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Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten. Schreibt ihr einen besonders guten (hilfreich und gut durchdachten. Der Inhalt ist hier ausschlaggebend und nicht die Länge!) Vote, so habt ihr die Chance durch das FF-Komitee mit einem von drei Plätzen ausgezeichnet zu werden, die euch ebenfalls Punkte auf der Saisontabelle einbringen können. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen zur Wettbewerbssaison 2013
Ihr könnt 8 Punkte verteilen
Der Vote läuft bis Samstag, den 29.06.2013, um 23:59 Uhr.
"Die Sonne scheint für uns oft selbstverständlich zu sein. Wir sonnen uns unter ihren Strahlen, beziehen von ihr jeglichen Strom. Nicht mehr wegzudenken ist sie aus unseren Köpfen, der helle Stern dort oben am Himmelszelt. Doch nur seltenst beschäftigen wir uns mit der Frage, wie der größte aller Sterne einst entstand, und tun wir dies, versuchen wir wissenschaftliche Erklärungen zu finden. Doch gedenkt man den Sagen, der Mythologie, kann man in ein anderes Reich entschwinden, fernab von Wissenschaft. So wie folgende Sage es euch klarmachen wird, das nichts so sein muss, wie es scheint.
Die Erde war dunkel. Eine Kugel ohne jegliche Identität. Die Menschen gedachten den Göttern im Olymp, insbesondere Zeus, damit er ihnen kein Unheil bringen möge. Doch der Vater aller Götter musste zuvor noch Strafe tun - die Menschen hatten ihm kein vernünftiges Opfer gebracht. So verbannte er das Feuer und somit alles Licht von der Welt, ließ die Menschen in ihrer Verzweiflung und völliger Dunkelheit zurück.
So würde es wohl noch heute sein, hätten sich nicht drei Götter zusammengetan, um die Erde erneut mit Licht zu durchfluten.
Den ersten dieser Götter hätte man beinahe nicht als Gott als solchen bezeichnen können. Er war seither ein Freund der Menschheit, so wird noch heute von ihm erzählt. Prometheus heißt der Gott, wird aber auch Feuerbringer genannt. Er wollte einst den Menschen helfen, hatte er sie doch so lieb gewonnen. So entschied er sich für eine List, mithilfe eines Steckenkrauts einen Funken Feuer vom Olymp zu stehlen, und diesen mithilfe einer Fackel auf die Erde zu bringen. Ihm gelang so das Unterfangen, war die Erde jedoch weiterhin ziemlich trist, wo nur ein einziges Feuer loderte, um das sich alle scharten.
In tiefer Verzweiflung wandte er sich an den zweiten Gott, Apollo, Gott des Lichts.
«Gott des Lichts, ich erbitte deine Hilfe. Die Erde ist ein so schöner Ort, doch ohne dein Licht sieht niemand seine vollendete Schönheit. So gib ihm doch Licht, auf das die Menschheit beten wird für dich.»
Und Apollo half, gefiel ihm doch der Gedanke, von Menschen, obgleich sie sterbliche, ihm untergestellte Geschöpfe waren, angebetet zu werden. Sogleich ward' es Licht, die Erde erleuchtet von einem hellen Ball, den Apollo in den Himmel malte, und niemand wusste, von wo er stammte. Aber es war hell, die Schönheit der Erde sichtbar.
Doch Prometheus war noch nicht zufrieden. Kalt war es auf der Erde, hell und schön allemal, aber kalt, eine Bitterkälte ließ die Menschen zittern. So eilte Prometheus zum letzten Gott, Vulcanus, und bat ihn:
«Vulcanus, Gott des Feuers, so hilf mir. Die Erde mag zwar lichtdurchflutet sein, so ist sie jedoch mindestens ebenso bitterlich kalt. Apollo malte einst einen Ball an den Himmel, kannst du ihm von deinem Feuer geben?»
Doch Vulcanus blieb zunächst skeptisch, wusste er doch von Zeus, was er der Erde genommen hatte. Doch seine innere Zerrissenheit war unübersehbar - er war ein friedliebender Gott, und er liebte ebenso die Menschen, lebte er doch schon geraume Zeit beinahe unter ihnen, weil er aufgrund seiner hässlichen Erscheinung vom Olymp verstoßen ward. Und dieser Prometheus hatte ihn nicht wie alle anderen ausgelacht, sondern ihn mit ruhigen Augen angesehen. Schließlich gab er nach, stieg hinauf zum Himmel und ließ den hellen Ball brennen. Sofort wurde er warm, heiß, auf über tausend Grad. Das Feuer loderte in vielen Farben - rot, gelb, orange. Doch die Menschen konnten diese Farben nicht sehen.
Und mit dem Feuer kam die Wärme. Schlagartig verlor sich die unnachgiebige Kälte, wich der Wärme, als würde sie sie fürchten. Auch die Menschen sahen nun die volle Schönheit der Erde, wunderten sich kaum über den plötzlich erschienenen Feuerball am Himmel. Sie nannten ihn nur Sonne. Von da an war er selbstverständlich. War immer da, Tag für Tag, hin und wieder nur versteckt von den Wolken. Wich Nachts dem runden Ball, den sie Mond nannten. Zunächst waren sie geschockt von der Jahreszeit, die Winter war, denn sie war kalt, obwohl die Sonne noch schien. Doch sie gewöhnten sich daran. Gewöhnten sich an Sonne, Mond und Jahreszeiten. Und Prometheus war stolz auf sein Werk, obgleich man glauben könnte, dass er so das Ansehen auf dem Olymp vollends verloren hatte. Doch dem war nicht so. Entgegen seiner Erwartung waren die Götter glücklich. Froh aufgrund der Tatsache, dass er es war, der unscheinbare Prometheus, der den Menschen wieder nahegebracht hatte, an Götter zu glauben."
Carina schlug ihr Buch zu. Mythologie und Sagen stand in großer, goldener Blockschrift darauf, das Buch eingefasst in einen weinroten Einband. Sanft strich das Mädchen mit ihren Fingerkuppen über die samtweiche Oberfläche, genoss das Gefühl eines neu gekauften Buches, sog genüsslich den leicht muffigen, aber beruhigenden Duft ein. Dann schaute sie aus ihrem Fenster. Das Sonnenlicht brach sich in der Glasscheibe, sodass Carina die Augen zusammenkneifen musste. Es war ein schöner Sommertag, warm und dennoch sehr angenehm. Sie genoss die Strahlen auf ihrer Haut. Kurz schloss sie die Augen, sodass sich ihre Lider von innen lachsrosa färbten. Prometheus? fragte sie sich stumm. Ob dieses Gerede von Göttern wirklich wahr ist? Sie schlug die Augen auf, ihre langen, blonden Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wollte dem nicht ganz glauben, Götter waren doch nicht real. Aber irgendwas faszinierte sie an dem Gedanken daran. Erneut schaute sie aus dem Fenster. Von dort aus konnte sie den Olymp sehen, seine Bergspitze versteckt hinter einigen weißen Wolken. Welch Glück, dass ich in Griechenland wohne, dachte Carina sich, wo meistens die Sonne schien, ob sie nun von Göttern erschafft wurde oder nicht.
Kurz atmete sie die stickige Luft ein, die in ihrem Zimmer herrschte. Ihr Lächeln wurde breiter. Dann sprang sie auf, legte ihr Buch beiseite und dachte sich: Ich werde dem auf den Grund gehen - ich werde den Olymp besteigen!
