Der unmögliche Sonntagmorgen

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  • Der unmögliche Sonntagmorgen


    "Kein Theil des Körpers war Derselbe mehr.
    Du täuschtest dich mit dir; dein Spiegel selbst
    Enthüllte dir ein andres, neues Bild."



    Einleitung


    Was würdest du tun, wenn du an einem Sonntagsmorgen nicht nur an einem unbekannten Ort, sondern auch in einer dir fremden Gestalt aufwachen würdest?


    Die Realität anzweifeln, versuchen aufzuwachen, da es sich ja nur um einen Traum handeln kann? Oder diese unmögliche Situation hinnehmen und versuchen, sie möglichst unbeschadet durchzustehen?


    Das versucht der Hauptcharakter dieser Geschichte, zu der ich dich herzlich willkommen heiße.


    In dieser wacht in den 1920er Jahren ein Junge vom Land im Körper eines ihm völlig unbekannten Stadtjungen in einer Londoner Wohnung auf. Um nicht in weitere Schwierigkeiten und Erklärungsnot zu geraten, versucht er die ihm fremde Persönlichkeit anzunehmen und so zu tun, als sei nicht geschehen. Dies führt jedoch zu weiteren Problemen, da ihm London genauso unbekannt ist wie alle Menschen dort. Nach einiger Zeit wird er zudem in ein Abenteuer hineingezogen, in dem es gilt, den mysteriösen Werwolfsichtungen auf der Insel Wight auf den Grund zu gehen...


    ~~♦♦♦~~


    Genre
    Mystery / Psychologischer Thriller
    Zu Beginn zum Teil auch 'Slice of Life', evtl . wenige, leichte romantische Andeutungen


    ~~♦♦♦~~


    Ursprung und Inspiration


    Ich hatte mit ihr schon im Februar 2011 begonnen und dann zum Jahresende aufgehört, und habe beschlossen sie jetzt, etwa ein Jahr später, wieder hervorzuholen.
    Damals wurde sie inspiriert durch eine Frage im jetzt geschlossenen alten Professor-Layton-Fanclub. An dieser Stelle lässt sich (ganz am Ende des Beitrages) auch noch die erste Fassung des ersten Kapitels finden, die stark von der jetztigen abweicht.


    ~~♦♦♦~~


    Danksagung


    Ich danke allen, die mir im Laufe der Zeit geholfen, die Geschichte zu verbessern, mir Ratschläge und Tipps gegeben haben und mich ermutigt haben, weiterzuschreiben. Dies wären zum einen Chiyoko und zum anderen Rocketgirl. Außerdem Holly, da sie die ursprüngliche Frage gestellt hat und mich dazu inspiriert hat, diese Geschichte anzufangen.


    Danke auch dir, dass du dir Zeit genommen hast, sie dir anzusehen und evtl. zu lesen.


    [tabmenu][tab=Kapitelübersicht]

    [tab=Hinweise][subtab=Rätsel]In einigen Kapiteln wird es zwischendurch Rätsel geben. Der Schwierigskeitsgrad ist unterschiedlich, und die Rätsel sind alle von mir selbst ausgedacht.
    (Mit Ausnahme von einigen traditionellen Rätseln, die schon mehrere hundert Jahre alt sind und daher kein Urheberrecht haben) [subtab=Warnungen]Nicht jugendfreien Inhalt wird es nicht geben, daher spreche ich auch keine Warnungen aus.
    [tab=Benachrichtigungen]Wer möchte, kann gerne eine Benachrichtigung bei neuen Kapiteln erhalten. Dies ist über eine private Nachricht, einen Gästebucheintrag, oder eine E-Mail möglich.[tab=Rechtliches und Quellen]Dies ist eine nicht-kommerzielle Fanstory. Alle Rechte an benutzten, bereits vorhandenen Charakteren und Orten verbleiben beim jeweiligen Urheber.


    Mit meiner Kenntnis darf diese Geschichte gerne in jeder Form weiterverbreitet werden, egal ob im Ganzen oder in Auszügen. Auch darf sie gerne als Grundlage für eigene Geschichten/sonstige Werke verwendet werde, solange ich in diesen namentlich genannt werde.


    Bildquellen
    Titelbild: http://pixdaus.com/single.php?id=98022
    Charaktersteckbriefe: Luke, Prof. Layton


    Die Zitate entstammen dem Gedicht "Das Ich" von Johann Gottfried Herder, das man hier finden kann. Es ist gemeinfrei und unterliegt keinem Urheberrecht mehr.
    [tab=Kritik]Begründete Kritik ist immer willkommen! Ebenso ermutige ich euch Vorschläge zur Verbesserung von Inhalt, Stil, Sprache oder anderen Aspekten zu nennen.[/tabmenu]

  • Kapitel 1


    Schweißgebadet schreckte ich auf. Ich blinzelte, und stieß einen großen Seufzer der Erleichterung aus. Der Albtraum, den ich eben hatte, war nur ein Traum. Er war wirklich nur ein Traum...
    Ich war froh, mich in meinem vertrauten Zimmer zu befinden. Ich fühlte mich immer noch sehr benommen, und nach dem Schrecken wollte ich nur mir nochmal die Decke über dem Kopf ziehen und versuchen weiterzuschlafen.
    Aber es half nichts, aufstehen muss ich doch sowieso, dachte ich, auch an einem Sonntagsmorgen wie diesem. Es gab genug zu tun auf dem Hof und meine Eltern würden bestimmt auch wieder in die Kirche gehen wollen.
    Also richtete ich mich auf, stieß die Decke zur Seite, und bewegte meine Füße Richtung Fußboden. Als ich zur Seite zum Fenster hin guckte, sah ich wie die Sonne von einem strahlend blauen Himmel in mein Zimmer hereinlächelte. Ich streckte mich, und gähnte laut. Dann stand ich auf, und noch immer schlaftrunken begann ich mich anzuziehen. Ein weißes Hemd, eine aschfarbene, kurze Hose und einen blauen Pullover. Und noch weiße Socken. Merkwürdig, ich dachte, ich hätte andere Sachen auf meinen Stuhl gelegt. Aber das war ja nicht so wichtig.
    Ich machte noch mein Bett, den Teddy ließ ich auf dem Kissen weiterschlafen und trat dann zwei Schritte ans Fenster heran, um rauszugucken. Ich traute meinen Augen nicht.


