[MD] GG - Die Großen Gildenspiele

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Vorwort:
    Seid gegrüßt, liebe Anhänger von Mystery Dungeon. Mir ist seit geraumer Zeit die Idee gekommen, ein Hommake von den "Großen Magischen Spielen" aus Hiro Mashimas "Fairy Tail" mit Pokémon aus Mystery Dungeon zu machen. Und nach langer Überlegung und Planung kann der Testversuch begonnen werden.


    Die Idee von der Handlung dürfte vielleicht stumpfer sein als die meiner anderen Fanfiction, meiner Legende. Jedoch würde ich hier gerne meiner Fantasie freien Lauf lassen und insgesamt acht Gilden gegeneinander kämpfen lassen - und das bei den großen Gildenspielen, welche erstmalig in dieser Geschichten-Reihe auftreten wird.




    Inhalt:

    Mehrere Jahre ist es her, seit das Team Mystery die letzte schwerwiegende Katastrophe in der Pokémon-Welt beendet und eine der stärksten dunklen Gilden ihrer Zeit zugleich besiegt hatten, genießen sie eine Zeit des Friedens in der Knuddeluff-Gilde, welcher sie nun endlich beigetreten sind. Mit dem ebenso eingeschriebenen Team Sternenjäger begeben sich die Pokémon diverse Abenteuer.
    Nun aber erwartet sie alle ein Event von großen Ausmaßen - die großen Gildenspiele. Werden sie in der Lage sein, für die Knuddeluff-Gilde den Sieg zu erkämpfen?



    Charaktere:


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    [tab=Gilden]
    [subtab=Knuddeluff]
    [subtab=Red Scorpion]




    [subtab=Ice Breaker]



    [subtab=Wild Heart]
    [subtab=Rosendorn]


    RoseradeWie-ShuRossanaFlunkiferMatrifol







    [subtab=Sinister]
    [subtab=Star Rain][/tabmenu]


    [align=justify]Besondere Anmerkung:


    Ehe es bis zu den Spielen kommt und damit zu den Kämpfen, erwartet bis dahin keine ausführlichen Beschreiben, wie ich sie bei meiner bestehenden Legende verwende. Ich lege in dieser Story-Reihe hauptsächlichen Wert auf Beschreibungen der Kämpfe.

  • >>WER IST DIE NUMMER 1? WER IST DER CHAMPION? <<


    An die Gilden dieses Landes:


    Seid ihr auch die ewigen Streitereien leid, wer von euch die stärkste, die beste sei? Würdet ihr dies im öffentlichen Rahmen bestreiten wollen?


    Dann seid herzlich eingeladen, an den Großen Spielen teilzunehmen. Die 5 Vertreter eurer Gilde dürfen sich in drei Monaten auf der Richter-Insel einfinden. Der Sieger-Gilde winkt als Preis der Ehrentitel „Stärkste Gilde“ und ebenso ein Preisgeld von 1.000.000 Pokédollar.


    Die Veranstalter dieses Ereignisses freuen sich auf die Teilnehmer-Gilden. Eines solltet ihr jedoch bedenken: Lediglich Acht Gilden können am Turnier teilnehmen. Seid daher schnell mit euren Zusagen!


    Wir hoffen auf ein freudiges Festival.
    Mit freundlichen Grüßen,



    ~Komitee der Gildenverwaltung~

  • Kapitel 1: Jetzt streben wir die Spitze an


    „1.000.000 Pokédollar?!“
    Als Plaudagei den Flyer der Ankündigung, den er vor seinem Schnabel hielt, weglegte, fiel er fast von der obersten Sprosse der Holztreppe, die in das zweite Gildenuntergeschoss führte. So deutlich zu vernehmen war die Druckwelle, die der überraschte Aufschrei verursachte.
    „Ganz richtig“, sagte er, während er sich schüttelnd sein Federkleid wieder zurecht rückte, das zuvor vor Schreck hochgestanden hatte. Sogleich fuhr er fort:
    „Ihr habt gehört, dass unserer Gilde ein beachtlicher Preis winken würde, wenn wir gewinnen würden. Und ich muss anmerken, dass wir das Geld wegen ein paar Chaoten von euch gut brauchen könnten, um unseren ‚kleinen‘ Schuldenberg zu begleichen!“
    Obwohl seine Worte ernst und mahnend waren, so lösten sie immer mehr die Begeisterung in den Gesichtern der Gildenmitglieder. In fast allen war die Freude über so eine Möglichkeit, bei so einem Event mitzuwirken, riesig. Gerade die bekanntesten Mitglieder der Gilde, das waren die letzten beiden Vertreter der S-Klasse – Laxus, das Raichu, und Mimi, die wechselseitige Morbitesse – und dazu die beiden Teams Mystery und Sternenjäger, haben sofort reges Interesse entdeckt. Gerade der Muskelprotz des Team Mystery, Impergator – ein sehr hünenhaftes und ziemlich kampferbrobtes Pokémon seiner Art, spürte, wie jede Muskelfaser sich anspannte. Die Vielzahl an starken Kämpfern würde enorm hoch sein.
    Panflam war weniger zu Mute; zwar konnte er jetzt schon nicht mehr abwarten, aber er sah sich stets als mickrig und schwach im Vergleich mit seinen Teamkollegen an. Doch zu jeder Zeit war seine Flamme an Hintern bereit, das Gegenteil auszusprechen: Sie loderte immens und sprach von einer enormen Feuerkraft von Panflam.
    Sophie, das Palimpalim, erging es genauso, doch sie wusste in ihrem Inneren, dass auch sie kämpfen konnte. Sonst wäre sie nicht Teil des Team Mystery.
    Dessen Anführer war wie Impergator Feuer und Flamme. Wenn er das Privileg besitzen würde, in dem 5er-Team, das bei den Spielen mitmachen würde, mitzuwirken, so wäre er bereit, seine Teamkollegen in den Kampf und damit zum Sieg zu führen.
    „Eine Million Pokédollar! Natürlich machen wir, das Team Sternenjäger, ebenso mit!“, rief der Anführer jenes Teams, Gengar, laut für seine Teammitglieder aus, die darauf in einstimmigen Jubel ausbrachen.
    „Das wäre für uns alle eine interessante Erfahrung und ich bekäme neue Formen zu kopieren, die mir eventuell nützen könnten“, sprach Mimi mit funkelnder Begeisterung. Sie war in der Lage, sich mit einem ausgefeiltem Spiegeltrick in das Pokémon zu verwandeln, dass sie einmal im Leben berührt hatte. Dabei konnte sie auch, wenn auch auf die Hälfte vermindert, dessen Kampffertigkeiten aneignen.
    „Hmpf. Solange ich nicht unterfordert werde, kann es mir recht sein“, tönte Laxus gelangweilt. Er galt in der Tat als einer der stärksten Mitglieder der Gilde, da er sich jeder Zeit seines Donnerers, der speziellen Fähigkeit für Elektro-Pokémon, bedienen konnte und somit so schnell wie der Blitz sein konnte. Doch diese setzte er ziemlich selten ein, da er nie sonderlich viel Anlass dazu fand.
    „Nun macht mal aber halblang, ihr alle!“, warf Plaudagei in die allgemeine Aufregung und in den Trubel ein. „Ihr verhaltet euch so, als würdet ihr alle bereits als Teammitglieder feststehen. Ich habe euch sowieso einige Regeln noch vorzulesen, die hier unten auf dem Blatt stehen:
    1.) Die Teilnehmer müssen allesamt eingeschriebene Gildenmitglieder sein.
    2.) Der Gildenmeister darf nicht an den Spielen selbst teilnehmen.
    3.) Während der Tage und Abende dürfen sich die Teilnehmer nicht außerhalb des Stadions, in dem die Spiele ausgetragen werden, nicht bekämpfen.
    4.) Jedes 5er-Team darf höchstens ein Reservemitglied bereitstellen, sofern ein Mitglied dieser Fünf nicht imstande ist, weiter zu machen.
    5.) Jegliche Zuwiderhandlungen der oben erläuterten Regeln führen zum sofortigen Ausschluss und zu einer Sperrung für 3 Jahre“


    „Für Drei Jahre?“, fragte sich Panflam, der sich nachdenklich das Kinn rieb. „Soll das heißen, dass die Jahre danach die Spiele nochmal stattfinden werden?“
    „Nun …“, überlegte Plaudagei mit dem Flügel den Schnabel reibend, dann wandte er sich verzweifelt zu Knuddeluff: „Gildenmeister, ihr wart auf dem letzten Gildenmeister-Treffen dabei gewesen …“ – es ist zu erwähnen, dass Knuddeluff es wieder einmal versäumt hatte, von den wichtigen Inhaltspunkten des Treffens zu berichten – „fiel da irgendeine Erwähnung darüber, ob die Spiele jedes Jahr stattfinden?“
    Alle warteten gebannt die Worte ab, doch vernahmen sie lediglich ein „Chrrr“.
    „Gildenmeister!“, kreischte Plaudagei das ballonförmige Knuddeluff an, welches wieder einmal an seiner Narkolepsie litt. Als er zu ihm rüberfliegen und mit einem sanften Flügelschlag ihn aufzwecken wollte, rief Knuddeluff laut aus: „Die Spiele werden jedes Jahr stattfinden. Trotzdem würde ich es in euren Namen begrüßen, wenn wir sofort den ersten Platz belegen würden. Die Konkurrenz ist gewiss hart. Die Meister von Red Scorpion und Ice Breaker haben mir die Teilnahme ihrer Gilde an den Spielen versichert. Ich will sie zwar zu gerne übertreffen, doch eines sollten wir nicht vergessen: Wir sollen auf jeden Fall Spaß haben, das ist der Geist unserer Gilde!“
    Als er freudig und bedeutend die Arme hob, stimmten alle mit ein und ein lauter und siegessicherer Jubel machte sich in der Gilde breit. Sie würden es den durchaus bekannteren Gilden zeigen, wer die stärkste Gilde sei. Jedoch bestand nur eine Frage: Welche 5 Pokémon sollten die Knuddeluff-Gilde repräsentieren?
    Das konnten sie erst nach den drei Monaten entscheiden, wo sich alle Mitglieder mit Eifer und Herz ihr Training begannen …


    ***


    Nach den drei Monaten des langen und harten Trainings, von dem ich euch bewusst nicht allzu vieles beschrieben habe, fanden sich alle Interessenten für die Teilnahme in der Gilde ein. Impergator war noch stämmiger als sonst gewesen. Reptain wies markanter ausgebildetere Blätter auf. Und Panflams Flamme loderte wie das Feuer eines Ho-ohs. Allerdings war diese Zahl im Vergleich zu vor den drei Monaten stark abgesunken. Viele, die dermaßen heißblütig gewesen waren, waren nicht anwesend gewesen. Vor allem Gengar und Mimi.
    „Es scheint, als wären unsere S-Klasse Mitglieder noch nicht von ihren Trainingszügen zurück …“, murmelte Plaudagei nachdenklich.
    „Aber wie sollen wir dann ohne Laxus und Mimi und Gengar und Stolloss und so weiter gewinnen?“, rief Panflam panisch aus. Gerade jetzt, wo das Ereignis so kurz bevorstand, musste der Großteil der starken Mitglieder fehlen. Panisch ging er durch den Raum auf und ab.
    „Beruhige dich, Panflam!“, sprach Impergator bedrohlich aus.
    „Imp hat Recht, Panflam“, sagte Plaudagei, der auf einem Fass vor dem versammelten Kreis der Interessenten stand. „Wir müssen nun leider mit den Mitgliedern auskommen, die jetzt hier versammelt sind. Ich gebe sie jetzt bekannt.“ Er legte eine Pause ein, ehe er dann laut ausrief:


    „Impergator!“ – „Alles klar, ihr könnt euch auf mich verlassen!“, ballte Impergator die Faust.
    „Reptain!“ – „Ich werde mein Bestes geben!“, nickte er bestimmt.
    „Krawumms!“ – „Was? ICH AUCH?“, rief dieser so laut, dass sich die umstehenden Pokémon die Ohren halten mussten. Krebutack, sein langjähriger Partner bei Missionen, klatschte ihm mit seiner gewaltigen Schere auf den Rücken: „Hey Hey, viel Glück, man!“
    „Und … Panflam und Rose!“ – „Wir?!“, riefen das Panflam des Team Mystery und das Miltank des Team Sternenjäger aus und schauten sich verdutzt einander an.
    „Der Gildenmeister hat euch nicht nur wegen der individuellen Stärke gewählt, sondern ihr könnt euch durch eure Bande zueinander gegenseitig stärken. Und du Krawumms sollst nebenbei Loblieder auf die Gilde in die Zuschauermenge hinausbrüllen!“
    „Wisst ihr, was ich denke? Das ist der einzige Grund, warum ich überhaupt mitkommen soll“, flüsterte Krawumms deprimiert aus. Es war ein Wunder, dass er tatsächlich flüsterte.
    „Das macht nichts! Wir haben nun unser 5er-Team, dann wollen wir zugleich unser Bestes daraus machen!“, rief Reptain bedeutend aus und hielt seine Faust von sich gestreckt in die Luft: „Das Team Knuddeluff …“
    „Vereint …“, fügte Impergator seine Faust hinzu.
    „Bereit zum Kampf …“, sprach nun Miltank etwas selbstbewusster.
    „Furchtlos …“, sprach gerade Panflam, der vor lauter Unsicherheit nicht mehr zurecht wusste.
    „Und stets dabei ein Ausbund an Männlichkeit!“, rief Krawumms, obwohl er nach Reptain eigentlich „Und immer füreinander da!“ sagen sollte. Aber so oder so: Alle fünf auserwählte brachen in ein Schlachtgeschrei aus und hoben die Fäuste zum Himmel.


    „Jetzt streben wir die Spitze an!“

  • Kapitel 2: Ankunft auf der Richter-Insel


    Nach einer eintägigen Schiffsreise – Schiffe aus Holz waren seit einem Jahr das neueste Transportmittel der Pokémon-Welt geworden – erreichte das Team Knuddeluff mit der restlichen Gilde von jenem Tag der Entscheidung die Richter-Insel. Es war Mittag und die Sonne beleuchtete die blühende Metropole, welche sich mit ihren Steinhäusern mit den Ziegeldächern, den Springbrünnen inmitten der Stadt und mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten sehen lassen konnte. Und etwas weiter, kurz vor dem etwas weiter entfernt liegenden Gebirge, konnten sie die Schemen des Ortes ausmachen, welcher über alle Häuser hinausragte und innerhalb eines Jahres erbaut wurde: Der Domus Dom.
    Eine spitz zueinander laufende Kuppel, an deren Spitze mit mehreren Königszacken versehen. Schon von weitem sah sie danach aus, als würden um die 10.000 Pokémon darin Platz finden. Es war ein faszinierender Anblick, der perfekt die siegeslaunige Stimmung untermalte: Von so vielen Pokémon bejubelt, erfüllte die meisten Vertreter des Team Knuddeluffs in tiefe Aufregung.
    „Seht euch das Stadion gut an!“, sprach Krawumms ehrfürchtig. „Hier werden wir als Sieger hervorgehen!“
    „Sie solle nur kommen“, rief Panflam zuversichtlich.
    „Die Ankunft auf diese Insel allein erfüllt unsere Gilde mit Stolz …“, versuchte Plaudagei, die Tränen dieses Stolzes zu unterdrücken. Lauter fuhr er fort, an das Team Mystery gewandt: „Hauptsache, ihr habt euren Spaß! Zeigt ihnen, dass mit uns Mitgliedern der Knuddeluff-Gilde nicht zu spaßen ist!“
    „Werden wir!“


