hatte, wenigstens ein paar wenige Worte entlockt zu haben.
    „Wo ist er denn?“, fragte sie höflich, nachdem sie sich von Dimon zurück zu der Mutter des Hauses gewandt hatte.
    „Der ist wohl noch in der Musikschule und übt. Na ja, ihr wisst ja… alleine. Er ist ja nicht sonderlich kommunikativ, mal abgesehen als ihr noch zusammen in der Schule ward,… da ging es eigentlich.
    Stundenlang sitzt er da alleine, ich fürchte an seinem Perfektionismus bin ich nicht ganz unschuldig…“ Da fiel den Mädchen auf, dass sie blitzsauber war, obwohl aus der offenen Küche im innern des Hauses schon diverse Gerüche zu ihnen hinausströmten. Sie sahen einander gleichzeitig an und wussten dass beide daran dachten wie sie beim Kochen der Menüs, die Misses Blackbird regelmäßig zubereitete, aussähen. Synchron schmunzelten sie.
    Es spielte keine Rolle wie sie aussähen, sicherlich wäre zu diesem Zeitpunkt unlängst die Feuerwehr im Spiel.
    Nach diesem Moment der Einigkeit seufzte Dimon tief und schaute etwas resigniert, aber zog optimistisch die Mundwinkel nach oben.
    „Na denn, werden wir den Guten wohl mal einen Besuch abstatten. Komm Bell, ich kenn ja den Weg…und danke Misses Blackbird, für die Auskunft.“
    „Wollt ihr nicht zum Essen bleiben? Cheren kommt bestimmt, irgendwann muss der Junge ja mal etwas essen- bei aller Disziplin!“, warf die Köchin hoffnungsvoll ein.
    „Sehr nett von ihnen, aber wir wollen los, sie wissen ja, wir haben noch Bibor im Hintern“, rief Bell die sich schon von der Tür abgewandt hatte.
    „Voran, voran“, flötete Dimon indem sie ihr hinterher trabte.
    Misses Blackbird schaute den beiden schnaufend hinterher. Da musste sie sich wohl doch mit einem eingeschlafenen Gatten im Lesesessel begnügen, dabei hätte sie die Jugend nur zu gerne eine Weile um sich gehabt.
    Als Dimon an einem Gebüsch vorbeijoggte, der heiße Atem stand ihr in der Kälte weiß vor Augen, schlängelte sich Felilou gerade maunzend dadurch hervor und kreuzte ihre Fußspuren, die sie im Schnee hinterlassen hatte, bis sie diese einschlug.
    „Oh, wo kommst du denn her meine Süße?“, fragte sie unverhohlen neugierig.
    Das Pokemon gähnte bloß und leckte sich vielsagend die Lefzen.


    „Du hast Cheren gar nicht mehr seit damals besucht?“, fragte Dimon unvermittelt, als Bell gerade glaubte eine Stehlampe in den Schatten den Wolken über ihr zu erkennen. Etwas unwillig wandte sie sich von ihrem heißersehnten Fund ab und schaute in die graugrünen Augen die im aufkommenden Nachthimmel fast schwarz wirkten.
    „Jap, na ja, ohne dich hätte sich das irgendwie nicht richtig angefühlt, außerdem…“ Sie verstummte und wollte es dabei belassen, da sagte Dimon bevor sie sich selbst aufhalten konnte: „Ich will nicht auf Cheren treffen“
    Sofort hätte sie sich am liebsten selbst dafür geschlagen, denn Bell erwiderte zwar nichts, trotzdem sprach deutlich das leidende, unverständige Warum? aus ihrem Gesicht. Deutlicher als hätte sie sie angebrüllt.
    „Nein, das war nicht das was ich meinte“, korrigierte Dimon sich so schnell, dass sich ihre Stimme überschlug. Eigentlich war es genau, was sie meinte, aber wie sollte sie das rechtfertigen? Sie glaubte auch nicht, dass es einen Unterschied machte, sondern fürchtete eher, dass es zu Etwas negativen führte.
    „Ich mein’, ich hab Angst“, sagte sie flüsternd damit niemand auf der Welt außer Bell es vernehmen konnte. „Ich bin da so lange drum herum gekommen und jetzt…“ Sie ließ den Satz in einem tiefen Ein- und Ausatmen enden. „Alles für die Katz’ halt“, murmelte sie.
    Der Kopf ihres Pokemon zuckte zu ihr herum, nachdem es gerade eine Schneeflocke einhergehend betrachtet hatte, die auf ihrer kalten Nase gelandet war und wie in Zeitlupe zerschmolz.
    Sie verdrehte die Ohren in verschiedene Richtungen und warf dann ihrem Menschen einen anklagenden Blick zu, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, obwohl sie gar nicht gemeint war. Eigentlich wollte sie sich erneut der Schneeflocke widmen, doch diese war unlängst als Wassertropfen in ihre Nase gelaufen, so dass sie niesen musste. Verärgert ließ sie ihr Schwanzende durch die Luft zischen.
    „Gesundheit“, sagte Dimon zu ihrem Pokemon. Kurz schweigend, war sie nun bereit wieder friedlichere Wege einzuschlagen. So weit um ihre Probleme mit Cheren herum, wie es eben ging, denn so langsam bekam sie Kopfschmerzen vom denken oder vielmehr von dem Versuch nicht nach zu denken.
    „Es war lieb von dir, dass du zu mir gehalten hast, obwohl ich das die ganze Zeit nicht gewürdigt habe. Ach was, lieb ist gar kein Ausdruck!“ Sich wich einen Schritt zur Seite aus und umarmte ihre Freundin im gehen, drückte ihr den gekrümmten Nasenrücken in die Schulter. Nun strahlte Bell wieder, erst etwas zögerlich, dann immer breiter. „Ja, das war wirklich lieb von mir.“
    Sie erfreuten sich beide der Gemeinsamkeit, denn beide strebten nach Harmonie, manchmal eben auch, wenn ihr Preis teuer war.
    „Ich meine, klar, wir waren fast immer zu dritt unterwegs…“
    „Schließlich hatten wir ja auch schlagkräftige Argumente uns zusammen zu schließen“, bestätigte Dimon. Denn obwohl sie in einem Dorf mit 1500 Leuten blieben, waren sie sogar eine ganze Clique gewesen die den verpönten Pakt geschlossen hatten. Hätten sie einander nicht gehabt, wären sie gegen die anderen Schüler machtlos gewesen, die von ihren Eltern und ihren Unverstand gehetzt sie verfolgten, herumschubsten, hänselten und welchen Mitteln sie sich ansonsten auf dem Schulgelände bedienen konnten. Mit der Zeit war es besser geworden, denn Cheren war sehr intelligent, bei den Lehrern deshalb trotz seines Anhanges beliebt und war der erste, der andere anbellte, wenn sie den beiden Mädchen zu nahe rückten. Bell war so sympathisch und natürlich hübsch, dass die Mitschülerinnen so aussehen wollten wie sie und die männlichen Mitschüler sie teilweise als schutzbedürftig ansahen, was dazu führte das die meisten sie wenigstens ignorierten. Dimon war es allerdings anhand gekommen sich einfach vor den anderen zu verschließen, deshalb war sie so etwas wie das Nesthäckchen, obwohl sie mit zwei Monaten Vorsprung sogar die älteste des Dreiergespannes gewesen war. Alles in allem war Dimon einfach froh gewesen aus der Schule raus zu sein, wo täglich sie irgendwer für das aufmerksame lilafarbene Pokemon, welches stets zu ihren Füßen lief, schimpfte. Bell hatte an schlimmen Tagen immer gesagt: „Warum rufst du sie nicht wenigstens in der Schule in den Pokeball? Dann fiele es dir bestimmt einfacher mit den anderen klar zu kommen.“
    Doch sie hatte diesen Vorschlag einfach wortlos ignoriert, den Spott gehört, aber nicht quittiert.
    Auch Bell hing der Vergangenheit, die sich bis in die Gegenwart zog, nach und meinte dann: „Hatten wir, deshalb ist das jetzt auch wichtig. Ich möchte doch eigentlich auch nichts gegen deinen Willen tun…“ Sie nahm einen Atemzug, um etwas zu sagen, entschied sich dann aber doch um: „…aber schau wir waren noch nie in der Wildnis, wo es wilde Pokemon gibt oder in fremden Städten wo sie uns auch hassen. Wo sie auch schreien: Gören wie ihr seid doch schuld an allem!“ Die letzten Worte brüllte Bell halb.
    Dimon fuhr zusammen und sah sich hektisch um.
    „Oh tut mir leid, Dimon, ich wollte dich nicht erschrecken.“
    „Ach kein Ding,… die Worte…“
    Bell nickte, die Lippen mitfühlend geschürzt.
    Langsam legte sich die Nacht über den Himmel. Die Laternen am Rande des Fußwegs sprangen knackend an, tauchten den Schnee in warm goldenes Licht und trugen lustige kleine Zipfelmützen aus Schnee.
    Felilous Pupillen weiteten sich und sie wand ihren Weg noch enger an Dimons, so dass sie geisterhaft alle paar Schritte um ihre Füße strich.
    „Hörst du das?“, wurde Bell gefragt, die Lous Verhalten beobachtete. Darauf spitzte sie die Ohren. Sirrend, wogend auf der Luft wehte Geigenmusik an sie heran.
    „Wir sind fast da.“
    Das braunhaarige Mädchen an ihrer Seite biss die Zähne zusammen, um ihrer Aufregung keine Luft zu machen, die das bloße Geigenspiel in ihr auslöste, wenn sie bloß daran dachte, wer das Streichinstrument in den Händen hielt. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, auch wenn sie es gerne angebrüllt hätte, es gäbe keinen Grund dazu. Obwohl sie wusste, dass dem nicht so war, hätte sie wenigstens sich selbst gerne das Gegenteil vorgemacht. Nervös verschränkte sie die Fingerspitzen ineinander und nestelte an ihnen mit den Daumen herum, weshalb sie unachtsam über Felilou stolperte, die ihre Aufmerksamkeit auf die lauernde Schwärze abseits des gold leuchtenden Schnees gewendet hatte.
    Fauchend kreischte das sensible Monster auf, sprang einen halben Meter zur Seite und knurrte Dimon animalisch an.
    „Oh, Lou das tut mir leid!“, rief das Mädchen in hilfloser Aufregung, schob sorgenvoll die Augenbrauen zusammen. Doch ihre Lou zürnte nur grollend aus dem Halbschatten und verschmolz vorerst mit der Dunkelheit.
    „Schande“, fluchte die Missetäterin hinterher. Ihre Freundin legte die Stirn in Falten. Ihr tat ihre Freundin leid, dass die Situation sie so außer sich brachte, dem zu folge sie ihr Pokemon unabsichtlich gegen sich aufbrachte, doch allein unter Mädchen loszuziehen erschien ihr noch die schlechtere Option. Vielleicht würde sich ja auch alles legen, wenn sich Dimon und Cheren nicht mehr aus dem Weg gingen, schließlich war das ganze ja schon ewig her. Andererseits hatte Bell sie auch noch nie so nachtragend erlebt, in ihr regte sich der Drang nach Wissen, doch sie unterdrückte ihn. Sie wäre nicht Dimons Freundin, wenn sie sie je unter Druck gesetzt hätte, ob doch sie es jetzt trotzdem Tat, indem sie sie dazu Zwang nicht mehr weg zu laufen. Bell wollte ihr nicht wehtun, sie wollte doch nur…vielleicht, dass alles wie früher wurde.
    Während die eine also in einen Konflikt geriet, wurde die andere immer unbeständiger und konnte sich nicht zwischen Missmut, Angst und Freude entscheiden, als sie in eine kurze Straße einbogen, die in einer Sackgasse mündete.
    Besagte Gasse endete an einem Grundstück mit einem riesigen, klotzförmigen Backsteinhaus, welches wahrlich schon bessere Tage gesehen hatte. Die Steine waren teilweise rissig und der Mörtel war so lange Dimon das Haus kannte schmutzig grau. Das Erdgeschoss lag im Dunkeln, aber als sie eintraten, ließen Bewegungsmelder das Licht anspringen.
    Sie befanden sich in einem langen, schmalen Flur, der schnurstracks auf eine Treppe zulief, die sich in einer Zwischenebene wand und dann zum oberen Stockwerk führte. Der längliche Raum, den sie zuerst überbrücken musste, war von zahlreichen Türen gesäumt, die einen in kleine Räume mit noch kleineren Fenstern einließen, in welchen Tagsüber Musikunterricht abgehalten wurde.
    Die Musik war inzwischen lauter geworden und das Mädchen, das derweil dazu übergegangen war die braunblonden Strähnen so schnell zwischen den Fingern zu zwirbeln, dass sie sich fast jedes mal ein Haar dabei ausriss, hatte schon draußen erkannt, welches Stück gespielt wurde, was es noch flauer im Magen werden ließ. Winter- aus Vivaldis vier Jahreszeiten. Es war ihr Lieblingsstück, darum verfluchte sie den Geiger innerlich, dass er ausgerechnet dieses heute Abend spielen musste. Sie stand mit einem Mal, wie ein Standbild, für einige Sekunden da und horchte nur.
    „Dimon?“, flüsterte Bell, die das zweite paar Schritte bei sich vermisste. Beide sahen sich an. Dimon blickte fast flehend von Bell zur Tür und wieder zurück, ihr Körper völlig verspannt. Inzwischen war ihr auch aufgefallen, dass Felilou nicht mehr bei ihren Füßen war. Bell musterte sie fragend, aber beständig, ohne einen Schritt auf die Brünette zu zukommen.
    Just in diesem Moment klopfte es an der Eintrittstür.
    Dimon wirbelte auf dem Absatz herum und öffnete diese. Davor saß ihre Gefährtin, mit Schneeflocken durchzogenen Fell, so als wäre sie wieder einmal durchs verschneite Dickicht gestromert. Sie bedachte Dimon mit einem Blick aus ihren smaragdgrünen Augen, der sie deutlich für nicht ganz bei Trost erklärte und schlüpfte dann in einer fließenden Bewegung in die Musikschule hinein. Auf der zweiflügligen Tür hinterließ sie zwei tiefe Furchen, die fast hindurch schlugen.
    Geschlagen stapfte Dimon fortan ihrer besten Freundin hinterher, die nun keine Zeit mehr verschwendete und zügig auf die Treppe zuschritt. Beide Mädchen machten ihre Jacken auf, denn in diesem Haus stand die Luft muffig und hitzig. Ihr Herz pumpte in einem Maß, das sie in Betracht ziehen ließ, es zerplatzte jeden Moment mit einem hohlen Laut. Es platzt, es platzt, dachte sie. Puff!
    Oben am Treppenansatz angekommen, wollte Bell ihre Freundin voran durch die Tür zum einzigen Raum im oberen Stockwerk durchschieben, wurde jedoch am Ärmelzipfel gezogen.
    „Bell“, zischte es lautlos unter der Musik hindurch.
    „Nun mach schon Dimon“, kam es ermunternd zurück und die Aufgeforderte wurde erneut geschoben.
    Dimon schüttelte den Kopf: „Geh du zuerst.“
    Zuerst wollte sie die Augen verdrehen, besann sich dennoch. Seufzend gab sie dem drängenden Blick Dimons nach und trat vorsichtig durch die Tür, welche einen fußbreiten Spalt offen stand. Das beiseite schieben der verzogenen Tür zog ein durchdringendes Ächzen nach sich und machte den Musiker aufmerksam auf die Eindringlinge.
    Der Stuhl auf dem er saß, stand in der Mitte des hohen Raumes. Man musste vier Treppenstufen hinunter überwinden, um auf das Parkett des Raumes zu kommen. Zuerst sah man nur breite Schultern in einem wasserblauen Sakko, einen schwarzen Pferdschwanz, ähnlich dem, den sie heute schon bei Misses Blackbird gesehen hatten und die etwas aus einander stehenden Beine.
    Das Spiel fuhr fließend fort, ohne einen überrascht verfehlten Ton, als die Geigen spielende Gestalt aufstand und sich zu ihnen drehte. Erst als er erkannte wer da hereinspaziert kam, streifte er den Bogen etwas zu hart über die Seiten, so dass ein disharmonischer Ton erklang. Sofort verstummte das Spiel, da er nach dem falschen Ton sogleich innehielt.
    „Bell.“ Es war mehr ein verblüfftes Hauchen als ein Name, aber die Angesprochene hörte es trotzdem.
    Dimon die noch verborgen hinter ihr stand, konnte trotzdem einen Blick auf ihn erhaschen und sog schnappend die Luft ein. Beim letzten Mal, als sie ihn gesehen hatte, war er einen halben Kopf über ihr, fast noch einen Tick schmaler als Bell und hager wie gekochter Spargel, das rabenschwarze Haar knapp kinnlang. Inzwischen war er noch mal gut zehn Zentimeter gewachsen und sein Kreuz deutlich breiter als das ihre, sportliche. Sie knabberte an ihrer Lippe, und ihr Herz legte, wenn dies möglich war, noch einen Gang zu, als sie an seine eisblauen Augen dachte.
    Allerdings konnte sie ihn auch nicht weiter unentdeckt studieren, denn Bell war nicht die einzige, die ihn vernommen hatte. Mit einem Mal sprang Etwas an ihr vorbei in den Saal und grollte so erzürnt, dass es Dimon kalt den Rücken hinunter lief.
    Die Schattenkatze stand breitbeinig innen, ein Stück neben Bell. Ihr Nackenhaar stand in alle Richtungen ab, die Lefzen drohend hochgezogen, die Zähne entblößt.
    „Lou“, entfuhr es ihrem Menschen ungewollt, da sie berechtigter Sorge hatte, das filigrane Raubtier würde dem Jungen gleich an die Kehle springen.
    „Dimon.“ Der junge Mann stieß pfeifen Luft durch die Zähne, während ihr der Klang seiner Stimme, wenn sie ihren nahmen formte, wie Eiswasser auf der Haut prickelte, so dass sich die feinen Härchen auf ihren Armen aufrichteten. Seine Stimme war statt dem Krächzen aus vergangenen Zeiten nun so tief, dass er, auch wenn er nur ganz leise Sprach, problemlos einen ganzen Raum damit füllte.
    Als sie hinter Bell hervortrat und den Blick vom Boden löste, entgegnete er ihren Blick so kalt und eisig, dass die Härte draußen ihr wie ein laues Lüftchen vorkam, während sie hier etwas entgegengesetzt bekam, dass sie wie ein Messer erstach.
    Sie war schon kurz davor einzuknicken, da schob sie vom Zorn Felilous, dem die Katze lauthals Luft machte, angespornt das Kinn vor und hielt stand.
    Bell wurde unruhig, da stille Wasser bekanntermaßen tief sind und erhob die Stimme.
    „Schön, dass wir dich endlich gefunden haben.“ Sie sagte das mit einem Lächeln, dass beide Kontrahenten, das Blickduell unentschieden beenden lies. Stattdessen wandte sich die zierliche Brünette zu Felilou, hockte sich neben sie und murmelte beruhigend auf sie ein. Allmählich setzte sich die anmutige Bestie in das Parkett verkrallt und schloss das Maul, knurrte jedoch ununterbrochen Drohend.
    Eine Unsicherheit ihrer Freundin zu viel und sie würde Cheren Dimons dekoratives Strumpfmuster in sein Gesicht zaubern, dazu ihm bei Gelegenheit die Augen auskratzen und damit Wollknäuel spielen. Amüsiert durch diese Vorstellung brach das Grollen in ihrer Kehle mit einem Knacken ab.
    „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte Cheren geschäftig damit seinen Geigenkasten herbeizuschaffen und sein Instrument darin sicher zu verstauen.
    „Gut, dass du fragst, das hält nicht lange auf. Wie du siehst sind Dimon und ich“, sie wies mit dem Finger zu der neben sich hockenden Freundin, „wieder beisammen, weil sie rausgeschmissen wird.“ Dimon schlug sich innerlich vor die Stirn. Manchmal nahm es Bell mit der Ehrlichkeit einfach zu genau. War Dimon sich etwas unsicher darüber was unangenehmer war: Unangebrachte Ehrlichkeit oder Cherens Pragmatismus.
    „Und nun ja du könntest ja mal deinen Schatten fragen, was uns die Ehre gibt die zu sein die wir eben sind und das zu tun was wir eben tun werden.“
    In Dimons Ohren klang sie fast schon philosophisch, interessiert spähte sie zu den beiden anderen hinüber, um zu verfolgen was vor sich ging.
    Wie auf Kommando löste sich das Knäuel auf, welches die Mädchen zuvor noch für eine zerknautschte Jacke gehalten hatten. Federleicht landete das schattenhafte Pokemon vom Turm gestapelter Stühle am Rand der Aula, auf denen es sich zusammengerollt hatte, auf dem Boden.
    Niemand vermochte so recht zu sagen, ob seine Art sich zu bewegen eher ein schreiten, gleiten oder schlängeln war, vermutlich eine Mischung aus allem. Die in verschiedenen Grüntönen gehaltene schuppige Haut des Pokemons schimmerte subtil im Scheinwerferlicht, als es in den ausgeleuchteten Teil der Aula wandelte an die Seite seines menschlichen Partners.
    Lou kauerte sich auf alle Viere nieder wie es ihre natürlichen Instinkte vorschrieben, die schrien: „Beute!“ Aber die Monsterdame wusste sich zu benehmen. Ob dem sie erst vor kurzem gejagt hatte, hätte sie nichts gegen Nachschlag gehabt. Es lag einfach in ihren Genen kein rechtes Sättigungsgefühl zu entwickeln, schließlich konnte es ja immer das letzte Mal für lange Zeit sein, dass sie erfolgreich etwas riss.
    Trotzdem hockte sie ähnlich einem Huhn auf der Stange, ließ ihr Gegenüber nicht aus den Augen und verhielt sich still, nur der zuckende Schweif verriet ihre unterdrückte Wollust.
    Cherens Pokemon zeigte sich unbeeindruckt wie eh und je, Lous Existenz war ihm schlichtweg gleichgültig. Als Serpifeu, gehörte es der einzigen Gattung Pflanzenpokemon an, die klein, robust und nicht zuletzt intelligent genug war dem Winter in Einall zu trotzen, ohne ins Gebirge zu flüchten Allerdings war es auf Beute spezialisiert die kleiner war als es selbst und das traf auf Lou nicht zu, dennoch war es furchtlos genug, um mit der Katze auszukommen.
    Der Junge senkte den Blick zu dem Pokemon, neben seinen Beinen, welches wie ein Denkmal harrte, bereit den Befehlen seines Trainers zu folgen. Dann musterte er mit unbestimmtem Blick die beiden Mädchen.
    „Ja“, sagte er schließlich mit einem Schulterzucken, als würde er eine Frage beantworten. „Wird wohl mal Zeit aus diesem Kaff raus zu kommen.“