Ich hörte nichts, bis auf ein durchdringenden Schrei, der mich aufwecken lies. Doch meine Augen taten sich schwer, die Lider zu öffnen und doch trieb mich etwas dazu, es zu tun. Eine brennende Kälte durchfuhr mich, als ich meine Augen öffnete. Ich brauchte eine Zeit lang, bis die Schwärze vor meinem Gesicht verschwand und ich sehen konnte. Ich wusste nicht wo ich war. Ich wusste auch nicht, wie ich hierhergekommen bin und doch beschlich mich das Gefühl, ich sei hierher berufen worden. Doch warum? Der Boden unter mir war merkwürdig. Er war zwar fest, doch konnte man sein Spiegelbild sehen. Und genau in diesem Augenblick, als ich den Boden ansah, erstarrte ich. Ich sah nicht mich, sondern etwas völlig anderes! Statt einem Gesicht mit Haare, Nase, Ohren und Mund, wie bei einem Mensch, sah ich einen seltsamen runden Kopf. Er war kugelrund und hatte eine merkwürdige grüne Mütze auf, die an den oberen und unteren Seiten jeweils einen langen grünen Stiel hatten. Auch am Hinterkopf hatte ich drei lange Stiele die aber zusammengewachsen waren und ein wenig an einer Krone erinnern. Wie die Nadeln eines Tannenbaum. Mein Gesicht war aber in einer natürliche Farbe, braun. Ich war kastanienbraun, hatte jeweils an den Backen und an der Stirn eine Art dunkelbraune dreieckige Kriegsbemalung. Mein gesamter Körper, vom Kopf bis zum Fuss waren kastanienbraun. Die seltsamen Arme waren in einem dunkelbraun. Meine Zehen, welches statt fünf nur zwei enthielt, waren wie lange bleiche Krallen. Mein Rücken war wie mein Kopf hellgrün und enthielt zusätzlich noch einen Schweif, der am Ende in einem leuchtenden Orange war. Ich war ein Pokemon. Aber welche Art ich angehörte, wusste ich nicht.
Ich fasste mich erschrocken an das Gesicht und tatsächlich konnte ich es berühren. Aber wie konnte das sein? Ich bin doch ein Mensch! Fassungslos schaute ich mich um; Links, Recht, Oben und Unten, doch es war nichts dort was einen Ausgang sein konnte. Alles war gleich. Es war nur eine farbenprächtige Gegend, die nie zu aufhören scheinen will. Doch genau dann leuchtete vor mir ein grelles Licht. Ich hielt meine Hände schützend vor die Augen und wartete bis das Licht nachlassen würde. Ich öffnete wieder langsam meine Augen und da blieb mir der Atem stehen.
Vor mir erblickte ich einen einzigen riesigen Baum, der in einer unermesslichen Grösse majestätisch dastand. Ich sah auf dem ersten Augenblick gleich zwei mir unbekannte Pokemon vor mir, die am Bam standen und zu mir hinüberblickten:
Der eine war auf der Krone des Baumes und sah einem Vogel oder Drachen ähnlich, aber doch eher einem Vogel. Er war in einem leuchtenden Rot, welches mit drei riesigen schwarzen Krallen ausgestattet war. Zwei davon waren Flügel, welches das Pokemon ausgestreckt weitete. Die dritte Kralle verlief an seinem Unterkörper und sah dem Flügel identisch. Der Kopf war relativ klein, vergleichsweise mit dem Körper. Er verlief an einem spitzen Ende zusammen. Zwei Hörner zierten seinen Kopf, welches mit dicken schwarzen Striche gemustert war; Wie auch an seinen Flügeln, die alle zum Bauch verliefen. Sein Hals war bewachsen mit einem grauen Fell. Die Augen, sie waren es, von was sich alles andere seines Körpers abhob. Sie waren in einem unbeschreiblichen glasigen Blau. Es war nur Blau, keine Iris und auch keine Pupille.
Das andere Pokemon war ganz klar zu erkennen, als eine Art Hirsch. Er war am Stamm des Baumes und etwa in der Mitte des gesamten Weltenbaumes. Sein Oberkörper war von einem dunkelblau bedeckt, der Rest des Körpers war in einem Schwarz. Die vier Beine waren jeweils spitz zulaufend und verziert mit langen leuchtenden Strichen. Doch sein Geweih übertraf alles bisherige. Es war in einem schwachen Gelb, welches mit unzähligen Edelsteinen in den verschiedensten Farben verziert war; Orange, Gelb, Rot, Blau, Violett, Rosa.
Doch als ich zufällig etwas weiter nach unten blickte, war noch etwas dort. An der Wurzel des Baumes war etwas dunkles, langes. Ich schärfte meine Augen und versuchte zu erkennen was es war, doch plötzlich überraschte mich ein riesiger Mund, mit langen schwarzen Fangzähnen und einer schwarzen gespaltenen Zunge, die aus den Wurzeln empor schnellte und nach mir griff. Mir wurde schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein.
Der Baum des Lebens streift seine Blätter ab. Die Rinde zerfällt, die Blüten welken. Darnieder liegt die Saat. Das Alte wird dem Neuen weichen.
Der Baum, welcher jedes Jahr aufs Neue erblüht. Blüten sprießt und Früchte trägt.
Xerneas und Yvetal. Erneuerung und Vergänglichkeit. Der Hirsch steht auf schwarzen Stelzen. Pflanzen sprießen ringsum empor. Sein buntes Geweih ist voll von Wissen. Die Krone des Baumes. Krone des Wissens.
Der blinde Adler sitzt im Nest. Hoch erhoben in der Krone, welche zum Himmel sich erstreckt. Damit Neues entstehen kann, muss das Alte vergehen.
Yggdrasil, der Weltenbaum. Symbol des Lebens. Symbol der Unvergänglichkeit. Doch kann etwas ewig unvergänglich sein?
In der Ferne sieht man Rauch. Ein Dröhnen ist zu hören. Flammen huschen durch den Wald. Die Bäume brennen lichterloh. Das Feuer lechzt dem Himmel entgegen. Infernos schießen durchs Gebüsch.
Der blinde Adler schlägt die Augen auf. Nach vielen Jahren ist er aufgewacht. Yvetal streckt seine Flügel. Schnell schießt er zum Himmel empor.
Xerneas streckt ihren Kopf. Hoch erhebt sie ihr Geweih. Sie, die geheimes Wissen kennt. Sie, die den Vergessenen Namen nennt. Auf, das sie ewig in unserer Erinnerung bestehen bleiben mögen. Bis sie zurückkehren, in neuer Gestalt.
Fünf schwarze Punkte sind am Himmel zu sehen. Sie schießen Feuer und sie kommen näher. Der Wald verbrennt unter ihnen. Das Dröhnen übertönt die Schreie der wilden Pokemon. Die Flugzeuge aus blankem Stahl werden von Menschenhand geflogen. Ihre Gier nach Wissen, Macht und Unsterblichkeit lässt sie grausame Dinge tun.
Xerneas rennt durch das Flammenmeer. Die Flieger haben sie erreicht. Das Feuer schießt bereits vor ihr her. Die Flammen wollen nach ihr greifen. Doch sie erreichen nicht ihr Antlitz.
Yvetal fliegt Richtung Horizont. Der Rauch ist dicht. Doch die Orientierung kann er ihm nicht nehmen. Yvetal hat nie gesehen. Kräftige Flügelschläge verwischen den Rauch. Die Flammen reichen nicht zu ihm empor. Alle Wesen hören ihn. Alles was lebt, folgt nun ihm.
Im Cockpit des vordersten Fliegers sitzt ein schlanker Mann. Mit schwarzen Haaren und frisch rasiert. Er giert nach Wissen und Macht. Ein Grinsen huscht über sein Gesicht.
Vor ihm fliegt Yvetal. Er schießt einen Feuerball auf den Adler ab. Yvetal weicht zur Seite aus. Doch der Feuerball ist schon zu nah. Er gerät in Panik, spürt die Hitze, ein schriller Schrei entfährt seiner Kehle.
„Dich habe ich nun“, sagt der Mann.
Xerneas springt über einen verbrannten Baum. Schnell rennt sie durch das Flammenmeer. Vorbei an der Asche der Vergänglichkeit. Ein Feuerball schlägt in der Nähe ein. Die Hitze brennt ihr im Gesicht. Xerneas stoppt abrupt. Feuer schlägt vor ihr her. Um sie herum eine Flammenwand.
Doch Xerneas kennt das Wissen über eine dritte Macht, die tief unter den Wurzeln wacht. Schützen wird sie ihr Wissen, mit all ihrer Macht.