    Statt wie gewohnt auf den wohlbekannten Hof hinter dem Hause meiner Eltern zu blicken, mit Apfelbäumen auf einer großen Wiese und Blumen- sowie Gemüsebeeten, bot sich mir ein Ausblick über eine große Stadt. Ist das London...?
    Ich rieb mir verwundert die Augen. Wie um alles in der Welt war ich hierher gekommen? Ich war mir sicher, gestern noch nicht hier gewesen zu sein. Denn ich bewege mich nie weit fort von daheim, sondern bleibe immer in der Nähe meines Vaterhauses.
    Aber mein Onkel, der in London arbeitete und manchmal uns besuchen kam, hatte mir immer wieder erzählt, wie schön die Stadt sei. Ich sah hinunter und beobachtete, wie schwarze Autos, welche ich zuvor nie gesehen hatte, lärmend die Straße entlang fuhren, an Fußgängern vorbei, die auf mich etwas komisch gekleidet wirkten. Die Kleider der Frauen waren zum Teil sehr aufwändig gearbeitet, mit Schleifen und anderen Verzierungen, und auch die Männer trugen häufig teuer aussehende Anzüge. Längs der Straße, waren soweit ich blicken konnte, Häuser aus rotbraunen Backziegeln, mit zum Teil prächtigen Außenfassaden. Waren das Wohnhäuser? Sie sahen ganz anders, aus als die Häuser, denen ich sonst jeden Tag in der Nachbarschaft zu Hause begegnete.
    Da hörte ich auf einmal Glocken läuten. Das könnte Big Ben sein, ich konnte den Glockenturm von diesem Zimmer aus aber nicht sehen. Den Schlägen nach war es gerade 9 Uhr geworden.
    Das kann doch nur ein Traum sein! Vielleicht würde ich aufwachen, wenn ich meine Augen zukniff und bei drei wieder öffnete... Eins... Zwei...
    Da fasste mich plötzlich jemand an der Schulter. Wie vom Blitz getroffen fuhr ich um. Und hätte mich derjenige nicht festgehalten, wäre ich vor Schreck fast aus dem Fenster gefallen.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Luke? Du siehst so bleich aus“
    Es handelte sich hierbei um nie­mand geringeres als der berühmte Professor Layton höchstpersönlich, bekannten Detektiven wie Sherlock Holmes und Hercule Poirot angeblich in nichts nachstehend. Ich hatte von ihm gehört, er stand manchmal in der Zeitung. ... Und er hatte gerade mich Luke genannt? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das mein Name wäre... Er musste mich wohl verwechseln? Aber wie... ich sehe diesem Jungen, der auf den Fotos immer an der Seite dieses Professors stand, doch gar nicht ähnlich... Wie kommt er denn dann darauf? ...Moment, was ist wenn er Recht hat, und ich wirklich jetzt... Aber wie sollte das überhaupt möglich sein? Und doch scheint es der Fall zu sein...
    Bei dem Gedanken war mir das Herz in die Hose gerutscht.
    „Äh... aber Sie, aber ich ... “ Keinen klaren Satz konnte ich mehr hervorbringen.
    Ich versuchte mich zu beruhigen. Der Professor sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Er hatte ein orangenes Hemd, darüber ein schwarzes Sakko, sowie eine schwarze Hose an. Und einen hohen Zylinder, den hatte er auch auf. Einerseits erschien es mir merkwürdig, dass jemand in seiner eigenen Wohnung einen Hut tragen würde, andererseits erschien es mir seltsamerweise ganz normal.
    „Es ist nur ... “ fing ich von neuem an. „dass, äh, Sie mich ganz schön erschreckt haben, Pro-, Professor“ Meine Stimme war um einiges höher, als ich es gewohnt war. Eigenartig...
    „Entschuldige bitte. Das war natürlich nicht meine Absicht.“ sagte er. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass das Frühstück auf dem Tisch steht.“
    „Äh, ... schön. Dann... komme ich gleich“
    „Gut. Aber unten hat Flora für dich ein paar Pfannkuchen gemacht, und die werden langsam kalt.“
    „Nein, keine Sorge, ich bin gleich unten.“
    „Wie meinst du das? Die Küche ist links, am Ende des Flures. Das müsstest du doch langsam wissen.“
    „Äh, natürlich. Wie blöd von mir“ Ich lächelte verlegen. Die Situation war mir sehr peinlich. Sicherlich war ich auch schon ganz rot im Gesicht geworden.
    Der Professor ließ seine Hand von meiner Schulter und ging aus dem Zimmer.
    Als er verschwunden war, atmete ich erleichtert auf und sank zu Boden. Auf dem Fußboden liegend bemerkte ich zu meinem Entsetzen, dass meine Beine deutlich kürzer geworden waren. Ich stand schnell auf und betrachtete mein Spiegelbild im Fensterglas. Da die Sonne hereinschien, konnte ich nicht viel erkennen, aber ich schien tatsächlich ein rundlicheres Gesicht und kurze, hellbraune Haare zu haben. Außerdem war ich deutlich kleiner... Also war ich vermutlich wieder zu einem kleinen 12- oder vielleicht 13-Jährigen geworden. Der Professor hatte wohl Recht, dass ich ... mich beeilen sollte, da in der Küche Pfannkuchen auf mich warteten! Also los!


    Grinsend rannte ich in den Flur, und öffnete eine Tür links nebenan. Es war das Wohnzimmer. Ein großes, bequem aussehendes rotes Sofa stand an der Wand, vor ihm war der Wohnzimmertisch, dunkles Holz, mit einer einfachen, weißen Tischdecke und einer Vase mit Blumen drauf. In der Ecke neben dem Sofa war ein kleiner Schrank, auf dem ein großes, braunes Röhrenradio stand. An den Wänden hingen viele Bilder, auf denen der Pro­fessor, ... und, ja zum Teil anscheinend auch ich zu sehen waren.
    Aber ich suchte die Küche, daher ging ich weiter ohne die Fotos weiter zu beachten und schaute in den nächsten Raum. Der Duft von frischen Pfannkuchen und Tee lag in der Luft, und damit war mir klar, dass es sich bei diesem Raum um die Küche handeln musste.
    Ich betrat sie und sah, wie durch ein Fenster auf der gegenüberliegenden Seite Sonnen­schein hinein fiel; daneben war eine Tür, die wohl zum Balkon führte. Links war die Küchenzeile, und rechts ein Tisch mit vier Stühlen, mit einer einfachen, aber schönen rot-weiß karierten Stofftischdecke. Auf einen Stuhl saß ein Mädchen. Sie hatte ein warmes, freundliches Lächeln im Gesicht, und schöne, große braune Augen. Ihre braunen Haare waren zu einem Zopf gebunden, und sie hatte ein orange­farbenes Kleid mit an. Der Professor, die Teetasse in der einen Hand und die Zei­tung in der anderen, saß ihr schräg gegenüber.
    „Guten Morgen.“ begrüßte er mich.
    „Guten Morgen, Luke.“
    Ich setzte mich ihm gegenüber, neben sie an den Tisch und warf einen Blick auf die Zeitung. Es war die Times.
    „Immobilienmakler wegen Betruges verurteilt“ war die Schlagzeile.
    Bevor ich weiterlesen konnte, wurde ich von der Seite angesprochen.
    „Guten Morgen, Luke.“ sagte das Mädchen. Verlegen lächelnd antwortete ich.
    „Guten Morgen...“
    „Möchtest du zwei oder drei Pfannkuchen?“ fragte sie, vom Tisch aufstehend.
    „Äh, ... zwei, bitte.“
    Sie ging zum Herd hin, wo die großen Fladen noch in der Pfanne lagen. Auf dem Rückweg stolperte sie jedoch über ein Tischbein, so dass ein Pfannkuchen aus der Pfanne quer über dem Tisch flog – und Flatsch! auf meinem Kopf landete.
    „Es tut mir Leid, ... Wie ungeschickt von mir“ Sie konnte dabei ein Grinsen nicht ganz unter­drücken. Auch der Professor schmunzelte.
    „... Das macht nichts. So etwas kann ja jedem einmal passieren.“ meinte ich.
    Nachdem sie ihn mir abgenommen hatte und im Mülleimer geworfen hatte, fragte Professor Layton:
    „Würdest du mir einen Gefallen tun, Flora?“ So hieß das Mädchen also.
    „Aber sicher doch, Professor.“
    „Dann pass das nächste Mal ein bisschen besser auf.“
    Den verbliebenen Pfannkuchen bekam ich auf meinen Teller serviert. Ich bedankte mich und streute Zucker dar­auf. Ich hatte durch die ganze Aufregung schon ziemlich Hunger bekommen.
    Trotzdem hatte ich Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen, als ich hineinbiss. Er war völlig versalzen, aber mit noch mehr Zucker aß ich ihn dann doch auf. Um den Geschmack runterzuspülen, trank ich hastig meine Tasse Tee aus, so schnell, dass ich mich fast verschluckte.
    „Na na, Luke. Ein wahrer Gentleman trinkt seinen Tee mit Bedacht.“
    Da hatte er wohl recht. Ich sollte mich wirklich nicht so ungesittet verhalten. Das hatte mir meine Mutter auch schon häufig gesagt.


