Vorgeschichten/Klappentext-Dingsda:
Ich möchte euch eine Geschichte erzählen, aus einer Welt, unbedeutend wie die Unsere.
Es leben Kreaturen auf ihr, die sich bekriegen, wie wir es tun. Auf einem Planeten, klein, wie der Unsere.
Man hatte den Planeten einfach nur "Rund" genannt, nach der Eigenschaft, die er mit allen anderen Planeten teilt.
Rund wird von zwei grob einteilbaren Spezies bewohnt.
Den Menschen, die vor langer Zeit auf unbekannte Weise den Planeten besiedelten, und den Pokémon, die man wohl mit den uns bekannten Tieren vergleichen kann.
Die Menschen leben getrennt von den Pokémon, in Furcht und Angst vor ihren unbekannten Kräften, die sie sich nicht zunutze machen können, weil Pokémon Wesen mit Seele und Verstand sind, und sich zu wehren wissen. Sie nahmen sich einen Teil der Natur und domestizierten ihn mit Häusern und Zäunen und Maschinen.
Dort leben sie nun schon seit unbekannter Zeit, wohl darauf bedacht, ihre Kinder Furcht und Hass auf die Natur und ihre Verkörperung, die Pokémon, zu lehren.
Die Pokémon suchen ihrerseits keinen Kontakt zu den Menschen, in Neid und Hass auf die Besetzung ihrer Welt, die sie nicht rückgängig machen können, da Menschen Wesen mit Seele und Verstand sind, und sich zu wehren wissen. Sie blieben also in ihrem Teil der Natur und weil sie darin zu überleben wussten, beließen sie ihn, so wie er war.
Dort leben sie nun schon seit der Ankunft der Menschen und lehren jedes ihrer Jungen die Wut auf die Menschen und ihre Art, die Umwelt zu formen.
Bei den Pokémon existiert ein uraltes, hierarchisches System, was einen gewissen Zusammenhalt der vielen Unterarten und damit Sicherheit bedingen soll.
Pokémon haben sich, ihren Habitaten entsprechend, zu Rudeln von mehreren Hunderten zusammengeschlossen.
Man unterteilt in das Wadrudel, dessen Angehörige überwiegend im Wald und hohem Gras Zuhause sind,
das Feldrudel, welches sich vorwiegend auf offenem Felde oder im Gras aufhält, das Flussrudel, das sein Zuhause an Flüssen und Seen gefunden hat, und das Dunkelrudel, das in Höhlen Schutz gefunden hat.
Jeder dieser Zusammenschlüsse hat eine sogenannte Monarchenfamilie, deren Fell-/Haut-/oder Schuppenfarbe sich von der der anderen unterscheidet.
Diesen Pokémon wird große Führungsweisheit zugesprochen, weshalb sie sich in sozialen und kriegerischen Belangen um das Rudel kümmern.
Denn die Stämme sind sich untereinander ebenfalls keineswegs wohlgesonnen...
Kapitel 1
Mutterliebe
Die schweißbenetzten Flanken der Königin hoben sich unter den Krämpfen nur schwer, und obwohl ihr vor Schmerz ein leises Knurren entwich, versuchte sie zu lächeln. Ja, sie war glücklich. All die Anspannung und die Erwartungen, die seit sie ein kleines Sheinux war, auf ihr lasteten, wichen von ihr.
Sie hatte es schließlich doch geschafft, das Waldrudel zu erhalten, die Monarchie für eine weitere Generation zu gewährleisten.
Mit jeder Wehe fühlte sie das Junge in ihrem Bauch und Wärme durchströmte sie neuerlich.
Ihr Kind, ein Mädchen, das hatte sie im Gefühl, sollte die Anführerin des größten der vier Clans werden, mit dem Gatten an ihrer Seite, der ihr schon vor ihrer Geburt zugeteilt worden war.
Eine weitere Wehe, stärker als die vorhergehenden, unterbrach ihren Gedankengang. Sie stöhnte.
"Ruhig, Leala, ich bin bei dir. Du hast es bald geschafft" vernahm sie die beschwichtigende Stimme ihres Gatten und eine wunderbar kühlende Zunge Strich ihr über die Wange.
Endlich! Es kam! Das Junge, sie konnte es spüren und eine Woge unendlicher Liebe zu ihm durchströmte sie.