Sie streckt den Kopf zum Himmel empor. Flammen kriechen an ihr hinauf.
Xerneas schließt die Augen und versucht zu ignorieren den brennenden Schmerz. Laut erklingen ihre Schreie. Auf dass das dritte Wesen ihr Klagen erhört.
Hallen des Todes?
Ich herrschte mein Eguana Luca an ja leise zu sein. Nur ein falscher Muks und man könnte uns bemerken. Durch mein T-Shirt hindurch spürte ich das kühle Metall der Box auf der ich mich mit meinem Pokemon versteckte. Draußen war es sehr, sehr heiß, die Sonne knallte nur so auf die Erde herunter. Hier drinnen, in der riesigen Lagerhalle hingegen war es unglaublich kühl und im Moment wusste ich nicht wie sie es schafften die Hallen so kühl zu halten, aber vielleicht passte diese Kälte auch zu der Gesamtsituation. Vielleicht lag diese Kühle auch daran das hier alles weiß gefliest und so klinisch rein war, ich weiß es nicht.
Als Luca und ich die Halle betraten hörte ich Schreie von Pokemon, die durch Mark und Bein gingen. Mein kleines Eguana erstarrte vor Angst, es wäre jetzt lieber weiter auf der Reise mit Igamaro Vanille und mir. Wir wollten für den 1. Orden trainieren, doch jetzt stecken wir mitten in dieser verflixten Lagerhalle und verstecken uns. Keiner darf wissen das wir uns hier eingeschlichen haben, denn ich bin mir ziemlich sicher wenn uns diese komischen Typen hier finden sind wir dran.
Ich bin ihnen auf die Spur gekommen und nun möchte ich den Plan verhindern, doch ich weiß nicht wie.
Eine Tür geht auf und 2 Männer laufen schnellen Schrittes hier durch. Einer von ihnen trägt etwas in einer Plastiktasche. Ich höre leise Stimmen wovon eine etwas sagt wie, das dieses Pokemon völlig versagt hat und nichts taugt. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter, in der Tüte ist doch nicht etwa ein Pokemon? Angestrengt versuche ich den Tüteninhalt zu erkennen. Das etwas drinnen ist sieht man gut, aber leider nicht was genau. Mein Gefühl sagt mir ja Pokemon. Ich habe Angst das dieses Pokemon tot ist, da sich keinerlei in der Tüte regt.
Ich spüre plötzlich wie sich alle meine Muskeln anspannen, das darf einfach nicht wahr sein, diese Menschen können doch keine Pokemon töten, nur weil sie ihnen nicht passen oder weil sie nicht den Ansprüchen der Menschen gerecht werden. Es darf nicht sein das der Mensch über das Leben eines Pokemon entscheiden kann, wie es ihm passt. Kein Pokemon darf einfach so sterben. Luca schaut fragend zu mir.
Ich mache eine Handbewegung die bedeutet komm mit mir. Ganz vorsichtig robbe ich auf dem Bauch über das kühle Metall. Ich ziehe mich oben an den Boxen entlang und muss nur aufpassen keinen Schatten zu werfen der mich verrät. Ich weiß auch nicht so wirklich wie ich von einer Boxenreihe unbemerkt auf die nächste kommen soll, denn diese Halle ist so riesig das ich sie unmöglich von einem einzigen Punkt aus komplett überschauen kann.
Erst jetzt fällt mir auf wie hoch die Wände sind, ganz oben befinden sich zwar Fenster, aber sie spenden so wenig Licht, das überall riesige Neonstrahler von den Decken hängen und die Halle ausleuchten.
Ich bin bald am Regalende und bemerke erst jetzt dass ich nicht unbemerkt von hier oben auf ein anders Regal springen kann. Nach unten klettern wäre noch eine Option, aber auch diese könnte Lärm oder Aufmerksamkeit verursachen.
Gerüchten zu folgen müssen hier Pokemon bis zum Umfallen kämpfen. Nur die Stärksten sind gewollt und müssen dann Nachwuchs bekommen, auch dieser soll viel Kraft haben, aber was mit den Schwachen passiert kann keiner sagen. Mir wird schlecht, denn mir fällt wieder ein warum ich so angespannt bin. Sie lassen die Pokemon hier wohlmöglich sterben, in einer sterilen Halle kämpfen sie also alle von ihnen um Leben und Tod stelle ich mir vor. Deshalb auch die Schreie, denn wer nicht gewinnt muss sterben.
Ich mag mir meine Vorstellung gar nicht weiter ausmalen und hoffe dass dies nicht wahr ist.
Ich bemerke nun das die Männer längst nicht mehr in Sichtweite sind, egal wie sehr ich auch schau und lausche, in der Halle scheint es still zu sein.
Ich überlege was ich nun machen soll. Weiter in meinem “Versteck“ bleiben oder doch besser nach unten klettern und schauen ob in der Tüte ein kleines Pokemon wahr.
Ich traue den Kerlen auch zu dass sie Pokemon ihrem Schicksal überlassen, sie auf einem kalten Boden schmeißen wo sie verletzt liegen und sich nicht mehr aufrappeln können. Das alles darf nicht sein.
Ich denke an eine Kampfszene. Ein kleines Algitt gegen ein UnHafNir, das viel größer ist uns stärker. Das kleine Wasser/Giftpokemon hat doch keine Chance und weiß das auch. Es sieht dem UnHafNir in die Augen, seinem Tod.
Wie muss man sich da wohl fühlen, wenn du weißt, dieses Pokemon nimmt dir gleich dein ganzes Leben? Wohlmöglich beendet es deins mit nur einem einzigen Schlag, dann geht man schmerzvoll zu Boden, ist halb bewusstlos und weiß nun kommt das Ende, das war es mit dem Leben. Davor konnte ich mit meinem Trainer auf Reise gehen und nun stecke ich hier in engen Käfigen und muss um mein Leben bangen?
Wenn meine Gedanken die Realität sind, muss ich es beenden. Nur wie?
Plötzlich höre ich wieder Stimmen, sind es diese Beiden Kerle? Vorsichtig hebe ich den Kopf um etwas sehen zu können und tatsächlich da kommen die 2 Männer schon wieder zurück. Ich richte mich noch ein Stück weiter auf um besser sehen zu können. Ich möchte wissen ob die Tüte leer ist und tatsächlich sie kommen mit der Tüte zurück und sie scheint leer zu sein. Mein Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf, ich fange an zu schwitzen, was mache ich jetzt nur? Ich bin ganz verzweifelt und weiß es nicht. Ich spüre wie mein T-Shirt nass wird vor lauter Aufregung. Mein Eguana kauert hinter mir und ich spüre wie sich mein Igamaro im Pokeball wendet, es weiß dass ich Angst habe. Meine Hände schwitzen auch, ich wische sie an meiner Jeans ab, mein Herz rast. Ich muss den Pokemon helfen, darf aber nicht entdeckt werden.
Ich beschließe abzuwarten bis ich wieder alleine bin. Dann werde ich hier hinunter klettern.
Nach 3 Minuten scheine ich auch alleine zu sein und wage mich vorsichtig an den Stangen die in der Rückwand der Boxen sind, hinab zu klettern.
Luca klammert sich an mir fest und sitzt auf dem Rucksack.
Vorsichtig, Stück für Stück. Immer wieder bleibe ich stehen und lausche in die Stille hinein. Ich höre weder Pokemon noch Menschen. Nicht einmal die Lampen scheinen zu surren. Als ich auf dem gefliesten Boden bin atme ich erst einmal tief durch, ich habe den Abstieg geschafft, doch jetzt wird mir klar, ich kann mich von hier unten gar nicht richtig orientieren, ich muss den Weg markieren um mich nicht zu verlaufen.
„Luca, gib mir bitte einen Stift,“ flüstere ich meinem Partner aufgeregt zu. Eguana braucht nicht lange und reicht mir einen schwarzen Edding. Mit ihm mache ich an eine der Stangen einen Strich.