    Nach dem Frühstück wollte ich dann zusammen mit Flora ins Wohnzimmer gehen, aber der Profes­sor hielt mich zurück und sagte:
    „Luke, wärest du bitte so freundlich den Tisch abzuräumen und abzuspülen?“
    „Äh, natürlich. Geht klar, Professor.“ Innerlich ermahnte ich mich, das nächste Mal höflicher zu antworten.
    Ich räumte die Küche auf und war wieder für einen Moment für mich allein.
    Oh je, das kann ja was werden, dachte ich bei mir.
    Zunächst nahm ich die Teller vom Tisch und wollte sie in die Spüle stellen. Schöne Teller haben die, äh, ich meine wir hier. Es waren gelbe Rosen darauf zu sehen. Zudem hatten sie einen goldfarbenen Rand. Das lenkte mich für einen Moment ab, und ich wäre fast auch über ein Stuhlbein gestolpert, konnte mich aber zum Glück noch fangen. Bei den Teetassen gab ich dann auch besonders Acht, schienen sie doch besonders wertvoll zu sein.
    Nachdem ich das Geschirr und das Besteck abgespült hatte, wollte ich das ordentlich zu­sammengefaltete Handtuch neben dem Waschbecken nehmen, um sie abzutrocknen. Dabei fiel mir eine Münze vor die Füße. Ich schaute sie mir an. „Hint Coin“ stand auf ihr eingraviert. „Hinweismünze“? Wozu sollte die wohl gut sein? Auf jeden Fall funkelte die Münze schön, und sie hatte eine goldene Farbe. Ich steckte sie mir in die Hosentasche und beschloss sie später dem Professor zu geben, nachdem ich hier fertig war.
    So trocknete ich die Sachen ab und hatte gerade vor sie zurück in den Küchenschrank zu den anderen Tassen und Tellern zurückzustellen, als ich merkte, dass ich nicht groß genug war, um an ihn heranzukommen.
    Oh nein. Ich hatte schon ganz vergessen, wie es ist, klein zu sein. Obwohl, so klein bin ich ja nicht. Immerhin bin ich ja schon 13, also schon ein großer Junge, dachte ich grinsend.
    Ich schaute mich nach einem Hocker oder etwas ähnlichen um, und fand – keinen. Also nahm ich einen Stuhl, stellte ihn vor das Waschbecken, und begann einzuräumen. Danach stieg ich vom Stuhl runter, stellte ihn zurück und sortierte auch das Besteck ein. Ich legte das Handtuch zurück und schloss die Küchentür.
    Ich betrat das Wohnzimmer mit der Münze in der Hand und den Worten „Professor, ich habe eine Hinweismünze im Handtuch gefunden!“ Dieser, der in einem Sessel neben dem Sofa sitze, schaute über seine Zeitung hinweg und lächelte zufrieden, was mich ein wenig irri­tierte. Dann sagte er:
    „Gut gemacht, Luke, mein Junge“ Da konnte ich mir wiederum ein breites Grinsen nicht ver­kneifen. Der Satz kam mir irgendwie bekannt vor, wenn ich auch nicht wusste, woher.
    „Behalt sie erst einmal für dich, sicherlich wirst du sie einmal brauchen.“
    „Danke, Professor“
    Ich steckte sie wieder ein und setzte mich auf das Sofa.
    Flora, die die ganze Zeit am Fenster gestanden hatte, rief mit einem Male aus:
    „Was für ein schöner Tag! Wir sollten heute in den Park gehen, finden Sie nicht, Professor?“
    „Da hast du Recht, Flora.“ antwortete dieser. Er rückte seinen Zylinder zurecht. „Etwas Frischluft wird uns allen gut tun. Steh auf, Luke. Wir wollen gleich gehen.“
    So gingen wir in den Flur. Während der Professor nach den Schlüsseln suchte, setzte ich mich auf eine Bank und zog mir die Schuhe an. Flora band sich einen gelben Schal um. Ich kam nicht umhin zu denken, dass Flora ganz...
    „Los, Luke . Komm. Und vergiss deine Tasche nicht“
    Der Professor hatte mich aus meinen Gedanken aufgeschreckt, so dass ich nur ein verdutztes
    „Hä? ... Ach so.“ von mir geben konnte.
    Ich stand auf, setzte mir noch meine blaue Mütze auf, und nahm die Umhängetasche, die er wohl meinte. Dann folgte ich dem Professor durch die Tür. Als wir drei durch das Treppenhaus nach unten gingen, fragte ich mich, was mich, dem Sohn des Professors hier erwarten würde...

  • Meine Grüße, Feurisson.
    Ich kam nur durch einen zufälligen Besuch deines Profils auf diese Geschichte. Nachdem ich mich lange Zeit mit den Genüssen der Mystery Dungeon-Weltb efasst habe, dachte ich mir, dass ich mal deine scheinbar Reallife- oder auch Spiele(?)-Fanfiction in Augenschein nehme. Ich werde vieles nach dem ersten Eindruck schreiben, denn oftmal reicht das erste Reinlesen um zu wissen, ob einem das entsprechende Leseobjekt gefällt oder nicht.


