"Love me, hate me, but don't ignore me!"

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Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • "Love me, hate me, but don't ignore me!"


    "Mein Sandkastenfreund, dem ich blöderweise völlig verfallen bin,
    meine dauerdeprmierte Cousine mit Liebeskummer und schließlich Ich selbst,
    die es zur Abwechslung gerne einmal etwas leichter im Leben hätte. Das ist meine
    Geschichte. Erwartet bitte nicht mehr, aber auch nicht weniger, als den Fakt
    dass ich es garantiert nicht leicht haben werde diesen liebenswerten Idioten rumzukriegen. "



    [tabmenu][tab=Allgemein]
    Allgemeine Informationen über diese Fanfiction
    Genre: Romanze
    Setting: Gegenwart, Alternative Welt
    Subgenres: Abenteuer, Action, Coming of Age, Dialogwitz
    Empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren


    Beschreibung: Zwei Jahre nach dem Team Plasma Vorfall in Einall - Ivory würde wohl ein generisches, durch und durch normales Leben führen, wäre da nicht ihr Sandkastenfreund Brave in den sie schon, leider Gottes, seit 3 Jahren völlig verschossen ist. Wissen tut dieser aber nichts, denn Brave hat nichts Anderes im Kopf als Pokemon. Pokemon hier, Pokemon da, Pokemon überall. Über die möglichen Gefühle seiner Sandkastenfreundin, die diese immer wieder verzweifelt anzudeuten versucht, ist da natürlich keine Zeit. Für Ivory steht fest: Ein Plan muss her und der lässt auch nicht lange auf sich warten, denn wie der Zufall will, bietet ihr plötzlich eine Freundin ihrer Mutter an mit einem Pokemon loszuziehen um Forschungen über verschiedene Pokemon anzustellen. Als Brave davon Wind bekommt, ist dieser von der Idee natürlich völlig begeistert, jedoch verläuft ab da alles etwas anders, als Ivory es geplant hatte...
    [tab=Vorwort der Autorin]
    Gedanken und Vorstellungen für diese Fanfiction
    Schon seit einiger Zeit schreibe ich Geschichten und tue auch beinahe nichts lieber als das. Trotzdem ist diese Fanfiction sozusagen Neugebiet für mich. Wieso? Nun, in erster Linie ist dies nicht nur meine erste Geschichte die ich auch online stelle, sondern auch meine erste Romanze die ich schreibe. Zuvor schrieb ich eher an langen, äußerst komplexen Geschichten, die viele Wendungen und Überraschungen boten, aber eine einfach bodenständige Romanze oder eine romantische Komödie, wie diese es sein wird, fiel bisher nicht in mein Schemata. Zwar gab es in meinen bisherig geschriebenen Geschichten tatsächlich immer das eine oder das andere Paar, welches aber nie wirklich im Mittelpunkt stand. Von daher werde ich hier tatsächlich dass erste Mal an einer Fanfiction schreiben, die die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren behandelt. Vertraut bin ich dennoch mit dem Gebiet einigermaßen, denn ich lese nichts lieber, als romantische Shoujo, also Mädchenmanga, wobei ich die wohlbekannte "Was sich neckt, dass liebt sich" Beziehung favorisiere. Daher lege ich auf viele verschiedene Dinge, sobald ich schreibe wert. Sollte das Geschriebenen keine hochkomplexe Handlung beinhalten, so sind es die Charaktere die der Geschichte leben einhauchen und sie lesenswert macht. Daher möchte ich vielfältige und vor allem sympathische Charaktere konstruieren, die über die Zeit wachsen und an ihren Erfahrungen eine Entwicklung durchleben, sodass der Leser sich nicht nur in sie rein versetzen kann, sondern auch bei dem Geschehenen mit den Charakteren mitfiebern kann. Viel zu oft, wird die das Gewicht eines interessanten und sympathischen Hauptcharakters in einer Geschichte unterschätzt, weswegen ich genau das vermeiden möchte und dieser Geschichte einige liebenswerte Figuren schenken. Genauso ist bei einer Romanze die Entwicklung der Beziehung des Hauptpaares wichtig. In gewisser Weise hält man eine schmale Klinge, die richtig zu führen gilt, sobald man eine Geschichte dieses Genres schreibt, denn die verschiedenen Reaktionen und Fortschritte in einer Beziehung, dürfen weder überhastet, als auch gedehnt wirken. Das richtige Timing muss gehalten werden und es darf nicht nur von einem süßen Moment zum Anderen Moment gestürmt werden. Ist dies der Fall, wäre die Geschichte nicht nur einseitig und unrealistisch, sondern auch auf die Dauer langweilig. Ich möchte daher auch gerade auf diesen Punkt Acht geben und nehme in dem Fall auch gerne Tipps, Hinweise und Kritik, meiner Leser an, um diese Fanfiction bestmöglich zu verbessern. [tab=Charaktere][subtab=Ivory Seawell]
    Ivory Seawell
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    "Gehen wir mal davon aus, dass du ein Kaffeefleck wärst der in eine Tischdecke eingezogen ist. Gehen wir nur mal davon aus. Was meinst du wie schwer es wäre, dich da wieder heraus zu waschen?"


    Alter: 16
    Geschlecht: Weiblich
    Wohnort: Eventura City, Einall
    Persönlichkeit: Aufgeweckt und Temperamentvoll
    Lieblingsfarbe: Weiß


    Temperament ist Ivorys zweiter Name, so gibt es eigentlich niemanden der ihre wilden, verqueren und ziemlich chaotischen Gedankengängen folgen könnte. Nicht einmal Brave, kann genau ausmachen was ihr gerade durch den Kopf geht, weswegen sie für die meisten ein wandelndes Mysteryum ist, was aber mehr an ihren schnell wechselnden Gesichtsausdrücken, als ihrem Talent eine kühle Mimik Inne zu halten, liegt. Da kommen einige Leute nicht mehr recht mit, weswegen sie nicht wirklich Kontakt zu einer weiblichen Kameradin aufbauen konnte. Dementsprechend wenige Möglichkeiten stehen ihr an Personen offen, mit denen sie Probleme und Gefühle reden könnte, weswegen nur noch ihre Cousine White bleibt, die aber ganz mit ihrem eigenen Liebeskummer zu kämpfen hat und deshalb nur selten eine wirkliche Hilfe ist. Dabei könnte Ivory eine Person, die sie wirklich versteht, wirklich gebrauchen, denn Braves Attitüde macht ihr manchmal ganz schön zu schaffen. Kennen tun sich die beiden schon seit Klein Auf, weswegen sie sich äußerst gut miteinander verstehen und fast schon mehr wie Bruder und Schwester sind, was Ivory aber nicht davon abhielt, sich trotzdem in Brave zu verlieben. An Pokemon ist sie eher weniger interessiert, auch wenn sie wahrlich auch nichts gegen Pokemon hat, außer dass sie sie wohl als ihren größten Rivalen in Sachen Liebesdinge mit Brave, betrachten könnte, da dieser ja nichts anderes im Kopf hat.


    [subtab=Brave Fletcher]
    Brave Fletcher
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    "In erster Linie sollte man Prioritäten setzen. Tut man das nicht, dann kommt nur ein Wirrwarr ins Leben, dass sich nicht so leicht lösen lässt. Deshalb konzentriere ich mich nur auf das, was mir wirklich wichtig ist."


    Alter: 16
    Geschlecht: Männlich
    Wohnort: Eventura City, Einall
    Persönlichkeit: Kühl und Exzentrisch
    Lieblingsfarbe: Dunkelblau


    Nur eine einzige Sache auf der Welt scheint Brave wirklich zu interessieren und das sind Pokemon. Den lieben langen Tag tut er nichts Anderes als mit seinen besten Freunden den Pokemon Zeit zu verbringen. Ein Großteil der Leute halten ihn für einen Fanatiker, weswegen viele einen Bogen um ihn machen und er nie Freunde fand. Im Gegensatz zu Ivory, hatte er aber auch nie Interesse, andere Freunde, abgesehen von den Pokemon, zu finden. Ivory ist damit die einzige Freundin die er besitzt und die der menschlichen Rasse angehört. Ansonsten lässt er auch nicht viele anderen Menschen an sich heran, was vor allem an seinem immerwährenden kalten Pokerface, das gerade zu ausstrahlt, dass er mit niemanden etwas zu tun haben möchte, liegt. Dies lässt ihn auf Andere wie ein Einzelgänger wirken, weswegen er bei Mädchen, die kaum etwas über ihn wissen, erstaunlich beliebt ist. In Wirklichkeit ist er aber ein ziemlicher Exzentriker und neigt dazu manchmal nicht ganz normale Ansichten zu vertreten, ja sogar ein richtiger Querdenker zu sein.
    [subtab=White Irony]
    White Irony
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    "Lass mir dir einen einzigen Rat mit auf den Weg geben, damit ich wenigstens einmal etwas Intelligentes gesagt habe: Solltest du jemals in die Situation kommen, in der du zwischen Richtig und Falsch entscheiden musst, dann nimm weder das eine, noch das andere Extreme und suche den Mittelweg. Selbst wenn dieser nicht zur Wahl steht."


    Alter: 18
    Geschlecht: Weiblich
    Wohnort: Stratos City, Einall
    Persönlichkeit: Kindisch aber Sanft
    Lieblingsfarbe: Grün


    White ist Ivorys Cousine und Leidensgenossin, denn genauso wie sie, hat sie auch so ihre Probleme mit der Liebe. In Whites Fall, könnte man sogar sagen, dass die Probleme deutlich erheblicher sind, denn sie weiß nicht einmal wo ihre große Liebe steckt. Denn bei dieser handelt es sich um N, den früheren Anführer Team Plasmas und eigentlich auch ihren Rivalen, in den sie sich jedoch, statt ihn zu hassen, im Laufe der Zeit verliebt hat. Laut ihr selbst, war es sogar eine wirklich heiße Affäre, in Wirklichkeit kann sie nicht einmal von Sicherheit sagen, dass N dasselbe für sie empfindet, auch wenn sie es, laut eigener Aussage, gespürt haben soll. Da der gesamte Team Plasma Vorfall vor den Medien bestmöglich geheimgehalten wurde, durfte sich White nach ihrer Rückkehr vor zwei Jahren nicht mit einer großen Siegesfeier, zur Rettung von Einalls beglücken, was sie jedoch ohnehin herzlich wenig interessiert hätte , da sie schon zu dem Zeitpunkt in Gedanken von N träumte. Sie ist des übrigen sehr stolz auf ihren Namen, der ein wenig wie ein Künstlername klingt.


    [subtab=Niobe]
    Niobe
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    "Hat es uns jemals weiter gebracht über die Vergangenheit zu trauern? Nein und deshalb wünschte ich könnte sie einfach vergessen. Doch Strafen werden nicht umsonst ausgeteilt, oder?"


    Alter: 15
    Geschlecht: Weiblich
    Wohnort: ?
    Persönlichkeit: Stoisch und Feinfühlig
    Lieblingsfarbe: Gelb


    Niobe ist ein mysteriöses Albino Mädchen, dem Ivory zum ersten Mal auf Route 19 begegnet. Hier lernten sie sich kennen und stellte sich heraus, dass Niobe ein wenig anders ist, als andere Mädchen in ihrem Alter. Nicht nur dass sie unaufgefordert so gut wie nie etwas sagt, nein ihre Schüchternheit geht stark über das normale Maß hinaus. Dies ändert sich jedoch sobald diese eine Kampffläche betritt, wo sie sich als starke Kämpferin gibt, die keine Furcht kennt. Ihre Vergangenheit liegt jedoch im Dunkeln und bekannt ist nur, dass sie in einen Jungen verliebt ist, diesen aber bis auf alles weitere nicht wieder sehen kann. Der Name Niobe stammt aus der griechischen Mythologie, da es in ihrer Familie üblich ist seine Kinder nach Figuren aus verschiedenen Mythen zu benennen.


    Artwork by me


    [tab=Copyright und weitere Hinweise]
    Copyright und andere Hinweise zur Fanfiction...
    Diese Fanfiction ist angelehnt an das Spiel Pokemon Schwarz/Weiß 2, bzw. deren Vorgänger und bedient sich deren Städte, Figuren und Vielfalt an Pokemon. Keines dieser Dinge ist von mir, sondern von Nintendo, genauso stammen sämtliche Bilder im Startpost nicht von mir selbst. Zwar nimmt meine Fanfiction Bezug auf einige Ereignisse aus den Spielen, wird aber ansonsten größtenteils völlig aus meiner Fantasie entspringen und nicht die Handlung der Spiele adaptieren. Ebenso haben die Figuren, die ich, genau wie alles andere auch, den Spielen entnommen habe, nur wenig gemeinsam mit ihrem Originalen, sowohl charakterlich, als auch in der Hinsicht welche Pokemon sie später fangen werden. Sie tragen auch nicht die offiziellen Namen, sondern die die ich ihnen in meinem eigenen Spiel gegeben habe.


    [tab=Inhaltsverzeichnis]
    Kapitel 1 - "Wenn du mir wenigstens eine Chance lassen würdest."
    Kapitel 2 - "Man kann sie vieles nennen, nur nicht normal."
    Kapitel 3 - "Was manchmal in unser aller Leben fehlt, ist Ehrlichkeit."
    Kapitel 4 - "Letztendlich liegt es im Auge des Betrachters, nicht?"
    Kapitel 5 - "Verwirrt im Angesicht meiner größten Angst, versuche ich mich zu wehren."
    Kapitel 6 - "Wunschlos glücklich: Ein Zustand unserer Träume?"
    Kapitel 7 - "Ich tue nur so, weißt du?"
    [tab=Sidestorys]
    Sidestory 1# Vor drei Jahren
    [tab=Benachrichtigung]
    Sayi
    Cáithlyn
    Honey~
    [/tabmenu]

  • Hallo Yura.
    Wie schon per Gästebuch angekündigt mag ich das Shipping, welches du offensichtlich behandelst, und zudem hat mich der Startpost deiner Fanfiction einfach angesprochen. Du hast zwar noch keinen Prolog online gestellt, aber bis dahin möchte ich schon mal deinen Startpost kommentieren.


    „Love me, hate me, but don’t ignore me“
    Als ich den Titel gesehen habe, habe ich ehrlich gesagt keinen derartig qualitativ hohen Startpost erwartet, muss ich wirklich gestehen. Er hat auf jeden Fall etwas besonderes und drückt sehr gut die Gefühle aus, die man in solch einer Lage empfindet, zweifelsohne, aber dennoch hat der Titel neben dem besonderen Etwas leider auch etwas, das mich stört. Da mögen viele Faktoren zusammen kommen, zum einen vielleicht, dass er doch ziemlich lang ist, zum anderen, dass er nicht auf der Muttersprache ist (ich maß mir kein Urteil an, meine Geschichte heiß Disappear) … Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher was genau es ist, so Leid es mir tut, aber ich kann dazu einfach nicht mehr sagen. Ansonsten kann man wie gesagt einiges in den Titel rein interpretieren, selbst wenn der Grundgedanke eigentlich immer in etwa der Gleiche sein sollte. Die Überschrift lässt definitiv auf eine Lovestory schließen – wer hätte es erwartet – und passt eigentlich ganz gut. Meine „Kritik“ dazu solltest du am besten nicht allzu ernst nehmen… Schöner Titel, nur vielleicht etwas lang.


    Der Startpost ist mit dem Tabmenu nicht wirklich gestaltungsaufwenig doch nüchtern gehalten, aber gefällt mir in dieser Form eigentlich recht gut. Durch das schöne Menü findet man schneller zu den einzelnen, gesuchten Unterpunkten und sowohl der passende Header als auch das meiner Meinung nach wirklich ansprechende Zitat darüber machen alles zusammen ordentlich Laune in diese Fanfiction reinzuschauen.
    Zum Zitat, welches du kursiv über den Header gesetzt hast: Zunächst einmal dessen Position… Eigentlich ist es ziemlich egal, aber ich würde sagen, der Spruch würde sich unter dem Bild vielleicht etwas besser machen? Das ist nur ein kleiner Vorschlag eigener Interesse, da ich selbst es immer so mache, dass das Zitat darunter kommt, aber das ist Geschmackssache; wollte es nur mal erwähnen. Wie gesagt machen diese paar Sätze ordentlich Lust darauf, mal reinzulesen, da sie lustig sind und viel zu versprechen scheinen (und mich persönlich erinnern sich ziemlich an meinen Lieblingsanime ^^) Ist auf jeden Fall ein recht gut gewählter Einstieg, würde ich sagen. Selbiges trifft auch auf den Header zu, dieser ist zwar relativ einfach, man sieht tatsächlich nicht mehr als die zwei Hauptcharaktere (?) aber das Bild sagt doch mehr als tausend Worte. Ivory sieht dort ziemlich sauer aus, während sich Brave offenbar eher ruhig zu verhalten scheint und sich nur mit leichten Worten zu wehren weiß; so kommt es mir zumindest vor. Eigentlich finde ich das Bild gut gewählt und ich würde sagen, dass es kein Problem ist, dass man dort „nur“ die Hauptcharaktere sieht.
    Du beginnst dieses Tabmenu paradoxer Weise nicht mit dem Vorwort, was Sinn machen würde, sondern mit einer kurzen allgemeinen Beschreibung, genauer gesagt einigen Stichwortfakten und einem Klappentext. Ob diese Reihenfolge jetzt unbedingt die beste ist steht zwar nicht zur Debatte, immerhin hast du sie so gewählt, aber ich wollte es nur mal anmerken. Das Genre, sowie die Subgenres, scheinen soweit zu passen, bei der Altersempfehlung solltest du nochmal gucken, ob nicht doch vielleicht die ein oder andere sexuelle Andeutung vorkommen wird (was ich mir in einer Lovestory eigentlich besser vorstellen kann als in einer Kriegsgeschichte, nur als Beispiel) denn dann wäre ab 10 definitiv zu wenig. Das mit der Zielgruppe würde ich an deiner Stelle entfernen, denn nicht nur Mädchen mögen Lovestorys; ich bin mir sicher es gibt auch viele Jungs, die hier gerne reinschauen, aber das ist deine Sache. (: Nun mal zum Klappentext welcher ja direkt unter der Kurzinformation ist. Da hat man aber gemerkt, dass es schon nach zwölf war. Du hat einmal zweimal (lol) „ihr“ hintereinander geschrieben und wenn du dir den letzten Satz durchliest sollte dir auffallen, dass da noch vor dem ersten Kommata etwas Wichtiges fehlt. Solltest du nochmal überprüfen und korrigieren, damit du niemanden abschreckst. Nun zu deinem Vorwort; dieses ist dir meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Du beschreibst ordentlich wie es dazu kommt, dass du hier schreibst und bittest am Ende auch noch um Kritik und sagst, dass du sie umsetzten wirst – das ist wichtig, sonst will sich auch niemand mehr die Mühe machen zu kommentieren, weißt du? Danach kommen die Charaktere… Eigentlich bin ich kein Fan von Vorstellungen dieser im Startpost, da ich die Charaktere gerne im Laufe des Geschriebenen verstehe du nicht schon vorher alles wissen möchte. Da es aber bereits vorhandene und keine erfundenen Charaktere sind, habe ich doch mal einen Blick riskiert und dabei sind mir dann doch ein paar Sachen aufgefallen. Ivory zum Beispiel hätte ich nicht so eingeschätzt, aber die Eigenschaften die du ihr gegeben hast gefallen mir doch ganz gut. Brave ist auch ein recht charmanter Charakter und erinnert mich in dieser Form an Barry in der Fassung von Parvel in seiner FF Liebe führt durch Einall. Wenn man die Geschichte von Brave aus dem neuen Spiel kennt, weiß man ja, was ihn so aufregt, schlimm, schlimm… Dass auch noch die Protagonisten aus SW1 dabei ist hätte ich allerdings nicht erwartet, aber umso besser. Aus ihrem Steckbrief können wir entnehmen, dass N auch dabei sein wird (oder taucht er doch nicht auf?) und das freut mich ebenfalls. White scheint ein eher ausgeglichener Charakter zu sein, muss aber auch irgendwie sein, das passt schon. Was du bei allem Steckbriefen weglassen könntest sind meiner Meinung nach die Blutgruppen – diese Information ist doch eigentlich nicht nötig.
    Das Copyright ist gut geworden, da ist alles Wichtige vorhanden: Sehr löblich. Das Inhaltsverzeichnis füllst du bitte schnell mit Kapiteln, weil eine Fanfiction laut den Regeln eigentlich nach 24 Stunden ohne Prolog/Kapitel erstmal in den inaktiven Bereich verschoben wird. Du kannst sie aber auf Anfrage bei einer der Fanfiction-Moderatorinnen als da wären Lauriel und Akatsuki wieder öffnen lassen. Gut, was die Sidestorys sind werden wir dann wohl noch erfahren…


    Dein Startpost ist gut gelungen und du hast mein Interesse für deine Fanfiction sehr geweckt, daher freue ich mich schon auf das erste Kapitel. Ich würde gerne über mein Gästebuch benachrichtigt werden, sobald ein neues Kapitel erscheint, insofern du so etwas einzuführen gedenkst. Wenn nicht ist auch nicht schlimm, ich bin eh jeden Tag hier. (:
    Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Schreiben und liebe Grüße.
    - Chess

  • Wie angekündigt: Hier das erste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch und scheut euch ruhig nicht, auch eine Rückmeldung zu geben, damit ich darauf später eingehen kann.


    Kapitel 1 - "Wenn du mir wenigstens eine Chance lassen würdest."


    Jede Geschichte fängt am frühen Morgen an. Genau genommen im Bett des Protagonisten. Vielleicht können sich viele von euch, dieses immer und immer wieder auftretende Phänomen nicht so recht erklären und fragen sich Dinge wie: „Wieso beginnt man den Erzählfluss am Morgen, wenn der Held oder die Heldin, aufwacht und nicht kurz vor dem Hauptereignis?“ Gewiefte Wissenschaftler, sofern solch ein Fachrichtung überhaupt existieren sollte, würden euch wohl eine Antwort wie diese geben: „Die Geschichte sollte sich zuallererst warm laufen und langsam beginnen.“ Ehrlich gesagt, könnte ich über all das nur lachen, denn ohne auch nur irgendetwas studiert zu haben, kann ich euch direkt die Lösung dieses Phänomens geben, denn das Einzige, was ihr benötigt um das herauszufinden, ist ein wirklich, wirklich nachtragender bester Freund, mit dem ihr gerade Streit hattet.
    Ich stöhnte. Irgendetwas saß auf meinem Gesicht und machte es sich gerade dort gemütlich, so als wäre ich ein bequemes Möbelstück. Da hatte sich dieser Idiot doch tatsächlich erlaubt einen seiner geliebten Waldfreunde bei mir vorbeizuschicken um mir einen „Guten Morgen Kuss“ zu geben. Das etwa 30 Zentimeter lange, raupenartige Pokemon, dass ich als solches auch ohne die Augen geöffnet zu haben identifizieren konnte, gab ein gurgelndes Geräusch von sich dass sich beinahe danach anhörte, als ob es mich auslachen würde. Langsam tastete ich mit der Hand danach, ergriff es am Ende seines Schwanzes und zog es abrupt hoch, um dann langsam aber sicher meine Augen zu öffnen. Nach zweimaligem Blinzeln, wegen des Sonnenlichts das durch das offene Fenster schien, erkannte ich, dass es sich bei dem nun in der Höhe baumelnden Objekt um ein Raupy handelte. Ohne zu Zögern warf ich es mit einer lenken Bewegung aus dem Handgelenk neben mein Bett, wo es dann in Richtung Fenster weiterkroch um sich seinen Weg in die Freiheit zu bahnen.
    „Idiot, stirb“, murmelte ich mit einem gereizten Unterton und hielt mir den Unterarm vor die Augen, da das Licht nach wie vor blendete. Brave konnte es wirklich manchmal übertreiben wenn wir Streit hatten. In diesem Fall war es doch ohnehin seine Schuld gewesen, wieso sollte ich mich also entschuldigen?
    Nach einigem Hin und Her entschloss ich mich schließlich doch aufzustehen und schwang mich aus dem Bett, worauf mein Blick zu meinem Wecker wanderte.
    „Viertel nach Acht. War also wirklich noch ziemlich früh“, sagte ich zu mir selbst, während ich gähnte und mich streckte. Dann steuerte ich mit großen Schritten auf das sperrangelweit geöffnete Fenster zu und lehnte mich weit raus, um in das Fenster des gegenüberliegenden Hauses einen Blick zu erhaschen. Keine Menschenseele war auszumachen, weswegen ich die Brauen tief zusammen zog. Nach seiner blöden Aktion schien Brave nicht einmal genügend Mumm gehabt zu haben um brav in seinem Zimmer zu warten und sich einer Standpauke meinerseits zu unterziehen. Dann holte ich tief Luft und schrie so laut ich nur konnte aus vollem Leib: „Ich hasse dich Brave!“ Irgendwo in den der Ferne echote es noch einige Male, dann verstummte Eventura City in seiner gewohnten Stille. Nicht nur still, sondern auch verhältnismäßig klein war meine Heimatstadt, weswegen ich mir ziemlich sicher war dass Brave Ausgeschrienes unter allen Umständen gehört haben musste, selbst wenn er gerade irgendwo in den umliegenden Wäldern unterwegs war.
    „Hmpf“, gab ich von mir und machte auf der Stelle kehrt. Die Wahrheit war: Selbst diese kleine Zankerei, und klein war sie tatsächlich, machte mich fertig. Schließlich war ich trotz allem immer noch in diesen verdammten Vollidioten von Sandkastenfreund, auch gerne von normalen Menschen als Brave Fletcher bezeichnet, verliebt. Genau genommen sogar seit drei Jahren. Befreundet waren wir aber schon seit sechszehn Jahren, oder wie ich auch so gerne sage, seitdem ich denken kann. Ein Leben ohne ihn könnte ich mir praktisch nicht vorstellen, zumal er auch noch die einzige Person war die ich wirklich als so etwas wie einen Freund bezeichnen konnte.
    Mit nur drei Schritten erreichte ich schon das andere Ende des Zimmers, wo sich ein Schreibtisch mit einem Computer und einem Drehstuhl befand. Auf dem Schreibtisch befanden sich diverse Schreib- und Zeichenutensilien, die ich im Laufe meines Lebens angesammelt hatte, chaotisch durcheinander geworfen. Mit einem Satz nahm ich auf dem schwarzen Drehstuhl, mit Stoffpolsterung, Platz und zog die Beine an meinen Körper.
    „Ob White, wohl gerade online ist?“, dachte ich und fuhr mit dem Drücken eines Knopfes meinen Computer hoch. Nach einigen Minuten des Wartens loggte ich mich bei „Quipe“ ein, mit welchem man über das Internet andere Leute anrufen und via Life Übertragung mit ihnen reden konnte. Tatsächlich. Meine Cousine war online. Bei dem Gedanken musste ich selbstironisch lächeln. Natürlich war sie online. Schließlich gierte sie nur danach mich jeden Tag von ihren Sorgen Bescheid wissen zu lassen.
    „Tut mir leid Cousinchen, heute möchte ich zur Abwechslung mal etwas herum jammern“, witzelte ich und klickte auf den „Anrufen“ Button. Es dauerte keine drei Sekunden, da erschien schon das fahle Gesicht meiner Cousine White auf dem Gesicht. Ihre Augen wie üblich leicht gerötet und ihr gesamter Gesichtsausdruck angespannt.
    „Was für eine Überraschung!“, begrüßte sie mich freudig. Würde man ihre Stimme allein hören käme man wohl nie darauf, dass ihr Gesicht im Moment eigentlich mehr tot als lebendig aussah.
    „Welch Überraschung“, wiederholte ich den Satz, mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
    „Na, na. Was ist denn los, meine Liebe? Stimmt was nicht?“
    „Nur das Übliche und es bringt mich wie gewohnt unheimlich auf die Palme“, knurrte ich und verdrehte demonstrierend die Augen.
    White seufzte. „ Was hat dein unsensibler Romeo denn nun wieder angestellt?“ Ich schüttelte den Kopf und antwortete: „Darum geht es eigentlich gar nicht. Er soll sich einfach entschuldigen, das wäre mir schon genug.“
    „Was war denn diesmal der Grund?“, harkte meine besorgte Cousine nach.
    Etwas unsicher zuckte ich mit den Schultern: „Wenn ich noch mal darüber nachdenke war es ziemlich kindisch, aber es hat mich wirklich aufgeregt.“
    „Was denn?“, fragte White erneut mit einer Spur Ungeduld in der Stimme.
    Ich verzog einen Mundwinkel, antwortete dann aber gehorsam. „Er hat mich versetzt, wegen eines blöden Dusselgurrs, das sich an einem Flügel verletzt hat.“ Schon setzte White am anderen Ende des Bildschirms einen mitleidigen Gesichtsausdruck auf, was ich als Startsignal sah, um mich bei ihr auszuheulen, sodass es ab nun keinen Halt für meinen Redefluss gab: „Ich weiß wir sind nicht zusammen und er ist und wird niemals an mir interessiert sein, trotzdem habe ich mich wirklich gefreut als er gefragt hat, ob ich mit ihm komme um in der Stadt ein paar Bücher zu besorgen. Freuen ist gar kein Ausdruck! Ich hab gestrahlt, wie sonst was und sofort zugesagt!“, theatralisch hob ich die Hände in die Höhe. „ Und was macht dieser… dieser Ignorant? Sammelt das nächstbeste Vogelpokemon am Wegesrand auf, um es zum Arzt zu kutschieren. Ich weiß wie sehr er Pokemon liebt, aber… aber man sollte niemals eine Freundin versetzen wegen so etwas, oder? Weil ich so wütend war, habe ich ihn angeschrieben und er wusste gar nicht weshalb. Dann hat er tatsächlich gefragt, was er denn sonst hätte tun sollen und ist auch sauer geworden. Zum Beweis: Heute Morgen hat er mir ein Raupy vorbei gebracht damit es sich auf meinem Gesicht bequem machen kann!“
    White setzte ein erschrockenes Gesicht auf. „Mo-moment! Er war in deinem Zimmer in der Nacht, während du geschlafen hast!?“
    Verwundert runzelte ich die Stirn„Ja, schätze ich. Das Fenster war auch auf. Auch wenn ich mich wirklich frage, wie er da reingekommen ist ohne Hilfe.“
    „Nein, nein, nein. Ich meine… Er war in der Nacht… in deinem Zimmer?“
    Schulterzuckend nickte ich.
    „Aber er ist nicht dein Freund? W-was macht er dann in deinem Zimmer?“ Langsam begriff ich was sie meinte und seufzte.
    „Er mag ja dein Sandkastenfreund sein, ein Mann ist er aber trotzdem! Du weißt doch gar nicht…“
    Gereizt unterbrach ich sie. „Würde Brave so etwas wie einen Sexualtrieb besitzen, dann hätte ich wohl ein paar Probleme weniger. Er hat absolut kein Interesse an Frauen, geschweige denn an mir.“ Zerknirscht lächelte ich, worauf White mich vorwurfsvoll ansah.
    „Wie dem auch sei. Wieso entschuldigst du dich dann nicht einfach bei ihm?“, schlug sie vor.
    „Nein! Nur über meine Leiche! Nie im Leben! Auf keinen Fall! Veto! Nada!“ Meine sichtlich amüsierte Cousine, begann zu kichern. „ Da kann jemand wohl nicht seinen Stolz ablegen.“
    „Siehst du genau richtig“, zischte ich.
    „Manchmal ist es aber besser, genau das zu tun.“
    „Komm du erst einmal endlich aus deiner Wohnung heraus, sonst findest du N nie.“
    Einen Moment wurde es still.
    „Ich werde… ihn schon finden“, murmelte sie betroffen und sichtlich peinlich gerührt. Immer wenn es um N ging, wurde meine sonst so herzliche Cousine ziemlich still, sodass ich es schon beinahe bereute, dass Thema angeschnitten zu haben. Aber auch nur beinahe, denn um genau zu sein ging es absolut in jedem unserer Videotelefonien um N. N hier. N da. N überall. Sie kannte nicht einmal den tatsächlichen Namen ihres vermeintlichen Geliebten, der ursprünglich ihr Erzfeind war. Vor zwei Jahren war es nämlich keine Andere als sie gewesen, die Einall vor dem Plan Team Plasmas, allen vor G-Cis und dem von diesen getäuschten N, rettete. In den Medien wurde der Fall zwar nie bekannt, weswegen sie nicht wirklich als Heldin gefeiert wurde, trotzdem hinterließ das Geschehene ihre Spuren bei ihr. In erster Linie, weil sie sich in dem Jahr, in dem sie versuchte die Pläne Team Plasmas zu durchkreuzen, sich nach und nach in N verliebte, dieser jedoch, nachdem sie ihn besiegte, aus Einall flüchtete, da er in den Augen der Polizei, immer noch ein Verbrecher war, auch wenn der eigentliche Bösewicht G-Cis war. Seit daher hielt sie sich größtenteils in ihrer neuen Wohnung ins Stratos City auf und suchte verzweifelt nach Hinweisen, wo N gerade stecken könnte.
    „Themenwechsel“, sagte White plötzlich, sodass ich erschrocken auffuhr. Dass sie von sich aus das Thema wechselte, kam so gut wie nie vor.
    „Deine Mutter hat mir erzählt, dass Professor Esche jemand Neues braucht, um Informationen für den Pokemondex zu sammeln.“
    „Und? Was hat das mit mir zu tun“, murmelte ich etwas desinteressiert. Vielmehr würde mich eigentlich interessieren, wann meine Mutter von ihrer Arbeit in Stratos City mal wieder nach Hause kommen würde.
    „Na, was glaubst du wer die Glückliche ist?“
    Ich stockte. Der Tonfall meiner Cousine gefiel mir ganz und gar nicht.
    „Du natürlich!“
    Laut stöhnte ich auf. „Bitte sag, dass das nicht wahr ist. Bitte.“
    „Doch, es ist mein voller ernst. Deine Mutter hat sofort zugesagt und heute wird Bell nach Eventura City kommen, um dir den Pokedex und ein Pokemon vorbei zu bringen!“
    „Wieso sagst du mir das erst so spät!“
    Sie grinste. „Eigentlich wollte ich dich erst in letzter Sekunde anrufen, um dich zu überraschen, aber wo wir doch gerade miteinander sprechen, dachte ich mir, ich sage es dir sofort.“
    „Du… Monster“, knurrte ich und kniff die Augen zornig zusammen. „Und wieso hat meine Mutter da nur zugesagt?“
    Als Antwort zwinkerte mir White nur verschwörerisch zu.
    „Genau genommen, suchte Professor Esche sogar zwei neue Rekruten. Ahnst du schon was jetzt kommt?“
    „Brave“, sagte ich nur perplex und starrte zur Decke. „ Ernsthaft. Wollt ihr mich dazu zwingen, dass wirklich durchzuziehen?“
    „Zwingen können wir dich zu gar nichts, aber Brave hat begeistert zugestimmt ihr könntet also zusammen durch Einall reisen. Nur damit wir uns richtig verstehen: Ihr beide, alleine. Absolut romantisch! Findest du nicht?“
    „Hast du nicht vorhin noch gesagt, dass ich nicht alleine mit ihm während der Nacht sein soll?“
    „Ausnahmen gibt es immer!“
    Fragend zog ich die Brauen hoch. Bei näherer Betrachtung war die Idee an sich eigentlich wirklich nicht schlecht. Brave und Ich verbrachten zwar schon eine Menge Zeit miteinander, den ganzen Tag waren wir jedoch auch nicht zusammen, auch wenn es mich wahrlich nicht stören würde.
    „Aber … was ist mit unserem Streit“, warf ich zweifelnd ein.
    „Entschuldige dich ausnahmsweise, um an diese einmalige Gelegenheit zu kommen. Außerdem, wird Brave garantiert auch ohne dich auf Reisen gehen. Dann wirst du ihn erst einmal für das nächste halbe Jahr sicherlich nicht mehr zu sehen bekommen.“ Ich zuckte zusammen. Das war der Harken. Eigentlich hatte ich nichts zu verlieren, wenn ich einfach zusagte. Verlieren würde ich nur wenn ich es nicht tat, wieso zögerte ich also?
    „Meinet…wegen“, antwortete ich zurückhaltend. Eigentlich war ich mir immer noch nicht komplett sicher.
    „Gebongt! In zwei Stunden bei der Aussichtsplattform. Brave wird auch da sein, also sieh zu dass du dich entschuldigst! Wir sehen uns!“ Dann legte sie abrupt auf, während ich weiterhin perplex auf den Bildschirm starrte. White hatte mir wirklich keine weitere Sekunde Bedenkzeit gegeben.



    Ungeduldig wippte ich meinen Fuß auf und ab. Dafür dass Brave ein solcher Frühaufsteher war, kam er sonst immer viel zu spät. Nicht dass ich es nicht gewohnt war, jedoch verwirrte es mich, dass auch von Bell jegliche Spur fehlte. Ich hatte sie einmal vor ein paar Jahren getroffen, da sie Whites beste Freundin war, jedoch hatte sie sich sicherlich seitdem ziemlich verändert. Ich schluckte. Mein Umgang mit fremden Personen war minder gut, bis schlecht. In der Regel wurde ich immer zu nervös und wusste manchmal plötzlich nicht mehr was ich sagen wollte. Sollten an Bell wirklich große Veränderungen von statten gegangen sein, dann würde ich wohl meine sonst so selbstsichere Attitüde nicht bewahren können. Viel mehr Sorgen bereitete mir hingegen Brave, bei dem ich mich wohl oder übel, entschuldigen müsste.
    Da begann ich mir zu Beruhigung selbst etwas zuzuflüstern: „Alles wird glatt laufen. Keine Panik, ich kriege das schon…“
    „Jo!“, unterbrach mich die vertraute Stimme eines Jungens. Zackig drehte ich mich um, um in Braves Gesicht hochsehen zu können, jedoch verpasste er mir schon, kurz bevor ich etwas sagen konnte, einen sanften Schlag gegen die Stirn, mit der Seite seiner Hand.
    „Der Schlag ist dafür, dass du mich angeschrien hast, deshalb sind wir jetzt Quitt“, erklärte er mit seiner gewohnt kühlen Stimme, lächelte aber dabei. „Tut mir Leid, dass ich das Dusselgurr dir gegenüber vorgezogen habe.“
    Ungläubig starrte ich ihn an. Hatte er sich gerade bei mir entschuldigt?
    „Moment mal. Warst du nicht vorhin noch total sauer auf mich?“
    „War ich, aber nach einem Spaziergang habe ich meine Gedanken in Ordnung gebracht und mir ist klar geworden, dass der Fehler letztendlich bei mir lag.“ Er zuckte etwas desinteressiert mit den Schultern. „Deswegen: Entschuldigung.“
    Plötzlich rief ich rot an, sodass ich abrupt meinen Blick zu Boden richtete.
    „Ah… nein. M-mir tut es auch leid.“ Brave lachte darauf amüsiert.
    „Du bist viel zu stolz, wusstest du das?“
    „Sagt der Richtige“, dachte ich zynisch, lächelte aber zum Schein. Innerlich machte ich nämlich eigentlich gerade Freudensprünge und würde es nicht eigenartig rüberkommen, hätte ich Brave jetzt wohl umarmt, allerdings verbot ich mir dies.
    „Also, was machst du hier? Normalerweise verkriechst du dich doch den lieben langen Tag in deinem Zimmer, oder?“ Inzwischen hatte ich mich einigermaßen gefasst und fand wieder zu meiner alten Gesprächigkeit zurück.
    „Rate mal“, gab ich mit einem leicht triumphierenden Gesichtsausdruck zurück.
    „Du dachtest es wäre Herbst und bist hierherkommen um Äpfel von den Bäumen zu pflücken?“, grinste er.
    „Dein Humor ist gradlinig schlecht wie eh und je“, antwortete ich süffisant.
    „Dann wüsste ich keinen Grund, weswegen ein verträumtes Prinzesschen wie du hierherkommen solltest.“
    Ich lachte. Wenn ich mit Brave einfach so etwas rumalbern konnte, waren meine Sorgen immer wie weggeblasen, so als wäre unsere kleine Auseinandersetzung vorher nie dagewesen.
    „Ich bin aus demselben Grund wie du hier, schließlich wurden wir doch beide zu den neuen Assistenten Professor Esches gekürt!“
    Anerkennend pfiff Brave und wuschelte mir, entgegen meiner Erwartung, plötzlich mit der Hand durchs Haar.
    „Wirklich? Hätte nie gedacht, dass man so jemanden wie dich deswegen fragen würde und dass du auch noch zusagst. Dir muss wirklich langweilig gewesen sein, oder?“
    „Iwo. Wo denkst du hin. Mit dir ist es doch nicht langweilig.“ Auf einmal hielt seine Hand für einen Moment inne und ich konnte seinen stierenden Blick, der in dieser kurzen Sekunde auf mir lag, eindeutig spüren, jedoch fuhr er schon, bevor ich darüber nach denken konnte, fort meine Haar ausgiebig außer Form zu bringen.
    „Soso.“ Zu meiner Verwunderung fiel seine Antwort weniger kreativ aus, als seine Vorigen. ”Dann wartest du also auch auf Bell?“
    Ich nickte. „Ich frage mich wie sie heute aussieht. Wir haben sie ja vor ein paar Jahren besucht.“
    „Gute Fragen. Aber… da fällt mir ein: Ich habe heute Cheren getroffen“, warf Brave plötzlich ein. Seine Hand hatte er inzwischen von meinen Kopf genommen.
    „Was? Wirklich? Was macht der denn hier in der hintersten Ecke von Einall?“
    „Er wird hier als Arenaleiter arbeiten. In der Trainerschule um genau zu sein. Hat White dir nichts davon erzählt?“ Erstaunt schüttelte ich den Kopf. „Kein Wort.“
    Brave zuckte mit den Schultern. „ Die Gute war wohl zu beschäftigt mit dir über N zu sprechen.“
    Wieder entfuhr mir ein Lachen. „Wohl wahr, aber…“
    Auf einmal drang ein Schrei zu uns herauf, worauf wir beide unseren Blick aus Reflex zur Treppe die zur Aussichtsplattform führte wandten. Eine blondhaarige Frau mit einem übertrieben großen Hut, lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Es war niemand anderes als Bell. Um das zu erkennen brauchte ich nicht einmal ihr Gesicht zu sehen, denn es gab wohl kaum einen tollpatschigeren Menschen als sie.
    Brave ging auf sie zu und hielt ihr die Hand hin.
    „Bell, richtig?“
    „Hm, ja. Entschuldigt die Verspätung“, murmelte sie und nahm dankend Braves Hilfe an, um wieder auf die Beine zu kommen. Erst dann musterte sie ausgiebig unsere Gesichter, worauf sie verzückt ihre Hände zusammen zu klatschte und lächelte.
    „Ivory, Brave! Seit ihr groß geworden! Lasst euch ansehen!“
    „Du klingst wie eine Großmutter“, schmunzelte ich. Bell hatte sich, entgegen meiner Befürchtungen, wirklich kein Stück verändert, außer vielleicht von dem Fakt abgesehen, dass sie nicht nur um einiges erwachsener aussah als ich sie in Erinnerung hatte, sondern auch eine Brille trug.
    „Wie geht es deinem Felilou, Brave?“, fragte Bell neugierig.
    „Kleoparda“, verbesserte Brave sie, sichtlich stolz.
    „Was? Wirklich? Das ist ja großartig!“
    „Ach, vergesst das. Dass er das Ding überhaupt hat, ist immer noch mein Verdienst“, warf ich lachend ein.
    „Pff. Alte Geschichte. Letztendlich war ich es, der es so stark trainiert hat, dass es sich weiter entwickelt hat.“
    „Wohl wahr, aber genug des Redens. Du weißt weswegen wir hier sind Bell.“
    „Ach! Hätte ich beinahe schon vergessen, dabei habe ich so einen strammen Terminplan.“
    Im Augenwinkel sah ich, wie Brave mir einen abschätzigen Blick zuwarf. Verlässlich war Bell nicht gerade, schließlich gehörte Vergesslichkeit, wäre es etwas Positives, zu ihres Stärken. Ich bezweifelte es schon fast, dass sie tatsächlich den Grund ihres Kommens vergessen hatte.
    Bell kramte in ihrem großen orangen Wanderrucksack herum, um schließlich zwei Pokedex heraus zu angeln. Sie sahen nach dem neuesten Stück Technik und sündhaft teuer aus, sodass ich es kaum wagte, das Gerät in meinen Händen herumzudrehen, als Bell es mir in die Hand drückte.
    „Das sind eure Pokedex! Darin werdet ihr sämtliche Erkenntnisse, die ihr auf euer Reise macht, eintragen, um Professor Esche ein paar Forschungsergebnisse zu liefern. Keine Sorge. Es ist nicht schwer sie zu bedienen, schließlich komme sogar ich mit den Dingern klar.“
    „Und die Pokemon? Man sagte uns dass wir zum Start ein Pokemon bekommen“, harkte Brave nach. Es war mal wieder zu typisch für ihn, als erstes nach den Pokemon zu fragen.
    „Natürlich, natürlich“, erneut kramte sie in dem Rucksack herum, „ Professor Esche hat mir die drei Pokemon mitgeben, die sie ihren Neulingen in der Regel immer zur Verfügung stellt. Also auch dieselben die sie White, Cheren und mir zur Wahl gestellt hat.“ Nun zog sie eine schlichte, schwarze Schatulle, mit einem typischen Pokeball Logo Aufdruck obendrauf, hervor und öffnete sie behutsam. Hervor kamen, wie erwartet, drei Pokebälle, die Bell nun einen nach dem anderen öffnete.
    „Darf ich vorstellen. Serpifeu, Floink und Ottaro!“
    Meine Entscheidung stand quasi schon fest, als ich alle drei kurz betrachtet hatte, denn einer der drei, schien bei mir so etwas wie „Sympathie auf den ersten Blick“ zu empfinden und starrte mich mit leuchtenden Augen an. Bei diesem Pokemon handelte es sich um kein anderes als Serpifeu. Ein elegantes echsenartiges Pokemon des Pflanzentyps.
    Brave schien die magnetisierende Angezogenheit die dem kleinen Serpifeu gegenüber empfand, ebenfalls zu spüren, weshalb er mich am Arm stupste.
    „Ladys First!“
    „Serpifeu!“ rief ich entschlossen, ohne zu Zögern und wies mit dem Finger auf ihn. Das Pokemon sah mich nun noch glücklicher an, als es schon vorher getan hatte und wären wir in einem kitschigen Liebesfilm gewesen, wären wir jetzt wohl auf einer Blumenwiese, aufeinander zugerannt, während im Hintergrund dramatische Musik gespielt werden würde. Ganz so romantisch war es in der Realität, aber dann doch nicht, denn Bell rief das Pokemon simpel wieder zurück in seinen Pokeball und drückte ihn mir in die Hand.
    „Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Pokemon!“, beglückwünschte sie mich. Ich nickte strahlend und wandte mich an Brave der sich inzwischen für Ottaro entschieden hatte und nun auch seinen Pokeball in der Hand hielt.
    „Nun denn. Ich muss auch schon weiter. Wie gesagt: Ich habe einen strammen Terminplan. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“
    „Geht in Ordnung. War schön dich mal wieder zu sehen, Bell“, verabschiedete ich mich von ihr.
    „Ebenso. Bestimmt laufen wir uns mal über den Weg.“
    „Am besten ihr strebt als nächstes eine Fähre nach Stratos City an. In diesem Teil von Einall gibt es ja nicht sonderlich viel zu erkunden.“
    „Hinterletzte Ecke von Einall“, fügte ich grinsend hinzu.
    „Richtig! Nun denn. Wir sehen!“ Damit war Bell dann auch schon wieder verschwunden und rannte die Treppe in Windeseile herunter. Sie schien es wirklich äußerst eilig zu haben.
    Einige Minuten wurde es still zwischen Brave und mir. So still, dass lediglich der Wind, der die Blätter in den Bäumen rascheln ließ, davon zeugte, dass die Zeit weiterhin ihren gewohnten Lauf nahm. In Braves Kopf schien es währenddessen zu arbeiten, denn er zog die Augenbrauen tief zusammen, so als würde er über etwas nachgrübeln. Ich hingegen starrte ihn nur an, wovon er allerdings keine Notiz zu nehmen schien.
    Doch auch diese Ruhe nahm ein jähes und vor allem abruptes Ende, als Brave sich plötzlich in Bewegung setzte.
    „Ich gehe dann auch mal lieber!“, rief er. Angewurzelt blieb ich, als Folge seiner Worte stehen.
    „Was? Gehen wir nicht zusammen?“, fragte ich schockiert.
    „Wo denkst du hin? Von diesem Punkt an sind wir Rivalen, nicht? Wenn wir uns das nächste Mal treffen, dann werden wir sehen, wer seine Pokemon besser trainiert hat! Also, wir sehen uns!“ Auf einmal schien Brave es schrecklich eilig zu haben und marschierte auf die Treppe zu, beschleunigte seinen Schritt sogar, als ich gerade loslaufen wollte um ihn aufzuhalten, so als hätte er hinten Augen auf dem Kopf und verschwand schließlich endgültig.
    Perplex stand ich nun hier. Allein. Die Gestalt Braves, wie er die Treppe hinunterstieg, immer noch vor Augen. Ich konnte es kaum fassen und verstand die Welt nicht mehr. Selbst für Braves Verhältnisse, war diese Aktion, äußerst ungewohnt. Vor allem, dass er plötzlich so wild darauf gewesen zu sein schien, von hier, oder vielleicht auch von mir, weg zu kommen.
    Erschrocken merkte ich, wie mir eine Träne über die Wange lief, worauf ich sie schnell wegwischte und mir über die Augen fuhr. Jetzt wurde ich schon sentimental, dabei gab es sicherlich einen vernünftigen Grund dafür, dass er so eigenartig reagiert hatte. Ganz glauben konnte ich mir das aber selbst nicht.
    „Verdammt!“, schluchzte ich. „Ich verstehe echt nicht was in seinen Kopf vorgeht.“ Dann konnte ich die Tränen der Enttäuschung endgültig nicht mehr aufhalten.