So wie wir nur können, schleichen mein Pokemon und ich uns durch diese riesen Halle, an all den Kisten entlang. Unterwegs mache ich natürlich weiterhin meine Striche um nicht die Orientierung noch mehr zu verlieren.
Hier auf dem Boden kann ich endlich wieder zu Ruhe kommen und nachdenken. Wie gehe ich vor und was mache ich wenn ich Pokemon die verletzt sind, nein das andere mag ich mir jetzt nicht vorstellen, finde. Nehm ich sie mit, versorge ich sie vor Ort? Ich möchte am liebsten alle einstecken und mit mir nehmen, aber ich denke mal das geht nicht. Meine Pokebälle reichen mit Sicherheit nicht aus. Nach und nach habe ich das Gefühl, hier gibt es kein Ende, alles scheint mir so gleich aus zu sehen. Ich mache eine kurze Pause und setze mich auf den kalten Boden. Ich habe nicht wirklich einen Plan, ich möchte alles spontan machen kommt mir meine Idee so vor. Aber es ist doch auch so, ich weiß jetzt nicht wie ich weiter vorgehen soll. Ich habe nicht genug nachgedacht. Aufgeben kann ich eh nicht, da ich nicht weiß wo ich genau bin. Ich habe also keine andere Wahl als meinen Plan weiter zu führen, gemeinsam mit meinen Pokemon. Da ich nun wieder unten bin, kann auch mein Igamaro aus seinem Ball lassen.
Ich löse seinen Pokeball und lasse meinen Partner frei, nun sind wir hier zu dritt unterwegs.
Ich will weiter laufen, doch mein Igamarao bleibt stehen, ich schau es an was denn los sei und dann bemerke ich es auch. Schritte sind zu hören, wir sind wohl nicht mehr alleine. Mir wird schnell klar das meine Freunde und ich ein Versteck brauchen in dem meine Pokemon und ich sicher sind. Hochklettern ist viel zu riskannt, doch noch ehe ich mir etwas anders überlegen kann, spüre ich einen Schlag auf meinen Rücken und ein Blitz durchfährt mich. Ich sehe wie der kühle Boden immer näher auf mich zurast, meine Hände berühren ihn schon und danach mein Kopf. Übelkeit steigt in mir auf, mein Kopf tut mir weh und ich habe den Aufprall noch immer in meinen Ohren. Mir wird plötzlich schwarz vor Augen und ich spüre wie mich jemand über den Boden schleifen will, doch mir endgleitet nun mein Bewusstsein.
Crossing the Battlefield
Das tosende, schwarze Himmelsmeer erstreckte sich so weit das Auge reichte. Rote Schlangen aus reiner Energie zuckten daraus hervor und schnappten nach den wogenden, grünen Dornenranken, die überall aus dem Boden sprossen und ihrerseits in den Himmel wuchsen, bereit sich der Übermacht zu stellen.
Die zwei Kavallerie trafen sich in der Mitte, die Schlacht versank in ohrenbetäubenden Explosionen und dunklem Qualm. Der Geruch von verbrannten Pflanzen und Staub wurde von den heftigen Böen in alle Richtungen getrieben.
„Yve!“, rief er gegen den Lärm an. Hektisch drehte sich der Braunhaarige um. Für jetzt würden sie hinter dieser kleinen Ruine Zuflucht finden. Aber sie konnten nicht stehen bleiben. Sie mussten weiter, tiefer in den Kampf hinein.
Ihre vor Schreck geweiteten Augen, die von den Tränen schon rot leuchteten, hafteten sich auf die verbrannten Ranken hinter der halb zerstörten Mauer, bei der sie Zuflucht gesucht haben. Nur ein paar Schritte weiter und sie-
„Yve!“ Seine Stimme schreckte Yvonne wieder aus ihren Gedanken zurück in die Realität. Panisch vor Angst wich sie zurück vor ihrem Freund, der sie sofort an der Hand packte und wieder in Deckung zog. Wenige Meter neben ihnen schlug der nächste, scharlachrote Blitz in den Boden ein und erfüllte die Luft mit einem ohrenbetäubenden Lärm. Yvonne schrie auf und versteckte ihren Kopf in dem verdreckten Schoß. Xavier wusste, dass sie das nicht länger aushalten würde. Er hatte ihr seine Jacke gegeben, um ihren Oberkörper zumindest ein bisschen vor den umherfliegenden Steinen zu schützen, aber sie hing bereits in Fetzen von ihr herunter. Ihre schwarzen Stümpfe waren voller Löcher und aus kleinen Schnitten quoll dunkles Blut heraus, das sich mit dem Stoff in einer dreckige, braune Farbe vermischte. Der Wind peitschte das Gras gegen ihre geschundenen Beine und verletzte sie immer noch mehr.
Es waren allerdings nicht die physischen Schmerzen, die ihr zusetzten. Je näher sie kamen, desto näher gerieten die beiden in den Bann der Gottheiten.
Xerneas bloße Anwesenheit wirkt sich in unglaublichem Tempo auf Yvonne aus. Schon seit sie die scheinbar endlose Wiese betreten hatten, auf denen nur noch Gebäuderuinen an ein Leben aus ferner Vergangenheit erinnerten, wirkte sie merkwürdig angespannt. Jetzt wurde ihm auch klar, warum. Der göttliche Hirsch verwirrte ihr Herz. Er übertrug alle Empfindungen, die er zu jeder Zeit spüren konnte, in das Mädchen neben ihm.
Yvonne konnte mit all den Emotionen nicht umgehen. Sie spürte Schmerz und Wut, Freude und Entsetzen, das alles zur gleichen Zeit. Doch gerade jetzt überwog die schiere Angst. Weil der Himmel sich verdüstert und der Sturm losgebrochen war, den die Alten einst prophezeiten, versank ganz Kalos im Chaos.
Und sie waren die Einzigen, die den Krieg aufhalten konnten.
„Xavier!“, schluchzte sie und hob endlich ihren Kopf. Dicke Tränen quollen aus ihren Augen. „Ich will nicht mehr!“
„Yve, wir müssen weiter“, raunte er ihr mit einem hektischen Blick hinter ihre Deckung zu. Die Blitze kamen immer näher. Wenn sie sich nicht bald weiterbewegten, dann würde die reine Energie sie in nicht mehr als ein Häufchen Asche verwandeln. Xavier verzog das Gesicht in Schmerzen, ergriff aber Yvonnes zitternde Hand, die laut weinend protestierte.
Er konnte es ihr nicht verübeln, denn auch er hatte mit der Macht der Legendären zu kämpfen. Yveltal übertrug alle Gedanken, die er von den Lebewesen empfing, nun in ihn. In Xaviers Kopf vermischten sich schrille und laute Stimmen zu einer großen Masse, von der er nichts mehr verstehen konnte. Seine eigenen Gedanken gingen vollkommen unter, stechende Kopfschmerzen stellten sich ein und als seine Sicht beim Gehen verschwamm, musste er sich an Yvonne lehnen, die für einen kurzen Moment mehr von ihrer Sorge um ihn überwältigt war als von den tausenden Emotionen, die ihr Herz in Stücke riss.
„Du blutest!“, rief sie gegen den Sturm an.
Xavier griff sich an die feuchte Stelle an seiner Stirn. Blut quoll aus der Platzwunde heraus, die entstanden war, als er Yvonne vor einem größeren Stein beschützt hatte. Sie blickte ihn aus großen, geröteten Augen an, aber er biss sich nur auf die Lippe und zwang sich zu einem gequälten Grinsen. Sie waren beide stark in Mitleidenschaft gezogen, aber das war nichts, was sie jetzt noch ändern konnten. Sie mussten damit klar kommen.
„Komm!“, forderte er sie auf, nachdem ein besonders schriller Schrei ihm kurz das Bewusstsein geraubt hatte. Es würde nur noch schlimmer werden, je länger sie warteten.
„Sie verlassen sich auf uns!“
Yvonne starrte ihn kurz an, dann legte sie seinen Arm um ihre Schulter.
