Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Immer noch spielten alle Melodien scheinbar unkoordiniert durcheinander. Alle waren in reger Aufruhr aufgrund Marikas Verschwinden. Wer hätte auch schon erwartet, dass irgendjemand den umständlichen Weg über die so ziemlich unbezwingbare Felswand nahm. Das sah auch der Fremde ein, der sich nun wieder auf den Weg nach unten machte.
    Noch bevor sie irgendetwas oder irgendjemanden in diesem Durcheinander wirklich erkennen konnte, löste sich der zweite von Marikas „Begleitern“ aus der Traube und erklärte die Situation. Emmas Schlussfolgerung blieb aber die gleiche: Irgendetwas war passiert.
    Dann zeigte sich endlich ein Gesicht, dass ihr bekannt vorkam. Simon, der kleine Junge, von dem sie auf der Busfahrt in die Anstalt Geld bekommen hatten und der laut ihrer Aussage Alicias leiblicher Sohn war, erzählte, er könne Marika spüren und die anderen zu ihr führen. Etwas unschlüssig stand Emma da und sah zu, wie die Ersten Richtung Haupteingang liefen. Sollte sie ihnen wirklich folgen? Eigentlich war in den letzten 36 Stunden genug für die nächsten drei Jahre passiert…
    Dann entdeckte die Acerin Leira, die mit dem Fremden und dem anderen (es war wirklich unpraktisch, dass Emma ihre Melodien nicht hatte auseinander halten können) zum Tor lief. Bevor es noch weiter nutzlos rumstehen konnte, beschloss das Mädchen, ihnen zu folgen. Leira wusste schon, was sie tun konnte. Und selbst wenn nicht, kannte es nun wenigstens jemanden.


    Eine ganze Zeit lief Emma einfach hinter ihrer Zimmergenossin her, ohne sie wirklich einzuholen. Die andere hatte einfach einen zu großen Vorsprung, aber wenigstens war ihre Klavierstimme noch recht ruhig, wenn auch ziemlich ungeordnet, während sie das Tor und die Anstalt hinter sich ließen und dem jungen Simon hinterher bzw. eigentlich eher auch den jungen Simon hinter sich lassend auf einen gewundenen Pfad zuliefen. Dies musste der äußere und sicherlich auch deutlich leichter bezwingbare Weg sein, der zur oberen Kante der Felswand führte.
    Irgendwann während des immer noch sehr anstrengenden Anstiegs hatte Emma endlich Leira erreicht. „Hey“, begann sie leicht außer Atem. Das Mädchen war schneller als sie gedacht hatte. „Hast du eine Ahnung, was genau hier vor sich geht?“ Sie erwartete kein Ja als Antwort. Sie erwartete eigentlich überhaupt keine Erklärung oder sonst etwas. Sie erwartete nur ein bisschen von der Ruhe und Normalität, auch wenn sie nicht sicher war, diese hier auch zu finden.


    OT: Espeon, wenn du etwas dagegen hast, wie ich Leiras Melodie beschreibe, weil sie eigentlich auch total aufgedreht oder was auch immer ist, sag es, dann ändere ich es ab. Emma findet auch eine andere Möglichkeit, Leira anzusprechen^^

  • Nachdem Leira losgegangen war, merkte sie, dass Nic ihr nach kurzem Zögern folgte, jedoch drehte sie sich weder um noch wartete sie auf ihn. Eigentlich reichte es ihr gerade von den beiden Jungs. Ebensowenig konnte sie verstehen, warum Nic auf einmal wieder stehen blieb, um den anderen auf wenig freundliche Art zuzurufen, dass sie sich mal beeilen sollten.
    Was für ein Problem hat er eigentlich? Wenn die anderen keine Lust darauf hatten, das Gelände zu verlassen, war das doch nicht schlimm. Es müssen ja auch nicht alle Marika suchen gehen. So lange sie sich nicht in ein Monster verwandelt hat und wir sie töten müssen (Leira konnte ihre nicht ganz logischen Theorien einfach nicht aufgeben).
    Auch Tomomi mischte sich plötzlich noch ein, jedoch wollte sie einfach nur dass alle aufhörten sich zu streiten, und dass sie doch eine Familie wären und so weiter. Familie? Ich kenn die alle doch so gut wie gar nicht, dachte Leira störrisch und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Tor.


    Kurze Zeit später gesellte sich ihr wandelndes Radar auch endlich zu ihnen und erklärte, dass sie nach dem Tor gleich rechts an der Mauer entlang den Hang hoch bis zum Wald gehen mussten. Und dass angeblich etwas mit Marikas Licht nicht stimmte - eine Aussage, die ein wunderbares Futter für Leiras ohnehin schon zu lebhafte Fantasie abgab.
    Als das Tor endlich offen war, ging die 17-Jährige wie die meisten anderen auch direkt über die vertrocknete Wiese, obwohl das gelbbraune Gras unangenehm in ihre nackten Füße piekste. Aber sie war zuhause auch immer viel barfuß gelaufen, von daher machte ihr das nicht allzu viel aus. Während sie mit einer beachtlichen Ausdauer trotz der Steigung flott dem gewundenen Weg folgte, kam sie emotional wieder ein wenig runter.


    Mittlerweile kamen ihr all die Gedanken absurd vor. Was sollte schon groß sein? Marika hatte sicher viele Geheimnisse, und ihre mysteriöse Verletzung war bestimmt eines davon. Und da sie nicht gewollt hatte, dass die anderen sie genauer untersuchten, war sie weggelaufen. Ende der Geschichte. Leira atmete tief durch. Bestimmt ruhte sich Marika nur von ihrer Klettertour aus, und wenn sie jetzt alle ankamen würde sie ein paar spöttische Kommentare ablassen und sie alle wieder zurück schicken. Wenn sie wirklich schlimm verletzt gewesen wäre, dann wäre sie wohl kaum weggelaufen. Oder überhaupt in der Lage dazu gewesen. Warum machten sich nur alle so viele Sorgen? Weil irgendwas seltsam an der Sache ist. Trotz aller Erklärungsversuche… Irgendein Detail scheint immer nicht zu passen.


    „Hey“, riss sie auf einmal eine bekannte Stimme aus ihren Gedanken. Leira verlangsamte ihre Schritte und ließ Emma aufholen. „Hast du eine Ahnung, was genau hier vor sich geht?“, fragte ihre Zimmergenossin, als sie zu ihr aufgeschlossen hatte.
    Leira schüttelte den Kopf. “Ne, keine Ahnung. Mir fallen irgendwie tausende Theorien ein, aber ich glaub die sind alle falsch. Ich hoffe nur, das hier bringt uns nicht wieder in Schwierigkeiten. Davon hatte ich heute echt genug.” Sie seufzte entnervt.


    „Ich würde da nicht drauf hoffen…“ Leira half Emma nur in sofern weiter, dass sie ein bekanntes Gesicht war. Scheinbar waren die verschiedenen Gedanken, die die Fuge des Flügels andeutete, keine guten.


    Leira lachte nur etwas freudlos, als sie merkte, dass Emma ihren Pessimismus teilte. "Vermutlich hast du recht."
    Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her. Die Luft reichte ohnehin kaum dafür, gleichzeitig zu laufen und zu reden.


    Es dauerte noch eine Weile, bis Simon als Letzter endlich auch oben ankam. Gut, er war der Jüngste, und der Weg war steil, aber es war echt nervig dauernd warten zu müssen. Aber was war das? Anstatt dass er ihnen sagte, wo sie lang mussten, setzte er sich jetzt erstmal, weil er sich ausruhen musste! Grrr… also wenn wir hier unsere Fähigkeiten trainieren sollen, würd ich dich als allererstes mal auf die Laufbahn schicken… Leira sagte nichts, aber sie trat die ganze Zeit unruhig von einem Fuß auf den anderen und ließ den Blick hin und her schweifen ohne jemand bestimmtes anzusehen.


    Endlich ging es weiter, wobei Simon wieder mal nicht gerade der schnellste war, untertrieben ausgedrückt. Sie waren noch nicht weit gekommen, als er plötzlich ruckartig stehen blieb. “Was ist denn jetzt schon wieder?”, fragte Leira genervt und wollte noch etwas anfügen, verstummte jedoch, als der Junge los stammelte: „Es ist weg! Einfach verschwunden … das Licht… gerade war es noch da, jetzt weg… wie ausgeknipst.“ Nach einem kurzen Moment, in dem es so wirkte, als ob er gegen einen Nervenzusammenbruch ankämpfte, schob er noch nach: „Ich hab … noch nie erlebt, … das ein Licht verschwindet. Selbst bei toten Geschwistern… konnte ich sie noch … Stunden spüren. Das Licht … kann doch nicht einfach so weg sein! Aber … es ist weg, einfach weg!“


    Wie, 'es ist weg'? Soweit Leira wusste, hatte Marika nicht die Fähigkeit, sich zu teleportieren, wie dieses andere Mädchen. Und aus welchem Grund sollte ihr Licht sonst weg sein, wenn nicht aus dem, dass sie nicht mehr hier war?
    Jedoch schien sie sich getäuscht zu haben, denn jemand meinte plötzlich, auf der anderen Seite dieses Grabens etwas zu sehen, was Marika sein könnte. Inzwischen war Leira wieder etwas beunruhigter, wenn auch neugierig geworden. Sie hoffte nur, dass das fehlende Erleuchteten-Licht nicht bedeutete, dass Marika sich doch in irgendwas verwandelte. Wenn Simon sagte, dass es nichtmal bei toten Erleuchteten sofort ausging...


    "Komm, lass uns nachsehen was mit Marika los ist", forderte Leira Emma auf. Dabei fiel ihr plötzlich etwas ein: "Vielleicht kannst du uns ja sagen, was mit ihr nicht stimmt", meinte sie aufgeregt. "Du sagtest doch, dass du hören kannst, wie sich jemand fühlt, oder?"

  • Mit ungläubig geweiteten Augen starrte Marcello zu der Stelle hoch, an der Marika noch vor einer Sekunde gewesen war. Er blendete die Gespräche der anderen Erleuchteten aus, denn diese brachten inhaltsmäßig nicht viel Neues. Nach einer Weile spürte er dass sein Nacken anfing zu schmerzen. Kein Wunder wenn man wie er die ganze Zeit nur sein Blick auf eine Stelle gerichtet hatte, die ein ganzes Stück höher war als normalerweise. Langsam senkte er seinen Kopf, denn ansonsten würde er ein hässliches lautes Geräusch in seinem Genick vernehmen. Dies wollte er unbedingt verhindern. Nachdem sich sein Kopf wieder eingerenkt hatte, drehte er sich um und er blendete die zuvor eingedämmte Geräuschkulisse wieder ein. Der wieder entstandene Lärm schmerzte kurz in seinen Ohren, dann gewöhnte er sich jedoch wieder an sie.


    Seine Aufmerksamkeit richtete dann auf einen Jungen der Simon hieß. Zuletzt hatte er ihn gesehen als sie auf der Waldlichtung waren. Wann war das gewesen? Ach ja gestern. Schon seltsam wie schnell sich so ein Leben verändern kann. Marcello schüttelte innerlich seinen Kopf. Jetzt war nicht der beste Zeitpunkt um darüber zu philosophieren. Er konzentrierte sich nun den nachfolgenden Gedanken. Wenn sich später noch ein Zusammentreffen mit Simon ergeben hätte, dann könnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Dieser Junge löste bei ihm immer noch ein seltsames Gefühl aus. Woran das aber lag, das wusste er nicht. Im Grunde war das aber auch egal. Simon teilte ihnen mit, dass dieser die Präsenz von Marika erfühlen könne und dass es wichtig wäre wenn sie so schnell wie nur möglich gefunden wird. Zudem kenne dieser noch ein Weg hoch auf die Klippe, der nicht beinhaltet, dass man erstmal eine Kletterpartie absolvieren muss. Der junge Sänger musste erstmal verdauen was Simon gesagt hatte. Zum einen war es noch immer ungewohnt von den Fähigkeiten der anderen zu hören und zum anderen dass es wichtig wäre Marika zu finden.


    Marcello wollte losgehen, doch seine Füße wollten ihm nicht gehorchen. Eine innere Stimme flüsterte ihm zu, weshalb er mithelfen wollte, eine wildfremde Person zu suchen? Das würde ihn kein bisschen weiterbringen und er hätte doch wichtigeres zu tun. Zum Beispiel zu Bruno zugehen um dort seine Geigen wieder herzurichten. Für ein paar Sekunden lang war er geneigt seinem egoistischen Schweinehund zu zustimmen, doch dann dachte er an sein Gewissen. Wenn er das wirklich tun würde, könnte er sich das nie verzeihen. So riss er sich los und eilte mit einigen anderen zusammen los.


    Während sie liefen, ignorierte er meisten Gespräche der anderen. Wie auch vorhin brachten sie einen kaum weiter. Durch die Beantwortung der aufkommenden Fragen verloren sie nur viel zu viel zeit und das war nicht sehr lukrativ. Am Ausgang angekommen, blieb Marcello kurz stehen um zu sehen ob ihnen noch ein paar folgten. Dabei bemerkte er dass Simon ihnen folgte. Zuerst wunderte er sich, wieso dieser so langsam war, dann jedoch rief er sich ins Gedächtnis, dass Simon gar nichts dafür konnte. Leicht verärgert dachte, dass es ziemlich unhöflich war, einfach voraus zu rennen. Er war sich unsicher ob der Kleine erfreut gewesen wäre, wenn die anderen Erleuchteten, Rücksicht auf ihn nehmen würde. Schwieriges Thema. Er selber beschloss sich selber später beim Laufen zu mäßigen denn wie ein Irrer den unbekannten Weg entlang zu rennen, würde auch nichts bringen. Wer weiß was sie auf dem Weg noch erwartet? Er hörte dann wie Simon ihm und den anderen den Weg beschrieb. Marcello beunruhigte die Sache mit dem Licht ein wenig. Das seltsame Gefühl in seiner Magengrube wurde immer stärker.


    Die Gruppe lief die Straße entlang. Da einige es eilig hatten, nahmen sie die Abkürzung über die ausgedorrten Wiese. Marcello selber hielt sich lieber da auf, wo ihm keine Grashalme im Weg waren. Ihm war die Natur selber immer noch sehr suspekt. Der schmale Weg der hoch zur Klippe führte, war ihm sofort ein Dorn im Auge. War er denn wahnsinnig? Marcello musste sich schon zusammenreißen um weiter zu gehen. Der Weg strengte ihn sehr an und er hoffte mit jeder Kurve, dass sie am Ziel angelangt waren. Für sowas ist er einfach nicht geschaffen. Am liebsten würde er wieder umkehren, doch wie hätte das ausgesehen? Dieses Gefühl war doch stärker als der Wunsch sich feige zu verkriechen. Was auch nicht hilfreich war, dass der Boden nicht wirklich halt bot und es auch kein Geländer gab. Da lobte er sich doch ein Haus in der Stadt. Sowas würde dort nicht vorkommen. Schritt für Schritt tastete er sich vor, denn er verspürte nicht die geringste Lust abzurutschen. Wobei er sich das schon bildlich vorstellen konnte.