    ***


    „Urgh, verdammt …“, würgte Krawumms und hielt sich mit einem Arm den Bauch von sich, während er sich mit dem anderen auf einem Pfosten nahe dem Steg stützte. Ganz offenbar litt er an einer besonderen Form der Reisekrankheit; er wurde krank, nachdem er von einem Transportmittel abgestiegen ist. Und dabei machte er mit seinem schweißbenetzten und grünem Gesicht einem erbärmlichen Eindruck, was auch einige Passanten bemerkten.
    „Zum Glück weiß noch keiner, von welcher Gilde wir sind …“, murmelte Plaudagei peinlich betroffen. Als er das restliche Team um den Erkrankten herum versammelt sah, erläuterte er ihnen ihr nächstes Vorgehen: „In einem Stadtteil werden speziell für die Teilnehmer an den Spielen gesonderte Wohnräume zur Verfügung gestellt. Auf dem Prospekt über diese steht, dass sich bis heute Mitternacht alle fünf Mitglieder in diesen Wohnstätten versammelt haben müssen; fehlt auch nur einer, so wird das Team nicht teilnehmen.“
    „Was ich mich frage: Wie werden diese acht Gilden ausgewählt? Ich habe nicht gerade den Eindruck, als wären hier alle Pokémon nur Zuschauer …“ Damit sprach Panflam über die weiteren Neuankömmlinge, welche mit ihren Schiffen an anderen Docks anlegten. Ebenso sprangen von diesen nacheinander Fünfer-Teams heraus, was offensichtlich auf eine weitere Gilde hinwies.
    „Nun, ich denke, das wird euch dann irgendwie gesagt, sobald es Mitternacht ist …“, grübelte Plaudagei mit geschlossenen Augen, doch mit ernsten Augen richtete er sein buntes Gefieder an das Team: „Nichtsdestotrotz, tut mir den Gefallen und bleibt zusammen. Und legt euch mit Niemand an, sonst seid ihr von Anfang auf vier Mitglieder reduziert. Das gilt besonders für dich, Impergator!“
    „Hmpf, so raufwütig bin ich auch wieder nicht …“
    „Wir denken daran!“, versicherte Reptain und schwang lässig den grauen Sack um sich, in dem sich die notwendigsten Gegenstände eines jeden Teammitglieds verstaut waren, um die Tage in ihren Wohnstätten zu überleben. Reichlich viel zu essen und weiteres.
    Damit trennten sich die fünf Pokémon vom Rest in der Gilde und gingen in westlicher Richtung in die Stadt hinein.
    Es war, als wären sie in eine nicht allzu ferne Zukunft gereist. Vom Baustil her wirkten die Häuser recht neu, aber doch vertraut. Die Balkone waren aus feinem Mahagoni angefertigt und waren jeweils mit verschiedenen Blumentöpfen und –Kränzen geschmückt, welche Regenbogenfarben an Blüten enthielten. Der mit weißem Pflasterstein gelegte Fußweg war kaum zu spüren, so glatt war er noch. Wie innerhalb eines Jahres eine solche Stadt entstanden sein konnte, wollten die fünf zuerst nicht glauben.
    Doch jäh wurden ihre Eindrücke schnell beiseite geräumt, als aus der nächsten Taverne lauter Krach zu hören war und die Wand neben der Tür gesprengt wurde. Es dauerte eine Weile, bis sich der entstandene Staub gelegt hatte und eine kugelförmige Gestalt torkelte hicksend heraus. Mit der Zeit wurden einzelne, mit allerlei Giften gefüllte Warzen von jenem Branawarz deutlich, welches nun mit glasigen Augen die fünf Pokémon in Augenschein nahm: „Ooooooooh, fünf kleine Leute, wie? Hm?“
    Er kam näher und jäh mussten sich alle die Nasen zuhalten, da das Pokémon förmlich vor lauter Schnaps stank.
    „Entschuuldigt, wenn ich etwas streng rieche. Aber ich muss mich auf die Spiele vorbereiten.“ Er hickste. „Macht ihr auch mit?“ Offenbar konnte er noch bis fünf zählen und diese Zahl in einen Zusammenhang bringen.
    „Machen wir“, antwortete Reptain knapp, etwas die Luft anhaltend.
    „Gihihihi, das war mir klar. Von welcher Gilde kommt ihr denn?“
    „Knuddeluff.“
    „Huuuuuuuuuuuuh?“, nun beäugte ihn das Branawarz aus direkter Nähe. „Was macht ihr denn hier?“
    „Wie gesagt, an den Spielen teilnehmen.“
    „Gihihihi, oi oi. Dann will ich meine Zeit nicht weiter mit euch verschwenden, ehe man mich mit euch sieht.“
    „Was soll das heißen?“, trat Impergator feindselig hervor. Der Betrunkene, der im Begriff war zu gehen, drehte den Kopf nochmal erneut zu ihm um und lachte hämisch: „Hä he, was meinst du wohl? Ihr von Knuddeluff seid nicht gerade berühmt; eigentlich seid ihr es nicht.“
    „Und was hat es dann mit dir zu tun, dass du nicht mit uns gesehen werden willst?“
    „Nun ja …“ Er hickste wieder und seine Wangen waren wirklich rot gewesen. „Ihr seid einfach nur blöd.“
    „Sag‘ das nochmal!“, wollte Impergator mit erhobener Faust wissen.
    „Ooh, willst du dich mit mir messen?“, rief das Branawarz spöttisch aus.
    „Impergator, lass es!“, versuchte Reptain ihn aufzuhalten. Doch der Alligator spurte hervor und wollte zuschlagen. Blitzartig schnellte seine Faust durch die Luft. Eigentlich hätte sie den Spötter mit einer zusätzlich verursachten Druckwelle im Gesicht getroffen. Doch dessen Gesicht war urplötzlich unter seinem Arm. Blitzartig hatte sich das Branawarz nach hinten geduckt und lachte darüber, als würde er sich über die Langsamkeit des Impergators lustig machen. Mit seinen Flossen schlug er zum Einen schnell den Arm zur Seite und ruckartig danach wurde dem Alligator eine Flosse auf seine linke Wange geklatscht. Zum Erstaunen seiner Teamkollegen wurde er ohne Gegenwehr seinerseits zur Seite geschlagen und krachte in eine Hauswand zu seiner Rechten. Sekunden später nach dem kurzen Schlagabtausch stand der Sieger fest, worüber das Branawarz laut lachte.
    „Impergator wurde … einfach weggeschlagen?!“, schluckt Panflam ungläubig und konnte nur zusehen, wie das Branawarz torkelnd wegging. Einige Passanten haben sich um das Team herum versammelt.
    „Wisst ihr nicht, wer das ist?“, fragte einer das Team, welches darauf den Kopf schüttelte.
    „Das war Bacchus, das Ass der Wild Heart-Gilde. Wenn er betrunken ist, erhöhen sich seine Kampffertigkeiten ins Unermessliche. Sein Verstand schaltet sich einfach aus und er gehorcht nur seinen Reflexen, welche erstaunlich flink sind.“ Jetzt wurde klar, wie dieses Pokémon derartig schnell dem Arm des Alligators ausweichen konnte. Panflam wollte seinem Freund nach besten Kräften aufhelfen, doch jäh war er schon wieder auf den Beinen gewesen und grinste: „Wenn solche Typen bei den Spielen mitmachen, bin ich so richtig heiß auf diese!“ In seinen Augen loderten förmlich die Flammen.


  • Kapitel 3: Um Mitternacht auf sich allein gestellt.


    Mittlerweile ist der Abend auf der Richter-Insel eingekehrt. Die Uhrzeiger näherten sich alle drei der großen Zwölf. Bald sollte es Mitternacht sein, und die ersten Laternenlichter brannten schon. Sie erhellten die mit hellem Stein gepflasterten Straßen mit ihrem trüben perlfarbenen Glanz. Nur noch ein paar Bummelanten schritten über diesen Boden entlang der ganztägig geöffneten Bars und lächelten. Heute würden sie sowohl ihre Kneipenrunde beenden als auch den lang ersehnten Anfang der Spiele miterleben.
    Sie blickten mit Gelassenheit der nahen Zukunft entgegen, doch bei den fünf Vertretern der Knuddeluff-Gilde herrschte überwiegend Aufregung. Während sich Impergator und Reptain äußerlich bemühten, eine ruhigere Haltung zu bewahren, so atmeten sowohl Rose als auch Panflam und Krawumms schwerer, da sie ab Mitternacht einem besonderen Druck entgegenblicken würden. Sie wussten, dass es eine harte Herausforderung sein, sich gegen solche Kämpfer wie Bacchus aus der Wild Heart-Gilde zu behaupten. Doch letztendlich blickten Reptain und vor allem Impergator einem riesigen Ereignis entgegen. Plötzlich schlug die Uhr zwölf.
    Jäh begann, ein Glockenspiel anzusetzen und flammende Körper wurden von verschiedenen Ecken der Stadt in den Himmel geschossen, die daraufhin explodierten und einen vielfarbigen Funkenregen freiließen, der zur Unterhaltung aller Nachtspaziergänger den Himmel kurzzeitig erhellte. Und schon ertönte eine Stimme, die offenbar dutzendfach verstärkt wurde, da sie über die ganze Stadt hin zu vernehmen war. Doch wer sprach, war in dem Moment unbekannt. Man konnte lediglich ihren Laut vernehmen, der sowohl das Team der Knuddeluff-Gilde als auch die der anderen willkommen hieß:
    „Mitternacht! 12 Uhr! Habt ihr den Termin eingehalten? Wenn das zutrifft, so darf ich euch, Krakeelo, herzlichst willkommen zu den ersten alljährlichen Großen Gildenspielen heißen!“
    Als die Stimme kurzzeitig endete, erklang von den anderen Häusern, in denen offenbar die Kontrahenten untergebracht waren, ein zustimmendes und kampfbereites Gejohle. Die fünf Knuddeluffler konnten die Anspannung gänzlich nicht mehr verstecken. Sie alle waren sowohl begeistert als auch aufgeregt und ihre Herzen klopften wild gegen ihre Brust.
    „Jedoch …“, fuhr die Stimme nachwievor heiter, aber mit ernsterem Unterton fort. „Es gibt vorerst für alle, die teilnehmen möchten, eine Eliminierungsrunde. Wie vom Komitee erwartet haben sich mehr Gilden angemeldet als die Maximalzahl es zulässt. Letztenendes betrug die Zahl dieser Gilden genau 76 Teams!“
    „76 Teams? Aber …“, stammelte Panflam verwundert, und auch Reptain und der Rest stimmten ihm zu. „Das ist eine höhere Zahl als es überhaupt Gilden in diesem Land gibt!“
    „Nun, um diese Zahl auf Acht zu reduzieren, haben wir für euch ein simples Spiel überlegt. Hoppala, soll ich besser sagen ein Rätsel? Egal wer von dem Fünfergespann, nehmt den Gegenstand, der sich in der Schublade der Kommode in eurem Zimmer befindet. Ihr habt ab jetzt drei Minuten Zeit, alle den Gegenstand zu berühren.“ Noch während die Stimme die ersten Dinge zur Eliminierungsrunde erläuterte, zeigte Reptain den Gegenstand, den er besagter Kommode entwendet hatte: Einen runden, purpurfarbenen Stein.
    „Dieser Stein, wie ihr ihn nun denke ich in den Händen haltet, wird euch in ab jetzt zwei Minuten zu dem Spielfeld bringen, auf dem die Eliminierungsrunde stattfinden wird.“
    „Sagte dieser Krakeelo nicht eben etwas über ein Rätsel?“, fragte Rose, die mit den anderen vier Mitgliedern des Teams den Stein berührt hatte, verwundert.
    „So oder so, seine Stimme ist definitiv zu laut, ich würde nicht gern in seiner Nähe stehen wollen!“, ließ Krawumms angespannt dreinblickend von sich bemerken.
    „Ha, das könnte glatt dein Bruder sein!“, lachte Impergator sichtlich erheitert, worin auch Reptain, Panflam als auch Rose einstiegen.
    „WAS SOLL DAS BEDEUTEN?“, rief Krakeelo erschrocken aus und bemerkte nicht die Pointe von Impergators Scherz, obwohl er sie soeben laut ausgesprochen hatte. Somit vergingen die genannten zwei Minuten und der Stein leuchtete jäh auf und tauchte das Zimmer in ein violettes Licht. Die Schatten der fünf Pokémon wurden in die Länge gezogen und an die Wand geworfen, jedoch verschwanden diese Sekunden später und mit ihnen auch ihre Besitzer. Das Zimmer stand nun leer, nur die Utensilien der Erkunder vermochten von ihrer Existenz bis vor ein paar Sekunden zu berichten.
    Nachdem die fünf Pokémon durch einen violetten Strudel gezogen worden waren, fanden sie sich, konfus am Boden liegend, in einer Gasse wieder, die aus einer gläsern wirkenden Barriere bestand, die offenbar als einziges Baumaterial dieser Gasse verwendet wurde. Jedoch war es keine Gasse. Hätten die fünf Pokémon sich selbst von der Vogelperspektive aus gesehen, so hätten sie sofort bemerkt, dass um sie herum jene Gasse in eine andere hineinmündete, die daraufhin sich quer, Kreuzung um Kreuzung, Mündung umd Mündung, Sackgasse um Sackgasse, über ein weitläufiges Feld verteilte.
    Das Team war in einem Labyrinth gelandet. Der Name der Eliminierungsrunde war: „Psy-Labrinth“.

  • Kapitel 4: Psy-Labyrinth


    „Au au, warum fühlt sich mein Rücken so schwer an?“, stöhnte Panflam und reckte sich etwas. Nun spürte er den drückenden Schmerz umso und erschrak, als er dazu dessen Quelle: „Runter von mir, Krawumms!“
    Langsam aber sich fanden alle fünf Pokémon von der plötzlichen Teleport-Reise zu ihrem Bewusstsein zurück, nachdem sie sich schwindlig auf dem ebenso wie die Wände gläsern wirkenden Boden wieder gefunden hatten. Perplex konnten sie sich nur umschauen, obwohl es außer dem grünlich glänzendem Glas und dem gerade noch zu erkennenden Gang dahinter nicht viel zu sehen gab. Nur der blassrosane Himmel war als einziger interessante Aspekt zu betrachten gewesen. Diesen durchzogen in feine Fäden Wolken in verschiedenen Grüntönen. Dieser bizarre Anblick war ihnen recht fremd gewesen, doch verspürten die Fünf keinerlei Bedrohung von ihm ausgehen.
    „Und was nun?“, stellte Rose die Frage, während sie sich immer noch den Kopf rieb, der die Nachwirkungen von dem Teleport erlebte. Reptain schaute sich, während er die Situation zu analysieren versuchte, grübelnd um.
    „Ich denke, wir sollen der Gasse hier folgen“, sagte er hinter seinen Fingern hervor und deutete in irgendeine Richtung. Panflam war der Erste, der für diese Idee und sogleich losspurtete. Doch plötzlich leuchtete die Luft vor ihm blassgrün auf und der Schimpanse wurde schnell wieder an den Platz zurückgeworfen, wo er zuvor gelandet war. Ein melodisches Klingeln ertönte und ein weißblaues Licht erschien in einem Punkt weit über dem Boden und die Stimme des Krakeelos, welches den Beginn der Spiele seit Mitternacht angekündigt hatte, meldete sich erneut:
    „Nun, habt ihr euch die Gegend gut angeschaut? Denn nun werdet ihr die Chance bekommen, sie noch mehr kennen zu lernen. Falls ihr es noch nicht bemerkt: Ihr alle befindet euch in dem größten Labyrinth, in das euch eine Vielzahl von Pokémon des Typs Psycho führen können! Das Psy-Labyrinth!“
    „Wie?!“, rief Panflam erschrocken auf. „Ist unsere erste Prüfung etwa dieses Labyrinth?!“
    „Es scheint so“, schien Reptain zu vermuten. Es war mehr als offensichtlich gewesen, wie die Eliminierungsrunde stattfinden würde.
    „Nun, die Regeln sind dementsprechend einfach: Seid einfach eines von den ersten acht Teams, die den Ausgang dieses Irrgartens gefunden haben. Insgesamt dauert die Runde anfänglich eine Stunde. Sollten sich jedoch nach Ablauf der Zeit keine acht Teams eingefunden haben, so wird nochmal eine Stunde daraufgelegt. Die ganze Prozedur dauert solange, bis sich jene acht Teams bei mir am Ausgang, also in unserer Welt, wieder eingefunden haben.“
    „Wir lernen also Krawumms Bruder kennen?“, wiederholte der Alligator seinen Witz von vorhin und wieder stimmten das Miltank, Reptain und der Schimpanse in sein Kichern ein, während Krawumms gar nichts verstand.
    „Aber ein paar Besonderheiten hat dieses Labyrinth dennoch, hört daher bitte gut zu:
    In dieser Verflechtung von Gängen sind alle anderen Teams ebenso unterwegs. Es ist euch überlassen, ob ihr, wenn ihr einem solchen Team begegnet, dieses entweder bekämpft oder nur freundlich grüßt. Sollte es zu Kämpfen kommen, so müssen alle fünf Mitglieder kampfunfähig sein, damit es als vollständig von den Spielen ausgeschlossen gelten kann! Die Kämpfe können auch unterbrochen werden. Kurz und bündig: Es ist alles erlaubt, solange ihr euch nicht gänzlich an die Gurgel geht; wobei wir, das Komitee, keinerlei Verantwortung übernehmen würden!“
    „Na, das hört sich ja super an …“, zitterten sowohl Panflam als auch Miltank förmlich und wünschten sich, dass sie nicht als Mitglieder des Fünfer-Teams gewählt worden wären.
    „Reißt euch zusammen!“, war Impergators barscher Tonfall dazu.
    „Desweiteren gibt es mit jeder neuen halben Stunde eine Änderung innerhalb des Labyrinths. So werdet ihr vielleicht kurz vor dem Ziel sein, doch dann schiebt sich unerwartet eine Mauer vor euch. Und es heißt für euch, dass ihr einen neuen Weg suchen müsst, der sich im Vergleich von vorhin als ein gewaltiger Umweg entpuppen könnte.“
    „Wie sollen wir dann je unter diesen acht Teams gehören?“, kreischte Panflam sichtlich verzweifelt, während er auf seinen Nägeln kaute. Reptain hingegen behielt die Fassung, denn er erkannte den Sinn und Zweck dieser Änderungsreihe: „Offenbar werden hier Mystery Dungeons simuliert. Von jedem Teilnehmer wird ein gewisses Maß an Orientierungsfähigkeit verlangt, ohne die man in richtigen Höhlen verloren wäre.“
    „Aber um es euch allen etwas leichter zu machen, wird euch das Ziel markiert!“
    Es dauerte nicht lang und ein weißer Lichtstrahl tauchte in weiterer Entfernung vor dem Team Knuddeluff auf, der offenbar inmitten aus dem Boden geschossen kam.
    „Gelangt zu diesem Lichtstrahl und ihr werdet die Eliminierungsrunde überstanden haben … vorausgesetzt, ihr gehört zu den ersten Acht!“

