Tara - die Geschichte des weißen Nachtaras [Fortschritt: ~70%]

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    [tab=Vorwort]
    Willkommen auf der Seite meiner Fanfiktion.
    Es freut mich sehr, dass sich jemand hierher verirrt hat, denn diese Story hier beinhaltet einiges an Arbeit.
    Begonnen hat alles mit einem One Shot, den ich vor einigen Jahren geschrieben habe. Eigentlich war er als Vorgeschichte für ein RPG gedacht, doch viele meiner Freunde wollten, dass ich sie fortsetze, und nun bin ich hier.
    Die Kapitel kommen unregelmäßig, leider, denn meine Einfallslosigkeit und das Abitur lassen nichts anderes zu, doch ich will diese Geschichte endlich zu Ende führen und tue alles um eine Fanfiktion zu schreiben, die den Lesern und auch mir selbst gefällt.
    Die Kapitel werde ich jeweils als seperate Posts hochladen und die Überschriften im Inhaltsverzeichnis mit diesen verlinken, damit die neuen Kapitel schnell gefunden sind.
    Ich hoffe ihr habt viel Spaß beim Lesen :3
    Mit vielen lieben Grüßen,
    Calu



    [tab=Plotübersicht]
    Dies ist die Geschichte von Tara, einem jungen Nachtara, das anders ist als Andere, denn ihr Fell hat eine wundersame Fellfarbe und sie beherrscht sogar Eis-Attacken, die ein normales Nachtara nie erlernen könnte.
    Obwohl diese Besonderheit ihr mehrmals das Leben gerettet hat will sie einfach nur ein Pokemon wie jedes andere sein, denn ihre wundersame Entwicklung nahm ihr die Familie, die sie so sehr brauchte.
    Nahe davor die Hoffnung aufzugeben trifft sie ein weises Pokemon, welches ihr einen Rat gibt:


    „Jedes Wesen, ob Mensch oder Pokemon, hat auf dieser Welt einen Platz. Eine Aufgabe, die vielleicht nicht jedem von Anfang an klar ist. Wenn du aber dein Leben aufgibst bevor es richtig angefangen hat, wirst du deine Aufgabe nicht entdecken.
    Glaub mir Kleines, eines Tages findest du jemanden der dich braucht, jemanden den du auch brauchst, und wenn du diesen gefunden hast wirst du sehen, dass dein Leben sehr wohl einen Sinn hat.“


    Auf der Suche nach ihrem Platz auf der Welt macht Tara erneut eine wundersame Begegnung, die ihr Leben ändern soll - sie trifft auf Imgar, ein Impergator, welches ein ähnliches Schicksal erleiden musste wie sie selbst.
    Beide wurden von anderen Pokemon verstoßen, gemieden oder sogar angegriffen, doch das soll sich jetzt ändern!
    Gemeinsam sind die beiden auf der Suche nach einem mysteriösen Pokemon, das ihnen den Wunsch nach einem glücklichen Leben erfüllen soll.



    [tab=Protagonisten]
    Es folgen kurze Beschreibungen der Protagonisten der Fanfiktion. Je nach Fortschritt werden sie ergänzt/erweitert.





    [tab=Weitere Charaktere]
    Hier finden sich kurze Beschreibungen einiger Charaktere, die in der Story zu Auftritten kamen, sortiert nach Kapitel.








    [tab=Wichtige Orte]
    Da die Protagonisten dieser Fanfiktion auf Reisen sind gibt es mehrere Orte, die von mehr oder weniger großer Bedeutung sind.
    Im Folgenden sind diese Orte aufgeführt, je nach Voranschreiten der Story wird die Liste ergänzt.





    [tab=Info zur Vorgeschichte]
    Das „Vorkapitel“ dieser Story war der ursprüngliche One Shot, aus dem diese Fortsetzung entstand.
    Entstanden ist dieser One Shot irgendwann zwischen 2009 und 2010 glaube ich, damit war er die zweite Fanfiktion, die ich je geschrieben habe.
    Diese Vorgeschichte ist natürlich um einiges länger als die normalen Kapitel es sind, daher habe ich sie in zwei Teile unterteilt.
    Auch hat sich mein Schreibstil mit den Jahren verändert, ich hoffe das ist nicht störend.



    [tab=Benachrichtigungen]
    Per PN über neue Kapitel informiert wird:


    FelilouMikan
    AquanaAquanaboy



    [tab=Copyright]
    Das Copyright dieser Fanfiktion liegt bei mir, denn Plot und die Charaktere stammen von mir oder Freunden von mir, die ich später noch erwähne und deren Erlaubnis ich habe, ihre Charaktere hier frei umzusetzen.
    Die Pokemon und ihre Welt sind Eigentum von Game Freak und Nintendo.
    Die Bilder, die hier verwendet werden sind, wenn nicht anders angegeben, von mir gezeichnet.


    Die meisten Charaktere dieser Story sind fiktiv, daher sind vermeintliche Ähnlichkeiten mit real lebenden Personen entweder rein zufällig oder vollkommen absichtlich. ;)



    [tab=Danksagungen]
    Zum Abschluss möchte ich mich bei ein paar Leuten bedanken, ohne die diese Fanfiktion niemals zustande gekommen wäre:


    Vato – Dir muss ich wohl am meisten danken, denn ohne unser RPG wären wohl weder Tara noch diese Story hier je entstanden. Danke, dass wir so lange Spaß daran hatten dieses RPG zu schreiben, ich hoffe dir gefällt meine Eigeninterpretation ihrer langen Reise (auch wenn Tara und Imgar in dieser Story wohl kein Liebespaar werden..). Danke, dass ich deinen Chara Imgar hier nach eigenen Vorstellungen schreiben darf, es ist mir eine Ehre x3


    Julian - Du bist derjenige, der Taras Geschichte schon von Anfang an unterstützt hat und mir über Schreibblockaden mit kreativen Ideen für den Plot hinweg hilft. Außerdem bist du sowas wie mein Grammatik-Prüfer, wenn du mir hilfst ist der Text auf sprachlicher Ebene gleich viel schöner zu lesen. Vielen Dank dafür, auf weiterhin gute Zusammenarbeit! ;)


    Einen speziellen Dank an meinen Betaleser - die Open Office Auto-Korrektur :pika:


    Natürlich auch ein riesiges Danke an alle, die diese Fanfiktion lesen, besonders an die Menschen, die Lob oder konstruktive Kritik für mich bereit haben. Ohne euch könnte ich mich nicht verbessern, danke!


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  • Ein Sonnenstrahl fiel in die kleine Höhle und hüllte sie in einen warmen Schein. In der Höhle waren einige Pokemon, allesamt Entwicklungen von Evoli. Ein groß gewachsenes und kräftiges Nachtara, welches eine Narbe quer über dem linken Auge besaß, saß in der Mitte des Rudels und sah auf die Stelle am Boden, auf die der Sonnenstrahl gerade fiel. Dort lagen drei braune Fellknäuel die sich so dicht aneinander gekuschelt hatten, dass man die einzelnen Pokemon kaum unterscheiden konnte. Da hob eines leicht den Kopf an und sah in die vielen Gesichter, die es anstarrten. Auch die zwei anderen beäugten die Gruppe, die sich um sie gesammelt hatte, nun neugierig. Das große Nachtara trat nun näher heran. Es war Nachtschatten, der Anführer der Gruppe und Vater der kleinen Fellknäuel. Man konnte ihm ansehen wie stolz er war. Nachtschatten stupste nun die gerade geschlüpften Evoli’s nacheinander an. Das erste wich etwas zurück und schien ziemlich schüchtern, das zweite sprang hingegen sofort an seinem Vater hoch und untersuchte ihn neugierig. Das dritte Kind schmiegte sich an die Vorderbeine des Nachtaras. Der Anführer lächelte und wandte sich dann zur Gruppe: „Das hier sind die drei neuen Mitglieder unserer Gruppe. Begrüßt meine Kinder Moritz, Tara und Max. Als vollwertige Mitglieder des Rudels werden wir sie nie im Stich lassen und immer auf sie acht geben!“


    Die drei Evoli’s wuchsen wohlbehütet im Rudel auf und erfuhren so schon in ihren ersten Tagen, was Teamwork und Zusammenhalt bedeuteten. Max war seinem Vater wohl am ähnlichsten. Nachtschatten war für ihn ein großes Idol und er wollte unbedingt einmal so werden wie er. Das war auch der Grund, warum er meistens nur hinter seinem Vater saß und ihn beobachtete, wenn er den anderen Anweisungen gab oder die Route für den nächsten Tag plante.
    Tara, das einzige Mädchen im Wurf, war sehr liebevoll und spielte oder schmuste am liebsten mit ihren Brüdern. Obwohl sie, wie auch ihre Brüder, ihre Mutter nicht kannte, kam sie nie auf die Idee nach ihr zu fragen und wandte sich im Problemfall einfach an die anderen Weibchen im Rudel. Moritz schien der schwächste der drei zu sein, hielt aber auf der Reise immer tapfer durch, auch wenn er schnell mal Angst bekam.
    Trotz der sehr verschiedenen Charakterzüge liebte Gruppenführer Nachtschatten alle seine Sprösslinge gleich und versuchte ihnen ein guter und rücksichtsvoller Vater zu sein. Dann jedoch kam der Tag, an dem sich alles ändern sollte...


    Etwa drei Monate, nachdem die Geschwister das Licht der Welt erblickt hatten, war die ganze Gruppe auf dem Weg zu einem großen Berg, unter den Menschen bekannt als der Tohjo Gipfel. Dort wollten sie, geschützt vor Schnee und Kälte, den Winter verbringen, so wie sie es immer taten.
    Unterwegs schien noch alles ruhig. Tara und ihre Brüder spielten mit den ersten Schneeflocken und hatten viel Spaß, obwohl der Weg lang und unbequem war. Anfangs fielen nur vereinzelt Schneeflocken, aber schon nach kurzer Zeit wurden Schneefall und vor allem der Wind immer stärker. Die ausgewachsenen Evolientwicklungen waren das Wetter gewohnt, denn der Winter fiel öfters so stark aus, doch für die Jungtiere in der Gruppe war das dichte Schneegestöber vollkommen neu.
    Moritz war schon nach kurzer Zeit im Schnee am Ende seiner Kräfte. Es war einfach zu anstrengend für ihn gegen Wind und Schneefall an zu kämpfen. Nachtschatten packte seinen Sohn mit dem Maul am Nackenfell und trug ihn, während er sich seinen Weg durch den lockeren Neuschnee bahnte. Max und Tara hingegen nutzten die Spuren der anderen im Schnee und kamen so recht gut hinterher.
    Je näher die Pokemongruppe dem Berg kam, desto stärker wurde der Schneesturm. Nachtschatten sah ein, dass es zu gefährlich sein würde den Berg bei diesem Wetter zu erklimmen, denn anders als die letzten Jahre war der Wintereinbruch viel früher und stärker als erwartet gekommen. Fieberhaft hielt der Anführer nach einem Unterschlupf für die Gruppe aus und erfasste schließlich eine Höhle. Kurz setzte er Moritz ab und wandte sich seinen Gefährten zu.
    „Wir werden in der Höhle dort rasten!“ rief er, nahm Moritz wieder hoch und steuerte die Spalte im Felsen an. Tatsächlich befand sich dort ein Hohlraum, der groß genug für alle war. Nachtschatten betrat die Höhle und zählte die Mitglieder durch. Doch noch bevor er fertig war rief Max entsetzt aus, was sein Vater schon befürchtet hatte: „Tara ist weg!“ Entsetzt hetzte das Nachtara aus der Höhle und rief den Namen seiner Tochter. Vergebens, der Wind verschluckte seine Worte sofort. Der Sturm war einfach zu stark, selbst wenn ein Glaziola in seiner Gruppe gewesen wäre, wäre es unverantwortlich von ihm, es auf die Suche nach Tara zu schicken, denn das Gelände war steil, die Hänge bröckelig und das Wetter machte es fast unmöglich zu sehen, was vor den eigenen Pfoten war. Er wagte sich trotz allem einige Meter nach draußen, rief und hielt Ausschau, bis er bestürzt in die Höhle zurück kehrte. Sofort ging er zu seinen Söhnen, die aufgrund seiner betrübten Miene schon das schlimmste befürchteten. So wie es aussah würden sie ihre Schwester wohl nicht mehr wieder sehen...


    Tara verlor die Gruppe immer mehr aus den Augen. Zwar rief sie verzweifelt nach ihren Verwandten, aber niemand hörte sie. Dann kam auch noch eine Windböe und riss sie von den Füßen, als wäre sie ein Blatt im Wind. Das Evoli purzelte rückwärts den Hang hinunter und landete in einem Schneehaufen. Zitternd kämpfte sie sich heraus und wollte weiter, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst. Da erblickte die Kleine einen Spalt zwischen zwei Felsen, dort hoffte sie vor dem Schnee geschützt zu sein. Aber auch nachdem sie sich dorthin verkrochen hatte, fror sie, denn der Wind pfiff erbarmungslos durch ihr Versteck. Langsam verließen sie alle Kräfte. Verzweiflung stieg in Tara hoch. Mit Tränen in den Augen murmelte sie immer wieder: „Papa...Max...Moritz...bitte helft mir...ich hab Angst...“ Aber niemand konnte sie hören. Keiner kam um sie zu retten. Immer wieder fielen ihr vor Erschöpfung die Augen zu und obwohl sie wusste, dass man erfriert, wenn man in so einer Situation einschläft, nickte sie letzten Endes doch ein. Die Kälte fraß sich regelrecht in ihren Körper, erst als sie das Bewusstsein verlor spürte sie die Kälte nicht mehr. Die Wärme, die ihren Körper kurz darauf erfasste realisierte sie schon gar nicht mehr...


    So zog nun der Sturm vorbei, und der Schnee, der am Vorabend noch so gefährlich gewirkt hatte, blieb liegen und hüllte die Landschaft komplett in ein weißes, glitzerndes Kleid. Am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, trottete ein stilles Rudel Pokemon weiter den Berg hinauf. Ein kleines Evoli folgte dem großen Nachtara, welches das Rudel anführte, mit gesenktem Kopf.
    In einer kleinen Felsspalte, ein gutes Stück weiter unten, bewegte sich etwas weißes. Das Wesen stand langsam auf und sah sich um. Es war alleine und ging genau so einsam los, den gleichen Weg den am Abend zuvor auch das Rudel genommen hatte...


    Tara hatte die Nacht tatsächlich überlebt. Doch etwas hatte sich verändert. Sie war nun größer geworden und ihre Fellfarbe hatte sich verändert. Außerdem fühlte sich der Schnee nicht mehr so kalt an wie am vorherigen Tag, sie spürte die Kälte an sich schwächer als zuvor. Sie hatte sich weiterentwickelt, sogar zu einem Nachtara, so wie sie es sich oft gewünscht hatte. Aber anstatt einem tiefen Schwarz hatte ihr Fell die weiße Farbe des Schnees. Die eigentlich gelben Ringe waren nun blutrot und ihre großen braunen Augen hatten einen gelblichen Schimmer. Aber obwohl sie nun so anders aussah hatte ihr diese Weiterentwicklung wohl das Leben gerettet, denn hätte sie sich nicht zu einem Nachtara entwickelt, wäre sie wohl erfroren.
    Außerdem hatte Tara nun genügend Energie um das Rudel einholen zu können. Darum rannte sie los. Doch es dauerte über einen halben Tag, bis sie frische Spuren fand. Tatsächlich erreichte sie die Gruppe, als diese einen großen Höhleneingang betrat. Der Pfad, der hier begann, würde sie tief in die Höhle und weit in das innere des Berges führen. Dort verbrachten sie jedes Jahr den Winter, ohne die Gefahr erfrieren zu können. Nachtschatten warf einen prüfenden Blick auf das Rudel und dann zu Max, der neben ihm auf dem Boden saß und mit hängenden Ohren den Boden anstarrte. Sein Vater konnte die Trauer gut verstehen. Erst war Tara im Schneesturm abhanden gekommen und dann hatte Moritz auch noch dieses schrecklich hohe Fieber bekommen...
    In einer Nacht hatte er beide Geschwister verloren, kein Wunder, dass er so erschöpft und deprimiert war, es ging seinem Vater ja nicht anders...


    Das Nachtara wollte gerade etwas sagen, als man lautes Knurren vom Ende der Truppe hören konnte. Nachtschatten rannte dort hin und sah ein Blitza, welches ein schmächtiges, weißes Wesen anknurrte. „Der Zwerg da hat uns verfolgt!“. Der Rudelführer drängte Blitza beiseite und beäugte den Verfolger. Es war ein Nachtara, sehr klein und schmächtig, mit einem weißen Fell. Das kleinere Pokemon hatte plötzlich ein freudiges Grinsen auf dem Gesicht und rannte auf ihr Gegenüber zu. „Papa ich bin so froh! Ich hab mich weiterentwickelt; schau mal, ist doch super!“. Nachtschatten knurrte laut und schüchterte so sein Gegenüber ein. „Verschwinde!“ bellte er Tara an. Diese war total verwirrt. Warum reagierte ihr Vater so gereizt? War er nicht froh sie wieder zu sehen? Da erblickte sie Max, der sich nach vorne gedrängelt hatte und nun neben seinem Vater hockte. Sie sprang auf ihn zu, wenigstens er musste sie doch erkennen! Doch Max wich erschrocken zurück und Nachtschatten reagierte sofort. Das erste Mal in ihrem Leben bekam sie nun zu spüren, was richtige Attacken ausmachten. Ein gekonnter Tackle ihres Vaters schob sie kräftig weg. „Was soll das Papa? Ich bin’s doch, Tara! Warum greifst du mich an? Und wo ist Moritz?“ Der verbitterte Gesichtsausdruck ihres Vaters wich nun einem wütenden Blick. „Ich werde nicht zulassen, dass jemand wie du meine Familie bedroht!“ Tara verstand nicht warum ihr Vater so wütend war, aber sie hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken, denn ein Kampf begann. Nachtschatten hämmerte einen Eisenschweif gegen ihre Vorderläufe, wodurch sie den Halt verlor und hinfiel. Dann folgte noch eine Finte, durch die Tara gegen eine Felswand geschleudert wurde. Einige rote Spritzer verfärbten den Schnee, aus dem sich das weiße Nachtara aufrappelte. Ihre Pfote schmerzte schrecklich und sie konnte kaum noch auftreten. Nun setzte Nachtschatten noch einen Spukball an und auch dieser traf. Mit vor Angst erstarrten Augen sah die Besiegte ihren Vater an. Dann füllten sie sich mit Tränen und das junge Pokemon rannte an der Gruppe vorbei den verschneiten Pfad entlang. Alle sahen ihr nach, danach ließen sie sich von ihrem Anführer in die Höhle führen. Als letzter saß Max im rotgetupften Schnee und sah seiner Schwester nach. Erst als sein Vater rief folgte er ihm in die Höhle, aber obwohl er in seinem Kopf wusste, dass Tara unmöglich den Sturm überlebt haben konnte, war sich sein Herz unsicher darüber, ob sie nicht doch lebte und vielleicht gerade davongelaufen war.

  • Tara rannte durch den Schnee, der eisige Wind donnerte ihr ins Gesicht, aber sie hielt nicht an. Tränen stiegen ihr in die Augen und liefen über ihr Gesicht, ihre Sicht wurde schlechter, alles verschwamm vor ihren Augen, aber Tara lief weiter. Ein plötzlicher, stechender Schmerz durchfuhr ihre Vorderpfote. Nun brach Tara endgültig zusammen. Die Stelle, an der ihr Vater ihr Bein erwischt hatte, war offen und blutete, ihr Körper zitterte und sie keuchte vor Erschöpfung. Wie lange war sie gerannt? Und was war mit ihrem Bruder passiert? Warum wollte sie keiner erkennen? Fragen über Fragen, aber nur eines war ihr klar: So konnte sie nicht in ihr Rudel zurückkehren. Notgedrungen beschloss sie alleine weiter zu gehen.
    Leichter Schneefall setzte ein, doch der Schnee war nicht ihr Problem. Sie war noch keine vier Monate alt und wusste kaum etwas über das Überleben alleine. Wie also sollte sie den Winter überstehen?


    Das weiße Nachtara mit den roten Ringen hatte wohl mehr Glück als Unglück, denn sein Weg führte es am Tohjo Gipfel vorbei direkt nach Kanto. Hier endete der felsige und steile Weg nach unten und Tara gelangte auf eine schneebedeckte Ebene. Der eisige Wind pfiff über die Ebene und trug dabei einen nebelähnlichen Schleier mit, der aus winzig kleinen Flocken und Eiskristallen bestand. Obwohl der Schneesturm hier wohl nicht so stark gewütet hatte, lag der Neuschnee doch sehr hoch. Das junge Pokemon musste nun also gegen den hohen Schnee, den eiskalten Wind und den stechenden Schmerz in ihrer Pfote ankämpfen, um weiter zu kommen. Tara hatte Hunger, war erschöpft und wusste nicht wohin sie gehen sollte. 'Hauptsache weg!' war ihr einziger Gedanke.
    Nach einem Marsch, der den ganzen Tag dauerte, erreichte sie ein Waldstück. Zwischen den Bäumen lag kaum Schnee, es wuchsen sogar noch vereinzelt Beeren, die wohl kälteresistent waren. Sofort stürzte sich das hungrige Nachtara auf den verdorrten Strauch und wollte fressen, doch in diesem Moment hörte es ein Geräusch. Als sie auf sah konnte Tara erkennen, dass sich ein kleines Pokemon hinter einem Baum versteckte und sie beäugte. Tara wollte gerade etwas sagen, als das Kleine hervor sprang, auf sie zu rannte und aus voller Kehle brüllte: „Mama! MAMA!! Ein Dieb! EIN DIEB!!“. Das Nachtara ging einen Schritt zurück und sah das Kind auf sich zu flitzen. Es sah aus wie ein hellbrauner Teddybär, also eigentlich ganz niedlich, aber es machte fürchterlichen Lärm. „Ich bin kein Dieb..“ Versuchte sie zu erklären, aber es hatte keinen Sinn, das kleine Pokemon schrie weiter herum. Und als sich Tara umdrehte um zu gehen stand sie plötzlich zwei großen Pokemon gegenüber, zwei dunkelbraune und sehr wütend aussehende Bären. Sie knurrten den Eindringling böse an und holten gleichzeitig mit ihren Pranken aus. Nur knapp entging Tara dem Angriff und rannte dann einfach drauf los. Sie konnte an den wütenden Rufen genau hören, dass sie immer noch verfolgt wurde, also musste sie noch schneller werden, irgendwie! Da geschah was sie schon befürchtet hatte: Ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Vorderpfote, mit der sie deswegen umknickte, dadurch geriet sie ins rutschen und verfing sie sich dann auch noch im Gestrüpp eines Busches.
    Die nächsten Minuten waren für Tara blanker Horror. Eines der Ursaring, die sie verfolgt hatten, schlug Tara mit einem kräftigen Megahieb aus dem Busch heraus. Sie kullerte über den Boden und versuchte sich wieder aufzurichten und in Sicherheit zu bringen, aber ihre Beine versagten ihr nach wenigen Metern den Dienst. Dann feuerte das andere Pokemon einen kräftigen Energiestrahl auf sie und das angeschlagene Nachtara wurde gegen einen Baum geschleudert. Dort blieb es benommen liegen und konnte nur noch sehen wie ein heller Lichtblitz an ihr vorbei schnellte. Dann sah sie noch einen Schatten auf sich zu kommen bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor.


    „Glaubst du es wird wieder gesund werden?“ „Ich tue was ich kann, aber es ist wirklich ziemlich fertig..“ Die Stimmen klangen von ganz weit weg an Taras Ohr. Waren sie nur Einbildung? Nein, sie waren wirklich da! Und langsam wurden sie deutlicher. Die eine Stimme klang besorgt und leise, es war ziemlich sicher eine weibliche Stimme. Die andere dagegen war eine tiefere und irgendwie beruhigende Stimme, eindeutig die eines Jungen.
    Tara öffnete langsam ihre Augen. Sie konnte anfangs nur verschwommene Schatten sehen, aber sie hörte wieder diese Stimmen. „Es wacht auf!“ sprach der Junge und Tara konnte spüren wie sich der Boden leicht bewegte. Der hintere Schatten saß nun nahe bei ihr neben dem anderen. Langsam wurde das Bild klarer. Die Schattengestalten entpuppten sich nun als Wesen, die Tara bisher kaum zu sehen bekam, von ihrem Vater Nachtschatten aber als sehr gefährliche Lebewesen bezeichnet wurden: Menschen! Der Junge hatte eine schwarze Mütze auf dem Kopf, aber an seiner Stirn kamen trotzdem einige grüne Strähnen zum Vorschein. Auch das Mädchen trug eine Mütze, allerdings eine dunkelgrüne Wollmütze unter der ihre braunen, mittellangen Haare zum Vorschein kamen. Beide waren in dicke Winterjacken gehüllt, kein Wunder bei dieser Kälte.
    Tara wäre am liebsten aufgesprungen und geflüchtet, aber ihr ganzer Körper fühlte sich irgendwie taub an, ob nun von der Kälte, den Wunden oder der Erschöpfung an sich. Erst jetzt bemerkte sie auch, dass ihr gesamter Rumpf, ihre verletzte Vorderpfote und ein Hinterlauf bandagiert waren. Mit vor Angst aufgerissenen Augen starrte das verletzte Pokemon die beiden Menschen an. Was hatten sie mit ihr vor? Die beiden Menschen schienen zu verstehen, dass sie Angst hatte. Der Junge ging etwas nach hinten, damit sich Tara nicht beengt fühlte, und legte dem Mädchen dabei eine Hand auf die Schulter. „Lassen wir ihr etwas Ruhe, ok?“. Seine Begleiterin nickte und beide gingen ein paar Meter weg. Sie setzten sich zusammen um ein kleines Lagerfeuer und unterhielten sich. Tara beschloss erst mal liegen zu bleiben und abzuwarten was passieren würde. Trotzdem behielt sie diese Menschen im Auge, für den Fall, dass sie flüchten musste. Aber die beiden jungen Leute entpuppten sich im Laufe des Abends als sehr gutmütig. Als es dunkel wurde deckten sie das verletzte Pokemon zu und stellten Tara etwas zu fressen und zu trinken hin. Doch erst nach langem zögern fraß sie, obwohl ihr Hunger riesig war.
    Schließlich entschloss sich Tara dazu diesen Menschen etwas mehr vertrauen zu schenken, immerhin hatte sie ja nichts mehr zu verlieren, vielleicht aber konnte sie etwas gewinnen, auch wenn es nur eine Nacht in Frieden und etwas Futter war. Außerdem sahen sie viel zu friedlich aus, von ihnen schien wirklich keine Gefahr auszugehen. Die beiden hatten ihre Pokemon versorgt und sich dann ans Feuer gesetzt. Der grün-haarige Junge, der vorher noch Tara’s Bandagen gewechselt hatte, saß mit dem Rücken an einen Stein gelehnt und sah ins Feuer, seine Begleiterin hatte es sich mit einem warmen Tee neben ihm bequem gemacht und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. In Decken eingehüllt saßen sie so zusammen, als sie plötzlich sahen wie sich Tara einfach in ihrer Nähe neben das Feuer legte und sie ansah. Die Trainer lächelten sich an und sahen dann wieder ins Feuer. Diesen kleinen Vertrauensbeweis wussten sie wirklich zu schätzen. Der Abend war sehr ruhig und Tara fühlte sich das erste Mal seit dem Vorfall mit ihrem Vater einigermaßen wohl. Doch leider hielt auch diese schöne Zeit nicht lange an...


