Zanza wollte sich am liebsten die Hände vors Gesicht schlagen und schreien. Er wusste nicht, was der 'Neue' erreichen wollte, oder ob er einfach nicht verstand wie lächerlich er sich benahm. Der Teufel hingegen hatte seinen Spaß und gab dies auch lauthals bekannt. Könnte er allerdings Schmerz empfinden, wäre ihm das Lachen wohl bereits lange vergangen. „Oh man, was für eine Oberpflaume. Wo hat Alicia denn den aufgegabelt?“, fragte er außer Atem, als er sich irgendwann doch soweit wieder zusammengerissen hatte, um aufstehen zu können.
Der Kartenleger beschenkte ihn mit keiner Beachtung und wandte sich lieber den neuen Informationen zu, die aus der Befragung von Marika herauskamen. Diese beunruhigten ihn nicht gerade wenig. Nicht der Teil, dass diese Wesen sich in Menschen verwandeln konnten für eine Zeit. Nein, auch wenn die Gefahr bestand einem Monster in Verkleidung zu begegnen, müsste sich dieses ohne Bewaffnung oder Verstärkung erstmal sowieso zurückverwandeln. Natürlich brachte es ganz eigene Probleme mit sich, aber die waren zweitrangig. Außerdem waren die Merkmale der menschlichen Gestalt nicht unbedingt unauffällig, wenn auch nicht selten. Sie nahmen sie auch nur ungern an, konnten sie nicht für immer aufrecht erhalten und die Erleuchteten hatten sowieso nicht nubedingt viel mit Menschen zu tun. Diese Kontakte noch mehr zu scheuen machte nicht viel Unterschied. „War es das, was sie bei unserem ersten Zusammentreffen mit Jungtier gemeint hat, oder war das nur zusätzliches dummes Glück unsererseits?“, murmelte der Kuttenträger, während er die Arme um sich legte, da es ihn plötzlich fröstelte. „Was nutzt es da, wenn die Anstalt einen ungewissen Schutz genießt? Es verschlimmert die Angst vor der unbekannten Zukunft nur. Ich seh schwarz für meinen Schlaf heute Nacht.“ Die immer noch zitternden Hände fuhren in die breiten Ärmel und holten seine Karten hervor, die er hastig mischte. Zumindest ein wenig beruhigte den Wahrsager dies. Ein starker Schlag auf den Rücken nahm ihm das Gleichgewicht für einen Moment und schickte den Stapel durch alle Winde. Zanza grummelte leise, während er sich mit einer Hand den schmerzenden Rücken rieb und in der anderen die schwebenden Karten smmelte. Der Teufel lachte ausgelassen. Sich wieder dem Mischen seiner Karten widment, musste der Kartenleger trotz eines ergebenen Seufzers der unausgesprochenen Worte seines Freundes lächeln. 'Wenn die Zeit kommt kriegen wir das schon irgendwie hin.'
Marika waren die blöden Kommentare des Blonden wohl endlich Leid, denn sie begann sich zu verwandeln, obwohl ihre vorherige Transformation bereits deutich viel aus ihr herausgeholt hatte. Es war auch genauso unangenehm anzusehen. Als endlich die menschliche, unbewusst und beinahe unbekleidete aber dennoch menschliche, Marika auf der Lichtung lag, nahm der Neue sie kurzerhand auf. Zanza schlug dem Teufel vorbeugend die Hand auf den Mund.
Schließlich konnten sie endlich zur Anstalt zurückkehren. Was den Blauhaarigen vor ein weiteres Dilemma brachte. Wie viel können wir Alicia gefahrlos erzählen? Hin und her riss es ihn innerlich. Einerseits wollte er der Frau, der er so extrem dankbar war nichts so Wichtiges verheimlichen, vor allem da es ihnen deutlich beim Schutz helfen konnte. Auf der anderen Seite konnte der Grünäugige deutlich sehen, welche Konsequenzen das haben würde und er wollte Marika nicht in Gefahr bringen. Den ganzen Hinweg über war er in seinem Konflikt verstrickt, dass er nichtmal merkte wie der Teufel verschwand und das Rad des Schicksals es sich auf seinem Kopf bequem machte, die goldenen Kiefer nachdenklich arbeitend.
Vor dem Tor endete der innere Turmoil schlagartig, da die Leiterin bereits auf sie watrete. Zanza schluckte heftig und versuchte eine Entscheidung zu treffen, doch sein Geist war blank. Die goldene Spinne merkte interessiert auf. Doch der Kuttenträger brachte nichts hervor und während Alicia auf die Auseinandersetzung zwischen Laverne und 'dem Neuen' achtete, versuchte er beinahe in seinen Kleidern zu verschwinden und stahl sich davon. Es gab kein Richtig oder Falsch tröstete die Nr 10, um die Schuldgefühle zu beschwichtigen. Der Wahrsager nickte nur unüberzeugt.