  • Guten Tag.


    Seltsame Zeit, um einen Kommentar zu schreiben, gebe ich zu, doch wenn man von Schlaflosigkeit geplagt wird und sich dennoch mehr oder weniger nützlich machen will...
    Ich habe Dich ja gestalked, seit Du Dich angemeldet hast (ja, ich habe kein Problem offen davon zu sprechen), weil wir etwas gemeinsam hatten: wir haben uns beide am Bisaboard angemeldet, um die Fühler über den FF-Bereich auszustrecken. Und dann kam ein Startpost, der meinem Geschmack entsprach... Und darauffolgend ein Kapitel, das das gleiche Kriterium erfüllte. Nein, ich bin nicht vom BW2-Hype befallen, der hier allgegenwärtig zu sein scheint, (Sinnoh ftw!!!) somit wirkte das Thema auf mich als männlicher Leser auch nur durchschnittlich ansprechend, aber, Hey, unsere Gemeinsamkeiten und Deine überaus vorhandenen Schreibfähigkeiten machen das mehr als wett.


    Beginnen wir mit Titel und Startpost. Ersteres wurde von Sayi angesprochen und kritisiert, kann ich nicht ganz nachvollziehen: Nein, er ist nichts besonderes, doch abschrecken tut er nicht und gibt zeitgleich den Hinweis, worum es denn geht, stimmt bereits offen-emotional für den weiteren Inhalt, der wahrscheinlich kitschig-romantisch ausfallen wird. Das tut er auch, denn der Startpost verbirgt keine Sekunde vor dem Leser, worum es denn nun gehen wird. Um die Geschichte einer auf Anhieb sympathischen jungen Dame, die, alle Achtung, einen jungen Mann in sich verlieben will und sich dessen bewusst ist. Bereits hier fällt auf, dass Du Dich mit doch recht erwachsener Beziehungspsychologie befasst, was mich bereits froh stimmt, denn davon gibt es natürlich ein Defizit in Reise-FFs, bei mir eher in Richtung Übertreibung... Dir habe ich sofort zugetraut, die richtige Kombination zu finden, was sich auch bestätigen sollte.
    Ich liebe den Startpost - ich weiß, dass Du Dir hier etwas schamlos abgucken musstest, doch GENAU DAS habe ich auch ich getan, also Willkommen in der Band. Und Du hast es richtig getan für meinen Geschmack. Ich liebe verschachtelte Tabmenus. Man liest nur das, was man lesen möchte, alles wirkt geschmackvoll strukturiert. Ebenso das Vorwort, das Zitat oben und der Header, die Stimmung machen.
    Die Charakterbeschreibungen verdienen einen einzelnen Unterpunkt. Ich habe es, bis auf mehr Details, auf gleiche Art gelöst, weshalb ich den Deinen für Plagiat äußerst anspruchsvoll halte, das Lesenswerte an der Story beginnt bereits bei den optisch sehr ansprechend gestalteten Steckbriefen, die auch die wirklich richtig gewählten Informationen mit auf den Weg geben. Bereits hier sticht die Fähigkeit, anspruchsvolle Sätze zu bilden und Wortschatz korrekt auszuspielen, prägnant ins Auge, was ungemein zum weiteren Lesen motiviert.


    Insgesamt kann man mit dem Startpost nur rundum zufrieden sein, man merkt, dass Du, obwohl oder vielleicht eben weil neu registriert, die Forenmechaniken durchschauen könntest, Dir ausgesprochene Mühe gegeben hast und auch einfach versprichst, wirklich lesenswert zu werden. Ich bereue nicht, Dir Mut gemacht zu haben.
    Nun zum Ersten Kapitel. Ich war bereits von den ersten Zeilen lang baff, denn angefangen mit den ersten Zeilen gehört Dein Schreibstil zu den ausgereiftesten, die man hier lesen darf. Du schriebst in der Einleitung, bereits geschrieben zu haben (wie lange und wie viel, wenn ich fragen darf?) und das merkt man, vermaledeit noch einmal, von Anfang an. Den Beginn setzt die hervorragend aus weiblicher Sicht umgesetzte Ich-Perspektive, die das nahtlose Eintauchen in das komplexe Innenleben deren ermöglicht (ich meine hiermit nicht ihren Mageninhalt). Du brichst ja eigentlich auch die sogenannte Erzählmauer, indem Du die Heldin akzentuieren läßt, dass wir uns in einer Erzählung mit ihr als Protagonistin befinden, doch Du tust es so, dass man zu verstehen bekommt. Dass Du weißt, was Du schreibst.


    Die Atmosphäre ist von Beginn an heiter und ungezwungen in Deiner Geschichte. Man kann sich auch als männlicher Leser, soweit es geht, in das Geschehene hineinversetzen, ohne sich viel Zwang anzutun. Man kann die Sympathie Ivorys für Brave aus rationaler Hinsicht nicht verstehen, doch, Hey, seit wann laufen diese Dinge rational ab? Du setzt es dennoch sehr gut um und kommst dabei ohne gängigen Mist, wie "ich versank in seinen insertcolorhere Augen, weil er vergessen hatte, ein Hemd anzuziehen, konnte ich deutlich sein Sixpack erkennen" aus. Nein, Du beschreibst Liebe auf der Ebene, auf der sie tatsächlich auch existiert: im Wunsch, mehr anzeigt miteinander zu verbringen, im angenehmen Kribbeln bei Berührungen, in impulsiven Tränenausbrüchen, Eifersucht, Wut und Online-Besprechungen mit Freundinnen.
    Die Charaktere kommen lebendig herüber, etwas eindimensional hingegen, was in einer Pokémon-FF auf dieser Ebene (ich habe weit, weit flachere Charaktere gesehen, die tiefgründig gewesen sein sollten) aber vollkommen akzeptabel ist und für das bevorzugte, betonte Shipping-Thema wirklich gut passen. Man wird in eine etwas kindliche Welt hineinversetzt, in der es weder Geldsorgen, noch Hunger, noch tiefgreifende Selbstzweifel gibt, doch dafür zur Genüge Liebeskummer. Nun, ich würde gerne, äußerst gerne, etwas an Deinem Schreibstil kritisieren, doch es fällt mir schwer. Du schreibt wie erwähnt ausgereift und Du weißt, wie an schreibt, man braucht es Dir nicht beizubringen. Im Gegenteil, man liest bereits die individuellen, ungewöhnlichen Noten heraus, die einen guten Autor ausmachen, würde ich beginnen, aufzuzählen, was mir persönlich besser gefallen hätte, würde ich mich in den natürlichen Entwicklungsfluss eines Schreiberlings einmischen, der Dich bereits auf ein Level gebracht hat, dass das Lesen angenehm und flüssig von der Hand geht. Rechtschreibfehler wie falsch verwendete Lexik sind mir kaum aufgefallen, jedoch könnte man einzig zahlreiche Kommasetzungen aus fragwürdig stehen lassen. Hier würde ich raten, generell, damit Du, es weißt, sparsamer zu sein, und, weniger, davon, zu setzen weil sie, wie, Du, merkst, den, Lesefluss, unter,brechen.


    An diesem Punkt wäre es von Vorteil, auf die Handlung zu sprechen zu kommen. Hier ist noch vergleichsweise wenig geschehen, doch was geschehen ist, setzt Du sehr jugendlich und lebendig um, das merkt man angefangen mit den Dialogen, die nicht der bloßen Informationsweitergabe an den Lesern und zum Austausch dieser unter den Charakteren dienen, sondern für sich alleine etwas Lesenswertes darstellen. Man hat viel Charakteristik der Helden auf den Weg bekommen, etwas über ihre Lebensziele und Wertsysteme erfahren, einen Konflikt aufgetischt bekommen, was die Zahnräder einer Handlung bei Dir bereits ins Rattern bringt. An keiner Szene mangelt es mir jetzt an Details oder Bschreibungen, nur könntest Du zB. Farbadjektive ins Spiel bringen, damit man sich mehr unter dem Zimmer einer temperamentvollen jungen Frau vorstellen kann, als man es bereits tut. Auch auf das "fahle Gesicht der Cousine mit geröteteren Augen" kommt ja, insofern man das Charakterbild nicht gesehen hat, doch wenig attraktiv vor, wenn es das hervorstehendste aller Details ist - da kann man direkt verstehen, wieso N vor ihr geflüchtet ist. Du steigst dahinter, was ich meine? Du gibst sehr gute Aspekte an, dass ein Autor überhaupt einen Charakter fahl und leid müde wirken läßt, kommt erwachsen und ausgereift hinüber, doch ab und zu wünscht man sich auch gängigere Details. An anderen Stellen hingegen, wie zB. Beim Drehstuhl, fügst Du Beschreibungen korrekt und umfassend ein, was ja zeigt, dass Du es doch kannst.
    Insgesamt hat mir die Länge des Kapitels und die Absatzgliederung gefallen, was zusammen mit dem Schreibstil zur absoluten Genießbarkeit der noch wenig fortgeschrittenen Handlung geführt hat. Lediglich das Ende hat mir ein wenig missfallen: obgleich die Priorität klar auf Shipping steht und Du die Gefühle Ivorys beim Anblick des Serpifeu beschrieben hast, läßt es die Story doch eine ganze Ecke kindlicher wirken, dass eine Heldin, die aus ihrem Nest in die Welt aufbricht, einzig und allein daran denken kann, wie ein Junge zu ihr steht. Dass sie weint, ist hinsichtlich der gebrochenen Hoffnungen bereits realistisch, doch dass sie auf Reisen geht nur um einem jungen Mann zu gefallen und sich erst einmal keine weiteren Gedanken macht, weniger. Kommt aber natürlich auch darauf an, als wie gefährlich Du Einall jetzt umschreibst.


    Dennoch, der Gesamteindruck ist mehr als positiv, ich habe eine neue Autorin in Dir gefunden, die ich gerne lesen und deren Meinung und Rückmeldung ich darauf schätzen werde.
    Man liest sich,
    TheLibertine.

  • Hallöchen,


    nachdem ich dein Topic schon gestern Nacht entdeckt hatte und am Abend das erste Kapitel folgte, möchte ich dir gleich einmal etwas Feedback hinterlassen. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich auf den ersten Blick beim Titel eine mittelmäßige Shipping-FF erwartete und dann hast du mich mit diesem Startpost umgeworfen. Schon da wurde ich also sehr positiv überrascht und du hast auch alles richtig gemacht. Man weiß sofort, worum es geht, liest von Anfang jene Informationen, die man lesen und auch wissen möchte und dadurch fällt es einem nicht sonderlich schwer, gleich einmal einen Bezug zu der FF herzustellen. Ich würde sogar fast so weit gehen zu behaupten, der Startpost wäre perfekt; mache ich aber nicht, weil Perfektion an sich nicht existiert und überbewertet wird, aber du darfst dir schon einmal selbst auf die Schulter klopfen für diese Leistung.


    Bevor ich das erste Kapitel bewerte, eine Frage: Werden sich deine Titel zukünftig immer mit solchen "Zitaten" auseinandersetzen? Zumindest hier dachte ich, dass der Satz im Text auch noch einmal vorkommen könnte und war eher enttäuscht, dass er das nicht tat. Ob du das noch so einführen möchtest, ist dir überlassen, aber ich wollte das einmal anmerken.
    Womit ich zum zweiten Punkt komme: Dem Titel der FF. Auch hier hatte ich das Gefühl, eher ein Zitat zu lesen als einen Titel und obwohl mir die Nachricht klar vor Augen geführt wird und ich sofort weiß, worum es geht, so stört mich doch die Länge. Das mag aber vielleicht daran liegen, dass ich eher kürzere Überschriften gewohnt bin, von daher solltest du dich nicht beirren lassen, denn wenn er dir so gefällt, dann ist es der Richtige.


    Schon innerhalb der ersten Sätze wird einem die Protagonistin sympathisch, obwohl sie lediglich allgemein gültige Dinge anspricht, die sich noch dazu an die Leser richten. Ein wunderbares Stilmittel, denn dadurch hast du die beschwerliche Variante, einen Charakter mühevoll und über lange Zeit hinweg vorzustellen, sicher umgangen und man fühlt sich Ivory trotzdem verbunden. Vor allem auch deswegen, weil es sich bei ihrem Problem um eine sehr bodenständige Sache handelt und man sie in ihrem Denken versteht. Keine komplizierten Erklärungen; einfach ein Streit unter Freunden. Dabei fällt auf, wie sehr du dich doch an unsere Welt lehnst und diverse Dinge (hier eben Skype) übernimmst und sie damit arbeiten lässt. Das ist etwas, was ich relativ selten sehe und hier sogar sehr willkommen heiße, da es den Lesefluss selbst absolut nicht stört und aufgrund der Thematik stimmig und passend erscheint. Man hat wirklich das Gefühl, man würde hier einer normalen Unterhaltung lauschen. Die Charaktere selbst sind offen zueinander und sehr einfach zu verstehen; auch eine Sache, die aufgrund zu vielen Dramas meistens in den Hintergrund gerät. Du hast dir den Vorteil erarbeitet, dass man sich innerhalb deiner Worte und Charaktere leicht wiederfindet und mit ihnen sympathisieren kann, was eine große Leistung ist.
    Dein Stil ist so gesehen sehr dialogorientiert und zeigt mitunter den einen oder anderen Wortwitz auf, wodurch Langeweile nicht weiter auftritt und man gerne weiterliest, um zu erfahren, welche Pointen deine Charaktere noch so geplant haben. Auch auf Gesichtsmimiken oder Körperbewegungen gehst du ausreichend ein, sodass man sich den Tonfall leicht vorstellen kann. Achte aber vielleicht darauf, abseits dieser Punkte auch etwas näher auf andere Dinge einzugehen. Zum Beispiel wüsste ich, würde ich die offiziellen Charaktersprites nicht kennen, bis jetzt nicht einmal, wie die Charaktere überhaupt aussehen. Ich meine damit nicht, dass du Brave durch die rosarote Brille beschreiben sollst und wie toll doch sein Aussehen ist, aber ich kann ihn mir äußerlich nur vage vorstellen. Selbiges gelte prinzipiell auch für die Pokémon, wobei vor allem letzteres natürlich dir überlassen ist, ob du das machen möchtest.
    Ein weiterer Punkt ist die Umgebung und zudem, dass du bei dem Ortswechsel innerhalb des Kapitels keinen Absatz gemacht hast. Plötzlich war man nicht mehr in Ivorys Zimmer, sondern auf dieser Aussichtsplattform und das hast du nicht einmal irgendwie gekennzeichnet oder beschrieben. Jetzt fehlen mir natürlich zwei Bilder: Ihr Zimmer und auch der Überblick dieser Plattform.
    Zusammengefasst lässt sich mit dem oberen also sagen, dass du vor allem auch optisch etwas bieten solltest. Du hast einen tollen Stil, weißt die Charaktere in Szene zu setzen, aber man bekommt nichts von dieser Welt mit, was eigentlich schade ist. Fantasie hat ihre Grenzen und ohne Anhaltspunkte fällt es schwer, sich etwas vorzustellen. Und wenn wir schon bei Verbesserungen sind: Neben den Kommatafehlern, die TheLibertine schon angesprochen hatte, ist es eigentlich auch ein Fehler, zwischen dem ersten Anführungszeichen und dem ersten Wort ein Leerzeichen zu lassen. Bei dir scheint das eine Gewohnheit zu sein, daran müsstest du also selbstständig feilen.


    So gesehen bin ich gespannt, wie es weitergehen wird und hoffe, dass ich dir mit meinem Feedback etwas helfen konnte. Bis dann.
    ~蛇

  • So gehe ich auch mal direkt auf ein paar Punkte aus euren Kommentaren ein...


    Zitat von TheLibertine

    Hier würde ich raten, generell, damit Du, es weißt, sparsamer zu sein, und, weniger, davon, zu setzen weil sie, wie, Du, merkst, den, Lesefluss, unter,brechen.


    Uh... so schlimm? Und ich dachte ich hätte mein kleines Komma Defizit in letzter Zeit mehr oder weniger behoben. Man hört es heraus: Ich habs nicht so mit Kommas. Auch wenn ich daran arbeite, versteht sich. Selbiges gilt für das von Snake angesprochene "Leerzeile zwischen Anführungszeichen und erstem Wort". Komische Angewohnheit meinerseits, habe es in dem Post aber gleich sofort geändert und versuche in Zukunft auch darauf zu achten.


    Zitat von Snake

    Ein weiterer Punkt ist die Umgebung und zudem, dass du bei dem Ortswechsel innerhalb des Kapitels keinen Absatz gemacht hast. Plötzlich war man nicht mehr in Ivorys Zimmer, sondern auf dieser Aussichtsplattform und das hast du nicht einmal irgendwie gekennzeichnet oder beschrieben. Jetzt fehlen mir natürlich zwei Bilder: Ihr Zimmer und auch der Überblick dieser Plattform.


    Aus unerklärlichen Gründen ist der Absatz, den ich im Word Programm noch gemacht habe, hier verschwunden. Trotzdem danke für den Hinweis. Das Problem wurde gleich behoben.


    Zitat von TheLibertine

    An keiner Szene mangelt es mir jetzt an Details oder Bschreibungen, nur könntest Du zB. Farbadjektive ins Spiel bringen, damit man sich mehr unter dem Zimmer einer temperamentvollen jungen Frau vorstellen kann, als man es bereits tut. Auch auf das "fahle Gesicht der Cousine mit geröteteren Augen" kommt ja, insofern man das Charakterbild nicht gesehen hat, doch wenig attraktiv vor, wenn es das hervorstehendste aller Details ist - da kann man direkt verstehen, wieso N vor ihr geflüchtet ist.


    Zitat von Snake

    Zusammengefasst lässt sich mit dem oberen also sagen, dass du vor allem auch optisch etwas bieten solltest. Du hast einen tollen Stil, weißt die Charaktere in Szene zu setzen, aber man bekommt nichts von dieser Welt mit, was eigentlich schade ist. Fantasie hat ihre Grenzen und ohne Anhaltspunkte fällt es schwer, sich etwas vorzustellen.


    Okay gebongt. Werde in den nächsten Kapiteln auf jeden Fall darauf achten. War wohl etwas sehr auf die Dialoge allein fixiert. ;)


    Zitat von TheLibertine

    ...läßt es die Story doch eine ganze Ecke kindlicher wirken, dass eine Heldin, die aus ihrem Nest in die Welt aufbricht, einzig und allein daran denken kann, wie ein Junge zu ihr steht. Dass sie weint, ist hinsichtlich der gebrochenen Hoffnungen bereits realistisch, doch dass sie auf Reisen geht nur um einem jungen Mann zu gefallen und sich erst einmal keine weiteren Gedanken macht, weniger. Kommt aber natürlich auch darauf an, als wie gefährlich Du Einall jetzt umschreibst.


    Ja, bei näherer Betrachtung wirkt das ganze wirklich etwas unrund, dass sie sich gar keine Gedanken um die Reise selbst macht. Wenn man sich direkt auf die Szene am Ende bezieht, dann hatte ich aber im Sinn, dass sie zu mindestens zu diesem kurzen Zeitpunkt, erst einmal nur absolut enttäuscht ist und sich einfach nur fragt, was in Braves Kopf vorgeht, dass er zu so einem Entschluss gekommen ist. Das Kapitel endet ja auch in einem Cliffhanger, von daher kann man als Leser auch nicht genau sagen, was danach erst einmal an Reisevorbereitungen bei Ivory stattfindet. Hättest du das jetzt aber nicht erwähnt, muss ich ehrlich gestehen, würde ich ihm nächsten Kapitel wohl nicht so stark drauf eingehen.


    Zitat von Snake

    Bevor ich das erste Kapitel bewerte, eine Frage: Werden sich deine Titel zukünftig immer mit solchen "Zitaten" auseinandersetzen? Zumindest hier dachte ich, dass der Satz im Text auch noch einmal vorkommen könnte und war eher enttäuscht, dass er das nicht tat. Ob du das noch so einführen möchtest, ist dir überlassen, aber ich wollte das einmal anmerken.


    In erster Linie sollen die einzigen Kapitel Zitate, eher eine Umschreibung von Ivorys Gefühlen in den jeweiligen Kapiteln darstellen, beim ersten Kapitel bezieht es sich dabei besonders stark auf das Ende. Aber die Zitate tatsächlich einfach aus den einzelnen Kapitel zu entnehmen, wäre natürlich auch eine Idee. Dann könnte man auch Zitate anderer Charaktere verwenden, von daher gefällt mir die Idee eigentlich ganz gut. Vielleicht mache ich das ja auch schon beim nächsten Kapitel.


    Danke euch beiden für die ausführlichen Kommentare und es freut mich auch, dass meine Fanfiction bisher so gut ankommt. Da bekomme ich doch gleich noch ein Stück mehr Motivation weiterzuschreiben, daher sollte es nicht lange dauern bis zur Erscheinung des zweiten Kapitels, in dem ich auf die angesprochenen Punkte, bestmöglich eingehen werde.

  • [tabmenu]
    [tab=Ich darf mich anmelden oder :3]
    Guten Tag, Yura.
    Dein Startpost war recht interessant gestaltet gewesen. Ich hatte daher provisorisch deine Fanfiction auf der Abonnments-Liste, ehe das erste Kapitel überhaupt erschien. Was ich nun nach diesem von deiner FF halte, wirst du im Folgenden sehen ;ID


    [tab=Startpost]

    Lugia~Startpost~Lugia


    Das Cover ist sehr passend gewählt, da es einerseits zum Titel und andererseits auch zur gesamten Fanfiction gehört. Ivory wird als deutlich erregt in ihrem Gemüt gezeigt, was gut zu deren Wut auf die Ignoranz von Brave passt, der ganz gelassen auf dem Bild wirkt. In Bezug zur zweiten Hälfte deines Kapitels unterstreicht das Cover perfekt so eine wohl öfter auftauchende Szene. Du hast es gut gewählt daher :3


    Allgemein wirkt dein Startpost sehr sauber und strukturiert. Das Vorwort ist sehr schön, die Charakter werden in ihren wesentlichen Zügen geschildert und beschrieben und es wird Platz für weitere Sidestorys gelassen, wobei ich gespannt, was das für welche sind. Das Copyright nimmst du zurecht ernst, weswegen ich dich dafür loben will.


    Ein sauber gegliederter und feiner Startpost, sehr schön (:


    [tab=Kapitel 1]

    Lugia~Kapitel 1~Lugia


    Von vorneherein gefällt mir dein Schreibstil. Das Kapitel hat zwar einen guten Umfang, aber das machen der Inhalt und deine Schreibweise sehr schnell wieder wett.


    Zu den Charakteren:
    Du bringst viele verschiedene Typen in Umlauf und bringst sie gut mit in die Geschichte ein. Du versprachst nicht zuviel mit deiner startpostlichen Beschreibung am Anfang; dass Brave wegen einem verletzten Dusselgurr Ivory versetzt, passt einerseits zu seine Art und reizt sie umso mehr auf. Die Gedanken und manchmal auch inneren Themenwechsel der Gedanken spiegeln relativ gut ihre Zuneigung zu Brave und auch ihre Wut auf ihn wegen seinem Verhalten wider. Dass du dabei hin und wieder auf ihre eigene stolze Persönlichkeit zu sprechen kommst, gelingt dir wirklich gut und es wird glaubhaft rübergebracht. White ist offenbar neben ihrer eigenen Beziehung sehr an der zwischen Brave und Ivory interessiert, und fungiert hin und wieder als Vermittlerin. In so einem Kontext wird immer eine gewisse Art von Situationskomik miteingebracht, was das Lesen deutlich erheitert und weiter zum Fortführen veranlasst.


    Zum Schreibstil:
    Du schaffst es mit einem interessantem Schreibstil, selbst so alltägliche Szenen wie das Aufstehen auf die Charaktere anzupassen, wobei der eine eher passiv durch das hier teilhabende Raupy teilnimmt. Deine Beschreibungen, die passend wirken sollen, werden von dir gut gesetzt, sodass die Geschichte nicht nur aus reiner Handlung und Dialogen besteht. Man kann sich genug Bildliches vorstellen, wie und wo man sich befindet.
    Tatsächlich tauchen öfter deine kleineren Komma-Fehler auf. Ich gebe zu, ich wollte eine komplette Korrektur schicken, da dir aber dieses kleine Manko selber auffällt, habe ich davon abgelassen. Für den Fall aller Fälle rate ich dir dennoch schonmal, dir einen Betaleser anzuschaffen, der für dich vor dem Veröffentlich nochmal über deine Kapitel schaut:



    Sonst besitzt du eine gute Basis an der Wortwahl, bleib bei dieser ;3


    Zum Inhalt:
    Ich habe das erste Kapitel mit steigerndem Spaß genossen. Manche Witzszenen brachten mich zum Kichern, was eine gute Auflockerung war. Allgemein wird die Gesamthandlung gut eingeleitet, und zwar damit, dass sich nun Brave und Ivory auf eine Reise begeben sollten. Jedoch sieht Brave die Sache anders und sieht sich mehr als Rivale, der seiner Konkurrentin umbedingt einen Schritt voraus sein will. Das Ende wirkt noch einmal sehr passend zum Titel. Offenbar kann Ivory nie ihre Gefühle brave überwiegen lassen von anderen Gefühlen. Gerade diese Ablehnung ihrer zuerst geplanten Reise bringt sie zu leichten Tränen.


    [tab=Schluss]
    Mir gefällt die Geschichte. Wenn ich das nächste Mal Zeit habe und dein zweites Kapitel ist draußen, werde ich nocheinmal drüberschauen^^
    Ich hoffe, ich war etwas hilfreich trotz dieses weiteren Kommentars zu den anderen beiden :3


    Liebe Grüße,


    Lugia~Silvers~Lugia


    [/tabmenu]

  • Bonjour,


    Ich muss von Anfang an erwähnen, ich habe die anderen Kommentare nur ganz kurz überflogen, deswegen kann es sein, dass ich etwas ähnliches aufführe, wie meine Vorposter. Dann will ich mich mal an die Arbeit machen *mit den Fingern knacks*.


    Startpost und Titel
    Ich habe, glaube ich, durch die Werbung in deiner Signatur hergefunden. Erst dachte ich, dass es sich bei deiner Geschichte um eine allgemeine Story handelt, dass das Thema Liebe behandelt wurde, konnte ich mir schon vorstellen. Doch gleich als ich das Bild im Starpost gesehen habe, hab ich eine Mini-Herzattacke bekommen, warum, erzähle ich später.
    Tatsächlich ist der Titel für meinen Geschmack zu lang. Die Aussage an sich ist vielleicht auch nicht so passend gewählt. Nach dem ersten Kapitel denke ich, dass Brave Ivory nicht "ignoriert", das ist das falsche Wort, imo. Es ist ja so, dass er sich einfach nicht ihrer Gefühle bewusst ist. Genauso das "hate me". So vom ersten Eindruck scheint es Ivory ja sehr wichtig zu sein, dass Brave endlich mal mitbekommt, was sie für ihn empfindet. Dass er anfängt sie zu hassen wäre vermutlich nicht nicht ganz so gut, zumindest wenn die Überdramatisierung von Liebesangelegenheiten bei ihr genauso veranlagt ist wie bei White :D
    Der Startpost ist zwar sehr ordentlich, nur habe ich meine Probleme mit zu großen Tabmenus. Vor allem Dinge wie Klappentext, Vorwort, Kapitel etc finde ich einfach schöner, wenn sie direkt auf den ersten Blick sichtbar sind, und nicht erst, nachdem man sich durch das ganze Tabmenu klickt.
    Dafür finde ich die Gestaltung der Charaktersheets sehr schön (Wie machst du das, den Text direkt neben das Bild zu setzen? o.o)


    Kapitel 1
    Wie, was, kein Prolog? Nun, ist nicht jedermanns Sache, nur finde ich einen kleinen Einleutungstext, in dem man den Charakter beispielweise etwas beschreibt schon nicht schlecht.
    Erst einmal die Kritikpunkte.
    Ich denke, das mit den Kommas wurde schon erwähnt. Ein kleiner Tipp meinerseits: Lies dir die Sätze noch einmal durch, ohne auf die Kommasetzung, die du verwendet hast, zu achten. Du wirst automatisch Pausen einlegen, in die gehören dann die Kommata. Merkst du, dass die Pause merkwürdig klingt, dann kannst du dir ziemlich sicher sein, dass das Komma falsch gesetzt ist. Im normalfall dürfte diese Methode bei solchen Fehlern wahr Wunder wirken, bei mir hats zumindest geklappt ^_^
    Rechtschreibfehler sind jetzt nicht so stark vorhanden. Du hast einmal "dies Mal" anstelle von "diesmal" geschrieben. Eine andere Möglichkeit wäre "dieses Mal", dann wäre es wieder getrennt.
    Wenn du ihr Zimmer beschreibst, denke ich, dass es eigentlich "Schreib- und Zeichenutensilien" heißen müsste, also zusammen und mit Trennungsstrich.
    Prinzesschen mit Doppel s.
    Bei dem Gespräch mit White glaube ich, dass du anstelle von "demonstrierend" eher "demonstrativ" meintest. Irgendwo war auch noch ein einzelner Buchstabe verkehrt, den finde ich aber gerade nicht mehr. =/


    Jetzt zum Lob.
    Ich finde deinen Sinn für Humor sehr ansprechend. Normalerweise lache ich bei Fanstorys nicht wirklich oft, aber bestimmte Formulierungen haben mich wirklich zum schmunzeln gebracht, vielleicht, weil ich auf ähnliche Weise schreibe. xD
    Auch wie du deine Charaktere im Text selbst miteinander interagieren lässt, finde ich sehr interessant. Sie scheinen zwar ein wenig überdreht zu sein, aber noch so menschlich, dass ich ihre Handlungen nachvollziehen kann. Du springst nicht von einer Szene zur anderen, wie ich das bei vielen sehe, du arbeitest sie sorgfältig aus und schaffst es, sie nicht zu viel, aber auch nicht zu spärlich zu beschreiben.
    Es wurde schon so viel von den anderen erwähnt... Da bleibt fast nichts mehr zum loben >_>


    Inhaltlich muss ich sagen, dass es mir ebenfalls etwas suspekt vorkommt, welche Motive Ivory für ihre Reise hat. Klar, sie wurde ein wenig dazu gedrängt, aber der Grund ist ja eigentlich nur Brave. Besonders der Moment der Pokemonübergabe kam mir einfach zu kurz vor. Ich gehe davon aus,, dass jedes Kind, das sich auf die Reise begibt, sich sehr darauf freut, ihr erstes Pokemon zu bekommen. Bei Ivory kam das einfach nicht so rüber. Und besoders bei Brave hätte ich mich sehr gefreut, wenn seine Reaktion erwähnt worden wäre. Da er ja scheinbar ein richtiger Pokenarr ist, wäre ein einfaches Akzeptieren irgendwie... platt, findest du nicht?
    Noch etwas, was ich merkwürdig finde (kann auch sein, dass ich das missverstanden habe) Hat Brave sein Kleoparda jetzt noch? Im Spiel findet man das ja erst ganz zum Schluss wieder, welche Anreize hätte Brave denn dann Plasma zu bekämpfen? Gerade das schätze ich ja an seinem Charakter im Spiel selber, dass er nicht einfach nur durch Gerechtigkeitssinn, sondern auch persönlichen Motiven geleitet ist.


    Und jetzt, etwas, was nicht direkt mit deiner Story zu tun hat, der Grund für meine Mini-Herzattacke: Ich arbeite seit einigen Tagen ebenfalls an einem ähnlichen Projekt und hatte jetzt schon Panik, dass man mir eventuell Unorginalität vorwerfen könnte. Sei dir sicher, dass ich schon mit dem zweiten Kapitel fertig war, als ich deine Story gesehen habe, ich habe also nichts kopiert ^_^
    Zum Schluss bitte noch PN-Banachrichtigung, bitte dankeschön.
    ~Caithy

  • Danke für die weiteren zwei Kommentare. Fangen wir doch mal damit an...


    Zitat von Cáithlyn

    Noch etwas, was ich merkwürdig finde (kann auch sein, dass ich das missverstanden habe) Hat Brave sein Kleoparda jetzt noch? Im Spiel findet man das ja erst ganz zum Schluss wieder, welche Anreize hätte Brave denn dann Plasma zu bekämpfen? Gerade das schätze ich ja an seinem Charakter im Spiel selber, dass er nicht einfach nur durch Gerechtigkeitssinn, sondern auch persönlichen Motiven geleitet ist.


    Und jetzt, etwas, was nicht direkt mit deiner Story zu tun hat, der Grund für meine Mini-Herzattacke: Ich arbeite seit einigen Tagen ebenfalls an einem ähnlichen Projekt und hatte jetzt schon Panik, dass man mir eventuell Unorginalität vorwerfen könnte. Sei dir sicher, dass ich schon mit dem zweiten Kapitel fertig war, als ich deine Story gesehen habe, ich habe also nichts kopiert ^_^


    So, so. Dann kann ich mich also in Zukunft auf eine Rivalin gefasst machen ;). Da freue ich mich ja schon. Aber zum oberen Absatz: Ja, Brave besitzt sein Kleoparda noch. Wie ich schon oben beim"Copyright und weitere Hinweise" im Startpost erwähnte, werde ich meine Geschichte zwar an die Welt von S2/W2 anlehnen und auch das eine oder andere Ereignis aus den Spielen vielleicht in Bezug bringen, keinesfalls aber das gesamte Spiel adaptieren. Team Plasma ist also bis dato nie persönlich in Braves oder Ivorys Leben aufgetreten und werden es auch nicht, sollte es keine plötzlichen Planänderungen meinerseits geben. ;)


    Zitat von Cáithlyn

    Besonders der Moment der Pokemonübergabe kam mir einfach zu kurz vor. Ich gehe davon aus,, dass jedes Kind, das sich auf die Reise begibt, sich sehr darauf freut, ihr erstes Pokemon zu bekommen. Bei Ivory kam das einfach nicht so rüber. Und besoders bei Brave hätte ich mich sehr gefreut, wenn seine Reaktion erwähnt worden wäre. Da er ja scheinbar ein richtiger Pokenarr ist, wäre ein einfaches Akzeptieren irgendwie... platt, findest du nicht?


    Hm, ähm... Ja. Da hast du mich tatsächlich erwischt *nervös am Kopf kratz*. Habe das gesamte Kapitel innerhalb von 4 Stunden ohne eine Pause am Stück geschrieben. Da habe ich gegen Ende wohl etwas geschlampt. Man vergebe mir...

  • So, Yura^^
    Ich habe ja schon einen Kommi diesbezüglich deiner FF angekündigt, da will ich mal keine Zeit verlieren. ;)
    Übrigens habe ich die Kommentare meiner Vorposter nicht gelesen, also sei bitte nicht böse, wenn ich etwas wiederholen sollte.


    Titel
    Liebe mich, hasse mich, aber ignoriere mich nicht!
    Das erinnert mich irgendwie an die Stelle eines Shojo-Mangas, den ich einmal gelesen habe.^^ Als der Mann das Mädchen fragte, was sie für ihn empfinde, antwortete diese: "Da ist weder Liebe noch Hass, ich empfinde eher nichts für dich."
    Dann sagte er: "Das ist viel zu hart!! Da wäre es mir ja lieber, du würdest mich hassen!!"
    Aber das beiseite, im Vergleich mit deiner Story finde ich diesen Titel relativ gut passend. Brave, der sich nur um seine Pokémon kümmert und (eher unabsichtlich) nichts von Mädchen wissen will und Ivory, die sich dummerweise Hals über Kopf in ihn verliebt hat. Ich bin gespannt, wohin das noch führen wird.^^ Hier wird die Botschaft im Vergleich zur oben genannten Szene eher indirekt übermittelt, ich glaube nicht, dass Brave soweit gehen würde und Ivory völlig ausblendet, er empfindet wohl eher Kameradschaft oder "Kumpelhaftigkeit" für sie, aber Männer sollten ja bekanntlich wissen, dass man Frauen nicht wie Männer behandeln darf...
    Aber gut, weiter im Text, insgesamt mag ich den Titel, er spiegelt gut die Gefühle der Protagonistin wieder, die sich bei den Leidenschaften ihres Erwählten völlig verwahrlost fühlt.


    Startpost:
    Das Zitat unter dem Titel spiegelt im Grunde die Situation der Protagonistin wieder, dazu kann ich nichts besonderes sagen.
    Den Header wiederum finde ich äußerst passend.^^ Man nehme sich da die Rückblende im ersten Kapitel vor, als Ivory Brave wegen des Dusselgurrs anschreit, roar. x3 Also spielt im Moment alles daraufhin, dem Leser diese eine Botschaft zu übermitteln: "Sie liebt ihn und versucht es ihm klarzumachen, aber er versteht es einfach nicht!!" Das gefällt mir. ;)
    Normalerweise bin ich ja kein so großer Fan von Tabmenu-Startposts, aber in dem Fall geht das, glaube ich, in Ordnung. Immerhin hast du ein ziemlich großes Vorwort, da könnte sich der Leser im ersten Moment schon etwas erschlagen fühlen.^^ Aber es scheint alles wichtige grin zu sein. Die Charakterbeschreibungen hast du gut umgesetzt, normalerweise finde ich ja, dass offizielle Artworks bei Fanfictions nicht gut aussehen, aber in diesem Fall hast du sie perfekt mit den Steckbriefen verschmelzen lassen.^^
    Was mir gleich zu Beginn auffällt ist deine etwas desorientierte Kommasetzung. Wie du weißt setzt man grundlegend Kommas bei der Abtrennung von Haupt- und Nebensätzen und bei Relativsätzen. Zusätzlich gibt es da noch einen ganzen Batzen anderer Regeln, ich würde dir diesen Thread hier empfehlen, überhaupt hat die Schreibschule noch gute Hilfen zu bieten.^^
    Ansonsten gefällt mir dein Startpost gut, es ist alles Wichtige dabei und er bringt das Hauptthema gut rüber, ein gelungener Start!^^ Fahren wir fort...