„Ich weiß, wie sehr es weh tut. Ich helfe dir“, bot sie ihm milde lächelnd an. Gerade jetzt überwogen die Gefühle der Sorge um die Liebsten überall im Chaos. Das gab ihr die Stärke, durchzuhalten. Xavier stützte ein wenig seiner Gewichts auf sie ab, hielt ihr zitternde Hand fest in seiner. Gemeinsam bewegten sie sich fort, dorthin, wo das Tosen des Sturms, die Explosionen und der Gestank von verbranntem Gras immer intensiver wurden. Dort würden sie die Gottheiten finden, und dort würde die letzte Schlacht über das Schicksal von Kalos entscheiden.
Und sie würden nicht eher aufgeben, bis der Staub des Schlachtfeldes ich legte.
Leben
Auf der Erde leben knapp über sieben Milliarden Menschen. Diese sind verteilt auf sieben Kontinente, in ca. fünf verschiedenen Klimazonen angesiedelt. Es existieren über Tausende bekannter Kulturen und sicherlich noch mehr unbekannte. Fünf Weltreligionen haben auf dem Planeten ihre Wurzeln geschlagen, die unzählig untergliedert werden können. Menschen leben an Land, auf dem Wasser, in der Stadt oder haben gar keinen festen Wohnsitz. Sie leben in Schlössern, in Familienhäusern, in Wohnungen, in Hütten oder auf der Straße. Sie haben alle ein verschiedenes Aussehen. Sie haben alle eine Familie, oder auch nicht, die sich aus unterschiedlichen Menschen zusammensetzt. Und alle sind sie Individuen. Selbst der größte Mitläufer ist anders als die anderen. Und egal was ein Mensch auch immer macht, er zieht immer andere mit hinein. Noch mal zurück auf Anfang: auf der Erde leben knapp sieben Milliarden Menschen ... Was also bietet mehr Geschichten als das Leben?
Marianne ist 17, durchschnittlich und hat ihre Probleme satt. Diesen Sommer möchte sie fern sein, fern von ihren Eltern, fern von ihrem Freund, fern von allen Verpflichtungen. Für drei volle Monate besucht sie ihre Tante, weit weg von ihrem zu Hause, nicht ahnend welche Veränderung diese Entscheidung herbeiführen wird. Sie ist einer von sieben Milliarden Bürgern. Und wie alle anderen Wesen auf diesem Planeten versucht sie mit ihrer Geschichte klar zu kommen. Wie alle anderen verstrickt sie unschuldig schuldig Menschen in ihr Leben. Oder verstricken die anderen sie? Die faszinierendste Kettenreaktion nimmt ihren Lauf ...
Ein einzelner Lichtstrahl durchbrach die Dunkelheit, der Rest der Umgebung war stockfinster und still. Fast schien es, als wolle das Licht, das aus dem offenen Fenster des Labors strahlte, dem Mond Konkurrenz machen, der leuchtend und unbeeindruckt von dieser Vorstellung am Himmel stand.
Ein leichter Wind lies die Blätter an den Bäumen leise rascheln und zupfte einige aus der Baumkrone heraus, die leicht wie Federn zum Boden glitten und dort geräuschlos auf dem Moos absetzten. Doch eines der Blätter, das seinen Artgenossen nicht folgen wollte, ließ sich von einem Windstoß direkt durch das offene Fenster wehen. Dort entschied es sich, auf dem Tisch Platz zu nehmen, direkt neben der Kaffeetasse des Professors. Dieser griff just in diesem Moment nach dem Getränk und nahm einen kräftigen Schluck, worauf er anfing, leicht zu hüsteln, sich dann aber doch wieder beruhigte. Er wolle grade noch etwas trinken, als sich eine jugendliche Stimme hinter ihm bemerkbar machte: „Professor, finden sie nicht auch, dass wir den Pokedex aktualisieren sollten?“
Der Professor drehte sich so hektisch mit seinem Drehstuhl um, dass die Assistentin einen Satz nach hinten tat. Er beachtete dies nicht, sondern fuhr sich, wie immer, wenn er etwas zu sagen hatte, durch die schon leicht angegrauten Haare.
„Wie oft noch, Sarah?“ murmelte er, „die Aufzeichnungen, die wir vor sechs Jahren gemacht haben, reichen völlig!“
Diese Antwort schien seiner Assistentin wie immer nicht zu gefallen. Sie wickelte langsam eine ihrer blonden Haarsträhnen um den Zeigefinger, als sie fortfuhr: „ Sind sie sicher? Ich habe letztens Marill gesucht und es nicht gefunden! Und bei Guardevoir ist der Typ Fee nicht angegeben!“
Seufzend stand der Professor auf und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sich ein Sandwich nahm und es vorsichtig auseinandernahm. Er beachtete seine Assistentin einfach nicht mehr.
Sarah war verärgert. Jedes Mal, wenn sie auf dieses Thema zu sprechen kam, reagierte er abweisend, und doch war eine Aktualisierung dringend notwendig. Schon lange plante sie, etwas zu unternehmen, aber was? Sie konnte sich doch nicht einfach eines der Starterpokemon nehmen und alleine... Warum eigentlich nicht?
Der Professor war so in seine Forschungen vertieft, dass er es nicht merken würde, wenn eines der Pokemon nicht da wäre. Fast hätte sie bei dieser Vorstellung Luftsprünge gemacht, doch sie musste leise sein, durfte sich nichts anmerken lassen, schließlich durfte Niemand von ihrem Vorhaben erfahren. Im Gedanken träumte sie sich aber schon in die Weiten der Kalos- Region, während sie noch eifriger als sonst ihre Arbeit tat.
Als sie endlich Zuhause ankam, schien ihre ganze Familie schon zu schlafen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich in die Küche, nahm sich mehrere belegte Brote mit und packte noch ein Paar Äpfel dazu.
In ihrem Zimmer plünderte sie ihr Sparfloink, in dem sich über die Jahre etwa 30.000 Poké angesammelt hatten, und packte außerdem noch eine Karte ein. Ihr war klar, dass die ganze Aktion riskant war, aber was tat man nicht alles für die Forschung? Wollte sie mit einem Pokedex arbeiten, der die meisten Pokemon aus anderen Regionen nicht kannte?
Bevor sie ins Bett ging, stellte sie noch ihren kleinen Wecker, der die Form eines Pikachukopfes hatte, auf vier Uhr morgens, damit ihr auch ganz sicher niemand begegnen würde. Zufrieden kuschelte sie sich in ihre Decke und schlief vor lauter Vorfreude lange nicht ein, doch versuchte sie es mit aller Kraft und gelangte schließlich doch in das Land der Träume.
Der Wind wehte schwach über die Ebene vor dem Lager. Die Gräser waren vertrocknet und braun, unerträglich heiss brannte die Junisonne auf das Land nieder und tauchte es in ein rostrotes Licht. Einige Senkungen und Hügel unterbrachen die Ebene, ein paar Steinhaufen zeugten von der Zivilisation, die in längst vergangenen Tagen hier herrschte. Der nahe Fluss rauschte leise, das dreckige Wasser trennte die Soldaten von der anderen, sicheren Seite. Wie sehr wünschten sie sich, das Gewässer hinter sich zu lassen, in ihre Heimat zurückzukehren. Doch Spaniens Sommer war unerbittlich und gnadenlos.