  • Kapitel 5: Impergators Einfall


    „Los, Leute, verlieren wir keine Zeit!“, rief Reptain aus und spurtete voran. Die Barriere, die Panflam zuvor daran gehindert hatte durchzubrechen, war nun seit dem eigentlichen Beginn der Ausscheidungsrunde verschwunden und das Team konnte nun sich frei durch den Irrgarten bewegen.
    „Yeah!“, stimmten ihm die Teamkollegen zu.
    „Hm …“, murmelte Panflam das Kinnreibend. Er war nun dran zu überlegen, welche Richtung nun von der ungefähr dreizehnten Kreuzung genommen werden sollte. Lange überlegte, als er dann nach rechts deutete. Zwar führte diese Richtung vom Lichtstrahl weg, doch Panflam dachte in dem Moment, dass der unwahrscheinlichste Weg der richtige sein könnte. Ohne seine Entscheidung zu hinterfragen folgten ihm die vier Pokémon und fanden sich Sekunden später nach mehrmaligem Abbiegen vor einer Sackgasse vor.
    „Wir haben uns verlaufen, ich wusste es!“, hielt sich der Schimpanse verzweifelt den Kopf. „Nur weil wir auf Imp gehört hatten!“
    „Nun hör aber auf!“, konterte der Alligator. „Wer sagt denn, dass deine vorletzte Entscheidung nicht richtig war?“
    „Hört auf zu streiten, ihr beiden!“, befahl Reptain, während er sich zu konzentrieren versuchte. Er nahm nochmals die weiße Lichtsäule in Augenschein. Sie waren ihr nun ein gutes Stück näher gekommen, doch noch immer trennten das Team mehrere Wände von dieser Säule. Er dachte an die Möglichkeit, die Wände einzureißen, doch war die Mischung aus Lichtschild, Reflektor und Barriere äußerst massiv gewesen. Selbst für Impergator, dem körperlich Stärksten aus der Gruppe, wäre es bei allem Kraftaufwand unmöglich gewesen, diese Mauern einzureißen. Er entschied sich, den Weg, den sie bisher beschritten hatten, zu einem gewissen Punkt nochmal zurückzugehen. Doch gerade als er sich umwandte, sah er hinter seinen vier Kameraden eine Wand, die vorher nicht dagewesen war. Auch als er sich umblickte, bemerkte er mit erschrockener Miene und Schweiß auf der Stirn, dass die gesamte Umgebung sich verändert. „Verdammt!“, murmelte er. „Die halbe Stunde ist schon vorbei?“
    „Wir kommen nicht mehr rechtzeitig hier heraus!“, stöhnte Panflam entsetzt und lehnte sich gegen eine Mauer, die jedoch ebenso verschwand. Stattdessen lief nun der Schimpanse Gefahr, von einer anlaufenden Schar von Pokémon überrannt zu werden. Gerade noch rechtzeitig bemerkte Panflam die andere Fünfer-Gruppe und sprang kreischend zu Seite, als auch ein gehetztes Sichlor, gefolgt von einem Arbok, Ninjask, Zwirrlicht und Elektek dem Team Knuddeluff entgegen blickte.
    „Holla, was haben wir hier? Frischlinge, wie es scheint!“
    „Wir sind von der Knuddeluff-Gilde“, bemerkte Miltank höflich, so wie sie es immer tat.
    „So, von Knuddeluff, hm?“, bemerkte das Sichlor hämisch. „Dann macht für Shadow Claw Platz, kapiert? Eure Gilde hat nichts hier bei den Spielen zu melden!“
    „Pass auf, was du sagst“, sagte Impergator etwas leise, aber bedrohlich genug, sodass das Sichlor es als Warnung interpretierte: „Sonst was? Wollt ihr uns herausfordern? Gut, dann werdet ihr sehen, welche Gilde das Sagen hat. Shadow Claw ist die Nummer Ei…!“ Jäh wurden alle fünf Pokémon von einer Angriffskombination seitens Reptains und Impergators erwischt. Während Impergator mit seinem Nassschweif alle Gegner ins Wasser tauchte und sie brausend und tosend in den Gang zurückwarf, aus dem sie gekommen waren, schickte ihnen Reptain mit seiner Laubklinge einige zischende Schnittwellen hinterher, die das Team aus der Shadow Claw-Gilde zusätzlich neben dem ohnehin schon mächtigen Nassschweif von Impergator kampfunfähig machten. Stöhnend lagen die Gegner da, mit kleineren Schnittwunden versehen und deutlich von dem Schütteln im Wasser gebeutelt. Sie waren nun aus dem Rennen und das Team Knuddeluff wollte sich nicht mehr weiter aufhalten lassen, weswegen sie nun weiter spurteten. Erst jetzt nach diesem Kampf hörten sie auch die anderen Kampfgeräusche die in gewisser Nähe oder auf Ferne zu vernehmen waren. Doch das Team hoffte, dass sie nicht weiter Zeit verlieren würden. Erst als sie wieder in einer Sackgasse endeten, hielten sie inne und legten eine Verschnaufpause ein. Sie bemerkten, dass sie scheinbar keinen Schritt näher der Lichtsäule gekommen waren. Unter den fünf Pokémon machte sich mittlerweile die Befürchtung breit, dass sie es überhaupt nicht mehr rechtzeitig schaffen könnten.
    „Meint ihr, wir sind wirklich so mies, wie es Bacchus erwähnt hatte?“, gab Rose etwas wehklagend zu. Auch Panflam war dabei, seine Hoffnung über eine Teilnahme beizulegen: „Vielleicht nächstes Jahr …“
    „Eins ist klar: Niemals werde ich nochmals mein Gesicht vor diesem Bacchus verlieren!“, rief Impergator bestimmt hinein und ballte die Fäuste. „Eher sterbe ich, als dass er noch einen Grund hat, auf uns herab zu lachen!“ Bedeutungsvoll schlug er gegen die Wand, die selbstverständlich keinen Schaden erhielt. Aber etwas anderes fiel ihm auf: Die Wand fühlte sich in dreifacher Hinsicht vertraut an.
    „Warte mal …“, murmelte er fiebrig und untersuchte die Wand, während dasMiltank tonlos angab: „Vergiss es, Imp! Diese Wände sind aus mehrfachen Schichten von Reflektoren, Lichtschilden und Barrieren aufgebaut. Keine Chance, dass du sie alle mit einem Schlag durchbrichst … moment …“
    „Wenn es das alles ist!“, rief Impergator deutlich erheitert aus und holte zum Schlag aus. Erst war Reptain etwas verwirrt, was sein Partner tat, doch dann erkannte er es: „Spitzeneinfall, Imp!“
    „Was denn?“, fragte Panflam sichtlich verwirrt, doch der Alligator holte aus. Das Glas bekam mehrere kleine Risse nahe der Stelle, wo Impergator zugeschlagen hatte. Dann aber zerbrach es in kleinere Teile und hinterließ ein impergator-großes Loch inmitten der Mauer, durch das sich jedes Mitglied durchquetschen könnte.
    „Wie …?“, wollte Panflam perlex wissen, doch er musste schnell sein und den vier Vorgängern folgen, die durch das Loch verschwanden. Als er nun auch durchgetreten war, sah er den Alligators ein zweites Loch auf die gleiche Art und Weise wie beim ersten herstellen. Und er bemerkte, dass sie wieder die Richtung gen Lichtsäule wieder eingeschlagen hatten.
    „Impergator benutzt seinen Durchbruch. Dass wir nicht selber darauf gekommen sind!“, stieß sich Reptain an die Stirn und sprach dabei so laut, dass Panflam es nun mitbekommen.
    „Toll, das ist wirklich ein Wahnsinnseinfall!“
    Diese Prozedur wiederholte das Team Knuddeluff so lange, bis sie endlich an der Lichtsäule angekommen waren, welche so hell wie der Mond am Abendhimmel leuchtete. Auf ein Zeichen von Reptain hin berührten alle zeitgleich den großen runden Stein, von dem dieses wunderschöne Licht ausging, und fanden jäh wieder in einem Strudel aus violetten Farben vor, als sie dann weich auf dem vertrauten Steinboden landeten. Beifallend begrüßte sie ein paar blauer Hände, welche dem Krakeelo gehörten, dessen Stimme den ganzen bisherigen Abend zu hören gewesen. Seine gelben Lippen waren zu einem formalen Lächeln geformt und die Augen ruhten auf jedem Mitglied eine Sekunde lang.
    „Impergator, Reptain, Rose, Krawumms und Panflam von der Knuddeluff-Gilde …“. Eine unangenehme Pause entstand, als dann das Schall-Pokémon fortfuhr: „Glückwunsch, ihr habt die Eliminierungsrunde bestanden!“
    „Wir haben es geschafft!“, riefen alle fünf Pokémon aus und vollführten Freudentänze. Trotz aller Verzweiflung haben sie zumindest den ersten Schritt vollzogen und Rose vergoss sogar ein paar Freudentränen. Impergator jedoch interessierte nur eine Frage: „Welchen Platz haben wir belegt, Krakeelo?“
    Dieses schaute erst ihn und dann das gesamte Team an, als er tonlos aussprach: „Den Achten. Ihr habt die Runde gerade noch so überstanden!“

  • Kapitel 6: Der erste Tag


    Part I: Acht Gilden



    Es schlug zwölf Uhr mittags. Die Sonne hatte ihr Haupt über der Richter-Insel erhoben und gab ihr den nötigen Glanz, damit jenes Eiland in seiner bunten Farbenpracht von Gassen, Balkonen, Dächern und Girlanden die festliche Stimmung beleuchten konnte. Doch trotz der Tageszeit waren die sonst derartig belebten Passagen, in denen florierender Handel mit Fleisch, Fisch, Gütern und allem Erdenklichen betrieben wurde, wie ausgestorben. Nur die Fahnen der Girlanden flatterten einsam im Wind, als wollten sie dazu auffordern, dass unter ihnen wieder reges Treiben stattfand.
    Doch sie konnten nichts ausrichten gegen die Ortschaft, in die jeglicher Tumult, jede Stimme der Inselbewohner und jeder Körper der Gäste auf dieser Insel umgeleitet wurde. Im ungefähr dreißig Meter hohen turmähnlichen Gebäude wurden um die 20.000 Köpfe untergebracht, die sich bereits ausgiebig über Wetteinsätze unterhielten. Auch wurden Gerüchte untereinander ausgetauscht, wer von ihren Favoriten alles teilnehmen würde.
    Es war einer dieser Tage, die in der nächsten Zeit stets voller Aufregung waren. Wo stets Beifall geklatscht, Niederlagen beweint und Siege bejubelt wurden. Es war der Anfang des Ereignisses, weswegen sich diese Vielzahl an Pokémon auf der Richter-Insel eingefunden hatte. Und nun machte sich ein größeres Pokémon, mit breitem Maul mit gelben Lippen, einer pummeligen Gestalt und einer wahrlich lauten Stimme daran, die ersten wirklichen Worte zu dieser Veranstaltung loszuwerden:
    „Endlich! Endlich! Hört die Feuerwerkskörper knallen, holt euch alle euer Knabberzeug, denn nun dürfen sie endlich in ihren wahren Ausmaßen beginnen: Die ersten, alljählichen, spektakulären, atemberaubenden, aufregenden Großen Gildenspiele!“
    Die letzten Worte sprach das Krakeelo mit besonderer Betonung aus und diese wurden mit donnerndem Beifall empfangen und zur Kenntnis genommen. Die Pokémon hatten nur darauf gewartet und endlich durften sie in dem riesigen Stadion sitzen, in dem eine Vielzahl von packenden Kämpfen stattfinden sollte. Das riesige Stein- und teilweise auch Sandfeld erstreckte sich in seinen kreisförmigen Ausmaßen meterweit und bot eine beeindruckende Kulisse, vor der die Akte der Verbissenheit und Hartnäckigkeit stattfinden sollten. Über dessen sechs Meter großen Mauer waren um das Feld herum die Zuschauerplätze erbaut. Hin und wieder gab es dann hinter der zehnten Reihe ein steiniger Steg, der zu den Ausgängen führte. Das Krakeelo, welches die Spiele mit seinen lauthalsigen Kommentaren begleiten sollte, hatte seinen Platz auf einer zusätzlichen Empore über dem Zuschauerraum. Selbstverständlich musste er so laut und dabei freudig sein, denn seine Hauptaufgabe bestand darin, die Menge einzuheizen. Und sogleich fuhr er damit fort:
    „Ihr habt wirklich lange warten müssen, werte Gäste, doch nun, nach getaner und von acht Teams bestandener Eliminierungsrunde können wir nun zum Hauptakt schreiten!“
    Noch während er diese Worte aussprach, fand ein reges Flaggenspiel auf dem Spielfeld statt. Die Flagge der Neuen Regierung – schlichter weißer Hintergrund mit einer blauen Waage drauf -, die des Erkunderverbandes – ein gänzlich schwarzer Erkunderorden auf einer kleineren Darstellung von Explor – und die Flaggen weiterer jedoch unbekannter Verbände wurden gehisst und sogleich wieder fortgetragen, um Platz für die ankommenden Teams zu machen.
    „Sodann! Lasst mich zunächst meine Gäste vorstellen. Mein Co-Moderator ist der erste Vorsitzende des Erkunderverbands. Auch gehörte er vor einigen Jahren den damaligen Souveränen der Alten Regierung an. Nun jedoch dürfen sich viele seine magmaischen Kochkunst erfreuen. Magcar, es freut mich, dass Sie es sich einrichten konnten, die nächsten Tage hier zu sein!“ Sein freundlicher Blick wandte sich an das ebenso belustigt dreinblickende Magcargo mit ascheweißen Lavatropfen an seiner Nase, welches auf einem steinernen Sockel in einen stimmenverstärkenden Kristall sprach: „Die Freude ist ganz meinerseits! Ich freue mich, dass ich trotz meines Alters vielen Jungspunden bei ihren Kämpfen zusehen darf!“
    „Und unser heutiger Spezialgast, der Vorsprecher der Knuddeluff-Gilde: Plaudagei, herzlich Willkommen“
    „Die Freude ist ebenso ganz meinerseits“, flötete der Papagei. „Ich hoffe zwar selbstverständlich für den Sieg unserer Gilde, doch will ich allen anderen ebenso viel Erfolg wünschen.“
    „Hey hey …“, murmelte Krebscorps, der mit den anderen anwesenden Gildenmitgliedern, die ebenso wie er nicht teilnahmen, in den Zuschauerränken hockte. „Plaudagei wird uns definitiv lächerlich machen …“
    „Meinst du nicht, du traust ihm da etwas zu viel dergleichen zu?“, wollte Palimpalim einwerfen, doch als Plaudagei sagte: „Natürlich hat unsere Gilde die eine und andere Macke“, musste sie vor lauter Scham den Mund halten, da sie sich doch geirrt hatte.
    „ Auf jeden Fall hoffen wir alle auf ein richtiges Erlebnis. Sodann! Wir wollen nichts verzögern und heißen daher das erste Team Willkommen …“


    Währenddessen


    „Oh man, ich bekomme die Panik. Gleich ist es soweit!“ Panflam konnte wieder einmal seine Nervosität zurückhalten und watschelte in dem Gang des Stadions, welches unmittelbar auf das Spielfeld führte auf und ab. Impergator gebot ihm, augenblicklich still zu halten, während er zum wiederholten Male seine Schläge zählte, die er mit seiner rechten Faust erteilt hatte. Auch Rose zitterte am ganzen Leib. Noch nie war sie vor so einer großen Menge angetreten, und nun bereitete dies der Milchkuh größere Sorgen als die um eine Niederlage für die Knuddeluff-Gilde. Einzig Reptain und Krawumms blieben entspannt und versuchten, mit ruhigen Gesten Entspannung zu erzeugen: „Nun macht euch keinen Kopf! Echte Männer treten allem gegenüber!“
    „Da gebe ich Krawumms Recht, sobald wir draußen sind, wird die Anspannung wie verflogen sein.“
    Selbstbewusst schlug Impergator die Faust in seine linke Hand. In seinen Augen leuchtete sein übliches Feuer: „Solange ich nicht unterfordert werde, brenne ich richtig drauf!“ Panflam beneidete ihn insgeheim um seine Entschlossenheit und versuchte nun, sich auch Mut zu sprechen. Das Team fand die Zeit nun reif, sich bereit zu halten. Und als dann die Stimme des Moderators zur Ankündigung der Teams ansetzte, standen alle fünf einheitlich in einer Reihe und schlossen die Augen, um ihre Kräfte zu mobilisieren.
    „ … und heißen das erste Team Willkommen …“ – „Es geht los!“, sagte Reptain bestimmt und die fünf Pokémon gingen alle gleichzeitig zum Ausgang des Ganges und damit auf das Spielfeld.
    „Sie war der Vorreiter und die Inspiration vieler Pokémon, als sie damals als eine der wenigen Gilden galt. Jedoch ging ihr Ruf in den letzten Jahren unter. Wird sie sich zwischen all den neueren Gilden durchsetzen können?“, kommentierte Krakeelo das Eintreten des Teams. „Auf dem achten Platz der Ausscheidungsrunde – Team Knuddeluff!“
    Reptain und alle anderen hielten eine Faust zum Gruß hoch, doch wurden sie mit wenig widerhallendem Beifall empfangen. Vereinzelt kamen ihnen sogar Buu-Rufe entgegen, worüber das Team etwas betroffen war: „Wir sind nicht gerade beliebt, was?“ Da Krakeelo im Sinne der Zuschauer handeln wollte, fuhr er sogleich fort, während an einem anderen Ausgang weitere fünf Gestalten auszumachen waren.


    „Sie strotzen vor lauter Stärke, welche nur für ihre Wildheit im Herzen sprechen kann. Siebter Platz der Vorrunde: Wild Heart!“
    Für dieses Team gab es deutlich mehr Applaus, insbesondere von der weiblichen Seite, die nur die zwei Namen aussprechen konnten: Blaze und Adonis. Damit waren zum einen das Lohgock, welches mit seinen schneeweißen, ordentlich gekämmten Haar deutlich galant und mit seinen perlblauen Augen deutlich edel aussah, und das muskulöse Machomei gemeint, wovon letzteres alle vier Arme in Siegerpose von sich hielt. Nebst einher schritten das Geowaz namens Rocker, das um ein Meter mehr als Impergator größere Ursaring namens Major und jener Kontrahent, den der Alligator um jeden Preis besiegen wollte. Laut hicksend betrachtete Bacchus, das Branawarz, das unter seinem Team platzierte und lachte: „Hehehehe, da habt ihr es doch noch geschafft, alle Achtung! Vorsicht, Impi, dieses Mal dürfen wir nicht kämpfen, ehe wir dazu aufgerufen werden, kapiesche?“
    „Ja, das habe ich!“, funkelte ihn Impergator kampflüsternd an.
    „Panflam! Lange ist es her!“, lachte Adonis und hob mit einer Hand den Schimpansen bis zu seiner Brust und drückte ihn andächtig. Panflam röchelte und lief blau, während er pustete: „Dass du einer Gilde beitrittst, hätte ich nicht gedacht!“ Als Adonis ihn runterließ, musste er sich den Hals reiben, während das Muskelpaket neben ihm laut lauchte: „Nun, schließlich muss ich mir meinen Unterhalt verdienen, wenn schon nicht mehr als Souverän des Kampfes! Und irgendwie hast du mich inspiriert, seit du mich damals besiegt hast!“
    „Kein Problem …“, krächzte Panflam, wobei er innerlich vor Stolz anlief. Er betrachtete das Brandmal, welches er in dem Zustand des Großbrands dem Machomei auf die Brust verpasst hatte. Plötzlich kam aus einem weiteren Gang ein Sandsturm hervor, der sich tunnelartig auf die Arena zog. Mittendrin wurden wieder fünf Schatten sichtbar.