    Kapitel 1:
    Der Anfang irritiert mich ein wenig, du scheinst personal aus der Ich-Perspektive zu erzählen, doch diese Philosophie lässt eher auf einen dritten auktorialen Erzähler schließen... Gut, die letzten Sätze des ersten Absatzes lassen darauf schließen, dass Ivory diese Gedanken dem Leser mitgeteilt hat, als würde sie diese Geschichte erzäjlen. Ich finde das irgendwie zugleich faszinierend und doch irritierend, oder vielleicht bin ich im Moment einfach ein wenig durcheinander.
    Der Anfang war auf jeden Fall schon einmal lustig dargestellt, als das (arme, arme) Raupy auf dem Gesicht der armen Ivory saß und ihr den Morgen "versüßte". Du hättest vielleicht etwas mehr beschreiben können, wie sich Ivory so schläfrig kurz nach dem Aufwachen fragt, was da auf ihrem Gesicht sitzt, wie es sich anfühlt, was für Reaktionen es in ihr auslöst... Im Moment geht alles ein wenig schnell und schmerzlos vorüber.
    Dass die Protagonistin dann ihren Hass hinausschreit hat mich zutiefst überrascht, ich bin gut erzogen, da kommt sowas in Konflikt mit meiner Höflichkeitsnorm und den Schamreflexen. xD Aber in Animes und FFs sind ja die temperamentvollsten Charaktere äußerst erwünscht.^^ Es ist gut, wenn man seinen Leser emotional in die Geschichte einbinden kann.
    Hier kamen allerdings die Beschreibungen auch wieder etwas zu kurz, du könntest das Aussehen der verschiedenen Häuser beschreiben, das Gefühl der frischen Morgenluft in diesem Dorf mitten im naturellen Nirgendwo und wie Ivory sie (vielleicht) zunächst genießt, bevor sie sich dazu entschließt, ihren Kummer hinauszuschreien.
    Als nächstes ruft sie also White an. Was mir als nächstes klar wird ist, dass du dich bei deiner FF auf das typische Fandom stützt. D.h. du beschreibst die Charaktere und die spezifischen Dinge dieser Welt nicht, weil du davon ausgehst, dass sie sowieso alle kennen und auch Bilder bei den Steckbriefen angefügt wurden.
    Nicht, dass das falsch ist, das ist immerhin eine Fanfiction, aber es macht mich immer wieder traurig, wenn die Schreiber sich nicht die Zeit nehmen um innezuhalten und ihre genaue Vision von dem Geschehen auf den Leser zu projizieren. Klar, das mag anstrengend sein, aber es ist einfach diese "Bürde", die mit dem Schreiben verbunden ist. Ich persönlich schreibe ja, um meine Ideen und Vorstellungen mit der Welt zu teilen und ich nehme an, dass du bestimmt einen ähnlichen Grund hast, Yura.^^ Ich hoffe, du kannst mir zeigen, wie viel Leidenschaft dafür in dir steckt. ;)
    Der Dialog zwischen den beiden brachte eine starke Girlie-Atmosphäre rüber, so etwas lese ich normalerweise selten, erfrischend, mal das typische Klischee der Mädchengespräche über Jungs zu sehen. Die Zeilenumbrüche beim Sprecherwechsel hast du auch vorbildlich gesetzt,m das hilft einem beim orientieren. ^-^


    Dann erhält sie die mehr oder weniger schockierende Nachricht über ihre Aufgabe, Professor Esche zu unterstützen und White setzt ihr den Floh ins Ohr, sie würde es zusammen mit Brave tun können. Das erste Aufeinandertreffen zwischen Ivory und Brave in dieser Story war süß, vor allem, da die angespannte Situation wegen des Streits sich auflöste und Hoffnungen weckt. Wer weiß, würde durch diese Reise ihre Beziehung gekittet werden? Auf jeden Fall hättest du während der Wartezeit die berühmtberüchtigte Aussicht von der Plattform beschreiben können, immerhin ist das ein wichtiges Stück von Eventura City. Vielleicht hätte sich Ivory auch mit dem genießen der Aussicht von dem inneren Konflikt ablenken können, wie du siehst gibt es gute Möglichkeiten Umgebung und Emotion zu verknüpfen, und ich denke, dass du das auf die richtige Weise hinbekommen könntest. ;)
    Bell hast du wiederum gut dargestellt, der Vergleich mit der Großmutter war einfach passend zu ihrer Persönlichkeit. xD Ich stelle mir gerade vor, wie da ein armes Piccochille ihren Weg kreuzt und sie ruft: "Oh du süßes Ding, lass mich dich knuffen!" Hm, oder eher wie eine ältere Tante... Na ja, auf jeden Fall hast du das gut getroffen.^^
    Die Sache mit Serpifeu und der Blumenwiese gibt deiner Protagonistin einen etwas verträumten und selbstironischen Charakter, aber mit solchen Nebensachen würde ich ein wenig aufpassen. Manchmal kann so etwas fehl am Platz wirken, mir ist schon einmal passiert, dass ich in einer Paniksituation auf das Rasenmähen gekommen bin... Nun gut, aber in dieser Szene geht das noch durch, ich hoffe nur, dass das nicht zu den selben Fehlern ausartet, die mir auch ständig passieren.^^"
    Das Ende ist eher überraschend, Brave bezeichnet die Verliebte plötzlich als Rivalin und lässt sie traurig zurück, ich bin gespannt, wie sich das noch entwickelt...


    Fazit:
    Im Grunde genommen ist deine FF gut, du scheinst Erfahrung zu haben, der einzige Makel liegt ein wenig in dem Verweilen und Beschreiben und in der Kommasetzung. Aber du bist gut darin die Charaktere passend in Szene zu setzen, das gefällt mir.^^
    Ich bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergehen wird und wie Ivory auf das Geschehene weiterhin reagieren wird. ^-^
    Übrigens hat mich deine Geschichte zu einer MoonRingshipping FF inspiriert. *-* Oh mann, so viele Gedanken kreuzen im Moment meinen Kopf... x3


    The Sound of Silence

  • Hier kommt auch schon das zweite Kapitel. Ich habe bestmöglich versucht auf die Kritikpunkte der Kommentare zu achten und ich glaube was die Beschreibungen angeht, sollte es schon einmal etwas besser geworden sein. Kommentare zum zweiten Kapitel sind selbstverständlich weiterhin gern gesehen. ;)


    Kapitel 2 – „Man kann sie vieles nennen, nur nicht normal.“


    Idiot, Dummkopf, Schwachmatt, Pfosten. All diese Begriffe waren gängige Bezeichnung meinerseits für Brave. Einerseits weil er es immer wieder schaffte mich völlig aus der Fassung zu bringen mit seiner Stange an willkürlichen Aktionen. Andererseits aber auch aufgrund meiner eigenen Frustration, ob er jemals realisieren würde welche Gefühle ich für ihn hegte. Gewöhnt durch die zig Male die ich ihn so nannte, interessierte Brave sich praktisch schon nicht mehr dafür welchen Namen ich ihm denn nun gab. Ganz im Gegenteil. An einem Tag, hatte er mich aufgefordert ihm den Begriff „Dummheit“ zu definieren. Erstaunt von einer solch ungewohnten Frage seinerseits konnte ich ihm keine Antwort geben, er jedoch schon. Die Lösung auf seine Aufforderung war, dass Dummheit ein Mittel war um zu wachsen und aus diversen Fehlern zu lernen. Ich musste ehrlich gestehen dass mich seine Antwort von damals faszinierte, heutzutage jedoch wusste ich, dass er sie nur als Ausrede verwendete um all seine dämlichen Aktionen auch tatsächlich durchzuziehen.
    Ein säuerliches Lächeln machte sich auf meinem von Müdigkeit geprägten Gesicht breit. Die letzten vier Nächte hatte ich kaum geschlafen, was weniger am Kopfzerbrechen über Brave lag, als an dem Fakt, dass ich mich immer noch nicht an meine neue Lebenssituation gewöhnt hatte. Im Grunde konnte ich es momentan auch noch gar nicht realisieren, dass ich nicht wie gewohnt vor laufenden Fernseher im Wohnzimmer lag, sondern irgendwo verschollen auf Route 19 herum strolchte, ohne eigentlich genau zu wissen wohin als nächstes zu gehen war. Zwar boten mir Erinnerungsüberreste vom Überlebenstraining das wir damals in der Grundschule durgenommen hatten, wozu gehörte wie man beispielsweise Feuer machte, den richtigen Schlafplatz in freier Wildbahn fand, oder welche Beeren genießbar waren und welche nicht, und das Tagebuch das White damals auf ihrer eigenen Reise durch Einall geschrieben hatte, einigermaßen Halt, völlig sicher war ich mir aber trotz allem nicht. Ganz im Gegensatz zu Brave, von dem man schon fast behaupten könnte in der Wildnis aufgewachsen zu sein, besaß ich keinerlei angeborenes Talent darin mich in dieser Einöde zu Recht zu finden. Ich erinnerte mich noch gut daran wie Brave und Ich früher in den umliegenden Wäldern von Eventure City gespielt hatten. Wie er mir half auf Bäume zu klettern, weil ich nicht nur klein gewesen war, sondern auch einen sehr schwächlichen Körper besessen hatte, der kaum das Gleichgewicht fand um auf dem Ast eines Baumes Halt zu finden, und mich immer in letzter Sekunde noch festhielt, sobald mir drohte von diesem zu stürzen. Wenn ich es mir genau überlegte, hätte ich vieles was mit körperlicher Aktivität zu tun hatte, nicht ohne Braves Hilfe bewerkstelligen können, was wahrscheinlich der Grund dafür war weshalb wir uns nun so nahe standen. Er hatte wohl zu unseren Kindheitstagen schon gespürt wie gerne ich mit den anderen Kindern gespielt hätte, anstatt ständig Zuhause ans Bett gefesselt zu sein. Weder Ausdauer noch Robustheit waren mir zu Eigen, weshalb die Nachbarskinder schnell das Interesse an mir verloren und nicht mehr mit mir spielen wollten. „Heulsuse“ hatten sie mich genannt, weil mir wegen jeder diversen Kleinigkeit Tränen in die Augen geschossen waren. Ob ich mir nun das Knie aufgeschürft hatte, oder einfach hingefallen war. Immer schien ich einen Grund gehabt zu haben in Tränen auszubrechen, sodass ich meinen vermeintlichen Kameraden von damals es kaum verübeln konnte so mit mir umgegangen zu sein. Trotzdem hatte Brave auf meine Macke anders reagiert als die anderen. Vielleicht lag es daran, dass er selbst eine kleine Schwester besaß, aber hatte er mich stets fürsorglich und zuvorkommend behandelt. Statt mit den anderen Kindern, die beinahe pausenlos rennen und springen konnten, auf wahnwitzige Verfolgungsjagden zu gehen und die Welt zu entdecken, hatte er mir Tag für die Tag die schönsten Plätze rund um Eventura City gezeigt und hatte mir so einen damaligen Kindheitstraum erfüllt.
    Schweigend beobachtete ich wie mein kleines Serpifeu im Gras der vor mir liegenden Lichtung herumtollte und einem gelben Schmetterling, der immer wieder wegen des Windes tänzelnd seinen zuvor angestrebten Kurs änderte, hinterherjagte und mich fragte, was die Natur sich wohl dabei gedacht hatte, einem eleganten Pokemon wie diesem, solch kastanienbraune Augen zu geben die im Kontrast mit dem Rest des grünen Körpers standen. Setzte das kleine Wesen zum Sprung an, wodurch es auch mit den kurzen Ärmchen nach dem Boden langte, streckte es seinen mit einem Blatt besetzten Schwanz in die Höhe, sodass es beinahe so aussah als wäre an dieser Stelle urplötzlich ein Baum gewachsen. Es musste wohl ein Jungtier sein, gerade erst aus dem Ei geschlüpft. Anders konnte ich mir die ungewöhnlich hohe Verspieltheit, welche der eines Kindes glich, kaum erklären. Auf ungewöhnliche Weise jedoch stimmte mich diese Beobachtung positiv auf meine bevorstehende Reise. Genauso wie ich würde dieses Serpifeu noch wachsen an den Erfahrungen die wir machen würden. Sowohl an den guten, als auch den schlechten.
    Neugierig schaute Serpifeu in meine Richtung, trappelte mit winzigen Schritten zu mir herüber und ließ sich von mir am Kopf kraulen. Einen Kindheitstraum hatte mir Brave damals tatsächlich erfüllt, allerdings konnte er selbst nicht viel an dem Zweiten, den ich selbst nach Jahren in mir trug, ändern. Den Wunsch aus meinem kleinen friedlichen Heim auszubrechen und selbst Entdeckungen für mich zu machen. In den letzten vier Tagen hatte ich mir fast permanent den Kopf daran zerbrochen, weshalb Brave mich plötzlich zurück gelassen hatte, ohne einen wirklichen Grund nennen. Als ich jedoch merkte wie aufgeschmissen ich hier in diesem Wald war ohne seine Hilfe, dachte ich darüber nach ob ich mich in meinem Leben vielleicht nicht ein wenig zu sehr auf ihn gestützt hatte. Zu sehr darauf verlassen, dass er in jeder Situation da sein würde für mich. Inzwischen war ich aber jedoch schon 16 Jahre alt geworden und quasi auf dem Weg erwachsen zu werden. Langsam sollte ich wohl lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.
    „Komisch was man alles innerhalb von vier Tagen über sich herausfindet. Ist ja fast schon wie ein Selbstfindungstrip, nicht Serpifeu?“, lachend setzte ich meinen neuen Freund auf dem Schoss, worauf es seine Schnauze zur strahlenden Sonne am Himmel wandte. Der dicke, massive Baumstamm mit der rauen Rinde auf dem ich eine kleine Rast eingelegt hatte, war sicherlich nicht der beste Platz für diesen Zweck, dass machten die frische Luft, die der Wald um mich herum praktisch verströmte, und das schöne Wetter heute wieder wett, sodass ich mich nach den letzten ungewöhnliche bewölkten Tagen etwas entspannen konnte. Die Motivation diese Reise für mich zu nutzen war zwar nun da, änderte aber letztendlich wenig an meiner Unerfahrenheit, sodass ich den Nächten häufig kaum Schlaf fand vor Angst. Ich wusste dass Pokemon nur selten Menschen angegriffen und ohne Grund schon gar nicht, dass unwohle Gefühl in meiner Magengegend verschwand deswegen aber noch lange nicht. Teilweise war es schon so schlimm, dass ich Serpifeu in der Nacht außerhalb des Pokeballs bei mir schlafen ließ, auch wenn ich bezweifelte, dass es in seinem derzeitigen Zustand mich zu verteidigen wüsste. So etwas wie „Training“ stand bisher nämlich noch nicht auf meinem Programmplan.
    Seufzend erhob ich mich aus meiner Sitzposition und griff, Serpifeu immer noch im Arm haltend. nach meiner Tasche. Eigentlich wollte ich die nächste größere Stadt Dausing noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, was ich dank meiner Fähigkeiten eine Karte falsch zu lesen, aber wahrscheinlich ohnehin vergessen konnte. Wenn ich Glück hatte würde ich vielleicht auf einen Wanderer treffen, aber verlassen konnte ich mich darauf nicht, zumal diese Region Einalls als die am wenigsten zivilisierteste galt. Wäre ich nicht so in Panik geraten und hätte meine Sachen für die Reise ein wenig ordentlicher mit aller Ruhe gepackt, würde ich vielleicht nun so etwas wie ein Kompass dabei haben, allerdings hatte ich mich alles andere als ruhig verhalten, als ich mich bereit machte für die Reise, sodass sich mein Gepäck nun wirklich nur auf das allernötigste beschränkte. Auf einmal kam mir ein Gedankenblitz. Mein Handy! Dank neuester Technologie konnten Smartphones wie meines, Application herunterladen die zu allerhand fähig waren. Es würde sicherlich kein Problem darstellen unter diesen auch einen Kompass zu finden. Zackig kramte ich nach meinem Handy in der Tasche und fand es nach einigen Sekunden auch schon. Das Display des schlichten schwarzglänzenden High Tech Gerätes, spiegelte im Schein der Sonne und ich musste erst ein paar Schritte in den Schatten eines Baumes treten, um überhaupt etwas darauf erkennen zu können. Schnell zog ich mit dem Daumen den Entsperrungsschalter nach rechts und stieß prompt auf eine Enttäuschung. Kein einziger Balken tat mir den Gefallen, weiß auf dem schwarzen Hintergrund aufzuleuchten.
    „Ach nö“, stöhnte ich enttäuscht und hielt das Handy in der Hoffnung doch noch irgendwie Kontakt zu der Außenwelt knüpfen zu können in die Höhe. Keine Chance.
    „Die Jugend von heutzutage ist wirklich aufgeschmissen ohne Handys“, seufzte ich und wollte gerade meinen Arm wieder in seine gewohnte Haltung zurückziehen, als es plötzlich in dem Geäst des Baumes über mir raschelte. Erschrocken wanderte mein Blick zum Punkt woher ich meinte das Geräusch gehört zu haben. Noch einige Sekunden lang fixierte ich das besagte Fleckchen mit meinem Blick, konnte aber außer den prachtvoll grünen Blättern des Baumes nichts ausmachen. Da stürzte, oder sprang, ich konnte es nicht so ganz einordnen, auf einmal ein Pokemon aus der Krone des Baumes. Mit seinem weit geöffneten Mund, sodass ich bis in den tiefroten Schlund hineinsehen konnte, schnappte das Pokemon ohne Vorwarnung nach meinem Handy und entriss meiner Hand. Dann landete es mit einer galanten Bewegung, die für den massiven Körper den das Pokemon besaß fast schon beeindruckend war, auf dem Boden und rannte, so schnell die kurzen Beinchen es tragen konnten, auf die helle Lichtung hinaus. Perplex sah ich dem Pokemon hinterher und wahrscheinlich wäre ihm seine Flucht auch gelungen, wäre nicht plötzlich eine weitere Gestalt aus dem Gebüsch gesprungen und hätte sich auf das Pokemon gestürzt. Gestürzt war keinesfalls übertrieben, denn als die Gestalt die ich inzwischen als Mensch identifiziert hatte, dass Pokemon zu packen bekam, machte sie noch zwei kleine Purzelbäume über den Boden, bevor sie mit einer sprunghaften Bewegung wieder auf die Beine kam.
    Erstaunt über das Kunststück, dass die vermeintliche Gestalt zuvor vollbracht hatte, starrte ich sie an. Es war ein Mädchen. Nicht sonderlich groß, vielleicht gerade einmal an die 1,60, und schmal gebaut, jedoch mit kräftigen, beinahe schon muskulösen Beinen, sodass ich ihnen zutraute die eines Leichtathleten zu sein. Viel mehr wunderten mich jedoch ihre Haare und Augen, welche den eines Albinos glichen. Nein, es gab keinen Zweifel. Sie war ein Albino. Komplett weißes Haar, welches Vorne lang war, zum Hinterkopf Hin aber immer kürzer wurde, und leuchtend rote, große Augen, die geradewegs aus dem Gesicht herauszustechen schienen. Ihre Haut war ungewöhnlich hell und glich beinahe der eines Toten, wäre sie nicht leicht rosa gesprenkelt gewesen. Zu meiner Überraschung ähnelte ihre Kleidung einer Schuluniform. Eine schlichte weiße Bluse, die oben mit einem dunkelblauen Band zu einer Schleife zugeschnürt war, dessen Ärmel jedoch schon etwas zerschlissen wirkten, und ein ebenso blauer Faltenrock, wie ich ihn von meiner eigenen Mittelschuluniform damals kannte. Auch das Pokemon, das mir mein Handy aus der Hand gerissen hatte, konnte ich nun erkennen. Die großen etwas naiv dreinblickenden Augen, die spitzen katzenartigen Ohren und das lange dunkelgrüne Fell, verrieten das Pokemon sofort. Ein Mampfaxo.
    Inzwischen schien auch das Mädchen Notiz von mir genommen haben und sah erschrocken in meine Richtung. Jedoch schien sie nicht mich selbst anzusehen, sondern direkt durch mich hindurch, so als wäre ich Luft, wobei sich ein angestrengter Ausdruck auf ihrem Gesicht breit machte. Fragend legte ich den Kopf schief, worauf das Mädchen wie aus einer Starre aufschreckte und mich nun doch ansah. Auch sie legte den Kopf schief und hielt sich unsicher die Hand neben den Mund.
    „Do… do you speak English?“, fragte sie mit einem schrecklichen Akzent den selbst ich nicht überhören konnte. Ihre Stimme klang sanft, hatte aber einen monotonen Unterton, so als wüsste sie nicht so recht wie man eine Emotion ausdrückte. Selbiges galt auch für ihr Mimik, welches mehr der einer Puppe als einem Menschen ähnelte, was dadurch verstärkt wurde, dass die Züge ihre Gesichtszüge, ebenso fein waren wie einer solchen.
    „Wir können auch in unserer Sprache miteinander reden“, schlug ich schmunzelnd vor. Aus unerklärlichen Gründen hatte das Mädchen etwas ungewöhnlich Vertrautes, auch wenn ich sie zum ersten Mal in meinem Leben sah.
    Ein Hauch von Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit und schon kurz darauf nickte sie zögerlich. Sagen tat sie jedoch nichts, weswegen ich meinen Anfang tat.
    „Ähm… Könnte ich mein Handy zurückhaben?“ Etwas verwundert blickte mich das Mädchen an, ging dann jedoch auf meine Bitte ein.
    „Mampfaxo“, flüsterte sie tonlos und blickte zu ihrem Mampfaxo, das sie fest umklammert im Arm hielt, herunter. Zuerst sah das Pokemon sie fragend an, so als hätte es bereits vergessen dass es mir eine Wertsache teuerster Sorte entrissen hatte, schien dann aber mit der Zunge in seinem Mund herumzuwühlen. Etwas angeekelt verzog ich das Gesicht. Ich konnte von Glück sprechen wenn mein geliebtes Smartphone nach dieser Tortur noch funktionieren würde. Nach einigen Sekunden konnte ich es dann auch tatsächlich wieder in den Händen halten und zu meinem eigenen Erstaunen, vollfunktionstüchtig, wenn man von dem immer noch fehlenden Empfang und der glänzenden Speichelschichte Mampfaxos, die ich wortlos mit einem Taschentuch abwischte, absah.
    Dann wandte ich meinen Blick wieder zu dem Mädchen, dass mich ohne einen Ton von sich zu geben, ansah. Da sie immer noch nichts sagte, startete ich erneut den Versuch ein Gespräch einzuleiten.
    „Also… Was machst du hier allein in dem Wald? Hier ist doch keine Menschenseele und Empfang übrigens auch nicht.“ Demonstrativ hielt ich mein Handy vor mich und wiegte es kurz nach links und rechts.
    „Wir haben… gespielt“, antwortete das Mädchen langsam, nachdem einige Sekunden verstrichen waren. Ich runzelte die Stirn. Das Mädchen musste etwa in demselben Alter wie ich sein und trotzdem sprach es so wie ein Kind. Und überhaupt: Sah das sie das Stehlen anderer Leute Wertsachen, als Spiel an?
    „So? Wohnst du hier in der Gegend?“, harkte ich nach, in der Hoffnung dass ein kleineres Dorf in der Nähe sein könnte.
    Sie schüttelte den Kopf. „ Ich reise als Trainerin.“
    „Ach so.“ Ich versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Dann weißt du vielleicht zufällig wo die Stadt Dausing liegt? Um ehrlich zu sein habe ich mich nämlich etwas verirrt und komme nicht weiter.“
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Mädchens, dass sie für einen Moment lang tatsächlich glücklich wirken gelassen hat.
    „Ja. Hinter dem großen Hügel da. Ich komme gerade von dort.“ Sie deutete auf den Hügel, der in einiger Ferne vor uns herauf ragte. Genauso wie der Rest des Gebietes war er völlig mit Wald überwuchert und wirkte aus unserer Entfernung beinahe schon gigantisch.
    „Was? Wirklich?“, rief ich erstaunt und blickte in die Richtung in die ihr Finger deutete. Wie konnte es sein, dass ich ein solch einfaches Ziel verfehlt hatte?
    „Würde es dir etwas ausmachen mich dort hinzuführen?“, bat ich sie mit einem halben Lächeln. Allmählich fasste ich wieder Mut. Vielleicht würde ich Dausing heute doch noch erreichen können.
    Die Augen des Mädchens weiteten sich erstaunt, worauf sie plötzlich heftig nickte, als könne sie ihr Glück kaum fassen.
    „Gern.“
    „Ja? Danke, das ist klasse! Ich dachte schon, ich würde heute nicht mehr dorthin gelangen! Nebenbei. Du sagtest du reist durchs Land als Trainerin?“
    Zögerlich nickte sie.
    „ Hey, ich auch! Wie heißt du?“
    „… Niobe“, sagte sie schüchtern lächelnd.
    „Niobe? Das ist ein etwas eigenartiger Name. Klingt irgendwie exotisch.“
    „In meiner Familie ist es üblich“, sie machte eine Pause, „die Mitglieder nach Figuren aus der Mythologie zu benennen.“
    Fast schon erstaunt von ihrem, zu mindestens für ihre Verhältnisse, langen Satz, schnalzte ich mit der Zunge.
    „Da werde ich fast schon neidisch, dass ich nicht so einen interessanten Namen habe.“
    Schnell schüttelte Niobe den Kopf.
    „Nein, musst du nicht. Der Satz soll mich davor warnen hochmütig zu werden.“
    Ein weiteres Mal runzelte ich die Stirn.
    „Na ja. Er klingt auf jeden Fall schön. Ich heiße übrigens Ivory.“ Darauf lächelte sie.
    „Das ist ein… schöner Name.“
    „Wusstest du dass du echt seltsam bist“, stellte ich lachend fest.
    „Ja?“ Niobe legte den Kopf schief und schaute mich mit fast schon welpenartigen Augen an.
    „Ja, wirklich“, antwortete ich knapp und lächelte besonnen. Es glich einem Wunder, wie verhältnismäßig gut ich mich bereits mit dem Mädchen verstand. Sie war zwar etwas wortkarg und ihr ganzer Charakter hatte etwas stoisches, aber solange ich damit klar kam, sollte es in Ordnung gehen.



    Den ganzen Weg über sagte Niobe nichts. Außer den im Wind raschelnden Blättern der Bäume und das leise Knarzen der kleinen roten Steine des Weges unter unseren Füssen, konnte man keinen Laut vernehmen. Selbst für einen Wald war es ein wenig zu still. Weder die Vögel durch Vogelgezwitscher, noch ein anderes Lebewesen machte sich irgendwie bemerkbar, sodass ich mir beinahe schon alleine in diesem Wald vorkam, zumal Niobe immer noch keine Anstalten machte einen Ton von sich zu geben. Aber auch ich wagte es nicht etwas zu sagen. Ob das nun daran lag, dass ich Niobe immer noch ein wenig wie ein seltenes Tier mit ihrer ungewöhnlichen Haar- und Augenfarbe musterte, oder weil die gesamte Atmosphäre mich dazu trieb, wusste ich nicht. Umso erstaunter war ich dann, als das Mädchen doch etwas sagte. Etwas völlig Unerwartetes, dass ich ihr unter keinen Umständen zugetraut hätte.
    „Hast du jemanden“, sie holte tief Luft, „den du sehr gern hast?“ Es schien Niobe einiges an Überwindung gekostet zu haben es auszusprechen, aber nun hatte sie es schlussendlich doch gesagt. Verblüfft blinzelte ich, während sie noch im Gehen ihr Gesicht zu mir wendete und mich mit großen Augen ansah.
    „Ähm, na ja“, stammelte ich angespannt. Eigentlich war dieses Thema nicht etwas was man besprach, wenn man sich gerade mal eine halbe Stunde kannte. Doch in Niobes Stimme hatte eine ehrliche Neugier gelegen, die nicht damit drohte mich auszulachen, sollte ich tatsächlich die Wahrheit aussprechen. Genauso verriet ihr Gesicht nun aber auch, dass sie nichts als die Wahrheit akzeptieren würde. Würde ich lügen, wäre es sicherlich keine Hürde für sie diese zu erkennen.
    Stumm nickte ich. Erstaunlicherweise schien Niobe dies zu genügen, denn auf einmal legte sich wieder ein sanfter Ausdruck in ihr Gesicht und sie schloss ihre Augen bis auf einen kleinen Spalt, so als würde sie sich an etwas Schönes erinnern.
    „Ich auch. Schon sehr lange.“
    „Bist du wegen ihm auf Reisen gegangen?“, fragte ich sie ohne zu Zögern.
    Niobe schüttelten den Kopf. „Nein.“ Peinlich gerührt wich ich ihrem nachdenklichen Blick, den sie mir nun herüber war, aus. Natürlich. Nicht jeder stürzte sich so kopflos ins Abenteuer, nur wegen eines Jungens.
    „Ich werde ihn nicht wieder sehen.“ Keine Regung war in ihrer Stimme auszumachen. Nur die leere Monotonie.
    „Wieso? Bei unseren heutigen technischen Mitteln sollte es kein Problem sich wieder sehen zu können, oder?“ Beinahe bereute ich es schon das gesagt zu haben, denn nur zu gut wusste ich von White, dass manchmal selbst die größten technischen Errungenschaften der Menschheit, so etwas nicht ermöglichten.
    „Entschuldige. Das war übereilt“, fügte ich schnell hinzu.
    „Nicht. Du konntest es nicht wissen, schließlich“, sie erhob ihren Blick zu dem strahlend blauen Himmel, „ist es meine Schuld.“
    Verwirrt legte ich den Kopf schief. Es war beinahe schon anstrengend ihrer langsamen, reglosen Stimme zu folgen. Jedoch wagte ich es nicht, nach ihrer verlorenen Liebe zu fragen. Schon allein aus Höflichkeit.
    „Weshalb bist du dann auf Reisen?“, wollte ich stattdessen wissen. Darauf machte Niobe fast schon eine erleichterte Geste, antwortete aber erst nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren.
    „ Ich möchte die stärkste Trainerin Einalls werden.“ Verdutzt starrte ich sie an und blieb stehen. Als Niobe dies bemerkte, tat sie es mir nach.
    „Stimmt etwas daran nicht?“ Auf einmal wurde ich von einem mittelschwerem Lachanfall heimgesucht, versuchte diesen aber zu unterdrücken und versuchte Niobe mit der Hand mitzuteilen, dass alles in Ordnung war.
    „Nein, nein. Nur… Was glaubst du wie viele Trainer mit derselben Idee da draußen rumlaufen? Hunderte, wenn nicht Tausende, oder mehr. Die Chancen tatsächlich der beste Trainer zu werden sind beinahe schon gleich Null, zumal der derzeitige Champ seinen Titel sicherlich auch nicht gerne ablegen möchte, meinst du nicht?“ Eigentlich waren meine Worte schon etwas harsch gewählt, der Wahrheit entsprachen sie aber allemal. Trotzdem überraschte mich Niobes Reaktion. So als hätten meine Worte sie tief verletzt, was ich noch nicht einmal ausschloss, kniff sie ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, was dank ihren stechend roten Augen einen unheimlichen Effekt hatte.
    „Ich bin nicht so wie jeder Andere, weißt du“, sagte sie kühl, aber mit fester Stimme. Dann wandte sie sich wieder um und lief weiter. Noch einen Moment stand ich etwas betroffen auf der Stelle, bevor ich ihr folgte.
    „Entschuldigung. Es kommen nur sehr viele auf dieselbe Idee, ohne an all die Hindernisse zu denken. Du scheinst mir aber sehr entschlossen.“
    „Schon gut“, murmelte Niobe. Ihre Stimme klang nun wieder genauso reglos kalt wie zuvor. „Du hast kein eigenes Ziel.“ Der von ihr angehängte Satz klang so wahllos und willkürlich, dass ich fast schon nachharkte, was sie damit sagen wollte, unterließ es dann aber, weil ich im Grunde genau wusste was er bedeutete.
    „Nicht wirklich. Ich soll Pokemon erforschen, aber im Grunde weiß ich bis jetzt noch nicht einmal wie ich das anstellen soll, deshalb werde ich erst einmal sehen. Vielleicht finde ich etwas was mich begeistern wird.“
    „Das ist gut“, antwortete Niobe warm. „Dein Serpifeu…“
    „Was ist damit?“ Sie ging jetzt zum ersten Mal darauf ein.
    „Es ist noch sehr jung.“
    „Habe ich auch schon vermutet. Es ist noch so verspielt, dass es schon wieder drollig ist.“
    „Ja“, Niobe nickte zustimmend, „es fehlt ihm noch an Erfahrung. Es wie ein Kind.“
    Nachdenklich musterte ich den Pokeball Serpifeus der in meiner Tasche lag.
    „Wie wäre es, wenn…“ Statt weiter zu sprechen, druckste sie etwas herum und entschloss sich dann plötzlich ihren Satz doch nicht zu beenden. Damit gab ich mich aber nicht zufrieden.
    „Was wolltest du sagen?“
    „…Wie wäre wenn ich dir helfen würde dein Serpifeu zu trainieren… für den Anfang.“
    „Das würdest du tun?“
    Niobe nickte zögerlich. „Sehr gern sogar. Eigentlich…“ Wieder stoppte sie mitten im Satz, konnte sich dann aber wieder dazu überwinden weiterzusprechen „Eigentlich findet in ein paar Tagen ein Turnier in Vapydro City statt. Ich hätte gern jemanden der mit mir dorthin kommt.“ Betroffen schaute sie zu Boden.
    Erneut schmunzelte ich über ihr zögerliches Verhalten.
    „Klar.“ Verwundert erhob sie wieder ihren Blick. Allem Anschein nach hatte sie nicht mit dieser Antwort meinerseits gerechnet. Zustimmend klopfte ich ihr mit der Hand auf die Schulter.
    „Die Chance mich von dem potenziellen zukünftigen Champ Einalls trainieren zu lassen, lasse ich mir doch nicht entgehen. Außerdem muss ich selbst nach Vapydro City.“



    Es dämmerte bereits. Die Wolken am Himmel hatten bereits einen warmen rot, orangen Farbton angenommen und zwei größere Vogelpokemon kreisten am Himmel. In Dausings Innenstadt herrschte reger Trubel, hier an den höher gelegenen Plätzen der Stadt war jedoch keine Menschenseele auszumachen. Den berühmten Uhrenturm Dausings sah man hier dafür noch besser als in anderen Teilen der Stadt. Die Zeiger der Uhr glänzten in den untergehenden Strahlen der Sonne und ausnahmsweise schien auch Niobe von der der schönen Aussicht Notiz zu nehmen.
    Nachdem wir uns ein Zimmer in dem nahegelegenen Pokemoncenter gesichert hatten, waren wir zu diesem Kampffeld gekommen um mir meine erste Lektion in Sachen Pokemonkämpfe zu unterziehen.
    Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich zu allererst ins Bett geschmissen und die nächsten drei Tagen durchgeschlafen, aber Niobe schien da anderer Meinung zu sein, denn als sie meine Zusage erhalten hatte, war ihr innerlicher Aufregungspegel aufs Maximum hochgeschossen und man konnte ihr förmlich ansehen, dass sie nichts lieber wollte, als meinem Serpifeu und mir das Kämpfen beizubringen, auch wenn ich Niobes Fähigkeiten immer noch nicht so recht einzuschätzen wusste.
    Sie warf mir einen raschen Blick zu, um dann in ihrer Tasche nach einem Pokeball zu kramen.
    „Ich werde mein neuestes Pokemon einsetzen damit wir etwa gleichauf sind.“
    Ich nickte zustimmend. In meinem derzeitigen Zustand konnte ich wohl keinesfalls gegen ein trainiertes Pokemon antreten.
    Wortlos ließ sie ein Pokemon aus dem Pokeball. Sofort nahm dieses eine Kampfhaltung ein. Es war ein geschmeidiges Marderartiges Pokemon mit runden Ohren und dichten beigefarbenen Fell. An Armen und Beinen färbte sich dieses jedoch rot. War das tatsächlich das Pokemon dass sie sich erst letztens gefangen hatte? Das Pokemon Lin-Fu, dass dafür bekannt ist nur in den nördlichsten Gegenden Einalls zu leben?
    „Serpifeu, komm raus“, sagte ich und befreite nun auch mein eigenes Pokemon aus dem Ball. Da ich Brave früher einige Male mit Felilou kämpfen gesehen hatte, wusste ich ungefähr wie ein Pokemonkampf auszusehen hatte, was mich jedoch nicht zu einem Experten machte. Viel eher schreckte ich jetzt sogar vor dem plötzlich aufflackernden Kampfeswillen Niobes zurück, der sie wie eine Aura zu umhüllen schien.
    „Heute werden wir nur einen kurzen Übungskampf machen“, erklärte diese und kniff ihre Augen zur Konzentration zusammen. „Bereit?“
    „Nein“, sagte ich betroffen. Doch statt auf meine ehrliche Antwort zu hören, entgegnete sie nur: „In Ordnung, dann geht es los.“
    „Was?!“ Ohne auch nur auf einen direkten Befehl Niobes zu warten, stürmte Lin-Fu nach Vorne auf mein ebenso verdattertes Serpifeu zu und holte nach einem Schlag aus.
    Panisch befahl ich meinem Pokemon auszuweichen, was es glücklicherweise in letzter Sekunde auch noch schaffte.
    „Erste Lektion: Vertraue deinem Gegener nicht. Rechne mit allem!“, rief Niobe mit fester Stimme. Verblüfft sah ich zu ihr herüber. Sie schien wie gewandelt, als hätte eine völlig andere Persönlichkeit von ihr Besitz ergriffen.
    „ Lin-Fu! Pfund Attacke!“ Erneut holte das Pokemon nach einem Schlag aus. Auszuweichen würde diesmal wohl nicht funktionieren.
    „Serpifeu, konter mit Rankenhieb!“ Sofort erhoben sich zwei schmale Ranken aus seinem Nacken und schossen pfeilgerade auf das nahende Lin-Fu zu, verfehlten es aber, als dieses mit einem gewaltigen Sprung in die Höhe mühelos auswich. Dabei hatte Niobe ihm nicht einmal einen Befehl dazu gegeben.
    Schon in der nächsten Sekunde traf die Pfund Attacke mein Serpifeu mit voller Kraft und schleuderte es mehrere Meter weit nach hinten, worauf es sich nicht mehr rührte.
    „Das ging schnell“, stellte Niobe fest und rief ihr Lin-Fu zurück.
    „Nun, es war das allererste Mal das ich mit Serpifeu gekämpft habe.“ Schnell eilte ich zu meinem Pokemon herüber und nahm es auf den Arm. Inzwischen öffnete es schon wieder die Augen und bewegte sich, worauf ich es sanft am Kopf kraulte. Allzu schwer konnte der Schaden also nicht sein.
    „Du hast noch kein einziges Mal mit ihm gekämpft?“, harkte meine Gegnerin mit leiser Stimme nach. Ich nickte, wunderte mich aber, wo die kühle Kämpferinnen Ausstrahlung Niobes von eben plötzlich hin war, denn nun schien sie wieder völlig die Alte zu sein.
    „Dafür… hat es sich aber gut geschlagen.“ Sie lächelte. Ganz nachvollziehen konnte ich ihre Antwort nicht, schließlich war der Kampf schon nach dem zweiten Angriff ihrerseits vorbei gewesen. Als wirklich gut, konnte man das wohl nicht bezeichnen.
    „Wenn du meinst. Ich sollte Serpifeu aber zuerst ins Pokemon Center bringen.“ Niobe nickte zustimmend.
    „Der Kampf hat Spaß gemacht, danke“, flüsterte sie mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht. Ich runzelte die Stirn und fragte mich weshalb Niobe an einer solch leichten Herausforderung Spaß gehabt haben konnte, akzeptierte es dann aber stillschweigend und erwiderte ihr Lächeln.

  • Hallo Yura.
    Ein neues Kapitel, eine neue Meinung. Besonders, weil du letztens auch sehr motiviert geklungen hast, bin ich nun umso gespannter darauf, wie das Kapitel geworden ist.


    Wiederum ist dir ein verhältnismäßig unorthodoxer Anfang gelungen, was angesichts Braves letzter Aktion, einfach davonzulaufen, wohl nur zu treffend ist. Fast schon verwunderlich, dass er nach all der Zeit ihre stummen Schreie noch immer nicht gehört hat oder ob er schlichtweg nicht dafür empfänglich ist. Noch verwunderlicher ist, dass Ivory so hartnäckig an ihm dran bleibt, was mich auf den Gedanken einer möglichen Hassliebe bringt und sie schließlich auch zu dieser verzweifelten Aktion geführt hat, sich durch die Region zu kämpfen. Bisher scheint es nämlich noch eher so zu sein, dass sie jemandem etwas beweisen möchte, was an sich eigentlich die falsche Motivation ist, um auf Reisen zu gehen (und das hat Niobe später auch auffällig feinfühlig angedeutet), obwohl ihr zweiter Wunsch genau das aussagte. Insofern ist das Ziel jetzt einmal für sie, sich selbst zurechtfinden zu können und genau das stellt sich als schwierig heraus. Das ist dir im Übrigen gut gelungen, diesen Übergang vom bequemlichen Leben Zuhause zur eigenständigen Reise darzustellen; Startprobleme sind vorprogrammiert. Serpifeus Charakter als Frohnatur aufgrund seines jungen Alters macht sich vorerst ebenfalls ganz angenehm, da es ihm abseits der üblichen Darstellung etwas Individuelles gibt. Auch Pokémon sind froh darüber, wenn sie so etwas erfahren dürfen.
    Niobes Auftreten hat etwas Niedliches an sich, dass sie sofort Englisch nachfragt und in Ivory eine Fremde sieht. Kommen in dieser Gegend öfter Ausländer vorbei? So oder so, ihren Charakter hast du innerhalb der Dialoge ansprechend dargestellt, sodass man, trotz ihrer ruhigen Art, leicht mit ihr sympathisieren kann. Außerdem empfinde ich es als eine Wohltat, dass der erste Trainer, auf den sie trifft, einmal nicht so aufgeweckt und naiv auf Reisen gegangen ist wie manche andere. Niobe dürfte dabei mit ihrem einfühlsamen, kühlen und in Kämpfen doch entschlossenen Charakter einen wunderbaren Gegenpol zur überdrehten Ivory bilden, wenn sie noch länger dabei bleiben sollte. Auch wenn ihr Ziel ebenfalls relativ generisch ist, aber das reicht für den Anfang absolut aus.
    Der Kampf als solches war weniger ein Kampf, aber hat zumindest der neu angehenden Trainerin gezeigt, wie das in Zukunft laufen wird. Dass Ivory Serpifeu so schnell Befehle erteilen konnte, war in meinen Augen eher Glück als etwas anderes; besonders die erste Auseinandersetzung ist dabei meistens verhalten und nach eigener Aussage hätte das eigentlich auch so sein müssen, da sie bisher nur bei Kämpfen zugesehen hat. Gegen Ende hin hätte vielleicht ein bisschen Nervosität geholfen, um die anfängliche Überaschungsattacke auszugleichen. Dafür hat sich Niobe überraschend freundlich gezeigt, obwohl sie die Situation dominiert hat. Ich muss zugeben, sie ist mir bereits jetzt schon ebenso ans Herz gewachsen wie Ivory.


    Insgesamt bin ich zufrieden. Du hast die Dialoge mit noch mehr Gestiken aufgelockert, hast auch die Umgebungen schön miteinbezogen (man hat nun ein klareres Bild vor Augen, aber immer noch genug Freiraum für eigene Vorstellungen) und somit wirkt der Text ausgeglichen. Mh, nur bei den Pokémon habe ich noch das Gefühl, dass sie eher wie Statisten wirken, weil du außerhalb des Kampfes kaum auf sie eingehst, aber das kann auch meine Einbildung sein. Für den Moment hoffe ich, das Feedback half dir weiter. Man schreibt sich!


    ~蛇

  • Bonjour und hiermit darf ich Kapitel 3 präsentieren. Hat diesmal etwas länger gedauert, ist aber auch dementsprechend etwas länger. Danke an Snake für den vorigen Kommentar. Sonderlich viel Kritisierendes enthielt dieser zwar nicht, aber ich habe bei diesem Kapitel darauf geachtet, den vorkommenden Pokemon etwas mehr Profil zu geben. Etwas Statistenartig wirkten sie nämlich wirklich. Auf jeden Fall: Ich hoffe das dritte Kapitel kann euer Gefallen auch finden und wie immer hoffe ich auf Kommentare. :)


    Kapitel 3 – "Was manchmal in unser aller Leben fehlt, ist Ehrlichkeit."