    Aber lange verzögern will ich nun auch wieder nichts :3


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    [tab=Startpost]

    Kurzum - ich verliere nicht gern allzu viele Worte darüber -, dein Startpost entspricht den standardgemäßen Formen, wobei du doch deine Handschrift beibehältst. Das Cover schon verspricht das Genre von "Mystery", da die Nacht schon lange das Motiv für das Auftauchen von Schreckensgestalten (Werwölfen) und Geistern war. Und auch, weil nach der Romantik in der Nacht die Grenzen zwischen Himmel und Erde sich auflösen und sich Traumwelt und Realität miteinander vereinen; dies muss nicht zutreffen, doch mit der Verwendung eines Bildes, wo die Nacht zu sehen ist, sehe ich eine gute Resonanz zu deinem angegebenem Genre. Dass du die Großstadt London(?) verwendest, gibt nebenbei an, dass die Handlung dieser Geschichte in dieser Stadt stattfinden wird. Ich könnte mir vorstellen, dass du die Leser an verschiedene Orte und Sehenswürdigkeiten führen wollen würdest. Es hätte dann einen positiven Hauch von dem Film "Das Vermächtnis der Tempelritter" mit Nicolas Cage, wo der Zuschauer auch an einigen Stellen mit amerikanischer Geschichte vertraut gemacht wird.


    Im Ganzen kann man bei deiner Geschichte von einem guten Startpost sprechen. Ich selber bin jetzt nicht allzu sehr mit den Professor Layton-Spielen vertraut, doch es ist gut, dass man von den Spielen kein Vorwissen braucht. Von daher würde ich dir gerne für die Idee einer neuen Geschichte danken.


    [tab=Kapitel 1]

    Jetzt nach meinem ersten Leseeindruck kann ich sagen, dass sich deine Geschichte relativ flüssig lesen lässt. Das Auslassen von Beschreibungen des Ortes trägt gut dazu bei, dass man sich beim Lesen nicht zu lange aufhälten lässt, sondern gleich weiter mit der Handlung fortführen kann. Positiv will anmerken, dass du lediglich das Notwendige beschreibst, damit deine Geschichte neben der Handlung etwas Farbe bekommt (wie zum Beispiel durch die Kleidung vpn Luke und dem Professor). Jetzt von der Handlung her ist noch nicht viel passiert; nur, dass ein Landjunge nun der Stadtjunge Luke ist und dieser sich in dessen Welt zurechtfinden muss.


    Der Anfang hat einen kleinen Denkfehler. Es wird klar, dass der Junge erwartet, in seiner Landumgebung aufzuwachen, in der sich sein Zuhause und damit sein Zimmer befindet. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm auf Anhieb das Zimmer von Luke, in dem er nun nach dem Traum erwacht ist, seinem Zimmer gleichkommt. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass beide Jungen die gleiche Einrichtung besitzen. Von daher müsste schon vorher die Skepsis von Luke Volume 2 erweckt worden sein, die ihn daraufhin zum Schauen aus dem Fenster veranlasst. Eine kleine Ausrede dafür bietet die Aussage, dass er Sekunden zuvor aus einem nicht weiter charakterisierten Albtraum erwacht ist. Es ist möglich, dass seine Wahrnehmung noch etwas getrübt davon ist.
    Der nächste Abschnitt bietet eine ungefähre Beschreibung von der Großstadt und dessen Einwohnern. Dennoch finde ich, dass du hier den Kontrast zwischen Stadt-Land (Fluss; kleiner Scherz am Rande) etwas mehr verdeutlichen könntest. Wenn du zum Beispiel über den Unterschied zwischen dem Land mit seinen Bäumen und Wiesen und der Stadt mit seinen Häusern und Dächern erwähnst, so kannst du nur kurz auf den Unterschied zwischen den Landleuten und den Stadtleuten machen. Einfach, um allgemein das krasse Hineintauchen in diese neue Welt zu verdeutlichen.
    Es ist eine gute Idee von dir, dass du dann nochmals auf die Charakterisierung von Layton eingehst, obwohl sie im Startpost schon fiel. Die Darstellung der erlebten Rede von Neuer-Lukes Verwunderung gefällt mir, zum Einen er nun praktisch diesen Mann neu kennenlernt. Insofern will ich loben, dass du auch den Aspekt de Orientierungslosigkeit mit eingebracht hast, die du desweiteren ebenso anschaulich genug darstellst. Ebenso sind es auch die Interaktionen mit den anderen Handlungsträgern, wie mit der Flora, die du auch zwar vom Aussehen her passend darstellst, doch jetzt habe ich außer von ihrem etwas tollpatschigem Charakter nicht viel mitbekommen. Ich würde mich über eine weitere Charakterisierung freuen, ohne dass ich dafür in den Startpost schauen müsste. Aber die Geschichte ist noch in ihrem Anfang, von daher soll mein Geltungsanspruch noch nicht erfüllt werden.


    Das Kapitel endet ruhig bis auf den Gedanken von Neuer-Luke, wie er sich nun in dieser Welt zurechtfinden sollte. Damit endet auch die Einleitung in deine Geschichte.



    Gesamtfazit: Die Geschichte klingt nicht schlecht und ist angenehm zu lesen.



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  • Die Geschichte ist der Hammer.
    Ich bin so froh, dass ich dem Link in deiner Signatur gefolgt bin. Ich selbst bin ja ein rieeeeeesen Professor-Layton-Fan. Allerdings muss ich dich ein bisschen verbessern :P . Luke ist nicht der Sohn des Professors :assi: . Im vierten Spiel fährt ja der Professor zu seinem alten Freund Clark Triton. Dort begegnen sich Luke (Der mit Nachnamen auch Triton heißt) und Herr Layton zum ersten Mal. Ich hoffe ich hab dir jetzt nicht dein ganzes Weltbild zerstört :cookie: .


    Ich stöber jetzt ein wenig rum und freu mich auf die nächsten Kapitel ;)


    Viele Grüße,
    Gnarflord

  • Danke für den Kommentar. (Sogar dein erster Beitrag? Hast du dich echt extra dafür angemeldet? Ich fühle mich geschmeichelt...)

    Zitat

    Luke ist nicht der Sohn des Professors . Im vierten Spiel fährt ja der Professor zu seinem alten Freund Clark Triton. Dort begegnen sich Luke (Der mit Nachnamen auch Triton heißt) und Herr Layton zum ersten Mal. Ich hoffe ich hab dir jetzt nicht dein ganzes Weltbild zerstört .


