Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • „Deine Einschätzung kann ich, denke ich, unterschreiben. Ich habe auch das Gefühl, dass Nic Interesse an Marika hat“, stimmte die Leiterin dem Kartenleger nachdenklich zu, „Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, ihn zu bitten, dies zu übernehmen. Er könnte Marika besser kennen lernen und ich bin mir auch sicher, dass er, nach meiner ersten Warnung gestern Abend auch beweisen will, dass er hier genauso, wie alle anderen hingehört.“ Sie nickte und blickte Zanza wieder an. „Ich werde ihm diesbezüglich ansprechen, sobald das hier sich beruhigt hat. Danke für deinen Vorschlag.“


    Marika bestätigte derweil Leiras Aktion, indem sie ihr kurz zunickte. „Scheinbar wirklich eine echte Deathblade“, stellte sie mit leicht zweifelndem Tonfall fest, „Nein Leira, ich glaube auch, dass dieses Ding für den Kampf etwas zu kurz ist. Aber vermutlich war das ohnehin nur etwas von Jimmy hier, um uns einen Eindruck seines Wertes für uns zu geben. Ach, wenn ich immer noch nicht genau weiß, was er eigentlich bezwecken will.“ Dabei blickte sie ihren Artgenossen auffordernd an.
    Dieser hob abwehrend die Hände und seufzte dann. „Ok, hört zu, da ihr mir wohl eh keine Ruhe lassen werdet: Ja verdammt, ich gebs zu, ich hatte vor, bei euch Unterschlupf zu suchen“, erklärte er, nun aber in einer Tonlage, zwischen leicht genervt und seinem typischen schalkhaften, „Ich war, bis ich abgehauen bin mehr als fünf Jahre im Musikgeschäft tätig und weiß, euch ist das vermutlich nicht so bewusst, aber als Musiker im Showgeschäft lernt man nicht wirklich viel über die Welt und das Leben unter Menschen. Auch vorher habe ich immer nur unter Meinesgleichen gelebt, oder bin auf Spurensuche der Vergangenheit gewesen. Ich weiß nicht, wie ich mich unter Menschen unauffällig bewegen kann, ohne, dass mich die anderen meiner Art aufspüren. Wie ihr ja gestern gesehen habt, bin selbst ich in menschlicher Form verwundbar und kann selbst von einem Krochug erledigt werden, mal abgesehen davon, dass ich ein reiner Killer-Typ bin und, im Gegensatz zu eurer Marika rein auf Kraft und Zerstörung ausgelegt bin. Ich habe keinen besonders guten Aufspührsinn und nehme daher andere von uns oft erst zu spät wahr. Das letzte Jahr hab ich mich zwar irgendwie durchgeschlagen, aber, wenn sich hier so eine Möglichkeit bietet, wäre ich schön blöd, diese nicht anzunehmen und von einer Kooperation profitiert ihr schließlich auch.“


    „Ich möchte euch jungen Leute ja nicht unterbrechen, aber die ersten Würstchen und Steaks sind gleich fertig. Kann mir vielleicht jemand von euch einen Teller reichen, damit ich die dann vom Rost nehmen kann“, meldete sich plötzlich Bruno zu Wort, den wohl alle der anwesenden prompt vergessen hatten. Erst jetzt bemerkte auch Marika den würzig-deftigen Geruch nach gegrillten Fleisch, Maiskolben und eingelegtem Grillgemüse, welches der Bär von einem Mann auf seinem riesigen Barbecue-Grill verteilt hatte. Auf den Tellern auf dem Tisch, welcher ihm am nächsten stand stapelten sich weiterhin verschiedene, marinierte Fleischstücke, Rippchen, eine Schale Grillgemüse, weitere Maiskolben, Fischfilets und auf Spießchen aufgereihte Meeresbewohner. Der Blonden lief direkt das Wasser im Mund zusammen und sie verspürte mit einem Mal deutlichen Hunger. Gleichzeitig fiel ihr aber ein, dass sie eigentlich während der Wartezeiten Leira hatte gleichtun und Schwimmkleidung anziehen wollen, weshalb sie sich mit einem knappen „Gleich wieder da“ verabschiedete und sich Richtung Zimmer aufmachte.


    Alicia ergriff während dessen das Wort und erklärte das Gespräch mit Jimmy für beendet. „Jetzt lasst uns erst einmal essen, bevor das Grillgut kalt oder zu durch wird“, bestimmte sie und wandte sich Colmann zu, „Ich würde vorschlagen, dass wir beide uns später noch einmal zusammensetzen, wobei ich aber direkt klarstellen will, dass ich auf keinen Fall irgend ein Risiko für meine Schützlinge hier eingehen werde. Momentan platzt mir allerdings vor lauter unvorhergesehenen Offenbarungen der Kopf und ich muss das erst einmal verdauen. Sie entschuldigen daher." Anschließend blickte die Leiterin, die inzwischen aufgestanden und ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten war, Nic direkt und ernst an. „Wir beide allerdings müssen uns noch vor dem Essen einmal unterhalten. Bitte komm mit mir ein wenig zur Seite.“


    Marika kehrte schon wenig später zurück, ein Handtuch aus dem nächsten Badezimmer mit Dusche über den Schultern und gekleidet in ihren neuen rot-schwarzen Neckholder Bikini, über dem sie jedoch weiterhin ein weißes Tanktop trug, welches jedoch die darunterliegenden Träger gut offenbarte. Bruno hatte gerade erst mit dem verteilen seiner fertigen Werke begonnen, weshalb sie sich einen Teller schnappte und dazustellte. Während dessen achtete sie aber darauf sowohl Jimmy, als auch Nic keines Blickes zu würdigen. Die beiden Spinner würden ihr nicht den Appetit auf ihr duftendes Steak medium zusammen mit den beiden gefüllten Grillchampignons und dem halben Maiskolben (Bruno verteilte bei der ersten Fuhre leider nur halbierte) verderben. Dass so aber kein Salat mehr auf ihren Teller passte, störte die Streunerin nur gering, so wie sie sich kannte würde es sicher nicht bei dieser einen Portion bleiben.


    OT: So, dann gehts mal weiter. Futterzeit! Packt eure Badesachen aus, jetzt gibts ne Poolparti mit Grillversorgung. (Jimmy könnt ihr trotzdem noch ansprechen, wenn irh mögt ^^)



    Packt eurem Char auf den Grill, was ihr wollt, lass es erstmal nur nciht zu viel verschiedenes sein^^. Der Rest ist noch auf dem Tisch und bereit zum auflegen . Denn selbst mit den größten handelsüblichen, amerikanischen Grills bekommt mann keine ü30 köpfige Meute Jugendliche mit einer Fuhre versorgt.^^ (Jemand könnte Bruno btw gern die Teller mit dem Nachschlag reichen, damit er den Grill nciht verlassen muss.)



    @zeev du setzt dich bitte wegen des Gesprächs mit mir in Kontakt und @Espeon du könntest das Messer Alicia geben, oder es behalten, bis sie dich drauf anspricht XD

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

    Einmal editiert, zuletzt von Sheewa ()

  • Mir hat es gut gefallen“, sagte Marcello, nachdem Emma geendet hatte. Dann sah er seine Uhr und ehe sie es sich versah, war er auch schon verschwunden.
    Unschlüssig stand Emma da, mit der Panflöte in der Hand. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Dann entschied sie sich dafür, dass sie hier den Heimvorteil nutzen konnte; auch wenn sie erst vor zwei Tagen angekommen war. Sie nahm also allen Mut zusammen und ging zu dem Verkäufer. „Dürfte ich auch noch mehr Instrumente ausprobieren?“ Der Mann in dem Van sah von der Begegnung ungefähr so erfreut aus, wie Emma selbst es war, aber er nickte. Also begann Emma, diverse Instrumente durchzuprobieren. Immer in dem Wissen, dass, solange sie ein Instrument hatte, sie zumindest Unwohlsein in ihrem Gegenüber auslösen konnte. Das bedeutete, hier und jetzt hatte sie die Überhand.
    Sie versuchte sich an Gitarren und sogar an einer Ukulele. Und sie fand heraus, dass man mit Bongos nicht so viele Melodien spielen konnte. Als Emma probierte, eine Geige zu spielen, zuckte sie zusammen. Einen so schiefen Ton hatte sie noch nie einem Instrument entlockt. Scheinbar waren Geigen nichts, was man durch Intuition spielen konnte. Zumindest sie konnte es nicht. Während sie die Geige zurückgab, dachte sie daran, wie gerne sie nun auf einer Orgel gespielt hätte. So wie früher. Aber sie sah, dass in den Van keine Orgel passte. Zumindest nicht, wenn noch ein anderes Instrument hinein sollte. Der Verkäufer sah sie nicht wirklich gut gelaunt an. Kein Wunder, stand er schon seit Stunden auf dem Hof der Erleuchteten. Emma hatte ihr Zeitgefühl für diesen Nachmittag verloren, aber es dürfte doch einige Zeit vergangen sein. Allerdings fehlte noch ein Instrument …
    Haben Sie auch eine Harfe?“, fragte die Acerin so freundlich, wie es ihr bei einem Menschen möglich war.
    Besagten Menschen stimmte diese Frage nicht gerade versöhnlicher, allerdings nickte er, öffnete die Hecktüren und brachte das Instrument unter unfreundlichem Gemurmel hinaus. Emma ließ sich davon nicht beirren und besah sich das Instrument. Noch nie hatte sie eine echte Harfe vor sich gehabt. Der Mann schien das zu bemerken und bedachte sie eines abschätzigen Blickes, bevor er ihr einen Klapphocker brachte. Die Harfe schien altmodisch. Kleiner, als Emma sie sich vorgestellt hätte. Aber sie war doch irgendwie wunderschön.
    Für einen kurzen Moment schloss Emma die Augen und überlegte, ob sie schon einmal jemanden Harfe spielen gesehen hatte. Dann setzte sie sich, setzte sich die Harfe wie instinktiv auf den Schoß und begann zu spielen. Schnell merkte sie, wie sich die Melodie des Mannes in ihr Lied mischte, aber es tat so gut, endlich mal wieder mehrstimmig spielen zu können, dass Emma das nicht weiter beachtete. Sie spielte einfach und genoss es, in die Musik eintauchen zu können.
    Es war ein Räuspern, nein viel eher ein Husten des Verkäufers, das Emma auf den Hof der Anstalt zurückholte. „Nimm einfach die Harfe, Mädel. Ich will auch Feierabend machen“, sagte er in einer rauen, tiefen und vor allem unfreundlichen Stimme, die sich einfach nicht an seine Melodie passen wollte. „Wenn du jetzt bei der Harfe bleibst, gebe ich dir auch die Panflöte mit dazu. Na, wie klingt das?
    Für einen Moment war Emma überrumpelt. Sie war noch nicht komplett aus der Musik zurückgekehrt und musste die Worte des Mannes erstmal verarbeiten. Dann nickte sie kaum merklich.
    Wunderbar“, sagte ihr Gegenüber und drehte sich, um die Flöte zu holen. „Dann kann ich endlich aus diesem Drecksloch weg“, murmelte er, während er zum Van ging.


    Nur kurze Zeit später fand sich Emma alleine auf dem Platz wieder. Der Van war verschwunden und neben ihr stand eine doch nicht ganz so leichte Harfe. Und jetzt? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Immer war sie darauf bedacht gewesen, nur mit den Dingen in ihrem Rucksack auszukommen, und jetzt hatte sie sich eine Harfe andrehen lassen.
    Vorsichtig hob sie ihren neuen Schatz an. Man konnte die Harfe schon tragen, so war es nicht, aber Emma war sich sicher, dass dieses Instrument nicht zum Reisen geeignet war. Leise seufzte die Acerin, während sie die Harfe über den Hof trug. So schnell hatte sie sich an dieses Leben gewöhnt, dass es sie selbst überraschte. Als sie gerade durch die Tür trat, drangen zwei Melodien an ihr Ohr. Eine davon konnte sie inzwischen dem Busfahrer Bruno zuordnen, doch die andere … Bevor Emma weiter darüber nachdenken konnte, schloss sich die Tür hinter ihr und sie war alleine in dem stillen Treppenhaus.


    Emma trat aus ihrem Zimmer, weil ihr Magen begonnen hatte zu knurren. Sie hatte die Harfe ans Ende ihres Bettes gestellt und angesehen. Sie hatte eine Harfe. Irgendwie war der Gedanke immer noch seltsam. Erst der Hunger hatte ihr gezeigt, dass überhaupt Zeit vergangen war, seit sie auf ihrem Zimmer angekommen war.
    Auf dem Gang kam ihr ein Junge entgegen. Ein Erleuchteter, den sie nicht kannte. „Hey“, sagte er freundlich. „Bist du dich auch noch schnell umziehen?
    Umziehen?
    Ja, zum Grillfest am Pool“, erklärte er. Seine Melodie wirkte freudig erregt. Dieses Grillfest musste etwas Tolles sein. „Ich muss mich beeilen, sonst ist bald alles Fleisch weg“, sagte er noch, bevor er hinter einer der Türen verschwand.
    Dort gab es heute also das Abendessen. Und Emmas Magen drängte sie, dorthin zu gehen. Allerdings … Jetzt hatte sie ja einen Badeanzug. Es wäre fast wie Verschwendung, wenn sie ihn nicht wenigstens unter ihrer Kleidung anziehen würde. Ob sie ihn benutzte oder nicht, konnte sie immer noch entscheiden. Also ging sie in ihr Zimmer zurück, zog sich schnell um, um sich dann auf den Weg zum Pool zu machen.
    Hätte sie nur einmal aus dem Fenster gesehen, hätte Emma direkt bemerkt, dass hier etwas stattfand, denn so ziemlich alle Erleuchteten standen um die Bierbänke und Tische, während Bruno als Grillmeister gerade dabei war, das Essen zu verteilen. Das Knurren ihres Magens schien schlimmer zu werden, und tatsächlich bekam Emma trotz ihrer Verspätung noch einen halben Maiskolben und ein Stückchen Fleisch ab. Was genau es war, wusste sie nicht, aber wichtig war, dass sie ihren Magen erst einmal beruhigen würde.
    Das Grillfest hatte eine relativ friedliche Geräuschkulisse. Abendliches Zikadenzirpen, leichtes Blätterrauschen und die Melodien der Erleuchteten, welche wie immer irgendwie im Einklang spielten. Das hatten sie so an sich. Selbst Brunos Melodie fügte sich in alles. Er gehörte dazu. Es gab nur eine Melodie, die nicht so ganz zu passen schien. Diese viel Emma allerdings erst auf, nachdem sie ihr Stück Fleisch bereits gegessen hatte. Eine Melodie, die nicht wirkte, als gehörte sie hierher. Eine Melodie, gespielt von einem E-Bass.
    Emma hielt in der Bewegung inne, als ihr wieder einfiel, wo sie ein solches Instrument schon einmal gehört hatte. All die Erinnerungen des letzten Tages fielen auf sie ein. Sie suchte mit den Augen die Reihen der Jugendlichen ab, bis sie den fand, zu dem diese Melodie gehörte. Was …? Wie …?
    Noch einmal ließ sie ihren Blick über die Anwesenden gleiten, bis sie gefunden hatte, wen sie suchte. Aufmerksam lauschte sie auf jede Auffälligkeit oder Änderung in den Melodien, während sie aufstand und zu ihrer Zimmergenossin hinüber ging. „Leira?“, fragte sie leise, sodass sie ihre Stimme selbst kaum hören konnte. Das lag allerdings an den Melodien, die von allen Seiten auf sie eindrangen. Für Leira selbst muss es wie ein einfaches Flüstern geklungen haben. „Was macht der Tote hier?


    OT: Endlich ist Emma auch am Grillfest angekommen und ich gelobe Besserung. Wirklich. Immerhin ist die BBO inzwischen (für mich) vorbei. Jetzt hat Leira allerdings erstmal schon wieder die ehrenvolle Aufgabe, Emma über alles aufzuklären. Ich wüsste echt nicht, was sie ohne dich machen würde @Espeon. ^^"

  • „Dank mir bitte nicht“, murmelte Zanza und fühlte sich schuldig. „Ich fühle mich sowieso schon schlecht, dass ich Marika das antue.“ Der Wahrsager blickte entschuldigend in ihre Richtung.


    Grunzend verschränkte der Teufel die Arme, erleichtert darüber endlich mal eine Antwort bekommen zu haben, ohne dass jemand eine dumme Frage dazwischen warf. „War das jetzt wirklich so schwer mir eine klare Antwort zu geben?!“, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, während er sich abwandte und auf seinen Beschwörer zu stapfte. Seine Gedanken zwang er auf das schmackhafte Fleisch auf dem Grill. Zwar konnte er wie der Wahrsager ihn bereits ermahnt hatte nicht schmecken, aber die Konsistenz erweckte Echos von Erinnerungen, die bereits seit langer Zeit vergangen waren.


    „Weißt du, wenn ich nicht schon längst durch meinen Tod und all die Zeit als herumschwirrende Seele verrückt geworden wäre, dann wäre ich heute in ernster Gefahr den Verstand zu verlieren“, beschwerte sich das Phantom schmatzend, die Reste einer Rippe im Mund. Sein Beschwörer hielt einen Teller mit weiteren Rippchen und Gemüse in den Händen (überstrichen mit neongrün-leuchtender Tinktur). Er schluckte und warf dem Teufel ein schiefes Lächeln zu. „Jup. Nicht ein sondern zwei Monster sind plötzlich hier, wo eigentlich unser Heiligtum gegen sie sein sollte und scheinen nun auch noch Verbündete von uns zu sein“, stimmte er halb amüsiert, halb ermüdet zu. Der Geist grummelte, immer noch nicht überzeugt. „Überlassen wir es am besten Alicia, den Rest aus zu handeln. Wer weiß, was noch passiert, wenn einem hier noch der Kragen platzt“, schlug Zanza nervös vor. Er sorgte sich wirklich um die geistige Gesundheit (oder was davon übrig war) von seinem Freund. Der Geflügelte besah ihn nur mit einem Seitenblick, bevor er mit einem imaginären Puffen verschwand. „Kein Grund zu schmollen“, murmelte der Kartenleger betrübt, während er seine Bitte an das Rad stellte und die goldene Spinne sich auf seinem Kopf platzierte.

  • Scheinbar hatte Jimmy nicht so Lust ihm die Rüstung zu geben. Wobei er die Frage ob er ein Freak sei oder nicht einmal gekonnt ignoriert, er hatte ja auch nicht erwartet, dass er seinen Standpunkt verstehen würde. Er musste sich also was anderes überlgen um seine neue Idee irgendwie testen zu können. Dafür liess er noch ein Messer springen, welches er seiner Aussage nach aus einem ähnlichen Ding wie Marika gemacht hatte, und Leira teste es, wobei es tatsächlich echt verdammt scharf war. Doch auch wenn damit das Ganze einfacher werden würde, war ihm das recht egal, weil er hatte sein eigenes und das musste reichen. Denn dieses war ein Teil von ihm, das andere nicht, und wenn er etwas erlegen wollte, dann mit seinen eigenen Sachen, sowas gehörte einfach zu seinen Prinzipien. Das weitere gerede ignorierte er einfach mal, sollten die doch über was reden, was ihn nicht wirklich interessierte. Erst als Alicia wieder zu sprechen begann, und erwähnte dass das Fleisch fertig war, wurde er wieder aufmerksam, denn zu einem guten stück Fleisch würde er jetzt nicht nein sagen. So ein noch leicht blutiges Rinssteak, das wäre jetzt definitiv was. So schnell würde er aber wie es aussah noch nicht zu seinem Festmahl kommen, denn die Person auf welcher die allgemeine Aufmerksamkeit lag, sprach ihn an und bat ihn mitzukommen, dass dies seine motivation nicht gerade steigerte war nicht schwer zu erkennen. Doch viel dagegen sagen konnte er eh nicht, weshalb er Alicia folgte und sie dann, als sie ein wenig entfernt waren ansprach: "Wie kann ich dir helfen?" Dabei schwang ein leicht genervter Unterton mit, immerhin hielt sie ihn von seinem Fleisch ab, und das war nicht gerade die Art wie man sich Nic zum freund machte.


    „Ich will direkt auf den Punkt kommen“, antwortete die Leiterin der Anstalt und betrachtete den sichtlich genervten Jugendlichen, „Nachdem sich eine von euch Erleuchteten als nicht wirklich menschlich herausgestellt hat, habe ich beschlossen, so lange, bis wir einbandfrei wissen, ob wir Marika vertrauen können oder nicht, einen von euch als eine Art Aufpasser für sie abzustellen. Ich habe mich mit anderen kurzgeschlossen und mir wurdest du empfohlen, da du scheinbar wenig furcht kennst und zudem, was ich ja auch selbst schon gesehen habe, Marika wohl ganz gut leiden kannst.“ Einen Moment wartete sie auf seine Reaktion, ehe sie fortfuhr: „Ich denke, es ist für alle hier einfacher, wenn wir das so handhaben. Weiß der Himmel, was sich der Stern des ewigen Lichtes dabei gedacht hat, aber, solange keine von euch in Gefahr sind, sehe ich keinen Grund, unser Hausmonster davonzujagen. Für dich würde es bedeuten, dass du die Nächsten Tage, wenn möglich in Marikas Nähe bleibst und auch zu ihr ins Zimmer ziehst. Ihre bisherige Zimmergenossin fühlt sich mit der Situation überfordert.“ Erneut gab sie ihm eine kurze Pause. „Willst du mir helfen, herauszufinden, woran wir bei ihr sind? Sollte sie uns wirklich friedlich gesonnen sein, wirst du ihr damit nur helfen.“


    Auch wenn er zuerst leicht verwirrt war, was Alicia von ihm wollte so verstand er dennoch recht schnell wie genial die Idee eigentlich war. So konnte er Marika näher kommen, etwas von ihr lernen und dennoch hatte er für alles eine Begründung, das konnte echt zu einem Spass werden. Dennoch war es nie gut, wenn er von Anfang an zeigte wie gut ihm diese Idee gefiel, es kam selten gut, wenn man zu einfach zu lesen war. Dementsprechend legte er zunächst den Kopf ein wenig schief, und kratze sich am Hinterkopf. Leicht zögerlich erhob er seine Stimme: "Naja was soll ich sagen, zunächst es ehrt mich, dass ich als furchtlos angesehen werde." Das war sogar ernst gemeint, es gab nichts was einen Jäger mehr ehrte als das. Doch er konnte auch zusagen. Eine weitere kurze Pause später antwortete er dann doch: "Von mir aus habe ich kein Problem damit, die Frage ist nur wie wir das hinbekommen, muss ich noch etwas spezielles wissen?" Ein wenig nach Infos fragen konnte nie schaden.