    Der nächste Morgen brach an. Nachdem sie alle aufgewacht waren untersuchte der Junge mit dem grünen Haar Tara’s Verletzungen erneut und stellte erfreut fest, dass die Arzneien, die er ihr gegeben hatte ihren Dienst getan hatten und die Wunden schon gut geheilt waren. Das Nachtara biss die Zähne zusammen, als der Trainer eine Salbe auf die Wunde an ihrer Pfote auf trug. Sie brannte höllisch, aber der Schmerz war mit ihrem innerlichen Schmerz nicht zu vergleichen. So ließ Tara diese Prozedur halbherzig über sich ergehen.
    Am Nachmittag aber brachen die beiden Menschen auf und mussten sie zurücklassen. Zwar hätte das Mädchen Tara gerne mitgenommen, aber das Nachtara wollte nicht. Sie war ein freies Pokemon, außerdem musste sie ja ihren Traum erfüllen und irgendwann wieder zu ihrem Rudel zurück kehren. So trennten sich ihre Wege.


    Die nächsten Tage waren weniger ereignisreich. Tara verließ endlich die Gegend rund um den Tohjo Gipfel und folgte einem Wanderweg. Hier fanden sich oft Essensreste, die von Wanderern und Trainern zurückgelassen wurden. So kam Tara gerade mal durch. Aber sie war nun mal ein Pokemon mit einer besonderen Färbung, daher blieb sie nicht lange unentdeckt. Ihre erste Begegnung mit Menschen auf ihrer weiteren Reise war, als sie mit knurrendem Magen ein Waldstück durchquerte. Sie hatte den Geruch von gebratenem Fisch wahrgenommen und wollte nachsehen, wo dieser herkam. Der Verursacher war ein junger Trainer, der sich im See etwas zu essen gefangen hatte. Nun saß er mit seinem Moorabbel am Lagerfeuer nahe dieses kleinen Sees und aß. Doch bevor sich Tara überlegt hatte, wie sie etwas von dem leckeren Schmaus ergattern könnte wurde sie schon bemerkt. Das Pokemon des Trainers bewegte kurz die Flosse auf seinem Kopf und richtete dann seinen Blick in die Richtung, in der Tara kauerte. Sie duckte sich und wollte sich nach hinten fort schleichen, doch nun hatte auch der Trainer bemerkt, dass da jemand war. „Was hast du Moorabbel? Ist da wer?“ In diesem Moment sah der Junge etwas weißes und etwas rotes im Gebüsch.
    Tara wusste, dass er sie gesehen hatte. Sie konnte nicht nach hinten weg rennen, denn einige Dornenzweige waren ihr im Weg. Die einzige Möglichkeit war nach vorne aus dem Gebüsch zu springen und dann ab zu hauen. Aber sollte sie das riskieren? Das junge Pokemon nahm allen Mut zusammen und sprang.


    Der Trainer reagierte sofort. Noch nie hatte er so ein merkwürdig gefärbtes Pokemon gesehen, er musste einfach versuchen es zu fangen. Daher befahl er seinem Moorabbel den Angriff. Es feuerte eine Aquaknarre auf Tara, als diese noch im Sprung war und schleuderte sie so nach hinten. Das Nachtara kullerte über den Boden, stand aber sofort wieder auf. Sie hatte große Angst und rannte los, in ihrer Eile sah sie aber nicht wohin. Das nutzte der Gegner aus, um ihr immer wieder mit Lehmschuss den Weg abzuschneiden. So drängte Moorabbel sie weiter in Richtung des großen Sees. Das merkte sie erst, als das kalte Wasser schon ihre Pfoten umspielte. Nach vorne konnte sie nicht, da wartete der Gegner. Hinten aber lag der See! Wo sollte sie hin? In diesem Moment wurde sie von einer weiteren Aquaknarre erfasst und landete in hohem Bogen im Wasser. Hustend versuchte Tara mit dem Kopf über Wasser zu bleiben. Moorabbel schwamm bereits auf sie zu und würde sicher gleich angreifen! Da geschah etwas, was niemand erwartet hätte. Tara’s Augen leuchteten eisblau auf und das Wasser um sie herum gefror zu einer festen Eisschicht. Diese Eisstraße zog sich in eine Richtung bis zum Ufer. Obwohl sie nicht wusste, wie das geschehen war erkannte Tara ihre Chance, das Nachtara kletterte auf das Eis und rannte so schnell es konnte davon. Erst als es den zugefrorenen See verlassen und im Wald verschwunden war rief der Trainer sein Moorabbel zurück. Nie hatte er so etwas ungewöhnliches gesehen. „Viel Glück auf deiner Reise, du wundersames Wesen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“


    Tara rannte, wollte einfach nur weg! Sie rannte so lange, bis ihre Beine nachgaben und sie keuchend am Boden liegen blieb. Ihr Körper bebte, zitterte vor Kälte, sie konnte kaum noch atmen, alles um sie herum schien sich zu bewegen. Was war gerade passiert? Als ihre Augen so aufgeleuchtet hatten hatte sie eine unglaubliche Kraft gefühlt, begleitet von einer fürchterlichen Kälte. Beides hatte ihren ganzen Körper erfüllt. Aber wo kam diese Kraft her? Und warum zitterte sie immer noch so sehr? Hatte sie solche Angst vor diesen unbekannten Kräften? Tara kauerte sich auf dem Boden zusammen. Sie wollte nicht mehr aufstehen, wozu auch? Ihre Familie hatte sie verstoßen, die Menschen jagten sie, andere Pokemon wollten sie nicht akzeptieren. Wozu lebte sie überhaupt, welchen Sinn hatte ihre Existenz? Warum konnte nicht alles einfach wieder wie früher sein? Tränen liefen über ihre Wangen und sie fiel erst nach Stunden in einen leichten Schlaf, der ihr aber keinesfalls Erholung brachte.


    Ein warmer Lufthauch berührte Tara’s Gesicht. Sie spürte ein angenehmes Kribbeln, welches durch ihren Körper fuhr. Langsam öffnete sie die Augen. Wo war sie? In einer Höhle? Tatsächlich lag das Nachtara in einer kleinen Höhle. Nahe ihres Körpers brannte eine Flamme. Es war aber kein Lagerfeuer, es war die Flamme eines Glurak! Dieses gewaltige Pokemon saß vor der Höhle und ließ nur seinen Schweif in der Höhle liegen, wo er als Wärmequelle diente. Tara stand auf und setzte sich neben das Feuerpokémon. Sie sah zu seinem Kopf hinauf und fing an leise zu sprechen. „Wieso hast du mich hier her gebracht? Wieso hast du mich nicht einfach da liegen lassen? Keiner braucht mich mehr..“
    Das große Pokemon sah sie kurz an und sah dann wieder in die Ferne. „Jedes Wesen, ob Mensch oder Pokemon, hat auf dieser Welt einen Platz. Eine Aufgabe, die vielleicht nicht jedem von Anfang an klar ist. Wenn du aber dein Leben aufgibst bevor es richtig angefangen hat, wirst du deine Aufgabe nicht entdecken. Glaub mir Kleines, eines Tages findest du jemanden der dich braucht, jemanden den du auch brauchst, und wenn du diesen gefunden hast wirst du sehen, dass dein Leben sehr wohl einen Sinn hat.“
    Tara hörte dem Glurak zu. Seine tiefe Stimme erinnerte an einen Großvater, der seinen Enkeln von seinem Leben erzählte. „Aber woher soll ich denn wissen, wer dieser jemand ist?“ Sie bezweifelte, dass es jemanden geben könnte, der sie so akzeptieren würde, wie sie war. „Wenn du ihn triffst wirst du es wissen.“ antwortete das Glurak mit einem Lächeln. Tara sah es noch mal an und folgte dann seinem Blick in die Ferne. Man konnte sehen, dass sie sich auf einem kleinen Berg befanden. Unten lag ein verschlafenes Dörfchen an einem Fluss, weiter hinten sah man eine Ebene beginnen, auf der schon kein Schnee mehr lag. Der Mond und die Sterne erhellten diese weite Fläche und Tara schien es wie ein Zeichen. Irgendwo dort unten gab es jemanden, den sie finden musste um den Sinn ihres Lebens finden zu können.
    Lange saßen die beiden Pokemon noch schweigend da und sahen in die Ferne, dann flog das Glurak im Morgengrauen zurück nach Hause, in das Dorf, wo sein Trainer wartete. Tara allerdings machte sich mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg durch die Ebene, auf der Suche nach dem Sinn ihres Daseins.

  • Tag, ich geb für deine Fanfiction mal eine Bewertung ab


    Prolog


    Den Anfang finde ich sehr gut, die Pokémon schlüpfen und entwickeln sich mit der Zeit. Auch, dass Nachtschatten sich gut um das Rudel kümmert finde ich super, oder, dass es alle verteidigt. Auch,dass du die Stärken und Schwächen der 3 Kinder beschreibst, bringt Leben in die Story. Nachdem Tara das Rudel in den Bergen verliert, ist sie auf sich gestellt und die Reise wird zum Survival. Das finde ich sehr gut, weil auch nicht alles glatt läuft. Tara wird angegriffen und bereut auch manche Taten sicher, das ist viel besser als diese "Alles ohne Probleme geschafft"-Dangelung.
    Dann diese Veränderung von Tara finde ich gut. Da kann man sich schon denken, dass es Probleme aufwirft. Stimmt ja, keiner aus dem Rudel erkennt sie wieder und sie greifen sie an. Sie versucht mit aller Kraft sie zu überzeugen, dass sie Nachtschattens Tochter ist, aber nix geht. Sie ist immer noch auf sich allein gestellt. Ich finde es sehr gut, wie du Tara´s Zustand und ihre Gefühle zum Ausdruck bringst, so kann man sich gut in sie hineinversetzen.


    Kapitel 1


    Das fand ich auch sehr gut, Tara streift weiter durch´s Land und versucht zu überleben. Die Szene mit dem Tediursa und den beiden Ursaring finde ich auch gut, weil sie auch zeigt, dass Leben ist nicht immer leicht. So muss sie alles versuchen um sich zu verteidigen und sich am Leben zu halten. Die beiden Trainer die sich um Tara gekümmert haben, fand ich sehr gut, weil sie auch auf mögliche Reaktionen oder Gefühle von ihr Acht geben.


    Zitat

    „Lassen wir ihr etwas Ruhe, ok?“


    Der Clue daran ist, dass Nachtschatten erzählt hat, Menschen sind gefährlich, obwohl sie sehr nett sind. Anstatt sie irgendwie zu stressen oder zu bedrängen, geben sie ihr Freiraum und Zeit sich richtig zu erholen. Das finde ich sehr gut, weil es ja nicht heißt, ist ein Mensch böse sind alle Menschen böse. Also das fand ich Klasse, diese Fürsorge.
    Sie geben Tara Futter, Trinken und Medizin. Wilde Pokémon soll man ja auch nicht benachteiligen.


    Die Stelle mit dem Trainer mit dem Moorabel, der Fisch isst, die fand ich auch cool, da kam auch noch Action rein, besonders als Tara in dem See landet und der plötzlich einfriert. Das hat sich schon gut gelesen, besonders ist, dass du auch wirklich richtige Bedürfnisse und Reaktionen eingebaut hast. Wenn man die Beeren von jemandem isst, wird man meist als Eindringling gesehen, oder brauchst du was zu essen, fragst du jemanden. Das war sehr gut.


    Was ich auch noch besonders gut fand, war die Szene mit dem Glurak in der Höhle. Schlaf hat Tara nichts gebracht, aber sie ist sicher. Sie kommt sich nutzlos vor und glaubt nicht und niemandem wichtig zu sein. Da kommt dann der Spruch von Glurak gut an, halt, dass er heißt, jeder hat seinen Platz im Leben und einer braucht dich immer (Und andersrum).
    Dass Tara dann wieder Mut fasst, die Zähne zusammenbeißt und ehrgeizig ihr 'Neues Ziel' verfolgt finde ich sehr gut.


    Jetzt wirklich was schlechtes habe ich nicht bemerkt, ich finde deinr Fanfiction sehr interessant und wirklich gut geschrieben, also von dem Ausdruck. Du hast auch viele Details gebracht, die einer guten Geschichte auch Leben bringen.
    Also alles in allem finde deine Fanfiction sehr gut und freue mich sie gelsen zu haben. Ich freue mich ebenso auf das nächste Kapitel.


    Ich hoffe, ich habe alles verständlich erklärt


    LG Gin Serpiroyal

  • „Du schon wieder! Verschwinde lieber Eindringling, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“.
    Das große Hundemon bleckte die Zähne und ging knurrend auf das andere Pokémon zu. Seine Nackenhaare standen starr auf und jeder Muskel, jede Sehne in seinem Körper schien gespannt. Es war darauf trainiert alles anzugreifen was hier keinen Zutritt hatte, und das waren nunmal jeder Mensch und jedes Pokémon außer seinem Trainer und dessen Pokémon. Was dieser Eindringling wollte war offensichtlich, denn seinem Meister gehörte ein Lebensmittelgeschäft. Da kam es schon einmal vor, dass sich herrenlose Pokémon über die großen Mülltonnen her machten und nach essbarem suchten. Um genau dies zu verhindern wachte Hundemon über diesen Hinterhof. Normalerweise gab es nun die Sorte Pokémon, die sofort Angst bekam und verschwand und es gab die Sorte Pokémon, die immer wieder versuchte ihr Ziel zu erreichen. Zu letzteren gehörte auch das sonderbare Nachtara, das immer wieder hier auftauchte um sich Essen zu ergaunern. Nicht nur, dass es einfach nicht aufgeben wollte, es sah auch noch sehr sonderbar aus:
    Anstatt einem schwarzen Fell war das Pokémon schneeweiß und dort, wo ein Nachtara gelbe, im seltensten Fall blaue Ringe zierten, waren eben diese Ringe blutrot. Die gelben Augen wirkten zwar entschlossen, aber der schmächtige Körperbau und die zurückhaltende Art zeigten, dass es nicht gerade Kampferprobt und noch sehr jung sein musste.
    Wie immer wenn sich ein Eindringling näherte ging Hundemon sofort in Angriffsstellung und knurrte zähnefletschend. Das Nachtara zuckte sofort zusammen und blieb stehen, dann tapste es aber zögernd weiter in Richtung der Mülltonnen. Hundemon machte nun einen Satz nach vorne, das Nachtara zeitgleich einen Satz zur Seite um die Entfernung beizubehalten. Nun wurde Hundemon wirklich wütend und rannte auf das Nachtara zu, blieb zwischen ihm und der Tonne stehen, verlagerte sein Gewicht auf die Hinterläufe und sprang, das Maul weit aufgerissen, auf seinen Gegner zu.
    Tara kniff die Augen zusammen und fühlte, wie ein eiskalter Schauer durch ihren gesamten Körper lief. Als sie die Augen wieder öffnete lag Hundemon zu ihren Füßen, es war fast komplett eingefroren und sein Gesicht war zu einer grotesken Fratze verzogen. Tara seufzte und trappelte an ihm vorbei zur Tonne. Es hasste diese Fähigkeit, auch wenn sie ihr schon oft geholfen hatte. Aber irgendwie musste sie nunmal durch kommen.
    In der Mülltonne fanden sich hauptsächlich Überreste von Verpackungen, also Papier und Plastik, aber mitten drin fand es tatsächlich kleinere Stücke trockenes Brot und sogar ein paar Fleischstückchen (Ja liebe Pokemon-Fans, Fleisch!). Diese essbaren Stücke zog sie sich aus dem Müll und begann sie zu verzehren. „Chuuu...“. Schnell fuhr Tara herum, jederzeit bereit sich zu wehren, doch zu ihren Füßen saßen nur ein kleines Pichu und ein Fluffeluff die das weiße Pokémon mit großen Augen ansahen. Tara wollte sie eigentlich verscheuchen, denn sie hatte lange nichts so gutes mehr gehabt, doch sie konnte die Kleinen auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. „Na kommt schon her und esst etwas.“. Kaum war sie zur Seite getreten machten sich die Knirpse über das Essen her. Tara lächelte leicht und verließ den Hinterhof. Sie war zwar nicht satt geworden, aber wenigstens hatte sie den beiden Kindern etwas helfen können.


    Die Sonne ging schon auf, also beschloss Tara die kleine Stadt zu verlassen und sich einen Rastplatz zu suchen. Sie war schon seit einigen Tagen hier also wurde es ohnehin Zeit weiter zu ziehen. Am Rand der Stadt lag ein tiefer Wald, doch Tara wollte nicht durch den Wald irren und beschloss daher den Waldrand als Route zu wählen. Sie trottete also eine Weile, bis sie auf eine Anhöhe traf, denn der Wald lag nur knapp vom Ufer eines großen Sees entfernt. Diese Anhöhe ragte sogar etwas über das Wasser und schien für sie ein idealer Rastplatz, denn unter den Bäumen konnte sie sich gut verstecken und hatte durch die erhöhte Position trotzdem einen guten Überblick. Schon kurze Zeit nachdem sich Tara unter einem Baum zusammengerollt hatte fiel sie in einen leichten Schlaf.


    Schnee. Die ganze Umgebung war von einer dichten Schneedecke überzogen und die untergehende Sonne ließ alles in einem wunderschönen Licht erstrahlen. Nur ganz leicht schneite es gerade, die wenigen Schneeflocken segelten langsam und sacht zu Boden und auch die Kälte war nicht eisig oder unangenehm. Doch diese wundervolle Idylle veränderte sich schlagartig: der Himmel verdunkelte sich, der Schneefall wurde immer stärker und endete in einem dichten Schneesturm, der durch den starken Wind und die eisige Kälte noch verstärkt wurde. Tara stand mitten in diesem Schneesturm und versuchte verzweifelt voran zu kommen, doch der tiefe Schnee machte es ihr nicht gerade leicht. Sie hörte plötzlich ein Knurren und fuhr erschrocken herum: um sie herum waren Schatten aufgetaucht, die nun näher kamen und sie umzingelten. Als erstes erkannte sie unter den Schatten ein großes Blitza, rechts daneben ein böse drein blickendes Flamara, daneben stand das Hundemon von eben, weiter ging es mit einem Ursaring, einem Moorabbel und so erkannte sie jedes Pokémon das sie in den letzten Monaten angegriffen hatte. Als letztes, links von dem Blitza, stand dann ein kräftiges Nachtara mit einer Narbe am linken Auge, zu seinen Füßen ein kleines Evoli, das sie verängstigt anstarrte. Alle anderen Pokémon sahen sie hasserfüllt oder sogar mit Mordlust im Blick an und murmelten gleichzeitig Worte, den sie nur zu oft hatte hören müssen: „Aussätzige! Verschwinde! Du gehörst nicht zu uns! Lass dich hier nicht mehr blicken!“
    Tara bekam immer größere Angst, sie drehte sich immer wieder hektisch herum, in der Hoffnung einen Weg aus diesem teuflischen Kreis zu finden, der sich immer enger um sie schloss. Die Worte wurden immer lauter, die Gesichter der Pokémon schienen sich um sie herum zu drehen und sie zu verfluchen. Wieso nur hassten sie sie alle? Was hatte sie ihnen getan?! Nun attackierten sie die ersten Pokémon und Tara konnte sich gegen diese Übermacht nicht wehren, sie wurde zu Boden gedrückt und...


    Tara schrie auf und sprang auf die Füße. Schwer keuchend fuhr sie herum und versicherte sich, dass niemand hier war. „Nur ein Traum...“ seufzte sie und versuchte wieder Luft zu bekommen. Dieser Traum war so realistisch gewesen, sie konnte die hasserfüllten Blicke noch immer spüren. Schnell trat sie einige Schritte nach vorne auf die Anhöhe. Die Sonne stand schon hoch am Horizont und das Wasser des großen Sees schimmerte durch das reflektierte Licht. Sogar das ein oder andere kleine Fischerboot schipperte über das Wasser. Tara setzte sich auf den Boden und ließ dieses beruhigende Bild auf sich wirken. Sie musste unbedingt einen Platz auf der Welt finden. Die Worte des Gluraks kamen ihr in den Sinn: „Jedes Wesen, ob Mensch oder Pokémon, hat auf dieser Welt einen Platz. Eine Aufgabe, die vielleicht nicht jedem von Anfang an klar ist. Wenn du aber dein Leben aufgibst bevor es richtig angefangen hat, wirst du deine Aufgabe nicht entdecken. Glaub mir Kleines, eines Tages findest du jemanden der dich braucht, jemanden den du auch brauchst, und wenn du diesen jemand gefunden hast wirst du sehen, dass dein Leben sehr wohl einen Sinn hat.“
    Diese Worte hatten ihr damals wie heute Hoffnung gegeben, die Hoffnung vielleicht doch noch heimkehren zu können. Seither klammerte sie sich an diese Worte und suchte nach diesem Jemand, von dem das Glurak damals gesprochen hatte. Auch sie wollte einen Platz haben, an den sie gehörte. So in Gedanken versunken starrte Tara auf das weite Wasser. „Eines Tages kehre ich zurück...egal was kommt...denn wir sind doch eine Familie...!“


    Zur gleichen Zeit wanderte ein Pokémon durch den Wald. Das Licht, welches durch die Baumkronen drang ließ die lila farbene Haut des Pokémon immer wieder kurz glänzen, die lange Zunge des Pokémon leckte durch die Luft, als hätte sie ein Eigenleben. Es wanderte nun schon eine Weile durch diesen Wald und schien nun endlich auf dem richtigen Weg nach draußen zu sein, denn das Blätterdach über ihm wurde lichter. Endlich erreichte es nun den Waldrand und blickte sofort auf eine weite Wasserfläche. Das mit vielen Zähnen besetzte Maul verzog sich zu einen breiten Grinsen. Nun wollte es sich noch etwas ausruhen bevor es weiter zog und ein Vorsprung, der über das Wasser hinaus ragte und gerade in der Nachmittagssonne lag schien ihm ideal. Doch als er den Vorsprung bestiegen hatte sah er etwas Weißes unter einem Baum liegen.


    Tara hörte Schritte und sprang auf die Füße, sofort ging sie in Angriffsstellung, bereit sich zu verteidigen. Vor ihr stand eine seltsame Kreatur, so ein Pokémon hatte sie im Leben noch nie gesehen! Das Licht spiegelte sich auf seiner lila farbenen Haut und ließ sie spiegelglatt erscheinen. Quer aus dem Maul des großen Pokémon hing eine lange Zunge, die gierig durch die Luft leckte. Dieses für sie fast schon riesige Pokémon (es war immerhin mehr als doppelt so groß wie sie selbst!) wirkte äußerst bedrohlich auf sie. Deshalb duckte sich Tara misstrauisch und sah den Fremden an. „Hehehehehihihihi was bist du den für einer?“ kicherte er, Tara knurrte darauf hin kurz. „Das könnte ich dich genauso fragen!“. Erstaunt sah das große Pokémon auf das Kleinere hinab. „Warum so bissig? Hihihihehehi... man nennt mich Imgar, und wer bist du?“. „Das geht dich nichts an!“ bellte Tara zurück. Nun lachte Imgar erst recht auf. „Hast du etwa Angst vor mir? Ich tue dir nichts, auch wenn ich vielleicht zum fürchten aussehe hihihi!“. Erwartungsvoll sah Imgar Tara an. Sie war noch immer misstrauisch und fragte nur knapp: „Was bist du? Sowas wie dich habe ich noch nie gesehen..“. Imgar behielt sein Grinsen auf, es wurde sogar noch etwas breiter. „Das wüsstest du jetzt gerne, wie? Ich geb dir einen Tipp, denn auch wenn ich mehr wie ein Gengar aus sehe..“ es zog seine Zunge zurück ins Maul „bin ich noch immer ein Impergator. Deswegen auch Imgar.“. Als Abschluss seines Satzes klappte es sein Maul zu und mit etwas Fantasie erkannte Tara nun, dass er tatsächlich recht hatte. Nun siegte ihre Neugier, denn Imgar schien anders zu sein als es ihr erster Eindruck vermittelt hatte. Sie beschloss nach kurzem Überlegen, dass sie ihm eine Chance geben sollte. „Na gut Imgar...mein Name ist Tara...aber wieso siehst du so..“ „..anders aus?“ beendete Imgar ihren Satz und lachte. Tara nickte nur leicht und erschrak, als die Augen ihres Gegenübers rot aufleuchteten. „Sag du mir erst warum du weiß bist. Ein normales Nachtara ist doch schwarz!“. Tara's Blick verfinsterte sich kurz, allerdings lang genug, dass Imgar es bemerkte. „Das ist eine lange Geschichte..über die ich nicht reden will. Gegenfrage: Warum bist du denn nun lila?“. Imgar grinste. „Das ist eine lange Geschichte.“. Tara setzte sich nun auf den Boden und sah zu dem Impergator hoch. „Dann fang an, ich hab Zeit.“.
    Diese Reaktion hatte Imgar nicht erwartet, sehr erstaunt sah er auf das kleine Pokémon herab. Sie wollte seine Geschichte also echt hören! Auch war sie das erste Pokémon, das nicht vor ihm flüchtete! Er setzte sich ihr Gegenüber auf den Boden und kratzte sich am Kopf. „Also gut...phuuu wie lange ist das jetzt her? Ach ja, es müsste jetzt an die sieben Jahre her sein...“.