    Das Ziel war zum Greifen nahe. Mit zitternden und schmerzenden Beinen kam Marcello an und lehnte sich gegen einen Baum. Er musste sich ausruhen. Seine dunklen Augen schweiften ungläubig über seine Umwelt. Er konnte noch gar nicht glauben, dass er das geschafft hatte. Ein Gefühl des Sieges machte sich in ihm breit und war sehr befriedigend. Nach wenigen Minuten ging es weiter. Dieses Mal kamen sie leichter voran. Plötzlich jedoch blieb Simon abrupt stehen. Verwirrt sah Marcello ihn an. Simon schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Laut seiner stammelnden Aussage, ist das Licht Marikas verschwunden. So was hatte der Junge noch nie erlebt. Aufgrund dessen kroch es Marcello eiskalt den Rücken hinunter. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Mit starrem Blick sah sich der Sänger um. Er hoffte dass es Marika wider Erwarten noch lebte und sie nicht allzu schwer verletzt war. Diese Hoffnung war das letzte an das er sich im Moment klammerte.

  • Zuerst war Tomomi erleichtert, als Simon auftauchte.
    Aber als er erklärte, dass Mama momentan nicht in der Anstalt war, wirkte die Mumie noch unsicherer. Solch eine Situation zu erleben...ohne Mama....das war unvorstellbar für sie. Aber da mussten sie jetzt alle durch, für Marika! "Ich bleibe bei dir Simon.", erklärte Tomomi mit leiser Stimme. Er war ihr kleiner Bruder und so wusste sie auch über seine Geschwindigkeit Bescheid und wie oft er dafür kritische Blicke bekommen hat. Deswegen blieb das Geschwisterpaar meist zusammen, wenn Mama nicht da war und sie schnell von A nach B laufen mussten.
    Auch für die kleine Mumie war der Weg nicht einfach. Sie lief generell ohne Schuhe und nur die Bandagen um ihre Füße verhinderten, dass der Schotter böse piekste oder gar Wunden verursachte. Ansonsten kam der Geist der Anstalt eigentlich immer gut voran, aber da Simon deutlich größere Schwierigkeiten hatte, blieb sie extra zurück und half so gut sie konnte.


    Insgesamt verlief trotzdem alles gut, bis Simon schockiert stehen blieb und wimmerte, dass Marikas Licht verschwunden sei. Auch Tomomi blieb überrascht und verwirrt stehen. "Verschwunden...? W...weg....plötzlich?", stammelte sie. Simon hatte tatsächlich noch nie solch einen Anfall gehabt. Da konnte etwas nicht stimmen. Schnell packte die große Schwester Simon am Oberarm und versuchte ihn vorsichtig wach zu rütteln: "Simon....Simon.....was ist passiert.....bitte.....beruhige dich."
    Dabei konnte die Mumie auch hören, dass Leira dazu aufrief sich das ganze näher anzusehen. "Vorsichtig....das ist zu gefährlich...", versuchte Tomomi die anderen zu warnen, aber sie selbst war zu verwirrt und beschäftigt als das sie eine laute Stimme benutzen konnte.

  • Zanza nicht sehr wohl zumute, als sie durch das Haupttor der Anstalt schritten, und das nicht nur wegen dem Anstieg, der ihnen bevorstand. Nach den Aussagen vom Mond und Samuel schien Marika in einem schlechten Zustand zu sein. Dennoch ist sie im Höchsttempo geflohen, anstatt sich von den anderen helfen zu lassen. Das konnte alles mögliche bedeuten. „Ob sie wohl verhindern mochte, dass jemand von ihrer Schwäche erfährt und sie damit möglicherweise erpressen könnte?“, murmelte der Kartenleger gedankenverloren. Die Tarotkarten schwebten wieder in den Stapel zurück und er fing an erneut zu mischen. „Oder könnte es etwas sein, dass einen von uns oder uns alle mit hinein ziehen kann? Will sie uns mit ihrer Flucht nur schützen? Will sie, dass wir fortbleiben? Wird sie uns nur anschreien? Sollen wir weitergehen? Sollen wir umdrehen? Was wird geschehen? Was sollen wir tun? Was hätten wir tun sollen?“ Das Gemurmel wurde immer hysterischer, bis er sich schließlich am Riemen riss und seine Gedanken in die Gegenwart zog. Die Irrlichter flackerten besorgt um ihn, doch er winkte nur lächelnd ab. Für den Moment ging es ihm gut.


    Ihr Weg führte um die Mauer herum, die die Anstalt von der äußeren Welt und über die Wiesen auf einen schmalen Pfad, der es allen ermöglichen würde zu Marika herauf zu gelangen. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, blieb Zanza's Schatten durch die Begleitung des Mondes tiefschwarz, die stechenden Augen stets in Besorgnis auf seinen Beschwörer gerichtet. Zanza's Augen waren wieder verschleiert. Dies war kein Zeichen seiner Kontrolle, sondern nur wieder eine Flucht in Erinnerungen. Dennoch nicht mal der Wahrsager konnte sich so sehr in der Vergangenheit vergraben, dass er sogar die körperliche Anstrengung ignorieren konnte, die das Erklimmen des schmalen Felspfades mit sich brachte. Es war viel weniger, dass er oben angekommen ärgerlich auf Simon warten musste, als dass er für sich insgeheim froh über die kurze Pause war. Zumal der Grünäugige sich der körperlichen Verfassung des Jüngeren bewusst war. „Mir...gefällt...die...ganze...Sache...nicht“, gab der Mond von sich, während der Nekromant langsam wieder zu Atem kam. „Ach, ich glaub da sind wir nicht allein“, japste Zanza. „Sowohl psychisch als auch physisch.“ "Ja, aber...ach...nichts.“ Der Blauhaarige warf seinem Schatten einen Blick zu, bevor er sich wieder den Anderen anschloss.


    Viel weiter ging es jedoch nicht mehr, als Simon plötzlich fast schon zusammenbrach und darüber wild brabbelte, dass Marika's Licht verschwunden sei. Entgeistert und entsetzt sah der Kartenleger das lebendige Sonar an. Was bedeutete das nun wieder? Was könnte einen Erleuchteten seines Lichts berauben? Lauerte doch Gefahr voraus? Oder war Marika's Licht nur irgendwie verdeckt? Wieder prasselten die Fragen auf Zanza ein und wieder verdrängte er sie mit einer Erinnerung. Für eine kurze Weile dachte er an das Gefühl, welches in ihm aufgekommen war, als er die anderen Erleuchteten getroffen hatte. Der Nekromant schluckte seine eigene Panik hinunter und setzte, was er hoffte, ein aufmunterndes Lächeln auf, bevor er auf Simon und Tomomi zuging. „Beruhige dich Simon“, sagte er in einem sanften Tonfall. „Ich weiß, es muss gerade für dich eine schreckliche Erfahrung sein, aber Panik hilft da nicht weiter. Wenn wir Marika finden, können wir vielleicht auch erfahren was mit ihrem Licht nicht stimmt. Also tief durchatmen und ruhig Blut.“

    Eine Aufregung anderer Art gab es, als jemand gesehen haben wollte und dadurch einige beinahe losstürmten. Der Wahrsager konnte das verstehen, schließlich machte auch er sich Sorgen um die wilde junge Frau, aber er war sich nicht sicher, ob es so klug war blind voran zu stürmen. „Nr.15, der Teufel: Der Instinkt, der uns beherrscht“, verkündete Zanza mit der entsprechenden Karte in der Hand. Der Geist erschien mit einem unpassend lockeren Grinsen im Gesicht, während der Schatten seines Beschwörers eine den Lichtverhältnissen passende Farbe annahm. „Pass bitte auf, dass wir keine bösen Überraschungen erleben“, meinte der Grünäugige ernst, worauf der Teufel übermäßig dramatisch salutierte. „Jawohl, stets zu Diensten“, lachte er, da es ihm nicht mal gelang einen ernsten Tonfall auf zu setzen. Der Blauhaarige lächelte wieder seinen beiden Geschwistern zu. „Wollen wir dann? Wir müssen schließlich ein Auge auf unsere neue Familie werfen, wenn ihre Mitglieder sich nicht der Vernunft hörig machen wollen.“

  • Art legte das Buch zur Seite. My, my. Eine durch und durch ununterhaltsame Geschichte, in welcher Archäologen eine unterirdische Armee perfekt erhalterner Golems finden und die daraus resultierenden Ergebisse für die Weltwirtschaft, wenn sowohl die Staaten als auch Privatunternehmen versuchen, diese in Besitz zu nehmen. An sich ein interessanter Ansatz, jedoch viel zu theoretisch. Anstatt Verfolgungsjagden und Duellen drehte sich der Hauptteil des Buches nur um einflussreiche Leute in Anzügen, die die Situation diskutierten, und obwohl Artemis wusste, dass diese ruhigen Gespräche die Welt mehr bewegten als jeder Zweikampf auf dem Dach einer verlassenen Fabrik es jemals vermögen könnte, waren sie doch, in Buchform, nicht das unterhaltsamste Thema.


    Desinteressiert warf er einen Blick aus dem zentralen Fenster der Bibliothek. Draußen erwiderte der weitläufige Garten seinen Blick, der Streichelzoo, die Steilwand - an der sich jemand hochzog. Klar war - wer auch immer sich zu einer solchen Tat ohne Haltegurt veranlasst sah, war auf jeden Fall eine nähere Untersuchung wert. Und war es nicht seine Aufgabe, die Labilen herauszupicken und näher unter die Lupe zu nehmen?


    Artemis stützte sich mit beiden Händen auf den Fensterrahmen und vergrößerte die kletternde Figur. Nicht dass sie sonderlich schwer zu erkennen war - es handelte sich offensichtlich um diese entsetzliche Person von Marika, die beschlossen hatte, sie vorzeitig zu verlassen. Zwar hätte sie das auch durch das Haupttor hätte tun können, aber vielleicht war sie ja ein Fan großer Auftritte. Er konnte so etwas nachvollziehen.


    Spaß beiseite, das war definitiv nicht normal. Außerdem sammelten sich unten die anderen Erleuchteten, also war es in seinem besten Interesse, ihr zu folgen. Tja. Wenn er sich angestrengt hätte, hätte er vielleicht noch ein gutes Buch gefunden, aber anscheinend sah seine Tagesplanung anders aus. Begleitet von finsteren Gedanken über seinen verschwendeten Vormittag verließ er erst die Bilbliothek und wenig später das Gebäude, wo ihm die aufbrechende Gruppe bereits entgegenkam. Anstatt etwas zu sagen, beschloss er einfach, sich stumm hintendran zu hängen.


    Den Marschgesprächen der anderen zu urteilen, wollten sie offenbar Marika davon abbringen, die Anstalt zu verlassen und sich selbst in unabschätzbare Gefahr für Leib und Leben zu stürzen. Wollen wir, hm? überlegte Art. Will ich das? Wie er es auch drehte und wendete, Marika war stur und ließ sich sehr schwer von anderen beeinflussen, so viel stand fest. Eine solche Person dabeizuhaben war ein schwer kalkulierbares Risiko. Vielleicht... Vielleicht sollte ich versuchen, mit ihr ein Gespräch unter vier Augen zu führen.


    Schließlich, nach einer kurzen Kletterpartie, die Art als einer der letzten überwand, kamen sie oben an. Unverwandt beobachtete er, wie der Rest Simon hochhievte und darauf wartete, dass er wieder zu Kräften kam. War das nicht ein guter Moment, um sich abzusetzen und einen Vorsprung aufzubauen? Gerade wollte er sich umwenden und vorangehen, als er Simons Stimme hinter sich hörte: „Es ist weg! Einfach verschwunden … das Licht… gerade war es noch da, jetzt weg… wie ausgeknipst.“ Damit hat sich die Sache doch schon erledigt. Gerade wollte er etwas ähnliches einbringen, da fiel ihm etwas nicht allzu weit entferntes in die Augen. Das ist doch nicht... Unglücklicherweise war er nicht der einzige, dem Marikas Bürste auffiel, und dieser Jemand, wies auch noch den Rest darauf hin.


    Cor blimey. Jetzt musste er sofort handeln, wenn er nicht wollte, dass ihm die anderen zuvorkamen. Mit einem Satz sprang er in die Einkerbung im Waldboden, die, obwohl nicht tief, trotzdem bei der Landung in den Knien schmerzte. Anstatt darauf zu reagieren, krallte er sich jedoch an der gegenüberliegenden, niedrigen Wand fest und zog sich grunzend hinauf. Auf der anderen Seite der Klinge keuchte er kurz - Ich bin entweder zu alt für so etwas oder trage die falsche Kleidung - und joggte dann los, entschlossen, vor den andern anzukommen und mit Marika sprechen zu können.

    No time to search the world around
    'Cause you know where I'll be found
    When I come around
    When I come around, yeah

  • Es wurde sehr schnell offensichtlich, dass der Grund dieses Auflaufs keine Party war, was Laverne bei dieser Schnarch-Gesellschaft auch äußerst verwundert hätte. Aus den fast schon epileptisch wirkendem Emotionswirrwarr und den durcheinander gehaltenen Konversationen, konnte er jedoch schließen, dass das blonde Biest Marika sich offenbar dazu entschlossen dieses Höllenhaus auf doch sehr … unkonventionelle Weise zu verlassen („What a show-off, das ist ja nicht mehr feierlich! Ich erkenne eine Attention-Whore, wenn ich sie sehe!“). Obwohl der Brillenträger sich sehr mit diesem Sentiment identifizieren konnte und auch absolut kein Problem damit hatte, die ungehobelte Blondine in der Wildnis verkommen zu lassen, schien er, wie immer, auf einsamem Posten zu stehen. Bei den Freakkindern schien es allgemeiner Konsens zu sein, dass man Marika auf jeden Fall zurückholen sollte. Allen vorweg war natürlich Tomomi, die etwas von Familie faselte und das blonde Monstrum als quasi unentbehrlich darstellte.