    „Da sind sie. Der sechste Platz der Vorrunde. Und es dürfte für manche eine Überraschung, dass gerade diese Gilde auf diesen Platz gelandet ist, wo sie doch so populär ist. Meine Damen und Herren, die fünf Krieger aus der Wüsten-Gilde: Red Scorpion!“
    Ein ohrenbetäubender Beifall ertönte und alle bisherigen Teams mussten sich die Ohren zuhalten. Ganz offensichtlich bestätigte sich Krakeelos Aussage, als die fünf Vertreter jener Gilde zu erkennen waren: Ein Sumpex und ein Noktuska flankierten die Fünfer-Reihe. Direkt neben ihnen befanden sich ein Rokkamain, welches ein deutlich markanteres Mundwerk und stechende violette Augen besaß, und sein Piondragi, welches längere Scheren hatte als die anderen Vertreter seiner Art. Und in deren Mitte jenes Pokémon, den Reptain sehnlichst erwartet hatte. Das Knackrack, welches einen braunen Stoffmantel über seinen Oberkörper und über seine Drachenflügel angelegt hatte, lächelte, als sich sein und des Geckos Blick trafen.
    „Reptain! Wie schön, dass du es auch in die Spiele geschafft hast! Kleiner bist du geworden seit dem letzten Mal geworden!“
    „Du bist eher größer geworden!“, lachte Reptain erfreut und griff mit seiner Hand nach der weißen Klaue, die ihm der Drache hinhielt. „Cephal, du hast dich weiter entwickelt!“
    „Ach, das ist nicht der Rede wert!“, winkte dieser verschmitzt den Hinterkopf kratzend ab, dann erblickte er die anderen beiden des Team Mystery: „Panflam! Impergator! Ihr habt auch einen guten Schuss getan. Hoho, Impergator, du bist noch stämmiger geworden!“
    „Man tut, was man kann, um alle zu besiegen, nicht wahr?“, rief Impergator entschlossen.
    „Das nenne ich Kampfgeist. Ich gebe zu, ich bin wirklich hin und her gerissen, mit wem ich lieber kämpfen würde. Aber dir Reptain-“ – und dabei klopfte Cephal ihm auf die Schulter –„gebührt die Ehre. Sollten wir in den Spielen nicht gegeneinder kämpfen, so fordere ich dich unweigerlich danach heraus!“
    „Das ist ein Wort“, antwortete Reptain zustimmend. „Ich kann es kaum erwarten, mit welchen formidableren Kräften deine Kollegen antreten werden.“ Er wandte sich nun an die restlichen Mitglieder des Fünfer-Teams aus der Red Scorpion-Gilde, die jedoch verwirrt dreinblickten.
    „Formidableren?“, hakte das Piondragi namens Skorpio nach. „Wovon redest du da?“
    „Ah, ich weiß, was hier vor sich geht …“, sagte das Noktuska namens Nokturnas und wandte sein unheimlich glühendes gelbes Augenpaar Cephal zu: „Hast du wieder herumposaunt, dass du eines der schwächeren Mitglieder von uns wärst?“
    „Nun …“, versuchte Cephal, seine Unschuld vorzuspielen, doch er war relativ schlecht, was man an seinem gezwungenen Lächeln und seinem besonderen Tonfall entnehmen konnte. Doch jäh antwortete das Sumpex für ihn, jedoch richtete er diese Antwort statt an Nocturnas an das Team Knuddeluff: „Cephal erzählt jedem, dass er nicht so stark wäre wie er es eigentlich ist. Im Grunde ist er das stärkste Mitglied unserer Gilde. Er war sofort der erste Mann, den unser Gildenmeister aufgerufen hatte.“
    „Moment …“, unterbrach Panflam und zählte die Neuigkeit an seinen Fingern ab, ehe er erschrocken losschrie: „Du bist das Ass deiner Gilde?!“
    „Das ist er seit seiner Registrierung als Mitglied!“, bestätigte das Sumpex. Weiterhin schenkte er der Aufregung Panflams keine Beachtung und wandte sich an Impergator: „Viel mehr habe ich mit dir meine persönlichen Anliegen zu klären …“
    „Was meinst du?“, fragte der Alligator erstaunt und erkannte in dem nach Worte suchenden Sumpex sich selbst, als er früher mit einem gewissen General ein Anliegen zu klären hatte. Schon im Vorraus setzte er zum Grinsen an, was berechtigt war, als nun sein Gegenüber die Bitte aussprach, die ihm auf der Zunge lag: „Wenn wir beide während der Spiele nicht zum Kämpfen kommen, so würde ich dich, wie Cephal es bei Reptain tat, nachzüglich herausfordern!“
    „Sehr gerne!“, antwortete Impergator prompt und jäh zitterten seine Muskelfasern vor Vorfreude. „Ich brenne richtig drauf.“
    „Entschuldigt die unangekündigte Pause …“, meldete sich nach langer Zeit die Stimme Krakeelos wieder. „Ich musste kurzzeitig auf einen etwas zu engen Pot, und niemand konnte daher meinen Posten übernehmen.“
    „Worauf du genau warst, wollten wir so genau auch nicht wissen …“, krächzte die Stimme des alten Magcargo, worauf Plaudagei hinzufügte: „Ihr müsstet mal den Gildenmeister erleben bei Nacht …“
    „Plaudagei!“, ertönte es von den Plätzen der Knuddeluff-Gildenmitglieder, doch Knuddeluff konnte nur zustimmend lachen. „Herrliche Zeit, die Nacht!“, konnte er nur laut aussprechen.
    „Was haltet ihr von den Teams bisher, Magcar und Plaudagei?“, wollte der Lautsprecher kurz noch wissen, ehe er fortfuhr.
    „Nun, sie sind jung, von daher ist ihr Kraftpotenzial sehr viel größer als das der älteren. Ich freue mich auf energiegeladene Kämpfe und auf Herzen, die bei der Sache sind.“
    „Sie sehen alle ziemlich stark aus. Ich kann jetzt schon beurteilen, dass es ein knappes Rennen wird.“
    „Danke für euer kurzes Statement. Dann wird es jetzt noch knapper, denn die Gilde, welche den fünften Platz belegte, steht Red Scorpion in nichts nach, wenn es um ihren Bekanntheitsgrad geht.


    Sie kommen aus der fernen Eiswüste, und doch sind sie für ihren flammenden Eifer bekannt: Ice Breaker!“
    Auch für das nächste Gildenteam wurde deutlicher Beifall gezollt, als ein Snibunna, ein Rexblisar, ein Frigometrie, ein Frosdedje und ein Regice auf das Spielfeld kamen. Die letzten beiden lösten eine Welle der Vertrautheit bei drei Mitgliedern des Team Knuddeluff aus.
    „Korina?“, fragten sowohl Reptain als auch Panflam und Impergator aus einem Mund und waren überrascht, dass jenes Frosdedje, welches wie Magcar und Machomei einst zu den Souveränen gehörte, nun auch einer Gilde beigetreten war. Nun sah sie die drei kurz an und schenkte ihnen keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Die drei spürten es förmlich, wie ihnen wortwörtlich eine kalte Schulter gezeigt wurde. „Resigniert wie eh und je“ war deren einstimmiges Urteil. Das Regice hingegen war lediglich Impergator vertraut; mit diesem durfte er ganze sechs Monate vor etlichen Jahren trainieren, wobei er einiges über das Ausharren in eiskalten Gebieten gelernt hatte. Doch anstatt zu fragen sagte er nichts weiter, da er bei dem Regice sowieso keine Worte erwarten durfte.


    „Und nun, oh, der vierte Platz dürfte nun alle Männer erfreuen. Die Viertplatzierten aus der Vorrunde. Die Nur-Frauen-Gilde aus den herrlich riechenden Wäldern: Rosendorn!“
    Dieses Mal waren nur männliche Beifallsrufe zu hören, als eine Wie-Shu, eine Honweisel, eine Rossana, eine Flunkifer und eine Roserade eintrafen, während Letztere bei dem Team Mystery wiederrum bekannt war. Ihre beiden Gilden hatten einst mit Red Scorpion und einer weiteren Gilde eine Allianz gegen eine der stärkeren dunklen Gilden gebildet. Schon dort durften sowohl Cephal als auch das Team Mystery Augenzeuge von Roselyns erstaunlichen Fähigkeiten sein, welche man einem Pflanzenpokémon nie zugetraut hätte. Von daher war das Wiedersehen der fünf Pokémon miteinander erfreulich. Roselyn lobte sowohl Panflam als auch Impergator, Reptain und Cephal für ihre Fortschritte, die sie schon vom Augenschein her gemacht hatten. Etwas sarkastisch fügte sie hinzu: „Wo ist denn der laute Metallmann? Stolloss, wenn ich mich recht entsinne.“
    „Leider waren er und viele andere starken Kämpfer nicht anwesend gewesen, als unser Team bestimmt wurde“, murmelte Panflam betroffen und das Roserade schenkte ihm tröstende Blicke, während sie kokett kichernd ihren roten Blumenstrauß vor ihrem Mund hielt: „Ich bin froh darüber; irgendwie war er das Gegenteil von einem Frauenversteher.“ Sie lachte herzhaft und das Team Knuddeluff stimmte in ihr Lachen mitein.


    „Jetzt wird es spannend. Nur noch drei Gilden verbleiben, erwähnt zu werden. Von daher, heißt alle die Drittplatzierten willkommen. Eine recht neue Gilde, noch ist nicht vieles bekannt. Werden sie als unentdeckte Talente die Siegesleiter emporklimmen? Hier kommt: Sinister!“
    Es war recht still, als aus einem dunklen Nebel fünf Gestalten aus dem Gang hervortraten. Während das Magnezone und das Traunmagil allen gänzlich unbekannt war, so waren die anderen drei des Teams gerade dem Mystery-Trio vertraut: Es war das Team Totenkopf, welches insbesondere Reptain und Panflam vor vielen Jahren, während der Zeitkrise, das Leben schwer gemacht hatten. Während dessen Boss, das Skuntank, optisch unverändert war, so zeigten die Körper des Smogmogs und des Iksbats, dass die ehemaligen Handlange sich offenbar zu richtigen Kämpfern etabliert hatten. Eine Frage beschäftigte Reptain jedoch mehr: „Ihr drei bei einer Gilde?“
    „Cha ha ha, ich kann verstehen, worauf ihr hinauswollt. In eurer Gilde waren wir nicht gerade freundlich zu euch … und eigentlich interessieren uns Gilden nachwievor nicht sonderlich.“
    „Ho ho ho, das stimmt“, pflichtete das Smogmog seinem Vorgesetzten bei.
    „Aber als wir hörten, dass ihr oder zumindest eure Gilde an den Spielen teilnehmt, haben wir uns sofort der nächstbesten Gilde angeschlossen. Glücklicherweise konnte ich im Labyrinth schnell ausmachen, wohin der Weg führte. Und siehe da: Wir sind Dritter und ihr Achter. Das zeigt schonmal, dass wir das bessere Team sind!“ Diese Worte hatte das Iksbat im denselben provozierenden Tonfall gesprochen wie er es all die Jahre davor auch schon getan hatte.
    „Abwarten!“, warf Panflam bestimmt zurück. „Noch haben die Spiele nicht angefangen! Wir werden es euch zeigen!“
    „Cha ha ha, alle Achtung, Kleiner! An Mumm mangelt es dir nicht mehr!“, bemerkte Skuntank, lächelte jedoch anerkennend. Reptain behielt die Frage, ob das Team Totenkopf miese Tricks versuchen würde, für sich, da er spürte, dass dieses Team trotz ihrer Art deutlich zu respektieren war.


    „Und nun zum Zweitplatzierten Team …“
    Noch während alle warteten, rätselten der Schimpanse und Impergator, welche Gilden noch antreten würden. Cephal ließ anmerken, dass sehr wahrscheinlich die Star Rain-Gilde teilnähme, da sie von allen diejenige mit dem größten Ruf habe. Schließlich wäre jedes Mitglied stark genug, dass selbst er in Bedrängnis geraten würde.
    „Oho, was für eine Überraschung!“, ließ Krakeelo verlauten und schon trat jenes Team ein, welches sich jedoch unter einem großen schwarzen Tuch verbarg, welches mit einem gelben Fragezeichen versehen war. Es war schwer auszumachen, was für Pokémon sich darunter verbargen, wobei man feststellen konnte, dass eines über die fünfköpfige Menge ragte.
    „Werden sie sich einen Namen in diesen Spielen machen? Wenn nicht so können sie ihre Hoffnung in ihre Gildenkameraden setzen …“ Plötzlich tauchten mehrere Blitze das schwarze Laken ein und es löste sich immer mehr auf, bis dann die ersten Merkmale zu erkennen: Ein lange Mausschwanz mit einem blitzförmigen Ende, ein breites Lächeln auf einem Schattenkörper, die seidenen Bewegungen eines Gewandes, Das Funkeln von mehreren Diamanten.
    „Wartet, sind das nicht …“, fragte Panflam perplex nach.
    „Knuddeluff B-Team!“
    Die Zuschauer waren aus dem Häuschen und das Team Knuddeluff A war wirklich perplex.
    „Stolloss?“, stotterte Impergator.
    „Gengar?“, fragte Reptain sichtlich überrascht.
    „Mimi?“, schwitzte Panflam.
    „Laxus?“, hauchte Krawumms.
    Das fünfte Mitglied, ein Palimpalim mit durchaus seidigen Bewegungen ihrer Windfahne, lächelte schuldig. „Du auch, Sophie?“, fragten nun alle fünf des ersten Knuddeluff-Teams an. Sie waren sowohl fassungslos als auch deutlich von der Rolle, dass es neben ihnen ein zweites Team geschafft hatte. Doch die Zuschauer und einige Teilnehmer der Spieler warfen jedoch ihre Bedenken ein.
    „Ist das überhaupt noch fair?“, sagte Rocker provokant. „Das ist nicht mehr so wild …“
    „Zwei Teams sind in der Tat ein Anlass zum Nachdenken. Doch es ist keinesfalls nicht verboten. Das war auch der Grund, warum mehrere Teams als es Gilden gibt sich für die Spiele angemeldet haben“, erklärte Krakeelo nochmals die Regeln.
    „Nun, es ist aber offensichtlich, dass der Knuddeluff-Gilde ein entscheidener Vorteil winken könnte. Es ist wie du sagtest, Krakeelo, verliert das eine Team, kann noch immer das andere Team gewinnen“, warf Magcar etwas formaler als vor ein paar Minuten ein.
    „Tja, das ist die Knuddeluff-Gilde für euch!“, lachte Plaudagei, der offenbar das Ganze beabsichtigt hatte. Dem A-Team der Gilde blieb nichts mehr viel übrig als dies hinzunehmen, dass man sie vorher nicht aufgeklärt hatte.
    „So, ein zweites Team also!“, klatschte Cephal beifällig. „Das kann durchaus interessant werden.“
    „Ein zweites Knuddeluff-Team …“, murmelte Korina und ließ sich nachwievor nicht viel von ihrer Gefühlswelt zeigen.
    „Nicht, dass wir kein Vertrauen in euch hätten …“, sagte Gengar und sein schattenhafter Mund formte sich zu einem herausforderndem Lächeln. „Aber falls ihr verliert, kann man in uns, das Elite B-Team, seine Hoffnung setzen.“ Darauf ging Reptain nicht sonderlich ein. Er lächelte anerkennend und nahm somit die Herausforderung Gengars, zu ermitteln, welches Team das stärkerer sei, an.
    „Und wenn wir gewinnen …“, machte sich Stolloss in Versuchen an Roselyn an. „Ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du dann mit mir ausgehst?“ Sein Gesichtsmetall glühte förmlich und das Roserade seufzte lediglich: „Ich habe mich wohl zu früh gefreut, dass du nicht teilnehmen würdest …“
    „Verdammter!“, rief Krawumms und schubste Stolloss von ihr weg. „Echte Männer bedrängen eine Frau nicht so!“
    „Was ist dein Problem?“, wollte der Metall-Mann den Kampf suchen, als ihm Korina ins Auge fiel und er zunächst verdattert stehen blieben. Dann glühte er wieder und stammelte Verse wie „Verwirf´s, nie sah ich eine solche Schönheit bis heute“, während er sich andächtig Korina näherte, die jedoch tonlos sagte: „Vergiss es“ und ihn prompt daraufhin einfror. Doch darüber war Stolloss mehr als froh genug, da sein Gesicht einen zufriedenen Zustand aufwies.


    „Es ist gewiss, dass eine Doppelteilnahme der Gilde reichlich für Furore sorgt. Doch nichtsdestotrotz muss zu guter Letzt das erstplatzierte Team noch vorgestellt werden. Einen besonderen Applaus für die Gilde, welche unter allen anderen das Meiste Ansehen hat. Hier ist Star Rain!“
    Die fünf Gestalten, die jetzt reinkamen, wurden mit noch größerem Donner-Applaus begrüßt als es bei der Red Scorpion- und der Ice Breaker-Gilde war. Nebst einem Simsala stolzierte ein Elevoltek mit erhobenen Armen, während neben dieses ein Magbrant mit desinteressierter Miene dreinblickte. Etwas versetzt hinter ihnen schritten ein Caesurio mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und ein Zwirrfinst mit übereinander gelegten Armen. Im Gesamten machte das Team vom Äußeren bereits einen starken Eindruck.
    „Das ist also die Star Rain Gilde …“ hauchte Panflam beeindruckt. Auch alle anderen Teilnehmer hatten ihren Blick auf dieses Team geworfen. „Sie sehen wirklich stark aus!“
    „Wie werden wir es nur gegen alle schaffen?“, klopfte Rose nervös auf ihre Hufe.
    „Irgendwie werden wir da durchkommen“, klatschte Impergator mit seinen Fäusten.