    „Danke dir“, bedankte sich die Frau, „Nun, ich vermute, dass du inzwischen Marika bedeutend besser kennst, als ich es tu. Ich würde dir aber raten, es ihr zu sagen, wenn ihr unter euch seid. Vor so vielen Ohren könnte es einer jungen Frau peinlich sein. Du solltest es nicht jedem auf die Nase binden und es diskret behandeln. Und solange du mit ihr auf dem Gelände bleibst, solltest du keine Schwierigkeiten, mit ihrer anderen Form bekommen. “


    Der Dank kam doch ein bisschen unerwartet. Dennoch freute er sich sogar ein wenig darüber, nicht dass er es je zugegeben hätte, aber es war doch noch etwas Besonderes das sich jemand bei ihm bedankte. Aber er liess sich von sowas doch nicht aus der Fassung bringen. Dementsprechend leicht gelassen, ging er auf ihre Vermutung ein: "Naja das kommt drauf an was Sie unter kennen verstehen. Zudem wäre ich mir da nicht mal so sicher." Was sogar der Wahrheit entsprach, er wusste ja nicht wie viel Alicia von ihr wusste, er war ja noch neu an diesem Ort. Dennoch störte es ihn ein wenig das sie sagte das er Schwierigkeiten mit der andern Form haben könnte, als ob er nicht damit klar kommen würde. Leicht beleidigt zog er die Augenbraue hoch, bevor er mit einer leicht gekränkten Stimme antwortete: "Noch etwas? Sonst würde ich gerne mein Steak essen gehen." Ein wenig Beschleunigung konnte nicht schaden. Alicia hingegen schien sich davon nicht wirklich beeindrucken zu lassen, sondern lächelte einfach nur, und liess ihn mit einer einfachen Handbewegung verstehen, das er gehen durfte.


    OT: Zusammen mit Sheewa entstanden.

  • Den Blick auf das Mädchen, welche diese „Deathblade“ oderwie sie auch hieß, in der Hand hielt und eine Kokosnuss zerteilte, als wäre es quasi nichts, war schon beeindruckend. Und dass sie so leicht zu schneiden war,lag bestimmt nicht an der Körperkraft der jungen Dame. „Interessant, eine Klinge mit der man also, nach der Vorführung von gerade eben, wohl deutlich mehr schneiden kann als mit einer herkömmlichen. Und gemacht wird sie aus diesen Viechern? Krou…Krouchug?“, überlegte der Boxer, doch es war ihm schon klar, er würde diese eh nicht benutzen, also könne die ihm auch egal sein…außer jemand würde ihn damit angreifen, dann müsse man extrem aufpassen. Den Blickauf Jimmy richtend, überlegte der braunhaarige: Und dieser Typ kann diese Klingen aus den Viechern herstellen? Naja wers braucht…“. Plötzlich wurde diese Diskussion jedoch von einer Frau unterbrochen, die darauf aufmerksam machte,dass das Fleisch auf dem Grill fertig war und sie jetzt was essen könnten. Bis dato hatte John nicht mal bemerkt, dass dort ein Grill stand. Doch sobald die Dame darauf aufmerksam gemacht hatte, roch er den Geruch des Fleisches undbekam sofort Hunger. Ein Pool war offensichtlich auch noch da. Zum Glück hatte der Boxer ein paar Badehosen eingepackt, sonst hätte dieser sich ein paar kaufen müssen und jetzt in die Stadt zu fahren wäre blöd gewesen. Noch bevor erdas Fleisch anrührte, ging der braunhaarige auf sein Zimmer, zog sich stattseiner Jeans die Badehose an, ließ das T-Shirt jedoch an seinem Körper undbegab sich dorthin zurück. Nun krallte er sich einen Teller und belud diesen,setzte sich auf die Bank, so dass sich wenn jemand wenn derjenige gewollt hätte, sich neben ihn setzen könnte und fing an zu Essen. Genommen hatte John ein Steak, ein Würstchen und einen halben Maiskolben.


    OT: Wurde mal wieder Zeit, auch wenn der Post nicht allzu lang ist

  • Endlich befreit ging er zurück zu seinem Platz, jedoch nur um sich dort seinen Teller zu nehmen, und damit zu Bruno mit seinem echt grossen Grill zu gehen. Es war echt einfach nur genial, was so im Angebot war. Zum ersten war es schon einmal Fleisch, davon konnte man eh nie genug haben, und zu zweiten, roch es noch sowas von gut. Wer konnte da schon nein sagen. Dementsprechend gross viel auch seine Portion aus, denn Fleisch konnte man ohne Bedenken um die Figur so viel essen wie man mochte. Wer musste da schon ein zweites Mal überlegen. Dementsprechend mit einem Teller voller, teilweise noch blutigem, Fleisch machte sich Nic auf den Weg sein Festmahl zu verspeisen. Die Beilagen liess er gekonnt aus, denn weder der Salat noch die anderen mehrheitlich gesunden Sachen machten ihn jetzt wirklich an. Er hatte sein Fleisch, damit würde er klar kommen und war glücklich. Immerhin war er trotz der Verzögerung und der Unterhaltung mit Alicia nicht einer der letzten, denn auch Emma kam noch ein bisschen nach ihm an, und Marika hatte sich in der Zwischenzeit vermutlich umgezogen. Die Träger waren ihm bis jetzt noch nicht aufgefallen, als er sich vorhin mit Jimmy unterhalten hatte. Persönlich wurde ihm aber die Party ein wenig zu langweilig, doch wirklich etwas einfallen was man machen könnte fiel ihm leider nicht ein. Dementsprechend ass er seinen Teller auf, und begab sich dann wieder an den Pool, vielleicht würde er nachher wieder ein paar Runden schwimmen, aber zuerst musste er eine Pause machen, und sich im Liegestuhl den Körper von der Sonne aufwärmen lassen. Vielleicht passierte ja bald etwas.


    OT: So wieder einmal ein kleiner Push

  • Leira schaute Jimmy mit großen Augen an, als dieser offenbarte, dass er bei den Erleuchteten Unterschlupf suchen wollte. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Alicia dass je erlauben würde. Zwar konnte er sich hier nicht verwandeln und in menschlicher Form es niemals mit allen Erleuchteten auf einmal aufnehmen, also würde er sich schon zu benehmen wissen, aber er war letztendlich auch eine von den Bestien und sicher wollte er sie nur benutzen, um seinen finsteren Anführer loszuwerden. Leira konnte sich gut vorstellen, dass er sich in dem Moment, in dem dieser tot am Boden lag, falls sie das alle je erleben sollten, freudig zu ihnen umdrehen würde, um sie als Nachtisch zu verputzen.
    Dass Bruno nun erstmal verkündete, dass das Essen fertig war, kam ihr gerade recht, denn so löste sich die etwas angespannte Situation erstmal wieder auf. Schnell reihte sie sich in die Schlange der Wartenden vor dem Grill ein und holte sich ein paar Würstchen und Grillgemüse ab, zu dem sie sich noch etwas Baguette und Kartoffelsalat holte. Sie war gerade ganz mit ihrem Essen beschäftigt, als plötzlich ihre Zimmernachbarin zu ihr trat und sie ansprach. “Leira?” - Sie sah kurz auf während sie noch kaute. “Hmm?” - “Was macht der Tote hier?” Leira verschluckte sich fast und fing erstmal an zu husten. Tote? Werlcher Tote? In Erwartung irgendeines Zombies sah sie sich um, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken. Dann erst fiel ihr auf, dass Emma Jimmy anstarrte.
    “Achso, du meinst den Sänger…”, brachte sie heraus, nachdem sie aufgehört hatte zu husten. “Er ist kein Untoter, hat offenbar nur extreme Heilfähigkeiten. Und das ist nicht alles”, sie senkte die Stimme, “raste jetzt nicht aus, aber er ist kein Mensch, auch keiner von uns, sondern einer von den Viechern… Aber er kann sich hier nicht verwandeln und er will wohl mit uns zusammenarbeiten, weil sein Ex-Boss ihn umbringen will. Hat offenbar vor mit Alicia zu verhandeln ob er hier bleiben kann, weil unsere Aura seine anscheinend überlagert sodass ihn die anderen Viecher nicht finden können.”



    OT: Mal wieder ein Lebenszeichen von mir, sorry @Shiralya dass es so lange gedauert hat^^"

  • Marcello hörte weiter zu was besprochen wurde. Er hielt sich aus den Gesprächen raus, denn was sollte er auch beitragen und bevor er was Falsches sagte, hielt er lieber den Mund. Die ganze Situation war ihm nicht ganz geheuer aber das war auch verständlich. Er schnappte auch auf dass dieser Nic anscheinend auf Marika aufpassen sollte. Oh je das wird was werden. Marcello war sich aber sicher dass sich Marika wehren konnte, falls Nic zu aufdringlich werden würde. Unterdessen verriet der auch der leckere Geruch dass das Essen fertig war. Sein Magen meldete sich mit einem Knurren zu Wort und ihm wurde bewusst dass es schon länger her war seit er zuletzt was gegessen hatte. Verlegen sah er zuerst nach links dann nach rechts und hoffte dass keiner mitbekommen hatte was er für laute Geräusche er von sich gegeben hatte. Geduldig wartete er ab bis einige der anderen ihre Teller voll beladen hatten und ging dann nach vorne. Auf was hatte er Lust? All die Sachen sahen appetitlich aus. Geistig sortierte er die blutigen und fettreichen Fleischstücke aus denn das war nicht sein Geschmack. Zudem sahen sie so kalorienreich aus. Konnte das noch gesund sein? Gute Frage. Er wandte sich an Bruno und bat um eine Wurst. Den Rest vom Teller füllte er mit Salat und gegrilltem Gemüse. Damit begab er sich zu seinem Platz und begann zu essen. Es schmeckte köstlich und das nicht nur weil es Ewigkeiten her war, seit er zuletzt sowas gegessen hatte. Nach dem Essen fühlte er sich gleich um einiges wohler. Er brachte die schmutzigen Teller zu den anderen und überlegte was er nun machen konnte.


    Marcello schloss das Schwimmen aus. Zum einen war es mit vollem Magen nicht gesund und zum anderen hatte er keine Badekleidung mit. Sich von der Sonne bräunen zu lassen kam auch nicht in Frage denn er hatte seinen Körper nicht mit einer Sonnenlotion eingerieben und ohne war es ihm zu gefährlich sich draußen oben ohne zu bewegen. Er hatte schon früh gelehrt bekommen, dass sein Körper sein Kapital war und auf diesen musste man aufpassen. Aufmerksam beobachtete er das Treiben der anderen und genoss es einfach nichts zu tun. Alles hier war so friedlich. Es wurden rege Unterhaltungen geführt, gelacht und gegessen. Kaum zu glauben dass sie draußen von den anderen Menschen verabscheut und von diversen Monstern gejagt wurden. Letzteres erschien ihm immer noch so unwirklich. Er schob diesen Gedanken beiseite, denn heute wollte er nicht daran denken. Hier hatte er eine neue Bleibe gefunden, auch wenn er sich an vieles erst noch gewöhnen musste. Manches war halt noch recht Neu für ihn aber er war sich sicher dass er dies bald lernen würde. Dieser Gedanke ließ ihn lächeln. Dann griff er zu seiner Gitarre, platzierte sie auf seinem Schoß und begann mit seiner Fingern über die Saiten zu streichen. Die ersten Klänge von „Sweet home Alabama“ ertönten, Marcello konzentrierte sich und begann zuerst leise dann lauter werdend das bekannte Lied zu singen. Es passte einfach hervorragend hierher und es tat gut mal wieder das zu tun was er am besten kann. Mit seinem Talent und seinem Können andere in fremde Welten zu entführen und sie zu unterhalten. Nachdem er geendet hatte, fragte er:“ Wollt ihr noch mehr hören? Ich kann auch gerne Musikwünsche erfüllen, vorausgesetzt ich kenne die Lieder. Wenn nicht wäre es nett wenn ihr mir helfen würdet.“ Er lächelte die anderen aufmuntert an und war gespannt auf ihre Reaktionen.


    OT: Auch von mir ein weiteres Lebenszeichen. Von Marcello gibt es ein wenig Musik denn das das gehört zu einem Grillfest mit dazu ^^

  • Kurai musste erstmal verdauen, was er erstmal alles erlebt hatte. Dieses eine Messer war sehr gefährlich und gegen die Monster würde es sicherlich sehr hilfreich sein... Hoffentlich. Kämpfen würde der Erleuchtete jedenfalls nicht gegen diese Wesen. Das würden die anderen machen dürfen, die waren immerhin bei voller Stärke.


    Doch das war nun egal, denn ein äußerst großer Mann stand bei einem Grill und bereitete köstlich riechendes Essen zu. Der Junge ohne Erinnerungen war einer der ersten Jugendlicher, die sich was holten. Dadurch ließ er zwar unabsichtlich Tasos einfach stehen, doch war das dennoch äußerst unhöflich. Da er vor lauter Hunger und Gedanken etwas abgelenkt war, murmelte er nur ein abwesendes Danke dahin, als er Wurst von Bruno bekam, und setzte sich dann, nachdem er sich noch etwas grünen Salat besorgt hatte, etwas abseits von den anderen, zu einem der freien Plätze bei den Tischen. Während der Blauhaarige aß, spielte Marcello Musik. Er war ausgezeichnet darin, und irgendwas kam ihm an dem Lied bekannt vor... Es war irgendwie... unangenehm. Hatte das mit etwas aus seiner Vergangenheit zu tun? Dabei war das schade, denn der Sänger war doch sehr gut dabei. So konnte er nur das Talent des Erleuchteten genießen, nicht jedoch das Lied selber. Liederwünsche fielen dem Blauhaarigen keine ein, aus welchem Grund auch immer. Lediglich das Lied "Sweet Home Alabama" geisterte in seinem Kopf herum, und wollte aus diesem nicht mehr verschwinden. Er wollte jetzt unbedingt wissen, was es damit aufhatte, denn das konnte ein wichtiger Hinweis auf das sein, was ihm den Zugang zu dem verwehrte, was ihn als Erleuchteter auszeichnete.


    Als Kurai fertig war mit seiner Portion war er nun auch nicht mehr hungrig. Er blieb einfach sitzen, denn auf Schwimmen hatte er keine Lust. Außerdem hatte er kein Badezeug. Und gerade eine Diskussion anzufangen, darauf war er auch nicht heiß. Um jedoch wenigstens etwas zu tun zu haben, fuhr er mit seinem Fingernagel den Furchen im Tisch nach.


    OT= Lebe! Lebe! Post von mir in Erleuchtet, yay. Sorry @Isqzark das mein Char einfach abgezogen ist (das hat er selber gemacht), aber du kannst immer noch auf ihn eingehen, und ihn fragen was das soll. Ist ja schließlich unhöflich, wenn wer ein Gespräch einfach abbricht.

  • Wiederholt wurde der Grill gefüllt und das fertige Grillgut gierig von der hungrigen Meute verschlungen. Nun ja vielleicht nicht ganz, aber wer schon einmal für ein ganzes Heim voller pubertierender Teenager mit Superkräften gegrillt hat, weiß, dass man so eine Horde Kids durchaus als hungrige Meute bezeichnen kann. Bruno allerdings war ein echter Kämpfer und solange ihm gelegentlich jemand ein kühles Bier brachte, hielt der Kolos durch, bis auch der letzte von ihnen gesättigt war. Neben dem wirklich ausgezeichneten Essenwurde auch die Stimmung trotz anwesenden Menschenfressern wieder recht locker. Vor allem, als Jimmy dann irgendwann für einen Moment verschwand und mit einer schwarzen Gitarre wieder kam, war für die meisten die Welt in Ordnung. Und man konnte gegen den ehemaligen Musiker sagen, was man wollte, er konnte singen und das richtig gut. Nachdem er ein paar seiner früheren Hits und Songs, die er selbst in der letzten Zeit oder früher abseits der Band geschrieben hatte, zum Besten gegeben hatte, forderte er die Erleuchteten auf, ebenfalls ihre Instrumente herzuholen, wenn sie welche besaßen und stimmte dann mit Liedern an, die entweder bekannt oder einfach im Refrain zum Lernen waren und die besonders gut zu einem sommerlichen Lagerfeuerabend passten. Auch wenn als Lagerfeuer die heruntergebrannte Grillkohle genügen musste. Stimmung machen konnte der Sänger und er überraschte wohl so manchen, als er inmitten der gemütlichen und beinahe verträumten Stimmung, als die Sonne schon unter gegangen war, plötzlich eine wundervolle Ballade anstimmte, die von einer Frau handelte, welche in dem Lied geradezu lebendig beschrieben wurde, allerdings das Hauptthema deutlich als Abschied und Verlust zu erkennen war. Sanft, mitfühlend und von einer tiefen Trauer erfüllt nahm man es Jimmy auch wirklich voll ab, wie er da allein nur von seiner Gitarre begleitet ruhig sein Lied vortrug. So manchem war eine Gänsehaut die Arme hinab geschlichen. Und als die Töne der Gitarrenseiten langsam in der Stille verhallten, wagte es für etliche Augenblicke keiner, diese zu stören.


    Das erfrischende Nass des Pools und die angenehme Wärme, die der Hitze des Tages gefolgt war, versüßten den Erleuchteten ebenfalls den Abend und so wurde es recht späht ehe die ersten sich auf den Weg ins Wohnheim machten. Doch irgendwann wurde es doch langsam Still am Pool.


    Selbst Marika hatte es nicht geschafft diesen Abend lange bei grimmiger Stimmung zu bleiben und beschloss, dass sie ihre Sorgen und Zweifel auf den nächsten Tag verschieben konnte. Als sie schließlich auf ihr Zimmer kam war sie zwar keine der ersten, die sich zurück gezogen hatten, aber mit Sicherheit auch keine der letzten. Ohne das Licht ihres Zimmers anzuschalten, entledigte sie sich ihres nassen Bikinis und zog ein etwas längeres Hemd an, das sie sich irgendwann den Tag über aus der Wäschekammer geholt hatte. Dann legte sie sich ohne weitere Umschweife in ihr Bett und kuschelte sich in die Kissen. Die leichte Sommerdecke würde sie im Laufe der Nacht wohl noch loswerden, zum Einschlafen allerdings war sie recht angenehm. Kurz ließ sie die letzten Tage und die unglaubliche Wendung, die dies alles genommen hatte, noch einmal im Kopf an sich vorbei ziehen, aber schon, bevor sie damit fertig war, umschlang sie bleiern die Müdigkeit und sie sank in Schlaf, welcher ihrer Natur folgend allerdings trotz seiner Tiefe nicht allzu fest war.


    -
    Längst war es in der Morgan-Fox-Anstalt still geworden, als ein einzelnes Auto am Tor hielt. Nach einigen Minuten verhandeln mit dem Nachtwächter wurde es schließlich eingelassen und hielt dreist mitten auf dem Hof vor dem Eingang zum Schulgebäude. Zwei Männer stiegen nun aus und begaben sich die wenigen Schritte zum Eingang, nur, um festzustellen, dass dieser sich nicht wie von Zauberhand vor ihnen öffnete. Auch eine Klingel suchten sie vergebens und so mussten die beiden einige Minuten warten, ehe ein knacken im Schloss verkündete, dass sich etwas tat und nur kurz darauf sich die Tür öffnete. Eine wenig begeisterte Alicia stand vor den Gestalten und musterte sie skeptisch. Doch trotz der späten Stunde zeugte nichts an der Heimleiterin darauf hin, dass sie schon geschlafen hätte.


    Die Männer vor ihr hätten verschiedener nicht sein können. Der eine, welcher sich etwas im Hintergrund aufhielt, wirkte bullig und überragte den anderen um mehr als einen Kopf. Er schien sich unwohl zu fühlen und ruckte oft unruhig mit dem Kopf, den er zwischen die breiten Schultern zog. Im Licht, dass aus dem Gebäude fiel, konnte man sein schütteres, helles Haar erkennen und Teile seines Gesichts, welches irgendwie unförmig schien und einem ein ungutes Gefühl vermittelte. Es war wohl offensichtlich, dass dieser Mann eigentlich als eine Art Bodyguard oder zumindest einschüchternd fungieren sollte, doch war er so nervös, dass ihm auch sein massiges Aussehen nichts half.
    Der andere Mann, welcher scharfe, spitze Gesichtszüge, wie ein Wiesel hatte, besaß dunkles Haar und dunklere Haut. Seine deutlich schmalere Figur steckte in einem pikfeinen, dunklen Anzug und selbst mit dem schlechten Licht konnte man seine auf Hochglanz polierten Lackschuhe funkeln sehen.


