Worte

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  • Politik im engeren Sinne bezeichnet das Handeln, bei welchem Menschen unter gegenseitiger Respektierung um die gemeinsame Bewältigung konflikthafter Situationen ringen, um verbindliche Ordnungen für das Zusammenleben einer ganzen Gesellschaft zu definieren und diese auszuführen.


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    [tab='Thematik']
    Sei gegrüßt,
    du befindest dich hier in meiner Sammlung von politisch motivierten Gedichten und Kurzgeschichten. Ferner werde ich Kommentare posten, die jedoch literarisch von mir ausgearbeitet wurden. Zu den meisten meiner Werke werde ich Hintergrundinformationen geben. Es wird empfohlen, sich diese vor dem Textstück durchzulesen.
    [tab='Benachrichtigungen']
    User, die bei einem neuen Werk benachrichtigt werden:


    [tab='Werke - Chronologie']


    [tab='Werke - Übersicht']
    [subtab='Warnung']
    Gewalt ist in einigen Werken enthalten, diese sind mit einem "*" (Sternchen) versehen, um sie zu kennzeichnen.
    [subtab='Die Roten irren sich nie*']
    Hintergrundinformationen:
    Die Roten Rächer der Geschichte basieren auf der Roten Armee Fraktion. Diese linksextremistische Terrorgruppe ermordete 34 Menschen, darunter auch wichtige Politiker und Persönlichkeiten. Auch zahlreiche Entführungen führten sie erfolgreich durch.
    Der Höhepunkt ihrer Vergehen liegt in den 70er-Jahren.
    [subtab='Schweizern']
    Hintergrundinformationen:
    Die Schweiz ist ein Steuerparadies.
    Dieser Satz ist wohl wahr. Viele deutsche reiche Bürger verstecken ihr Geld vor dem Staat in der Schweiz. Ein Abkommen mit eben diesem Nicht-EU-Land soll nun auch Geld Deutscher in der Schweiz besteuern. Doch die Steuersünder haben genug Zeit, um ihr Geld in andere Steueroasen zu verlagern. Deshalb wehrt sich die SPD heftig gegen das Abkommen. Stattdessen bevorzugt sie es, illegale Daten-CDs mit Steuersündern zu kaufen.
    Dieses Thema wird mit der aktuellen Euro-Krise verknüpft, die ja jedem ein Begriff sein sollte.
    [subtab='War-ten']
    Hintergrundinformationen:
    Samaras, griechischer Ministerpräsident, traf sich am Freitag, den 24. August 2012, mit Kanzlerin Angela Merkel. Samaras möchte mehr Zeit, um die EU-Vorlagen zu erfüllen. Griechenland werde seine Schulden zurückzahlen, es benötige nur mehr Zeit - nicht mehr Geld. Angela Merkel blockte an diesem Freitag ab, denn man müsse noch auf den Bericht der Troika warten, bis eine Entscheidung gefällt werden kann.
    [subtab='An die Nachgeborenen']
    Hintergrundinformationen:
    2013 sollen die Rentenbeiträge von 19,6% auf 19,0% gesenkt werden. Die Regierung meint, dass man dadurch nicht zuletzt auch die Wirtschaft kräftig ankurbeln könne. Gleichzeitig begründet die CDU ihre Meinung damit, dass die Rentenkassen gut gefüllt sind. Betrachtet man jedoch die schwachen Geburtenzahlen, die bald für eine Vielzahl an Rentnern aufkommen müssen, so ist fraglich, ob man jetzt wirklich die Beiträge senken sollte - und nicht lieber weiter sparen.
    [subtab='Ach Europa']
    Hintergrundinformationen:
    Die EU-Krise ist allgegenwärtig, von daher sollte es nicht verwundern, dass es so einige EU-Kritiker gibt. Diese glauben nicht an ein Fortbestehen der EU.
    [subtab='Rote Wände*']
    Hintergrundinformationen:
    Dieses Gedicht ist als Versuch zu verstehen, mehr Stilmittel und eine verklärte Sprache anzuwenden.
    [subtab='Zur Zeit des Anstreichers']
    Dieses Gedicht ist von der 19. Szene des Dramas "Furcht und Elend des Dritten Reiches" inspiriert. Der Verfasser dieses Dramas, das aus 24 Einzelszenen bestehen, ist Bertolt Brecht. Alle Szenen beschreiben das Leben im Nationalsozialismus (von 1933-1938) unter der Sicht verschiedener Bevölkerungsgruppen. Es zählt zu den bekanntesten Werken des Lyrikers und Dramatikers.
    [subtab=Grenzerfahrungen]
    In diesem Gedicht wird die Angst der DDR-Bevölkerung beschrieben, die von ihrer Armut getrieben nach seltenen Früchten greifen, dabei jedoch Vorsicht walten lassen müssen, um gar nicht erschossen zu werden.
    [subtab=Über den Teufel]
    "Der Teufel hat Gewalt sich zu verkleiden
    In lockende Gestalt"
    - Shakespeare
    [tab='Copyright']
    Das Copyright sämtlicher Texte liegt allein bei mir, sie dürfen nicht ohne meine Erlaubnis verwendet werden.
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    [tab='Hintergrundinformationen']
    Die Roten Rächer der Geschichte basieren auf der Roten Armee Fraktion. Diese linksextremistische Terrorgruppe ermordete 34 Menschen, darunter auch wichtige Politiker und Persönlichkeiten. Auch zahlreiche Entführungen führten sie erfolgreich durch.
    Der Höhepunkt ihrer Vergehen liegt in den 70er-Jahren.
    [tab='Die Roten irren sich nie']
    Die Roten irren sich nie


    „Was, wenn ich Unschuldige töte?“
    „Du erkennst Unschuldige.“
    „Was, wenn ich mich einmal irre?“
    „Wir, die Roten, irren sich nie.“


    Der Fernseher flimmerte, plötzlich zuckte ein Bild über den Schirm. Eine Nachrichtensprecherin erschien: „Heute Nachmittag wurde der Innenminister Friedrich Golner auf offener Straße durch einen Selbstmordattentäter getötet, ebenso Dutzende Zivilisten. Die Terrorgruppe „Die Roten Rächer“ bekannten sich zu der Tat.“
    Dann war Ruhe. In dem kleinen, feuchten Raum schauten sich alle an. Sie waren erschrocken. Dann brach Applaus aus.
    „Wir haben es geschafft, wir bringen Recht in dieses unrechte Land“, erhob sich eine Stimme aus dem tosenden Beifall. Der schwarzhaarige Mann stand auf. Um nicht an die Decke zu stoßen, musste er sich bücken. „Wir wollen Gerechtigkeit! Wir erreichen sie! Und das ist gut so. Unser Handeln ist richtig!“ Der Applaus wurde leiser. „Wir lassen uns nicht nehmen, was das Unsrige ist. Wir fordern die Rechte, derer wir beraubt wurden!“ Wieder kam Beifall auf, lauter als zuvor. Dann nahm der Führer der Roten Rächer wieder Platz.
    Ein junger Mann wandte sich seinem Nachbarn zu: „War es ein Leben wert? Ein Leben aus unserem Kreis? Nur um ...“ Plötzlich war es wieder ruhig. Der junge Mann, der gerade noch geredet hatte, brach ab. Alle blickten ihn an. Jeder hier im Raum hatte ihn gehört.
    „Das sind Zweifel!“, schrie ein Mann, der im Dunkeln saß. „Zweifel gehören hier nicht hin.“
    Weiterhin lagen die Augen schwer auf dem jungen Mann. Dieser probierte, sich zu erklären: „Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, einen unserer Männer sterben zu lassen, um das Unrechte zu besiegen. Muss Recht sterben, um Unrecht zu bezwingen?“
    Der Führer erhob sich erneut: „Wie willst du Recht sonst erreichen? Recht ist das, was kämpfen muss. Und Recht muss fallen, aber Recht steht wieder auf. Unrecht nicht.“ Ein weiteres Mal überrannte lautstarker Applaus den grauen Raum. „Deine Zweifel sind unbegründet!“, die Stimme des Schwarzhaarigen wurde lauter, um im Klatschen der Hände nicht unterzugehen. „Wir haben ein Recht geopfert, um viel Unrecht zu zerstören. Das ist die Aufgabe der Roten Rächer. Wir vergießen Blut mit unserem eigenen, wir sind rot.“
    Der junge Mann zuckte beim letzten Satz. Leise sprach er: „Muss auch mein Blut fließen?“ Die Männer schauten ihn an. Murmelnd saßen sie da.
    Kurze Zeit überlegte der Führer, dann ergriff er das Wort: „Unser aller Blut muss fließen, damit die Demokratie, damit das Unrecht für alle Zeiten vernichtet ist.“
    Langsam fasste der junge Mann, der mittlerweile auch aufgestanden war, Mut: „Ich möchte nicht, dass mein Blut im Kampf gegen die Demokratie fließt. Ich zweifle an dem ganzen hier.“
    Wieder ertönte die Stimme aus der dunklen Ecke: „Ich habe es gesagt, er zweifelt an uns. Wir brauchen niemanden, der zweifelt. Mit einem Zweifler beginnt es und bald gibt es eine Revolution!“
    „Aber basieren die Roten Rächer nicht auf Zweifel? Ihr zweifelt an der Demokratie, am Kapitalismus“, sprach der Mann.
    Jetzt erhob sich ein anderer, seine Hand steckte in seiner Jackentasche: „Zweifel am Unrecht? Du zweifelst am Zweifel?“ Seine in der Tasche versunkene Hand bewegte sich unscheinbar, die andere deckte sie ab.
    Der Führer lief rot an: „Wut überkommt mich, wenn ich jemanden aus unseren Reihen so reden höre.“
    Dies schien ein Signal für den Mann, der sich so eben erhoben hatte, zu sein. Er zog aus seiner schwarzen Jacke eine Pistole, die er auf den jungen Mann richtete. Dieser erstarrte. Seine Nachbarn rückten zur Seite, sie schoben und pressten sich an die, die ruhig geblieben waren.
    Dann stand der Mann alleine auf der Seite des Raumes: „Ihr habt gesagt, ich sei einer von euch. Ihr meintet, ich sei rot.“ Seine Stimme zitterte.
    Der Führer betrachtete ihn, er fesselte ihn mit seinem scharfen Blick: „Wir haben uns geirrt!“
    Knall. Schrei. Blut.
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  • [tabmenu]
    [tab='*']
    Hallo weinschnecke,
    da bisher noch nicht geschehen, möchte ich dir ein Kommentar hinterlassen. Falls du Fragen dazu hast, kannst du mich natürlich kontaktieren.
    [tab='Startpost']
    Deinen Startpost finde ich - so weit - ziemlich gelungen. Die Überschrift ist zum Thema sehr passend gewählt, gefällt mir gut. Das eine Tab-Menü bildet zusammen mit dem Satz, der Politik definiert, eine schöne Übersicht. Hast du diese Definition selbst geschrieben, oder hast du sie aus einem Lexikon o.Ä.? Falls das der Fall ist, solltest du sie unbedingt als Zitat markieren und die dazugehörige Quelle angeben. (Ich habe kurz danach gegooglet, aber nichts gefunden, also gehe ich davon aus, dass du sie selbst geschrieben hast)
    Du solltest aber unbedingt eine Warnung in deinem Startpost ergänzen, da, wie deine erste Geschichte gezeigt hat, politische Themen auch blutige Themen sein können.
    [tab='Die Roten irren sich nie']
    Deine erste Kurzgeschichte beinhaltet eines der dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Ich finde es sehr gut, dass du dem Leser einige Hintergrundinformationen gibst, damit dieser den Zusammenhang der Geschichte und ihre Botschaft besser versteht. Für die Zukunft fände ich es schön, wenn du etwas mehr Infos zu deinen Geschichten/Gedichten packen würdest, in diesem Fall wäre das zum Beispiel der Zeitraum, wann die RAF agiert hat, vielleicht ein oder zwei Stichwörter, die dem Leser eine etwas genauere Beschreibung liefern (Entführung der Landshut o.Ä.)
    Inhaltlich gibt es zu deiner Geschichte nicht viel zu sagen. Du kritisierst ziemlich direkt die Ideologie solcher Organisationen, da du in der kurzen Konversation zu Beginn der Geschichte sowie im Titel klarmachst, dass die Roten Rächer sich nie irren würden. Als aber einer aus den eigenen Reihen zu zweifeln beginnt, wird das Alles praktisch umgeworfen ("Wir haben uns geirrt!"), um den Abtrünnigen zu eliminieren.
    Mit einer Konversation zu starten finde ich in dieser Geschichte passend. Für meinen Geschmack ist das Ende sehr gut gelungen, nur die letzten drei Worte sind überflüssig und zerstören irgendwie die angespannte Atmosphäre, die du mit der Geschichte davor erzeugt hast.
    Auffallend ist, dass du den Chef der Roten Rächer als Führer bezeichnest, sehe ich es richtig, dass du da gewisse Parallelen zu einer anderen politischen Periode in Deutschland schaffen willst?
    [tab='Schreibstil/Tipps']
    Dein Schreibstil ist im Großen und Ganzen sehr gut. An einigen Stellen musst du mit den Satzanfängen aufpassen, damit es nicht zu Wiederholungen kommt ("Dann war Ruhe.", "Dann brach Applaus aus.").