    Ich weise dich gerne darauf hin, dass der Protagonist und ich nicht ein und dieselbe Person ist. Da der Charakter Professor Layton nur aus der Zeitung kennt (und es in der Welt keine Spiele über ihn gibt) ist er einfach davon ausgegangen, dass Luke sein Sohn ist, obwohl es in Wirklichkeit nicht so ist. Aber woher hätte er das wissen sollen?
    Ein weiteres Kapitel wird auch noch folgen, sobald ich fertig bin. Ich habe nur in letzter Zeit nur leider wenig Zeit zum Schreiben gefunden.

  • Nach viel zu langer Inaktivität kommt hier das zweite Kapitel. Ich werde versuchen, das nächste Kapitel nicht so lange hinauszuzögern und ein wenig Zeit zum Schreiben zu finden.


    Kapitel 2


    Der Professor öffnete die Tür, und mein Blick fiel auf die Straße. Das erste was mir auffiel, war wie viele Männer einen Zylinder trugen. Aber eigentlich war das nichts Besonderes, schließlich geht ein wahrer Gentleman nicht ohne angemessenen Kopfbedeckung aus dem Haus.
    Hmm... wenn ich mal groß bin, möchte ich auch mal einen tragen.
    Auch sonst waren sie alle ziemlich elegant gekleidet, meist mit einer roten Fliege oder einer grauen oder blauen Krawatte zu einem schwarzen Anzug oder Sakko, unter dem sie ein weißes Hemd trugen. Einigen hatten aber auch einfachere Jacken und Mützen auf.
    Die Damen dagegen hatten ausgefallene bis zu den Füßen reichende Kleider an, in reinem Weiß oder einem schönen Dunkelblau, teils verziert mit gestickten Blumen oder Mustern.
    Überhaupt waren es ziemlich viele Menschen, vielmehr als ich es von zu Hause gewohnt war. Da kannte fast jeder jeden, mehr oder weniger.
    Diese liefen auf den Fußwegen an Gemüse- und Zeitungsläden, an Teehäusern und Restaurants entlang, in denen gerade der Morgentee serviert wurde, und auf den Straßen kamen neben schwarzen oder silberfarbenen Autos auch ein paar Pferdekutschen vorbei.
    Es war ein sonniger, aber recht kühler und nebliger Morgen. Nach einiger Zeit kamen wir an zwei Straßenmusikanten vorbei, einem Akkordeonspieler und einem Geiger. Sie spielten ein schönes, etwas melancholisches Lied.
    „Was für eine schöne Melodie!1“ rief ich aus, leise mitsummend.
    „In der Tat, Luke. Musikanten sind wirklich eine Bereicherung für London“
    Ich warf ihnen meine Hinweismünze in den Koffer, was der Akkordeonspielern mit einem Lächeln auf seinem Gesicht dankte.
    Wir setzten unseren Weg fort, und ich erblickte einen Lebensmittelladen. Leider war er geschlossen, denn es war ja Sonntag.
    So konnte ich die ganzen exotischen Früchte, lang, gebogen und gelb oder rund und rötlich lila, mit ganz vielen Kernen im Inneren, nur anschauen und mir dabei die Nase auf dem Schaufenster plattdrücken. Und dann erst der Braten! Saftig und braun, in einer Soße aus Zwiebeln und Pilzen, hatte er einen Platz auf dem Präsentierteller. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    „Hast du etwa schon wieder Hunger bekommen, Luke?“
    Ich schreckte hoch, und hoffte der Professor würde nicht wütend sein. Sicherlich gehörte es sich nicht für einen Jungen wie mich, ständig nur ans Essen zu denken und durch Schaufenster zu starren.
    Ich schaute auf den Boden vor meinen Füßen und erwartete eine Zurechtweisung, aber zu meinem Erstaunen sagte er nur, in einem schmunzelnden Ton:
    „Du wirst dich noch etwas gedulden müssen. Es ist gerade mal “ – er nahm seine Taschenuhr heraus, die aus Messing zu sein schien, und warf einen Blick auf sie – „ viertel vor zehn.“
    Ich nickte nervös, und musste mir meinen Appetit wohl oder übel für später aufheben...
    „Aber diese Kartoffeln erinnern mich an ein Rätsel, das ich einst hörte.“



    ... Was? Ist denn jetzt der richtige Moment für ein Rätsel? Ich hatte ja gehört, dass Professor Layton vor allem auch für seine außerordenliche Vorliebe für Rätsel aller Art bekannt ist... Aber dass er mitten auf der Straße Rätsel erzählt, hätte ich dennoch nicht gedacht. Jetzt frage ich mich trotzdem, wie viele Kartoffeln das sein könnten... Wie von selbst griff meine Hand in meine Tasche um ein Notizbuch herauszuholen. Es hatte einen grünen Umschlag aus Leder, und ein goldfarbenes Wappen der „Gressenheller University“ war darauf zu sehen, der Name war kreisförmig um zwei gekreuzte Hämmer, unter denen ein aufgeschlagenes Buch angeordnet. „Discover the truth in seeking the ancient“ stand darunter. Ich öffnete es, und suchte eine leere Seite, um die Zahlen alle aufzuschreiben.



    „Professor, I’ve solved it!“ rutschte es mir heraus. Es war vielleicht ein wenig kindisch, aber das war mir egal. Zufrieden schaute ich zu ihm herauf.
    „Gut gemacht, Luke. Es wird ganz einfach, wenn man es sich aufzeichnet. Danach ist die Lösung nur noch eine einfache Rechenaufgabe entfernt.“
    Wie wir weitergingen, schaute ich mir die Häuser nochmal genauer an.
    Sie waren, wie ich schon aus, äh, –meinem– Zimmer sehen konnte, meist aus roten oder braunen Backziegeln gefertigt und hatten drei bis vier Stockwerke. Viele Fassaden hatten schöne Verzierungen, und man sah vielerorts Reklame für Waren aller Art.
    „Was für ein prächtiger Morgen für einen Spaziergang.“
    „Da haben Sie absolut Recht, Professor “
    Allmählich näherten wir uns dem Park, dem Regent’s Park, wie der Professor erklärte.