  • Gespannt wartete Tara, was ihr Gegenüber ihr wohl erzählen würde. Imgar kratzte sich unterdessen am Kopf und überlegte. Wo sollte er anfangen? Er könnte einfach eine Kurzfassung erzählen, doch da Tara sich wirklich für seine Geschichte zu interessieren schien entschied er sich von vorne anzufangen. „Genau, es war vor sieben Jahren, ich war damals noch ein junges und naives Karnimani, das einfach nur mit seinem Trainer spielen wollte...“


    Etwa sieben Jahre zuvor...


    „Na komm schon Gara, wir sind fast da, das fühle ich!“. Der junge Trainer lief über den holprigen Waldweg und rief dabei sein Karnimani zu sich, welches ihm nachlief. Er ließ seine Pokémon nicht gerne im Pokéball, er wollte lieber, dass sie frei draußen spielen konnten. Seine anderen Pokémon waren auch gerade irgendwo in der Nähe unterwegs, sie würden spätestens am Abend zum Pokémon Center zurück kehren, das war die letzten Tage auch so gewesen. Nur Gara, sein kleines Karnimani, blieb die ganze Zeit über bei ihm. Vato, so hieß der junge Trainer, hatte vor einigen Tagen ein Dorf erreicht, in dem er von einer versteckten Ruine gehört hatte. In dieser Ruine, so hieß es, seien außergewöhnliche Pokémon zu Hause und die Inschriften an den Wänden bargen angeblich ein Rätsel, welches zu einem Schatz führen sollte. Viele Forscher hatten schon versucht diese Ruinen zu erkunden, doch gab es noch ein weiteres Problem. „Weist du Gara, es heißt, dass der Schutzpatron des Waldes nur diejenigen bis zur Ruine durch lässt, die keine bösen Hintergrundgedanken hegen und das Geheimnis der Ruine nicht missbrauchen oder verkünden wollten. Ich verstehe zwar nicht so ganz, wie das gehen soll, aber das könnte erklären, warum sie bisher noch kaum ein Mensch gefunden hat, immerhin wollen die meisten Forscher so eine Entdeckung nur nutzen um ihren eigenen Ruhm zu mehren.“. Der Trainer sah zu seinem Pokémon, das inzwischen wieder neben ihm ging und die Argumente seines Trainers mit einem kräftigen Nicken unterstützte. Vato grinste, als sein Pokémon ihn bestätigte. „Vielleicht ist das alles auch wirklich nur eine alte Legende, aber ich hoffe, dass sie wahr ist, dann haben wir nicht umsonst gesucht!“. So liefen beide weiter, entschlossen diese Ruine endlich zu finden.
    Nach zwei endlosen Stunden kamen sie dann auf einer Lichtung an. Auf dieser befand sich ein alter Schrein aus Holz, vor diesem lag ein Stein auf dem Boden, in dem sich merkwürdige kleine Einkerbungen befanden. Mittig auf der Lichtung sahen die beiden dann ein Gebilde aus Stein: Es war der Eingang zu einer unterirdischen Ruine!
    Vatos Grinsen wurde breiter und er umarmte sein Karnimani, wobei er im Kreis wirbelte. „Wir haben sie gefunden Gara, wir haben es geschafft! Ist das nicht klasse?! Ich freu mich so!“. Gara schnatterte begeistert, obwohl es selbst nicht so wirklich verstand, weshalb der junge Trainer so ausflippte. Aber immerhin freute er sich, und wenn sich sein Trainer freute war das Pokémon auch glücklich.
    „Aber zuerst...“ unterbrach Vato nun und setzte sein Pokémon wieder ab „...sollten wir dem Patron für sein Vertrauen danken, findest du nicht auch?“. Der Trainer setzte seinen Rucksack ab und holte eine kleine Schachtel hervor, in welcher sich Räucherstäbchen befanden. Mit wenigen Handgriffen hatte er sie angezündet und in den Einkerbungen vor dem Schrein niedergelegt. Dann kniete er sich davor und faltete die Augen, um ein kleines Dankgebet zu sprechen. Gara stand nur verdutzt daneben und sah seinen Trainer an. Das Pokémon konnte nicht verstehen was diese Gestik zu bedeuten hatte, ahmte seinen Trainer allerdings nach, indem es sich neben ihn stellte und mit geschlossenen Augen die Hände zusammen legte.
    Vato fühlte sich kurzzeitig in seine frühe Kindheit zurück versetzt, als er fast täglich mit seiner Großmutter vor so einem Schrein gebetet hatte, erst nach ihrem Tod einige Monate zuvor tat er das seltener, seitdem war er ja auch auf seiner Reise. Nach dem Gebet betraten Vato und sein Karnimani die Ruine, stets aufmerksam, denn es war dort unten furchtbar dunkel. Der Trainer seufzte. „Jetzt hätte ich gerne Amber dabei, aber sie ist ja leider krank...“. Amber war sein Glumanda, welches ihnen sicherlich den Weg hätte ausleuchten können, so tappten sie im Halbdunklen weiter. Erst als man wirklich nichts mehr sehen konnte benutze Vato die Taschenlampe, die er mitgenommen hatte, innerlich hoffend, dass der Akku genügen würde.
    So schritten sie einige Stunden lang durch die dunkle und kalte Ruine. Gara wurde plötzlich nervös, denn es spürte die Anwesenheit von fremden Lebewesen. Ängstlich rutschte es näher an seinen Trainer heran, der nur verwundert schmunzelte. „Hast du Angst mein Freund?“. Doch da stockte auch Vato und hielt inne. Da erschien vor beiden auch schon ein breites Grinsen, mitten in der Luft schwebend, aus dem nur eine lange Zunge hing. Vato machte einen Schritt zurück, bis er sich wieder fing, sein Karnimani allerdings bekam einen riesigen Schrecken und rannte in die Dunkelheit. „Gara bleib hier!“ rief der Trainer und fuhr mit bösem Blick zu dem Grinsen herum, welches sich nach Beleuchten mit der Taschenlampe als ein Alpollo heraus stellte. Es kicherte blöd und verschwand so schnell wie es gekommen war, Vato rannte derweil seinem verängstigtem Pokémon nach. Er fand es wieder, allerdings nur rechtzeitig um zu sehen, wie es durch einige morsche Bodendielen und die Tiefe Dunkelheit stürzte. Er reagierte zu spät um es noch in den Pokéball zurück rufen zu können und auch wenn er sein Pokémon dringend retten wollte, er war nicht Lebensmüde genug um sich dem Loch weiter zu nähern und Gefahr zu laufen ebenfalls durchzubrechen. Er rief mehrmals den Namen seines Pokémon und machte sich dann auf die Suche nach einer Abstiegsmöglichkeit um Gara zu Suchen, als er keine Antwort bekam.
    Unterdessen kam Gara wieder zu sich und tapste unsicher durch die dunklen Flure. Nach diesem Sturz hatte das junge Pokémon noch mehr Angst und suchte verzweifelt nach seinem Trainer, leider noch ohne Erfolg. „Kekekekeke...“ hallte es durch die Dunkelheit und Gara zuckte ängstlich zusammen. „Hihihihehehihihihihihi.....wer bist du denn?“. Diese tiefe und zugleich eiskalte Stimme konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Gara schluckte und drehte sich um. Ihm leuchtete ein rotes Paar Augen entgegen. Er wollte Schreien, doch der Schrei blieb dem Pokémon in der Kehle stecken, solche Angst hatte es.
    Die Augen näherten sich langsam, sie gehörten zu einem großen, lilafarbenen Körper, der lautlos über dem Boden schwebte. Das bösartigste Grinsen, das Gara je gesehen hatte, blitzte ihm nun entgegen und der Blick des Pokémon wich nicht von dem kleinen Wasser Pokémon ab. „Du bist also dieser Eindringling, der es wagt sich hier in MEINER Ruine herum zu treiben?! Was denkst du halbe Portion dir eigentlich dabei?!“. Gara schluckte den Kloß, der in seinem Hals steckte herunter und antwortete kleinlaut. „Aber der Patron des Waldes hat uns doch hier her gehen lassen...wir...wollen wirklich nichts böses!“. Die Augen des lilafarbenen Pokémons verengten sich. „Wir? Dann bist du nicht der einzige Eindringling?!“ Nun schien das Pokémon richtig wütend zu werden, es ließ Gara mit Hilfe seiner telekinetischen Fähigkeiten schweben und rief wütend: „Du hast einen Mensch hier eingeschleppt?!“. Bevor das Karnimani fragen konnte, woher das böse Pokémon das plötzlich wusste wurde es gegen eine Wand gedonnert. „Diesen Menschen schnappe ich mir, doch du wirst als erster büßen müssen!“. Es untermauerte seine Aussage mit einem wohlgezielten und sehr starken Spukball, dem Gara nicht ausweichen konnte. Keuchend versuchte das Karnimani sich zu wehren, es griff mit einer Aquaknarre an, der sein Gegner aber mit Leichtigkeit auswich. Nun folgte ein weiterer Spukball, darauf hin wurde Gara von einer großen Zunge umwickelt und gepackt. „Du wirst den Zorn des großen Gengar zu spüren bekommen, aber glaub nicht, dass ich kurzen Prozess mit dir mache! Ooooooh nein, ich werde dich langsam von innen zerfressen!!“. Das verrückte Lachen schien plötzlich von überall zu kommen, es hallte auf Gara ein. Dann spürte er eine merkwürdige Kälte, die ihn komplett einhüllte, sein Magen schien sich umzudrehen, die komische Übelkeit wurde davon unterstützt, dass sein Kopf furchtbar zu schmerzen begann, seine Atmung immer flacher wurde und sich sein Blickfeld immer mehr verdrehte und verzerrte. Es war ein grausames Gefühl, als ob etwas seine Seele aus dem kleinen Körper reißen wollte. Das einzige, was Gara noch klar wahrnehmen konnte war das hämische Lachen. Dann wurde es dem Pokémon langsam schwarz vor Augen. Das letzte, was ihm in den Sinn kam war der Gedanke an Vato, der irgendwo in diesen Ruinen nach ihm suchte. Hoffentlich war er nicht verletzt...


    Vato rieb sich den Kopf und versuchte die Augen zu öffnen, doch das Licht blendete ihn zu stark. „Er ist aufgewacht!“ hörte er eine Stimme, die einer Frau. „Was ist passiert?...“. Der junge Trainer schaffte es sich umzusehen, wobei der pochende Schmerz in seinem Kopf größer wurde. Er lag in einem kleinen Zimmer, neben ihm stand Schwester Joy, die ihn anlächelte. „Endlich bist du aufgewacht“ sprach sie „wie geht es dir? Hast du Schmerzen?“. Vato sah sie erschrocken an. War er im Pokémon Center? Doch wie war er hier her gekommen? Und am wichtigsten: wo war Gara?!
    Der Gesichtsausdruck der Krankenschwester wurde besorgter, als er ihr diese Fragen stellte. „Wir haben dich gestern Abend am Waldrand gefunden, du hattest eine Wunde am Kopf und warst bewusstlos...Wo dein Pokémon ist weis ich nicht, es war jedenfalls nicht bei dir als wir dich fanden.“. Vato starrte die Schwester an, dann setzte er sich ruckartig auf, was von einem Schwindelgefühl und einem starken Pochen im Kopf unterstützt wurde. Er musste sich nach vorne lehnen und mit den Armen an der Bettdecke fest krallen, um nicht wieder nach hinten zu kippen. „Am...am Waldrand?! Aber ich...wir...Gara und ich waren doch an der Ruine, wir haben...“. Er hielt sich die rechte Hand an die Stirn. Er konnte sich nicht mehr erinnern was passiert war, er wusste nur noch, dass er Gara gesucht hatte, nachdem das Pokémon durch den Boden gebrochen war. Danach brachen seine Erinnerungen plötzlich ab. Ob das an der Verletzung lag? Vielleicht war er ja gestürzt und hatte sich den Kopf gestoßen? Aber wie war er dann an den Waldrand gelangt? All diese Fragen belasteten Herz und Verstand des jungen Trainers zu sehr, er atmete tief ein und dann seufzend wieder aus, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann stand er, obwohl die Schwester vergeblich versuchte ihn zurück ins Bett zu drücken, auf und wankte durch das kleine Zimmer zur Tür. Als er sie öffnete gelang er in einen größeren Raum, wo gerade zwei Chaneiras damit beschäftigt waren einige Pokémon zu versorgen. An der Wand direkt neben seinem Zimmer saßen ein paar ihm wohl bekannte Pokémon und warteten: seine Pokémon!
    Als diese ihren Trainer erkannten liefen und flatterten sie auf ihn zu und drückten sich voller Freude an ihn. Vato lächelte, doch sein Lächeln verschwand wieder, als er realisierte, dass Gara tatsächlich nicht unter ihnen war. „Wir müssen ihn suchen...“ murmelte er und ging in das kleine Zimmer zurück, wo seine Klamotten lagen. Bevor Schwester Joy etwas sagen konnte entgegnete er ihr einen ernsten Blick. „Sie können mich nicht aufhalten, meine Pokémon sind meine Freunde und ich lasse Gara sicher nicht im Stich!“. Kaum hatte sie den Raum verlassen zog er sich schnell um, wobei er versuchte die Kopfschmerzen und die leichte Übelkeit zu ignorieren, und verließ dann mit seinen Pokémon das Center. Es war wohl früher Nachmittag, die Sonne stand noch immer hoch am Himmel, es blieb also genügend Zeit zu den Ruinen zurück zu kehren und Gara zu suchen.
    Doch obwohl Vato und seine Pokémon bis in die Nacht hinein suchten fanden sie weder die Lichtung, noch das kleine Karnimani. Erst als sie, nicht zum ersten Mal an diesem Tag, anstatt der Lichtung wieder nur am Waldrand erreichten, verschoben sie die Suche schweren Herzens. Am nächsten Tag hatte es Schwester Joy geschafft einige Trainer aus dem Center zu finden, die bereit waren nach Gara zu suchen, so brach der Suchtrupp früh am Morgen auf. Auch Vato, der von der Schwester nach langer Diskussion ein Schmerzmittel bekommen hatte, war wieder in der Lage weiter zu suchen, so durchkämmten all die Trainer und ihre Pokémon den Wald. Als es schon dämmerte ließ sich Vato vollkommen erschöpft auf einem Baumstamm nieder. „Wieso kann ich ihn nicht finden?...Bitte hilf mir doch...ich will doch nur Gara finden...“. Er hob seinen Kopf und sah verzweifelt zum verfärbten Himmel, der in den schönsten Farben schimmerte. Dann atmete Vato tief durch und ging weiter.
    Eine halbe Stunde später versammelten sich die Suchtrupps vor dem Pokémon Center, nur um einander zu berichten, dass keiner das Pokémon gefunden hatte. Auch fiel ihnen auf, dass ausgerechnet Vato noch nicht zurück gekehrt war.
    Dieser stand gerade auf einer ihm wohl bekannten Lichtung und starrte auf einen Haufen Holz, der dort herum lag. Vor diesem Haufen lag ein Stein mit den Überresten von angekockelten Räucherstäbchen. „Wie kann das sein? Was..ist passiert?“. Sein Blick wanderte von dem ehemaligen Holzschrein weiter nach rechts, wo eigentlich ein Gebilde aus Stein stehen sollte, der Eingang zur Ruine. Doch dort war nichts, nicht ein einziges Steinchen war zurück geblieben. „Wieso?...Wo ist es hin?...Wie...“. Dann fiel Vato auf die Knie, all seine Hoffnung Gara zu finden war mit einem Mal zerschmettert. Seine Pokémon standen hinter ihm, verstanden nicht was mit ihrem Trainer los war, doch Vato wusste inzwischen, dass er seinen Freund Gara nie wiedersehen würde.


    Einige Zeit später.


    Der junge Mann seufzte und sah zu den dichten Bäumen. „Ein Geist also?“. Er sah wieder auf die alte Frau herab, die ihm gerade diese unglaubliche Geschichte erzählt hatte. „Ja, das Vieh streunt hier schon seit bestimmt vier Jahren durch die Wälder! Die normalen Menschen trauen sich nicht mehr in den Wald und die Pokemon-Trainer, diese lebensmüden Jungspunde, kommen entweder verletzt und mit besiegtem Team zurück oder sie finden gar nichts.“. Der junge Trainer nickte und bedankte sich bei der Frau. Dann sah er in den Himmel hinauf, es wurde allmählich dunkel, perfekte Zeit also um auf die Jagd nach diesem Geist zu gehen. Er wusste genau, dass es nur ein Geist-Pokemon sein würde, deswegen hatte er sich auch dazu entschlossen der Sache auf den Grund zu gehen. Sein letzter Besuch in diesem Dorf war lange her, er hatte noch immer schlechte Erinnerungen an diese Wälder, doch davon ließ er sich nicht abhalten, denn als er das erste Mal von dem Geist hörte, der seid seinem letzten Besuch hier sein Unwesen trieb, hatte er sofort das Gefühl, dass er hier fündig werden würde. Nie hatte er die Suche nach seinem alten Freund gänzlich aufgegeben, obwohl er auf seiner Reise weiter gezogen war, hatte er die Hoffnung, seinen verlorenen Freund zu finden, immer mit sich getragen, auch wenn sie nur gering war.
    Der Mann ging durch den Wald, immer gefasst darauf von diesem Geist oder Monster, wie die meisten das Wesen nannten, angegriffen zu werden. Tatsächlich konnte er ein Rascheln im dichten Unterholz ausmachen, ein Paar rote Augen leuchteten im nächsten Moment auf und fixierten ihn. Der Trainer spannte seine Muskeln, jederzeit bereit einen Pokéball zu ziehen. „Wer bist du? Warum greifst du die Menschen hier an? Ich bin als Vermittler gekommen, also sag mir was deine Probleme mit den Menschen sind, dann kümmere ich mich darum.“. Er tat das hier nicht zum ersten Mal, denn er hatte schon immer ein gutes Gefühl für die Gefühle der Pokémon gehabt. Diese Einfühlsamkeit hatte er oft genutzt um Trainern mit Problempokémon zu helfen, daher hatte er auch die Hoffnung den Menschen aus diesem Dorf mit dieser Fähigkeit helfen zu können.
    Das Wesen trat langsam auf ihn zu, der junge Mann aber zog noch immer keinen Pokéball, zu sehr war er verwirrt, WAS da auf ihn zu kam. Es sah von weitem aus wie ein diffus verformtes Gengar, seine Körperzüge, wie die breite Schnauze und der lange, am Boden schleifende Schweif erinnerten allerdings stark an ein Impergator. Die lange Zunge, die aus dem reichlich bezahnten Maul hing, leckte durch die Luft, als würde sie ein Eigenleben besitzen.
    Dem Trainer kam plötzlich ein Gedanke, der an Absurdität nicht zu überbieten war, doch trotzdem hatte er das dumpfe Gefühl, dass etwas an ihm dran war.
    „G...Gara?“.
    Das Pokémon stoppte, die Zunge entspannte sich und hing nur noch schlaff herunter und der mordlustige Blick in seinen Augen verschwand. Als das Licht des Mondes von den Wolken frei gegeben wurde und durch das spärliche Blätter brach, erkannte das Pokémon das Gesicht des Trainers und mit einem Mal schien es sich an etwas zu erinnern.


    Wieder in der Gegenwart:


    Tara sah das Impergator schweigend an, diese Geschichte war so konfus und unheimlich, eine ähnliche Geschichte hatte sie noch nie gehört. „Dieser junge Mann...war das dein Trainer?“.
    Imgar nickte nur. „Als ich ihn erkannte war es, als würde ich aus einem Trancezustand aufwachen. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, was seit dem Kampf mit Gengar geschehen war. Das Einzige, was mir auch heute noch im Kopf herumschwirrt, sind die Bilder von verletzten Pokémon und Menschen, die mich voller Angst oder Hass ansehen, aber ich kann mich nicht daran erinnern wer sie sind, noch warum sie so übel zugerichtet waren. Auch an meine Entwicklung zu einem Tyracroc oder einem Impergator kann ich mich nicht erinnern.“.
    „Aber sag mal Imgar...wenn du einen Trainer hast, warum bist du dann allein und sagst mir, dass du verstoßen wurdest? Hat sich Vato denn nicht gefreut dich wieder zu sehen?“.
    „Oh doch, das hat er“ entgegnete das Impergator „sogar sehr, er erzählte mir, dass er mich seit fast fünf Jahren suchte. Ich war wirklich gerührt. Allerdings war er der einzigste, alle Menschen oder Pokémon mieden mich. Sogar Vatos Pokémon, meine früheren Kameraden...“. Das Pokémon stoppt und sah mit einem Mal furchtbar betrübt aus. Tara sah Imgar mitfühlend an. Er bemerkte es und raffte sich wieder auf um seine Geschichte fertig zu erzählen, obwohl er sich nun wieder an alles erinnern musste und es ihm schwer fiel die Geschichte erneut so genau zu erzählen, tat es ihm gut endlich mal über alles zu sprechen. Dieses Nachtara vor ihm war sehr jung, aber trotzdem schien es genau zu verstehen, wie er sich fühlte.
    „Vato..“ begann er nun weiter zu berichten „hat wirklich alles versucht, damit ich mich wohl fühlen konnte, er hat seinen Pokémon immer wieder erklärt, dass ich das Karnimani von damals bin...doch sie interessierte das nicht, sie mieden mich weiter. Irgendwann habe ich das nicht mehr ausgehalten... mein Trainer war so furchtbar traurig, weil ich unter all dem litt... ich wollte ihm das ersparen und bin gegangen. Ich habe jede Verbindung zu Vato getrennt und meinen Namen, den er mir gab, aufgegeben. Daher heiße ich auch nicht mehr Gara, ich bin Imgar...das Impergator, das von einem Gengar übernommen und gelenkt wurde...das Impergator, das so vielen Menschen und Pokémon Schmerzen zugefügt hat...das Impergator, das keiner will.“.

