Erleuchtet - Spieletopic

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  • "Das darf doch nicht wahr sein. Ich habe es immer noch nicht geschafft mein Bett zu beziehen." Marcello stieß ein tiefes Seufzen aus. Er fühlte sich komplett unfähig. In seinem Frust hatte er auch fast nicht bemerkt, dass jemand in das Zimmer und gleich darauf wieder gegangen war. Das fast bezog sich darauf, dass er nur noch das schließen der Zimmertür mitbekommen hatte. Dies hatte aber bei ihm nur ein kurzes Stirnrunzeln verursacht. Aber es gab wichtigeres zu tun und deshalb ignorierte er auch den Lärm, der vom Gang her in sein Zimmer tönte. Dann nach einer schier endlos andauernden Zeit, klopfte es erneut an die Tür und Xaroc trat ein. Marcello musterte ihn kurz. Er wirkte auf ihn ebenfalls ein wenig erschöpft, aber das war auch kein Wunder. In seinen Händen hielt der Junge Bettwäsche und Marcello war neugierig wie der andere sein Bett beziehen würde. Seine dunklen Augen verfolgten jeden einzelnen Schritt den der andere machte und folgte seinem Beispiel. Er war froh darüber, dass es Xaroc langsam machte, denn ansonsten hätte er sich eine Blöße geben müssen und das wäre nicht gerade nach seinem Geschmack. Zu seiner Freude, klappte das Beziehen besser als erwartet.


    Die Entschuldigung von seinem Mitbewohner hatte er auch mitbekommen und er wollte diese nun in Ruhe beantworten. Jetzt konnte er sich auch auf was Neues einlassen, denn die Sache mit dem Bett war ja nun Vergangenheit. Marcello öffnete gerade seinen Mund um Xaroc zu antworten, als er hörte, dass dieser ihn aus den Augen verloren habe und ihn deshalb beschuldigte sich unsichtbar machen können. Die Augen Marcellos weiteten sich überrascht. Das hatte er nicht kommen sehen und er musste sich sammeln um nicht gleich loszulachen. Nachdem er tief Luft geholt hatte, antwortete er:" Das freut mich, dass Sie gut den Weg zurück gefunden haben. Schon gut. Bei dem Durcheinander im Speisesaal hätte sich wohl jeder aus den Augen verloren. Ich habe gedacht, dass Ihr hinter mir wärt, aber ich habe Euch auch nicht mehr gesehen." Marcello lächelte entschuldigend. Dann sagte er:" Das nächste Mal sollten wir aufpassen uns nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Ach ja ich kann mich nicht unsichtbar machen, obwohl diese Fähigkeit schon ziemlich praktisch wäre. Meine Fähigkeiten liegen eher im, wie soll ich sagen, sprachlich mentalen Bereich." Er wollte noch nicht näher darauf eingehen denn es kam ihm komisch vor so öffentlich darüber zu sprechen. Bisher hatte er noch keinem von seiner Fähigkeit erzählt, denn erstens hatte er Angst davor, dass er dafür ausgelacht werden würde und zweitens, dass die Leute dann Angst vor ihm hätten. Das wollte er auf keinen Fall.

  • Während Xaroc weiter an seinem Bett herum werkelte, grübelte er wieder über den ganzen Erleuchteten-Unsinn. Am meisten beschäftigte ihn die Frage, was jetzt aus ihm werden würde. Wenn er hier seinen vollen Namen preis gab, riskierte er, dass sein Vater ihn aufspürte. Er hatte zwar noch eine Galgenfrisst von circa einer Woche, wenn niemand seinen Vater vorher informierte, aber darauf brauchte er nicht hoffen. Wahrscheinlich hatte der seine 2-Wochen-Reise sofort unterbrochen, wenn er über den Diebstahl, nicht über Xarocs Verschwinden, benachrichtigt wurde. Und auf die Begegnung konnte er getrost verzichten.


    Er war so vertieft, dass er nicht bemerkte, dass er zu viel Laken unter die eine Ecke der Matratze zog und dementsprechend die gleiche Menge auf der anderen Seite fehlte. Erst als er wie verrückt zerren musste, fiel es ihm auf.
    Dann war da noch die Sorge, dass ihm wahrscheinlich niemand glauben würde, wenn er seine Identität preisgab und wieder lügen wollte er nicht. Die van Wulfs waren in ihrer Gegend kein unbeschriebenes Blatt und sein Vater hatte weitreichende Beziehungen. Jedoch wussten nur die wenigen Leute, die in ihr Heim eingeladen worden waren und Xaroc persönlich getroffen hatten von seiner Existenz. Und das waren wirklich nicht allzu viele und ein jeder von ihnen war immer äußerst überrascht gewesen, ob dieser Offenbarung.


    Denn offiziell hatte Alexei van Wulf nur ein einziges Familienmitglied: Seine Tochter und Erbin, Celine. Seine Gemahlin Diane war einst früh an einer bislang unbekannten Krankheit verschieden. Über Xarocs Geburt und deren Umstände war nie etwas bekannt gegeben worden. Er vermutete, dass dies mit seinem Mal zu tun gehabt haben muss und die Abneigung, die allgemein gegen ihn oder andere Erleuchtete gehegt wurde, wenn auch niemand wirklich die Ursache dafür kannte.
    Dementsprechend gab es keine Geburtsurkunde und auch keine anderen Papiere, wie Personalausweis, Staatsangehörigkeit oder ähnliches. Xaroc hatte nur eine Karte, die ihm Zugriff auf eines der Bankkonten der Familie gab, doch diese war allgemein nur auf den Namen van Wulf registriert. Und mittlerweile war selbst die bestimmt gesperrt. Ursprünglich hatte er sie auch nur bekommen, damit er aufhörte bei seinem Vater stets um Geld zu betteln, wenn er sich irgendetwas bestellen wollte.
    Es grenzte nahezu an ein Wunder, dass er es irgendwie nach Oscuras geschafft hatte, ohne irgendwo auffällig zu werden. War wohl das Glück der Dummen. Jedenfalls würde ihm sicher jeder der hier anwesenden niemals Glauben schenken, wenn er diese abstruse Story zum Besten gab. Jeder der von den van Wulfs gehört hatte, wusste eines: es gab keinen Sohn.


    Letztendlich schaffte er es dann doch noch, das Laken vollständig über die Matratze zu ziehen, jedoch merkte er, dass sich die beiden Enden nun leicht nach oben wölbten, nicht viel, doch es reichte um zu stören. Brummelnd machte er sich an dem anderen Ende mit zu viel Laken zu schaffen. Als alles zu seiner Zufriedenheit hergerichtet war, tat er so als würde er sich Schweiß vom Gesicht wischen und seufzte theatralisch. Dann bemerkte er, wie der andere ihn beobachtete und ihn als Beispiel zum Betten beziehen nahm. Tja, man kann eben nicht alles von alleine. Geht mir oft genauso., dachte er, sprach den anderen aber nicht darauf an.


    Nachdem beide Bewohner ihren Krieg mit dem Mobiliar ausgefochten hatten, ging Marcello auf Xarocs kleine Ansprache ein. Allerdings hatte der junge Mann erneut seine Redeweise verändert, was den Schwertkämpfer abermals ganz durcheinander brachte. Warum kann er nicht einfach so reden, wie es ihm beliebt? Erst ,du', dann ,Ihr', dann ,Sie'... Wie soll man sich denn da an irgendwas gewöhnen? Jedoch war er erstaunter, als der andere meinte er könne sich nicht unsichtbar machen. Anscheinend werde ich nun auch noch blind, kommentierte er trocken in Gedanken.


    Xaroc zog seine Schuhe aus und warf sich in voller Montur auf das frisch bezogene Bett. Es war weicher als er erwartet hatte, richtig gemütlich sogar. „Oh, nun, dann war das wohl mein Fehler. Ich bin große Menschenansammlungen schlichtweg nicht gewöhnt und das wird wohl noch eine ganze Weile so andauern.“ Wie er dann so dalag, auf dem Rücken und die Decke anstarrend, wurden ihm die Augen immer schwerer. „Zumindest kann man nicht sagen, dass es hier nicht wenigstens ein wenig interessant wäre,“ meinte er, jedoch wurde seine Stimme dabei immer leise und der letzte Teil, der eigentlich ‚Ich bin gespannt, wie es morgen weiter geht‘ hätte heißen sollen, endete als „eehschwuahntwimorje...“ und ging dann in einen langen Schnarcher über, ehe er gänzlich einschlief.


    OT: Sorry, er ist einfach müde. Und keine Sorge, Xaroc schnarcht allgemein eigentlich nicht. Das war jetzt nur, weil er gleichzeitig zu reden versucht hat.^^

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

    4 Mal editiert, zuletzt von Xaroc ()

  • Xaroc ging auf seine letzte Bemerkung nicht ein, aber das war Marcello auch recht so. Stattdessen legte er sich, obwohl er noch gar nicht umgezogen war, ins Bett. Diese Missachtung der allgemeinen Benimmregeln, ließ Marcello innerlich den Kopf schütteln. Er dachte:" Da wird doch das frisch bezogene Bett ganz schmutzig. Immerhin hat er zumindest seine Schuhe ausgezogen. Aber auf der anderen Seite kann es mir ja egal sein." Er selber war froh, dass er sich bereits seinen bequemen dunkelblauen Satinschlafanzug angezogen hatte. Diesen hatte er ganz besonders in sein Herz geschlossen, denn er hatte ihn von seinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen. Damals hatten sie ihn zur Abwechslung mal als Sohn und nicht als Dukatenesel angesehen. Immer wenn er ihn trug, erinnerte er sich an diese Zeit und es machte ihn glücklich. Der Schlafanzug begleitete ihn deshalb überall hin mit. Er hörte zu wie Xaroc sagte:" Oh, nun, dann war das wohl mein Fehler. Ich bin große Menschenansammlungen schlichtweg nicht gewöhnt und das wird wohl noch eine ganze Weile so andauern.“ Marcello erwiderte:" Ist schon gut. Ist ja nicht so tragisch gewesen. Es dauert immer eine Weile bis man sich an neue Gegebenheiten angepasst hat. Keine Sorge." Xaroc sagte dann mit einer mehr als schläfrigen Stimme, was bei Marcello ein Lächeln verursachte:" Zumindest kann man nicht sagen, dass es hier nicht wenigstens ein wenig interessant wäre." Da musste ihm Marcello zustimmen. Was der andere dann sagte, konnte er jedoch kaum verstehen, da dieser immer leiser wurde. Daraufhin, schloss der andere seine Augen und war bald darauf eingeschlafen, denn ein leises Schnarchen erfüllte die Stille des Raumes.


    Marcello zuckte die Achseln, dann ging er zu seiner Tasche und kramte dort herum, bis er seine Zahnbürste und Zahnpasta fand. Instinktiv wollte er noch nach seinem Bademantel greifen, bis ihm einfiel, dass er keinen dabei hatte. Na gut dann muss es eben ohne gehen. Leise schlich er sich raus, denn er wollte Xaroc nicht wecken. Draußen auf dem Gang war mittlerweile der Lärm verebbt und er dachte sich, dass die meisten sicherlich schon schliefen. Dann ging er in das leere Bad und putzte sich die Zähne. Um die Wahrheit zu sagen, war er schon nervös was die nächsten Tage betraf, aber das war ja normal. Wenn es ihm hier nicht mehr gefallen würde, dann könnte er ja gehen, das hat diese Alicia ja gesagt. Mal sehen. Irgendwie hatte er jetzt Lust bekommen ein wenig zu musizieren, um das erlebte auf seine Weise zu verarbeiten. So wie es aussah, gab es sowas hier nicht, oder er hatte noch kein Musikzimmer gesehen. Vielleicht konnte man das noch ändern. Bis dahin musste er halt in Gedanken spielen.


    Nachdem er fertig war, packte er seine Sachen zusammen und kehrte leise in sein Zimmer zurück. Zu seiner Erleichterung war Xaroc nicht aufgewacht. So konnte er in Ruhe sein Waschzeug wegräumen und schaltete das Licht aus. Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit und er fand das Bett recht schnell. Dieses war bequemer, als es auf dem ersten Blick aussah. Das hatte er nicht gedacht. Er drehte sich zur Seite und schloss seine Augen. Dann übermannte ihn rasch die Müdigkeit, als hätte sie schon längst auf ihn gewartet. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gebracht, war er auch schon eingeschlafen.

  • Als Clea das Zimmer betrat, war Cheja bereits da. Er lag auf einem der Betten und schien zu dösen. Auf dem anderem hatte sich Sunny
    zusammengerollt. Er begrüßte sie un fragte, ob sie müde sei. "Hey", erwiderte sie. Dann folgte eine kurze Pause, in der sie sich die Gedanken
    zurechtlegte. "Irgendwie schon. Aber irgendwie bin ich auch voll aufgeregt. Heute ist so viel geschehen, es hat sich quasi alles geändert.
    Ich habe so viel Neues erfahren ..."
    , versuchte sie, ihre Gedanken auszudrücken. 'Und es ist alles so unglaublich! Wer weiß, vielleicht bin ich
    letztendlich in einem Fantasyroman ...'
    , dachte sie, musste aber sofort über diese Idee grinsen. 'Na, solange wir nicht die Welt retten müssen ...'
    Diese Spinnerei fing an, ihr Spaß zu machen. 'Hoffentlich ist dies ein Buch für Jüngere und ist für mich nicht weiter gefährlich. Und wenn ich
    der Hauptchar sein sollte, ist zumindest die Chance auf umkommen geringer. Welcher Autor killt schon den Protagonisten?'

    Sogleich fuhr ihr ein Schauder über den Rücken. 'Wäre aber mal innovativ ...'
    "Ich denke, hier zu sein, das ist zumindest schon mal gut", fügte sie an. Dann musste sie ein Gähnen unterdrücken.


    Cheja konnte Clea voll und ganz verstehen. Alles war wie ein Traum: Wenn man ihn träumt, glaubt man, alles sei wirklich, doch wenn man aufwacht, fragt man sich, wie man nur glauben konnte, dass diese total verrückte Geschichte wirklich war. Doch im Moment fühlte es sich nach beidem an: Total realistsch und schön - fast schon zu schön -, doch gleichzeitig konnte das alles nicht wahr sein. Wenn Cheja daran dachte, aus welchen Grund er damals, vor kaum mehr als einer Woche, sein Land verlassen hatte und in welcher Situation er sich nun befand...
    "Ich auch finde es gut, dass wir sind hier. Ich meine, besser als sitzen in Gefängnis", antwortete er Clea. "Ich nie hätte gedacht, dass etwas so verrücktes es gibt. Aber ich denke, wir sind gut aufgehoben hier."
    Wenn es sich Cheja jedoch genauer überlegte, sprach auch einiges dagegen. So ziemlich jede Person in dieser Anstalt war ihm fremd. Das Abendessen hatte zwar einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Gemüter der Erleuchteten gegeben, doch so vieles war noch fremd. In Adyna hätte es so eine Schule gar nicht gegeben - viel zu gefährlich. Und schon gar nicht wäre es möglich gewesen, eine solche Schule als Anstalt für Jugendliche Problemfälle zu tarnen. Doch er hat sein Land verlassen, eine Rückreise wäre nicht mehr möglich, also müsste er in diesem Land ein neues Zuhause finden. Doch da waren noch die anderen, die er so gar nicht kannte, die zwar alle das selbe Problem wie er hatten, doch es waren weiterhin Fremde und mit Fremden muss man speziell umgehen.
    "Wirst du bleiben hier? Auf der Schule?", fragte er Clea, die auf ihrem Bett neben ihrer dösenden Katze saß.


    "Was soll ich sonst tun?", fragte sie ihn verwundert. Diese Frage überraschte sie gewissermaßen selbst. "Auf der Straße könnte ich
    nicht überleben, denke ich."
    'Abgesehen davon, dass ich dafür wohl wesentlich zu verwöhnt bin' Und zuhause ...", sie stockte.
    Sie hatte es immer als ihr zuhause bezeichnet, aber - war es das auch? Zuhause ist der Ort, wo man hingehört, sagte man.
    Und dorthin gehörte sie wohl eher nicht. Ihre Eltern waren immer nett gewesen, aber ... anders. Anders als sie.
    "... mir geht es da gut, aber hier scheint es auch nicht schlecht zu sein. Außerdem bin ich neugierig. Neugierig auf das, was uns hier erwartet"
    '... solange es nicht grade irgendwelchen mysteriösen Bestien sind'
    Sie fing an, ihr Bett zu beziehen. Dabei beobachtete sie Cheja aus den Augenwinkeln, um sicherzugehen, dass er ihr das nicht übel nahm.


    "Was soll ich sonst tun?", erwiderte Clea perplex.
    Für Cheja war die Antwort klar und es wäre auch kein Problem, schließlich hatte ihn dieses Land mit einer einwöchigen Erprobungszeit auf den Straßen der Städte begrüßt - und ungewohnt war es für ihn nicht gewesen. Er hatte in der kurzen Zeit, in der er schon hier war, ein paar Gestalten gesehen, bei denen er sich hätte vorstellen können, dass es sie nicht lange in dieser Anstalt hällt. Doch auch er wollte zunächst abwarten - und genießen. Für ihn war es eine Umstellung, aber eine Umstellung, die sich lohnen würde, mit den Reichtümern, die ein Land wie sein Heimatland nicht bieten könnte.
    "Ich nur dachte...", sagte er leise. Für Clea kam dieser Gedanke ganz offensichtlich nicht in Frage.
    Clea begann nun, ihr Bett zu beziehen - professioneller und geübter, als er es gemacht hatte.
    "Tust du schon wissen, wie lang du wollen bleiben hier? Ich meine... dein ganzes Leben? Du noch hast Familie, oder?"


    "Ich nur dachte ...", erwiderte er leise, wohl eher zu sich als zu ihr. Und doch ließ diese Reaktion sie leicht erröten. Sie wand sich
    ihrem Bettlaken zu und zog es an der Wandseite über die Matratze, damit er es nicht bemerkte. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
    Sie wollte es sich nicht mit ihrem Zimmernachbarn verscherzen. Als sie sicher war, das die Röte aus ihrem Gesicht verschwunden
    war, drehte sie den Kopf zu ihm und antwortete auf seine Frage. "Ich weiß nicht ... Mein Leben will ich aber noch nicht einfach so
    für hier verplanen. Je nachdem, was passiert und wie die Anderen so sind, geht die mir vorschwebende Zeit so von drei Monate bis
    ein, zwei Jahre. Aber ich möchte nicht voreilig sein. Ich weiß ja noch gar nicht, wie es hier ist ..."
    , meinte sie. Und doch kam es ihr
    seltsam vor. "Aber wie gesagt ... ich weiß noch keinen Tag von diesem ganzem Erleuchtet-Kram. Da kann man sowas schwer sagen"
    Sie holte Luft. 'Langsam reden, sonst kann er dich doch gar nicht verstehen', ermahnte sie sich selbst.'Und dieses einen Mädchen da ...
    sie fragte, warum wir Alicia überhaupt trauen sollten ... das muss man auch noch mit einberechnen'

    "Kurz gesagt: Ich weiß es noch nicht. Oh, und Familie habe ich, ja. Großzügige Eltern, zwei große Schwestern ..."