    Das Frettchen verbeugte sich mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, welches wohl höflich wirken sollte vor Alicia. „Schönen guten Abend die Dame. Mein Name ist Cosinus Stevens und ich bin entzückt, Ihre Bekanntschaft zu machen“, legte er los, wobei er extrem wie ein zwielichtiger aber übermotivierter Staubsaugerverkäufer wirkte. Dieser Meinung schien auch Alicia zu sein, denn sie unterbrach ihn nach dieser Vorstellung direkt mit den Worten „Wir kaufen nichts!“
    „Aber nein Miss, das haben Sie falsch verstanden“, lenkte der Haustürverkäufer sofort ein, „Vielleicht sollten wir rein gehen, bei einem Tässchen Kaffee lässt es sich doch viel besser reden, nicht wahr?“
    „Kein Interesse, ich stehe gut“, servierte ihm Alicia die nächste Abfuhr und lehnte sich demonstrativ im Weg stehend an den Türrahmen, „Wenn Sie nichts Vernünftiges zu sagen haben, verschwinden Sie hier! Was glauben Sie eigentlich, wie spät wir es haben?“
    „Nun ich kann Ihre geringe Freude angesichts der Uhrzeit natürlich vollstens verstehen“, erklärte Herr Stevens Hände reibend, als habe er schon ein Geschäft gewittert, „Dann sollten wir es kurz halten, nicht wahr? Nun ich bin eigentlich hier, um eine Bestellung aufzugeben, Werteste. Sehen Sie, ich bin der neue Kriesenmanagmentbeauftragte der Bruderschaft der Sterne und ich habe bei meinem kürzlichen Amtsantritt natürlich sofort gewisse Missstände bemerkt. Deshalb hab ich Ihnen auch direkt eine Bestellliste mitgebracht.“ Er zog einen Zettel aus einer innen liegenden Jackentasche seiner feinen Anzugsjacke, die ziemlich den Anschein einer Einkaufsliste erweckte, war sie doch ebenfalls auf einen schmalen Streifen Papier geschrieben. Alicia verzog derweil keine Miene, aber in ihren braunen Augen blitze es.


    „Nun denn, ich brauche aus ihrem Fundus innerhalb der nächsten Tage drei schusswaffensichere Offensivexemplare, einen Massenmanipulator, Beruhigung oder Kontrolle wäre zu wünschen, einen Direktmanipulator, ein Exemplar mit gedächtnislöschenden Funktionen und …“,begann er in einem Schwall seine Liste herunter zu leiern. Aus dem Hauseingang hinter Alicia kam ein unterdrücktes Hüsteln, als würde sich hier jemand über den Gast amüsieren, doch gegen das Licht konnte Wieselgesicht nichts erkennen, die Frau war aber definitiv nicht allein. Dennoch war es Alicia selbst, die ihn mitten in seinem Redefluss einfach unterbrach: „Wie wäre es dazu noch mit einmal Superstärke und einmal Telekinese auf Stufe 5?“, erkundigte sie sich trocken.


    „Oh, wenn Sie das gerade zur Hand haben, nehme ich das natürlich gerne, natürlich zusätzlich zu meiner Bestellung, zu dieser gehören übrigens noch…“, freute sich der Mann, kam aber wieder nicht dazu, seine Bestellung komplett aufzulisten, denn Alicia lehnte sich nun leicht nach vorne, dass das Licht ihre großzügigen weiblichen Rundungen von hinten sanft an den Rändern umspielte und als sie sprach war ihre Stimme süß. Aber es lag auch etwas Undefinierbares darin, dass jeden andere wohl sofort aufschrecken hätte lassen. „Mein hochverehrter Mister Stevens, ich bedauere es zutiefst, Ihrer hochambitionierten und großzügigen Bitte“ Ihre rechte Hand wanderte wie zufällig auf Höhe ihres Herzens, ehe sie sich leicht über den Kragen ihres tief ausgeschnittenen Hemdes stahl und dort unter dem Stoff verschwand. Cosinus Stevens folgte mit unverhobenen Interesse und einem siegessicheren Grinsen im Gesicht jede ihrer Bewegungen genau und genoss offenbar höchst schamlos den Blick, der sich ihm bot. „Nicht nachkommen zu können, aber“, sprach Alicia weiter, wobei ihr verklärter Blick mit einem Mal vor Hass und Abscheu überzulaufen schien. Frettchen konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Alicias Hand aus ihrem Ausschnitt heraus schnellte, etwas blitzte auf und in der gleichen Bewegung war sie auf den unsympathischen Mann zugeschnellt. Ein Schnappen ertönte und die Klinge des Springmessers, welches sie wohl gerade aus seinem Versteck unter ihrer Kleidung, wenn nicht gar unter ihrer Oberweite, zum Vorschein gebracht hatte, rastete ein. Schon im nächsten Augenblick lag das handwarme Metall an seiner Kehle und das Gesicht der Heimleiterin war dem des Fremden so nahe, dass gerade noch eine Handkante zwischen sie gepasst hätte. „Aber meine Kinder haben beim Licht besseres zu tun, als sich von solchem schleimigen Unrat wie Euch Anhängern einer verkommenen Sekte, einem Geschwür, dass die Lehre des Sterns verdirbt und in den Dreck zieht, wie Dinge behandeln zu lassen!“, setzte sie mit nunmehr unverhobener Verachtung in der Stimme und vor Wut blitzenden Augen ihren Satz von zuvor fort. „Was glaubt ihr Würmer eigentlich, wer ihr seid, euch über Gesetze, Regierungen, Rechte und gesunden Menschenverstand so einfach hinwegsetzen zu wollen? Nein sag nichts, ich kenne die Antwort, für das höchste aller Kriechtiere haltet ihr euch.“ Ihre Stimme wurde schneidend und gefährlich, ja geradezu tödlich. „Auch eine Krankheit, ein Virus, der die Menschheit befällt, denkt von sich, er sei die Krone der Schöpfung. Dein Vorgänger hat sich bereits die Finger verbrannt und auch dir werde ich die Frechheit austreiben, hier auch nur einen Fuß auf dieses Gelände zu setzten. Scher dich fort! Du und deinesgleichen sind hier nicht erwünscht!“


    Kalter Schweiß rann Wieselgesicht den Hals herab. Der Griff der Frau vor ihm war eisern und erbarmungslos und die gepflegte Klinge des Messers an seiner Haut war scharf, das konnte er schon bei diesem leichten Druck spüren. Sie sei wahnsinnig, eine Verrückte, die sich dereinst mit dem schlimmsten Gesindel der Straßen und der dunklen Ecken der Welt eingelassen hatte, um ihrer heilige Hochstätte des Lichts zu nehmen, was ihnen von Rechts wegen zustand. So hatte man ihm von diesem Weib, dieser Sünderin, erzählt. Und nun dieses blutrünstige Blitzen in ihren Augen, der Hohn in ihrem Gesicht und ihre Dreistigkeit, ihn so zu bedrängen – in der Tat, sie war eine verderbte Hexe. „Stolz, gleich der Löwin dem Sieg brüllend dem Räuber ihrer Jungen nach…“ schoss ihm das Zitat eines Dichters durch den Kopf und klamme Frucht ließ ihn am ganzen Körper beben. Diese Frau war unberechenbar und, das ward ihm jetzt erst wirklich bewusst, zweifelsfrei in der Lage ihre Feinde mit der Gnadenlosigkeit eines Raubtieres zu töten.


    „Derg, wo zum Licht bleibst du? Erledige deine Aufgabe!“, kreischte er panisch, wobei seine Stimme unkontrolliert in die Höhe schnellte. Sein massiger Bodyguard gab ein grollendes Geräusch von sich und schien für einen Moment seine Furcht zu vergessen. Beinahe, als habe er seinen scharf abgerichteten Kampfhund gerufen, zuckte es Alicia durch den Kopf. Der große stampfte auf sie zu und gab ein Röcheln von sich.


    „Zurück!“, zischte die eindeutig männliche Stimme hinter ihr, doch Alicia hatte ein gutes Gespür und hatte bereits von ihrem Opfer abgelassen und war dabei sich in den Hauseingang zurückzuziehen. Sich den Hals reibend fand Cosinus Stevens seine Fassung wieder und befahl seinem Klops, der Heimleiterin nachzustellen. Nun fiel zum ersten Mal das Licht der Türe auf das Gesicht des zweiten Mannes und die resolute Frau erkannte schaudernd, dass es geradezu missgebildet war. Der Unterkiefer ragte viel zu weit vor und die kleinen Augen lagen in dunklen Höhlen, wie unter einem Überhang verdunkelt, welchen die nach vorn stehende Stirn bildete. Tatsächlich wirkte der Mann so, als habe ihm jemand so fest mit der Faust ins Gesicht geschlagen, dass es seine Gesichtsmitte nach innen gekerbt hatte – zusammen mit dem charakteristischen Unterbiss einer Bulldogge verlieh ihm das ein geradezu dümmliches Aussehen. Seine dunklen Irden jedoch, welche die kleinen Augen schmückten, waren tiefrot wie Wein, doch war es zu düster, um Einzelheiten in ihnen zu erkennen, Alicia glaubte aber etwas helles, gelbes in ihnen erspäht zu haben.


    Sie zog sich einige Schritte in den Gang zurück, weg von der Türe, als würde sie die Männer doch gewähren lassen. Das Frettchen strich sich seinen Anzug glatt und betrat das Gebäude, als sei er ein siegreicher Feldherr auf einem Kriegszug, der soeben seinen ärgsten Feind bezwungen hat und nun seine Beute betrachtet. Auf sein Geheiß kam auch sein bedrohlicher Schatten hinter ihm her. Doch sein Grinsen wurde erschüttert, als er den Blick zu Alicia wandte. Diese stand mit tödlicher Gelassenheit selbstsicher mitten im Gang vor ihnen und hatte beide Hände so zusammengelegt, dass die Finger ein Dreieck bildeten und die Fingerspitzen der drei mittigen Finger jeder Hand Richtung Decke zeigten. Der Hohn auf ihren eleganten Gesichtszügen ließ ihn fürchten, er habe etwas vergessen, doch konnte er beim besten Willen nichts finden, dass er übersehen haben könnte.
    „Nun also, zeig uns deine Sammlung. Im Namen der hehren Bruderschaft der Sterne!“, befahl er, bemüht, sich von ihrem Hochmut nicht verunsichern zu lassen, „Wir sind immerhin gekommen, um uns mit jenen Werkzeugen einzudecken.“


    Die Antwort, die er diesmal von der Heimleiterin erhielt, sollte ihm wohl am wenigsten von allem, was sie diese Nacht von sich gegeben hatte gefallen und schon verkündete sie klarer Stimme und mit abschätzig verzogenen Gesicht: „Niemand wird auf diesem Grund den Kindern des Lichts etwas anhaben! So rufe ich dich an, zum Schutz jener, die durch dein Licht gesegnet sind. Sende hinfort und strafe all jene, deren Herzen von Dunkelheit vergiftet und die danach gieren Pein und Leid über deine Kinder, deine Krieger zu bringen!“ Damit stieß sie die Handflächen zusammen und augenblicklich ließ der Bodyguard ein schauriges Geräusch erklingen, das an einen geschlagenen Hund erinnerte. Waren die beiden Männer beim ersten klang ihrer Stimme schon wie versteinert gewesen, so schien es nun, als laste das Gewicht der gesamten Welt auf ihren Schultern und zwang sie zu Boden. Ihre Gesichter waren schmerzverzerrt und ihre Körper wurden von grausigen Krämpfen geschüttelt. Kalter Schweiß bedeckte ihre Gesichter und über all ihrem Leid erhob sich das schadenfrohe, schallende Gelächter einer Frau, die es genießt, ihre Feinde sich am Boden windend zu sehen. Mit der Schuhspitze hieb sie dem aalglatten Wiesel in die Seite und beugte sich dann zu ihm herab. „Fehlgeleiteter Narr. Das Licht des Sterns beschützt seine Kinder und schändet alle, die sie nicht mit dem Respekt behandeln, der ihnen zusteht. Merke dir, eure machthungrigen Priester mögen vielleicht die Leben dieser unschuldigen Kinder in ihrer Verblendung verwirkt haben, der Stern jedoch hat sie alle als die Seinen angenommen und liebt sie nun jeden einzelnen mit all ihrem Kummer, ihrem Schmerz und ihrer Trauer. Waget es besser nie wieder, daran zu denken, ihnen ein Haar zu krümmen.“


    Dann trat Alicia zufrieden mit einem überlegenen Lächeln von den beiden Gestalten zurück, denen Qualen nicht verebben wollten und betrachtete sie voller Genugtuung einige Augenblicke, ehe sie das Funkgerät lässig vom Gürtel löste und die Taste zum Sprechen betätigte. „Jungs, ich bin hier fertig, seid so nett und geleitet unsere Gäste nach draußen und seht bitte zu, dass sie nie wieder den Wunsch verspüren, diesem Geländen noch einmal nahe zu kommen.“


    Praktisch sofort tauchten in der Nähe der Tür auf dem Hof vier dunkle Gestalten auf. Sie trugen Waffen am Gürtel und neben Schusswaffen konnte man auch noch Schlagstock, Pfefferspray und etwas aus dunklem Plastik an ihren Gürtel hängen. Offenbar hatten sich die Männer, die diensthabende Wache, bereits eine Weile in der Nähe aufgehalten haben. Nun zerrten sie die Besucher wortlos unsanft auf die Beine und stießen sie ungehalten in die Richtung, in der das Tor lag und wo auch noch immer mitten auf dem Hof das Auto der beiden stand.
    Sobald sie sich dem Haus entfernt und wieder den geteerten Hof unter sich hatten, wurden die Qualen des wieselgesichtigen Mannes scheinbar schwächer und er schaffte es sich halbwegs eigenständig aufzurichten. Dem anderen jedoch ging es weiterhin richtig übel.
    „Kehrt niemals an diesen Ort zurück, denn das Licht wird sich eurer erinnern!“, rief Alicia ihnen zu und beobachtete, wie schließlich ein kreidebleicher Cosinus Stevens in sein Auto krabbelte, wartete, bis die Wachen seinen Kameraden auf den Beifahrersitz gewuchtet hatten und fliehend das Weite suchte.


    Krachend fiel das Tor hinter ihnen wieder ins Schloss und Alicia Young schloss die Haustüre, womit sie den Blick zum Hof abschnitt. Als wäre dies eine fremde, düstere Welt voller Bösem, das sie nicht einlassen würde. Die Leiterin der Morgan-Fox-Anstalt wirkte nun plötzlich müde und lehnte sich an die Wand.
    „Nette Vorstellung Frau Chefin“, lobte Jimmy sie, der die ganze Zeit lässig an die Wand und vom Schein der Deckenleuchte verborgen die Szene beobachtet hatte, „Was waren das denn eben für Vögel und viel wichtiger, wie habt ihr denn diesen Trick gerade ausgeführt?“
    „Das war kein Trick. Ich habe bereits mehrfach erklärt, dass dieser Ort früher ein Heiligtum des Lichtes war. Jeder, der meinen Schützlingen hier schaden will, erleidet grausige Qualen“, erklärte sie ruhig, „Es ist nur eben ganz nützlich, genau zu wissen, wo die Grenze des Wirkungsbereiches ist, in dem bei der kleinsten Andeutung von Feindseligkeit gegen die Erleuchteten der Ort selbst die in die Schranken weist.“ Ein leichtes Lächeln glitt über ihre Züge. „Ich glaube dieses Erlebnis wird diesem Besucher lehrreich in Erinnerung bleiben. Die Bruderschaft des Lichts mag zwar einst Hüter des Wissens gewesen sein, nun ist es allerdings nur noch eine vergilbte und welke Sekte.“ Dann aber schauderte sie und blickte Coleman direkt an. „Aber was im Namen des Lichtes was DAS?“
    „Ein Krochug in Menschengestalt, vermute ich zumindest“, meinte der Sänger ernst und blickte nachdenklich auf die nun geschlossene Haustür, die bei genauerem Betrachten einem technischen Bollwerk glich, „Für einen dieser unterbelichteten Abfallprodukte nebenbei bemerkt eine erstaunlich gute Verwandlung. Man hat ihn ja wirklich für einen Menschen, einen Krüppel zwar, aber einen Menschen, halten können. Das können bei Weitem nicht alle von sich behaupten. Er muss gespürt haben, wie stark dieser Ort ist.“
    Alica schauderte leicht. „Ich muss gestehen, das habe ich beinahe befürchtet. Zumindest nachdem, was ich bereits erfahren habe. Aber es schockiert mich doch, dass gerade ein Mitglied der Bruderschaft der Sterne, die sich als ‚Die Wissenden‘ sehen, von einer Bestie begleitet wird. Warum hat dieses Ding ihm gehorcht?“ „Niemand kann sagen, was im Kopf eines Krouchug vor sich geht, aber dieser war sichtlich neben sich und nervös“, meinte Coleman nachdenklich, „Eine Frage aber, trifft diese Abwehrreaktion jeden und automatisch?“
    Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Ja das Licht, welches diesen Ort durchdringt, greift jeden an, der den Erleuchteten schaden will. Das ist auch der einzige Grund, warum ich zulasse, dass du dich hier aufhältst… Bist du sicher, dass das Ding dich nicht gespürt hat?“ „Ziemlich, sonst hätte es mit Sicherheit anders reagiert, aber ich muss gestehen, hätte ich vorher gewusst, dass es dabei war, wäre ich wohl nicht bis zur Türe mitgekommen“, stimmte ihr der junge Mann mit dunklem Blick zu, „Allerdings, um auf unser Gespräch vor dieser Unterbrechung zurückzukommen Miss Young, was gedenkt Ihr wegen meines Vorschlages zu tun?“
    „Woher willst du überhaupt wissen, dass ich alte Schriften der Bruderschaft besitze, du hast doch gerade gesehen, wie sehr ich diesen Abschaum verachte?“, konterte sie, offenbar nicht bereit schnell klein Bei zu geben. Das Springmesser drehte sich spielerisch in ihrer Hand.
    „Ich bedenke nur die Möglichkeit, dass Ihr bei Eurer Flucht vor der Sekte die ein oder andere Kostbarkeit habt mitgehen lassen. Es ist nun einmal Tatsache, dass die Bruderschaft der Sterne einst vor nunmehr dreitausend Jahren, bei ihrer Gründung, die Hüter eines unglaublichen Wissens waren“, warf er ein, wobei sein Blick nachdenklich blieb. Alicia allerdings wirkte, als wüsste sie gar nicht, wovon er sprach. „Erklär es mir, woher weißt du Dinge, von der Gründung der Bruderschaft?“, verlangte sie zu wissen.
    „Weil dieses Wissen zwar unter den Menschen verloren ging, bei uns Dwouchsé allerdings erinnern sich noch einige an die Schmach der Niederlage, als wir beinahe von den Jägern der Menschen in einem von uns eröffneten Krieg vernichtet wurden und wir zum ersten Mal menschliche Gestalt annahmen“, eröffnete er ihr und schmunzelte über die Verwunderung in ihrem Gesicht, „Pass auf, es ist ganz einfach. Um es kurz zu machen haben die Dwouchsé vor tausenden vor Jahren an der Südspitze von Amruo einst unter einem ungemein grausamen Alpha einen Angriff auf die Menschen gestartet. Dieser Alpha sah nicht ein, warum er sich vor den schwächlichen Menschen nicht zeigen sollte und beschloss, ihm stünde es zu, zu herrschen. Unsereins war uneins, machthungrig und anfangs waren die von uns, die ihren Tod fanden nur jene, die von Artgenossen getötet waren. Wir waren machtvolle, grausame, aber in unserer Stärke hochmütig gewordene Geschöpfe. Dann jedoch schlugen die Menschen zurück. Sie hatten die toten Körper jener, die von Ihresgleichen zerfleischt worden waren, untersucht und herausgefunden, dass nur die Klauen und Zähne einer Bestie, einer Bestie etwas anhaben kann. Jäger bildeten sich, welche die Waffen nutzten, die kluge Menschen aus unseren Zähnen und Klauen schufen und erfüllt mit der Macht des Sterns des ewigen Lichtes gegen uns in den Kampf zogen. Wir hatten nicht bedacht, dass die kleinen, schwachen Menschen uns in einem mehr als überlegen waren: Sie besaßen Kreativität und die Fähigkeit sich anzupassen. Ihre Waffen waren bald so weit entwickelt, dass sie es vermochten, ihre Klingen noch zu verhärten und zu jeglicher Form zu bringen. Als Pfeil, als Speer oder sonstige Klinge, sie machten Jagt auf uns und plötzlich waren wir es, die jeden Tag mehr dezimiert wurden. Jener Alpha, der den Krieg begonnen hatte, versuchte nun, als er merkte, ihm würden die Kämpfer ausgehen, jene verkrüppelten Welpen großzuziehen, die Früher immer direkt getötet worden waren. Jene Fehlgeburten, gab es schon immer. Sie wurden nach der Hälfte der regulären Tragzeit geboren, waren aber meist lebensfähig, wenn gleich sie ohne Intellekt geboren wurden, nicht mehr als dumme Tiere, schwächlich, dümmlich, unkontrollierbar und nur vom Wunsch nach Fressen beschäftigt. Doch sie brauchten auch nur die Hälfte der Zeit, um vollends heranzuwachsen. Der Alpha glaubte, er könne sie zähmen, doch er scheiterte. Die Krochugs wiedersetzten sich ihm und gelangten in Freiheit, wo sie unsere Weibchen deckten und uns wie ein invasorischer Einwanderer zurückdrängten. Zusammen mit unserer Niederlage gegen die Menschen wurden sie zu einer Plage, die wir nicht mehr aufhalten konnten.
    Der schuldige Alpha wurde von einer Vielzahl anderer Alphas gestellt und in Fetzen gerissen. Der Rest von uns war gezwungen Menschengestallt anzunehmen und unter unseren ahnungslosen Feinden Zuflucht zu suchen. Langsam und über Jahrzehnte hinweg brachten wir die Menschen dazu, zu glauben, dass es sich bei den schrecklichen Wesen, die sie einst angegriffen hatten um etwas handelte, dass sie vernichtet hatten. Und im Laufe der Jahrhunderte, brachten wir sie dazu, uns zu vergessen und für Märchen zu halten. Einzig die Nachkommen der Jäger, welche einst den Sieg gegen uns errungen hatten, glaubten noch an uns. Sie schreiben ihr Wissen in einer Sprache, die heute kein Mensch mehr lesen kann, auf und schworen sich, uns nie zu vergessen und bis zu jenem Tag ihr Geheimnis zu hüten, wenn wir zurückkehren würden. Tausende Jahre vergingen und nun nennt man das, was von den Hütern, ihrer Vorfahren und ihren Geheimnissen übrig geblieben ist, die Bruderschaft der Sterne.“ Er machte eine bedeutsame Pause. „Es gibt einige von uns, die Vermuten, dass die Bruderschaft noch immer Deathblades aufs jener Zeit – echte Deathblades also, versteckt in Form von rituellen Opferdolchen besitzt und auch das Wissen, wie diese einst hergestellt wurden, in den alten Texten steht, die in den alten Familien von Generation zu Generation weitergegeben werden. Doch ich weiß von keinem Alpha außer mir selbst, der sich so mit dem Thema beschäftigt hat und den die Faszination für diese Zeit gepackt hat. Die meisten wollen diese Schriften und Deathblades finden, um sie zu vernichten, ich jedoch möchte diese Waffen, um sie für meine Rache gegen Emgor und seine Mannen einsetzen zu können. Daher, gib mir die Schriften, die du besitzt und ich werde ihr Wissen nutzen, um deine Kinder zu bewaffnen. Wenn ich echte Deathblades herstellen kann, sollten deine Schützlinge auch in der Lage sein, einen Alpha zu zerstören. Und durch meine Studien habe ich Ansätze gefunden, um die Texte übersetzen zu können. Ich kam nur nie dazu, es an Originalen ausprobieren zu können. Wenn du mir nicht traust und mir nicht die echten Dokumente eben willst, so mach einfach wertlose Kopien. Ist mir auch lieber, dann kann ich in den Texten mir Notizen machen.“ Seine Augen sprühten von einer gefährlichen Mischung aus Gier und abgrundtiefen Hass. „Ja“, dachte sich die Anstaltschefin, „Dieser Mann hasst die Bestien, wie es wohl kein anderer tut. Und er würde alles für ihre Vernichtung tun.“