  • Tara wollte noch so viel mehr erfahren. Wie genau konnte es passieren, dass Imgar jahrelang von einem Gengar beherrscht wurde? Warum hatte ein Treffen mit seinem Trainer gereicht, um das bösartige Pokémon zu vertreiben? Und was genau war passiert, nachdem Vato sein Pokémon mitgenommen hatte? Klar, Imgar hatte ihr gerade erzählt was passiert war, aber er hatte sich sehr kurz gehalten und nichts genaueres mehr berichtet. Nun saß das Impergator nur noch da und starrte mit leerem Blick nach vorne. Er schien keine Anstalten mehr zu machen weiteres zu erzählen und das musste Tara nun einmal akzeptieren. Sie sah an Imgar vorbei zur Sonne, die während seiner Erzählung immer näher zum Horizont gewandert war. Bald würde es Nacht werden: Die Tageszeit, in der die nachtaktiven Pokémon auf die Jagd gingen.
    Tara war eigentlich nicht wirklich nachtaktiv, sie passte sich an die jeweiligen Gegebenheiten an, aber in der Nacht war sie lieber auf Futtersuche, da dann weniger Menschen und vor allem Trainer unterwegs waren als am Tag. Wenn sie allerdings reiste, dann war sie meist am Tag und abseits der Wanderrouten unterwegs, damit sie ihr Weg nicht in ein zu gefährliches Gebiet führte.
    Während Tara darüber grübelte, ob Imgar wohl mehr Tag- oder nachtaktiv war, - immerhin war er ja irgendwie auch ein Gengar -, bemerkte sie, dass eben dieser aufstand und zur untergehenden Sonne blickte. Dann wandte er sich um und durchbrach die Stille. „Es wird Nacht deswegen werde ich mich jetzt verabschieden..“. Tara legte kurz den Kopf schief und sah verwundert zu Imgar hinüber. Ihr war nicht entgangen, dass sich Imgar plötzlich ganz anders verhielt als vor seiner Erzählung, er schien mit einmal viel ernster zu sein. „Wieso denn? Ich dachte wir könnten noch etwas reden...du bist das erste Pokémon, dem es wie mir geht, ich möchte doch noch so vieles wissen..“. Imgar drehte sich nicht um sondern sprach nur leise zu Tara. „Die Nacht ist gefährlich...wenn du...mit mir...unterwegs bist..das Gengar...es..“. Immer wieder wurde sein Satz durch hastiges, fast schon krampfhaftes Einatmen unterbrochen, was Tara ziemlich beunruhigte. Sie sprang auf und trabte um Imgar herum. Er krallte seine Klauen an seinem Kopf fest und presste das Maul mit aller Kraft zu, als würde aus diesem etwas entweichen wollen, das er nur so daran hindern konnte. Auch kniff er die Augen krampfhaft zusammen und sein ganzer Körper war angespannt. „Imgar was hast du?..“. Tara lief ein Schauder über den Rücken, ein solcher wie man ihn spürt, wenn Gefahr droht. Instinktiv wich sie einige Schritte zurück. Genau in dem Moment als die Sonne hinter den Bergen verschwand und nicht einmal mehr der Rand der orange-rot glühenden Scheibe zu sehen war löste sich die Spannung in Imgars Körper: Seine eben noch glänzende Haut wirkte wie auf einen Schlag matt, seine lange Zunge schoss aus dem breiten Maul hervor und übte wie von selbst aggressive Schläge in die Luft aus. Seine Zähne blitzten unterdessen gefährlich, als wären sie nun noch spitzer als zuvor, und Imgars Augen, die er nun öffnete, spiegelten den blanken Wahnsinn wieder, rot leuchtend und mordlustig. Ehe sich Tara versehen konnte stürzte das lilafarbene Ungetüm auf sie zu.
    Tara schaltete schnell genug um zu verstehen, dass das hier lebensgefährlich für sie war, so schaffte sie es gerade noch auszuweichen, indem sie sich duckte und kurz bevor Imgar sie erreichte zur Seite weg rollte. Dann sprang sie auf die Füße und sprintete von Imgar weg, der sich ihr erneut zuwandte. „Imgar was soll das? Warum greifst du mich plötzlich an?!“. Imgar schien nicht zu reagieren, er bleckte die Zähne und verschwand dann, so wie man es von manchen Geistpokemon kannte, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Tara zuckte kurz mit den Ohren und lief dann in den Wald, aus dem sie ein irres Lachen hören konnte. Sie war sich ziemlich sicher, dass es von Imgar stammen würde, deswegen machte sie sich sofort auf die Suche nach der Lärmquelle.
    Imgar stapfte derweil durch den Wald, seine Zunge zuckte angespannt hin und her und seine Augen hielten nach etwas Ausschau. Dann stürzte er sich auf das erstbeste Pokémon, das er ausmachen konnte: ein junges Wiesor. Imgar packte das Pokémon mit seiner langen Zunge, die es umwickelte, zog sie ein, und schloss das Maul. Als Tara Imgar fand sah sie nur noch den buschigen Schweif, der wild zuckend aus Imgars Maul heraus hing. „Imgar was zur Hölle...“. Tara zitterte, was war denn nur los mit ihm? Sie hatte Angst, als sie seinen Blick bemerkte, der auf ihr ruhte. Es waren nicht die verrückt-spöttischen Augen, die Imgar noch vor wenigen Stunden hatte, auch nicht der gequälte Blick, den er beim Erzählen seiner Geschichte hatte, nein, diesmal war es ein aggressiver Blick, eine pure Mordlust lag darin. Tara musste nun wohl oder übel kämpfen, wenn sie dem Wiesor helfen und ihr eigenes Leben retten wollte. Doch nur wenn Imgar sie erneut angreifen würde, wollte sie sich wehren, zunächst versuchte sie noch mit Worten zu ihm durchzudringen. „Imgar hör doch auf und lass das Wieso los! Das bist nicht du..“. Das Impergator grinste, sodass man seine Zähne sehen konnte. Auch das Wiesor war nun sichtbar, es krallte sich verzweifelt in der Zunge fest, in der Hoffnung sich so befreien zu können. Sein Blick war von Angst erfüllt und es quiekte verzweifelt.
    „Natürlich bin ich das! Woher nimmst du dir das Recht etwas anderes zu behaupten?“. Ein verrücktes Lachen begleitete Imgars Worte. Tara zuckte zusammen. Ja, es stimmte, sie kannte Imgar erst wenige Stunden, doch trotzdem hatte sie nicht das Gefühl, dass Imgar das hier freiwillig tat.
    Sie sah ihn verzweifelt an, unsicher ob sie angreifen, flüchten oder es weiter mit gutem Zureden versuchen sollte. Mit einem Mal war es, als würde Imgar wissen was sie dachte, denn seine Augen hörten auf einen Schlag auf zu leuchten und der Hass darin wich einem sanften Schein. Auch seine Zunge entrollte sich, wodurch das Wieso wieder frei kam. Während das kleine Pokémon sich schleunigst in die Büsche flüchtete sah Imgar Tara nur verdutzt an. „Du musst flüchten..“ murmelte das Impergator dann, ehe es erschöpft auf die Knie fiel. „Du musst dich in Sicherheit bringen ehe es zu spät ist..“.
    Tara, noch immer verwirrt, wollte zu Imgar laufen, doch etwas in ihr zwang sie dazu Vorsicht walten zu lassen. „Imgar...was ist gerade passiert?..“. Ihr Gegenüber seufzte tief. „Manchmal...sobald es Nacht wird...gewinnt das Gengar in mir die Oberhand über mich...ich dachte als Vato mich fand und aus der Trance erlöste sei es damit vorbei, doch es passiert immer wieder. Anders als damals verliere ich nicht komplett das Bewusstsein, ich bekomme alles was ich tue mit..es ist wirklich grausam...deswegen bitte ich dich, mich allein zu lassen..die Anfälle kommen und enden plötzlich, ich habe keine Macht darüber..“. Tara seufzte nun ebenfalls. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, wie es sein musste, ständig unter solchen Anfällen zu leiden, doch eines konnte sie sich vorstellen: Imgar musste sich schrecklich einsam und schuldig fühlen! Tara erinnerte sich nun wieder an die Worte Gluraks. Ein Ort, an den man gehört, ein Platz, an dem man zu Hause ist; eine Lebensaufgabe. All das schien Imgar genau so wenig zu haben wie sie, und das war der Grund, warum das Impergator sie so faszinierte. Sie waren sich in einigen Teilen ziemlich ähnlich...vielleicht war es ja möglich, dass sie gemeinsam einen Platz auf dieser Welt finden würden? Tara ging auf Imgar zu und sprach diesen Gedanken aus. Das Impergator sah sie an, als würde er nicht glauben was sie da sagte. Sie wollte sich ihm anschließen und mit ihm gemeinsam eine Heimat für beide suchen! Imgar war gerührt, verwirrt, vor allem aber spürte es das erste mal seit langem wieder ein Glücksgefühl, tief in seinem Inneren. „Du...willst wirklich mit mir zusammen auf Reise gehen? Tara das ist ja..“. Tara lächelte. „Deswegen musst du doch nicht gleich weinen Imgar!“. Dann musste sie lachen und auch Imgar stimmte in das Lachen mit ein. Es war für beide das erste mal seit langem, dass sie ungezwungen lachen konnten.
    Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten suchten die beiden Pokémon nun wieder den kleinen Vorsprung auf. Dort angekommen offenbarte sich die Schönheit dieser Sommernacht: Der Himmel war von ganzen Massen an Sternen überzogen und der Mond strahlte vom Himmel herab. Tara und Imgar setzten sich auf den Boden und betrachteten diese glitzernde und leuchtende Pracht. „Früher haben wir uns oft die Sterne angeschaut..“ murmelte Imgar lächelnd „..und Vato hat mir dann immer Geschichten erzählt..“. Tara lächelte nun auch. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Vater jeden Abend vor dem Nachtlager gesessen hatte, er hatte die Sterne betrachtet und die gelben Ringe auf seinem Fell schienen das Licht der Himmelskörper in sich aufzunehmen. „In einer solch sternklaren Nacht habe ich mich zu einem Nachtara entwickelt“ erzählte er öfters „seitdem geben mir die Sterne und der Mond ihre Kraft.“. Sie hatte damals nie begriffen was seine Worte bedeuteten, aber sie vermutete es war eines der Geheimnisse dieser Welt. Allerdings fühlte sich Tara selbst seit ihrer Entwicklung in der Nacht stärker als am Tag, daher war sie sich sicher, dass ihr Vater recht gehabt hatte.
    „An eine Geschichte kann ich mich noch besonders gut erinnern...es ist eine alte Sage..“. Tara wurde aus ihren Gedanken gerissen und sah Imgar fragend an. Hatte er die ganze Zeit mit ihr gesprochen? Imgar lachte kurz auf. Er hatte wohl bemerkt, dass sie nicht so ganz bei der Sache gewesen war. „Soll ich dir erzählen um was es sich dabei handelt?“. Tara nickte und Imgars Blick leuchtete freudig auf. „Hast du schon einmal von dem Pokémon Jirachi gehört?“. Auf Taras Kopfschütteln hin fuhr er fort. „Es heißt, dass Jirachi die Fähigkeit hat Wünsche zu erfüllen. Leider erwacht es nur einmal alle Tausend Jahre und auch nur für sieben Tage...aber es gibt da noch ein Pokémon, das die Fähigkeit haben soll Wünsche zu erfüllen...es lebt in einem Königreich, irgendwo hier in Kanto...wenn wir dieses Königreich finden, könnten wir uns unsere alte Gestalt zurück wünschen, dann müssten wir vor keinem anderen Pokémon mehr fliehen und würden endlich akzeptiert werden!“. Imgar war mit einem Mal viel enthusiastischer als zuvor und auch Tara wurde von diesem Elan sofort gepackt. Wenn sie wieder wie früher werden würde, konnte sie endlich zurück zu ihrer Familie! „Lass uns dieses Königreich suchen Imgar!“. Tara sprang mit diesen Worten auf und sah Imgar in die Augen, das Impergator erwiderte den Blick mit einem Grinsen. „Gut, wir werden es finden und dann wieder nach Hause zurück kehren!“. Fest entschlossen und mit einem Ziel vor Augen legten sich die zwei Pokémon nun schlafen, um am nächsten Tag aufzubrechen.
    Bei dem Gedanken vielleicht bald wieder zu Hause zu sein schlug Taras Herz schneller und es dauerte etwas bis sie einschlief. In ihrem Traum war sie schon fast am Ziel angelangt.

  • Seit einigen Tagen schlief Tara wunderbar, auch die Albträume blieben inzwischen aus. Stattdessen zogen sich die verschiedensten Vorstellungen durch ihre Träume: Sie turnte, fröhlich mit ihren Geschwistern spielend, über die Wiesen, auf denen sie schon als kleine Kinder gespielt hatten; Tara saß neben ihrem Vater auf einem Felsen, still die Sterne bewundernd; Tara wurde von den anderen Pokémon und Trainern nicht mehr angegriffen und verjagt, sondern freudig empfangen.
    All diese Szenerien machten ihre Träume viel angenehmer, daher war sie aktuell auch so entspannt.
    Was sich geändert hatte? Imgar war in ihr Leben getreten. Sie hatte das erste Mal ein Pokémon getroffen, das ein ähnliches Schicksal erleiden musste und eben dieser Imgar hatte ihr wieder Hoffnungen gemacht, als sie schon aufgeben wollte. Nun waren die beiden seit etwa einer Woche gemeinsam unterwegs, auf der Suche nach Hinweisen. Sie hatten schon öfters Pokémon angesprochen, in der Hoffnung, dass eines von ihnen wusste, wo dieses geheimnisvolle Königreich lag. Doch meistens konnten sie ihre Frage nicht einmal fertig formulieren, denn die Pokémon nahmen schon vorher reiß aus.
    Als sie gerade ein Wiesor fragen wollten quiekte dieses laut auf, sprang kreischend auf seinem Schweif auf und ab und verschwand schleunigst im Gebüsch, wobei es den halben Wald in Aufruhr versetzte. „Das war wohl ein Freund von dem Wiesor, das ich angefallen habe..“ murmelte Imgar, kratzte sich am Kopf und sah etwas enttäuscht auf den Boden. Tara schüttelte den Kopf und sah durch das Blätterdach hindurch zum Himmel. „Wir brauchen dringend eine Planänderung...so kommen wir nicht weiter!“. Imgar sah seine Begleiterin fragend an. „Wie stellst du dir diese Änderung vor Tara? Vergiss nicht Kleine, die Pokémon haben Angst vor mir und dich..“ er stoppte, das Impergator wusste nicht wie er diesen Satz beenden sollte ohne ihre Gefühle zu verletzen. Tara wusste genau, was er hatte sagen wollen, ging aber nicht näher darauf ein. „Du hast doch selbst gesagt, dass dein Trainer dir von dieser Legende erzählt hat...dann wissen vielleicht die Menschen mehr darüber?“. „Du vergisst eines: Die Menschen wollen genau so wenig mit uns zu tun haben wie die Pokémon! Außerdem können wir sie nicht fragen, sie verstehen ja unsere Sprache nicht!“. Tara wollte etwas erwidern, sah aber ein, dass es nutzlos war. Imgar hatte in diesem Punkt recht, wenn sie etwas erfahren wollten, dann konnten sie das nur durch die Hilfe von anderen Pokemon!
    Tara seufzte, dann setzten beide ihren Weg fort. Eigentlich waren sie guter Dinge los gezogen, doch die vielen Fehlschläge der letzten Tage nagten an diesem frisch gewonnenen Selbstvertrauen. Insgeheim hofften beide darauf bald wenigstens einen kleinen Hinweis zu finden, denn sie hatten schon so lange nichts Gutes mehr erlebt...
    Schweigend verließen die Pokemon das Waldstück und überquerten eine große Grasfläche, bis sie auf einen langen Holzzaun trafen. „Was soll das denn?“. Tara legte den Kopf schief und betrachtete das Gebilde aus langen Holzplanken. So etwas hatte sie schon einmal gesehen, allerdings in der Stadt, wenn sie sich abends dort Futter beschafft hatte. Damals waren sie um Häuser herum gestanden, hier konnte das junge Nachtara aber kein Haus entdecken. „Ein Zaun mitten auf einer Wiese?“. Auch Imgar schien verwundert zu sein. „Eigentlich benutzen Menschen Zäune um ihre Grundstücke abzugrenzen, sie wollen nicht, dass andere Menschen sie betre...Tara was machst du denn?!“. Imgar sah zu Tara, die sich unter der unteren Holzplanke hindurch geduckt hatte und nun auf der anderen Seite stand. „Selbst wenn, ich sehe hier kein Haus, also ist hier wohl auch kein Mensch.“. Dann ging sie einfach weiter, blieb aber nach ein paar Metern stehen und sah zu ihrem Begleiter, der sich keinen Meter gerührt hatte. „Wo bleibst du Imgar? Es wird bestimmt bald dunkel und vorher müssen wir im nächsten Wald sein!“. Imgar schien unsicher zu sein, er sah nervös zwischen Tara und dem Zaun hin und her. Sie hatte schon recht, außen herum zu gehen würde sie beide zu viel Zeit kosten, aber irgendwas stimmte hier nicht. „Ich könnte schwören ich habe sowas schon einmal gesehen...“ murmelte Imgar, doch der Versuch sich zu erinnern bereitete ihm nur Kopfschmerzen. Er hatte wohl keine Wahl, es konnte ja nichts zu schlimmes sein. So schwang sich das Impergator über den Zaun, der dabei verdächtig knarrte, und lief Tara hinterher.
    Die beiden wanderten eine Weile über das saftige Grün, als sie einen merkwürdigen Gegenstand entdeckten. Es war eine Art Wanne aus Metall, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Daneben ragte ein Rohr aus der Erde, dessen Ende mit einem sehr merkwürdigen Teil, ebenfalls aus Metall, verschlossen war. Aus diesem nach unten gebogenen Verschluss tropfte hin und wieder Wasser. Imgar grinste, denn er hatte so etwas ähnliches schon einmal gesehen. „Was ist das?“ fragte Tara, die sein Grinsen bemerkt hatte. „Halt den Kopf darunter, dann zeige ich es dir!“. Tara warf ihm einen fragenden Blick zu, stützte dann aber die Vorderpfoten auf den Rand der Metallwanne. Ihren Kopf reckte sie dem Verschluss entgegen. „Was jetzt?“. „Das wirst du gleich sehen Tara!“. Imgar griff nach dem Verschlussteil, nein nach dem Rädchen, das oben auf dem Ding saß, und drehte daran. Im nächsten Moment rauschte Tara ein Wasserstrahl entgegen.
    Tara bekam einen solchen Schrecken, dass sie aufschrie und sich mit den Hinterbeinen vom Boden abstieß. Sie wollte dem Strahl entkommen, stürzte nun aber mit dem Kopf voran in die Wasserwanne, aus der sie sich hektisch strampelnd wieder befreite. Nun stand sie komplett durchnässt vor Imgar, der den Hahn wieder zu gedreht hatte und sich nun lachend den Bauch hielt. „Du siehst echt komisch aus Tara!“. Tara fand das gar nicht witzig und schüttelte sich erst einmal das Wasser aus dem Fell. Sie begann Imgar anzumeckern, hielt aber mitten im Satz inne. Auch Imgar bemerkte schnell was los war und die blicke der beiden wanderten zeitgleich zum Horizont. Aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, hörte man Rufen und lautes Getrampel.
    „Imgar?....Bitte sag mir, dass du Hunger hast und diese Geräusche aus deinem Magen kommen...“. Imgar schluckte und schüttelte nur leicht den Kopf. Beide starrten noch immer gebannt in eine Richtung, dann konnten sie Silhouetten ausmachen, die sich näherten.
    Das Getrampel, die Rufe und diese Umrisse gehörten zu einer Herde Pokémon, die eigentlich zum Schutz der Trainer und Spaziergänger eingezäunt waren. Normalerweise waren diese Pokémon friedlich, doch die lauten Geräusche in ihrer Nähe hatten sie aufgescheucht: Es war eine Herde Tauros! Diese nicht gerade ungefährlichen Pokémon rasten nun auf die vermeintlichen Eindringlinge zu.
    Tara war noch immer wie erstarrt, Imgar aber reagierte rechtzeitig: Er packte Tara mit seiner Zunge und rannte so schnell er konnte los. Doch ein Impergator war mit seiner Größe nunmal nicht gerade flink, so drohten die Huftiere die beiden schnell einzuholen. „Mach etwas Tara, ich kann nicht schneller!“ rief Imgar und erlöste Tara so aus ihrer Schreck-Starre. Fieberhaft suchte sie nach einer Idee, der den beiden helfen konnte, und tatsächlich kam er, der rettende Einfall: Tara holte tief Luft und feuerte einen Eisstrahl ab, der den Boden direkt vor den Verfolgern gefrieren ließ. Die Tauros hatten wohl Probleme sich auf dem glatten Boden voran zu bewegen und fielen mehrmals hin, so konnte Imgar seinen Vorsprung wieder ausbauen.
    Endlich erreichten sie den rettenden Zaun, übersprangen ihn flink und blieben dann keuchend dahinter stehen. „Das war...verdammt knapp....“. Imgar ließ sich auf den Boden fallen und holte mehrmals tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. Auch Taras Herz klopfte wie wild und sie nahm sich nun fest vor nie mehr so fahrlässig zu sein. „Tut mir Leid Imgar, ich hätte auf dich hören sollen...das hätte echt schief gehen können...“. Imgar drehte seinen Kopf auf die Seite, damit er sie ansehen konnte. „Allerdings, das hätte es! Aber...irgendwie war das doch echt witzig oder nicht?“. Imgar begann nun wieder zu kichern, weshalb er vorwurfsvolle Blicke von Tara erntete. Doch innerlich musste sie ihm recht geben, dieses kleine Abenteuer hatte die beiden mal so richtig aufgeweckt.


    Nach einer kurzen Verschnaufpause folgten sie dem Wanderweg, der von dem Holzzaun weg führte, doch schon nach etwa einer halben Stunde meldete sich der kleine Hunger. In der Hoffnung wenigstens ein paar Sträucher zu finden liefen sie weiter, fanden aber stattdessen etwas sehr Merkwürdiges vor: Ein Tisch mit zwei Campingstühlen, auf dem ein Teller voller Sandwiches stand. Wieder wusste Imgar etwas mehr über diese seltsamen Geegenstände der Menschen, er griff sofort nach dem Teller und ließ zwei Sandwiches in seinem Maul verschwinden, worauf er genüsslich auf ihnen herum kaute. Tara sah sehnsüchtig zu dem Teller hoch. „Das kann man essen? Schmeckt es gut?“. Imgar nickte und legte Tara ein Sandwich vor die Pfoten. Sie knabberte erst misstrauisch daran, dann fraß sie es ruckzuck auf. Nicht lange und der Teller war leer gegessen, die beiden Gesättigten aber waren schon wieder aufgebrochen. Jedenfalls hatten sie das vor gehabt, doch schon nach wenigen Metern mit munterer Plauderei waren sie gefallen: In ein dunkles Loch, mitten auf dem Weg; sie hatten es schlichtweg nicht bemerkt, bis es zu spät war. Nun saßen die beiden Pokemon in einem dunklen Tunnel unter der Erde und starrten verwirrt zu dem leuchtenden Himmel hinauf, der langsam eine Färbung aus rosa, blau und orange annahm. „Es wird Abend...“ murmelte Tara und sah zu Imgar, der sich aufgerappelt hatte und einige Schritte in den Tunnel hinein tat. „Wir sollten einen Weg da hoch finden. Kannst du klettern?“. Ein lautes Rumpeln, gefolgt von Dunkelheit änderte die Situation: Der Blick nach außen wurde versperrt, irgendetwas schweres verdeckte plötzlich das Loch. „Da kommen wir nicht mehr raus...“ seufzte Tara entmutigt. Die beiden saßen nun in dem dunklen und feuchten Tunnel fest!


    Während dessen an der Oberfläche:
    „Hey Roman, unser Essen ist weg! Verdammt ich hab dir doch gesagt, dass es keine gute Idee ist es offen liegen zu lassen!“. Zwei Männer mittleren Alters, die nur kurz in die Büsche gegangen waren um ein dringliches Geschäft zu erledigen, standen dort, wo kurz zuvor noch Tara und Imgar gegessen hatten. Heinrich glotzte auf den leeren Teller, während sich sein Kollege Roman damit bemühte den schweren Kanaldeckel wieder an seinen Platz zurück zu bringen. „Ach das waren sicher ein paar dieser lästigen Rattfratz, die klauen doch gerne mal was zu Futtern...naja da kann man nichts machen, hilf mir mal lieber!“. „Ich hab aber Hunger, verdammt nochmal! Den ganzen Tag diese lästigen Kanalarbeiten und jetzt noch nicht mal was zu essen!“. Heinrich lies den Teller wieder auf den Tisch fallen und half seinem Kollegen mit dem schweren Kanaldeckel, unwissend, dass die Essensdiebe direkt unter ihren Füßen hockten.
    „Lass uns heim gehen!“ rief Roman, nachdem alles Werkzeug eingepackt war und die beiden folgten dem Weg bis zu der großen Stadt, in der Beide angestellt waren.
    Dabei kamen sie an einem älteren Mann vorbei, der wild schimpfend mit Officer Rocky diskutierte. „Wenn ich es ihnen doch sage! Alles voller Eis! Und meine Tauros waren total durcheinander! Wenn ich diese Rabauken erwische gibt es Schläge, das schwöre ich ihnen!“.


    „Hatschi!“. „Hast du dich erkältet Imgar?“. „Nein nein, schon gut...überlegen wir lieber wie wir hier wieder raus kommen...ich wünschte ich könnte wenigstens was sehen...“. „Ach ich glaube das bekomme ich hin..“. Darauf hin leuchteten die roten Ringe an Taras Körper auf und ihr seichter Schein brachte wenigstens etwas Licht ins Dunkel. „Wirklich praktisch meine Kleine! Dann los, lass uns einen Ausgang suchen gehen!“.