    Es überraschte ihn auch nicht, dass sie sich dagegen entschied - zumindest gegen das Leben auf der Straße. Doch sie hatte Familie, Freunde und Bekannte nicht weit entfernt. Cheja konnte sich zwar nicht in diese Position hineinversetzten, aber er konnte erahnen, dass es, besonders für Cleas Eltern, wohl nicht die einfachste Zeit werden würde - auch wenn sie nur ein paar Wochen bleiben würde.
    "Tust du wissen, was für eine...", begann Cheja seine Frage, doch ihm wollte das Wort nicht einfallen. "Ähm, was für... eine Kraft du hast?" Er war erleichtert, dass ihm ein - hoffentlich - mögliches Wort eingefallen ist. "Ich meine, was tust du können?" In den Gesprächen in der Mensa hatte er von einigen dieser Fähigkeiten, die er meinte, gehört. Er hatte seine Kraft zuvor gar nicht als solche angesehen. Er hatte es nicht oft mit anderen Menschen zu tun gehabt, außerdem fand er es gar nicht so leicht, etwas anzuzünden. Doch jetzt, nach Alicias Erklärung, hatte er Hoffnung, dass sich das noch ausbauen lässt.


    Etwas umständlich fragte er nach ihrer Fähigkeit. "Ich kann unter Wasser atmen. Hört sich irgendwie unspektakulär an, ich find es
    aber eigentlich ganz lustig"
    Dabei musste sie an ihre 'Ausflüge' unter Wasser denken. Spaßig war es schon, aber nicht wirklich brauchbar.
    Zumindest, wenn man aus der Sicht der Bruderschaft dachte. Immerhin würden diese sich dafür hoffentlich nicht sehr an ihr interessieren.
    Eine Kampfmaschiene wollte sie schließlich nicht werden. "Und du?"



    OT: Der erste Teil des Gemeinschaftspost von Apollonia und mir. Der nächste sollte bald erscheinen^^

  • "Ich? Ich... ähm, ich kann machen, dass es brennt. Feuer. Aber nur kleine Sachen." Cleas und seine Fähigkeiten war unterschiedlich,
    wie Tag und Nacht. Doch er fand ihre keineswegs unspektakulär. "Also, ganz unter Wasser atmen? Wie ein Fisch? Das ist... schön.
    Und tust du das lange können?"
    Chejas Neugier war gewegt: Bisher hatte er nur von seiner Fähigkeit gewusst, jetzt von Cleas
    und es schien, als ob diese Kräfte alle unterschiedlich und jede auf seine Art besonders und vor allem interessant wären.
    Er wollte die Fähigkeiten der anderen Erleuchteten kennen lernen und wissen, ob sie - oder zumindest die meisten - als gefährliche
    Waffen genutzt werden können, wie sich es die Bruderschaft vorgesellt hat, oder ob sie mysterios, geheimnissvoll oder...
    ja, einfach schön waren. "Tust du wissen von irgendwelchen anderen... Kräften von den Erleuchteteten?"


    'Wie Feuer und Wasser' Clea musste schmunzeln. Das waren wohl die gegensätzlichsten Fähigkeiten, die es gab.
    Und dann landeten sie auch noch im selben Zimmer. Zufälle gab es ... "Bisher musste ich noch nie auftauchen
    und Luft holen"
    , stellte sie fest, "Also schätze ich, dass ich so ziemlich ohne Begrenzung da unten sein könnte"
    Zu der zweiten Frage überlegte sie kurz. "Simon hat mir ein paar erzählt." - Es schien ihr, als sei seit diesem Gespräch
    schon eine Ewigkeit vergangen - "Er kann anscheinend sehr einschüchternd wirken. Und dann soll es ein Mädchen geben,
    das sich irgendwie auflösen kann - wie genau, weiß ich leider nicht mehr - und eines, das zwei Körper besitzt. Irgendwie gruselig"
    ,
    zählte sie auf. Dann wand sie sich Chejas Fähigkeit zu. "Und du kannst quasi auf einen Gegenstand zeigen und er geht in Flammen auf?
    Du kannst aber nicht aus dem Nichts Feuer erschaffen, oder?" 'Wenn man sich recht überlegt, könnte es ziemlich gefählich sein,
    würde er seine Fähigkeit nicht unter Kontrolle haben ...'
    Hatte Alicia nicht auch etwas in diese Richtung gesagt?


    "Ja, das ist wie es geht. Ich gucke auf eine Sache und dann es brennt", er lacht kurz auf. "Aber manchmal es braucht lange, bis es geht -
    und es ist schwer. Und... ja, ich kann nur kleine Sachen brennen, aber Feuer wird ja größer."

    Also lag Cheja richtig: Die Fähigkeiten schienen alle interessant zu sein. Einerseits wurden die Erleuchteten ihm damit etwas freundlicher,
    weil er merkte, dass alle auf irgendeine Art und Weiße ziemlich komisch und anders waren, jedoch erschien es ihm auch gruselig,
    wenn er sich vorstellte, dass sich ein Mädchen auf einmal auflösen würde. "Bis jetzt alles ging gut... mit dem Feuer, meine ich.
    Aber etwas daraus erschaffen", wiederholte er sie, ich kann nicht - ich glaube. Was tust du damit meinen?
    "


    "Nicht etwas erschaffen ...", nuschelte sie. "Eher so", sie hob die Hand und hielt sie mit der Innenseite nach oben vor sich,
    "Und dann kommt da einfach Feuer" Sie schnippte mit dem Finger. "Wusch!"
    "Aber eigentlich hast du mir ja schon indirekt erzählt, dass du es nicht kannst. Ist also nicht so wichtig."


    Selbst nach Cleas Ausführung starrte Cheja noch etwas unverständlich, doch anscheinend hatte sich das Problem bereits gelöst.
    "Oh, gut, dann", sagte er. Eine Weile war es - verhältnismäßig - ruhig. Zwar hörte man ständig noch Menschen auf dem Flur hin-
    und herrennen, quatschen und schreien, doch auf einmal - es war eine Zeit lang still gewesen - hörte man unbändiges Geschrei
    vom Flur: „Lass mich los, du überdimensionales Trampeltier! Du Freak! Verschwinde in deinen Zirkuskäfig! Ich will einen Anwalt,
    sofort! Ich verklag euch bis zum Mond!“
    . Es war eindeutig dieser freche Junge, den anscheinend die gesamte Anstalt
    auf den Mond schießen würde. Cheja stand schnell auf, ging barfuß zur Tür und schaute hinaus auf den dunklen Flur. Gerade biegte
    eine wulstige Gestalt um die Ecke des Flures und verschwand aus Chejas Sicht. Es war anscheinend dieser Junge, getragen wie
    ein Kleinkind von seinem Vater - nur mit weniger Liebe. "Mann", sagte er und ging zurück in das Zimmer, "der ist echt verrückt, oder?
    Tat er nicht den Küchendienst machen?"
    Die Anstalt wurde immer merkwürdiger. Nicht, dass er es nicht belustigend fand, diesen Jungen
    von einer Küchenchefin überrumpelt zu sehen, doch sich vorstellen, mit ihm auszukommen ...


    Einige Zeit schien es ihr, als würde ihr Gespräch nicht wirklich wieder in den Gang kommen. Doch dann drang Gekreische vom Flur.
    Es war unverkennbar Mister Quietsch, der eigentlich Küchendienst haben sollte. Bestimmt hatte er versucht, abzuhauen, zumindest
    konnte Clea es sich von ihm vorstellen. Cheja stand auf und blickte auf den Flur, wo er anscheinend verfolgte, was mit dem Jungen
    geschah. Dann fragte er sie, ob sie ihn auch für verrückt hielt. "Ein bisschen seltsam und schrill ist er schon", gab sie zur Antwort
    und legte den Kopf leicht schief. "Und nervig, würde ich sagen ...", fügte sie leise hinzu.
    Dann hob sie ihren Rucksack auf ihren Schoß und wühlte darin herum, bis sie schließlich ihre Kulturtasche zu fassen bekam.
    "Ich denke, ich mache mich dann mal fertig, okay?", teilte sie Cheja mehr mit, als dass sie wirklich fragte. Anschließend erhob
    sie sich von ihren Bett, woraufhin Sunny ein leises Grummeln von sich gab, und stakste zur Tür.


    Clea teilte seine Meinung. So eine Gestalt war ihm noch nicht untergekommen. Dort, wo er herkam, wäre es völlig unmöglich gewesen,
    dass sich ein Junge so verhält. Doch es passte zu dem Bild, das er sich in den letzten Tagen von dieser Welt gemacht hatte.
    Clea suchte in ihrem Rucksack nach etwas und holte eine kleine, weiße Tasche hinaus. "Ich denke, ich mache mich dann mal fertig, okay?",
    sagte sie, stieß ihre Katze von ihrem Schoß und ging an ihm vorbei durch die Tür. Fertig? Was denn fertig machen?. Nun allein im Raum,
    legte er sich auf sein Bett, seine Hände unter seinem Kopf verschrenkt. Sein Kopf war zu, völlig zu. Keinen Gedanken konnte er fassen,
    alles glitt aus seinen Hände, wie Wasser. Dieser Tag war fast zu viel für ihn gewesen, das merkte er erst jetzt. Und morgen es geht weiter.
    Er wollte schon gar nicht mehr aus dem Bett steigen, um das grelle Licht auszuschalten, er drehte sich einfach auf der Decke um
    und schloss seine Augen. Das Einschlafen ging schnell, er merkte gar nichts mehr.


    Sie hatte Glück: Direkt neben ihrem Zimmer befand sich eine Toilette. Und in dem Vorraum befand sich ein Waschbecken.
    Dort legte sie ihre Tasche ab und verschwand in einer der Kabienen. Nachdem sie diese wieder verlassen hatte, wusch sie sich die Hände
    und öffnete die Tasche. Einen kurzen Moment schaute sie bloß verwirrt hinein, dann nahm sie den Inhalt heraus und durchsuchte ihn
    in ihren Händen. Doch dann gab es keinen Zweifel mehr: Sie hatte ihre Zahnbürste vergessen. 'Ach was, mein Zahnarzt wird mich
    schon nicht killen.'
    Also wusch sie sich das Gesicht, kremte sich die immertrockenen Hände ein und ging in das Zimmer zurück.
    Cheja lag auf dem Bett und schien zu schlafen. Ganz sicher war sie sich aber nicht, also setzte sie sich auf ihr Bett, holte leise ein Buch
    aus ihrem Rucksack und las. Nach ein paar Minuten fiel ihr auf, dass sie immer noch ihren MP3-Player um den Hals hängen hatte.
    Sie steckte sich die Stöpsel in die Ohren und drückte auf Play. So saß sie da, still und vollkommen versunken, bis sie schließlich
    kaum noch die Augen offen halten konnte. 'Wie lange habe ich gelesen? Eine Stunde wohl höchstens ...'
    Schnell zog sie sich um und schlüpfte unter ihre Decke. Sunny rollte sich zu ihren Füßen zusammen. Doch dan fiel ihr auf,
    dass das Licht noch an war. 'Das kann ich unmöglich die ganze Nacht anlassen!' Deshalb stand sie widerstrebend noch einmal auf
    und drückte auf den Lichtschalter. Dann warf sie sich wieder ins Bett und deckte sich zu. Sie schloss die Augen und schlief
    schon nach einigen Minuten wie ein Stein. Hoffentlich würde sie am nächsten Tag ausschlafen können.


    OT: Hier ist er!

  • Laverne konnte nicht mehr als er im immer noch dreckigen Essensraum abgesetzt wurde. Ausdauer war noch nie seine Stärke gewesen. Zudem war es unnötig noch mehr Energie zu verschwenden, sein geniales Meistergehirn hatte sich bereits 1001 neue Strategien überlegt, um den Klauen seiner Peiniger zu entgehen. Nie würde er so tief sinken, als dass er den Forderungen anderer Menschen nachkommen würde. Nein, das war eine Frage von Ehre, Treue (sich selbst gegenüber), Gerechtigkeit und dem ganzen anderen Mist. Laverne würde für seine Ideale einstehen, er würde sich nicht brechen lassen, egal mit welcher Folter man ihm drohen würde. Das bin ich mir selbst und vor allem meiner Wenigkeit schuldig! In zehn Minuten wäre er weg.


    22:15
    „Wir können hier den ganzen Tag sitzen …“, meinte der Schwarzhaarige und schenkte der Köchin ein herablassendes Grinsen. Sie saß ihm gegenüber und starrte ihn lange an, die dunklen Grizzlyaugen voller Ernst, das Gesicht unlesbar. Der junge Dieb wurde nicht nervös, sollte sie doch einen auf hart machen, dass beeindruckte ihn nicht ein. „Hol doch Alicia, dann könnt ihr „Guter Cop, Böser Cop“ spielen … oder Dick & Doof …“

    22:25

    „Okay, ich will jetzt gehen!“, rief der Brillenträger aufgebracht, während unruhig hin und her ging und seine Kreise um ein paar Tische zog. Die Köchin saß weiterhin nur da und beobachtete ihn. Keine Regung war in ihrem Gesicht zu erkennen. Laverne fühlte sich sehr unwohl und zu allem Überfluss hatte sie die Kaffeemaschine weggesperrt. „Ich weiß genau, was du vorhast, aber das wird nicht klappen!“, rief er und zeigte strafend mit dem Finger auf seine Peinigerin. „Ich rühre keinen Finger!“


    22:30
    „Wenn ich nicht sofort gehen darf, halte ich die Luft an!“, rief der blasse Junge hysterisch auf, manisch zitternd, vermutlich aufgrund Koffeinentzugs. Sein Gesicht war schweißnass und die Augen gerötet. Biofeedback-Trick, sie muss mich gehen lassen, sonst kollabiere ich! – Okay, ich zähle jetzt bis drei, dann halte ich die Luft an und du bist Schuld, wenn ich sterbe!“


    22:44
    Langsam blinzelnd erwachte Laverne auf irgendeinem harten Untergrund. Das war nicht sein Hotelbett. Nur schleppend erinnerte er sich daran, dass er sich in einer widerlichen Anstalt für Verrückte, Psychos und Freaks befand. Als er aufblickte, saß die Köchin immer noch da und sah ihn unbewegt an. Langsam wurde sie unheimlich.


    23:12
    „Okay, vielleicht war ich etwas überschwänglich, als ich die Fehler des Essens aufgezählt habe …“
    , fing der Schwarzhaarige an und jedes Wort schmerzte ihn in der Seele. Die würden dafür büßen müssen, allesamt! Vor allem diese dumme Alicia und Olga (er wusste nicht, ob sie Olga hieß, aber der Name passte). „Es war genießbar … Darf ich jetzt gehen?“
    „Nein.“


    23:26
    „Bitte, ich muss gehen, meine Mutter hat eine schwere Operation und ich muss ihr beistehen. Sie ist die einzige Familie, die ich noch habe … Ich bin sonst immer so einsam und alleine …“


    23:37
    „Okay, normalerweise erzähle ich niemanden, aber du lässt mir ja keine andere Wahl. Als ich ein Kleinkind war, wurden meine Eltern von einem bösen Zauberer getötet, als sie versucht haben mich zu beschützen. Er hat auch versucht mich zu töten, indem er mit einem Stein nach mir geworfen hat, aber ich habe überlebt und seitdem besitze ich eine Narbe in Form eines Dollar-Zeichens …“


    23:49
    „Die Herzlosen greifen an! Wo sind nur Donald und Goofy, wenn ich sie brauche?“


    23:77
    „Ich glaube, meine Uhr ist kaputt…“


    00:26

    „Okay!“, flüsterte Laverne manisch und in seinen blutunterlaufenen Augen glitzerte der irre Funken des Wahnsinns. Er hatte beide Arme mit seiner Waffe nach vorne gestreckt, fixiert auf die Köchin, die ihn aus ernsten Augen heraus anstarrte. „Wenn du keine Mätzchen machst, lasse ich dich vielleicht gehen, aber wenn du nicht kooperierst, endest du als Pferdefutter!“
    „ … Das ist ein Plastikmesser …“


    01:19
    „Oh bitte, bitte, lass mich gehen!“ Das Heulen erfüllte fast das gesamte Gebäude, der verzweifelte Ruf nach Freiheit. Laverne lag auf dem Boden weinend darauf mit einem Lappen einschlagend. „Ich tue alles, nur lass mich frei!“


    03:06
    „Im Namen ihrer Majestät, lassen Sie mich durch! Zu Ihrer Information, ich habe die Lizenz zum Töten!“

    Langsam beugte sich Köchin nach vorne und sofort zuckte der Schwarzhaarige zusammen und versteckte sich unter einem Tisch. Er war ein emotionales Wrack. Die Stimme der Köchin war erfüllt von sanfter Bedrohung, die Art von Süße, die normalerweise vergiftet war. „Ich war einmal Experte für Verhörtechniken beim Geheimdienst von Gradreich. Ich weiß wie ein Agent aussieht und du hast nur die Lizenz zum Abwaschen.“


    6:43
    Erschöpft ließ sich Laverne auf einen Stuhl nieder. Die Küche glänzte, jeder Teller war mehrfach von Hand abgewaschen worden, während die Fliesen der Küche so sauber wirkten, als hätte man sie abgeleckt. Mit einem zufriedenen Lächeln im sonst so griesgrämigen Gesicht trat die Köchin aus der Tür und wandte sich an ihren Küchenknecht: "Wenn du willst, kannst du jetzt gehen. Obwohl, eigentlich kannst du auch bleiben, es gibt sowieso bald Frühstück …“
    Doch der Schwarzhaarige hörte ihr nicht mehr zu, sein Kopf rutschte von seinen Händen und knallte auf den Tisch vor ihm, bevor er sehr laut anfing zu schnarchen.

  • OT: Herzlich willkommen zum Gemeinschaftspost mit Sheewa, pünktlich um... *nachguck* zwei Minuten nach halb vier . Ich wünsche angenehme Unterhaltung.