    Einen Satz hätte ich umgestellt:


    Um nicht an die Decke zu stoßen, musste er sich bücken.


    Ich finde es einfach passender, wenn du hier zuerst den Hauptsatz nennst und dann den Nebensatz, nicht andersrum. Sprich: Er musste sich bücken, um nicht an die Decke zu stoßen.


    Eine andere Stelle hättest du anders formulieren können:


    Der Führer lief rot an:


    Logischerweise wird der Sinn klar, sobald man weiterliest, aber man kann ja auch aus Scham oder Verlegenheit rot anlaufen. Besser fände ich: Der Führer schäumte nur so vor Wut und sprach mit rot angelaufenem Gesicht: Mich überkommt tiefer Abscheu, wenn ich jemanden so reden höre!


    An deiner Rechtschreibung und Grammatik gibt es nichts auszusetzen, dadurch ist es ziemlich angenehm, deine Geschichte zu lesen.
    [tab='Nachwort']
    Das war es mal wieder, einiges an Lob und viele Kleinigkeiten, auf die du achten könntest. Ich weißt, es ist heute nicht so ausführlich geworden, aber das liegt einfach daran, dass es nicht viel zu meckern gibt. Es würde mich freuen, wenn du mich benachrichtigen würdest, falls du weitere Geschichten/Gedichte hier veröffentlichst.
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Zum Kommentar']
    Ich danke zunächst einmal für den ausführlichen Kommentar. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.
    Die Begriffsdefinition basiert auf dem PW-Unterricht und wurde von mir selbst erarbeitet. Eine Quelle habe ich deswegen nicht angegeben. Dennoch sehr aufmerksam von dir. Die Warnung werde ich so gleich in den Startpost mit aufnehmen. Ob ich die Hintergrundinformationen ausführen werden, weiß ich noch nicht. Ich bin eher nicht dazu gewillt, viele Informationen preiszugeben - eher immer so viele, um den Textzusammenhang zu verstehen. Aber du hast mir auf jeden Fall den Denkanstoß gegeben, ich überlege es mir.
    [tab='Hintergrundinformationen']
    Die Schweiz ist ein Steuerparadies.
    Dieser Satz ist wohl wahr. Viele deutsche reiche Bürger verstecken ihr Geld vor dem Staat in der Schweiz. Ein Abkommen mit eben diesem Nicht-EU-Land soll nun auch Geld Deutscher in der Schweiz besteuern. Doch die Steuersünder haben genug Zeit, um ihr Geld in andere Steueroasen zu verlagern. Deshalb wehrt sich die SPD heftig gegen das Abkommen. Stattdessen bevorzugt sie es, illegale Daten-CDs mit Steuersündern zu kaufen.
    Dieses Thema wird mit der aktuellen Euro-Krise verknüpft, die ja jedem ein Begriff sein sollte.
    [tab='Schweizern']
    Schweizern


    In Berlin angekommen
    Vorm Reichstag Marschkolonnen
    Ich gehe in das Kanzleramt
    Frage nach einem Spendenstand


    „Wofür denn eine Spende?“
    „Gewiss für Euro-Länder.“
    „Aber Sie zahlen ja Steuern
    Für die Euro-Ungeheuer.“


    Verdutzt sah ich ins Gesicht:
    „Nein, das tu ich eben nicht.
    Ich schweizer doch so gern.
    Mein Geld liegt schon in Bern.“
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='*']
    Danke für die Benachrichtigung, ich hoffe es ist ok, wenn ich noch ein Kommentar da lass' :)
    [tab='Schweizern']
    [subtab='*']
    Auf jeden Fall ein interessanter Titel. Auch die Hintergrundinformationen sind vielversprechend. Bin gespannt, wie es weitergeht.
    [subtab='Inhalt']
    Inhaltlich lässt sich das Ganze recht einfach zusammenfassen. Deutsche Steuersünder, die ihr Geld in der Schweiz lagern, spenden ironischerweise Geld, um die "Euro-Ungeheuer" zu retten. Die Verknüpfung zwischen Steuersündern und der Euro-Krise passt hervorragend. Deshalb gibt es inhaltlich auch nicht viel an deinem Gedicht zu kritisieren. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn du das Gedicht etwas verlängert hättest. In den Infos war angeklungen, dass illegale CD's gekauft werden, wie es alle paar Wochen in den Medien berichtet wird. Mich hätte es deshalb gefreut, wenn auch das thematisiert worden wäre.
    Diese CD's sind ja im Grunde nichts anderes als Raubkopien bzw. geklaute Daten. Wieso ist es also der Regierung gestattet, diese zu kaufen und den Verkäufern Straffreiheit zu versprechen? Schließlich darf man auch keine Raubkopien von (Kino-) Filmen kaufen bzw. verkaufen. Und weiter, wie dürfen diese CD's vor Gericht als Beweismittel benutzt werden? Denn sie sind ja illegal! Wenn die Polizei illegal (ohne richterlichen Beschluss o.Ä.) ein Telefon oder einen Computer überwacht, dürfen Daten, die darauf zu finden sind, ja auch nicht vor Gericht als Beweismittel verwendet werden.
    Du siehst, man hätte die Thematik noch etwas ausbauen/erweitern können, vielleicht hilft das ja als Inspiration für kommende Werke ;)
    [subtab='Äußere Form']
    An der Äußeren Form scheint es etwas zu fehlen. Ich weiß, dass ein Gedicht keine Reime haben muss, aber bei dir sieht es folgendermaßen aus:

    • 1. Strophe: Unschöne Reime. Angekommen und Marschkolonnen hört sich zwar ähnlich an, ist aber kein sauberer Reim. Ist natürlich vertretbar, schließlich sind beispielsweise Rap-Texte oft nach solchen Schemata aufgebaut.
    • 2. Strophe: Hier finden sich eigentlich gar keine Reime. Zwischen Spende und Länder sehe ich zum Beispiel gar keinen Zusammenhang, und Streuern und Ungeheuer könnten einen schönen Reim bilden, jedoch wird der von dem n bei Steuern zerstört.
    • 3. Strophe: Hier sind schöne Reime zu sehen. So wäre es im ganzen Gedicht wünschenswert gewesen.


    Das Reimschema ist in den vorhandenen Reimen immer gleich, immer nach dem Motto aabb.
    So viel zu den Reimen. Silbentechnisch ist das Gedicht einwandfrei. Die Anzahl in den auf sich beziehenden Versen ist gleich, und generell schwankst du zwischen 6-8 Silben pro Vers. Größere Unterschiede wären nicht gut.
    Weiterhin ist auffallend, dass in der 1. Strophe keine Satzzeichen vorhanden sind. (Mindestens nach dem 2. Vers müsste ein Punkt sein, da du im 3. Vers praktisch einen neuen Satz beginnst) In der 3. Strophe dagegen befindet sich nach jedem Vers ein Punkt.
    An Stilmitteln ist die Wortschöpfung "schweizern" zu erwähnen, die natürlich mehr als passend ist und perfekt in den Kontext passt.
    [tab='Nachwort']
    Zusammenfassend könnte man fast sagen: Innen top, Außen Flop.
    Nein, natürlich gibt es an den Reimen etwas zu bemängeln, aber im Großen und Ganzen gefällt mir dein Gedicht sehr gut.
    Ich hoffe du kannst mit dem Kommentar etwas anfangen, bei Fragen kannst du dich gerne bei mir melden.
    Viele Grüße
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Zum Kommentar']
    Hallo Lightman. Erst einmal bedanke ich mich, dass du dir wieder Zeit genommen hast, einen Kommentar zu meinem Gedicht zu hinterlassen.


    Inhalt
    Tatsächlich war ich nie darauf aus, dass die Steuer-CDs eine Rolle im Gedicht spielen sollen. Ich sehe meinen Fehler eher in den Hintergrundinformationen, die falsche Rückschlüsse zulassen. Folglich werde ich diese abändern. Zu den CDs werde ich wohl eher einen kurzen ausgearbeiteten Kommentar schreiben, den ich dann veröffentliche.