  • Tara schauderte und rümpfte angewidert die Nase. Je tiefer sie beide in den Tunnel wanderten, desto mehr begann alles um sie herum zu stinken. Das Nachtara wandte den Blick zu Imgar, der durch das Wasser watete und daher etwa auf Taras Augenhöhe war, denn Tara selbst ging lieber auf dem schmalen Weg neben dem Wasser. „Sag mal Imgar, bist du dir sicher, dass wir auf dem Weg zu einem Ausgang sind?...“ Ihr Blick fiel dabei auf das Wasser, das im Schimmer ihrer leuchtenden Ringe eine starke Trübung aufwies und teilweise sehr stark verdreckt sein musste. Außerdem roch es hier unten stark nach Fekalien und Abfall, es war nun wirklich kein Ort an dem sie lange bleiben wollte. Imgar schien das alles weniger auszumachen, er stapfte weiterhin unberührt von Farbe und Gestank durch das Wasser, das dem Impergator sogar bis über die Hüfte reichte. „Wir hatten nur die Wahl ob rechts oder links und da wir von dort gekommen sind, waren wir uns ja einig wohin es geht...Lass mal den Kopf nicht so hängen Kleine, wir kommen hier schon raus..“ „Hoffentlich hast du recht...“
    Sie wussten nicht wie lange sie schon gelaufen waren, aber allmählich wurden beide müde. Doch da in dieser leibhaftig gewordenen Kloake keiner von Beiden freiwillig übernachten wollte hielten sie tapfer durch. Die Müdigkeit hatte allerdings einen klaren Nachteil, der beiden noch nicht bewusst war: Sie wurden unaufmerksamer, ihre Gedanken verloren sich und weder Tara noch ihr Begleiter Imgar rechneten mit einem Angriff.
    Dieser kam dementsprechend unerwartet und richtete sich zunächst auf Imgar. Dieser realisierte zunächst gar nicht was geschah, als etwas unter Wasser seinen Schweif packte und gleichzeitig seine Beine aufgehalten wurden als würden sie in tiefem Morast stecken bleiben. Noch bevor Imgar reagieren konnte wurde er in das dreckige Wasser gezogen und etwas Schweres drückte seinen gesamten Körper unter die Wasseroberfläche. Es lag auf ihm, doch Imgar konnte sich nicht wehren, denn sowohl seine Gliedmaßen als auch sein Schweif wurden festgehalten. Die einzige Chance hätte er mit Angriffen aus dem Maul oder mit seiner Zunge gehabt, doch durch das trübe Wasser konnte er unmöglich zielen. Er konnte ja noch nicht einmal sehen wo der Gegner war und mit ziellosem Angriff würde er Tara nur unnötig gefährden. Imgar konnte in diesem Moment wirklich froh sein, dass er als Wasserpokémon einige Zeit unter Wasser ausharren konnte.
    Das laute Platschen riss Tara aus ihren Gedanken. Als sie sich verwirrt umsah bemerkte sie, dass Imgar nicht mehr neben ihr lief. Da entdeckte sie einen großen Schatten im Wasser, dessen Umrisse sie Imgar zuordnen konnte. Doch da war noch etwas, etwas Großes!
    „Imgar...was geht hier vor sich? Was ist passiert?“ Natürlich bekam Tara keine Antwort, er konnte sie ja nicht hören. Stattdessen aber bemerkte sie nun die kleineren Schatten, die sich im Halbdunkel von allen Seiten näherten. Die Pokémon, die da auf sie zu kamen, waren unförmig und stanken nach dem Wasser, das durch den Tunnel floss. Sie sahen aus wie Matschhaufen, allerdings hatten sie Hände, die sie nach Tara ausstreckten: Es waren Sleima, und zwar eine ganze Menge davon. Tara wurde immer weiter zurück gedrängt, als sie mit der Kruppe die Wand berührte realisierte sie dann, dass sie wohl kämpfen musste. So begann sie die Sleima mit Spukbällen zu beschießen und somit auf Abstand zu halten. Immer wieder fiel ihr Blick auf den Schatten im Wasser, dort, wo sie Imgar vermutete. „Verdammt was mache ich nur? Ich muss etwas unternehmen...“ Die einzige Möglichkeit Imgar zu helfen bestand wohl darin die Sleima wenigstens kurzzeitig abzulenken, Tara musste nur genau planen wie sie das tun wollte, damit nichts schief ging. Da kam ihr auch schon eine Idee, die sie wenigstens ausprobieren musste, denn es war vielleicht die letzte Chance alleine aus dieser Situation zu entkommen.
    Imgar versuchte unterdessen noch immer sich zu befreien und spannte alle Muskeln an, um sich aus dem Griff seines Angreifers zu stemmen. Wenn er doch wenigstens den Kopf aus dem Wasser bekäme, dann könnte er vielleicht angreifen! Plötzlich wurde alles um ihn herum erhellt, sogar durch das trübe Wasser drang Licht. Dann sah er noch einen Schatten über seinen Kopf hinweg fliegen und musste unweigerlich grinsen. Nun konnte er sich denken was passiert war!
    Der Lichtschwall kam von Tara, die ihre Gegner durch einen grellen Blitz geblendet hatte. Noch während ihre Ringe so grell leuchteten schuf sie mit Eisstrahl eine dünne Eisstraße auf dem Wasser, die sie als Rutschbahn nutzte. Sie rutschte über Imgar hinweg auf die andere Seite des Tunnels und sprang dort auf den erhöhten Weg hinauf. Sie hatte gerade die Hinterpfoten auf den Asphalt gesetzt als das Wasser hohe Wellen zu schlagen begann, deren Ausgangspunkt Imgar waren. Die Wellen klatschten kraftvoll gegen die Wände und spülten damit auch die Sleima weg. Eine der Wellen traf direkt hinter Tara auf die Wand und als sich das Wasser zurückzog wurde Imgar sichtbar, der noch immer breit grinste. „Netter Trick!“ scherzte Tara und lief dann los, Imgar folgte ihr.
    Die beiden Pokémon liefen um eine Ecke herum, immer weiter, bis sie endlich das Gefühl hatten wieder allein zu sein. Beide keuchten schwer und mussten kurz rasten um wieder zu Atem zu kommen. „Du hast genau gewusst wann ich in Sicherheit war bevor du Surfer benutzt hast, hab ich nicht recht?“ Imgar grinste erneut. „So ist es, du hast mir ja ein deutliches Zeichen gegeben.“ „Dann kam das Leuchten von euch?“
    Tara und Imgar fuhren erschrocken herum, als sie die Stimme hörten. Sie hallte auf eine seltsame Art und Weise, so als würden Mehrere gleichzeitig sprechen. Vor den beiden hockte nun ein Pokemon, das sie beim Vorübergehen wohl für eine kaputte Mülltüte gehalten hatten. Aber es war nicht allein, hinter ihm erschien ein weiteres Pokémon, das fast genau so aussah. „Hey wir sind die Brüder“ „Unratütox!“ „Wer seid ihr“ „und was macht ihr hier?“
    Die beiden Pokémon, die sich als Unratütox vorgestellt hatten, sprachen abwechselnd, der eine beendete den Satz des anderen und umgekehrt, als würden sie genau das gleiche denken.
    Tara und Imgar waren verwundert, aber es schien keine Gefahr von den beiden auszugehen. „Wir sind auf der Flucht“ „vor den Sleima?“ Nun beendete das Unratütox sogar schon den Satz von Imgar! „Das dachten wir uns schon!“ „Die Sleima mögen keine Eindringlinge“ „deswegen greifen sie Fremde sofort an.“ „Wenn ihr sicher vor ihnen sein wollt“ „könnt ihr kämpfen“ „oder aber..“ „wir bringen euch nach draußen!“ Der letzte Teil kam wieder vollkommen synchron.
    Tara lächelte. „Also könnt ihr uns hier raus führen? Danke!“ „Wir sollten uns aber beeilen..“ murmelte Imgar nun „sie könnten jeden Augenblick wieder auftauchen!“
    „Mir nach!“ riefen die Unratütox nachdem sie salutierten und hüpften dann los – in verschiedene Richtungen.
    „Wo läufst du denn hin? Der nächste Ausgang ist hier drüben!“ „Nein, er ist hier runter und dann rechts!“ „Red' doch keinen Unsinn!“ Tara schüttelte den Kopf und Imgar verdeckte sein Gesicht mit einer Hand. Die eben noch synchron eingestimmten Brüder waren plötzlich im Streit und fuhren sich gegenseitig an. Sie gaben erst Ruhe, als Imgar sie beide mit der Zunge an ihren ''Ohren'' packte und hoch hob. „Wo. Geht. Es. Lang?!“. Seine Augen blitzten rot auf.
    „Da lang!“ riefen sie erschrocken aus und zeigten beide auf einen Gang. „Warum nicht gleich so...“ murrte das Impergator und setzte die Mülltütenpokémon wieder ab. Dann betraten sie den Gang und folgten ihm, bis sie in einer Sackgasse landeten. An der Wand führte eine Sprossenleiter aus Metall nach oben, durch den Kanaldeckel hoch über ihren Köpfen konnte man Lichter erkennen und leise Stimmen hören. „Hebt den Deckel an“ „und schon seid ihr frei!“ Imgar erklomm die Leiter, um dies zu überprüfen, und tatsächlich: der Deckel war ohne Probleme zur Seite geschoben, der Ausgang freigelegt! Tara sprang erfreut auf und drehte sich dann zu den Unratütox um. „Vielen vielen Dank ihr zwei!“ „Ach was, keine“ „Ursache Tara!“ „Passt gut auf euch auf da oben“ „und lasst von euch hören!“
    Imgar kam wieder herunter geklettert und bedankte sich ebenfalls, packte Tara mit seiner Zunge und stieg wieder hinauf. Die beiden Reisenden winkten noch einmal in den Tunnel herunter, dann schoben sie den Kanaldeckel zurück auf seinen Platz.
    „Wo...sind wir hier Imgar?“ „Sieht mir nach einer Stadt aus Kleine...aber keine Ahnung welche...Hey wo willst du hin?“ Tara hatte seine Antwort gar nicht erst fertig abgewartet sondern war schon aus der Gasse, in der sie sich befanden, heraus gerannt. Nun fand sich das weiße Nachtara mitten auf einer breiten Straße wieder, auf der zahlreiche Menschen unterwegs waren.
    Ehe sich Tara versah war sie schon mitten unter ihnen, denn mit noch nicht einmal einem Meter Höhe ging sie regelrecht unter. Sie versuchte den Überblick zu behalten inmitten von einem Meer aus Beinen verschiedenster Länge. Als Tara eine größere freie Fläche zu erkennen glaubte sprang sie auf diese – und direkt vor ein merkwürdiges Stahlmonster, das einen laut kreischenden Ton von sich gab. Sie hatte so etwas schon öfters gesehen, die Menschen saßen darin um schneller dort zu sein wo sie hin wollten, der Mensch in diesem Fahrzeug aber fuchtelte wild mit den Armen herum und schien zu schimpfen. Tara rannte eingeschüchtert weiter, wieder durch Menschenmassen hindurch, sie rannte in eine Seitenstraße und so lange einfach gerade aus, bis sie inmitten von Mülltonnen und Pappkartons stand. Keuchend hielt sie inne, dann fiel ihr auf, dass sie etwas vergessen hatte: Imgar! Er war ihr wohl nicht gefolgt und nun war sie allein in dieser fremden Stadt.


    Imgar hatte das laute Hupen des Autos gehört und einen Moment befürchtet, dass es Tara erwischt hätte, doch als er das weiße Pokémon weglaufen sah war er erleichtert, dass es ihr gut ging. Nun aber musste er sie irgendwie finden! Sein besorgter Blick ging zum Himmel, es war inzwischen Nacht geworden, trotzdem waren noch sehr viele Menschen unterwegs. Imgar schlich weiter durch die Gassen, er wollte nicht, dass Menschen ihn sahen, aber er konnte auch nicht herum sitzen und warten, während Tara durch die Stadt irrte. „Hoffentlich finde ich sie so...“
    Tara war inzwischen weiter der Straße gefolgt, bis sie schließlich vor einem hohen Drahtzaun stehen blieb. Davor lief ein recht kleines Fukano auf und ab, als es dann Tara sah baute es sich auf und knurrte. „Hau ab! K...komm mir nicht zu nahe! Ich beiße dich wenn du nicht verschwindest! Ich bin zwar klein aber eine richtige Killermaschine, warte nur!“ Tara musste kichern, denn das Fukano stellte sich in seinen wilden Drohungen auf die Hinterläufe, verlor aber schnell das Gleichgewicht und landete auf dem Rücken. „Maru sei still, so kann sie nicht schlafen!“ rief eine Stimme von der anderen Seite des Zauns und das Fukano wurde wieder kleinlaut. „Aber ich sollte doch Schmiere stehen...“ Ich tue dir nichts versprochen..“ sagte Tara lächelnd und erntete hoffnungsvolle Blicke von Fukano. „Heißt das du frisst uns nicht?“ „Nein, wirklich nicht!“ Fukano war erleichtert und lief dann näher zu Tara. „Was bist du? Bist du etwa ein Eis-Pokémon? Ich hab dich hier noch nie gesehen..Moment mal!“ Fukano schien aufgeregt, jedenfalls redete es so schnell, dass Tara gar nicht zu Wort kam. Das kleine Feuerpokémon rannte zu dem Zaun und zog eine Kiste zur Seite, worauf ein Loch freigelegt wurde. „Komm mit, vielleicht kannst du uns helfen!“ Tara war erstaunt, dann aber folgte sie dem Fukano durch das Loch im Zaun. Sie bogen um eine Ecke und befanden sich nun in einem kleinen Hinterhof, der zu allen Seiten geschlossen war, bis auf diesen kleinen Weg. In der Mitte befanden sich einige Büsche und ein kleiner Baum, unter dem ein Kreis junger Pokémon versammelt war. „Leute schaut mal, ich habe uns Hilfe geholt!“

  • „Leute schaut mal, ich habe uns Hilfe geholt!“
    Fukano rannte zu der Gruppe und sah dabei immer wieder nach hinten, wohl um sicher zu gehen, dass Tara ihm wirklich folgte. Dieser ständige Blick zurück sorgte letzten Endes dafür, dass Maru kurzer Hand in ein Magnetilo krachte, das ihm entgegen schwebte. Der Aufprall ließ das Fukano zurück stolpern, worauf hin Maru heftig seinen Kopf schüttelte um damit die Schmerzen zu vertreiben. Magnetilo hingegen sank nur auf den Boden und blieb dort vorerst ohne einen Geräusch von sich zu geben liegen. Tara betrachtete unterdessen die Pokémon, die sie anstarrten. Es waren einige Rattfratz und noch zwei Magnetilo, die um ihren bewusstlosen Kameraden kreisten, außerdem gab es da noch ein Machollo, welches die Hände in die Hüften stemmte und ein Pantimos, das jede von Machollos Bewegungen nachahmte. All diese Pokémon standen um ein Mauzi herum, welches unruhig zu schlafen schien. Tara konnte schon aus wenigen Metern Entfernung erkennen, dass dieses Pokémon nicht gesund sein konnte, denn Mauzis Gesicht war errötet und ihm lag sogar der Schweiß auf der Stirn, obwohl es an diesem Abend nicht heiß war. „Sie hat plötzlich hohes Fieber bekommen und ist zusammen gebrochen...es ging ihr schon seid ein paar Tagen nicht gut, aber Mauzi wollte das nicht hören...und weil du ein Eis-Pokémon bist dachte ich du könntest das Fieber vielleicht weg bekommen!“ Nun entspannte sich auch das Machollo wieder. „Ach deswegen hast du gerade so ein Theater gemacht!“ Sein Blick wanderte von Fukano zu Tara zurück. „Was ist, wirst du uns helfen?“


    Der Morgen graute und der Schein der aufgehenden Sonne begann die hohen Gebäude in ein neues Licht zu tauchen. Auch der abgeschiedene Hinterhof, auf dem sich die Stadtpokémon befanden, wurde von ersten Lichtstrahlen erhellt. Tara lag inmitten der vielen Pokémon, an ihre Seite gelehnt schlief das kranke Mauzi. Der rote Schal, den das Katzenpokémon getragen hatte, lag quer über Mauzis Stirn. In ihm hatten Tara und die anderen am Abend einige Eisbrocken eingewickelt, die Tara zu diesem Zweck hergestellt hatte. Mit dieser Kältepackung hatten sie es geschafft das Fieber zu senken. Nun regten sich die besorgten Freunde langsam und standen auf, um nachzuprüfen, ob es Mauzi schon besser ging. Tatsächlich wachte sie etwa eine Stunde nach den anderen auf und blickte als erstes in das fremde Gesicht eines weißen Pokémon, welches neben ihr saß. „Waaah, wer ist das?!“ Mauzi sprang auf und versteckte sich hinter Machollo, während Pantimos sie nachahmte und mit stillem Entsetzen ebenfalls hinter dem entnervten Kampf-Pokémon Schutz suchte. „Das hier ist Tara und wenn sie nicht gewesen wäre hättest du dein Fieber noch immer, also bedank dich lieber!“ Mauzi schien erst skeptisch, dann aber trat sie auf Tara zu und hielt ihr eine Pfote entgegen. „Wenn das so ist...vielen Dank Tara!“ Tara hob nun ihrerseits eine Pfote und die beiden lächelten sich an.
    Als Mauzi sich alles genau erzählen lies kamen sie auch wieder auf ein Thema zu sprechen, das am Vorabend Besprochen wurde: Die Stadtpokémon hatten Tara nämlich erzählt, dass Mauzi eigentlich kein wildes Pokémon wie die anderen war, sie schlich sich immer wieder von zu Hause weg um mit den anderen zu spielen, kehrte im Normalfall aber Abends zurück. „Solltest du nicht heim gehen? Dein Trainer macht sich sicherlich große Sorgen!“ warf Tara ein, Mauzi aber zeigte sich unberührt. „Zum einen ist sie kein Trainer, sondern nur eine kleine Göre, bei der ich wohne. Außerdem ist sie selbst Schuld, wer denkt mich einfach daheim einsperren zu können hat sich geschnitten!“ „Einsperren? Wieso denn einsperren Mauzi?“ wandte Fukano fragend ein. „Sonst lässt sie dich doch tagsüber immer raus!“ Mauzi band sich ihren Schal um während sie antwortete. „Ja, eigentlich tut sie das, doch gestern hat sie die Tür und das Fenster verschlossen und mir mehrmals gesagt, dass ich nicht mehr nach draußen darf. Und dann hat sie mich in ein Kinderbettchen gezwängt und wollte wohl Vater-Mutter-Kind oder so spielen. Kein Wunder also, dass ich abgehauen bin!“ Die anderen nickten zustimmend, doch Tara konnte Mauzis Gedanken noch nicht so wirklich nachvollziehen. Immerhin war sie seid eineinhalb Jahren auf der Suche nach einem Platz im Leben und einer Familie und dann gab es doch tatsächlich Pokémon wie dieses Mauzi, die all das hatten, es aber nicht wollten?! „Ich brauche die Kleine nicht, ich habe ja euch Leute.“ beendete Mauzi ihren Vortrag und sah zu Tara, der man ansehen konnte, dass sie über etwas nachdachte. „Du solltest dich wirklich freuen eine Familie und ein Heim zu haben Mauzi...wirf das alles nicht so weg, nur weil du mal eine Unstimmigkeit mit deiner Trainerin hattest. Denk doch mal daran wie es den Mädchen gerade gehen muss...“ Mauzi stockte und starrte Tara an. In ihrem Kopf erschien das Bild der kleinen Mila, wie sie heulend vor dem Bettchen saß und nach Mauzi rief. Es war als könnte sie sogar ihre Stimme hören und etwas in ihrer Brust schnürte ihr Herz kurzzeitig zusammen. Dieser Gedanke tat Mauzi mehr weh als sie zunächst gedacht hatte, jedoch wollte sie sich nicht anmerken lassen und daher versuchte sie keine Miene zu verziehen. Tara spürte, dass ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten und schwieg, ebenso Mauzis Freunde, die nun ebenfalls genauer über die Situation nachdachten. „Du hast es wirklich gut Mauzi, du hast Freunde die sich um dich sorgen und eine Trainerin, die auf dich wartet. Vergiss das nicht, ok?“
    Mauzi sah jedem einzelnen ins Gesicht, zuletzt Tara, dann seufzte sie. „Na gut, ich gehe wieder heim...aber erst heute Abend!“ Tara lächelte leicht und willigte der Vereinbarung ein. „Und vorher“ sprach Mauzi weiter „zeigen wir dir wie cool es ist ein Stadtpokémon zu sein!“


    Imgar seufzte und ließ seinen Hintern auf eine Holzkiste sinken. Er hatte die halbe Nacht lang nach Tara gesucht, sie aber nirgends gefunden. Natürlich hätte er lieber auf den breiten Straßen nach ihr Ausschau gehalten, doch dort waren bis in die frühen Morgenstunden Menschen unterwegs gewesen und die Gefahr, dass Imgar ohne Vorwarnung einen seiner Anfälle bekommen konnte war leider zu hoch, daher musste er sich durch enge Seitenstraßen schleichen. Nun war es schon Vormittag und nachdem er seinen Hunger durch Essensreste aus einer Mülltonne gestillt hatte machte es gerade Pause auf seiner Suche. Da bemerkte er einige lachende Menschenkinder, die fröhlich die Straße entlang rannten. „Mama, Papa, beeilt euch!“ rief eines den Erwachsenden zu, die ihnen folgten, worauf der Vater lachte. „Der Zirkus läuft uns schon nicht weg Kinder!“ Ein Zirkus also! Das erklärte, warum so viele Menschen in die gleiche Richtung unterwegs waren und auch Imgar beschloss diesen Weg einzuschlagen, denn die Chance, dass auch Tara dorthin gehen würde schien für ihn recht groß. Immerhin war sie doch ziemlich neugierig.


    „Wohin gehen wir? Eigentlich sollte ich lieber nach Imgar suchen...“ Tara sah auf Machollo, welcher entschlossen voran stapfte. „Heute findet ein Zirkus statt, den wollen wir uns doch nicht entgehen lassen! Außerdem...“ sein Blick wanderte zu Pantimos, welcher gerade Mauzi nachahmte, worauf sie ihn durch kräftiges Meckern zum Aufhören bringen wollte. Die anderen Pokémon lachten und Pantimos verbeugte sich vor seinem Publikum. „Außerdem wollen wir Pantimos zu den Artisten bringen, vielleicht bekommt er von ihnen ein paar Ratschläge, denn sein Traum ist es selbst einmal in einer Show aufzutreten!“ Machollo grinste und Tara erwiderte mit einem Lächeln. „Außerdem bin ich mir sicher wir finden deinen Kumpel dort, also mach dir mal keine Sorgen Tara.“ warf nun auch Mauzi ein und warf ein Ende ihres Schals über ihre Schulter. Die Truppe war schon seit einigen Stunden in der Stadt unterwegs um Tara alles zu zeigen und auch Mauzi schien schon wieder unerwartet fit zu sein, daher hatten die Pokémon beschlossen sich eine Vorstellung im Zirkus anzusehen.
    Als sie den Rand der Stadt erreichten kamen Tara, Machollo, Mauzi und die anderen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Vor ihnen thronte ein gigantisches, rot und gelb gestreiftes Zirkuszelt, umgeben von dutzenden kleinen Ständen. Sogar ein Riesenrad war hier aufgebaut, vor dem sich eine meterlange Schlange gebildet hatte. Überall rannten Kinder mit Luftballons in Pokémon-Form oder riesigen Bäuschen Zuckerwatte herum. „Wooooooooooow!“ kam es aus gleichzeitig aus ihren Mündern. „Na los, das sehen wir uns genauer an!“ rief Machollo und die Gruppe rannte los, allerdings machte sie einen Bogen um die Stände und schlichen sich mehr oder weniger von der Rückseite des Zeltes auf den Festplatz. Dort trafen sie auf einige Artisten, Pokémon aus den fremden Regionen außerhalb Kantos. Sie waren sehr freundlich und erzählten den kleinen Pokémon von ihren Reisen, dann zeigten sie ihnen ein paar kleine Kunststücke. Vor allem Pantimos hatte viel Spaß dabei ein Meditalis bei seinen akrobatischen Bewegungen nachzuahmen und damit sein Können zu zeigen. Alle waren gut gelaunt, nur Tara saß etwas abseits und sah nachdenklich in den Himmel. Es war schon so lange her, dass so viele nette und freundliche Pokémon um sie herum gewesen waren, doch trotzdem war sie nicht glücklich. Vielleicht weil sie sich Sorgen um Imgar machte?
    „Tara?! Tatsächlich, da bist du ja Kleine!“ Das weiße Nachtara schrak auf und sah in das breite Grinsen ihres Weggefährten, der sie sofort in die Arme schloss. „Bin ich froh, dass noch alles an dir dran ist, ich dachte für einen Moment dieses Auto hätte dich erwischt!“ Tara wusste zwar nicht wovon er da redete, war aber ebenfalls sehr erleichtert Imgar gesund und munter wiederzusehen. Das Impergator löste nun die Umarmung und drehte sich zu einem Xatu um, das hinter ihnen stand. „Vielen Dank für deine Hilfe Xatu!“ Imgar sah wieder Tara an. „Xatu hier hat mir geholfen dich zu finden, außerdem hat er mir einen Tipp bezüglich unserem ''Reiseziel'' gegeben!“ Ungläubig starrte Tara Imgar an, dann musste sie unweigerlich grinsen. Endlich hatten sie eine Spur und konnten vielleicht schon bald ihre Wünsche wahr werden lassen! „Das müssen wir feiern Imgar!“ platzte es aus ihr heraus und Tara sprang auf. „Heute ist seid langem mein schönster Tag glaube ich!“
    Nachdem Tara Imgar ihre neuen Freunde vorgestellt hatte, wurden sie von den Zirkuspokémon dazu eingeladen sich die Abendvorstellung anzusehen. Dieses Angebot wollten sie natürlich wahrnehmen, so schlich sich die Gruppe unter die Tribünen des Zeltes, von wo aus sie alle eine gute Aussicht hatten. An diesem Abend wurde noch viel gelacht, gejubelt, gerade für Tara und Imgar, die eine lange Spanne der Enttäuschung hinter sich gehabt hatten, war dieser Abend also etwas ganz besonderes. Auch nachdem die Lichter auf dem Festplatz gelöscht wurden und das Gelächter der Menschen mit ihnen verschwand galt dies nicht für die gute Laune der Stadtpokémon, die gemeinsam mit Tara und Imgar ihre Freundin Mauzi nach Hause begleiteten.
    Sie erreichten das kleine Haus und versteckten sich im Garten, während Mauzi, etwas unsicher, zur Balkontür tapste. Dort sprang sie auf einen Blumentopf, von dort aus weiter auf ein Fensterbrett. Dann kratzte sie leise an der Scheibe und maunzte. Das Fenster wurde nach oben geschoben und ein kleines Mädchen wurde sichtbar. Erst rieb es sich müde die Augen, als die kleine dann aber ihr Mauzi erkannte umarmte sie das Pokémon freudig und hob es in das Zimmer, ehe sie das Fenster wieder schloss. Die Freunde warteten noch eine Weile, dann suchten sie wieder ihr Nachtlager auf.


    Noch bevor die Sonne aufging versammelte sich eine Gruppe Pokémon vor Saffronia City, um sich von den beiden Reisenden Tara und Imgar zu verabschieden. „Müsst ihr denn wirklich schon gehen?“ murmelte Maru resigniert und sah die beiden mit hängenden Ohren an. „Tut uns echt leid, aber Xatu gab uns einen Tipp und dem müssen wir möglichst schnell nachgehen.“ entgegnete Imgar entschuldigend und sah zu Tara und Mauzi. Mauzi war erst kurz vor dem Aufbruch zu ihnen gestoßen und hatte ihnen freudig berichtet, dass sie sich mit ihrer Trainerin vertragen hatte. Nun überreichte sie Tara ihren roten Schal und lächelte. „Ein kleines Andenken, damit du uns niemals vergisst. Danke für alles Tara, ich glaube inzwischen habe ich verstanden, dass ich mich wirklich glücklich schätzen kann!“ Tara war gerührt und ließ sich von Imgar den Schal umbinden, der fast vom selben Rot war wie ihre Ringe. Dann bedankte sie sich ihrerseits bei den Stadtpokémon, bevor das Nachtara mit Imgar in Richtung Osten aufbrach, immer der aufgehenden Sonne entgegen.