    Jasmin zog die Augenbrauen hoch. "Ein Ton und ich hätte es getan" erwiderte sie, nun doch ein wenig feindselig gestimmt. Juchhu. Mit der auf einem Zimmer schlafen musste die pure Freude sein. "Lächerlich..." murmelte sie leise und hoffte inständig, Blondie würde es nicht hören.
    Zweifelnd betrachtete sie das sogenannte Bett. Schon allein das Entwirren würde Ewigkeiten dauern. Sie gähnte leise und drehte sich zu Marika um. "Also, ich... sortier das Ganze hier erstmal, okay? Und dann zeig ich's dir."
    Entschlossen packte sie blindlings in den Haufen an Bettwäsche. Sie musste das Lachen zurückhalten, als sie die Decke sah, die mehr schlecht als recht in den Kissenbezug gestopft worden war. Der Stoff war kurz davor, zu reißen. Jasmin versuchte, den Bezug von dem unbezogenen Kissen zu ziehen, doch er saß fest wie eine zweite Haut. Muskeln hatte sie noch nie gehabt. Messerwerfen schenkte einem hauptsächlich Geschicklichkeit.
    Fast eine Minute zog und zerrte sie an dem Stoff und bewegte ihn um fast drei Zentimeter. Wie zum Teufel hat sie das hinbekommen? Mit einer Mischung aus Vergnügen und Frust drehte sie sich zu Blondie um und hielt ihr das herausragende Kissen hin. "Könntest du das mal festhalten?"


    Seufzend griff Marika nach dem Kissen und zog grob daran, wobei sie die andere durch den Ruck ein wenig nach vorn straucheln ließ, weswegen sie ihr das ganze Teil aus der Hand nahm. Alles andere als sanft zerrte sie nun das Kissen aus seiner Hülle, rohe Kraft hatte sie ja genug und hielt die beiden Teile dann wieder Jasmin hin. „Sonst noch irgendwas?“, wollte sie wenig begeistert wissen.


    "Nein" antwortete Jasmin genervt. "Ich muss dir nicht helfen, weißt du."
    Sie presste die Lippen zusammen und deutete auf den graubraunen Bezug. "Behalt den mal und krempel ihn auf links um" wies sie Marika an. "Du weißt doch, was das heißt, oder?" Sie schüttelte das arg mitgenommene Kissen aus.


    Ist ja gut, reg dich nicht auf Prinzesschen.“, murrte die Streunerin zu ihrer deutlich kleineren Zimmergenossin. Sie tat allerdings, was diese von ihr wollte, auch, wenn sie den Sinn dahinter nicht verstand. Wozu sollten die Nähte nach außen? „Dann erklär mir wenigstens, was das soll. Damit wir uns diesen Zirkus zukünftig ersparen.“, brummte sie.


    Hinter ihrem Rücken ballte Jasmin die Fäuste zusammen und biss sich auf die Zähne, um nicht zu schreien. Sie musste ja doch mit ihr auskommen. Wieso. Langsam zählte sie bis zehn, was überhaupt nicht half. All diese Lügen in den Magazinen. "Okay, gut, jetzt schüttelst du es aus, greifst hinein und nimmst die Ecken in die Hand" murmelte sie. "Eure Hoheit."


    Das hab ich gehört!“, merkte Marika genervt an, tat aber wie geheißen, „Das ist aber immer noch keine Erklärung was das soll. Ich habe nicht vor, mich um Affen zu machen. Und da sagt man mir nach, ich hätte keine Manieren.“ Sie verengte die grünen Augen und blickte Jasmin beinahe lauernd an.


    Jasmin verdrehte die Augen. Sich darüber zu ärgern war es ihr wirklich nicht wert. "Keine Sorge, das mit dem Affen hast du schon ganz gut hinbekommen" erwiderte sie, innerlich stolz auf ihren fast gelangweilten Ton. "Okay, hast du die Ecken fest in der Hand?" Sie hielt ihr die andere Seite des Kissens hin. "Dann nimm hier auch die Ecken, ohne loszulassen, lass es nach unten hängen und schüttel beides, bis der Bezug über dem Kissen ist. Deswegen musste es auch auf links sein. Magisch, hm?" fügte sie mit unverkennbarem Sarkasmus hinzu.


    Magisch ist etwas ganz anderes.“, meinte Marika düster, „Ich würde dir nicht raten, mich dazu zu bringen, es dir zu zeigen.“ Mit zwei harten Schlägen gegen ihre Beine hatte sie den Bezug über das Kissen gestülpt. Dabei hätte man fast die Angst haben können, Federn zu sehen, doch das Kissen blieb heil. Die unausgesprochene Drohung in dieser Geste konnte wohl jeder verstehen. „Wie geht’s weiter, Prinzesschen?“, wollte sie bissig wissen.


    Jasmin tat ihr Bestes, um nicht zusammen zu zucken, als Blondie das Kissen mit einem lauten Knall bearbeitete, offensichtlich mit dem Wunsch, das Gleiche mit mehreren ihrer Knochen anzustellen. Es gelang ihr nur teilweise. "Ich heiße Jasmin. Jetzt nur noch die Knöpfe da unten zumachen und dann das Gleiche mit der Decke." Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um, angelte ihr Buch vom Bett und fuhr mit ihrer Einkaufsliste fort, stets bemüht, nicht allzu sehr über Marikas Pistole nachzudenken.


    Froh darüber, dass das Blondchen damit ihre Unterrichtsstunde beendet hatte, bezog die Streunerin ihr Bett fertig und kickte dann die schweren Springerstiefel von den Füßen. Diese ließ sie achtlos vor dem Bett liegen und schlüpfte noch aus der Hose. Sollte jemand ungebeten ins Zimmer kommen und dann auch noch männlich sein, würde sie ihm schon deutlich machen, dass er einen gravierenden Fehler begangen hatte. Dann ließ sie sich in die Kissen fallen. Ein überraschter Seufzer entwich ihr, dann kicherte kurz begeistert und drückte den Kopf in die weiche Unterlage. „Ist das toll.“, meinte sie, mehr zu sich selbst. Ihre Zimmergenossin war ihr in diesem Moment gerade herzlich egal. Der Nachtisch im Nachttisch fiel ihr ein und grinsend holte sie die beiden Muffins hervor und bis genüsslich in einen, den anderen legte sie auf dem Tischchen ab. „Die Dinger schmecken einfach genial.“, teilte sie ihre Meinung mit ihrer Zimmergenossin, diesmal deutlich freundlicher, „Meinst du nicht auch?


    Verwirrt drehte Jasmin sich um, als Blondies Stimmung um 180 Grad schwenkte. Fast euphorisch hüpfte diese durchs Zimmer. "Ähm, kein Plan, ich hab mir keinen genommen" antwortete sie misstrauisch. Sie blinzelte erschrocken, als sich plötzlich eine halbnackte Marika vor ihr auf dem Bett räkelte und genüsslich einen Schokoladenmuffin kaute. Sie versuchte, ihre gertenschlanken Beine nicht allzu sehr anzustarren. Stattdessen blickte sie ein wenig beschämt an sich selbst herunter und drehte sich wieder um.


    OT: Es folgt eine kurze Werbepause. Bleiben Sie dran!

  • Einen Moment saß Marika einfach da und blickte ihre „Beute“ an, dann seufzte sie schwer und deutete Jasmin mit einer Handbewegung an, sich den zweiten Muffin zu nehmen. Ein Glück nur, dass die andere nicht wusste, wie futterneidisch die Streunerin sein konnte. Aus den Augenwinkeln hatte sie Jasmins Blicke bemerkt und schlug demonstrativ ihre langen, starken Beine übereinander. Wenn das Mädchen schon von den vielen, vergleichsweise zarten Narben so beeindruckt war, sollte sie besser nicht sehen, wie Marie ansonsten aussah. Aber ein Leben in der Wildnis der Stigsson Mountains, jenes riesigen Gebirges, welches Amruo von Norden nach Süden teilte und an das auch Wejau grenzte, war nun einmal hart und zeichnete den Körper.


    Jasmin zog überrascht die Augenbrauen hoch, bevor sie den Kopf schüttelte. "Nein, nein, danke". Vor diesem Karl-Lagerfeld-Model Süßigkeiten zu essen war das letzte, was ihr jetzt einfallen würde.
    Erst nach fünf Sekunden wurde ihr bewusst, dass sie Marikas Oberschenkel anstarrte. Kurz schüttelte sie den Kopf und drehte sich entschlossen zum Fenster, winkelte die eigenen Beine an und lehnte ihr Buch dagegen. Das T-Shirt war so lang, dass sie es über ihre Knie spannen konnte. Sie merkte zu spät, dass sie wieder an ihren Lippen kaute.


    Dass ihre Zimmergenossin ablehnte verärgerte Marie kein bisschen, im Gegenteil so musste sie schon nichts abgeben und wirklich gut im Teilen war sie definitiv nicht. Aber alle Muffins auf einmal wollte sie auch nicht verdrücken, das widersprach ihrem sonstigen Lebensstil, wo der Luxus sich etwas gönnen zu können so gut wie nie eintraf. Daher hatte sie gelernt, zu horten und zu sparen. Das zweite Küchlein wanderte also wieder zurück in die Schublade und Marika verschränkte die Arme hinter dem Kopf und richtete den Blick auf Jasmin, die sich seltsam zusammen gekauert hatte, als würde sie sich schämen. „Was ist denn los? Heimweh nach deiner Familie?“, erkundigte sich die Streunerin, doch der geplant scherzhafte Ton geriet ihr doch einen Deut zu provozierend und herablassend.


    Jasmins Blick wanderte zur Wand, als Blondie mit den Sticheleien fortfuhr. Heimweh hätte sie gern. Sie fühlte sich schrecklich schuldig, dass sie ihre Familie kaum vermisste. Im Gegenteil. In diesem Bunker fühlte sie soch genau so wenig heimatlich wie im Haus ihrer Eltern.
    Bevor sie wieder in melancholischen, nervigen Gedanken versinke konnte, lenkte sie sich ab. Morgen würde sie vielleicht eine Gitarre bekommen! Zwar wahrscheinlich nur eine mit Plastiksaiten und billigem Holz, die grauenvoll klang, aber trotzdem eine Gitarre. Fast lächelte sie.
    Oh, achja, Blondie hat was gefragt.
    "Ähm, nee" antwortete sie leise. "Ist nichts. Wieso fragst du?" Schnell drehte sie sich zu Marika und kauerte sich noch ein wenig mehr zusammen, als sie ihre muskulösen Arme sah.


    Weil ich mit diesem oft erzählten Gefühl Heimweh absolut nichts anfangen kann.“, kam die nüchterne Antwort von Marika, „Du hattest ja ein Zuhause, daher interessiert es mich, ob man wirklich einen Ort oder seine Familie so schrecklich vermissen kann, wie man es immer hört.


    Jasmin zog die Augenbrauen zusammen. Das war das Thema, mit dem Blondie Smalltalk begann. "Keine Ahnung, schätze schon. Ich meine, ich hab's noch nicht erlebt, aber..." Mitten im Satz brach sie ab. "Woher weißt du eigentlich, dass ich ein Zuhause hatte? Und wieso habe ich es deiner Meinung nicht mehr?" Argwöhnisch blinzelte sie.

    „Du hast vorhin gesagt, dass du nicht von der Straße kommst. Also musst du ein Zuhause haben, Prinzesschen. Und ob du es noch hast, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht wirklich, aber du bist hier und nicht dort.“
    , antwortete Marika auf die seltsamen Fragen.


    Jasmin stellte ihre Ohren wieder auf Durchzug, als das Wort "Prinzesschen" erneut fiel. Smalltalk war wirklich eine Plage und sie bekam es selbst mit netten Menschen nicht hin. Genervt nahm sie ihr Buch wieder in die Hand. Für einen Zimmerwechsel war es wohl zu spät.


    Die Kleine ignorierte sie einfach und nahm ihr Buch zur Hand. „Was kannst du eigentlich?“, wollte die Streunerin grinsend wissen. So einfach ließ sie sich nicht abwimmeln.


    "Ich bin ganz gut in Mathe" sagte sie verwirrt, ohne den Kopf anzuheben. "Und... ich spreche fließend Englisch...hm" Sie war grauenvoll darin, ihre Stärken anzupreisen. "Musik liegt mir auch ein bisschen. Ich frag gar nicht erst, warum du das alles wissen willst"


    "Was zur Hölle redest du da für einen Mist", brauste Marika auf, "Glaubst du, ich will diesen Langweilermist wissen? Ich meine deine 'Superkraft', falls man es so nennen kann."


    "Mann!" rief Jasmin. Wütend sprang sie vom Bett auf. "Was ist mit dir?! Hab ich dir irgendwas getan oder was? Hör mal auf, mich anzuschreien, du bist echt zum Kotzen!"
    Aufgebracht lief sie hin und her, während ein ganz, ganz kleiner Teil ihres Körpers ihr sagte, dass sie überreagierte. Zu klein. "Du fragst mich was ich kann, ich sag dir was ich kann, was willst du von mir? Meine einzige Superkraft ist, dass ich dich gleich mit deinem komischen Muffin ersticke!"


    Ein herablassendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Streunerin aus und mit einem Satz stand auch sie wieder auf den Beinen und blickte auf ihre kleine Zimmergenossin herab, die Arme in die Seiten gestemmt. „Und du glaubst ernsthaft, dass ein kleines, verwöhntes Prinzesschen wie du mir ernsthaft gefährlich werden könnte, wo mein Trainer die Wildnis war? Mal ganz davon abgesehen, bin ich, wie du ja gut sehen kannst kein Mann, sondern eine Frau.“, teilte sie der anderen geringschätzig mit, „Und wenn das, was du vorhin aufgezählt hast wirklich alles ist, was du kannst, dann tut es mir sehr leid für dich und es wundert mich, dass du dann überhaupt noch lebst. Außer in deiner verweichlichten Scheinwelt sind solche ‚Talente‘ bedeutungslos.


    "Hier geht es nicht um... Gefährlichkeit oder was auch immer, hier geht es darum, dass du... du..." Standard. Immer wenn es hart auf hart kam, fiel ihr kein guter Gegenschlag ein. "Argh!" Aufgebracht lief sie zum Fenster und wirbelte herum. "Lass es einfach! Ich kann auch nichts dafür, aber ich lebe trotzdem noch, und zwar in der sehr realen Welt!" Mit Mühe hiet sie sich davon ab, gegen den Tisch zu treten, und warf die Arme in die Luft. "Und du bist echt unerträglich und /ja/, ich weiß dass es dir egal ist!"
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie auf die Tür zu. "Talente, Talente, du kannst mich!" Mitten im Raum überlegte sie es sich anders und teleportierte sich heraus. Ein Ziel hatte sie nicht. Irgendwo würde sie schon herauskommen.


    Überrascht hob Marika eine Augenbraue. Na das war doch mal etwas interessantes, was sie dem kleinen Blondchen gar nicht zugetraut hätte. „Na daraus kann man doch etwas machen, egal ob du weg oder nur unsichtbar bist.“, murmelte sie grinsend und warf sich zurück in ihr Bett.


    OT: Und Teil zwei

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Wasser, zu viel Wasser, über ihr und unter ihr und überall. Sie prustete und schlug um sich und schluckte es doch nur herunter, die Augen weit aufgerissen, versuchte panisch zu schwimmen, ihren Orientierungssinn wiederzugewinnen, und es war kalt, kalt, kalt, dunkel und kalt und luftleer, sie hatte noch nie lang die Luft anhalten können und das Adrenalin verzehrte sich nach dem restlichen Sauerstoff, wo war oben, wie war das passiert, Hilfe, was-
    Zitternd und schluchzend gelangte ihr Kopf plötzlich an die Oberfläche. Hektisch ruderte sie mit all ihren Gliedmaßen, um über Wasser zu bleiben. Glitschige Haare klebten ihr im Gesicht und versperrten ihr die Sicht und die Kälte war wahrscheinlich nur wegen dem Adrenalin in ihrem Blut erträglich. Ihr Atem ging in Stößen und das vollgesogene Nachthemd zog sie nach unten. Was zum Teufel läuft jetzt?!
    Beinahe hysterisch wischte sie sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, doch ihre Augen brannten unerklärlicherweise. Die irrationale Panik erschwerte es nur, sodass es fast sechs Minuten dauerte, bis sie bemerkte, dass das Ufer nur ein paar Meter entfernt war. Ihre Lungen waren voller Wasser. In einer Geschwindigkeit, bei der ihr verhasster Schwimmlehrer stolz gewesen wäre, eilte sie auf dem Rand zu. Mit letzter Kraft zog sie sich an den Rand und setzte sich schüttelnd in das nasse Gras.
    Mehrere Minuten kauerte sie einfach nur keuchend in der Dunkelheit, zu einem kleinen Ball zusammengerollt, und wiegte sich mit weit aufgerissenen Augen vor und zurück. Die Schnappatmung wollte einfach nicht aufhören. Der Stoff des Nachthemdes klebte an ihrem bibbernden Körper, doch Jasmin umschlang ihn fest. Sie konnte erst nach einiger Zeit den Gedanken fassen, dass sie bei ihrem waghalsigem Fluchtversuch offensichtlich im Außenschwimmbecken gelandet war.
    Schwer wie ein Stein ließ sie sich ins Gras fallen. Ihr Herz hüpfte gegen ihren Brustkorb, als versuche es auszubrechen. Jasmin hatte beinahe die Befürchtung, es würde ihre Rippen durchbrechen.
    Sie hasste Blondie. Sie hasste ihre Fähigkeit, sie hasste dieses Zimmer und sie hasste diese ganze behinderte Anstalt schon nach einem halben Tag.
    Langsam begann der Stoff ihres Hemdes vom kalten Wind zu trocknen und ihr wurde eiskalt. Sie rollte sich wieder zusammen wie ein Fötus. Das bezogene Bett in ihrem Zimmer schien sie förmlich zu rufen, aber sie würde lieber als Eiskönigin einschlafen, als zu riskieren, dass Blondie noch wach war wenn sie wiederkam.
    Langsam versuchte sie aufzustehen, doch ihre Beine zitterten zu sehr und sie knickte um. "Scheiße!"
    Der Tropfen hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie begann, hemmungslos zu schluchzen. Das hier war sowieso der perfekte Ort, die perfekte Zeit. Kein Vollidiot würde sie bemuttern oder umarmen oder über sie herziehen oder ein scheinheiliges, verlogenes "Alles wird gut" loslassen.
    Zum ersten mal verstand sie vielleicht ein wenig, was Heimweh war. Nicht nach ihren Eltern. Bei denen tat ihr nur das Wissen weh, dass sie im Moment wohl vor Sorgen durchdrehten. Sie vermisste den Alltag. Sie vermisste ihr Zimmer, ihre Schule, die siebenunddreißig Poster an ihren Wänden und die grauenvoll nervigen Aufgaben im Haushalt, die man eben bekam. Sie hatte eine Zukunft vor sich. Hatte sie sich nicht tagelang mit der Wahl der Abiturfächer fertig gemacht? Das Internet nach den besten weiterführenden Schulen durchforstet und nur die höchsten Eliteunis in ihre engere Auswahl mit einbezogen? Sich mit wachsendem Schrecken über Studenten-WGs informiert? Was würde aus ihren Träumen von einer Karriere einem Ehemann und einer Tochter, die nach ihr kam, aber sein Gesicht hatte, und einer mittelgroßen Wohnung mit Balkon und roter Mikrowelle (sie musste rot sein) und einem Leben werden?
    Diese behinderte Kidnappersekte würde das nicht zerstören. Sie hatte sich seit der ersten Klasse an Träume geklammert, wenn die Realität nicht bunt genug war, und diese Träume hatten seit Jahren feste Konturen. Das Mitleidsspiel war vorbei. Sie hasste es über alles, ihre Mutter um Gefallen zu bitten, doch spätestens morgen Abend war sie raus.
    Besser fühlte sie sich nicht gerade, aber die Tränen versiegten fast schlagartig. An ihre Stelle trat eine Art kalte Entschlossenheit. Schüchternheit hin oder her, wenn sie es noch nicht mal schaffte, aus einer Jugendherberge herauszukommen, konnte sie sich steile Karrierepläne sowieso abschminken. Langsam erhob sie sich und ging auf das Wohnhaus zu, als sie eine Idee durchzuckte.
    Blondie kam von der Straße, hm?