Drei Männer sassen um ein Lagerfeuer, die blaue Uniform der imperialen Hundertschweizer vom Staub grau gefärbt. Das Feuer liess zur Abendstunde unheimliche Schatten tanzen. Der eine Mann, von grosser und kräftiger Statur, reinigte den Lauf seiner Muskete. Schwermütig schweifte sein Blick über das Grasland. Noch konnte er nichts erkennen, was auf den Feind hingedeutet hätte. Doch tief im Inneren wusste er, dass er da war. Hinter der nächsten Hügelkuppe hielt er sich versteckt. Beklommen blickte der Mann zu seinem Nachbarn. Den dreieckigen Hut gegen das Knie gelehnt, erfüllte er die stickige Luft mit dem melancholischen, blechernen Klang seiner verbeulten Mundharmonika. „Die ist schon acht Jahre alt“, sagte er. „23 Gefechte und Scharmützel hat sie überlebt, vier grosse Schlachten hat sie durchgehalten. Die englischen Rotröcke konnten ihr nichts anhaben, ha! Meine Mutter hat sie mir zum Dienstbeginn geschenkt.“ Der dritte Mann blickte auf. Er hatte vorher die ganze Zeit ins Feuer gestarrt. „Tatsächlich?“, bemerkte er. „Ja“, bestätigte der andere. „Acht Jahre diene ich nun unter dem Leutnant Chétiftige. Acht lange Jahre voller Terror und Schrecken und Tod. Es war grausam, besonders als wir zu…“
Der Grosse schlug ihm mit seiner Muskete auf den Fuss. „Ruhe, ich will’s gar nicht wissen!“ Der Musiker lachte trocken: „Hehe, unser Richard macht schon schlapp. Will heim zu Mami, heulen gehen. Als wir noch zu Prenstjak standen, das hättest du erleben sollen! Und du willst noch den ganzen Sommer bei den Spaniern überleben? Die englischen Königskriecher sind uns dicht auf den Fersen!“ Richard blickte ihn wütend an: „Du sprichst doch die ganze Zeit von deiner Mami, du Muttersöhnchen!“ Der Dritte fasste sich an den Kopf. Finster blickten seine braunen Augen ins Feuer, sein Finger spielte mit seinen blonden Haaren. „Nichts für ungut, Jungs, aber ich glaube nicht, das ihr beide je eure Mami wiederseht. Die Roten, die uns verfolgen, sind taff und brutal. Ich bin ihnen schon einmal davongekommen… Als einziger meiner Kompanie.“
Richard schluckte. Etwas geistesabwesend hörte er den Musiker weiter über die Unzulänglichkeiten und die Feigheit der Engländer wettern. Er legte seine Muskete beiseite und nahm einen Maisfladen. Er hätte nie damit gerechnet, dass es zu einer wirklichen Schlacht kommt. „Willst du ‘was, Fredy?“ Die eine Hälfte des Fladens baumelte vor dem Gesicht des Blonden. „Danke nein, die sind trocken wie drei Jahre alte Kuhkacke. Da ess‘ ich lieber noch die Suppe von Smandt.“ Richard steckte sich ein grosses Stück in den Mund. Kauend bemerkte er, wie langsam der Feuerball Sonne hinter den Grashalmen verschwand und die Ebene der Nacht überliess. Noch war es nicht ganz dunkel. Einige Zikaden zirpten ihr letztes Lied. „Heute greifen sie wohl nicht mehr an“, sagte der Musiker. Seine Mundharmonika hatte er in seine Brusttasche gesteckt. „Bei Nacht getrauen die sich nicht, sind halt Feiglinge!“
Diese Bemerkung war Richard zu viel. Laut rief er: „Aber Primus, unterschätze die Engländer nicht! Die sind gut ausgebildete Berufssoldaten, und wir nur ein paar Reisläufer aus dem Uri!“
„Na und?“, sagte Primus, „das kratzt mich doch nicht. Ich mach‘ die Hunde fertig, bis sie im Staub vor mir kriechen und meine Stiefel sauberlecken! Sag mal, Richard, wieso bist du überhaupt zu den imperialen Hundertschweizern, wenn du schon beim kleinsten Anzeichen auf eine Schlacht deinen Schwanz einziehst?“
„Meine Familie braucht das Geld. Wenn ich einen Sommer lang bei den Hundertschweizern diene, dann können meine Eltern, meine zwölf Geschwister, die Geschwister meiner Eltern und meine Grosseltern ein Jahr lang davon leben“, antwortete Richard angespannt.
„Hehe, und du willst noch den ganzen Sommer hier aushalten? Hehe, das wird aber ein Abenteuer, eine richtige Probe! Ich habe das Gefühl, du bist hier falsch, Richard, geh‘ heim, Schuhe putzen, würd‘ besser zu ihm passen, nicht, Fredy?“
Fredy atmete tief durch und schüttelte genervt den Kopf. Er blieb aber stumm. Unruhig blickte er umher. Seine Intuition hatte ihm schon einige Male das Leben gerettet. Schleichend kam in ihm das Gefühl auf, das er seine Muskete packen und einfach durch den Fluss schwimmen sollte. Nie mehr würde er kämpfen, Vorgesetzte und Kameraden fallen sehen und pulverrauchgeschwängerte Luft einatmen. Nie mehr würde er das Wiehern der Artilleriepferde hören, wenn sie von einer Kartätsche in Stücke gerissen wurden. Er wollte nach Hause. Nach sechzehn Jahren wollte er nach Hause.
Im letzten Licht der untergegangenen Sonne konnte man eine Silhouette auf einem weit entfernten Hügel erkennen. Eine Flagge. Bald war es nicht nur eine Silhouette, sondern tausende. Tausende britische Rotröcke. Ein Schrei erscholl über die Ebene, die erste Salve krachte. Nach sechzehn Jahren war Fredy am Ende angelangt. Noch mit der Muskete in der Hand fiel er.
In einem schlendernden Gleittempo zog ich an den modern gestalteten Häusern und zahlreichen Eck-Cafés vorbei, spürte die halbfeuchte Luft des Sommers und der für die Stadt typischen Kanäle sowie die angenehme Brise, welche durch die von hohen Bäumen flankierte Straße direkt in mein blasses Gesicht wehte. Der sandbraune Pflasterweg zum Wahrzeichen dieser dicht besiedelten und belebten Stadt eignete sich an diesem sonnigen Tag perfekt zum Skaten, dieses wiederum optimal um die Stadt auf schnellem Wege zu erkunden. Ein angenehm zu verfolgendes Gebrabbel gelangte in meine Ohren, Nachrichten aus der gesamten Region hielten die Bewohner in Atem. Ich fuhr von einer Straßenseite zur nächsten, sodass mir keine Unterhaltungsfetzen entgehen sollten; gleichzeitig auf war ich auf der Suche nach diesen kleinen, mir noch zu wenig bekannten Wesen, die unsere Welt bevölkerten und auf besondere Weise von meiner Beliebtheit genossen.
Ich wagte einen Blick auf die mich umgebenden Geschäfte, welche von Lebensmitteln bis Kleidung alles boten, was mein Trainerherz begehrte. An mir hinunterschauend bemerkte ich die Makellosigkeit meines frischen Outfits, das mich allzu offensichtlich als Trainer klassifizierte. Die blaue Jeans rutschte bereits nicht mehr, die Inliner passten wie angegossen und meine schwarze Sonnenbrille hüpfte spielend mit den Erschütterungen jeder Bodenwelle auf meiner roten Mütze herum. Meine grün-grauen Augen, immer wieder von meinen schwarzen Haaren temporär durch das Schwanken in der Rollbewegung verdeckt, fokussierten umgehend meine grau-dunkle Umhängetasche, in meinen Gedanken war ich bereits um meine neugewonnenen Freunde und Partner besorgt, welche sicherlich ermüdet von der Reise in ihren weiß-roten Gehäusen nur darauf warteten, mit einem freudigen Ruf meinerseits herausgelassen zu werden. Noch war die Zeit nicht reif dafür, doch sogleich erreichte ich den größeren Platz von Illumina City und war in der Absicht, mich vor dem Aufbruch zur Aussichtsplattform des in den Himmel ragenden, stählernen Turms an einen Tisch zu setzen und mir in eine wohltuende Erfrischung zu gönnen. Anschließend würde ich mich ihnen widmen und das nächste Pokémon-Center mein Ziel nennen.
Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Eine heftige Böe trug Blätter der Bäume fort, auch Hüte in allerlei Farbvariationen; er ließ sie miteinander tanzen. Erste Schreie waren zu vernehmen. Die Bürger und Touristen um mich herum deuteten auf den Himmel, der sich nun zu verdunkeln schien. Nein, als ich meinen Blick nach oben richtete, begriff ich. Es war nicht der Himmel und schon gar kein bedrohliches Gewitter, sondern ein viel furchteinflößenderer Schatten, der das hochliegende Blau und die weißen, zahmen Wölkchen verdeckte. Er zog mit einer überragenden Geschwindigkeit in schwindelerregender Höhe über die Stadt, wie ein Jet, wobei sein Umriss jedoch eher einem riesigen Falken oder gar eines Phoenix glich. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte ich die mysteriöse Form dieses Wesens, es sah aus wie ein Ypsilon. Meine Augen konnten sich nur schwer von dem majestätischen Anblick lösen. Der Schatten verschwand Richtung Osten, mit ihm der starke Wind und die Unruhe unter der Bevölkerung.
„Die Legende sagte es bereits voraus: in tausend Jahren ist es wieder Zeit für eine neue Generation, neue Evolutionen und neue Helden, die sich aufmachen, um den Ursprung und die Faszination der Artenvielfalt sowie der Individualität der Wesen unserer Welt zu ergründen. Wer mag wohl dieses Mal der Auserwählte sein?“, murmelte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich blitzschnell um, doch was ich sah, war lediglich ein roter Pokéball mit schwarzen Mustern und einem Buchstaben darauf, welcher mir nur zu gut in Erinnerung geblieben war. Ich nahm ihn von dem Pflasterstein mit meiner Linken auf, sah ihn mir kurz an, wendete mich in Richtung Osten.
„Ich glaube, mein wahres Abenteuer beginnt erst jetzt …“
Die blau lackierte Holztür schwang geräuschlos nach außen und gab die Sicht auf den herrlich grünenden Garten frei. Eine recht junge Frau trat mit bloßen Füßen aus dem mediterran gestalteten Landhäuschen und setzte ihren Ferse vorsichtig auf den schmalen Weg aus naturbelassenen Steinplatten.
Ihr weites Kleid aus leichtem, wasserblauem Tuch flatterte ruhig in einem angenehmen Frühlingswind, der den Duft der jungen Weinreben mit den ausgefallensten Aromen des Kräutergartens gekonnt vermischte und eine einzigartige Komposition in die blasse Nase der Hausbesitzerin zauberte. Sie schloss die Augen und atmete zufrieden die würzige Brise ihrer Heimat ein. Schließlich öffnete sie wieder ihre nussbraunen Augen und musterte mit diesen aufmerksam den Garten und seine Pflanzen, die harmonisch hin- und herwogten. Viele Gewächse hatte sie erst vor einigen Monaten in die Erde gesetzt – nun zierten sie stolze Blüten oder dichtes Blattwerk. Schon die ersten Wadribie machten sich an die Arbeit und flogen von Blumenkelch zu Blumenkelch um deren Nektar zu saugen; sie lächelten vergnügt angesichts des reichen Vorrats, den der Garten bot und der geringen Konkurrenz, denn noch waren es wenige, die auf der Jagd nach dem süßen Saft waren.
Nichts hielt die Frau noch auf den Steinplatten.
Fröhlich sprang sie in das Blumenbeet, das seitlich am Pfad angrenzte und lief quer zwischen prächtigen Rosmarinbüschen und Tomatenstöcken. Sie fühlte unter ihren nackten Füßen die wohlige Wärme, die die Blumenerde an sie abgab und mit ihrer ausgestreckten Handfläche fuhr sie lächelnd durch den nächstbesten Estragonstrauch und strich über seine länglichen Blätter. Ein pfeffriger Geruch entstieg dem Blätterwirrwarr und verlor sich bald im lieblichen Duft des Windes. Die Frau staunte, wie schnell und wie prächtig der Kräutergarten in den wenigen Frühlingswochen gewachsen ist, wie stolz sich das diesjährige Frühjahr präsentierte.
Eine fröhliche Volksmelodie auf den Lippen, arbeitete sich die Frau weiter durch das blühende Kraut und die Sträucher, die mit ihren dünnen Ästen ermutigend winkten. Sie wollte einmal ihren Garten durchqueren, der sich ringsherum um das kleine Steinhaus schmiegte. Überall sah sie nur Leben: Pflanze und Pokémon in perfekter Harmonie, und nichts, aber auch nichts dieser Welt könnte dieses Bild trüben. Da blieb sie schockiert stehen.
Vor ihr stand ein prächtiger Olivenbaum, der seine trockenen Arme gierig in den wolkenlosen Himmel streckte, als könnte er nicht genug von dem warmen Sonnenlicht bekommen. Die starren tiefgrünen Blätter zitterten gemeinsam in der Brise.
Die junge Frau konnte noch so oft irritiert blinzeln – vor ihren Füßen stand ein Olivenbaum, doppelt oder vielleicht sogar dreimal so groß wie sie selbst. Wie war das möglich? Mit eigenen Händen hatte sie das kleine Bäumchen vor gerade erst einem halben Jahr in diesen Boden gesetzt! Wie konnte dieser Baum in nur einem halben Jahr in solche Höhen sprießen? Ihr verwirrter Blick wandte sich zu Boden, wo einige Olivenbaumwurzeln an die Oberfläche traten und bogenförmig wieder in das Erdreich verliefen.
Augenblicklich wurde der Frau schwindelig. Es war einfach unmöglich, dass sie gerade einen so jungen Baum betrachtet. Die Rinde war knorrig und schälte sich an einigen Stellen trocken ab, ganz wie es ältere Olivenbäume zu tun pflegen. Ihr Kopf wurde plötzlich brühend heiß, und ihre Beine schwankten bedrohlich; mit einem leisen Schrei fiel sie nach vorne und konnte sich gerade noch rechtzeitig am dicken Stamm des Olivenbaumes festhalten. Ihre zarten Finger fanden in seiner rauen Struktur perfekten Halt. Sie presste ihren Kopf fest an die Haut des Baumes, sodass sie nicht noch mal ihre Kraft verlassen würde und sie umfällt. Ihr Herzschlag dröhnte drohend in ihren Ohren und auf ihrem kreidebleichen Gesicht bildeten sich Schweißperlen. Doch schon der nächste Schock verschlechterte ihre Laune. Ihre Augen riss sie zu unnatürlicher Größe auf und sie zog sofort das weite blaue Kleid, in das sie gehüllt war, nach oben um aufgeregt ihren prallen Bauch zu betasten, der beinahe kugelrund von ihrem sonst recht schlanken Körper abstand. Sie spürte kleine, kaum merkliche Bewegungen unter ihrer Haut und war augenblicklich ein wenig beruhigter als zuvor. Mit erleichtertem Keuchen wischte sie sich über die Stirn, schloss die Augen und versuchte, ihre Atmung wieder zu regulieren und ihren Puls wieder einigermaßen zu senken. Sie atmete tief durch und drückte ihren Nacken gegen den steinharten Baum. Der samtweiche Wind kühlte ihr wieder ein wenig den Kopf und sein harmonisches Pfeifen hatte eine beruhigende Wirkung auf die die Frau, die ihre Lider wieder langsam öffnen konnte und wieder in den Garten blickte. Dort standen all die Blumen, unverändert in schönster Blüte und warteten geduldig auf Pokémon, die ihre Samen verteilen würden. Ihre verlockenden Farben schwangen andächtig im Takt des Windes und ihre Blätter machten flatternd auf sich aufmerksam.
Die junge Dame atmete noch einmal tief durch und stieß sich schließlich von dem großen Olivenbaum ab. Sie fand wieder das Gleichgewicht und stand mit beiden Beinen fest auf dem weichen Humus. Sie machte ein paar vorsichtige Schritte, die aber bald an Tempo zunahmen. Sie wollte unbedingt wissen, was in ihrem Garten vor sich ging; fast rennend durchquerte sie den Garten, fast wahnsinnig machte sie die Unkenntnis über ihr eigenes Grundstück. Sie rannte ohne Acht auf ihren Zustand, ohne Acht auf die Pflanzen, die kläglich unter ihrem bloßen Fuß zerdrückt wurden, ohne Acht auf das, was in ihrem Bauch auf seine eigene Blütezeit wartete. So schnell wie es ihr nur möglich war, bog sie um die Hausecke und suchte mit glasigen Augen nach weiteren ungewöhnlichen Dingen. Und die fand sie. Sie bremste mit ihren Füßen ab und blieb stehen. Fast vergaß sie das Atmen bei dem Anblick, der sich ihr bot.