    Langsam nickte sie und legte nachdenklich eine Hand an ihre Wange, ehe sie den Kopf etwas hob und ihn anblickte. „Beweise mir, dass ich deinen Worten glauben kann und ich werde über deinen Vorschlag nachdenken!“, entschied sie mit einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ und ließ ihn, nachdem sie ihm eine gute Nacht gewünscht hatte, stehen, um ihre eigenen Schlafgemächer aufzusuchen. Jimmy grinste, während er ihr nachblickte und zog sich dann in die Unterkünfte der Angestellten zurück.


    -
    Von dem nächtlichen Zwischenfall hatten die Kinder, welche die Anstalt bewohnten freilich herzlich wenig mitbekommen und so erfüllte am nächsten Morgen, wie an jedem anderen Tag auch fröhliches Geschnatter die Kantine. Die Jugendlichen waren wie immer von der Frühstücksglocke gerufen worden und hatten sich zur ersten Mahlzeit des Tages in dem großen Raum in der obersten Etage des Schulgebäudes eingefunden. Auch Marika war bereits dort und verdrückte schon ihre vierte, gehäufte Schüssel Müsli, wobei sie von dem Küchenpersonal schon böse Blicke kassiert hatte. Einige andere der Erleuchteten schienen sich aber an ihren Monsterhunger gewöhnt zu haben und saßen sogar mit ihr am Tisch, was für die Streunerin sehr ungewöhnlich war.
    Bis der Unterricht beginnen sollte war noch genug Zeit für gemütliche Gespräche und den ein oder anderen Schwatz unter den sonst so einsamen Kids und die Stimmung an diesem Morgen wirkte so locker, wie schon seit Tagen nicht mehr. Auf der Morgan-Fox-Anstalt wurden Besonderheiten eben schnell zur Gewohnheit.


    Alicia betrat zusammen mit Simon den Speisesaal und räusperte sich. Wie immer schaffte es die Heimmutter sofort, sich trotz der vielen Stimmen, die die Luft erfüllten, sich Gehör zu verschaffen und die Jugendlichen verstummten erwartungsvoll.
    Ich habe euch allen heute ein paar Dinge mitzuteilen“, verkündete die Chefin, „Zuerst einmal haben wir seit gestern Abend einen Besucher, den viele von euch kennen und ich bin mir sicher, dass diese Neuigkeit bereits ihre Runde gemacht hat, so wie ich euch kenne.“ Erwartungsvolles Gemurmel war zu hören und als Marika sich umblickte, sah sie, dass einige Mädchen, mit denen sie noch nicht direkt etwas zu tun gehabt hatte, sich aufgeregt tuschelnd anstießen und zu Alicia nickten. Auch die menschlichen Damen, die in der Küche arbeiteten, hatten sich an dem Fenster der Essensausgabe versammelt und blickten gespannt zu Alica herüber. Diese schmunzelte, ob der nahezu greifbaren Erregung, die den großen Raum erfüllte.
    „Offensichtlich habe ich mich nicht in euch getäuscht“, stellte sie belustigt fest, „Es handelt sich tatsächlich um den ehemaligen Sänger Jimmy Coleman.“ Ein vielstimmiges und lautes Kreischen unterbrach sie und sie brauchte einige Augenblicke, um die verzückten Mädchen wieder zu beruhigen. „Allerdings erwarte ich, dass diese Neuigkeit die Mauern der Morgan-Fox-Anstalt nicht verlässt, haben wir uns verstanden?“ Ihr strenger Blick glitt durch den Raum und Marika fragte sich, warum sie das extra erwähnte. Es war ja nicht so, als würden sich die Erleuchteten oft mit normalen Menschen unterhalten, dann fielen ihr Leute wie Lewis ein, die scheinbar dadurch Lebten, jede Neuigkeit sofort mit dem Handy online zu stellen. Gut, dass weder Marika, noch die anderen neuen Bewohner der Anstalt wussten, dass Alicia und einige der Technik beherrschenden Superkids bereits gegen so etwas Vorkehrungen getroffen hatten.


    Dann aber bemerkte sie, dass die Heimleiterin gerade die Frauen des Küchenpersonals mit ihren Blicken geradezu zu durchbohren versuchte, während diese wenig begeistert die Augen zusammenkniffen.


    „Jimmy ist hier unser Gast und wir wollen keine Medien oder neugierige Reporter hier haben“, verkündete Alicia weiter, „Allerdings könnt ihr euch freuen, denn ab heute wird er hier, wie Bruno, als Lehrer in der Morgan-Fox-Anstalt anfangen.“
    Einigen, wie unter anderem Marika stand der Unglauben regelrecht ins Gesicht geschrieben. Aber viele Mädchen und auch ein paar Jungen, wie es schien, tuschelten erneut mit freudiger Aufregung miteinander und schienen es kaum abwarten zu können, den Sänger selbst kennen zu lernen. Vermutlich, so dachte die Streunerin, würde er seine ersten Stunden wohl kaum das durchbringen, das er geplant hatte, sondern nur Fragen zu seiner Person beantworten müssen.
    „Coleman hat, wie den wenigsten bewusst ist, ein umfassendes Wissen über die Biologie und die Geschichte, der dunklen Bestien, welche, wie ihr alle wisst, die Feinde des Lichts sind, welches sich in euch durch eure Kräfte zeigt. Zudem ist er in vielen Fremdsprachenbewandert und hat mich gebeten, eine Musikklasse unterrichten zu dürfen. Sein Unterricht könnte also sehr Interessant werden und nach dem Frühstück könnt ihr euch wie immer für die verschiedenen Stunden der nun drei Lehrer einschreiben. Wir sind froh darüber, Unterstützung und dadurch Entlastung zu erhalten, da ihr immer mehr werdet, war das auch langsam nötig. Infolge dessen hat Bruno angekündigt, dass er, wo er nun bei den Fremdsprachen abkömmlich ist, seinen Sport- und seinen Selbstverteidigungsunterricht sowie seine erweiterten Trainingsstunden auszubauen. Dadurch bietet sich auch seit einer Weile mal wieder die Möglichkeit für einige von euch, Schießunterricht von ihm zu erhalten. Heute direkt allerdings fällt jeder Unterricht bei ihm aus.“ Erneut brandete aufgeregtes Gemurmel auf. Brunos Unterricht in Sport, Waffentraining und Selbstverteidigung schien bei einigen Erleuchteten beliebt zu sein. Obwohl er zu den Erleuchteten keinen Kontakt, wie Alicia aufbauen konnte, schienen die Meisten mit dem, was Bruno ihnen als unpersönlicher Lehrer vermittelte, zufrieden zu sein.
    „Heute wird zudem Kasumi das Training eurer Kräfte Übernehmen, das heutige Thema ihres Unterrichtes ist das Gespür für andere wie euch.
    Das sind alle Neuigkeiten bezüglich des Unterrichtes, jedoch bin ich noch nicht ganz fertig. Simon hat heute Nacht einen allarmierenden Traum gehabt, der, wie wir vermuten, voraussagt, dass jemand wie ihr in gewaltigen Schwierigkeiten steckt und eure Hilfe braucht. Simon ist der Meinung zwei Gesichter in seinem Traum gesehen zu haben, die um Hilfe riefen. Jeder von euch weiß vermutlich, was geschehen ist, als Simon das letzte Mal so einen Notruf geträumt hat und die, die noch nicht so lang hier sind und nicht davon gehört haben, bitte ich , sich gleich bei ihren Geschwistern hier zu informieren. Um es kurz zu machen: beim letzten Mal waren wir zu Spät und es ist in einer Katastrophe geendet. Das dürfen wir nicht noch einmal zulassen! Daher brauche ich ein Team aus freiwilligen, die mit Simon zusammen sich auf die Suche begeben werden um die beiden Erleuchteten in Not zu retten. Eine von Marlees Körpern wird euch dabei begleiten, um als Sprachrohr nach Hause zu dienen. Und Bruno wird euch mit dem Bus hinbringen“, ernst blickte sie in die Runde, „Also, gibt es Freiwillige
    ?


    OT: So… da wir uns festgefahren haben, nun ein direkter Bruch und damit direkt ein neues Abenteuer. Es wäre schön, wenn alle aktiven Spieler sich als Freiwillige melden würden, andernfalls können wir auch einen Tag Unterricht bespielen, auch wenn ich nicht glaub, dass das der Inaktivität hier gut tut XD

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Die bleichen Strahlen der aufgehenden Sonne schienen durch das Fenster und erleuchteten beinahe sanft den Schlafraum. Sie kitzelten ihn beharrlich an der Nase so dass er niesen musste. Dies ließ ihn abrupt aufwachen und er öffnete schläfrig blinzelnd seine Augen. Oh Mann warum ist es hier so hell? Wie spät war es denn? Marcellos dunkle Augen suchten nach dem Wecker und blieben bei der frühen Urzeit hängen. Es war erst halb sieben. Eigentlich könnte er sich wieder umdrehen und weiter schlafen, doch wenn er das macht, dann würde er wahrscheinlich bis gegen Mittag pennen und das war nicht wirklich hilfreich. Nein es war besser wenn er gleich aufsteht und sich für das Frühstück fertig macht. Außerdem konnte er so die Stille um sich herum noch genießen, bevor der Trubel beginnt. Marcello linste zu seinem Bettnachbarn herüber, aber von dem kam noch keine Reaktion, was auch recht war. Dann stand er auf, machte mehr oder weniger ordentlich sein Bett. Er versuchte dabei so leise wie nur möglich zu sein, denn schließlich wollte er niemanden aufwecken. Dann raffte er einige seiner Sachen zusammen und begab sich zu den Baderäumen.


    Unter dem erst kalten dann immer wärmer werdenden Wasser der Dusche, fühlte er wie sich seine verkrampften Muskeln lockerten und er sich zu entspannen begann. Sowas tat einfach nur gut. Seine Gedanken schweiften dabei zu dem gestrigen Abend und er lächelte. Der Ausklang gestern hatte ihm einfach nur gefallen. Es hat ihm so gut getan mal wieder zu singen und Gitarre zu spielen. Wie sehr hatte er so was vermisst. Marcello liebte es auf der Bühne zu stehen und mit seiner Stimme als auch mit den Instrumenten die Leute zu unterhalten. Er konnte sich nur schwer ein anderes Leben als dieses vorstellen. Dem jungen Sänger hat es auch gefallen dass Jimmy mit zur Unterhaltung beigetragen hatte. Es war ein tolles Gefühl gewesen. In der kurzen Zeit konnte er die gegenwärtigen Probleme einfach nur beiseiteschieben und den Augenblick einfach nur genießen. Die Zeit war wie im Flug vergangen und er war auch erst sehr spät ins Bett gegangen. Natürlich leise, damit er seinen Bettnachbarn nicht aufweckte. Schließlich hatte er keine Lust gehabt diesen zu verärgern oder ihm zu erklären warum er so trunken vor Glück gewesen war. Das hätte dieser sowieso nicht verstanden.


    Nach der Dusche, beeilte er sich damit abzutrocknen, frische Kleidung anzuziehen und seine Zähne zu putzen. Seine restlichen Sachen brachte er zurück in sein Zimmer und begab sich zum Frühstück in den großen Speisesaal. Dort hatten sich schon einige der Erleuchteten zusammengefunden und aßen zusammen. Marcello begab sich zum Buffet und überlegte was er heute zu sich nehmen wollte. Schließlich entschied er sich für zwei Vollkornbrötchen, Butter und Himbeermarmelade. Dazu noch eine Tasse Tee. Die Sorte von dem konnte er allerdings nicht herausfinden, aber er roch gut und das allein zählte. Dann beäugte er den Raum und entdeckte Marika die an einem Tisch saß und ihr Müsli verdrückte. Marcello lächelte, nahm sich ein Herz und ging zu ihr hin. Er setzte sich an ihren Tisch, auf einen freien Stuhl und sagte:“ Guten Morgen, hoffe du hast nichts dagegen, dass ich mich zu dir setze und dir ein wenig Gesellschaft leiste.“ Er lächelte sie schüchtern an, denn er konnte sie immer noch schwer einschätzen und er wollte sie nicht verärgern oder ähnliches. Dann schnitt er seine Brötchen auf, bestrich sie dünn mit Butter und Marmelade. Er ließ es sich schmecken und war gerade damit fertig als Alicia mit Simon den Speisesaal betrat und den Erleuchteten eine Neuigkeiten mitteilte. Seine dunklen Augen weiteten sich als er hörte dass Jimmy von nun als Lehrer in der Anstalt arbeiten würde. Das war sowas von cool. Er mochte ihn. Bestimmt war seine Methode speziell und ein Teil von ihm freute sich bereits darauf.


    Dann wurde das Thema gewechselt und Alicia erzählte ihnen von einem Notfall, dass sie Freiwillige suchen würde um zwei Hilfsbedürftige in Not zu retten. Anscheinend hatte dieser Simon von ihnen geträumt. Ihm wurde es flau im Magen. Dass sie so schnell von der Realität eingeholt werden würden, hatte er nicht erwartet. Aber es blieb ihm wohl keine andere Wahl. Am liebsten würde er mit all dem nichts zu tun haben, doch es ging nicht anders. Er musste mit. Wenn andere von ihnen Hilfe brauchten, konnte er das schleicht ignorieren. Außerdem konnte es gut sein, dass die anderen Retter seine Fähigkeit zur Manipulation brauchen würden. Egal ob er seine Kraft mochte oder nicht, aber sie war nun mal nützlich auch wenn sie auch großen Schaden verursachen konnte. Seufzend stand er auf und sagte dann:“ Ich bin dabei.“

  • Der restliche Abend verlieft noch in sehr schöner und ausgelassener Stimmung, und für einen Moment konnte Leira direkt vergessen, was am Vortag passiert war und dass es diese Monster gab - für einen Moment vergaß sie sogar, dass auch Marika und Jimmy dieser Spezies angehörten. Dieser laue Abend am Pool war so … normal. Bzw. etwas, das Leira in dieser Form eigentlich noch nie erlebt hatte. Es war schön, sich zur Abwechslung mal irgendwo zugehörig zu fühlen. Allein dafür hatte es sich doch irgendwie gelohnt, hierher zu kommen. Irgendwann wurde es dann doch kühler und die Teenager begannen sich zu zerstreuen. Auch Leira verzog sich in ihr Zimmer und konnte trotz des aufwühlenden Tages recht schnell schlafen.


    Die Sonne weckte Leira irgendwann gegen halb acht. Sie war zwar für gewöhnlich kein Langschläfer, doch heute wäre sie doch ganz gerne ein wenig länger im Bett geblieben. Andererseits war sie schon etwas neugierig, wie der normale Anstaltsalltag an einem Wochentag wohl ablief - war da nicht auch was von Unterricht die Rede gewesen? Wobei Leira der Meinung war, dass dieser wohl freiwillig war - aber andererseits hatte sie auch schon wieder vergessen, wie lange es überhaupt Frühstück gab in der Mensa und wollte nicht riskieren dass schon alles weg war bis sie unten ankam.
    Also schälte sie sich notgedrungen doch aus der Decke und begab sich direkt ins Bad. Ob ihre Mitbewohnerin eigentlich wach war oder wieder draußen geschlafen hatte, hatte sie jetzt gar nicht bewusst wahrgenommen. Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, machte sie sich auf den Weg in die Mensa. Diese war schon recht gut gefüllt, trotz des späten Abends gestern. Hatte denn jeder hier eine so gute innere Uhr? Oder doch nur einen guten Wecker?


    Leira deckte sich mit Orangensaft, Marmeladen- und Käsebrot ein und setzte sich an den nächsten freien Platz. Am Nebentisch entdeckte sie danach auch Marika, die fleißig am Müsli vernichten war. Leira konzentrierte sich auch erstmal aufs Essen, bis irgendwann Alicia reinkam und ein wenig was zum Tagesablauf erzählte. Leira zog nur eine Augenbraue hoch, als ein paar Mädels bei der Erwähnung Jimmy Colemans zu kreischen anfingen. Mit kreischenden Fans hatte sie noch nie wirklich was anfangen können. Allerdings überraschte Alicia sie, als sie den Sänger als neuen Lehrer vorstellte. Sie unterdrückte ein Kichern. Irgendwie konnte sie sich den coolen Typen mit Lederjacke und Sonnenbrille kaum als Lehrer vorstellen. Er entsprach dem Bild “Lehrer” einfach überhaupt nicht. Andererseits war das hier ja auch keine “richtige” Schule. Was er über die Bestien zu erzählen haben würde, interessierte jedoch auch sie.


    Als Alicia erwähnte, dass Bruno auch Unterricht im Schießen gab, überlegte sie ernsthaft, ob sie es vielleicht auch mal wieder versuchen sollte. In ihrer Heimat hatte die Jagd eine größere Bedeutung und auch wenn das nicht so ihrs gewesen war, hatte sie wie alle ihre Geschwister sich auch mal eine Weile am Schießen versucht. War ein wenig so etwas wie Familientradition - was zum Teil aber auch der Grund war, warum sie es nicht wirklich leiden konnte. Es gab nichts Schlimmeres, als mit seiner Familie zu Schützenfesten geschleift zu werden. Ihr kams jetzt noch hoch, wenn sie nur daran dachte… Sie hätte ihre Sonntage beileibe auch schöner verbringen können… Andererseits hatte sie, wie sie auch schon bei einem Gespräch mit Nic einmal angedeutet hatte, ziemlich Schiss vor körperlichen Auseinandersetzungen. Möglicherweise in erster Linie davor, dass sie sich dumm anstellte. Manchmal glaubte sie, sie hatte ihre Fähigkeit genau aus dem Grund erhalten, damit sie solche Situationen einfach vermeiden konnte. Oder sie vermied sie, weil sie die Fähigkeit dazu hatte. Warum riskieren, dass man eins auf die Nase bekam wenn man den anderen auch einfach so auf Abstand halten konnte?


    Alicia hatte inzwischen weitergeredet und Leira hörte erst wieder zu, als die Leiterin nach Freiwilligen fragte, um zwei Erleuchtete zu retten. “Was ist denn letztes Mal passiert?”, fragte Leira einfach ins Blaue heraus und sah ihre Tischnachbarn fragend an. Bisher hatte sie nichtmal gewusst, dass Simon von anderen Erleuchteten träumte. Etwas lauter und an Alicia und Simon gewandt, fragte sie: “Wissen wir denn schon was Genaueres zu der Gefahr? Und wie weit von hier ist das? Oh, und ich bin natürlich dabei, wenn ich helfen kann”, fügte sie dann noch hinzu.