    Genervt verdrehte Laverne die Augen. Er hätte nur liebend gerne seine wirkliche Meinung kundgetan, aber aufgrund von der Präsenz des Mumienmädchens erschien ihm das als unangebrachtes Manöver. Manchmal musste man halt für Profit leiden. Hoffentlich konnte er die Sache so schnell wie möglich abwickeln, er hasste es, sich zurückstellen zu müssen.
    So schluckte er seinen Frust herunter und gab sich stattdessen mit abfälligen Gedanken zufrieden. „Warum müssen wir dieser komischen Tussi überhaupt hinterherjagen, ich hab gar keinen Bock auf die Trulla! Haben diese bescheuerten Freaks nichts Besseres zu tun als hier einen auf Happy-Pappy-Family zu machen? Die kennen die Olle erst seit, keine Ahnung, gefühlt drei Minuten und schon ist sie ihr Lebensinhalt, oder what? Bxxch, please! Ich lol’e mich all the way to the bank! Gleich steig ich in meinen roflcopter und flieg davon! I don’t care, I love it, kann ich da nur sagen. Außerdem bin ich für so eine Occasion überhaupt nicht appropriate angezogen, kann ich nicht vorher noch mein Outfit wechseln? Naja, eigentlich ist keins meiner Outfits dafür geeignet … Und jetzt soll ich auch noch rennen? In diesen Schuhen? I dont‘ think so!“

    Als einer der Letzten war der Brillenträger das Schlusslicht der Gruppe und sein griesgrämiger Gesichtsausdruck zeugte nicht gerade von großem Enthusiasmus. Als er dann schließlich an der kleinen Kletterpartie ankam, war es aus mit seiner ohnehin recht gering bemessen Investition. Mit einem Mund, der so dünn war, dass man ihn mit einem Bleistift hätte nachziehen können, sah er noch wie sich Mutter Theresas kleiner Nervbolzen gerade über die Kante zog. „Like hell I’m gonna do this! Seh ich aus wie Spider-Man, oder was?! Sobald die den She-Demon wieder eingefangen haben, werden die doch sowieso wieder runterkraxeln, warum also bemühen?“

  • Sie hasste dieses blöde Wetter. Und sie hasste diese Leute dafür, dass man sie dazu zwang, in der prallen Hitze über offenes Feld zu rennen. Nur, weil dieses Mädchen wohl geflüchtet war.
    Roe hatte nicht viel herausfinden können, denn just in dem Moment, in dem sie sich dazu bereit gemacht hatte, zuzuhören, rief jemand, den sie nicht kannte, zu Eile auf, dann bat Tomomi um Ruhe und Frieden und dass alle zusammenhielten. Roe war nicht einmal mehr zum Lachen zu Mute. Ihre Laune war im absoluten Keller und am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre gegangen, nur dummerweise würde man ihr das nicht durchgehen lassen. Und sie fragte sich noch immer, was plötzlich in Marika gefahren war, dass sie türmte und davon lief, als hätte sie einen Eisbären gesehen. Sie war nicht in großartige Panik geraten, als das Ungeheuer sie im Kasino angegriffen hatte... Warum dann also jetzt? Insgeheim hoffte sie ja auf etwas, das noch gefährlicher war, als das Monster von zuvor. Nicht, weil ihr ihr Leben nicht lieb war. Eher... um ihre Neugierde zu stillen. Und wenn es sein musste, dann lief sie eben. Sie war eine schnelle Läuferin. Wenn die Sonne ihr nicht gerade auf den Schädel knallte und sie wieder nahe dran war, das Bewusstsein zu verlieren.
    Was hatte sie noch einmal geritten, hierher zu kommen...


    Als sie sich als eine der letzten die Serpentinen hochgekämpft hatte und keuchend auf der Waldebene stehen blieb, um um ihr Gleichgewicht und dem Bewusstsein zu kämpfen, wurde Aurore schnell bewusst, dass sie so etwas niemals wieder machen würde. Ihre Neugierde würde die Fortlanderin in Zukunft nur noch mit Büchern befriedigen, das schwor sie sich. Prustend und augenverdrehend kämpfte sie sich ein Stück weiter vom Abgrund weg. Glücklicherweise spendeten die Bäume Schatten und Kühle, die sie wirklich nötig hatte, und so normalisierte sich ihr Zustand wieder etwas. Von "Kurz vorm Verrecken" zu "Ich schmelze gleich oh ihr Götter ist das heiß". Eine kleine, aber entscheidende Verbesserung. Und... besser als nichts.
    Sie begann gerade, sich innerlich selbst dafür zu verfluchen, nicht einfach in der Tundra geblieben zu sein- oder zumindest beim Pool- da hörte sie Simons Stimme, die sich in Panik überschlug:„Ich hab … noch nie erlebte, … das ein Licht verschwindet. Selbst bei toten Geschwistern… konnte ich sie noch … Stunden spüren. Das Licht … kann doch nicht einfach so weg sein! Aber … es ist weg, einfach weg!
    Aurore verengte die Augen zu Schlitzen. Ihre Gedanken jagten einander.
    Marikas Licht war verschwunden. Tot konnte sie aber nicht sein, dann könnte Simon es noch sehen. Es musste etwas anderes mit Marikas Licht passiert sein. Er hatte selbst Aurore in der Tiefe der Tundra aufspüren können, an der Entfernung konnte es nicht liegen. Und auch glaubte sie nicht daran, dass Marika das Licht so manipulieren konnte, dass es für ihn nicht mehr wahrnehmbar war... Schon gar nicht in der Panik, die sie offenbar verfolgt hatte.
    Wer also dann? Irgendjemand schirmte ihr Licht ab, machte es unmöglich sie zu orten. Zumindest über das Licht.
    Jemand riss sie aus den Gedanken, als er glaubte, Marika in der Entfernung gesehen zu haben. Die Gruppe bewegte sich weiter, genau auf eine kleinen Abgrund hin zu. Eine Schneise mitten im Boden, keine zwei Meter tief, aber für Roe einen Grund, frustriert aufzustöhnen. Tatsächlich gab es sogar ein Mädchen, das sofort nachschauen wollte, was los ist, Tomomi und ein anderer dagegen sprachen sich zur Geduld aus und versuchten Simon zu beruhigen. Noch bevor Simon aufhörte zu schluchzen, preschte Artemis vor und sprang in den Graben. Aurore blinzelte- für solche Sprünge war der menschliche Körper, gerade in einer solchen Verfassung wie der von Art, definitiv nicht ausgelegt, es musste also ziemlich geschmerzt haben- und schaute ihm noch kurz hinterher, wie er in den Wäldern verschwand.


    Stellte sich jetzt die Frage... Folgen oder hier bleiben?
    Rational betrachtet brachte es ihr nicht, bei diesen Erleuchteten zu verharren. Sie würde nicht herausfinden, was mit Marikas Licht passiert war oder was sie so in Panik versetzt hatte. Sie würde mitten im Wald stehen, sich nicht bewegen, warten und nichts tun, außer mutmaßen, was jenseits des Grabens so passiert.
    Und schon wieder verfluchte Roe sich.
    Sie löste sich aus der Gruppe, lief zum Graben und rutschte den Abgrund herunter. Es fühlte sich an, wie im Schnee zu rutschen, ihr gutes Gleichgewichtsinn half ihr, gerade zu bleiben. Mit dem Schwung, der ihr die Rutschpartie verpasste, kraxelte sie die gegenüberliegende Seite hoch. Sie rammte ihre Füße in die Schräge und drückte sich ab, sodass sie in der Hocke auf der anderen Seite sicheren Stand hatte.
    Aurore schloss die Augen und atmete einmal aus. Als sie sich zu den anderen umdrehte, um zu sehen, was sie machten, hatten sie ihre Iriden leuchtend weiß gefärbt. Sie blinzelte und preschte dann in den Wald davon, geradewegs Artemis hinterher, dessen leuchtend roten Umriss sie zwischen den Bäumen huschen sehen konnte.

  • Sein Aufruf schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, auch wenn eine Mumie, sofern man das so nennen konnte meinte Moralapostel spielen zu müssen. Familie wann hatte er so etwas das letzte Mal gehabt? Es war unter Garantie schon eine Ewigkeit her, und die Truppe, die er damals als Familie bezeichnete was keine mehr. Also würde er sicher nicht nach so langer Zeit einfach wieder damit anfangen. Denn immerhin war das einzige was er durch seine sogenannte "Familie" gelernt hatte, war dass man nur auf sich selbst vertrauen soll, wenn man überleben will. Von dem her konnte er getrost auf eine Familie oder so verzichten. Am Tor wandte dann wieder der Knirps an die Versammelten, das er wüsste wohin sie mussten, und auch wo der Weg durchführte, und dann erzählte er noch etwas von beeilen, was Nic eigentlich ziemlich gut gefiel, wenigstens jemand war mal der gleichen Ansicht wie er, und mahnte zur Eile. Dementsprechend aufgemuntert, überquerte er die Wiese, zu dem Feldweg welchem er folgte und mit dem Aufstieg begann. Wenn es so weiterging, wäre das Problem recht schnell gelöst.


    Falsch gedacht, denn sobald er oben war, was nicht mal so übertrieben lange dauerte, musste er eine gefühlte Ewigkeit warten. Wie konnte man als Erleuchteter wenn man von allen gehasst wurde nur in einem so schlechten körperlichen Zustand sein? Man musste echt ein verdammt bequemes Leben gehabt haben, um sich das leisten zu können. Nicht das Nic gerne mit ihm getauscht hätte, aber irgendwie musste der Kleine mal auf die Laufbahn. Denn wenn er jedes Mal so verdammt langsam war, dann hatte er wahrscheinlich irgendwann ein gigantisches Problem mit Nic. Naja da liess sich leider gerade nichts machen, weshalb er den Frust versuchte herunter zu schlucken, denn immerhin war es doch noch recht jung. Nicht dass das wirklich ein Bonus oder so war, aber da Nic nicht ein Ausbilder oder so. Das war ehe noch eine ungeklärte Frage, wer eigentlich die Ausbildung übernahm. Unterdessen hatte es sogar die Schildkröte geschafft, also konnte es endlich weitergehen.
    Oder hätte es zumindest Theoretisch gehen können, da er wohl zuerst noch eine Pause brauchte, so langsam verlor Nic beim besten Willen die Geduld. Wann das zum letzten Mal passiert war wusste er nicht, geschweige denn, wann er das letzte Mal überhaupt so viel Geduld aufgebracht hatte.


    Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit ging es dann endlich wieder weiter, wobei der Kleine schon bald wieder zurückfiel. Der kostete echt Nerven. Doch die ganze Geschichte versprach noch besser zu werden, denn ohne Vorwarnung schien er einen Anfall zu haben. Nichts was gerade aufmunterte, aber was Nic wirklich erschreckte war das was er von sich gab. Marikas Licht soll verschwunden sein? Ging das überhaupt? Wenn er fähig war die anderen zu spüren, dann musste er auch fähig sein irgendwas, dass sie von der Umgebung unterschied zu fühlen. Aber wenn nicht einmal bei Toten das sogenannte "Licht" verschwand, warum dann bei Marika? Fragen über Fragen, aber das nur rumstehen und die vermutlich vergeblichen Beruhigungsversuche der Anderen brachten sie nich näher an ihr Ziel. Reden war ja schön und gut, aber man brauchte eben auch Taten wenn man Ergebnisse wollte. Zum Glück schienen nicht alle das kleine zusammengesackte etwas beruhigen zu wollen, sondern entdeckten in der Ferne etwas, das wie Marikas Frisur aussehen konnte. Weshalb er einfach dieselbe Richtung einschlug, der Kleine hatte ja genug Motivationsbeistand, und das war ehe nicht so sein Ding. Die Einkerbung im Boden nervte zwar, aber davor stehen zu bleiben, und auf besseres Wetter zu warten brachte nun mal nichts. Dementsprechend liess er sich nach unten gleiten, und kletterte an der anderen Seite wieder nach oben, keine grosse Sache, aber halt einfach nervig. Immerhin war es nicht so tief, und ein paar Augenblicke später wieder oben. Klettern war zwar nicht so seine Paradedisziplin gewesen, aber wenn es darum ging möglichst schnell Hindernisse zu überwinden konnte er ohne Probleme behaupten, dass er darin recht gut war. Den ewigen Verfolgungen im Dschungel der Stadt sei Dank.

  • Etwas erinnerten ihn die anderen Bewohner der Anstalt, wie sie alle zusammen das Gebäude verließen und gemeinsam einen Weg bestritten, an den Rattenfänger von Hameln... Aru war noch in Gedanken versunken gewesen als die ersten der Erleuchteten an ihm vorbei gezogen sind, zumal weder jemand auf ihn zugegangen wäre, noch sie ihm sonderlich nahe gekommen wären, so dass er sie durch seine Fähigkeit hätte wahrnehmen könnten. Da es aber mehr als nur einer oder zwei waren, hatte er sie schließlich doch bemerkt. Zuerst war er noch unentschlossen ob er ihnen folgen sollte oder nicht. Das letzte Mal ist er auf eine der Bestien gestoßen, wurde von einem Gebet manipuliert und das alles war in einer Spielhölle geschehen, die eher an einen Schlachthof erinnerte. Alles gute Argumente den anderen nicht zu folgen. Zumal sie vielleicht auch jetzt gerade von irgendjemandem kontrolliert wurden und in irgendeine Falle tappten... Aber was machte er überhaupt hier, wenn er nicht zumindest etwas darauf aufpasste das die Schießwütigen nicht gleich untereinander oder mit anderen einen Streit vom Zaun brachen oder sonstigen Zwist sähen? Sollte es wirklich eine Falle sein, wäre es auch nicht schlecht, wenn noch jemand mit einem klaren Verstand die Gruppe begleiten würde und außerdem wollte er auf Tomomi aufpassen, nach dem er ihr für ihre Hilfe noch etwas schuldete und sie vielleicht etwas zu gutgläubig war. Finden konnte er sie zwar auch die Schnelle nicht, aber das musste nichts heißen, es war eine größere Gruppe von Erleuchteten und solange er nicht gerade ihr Stimme hören konnte, war es eigentlich unmöglich sie aufzuspüren. Der Blinde schloss sich also auch den Jugendlichen an, wobei er immer ein "Auge" auf seine Umgebung warf und jederzeit mit einem Angriff aus dem Hinterhalt rechnete.
    Ohne zu wissen weshalb überhaupt die anderen in den Wald gingen, wie er nach dem Besteigen eines Abhangs feststellen konnte, konnte er unmöglich sagen, was ihn möglicherweise erwarten würde.


