Sexismus

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  • Na wenn dein Alter korrekt angegeben ist, bist du in fünf Jahren etwas schlauer. ;) Aber solche Aussagen wirken gerade in einem solchen Topic natürlich eher etwas fragwürdig.

    Ich denke nicht, es gibt eben Dinge, die sind auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten und solche Groschenromane sind schon eher auf ältere Frauen zugeschnitten. Sunaki hat mit keinem Wort erwähnt, dass nur solche 30-50 jährige Hausfrauen sowas lesen, oder, dass alle sowas lesen, aber es wird eben die Hauptzielgruppe sein. Außerdem ist dein Antisexismus hier viel sexistischer, als Sunakis Aussage an sich.

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß.   «

  • Und damit wolltest du jetzt etwas über 30-50 Jahre alte Frauen sagen oder einfach nur Hausfrauen ansich einen bestimmten Stempel aufdrücken? :unsure:

    Nein, ich denke einfach dass Groschenromane mit Fabio und Kliffe am Meer nicht ganz so beliebt bei jüngeren sind.

    Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es wirkt etwas albern, also denke ich, dass es mehr ein last Gen Ding ist.

    Ja sicher, aber dafür gibt es halt für jüngere Frauen Erotikromane mit dem "psychopathic male lead", was ich jetzt nicht weniger cringey finde. xD

    Selbst wenn man auf dem Cover nichts sieht; Beschreibungen lassen auch ein Bild entstehen.


    Zitat von Sunaki

    Wobei Muskelmänner genau wie sexy Frauen auch unrealistische Standards setzen.

    Sie sind also ein ähnliches Problem, wenn auch nicht ganz gleich.

    Naja, aber wie gesagt: Viele Künstler zeichnen in erster Linie, was ihnen selbst gefällt (und wer für große Computerspiele oä zeichnet, wohl das, was die obere Etage durchwinkt). Es ist nicht wirklich die Aufgabe eines Zeichners ein realistisches Bild zu verbreiten. Wieso sollte man von einem Künstler verlangen sich einen anderen Stil anzueignen?

    Es muss einem ja nicht alles gefallen, was man betrachtet und es ist auch nicht alles auf einen zugeschnitten. Ob es mir lieber wäre, wenn weniger Charaktere recht sexualisiert dargestellt werden würden, ist was anderes. xD


    Wie sehr die auf den einzelnen Konsumenten einwirken, ist was anderes, aber dafür ist man iwo auch stark selbst verantwortlich. Man selbst und bei Jüngeren noch die Erziehungsberechtigten, ältere Geschwister, die Schule ...

  • Ihr macht gerade bezüglich Female Gaze vs Male Gaze einen großen Fehler: Ihr denkt, dass diese gleich, nur geschlechtsverkehrt sind und daher dieselben Auswirkungen haben könnten. Etwas, dass allein durch die Gesellschaftsstruktur, selbst bei ähnlicher Objektivizierung nicht gegeben wäre.


    Denkt darüber einfach als Wishfullfillment. Was sind die Wishfullfillment-Fantasien, die an Frauen vermarktet werden? Was sind dagegen die Wishfullfillment-Fantasien, die an Männer vermarktet werden?


    Männer bekommen Machtfantasien serviert, in denen Frauen meist nur als Objekte der Eroberung oder um ihnen zur sexuellen Befriedigung dienen. In Filmen, die explizit an Männer gerichtet sind, gibt es nur ein paar Frauentypen: Die rehäugige Unschuldige, die gerettet wird. Die Frau, die vom Film eher als Mann dargestellt wird. Die Frau, die ebenfalls eher als Mann dargestellt wird, aber dabei über die Maßen sexualisiert ist. Die Mutter. Das Vergewaltigungsopfer, das Rache übt, dessen Vergewaltigung zuvor jedoch in jedem Detail dargestellt wird, damit sich der Zuschauer daran ergötzen kann. Wobei in den reinen Machtfantasien eher die ersten drei Typen vorkommen, vor allem Typ 1 und Typ 3, wobei Typ 3 oftmals antagonistisch ist und vom Helden "ihren Platz" gezeigt bekommt. Frauen sind selten mehr als ein Plotdevice, um den männlichen Helden anzuspornen. Gerade Typ 1 wird oft entführt und als Geisel gehalten. Wenn man ihr dabei etwas antut, tut man es nicht ihr an, sondern dem männlichen Helden, was der Film auch klar macht. (Wenn die Frau misshandelt wird, damit der Bösewicht dem Helden erzählen kann, was er ihr alles angetan hat und der Held dadurch mehr Antrieb bekommt.)



    Frauen bekommen meistens Fantasien serviert, die viel mehr auf dem emotionalen Spektrum stattfinden. Unabhängig davon, ob es Romanzen sind oder nicht (aber wenn es Wishfullfillment ist, kommen meistens zumindest romantische Aspekte mit vor). Emotionen und emotionale Entwicklung stehen im Vordergrund. Auch bei den männlichen Charaktere. Bei Filmen, die den Female Gaze bedienen (so wenige es auch sind) liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf Gesicht und vor allem Augen. Auch der männlichen Charaktere. Das ist nicht besonders "objektivizierend".


    Dazu darf man halt nicht außer acht lassen, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo die Macht noch immer auf der Seite der Männer liegt. Da ist wieder diese Sache mit "struktureller Sexismus" und "Warum Männer nie Sexismus auf die Art erfahren können, wir Frauen". Es gibt Studien über Studien, dass Männer, die sehr viel Medien, in denen Frauen rein objektiviziert vorkommen und vor allem auf ihre sexuellen Aspekte reduziert sind, tendenziell mehr und schneller zur Gewalt gegen Frauen neigen. Es gibt auch genug Studien, die zeigen, dass Konsumierung von solchen Medien Männer, wie Frauen weniger empathisch gegenüber Frauen werden lässt. Es führt dazu, dass sie bspw. weniger geneigt sind, Vergewaltigungsopfern zu glauben oder wenn eher die Schuld bei dem Opfer suchen (sie hätte ja nicht trinken sollen, sie hätte sich vernünftig anziehen können etc.). Bei Frauen führt der Konsum solcher Medien zudem zu einer erhöhten Neigung zu Depressionen.


    Wir leben in einer Gesellschaft, in der davon ausgegangen wird, dass 20 bis 30% aller Frauen bereits Erfahrungen mit Vergewaltigungen oder versuchten Vergewaltigungen gemacht haben, von denen nur die wenigsten zur Anzeige gebracht werden. Aus Angst vor Rache, aber vor allem auch aus Angst davor, dass ihnen nicht geglaubt wird oder sie für die Vergewaltigung geshamet werden. Wir leben in einer Gesellschaft mit dem Doppelstandard: "Sie hat getrunken. Muss sie sich nicht wundern, wenn das einer ausnutzt! Selbst Schuld. Er war betrunken? Dann konnte er doch gar nichts dafür, dass er sie vergewaltigt hat! Er hatte sich ja nicht unter Kontrolle!"


    Anders gesagt: Ich halte Objektivizierung von Menschen durch Medien für generell furchtbar, durch vorhandene, gesellschaftliche Strukturen jedoch die von Frauen als schlimmer, als die von Männern, die allerdings Frauen nicht einmal anspricht. Beim Female Gaze geht es allerdings mehr um eine Vermenschlichung, als eine Entmenschlichung.


    P.S.: Ist diese Sache mit "Male Gaze" -> Gefühlskalt, "Female Gaze" -> emotionalisierend auch eine Form von Sexismus? Ich würde sagen ja. Ich habe mir diese Begriffe und ihre Definition allerdings nicht ausgedacht. Also bitte greift jetzt nicht mich darüber an, dass sie euch nicht passen. ^^"


    P.P.S.: Zum Thema Frauen in Action Filmen hat Innuendo Studios vor ein paar Tagen eine wunderbare kleine Mini-Doku (mit 8 Teilen) gemacht unter dem Gesichtspunkt, wie Mad Max Fury Road die weiblichen Charaktere besser/Respektvoller darstellt, als man es üblicherweise sieht.


  • Zitat von Alaiya

    Dazu darf man halt nicht außer acht lassen, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo die Macht noch immer auf der Seite der Männer liegt. Da ist wieder diese Sache mit "struktureller Sexismus" und "Warum Männer nie Sexismus auf die Art erfahren können, wir Frauen". Es gibt Studien über Studien, dass Männer, die sehr viel Medien, in denen Frauen rein objektiviziert vorkommen und vor allem auf ihre sexuellen Aspekte reduziert sind, tendenziell mehr und schneller zur Gewalt gegen Frauen neigen. Es gibt auch genug Studien, die zeigen, dass Konsumierung von solchen Medien Männer, wie Frauen weniger empathisch gegenüber Frauen werden lässt. Es führt dazu, dass sie bspw. weniger geneigt sind, Vergewaltigungsopfern zu glauben oder wenn eher die Schuld bei dem Opfer suchen (sie hätte ja nicht trinken sollen, sie hätte sich vernünftig anziehen können etc.).