    Zufrieden betrachtete sie eine Stunde später ihr Werk. Marika sah ganz schön blöd aus, wie sie da lag. Beine und Arme hatte sie weit von sich gestreckt und die Bettwäsche, die sie doch so liebevoll bezogen hatten, war zu einer halben Wurst zusammengeknüllt und bedeckte sie nicht mehr. Ihr Mund stand leicht offen. Süße Träume.
    Sie musste schon sagen, die Deko war ihr gelungen. Die Steine waren von kleinen Kieseln bis zu faustdicken Brocken in den verschiedensten Mustern um sie herum, teilweise auch auf ihr drauf angeordnet. Eine Krone aus Sand über ihren Kopf gab dem Kunstwerk den letzten Schliff. Der größte Stein thronte auf ihrem Bauchnabel.
    In einem übermütigem Moment steckte Jasmin ihr die Zunge raus. "Erste im Bad" flötete sie leise, kramte ihre Zahnbürste aus ihrem Rucksack und verschwand im Badezimmer.


    Habe alle Genehmigungen von Sheewa. (:

  • Augen, wie aus dunklem Honig mit einem gelben Ring um die Pupille, die sich von der Farbe so deutlich von ihren eigenen, grünen unterschieden, bohrten sich mit grausiger Intensität in die ihren. Das mit messerscharfen Zähnen gespickte Maul verzog sich zu einer Grimasse, die bei einem Menschen wohl einem hämischen Lächeln zu vergleichen gewesen wäre. Fauler Atem verschlug ihr die Luft und trieb ihr Tränen in die Augen. Im diffusen Licht des Abends schimmerte seine polierte Rüstung, als wäre sie wirklich aus glänzendem Metall und nicht aus der mehrfach verstärkten und gegerbten Haut einer seiner Artgenossen gefertigt. Jede Schwachstelle, die sie hätte treffen können, um ihr Leben noch einen Moment zu verlängern, war von diesem Panzer bedeckt. Es gab keine Hoffnung. Ein Geräusch, welches stark an unheilvolles Gelächter klang, erfüllte ihre Ohren und ließ sie schaudern. Er ergötze sich an ihrer Angst, die er, wie ein Hund wittern konnte. Dann richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. Dunkle, ledrige Schwingen, welche keinen Funken Licht durchließen, öffneten sich und verdeckten den letzten Rest der untergehenden Sonne. Ihr letzter Tag endete. Riesige Krallen trafen sie und zerrissen mühelos ihren Körper.


    Mit weit aufgerissenen Augen und keuchendem Atem saß Marika aufrecht im Bett. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich des Traums bewusst wurde. Ein Traum, nichts weiter. Dennoch glitten ihre Hände ungläubig über ihre linke Seite, Gesicht Schulter und Brust, wo die Krallen sie getroffen hatten, fanden aber keine Verletzungen. Erst mit dieser Gewissheit wagte sie es aufzuatmen. Noch immer schwer atmend blickte sie sich um und versuchte einzuordnen, wo sie sich befand. Die Erinnerung kam wieder und sie stieß ein leises Seufzen aus. Im nächsten Moment kam die Wut. Rasender Zorn, gemischt mit schier unerträglicher Hilflosigkeit über die Ausweglosigkeit ihrer Flucht. Sie konnte vor ihren Verfolgern davonlaufen, aber was zur Hölle brachte ihr dies, wenn dieser eine sie sogar bis in ihre Träume verfolgen konnte? Wenn nicht einmal mehr diese für sie eine Zuflucht waren, wie könnte das dann ein realer Ort sein?


    Erneut entwich ihr ein Stöhnen und sie tastete mit einer Hand nach ihrem Kissen, wobei sie ohne es zu merken, Jasmins kleines „Kunstwerk“ noch mehr verteilte. Endlich fand sie das gesuchte Objekt und stutzte, als ihre Finger auf feuchten Stoff stießen. Hatte sie während ihres Alptraums so geschwitzt? Das sah ihr eigentlich gar nicht ähnlich. Mit der anderen Hand strich sie sich durchs Haar, welches aber weitestgehend trocken war. Nur im Genick, knapp unterhalb des Haaransatzes und Endes ihres nun etwas verdrückten Irokesenschnittes, entdeckten ihre suchenden Finger Nässe und als sie diese etwas weiter bewegte, zuckte ein kurzer Schmerz durch ihren Hinterkopf.


    Sofort ließ sie von dieser empfindlichen Stelle ab und holte die Hand wieder nach vorn, um sie zu betrachten. Die Sonne war zwar noch nicht aufgegangen, befand sich aber kurz davor und der Himmel hatte bereits begonnen zu grauen. Das schwache, graue Licht vor den ersten Sonnenstrahlen, welches noch keine Farben kennt, reichte ihr jedoch, um die dunkle Flüssigkeit auf ihren Fingern zu erkennen. Augenblicklich verschwand auch das letzte bisschen Farbe aus ihrem Gesicht und etliche Augenblicke starrte sie wie gelähmt ihre Hand an, ehe sie mit der anderen das Kissen packte und es an ihr Gesicht hob. Auch dort erkannte sie den verräterischen Schatten in der Nässe und ein ungehaltenes „Verdammt“ entwich ihr. Mit einem Satz war sie auf den Beinen und stürmte ins Bad. Dabei fiel etwas mit deutlichem Rumpeln zu Boden aber darum würde sie sich später kümmern.


    Im Duschraum brannte Licht, vielleicht war also schon einer der anderen anwesend oder hatte es am Abend vergessen auszuschalten. Wirklich interessieren tat es Marika ohnehin nicht, sie steuerte direkt das Regal mit den frischen Handtüchern an und begab sich mit einem davon zu den Waschbecken vor dem großen Spiegel an der Stirnseite des Raumes. Mit dem hellen Handtuch tupfte sie sich den Nacken ab und betrachtete es dann eingehend. Es war tatsächlich Blut.
    Aber scheinbar war die Verletzung weniger schlimm, wie sie zuerst gedacht hatte. Dennoch besserte sich ihre Laune dadurch kein bisschen. Da sie nun schon einmal hier war und die anderen besser nichts von ihrer Wunde erfahren sollten, beschloss sie, sich kurz abzuduschen. Also zog sie sich in eine der Kabinen zurück und streifte Shirt und Unterwäsche ab. Dabei rieselte ein Wenig Sand zu Boden, was sie verwunderte. Hatte sie sich nicht erst am Abend geduscht? Auch an dem Handtuch welches sei gerade schon benutzt hatte, fand sich Sand. Wo hatte sie sich denn so eingesudelt? Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, in den letzten Tagen mit sandigem Grund in Kontakt gekommen zu sein. Aber immerhin war das ein Grund, sich komplett unter den Wasserstrahl zu stellen. Einige Minuten lang schrubbte sie sich sauber, dann hob sie den Kopf, schloss die Augen und ließ das Wasser über ihr Gesicht und die geschlossenen Lieder rinnen, als könnte sie so die Gedanken wie Schmutz fortspülen. Es gelang ihr sich nur auf die strömende Nässe auf ihrer Haut zu konzentrieren, die ihren starken Körper umspielte, aber dann griff sie doch zur Brause und drehte den Strahl von sich weg. Die Gedanken ließen sich nicht verdrängen und nun schlich auch etwas, wie Wehmut in ihren Kopf. Mit einem kräftigen Kopfschütteln verdrängte sie diese unsichtbaren Plagegeister und griff entschieden zu ihrem Top, um es unter dem Strahl zu waschen. Sobald sie die roten Spuren am Hinteren Halsausschnitt beseitigt hatte, wrang sie es kräftig aus und trocknete sich ab, ehe sie sich wieder anzog. Dabei stellte sie fest, dass diesmal keine weiteren Blutspuren auf dem Handtuch zurückblieben, es hatte wohl aufgehört zu bluten. „Vielleicht kann ich es ja doch noch ein paar Tage aufschieben.“, überlegte sie und dieser Gedanke stimmte sie doch ein klein wenig besser.


    Schnell huschte sie über den Gang zurück zu ihrem Zimmer, schloss die Türe und streifte das Nasse Hemd ab, um es über ihren Stuhl zu hängen. Im Anschluss schnappte sie sich das weiße Top, welches sie sich am Abend zuvor aus dem Wäscheraum mitgenommen hatte und schlüpfte auch wieder in ihre schlammfarbene Hose und die Kampfstiefel. Dabei fiel ihr Blick auf ihr Bett und den Resten von Jasmins Werk. Inzwischen war die Sonne aufgegangen. Daher war also der Sand in der Dusche gekommen. Opfer solch eines Schabernacks geworden zu sein, brachte Marikas ohnehin nicht sonderlich gute Laune erneut ein gutes Stück nach unten. Das konnte ja nur das Prinzesschen gewesen sein und sie würde diese Rotzgöre schon spüren lassen, dass man sowas besser bei einer Streunerin wie ihr bleiben ließ. Zu dem Ärger über die Zimmergenossin kam aber auch eine gewisse Panik. Wieso war sie bei dieser Aktion nicht wach geworden? War sie unvorsichtig gewesen oder hatten gar ihre Träume sie schon zu diesem Zeitpunkt in ihrem Bann gehalten? Wie auch immer, sie würde das nicht noch einmal geschehen lassen. Und Prinzesschen würde sie das auch gleich klar machen.


    Ihr blondes, knapp schulterlanges Haar, ließ sie heute lieber offen. Eigentlich hatte sie es zwar lieber, wenn die dünne Mähne aus dem Weg war, aber heute war es doch besser, sie offen zu tragen, um die Wunde in ihrem Nacken zu verbergen.


    Marika war noch immer sehr blass, als sie den Speiseraum betrat, in welchem ein wirklich üppiges Frühstück aufgebaut war. Wem dies nicht reichte, bestellte sich beim Küchenpersonal einfach noch etwas, sofern diese Zeit hatten. Gerade stapelte die Köchin bergeweise frischer Waffeln auf zwei große Teller an der Theke, direkt neben einigen großen Isolierkannen auf denen „Kaffee“ oder „Wasser“ stand. Die Waffeln lachten die Streunerin geradezu an und sie gesellte sich zu den Erleuchteten, die, kaum dass die Dame wieder in ihr Reich jenseits der Essensausgabe verschwunden war, begannen, die zwei Türme rasch zu dezimieren. Da es so aussah, als würden die Waffeln schnell verschwunden sein, packte sich Marika gleich mehrere der dampfenden Gebäcke auf den Teller und machte es dem Jungen vor ihr nach, indem sie ordentlich Puderzucker und einen großen Klecks Apfelkompott aus dem Topf neben den Waffeln auf ihr Frühstück packte. So beladen suchte sie nach einem Platz, als sie Jasmin entdeckte. Zielstrebig steuerte sie auf die Mitbewohnerin zu und knallte ihr einen der Kiesel, den sie aus dem Zimmer mitgenommen hatte, auf den Tisch. „Das wirst du hoffentlich wieder beseitigen.“, forderte die hochgewachsene Streunerin drohend, ehe sie sich abrupt abwand und den nächstbesten freien Platz ansteuerte. Nun sitzend begann sie damit, die Waffeln in ordentlichem Tempo zu vernichten.


    Nach dem Frühstück begab sich Marika zu den Unterrichtsräumen ein Stockwerk tiefer. Sie war nicht die erste, aber auch nicht die Letzte. Nach kurzer Zeit kam auch Alicia Young hinzu. Neben den Erleuchteten, die mit Marika angekommen waren, hatten sich auch noch ein paar andere dazugesellt, aber weder Simon, noch die Zwillinge waren gekommen. Dafür aber stand das Nebelmädchen an der Seite der Rektorin. „Ich will euch jetzt erstmal gar nicht lange aufhalten. Wir planen heute einen Einkaufstripp in die nächste größere Ortschaft. Die Anstalt braucht einige Dinge, die bei der letzten Großlieferung wohl vergessen oder zu wenig geliefert wurden. Besonders unser Küchenpersonal hat sich angestrengt, meine Einkaufsliste zu verlängern.“, begann die Frau, „Ich bin aber auch davon überzeugt, dass es den meisten von euch ganz gut tun würde, mit zu kommen. Denn bei so einem Stadtbesuch arbeiten wir auch die Liste der anderen Erleuchteten ab. Bevor ihr fragt: solang ihr hier bleibt, bekommt ihr auch alles, was ihr braucht, zumindest, solange ihr nicht offensichtlich beabsichtigt, damit illegale Dinge anzustellen.“ Bei diesen Worten fixierte sie Laverne. „Kleidung bekommt ihr bezahlt, keine Frage, zudem bekommen alle, die mitgehen Taschengeld, welches ihr auch direkt bei diesem Trip verbraten könnt. Sollte jemand Sonderwünsche haben, diese bitte mit mir absprechen. In der Regel bin ich aber kein Typ, der viel verbietet.“
    Sie blickte sich in der Runde um und lächelte wieder. „Abfahrt ist in anderthalb Stunden vorne am Tor. Falls ihr aber nichts dagegen hättet, würde ich vorher gerne etwas über euch wissen. Ich meine, immerhin wisst ihr auch das meiste über mich, ich aber von vielen von euch noch nicht mal den Namen.“ Dann wandte sie sich an das xuanesische Mädchen neben sich. „Das hier ist übrigens Kasumi. Genau wie Tomomi ist sie meine Adoptivtochter und sie ist recht begabt in Sprachen. Generell ist das mein Unterrichtsgebiet, aber wenn ihr lieber mit einer Gleichaltrigen unsere Sprache lernen wollt, wendet euch einfach an sie.“ „Ich bin übrigens auch ein Nebelmensch.“, mischte sich nun das Mädchen selbst ein, „Wie ihr ja gesehen habt, kann Teile von meiner Haut in Nebel auflösen. Wär echt cool auch was über eure Fähigkeiten zu wissen, aber wenn ihr nicht wollt, müsst ihr nicht. Falls ihr sie aber trainieren wollt, werden es die Anderen eh sehen und es gibt hier keinen, der euch dadurch schädigen würde.“



    OT: So Vorstellungsrunde^^. Es ist euch überlassen, ob und wie viel eure Charas von sich erzählen, aber zumindest einen Namen hätte ich gerne von den meisten Charas.


    Wir haben ab jetzt dann auch einen neuen Spieler: Sound of Silence


    Wer will darf Marika auf ihrem, sagen wir mal Streifzug, gesehen haben und ich hab ja auch nichts davon geschrieben, was mit dem Handtuch passiert ist, nachdem se den Duschraum verlassen hat ;)

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Artemis' Schlaf war durchzogen von Träumen, welche sich vorwiegend um Blut, Waffen und finstere, quadrupedale Gestalten mit einem ganzen Maul voller Reißzähne, Schneidezähne, Mahlzähne und anderer Variationen des gemeinen Zahns drehten. Ein solches Maul war vermutlich biologisch unmöglich, aber Artemis war kein hauptberuflicher Zahntechniker und konnte deshalb ohne Probleme von solchen Kiefern träumen, ohne Beschwerdeschreiben vom Bund Amruonischer Zahnärzte zu erhalten, dass seine Träume Hohn und Spott auf ihre gesamte Forschung zögen. Die Kreaturen taten allerdings nicht viel, abgesehen davon, ihre irrationalen Gebisse zur Schau zu stellen - meist kippten sie kurz darauf röchelnd um, ins Maul getroffen von einer der vorhin erwähnten Waffen, wobei das ebenfalls am Anfang des Abschnitts erwähnte Blut aus ihren Mundwinkeln sickerte. Und jedem dieser Monster blickte sein träumendes Ich ins zerfetzte Maul - der Erleuchtete befürchtete, dass er seinen Blick in das Maul des ersten erlegten Dwuochsé nicht sorgfältig durchdacht hatte. Eventuell hatte er ein leichtes Trauma davon getragen.


    Er wachte ohne viel Aufhebens auf - erst öffnete er sein rechtes Auge, dann, nachdem dieses die Umgebung sondiert hatte, sein linkes. Gähnend stand er im stockfinsteren Zimmer auf, warf einen kurzen Blick auf die unscharfe Silhouette Hongs, schlurfte durchs Zimmer und warf einen Blick aus dem Fenster. In diesem Moment war es vier Uhr dreiundfünfzig und zwölf Sekunden nach der Central Standard Time Zone; im Staat Wejau wurden in diesem Moment 22 Kinder unter verschiedenen Umständen geboren, zur gleichen Zeit geschahen in dieser Sekunde - auf den ganzen Staat betrachtet - 18 Todesfälle, darunter 11 infolge eines Gewaltverbrechens. Von all dem hatte Artemis Benjamin Faraday, welcher in diesem Moment in der Morgan-Fox-Anstalt, offiziell eine Einrichtung zur Wiedereingliederung straffälliger Jugendlicher in die Gesellschaft, aber tatsächlich eine Auffangstelle für die Erleuchteten, nach dem Zufallsprinzip von einer als Wetterphänomen bekannten Macht auserwählt und mit speziellen Kräften versehen wurden, aus dem Fenster blickte, keine Ahnung. Er sah nur die vagen Farbveränderungen, die mit dem nahenden Sonnenaufgang einher gingen, und beschloss, dass es nutzlos war, sich jetzt wieder ins Bett zu legen.


    Das war genug Introduktion für einen Tag.