  • „Und du bist sicher, dass uns dieses Pokémon helfen kann? Ich meine...woher will Xatu das so genau wissen?“ Imgar grinste. Tara schien noch immer ziemlich unsicher wegen des Tipps zu sein, den ihr Begleiter bekommen hatte. „Mach dir mal keine Sorgen, meine Kleine. Xatu ist ein Pokémon, dem man die Fähigkeit nachsagt in die Vergangenheit und die Zukunft zu sehen, gut möglich also, dass es genau wusste wo wir hin müssen. Lass uns seinem Tipp vertrauen.“ Tara nickte zustimmend und folgte Imgar weiter. Sie waren nun schon seid etwa zwei Tagen Richtung Osten unterwegs, so wie sie Xatu angewiesen hatte. Wenn es recht behalten sollte müssten sie schon bald ein Dorf erreichen, in dem kaum Menschen wohnen. Dort lebte wohl auch ein sehr weises Pokémon, das sie bereits erwarten würde.
    Tatsächlich erreichten sie am späten Nachmittag jenes Dorf. Sie betraten es und waren etwas verwirrt, da sie weder Menschen noch Pokémon auf den Straßen sehen konnten. Es war ganz anders als in Saffronia, allerdings konnten sie sich so auch frei bewegen und mussten sich nicht verstecken. „Was glaubst du Imgar, wo finden wir dieses Pokémon? Ähm...Imgar?“ Tara sah verwundert zu Imgar auf, der seinen Blick auf einen alten und etwas herunter gekommenen Turm gerichtet hatte. Er fixierte das Gebäude mit seinem Blick und trat dann wie gesteuert darauf zu. „Imgar was ist los?“ Tara war besorgt und folgte dem Impergator, das still schweigend den Turm betrat.
    Im Inneren des Turmes war es unheimlich still, keine Menschenseele war zu sehen, und dennoch lag eine furchtbare Anspannung in der Luft, die Tara einen Schauder über den Rücken jagte. Ein Lachen ertönte, es war allerdings kein freudiges oder glückliches Lachen, sondern ein durch und durch boshaftes. Es schallte von allen Seiten zugleich wider und machte es somit unmöglich die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. „Bleib dicht hinter mir..“ murmelte Imgar ohne Tara anzusehen. Diese nickte leicht und hielt sich dicht hinter ihrem Begleiter. Immer wieder war es ihr, als sähe sie Schatten vorbei huschen, während das unheimliche Lachen erneut ertönte. 'Was ist hier los Imgar?' wollte sie fragen, doch die Worte blieben ihr vor Angst im Hals stecken. Imgar bleckte wiederum die Zähne und starrte wie gebannt in eine Richtung. „Ich weis, dass du hier bist...ich habe dich schon gespürt als wir den Turm betreten haben. Was willst du von uns? Zeig dich endlich!“
    „Ich bin überall.....und nirgends....“ Die Stimme schien erst von links, dann wieder von rechts zu kommen. Schließlich manifestierten sich die vielen Echos vor Tara und Imgar, sie nahmen die Form eines Pokémon an. Es grinste hämisch lachend und sah auf die beiden herab. „Wie schön dich wiederzusehen...bist du hier um dich zu rächen?“ „Du kennst dieses Pokémon?“ Tara sah fragend zu Imgar, allerdings nur kurz, denn Gengar fixierte sie mit den Augen. „Was für ein hübsches kleines Ding...soll ich mit ihr das selbe machen wie mit dir damals?“ Schneller als Tara reagieren konnte war Gengar verschwunden, nur um direkt vor ihr wieder aufzutauchen. Er packte das Nachtara mit der Zunge und drückte fest zu, sodass Tara nur einen unterdrückten Aufschrei heraus bekam. „NEIN! Lass deine Pfoten von ihr!!“ Imgar stürzte auf Gengar zu, doch der Geist verschwand erneut. „Du willst sie retten? So wie du deinen Trainer retten wolltest?“ Wieder diese geisterhafte Stimme. „Was meinst du damit? Was hat das mit Vato zu tun?!“ Gengar erschien wieder, doch nur für einen kurzen Augenblick. „Ich kann mich noch gut an sein Gesicht erinnern...seinen geschockten Blick, als er deine wundersame Verwandlung mit ansehen durfte!“ Gengar verschwand erneut und Imgar fuhr herum. Dieses Spiel wiederholte sich mehrmals, das Geist-Pokémon erschien immer wieder kurz um zu Imgar zu sprechen. „Er wollte dir helfen, doch ein einfacher Mensch kommt nun einmal nicht gegen ein Pokémon an...nicht war Imgar?“ „Was...was redest du da?“ antwortete Imgar beunruhigt. „Du bist doch sonst so stolz auf deine Stärke, aber an diesen Kampf erinnerst du dich nicht mehr? Oder willst du dich einfach nicht erinnern? Daran, wie du den armen Jungen gnadenlos angegriffen hast?“ Imgars Augen weiteten sich vor Schreck. Plötzlich kamen in ihm Bilder hoch, Bilder, die er schon oft verdrängt hatte. Er sah sich selbst, kurz nach seiner Verwandlung, wie er Vato angriff, wie Vato verzweifelt versuchte zu ihm durchzudringen, und wie der junge Trainer schließlich zusammenbrach. Er sah das Blut auf dem Hinterkopf des Jungen, diese dunkelrote Flüssigkeit, die in einer kleinen Bahn sein Gesicht hinunter lief. Imgar taumelte nach hinten und ging auf die Knie. Er konnte es nicht fassen. Hatte er damals Vato verletzt? Nein, das konnte nicht sein! Das alles war doch Gengars Schuld, nicht seine! Unfassbare Wut kam in ihm hoch worauf hin er die Zähne fletschte. Gengar erschien erneut, noch immer hielt er Tara fest umklammert. Das weiße Nachtara hing inzwischen nur noch benommen in dem festen Griff der Zunge, sie kämpfte bereits gegen die Bewusstlosigkeit. „Diesmal wird euch niemand retten, nicht so wie damals. Dieser verfluchte Patron des Waldes hatte es wohl gut mit euch gemeint, aber diesmal seid ihr in MEINEM Reich!“ Imgar musste schnell handeln, er wollte nicht, dass mit Tara das selbe geschehen würde wie mit ihm damals. Diesmal stürzte er nicht auf Gengar zu sondern bereitete einen Angriff vor, doch als er gerade angreifen wollte hielt Gengar Tara wie einen Schutzschild vor sich. Imgar biss die Zähne zusammen und knurrte wütend. Da trafen ihn auch schon einige Spukbälle und er fiel wieder auf die Knie. Um ihn herum schwirrten Nebulak, augenscheinlich Gehilfen von Gengar. So hatte er keine Chance.
    Es schien aussichtslos für Imgar, doch da erschien vor ihm ein fremdes Pokémon. Es hob die Arme und um Imgar herum wurde alles für einen Augenblick von einem grellen Licht erfüllt. Dann fand er sich plötzlich in einem schlicht eingerichteten Zimmer wieder. Nur einige Sitzkissen lagen auf dem Boden, außerdem stand da ein Korb voller Beeren. Verwirrt sah sich das Impergator um. Wo waren Gengar und all die Nebulak hin? Aber noch wichtiger: Was war mit Tara? Genau in diesem Moment erschien wieder das unbekannte Pokémon im Zimmer. Auf seinen Armen trug es Tara, die noch immer nach Luft schnappte und erleichtert zu Imgar hinauf blickte. Der Fremde legte Tara auf eines der Kissen und ließ sich dann selbst auf eines nieder, allerdings schwebte er bei allen seinen Bewegungen im Schneidersitz über den Boden. „Setz dich Imgar und hab keine Angst: Ich werde euch nichts tun.“
    „Woher...kennst du meinen Namen?“ Das Pokémon sah Imgar ruhig an. „Xatu kam vor einigen Tagen hier vorbei und sagte mir, dass ich bald Besuch bekommen würde. Er sagte mir auch, dass ihr wohl in Schwierigkeiten geraten werdet, daher habe ich euch geholfen.“ Imgar war verblüfft und ließ sein Hinterteil auf eines der Kissen fallen. Sein Blick wanderte zu Tara, die sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte. Der Fremde ließ beiden je eine gelbliche Beere zufliegen. „Esst diese Tsitrubeeren, die machen euch wieder fit. „Vielen Dank, auch für die Rettung, Herr...“ Tara sah fragend zu dem freundlichen Pokémon. „Simsala. Und ihr beiden seid also auf der Suche nach dem Königreich der Wünsche?“
    Tara und Imgar berichteten ihrem Retter knapp von ihrer bisherigen Reise. Das Psycho-Pokémon nickte und sah sie dann eindringlich an. „Xatu hatte Recht damit euch zu mir zu schicken. Wenn ihr das Königreich bald finden wollt solltet ihr meinen Rat befolgen.“ „Dann weist du etwas darüber?“ „Ich war sogar schon einmal dort.“
    „WAAAS?!“ Tara und Imgar starrten Simsala an, der ruhig vor ihnen schwebte und aus einer Tasse Tee trank. „Ich erinnere mich an alles seid meiner Geburt, es dürfte also nicht sonderlich schwierig sein euch den Weg zum Königreich zu beschreiben.“ Die beiden waren erstaunt und grinsten einander an. Endlich hatten sie einen brauchbaren Hinweis!
    „Allerdings könnt ihr es nicht betreten.“ Schweigen. Dann wanderten die blicke langsam zu Simsala. Wie konnte er so etwas nur seelenruhig zu ihnen sagen? „Was...was meinst du damit? Warum können wir es nicht betreten?!“ „Ganz einfach Imgar. Nur reine Herzen können das Königreich finden und betreten. Dein Hass auf Gengar aber ist zu groß, so lange du nicht damit abschließt wirst du keinen Fuß in das Königreich setzen können!“


    Wenige Stunden später.
    „Du willst wirklich noch einmal dort hinein Imgar? Ja, Simsala hat dir dazu geraten...aber das ist doch gefährlich!“ Imgar schüttelte den Kopf und trat entschlossen auf den Turm zu. „Erst wenn ich den Hass auf Gengar vergesse, können wir das Königreich finden, vergiss das nicht. Ich muss ihn im Kampf besiegen, vorher finde ich keine Ruhe!“ „Na gut, aber vergiss nicht, dass wir beide Partner sind! Wir kämpfen gemeinsam gegen Gengar!“ „Ich danke dir Kleine. Dann mal los!“
    Auch bei dem zweiten Besuch hatte sich die Atmosphäre in dem Geisterturm nicht geändert, sie war sogar noch angespannter, jetzt wo die beiden wussten was dort auf sie lauerte. Zudem war es inzwischen Nacht geworden, die Zeit der Geister hatte begonnen. Es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Gegner auftauchten, einige Nebulak und sogar zwei Alpollo, die mit Spukbällen und Dunkelklaue angriffen. Imgar schleuderte eine ganze Schar feindlicher Pokémon mit seiner Hydropumpe weg, während Tara ihrerseits Spukbälle verteilte. So konnten sich die beiden recht gut wehren, bis Gengars Schergen die Flucht ergriffen.
    „Ihr kommt freiwillig zurück? Narren!“
    Als die Stimme zu ihnen drang sahen sich beide hektisch um, sie mussten Gengar schnell ausmachen, um ihre Deckung nicht zu verlieren. Tara bemerkte den Geist zuerst und zielte mit einem Eisstrahl in seine Richtung. Eigentlich wollte sie Gengar damit am Boden fest frieren lassen, doch der Versuch scheiterte und Gengar verschwand erneut. Immer wieder erschienen Attacken wie aus dem Nichts, die ihr Ziel nicht verfehlten. Gegen so einen Gegner konnten Tara und Imgar einfach nichts tun. Als Gengar über den Köpfen beider erschien und mit Finsteraura angriff konterte Imgar mit einer kräftigen Hydropumpe, die Gengar nach hinten drückte und durch die Wand hinaus beförderte. Es entstand ein großes Loch, durch welches der Mondschein fiel und den Raum etwas erhellte. Nun konnten sie Gengar sehen, der in einer Ecke schwebte und keuchend zu ihnen herüber sah. Seine Augen leuchteten rot. „Jetzt habt ihr mich zwar getroffen aber gleichzeitig euer eigenes Grab geschaufelt!“ Der Geist lachte wieder und verschwand. Tara fuhr herum um Gengar erneut auszumachen, hörte dann aber ein unterdrücktes Kichern direkt hinter sich. Es war Imgar, der sich gebückt mit den Armen am Boden abstützte. Das Lachen wurde lauter als sich das Impergator aufrichtete; seine Augen leuchteten in einem grellen Rot, lilafarbender Schleim sonderte sich von seiner Haut ab und tropfte zu Boden, seine lange Zunge leckte durch die Luft, als besäße sie ein Eigenleben. Tara erschrak bei diesem Anblick und wich einige Schritte zurück. Ihr wurde nun klar was Gengar gemeint hatte: der Mond! Offensichtlich war er einer der Faktoren um Imgars Anfälle auszulösen. Doch etwas war anders, statt der Verzweiflung, die sonst in Imgars Augen lag zeigte sein Blick diesmal reine Mordlust.
    Wie ein wildes Tier preschte Imgar los, seine Augen wanderten dabei wie wahnsinnig hin und her, als würde er etwas suchen. Dann holte er plötzlich mit einem Arm aus und schien etwas zu packen, das er darauf hin in die Wand hinein drückte. Einige Risse bildeten sich und Gengar erschien. Imgar hatte ihn trotz Unsichtbarkeit ausmachen können und mit einem kräftigen Treffer erwischt. Nun ließ er den Geist los und schlug ihn in einer schnellen Drehung mit dem Schweif zu Boden. In den nächsten Minuten attackierte er ihn aus nächster Nähe mit Spukbällen und Schlägen. Gengars Schmerzschreie erfüllten den Raum. Er war ihm nicht möglich zu entkommen, so musste er immer mehr Schläge und Attacken weg stecken.
    „Imgar hör auf!!“ Das Impergator hielt mitten in der Bewegung inne, seine Augen wandten sich Tara zu, die nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, die über ihre Wangen liefen. Verzweifelt rief sie noch einmal seinen Namen und ergänzte mit tränen erstickter Stimme: „Er ist es nicht wert...“ Der Hass in Imgars Blick erlosch und das Impergator stand auf. „Tara...“ Sein Blick wanderte zwischen dem weißen Nachtara und dem Gengar hin und her, dann fiel er verzweifelt auf die Knie. „Verzeih mir Kleine...verzeih mir...“
    Gengar ließ sich die Chance zum Rückzug nicht entgehen und verschwand aus dem Turm. „Wir werden uns wohl nicht mehr wiedersehen...aber mein kleines Geschenk von damals darfst du natürlich behalten...Imgar.“

  • Hallo Calumon^^
    Es hat mich sehr gefreut, dass du die Story fortgesetzt hast. Ich habe sie im Dezember 2011 auf FF.de gefunden und mir schon gedacht: Hoffentlich gibt es da mal eine Fortsetzung! Anscheinend wurde mein Wunsch erhört. Dann kannst du mich gleich bei Kapitelbenachrichtigungen eintragen^^
    Da es schon sieben Kapitel gibt, werde ich nur etwas näher auf das neueste Kapitel und den Startpost eingehen.
    Startpost:
    Der Startpost ist schön strukturiert, man erkennt einen Leitfaden und auch sonst ist es ordentlich erarbeitet. Auch Rechtschreibfehler gibt es-dank der Open Office Auto-Korrektur?- keine. Sind die Bilder selbst erstellt? Sie sehen jedenfalls so aus, vor allem das von Tara ist so knuffig!(Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde hier nichts, das du verbessern könntest.)
    Dass es auch ein Hörbuch gibt, finde ich sehr gut, ich werde sie mir bei Gelegenheit mal anhören.

    Kapitel 7
    :


    Rechtschreibfehler und Kommatafehler:
    Hier ist mir dieser aufgefallen, ich habe dir gleich das Komma in Rot dazugesetzt.

    Zitat

    Mach dir mal keine Sorgen, meine Kleine.

    Ich weiss, hier könnte man meinen, es kommt kein Komma hin, aber das tut es. Das kann natürlich vorkommen, ist kein Weltuntergang.


    Beschreibungen
    Deine Beschreibungen sind zwar gut, können aber noch ausgebaut werden. Zum Beispiel bei dieser Stelle:

    Zitat

    Tara sah verwundert zu Imgar auf, der seinen Blick auf einen alten und etwas herunter gekommenen Turm gerichtet hatte.

    Es gibt noch so viel, das man auf den ersten Blick zu einem Turm sagen könnte! Ich selbst stelle mir dann immer Fragen wie: Aus welchem Material ist er gefertigt?, Welche Umgebung hat er?, Ist es ein sehr hoher Turm,...


    Zitat

    Es schien aussichtslos für Imgar, doch da erschien vor ihm ein fremdes Pokémon.

    Hier das Gleiche. Stellen sich auch hier wieder die Fragen: Wie sieht das Pokemon aus?, Wirkt es auf Igmar wie ein Helfer Gengars oder ist es auf seiner Seite?...



    Zitat

    „NEIN! Lass deine Pfoten von ihr!!“

    Da habe ich mich schon etwas gewundert. Gengar hat doch Hände, oder?


    Ansonsten gefällt mir das Kapitel sehr gut, ich warte schon ganz gespannt auf das nächste!
    Liebe Grüße,
    deine Mikan


    (PS: Bei FF.de habe ich die Story zu meinen Favos genommen^^(Ich Reviewe dir heute noch))

    Dieser Beitrag wurde von „007“ aus folgendem Grund gelöscht: Unnötige Doppelposts sind unnötig

  • Hallo Calumon^^
    Es hat mich sehr gefreut, dass du die Story fortgesetzt hast. Ich habe sie im Dezember 2011 auf FF.de gefunden und mir schon gedacht: Hoffentlich gibt es da mal eine Fortsetzung! Anscheinend wurde mein Wunsch erhört. Dann kannst du mich gleich bei Kapitelbenachrichtigungen eintragen^^


    Wow ich hätte nicht gedacht, dass da noch jemand das Original aus FF kennt *o* (<- gerührt ist)
    Habe dich bei der Kapitelbenachrichtigung eingetragen! :3




    Rechtschreibfehler und Kommatafehler:
    Hier ist mir dieser aufgefallen, ich habe dir gleich das Komma in Rot dazugesetzt.

    Ich weiss, hier könnte man meinen, es kommt kein Komma hin, aber das tut es. Das kann natürlich vorkommen, ist kein Weltuntergang.


    Den hab ich überlesen, wusste bis eben aber wirklich nicht, dass da ein Komma rein gehört...ich bessere es sofort aus, danke für den aufmerksamen Blick!




    Beschreibungen
    Deine Beschreibungen sind zwar gut, können aber noch ausgebaut werden.


    Ja, ich habe auch schon bemerkt, dass meine Beschreibungen mal besser waren, mein Schreibstil hat in den letzten Jahren wohl mehr gelitten als ich dachte.
    Ich versuche mich zukünftig zu besseren Beschreibungen durchzuringen, ich möchte ja, dass man die Geschichte so "sehen" kann wie ich sie sehe.



    Da habe ich mich schon etwas gewundert. Gengar hat doch Hände, oder?


    Ja du hast schon recht, Gengar hat Hände, aber "die Pfoten von jemandem lassen" das sagt man doch so, oder nicht? Jedenfalls war das so gemeint und nicht in die Richtung, dass Gengar Pfoten hätte ^^"



    Ich danke dir für dein Feedack und wünsche dir auch weiterhin noch viel Spaß beim Lesen meiner kleinen Story :3


    @ Gin Black
    Auch dir danke ich (wenn auch leider sehr spät, entschuldige...) für deine Rückmeldung, es hat mich sehr gefreut, dass da jemand die Vorgeschichte so spannend und schön findet, auch dir weiterhin viel Spaß ^-^

  • Ein kühler Luftzug wanderte über die Felder, begleitet vom Rauschen des Waldes. Er brachte dichte Wolken mit sich, die den Mond und die Sterne verdeckten. Nur gelegentlich brach das Licht der Himmelskörper durch die graue Wolkendecke und hinterließ Lichtflecken auf dem dunklen Erdboden. Die Nacht war still, die Natur zur Ruhe gekommen, ebenso die beiden Pokémon, die sich nach ihrer Wanderung einen sicheren Platz zur Nachtruhe gesucht hatten. Sie waren direkt nach der Abenddämmerung eingeschlafen, denn die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen. Es waren erst vier Tage seid ihrem Besuch in Lavandia vergangen, die Beiden hatten nicht viel Zeit verloren und waren direkt aufgebrochen. Sie folgten dem Weg, den ihnen das alte Simsala beschrieben hatte, doch obwohl sie ihrem Ziel nun so nah wie nie waren, war ihre Stimmung eher bedrückt. Imgar hatte es zwar geschafft gegen Gengar zu gewinnen, doch nur durch einen seiner Anfälle und das machte ihn innerlich fertig, immerhin wollte er dadurch seinen Hass und gleichzeitig den Einfluss Gengars endgültig bezwingen. Tara wusste das und sprach ihren Begleiter daher nicht auf die Vorkommnisse im Geisterturm an.
    Es war mitten in der Nacht, als Imgar aus seinem leichten Schlaf erwachte. Er sah zu Tara hinüber, die noch immer schlief, allerdings war sie dabei sehr unruhig, sie zuckte immer wieder leicht zusammen und wimmerte leise. Imgar konnte sich denken, dass Tara wieder einen Albtraum hatte. In letzter Zeit passierte dies zwar nur noch selten, aber er bemerkte trotzdem, dass sie diese Albträume belasteten. „Sie musste die letzten Tage so vieles durchmachen...da sollte Tara wenigstens ruhig schlafen dürfen...“ murmelte er vor sich hin und trat leise auf sie zu. Er berührte vorsichtig ihre Stirn. Seine Augen leuchteten für einen kurzen Augenblick rot auf, dann entfernte er sich wieder von Tara. Das Nachtara hatte sich wie von Geisterhand wieder beruhigt und schlief, Imgar aber kauerte sich nun auf dem Boden zusammen. Er hatte eine der Fähigkeiten benutzt, die er durch seine Geisterkräfte beherrschte: den Traumfresser. Allerdings hatte er ihn so eingesetzt, dass Tara keinen Schaden dadurch erlitt. Imgar hatte Tara den Albtraum genommen, doch nun übermannte er das Impergator. Imgar fiel schnell in einen Schlaf, der immer realistischer wurde. Aus Taras Sicht erlebte Imgar in dieser Nacht all das, was ihm seine Begleiterin bisher verschwiegen hatte: Wie sie ihre Gruppe verloren hatte, ihre Entwicklung in ein weißes Nachtara und natürlich der Kampf gegen Nachtschatten. Imgar spürte ihre seelischen und ihre körperlichen Schmerzen als wären sie seine eigenen.


    Tara erwachte aus ihrem traumlosen Schlaf, als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht berührten. Sie stand auf und sah sich nach Imgar um, schließlich fand sie das Impergator am Rande des Waldes in dem sie übernachtet hatten. Tara setzte sich neben ihm auf den Boden und sah zu ihm hinauf, doch Imgar sah weg, als er ihren Blick bemerkte. Nachdem er nun ihre Leidensgeschichte kannte fühlte er sich schuldig, weil er ohne ihre Erlaubnis in ihrem Traum herum geschnüffelt hatte. Außerdem konnte er sich nun sehr gut vorstellen, welche grausamen Erfahrungen sie machen musste und auch wie es ihr wohl damit ging. Tara war etwas verwirrt, da Imgar ihr gegenüber so abweisend war, dachte dann aber an seinen Kampf gegen Gengar zurück und war sich sicher, dass sein Verhalten damit zusammenhing.
    Auch nachdem sie wieder aufgebrochen waren schwiegen sich die Beiden an, bis sie mitten im Wald auf eine Hütte stießen. Vor dem Holzhäuschen saßen zwei Pokémon: ein Maschok und ein Sichlor. Die beiden schienen schon etwas älter und hatten überall am Körper vereinzelte Narben, die auf eine Jugend voller Kämpfe hinwiesen.
    Als die Reisenden näher heran traten, stellten sich die beiden Fremden kampfbereit auf. „Ein Nachtara und ein Impergator...und dann auch noch in so merkwürdigen Farben!“ Maschok sah zu Sichlor, der jederzeit bereit schien anzugreifen. „Und dann auch noch der selbe Geruch!“ Die Blicke wanderten zu einem Magnayen, das eben aus der Hütte heraus kam. Es bleckte knurrend die Zähne. „Ein Nachkomme also?“ Magnayen nickte leicht und trat vor seine beiden Kameraden. „Willst du dich rächen?“ zischte Sichlor mit scharfer Stimme und schien dabei zu grinsen. Die beiden Eindringlinge wurden mit angriffslustigen Blick gemustert, Magnayens Blick heftete ausschließlich auf Tara. „Ein schmächtiges Pokémon wie sie es ist taugt sicher nichts im Kampf...kein Wunder, dass es so weit weg von ihm durch die Gegend streunt.“ Tara zuckte zusammen, sie trat einen Schritt zurück, Imgar hingegen trat nach vorne, bereit sich und Tara zu verteidigen. „Ich mag zwar alt sein, aber gegen dich komme ich doch locker an!“ Maschok und Sichlor stürzten sich zugleich auf Imgar, Magnayen griff zeitgleich Tara an. Ein Kampf begann.