    OT: Bin auch wieder da. Wusste gar nicht dass Erleuchtet noch lebt, sonst wär ich früher zurück gekommen. ;)

  • Alicia runzelte leicht die Stirn und blickte Leira nachdenklich an. Leichtes Gemurmel war unter den Kids ausgebrochen, die schon länger in der Morgan-Fox lebten. „Sagen wir, wir vermuten, dass Simons Träume so etwas wie das letzte Aufbäumen, der letzte Hilfeschrei eines Erleuchteten sind, der in einer Situation absoluter Hoffnungslosigkeit und Qual gefangen ist“, antwortete die Heimleiterin und ihr sonst so klaren, braunen Augen, wirkten seltsam umwölkt, „Es hat alle damals an der Mission beteiligten sehr erschüttert, als er gefunden wurde. Leider war er nicht mehr am Leben. Und ich kann nicht einmal zum Trost behaupten, dass er nicht leiden musste. Ich hoffe ihr versteht jetzt, warum wir das dieses Mal auf keinen Fall zulassen dürfen.“
    Nach den Worten der Heimleiterin legte sich eine klamme Stille über die Mensa. Obwohl Alicia leise gesprochen hatte, schien es, als wäre ihre Stimme selbst in den hintersten Winkel des Raumes gedrungen und die schmerzende Trauer darin legte sich wie ein eisiger Griff um die Kehlen der Jugendlichen.


    Wenn es für die anderen ok ist und sie mich haben wollen, bin ich auch dabei!“, durchbrach Marikas grimmige Stimme die schier erdrückende Stille. Die Streunerin hatte ihr Geschirr von sich geschoben und fixierte mit ihren grünen Raubtieraugen die Heimmutter. Diese nickte nach einem Moment bestätigend, jede Hilfe war willkommen. Die Blonde mit dem borstigen Hahnenkamm wandte nun den Kopf und zwinkerte Leira zu, was wohl aufmunternd wirken sollte. „Immerhin haben ein paar von uns schon gezeigt, dass sie, wenn sie zusammenarbeiten auch einen unmenschlichen Gegner bezwungen bekommen, oder nicht?


    OT: mal nur eine kleine Reaktion. Wenn noch 2 (oder mehr) weitere Spieler sich melden, geht es los.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Es war ungewöhnlich still in der Wohnung. Normalerweise waren die anderen nicht zu überhören, aber das einzige, was Kiandi wahrnahm, waren die Geräusche, die schwach von der Straße heraufdrangen. Sie konnte trotzdem nicht schlafen. Die Wärme war mal wieder unerträglich und das Fenster verrammelt. Das Mädchen hatte das Gefühl, kaum atmen zu können, aber zum einen scherte das die Mitglieder der Gang sowieso nicht und gerade schien sowieso keiner da zu sein. Obwohl – irgendjemanden hatte Blair bestimmt als Wache dagelassen. Kiandi wälzte sich auf den Rücken und streckte Arme und Beine von sich. Das half nur mäßig, aber immerhin. So lag sie einige Zeit lang da. Bis sie auf einmal doch ein Geräusch hörte. Sie schreckte hoch und sah zur Tür, die sich einen Spalt weit öffnete. Licht schimmerte vom Flur herein und Kiandi atmete auf, als sie Mitch erkannte, der sich hindurchschob.
    „Keine Sorge, ich bin's nur“, wisperte er. „Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt.“
    „Was willst du?“, fragte Kiandi statt zu antworten. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie wachgelegen hatte, aber es war vermutlich sehr spät, wohl eher mitten in der Nacht. Mitch kam näher und hockte sich neben das Bett. Bildete Kiandi sich das nur ein oder war er noch stärker als sonst darauf bedacht, so leise wie möglich zu sein?
    „Ich komm gleich zum Punkt. Ich bring dich hier raus.“
    „Was?“ Kiandi hätte beinahe vergessen, zu flüstern. Bis die Worte des Jungen zu ihr durchdrangen, dauerte es einen Moment. Und auch dann konnte sie noch nicht glauben, was sie da hörte. Wie um zu bekräftigen, dass sie nicht träumte, fasste Mitch sie an der Hand und fügte hinzu:
    „Du hast richtig gehört, wir hauen ab.“
    „Bist du high?“ Kiandi entzog sich seinem Griff.
    „Wenn ich high wäre, hätte ich mir nicht so Mühe gemacht, keinen Mucks zu machen“, entgegnete Mitch. „Und bevor du fragst, was mit den anderen ist: Die feiern drüben im Schizophrenia. Gordon hat Geburtstag oder so.“ Er richtete sich wieder auf und warf einen kurzen Blick zur Tür.
    „Du bist doch nicht der einzige, der hier geblieben ist“, vermutete Kiandi. Ihr fiel auf, dass Mitch einen Rucksack geschultert hatte. Verdammt, der Typ meinte es anscheinend wirklich ernst.
    „Deswegen müssen wir ja mucksmäuschenstill sein“, erklärte der Junkie. „Rick und Martin sind in der Küche und sehen sich irgendeinen Scheiß in der Glotze an.“
    Als Kiandi immer noch nicht reagierte, nahm seine Stimme einen flehenden Ton an. „Bitte, so einen Chance kommt nicht so schnell wieder. Ich hab mir voll Mühe gegeben, ich hab … Shit. Jetzt komm, mach schon.“ Was sollte sie jetzt tun? Mitch klang aufrichtig. Wenn sie diese Gelegenheit ausschlug, würde sie sich das verzeihen können? Andererseits hatte das Mädchen Angst. Die Idee klang hirnrissig und wenn sie es nicht schafften, würde das mehr als nur Ärger bedeuten.
    Fuck it, dachte Kiandi und rappelte sich von ihrem Bett auf.


    Es sah nicht so aus, als ob die beiden Männer sie gehört hatten. Aber das musste nichts heißen. Noch hatten sie ja nicht mal das Gebäude verlassen. Trotz der Stille im Treppenhaus war Kiandi angespannt. Das kam alles so plötzlich und sie hatte Angst. Wenn irgendetwas schief lief, konnten sie sich auf etwas gefasst machen. So viel war sicher. Brad, der Anführer der Bande, war nicht gerade für Nachsichtigkeit bekannt. Die beiden Jugendlichen hasteten die letzten Stufen hinunter und zur Eingangstür. Angenehm kühle Nachtluft stieß Kiandi entgegen. Von der anderen Straßenseite drang noch eine Ahnung von Musik aus dem Schizophrenia herüber. Genau genommen Schizophren, denn der Rest der Leuchtreklame war ausgefallen. Ein paar Gestalten taumelten gerade heraus. Vermutlich, um eine zu rauchen.
    „Komm“, raunte Mitch und zog sie mit sich. „Nichts wie weg hier.“ Das musste er nicht zweimal sagen. Kiandi folgte ihm die Straße hinunter.
    „Hey!“, rief plötzlich jemand hinter ihnen. Wahrscheinlich einer der Betrunkenen vor dem Schizophrenia. Das Mädchen versuchte, nicht darauf zu achten. Das würde sie nur noch nervöser machen. "E-He-Ey!"
    Kiandi merkte, dass auch Mitch unruhig war. Er lief jetzt schneller und warf einen kurzen Blick über die Schulter.
    „Diese kleinen Mistgören!“
    Der Junge erstarrte, als ihn die Erkenntnis traf.
    „Verdammt! Das sind welche von Brads Leuten!“ Mit einem Mal kam das Adrenalin. Sofort rannten die beiden los. Es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass ihre Verfolger sie sofort einholen würden. Dazu waren sie viel zu dicht. Doch sie würden Alarm schlagen und das war gar nicht gut. Von Angst getrieben hetzten die zwei Teenager durch die Straße, Mitch voran. Kiandi konnte ihm nur blind hinterherrennen. Zu mehr war sie gerade nicht im Stande. Nur weiter, weg von den Männern, die sie die letzten Monate über gefangen gehalten hatten, getrieben von der Furcht, was sie mit ihnen anstellen würden, wenn die Flucht nicht gelang. Aber wo sollten sie hin? Ihr Befreier führte sie im Zickzack durch die Straßen. Kreuzung um Kreuzung ließen sie hinter sich, doch Kiandi ging langsam die Puste aus.
    „Wir brauchen … ein Versteck“, stellte Mitch fest.
    „Die … haben … das Auto, oder?“
    Er zögerte.
    „Ja, verdammt. Ja, haben sie.“ Der junge Mann sah sich ein wenig hilflos um. Kiandi kam der Verdacht, dass er die Aktion nicht so wirklich gut geplant hatte. „Wir müssen weg von der Straße, dann verlieren sie uns.“
    „Und wie?“, wollte sie wissen.
    „Hast du Lust, zu tanzen?“


    Es war laut und eng in dem Club, von der Luft ganz zu schweigen. Doch im Moment war das perfekt für sie. Die beiden Flüchtigen drängten sich durch die Menge bis in die hinterste Ecke des Raumes.
    „Ich hoffe wirklich, die finden uns hier nicht.“
    „Ach Quatsch, wie denn?“, versuchte Mitch sie zu beruhigen. „Wir bleiben jetzt einfach bis morgen früh hier und dann machen wir, dass wir ins Zentrum kommen. Die werden dann sowieso irgendwann aufgeben.“
    Kiandi war sich da nicht so sicher, aber sie hielt die Klappe und versuchte, an etwas anderes zu denken. Sie könnte ihre Eltern wiedersehen. Seltsamerweise fühlte sie nichts bei diesem Gedanken. Wollte sie überhaupt zurück? Aber wo sollte sie sonst hin? Die Bässe dröhnten in ihren Ohren, die Zeit schien nur sehr träge dahinzufließen und das Mädchen fühlte sich müde und kraftlos.
    „Ich hol uns was zu Trinken.“ Mitch stand auf und ging Richtung Bar. Er kam schneller zurück als erwartet. Allerdings ohne Getränke.
    „Steh auf, schnell!“
    „Was ist los?“
    „Ich weiß nicht wieso, aber sie sind hier.“ Dieser Satz genügte. Kiandi war sofort hellwach und die Angst zurück. „Durch den Eingang kommen wir nicht mehr raus. Komm mit.“ Sie huschte Mitch hinterher in einen Flur, der vom Hauptraum abzweigte. Ein Pfeil mit der Aufschrift Toiletten prangte an der Wand. Sie folgten dem Gang bis zum Ende. Mitch öffnete die Tür mit dem Mädchen-Symbol und lugte hinein.
    „Und was jetzt?“, fragte Kiandi.
    „Durch das Fenster.“ Tatsächlich gab es eine kleine Öffnung, weit oben in der gefließten Wand. Der Raum war nicht besonders hoch und mit ein bisschen Hilfe könnte man an den Griff rankommen. So zumindest die Theorie. Allerdings war das besagte Fenster klein. Um nicht zu sagen sehr sehr klein.
    „Das passt schon“, war Mitchs Einschätzung. Mit diesen Worten zog er sie in den Raum hinein. Kiandi folgte ihm in Ermangelung irgendeines anderen Auswegs. Der Junge nahm Anlauf und zog sich am Sims hoch. Dann stütze er sich ab, packte den Fenstergriff und riss ihn herum. Das Fenster schwang auf. Mitch ließ sich wieder nach unten fallen und wandte sich dann an Kiandi:
    „Ok, ich helf dir hoch. Keine Widerrede – du zuerst.“
    Es gab kein wenn und aber. Sie mussten sich mehr als beeilen. Kiandi ließ sich von ihm hochhelfen und schaffte es unter unmenschlichen Anstrengungen, sich durch die Öffnung zu ziehen. Es schien viel zu lange zu dauern, bis sie es aus dem Kellerraum nach draußen geschafft hatte. Sie stemmte sich vom Boden hoch und packte den Rucksack, den Mitch durch das Fenster nachreichte.
    „Ok, jetzt du. Ich helf dir“, sagte sie und streckte ihre Hände nach ihm aus. Das Mädchen erschrak, als sich der Ausdruck auf seinem Gesicht änderte. Der junge Mann schüttelte langsam den Kopf.
    „Mitch!“
    „Es tut mir Leid. Lauf weg, ja? Lauf weg!“ Er drehte sich um und rannte hinaus. Das Geräusch der zufallenden Tür knallte Kiandi die Realität ins Gesicht. Sie wollte das nicht!
    „Lauf weg!“, hallte es noch in ihren Ohren. Wie in Trance rappelte sie sich auf, warf sich den Rucksack über die Schulter und lief los. Es gab kein zurück.


    Durch das Fenster war Kiandi in den Hinterhof des Gebäudes gelangt, von dem aus eine schmale Gasse wieder zur Straße zurückführte. Bevor sie diese allerdings betrat, spähte sie kurz nach beiden Seiten. Es war mehr als wahrscheinlich, dass ein paar ihrer Verfolger draußen geblieben waren. Nur wenige Autos parkten am Straßenrand, sonst wirkte alles recht ruhig. Ricks Wagen konnte sie nirgendwo entdecken. Aber das musste nichts heißen. Trotzdem wagte die Teenagerin sich hinaus und wandte sich um, weg von dem Club. Sie beschleunigte ihren Schritt und als sie ohne weitere Probleme bei der nächsten Straßenecke angelangt war, fiel sie in einen leichten Trab. Sie hatte keine wirkliche Ahnung, wo sie sich befand und lief einfach immer weiter, bog hier ab, bog da ab. Kiandi war einfach zu müde und fertig von all dem, was passiert war. Sie konnte sich nicht mal mehr wirklich darauf konzentrieren, welchen Weg sie eigentlich nahm. Nur weiter. Nach wenigen Minuten musste sie anhalten.
    Die Straße, aus der das Mädchen gekommen war, mündete in eine wesentlich größere. Hier war auch mehr los, immer wieder zischten Autos vorbei. Auch ein Lastwagen donnerte vorüber. Kiandi musste einen Moment innehalten. Da kam wie aus heiterem Himmel ein Motorrad vor ihr am Straßenrand zum Stehen. Sie konnte den Typ wegen des Helms nicht erkennen, war sich aber sicher, ihn noch nie gesehen zu haben. Verwirrung machte sich in ihr breit. Doch gleichzeitig kam ein weiteres Gefühl dazu. Ein Gefühl, dass sie bisher nur in Gegenwart einer einzigen Person gespürt hatte. Aber es konnte nicht Mitch sein. Das war völlig unmöglich. Diese Tatsache versetzte Kiandi einen Stich. Aber bevor sie weiter darüber oder über den Unbekannten vor ihr nachdenken konnte, wurde sie durch etwas anderes abgelenkt.
    "Da ist sie!", hörte sie jemanden rufen. Kiandi wirbelte herum und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie Rick und einige andere Männer erkannte.
    "Verdammt!", entfuhr es ihr. Doch fast im selben Moment hörte sie den Motorradfahrer sagen:
    "Hey, steig auf, Schwester!"
    Es gab nichts groß zu überlegen. Dieser Fremde wollte ihr anscheinend helfen. Und auch wenn Kiandi immer noch nicht wusste, wer dieser Typ war und warum er ausgerechnet in diesem Moment auftauchte - sie hatte irgendwo eine Ahnung, dass sie das Richtige tat, als sie sich hinter ihm auf den Sitz hievte. Keine zwei Sekunden später brausten sie davon.
    Die Lichter der Stadt flogen an ihnen vorbei, was für Kiandi den Eindruck verstärkte, dass die Zeit jetzt auf einmal viel schneller floß. Bald hatten sie die hell erleuchteten Straßen hinter sich gelassen und düsten über den Highway. Nur eine Minute später - oder so kam es der völlig ausgelaugten jungen Frau vor - bogen sie auch schon wieder in eine Ausfahrt ein.
    Sie hielten nur kurz auf einem Rastplatz. Der Fremde ließ Kiandi kurz absteigen und zauberte irgendwo einen zweiten Motorradhelm hervor. Er wies sie an, den aufzusetzen, und dann wieder hinter ihm Platz zu nehmen. Wie mechanisch führte das Mädchen aus, was er ihr sagte. Dann ging es weiter durch die Nacht.
    Irgendwann verließen sie den Highway. Kiandi hatte kein Zeitgefühl mehr. Sie fuhren noch eine Weile, dann drosselte der Fahrer die Geschwindigkeit. Vor ihnen ragte ein Tor in die Höhe, dass sich nur wenig später öffnete. Der Typ sprach kurz mit einigen Männern, dann passierten sie die Einfahrt und hielten schließlich vor einer Garage. Kiandi war einfach nur erschöpft. Sie registrierte, wie der Unbekannte ihr vom Motorrad half und ihren Helm abnahm. Da schallte auf einmal eine Stimme über den Hof.


    Eine Frau kam von dem Gebäude aus über den Hof auf sie zugelaufen. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie vermutlich gerade aus dem Bett geholt worden war, dann sie trug über dem Schlafanzug einen Morgenmantel und hatte ihr Haar zu einem festen Zopf geflochten. Schon bevor sie die beiden Ankömmlinge erreichte, musterten sie das Mädchen und ihr Blick schien betrübt. Nein das war es nicht, es schien eher, als würde ihr Kiandis Erscheinung ehrliche Sorgen bereiten. Und tatsächlich steuerte sie auch direkt auf das Mädchen zu und legte ihr die Hand auf den Arm.
    „Du siehst aus, als hättest du einiges durchgemacht und das nicht nur heute“, stellte sie fest und stich Kiandi über die Wange, „Aber keine Sorge, du hast es jetzt überstanden und bist endlich zu Hause. Mein Name ist Alicia, ich bin hier die Heimleiterin. Du hast sicher viele Fragen, aber, wenn ich dich mir so anschaue, denke ich, diese können auf morgen warten. Dingender scheinen mir eine warme Dusche, ein spätes Abendessen und ein weiches Bett. Komm mit ich zeige dir dein neues Zimmer. Hast du Gepäck…?“
    Sie Blickte den Jungen, der das Mädchen mitgebracht hatte an, doch dieser schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich nur darauf seine Maschine in eine der Garagen zu schieben. Also schob Alicia kurz entschlossen das Mädchen in Richtung des Gebäudes, aus dem sie gekommen war.


    Kiandi konnte kaum glauben, was sie da hörte! Die Frau, die sich als Alicia vorgestellt hatte, lotste sie durch das Haus und das Mädchen folgte ihr einfach. Während sie einige Gänge und ein Treppenhaus durchquerten, schwirrten im Kopf der jungen Frau die Worte der Heimleiterin herum. Sie war zu Hause? Ein warmes Gefühl durchströmte Kiandi, als sie daran dachte. Gleichzeitig war sie verwirrt. Was hatte das alles zu bedeuten? Und was war das für ein Heim? Mit neugierigem Blick musterte die Fünfzehnjährige ihr neues Zuhause. Alicia hatte gesagt, sie würde ihr alles erklären. Solange würde sie schon warten können, beschloss Kiandi und folgte der Frau in einen Flur. Vor einer Tür mit der Nummer zwei blieben sie stehen.
    Alicia meinte, das sei ihr Zimmer. Zögerlich betrat Kiandi den Raum. Alles war ordentlich hergerichtet und wirkte einladend. Sie fragte sich, ob das nicht vielleicht ein Traum war. Wenn ja, wollte sie erstmal nicht aufwachen. Zwar befanden sich hier zwei Betten, aber es schien im Moment nicht so, als ob hier noch jemand wohnte.
    "Du kannst dir eins von den Betten raussuchen", sagte Alicia und forderte sie dann auf, sie zum Badezimmer zu begleiten. Dort drückte sie Kiandi ein Handtuch in die Hand und wollte wissen, ob sie Hilfe bräuchte.
    "Äh, ich denke nicht, aber danke", stammelte das Mädchen. Daraufhin ließ die Heimleiterin sie vorerst allein. Nach einer kurzen Starre, in der Kiandi sich noch einmal ungläubig umsah, duschte sie so ausgiebig wie schon lange nicht mehr. Das konnte doch alles nicht wahr sein, oder? Schon allein die Auswahl an Pflegeprodukten, die auf einer Ablage aufgereiht waren, schien dem Mädchen nach den letzten Monaten absurd. Als sie schließlich fertig war, fand sie neben der Duschkabine einen säuberlich aufgeschlichteten Stapel mit Kleidung, einen Bademantel und Schlafbekleidung. Fix machte sie sich zurecht und kehrte in ihr Zimmer zurück.
    Dort erwartete Kiandi die nächste Überraschung. Auf dem Tisch standen eine Thermoskanne, sowie Teller mit geschnittenem Obst und belegten Broten. Die Teenagerin strahlte und machte sich gleich mit dem Inhalt der Thermoskanne vertraut. Der Duft von Kräutern stieg in ihre Nase und Kiandi seufzte glücklich. Einige kleine Beutel neben der Kanne enthielten offenbar Zucker zum Süßen. Mit dem Entschluss, das Hier und Jetzt anzunehmen und völlig zu genießen, ließ Kiandi sich in einen Stuhl fallen und machte sich über das Essen her. Zufrieden kuschelte sie sich schließlich in eins der Betten und war - welch Wunder auch - nur einen Moment später eingeschlafen.