    Form
    Deine Kritik ist für mich nur teilweise nachvollziehbar.
    Mit dem Reimschema bin ich größtenteils zufrieden, "Steuern" und "Ungeheuer" kann man meines Wissens nach noch als guten unreinen Reim bezeichnen. "angekommen" und "Marschkolonnen" halte ich für noch reiner. Einzig und allein "Spende" und "Länder" ist sehr unrein, aber selbst das halte ich noch für akzeptabel. Tatsächlich besitzen viele Gedichte unreine Reime, auch die der Neuen Sachlichkeit, dessen Schemata ich ja durch die Ironie teilweise übernommen habe. Es ist halt relativ schwer, dort bessere zu finden, da der Inhalt in erster Linie nicht darunter leiden sollte.


    Was es zu kritisieren gäbe, wäre, dass es kein festes Metrum hat. Ich wollte eigentlich einen Jambus integrieren, um die fröhliche Stimmung auch im Rhythmus darzustellen. Leider gelang mir dies in einigen Versen nicht. Die Silbenanzahl pro Vers würde ich dabei übrigens nie als Maß nehmen, denn in vielen bekannten Gedichten (u.a. Brechts "Gedanken über die Dauer des Exils" und Viertels "Die deutsche Sprache") ist dies auch nicht vorhanden.
    Die Kritik hier ist für mich schwer nachvollziehbar.
    [tab='Hintergrundinformationen']
    Samaras, griechischer Ministerpräsident, traf sich am Freitag, den 24. August 2012, mit Kanzlerin Angela Merkel. Samaras möchte mehr Zeit, um die EU-Vorlagen zu erfüllen. Griechenland werde seine Schulden zurückzahlen, es benötige nur mehr Zeit - nicht mehr Geld. Angela Merkel blockte an diesem Freitag ab, denn man müsse noch auf den Bericht der Troika warten, bis eine Entscheidung gefällt werden kann.
    [tab='War-ten']
    [subtab='War-ten']
    War-ten


    „Wir werden am Freitag keine Lösungen finden, sondern wir warten auf den Bericht der Troika.“ – Angela Merkel


    Es sei angesichts dieser Aussage unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel die Frage erlaubt, wann es denn mal Vorwärts gehe. Wir reden hier von einem wirtschaftlichen Zerfall Europas, vergleichbar mit einer Revolution. Nur nicht so eruptiv und gewalttätig. Eher sacht und ruhig und abwartend.
    Seid euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst! Es wird gewartet. Wir müssen alle Kräfte anspannen, wenn wir einen wirtschaftlichen Zerfall des reichsten Kontinents verhindern wollen. Und Frau Merkel zeigt, wie es geht. Lasst uns also gemeinsam „warten auf den Bericht der Troika“.
    Ruhe, Ordnung und Sicherheit, das ist das, was wir jetzt brauchen – und ganz besonders Ruhe. Denn Hektik führt zu Handlungen. Wir warten lieber. Es eilt ja nicht(s).
    [subtab='Analysenteil']
    Dieser Teil soll die Sprache des Textes verdeutlichen und erklären, er nimmt möglicherweise Interpretationen vorweg. Es empfiehlt sich deshalb, zunächst den Text zu lesen und sich über ihn Gedanken zu machen.


    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab=Kon'nichiwa]
    Huhu weinschnecke :)
    Ich habe gerade noch ein wenig Zeit, daher wollte ich dir mal einen Kommentar zu deinem neusten Werk hinterlassen.
    [tab='War-ten']

    .

    # War-ten


    Ich musste erstmal überlegen, was das sein soll. Ich habe mal ein bisschen nachgeforscht... Ein richtiges Drabble ist es nicht; dafür hat es zu viel Wörter. Für eine Kurzgeschichte ist es doch recht kurz und ein Gedicht scheint es auch nicht zu sein. Ich werde mich mal mit dem einfachen Begriff Text zufrieden geben, okay?
    War-ten also. Ich habe auch hier mal kurz nachgeschaut und es gibt wohl keine Bedeutung für War und Ten. Ich denke eher der Bindestrich soll ebenfalls ein Verzögern, welches in diesem Fall ja mit Warten gleichgestellt ist, darstellen. Interessante Idee, insofern ist der Titel dadurch etwas interessanter. Ansonsten würde ich eigentlich sagen, dass er mich nicht so anspricht und relativ langweilig ist. Aber gut, mal sehen wie sich der Titel auf den Text aufwiegt. Auch das Zitat passt ganz gut, es ist ja genau das Thema von dem du schreibst.


    Mir gefällt es, wie du das Zitat mit dem Text verbindest, so wirkt es sehr schön und gut kombiniert, super. Der Text an sich ist relativ einfach zu lesen und verstehen würde ich sagen; der Stil ist nicht sehr anspruchsvoll und daher auch sehr schön und flüssig zu lesen. Du verwendest keine zu hochgestochenen Begriffe und daher bleibt man nirgendwo hängen, super. Trotzdem gefällt mir dein Schreibstil hier ganz gut, du hast eine schöne Wortwahl und passt diese der Thematik auch weitestgehend an. An sich kann ich aber nicht so viel zum Stil sagen, er gefällt mir. Ansonsten versuche ich mich mal dem Inhalt zu zuwenden und diesen "richtig" zu interpretieren. Es geht darum, dass wir alle nur warten. Das stimmt auch, warten wir halt mal und schauen was passiert. Zum einen mag diese Einstellung ja richtig sein aber ich würde sagen, dass so nur noch mehr zu Grunde geht. Nun habe ich die ganze Sache aber auch nur teilweise verfolgt und daher kann ich das nicht genau beurteilen. Allerdings spüre ich dort eine gewisse Ironie; gehe ich da recht in der Annahme? :3 Ich denke schon, dass du hier zumindest nicht alles ernst meinst und das finde ich eigentlich auch recht ansprechend, das gefällt mir.


    Dieser Text ist nicht so burtal wie zum Beispiel politic Raps, wo es ja wirklich nur darum geht die Politik (teilweise leider zu Recht) mit Schimpfwörtern und Ähnlichem in den Boden zu stampfen; doch trotzdem scheint er eine gewisse Kritik an Frau Merkels Entscheidungen zu äußern, oder? Ich denke mal, wenn es so ist wie ich vermute, dass du das noch ein bisschen verdeutlichen solltest. Gehe mehr darauf ein und bringe mehr Aspekte ein, die zeigen, dass du das als total falsch ansiehst, zeig allen was du denkst.
    Natürlich kann ich damit jetzt auch vollkommen falsch liegen und du befürwortest das alles - aber ich glaube das nicht. Wenn doch kann ich eigentlich nur sagen, dass das nicht so rüberkommt und wenn es so wäre, dann solltest du das auch auf jeden Fall bearbeiten und etwas deutlicher machen. Ansonsten: Fehler habe ich nicht gefunden, genauso wenig wie seltsame Formulierungen, eigentlich gefällt mir das ganz gut.


    Insgesamt gefällt mir dieser Text ganz gut, allerdings würde ich gerne wissen, was du schreiben wolltest, da es wie gesagt zum Beispiel kein Drabble ist ~
    [tab='sore made']
    Ich hoffe ich konnte wenigstens ein bisschen helfen. Ich würde gerne benachrichtigt werden, wenn du wieder etwas online stellst. Würdest du das tun? Kannst mir einfach ins Gästebuch schreiben.
    Liebe Grüße (:
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Zum Kommentar']
    Vielen Dank für das Lob.


    Ich habe mit dir ja schon über deine Fragen gesprochen. Ich freue mich, dass ich eine neue Person, die kommentiert, gewonnen habe.
    [tab='Hintergrundinformationen']
    2013 sollen die Rentenbeiträge von 19,6% auf 19,0% gesenkt werden. Die Regierung meint, dass man dadurch nicht zuletzt auch die Wirtschaft kräftig ankurbeln könne. Gleichzeitig begründet die CDU ihre Meinung damit, dass die Rentenkassen gut gefüllt sind. Betrachtet man jedoch die schwachen Geburtenzahlen, die bald für eine Vielzahl an Rentnern aufkommen müssen, so ist fraglich, ob man jetzt wirklich die Beiträge senken sollte - und nicht lieber weiter sparen.
    [tab='An die Nachgeborenen']
    An die Nachgeborenen


    I
    Wirklich, ich lebe in wunderbaren Zeiten.
    Der, der arm ist, wird bald reich sein
    Wenn er die Nachricht hört.
    Wenn er hört, dass sie sinken.


    Was sind das für glückliche Zeiten, wo
    Man gedankenlos kaufen kann, weil
    Man 0,6 % spart
    Und viel ist das allemal.


    Es ist wahr: Ich verdiene noch
    Was ich zum Leben brauche.
    Aber glaubt mir
    Bald so viel mehr.


    Man sagt mir: Iss und trink nicht so viel.
    Es kostet Geld, so alles ja.
    Ich sage schon:
    Ich hab’s doch bald.


    II
    In die Städte kam ich als armer Mann
    Habe die Richtigen gewählt.
    So vergeht meine Zeit
    im Einkaufsrausch.


    Mein Essen, lang schon nicht mehr Kartoffelsuppe
    Ist rot und hart
    Hat einen Panzer und zwei Scheren.
    Schmeckt wunderbar ungewohnt.


    Die Straßen führen mich zu den Läden
    Wo ich nicht mal mehr weiß
    Was ich noch nicht habe
    Durch die Beitragssenkung.


    Die Kräfte waren groß. Das Ziel
    War deutlich sichtbar.
    So vergeht meine Zeit
    im Einkaufsrausch.


    III
    Ihr, die ihr auftauchen werdet nach uns.
    Ihr, die Nachgeborenen.
    Ihr werdet nicht solch eine Freude empfinden.
    Ihr werdet zahlen müssen.


    Sind die Kassen gut gefüllt von unser Arbeitsvolk
    So werden sie zu eurer Zeit gefressen von unser Rentenvolk.
    Und schuften werdet ihr nur noch für uns.


    Dabei wissen wir doch:
    Wer heut in guten Zeiten spart für morgen
    Wo der Himmel sich grau eindeckt
    Der bereitet den Boden
    Für Glück und Freud auch im dunklen Dunst.


    Ihr aber, wenn es so weit sein wird
    Dass ihr zahlen müsst für eure Eltern.
    Gedenkt unsrer
    Erbe, das Ihr antreten werdet.
    Die ganzen schicken Sachen.
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Hintergrundinformationen']
    Die EU-Krise ist allgegenwärtig, von daher sollte es nicht verwundern, dass es so einige EU-Kritiker gibt. Diese glauben nicht an ein Fortbestehen der EU.
    [tab='Ach Europa']
    Ach Europa


    Ach Europa.
    Du junges hübsches Fräulein
    Alt und grau bist du geworden.
    Du warst die Zukunft der Welt
    Und nun schau dich an,
    Nichts ist übrig vom Glanze.