Es kam schließlich schneller, als sie es erwartet hatte. Müde und ausgelaugt lag sie auf ihrem Lager, in der Erwartung, ihren Gatten wieder zu spüren, ihre Freude mit ihm teilen zu können. Doch es blieb still um sie. Sie versuchte, ihren Kopf zu heben, zu fragen, was denn los sei, ob etwas mit dem Kind nicht stimme, als ihr Gatte ein Trauergeheul anstimmte, das ihre Adern gefrieren ließ.
Mühsam drehte sie ihren geschwächten Körper soweit sie konnte in die Richtung, in der sie ihr Junges vermutete.
Doch als ihr Blick es schließlich streifte, wurde er plötzlich dunkel-
Das Fell des Sheinux, das hier zusammengerollt zu ihren Füßen lag, war nicht schillernd golden, sondern von einem schmutzigen Hellblau.
Nox saß auf ihrem Lieblingsplatz, der alten Weide im entlegenen Teil der Wiese. Es war jedes mal ein länger Weg dorthin und wenn es regnete, bot der alte Weidenstamm, dem fast alle Blätter ausgegangen waren, auch kaum Schutz. Dennoch kam sie immer gerne hierher, denn die anderen wussten nichts von diesem Platz, oder sie hielten ihn für zu karg und wertlos, ihn aufzusuchen.
Warme Tränen rannen ihre Wange entlang, die einzige Wärme dieser Welt, so schien es ihr.
Es war einfach nur ungerecht! Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, was denn eigentlich vorgefallen war, welchen Grund sie jetzt schon wieder gefunden hatten, sie zu beleidigen und zu vertreiben. Wahrscheinlich gab es nur einen: sie war das schwächste Pokémon im ganzen Wiesenland und noch dazu das einzige wadstämmige im gesamten Feldrudel. Ein Sheinux unter Habitak und Wiesor, wie lächerlich das schon klang!
Wie oft hatte sie sich schon gefragt, ob ihre Eltern sie nicht einfach hätten übersehen können, in der verschneiten, dunklen Nacht, in der sie als Junges ausgesetzt worden war und der sie ihren Namen verdankte.
Bestimmt ginge es ihren Eltern und allen anderen jetzt besser!
Der Wind fuhr über die Ebene und wirbelte ihr Fell auf. Sie fröstelte.
Die beiden Rattikarl liebten sie, das war ihr bewusst, sie unterstützten sie, wo sie nur konnten, wenn es ihr schlecht ging.
Mama hatte die nette Angewohnheit, immer sofort etwas zu Essen zu kochen, um sie aufzuheitern (auch wenn Nox noch sooft beteuerte, keinen Hunger zu haben). Sie trat, wenn es um ihre einzige Tochter ging, auch wesentlich bestimmter auf, als ihr Stand in der Hierarchie von Wiesenland es erlaubt hätte.
Papa hatte dezentere Wege gefunden, ihr beizustehen. Er machte lange Spaziergänge mit ihr und trainierte sie bei der Grenze zum Territorium des Dunkelrudels bei den großen Steinen.
"Und einst wirst du den Donner genausogut beherrschen, wie die Zebritz, die mächtigsten Elektropokemon im Feldrudel, die jenseits von Wiesenland in der unwirtlichen Steppe leben." Dann setzte er sich mit seiner Tochter auf einen der Steine und erzählte ihr von seinen jungen Jahren, in denen er weite Teile des Weltenrundes durchstriff, auf der Suche nach Abenteuern.
Oder von seiner Entwicklung von Rattfratz zu Rattikarl, vom ersten Treffen mit Mama und andere tolle Dinge.
Und wenn er mit Nox auf diesen Steinen saß, seine Pfoten zärtlich auf ihren Kopf gelegt, und die Wolken wie verirrte Wablu über sie hinwegzogen, vergaß sie ihren Schmerz. Wenn sie in der Ferne dann manchmal sogar noch ein Onix, Golbat oder andere Höhlenbewohner an der Grenze sahen, war ihre Welt wieder in Ordnung. Und wenn sie nach ihrem Spaziergang zurück kamen, empfing sie Mama und bewirtete sie fürstlich mit Nox' Lieblingsbeeren.
Nox liebte die beiden wie ihre leiblichen Eltern.
Als sie sich schließlich entschloss, zu dem unterirdischen Höhlensystem zurückzukehren, das die Feldpokemon bewohnten, bemerkte sie wieder diesen speziellen Wind. Das Spezielle daran war der Geruch nach Kälte und Entbehrung. Der Geruch des Winters.