    „Nein, du kriegst absolut gar nichts davon ab“, knurrte ich und blickte an meinem Bein herunter, wo mich Niobes Mampfaxo aufdringlich mit seinen Krallen zwickte. Der Grund für sein Tun war von Anfang an ersichtlich: Er hatte Hunger. Das hatte er immer, ohne Ausnahme. Kein Wunder also, dass er nun darum bettelte ein Stück von meinem Croissant abzuhaben, welches ich gerade herzhaft verspeiste, oder dies zu mindestens versuchte. Enttäuscht ließ Mampfaxo seine Ohren hängen und legte seinen Kopf schief. Wahrscheinlich hoffte er darauf, dass mich dieser Anblick erweichen würde, aber damit hatte Mampfaxo wohl falsch gelegen. Stattdessen wandte ich mich von ihm ab und blickte mich um. In dem schlicht eingerichtete Cafe mit den rot-weißen Sonnenschirmen, die man überflüssigerweise trotz des bewölkten Himmels aufgestellt hatte, und den dunklen Holztischen und Stühlen, befanden sich kaum andere Gäste. Nicht verwunderlich, wenn man das Wetter bedachte. Selbst bei einer Großstadt wie Vapydro City, die Touristen selbst in diesen scheinbar verlassenen Teil Einalls zog, wegen der berühmten Pokewood Studios.
    Erneut zwickte mich Mampfaxo ins Bein. Konnte es denn keinen in Ruhe lassen, sobald man etwas Essbares in der Hand hielt? Mit einem strengen Blick gab ich dem Pokemon zu deuten, dass es nichts von mir abbekommen würde. Niobe konnte er vielleicht weich kriegen, mich aber nicht.
    So als hätte er meine Gedanken gehört, stakste Mampfaxo zu seiner Besitzerin hinüber, die auf dem gegenübersitzenden Platz saß und mit einem seligen Lächeln das Fell ihres Lin-Fus kämmte. Von meiner und Mampfaxos Konfrontation schien sie dabei nichts mitbekommen zu haben, so absorbiert war sie von Lin-Fus Fell. Erst als Mampfaxo sie an der Hüfte an stupste, nahm sie von ihm Notiz und sah ihn besorgt an. Sofort setzte er seinen Welpenblick auf und ohne eine Sekunde zu zögern huschte Niobes Hand zu ihrem Teller herüber auf dem ein Sandwich lag und reichte es Mampfaxo behutsam herüber, welches es ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken verschlang. Ich war schon beinahe enttäuscht davon, dass die sonst so dominante Niobe ihren Pokemon kaum einen Wunsch abschlagen konnte. Vielleicht lag aber auch darin der Punkt, weshalb ihre Pokemon so an ihr hangen und Vertrauen in sie fassten. Ich wusste kaum etwas über Pokemonkämpfe, geschweige denn von den Wesen selbst die dort gegeneinander antraten, doch trotzdem spürte ich was für eine enge Bindung zwischen Niobe und ihren Pokemon existierte. Wie eine Symbiose arbeiteten sie zusammen im Kampf und auch außerhalb schien es so, als könnten Trainer und Pokemon nichts voneinander trennen. Ihre wahre Stärke war unglaublich und man begriff sie erst wenn man tagtäglich mit Niobe zusammen trainiert hatte. Eine Woche war inzwischen seit unserem ersten Trainingskampf vergangen und die Bindung zwischen meinem Serpifeu und mir war deutlich gestärkt worden, obwohl wir kein einziges Mal gegen sie gewinnen konnten. Erfahrung hatte es uns trotzdem gebracht, wahrscheinlich sogar mehr, als wenn wir gewonnen hätten. Niobe verstand ihr Handwerk und wusste wovon sie sprach, wenn sie mich und Serpifeu im Kampf unterrichtete. In ihren Worten lag eine Leichtigkeit und Begeisterung, die man trotz ihres monotonen Stimmtons nahezu spüren konnte und diese Begeisterung übertrug sich auf magische Weise, sodass selbst ich langsam verstand, weswegen Brave so in vernarrt in Pokemon war. Nicht völlig, aber mein stetig wachsendes Interesse in Pokemon konnte ich nicht verleugnen. Es waren faszinierende Wesen, die sich fast völlig vom Menschen unterschieden. Und trotz ihrer Andersartigkeit war es ihnen möglich mit eine solch enge Beziehung aufzubauen, wie es bei Niobe der Fall war.
    „Wie geht es… Serpifeu?“, fragte Niobe plötzlich, ihre Aufmerksamkeit inzwischen wieder auf das Fell Lin-Fus gerichtet.
    „Es ist immer noch ein wenig erschöpft, schließlich haben wir fast sechs Stunden am Stück trainiert. Ich glaube nicht, dass noch mehr geht heute.“
    Niobe nickte. „Ihr lernt schnell.“
    „Müssen wir ja schon praktisch, wenn wir bei dem Turnier übermorgen nicht als völlige Idioten dastehen wollen“, antwortete ich und lachte, obwohl die Chancen wirklich nicht schlecht stand, das ich und Serpifeu bereits in der ersten Runde rausfliegen könnten.
    „Dann beenden wir das Training für heute“, murmelte sie und tätschelte Lin-Fu sanft über dem Kopf. Es quiekte wohlig und schloss die Augen.
    „Meinst du, ich und Serpifeu haben überhaupt eine Chance zu gewinnen? Fünf Tage Training machen mein Serpifeu schließlich nicht zu einem ausgewachsenen Kämpfer. Ehrlich glaube ich nicht, dass wir sonderlich weit kommen werden.“ Mit skeptischem Blick lehnte ich mich in dem Stuhl zurück und schürzte die Lippen. Niobe richtete ihren Blick in die Höhe und auf ihrem Gesicht machte sich ein nachdenklicher Eindruck breit.
    „Gewinnen werdet ihr nicht“, sagte sie dann aber nach einer ganzen Weile.
    „Wieso möchtest du dann unbedingt, dass wir teilnehmen, wenn wir ohnehin keine Chance auf den ersten Platz haben? Geschweige denn überhaupt auf den zweiten, oder dritten.“
    „Erfahrung?“ Fragend legte Niobe den Kopf schief, wodurch ihr schneeweißes Haar von ihrer Schulter fiel.
    „Du hast selbst keine Ahnung, weshalb ich und Serpifeu als Anfänger an dem Turnier teilnehmen? Oder wieso stellst du deine Äußerung in Frage?“ Schnell schüttelte Niobe den Kopf und entgegnete mit gewohnt tonloser Stimme: „Wolltest du denn nicht selbst teilnehmen?“
    „Doch sicherlich. Nur ist es etwas ernüchternd zu wissen, dass die Erfolgschancen praktisch gleich Null sind.“ Erneut verneinte Niobe.
    „Darum geht es nicht.“
    „Worum dann? Wenn man an einem Turnier teilnimmt, strebt man eigentlich doch den Sieg an.“
    Ein leicht mitleidiger Blick machte sich auf ihrem Gesicht breit und bevor ich fragen konnte, sprang sie schon vom Stuhl auf, worauf sich Lin-Fu auf ihre Schulter schwang.
    „Das Turnier ist erst übermorgen“, murmelte sie leicht abwesend. Etwas verwirrt von ihrem plötzlichen Themawechsel, verzog ich einen Mundwinkel.
    „Wieso unternehmen wir nicht einmal zur Abwechslung mal etwas Nettes?“, schlug ich vor und stand ebenfalls auf. Mein Croissant hatte ich inzwischen essen können, wenn auch weniger genüsslich, dank einiger wütender Blicke Mampfaxos aus dem Augenwinkel.
    Schweigend nickte Niobe, schlug aber nichts vor. Nicht das ich das erwartet hätte. Letztendlich reisten wir bisher erst fünf Tage zusammen, auch wenn ihre Anwesenheit alleine schon ein Segen für mich war, was sich vor allem auf unserem Marsch nach Vapydro City gezeigt hatte. Nicht nur dass sie ein umfangreiches Wissen über das Reisen angesammelt hatte, nein es war ungemein beruhigend zu wissen eine andere Person neben sich liegen zu haben, während man in der Nacht mitten im Wald schlief. Selbst wenn man ein Zeltdach über dem Kopf hatte. An ihrer Schweigsamkeit und dem Vermeiden zu sprechen, hatte sich jedoch nicht viel geändert. Wenn wir uns unterhielten, war die meiste Zeit nur ich selbst am quasseln. Antworten war auch nicht immer ihre Stärke, weswegen unsere Konversationen häufig aus reinem Blickkontakt bestanden. Allerdings steckte mehr dahinter als nur ihre Schüchternheit, denn es war Niobe allgemein lieber nicht zu viel zu sprechen, was ich wortlos akzeptierte. Es störte mich im Grunde nicht einmal. Vertrauen schien Niobe nämlich trotz allem langsam aber sicher zu mir aufzubauen und auch eine gewisse Offenheit zeigte sich ihrerseits. Zu mindestens wurde sie munterer und zeigte mehr Emotionen, solange nur ich es war die mit ihr sprach. Trotzdem war dort eine feine Grenze dich ich, ohne auch nur einmal von ihr darauf hingewiesen zu werden, nicht zu überschreiten wagte. Wie eine unsichtbare Barriere umgab sie Niobe und ließ nichts an sie heran, oder heraus. Das konnte ich selbst ich schon nach nur fünf Tagen sagen, ja es wunderte mich sogar ein wenig, dass sie nichts dagegen hatte mit mir zusammen zu reisen. Dass sie es sogar ganz offensichtlich zu genießen schien, auch wenn alles es ursprünglich ihre Idee war.
    „Da fällt mir ein! Wir könnten die Vapydro Werke besichtigen gehen. Dort halten sich viele Pokemon auf, die sogar zahm sein sollen. Wenn wir also schon mal hier sind, wieso es nicht ausnutzen?“
    Bei dem Wort „Pokemon“ blickte Niobe zu mir herüber. Pokemon waren wohl für die Leute um mich herum immer ein Argument.
    „Ehrlich gesagt, würde ich mir gerne einen weiteren Begleiter zulegen“, fuhr ich fort. „Serpifeu hätte sicherlich auch nichts gegen einen Spielkameraden auszusetzen. Außerdem gefällt mir der Gedanke irgendwie nicht ein wildes Pokemon dazu zu zwingen mit mir zu kommen, deshalb dachte ich mir, dass ich vielleicht dort einem Pokemon begegnen könnte, das Lust dazu hat mit mir zu reisen.“ Selbst in meinen Ohren klang das ganze etwas eigenartig. So als würde ich eine Art Blind Date besuchen. Niobe schien die Idee aber trotzdem zu gefallen und nickte mit strahlenden Augen.



    Ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht mehr ganz so genau, was ich mir von den Vapydro Werken eine halbe Stunde zuvor erwartet hatte. Hunderte fröhlich glucksende Pokemon, die auf den Geländern der riesigen Maschinen herum tänzeln würden, wie in einem Musical? Eigentlich nicht, aber ich kam mir so enttäuscht vor, als hätte ich diesem Hirngespinst tatsächlich geglaubt. Neugierig versuchte ich einen raschen Blick aus dem Augenwinkel von Niobes Reaktion zu bekommen, in der Angst ihr vielleicht etwas zu viel versprochen zu haben, aber auf ihrem Gesicht regte sich keine Miene.
    „Wo sind die Pokemon? In den Reiseführern steht überall etwas von zahmen Pokemon“, murrte ich und schaute mich um. Riesige graue und dunkelrote Lagerhäuser standen um uns herum. Ihre besten Tage hatten sie ganz offensichtlich schon hinter sich gehabt, denn die Farbe blätterte schon ab und die Luft roch etwas muffig. Verfolgte man den schmalen Pfad, der zwischen den Lagerhäusern verlief, konnte man schon Ansätze des langen, verzwickten Röhrensystems die zu den einzelnen Tanks führte, erkennen.
    „Hier“, murmelte Niobe und drehte sich in die Richtung zu der Mampfaxo neben ihr sich gewendet hatte. Seine Ohren zuckten verräterisch. Im Gegensatz zu ihren restlichen Pokemon, verbrachte Mampfaxo die meiste seiner Zeit außerhalb seines Pokeballs, da er diese laut Niobe nicht ausstehen konnte. Nur wenn längere Märsche anstanden zog er sich in seinen Pokeball zurück, da lange Strecken zu laufen ihm überhaupt nicht passten.
    „Sie verstecken sich aber. Vermutlich sind sie gar nicht so zahm, wie man es überall anpreist“, widersprach ich.
    „Nein, sie sind nur beschäftigt.“
    „Ja?“ Nun wandte auch ich mich interessiert in die Richtung, aus der ich nun langsam Geräusche vernehmen konnte. Es war eine schmale Spalte zwischen zweien der Lagerhäuser. Da kein Sonnenlicht hineinscheinen konnte, war es mir unmöglich etwas innerhalb zu sehen, aber tatsächlich. Da war etwas, kein Zweifel. Schweigend versuchten wir in die Gasse hineinzusehen, als plötzlich ein Magnetilo daraus schoss. Nur um ein Haar verfehlte das runde Pokemon mit den zwei Magneten, meinen Kopf und zischte geradewegs an mir vorbei. Erschrocken sah ich ihm für ein paar Sekunden nach, dann wendete ich meinen Kopf zur Spalte und ging zielsicher auf sie zu.
    „Ich würde mal spontan sagen, dass sie wirklich dort stecken“, entschied ich und stellte mich seitlich zum Spalt um mich hindurch zu quetschen. Wer war eigentlich auf die blöde Idee gekommen, die Lagerhäuser so nah aneinander zu bauen?
    Niobe hatte es deutlich leichter als ich ihren Weg zwischendurch zu bahnen, da sie ein ganzes Stück schmaler war als ich, was man von Mampfaxo aber keinesfalls behaupten konnte, auch wenn er es trotzdem irgendwie schaffte seinen kleinen, aber breiten Körper nach und nach voranzuschieben. Je weiter wir vorrückten, desto weniger konnten wir sehen, dank der immer stärker werdenden Dunkelheit. Selbiges galt auch für den unangenehmen Geruch, aber was hatte ich erwartet? An jeder Ecke einen Lufterfrischer? Ganz sicher nicht, weswegen ich tunlichst zusah möglichst nur mit dem Mund zu atmen, um den Geruch nicht riechen zu müssen. Der Boden unter meinen Füssen wurde zunehmend schlammiger und der Gedanke daran, wie ich heute Abend meine Schuhe säubern müsste, ließ mich erschauern. Doch die lauter werdenden Geräusche stimmten mich zuversichtlich und auch Niobe hinter mir schien sich zu freuen. Der schmale Spalt ging noch ein ganzes Stück weiter, bevor wir ein Ende ausmachen konnten. Die Geräusche hatten sich inzwischen in klar erkennbare Pokemonlaute aller Art gewandelt. Manche klangen wie Bellen, andere wie Fiepen und andere weniger wie ein Laut, als dass Geräusch das entstand, wenn man mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzte.
    Schon bald hatten wir den Ende des Pfades erreicht und schlüpften aus diesem heraus. Zuerst kam grelles Licht entgegen, worauf ich die Augen zukniff, dann die viele frische Luft, die ich gierig einatmete. Niobe die der stickigen Gasse inzwischen auch entflohen war, tat es mir gleich. Als ich mich an das Licht gewöhnt hatte, riss ich überrascht die Augen auf. Ich hatte damit gerechnet einige Pokemon vorzufinden, aber es waren nicht nur ein paar, sondern so ziemlich alle Pokemon die das Areal der Vapydro Werke bewohnten. Magnetilo, Magby, Elekid, Fukano und Dusselgurr tummelten sich auf dem Platz. Allzu viele waren das zwar auch nicht, aber immer noch genug um erstaunt zu darüber sein. Das große, quadratische Gelände war von hohem Gras überwuchert und wirkte so, als hätte man eines der riesigen Lagerhäuser einfach aus dem Gebiet gerissen. Noch erstaunlicher waren die verschiedenen Ebenen, die an den Wänden des kastenartigen Raumes hochragten und wie Treppenstufen zu den Dächern der umstehenden Lagerhäuser führten. Meine Begleiterin und ihr Pokemon schienen nicht minder überrascht, auch wenn man es Ersterer nicht wirklich ansah. Jedoch erregte nun etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Am andern Ende, auf guter Höhe, der zweiten Treppenebene, saß er. Seine Hand fest um einen Stift geschlossen, mit dem er ohne eine Sekunde auch nur abzusetzen auf einem Block herum skizzierte, seinen Blick unaufhörlich zwischen einem Pokemon und seiner Zeichnung schwenkend. Die letzte Person der ich gerade begegnen wollte. Brave. Sein dunkles, etwas unordentliches Haar wehte im Wind, während seine tiefroten Augen aufgeregt glitzerten. Kein Wunder, so viele Pokemon wie nun waren wohl noch nie in seinem Leben um ihn herum gewesen. Der Grund dafür war relativ schnell ersichtlich, sobald man sich ein wenig umschaute. Überall waren kleine Häufchen mit Pokemonfutter platziert worden, von der die Pokemon nahezu magisch angezogen wurden, was auch für Mampfaxo galt, der sich innerhalb einer Sekunde auf einen naheliegenden Haufen gestürzt hatte. Neben Brave saß mit großen Augen sein Ottaro, von dem ich bisher nur wenig gesehen hatte. Still, ohne einen Ton von sich zu geben, beobachtete es seine Hand, als gäbe es in dem Moment nichts anderes auf dieser Welt zu sehen. Brave selbst schenkte mir keine Beachtung. Wahrscheinlich hatte er mich noch nicht einmal bemerkt, dafür aber tatsächlich Niobes verfressenes, spitzohriges Normalpokemon.
    „Mampfaxo!“ Brave sprang innerhalb einer Sekunde auf und blätterte zu einer leere Seite seines Zeichenblocks. „Aber wie kann das sein?“ Erst dann nahm er Notiz von mir, die nur wenige Meter neben seinem Zielobjekt stand. Sein gerade noch so konzentriertes Gesicht, hellte sich auf.
    „Ivory?“, rief er überrascht und sah zu mir herüber. Ich zuckte zusammen und wich seinem Blick aus, um dann festzustellen wie Niobe mich aufmerksam beobachtete.
    „Ist das dein…“ Bevor sie ihren Satz beenden konnte, verpasste ich ihr einen schnellen, aber kräftigen Hieb in den Oberarm, um sie zum Schweigen zu bringen. Warnenden Blickes signalisierte ich ihr, dass sie kein Wort von denen, das sie gerade im Kopf hatte, laut aussprechen sollte. Brave war inzwischen zu uns herüber geeilt. Ottaro gleich mit.
    „Na? Hat dich deine neue Rivalität gegenüber mir so ungeduldig werden lassen, dass du es jetzt kaum abwarten kannst gegen mich zu kämpfen?“, witzelte er gewohnt gutgelaunt. Mich ließ das aber herzlich kalt.
    „Ich wusste nicht einmal dass du noch in Vapydro City bist“, gab ich kühl zurück. Braves vorher so strahlendes Gesicht, verwandelte sich innerhalb einer Sekunde in eine betroffene Grimasse. Er stemmte die Hand auf die Hüfte und legte den Kopf schief.
    „Was ist denn los? Schlecht geschlafen?“, harkte er nach. Dass der Fehler bei ihm liegen könnte, bedachte er scheinbar keine Sekunde.
    „Nein.“ Beleidigt verzog ich einen Mundwinkel. „Ich wollte dich einfach nur die nächsten fünf Jahre nicht mehr sehen.“
    „Was? Du bist wirklich sauer? Wieso denn?“
    „Denk mal scharf nach, mein Lieber.“ Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen wie Niobe aufmerksam unserer Konversation folgte.
    „Keine Chance. Wir haben uns die letzten neun Tage nicht gesehen. Du kannst gar nicht sauer auf mich sein, oder?“, er machte eine kurze Pause, „bist du immer noch sauer wegen des Dusselgurrs?“ Innerlich erlitt ich gerade einen mittelschweren Wutanfall. Wie schwer von Begriff konnte man eigentlich sein? Und dann, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und ließ meine aufgestaute Wut der letzten Tage, einfach raus.
    „ Natürlich nicht! Hast du eigentlich nur eine einzige Sekunde daran gedacht, dass es mich vielleicht verletzen könnte, dass du mich auf einmal als deine Rivalin bezeichnest? Eine Sekunde lang? Wahrscheinlich nicht, was? Nein, du bist sogar praktisch vor mir weggerannt. „Hey, Ivory. Ich überrasche dich mal wieder mit irgendeiner Aktion, also lass uns Rivalen sein. Adios!“ Ich hätte alles lieber gehört als das! Weißt du eigentlich weshalb ich in erster Linie überhaupt zugestimmt habe, diese Reise anzufangen? Hm? Hm? Wegen dir, Pfosten! Weil ich mit dir mehr Zeit verbringen wollte!“ Ich verstummte nach dieser Aussage ruckartig und auch um uns herum waren sämtliche Pokemonlaute verstummt. Der letzte Teil war mir einfach so rausgerutscht, obwohl er niemals dazu bestimmt gewesen war meine Gedankenwelt zu verlassen. Ohne mein Gesicht in einem Spiegel zu sehen, merkte ich förmlich das es gerade rot anlaufen musste. Brave starrte mich nur perplex an. Ich meinte fast schon hören zu können, wie es in seinem Kopf ratterte. Wie konnte mir so etwas auch nur heraus rutschen? Ja, es war wahr dass ich immer schon wollte das Brave meine Gefühle für ihn realisierte, aber erst wenn er auch dasselbe für mich empfand. Ansonsten würde er mir einen Korb geben und das wiederrum eventuell unsere Freundschaft zerstören, weil es mir schwer fallen würde, wieder normal mit ihm zu reden danach.
    „Wieso hast du dann nicht einfach gesagt, dass du mit mir reisen möchtest“, sagte Brave auf einmal. Seiner Mimik nach, hatte er sich wieder einigermaßen gefasst, auch wenn eine gewisse Verwirrung innerhalb nicht leugnen ließen.
    „Du hast mir ja keine Chance dazu gegeben. Warst sofort weg“, murmelte ich und starrte zu Boden. Brave seufzte.
    „Man, hätte ich gewusst, dass dich da so aufregt. Ich hätte dir zugehört.“ Etwas verwundert zog ich die Brauen zusammen. Hatte er nicht gerade etwas sehr Wichtiges vergessen? Wo war mein „Quasi Geständnis“, dass ich so offensichtlich ausgerufen hatte, abgeblieben? Hatte er etwa… Nein, das konnte doch nicht sein.
    Vorsichtig wagte ich wieder meinen Kopf etwas zu heben, um einen Blick auf Braves Gesicht zu erhaschen. Was war das? Der Ausdruck auf seinem Gesicht war alles, nur nicht dass das man besaß, wenn man kurz davor war jemanden einen Korb zu geben. Ein bitteres Lächeln durchfuhr meine Lippen. Selbst jetzt, in dieser völlig offensichtlichen Situation, hatte er nicht einmal im Ansatz daran gedacht, dass ich eventuell etwas für ihn empfinden könnte.
    Da war die Luft plötzlich raus. Alles weswegen ich gerade noch wütend gewesen war, wirkte plötzlich furchtbar unbedeutend und kleinlich auf mich. So als hätte ich von Anfang an alles nur schrecklich überdramatisiert und hochgespielt. Als wäre jede von Braves Handlungen völlig normal gewesen und ich die einzige im Kreis war die sich falsch benommen hatte. Weshalb ich plötzlich so dachte, konnte ich nicht beantworten. Nur fühlte es sich auf einmal so an als hätten Leere und Enttäuschung mein gesamtes Selbst übernommen, bereit jede Schuld auf sich zu nehmen, um Brave zu vergeben.
    „Ivory? Alles in Ordnung? Wieso antwortest du nicht?“, harkte Brave verwirrt nach und legte mir seine warme Hand auf die Schulter. Erschrocken zuckte ich zusammen, fasste mich dann aber wieder und pflückte seine Hand ruhig von meiner Schulter.
    „Schon gut. Ich habe nur überreagiert.“
    „Dafür klangst du gerade eben aber noch ziemlich aufgebracht“, bemerkte Brave. „Du brauchst dich nicht zurückhalten wenn dir noch etwas auf dem Herzen liegt.“
    Zwei Minuten früher und ich hätte ihm wahrscheinlich mein Herz ausgeschüttet auf diese Worte, aber nun da ich mich bis aufs Niederste beruhigt hatte, besaß ich nicht mehr das Bedürfnis dazu.
    „Mach dir wirklich keine Gedanken darum“, antwortete ich und versucht ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. „Nebenbei. Was machst du eigentlich bei einem Platz wie diesem?“ Ein geschickter Themenwechsel war nun das einzige was noch half.
    Noch einige Momente musterte Brave mein Gesicht misstrauisch, dann zuckte er mit den Schultern und beantwortete meine Frage: „Das wozu wir beauftragt wurden. Ich habe die Pokemon hier studiert.“ Eiskalt lief es mir über den Rücken. Da hatte ich doch glatt den ursprünglichen Zweck dieser Reise vergessen, nur weil ich so verkopft ins Training von Serpifeu war.
    „Ja, genau. Wie könnte ich das je vergessen“, fügte ich mit einem unsicheren Lachen an. Skeptisch blickte mich Brave an, doch dann schien er sich plötzlich an etwas erinnert zu haben.
    „Ach ja das“, blitzschnell reckte er den Kopf in Mampfaxos Richtung, „Mampfaxo. Wie kommt es dass dieses Pokemon in der Nähe ist. Ich habe es vorher noch nie hier gesehen.“
    „Mampfaxo… gehört zu mir“, machte sich Niobe auf einmal bemerkbar. Fast schon erschrocken wendeten Brave seinen Kopf zu ihr und musterte sie von oben bis unten. Hatte er sie etwa vorher noch nicht bemerkt, trotz ihres auffälligen Äußeren?
    „Genau. Wer ist sie eigentlich? Frage ich mich schon die ganze Zeit“, wollte Brave von mir wissen. Idiotie ließ sich wohl nicht einfach so von heute auf morgen heilen.
    „Deine Ersatz. Niobe“, antwortete ich und verzog einen Mundwinkel.
    „So, so. Da bin ich mal ein paar Tage weg und schon schleppst du die interessantesten Leute an. Ungewöhnliche Haarfarbe die du da hast. Steht dir.“ Er lächelte freudig, worauf sich Niobe höflich verbeugte.
    „Danke“, murmelte sie noch, bevor Niobe schnell zu Mampfaxo herüber schlenderte, um ihn davon abzuhalten den anderen Pokemon das Futter wegzuessen.
    „Schade“, murmelte Brave mit leicht enttäuschtem Unterton in der Stimme. „Dachte schon ich hätte eine kleine Entdeckung gemacht.“
    „Sei froh. Mampfaxo hätte dir sämtliche Futtervorräte weggefressen“, spottete ich. „In den passt mehr rein, als in ein Fass ohne Boden.“
    „Trotzdem. Mampfaxo gelten auf der ganzen Welt als seltene Art. Man bekommt sie nicht häufig zu Gesicht. Die Kleine hat echt Glück ihn als Partner zu haben.“
    „So? Bist du etwa nicht zufrieden mit Ottaro?“, fragte ich neckend.
    „Du kommst auch auf Gedanken. Der Kleine da ist ein Segen für meine Reise. Mir fiel es ja schon zu Anfang auf, aber Ottaro ist wirklich die Ruhe in Person. Ist zwar still, aber auch äußerst zutraulich. Wie steht’s mit Serpifeu? Noch nicht aus der Puste?“ Ich konnte mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen.
    „Sicher. Das Kleine ist noch ziemlich jung und deshalb sehr anhänglich. Entwickelt sich aber gut. Bin schon irgendwie richtig stolz darauf, wenn ich es so sehe.“
    „Hört sich gut an. Man sollte sich als Trainer immer selbst als ein Elternteil seiner Pokemon sehen, schließlich ist man derjenige der sie aufzieht, richtig?“
    Ich nickte. Soweit konnte ich ihm zustimmen.
    „ Nebenbei, du hast doch gerade eben gezeichnet, oder? Kannst du mir deine Zeichnungen mal zeigen?“
    Ein unsicherer Ausdruck machte sich auf Braves Gesicht breit.
    „Meinetwegen“, erwiderte er darauf nur und reichte mir etwas widerwillig seinen Block, den ich erwartungsvoll aufschlug. Was mich erwartete war alles andere als das was ich mir erwartet hatte. Braves Zeichnung waren schon gar nicht mehr als solche zu bezeichnen, denn sie ähnelten mehr meinem Gekrakel aus dem Kindergarten, als dem Pokemon dass sie darstellen sollten.
    Ich brach in schallendes Gelächter aus.
    „Was… Was ist das denn? Ein ungeschickter Magby-Raupy Hybrid? Ein Elekid mit Flosse?“ Amüsiert von dem Anblick Braves Zeichnungen, kriegte ich mich gar nicht mehr und winkte zu allem Überfluss auch noch Niobe zu uns herüber, die schnellen Schrittes, Mampfaxo im Arm, herangeeilt kam, um von Braves Skizzen eine Kostprobe zu bekommen. Lachen tat sie darauf nicht, aber ihre Mundwinkel zuckten verräterisch. Als ich kurz davor war an einem Lachkrampf zu sterben, entriss mir Brave das Skizzenbuch und steckte es peinlich gerührt weg.
    „Es war nur ein Versuch“, verteidigte er sich prompt.
    „Ein Versuch von dem du ja sehr begeistert schienst“, grinste ich. Endgültig geschlagen gegeben, seufzte Brave und hob die Hände in die Höhe.
    „Sorry. Ich habe meine kreativen Fähigkeiten überschätzt.“ Aufmunternd klopfte ich ihm auf die Schulter und auch Niobe nickte, um ihm wenigstens einen kleinen Trost zu spenden.
    „ Wie auch immer. Wieso seid ihr beiden hierhergekommen? Normalerweise schlüpft man nicht in jede x-beliebige Gasse.“
    „Mampfaxo hat sie entdeckt“, erklärte ich schulterzuckend. „Und wäre da nicht ein gewisser jemand gewesen, der alle Pokemon der Vapydro Werke mit Futter angelockt hätte, hätten wir auch nicht durch diesen miefenden Spalt gehen müssen.“
    „Also seid ihr wegen den Pokemon gekommen?“
    „Richtig. Hast du schon von dem Turnier das übermorgen in Vapydro stattfindet gehört?“
    „Ein Turnier?“ Brave legte nur fragend den Kopf schief.
    „Ja, auf jeden Fall werde ich daran teilnehmen.“
    „Ernsthaft? Da kommen mir ja fast die Tränen, dass mein Schwesterchen endlich erwachsen wird“, lachte er.
    „Lass die Witze für einen Moment, ja“, knurrte ich als Antwort, für meine offensichtliche Verbannung in die Geschwister Zone. „Ich wollte mich hier nach einem Pokemon umschauen, um genau zu sein, weißt du?“
    Verwunderung breitete sich auf Braves Angesicht aus und plötzlich begann das kleine Ottaru neben ihm zu quieken, obwohl es vorher keinen Ton von sich gegeben hatte.
    „Wirklich? Weil die Pokemon hier als zahm gelten?“, harkte er nach, mit einem nervösen Blick zu Ottaru, das inzwischen wie wild damit begonnen hatte an Braves Hosenbein zu zerren. Was hatte es denn auf einmal?
    „ Ja, so ziemlich. Allerdings weiß ich auch nicht wirklich wie ich es angehen soll.“ Mit der Hand machte ich eine fragende Geste und zuckte mit den Schultern.
    Einen Moment schien Brave in Gedanken zu schweben, dann erzählte er: „Ehrlich gesagt, habe ich vorgestern ein Fukano hier gefangen, allerdings kommen wir beide nicht wirklich gut miteinander zurecht.“
    Auf einmal spürte ich Niobes stierenden Blick auf uns beiden liegen. Dafür musste ich nicht einmal hinsehen, denn dieser war intensiver denn je. Auch Brave schien es bemerkt zu haben und zögerte kurz, bis er weiter erzählte.
    „Du hast nächsten Monat Geburtstag, richtig?“ Stumm nickte ich zur Antwort. Es rührte mich ja schon beinahe, dass er sich immerhin an meinen Geburtstag erinnerte.
    „Trifft sich gut. Dann will ich dir doch schon mal ein Geburtstagsgeschenk überreichen. Vorträglich versteht sich. Du scheinst mir ja ohnehin eher der Hundetyp zu sein. Da bleibe ich lieber bei Kleoparda.“
    Meine Augen weiteten sich ganz von automatisch.
    „Du weißt das vorträgliche Geburtstagswünsche Unglück bringen, oder“, scherzte ich dann und lächelte warm.
    „Iwo. Die Regel habe ich gerade abgeändert“, lache Brave und fügte noch hinzu: „Du warst ja noch nie so wirklich abergläubisch.“
    „Stimmt schon. Hast du es gegen seinen Willen gefangen?“, wollte ich wisse, worauf mich Brave etwas mitleidig ansah.
    „Was glaubst du wer ich bin. Würde jemand wie ich ein Pokemon dazu zwingen mit mir zu kommen?“
    „Na dann möchte ich es auch nicht dazu zwingen mit mir mitzukommen. Hol es raus.“ Auch wenn Brave mir das Pokemon anbot, wollte ich es nicht wie ein Objekt behandeln. Schon allein um meiner vorherigen Intention gerecht zu werden.
    Schleunigst setzte Brave sich in Bewegung um seine Tasche, die er auf der zweiten Treppenebene liegen gelassen hatte, herzuholen. Dabei verfolgte ihm Ottaro Schritt für Schritt. Die Bezeichnung anhänglich war schon fast etwas untertrieben. Nachdem Brave reichlich Zeit damit verschwendet hatte innerhalb seiner Tasche, ich konnte mir das Chaos innerhalb schon fast bildlich ausmalen, nach dem Pokeball des Fukanos zu suchen, kam er wieder zurück, um diesen dann, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, zu öffnen. Heraus kam ein hundeartiges Pokemon mit orangenem Fell, welches schwarze Streifen auf Rücken und Beinen zierte. Der flauschige beige Schwanz und die Mähne an Kopf und Kragen, waren wahre Hingucker, welches dem Pokemon einen rebellischen Eindruck verliehen. Eine Besonderheit fiel mir, da auf dem gesamten Areal wahrlich genug Fukano herum strolchten, trotzdem auf. Eines seiner Ohren war komplett schwarz.
    Es bellte einmal laut auf und sah sich leicht desinteressiert um.
    „Weißt du welche Pokemon man als Züchter nicht für die Züchtung weiter verwenden darf?“, meinte Brave auf einmal. Nachdenklich schüttelte ich den Kopf.
    „Pokemon wie dieses Fukano“, erwiderte er und wies auf das besagte Pokemon. „Pokemon die Farb Unregelmäßigkeiten in ihrem Fell haben. Hier ist es das Ohr, siehst du? Völlig schwarz. Bei normalen Fukano ist das nicht der Fall. Würde man ein solches Fukano also weiter züchten, würden seine Gene weitergegeben werden und es besteht der Fall, dass eines seiner Nachkommen selbige Unregelmäßigkeit aufweist, nur noch ein Stück schlimmer.“
    „Du meinst also, würde man solche Pokemon einfach weiterzüchten, würde hier zum Beispiel irgendwann ein komplett schwarzes Fukano heraus kommen?“
    „Laut Theorie ja. Das ist der Grund weswegen solche Pokemon auch häufiger in der freien Wildbahn von ihren Artgenossen ausgestoßen wird. Sie auch.“ Brave bückte sich zu dem Fukano herunter und tätschelte es über den Kopf.
    „Ein Weibchen?“
    „ Ja. Ein perfekter Fang für dich, oder?“, lachte Brave, während ihm das Fukano mit der Zunge über die Wange schleckte. Hatte Brave nicht gerade noch gesagt, dass er und das Fukano sich nicht gut verstehen würden?
    „Fukano ist mir praktisch zugelaufen, als ich angefangen habe hier die Pokemon zu studieren. Wahrscheinlich hatte sie sich gedacht, dass ich sie als Mensch beschützen könnte, weswegen sie sich die ganze Zeit hinter mir vor ihren Artgenossen versteckt hat.“
    „Dann war Fukano so etwas wie ein Mobbing Opfer?“
    „Mehr oder weniger. Eigentlich aber noch schlimmer. Es hätte sie ihr Leben kosten können auf Dauer.“ Erschrocken sah ich auf.
    „Du wolltest es mir ja nie glauben, aber Pokemon ähneln dem Menschen mehr als du denkst.“ Brave kicherte beinahe schon schadenfreudig.
    „Auf jeden Fall habe ich das Kleine hier dann gefragt, ob sie mit mir auf Reisen kommen möchte und allem Anschein nach hat sie diese Möglichkeit der vorgezogen, von ihren Kameraden massakriert zu werden.“ Ungläubig starrte ich ihn an. In der Situation hätte wohl jeder die sichere Möglichkeit von beiden vorgezogen.
    „ Was denn? Letztendlich war es wirklich ihre einzige Zuflucht, oder?“, verteidigte sich Brave. Im Grunde hatte er recht, das sah ich ein. Vielleicht war es eine Chance für Fukano mit einem Trainer zu reisen. Diese beobachtete mich nun auch schon eine ganze Weile aufmerksam, sah dann aber wieder zu Brave hoch, welcher ihr darauf zuzwinkerte. Erst rührte Fukano sich nicht vom Fleck, dann aber kam sie mit einem großen Sprung auf mich zu und wedelte freudig mit dem Schwanz. Ich konnte kaum anders als mich zu ihr herunterzubeugen und sie über das weiche Fell zu streicheln.
    „Scheint dich schon mal zu mögen“, stellte Brave lachend fest. Zustimmend nickte ich, während ich inzwischen begonnen hatte Fukano am Bauch zu kraulen, weil es sich auf den Rücken gelegt hatte.
    „Sie ist eine ganz Liebe. Keine Chance, dass ihr kein gutes Team abgebt.“ Brave machte um das Fukano fast schon Werbung, als würde ich es ihm abkaufen wollen.
    „Immer noch Fukanos Entscheidung, ob sie mit mir kommen möchte oder nicht“, bemerkte ich mit sanfter Stimme und kraulte das Pokemon liebevoll am Hals. „Also? Hast du Lust mit mir zu kommen Fukano? Ich weiß wir kennen uns so gut wie gar nicht, aber wenn du möchtest, würde ich mich freuen.“ Ehrlich gesagt hatte ich keinen blassen Schimmer, ob Fukano mich überhaupt verstanden hatte, aber ich vertraute in diesem Moment einfach auf Braves Worte, dass Pokemon dem Menschen ähnlicher waren als ich vielleicht glauben mochte. Ein Moment lagen Fukanos kastanienbraunen Augen direkt auf mir, dann bellte sie zustimmend und sprang wieder auf alle vier Pfoten.
    „Sieht ganz nach einer Zustimmung aus“, sagte Brave mit sichtlich zufriedenem Unterton, während Niobe, die die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, sich auch zu Fukano herunterbeugte und ihr ihre Hand zum Schnüffeln hinhielt.



    Langsam verzogen sich das Grau am Himmel und die Strahlen der untergehenden Sonne, kämpften sich durch das Dickicht der Wolken. Zum Süden hin glitzerte das Meer, im Norden standen die Vapydro Werke in denen wir uns bis gerade eben noch befunden hatten. Nachdem ich mich überschwänglich bei Brave bedankt und verabschiedet hatte, verließen Niobe und Ich den Platz, was in mir eine gewisse Wehmut ausgelöst hatte. Schließlich war ich dies Mal so gesehen diejenige gewesen die weggegangen war. Ich konnte mich fast dafür ohrfeigen, zuvor so schnell aufgegeben zu haben. Hätte ich das nämlich nicht getan, wäre Niobes und meine Reisetruppe nun vielleicht um ein Mitglied gewachsen.
    „Glaubst du doch selbst nicht“, murmelte ich mir mit sarkastischen Unterton selbst zu. Brave war nämlich immer noch derselbe Hohlkopf wie zu zuvor und wenn er sich irgendwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog er es auch treu doof durch. Egal was andere um ihn herum sagten.
    „Bist du in Brave… verliebt?“, fragte Niobe plötzlich neben mir. Den Kopf hatte sie zu mir gewandt, sodass die Strahlen der Sonne, Schatten über ihr Gesicht warfen und ihre Augen förmlich zu Glühen brachten. Dicht an die rote Reling, der kleinen Aussichtplattform der Vapydro Werke, gelehnt, wehte uns der Wind entgegen und verlieh der Szene eine unheimliche Wirkung.
    Ich zögerte, doch Niobes tiefroten Augen fixierten mich so intensiv, dass ich es kaum zurückhalten konnte und nickte schließlich.
    „Seit etwa drei Jahren. Und manchmal würde ich ihm gerne einfach den Hals umdrehen.“ Nach dem Aussprechen des letzten Satzes musste ich lachen.
    „Und er weiß immer noch nichts von deinen Gefühlen?“
    „Nein. Er hat keinen blassen Schimmer. Ein ziemlicher unsensibler Idiot, was?“ Fast schon energisch, schüttelte Niobe darauf plötzlich den Kopf.
    „Kein Idiot“, begann sie und sah mir in die Augen.
    „Was? Natürlich ist er…“, Niobe unterbrach mich bevor ich den Satz zu Ende sprechen konnte.
    „Brave ist kein Idiot. Er hat nur noch nie in Betracht gezogen, dass du so für ihn empfinden könntest. Keine Sekunde.“ Erstaunt von Niobes Festigkeit in der Stimme, blickte ich sie perplex an.
    „Wie… Was?“, brachte ich nur heraus, denn ich verstand immer noch nicht so recht, was sie sagen wollte.
    „Wenn du möchtest, dass etwas aus euch wird, dann musst du den Stein ins Rollen bringen!“, rief sie in einem für sie ungewöhnlich lauten Tonfall. Niobes Augen funkelten mich erwartungsvoll an.
    Ich wollte gerade antworten, da tauchte, wie aus dem Nichts, eine Gestalt hinter Niobe auf und legte die Hand auf ihre Schulter. Erschrocken fuhr diese zusammen und Mampfaxo neben ihr begann bedrohlich zu knurren.
    „Dachte ich es mir doch das du es bist“, lachte die Gestalt dich ich inzwischen als einen etwa zwanzigjährigen Mann identifiziert hatte. Seine hellen, gelben Augen waren schmal und hatten etwas Schlangenartiges an sich, während seine kantiges Gesicht eher dem eines Fuchses glich. Dafür dass sein Auftauchen so plötzlich und unheimlich erfolgt war, trug er ungewöhnlich normale Kleidung. Die weiße, oben aufgeknöpfte Bluse und schlichte schwarze Jeans, waren kaum erwähnenswert, jedoch ließ mich das lange, schmale Schwert an seiner Seite erschauern. War es überhaupt legal eine Waffe dieser Größe bei sich zu tragen?
    „Inari“, flüsterte Niobe mit einem leichten Zittern in der Stimme. „Was machst du hier?“
    „Komme gerade aus Sinnoh“, antwortete die Person mit dem Namen Inari knapp. Sein Name ließ mich misstrauisch werden. Inari. Wieso kam mir der Name so bekannt vor?
    „Weit weg“, murmelte Niobe und drehte sich langsam mit dem Gesicht zu dem Mann herüber. In ihren Augen stand Panik geschrieben, was in mir ein stark mulmiges Gefühl auslöste. Da lief es mir plötzlich eiskalt über den Rücken. Natürlich! Inari war der Gott der Füchse und des Reises in der japanischen Mythologie! War der Kerl etwa mit Niobe verwandt? Wenn ja, wieso war sie dann plötzlich so angespannt, wo man sich doch im Normalfall vor einem Verwandten nicht fürchtete.
    „So ziemlich. Und ich komme mir immer vor, als würde ich dort unter eine Horde von Aktivisten tauchen. Ist nicht einfach so einen Auftrag auszuführen. Kennst du ja. Vor allem wegen diesen Galactic Anhängern. Und ich hatte schon gehofft, dass man die endlich aus der Welt geschafft hätte.“ Übertrieben ausholend streckte sich Inari und gähnte. „Bin jedes Mal erschöpft wenn ich zurückkomme. Und noch erschöpfter wenn das Zielobjekt einen so um die Nase herumführt.“ Ein bitteres Lächeln zog sich über sein Gesicht, während ich langsam dran zweifelte, dass Niobe tatsächlich mit ihm verwandt war. Dafür war der Kerl einfach zu… gesprächig. Es wirkte mehr als würde er einen Monolog halten, als mit Niobe zu sprechen.
    „Aber viel wichtiger“, plötzlich wurde aus dem Lächeln des Fremden, ein schauriges Grinsen“, du hast mich gar nicht bemerkt, oder?“ Erneut zuckte Niobe zusammen und plötzlich huschte ihre linke Hand, die sie bis eben noch an der Reling gehalten hatte, zu ihrem Rock hinunter, um etwas darunter hervorzuholen. Erst war es nur zögerliches Herumfingern, dann aber holte sie innerhalb weniger als einer Sekunde, während sie einen kurzen Satz nach hinten machte, ein kleines, schmales Messer heraus. Scharf zog ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein und riss die Augen auf. Was war denn nun plötzlich los?
    Inari begann zu kichern.
    „Na, na. Immer mit der Ruhe Nio. Das war doch gar nicht meine Absicht.“ Statt das Messer wegzustecken, schien Niobe sogar noch etwas angriffslustiger zu werden und funkelte ihr Gegenüber nun mit den Augen eines Raubtiers an, worauf dieser nur zu seufzen wagte.
    „Man, man. Siehst du nicht, dass du deiner neuen Freundin da drüben Angst einjagst? Welcher normale Mensch holt schon vor seinen Bruder plötzlich ein Messer raus? Erwarte nicht das die kleine da hinten das versteht.“ Urplötzlich begann Niobe wieder an zu zittern und wendete für einen kurzen Moment ihren Blick zu mir, um dann noch weißer anzulaufen als sie es ohnehin schon war. Schnellstmöglich ließ sie sich vor ihrem Bruder auf die Knie fallen und legte das Messer vor sich. Selbst Inari, der sie zu diesem Handeln veranlasst hatte, sah leicht überrascht aus. Den leisen Hauch von Zufriedenheit in seinem Gesicht, konnte er dennoch nicht verbergen. Es war wahr. Niobes plötzliches Verhalten passte nicht zu ihrem gewöhnlichen Selbst und hatte mich für einen Moment wirklich eine Spur von Angst vor ihr empfinden lassen. Jedoch war diese Angst gar nichts gegenüber zu dem Ärger den ich für den Fremden, der so abfällig mit Niobe sprach, verspürte.
    „Entschuldige vielmals Bruder“, keuchte sie und wagte es nicht zu Angesprochenem aufzuschauen. Ihr soeben noch so kräftiger und lebendiger Körper, hatte sich in einen am Boden knienden, aschfahlen Leib verwandelt, der die Furcht und Verwirrung seines Besitzers nahezu auszusprühen schien. Ja verwirrt, das war der treffendste Begriff. Es wirkte beinahe so, als würde in Niobes Kopf gerade ein riesiges Chaos an Gedanken herrschen, das sie in Reih und Glied zu bringen hatte.
    „Schon gut. Sieh einfach zu, dass du lernst dich nicht immer von deinen Gefühlen treiben zu lassen, verstanden?“, erklärte Inari schulterzuckend. Am liebsten hätte ich etwas dazwischen gerufen, aber Inari, der sich als Niobes Bruder entpuppt hatte, umgab eine furchteinflößende Aura, die nicht nur Niobe, sondern auch mich gewaltig einschüchterte. Seine bloße Gegenwart fühlte sich so an, als würde eine Art unsichtbare Hand, meinen Körper zu Boden drücken und mich herunter zwingen, sodass es mir nicht möglich war auch nur einen Ton von mir zu geben.
    Mehrere Sekunden verstrichen. Ich, immer noch perplex, am anderen Ende der Reling, Niobe, ihr Gesicht zu Boden gesenkt und Inari, der desinteressiert zur tiefstehenden Sonne schaute.
    „Übrigens… Blizzach war mal wieder schrecklich kalt. Wie wir es alle kennen, weißt ja.“ Niobe rührte sich nicht.
    „Nun denn. Wird für mich auch Zeit weiterzugehen. War nett dich mal Unterwegs zu treffen Nio. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder in nächster Zeit. Tschau, tschau!“, verabschiedete er sich mit seinem gewohnt breiten Lächeln. Wie er sprach. So als wäre nichts geschehen, als hätte er nichts getan. Ich konnte nicht anders als pure Abscheu für ihn zu empfinden. Inari kehrte uns den Rücken zu und verschwand mit langen Schritten Richtung Norden.
    Noch einige Minuten verharrten die traumatisiert wirkende Niobe und Ich auf unseren Plätzen, dann wagte ich einen Schritt auf sie zu machen. Bevor ich sie jedoch erreichen konnte, stand sie langsam auf und drehte sich zu mir herum. Ihr Gesicht war starr. Starr in einer Monotonie, die selbst für sie ungewöhnlich war. An ihrer Wange verlief eine feine, schmale Schnittwunde, wie als hätte man sie mit einem Messer geschnitten. Erschrocken starrte ich auf ihrer Verletzung. Bevor Inari aufgetaucht war, hatte sie diese ganz sicherlich noch nicht gehabt. Da kam mir das Schwert, dass Inari an seiner Seite getragen hatte in den Sinn.
    „Wann hat er“, rief ich erschrocken auf und eilte auf Niobe zu.
    „Nichts.“
    „Was? Nichts mit nichts. Was war denn gerade los und wie kommt die Wunde dahin?“, harkte ich erschrocken nach und stolperte fast über meine eigenen Worte.
    „Es ist nichts. Rein gar nicht“, murmelte Niobe und sah geradewegs durch mein Gesicht hindurch. Dann drückte sie mich sanft weg und ging Richtung Norden, während Mampfaxo, der sich den Konflikt über unfassbar still verhalten hatte, besorgt zu ihr hinauf sah.
    Perplex blieb ich stehen. Was tat sie da? Versuchte sie tatsächlich so zu tun, als wäre nichts geschehen?
    „Kommst du?“, fragte Niobe, als sie bereits die Treppenstufen die zu den Vapydro Werken führten, erreicht hatte.