    Europa, wo ist dein Charme geblieben?
    Ist es schon vorbei mit uns?
    Sie schaufeln dir doch dein Grab
    Mit leeren Worten und Nicht-Taten.


    Ach Europa.
    Deine Zeit ist nah
    Wo du uns verlässt
    Und dann bleibt uns nur noch
    Der Krieg, den du
    (Zumindest entstammst du diesem Gedanken.)
    Verhindern solltest.


    (September 2012)
    [/tabmenu]

  • Lieber Weinschnecke,


    ich habe mich in deinem netten Topic umgeschaut und beschlossen, dein neues Gedicht zu kommentieren. Zunächst: Ich finde es sehr lobenswert, dass du über politische Themen schreibst und dich mit dieser Materie auseinandersetzt. Die meisten User in diesem Forum würden sich nie trauen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen und es auch zu Papier zu bringen. :)


    „Ach Europa“ führt unmittelbar auf das Thema hin und jeder verbindet mit Europa die aktuelle Schuldenkreise, an der Länder wie Griechenland mitverantwortlich sind und Industrieländer wie Deutschland den Euro am Leben erhalten. Das „Ach“ ist schon sehr verheißungsvoll, weil man beim lauten Aussprechen nicht an dem subtilen Leid oder Gestöhne vorbeikommt, das vorwurfsvoll auf den Leser bzw. Zuhörer niederprasselt. Es wird also gleich klar, welche Einstellung der Autor zum Thema hat.
    Den Einstieg hast du mit dem „Ach Europa“ in Vers 1 gemacht und die Aversion gegen die gegenwärtige europäische Situation kristallisiert sich heraus.
    Vers 2 ist eine Anspielung auf die griechische Mythologie, in der Zeus in der Gestalt eines Stiers Europa nach Europa bringt (geniale Formulierung x’D). Bei Europa handelt es sich dabei um ein hübsches, junges Mädchen, das noch ganz am Anfang ihres Lebens steht und dem neuen Kontinent einen Namen gegeben hat. Vers 3 ist in Kombination von Vers 2 eine Gegenüberstellung, weil klar wird, dass jetzige Europa nicht mehr das ist, was es einmal war. Es hat seine Stabilität und Stärke weitgehend verloren und kann nur schwer überleben.
    In Vers 4-6 prangerst du die fehlende Entwicklung an und die Stagnation von Europa; es werden keine Fortschritte mehr gemacht.


    Den Vers 1 von Strophe 2 hätte ich auch wieder mit einem „Ach Europa“ begonnen, weil du dann eine Anapher hättest, die du an jedem Strophenanfang benutzen würdest. So klänge auch das „Ach Europa“ jedes Mal vorwurfsvoller und wachrüttelnder. Vers 7 und 8 enthalten rhetorische Fragen, die den Leser dazu auffordern sich Gedanken über das Thema zu machen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Vers 9 und 10 sind eigentlich relativ uninteressant, wenn man ehrlich ist, weil man nichts herausfinden kann, außer die Personen, die du als „Sie“ bezeichnest. Das könnten Länder, die Schulden verursachen sein – Griechenland, Italien und Spanien.


    In Strophe 3 kann man nicht wirklich viel entschlüsseln, ohne das Gesagte von dir zu wiederholen. Nur die Zeilen 15 – 17 sind interessant, weil sie auf einen Krieg eingehen. Ich bezweifle, dass jemals zu einem Krieg innerhalb von Europa kommen wird. Das ist schlichtweg zu unwahrscheinlich, weil die Länder sich gegenseitig die Stange halten und sich unterstützen.


    Man muss sagen, dass „Ach Europa“ unter dem Strich eher ungelungen ist. Das Thema ist interessant und du hast deine Meinung im Gedicht niedergeschrieben. Nur ist es so, dass bei Gedichten fast nie die direkte Meinung herauszulesen ist. Dein Werk lässt keinen Interpretationsfreiraum und besitzt kaum Stilmittel. An sich ist das Gedicht sehr monoton, weil für den Leser alles klar und offensichtlich ist.
    Stilistisch ist das Werk auch eher austauschbar, weil jeder so etwas auf diesem Niveau schreiben kann. Sorry. :/
    Die guten Aspekte im Gedicht sind nur, dass die Stellung eindeutig zu erkennen ist und du auf den Mythos von Europa eingegangen bist.


    Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch. Ich möchte dich nicht verletzen, nur kann man zu dem Thema deutlich mehr rausholen. :)

  • [tabmenu]
    [tab='Vorwort']
    Hallo Justice,


    erst einmal bedanke ich mich bei deinem Kommentar. Du hast damit eine Meinung verfasst, die wahrscheinlich viele teilen. Und gerade deswegen freue ich mich sehr, dass du geschrieben hast - denn so kann ich auch meine Auffassung von Gedichten darstellen. Da du nicht um den heißen Brei herumgeredet hast (Danke dafür!), werde ich das auch nicht tun.
    [tab='Zum Kommentar']
    Wenn ich das richtig sehe, dann kritisierst du insbesondere die Offensichtlichkeit und die geringe Anzahl an Stilmitteln. Diese Auffassung teilen wohl viele. Ich möchte dir jetzt aber meine Sicht eines guten Gedichtes erläutern:
    Ein Gedicht soll immer irgendetwas vermitteln, sonst braucht man es ja nicht schreiben. Es soll meist Gefühle transportieren. Gerade im alten Griechenland zeichneten sich Gedichte fast ausschließlich dadurch aus, dass der Verfasser ein festes Metrum benutzt. Diese Art des Schreibens lockerte sich danach. Bis zum 20. Jahrhundert hin waren Gedichte Werke, in denen man mit der Sprache spielte und experimentierte. Das sind sie heute auch noch zum Teil. Im 20. Jahrhundert - genauer gesagt zur Zeit der Neuen Sachlichkeit und der anschließenden Exilliteratur - begannen Autoren, wie der Name "Neue Sachlichkeit" schon verrät, sich von der emotionalen Ebene zu entfernen. Sie begannen, Gedichte verständlich und deutlich weniger verklärt zu gestalten. Die besten Beispiele sind dafür wohl Brecht, Viertel oder auch Keun.
    Seitdem sind Gedichte nichts "Entferntes", möglichst Verklärtes mehr.


    Ich selbst übernehme diesen "unverklärten", also klaren Schreibstil. Und gerade zu den Themen, die hier aufgegriffen werden, erscheint mir dieser Schreibstil äußerst sinnvoll. Denn warum sollte ich die EU-Krise verklären? Es ist doch sinnvoll, solche politische Themen klar und deutlich hinzustellen. Dass dabei die Meinung präsentiert wird, ist zwangsläufig der Fall.


    Die wenigen Stilmittel sehe ich zum Teil ein, etwas mehr hätten bestimmt nicht geschadet. Aber immerhin haben wir mit dem Bezug auf die griechische Mythologie eine Metapher über zwei Verse, über das gesamte Gedicht eine Personifikation von Europa (vgl. V. 4 und andere), eine Metapher in Vers 9, einen kleinen Neologismus in Vers 10 ("Nicht-Taten"), eine Hyperbel ab Vers 14 und eine Katachrese, also ein (Stil-)Bruch in Vers 16. Man sieht: So wenig Stilmittel sind gar nicht enthalten. Und im Titel steckt mit "Ach" auch noch eine Klangmalerei beziehungsweise Onomatopoesie.


    Nun komme ich noch zu den Fragen, die du angedeutet hast:
    "Vers 9 und 10 sind eigentlich relativ uninteressant, wenn man ehrlich ist, weil man nichts herausfinden kann, außer die Personen, die du als „Sie“ bezeichnest. Das könnten Länder, die Schulden verursachen sein – Griechenland, Italien und Spanien."
    Hier hast du den Kern der Aussage weniger vestanden. Das "Sie" in den genannten Versen sind nämlich die Regierungen der EU-Staaten, denn diese sprechen "leere Worte" und handeln nicht. Folglich kann man sich durchaus fragen, wer diese Personen sind. Und insbesondere: Sind leere Worte nicht schon "Nicht-Taten"? Warum betont er das so?


    "Ich bezweifle, dass jemals zu einem Krieg innerhalb von Europa kommen wird. Das ist schlichtweg zu unwahrscheinlich, weil die Länder sich gegenseitig die Stange halten und sich unterstützen. "
    In diesen Versen nehme ich Bezug auf die Geschichte der Eurpäischen Union. Sie begann als Montanunion zwischen Frankreich und Deutschland (Später gesellten sich noch Italien und die BeNeLux-Staaten hinzu.). Die Montanunion verpflichtete die Mitgliedsstaaten, ihre Eisenindustrie zusammenzulegen. So konnte nach dem zweiten Weltkrieg nämlich jeder jeden überprüfen: Eine auffällige Anfertigung von Waffen, eine hohe Nutzung von Eisen - all das deutete auf einen Krieg hin. So konnte man schon einschreiten. Die erste Idee der Europäischen Union liegt also darin, dass ein dritter Weltkrieg - ausgelöst von den europäischen Ländern - verhindert werden sollte.


    Auch wenn wir wohl niemals die Ansichten bezüglich der Schönheit von Gedichten teilen werden, so danke ich dir noch mal für den Kommentar. Außerdem habe mich daran gewagt, ein unpolitisches Thema zu behandeln, und zwar nach deiner Vorstellung eines Gedichtes. Ich habe also probiert, etwas verklärter zu schreiben, mehr Emotionen und Stilmittel einzufügen.
    Aus diesem Grund gibt es dieses Mal auch keine Hintergrundinformationen. Über einen weiteren Kommentar freue ich mich.
    [tab='Rote Wände']
    Rote Wände


    Die Wände zierte ein Rot
    Im blassen Farbedunst.
    Weil nichts Vergangenes
    Sich mehr ändern lässt.


    Die Mutter küsste den Sohn.
    Jetzt liegt er neben mir.
    Und die Wände glänzen
    In seinem Rot.


    Seine Seele trug mich in die Hölle
    Wo ich heut noch bin.
    Und wenn ich sage, ich bereu’s
    Dann glaubt mir gar mein eigen’ Herz nicht.