    Artemis überlegte kurz, was er nun machen konnte. Seine Optionen waren nicht sonderlich breit gefächert, aber vielleicht würde es etwas bringen, sich erst einmal zu duschen. Mit noch steifen Fingern griff er das oberste Sweatshirt - er vertraute dem Wetter dieserorts immer noch nicht - und eine Unterhose vom Kleidungsstapel und begab sich in den Duschraum, welcher den Zimmern 1 bis 3 gegenüber lag und - obwohl nicht der nächste - der erste war, welchen Artemis beim Verlassen des Zimmers sah.
    Mit schnellen Schritten betrat er den Raum und schaltete das Licht an und bemerkte als Erstes, dass dieser Raum vor kurzem erst noch benutzt worden war - ein dünner Kondensfilm war das zweitprominenteste Zeichen, weit hinter dem achtlos auf dem Fußboden liegenden, blassgelben Handtuch. Er hob es auf und hörte den Sand herausrieseln; dabei betrachtete er die Blutspuren, die sich auf dem Handtuch deutlich abzeichneten. Trotz der Frühe des Morgens war ihm klar, dass er das im Hinterkopf behalten sollte; offensichtlich war jemand verletzt - und voller Sand gewesen. Solange er die Umstände nicht kannte, war das Handtuch allerdings wertlos für ihn - noch nicht einmal Abtrocknen konnte man sich mit dem feuchten Ding, also knüllte er es zusammen und warf es punktgenau in den offenen Wäschekorb am Eingang.
    Als nächstes duschte er sich - kein Akt, der besondere Beschreibung benötigte. Das Gefühl, als hätte jemand seinen Mund von innen mit Gelee ausgestrichen, welches er seit dem Aufstehen mit sich trug, erinnerte ihn daran, dass er sich am vergangenen Abend - so wie die letzten paar Monate - nicht die Zähne geputzt hatte; diese hatten sich erstaunlich gut dafür gehalten, was teilweise damit zusammenhing, dass er auch kaum aß und so kaum Essensreste zurückblieben. Ein kurzer Schluck Wasser aus dem Duschkopf genügte für ihn als morgendliche Mundspülung.
    Nach dem Duschen trocknete er sich mit einem frischen Handtuch ab (für diejenigen, welche Details mögen - es war lachsfarben), welches er auch zusammenknüllte und dem blutigen Handtuch folgen ließ. Er zog sich mit dem neuen Sweatshirt und seiner Hose wieder an, wobei er die Gelegenheit nutze, das im dunklen Zimmer ausgewählte Oberteil zu begutachten - ein dunkelrotes, recht dünnes Sweatshirt ohne Kapuze, mehr ein etwas dickeres T-Shirt als ein wirklicher Vertreter der Gattung Sweatshirt. Eigentlich kümmerte es ihn ja eh nicht, da er sowieso den Mantel darüber trug. Nach dieser Begutachtung verließ er das Duschzimmer, wobei er darauf achtete, das Licht hinter sich auszuknipsen.


    Zwei Stunden später - Artemis verfluchte bereits die Tatsache, dass seinen Augen eine Beleuchtungsfunktion zu der bereits vorhandenen Teleskopfunktion fehlte - war der Morgen weit genug fortgeschritten, dass er die Laute anderer Erleuchteter hörte, die zum ersten Mal in diesem fremden Haus aufwachten. Eigentlich war ihm so früh noch nicht nach Interaktion und dem daraus zwangsweise resultierenden Ärger, doch wenn sie wach waren, war vielleicht auch schon Frühstück in diesem Haus möglich. Also legte er sein Buch - immer noch Carpe Noctem - auf sein Kopfkissen und stand unsicher, aufgrund seiner eingeschlafenen Beine, auf. Mit einer Hand klopfte er an Hongs Bett - wieso sollte er sie auch das Frühstück verschlafen lassen - und verließ das Zimmer in Richtung Mensa.


    Das Frühstück war opulent, einschließlich Waffeln. Artemis war sich ziemlich sicher, dass diese nicht zum Standardaufgebot zählten, sondern vermutlich eine Art Begrüßungsritual für ihn und den Rest waren - eindeutig eine unfreundliche Geste, diese nicht anzunehmen. Schnell legte er drei der Waffeln auf seinen Teller - Puderzucker konnte er nicht ab, doch er fand es schade, dass kein Sirup am Tisch stand. Oder vielleicht übersah er ihn auch bloß.
    Doch obwohl der Sirup nur ein kleiner Lapsus war, gab etwas anderes, das wesentlich bedrückender auf ihn wirkte. Mit dem Teller in der Hand suchte er die Köchin - die er schließlich dabei erwischte, wie sie eine Kanne Milch aus der Küche mitbrachte.
    "Pardon, Ma'am," fragte er sie, "aber gibt es hier Schwarztee? Ich bevorzuge solchen normalerweise zu meinem Frühstück, ganz egal wie es aufgebaut ist."
    "Kann ich nicht mit dienen," gab die Köchin zurück. "Wird nicht jeden Tag verlangt, aber ich seh zu, dass er beim nächsten Mal auf dem Einkaufszettel steht. Die nächsten paar Tage musst du aber ohne auskommen."
    Artemis' Miene erhärtete sich. "Damit kann ich leben," antwortete er, wesentlich unfreundlicher als vorher allerdings. Die Inkompetenz des Durchschnittsmenschen, eine Küche auch nur mit dem Grundlegendsten auszurüsten, hatte seine Laune schlagartig von der Nulllage ins Negative fallen lassen. "Für ein paar Tage. Ich hoffe bloß, sie fahren bald Einkaufen."
    Mit diesen Worten drehte er sich um und suchte sich einen Platz weit weg von den anderen Erleuchteten, von dem er allerdings noch kurz aufstand, um sich sein Glas mit normalem Wasser zu füllen. Hoffentlich kam bald der Tee an. Ohne Tee wurde er morgens nicht wach - oder nicht wach genug.


    Nach dem Frühstück - Artemis hatte aus Protest gegen den fehlenden Schwarztee seinen Platz nicht abgeräumt, sondern war einfach gegangen - versuchte er sich daran zu erinnern, was Alicia gestern erwähnt hatte. Es sollte doch eine Vorstellungsrunde geben - perfekt, um Informationen zu sammeln, auch wenn er momentan wirklich nicht in der Stimmung war - und zwar in einem der Unterrichtsräume.
    Wo waren die Unterrichtsräume?
    Momentan hatte er die beiden unteren Stockwerke des Wohnhauses komplett abgesucht und nichts gefunden, was an einen Unterrichtsraum erinnerte. Ganz im Gegenteil, die anderen Jugendlichen machten sich zunehmend rarer - sie schienen zu wissen, wo sie hin mussten, bloß ihn hatte das Memo anscheinend nicht erreicht. Er war kurz davor, aufzugeben und jemanden um Hilfe zu bitten, als...
    Ein Notfall-Gebäudeplan ("Was ist zu tun im Falle eines Feuers?") am anderen Ende der Halle fiel ihm ins Auge. Auf ihm - Zoom in - war eine Art Brücke in das gegenüberliegende Gebäude zu sehen, auf welchem drei der Räume mit "Unterrichtsraum 1,2,3" gekennzeichnet waren. Also das war es. Im anderen Gebäude.


    Mit einer Fortbewegungsart, die bis auf die Geschwindigkeit normalem Gehen zum Verwechseln ähnlich sah, eilte er ins andere Gebäude, wo ihm eine halboffene Tür ins Auge fiel, durch deren Spalt bereits das gedämpfte Murmeln größerer Menschenansammlungen - oder vielmehr Erleuchtetenansammlungen - zu hören war. Als einer der letzten - doch nicht der letzte, denn Alicia fehlte noch - betrat er den Raum und wählte einen der letzten freien Plätze, wobei er nicht darauf achtete, wer neben ihm saß - er hatte auch kaum Gelegenheit dazu, denn in dem Moment betrat Miss Young den Raum.


    Die Nachricht, wegen der sie hierherzitiert worden waren, war keine besonders weltbewegende - Einkaufstrip, Taschengeld, wir kaufen Tee. Mehr war Artemis zu diesem Zeitpunkt nicht wichtig. Zum Schluss rief Ms Young noch eine Vorstellungsrunde aus, und ihre Begleiterin schlug vor, dass sie auch ihre von der Rosetta verliehenen - oder sonstwie, auch wenn der Rosetta-Part momentan von den meisten akzeptiert wurde, erlangten Fähigkeiten veröffentlichten, auch wenn dafür kein Zwang bestand.
    Damn well kein Zwang, dachte Artemis dazu. Selbst wenn einige von ihnen seinen Namen schon kannten - oder, mit Seitenblick auf Laverne, dachten seinen Namen zu kennen - gab es keinen Grund, ihnen seine Fähigkeit gleich zu verraten. Nicht, dass es für ihn besonderen Nutzen hatte, aber es würde ihm sicherlich einigen Zeitvertreib bereiten, mit ihren Hirnen zu spielen. Wenn sie dabei noch in ihren Schädeln waren, gab das Bonuspunkte.
    Er passte eine Pause in den Vorstellungen ab und sagte dann beinahe gähnend, "Art Faraday. G'day." Keinerlei Erwähnung seiner Fähigkeit oder sogar seines Verzichts auf das Erwähnen der Fähigkeit - den meisten würde es noch nicht mal auffallen, dass er nichts gesagt hatte.


    Off Topic: Wie ihr seht, habe ich Marikas Handtuch zwar in die Wäsche getan, aber das heißt nicht, dass es verloren ist. Schließlich muss Artemis nicht der Erste gewesen sein, der das Bad nach Marika wieder betreten hat, und außerdem kann eventuellen Nachduschern ja das sandige, blutige Handtuch in der Wäschetonne auffallen.


    On a related note, sehe ich das richtig, dass das Erwähnen der Fähigkeit optional ist? Es kam mir ziemlich so vor. Wenn mein Chara damit den Unmut anderer Charaktere auf sich zieht - sei's drum. Es ist zwar nicht so auffällig wie bei TheSnobs Laverne, aber auch ich habe Artemis nicht so entwickelt, damit er Mister Popular wird.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Tungsten. ()

  • Unsanft wurde Laverne aus seinem selbst für ihn relativ kurzen Schlaf gerissen. Es waren nicht die angenehmen Strahlen der späten Nachmittagssonne, die ihn wie sonst sanft aus dem Schlaf küssten, sondern die stinkenden, groben Hände seiner Erzfeindin, Olga, der bärenartigen Küchenfee. Unfreundlich rüttelte sie den Schwarzhaarigen mit den Worten: „Gleich gibt’s Essen!“ wach, nicht die Art Begrüßung, die der junge Mann gewohnt war.
    Langsam stand er auf, er hatte sich nicht mehr so furchtbar gefühlt seit er das letzte Mal Alkohol in der Hand gehabt hatte (eine Substanz, die man schleunigst von Laverne fernhalten sollte, da er noch kommunikativer und weitaus reizbarer wird, wenn er leicht angeheitert ist), und begab sich schwankend und mit furchtbaren Kopfschmerzen in die Nähe des Ausgangs. Als er roch, was man ihm als Frühstück verkaufen wollte, wurde ihm noch übler als ohnehin schon und er beeilte sich aus dieser Hölle zu verschwinden.
    Auf dem Weg zu seinem Zimmer begegnete er einigen, anderen Erleuchteten, von denen er manche grob anrempelte, ein Umstand, der ihn normalerweise in eine Tirade versetzt hatte, aber er war sich zu schade, um sich über solche Freaks aufzuregen.


    Das Erste, was Laverne tat, als er in sein Zimmer kam, war sich umzuziehen und laut Musik zu hören. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass er furchtbar aussah. Die dunklen Schatten um seine extrem blutunterlaufenen Augen waren kaum noch zu übersehen, sein Haar sah aus als hätte ein Vogel darin genestet und gegen sein Gesicht war jede Kalkwand ein Brathähnchen. Das Einzige, was ihm jetzt noch helfen konnte, war ganz eindeutig Koffein.


    Eine gute, halbe Stunde später stolzierte ein frisch gemachter Laverne, vielleicht etwas weniger sprunghaft als sonst, durch die Gänge der Anstalt. Gekleidet in eine sehr enge Tigerprint-Hose, gepaart mit einem T-Shirt, auf welchem der Satz „Widerstand ist $waglos!“ verfasst war, und einer engen neongelben Lederjacke mit Pelzrand, balancierte er wie immer mindestens sieben verschiedene Kaffeesorten in der einen und sein Handy in der anderen Hand. Die Brille hatte er heute gegen eine gigantische Sonnenbrille, welche ungefähr 90 Prozent seines Gesichts verdeckte, eingetauscht, um die furchtbaren Augenringe zu kaschieren.
    Gerade war er dabei Will.I.Am’s Scream and Shout vor sich hin zu singen, da bemerkte er, dass sich viele der Erleuchteten in einen der Klassenräume begaben. Er hatte zwar nicht wirklich Lust auf irgendwelchen Unterricht, aber er hatte eindeutig Lust darauf seine zugegenbernermaßen extrem schlechte Laune an jemandem auszulassen. Also folgte er den anderen so unauffällig wie er es immer tat.


    Im Raum sagte sein weiblicher Heiland, die Inkarnation alles Guten in dieser Welt, insert sarkastischen Titel here, an, dass sie einen Einkauftrip plante und dass es den Erleuchteten erlaubt sei mitzukommen. Zudem sei es jetzt an der Zeit sich vorzustellen. Als Erster trat „Arti“ vor, der eine äußerst karge Begrüßung von sich gab, wobei er weder seine Fähigkeiten noch sonst irgendetwas über sich preis gab. Nicht, dass es Laverne störte, schließlich wusste er schon das Wichtigste. Da danach niemand sonst nach vorne treten wollte, ergriff der Schwarzhaarige die Gelegenheit beim Schopf.


    „Hey, Shawties! Swag, swag, swag on me – Zeit, dass sich der größter Hipstar in dem Raum hier vorstellt!“
    Mit einer ausladenden Bewegung zog er gekonnt die Aufmerksamkeit auf sich, bevor er mit einem breiten, strahlendweißen Lächeln fortfuhr. „Ich bin Lewis Liddel alias MrDoubllWorldwide on Twitter, follow me by the way. Meiner Fähigkeiten sind viele, mad skillz und so, mein Alter geht euch nichts an und als was ich arbeite – naja, wegen vorher genannten mad skillz bin ich multieinsetzbar, ich kann quasi alles, übers Wasser gehen, die Blinden und Lahmen heilen, Wasser in Wein verwandeln, ich lasse mich für eure Sünden kreuzigen, all that good stuff.“
    Inzwischen war Laverne wieder beim Labern ohne Nachzudenken, eigentlich ja Normalzustand. Die Irritation, die ihm wie sonst auch immer entgegen schwappte, ignorierte er inzwischen routiniert. „Meine Lieblingsfarbe ist Rot, aber ich mag auch Gelb, Grün, Blau und Orange, meine Hobbys, weil ich voll das fame life lebe, yolo by the way, sind Musik hören, twittern, im Internet Bilder hin und her klicken, Leute stalken, die famer sind als ich, hashtagen und youtuben. Meine Lieblingsmusiker sind Nicki Minaj, Brit-Brit, Will.I.Am, Ke$ha, Flo Rida, Pitbull …“ einige Top 40-Musiker später, „ … und natürlich der King of Pop himself, JBiebs. Hmm … noch was? Ach ja, mein Ziel ist es die Weltherrschaft an mich zu reißen, obviously …“, er wartete kurz darauf, dass jemand „of course!“ in den Raum hereinrief, als das jedoch nicht eintrat, fuhr er, leicht zurückgenommen fort. „Ja ... das ist der Swagginator. And that’s the more you know … and that’s all you really need to know.“
    Grinsen!

  • Tomomis Schlaf war so ruhig und ereignislos, wie jeder andere auch, den sie in letzter Zeit hatte.
    Sie träumte nur noch selten und wenn erschienen vor ihrem Auge Bilder des Labors, wo sie den größten Teil ihrer Kindheit verbracht hatte. Dementsprechend wachte sie ohne Geräusch auf, indem sie ihr nicht verbundenes Auge aufschlug. Ein kleines Gefühl der Erleichterung erblühte in ihr, als die Mumie wieder erfreut feststellte, dass sie in Mamas Anstalt aufgewacht war und nicht an diesem bösen Ort.
    Aru schien noch zu schlafen. Kein Wunder, es war zwischen 3 und 4 Uhr morgens. Ein typischer Zeitpunkt für Tomomi. Sie nutzte diese Zeit, um als 'Geist der Anstalt' alles zu erkunden und nachzuschaun, ob alles seine Ordnung hatte. Normalerweise war auch alles in Ordnung, nur an diesem Morgen nicht. Als die Mumie an einer der Mädchenduschen vorbeigehen wollte, trat eine Person heraus. Aus gewohnter Scheuheit versteckte sich Tomomi in den Schatten und beobachtete die andere Person. Es war kein Mädchen. Diese Tatsache verwirrte sie. "Hatte er sich verlaufen oder geirrt?", fragte sie sich. Irren musste passen, denn die Haare der Person waren nass. Ein Flüchtigkeitsfehler war ausgeschlossen. Dieser Junge duschte sich wirklich in einer Mädchendusche. Tomomi kannte die Regeln der Anstalt nicht komplett auswendig, aber sie wusste, dass das nicht ganz richtig sein konnte. Letzendlich lies Tomomi die Person mit dem dunkel roten Sweatshirt ziehn und setzte ihre 'Inspektion' fort.


    Auch beim heutigen Frühstück huschte die Mumie am Buffet vorbei, schnappte sich ein Brötchen, kippte sich in Rekordzeit Apfelsaft in ihr Glas und schaffte es sogar zwei Waffeln zu ergattern. Ihr Motto: So wenig Zeit an den Orten verbringen, wo viele andere Menschen sind.
    Danach begab sich Tomomi sofort zum Unterrichtsraum und setzte sich an auf dem Platz, der später am nächsten zu ihrer Mama wäre. Der Raum füllte sich und letzendlich setzte sich ein Jungen neben sie. Anhand des roten Sweatshirts erkannte die Mumie, dass das der Falschduscher von heute Morgen war. Nachdem auch Mama eintraf und die Vorstellungsrunge begann, gab auch der Junge seinen Namen preis. Kurz darauf lehnte sich Tomomi unbemerkt zu dem Jungen hin und sprach ihn halblaut an: "Hallo Art Faradai Goodai" Es durfte offensichtlich sein, dass sie mit dieser Art von Wörtern nicht so gut umgehen konnte. "Du hast die falsche Dusche benutzt. Die war für Mädchen. Soll ich dir zeigen, wo die richtigen sind?", fragte sich schüchtern, aber zeigte keinerlei Argwohn. Ihr Gesicht versteckte sie aber unter der Kapuze. Das merkwürdige Gerede des anderen Jungen, den Namen konnte sie nicht verstehn, ignorierte sie dabei.