    Natürlich ist das wahr, aber trotzdem ist es verletzend / kann es verletzend sein, wenn es so dämliche Twittertags wie "menaretrash" etc. gibt. Klar sind nicht alle gemeint, aber für den Einzelnen ist es trotzdem unangenehm. Ich würde sowas über mich / mein Geschlecht auch nicht lesen wollen und das eigentliche Ziel sollte sein jeden mit einen gewissen Grundrespekt zu behandeln, wenn derjenige auch dazu bereit ist, und solchen Mist generell bei und gegen alle zu unterlassen.

    Wie in dem anderen Topic gesagt, ist es einem in erster Linie die strukturelle Ebene egal. Du bist einfach als Individuum betroffen, von jemand anderen, der dich privat angreift. Alles andere, auch strukturelle Benachteilung und Sexismus, kommt erst auf der zweiten Ebene.


    Zitat von Alaiya

    Bei Frauen führt der Konsum solcher Medien zudem zu einer erhöhten Neigung zu Depressionen.

    Glaub ich dir ebenfalls, auch wenn der wahre Kernauslöser wohl immer ein anderer ist, der im privaten Umfeld liegt. Solche Faktoren sind vll. für manche verstärkend, aber kein Auslöser. Wer sowas so unglaublich nah an sich heranlässt, kann ohnehin kein allzu gesundes Selbstwertgefühl haben und das wird im Umfeld aufgebaut und zerstört. Das soll jetzt kein Vorwurf gegen Betroffene sein und ich weiß von mir selbst, dass mich manche Themenbereiche in Medien echt stören bis leicht aufregen können, vor allem die Reaktion mancher Konsumenten wie "ich hab ja nichts gegen Homosexuelle, aber sehen muss ich das nicht!", aber im Endeffekt lässt man diese Leute doch reden, nachdem man sich etwas über sie ausgelassen hat. Insgesamt wäre eine Verbesserung wünschenswert, aber die Sache ist doch komplexer. Die eigentliche Frage ist ja, ob man alles so nah an sich heranlässt. Es die Aufgabe des Umfelds ein gesundes Selbstbewusstsein zu schaffen, damit nicht alles direkt unter die Haut geht, auch wenn manche Menschen eben um einiges sensibler sind als andere und sowas auch intrinsich ist.

    Tl;dr: Glaub ich dir, ist aber ein Faktor von vielen anderen, Bedeutenderen.


    Auch das hier...

    Zitat von Alaiya

    Es gibt Studien über Studien, dass Männer, die sehr viel Medien, in denen Frauen rein objektiviziert vorkommen und vor allem auf ihre sexuellen Aspekte reduziert sind, tendenziell mehr und schneller zur Gewalt gegen Frauen neigen.

    Diese Männer haben wahrscheinlich davor schon zur Gewalt im Allgemeinen oder speziell gegen Frauen gerichtet, geneigt. Genauso wie sie davor schon vermutlich ein fragwürdiges Frauenbild gehabt haben werden und sich selbst nicht besonders reflektieren. Solche Leute suchen extra und immer wieder nach allen möglichen Bestätigungen bei ihren Freunden und in den Medien, weil sie sich ohnehin nur das ansehen, was ihnen zustimmt, und ihrer Auswahl wahrscheinlich auch extrem einseitig sind.


    Zitat von Alaiya

    Anders gesagt: Ich halte Objektivizierung von Menschen durch Medien für generell furchtbar, durch vorhandene, gesellschaftliche Strukturen jedoch die von Frauen als schlimmer, als die von Männern, die allerdings Frauen nicht einmal anspricht. Beim Female Gaze geht es allerdings mehr um eine Vermenschlichung, als eine Entmenschlichung.

    Ich würde ja zustimmen, wenn ich da nicht so viele cringey Dinge gesehen hätte. An sich mag da was Wahres dran sein, aber allgemeingültig ist es bestimmt nicht. ^^"

  • Wie in dem anderen Topic gesagt, ist es einem in erster Linie die strukturelle Ebene egal. Du bist einfach als Individuum betroffen, von jemand anderen, der dich privat angreift. Alles andere, auch strukturelle Benachteilung und Sexismus, kommt erst auf der zweiten Ebene.

    Die strukturelle Ebene darf aber nicht egal sein. Solange die strukturelle Ebene nicht durchbrochen und verbessert wird, solange wird sich auch die individuelle Ebene nicht ändern.


    Ich fand am Anfang diese #menaretrash Aussage auch problematisch, aber ich habe mich mit den Hintergründen beschäftigt und ich verstehe es mittlerweile. Und unterschreibe es auch. Denn es zeigt das Problem an der Sache, genau so wie die Tatsache, weiße als Kartoffeln zu bezeichnen. Wer sich lieber über #manaretrash und Kartoffeln aufregt, versteht den Kern des Problems nicht.


    Was ist schlimmer? Im Internet lesen zu müssen #menaretrash oder jeden Tag mit der Angst vergewaltigt werden zu werden leben zu müssen? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Gewalt, die viele Männer jeden Tag an Frauen verüben? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Tatsache, dass in einigen Ländern mehr als die Hälfte aller Frauen regelmäßig sexualisierte Gewalt erfahren?


    #menaretrash hat damit zu tun, dass auch vermeintlich progressive, sich selbst links einordnende Männer, die meinen für Frauenrechte einzustehen, sich im Zweifel doch auf die Seite anderer Männer stellen. Es hat mit Himpathy zu tun. Mit Doppelstandards gegenüber Frauen, die auch diese Männer unterstützen. Es hat mit Männern zu tun, die sich zwar empathisch zeigen, am Ende aber doch meinen, dass frau besser aufpassen solle, dass sie nicht zu viel trinkt oder zu wenig trägt. Es hat mit Männern zu tun, die sagen, man würde die falschen Schwerpunkte setzen, wenn man sich über Objektivizierung von Frauen beklagt, die sagen, man sollte sich erst einmal darum kümmern, dass keine Frauen in Afrika mehr beschnitten werden und wir erst dann über das "kleine Bisschen Unterschied im Westen" reden können. Es hat damit zu tun, dass die USA einen Präsidenten haben, der öffentlich damit angegeben hat, Frauen zu vergewaltigen, dass dort ein neuer Supreme Justice erhoben wird, der wahrscheinlich mehrfach versucht hat, Frauen zu vergewaltigen, es vielleicht sogar mehrfach tatsächlich getan hat, damit, dass Deutschland einen verfickten Innenminister hat, der lange Zeit vertreten hat, dass ein Ehemann seine Ehefrau nicht vergewaltigen könnte, damit, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau unter der Behandlung eines männlichen Arztes stirbt, um ein vielfaches steigt, damit, dass Frauen weltweit der Zugang zu Verhütung schwer gemacht, gleichzeitig aber in ihre Verantwortung gegeben wird, damit, dass Männer noch immer glauben, die Körper von Frauen kontrollieren zu müssen.


    Der individuelle Sexismus ist nicht das Problem. Mit individuellem Sexismus käme jeder klar. Manche Leute haben Vorurteile gegenüber Leute mit blauen Augen, gegenüber bestimmten Berufsgruppen, gegenüber was auch immer. Damit kommt man klar. Ja, es mag für den Moment doof sein, aber das ist es eben: Ein momentaner Zustand. Wenn dich jemand aus irgendwelchen Gründen scheiße behandelt, dann kommst du damit klar. Du kannst der Person aus dem Weg gehen. Strukturelle Probleme sind jedoch anders. Strukturelle Probleme bedeuten, dass du egal, wo du hingehst, damit rechnen musst, selbst bei Leuten, die vorgeben, sich für deine Rechte einzusetzen. Strukturelle Probleme heißen, dass Betroffene (vor allem diejenigen, die doppelt betroffen sind, wie women of color) immer wieder Angst haben müssen.


    Solche Faktoren sind vll. für manche verstärkend, aber kein Auslöser.

    Bei dir ist alles die Umwelt, Bastet. Aber a) ist das so nicht richtig und b) wird auch die Umwelt von Medien beeinflusst.


    Zuerst einmal: Bezüglich der Objektivizierung von Frauen und dem Gewaltfaktor: Es gibt zwei unabhängige Studien, eine aus den UK, eine aus Schweden, die genau das untersucht haben und zu dem Ergebnis gekommen sind, dass diese Medien JEDEN Mann beeinflussen, unabhängig davon, ob dieser für oder gegen Frauen und Frauenrechte ist.