Eisblaue Augen blickten sie neugierig an. Das Wesen, dem sie gehörten, hatte seine vier schlanken Beine seltsam verrenkt, scheinbar versuchte es, auf keine Pflanze zu treten und seine zarten Hufe so auf der Blumenerde zu platzieren, dass es kein Gewächs auf dem Gartenboden irgendwie verletzen könnte. Als es eine annehmbar unverkrampfte Position eingenommen hatte, blieb es stehen und musterte die Frau interessiert. Von der Spitze seiner Hufen bis zu seiner Brust war das Fell des Wesens anthrazit, nur an den Schienbeinen war noch ein wenig weißes Material, das zu strahlen schien. Überall war sein Fell kurz, fast wie eine Haut überzogen glatte Harre den drahtigen Körper, auch über seinem Bauch war das Fell nur eine dünne Schicht, die eng an seinem Körper saß, doch Rücken, Brust, Hals und auch der grazile Kopf war rein azurblau, dass sich vom hellblauen Himmel und dem frischgrünen Garten magisch abhob. Einzig der Schweif des Wesens bestand aus zotteligem, dunklen Fell, das nach oben gerichtet in der Brise flatterte. Von der Brust gingen zwei flügelähnliche Auswüchse ab, die seine Statur noch größer zu machen schienen. Der Hals war schlank und recht lang, an seinem Ende saß der vergleichsmäßig kleine Kopf, der dynamisch nach vorne gezogen war und den ruhigen, aber etwas verwirrten Blick in seinen Augehöhlen beherbergte. Doch diese Schönheit war nichts im Vergleich zu dem, was sich über dem zarten Gesicht des Wesens in alle Richtungen auszubreiten schien: Ein prächtiges Geweih thronte auf seinem Kopf, mit unzähligen Verzweigungen, die fächerförmig von ihm abstanden und scheinbar mit der Morgensonne verschmolzen. Doch es schien nicht aus normalem Knochen oder Horn zu sein, wie es bei Kronjuwild oder Damhirplex der Fall war, nein. Wie flüssiger Kristall flossen die gläsern anmutenden Gabelungen aus ihrem Ansatz, Farben, prächtiger als alle Blumentöne des Gartens, leuchteten scheinbar aus der Mitte des Materials heraus und flackerten unbekümmert in einem gleichmäßigen Rhythmus, der von der Geweihwurzel auszugehen schien. War das etwa der Herzschlag dieser Kreatur?
Das Eisblau seiner Augen suchte weiter den Körper der sprachlosen Betrachterin ab, als würde es etwas an ihr seltsam finden, vielleicht hatte dieses Pokémon noch nie zuvor einen Menschen gesehen? Sein Blick blieb auf ihrem Bauch hängen, der das wasserblaue Kleid merklich wölbte und von den zarten Händen der Frau schützend gehalten wurde. Sie wusste nicht, was sie gerade vor sich sah. Einerseits wirkte das Kronjuwild von freundlicher Natur, andererseits spürte sie schon allein von seinem Anblick die grenzenlose Macht, die ihm innewohnt, und so blieb ihre Skepsis.
Das Wesen schien zu verstehen und richtete sich wieder auf. Es bewegte den Kopf langsam auf und ab, als wollte es nicken. Dann drehte es sich vorsichtig wieder um, spannte seine Beine an und sprang mit nur einem Satz aus dem Garten, glitt durch den Frühlingsduft und schwebte sanft über den grün lackierten Holzzaun.
Die Frau konnte sich endlich aus ihrer Starre befreien, ihre Beine gehorchten ihren Befehlen wieder und sie rannte in wiedererweckter Neugier der seltsamen Kreatur hinterher. Sie zertrampelte auf ihrem Weg zum Zaun all die Pflanzen, die das Wesen so vorsichtig umgangen ist, doch in diesem Augenblick war ihr selbst die Schönheit des Gartens unwichtig, einzig dieses bizarre Kronjuwild fand Platz in ihrem Kopf.
Als sie am Zaun angelangt war, blickte sie aufgeregt den Weinhang herunter, zwischen dessen Reben gerade das strahlende Licht des Geweihs hindurchhuschte. Selbst von ihrer Entfernung aus konnte man sehen, dass überall, wo es vorbei rannte, augenblicklich reife Trauben aus den Reben wuchsen. Ein Schmerz fuhr durch den Bauch der Frau. Stöhnend legte sie eine Hand darauf und atmete schwer.
Das Kind hatte sich bewegt.
Mitternacht.
Neumond.
Totale Finsternis.
Doch ich konnte nicht schlafen. Unruhig lief ich vor meinem Bett auf und ab. Von draußen drang das Heulen eines Wolfes zu mir herein.
Mein Blick richtete sich zum Fenster. Gedankenverloren schaute ich hinaus.
Warum musste ich gerade in diesen Sommerferien auf ein dermaßen langweiliges Internat geschickt werden?
Doch noch ahnte ich nicht, dass sich auf diesem Internat einiges anders verhielt, als es eigentlich üblich gewesen wäre …
Sicher kommt nun die Frage auf, wie es dazu kam, dass ich auf ein Internat geschickt wurde.
Wenn nicht fragt ihr euch zumindest, wer ich bin.
Mein Name ist Stan, Stan Wraight und ich kam auf dieses Internat, weil meine Eltern beweisen wollten, dass sie Geld besitzen. So kam ich vor 5 Jahren, im Alter von 13, auf die ‚Private School of New Haven‘. Schulisch waren meine Leistungen nie besonders hervorragend, was mir auf einer solchen Vorzeigeinstitution nicht gerade einen Einstieg erleichterte.
Schon am ersten Tag hatte ich das Gefühl, von den anderen Schülern gemieden und verachtet zu werden. Wenn ich in der Nähe war wurden sofort alle Gespräche abrupt unterbrochen und hinter meinem Rücken begannen die Schüler um mich herum zu tuscheln. Bis heute weiß ich nicht was sie alles erzählt haben.
Aber was mich eigentlich so verwirrte, waren die Hausregeln.
1. Ab 23.00 Uhr haben sich alle Schüller/Innen auf ihren Zimmern aufzuhalten.
2. Während der Nacht haben ausnahmslos alle Fenster fest verschlossen zu sein.
3. Das Fressen von Mitschülern, sollten sie auch noch so delikat riechen, ist strengstens untersagt.
4. Nach außen hin ist der Schein von Normalität zu wahren.
5. Unerlaubte Nutzung von Fähigkeiten wird bestraft.
6. Zuwiderhandlungen werden nicht geduldet, sondern können mit Schulverweis gestraft werden.
Ich dachte in den ersten zwei Monaten, dass diese Regeln nur zur Aufheiterung benutzt wurden, doch wurde ich relativ schnell eines Besseren belehrt.
Noch immer muss ich grinsen, wenn mir überlege, dass ich ernsthaft versucht habe mir vorzustellen, wie meine Klassenkameraden einander auffressen würden. Wie sollte ich auch ahnen, dass ich der einzige normale ‚Mensch‘ war.
Doch nach der Einlebungsphase von zwei Monaten wurde mir schnell signalisiert, dass ich besser einfach nur funktioniere und nicht zu viele Fragen stellen sollte. Jemand sagt sogar, es sein am besten immerzu den Mund zu halten und auf alles nur mit dem Kopf zu nicken.
Denn mit dem dritten Monat begann die Zeit der ‚Geheimen Bruderschaft der Dunkelheit‘.
Die Zeit in einer Organisation, die alles andere als menschlich war.
Eine Organisation, bestehend aus allem was man sonst nur von Märchen kannte.
Und ich war nun ein Teil davon und sollte das Rätsel um den mordenden Wolfsgeist lösen.
Ich, der der einzige ohne jegliche Begabung war. So dachte ich es zumindest …
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