    Es war, als wäre kaum Zeit vergangen. Kiandi blinzelte und tauchte langsam aus den dunklen Weiten des Schlafs auf. Tageslicht flutete den Raum. Der Raum - sie brauchte einen Moment, um in die Gegenwart zu finden und die Erinnerungen zusammenzusetzen. Was war alles passiert? Sie dachte an Mitch, der ihr geholfen hatte und daran, wie sie zusammen abgehauen waren. Und dass er jetzt nicht da war. Bei diesem Gedanken wurde dem Mädchen erst einmal schwer ums Herz. Wie sehr sie es sich auch hätte einreden wollen, Kiandi wusste, dass es ihm nicht gut gehen konnte.
    Hoffentlich ist er noch am Leben!, flehte sie innerlich. Immerhin hatte er eine wertvolle Fähigkeit und im Gegensatz zu ihr beherrschte er sie auch halbwegs. Aber wer konnte schon wissen, was diese Typen machen würden? Kiandi spürte den Drang, Mitch zu helfen. Irgendwie.
    Eine andere Frage war, wo sie sich jetzt genau befand. Bilder von der letzten Nacht stiegen in ihrem Kopf auf (Oder hatte sie länger geschlafen? Sie hatte keine Ahnung). Die Fünfzehnjährige erinnerte sich an den Jungen auf dem Motorrad, der sie an diesen Ort gebracht hatte. Sie waren ziemlich lange unterwegs gewesen. Und dann war da noch - wie hieß sie gleich? Irgendwas mit A - Alice? Nein, Alicia. Genau. Sie hatte gesagt, dies hier wäre Kiandis Zuhause. Und dass sie zu gegebener Zeit ihre Fragen beantworten würde. Die Teenagerin hatte eine Menge Fragen, soviel war sicher. Aber zuerst hatte sie vor allem eins: Hunger. Ihr Magen meldete sich mit einem Rumoren.
    Das Mädchen richtete sich auf und wollte gerade ein paar Dinge zusammensuchen, um sich zurechtzumachen. Da fiel ihr Blick auf den Tisch. Die Sachen von letzter Nacht hatten einem kleinen, aber feinen Frühstücksbuffet Platz gemacht. Wie spät es auch immer war, das war jetzt egal. Kiandi gönnte sich die Mahlzeit und machte sich dann fertig. Sie entschied sich für ein schlichtes T-Shirt und eine bequeme, dunkle Hose, sowie dazupassende Socken.
    Dann ging sie zur Tür. Erst zögerte die Fünfzehnjährige. Ein wenig scheute sie sich davor, den Raum zu verlassen. Doch sie gab sich einen Ruck und trat hinaus auf den momentan leeren Flur. Erleichert machte sie sich zum Badezimmer auf. Als Kiandi auf dem Rückweg an den anderen Türen vorbeikam, fragte sie sich, wer hier sonst noch lebte. In diesem Haus schienen noch einige Leute zu wohnen. Diese Fragezeichen in ihrem Kopf mussten weg. Unbedingt. Aber dazu musste sie ja zuerst Alicia finden. Wo auch immer die wohl war. Das Gebäude schien zumindest sehr groß zu sein. Kiandi seufzte auf. Aber es half ja nichts. Wenn sie Antworten finden wollte, musste sie zuerst suchen.
    Und so wagte die junge Frau sich weiter in den Flur vor.


    „Ah du bist wach“, stellte eine Stimme fest und eine Jugendliche mit glattem, schwarzem Haar, den mandelförmigen Augen des ardonanischen Kontinentes und ebenmäßigen Gesicht näherte sich durch den Gang dem Neuankömmling. Eine wellenförmige Zeichnung in Blau prangte genau auf ihrer Schläfe. „Du bist die Neue, die letzte Nacht angekommen ist.“ Das war ganz offensichtlich keine Frage. „Mein Name ist Kasumi Young. Ich bin Alicias Adoptivtochter und sowas wie das gewöhnliche Empfangskomitee. Mum lässt sich entschuldigen, sie ist noch im Unterricht. Ich wollte eigentlich gerade nach dir sehen. Wie ich sehe, passen dir die Sachen. Sollen wir dir erst einmal noch ein paar Klamotten zusammensuchen, damit du etwas Vorrat hast? Keine Sorge, ich beantworte dir alle Fragen die du hast, auch unterwegs, also, was meinst du?“ Sie lachte und grinste die andere an, wartete aber erneut nicht auf eine Antwort.
    Die ersten Fragen kenn ich schon, das sind bei jedem die gleichen, du musst sie mir also nicht stellen: Wo sind wir hier? Also das hier ist die Morgan-Fox-Anstalt. Offiziell eine Resozialisierungseinrichtung für straffällig gewordene Jugendliche. Wir jedoch nennen diesen Ort ein Heim, Internat, Zuhause, oder wie auch immer in der Richtung. Du musst wissen, in Wahrheit ist das hier ein Ort, der den Menschen, bis auch wenige Ausnahmen verboten ist zu betreten, wo Kids wie du und ich also ungestört leben und einfach das sein, was wir wollen können. Hier sind wir die Normalen und die Menschen die Sonderlinge.“ Erneut erklang das Lachen der Andornarierin als sie Kiandi direkt ins Gesicht sah.
    Zweite Frage folgt auf dem Fuß: Wer sind denn bitte ‚wir‘? Nun das ist einfach zu erklären: Erstens.
    Mit einem Mal lösten sich ihre Konturen auf und zerflossen zu Nebel. Das Mädchen verwandelte sich nicht vollständig in die zarten Schleier, doch zumindest schmolzen ihre Umrisse und umhüllten ihre schlanke Gestalt. Dann setzte sie sich nach einigen Sekunden aber wieder grinsend zusammen. Diesen Teil der Begrüßung schien sie zu lieben. „Wir haben Superkräft. Zweitens:“ Sie deutete auf ihre Schläfe. „Wir haben am Körper ein farbiges Zeichen unbekannter Herkunft und drittens: Menschen mögen uns nicht. Sprich, ich bin genau wie du! Man nennt uns Erleuchtete. Und JETZT bist du dran. Schieß los!
    Nachdem ihre kleine Vorstellung vorbei war gab sie der andern nun ein Handzeichen, dass sie ihr folgen sollte.


    Auf einmal hörte Kiandi eine Stimme durch den Flur schallen. Bei der dazugehörigen Person handelte es sich um eine junge Frau, die offenbar aus Ardona stammte. Viel auffälliger als das waren allerdings drei blaue, wellenförmige Linien an ihrer linken Schläfe. Kiandi dachte an das seltsame Zeichen das sich von ihrer Wange bis über den Hals zog und an das Symbol, das Mitch ihr einmal kurz gezeigt hatte. Und da fiel ihr auch auf, dass sie in Gegenwart der Fremden nicht das Unwohlsein empfand, wie es normalerweise in der Nähe von anderen Menschen (ausgenommen Mitch) der Fall war. Es musste also eine Verbindung zwischen ihnen geben, welche auch immer das war. Diese Entdeckung war so absurd, dass die Fünfzehnjährige erst einmal gar nichts sagte und einfach nur zuhörte.
    Die Andere stellte sich als Kasumi vor und erklärte, sie sei die Adoptivtochter der Heimleiterin. Außerdem schlug sie vor, noch ein paar Sachen zum Anziehen rauszusuchen. Gut, dagegen hatte Kiandi nicht das Geringste einzuwenden und tat das mit einem Nicken kund. Aber viel wichtiger war, einige dringende Fragen zu klären, um endlich alles zu verstehen. Das hatte sich Kasumi offenbar schon gedacht und fing sogleich mit einigen Erklärungen an.
    Kiandi hörte aufmerksam zu, als sie die Anstalt beschrieb. Ein Ort für besondere Menschen? Ein Zuhause? Das klang nach großartigen Aussichten. Vor allem aber implizierte das eins: Aus irgendeinem Grund war sie wirklich besonders. Und nicht nur sie. Und hier konnte sie das sein, was sie war. Was auch immer das sein mochte. Aber auch dazu sollte sie sofort mehr erfahren. Als sich Kasumis Konturen plötzlich auflösten, blieb Kiandi der Mund offen stehen. Sie wusste eigentlich selbst über ihre und Mitchs seltsame Fähigkeiten Bescheid, aber das war eine beeindruckende Vorstellung. Das Mädchen musste sich echt kurz zusammenreißen, um nicht zu verpassen, was die andere dann sagte. Und das Puzzle, was sich nun langsam Stück für Stück zusammensetzte, musste sie auch erst einmal auf sich wirken lassen.
    Sie gehörte zu einer besonderen Gruppe Menschen.
    Mit Superkräften.
    Und einem farbigen Muster am Körper.
    Menschen kamen nicht mit ihnen klar.
    Sie waren hier zu Hause.
    Erleuchtete.
    Für einen Augenblick war Kiandi tatsächlich fassungslos.
    "Und JETZT bist du dran. Schieß los!", forderte Kasumi sie auf und bedeutete ihr dann, mitzukommen.
    "Ich ... äh", stammelte die Fünfzehnjährige. "Wow!", rutschte ihr dann einfach heraus. Erst war sie ein wenig verlegen. Dann musste sie plötzlich grinsen.
    "Das ... das ist einfach unglaublich. Ich wusste, dass ich nicht die einzige bin, aber ... das hätte ich nie erwartet." Dabei musste die Erleuchtete wieder an Mitch denken.
    "Kasumi, ich kenne noch einen Typ mit Superkräften. Aber ... " Kiandi schluckte. Einen Moment lang konnte sie nichts sagen. "Der steckt in argen Schwierigkeiten", presste sie dann heraus.


    Kasumi wandte sich auf dem Absatz um und ihr Gesicht war ernst, als sie Kiandis Gesicht musterte. "Du kennst jemanden, der wie wir ist?", hakte sie nach und der Spaß ihrer Vorführung mit der sie die Neue zum Staunen gebracht hatte, war verflogen, "Dann erzähl bitte. Ich schätze das sollte uns beiden mehr am Herzen liegen, als unter Schwestern herumzuscherzen. Was ist mit unserem Bruder und bist du dir sicher, dass er einer von uns ist?"
    Als das andere Mädchen sich wieder umdrehte, war ihr Ausdruck plötzlich ernst. Kiandi ließ sich nicht zweimal bitten und teilte ihr so kurz und prägnant wie möglich mit, was sich in der letzten Nacht ereignet hatte.
    "Ich bin mir ganz sicher", sagte sie bestimmt. "Er hat auch so ein Symbol, wie wir und er kann Leute aufspüren. Seit wir uns getrennt haben, weiß ich nicht, was mit ihm passiert ist. Aber die haben ihn bestimmt geschnappt. Er war für die Gang immer wertvoll, weil er seine Kräfte kontrollieren kann. Aber wer weiß, was die mit ihm machen werden." Kiandis Stimme versagte. Sie fragte sich, ob sie überhaupt etwas tun konnten.
    "Verstehe, in dem Fall würde ich eine Planänderung vorschlagen: Wir beide gehen zu Alicia, holen sie aus dem Unterricht und erzählen ihr deine ganze Geschichte, mit allen Einzelheiten, zum Beispiel, warum du glaubst, dass er in Gefahr ist, was genau mit dir passiert ist und wer diese Gang ist, von der du gesprochen hast. Alicia wird dann vermutlich ein Sucherteam aussenden. Es ist nicht besonders schwer für uns einen Bruder zu finden. Jeder Erleuchtete hat, wenn er es trainiert, die Fähigkeit, andere Erleuchtete aufzuspüren, wenn wir nahe genug heran kommen, um sie wahrzunehmen. ein paar von uns sind inzwischen durch unser Training hier in der Lage auf mehrere hundert Meter oder sogar auf mehrere Kilometer andere Erleuchtete zu erspühren. Wir beide jedoch können erst einmal nichts machen und werden nach dem Gespräch mit Alicia alles ihr überlassen, für dich eine Klamotten-Grundausstattung besorgen und uns die Schule ansehen. Zudem werden wir dann ganz in Ruhe zusehen, dass wir alle deine Fragen beantwortet kriegen", schlug Kasumi sachlich vor, "Ist das ein Deal? Nebenbei, auf dem Weg zu Mum können wir gerne schon anfangen, dass du mir ein paar Details erklärst, damit ich es Mum nachher schnell, klar und prägnant erklären kann, du wirkst ja etwas aufgewühlt. "


    Sucher? Das würde erklären, wie der Junge auf dem Motorrad einfach so aufgetaucht war. Anscheinend war er auch einer dieser Sucher und hatte sie ebenfalls gespürt. Das gab Kiandi zumindest einen Funken Hoffnung. Diese Leute hier schienen gut organisiert und wussten, was sie taten. Wenn jemand Mitch helfen konnte, dann Alicia und ihr Team. Also nickte die junge Erleuchtete und antwortete:
    "Ja, ich denke, da hast du recht." Dann fügte sie noch hinzu: "Es war wirklich etwas viel. Aber ich werde alles erzählen, so gut ich kann."
    Dann folgte sie Kasumi.
    Der Rest des Tages schien rasend schnell zu vergehen. Gut, vielleicht lag es daran, dass es zum "Beginn" bereits Mittag war. Die Heimleiterin war schnell gefunden und Kiandi berichtete alles nach bestem Vermögen. Dann suchte sie gemeinsam mit Kasumi viele neue Klamotten aus. Während sie die Kleidungsstücke sortierten und Kiandi Verschiedenes anprobierte, fragte sie die andere Erleuchtete über alles Mögliche aus. Irgendwann musste Kasumi ihre Schwester allerdings bremsen. Die Informationsflut hätte sie sonst wohl kollabieren lassen. Das Gehörte musste Kiandi erst einmal verarbeiten. Trotzdem zeigte Kasumi ihr noch die Anstalt. Es war einfach unglaublich. Je mehr Zeit hier verging, umso mehr verstand die junge Erleuchtete, dass dies kein Traum war und sie fühlte sich endlich Zuhause - ein Gefühl, von dem sie nicht mehr gehofft hatte, sie würde es jemals wirklich spüren.
    In den folgenden Tagen erkundete Kiandi die Anstalt, richtete sich ein und lernte alles ein bisschen näher kennen. Auch an ein paar Unterrichtsstunden nahm sie teil. Diese spannende und schöne Zeit wurde ein wenig überschattet von ihrer Sorge um Mitch. Geduld zu haben war in dieser Situation sehr schwierig für die Heranwachsende. Aber Kiandi versuchte ihr Bestes, sich auf all die neuen Dinge hier in der Anstalt zu konzentrieren. Im Moment konnte sie ohnehin nicht viel tun.



    Es war ein sehr schöner Abend gewesen. Kiandi hatte sich erst ein wenig vor der Party gescheut, aber sich dann doch entschieden, ein wenig mit dabei zu sein. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte. Zwar war die junge Erleuchtete eher etwas im Hintergrund geblieben, doch Spaß hatte sie auf jeden Fall gehabt und hier und da ein kurzes Gespräch mit einem Bruder oder einer Schwester geführt. Kiandi war immer noch etwas zurückhaltend, allerdings bemerkte sie, dass der Umgang mit den anderen Erleuchteten sich wirklich komplett von dem Gefühl gegenüber normalen Menschen unterschied. Sie fühlte sich hier wirklich besser.
    Allzu spät war sie aber auch nicht ins Bett verschwunden und so war die Jugendliche schon recht früh wieder wach. Mit Neugier auf den neuen Tag machte sie sich zurecht und ging zur Mensa. Dort gab es mal wieder ein herrliches Frühstücksbuffet. Kiandi schnappte sich einen Teller, lud ein paar Brötchen, Belag und etwas Obst darauf und suchte sich einen freien Platz. Sie zögerte, wo sie sich hinsetzen sollte. Dann fasste die Erleuchtete sich ein Herz und setzte sich neben ein anderes Mädchen. Kiandi begrüßte ihre Schwester mit einem herzlichen "Guten Morgen". Bevor sich aber eine Unterhaltung entwickeln konnte, betrat Alicia den Raum.
    Kiandi lauschte den Neuigkeiten. Von Jimmy Coleman hatte sie schon gehört, aber im Gegensatz zu einigen anderen Mädchen in der Mensa hielt sich ihre Reaktion in Grenzen. Trotzdem war sie im Stillen sehr gespannt auf den Unterricht bei ihm.
    Doch die andere Nachricht wühlte sie auf. Als Alicia Erleuchtete in Not erwähnte, schoss ihr sofort ein Gedanke in den Kopf. Sie musste mit der Heimleiterin sprechen, unbedingt! Ein paar andere meldeten sich bereits für die Mission. Kiandi haderte mit sich. Nicht, dass sie nicht sofort helfen wollte, aber konnte sie das denn? Das Mädchen hatte bisher kaum Unterricht gehabt und sie beherrschte ihre Kräfte gar nicht. Was nützte das schon?
    Ihre Tischnachbarin stellte inzwischen ein paar Fragen an Alicia und meldete sich ebenfalls freiwillig. Die Antworten gefielen Kiandi gar nicht. Egal ob es hier vielleicht um Mitch ging oder nicht - das durfte diesen Erleuchteten auf keinen Fall passieren! Da stimmte sie Alicia sofort zu. Als sich eine weitere junge Frau zu Wort meldete und dem anderen Mädchen am Tisch ermutigend zuzwinkerte, überwand Kiandi sich, ihre Tischnachbarin anzusprechen. Anscheinend war sie schon bei einer gefährlichen Mission dabei gewesen. Es konnte ja sogar sein, dass es um die Ereignisse der letzten Tage ging, von denen Kiandi sporadisch etwas mitbekommen hatte. Wenn dem so war, konnte diese junge Frau ihr vielleicht bei ihrer Entscheidung helfen.
    "Hey, ähm. Ich würde sehr gern mithelfen", begann sie leise. "Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich eine Hilfe wäre. Ich kann meine Fähigkeiten überhaupt nicht kontrollieren. Alles, was ich kann, ist ein bisschen Selbstverteidigung. Du scheinst ja schon mehr Erfahrung zu haben, oder?"



    OT: Hi alle zusammen! ^-^ Mit dieser Wall ist Kiandi auch mit dabei. Ich freu mich sehr! Vielen Dank an dieser Stelle an @Sheewa für die tolle Unterstützung und die Geduld. :D


    @Espeon Kiandi hat sich jetzt einfach mal dreist zu Leira gesetzt und quatscht sie erstmal an. ^^

  • Emma schien ihre Zimmergenossin mit ihrer Frage doch ziemlich überrascht haben. Der Flügel überschlug sich und Leira begann zu husten. Offenbar hatte Emma sie so sehr erschreckt, dass sie sich verschluckt hatte, und das tat ihr leid. Aber glücklicherweise beruhigte sich Leira recht schnell wieder und begann zu erklären, dass der „Untote“ eigentlich gar kein Toter sei, sondern nur extreme Heilfähigkeiten besitze.
    Aber er ist doch kein Erleuchteter, oder?“, fragte sich Emma im Stillen, denn seine Melodie passte einfach nicht zu den anderen.
    Doch bevor sie etwas in der Richtung fragen konnte, senkte Leira schon die Stimme und erklärte: „Raste jetzt nicht aus, aber er ist kein Mensch, auch keiner von uns, sondern einer von den Viechern… Aber er kann sich hier nicht verwandeln und er will wohl mit uns zusammenarbeiten, weil sein Ex-Boss ihn umbringen will. Hat offenbar vor mit Alicia zu verhandeln ob er hier bleiben kann, weil unsere Aura seine anscheinend überlagert sodass ihn die anderen Viecher nicht finden können.
    Nicht ausrasten. Das sagte sich so einfach. Also waren an diesem Ort, an dem sie eigentlich vor den albtraumhaften Wesen sicher sein sollten, gleich zwei von ihnen anwesend. Obwohl … Marika zählte nicht so ganz. Immerhin war sie eine von ihnen und auch ihre Melodie bleib nach der Verwandlung – Plötzlich bekam Emma es doch mit der Angst zu tun. Diese hatte allerdings weniger mit den hier anwesenden Bestien zu tun, sondern mit allen anderen. Wenn dieser Sänger in seiner menschlichen Form eine ganz normale Melodie hatte, war es schlichtweg unmöglich zu sagen, ob ein Mensch nun ein Mensch oder ein solches Monster war. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wieso konnten diese Biester nicht einfach Legenden bleiben, die kleine Kinder davon abhielten, alleine in den Wald zu laufen?


    Nach dieser Unterhaltung setzte sich Emma neben Leira auf die Bank und ließ den Abend dahin ziehen. Sie verdrängte die vergangenen Tage so gut es ging und ließ die ruhige und vertraute Stimmung, die sich auch in den Melodien widerspiegelte, einfach auf sich einwirken. Den E-Bass versuchte sie zu ignorieren, was sich allerdings als ziemlich unmöglich herausstellte. Der Sänger hatte eine ähnlich offene Art, wie Emma sie schon bei Lewis erlebt hatte.
    Irgendwann verschwand er, allerdings nur kurz und kam dann mit einer schwarzen Gitarre zurück. Er sang ein paar Lieder, die Emma mehr oder weniger gut in ihrer allgemeinen Hintergrundmusik untergehen ließ. Sie meinte zu hören, wie er die anderen aufforderte, ebenfalls ihre Instrumente zu holen, doch auch wenn Emmas Quena wie immer an ihrer Hüfte hing, machte sie sich nicht die Mühe, sie an den Mund zu setzen. Hier war es eh viel zu laut dafür. Andere jedoch hatten sichtlich Spaß am Musizieren mit dem Nicht-Toten und das beruhigte Emma doch ein wenig. So schlimm konnte er nicht sein. Und von Musik verstand er etwas. Definitiv.
    Doch dann, als die Sonne hinterm Horizont verschwand, überraschte er sie wohl alle. Er schnappte sich seine Gitarre und begann eine Ballade zu singen. Erstaunt blickte Emma sich um. Alle lauschten aufmerksam, so sehr, dass auch ihre Melodien leiser spielten, in Harmonie mit dem Gesang. Am erstaunlichsten jedoch war der Sänger selbst, dessen Melodie perfekt mit seinem Lied verschmolz. Emma hatte noch nie einen echten Sänger singen gehört. Das musste eine unglaubliche Besonderheit dieses Berufsstandes sein. Fasziniert lauschte sie der Musik und vergas sogar für einen Moment, weshalb sie zuvor versucht hatte, den Sänger zu ignorieren.