    Es war schön. Die Vögel zwitscherten, ich sah eine Amsel beim Nestbau und ein Eichhörnchen huschte auf den Ästen umher. Ich blieb am Wegesrand stehen und schaute ihm nach.
    „Der Frühling kommt auch jedes Mal immer früher. Das ist gut, meine Wintervorräte wurden schon knapp. ...Mal sehen, ob es hier noch ein paar schöne Zapfen gibt.“
    Ich war ziemlich verdutzt. War das eben das Eichhörnchen, das ich gehört habe?
    Klasse, grinste ich, ich wusste gar nicht, dass ich mit Tieren sprechen konnte! Ich hätte ihnen noch stundenlang fröhlich zuhören können, aber Flora zog an meinem Arm und sagte:
    „Los Luke, komm schon. Mit den Eichhörnchen kannst du dich auch noch später unterhalten“
    Etwas beleidigt ging ich weiter.
    Die Sonne schien durch die Baumwipfel und ließ alles um sie herum warm und freundlich erscheinen. Einige Minuten vergingen, bis ich etwas im Busch herumliegen sah, und so ging ich näher heran um nachzusehen. Raschelnd tastete ich im Gebüsch herum, wo ich es glaubte gesehen zu haben. Als ich es in den Händen hielt, sah ich, dass es ein kleines Kästchen aus Holz war. Ich hob den Deckel ab und rief:
    „Professor, ich glaube ich hab’ ein , äh... verstecktes Rätsel gefunden?“ Merkwürdig, dachte ich, wieso sollte jemand so etwas gerade hier verlieren?
    Ich ging zu ich ihm herüber und zeigte es ihm.
    „In der Tat. Dies ist ein traditionelles Schieberätsel, Khun Paen. Es geht darum, den Krieger Khun Paen, den großen Holzblock, von den Wachen, diesen, – er zeigte auf die mittelgroßen Klötze – umgeben aus dem Gefängnis zu befreien und nach unten zu bewegen. Sieh her, hier ist eine genauere Anleitung.“



    Oje, das sah gar nicht so einfach aus. Zögerlich begann ich die Klötze herumzuschieben, nur um immer wieder in die Ausgangslage zurückzukehren, da mich nichts der Lösung näher zu bringen schien. Ich war so versunken, dass ich beinahe eine Wurzel im Boden übersehen hätte und auf die Nase gefallen wäre, hätte Flora nicht rechtzeitig noch „Pass auf, Luke!“ gerufen.
    Als ich nach etwa einer Viertelstunde immer noch kein Stück weitergekommen war, gab ich frustriert auf und hätte es am liebsten in das nächstbeste Gebüsch geworfen (das erklärt, wie es da hingekommen war), aber ich riss mich zusammen und steckte es stattdessen nur in meine Umhängetasche.
    „Ein Rätsel von beträchtlicher Schwierigkeit, nicht?“ meinte der Professor dazu. Ich schämte mich ein wenig und murmelte nur ein „Mmh“
    Wir erreichten schon wieder den Eingang des Parks, da sagte er:
    „Mir ist gerade wieder eingefallen, mein Junge, du wolltest uns doch etwas auf deiner Violine vorspielen?“
    Ich schaute ihn nur verwundert an, ohne etwas zu sagen.
    „Hast du es etwa vergessen?“ Der freundliche Ausdruck auf seinem Gesicht war ernst geworden, mit einer Spur von Besorgnis.
    „Äh... ich meine...“ Ich wusste wirklich nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Geige angefasst, geschweige denn gespielt, aber ein Nein würde mich auch in Erklärungsnot bringen...
    „Nun gut, dann werde ich dich, wenn wir wieder zu Hause sind, um ein wenig Vivaldi. Es wird dir sicherlich keine Probleme bereiten.“
    Sie haben keine Ahnung, wie sehr es mir welche bereitet, dachte ich bei mir.
    Großartig, er wird schon misstrauisch. Dabei wollte ich doch mir keinen Ärger einhandeln. Was kann ich denn dafür, wenn ich ...
    Flora bereitete meinem Hadern mit dem Schicksal ein Ende, sichtlich bemüht, die angespannte Atmosphäre wieder aufzulockern.
    „I-Ich wollte heute Fisch zum Mittagessen machen. Ich hoffe, das geht in Ordnung?“
    „Ah, aber natürlich, Flora.“ antwortete der Professor, und ich fügte hinzu „Gar kein Problem“ und versuchte dabei aufmunternd zu lächeln. Ich war ihr dankbar, das Thema gewechselt zu haben.
    Auf der Rasenfläche nebenan sah ich jetzt einen Spatz, ich beobachtete, wie er ein paar Schritte ging, vielleicht auf Nahrungssuche, sich zu uns umdrehte und anschließend hinter zwei Buchenbäumen verschwand.
    Ich wäre noch gerne länger im Park geblieben, aber der Professor erklärte mit freundlicher Stimme, es sei nicht angemessen für einen Gentleman, den Tag zu vertrödeln.
    „Carpe diem – nutze den Tag – sagten bereits die römischen Philosophen.“
    „Natürlich, Professor.“ antwortete ich. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was römische Philosophen sind, wollte ich ihm nicht widersprechen, um ihn nicht weiter zu ärgern.
    Bald wurden wir wieder vom Straßenlärm begrüßt – hupende und ratternde Autos, das Klackern von Schuhen auf den Gehwegen und hin und wieder das Geschrei von Babys – und machten uns auf den Nachhauseweg.


    Unterwegs überlegte ich mir, wie ich um das Geigespielen herumkommen würde. Krank stellen? Viel zu auffällig, er würde es bestimmt merken. Vielleicht eine Saite durchschneiden? Aber wenn er das rausbekommt, hätte ich erst recht ein Problem...


    Ich schaute zum Himmel hinauf. In der Zwischenzeit hatten sich dunkle Wolken vor die Sonne geschoben.
    „Sieht nach Regen aus“ murmelte der Professor, der ebenfalls nach oben schaute.
    Wir hatten noch nicht ganz die Gartenpforte erreicht, da fielen auch schon die ersten Tropfen. Leise quietschend öffnete sie sich. Links und rechts waren vor den Fenstern des Erdgeschosses jeweils kleine Blumenbeete mit bläulichen Stiefmütterchen und Schlüsselblumen, vor denen sich ein gut gepflegter Rasen befand.
    Nachdem wir die Eingangshalle betraten und den Portier gegrüßt hatten, begaben wir uns zum Treppenhaus und stiegen die Stufen zum zweiten Stock herauf. Dort angekommen betraten wir die Wohnung, als gerade die Tischuhr im Flur elf Uhr schlug.
    Ich zog meine Schuhe aus und verschwand in "meinem" Zimmer, wo ich mich rückwärts auf mein Bett fielen ließ und nachdachte. Überlegte, wie ich aus der Sache mit der Geige wieder rauskommen würde. Aber da kam schon Flora in mein Zimmer und bat mich zu kommen, der Professor würde schon mit der Violine auf mich warten. Na großartig.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen und dem Unheil ins Gesicht zu blicken.
    Ich konnte nur noch hoffen und mir selber Mut zusprechen.
    So schlimm wird es schon nicht sein, oder?
    Dennoch war ich so nervös, dass ich anfing zu zittern. Ich ging die paar Schritte in das nebenan gelegene Wohnzimmer, und als ich Professor Layton mit ernster Miene dort sitzend sah mit der Geige in der Hand, schluckte ich und mir rutschte, zum zweiten Mal schon heute, fast das Herz in die Hose.