  • Kapitel 4 – "Letztendlich liegt es im Auge des Betrachters, nicht?"


    Nervös fingerte ich an dem Pokeball herum den ich den Händen hielt und atmete tief durch. In wahrscheinlich weniger als fünf Minuten würde mein erster Pokemonkampf, den ich nicht gegen Niobe kämpfen würde, beginnen und ich konnte wohl kaum aufgeregter sein, als ich es jetzt tat. Der eigentlich riesige Kampfplatz auf dem ich stand, kam mi durch meine Anspannung unheimlich klein und bedrückend vor, sodass ich schon den Verdacht hegte unter Klaustrophobie zu leiden, wobei diese Diagnose auch nicht wirklich den Umständen entsprach. Vorbereitet war ich. Keine Frage, denn trotz der eigenartigen Begegnung zwei Tage zuvor, hatte mich Niobe gestern sogar noch ein ganzes Stück härter rangenommen, als sonst. Insbesondere auch wegen meines neuen Pokemons Fukano. Nahezu spürbar hatte ich wahrgenommen wie ihre Motivation um ein Vielfaches gestiegen war, nachdem sie ihrem Bruder über den Weg gelaufen war. Es war nahezu verrückt. Es gab zwar durchaus Leute die durch Demütigung noch mehr dazu angefeuert wurden etwas gut zu machen, aber bestimmt hatte ich noch nie von einem Fall gehört der zitternd, ganz offensichtlich in panischer Angst, vor einem Familienmitglied kniete und danach aufstand als wäre nichts gewesen. Zuerst hatte ich auf Verdrängung getippt, doch musste ich schon kurz darauf feststellen, dass das nicht der Fall sein konnte, da ihr emotionaler Zustand nahezu Bände ihres plötzlichen Eifers ausstrahlte. Nicht dass sie dieses nicht schon vorher gewesen wäre, aber es schien mir als hätte man noch eine Schippe Zuversichtlichkeit drauf gepackt. Fast so als hätte man in ihr einen Brand gelegt, deren Flammen nun gerade zu loderten, züngelnd um ihr Herz wanden und dem Gegner keine Gelegenheit gaben sie zu löschen. Sie mochte ein sensibles Gespür besitzen, womit sie die Leute um sie herum nahezu perfekt wie ein offenes Buch lesen konnte, an ihrem starken Willen und Tapferkeit änderte dies aber nichts. Niobe war wohl in einer gewissen Hinsicht eine Art Vorbild. Ihre eigenen Ziele und Ideale im Kopf, nicht bereit diese zu verfehlen. Um keinen Preis. Vielleicht war das einer der Gründe weswegen sie so verschwiegen war und nicht gerne Dinge über sich selbst erzählte, was wiederum erklärte weshalb ich so gut wie nichts über sie wusste, ganz im Gegenteil sogar ziemlich verwirrt war, seitdem ich ihrem Bruder begegnet war.
    „Ivory!“, riss mich plötzlich ein Ruf aus den Gedanken. Fix sah ich die Richtung des Rufes und konnte selbst aus einiger Entfernung ausmachen, wer gerade nach mir gerufen hatte. Im Grunde hätte ich auch ohne Hinsehen zu müssen erkannt wer da auf der Tribüne stand, die rechte Hand um den Mund, mit der Linken begeistert winkend. Mein Sandkastenfreund, bester Kumpel, Ursprung jeglichen Liebeskummers meinerseits und Teilzeitidiot Brave. Mein Herz tat einen kleinen Sprung und ich winkte schmunzelnd zurück, während ich die eine Hand auf die Hüfte stemmte. Obwohl es gerade einmal zwei Tage her war, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, kam mir diese Zeitspanne wie eine halbe Ewigkeit vor und so konnte ich mich selbst davon nicht abhalten als schnurstracks zu ihm herüber zu laufen, auch wenn mein Kampf sofort beginnen würde. Dafür wurde ich auch gleich unverständlich von meinem Gegner, einer kleinen Brünetten die ich auf Mittelschulalter einschätzte, angeschaut, die sich ebenso wie ich bereits auf dem Kampffeld befunden hatte, was ich aber herzlich ignorierte. Der rechteckige Platz, der ringsum mit gut gefüllten Tribünen umgeben war, stellte sich als sogar noch größer heraus, als ich es zu Anfang gedacht hatte, sodass es mich etwas mehr Zeit kostete um zu meinem Zielort zu gelangen. Bei näherem Herankommen, entdeckte ich Niobe neben ihm sitzen, ihren Blick wachsam auf meine Bewegungen gerichtet. Hinter ihr hatte sich Mampfaxo auf einem Platz niedergelassen und ging seiner zweitliebsten Beschäftigung nach. Dem Schlafen.
    „Was machst du hier?“, rief ich Brave schon im Kommen zu, um mich dann an die die Trennwand zwischen Tribüne und Feld anzulehnen.
    „Zuschauen, was sonst?“, antwortete Angesprochener knapp. „Hab mich gleich erkundigt wann das Turnier stattfindet um dich anfeuern zu können.“ Ich nickte mit einem glücklichen Lächeln. Allein dass er dies sagte, ließ mich für einen kurzen Augenblick meine Nervosität und Unsicherheit vergessen. Allein dass er für mich hier war hatte es unglaublich Erwärmendes und Erfüllendes für mich, sodass ich nicht anders konnte als ein leises, kaum hörbares überglückliches Fiepen auszustoßen.
    „Danke“, sagte ich noch etwas wärmer lächelnd.
    „Nicht der Rede wert“, lachte Brave und winkte mit der Hand ab, welche ich plötzlich mit meinen eigenen ergriff.
    „ Nein, wirklich. Dass bedeutet mir sehr viel!“, rief ich und erstarrte schon wieder in der nächsten Sekunde, als ich realisierte was ich gerade tat. Perplex starrte mich Brave, wegen meiner plötzlichen, unerwarteten Reaktion an. Selbst zurückgezuckt war er etwas. Bitte schlage mich doch jemand. Wieso war ich in letzter Zeit so unvorsichtig und übereilt? Im Augenwinkel sah ich wie ein flüchtiges Lächeln über Niobes Lippen huschte.
    „Dass meine Freunde zum Anfeuern kommen“, fügte ich rasch, mit ausweichendem Blick hinzu und ließ von seinen Händen ab. „Hast du ihm Bescheid gegeben, Niobe?“ Irgendwie musste ich ja das Thema ablenken.
    Zu meiner Erleichterung ging Niobe auf meine Frage ein und schüttelte den Kopf.
    „Plötzlich aufgetaucht.“
    „So, so. Na ja, hätte mich auch gewundert wenn.“
    Plötzlich dran ein Hüsteln durch die Lautsprecher, die an vier verschiedenen großen Holzmasten befestigt waren, worauf ich mich schnell zu der Bühne umdrehte.
    „Ich bitte die Teilnehmerin zurück auf das Feld“, drang es beinahe dröhnend durch die Lautsprecher und Brave stieß mir sanft mit dem Ellbogen in die Seite.
    „Na los, geh schon. Das schaffst du!“, munterte mich Brave auf. Dankbar nickte ich ihm zu und blickte noch einmal zu Niobe zu.
    „Denk an die Schwächen des Gegners“, murmelte sie mir halb stumm zu und hob leicht die eine Faust in die Höhe, die es aber kaum über Kopfhöhe schaffte, sodass es nicht sonderlich enthusiastisch wirkte. Auch Brave schien dies bemerkt zu haben, griff ohne zu Zögern nach Niobes Handgelenk und riss sie in die Höhe, während er Selbiges mit seiner anderen Faust tat.
    „Fight Ivory!“, rief er mit laut und ignorierte die schiefen Blicke die ihm einige andere Zuschauer zuwarfen.
    „Was glaubst du was ich tun werde?“, grinste ich und marschierte nun neuen Mutes zurück auf das Kampffeld. Da machte der Moderator des Turniers, der mich auch dazu verwiesen hatte auf meinen Platz zurück zu kehren und in der Moderationskabine am anderen Ende des Feldes saß, schon die nächste Aussage.
    „Herzlich Willkommen beim alljährlichen Vapydro Turnier, bei dem sich jedes Jahr die gewieftesten Trainer im südlichsten Teil Einalls gegenseitig herausfordern, um den ehrwürdigen Titel des „Meisters des Südens“ zu erhalten. Es spricht Thomas Meyer.“ Klatschen ging durch die Zuschauermenge.
    „Wie wahrscheinlich ein Großteil der Zuschauenden bereits weiß, haben wir auch diese Mal einen Stargast dabei, der das Geschehen mit moderieren wird. Wobei“, der Moderator machte eine kunstvolle Pause, „Wir es hier eher mit einem Newcomer zu tun haben. Begrüßt mit mir zusammen: Cheren, der Arenaleiter Eventura Citys!“ Erstaunt schaute ich in Richtung Moderationskabine, jedoch war es völlig unmöglich aus meiner Entfernung etwas zu erkennen. Jedoch brauchte ich das gar nicht, dann Cheren höchstpersönlich meldete sich am Mikrophon zu Wort.
    „Hallo und Willkommen noch mal.“ Eindeutig. Selbst nach drei Jahren konnte ich ziemlich genau sagen dass es Cherens Stimme war, auch wenn sie etwas nervös klang.
    „Dieses Jahr werde ich den Wettkampf Co-moderieren und meine Eindrücke zu den einzelnen Kämpfen liefern.“ Wie steif und langweilig er klang. Da konnte ich kaum anders als leise in mich hinein zu kichern. Einen Preis als Entertainer zu gewinnen würde er wohl oder übel von seiner To-Do-List streichen müssen.
    „Verschwenden wir aber keine Zeit mit unnützem Gerede und lasst mich unsere ersten beiden Teilnehmer vorstellen. Auf der linken Seite Elena Gamble aus Dausing. Vor gerade einmal drei Wochen hat sie ihre Reise begonnen! Alle Achtung Elena. Doch wie sieht es mit deiner Gegnerin aus? Auch sie hat ihre Reise gerade erst begonnen! Ivory Seawell aus Eventura City! Was für eine Überraschung. Kennst du sie zufällig Cheren?“ Einige Sekunden verstrichen, bevor mein ein leises „Aha“ vernehmen konnte.
    „Ja, flüchtig. Um genau zu sein ist sie die Cousine einer guten Freundin.“
    „ So, so. Das hört man doch gerne! Na dann wollen wir mit Zuversicht diesen Kampf starten! Ihr kennt die Regeln bereits. Ein Eins gegen Eins Kampf. Das gewählte Pokemon zu Anfang darf während des Kampfes selbstverständlich nicht ausgetauscht werden und wer beginnt, entscheidet nun der Zufall.“ Ein elektronisches Klicken erklang, dann ein leises „Pling“.
    „Der Gott des Zufalls hat den entschieden und als erstes ihr Pokemon in den Ring schicken wird Ivory Seawell! Applaus!“ Ich schluckte. Ich hatte ja ohnehin nicht viel Auswahl an Pokemon gehabt, aber zu mindestens einen Typenvorteil herauszuschlagen wäre mein Ziel gewesen. Jetzt würde man aber genau das mit mir tun. Tief holte ich Luft und warf Serpfeus Pokeball in die Höhe. Mit einem weißen, blitzähnlichen Strahl erschien Serpifeu aus dem rot-weißen Ball und landete einen Meter vor mir mit einer Drehung auf dem Boden.
    „Kandidatin Ivory wählte das Echsenpokemon Serpifeu!“, tönte es vom Moderator. „Ein seltenes und sehr begehrtes Pokemon bei Trainern dieser Tage!“
    „Okay Serpi. Jetzt wird’s ernst. Konzentrier dich“, sagte ich, die Moderation ignorierend, und nickte meinem Pokemon aufmunternd zu. Dieses erwiderte mein Nicken und gab ein motiviertes Fiepen von sich.
    „Gut so. Der erste Gegner wird noch zu schaffen sein“, murmelte ich, meinen Blick inzwischen auf meine Gegnerin geheftet.
    „Mollimorba! Du bist dran!“, rief das Mädchen, während sie einen Pokeball ausgestreckt in ihrer Hand hielt. Ein schwarz, weißes Pokemon mit lila Gesucht, dass mehr wie eine Puppe, dank Schleifen an Seiten des Kopfes und Hals, als wie ein Pokemon aussah. Rasch holte ich meinen Pokedex hervor und warf einen flüchtigen Blick darauf. Laut diesem war Mollimorba ein Psycho Pokemon in der ersten Entwicklungsstufe. Das reichte mir an Information und konzentrierte mich wieder auf das Kampffeld.
    „Unsere zweite Teilnehmerin wählte Mollimorba! Was sagst du dazu, Cheren?“
    „Ein interessante Wahl, denn es hat weder einen wirklichen Vorteil, noch einen Nachteil gegenüber Serpifeu. Das könnte ein durchaus interessanter Kampf werden“, erklärte Cheren mit abschätzigem Unterton.
    „Nun? Sind die Damen bereit zu kämpfen?“ Wie zur Antwort nickten wir gleichzeitig und kurz darauf erschallte ein lautes „Ready, Steady, Go!“ eines Schiedsrichters im gelben Trikot, der sich inzwischen neben das staubige Feld positioniert hatte.
    „Silberblick, sofort Serpifeu!“, befahl ich wie aus der Kanone geschossen, ohne meiner Gegenerin auch nur eine Sekunde Bedenkzeit zu geben. Für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete so etwas wie eine Art Blitz, ein Funkeln, ein Lichtstich aus Serpifeus Augen auf, währen er das Mollimorba fixierte. Dieses erstarrte augenblicklich, ebenso ihre Trainerin, auf dessen Gesicht ein Ausdruck von Panik ausbreitete. Ich hatte wohl das Glück gehabt, dass die Trainerin vor mir noch unerfahrener war, als ich, oder zu mindestens keine so gute Lehrerin abbekommen hatte.
    „Jetzt Tackle!“, rief ich Serpifeu zu, worauf es auf das gegnerische Pokemon mit voller Geschwindigkeit zustürmte, um ihm einen frontalen Tackle mit Totalauswirkung zu attackieren, bevor es aus seiner Starre erwachen konnte.
    „Weich aus Mollimorba! Mach schon*“, schrie die Trainerin des Pokemons panisch und tatsächlich. Mollimorba erwachte noch bevor meine grüne Echse es erreichen konnte, jedoch nur eine Sekunde vorher, sodass es keine Zeit mehr dazu fand vor der Attacke zu flüchten, wodurch mein Plan erfolgreich aufging, Serpifeu einen Volltreffer landete und Mollimorba mehrere Meter weit nach hinten flog. Besiegt war es dadurch aber noch lange nicht, dass wusste ich, weswegen ich Serpifeu verordnete mit Rankenhieb Mollimorbas kurzen Ärmchen festzuhalten, damit es keine gegnerische Attacke starten konnte. Blitzschnell schossen die Ranken aus seinem Nack hervor und packten nach Mollimorba, welches immer noch leicht verwirrt am Boden lag.
    „Was für eine fixe Attacke! Hat irgendjemand hier damit gerechnet? Na, ich sicherlich nicht!“
    „In der Tat. Ich bevorzuge zwar eher durchdachte und beobachtende Züge, aber das ist natürlich auch eine Möglichkeit“, fügte Cheren hinzu.
    „Mollimorba, nicht schlafen! Versuch dich mit Psystrahl zu verteidigen!“, knurrte meine Gegnerin, die sich inzwischen wieder gefasst hatte, energisch. Ein lila, schimmernder Schleier bildete sich um das Puppenpokemon, während sich der kleine Körper stark anspannte und eine Art kleine, zuckende, ebenso violette, Kugel materialisierte sich vor seinem Gesicht, um sie dann mit voller Wucht auf mein Serpifeu abzuschießen.
    „Weg da, Serpi. Zur Seite!“, schrie ich erschrocken. Blitzschnell zog Serpifeu seine Ranken zurück und versuchte einen Satz zur Seite zu machen, was es aber nur halbwegs gelang und so trotzdem von der Attacke getroffen wurde. Genauso wie Mollimorba bei Serpifeus vorheriger Attacke, wurde es mehrere Meter weit nach hinten geschleudert und landete auf dem Bauch. Mühsam raffte Serpifeu sich wieder auf und blickte mit leicht zusammen gekniffenen Augen direkt zu seinem Gegner, welcher stolz die Brust erhoben und die Hände in die Hüpften gestämmt hatte, so als wolle es sagen: „Seht her. So schwach bin ich gar nicht.“
    „Eine wirkliche erstaunliche Gegenattacke Mollimorbas!“, rief der Moderator, den ich inzwischen am liebsten dazu verdonnert hätte, gefälligst die Klappe zu halten. Aber Recht hatte er allemal. Obwohl die Attacke kein direkter Treffer war, hatte sie Serpifeu ohne Mühe von den Füßen gerissen.
    „In der Tat. Dieses Mollimorba hat eine ungewöhnlich hohe Angriffskraft. Das ist normal nicht der Fall“, bemerkte Cheren. Ich musste vorsichtiger sein, wenn selbst ein Pokemon wie dieses, mein Pokemon umhauen konnte. Wohl oder übel, würde ich fürs erste auf plötzliche und schnelle Attacken vertrauen müssen.
    „Serpifeu, hau Mollimorba mit Rankenhieb um!“, befahl ich mit gespielter Ruhe. Angefeuert durch die gerade Attacke, machte Serpifeu eine augenblickliche Drehung und schoss erneut seine Ranken, welche sich majestätisch aus seinem Nacken erhoben, um dann aufgrund der Wucht der Drehung, schnurstracks in Richtung Mollimorba flogen. Nicht den Hauch einer Chance, hatte es um den langen, peitschenden Ranken zu entkommen, sodass es geradewegs von diesen überrumpelt wurde und zu Boden fiel.
    „Jetzt Wickel Attacke!“, befahl ich und machte eine ausschweifende Handbewegung. Wie eine Schlange um ihr Opfer, fesselten die Ranken Serpifeus ein weiteres Mal das hilflose Mollimorba und drückten dann plötzlich zu. Ein leises Quietschen kam von dem Puppenpokemon, jedoch ließen Serpifeus Ranken weiterhin nicht von ihm ab.
    Entsetzt und wieder der Panik verfallen schrie Elena: „Schnell, versuch’s mit Konfusion!“ Doch Mollimorba konnte sich nicht mehr rühren, denn die unheilvollen Ranken hatten sich um den ganzen Körper des Pokemons geschlungen und quetschten ihm beinahe die Seele aus dem Leib. Beinahe, denn noch hielt sich das Pokemon erstaunlicherweise bei Bewusstsein, obwohl die Kraft die Serpifeu in seine Attacke steckte, wahrscheinlich genügte um den Kleinen Ding die Knochen zu brechen, würde es nicht aufpassen.
    „Versuch Mollimorba quer über das Feld zu schleudern“, rief ich auf einmal meinem Echsenpokemon mit einem leicht amüsierten Unterton zu. Der Kampf war so gut wie zu Ende. Ich hatte ja meine Zweifel gehabt, ob Mollimorba sich vielleicht doch aus Serpifeus Wickel herauswinden könnte, aber diese hatten sich am Ende als unbegründet herausgestellt. Mit einer galanten Bewegung drehte sich mein Pokemon auf einem Fuß zweimal im Kreis, drückte sich dann mit selbigem ab und schleuderte Mollimorba in Richtung des anderen Endes des Feldes. Es war ein Bewegungsablauf den Niobe mit beigebracht hatte und besonders effektive und siegbringende Würfe hervorbringen sollte. Sollte ich es mit einem leichten und kleinen Gegner zu tun haben, sagte sie mir, sollte ich mich nicht scheuen diese Technik anzuwenden.
    Mit einem dumpfen Laut kam Mollimorba auf dem Boden, kullerte noch einige Meter weiter über den Boden und blieb dann reglos auf dem Rücken liegen. Ich staunte nicht schlecht, als ich eine leichte Einkerbung auf der Einschlags stelle Mollimorbas entdeckte. Niobe hatte keinesfalls untertrieben mit der Kraft dieses Angriffs. Serpifeu hatte es zwar mehrere Male an Lin-Fu geübt, aber da dieses sich immer kurz vor Bodenkontakt wieder in eine aufrechte Position gelangen konnte, war es nie zu so einem Ergebnis gekommen.
    „Mollimorba ist kampfunfähig. Serpifeu gewinnt den Kampf!“, verkündete der Schiedsrichter im gelben Trikot am Rande des Feldes und hob in Richtung Elena eine rote Flagge.
    Ein langgezogenes Pfeifen des Moderators erklang und die Zuschauer begannen zu klatschen.
    „Ein vernichtender Schlag seitens Serpifeu und damit ginge die Runde auch schon an Ivory!“ Ich konnte nicht anders als das triumphierende und überglückliche Lächeln, das bis ich gerade noch unterdrückt hatte, auf meinem Gesicht zuzulassen und kniete mich herunter zu meinem Serpifeu, dass strahlend auf mich zugelaufen kam, um mir in die Arme zu springen. Fest drückte ich es am mich, sodass es freudig fiepte und sich an mein Gesicht schmiegte, vor Freude an unserem ersten gewonnen Kampf.

    „Hör auf“, knurrte ich gereizt, um meinem Peiniger deutlich zu machen, dass ich innerhalb den nächsten paar Sekunden in die Luft gehen würde, würde er nicht auf der Stelle aufhören so ausgelassen mein Haar außer Form zu bringen.
    „Sonst bist du doch auch immer so scharf darauf, von mir gestreichelt zu werden“, lachte Brave spöttisch. „Schnurrst normalerweise wie ein Kätzchen, dass von seiner Mutter verstoßen wurde.“
    Drohend hob ich eine Faust in die Höhe.
    „Du magst ja vielleicht recht damit haben, aber man kann es auch damit übertreiben. Fünf Minuten lang über den Kopf gewuschelt zu werden ist so eine Sache, weißt du?“
    „Ach? Ehrlich?“ Grinsend ließ er seine Hand von meinem Kopf und seufzte plötzlich. „Wollte nur die zwanzig Minuten die die Kleine mit uns verbracht hat nachholen.“ Fragend schaute ich zu ihm hoch.
    „Niobe? Hat sie irgendwas gemacht?“ Brave schüttelte den Kopf.
    „Nicht wirklich, aber sie hat uns beobachtet. Die ganze Zeit ist sie mit den Augen meinen Bewegungen gefolgt. Wie ein Raubtier.“ Sichtbar unwohl, schauderte er. Ihm war Niobes Observationstalent also auch nicht entgangen. Wie auch? Selbst mir hatten ihre Augen quasi in den Nacken gestochen, sobald ich ihr den Rücken zukehrt hatte. Sobald Brave und ich uns auf einer Entfernung von zwei Metern genähert hatte, war ihr Blick automatisch zu uns herüber geschossen. Mir kam zum ersten Mal der Gedanke, dass meine neu gewonnene Freundin und Lehrerin, etwas aushecken könnte. Schon allein bei dem Gedanken wurde mir unwohl zu Mute. Was konnte einer unscheinbaren Persönlichkeit wie ihr wohl in den Sinn kommen?
    „Und deshalb“, ich machte eine kleine Pause und senkte meinen Blick leicht, „Musstest du die Streicheleinheit für jetzt aufsparen?“ Automatisch bogen sich seine Mundwinkel nach unten.
    „Absolut. Ich muss dir doch klar machen, dass du gute Arbeit bei deinem ersten Kampf geleistet hast“, er machte eine ausschweifende Geste. „ Aber was das Aufsparen angeht: Ich kann meiner besten Freundin nicht einfach durch die Haare wuscheln, während ich angestarrt werde, als würden wir ein Paar sein.“
    „Nun, der Gedanke kommt natürlich bei so etwas auf“, erwiderte ich nun leicht unterkühlt. Niobe musste Recht gehabt haben mit ihrer These, dass er nicht einmal an die Möglichkeit einer möglichen Beziehung zwischen ihm und mir dachte. Anders konnte ich mir seine Offenheit zu diesem Thema mir gegenüber nicht erklären. Im Grunde war ich aber viel zu überrascht um darüber nachzudenken, denn der Fakt, dass er auf die Idee kam, dass wir auf Außenstehende wie ein Paar aussehen könnten, war äußerst ungewöhnlich für ihn.
    „Du hast ihr gesagt, dass da nichts zwischen uns läuft, oder?“, fragte er unsicher.
    „Ja, so kann man es natürlich ausdrücken“, antwortete ich und starrte abwesend nun auf das Kampffeld vor uns, wo der nächste Kampf stattfinden würde. Niobe war nur deshalb gerade nicht bei uns, weil sie sich für den nächsten Kampf auf dem Platz zu positionieren hatte.
    „Ah, da kommt sie“, murmelte ich und wies mit dem Finger auf einem der Ausgänge am Ende des Feldes. Gefolgt wurde sie, wie immer von Mampfaxo, das immer noch etwas verschlafen dreinschaute. „Hat sich aber Zeit gelassen.“ Wie als hätte sie mich gehört, wanderte ihr Blick zu meinem und Braves Platz auf der Tribüne.
    „Apropos. Woher kennst du sie eigentlich?“, harkte Brave nach.
    „Ihr Mampfaxo hat mein Smartphone auf die Liste der köstlichsten Gourmetkreationen gesetzt“, antwortete ich gewitzt und lächelte. Betroffen schaute er mich an und ich gab ihm im Gegenzug eine knappe Zusammenfassung von Niobes und meiner Begegnung.
    „So, so. Also ist sie eine starke Kämpferin?“ Nachdenklich legte ich mein Kinn in die Hände.
    „Für mich natürlich schon, schließlich konnten Serpifeu und Ich keinen einzigen Kampf gewinnen, auch wenn sie nur ihr Lin-Fu eingesetzt hat.“
    „Hat sie dann noch andere Pokemon abgesehen von diesem Mampfaxo und Lin-Fu?“, wollte mein Freund nun wissen. Er warf Niobe auf dem Feld einen neugierigen Blick zu. Vielleicht beobachtete er auch nur das von ihm angehimmelte Mampfaxo.
    „Ja, eines. Aber sie behandelt es ein wenig“, ich macht eine kurze Pause, um nach dem richtigen Wort zu suchen, „Wie einen Schatz. Ein Luxio.“
    „Ja? Eigentlich gibt es die nur Sinnoh. Ganz zu schweigen von den anderen Entwicklungsstufen. Besitzen dürfte sie keines, wenn sie bisher nur in Einall war.“ Mir kam in den Sinn, wie Niobes Bruder Inari davon gesprochen hatte, wegen einer Mission in Sinnoh gewesen zu sein.
    „Würde aber auch erklären, weshalb sie es so selten aus ihrem Ball lässt, wenn es so selten ist.“
    „Hier in Einall gibt es vielleicht Keine, aber Sheinux sind in Sinnoh sehr weit verbreitete Pokemon“, gab Brave zu bedenken. Ich zuckte mit den Schultern.
    „Dann hat sie es eben gefangen, als sie dort im Urlaub war. Außerdem hat sie auch ein Mampfaxo. Mich wundert inzwischen gar nichts mehr an ihr.“ Brave wollte gerade etwas erwidern, da erklang die nerv tötende Stimme des Moderators durchs Mikro.
    „Meine Damen und Herren, nach einer kleinen Pause geht nun wieder weiter mit dem vierten Kampf des heutigen Vapydro Turniers! Auf der rechten Seite haben wir diesmal Niobe…“, ein leises Stutzen drang durch die Lautsprecher, bevor der Moderator seine Rede fortsetzte, „Ja, rechts haben wir Niobe und auf der linken Seit sehen wir Robin Stephanson! Die beiden eine Sache gemeinsam, denn sie wollen um jeden Preis Pokemonmeister werden. Ein heutzutage häufig vorzufindender Traum, nicht Cheren?“
    „In der Tat und es ist ein sehr hochgegriffenes Ziel, muss ich ehrlich gestehen. Vor allem weil es nur ein einziger werden kann. Zu mindestens wenn man es auf Einall beschränkt.“
    „Da haben wir es. Trotzdem bin ich guten Mutes, dass diese beiden hier sicherlich eine Chance haben! Werfen wir also gleich unseren Glückapparat an und wählen wer als erstes ein Pokemon in den Kampf schicken muss!“ Das uns wohlbekannte „Pling“ Geräusch ertönte und nach einem kurzen Räuspern, gab der Moderator das Ergebnis bekannt: „Ein Pokemon zuerst wählen, wird… Robin!“
    Niobes Gegner, ein großgewachsener, schwarzhaariger Junge, griff an seinen Hüftbeutel, holte einen Pokeball hervor und ließ sein Pokemon wortlos aus diesem. Ein Krokodil, das dem Jungen etwa bis zur Hüfte reichte erschien. Die Schuppen des Pokemons hatten einen beigenden Farbton, während der ganze Körper von dicken schwarzen Streifen überzogen wurde.
    „Robin wählte das Boden Pokemon Rokkaiman!“, rief der Moderator mit seinem üblichen übertriebenen Enthusiasmus. „Doch welches Pokemon wird seine Gegnerin wählen?“ Neugierig sah ich zu Niobe herüber, die Mampfaxo zunickte, welcher darauf selbstsicher auf das Feld stapfte.
    „Ein Normalpokemon gegen ein Bodenpokemon?“, murmelte Brave überrascht.
    „Da fällt mir ein: Ich habe sie noch nie mit Mampfaxo kämpfen sehen“, merkte ich an.
    „Nicht? In meinen Augen hängen die beiden ziemlich aneinander, oder?“ Ich nickte zustimmend, konzentrierte mich dann wieder auf das Kampffeld. Rokkaiman hatte die Arme ineinander geschlungen und den Kopf leicht erhoben, so als würde es auf Mampfaxo herabschauen, was sich nicht als sonderlich schwierig herausstellte, da es ein gutes Stück größer war als dieser. Herzlich desinteressiert ignorierte Mampfaxo das Rokkaiman aber trotzdem und kratzt sich nur kurz am Kopf.
    „In Ordnung! Sind die beiden Teilnehmer dann bereit? Dann kann es ja losgehen!“ Wie schon bei meinem Kampf, rief der Schiedsrichter seine Startworte, womit der Kampf offiziell eröffnet war. „Rokkaiman schnell! Schaufler Attacke“, befahl der Trainer Robin seinem Pokemon, worauf dieses sich blitzschnell unter die Erde grub. Zu meiner großen Verwunderung nahmen Niobe und Mampfaxo dies aber gelassen hin, ohne beim Geschehen einzugreifen.
    „Was ist los? War es nicht Niobe die dir die beigebracht hat am Anfang schnellstmöglich anzugreifen?“, flüsterte mir Brave verwirrt ins Ohr.
    „Schon, aber es kommt auf das kämpfende Pokemon an. Lin-Fu ist ein flinker Kämpfer, was man Mampfaxo nicht behaupten kann, deshalb wird sie wohl kaum dieselbe Technik anwenden. Zu mindestens schätze ich das“, erklärte ich, ohne den Blick von Mampfaxo zu lassen. Rokkaiman könnte jeden Moment auftauchen und Mampfaxo einen herben Schlag austeilen, würde dieses nicht ausweichen.
    Mampfaxo tat seine erste Reaktion, als er sich fragend zu Niobe umdrehte, die darauf beinahe schon gelangweilte eine kurze Bewegung mit der Hand machte. So als hätte sie etwas befohlen, nickte Mampfaxo und begann plötzlich leicht auf und ab zu springen.
    „Ist sie verrückt? Dadurch kann Rokkaiman doch nur noch schneller seine Position ausfindig machen“, murmelte Brave, während er sein Kinn auf der Hand abstützte.
    Immer höher sprang Mampfaxo und langsam meinte ich ein leichtes Erzittern der Erde unter seinen Füßen erkennen zu können.
    „Jetzt Mampfaxo!“, rief Niobe plötzlich und beinahe zeitglich machte Mampfaxo einen gewaltigen Sprung, den man ihm bei seinem Gewicht gar nicht zugetraut hätte, in die Höhe, als plötzlich das Rokkaiman unter ihm aus der Erde schoss, Mampfaxo aber verfehlte, da dieser sich zu dem Zeitpunkt hoch in der Luft befand. Jedoch nicht für lange Zeit, denn schon kurz nachdem er den höchsten Punkt erreicht hat, machte Mampfaxo einen ebenso beeindruckenden Salto und schoss dann direkt, den linken Fuß voraus, auf Rokkaiman zu, der auch gerade dabei war seine Landung vorzubereiten. Bevor er dies jedoch tun konnte, schlug Mampfaxos Fuß schon, ähnlich einem Meteor, auf seinen Kopf ein und drückte es wortwörtlich zurück in die Erde hinein. Rokkaiman kreischte mit einem schmerzerfüllten Schrei auf und auch ohne den Körper des Pokemons direkt zu sehen, konnte ich die Anspannung und Schmerzen die diesen im Moment durchfuhren nachempfinden. Es schauderte mich, so kraftvoll war die Attacke. Kraftvoll in dem Sinne, dass sie keine Rücksicht auf Verluste nahm. In keinem Fall.
    Neben mir sprang Brave mit aufgerissenen Augen auf.
    „Erbeben?“, rief er überrascht, worauf ich ihn erstaunt ansah. Erdbeben? Das war sicherlich alles, nur kein Erdbeben.
    „Sicherlich nicht“, erwiderte ich.
    „Doch, allerdings“, er zögerte kurz, „Modifiziert. Glaube ich zu mindestens. Was mich wundert ist aber, dass sie die Attacke nicht in ihrer normalen Form verwendet hatte. Solange Rokkaiman unter der Erde ist, ist Erdbeben auch äußerst sehr effektiv. Aber so … könnte es ernsthafte Verletzungen verursachen.“ Auf Letzteres schluckte ich hörbar.
    „Aber ein Mampfaxo kann kein Erdbeben von sich aus erlernen, oder?“, harkte ich misstrauisch nach.
    „Im natürlichen Prozess normalerweise nicht, allerdings kann man es, wenn man viel Zeit darin investiert, seinem Pokemon von Hand aus beibringen. Zu mindestens wenn man weiß wie“, erklärte Brave knapp, seinen Blick gebannt auf die beiden kämpfenden Pokemon gerichtet. „Kämpfend“ war aber nicht der richtige Ausdruck, denn der inzwischen einzig Agierende war Mampfaxo, der das Rokkaiman unwirsch am Schwanz gepackt hatte und ihn versuchte aus dem, von der Schaufler Attacke entstandenem, Loch zu ziehen, da es durch dieses gerade versucht hatte wieder zu verschwinden. Mit einem kurzen Ruck schaffte das Nimmersatt Pokemon das Krokodil endgültig aus dem Loch zu ziehen, sodass sich uns ein Blick auf den wahren Schaden, den Rokkaiman durch die Attacke Mampfaxos erlitten hatte erbot. Wäre ich ein Automobil Experte und Rokkaiman ein PKW, dann würde meine Diagnose wohl Volltotalschaden lauten.
    Brave gab einen leisen, angewiderten Laut von sich und auch ich hätte es getan, hätte ich nicht bereits mit diesem Ergebnis gerechnet. Verstümmelt war vielleicht nicht der richtige Begriff, aber einige Knochenbrüche hatte sich das Krokodilpokemon sicherlich zugezogen, denn der ganze Körper wirkte verdreht, als hätte man auseinandergenommen und dann falsch wieder zusammengesetzt. Dementsprechend bewundernswert war daher seine Widerspenstigkeit gegenüber Mampfaxo. Rokkaiman drehte und wehrte sich, trat mit dem unverletzten Bein aus, jedoch wich Mampfaxo jeder der kleinen Attacken, mit erstaunlich wenig Aufwand aus. Immer groteskere Positionen nahmen dadurch gebrochene Körperteile an und zum ersten Mal verspürte ich eine gewisse Abscheu gegenüber Niobes Kampfstil. Mir war es schon bei unserem Training aufgefallen. Ihre eigenen Pokemon schätze Niobe mehr als alles andere, sobald es sich aber um das gegnerische Pokemon handelte, ging sie alles andere als zimperlich vor. Es war ein verheerender, vernichtender Stil, der die eigenen Gefühle und Handlungen in sein Pokemon übertrug und damit dem gegnerischen den größtmöglichen Schaden zufügte, selbst wenn man dies als Außenstehender vorerst nicht vermuten würde. Der Stil hielt sich schließlich im Rahmen der Regeln eines Pokemonkampfes, denn Verletzungen waren in Solchen keine Seltenheit. Dass jemand sie aber absichtlich zu verursachen versuchte, kam dafür nicht sonderlich häufig vor. Dagegen vorgehen konnten die Regeln aber nicht, weswegen sich Niobes Stil als äußerst effektiv und zügig erwies. Grausam, war er jedoch ebenso.
    „Das war’s Robin“, rief Niobe plötzlich ihrem Gegner zu. Selten sprach sie so laut und noch seltener in einem so hochmütigen Ton, wie sie es jetzt tat. Auf einem Bein abstützend, die Arme vor sich verschränkt, den Blick leicht erhoben, stand sie da und fixierte ihren Gegner mit den stechend roten Augen.
    „Was, glaubst du wer du…“, Angesprochener, dem bereits Schweißperlen im Gesicht standen, wurde von Niobe abrupt unterbrochen und zuckte zusammen.
    „Mampfaxo beende es mit Schlecker.“ Auf Kommando streckte er seine Zunge heraus und verpasste dem Rokkaiman einen Schlecker, worauf dieses anfing am ganzen Leibe zu zittern. Eindeutig eine Paralyse, doch lange hielt sie sich nicht, denn der KO Schlag folgte kurz darauf und das angegriffene Pokemon blieb reglos liegen. Wieder ließ der Schiedsrichter ein paar Sekunden verstreichen, bevor er Niobes Sieg verkündete. Zuerst war es still auf der Tribüne, dann brach rasches, zurückhaltendes Klatschen aus. Das was wir gerade zu sehen bekommen hatten, hatte nicht mehr viel von einem echten Pokemonkampf gehabt. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Moderator und Cheren den ganzen Kampf über es nicht gewagt hatten einen Ton von sich zu geben, vielleicht weil sie das Spektakel als genauso furchterregend empfunden hatten wie ich.
    „Damit hätten wir einen Sieger“, rief der Moderator schließlich doch durchs Mikro, wenn auch merkbar unterkühlt. „Herzlichen Glückwunsch Niobe!“ Kurz verbeugte sich die Gewinnerin des Kampfes und winkte dann Mampfaxo zu sich heran, um ohne weitere Worte das Feld zu verlassen. Der gegnerische Trainer war inzwischen zu seinem Rokkaiman gestürzt und hielt es besorgt in den Armen. Sterben würde es nicht, genauso wenig langzeitige Schäden davontragen, schließlich waren Pokemon deutlich robuster als so manch einer glaubte. Einen schweren Dämpfer fürs Leben würde der Trainer trotzdem davon tragen.
    Plötzlich bemerkte ich wie sich Braves Stirn in Falten gelegt hatte und er einen grüblerischen Ton von sich gab.
    „Ist was Brave?“, fragte ich verwundert. „Der Kampf war schrecklich, ich…“ Er unterbrach mich.
    „Das ist es nicht. Niobe, ich meine“, er zögerte. „Ist dir irgendwas Eigenartiges an ihr aufgefallen?“ Halb verwundert, halb misstrauisch sah ich ihn an. Natürlich war mir so einiges Merkwürdiges an ihr aufgefallen, wenn nicht war ihre ganze Existenz merkwürdig, aber worauf wollte er hinaus?
    „Niobe könnte jemand ganz Anderes sein, als du zu glauben wagst. Nein, sie könnte sogar viel gefährlicher sein, als du glaubst.“

  • Kurz nach der Veröffentlichung von Kapitel 4, war es mir nun auch möglich die erste Sidestory fertig zu stellen. Wie der Name schon verrät, werden in diesen Geschichten behandelt, die direkt erst einmal nichts mit der eigentlichen Handlung meiner Fanfiction zu tun haben. Sie dienen eher dazu eine Geschichte aus der Vergangenheit, oder auch einfach aus der Sicht eines anderes Charakters zu erzählen. Sprich: In den folgenden Sidestories könnte durchaus auch mal ein anderer Charakter als Ivory die Rolle des Erzählers übernehmen. Obligatorisch sind diese Geschichten dennoch nicht, da sie wie gesagt, keinen direkten Einfluss auf die eigentliche Handlung haben. Sollten in einer Sidestory Informationen enthalten sein, die den Verlauf der Handlung spoilern könnten, sollte man nicht auf dem aktuellsten Stand des eigentlichen Erzählflusses sein, werde ich das natürlich vorher anmerken. Die erste Sidestory erzählt eine Geschichte zwischen Brave und Ivory, die sich vor drei Jahren ereignete. Dementsprechend agiert Ivory hier noch als Erzählerin. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über Rückmeldungen freuen. :)


    Sidestory 1# Vor drei Jahren


    „Und? Wie findest du es?“, fragte mich meine Klassenkameradin Mari aufgeregt, als ich die Kopfhörer von meinen Ohren nahm. Als Antwort hielt ich ihr den aufrechten Daumen hin.
    „Dein bisher bestes Werk! Mach so weiter und du hast dir das Stipendium echt verdient!“
    „Meinst du wirklich, Ivory? Danke!“ Ein glückliches Glitzern fuhr durch ihre Augen und sie umarmte mich von hinten, worauf ich sie sanft wegdrängte.
    „Immer mit der Ruhe. Du solltest die anderen den Song auch hören lassen, sonst kannst du dir kein allgemeines Bild davon machen.“ Perfekt. Jedes Wort das ich aussprach saß und mein Lächeln, dass ich stundelang vor dem Spiegel eingeübt hatte ebenso.
    „Sicher, sicher! Aber ich frage dich halt am liebsten als Erstes!“ Ein breites, glückliches Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit, welches ich ebenso breit erwiderte.
    „Freut mich. Aber jetzt: Husch, husch. Ich möchte wissen was die anderen zu deinem Meisterwerk sagen!“ Eiligst griff Mari wieder nach den Kopfhörern und dem MP3 Player, den sie mir gegeben hatte um mir ihre neueste Komposition zu präsentieren und machte sich, fast schon freudig hopsend, aus dem Staub zu meinen Mitschülerinnen, die sich vorne um den hölzernen Lehrpult, vor der Tafel versammelt hatten und laut miteinander tratschten und lachten.
    Mari komponierte. Auch gar nicht mal so schlecht für ein dreizehnjähriges Mädchen, wie ich fand, aber was meine Kritiken anging, übertrieb ich mit größter Euphorie, nur um mir ihre Gunst einzuhandeln. Ja, ich war ein Schleimer ersten Grades. Aber auch ein sehr Geschickter seiner Sorte, sodass niemand merkte, wenn ich mal wieder etwas völlig zu Unrecht in den Himmel preiste. Ich spielte mit ihren Gefühlen, mit meinen Worten und erreichte so mein einziges Ziel. Die Gunst aller und somit den Vorteil, kein Außenseiter zu sein. Es war keinesfalls so, dass ich meine Mitschüler nicht mochte. Ganz im Gegenteil. Es waren freundliche und verständnisvolle Kameraden die ich da hatte, aber selbst diese netten Menschen, würden mich wohl kaum Akzeptieren, würde ich mein wahres Ich zeigen, sodass ich nun als das unglaublich freundliche und zuvorkommende Mädchen aus der letzten Reihe bekannt war. Dass das mehr Fassade, als Wahrheit war, konnte ja niemand ahnen. Einen der alles durchschaute gab es jedoch immer und so auch in meinem Fall. Zwei Plätze weiter links, in der letzten Reihe am Fenster, saß mein Sandkastenfreund und einzige Person die ich in meinem Leben je als einen Freund angesehen hatte. Brave.
    Seinen Kopf auf der Hand abgestützt, starrte er teilnahmelos aus dem Fenster unseres Klassenraumes im zweiten Stock. Einen Außenseiter fand man in fast jeder Klasse, so war es Brave in diesem Fall, dem diese Rolle zugeteilt wurde. Im Grunde hatte er es auch selbst in Schuld. Seit zwei Monaten besuchten wir zusammen die Mittelschule und bisher hatte er noch keine Anstalten gemacht, irgendjemanden an sich heran zu lassen, geschweige denn Bemühungen gezeigt um sich mit jemandem anzufreunden. Ganz im Gegensatz zu mir, die gleich nach der Einschulung hier alle Hebel in Gang gesetzt hatte, um nicht mehr auf der Klassenabschussliste zu stehen und endlich auch einmal Freunde zu finden, die nicht den Vornamen „Brave“ trugen. In der Grundschule war kaum einer mit meinem überdrehten, etwas chaotischen und auch sarkastischen Charakter klar gekommen, sodass meine Anzahl an Freunden eine gewaltige Anzahl von einer Person betrug, welche keine anderer war als Brave. Und genau dieser warf mir gerade in diesem Moment auch einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf ich nur flüchtig die Zunge herausstreckte und dabei darauf achtete, dass ja niemand mitbekam, dass ich mit dem Außenseiter der Klasse verkehrte. Ernten tat ich für diese Vorsicht mal wieder ein angesäuertes Lächeln seinerseits, bevor er sich wieder etwas außerhalb des Fensters zuwandte. Wahrscheinlich ein Pokemon, vielleicht aber auch nur die sanft wehenden Blätter des Baumes.