    Acht Jahre zuvor in den Tiefen des Steineichenwaldes...
    „Versuch ruhig abzuhauen, doch es nutzt dir sowieso nichts!“ Magnayen fetzte über den unebenen Waldboden, sprang über Steine und modrige Baumstämme, immer sein Ziel vor Augen. Dieses Ziel war ein braunes Fellknäuel, das sich mit aller Kraft durch das Dickicht kämpfte. Immer wieder warf das junge Pokémon einen flüchtigen Blick zurück, doch sein Verfolger war ihm dicht auf den Fersen. Dann verfing es sich zu allem Überfluss auch noch in einem Gestrüpp und kam nicht mehr heraus. Verzweifelt zappelte es mit den Läufen, verfing sich dadurch aber nur noch schlimmer. Magnayen hatte es nun eingeholt und packte es am Nackenfell worauf er seine Beute mit einem Ruck aus dem Gestrüpp zog. Das kleine Evoli, das nun zwischen seinen Zähnen hing, zitterte am ganzen Körper und starrte das Hundepokémon mit vor Angst geweiteten Augen an. Nun erschien hinter ihnen noch ein Pokémon, ein junges Sichlor, das mit kampflustigen Augen auf das Evoli herab sah. „Ach wie schade du hast es ja bereits gefangen...na gut, lass es uns dem Meister bringen!“ Die beiden Pokémon trabten zurück zu ihrem Meister, einem hochgewachsenen Menschen, dessen Blick allein genügte um einem die Angstperlen auf die Stirn zu treiben. Er hatte einen Geländewagen bei sich, auf dessen Ladefläche einige leere Käfige standen. Ein Maschok war gerade dabei einen Käfig aufzuladen, in dem ein aufgeregtes Porenta im Kreis lief und verschreckt quakte, als die beiden Pokémon zurück kehrten. Magnayen streckte seinem Herrn das Evoli entgegen, er packte es und hielt es hoch. „Perfekt, da haben wir dich ja! Dachtest wohl du entkommst uns?“ Der Mann griff nach einem Anhänger, den das Evoli trug, riss ihn herunter und warf das Evoli in einen der Käfige, während er den Anhänger einsteckte, um ihn später teuer zu verkaufen. „Viel mehr werden wir hier nicht finden, also los, wir verschwinden!“ Der Mensch schloss die Ladeklappe und wollte gerade in die Fahrerkabine einsteigen, als sich ein schwarzer Schatten auf ihn stürzte. Ehe er sich versah lag er am Boden, auf ihm stand ein Nachtara, das bedrohlich knurrte. Magnayen war schnell zur Stelle und griff das Nachtara an, worauf hin ein Kampf zwischen beiden begann. Beide verbissen sich ineinander und verletzten sich mit allen körperlichen Waffen, die ihnen gegeben waren. Schon nach kurzer Zeit hatten beide Pokémon überall Biss- und Kratzwunden, Magnayen musste sich eingestehen, dass dieses Pokémon, obwohl es sichtlich jünger war als er selbst, ein würdiger Gegner war. Erbarmungslos gingen sie aufeinander los, doch als Magnayen dann für einen kurzen Moment unaufmerksam wurde wurde er zu Boden geschleudert. Das fremde Nachtara sprang auf die Ladefläche des Wagens und zerschmetterte einen Käfig mit Eisenschweif. Das Porenta, das in diesem Käfig festgehalten wurde nutzte seine Chance sofort und verschwand laut schnatternd im Wald. Als der Fremde nun auch den Käfig mit Evoli darin öffnen wollte, griff Maschok ein. Er packte das Nachtara und schleuderte es zu Boden. Schnell rappelte sich das Unlicht-Pokémon auf, wurde dann aber wieder von Magnayen attackiert. Das Nachtara wollte seinen Gegner mit einer Konfusion abwehren, doch die Attacke wirkte nicht und nur er selbst nahm weiter Schaden. Erst als das fremde Nachtara sich in Magnayens Nacken verbiss, konnte es dem Gerangel entkommen. Doch noch bevor das Nachtara wieder zu den Käfigen gelangte bekam es Sichlors Kreuzschere zu spüren. Nicht nur die Effektivität und die Stärke dieses Angriffes machten ihm nun zu schaffen, auch eine stark blutende Wunde, die ihm die Schnitte quer über seinem linken Auge zugefügt hatten. Knurrend schleuderte der Angreifer Sichlor und auch Maschok mit einer Konfusion quer über die Lichtung, dann schlug er noch Magnayen mit einem Eisenschweif bewusstlos. Erschöpft von den Wunden und dem Kampf trottete das Nachtara zu dem Mann, der vor Angst erstarrt da saß und das Pokémon anstarrte. Er bewegte sich nicht und beobachtete wie das Nachtara nach seiner Jackentasche schnappte und ein großes Loch hinein riss. Heraus fiel der Anhänger, den das Pokémon nun mit dem Mund aufhob, dann lief es zu den Käfigen und befreite das Evoli. Dieses wurde zum zweiten Mal an diesem Tag am Nackenfell gepackt und weg getragen, doch diesmal hatte es keine Angst mehr. Am Rande des Waldes angekommen wurde es dann wieder abgesetzt. Das Nachtara gab ihr nun auch den Anhänger wieder zurück und lächelte leicht. „Pass in Zukunft lieber auf wo du zum Spielen hin gehst, hier sind oft Wilderer wie dieser unterwegs!“ Evoli sah nur zu dem Nachtara und betrachte die vielen Wunden an seinem Körper, am längsten wohl die Wunde an seinem linken Auge. „Das wird sicher eine Narbe geben...“ murmelte das braune Fellknäuel besorgt „und das alles nur, weil du mich retten wolltest...das kann ich doch niemals wieder gut machen!“ „Das ist nicht deine Schuld Kleines, immerhin wollte ICH dich ja retten! Außerdem konnte ich endlich diesem Wilderer zeigen was passiert, wenn man sich mit uns Pokémon anlegt. Es tut mir nur Leid, dass du das alles mit ansehen musstest.“ Wie er so sprach bemerkte das Evoli, dass das Nachtara wohl höchstens ein Jahr älter sein konnte als sie selbst. „Ich werde jetzt wieder zu meinem Rudel zurück kehren...vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder?“ Das Evoli sah ihr Gegenüber fragend an. „Willst du nicht lieber hier bleiben bis deine Wunden verheilt sind? Du kannst gerne so lange bei mir zu Hause bleiben..“ Das Nachtara lachte auf und sah sie an. „Du bist wirklich niedlich Kleine! Ich hoffe wirklich, ich werde dich eines Tages wieder sehen!“ Dann drehte er auf der Stelle um und verschwand wieder im tiefen Wald. Das Evoli sah ihm erstaunt nach, es war, als ob man in ihrem Gesicht eine gewisse Röte sehen konnte. „Ja...das hoffe ich auch...“


    Als das alte Magnayen wieder zu sich kam waren die beiden Fremden verschwunden. Ihre Fährte konnte er noch wittern, allerdings nur ganz schwach. Mit schüttelndem Kopf trottete das Unlicht-Pokémon zu seinen Kameraden zurück. „Die haben uns echt alt aussehen lassen...“ murmelte Maschok und sah Magnayen an. Wer hätte denn auch ahnen können, dass die beiden Pokémon doch so gut kämpfen konnten? Es hatte nur wenige Angriffe gebraucht um sie alle drei auszuknocken. „Dieses Impergator sah aber auch zum fürchten aus!“ verteidigte sich Sichlor, der als erster K.O. gegangen war. Magnayen lachte leise auf und legte sich dann vor der Hütte nieder. „Wie ich dieses Nachtara hasse...aber eines muss ich ihm lassen...seine Brut hat seine Entschlossenheit geerbt!“


    Tara und Imgar mussten gegen den immer stärker werdenden Wind ankämpfen, denn ein Sturm war aufgezogen. Trotz allem waren sie entschlossen noch heute ein gutes Stück voran zu kommen. „Simsala sagte hier irgendwo soll eine Ebene liegen, auf der es nur so blüht, aber alles was ich sehe ist karges Felsland...“ murrte Tara mit einem Blick zu Imgar, der ebenso enttäuscht schien. „Sieh doch Tara, da vorne ist ein Wald, vielleicht sind wir da geschützt! Tara wollte gerade etwas erwidern, als sie von einer Windböhe von den Füßen gerissen wurde. Zum Glück packte Imgar sie rechtzeitig mit der Zunge und zog sie auf den Boden zurück. Darauf hin nickte sie nur heftig und die beiden Pokémon eilten los um in dem Wald Schutz vor dem Unwetter zu suchen.

  • Der Sturm wütete über die Ebene, doch im Wald selbst war davon kaum etwas zu spüren. Die eng beieinander stehenden Bäume und das dichte Blätterdach schienen den Wind ab zu schirmen und so


    waren Imgar und Tara hier wohl sicher. Doch trotzdem kamen sie nur langsam voran, außerdem wussten sie nicht so recht in welche Richtung sie gehen sollten. Es blieb also nichts anderes als sich einfach weiter durch das Dickicht zu kämpfen. „Was meinst du, sollen wir fürs Erste eine Pause einlegen?“ wandte sich Imgar an Tara, während er über einen großen, am Boden liegenden Baumstamm sprang. „Kleine? Hörst du mir zu?“ Er drehte sich um, nur um festzustellen, dass ihm Tara nicht wie erwartet folgte. „Tara, wo gehst du denn hin?“


    Das junge Nachtara beachtete Imgar nicht, sie wanderte wie in Trance weiter in den Wald hinein und entfernte sich dabei immer mehr von Imgar, der ihr beunruhigt folgte. Alles was er sah waren Taras Ohren, die aufmerksam zuckten, als würden sie einem Geräusch folgen und ihr leicht trüber Blick, so als wäre sie gar nicht anwesend. Dann sprintete das Nachtara ohne Vorwarnung los.


    Die Melodie, die Tara hörte, seit sie im Wald unterwegs waren, wurde nicht lauter und doch schien sich Tara ihrem Ursprung zu nähern. Die Töne waren klar und wundervoll, sie kannte diese Melodie nicht, trotzdem war sie ihr irgendwie vertraut. Sie hatte eine anziehende Wirkung, es kam Tara vor, als würde sie rufen: "Komm zu mir. Ich erwarte dich."


    Durch seine Größe kam Imgar nur schwer durch das dichte Unterholz und so verlor er Tara, die flink durch den Wald sprintete, schnell aus den Augen. „Verflucht was ist denn nur los mit ihr?“ fluchte das Impergator, als es sich mit einem Ruck durch das tief hängende Geäst eines Baumes drückte und durch den Schwung auf den weichen Waldboden fiel.


    „Sie folgt meinem Ruf.“


    Imgar sprang auf als er die unbekannte Stimme hörte und sah sich, bereit anzugreifen, in alle Richtungen um. Schnell entdeckte er ein kleines, grünes Pokémon, welches nun direkt vor ihm schwebte. „Es ist schön dich wieder zu sehen Gara, auch wenn du dich wohl nicht an mich erinnern wirst. Du warst damals...in keiner guten Verfassung.“ „Woher kennst du diesen Namen?!“ fuhr Imgar das fremde Pokemon an „und was hast du mit Tara angestellt? Wer bist du?!“


    Das Pokémon flog einige Meter zur Seite, dann wieder auf Imgar zu. „Wer ich bin ist unwichtig. Wichtig ist, dass ihr beide es zwar bis hierher geschafft habt, aber nicht berechtigt seid dem Meister der Herzenswünsche vor die Augen zu treten. Noch nicht!“


    Imgar starrte das grüne Pokemon an, das mit seinen kleinen Flügeln vor ihm auf und ab schwebte, als würde es in der Luft stehen. Der Meister der Herzenswünsche? Sollte das heißen sie waren endlich im Königreich angelangt?


    „Was ist der Grund, warum dürfen wir nicht zu ihm?“ Tara war der geheimnisvollen Melodie gefolgt und ihre Quelle war offensichtlich dieses feenartige, grüne Pokémon, welches nun vor ihr schwebte. Es sprach die selben Worte, die es in eben diesem Moment auch an Imgar richtete. „Ihr müsst zuerst eine Prüfung bestehen, ihr müsst beweisen, dass ihr es wirklich wert seid vor den Meister zu treten. Solltet ihr bereit sein euch dieser Prüfung zu stellen und ihr besteht, dann werde ich euch zu ihm führen, damit ihr eure Wünsche äußern könnt. Aber seid gewarnt, diese Prüfung wird all eure physischen und psychischen Reserven fordern.“


    Zeitgleich, als hätten sie sich abgesprochen, antworteten Tara und Imgar in voller Entschlossenheit: „Ich bin bereit!“ Im nächsten Moment wurde es schwarz um Tara, sie fiel in Ohnmacht.


    Imgar wiederum wurde für einen kurzen Moment in ein grelles Licht getaucht. Als er seinen Arm, den er schützend vor die Augen gehalten hatte, wieder senkte befand er sich allein auf einer großen Lichtung. Über ihm konnte er dichte graue Wolken erkennen, die den Nachthimmel verdeckten. War das die besagte Prüfung? Aber wo war denn Tara? In diesem Moment konnte er das weiße Nachtara erkennen, seine Begleiterin trat ihm gegenüber aus dem Dickicht des Waldes und blieb einige Meter von ihm entfernt stehen. „Tara, na ein Glück, da bist du ja Kleine. Ich habe gerade ein wirklich seltsames Pokémon getroffen, es sprach von einer Prüfung und...“ Imgar stoppte mitten im Satz als er bemerkte, dass Tara nicht auf seine Worte achtete. Sie sah nur starr zu ihm herüber, dann hinauf in den düsteren Nachthimmel. Als sie ihren Blick wieder auf Imgar richtete machte das Nachtara einen Satz nach vorne und sprintete auf Imgar zu. Dieser fragte sich ob sie vielleicht etwas gesehen hatte was ihr Angst machte. Als er ihr gerade zurufen wollte was denn los sei, sah er nur noch wie sie den Kopf nach hinten in den Nacken warf. Dabei feuerte sie einen Spukball ab, der mit hoher Geschwindigkeit auf Imgar zu raste. Das Impergator war zu erstaunt um rechtzeitig auszuweichen, der Ball aus schwarzer und geisterhafter Energie traf ihn frontal und drückte das große Pokémon ein Stück nach hinten. Ehe Imgar weiter reagieren konnte flogen weitere Spukbälle auf ihn zu, denen er nur dürftig ausweichen konnte. Was war denn auf einmal in Tara gefahren? Wieso griff sie ihn aus heiterem Himmel an? Aber es blieb keine weitere Zeit darüber nachzudenken, denn Tara war vom Boden in die Luft gesprungen. Im Flug drehte sie sich dann mit der Rückhand voran zu Imgar. Dieser erkannte trotz der Fellfarbe seiner Freundin sofort, dass sie einen Eisenschweif vorbereitete. Der hell leuchtende Schweif schlug mit voller Wucht auf Imgar ein, der die Attacke mit über seinem Kopf gekreuzten Armen abblockte. Als er die Arme wieder auseinander riss drückte er Tara von sich weg, sodass sie etwa zwei Meter vor ihm auf den Pfoten landete. Als sich ihre Blicke trafen erkannte Imgar nicht den lebensfrohen Blick von Tara, sondern es war ihm, als sähe er in die trüben und lustlosen Augen einer Fremden. Es heißt, die Augen seien der Spiegel der Seele. Diese Seele schien keine Gedanken an etwas zu verschwenden, sie konzentrierte sich nur darauf den nächsten Angriff vorzubereiten.


    Eisige Kälte. Ein starker Wind, der ihr ins Gesicht peitschte. Als Tara zu sich kam und ihre Augen öffnete fand sie sich in mitten eines Schneegestöbers wieder. Sie versuchte durch den unnatürlich hohen Schnee voran zu kommen, doch ihre Beine wurden immer schwerer und ihr Körper zitterte vor Erschöpfung und Kälte. Was war denn passiert? Sie konnte sich nur noch daran erinnern wie alles um sie herum schwarz geworden war, nachdem sie der Prüfung zugesagt hatte. War dies eben jene Prüfung? Tara versuchte weiter voran zu kommen. Sie wunderte sich, warum der Schnee hier so hoch lag, es war als wäre sie wieder viel kleiner. Bei einem Blick nach unten bemerkte sie den weichen Fellkragen, in dem der Schnee hängen blieb, und die kleinen braunen Pfoten, die verzweifelt versuchten in dem lockeren Neuschnee halt zu finden. Sie war wieder ein Evoli!


    War das vielleicht Teil ihrer Prüfung? Also war das hier eine Illusion? Nein, dazu war das alles hier viel zu real. Nun wurde Tara aber eines klar: Wenn sie hier war musste das bedeuten, dass sie noch nicht bewusstlos geworden war. Sie hatte sich noch nicht in ein weißes Nachtara entwickelt. Wenn sie jetzt wieder zum Rudel aufschließen konnte, konnte sie alles ändern! Sie würde nie verstoßen werden, könnte endlich zurück zu ihrer Familie und ein ganz normales Evoli sein! „Ich muss nur durchhalten!“ Von dieser einzigartigen Chance bestärkt biss Tara die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter durch den Schnee. Sie durfte nicht aufgeben!


    Auf der Waldlichtung war inzwischen ein Kampf ausgebrochen, der allerdings recht einseitig ausfiel, denn Imgar beschränkte sich darauf auszuweichen oder Taras Angriffe abzublocken. Das Impergator schaffte es einfach nicht Tara anzugreifen, wie denn auch, er könnte sie doch niemals verletzen! Nein, es musste doch einen Grund geben warum sie ihn so verbissen attackierte! Sicher hatte dieses grüne Pokemon von eben seine Finger im Spiel, es kontrollierte sie wohl, Imgar musste es also schaffen sie auf diesem Zustand zu befreien. Aber alles gute Zureden war nutzlos, Tara griff weiter an und Imgar trug immer mehr Schaden davon. Noch dazu kam, dass sich die Wolken am Himmel allmählich verzogen und einen strahlenden Vollmond frei gaben. Imgar musste sich voll konzentrieren, denn die Gefahr, dass das Gengar in ihm wieder die Oberhand gewann war groß. Die Tatsache, dass Imgar sich immer mehr darauf konzentrieren musste bei Verstand zu bleiben machte es Tara leicht ihn anzugreifen. Mit einer Salve aus Spukbällen aus nächster Nähe und Schlägen mit dem Eisenschweif oder Ruckzuckhieb setzte sie Imgar mächtig zu. Als sie wieder ausholte und einen kräftigen Hieb mit Eisenschweif auf Imgars Kopf ausführte wurde dieser für einen Moment bewusstlos. Dieser kurze Kontrollverlust genügte, der Anfall den Imgar unbedingt verhindern wollte brach aus.


    Obwohl sie wusste wie wichtig es war durchzuhalten kam Tara kaum voran. Ihre Beine knickten immer wieder vor Erschöpfung ein und der anhaltende Schneesturm versperrte ihr die Sicht. Ihre Ohren und ihr Schweif hingen nur noch leblos herab, sie spürte sie kaum noch, nur das zusätzliche Gewicht des vom Schnee durchnässten Fells gab ihr die Gewissheit, dass noch alle Körperteile an ihrem Platz waren. Doch sie wollte nicht aufgeben, sie konnte diese Chance nicht verspielen! Das Evoli versuchte sich mit dem Gedanken an ihr Rudel warm zu halten, malte sich im Kopf aus wie schön alles sein würde wenn sie endlich am Ziel war. Sie wollte nicht wieder allein sein, keine Ausgestoßene mehr, nie wieder einsam und verlassen. Es war nur noch dieser Gedanke der sie antrieb.


    Sie war inzwischen schon ein gutes Stück weiter als sie es damals geschafft hatte, doch es kam wie es wohl kommen musste: Aufgrund des nur locker liegenden Schnees verlor Tara immer wieder den Halt, als sie sich aber nun einmal mehr aus einem solchen Sturz auf die Beine kämpfte brach der Boden unter ihren Pfoten weg und Tara stürzte, zusammen mit Schnee und kleinen Steinbrocken, einige Meter nach unten. Verzweifelt versuchte sie Halt an der kargen Felswand zu finden, aber zog sich dabei doch nur zahlreiche Wunden zu. Schließlich landete sie im Tiefschnee, nur einige Meter von der Stelle entfernt von der sie aufgebrochen war. Ihr Aufschrei voller Wut und Verzweiflung hallte an den steilen Felswänden wieder, ein Echo welches schnell vom Sturm verschluckt wurde. Tränen des Schmerzes liefen über ihr Gesicht, aber es war nicht der körperliche Schmerz, sondern der ihrer Seele. All ihre Anstrengungen waren umsonst, nun war sie doch wieder am Anfang gelandet. Mit ihrer verbliebenen Kraft versuchte sie wieder aufzustehen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Vollkommen erschöpft ließ sie ihren Kopf in den eiskalten Schnee sinken. Vielleicht war es das beste für sie einfach hier zu erfrieren? Als sie ihre Augen schloss tauchte vor ihrem inneren Auge eine Szene auf, die sie erst vor ein paar Wochen erlebt hatte: Der Zirkusbesuch mit Imgar und den Stadtpokémon. Das was der erste Tag gewesen, an dem sie Imgar aus ganzem Herzen lachen hörte, der erste Tag, an dem die Beiden Hoffnung für ihre Reise geschöpft hatten und es war auch das erste Mal gewesen, dass sie sich wertvoll und wichtig gefühlt hatte. Sie erinnerte sich an ihre Abenteuer mit Imgar zurück. Wenn sie ihre Entwicklung verhindern würde, würde sie dann all das vergessen? Sie wäre dann glücklich, aber was war mit Imgar? Ging es Imgar besser seid sie sich kannten? Würde er darunter leiden, wenn sie die Vergangenheit veränderte? War ihr Denken und Handeln selbstsüchtig? Tara lächelte als sie die Augen öffnete. Müde hob sie ihren Kopf an, ihr Blick war fest auf das warme Leuchten gerichtet, das sie vor sich sehen konnte. Sie wusste nicht wovon es ausging, aber es war ihr auf irgend eine Art und Weise vertraut. „Vielleicht ist es ja mein Schicksal diesen Weg zu gehen...und mein Leben endlich mit eigener Kraft anzugehen...wer weis...“


    Rot leuchtende Augen, eine Zunge, die sich verhält als hätte sie ein Eigenleben, lilafarbener Schleim, der sich von der Haut absondert. Es war wieder wie damals im Geisterturm in Lavandia. Imgar hatte vollkommen die Kontrolle über sich verloren. Wie ein wildes Tier preschte er auf Tara zu, griff sie erbarmungslos an. Sie versuchte sich zu wehren, attackierte ihn weiter, doch seine Sinne waren geschärft und es fiel ihm leicht auszuweichen. Versuchte sie auf Distanz zu gehen hetzte er sie mit Spukbällen und seiner äußerst kräftigen Hydropumpe über die Kampffläche, kam sie ihm zu nah bekam sie seine Klauen und Zähne zu spüren. In seinem Inneren musste Imgar verzweifelt mit ansehen was er da tat. Er wollte Tara nicht verletzen, er wollte nicht, dass sie zu Schaden kam, aber er hatte absolut keine Kontrolle über seinen eigenen Körper. So musste er auch mit ansehen, wie Tara von seiner langen Zunge gepackt und direkt vor seinen Füßen zu Boden geschleudert wurde. Die Wucht des Aufpralls verursachte sogar einen flachen Krater, in dem Tara nun seitlich lag. Während sich die kräftige Zunge um ihren Brustkorb und ihren Hals wickelte presste Imgar seine klauenartige Hand auf ihren Körper und drückte sie fest zu Boden. Der lilafarbene Schleim, den seine Haut in diesem Zustand absonderte, bedeckte fast Taras gesamten Körper. Mit einem leisen, zischenden Geräusch ätzte dieser Schleim langsam Wunden in Taras Haut. Obwohl das Pokémon am liebsten vor Schmerz geschrien hätte zuckte sein Körper nur unter den Qualen immer wieder zusammen, denn der Würgegriff der Zunge schnitt ihr die Luft ab.


    Imgar konnte diesen Anblick nicht länger ertragen, er versuchte mit aller Kraft die Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen. „Ich könnte es mir nie verzeihen wenn Tara...“ Er wollte diesen Gedanken nicht mehr zu Ende denken, zu groß war seine Angst um die kleine Tara. „Verdammt nochmal Gengar, ich lasse nicht mehr zu, dass du mir in mein Leben pfuschst!“ schrie Imgar und konzentrierte seinen Geist darauf die Kontrolle wieder an sich zu reißen. Mit aller Kraft versuchte er seine Gliedmaßen zu bewegen und tatsächlich bekamm er langsam ein Gefühl in seinen Armen zurück. Als dieses stark genug war riss er seine Arme hoch. Im selben Moment hörte seine Zunge auf sich um Tara zu schlingen und löste den Würgegriff wie von selbst. Nun lag das Nachtara vor ihm, von Wunden übersäht, und rührte sich nicht. Imgar keuchte vor Erschöpfung und konnte Tara nur anstarren. „Nein...tu mir das nicht an...Tara...“


    Doch da begann sich das leblose Nachtara in viele kleine Lichter aufzulösen, die zum Himmel hinauf schwebten. Nun bemerkte Imgar auch, dass die Lichtung, auf der sie gekämpft hatten, verschwunden war. Er befand sich nun wieder mitten im Wald, er konnte sogar den hohlen Baumstamm sehen, über den er beinahe gestolpert wäre, als er Tara gefolgt war.


    Vor ihm schwebte wieder dieses seltsame grüne Pokémon. „Glückwunsch Gara, du hast deine Prüfung bestanden, wenn auch nur knapp. Mit der Kontrolle, die du über deinen Körper zurück erlangt hast, hast du dich endlich von dem Einfluss Gengars losgesagt. Und sei unbesorgt, es war nicht wirklich Tara, die du bis eben gesehen hast, es war nur eine Illusion, die wir anlässlich deiner Prüfung erschufen.“ Imgar atmete erleichtert auf. Also hatte er Tara nichts getan, sie war noch am Leben! „Wo ist sie?“ fragte er hektisch.


    „Tara stellt sich gerade ihrer eigenen Prüfung, auch sie muss viel Schmerz und Leid erfahren um ihre Seele zu befreien.“ Imgar schien etwas verwirrt. „Aber Tara hat doch niemanden der sie kontrolliert so wie es bei mir ist!“ „Doch hat sie. Es ist ihre eigene Vergangenheit, die sie fest in ihren Klauen hält.“

  • Kapitel 10: Am Ziel angelangt


    „Ihre...Vergangenheit?“ Imgar ließ seinen Blick in den Himmel gleiten, als er sich an Taras Albtraum erinnerte. War es das, was mit ihrer Vergangenheit gemeint war? Wenn es so war, dann musste Tara in diesem Moment sicher furchtbar leiden, so viel war sicher. „Ich muss sie suchen gehen, wo ist sie?“ Imgar hatte nun wieder das fremde Pokemon mit seinem Blick fixiert. „Sag mir wo ich Tara finden kann!“ Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem das grüne Pokemon Imgar schweigend ansah, dann nickte es. „Sie ist ganz in der Nähe, geh los und finde sie.“ Mit diesen Worten verschwand das Pokemon auf die Selbe Art und Weise wie die Illusion von Tara kurz zuvor. Imgar aber war das nicht wichtig. Das Impergator sprintete durch das Unterholz davon.


    Ein kräftiger Schlag schleuderte Tara durch die Luft und gegen eine Felswand. Für die kurze Zeit des Aufpralls war es als würde ihr sämtliche Luft aus der Lunge gepresst, erst als sie röchelnd zu Boden fiel, konnte sie allmählich wieder atmen. Ihr Versuch sich auf zu rappeln wurde von einem stechenden Schmerz zunichte gemacht, der durch eine ihrer Vorderpfoten fuhr. Noch ehe sie richtig stehen konnte traf ein Spukball ihre Flanke. Mit vor Trauer verzogenem Blick und Tränen in den Augen rannte die Besiegte davon.
    Sie hatte all dies schon einmal erlebt, die Verwandlung in ein weißes Nachtara, den Kampf gegen ihren Vater Nachtschatten, und trotzdem agierte sie genau wie damals und änderte nichts an dem Jahre zuvor geschehenen. Sie floh über den verschneiten Pfad, der den Berg hinab führte, bis sie vollkommen Erschöpft eine Felsspalte fand, in der sie rasten konnte. Die Kälte machte ihr kaum etwas aus, so musste sie sich keine Sorgen darum machen einzuschlafen. Während Tara immer wieder die Augen zu fielen, dachte sie noch einmal über alles nach.
    „Bist du wirklich damit zufrieden?“
    Tara hob den Kopf. Sie befand sich plötzlich in einem schwarzen Raum, wohin sie auch sah war nichts als Dunkelheit. Trotzdem konnte sie das Pokémon, das vor ihrem Gesicht in der Luft schwebte, deutlich erkennen. „Du bist das..“ murmelte sie kurz, während sie sich noch immer umsah. War das hier ein Traum?
    „Wählst du wirklich diesen Weg des Schmerzes und der Trauer? Du hattest die Chance etwas zu ändern, warum hast du es nicht getan? Du hättest ein glückliches Leben führen können...“
    Tara lachte auf. „Ja das könnte sein. Und wenn du mich das vor einiger Zeit gefragt hättest, dann hätte ich wohl alles getan um meine Vergangenheit zu ändern. Ich werde auch weiterhin alles geben um zu meiner Familie zurück zu kehren, aber aus eigener Kraft!“ „Aus eigener Kraft?“ „Ja! Ich habe auf meiner Reise Menschen und Pokémon getroffen, die mich so akzeptiert haben wie ich bin...durch sie ist mir klar geworden, dass ich mein Schicksal selbst in der Hand habe!“
    Ihr Gegenüber lächelte und nickte verstehend. Im nächsten Moment wurde Tara von grellem Licht eingehüllt.