    Es hatte inzwischen angefangen zu regnen, aber das Fenster war dennoch offen.
    „Spiel uns doch bitte den ersten Satz von Frühling vor – auch wenn das Wetter gerade sehr unpassend ist.“
    Er überreichte mir das Streichinstrument und stellte mir einen Notenständer hin. Ich versuchte einen Ton zu spielen, konnte der Geige aber nur einen lauten Quietscher entlocken, worauf ich ich zusammenzuckte, Flora sich die Ohren zuhielt und auch der Professor ein schmerzerfülltes Gesicht zeigte.
    „Worin liegt das Problem, Luke? Früher konntest du doch so wundervoll spielen“
    „Ähm... um ehrlich zu sein, ... habe ich seit zwei Wo-, seit über einem Monat, vielleicht sogar zwei nicht mehr geübt. Es tut mir Leid...“ Ich schaute auf dem Boden, da ich mich nicht traute in sein Gesicht zu schauen.
    „Luke. Schau mich an. Sag mir, warum nur?“
    „I-Ich weiß nicht. Ich muss faul geworden sein über die letzten Monate... Ich werd’ mich wieder anstrengen, versprochen!“
    Er sagte nichts mehr, sondern senkte nur die Krempe seines Hutes, so dass ich seine Augen nicht mehr sehen konnte.
    „Ich werde ab jetzt jeden Tag üben!“ Ich war schon den Tränen nah, und hatte schon einen Moment lang Angst, er würde mich an ein Waisenhaus abgeben wollen.
    Ich murmelte ein „Ich habe Sie enttäuscht, Professor. Es tut mir Leid.“ als ich aus dem offenen Fenster neben mir heruasschaute, die Geige auf dem Tisch abgelegt, nirgendwohin, einfach nur in die Ferne. Der Regen hatte noch nicht ganz aufgehört, aber die Sonne schien bereits wieder.
    Luke“ begann Flora.
    „mmh?“
    „Da... da ist eine Taube auf deiner Schulter.“
    Ich hatte mich schon gefragt, wieso ich diese sich so schwer anfühlte, und guckte über meine linke Schulter. Da saß sie, sie putzte sich gerade das noch nicht ganz trockene Gefieder. Dann blickte sie zu mir rüber.
    „Gru-Guru.“
    „Na ja, könnte besser sein...“
    „Guru-ru gu!“ Sie zeigte mit einem Flügel nach draußen.
    „Was? Wirklich?“ Ich schaute zum Himmel, wo sie hinzeigte.
    „Professor! Da ist ein Regenbogen!“
    Flora trat zwei Schritte an das Fenster neben mich heran und sagte:
    „Tatsächlich! Wie schön.“
    Für ein paar Momente starrten wir gebannt in seine Richtung, und vergaßen alles um uns herum. Dann begab sich die Taube wieder in die Lüfte und verabschiedete sich mit einem „Gu-ru“.
    „Wiedersehen!“ rief ich ihr winkend hinterher, und merkte nicht wie der Professor inzwischen seine Hand auf meine andere Schulter gelegt hatte.


    „Es ist schon in Ordnung, Luke. Aber bitte halte dein Versprechen und übe von nun an wieder fleißig.“
    Ich drehte meinen Kopf zu ihm hin und nickte hektisch.
    „Gut. Nun, wie wäre es mit einer Tasse Tee? Sie würde sicherlich uns allen zu etwas Beruhigung verhelfen.“
    „Was für ein Tee denn, Professor?“
    „Hmm – eine Tasse Dämmertraum wäre im Augenblick wohl das Richtige.“
    Als Wiedergutmachung, dass ich ihn vorhin so enttäuscht hatte, beschloss ich den Tee zu machen und verschwand mit einem „Alles klar“ in der Küche.
    Oder besser gesagt, ich versuchte es. Ich hatte noch nie von einem Tee mit einem solch seltsamen Namen gehört.
    Glücklicherweise fand ich eine Teeenzyklopädie und konnte dort die Zutaten nachschlagen, die jedoch nicht weniger exotisch klangen.
    Traumflaum, Frohwurzel-Klee und Pfefferkirsche.
    Da war ich froh, im hinteren Teil eine Beschreibung der Kräuter und Früchte zu finden, so dass ich dank der Abbildungen die letzten beiden Zutaten schnell beisammen hatte. Jedoch zum Traumflaum gab es nur einen kleinen Absatz.
    „Seltene Pflanze, die nur im Brahmaputra-Tal im Osten Indiens wächst. Große blassgelbe Blüte in Form eines Vollmondes mit einem sternförmigen Kranz. Der Traumflaum hat große grüne, sichelförmige Blätter. Mit seinem mildem Geschmack wirkt er in einem Tee sehr entspannend.“


    Mit dieser Beschreibung konnte ich auch diese Zutat nach einigen Suchen finden. Jedoch muss dann doch etwas schiefgegangen sein, da, nachdem ich die drei Kräuter in die Teekanne geworfen hatte und einige Momente habe ziehen lassen, das Wasser anfing Blasen zu bilden. Man konnte es schon richtig blubbern hören.
    Es schäumte immer mehr, bis es anfing aus der Kanne hervorzutreten. Auch der Deckel konnte ihn nicht mehr aufhalten, er fing schon an, bedrohlich zu klappern.
    Um jetzt ein großes Durcheinander zu verhindern, beeilte ich mich, die missglückte Mischung über den Waschbecken auszugießen und die Teekanne wieder sauberzumachen.
    Danach setzte ich neues Teewasser auf. Währenddessen überlegte ich, was schiefgelaufen sein könnte.
    Hatte ich von einer Zutat zuviel reingeschüttet? Nein, ich hatte mich genau an die Anweisungen im Buch gehalten. War eine Zutat vielleicht schlecht geworden? Ich nahm die Dosen noch einmal in die Hand. Sie rochen gut und sahen einwandfrei aus. Ich schaute mir den Traumflaum genauer an. Vielleicht hatte ich ihn mit einer anderen Pflanze verwechselt? Und tatsächlich, die Blätter waren, anders als in der Beschreibung angegeben, klein und oval.
    Dem Teelexikon zufolge war es eine Tonicblüte.
    „Beheimatet am Kap Comorin an der Südküste Indiens, hat die Tonicblüte, ähnlich wie der Traumflaum eine große blassgelbe Blüte, ihre Blätter sind jedoch viel kleiner, wie auch die gesamte Pflanze. Wird für Tee zusammen mit der Wurzel in das Wasser gegeben, da gerade dieser Teil eine krankheitsvorbeugende Wirkung haben soll. Jedoch ist ihr Geschmack recht bitter.“


    Beim nächsten Versuch gab es keine Probleme mehr, und so packte ich die Teekanne und zwei, ich meine drei Teetassen auf ein Tablett und ging in das Wohnzimmer zurück, wo ich es auf dem Tisch abstellte.
    „Ah, danke, Luke.“
    Ich setzte mich auf das Sofa neben Flora, der Professor saß mir gegenüber in einem grünem Armlehnenstuhl. Seinen Zylinder hatte er immer noch auf.
    Der Tee war zwar nicht sehr süß, tat aber trotzdem gut. Auf eine merkwürdige Art und Weise hielten sich Milde und Schärfe die Waage, mit einer zusätzlichen erdigen Note.
    Ich fühlte schon, wie alle Sorgen von mir abfielen, und verträumt ließ ich mich in das Polster sinken. Ein Räuspern des Professors erinnerte mich jedoch daran gerade zu sitzen. Ich sah ihn an. Sein Blick war auf die Tasse in seiner Hand gerichtet, und ein ebenso deutlich entspannter Ausdruck zierte sein Gesicht.