    „Nun, alle Gilden sind nun endlich eingetroffen. Spricht denn noch was dagegen, endlich mit den Großen Gildenspielen zu beginnen?“ Ein zum vierten Mal ohrenbetäubender Lärm seitens der Zuschauer machte die Antwort deutlich.
    „Nun dann. Lasst mich euch noch grundlegende Dinge zu den nächsten Tagen sagen:
    Die Spiele werden an insgesamt fünf Tagen ausgetragen. Jeder Tag, bis auf der Letzte, wird in zwei Teile geteilt sein:
    In der ersten Hälfte findet stets ein Wettbewerb statt, welche wie das Psy-Labyrinth verschiedene Qualitäten der Teilnehmer fördern. Das Punktesystem ist recht simpel. Bei einem ersten Platz winken der jeweiligen Gilde 10 Punkte. Für den zweiten Platz gibt es 8 Punkte, für den dritten 6, für den vierten 4, für den fünften 3, für den sechsten 2und für den siebten Platz nur ein Punkt. Der letzte Platz geht leider leer aus. In diesen Wettbewerben können die jeweiligen Teams frei entscheiden, wer teilnehmen möchte. Bedenket: Es darf nur ein Pokémon aus der Fünferreihe für sein Team antreten.
    Der zweite Teil befasst die Kämpfe, die zwischen den Gilden ausgetragen wird. Dieses Mal jedoch wird von dem Komitee entschieden, welche Gilde gegen eine andere antritt. Ebenso werden die jeweiligen Kämpfer bestimmt. Hier ist das Punktesystem ebenso einfach gehalten: Für einen Sieg bekommt der Gewinner für seine Gilde 10 Punkte zugeschrieben. Der Verlierer erhält gar keine Punkte. Bei einem Unentschieden erhalten beide Gilden jeweils 5 Punkte.


    Wenn keine weiteren Fragen sind, dann kann ab sofort der erste Wettbewerb der Gildenspiele beginnen. Der Name des heutigen Events ist … Dodge Ball!“



  • Part II: Dodge-Ball
    Widmung Amatsu


    Ein Getöse von allen Rängen. Alle Zuschauer warteten sehnsüchtig auf die ersten Anfänge der Spiele. Ein letztes Mal vor dem großen Kampfteil wurden die Snacks zu einem Preis von gut 2 Pokédollarn verkauft, die bei der intensiven Spannung groß nachgefragt wurden.
    „Die Stimmung ist auf einem ihrer Tageshöhepunkte. Das erste Event steht unmittelbar bevor: Dodge-Ball!“
    Während die Zuschauer kreischten, als wäre dieses Spiel ihnen seit längerer Zeit bekannt, hatten einige der Gildenteams mit Fragen zu kämpfen: „Was bitte sollen wir darunter verstehen?“
    „Dodge-Ball …“ grübelte Reptain mit einer Hand vor dem Mund. „Es hört sich an, als müssten Bällen wir ausweichen …“ Er bekam den Gedanken aus seinem Hinterkopf, dass es irgendeine zusätzliche Regelung in diesem Wettbewerb geben müsste. Doch er kam nicht drauf. Stattdessen meldete sich Rose eifrig zu Wort, die schon zappelte: „Bitte lass mich, Reptain! Das hört sich nach einem für mich geeigneten Wettbewerb an, da ich schon fast ein Ball bin. Und ausweichen kann ich sowieso, also bitte, bitte!“ Gengar und Stolloss, die das Miltank stets wegen ihrer dicklicheren Figur neckten, machten große Augen:
    „Aber für uns ist es nicht in Ordnung, wenn wir darüber Scherze machen, wie?“
    „Ihr fragt mich nie um Erlaubnis dazu!“, antworte sie scharf und zickig. Reptain klopfte ihr auf die Schulter und nickte: „Gut, meinetwegen. Und denke daran, es ist keine Schande, sofort einen niedrigen Platz zu erzielen. Es ist immerhin der erste Tag.“
    „Gewinnen ist männlich, aber anständig zu verlieren ist noch viel männlicher!“, bestätigte ihn Krawumms in seiner Ansicht, worüber Reptain belustigt über seine Aussage lächelte.
    „Ich bin eine Frau … aber ich werde trotzdem mein Bestes geben!“, rief Rose aus und lief vor dem Team her, um sich erkenntlich zu zeigen.
    „Aus den Reihen des Knuddeluff A-Teams tritt Rose an. Sie trifft auf jeden Fall schon das Motto des Wettbewerbes!“, kommentierte Krakeelo, der Moderator. Jetzt lachten Gengar und Stolloss wieder und Miltank warf abermals ein: „Stopp damit! Nur ich darf diese Scherze machen!“
    „Wer will von euch denn?“, fragte Cephal seine Kameraden – „Ich gehe!“, sagte das Noktuska bestimmt.
    „Aus Red Scorpion: Nocturnaz!“ Ein beifälliger Jubel ertönte.
    „Ich bin ideal dafür! Lasst mich die Wildheit unserer Gilde zu demonstrieren!“, rief das Geowaz.
    „Von Wild Heart übernimmt Rocker das Feld!“
    „Yokai, geh du von uns. Du bist der wendigste von uns fünf“, bat Korina das Snibunna an ihrer Seite – „Bin dabei!“, sagte dieses.
    „Yokai aus Ice Breaker meldet sich bereit!“
    „Überlasst das mir, ja?“ – „Ganz, wie es dir beliebt, Boss!“
    „Yamaga vertritt die Sinister-Gilde!“
    „Hm … sie sehen alle stark aus … wenn es euch recht ist, werde ich mich dazu gesellen und versuchen, die nachzuahmen?“ – „Nachahmen brauchst du nichts, Roselyn! Du bist die Beste von uns!“
    „Die Zauberrose Roselyn tritt für Rosendorn. Und seht nur, wie schön ihre Blüten sind …“
    Wieder kam männlich klingender Beifall.
    „Aaaaaaaaaaaah, wenn Roselyn antritt, dann mache ich ebenso mit!“, schrie Stolloss förmlich und lief auf den Punkt des Feldes zu, in dem sich alle bisherigen Teilnehmer versammelt hatten, ohne auch nur auf die Zustimmung seiner Teamkollegen abzuwarten.
    „Wehe, er verliert mit Absicht!“, mahnte Laxus langsam.
    „Das ist eben Stolloss!“, lachte Gengar.
    „Hallo, schöne Frau“, tönte der Metall-Mann, als er bei der Rose angekommen war, die daraufhin verschmitzt lächelte: „Dein Begehr von dir wird wohl nie enden. Um ehrlich zu sein, ich habe es irgendwie erwartet, dass du auch teilnehmen wirst.
    „Sie hat mit mir eine Seelenverwandtschaft gespürt!“, fasste sich Stollos puterrot an sein Herz und lief abermals rötlich an.
    „Habe ich nicht! Es ist bei dir einfach nur offensichtlich!“
    „Fast alle Gilden sind auf dem Spielfeld vertreten, einzig Star Rain zögert noch.“
    Jenes Fünfer-Gespann musterte die Teilnehmer, als dann das Elevoltek sagte: „Es ist offensichtlich genug, dass wir gewinnen werden. Aber wer von uns macht den Anfang?“
    „Hmpf“, lachte das Simsala etwas gelangweilt. „Das ist kein Wettbewerb. Ich kann schon im Ungefähren voraussehen, wie er enden wird, ganz gleich, wie die Regeln sein werden! Ich übernehme für euch!“ Darauf, als dieses Simsala hervortrat, wurde er mit donnerndem Beifall von Seiten der Tribünen empfangen.
    „Warum machen sie alle für diesen Kerl ein solches Theater?“
    „Star Rain ist offensichtlich bekannter als wir …“
    „Von der Star Rain-Gilde tritt Amatsu an! Und damit haben wir unsere acht Teilnehmer des ersten Wettbewerbs. Bitte heißt den Ansager der jeweiligen Wettbewerbe und Schiedsrichter während der gesamten Spiele willkommen, Pantimos!“


    Ein beifälliges Klatschen etönte und ein wackelbeiniges Pantimos trat auf das Spielfeld, welches deutlich gealtert zu sein schien. Die sonst knallpinken Schulter- und Oberschenkelverdickungen glichen fast der aschweißen Farbe seines Körpers. Auch aus seinen früher dunkelblauen, nach unten gekrümmten Hörnern schien fast jede Farbe entwichen zu sein. Dennoch lag in seiner etwas zittrigen Stimme ein Hauch von Restjugend: „Willkommen zum Dodge-Ball. Ich bin hier, um euch die Regeln zu erklären. Aber zuerst meine Glückwünsche für euer bisheriges Bestehen. Hoffentlich werdet ihr Spaß haben.“
    „Wild! Wir wollen auch wilde Siege erringen!“, brüllte Rocker und sprach damit für sein gesamtes Team.
    „Dessen bin ich mir bewusst. Nun gut, die Regeln des Dodge-Ball. Alle gut aufpassen!“
    Er fing an, seine Handflächen so übereinander zu legen, dass der leere Luftraum zwischen ihnen wie ein Ball geformt war. Aus diesem Hohlraum leuchtete den Teilnehmern weißes Licht entgegen, welches portionsweise hervorschoss und in den Himmel flog. An diversen Punkten in der Luft formte dieses sich immer mehr zu einer Kugel und einen Augenschlag später waren verschieden große Bälle mitten in der Luft befindlich. Alle Pokémon staunten nicht schlecht, und Reptain, der sich mit den restlichen Mitgliedern des Team Knuddeluff auf ihren Rängen etwas unterhalb der eigentlichen Zuschauerplätze eingefunden hatte, überlegte fieberhaft, was für eine Art von Psycho-Kraft es war, die solche Objekte erzeugte. Aber ihm fiel auf, dass die Bälle nicht nur in der Größe, sondern auch in der Farbe anders waren. Es flogen um die fünf weißen Bälle herum, die sogleich die größten waren. Eine Nummer kleiner waren jene roten Bälle, die ebenso sachte herumflogen. Doch einer, der am schnellsten flog und von so einer Eigenschaft der einzige war, flog in seinen pechschwarzen Farben wild hin und her, ohne auch in die Nähe der Teilnehmer zu gelangen.
    „Diese Bälle sind der eine Bestandteil des Dodge-Ball. Euer Ziel zum Einen ist es, diesen Bällen, die hier so wild herumfliegen, auszuweichen. Ein anderes hingegen ist es, diese auf eure Konkurrenten zu schleudern. Ihr müsst also im optimalsten Fall immer zu verfehlen sein und dabei sehr zielgenau treffen.“
    „Im Kurzen und Ganzen: Es werden sowohl Präzision als auch Wendigkeit vorausgesetzt“, sagte das Snibunna Yokai.
    „Ganz genau. Wenn die Bälle euch jedoch treffen, ohne dass jemand zuvor ihn ohne Bande zu euch geschleudert hat, dann werden euch entsprechend viele Punkte abgezogen wie es die Zahl auf so einem Ball besagt. Schleudert aber einer euch einen Zwei-Punkte-Ball wie einer dieser roten, so bekommt der Getroffene nur einen Punkt abgezogen, das gilt für jeden Ball im Übrigen. Derjenige, der aber getroffen hat, bekommt wiederrum so viele Punkte gutgeschrieben wie sie auf dem Ball stehen.
    Ihr könnt die Bälle beliebig anstoßen. Alternativ könnt ihr auch eure eigenen Attacken losschicken, solange diese in Form eines Balles oder ansatzweise dessen abgefeuert werden. Jedoch findet dann kein Punktabzug statt; derjenige von euch, der mit seinen Attacken trifft, bekommt einen Punkt gutgeschrieben.
    Habt ihr soweit verstanden?“
    Alle acht Teilnehmer nickten und von einigen kam der Ausspruch „Ist doch leicht“
    „Ach, noch etwas: Damit ihr nicht allzu nackt dasteht, werden hin und wieder an verschiedenen Orten – das ist zufallsbedingt – unsichtbare Mauern hochgezogen, die euch vor jeder Art von Bällen und Angriffen schützen werden.
    Nun denn!“, beendete er und lief eilig vom Spielfeld runter, während sich einige der Kontrahenten auf andere Positionen zurückzogen, um je genügend Abstand voneinander zu haben.


    „Tag 1. Erster Wettbewerb! Das Event Dodge-Ball … beginnt!“


    „Nun, Ihr alle, entschuldigt mich, aber schließlich sind wir hier, um zu gewinnen!“, rief Roselyn aus, sprang in die Luft und ließ an beiden ihrer Rosensträuße grün leuchtente Energiekugeln entstehen. Mit einer Drehung ließ sie diese frei und ließ sogleich weitere frei, sodass man von oben vermutet hätte, dass sie wie ein Kreisel wäre, von dem kontinuierlich grüne Energiebälle abgefeuert werden. Die Teilnehmer hatten Schwierigkeiten, allen auszuweichen. Andere hingegen wichen ihnen sogar noch im Stand aus. Einzig Rocker entschied sich, diesen Energieball mit einem Walzer seinerseits.
    „Roah, Wild Spin!“, brüllte er und sein Walzer ließ den Energieball verpuffen, als wenn er nichts gewesen wäre. Roselyn staunte nicht schlecht über dieses Manöver, doch war sie mit ihrem noch nicht fertig. Sie drehte sich noch schneller, dieses Mal aber ging von ihr ein Wirbelsturm aus, der sich in der ganzen Arena breit machte.
    „Wow, was für eine Attackenflut von Rosendorns Roselyn. Doch was erhofft sie sich durch ihren Blättersturm?“, kommentierte Krakeelo.
    „Wartet es ab!“, lächelte sich erheitert und ließ Rocker immer näher auf sich zukommen. Als er nach genug bei ihr war, sprang sie über ihn und er fuhr in die Reflektor-Wand hinein, vor der sie die ganze Zeit über Stellen bezogen hatte. „Hab´ dich!“, lachte sie und sah einen der roten Bälle ihr entgegen fliegen, obwohl dieser vor ein paar Sekunden eine gänzlich andere Seite der Arena mit seiner unberechenbaren Flugbahn unsicher gemacht hatte. Sie setzte erneut zum Energieball an und feuerte ihn dieses Mal auf jenen Ball, der aufgrund der leichten Wucht wieder eine andere Flugbahn einschlug. Schnell raste er auf Rocker zu, der noch etwas benommen von seinem Einschlag in die Meteorwand war, und dieser konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, als er das knallrote kreischend realisierte. Prompt bekam das Geowaz den Ball in sein Gesicht und wurde erneut in die Wand geworfen, die ihn wieder zu beuteln schien, während er 2 Punkte wegen dem roten Ball verlor und Roselyn dafür 2 erzielte, was bei den Zuschauern auf Beifall stieß. Die ersten zwanzig Minuten lang glich das Spielfeld einem Schlachtfeld. Stolloss und Rose waren es, die das meiste Pech besaßen, entweder getroffen zu werden oder keinen zu treffen, da diese von Wänden beschützt wurden.