    Schnaufend kämpfte sich Imgar durch das Gestrüpp. Der Kampf war nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, obwohl sein Gegner nur eine Illusion gewesen war. Doch sein eigenes Wohlbefinden war zweitrangig, denn seine Sorge um Tara ließ ihm keine Ruhe.
    Als er sie dann endlich fand, lag sie mitten im Wald auf dem Boden. Rasch nahm er sie hoch und versuchte sie zu wecken, und tatsächlich, sie reagierte auf seine Rufe und öffnete erschöpft ihre Augen. „Imgar...du glaubst mir nicht wie froh ich bin dich zu sehen.“ Imgar drückte seine Weggefährtin sanft an sich und atmete erleichtert auf. „Kleine, du bist wohl auf...ein Glück...“
    Sie lächelten sich an, als sie eine Stimme hinter sich vernahmen. Das grüne Pokemon schwirrte wieder vor ihnen durch die Luft. „Ich darf euch gratulieren, ihr habt eure Prüfungen bestanden. Wenn ihr mir nun bitte folgen wollt.“


    Sie wanderten nun schon eine Weile durch den Wald, wobei Tara von Imgar getragen wurde. Es ging ihr inzwischen wieder besser, aber das Impergator bestand darauf. Er war überhaupt etwas merkwürdig drauf, Tara konnte sich aber nicht so recht erklären was wohl vorgefallen war.
    „Sag, wer bist du eigentlich?“ wandte sich Tara an das Pokemon, das vorweg schwebte. „Mein Name ist Celebi und ich bin für den Schutz dieses Königreichs zuständig. Wir stellen hier all die Reisenden, die zum Meister der Herzenswünsche wollen, auf die Probe, um zu überprüfen ob sie reinen Herzens sind. Da ihr bestanden habt bringe ich euch nun direkt ins Schloss.“ „Celebi also...“ sprach Imgar, eher zu sich selbst, während er es ansah. „Vorhin, da sagtest du ich würde dich kennen. Allerdings kann ich mich mit bestem Willen an kein Pokemon mit dem Namen Celebi erinnern!“ „Das ist gut möglich, du wirst mich wohl eher unter dem Namen kennen, den mir die Menschen vor langer Zeit gaben. Sie nennen mich den Patron des Waldes.“ Imgars Augen weiteten sich vor Erstaunen, als ihm die Erinnerungen an sein Abenteuer mit Vato ins Gedächtnis kamen. Auch an die Worte Gengars erinnerte er sich. „Du warst das...du hast damals meinen Trainer gerettet!“ Celebi nickte. „Ich wusste, dass ihr ohne böse Absichten in meinen Wald gekommen wart, daher gewährte ich euch den Zutritt. Das ihr gegen Gengar keine Chance hattet war bedauerlich, ich hatte wirklich gehofft zwei Wesen mit so reinen Herzen und einer solch tiefen Freundschaft könnten auch Gengar zurück auf den richtigen Weg führen. Als dein Trainer verletzt wurde brachte ich ihn rasch in Sicherheit, doch um dich zu retten war es leider zu spät.“ „Trotzdem muss ich dir danken Celebi.“ entgegnete Imgar mit einem leichten Lächeln. Noch bevor er etwas hinzufügen konnte bemerkten die drei Sonnenlicht, welches durch die Baumreihen vor ihnen strahlte. „Oh, wie ihr seht sind wir nun endlich angekommen.“ sprach Celebi und flog direkt in das helle Licht. Tara, die nun von Imgars Armen herab gesprungen war, und das etwas verdutze Impergator selbst, folgten rasch.
    Kaum aus dem Waldstück heraus getreten, befanden sich die Pokémon an einem Ort, der sich komplett von der kargen Ödnis unterschied, in der der Wald lag. Vor ihnen lag eine Ebene, genau so wie Simsala sie beschrieben hatte: Sie war übersät von Pflanzen, bunten Blumenfeldern, sogar ein kleiner Fluss zog sich quer hindurch. Überall konnte man Pokémon sehen, die friedlich miteinander spielten oder einfach ein Schläfchen in der Nachmittagssonne hielten. Der wahre Blickfang war allerdings ein fast schon riesiger Baum inmitten dieser Idylle. In Stamm und Äste eingebaut konnte man Elemente eines Hauses erkennen, von Fenstern und Türen bis hin zu Balkonen und kleineren Holzbauten, die wie verwachsen im Baum befestigt waren. Überall verteilt konnte man Menschen und Pokémon sehen, die dort am Werk waren. „Celebi, was ist das?“ Mehr brachte Tara aus ihrem vor Staunen weit offen stehenden Mund nicht heraus. „Das hier ist das Schloss, in dem der Meister der Herzenswünsche lebt. Aber nun kommt, ihr werdet bereits erwartet!“
    Als Imgar und Tara von Celebi zu dem großen Baum geführt wurden, schlugen ihre Herzen vor Aufregung schneller. Vor einer großen Flügeltür im Baumstamm wurden sie schließlich angehalten. Ein groß gewachsenes Galagladi, welches vor der Tür Wache stand, sah die Fremden mit ernster Miene an. „Was ist euer Begehr?“ „Nunja..“ Da kam plötzlich ein anderes Pokemon auf die kleine Gruppe zu. Es schien regelrecht über den Boden zu schweben, weshalb sein Auftreten noch ein Stück eleganter erschien. Ansonsten ähnelte sein Aussehen Galagladi, nur schien es, als würde das hübsche Pokemon ein weißes Kleid tragen. In seinen Armen hielt es einen geflochtenen Korb voller Beeren, um es herum waren einige noch sehr junge Pokemon, die Tara und Imgar neugierig beäugten, sich aber dennoch nicht weiter näherten. „Sie haben ihre Prüfung bestanden, sonst hätte Celebi sie sicher nicht hierher geführt, behandle die beiden also wie unsere Gäste so lange sie hier sind Galagladi.“ Diesen Satz beendete sie noch mit einem so charmanten Lächeln, das es allen anwesenden für einen kurzen Moment die Röte ins Gesicht trieb. „Du bist manchmal viel zu gutmütig Guardevoir...“ murrte Galagladi, als es den Weg frei machte, um alle eintreten zu lassen, doch Guardevoir kicherte nur. „Und du zu störrisch mein Lieber“
    Endlich betraten die Pokemon das Schloss, wie Celebi es genannt hatte, und auch von innen war es äußerst beeindruckend. Es gab viele Türen und eine große Wendeltreppe, die so weit hinauf ragte, dass man das Ende nur erahnen konnte. Die komplette Einrichtung bestand aus Holz, es sah aus, als wäre all dies natürlich gewachsen. Überall hier eilten und flatterten die verschiedensten Pokémon umher, die meisten davon hatte Tara noch nie in ihrem Leben gesehen. „Ich werde euch jetzt zur Prinzessin dieses Schlosses bringen. Sie wird euch alles weitere erklären.“ Celebi flog mit diesen Worten weiter, Imgar und Tara folgten etwas enttäuscht, da sie sich lieber noch weiter umgesehen hätten.
    In dem Raum, den sie als nächstes betraten traf die kleine Gruppe eine alte Bekannte wieder: Guardevoir. Vor ihr auf dem Boden standen einige Körbe, in denen Pokemon Eier und schlafende Jungpokémon lagen, eingebettet in weiche Deckchen. Im selben Raum saß eine junge Menschenfrau auf dem Boden, mit zwei grauen Katzen-Pokemon spielend. Sie erhob sich, als sie die Gäste erblickte. „Vielen Dank Celebi! Würdest du nun bitte auf deinen Posten zurück kehren?“ Celebi nickte verstehend und wandte sich ein letztes Mal an Tara und Imgar. „Benehmt euch, dann werdet ihr hier eine schöne Zeit haben!“ Dann verließ es umgehend den Raum. Die junge Frau war inzwischen bis auf wenige Meter heran getreten und verbeugte sich höflich. „Es freut mich sehr euch beide hier begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Lyra, und auch wenn manche mich die Prinzessin dieses Königreiches nennen, nennt mich doch einfach bei meinem Namen. Ich bin lediglich ein Mensch, der die Pokemon von ganzem Herzen liebt, nichts weiter.“ Die junge Frau lächelte die zwei warmherzig an, Tara allerdings war mehr als erstaunt. „Soll das heißen du kannst uns verstehen Lyra? Aber wie das denn? Immerhin bist du ein Mensch!“ Lyra lachte auf und wandte sich dann dem jungen Nachtara zu. „Ich wurde mit dieser Fähigkeit geboren und habe mich entschieden sie dazu einzusetzen den Menschen und Pokemon auf dieser Welt zu helfen. Daher versuche ich hier möglichst vielen Lebewesen eine Heimat zu schenken. Aber dieses Werk habe ich nicht geschaffen, sondern wurde lediglich mit dieser Aufgabe betraut.“ „Achso..“ Tara verstand nicht so ganz was die Frau damit meinte, es war ihr immer noch zu suspekt so mit einem Menschen zu reden. Imgar schien etwas schneller zu verstehen. „Dieses Königreich..wurde vom Meister der Herzenswünsche geschaffen oder?“ Lyra nickte. „So ist es. Er schuf zusammen mit vielen anderen Pokemon dieses Paradies. Aber es wäre zu viel euch mit dieser langen Geschichte betraut zu machen. Ihr habt einen weiten Weg hinter euch und wollt euch sicherlich erst einmal ausruhen, habe ich recht?“ Damit sprach sie beiden aus der Seele, denn die Prüfungen hatten sie physisch sowie psychisch sehr mitgenommen. So ließen sie sich gerne von Lyra in ein gemütliches kleines Zimmer führen, obwohl sie dazu über die Treppe in ein höheres Stockwerk gelangen mussten. Dort erwartete beide ein wahres Festmahl aus Obst, Gemüse, Fleisch und Brot. „Langt kräftig zu, damit ihr eure Reserven wiederherstellen könnt. Entspannt euch heute Abend, ich werde mich um alles kümmern damit ihr morgen dem Meister entgegen treten dürft.“ Mit diesen Worten verließ Lyra den Raum und ließ Tara und Imgar allein, welche sich nach einem köstlichen Mahl erschöpft Schlafen legten. Doch beiden fiel es schwer zur Ruhe zu kommen, denn ihre Gedanken kreisten um den morgigen Tag. „Denkst du...dieses Pokemon wird uns wirklich unsere Herzenswünsche erfüllen?“ „Ja, davon bin ich überzeugt meine Kleine! Schlaf jetzt ok? Mach dir keine Gedanken mehr darum.“ „Es ist schon toll...wir sind endlich am Ziel angelangt. Auf all das hier haben wir so lange hin gearbeitet! Ich bin so froh, dass wir es geschafft haben.“ „Das bin ich auch Tara...aber nun lass uns schlafen. Morgen wird ein großer Tag.“ „Ja..das wird er..“


    Der nächste Tag war angebrochen und die Sonne ließ ihre warmen Strahlen auf das Land fallen. Im Schloss herrschte wie schon am Vortag geselliges Treiben, da die meisten Pokemon mit ihren täglichen Aufgaben beschäftigt waren. Auch Tara und Imgar waren bereits wach und frühstückten gemeinsam mit einigen anderen Bewohnern. Gerade halfen sie Guardevoir in der Kinderstube. Hier wurden die jungen Pokemon, die keine Eltern mehr hatten und auch verlassene Eier liebevoll umsorgt und aufgezogen. Tara fühlte sich hier auf anhieb wohl, denn so viele Pokemon um sich zu haben, die unbeschwert in den Tag hinein lebten, erinnerte sie stark an ihre erste Zeit im Rudel. Imgar hatte es etwas schwieriger, er mied ja eigentlich lieber andere Pokemon und war es auch gewohnt, dass sie ihn mieden. Die Kleinen hier sahen das allerdings anders, sie turnten auf dem großen Impergator herum und wollten Imgar zum mitspielen bewegen.
    So verbrachten sie die Zeit bis zum Mittagessen, dann wurden all die kleinen Racker schlafen geschickt.
    Es war nun früher Nachmittag, als Lyra zu ihren beiden Gästen kam und sie aufforderte, ihr zu folgen. „Kommt bitte mit mir. Der Meister der Herzenswünsche wird sich nun euer Anliegen anhören!“
    Der Gang die Wendeltreppe hinauf schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, dies lag nicht zuletzt daran, dass die beiden ziemlich aufgeregt waren. Vor allem Tara schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf: Was, wenn der Meister der Herzenswünsche ihnen ihre Bitten nicht erfüllen wollte? Was, wenn er das gar nicht konnte? Was, wenn sie den ganzen Weg umsonst gemacht hätten? Oder was wäre, wenn sich die beiden nur einen einzigen Wunsch erfüllen lassen konnten? Wenn er nur einem von ihnen ihr altes Leben zurück geben würde? Vor lauter Nachdenken stolperte Tara über eine der Stufen. Imgar zog sie mit Hilfe seiner langen Zunge wieder zurück auf die Füße und lächelte. „Nervös Kleine?“ Tara nickte nur heftig, worauf Imgar leise lachte. „Gut, ich dachte schon ich wäre der einzige, der sich Gedanken macht..“ Beide lächelten einander an und Tara hatte nun ein Gefühl von Erleichterung. Egal was nun kommen würde, sie würden es gemeinsam durchstehen!
    „Da sind wir, seid ihr bereit für eure lange Reise belohnt zu werden?“ Sie nickten entschlossen und folgten Lyra dann in einen großen Raum. Endlich war es soweit, gleich würde sich all das Leid bezahlt machen. Das Ziel ihrer Träume und Vorstellungen war nur noch einen Steinwurf entfernt.

  • Kapitel 11: Der Meister der Herzenswünsche


    Der Raum, den die kleine Gruppe betrat erinnerte ein wenig an eine Kapelle, denn die hohen Fenster aus Buntglas tauchten ihn in ein leicht gedämpftes, fast schon mystisches Licht. Wie Mosaike aus verschiedensten Farben konnte man Bilder in den Fenstern erkennen, die Pokemon zeigten. „Diese Fenster wurden von den ersten Menschen errichtet, die hier im Königreich Zuflucht fanden. Gemeinsam mit den Pokemon achten alle Bewohner bis heute darauf, dass die Geschichte, wie der Meister der Herzenswünsche das alles schuf nicht in Vergessenheit gerät. Dieser Raum darf zwar von jedem betreten werden, aber eigentlich gehört er dem Meister allein.“ Während Lyra so erzählte waren die anderen noch immer überwältigt von der mystischen Atmosphäre, die den Raum erfüllte. „Sag Lyra, was ist das dort für ein Pokemon?“ wandte sich Imgar an die junge Frau. Dabei deutete er auf ein Gemälde, das die Wand direkt gegenüber der Tür zierte. Dieses Gemälde war wohl direkt auf die hölzerne Innenseite des Baumstammes gemalt worden und zeigte ein großes Pokemon, welches zu einem kleineren Pokemon blickte, das vor ihm schwebte. Während das Kleinere von beiden rosafarben war und etwas katzenähnliches hatte, stellte das Große einen anmutigen schwarz-blauen Hirsch dar, dessen Geweih in den verschiedensten Farben leuchtete. Auf dem Boden vor ihnen war ein Mensch zu sehen, der beide Wesen betrachtete.
    „Dies ist Xerneas, der frühere Wächter über dieses Gebiet“ erklang eine bekannte Stimme hinter ihnen. Es war Guardevoir, die gemeinsam mit Galagladi den Raum betrat. „Es heißt, dass es hier in diesem Wald lebte, der durch seine bloße Anwesenheit reich an Leben war.“ „Xerneas ist das Pokemon, das Leben gibt, daher kam eines Tages ein Mensch hier her, um es um seine Hilfe zu bitten.“ erzählte Galagladi weiter „Eigentlich reiner Selbstmord, wenn ihr mich fragt, denn die meisten Pokemon hier hassten die Menschen!“
    Lyra lächelte, während sie zu dem Gemälde hinauf sah. „Doch die Bitte des Menschen war keineswegs eigensinniger Natur, er wollte nämlich das Leben eines Pokemon retten, das ihm selbst das seine rettete. Er schaffte es das Herz Xerneas zu erweichen und es schenkte dem jungen Pokemon neues Leben.“ „Etwa das hier abgebildete?“ wandte Tara ein. Das Nachtara sprach hierbei von dem rosafarbenen Pokemon, das ebenfalls auf dem Bild zu sehen war. Guardevoir nickte. „Ja, so ist es Tara. Eines Tages musste Xerneas den Wald verlassen, da in einem weit entfernten Land ein furchtbarer Krieg ausbrach. Es überließ den beiden die Aufgabe, diesen Ort zu schützen. So begannen sie hier das Königreich aufzubauen. Das alles geschah vor über 3000 Jahren!“ „Also ist das Pokemon, das der Mann mit Xerneas' Hilfe retten wollte..“ „Richtig. Der Meister der Herzenswünsche!“
    Beeindruckt von dieser Erzählung bemerkten Imgar und Tara zunächst nicht, dass ein weiteres Pokemon aufgetaucht war. Erst als das kleine Wesen kichernd um Imgar herum schwirrte und ihn neugierig beäugte achteten sie darauf. Während Imgar ihm nur verwirrt nachsehen konnte, wie es seine Bahnen zog, stand Tara der Mund offen. „D-das...das ist doch das Pokemon von dem Bild! Dann ist DAS auch der Meister, den wir so lange gesucht haben?!“ Lyra kicherte. „So ist es meine Lieben.“ Sie sahen nun beide dem rosafarbenen Pokemon nach, welches einige Bahnen durch den Raum flog, dann Guardevoir und die anderen begrüßte und schließlich vor dem großen Wandgemälde in der Luft stehen blieb. „Mew!“
    Guardevoir trat nun ebenfalls vor und sah Tara und Imgar eindringlich an. „Kommt her ihr beide, wir werden uns nun eure Herzenswünsche anhören.“ Das hübsche Pokemon nickte Galagladi zu, der darauf hin mit Lyra den Raum verließ. Als die große Tür hinter ihnen geschlossen wurde begann Guardevoir. Sie sah zu Mew, welches zu reden schien, allerdings verstanden weder Tara noch Imgar, was es sagte, sie hörten nur wie es kontinuierlich seinen Namen wiederholte. Sie verstanden nun, wie Menschen sich fühlen mussten, die ja offenbar auch nicht verstanden was sie sagten.
    Endlich drehte sich Guardevoir zu den beiden und lächelte. „Mew ist ein Pokemon, welches schon sehr lange auf dieser Welt existiert. Das ist der Grund, wieso nur die wenigsten seine Sprache verstehen können. Daher werde ich euch vermitteln, was es sagt. Es ist nun bereit jedem von euch euren größten Wunsch zu erfüllen, ihr müsst ihn nur äußern!“ Doch anstatt die Wünsche zu äußern schwiegen beide nachdenklich. Mew sah sie verwundert an, dann schwebte es vor ihren Köpfen auf und ab. „Mew? Mew Mew!“ Es drehte sich zu Gurardevoir, dann wieder zu Imgar und Tara. „Wieso zögert ihr?“ fragte nun auch Guardevoir. „Immerhin seid ihr lange und sehr weit gereist um eure Wünsche zu erfüllen, normaler Weise können es Pokemon nach einer solchen Reise kaum erwarten endlich ihren Wunsch zu äußern. Und doch scheint ihr unsicher zu sein.“
    Tara seufzte. „Als wir aufbrachen waren wir fest entschlossen uns unser altes Aussehen zurück zu wünschen. Wir hätten dafür alles aufs Spiel gesetzt! Aber jetzt...“ Sie erinnerte sich an die Prüfung von Celebi zurück. Sie hatte bereits die Chance bekommen diesen Wunsch zu verwirklichen, doch es war ihr wichtiger gewesen bei Imgar zu bleiben und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Und nun hatte sie nur noch einen Wunsch, den sie nach allem, was die letzten Wochen und Monate passiert war als angemessen empfand. „Imgar wird sich endlich sein altes Aussehen zurück wünschen, also gibt es nur noch eines, was ich für ihn tun kann!“ dachte sie bei sich, als sie sich etwas aufbaute und Mew direkt in die Augen sah. „In den letzten Jahren hat Imgar fürchterlich unter den Einflüssen Gengars gelitten, und selbst jetzt, nachdem er es so lange ertrug, hat er noch immer nicht aufgegeben. Aber ihn plagen immer noch die Schuldgefühle und schlechten Erinnerungen an die Zeit, als Gengar ihn kontrollierte. Deswegen bitte ich dich, erlöse Imgar von diesem Albtraum, der ihn schon so lange plagt! Lass ihn die grausamen Bilder vergessen und befreie ihn von diesen schrecklichen Anfällen!“
    Die Pokemon im Raum sahen sie mehr als verwundert an und vor allem Imgar konnte kaum glauben, was er da gehört hatte. Mew hingegen schien entzückt darüber, dass Tara ihren Wunsch nicht für sich selbst sondern für ihren Freund Imgar verwendete. Dann sah es zu dem Impergator herüber. Dieser wusste noch immer nicht was er sagen konnte und schloss einen Moment die Augen. Tara hatte ihm all die lange Zeit Mut gemacht, denn sie wusste, dass er keine Heimat hatte, zu der er zurückkehren konnte. Bei ihr war das anders, sie hatte eine Familie, trotzdem blieb sie bei ihm. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste genau was er sich wünschen würde.
    „Tara, ich weis, dass du in der Vergangenheit sehr viel durchmachen musstest, aber dennoch ist es dein Traum wieder zu deiner Familie zurück zu kehren. Aber ich halte diesen Traum nur auf. Ich kenne dich inzwischen gut genug um zu wissen, dass du selbst nachdem wir unser Ziel hier erreicht haben nicht wieder zurück gehst, nicht weil du die Rückkehr fürchtest, sondern meinetwegen...“
    „Aber Imgar...“ „Und deswegen“ Imgar sah zu Mew „bitte ich dich Tara eine Chance zu geben! Gib ihr die Möglichkeit wieder zu ihrer Familie zu können! Ich bin mir sicher, dass sie es schafft mit ihrem Vater Frieden zu schließen! Ich will nicht mehr mit ansehen, wie sie unter dem Geschehenen leidet, und vor allem will ich nicht, dass sie sich meinetwegen verstellt!“
    Tara sah ihn ungläubig an. „Woher...weist du von meinem Vater? Ich habe es dir doch niemals erzählt, also woher...“ „Ich habe es in deinem Albtraum gesehen und dir verschwiegen, verzeih mir Tara. Ich weis, du wolltest mir nichts erzählen, damit ich mich auf unser Ziel hierher zu gelangen konzentriere...aber ich möchte, dass wir beide glücklich sein können!“ Tara schwieg und schüttelte ihren Kopf, um die Tränen zu verdrängen, die ihr in die Augen stiegen. „Idiot..“ murmelte sie lächelnd.
    „Seid ihr sicher, dass dies eure Wünsche sind? Eurer Aussehen wird dadurch nicht beeinflusst werden, und war das nicht der Grund für euren Aufbruch?“ Guardevoir schien deutlich verwundert.
    Beide schüttelten zeitgleich den Kopf. „Vielleicht zu Beginn, aber inzwischen hat sich das geändert.“ „Wir haben so viel erlebt und haben gelernt unsere neuen Fähigkeiten für unsere Zwecke zu nutzen.“ „Klar, es wird auch weiterhin schwere Zeiten geben“ „Aber solange wir zusammen sind, sind wir niemals allein!“
    Mew schien zufrieden mit dieser Antwort und begann freudig durch die Luft zu rasen. Dann zog es eilig Kreise um Imgar herum. Tara beobachtete, wie Mew leicht zu leuchten begann, Imgar selbst spürte in diesem Moment, wie eine große Last von ihm abfiel. Als Mew wieder irrwitzige Bahnen durch den Raum flog lief das lila Impergator zu Tara um sie fest in die Arme zu schließen. Keine Worte konnten seine Dankbarkeit in Worte fassen, aber Tara verstand auch so und drückte ihren Kopf an seinen Körper.
    Nur wenige Minuten später kehrten Lyra und Galagladi zurück. Während sich die junge Frau von Guardevoir über das Geschehene aufklären ließ, ging das Krieger-Pokemon auf die beiden anderen zu. „Ihr seht ja immer noch so seltsam aus...hat man eure Wünsche abgelehnt?“ doch Tara und Imgar grinsten nur glücklich, selbst Galagladis mürrische Art konnte ihnen ihre Stimmung nicht vermiesen. „Nein im Gegenteil, sie wurden uns bereits erfüllt!“
    Am Abend gab es ein wahres Festessen draußen unter dem Baum. Menschen und Pokemon aßen gemeinsam an einem Tisch, eine eigentlich merkwürdige Situation, die hier jedoch alltäglich schien. Danach spielte Mew mit den jüngeren Pokemon, während die älteren sangen und tanzten. Sogar Galagladi war unter ihnen, da Guardevoir ihn prompt am Arm gepackt und zum Tanz in die Mitte gezogen hatte.
    Tara und Imgar lagen während dessen etwas Abseits der anderen im Gras und sahen hinauf zum Sternenhimmel. Es waren die gleichen Sterne die sie auch damals betrachtet hatten, an ihrem ersten gemeinsamen Abend, doch diesmal fühlten sie sich ganz anders dabei. „Nicht mehr lange, dann endet unsere gemeinsame Reise..“ murmelte Imgar und klang dabei etwas wehmütig. Tara sah ihn überrascht an. „Aber wieso denn das?“ „Naja...Celebi wird morgen früh aufbrechen und dann schon bald wieder zurück sein...und dann müssen wir Abschied nehmen. Ein komischer Gedanke, nach all dem was geschehen ist, findest du nicht?“ Imgar sprach darauf an, was am späten Nachmittag passiert war. Um den Wunsch für Tara zu erfüllen hatte Mew nämlich angeordnet, dass Celebi direkt am folgenden Tag aufbrechen sollte, um Nachtschattens Rudel ausfindig zu machen. Sobald es zurückgekehrt war würde es Tara mitnehmen und die Wege der beiden Reisenden würden sich endgültig trennen, das war auch der Grund für Imgars bedrückte Stimmung.
    Doch Tara sprang nur entsetzt auf und sah ihn an. „Aber Imgar, kommst du denn nicht mit? Ich dachte, wenn Celebi wieder hier ist gehen wir gemeinsam!“ „Ge-meinsam?“ „Ja natürlich!“ entgegnete Tara prompt. „Wir sind doch ein Team! Und ich lasse dich sicher nicht allein nach all den Abenteuern, die wir bestanden haben! Es sei denn...du möchtest lieber hier bleiben...“ sie wurde leiser, diese Tatsache hatte sie ja gar nicht bedacht! Doch Imgar zeigte sich gerührt, dass Tara ihn so dringend dabei haben wollte und schloss sie kurz in die Arme. „Danke Kleines. Lass uns dieses Abenteuer gemeinsam bestreiten. Unser letztes großes Abenteuer!“