    Beide Studien sind ähnlich vorgegangen: Sie haben Testgruppen aus verschiedenen Hintergründen und verschiedenen politischen Ansichten genommen und im Rahmen des Versuchs für mehrere Wochen deren Mediendiät verändert. Die einen haben eben Medien konsumiert, die vorrangig Frauen Objektivizieren, die anderen welche, die das eben nicht tun. Die Reaktionen waren in beiden Studien recht deutlich: Die Männer, die die objektivizierten Medien konsumiert hatten, haben am Ende weniger Empathie gegenüber Frauen gezeigt.


    Und es muss nicht einmal lang sein. Es gab ebenso eine weitere Studie in den UK, in denen Leuten (Männern, wie Frauen) Bilder von Frauen gezeigt wurden. Die einen normal, die anderen objektiviziert. Dann wurden ihnen Szenen gezeigt, in denen diese Frauen angegriffen wurden. Bei den Frauen, die vorher objektiviziert dargestellt worden waren, wurde der Angriff viel häufiger als "verdient" angesehen und hat weniger empathische Reaktion ausgelöst.


    Deswegen finde ich es auch sehr kritisch, wenn Leute, unabhängig davon, ob diese männlich oder weiblich, schwarz oder weiß sind, bevorzugt Medien konsumieren, die aus einem white-cishet-male gaze gemacht sind oder für einen solchen. Es hemmt die Empathie gegenüber anderen Gruppen. Es hemmt das Verständnis.


    Und da ist eben der Einfluss b). Auch die Umwelt konsumiert Medien. Das heißt Ideen, die von den Medien vermittelt werden, werden im Umfeld verstärkt, da oftmals ähnlich oder gleiche Medien konsumiert werden (einmal davon abgesehen, dass eben die meisten Medien von weißen Männern kontrolliert werden). Dann wird in den Medien ein bestimmter Look beworben und auch im Umfeld machen viele ihn nach. Weil jeder einzelne beeinflusst ist. Sicher, die einen mehr, die anderen weniger, aber dennoch ist jeder beeinflusst. Sicher, einige haben die eigene Stärke sich davon loszusagen, aber diese sind die Ausnahmen. Deswegen ist die Verantwortung der Medien so groß. Deswegen sind falsche Schönheitsideale in Medien so schädlich.


    Wenn du da die coolen 15-, 16jährigen "Mädchen" in der Klasse hast, die sich auf bestimmte Art Kleiden, andere Mädchen fatshamen, Make-Up tragen und darauf beharren, dass nur wer Label X trägt "cool" sein kann, glaubst du, dass haben die sich so ausgedacht? Nein, das haben sie aus den Medien. Und wenn ein etwas molliges Mädchen einer Freundin erzählt, dass sie endlich abnehmen will und die Freundin damit ihrer eigenen überflüssigen drei Kilo bewusst macht, glaubst du, dass macht sie aus böser Absicht? Nein, das macht sie, weil Gesellschaft und Medien ihr, genau so wie ihrer Freundin ein Bild, ein Ideal vermittelt haben.


    Es ist nicht so, als ob die Medien und Umwelt getrennt von einander existieren. Sie interagieren. Bewusst. Unterbewusst. Permanent. Gerade in unserer heutigen, modernen, von Medien durchsetzten Gesellschaft. Das eine geht nicht ohne das andere. Es ist eine Echokammer, ein Teufelskreislauf. Aber es ist unmöglich die eine Seite (die Umwelt) zu kontrollieren, weil sie zu weitläufig, zu facettenreich ist. Die Medien jedoch sind viel konkreter, diese lassen sich beeinflussen, um ein positiveres Bild zu formen. Deswegen haben sie die Verantwortung.


    Ja, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Aber es ist moralisch nur angebracht, von denjenigen, die Millionen, Milliarden an der Gesellschaft verdienen, die eine riesige Reichweite und unglaublichen Einfluss haben, zu erwarten, entsprechend verantwortlich aufzutreten und zu agieren, Problemen entgegenzuwirken, anstatt diese zu verstärken.


    Ich würde ja zustimmen, wenn ich da nicht so viele cringey Dinge gesehen hätte. An sich mag da was Wahres dran sein, aber allgemeingültig ist es bestimmt nicht. ^^"

    Was für "cringey" Dinge?

  • Ich fand am Anfang diese #menaretrash Aussage auch problematisch, aber ich habe mich mit den Hintergründen beschäftigt und ich verstehe es mittlerweile. Und unterschreibe es auch.

    Na ja, in Konzept und mit Hintergrundwissen ergibt es vielleicht Sinn, aber wenn man Leute erreichen will, darf man sie nicht antagonisieren und ich bezweifle dass viele einem zuhören, wenn man mit diesem Hashtack ankommt.

  • Wer sich lieber über #manaretrash und Kartoffeln aufregt, versteht den Kern des Problems nicht.

    Vielleicht wollen manche einfach nicht "den Kern des Problems" verstehen, wenn man ihnen respektlos und verallgemeinernd begegnet? Wenn ich #womenaretrash schreiben würde auf Twitter oder die Hautfarbe anderer kommentiere, wäre auf einmal der größte Shitstorm ever los. Aber wenn es die andere Seite macht, scheint es dann in Ordnung zu sein?


    Was ist schlimmer? Im Internet lesen zu müssen #menaretrash oder jeden Tag mit der Angst vergewaltigt werden zu werden leben zu müssen? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Gewalt, die viele Männer jeden Tag an Frauen verüben? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Tatsache, dass in einigen Ländern mehr als die Hälfte aller Frauen regelmäßig sexualisierte Gewalt erfahren?

    Seit wann ist das denn in Ordnung, des einen Probleme über die Probleme eines anderen zu stellen? Die Gefahr, vergewaltigt und/oder getötet zu werden ist durchaus dringend, aber in keiner Art und Weise ist es okay, wenn man deswegen auf einmal daher kommt und jeden Mann in einen Topf mit Vergewaltigern, Sexisten, Mördern,... zu werfen. Solltest du nicht wissen, was so ein Umfeld für einen Einfluss auf dich haben kann? Dass es dir schaden kann? Wieso machst du sowas dann?


    Du hilfst mit einem derartig radikalem Verhalten nicht, sondern schadest dem ganzen Geschlecht. So etwas trägt dazu bei, dass Feminismus immer mehr und mehr wie ein Witz wirkt (davon abgesehen wäre ich mehr für einen Begriff der Gleichberechtigung fördert, und nicht schon so für Weiblichkeit über alles steht.) und auch nichts mehr bewirken kann. Entweder ihr zeigt vor, dass es auch besser geht, oder ihr seid echt nicht viel besser.


    white-cishet-male gaze

    Ist es jetzt auf einmal schlimm, cis und hetero zu sein? Das ist eben genau das, was ich erwähnt habe. Diese Aura, dieses Verhalten, dass du Leute nicht ein Gefühl des Unwohlseins gibst, sondern viel mehr ein "Du solltest das nicht sein". Wer aus der Allgemeinheit würde dir mit legitimen (!) Problemen noch zuhören wollen?

  • Ist es jetzt auf einmal schlimm, cis und hetero zu sein? Das ist eben genau das, was ich erwähnt habe. Diese Aura, dieses Verhalten, dass du Leute nicht ein Gefühl des Unwohlseins gibst, sondern viel mehr ein "Du solltest das nicht sein". Wer aus der Allgemeinheit würde dir mit legitimen (!) Problemen noch zuhören wollen?

    Nein, die Ausdrücke stammen daher, dass diese Personenkreise privilegiert sind, zumindest in den bestimmten Situationen. Es ist nicht schlimm, aber man kommt nicht drumrum das anzusprechen, weil privilegierte Gruppierungen oft gar nicht merken, was gerade schief läuft (wie auch, wenn sie es nicht erleben). Es muss definiert werden, worum es geht, welche Perspektive gerade vorherrscht und was der gemeinsame Nenner ist, sonst kann man keine vernünftige Lösung gemeinsam erarbeiten. So funktionieren nun mal empirische Untersuchungen, die nicht einfach nur auf Meinungen und Gefühlen beruhen sollen. Nur sobald man es dann benennt, fühlen sich die ersten angegriffen. Leider ist das Gefühl, dass man sich dafür rechtfertigen müsste, weit verbreitet (nicht nur beim Thema Sexismus, auch bei kulturellen Unterschieden, im Beruf, in der Bildung, bei sozio-ökonomischen Unterschieden etc.). Wahrscheinlich auch, weil es Menschen gibt, die das tatsächlich grundlos vorwerfen = Vorurteile haben. Finde ich persönlich auch ziemlich negativ, weil diese Leute einem oft die gesamte Diskussion erschweren und vom eigentlichen Punkt ablenken.