    Emma erwachte, als Leira das Zimmer verließ. Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wie sie zurück ins Wohnhaus gegangen war, aber musste spät gewesen sein. Sie erinnerte sich, dass die Musik um sie immer weniger geworden war. Fast erstaunlich, dass es sie nicht instinktiv wieder auf die Obstwiese verschlagen hatte; vermutlich war sie einfach dem Strom von Erleuchteten gefolgt, der zu den Zimmern floss. Wenigstens war sie im richtigen gelandet.
    Noch leicht verschlafen schälte sich Emma aus dem Bett und bemerkte, dass sie immer noch dieselben Klamotten trug wie am vorherigen Abend, inklusive Badeanzug. Sie entschied, dass der Duschraum ein perfekter Platz zum Umziehen war; dann konnte sie ihre Kleidung auch gleich mit durchwaschen.
    Eine Stunde später war Emma wieder trocken und ihre Kleidung über dem Stuhl ausgebreitet, um es ebenfalls zu werden. Dann machte sie sich auf den Weg in den Speisesaal. Sie hatte gut gegessen am vergangen Abend, also begnügte sie sich mit ein wenig Obst - ein Apfel, eine Banane und ein paar Weintrauben – und suchte sich möglichst am Rand einen möglichst ruhigen Platz. Dass dieser Versuch unmöglich war, war ihr durchaus bewusst, denn nicht nur Stimmen, sondern auch etliche Melodien vermischten sich, sodass es Emma schwer fiel, irgendetwas zu verstehen. Egal, was sie hätte verstehen wollen. Auch Leira konnte Emma nicht ausmachen – sie war vor ihr aufgestanden, also vielleicht ja schon mit dem Essen fertig.
    Kaum hatte sich die Acerin gesetzt, verlagerte sich die Aufmerksamkeit in der Mensa, auf deren Eingang. Alicia und Simon kamen herein. Nichts und ein Fagott. Ein Schauer lief über Emmas Rücken. Auch wenn sie eine Theorie hatte, warum Alicia keine Melodie besaß, so war ihr ein solcher Mensch doch nicht geheuer.
    Die Heimleiterin begann damit, den ehemaligen Sänger Jimmy Coleman als Lehrer an der Schule vorzustellen. Zum ersten Mal entstand in Emmas Kopf eine Verbindung zwischen der Geschichte, die Marcello ihr am ersten Tag im Bus erzählt und die sie schon beinahe wieder vergessen hatte, und dem „Untoten“, der gestern doch sehr beeindruckende Musik gemacht hatte. Weiter erklärte Alicia den heutigen Stundenplan und fast bekam Emma das Gefühl, ein normales Leben führen zu können. Ein Tag ohne Monster, Bestien, Kämpfe, Überraschungen und was sonst noch alles so abrupt Teil ihres Lebens geworden war. Wie verlockend war doch diese Vorstellung. Zu schade, dass die junge Frau nach den Erklärungen rund um den Unterricht nicht aufhörte, sondern weiter sprach. Sie erzählte von einem Traum, den Simon in der vergangenen Nacht hatte und in dem andere Erleuchtete nach Hilfe riefen. Dann fragte sie nach Freiwilligen.
    Nein, nein, nein“, meinte eine trotzige Stimme in Emmas Kopf. „Nicht schon wieder! Du hast auch mal einen ruhigen Tag verdient.
    Zuerst meldete sich Marcello freiwillig. Dann Leira. Sie war also doch noch in der Mensa, saß sogar ganz in ihrer Nähe und fragte nach Details. Offensichtlich war die letzte Rettungsmission in einer großen Tragödie geendet. Auf keinen Fall wollte Emma so etwas erleben. „Außerdem kann ich ja eh nichts, was irgendwie hilfreich wäre. Mit Melodien kann man schließlich keine Monster besiegen.
    Schließlich durchbrach Marika die Stille, die nach der grausigen Offenbarung der Heimleiterin entstanden war. Auch sie würde mitkommen. Das konnte durchaus sehr nützlich sein.


    OT: Ich habe ein riesiges Problem. Alles, was Emma möchte, ist, in der Anstalt zu bleiben. Ich möchte aber, dass sie mitkommt. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. )= Also gibt es erstmal meinen Post bis hierher und ich melde mich wieder, wenn ich eine Lösung weiß ...




    P.S. Entschuldige, Espeon, dass ich nicht mehr geantwortet hatte. :s

  • So war der Tag ziemlich friedlich verlaufen, was jedoch mehr daran lag, dass Kurai lieber Zeit mit sich selber verbracht hatte. Er war vermutlich auch einer der ersten gewesen, die sich zurückgezogen hatten. In dem Fall war der Rückzug jedoch viel mehr ein kleiner Rundgang durch das Gebäude, damit der Junge sich ein besseres Bild seines neuen, möglicherweise vorläufigen, Zuhauses machen konnte. Die Zeit verging dabei sehr schnell, kein Wunder wenn er auch was zu tun hatte. Letzendlich war es irgendwann Zeit schlafen zu gehen, denn die Nacht durch zu machen war das Letzte was er tun sollte. Neu wie er hier war sollte er sich nicht unbedingt sofort Fehltritte erlauben. Zumindest sagte ihm das sein gesunder Menschenverstand. Es wurde also Zeit, sein Zimmer aufzusuchen. Glücklicherweise war er außerdem müde genug, um zumindest die banale Angst der Dunkelheit nicht wirklich wahrzunehmen und es als einfache Nervosität abzustempeln.


    In seinem Zimmer zog er sich schnell um. Seine alte Kleidung ließ er achtlos auf dem Boden liegen. Ebenso schnell wie er sich einen Schlafanzug übergestreift hatte lag der Junge mit Iris-Heterochromie in seinem Bett. Noch schneller waren seine Gedanken in die Traumwelt geglitten. An seinen Traum würde er sich am nächsten Tag jedoch nicht erinnern.


    _____


    Der nächste Tag begann ziemlich früh, oder vielleicht auch spät. Ohne Uhr konnte man das nicht so genau sagen. Jedoch war das Licht der Welt jenseits der Fensterscheibe hell genug um Schlafende zu wecken, wie es scheinte. Still lag er nun in dem überraschend gemütlichen Bett, welches er ganz für sich allein hatte. Auch wenn er gute Vorsätze hatte sein Verhalten, allen voran seine Kontaktscheuheit, zu bessern, nutzte er diese Chancen kaum. So hatte er bisher kein Wort mit seinem Zimmergenossen gewechselt. Weder in der Nacht davor, noch am heutigen Morgen. Nicht mal überprüft hatte er, ob dieser anwesend war oder überhaupt existierte. Es war viel wichtiger, wie es jetzt weiter ging. Von seinen Schmerzen hatte er sich inzwischen größtenteils erholt, aber er fühlte sich körperlich immer noch leicht schwach. Dieser Körper war es scheinbar nicht mehr gewohnt aktiv zu sein, weswegen der Jugendliche ziemlich froh war, nicht einfach so die Nacht durchgemacht zu haben. Diesen Teil konnte ein jeder verkraften, da sich das leicht ausbügeln ließ. Jedoch waren die Erinnerungen des stillen Jungens immer noch nicht vorhanden. Und ob er sie wieder erhalten würde, wusste er einfach nicht. Irgendetwas schien sie blockiert zu haben. Was genau das war, wusste Kurai jedoch nicht. Lag das auch an seinem Erinnerungsschwund? Oder eher an mangelnder Bildung?
    Langsam drehte er sich in seinem Bett von der Lichtquelle weg. Die Frage, ob er denn überhaupt über sein vergangenes Leben Bescheid wissen wollte, war jedoch immer noch berechtigt. Schließlich war der Erleuchtete nicht dämlich. Die ganzen Narben waren nicht ohne Grund auf seinen Körper gekommen.


    Diese Gedanken verfolgte er jedoch erst weiter, nachdem er sich aus seinem Bett geschwungen und sich angemessen bekleidet hatte. Die Kleidung hatte er sich am Tag zuvor aus dem Kleidungslager des Gebäudes besorgt. Mode war nicht seine Expertise, soweit er es zur Zeit wusste, sodass der Jugendliche einfach das anzog, was er sich ohne große Gedanken geholt hatte. Schwarze Socken, eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt ohne Aufdruck. Knallige Farben wollte er nun wirklich nicht tragen, diese wirkten zu auffällig.
    Zumindest schwankte er beim Stehen nicht, das war ein Anfang. Nun bereit für den Tag - mehr oder weniger - verließ Kurai den Raum. Ein wirkliches Ziel hatte er nicht. Was sollte er auch tun? Als eine Glocke läutete, folgte der Junge der Quelle des Geräuschs. Nun eigentlich folgte er nur den anderen Jugendlichen, die scheinbar ein Ziel vor sich hatten. Alle gingen sie bis ins oberste Stockwerk, um dort die erste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Am auffälligsten war dabei ein weibliches Individuum mit einer ebenso auffälligen Frisur. Es verwunderte Kurai, dass sie so viel essen konnte, da wurde er fast schon alleine vom Zusehen satt. Vermutlich nahm er sich deswegen nur etwas Obst zum Frühstück. Wirklich hungrig fühlte er sich nicht. Ebensowenig verspürte er das Bedürfnis, Kontakte zu knüpfen, obwohl er dies öfter machen sollte. Am wenigsten wollte er mit dem Vielfraß mit der Irokesen-ähnlichen Frisur zu tun haben, weswegen Kurai zumindest darauf achtete, nicht in ihrer Nähe zu sitzen. Nicht aber etwa aus Abneigung, sondern ... Naja, eigentlich war es Abneigung, nur konnte er diese nicht begründen.


    Kaum hatte er seine spärliche Mahlzeit verputzt wurde es plötzlich still. So war es definitiv angenehmer. Nur leider war dies eine Ausnahmesituation, wie der Jugendliche feststellen durfte. Denn Alicia und Simon befanden sich nun im Raum, und hatten scheinbar etwas zu verkünden. Oder die Leute hier hatten einfach allgemein schon einen derart großen Respekt vor den Beiden, dass sie einfach schon aus Prinzip ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Duo richteten.
    Auch der Junge ohne Gedächtnis hörte aufmerksam zu, auch wenn er nicht alles verstand, so zum Beispiel die ohrenbetäubende Freude um diesen Jimmy. Oder warum man extra erwähnen musste, dass solche Informationen nicht so leichtsinnig weitergegeben werden sollten. So weit konnte sich der Jugendliche auch erinnern, dass berühmte Leute - sofern Jimmy noch einer war - schreiend und tretend von hier weggezerrt würden. Was so auch natürlich schade wäre, da Kurai tatsächlich an dem Unterricht interessiert war, den der Sänger bieten würde. Zumindest im Vergleich zum Sport und Schießtraining mit Bruno oder das Training von Talenten dessen man sich nicht mal bewusst war.


    Zumindest glaubte Kurai nach weiteren Erklärungen zu wissen, warum Brunos Unterrichtsstunden ausfielen. Denn (gut, hier verstand Kurai kaum etwas mehr. Traum? Was für ein Traum? Wie ging das? Konnte das jeder Erleuchteter?) scheinbar stand eine Rettungsmission an, um weitere Erleuchtete zu retten. Und scheinbar ging es das letzte Mal nicht so gut aus... Die Details wollte er gar nicht wissen, die Worte und die Atmosphäre allein reichten aus, um ein Gefühl der Bedrückung zu verleihen. Nur leider wurden Details breitgetreten, was die Laune des Blauhaarigen definitiv nur runterzog. Was, wenn er das gewesen wäre?


    Inzwischen hatten sich schon einige freiwillig gemeldet, darunter der Vielfraß, welcher aber scheinbar nur mit wollte, wenn die anderen sie auch akzeptierten. Das war auch schwer zu überhören da die Lautstärke im Raum nun um ein Vielfaches gesunken war. Allesamt waren sie sicher fähig genug, vor allem im Vergleich zu ihm selber. Was sollte er bei dieser Mission schon nützen? Andererseits würde ihm diese Mission möglicherweise helfen können mit seinen Problemen.
    Wenn es jedoch eine Sache gab die er tun konnte, war es die ...
    Langsam erhob er sich. Etwas zögerlich räusperte er sich dann, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit eines zumindest großen Teils der Jugendlichen zu erhalten. Ob ihn Leute ansahen merkte er nicht, er wollte dies auch nicht bemerken, sonst würde er kein Wort herausbekommen. Stattdessen fokussierte er seinen Blick auf einen imaginären Punkt im Nirgendwo. Diese kleine Rede zu sammeln war so schon schwer genug.
    "N-nun... Diese Mission ist zwar auf freiwilliger Basis, keine Zweifel. Jedoch sollten wir uns verpflichtet fühlen. Verpflichtet, zu helfen. Weil ...", bereits jetzt schon musste er improvisieren. "Weil wir alle nur uns haben. Zu wem sonst sollen wir aufblicken? Zu jenen, die uns verachten? Nein, das wäre falsch, und das wissen wir alle. Wir sind besonders." Zwar stand er wie angewurzelt da, dennoch lächelte Kurai. "Aber zum Preis, dass uns normale Menschen verstoßen, und irgendwelche Bestien uns jagen. Alleine das macht uns besonders, weil wir gemeinsam arbeiten. Wollen wir alle das wirklich jetzt wegwerfen und somit mehr den Menschen ähneln? Denen, die uns so verletzt haben?" Eine Rede, wenn auch klein und unbedeutend, würde doch sicher zur Überzeugung aller führen, so hoffte es der Erleuchtete. Eine Welle des Mitgefühls, der Gemeinsamkeit steckte in ihm die er so nie zuvor erlebt hatte. Natürlich fühlte er sich in der Nähe dieser Personen wohl, nur waren die Gefühle jetzt sogar noch stärker. "Wir können uns selber mit unseren Taten Leute schaffen, zu denen wir heraufsehen. Die uns Halt geben. Wünsche, Träume, Hoffnung. Worauf ich hinauswill, ist eigentlich ... " Nun blickte Kurai einmal durch die Runde, mehr instinktiv als bewusst. "Dass es schön wäre, jeden von euch im Bus zu sehen. Auch ich werde dort sein, obwohl ich weniger nützlich sein werde. Aber ich kann niemanden der wie ich ist, der wie wir ist, im Stich lassen. Ohne euch, wäre ich auch alleine, ohne uns wäre jeder alleine. Na-natürlich zwinge ich niemanden, aber ich bitte euch. Für mich, für die in Not, für denjenigen der beim letzten Mal ... " Der Blauhaarige ließ den Fehlschlag der letzten Rettungsaktion nochmal stärker einklingen. "Für alle. Zeigt, wozu wir alle in der Lage sind!


    Stocksteif stand er nun da und wartete Reaktionen ab. Selber wusste er nicht mal wirklich, was er da nun gesagt hatte, da er spekuliert und geraten hatte auf der Basis von Informationen die er aufgeschnappt hatte. Hoffentlich nahm ihm das niemand übel... Aber hey, irgendwie hatte er Mut gezeigt, etwas sehr untypisches für ihn! Darauf war er sehr stolz.


    OT: Ich wollte es eigentlich nicht so lang werden lassen. Aber jetzt ist es passiert.^^ Für Fehler natürlich die übrige Prozedur. Hexenverbrennung Einfach melden~

  • Alicias Antwort auf Leiras Fragen war alles andere als erbauend. Sie wollte sich gar nicht zu genau ausmalen, was die Reaktionen der Erleuchteten ausgelöst hatte, als sie den anderen gefunden hatten... Es musste schrecklich gewesen sein. Ihr Entschluss zu helfen wurde dadurch aber nur bestärkt.
    Marika schien genauso zu empfinden, denn sie meldete sich direkt nach Leira. „Immerhin haben ein paar von uns schon gezeigt, dass sie, wenn sie zusammenarbeiten auch einen unmenschlichen Gegner bezwungen bekommen, oder nicht?“, meinte sie und zwinkerte Leira zu. Diese errötete leicht. Marika schien viel von ihr zu halten, das freute sie zwar, jedoch hoffte sie dem auch gerecht zu werden. Dennoch nickte sie. Es war gefährlich und keiner wusste, was sie erwartete, aber sie hatte das Gefühl, deshalb umso dringender mitkommen zu müssen. Es gab zwar andere Erleuchtete, die deutlich mächtiger als sie selbst waren, aber letztendlich waren sie alle nur Teenager und nicht unverwundbar.


    Als eine Tischnachbarin sie plötzlich mit einem leisen "hey" ansprach, wandte Leira ihre Aufmerksamkeit von Marika und der Heimleiterin ab und drehte sich zu dem anderen Mädchen um. Die andere hatte blau gefärbte Haare und ebensolche strahlend blauen Augen, die im scharfen Kontrast zu ihrer eher dunklen Hautfarbe standen. Ihr Zeichen befand sich direkt in ihrem Gesicht, ebenfalls in blau. Sie wirkte sehr dünn und in ihren Augen lag eine gewisse Erschöpfung aus früheren Tagen, fand Leira, ansonsten hätte sie eine beeindruckende Erscheinung sein können. Allerdings wirkte sie gleichzeitig auch verunsichert, was sich auch in ihrer Frage ausdrückte, ob sie denn überhaupt eine Hilfe sein könne. Außerdem war sie der Meinung, Leira hätte bereits mehr Erfahrung.
    Diese lachte trocken auf. "Naja... Erfahrung. Gewissermaßen", erwiderte sie mit kurzen Pausen zwischen den Wörtern. "Ich war bei einem größeren Kampf dabei. Worum es dabei ging, würde jetzt zu weit führen." Leira hatte nicht die Absicht, die andere, die anscheinend noch nicht so lange hier war, bereits komplett über die Krouchugs aufzuklären. Das wäre gerade etwas viel und beim aktuellen Problem vermutlich nicht hilfreich. Zumindest glaubte sie nicht, dass sie bei dieser "Mission" einem von den Viechern begegnen würden. "Aber wir haben eigentlich nur gewonnen, weil wir viele waren, nicht weil wir einzeln so gut wären... Ich glaub die meisten haben noch keine so perfekte Kontrolle über ihre Fähigkeit. Meine ist auch nur mäßig. Ich kann sie ein- und ausschalten, ja, aber ich bin auch noch nicht so geübt darin", gab sie zu. "Aber Kräfte sind auch nicht alles, ich finde, oft gleichen sie einfach nur etwas aus, wofür uns andere Fähigkeiten fehlen. Manchmal würde es mehr bringen stärker oder schneller zu sein oder gut zielen zu können... Was ist denn deine Superkraft?" Leira hoffte, dass es nichts allzu Gefährliches wäre, denn dann wäre es in der Tat ein Problem, wenn die andere es nicht kontrollieren konnte. In dem Fall könnte sie schließlich auch andere Erleuchtete damit gefährden.


    Das andere Mädchen lachte auf. Sie schien das zumindest teilweise so zu sehen und erklärte, dass sie schon einmal bei einem größeren Kampf dabeigewesen war. Was auch immer das bedeuten mochte. Kiandi konnte sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Doch sie konnte sich denken, dass es zu kompliziert wäre, jetzt alle Einzelheiten zu erklären. Sie begnügte sich also mit der Information, dass sie immerhin zum Teil richtig gelegen hatte und hörte der Erleuchteten weiter zu. Und Kiandi erfuhr, dass scheinbar auch die meisten anderen Erleuchteten ihre Kräfte noch nicht so wirklich gut beherrschten. Trotzdem nagten leise Zweifel an Kiandi. War der Faktor, wie groß eine Gruppe war, wirklich so stark? Andererseits schien das Mädchen mit den kastanienbraunen Haaren diese Erfahrung gemacht zu haben. Also warum sollte sie ihrer Einschätzung nicht vertrauen? Als die andere ihre eigenen Fähigkeiten erwähnte, stellten sich Kiandis Ohren auf. Sie fragte sich, welche besonderen Kräfte sich wohl in ihrem Gegenüber verbargen. Sie konnte sie also an- und ausschalten? Das war für die junge Erleuchtete schon mehr als beeindruckend. Sie hätte das ja selbst gern gekonnt, aber bisher hatte das bei ihr kaum funktioniert. Doch die Erinnerung an den letzten Versuch war nicht gerade schön, deshalb verdrängte die Fünfzehnjährige diese Gedanken schnell wieder.
    "Was ist denn deine Superkraft?", wollte die andere noch wissen.
    "Naja, was heißt hier mäßig? Ich wäre froh, wenn ich meine Fähigkeit willentlich einsetzen könnte", erwiderte sie mit einem kleinen Seufzer. "Die wenigen Male, als mir das gelungen ist, konnte ich ... hm, wie beschreib ich das am besten? Tja, ich konnte sozusagen Wände durchlässig machen. Oder andere Hindernisse. Es ist wie eine Art Bereich, durch den man dann durchgehen kann, obwohl da zum Beispiel eigentlich eine Mauer ist. Aber bis jetzt hab ich das nur ein paar Mal eher zufällig hinbekommen. Und ich konnte das nie lange aufrecht erhalten." Im Kopf der jungen Frau erschienen die Bilder ihrer kläglichen Versuche, diesen "Durchgang" hervorzubringen. Und wie die schimmernde Fläche dann doch mal aufgetaucht war, ganz kurz. Die Erinnerungen waren stets mit Angst verbunden gewesen. Aber das könnte sich jetzt ändern. Sie war hier im Moment in Sicherheit. Und wenn dieser Ort nicht wie geschaffen dazu war, ihre Kräfte zu verbessern, mit all den anderen Erleuchteten - dann wusste sie auch nicht.
    "Und was kannst du eigentlich?", fragte Kiandi. Da fiel ihr ein, dass sie ihre Tischnachbarin noch gar nicht nach deren Namen gefragt hatte - das musste sie nachholen. "Oh, ich bin übrigens Kiandi", fügte sie an. "Und wie heißt du?"