    Da sich der Schwarzhaarige am Rand der Gruppe und eher auf Umgebungsgeräusche achtete als auf das Gesprochene, bekam er nur bruchstückhaft mit, dass Marika verschwunden war, sie bisher ihrem Licht gefolgt waren, dieses nun jedoch ohne Vorwarnung erloschen war. Nach dem einige Gruppenmitglieder sich kurz darauf abgesetzt hatten, offenbar weil sie etwas entdeckt hatten und meinten es sei Marika, wie sich der Junge zusammenreimte, entschied er ihnen auch zu folgen. Dass die, die vorausgegangen sind, sich nicht gerade leise bewegten unterstützte ihn bei der Verfolgung, außerdem war er für Aru durch seine Fähigkeit ein leichtes auf dem Untergrund immer den besten Halt und Weg zu finden. Auch der Graben, den ein nun ausgetrockneter Bach in den Waldboden gefräst hatte, stellte kein Hindernis dar. Ohne auch nur ins Rutschen zu kommen war er den eine Hang hinunter gelaufen und suchte sich schon die beste Stellen um auf der anderen Seite wieder nach oben zu kommen, bevor er wieder die Richtung derer einschlug, die schon vor gegangen waren.

  • Xaroc zog bei der ersten Antwort unwillkürlich den Kopf ein. Dennoch stellte sich ihm die Frage, warum um alles in der Welt jemand von einem Hochhaus springen wollen würde. Ehe er jedoch gerade diese Frage stellen konnte, redete Samuel bereits weiter und klang dabei nicht mehr ganz so vorwurfsvoll wie vorher.
    Verzeiht, ich wollte damit auch bei weitem nicht andeuten, dass wir sie einfach ihrem Schicksal überlassen sollen.“, wägte Xaroc jedes Wort einzeln ab. „Aber Miss Marika hat schon mehr als einmal unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage ist auf sich selbst aufzupassen. Sie muss doch sicherlich wissen, dass es unklug wäre, verletzt einfach davon zu laufen.“ Nun sprach Xaroc nachdenklich, mehr zu sich selbst, als zu dem anderen, aber dennoch für ihn hörbar. „Also entweder ist ihre Verletzung dann nicht so schlimm, wie wir annehmen oder... oder sie ist doch sehr schwer und beeinträchtigt ihr Entscheidungsvermögen, weswegen sie selber wohlmöglich denkt, dass sie gar nicht so schlimm verletzt sei. In dem Fall sollten wir dann keine Risiken eingehen.“ Dann wandte er sich wieder direkt an Samuel. „Oder könnte es noch andere Gründe geben?


    Auch, wenn er versuchte ruhig zu bleiben, doch konnte er sich ein Augenrollen nicht verkneifen und drehte sich demonstrativ zum Tor um, um zu zeigen, dass er weitergehen wollte. „Werden wir sehen, wenn wir sie gefunden haben.“ Nach diesem Worten machte er den ersten Schritt und setzte sich wieder in Bewegung. „Vom 'rumdiskutieren finden wir sie aber wohl kaum. Lass uns weitergehen.“ Nach ein paar Schritten fügte er noch hinzu „Klar wirkt hier so oder so kaum einer.


    Xaroc beeilte sich aufzuholen, sagte aber nichts mehr. Er war nach wie vor keinen Deut schlauer und dennoch wagte er es nicht weiter nachzufragen, aus Angst, dass der andere ihn schließlich abweisen würde, wie er es auch mit jedem anderen in der Anstalt zu tun schien. Zumindest schloss er das aus Samuels letztem Kommentar.
    So behielt er seine Gedanken für und grübelte weiter über Marikas unbekanntes Schicksal, während er sein bestes gab, nicht zurückzubleiben. Das letzte was er jetzt brauchte, war dass der andere ihn dann stattdessen wegen seiner körperlichen Unfähigkeit kritisierte.


    Den Rest des Weges bis zum Tor legen sie zu Samuels Erleichterung schweigend zurück. Er wollte Xaroc nicht zurechtweisen, aber er hatte ihm geradezu keine andere Wahl mehr gelassen und es gab gerade wichtigere Dinge, als sich die Zeit zu nehmen, alles haarklein auszubaldowern.
    Am Tor traf auch der wieder auf die Gruppe, der meinte zu wissen, wo sich Marika aufhalten würde und erklärte den weiteren Weg „Wir müssen jetzt nach rechts und dann an der Mauer außen entlang. Dort ist ein Weg, der die Felswand hochführt und dahinter beginnt der Wald.“ Da sie die anderen wieder eingeholt hatten wurde Samuel nun wieder etwas langsamer und fiel vom Laufschritt in einen schnellen Gang zurück, der auch für ihn selbst deutlich angenehmer war. Er versuchte, soweit wie möglich nach vorne zu kommen, doch drehte er nebenbei den Kopf zu Xaroc herum. „Was genau los ist ist vollkommen egal, wenn was so zum Himmel stinkt wie die Sache hier. Ob nun schwer oder nicht so schwer verletzt, so eine Show zieht kein Verletzter ab.Ich habe ja nicht mal den ersten Zug an der Felswand geschafft und der andere war auch nicht gerade ein Schwächling. fügte er dabei in Gedanken hinzu.


    Am Tor erläuterte Simon den weiteren weg. Was Xaroc mehr interessierte, war der letzte Teil davon. „Ich glaube nicht, dass sie weit gekommen ist. Aber ich glaube auch, dass wir uns beeilen sollten, mit ihrem Licht stimmt irgendetwas nicht, aber ich weiß nicht was. Wir wissen aber, dass es sich auf unser Licht auswirkt, wenn es einem von uns nicht gut geht.“ Samuel lief nun wieder etwas langsamer und merkte an, dass Details unnötig wären, da die Situation ohnehin sehr merkwürdig war. „Dann möchte ich um unser aller Wohl nicht hoffen, dass sie geflüchtet ist, weil sie gespürt hat, dass eine Horde dieser... dieser Dwuos auf dem Weg hierher ist. Das würde zwar ihr Verhalten erklären, unsere Situation aber wohl kaum verbessern.“ Xaroc klang besorgt. „Und wenn es so sein sollte, wäre das zumindest ein Detail, dass wir unbedingt in Erfahrung bringen sollten. Alleine schon damit wir uns Verteidigungsbereit machen können.


    Sie wusste, dass wir folgen würden.“ Wenn sie also vor etwas fliehen und die anderen als Kanonenfutter hätte zurücklassen wollen, hätte ihr klar sein müssen, dass daraus nichts wird.
    Und wenn selbst der Heini da drüben meint, dass es ihr nicht gut geht macht das doch keinen Sinn. Wahrscheinlich ist sie einfach nur übergeschnappt.“ kommentierte Samuel die Situation, die als sie jetzt so drüber redeten immer bescheuerter vorkam.
    Da es nun jedoch bergauf ging sprach Samuel nicht weiter sondern sparte sich seinen Atem.


    Sie kam mir ohnehin immer recht... dubios vor.“, murmelte Xaroc verstohlen. „Unfreundlich, nur am schimpfen, ständig am behaupten, dass wir nichts richtig machen. Ich mag solche Leute nicht.
    Aber dann hörte auch er auf zu reden, als sie den Bergpfad hinaufstiegen. Auf gerade Ebene war das Laufen ja kein Problem gewesen, aber jetzt bergauf, wurde es doch schwerer. Xaroc begann zu schnaufen, ließ aber dennoch nicht im Tempo nach.


    OT: Gemeinschaftspost mit Lone Wolf, Teil 1.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Als sie die Höhe erreicht hatten hieß es erst einmal warten darauf, dass ihr „Wegweiser“ wieder zu Atem gekommen war. Samuel ging dabei fast in die Luft, ließ es sich jedoch nicht anmerken, da es wohl nichts bringen würde, dem Knirps auch noch Angst zu machen.
    Viel mehr ging Samuel nun für sich im Kopf durch, was alles passieren könnte, wenn sie auf Marika trafen und wie er in welcher Situation reagieren würde. Dabei warf er Xaroc immer wieder einzelne Blicke zu, schauend, was der andere machte. Dabei drückten seine Augen immer die mit seinen Gedanken wechselnden Gefühle aus.


    Als sie oben angekommen waren und Simon erstmal eine Pause machte, setzte Xaroc ein betont ausdrucksloses Gesicht auf. Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber insgeheim war er froh über die Pause, aber noch mehr, dass er, falls jemand sich deswegen beschweren sollte, die Schuld auf jemand anderen schieben konnte.
    Gleichzeitig nutzte er die Zeit um seinen Blick über die nähere Umgebung schweifen zu lassen, konnte jedoch nichts vorwiegend besonderes entdecken. Allerdings bemerkte er dabei, wie Samuel wiederholt zu ihm schaute ohne jedoch was zu sagen. Und da Xaroc seinen Blick nicht wirklich deuten konnte, machte ihn das ganze doch ein wenig nervös. „Stimmt etwas nicht?


    Ein ganzer Haufen Sachen stimmt nicht. Aber nicht mit dir, keine Sorge.“ beantwortete Samuel ohne zu zögern leicht beißend, bevor er etwas genervt zu dem Knirps schauend mit einem „Ich will weiter.“ „erklärte“, was nicht stimmte.
    Nach einem Moment ging es dann auch weiter, bis der kleine Junge wimmernd zusammenklappte.


    Erleichtert, dass es nicht wegen ihm war, folgte er kurz Samuels Blick, sagte aber nichts. Immerhin war er eigentlich kein bisschen besser, aber er konnte die allgemeine Gereiztheit nachvollziehen. Und schließlich ging es dann doch noch weiter.
    Während ihrer Suche verlor Xaroc dann plötzlich das Zeitgefühl. Er konnte einfach nicht mehr sagen, ob sie nun bloß ein paar Minuten oder eher ein paar Stunden in dem Wäldchen waren. Irritiert blickte er sich suchen um, als ob irgendetwas in diesem Wald ihm die Zeit nennen könnte, als Simon plötzlich nur noch wimmernd auf dem Boden hockte und irgendwas über „Licht“ das plötzlich „ausgeknippst“ war murmelte. Da er keine Ahnung hatte war er tun sollte, schaute er sich verunsichert noch ein wenig um. Simon hätte er jetzt wahrscheinlich ohnehin nicht helfen können.
    Dann entdeckte er etwas, was ihm dann irgendwie bekannt vorkam. „Hey!“, rief er überrascht in die Runde aus. „Ist das nicht Miss Marikas Haarschopf?“ Und zeigte aufgeregt in eine Richtung nur ein paar hundert Meter entfernt, als Artemis schon losrannte. Aus einem Reflex heraus stürmte auch Xaroc blindlings los, übersah allerdings die Rinne, die sich zwischen ihnen und „Marika“ auftat.
    Zumindest sah er sie zu spät, als Artemis dort hineinsprang, Xaroc jedoch nicht mehr abbremsen konnte und ins leere trat. So hörte man von ihm nur ein kurzes „Huch?“, als kein Boden mehr unter seinen Füßen war und er die zwei Meter hinunter rutschte, wo er zwar auf den Füßen, aber dennoch hart aufkam. Lange hielt ihn das jedoch nicht auf, als er sich auch schon anschickte, auf der anderen Seite wie Artemis wieder hinauf zu kraxeln, und die anderen ihnen zu folgen begannen.


    Bereinigt wurde die Situation dann, als Xaroc eine Entdeckung machte und Samuel als er dem Fingerzeig folgte zu dem gleichen Ergebnis kam.
    Samuel war nun auch bei weitem nicht der einzige, der sich sofort in Richtung der Sichtung in Bewegung setzt und bald die Klinge hinab stolperte, um die andere Seite mit größerem Aufwand sich wieder empor zu kämpfen.
    Während er in der Klinge den Sichtkontakt zu der scheinbaren Marika verlor verwendete er einen letzten Gedanken daran, was wohl los war und dachte nun auch zum ersten Mal darüber nach, was der Knirps wohl damit meinte, dass er ihr Licht nicht mehr spüren konnte. Doch da er von dem ganzen Licht-Kram keine Ahnung hatte, verwarf er diesen Gedanken sofort wieder, als er auf der anderen Seite der Klinge wieder über die Kante war und ihr Ziel wieder sah. DA war ihr Ziel, DA mussten sie hin, alles andere war erstmal egal.


    Xaroc war zwar nicht gerade langsam beim klettern gewesen, trotzdem war er inzwischen von ein paar der anderen überholt worden. So beschleunigte er noch einmal seine Schritte, als er oben angelangt war. Das fehlte ihm noch, dass er dann doch noch als letzter ankam und noch mehr Gründe für Beschwerden lieferte, oder die anderen und ihr Ziel wohlmöglich sogar aus den Augen verlor.


    OT: Des Partnerposts zweiter Teil.
    OT by Orcawolf: Da keiner schreibt wer den vermeintlichen Haarschopf gesehen haben will, nehm ich mir mal die Freiheit dazu. Zeitlich gesehen ist die Reihenfolge dann: Artemis, Xaroc, dann der Rest. Xaroc kann aber unterwegs (ab der Klinge) überholt werden.

  • Mit bis zum Hals schlagendem Herz rannte Samuel weiter, während die Meter, die ihn noch von Marika trennten, weniger wurden, bis, als sie gar nicht mehr so weit entfernt war, ihre Frisur zur Seite verschwand und hinter dem stellenweise etwas dichterem Unterholz nicht mehr zu sehen war.
    Mit einem letzten, die Schmerzen in seiner Seite ignorierenden Sprint näherte sich Samuel weiter an, bis er über die Kante des Unterholzes eine am Boden liegende, bis auf die Unterwäsche entkleidete Marika ausmachen konnte. Samuels Gedanken rotierten im Kreis, da sie sich nicht zu regen schien.
    Zur gleichen Zeit machte er jedoch aus dem Augenwinkel ein Glänzen rechts vor sich aus und entdeckte, als er mit dem Blick zum Ursprungsort zuckte, einen Haufen, der aus Marikas Klamotten zu bestehen schien. Das Glänzen schien dabei metallisch und Samuel bremste ab, um es kurz in Augenschein zu nehmen, während die anderen weiter auf Marika zu liefen. Beim Hinhocken bereits erkannte er das metallische Etwas als einen Lauf und als er die Hose ein wenig zur Seite schob sollte er damit Recht behalten, da es sich um Marikas Pistole handelte. Ohne weiter nachzudenken griff er nach dieser und noch während er sich nach dieser wenige Sekunden dauernden Pause wieder erhob, prüfte er, ob die Waffe gesichert war und steckte sie, während er für die letzte Meter wieder los lief, in die Tasche, die links an der Seite seines Oberschenkels auf die Hose aufgenäht war.