    Allerdings passiert das auch täglich umgekehrt. Ich kann mich darüber äußern, dass ich mich mit etwas unwohl fühle, das unter die Kategorie "Sexismus" fällt und werde dann deswegen blöd angemacht, weil es zum "guten Ton gehört" Sexismus unter Bekannten nicht anzusprechen ("Ist ja alles nur Spaß!!!!" Für wen, frage ich mich? "Sei doch nicht gleich so!!" Ab dem wie vieltem Mal darf ich dann so sein? "Sei doch nicht immer so!!!" Warum bist du dann immer so? Ich REagiere, falls dir das noch nicht aufgefallen ist). Selbst wenn ich das nicht als Sexismus bezeichne, sondern einfach sage, dass ich das so nicht sehen/hören/haben möchte. Und das ist auch eine weit verbreitete Strategie von privilegierten Personen, weil sie sich von der Thematik nicht angesprochen fühlen möchten. Ich weiß nicht, ob es unbewusst ein Schuldgefühl ist, dass unsere Psyche automatisch ablehnt, oder es etwas anderes ist, aber es ist sehr auffällig, wie ablehnend jemand auf Kritik reagiert, wenn er/sie Teil der privilegierten Gruppe ist. Kann das auch nachvollziehen, da ich natürlich, wie die meisten anderen Menschen, Teil irgendeiner privilegierten Gruppe bin und sowas selber schon mal erlebt habe. Ja, es ist nicht angenehm. Ja, man möchte nicht als Teil eines Problems wirken. Aber doch, man wird in dem Moment Teil davon, wenn man es runterspielt oder ablehnt, anstatt die Kritik zu reflektieren.

  • Was ist schlimmer? Im Internet lesen zu müssen #menaretrash oder jeden Tag mit der Angst vergewaltigt werden zu werden leben zu müssen? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Gewalt, die viele Männer jeden Tag an Frauen verüben? Was ist schlimmer? #menaretrash oder die Tatsache, dass in einigen Ländern mehr als die Hälfte aller Frauen regelmäßig sexualisierte Gewalt erfahren?

    Du willst also Unrecht mit Unrecht bekämpfen? Moralisch mehr als fragwürdig, unabhängig davon, was das größere Unrecht ist.


    Es hat mit Männern zu tun, die sich zwar empathisch zeigen, am Ende aber doch meinen, dass frau besser aufpassen solle, dass sie nicht zu viel trinkt oder zu wenig trägt.

    Zu wenig? Ich gehe mal nachfolgend davon aus, du meinst zu viel, andernfalls bitte korrigieren. Also: Was genau ist hieran jetzt so gravierend? Frauen können tendentiell weniger Muskelmasse aufbauen und vertragen aufgrund ihrer Statur weniger Alkohol als Männer. Das ist kein Sexismus, das sind biologische Fakten (Und bevor der Strohmann aufkommt: Mir ist schon klar, dass es sich dabei um eine statistische Verteilung handelt und nicht jede Frau in der Hinsicht gleich ist). Wenn ich nun also zum Beispiel einer Frau dabei helfe, etwas zu tragen, dann ist das keine freundliche Geste von mir, sondern Trash-Verhalten? Und wenn ich merke, dass eine Frau genug getrunken hat und ich sie davon abhalte mehr zu trinken, ist das auch sexistisches Verhalten oder dergleichen? Weil Männer ja mehr trinken können? Obwohl ich das selbe Prinzip auch bei Männern an den Tag legen würde?


    Seit wann ist es sexistisch geworden, aufeinander zu achten und die Handicaps anderer zu berücksichtigen? Ist nicht genau sowas eigentlich das, was der Neo-Feminismus anstrebt? Equality of Outcome anstelle von Equality of Opportunity?


    EDIT: Ich bin darauf hingewiesen worden, dass mit "zu wenig trägt" der Kleidungsstil gemeint ist. Mein Fehler, ändert aber an der Kernaussage nicht wirklich was. Selbstredend sollte (in dem Kontext) Niemandem vorgeschrieben werden, was er wann wie anziehen sollte. Aber wenn ich um den Fakt Bescheid weiß, dass es eben Sexualstraftäter gibt und mit knapper Kleidung als Frau die Wahrscheinlichkeit höher ist, Opfer einer solchen Person zu werden, ist es dann wirklich so verwerflich, wenn ich mir da dann auch mehr Sorgen mache? Die Welt ist in dem Moment halt leider so, wie sie ist. Mir wäre es auch lieber, wenn das unbeschwerter wäre.


    Es hat mit Männern zu tun, die sagen, man würde die falschen Schwerpunkte setzen, wenn man sich über Objektivizierung von Frauen beklagt, die sagen, man sollte sich erst einmal darum kümmern, dass keine Frauen in Afrika mehr beschnitten werden und wir erst dann über das "kleine Bisschen Unterschied im Westen" reden können.

    Es ist natürlich auch hier falsch, Unrecht mit größerem Unrecht relativieren zu wollen. Dennoch: Würde man sich zunächst auf den Sexismus in der dritten Welt und den Schwellenländern konzentrieren, würde man der Menschheit einen größeren Dienst erweisen, als wenn man in der westlichen Welt über langatmige Prozesse versucht, den Gender Pay Gap abzubauen. Solche Aussagen stammen daher, dass wir heutzutage eine große Dissonanz zwischen der Radikalität des neuen Feminismus und dem Lebensstandard der Frauen in der westlichen Welt erleben. Wenn bloßes Ansprechen einer Frau bereits als Rape klassifiziert wird, wird die Bewegung eben dadurch ins Lächerliche gezogen und als "unnötig" verstanden. Was ich mitunter nur unterschreiben kann. Wir brauchen keine Bewegung, die mit irgendwelchen Buzzwords um sich wirft und ihre Ideologie dadurch verbreitet, dass sie andere Meinungen mit "mansplaining" oder dergleichen untergräbt. Wir brauchen eine Bewegung, die ernsthaft an der Gleichberechtigung der Geschlechter interessiert ist. Der "gemäßigte" Flügel des neuen Feminismus ist das vielleicht auch, wird aber durch den Rest in ein schlechtes Licht gerückt. Insofern ist auch #menaretrash als schädlich einzuordnen. Damit werden definitiv keine Brücken gebaut.


    Es hat damit zu tun, dass die USA einen Präsidenten haben, der öffentlich damit angegeben hat, Frauen zu vergewaltigen, dass dort ein neuer Supreme Justice erhoben wird, der wahrscheinlich mehrfach versucht hat, Frauen zu vergewaltigen, es vielleicht sogar mehrfach tatsächlich getan hat, damit, dass Deutschland einen verfickten Innenminister hat, der lange Zeit vertreten hat, dass ein Ehemann seine Ehefrau nicht vergewaltigen könnte, damit, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau unter der Behandlung eines männlichen Arztes stirbt, um ein vielfaches steigt, damit, dass Frauen weltweit der Zugang zu Verhütung schwer gemacht, gleichzeitig aber in ihre Verantwortung gegeben wird, damit, dass Männer noch immer glauben, die Körper von Frauen kontrollieren zu müssen.

    Ich würde sehr gerne die Studie zu der Arztgeschichte sehen, da mir unbekannt. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass irgendein Arzt bewusst einen Menschen sterben lassen würde (außer er hat entsprechende psychische Probleme, was aber wohl kaum auf den Großteil der Ärzteschaft zutreffen wird). Wenn, dann handelt es sich da um unterbewusste Faktoren und/oder darum, dass Ärztinnen auch die weibliche Anatomie besser kennen. Gibt es auch eine Untersuchung dazu, ob die Sterblichkeitsraten von Männern bei Ärztinnen höher sind?


    Zur Verhütung: Hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass das auch medizinische Gründe haben könnte? Mir ist bekannt, dass mehr Geld in die Forschung zu weiblicher Verhütung gesteckt wurde. Aber glaubst du wirklich, dass der Ursprung im Sexismus liegt? Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich würde mich über mehr Verhütungsmöglichkeiten für den Mann freuen.


    War der letzte Teil ein Freudscher Versprecher? "Männer glauben". Also ich glaube nicht. Ich will dir da nicht zu nahe treten, aber auch schon der Abschnitt davor wirkte auf mich nicht frei von Vorurteilen und Verallgemeinerungen. In etwa so, wie es auch der menaretrash-Hashtag ist.