    OT: Ertappt du Falschduscher :P

  • Artemis verdrehte die Augen. This starts absolutely awesome, dachte er. Zum Antworten drehte er den Kopf und sah somit Tomomi zum ersten Mal aus nächster Nähe - eine vermummte Gestalt, umwickelt von Bandagen, welche mit einem Auge teilnahmslos in die Welt blickte. Die Frage war ohne Häme gestellt worden - Art vermutete, dass seine Gesprächspartnerin sich um solche Sachen nur wegen des Protokolls kümmerte. Wait a sec - wieso beobachtet sie Leute beim Duschen?


    Plötzlich ergab der teilnahmslose Blick viel mehr Sinn als zuvor - anscheinend war sie etwas labil, wenn nicht debil. Nun, das war ein mögliches Ergebnis, wenn man als Ausgestoßene geboren war - sein Blick löste sich von ihrem Auge und fuhr durch den Raum. Da war die Monstertöterin, die anscheinend mit Aggressionsproblemen zu kämpfen hatte, der kindlich-naive Xaroc und Laverne, welcher dringend Aufmerksamkeit brauchte. Er hoffte bloß, irgendjemand würde sie ihm bald schenken. Eine Anstalt voller seelisch labiler Patienten - mit der Ausnahme derjenigen, deren Willen offensichtlich stark genug gewesen war, um sich auch ohne fremde Hilfe vernünftig zu entwickeln - so wie seine Wenigkeit. Irgendetwas in seinem Hinterkopf flüsterte zu diesem Thema noch etwas von "Anfälligkeit für Größenwahn" und "Machtbesessenheit", doch darauf achtete er nicht. Ein Mann konnte durchdrehen, wenn er immer auf die Stimmen in seinem Kopf hörte.


    Tomomi hatte den Blick immer noch nicht von ihm gewandt, und Art fiel auf, dass er ihr auch noch nicht geantwortet hatte. Er räusperte sich und gab ebenso halblaut zurück, "Es war stockfinster und ich hab nicht gesehen, dass es eine Mädchendusche ist." Notiz: Blut und Sand gehören anscheinend zu einem Mädchen. "Oh, und ich heiße nur Art Faraday. Der Teil mit 'G'day' war nur... nur... eine Begrüßung. Nicht von dort, wo ich herkomme, aber sie gefällt mir, also benutze ich sie."

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  • Für Xaroc begann der neue Tag mit einem dumpfen, schmerzhaften Aufprall. Verwirrt taste er auf dem Boden herum. Seit wann war sein Zimmer mit so einem dünnen Teppich bezogen? Auch der nun ertastete Bettpfosten fühlte sich ganz anders an. Besorgt blickte er sich in dem kaum erkennbaren Raum um. Erst als sich langsam seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, erinnerte er sich wo er war. Er sah ein viel zu kleines Zimmer mit einem Fenster, vor dem ein Vorhang zugezogen war, zwei Betten, ein Tisch mit zwei Stühlen, zwei kleine Nachttische und zwei Schränke. Er seufzte. Die ganze letzte Woche war also doch kein Traum gewesen. Einerseits missfiel ihm der Gedanke, andererseits war er auch ein wenig erleichtert darüber. Nachdem er sich aufgesetzt hatte und seine Ersatzkleidung und seinen Beutel von der nächstgelegenen Stuhllehne geangelt hatte, verließ er das Zimmer, nicht jedoch ohne die Entfernung falsch einzuschätzen und nicht gerade leise das Tischbein mitzunehmen. Der junge Mann fluchte, bevor er sich entsann, dass er ja nicht alleine die kleine Räumlichkeit bewohnte. Er warf dem anderen Bett einen besorgten Blick zu. Hoffentlich hatte der Lärm den anderen - Wie hieß er noch gleich? - nicht geweckt. Dann schnappte er sich seine Schuhe und schlich auf Socken und Zehenspitzen aus dem Raum.


    Erst einmal draußen, änderte sich sein Verhalten. Hatte er in seinem ‚Revier‘ die Schultern hängen lassen und ein etwas ‚lockeres‘ Verhalten gezeigt, hob er diese in der Öffentlichkeit etwas und nahm ‚Haltung‘ an. All dies geschah stets von selbst, da es ihm immer so eingedrillt worden war. Lediglich in den eigenen Räumlichkeiten (oder seinen privaten Abenteuer- und Erkundungstouren) konnte er von dieser Angewohnheit ablassen. Er sah den Gang hinunter, konnte jedoch niemanden entdecken. Wie spät es wohl war? Eine Uhr hatte er nicht, dass war bisher auch nie notwendig gewesen, da es daheim nur Analoguhren gab und er ohnehin keine davon zu lesen vermochte. Schließlich entschloss er sich für eine schnelle Dusche.


    Im Duschraum zwischen Zimmer 3 und 4, entledigte er sich seiner Kleidung und rieb sich das noch immer puckernde Schienbein. Er grummelte verärgert, und kramte dann in seinem kleinen Beutel nach einer kleinen Flasche mit kombiniertem Duschgel und Haarshampoo, die sich aber nicht finden lassen wollte. Der Tag ging ja schon gut los. Schließlich fand er sie doch und trat unter den Duschkopf und drehte auf.
    Kurz darauf rubbelte er sich mit einem der dort im Regal gelagerten Handtücher trocken, insbesondere die Haare. Föhnen war überbewertet. Einfach nur trocken genug machen, dass nichts tropft, dann einmal kurz mit der Hand von Vorne nach Hinten durch die kurzen Haare fahren und schon hatte man eine schön struppige Igelfrisur, die auch so blieb. Dann noch schnell die Zähne geputzt und fertig.
    Er betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Nach wie vor wirkte er, als wäre er irgendwo zwischen Kind und Erwachsenen stecken geblieben. Er war zwar in den letzten paar Wochen um gut fünf Zentimeter gewachsen, aber die 1,70 überschritt er immer noch nicht. Auch war er nicht gerade gebräunt, kein Wunder bei 16 Jahren Einkerkerung, aber auch nicht leichenblass, dank der riesigen Panorama-Fenster in seinem Zimmer daheim. Das war ein Grund für diese gewesen. Und obwohl er nicht mager war, ließ ihn fehlende Muskelmasse sogar nochmal ein Stückchen kleiner und dünner wirken, als er eigentlich war. Wirklich zufrieden war mit seinem Aussehen zwar nicht, aber an der Größe konnte man ja schlecht was ändern. Oder das er durch seine Statur mehr wie Kind wirkte, als Erwachsener, was aber auch zum Teil an seinem Verhalten lag. Und Muskeln bauten sich nicht von selbst auf.
    Schließlich zog er seine neue Ersatzwäsche an, die ziemlich schlabberte, aufgrund der falschen Größe. Hosenbeine einmal umgekrempelt (beim T-Shirt war es eh egal), Gürtel ein wenig enger geschnallt und ab zurück zu der Textilkammer. Dort beschwor Xaroc seinen Mantel herauf und packte ihn mit seinen anderen Klamotten in den Wäschewagen, in das Fach für Zimmer 10. Hoffentlich kam alles auch wieder bei ihm an.


    Dann hieß es zurück in den Speiseaal. Mittlerweile waren auch einige andere Erleuchtete auf den Beinen. An der Essensausgabe runzelte der die Stirn. Anscheinend gab es heute nur etwas, dass aus gebackenem Teig bestand und eine viereckige Form mit Rautenmuster hatte. Dazu gab es ein weißes Pulver und eine Art ‚Gelee‘, dass süßlich roch. Obwohl es so ungewöhnlich schlicht aussah, duftete es doch ziemlich gut und Xaroc lief das Wasser im Mund zusammen. Er belud sich seine Teller mit 5 Stück - was so gut roch musste einfach gut schmecken - füllte ein Glas mit Apfelsaft und setzte sich auf seinen Platz vom vorherigen Abend. Sicher herrschte hier doch eine feste Sitzordnung, oder? Das Pulver entpuppte sich schließlich als Zucker und das ‚Gelee‘ als... irgendwas mit Äpfeln. Als er sich nun sicher war, dass alles ess- und genießbar war, schaufelte er alles schnellstmöglich, ohne dabei jedoch ungesittet zu wirken, in sich hinein.


    Schließlich war es dann soweit, dass sich die Neulinge in einem der Klassenzimmer versammelten um sich vorzustellen. Xaroc fühlte sich grauenhaft bei dem Gedanken. Da er glücklicherweise zu den ersteren gehörte, ging er sofort zur letzten Sitzreihe auf der rechten Seite, die noch komplett unbesetzt war. Auch wenn er bei den anderen Erleuchteten nicht sofort aufspringen und weglaufen wollte, sie waren einfach so... anders. Heute wollte er lieber nur Kontakt, wenn es wirklich nicht anders gehen sollte. Oder wenn wirklich jemand meinte, er müsse sich unbedingt neben ihn setzen, womit er jedoch nicht rechnete.
    Als dann alle versammelt waren - der Raum war bis auf den letzten Platz besetzt, weswegen Xaroc nun doch Sitznachbarn hatte - begann Alicia mit einer kleinen Rede und stellte ein weiteres Mädchen vor, das, welches von der Bestie fast in Stücke gerissen worden wäre, wenn es sich nicht in Nebel hätte auflösen können. Oder so. Er hörte sorgfältig zu und um sich die Namen besser merken zu können, versuchte er jedem einen passenden Begriffe hinzuzufügen. Da waren nun: Kann-sich-auflösen-Kasumi ohne Nachnamen, Abwarten-Artemis Faraday, der plötzlich nurnoch Art hieß und nichts weiter sagte, Läster-Lewis Liddel, der einen Haufen Geschwafel absonderte, dem Xaroc nicht einmal ansatzweise folgen konnte und, auch wenn sie sich bisher noch nicht vorgestellt hatten, Tücher-Tomomi und Monster-Marika (oder auch Randale-Riki, was besser passte, wie er fand), beide ebenfalls ohne Nachnamen. Die restlichen Namen kannte er noch nicht oder wollten ihm einfach nicht einfallen.


    Letztendlich wollte auch der junge Schwertkämpfer es einfach nur hinter sich bringen, stand auf, zeigte seine übliche Verbeugung und nahm Haltung an.
    „Mein Name lautet Xaroc und mein Alter beträgt 16 Jahre.“, begann er, seinen Familiennamen bewusst auslassen und bevor jemand danach fragen konnte fuhr er fort: „Mein gesamtes Leben habe ich verhältnismässig wenig Bildung vermittelt bekommen, weswegen es mir leider nicht möglich ist, meinen Herkunftsort zu nennen, lediglich, dass ich von diesem Kontinent stamme.“ Bei dem Gedanken das er ohne Ausbildung wahrscheinlich der dümmste hier im Raum war, wurde sein Gesicht heiß und er hoffte, dass er nicht so heftig errötete, wie er sich fühlte. Er vermied deswegen jeglichen Augenkontakt und starrte die ihm gegenüber liegende Wand an. Zum Glück war seine Stimme fest und zitterte nicht. Das hätte ihm noch gefehlt. „Mein Vater gestattete mir nie das Haus zu verlassen, weswegen ich um Nachsicht ersuche, was meinen Mangel an... weltlichen Erfahrungen angeht.“ Den Grund dafür ließ er aus, ebenso seinen Familienstand, um niemanden einzuschüchtern oder jemanden denken zu lassen, er wäre eingebildet. „Ich beherrsche zudem keinerlei Fremdsprachen, weswegen ich ebenso darum ersuche, solche mir gegenüber zu vermeiden. Auch sonst besitze ich keine weiteren besonderen Fähigkeiten... nun... wenn man von den Begabungen der... Erleuchteten absieht. Hierzu sei gesagt, dass ich noch nicht ganz ergründen konnte, wobei es sich bei mir handelt.“
    Er machte eine kurze Pause, nur ein kurzes zögern, um die richtigen Worte zu finden und seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. „Nur so viel: Ich bin in der Lage verschiedene Gegenstände verschwinden und wieder erscheinen zu lassen. Wohin diese verschwinden kann ich leider nicht sagen und auch sonst nicht, wie genau der Vorgang dabei vonstatten geht. Das was ich darüber weiß, ist lediglich Spekulation. Auch ist mir nicht möglich jedweden beliebigen Gegenstand verschwinden zu lassen. Eine Gemeinsamkeiten zwischen jenen, bei denen es mir möglich ist, konnte ich bisher allerdings nicht ausmachen.“ Zur Unterstreichung hob er den rechten Arm und klopfte sich leicht auf seine Brust, worauf seine weiße Jacke mit einem Aufblitzen verschwand. Ein weiteres Klopfen und sie erschien wieder. „Ich hoffe, dass ich noch hinter das Geheimnis meines... Talentes gelangen und es genauer verstehen und beherrschen kann.“ Er zögerte erneut. „Was die Länge meines Aufenthalts betrifft, kann ich dazu noch keinen nähren Aussagen machen, doch ich hoffe, dass ich keinerlei Gründe für etwaige Konflikte liefern werde und mich zügig anpassen kann.“


    Er verbeugte sich noch einmal. „Das wäre zunächst einmal alles.“ Dann nahm er wieder Platz, erleichtert, dass er es endlich hinter sich hatte.


    OT: Uff, ich hoffe ich habe nicht zu wenig geschrieben.^^
    Edit.: Hab nochmal statt dem Schwert die Jacke als Beispiel genommen. Man will ja nicht zu viel verraten/zeigen oder jemanden beunruhigen.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

    3 Mal editiert, zuletzt von Xaroc ()

  • Viel zu früh wurde Jasmin von den widerwärtigen Sonnenstrahlen geweckt, die durch die eher dürftigen Vorhänge blendeten. Ohne Jalousien einzuschlafen war schon eine Herausforderung an sich gewesen. Sie konnte ihr genervtes Stöhnen gerade noch unterdrücken, als ihr ihr nächtlicher Streich einfiel.
    Die Luft schien plötzlich dreimal so dünn zu sein. Angst schnürte ihr die Brust zu. War der Pool vergiftet oder wie war sie auf diese hirnverbrannte Idee gekommen? Nie wieder irgendwelche Entscheidungen um zwei Uhr morgens. Sie presste die Lippen zusammen und hielt die Augen fest geschlossen, doch Marika schien schon verschwunden zu sein. Wie in Zeitlupe öffnete sie die Augen.
    Es war nicht so hell wie erwartet. Anscheinend war es wirklich noch sehr früh. Blondie versteckte sich weder hinter den Vorhängen des Fensters noch unter dem ramponierten Bett. Schuldbewusst starrte Jasmin das Desaster an. Sie hatte in der Dunkelheit kaum etwas gesehen und ihren nächtlichen Anfall so ziemlich übertrieben. Die Bettwäsche war von der Erde verdreckt, in ihrem Schlaf hatte Marika einige der Brocken auf den Boden geworfen.
    Jasmin biss sich auf die Lippe, die prompt wieder zu bluten begann. Ihr Gewissen erwürgte sie fast. Langsam ging sie auf das ramponierte Bett zu.
    Marikas Rache würde fürchterlich sein.
    Wieder mischte sich Angst zu ihren Gewissensbissen. Mechanisch griff sie nach einem Arm voller Steine, stakste zum Fenster und warf sie heraus. Es kam einer Entschuldigung zwar noch nicht einmal nahe, doch im Moment war es das Mindeste. Es waren nur drei Gänge notwendig, bis sie alle Brocken auf die taufeuchte Wiese befördert hatte, doch ihre Arme schmerzten von der Prozedur.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie das erdverschmierte Bett. Kurzerhand zog sie es ab und klopfte es notdürftig am geöffneten Fenster ab. Das Ergebnis war eher mittelmäßig, aber neue Bettwäsche würde sie frühestens heute Nachmittag holen. Wahrscheinlich tat Blondie das im Moment selbst. Beim Gedanken an eine Begegnung zog sich ihre Brust wieder zusammen.
    Sie machte beide Betten, wobei sie sich unterbewusst doppelt so viel Mühe gab wie sonst, und ließ die Fenster weit geöffnet - die Luft war tatsächlich überhaupt nicht dünn, sondern unerträglich stickig -, bevor sie mit geschultertem Rucksack den Raum verließ. Ein wenig planlos stand sie in dem langen Flur herum.
    Hm.
    Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich beim Frühstück ein wenig Proviant zu packen, bevor sie die nächste Bushaltestelle suchen würde. Doch die Vorstellung von Marikas Reaktion, wenn sie sich wieder treffen würden, ließ sie erschaudern.
    Ein paar Sekunden stand sie noch unschlüssig herum, bevor sie mehr oder weniger entschlossen losging. An einem öffentlichen Platz würde Blondie sich nicht trauen, sie allzu heftig zu verprügeln. Vielleicht sollte sie das ausnutzen.
    Na gut, sie hatte Hunger.


    Zugegeben, das Buffet im Speiseraum sah wirklich unglaublich aus. Es schien buchstäblich alles zu geben, was irgendwie essbar war. Die fingerdicken, zuckrigen Pfannkuchen fielen Jasmin direkt ins Auge. Sie schienen recht schnell zu verschwinden, weshalb sie sich direkt drei Stück nahm und mit viel zu viel Schokosauce übergoss. Sie schnappte sich ein riesiges Glas Milch und einen Strohhalm und suchte sich einen möglichst einsamen Sitzplatz.
    Langsam zelebrierte sie das süße Gebäck, um möglichst viel davon zu haben. Normalerweise frühstückte sie gesund, aber normalerweise hatte sie morgens auch keine Pfannkuchen. Der Gedanke an Blondie wurde kurzfristig aus ihren Gedanken verdrängt, bis ein Stein auf die Tischplatte knallte. Das Holz erzitterte.
    "Das wirst du hoffentlich beseitigen!"
    Jasmin sog zu viel Luft auf einmal ein, was einen kleinen Quietschlaut zur Folge hatte. Mit weit aufgerissenen Augen riss sie den Kopf hoch, doch Marika stürmte schon wieder davon. Der drohende Ton ihrer Warnung klang in ihrem Kopf nach. Ihre Brust stach wieder, als ihr die fransige Wunde an Blondies Nacken auffiel. Wahrscheinlich war es ihre erste Nacht in einem Bett gewesen.
    Es klang sogar in ihrem Kopf verquer, doch sie konnte nicht abhauen, bevor sie Marikas Bett neu bezogen hatte,
    Langsam nahm Jasmin den Stein und legte ihn in ihren Schoß. Die Pfannkuchen schmeckten plötzlich fad. Drei Bissen bekam sie noch herunter, bis sie den Teller seufzend von sich wegschob. Sie sollte die Zeit sowieso für Proviante nutzen.
    Das Gebäck wegzuschmeißen kam ihr verschwenderisch vor, weshalb sie die Schokoladensauce abstrich und die Reste in Servietten wickelte. Einen Tag würden sie sich sicher halten. Obst, Vollkornbrot, hartgekochte Eier und, weil sie nicht widerstehen konnte, ein paar Würstchen, alles in Papiertaschentücher gewickelt. Die leeren Plastikflaschen klapperten in ihrem Rucksack, weshalb Jasmin einen kurzen Trip ins Badezimmer unternahm, um sie mit Leitungswasser aufzufüllen - noch mehr vom Buffet zu nehmen, erschien ihr fast wie Diebstahl. Sie merkte selbst, wie idiotisch dieser Gedanke klang.
    Resigniert machte sie sich auf den Weg ins Textillager. Sie würde nicht drumherum. Erst ziemlich spät registrierte sie überhaupt nicht, dass alle auf den Speisesaal zugingen. Verwirrt sah sie auf die Uhr ihres Handys. Freaks. Wieso gehen die denn alle um die Uhrzeit essen? Gruppenkuscheln oder was?
    Siedend heiß fiel ihr die Rede von Frau Mutter gestern Abend ein. Irgendetwas mit Kennenlernen und Einkaufen. Ersteres interessierte sie nicht, doch in einer Großstadt war es sicher leichter, einen Zug oder einen Flughafen zu finden. Ein wenig besser gelaunt machte sie sich auf den Rückweg.