    (Oktober 2012)


    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='*']
    Nachdem ich über einen längeren Zeitraum kaum aktiv war, konnte ich dein letztes Werk "Ach Europa", welches übrigens sehr gut gelungen ist, leider nicht kommentieren. Da du aber in deinem GB-Eintrag um ein Kommentar gebeten hast und ich jetzt Zeit dafür habe, möchte ich "Rote Wände kommentieren.
    [tab='Rote Wände']
    Durch die Ankündigung, mehr Stilmittel verwendet zu haben, war bereits nach dem Titel klar, dass er eine tiefere Bedeutung haben wird. Ich dachte zuerst, es gäbe vielleicht eine Parallele zu deiner ersten Geschichte "Die Roten irren sich nie", aber es sollte ja diesmal unpolitisch sein (was ich ehrlich gesagt schade finde). Auf die Bedeutung der Roten Wände (also die Bedeutung, die ich für die richtige halte), wird in der ersten Strophe schon reichlich angespielt. Mir gefällt die Kombination der Wörter "blass" und "Vergangenes" gut, da ein direkter Bezug zwischen ihnen besteht: Vergangenes verblasst schließlich mit der Zeit. Die Formulierung von Vers 3 und 4 lässt besonders in Kombination mit Rot vermuten, dass die Farbe der Wände eine traurige/schlimme/negative Bedeutung hat.
    Die ersten beiden Verse der 2. Strophe lassen einen sehr großen Interpretationsspielraum. Dem im Prinzip bedeutungslosen ersten Vers, kann man ebenso wie im Titel eine tiefere Bedeutung zuschreiben, sofern man die erste Strophe negativ auffasst, wie ich es getan habe. Baut man den ersten Vers aus, so küsst eine trauernde Mutter vielleicht ihren kürzlich verstorbenen Sohn zum Abschied. Der darauffolgende Vers scheint wie eine Bestätigung dieses Gedankens. Der Sohn, der jetzt neben dem lyrischen Ich, das hier das erste Mal in Erscheinung tritt, liegt, liegt, unter der Annahme, dass er gestorben sei, beispielsweise neben einer anderen Person in einem Grab.
    Vers drei und vier bestätigen jedenfalls die tiefere Bedeutung des Titels, da die Wände in seinem [dem Sohn seinem] Rot [Blut] glänzen.
    In der dritten und letzten Strophe tritt das lyrische Ich gleich mehrmals auf, genauer gesagt in jedem der vier Verse. Die Tatsache, dass die Seele des Sohnes ihn oder sie [das lyrische Ich] in die Hölle trug, lässt eine negative Grundstimmung im gesamten Gedicht vermuten, auch weil das lyrische Ich noch immer in der Hölle verweilt (2. Vers, 3. Strophe). Auf jeden Fall scheint das lyrische Ich etwas verbrochen zu haben, jedoch die Konsequenzen zu akzeptieren und es nicht zu bereuen, wie im dritten und vierten Vers der letzten Strophe deutlich wird. Das "von der Seele getragen werden" ist meiner Meinung nach ein bemerkenswertes Stilmittel.
    Die Wörter "Seele" und "Hölle" könnten auch auf einen religiösen Hintergrund hinweisen. Auffällig ist auch, dass das lyrische Ich im Laufe des Gedichts mehr und mehr in Erscheinung tritt.


    Wer das Gedicht so versteht, wie ich es verstanden habe, der mag vielleicht doch ein politisches Thema dahinter erkennen. Ich jedenfalls tue es. Projeziert man die Geschehnisse in deinem Gedicht mit meiner Auslegung auf das Jahr 1995 nach Srebrenica, so gäbe es durchaus ein politisches Motiv hinter deinem Gedicht.
    [tab='Nachwort']
    Nach nochmaligem Lesen meines Kommentars ist mir aufgefallen, dass ich mehr interpretiert habe, als zu kommentieren. Ich hoffe, es ist nicht weiter schlimm. Ich bin jedenfalls gespannt, was du von meiner Auslegung hältst. Vielleicht habe ich auch nur ich einem unpolitisches Gedicht nach einem politischen Thema gesucht. Wenn dem so ist, mögst du mich bitte über die eigentliche Bedeutung aufklären.
    Ich weiß, ich hätte ausführlicher Schreiben können, jedoch bitte ich das zu entschuldigen, da mit dazu momentan einfach die Zeit fehlt.
    Grüße
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Vorwort']
    Ich bin sehr froh, dass ich die Zeit gefunden habe, hier wieder einmal ein Werk zu veröffentlichen.
    Leider handelt es sich dabei nur um einen Wettbewerbsbeitrag. Dieser wurde ja bereits mehrfach kritisiert, ich freue mich aber über weitere. Momentan komme ich nämlich kaum zum Schreiben, weshalb dieses Gedicht auch noch aus dem September stammt.


    Ich hoffe, es gefällt.
    [tab='Zum Kommentar']
    Es hilft mir ungemein weiter, auch (nur) Interpretationen meiner Gedichte zu lesen. So kann ich diese leicht abändern, überprüfen, welche Formulierungen verständlich genug sind und dennoch Interpretationsraum bieten. Ich bedanke mich schon mal an dieser Stelle.


    Tatsächlich hast du erkannt, dass auch das Gedicht einen (kleinen) politischen Hintergrund besitzt. Ich selbst kannte das Massaker von Srebrenica vorher nicht, deshalb habe ich mich kurz eingelesen. Tatsächlich kann man das Gedicht durchaus sehr gut so interpretieren. Allgemein sind deine Interpretationen alle durchweg verständlich und keine widerspricht dem Gedicht. Auch wenn ich als Autor teilweise andere Ideen beim Schreiben formulieren wollte, so ist dein Gedankengang sehr nachvollziehbar.


    Ich hoffe, du kommentierst auch weiterhin.
    [tab='Hintergrundinformationen']
    Dieses Gedicht ist von der 19. Szene des Dramas "Furcht und Elend des Dritten Reiches" inspiriert. Der Verfasser dieses Dramas, das aus 24 Einzelszenen bestehen, ist Bertolt Brecht. Alle Szenen beschreiben das Leben im Nationalsozialismus (von 1933-1938) unter der Sicht verschiedener Bevölkerungsgruppen. Es zählt zu den bekanntesten Werken des Lyrikers und Dramatikers.
    [tab='Zur Zeit des Anstreichers']
    Zur Zeit des Anstreichers


    Zur Zeit des Anstreichers
    Da wurde man verfolgt
    Und vom Freund zum Feind
    Und war man heut noch Anhänger
    So war man morgen schon
    Gefangener.


    Zur Zeit des Anstreichers
    War die Schaufensterscheibe
    Eines jeden Ladens
    Leer.
    (Die des Kriegs nicht.)


    Am stillen Morgen
    Waren sie im Wahne.
    Da holten sie den Sohn der Fleischerfrau
    Und den Vater wollten sie auch
    Aber der war nicht im Haus.


    Der Sohn war anständig
    Ein guter Bursch’
    Doch dann nahmen die Braunen
    Seine Seele und die Tugend.


    Ohne den Vater
    Aber gewiss mit dem Sohne
    Verließ die SA das Heim.


    Da war am nächsten Morgen
    Gespräch in den Straßen
    Und laute Stimmen flüsterten.
    Aber, oh welch Glück: Das Schaufenster
    War gefüllt. Drin war der Fleischer
    Erhängt mit dem teuren Strick.
    [/tabmenu]

  • Hallo weinschnecke (:
    Gratz erstmal zum Teambewerterrang und guten Tag zu meinem schon längst überflüssigen Kommentar in deinem Topic. Endlich ist es soweit und ich habe mal Zeit und Lust dazu. Wenn ich ehrlich bin, habe ich aber wirklich auf dieses Gedicht gewartet, da es etwas ganz besonderes ist… Beim Wettbewerb hast du eine kurze Zusammenfassung einer Art von Kommentar bekommen, jetzt gibt es einen richtigen solchen. Ich war vor ein paar Tagen in Berlin und habe dort auch das DDR Museum besucht und daher berührt es mich doch ziemlich. Aber mehr sollst du eigentlich erst aus dem nun folgenden Kommentar herauslesen.


    Zur Zeit des Anstreichers
    » Mhm, weder aus dem eigenen Gedächtnis noch durch eine Recherche im Internet konnte ich mir einen wirklichen Reim auf den Titel machen, was das Verständnis des Gedichts wohl beeinträchtigen wird, da es eigentlich darauf aufbaut, ich bin also mal gespannt wie das funktioniert. Zur Zeit des Anstreichers… Na ja, mit dem Anstreicher könnte natürlich Hitler gemeint sein und somit wäre es seine Zeit gewesen, aber ich finde das wäre etwas zu direkt und würde kaum ein „Um-Die-Ecke-Denken“ aufweisen, was du mir eigentlich recht oft zu verwenden scheinst, nicht? Wie gesagt bin ich total planlos was den Titel angeht und selbst nach dem Durchlesen verstehe ich nur brüchig, was nun mit diesem gemeint ist, von daher kann ich hierzu leider nicht allzu viel sagen, tut mir Leid… Das liegt dann wohl an meiner Wenigkeit, aber im Allgemeinen hat der Titel einen sehr schönen Klang und weiß mit etwas Besonderen zu gefallen, die Art und Weise wie dieser Titel auf mich wirkt gefällt mir. Ich denke, dass du diese recht gewissenhaft und gut gewählt hast.


    Zur Zeit des Anstreichers
    Da wurde man verfolgt
    Und vom Freund zum Feind
    Und war man heut noch Anhänger
    So war man morgen schon
    Gefangener.

    » Interessant… Man hat also recht schnell, ja gar nahezu unfreiwillig, die Seiten gewechselt und wurde daher schnell ein Gefangener, wenn man auf die falsche Seite geriet. Im Grunde ist mir klar, was du damit sagen willst, aber ich finde es doch etwas seltsam, wie du dich ausdrückst. Fangen wir mal bei null an und gehen von meiner Interpretation aus, ja? Zur Zeit von Hitler im Klartext also, da wird man verfolgt. Man wurde schnell vom Freund zum Feind und schnell wurde man dann gefangen genommen? So in etwa? Mhm… Heißt das, dass es den Leuten damals egal war, auf welcher Seite man selbst war, wenn sie Lust darauf hatten, haben sie dich gefangen genommen? Ist es etwa in die Richtung gedacht? Wäre zumindest eine halbwegs sinnvolle Interpretation, oder? Gut, aber mehr möchte ich dazu jetzt auch nicht sagen. Im Allgemeinen gefällt mir die Strophe schon ziemlich gut. Der Titel wiederholt sich hier, sowas finde ich eigentlich immer recht charmant und die Versaufteilung scheint auch gut durchdacht zu sein, denn trotz des recht seltsamen (und noch dazu reimlosen, aber dazu gleich mehr) Aussehen weiß diese Strophe sich doch gut in das Versmaß einzufügen und kommt auch ohne Reime sehr gut aus, sodass beim Lesen keine Stolperstellen entstehen. Technisch sicherlich ein sehr hohes Niveau und auch vom inhaltlichen scheinst du auf einer interpretationsgroßen, sowie metaphorischen Ebene zu arbeiten, das gefällt mir gut. Behalte das bei, sowas ist nicht einfach und es ist natürlich umso besser wenn du es offenbar schon recht gut kannst.