  • Du Arme hast da noch keinen Kommentar. =(


    Also zuerst einmal zum Titel. Bei Winterschlaf hab ich mir schon ein bisschen von der Handlung ausmalen können. Ich hab mir schon gedacht, dass es um einen lang andauernden oder ewigen Winter geht. Richtig geraten =) Ich glaube zudem noch, dass du das Aufwachen aus dem Winterschlaf beschreiben wirst, also bildlich indem deine Protas losziehen.


    Dein Startpost ist dazu passend düster. Das kleine Bildchen von den kahlen Bäumen passt perfekt zum Titel. Nur würde ich im Startpost die News... naja nicht gleich als zweiten Punkt stellen, glaube ich. Wen es wirklich interessiert, wann du deine Kapitel hochgeladen hast, kann immer noch im Post selbst nachschauen. Das Copyright und die Warnung sind auch nur zur Vervollständigung da, wie bei jedem eben. =X
    Die Charaktere sind gut vorgestellt, mir persönlich schon ein wenig zu viel. Das sind alles Dinge, die ich eigentlich nicht im Streckbrief erfahren möchte, sondern in der Geschichte und ansonsten ... es ist so eine Eigenart von mir - eine eigenartige Eigenart, aber deswegen heißt das Wort wahrscheinlich auch Eigenart XD -, ich war schon fast enttäuscht als bei den Protagonisten nur zwei Mädchen aufgelistet waren. ^^"


    So, ich hoffe du bist nicht böse, wenn ich nicht auf jedes Kapitel eingehe. Am Anfang hat es sich für mich persönlich ein wenig gezogen und ich bin froh, dass es jetzt in Richtung Reise geht.
    Das Felilou ist genial, das könnte glatt meine Simba (x3) sein. Dimon find ich auch okay. Sei bitte nicht enttäuscht, dass ich sie nur okay finde. =( Aber manchmal kommt sie mir etwas naja passiv vor und... naja, ich finde es eigenartig, dass sie keine anderen Schulfreunde hat als Bell und Cheren und dabei denkt, dass es nicht leicht war Gleichgesinnte zu finden. Gleichgesinnte ... für was? Das drückt die Stimmung, nicht dass du dauernd eine gute Stimmung machen müsstest, aber das drückt die Sicht auf Dimon ein wenig. Und die Sache wegen Cheren ... sie verkompliziert das Ganze. Klar ist es kompliziert, aber man muss ja nicht extra Portion draufhauen, liebe Dimon. =X
    Bell ist so, wie man sich Bell eigentlich vorstellt, hat aber trotzdem einen persönlichen Touch von dir bekommen.
    Ach übrigens, ich hab mich ein wenig über die Nachnamen mancher Personen gewundert. Für mich haben sie da irgendwie nicht so recht hineingepasst, genauso wie die für mich persönlich recht abenteuerlichen Synonyme, die du verwendest. Eben diese Synonyme sind schon so eingebügert in die "Fanfiction-Community" (sag ich mal dazu), dass sie anscheinend nur mehr mir komisch erscheinen.
    Komisch... naja, eher erzwungen. Wenn ich aufwache und meine Katze sitzt am Bett, denke ich auch nicht "Mein felidaes Wesen sitzt bei mir" oder wenn ich mit einem Hund rausgehe: "Ich bin in monströser Begleitung". XD Und da die Menschen, nehme ich mal an, keine anderen Wesen als Pokemon kennen, werden sie auch nicht so von ihnen sprechen. Genauso denke ich nicht: "Meine brünette Freundin" oder ähnliches. Das wirst du wahrscheinlich auch nicht, allerhöchstens, wenn du jemanden beschreiben möchtest. Daher fänd ich es persönlich besser, wenn du solche Synonyme verwendest, die immer noch natürlich klingen. Ansonsten: Glaub mir, weniger Synonyme sind mehr. ^^" Es kann ruhig öfter der Name dastehen und Personalpronomen oder die "einfachen" Synonyme wie "ihre Freunde, die Katze, das Pokemon" solltest du auch öfter verwenden, als irgendwelche Haarfarben. =)
    Und sonst eine Anmerkung: Die Leute streiten und sich schlecht gelaunt, weil es dauernd Winter ist? Das klingt ja fast so, als bräuchte nur der Sommer zu kommen und alles ist Friede-Freude-Eierkuchen. XD

  • Und für die liebe Bastet, die sich aufopferungsvoll meine FF durchgelesen hat, an dieser Stelle natürlich eine -mehr oder weniger- schnell erfolgte (aber anspruchsvolle...oder so) hochoffizielle Antwort auf ihren Kommentar. Man, wenn ich den Satz jetzt nicht mal verdeichselt habe...^^"


    Zitat

    Ich glaube zudem noch, dass du das Aufwachen aus dem Winterschlaf beschreiben wirst, also bildlich indem deine Protas losziehen.


    Das könnte natürlich sein... mal schauen was ich alles noch so beschreiben werde. Aber ich denke den Winterschlaf bzw das Aufwachen kann und wird man in der FF auf vielerlei Dinge beziehen können, aber mal schauen, ich will ja schließlich nicht übermäßig viel spoilern, das wäre ja tödlich für die Spannung. So was will ja auch keiner.
    Ja, man muss aber auch dazu sagen, dass der Sinn des Titels tatsächlich ziemlich leicht zu erschließen ist, aber...soll ich es so ausdrücken? Mir ist bisher noch kein Titel eingefallen, welcher sich mehr eignet, und dieser macht immerhin Sinn...und ich mag das Wort. Ich habe es schon so oft gesagt, dass es für mich gar keinen Sinn mehr ergibt; Winterschlaf, Winterschlaf, Winterschlaf, Winterschlaf, Winterschlaf,...


    Nein ich bin sicher nicht böse, dass du nicht auf jedes Kapitel eingehst, da brauchst du dich nicht zu fürchten. Und gut, dass du es anmerkst, dass der Anfang sich etwas zieht, ich war nur so im Flow des Schreibens, dass ich mich am Ende selbst gewundert habe, dass aus dem zweiten Kapitel zwei Kapitel geworden sind. (haaaaah, Wortspiel! Psst, Finn, sei seriös!)
    Ich hätte es auch einfach in zwei Parts aufteilen, doch was red ich, das hätte ja jetzt auch nichts an dem Kapitel an sich geändert, also weiter im Text.


    Zitat

    Die Charaktere sind gut vorgestellt, mir persönlich schon ein wenig zu viel. Das sind alles Dinge, die ich eigentlich nicht im Streckbrief erfahren möchte, sondern in der Geschichte und ansonsten ...


    Die soll man ja auch nicht vorher lesen, sondern wenn man gedanklich wieder in die Geschichte reinkommen will, das hab ich doch extra geschrieben xD
    Vielleicht sollte ich es mal mit umgekehrter Psychologie probieren „Lest die Steckbriefe!“, dann tuts wahrscheinlich keiner, weil sie alle denken „Nöö, ich lass mir hier doch nicht sagen was ich zu tun habe, blll“
    Tut mir leid im Übrigen Leid, dass die Steckbriefe noch nicht vollständig sind, aber ich habe einfach noch kein passendes Bild für Cheren gefunden (ja, ich hab Probleme), wollte eigentlich gar keine machen, aber da mehrfach ihr Fehlen angemerkt wurde, dachte ich: „Gut seis drum“
    Vielleicht ärgere ich aber auch die Leser und streiche diese vermaledeiten Steckbriefe wieder- kann die ohnehin nicht leiden.


    Zitat

    Das Felilou ist genial


    Danke, ich hoffe es gelingt mir auch weiterhin, sie gut rüberzubringen.


    Zitat

    Dimon find ich auch okay.


    Ja mit Dimon ist das so eine Sache, sie ist eigentlich viel zu passiv, schüchtern etc für eine Protagonistenrolle, aber ich wollte sie unbedingt so wie sie ist. Dimon ist einfach meine kleine Baustelle. Sie hat ihre festen Verhaltensmuster und da werde ich ansetzen. Ob das erfolgreich sein wird ist natürlich fraglich.
    Wie schon gesagt, dass du sie zu passiv findest freut mich irgendwie, weil ich sie genauso rüberbringen will. Sie lässt sie da allein schon von Felilou unterbuttern wo ein resoluterer Typ ihr einfach einen Klaps auf die Nase geben würde. Ich könnte irgendwie noch mehr über sie erzählen, aber du liest sie ja selbst mit und ich will nicht vorgreifen^^


    Zitat

    naja, ich finde es eigenartig, dass sie keine anderen Schulfreunde hat als Bell und Cheren und dabei denkt, dass es nicht leicht war Gleichgesinnte zu finden. Gleichgesinnte ... für was?


    Ich glaube das habe ich eigentlich schon geschrieben o.o
    Cheren, Bell und Dimon sind die einzigen in ihrem Heimatort, die Pokemonpartner haben, was verachtet wird. Cheren ist intelligent und durchsetzungsfähig, war daher trotzdem angesehen, Bell ist hübsch und charmant, was ihr Sympathie verschafft, nur Dimon ist mit diesem Umstand umgegangen, indem sie einfach „zugemacht“ hat. Deshalb sind sie ihre einzigen Freunde und die drei ein mehr oder weniger zusammengeschweißtes Team.


    Trotz meiner „gebeutelten“ Charaktere hoffe ich, auch noch gute Laune in die Geschichte reinbringen zu können, mal schauen, mir schwebt da schon was vor, aber erstmal kommen die nächsten Kapis wo es handlungsmäßig endlich vorangeht. :D


    Zitat

    Klar ist es kompliziert, aber man muss ja nicht extra Portion draufhauen, liebe Dimon. =X


    Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht?^^ Vielleicht ist Dimon eine kleine Mimose und Drama Queen, vielleicht hat sie tatsächlich ihre Gründe- man weiß es nicht.


    Zitat

    genauso wie die für mich persönlich recht abenteuerlichen Synonyme, die du verwendest


    Jaa, du hast recht, das ist ein recht arger Zwang von mir, weil ich solche Panik habe, dass sich die Leser langweilen, hatte letztens ein Buch gelesen wo ohne Witz gefühlt jeder dritte Satz mit dem Namen der Protagonistin begann und ich mir dachte „Verdammt, die Reihenfolge SVO ist im deutschen NICHT zwingend!!“
    Ich werde schauen was ich tun kann…


    Zitat

    Und sonst eine Anmerkung: Die Leute streiten und sich schlecht gelaunt, weil es dauernd Winter ist? Das klingt ja fast so, als bräuchte nur der Sommer zu kommen und alles ist Friede-Freude-Eierkuchen. XD


    Im Prinzip. Aber es ist doch immer so: Früher war alles besser! Andererseits, wenn es einfach Sommer wird, wären da immer noch die Uneinigkeiten zwischen Pokemon und Menschen in Isshu, also ist das ganze doch nicht ganz so einfach.


    Ich hoffe ich konnte dich mit diesem Kommentar für deine Anstrengungen ehren. Oder so, mir fällt gerade nicht das richtige Wort dafür ein, ich weiß es jedenfalls zu schätzen, dass du das gemacht hast. Vielen, vielen Dank.


    LG Finnea


    P.S.: falls dies hier noch irgendein interessierter Leser lesen sollte, das nächste Kapitel ist für eine Woche nach bastets Kommentar angesetzt aka ironischer Weise Vaneltinstag. Ob das romantisch wird? Ist wohl definitionssache. Haha.

  • Happy Valentinstag und so.
    Und euch- meinen herzallerliebsten Lesern- schenke ich zum Valentinstag: *trommelwirbel* Ein zweiteiliges Kapitel! Tadaa! Konfetti-Attacke! Partymusik! Celebebrate good times c'mon!
    Wir starten also jetzt mit dem ersten Part des neuen Kapitels- der zweite Teil folgt dann, wenn ich es für richtig halte- vermutlich wird das genau in einem Monat sein^^
    Jetzt habt Spaß mit mir! Ob das wohl ein romantisches Kapitel wird? Schreibt's mir in die Kommentare! ^^


    ♥♥♥



    Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende?- Part 1


    „Was ich nicht verstehe“, meinte Miss Blackbird und reichte ihrem graumelierten Gatten die Pfeffersauce für das Steak über den, mit weißer Decke und entzündeten, silbrigen Standkerzen geschmückten, Tisch. „Warum hat das denn jetzt so lange gedauert, dass ihr mal auf die Idee kommt los zu ziehen?“
    Damit sprach sie eine von Schüchternheit zurückgehaltene Frage Dimons an ihre Freunde aus.
    Vor allem Frage ich mich, wie ich hier samt Bell und Cheren am Esstisch gelandet bin! Ich wäre jetzt lieber im diesem verdammten Wald. Allein mit Bell!


    „Was habt ihr jetzt eigentlich vor, wenn ich fragen darf?“
    Cheren lief in verhaltenen Schritt hinter den einträchtigen Mädchen her. Bell hatte sich bei Dimon untergehakt und erzählt wie Tiaro es geschafft hatte sich beinahe im Ofen selbst zu grillen und ihre Mutter mit einem Schockzustand ins Krankenhaus musste, den sie erlangte, als ihr das Pokemon aus der Auflaufform entgegen sprang. Das tat sie hauptsächlich, um Dimon aufzuheitern, was auch exakt so lange klappte, wie Cheren den Mund hielt.
    Bell drehte sich um, während ihre Freundin zu ihren laufenden Füßen starrte und die Lippen schürzte. In ihren Ohren rauschte es.
    „Wir dachten wir gehen jetzt zur Professorin, die hat bestimmt Tipps für unsere Reise“, eiferte Bell und stieß Dimon ein wenig mit dem Ellenbogen, um sie zu einer Zustimmungsbekundung zu bringen, doch sie reagierte gar nicht.
    Der Junge blieb stehen und schüttelte langsam den Kopf: „ Da werden wir heute kein Glück mehr haben, die macht im Dunkeln keinem mehr die Tür auf.“
    „Ach, stimmt, das habe ich ganz vergessen“, erklärte Bell und stieß hörbar enttäuscht den Atem aus, der eine kleine Nebelschwade bildete und dann in den Himmel entglitt.
    Professor Esche war nach den ersten 20 Jahren des Winters von Sinnoh übergesiedelt, das war kurz bevor der Nebel vor der Küste so dicht wurde, dass man Einall weder betreten noch verlassen konnte, außer man erwischte oder hatte ein Abra oder anderes Psychopokemon, welches den Teleport beherrschte, wie es bei der Flamme von Dimons Vater gewesen war. Und es konnten auch keine Personen hindurch teleportiert werden, nur das befähigte Pokemon selbst.
    Da ihr Fachgebiet Pokemonkunde war, machte sie sich nicht gerade unter den Bewohnern des Dorfes beliebt. Es gab Überfälle. Doch kein Dorf war so nahe am Gebirgsrücken gebaut worden und noch bewohnt, wie das, in dem Dimon und ihre Freunde lebten, deshalb hatte sie sich hier häuslich eingerichtet. Diese Stelle eignete sich am besten, um die Anpassung der umsiedelnden Pokemonarten zu untersuchen.
    „Monchen, dann müssen wir doch wohl noch einmal nach Hause, oder willst du bei mir schlafen?“, wandte Bell sich nun wieder ihrer Freundin zu.
    „Ihr braucht fast eine dreiviertel Stunde von hier aus“, stellte Cheren ruhig fest. Er stand immer noch und auch die Mädchen hatten angehalten und drehten sich zu ihm um. Den Geigenkasten hatte er vorerst auf den Boden gestellt, hielt ihn mit einer Hand fest und ließ ihn nachdenklich um die eigene Achse pendeln.
    „Ach was soll’s“, meinte er schließlich nach dem er stumm vor sich hin gesehen hatte. „Meine Mutter macht mir die Hölle heiß, wenn sie mitkriegt dass ich euch im Dunkeln soweit laufen lasse. Kommt einfach mit zu mir.“ Das war kein Vorschlag, sondern eine Aufforderung.
    „Ach wir schaffen das schon alleine.“ Dimons Ablehnung wollte freundlich klingen, fiel allerdings im Ton sehr knapp aus. Ihr gefiel nicht worauf das hinauslief.
    „Das ist ja eine supi Idee!“; begeisterte sich Bell, im Kopf vermutlich schon bei den exquisiten Delikatessen , die Misses Blackbird täglich zubereitete, und schlug Dimon so energisch anspornend auf den Rücken, dass der Brünetten einen Husten bekam.