    Zum Rest: Hast du vollkommen recht, sind alles recht ernste Probleme und kommt (wenn wir bei den Politikern sind) insbesondere vom politischen Ruck nach Rechts in der Welt. Man sollte aber nicht vergessen, dass die aufgelisteten Personen nicht (ausschließlich) aufgrund ihrer Haltung gegenüber Frauen in ihre Position gewählt wurden. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass ein Großteil der Bevölkerung das mit Seehofer nicht mal weiß bzw. vergessen hat. Bei Trump ist das schon eher diskutabel. Dennoch, auch hier listest du im Prinzip nur Dinge auf, die die Verwendung von #menaretrash rechtfertigen sollen. Das das so nicht hinhauen kann und eventuell sogar schädlich ist, habe ich weiter oben schon dargelegt.


    Der individuelle Sexismus ist nicht das Problem. Mit individuellem Sexismus käme jeder klar. Manche Leute haben Vorurteile gegenüber Leute mit blauen Augen, gegenüber bestimmten Berufsgruppen, gegenüber was auch immer. Damit kommt man klar. Ja, es mag für den Moment doof sein, aber das ist es eben: Ein momentaner Zustand. Wenn dich jemand aus irgendwelchen Gründen scheiße behandelt, dann kommst du damit klar. Du kannst der Person aus dem Weg gehen. Strukturelle Probleme sind jedoch anders. Strukturelle Probleme bedeuten, dass du egal, wo du hingehst, damit rechnen musst, selbst bei Leuten, die vorgeben, sich für deine Rechte einzusetzen. Strukturelle Probleme heißen, dass Betroffene (vor allem diejenigen, die doppelt betroffen sind, wie women of color) immer wieder Angst haben müssen.

    "Individueller Sexismus" = Vorurteile gegenüber Leute mit blauen Augen? Wat?


    Die Differenzierung zwischen strukturellen Problemen und sonstigen Vorurteilen haut nicht wirklich hin. Ich kann deine Kernaussage verstehen, will aber dennoch erwähnen, dass auch Vorurteile, die nicht Bestandteil des Systems (Das muss mitunter auch erstmal definiert werden) sind, ernsthafte Probleme für bestimmte Personen(gruppen) bieten können. Verzeih, wenn ich dir da unrecht tue, ich fühle mich bei solchen Aussagen nur an Argumente à la "Es kann keinen Rassismus gegen Weiße geben" erinnert. Du kannst nicht die Probleme anderer Menschen ausklammern bzw. als weniger wichtig oder harmloser deklarieren, nur weil sie nicht deiner eigenen Gruppierung angehören. Der Trend hin zu einer Denkweise in "group identities" ist bedenklich und zeugt leider davon, dass es Teilen des neuen Feminismus nicht wirklich um Gleichbehandlung geht, sondern um das Pushen der eigenen Zugehörigkeitsgruppe.


    [...] Finde ich persönlich auch ziemlich negativ, weil diese Leute einem oft die gesamte Diskussion erschweren und vom eigentlichen Punkt ablenken.

    Das hier ist mMn der Knackpunkt: "cis-white-male" oder dergleichen sind schon länger zu Buzzwords verkommen, die in feministischen Kreisen gerne verwendet werden, wenn "die Anderen", bzw. "die Bösen" gemeint sind. Mit #menaretrash ist es im Prinzip genau das Gleiche, nur offensichtlicher. Und wenn mich jemand aufgrund meiner Hautfarbe, meines Geschlechtes oder meiner Sexualität diffamiert und irgendeiner Gruppe zuordnet, was ist das dann? Will ich dann überhaupt noch eine sachliche Diskussion mit dieser Person führen? Ich habe da den Eindruck, als würden manche Verwender solcher Wörter nicht einmal merken, dass sie damit zu genau dem werden, was sie ja eigentlich hassen.

  • Zu wenig? Ich gehe mal nachfolgend davon aus, du meinst zu viel, andernfalls bitte korrigieren. Also: Was genau ist hieran jetzt so gravierend?

    Nein, "Trink nicht zu viel" und "Zeige nicht zu viel Haut = zieh nicht zu wenig an" sind Aussagen, die man bei der Thematik um sexuelle Belästigung und Vergewaltigung hört. Darum ging es in der Aussage.


    Was btw. ziemlich erschreckend ist, wenn man so darüber nachdenkt. Bei diesem Thema wird Mädchen/jungen Frauen sehr oft vorgetragen, wie sie sich "schützen" sollen. Wenn ich so darüber nachdenke, wie viele Dinge mir im Laufe des Lebens als gut gemeinte Tipps gegeben wurden … Oder was ich halt für Aussagen bezüglich anderer Mädchen, denen vielleicht sogar was bereits widerfahren ist, gehört habe. Zusätzlich zu den beiden Aussagen von Alaiya habe ich es auch oft genug gehört, dass man nicht alleine mit einem Mann (und ich rede nicht von fremden, sondern guten Freunden, die man kennt) im Zimmer/Auto/Haus/whatever bleiben soll. Weil wenn was passiert, wird das durchaus als Argument gegen dich gehalten "Was hast du mit ihm alleine gemacht, wenn du nichts von ihm wolltest". Das ist Gott sei Dank schon etwas auf dem Rückzug und imo eher Teil der vorherigen Generation. Dennoch, letztendlich impliziert man mit sowas, dass Männer dich jederzeit anfallen könnten und man Vorsichtsmaßnahmen treffen muss. Was mit Victim-Shaming endet, wenn etwas passiert ist, fängt mit Sexismus gegenüber Männern an, bevor es überhaupt passiert. Eigentlich richtig krank.

    Das hier ist mMn der Knackpunkt: "cis-white-male" oder dergleichen sind schon länger zu Buzzwords verkommen, die in feministischen Kreisen gerne verwendet werden, wenn "die Anderen", bzw. "die Bösen" gemeint sind. Mit #menaretrash ist es im Prinzip genau das Gleiche, nur offensichtlicher. Und wenn mich jemand aufgrund meiner Hautfarbe, meines Geschlechtes oder meiner Sexualität diffamiert und irgendeiner Gruppe zuordnet, was ist das dann? Will ich dann überhaupt noch eine sachliche Diskussion mit dieser Person führen? Ich habe da den Eindruck, als würden manche Verwender solcher Wörter nicht einmal merken, dass sie damit zu genau dem werden, was sie ja eigentlich hassen.

    Richtig, die Strömungen missbrauchen wissenschaftlich genutzte Wörter, die helfen sollen, Dinge nicht zu vermischen oder nicht schwammig zu werden. Finde ich ja auch nicht gut. Es hilft aber auch nicht, sofort auf die Barrikaden zu steigen, wenn die Begriffe fallen, weil sie eben auch Teil einer sachlichen Diskussion sind. Jetzt mal das Beispiel aufgefasst: Ein/e homosexuelle/r Mann/Frau hat und macht andere Probleme als ein/e heterosexuelle/r Mann/Frau. Aufgrund historischer und gesellschaftlicher Strukturen gibt es nur wenige Überschneidungen und man sollte wissen, von was man spricht, wenn man darüber spricht. Sonst ist es am Ende auch nur viel Diskussion ohne konkrete Konzepte.

    Wobei, vielleicht bin ich es auch nur, die das gewohnt ist. Da ich beruflich soziale Strukturen genau definieren muss, bevor ich anfange darüber zu philosophieren und zu schauen, was Quelle und Konsequenz ist, will ich auch, dass es in Diskussionen klar ersichtlich ist, wenn ich in meiner Freizeit darüber spreche. Dass das nicht immer möglich ist und die Wahrnehmung solcher Definitionen auch stark davon abhängt, wo man sie antrifft (ich eher in Studien, die Mehrheit hier wohl eher auf sozialen Netzwerken, wo der Umgang damit teilweise echt abartig werden kann), ist mir klar, aber hemmt mein Bedürfnis nach Struktur nicht :s

  • Alaiya

    Ja, dann reg dich doch bitte über Einzelpersonen auf und über Leute, die ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen.


    Wenn man fanatisch rüberkommt, hat sonst eigentlich niemand (außer Leute, die eben für extreme Einstellungen leicht zu sensiblisieren sind) mehr Lust einem zuzuhören, weil Leute, die man antagonisiert, wie Sunaki sagt, von einem nicht erreicht werden WOLLEN. Ich meine, es ist nur menschlich einen gewissen Stolz zu haben und "dann kannst du mich halt mal" zu meinen, wenn andere grundlos aggressiv und abwertend (trash ist abwertend) auf einen zukommen. Wenn man persönlich nichts getan hat, dann erscheint es demjenigen eben grundlos.

    Da verlieren so einige die Lust anderen, die sich eben gleich nicht mit Krallen auf sie stürzen, zuzuhören und Menschen, die sich von extremen Positionen bzw. Verhalten abgestoßen fühlen, gehen demjenigen ebenfalls aus dem Weg. Am Ende schadet man sich selbst und anderen, und verteidigt Menschen, die selbst sexistisches Verhalten an den Tag legen.