    „Hey, Rose …“, sagte Stolloss, sich duckend. „Was denn, sagte das Miltank, sich ebenso duckend.
    „Hier!“, rief er plötzlich aus und schmiss einen aus seinem eigenen Diamant geformten Ball in ihren Bauch, worauf sie kurz stöhnte und sich den Bauch rieb. „Was sollte das denn?“, keuchte sie.
    „Wir sind jetzt Konkurrenten für diesen Wettbewerb und da will ich jede Chance nutzen!“, grinste er fies.
    „Wenn das so ist …“
    „Ihr seid gerade ungeschützt!“, flüsterte Yamaga fies aus. Auf dem Boden um ihn herum wurde sein Schatten breiter und kreisförmig. Gengar, der ihm jetzt interessiert zuschaute, erkannte, dass dieses Traunmagil dieselbe Fähigkeit wie er besaß, Schatten beliebig manipulieren zu können. Nun kamen aus diesem Schatten mehrere schwarze Sphären hervor, die allesamt schwarze Energie enthielten. Jäh feuerte Yamaga diese Spukbälle ab. Sie sausten durch die Luft. Sie surrten dabei bedrohlich. Stolloss schaffte es rechtzeitig, einen kleinen Wall aus Diamanten zu kreieren, hinter dem er sich verstecken konnte. Rose hingegen schrie erschrocken als der Ball auf sie traf. Schon wurde Yamaga ein Punkt zugeschrieben – es wurde auf allen Seiten der Spielfeldwand die bisherige Spielepunktzahl verkündet -. Die Milchkuh wollte sich sogleich aufrappeln, doch sie erfuhr eine Schockwelle, die sie zuvor nicht verspürt hatte und ging wieder ächzend zu Boden, wodurch Yamaga wieder einen Punkt zugeschrieben bekam. „Schon praktisch, einen Spukball mit einem Fluch zu versehen, nicht?“
    „Bastard!“, schrie Stolloss und formte aus dem Wall eine ballförmige Gesteinsformation, in dem er die Diamantensplitter aufeinander entsprechend legte. Dann warf er ihn gegen Yamaga. Und nebenbei gesellten sich mehrere runder Saatkörner, die von dem Noktuska namens Nocturnaz abgefeuert werden.
    „Ihr verschwendet eure Zeit“, sagte das Traunmagil und sein finster farbener Mantel begann pechschwarz zu werden. „Durch Geister-Pokémon geht Materie einfach hindurch.“
    „He, nur um dann auf andere Materie zu treffen!“, rief Stolloss und tatsächlich gingen beide Attacken hindurch und trafen das Pokémon, welches sich an Yamaga anschleichen wollte. Rocker wurde hart von der Vielzahl an Saatkörnen und schwer von dem Diamantball getroffen und wurde erneut in den Reflektor geworfen. Stolloss hatte nun seinen zweiten Punkt erzielt, während Nocturnaz …
    „25 Punkte! Welch unglaubliches Aufholen!“ Die Menge war aus dem Häuschen und die restlichen Mitglieder der Red Scorpion-Gilde applaudierte und jubelte ihrem Vertreter zu.
    „Ich glaube, ich verstehe allmählich. Es geht nicht nur um das Zielen und um das Ausweichen …“
    „Sondern um das Überraschungsmoment!“, rief eine andere Stimme auf und zu spät bemerkte sowohl Nocturnaz als auch Stolloss, wie Yokai über einen zwei Eisklumpen auf sie warf. Zu spät reagierten beide und waren sofort in einem Eisblock eingefangen, während das Snibunna seine zwei Punkte geholt hatte. „Jetzt!“, rief er aus und prompt flogen zwei der roten 2-Punkte-Bälle auf ihn zu. Dies wurde von zwei seiner Doppelgängern ermöglicht, die er zuvor in einem Gefecht mit Roselyn, das in einem Unentschieden endete, unbemerkt erstellt hatte und diese darauf auf ihren Einsatz warteten. Jetzt wartete Yokai angespannt, bis die Bälle nah genug an ihn dran waren. Dann vollzog er in der Luft ein Manöver mit zwei Eisklauen, die jeweils einen Ball auf einen der Eingeforenen warfen. Und da diese sich nicht wehren konnten, wurden sie hart getroffen und Yokai holte sich vier weitere Punkte, während die anderen beiden jeweils zwei verloren. Doch kurz bevor er leichtfüßig auf dem Boden landete, kam Rose hektisch auf ihn zu: „Dieses Mal hole ich mir meinen ersten Punkt!“ Sie rollte sich ein, der Einigler zeigte Wirkung, indem er den nachfolgenden Walzer zum Einen schneller als auch stärker machte.
    „Gutes Manöver, würdest du meinen echten Körper treffen!“, lachte Yokai selbstgefällig und als Rose ihn mit ihrer Kugelform berührte, löste sich dieser in eine Rauchwolke auf. Panflam staunte nicht schlecht. Er beherrschtei n ungefähren Anfängen ebenso die Doppelteam-Technik, doch er hätte nie erwartet, dass jemand derartig darin gut sein würde, dass auch die Doppelgänger kämpfen können. Perplex schaute Rose sich nach dem echten Körper um; aus lauter Unachtsamkeit jedoch bemerkte sie nicht den grünen Energieball vor sich, den Roselyn auf sie geschickt. Wieder einmal hatte sie sich einen Punkt geholt. Aber jetzt war es sie, die den echten Körper von dem Snibunna ausmachte. Er stand auf einem der fünf weißen Bälle, den er mit Eis an einer der Wände fixiert hatte. Er blickte auf die Teilnehmer herab und sagte in etwas arrogant anmutenden Worten: „Ich sehe nicht, dass ihr die nötige Intelligenz habt, die Bälle für eure eigene Taktik zu nutzen. Es ist egal, wer von unserer Gilde teilgenommen hätte, wir alle wären so oder so auf diese Idee gekommen!“ Demonstrierend sammelte er Luft in seinem Mund und pustete dann lange in den Himmel hinein.
    Plötzlich jedoch bildeten sich schwarze Wolken und Wind zog auf.
    „Sagt mal, werte Zuschauer …“, bibberte das Krakeelo. „Wird es nicht etwas kalt?“
    „Ich fühle auf einmal eine seltsame Anspannung in der Luft“, zitterte Reptain. Selbst Impergator zitterte, weil er diese Atmosphäre erdrückend fand.
    „Ice Breaker – wo unser Eis selbst den härtesten Gegner besiegt: Heavy Blizzard!“ Er hob den Arm hoch, als würde er etwas in den Wolken gebieten. „Ice Break!“, rief er und stieß seinen Arm blitzartig nach unten, worauf aus den Wolken mehrere runde Hagelkörner kamen, die so groß wie der kleinste runde Ball des Wettbewerbs waren, und der war schon so groß wie Rose selbst. Es war fast unmöglich für alle Teilnehmer auszuweichen. Fast alle sieben bekamen die geballte Macht des Snibunnas zu spüren. Es schien jedoch von ihm beabsichtigt zu sein, dass das Eis unmittelbar zerbrach und zu Wasser wurde, nachdem es einen der Konkurrenten erwischt hatte, sodass dieser nicht von der vermeintlich großen Eismasse zerdrückt sein konnte. Doch die anderen Bälle, die wie die Teilnehmer selbst nicht ausweichen konnten, wurden angestoßen und stießen alle gen Boden, wo die Bälle nur den Boden trafen, halfen eine unübersichtliche Zahl von Doppelgängern nach. So kam es, dass …
    „36! Mit einem Schlag hat Yokai seine Punktzahl von 6 auf 36 erhöht. Was für eine Wende! Damit führt Ice Breaker in diesem Wettbewerb. Wird man diesen Punktestand noch einholen? Scheinbar nicht, denn alle Teilnehmer liegen am Boden!“
    „Nicht alle …“, tönte eine Stimme vergnügt und das Snibunna wusste nach seiner Landung auf dem Boden sofort, wer es war.
    „Oh, was ist das? Amatsu von der Star Rain-Gilde steht noch!“ Ein Jubel von den Anhängern der Gilde entbrannte und Das Simsala lächelte.
    „Ich sehe, du hast dich seit Beginn des Wettbewerbs kaum einen Finger gerührt, nicht?“
    „Es sind noch 4 Minuten Spielzeit …“, sang Amatsu und holte seinen Löffel hervor. „Ich bin beeindruckt von deiner Ansprache. Und auch von deiner Stärke.“ Auf einmal fingen an, die Löffel in seinen dreifingrigen Händen gelb zu leuchten und er schwang sie im Kreis, während er fortfuhr: „Doch es gibt etwas was du nicht beachtet hast …“
    „Hm, ich wüsste nicht was. Aber nur zu. Ich will sehen, wie du diesen Punktestand von mir einholen willst!“ Ein Blick auf die nächste Tafel verriet, dass Yokai mit seinen 36 Punkten führte, gefolgt von Nocturnaz mit mittlerweile 17 Punkten. Drittplatzierte war Roselyn mit ihren 4 Punkten. Danach kam das Simsala mit 0 Punkten. Die ganze Zeit über wurde er von keinem Ball und nicht von einer einzigen Attacke getroffen. Die anderen Gilden befanden sich mittlerweile in unterschiedlichen-Minusbereichen.
    „Hmpf. 4 Punkte sind ganz nett, zugegeben, doch wir von Star Rain …“ – nun leuchteten auch die Bälle auf, worauf sich Snibunna kampfbereit machte. „Wir überspringen das Raue und kehren zu den Sternen zurück, um von dort euch mit solchen zu übertreffen!“ Mit einem lauten Zischen brachen mehrere Lichtstrahlen aus dem Löffelkreisel und schossen wie Yokais letzter Angriff in den Himmel, worauf sie diesen in ein Licht eintauchten, welches einen göttlich wirkenden Eindruck vermittelte. Die Zuschauer raunten, so auch die Teilnehmer der Gilden, die nicht im Wettbewerb wirkten. Im Vergleich zu vorher spürten nun alle vier Mitglieder des Team Knuddeluff eine noch höhere Anspannung. Und dann flogen auch die Bälle mit in den Himmel, so sie in das Licht eintauchten.
    „Was zum …“, fragte Yokai angespannt. Auch Korina, welche sich emotional zurückgehalten hat, brach in Angstschweiß vor dieser sich anstauenden Macht aus. „Ist das … etwa …“
    „Ha … ha … ha!“, rief das Simsala und ließ den Löffel nach oben zeigen, während er mit der anderen Hand seine Kopf berührte. „Um euch zu richten, rufe ich meine Himmelsgeister an! Wie das Licht die Dunkelheit vertreibt, so sollt ihr gepeinigt werden in dem reinigenden Licht – Abend der Tausend Sterne!“ Genau wie Yokai schwang er seinen ausgestreckten Arm nach oben und mit ihm auch seinen Körper. Ein ungeheures Brodeln erklang, als dann blitzartig hunderte von runden Lichtkugeln auf das Spielfeld prasselten. Es krachte, explodierte, rummste und bebte überall. Im Mittelpunkt des Geschehens, von allem, selbst von der Staubwolke unberührt, lachte das Simsala triumphierend.
    Es dauerte eine ganze Zeit lang, bis sich der die Staubwolke, die sich meterdick auftürmte legte. Als es dann der Fall war, waren alle Zuschauer erstaunt, alle Teilnehmer, bis auf Amatsu, auf dem Boden liegen zu sehen. Als dann die Tafeln erkennbar wurden, waren alle sprachlos.
    „Hu... Hu … Hundert!!! Amatsu hat 100 Punkte mit nur einem einzigen Angriff erzielt! Und die Zeit ist soeben abgelaufen!“ Die Glocke ertönte und jäh änderte sich das Anzeigebild und zeigt die Ergebnisse des ersten Wettbewerbs an:



    Den ersten Platz erreicht Star Rain mit einem überragenden Sieg. Gefolgt von Ice Breaker, welche auch eine beeindruckende Leistung hingelegt hat. Dritter Platz Red Scorpion, auch nicht zu ignorieren. Vierter Platz Rosendorn. Fünfter Platz Wild Heart. Sechster Platz Sinister. Und trotz des vermeintlichen Vorteils belegen die Knuddeluff-Teams die letzten beiden Plätze!
    Wird der Kampfteil Wenden hervorbringen? Wir werden es abwarten. Wir melden uns in einer halben Stunde wieder!“

  • Part III: Für einen Freund



    „Au … Au! Pass auf, verdammt, aua!“, meckerte Stolloss hunderte Mal und musste jedes Mal mit einem schmerzlich erregten Zappeln auf die Behandlungsmethoden Sophies reagieren, die einen zerbeulten und geschundenen Metallkörper behandelte.
    „Nun halte mal deine Mimose zurück; du warst es schließlich, den es ausschließlich getroffen hatte.“
    „Bin ich nicht! Wie hätte ich denn auch ausweichen sollen, bei den beiden Attackenfronten, die diese beiden auf mich geschickt hatten?!“ Stolloss hielt inne und starrte auf den Boden. Er dachte an die Demütigung, die er verbal von beiden erhalten hatte. Er knirschte die Zähne zusammen. „Ice Breaker … Star Rain … ich schwöre, dass ich mich dafür revanchieren werde bei den beiden!“
    „Aber ihre Kräfte sind wirklich einsame Spitze!“, rief Panflam von der anderen Seite der Behandlungskammer entgegen, während Palimpalim die schweren Wunden von Rose, die in all den Bandagen wie eine Mumie aussah. Reptain betrachtete sie mit sorgenvollem Blick.
    „Wird sie wieder auf die Beine kommen, Palimpalim?“
    „Nun …“, sagte die Ärztin der Gilde, als sie ihre Hände von der Milchkuh ablegte. „Sie hat definitiv keine lebensgefährlichen Verletzungen, damit können wir schon einmal beruhigt sein. Jedoch wird sie vorübergehend nicht in der Lage sein, weiterhin an den Spielen teilzunehmen …“
    „Verstehe … Aber zum Glück geht es dir gut, Rose. Das freut mich wirklich!“
    „Du hast ohne zu murren verloren! Das war männlich von dir!“
    „Du mit deiner Männlichkeit!“, peitschte ihn Sonnflora kurz mit einem ihrer Blätter aus. Sie und einige andere Gildenmitglieder hatten sich Sorgen um die beiden gebeutelten Kämpfer gemacht und hatten es ratsam gefunden, beide zu besuchen. Aber auch weitere Gäste waren anwesend. Roselyn, die ein paar zerrupfte Rosenblätter aufwies, lehnte an einer Wand und betrachtete die Szene mit einem andenkenden Lächeln. „Es freut mich, dass ihr euch um eure Kameraden kümmert.“
    „Was ist mit dir?“, wollte Panflam verwundert wissen.
    „Oh, mach dir um mich keine Sorgen, so schlimm hat es mich nicht erwischt“, lächelte Roselyn. Jedoch lag eine Spur von Ernst in ihrer Stimme: „Dennoch … Offenbar bekommt ihr nicht nur durch uns Konkurrenz, auch Red Scorpion, Ice Breaker und Star Rain sind in keinem Fall zu unterschätzen.“
    „Die sind viel stärker als wir!“, rief Panflam verzweifelt aus.
    „Nun hör aber auf!“, mahnte Impergator, der mit verschränkten Armen an einer Wand lehnte, barsch. „Nur weil jemand mit um die 100 Bälle werfen kann, heißt es nicht, dass er automatisch gewonnen. Das Regelwerk war eben sowohl für den aus Ice Breaker als auch für den aus Star Rain günstiger gewesen als für uns.“
    „Das stimmt, das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass diese beiden Gilden nun an der Spitze stehen, und unsere belegt mit beiden Teams die letzten beiden Plätze“, warf Stolloss knirschend ein.
    Rose regte sich in ihrem Bett und alle waren wieder hellauf begeistert, als sie wieder ihre Augen öffnete. Als ihre denen ihrer Freunde begegnete, zog sie beschämt die Decke über ihr Gesicht: „Es … tut mir leid! Ich … ich habe es verbockt!“
    „Was sagst du? Du hast dich großartig geschlagen, Rose!“, ermunterte sie Panflam. „Du hattest den Mut gehabt, als erste von uns auf das Feld zu gehen, und das soll man dir anrechnen.“
    „Aber … wir haben … null …“, wollte sie mit Tränen hervorwürgen, doch Impergator warf bestimmt ein, ohne sich von seiner Position wegzubewegen geschweige einen Blick zu ihr zu werfen. „Ein Wettbewerb zählt in Sachen Wert nur halb so viel wie ein richtiger Kampf, wo die wahren Stärken eines Pokémons gefordert werden. Mach dir keinen Kopf; wir können immer noch um einige Plätze hoch klettern, wenn wir unseren Kampf gewinnen. Noch ist alles offen, und es ist gerade mal der erste Tag!“ Rose seufzte, dann wandte sie sich mit hilfesuchendem Blick an Sonnflora: „Könntest du für mich einspringen, bis es mir wieder besser geht?“
    „Sicher mache ich das, ich werde dich nicht enttäuschen!“
    „Dann kommt besser gleich mit, denn die halbe Stunde ist gleich um und ihr ruht euch besser aus!“, zwinkerte Roselyn allen zu und ging aus dem Sanitätsraum. Wenige Sekunden später folgten ihr auch die beiden Knuddeluff-Teams, wobei Stolloss Toxiquak als seinen Vertreter für seine vorübergehende Auszeit ernannt hatte, der dies ebenso wie seine Anwesenheit schweigend angenommen hatte. Auch Palimpalim ging und ließ damit die beiden Wettbewerbskämpfer alleine. Es breitete sich nun eine unangenehme Stille aus, die hier und da durch das das Scheppern von Stolloss angeschlagenem Metall unterbrochen wurde.
    „Ich schätze, ab morgen werde ich wieder einsatzbereit sein …“, versuchte er, ein Gespräch zu beginnen.
    „Stolloss …“, flüsterte Rose.
    „Hm?“, musste dieser erstaunt den Kopf heben.
    „Meinst du, ich bin irgendjemanden überhaupt eine Hilfe?“ Hierzu schwieg Stolloss.
    Die Menge tobte wie zuvor während des Wettbewerbs. Schon hallten die lauten Stimmen des Krakeelos, von Magcar und von Plaudagei durch die Luft und verkündeten die nächsten Begebenheiten.
    „Endlich, der Teil des Tages, auf den alle sehnsüchtig gewartet und auf den ich mich besonders freute, da es mir eine Ehre ist, diese Form der Spiele kommentieren zu dürfen. Unterstützt werde ich nachwievor von meinem Co-Moderator Magcar …“
    „Ich bin ebenso ganz heiß auf die Kämpfe!“, musste dieser lächelnd gestehen.
    „und unser heutiger Spezialgast Plaudagei.“
    „Hmhm, auf dass wir gute Kämpfe zu sehen bekommen werden!“
    „Plaudagei, obwohl eure Gilde zwei Teams am Start hat, belegen diese jedoch die letzten beiden Plätze. Haben Sie irgendwelche Kommentare?“
    „Nur den einen: Wenn man am Boden ist, kann man nur aufsteigen. Zumindest sehe ich für beide Teams einen Aufstieg voraus.“
    „Sehr weise Worte, wirklich. Es gibt im Übrigen eine kurze Änderung dieser beiden Teams. Stolloss aus dem B-Team wurde nun vorübergehend durch Toxiquak ersetzt und Rose aus dem A-Team ebenso vorübergehend durch Sonnflora.“
    „Ieek, ich bin so aufgeregt, was, wenn Roses Name für nachher vorgesehen war? Dann müsste ich ja für sie kämpfen!“ Sonnflora tanzte auf der Stelle und tippte ihre Blätter öfter aneinander.
    „Ich bin sicher, du packst das schon!“, munterte sie Reptain auf.


    „Sieh nur, Magbrant. Stolloss ist nicht da. Dabei wolltest du …“
    „Sobald mein Name nicht aufgerufen wird habe ich kein Interesse daran, mir die anderen Kämpfe anzuschauen. Mein einziges Ziel ist es, einmal gegen Stolloss zu kämpfen. Genauso wie es deines ist, gegen ihn kämpfen zu können.“ Magbrant Augen wandten sich desinteressiert dem Spielfeld zu und Elevoltek, der ihm diese Frage gestellt hatte, warf nun sehnsüchtige Blicke zu Impergator, der dies nicht bemerkte sondern konzentriert die Augen geschlossen hatte. „Mein Ziel bist nur du, Impergator!“
    „Nun, es wird Zeit, die erste Paarung bekannt zu geben. Jetzt bekommt diese Gilde die Chance, das Blatt zu wenden. Von dem Knuddeluff A-Team … Panflam …“
    „Eh? Ich?!“, reagierte der Schimpanse geschockt.
    „Gegen Rosendorns Leea!“ Wieder einmal erklang männlicher Jubel und das Wie-Shu, welches einen mysteriösen Glanz in ihrem Blick hatte, musterte ihren Gegner abschätzend.
    „Viel Glück, Leea!“, wünschten ihr ihre Teamkameradinnen und Roselyn fügte hinzu: „Sei vorsichtig, die Flammen des Panflams sind nicht zu unterschätzen.“
    „Ich unterschätze nichts und niemanden!“, sagte Leea bestimmt und sprang über die Brüstung der Teilnehmerloge elegant auf das Spielfeld, worauf sie wieder ihre Anhängerschaft zu hören bekam. Irgendwie fehlte Roselyn etwas; der laute Metall-Mann, welcher mit Sicherheit lauthals Liebessprüche abgefeuert hätte. Zwar machte sie sich Sorgen um die beiden verletzten Mitglieder der Knuddeluff-Gilde, doch jetzt hatte sie ihre Teamkameradin anzufeuern.
    „Gib dein Bestes, Panflam!“, ermutigte ihn Reptain.