    Cheren streifte sie mit einem eisblauen Blick, so als hätte er ihre Gedanken gelesen und Dimon hörte, als sie das sah, unwillkürlich für einen Augenblick auf zu kauen.
    Guck’ nicht so du…du…ach, was auch immer…
    Mit einem schweren Schlucken, des ungenügend gekauten Bissen Steaks, beförderte sie eben dieses in die nächste Etappe und musste sich gleich darauf zurückhalten, sich nicht haltlos auf die Brust zu klopfen, weil sie dachte, es würde stecken bleiben. Sie schob mit geneigtem Kopf heimlich Schmollend die Lippen vor und lebte ihren unzugestandenen Frust an dem Fleisch auf ihrem Teller aus, bis das Messer auf dem hellen Porzellan quietschte, was aber glücklicher weise niemand zu Kenntnis zu nehmen schien.
    „Na ja, ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut, mit meinem Vater darüber zu reden“, murmelte Bell etwas kleinlaut zwischen einer Gabel voller Erbsen und kleiner Möhren hindurch. Auch wenn sie eine sehr einnehmende Persönlichkeit sein konnte, hatte die zarte Blondine eine Heidenangst vor den cholerischen Zügen ihres Vaters, was das Thema Pokemon betraf. Was sie des Weiteren verschwieg war, dass sie ihm immer noch kein Sterbenswörtchen gebeichtet hatte und er vermutlich schon an der Decke tanzte, weil sie unangekündigt zu so später Stunde nicht zu Hause war.
    „Ich hab auch erst mal eine Ausbildung im Laden von Daddy angefangen. Ist zwar nicht mein Traumberuf, aber ich habe genug Zeit meine Mappe für die Akademie der Künste zu erstellen“, berichtete Bell mit leisem Lächeln. Sie zeichnete und malte mit Hingabe, außerdem spielte sie Querflöte in einer Geschwindigkeit, die den Flug der Schneeflocken zu erlahmen schienen ließ und konnte am Klavier vom Blatt spielen. Zuletzt verfügte sie auch noch über eine ausgebildete Gesangsstimme sowohl als Alt, als auch als Mezzosopran.
    Dimon hatte sich auch ein wenig Talent ihrer Freunde gewünscht. Dabei hatte sie selbst nicht mal den Mut aufgebracht zum Gesangsunterricht zu gehen, obwohl sie beim Chorsingen höhere Töne erreichte, als Bell. Aber das allein reichte natürlich nicht, um anständig singen zu können, wenn sie keine Ausbildung darin bekam, wie sie ihre Stimme benutzen musste.
    „Oh, das ist sehr schön“, pflichtete Miss Blackbird ihr bei. „Für welches Fach willst du dich denn Bewerben?“
    „Kunst und Musik.“
    „Ach Mensch, dann ist es ja schade, dass ihr losziehen wollt, Cheren studiert bereits- das hättet ihr zusammen machen können“, erzählte die Miss aus dem Nähkästchen.
    „Ach das ist sowieso total langweilig.“ Cheren war offenbar gerade nicht daran interessiert von seinem Gemüseschnitzel auf zu schauen. Er war der einzige Vegetarier am Tisch.
    Angeber.
    Belle warf einen Blick zu Dimon die grinsend die Augen verdrehte und mit ihrer Gabelfreien Hand ein Plappermaul mimte. Innerlich atmete sie auf, da sie nicht ausgefragt wurde. Was hätte sie denn auch erzählen sollen? Ich verstecke mich vor meinen Freunden? Meinen Bekannten? Der Welt?
    „Keine Ahnung, irgendwie hat es Dimons Anruf gebraucht, um den Entschluss zu fassen los zu ziehen. Wir drei- das war einfach immer so. Nicht, Cheren?“
    Gefragter zuckte wortlos mit den Schultern.
    Das Gespräch zwischen Steak und Gemüseschnitzel, griechischem Salat und Schoko-Sahne-Pudding, verlief heiter aber uninteressant und belief hauptsächlich zwischen zwei Personen- Bell und der Mutter des Hauses. Irgendwann wurde Dimon unruhig- sie wollte nach Hause, sicherlich konnten Cherens Eltern Bell und sie mit dem Auto nach Hause eskortieren.
    Als sie endlich beschlossen abzuräumen, war Mister Blackbird schon halb im Stuhl eingenickt. Cheren hatte eigentlich still sein Abendessen verzehrt, wischte sich nun den Mund mit einer weißen Stoffservierte ab, die vorher von einer silbernen Klammer in Form gehalten worden war, schob seinen Stuhl aus dunklem Kirschholz geräuschvoll nach hinten und trug sein Geschirr in das Spülbecken der offenen Küchenzeile. Dimon war ähnlich schweigsam gewesen, beobachtete die Gesprächspartnerinnen jedoch mit aufmerksamem Blick und Gehör.
    „Bell“, drängelte Dimon leise wispernd, während die beiden die Tischdecke zusammenfalteten. „Lass uns so langsam gehen…“
    Bell nickte ihr zu, als sie die doppelt gegriffenen Ecken an die Ecken der Mittelfalte führte, die ihre Freundin fasste. „Hast recht, es ist sicherlich schon spät genug.“
    Dimon ließ erleichtert die angespannten Schultern sinken. Zeit in diesem Haus zu verbringen lief bei ihr noch weit unter den anregenden Unterhaltungen mit Frau Demi von gegenüber. Indes diese also mit zwei weiteren Griffen die Decke auf die Größe eines DinA4 Blattes faltete, ging Bell zu Cherens Mutter und half ihr beim Abwasch indem sie das Geschirr abtrocknete. Dimon trug dieses dann zur Vitrine neben dem Esstisch.
    „Miss Blackbird?“ Die Angesprochene unter brach ihre Maßnahmen an dem Geschirr in der Spüle ab, wandte ihr Gesicht zu Bell, und wischte sich mit rosa Gummihandschuhen, die sie sich übergestreift hatte, die Stirn, wobei sie eine Spur Schaum im Gesicht hinterließ und hob fragend die Brauen.
    „Dimon und ich wollten so langsam nach Hause. Könnten Sie uns fahren? Sie können uns auch beide bei mir absetzen, dann Übernachten wir zusammen bei mir.“
    „Tut mir leid, aber unser Wagen ist in der Werkstatt“, entschuldigte sich Miss Blackbird. So gleich brachte sie einen Gegenvorschlag hervor:„Aber bleibt doch einfach hier wo das Labor doch nur einen Katzensprung von hier entfernt ist. Es wäre doch völlig unsinnig heute Abend den ganzen Weg nach Hause zu machen, wenn ihr morgen hier sowieso wieder vorbeikommt.“
    Als sie das hörte, ließ Dimon vor Schreck den Rest gestapelter Teller fallen, die sie gerade Cheren in die Hand drücken wollte, weil sie ganz nach oben in ein Fach kamen, dass sie selbst nicht mal auf Zehenspitzen erreichen konnte. Ihr Gegenüber hatte genervt wartend, ob Dimons bedächtiger Langsamkeit mit Porzellan, das Gesicht zu seiner Mutter und Bell gewandt und beschaute beide. Nun landeten mit einem krachenden und klirrenden Gepolter zwei Teller des feinen Porzellans geradewegs auf seinen Füßen.
    „Pass doch auf, du Tollpatsch“ fuhr er die ohnehin verschreckte Brünette böse an. Die Worte fuhren ihr hallend die Wirbelsäule herunter. „Du bist auch zu blöd für die einfachsten Sachen“
    Dimon wich mit dem Blick zu ihren Füßen zurück und presste gepeinigt die Lippen aufeinander. „Tschuldigung“, murmelte sie und hockte sich auf dem Boden, um die Scherben aufzuheben, die allerdings so scharfkantig aufgesprungen waren, dass sie sich prompt in die Fingerkuppen schnitt.
    „Cheren!“, rief seine Mutter entsetzt. „Nun ist aber gut! Es sind doch nur zwei Teller.“ Doch er reagierte gar nicht und starrte mit Hass erfülltem Blick, auf Dimon herunter, die sich gar nicht traute aufzuschauen. Stattdessen starrte sie stumm auf ihre roten Fingerkuppen.
    „Ist ja gut Dimon!“ Bell war inzwischen schnell zu ihrer Freundin rübergelaufen und wischte ihr die Tränen ab, die ihr vor lauter Schreck über die Wangen liefen. Dann sammelte sie mithilfe des noch feuchten Geschirrtuchs die restlichen Scherben auf.
    „Cheren, gehst du bitte nach oben auf dein Zimmer!“, befahl seine Mutter resolut, indes sie in den Schränken nach Pflaster kramte.
    Als dieser schließlich stampfend abgedampft war kümmerten sich die Miss und Bell um die Scherben und Dimon. Der Mann des Hauses war inzwischen ganz in den Schlaf entglitten und schnarchte herzhaft.
    „Seit wann ist er denn so…“, Bell suchte nach passenden Worten ohne beleidigend zu werden, „…empfindlich?“ Das Wort hörte sich unpassend in ihren eigenen Ohren an. Dimon war Empfindsam, doch Cheren war außer sich.
    „Keine Ahnung, du kennst ihn doch von früher. Er ist keiner der ausfallend wird, so kenne ich ihn gar nicht“, murmelte Miss Blackbird und sah grübelnd zu Dimon. Diese starrte immer noch auf die Pflaster, die nun ihre Finger krönten, als seien sie wunderlich.
    Ich hätte ihnen das sagen können! ICH hätte das gekonnt! Ich hätte es auch Bell sagen können. Aber ich habe es nicht getan, weil ich verdammt noch mal kein schlechter Mensch sein will. Und es ist ja auch nicht so als hätte mir jemand zugehört!
    Cheren kommt mit, super!
    Cheren lädt uns zum Essen ein, super!
    Nein! Nein, nein, nein, nein.
    Es ist verdammt noch mal gar nicht super, siehst du das nicht Bell? Überhaupt nicht!
    Aber nein…es wird mein Verschulden sein. Ich werde schuld sein. So ist es bestimmt…er ist niemand der wütend wird. Auch wenn er wütend war, als ich ihn das letzte Mal vor heute sah…
    Meine Schuld…

    Kurze Zeit später saß Dimon in einem für sie viel zu großen, weiten T-Shirt von Cheren auf einer Gästematratze in seinem Zimmer und spielte nervig mit ihren Zehen. Das Zimmer lag wie ihres unter dem Dach, hatte aber keine Schrägen, so dass es dennoch sehr geräumig war. So ein Jungenzimmer, gerade wenn es einem reservierten Menschen wie Cheren gehörte, wirkte sehr steril. Da war der raue Teppich von einem unbestimmten blau zu ihren Füßen und, wo man hinsah, weiße Wände. Glitzernde Trophäen oder feierliche Urkunden, waren eher der Geschmack seiner Mutter und schmückten die Wände in den Fluren des Hauses. An der Wand zu der ihre Füße zeigten stand ein Kleiderschrank mit Schiebetüren aus getrübtem Glas, der fast die gesamte Breite dieser Seite des Zimmers einnahm. Daneben war gleich die Tür, die im Moment sperrangelweit offen stand, weil sich Bell im Bad bettfertig machte.
    Die hatte im Übrigen immer ihr Notfallpaket in ihrer kleinen Handtasche dabei bestehend aus einem Schlafshirt mit dazugehörigen Shorts, einer Zahnbürste, einem Waschlappen und Wimperntusche. So was war sehr nützlich, wenn mal spontan ein Schneesturm aufkam, der dann auch ein, zwei Tage anhielt und nicht allzu selten geschah.
    Auch Dimon wünschte sich jetzt so etwas, anstatt munter nur in ihrer Unterhose und einem fremden T-Shirt herumzusitzen, während Cheren, zu allem Überfluss nur in Boxershorts gekleidet, wenige Meter daneben bäuchlings auf seinem Bett lag und das durch die Tür einfallende Licht nutzte, um noch etwas zu lesen. Er hätte sich eigentlich auch die Lampe anmachen können, sie auf seinem Schreibtisch am Kopfende seines Bettes stand, aber dies tat er nicht.
    Bücher waren überhaupt das einzig bunte in diesem Zimmer, was nicht verborgen hinter den milchigem Glas des Kleiderschranks war. Sie standen auf Regalen, die an den Wänden hingen und hauchten dem Zimmer die Ahnung eines Geruchs von alten Buchseiten ein.
    Mit der Privatsphäre war es für Dimon an diesem Abend nicht allzu weit her, doch sie und Cheren hatten diesbezüglich ohnehin weniger Geheimnisse voreinander, als ihr lieb war. Trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen, ab und zu verstohlen zu ihm Rüberzublicken. Sie redete sich, vor sich selbst damit heraus, dass seine Erscheinung sich einfach in der letzten Zeit so rapide verändert hatte. In Wirklichkeit konnte sie jedoch nicht anders, weil er sehr attraktiv geworden war. Klar früher, als sie mit ihm zusammen war, war er nicht hässlich gewesen, aber eben anders als er nun vor ihrer Nase lag.
    Sie kratzte nervös mit ihren Nägeln über das frische Bettlaken auf ihrer Matratze und versteckte schließlich ihren Unterkörper unter ihrer Decke. Sie schauderte, als sie sich ebenfalls auf den Bauch legte und sich mit den Ellenbogen hoch stützte, denn die Matratze war noch kein bisschen warm gelegen. Erneut fing sie an mit ihren Fingern auf dem Kissen herumzuspielen. Sie fühlte sich mehr als unwohl, noch dazu hatte sich Lou geweigert das Haus zu betreten und hatte zum Abschied bloß Cheren mit derartiger boshaft und auf gestellten Nackenhaaren angefaucht, dass Dimon unwillkürlich Angst vor ihrem eigenen Pokemon bekam.
    Nun sah sie hoffnungsvoll zum Fenster, welches zu ihrer einen Seite lag. Mondlicht flutete zerstreut durch die Wolkenwand, fast schon gespenstisch. Sie wollte, dass Felilou dort draußen saß und ihr so indirekt Sicherheit gab.
    Nein.
    Was sie wollte, war dass das herrische Pokemon sie aus dem Bett drängte, sich breit ausstreckte. Das Pokemon war schon die ganze letzte Nacht draußen gewesen und mit ihr am Tag durch die Gegend gestreift. Dimon machte sich sorgen, dass das Pokemon irgendwann unvermittelt durch Schlafmangel zusammenklappte.
    Sie schaute zur anderen Seite, um sich abzulenken. Dort lag Kante an Kante Bells Nachtlager, diese kündigte sich schon durch leise Schritte im Flur an.
    Rasch warf sie noch einen Blick auf Cheren, der gerade einen seiner sehnigen Arme hob, um sich am Kopf zu kratzen. Er war zwar sehr schlank, aber nur seine Arme waren trainiert, denn muskulöse Arme waren brauchbar bei langen Geigenkonzerten. Bei zurückgehaltenen Nacken reichten seine Harrspitzen zwischen seine Schulterblätter.
    Als die Blondine in den Raum trat wurde alsbald die Nachtruhe eingeläutet. Cheren klappte sein Buch zusammen und zog sich die Decke über die entblößte Brust. Dimon murmelte sich bis zum Kinn in die Bettbezüge, kauerte sich zusammen, so dass ihre Haltung ein wenig einem Embryo glich und schloss, dass Gesicht Richtung Fenster, die Augen. Bell brauchte noch eine Weile, um die Richtige Liegeposition zu finden, wurde aber auch bald ruhiger. Dann senkte sich- scheinbar- schläfrige Stille über das Zimmer.
    Auch wenn sie müde war, war Dimon ein Mensch, der sehr lange zum Einschlafen brauchte, aus Rücksicht auf andere hatte sie es sich aber angewöhnt sich geräuschlos zu verhalten, auch wenn sie noch so zermarternd langsam dem Schlaf entgegen glitt.
    Nach einer Weile, sie hatte knapp den Punkt eines Halbschlafs erreicht und ihre Züge gingen tief und regelmäßig, da wurde wieder eine Stimme erhoben.
    „Bell?“ Wieder stille.
    „Bell!“, machte Cheren einen neuen Versuch. „Ich weiß, dass du wach bist, ich hör deinen unregelmäßigen Atem.“
    „Pssht!“, mahnte Bell die leise Stimme Cherens im fast tonlosen Flüsterton. „Dimon schläft!“
    Nein, Dimon schläft gar nicht. Danke auch.
    Dimon hätte sich gern verärgert herumgeworfen, beließ es aber dann doch dabei und beschloss die Stimmen zu ignorieren, auszublenden. Was allerdings ein aussichtsloses Unterfangen war, trotzdem klammerte sie sich an den Traum einen baldigen Schlaf zu erreichen und der kam bekanntlich eher, wenn man sich ihm ergab.
    „Ja ich weiß doch, deswegen rede ich doch auch leise!“ Man hörte das angedeutete Augenverdrehen in seiner Stimme heraus.
    Danke. Gar nicht reden wär’ noch besser…hmm… ein Voltilamm, zwei Voltilämmer…
    „Ist schon okay. Was ist denn?“, fragte Bell aufmerksam.
    „Ich wollt dich was fragen…“
    „Schieß los“, räumte sie ihm freimütig ein indem sie ihn unterbrach.
    „Ich wollte dir sozusagen dieselbe Frage stellen wie damals.“ Keine Antwort. „Du weißt doch noch worüber wir geredet haben?“
    Langes Schweigen. Dimon hatte in der Zeit weitere sieben Schäfchen gezählt- mit der Hintergrundmusik von nahezu lautlosen Atemzügen, stellte ein kleiner Teil ihres Gehirn fest, das sich der Rest zum träumen bereit machte und dieser kleine Teil jubilierte.
    „Ja.“ War die einzige Antwort, die Cheren vorerst erhielt.
    „Ja“, wiederholte er. Wieder schwiegen die beiden, so als Stünde eine unausgesprochene Frage im Raum. Dimons kleine Voltilammherde entschwand langsam ihren geistigen Fingern, ob dem ihre Lider geschlossen waren, spürte sie wie diese immer schwerer wurden.
    „Immernoch?“, fragte er dann, wie aus dem nichts. Der kleine Teil in Dimons Kopf, der eben noch wach genug war um zu jubilieren, aber inzwischen mit ernstem Blick sein Schlafhäubchen über sein Haupt gezogen hatte, merkte auf und auch der Geist des Mädchens wurde wieder wacher, zu sehr zog ihn die Neugier an. Wie ein überspanntes Gummiband sprang die Schläfrigkeit von ihr zurück.
    „Immernoch?“, Bell klang ungläubig, als wäre es purer Irrsinn, das, was auch immer sie besprachen, in Frage zu stellen.
    „Tut mir leid“, schallte es gedämpft zurück. Cheren drehte sich im Bett.
    „Mir nicht.“
    Was Bell? Was ist los?
    „Bell“, sagte Cheren einfach, in einem Ton den Dimon nicht deuten konnte.
    Cheren?
    Mit einem Mal war es, als hätte sie eine Wand eingerannt, sie konnte nicht mehr denken. Sie wollte nicht mehr denken. Verzweifelt schob sie ihre Augenbrauen zusammen, ihr Hals wurde trocken, zog sich zusammen und sie musste sich zusammenreißen einen Schluchzer zu unterdrücken der drohte ihre Rippen zu erschüttern. Sie wollte diesen Gedanken nicht hören. Sie wollte diesen Gedanken nicht mal denken! Doch wie soll man sich gegen seine eigenen Gedanken wehren?
    Bell stieß hörbar die Luft aus: „Es ist okay.“
    Was ist okay? Was zum Hoothoot redet ihr?
    Dimons Augen waren wieder offen und sie versuchte zuerst sie nicht wieder zu schließen, weil sie Angst hatte an den Tag zurückzukehren, der der Anlass dafür war, dass sie den Kontakt zu den beiden einzigen Freunden, die sie hatte, abgebrochen hatte. Doch auch so spürte sie Fetzen von vergangenen Empfindungen in sich hoch flammen. Wut. Zorn. Hilflosigkeit. Schamlosigkeit.
    Schließlich gab sie es auf und fiel in einen traumlosen Schlummer.