    Und ich sag nicht, dass Medien keinen Einfluss haben, sondern du eine zu extreme Sicht darauf hast bzw. immerzu den Menschen ihren freien Willen absprichst sich darüber im Klaren zu werden und sich reflektieren zu können.


    Zitat von Alaiya

    Wenn du da die coolen 15-, 16jährigen "Mädchen" in der Klasse hast, die sich auf bestimmte Art Kleiden, andere Mädchen fatshamen, Make-Up tragen und darauf beharren, dass nur wer Label X trägt "cool" sein kann, glaubst du, dass haben die sich so ausgedacht? Nein, das haben sie aus den Medien. Und wenn ein etwas molliges Mädchen einer Freundin erzählt, dass sie endlich abnehmen will und die Freundin damit ihrer eigenen überflüssigen drei Kilo bewusst macht, glaubst du, dass macht sie aus böser Absicht? Nein, das macht sie, weil Gesellschaft und Medien ihr, genau so wie ihrer Freundin ein Bild, ein Ideal vermittelt haben.

    Woher machst du fest, wo deren freien Willen anfängt und aufhört? Man sieht Kleidung und die gefällt dir eben oder nicht.

    Seltsamerweise beziehst du doch bloß auf Dinge, die du abwertend betrachtest. Man könnte dich ebenso fragen, wer dich so stark beeinflusst hat deine Haare nicht lang tragen zu wollen oder dich nicht zu schminken (nehm ich an)?

    Sicher unterliegen so einige gegen ihren Willen Idealen, obwohl sie sich mit damit nicht selbst wohlfühlen, aber am Ende muss man all das für sich selbst am besten wissen, solange man nicht tatsächlich erkrankt ist und keine Entscheidung diesbezüglich treffen kann.


    Zitat von Alaiya

    Es hat mit Männern zu tun, die sich zwar empathisch zeigen, am Ende aber doch meinen, dass frau besser aufpassen solle, dass sie nicht zu viel trinkt oder zu wenig trägt.

    Dazu noch kurz: Ich bin lieber (relativ) nüchtern, weil ich mich besser wehren könnte - und ich den Kater am nächsten Tag hasse. xD

    Einem Angreifer ist deine Position gleichgültig und welche Rechte du hast. Es gibt nunmal sehr viele Arschlöcher und die Menschheit wird solange sie existiert dieselbe bleiben. Du kannst dir keine im Allgemeinen um so viel bessere, zukünftige Generation heranerziehen. Eine bestimmte Prozentzahl von Menschen wird immer trash sein / konstant bleiben.


    Zitat von Alaiya

    Was für "cringey" Dinge?

    Einerseits all die Dinge, die ich in einem Post davor aufgezählt habe.

    Andererseits geht es nicht um Medien, sondern um Frauen, die durchaus andere sexualieren und nicht nur Männer.

    Es gibt auch Frauen, die andere Frauen wie Objekte ansehen, sich sehr derb ausdrücken und sowas wie "die würd ich mal gerne (beliebiges Sexwort hier einsetzen)" sagen.

    Bei den meisten Frauen läuft ja alles so emotional und sensibel, passt nunmal nicht. Sicherlich ist der Anteil an Frauen etwas höher, bei denen es so ist, höher. Dennoch ist deine Aussage sehr idealisiert.

    Man kann die Rechtfertigung finden, dass sie sich das von Machokerlen abgeschaut haben, aber anscheinend fanden die das imponierend. Es sagt genug über deren Charakter aus, es zu übernehmen. Müssten nunmal nicht, tun es aber.

    Genauso gibt es Frauen, die auf diese Art über Männer reden und daher: Es ist eine Charakterfrage und Frauen können dieselbe Art von Ekelpaket sein. Aka Penisgrößen von ihrem Freund miteinander auf eine sehr fragwürdige Art vergleichen und in ziemlich ekelhaften Gesprächen über anderes in diese Richtung zu reden bishin dazu, dass manche ganz offen zugeben ihren Freund eh gar nicht zu liebem und gern finanziell auszunehmen, weil sie ihre Position und alte Rolle in der Gesellschaft vom "Mann als Ernährer" bewusst ausnutzen. Und bevor du nach etwas Konkretem fragst: Man sucht sich seine Verwandten nicht aus. :biggrin::rolleyes:

    Sag bloß, das ist dir vollkommen unbekannt und nie begegnet. "Everyone is trash", wäre wohl etwas passender. :unsure:


    Natürlich kann man sowas nicht mit häuslicher und sexueller Gewalt vergleichen, aber dann soll man genau das und genau so ansprechen.

    Was man aber in Teilen vergleichen kann, ist das Verhalten, das manche Vertreter beider Geschlechter an den Tag legen und damit die Objektifizierung.


    Zitat von Quartos

    Das hier ist mMn der Knackpunkt: "cis-white-male" oder dergleichen sind schon länger zu Buzzwords verkommen, die in feministischen Kreisen gerne verwendet werden, wenn "die Anderen", bzw. "die Bösen" gemeint sind. Mit #menaretrash ist es im Prinzip genau das Gleiche, nur offensichtlicher. Und wenn mich jemand aufgrund meiner Hautfarbe, meines Geschlechtes oder meiner Sexualität diffamiert und irgendeiner Gruppe zuordnet, was ist das dann? Will ich dann überhaupt noch eine sachliche Diskussion mit dieser Person führen? Ich habe da den Eindruck, als würden manche Verwender solcher Wörter nicht einmal merken, dass sie damit zu genau dem werden, was sie ja eigentlich hassen.

    Eben das. Beides ist der Fall. Manche steigen zu schnell auf die Barrikaden, wenn diese Begriffe fallen, andere extremistischere Strömungen werfen damit nur so damit um sich und verwenden sie als Synonym für etwas, das sie hassen.


    Zitat von Quartos

    Ich würde sehr gerne die Studie zu der Arztgeschichte sehen, da mir unbekannt.

    Ich auch, da sehr fragwürdig.

  • Was btw. ziemlich erschreckend ist, wenn man so darüber nachdenkt. Bei diesem Thema wird Mädchen/jungen Frauen sehr oft vorgetragen, wie sie sich "schützen" sollen. Wenn ich so darüber nachdenke, wie viele Dinge mir im Laufe des Lebens als gut gemeinte Tipps gegeben wurden … Oder was ich halt für Aussagen bezüglich anderer Mädchen, denen vielleicht sogar was bereits widerfahren ist, gehört habe. Zusätzlich zu den beiden Aussagen von Alaiya habe ich es auch oft genug gehört, dass man nicht alleine mit einem Mann (und ich rede nicht von fremden, sondern guten Freunden, die man kennt) im Zimmer/Auto/Haus/whatever bleiben soll. Weil wenn was passiert, wird das durchaus als Argument gegen dich gehalten "Was hast du mit ihm alleine gemacht, wenn du nichts von ihm wolltest". Das ist Gott sei Dank schon etwas auf dem Rückzug und imo eher Teil der vorherigen Generation. Dennoch, letztendlich impliziert man mit sowas, dass Männer dich jederzeit anfallen könnten und man Vorsichtsmaßnahmen treffen muss. Was mit Victim-Shaming endet, wenn etwas passiert ist, fängt mit Sexismus gegenüber Männern an, bevor es überhaupt passiert. Eigentlich richtig krank.

    Klar, Victim Shaming ist natürlich Blödsinn. Auf der anderen Seite steht halt der Fakt, dass es mehr männliche Sexualstraftäter gibt und die Wahrscheinlichkeit steigt, Opfer einer solchen Person zu werden, wenn man weniger anzieht (Siehe EDIT). Würde ich jetzt nicht als "Sexismus gegenüber Männern" bezeichnen, sofern man es nicht übertreibt und das Problem größer macht, als es eigentlich ist (Deine Beispiele fallen da zum Beispiel klar in die Negativ-Kategorie). Ich wollte im Prinzip nur darauf hinaus, dass es nicht unbedingt sexistisch sein muss, wenn man sich als Mann Sorgen um eine Frau macht oder ihr stärker aushilft, aus welchen Gründen auch immer. Ich finde es halt blöd, dass irgendwelchen Menschen böse Absichten deswegen unterstellt werden. Wenn ich mich dann als Konsequenz daraus wie ein Arsch verhalte ist ja auch Niemandem geholfen.


    Finde ich ja auch nicht gut. Es hilft aber auch nicht, sofort auf die Barrikaden zu steigen, wenn die Begriffe fallen, weil sie eben auch Teil einer sachlichen Diskussion sind.

    Klar, da bin ich ganz bei dir. Das ist halt das Problem mit der Radikalisierung solcher Begriffe, sowas steht, wie du schon erwähnt hast, einem vernünftigen Diskurs im Weg.