    Zur Zeit des Anstreichers
    War die Schaufensterscheibe
    Eines jeden Ladens
    Leer.
    (Die des Kriegs nicht.)

    » Hier greifst du auf ein Klischee der DDR zurück, welches leider Gottes jedoch der Wahrheit entspricht. Gab es denn überhaupt mal was? Im DDR Museum hat jemand Tagebuch über sowas geführt und er hat zum Beispiel Kaffeebohnen erst nach einem Monat (!) wieder kaufen können, weil vorher einfach keiner da war… So waren die Zustände damals, die Geschäfte waren einfach nur leer. Diese Strophe gefällt mir ziemlich gut und ja, ich verstehe sie sogar. Wobei der Beigeschack welcher in Form des letzten Verses zu finden ist eigentlich noch viel wichtiger und interessanter zu sein scheint, als der hervorstechende Inhalt der Strophe. Du weist hiermit ganz deutlich auf den Krieg hin und zeigst mit einer wundervollen Metapher (darum kann man dich richtig beneiden) wie die Verhältnisse damals so waren. Schöne Strophe, gefällt mir wirklich gut. Auch vom technischen kann ich hier, wenn ich mir die Strophe im Einzelnen ansehe, wirklich nicht meckern, das gefällt mir ziemlich gut. Worüber ich allerdings „meckern“ kann, wäre etwas anderes. Auf einmal hast du eine ganz andere Anordnung als in der ersten Strophe. Du beginnst wieder mit dem Titel, sowas liebe ich ja, aber dann hast du zwei Verse weniger und am Ende noch etwas eingeklammertes (was im Endeffekt inhaltlich gesehen wirklich sehr gut passt, nur rein technisch scheint es etwas fehl am Platze zu wirken) Mir fehlt hier irgendwie der Rhythmus und nein nicht der leserliche sondern dieser der Anordnung. Eine wirkliche Ordnung ist da leider nicht drin und das verwirrt ein bisschen. Allerdings zieht sich dieses „Durcheinander“ durch das ganze Gedicht und daher würde ich sagen, dass das gar nicht so schlimm ist. Aber gut, schauen wir mal über die nächste Strophe.


    Am stillen Morgen
    Waren sie im Wahne.
    Da holten sie den Sohn der Fleischerfrau
    Und den Vater wollten sie auch
    Aber der war nicht im Haus.

    » Oh je, eine schreckliche Szene… „Ihr steht unter Verdacht, ihr kommt mit!“, sagte er und richtete seine Knarre auf die verängstige Frau. So viel zu meinem literarischen Wahn und nun zu dem Wahn, welcher in diesen Versen beschrieben wird. Ehrlich gesagt fällt mir gar nicht so viel dazu ein, außer dass mir hier kein Fehler auffällt und ich irgendwie das Gefühl habe, dass nun etwas wie Handlung beginnt. Denn wenn man sich die folgenden Strophen anschaut dann merkt man, dass anders als in den zwei Strophen zuvor, an diesem Bild und dessen Folgen, beziehungsweise der Weiterführung, festgehalten wird. Erst in der dritten Strophe ist das vielleicht etwas spät, aber wieso auch nicht, ist ja dein Gedicht und sowas kannst du anfangen lassen, wann du willst, solange es nicht gerade die letzte Strophe ist, würde ich mal sagen. Im Allgemeinen solltest du aber gucken, dass deine Handlungen immer recht früh, allerdings nicht zu früh, im Gedicht beginnen, sonst könnte Langeweile auftreten, bei einigen Lesern. Leseflussmäßig habe ich nichts zu sagen und die Unordnung der Anordnung der Verse (lol, dieser Wortschatz, unglaublich…) haben wir ja mittlerweile auch verstanden – da ist einfach nichts Reguläres.


    Der Sohn war anständig
    Ein guter Bursch’
    Doch dann nahmen die Braunen
    Seine Seele und die Tugend.

    » Willst du etwas darauf anspielen… dass er vielleicht Schule und sowas verliert? Ich habe von Verwandten von einem Vorfall gehört bei dem die Schwester eines Jungen einen Fluchtversuch hatte und dieser misslungen ist und deswegen die ganze Familie zu gut Deutsch am Arsch war und der Junge nicht mehr studiere durfte. Ist es in etwa das, was du meinst? Ich bin mir keines Wegs sich aber ich denke mal, dass es in die Richtung gehen kann. Ansonsten passiert in der Strophe eigentlich nicht viel. Nur bin ich etwas verwirrt… Denn wenn man sich dann mal die nächste Strophe ansieht, dann wird der Sohn ja gänzlich mitgenommen, oder? Verwirrend, verwirrend. Tatsache ist, mir gefällt diese Strophe eher weniger, da sie eigentlich eher weniger zu passen scheint, etwas aus dem Inhalt heraus fällt und insgesamt einfach sehr komisch ist; zur Anordnung sag ich nichts. Ein Reimschema ist auch nicht vorhanden, aber es lässt sich halbwegs flüssig lesen, würde ich sagen, also geht das in Ordnung. Thematisch ein bisschen daneben gegriffen, würde ich sagen.


    Ohne den Vater
    Aber gewiss mit dem Sohne
    Verließ die SA das Heim.

    » Was ist denn eine SA? Tut mir Leid, aber Google hat mir nur seltsame Dinge als da wären eine japanische Seite mit dem Titel Skill Attack ausgespuckt und das war mir wahrlich nicht allzu geheuer. (Außerdem noch die Internet Ankündigung einer DDR Party in Hessen zur Gründung der deutschen demokratischen Republik… Äh, whut!? Falscher Film?) Aber gut, du kannst mir dann ja sagen, was diese „SA“ sein soll. Einfache Strophe die uns eigentlich nur eins sagt: Der Vater ist nach wie vor weg und der Sohn wird entführt. Gut, mehr gibt’s dazu auch nicht zu sagen. Schlimme Szene, aber damals leider oft gesehen. Nicht schön, aber wahr. Eine interessante Strophe, aufgrund ihrer Kürze, will ich meinen. Wieso du auf einmal nur noch drei Verse hast, kann ich mir nicht erklären, aber vielleicht ist das auch gar nicht nötig…

    Da war am nächsten Morgen
    Gespräch in den Straßen
    Und laute Stimmen flüsterten.
    Aber, oh welch Glück: Das Schaufenster
    War gefüllt. Drin war der Fleischer
    Erhängt mit dem teuren Strick.

    » Oh. Das ist jetzt langsam wirklich zu viel für mich. Nicht, dass es mir zu brutal ist oder so *lach* das überstehe ich schon, aber was mir auffällt, dass es langsam echt schwer wird noch alles einfach verstehen zu können. Die ersten drei Verse machen so eigentlich recht viel Sinn und sind demnach auch einfach zu interpretieren; etwas ist passiert und alle Welt quatscht gleich darüber, tratschen hätte man fast verwenden können obgleich das lyrisch nicht das allerfeinste ist; das war früher genau wie heute. Aber das Ganze hat auch tatsächlich sein Positives, denn die Schaufenster sind wieder voll. Nur was ist drin? Der tote Fleischer (der Vater, nicht?) der sich erhängt hat. Selbstmord? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Selbstmord ist, denn er hat seine Familie verloren, das ist schon ein Grund dafür. Zwar gibt es auch Kämpfernaturen, aber vielleicht gehört dieser Fleischer einfach nicht zu diesen Kämpfern. Was für eine Ironie anbei, dass er für seinen Tod sogar noch teuer blechen musste; was für eine grausame Zeit das damals doch war… Da wir jetzt am Ende des Gedichtes angekommen sind und die Diskussion um die Technik langsam sein Ende findet möchte ich damit gar nicht erst weiter machen, denn es würde nicht viel anders sein, als weiter oben auch. Nein, viel mehr würde ich gerne versuchen, eine Art Schlussstrich unter das Gedicht zu ziehen und eine Lehre/ein Fazit zu finden.
    Soll uns das ganze Gedicht insgesamt nur die schrecklichen Zeiten von damals in der DDR und allem drum und dran vor Augen führen? Hast du dieses Gedicht geschrieben, damit die neue Generation (zu der du paradoxer Weise auch gehörst) erfährt was damals passiert ist, weil es ja kaum richtig überliefert werden kann? Oder steckt da noch mehr dahinter? Immerhin hast du einige interessante Aspekte eingebracht und wie ich dich kenne, ist das etwas Metaphorisches, zumindest ein Stück weit. Soll uns der Selbstmord des Vaters also etwas ganz anderes vor Augen führen? Oder hat sogar dies nur mit der ersten Theorie meinerseits zu tun? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Viele Fragen und wenige Antworten aber auf jeden Fall ein außergewöhnliches, aber thematisch unglaublich ernstes, wichtiges und faszinierendes zugleich Gedicht. Sehr gute Arbeit, mein Lob. (:


    Ich hoffe, ich konnte dir mit dem Kommentar etwas helfen. Ich wünsche noch eine angenehme Bettruhe, welche ich jetzt auch gleich mal haben werde hoffe ich, und vielleicht liest man sich ja mal wieder in einem Gästebuch, oder so. ^^'
    Liebe Grüße und noch viel Spaß beim Schreiben,
    Chess

  • [tabmenu]
    [tab=*]
    Es freut mich natürlich ungemein, dass dir meine Kommentare weiterhelfen, und einer solchen Bitte will ich natürlich nachgehen und dein neustes Werk unter die Lupe nehmen.
    Ich möchte im Vorfeld schon darauf hinweisen, dass ich momentan nicht sehr viel Zeit habe (man beachte auch die Uhrzeit ..) und deshalb mich zum einen kurz fassen werde, und zum anderen mehr eine Ergänzung/Anmerkung zum vorhergegangenen Kommentar schreiben werde. Ich hoffe, das ist für dich, den Autor des vorhergegangenen Kommentars und für die Bereichsmoderation so in Ordnung, ansonsten soll mir bitte eine Nachricht diesbezüglich geschrieben werden.
    [tab=Zur Zeit des Anstreichers]
    Das allgemeine Lob aus dem vorherigen Kommentar werde ich wortlos übernehmen, nur wird sich meine inhaltliche Auslegung größtenteils von der vorangegangenen unterscheiden, ich hoffe das zählt trotzdem als Kommentar.


    Den Titel mag ich deuten, dass Brecht selbst Hitler in seinem Werk "Das Lied vom Anstreicher Hitler", welches deinem Gedicht zum Teil äußerlich ähnelt, da auch der erste Vers wiederkehrend ist, als Anstreicher bezeichnet hat. Das ist auf Grund deiner Hintergrundinfos und der Zeit des Nationalsozialismus einfach naheliegend.