    Irgendwann in der Nacht wachte Dimon auf, weil sie zur Toilette musste. So war das immer bei ihr, entweder sie musste mal oder sie hatte Durst, wobei das eine üblicherweise das andere nach sich zog und wie ein Teufelskreis die ganze Nacht gehen konnte. Das starke Mondlicht erleichterte ihr das vorankommen durch das befremdliche Zimmer bei Nacht und vor allem trat sie so nicht auf Bell, die neben ihr schlief. Als ihre Route zur Tür sie an Cheren vorbeiführte konnte sie nicht anders als stehen zu bleiben und ihn anzusehen. Wie auch Bell und sie schlief er mit dem Gesicht zum Fenster und dank des einfallenden Lichtes, konnte sie das bekannte Gesicht nur zu gut ausmachen.
    Auch wenn sie es meistens unterdrücken konnte, waren ihre Gefühle tatsächlich noch nicht gänzlich abhanden gekommen, mehr unterdrückt, als das. So stand sie eine ganze weile stumm da und schaute ihn einfach nur an, versuchte die Vertraulichkeiten von früher in seinen Zügen wiederzufinden. Irgendwie verspürte sie das Bedürfnis sein Gesicht zu Berühren, da wo die hohen Wangenknochen in die weichen, rasierten Wangen übergingen, doch ihr gesunder Menschenverstand verbot es ihr und sie kam sich mit der Zeit auch wie ein kranker Mensch vor, so reglos scheinbar ewig herum zu stehen und jemanden, zu den man keine Beziehung hegte im Schlaf anzustarren. Das gehörte sich einfach nicht. Ein Teil ihrer selbst schimpfte sie für dieses Verhalten. Schließlich erinnerte ihre Blase sie an den Grund ihrer nächtlichen Wanderung.


    Unvermittelt öffnete Dimon ihre Augen und richtete ihren Oberkörper kerzengerade auf. Irgendwas stimmte hier nicht.
    Mein Herz schlägt, als wäre es gerannt. Bumm, bumm. Bumm, bumm.
    Sie war außer Atem, ihre Muskeln waren in Erwartung angespannt. Schnell richtete sie den Blick auf das Fenster. Sie lauschte Mucksmäuschen still nach dem Lärm der sie hochgetrieben hatte. Aber da war nichts.
    Der Himmel draußen war von einem tiefen Dunkelblau, dass sich kaum von der nächtlichen Schwärze rund um die Mondstrahlen zuvor unterschied, trotzdem schon mit dem menschlichen Augen erkennbar. Da hörte sie Geräusche. Leises Stapfen.
    Stapf.
    Stapf.
    Stapf.
    Stapf.
    Weil ihr dieses Geräusch vertraut war, stand Dimon gelenk auf und ging zum Fenster. Auf dem zugeschneiten Außensims ging Lou hin und her, blieb stehen, setzte sich, ließ ihren Schweif unruhig hin und her zucken, stand wieder auf und lief wieder hin und her wie der Hund im Zwinger. Dabei starrte sie unablässig auf einen Punkt, den das Mädchen aus dem Zimmer aus noch nicht ausmachen konnte. Sie hatte das Sims aus alter Gewohnheit über einen der angrenzenden Bäume erklommen.
    Doch Lous Unruhe war nicht das, was sie geweckt hatte.
    „Dimon?“, fragte Bell schläfrig hinter ihr. Ihre Augen waren einen Spalt breit geöffnet, und sahen im Dunkeln aus wie das Nachtblau am Himmel. Ungeschickt versuchte sie sich den Schlaf aus den Augen zu reiben und kratzte dabei versehentlich mit einem Nagel über ihr Lid. „Puh, zum Glück war das nicht das Auge“, murmelte sie leicht schlaftrunken.
    „Was?“ Erst jetzt drehte sich die Angesprochene zu ihr um.
    „Dimon, was machst du für eine Unruhe?“, meldete sich nun Cheren. Er lag reglos, mit wachen, offenen Augen in ihre Richtung gewandt und Dimon fragte sich unwillkürlich, wie lange er sie schon beobachtete. Unangenehm berührt zerrte sie den unteren Saum des T-Shirts nach unten.
    „Ich…“, sie stockte, denn sie wusste ja selbst nicht recht, warum sie aufgestanden war. Suchend schaute sie aus dem Fenster und sah eine Gestalt aus dem Fenster eines der umliegenden Häuser steigen. Wer war das? Sie konnte ihn oder sie nicht ausmachen. Unheimlich wie schnell der Schatten sich durch die Öffnung der Hauswand streckte und auf dem pulverigen Schnee draußen aufkam.
    „Da ist wer“, sagte sie tonlos. Nun war auch der Junge hellhörig, sprang aus seinem Bett und eilte zum Fenster herüber, drängelte sich neben Dimon, so dass sie aneinander stießen.
    Schande, fühlt sich mein Gesicht heiß an.
    Bell richtete sich umständlich auf, so dass sie immerhin schon auf den Armen stützte und starrte verwirrt auf ihr Kissen, auf dem ein besabberter Fleck prangte.
    „Ich seh’ da nichts“, meinte Cheren schlicht, trotzdem konnte er den Vorfall nicht ohne weiteres abtun. „Aus welchem Haus denn?“
    „Dem da!“, antwortete Dimon und wies mit dem Finger auf das Gebäude, dann schaute sie ihn fragend an.
    Er schob angespannt das Kinn vor.
    „Das ist das Labor der Professorin!“
    „Schande“, entfuhr es Dimon eine Spur zu laut. Bell schaute irritiert zu den Beiden.
    „Streitet ihr beiden euch schon wieder?“
    Also zum Streit gehören schon mal zwei, es müsste schon heißen: Meckerst du schon wieder Dimon in Grund und Boden, hätte sie gerne erwidert, hielt aber wie so oft den Mund. Stattdessen schüttelte sie verneinend den Kopf.
    „Irgendwer scheint bei Professor Esche eingestiegen zu sein“, erklärte sie der nur gemächlich erwachenden Blondine. Diese formte dem Mund zu einem O, wusste aber offensichtlich nicht wie sie ihrem Entsetzen angemessen Luft machen konnte.
    „Schande“, grinste Dimon ihre Freundin an.
    „Ich werde mal darüber gehen und mir das ansehen“, stellte Cheren trocken fest und ging hinüber zum Kleiderschrank, dessen Türen leise zur Seite glitten.
    Bell starrte hilflos von Dimon zu Cheren und wieder zurück. Vielleicht hatte sie gerade einfach nur einen verrückten Traum, immerhin war sie mit zwei eigentlich ehemaligen und dazu halb nackten Freunden in einem düsteren Raum. Das wäre allerdings ein ziemlich komischer Traum, also musste sie wohl doch wachen.
    „Sollten wir nicht deinen Eltern bescheid sagen?“, wandte sie sich schließlich unschlüssig an Cheren, welcher jedoch nicht antwortete. Wieder ein Blick zu Dimon. Schulterzucken.
    Cheren drehte sich indessen wieder zu den Mädchen und zog sich in einer Bewegung einen schwarzen Rollkragenpullover über den Kopf.
    „Beeilt euch mal mit dem anziehen“, bellte er.
    Die Mädchen warfen sich einen Blick zu und folgten dann seinem Beispiel.


    Kurze Zeit später standen die drei vor dem Labor. Bell trat unruhig von einem Bein aufs andere, während ihr rascher, erregter Atem ständig weiße Dunstwolken vor das Gesicht warf. Daneben stand erstaunlich ruhig Dimon, die eigentlich so gar nicht für Abenteuer zu haben war. Vielleicht war ihre Furcht einfach noch im Tiefschlaf. Mit entrücktem Blick fing sie wieder an Voltilämmchen zu zählen. Lou stand reglos mit ihr, nur der Schweif war unablässig wie ein Perpetuum Mobile in Bewegung. Die Pupillen der Katzendame waren riesig.
    Cheren stieß die Tür auf, welche seltsamer Weise nur angelehnt war und alle schauten in das schwarz gähnende Loch, welches hinter der Tür lag. Das Straßenlaternenlicht kam nur schummrig von der Straße und wurde von dem ungewissen Dunkel im innern des Labors verschluckt. Über ihnen wurde das tiefe blau der Himmel gemächlich heller.
    „Wir gehen da rein und sehen nach dem Rechten“, befahl Cheren mit seiner tiefen Bassstimme und Bells Hände verkrampften sich zu Fäusten.
    „Also, Cheren…wirklich, mir ist nicht wohl dabei… was ist denn wenn da noch irgendwer drin ist?“
    „Unwahrscheinlich. Dimon hat schon jemanden aussteigen sehen, außerdem wird es hell und es wird schwerer sich ungesehen davon zu machen. Wenn was ist haben wir ja noch Tiaro, Serpifeu in den Pokebällen... und Dimons Killerkatze. Los!“
    Mit diesen Worten schob er Bell bestimmt ein Stück zur Tür herein die unterdrückt einen unwilligen Laut von sich gab. Die noch draußen verbliebene Brünette guckte fragend zu ihrer Gefährtin, die erwiderte ihren Blick, dann Schritt sie den anderen hinterher. Dimon folgte so als Letzte, auch wenn sich ihre Glieder ganz klamm anfühlten.
    In dem Flur zu den es sie zuerst führte gab es keine Fenster und Dimon hatte Mühe mit den anderen Schritt zu halten, weil sie zumeist gar nicht wusste, wo sie sich gerade befanden. Sie konnte nur raten, woher die an den Wänden zurückgeworfenen, schallenden Schritte der anderen herkamen.
    Nicht unüblich für einen Menschen, hasste Dimon Dunkelheit, sie wurde einem ihrer zugänglichsten Sinne beraubt. Trotzdem ließ sie dies ohne Protest mit sich machen. Sie war selbst auch neugierig, was hier los war, doch auch diese hatte Grenzen. Neugier trieb sie voran doch keine Lebensmüdigkeit, und letzteres wurde schon in einem gewissen Maße von ihr verlangt, um sich freiwillig im stockdunklen Unbekannten zu bewegen.
    Immerzu dachte sie an Horrorfilme, die sie nie gesehen hatte, wo die Mörder hinter Ecken hervorzuspringen pflegten. Zu ihrem Leidwesen, würde sie nicht einmal das merken, bevor es aus mit ihr war, weil sie nicht mal eine Wand mit bloßem Auge ausmachen konnte. Genauso gut, hätte sie im nächsten Moment geradewegs gegen eine Wand klatschen können und sich die ohnehin krumme Nase brechen.
    Sie vernahm etwas weiter entfernt Cherens Gemurmel wahr, irgendetwas von zusammenbleiben.
    Zusammenbleiben. Sehr lustig. Ich würde in dem Duster meine Füße verlieren, wären sie nicht an mir festgewachsen.
    Tollpatschig wie sie war, stolperte sie prompt über ihre eigenen Füße und stützte sich hilfesuchend an der Wand zu ihrer Linken ab. Nun konnte sie gar nicht mehr zuordnen aus welcher Richtung die Schritte der Anderen herkamen. Die Decke gab nur verzerrt das sich entfernende Hallen wieder.
    „Monchen?“, erkundigte sich Bell wispernd nach ihr, wurde aber beständig von Cheren weitergeschoben. Der hatte zwischenzeitlich schon einen Lichtschalter ertastet, der jedoch nicht funktionierte. Bei einem weiteren vermeintlich Licht spendenden Schalter, war mit heiserem Stöhnen eine Belüftungsanlage angesprungen.
    Dimon erspürte derweil mit vorausgestreckt prüfenden Händen eine Stelle, an der die Wand nachgab und sie einen kühlen Metallrahmen ergriff. Sie klammerte sich daran fest, tat noch ein paar kleine tastende Schritte nach vorn und spähte um die Ecke in den Raum. Da die Tür bereits offen stand, trat sie in der Hoffnung, dass Bell und Cheren – nun ja, vor allem Bell- ebendiesen Weg gegangen waren, in das sich erschließende Halbdunkel des nächsten Raumes. Die Stille lastete wie dumpfer Straßenbaulärm auf ihren Ohren. Sie bekam unvermittelt Gänsehaut und wünschte sich, sich wieder unter einer Decke zusammenkauern zu können die ihre Körperwärme zurückwarf. Stattdessen wanderte sie nun im beinahe Dunkel durch fremde Räume und ihre schnell übergezogene Jacke wollte sie einfach nicht warmhalten.
    Hier, im nach außen liegenden Raum, konnte sie immerhin die hoch gestreckten Schemen einiger Regalreihen ausmachen. Vom Rande des Raumes hallte das stete Tropfen eines Wasserhahns, irgendwo grüßte ein Vogelpokemon übereifrig die Dämmerung. Dann wieder nur das Stakkato des Wassers.


    Tropf, Tropf, Tropf.


    Wieso stiegen sie hier eigentlich ein? Und warum hatte noch niemand das Licht angemacht? Wo waren die Anderen?
    Und was zum Hoothoot war eigentlich in Cheren gefahren die beiden Mädchen in eine solche Situation zu bringen? Der war wohl nicht recht bei Trost. Oder träumte sie nur schlecht? Vielleicht lag sie ja nur im unruhigen Schlummer im Bett, weil jemand das Fenster geöffnet hatte und trat unbewusst in Bells Gesicht?
    Das wäre ihr eindeutig lieber, als das hier Realität zu nennen. Das musste es sein.
    Sie träumte.
    Zur Überprüfung hätte sie sich in den Arm zwicken können, aber mit einem Mal wusste sie, dass sie gar nicht aufwachen wollte und das riskierte sie mit einer solchen Aktion. So gesehen war das hier das verdammt spannendste was sie jemals erlebt oder geträumt hatte! Nun letzteres war vielleicht nicht ganz korrekt, doch es schien so…real.
    Das Licht, dass wie ein schwerer azurblauer Samtvorhang durch die Fenster auf den Boden fiel, warf merkwürdige Schatten auf den Boden, die aussahen wie groteske Fratzen.


    Tropf, Tropf.


    Langsam aber sicher wurde ihr die Sache unheimlich.
    Zögerlich wog sie ihren Körper vor und zurück, unentschlossen welche Richtung sie weitergehen sollte. Vielleicht waren Bell und Cheren ja gar nicht hier hineingegangen? Vielleicht sollte sie einfach wieder zur Tür hinaus und die anderen die Dinge klären lassen…
    Obwohl nein, wenn das hier nicht echt war, würde sie sich ja selbst den Spaß nehmen, Träumereien waren doch schließlich dazu da Dinge aus zu leben, die man sich in wahren Lebe nicht traute.
    Bedächtig ging sie wieder einen Schritt vor, als sie aus einer Tür, die in einen weiteren Raum fortführte, Lichtpegel tanzen sah. Hatten sie Taschenlampen gefunden? Wurde auch höchste Zeit dem Dunkel etwas Licht einzuhauchen. Wo war eigentlich Lou abgeblieben?


    Tropf, Tropf, Tropf.


    Erleichtert schritt sie auf die versetzten Regalreihen zu, die geschlängelt zur anderen Seite des Raumes und damit zu der Tür und wohl auch zu den Anderen führte. Sie trat durch eine Schmelzwasserpfütze und schüttelte fahrig die Sohle trocken.


    Tropf, Tropf.


    Dimon wollte gerade hinter der letzten Reihe hervortreten, da wanderten die Lichtpegel quer in den Raum herüber in dem sie sich gerade befand.


    Tropf.


    In diesem Moment riss es sie an den Schultern nach hinten und jemand presste ihr die Hand vor den Mund.