    Marika war nach ihrer Flucht nicht mehr allzu weit gekommen, bevor ihr auch der letzte Rest ihrer Kraft ausgegangen und sie zusammengeklappt war. Mit Mühe und Not hatte sie sich noch auf eine kleine Lichtung schleppen können. Wobei Lichtung etwas übertrieben war, denn obwohl zwischen den Bäumen freier Platz lag, überspannten die Äste einiger alten Eichen fast die komplette Lichtung, sodass nur wenig Sonne zwischen dem dichten Laub seinen Weg bis auf den Boden fand. Kleine Büsche standen in einiger Entfernung und rahmten den freien Platz dicht ein.


    Die Streunerin lag zusammengesunken reglos inmitten einiger Farne auf dem Bauch, wobei sie aber nur in Unterwäsche bekleidet war. Den Rest ihrer Kleidung und ihre Schuhe hatte sie bereits hinter einem Busch außerhalb der Lichtung versteckt. Nun blieb ihr nichts anderes, als zu warten, wobei sie aber nicht einmal mehr die Kraft zum Stehen hatte, während sie von Krämpfen, die immer schlimmer wurden, geschüttelt wurde, die einzige auszumachende Bewegung darstellten.


    Das riesige, blutrote und schwarze Zeichen auf ihrem Rücken lag nun komplett offen und war für jeden zu sehen. Seine Farbe vermischte sich mit der der vielen roten Rinnsalen, die inzwischen den Körper der jungen Frau bedeckten. Ihre Wunden waren noch schlimmer geworden. Dann wurde plötzlich das Zeichen schwächer, als würde es langsam verblassen. Und tatsächlich war es wenige Sekunden später schon kaum mehr zusehen und löste sich weiter auf.
    Als es schließlich gänzlich verschwunden war, ging ein Ruck durch Marikas Körper und vor Schmerz vergrub sie die Finger im Erdreich. Alles, was sie bisher gepeinigt hatte, schien nur ein schwacher Vorgeschmack, auf das, was nun kommen sollte, gewesen zu sein. Ihr Brustkorb schien mit einem Mal zerspringen zu wollen und es war ihr, als würde ihr die Luft wegbleiben, dann hoben sich ihre Rippenknochen, wurden scharfkantig und schnitten ihr von innen durch den Leib in ihrem Drang sich zu befreien. Stöhnend schlang die Streunerin beide Arme um den Oberkörper, als schon tiefe Schnitte von der Seite bis zum Brustbein, entlang der Rippen, die Haut durchzogen. Erneut rann Blut ins Gras, doch erstaunlicher Weise nicht annähernd so viel, wie man bei solchen Wunden eigentlich erwarten würde. Dann hoben sich die gebogenen Knochen wie eine Zange, die sich öffnete, traten an die Oberfläche und wurden breiter. Kalt und weiß, nur leicht von dem roten Lebenssaft bedeckt, der in dünnen Striemen an ihnen herabrann, lagen sie nun um den Oberkörper der Streunerin und gaben ein geradezu abstruses Bild ab. Doch dabei sollte es nicht bleiben.
    Ein Krachen ertönte, das an berstende Knochen erinnerte und im nächsten Moment hob sich die Wirbelsäule zwischen Marikas Schultern an. Die Schulterblätter, die gewöhnlich waagrecht zur Wirbelsäule verliefen, schienen von der sich anhebenden Wirbelsäule mit in die Höhe gezogen zu werden, allerdings ohne in ihrer gewohnten Stellung zu bleiben. Zudem konnte man erkennen, wie diese unter der Haut anschwollen und sich streckten, wodurch der gesamte Torso der jungen Frau breiter wurde, ähnlich wie bei einem Tier. Ihre Oberarme wurden an die Seite gepresst und verwuchsen mit der Haut des Oberkörpers, sodass sie kaum mehr als solche zu erkennen waren. Marika, die sich bis dahin noch versucht hatte, ein wenig abzustützen, verlor ihren Halt und fiel zurück auf den Boden. Nun streckten sich die Handmittelknochen ihrer linken Hand, bis sie genauso lang wie der Unterarm waren, jedoch ohne den Daumen mit zu nehmen, sodass zwischen diesem und den restlichen Fingern eine geradezu lächerliche Strecke lag.
    Marika stöhnte erneut auf, als ihre Knochen sich streckten. Jeder Mensch hat schon einmal im Kindesalter am eigenen Leibe erlebt, welche Qualen der Wachstumsvorgang der Knochen bereiten kann und diese durchlebte die Streunerin nun um ein Vielfaches verstärkt und wie im Schnelldurchgang.


    Was Samuel nun jedoch vor sich sah, als Marika und definitiv auch wirklich Marika in sein Blickfeld kam, ließ ihn einmal stolpern.
    Es war die andere, die er kannte. Doch ... war ihr Körper verformt und schien noch weiter in Bewegung zu sein. Aber nicht wie wenn man die Muskeln bewegte, sondern auf eine abstruse Art, als würde sich der Körper selbst bewegen. Der Anblick war schwer einzuordnen: War er erschreckend? War er grotesk? War er surreal? War er abstoßend? War er verwirrend? Oder gar verstörend?
    Was genau es war musste wohl jeder für sich entscheiden. In Samuels Geisteszustand und nach dem Blutbad, durch das sie gegangen waren, erreichte das Bild nur eine abgestumpfte Reaktion. Er empfand alle der Empfindungen, doch drangen sie nur abgeschwächt an ihn heran. Zu nah stand sein Geist nach den letzten Strapazen mit der ersten Begegnung mit den Bestien gefolgt von der Spielhalle an einem Zusammenbruch.
    Doch halt... Bestien... Das Kram, das Marika nach ihrem Zusammenbruch geschwafelt hatte... Und jetzt diese Szenerie? Verdammter Scheiß, war Samuels einziger Gedanke, als es in seinem Kopf Klick machte.
    Als er noch etwa fünfzehn Meter von Marika entfernt war warf er die Arme nach hinten, womit die Trageriemen seines Rucksacks über diese nach hinten glitten. Mit einem Rumpeln des Inhalts kam der Rucksack auf dem Boden auf, während Samuel bereits zwei Schritte weiter war und sich zähneknirschend im Laufen zum Springen bereit machte.
    Nur noch einen Meter von Marika entfernt beugte er die Knie und beförderte sich mit einem Ächzen auf die Schulter der anderen, um die er sofort beide Beine legte und den linken Arm in Halsnähe bewegte, während er mit der rechten Hand unter seinem Pullover fischte.


    Ein Stoß von oben stieß sie erneut mit dem Gesicht voran ins Erdreich, doch sie hatte nicht einmal die Zeit, sich darüber zu wundern, denn schon ertönte erneut ein ungutes Krachen. Dann begannen die einzelnen Wirbel ihrer Wirbelsäule anzuschwellen und sich auseinander zu schieben, wodurch sie den ganzen Körper mit sich in die Länge zogen. Marika riss den Kopf in den Nacken und stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus. Es fühlte sich an, als würde etwas versuchen, sie in der Mitte auseinander zu reißen. Und trotz allem war sie immer noch überwiegend menschlich. Die Verwandlung lief grotesk und völlig ungeordnet ab.
    An ihren Schultern hoben sich rechts und links des Buckels zwei beulenartige Gebilde unter der Haut an. Im nächsten Augenblick durchstießen an diesen Stellen spitze Knochen die Haut. Für einen Moment konnte man die bloßen Knochen weiß blitzen sehen, dann streckten sie sich und Gewebe und Haut wuchs an ihnen empor. Die beiden neuen Gliedmaßen waren schon länger als der restliche Körper, als sie sich an der Spitze teilten. Drei lange „Finger“ wuchsen an ihnen und Haut spannte sich zwischen ihnen, sodass schon bald die riesigen Schwingen, welche gut die eines Drachen hätten sein können, zu erkennen waren. Auch unter diesen konnte man das enorme Muskelspiel gut erkennen und die Haut, welche über den Flügelknochen gespannt war, härtete binnen Sekunden aus, wurde porös und schob sich wie Schuppen untereinander, dass es aussah, als wären diese Teile mit einer steinartigen Oberfläche bedeckt. Am Rand der Flughaut sprossen Dornen, die sich auch sogleich in den Boden rammten, als die Schwingen durch die Muskelzuckungen der Krämpfe mehrmals kräftig schlugen.


    Bevor Samuel jedoch seinen Revolver zu greifen bekam erschrak er, als ein Krachen ertönte. Etwas geschah unter ihm, doch es war nicht das befürchtete: Er hatte Marika keine Knochen gebrochen. Viel mehr war die Hölle unter ihm los als schneller als Samuel die Situation realisieren konnte sich der Körper unter ihm deutlich anhob und er von den wachsenden … Dingern, die mal Schultern gewesen waren nach vorne abrutschte und auf Marikas Halsansatz landete. Noch während er sich ein klein wenig erhob, aber noch immer so gut er konnte festhielt nahm er aus dem Augenwinkel Bewegungen wahr. Aus diesen Hubeln hatten in der Zwischenzeit Flügel zu sprießen begonnen.
    Flügel! Flügel aus einem menschlichen oder zumindest noch halbwegs menschlich wirkenden Körper.



    OT: und ab gehts^^. Teil eins des HS. Der zweite folgt sofort

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Erneut knirschte es und Marika keuchte vor Pein auf. Im Sekundentakt durchstießen beinahe Unterarmlange, leicht gebogene Dornen die Haut über ihrer Wirbelsäule, welche sich aus den vergrößerten Wirbeln gebildet hatten. Dabei waren die Stacheln in Genick.- und Hüftnähe ein gutes Stück kürzer, als jene, die aus dem Schulterbereich und mittlerem Rücken sprossen. Auf Höhe der Hüfte und des Schweifansatzes, der sich nun bildete, als die Wirbelsäule sich über die natürliche Körperlänge eines Menschen hinausstreckte, hingegen wuchsen keine Stacheln. Der erste Dorn saß dabei genau an dem Punkt, wo der Schädelknochen mit dem ersten Wirbel verbunden war. Auch entlang des dinoartigen Schweifes, der sich nun zu seiner vollen Größe ausformte, wuchsen Dornen auf den letzten beiden Dritteln, während der Ansatz unbestückt blieb.
    Ein beunruhigendes Gluckern war zu hören, als sich Marikas Innereien veränderten und die Plätze wechselten. Dabei verursachten sie zu den ohnehin schon unerträglichen Schmerzen auch noch ein heftiges Übelkeitsgefühl. Wieder bäumte sie sich vor Schmerz auf und der muskulöse Schweif krachte mit voller Wucht gegen einen dicken Baum, wo er eine tiefe Furche aus zerdrücktem Holz hinterließ. Und obwohl man schon eindeutig erkennen konnte, was gerade mit der Streunerin passierte, war der Großteil ihres Körpers in diesem Stadium der Verwandlung noch überwiegend menschlich.


    Auch ihre Oberschenkel verwuchsen nun mit der Haut ihrer Seiten, während sich der gesamte Rücken hob und der Körper so massiver wurde. Dafür wuchsen auch nun die Füße, sodass es beinahe aussah, als hätten die Gelenke der Beine die Richtung gewechselt. Aus ihren Zehen wurden tatzenartige Pranken und scharfe Krallen, welche länger waren, wie der Unterarm eines Menschen, entwickelten sich aus den Nägeln, dann erst passten sich die hinteren Gliedmaßen der Größe des neuen Körpers an, für den sie vorher gerade lächerlich verkrümmert gewirkt hatten.


    Während er nun den Griff seines Revolvers zwischen die Finger bekam hörten die „Veränderungen“, um es gelinde auszudrücken, der unter ihm liegenden Marika noch lange nicht auf.
    Samuel sah Schwierigkeiten auf sich zu kommen, als Stacheln aus Marikas Rücken empor wuchsen. Nur dadurch, dass er sich in die Höhe stemmte konnte er es vermeiden, von den unter ihm entstehenden Stacheln gelöchert zu werden. Dabei rutschte er jedoch mit der rechten Hand, die seine Waffe hielt, leicht ab und es bedurfte einer Mischung aus Geschick und Zusammennahme, trotz der wackelnden Situation und seiner nach wie vor verletzten Seite sich vor die Stacheln zu begeben, anstatt direkt auf ihnen zu landen.
    Das war auch bitter nötig, denn Marika oder das, was einmal Marika gewesen war, tat alles, nur nicht stillhalten. Der Körper veränderte sich weiterhin und bockte hin und her, während nun auch ein nicht gerade zärtlich wirkender Schweif herum peitschte.
    Alles was Samuel in diesem Moment tun konnte war, zu versuchen, sich so gut es ging und trotz der sich im wahrsten Sinne des Wortes verändernden Umstände und Untergründe festzuhalten. Das hieß dabei, sich mit allen Gliedmaßen um „Marikas“ Halsansatz zu klammern.
    Der kleine noch funktionierende Teil seins Gehirns versucht zu verstehen, was im Rest seines Kopfes vorging. Warum zu Hölle befand er sich hier und nicht in sicherer Entfernung? Weil … er beschützen wollte. Doch wen genau und warum? Doch all das währte nur eine halbe Sekunde bevor alles der viel wichtigeren Frage wich: Was sollte er nun tun?


    Ein Keuchen entwich der Streunerin und wie erschrocken riss sie die Augen auf, welche in diesem Moment gänzlich rund wurden. Zudem breitete sich ihre grüne Iris mit dem gelben Kranz um die Pupille über den gesamten sichtbaren Bereich des Auges aus und die Haut um ihre beiden Seelenspiegel wurde beinahe schwarz. Dann begann plötzlich ihr Gesicht sich nach außen zu stülpen, formte eine breite Schnauze und ein Maul voller scharfer Zähne. Ihre Ohren wanderten ein Stück den Kopf nach oben und nach hinten, während die Ohrmuschel deutlich größer und animalischer wurde. Zwei Hörner brachen aus der tiefen Stirn, nebeneinander und jeweils über einem Auge sitzend. Diese waren deutlich kleiner, wie jenes, was die Stirn der männlichen Artgenossen zierte. Und während der ganze Kopf größer wurde, streckte sich auch der Hals. Und der erneute Schrei, der Marika entwich wurde noch während er erklang zu dem donnernden Brüllen, welches die Erleuchteten nun schon öfters vernommen hatten.
    Auch ihre Hände passten sich nun der Größe ihres neuen Körpers an. Tiefe Risse, aus denen der rote Lebenssaft quoll öffneten sich entlang der Arme, als die Haut der Belastung durch die unter ihr wachsenden Gliedmaßen nicht mehr standhalten konnte, ohne mitzuwachsen. An den Spitzen der Finger bildeten sich die tödlichen Krallen, welche selbst Stein zerteilen konnten. Erst dann, bildeten sich die Finger und die rechte Hand endgültig zu den Pranken einer Bestie um.