    1. Strophe:
    Verfolgt wurden im dritten Reich viele, allen voran Juden und Menschen mit Behinderung. Mit Freund - Feind und Anhänger - Gefangener schaffst du zwei schöne Parallelen, die zutreffen. Wie bereits erwähnt worden ist, wurden auch Regimetreue gefangen genommen, nicht jedoch aus reiner Lust, sondern wegen der propagandierten Ideologie.


    2. Strophe:
    Die Schaufensterscheibe stellt wohl die Wirtschaftssituation im damaligen Deutschland dar, konzentriert auf Rüstung, leiden natürlich andere Bereiche der Wirtschaft, aber leer blieben sie eigentlich nicht. Der eingeklammerte Vers verweist nochmal deutlich auf Rüstungsindustrie und dem damit verbundenen Krieg.


    3. Strophe:
    Ja, hier passiert endlich etwas, es wird nicht mehr nur die die gegenwärtige Situation beschrieben, sondern die Familie des Fleischers (warum gerade der Fleischer wird wahrscheinlich schon einen tieferen Sinn haben, auf den ich gerade aber nicht komme) wird terrorisiert, indem der Sohn "geholt" wird. Erster Vers "am stillen Morgen" - das könnte der 10.11.1938 sein, also die Reichskristallnacht, in der jüdische Einrichtungen und Geschäfte zerstört und die Besitzer zum Teil getötet wurden, meinen. Das würde bedeuten, dass die Fleischerfamilie jüdisch ist. Dass sie im Wahne sind, stellt eine einfache Kritik an den Geschehnissen dar, und der Vater bzw. Fleischer, der außer Haus ist, spielt ja dann in der weiteren Handlung eine Rolle.


    4. Strophe:
    Thematisch ist hier überhaupt nichts daneben gegriffen, da diese Strophe einfach die damaligen Geschehnisse nochmals wiederspiegelt. Dem Son wurde die Seele genommen, also getötet, und dahinter stecken die Braunen, also die NSDAP, sprich das NS-Regime. Ansonsten kurze und knackige Strophe.


    5. Strophe:
    Die SA, was übrigens Sturmabteilung bedeutet (was auch der erste Treffer von Google sagt..), war direkt an den Verbrechen der Reichskristallnacht beteiligt, somit ein weiterer Grund, der mich zu dieser These führt. Eine sehr knappe Strophe, die die beiden vorherigen kurz zusammenfasst.


    6. Strophe:
    Die große, zum Teil ironische, zum Teil widersprüchliche Auflösung des ganzen Gedichts. Laute Stimmen flüstern, und von Glück ist die Rede. Der Fleischer, der in Folge der Reichskristallnacht Selbstmord begeht. Nur der teure Strick sticht mir irgendwie ins Auge, den ich nicht ganz einordnen kann.


    Abschließend möchte ich sagen, dass in meinen Augen nicht die DDR, sondern die Zeit des Nationalsozialismus' in dem Gedicht verarbeitet wird. Es kann zwar leicht zu Verwechslungen kommen, aber diese beiden Zeiten, NS und DDR sind nicht miteinander zu verwechseln, dafür gibt es zu große Unterschiede zwischen ihnen.


    [tab=Nachwort]
    Ich möchte mit meinem Kommentar den Autor des vorherigen keineswegs kritisieren. Ich möchte lediglich meine Sichtweise aufzeigen und einige Dinge, die Meiner Meinung nach nicht zutreffen, wiederlegen und korrigieren. Meine Meinung wird selbstverständlich auch Fehler haben und ich würde mich darüber freuen, wenn ich darauf hingewiesen werden würde.
    Ich hoffe dieses recht kurze Kommentar hilft dir trotzdem ein bisschen weiter. Ich freue mich auf weitere Werke.


    Viele Grüße


    Edit: 2 Kommentare, die je um 02.22 Uhr gepostet wurden, echt witziger Zufall :)
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab=Vorwort]
    Ja, lange Zeit ist hier nichts passiert. Ich kam einfach nicht dazu, irgendetwas zu schreiben. Zwar spuken mir einige Ideen im Kopf herum, aber keine war wirklich greifbar und keine hatte es verdient, ausgearbeitet zu werden. In einer Freistunde bin ich dann aber dazu gekommen, ein kurzes Gedicht zu schreiben. Die Ausarbeitung dieses Werkes präsentiere ich euch hier.
    Dieses Mal gibt es keine Hintergrundinformationen, da es sich um kein bestimmtes Ereignis handelt, das thematisiert wird. Umso gespannter bin ich auf die Interpretationsansätze.


    An dieser Szelle möchte ich mich auch bei den Kommentaren bedanken, die beide sehr hilfreich waren.
    [tab=Grenzerfahrungen]
    Grenzerfahrungen


    Dicht gedrängt an der Hausfassade
    Stehen arme Leute,
    Um zu kriegen,
    Wonach sie gieren.


    Nah am Zaun der Gewalt, da
    Füllen sich Gewehre
    Mit blutigen Patronen,
    Wachen der Gefang’nen.


    Diese Linie des Todes
    Nicht zu überschreiten,
    Stehen sie in g’radem Striche,
    Eng verschloss’ne Arme.


    Sie begehren die selt’nen Früchte,
    Scheuen die tödliche Gefahr.
    Jeder hier macht täglich
    Grenzerfahrungen.


    (Dezember 2012)
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab=Vorwort]
    Und wieder muss ich beginnen mit den Worten: "Ja, lange Zeit ist hier nichts passiert."
    Doch dies waren wohl die einzigen Worte, die sich nicht veränderten. Denn in der letzten Zeit schrieb ich durchaus einiges und vieles und manches. Doch nichts davon verdiente es wohl, sich hier zu zeigen. Auch wenn "Mein Wunderland" seinen Platz im Profil sicherlich nicht zu unrecht verdient, so ist es doch nicht beschaffen genug. Zudem spielte sich meine Zeit in den letzten Monaten wohl eher in Büchern als "über" Büchern ab. So entdeckte ich meine "alte Kanzel", das Drama, wieder, um Lessing zu zitieren. Und die gehäuften Stücke werden nicht weniger, sodass ich wohl auch zukünftig meine Zeit im stillen Lesen und nicht im stillen Schreiben verbringen werde.
    Dass mein neues Werk jedoch tatsächlich einem dieser wunderschönen Dramen entspringt, stimmt mich zuversichtlich, vielleicht doch mehr und mehr zu schreiben. Und sollte sich die Gelegenheit ergeben, so wird sicherlich auch der ein oder andere Szenenausschnitt seinen Weg in diese Welt finden.


    Wenden wir unseren Blick von der Zukunft auf das Jetzt, so bleibt zu sagen, dass das Gedicht aufgrund Hamlets entstand. Die ersten vier Zeilen stammen aus dem Werk Shakespeares (2. Aufzug, 2. Szene). Sie ließen mich grübeln, denken und spinnen. So entstand ein neues Etwas und etwas Neues.
    [tab=Über den Teufel]
    Über den Teufel


    ____________________________________________Der Teufel hat Gewalt sich zu verkleiden
    ____________________________________________In lockende Gestalt; ja und vielleicht,
    ____________________________________________Bei meiner Schwachheit und Melancholie
    ____________________________________________Täuscht er mich zum Verderben


    Wandelnd weiß und leer unsre Gesichter
    Prüfen jeden Schritt des andern.
    Denn der Teufel weiß sich zu verkleiden
    Mit so lockend Stimm, dass Weib
    Schwach zerfällt, sich sehnt nach Wärme.
    So verlockend, dass Mann
    Selbst den Dolche zieht, sein Herz ersticht.
    Wie soll Weiß von Weiß gar unterscheiden?
    [/tabmenu]

  • Huhu weinschnecke :)
    Oh man, Schande über mich, dass ich dir ernsthaft seit November keinen Kommentar mehr geschrieben habe… Tut mir wirklich leid, irgendwie ist dein Topic immer mal wieder in den Hintergrund geraten, und ja. Jetzt wo Dortmund Real aber getrost aus der Championsleauge gekickt hat (wuhu!) hab‘ ich noch Zeit um dir heute Abend meine Meinung diesen Kommentar zu schreiben. Ich hoffe, du freust dich ~


    Grenzerfahrungen
    So… Was willst du uns mit diesem Titel sagen? Frei nach dem Motto „ich interpretiere einfach mal“ (wie du es ja auch willst, wie ich lese) werde ich einfach mal meine Gedanken hierzu aufschreiben. Eine Grenzerfahrung könnte zum einen eine Erfahrung mit etwas sehr schlimmen, vielleicht sogar der Grenze von Leben und Tod sein und so etwas bedeuten. Wie ich dich aber kenne, schreibst du nicht unbedingt sowas in Richtung Fantasy und Drama und sowas, weshalb ich den Tod des Ritters auf seinem Ross eher ausschließe, haha. Bezogen auf deine Thematik kann ich mir vorstellen, dass hier einfach politische (oder alltägliche) Grenzen erfahren werden (müssen); ich weiß nicht genau wieso, aber irgendwie habe ich ein Bild von Ausschreitungen/Protesten/Streiken im Kopf. Vielleicht ist Grenzerfahrungen auch eher universell gemeint; wer weiß. Jedenfalls gefällt mir der Titel eigentlich ziemlich gut, da er zwar auf seine Art sehr sachlich klingt, aber dennoch etwas geheimnisvolles, ja fast schon bedrohliches, an sich hat, was mir sehr gefällt. Ich denke, ohne das Gedicht dabei in Betracht zu ziehen, dass der Titel allgemein ganz gut gewählt ist. Inwiefern er nun zum Geschriebenen passt sehen wir dann wohl im Folgenden.