  • Hallo werte Finnea, hier folgt mein Kommentar, auf das du ja schon seit geraumer Zeit ehnsüchtig wartest :B Ich hoffe mal, ich werde der Anforderungen gerecht XD


    Okay, zunächst einmal ein wenig formale Kritik – ich finde Schriftgröße 8 beim Lesen im Forum völlig unzumutbar, wenn ganze Posts in dieser Schriftgröße verfasst werden, noch schlimmer ist das allerdings bei FFs. Ich würde dich bitten, eine größere Schrift zu verwenden, denn daran gehen einfach die Augen kaputt :( Ich konnte auch gar nicht im Thread hier lesen, sondern musste die Kapitel in ein Word-Dokument ziehen. Das führt mich gleich zum nächsten Punkt, ich habe dir gegenüber das ja schon angedeutet, aber vor allem die ersten Kapitel stecken wirklich voll von Rechtschreibfehlern. Abgwesen davon, dass du Wörter wie »indes« und »trotzdem« gerne falsch benutzt, hast du außerdem Probleme bei der Kommasetzung und Groß/Kleinschrift. Außerdem setzt du Auslassungspunkte (…) konsequent falsch, weil davor ein Leerzeichen gehort … genauso wie danach. Beim Gedankenstrich gehört übrigens auch davor und dahinter ein Leerzeichen. Damit solltest du dich dringend nochmal auseinandersetzen, vor allem mit der Kommasetzung bei Infinitivgruppen. Das stört einfach gewaltig beim Lesen, weil man fortwährend ind Stocken kommt. In besagtem Word-Dokument habe ich eine Vielzahl (aber nicht alle) Fehler markiert, ich werde es dir dann irgendwann mal schicken.
    Abgesehen von den vielen Fehlern, ist dein Stil jedoch sehr erfrischend, wenn auch teilweise sehr experimentell. Wenn du die Fehler korrigiert hast, wird man es denke ich sehr flüssig lesen können, aber hierzu werde ich dir am besten erst weitere Kritik geben, wenn du rechtschreiblich etwas besser geworden bist, ich kenne das selbst, wenn man zu viel Kritik auf einmal bekommt, dann verwirrt das am Ende nur. Jedenfalls mag ich deine Wendungen teilweise sehr, und mit etwas Übung kannst du dir einen herausragenden Stil aneignen :3
    (ein paar Schlagwörter – vermeide am besten alle Passivkonstruktionen und jede Form von »sein«. Ersetze die durch andere Formen, so vermeidest du Wortwiederholungen und der Stil wird sofort besser.)
    So, mal zum Inhaltlichen. Ich werde jetzt nicht zu jedem Kapitel einzeln was sagen, sondern einfach anmerken, was mir insgesamt so auffiel. Ich habe dir ja schon im Chat gesagt, dass vor allem der Anfang praktisch keinen nennenswerten Spannungsbogen aufweist, und ich gebe ehrlich zu, dass das das Lesen für mich etwas erschwert hat. Hingegen fiel es mir viel leichter, das letzte Kapitel zu lesen! Da kommt Spannung auf, und das ging auch deutlich leichter, zumal da auch nur noch ein Bruchteil der Fehlerzahl aufzufinden war, wenn man es mit dem Anfang vergleicht. Du hast dich jedenfalls auf den Seiten, die du hier schon geschrieben hast, ziemlich verbessert.
    Da ich die Gesamtstory, die du erzählen möchtest, nicht kenne, kann ich dir schlecht Tipps geben, wie du die Storyelemente in der Reihenfolge hättest ändern können, um mehr Spannung zu erzeugen. Definitiv wäre es möglich gewesen, in eine direkte Konfliktsituation einzusteigen, obwohl der Verlauf deiner Geschichte eher ruhig ist und sie erst langsam aufbauend in Spannung gerät. Das ist an sich nichts schlechtest, aber du hättest das verändern können, indem du einen zweiten, parallelen Handlungsverlauf eingeflochten hättest – beispielsweise wie auf der anderen Seite des Kontintents irgendein Vater verzweifelt versucht, durch den Nebel zurück ins Land zu kehren. Sicher hast du gar nicht vorgehabt, einen solchen Plot einzufügen, aber einen spannenden, konfliktreichen Nebenplot zu haben, kann da schon helfen, und vor allem ist es dann für den Leser interessant, wenn sich diese Plots später zu einem einzelnen verbinden.
    (Irgendwas scheint ja mit dem Labor passiert zu sein – wie wäre es gewesen, wenn du einen parallelen Plot gehabt hättest, wie die Einbrecher den Einbruch planen? Wie sie das Haus beobachten etc.)
    Neben dieser situationalen Spannung, die entsteht, wenn der Leser befürchtet, dass ein schlechtes oder gutes Ereignis eintritt, gibt es noch Spannung, die von Interesse gezeugt wird. Hierbei spielen vor allem die Charaktere eine Rolle, von denen der Leser im Idealfall alles wissen möchte. Ich mag Dimons Mutter sehr, da sie positive Eigenschaften besitzt, wie dass sie sich um ihr Kind sehr rational sorgt und einen sympathischen Eindruck macht. Für Belle galt ganz ähnliches, sie ist definitiv bisher mein Lieblingscharakter. Nimmt man jedoch Dimon, so fällt zunächst auf, dass sie so gut wie keinen positiven Charakterzug besitzt, der bisher eine Rolle gespielt hätte. Ihre Freunde sind kreativer und talentierter als sie, sie ist schüchter, andere müssen alles für sie machen, sie ist ihnen zu Dank verpflichtet und bringt die Story selber kaum voran. Alles um sie herum geschieht einfach mit ihr, was relativ ungünstig ist, da sie die Protagonistin ist. Im Allgemeinen sollten die protagonisten die handlung vorantreiben, und nicht äußere Umstände. Ich hatte die Gelegenheit, dich im Chat zu genießen, und bin mir daher recht sicher, dass du viele deiner eigenen Charakterzüge auf Dimon bezogen hast. Vergiss in deiner kritischen Haltung dir selbst gegenüber aber nicht, dass ein Charakter in einer Story zwar nicht übertrieben stark sein kann, sondern Schwächen braucht, aber eben auch Stärken! Ich hoffe, dass im Laufe der Story noch viele Gelegenheiten aufkommen, in denen Dimon sich herausragend und sympathsich verhält, denn ein Leser versetzt sich natürlicherweise lieber in eine Person hinein, die auch mal Erfolg hat :3
    Der Konflikt zwischen Cheren und Dimon scheint ja ein wirklich hartnäckiger zu sein. Bei all dem Hass, den sie auf einander hegen, und vor allem in Bezug darauf, wie Belle in der Sache mit drinhängt, hoffe ich, dass der eine angemessene Grundlage bekommt. Also nicht, dass sie am Ende nur sauer auf ihn war, weil er ihre Haarbürste geklaut hat oder sich in ihren Hut übergeben. Ich bin gespannt, wie sich das auflöst, die Personenkonstellation zwischen den dreien ist jedenfalls ziemlich gut und auch storytragend.
    Zuletzt habe ich noch eine Plotting-Kritik – ich finde Überzufälligkeiten in Geschichten immer etwas fragwürdig, und so ist es hier auch – zufällig wird GENAU an dem Tag, an dem die beiden bei Cheren übernachten, im Labor eingebrochen. Ich hoffe mal, dass das irgendwie eine Erklärung findet, ansonsten würde ich eher darauf achten, dass solche »deus ex machinas« nicht einfach so passieren.


    Okay. Gut, soviel erstmal von meiner Seite. Ich weiß, ich gebe oftmals sehr harsche Kritik, und hoffe mal, dass das für dich okay ist. Die Geschichte an sich wird jedenfalls für mich jetzt wirklich spannend und ich fände es toll, wenn sie jetzt auch in den Stil weitergeht :3 Auf jeden Fall kannst du mich als Leser hinzuzählen, das letzte Kapitel gefiel mir sehr.


    Liebe Grüße,
    Aprikose.

  • Ich verstehe Dimon nicht, sie hat... überhaupt keinen Stolz, keine Würde. ._. Nicht, dass sie total unsympathisch wäre, aber gut wird sie ja auch nicht unbedingt behandelt, aber sie klammert sich an die beiden, vermutlich weil sie keine anderen Freunde hat. Nur, wenn ich dir einen Tipp geben darf, dann dass du mit den Schwächen nicht zu sehr auftrumpfst. Kennst du die "Regel", die die Leutchen aufsagen, die Angst vor Sues haben? 1 Stärke für 3 Schwächen? Unsinn, sag ich dir da nur. Ich würde eher sagen, dass sich Stärken und Schwächen in der Waage halten, wenn Stärken nicht sogar ein wenig bevorzugt werden sollten. Meine persönliche Meinung.
    Egal, weiter im Text. Jedenfalls merkt man auch wie unwohl Dimon sich eigentlich fühlt und vielleicht hätte sie ja mehr Freunde, wenn sie sich mehr zeigen und nicht so viel huschen würde, denke ich mir? Auf jeden Fall stellst du da eine sehr, sehr ungesunde Beziehung und keine Freundschaft dar und man merkt, wie Dimon drunter leidet, als sie nicht weiß, worüber die beiden sprechen.


    Spannend wird's dann, als sich die drei ins Labor aufmachen, auch wenn ich dir dringend abraten würde Lautmalerei zu verwenden. Lautmalerei verwendet man vor allem im Kinderbüchern, weil sich Kinder die Beschreibung damit besser vorstellen können. Du schreibst keine Kindergeschichte und auch nicht für Kinder, also bitte lass es bleiben. ^^ Ansonsten sind die Beschreibungen im Labor spannungsfördernd, das war bisher mein absoluter Lieblingspart der Story, vor allem weil du einen Cliffhänger einbringst. Das hätte wohl jeder Autor für sich genutzt. :D


    Allgemein kann ich sagen, dass deine Beschreibungen manchmal immer noch exotisch klingen ^^"

    Zitat

    Irgendwann wurde Dimon unruhig- sie wollte nach Hause, sicherlich konnten Cherens Eltern Bell und sie mit dem Auto nach Hause eskortieren.


    Normalerweise wird man ganz klassisch und einfach nach Hause gefahren - eskortiert werden berühmte Persönlichkeiten und so. =X Ich hab manchmal das Gefühl, du suchst nach Synonymen, die zwar eine ähnliche, aber nicht dieselbe Bedeutung haben. Zumindest nicht, wenn man auf die feinen, sprachlichen Unterschiede eingeht. Meistens geht eine Eskorte nämlich mit Bodyguards und so einher. :D



  • Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende?- Part 2


    Aaaaaah!
    Ihr heiserer Schrei war ihr vor Schreck in der Kehle stecken geblieben. Sie räusperte sich während sie im selben Zug wusste, dass sie planlos um sich schlug, um den unbekannten Angreifer abzuwehren, der ihr jedoch in etwa so viel Bewegungsfreiheit bot, wie die Gurte einer Stahlachterbahn und sie nach hinten in den Schlagschatten der Wände zwischen den Fenstern zog.
    Dimon versuchte mit allem Willen den sie aufbrachte, den ungewollten Mitspieler zu verletzten, doch es war aussichtslos, alle Angriffe gingen ins Leere, panisch hämmerte ihr Herz gegen ihre Rippen, wie Flügel eines eingesperrten Vogels gegen die Käfiggitter. Mit ihrem verfügbaren Gewicht, das nicht allzu beeindruckend war, stemmte sie der Richtung entgegen in der sie der Stahlgriff des Fremden hielt.
    Doch dieser war schlauer, ließ eine Sekunde lockerer, sodass sie stolperte und zu Boden zu fallen drohte, riss sie jedoch im nächsten Moment zurück und presste ihren Rücken an seine Brust. Aufgebracht durch den ungewollten Körperkontakt entfuhr ein aggressiv-frustriertes Grollen, das leicht nach einem unterdrückten Schrei klang und schlug, da sie jetzt genauer einschätzen konnte, wo der Kopf der dunklen Gestalt war, gezielt in Richtung seines Gesichtes, was sie erhebliche Mühe kostete, weil er so groß war. Den gespannten Arm, der nunmehr in eine geballte Faust mündete, musste sie zeitgleich recken und in der Schulter überdehnen. Beinahe hätte sie es geschafft, sie konnte schon die Wärme seines Gesichtes spüren, als seine andere Hand ihr Handgelenk umklammerte und den schwingenden Arm zum stillstand brachte.
    Dimon stöhnte heißer vor Schmerz als er ihren Arm noch ein Stück weiter nach hinten dehnte. Außerdem konnte es sie kaum ertragen ständig mit dem Oberkörper gegen jemand so gefährliches gedrückt zu werden.
    „Du bist ja ganz schön wehrhaft“, drang es durch die Luft an Dimons Ohren. Die schmiedete derweil schon andere Pläne, sammelte alles, was sie gerade auftreiben konnte in ihrem Rachen und spukte es in Fußballermanier in die Hand, die ihr den Mund zuhielt. Kaum glaubte siem, er lasse ihr nun angewidert Mundfreiheit, als sich die Hand löste, lag blitzschnell schon die andere vor ihrem Mund, und sie vernahm total von dem Adrenalin und der Dunkelheit übersensibilisiert ein streifendes Geräusch war, als ob er sich die verschandelte Handfläche an der Hose abwischte. Dann schraubte sich der nun freie Arm um ihren Brustkorb, so dass ihr fast die Luft wegblieb. Völlig überdreht stampfte sie auf dem Boden auf und kreischte grollend.
    Jedoch hatte sie nur Millisekunden Gelegenheit sich Luft und hörbar zu machen, da griffen auch schon kräftige lange Finger nach ihrer Nase und hielten sie zu.
    „Sei still, verdammt!“
    Reflexartig hielt sie die Luft an und hörte auf wertvollen Sauerstoff zu verschwenden. Stattdessen fing sie im nächsten Moment an nach der Hand zu schnappen, doch sie lag zu flach auf ihrem Mund auf um dort einen kräftigen Biss zu platzieren.
    Im selben Augenblick hörte sie Stimmen und nahm mit einem Mal die wandernden Lichtpegel wieder wahr, wo vorher alle ihre Sinne auf Abwehrmechanismen getrimmt waren.
    „Was war das?“, fragte eine Stimme verängstig. Diese war weder Cherens noch Bells.
    „Keine Ahnung“, grunzte eine andere Stimme, die Dimon ebenfalls nicht kannte. Sie verharrte überlegend. Was war gefährlicher? Der Angreifer oder die Leute mit den Taschenlampen? Vielleicht waren es ja Handwerker? Oder Laborassistenten auf der Suche nach dem Stromkasten? So langsam wurde die Luft ein bisschen knapp, entweder jemand wollte sie ersticken oder hatte schlichtweg vergessen, sie wieder zu Luft kommen zu lassen. Sie wurde unruhig.
    „Ich fühl mich echt unwohl, das ist mir total unheimlich hier“, nölte erstere Stimme wieder.
    „Warum bin ich eigentlich nur von Luschen umgeben?“, stöhnte die Zweite. „Reicht mir schon, dass der andere so ausgeflippt ist und durchs Fenster raus ist!“
    Sie sind noch hier!, durchfuhr Dimon reichlich spät die Erkenntnis.
    Panik! Sie versuchte kopflos nach hinten auszuweichen, um von den Einbrechern wegzukommen, aber dort war immer noch jemand, der sie festhielt.
    Die Lampen wurden heller - gleich würden sie um die Ecke kommen. Ungeschickt rangelte sie mit dem Hintermann.
    „Sei bitte still!“ War das ein Flehen in der Stimme? Zeitgleich stieß sie sich an einem Regalboden hart den Ellenbogen, schrie spitz vor Schmerz auf, bevor sie es unterdrücken konnte.
    „Da war doch was!“, wiederholte die erste Stimme nun deutlich höher, im selben Moment erklang ein anderer Schrei. Ein Angriffsschrei.
    „Ahh!“, keuchte die eine der Stimmen, einer der Lichtpegel schwankte, eine Taschenlampe landete klackernd auf dem Boden und der Pegel erlosch. Die übriggebliebene Lampe wurde andernorts gerichtet.
    Lou!
    Sie versuchte sich wieder von den fremden Händen zu befreien, schaffte es dank ihrer zierlichen Gestalt sich irgendwie die Arme frei zu stemmen und zerrte und presste das Handgelenk, welches ihrem Mund am nächsten war , von sich weg - oder versuchte es zumindest. Sie machte sich gerade keine Sorgen, dass sie die Bösen auf sich aufmerksam machen könnte, denn das Gerangel am anderen Ende des Raumes wurde immer lauter.
    Lou, hilf mir…nein lauf weg! Weg! Schande!
    Sie grub ihre Fingernägel in fremde Haut. Wenigstens ließ er nun wieder ihre Nase frei und sie tat einen frisch schneidenden Atemzug.
    Ein tierisches Grollen ertönte, darauf ein ängstlicher Schrei.
    „Los Zubat!“ Flattern. Ein Grollen, halb Maunzen halb Brüllen, ein weiterer dumpfer Aufschlag. Erneutes Schreien und Fauchen, darüber Stimmen.
    „Scheiße, was ist das für ein krankes Viech?“
    „Keine Ahnung wahrscheinlich was Wildes, durch das offene Fenster gesprungen!“
    „Warte noch“, bat der Mensch hinter ihr leise. Doch Dimon presste die Augen zusammen ignorierte die Stimme und stemmte erneut die Beine in den Boden. Sie wollte hier weg, sie wollte nicht mehr diese Stimme hören und gehalten werden. Wollte nicht dankbar sein - nur weg!
    „Pack das Ding und hol es von meinem Pokemon weg!“
    „Ich? Bestimmt nicht, ich bin doch nicht lebensmüde!“
    Ein schreckliches Geräusch erklang, dass sie nicht zwischen Knirschen und Reißen entscheiden konnte. Dimon zuckte zusammen und versteifte, so sehr war ihr dieser Klang instinktiv zuwider.
    „Oh Arceus!“
    „Alter, lass uns abhauen, dem ist nicht mehr zu helfen. Ekelhafte, wilde Pokemon! Am besten alles ausrotten, was sich nicht versklaven lässt. Komm hier weg!
    Komm jetzt!“
    „Alles okay?“, wurde Dimon flüsternd gefragt und der Griff lockerte sich etwas. Weil sie auf einmal so still geworden war, als wäre sie ohnmächtig geworden.
    Ein grässlicher letzter Schrei erklang, in einer Frequenz, die Dimons Ohren an den Rand des Tinitus trieb. Sie hatte den Eindruck, wäre der Schrei nicht im Nachhinein genau so schnell verklungen, wie er gekommen war, hätte sie das kirre gemacht. Jetzt jedoch war ihr Fluchttrieb so stark und der Griff, der sie zurückhielt, so locker geworden, dass sie ihre Chance gekommen sah.
    Das Mädchen drehte sich blitzschnell auf dem Absatz um und wollte schon Richtung Flur weglaufen als sie etwas am Hals würgte. Der Fremde hatte nach dem letzten Zipfel ihres Schals gegriffen und hielt sie zurück. Auf der Stelle kochte wieder die Panik in ihr hoch, sie zerrte am weichen Stoff, sodass sich die Schlinge, die sie sich ironischerweise selbst gebunden hatte noch enger um ihren Hals schlang und ihr die Luft abdrückte. Hastig wand sie sich in die andere Richtung, so dass der Schal sich lockerte, tauchte darunter hindurch und hastete davon. Inzwischen war es ihr herzlich egal, ob noch jemand sie bemerkte, nachdem was sie gehört hatte, hatten die Einbrecher gerade anderes zu tun, als sie zu verfolgen.
    „Lou!“