    Rasch schaute ich um die Ecke des kleinen Backstein Schulgebäudes und sah die letzten zwei Mädchen aus meiner Klasse den Schulhof verlassen. Erst dann zog ich mich wieder zurück und winkte Brave der einige Meter hinter mir wartete, zu mir heran.
    „Die Luft ist rein. Wir können gehen“, erklärte ich knapp und trat aus meinem Versteck.
    „Wie lange willst du das eigentlich noch durchziehen? Weißt du eigentlich wie sehr das nervt?“, knauserte Brave der mir folgte. Wie gewöhnlich trug er seine schlichte, schwarze Schuluniform und seine Schultasche locker an seiner Schulter baumelnd.
    „Es ist immer noch deine Schuld, dass du dich nicht in die Klassengemeinschaft eingliedern konntest.“
    „Vielleicht weil mich deine geliebten Kameraden einfach nicht einfach akzeptieren können?“
    „Nein, weil du deine „Lasst mich bloß in Ruhe, Sterbliche“ Aura nie ablegst. Natürlich will da niemand was mit dir zu tun haben. Vor allem nachdem du Liz von der Treppe geschubst hast. Spätestens da hättest du dein Verhalten ändern müssen. Jetzt haben alle nur noch Angst vor dir.“ Vorwurfsvoll hielt ich den Zeigefinger in die Höhe. „Verdammt, die Mädchen wären dir in Scharen hinterhergelaufen, wenn du einen ein wenig besseren Charakter hättest!“
    „Warte. Wie kommst du darauf, dass ich das wollte?“ Ungläubig sah mich mein Sandkastenfreund an und ich meinte eine Spur von Enttäuschung darin zu sehen.
    „Bettelt nicht jeder Junge in deinem Alter um seinen eigenen kleinen Harem? Du hast diese „Einsamer Wolf“ Ausstrahlung. Darauf stehen die Mädchen total.“
    „Und du nicht?“, harkte Brave skeptisch nach.
    „Wieso sollte ich? Ich kenne dich schon von klein auf und daher weiß ich wie du wirklich tickst, Freak.“ Angesprochener verzog einen Mundwinkel, wendete dabei aber den Kopf zu der grünen Hecke, an der wir inzwischen entlang liefen.
    „Wenigstens spiele ich den Leuten um mir herum nichts vor und vernachlässige meine wahren Freunde dabei.“
    „Du hast doch nur mich“, lachte ich spöttisch und sprang auf den Bordstein der Straße, um darauf zu balancieren. „Viel zu vernachlässigen gibt es da ja nicht.“ Jetzt hatte ich ihn provoziert. Eindeutig und am liebsten hätte mir wegen meiner Worte auf die Zunge gebissen. Natürlich war mir Brave wichtig, schließlich war er mein bester Freund. Schon seitdem ich denken konnte und ich war mir sicher, dass er dasselbe von mir dachte.
    „Dann brauchen wir eigentlich auch nicht mehr zusammen nach Hause laufen, wenn dir ohnehin nichts daran liegt. Dich darf ja ohnehin niemand mit mir zusammen sehen, weil sie sonst auf falsche Gedanken kommen würden“, knurrte Brave und lief nun einige Schritte vor mir. Eindeutig, nun war er beleidigt. Jedoch hatten seine Worte ihre provokanteWirkung bei mir ebenfalls nicht verfehlt.
    „Hah?! Warst du nicht derjenige der weiterhin mit mir nach Hause laufen wollte? Ich fand es ja sowieso kindisch, schließlich sind wir schon dreizehn, aber du…“ Ich hielt Inne, als Brave plötzlich stehen geblieben war und mich mit einem eiskalten Blick ansah.
    „Ich frage mich echt was in letzter Zeit in dich gefahren ist“, murmelte er, ebenso kühl wie sein Gesichtsausdruck. „Du hast dich ziemlich verändert, weißt du das?“ Ich stockte. Nicht weil mich seine Worte so verwunderten, sondern weil er recht hatte. Natürlich hatte ich mich verändert, schließlich war das meine Intention gewesen, als ich vor zwei Monaten auf die Mittelschule gekommen war. Nicht die Ivory sein die niemand so recht verstand, sondern eine Ivory mit der jeder ohne Ausnahme sympathisieren konnte.
    „Hör auf dich zu verstellen“, meine Brave auf einmal, worauf ich ihn nur entgeistert anstarren konnte. Meinte er das etwa ernst?
    „Aufhören? Womit? Ich versuche doch nur Freunde zu finden, das ist alles! Du solltest übrigens das Gleiche tun“, rief ich verärgert aus und legte mir theatralisch die flache Hand an die Brust. Auf einmal machte sich ein amüsierter Ausdruck auf Braves Gesicht breit.
    „Freunde? Sicher. Unsere Klassenkameraden und deine „Schein-Ivory“. Das bist nicht du und das weißt du selbst!“
    „So kommen die Leute aber besser mit mir klar! Wenn ich das nicht tue, halten sie mich nur wieder für komisch.“
    „Und? Dann sollen sie es eben tun! Auf jeden Fall sind das was du als deine Freunde bezeichnest, nichts anderes als Fremde. Sie kennen dich nicht einmal! Wissen nicht einmal das du mit mir befreundet bist.“ Wir konnten wohl froh sein, dass Eventura City so eine kleine Stadt mit nur wenigen Einwohnern war, denn unser Streit hatte inzwischen eine Lautstärke angenommen, für die man uns wohl schief angeschaut hätte.
    „Das ist auch gut so! Sonst würden sie mich sofort für eine Spinnerin halten“, schrie ich, sodass ich fast schon zu kreischen begann.
    „ So? Und das denkst du also auch von mir? Schön zu wissen nach fast zehn Jahren.“ In seinem Blick lag Abscheu, was mich sofort zusammen zucken ließ. Dann drehte er sich um und lief geradewegs weiter, ohne mich eine weitere Sekunde zu beachten. Zögernd folgte ich ihm, wenn auch etwas unfreiwillig. Nach einer Weile sagt er schließlich: „Hör auf mir zu folgen.“
    „Wir sind Nachbarn, schon vergessen?“, erwiderte ich nur tonlos.


    Keinen Gedanken hatte ich daran verschwendet, dass der Streit den wir an diesem Tag hatten, für Brave mehr wog, als von mir geglaubt. An dem darauf folgenden Schultag ignorierte er auf mich ganzer Linie, sah mich nicht einmal an, so als wäre meine bloße Existenz plötzlich ausgelöscht worden. Als ich hinter dem Schulgebäude wie jeden Tag auf ihn wartete, kam er nicht und auch die darauf folgenden Tage ließ er sich dort nicht blicken. Zu Anfang ging ich dem Glauben nach, dass er einfach beleidigt war und sich beruhigen musste, wie es sonst auch immer bei unseren Streitereien üblich war. Doch ich irrte mich und wartete jeden Tag umsonst, warf ihm insgeheim kleine Nachrichten auf Papierschnitzeln im Unterricht zu, versuchte ihn sogar einmal anzusprechen während der Schulzeit, wohl der Gefahr bewusst, von den anderen Mitschülern schief angeguckt zu werden. Doch auf keinen meiner Kontaktversuche ging er ein und behandelte mich weiterhin wie Luft und schon bald gab ich mein Vorhaben auf, um mich auf mich selbst zu konzentrieren zu können. Nicht weil ich wirklich aufgegeben hatte, sondern weil ich unserer Freundschaft wieder etwas Zeit zum Verheilen geben wollte. Ich dachte mir wohl damals, dass er eines Tages ganz normal vor der Tür meines Hauses stehen und fragen würde ob ich Lust auf einen Trip in den Wald hätte, so wie er es sonst immer tat. Mich dafür auslachte, dass ich mal wieder verirrt hatte, mich an der Hand packte und zurück nachhause brachte. Einfach nur wieder ein wenig Spaß mit ihm zusammen zu haben. Ich wünschte es mir so sehr und von Tag zu Tag wurde dieser Wunsch stärker. Jedoch, trat er nie ein.


    Entmutigt, wie jeden Tag seit Braves und meinem Streit, ging ich den kahlen Schulflur mit den beigen Wänden zu meinem Klassenzimmer entlang. Wer auch immer das Sprichwort „Zeit heilt alle Wunden“ erfunden hatte, der war ein kompletter Idiot gewesen, denn der Satz entsprach in keinster Weise der Wahrheit, wie ich auf sehr unangenehme Art und Weise feststellen musste. Fast schon zwei Monate waren seit unseren Streit vergangen und ich hatte alles probiert um mich wieder mit Brave zu vertragen, jedoch hatte keine Methode seine Wirkung gezeigt, sodass ich es mit der Zeit versucht hatte und einfach dem allgemeinen Alltagstrott nachgegangen war. Im Prinzip blieb mir, wenn ich meine inzwischen gewonnen Freunde und den Platz im Klassenverband behalten wollte, nichts anderes übrig, als mir nichts anmerken zu lassen, sodass meine Freundschaft zu Brave nicht aufflog. Verbittert verzog ich einen Mundwinkel. „Ehemalige“ Freundschaft, meinte ich wohl. Allein der Gedanke darin stimmte mich tieftraurig. Es war wahr, dass ich mir nichts anmerken ließ und auch vor Brave so tat, als würde mich die ganze Sache völlig kalt lassen. In Wirklichkeit zerriss mich seine Ignoranz mir gegenüber, allein wenn ich ihn schon sah wurde mir bewusst wie sehr ich es vermisste einfach wieder mit ihm befreundet zu sein. Ich hatte wirklich alles versucht um ihn umzustimmen, selbst entschuldigt hatte ich mich bei ihm, was sonst mein Stolz nicht zuließ, aber behielt seine Attitüde mir gegenüber und blieb stur. Vielleicht basierte sein Agieren nicht einmal auf seinen Dickkopf, sondern einfach darauf, dass er nun letztendlich doch jegliches Interesse an mir endgültig verloren hatte.
    Ich biss mir mit den Zähnen auf die Unterlippe, sodass diese beinahe anfing zu bluten. Jeden Tag bereute ich meine Worte bei jenem Streit vor zwei Monaten mehr und langsam aber sicher, begann ich selbst meine gesamte „Suche“ nach Freunden in Frage zu stellen. Was wenn Brave von Anfang hat recht hatte? Was wenn diese Leute, so freundlich sie auch war, zu keinem Zeitpunkt meine wirklichen Freunde gewesen waren? Nur Artefakte, Orden meiner gespielten Freundlichkeit? Ein mittelschweres Gefühls- und Gedankenchaos machte sich in meinem Kopf breit. Als wäre in meinem Kopf eine Rebellion gegründet worden, die gegen die Monarchie meiner bisherigen Einstellungen ankämpften und ein Schlachtfeld hinter sich zurückließen. Aufräumen wollte dieses aber allem Anschein nach niemand.
    Mit einem Seufzen erreichte ich den Klassenraum und sah mich zuerst nach Brave um, den ich wie gewohnt an seinem Fensterplatz entdeckte. In aller Seelenruhe schlief er, den Kopf auf seine Arme gelegt und das Gesicht gerade passend in meine Richtung gerichtet.
    Langsam näherte ich mich meinem Platz, der seinem nahe war, um einen besseren Blick von ihm erhaschen zu können. Zum ersten Mal fiel mir auf, welch lange Wimpern er eigentlich hatte und auch der rosig, angenehme Ton den seine Lippen besaßen, schien mir plötzlich ganz neu zu sein. Das wohlgeformte, feinzügige Gesicht wirkte wie aus dem Gemälde eines talentierten Künstlers geschnitten, sodass ich beinahe Angst bekam, dass ich sein Gesicht beschmutzen würde, würde ich es auch nur eine Sekunde berühren. Das dunkelblaue, etwas wilde Haar glänzte im Schein der Sonne und wurde sanft von dem Wind der durch ein geöffnetes Fenster drang in Bewegung gesetzt. Für einen Moment stockte mir der Atem und ich versuchte meine eigenen Gedanken, die mir in diesem Moment durch den Kopf schossen, zu sortieren. Wie sollte ich es ausdrücken? Hatte Brave schon immer so ein Gesicht gehabt? War er schon immer so… gutaussehend gewesen?
    Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke: Idealisierte ich Brave etwa gerade? So wie es ein…
    Mein Gedankenfluss wurde unterbrochen, als mit plötzlich zwei Arme von hinten umschlagen.
    „I-vo-ry“, rief die Besitzerin der langen, schlanken Arme, die ich inzwischen als Mari identifiziert hatte. Lächelnd wandte ich mich zu ihre herum und blickt in ihr kindliches Gesicht, mit den beiden smaragdgrünen Kulleraugen, dass von brünetten Locken eingerahmt wurde.
    „Was starrst du denn so auf Brave? Hast du dich etwa in ihn verknallt? Hm? Hm?“, lachte sie und blickte mich neugierig an. Da. Ich hatte meinen vorigen Gedanken nicht einmal zu Ende denken brauchen, denn Mari war exakt derselbe gekommen, ohne mein kompliziertes Innenleben auch nur eine Sekunde gesehen zu haben. Noch schlimmer war aber der Fakt, dass in dem Moment, als Mari ihre unheilvollen Worte ausgesprochen hatte, Braves Augen aufgesprungen waren und sein Blick, ähnlich eines Wolfes, auf mir ruhten.
    Auch Mari schien dies bemerkt zu haben und zuckte instinktiv zurück, um sich dann hinter meinem Rücken zu verstecken. So enthusiastisch sie auch geklungen haben mochte, zu keinem Zeitpunkt hatte sie ernsthaft an eine Beziehung zwischen Brave und mir gedacht. Dafür hatte sie einfach viel zu sehr Angst vor dem mutmaßlichen Delinquenten, mit den Augen aus Eis.
    Schnell winkte ich mit der Hand ab.
    „Ach, wie kommst du denn auf den Schwachsinn, Mari?“ Ich setzte ein gespielt ruhiges Lächeln auf. „Hab mich doch nur für einen Moment gewundert, dass er jetzt schon so früh am Morgen wieder schlafen kann.“ Verwundert und allem Anschein nach auch wieder beruhigt, sah mich Mari an.
    „Ist man nicht immer am Morgen müde?“
    „Ja? Also ich bin immer putzmunter.“ Ich grinste. Eine glatte Lüge. Ebenso so müde wie Brave und wahrscheinlich jeder andere, war ich an diesem Morgen, aber das würde nicht in das Bild einer angeblichen Frohnatur wie mir passen.
    „Wie typisch von dir Ivy“, kicherte Mari und ich atmete erleichtert aus. Tief im Herzen spürte ich aber trotz allem eine gewisse Unzufriedenheit, über die momentane Situation.


    „Das hätten wir“, murmelte ich, während ich die letzten Daten in das grüne Klassenbuch eingetragen hatte und es seufzend zuschlug. Der Klassenraum war leer und mit mir alleine darin, machte sich ein Gefühl von Einsamkeit darin breit. Lange würde dieses aber sicherlich nicht anhalten, denn in einer Viertel Stunde würde Unterrichtsbeginn sein und dann würden die gut 20 Schüler der Klasse hier in den Raum stürmen, wie es jeden Morgen der Fall war. Manche völlig übermüdet, andere quicklebendig, als könnten sie es kaum erwarten, dass der Unterricht endlich beginnen würde. Ich konnte nicht behaupten, dass ich zu letzterer beider Gruppen gehörte, tun tat ich es dennoch, damit ich die äußerst sozial auffallende Rolle des Klassenbuchführers übernehmen konnte, bei dem man am Anfang der Woche eine gute halbe Stunde früher in der Schule erscheinen musste, um sämtliche Eintragungen in das Klassenbuch vorzunehmen.
    Teilnahmelos stapfte ich zu meinem Platz herüber und nahm mir vor mich vor dem Unterricht noch etwas auszuruhen, als ich plötzlich einen Laut vernahm. Ein wehklagendes Miauen, das meinen Blick direkt zum Fenster herüber wandern ließ. Und tatsächlich. Auf einem Ast des Baum, den Brave normalerweise während des Unterrichts betrachtete, saß ein ungewöhnlich kleines Felilou, das ängstlich den Stamm des Baumes herunter starrte. Es musste wohl aus spielerischem Eifer den Baum hochgeklettert sein, um dann festzustellen, dass es nicht mehr ohne Hilfe hinunter kam.
    Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich plötzlich von meinem Stuhl auf, wobei dieser mit einem lauten Poltern nach hinten umkippte. Natürlich! Wenn Brave tatsächlich so ein Pokemonfanatiker war er immer vorgab, dann würde er sicherlich wieder etwas Interesse an mir haben, wenn ich dieses kleine lila Kätzchen von dem Baum retten würde.
    In Windeseile stürmte ich aus dem Klassenraum, sprintete den langen Flur zur Treppe entlang, übersprang auf dieser mit langen Schritten immer eine Stufe und rannte aus dem Schulgebäude. Dann raste ich auf den besagten Baum vor unserem Klassenzimmer zu und sah den Stamm hoch. Das Felilou saß genauso ängstlich wie zuvor auf dem Ast und miaute als hätte die eigene Mutter es verstoßen. Kurz überlegte ich mir wie ich den Baum erklimmen sollte, um dann ohne zu Zögern den rauen Stamm hochzuklettern. Zu meiner eigenen Überraschung fiel mir dies erstaunlich einfach und schon nach wenigen Minuten, hatte ich Felilous Ast erreicht, welcher äußerst dick und stabil war, sodass ich mich selbst darauf setzen konnte. Mit großen, unwissenden Augen blickte mich das Felilou an. Ein Jungtier, wie ich vermutet hatte, mit tapsigen Pfötchen und seidigem, lila Fell. Die spitzen Ohren schienen etwas kleiner als bei einem ausgewachsen Tier.
    „Komm her Kleines“, versuchte ich es sanft anzulocken und hielt ihm meine flache Hand hin. Felilou machte aber keine Anstalten auf meine Bitte einzugehen, sondern blieb wie angewurzelt auf seinem Platz sitzen. Plötzlich wurde das Fenster aufgerissen und zwei Mädchen aus meiner Klasse starrten mich erschrocken an. Eine davon war Mari.
    „Ivory! Was tust du da?“, rief diese mit erschrockenem Ausdruck auf dem Gesicht. „Komm da sofort runter! Das ist gefährlich!“ Nachdem sie dies gerufen hatte, versammelten sich auch andere Schüler meiner Klasse die bereits da waren, mit verwundertem Blick hinter ihnen, um zu sehen was da draußen gerade von Statten ging.
    „Ich hole das Felilou vom Baum. Sieht man doch“, erklärte ich unwirsch und machte eine gereizte Handbewegung.
    „Wir sind hier im zweiten Stock! Das ist viel zu hoch, du wirst runter fallen!“, kam es von dem anderen Mädchen.
    „Iwo“, antwortete ich knapp und versuchte nun den Ast vorsichtig entlang zu klettern, um dem Felilou näher zu kommen. Brave etwas näher zu kommen.
    „Man, was ist in dich gefahren, Ivory? Du bist doch sonst nicht so leichtsinnig“, ertönte es vom Fenster, doch ich ignorierte die panischen Stimmen und konzentrierte meinen Blick auf das Katzenpokemon, dass sich mir nun auch langsam aber sicher näher kam. Es schien zu spüren, dass ich ihm nichts Böses wollte.
    Auf einmal rutschte ich mit der rechten Hand von dem Ast, gab einen kurzen Schrei von mir, konnte mich dann aber doch noch mit meiner anderen Hand an einem abzweigenden Ast sichern und so meine Balance halten. Erleichtert atmete ich den angehaltenen Atem wieder aus.
    „Was tust du da, verdammt!?“, hörte ich auf einmal Brave schreien. Erstaunt blickte ich auf. Er war zum Fenster gestürmt und lehnte sich nun weit aus dem metallenen Rahmen. Zuerst biss ich mir auf die Lippe und zögerte, dann aber schrie ich aus vollem Leibe wütend zurück: „Unsere Freundschaft retten, das tue ich!“
    Erstauntes Raunen ging durch die Reihen der Schüler, während Brave mich entgeistert anstarrte.
    „Was zum“, er brach seinen Satz ab und riss sich vom Fenster los, um aus dem Klassenraum zu rennen. Inzwischen war das Getuschel der Mitschüler, zu lautstarkem, teilweise besorgt klingendem, Diskutieren ausgeartet, was mich aber nicht daran hinderte mein Vorhaben fortzusetzen.
    Erneut streckte ich meine Hand nach Felilou aus, welche überraschenderweise dies Mal darauf einging, zuerst daran schnupperte und dann langsam auf mich zukam.
    „Braves Ding“, flüsterte ich und tätschelte es leicht über den Kopf, wohlbedacht immer noch darauf konzentriert nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Vorsichtig nahm ich eine sitzende Position auf dem Ast ein und klopfte mir auf den Schoss, um Felilou in den Arm nehmen zu können. Wieder ging es zu meiner eigenen Überraschung auf diese Bitte ein und ließ sich in meinem Arm nieder. Der kleine Leib zitterte heftig, was meinen Drang es wohlbehalten wieder auf den Boden zu bringen, verstärkte.
    „Man! Komm da sofort runter, Ivory!“, rief Braves Stimme nach mir und verwirrt schaute ich zuerst zum Fenster herüber und dann zum Boden, wo er, die Augen weit aufgerissen, stand. Hätte ich doch nicht heruntergeschaut. In dem Moment in dem ich mein Gesicht Richtung Boden gewendet hatte, machte sich schlagartig ein Schwindelgefühl in mir breit, worauf ich eiligst den Blick wieder nach oben richtete. Bisher hatte ich tunlichst vermieden nach unten zu schauen, aber Brave hatte mich nun genau das Gegenteil davon tun lassen.
    „Verdammt Brave! Lenk mich nicht ab“, zischte ich gereizt und versuchte langsam wieder zum Stamm herüber zu rutschen.
    „ Lass du zuerst das Felilou da oben und komm runter. Es ist zu gefährlich mit dem Pokemon zusammen runter zu klettern“, knurrte Brave unheilvoll. Hörte ich da eine leichte Besorgnis in seiner Stimme?
    „Vergiss es! Entweder ich und die Katze, oder gar keiner!“
    „Wieso bist du so stur? Ich hol Felilou hinterher auch alleine runter, nur komm du wieder hier auf den Boden. Du bist nicht beste Kletterin, das weißt du!“ Seine Stimme hatte einen leicht verzweifelten Ton angenommen und er streckte mir fast schon symbolisch die Hand entgegen. Wütend starrte ich zu ihm herunter und begann lautstark mir die Seele aus dem Leib zu schreien: „Ich mach das für dich! Verstanden? Damit du mich endlich wieder beachtest! Damit du mich nicht ständig ignorierst! Wenn ich das Pokemon hier alleine wieder herunter bringen kann, dann wirst du mich wieder anerkennen, oder? Und selbst wenn nicht, dann ist das immer noch besser, als von dir wie Luft behandelt zu werden! Deshalb ziehe ich das jetzt durch!“ Salzige Tränen liefen mir über die Wangen, während ich mich zielgerichtet wieder auf den Stamm zubewegte. Ich konnte es schaffen, das wusste ich. Schließlich musste ich ja nur…
    Auf einmal rutschte ich zur Seite weg, als Felilou wild in meinen Armen zu strampeln begann und fiel.
    Der Prozess des Fallens dauerte sicherlich nicht mehr als zwei Sekunden, doch in meinem Kopf fühlte es sich an als würden Minuten verstreichen. Mehrere, qualvolle Minuten, in der sich mein Kopf mit einer gähnenden, unendlichen, aber auch panischen Leere füllte. Man würde meinen sein ganzes Leben würde in einem solchen Moment an einem vorbeiziehen, ich hingegen dachte an gar nichts. Garnichts, bis Brave mich auffing. Die Arme weit ausgestreckt, fing er ruckartig, aber nicht unsanft meinen fallenden Körper auf und drückte ihn fest an seinen, stolperte dann zurück wegen des plötzlichen zusätzlichen Gewichtes und fiel nach hinten.
    Er auf dem Rücken, ich quer über seine Brust, auf dem Bauch, verharrten wir in dieser Pose. Ich keuchte, immer noch völlig erschrocken und wagte es nicht auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Brave hatte mich aufgefangen. Aufgefangen als mir das Schicksal drohte wegen meiner eigenen Dummheit, in den Tod zu stürzen, oder zu mindestens schwere Verletzungen davon zu tragen. Erleichterung, Trauer, Panik, Freude und Schuldbewusstsein stiegen gleichzeitig in mir auf und vermischten sich zu einem unlösbaren Gewirr aus Gefühlen, so als hätte man verschiedene Früchte in einen Mixer geworfen.
    Langsam erhob ich mich, immer noch völlig verwirrt, aus der etwas unvorteilhaft gewählten Position und blieb kniend, Felilou im Schoss, neben meinem Retter sitzen. Lange sahen wir uns einfach in die Augen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Der Wind wehte, brachte das hohe Gras in dem Brave immer noch ausgestreckt lag, in Schwingung und der Schatten des Baumes, durch den trotz allem immer noch Sonnenstrahlen sickerten, hinterließ einen eigenartig, flimmernd, fleckige Silhouette auf dem Boden. Felilou miaute, löste sich von meiner Umklammerung und machte es sich direkt neben mir bequem.
    Plötzlich packte Brave an einem meiner Zöpfe und zog meinen Kopf sanft zu seinem Gesicht herunter.
    „Tu das nie wieder“, flüsterte er mir wütend ins Ohr und betonte dabei deutlich die Worte „Nie wieder“. Dann hievte er sich aus seiner Liegeposition auf, umarmte mich und drückte mich fest an sich, sodass sein Kopf auf meiner Schulter ruhte und ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Trotzdem entging mit das leise Schluchzen das er darauf ausstieß nicht, worauf ich zögerlich meine Arme um ihn schloss. Erneut machten sich gemischte Gefühle in mir breit. Gedanken wie, dass er in den letzten zwei Monaten wohl einen ziemlichen Wachstumsschub bekommen hatte, oder seine Haare etwas länger und auch ein ganzes Stück unordentlicher geworden war, gingen mir durch den Kopf. Sein warmer Körper, das pulsierende Herz, das ich nun direkt an meiner eigenen Brust spürte und auch die nassen Tränen an meiner Schulter, gaben mir ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Er sorgte sich um mich. Nach allem was passiert war, war ich ihn doch zu keinem Zeitpunkt egal gewesen. Unglaublich dumm kam ich mir in diesem Moment vor. Wütend auf mich selbst und mein Verhalten. Noch etwas mehr drückte ich ihn an mich und lehnte meinen Kopf an seinen.
    „Es tut mir Leid“, flüsterte ich und erneut kullerten Tränen über meine Wange. „Es tut mir Leid. So leid.“
    „Wofür?“, murmelte er tonlos, das Schluchzen und die Tränen krampfhaft unterdrückend. „Ich war doch derjenige der Mist gebaut hat, oder? Wäre ich einfach auf deine Entschuldigung eingegangen, dann wärst du nicht auf diese blöde Idee gekommen.“ Wohl oder übel hatte er recht, musste ich mir eingestehen, jedoch hielt dies mich nicht davon ab, meine Taten zu bereuen.
    „Trotzdem. Ich wollte dass du dir solche Sorgen um mich machst“, schluchzte ich.
    „Sorgen? Ich hatte Angst um dich, man! Was glaubst du wäre passiert, wenn ich nicht da gewesen wäre, um dich aufzufangen?!“, stieß Brave hervor, worauf ich überrascht den Kopf hob und ihn seitlich anblickte. Als er dies bemerkte, drehte er auch seinen Kopf zu mir, sodass ich ihm in die Augen blicken konnte, die randvoll gefüllt mit Angst und Wut waren. Sie waren leicht gerötet vor Tränen, jedoch änderte dies nichts an seiner glänzenden, tiefroten Iris, in welcher ich mich sekundenlang verlor, bis sich Brave fast gewaltsam aus unserer Umklammerung löste, aufstand und mit dem Ärmel seiner Uniform, sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Dann streckte er mir seine Hand entgegen und lächelte schwach.
    „Freunde?“ Schnell wischte ich mir ebenfalls die Tränen aus dem Gesicht und ergriff lächelnd seine Hand, worauf er mir wieder zum Stehen aufhalf.
    „Ich denke dir ist klar, dass dein Verhalten idiotisch war“, murmelte er, ohne dabei auch nur ein Stück vorwurfsvoll zu klingen.
    „Ich denke dir ist klar, dass du die Ursache dafür warst“, kicherte ich, denselben Wortlaut wie er behaltend, und drückte seine Hand fester. Mein Freund seufzte gespielt und zuckte mit den Schultern.
    „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich zu entschuldigen. Es tut mir aufrichtig leid, werte Dame.“
    „Ebenso, mein Herr.“ Ich lachte, stockte aber, als ich erneut in seine großen, immer noch geröteten Augen sah, lächelte ihn dann aber wieder warm an, was er erwiderte.


    Das war der Tag an dem ich das erste Mal realisierte, dass Brave für mich weitaus mehr war als nur ein Sandkastenfreund, Kumpel und Klassenkamerad. Dass ich mich hoffnungslos in ihn verliebt hatte und sich das wohl auch nicht ändern würde. Nur dass er mich vorerst nicht in diesem Licht betrachten würde, daran hatte ich mich zu gewöhnen.

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    [tab= ~] [subtab=Hallo] Hallo Yura, ich lese deine Story schon länger und komme endlich dazu dir ein Kommi zu hinterlassen. Tut mir aber leid, denn ich mache bloss Kapitel 4 und die Sidestory 1 ^^. Oh und freue mich schon auf das nächste Kapi und auch auf die Sidestory.
    [subtab=Allgemein]Also ich muss schon sagen, ein zimlich interessantes Kapitel. Schön fand ich, dass alles so Detailiert ist. DIe Gefühle, Umgebung, Taten, einfach alles und dann noch die Länge. WIe machst du das bloss? Ich hoffe evtl. auf ein paar Tipps :)
    [subtab= Noch was kleines]
    Naja, es war nicht ernst gemeint. Aber mir kam beim lesen so eine Idee, die Situations zu zeichnen und meine Zeichenkünste sind ... nunja bescheiden ^^
    [Blockierte Grafik: http://i49.tinypic.com/t9cbw5.jpg]
    [tab= Kapitel 4]
    [subtab=Story]Ich fühle mit, was Ivory denkt. Der erste Kampf der nicht gegen Niobe ist und dann auch noch so groß ausgetragen wird. Dann meistert sie es aber ganz gut und die Attacken waren schon erklärt, sogut wie keine Wiederholungen. Och und dann kommt noch Brave (<3 ich liebe es wie du ihn hinstellst) der seine Freundin anfeuert und aufmuntert. Dann mit ihren Verhältnis, dass nur auf einer Seite Freundschft herrscht und Ivory denkt, das Niobe einen Plan schmiedet. Ich bin gespannt. Als dann aber Niobe gekämpft hat, oh mein Gott, das war wirklich alles andere als "normal". Dann kommt auch noch am Ende Brave mit dem Guten Schluss, dass sie anders ist als alle denken.
    [subtab=Fehlerchen]

    Zitat

    ... beginnen und ich konnte wohl kaum aufgeregter sein, als ich es jetzt tat.

    Da fehlt bloss ein kleines Kommerchen.

    Zitat

    ... gerne Dinge über sich selbst erzählte, was wiederum erklärte

    Ohne das doppelte r.

    Zitat

    Im Grunde hätte ich auch ohne Hinsehen zu müssen erkannt wer da auf der Tribüne stand, die rechte Hand ...

    Hinsehen wird großgeschrieben.

    Zitat

    ... man auseinandergenommen und dann falsch wieder zusammengesetzt.

    In rot geschriebenes Wort, wird zusammen geschrieben.
    [tab=Sidestory][subtab=Story]Das ist so rührend geschrieben, dass ich fast geheult hätte. Aber am Anfang hat mir Ivory etwas genervt, nur weil sie andere Freunde haben wollte und deshalb Brave beleidigt, sowie vernachlässigt hat. Das hat sie ja innerlich quasi zerissen. Dann hat sie sich in Lebensgefahr gebracht um ein Felilou zu retten und somit auch die Freundschaft zu ihren Freund/Schwarm, dass sie jetzt erst merkte. Brave weint dann noch um sie, als er sie gerade noch auffing. Hoffentlich folgt bald eine ander Sidestory.
    [subtab=Fehler]Mach ich ein anderes mal, da ich leider off muss.[/tabmenu]

  • Hallöchen Yura.


    Nach der ersten Trainingsmöglichkeit mit Niobe sind ein paar Tage vergangen, in der sich die beiden weiter kennengelernt und trainiert haben. Zugegeben, solche größeren Zeitsprünge mag ich besonders am Anfang einer Geschichte weniger, weil dadurch viel Feingefühl verloren geht. Man erfährt weder, wie sich Ivory und Niobe näher kommen und Freundschaft schließen und auch nicht, welche Fortschritte Serpifeu beim Training macht; ebenso wie seine Trainerin, die mit dem Kämpfen sicher noch ihre Probleme haben dürfte. Solche zwischenmenschlichen Dinge erläutern neben diesem natürlichen Prozess auch das Wesen der Charaktere und wie sie auf bestimmte Situationen reagieren und das wurde hier einen Tick zu schnell abgehandelt. Nichtsdestotrotz erfährt man Ivorys Intention, weswegen sie an dem Wettbewerb teilnehmen möchte und scheint dabei auch sehr zielstrebig auf den ersten Platz fixiert zu sein. Ich bin gespannt, wie sich diese Einstellung auf den weiteren Verlauf auswirken wird.
    Die Vapydro-Werke hast du meines Erachtens nett dargestellt. Die Sinne werden gleichermaßen beansprucht, sodass man sich die Atmosphäre dort gut vorstellen kann. Seltsam war hier nur einmal, dass keine Pokémon anwesend waren, aber wer sollte auch wissen, dass sich diese alle in einem hinteren Bereich bei Brave befanden. Umso merkwürdiger auch die Erfahrung, dass er einige Motive von ihnen zeichnete (die Qualität lässt zwar zu wünschen übrig, aber es zählte wohl der Wille), denn so kreativ hatte ich ihn gar nicht eingestuft. Ob das vielleicht einen besonderen Hintergrund hat? So oder so darf man sich bei seiner Pokémonübergabe wundern, was er sich dabei nun wirklich dachte, denn offenbar verstanden sich Brave und Fukano doch besser, als er vorgab. Einfach als Hilfestellung traue ich ihm das kaum zu und ich habe das Gefühl, als würde er mit ihren Gefühlen spielen. Ich hoffe nur, die nächsten Male fängt Ivory ihre Pokémon selbst und bekommt nicht alle geschenkt.
    Und zum Schluss zeigt sich auch noch Niobes älterer Bruder. Wobei nun natürlich die Frage aufkommt, was sie zu verbergen hat, denn es scheint doch deutlich mehr hinter ihrer stillen Fassade zu stecken, als sie bisher noch den Eindruck machte. Viel Auflösung gab es nicht, aber dieser Moment war ungemein spannend inszeniert.


    Schließlich folgt der erste Kampf in dem Turnier. Hier gefiel mir, dass du Cheren einen Gastauftritt beschert und dabei auch seine kühle Art gut dargestellt hast. Wobei mich verwundert, dass er überhaupt so nervös ist. Scheint so, als würde es ihm nicht sonderlich gefallen, im Rampenlicht zu stehen und etwas zu kommentieren.
    Der Kampf an sich war für den Anfang relativ gut, auch wenn man merkt, dass die Erfahrung auf beiden Seiten fehlte und dadurch einige weniger gute Attackenzusammenstellungen zu sehen waren. Überhaupt das "mehrere Meter zurückfliegen" empfinde ich immer wieder als übertrieben und zu sehr an den Anime angelehnt. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass ein Tackle wirklich so viel Kraft vorzuweisen hat und da würde es aber schon reichen, einfach nahch hinten umzukippen. Aber, back2topic: Es wurden hauptsächlich Angriffe dargestellt und dass Serpifeu von sich aus schon schnell ist, ging irgendwie in der Menge unter. Das würde sich für zukünftige Kämpfe anbieten, falls du planst, das miteinzubeziehen. Ansonsten war der Kampf aber ganz unterhaltsam.
    Ganz anders bei Niobe, bei der man die Erfahrung schon deutlich besser erkannte und die auch nicht vor drastischeren Mitteln zurückschreckt. Die Darbietung empfand ich im Gegensatz zu dem, was ich sonst bisher gelesen habe, ziemlich extrem mit den Knochenbrüchen, ist aber im Prinzip richtig von dir überlegt, denn Pokémon sind auch keine übermächtigen Wesen (auch wenn man das teilweise glauben könnte). Dadurch wird der Ernst der Lage schnell ersichtlich und zeigt, dass Kämpfe auch andere Formen annehmen können. Nebenbei wird dadurch das ungute Gefühl aus dem letzten Kapitel, was hinter ihrer Fassade steckt, noch vestärkt und hier hast du auch richtigerweise ausgeblendet. Ungemein spannend wieder einmal zum Schluss.


    Die Sidestory hat mir gefallen und zeigt eben vor allem, wie Ivory für Brave so viel Sympathie entwickeln konnte. Dass das anfangs noch ganz anders war und sie sich lieber vor anderen verstellte, nur um Freundschaft schließen zu können, hatte hingegen einen leicht egoistischen Hang und man kann froh sein, dass sich das mit dieser Geschichte besserte. Die Charakterentwicklung war auf jeden Fall eine gute, wenngleich mir ihre Gründe für die Kletteraktion noch immer nicht eingehen möchten und sie wieder einmal nur auf sich selbst fixiert war. Diese Richtung wird sie wohl nie ganz los und man hatte zum Schluss auch das Gefühl, Brave würde mehr für sie empfinden, so wie er sich Sorgen machte.


