Vor einigen Tagen hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe beschlossen, dass das bisherige Adoptionsrecht für Homosexuelle Lebenspartner gegen das Grundgesetz verstößt. Während es früher nur für einen Homosexuellen Lebenspartner möglich war ein Kind des anderen Partners mit zu adoptieren, wenn dies ein leibliches Kind des Partners war, wurde dies so abgeändert, dass nun auch adoptierte Kinder vom Lebenspartner mit adoptiert werden dürfen. Auch wenn dies nur nach einer Kleinigkeit klingt, so ist es doch eine große Änderung, da dadurch nun allgemein über Umwege möglich wird für homosexuelle Paare Kinder zu adoptieren.
Diese Entscheidung führte dazu, dass die CDU sich nun etwas offener gegenüber der Vorstellung der "Homo-Ehe", bzw. ihrer Gleichstellung mit der "Hetero-Ehe" zeigt - etwas, dass die CSU jedoch weiterhin Extrem ablehnt. So sagte Gerda Hasselfeldt, die Landesgruppenchefin der CSU: „Ehe und Familie haben für uns einen ganz besonderen Stellenwert. Und deswegen wollen wir auch künftig eine Privilegierung. Für uns ist die Werteorientierung von ganz entscheidender Bedeutung.“
Allgemein sieht sich die CSU moralisch dazu verpflichtet dass „klassische Familienbild“ weiter zu schützen. Doch hier ist die Frage: Was ist das klassische Familienbild? Existieren solche Familien überhaupt noch? Inwieweit verstoßen homosexuelle Paare dagegen? Und was ist der Unterschied zwischen homosexuellen Lebenspartnern und heterosexuellen Ehepartnern, die keine Kinder bekommen wollen oder können?
Die Klassische Familie mit Vater, Mutter (die natürlich miteinander verheiratet sind) und den idealen zwei Kindern findet sich nur noch selten in Deutschland. Es gibt viele Ehepaare ohne Kinder, es gibt unverheiratete Paare mit Kindern, es gibt viele - sehr viele - Alleinerziehende (wobei es auch nicht selten Fälle gibt, bei denen Kinder ihren leiblichen Vater nie kennen gelernt haben) und auch Patchworkfamilien gibt es häufig.
Und egal, wie viel darüber diskutiert wird: Nur weil ein Kind nicht in den klassischen "Idealverhältnissen" aufwächst, so wird es dadurch nicht gleich psychisch geschädigt. Nicht dadurch, dass es nur einen Elternteil hat und auch nicht dadurch, wenn es statt zwei Eltern gleich drei oder vier hat (denn es gibt immerhin Patchworkfamilien, bei denen gleich zwei Elternpaare zusammen leben, frei nach dem Motto "Deine Kinder und meine Kinder streiten sich mit unseren Kindern".)
Was macht eine Familie überhaupt aus?
Was ist es, dass an einer Familie beschützt werden sollte?
Glaubt ihr, dass es Kindern schadet, wenn sie nur mit einen Elternteil, mit zwei gleichgeschlechtlichen Eltern oder mehreren Elternfiguren aufwachsen?
Und was für eine Bedeutung hat die Ehe in unseren Zeiten, in denen es nicht selten vorkommt, dass Menschen nicht nur ein oder zwei, sondern gleich drei oder vier Mal im Leben verheiratet waren?
Um noch einmal auf die Frage der Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften zurück zu kommen: Selbst wenn man betrachtet, dass eine Ehe als potentielle Grundlage für eine Familie geschützt werden soll - wo ist dann der Unterschied zwischen einer homosexuellen Partnerschaft und einer Partnerschaft zwischen Unfruchtbaren Menschen oder zwischen einer Partnerschaft zwischen Menschen, die keine Kinder wollen? In allen Fällen können die Partner nicht ohne weiteres Kinder zeugen (oder wollen es auch einfach nicht). In dem Fall, dass sie es nicht können ist (zumindest jetzt) eine Adoption jedoch möglich - und natürlich eventuell künstliche Befruchtung oder dergleichen. Warum sollten also homosexuelle Partner vor dem Gesetz anders behandelt werden?
Und wieso ist - wenn man von der Grundlage einer Familie ausgeht - es überhaupt erlaubt, dass alte Menschen, die bereits in einem Alter sind, in dem sie nicht nur keine Kinder mehr selbst zeugen können, sondern diese auch nicht mehr großziehen könnten, eine neue Ehe erlaubt?
Findet ihr so etwas gerecht?