    Die Unterrichtsräume waren schon relativ voll, als Jasmin ankam. Zu ihrem Schrecken war auch Marika auch da, doch sie beachtete Jasmin noch nicht einmal. Unsicher setzte sie sich neben einen etwas größeren Jungen und knetete ihre Hände, stets darauf bedacht, keinen Augen- oder sonstigen Kontakt mit ihrem Sitznachbarn herzustellen, als die unglaublich sympathische Frau von gestern Abend ankam. Strahlelächeln, glänzende Bambiaugen, das ganze Programm. Ihre Rede war wie erwartet uninteressant und manipulativ, doch sie erwähnte, dass sie Klamotten und Geld bekommen würden und auch nach allem möglichen Zeug fragen durften. Perfekte Heimleiterin. Kotz.
    Erst dachte sie, sich verhört zu haben, als die Mutter eine lustige Vorstellungsrunde vorschlug. Ungläubig starrte sie sie an. Die Frau hatte doch wirklich einen Knall. Direkt danach konnten sie ja eine Runde Bi-Ba-Butzemann spielen, weil wir uns alle so lieb haben.
    Ein blasser Junge mit seltsam spitzen Kinn machte jedoch tatsächlich ohne Umschweife den Anfang und stellte sich als Anker Fay oder so ähnlich vor. Jasmins leicht entsetzter Blick wanderte von der braunhaarigen Frau zu dem etwas jüngeren Typen. Als Lewis und ein Junge mit einer blonden Igelfrisur anschließend aufstanden, um minutenlange Reden über ihre gar interessanten Persönlichkeiten (gut, in Lewis' Fall war das noch nicht einmal Sarkasmus) zu halten, gab sie jedes bisschen Hoffnung auf. Ein Nest voller geistig Labiler war das.
    Über ihre Lippen würde jedenfalls garantiert keine Vorstellung kommen.


    OT: Ei, das war eine schwere Geburt. ^^ Hoffe das reicht.
    Wäre btw nice, wenn sich jemand als Jasmins Sitzpartner herausstellt. ^^

  • Interessiert verfolgte Marika die Vorstellungen der anderen, falls man es so nennen konnte. Der Typ, welcher die letzten beiden Tage eher wie eine Reliquie vergangener Zeiten, die sich in die Gegenwart verirrt hatte, gewirkt hatte stellte sich als Art vor, gab aber außer seinem Namen nichts von sich preis. Art war nach der Meinung der Streunerin ein mehr als bescheuerter Name und sollte dies nicht nur ein Spitzname sein, waren seine Eltern wohl sehr grausam gewesen. Sie hätte diesen Kerl auch fast nicht mehr erkannt, wie er da in Sweatshirt und Jeans saß. „Flummy“ ließ eine Art Rap los, darüber wie toll er doch war und der gleichen, wobei Marika nur die Augen verdrehte. So, wie er das vorgetragen hatte, glaubte sie ihm noch nicht mal seinen Namen. Wie konnte man sich nur mit solcher Hingabe dermaßen zum Affen machen und so viel Müll in den Mund nehmen? Die Rosetta Liourum hätte ihn wohl besser mit Hirn, anstatt mit Licht beschenken sollen. Aber ihr konnte es egal sein, wie er sich nannte, immerhin benutzte sie auch oft genug falsche Namen, wenn sie sich denn doch mal einer Stadt näherte. Sie selbst würde für den unsympathischen Schwarzhaarigen einfach weiter bei Flummy bleiben.


    Jemand anderes schien ebenfalls der Vorstellung des Nervenbündels nicht viel zu halten, zeigte dies aber in einer Weise, die Marika ebenfalls deutlich gegen den Strich ging. So fing diese plötzlich an zu gackern und ließ eine Kaugummiblase in seine Richtung platzen. „Da ist einer aber ganz groß im Angeben. Ist ja echt peinlich!“, höhnte sie boshaft und wandte sich zu Alicia um, „Der Spinner issn Manipulator oder Puppenspieler, wenn mans so will. Beim Küchendienst hat er versucht unsrer Köchin falsche Gefühle einzupflanzen und sie dabei berührt. Ich kann es nicht genau sagen, aber ich vermute, dass er für einen Angriff auf die Persönlichkeit des Gegenübers als Hilfsmittel entweder Haut- oder Blickkontakt benötigt. Überlegt es euch also lieber zweimal, ob ihr im traut, oder ob nicht doch nur an euren Gefühlen manipuliert wird.
    Ihr hättet mal diesen Helden sehen sollen, als er plärrend und heulend auf dem Küchenboden lag und gebettelt hat, keinen Küchendienst machen zu müssen. Nachdem er davor abgehauen und mehrere Stunden eine Ausrede nach der anderen ausprobiert hat, war aber unser Küchenpersonal mehr als nur angefressen. Er hätte sich rein aus Trotz ja beinahe nass gemacht.
    “ Gehässig zog sie ihren Kaugummi mit den Fingern lang und ließ ihn erst wieder im Mund verschwinden, als sie einen mahnenden Blick von Alicia auffing. „Mein Name ist Tonja Rubens. Wie einige von euch bemerkt haben, werde ich von den Angestellten „Löscher“ genannt, ich selbst bezeichne mich aber wesentlich lieber als Psy-Blocker, denn ich habe die Fähigkeit, psychische Kräfte, die in meiner Umgebung eingesetzt werden zu erkennen und zu blocken. Und wenn wir schon bei vergleichen sind, da unsere Schule ja immer mit den X-Men verglichen wird, meint ihr nicht auch, dass der Mutant, der mir am meisten ähnelt Jean Grey ist? Ich könnte mir gut vorstellen, ihre Kraft als Erweiterung meiner bisherigen Kräfte zu bekommen…“ „Es reicht Tonja!“, mischte sich die Anstaltsleiterin scharf ein und warf dem boshaften Geschöpf einen warnenden Blick zu, „Und hör auf, mit dem verdammten Kaugummi zu spielen. Du machst mich wahnsinnig und nebenbei ist es absolut ekelhaft.“ Wohl zur Überraschung aller, überlegte Tonja nur kurz, bevor sie demütig den Kopf senkte. Offenbar hielt selbst jemand wie sie nicht für ratsam Alicia ernsthaft auf die Palme zu bringen.

    Nach diesem Zwischenfall stellte sich ein kleiner, blonder Junge vor, der sich Xaroc nannte und erklärte, dass er diverse Dinge erscheinen und verschwinden lassen könne, aber selbst noch nicht wisse, wie genau das funktioniere. Zur Veranschaulichung ließ er seine Jacke verschwinden und wieder erscheinen. Marika meinte sich zu erinnern, wie er bei ihrem Treffen auf den Feldern von Oscuras Xaroc auch mit einem Schwert bewaffnet gewesen war. Sollte er tatsächlich mit diesem langen Zahnstocher umgehen können, war das durchaus ein Kandidat, der für diesen Haufen nützlich sein konnte.

    Da scheinbar nun niemand mehr direkt sich vorstellen wollte, beschloss die Streunerin, das ebenfalls hinter sich zu bringen. „Mich könnt ihr Marika nennen. Meine Fähigkeit, wenn man es so nennen kann, ist relativ unspektakulär: Ich kann die Dwouchsé sehen oder besser ihre Nähe fühlen, auch wenn sie sich getarnt haben.“ Damit war für sie die Sache abgehackt, es gab ohnehin niemanden, der diese Fähigkeit ausnützen oder gegen sie verwenden konnte, also warum sie nicht sagen? Nun schaltete sich aber Alicia erneut ein und wandte sich direkt an die große Blonde: „Darf ich fragen, woher du so viel über diese Wesen weißt? Nicht einmal die Bruderschaft der Sterne weiß, wie man diese Wesen bekämpfen kann. Ich habe die Geschehnisse von Marlee direkt erzählt bekommen.“
    Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Schätze das mit dem Wissen kommt automatisch irgendwann, wenn man Jahrelang vor ihnen auf der Flucht ist. Ohne den Feind zu kenne überlebt man dann nicht lang.“, antwortete sie ausweichend und verschränkte die Arme vor der Brust. Mehr würde sie heute noch nicht preisgeben und die Chefin schien das zu verstehen, denn sie fragte nicht weiter.



    OT: So, Lavernes beste Freundin hat nun auch nen Namen.^^ Ich find ja, die beiden wärn nen süßes Pärchen :P

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Von einem Geräusch wachte Samuel am nächsten Morgen auf, griff reflexartig unter sein Kopfkissen und riss sein Messer mit der rechten Hand vor sich, während er die Augen aufschlug und mit dem linken Arm in die Höhe stemmte. Noch während er aufsprang blickte er sich in dem Zimmer um und schwenkte sein Messer ruckartig immer in die Richtung in die er gerade blickte.
    Innerhalb des Zimmers konnte er jedoch nichts entdecken, das eine Bedrohung darstellte, sodass er sich das Messer unter den Brustgurt des Schulterholsters schob und stattdessen seinen Revolver zog. Zu beidem hatte er freien Zugriff, da er, wie er in diesem Moment jedoch nicht bedachte, noch immer nur in Unterhose und T-Shirt im Raum stand. Mit zwei großen Schritten lehnte er neben der Tür, die Waffe in der rechten Hand parallel zum Türrahmen und die linke Hand auf dem Türknauf.
    Fünf schnelle Herzschläge verharrte er regungslos an die Wand gelehnt, bevor er die Tür entriegelte, noch zwei weitere Herzschläge wartete und die Tür aufriss. Ohne weiter zu zögern sprang er hinaus auf den Gang und richtete seine Waffe mit gestreckten Armen und beidhändigem Griff zuerst nach links in den Gang hinein, bevor er sich, als er dort ebenfalls keinen seiner Verfolger sehen konnte, nach rechts drehte.
    Doch auch hier konnte er keinen der Verfolger ausmachen, sodass er noch einen Moment mit vorgehaltener Waffe verharrte, in denen er wieder ruhiger wurde, als er bemerkte, dass seine gesamte Aktion, wie meistens, auf einen Fehlalarm zurückzuführen war. Die Geräusche, die er um ihn herum wahrgenommen hatte und von denen eines ihn wohl hatte hochschrecken lassen, stellten sich als die normalen Geräusche der umliegenden Zimmer heraus, in denen die anderen Erleuchteten den Morgen begannen. Mit einem Schnauben lies er so seinen Revolver sinken, rieb sich mit der linken Hand das Gesicht und kehrte in sein Zimmer zurück.
    Hinter verschlossener Tür verstaute er beiläufig seinen Revolver und blickte zu Decke, während er sein Messer wieder unter dem Brustgurt hervorholte und dabei bemerkte, dass er sich wohl mit der schartigen Schneide das T-Shirt aufgerissen hatte.


    Nachdem er noch einen Moment durchgeatmet hatte und sein Herzschlag wieder in den normalen Rahmen zurückgekehrt war betrachtete Samuel missmutig sein Klamotten, die noch im Raum lagen, griff sich die Hose und zog sie an. Weiter folgten seine Stiefel, in denen auch sein Messer wieder verschwand und der ausgerissene Pullover. Denn Rucksack betrachtete er zögernd, zog jedoch am Ende auch diesen auf, als er das Zimmer verließ.


    So in voller Montur stapfte er nun in Richtung der Sanitäreinrichtungen, in denen er verschwand.
    Mit einem Hauch von Freude stellte er fest, dass die Duschen sogar über einzelne Kabinen verfügten, von denen nicht alle belegt waren. Mit zwei Handtüchern, die er sich vom Stapel griff, im Arm verschwand er nun in einer dieser Kabinen, in der er nun versuchte, seine gesamten Sachen auf den Ablagen unter zu bekommen. Letztendlich gelang ihm dies mit einigem stapeln auch und er trat mit einem Stück Seife in der Hand unter die Dusche.
    Nach einer gründlichen Reinigung, bei der er das warme Wasser genoss und dem angenehmen Gefühl des sauberen Handtuchs atmete er mehrmals tief durch und fühlte sich wieder etwas entspannte, als er das zweite, nicht verwendete Handtuch zusammen mit der Seife wieder in seinem Rucksack verstaute. Sich fest vornehmend, noch einmal nach neuen Klamotten zu schauen, bekleidete er sich wieder vollständig und öffnete die Tür der Kabine.


    Als er aus den Waschräumen wieder auf den Gang trat folgte er erneut wie am Vortag der großen Menge, die sich zum Frühstück drängte.


    Hier war er zuerst nicht sehr begeistert, als ihm zuerst einiger süße Gerüche entgegen schlugen. Sich im Raum weiter umblickend schritt er so mit festem Schritt auf die Essensauslage zu und bemerkte, dass es noch ein zwei nicht zu eng besetzte Stellen frei waren. An der Auslage hob sich dann zum ersten Mal an diesem Morgen seine seine Laune wieder ein wenig, nachdem sie sich seit dem Schock beim Aufwachen auf einer fast stetigen Talfahrt befunden hatte: Es gab neben den Quellen der süßlichen Gerüche auch Möglichkeiten für ein kräftiges Frühstück. Die anderen, die hinter ihm standen, als er an der Reihe war, ignorierend stellte Samuel seinen Rucksack ab und zog einige Büchsen hervor, in denen er Brot und einige Wurst- und Käsesorten verschwinden ließ, die haltbar aussahen. Erst als wirklich nichts mehr in die Büchsen passte, wurden sie wieder verstaut und ein Teller mit der gleichen Auswahl an Nahrungsmitteln gefüllt. Einzig ein wenig Marmelade machte den Unterscheid zu seinen Vorräten aus. Zu dem Teller in der linken gesellte sich noch ein randvolles Glas Wasser in der rechten. Auf dem nun folgenden Weg zu einem der Plätze, die noch etwas Armfreiraum boten stieß er zwei mal fast mit anderen zusammen wobei er einmal ein wenig Inhalt seines Glases verschüttete.
    Das Frühstück selbst brachte er dann säuerlich und mit neben sich gestelltem Rucksack hinter sich. Er hatte vor, am Tag noch ein wenig über die vielen anderen herauszufinden und ein grobes Raster zu bilden, in das sie einzuordnen waren, doch die Nahrungsaufnahme wollte er für sich allein erledigen und wenn er schon nicht alleine war, zumindest ohne direkten Kontakt mit den anderen.


    Nicht wirklich wissend, was er tun sollte und wie es nun weiter gehen sollte, folgte Samuel auch nach dem Essen schweigend der Masse der anderen und landete in Unterrichtsräumen, die er missmutig betrachtete. Was soll das hier werden? Ein Internat oder was? Was wollen die eigentlich von uns? Friede-Freude-Eierkuchen-Kinderwelt?
    Als nun die Chefin hinzukam hoffe Samuel, dass langsam mal etwas Ernst in den Laden kam. Erzählungen von einem "Einkaufstripp" waren dabei dann zwar eher Dinge, die Samuel augenrollen sich nocheinmal fragen ließen, wo er denn hier gelandet sei, doch war die Möglichkeit so in einer Menge von Personen noch einmal in die Stadt zu kommen etwas, das ihn durchaus interessierte, sodass der Teil "In der Regel bin ich aber kein Typ, der viel verbietet." bei ihm nur ein leichtes Schmunzeln und den Gedanken Wie willst du uns denn bitte schön irgendetwas verbieten? auslöste. Einen Kommentar oder weitere Gedanken dazu verkniff er sich jedoch, da er langsam das Gefühl hatte, dass diese Person einfach eine bemutternde Art hatte, die überdeutlich zum Ausdruck kam.
    Bei der von einem Mädchen im Anschluss eingeleiteten Vorstellungsrunde lauschte Samuel zunächst wenig interessiert den Namen der andern und ihren teilweise ausschweifenden „Erzählungen“, machte sich nur bei Tonja die geistige Notiz Ungezogenes Gör, da hat Mamichefin wohl was falsch gemacht. und horchte nur in dem Moment auf, als der andere, mit dem er mittlerweile schon mehrfach etwas zu tun gehabt hatte, sich vorstellte. „Mein Name lautet Xaroc und mein Alter beträgt 16 Jahre.“ war der Anfang der Vorstellung, die ein wenig länger war, der Samuel jedoch vollständig folgte. Vielleicht werde ich auf den Jungen mal ein Auge werfen.
    Nun folgte Marikas Vorstellung, der Samuel wieder nur mäßig interessiert folgte, da er nicht glaube, wirklich etwas neues zu erfahren und nutze die Zeit eher, seinen Rucksack von den Schultern zu nehmen und zwischen seine Füße zu stellen.
    Mehr zu Xaroc als den anderen ergriff nun Samuel mit klarer und kräftiger Stimme das Wort. „Samuel. Beim Militär aufgewachsen, aber nicht zugehörig.“ war jedoch das einzige, was er sagte, bevor er noch einmal Xarocs zu nickte und Tonja beobachtete, ob sie auch bei ihm zu einer „Ergänzung“ ansetzen würde.


    OT: Es steht offen, ob während Samuels "Panik" sich jemand auf dem Gang befunden hatte, ich habe nur geschrieben, dass keine Verfolger dort waren.