  • Part IV: Panflam VS Leea


    Noch fernab von der gespannt wartenden Menge und dem gleißenden Licht des Tages schritt Panflam angespannt und still durch den dunklen Steingang, der zur Arena führte. Seine Gegnerin, Leea aus der Rosendorn-Gilde, wartete bereits geduldig auf ihn. Sie schien bereits völlig entspannt gewesen zu sein, als sie auf dem Kampffeld eintrat. Auf dem Schimpansen ruhte jedoch die Verantwortung, für sein Team die ersten Punkte zu holen. Schließlich hatte es ihn genauso betroffen, als man sich über spöttisch über die Knuddeluff-Gilde unterhalten hatte. Man hätte sie als Versager betitelt; diese Aussage wurde unbeabsichtigt mit dem Ergebnis des letzten Wettbewerbs bekräftigt. Beide Knuddeluff-Teams lagen auf den letzten beiden Plätzen. Rose und Stolloss wurden stark verletzt, sodass sie aussetzen mussten. Er dachte in dem Moment daran, wie sie sich fühlen mussten. Waren sie von sich selber enttäuscht? Hätten sie es besser machen können? Er verstand ihre Lage, auch er fühlte sich einst wie jemand, der nicht helfen konnte. Doch an diesem Tag, in diesen Spielen, diesen Gilden gegenüber wollte er es beweisen. Dass sowohl er als auch seine Freunde keine Verlierer seien. Und deshalb würde er da rausgehen und den Sieg holen!
    Es empfing ihn das gleißende Licht, welches in blühendem Kontrast zu der kühlen Dunkelheit des Ganges stand. Auch überrumpelte ihn das Getöse, obwohl niemand sein Eintreten groß feierte. Einzig seine Freunde aus der Gilde jubelten ihm zu. Doch statt ihnen ein Augenmerk zu schenken, hatte Panflam konzentrierte Aufmerksamkeit nur für die schöne Wie-Shu, welche willkommen heißend mit ihren Augen lächelte und elegant still stand und wartete, bis Panflam in Hörweite von ihr war:
    „Eigentlich verabscheue ich körperliche Gewalt, sofern ich keinen Grund darin sehe. Doch Roselyn sieht in euch Potenzial, von daher werde ich mich nicht zurückhalten. Zeige mir, welche Kraft du besitzt!“ In ihrem Blick lag die Herausforderung, die Panflam mit seinem erwiderte: „Ich ebenso nicht!“
    Nun trat der Schiedsrichter Pantimos ein, welche andächtig die beiden Kämpfer willkommen hieß: „Gut, dass ihr beide voller Eifer seid. Ich werde euch nicht lange aufhalten. Ich will nur kurz erinneren, dass euch das gesamte Kampffeld von Beginn an zur Verfügung steht. Desweiteren habt ihr dreißig Minuten Zeit. Wenn es in dieser zu keinem Sieger kommen sollte, wird das Match als Unentschieden gewertet.“
    „In Ordnund“, nickte Leea.
    „Gut“, sagte Panflam angespannt und das Pantimos wünschte ihnen noch viel Erfolg und machte sich eifrig von dannen, um ihnen das Feld zu überlassen. Nun kündete Krakeelo die letzten Worte an: „Das erste Match des ersten Tages: Von Rosendorn, die Spezialistin des unbewaffneten Nahkampfes, Leea, gegen den flammenden Schimpansen aus Knuddeluff A, Panflam. Möge der erste Kampf …“
    „Viel Glück, Panflam!“
    „Gib dein Bestes, Leea!“
    „Beginnen!“ Der Gong ertönte.
    Panflam ließ seine Hinterflamme stark auflodern und setzte zu einem brausenden und brodelnden Flammenwurf, dem seine Gegnerin jedoch wendig ausweichen konnte. Direkt nach der Landung auf ihre Füße lief Leea auf ihn zu, dabei verengte sie ihre Finger zu einer speziellen Faust zusammen, mit der sie dann den Nahkampf versuchte. Panflam vernahm das unangenehme Gefühl, dass sie ihm im Nahkampf überlegen war, so setzte er sein bestmöglichstes daran, ihren schnellen Fäusten auszuweichen, die auf seine Arme und Beine zielten. Doch als er nach einem ihrer Fehlschläge eine offene Lücke für nur eine Millisekunde entdeckte, ließ er seine Fäuste hervorschnellen und diese zielten auf das Kinn der Wie-Shu, die andächtig mit ihren Augen glitzerte, als würde sie ihm zu so einem wendigen Kampfstil gratulieren. Doch sie bewies sogleich ihre eigene deutlich schnellere Wendigkeit, indem sie ihren Oberkörper nach hinten neigte um damit dem Kinn das Ausweichen zu ermöglichen. Direkt darauf, und das in einem deutlich kleinen Zeitfenster, zog sie ihren Unterkörper nach und ließ dabei ihren schweiß nach oben schwingen, der Panflam unweigerlich ins Gesicht traf, worauf dieser kurz ächzend zurückwich. Doch Leea bot ihm keine Pause, sie vollführte einen Flickflack und sprang mit ihren Beinen vom Boden ab, worauf sie mit guter Geschwindigkeit auf den Schimpansen zuflog und diesem ihre Faust in den Bauch rammte. Dessen Augen weiteten sich und er musste vor lauter Druck auf seinem Magen prusten, als er auch schon einige Meter weit durch den Impuls weggeschleudert wurde und mehrmals sein Körper unsanft durch den rauen Boden gerieben wurde. Dann jedoch konnte Panflam seine Haltung in der Luft wieder gewinnen und landete beim nächsten Bodenkontakt auf alle Viere, worauf sowohl seine Zehen als auch seine Finger die unangenehmen Abrieb deren Haut zu spüren bekam. Seine leichten Schürfwunden brannten leicht an der offenen Luft, und das, obwohl er ein Feuer-Pokémon war. Keuchend hockte er auf den Knien, während die Zuschauer Leea zu diesem Manöver gratulierten.


    „Wow, was für ein einseitig wirkender Kampf nach den ersten Minuten!“, rief Krakeelo deutlich aufgeregt über diese Anspannung des Gefechts. „Rosendorns Leea hat Panflam jetzt schon einiges zugesetzt.“
    „Oh ja, dieses junge Mädchen weist eine erstaunliche Vitalität auf. Äußerst bemerkenswert!“, bestätigte das Magcargo mit einem beifälligen Funkeln in seinen eingefallenen Augen.
    „Dem muss ich zustimmen, doch Panflam ist auch keineswegs zu unterschätzen. Los, Panflam, du hattest schon stärkere Gegner besiegt!“
    „Das stimmt; mich zum Beispiel …“, überlegte Adonis in den Rängen der Wild Heart-Gilde. Seine Kollegen waren zunächst empört, dass er in einem kurzen Moment Partei für eine andere Gilde nahm, doch kümmerte ihn es nicht. Voller Sorge betrachtete er den erschöpften Panflam: „Aber es war damals auch nur möglich gewesen, als er in den Großbrand-Status gewechselt ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er ohne diese Kraft überhaupt Gegner wie diese Leea besiegen kann … diese Frau …“
    „Es sind nicht einmal fünf Minuten vergangen und trotzdem interessiert mich dieser Kampf!“, ließ Elevoltek vor den Star Rain-Mitgliedern bemerken, die dem Kampf mit halbem Interesse zuschauten. Magbrant hingegen kommentierte abfällig, als er sich die Feuerkraft seines Typ-Genossen angesehen hatte: „Was du daran interessant findest …“
    „Das Mitglied von Rosendorn weist eine bemerkenswerte Handlung auf“, urteilte Amatsu, der sich jeden Kämpfer unter die Lupe nahm. „Doch das Panflam ist einfach plump in seinem Handeln; ich denke, dass das einzig besondere lediglich sein Feuer ist, nichts weiter.“ Magbrant nickte zustimmend.


    „Du hörst Panflam, dass die Sympathie gerade mehr für meine Seite schlägt. Entweder du kommst dazu, mich richtig herauszufordern, oder ich muss dem ein schnelleres Ende setzen als zunächst in stiller Hoffnung von mir erwartet …“
    „Hör auf zu reden und kämpfe!“, stieß Panflam verbissen hervor und richtete sich wackelig auf. Seine Gliedmaßen zitterten und er selber musste vor Erschöpfung, die der letzte Schlag von Leea ihm verpasst hatte, ein Auge zukneifen. Dennoch verwunderte Leea der entschlossene Blick, den er ihr zuwarf. Sie las deutlich den Willen, für seine Freunde zu kämpfen, aus diesem einen Auge heraus, welches nicht zugekniffenen war. Selten hatte Panflam eine solche Entschlossenheit aufgezeigt, und nun lag es an ihm, diese zu nutzen. Sein Zittern legte sich. Zwischen beiden Kämpfern entstand eine Ruhe, die sich auch in den Reihen der Zuschauer breit machte. Dann holte Panflam tief Luft und verschwand urplötzlich.
    Leea machte große Augen, als sie tapsige Schritte hinter sich hörte. Gerade rechtzeitig konnte sie die Faust Panflams, welche noch dazu in einer Durchbruch-Attacke seinerseits gehüllt war, mit der ihrer abwenden. Doch schon, in einem Augenaufschlag, verschwand das Feuer-Pokémon wieder. Man konnte seine Richtungen anhand des kurzzeitig zu sehenden Flammenschweifes nur erahnen, als er auch wieder vor ihr auftauchte, wobei es für sie dieses Mal zu spät, da beide Körperbereiche noch immer zur anderen Seite gerichtet waren. Dieses Mal traf endlich seine Faust ihr Kinn und sie selbst wurde beachtlich weit zurückgeworfen; jedoch behielt sie sofort die Haltung bei und landete leichtfüßig auf ihre Füße. Doch Panflam hatte dazugelernt. Er wusste, dass jede Sekunde zählte. Also nutzte die Zeit, die Leea noch in der Luft verbrachte, damit, seine Früchte des dreimonatigen Trainings zu demonstrieren, die in seiner Hoffnung die Wende bringen sollten: Er holte tief Luft und hielt dabei seinen Mund weit offen. Die Flammen an seinem Hintern loderten auf und weiteten sich. Wie wilde Ranken suchten sie sich ihre Wege in der Luft und entschlossen sich letztlich, sich vor der Mundhöhle des Schimpansen zu sammeln und sich zu einer Kugel zu formen. Auf einmal rauschte es gewaltig und die Flammenkugel wurde größer und größer. Leea beobachte fasziniert dieses Phänomen, welches sie noch nie zuvor erblickt hatte.
    „Ergeht es nur mir so, oder spüre ich auf einmal eine gewaltige Ladung Energie von dieser Flammenkugel ausgehen?“, hauchte Krakeelo baff.
    „Los, Panflam. Du kannst es schaffen!“, ballte Reptain seine Faust.
    „Panflam ist seit unserem letzten Treffen deutlich stärker geworden, das spüre ich!“, sagte Roselyn, die Stärke des Schimpansen mit einem stolzen Lächeln anerkennend. „Dennoch …“
    „Crimson River!“, spie Panflam. Um einiges größer als es ein Flammenwurf je sein könnte, ließ er eine gewaltige Welle von Feuer los, welche sich wild rauschend auf Leea bewegte, die unmöglich hätte ausweichen können. Der Steinboden unter ihr wurde fast aufgeschmolzen, er glühte bedrohlich. Die Luft wandte sich um diese Welle und speiste diese mit noch mehr Sauerstoff, sodass sie immer größer wurde. Sie heulte unweigerlich in ihrem Begehren, alles zu verzehren. Doch ihr Weg fand ein Ende, als sie auf die mit Psychokräften hergestellte Licht- und Schutzwand traf, die enorm aufleuchtete. Den Zuschauern stockte der Atem. Sie schrien, als das Flammenmeer in einer Explosion aufging, die die Hälfte des weitläufigen Kampffeldes ausfüllte. Von Leea war in der pechschwarzen Rauchwolke keine Spur zu sehen, aber sie kam aus ihr nicht heraus. Panflam dachte keuchend, dass er etwas übertrieben hatte. Er sank auf die Kniee. Der Flammenfluss hatte ihn die letzte Ausdauer geraubt, die er hatte aufwenden können. Seine Hände legte er auf den Boden, auf denen er sich stützte. Nichtsdestotrotz war er sicher, dass er es geschafft hatte. Seine Überzeugung war groß gewesen.
    „Man kann noch immer nichts erkennen. Ist Rosendorns Leea wirklich besiegt?“
    „Der Angriff war zweifellos überragend!“, bestätigte Magcar anerkennend.
    „Panflam hat alles Mögliche rausgeholt“, sagte Reptain, doch statt voller Zuversicht über den Sieg erfüllte ihn etwas mit Sorge: „Was war das jedoch für eine Empfindung?“ Er hatte eine ungewöhnliche Präsenz von Leea ausgehen spüren können, bevor das Flammenmeer sie traf.
    „Da, es wird etwas sichtbar!“
    Panflam schaute erschöpft auf die sich immer mehr legende Wolkendecke. Und tatsächlich lag sie auf dem Boden, die blass-violette Gestalt der Wie-Shu, von einigen Brandspuren übersät und zitternd. Das Gefühl des Triumphes machte sich immer mehr in ihm breit und er hob die Arme von sich, zur Siegerpose gestreckt. Doch anstatt den Jubel zu hören, hörte er tapsige Schritte hinter sich eine lobende Stimme: „Ausgezeichnete Technik, wirklich!“
    Seine Arme und Beine und sein Rücken bekamen kurz die Druckempfindungen durch vier Finger zu spüren und Panflam spürte, wie sein Körper schwerer wurde, wie er seinem Willen nicht mehr gehorchte, wie die Arme schlaff an seinem Körper hingen und wie er hilflos mit ansehen musste, wie mit dem Gesicht voran auf dem Boden fiel. So angestrengt er sich bemühte, er konnte keines seiner Glieder bewegen. Doch wie konnte es sein. Ein kurzes, gepuffertes Geräusch machte ihm deutlich, dass die scheinbar ohnmächtige Leea nur eine Doppelgängerin ihrer selbst und sie es irgendwie fertigstellen konnte, aus der Flammenschlange zu entkommen. Das Gefühl des Sieges wich einem Gefühl der bittersten Enttäuschung: „Nein …“ Er spürte, wie sein Herz kleiner wurde. „Nein … nein …“
    „Am Boden! Knuddeluff A´s Panflam liegt am Boden. Diejenige, die noch steht, ist Leea aus Rosendorn. Rosendorn gewinnt das Match des ersten Tages und erhält 10 Punkte. Damit hat sie 14 Punkte am ersten Tag erzielt. Ein beeindruckendes Ergebnis!“
    „Panflam …“, hauchte Reptain mitleidsvoll. Er hörte einige Zuschauer den Schimpansen auslachen, wie wenig Ausdauer und Kraft er in seinen Muskeln hätte. Leea hingegen hatte ein Lächeln aufgesetzt, als sie den schlaffen Körper von Panflam aufhob und sich elegant mit ihm auf die Tribüne seiner Teamkameraden begab. Sofort kamen sie herbeigeeilt und nahmen ihren Freund in Augenschein, der absolut unverletzt war. Doch er konnte sich nicht bewegen, nur die Augen sprachen die Sprache, die seine Zunge nicht aussprechen konnte: Bittere Tränen liefen ihm herunter.
    „Es … tut mir Leid …“, schluchzte er. Er konnte seinen Atem nicht mehr unter Kontrolle halten und ihm rannen die Tränen über seine Backen. Damit hatte das Knuddeluff A-Team am ersten Tag 0 Punkte erzielt …



  • Part V: Stumme Größe



    Reptain kam wieder zu seinen Teamkollegen zurück, die gespannt auf die nächsten Paarungen abwarteten. Sorgenvoll wurde er von Rose erwartet:
    „Und, wie geht es Panflam?“
    „Keine Sorge. Ihm geht es blendend, auch wenn er einige seiner Glieder noch nicht bewegen kann“, lächelte er, den Daumen hochhebend, und er sah sie alle erleichtert aufatmen; selbst Impergator, der versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Nun trat Reptain an die Brüstung heran und während der die momentanen Platzierungen ansah – die Rosendorn-Gilde zur Zeit auf dem ersten Platz mit 14 Punkten – hauchte er seine Begeisterung: „Es ist gut, dass wir hieran teilnehmen, mit oder ohne Sieg!“ In seinen Augen lag der Glanz der Begeisterung und trotz der misslichen Lage seines Teams, welches an diesem Tag keinen einzigen Punkt erringen konnte, war er froh, diesen Kämpfen beizuwohnen, denen er zuschauen durfte. Er, sowie seine Freunde, waren überrascht, wie viele Talente es in den anderen Gilden gab. Und nun wurden zwei dieser Talente für den zweiten Kampf des Tages ausgerufen:
    „Aus Ice Breaker, der stumme Eisriese – Regice – gegen den großen Bären aus Wild Heart, Ursus Major!“
    Beifall erfüllte die Luft und von Seiten Wild Heart-Tribüne erklang ein Kriegsgebrüll jenes Ursarings, welches beachtlich groß war. Das Gildensymbol, welches er sich innerhalb des bananengelben Ringes auf seinem muskelbepackten Bauch gemalt hatte, stand stellvertretend für seine Wildheit, die von seiner Gilde ausginge. Laut stapfend und dabei kleine Risse in dem Boden verursachend verschwand der Bär im Gang und tauchte ein paar Minuten später auf dem Kampffeld auf. Er hob seine Arme hoch, in Siegerpose, und vollführte damit ein Spiel seiner Muskeln, welche seine kurzen Beine, seinen deutlich längeren und breiten Bärenkörper und seine wiederrum etwas kürzeren Armen schmückten. Seine etwas grauen Zähne ließ er während seines Brüllens zeigen, doch wiesen sie markante Züge auf, womit sie deutlich Holz kleinhacken könnten. Die Zuschauer und viele Teilnehmer von den Gilden waren beeindruckt und dachten sofort, dass dieses Ursaring körperlich das Stärkere sei. Selbst Impergator dachte für einen Moment daran, wie sehr es ihn erfreuen würde, auch gegen diesen Konkurrenten kämpfen zu dürfen. Aber sein Wunschgegner blieb nachwievor das von Warzen übersäte Branawarz, welches ihn und die Knuddeluff-Gilde am Vortag der Spiele verspottet hatte.
    Gänzlich unbeeindruckt blieben die Mitglieder der Star Rain-Gilde, welche nachwievor mit halbem Desinteresse zuschauten, und auch die der Ice Breaker-Gilde, die sich der Tatsache sicher waren, dass ihr Vertreter den Sieg holen würde. Dieser schritt nun auf das Feld und die Sonne spiegelte sich sogleich in seinem glänzenden Eiskörper, welcher aus mehreren kristallförmigen Komponenten zu bestehen schien. Vier kleine, symmetrisch anmutende Kristalle, waren an dem fünften, deutlich größeren lose gebunden. An zweien von diesen Vieren, die die Arme darstellen sollte, waren in näherer Betrachtung nochmal drei Eissplitter zu sehen, die als Finger funktionierten. Die Beine endeten in jeweils einer Spitze, die von einer etwas breiteren Eisscheibe unterhalb des Hauptkörpers ausging. Vier längliche, röhrenartige Eisformen zierten seinen Körper und die Vorderseite markierte das Kreuz aus insgesamt sieben Punkten. Obwohl kein Blick zu erkennen war, kommentierte Krakeelo: „Seht euch nur an, wie die Kontrahenten mit entschlossenem Blick sich gegenübertreten. Wer wird den Sieg davontragen? Die Muskelkraft von Ursus oder das ewige Eis des Regice, um das sich unzählige Legenden ranken?“
    „Sei wild, Ursus!“, riefen seine Teamkollegen und stimmten mit ihm in ihren Schlachtruf ein, der aus einem „Wild“ und dann mit einem lauter und energischer ausgesprochenem „Heart“ bestand. Ursus versichterte ihnen, dass er sie nicht enttäuschen werde, und wandte sich sogleich an Regice: „Sieh gut hin! Dein ewiges Eis wird gleich nicht so ewig sein, wenn ich es mit meiner Faust zerschmettere!“
    „Heh, der spricht meine Sprache!“, bemerkte Impergator sarkastisch. „Doch er wird verlieren!“
    „Wie kannst du das so gut wissen, Imp?“, fragte ihn Rose erstaunt über diese Zuversicht, obwohl der Kampf noch nicht angefangen hatte. Doch der Alligator winkte mit einer Hand ab, während er voraussahnend auf seine andere seine Backe legte. Sie solle einfach abwarten, sagte er; sie würde es erkennen. Das Regice erwiderte auf die Rede seines Gegners nichts. Still stand er, mit erstaunlich guter Balance auf seine beiden Eisspitzen gestützt. Pantimos, der nun wieder seit dem ersten Kampf auf das Feld geschritten kam, erklärte nun den neuen Kämpfern das Zeitlimit und dessen Regelung. Als er von dannen ging, schrie Krakeelo förmlich: „Möge der zweite Kampf … beginnen!“