  • Ich kann mich darüber äußern, dass ich mich mit etwas unwohl fühle, das unter die Kategorie "Sexismus" fällt und werde dann deswegen blöd angemacht, weil es zum "guten Ton gehört" Sexismus unter Bekannten nicht anzusprechen ("Ist ja alles nur Spaß!!!!" Für wen, frage ich mich? "Sei doch nicht gleich so!!" Ab dem wie vieltem Mal darf ich dann so sein? "Sei doch nicht immer so!!!" Warum bist du dann immer so? Ich REagiere, falls dir das noch nicht aufgefallen ist).

    Genau das ist der Kernpunkt.


    Wir haben diese Diskussion nicht erst seit Vorgestern. Wir haben diese Diskussion seit Jahrzehnten. Eigentlich seit Jahrhunderten. Die marginalisierten Gruppen müssen sich jedes bisschen an Gleichberechtigung erkämpfen. Jedes. Kleine. Bisschen. Frauen mussten kämpfen, um als Person anerkannt zu werden. Frauen mussten kämpfen, um eine Vergewaltigung verklagen zu können. Frauen mussten kämpfen, um sich von tätigen Ehemännern scheiden lassen zu können. Frauen mussten kämpfen, um lernen zu dürfen. Frauen mussten kämpfen, um wählen zu dürfen. Frauen mussten kämpfen um arbeiten und studieren zu dürfen. Jedes Mal wurde ihnen gesagt: "Ach, du darfst aber doch schon [insert letzte Errungenschaft hier], jetzt stell dich nicht so an." Jedes Mal wurde ihnen gesagt, dass sie übertreiben, dass sie sich nicht so anstellen sollen, dass es immer so war.


    Diese Diskussion zum Thema sexuelle Gewalt, sexuelle Belästigung, Übergriffe, Sterblichkeit usw. haben wir nicht erst seit gestern. Auf YouTube finden sich Fernsehberichte, Aufklärungsvideos usw. aus den 80ern, aus den 90ern, aus den frühen 2000ern. Das ist keine neue Diskussion. Das ist kein neues Thema. Die Sache, die in den USA gerade mit Kavanaugh passiert ist 1991 genau so bereits passiert. Damals war es ein Demokrat und ein schwarzer Mann, aber es ist dennoch effektiv genau dieselbe Geschichte. Bevor wir #MeToo hatten, hatten wir #Aufschrei. Und was passiert jedes Mal, wenn so etwas ist? Wird über Gesetzesänderungen diskutiert? Wird etwas geändert? Kaum bis gar nicht.


    Was passiert, wenn eine Frau vergewaltigt wird und darüber redet? Ich sage euch, was passiert. Dann kommen solche Antworten: "Warst du betrunken?", "Was hast du dabei getragen?", "Bist du dir auch sicher?", "Aber du hattest doch schon einmal mit ihm Sex?", "Ach, das hat der nicht so gemeint!", "Das sagst du nur, weil der dir mal einen Korb gegeben hat!", "Das erfindest du bloß!", "Willst du das wirklich zur Anzeige bringen? Du machst ihm damit doch die ganze Karriere kaputt!" und natürlich: "Nicht alle Männer!!!"


    Anstatt Frauen zuzuhören, anstatt zu versuchen die Umstände zu verbessern, anstatt sich für mehr Schutz für Frauen einzusetzen oder beispielsweise auch selbst einmal etwas zu sagen, wenn man merkt, dass der eigene Kumpel, Arbeitskollege oder, ja, auch ein Professor oder Vorgesetzter Frauen zu sehr auf die Pelle rückt, ohne Einvernehmen irgendwie berührt, ein nein nicht akzeptiert oder permanent mit rüden Sprüchen anmacht, wird lieber sofort "NICHT ALLE MÄNNER!!!!" gerufen, sobald eine betroffene Frau etwas sagt. Aber genau dadurch sind diese Männer teil des Problems. Sie könnten etwas sagen. Wenn ihnen etwas daran liegen würde, das Problem aus der Welt zu schaffen, würden sie etwas sagen. Aber sie sagen es nicht. Sie sind lieber still, drehen metaphorisch (und manchmal nicht mal metaphorisch) gesprochen auf der Party lieber die Musik auf, wenn die Frau um Hilfe schreit, anstatt den Kumpel davon abzuhalten, sie zu vergewaltigen, nur um dann später zu sagen, dass SIE garantiert nichts damit zu tun hatten.


    Aber sie hatten etwas damit zu tun. Sie wären in einer Situation gewesen, das ganze zu unterbinden. Ja, selbst wenn ein Vorgesetzter auf der Arbeit so etwas tut, ist der männliche Kollege eher in einer Situation etwas zu unterbinden. Weil er ein Privileg hat. Er ist ein Mann. Man wird ihm eher zuhören, als der betroffenen Kollegin. Man wird ihm vor allem eher glauben.


    Wir reden nicht erst seit vorgestern darüber. Aber die Antworten haben sich nicht geändert. Seit #metoo ist ein wenig Bewegung in diese Geschichte gekommen, aber nicht genug. Zumindest sind nun mehr Opfer (Frauen und Männer) etwas sicherer darin, offen darüber zu sprechen, was ihnen passiert ist. Über sexuelle Übergriffe. Über sexuelle Belästigung. Aber die Reaktionen? Nun, siehe oben. Und dann wird sich darüber beschwert, dass die armen, armen Männer ja jetzt ständig in der Angst leben müssten, wegen sexueller Belästigung angezeigt zu werden. OH MEIN GOTT. Wie schlimm! Die armen, armen Männer.


    Ja, nein, Bullshit. Es kommt immer noch kaum zu Falschanzeigen. Stattdessen werden die wenigsten tatsächlichen Übergriffe, Vergewaltigungen und Belästigungen angezeigt. Weil Mädchen beigebracht wird, dass es ihre Schuld ist. Weil Mädchen, gesagt wird, dass man ihnen eh nicht glaubt. Weil Mädchen Angst haben müssen.


    Vor fünf Wochen wurde eine Freundin von mir in Hamburg vergewaltigt. Von einem ihrer Exfreunde. Die Polizei hat sich geweigert, die Anzeige entgegen zu nehmen, nachdem man sie ausgefragt hat und sie eingestanden hat, dass sie mit besagtem Exfreund eine Woche vorher einvernehmlichen Sex gehabt hatte. Dann könne das hier ja keine Vergewaltigung gewesen sein. Keine Pointe. Ich kenne allein in meinem Freundeskreis diverse Beispiele davon.


    Die ganze Diskussion ist einfach nur absurd. Seit Jahren sitzen wir da: "Hey, Frauen müssen ständig mit sexueller Belästigung leben. Können wir dagegen mal was machen?" - "Ach, das ist nicht so gemeint." - "Du, mir hat jemand ungefragt an die Brüste gefasst." - "Ach, jetzt mach daraus nicht so ein Drama." - "Ich wurde gerade ernsthaft von deinem Kumpel vergewaltigt." - "Aber eigentlich ist er doch ein guter Kerl!" - "Fuck, das Arsch hat eben versucht mich umzubringen!" - "Aber deswegen sind doch noch nicht alle Männer ..." - "Weißt du was? Doch! Du bist genau so ein Teil des Problems. Men are trash!" - "Wenn du mir mit Vorurteilen begegnest, musst du dich nicht wundern, wenn dir niemand zuhört! Selbst Schuld!!!!"


    Lässt sich übrigens so und ähnlich auf Rassismus und sämtliche Formen der Queerfeindlichkeit, aber auch Ableismus übertragen.


    Wir haben die Diskussion nicht erst seit gestern, aber an den Statistiken hat sich kaum etwas geändert, während viele Männer damit beschäftigt sind, Frauen zu erzählen, dass sie selbst ja keine Vergewaltiger sind (Kudos dafür, es gehört schon einiges dazu, Frauen nicht zu vergewaltigen! Seid stolz drauf!!!), während sie aber auch meinen ihnen sagen zu müssen, sich anständiger anzuziehen und weniger trinken und besser nachts nicht allein nach Hause gehen zu wollen.


    Ich wünschte, dass der Genderpaygab unser größtes Problem ist. Aber das ist nicht unser größtes Problem. Unser Problem ist, dass viele Frauen Angst haben nachts allein nach Hause zu gehen. Dass Vergewaltigungen nur sehr, sehr selten zu Verurteilungen führen. Dass Mädchen beigebracht wird, was sie alles tun müssen, um nicht vergewaltigt zu werden, als sei das ihre Verantwortung. Dass Frauen das Recht abgesagt wird, über ihren eigenen Körper zu entscheiden.