    Was als nächstes geschah ließ Samuel endgültig in Angstschweiß baden. Denn kaum eine Armlänge von seinen Augen entfernt, verschwand die Menschlichkeit des Wesens unter ihm nun scheinbar endgültig. Nach und nach wurde jedes einzelne menschliche Merkmal des Kopfes genommen und durch eines der Bestien ersetzt, gegen die sie nun schon zwei Mal im Kampf gestanden hatten.
    Ein Zittern hätte sich durch Samuels Körper ausgebreitet, doch standen seine Muskeln allesamt unter Hochspannung und er hätte sie nicht einmal rühren können, selbst wenn er es gewollte hätte, von Zittern ganz zu schweigen.
    Es war weniger das schaurige Schauspiel, das sich vor seinen Augen vollzog. Er hatte diese Bestien ja schon erlebt und was sie angerichtet hatten war noch einmal eine ganz andere Hausnummer gewesen, doch nun befand er sich in einer gänzlich anderen Situation. Zum einen räumlich, da er sich auf den Schultern eines solchen Vieches befand und zum anderen geistig, da das … das Teil doch eben noch Marika gewesen war und jetzt durch den Wald brüllte.


    Als letztes schließlich veränderte sich die Haut. Dabei war es, als würde man etwas im Zeitraffer beim vertrocknen zusehen. Knackend und knirschend zog sich die dicke, steinartige Lederhaut über den Körper der Streunerin und wurde zu einem dunklen, schmutzigen Braun, welches sich von der hellen, beinahe ausgeblichenen Mähne deutlich abhob. Von der Stirn bis zum Schweifende, die Wirbelsäule entlang wurde die Panzerung dunkler, so dass sich dieser einzelne dunkle Strich einmal über ihren ganzen Körper zog, wie der Aalstrich bei manch anderen vierbeinigen Tieren.
    Nachdem sich die Panzerhaut über den ganzen Körper ausgebreitet hatte, verebbten die Krämpfe, die den Leib der Streunerin geschüttelt hatten und diese sackte zusammen und die Flügel erschlafften.


    Doch nun lag dort, wo vor Minuten noch Marika vor Schmerz zusammengekrümmt gekauert hatte, lag nun in einer Blutlache eine jener finsteren Bestien mit denen die jungen Erleuchteten schon ihre Erfahrungen gemacht hatten. Und dennoch unterschied sich dieses Exemplar von jenen, die sie vorher getroffen hatten, auch wenn das Weibchen in Größe und Masse dem Krouchug aus der Spielhölle in nichts nachstand. Vor allem wurde dieser Eindruck durch sie gigantischen Drachenschwingen unterstützt, die jeweils um ein gutes Stück länger wie der komplette Körper der Bestie. Der Boden um das Weibchen war durch die Wucht ihrer Pranken und den Dornenbesetzten Flügeln richtiggehend zerwühlt und umgegraben worden und noch immer glänzten rote Linien auf der Panzerung des Monsters. Es lag auf dem Bauch, hatte die massigen Pranken an den Leib gezogen und den Kopf zwischen den Vorderpfoten abgelegt, wobei seine Augen geschlossen blieben. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch, als wäre es außer Atem.
    Irritierender Weise hatte sich an der ursprünglichen Frisur des Wesend nicht viel verändert. Noch immer zog sich ein borstiger Mähnenkamm von der Stirn bis zum Ende des Halses, von dem längeres, schütteres Haar zu beiden Seiten über den Nacken fiel. Abgesehen von dieser Mähne war auch dieses Raubtier gänzlich unbehaart. Das linke Ohr wirkte eingerissen und etwas angefetzt, als hätten scharfe Klauen es erwischt und ihren Weg über einen Teil der linken Gesichtshälfte fortgesetzt, was die Narben, welche etwas heller als die übrige Haut waren, bezeugten.
    Nach dem ganzen Radau, den es bei seiner Verwandlung verursacht hatte, wirkte der Wald nun geradezu unnatürlich still.


    Nachdem sich nun auch noch die Haut des Wesens direkt unter Samuels Berührung verändert hatte wurde es ruhiger. Sowohl wurde es im Wald ruhiger als auch das ... Wesen unter Samuel wurde ruhiger. Es schien hektisch zu atmen, doch bewegte es sich nicht mehr nennenswert.
    Wie im Wechsel veranlasste dies Samuel seinerseits aus seiner Starre zu erwachen.
    Er lockerte seine Griffe, da er sich nicht mehr gegen Herunterfallen sicher musste und erhob ein wenig den Oberkörper. „Ma... Marika?“ stammelte er tonlos vor sich hin, bevor er einmal Augen und Zähne zusammenkniff und -biss und den Kopf für einen Moment in den Nacken legte. Als er nach kaum drei Sekunden die Augen wieder öffnete lag eine zornig brennende Entschlossenheit in ihnen und er lehnte sich ein wenig näher an den Kopf heran rutschend vor. „Marika“, sprach er mit fester, wenn auch im Vergleich zum normalen zu hoher Stimme. „Wenn du das noch hörst...“ Samuel klang verzweifelt und bewegte seine rechte Hand mit dem Revolver direkt über die Haut des Monsters unter ihm und drückte ihm den kurzen Lauf gegen die Schläfe. „... halt bitte still. Sonst habe ich keine andere Wahl.


    Die Bestie zuckte kurz zusammen, als hätte sie nicht erwartet, angesprochen zu werden und ihre ledrigen Ohren legten sich flach an den Kopf an, wie es Tiere machen, wenn etwas ihnen nicht passt. Sonst erhielt Samuel jedoch keine Reaktion. Was wohl an der schmerzhaften und Kräfte zehrenden Verwandlung lag.


    OT: Teil 2


    Von Sheewa: Ja, ich schreibe wieder frech in fremde Posts^^"
    Also, da habt ihrs, macht was drauß ;)
    Alle Interaktionen mit Marika bitte mit mir absprechen, zumindest, falls diese sich mit den beiden Teilen hier überschneiden. Ansonsten verhält es sich, wie bei einem Kampf, ihr spielt, ich reagiere.


    @Lau: du darfst Simon jetzt wegbringen.

  • „You wanna live fancy? Live in a big mansion? Party with friends? U betta Work Bxxch!“


    Laverne stand immer noch an der Kletterpartie, ungeduldig an seinen Fingernägeln knabbernd. Die anderen waren schon ein paar Minuten weg und der Schwarzhaarige besaß eine sehr kurz bemessene Geduld. Außerdem hatte er schon seit längerem keinen Kaffee mehr getrunken und langsam wurde er etwas „giddy“ wie er es gerne nannte. Auch der laut-wummernde Techno-Beat half ihm da nur begrenzt weiter.


    Wie lange würde er hier noch warten müssen? War es so schwer irgendeinen, entlaufenden Freak wieder einzufangen? Und was war mit der Anstalt, hatten die kein Personal für so was? Wenn sie schon eine Gefahr für die Gesellschaft zusammenbrachten, sollten sie dann nicht wenigstens anständige Wachmänner haben? „Aber nein, hier pflegen ja die Irren die Bekloppten!“


    Um sich ein wenig abzulenken und die immer stärker werdenden Kopfschmerzen aufgrund einer unglücklichen Kombination aus Schlafmangel und Koffeinentzug zu ignorieren, checkte der Brillenträger die Nachrichten in seinen sozialen Netzwerken. Auf Facebook war nicht viel los, seine Bekannte Angelique Ashley veranstaltete eine Pool-Party und hatte ihn eingeladen, auf Twitter folgte ihm nun eine @rosepetal_princess und ein Online-Ad schlug ihm vor einen Promifriseur zu besuchen. „Hmm, ich sollte mir mal wirklich einen neue Style zulegen, Fringe ist ja inzwischen super out, Quiff soll inzwischen der go-to-hairstyle sein, seit Justin sich einen zugelegt hat, naturlich, aber würde ich damit gut aussehen? Oh, so indecisive!“


    Doch Laverne große Problemerörterung wurde urplötzlich durch ein ohrenbetäubendes und ihm sehr bekanntes Brüllen unterbrochen. Ein paar aufgescheuchte Vögel flatterten über dem Waldgebiet vor dem er stand auf. Dort, wo die Erleuchteten-Gruppe hingerannt war. Der Schwarzhaarige biss sich genervt auf die Unterlippe und warf einen nervösen Blick nach oben. „Gut, dann weiß ich ja jetzt, wo ich definitiv nicht hingehen werde! Aber das muss ein neuer Rekord sein, das waren, like what, zwei Viecher in vier Stunden? Blondie scheint die Dinger ja förmlich magisch anzuziehen! Ich frag mich, ob ich mich vielleicht zur Anstalt zurückbegeben sollte, ich hab schließlich keine Lust von irgendeinem hässlichen Unicorn angegriffen zu werden, wirklich so wie die Dinger aussehen kann ich nur sagen: U-G-L-Y! Aber andererseits … naja, es gibt nicht wirklich ein Andererseits … aber trotzdem … oh, so indecisive!“


    „Baby Love! It should be easy, it shouldn’t be complicated …“

  • Ein leises Stöhnen wenig später von einem Knacken gefolgt, dass wohl andere gar nicht wahrgenommen hätten, zeigte des Blinden den Weg. Ob er ihn wirklich zu der Gesuchten führte, wusste er nicht, in jedem Fall konnte man wohl davon ausgehen, dass die Quelle, im Falle, dass es sich nicht im Marika handelte, weit mehr Hilfe brauchen würde, als die Frau, von der er nach wie vor nichts "gesehen" hatte.
    Nun direkt auf die Geräuschquelle zugehend achtete er nicht mehr auf die anderen und da es ihm vermutlich leichter fiel als den anderen, sich auf dem unebenen Untergrund fort zu bewegen, überholte er sicherlich den einen oder anderen. Um nichts zu übersehen, erweiterte er etwas sein Blickfeld. Zwar sah seine Welt nun aus, wie ein langsam abgespieltes Daumenkino, und er musste etwas mehr auf seine Bewegungen achten, aber er bemerkte das "etwas" auch einige Schritte früher als sonst und blieb wie angewurzelt stehen. Was genau es war, konnte er unmöglich sagen. Etwas wie ein Gerippe aus Knochen umschloss den Brustkorb von außen, ähnlich wie er es noch schwach von den Bestien in Erinnerung hatte. Der Körper sah noch relativ menschlich aus, aber das änderte sich, sowohl in Bezug auf das Äußere als auch auf die Beschaffenheit des Körpers, von Bild zu Bild, das seine Fähigkeit seinem Gehirn meldete. Aru hatte auch schon längst eine andere anwesende Person bemerkt, die sich in unmittelbarer Nähe des Körper befand und soweit er es erkennen konnte mit einer Schusswaffe hantierte. Etwas wie "leg die Waffe weg" drang daher zwar durch seine Lippen, war aber viel zu leise, als dass es irgendjemand bemerkt haben könnte, der nicht direkt neben dem Schwarzhaarigen gestanden hätte, der weiter wie gebannt war - auf den sich verändernden Körper konnte er ja nicht starren.


    Schließlich beruhigte sich die Bestie wieder. Wie und weshalb auch immer es geschehen war, aus dem einst menschlichen Körper war eine Bestie geworden. ... und diese wurde von der Person mit der Schusswaffe bedroht. Während es Aru zwar nicht gefallen hatte, dass die letzten beiden getötet worden waren, konnte er es doch zumindest noch irgendwie verstehen, da diese die Gruppe angegriffen hatten. Hier war es aber etwas anderes! Weder hatte die Bestie jemanden angegriffen noch auf irgendeine Weise aggressiv reagiert. Dass es offenbar Marika war, wie der Blinde aus den Worten des Menschens entnahm, war dabei für ihn nur eine nebensächliche Tatsache, könnte aber gegebenen Falls später noch nützlich sein, wenn er ihn davon überzeugen wollte, nicht anzugreifen.
    Aru löste sich aus der Erstarrung, die nach wie vor angehalten hatte, und trat ein paar Schritt auf die beiden zu um sein "Bild" wieder etwas zu verflüssigen. "Ich weiß ja, dass ihr euch gern die Schädel einschlagt, aber dafür ist wohl aktuell nicht der richtige Zeitpunkt." Der Pazifist sprach wieder mit einer normalen und ruhigen Stimme. Die Eröffnung war vielleicht nicht die Beste und allgemein wird er nun wohl etwas von seinem gänzlich pazifistischen Weg abweichen müssen um ein Blutvergießen verhindern zu können, aber das wäre es Wert. "Was hat Marika den getan, dass dieses Verhalten rechtfertigen würde? Würde sie uns umbringen wollen, hätte sie bei weitem genügend Möglichkeiten dazu gehabt und wäre sie auf der Suche nach Informationen für die Bestien gewesen, so hätte sie sich ebenfalls schon längst aus dem Staub machen und nicht bis jetzt gewartet. Außerdem steht noch nicht einmal fest, dass sie wirklich eine dieser Bestien ist. Vielleicht ist es ja ihre Fähigkeit oder ein Teil davon und möglicherweise kann sie ihn nicht ganz kontrollieren. In den letzten Tagen haben wir genug gesehen, dass so etwas durchaus möglich wäre." Aru war nun ziemlich nahe an die Beste und den Menschen heran getreten und konnte sie auch durch seine normale Sicht gut erkennen. Wenn es sein musste, würde er auch von seiner verhassten Fähigkeit gebrauch machen, aber bis dahin gab es noch genug Optionen. Seine bisherige Rede hatte dem Menschen gegolten und er hatte ihm somit auch sein Gesicht zugewandt, aber auch an Marika hatte er ein paar Fragen. "Falls es dir nichts ausmachen würde, könntest du uns auch aufklären... nach dem du vorhin weggelaufen bist, wäre es zumindest nahe liegend, dass dir dieser "Vorgang" nicht unbekannt ist."


    OT: ich plädiere auf nicht schuldig und möchte sie mit nach hause nehmen :<
    Jeder der an Marika ran möchte, darf sich gern mit Aru anlegen. Wird zwar nicht all zu oft vorkommen, dass er so aggressiv handelt, aber hier sieht er die Möglichkeit eine Ungerechtigkeit zu verhindern.