An Essen war für den Tag nicht mehr zu denken, weshalb sich der Blauhaarige sofort auf den Weg in sein Zimmer machte. Dort ließen ihn die wilden Gedanken aber immer noch nicht in Ruhe. Nichtmal das Buch, welches aufgeschlagen vor ihm lag bereitete ihm irgendeine Form von Ablenkung. Zu viele Gedanken brachten ihm Kopfschmerzen, anstatt dass er sich auf einen Einzigen konzentrieren konnte. Zum einen war da Laverne, oder Lewis wie er sich vorstellte, und sein Kumpane, bei denen er nicht wusste wie er handeln sollte. Dann war da Marika, deren Fall ihm Angst bereitete. Nicht die junge Frau selber, trotz ihrer seltsamen Situation. Sie wäre keine Erleuchtete, wenn an ihren Worten nicht etwas Wahres wäre. Nein es war Alicia's mögliche Reaktion, die ihn verängstigte. Zanza hatte eine Familie gefunden. Jedes neue Mitglied machte ihn glücklich. Aber wer sagte, dass wenn ein Glied verloren ging, es dabei bliebe? Wer versichte ihm, dass seine Familie hielt. Sein Magen drehte sich ihm herum und der Grünäugige schüttelte den Kopf. Er musste etwas tun, in beiden Fällen. Die Frage war was. Die goldene Spinne auf seinem Rücken blieb still, verloren in eigenen Gedanken und Überlegungen, und die Irrlichter konnten nur ihren übernatürlich schönen aber stillen Tanz als Trost anbieten. So kam der Rat von seiner größten Hilfe abseits den Toten: seinen Karten.
„Im Zentrum steht ein Konflikt, der je nach Entscheidung moch gerettet werden. Doch was ist vorzuziehen: eine blinde aber schnelle oder wohlüberlegte Entscheidung“, murmelte der Kartenleger in tiefer Überlegung. Seine Augen waren auf die Karten vor ihm fixiert. „Natürlich liegt im Zentrum des Problems, aber es ist der Egoismus einer Person, der die Idylle stört. Laverne, oder ich selbst? Auf jeden Fall ist die Situation nur ein weiterer Schritt einer Reise, den ich allerdings viel zu impulsiv erklimmen könnte. Vielleicht sollte ich mich direkt an Marika wenden, für beide Fälle. Ob dieser Nic wieder überreigiert? Auf jeden Fall könnte sie mir helfen Laverne für sein Verhalten verschwin...zu bestrafen. Hoffentlich führt das nicht zu großen Problemen. Aber möglicherweise ist ein Hitzkopf allemal besser hier, als mein Wankelmut. Ich denk wirklich, dass ich sie morgen mal anspreche.“
Diesen Beschluss gefasst, schlug der Wahrsager das Buch laut zu und machte sich bettfertig. Darunter auch eine schnelle Dusche, da der Schweiß immer noch an ihm klebte.
Am nächsten Tag erwachte Zanza erst, als die Sonne bereit etwas am Horizont hoch geklettert war, denn wie erwartet kam der Schlaf trotz seines Entschlusses nur sehr widerspenstig. Da er den Anblick seines Zimmergenossen nicht wirklich ertragen konnte, drehte sich das goldene Rad der Nummer 10 zwischen ihren Betten, während die drei Spinnen wie ihre normalen Vorbilder in den netzartigen Verzierungen saßen. Der Blauhaarige zog sich schnell an und machte sich auf in die Cafeteria, sowohl um den Tag zu beginnen, als auch um mit Marika zu sprechen. Das Rad machte es sich mit allen drei Körpern auf seinem Rücken bequem, was er murrend hinnahm, auch wenn er etwas auf sein Gleichgewicht achten musste.
Mit üppig belegten Brötchen, vollem Tablet und seiner grünen Mixtur bereit, sah sich der Kartenleger in dem gefüllten Saal um, wobei er Marika etwas abseits der Anderen an einer Wand alleine entdeckte. Er hob fragend eine Augenbraue, bevor er sein übliches Lächeln aufsetzte und geradewegs auf die Blonde zuging.
„Guten Morgen“, eröffnete er in einem wie er hoffte freundlichen Tonfall, während er sich setzte. Es war zu wichtig für Zanza mit ihr zu sprechen, als das er groß auf Höflichkeit achten konnte. Die Spinnen auf seinem Rücken lugten neugierig hervor. „Ich hoffe, du hast dich gut von deiner...ähm Geduldsprobe/Tortur gestern erholt. Wer war eigentlich der Hohlkopf, der dir geholfen hat? Er war nicht bei uns während des Zusammentreffens, oder?“ Während er ihr ein wenig Zeit gab, sich an seine Anwesenheit zu gewöhnen, verteilte er seine „Geheimzutat“ auf seinem Frühstück, welches dadurch beinahe neongrün leuchtete. Erst nach dem dritten Bissen sprach der Kuttenträger mit demselben Lächeln, aber ersterem Ton weiter: „Ganz ehrlich, diese Situation bereitet mir ungeheure Kopfschmerzen und ich bin mehr als nur überfragt, was zu tun ist. Einerseits schulde ich Alicia sehr viel, andererseits...“ Der Kartenleger ließ das angebissene Brötchen sinken und sein Blick nahm eine Spur von Trauer an. „...will ich kein Familienmitglied jemals wieder verlieren, schon gar nicht wenn ich nicht mal die Chance für ein besseres Kennlernen hatte.“ Zanza räusperte sich und sah Marika direkt an, wobei er seine Karten hervorholte und anfing zu mischen. „Aber ich möchte auch ein anderes Problem ansprechen, bei dem ich nicht so richtig weiter weiß und bei dem due mir vielleicht helfen kannst: es geht um Laverne, oder Lewis...wie auch immer er sich nennt.“