    Der Gong ertönte, doch vorerst geschah nichts. Zumindest die ersten Sekunden. Gerade, als die Zuschauer sich empört wunderten, ob nun beide Gegner eingefroren sein, wurde ein orangenes Leuchten von dem Ursaring bemerkte. Aus dem Leuchten wurde eine Aura, welche ihn unweigerlich umhüllte und die Luft zum Vibrieren brachte. Dann stieß er einen Schrei aus, welcher in den Ohren aller donnernd zu vernehmen war, worauf sich die meisten die Ohren halten mussten. Krawumms hielt sie sich nicht zu, da er zu sehr an seine Lautstärke gewöhnt war, und lobte ihn für sein durchaus männliches Gebrüll. Das Lob überhörten förmlich seine Kollegen, die sich zwar schmerzverzerrt die Ohren zuhielten, doch mit den Augen weiterhin das Geschehen betrachteten. Und sie bemerkten, wie die ohnehin schon protzige Gestalt des Ursaring sich weiterhin aufpumpte. Seine Augen glühten weiß auf und die Konturen seiner Muskeln wurden schärfer, während diese immer dicker, härter und fester wurden. Auch schien er nun an Größe zu gewinnen. Es war eine beachtliche Kombination aus Protzer und Energiefokus gewesen, die an sich schon beeindruckend gewesen wäre.
    „Wild Heart!“, schrie Ursus Major aus und sprang auf Regice zu, welches sich nachwievor keinen Zentimeter bewegt hatte. Und er tat weiterhin nichts, als würde er die Schlagkraft seines Gegners spüren und damit testen wollen. Und diese sollte enorm sein, denn als Ursus ausholte und dann mit Schwung und einer orange glühenden Faust den eiskalten Körper traf, war das Eispokémon in nur eine Sekunde gegen die Wand geschmettert worden, worauf die aktivierten Reflektoren und Lichtschilde gleißend hell aufleuchteten. Je intensiver der Einschlag, umso mehr sollten sie aufglühen! Zweimal erfüllte die Luft eine ungeheure Impulsenergie, welche das Fell, die Federn, die Haare, die Schuppen und die Haut der Zuschauer durchfuhr und diese zum Kribbeln brachte. Ein johlendes Raunen erfüllte die Ränge und das Regice lag da, mit etlichen Rissen an seinem Eiskörper. Seine Arme und Beine lagen etwas weiter von ohm verstreut auf dem Boden und Krakeelo rief überrascht: „Wow, was für ein Schlag, Ursus Major legt eine beeindruckende Vorstellung hin! Ist dies das rasche Ende für Regice aus Ice Breaker?“
    Triumphierend hob das Ursaring seine Arme und stieg den Namen seiner Gilde laut rufend in die Luft hinaus. Rose hingegen wollte Impergator darauf ansprechen, als sie bemerkte, dass er nachwievor die sichere und unberührte Haltung behielt. Mit einem Blick, als würde er jemanden bewundernd anschauen, betrachtete er die Einzelteile des Regice.
    „Damit erhält Wild Heart … oh, oh! Was ist das?“
    „Das, was zu erwarten war …“, hauchte Impergator und lächelte, da er nun seine Bestätigung erhielt. Und tatsächlich fingen die Arme und Beine an, sich auf den Eiskörper zuzubewegen. Dieser schwebte in der Luft und aus den Rissen kam hellblaues Licht, welches das Areal der Luft um ihn herum erleuchtete, und als dieses sich legte und als seine Beine und Arme wieder an ihm dran waren, waren nun jene Schäden verschwunden und sein Eiskörper war nun in seiner wiederhergestellten glatten Oberfläche vorhanden. Ein nochmals überraschtes Getöse erfüllte die Luft und auch Ursus wollte es zunächst nicht wahrhaben, ebenso seine Kollegen des Teams. Doch er fing sich schnell wieder und konnte nur betonen, dass er dennoch mit seiner Kraft im Vorteil läge. Jäh pumpte er sich erneut auf und dieses Mal schien er weitere Anspannungen seiner Muskeln zu verlangen, in dem er seine Arme direkt neben seinem Kopf beugte. Erneut erfüllte von ihm ein Schrei die Luft und diese wurde erneut zum Beben gebracht. Dieses Mal gab der Boden unter dieser großen Energiemenge nach.
    Doch nun machte Regice, ohne ein Wort zu verlieren, seinen Zug: Er drehte seinen Körper so, sodass nur sein rechter Arm auf die hünenhafte Bärengestalt des Ursaring deutete, die immer noch die Arme neben sich gebeugt hielt. Sein Augenkreuz leuchtete auf. An jedem Finger bildete sich eine Lichtkugel. Die drei Energieansammlungen bündelten sich unweigerlich zusammen und es hatte den Anschein, als würde das Regice himmelsblaue Elektrizität herstellen. Und genau wie ein elektrischer Blitz wurde diese auf das Ursaring abgefeuert. Nur war diese Art von Blitz dreimal so groß, als man es bei der Armgröße zunächst angenommen hätte, und dieser traf das Ursaring mit der Energieaura, worauf ein türkisfarbener Strahl gen Himmel fuhr. Dieser bedeckte mit einer eisigen Präsenz, welches die nähersitzenden Zuschauer zum Frösteln brachte, die Hälfte des Schlachtfeldes. Während fast alle Teams erstaunt – das Wild Heart-Team mehr entsetzt – zuschauten, während das Team der Ice Breaker-Gilde zufrieden und ebenso wie Impergator bestätigt lächelten, legte sich mit der Zeit die Lichtsäule und offenbarte eine riesige Eisskulptur eines Ursaring, welches mit angewinkelten Armen dastand. Jedoch war der Unterkörper von einer weiteren Eisschicht bedeckt, sodass man keine Beine erkennen konnte. Doch in all dem Eis wurde in zentraler Mitte am Boden die ursprüngliche Pose des Ursaring ausgemacht, welches sich nicht mehr bewegen konnte. Ohne sich der Lage bewusst zu werden, dass er unfähig war, sich zu bewegen, besaß Ursus noch den Blick des Protzers und der Zuversicht über seine Stärke, die er nun nicht mehr zeigen konnte.
    „Wow … welch atemberaubendes Kunstwerk! Und was für eine Wende! Ursus Major von der Wild Heart-Gilde ist unfähig, weiter zu kämpfen. Somit gewinnt Regice das Match und holt für Ice-Breaker 10 Punkte! Damit hat sie nun 18 Punkte am ersten Tag erzielt!“


    Ein tosender Applaus ertönte und das Regice wandte sich ab und verließ das Kampffeld. Und während Arbeiter des Stadions, hauptsächlich und speziell für diesen Fall herbeigerufene Feuer-Pokémon, daran machten, den Kämpfer aus der Wild Heart-Gilde aus dem fünf Meter dicken Eis zu befreien, konnten alle weiteren Teams, nun auch das endlich wachgerüttelte Star Rain, auf eine harte Konkurrenz seitens der Ice Breaker-Gilde rechnen. Und es sollte erwähnt sein, dass Regice nicht der Stärkste seines Teams war!

  • Part VI: Kommen - Sehen - Siegen


    „Ich muss sagen, Ice Breaker hat starke Erkunder in ihren Reihen. Und das noch neben Korina“
    Reptain sprach diese Worte mit einem bestimmten Ehrgeiz, sich mit allen dieser starken Kämpfer anzulegen. Damit begab er sich auf eine Ebene mit Impergator, der ebenso interessiert die Teilnehmer betrachtete: „Mal Bacchus ausgelassen, gegen wen würde ich noch antreten wollen? Cephal ist für dich Reptain, das weiß ich.“
    „Aber euch würde ich auch diese Chance gönnen!“, zwinkerte ihm Reptain zu. Er hatte interessierte Augen für Korina übrig, welche ihn schon einmal in die Enge getrieben hatte, als der Waldgecko ein Teil der Rebellenallianz war und damit er und Korina, in ihrer Rolle als Souveränin des Eises, praktisch Feinde waren. Doch sie bewies schon damals eine überlegte Kühle und Überlegenheit in Sachen List und geschmiedete Ränke, sie war alles in allem eine ernst zu nehmende Gegnerin, die man erst dazu zwingen musste, ernst zu sein. Interessiert wandte er sich an Rose und Krawumms: „Gegen wen würdet ihr antreten wollen, schon Ideen?“
    „Nun …!“, wehrten beide gleichzeitig ab. Jetzt, nachdem sie zwei starke Kämpfer aus anderen Gilden gesehen, war ihnen nicht mehr ganz flau im Magen und sie wünschten sich, dass eines der S-Klasse Mitglieder der Knuddeluff-Gilde ihren Platz einnehmen würde. Doch jene Vertreter, die für diese Spiele trainiert hatten und nicht wie der Rest auf anspruchsvollen S-Klasse-Aufträgen waren, befanden sich in ihrem eigenen Team, welches ihnen schräg gegenüber auf ihrem Podium stand. Auch sie eiferten allgemein darüber, wer gegen wen antreten wollen würde. Gengar bestand unweigerlich darauf, es diesem Amatsu aus der Star Rain-Gilde heimzuzahlen, was er beiden Mitgliedern seines Teams, dem Team Sternenjäger, angetan hatte. Laxus hielt sich zurück. Ihn langweilte es, solange er nicht in Aktion käme. An einem Wettbewerb würde er nicht teilnehmen wollen; dies wäre nach seiner Aussage zu „affig“.
    Auf dem Kampffeld indessen wurden die letzten Eisklumpen vom letzten Kampf weggeschafft. Ursus Major, welches die ganze Zeit in einer Skulptur aus diesem Material von seinem Gegner eingeschlossen war, hielt sich verwirrt den Kopf und wunderte sich, wohin sein Gegner auf einmal verschwunden sei. Erst, als ihn seine Teamkameraden aufklärten, fiel er aus allem Wolken und verfiel einer Depression, weswegen er dem Tagesgeschehen den Rücken kehrte und sich, die Arme um die Knie legend, in eine dunklere Ecke verkroch. Dagegen konnten selbst Zurufe seiner Kollegen über seine Wildheit und Tapferkeit nichts ausrichten.
    „Nun, entschuldigt die längere Verzögerung, doch für die nächste Paarung muss das Kampffeld vollständig intakt sein, was soll man sagen. Nun denn: Wir haben zwei interessante Kämpfe bisher erlebt. Magcar und Plaudagei, was sind eure Worte bisher?“
    „Oh ja, es ist so, wie ich es erwartet habe. Ich fühle mich wirklich lebendig!“, lächelte das alte Magcargo bewegt und sein lavaartiger Körper schlug mehrere Wellen vor Begeisterung.
    „Nun ja, zwar mag unser A-Team keine Punkte errungen haben, doch wir können immer noch Hoffnungen in unser B-Team stecken!“ Zwar fühlte sich das erst genannte Team etwas mit dieser Aussage gekränkt, doch eigentlich sollten sie die Hartnäckigkeit Plaudageis, stets an den Ehrgeiz von den Gildenmitgliedern durch Provokation zu appellieren, gewohnt sein, weswegen sie keinerlei Einwände mehr warfen.
    „Nun, wir werden sehen, ob der dritte Kampf ebenso seine Höhepunkte mit sich bringen wird!“ Krakeelo las laut aus dem Zettel vor, auf dem die nächste Kampfpaarung stand:
    „Aus Star Rain, der Meister der Zehn Klingen, Caesar, gegen den sogar Gas ausatmenden Kämpfer aus Sinister, Smogmog!“
    „Hu, Hu, Hu!“, stieß jenes dreiköpfige Pokémon aus und dabei lief er Gefahr, seine Gildenkameraden mit seinen kleinen Schlaf- oder Giftgaswolken zu erwischen, weswegen sie ein paar Schritte mehr zurücktraten. Einzig ihr scheinbarer Anführer, Yamaga, das Traunmagil, blieb in seiner Nähe und gab ihn seine Erfolgswünsche mit auf dem Weg.
    „Offenbar sind für mich so die Würfel gefallen …“, flüsterte das Caesurio aus, dessen gelber Metallkamm entlang seines Kopfes bedrohlich scharf blitze und auch alles andere an seinem mit Metalllegierungen überzogenen Körper vor lauter Schärfe glänzte. Doch anstatt ein Scheppern von dieser Art Rüstung zu verursachen, war er sich seiner Art sicher, dass er deswegen keinen Laut von sich gab. Unter großem Beifall betrat er das sonnenüberflutete Kampffeld und er hob die Hand zum Gruß, als ihn die Zuschauer zujubelten. Dem Smogmog jedoch winkte kein sonderlicher Beifall; er käme ja aus einer anderen Gilde aus Star Rain. Während Pantimos erklärte, stand Caesar seinem Gegner still gegenüber, welcher angeregt Giftgas dampfend hustete.
    „Lasst den dritten Kampf des ersten Tages … beginnen!“
    Zum dritten Mal ertönte der Gong und schon legte das Smogmog los, in dem er an allen Poren seines seltsamen durch Kanäle verbundenen Körpers mehrere Wolken schwarzen und undefinierten Giftes ausstieß. Diese schickte er, nachdem er sich wie ein Kugelfisch aufgeblasen hatte, auf seinen Gegner zu, in der sie mit einem guten Luftstrom zu seinem Gegenüber schickte. Es war zu spät zum Ausweichen für ihn und die Wolke hatte eine beachtliche Maßbreite erreicht. Nun war der Vertreter des Star Rain-Gilde in dieser gefangen und konnte nichts mehr unternehmen. Auch die Luft anhalten konnte er auf Dauer nicht. Aus der Wolke weglaufen gelang ihm ebenso nicht, denn Smogmog wartete darauf, dass er ein Gas ausströmen konnte, welches bei Luftkontakt sich erhitzte und somit die andere Gaswolke zum Explodieren bringen wollte, damit sein Gegner endgültig für diesen Kampf ausgedient hätte. Von dessen sternartig blitzenden Metallklingen konnte man in all den schwarzen Nebelschwaden nichts erkennen. Einige Teams erklärten überrascht Smogmog für den Gewinner, als dann hinter ihm ein Geräusch ertönte, als würde ein scharfes Schwert blitzartig in der Luft geschwungen werden. Die weißen Augen des violett-schwarzen Pokémons drehten sich überrascht um, während seine Backen noch immer voller eingeatmeter Luft waren. Dann durchfuhr ihn eine kurz andauernde Welle von Schmerzen, die allen drei Köpfen widerfuhr. Aus all seinen Poren kamen noch ein letztes Mal winzige Gaswolken heraus, als das Smogmog zu Boden ging, nachdem es die ganze Zeit über dem Boden geschwebt war. In allen Augenpaaren seiner Körper spiegelten sich die Unfähigkeit zum weiteren Handeln wieder. „Deine Sichtweise ist von deinen Ausscheidungen betrübt …“, kommentierte Caesar tonlos und mit ausdrucklosem Blick, den nun ein donnernder Beifall empfing.
    „Wow, war für ein Blitzsieg! Caesar aus Star Rain gewinnt den Kampf in Sekundenschnelle. Star Rain bekommt 10 Punkte und geht somit mit 20 Punkten in Führung! Ein gelungener Start in die Spiele!“
    „Das war nicht einmal eine Minute gewesen!“, sprach Reptain baff und mit erstauntem Blick in seinen Augen. Seine Kollegen konnten ihm es nicht verübeln. Es war nicht die Tatsache, dass Smogmog schnell besiegt wurde. Fiel mehr fiel Reptain die Art auf, auf die Caesar seinen Sieg erringen konnte: „Ich selber konnte es nicht sehen! Wie weit ist er mit der Kunst des Schwertkampfes vertraut?“


    Wortwörtlich: Caesar kam, sah und siegte!