    Lou saß auf ihrem allerwertesten und leckte sich die Krallen, ihr Fell war stellenweise nass. Dimon, die sich schnaubend mit ihren Händen auf den Oberschenkeln abstützte schaute misstrauisch zu ihr herunter.
    Warum hat mich die blöde Pute nicht beschützt? Ich mein’, ich hätte das schon irgendwie erwartet. Ist doch klar, dass sie mir aus der Klemme helfen muss, schließlich macht der sonst kein Mensch das Fenster auf. Wobei immerhin hat sie mir die Einbrecher vom Hals gehalten. Trotzdem hätte sie dem Typen ruhig die Augen auskratzen können. War der … grob …
    Sie traute sich kaum wieder in den Schlund der offenen Labortür zu schauen, schon bekam sie Gänsehaut. Inzwischen ging das dunkle Blau des Himmels in das vertraute Grau der Wolkendecke über. Sie beobachtete wie ihr heißer Atem vor ihren Augen nach oben Stob. Ob der es wohl durch die Wolkendecke schaffte? Der bestand ja schließlich aus kleinen Atomen. Vielleicht schwirrte ja ein kleines Bisschen ihres Atems bis hinauf, wo man die Sonne sehen konnte.
    Sie schreckte jäh kerzengerade auf, als ein heftiges Krachen erklang.
    Rumpeln, poltern, lärmen, donnern, knarren, quietschen, rumsen, klappern.
    Stille.
    Dimon war ehrlich froh, dass bei dem ganzen Lärm am Ende das Haus noch an Ort und Stelle stand, schließlich mussten Cheren und Bell dort irgendwo noch drinnen sein. Was wohl passiert war?
    Kurze Zeit später kamen die beiden etwas blass um die Nase raus.
    „Das!“, keuchte Bell. „War nicht schön!“
    „Nicht schön!“, wiederholte sie im nächsten Atemzug und warf Cheren einen Blick zu der an Vorwurf nicht zu übertreffen war. Gut machte die das, fand Dimon.
    Dann bemerkte sie erst ihre Freundin.
    „Arceus sei dank, bist du da! Dachte schon du seist erschlagen worden“, schaudernd schüttelte Bell den Kopf, dass sie blonden Haare flogen und distanzierte sich deutlich von dem Jungen mit dem sie herausgeschritten war.
    „Erschlagen?“, fragte Dimon nach. Die Beiden hatten wohl anderes mitbekommen als sie selbst schon geflüchtet war.
    „Jaah. Na hast du das denn nicht mitbekommen?“, fragte sie etwas schrill, nicht ohne Cheren noch mal einen beleidigten Blick zuzuwerfen. Sie kniff ein wenig die Augen zusammen: „Wo warst du eigentlich, Monchen?“
    Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, echt. Keine Ahnung. Da waren Regale, aber davon gibt’s ja im Labor bestimmt viele.“
    „Aha. Okay, wir sind da durchs Dunkel geirrt und haben nach einem Lichtschalter gesucht, aber nichts da, kompletter Stromausfall. Ich wollte dich suchen, aber Mister Geheimnisvoll hier, hat mich einfach weitergeschubst, weiß’ ich was er gesucht hat. Auf einmal hörten wir ganz unheimliche Geräusche, als ob irgendwer oder irgendwas…“ Sie schluckte, klang zunehmend hysterisch. „Na ja, da hab’ ich mich nicht mehr von Cheren rumschubsen lassen, weil ich dachte dir ist vielleicht was passiert. Also sind wir in die Richtung der Geräusche und ich wurde von irgendwem umgerannt. Da war ich natürlich erst recht besorgt.“
    „Oh tut mir leid, ich glaub, das war ich“, warf Dimon vorsichtig ein, „Dachte du wärst ein Kleiderständer oder so“, und versuchte zu Lächeln. Sie wollte nicht, dass Bell noch aus der Haut fuhr.
    „Oh“, echote Bell unschlüssig. „Hast mir mit deinem Tempo ganz schön eine verpasst, ich dachte ich seh’ gleich Sterne.“ Dimon machte eine mitleidige Mine, da sie so langsam merkte, wie das Adrenalin in ihren Adern wieder eine regulärere Werte annahm, spürte sie erst dass auch ihr die Frontseite wehtat, mit der sie in den vermeintlichen Kleiderständer gerannt war.
    „Nichts desto trotz“, meinte Bell und war in wenigen Schritten bei Dimon um sie an sich zu drücken. Sie atmete immer noch schnell und flach und Dimon merkte wie starr und angespannt der Körper ihrer Freundin war. „War das absolut schrecklich!“
    Arme Bell. Es hat sie wohl ordentlich mitgenommen … im Gegensatz zu mir. Müsste ich nicht diejenige sein, die sich aufregt? Schreien, weinen? Am Rande der Hysterie. Aber irgendwie fühlt sich alles so ungreifbar an, als wäre ich es gar nicht gewesen und hätte mir bloß einen Film angesehen. Aber das war an sich einfach zu viel … bin wohl einfach etwas verwirrt.
    Unsicher wie sie sich verhalten sollte tätschelte sie Bells Rücken, denn die war verdächtig still geworden, bewegte sich kaum, sondern hielt einfach nur weiter Dimon fest und starrte, den Kopf über deren rechte Schulter geschoben auf die Straße.
    „Um es mal faktisch zu sehen ist doch gar nichts passiert“, erklärte Cheren taktlos. Bell zitterte und warf sich zu ihm herum.
    „Faktisch gesehen?“, kreischte sie fast, die Stimme allerdings so erstickt, dass er mehr in ein Piepsen ausartete.
    „Faktisch gesehen? Die halbe Bude ist eingebrochen, wo Dimon anscheinend vorher war! Faktisch könnten wir sie jetzt im Schutt suchen! Du kannst dir deine Fakten…“, Bell verfiel in die Gossensprache, während Dimon und Cheren sie gleichermaßen entsetzt anstarrten. Sie hatten beide bisher niemals erlebt, wie Bell dermaßen außer sich geriet. „Du…“ Ein weiterer Schimpfwortschwall wurde Cheren um die Ohren gepustet.
    „Wenn du nicht aufpasst, musst du mich demnächst Bellatrix nennen!“
    Dimon bekam immer größere Augen. Niemand nannte Bell bei ihrem richtigen Namen, mal abgesehen von deren Vater - nicht einmal die Lehrer! Sie war mit allen auf gut Freund. Zumindest bisher.
    „Bell…“, wollte nun Cheren einlenken.
    „Meine Freunde nennen mich so“, fauchte diese ihm gereizt drein. „Ich will jetzt kein Wort mehr von dir hören!“
    Die zierliche Blonde hatte sich inzwischen breitbeinig wie ein Preisboxer vor Cheren aufgebaut und stemmte keuchend die Hände in die Seiten. Das hätte an sich ganz niedlich ausgesehen, wenn sie nicht mindestens so kratzbürstig dreingeblickt hätte wie ein Kleoparda, dem man auf den Schwanz getreten war.
    Cheren hob tatsächlich beschwichtigend die Hände, öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder und schluckte hörbar ein Kommentar herunter.
    Lou saß derweil immer noch neben ihrer Freundin, beobachtete die Blonde und den Jungen, spielte interessiert mit den Ohren und ließ ihren Schweif tanzen.
    „Das gefällt dir wohl, hm?“, wisperte Dimon ihr zu, kam aber nicht drum rum belustigt zu schmunzeln. „Mir gefällt das auch.“
    Nun drehte sich Bell wieder zu dem Mädchen und wurde von der Bewegung am Rande ihres Blickfeldes abgelenkt, die das katzenartige Pokemon verursachte, während es sie wachsam mit offenen grünen Augen anstarrte.
    Dimon sah wie Bell die Augen schmälerte, als sie Richtung Boden starrte, dann entgleisten ihr die Gesichtszüge.
    „Di- … -mon … wahas, ich mein, was hast du da?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Verwirrt folgte die Angesprochene dem Blick, das braune Haar viel ihr wie ein Vorhang vor das Gesicht, als die den Kopf neigte. Vor ihren Füßen war verfärbter Schnee. Leicht rosa setzten die Dellen, die sie in den Schnee getreten hatten, sich von dem makellosen weiß ab. Vorsichtig, fast schon unwillig, lenkte sie den Blick auf ihre Schuhe.
    Es sah aus als wäre sie durch rote Farbe gelaufen. Mit einem Mal stand ihr es wieder vor den Augen. Das azurblaue Licht. Die grotesken Fratzen. Schmelzwasser, wo kein Schmelzwasser war. Stattdessen nachtgeschwärztes Rot und blutleere, blau getünchte Blässe.
    Obwohl sie an diesem Tag noch nichts gegessen hatte, stieg ihr sauer brennend die Galle in den Hals, hinauf, bis in den Rachen.
    Dimons Hände zuckten.
    Wortlos rannte sie zu den ausgezehrten Geästen, die einmal als Hecken das Grundstück begrenzten. Die nächsten paar Minuten verbrachte sie an dieser Stelle, zwischen keuchen und brechen. Bis auf die Knie war sie zusammengesackt, immer noch die Bilder vor den Augen. Bell war inzwischen hinterher gerannt, klaubte den schon leicht verklebten Haarvorhang aus Dimons Gesicht zu einen Pferdeschwanz im Nacken und tupfte die beißend riechenden Haare halbherzig mit einem von Cheren gereichten Tuch trocken, während sie sich selbst bemühte ihren Magen nicht vornheraus zu entleeren.
    Der Oberkörper Dimons krampfte sich immer wieder zusammen und versuchte immer noch loszuwerden, was eben noch losgemacht werden konnte. Da das meiste jedoch nur Galle gewesen war, weil das Abendessen vom Vorabend schon nicht mehr zwischenlagerte, würgte sie inzwischen nur noch.
    „Dimon?“, versuchte Bell sie vorsichtig anzusprechen. Die war nun zum Hecheln übergegangen und fing wenige Sekunden später an zu husten, ob der eisigen Kälte, die sie unvorgewärmte in ihre Lungen sog. Nach einem Hustenanfall beruhigte sich ihre Atmung wieder und auch das krampfhafte wich aus ihren Gliedern. Sie fühlte sich so erschöpft, als wäre sie untrainiert mindestens drei Kilometer gelaufen.
    Sie schluckte, um zu prüfen, ob der Brechreiz wegblieb. Dann presste sie ein „Hm“ hervor und Bell atmete erleichtert auf.
    „Okay, was machen wir jetzt?“, fragte die Blonde dann in die Runde und die blauen Augen blickten die eisblauen Cherens auffordernd an. Dimon blinzelte die Tränen weg, die ihr bei ihren Ausschüttungen in die Augen getreten waren. Cheren schwieg dagegen beharrlich. Seine Ansichten waren ausdrücklich als unerwünscht deklariert worden. Gerade er hatte ja auch seinen Stolz.
    Bell verkniff etwas die Lippen und schob Kleinmädchenhaft ihre Unterlippe hervor.
    „Komm Cheren - ich hab dich ja zusammengestaucht. Das war alles sehr aufregend. Und du bist der Planmacher von uns also, sag doch was. Hm?“ Dimon spitzte die Ohren. Ihren Charme konnte Bell selbst bei Cheren erfolgreich einsetzen. Und so wie sie es ausgedrückt hatte, beschuldigte sie niemanden, so dass sich Cheren keinen Zacken aus der Krone brechen musste, um wieder mit ihnen zu reden.
    „Wollen wir die Polizei rufen?“, fragte er nun.
    „Dann werden wir garantiert hier noch eine ganze Weile festgehalten“, mutmaßte Bell. „Gerade wir mit unseren Pokemon sind denen doch eh ein Dorn im Auge. Was meinst du Dimon?“
    „Ich will hier weg!“, brachte sie mühsam mit krächzender Stimme hervor. „Die Lei- … die werden hier schon von irgendwem gerufen werden …“
    „Aber wir müssen auf jeden Fall Bescheid geben… das wäre doch… die Professorin war immer nett zu uns“, druckste Bell.
    „Hier in der Nähe ist eine Telefonzelle, wir können den Vorfall anonym melden.“ Er legte sich Zeigefinger und Daumen ans Kinn. „Sollen wir dann los?“
    „Von mir aus!“, kam es von Dimon. Ihr war grade alles egal, Hauptsache sie kamen hier weg.
    „Ja, wir sollten uns beeilen, aber wir müssen schon noch nach Hause und unsere Sachen packen, auch wenn ich am liebsten mich hier in heiße Luft auflösen würde. Ich meine wir schaffen es zu Fuß garantiert nicht an einem Tag zur nächsten Stadt“, warf Bell widerstrebend ein.
    „Natürlich, ich meinte ja auch nicht sofort, Dimon. Du bist durcheinander, aber nimm dich trotzdem zusammen“, meinte er hart und strich sich eine schwarze Strähne aus seinem Gesicht.
    Dimon grummelte etwas vor sich hin. Sie war verärgert, dass ihr hier fast schon die Dummheit in den Mund gelegt wurde.
    „Gut. Wir gehen jetzt alle nach Hause. Die liebe Bellatrix…“, sprach Cheren und hob eine Augenbraue, „organisiert aus dem Laden Polarschlafsäcke, sowie Pokemonfutter und ich kümmere mich um die menschliche Essensversorgung bis zur nächsten Stadt. Dimon lässt sich von ihrer Katze nach Hause eskortieren - allein findet sie den Weg wahrscheinlich ja doch nicht - und wechselt ihre Schuhe. Am besten noch Haare waschen, stinkt ja bestialisch.“
    Ein bitterböser Blick wurde ihn von dem braunhaarigen Mädchen zugeworfen, der seine Wirkung jedoch verfehlte.
    „Wir treffen uns dann bei ihr, sonst geht sie noch verloren, bevor wir überhaupt los können.“ Cheren starrte kalt zurück, worauf das Mädchen das Kinn vorschob und etwas nach oben reckte.
    „Hört bitte auf ihr beiden, ich hab mich schon genug aufgeregt, wir haben uns jetzt erstmal alle lieb.“ Unsicher blickte Bell zwischen den beiden Streithähnen hin und her. „Oder springt euch zumindest nicht an die Gurgel. Ihr seid echt nicht ihr selbst miteinander…“
    Wenn überhaupt würde Lou das für mich erledigen, dachte Dimon vor sich hin. An dem mach ich mir nicht die Finger schmutzig.


    Mit einem rosa Frotteehandtuch auf dem Kopf lief Dimon mehr oder weniger ziellos durch das Haus. Ihr filigranes Pokemon versuchte auf dem Kaminvorleger ein Nickerchen zu halten, doch bei dem Lärm den ihre menschliche Freundin üblicher Weise veranstaltete, wenn sie etwas suchte, ließ sie schlichtweg nicht zur Ruhe kommen. Ärgerlich zuckte sie mit dem linken Ohr, stand erneut auf, drehte sich einmal im Kreis, legte sich erneut nieder, steckte demonstrativ die Nase unter den Schwanz.
    „Aua!“
    Lou hob mäßig interessiert ein fliederfarbenes Lied. Dimon saß am Fuß der Treppe auf ihrem Allerwertesten, das Frotteetuch halb im Gesicht, halb auf den Schultern.
    „Diese bescheuerte Treppe!“, fluchte die lauthals. „Ständig rutscht man auf der weg!“
    „Man“, bezog sich in diesem Fall nur auf ihre eigene Person, ihre Mutter hatte selbst in angeheiterter Silvesterstimmung noch keine Stufe verfehlt.
    Schließlich hoffte das Mädchen, das Nötige beisammen zu haben und schaute auf die Uhr.
    „So was!“ Verblüfft pustete sie sich eine feuchtnasse Strähne aus dem Gesicht. „Wo bleiben die Anderen denn so lange?“ Das kleine Katzenmonster war neben sie getreten und buckelte genüsslich. Sie hatte jetzt Hunger.
    „Meinst du, wir sollte man zu Bell, schauen, was sie aufhält?“ Hätte Lou in diesem Moment über ein menschliches Gesicht verfügt, hätte Dimon gesehen, dass sie die Miene verzog, als habe sie in eine Zitrone gebissen. Ärgerlich schlug das Pokemon mit dem Schwanz gegen ihre Wade, was bei der sichelharten Schwanzspitze nicht schmerzfrei war.
    „Hey, ist ja gut, erst gibt’s was zu essen“, ergab sich das Mädchen. „Alte Zicke!“ Beleidigungen und Verwünschungen nuschelnd machte sie sich daran das Dosenfutter zuzubereiten.
    Die wird mir noch die Haare vom Kopf wegessen, wenn wir unterwegs sind. Dabei jagt sie schon ständig im Forst, ein Wunder, dass die noch nicht rollt. Da müsste ich die nur ’nen Hügel runterschubsen und dann auf Nimmerwiedersehen …
    Plötzlich klingelte es und Dimons Herz blieb vor Schreck fast stehen. War das etwa schon die Polizei?
    Mit weichen Knien öffnete sie Tür, draußen standen Cheren und Bell. Letztere war im Gesicht puterrot angelaufen und hatte verweinte Augen. Ihr blondes, kurzes Haar stand wie wild geworden vom Kopf ab. Dimon machte dieser Anblick ein wenig Angst.
    „Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, Cheren“, murmelte sie abwesend und trat ein, um sich kurz aufzuwärmen. Das andere Mädchen blickte sie dabei kein einziges Mal an.
    „Was ist denn passiert?“, wisperte Dimon dem Jungen ihr gegenüber zu.
    „Ihrem Vater ist die Hutschnur geplatzt, als sie ihm eröffnete samt uns und nicht zuletzt unseren Pokemon auf Reisen zu gehen. Auch wenn das physikalisch unmöglich ist, sah der Typ aus, als würde er gleich an die Decke gehen - wie man das umgangssprachlich sagt. Bell wurde immer leiser und hat ihn beschworen doch ruhig zu bleiben. Dann hat er gemeint er würde ihr Sodamak eigenhändig aussetzen und ihr den Umgang mit uns verbieten. Schneller als ich gucken konnte, war sie im Gesicht so rot wie eine Tomate, und hat so laut gebrüllt, dass man kaum etwas verstanden hat. Tatsächlich hat das, was man verstanden hat, auch keinen Sinn ergeben, sie wollte wohl einfach mal Brüllen. Auch wenn ich das als Kraftverschwendung sehe … “
    Dimon verdrehte innerlich die Augen. Blöder Besserwisser.
    „ … am Schluss hat sie dann doch noch einen vernünftig artikulierten Satz herausgebracht: Du saudoofer Cholerikeraffe kannst deine Ladenwürstchen in Zukunft dahin stecken, wo kein Schnee fällt. Sie meinte damit -“
    Das Mädchen warf sich die braunen Haare über die Schultern und winkte ab. Sie war sich durchaus bewusst, was Bell damit gemeint hatte.
    Zaghaft trat sie an ihre Freundin heran, die abwesend ins Feuer starrend, vor dem Kamin hockte, und legte ihr sanft eine Hand auf ihre Schulter, während sie Platz neben ihr nahm.
    „Hey!“, sagte sie leise. Bell reagierte zwar mit einem Seufzen, sah sie aber weiterhin nicht an.
    „Ich bin ein schlechter Mensch“, meinte sie ernsthaft und fing an mit einer blonden Strähne zu spielen.
    „Ach was, es ist doch menschlich mal auszurasten. Wäre mir an deiner Stelle auch nicht anders gegangen.“
    „Ja, weil wir beide wissen, wie gern du deine Meinung rausposaunst“, gab Bell sarkastisch zurück. Dimon kaute darauf verunsichert auf ihrer einigermaßen abgeheilten Unterlippe herum. Sie konnte Bell keine Paroli bieten solange sie so aufgewühlt war, sonst würden sie sich noch streiten.
    Etwas geschafft murmelte Bell: „Entschuldige, ich tu es schon wieder“, hinterher.
    Ja, aber nur weil ich zu feige bin die Klappe aufzumachen…
    „Meiner Mum sind vor Schreck die Gurken von den Augen gefallen“, meinte die Blonde dann trocken.
    „Die Gurken?“ Dimon musste ein Schmunzeln unterdrücken.
    „Hatte eine Maske drauf, samt Gurken… komisch, sie nimmt sonst immer Teebeutel für die Augen. Hab sie vorher nicht gesehen, die hatte sich auf der Couch entspannt.“
    Perplex schaute Dimon zu ihrer Freundin, dass sie das so ernsthaft erzählen konnte, ohne es selbst auch nicht im Mindesten witzig zu finden.
    „Vermutlich bin ich jetzt enterbt“, schlussfolgerte Bell. Dimon reagierte jedoch nicht darauf, denn Lou stand mit einem Mal kerzengerade auf dem Flur, ihr Nackenfell sträubte sich. Cheren, der sich vornüber gebeugt, die Ellenbogen auf den Knien stützte und mit verschränkten Fingern, auf die unteren Treppenstufen gesetzt hatte, schaute fragend zu der Brünetten rüber.
    Dann hörten auch sie es, schallend herannahende Sirenenklänge, die das ganze Dorf auszufüllen vermochten. Dimon schaute zu dem Jungen hinüber, blieb jedoch einen Moment an dem seidig schwarzen Haar hängen, welches gestern noch über deinen blanken Rücken hing.
    „Wird Zeit, dass wir verschwinden“, erklang seine tiefe Stimme. Sie griffen nach ihren Taschen und Jacken, wandten sich zur Tür. Dimon atmete die kalte, klare Luft ein Mal tief ein und aus, bevor sie vorsichtig, mit einem Hauch von Endgültigkeit, die Tür hinter Felilou schloss. Eine Notiz für ihre Mutter, die bei einer Freundin war, hatte sie auf der Küchenzeile hinterlassen.
    Sie hüllten sich in Schweigen und Stille auf ihrem Weg quer durch das Dorf, weg vom Bergrücken. Nur das brechende Nachgeben des Schnees begleitete sie in einem dumpfen, regelmäßigen Rhythmus.
    „Wo ist eigentlich dein Schal, Monchen?“, fragte Bell, während sie nervös im Verborgenen mit dem Pokeball in ihrer Manteltasche spielte.
    Dimon zuckte nur mit den Schultern.