    In der ersten Strophe beschreibst du sowas wie Armut, im größten Sinne; denke ich. Das Adjektiv ‚arme‘, mit welchem du die (sonst etwas ausdruckslosen) Leute umschreibst, weißt im Grunde recht deutlich darauf hin. Die Frage ist in dieser Strophe glaube ich aber nicht, um wen es hier geht, sondern viel mehr, was sie wollen. Natürlich sind die Umstände der ganzen Sache auch interessant und mit Hintergrundwissen ließe sich natürlich vieles besser/schneller verstehen, aber du sagst ja selbst, dass sich „Grenzerfahrungen“ nicht auf ein spezielles Thema bezieht, weshalb es in der Tat schwer ist dazu Hintergrundinformationen aufzuweisen; erst recht inmitten eines Gedichtes und nicht im „Neben-Subtab“. Es wird also nicht ganz klar, wer diese Leute sind; lediglich dass sie wohl etwas weiter unten in der Gesellschaft sind. Auch wird zwar klar, dass sie etwas wollen, aber nicht was. Die Bedeutung der Hausfassade ist auch nicht ganz eindeutig wie ich finde, denn ich glaube, dass du hier nicht die normale Hausfassade meinst; beziehungsweise nicht nur. Metaphorik ist hier meiner Meinung nach ganz klar zu erkennen, fragt sich nur in welche Richtung. Was meinst du hier mit der Hausfassade? Auch in weiteren Strophen hast du solche alltäglichen Wörter (Zaun zum Beispiel) verwendet um etwas zu umschreiben, allerdings hast du hierbei dann noch etwas beigefügt; „Zaun der Gewalt“. Hier jedoch haben wir nur die Hausfassade. Vielleicht denke ich auch einfach zu viel um die Ecke, aber ich bin mir irgendwo doch sicher, dass du hier mehr meinst. Na ja, jedenfalls; was nehmen wir aus der Strophe mit? Viele Fragen, und wenig Antworten. Es fällt auf, dass man in dein Gedicht wirklich viel selbst interpretieren muss, da du eigentlich kaum etwas erklärst; näher umschreibst (was nicht negativ gemeint ist). Das macht es umso schöner beim Kommentieren, haha. Ok, aber ich denke, dass die erste Strophe schon recht gelungen ist. Wir haben einen schönen Einstieg, eine schöne, aber schwer zu lösende Metapher, und noch dazu eine Handlung, mehr oder weniger. Eher interaktiv, aber es besteht kein Zweifel, dass sie da ist. Sind diese Leute vielleicht Diebe? Klauen sie, damit sie überleben können, weil sie zu arm sind, um sich etwas zu kaufen? Da bliebe trotzdem die Frage, wer genau damit gemeint ist, wobei sich der Kreis der „Verdächtigen“ auch deutlich verringert.


    Jetzt wird’s enger. Wir haben eine nähere Beschreibung, allerdings von anderen Dingen! Wir haben den, zuvor schon erwähnten, Zaun der Gewalt und wir haben etwas mit Waffen. Man erkennt also eine klare Richtung, die das Gedicht hier einschlägt; Räuber, arme Menschen, Waffen; alles nicht so schön. Was mich hier besonders verwirrt ist die letzte Zeile, denn die kann man (rein vom sprachlichen her) auf mehrere Weisen verstehen, denke ich. Zum einen könnte man hier bei ‚Wachen‘ an das Nomen ‚die Wachen‘ denken, allerdings kann es hier auch ein Verb sein und bedeuten ‚die Gefangenen (be)wachen‘. Wäre zwar etwas umständlich, hochgestochen formuliert, was aber (vor allem ein Gedicht) in keinster Weise ausschließt. Auch in Anbetracht deines Schreibstiles, den ich bisher von dir kenne, halte ich beide Optionen für möglich, von daher muss man hier doch ordentlich nachdenken. Ich denke, im Hinblick auf den ersten Vers (mit dem Zaun der Gewalt), dass du hier eher das Nomen meinst und in der letzten Zeile einfach ‚die Wachen der Gefangenen‘ betiteln willst, ohne weiter auf diese einzugehen; in welcher Form auch immer. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Zaun der Gewalt neben seinem bestimmt vorhandenen metaphorischen Hintergrund auch einen völlig „absurden“, einfachen hat. Mit Zaun könnte meiner Meinung nach ganz einfach der Zaun eines Gefängnisses (oder sowas in der Art) gemeint sein; was auch in Hinsicht auf die nächste Strophe und irgendwo auch auf die vorherige (weil Räuber ja für gewöhnlich auch irgendwie in den Knast kommen). Ergo beschreibst du hier also, dass diese Räuber im Gefängnis von bewaffneten Wachen bewacht werden. Und das machst du stilistisch ziemlich gewagt, aber meiner Meinung nach sehr passend; mit krassen Beschreibungen. Gewehre mit blutigen Patronen sind schon keine lustige Sache und ich denke dass dieses Bild, auch im übertragenen Sinn, echt ziemlich eindeutig ist und man sofort weiß, was gemeint ist. Mit diesen überdeutlichen Beschreibungen verstärkst du gut das Bild, was man eh schon im Kopf hat und ich denke, dass spätestens nach dieser Strophe das Gedicht; wie gesagt; eine klare Richtung einzuschlagen scheint, und man mehr oder weniger auch weiß worum es geht. (Wobei ich wahrscheinlich ganz falsch liege und du etwas ganz anderes meintest ;_; … Ich baue allerdings einfach mal auf meiner Theorie auf; ist einfacher für mich)
    Vom rein technischen frage ich mich übrigens an der Stelle, warum du das ‚da‘ im ersten Vers dieser Strophe noch in diesem Vers hast und den Satz aufteilst. Warum nicht einfach das ‚da‘ mit in den zweiten Vers nehmen; das hat nach wie vor einen angenehmen Rhythmus, allerdings ist der Satz nicht mehr so zerrissen – man stockt da finde ich ein bisschen.


    Jetzt wird’s langsam ziemlich krass… Und gerade in diesem Moment, als ich diesen Satz anfange zu schreiben, macht es klick. Hier wird auf die DDR angespielt! Es geht gar nicht um Räuber und den Knast *seufz*, oder? Ich denke, in dieser Strophe wird ziemlich klar, dass du dich eigentlich eher auf die Mauer beziehst und die Grenze in diesem Fall eben diese wiederspiegeln soll. Joa, ziemlich geschickt und passt meiner Meinung nach auch ziemlich gut; nur schade, dass ich da nicht sofort drauf gekommen bin. Gut, das eine schließt das andere zwar nicht aus und so kann ein Gedicht natürlich anders interpretiert werden, und so „doppeldeutig“ sein, aber ich denke, du selbst wolltest hier auf die DDR hinaus… So kenne ich dich und deine Werke hier (wo wir auch wieder bei politischem Hintergrund wären, anbei) Na ja, diese Strophe finde ich allgemein ziemlich gut, zum einen wegen dem stilistischen her, aber auch, weil die Beschreibungen einfach nur klasse sind. Mit der Linie des Todes, welche an dieser Stelle mal den Zaun der Gewalt vertritt, ist wie gesagt wohl die Mauer (Alter Gedanke: Oder aber die Mauer vom Gefängnis, lol) gemeint. In Vers zwei wird erneut (was Vers eins aus Strophe zwei und dieser hier, Nummero drei schon recht deutlich machen) penibel darauf bestanden, dass diese Grenze auf keinen Fall zu überqueren ist. Die eng verschlossenen Arme könnten wir triste Einigkeit stehen; dass man zwar zusammenhält in dieser schlimmen Zeit, doch eigentlich keinen Ausweg sieht. Traurig… Diese Strophe gefällt mir glaube ich mit Abstand am besten. Du hast hier auch gut mit der Sprache gespielt; die Wörter geschickt zu deinem Nutzen verändert. Die Formulierungen in dieser Strophe gefallen mir ziemlich gut, großes Lob an der Stelle!


    Die finale Strophe schließt das Gedicht meiner Meinung nach ziemlich gut ab. Man kann zwar auch hier noch einiges hineininterpretieren; nimmt man sich jedoch die eben erarbeitete Sache mit der DDR vor Augen, dann kann man hier eigentlich recht schnell alles verstehen. Die Früchte sind hier was, was man knacken muss, ist aber meiner Meinung nach möglich. Wahrscheinlich ist mit den Früchten sowas wie der Erfolg gemeint; der Erfolg, die Mauer (/den Knast…) verlassen zu haben. Die Früchte der Arbeit etwas zu tun – einen Tunnel zu graben, einen Heißluftballon zu starten; oder, oder, oder. (Ich bin froh, dass ich nicht in so einer Lage kreativ sein musste…) Der zweite Vers ist im Grunde auch ganz klar; da ist ja auch keine Metaphorik. Genau das was da steht ist gemeint und diese Aussage ist auch total verständlich, wobei mir in der Beschreibung hier allgemein vielleicht auch der „was haben wir denn zu verlieren? – No risk, no ‚fun‘“ fehlt. (Ich denke, du weißt, was ich meine) Vielleicht hättest du das noch irgendwo unterbringen können; dass diese Leute ja eh nichts haben und dort nur gequält werden, mehr oder weniger. Vielleicht sollten sie dann das Risiko eingehen und eben versuchen zu flüchten. Wenn man sich selbst mal diese Frage stellt; keine einfache Sache… Zum Abschluss baust du hier dann nochmal geschickt den Titel des Gedichtes ein, das ist ein oft verwendetes Stilmittel für Gedichte; diese so ausklingen zu lassen haben schon viele gemacht, haha; und ich finde das auch immer wieder schön du arbeite daher auch selbst damit, insofern möglich. Eine schöne letzte Strophe, die mir auch gut gefällt und in der du sowohl das Thema inhaltlich, als auch das Gedicht „technisch“, abschließt; gut gelungen.


    Mir hat das Gedicht ziemlich gut gefallen. Rückblickend ist der Titel auch inhaltlich auf das Gedicht bezogen ziemlich passend und so denke ich, dass man damit zufrieden sein kann. Wie du selbst sagst ist dir Technik nicht so wichtig, was man natürlich daran merkt, dass du zum Beispiel keine Reime hast und auch das Versmaß hier und da etwas neben der Spur ist. Man merkt allerdings auch, dass dir sehr viel daran liegt, dass den Leser die Nachricht deiner Gedichte erreicht und das ist auch nicht einfach. Und natürlich muss ein Gedicht nicht (nur) aus Reimen bestehen. Ich denke, dazu habe ich aber auch schon öfters bei dir geäußert; kurz gesagt: Mir gefallen deine Gedichte trotzdem! Schönes Gedicht, dass gut zum Nachdenken anregt – ich hoffe ich habe so in etwa das getroffen, was du dir dabei gedacht hast und liege nicht 100% falsch.


    Zu „Über den Teufel“ kann und werde ich (leider) nichts schreiben; vielleicht findet sich ja jemand anderes, der das übernimmt. Mir fällt dazu einfach nichts ein und ich bin mir auch nicht sicher, was ich dazu sagen könnte, da mir das Thema einfach überhaupt nichts sagt. Hab mir zwar den ein oder anderen (Wiki-)Artikel dazu angesehen, aber irgendwie klappt das nicht – und wenn ich nur Mist laber‘ ist dir damit ja auch nicht geholfen. Von daher sehen wir uns dann bei deinem nächsten Werk hier wieder.
    Liebe Grüße und motivier‘ dich neben dem vielen Lesen auch hin und wieder zum Schreiben! *zwinker*
    - Banette