  • Ein Gong ertönte und riss Clea aus dem wundervollem Halbschlaf, in dem sie nur allzu gerne weiter verharrt hätte. Murrend drehte sie sich um und murmelte etwas in die Richtung „Ich will noch nicht aufstehen“. Sie war schon auf einem gutem Weg, wieder einzuschlafen, doch irgendetwas kam ihr seltsam vor. Sie war nicht allein. Und das noch nicht einmal im schlechtem Sinne, so, wie man es aus Horrorfilmen kannte, sondern in einem gutem. Trotzdem war sie jetzt vollkommen wach. Und schlagartig kehrten auch ihre Erinnerungen zurück.
    Erleuchtete … Alicia … Cheja … und die Bedeutung des nervigen Geräusches, dem sie ihr Aufwachen zuschreiben konnte. Es gab gleich Essen. Seltsam, sonst war sie doch Frühaufsteherin … Wobei sie sich keinen Vorwurf machen konnte, nach all dem, was gestern und die Nacht zuvor geschehen war … 'Bloß nicht in Gedanken versinken, sonst gibt’s nichts zu Essen!', hielt sie sich davon ab, vollkommen in ihren morgendlichen Philosopien zu versinken. Mit jeder Menge Überwindungskraft gelang es ihr schließlich, sich vom Bett zu erheben. Schlaftrunken, wie sie war, wäre sie beinahe über ihren Rucksack, der am Kopfende stand, gestolpert und der Länge nach hingeflogen. Ihre Reflexe arbeiteten anscheinend aber schon. Und so machte sie einen großen Ausfallschritt und fing den Sturz ab. Danach um einiges vorsichtiger, ging sie zur Tür und spähte auf den Flur. Sie hatte im Moment nicht besonders Lust auf ein Gespräch. Nachdem sie den Gang als leer befunden hatte, huschte sie zur Toilette. Sie besah sich kurz im Spiegel und drehte dann den Wasserhahn auf. Kaltes Wasser rann über ihre Handknöchel und sie schauderte wohlig. Dann formte sie die Hände zu einer Schale und ließ das Wasser sich in ihnen sammeln. Langsam führte sie die Hände zum Gesicht und klatschte sich dann das Wasser ins Gesicht. Sie japste. So kalt hatte sie sich es nicht vorgestellt. Immerhin war sie jetzt wach. Sie schaffte es sogar, sich ein Lächeln abzuringen. Ihr Spiegelbild sah schon um einiges freundlicher aus. Zufrieden tapste sie zurück ins Zimmer. Sie holte ihrem Mp3-Player hervor und schaltete ihn ein. Sie konnte eindeutig etwas Musik vertragen. Außerdem nahm sie ihre Klamotten aus ihrem Rucksack und wollte sich bereits umziehen. Doch dann fiel ihr Cheja ein. In Sekundenschnelle errötete und suchte das Weite. Letztendlich landete sie wieder im WC. Sie schloss sich in einer Kabine ein und zog sich rasch um. Wäre es nach ihrer Stimmung gegangen, hätte sie einen flauschigen Wollpulli getragen, dessen Ärmel zu lang wären und in dem man sich wunderbar verkriechen könnte. Draußen hätte ein Herbststurm gewettert, bei dem man froh wäre, sich im warmen und gemütlichem Haus zu sein. Aber nein, es war Sommer. Hochsommer. Und so trug sie ihr blau-grünliches Lieblingsshirt sowie eine Dreivierteljeans. Mit eiligen Schritten ging sie zurück zum Zimmer und ließ ihre Schlafsachen auf das Bett fallen und holte ihre Schuhe hervor. Schnell schnürte sie sie zu und sah ihre Bürste dabei zweifelnd an. Sie beschloss, das Haarekämmen auf nach dem Frühstück zu verschieben. Hier kannte sie – noch – niemand. Und auch, wenn sie wohl bloß mit etwas Glück auf jeden hier schon einen Blick geworfen hatte, war sie sich sicher, dass es niemanden kümmern würde, ob ihre Haare gekämmt waren oder nicht. Bevor sie das Zimmer allerdings verließ, schnappte sie sich ihre graue Sweatjacke und zog sie über. Sie wollte am noch kühlem Morgen ja nicht gleich erfrieren.


    Zu 'Fireflies' lief sie den Gang entlang, die Arme locker herabhängend. Als sie den Speisesaal schließlich erreicht hatte, stellte sie die Musik leiser und nahm einen Stöpsel aus den Ohren. Ganz ohne Musik wollte sie aber nicht sein, irgendwie gab ihr diese eine gewisse Vertrautheit und Sicherheit. Neugierig sah sie sich um und stellte fest, das die Meisten wohl schon da waren. Auch sah sie sich das Buffet näher an und machte große Augen. Wie es schien, gab es Waffeln – und das am Morgen! Clea bedauerte jetzt schon, dass es sich nicht um das Abendessen handelte. Morgens bekam sie einfach noch nicht herunter. Hastig, weil schon fast alle Waffel alle waren, nahm sie sich einen Teller und Besteck. Dann lud sie sich zwei Waffeln auf – und schon das war eigentlich zu viel. Hinzu kam noch ein Früchtetee, der an sich auch nicht zu ihrer gewöhnlichen Morgenration gehörte. Aber wenn es welchen gab, nahm sie ihn doch gerne. Sie setzte sich etwas abseits der Anderen, auch wenn diese im Moment nicht besonders gesprächig wirkten. Sicher war sicher. Still vertilgte sie die Waffeln und wärmte sich die Hände an der Teetasse. Genüsslich leerte sie auch diese und erhob sich dann. Schnell war das Geschirr weggeräumt. Und ebenfalls schnell stand sie wieder vor ihrer Zimmertür. Sie stellte den MP3-Player aus und legte ihn aufs Bett zu den anderen Sachen. Dann wühlte sie – wieder einmal – in ihrem Rucksack und holte ihre Brille heraus. Sie öffnete das Etui und setzte sie auf. Warum genau, wusste sie nicht, aber schließlich würden sie sich in einem Klassenraum treffen. Da konnte eine Brille sicher nicht schaden. Wer wusste schon, ob sie Power-Point-Vorträge erwarteten?
    Sunny kam hinter dem Bett hervor und miaute sie anklagend an. Bevor sich ihre Katze irgendetwas Verrücktes einfallen lassen konnte, nahm sie die Katzenfutterschachtel und füllte einen der Näpfe. Zufrieden sah Sunny sie an, als wollte sie sagen 'Geht doch'. Im anderem Napf war noch Wasser, also verließ Clea das Zimmer wieder und eilte zu den Klassenräumen. In welchem sie sich treffen wollten, hatte sie zwar schon wieder vergessen, doch zum Glück stand eine Tür offen. Und wo sonst sollten die Anderen schon sein? Sie drosselte das Tempo, sobald sie den Raum betrat, und setzte sich auf einen der freien Stühle. Bald darauf kam Alicia. Sie erzählte von dem bevorstehendem Stadttrip. Außerdem stellte sie das Mädchen, das neben ihr stand, als Kasumi vor und forderte sie dazu auf, sich auch vorzustellen. Das Mädchen erklärte ihre Fähigkeit und ließ dabei das Wort 'Nebelmensch' fallen, was sich nach Cleas Meinung ziemlich schön anhörte. Sie meinte auch, dass sie ruhig etwas über ihre Fähigkeiten verraten könnten.


    Daraufhin fingen die Ersten an, sich vorzustellen. Sie sahen allesamt ziemlich kritisch drein und schienen sich zu fragen, was das werden sollte. Wahrscheinlich waren sie sich einfach nur zu cool, mehr preiszugeben, als den Namen. Innerlich regte Clea sich gerne über solche Leute auf, doch ihre Gedanken wurden von Mr. Quietsch – zugegeben ein selten dämlicher Spitzname – alias Lewis unterbrochen, der das machte, was er am Besten konnte – Reden. Auch musterte sie einen Jungen namens Xaroc, der ihrer Meinung nach beinahe etwas sehr viel von sich preisgab. Aber er war ihr wesentlich sympathischer als diese Kritiker. Danach folgte ein Mädchen namens Tonja, die sogleich über Lewis herzog. Dabei verriet sie allerdings auch seine Kräfte – und das war wirklich sehr nützlich zu wissen. Sie nahm sich vor, ihn im Auge zu behalten. Sie wollte nicht um ihre Wahrnehmung betrogen werden. Dann stellte sich Marika vor, die tatsächlich ihre Fähigkeit ohne einen riesigen Aufsatz nannte.


    Nun war es wohl an ihr. Sie senkte den Blick, um all ihren Mut zu sammeln. Beinahe kam sie sich schon albern vor. Aber irgendwann würde sie es hinter sich bringen müssen. Lieber früher als später. „Ich heiße Clea. Meine Fähigkeit … Na ja, ich kann unter Wasser atmen. Wie ein Fisch.“ Kaum hatte sie den letzten Satz hervorgebracht, färbten sich ihre Wangen in einem zartem Rosa. Hatte sie sich wirklich so kindlich und undurchdacht angehört oder kam es ihr nur so vor?
    Auf jeden Fall musste sie dringend selbstbewusster werden, die anwesenden Personen würden sie wohl weder auffressen noch auslachen, sollte sie etwas unpassendes sagen. Aber so einfach war es wohl nicht, einen über Jahre aufgebauten Schutzwall zu überwinden, erst recht nicht bei Personen, die sie kaum bis gar nicht kannte.


    OT: /Edit: Fixed some Layout problems oder so

  • Leira war gerade noch im Bad gewesen und hatte sich die Zähne geputzt; als Emma reinkam, hatte sie gerade ihren Pferdeschwanz aufgemacht und versuchte, ihre Haare durchzubürsten. Ihre Mitbewohnerin starrte einen Moment auf ihre eigene Bettwäsche, die sie mitgebracht hatte, bevor sie sich zu ihr umdrehte.
    „Ähm, Leira, Du… Kannst du… mir… vielleicht helfen?“, wandte sie sich schließlich an sie. Leira blickte an Emma vorbei auf den Stapel Bettwäsche, dann wieder zu dem Mädchen hoch. Es wunderte sie ein wenig, dass es die andere noch gar nicht selbst versucht hatte - wusste sie wirklich nicht, wie man ein Bett bezog?
    “Klar, kein Problem”, erwiderte sie, bevor sich die Stille zu lange zog. Sie legte ihre Haarbürste aus der Hand und stand auf. Wie bei ihrem eigenen Bett zuvor warf sie Bettdecke und Kopfkissen vorübergehend auf den Tisch, sowie deren Bezüge. Während sie damit beschäftigt war, das Laken über der Matratze glatt zu ziehen, fragte sie Emma mehr neugierig als dass sie sich über sie lustig machte: “Du hast noch nie ein Bett selbst bezogen? Wie kommt das?”


    Emma wusste nicht, wie sie reagiert hätte, hätte sie nicht weder aus Leiras Stimme noch aus ihrer Melodie keinerlei Spott gehört. Das ältere Mädchen begann das Lacken über die Matratze des Bettes zu ziehen. Wenn sie nicht morgen früh alles wieder vergessen hatte, könnte Emma das vielleicht beim nächsten Mal auch.
    Die Blonde zögerte so lange mit ihrer Antwort, dass sie meinte, zu hören, dass Leira sich fragen müsste, ob sie sie überhaupt verstanden hatte. Aber das Mädchen wusste einfach nicht, was es sagen sollte. Als es mit Marcello im Bus darüber geredet hatte, hatte es die Tränen nicht zurückhalten können. Emma wusste einfach nicht, was sie tun sollte.
    „Ich…“, begann sie schließlich, als sich die andere bereits am Kissenbezug zu schaffen machte, „hab lange nicht in einem Bett geschlafen.“ Sie wusste nicht, ob sie genug Kraft aufbringen könnte, jetzt noch - und das zum zweiten Mal an diesem Tag - über ihre Vergangenheit zu sprechen.


    Das Thema schien Emma aufzuwühlen. Leira schob die Ecken der Decke in die Ecken des Bezugs und drückte sie der anderen in die Hand. „Festhalten“, sagte sie nur, während sie den Bezug über den Rest der Decke zog.
    „Du musst mir das jetzt nicht erklären“, meinte sie danach, „wenn du nicht willst. Außerdem bin ich auch müde.“
    Damit wandte sie sich ab, zog sich rasch um und schlüpfte unter ihre Bettdecke. „Schlaf gut“, wünschte sie Emma und schloss die Augen.


    Leira ließ Emmas Aussage einfach so im Raum stehen und fragte nicht weiter nach. Als sie fertig war, das Bett der Jüngeren zu beziehen, verzog sie sich mit einem „Schlaf gut“ in ihr eigenes.
    „Du auch“, murmelte Emma und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte, über Leiras Verständnis oder sich Sorgen machen musste, die andere gekränkt zu haben. Aber ihr Kopf fühlte sich langsam so schwer an, dass sie sich wunderte, ihn überhaupt noch aufrecht tragen zu können.
    Vorsichtig und leise schlüpfte sie aus den Schuhen und zog sich die Jacke aus, die sie seit nunmehr zwei Tagen trug; seit das Monster angegriffen hatte. Sie würde wohl auch bald die Duschen in Anspruch nehmen müssen, so seltsam diese Vorstellung auch für sie war. Inzwischen war sich das Mädchen gar nicht mehr sicher, ob es jemals in seinem Leben geduscht hatte.
    Darauf bedacht nicht zu laut zu rascheln, wühlte Emma in ihren Rucksack nach dem zweiten T-Shirt. Als sie es fand wechselte sie es schnell gegen ihr jetziges, zog die Hose aus und stand noch kurz still vor dem Bett. Sie konnte es nicht in ihren Kopf bekommen, dass sie von nun an in einem Bett schlafen würde. Unter normalen Umständen hätte sie nicht so schnell nachgegeben und wäre aufgrund ihres Bauchgefühls noch länger im dunklen Zimmer stehen geblieben, aber es war nichts mehr normal. Und Emma war todmüde. Also kroch sie unter die Decke und war keine fünf Minuten später eingeschlafen.



    Leiras Schlaf war ziemlich unruhig. Zu viel war am Tag davor passiert und nach einem Ortswechsel hatte sie meistens Schlafprobleme. Noch bevor der Morgen anbrach war sie mehrfach aus verwirrenden Träumen aufgewacht, war einmal aufgestanden um das Fenster zu öffnen, einmal um etwas zu trinken, einmal um auf Toilette zu gehen… Als schließlich die Sonne durch die Vorhänge brach, war sie gerade noch einmal richtig eingeschlafen, aber nun weckten sie neben dem Licht auch Geräusche aus den umliegenden Zimmern.
    Die 17-jährige machte ein unwilliges Geräusch und kniff die Augen zusammen. So schlecht hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen, und eigentlich hatte sie auch überhaupt keine Lust aufzustehen und sich dem Tag zu stellen, nur leider bekam sie allmählich Hunger und so würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben…


    Nach einigen weiteren Minuten der Unentschlossenheit krabbelte sie schließlich aus dem Bett und ging rüber ins Bad. Es dürfte dort nicht mehr viel los sein, die meisten schienen bereits zum Frühstücken gegangen zu sein. Egal.
    Nachdem sie im Bad fertig war und sich angezogen hatte – ihre ausgewaschene Jeans vom Vortag und eines der neuen T-Shirts, diesmal in der Farbe schwarz – bürstete sie sich nur noch kurz die Haare, bevor sie sie zu einem Pferdeschwanz zusammenband und das Zimmer verließ.
    Der Speisesaal war immer noch gut gefüllt als Leira ankam. So wie es aussah, gab es frische Waffeln, allerdings nicht mehr viele. Sie schnappte sich was noch übrig war und suchte sich den erstbesten Platz aus.


    Da sie relativ schnell mit ihrem Frühstück fertig war, war sie gar nicht mal die letzte, die den Speisesaal verließ und den Raum suchte, wo sie sich treffen sollten. Irgendwie erinnerte sie das Ganze hier an eine Art Schullandheimfreizeit… Und genauso sah sie es bisher auch. Nur mit dem Unterschied dass sie noch nicht wusste, wo sie hingehen sollte, wenn ihre Zeit hier vorbei war. Nach Hause ganz sicher nicht.


    Der Raum war bereits halb voll als Leira dort eintraf. Somit dauerte es auch nicht mehr lange bis Alicia dazu kam und die Runde gewissermaßen eröffnete. Hm, vielleicht doch nicht Schullandheim. Eher Kinderheim, dachte Leira bei sich, als Alicia ihnen erklärte, dass sie zusammen in die Stadt fahren würden und sie ihnen alles kaufen würde was sie wollten (also mit Einschränkungen), fast als wären sie eine große Familie und Alicia die Mutter vieler Kinder. Wie eine Heimmutter eben, auch wenn Leira selbst nie ein Kinderheim von innen gesehen hatte. Aber so in Etwa stellte sie es sich vor.
    Dann forderte Alica alle auf, sich vorzustellen. Leira fiel auf, dass sich viele sehr knapp vorstellten, während andere zu keinem Ende zu kommen schienen. Besonders den „Löscher“ fand sie unsympathisch, ähnlich wie die Nervensäge – Lewis, erinnerte sie sich, wenn auch auf eine ganz andere Weise. Immerhin erfuhr sie so etwas über seine Fähigkeit, die er selbst vermutlich wohlwissentlich nicht preisgegeben hatte. Außerdem schien diese Tonja genauso wie Lewis wohl ebenfalls sehr viel von sich zu halten, als sie sich mit Jean aus den X-Men Filmen verglich. Leira kannte diese Filmreihe, und Jean war eine übermächtige Wahnsinnige, die von ihrer eigenen Fähigkeit beherrscht worden war bis sie schließlich getötet werden musste. Niemand, den sie sich als Vorbild genommen hätte.


    Leira versuchte sich die Namen der anderen irgendwie einzuprägen, aber es waren so viele dass sie sich fast sicher war, später manche wieder vergessen zu haben. Allerdings fand sie es wirklich schade, dass viele ihre Fähigkeit lieber im Dunkeln ließen. Sie konnte es zwar verstehen, allerdings fand sie es fast etwas unfair, da im Gegensatz dazu bereits fast alle ihre Fähigkeit kannten… Außer Alicia und andere, die in Oscuras nicht dabei gewesen waren. Und da es eh schon alle anderen wussten, lohnte es sich nicht mehr, noch groß ein Geheimnis daraus zu machen.
    „Also… mein Name ist Leira“, begann sie als gerade wieder eine Pause hinter der letzten Vorstellung entstanden war, „ich bin 17…“, fuhr sie etwas gelangweilt fort, während sie überlegte ob sie noch irgendwas sagen sollte, machte dann aber weil ihr sonst nichts einfiel gleich mit ihrer Fähigkeit weiter: „Die meisten von euch kennen meine Fähigkeit ja schon… Ich mache unsichtbare Wände und so, nichts Spektakuläres.“ Sie tat mit Absicht so als wäre es nichts besonderes, und streng genommen war es das in diesem Umfeld ja auch nicht. Vielleicht wollte sie auch unbewusst einen Gegensatz schaffen zu den selbstverliebten Vorstellungen von Lewis und Tonja. Zudem war ihr gerade nicht nach Aufmerksamkeit.



    OT: Oberer Teil zusammen mit Shiralya.