  • Noch mehr Monster



    „Hicks!“
    „Oh, da denkt jemand an dich Monchen“, lächelte Bell, die sich noch zuvor die Ohren rieb, um sie warm zu halten. Sie lief zusammen mit Dimon und Cheren auf den Stadtrand zu. Eine Straße führte aus dem Ort zur Stadt und jeder, der noch ganz bei Sinnen war nutzte ein Auto, um von hier wegzukommen. Ein Anhalter würde sie höchstwahrscheinlich nicht mitnehmen, sobald sie sahen, dass sie in monströser Begleitung waren und jetzt hatten sie es zu eilig wegzukommen, um noch ein familiäres Auto zu rekrutieren. Allen voran Dimon, denn die war sich ziemlich sicher, wenn es einen derartigen Überfall auf die Professorin gab, waren sie garantiert die Nächsten.
    Dimon schaute Bell daraufhin wortlos an.
    Die stöhnte. „Na gut, und küsst eine andere. Dass du’s aber auch nicht beim’ Positiven belassen kannst. Du bist viel zu pessimistisch!“
    Ich bin nicht pessimistisch, ich bin realistisch!
    Entschuldigend zuckte die braunhaarige die Schultern und zog ihre rote Pudelmütze weiter nach unten, so dass sie ihr fast schon auf den Augen saß. Ein wenig nervig, doch immerhin warm.
    „Hicks!“
    „Dimon, hör auf, das nervt“, bemerkte nun Cheren, der ein paar Schritte vor den beiden Mädchen lief.
    „Ich…“, setzte Dimon an. Lies es dann doch auf sich beruhen, nachdem sie einen Blick auf Bell geworfen hatte, die schon wieder nervös wurde. Stattdessen versuchte sie nun mit Luftanhalten dem Schluckauf entgegen zu halten.
    … 18, 19, 20. Ahh, geschafft!
    „Leute, also ich weiß wir haben es eilig, aber würde sich vielleicht jemand erbarmen, mir was von dem Gepäck abzunehmen?“
    Bellatrix deutete auf ihren vollgepackten Rücken, mit dem sie es derzeit tatsächlich schaffte, ihren Rucksack, drei Schlafsäcke und einen riesigen Sack Pokemonfutter zu stemmen.
    Woher nimmt sie nur diese Kraft? Ich würde den Sack nicht mal auf meinen Rücken bekommen. Sind wohl die Gene, der Vater hat ja früher regelmäßig bei einem seiner Anfälle, die Möbel durch die Gegend geschoben. Und nahezu immer flog der Schlafzimmerfernseher aus dem Fenster, keine Ahnung was der mit dem hatte...
    Schnell machten sie sich daran, Schlafsäcke und Pokemonfutter aufzuteilen, so dass jeder seine eigene Futterration in einem Beutel und Schlafgelegenheit selbst trug.
    Schneller als dem weiblichen Anteil der Truppe lieb war, hatte sie den Forst erreicht, der das ganze Dorf umschloss. Indes der hintere Part des Grüppchens zögernd immer mehr das Tempo verhielt, stapfte der Junge vorne unverdrossen Richtung Nadelwald. Kurz davor drehte er sich um.
    „Warum braucht ihr denn so lange?“, fragte er.
    „Hicks!“ Verdammter Schluckauf!
    „Wir haben halt wenig Lust wilden Pokemon zu begegnen“, meinte Bell zaghaft, während sie sich eine blonde Strähne hinter ihr rechtes Ohr schob.
    Cheren zuckte die Schultern, griff sich ein Haargummi aus der Hosentasche, um sich das lackschwarze Haar zusammen zu binden.
    „Ich bin auch nicht erpicht darauf, einen Wald zu betreten, in dem Pokemon ein Regiment übernommen haben, welches vorsieht Menschen daraus zu verbannen. Aber da kommen wir jetzt nicht drum herum. Ich würde vorschlagen, ihr lasst Tiaro und das Killerkatzevieh…“
    „Sie heißt Lou und tötet dich nur, wenn du sie weiter beleidigst“, knurrte Dimon. Wenn er sie beleidigte - eine Sache. Aber auf Felilou ließ sie nichts kommen, und sei sie noch so eigenwillig.
    Warum eigentlich Tiaro? Klar, Serpifeu ist wegen des kalten Wetters besser zu schonen, obwohl Lou ohnehin die bessere Jägerin ist. Und das einzige was Tiaro jagen kann, sind Marshmellows, weil die nicht weglaufen und noch nicht angeschimmelt sind, bis er denn mal ankommt.
    „Meinetwegen. Jedenfalls, wenn eines eurer Pokemon geschwächt wird, nehme ich Mendelssohn hinzu.“
    Bell nickte einverstanden und fing an in ihrer Handtasche zu kramen. Wie konnte sie nur solange darin suchen? Die Tasche war nicht größer, als ein Tetrapack Milch.
    Das lilafarbene Geschöpf zu Dimons Füßen war ohnehin schon ganz angetan, von der Richtung die dieser Ausflug nahm und fuhr die Krallen aus, damit sie im Schnee scharren konnte, sog bedächtig Luft ein, witterte.
    „Lou“, murmelte ihre Partnerin ihr warnend zu. „Wir jagen jetzt nicht. Du darfst uns gern alles vom Hals halten, aber kein Massaker, hörst du?“
    Das karnivore Pokemon zerschnitt genervt mit ihrem Sichelschweif die Luft. Das sah nicht sonderlich begeistert aus. Das Mädchen atmete tief durch. Blut hatte sie für heute definitiv genug gesehen.
    „Komm raus Tiaro, Spätzchen“, sprach nun Bell. Sie hatte einen rotweißen Ball in der Hand, der gerade aufschnappte. Zuerst zuckte ein weißer Energieblitz zum Boden, züngelte am Schnee, danach Ballte er sich zu Körperformen zusammen und verblasste, woraufhin ein kleines affenähnliches Pokemon zurück blieb.
    Wobei klein für seine Art nicht ganz zutraf, es Maß bald achtzig Zentimeter und hatte ein wohl als stattlich zu umschreibendes Wohlstandsbäuchlein. Das wohl interessanteste Merkmal an dieser Kategorie Pokemon war, dass die sowohl an den Händen, als auch an den Füßen Finger hatten. Hinzu kam bei dieser speziellen Art ein mit beigefarbenem Fell überzogener Körper, und eine hellblaue Frisur, die in der Form ein wenig an einen sprudelnden Geysir erinnerte. Tiaro hatte außerdem einen blauen Schweif, an dessen Enden- wie bei allen Sodamak- knobelartige Fortsätze wuchsen, mit denen es Wasseradern aufspüren konnte, und ein blau gestiefeltes Bein.
    Zunächst sah sich ebendieses Monster Dimon und Cheren gegenübergestellt, die es auch sogleich wiedererkennend begrüßte. Folge war ein merkwürdiger Lautschwall, der klang wie eine Mischung aus Lachen und brüllendem Kreischen.
    Felilou legte sogleich die empfindlichen Katzenohren an, teilte Tiaro aufgrund seiner Größe und seinem vermuteten Fettanteil jedoch in die Kategorie ungenießbar ein. Sie wollte sich schließlich nicht ihre Cholesterinwerte versauen.
    „Tiaro, nicht doch so laut“, kicherte Bell einen sehr sanften Tadel. Die angesprochene Gestalt spielte daraufhin mit seinen scheinbar viel zu großen, ebenfalls blauen Ohren, wetzte eine 180 Grad Wendung herum, um sich sogleich an Bells Hals zu werfen.
    Ach daher, die Kraft. Kein Wunder, dass sie Gewichte stemmen kann, der Dicke wiegt locker fünfzehn Kilo.
    „Ja, Tiaro, ist ja gut, wir haben uns doch nur einen Tag nicht gesehen und du tust so, als hätte ich dich mindestens die Eiszeit allein überstehen lassen. Immer dasselbe mit dir …
    Nein, nicht mein Handy! Hände weg da! Wen willst du denn anrufen?“
    „Sodaaa!“
    „Nein, es gibt jetzt keine Brause! Du wirst zu fett davon, das hat Professor …“ Schlagartig verstummte Bellatrix, ihr fröhliches Gesicht wurde von einer betretenen Miene weggewischt. Hilflos sah sie zu den Anderen hinüber. Ihre Freundin biss die Zähne zusammen um nicht zu weinen anzufangen, auch Cheren sah nicht sonderlich wohlig aus. Dennoch brachte er es fertig wieder die Führung zu übernehmen.
    „Wir gehen jetzt rein.“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Aufforderung.
    Dimon verharrte noch als Letzte vor der Kulisse, die sich Schattenhaft vor ihr aus dem lichten Schnee erhob. Der Nadelwald ragte dem grau bedeckten Himmel entgegen, so dicht beieinander gestellt, als müssten sie sich gegenseitig wärmen.
    Nicht viel anders, als wir Menschen.
    Grüne Augen musterten sie fordernd von der Seite, das Mädchen verzog den Mund. Wenn sie sich jetzt nicht aufraffte würde Felilou ihr Beine machen und darauf legte sie es besser nicht an.
    „Bell“, rief sie ihrer Freundin zu. Die Blonde drehte den Kopf zu ihr um, verharrte kurz in der Bewegung, während Dimon sie hechtend einholte.


    Krack, krack, krack.
    So ging es in einem Fort, seit längerer Zeit. Noch bewegten sie sich auf der Straße, wo glücklicherweise nicht viel los war, da jedoch ebendiese nicht auf geradem Weg verlief, da sie einem seit je gefrorenen Flusslauf ausweichen musste, würden sie noch direkt durch den Wald abseits der Straße müssen, wenn sie die nächste Stadt, als Tessera City bekannt, erreichen wollten, bevor man die eigene Hand vor Augen nicht mehr sah.
    Obwohl sie den Wald eigentlich noch nicht richtig betreten hatten, hörten die Reisenden immer wieder Drohlaute aus den Wipfeln der Tannen. So ganz nahe kamen sie einem viel höher vor, sie schienen größtenteils ein Mindestmaß von acht Metern zu haben. Es roch nach frisch gefallenen Schnee, Nadelholz und hin und wieder etwas Strenger, etwa bei einer Reviermarkierung eines Pokemons. Wenn dies geschah konnte man förmlich sehen, wie die grazile Gestalt Felilous sich anspannte. Die meisten der Drohlaute, die heranschallten, wurden von ihr mit einem grollenden Knurren gekontert. Tiaro dagegen rieb sich von den Leckerli, die er regelmäßig von Bell zugesteckt bekam, den Bauch und ignorierte die Rufe der fremden Monster geflissentlich.
    Doch auch, als sie schließlich von Nadelgewächsen umringt waren, blieb es eine ganze Weile verdächtig still.
    „Es ist unheimlich, das uns noch nichts angegriffen hat, findet ihr nicht?“, konsultierte Bell ihre beiden Freunde.
    Cheren schob seine Brille gerade, welche etwas verrutscht war, als er sich einen Schnürsenkel zuband und erklärte: „Durch den Winter werden wilde Populationen nicht so groß sein, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Aufeinandertreffens geringer ist.“
    „Aber, die Lehrer haben uns so oft erklärt, wie aggressiv Pokemon gegenüber Menschen sind! Da muss doch was dran sein. Und die Geräuschkulisse hier lässt mich auch nicht daran zweifeln, offengestanden.“
    „Bestimmt liegt es daran, dass wir Tiaro und Lou bei Fuß haben“, warf Dimon ein, ihrer nervösen Freundin aufmunternd zulächelnd.
    „Nein, wilde Pokemon mögen uns nicht, vor allen uns und unsere Partner“, verneinte die Blonde entschlossen und strich erneut eine widerspenstige Strähne hinter ihr Ohr.
    „Vielleicht dulden sie uns ja …“
    „Das glaubst du doch selbst nicht“, Cherens Ton wurde nun harscher. „Du weißt doch selbst, was passiert, wenn ein Pokemon ohne Partner in Menschennähe kommt, das merken die sich!“
    „Ich weiß das, ich habe Ohren. Aber das ist … vielleicht haben sie nur Hunger … und wir …“ Sie fragte sich, ob Pokemon wohl Rachegefühle hegten.
    „Nichts ist fair an diesem Winter“, meinte Cheren pragmatisch, wie bei der Feststellung eines mathematischen Problems.
    „Monchen, wir sind nicht diejenigen, die so etwas tun, Tiaro und Lou sind quietschfidel“
    Dimon schüttelte nur still und ungesehen den Kopf.
    Quietschfidel? Sie können nicht zu ihren Artgenossen zurück, sie sind in ihrem Geschlecht genauso Ausgestoßene, wie wir in unserem. Ich wünschte wir wüssten nur, warum dass so ist. Aber es wird alles totgeschwiegen, doch wofür? Das hat die letzten 50 Jahre nichts an unserer Situation geändert, höchstens verschlimmert. Wenn wir wenigstens wüssten worum es ginge, könnten wir…Nein. Aber es würde sich eher eine Lösung finden, als auf diese Weise. Oder liege ich darin falsch?
    Bin ich nur voreingenommen, weil ich den Pakt, das Band zwischen mir und Lou für richtig halte? Als Minderheit? Sie bleibt an meiner Seite, sie wollte das Bündnis von sich aus und ich habe zugestimmt, wie kann so etwas falsch sein?
    Bell und Cheren, haben ihre Pokemon, als ebendiese akzeptiert. Es ist eine Freundschaft, nur auch ganz anders als diese. Und deshalb verpönt?
    Sind wir verkehrt oder diese Welt?