    Nach dem Teetrinken wendete sich der Professor wieder der Zeitung zu, während ich und Flora in die Küche zurückgingen. Dort spülte ich die Tassen, und sie trocknete sie mit einem Handtuch ab. Ich schaute zu ihr rüber und wollte etwas sagen, wusste aber nicht was. So konzentrierte ich mich
    wieder auf den Abwasch.
    Danach begab ich mich wieder in die Stube und setzte mich in den Sessel am Fenster. Draußen waren graue Wolken zu sehen, kein Stückchen blauer Himmel weit und breit. Neben dem Polsterstuhl lagen auf einem kleinen, runden Tisch auf einer hübsch bestickten Tischdecke ein Buch mit einem ledernen Lesezeichen und ein Heft.
    Letzteres nahm ich in die Hand. Es hieß „Rätselhafte Denkaufgaben“ und in großen Buchstaben stand auf der Titelseite: „Gewinnen Sie jetzt: Eine Reise mit der Titanic nach Amerika!“
    Ich schlug es auf und schaute mir eines der Rätsel an.



    Äh...? Ich starrte das Heft vor mir an. Wie sollte man das herausbekommen? Nicht die leiseste Ahnung hatte ich, wie ich überhaupt ansetzen sollte. Ich wollte schon umblättern, da sah ich unten noch einen Hinweis:
    „Wähle eine Aussage aus und nimm an, dass sie wahr ist. Prüfe dann durch reine Logik, ob sich mit anderen Aussagen ein Widerspruch ergibt. Ist dies der Fall, so ist die anfangs gewählte Aussage eine Lüge.“ Leider auch nicht sehr hilfreich. Na ja, versuche ich halt ein anderes...


    Die Zeit verging ruhig und friedlich, bis nach etwa einer Stunde Flora ins Zimmer schaute und ein „Essen ist fertig“ rief. Ich stand auf, auch der Professor legte raschelnd die Zeitung beiseite. Mein Magen hatte schon ein paar Mal gegrummelt, durch den Spaziergang an der frischen Luft hatte ich wieder Hunger bekommen. So betraten wir die Küche, wo mich eine große Rauchwolke begrüßte. Ein unangenehmer Gestank ließ jeden Appetit in mir schwinden.
    Flora war gerade damit beschäftigt aus einem großen, schwarzen Topf eine Art von dunkelgrüner Suppe mit rosabraunen Flecken in Teller zu gießen.
    Ich setzte mich auf den selben Stuhl, an dem ich schon heute Morgen saß. Man konnte mir vermutlich im Gesicht ansehen, dass ich mich nicht mehr sehr auf das Essen freute.
    Als sie den Suppenteller dann schließlich von mir auf den Tisch stellte, erklärte sie fröhlich, was sie heute kreiert hatte.
    „Ich wollte einmal etwas Neues ausprobieren. Immer nur dieselben Suppen zu essen ist doch langweilig, also habe ich mir einen neue ausgedacht: Dieses ist eine Birnensuppe mit Bohnen und Speck.“
    Ich schaute sie mir an. Tatsächlich konnte ich neben kleingehackten Bohnen und Speckwürfeln Birnenstücke ausmachen. Ich war erstaunt, dass so normale Zutaten dermaßen stark riechen können.
    Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, drehte ich mich zu ihr hin und fragte:
    „Wolltest du heute nicht Fisch machen?“
    „Natürlich. Die Suppe ist nur die Vorspeise. Hinterher gibt es noch Fisch im Teigmantel mit Gurken. Guten Appetit!“
    Dann ging sie zum Professor, der mir wieder gegenüber saß.
    Ein mehrgängiges Menü. Ich sollte mich glücklich schätzen...
    Ich nahm einen Löffel voll von Bohnen und Birnen, und führte ihn zum Mund. Aber mir wurde nicht schlecht. Es schmeckte sogar ganz gut... aber nicht zu gut. So schaffte ich es auch irgendwie den Teller zu leeren.
    Flora schien das auch fast zu wundern, aber sie freute sich gleichermaßen und servierte den Fisch mit den Worten
    „Ich hoffe, er schmeckt dir genauso gut!“
    Er sah auch ganz in Ordnung aus, wie eine große Teigtasche, aus der vorne der Kopf und hinten die Schwanzflosse herausguckte, und die mit Gurkenstücken dekoriert war. Ein ungewöhnlicher, aber kein direkt unappetitlicher Anblick.
    Ich bedankte mich, und fing an zu essen. Doch kaum hatte ich den ersten bissen herunter geschluckt, hatte ich den Eindruck als ob... als ob mein Magen mit aller Kraft versuchen würde ihn wieder herauszubefördern.
    Ich guckte zum Professor herüber. Er verzog keine Miene, fragte jedoch, ohne den Fisch angerührt zu haben:
    „Flora, Liebes, würdest du bitte so nett sein und uns sagen, wann du diesen Fisch gekauft hast?“
    „Er ist noch ganz frisch! Ich habe ihn erst Mittwoch am Markt gekauft. Es war ein Sonderangebot.“
    In dem Moment fühlte ich, wie der Fisch mit samt Birnensuppe, den Gurken und den Pfannkuchen sich in meiner Speiseröhre einen Weg nach oben bahnte, und so verließ ich fast fluchtartig die Küche, murmelte dabei nur ein kaum verständliches „Ich muss mal kurz weg...“ und suchte hastig das Badezimmer auf. Es war also der Fisch, der den Gestank verursacht hatte. Das hätte mir gleich auffallen müssen.
    Aber so war mir bis in den Abend hinein speiübel, und meine Gesichtsfarbe blieb so grün wie die Bohnen, die ich gegessen hatte.
    Den übrigen Tag musste ich im Bett verbringen, und konnte so bei einer Tasse Kamillentee (mit viel Honig) weiter darüber nachdenken, wie ich hier gelandet war. Gestern hatte ich doch noch, soweit ich mich erinnern kann, im Garten mit meinem Hund gespielt und heute wache ich in London auf, eine Stadt, in der ich noch nie in meinem Leben war, und bin zudem auch noch zwei oder drei Jahre jünger. Und Professor Layton scheint mich mit seinem Sohn Luke zu verwechseln... Aber daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen, dachte ich und mit meinem Teddy im Arm schlief ich allmählich ein.