    ~蛇

  • [tabmenu][tab=~]
    Mit etwas Verspätung kann ich hiermit Kapitel 5 präsentieren. Viel Spaß dabei! :)
    [tab=Honey~]
    Danke, danke für deinen positiven Kommentar. Ich freue mich sehr, dass dir meine Fanfiction so gut gefällt und auch die erste Sidestory. Auch dass du mit meinen eigentlich gar nicht so ausschweifenden Gefühls- und Umgebungsumschreibungen zufrieden zu sein scheinst. Was Gefühle angeht kommt mir das meistens während des Schreibens, oder während ich mich in Ivory reinzuversetzen habe, so zugeflogen, aber bei den Umgebungen harpert es ein wenig. Zugegebenermaßen füge ich die beim Korrekturlesen meistens nur noch hinzu, wenn ich merke dass man als Leser gar keine Ahnung davon hat wie die Umgebung gerade aussieht. Aber zu mindestens die Gefühle wissen ja schon mal zu überzeugen, wenn dir die beinahe die Tränen bei der Sidestory gekommen sind ;D. Diese Stelle habe ich übrigens besonders gerne geschrieben. Da sind mir die Buchstaben förmlich unter den Fingern heraus geflossen. Und das kleine Bild dass du gezeichnet hast... auch wenn es nicht ganz ernst gemeint ist: Irgendwie echt süß! Das freut mich als Autorin doch wirklich^^
    [tab=Snake]
    Danke auch dir für einen weiteren Kommentar deinerseits hier. Weiß ich zu schätzen ;). Der Zeitsprung fällt mir nun bei näherer Betrachtung auch etwas negativ auf. Eigentlich wollte ich möglichst schnell mit dem bedeutenden Teil der Handlung fortschreiten und mich mit solchen "Nebensächlichkeiten" nicht weiter aufhalten, aber gerade beim aktuellen Kapitel sehe ich, dass es wirklich nicht geschadet hätte, vorher noch einmal auf die Entwicklung der beiden einzugehen. So würde es dem Leser sicherlich einfach fallen sich nun in Ivory hinein zu versetzen, aber nun gut. In Zukunft werde ich es tunlichst vermeiden. Ivory wird in Zukunft übrigens natürlich selbst etwas Arbeit stecken müssen, um an weitere Teammitglieder zu kommen, keine Sorge ;). Ansonsten hattest du ja, wenn ich ich richtig sehe, nicht wirklich etwas kritisiert, weswegen ich mich für einen kurzen Moment eben freue. Okay, Moment vorbei. Dass du zwei Mal die spannende Inszenierung erwähntest, freut mich besonders, weil ich mir hier extra Mühe gegeben habe, Geschehenes möglich packend und Niobe als Charakter immer fragwürdiger darzustellen. Inari wird in Zukunft wohl noch so einige Auftritte bekommen, schon allein weil ich ihn mag, aber werde ich mich erst einmal mit Niobe befassen.
    [/tabmenu]


    Kapitel 5 – „Verwirrt im Angesicht meiner größten Angst, versuche ich mich zu wehren."


    Man konnte ihm seinen Zorn ansehen. Ein Zorn der sich wie ein Sturm auf rauer See nicht so schnell wieder legen würde, sondern ganz im Gegenteil erst aufhören würde zu wüten, wenn jegliches Leben oberhalb der Wasseroberfläche ausgelöscht war. Die Fäuste geballt, die Augen zusammengekniffen, schritt Brave zielsicher den schmalen Weg hinter der Tribüne entlang, gefolgt von mir, die nicht nur ordentlich verwirrt war, sondern auch nicht verstand was Brave nun plötzlich so aufregte.
    „Bleib stehen Brave! Du kannst dir dabei doch gar nicht sicher sein!“, rief ich ihm aufgebracht hinterher und versuchte mit ihm Schritt zu halten. Die Kieselsteine knirschten unter den zügigen Schritten die wir taten und die Blätter der Bäume die neben uns aufgereiht waren wie in einer Alle, raschelten, sodass die Atmosphäre ruhiger wirkte, als sie eigentlich war. Langsam vorbeilaufende Passanten, die herzlich wenig daran interessiert waren, meinen aufgeregten Worten Brave gegenüber Beachtung zu schenken, taten ihr Weiteres. Wahrscheinlich wollten sie ohnehin nur schnell nach Hause kommen, bevor der nahende Regen, den die grau gefärbten Wolken versprachen, eintraf.
    „Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher mit meiner Vermutung“, knurrte er, ohne sich auch nur kurz nach mir umzudrehen.
    „Das ist verrückt. Absolut unmöglich. Ich weiß nicht einmal, wie du darauf kommst! Nur weil du den Stil ein Mal im Fernsehen gesehen hast?“, warf ich ihm vor und wollte ihn schon bei der Schulter packen, ließ es dann aber doch sein, denn um ehrlich zu sein, war sein Gedanke bei weitem nicht so weit hergeholt, wie ich behauptete. Nein, ganz im Gegenteil sogar. Als er seinen Verdacht mir gegenüber äußerte, hatte ich das Gefühl als würde plötzlich ein großes Geheimnis um Niobe gelüftet sein. Jedoch war allein der Gedanke daran, dass Braves Vermutung der Wahrheit entsprechen könnte zu eigenartig, als das ich mich daran gewöhnen könnte. Das war wahrscheinlich auch der Grund weswegen ich sie nun auch so vehement zu verteidigen versuchte. Aber wovor eigentlich? Wäre es etwas Schlechtes wenn Braves Vermutung tatsächlich der Wahrheit entsprechen würde?
    Ein Zischen Braves schreckte mich auf und ich sah Niobe keine zwanzig Meter weiter um die Ecke biegen. Gerade erst war sie von dem Kampffeld zurückgekehrt, um sich wieder zu uns zu gesellen und sich die restlichen Kämpfe die für den Tag anstanden, anzuschauen. Mampfaxo trappelte neben ihr her und zwickte ihr dabei aufdringlich in die Wade, damit sie seinem ausgehungerten Magen auch ja bald etwas Anständiges zu Essen kaufen würde.
    Ein sanftes Lächeln legte sich auf die Lippen meiner Freundin, als sie mich erblickte, welches aber sofort erlosch, als Brave auf sie zukam und plötzlich am Kragen packte. Zornig fixierte ihr Peiniger sie mit wutentbrannten Augen, während Niobe selbst ein verängstigtes Keuchen ausstieß.
    „Brave! Was tust du da?“, schrie ich erschrocken auf und versuchte ihn von Niobe wegzuziehen, doch bevor ich ihn erreichen konnte, schlug er unwirsch meine nahende Hand zur Seite. Den knurrenden und Zähne fletschenden Mampfaxo, der ihn mit zusammengekniffenen Augen und gebeugter Haltung, als würde er zum Sprung ansetzen, anfunkelte, ignorierte Brave ebenso. Genau wie ich, wusste er wohl, dass Mampfaxo keine Menschen angreifen würde, solange Niobe keinen Befehl dazu geben würde. Aber wer sagte, dass sie das nicht tun würde?
    „Verdammt, Brave! Sie hat dir doch gar nichts getan!“, zischte ich nun ebenso wütend wie er.
    „Mir vielleicht nicht, aber was glaubst du wie sehr das Rokkaiman da gerade auf dem Feld gelitten hat, hm?“ Ich stockte. Nicht einmal widersprechen konnte ich. Gar nichts tun konnte ich. Wenn Niobe sich schon nicht selbst aus seinen Griffeln befreien konnte, dann ich erst recht nicht.
    „Sag! Das hast du mit voller Absicht getan! Das Rokkaiman so verletzt. Du hättest Erdbeben auch normal einsetzen können, aber du hast diese Massaker Modifizierung vorgezogen!“, knurrte er und sah auf Niobe mit vollem Abscheu hinab.
    „Korrekt“, erwiderte diese plötzlich kühl. Erstaunt starrte ich sie an, worauf mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Schon einmal hatte ich diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht gesehen, als ich ihre Fähigkeiten als Trainerin bei unserer ersten Begegnung angezweifelt hatte und sie mir darauf deutlich zu verstehen gab, dass sie nicht wie jeder Andere sei. Dieser Ausdruck neben dem selbst ein Schneesturm mehr Wärme, mehr menschliche Emotion besaß, als der ihrer und durch den sie mehr wie eine Maschine als ein Mensch wirkte. Gesteuert durch ein völlig rationales Programm, ohne auch nur einen Hauch von Humanität.
    „Korrekt? Das ist alles was du zu sagen hast? Hast du denn keine Ahnung wie sehr das Pokemon da gelitten hat? Es sah mehr tot als lebendig aus!“ Wieder erschien das Bild des Rokkaimans, dessen ganzer Körper völlig verdreht gewesen zu sein schien, vor meinem Inneren Auge. Wie es von Mampfaxo mit voller Kraft, ohne jegliche Rücksicht, zurück in die Erde gestoßen wurde und sich dabei sämtliche Knochen gebrochen haben musste.
    „Das war meine Intention gewesen. Angriffe die dem Gegner größtmöglichen Schmerz zufügen sind am effektivsten“, murmelte Angesprochene und suchte auffällig nervös nach einer Alternative zu Braves intensivem, aber alles anderen als freundlichen Blickkontakt. Ihre Stimme blieb dennoch starr wie Eis, obwohl ich einen Hauch von Sturheit herauszuhören schien, so als würde sie sich sträuben von ihrer eigenen Meinung abgehalten zu werden.
    „Nicht schon einmal an eine andere Methode gedacht? Man kann seinen Gegner auch ohne ihn völlig zu verstümmeln, besiegen!“, fauchte er. Seine Hände zitterten. Selbst er musste von Niobes unerwartet, abweisenden Worten schockiert sein.
    „Durchaus. Aber diese Methode ist nach allem die schnellste Option, da der Schmerz es dem Körper der Pokemon unmöglich macht zu agieren. Natürlich nur“, sie machte eine kurze Pause und reckte den Kopf etwas in die Höhe, „Wenn man vom Tod selbst absieht.“ Das war‘s. Damit hatte sie Braves letzten Geduldsfaden endgültig reißen lassen. Dieser ließ seine Hände von ihr ab, stolperte ein paar Schritte, den Blick zu Boden gesenkt, zurück und ballte die Fäuste. Auch ich schluckte schwer. Wir alle, ohne Ausnahme, waren uns bewusst, dass schon so manch ein Pokemonkampf zum Tode geführt hatte. In der Regel waren es Unfälle und wir alle hofften, dass sie uns niemals treffen würden, in der Gefahr unser Bild vom Pokemonkampf durch die rosarote Brille zu zerstören. Wie oft kam es denn schon vor, dass ein Pokemon bei einem Kampf umkam? So gut wie nie, redeten sich Trainer aller Art ein und der Wahrheit entsprechen tat es auch durchaus, schließlich war der Ziel eines Kampfes, die Kampfunfähigkeit bei dem Gegner hervorzurufen. Todesfälle entstanden im Normalfall nur wenn ein gegnerisches Pokemon außer Kontrolle geriet, oder schlicht und ergreifend aus voller Absicht eines Trainers. Ich schauderte. Bis vor kurzem hatte mir dieser Gedanke noch fern gelegen, schließlich würde doch niemand absichtlich versuchen würden, ein Pokemon während des Kampfes umzubringen. Schon allein aus der Sicht unserer moralisch, gesitteten Gesellschafft, wo alles in geregelten Bahnen verlief. Doch jetzt wo Niobe diesen möglichen Ausgang eines Kampfes ansprach, als würde es völlig selbstverständlich sein, realisierte ich erstmals den Fakt der Existenz eines solchen grausamen Mittels um zum Sieg zu gelangen. Er wiedersprach den Regeln eines jeden Pokemonkampfes und war sicherlich alles andere als gern gesehen in unseren Reihen, aber dass er existierte, war nicht anzuzweifeln.
    „Das ist abartig. Absolut abartig“, flüsterte mein Sandkastenfreund mit zittriger Stimme. Für jemanden der Pokemon mehr als alles andere liebte, waren Niobes ignorante Worte nichts anderes als würde man ihm glühendes Eisen auf die Haut drücken.
    Mit einem verabscheuenden Lächeln hob er seinen Kopf wieder und blicke Niobe direkt in die Augen. Starr erwiderte diese seinen Blick, doch ich meinte ein leises Zucken ihrer Augenwinkel ausmachen zu können.
    „Ich hab’s dir gesagt, Ivory. Die von Densetsu sind alle gleich. Ohne Ausnahme. Immer nur auf das Resultat fixiert und gehen dafür wortwörtlich über Leichen! “ Letzteres sprach er in einem so gehässigen Ton aus, dass selbst ich kurz zusammen zuckte.
    Und plötzlich ging alles ganz schnell. Niobes Fuß schoss ohne Vorwarnung in die Höhe und riss Brave von den Füssen, in dem sie ihm mit voller Kraft ins Gesicht trat. Ihre Augen gefüllt mit Mordlust. Schierer Mordlust. Brave schrie leise auf, als er förmlich gegen die, kaum einen Schritt entfernt stehende, Tribünenwand geschmettert wurde und vorne heran auf die Knie fiel.
    „Brave!“, schrie ich erschrocken, eilte heran und beugte mich zu ihm herunter, jedoch rappelte er sich schnell wieder auf, wenn auch mit einem leisen Stöhnen, welches scheinbar Schmerzen aus der Kopfregion hervorriefen. Infolge von Niobes gezielten und scheinbar auch äußerst kraftvollen Tritts, rann leichter Blutfluss aus seiner Nase. Niobe trat vor uns, die Augen weit aufgerissen, während ich versuchte meine chaotischen Gedanken im Kopf zu sortieren versuchte. Wie war die Situation von gerade eben noch, so derartig ausgeartet? Was war in Niobe gefahren, dass sie so ein Verhalten an den Tag legte? Der stillen, niemals Aufregung ersehenden Niobe?
    „Vergleiche mich nicht mit dem Rest des Densetsu Klans“, zischte sie. Ihre vorher noch so monoton klingende Stimme, war plötzlich gefüllt mit Emotionen. Vor allem Verzweiflung konnte ich darin ausmachen und als sie merkte wie Brave sie feindselig anblickte und in meinem Gesicht nur pures Entsetzen zu lesen war, stolperte sie erschrocken zwei Schritte zurück.
    „Ich habe leider keinen blassen Schimmer, wozu du uns überzeugen willst, wenn du mich so gewalttätig herrichtest, allerdings lässt es mich nur noch mehr glauben, dass du eine treudoofe Densetsu bist.“ Herausfordernd hob Brave beide Hände, mit den Handflächen nach oben, etwa auf Hüfthöhe und reckte das Kinn in die Höhe. Seine Stimme klang höhnisch und seine Augen strahlten Selbstsicherheit aus. Selbiges konnte man von seiner Gegenüber nicht behaupten, welche wie in eine Falle gelocktes Tier, ihrem Jäger gegenüber in leicht gebeugter Haltung, langsam zurückschritt. Die gesamte Szene hatte wahrlich etwas animalische an sich, so eigenartig und fehl am Platze schien sie mir.
    „Provozier sie nicht“, wisperte ich, als würde es sich bei Niobe tatsächlich um ein wildes Tier handeln. De facto war ich momentan tatsächlich darum besorgt, dass mein Gegenüber sich erneut nicht zusammenreißen und Brave noch einen viel größeren Schaden zufügen könnte. Meine Warnung wurde beider weilen aus der Luft geschlagen, da sie Umstehenden wohl herzlich egal war. Selbst Niobe zuckte nicht einmal mit der Wimper über meine eigentlich in gewisser Weise verletzende Bemerkung.
    „Um gleich zum Punkt zu kommen“, erklärte Brave, seine höhnisch grinsenden Mundwinkel inzwischen wieder in einen seriösen Zustand gewandelt. „Ich kann mich nicht mit euren Methoden anfreunden.“
    „Da bist du… sicherlich nicht der Einzige“, murmelte Niobe zurückhaltend und ging, wie zu einer Sicherheitsmaßnahme, einen weiteren Schritt zurück.
    Skeptisch hob Brave eine Braue.
    „Geb ruhig zu, dass du ziemlich überzeugt von deinen eigenen Fähigkeiten bist. Ich weiß es ohnehin“, knurrte er, die Zähne fast schon gefletscht wie die eines Raubtiers. „Nein, die ganze Welt weiß es. Der nahezu unbesiegbare Densetsu Klan, der ein Vermögen, allein durch das gewinnen von Wettkämpfen, gemacht haben soll. Soll.“
    Erneut ging Niobe noch einen Schritt weiter nach hinten, worauf Mampfaxo neben ihr misstrauisch die Augen zusammenkniff. Ich konnte immer noch nicht genau sagen, wie viel das Pokemon von der Konversation zwischen Brave und seiner Trainerin eigentlich verstand.
    „Bestimmt geht das aber auch nicht immer ganz sauber zu, richtig? Ich meine, es kann kaum sein, dass deine Familie wirklich nur durch Wettkämpfe ihr Brot verdient hat.“
    „Worauf willst du hinaus?“, harkte Niobe nach, ihre Stimme mit zurückgewonnener Stärke gefüllt.
    „Dass mir nicht nur euer Kampfstil nicht passt, sondern dass dein ganzer Klan ziemlich zwielichtig in meinen Augen ist. Dass ihr euren sauberen Namen dazu missbraucht, hinter jedermanns Rücken eure ganz eigenen Sachen zu machen. Selbst die Polizei scheint euch sogar extra in Schutz zu nehmen.“
    Unbeeindruckt lächelte Niobe, was von einem unheilvollen Grollen aus dem Horizont nur so unterstrichen wurde.
    „Woher willst du das wissen? Bei dem Bekanntheitsgrad meines Klans, ist es praktisch unmöglich dass du der Einzige bist, der auf solch eine Idee kommt.“ Es wunderte mich beinahe schon, wie Niobe derartig lange und gewandte Sätze zustande bringen konnte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Nicht dass ich es ihr nicht zugetraut hätte, nur hatte sie nie davon Gebrauch gemacht.
    „Sicherlich bin ich nicht der Einzige, aber wie ich schon sagte: Ihr genießt einen erstaunlich guten Ruf, dafür dass ihr so brachial mit euren Gegnern umgeht. Jeder tut einen Verdacht wie meinen als Paranoia ab.“
    „So?“, erwiderte Niobe nur, inzwischen ihre erhobene Haltung wieder angenommen. Doch sah sie bei weitem nicht so herabschauend und kühl aus, wie sie zuvor getan und vielleicht angenommen hatte, denn ihre Hände zitterten sichtlich. Mit angestrengtem Gesicht, versuchte ich herauszubekommen was gerade in Niobes Kopf vorgehen mochte. Zwar ging ich ohnehin nicht davon aus herausfinden zu können, was sie gerade wirklich dachte, aber vielleicht konnte ich den einen oder anderen Hinweis ausfindig machen. An bisherigen Aussagen ihrerseits, der Begegnung mit Inari und dem Kampf vorhin, war es mir eventuell möglich, mehr zu entschlüsseln. Eine Mission in Sinnoh, davon hatte ihr Bruder ausdrücklich gesprochen. Keinesfalls konnte ich mir exakter Konkretheit sagen, dass diese Mission etwas mit Kriminalität zu tun hatte, aber ausschließen konnte ich es dennoch nicht.
    „Nichts weiter“, Brave zuckte mit den Schultern. „Ich dachte mir nur, ich sollte die Gelegenheit einer Densetsu zu begegnen am Schopfe packen und sie ausfragen. Also? Kannst du mir die Wahrheit sagen? Was macht dein Klan da so Schönes?“, fragte Brave halb spöttisch, halb ernst.
    „Was soll ich dir erzählen, wenn es da absolut Nichts zu erzählen gibt?“, wehrte Niobe ab. Das Kribbeln in ihren Fingern schien stärker geworden zu sein, sodass sie nun unauffällig die Hände hinter ihrem Rücken versteckte, wohl in der Angst Brave würde ihre Nervosität bemerken. Dass er das aber schon längst getan hatte und nun versuchte bestmöglich sie auszuquetschen, schien ihr dabei aber auch nicht entgangen zu sein.
    „Lüg mich nicht an“, rief Brave schroff und kam jetzt bedrohlich einen Schritt auf sie zu, obwohl er nach ihrem Tritt genau wissen sollte, dass er in einer Schlägerei gegen sie selbst als Junge, keine Chance haben würde. Nach allem war Niobe schließlich immer noch eine Dentsetsu.
    „Und selbst wenn meine Familie ihre Fäden in der Unterwelt hätte, was würde dich das angehen? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir dir je etwas angetan hätten“, konterte sie und kam nun auch einen Schritt näher auf Brave zu.
    „Verdammt viel habt ihr getan. Nicht mir persönlich, aber vielleicht fragst du mal meinen toten Großvater!“, schrie mein Sandkastenfreund plötzlich und ballte die Fäuste. Erschrocken riss Niobe die Augen auf und auch mir fiel die Kinnlade herunter. Durchaus war es mir bekannt, dass Braves Großvater nicht mehr unter den Lebenden weilte, aber dass der Dentsetsu Klan ihn umgebracht haben soll?
    „Was redest du da, Brave?“, stotterte ich, im Kopf gerade eine mittelschwere Umweltkatastrophe in den Griff kriegend.
    „Genau, was ich gesagt habe“, antwortete Brave knapp und warf Niobe einen hasserfüllten Blick zu.
    „Davon hast du mir nie erzählt.“ Meine Stimme klang nicht vorwurfsvoll, keinesfalls, aber beunruhigt und verwirrt. Braves Großvater Walter, war ein freundlicher und verständnisvoller Mann gewesen, der kaum seine 60 überschritten hatte, als er vor zwei Jahren in einer der Fabriken, die er leitete umkam. Noch gut konnte ich mich daran erinnern, wie glücklich Brave war als er von seiner Arbeit aus Johto zurück gekommen war und uns deshäufigeren auch bekannte Süßigkeiten der Region mitgebracht hatte. Gekannt hatte ihn ich beinahe so lang wie Brave selbst, weswegen er mir wenn ich an ihn dachte, mehr wie mein eigener Großvater, als der meines Nachbarn vorkam. Dementsprechend niedergeschlagen waren Brave und ich als die Schreckensnachricht uns erreichte. Jedoch war ich bisher immer fest im Glauben gewesen, dass Brave, ebenso wie ich, die Vergangenheit einfach ruhen gelassen hatte, typisch dem Motto „Was geschehen ist, ist geschehen.“.
    Einen Moment lang schien sich Brave zu beruhigen, während sein Blick auf dem verwirrten Dasein meinerseits ruhte.
    „Im Grunde vermute ich es auch noch nicht lange und ich wollte dich“, er machte eine kurze Pause, „Nicht weiter beunruhigen.“
    „Ich… ich“, stammelte Niobe und senkte ihren Blick zu Boden. „Ich hatte… keine Ahnung.“ Sollte dass eine Entschuldigung sein? Gab sie etwa schon zu, dass ihr Klan hinter dem Ganzen steckte?
    „Vergiss es“, murrte Brave und schritt neben mich. „Dein Klan hat aufgrund eines Auftrags vor zwei Jahren eine Schwesterfirma Silph & Cos völlig dem Erdboden gleich gemacht, bevor sie überhaupt wirklich aufgebaut werden konnte. Ich weiß nicht wie, aber durch Brandstiftung, wurden sämtliche Gebäude, Produktionshäuser und Fabriken der vielversprechenden Firma, in die viel investiert wurde, völlig niedergebrannt. Die Firma hat Millionenverluste gemacht und es war schier unmöglich sie wieder aufzubauen. Die „Silph & Co Misere“ nennt man es auch. Richtig, oder? Einer der größten Katastrophen der Johto Region in den letzten Jahren.“
    Nicht fähig dazu zu antworten, biss sich Niobe auf die Unterlippe.
    „Das es Brandstiftung war, stand schon damals fest. Nur wie, war selbst Experten ein Rätsel. Unter all den Sicherheitsvorkehrungen die getroffen, der Horde von Wachen die dort aufgestellt wurden und dem komplexen Computersystem gegen solche Ereignisse, hätte es nie dazu kommen dürfen.“
    „Und wie… Und wie kommst du darauf, dass mein Klan dafür verantwortlich war?“
    „Eine Aussage einer dieser Experten brachte mich dazu.“
    „Ein ziemlich schwaches Argument, meinst du nicht?“, murmelte Niobe.
    „Hör es dir doch erst einmal an. „Nur Monster hätten dieses Verbrechen begehen können.“, hieß es.“ Ein überlegenes Lächeln legte sich auf Braves Lippen. „Und wen gibt es Unmenschlicheres als euch.“ Was sich in erster Linie nach einer waghalsigen Beleidigung anhörte, war in Wirklichkeit ein Fakt. Der Fakt, dass der Densetsu Klan in der Tat über Fertigkeiten verfügte, die mehr an ein Monster als einem Menschen erinnerten, wobei diese Erkenntnis selbst schon als Gerücht ein zu kategorisieren war und nur der bekannte Dentsetsu Stil selbst einen Hinweis darauf gab, dass dahinter mehr stecken könnte, als ein solches. Ein Gerücht, dass durch Geschichten, eher unangenehmer Begegnungen von Reisenden mit Densetsu Mitgliedern basierten und von den meisten angezweifelt wurden, da man in unseren Reihen an die Professionalität des Klans glaubte. Und auch an ihre Humanität, selbst wenn diese Geschichten von der unglaublichen Beweglichkeit eines Griffels, Stärke eines wildgewordenen Ursarings und der eiskalten Rationalität eines Frosdedjes erzählten. Zu unglaublich schien es den Leuten die davon hörten, dass ein Mensch sich Fähigkeiten der solchen aneignen könnte. Zugeben musste ich aber, dass ich selbst diesem Gerücht kaum Gehör geschenkt hatte.
    „Wegen dieser Anomalität eures Klans, musste mein Großvater schon früher gehen, als er es eigentlich hätte tun sollen. Weil irgendein verdammter Mafioso, sich nicht mehr ganz so lieb mit Silph & Co hatte, hat er Leute von deinem Klan angeheuert, ohne dass diese auch nur eine Spur hinterlassen haben. Genug Geld hat er ja scheinbar gezahlt“, wieder hielt Brave mitten in seiner Rede Inne bevor er weitersprach. „Zugegeben, das alles waren nichts anderes als Vermutungen meinerseits, aber… allein durch dein auffälliges Verhalten kann ich jetzt sagen, dass es nicht nur ein Hirngespinst meinerseits war.“ Triumphierend lächelte er und legte die Hände in den Nacken, bevor er Niobe endgültig den Rücken zukehrte und sich von dannen machte.
    „Komm Ivory. Ich kann dich nicht mit der Densetsu alleine lassen“, murmelte er, ehrliche Sorge in seiner Stimme und fasste mich sanft am Armgelenk, ohne mir direkt in die Augen zu blicken. Nicht wissend wie nun zu reagieren war, warf ich Niobe einen verwirrten Blick zu. Endlos einsam, wie ein Hund der von seiner Familie an einer Autobahn ausgesetzt wurde, stand sie da, den Blick starr zu Boden gerichtet, die Fäuste geballt. Besorgt hatte Mampfaxo ihr Bein umarmt und wimmerte Klagelaute, wie sie sonst nur von einer Beerdigung kommen könnten. Ganz im Gegenteil zu Brave konnte ich Niobe nicht hassen, so sehr mir Großvater Walter auch am Herzen gelegen hatte. Mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit, war sie noch nicht einmal an der ganzen „Silph & Co Misere“ direkt beteiligt gewesen, selbst als Dentsetsu. Vor zwei Jahren war sie gerade einmal 13 gewesen, da war es höchst unwahrscheinlich, dass sie in dem Alter zu einer riskanten Mission geschickt wurde. Brave wusste das auch, aber für ihn zählte nur der Fakt, dass sie eine Densetsu war. Nichts anderes und es reichte ihm ebenso, ihr nur über seine Missbilligung zu erzählen. Vielleicht war meine Vermutung somit, dass er die Vergangenheit schon längst hinter sich abgeschlossen hatte, gar nicht einmal so falsch gewesen, nur war seine damalige Trauer und Wut wieder aufgequollen, nicht möglich sie zu unterdrücken, bevor er sich an einer waschechten Dentsetsu abreagiert hatte. In der Tat hörte sich alles was Brave ihr gegenüber gerade preis gegeben hatte schockierend an, aber bezog sich doch nie wirklich selbst auf Niobes Handeln, so eigenartig sie sich auch gerade benommen hatte. Vertrauen hatte ich über die letzten Tage schon längst zu ihr aufgebaut und so konnte ich ihr auch in diesem Fall nicht völlig misstrauen.
    „Viel Glück beim nächsten Kampf Niobe“, rief ich ihr zu und ließ mich dann von Brave mitziehen. Sich gegen ihn zu wehren hätte ohnehin nichts genützt. Wenn er erst einmal besorgt um mich war, dann konnte er ein verdammter Sturkopf sein, den kein Mensch auf der Welt von seinem Entschluss abbringen könnte.



    „Der Densetsu Klan ist ein über inzwischen sechs Generationen geführter Klan, der vor allem für seine Fertigkeiten in diversen Kampfkünsten und dem auch von ihm hervorgegangenen Paarkampf mit Pokemon, in denen sowohl das Pokemon als auch der Trainer selbst direkt am Duell teilnehmen, bekannt ist. Von der Allgemeinheit als eine starke Familie des Adels angesehen und bewundert, erkämpften sie sich alleine durch das Gewinnen aller Art von Turnieren ein großes Vermögen. Vor laufender Kamera zeigen sich Mitglieder des Klans in der Regel selten bis nie, aus Gründen der Privatsphäre. Von dieser Regelung sind vor allem jüngere, in die Familie hineingeborene Klan angehörige, betroffen, sodass sie vor ihrem achtzehnten Lebensjahr nicht gefilmt oder fotografiert dürfen von Außenstehenden. Der ursprünglich aus Einall stammende Klan, verfügt über Residenzen in verschiedenen Regionen der Welt, wobei sich die Hauptresidenz weiterhin in ihrem Heimatland, in einem streng geschützten und bewachten Areal, Nähe der schwarzen Stadt befindet“, las ich laut von dem Bildschirm meines Smartphones ab. Meine Hände zitterten sichtlich, wegen des plötzlich eingetroffenen Windes und Regens, sodass es meinem treuen Kommunikationsgerät, das glücklicherweise auch über eine Internetverbindung verfügte, aus meiner Hand zu fallen.
    Nun saßen wir wieder hier auf der Tribüne, nachdem wir unsere Zeit zuvor in einem nahegelegenen Cafe vertrieben hatten. Sonderlich produktiv war diese Aktivität nicht gewesen, denn unterhalten hatten wir uns so gut wie gar nicht. Der Begriff „Gegenseitig anschweigen“, wäre hier daher durchaus treffend. Trotz des Wetterumschlags wurde das Turnier fortgesetzt, nachdem man einige Maßnahmen ergriffen hatte, wie zum Beispiel notdürftig eine Art Regendach, welches aus einer festen, weißen Plane bestand, über den Tribünen und interessanterweise auch dem Feld zu spannen. Wahrscheinlich wollte man verhindern, dass der Boden matschig und glitschig wurde, sodass die Pokemon keinen Halt zum Stehen mehr finden würden. Obwohl die Luftfeuchtigkeit in nahezu unangenehme Höhen geschossen war, die Temperatur aber eher in die entgegengesetzte Richtung, hatten kaum Leute die Tribüne verlassen, so ein wichtiges Event schien das Turnier für die Bewohner Vapydro Citys zu sein.
    „Und wofür… hast du mir das nun alles vorgelesen? Ich weiß das doch schon lange“, knurrte Brave, während er sich ebenso frierend an den Armen rieb. Gelangweilt zuckte ich mit den Schultern.
    „Ich hatte das Gefühl ich brauchte noch einmal eine Zusammenfassung“, erklärte ich mit leichtem Lächeln.
    „Schön für dich, dass du schon neue Techniken erfunden hast, wie du mir auf die Nerven gehen kannst“, murmelte Brave und sah mich vorwurfsvoll an. Ich tat es ebenso, denn er wusste genau was ich mit meiner kleinen Vorlesung wirklich bezweckt hatte.
    „Geh doch zu ihr zurück, wenn du mir sowieso nur die ganze Zeit Vorwürfe machst“, knurrte Brave, zog wie ein Kind seine Knie an seinem Körper, umschlang sie mit den Armen und ließ seinen Kopf darin sinken.
    Seufzend steckte ich mein Handy zurück in die geräumige, weiße Tragetasche neben mir und antwortete: “Ich mache dir keine Vorwürfe. Verstehen tue ich dein Verhalten ja doch irgendwie, aber“, ich hob den Kopf und fixierte mit den Augen die auf die Regenplane trommelnden Tropfen, „Es ging alles so schnell. Weiß selbst schon nicht mehr was ich in dieser Situation tun soll.“
    Mit nachdenklichem Ausdruck, wandte Brave sein Gesicht zu mir und ließ seinen Blick auf mir ruhen, ohne ihn auch nur eine Sekunde abzulassen, sodass es mir fast schon wieder unangenehm war.
    „Was habt ihr denn getan, dass du so sehr an ihr hängst? Ich kann mir kaum vorstellen dass ihr euch innerhalb einer Woche so nahe gekommen seid.“
    „Nun“, grübelnd verzog ich einen Mundwinkel. „Eigentlich… haben wir nur für dieses Turnier trainiert. Wenn wir gerade nicht am Wandern waren, hat sie mich sie mich immer dazu aufgefordert Trainingskämpfe auszuführen, oder mir etwas anderes dazu beizubringen, aber“, ein leichtes Lächeln huschte mir über die Lippen, „Niobe sah immer schrecklich glücklich aus, wenn sie ihr eigenes Wissen an mich weitergeben konnte. Das schien ihr schon zu genügen, denn sonst haben wir eigentlich kaum miteinander gesprochen. Wenn wir aber geredet haben, dann kam es mir immer so vor, als würde sie mir einige ihrer tiefsten Geheimnisse anvertrauen, auch wenn es teilweise gar keine besonderen Dinge waren. Bei Niobe habe ich einfach das Gefühl, dass sie mir vertraut und mich versteht. Sie ist eigentlich ein furchtbar sensibles Mädchen, weißt du!“
    Keine Reaktion auf seinem Gesicht, trotz meines plötzlichen Ausrufes. Schnell richtete ich meinen Blick zu Boden und fuhr meine Erzählung vor: „Deshalb… deshalb kam sie mir gerade auch so Hin und Her gerissen vor. Alle Aussagen haben im Gesamtbild überhaupt nicht aufeinander gepasst, aus meiner Sicht. Im Grunde weiß ich also gar nichts über sie. Selbst jetzt nicht, wo ich weiß dass sie eine Densetsu ist, aber hinter ihr steckt noch deutlich mehr als das!“
    „Ich möchte nicht, dass du weiterhin alleine mit ihr reist“, sagte Brave plötzlich völlig aus dem Kontext.
    „Was?“, rief ich verdattert und starrte ihn an.
    „Erst das mit meinem Großvater, dann der Kampf mit dem Rokkaiman und dann hat sie mich auch noch ohne zu Zögern gegen die Wand geschmettert, als wäre ich ein Fliegengewicht.“
    Genauestens konnte ich sagen, was er damit meinte.
    „So ist es nicht. Ich weiß sie ist stark und hat sicherlich ihre dunklen Geheimnisse, aber sie ist ein guter Mensch. Davon bin ich überzeugt“, flüsterte ich und starrte auf meine Knie. „Deshalb erzählte ich dir das doch auch alles.“
    „Ich zweifel das auch nicht an, aber ich mache mir Sorgen. Das ist alles“, erklärte er ruhig. Seinen Beschützerinstinkt von früher hatte er wohl selbst nach Jahren nicht ablegen können.
    „Niobe war nicht einmal an der Brandstiftung vor zwei Jahren selbst beteiligt. Die Densetsu würden bestimmt nicht ihre eigenen Kinder zu solchen waghalsigen Missionen schicken“, versuchte ich mich heraus zu reden, auch wenn es keinen Sinn hatte. Die Chance dass ich normal mit Niobe weiterreisen könnte, war ohnehin gering und basierte auf ihrer eigenen Reaktion, ob sie mir noch normal gegenübertreten könnte, nach dem Konflikt mit Brave.
    „Habe ich je behauptet sie wäre selbst dabei gewesen? Nein, aber es geht mir schlicht und ergreifend darum, dass Mitglieder von Densetsu über Kräfte verfügen, bei dem ein durchschnittlicher Mensch nicht mithalten kann. Selbst der kleine Albino war schon unglaublich stark. Hast du ja gesehen. In der einen oder anderen Weise ist sie gefährlich, selbst wenn sie es bisher fein zurück gehalten hat.“
    Widersprechen konnte ich kaum, schließlich hatte er recht. Selbst ihren eigenen Bruder hätte sie beinahe angegriffen, obwohl er zugegebenermaßen selbst mir Angst gemacht hatte. Und eigenartig war er ohnehin. Trotzdem würde ich deswegen noch lange nicht meine Meinung von Niobe ändern.
    „Versuchen wir doch erst einmal ihre Beweggründe herauszufinden“, murmelte ich. „Es ist nicht so, dass du Niobe nun als Person hassen müsstest. Schließlich hat sie im Grunde nicht mit dem Tod von Walter zu tun.“
    „Ich hatte doch schon gesagt, dass es ist nicht nur das ist. Der Densetsu Stil selbst, ihre Ansichten und Einstellungen. Alles an den Densetsu gefällt mir nicht. Du hast es doch von ihr selbst gehört, wie sie geredet hat über die Effektivität von roher Gewalt. Sie ist eine typische Densetsu Vertreterin, durch und durch!“ Seinen Körper wieder aufgerichtet, die Füße auf dem Tribünenboden, die Fäuste geballt, sah er mich durch leicht verzweifelten Augen an. Dass er sich Sorgen machte, war ihm deutlich anzusehen. Trotz dieser Situation schüttelte ich hektisch den Kopf.
    „Nein. Ich glaube nicht dass sie es ist. Sie ist sicherlich keine typische Densetsu, dafür war sie vorhin einfach zu verwirrt und der Situation nicht gewachsen. Außerdem ist ihr Bruder auch völlig anders als sie!“
    „Ihr Bruder?“, harkte Brave verwirrt nach. „Du bist ihrem Bruder begegnet?“
    Am besten ich hätte die Klappe gehalten. Inari würde wahrscheinlich mit großer Wahrscheinlichkeit in den Top 10 von Braves größten Albträumen einzuordnen sein.
    „Ja“, murmelte ich nun deutlich unsicherer. „Vorgestern. Im Gegensatz zu ihm wirkt Niobe wie ein kleines Kätzchen. Allein seine Aura ist furchteinflößend und sie schien sich ganz eindeutig vor ihm zu fürchten.“
    Seufzend kratzte er sich am Kopf.
    „Sie hat auf mich ja auch einen reichlich verwirrten Eindruck gemacht, aber ihre Worte waren zu… schockierend. Ich kann kaum glauben, dass sie tatsächlich von dem kleinen, schüchternen Mädchen vor zwei Tagen stammten. Zu der eiskalten Killermaschine bei ihrem Turnierkampf hier passte es aber schon viel eher.“ Ein säuerliches Lächeln legte sich auf seinen Lippen, während mit abwesendem Blick das Kampffeld vor uns betrachtete. Selbiger Ausdruck erlosch aber plötzlich, als sich eine schwarzhaarige Person in einem weißen Hemd, welches er in eine schlichte, blaue Jeans gesteckt hatte, das Feld betrat. Zugehörig zum Hemd trug er eine orange Krawatte und an seinem Arm waren sowohl eine Uhr, als auch mehrere Armbänder zu sehen.
    „Cheren?“, flüsterte Brave verdutzt. Ebenso überrascht wie er, starrte ich nun den plötzlich auftauchenden Mann an. Cheren? Schon von weiten sah ich seine saphirfarbenen, strahlenden Augen, geschmückt von einem selbstsicheren Lächeln, aber wo war seine für ihn so charakteristische Brille hin, die er in solchen Momenten immer zurecht gerückt hatte, um seine Überlegenheit auszudrücken?
    „Er trägt… Kontaktlinsen?“, fragte ich meinen Sandkastenfreund fast schon enttäuscht.
    „Ja. Quasi als neues Image, hat er mir gesagt“, antwortete Brave nur halb abwesend.
    „Was? Ehrlich? Die Brille hat ihm so gut gestanden“, jammerte ich und rüttelte in kindischer Manier an Braves Schulter, als ob er etwas daran ändern könnte. „Du musst mit ihm reden! Bring ihn wieder auf die gute Seite der Macht.“ Ich lachte und ließ von seiner Schulter ab, als er mich sanft an meiner eigenen Schulter wegdrückte.
    „Schon gut, schon gut. Wenn ich das nächste Mal mit ihm rede, versuche ich ihn davon zu überzeugen, dass seine Brille ihn schrecklich vermisst“, lachte Brave und grinste. Wie schnell wir die Atmosphäre von einer bitterernsten zu einer heiteren wandeln konnte, war schon bemerkenswert.
    „Aber ernsthaft. Was macht er da unten? Er sollte eigentlich brav in der Moderationskabine hocken“, warf Brave ein. Schmunzelnd kicherte ich.
    „Vielleicht war ihm dort unwohl und hat er hat sich kurzerhand entschlossen als Hauptattraktion des Turniers aufzutreten. Die Rolle des Kämpfers steht ihm doch ohnehin viel besser.“ Zwinkernd gluckste ich vor mich hin und Brave stimmte mit ein, als wir von dem altbekannten Moderator unterbrochen wurden.
    „Willkommen zurück meine Damen und Herren. Nach einer kurzen Pause geht es nun weiter mit dem letzten Kampf der Vorrunde und wie vielleicht einige schon bemerkt haben, ist einer der Trainer nicht irgendjemand, sondern tatsächlich der Arenaleiter Eventura Citys. Doch lasst ihn für heute nicht Arenaleiter nennen, denn in diesem Turnier wird Cheren selbstverständlich nicht als ein solcher antreten, sondern als Trainer wie jeder andere auch! Begrüßt mit mir ein weiteres Mal: Cheren!“ Die Zuschauer klatschten und Cheren hob fast schon nebensächlich die Hand, bevor er seinem Blick wieder seinem Gegner zuwendete.
    „Auf der anderen Seite hingegen haben wir den erfahrenen Trainer Ron Stewart! Schon ein ganzes Jahr ist er als Pokemontrainer tätig und äußerst erfolgreich, sodass er einige Orden nun sein nennen kann. Wird er also gegen den altbackenen Cheren antreten können? Lasst das Match also starten mit dem Zufallsgenerator!“ Hörbar wurde erneut ein Hebel betätigt, es ratterte und schon erklang das uns wohlbekannte „Pling“ Geräusch.
    „Zuerst in den Kampf schicken sein Pokemon wird: Cheren! Wie unglücklich, aber Cherens Zuversicht auf seinen Sieg wird es wohl kaum eindämmen. Welches Pokemon gedenkt er demnach also einzusetzen?“
    Cheren hatte bereits ein Pokeball in der Hand und warf ihn einige Mal spielerisch in die Luft, bevor er wortlos ein Pokemon aus diesem entließ.
    Eine große, auf zwei Beinen stehende Echse erschien, die von oben bis unten in eine Art goldene Rüstung eingepackt war, welches es wie eine gefährliche Bestie wirken ließen, verstärkt durch die roten Klauen, mit den die dunkelgrauen Füße und Pranken besetzt waren, welche ungeduldig im Boden scharrten. Ein wahrer Hingucker waren die nach einer Streitaxt aussehenden Klingen, die den spitzzulaufenden Kopf des Pokemons umrahmten. Die Echse fauchte und schnaubte, so als würde sie nur nach einem Kampf gieren und schwenkte machtvoll mit seinen beeindrucken Kopfschmuck umher.
    „Ich bin dermaßen tot“, schauderte ich und ließ die Mundwinkel nach unten fallen. „Das Turnier gewinne ich garantiert nicht mehr.“
    „Die Chance bestand doch von Anfang an nicht“, bemerkte Brave spitz grinsend, worauf ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen bohrte.
    „Du bist mir auch ein zuverlässiger Freund“, knurrte ich augenzwinkernd. „Aber sollte Cheren nicht seine schwächeren Pokemon verwenden die er auch in der Arena benutzt?“
    Brave winkte ab.
    „Der Moderator sagte doch bereits, dass Cheren hier als Trainer und nicht als Arenaleiter teilnimmt. Natürlich verwendet er da die Pokemon von seiner eigenen Reise.“
    „Hm, ja. Aber… was ist das? Das ist ein Monster, kein Pokemon“, rief ich und wies auf das gut zwei Meter große Ungetüm auf dem Feld.
    „Maxax. Ein seltenes Drachenpokemon mit monströsen Kräften. Vor allem auf die Offensive spezialisiert“, erklärte Brave rasch.
    „Sieht man“, murmelte ich, Maxax ein weiteres Mal von oben bis unten in Augenschein nehmend. Die einnehmende Größe, schien Cherens Gegner Ron, ein Jugendlicher mit ebenso mattschwarzem Haar und einer blauen Cap, nur wenig zu beeindrucken. Ohne zu zögern griff er nach einem Pokeball und entließ sein eigenes Pokemon, welches ein ebenso gigantischer Eisbär, mit gewaltigen Pranken, schneeweißem, dichtem Fell und Eiszapfen an der unteren Kinnlade war. Die misstrauisch zusammen gekniffenen Augen des Bärenpokemons fixierten seinen drachenartigen Gegner, worauf dieser fauchte und seine Klauen kampfbereit ausstreckte.
    „Auf das Maxax von Cheren, setzte Ron ein Siberio ein! Eine verdammt gute Wahl, die ihm schon einmal einen Typenvorteil einbringt. Bitternötig bei einem Drachenpokemon wie diesem, wenn ihr mich fragt.“
    „Wirklich… Könnte ein spannender Kampf werden“, meinte Cheren und stellte sich aufrecht hin. Seine Augen strahlten pure Vorfreude auf, welche mich nur so mitrissen und das nahende Match zwischen Cheren und Ron herbei sahen.
    „Nun denn. Auf einen guten Kampf“, rief Cheren seinem Gegner zu, während er seine orange Krawatte mit den Händen zurecht zog.
    „Wünsch ich dir ebenfalls“, lachte Ron, dessen Stimme ungewöhnlich tief für einen Jungen seines Alters war. Auffallen tat dies vor allem neben der kühlen, aber dennoch glockenhellen Stimme Cherens, wegen der ich mich schon bei dem Gedanken erwischte, dass sie melodischer und weniger rau als die Braves klinge. Das bei dem Kampf aber zwei Kampfgewalten aufeinandertreffen würden, war schwer zu verkennen. Ja, selbst die beiden Kämpfer selbst schienen sehr erpicht auf den bevorstehenden Kampf.
    „Lasst uns keine weitere Zeit vertrödeln, sondern gleich starten!“
    „Bereit? Und: Los!“, rief der Schiedsrichter und schon gab Ron den ersten Befehl.
    „Beginnen wir doch mit einer kleinen Einleitung für den Kampf an! Siberio Eisschlag!“ Das Bärenpokemon hob eine Pranke in die Höhe, welche sich prompt mit einer zu Anfang feinen, aber dann immer fester und dicker werdenden Eisschicht überzog, bevor es ruckartig auf Maxax, ohne Vorbehalt zustürmte, mit dem Arm weit ausholend.
    „Maxax konter mit Durchbruch!“, ordnete Cheren beinahe schon gelangweilt an, worauf sein Drachenpokemon zackig die Arme vor seiner Brust verschränkt und auf seinen Gegner zu rannte.
    „Glaub bloß nicht dass ich das nicht Voraus gesehen habe“, lachte der Jugendliche und machte eine ausschweifende Handbewegung, auf die sein Siberio die eiserne Pranke in den Boden rammte. Erst passierte nicht, sodass sowohl Brave, als auch sein Maxax misstrauisch die Augen zusammenkneifend in ihrer Bewegung Inne hielten, bis die Regentropfen um das Zelt herum sich plötzlich zu Eis erstarrten, darauf plötzlich unter das Planendach hinein stoben und Maxax direkt attackierten. Verzweifelt versuchte dieses sich mit dem Schwanz sich gegen den auf ihn einprasselnden Eissturm zu wehren, was jedoch nur halbwegs Effekt zu zeigen schien.
    „Du nutzt das Wetter aus um die die Quelle der Eissturm Attacke anderswo herzu beziehen? Clever, aber glaub nicht, dass es so einfach wäre Maxax so außer Gefecht zu setzen! Einäschern Attacke, mein Freund!“, rief Cheren, unerwartet gefasst im Angesicht der Situation.
    Weit riss Maxax sein Maul auf und innerhalb von wenigen Sekunden rannen tausende, glühend heiße Flammen aus dem Rachen des Drachens, welche den Eissturm ohne weiteres zurückdrängte und somit auch das gegnerische Pokemon, dass keine Chance gegen Feuerattacken stand.
    „Ein Aufeinander treffen von Titanen! Wahrlich, wahrlich! Das könnte der womöglich spannendste Kampf der Vorrunde werden. Bleiben wir also gespannt“, brüllte der Moderator durchs Mikro, dem man trotz erkennbarer Müdigkeit in der Stimme, die Begeisterung nicht aberkennen konnte.
    Die beiden Pokemon stellten sich wieder in ihre Ausgangslage hin und funkelten sich gegenseitig knurrend an, bevor Brave einen weiteren Befehl gab.
    „Fokussiere mit Schwerttanz, Maxax“, ordnete dieser an und sein Pokemon verharrte in seiner Position während es die Augen schloss. Die krallenbesetzen Klauen zitterten sichtlich, bis die Augen des Pokemons wieder plötzlich aufsprangen.
    „Cheren stärkt die Attacken des Offensivpokemons mit Schwerttanz. Ein taktisch guter Zug!“
    „Lass ihn gar nicht erst angreifen, Siberio! Versuch ihn mit Blizzard in die Enge zu treiben!“
    Den Kopf weit ihn Nacken lehnen, riss Siberio sein Maul auf, um dann seinen gesamten Körper hervorschnellen zu lassen und einen Regen aus glitzernden Eisplittern und Schnee aus seinem Rachen zu speien, bei dessen bloßen Anblick ich mich fragte, was für Temperaturen innerhalb von dem Körper des Pokemons herrschen mussten, um einen Schneesturm solchen Ausmaßes innerhalb seines Körpers zu produzieren. Wie kleine Pfeile schossen die Eissplitter, mitsamt Schneegestöber der Eistattacke auf Maxax zu, welches Zähnefletschend einen Schritt zurück machte.
    „Treib das Eis wieder mit Einäschern zurück!“, befahl Cheren, dessen Miene immer noch keine bemerkenswerten Änderungen hervor gebracht hatte. Erneut rannen die zahlreichen Flammen aus dem Rachen des Pokemons, dies Mal aber durch den Schwerttanz sichtlich gestärkt, viel imposanter als zuvor, sodass sich das Feuer sich wie eine Ranke durch den Sturm fraß.
    „Dein Maxax beherrscht nur diese einzige Feuer Attacke, richtig? Na dann! Siberio! Kreis Maxax mit Blizzard ein! Es wird wohl kaum überall gleichzeitig sein Feuer einsetzen können“, lachte Ron, die linke Faust triumphierend in die Höhe gehoben. Mit erneuten Schwenken des Schädels, lenkte der Eisbär den Blizzard zu einem Kreis um sein Opfer, wie man es mit einem Lasso tun würde.
    Trotz den gefährlich nahenden Eisring um Maxax, gab sich Cheren wenig beeindruckt und gab nur schnell den nächsten Befehl: „Maxax befrei dich aus dem Ring mit Drachenpuls!“
    „Hey, hey! Er sollte keine Drachenanttacke nutzen, um sich gegen eine Eisattacke zu wehren, oder?“, rief ich erschrocken und sprang auf, mit den Händen fest das Geländer der Tribüne umklammernd.
    „Er wird wohl wissen war er tut“, murmelte Brave zu Antwort, wenn auch wenig Überzeugung in seiner Stimme lag.
    Plötzlich erschallte ein zweimaliges, lautes, faserdurchdringendes Pulsieren, dass ganz eindeutig von Maxax stammte, welches sich unter der Wirkung für einen Moment zusammenkrampfte, um dann mit dem Aufstampfen einer seiner Füße, wie eine Welle, in alle Richtungen, lilafarbene, gierige Flammen auszusenden, die zu mindestens für einen Bruchteil einer Sekunde den Blizzard zurückdrängten, sodass Maxax diesen kurzen Moment für sich nutzen konnte, um mit gewaltigen Satz aus dem Ring zu springen. Von der Kraft und Geschwindigkeit die er darin investierte, wurde es zuerst zu Boden geworfen, um dann für eine Sekunde über den Boden schlitternd die Kontrolle zu verlieren. Sich mit den angsteinflößenden Pranken in die Erde einkrallend, was einige beeindruckende Striemen im Stein hinterließ, stoppte es rechtzeitig seinen Kontrollverlust und sprang wieder auf, schnaufend und die Zunge, wie bei einer Schlange, im Sekundentakt züngelnd.
    „Frontalangriff auf Siberio mit Durchbruch. Mach einen KO-Schlag daraus!“, rief Cheren nun deutlich energischer mit ausschweifender Handbewegung.
    Ohne zu Zögern stürmte Maxax auf seinen Gegner zu, den Kopf, an der die Streitaxt gefährlich glänzte, wie zum Schlag ausholend zur Seite gelehnt.
    „KO-Schlag? Da weiß ich was Besseres“, brüllte Ron knurrend. „Beende es mit Eiseskälte!“
    Eiseskälte war zwar in der Tat eine todbringende Attacke, doch war ein großer Nachteil an dieser, dass sie nur in den wenigstens Fällen traf, was bei so einer solchen beinahe schon wieder nur fair war.
    Mit einem hörbaren Knirschen, schlug Siberio fletschend die Zähne aufeinander und schon nach einem kurzen Moment meinte ich einen weißlichen Dunst aus dem Maul des Pokemons aufsteigen zu sehen, welcher sich gefährlich einen Weg durch die Zähne des Giganten bahnte.
    „Planänderung Maxax! Eine kleine Spritztour Richtung Westen“, warf Cheren ein, nun mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen.
    Gerade als Siberio den tödlichen Eishauch, der Minustemperaturen von unvorstellbaren Ausmaßen annahm , einsetze , stoppte Maxax mitten in seiner Bewegung und ließ sich darauf geschickt zur Seite gleiten, die Fußkrallen Staub aufwirbelnd über den Grund schlitternd. Der Raum einnehmende, eiskalte Hauch, dessen klirrenden, winzigen Eiskristalle innerhalb beinahe schon hörbar waren, der von Siberio ausgespien wurde, ging ins Leere und stattdessen wurde der Urheber der Unheil bringenden Attacke, auf einmal von Maxax Streitaxt mit voller Wucht getroffen. Alleiniges Zusehen ließ mich für einen Moment schaudern, als sich der harte, vielleicht auch scharfe Kopfschmuck des Drachens, sich in das gefrorene Fell bohrte und dieses hörbar zersplittern ließ, bevor Siberio sichtlich zusammengekrampft den Halt verlor, einen Schritt zur Seite stolperte und dann zu Boden krachte. Für einen Moment schien der Boden unter unseren Füssen zu erbeben, dann starrten die Zuschauer abwechselnd gebannt auf das Boden liegende Pokemon, dann zu dem Schiedsrichter, der in Gedanken die Sekunden zu zählen schien, um dann die rote Flagge in Rons Richtung zu heben.
    „Siberio ist kampfunfähig. Maxax und Cheren sind die Sieger!“ Begeistert klatschend und mit den Füssen auf den Tribünen trampelnd, beglückwünschte das Publikum Cheren zu seinem Sieg, welcher sich nur kurz verbeugte und dann zu seinem Maxax herüber lief, um ihn zufrieden über den großen Kopf zu tätscheln, was einen ungemein ironischen Anblick abgab, im Angesicht von Maxax bemerkenswerter Größe.