    „Wartet! Ich glaub ich hab was gesehen“, vernahm man die mädchenhafte Stimme Bells wenig später. Tiaro machte sich derweil einen Spaß daraus Wasser langsam aus dem Mund laufen zu lassen, bis es gefror, um es dann zu lutschen. Cheren schien seinen eigenen Gedanke- Dimon vermutete irgendein hochwissenschaftliches Problem- nachzugehen, blieb aber unabhängig ein paar Schritte vor den anderen an der Spitze. Das blonde Mädchen und Lou beobachteten, die eine besorgt, die Andere zunehmend angriffslustig, die Umgebung. Jetzt wies Bellatrix mir einem Finger ein Stück schräg rechts von ihnen.
    Sie passierten gerade eine wenige kleine Lichtung, vielleicht war hier mal ein Tümpel gewesen, welcher derzeit schon längst von Schneemassen überdeckt war und sicher seit mehreren Jahrzehnten keinen Tau mehr gesehen hatte. Gegenüber streckten sich, wie schon seit geraumer Zeit, die Bäume hoch, ein jeder in einen wattierten Schneemantel gehüllt, als wäre es der letzte Schrei der Baummodewelt. Außerdem stand dort einiges an niedrigem Gebüsch zwischen den rau gemaserten Stämmen und über eines stielten rot glühende Augen hinweg. Ein kleines, spitz zulaufendes Gesicht reckte sich in einer eher zuckenden, als wahrnehmbar fließenden Bewegung empor, als der Träger merkte, dass er ebenfalls entdeckt worden war.
    „Oh, das ist aber niedlich“, freute sich Bell. Mal abgesehen von den roten Sehorganen, die einen ansahen, als könnten sie einen röntgen, war das Monster, welches ihnen entgegensah geradezu possierlich. Es hatte sattbraunes Fell, welches zu den Augen hin heller wurde, so dass es wirkte wie ein Brillengestell. Die großen Ohren hatte es an deinen Kopf geschmiegt, seine dreieckige, schwarze, feuchte Nase beschrieb eine auf ab Bewegung, in des es in die Richtung der Teenager schnüffelte.
    „Lotz“, quäkte es prompt.
    „Ein Nagelotz“, betitelte Cheren ihr Gegenüber korrekt. Es folgt ein, vom Schnee gedämpfter, trommelnder laut.
    Dimon runzelte bei dem Namen die Stirn. Ein Nagelotz, so ganz allein im Wald? So kleine Bürschchen waren doch auf sich gestellt leichte Beute, für Fleisch fressende Pokemon wie die elegante Raubkatze die zu ihr gehörte. Felilou betrachtete das Kerlchen, welches mit einer gewissen Distanz und Deckung durch das dicht verzweigte, winterharte Gestrüpp vorgesorgt hatte, mit dem unverfälschten Interesse eines Kindes an einem kunterbunten, tellergroßen Lutscher.
    „Komisch“, entrann der Braunhaarigen zögerlich.
    „Nagelotz sind doch Rudeltiere. Seltsam, dass dieses hier uns sich allein zeigt“, konkretisierte der Schwarzhaarige ihren Kommentar.
    Die Verwunderung der Beiden erwies sich sogleich als unbegründet.
    „Lotz!“
    „Lotz!“
    „Lotz, Lotz!“, echote es aus dem Wald hinter dem nun offenbarten Vorreiter des Rudels. Sie waren auf nichts weiter als eine Wache der aufmerksamen Nagepokemon gestoßen, des Weiteren schien der Anhang sich sogleich selbst vorstellen zu wollen, denn nun huschten Schatten aus anderem Gebüsch, Geästen und wohl auch Untertagen auf die Lichtung herbei. Äste knackten, Nadeln raschelten, springende Leiber vielen mit einem Stapfen zu Boden, der Schnee knirschte leise flüsternd unter den lang bekrallten Pfoten der Nagelotz.
    „Ohoh“, äußerte Dimon. Ihr war die unwillkommene Begegnung nicht geheuer, spätestens, als die Pokemon begannen durch das Dickicht auf die Lichtung zu spritzen, so dass die Jugendlichen erschrocken zurückwichen. Auch Felilou richtete sich unwillig wenige Schritte rückwärts, als offensichtlich wurde, dass es die Wilden eine weitaus größere Fraktion waren, als die gemischte Gruppe auf deren Seite sie stand.
    Insgesamt zählte das Rudel 15 kleine, agile Monster mit beachtlichem Gebiss, welche langsam aber sicher, die Jugendlichen und ihre Partner zurückdrängten, die großen, unheimlich roten Augen auf die menschlichen Gesichter geheftet.
    „Ich hab mir das anders überlegt, komm raus Mendelssohn!“, whisperte Cheren den anderen zu, ergriff in seiner Hosentasche Serpifeus Ball und ließ eben diesen aufschnappen. Weiß gleißende Energie entsprang dem Behelf, schlug in den Boden, wo sie sich ballte und den Blick auf das anmutige Schlangenpokemon freigab. Sein Körper schimmerte leicht durch das Licht, das der Schneeboden reflektierte, mit wachsamen Augen observierte es seine Umgebung, machte sich schnell einen Überblick, welcher Art die Kontrahenten waren, welche sich seinem Trainer entgegenstellten. Die lange schmale Zunge glitt immer wieder in sekundenschnelle aus seinem Maul, züngelte, die Luft nach verdächtigen Vibrationen und Temperaturänderungen absuchend.
    Die Lichtung teilte sich in zwei Lager auf, zum einen das der Menschen mit ihren gezähmten Monstern, an der Spitze Felilou die sich wild fauchend auf der Vorderhand duckte, alle Muskeln zum zerreißen angespannt, so dass sie jederzeit zum tödlichen Sprung an den Hals eines Nagelotz übergehen konnte, zur anderen Seite die feindlichen Tiere, welche sie verachtend ansahen, laut keckerten, knurrten und kreischten, um ihrem Unmut Luft zu machen.
    Die braunen Pokemon waren in etwa so hoch wie Dimons Unterarm lang war. Das Mädchen war unsicher erstarrt. Sollten sie wirklich gegen die zürnenden Pokemon kämpfen? War das richtig? Sie verteidigten doch nur ihr Revier vor ihnen.
    Einige Nagelotz, auf allen Vieren in den vorderen Reihen, kratzten aufgeregt mit den Füßen auf dem Schnee. Warum griffen sie noch nicht an?
    Die Antwort wurde dem Mädchen klar, als ein letztes Pokemon in aufrechter Haltung an die Führungsposition der Gruppe trat. Es war deutlich größer als seine Kumpanen, überragte sie alle um mindestens einen Kopf.
    Es ließ einen tierischen Schrei ertönen, welchen Cheren und Felilou als Anlass zum Angriff nahmen.
    Die Raubkatze sprang mit unglaublicher Leichtigkeit, mitten in das feindliche Lager, so dass die aufgeregten Nager irr auseinanderstoben.
    „Mendelssohn, Laubklinge!“ Nun kam auch Bewegung in das gehorsame Pflanzenpokemon. An den Ellenbogen seiner kurzen Ärmchen wuchsen in kürzester Zeit Sicheln aus grün leuchtender Energie.
    „Aber Cheren“, warf Bell rufend ein. Ihr war nicht wohl dabei diese schwach wirkenden Pokemon anzugreifen. Sie taten ihr leid. Doch hatten sie eine andere Wahl?
    „Nein wartet!“ Dimon stürmte zu Serpifeu, um es am Latz zu packen, Felilou war so überrascht, durch den Ausruf ihrer Gefährtin, dass sie vor Verblüffung das Nagelotz zu Boden fallen ließ, welches sie grade zwischen ihre Fangzähne genommen hatte. Das entsetzte Nagerpokemon meckerte aufgeregt, sträubte sein Nackenfell und glitt sogleich gegenüber der Katzendame in Angriffsstellung.
    „Schaut euch doch an wie groß ihr Anführer ist“, keuchte das braunhaarige Mädchen, welches derzeit mit Serpifeu am Boden rang, denn dieses war gar nicht erbaut über Dimons einschreiten. Schließlich gelang es ihr das Pflanzenmonster mit einer Hand auf dem Rücken zu Boden zu drücken, auch wenn es dabei immer noch zappelte. Lange würde sie das biegsame Pokemon nicht aufhalten können. Auch Lou auf der anderen Seite des Feldes, hatte es wieder geschafft sein Gegenüber niederzuringen.
    „Was meinst du damit Dimon?“, wollte Cheren nun wissen. Dabei wich er vor einem angriffslustigen Nagelotz zurück, welches sich wohl an seine Beine heften wollte.
    „Ich bin sicher, dass es ein freigelassenes Pokemon ist, in der Natur würde es doch niemals so groß werden! Vielleicht lässt es mit sich verhandeln“, hoffte sie.
    „Tiaro, Aquaknarre“, kreischte grade Bell dazwischen. Zwei weitere der kleinen braunen Monster, waren gerade im Begriff sie anzugreifen. Das etwas behäbige Wasserpokemon kam dem befehl auch nach, traf jedoch nicht, weil seine Gegner zu schnell waren.
    „Dann lass dir Mal was einfallen, damit sie uns auch zuhören“, brüllte Cheren über das Keifen der wilden Pokemon hinweg und wehrte ein Nagelotz ab, in dem er ihm eine ordentliche Backpfeife gab.
    „Lou hör auf mit dem Quatsch“, bellte Dimon ihrem Pokemon zu. Da sprang auch schon ein kleiner brauner Schatten in ihr Gesicht, infolge dessen sie hintenüber fiel. Nagelotz schaute ihr mit seinen glühend roten Augen genau in ihre graugrünen, dass ihr Angst und Bange wurde, und setzte gerade zu einer Biss Attacke an, da wurde es auch schon, durch das nun wieder befreite Serpifeu von dem Mädchen weggerissen. „Lou, Heuler, jetzt!“
    Lou gehorchte nicht sofort, sie spielte einen Moment mit ihren Ohren, überlegend, ob sie sich dem Befehl beugen sollte oder doch noch mal dieses Nagelotz ganz genau mit den Zähnen untersuchen sollte. Entschloss sich dann ihrem Mädchen den Gefallen zu tun.
    Ein ohrenbetäubendes Jaulen und Maunzen erfüllte darauf die Lichtung. Die Nager warfen sich, ob ihres empfindlichen Gehörs auf den Boden und hielten sich die Lauscher zu.
    „Treibt sie erstmal weg!“, forderte Dimon ihre Freunde auf.
    „Los Mendelssohn, scheuch sie zusammen!“
    „Tiaro, verdräng sie mit Aquaknarre!“
    „Lou, bring sie uns vom Hals!“
    Die angeschlagene, teils verwirrte, Nagelotzschar war in weniger als einer Minute wieder auf einige Meter Abstand zu den Menschen gebracht. Misstrauisch schauten sie zu ihnen herüber, wagten sich aber angesichts der drei aggressiven, mit Menschen im Bunde stehenden, Pokemon, nicht näher.
    Dimon war froh, dass noch keines der Nagepokemon ernsthaft verletzt war und sie ebenso wenig.
    Sie schaute dem Anführer der Bande direkt in die Augen, und ging langsam auf ihn zu.
    „Dimon nicht!“, flehte Bell. Ihr war es absolut nicht geheuer, dass sich Dimon der feindlichen Gruppe ohne Schutz näherte und kurz darauf auch Felilou aufforderte ihr nicht zu folgen. Die Katzendame knurrte unwillig, fügte sich jedoch. Sie konnte es Dimon nicht abschlagen, so wie sie sie bittend ansah. Dieses dumme Menschenkind würde sich noch an der Sache verbrennen!
    „Wir wollen euch nichts tun Nagelotz“, sagte Dimon ruhig während sie weiter auf die wilden Pokemon zuging. Sie konnte sich nicht erklären, wo sie auf einmal den Mut hernahm, ebendies zu tun. Es waren eben Pokemon und keine Menschen. Sie spürte, dass sie mit ihnen eher zurechtkam.
    „Wir wollen euch nichts tun. Und ihr uns doch auch nicht. Zumindest du, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich, hattest du selbst mal einen Menschen, der dich angesichts dieses Winters fortgeschickt hat. Das tut mir leid.“
    Einen Meter entfernt von dem Angesprochenen Monster ging Dimon in die Hocke. Dann streckte sie langsam die Hand in seine Richtung aus, behielt damit jedoch auch noch etwa zehn Zentimeter Abstand.
    „Dimon…“, ließ Bell verlauten. Warum ging ihre Freundin so nah an die fremden Pokemon? Wenn diese sie nun doch angriffen? Sie schaute zu dem Jungen rüber. Er wirkte konzentriert, ob er wohl abwog wie und wie schnell er das vermittelnde Mädchen aus der Reichweite der argwöhnischen Pokemon herausbugsieren konnte? Bell wusste, egal welcher Konflikt Dimon und Cheren auch trennte, er würde sie nicht ihrem Schicksal überlassen, allein Bell zuliebe.
    „Lass uns bitte passieren, Nagelotz, ich will nicht, dass wir kämpfen“, bat Dimon indem sie das Pokemon ehrlich anschaute. Die nasse Nase des Monsters bog sich, vorsichtig schnuppernd, ein wenig nach oben dann nach unten. Die Ohren, die es bei ihrer Annährung drohend an den Kopf gelegt hatte, lösten sich langsam, das linke stellte sich forschend in ihre Richtung auf. Vorsichtig neigte es den Kopf ein Stück in Richtung ihrer Hand. Ihre Lippen verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln.
    Sie würde es schaffen. Der Rudelchef würde sie passieren lassen, denn schließlich war er wohl selbst mal Partner eines Menschen gewesen, den er liebte. Niemandem würde etwas passieren.
    Bei all dieser Vertrautheit verlor jedoch ein Rang niedrigeres Nagelotz neben seinem Chef die Nerven. „Bedrohung!“, schrien seine Instinkte, als die ihm fremde Hand sich in Richtung des Alphatieres nährte. Und ehe Dimon sich versah, vergrub sich der Biss ebendieses Nagelotz durch ihre Jacke in ihren Unterarm.
    Dann ging alles ganz schnell. Zuerst musste sich der Beißer einem strafenden Hieb seines Chefs gegenübersehen und im nächsten Moment wurde es schon von der animalisch kreischenden Lou niedergerissen, welche bemerkt hatte, dass sie einen Moment zu lange gewartet hatte einzuschreiten. In einem Akt der Geistesgegenwart gelang es Dimon ihr Pokemon am Nackenfell zu Packen und von dem wilden Pokemon wegzuziehen, bevor sie es töten konnte. Wenn sie jetzt doch noch tätlich wurden, würde auch der gutmütige Anführer sie nicht mehr ohne Vergeltung zu wollen ziehen lassen. In ihrem Kopf erklang ein kurzes zermürbendes Brüllen, welches den Schmerz dröhnend von ihrer Verletzung zu ihrem Gehirn trug.
    Sie spürte wie etwas Warmes ihren Arm hinunterlief, während sie die widerstrebende Felilou an sich presste. Als es bis auf die kämpfende Lou verräterisch ruhig blieb schaute Dimon wieder zu dem Rudel rüber. Mit einem Mal standen sie alle in Hab-Acht-Stellung auf den Hinterbeinen, das Nagelotz, das sie gebissen hatte taumelte etwas. Leise tropfte Dimons Blut auf den Boden.
    Plötzlich warf sich das ganze feindliche Lager auf der Hinterhand herum und stob mit wehenden Fahnen von der Lichtung.
    Während Bell sofort zu Dimon rannte. Sah Cheren ausnahmsweise Mal aus dem Konzept gebracht aus.
    „Was war denn das?“
    Die Blonde kramte derweil ein Erste Hilfe Set hervor und legte ihrer Freundin im Rekordtempo einen Pressverband an. „Den kannst du vergessen“, murmelte sie dabei und schnitt mit einer fließenden Bewegung den Ärmel des rechten, verletzten Armes bis zum Ellenbogen ab.
    „Keine Ahnung“, hauchte Dimon, den Blick immer noch auf den nun freien Weg gerichtet. Es war wieder ganz Still.
    Was war da nur gerade passiert? Ohne ein Vorzeichen waren sie alle abgehauen. Warum waren sie geflüchtet?
    Dimon fand sich in einer Umarmung Bells wieder.
    „Du machst einen noch ganz krank“, nuschelte diese, aber die Beleidigung war nicht wirklich heraus zu hören.
    „Tut mir leid!“, meinte Dimon und drückte ihre Freundin zurück.
    Cheren räusperte sich: „Gut, wie dem auch sei. Sieht aus als könnten wir weiter ziehen, hoffentlich begegnen wir nicht gleich den nächsten Pokemon, wenn die sich alle ein Stückchen von Dimon holen, bevor sie Waffenstillstand beschließen, dann ist bis heute Abend nicht mehr viel von ihr übrig.“
    Die Mädchen lösten die Umarmung und wandten sich zu dem Jungen um. Nachdenklich die eine Hand ans Kinn gelegt stand er da. Mit der anderen Hand spielte er ein seiner Hosentasche herum.
    Das war Bell schon vorhin aufgefallen, er fummelte schon seit sie losgegangen waren fast unablässig an dieser Tasche.
    „Sag, mal Cheren, was hast du da? Das ist mir vorhin schon aufgefallen!“, bemerkte sie spitz. Ihr gefiel es nicht, was er da tat, es hatte beinahe etwas Geheimniskrämerisches.
    „Was?“, fragte er, wohl aus einem Gedanken hoch geschreckt. Er beäugte seine beschäftigte Hand. „Ach so, das.“
    Bellartrix und Dimon glaubten ihren Augen nicht, als er drei Pokebälle zutage förderte.
    „Wo hast du denn die her?“, schrie Bell vor Überraschung fast. Dimon war gleichermaßen erstaunt, hielt sich aber mit Äußerungen zurück.
    „Die habe ich im Labor gefunden.“
    „Echt jetzt?“, meinte sie immer noch verblüfft. Ihr war das gar nicht aufgefallen, er hatte auch nichts gesagt.
    „Ich wollte es ja sagen, aber dann haben sich die Ereignisse überschlagen…“
    Das braunhaarige Mädchen war derweil an ihn herangetreten und betrachtete die Bälle in seiner Hand, streckte vorsichtig die Finger nach ihnen aus. „Darf ich?“
    „Meinetwegen“, brummte Cheren.
    Sie klaubte die Bälle von seiner Handfläche zusammen, bemüht nicht darauf zu achten, wie warm ihr dabei wurde, drehte sich von ihren Freunden weg und warf die Bälle hoch in die Luft. Es war besser, wenn die Monster etwas Abstand zu ihnen hatten, falls sie erschrocken sein würden, dass sie weder bei der Professorin, noch im Labor waren.
    Sogleich schossen drei Energieblitze heraus, als die Bälle sich klickend in der Luft öffneten, sprangen über die schneebedeckte Lichtung. Drei gänzlich unterschiedliche Pokemon materialisierten sich aus der Komprimierung in dem Ballgehäuse.
    Als Erstes war da ein ganz und gar zauberhaftes Wesen. Es hatte vier Beine, die viel zu lang für seinen zierlich schmächtigen Körper wirkten. Sein Winterfell war lang, aber glatt und seidig glänzend an den Beinen hatte es die Farbe von braunem Zucker, über den Rücken wechselte es in ein sattes dunkles Braun, dass von der Farbe von Baumrinde nicht zu unterscheiden war und damit als hervorragende Tarnung diente. Seine Beine und der Kopf waren auch in dem Winterpelz sehr trocken, der Kopf wirkte geradezu zerbrechlich, die grazilen Ohren aufmerksam in die Richtung der Jungendlichen gerichtet. Das auffälligste waren jedoch die riesigen, seelenvollen Augen, schwarz wie die Nacht. Als es sich der Aufmerksamkeit der Menschen bewusst wurde neigte es Hals und Haupt, wie zum Kompliment gen Boden und knickte gar ein wenig mit dem linken Vorderbein ein.
    Als zweites erschien mittig ein sehr kompaktes Pokemon, welches in leicht geduckter Haltung lief und gewitzt dreinschaute. Es hatte kein Fell sondern lederartige graue Haut, mit teilweise hervorstehenden rosa Adern. Auf dem Kopf trug es einen kleinen Zipfel, der wie eine Mütze wirkte. Seine ebenfalls grauen Augen musterten die fremden Leute.
    Das dritte hatte borstiges, kurzes Fell und war in seiner Ausstrahlung kaum von einem Häufchen Elend zu unterscheiden. Es hatte wie das erste Pokemon gespaltene Hufe, war aber kurzbeinig und in etwa so groß wie ein Yorkleff. Eine Nase wie eine Steckdose, die sich ob der Kälte etwas zusammenzog, zierte sein Gesicht. Die Ohren waren schwarz, wie sein Rücken, groß und Löffelartig. Es wirkte ein wenig, als hätte die Natur nicht zu entscheiden vermögen, ob es nun ein Hase oder ein Schwein werden sollte. Zitternd, mit ab geklappten Ohren, saß es auf seiner Hinterhand vor den jungen Menschen und guckte sie aus angsterfüllten Augen an.
    „Ein Sesokitz, ein Praktibalk und ein Floink“, fasste Cheren zusammen. Beide Seiten beobachteten sich einhergehend, Dimons Katzendame jedoch verlor schnell das Interesse, das keines der Pokemon so wirklich seinem Beuteschema entsprach. Auch wenn das Floink sich noch am ehesten anbot- wenn sie doch nur ein Kleoparda wäre…
    „Guckt mal“, bemerkte Bell und wies mit dem Finger auf das Bauarbeitermonster in der Mitte. „Das hat was in der Hand!“
    Tatsächlich hielt das linkisch wirkende Pokemon etwas Braungelbes in der Hand. Neugierig näherte sich Bellatrix dem fremden Pokemon, das ein wenig misstrauisch sein Gut noch ein wenig mehr an sich presste. Sesokitz trat ebenfalls interessiert etwas Näher zu dem Mädchen. Für das blitzschnelle Waldpokemon schien die ruhige Blonde keine Bedrohung zu sein. Floink allerdings schob sich auf seinem Hintern noch mindestens einen Meter weiter weg von dem Menschen.
    „Magst du mir nicht zeigen was du da hast?“, fragte Bell das Pokemon freundlich, machte allerdings erstmal keine Anstalten nach ihm zu greifen, sondern griff in ihre kleine Handtasche, die an ihrer Seite hing und kramte ein bisschen krümeliges Pokemonfutter in einer kleinen Plastiktüte hervor.
    Raschelnde Plastiktüten waren wohl ein multilinguales Signal für etwas Leckeres und das schien dem kleinen Kampfpokemon auszureichen. Während es mit dem einen Arm noch seinen Schatz an sich presste, streckte es den anderen Arm fordernd nach Bell und winkte sie mit nach oben gekehrter Handfläche zu sich heran. Sie streckte ein Stück die Tüte in seine Richtung und reckte dafür die andere Hand in Richtung des Items in Praktibalk Händen. Hektisch hasteten seine Pupillen zwischen Futter und seinem Arm hin und her. Er musste noch überlegen, ob er den Tausch wirklich vollziehen wollte. Am Schluss griff es hastig nach der Plastiktüte und warf dem Menschen sein Objekt entgegen.
    Bell fing auf und betrachtete es. Als sie realisierte was es war, schnappte sie nach Luft.
    „Was zum…?“, fragte Dimon, die nun genauso wie Cheren an die Seite von Bell getreten war.
    „Was ist das?“