  • Oben angekommen, freute sich Emma über die Verschnaufpause, die sie durch das Warten auf den jungen Simon erhielten. Ihre Gedanken versuchten in ihrem Kopf zu wirbeln, doch die Melodien um sie herum waren zu unkoordiniert, als dass es irgendein Gedanke auch nur eine halbe Runde geschafft hätte. Sie alle waren entweder total verausgabt vom Anstieg oder aufgeregt/besorgt um Marika. Oder beides. Aber irgendetwas Genaues konnte Emma keinesfalls heraushören.
    Der stechende Ton eines Fagotts ließ Emma zusammenzucken. Simon war zusammengebrochen und sprach von Marikas Licht, das verschwunden war. „Simons Instrument ist ein Fagott?“, war Emmas erster Gedanke, bevor das Gesagt zu ihrem Gehirn vordrang. „Weg? W-w-was heißt das weg?“, stammelte sie. War das Licht nicht so etwas wie die Aura der Erleuchteten? Was war dann mit der Melodie?
    „Komm, lass uns nachsehen was mit Marika los ist. Vielleicht kannst du uns ja sagen, was mit ihr nicht stimmt. Du sagtest doch, dass du hören kannst, wie sich jemand fühlt, oder?“, riss Leira die Acerin aus ihren Gedanken.
    „Ja“, sagte Emma noch leicht abwesend, „aber nein. Also nicht jetzt. Sie ist zu weit weg, ich kann sie nicht hören.“ Es war doch ganz klar, dass man neben einem ganzen Orchester nicht ein einzelnes Jagdhorn im Wald ausmachen konnte. „Wir müssen näher ran.“
    Das „wir“ war eigentlich absolut falsch, denn wie sollte Emma mit Leiras Flügel im Ohr irgendetwas von Marika hören? Nur tat ihr die Gesellschaft ihrer Zimmergenossin gerade sehr gut.


    “Dann komm schon, hinterher!”, rief Leira, als sie sah wie ein guter Teil der Erleuchteten bereits drauf los stürmte, in einer Art Graben verschwand und auf der anderen Seite wieder nach oben krabbelte. Sie selbst folgte ihrer eigenen Anweisung bereits noch bevor sie den Satz zuende gesprochen hatte. Emma war bestimmt dicht hinter ihr.
    Nun war sie wieder froh dass sie keine Schuhe anhatte, barfuß wie sie war fand sie einen viel besseren Halt als das mit ihren Sandalen möglich gewesen wäre, und so musste sie sich immerhin kein schlechtes Gewissen machen weil sie neue Schuhe verschandelte. Oder besser gessagt, weiter verschandelte, schließlich hatten die armen Dinger heute ja schon Krouchug- und Menschenblut abbekommen… Nicht dran denken, schau nach vorne!, ermahnte sie sich selbst und kletterte auf der anderen Seite der Grube empor wobei sie sogar ihre Hände zur Hilfe nahm.


    Obwohl Leira nicht gerade langsam gewesen war, war sie bei Weitem nicht die Erste, die den “Tatort” erreichte. Das was sie dort sah, kam jedoch so unerwartet, dass sie total abrupt stehen blieb, um ihrem Verstand erstmal Gelegenheit zu geben, das Gesehene zu verarbeiten.
    Ein halbnacktes… Etwas kauerte auf der kleinen Lichtung, dessen hautfarbener Körper sich auf verstörende Art verbog und streckte, während einer der Erleuchteten, der vor ihr gelaufen war, plötzlich auf es drauf sprang. Samuel… Was hat er vor?, schoss ihr durch den Kopf, während sie mit schreckensgeweiteten Augen weiterhin steif und fest auf das Etwas starrte, dessen Knochen sich gerade weiter verschoben und wuchsen so dass sie an manchen Stellen blank aus der Haut ragten. In diesem Moment hob das Etwas den Kopf und stieß einen grellen Schrei aus, der Leira erschrocken zusammenfahren ließ. Gleichzeitig erhaschte sie einen kurzen Blick auf das Gesicht dieses Dings. “Marika!”, hauchte sie tonlos, so leise dass es wohl niemand gehört hatte. Mit steigendem Entsetzen beobachtete sie, wie sich Knochen aus ihrem Rücken schoben und gigantische Schwingen bildeten.


    Hätte sie das in einem Film oder so gesehen, Leira wäre fasziniert, vielleicht sogar begeistert von den Effekten gewesen. Aber es in Echt zu sehen war vollkommen krank, erschreckend, entsetzlich. Wie ein vom Scheinwerfer erfasstes Reh stand sie da, unfähig den Blick von dem Ding abzuwenden, aus dessen Rücken nun gerade Dornen sprossen und dessen Wirbelsäule sich zu einem echsenartigen Schwanz verlängerte. Gleichzeitig stieß das Marika-Mischwesen immer wieder ohrenbetäubende Schreie aus, die Leira durch Mark und Bein gingen.
    Ja, sie hatte die ganze Zeit gemutmaßt dass so etwas kommen könnte. Aber sich in Theorien zu verstricken und diese dann tatsächlich eintreten zu sehen, waren zwei Paar Schuhe. Außerdem hatte sie nie gesagt, dass sich Marika in einen gottverdammten Drachen verwandelte, und nicht “nur” in eine menschenfressende Bestie.


    Dass sie Emma anfangs gebeten hatte, ihr Marikas Melodie zu verraten, war ihr komplett entfallen. Aber andererseits sagen ihre Augen ihr inzwischen ja wohl genug und mehr als ihr lieb war. Denn die Marika-Bestie vervollständigte sich inzwischen, ihr Gesicht verschwand und bildete eine Drachenschnauze, während Hörner aus ihrer Stirn hevorbrachen. Überall an ihrem Körper liefen rote Rinnsale herab wie bei einem Neugeborenen. Als die Bestie ein Brüllen ausstieß, begann Leira zurückzuweichen.


    Eine andere Szene überlagerte das, was sich vor ihren Augen abspielte. Es war erst heute morgen gewesen, bemerkte sie vage, als dieser Colmann-Typ Marika so seltsam angesehen hatte. „Aber ich glaube andere Leute können dazu wohl eher etwas sagen, meinst du nicht auch, Marika?“, sprach seine Stimme in ihrer Erinnerung. Der Sänger… Er hat es gewusst!, erkannte sie mit schrecklicher Gewissheit.
    Während Leira weiter Abstand zwischen sich und die noch immer nicht komplette Bestie brachte, sprang ihre Erinnerung ein paar weitere Minuten zurück. „Solltest du also jemals sehen, wie seine schwarzen Schwingen den Himmel verdunkeln, dann lauf und hör am besten nicht mehr auf zu laufen, egal, was um dich geschieht.”
    Das hier mochte zwar nicht dieser mysteriöse Dwuochse-Anführer sein, aber die Beschreibung kam diesem Exemplar hier gefährlich nahe. Leira drehte sich um und lief.


    Beinahe wäre sie mit einer ihr unbekannten Gestalt zusammengeprallt, wich jedoch gerade noch rechtzeitig aus, als diese anfing zu reden, von wegen Marika hätte sie ja längst umbringen können und alles.
    Leira schnaubte. Von wegen! Marika hatte sie sicher nicht umbringen wollen, aber wer konnte schon sagen, ob das hier noch Marika war und nicht viel mehr eine weitere Bestie, die nur ihre zerstörerischen Instinkte kannte und alle Erleuchteten hasste? Auf ihrer Flucht hielt sie jedoch nicht inne, nicht einmal dann, als der andere Erleuchtete sich dem Marika-Monster zuwandte und mit ihr redete als ob sie ein Mensch wäre - was Leira nebenbei bemerkt ziemlich lächerlich fand. Der Typ konnte froh sein, wenn sie ihn nicht gleich verschlingen würde oder so. Das ganze wurde hier ihr echt zu viel. Nicht noch ein Monster! Das zweite heute! Und dann auch noch Marika! Sie wollte nicht mehr kämpfen, sie wollte nur noch weg. Vielleicht würde Marika ja einfach ihre neuen Flügel ausbreiten und davon segeln, wenn sie Glück hatten. Wenn nicht, dann Gnade denen die weiter so nah um sie herumstanden! Wie dumm konnte man eigentlich sein? Am Ende spie sie noch Feuer oder machte zur Hölle was anderes Übles!
    Die 17-Jährige kletterte gerade auf der anderen Seite des Grabens wieder rauf, als sie schon wieder Gewissensbisse bekam. Was wenn die Marika-Bestie auf die anderen losging? Hatte sie dann Mitschuld an deren Tod, weil sie sie nicht beschützt hatte? Ach, Blödsinn, ich kann sie nicht vor nem Drachen beschützen… Außerdem, wenn sie selbst alle so dumm sind und dort bleiben? Dennoch, Leira konnte die Gedanken nicht ganz abschütteln.


    Während sie so weiterging, inzwischen nicht mehr ganz so schnell rennend, fiel ihr eine bunte Gestalt auf. Dieser… Lewis? Was macht der denn hier? Erst allen hinterher laufen, aber die letzten Meter davor dann stehen bleiben und warten? Aus dem wird man echt nicht schlau…
    Aber auch wenn sie ihn nicht besonders mochte, Leira hatte das Bedürfnis, ihn zumindest vor dem zu warnen was sich dort im Wald verbarg. “Hey, Knallbonbon!”, rief sie, als sie sich näherte und schnappte nach Luft, die ihr nach dem kruzen, aber schnellen Lauf so langsam ausging. “Da… im Wald… du wirsts nicht glauben, aber Marika hat sich in so ne Bestie verwandelt. Nein, schlimmer noch, sie hat Flügel und sieht fast aus wie’n Drache. Mach dich besser bereit zum weglaufen… Noch hatse zwar nix gemacht, aber wer weiß… ich trau dem nicht.” Nun blieb sie endgültig stehen um wieder zu Atem zu kommen. Misstrauisch drehte sie sich um, um zu sehen, ob schon eine Bestie durch das Dickicht brach. Aber nein, das hätte sie ja gehört. Ich bin sowas von durch den Wind… Erst jetzt bemerkte Leira, dass sie vor lauter Aufregung zitterte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann auf und ab zu tigern, um das Adrenalin loszuwerden, das wie Feuer durch ihre Adern brannte. "Oh Gott...", murmelte sie vor sich hin, "hoffentlich passiert nichts..." Sie würde sich ewig Vorwürfe machen, wenn die anderen starben weil sie weggelaufen war. Aber sie konnte jetzt nicht zurück, sie konnte einfach nicht! Die Angst lähmte sie fast. So sehr, dass sie weder vor noch zurück konnte. Sie wollte nicht zurück, aber auch nicht weiter wegrennen. Sie war völlig unentschlossen.



    OT: So, Leira ist realistisch und macht sich vom Acker.^^
    Erster Teil mit Shiralya abgesprochen.

  • Das Chaos wollte einfach nicht enden, stattdessen verfielen die Jugendlichen immer mehr in Panik. Es war beinahe schon amüsant, würde Jasmin nicht mit panischen Augen beobachten, wie Marika über die Mauer verschwand. Die vielen Stimmen mischten sich zu einem stetigen Summen, bis sich schließlich ein braunhaariger Junge mit Militärskleidung und der Junge namens Simon durchsetzten. Zwar hörte sie die beiden kaum über den Lärm, doch sie hörte halb heraus, dass Marika in Gefahr schwebte, bevor sich die Gruppe in Bewegung setzte. Sie warf noch einen letzten verzweifelten Blick zur hohen Steinmauer. Durch den Haupteingang würde es doch viel zu lang dauern! Was, wenn wieder eine Bestie da draußen herumlief?! Wieso teilten sie sich nicht auf?
    Hastig teleportierte sie sich an die Spitze der Gruppe, doch ihre Stimme ging im Lärm unter - im Gegenteil, der Junge mit der Igelfrisur lief plötzlich weg, während der Rest der Truppe weiterhin in einem großen Pulk auf das Haupttor zulief. Frustriert ballte Jasmin die Fäuste zusammen. Es würde an ein Wunder grenzen, würden sie Blondie je so finden. Von irgendwoher schnappte sie auf, dass etwas mit Marikas Licht nicht stimmte, war jedoch zu aufgewühlt, um es wirklich in den Kontext einordnen zu können. Von ihrer Umgebung bekam sie nicht viel mit. Eine vertrocknete Wiese, eine Klippe, ein Wald... alles was sie bemerkte, war die unerträglich langsame Geschwindigkeit Simons. Anscheinend war der Typ zum Anführer auserkoren oder so etwas, weshalb, war ihr schleierhaft, wenn er doch die Kondition einer Porzellanschüssel hatte. Gerade wollte sie beginnen, den Wald auf eigene Faust zu erkunden, als ihr Anführer plötzlich zu zucken begann, wirres Zeug vor sich hinschwafelnd.
    Es war gespenstisch, mehr als gespenstisch, doch er kam schnell wieder zu sich. In seinen Augen lag reine Panik. "Das Licht … kann doch nicht einfach so weg sein! Aber … es ist weg, einfach weg!"
    Fast hätte Jasmin geschrien vor Frustration. Das Licht, das Licht. Als ob das gerade das größte Problem war! Sie wollte schon auf Simon zustapfen - ihr Temperament ging heute wirklich durch mit ihr - als Rufe laut wurden, jemand habe Marika gefunden.
    Hektisch drehte sie sich um. Einige der Jugendlichen liefen bereits auf einen Punkt zu, doch sie sah einfach nichts. Verzweifelt versuchte sie, sich durch die Menschenmenge zu kämpfen. Es verwunderte sie selbst, dass Marika ihr so viel bedeutete, doch sie hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken. Immer noch konnte sie nichts erkennen, als plötzlich hundert Meter entfernt von ihr ein furchtbarer Schrei ertönte.
    Sie wirbelte herum. "Nein, nein, nein!" Noch nie hatte sie etwas so Rohes, Schmerzerfülltes gehört. Doppelt so energisch wie vorher bahnte sie sich ihren Weg durch die Jugendlichen, jeder Schrei ließ ihre Knochen erzittern. Sie wollten nicht aufhören, stattdessen wurden sie immer lauter, immer markerschütternder, immer... grotesker. Ja, es war beinahe, als wären sie von Sekunde zu Sekunde immer weniger menschlich.
    Jasmin hielt nur kurz an, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Sie hatte sie noch nicht einmal bemerkt, bis sie auf ihre Lippen tropften und einen salzigen Geschmack hinterließen. Auf eine gewisse Art und Weise war das hier schlimmer als das Massaker in der Spielhalle. Dort wusste sie, woran sie war, und hätte zumindest versuchen können, die Anderen zu beschützen. Hier jedoch? Sie wusste nichts, außer, dass Marika Todesqualen litt und weder sie noch jemand Anderes ihr helfen konnte.
    Verzweifelt kämpfte sie sich weiter durch die aufgewühlte Menge, doch es dauerte noch einige Minuten, bis sie das Zentrum der Aufmerksamkeit erreichte. Sie gelangte an eine lange Vertiefung im Waldboden, ähnlich wie ein ausgetrockneter Bach. Einige der Jugendlichen waren hinuntergerutscht, andere starrten sie mit schreckgeweiteten Augen an. Jasmin achtete kaum auf sie. Marikas Schmerzensschreie kamen von da unten, also rutschte sie kurzerhand hinterher. Flüchtig musste sie an ihre Erste-Hilfe-Übungen denken. Nicht dass sie hier irgendwie von Nutzen sein konnten - schon allein der Gedanke war lachhaft - aber hieß es nicht immer, dass zu viel Publikum die Rettung nur behinderte und niemals erleichterte?
    Sie verdrängte den Gedanken. Dieses eine mal konnte sie sich nicht kontrollieren, musste egoistisch handeln - es würde sie und nur sie in die Zerstörung treiben, würde Marika etwas zustoßen, das sie hätte verhindern können. Trotzdem hielt sie inne. Die letzten Schritte ging sie vorsichtig und langsam, bevor sie die Szene ins Auge fasste.
    Keuchend sprang sie zurück.
    Von Marika war keine Spur. Stattdessen rang der Militärjunge mit einer ausgewachsenen Bestie, die gleiche, die sie auch im Casino getroffen hatten.
    Mehrere Schritte stolperte Jasmin und fiel hinter einen Busch, bevor sie ein relatives Gleichgewicht wiederfinden konnte, doch ihr Atem ging weiterhin schnappartig. Nein, bitte nicht, nicht schon wieder, bitte. Hört das je auf?! Die Panik versperrte ihre Gedanken. Ihr Messer hatte sie in ihrer Eile auf ihrem Zimmer gelassen. Ihre Haut kam ihr plötzlich unerträglich dünn und schutzlos vor.
    Doch sie würde sich nicht überwältigen lassen, nicht diesmal. Marika war nicht hier, um sie aus der Schussbahn zu ziehen. Vielleicht war sie in der Nähe, verletzt, unfähig sich zu verteidigen oder zu fliehen? Das Risiko bündelte ihre Gedanken. Sie nahm ihre gesamte Willenskraft zusammen und zählte bis zehn, außerhalb der Reichweite des Monsters, ganz bewusst atmend. Sie musste die Situation klar erfassen und und durfte nicht leichtsinnig sein.
    Vorsichtig spähte sie hinter dem Busch hervor. Der Anblick der Bestie löste einen weiteren halben Schrei aus, den sie jedoch erstickte, indem sie sich auf den verletzten Arm biss. Der Schmerz entlockte ihr ein leises Zischen, doch das war definitiv geräuschloser.
    Erst jetzt konnte sie sich die Szene genauer ansehen. Das Monster bewegte sich kaum, es wirkte geschwächt und stieß unmenschliche Laute aus, als wäre es soeben in Stücke gerissen und wieder neu zusammengesetzt. Der Militärsjunge hielt ihm eine Pistole an die Schläfe und wirkte verängstigt... aber auf seltsame Art und Weise. Weniger als würde er in Todesgefahr schweben und mehr, als würde er sich tatsächlich um die Bestie sorgen.
    Jasmin kniff die Augen zusammen. Was war da bloß los? Wieso war der Militärsjunge dem Monster so nahe, ohne es anzugreifen? Hatte er denn nichts aus dem Spielhallenmassaker gelernt? So viel Naivität würde sie noch alle umbringen. Schon wollte sie sich aus ihrem Versteck stürzen und den Jungen aus der Gefahrenzone ziehen, als ihr noch etwas auffiel.
    Dort, wo sie den Hals der Bestie vermutete, sah sie etwas Hellblondes aufblitzen. Es begann an der Stirn und fiel bis auf die Schultern des Wesens. Es wirkte beinahe wie... menschliches Haar. Menschliches Haar, das Jasmin sehr, sehr bekannt vorkam.
    Die Vorstellung war abstrus, der Gedanke brachte sie beinahe zum Lachen. Doch was sollte sie noch verwundern, nach all den Ereignissen der letzten achtundvierzig Stunden? Langsam kam sie hinter dem Busch hervor.
    "Marika... ?"