  • Kapitel 6 – "Wunschlos glücklich: Ein Zustand unserer Träume?"


    „Scheint wohl wirklich abgehauen zu sein“, murmelte Brave der am Türrahmen gelehnt, mit verschränkten Armen hinter mir stand. „Nicht dass ich nicht damit gerechnet hätte.“
    Ich antwortete nicht, sondern starrte in die leere Zimmerhälfte hinein, die Niobe zuvor bewohnt hatte. Es gab keine Indizien dafür, dass jemand anderes als ich sich jemals in diesem Raum heimisch gemacht hätte. Das Bett, das am Rechteren von zwei Fenstern in diesem Zimmer stand, war vorbildhaft abgezogen, die Bettdecke ordentlich zusammengefaltet auf das Fußende gelegt, das dazugehörige Kissen darauf platziert worden. Der danebenstehende kleine, hölzerne Nachttisch war, bis auf die schlichte, weiße Nachttischlampe, leer. Von Niobes kleinem Tagebuch mit dem erstaunlich femininem, geblümten Aufdruck und dem silbernen Schloss, dass sie stets jeden Tag zur Hand genommen hatte, um ihre Erlebnisse zu dokumentieren, keine Spur. Nicht dass ich Hineingeschriebenes jemals zu Gesicht bekommen hätte. Genauso wenig wie ich den Grund erfahren durfte, wieso sie trotz der sommerlichen Temperaturen, immer einen dunkelbraunen, schon etwas mitgenommenen Strickpulli, der ihr zu allem Überfluss auch noch deutlich zu groß war, mit sich herumschleppte.
    Mein Blick wanderte zu der winzigen Garderobe, die sich rechts neben dem Eingang befand und zuvor besagten Strickpulli beherbergt hatte. Hatte. Selbstverständlich würde Niobe einen weiteren Teil ihres kleinen und etwas fragwürdigen Schatzpräsidiums nicht einfach zurücklassen. Schon allein weil sie scheinbar so viele wichtige Erinnerungen damit verband. Erinnerungen die sie zu dem Menschen gemacht hatten, der sie nun war. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr fiel mir auf wie verschlossen Niobe sich anderen Leuten über verhalten hatte und damit auch gegenüber mir. Letztendlich kannten wir uns gerade einmal eine gute Woche. Wer hatte jemals behauptet das Niobe die gleiche Sympathie mir gegenüber hegte, wie ich es bei ihr tat? War ich somit vielleicht sogar nur ein Mittel gegen ihre eigene Einsamkeit gewesen, sodass sie nicht alleine reisen musste, als dass sie tatsächlich mit mir Freundschaft schließen gewollt hätte? Der Gedanke daran betrübte mich, auch wenn er mehr durch meine eigene Enttäuschung, Niobe nicht in unserem bisher geteilten Schlafgemach vorgefunden zu haben, entstanden war. Sicherlich rührte mich diese Enttäuschung nicht zu Tränen, aber eine eigenartige Leere machte sich in mir breit. Nichts fühlend, nicht handelnd, nicht wissend was darüber zu denken war. Eine farblose Emotion, die nichts aussagte und innerliche Ruhe, ja Gleichgültigkeit in mir auslöste. Vielleicht war es auch nur das Gefühl, dass man verspürte wenn man nicht mehr wusste was zu tun war. Nicht das ich geglaubt hätte, dass sie brav hier im Zimmer sitzen und auf mich warten würde, nein, aber die Hoffnung starb bekanntermaßen immer zuletzt.
    Ich spürte wie Brave seine warme Hand auf meine Schulter legte.
    „Ich denke sie hat dich gemocht. Zu mindestens hatte ich den Eindruck“, sagte er mit einem leicht aufmunternden Unterton. Wollte er mich allen Ernstes aufheitern, wo er doch derjenige war, der als hintergründiges Motiv, Niobe von mir fernhalten wollte? Langsam, beinahe schon in Zeitlupentempo, drehte ich meinen Kopf zu ihm herüber und bemerkte, dass er sein Gesicht in die direkt entgegengesetzte Richtung gewandt hatte. Ein schuldbewusstes Lächeln umspielte seine Lippen und zögerlich huschte sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu mir herüber. Normalerweise hätte er wohl nun ein glückliches Lächeln, als dank seiner freundlichen Worte erhalten, nicht jedoch heute.
    Eine trotzige Miene machte sich auf meinem Gesicht breit und ich schürzte die Lippen.
    Seufzend legte er seine Hand auf den Hinterkopf und senkte den Blick.
    „Es ist nicht so, als wäre ich alleine daran schuld, dass sie jetzt nicht mehr hier ist. Wenn du unbedingt bei ihr geblieben wärst, dann hätte ich dich gelassen“, versuchte sich mein Sandkastenfreund zu verteidigen.
    „Hättest du nicht“, dachte ich ihm Stillen, wagte es aber nicht dies laut auszusprechen, zu Mal ich tatsächlich wenig Eigeninitiative zuvor gezeigt hatte. Nicht einmal angedeutet hatte ich, dass mir Braves Verhalten ihr gegenüber nicht gefallen hat. Wahrscheinlich hatte es sogar, dank des Entsetzens meinerseits, aus Überforderung an der Situation, so gewirkt, als wäre ich völlig auf Braves Seite gewesen. Gänzlich falsch war das sicherlich nicht, aber gleichzeitig entsprach es auch nicht hundertprozentig der Wahrheit.
    „Du wärst sicherlich sauer geworden, wäre ich nicht mir dir mit gekommen“, erklärte ich abweisend. Was für stolze Wesen wir Menschen doch waren, dass wir die Schuld für etwas immer bei jemand anderen suchten, auch wenn wir selbst nicht ganz unbeteiligt gewesen waren. In diesem Fall gab ich Brave jedoch die Schuld dafür, die Situation überhaupt ausgelöst zu haben. Mich in die Situation gebracht zu haben, mich zwischen den beiden entscheiden zu müssen, wenn auch unbewusst.
    „Glaubst du?“ Skeptisch hob Brave eine Braue und verschränkte erneut die Arme. Ausdruckslos nickte ich zur Antwort und wandte mich wieder dem Zimmer zu, indem sich nun eine unangenehme Stille breit machte. Wie dichter Nebel stieg sie in Schlieren aus dem Parkettboden empor, rankte sich um uns und drohte Selbige zu verschlucken, hätte Brave die anbahnende, bedrückende Phase des Schweigens nicht abrupt unterbrochen.
    „Damsel im Distress“, knurrte er, während mir seinen Arm um den Hals legte und mich strangulierte, sodass mir ein erschrockenes Fiepen entfuhr, bevor er seinen Arm lockerte und sein Gesicht neben meins hielt.
    „Was?“, zischte ich leicht gereizt, wegen seiner Spontanaktion.
    „Ich habe keine Lust das du so etwas wirst.“
    „Eine Damsel im Distress? Hättest du wohl gern“, erwiderte ich spöttisch und wandte mich aus seiner Zwangsumarmung.
    „Dann solltest du auch keine Probleme damit haben dich von jeglichen Densetsu Mitgliedern fern zu halten“, erklärte er ohne lange Ausschweife. Argwöhnisch musterte ich ihn, als ich mich mit einer flinken Drehung zu ihm wendete. Wütend war sein Ausdruck nicht, auch nicht besorgt oder spöttisch. Viel mehr vorwurfsvoll, mit einem Hauch von Ignoranz, wie es eher selten in seinem Gesicht zu finden war.
    Einen Moment lang ließ mich dieser Ausdruck seinerseits stocken, bevor ich realisierte, dass früher oder später die Konfrontation zwischen Brave und Niobe der Densetsu ohnehin stattgefunden hätte, selbst wenn Letztere es bestmöglich zu verstecken versucht hätte. Irgendwann wäre es aufgeflogen und hätte somit zu diesem Verlauf der Dinge geführt. Egal was ich getan hätte, ich hätte mich eine Tages in der derselben Situation wie der heutigen befunden, die mich zum Handeln zwang. Doch statt dies zu tun, hatte ich mich von den Umständen übermannen lassen, nicht fähig einzugreifen.
    „Du sagtest du hast ihren Bruder getroffen?“, harkte Brave nach, worauf ich zögerlich nickte. „Das du bereits andere Leute ihrer Sippe angetroffen hast, bereitet mir ein unwohles Gefühl. Niobe mag vielleicht tatsächlich ungefährlich sein gegenüber dir, aber trifft das auch auf die anderen Klan Mitglieder zu?“
    „Was sollten sie denn von mir wollen? Nach deinen eigenen Angaben sollten sie nicht mit einem normalen Mädchen wie mir zu tun haben wollen. Es ist schließlich nicht so als würde ich aus einer schrecklich reichen Familie stammen“, gab ich einigermaßen gefasst zu Bedenken.
    „Du hast es doch selbst gelesen. Die Densetsu sind sehr empfindlich was ihre Sprösslinge angeht, vielleicht könnte es ihnen ganz und gar nicht gefallen, dass ein Mädchen, das von dem möglichen Ursache der „Silph & Co Misere“ weiß, mit ihr reist.“
    „Du bist paranoid, wusstest du das?“
    Brave zuckte mit den Schultern.
    „Selbst wenn. Die Gefahr besteht trotzdem.“
    „Dann warst du eindeutig derjenige der mich da rein geritten hat“, antwortete ich und musste schmunzeln. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtete, war Brave derjenige der mir dieses Wissen offenbart hatte, wenn dieses auch nicht völlig sicher war.
    „Was ich meine ist, dass man sich bei diesem Klan nie sicher sein kann. Wenn Niobe uns verpfeifen sollte, dann könnten wir in Schwierigkeiten geraten, schließlich würden somit eine potenzielle Gefahr für ihren Klan darstellen.“
    „Dann geh doch zur Polizei solange du noch kannst“, schlug ich vor, leichter Spott in meiner Stimme. Mit einigen kurzen Schritten ging ich zum meinem Bett herüber, dass sich im linken Teil des Raumes befand, umgeben mit meinen durcheinander geworfenen Bettzeug und somit das genaue Gegenteil zu Niobes früherer Zimmerhälfte darstellte.
    „Ich habe doch erwähnt, dass der Densetsu Klan mit großer Wahrscheinlichkeit die Polizei irgendwie infiltriert hat, sodass sie unter ihrem Schutz stehen. Zu mindestens sollte die Polizei den Fakt schützen, dass die Densetsu ihre Fäden in der Unterwelt haben, sonst wäre da sicherlich schon längt irgendwas durchgesickert.“
    „Aber das widerspräche ja jeglichen Grundsätzen der Polizei. Sollten sie die Unterwelt nicht mit allen Mitteln bekämpfen?“
    „Sicherlich tun sie das auch, aber die Densetsu sind so ein Mittelding. Immerhin sind sie auch irgendwo ein Stolz der Einall Region. Außerdem“, er machte eine kurze Pause, so als wolle er die Dramatik in seinen Worten steigern, „ wann war diese Welt jemals nicht korrupt? Große, erfolgreiche Firmen haben fast immer irgendwie mit der Unterwelt zu tun. „Silph & Co“ sowieso. Dagegen kann die Polizei dann auch nicht mehr viel machen. Reiche Leute neigen ja auch gerne mal dazu ein kleines Sümmchen zu verschenken, wenn sie sich aus heiklen Situation heraus winden wollen.“
    „Hm, wahr. Aber inwiefern stellen wir dann überhaupt eine Gefahr für den Klan dar, wenn wir eigentlich gar nichts tun können?“, harkte ich nach, meine Neugier nun steigend.
    „Theoretisch müssten wir ja nicht unbedingt zur Polizei mit dieser Information gehen, sondern beispielsweise direkt zu den Medien. Das wäre im Grunde sogar noch schlimmer, schließlich würde es so die ganze Welt direkt erfahren. Damit wäre der gute Ruf der Densetsu gefährdet.“
    „Uns danach umzubringen wäre aber noch auffälliger, oder?“, gab ich zu Bedenken, mein Kinn auf meinen Händen abstützend, die Ellbogen auf den Oberschenkeln.
    „Habe ich behauptet, dass sie uns sofort an die Gurgel springen wollen? Nein. Es gibt wahrscheinlich reichlich andere Möglichkeit, uns danach noch irgendwie zum Abtreten unserer Aussage zu zwingen, aber natürlich würden die Densetsu versuchen uns irgendwie aufzuhalten, bevor die Information überhaupt ans Licht kommt, nicht?“ Seine kleine Verschwörungstheorie hörte sich ziemlich danach an, aus dem neuesten Spionage Film zu stammen, wie ich mit einem spitzen Lächeln bemerkte.
    „Wohl wahr. Das heißt aber wieder, dass du dadurch dass du Niobe überhaupt davon wissen lassen hast, die Schuld daran trägst, dass wir in Gefahr jetzt in Gefahr schweben würden.“
    „Ehrlich gesagt kam mir der Gedanke erst danach“, gab er peinlich gerührt zu und setzt ein um Vergebung bittendes Gesicht auf. „Im Grunde ist es wohl auch eher ein unwahrscheinliches „Worst Case Szenario“, aber es gibt sicherlich noch einige andere eher unangenehme Ausgänge.“ Am liebsten hätte ich ihm vorgeworfen, dass er ein schrecklicher Schwarzdenker und Pessimist sei und dazu auch noch gänzlich übertrieb, aber in seinen Augen spiegelte sich nun eine ernst gemeinte Besorgnis, die mich davon abhielten meine gedachten Worte laut auszusprechen. Brave mochte ein eigenartiger Kerl sein, der nicht einmal bemerkte dass ich in ihn verliebt war, aber trotz allem war er schon immer derjenige gewesen der sich mit Abstand am meisten um mich gesorgt hatte. Manchmal sogar völlig unbegründet. Daher war er schon beinahe kein Wunder, dass ich so sehr an ihm hing. Schließlich war er letztendlich immer für mich da gewesen, sodass ich mich inzwischen wunderte, weshalb er in erster Linie dann nicht von Anfang an mit mir zusammen durch Einall reisen wollte. Das hätte Komplikationen wie diese vorgebeugt, ja Niobe wäre ich somit wahrscheinlich auch nie über den Weg gelaufen, zu Mal unsere Begegnung mehr aus purem Zufall von der Bühne ging, als dass es geplant war. Allein der Gedanke stimmte mich traurig. Eine Woche mit Niobe, hatte mir das Gefühl gegeben, außer Brave noch jemanden kennen gelernt zu haben, der mir von großer Bedeutung war.
    „Ich möchte lernen sie zu verstehen“, antwortete ich, meinen Blick zuerst auf die zusammengefalteten Hände auf meinen Schoss sinken lassend, um dann abrupt mit festem Ausdruck im Gesicht, wieder aufzuschauen.
    „Verstehen?“, harkte Brave unbeeindruckt nach.
    „Kam dir Niobe nicht selbst etwas… mysteriös vor?“, versuchte ich meine Gedanken zu vermitteln.
    „Nun, wenn man mal von ihren weißen Haaren und roten Augen absieht, schon. Sie hat aber auch nicht viel geredet. Ich denke, dann kommt man einem automatisch wohl etwas eigenartig vor.“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Ich denke bei ihr steckt da noch deutlich mehr hinter als eine wortlose Fassade! Du hast es auch gemerkt, oder? Nein, du musst es bemerkt haben!“ Auffordernd griff mit beiden Händen nach seiner linken Hand, den Fakt ignorierend dass diese Geste etwas aufdringlich wirken musste, und sah ihm direkt in die Augen.
    Er verharrte und kniff die Augen zusammen, so als würde er sich nicht sicher sein was er jetzt tun sollte, aber nach Verstreichen scheinbar endlos langer Sekunden, wandte er sein Gesicht endgültig von mir weg und murmelte mit leicht unzufriedenem Unterton: „Mach was du willst, nur“, mein Sandkastenfreund beugte sich zu mir herunter, damit sich unsere Gesichter etwa in gleicher Höhe befanden, „Bitte denk nach bevor du irgendwas tust.“ Letzteres sprach er mit dem vollsten Maß an Vorwurf aus.
    „Nicht viele Menschen laufen absichtlich gerne in Ärger“, erwiderte ich ungläubig. „Abgesehen von dir, versteht sich.“ Brave konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, jedoch umfasste er meine Hand, welche bis gerade eben noch seine selbst umschlossen hatte, und drückte sie leicht. Wie auf einen Impuls, durchfuhr Wärme meinen ganzen Körper. Angefangen bei meiner Hand krabbelte das Gefühl des Wohlseins meinen Arm hoch und umschloss sanft mein Herz, welches wie auf Knopfdruck begann etwas kräftiger zu pumpen. Doch bevor ich den Moment erst so richtig genießen konnte, löste sich Brave auch schon wieder aus der Berührung und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Ein beinahe schon verräterischer Ausdruck der leisen Enttäuschung legte sich auf mein Gesicht, welchen mein Gegenüber aber offensichtlich entweder ignorierte, oder schlicht und ergreifend nicht einging.
    „Ich schätze Niobe wird das Turnier noch auf jeden Fall weiterführen, wenn sie schon mit solchen Methoden kämpft“, erklärte Brave nun. „So bekommst du wahrscheinlich noch genug Möglichkeiten mit ihr zu sprechen und ich werde auf jeden Fall bis Ende des Turniers auch noch da sein.“
    Ich nickte, nun ein positiv angehauchtes Mienenspiel betreibend.
    „Sofern sie nicht vor mir wegrennt“, warf ich spaßhaft ein. „Apropos. Wo schläft sie eigentlich diese Nacht?“
    Etwas desinteressiert zuckten Braves Mundwinkel zu Antwort.
    „Vielleicht hat ist sie bloß in einen anderes Zimmer umgezogen und selbst wenn nicht“, er lehnte sich zurück, das Gewicht seiner Rumpfes auf den Armen abstützend, „Dann wird sie wohl trotzdem keine Probleme haben alleine zurecht zu kommen. Ich hatte den Eindruck, dass sie erfahrener ist, als du.“ Ein kleiner indirekter Seitenhieb und schon war mein besorgter Kumpane wieder ganz der Alte, auch wenn er mit seiner Erkenntnis durchaus Recht hatte.
    „Hast wohl recht“, murmelte ich und ließ meinen Oberkörper, aus der sitzenden Position, auf das Bett fallen und stieß ein Seufzen aus. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen, ohne Frage. Vermutlich konnte ich ihn sogar nun zu einen der ereignisreichsten Tage meines sonst so ruhigen Lebens zählen. Da wurde man selbst ja schon ganz gespannt was als nächstes passieren würde, beziehungsweise schief gehen würde.
    „Übrigens. Wo übernachtest du heute Abend?“, fragte ich, die Augen bestmöglich aus meiner Liegeposition zu ihm gerichtet.
    „Hier“, antwortete Angesprochener ohne zu Zögern und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
    Ein leicht genervter Laut entfuhr mir, bevor ich einen Arm über meine Augen legte.
    „Ich habe kein Geld für ein Zimmer“, gestand er, seine Stimme einen leicht flehenden Ton annehmend. War er etwa noch unvorbereiteter als ich auf die Reise gegangen? Geld war ja das Mindeste woran man denken sollte bei einer solchen, nicht?
    „Wo hast du denn dann bitteschön geschlafen, wenn du nicht einmal Geld für ein Zimmer im Pokemoncenter hattest? Ich meine, es ist praktisch unmöglich kein Geld zu haben um hier ein paar Nächte zu übernachten!“
    Ein leises Lachen entfuhr ihm. „Bisher habe ich bei den Lagerhäusern in einem Zelt übernachtet.“
    Ungläubig hob ich eine Braue.
    „Dann geh dahin zurück, wenn es dir dort so gut gefallen hat“, knurrte ich. Eigentlich würde es mir kaum etwas ausmachen, dass Brave auf dem gegenüberliegenden Bett übernachten würde, allerdings erklangen bei dem Gedanken immer wieder die Worte meiner Cousine White durch den Kopf, dass Brave nach allem immer noch ein Junge in der Pubertät war, was mir ein eigenartig mulmiges Gefühl bereitete. Vor allem wenn er so plötzlich damit rausrückte.
    „Bitte, bitte, bitte“, jammerte er in spaßhafter Manier und ich erblickte aus dem Augenwinkel, wie er die Hände zusammenpresste und einen Hundeblick aufsetzte. Blitzschnell schloss ich meine Augen darauf, um nicht von den großen, roten Iriden seinerseits absorbiert zu werden. Eine gefährliche Falle hatte er mir da gestellt und bewusst schien ihm diese auch noch zu sein. Zu mindestens krabbelte Brave, deutlich hörbar zu meinem Bett herüber, als er zu bemerken schien, dass ich ihn nicht mehr ansah.
    Vorsichtig riskierte ich einen Blick, um zu sehen was er nun vorhatte, jedoch bemerkte ich zu spät dass er bereits neben mir auf dem Bett saß, die das Gesicht auf den Händen abgestützt, mich mit denselben Hundeaugen wie zuvor betrachtend.
    „Wenigstens mein Bett hättest du verschonen können“, murrte ich, in der Hoffnung ihn irgendwie vertreiben zu können. „Du magst es vielleicht nicht so sehen, aber ich bin immer noch als Mädchen ein kategorisierbar.“
    „Was du nicht sagst. Danke für den Hinweis, wäre sonst sicherlich nicht drauf gekommen“, kicherte er sichtlich amüsiert. „Aber iwo. Als wir klein waren haben wir doch sogar im selben Bett geschlafen.“ Brave winkte mit der Hand ab.
    „Als wir sechs waren vielleicht“, seufzte ich und wälzte mich zur Seite, um ihn besser ansehen zu können.
    „Möchte ja auch nur dahinten übernachten.“ Ausschweifend wies er mit dem Finger auf Niobes ehemaliges Bett.
    „Auch wenn ich dir sage, dass eine Densetsu darin geschlafen hat?“
    „Kann das Bett ja nichts für.“
    „Wow“, murmelte ich unbeeindruckt. „Dein Gerechtigkeitssinn ist beeindruckend. Ich könnte heulen.“
    „Ich fasse das mal als Lob auf.“ Er schloss ein Auge und streckte frech die Zunge heraus, bevor er sich neben mir auf dem Bett breit machte, ohne dass ich es hätte verhindern können.
    „Na ja. Eine Nacht in einem vernünftigen Bett täte mir sicherlich auch wieder ganz gut, deshalb“, er streckte sich übertrieben, um dann seine Hände in den Nacken zu legen, „Wirst du mich wohl hier übernachten lassen müssen.“
    „Meinetwegen. Nicht dass ich wirklich etwas dagegen hätte“, antwortete mit einem möglichst gleichgültigen Ton.
    „Ja?“ Leichte Überraschung ließ sich in seiner Stimme ausmachen, als hätte er nicht geglaubt mich noch überzeugen zu können.
    „Ja“, murmelte ich langgezogen, während mir ein Gähnen entfuhr und mich ebenso wie der Blauhaarige streckte, die Hände darauf auf den Bauch legte und die Augen schloss, den Störenfried neben mir bestmöglich ignorierend. Insgeheim jedoch pulsierte mein Herz nun schon seit geraumer Zeit, auch wenn ich versucht hatte es zu unterdrücken. Brave benahm sich ja gerne des häufigeren zu unmöglich, auch wenn ich seine Sandkastenfreundin war, aber so nahe kam er mir dann doch nicht sonderlich häufig. Ich musste mich sogar ermahnen, nicht noch ein Stück näher zu ihm herüber zu rücken, schließlich war diese Geste seinerseits nicht mehr als freundschaftliches Vertrauen zu deuten, selbst wenn ich gerne mehr darin sehen würde.
    Stille kam zwischen uns auf. Teils aufgrund unser beider Erschöpfung, andererseits wahrscheinlich ebenso weil uns schlicht und ergreifend kein passendes Gesprächsthema einfiel. Nicht dass es mich sonderlich stören würde.
    Mit gespitzten Ohren, hörte ich Braves Herz ruhig und kaum vernehmbar schlagen, ebenso wie sein langsamer Atem, der mir eher wie das Rauschen des Meeres vorkam. Wie eine Welle die mit gewaltiger Macht gegen die Brandung schlug, um an dieser mit hörbarem Zerbersten, zerstört zu werden. Das gesamte Naturszenario, komprimiert in dem Brustkorb des Jungen neben mir, der nun langsam aber sicher weg zu dämmern schien. Allem Anschein nach war er deutlich müder gewesen, als ich angenommen hatte.
    Beinahe in Zeitlupentempo zog Brave langsam seine Beine an den Körper und drehte sich zu mir herüber, die Augen fest geschlossen, schon beinahe als Indiz dafür, dass sein Geist in den nächsten Minuten das Spielfeld dieser Welt für diese Nacht räumen würde.
    Stumm betrachtete ich das Gesicht von ihm, dass in meinen Augen kaum perfekter hätte sein können. Die rosigen Lippen, die für einen Jungen ungewöhnlich langen Wimpern und die angenehm geformte Nase. Seine Haare standen wie gewöhnlich, etwas unordentlich in allen Richtungen ab, hinderten mich jedoch nicht daran, ihre wohlige dunkle Farbe im vollsten zu erfassen. Er machte es mir wahrlich schwer, meine Hände nicht um sein Gesicht zu schließen, es an jedem Detail betasten wollend, sodass ich für einen Moment tatsächlich darüber nachdachte die Situation ein wenig für mich selbst zu nutzen, da sie sich doch schon einmal bot. Schmunzelnd kam der Gedanke in den Kopf, dass nicht ich diejenige war die sich in Gefahr befand, sollte ich im selben Raum wie Brave die Nacht verbringen, sondern er selbst. Jedoch blieb es bei dem reinen Betrachten seines Gesichtes, bis er schließlich endgültig eingeschlafen war, erkennbar an dem leisen, kaum hörbaren Ton den er bei Ein und Ausatmen erzeugte.
    „Geh gefälligst in dein eigenes Bett zu schlafen“, flüsterte ich seufzend, meine rechte Hand jetzt doch langsam seinem Gesicht nähernd, bis sie ihr Ziel erreicht und sanft über seine Wange strich. Die warme, feine Haut löste ein kitzelndes, aufgeregtes Gefühl in meiner Fingerspitzen aus, worauf ich langsam mein Gesicht seinem näherte und ihm schließlich einen flüchtigen Kuss auf die Stirn drückte. Keine Regung seinerseits, mein Herz flatterte dafür umso mehr für den Bruchteil einer Sekunde.
    Leise in mich hinein lächelnd, entfernte ich mein Gesicht wieder von ihm, schnappte mir die Decke, die unordentlich durcheinander gewühlt am anderen Bettende lag und mummelte mich darin, meinen Körper nahe dem Seinen, ein.
    „Schlaf gut. Ich liebe dich."

  • Bonjour Yura!
    Juchu, ich kriegs ja doch nochmal auf die Reihe, dir einen Kommentar zu schreiben, tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe.
    Ich gehe jetzt einfach mal von deinem Spezialkapitel aus, daran kann ich mich noch gut erinnern, und ich möchte ja nichts falsches sagen.


    Erst einmal muss ich dir sagen, dass es für mich nur wenig an deinem Schreibstil auszusetzen ist. Du schreibst detailliert und gehst sehr gut auf die Gefühlregungen deiner Charaktere ein, das macht es einfach sich in sie hineinzuversetzen. Du führst Ivorys Gedanken gut weiter, sodass man immer versteht, was genau in ihr vorgeht, und auch ihre Reaktionen sind verständlich.
    Kritik kann ich hier aber bei der Kommatasetzung äußern. Das fällt mir öfters auf, und es stört den Lesefluss doch ziemlich. Besonders, wenn du einen ganzen Hauptsatz plötzlich durch ein Komma trennst, verwirrt mich das immer. Allerdings hat sich das seit dem ersten Kapitel auch wieder gebessert.
    Was mir noch ein wenig befremdlich erscheint ist, dass Ivory in Gedanken recht "hochgestochen" spricht. Natürlich muss man kein Umgangssprache benutzen, aber gerade so komplizierte Konstruktionen erscheinen für mich ein wenig gekünstelt, nicht so, als würde sie es in diesem Augenblick wirklich so denken. So wie ich Ivory einschätze, und die Art, wie sie mit Brave spricht, wenn sie scherzen, ist sie ja recht locker. Da ist der Kontrast zwischen einfachem dahersagen und aufwendigen Sätzen doch ziemlich auffällig.
    Dafür, und das ist bei mir ja nicht der Fall, hehe, entdecke ich bei dir keine Rechtschreibfehler. Das ist gerade bei so langen Texten ja ziemlich schwierig, aber das meisterst du durchgehend gut, und auch die Spannung bleibt aufrecht erhalten.


    Dann komme ich jetzt einmal zum Inhaltlichen:


    Das Spezialkapitel
    Tut mir ja Leid, das jetzt so sagen zu müssen, aber vieles in diesem Kapitel hat mir Ivory unsympathisch gemacht. Dass sie ihren Sandkastenfreund hintergeht (mir fällt das richtige Wort gerade nicht ein), ist an sich ja schon nicht okay, ihn dann aber auch noch selbst dafür veranwortlich zu machen eine ganz andere. Gerade wenn man so lange befreundet ist, sollte man es eigentlich besser wissen. Einen Neuanfang wagen, ja okay, aber seinen Freund zu verleugnen (das war das Wort!) geht meiner Meinung nach gar nicht. Hier sehe ich aber auch den Fehler bei Brave, sich dagegen nicht zur Wehr zu setzen.
    Da hilft es auch nicht, dass ihr ihr Fehler irgendwann bewusst wird, vor allem, weil es dann schon längst zu spät ist. Und gerade in dem Moment sollte es eindeutig sein, dass sie etwas dagegen tun muss. Dafür aber ihr Leben zu riskieren ist ein wenig gewagt, vor allem, weil sie das Felilou aus niederen Motiven vom Baum holen will. Sie spielt Brave in diesem Sinne eigentlich nur etwas vor, denn ohne den Streit wäre sie vermutlich nie auf die Idee gekommen, ihre Maskerade aufzugeben.
    Zwar ist es schön, dass Brave sie jetzt seinerseits rettet, und ihre Freundschaft gerettet wird, sich vielleicht sogar mehr entwickelt, nur gerade diese komische Denkweise bringt mich dazu, Ivory gegenüber kritisch zu sein. Freundschaften retten zu wollen und jemandem dazu bringen, seine Gefühle anzuerkennen, sind an sich ja gute Dinge, aber so wie Ivory sich der Sache annimmt, sich in Lebensgefahr bringt und eine Reise beginnt, erscheint mir das doch irgendwie komisch.
    In diesem Sinne war das Kapitel zwar schreibtechnisch wieder sehr gelungen, nur gefällt es mir einfach von der Handlung nicht so sehr.


    Die darauffolgenden Kapitel hingegen gefielen mir wieder besser. Das Turnier beginnt endlich, und Ivory schlägt sich an sich ja nicht mal schlecht. Dass Brave kommt um sie anzufeuern, und mit ihr umspringt wie mit einer kleinen Schwester ist echt niedlich. Diese Art von Beziehung finde ich persönlich immer sehr lustig, aber eben problematisch, aber darauf soll deine Story ja auch hinaus.
    Die Kämpfe waren sehr gut beschrieben, sodass man sie sich auch gut vorstellen konnte, in Niobes Fall sogar recht bruteal, anders als im Anime. Das ist nicht als Kritik gemeint, ganz im Gegenteil, denn gerade der Aspekt der Gesundheit kommt mir in vielen Storys einfach viel zu kurz. Pokemon mögen ja robust sein, jedoch müssen bestimmte Attacken schon ernsthaften Schaden verursachen, wie man in Mampfaxos Fall ja deutlich sieht. Dass das so stark ist, war eine ziemliche Überraschung, ganz einfach weil ich es als Pokemon nie wirklich ernst genommen habe xD.
    Braves Reaktion, so als Pokenarr, kann ich gut verstehen. Mitansehen zu müssen, wie ein pokemon mit voller Absicht schwer verletzt wird, ist für jemanden, der sie so abgöttisch liebt wie er, sicherlich ziemlich hart.
    Was es mit Dennetsu so auf sich hat, ist mir zwar noch nicht so klar, aber was ich so herauslesen konnte, lässt ja nichts gutes erahnen, weswegen ich einfach mal davon ausgehe, dass Brave mit seiner Angst Recht haben wird.
    Dass Niobe jetzt plötzlich verschwunden ist, erscheint mir an sich ja sinnvoll, nur frage ich mich gerade, wann sie das geschafft hat. Brave hat Ivory ja ja weggezogen, ich gehe mal davon aus, dass Niobe Cherens Kampf dann schon gar nicht mehr mitgekriegt hat, aber dieser Zeitsprung am Anfang des letzten Kapitels verwirrt mich immer ein wenig. Du muss nicht alles beschreiben, das würde definitiv zu viel werden, aber einen kurzen, einleitenden Satz, wie Brave und Ivory zum Hotel gekommen sind, welche Uhrzeit es ist oder ähnliches würde ein wenig mehr Klarheit mit hineinbringen.
    Dafür ist die letzte Szene wieder äußerst gelungen. Wie gesagt liebe ich solche problematischen Beziehungen ja, und obwohl Brave es ja scheinbar nicht begreift, irgendwie habe ich das Gefühl, dass er doch nicht ganz so ahnungslos ist wie gedacht.
    Naja, wir werden es ja sehen.
    Ich habe schon fast erwartet, dass Brave doch nicht schläft, das wäre sicherlich eine ziemlich lustige Situation geworden, aber auch zu verfrüht, ist schon gut so, wie du er jetzt gelöst hast.


    So, damit war es das dann auch von mir. Das nächste Mal bin ich hoffentlich etwas schneller.
    Caithy