    "Ich bin Leira", stellte sie sich vor, als die Blauhaarige ihr ihren Namen sagte. Sie grinste Kiandi an. "Das ist irgendwie witzig, weil deine Fähigkeit das Gegenteil von meiner zu sein scheint", antwortete Leira. "Ich kann Wände entstehen lassen. Sie sind durchsichtig, nicht mehr als eine Art Kraftfeld. Das Problem mit dem aufrecht erhalten kenn ich aber, das ist bei mir zumindest der schwierigere Teil, besonders wenn etwas dagegen drückt." Leira konnte sich noch allzu gut daran erinnern, wie sie versucht hatte, damit den Weg des Monsters zu versperren. Immerhin gab es jedes Mal einen Aufprall, bevor die Wand einstürzte, was das Vieh immerhin gebremst und verwirrt hatte. Trotzdem war ihr Einsatz, so wie der von der Gruppe insgesamt, wirklich sehr chaotisch gewesen. Da gab es noch deutlich Luft nach oben.
    "Das mit der Fähigkeit ist aber wie Fahrrad fahren. Anfangs ist es nicht leicht, aber wenn man den Bogen raus hat, muss man gar nicht mehr drüber nachdenken", versuchte sie die andere zu ermutigen. Sie selbst brauchte um die Wände zu erschaffen kaum Konzentration oder Anstrengung, nur das Festhalten war ein schwieriger Aspekt. Das war eher mit Armdrücken vergleichbar und im Moment verlor sie noch relativ schnell gegen den imaginären Feind - beziehungsweise die Kraft, die auf ihre Wand einwirkte.


    Inzwischen hatte jemand anderes das Wort ergriffen. Leira drehte sich nach der Person um, die aufgestanden war. Auch dieser Junge hatte blaue Haare. Scheint wohl grad im Trend zu liegen. Der Junge hielt eine etwas längere Rede, mit vielleicht etwas zu viel Pathos für Leiras Geschmack, aber im Kern hatte er durchaus recht. Wobei sie insgesamt eher geteilter Meinung war. Viele zu sein hieß, dass sie mehrere Fähigkeiten zusammen hatten und womöglich mehr bewirken konnten, aber andererseits würden sich auch mehr in Gefahr bringen. Es war eine Abwägung und vor allem eine Entscheidung, die jeder für sich treffen musste. Jedoch klangen ihr noch Alicias Worte in den Ohren, die gesagt hatte, dass sie letztes Mal zu spät gewesen waren, also sollte besser jeder seine Entscheidung sofort treffen. Egal wie viele oder wenige sie sein würden, der Knackpunkt war doch, dass sie so schnell wie möglich aufbrechen sollten!
    Sie schob ihr Geschirr zur Seite und stand ebenfalls auf. Zum Glück war sie schon mit dem Essen fertig gewesen. "Leute, wenn es letztes Mal zu spät war, sollten wir dann nicht sofort aufbrechen? Entscheidet euch und dann los", forderte sie die Gruppe auf. Sie warf Alicia einen Blick zu. "Wie wär's wenn wir uns in fünf Minuten draußen am Bus treffen? Wer da ist kommt mit, und wer nicht, bleibt da. Keine langen Diskussionen", schlug sie vor. Auf diese Weise mussten sie auch nicht abwarten wer sich alles noch öffentlich freiwillig meldete und jeder hatte nochmal kurz Zeit um in sich zu gehen.


    Das Mädchen stellte sich als Leira vor. Für einen kurzen Moment schien die schwere Stimmung über dem Speisesaal verflogen zu sein, als sie grinsend erklärte, ihre besondere Kraft wäre sozusagen die Umkehrung von Kiandis Fähigkeit. Deren Gesicht spiegelte erst Überraschung wieder, dann konnte auch sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das war schon wirklich witzig. Als hätten die beiden gegensätzlichen Talente sich angezogen. Es hatte etwas Faszinierendes, mehr über die anderen Erleuchteten zu erfahren. Die Tatsache, dass all das Realität war - daran musste das Mädchen sich erst noch gewöhnen. Aber es war so spannend, in diese Welt einzutauchen und mehr und mehr zu entdecken. Gleichzeitig schien das viele Gefahren mit sich zu bringen. Alicias Aufruf war der beste Beweis dafür. Trotzdem merkte Kiandi, wie sie sich durch Leiras Worte bestärkt fühlte. Früher oder später würde sie ihre Fähigkeiten kontrollieren können. Es musste einfach gehen. Dieses neue Leben, was gerade erst begonnen hatte, erschien der jungen Erleuchteten wie die Gelegenheit. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen könnte, aber sie hatte sich entschieden, dass sie dafür kämpfen wollte, wenn sie konnte. Kiandi schenkte Leira ein entschlossenes Lächeln und wollte gerade antworten, da meldete sich ein Junge zu Wort. Er schien erst ein wenig unsicher zu sein, unterbrach seine kleine Rede dann jedoch nicht. Das, was er sagte, bekräftigte Kiandi in ihrem Entschluss. Wenn auch die mitgingen, die vielleicht noch nicht so stark waren oder sich so einschätzten, dann würde sie nicht hier bleiben.
    Nachdem der Junge zu Ende gesprochen hatte, stand auch Leira auf und wandte sich an die im Speisesaal versammelten Erleuchteten. Fünf Minuten? Das war nicht viel Zeit. Aber Kiandi besaß eh nicht viel, was sie zusammenpacken musste. Es kostete die Teenagerin mit den blauen Haaren einen kleinen Augenblick der Überwindung. Dann schob auch sie ihren Stuhl zurück, stellte sich neben Leira und verkündete:
    "Ok, dann komm ich auch mit."




    OT: In Zusammenarbeit mit _Luna_

  • Als sich noch andere Jugendliche für die Mission gemeldet hatten, war Marcello darüber sehr erleichtert. Darunter waren auch Leira und der Junge dessen Name er vergessen hatte, aber er hatte sich mit ihm gestern noch unterhalten. Es war doch gestern oder? Soweit sich der Sänger erinnerte hatte dieser sein Gedächtnis verloren, schien aber dennoch nett zu sein. Anhand seiner recht unterwarteten lange Rede, machte er allen hier Mut, was in Marcello große Bewunderung auslöste. Er fand die Bemühung von ihm auf eine gewisse Art recht niedlich und musste ein Schmunzeln unterdrücken.


    Leira hatte sich noch mit einem anderen Mädchen unterhalten, die er noch nicht kannte, aber sie sah nett aus. Mehr hatte er dazu nicht beizusteuern. Dann ließ ihn die Tatsache von 5 Minuten aufhorchen? Wie Wo Was? Hatte er richtig gehört? So rasch? Das Zeitlimit ließ seinen gerade vorher entfachten Mut ein wenig sinken, aber er durfte auf der anderen Seite keinen Rückzieher machen. Immerhin war er mit dem Essen fertig, als er seinen leeren Teller betrachtete und rein äußerlich ging es auch noch. Waffen hatte er auch keine dabei, wenn man von seinem Körper und seiner Kraft absieht. Marcello seufzte dann. Er stand auf, nahm den Teller mitsamt Besteck und räumte es zu dem benutzten Geschirr. Das wäre zumindest erledigt. Er wandte sich dann zum Ausgang zu und kam auch an Emma vorbei, die einen in seinen Augen etwas unsicheren Eindruck machte. Was hat sie denn? Er ging auf sie zu und fragte mit einem verlegenen Lächeln:“ Kommst du nicht mit? Es wäre schade wenn du hier bleiben würdest, denn es gibt noch so viel von der Außenwelt zu entdecken und ich bin mir sicher es gibt da draußen nicht nur Monster. Zudem könnten wir uns noch ein wenig besser kennenlernen oder so … .“ Die letzten Worte brachte er nur mit Mühe und erröteten Wangen raus. Es war immer noch für ihn schwierig mit anderen in Verbindung zu treten, nachdem er so viele Jahre kaum Kontakt mit gleichaltrigen gehabt hatte. So wartete er auf ihre Antwort während er sich bereits innerlich darauf vorbereitete zum Bus zu gehen.


    OT: So hiermit ist eine Einladung für Emma @Shiralya erfolgt, mal sehen was daraus wird ^^

  • Marika schüttelte leicht den Kopf und blickte den Jungen, der gerade eine Rede gehalten hatte, direkt an. „Mit anderen Worten: du kommst mit?“, stellte sie knapp klar und kniff die Augen etwas zusammen, wodurch ihr grimmiger Raubtierblick noch etwas intensiver wurde. Nach einigen Sekunden jedoch wandte sie sich Leira zu: „Du hast wohl Recht, Zeit ist etwas, dass wir eher zu wenig haben, aber ich denke nicht, dass wir einfach Kopflos, ohne Vorbereitung in fünf Minuten aufbrechen sollten. So hart es auch klingt, es bringt uns nichts, wenn wir den Erleuchteten in Gefahr retten, und dabei riskieren einen oder mehrere des Rettungstrupps in Gefahr zu bringen oder gar zu verlieren. Das mindeste, was wir vorher tun müssen, ist uns zu überlegen, was wir machen können um alle, die sich dieser suche anschließen, auch wieder wohlbehalten zurück zu bringen. Und mein Talent für unser Ungezieferproblem wird uns hierbei kaum helfen. Ich gehe nämlich davon aus, dass wir es mit Menschen zu tun bekommen.“
    „Und wie kommst du darauf?“, schaltete sich Alica ein.
    Ganz einfach: Wäre ein Erleuchteter IHNEN in die Hände gefallen, hätte er erst gar nicht um Hilfe rufen können!“, meinte die Streunerin schlicht. Alicia nickte bedächtig. „Ich denke, du hast Recht und gehe ebenfalls nicht davon aus, dass ihr erneut Bekanntschaft mit deinen speziellen Freunden machen werdet. Allerdings kann es gut sein, dass dies alles hier bedeutet, dass ihr es mit gewissen Fanatikern zu tun bekommen werdet. Daher werde ich euch auf der Fahrt durch Marlee alles Wissenswerte über die Bruderschaft der Sterne mitteilen. Das müssen wir jedoch nicht hier vor Ort machen.“
    Gut“, murmelte Marika und senkte nachdenklich den Kopf, „Dann zwei Fragen, um unsere Sicherheit zu gewähren: Wie sieht es mit Waffen aus? Insbesondere geht es mir hier um ‚Universalschlüssel‘ und die Möglichkeit jemanden möglichst unblutig auszuschalten.“ Nur zu gut erinnerte sich Marika an die Szenerie in der auseinandergenommenen Disco, wo es sie und einige anderen reichlich schwer gehabt hatten, ihr Essen bei sich zu behalten. Die Heimleiterin betrachtete sie aufmerksam und scheinbar war ihr das kurze zögern bei der Anspielung auf Blut nicht entgangen. „Zur Bewaffnung: Darum hat sich Bruno bereits gekümmert. Das findet ihr also im Bus. Leider müssen wir davon ausgehen, dass ihr in Situationen geraten könntet, wo ihr euch mit ‚Nachdruck‘ verteidigen müsst. Und mir ist es lieber, wenn ihr Menschenpack verletzt, als dass einem von euch ernsthaft etwas passiert. Aber ich habe Bruno auch angewiesen, euch neben eurer eigenen Bewaffnung auch Reizgaswaffen zur Verfügung zu stellen. Aber darf ich fragen, was du mit ‚Universalschlüsseln‘ meinst?“
    Keine Türe kann halten, wenn ihr der Schließbolzen oder die Scharniere fehlen“, antwortete Marika Schulterzuckend, „Wir haben gestern Abend eine Deathblade bekommen und wenn sie auch zu mickrig ist, um sie als Waffe einzusetzen, sie schneidet auch massiven stahl, das ist unbestreitbar. Verschlossene Türen könnten ja wohl das Hauptproblem werden.“ Alicia nickte. „Du hast recht, an diese Einsatzmöglichkeit habe ich nicht gedacht. Ich werde das Messer Simon mitgeben. Und das zweite, dass du klären willst?“


    Die Streunerin atmete tief ein und blickte sich im Raum um. „Ich will niemanden unnötig in Gefahr bringen, aber um es für alle Sicherer zu machen: Gibt es hier jemanden, der Menschen spüren kann? Oder Lebewesen allgemein? Mir geht es darum: Gibt es jemanden, der uns warnen kann, ob hinter der nächsten Ecke sich eventuell Menschen aufhalten? Dabei wäre es natürlich optimal, wenn derjenige auch sagen könnte ob Gefahr besteht. Also Stimmung, etc. oder eine Kraft, die man irgendwie in diese Richtung verwenden kann. Ich weiß nicht wie ich es erklären kann, aber gibt es jemanden hier, der helfen kann, alle wieder sicher nach Hause zu bringen?“ Nachdem sie dies ausgesprochen hatte blickte sie sich im Raum um und musterte jedes Gesicht nach einer Regung.


    OT: Hier mal noch eine zweite Hilfestellung für @Shiralya. Ich werde schaun, dass es dann nächste Woche weiter geht. (würde mich nur gern erstmal in Ruhe um die Anmeldung kümmern ;))



    Und sry, dass sich mein Char so aufspielt, war nicht geplant, aber irgendwie fragt keiner nach Planung...

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Ein fremder Junge mit blauen Haaren erhob sich - seine Kontrabassstimme spielte zögernd, als hätte er vergessen, wie es weiterging - und sprach über Zusammenhalt, der gerade in ihren Reihen besonders groß sein sollte. Emma starrte auf die Reste ihres Frühstücks und versuchte, das schlechte Gewissen zu vertreiben. Es gab immerhin genug andere Jugendliche, die sich ebenfalls hier einen schönen Tag machen würden und nicht mit auf eine bestimmt gefährliche Mission gingen. Warum musste sie dann ein schlechtes Gewissen haben?
    Dann war Leira an der Reihe und rief zu einem Treffen in fünf Minuten am Bus auf. Fünf Minuten nur? Wobei sie ja eigentlich schon Recht hatte; wenn es beim letzten Mal zu spät war, durften sie keine Zeit verlieren und mussten sofort aufbrechen. Aber sie …
    Welch ein interessantes Muster doch die Schale dieses Apfels hatte. An der Stelle, an der sich Rot und Grün trafen, wirkten sie ausgefranst, ja fast schon künstlerisch verlaufen. Und winzige rote Punkte waren noch im grünen Teil des Apfels zu sehen. Marika redete unterdessen davon, dass sie sich einen Plan überlegen sollten und es wohl eher weniger mit Bestien zu tun bekommen würden. Angestrengt versuchte Emma, ihr nicht zuzuhören, aber so beeindruckend die Schale dieses Apfels auch aussah, es funktionierte nicht. Und immer wieder meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Warum konnte sie nicht einfach ein ganz normales Leben haben? Wieso musste sie eher aufgefordert werden „Menschenpack“ zu verletzen, als einen langweiligen Beruf zu ergreifen? Warum –
    Ich will niemanden unnötig in Gefahr bringen, aber um es für alle Sicherer zu machen: Gibt es hier jemanden, der Menschen spüren kann? Oder Lebewesen allgemein? Mir geht es darum: Gibt es jemanden, der uns warnen kann, ob hinter der nächsten Ecke sich eventuell Menschen aufhalten? Dabei wäre es natürlich optimal, wenn derjenige auch sagen könnte ob Gefahr besteht. Also Stimmung, etc. oder eine Kraft, die man irgendwie in diese Richtung verwenden kann. Ich weiß nicht wie ich es erklären kann, aber gibt es jemanden hier, der helfen kann, alle wieder sicher nach Hause zu bringen?
    Schlagartig schnellte Emmas Kopf nach oben und blickte Marika entgeistert an. Ihr Herz begann wie wild zu rasen und sie musste sich zwingen, normal weiterzuatmen. „Nein“, meldete sich wieder die Stimme in ihrem Kopf, „lass das doch Lewis machen, der hat da bestimmt Spaß dran.“ Aber als sie sich in der Mensa umsah, konnte Emma Lewis nirgendwo entdecken. Und er war nicht unbedingt ein Typ, den man leicht übersehen konnte. Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie ihn länger nicht gesehen und auch sein E-Piano eine ganze Weile nicht gehört. Seit gestern Morgen am Kirschbaum. Ob er ihr aus dem Weg ging? Nein, wieso sollte er. Er hatte sicher nur verschlafen. Aber wenn dem so wäre, würde er sicherlich nicht rechtzeitig zum Beginn der Mission am Bus sein. Und auch sonst schien sich auf Marikas Frage hin niemand zu melden. Plötzlich wurde Emma eiskalt. Ihre Melodien gehörten ihr. Sie hatte bisher nur einer Person davon erzählt, dass sie überhaupt existierten. (Auch wenn sie damals noch davon ausgegangen war, dass jeder sie hören konnte; war das wirklich erst zwei Tage her?) Nachdem sie die Bedeutung ihrer Melodien erkannt hatte, waren sie für Emma immer so etwas wie ihre Geheimwaffe gewesen. Die konnte sie jetzt doch nicht einfach so aufgeben. Und doch wusste sie, dass sie mitkommen musste. Sie würde es niemals mit ihrem Gewissen vereinbaren können, wenn Leira, Marcello oder einem der anderen etwas geschah, nur weil sie zu feige war.
    Bei all ihren sich überschlagenden Gedanken war Emma gar nicht aufgefallen, dass Marcello zu ihr gekommen war. Erst als er direkt vor ihr stand und sie fragte, ob sie nicht mitkomme, bemerkte sie den Erleuchteten. Es war seltsam, seine Flötenstimme zu hören, auch wenn Emma sich nicht sicher war, ob das an ihm oder an ihr lag. Sie brauchte ein paar Sekunden, um seine Worte in dem Chaos in ihrem Gehirn zu sortieren und darauf reagieren zu können.
    Doch, ich werde wohl mitkommen“, entgegnete sie dann. „Aber …“ Ja, was aber? Sie warf einen kurzen Blick auf Marika, konnte jedoch ihr Jagdhorn nicht erfassen. Wahrscheinlich war Emmas Reaktion ihr schon Antwort genug gewesen und Emma hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt, aber wie hätte sie schon anders reagieren sollen. Jetzt gerade wollte sie eigentlich nur mit Leira sprechen. Sie wollte Rat von ihrer Freundin, was sie tun sollte. Freundin … dieses Wort hatte sie ja ewig nicht genutzt … Seit … nein, zurück in die Gegenwart.
    Etwa fünf Sekunden hatte Emma geschwiegen, dann wurde ihr schlecht. Es war, als würde sich ein Knoten in ihrem Magen bilden. Zu allererst musste sie hier raus. „Tut mir leid, ich …“, wandte sie sich nun wieder an Marcello, „… ich muss … ich muss mal.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln stand Emma möglichst ruhig auf. Sie versuchte so zu wirken, als wäre eine volle Blase tatsächlich das einzige, was sie zum Gehen zwang; nur wie sah man eigentlich aus, wenn man zur Toilette musste? Noch nie hatte sie darüber nachgedacht.
    Mit der Gewissheit, dass Marika sie sah und ihre Schlüsse zog, verließ Emma den Speisesaal, doch sobald sie außerhalb der Sichtweite … aller war, begann sie zu rennen und hielt erst an, als die Tür zum nächstgelegenen Waschraum hinter ihr zufiel. Völlig außer Atem stützte sich das Mädchen auf eines der Waschbecken und ließ langsam die Luft wieder in ihren Körper fließen. Der Knoten in seinem Magen war immer noch da, aber hier so alleine war er deutlich kleiner geworden. Stattdessen spürte es, wie sich die Tränen in seinen Augen sammelten. Darauf achtend, sich selbst ja nicht im Spiegel zu sehen, ließ Emma sich langsam auf den Boden sinken. Die Fliesen waren kalt unter ihren Händen.
    Nur ganz kurz“, sagte sie sich. „Nur ganz kurz, bis du dich wieder beruhigt hast. Dann gehst du zurück, bringst dein Tablett weg, holst deine Sachen und gehst zum Bus.“ Sie wusste selbst, dass es nicht so einfach war, aber sie versuchte, es sich einzureden. Nur ganz kurz …



    OT: Tut mir schrecklich leid, dass Emma solche Schwierigkeiten macht. Sie sollte ursprünglich auch nicht ganz so ... extrem reagieren, aber wie Sheewa schon sagte, nach Planung fragt ja niemand. Also, wie gesagt, Emma wird bald auch wieder aus dem Bad rauskommen (dies ist übrigens nicht abgeschlossen oder so, sie sitzt einfach nur vor dem Waschbecken), allerdings wollte ich dafür erstmal die Reaktionen abwarten. Und sie ist zwar gerade völlig fertig, aber wir haben gewonnen, sie kommt mit.^^"