    OT: Seufz, ich hasse es, so inaktiv zu sein. Kann noch nicht mal von einer Klausurenphase reden, wenn besagte Phase bis Ende Juni andauert... hab eventuell ein paar schriftliche Fächer zu viel gewählt. ^^ Naja.
    Hoffe ich habe das richtig verstanden, dass Marika ihren Hahnenkamm behalten hat!

  • So sehr Zanza versuchte tapfer zu sein, baute sich seine Nervosität immer wieder auf und er musste sie immer wieder niederschlagen. „Etwas läuft falsch, etwas läuft extrem falsch“, murmelte der Kartenleger verstört. Zusammen mit einigen Anderen, die nicht gleich losgerannt waren, folgte er in dieselbe Richtung, allerdings in einem wesentlich entspannteren Tempo. Es war nicht, dass er sich nicht genauso sehr um Marika Sorgen machte, aber er hatte einfach nicht genug Ausdauer um nach dem durchklettern der Klinge noch einmal so Gas zu geben. Der Teufel verlies seine Seite nicht, auch wenn das Grinsen auf seinem Gesicht nicht wirklich Sorge verriet. „Wo liegt das Problem? Wir scheinen doch gut mir ihr mit zu halten“, erwiderte er sorglos, während er sich in die Richtung seines Beschwörers beugte. Der Blauhaarige blickte starr auf seine Karten. Alleine dadurch, dass er sie nicht mischte wurde der Nr.15 klar, dass etwas wirklich wirklich nicht in Ordnung mit ihm war. „Ich weiß nicht. Ich mein, es ist klar, dass etwas seltsam ist, aber ich fühle mich als ob wir vor einer Katastrophe stehen“, flüsterte der Nekromant. Der Tote hob eine Augenbraue, verlor sein Grinsen aber nicht. „Huh? Was denkst du passiert? Wartet eins einer von den-wie heißen sie nochmal?-Krouchugs auf uns?“, fragte er locker und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das brachte Zanza dazu stocksteif stehen zu bleiben und herum zu wirbeln. „Fordere es nicht heraus. Das Schicksal hat uns sowieso auf den Kieker. Sag noch so was und wir sind wirklich am Ende der Fahnenstange!“, rief der Kartenleger und warf seine Hände in die Luft. Der Geist hob seine zur Abwehr und lächelte entschuldigend. „Sorry, sorry, hast recht. Ich verkneife es mir.“

    Doch das Schicksal schien dies nicht zu genügen, als Schreie anfingen durch den Wald zu hallen. Die Gedanken des Wahrsagers wurden blank, als er die Schmerzenslaute vernahm und sprintete trotz aller körperlicher Proteste los. Der Teufel überholte ihn schnell in der Luft, um Zanza schützen zu können, doch legte eine scharfe Vollbremsung ein und schwebte dicht unter dem Blätterdach einer quasi-Lichtung, um das Schauspiel unter ihm zu betrachten. Auch der Grünäugige kam beinahe stolpernd ins Rollen, als er die ersten Blicke auf die makabere Transformation erhaschte. Wie konnte man die Gefühle des Nekromanten in dieser Situation beschreiben? Schrecken? Panik? Angst? Terror? Furcht? Ekel? Verwirrung? Interesse? Vielleicht auch ein wenig Erleichterung, da Marika noch am Leben war. Es war ein so großes Durcheinander wie die Verwandlung der blonden Erleuchteten, welche keinerlei Ordnung zu haben schien. Erst als die ersten Gebrülle durch das Unterholz schallten fiel ihm auf, dass er auf die Knie gesunken war. Wieder drängte die Situation viele Fragen auf. Zum Beispiel wie diese Situation zu Stande kam oder was nun zu tun sei. Doch die wichtigste Frage für Zanza war: Was bedeutet das für meine Familie?


    Inzwischen bedrohte Samuel die voll verwandelte Bestie mit seiner Waffe, da er sich anscheinend nicht sicher war ob die, kurioserweise immer noch, Blonde sich in ihrer neuen Gestalt noch unter Kontrolle hatte. Aru plädierte allerdings darauf, dass Marika schon mal keine Spionin der Bestien wäre und redete mir beinahe schon casual. Ein komischer Kauz.


    Etwas zerbrach in Zanza. Die Tränen in seinen Augen trockneten beinahe im selbsen Moment. Die Irrlichter, welche vorher in den Bewegungen erstarrt waren als Reaktion auf den Schock ihres lebenden Begleiters, blitzten auf. Der Erleuchtete warf der Bestie, welche ursprünglich Marika war, einen seltsamen Blick zu. Seine Miene nahm einen blanken Ausdruck an und er rief den Teufel zu sich. Als dieser landete und auf Zanza zukam, ruhte sein Blick weiterhin auf dem Schauspiel vor ihm. „Huh? Ok, soetwas hätte ich nicht erwartet. Man sieht das nicht alle Tage. Hat der Stern wohl bei ihr beschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen?“, kommentiert er, hielt jedoch inne, als der Blauhaarige eine Hand hob. „Äh, alles in Ordunng?“, fragte der Tote seinen Partner vorsichtig. „Ich hab die Schnauze voll“, murmelte er als Antwort, jedoch so leise, dass nicht mal der Teufel es verstehen konnte. „Was?“ „Ich hab die Schnauze voll!“, brüllte Zanza diesmal. Mit herabhängender Kinnlade und zurück gebeugt, als ob er ausweichen wollte ohne einen Schritt zu machen, blickte der Geiste ihn an. „Ich hab hier ein Zuhause und eine Familie gefunden und obwohl mir klar war, dass eventuell der Kampf gegen die Bestien beginnt, soll mir das Alles nach nur ein paar Jahren wieder genommen werden? Wir Erleuchteten haben Probleme unter normalen Menschen, deshalb ist es, gerade für eine feige Person wie mich, eine wichtige Chance, so viele potenzielle neue Familienmitglieder auf einmal zu treffen. Ich hab es satt, dass nicht mal zwei Tage vergangen sind und das Schicksal anscheinend trotzdem so viele Versuche durchgeführt oder gestartet hat, alles wieder kaputt zu machen. Seien es nun diese verdammten Bestien, Leute die so tun als wäre Familie nichts für sie, Paranoia oder irgendwelche Idioten die meinen Möchtergern-Verschwörungen planen zu müssen. Nein, dass lass ich nicht mit mir machen. Deshalbwerde ich ab sofort alles tun, um meine Familie zu beschützen.“ Der Nekromant wirbelte in Richtung Marika und deute mit dem Finger auf sie, auch wenn es sie wahrscheinlich nicht wirklich interessierte. „Ich hab keine Ahnung, ob du noch bei Bewusstsein bist oder nicht, aber es spielt auch keine Rolle. Ich lass dich bestimmt nicht einfach für den dummen Grund verschwinden, dass du dich in eine von den Bestien verwandeln kannst. Du bist nämlich jetzt ein Teil meiner Familie. Und falls nochmal jemand vorbringen sollte, dass es gut oder besser wäre sie umzubringen, dem zeig ich dann warum mein Attribut der Tod ist.“ Zusammen mit Zanza's letztem Versprechen flammten die Irrlichter bedrohlich auf. Der Einzige, der wohl Amüsement in der Situation finden konnte, war der Teufel, der nun knöchel-knackend auf die verwandelte Erleuchtete zuging. „Yare, yare. Scheint mir, dass sich nicht nur unsere Streunerin verwandelt hat. Nicht mal zwei Tage und dann so etwas“, wunderte sich die Nr.15 laut und wandte sich dann an Samuel. „Komm da lieber weg, Kid. Lass das lieber jemanden erledigen, der keine Angst haben muss zu sterben. Und du Marika, solltest lieber reagieren, wenn du uns noch verstehen kannst. Ich werde nicht lange warten. Es ist Zanza's Wunsch und deshalb werden wir nur mit dir zurück zur Anstalt gehen. Ok, vielleicht besser dann, wenn du dich zurück verwandelt hast.“

    Warum hassen die Tageswanderer die Kinder der Nacht?
    Balance ist doch alles was zählt!

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  • Xaroc war sich nicht sicher, was schrecklicher war: ein Raum voller Toter und deren Blut oder der Anblick, der sich den Erleuchteten gerade bot. Kaum war Xaroc am Ort des Geschehens eingetroffen, taumelte er auch schon wieder zurück. Marika krümmte sich, ihre Knochen würden stellenweise sichtbar und alles in allem schien sie mehr als „nur“ Schmerzen zu erleiden. Alleine vom Anblick wurde ihm übel.
    Als denn die Transformation so richtig begann und Xaroc erkannte, was das Endresultat sein würde, stolperte er, landete auf seinem Hosenboden und kroch in dieser Position rückwärts, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß, wo er zitternd sitzen blieb. So sehr er auch aufstehen und weglaufen wollte, seine Beine reagierten nicht länger. Aber immerhin war die Übelkeit nun wieder verschwunden.


    Nicht dass es schon schlimm genug war, dass sie es nun schon zum zweiten Mal am heutigen Tag mit einer Bestie zu tun hatten, aber es war eine Sache gegen eine unbekannte Bedrohung zu kämpfen, aber eine andere, wenn jemand, der eigentlich ein Verbündeter sein sollte, zu genau so einem Ding mutierte. Atemlos beobachtete er, wie Samuel sich an - ja was eigentlich? Verbündeter oder Feind? - klammerte, eine Pistole in Anschlag brachte und auf Marika einredete.
    Die Reaktionen der restlichen Anwesenden waren gemischt, nachdem Monster-Marika (der Spitzname war nun etwas zu genau für Xarocs Geschmack) nach ihrer abgeschlossenen Verwandlung erschöpft zusammensackte. Leira lief weg und ein junger Mann mit Sonnenbrille schien der Meinung zu sein, Marika verteidigen zu müssen, während er mit ihr sprach, als wäre das ganze das normalste auf der Welt. Jasmin wirkte nur erstaunt und der andere junge Mann beschwor eine seiner Gestalten herauf und fing plötzlich auch noch an zu zetern, während die Gestalt Samuel eine Warnung zukommen ließ und dann selbst ebenfalls auf Marika einredete.


    Immernoch panisch zog sich Xaroc am Baum hinter ihm hoch. „Ist- ist M-Miss Marika denn überhaupt immer noch... d-da drin? Oder ist sie nun f-fort?“ Er schluckte schwer, als ihm dann ein weiterer Gedanke kam. „Das k-kann doch nicht etwa jedem v-von uns passieren...? Wenn unser Licht schwindet werden wir zu... e-einem von denen?


    OT: Extrem-Kurz-Post, aber ich sah keinen Sinn darin, die Verwandlung nochmals zu wiederholen. Jedenfalls, sorry, dass er so kurz ist, aber wollte zumindest irgendwas beitragen, auch wenn es nicht viel ist.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)