    Das Problem ist, dass es ein Machtungleichgewicht gibt. Dass mehr als genug Männer glauben, ihnen stünde ein Recht zu, mit Frauen Sex zu haben. Dass Männer meinen, rüde Witze seien okay und wer sich darüber beschwert, sei empfindlich.


    Und nein, das Problem ist nicht der einzelne Mann. Das Problem ist nicht die einzelne Vergewaltigung, die einzelne Beleidigung, der einzelne Übergriff. Das Problem ist die Gesellschaft, die sozialen Strukturen, die dahinterliegen. Das Problem ist das Muster, dass sich ergibt. Die Struktur. Deswegen ist es ein Strukturelles Problem und deswegen bringt es auch nichts, bloß die Individuen anzuklagen. Denn das vermittelt den Eindruck, dass es ein individuelles Problem sei. Und das ist es nicht. Es ist gesellschaftlich. Es betrifft jeden.


    Dieser kleine Comic fasst es sehr gut zusammen.



  • Zitat von Nektarine

    Was btw. ziemlich erschreckend ist, wenn man so darüber nachdenkt. Bei diesem Thema wird Mädchen/jungen Frauen sehr oft vorgetragen, wie sie sich "schützen" sollen. Wenn ich so darüber nachdenke, wie viele Dinge mir im Laufe des Lebens als gut gemeinte Tipps gegeben wurden … Oder was ich halt für Aussagen bezüglich anderer Mädchen, denen vielleicht sogar was bereits widerfahren ist, gehört habe. Zusätzlich zu den beiden Aussagen von Alaiya habe ich es auch oft genug gehört, dass man nicht alleine mit einem Mann (und ich rede nicht von fremden, sondern guten Freunden, die man kennt) im Zimmer/Auto/Haus/whatever bleiben soll. Weil wenn was passiert, wird das durchaus als Argument gegen dich gehalten "Was hast du mit ihm alleine gemacht, wenn du nichts von ihm wolltest". Das ist Gott sei Dank schon etwas auf dem Rückzug und imo eher Teil der vorherigen Generation. Dennoch, letztendlich impliziert man mit sowas, dass Männer dich jederzeit anfallen könnten und man Vorsichtsmaßnahmen treffen muss. Was mit Victim-Shaming endet, wenn etwas passiert ist, fängt mit Sexismus gegenüber Männern an, bevor es überhaupt passiert. Eigentlich richtig krank.

    Viele wollen allerdings tatsächlich kein Victim Shaming betreiben, sondern naja... treffen irgendwie die falsche Wortwahl, aber meinen es "gut". Sicher ist die Wortwahl fragwürdig, drücken dennoch eher Besorgnis aus. Wenn man jemanden anfaucht und quasi bestraft, weil sich derjenige Sorgen macht, sich aber nicht gut ausdrückt, kommt man selbst auch nicht besser dabei weg.

    Manche Eltern sagen einem auch regelmäßig: "Lass dein Getränk nicht aus den Augen, nimm kein Getränk von Fremden an, yaddayadda" (*hust* egal wie alt man ist und nicht nur ich kenn das in meinem Umfeld lol). Nicht weil sie dir sonst die Schuld zuschieben würden, sondern weil das ab und an so passiert. Das Problem an solchen Aussagen ist, dass sowas nur Töchtern eingetrichtert wird (und das schon fast auf eine sehr paranoide Art und Weise) und Söhnen nicht. Das ist nicht wirklich Sexismus per se, sondern... Unachtsamkeit? Eltern und Freunde mit solchen Aussagen denken eben nur daran, dass Frauen sexualisierte Gewalt passieren könnte.


    Zitat von Alaiya

    Wenn ihnen etwas daran liegen würde, das Problem aus der Welt zu schaffen ...

    Es wird nie aus der Welt geschafft werden, weil...

    Zitat von Bastet

    Es gibt nunmal sehr viele Arschlöcher und die Menschheit wird, solange sie existiert, dieselbe bleiben. Du kannst dir keine im Allgemeinen um so viel bessere, zukünftige Generation heranerziehen. Eine bestimmte Prozentzahl von Menschen wird immer trash sein / konstant bleiben.

  • Klar, Victim Shaming ist natürlich Blödsinn. Auf der anderen Seite steht halt der Fakt, dass es mehr männliche Sexualstraftäter gibt und die Wahrscheinlichkeit steigt, Opfer einer solchen Person zu werden, wenn man weniger anzieht (Siehe EDIT). Würde ich jetzt nicht als "Sexismus gegenüber Männern" bezeichnen, sofern man es nicht übertreibt und das Problem größer macht, als es eigentlich ist (Deine Beispiele fallen da zum Beispiel klar in die Negativ-Kategorie). Ich wollte im Prinzip nur darauf hinaus, dass es nicht unbedingt sexistisch sein muss, wenn man sich als Mann Sorgen um eine Frau macht oder ihr stärker aushilft, aus welchen Gründen auch immer. Ich finde es halt blöd, dass irgendwelchen Menschen böse Absichten deswegen unterstellt werden. Wenn ich mich dann als Konsequenz daraus wie ein Arsch verhalte ist ja auch Niemandem geholfen.

    Die gibt es, leider. Das wäre wieder aber so ein Definitionspunkt. Gehe ich nachts alleine im Park spazieren, sollte ich wirklich nicht gerade die Aufmerksamkeit auf mich lenken und wenn mich da Leute mit Tipps überhäufen, dann wohl nicht mit sexistischer Konnotation. Aber dann gibt es leider die anderen Fälle. Die, wo Bekannte oder gute Freunde einen tatsächlich angraben oder mehr und dann sagen "du wolltest es doch, weil X" oder dich im betrunkenen Zustand ausnutzen. Bin selber der Mensch, der grad bei Alkohol sagt, dass man immer die Kontrolle über sich behalten sollte und niemals mehr trinken, aber Hand aufs Herz, wir wissen, dass es leider noch immer zu viele Fälle gibt, wo das nicht eingehalten wird. Das ist dennoch kein Grund, dass man nun die Person (ist mir sogar egal, ob Mann oder Frau) ohne klare, nüchterne Zustimmung irgendwie anfassen darf. Und das passiert aber immer wieder. Aber woher nehmen so viele (oft junge) Menschen die Selbstverständlichkeit, dass knappe Kleidung (zum Beispiel) eine Einladung ist? Woher kommt der Eindruck, dass ein Nein auch einfach ein lockendes Ja ist? Wieso meinen einige, dass miteinander rummachen eine unausschlagbare Einladung zu mehr ist? Das hat unterschiedliche Quellen (Eltern, Medien, Gruppendynamik), die auch miteinander wohl interferieren und sich mal verstärken, mal hemmen. Gleichzeitig ist dann auch das Echo im Kopf des Opfers "War ich das jetzt, die das erlaubt hat?", "Habe ich das falsche Signal ausgesendet?", "Verletzte ich ihn/sie, wenn ich jetzt, nachdem ich so viel erlaubt habe, einen Rückzieher mache?", das ebenfalls durch die vielen Quellen zustande kommt und lähmen kann.


    Aber drehen wir es um. Mir geht es nicht einmal darum, dass man verdeutlicht, was sexistisch ist. Man soll aber verdeutlichen, was nicht sexistisch ist. Knappe Begleitung kann einfach eine Stil-Wahl sein. Wer aufgrund von Alkohol oder anderen Drogen kein nüchternes Nein hervorbringen kann, sagt auch nicht ja. Es ist völlig okay durch die Tür zu gehen, egal wer sie dir aufhält. Eine Frau kann das Zahlen von Essen auch ausschlagen, weil sie es einfach nicht mag, wenn man irgendwas für sie bezahlt, völlig unabhängig des Geschlechts und Kontexts. Solche Dinge MÜSSEN viel präsenter in Erziehung und Medien werden. Heißt, es darf nicht als seltsam (auch nicht positiv seltsam) hervorgehoben werden, wenn das passiert. Und ich wurde erst letzte Woche mit einem dummen "oh, eine Frau des 21. Jahrhunderts" gekontert, weil ich mich zu einem Eis nicht einladen lassen wollte, und irgendwer (war das sogar das Augsburgtreffen ?__?) hat mir erzählt, dass letztens ein Typ sich geweigert hat durch die von ihr aufgehaltene Tür zu gehen (lol wtf) und als ich letztens eine russische Soap mit meinen Eltern angeschaut habe (russische Filme sind dann nochmal extra schön in Klischee-Geschlechterrollen geteilt) und die Frau vergewaltigt wurde, weil sie sich noch kurz nach der Party mit dem Kumpel alleine unterhalten hat, kam allen ernstes "Was bleibt sie da auch alleine" (wo ich wieder bei dem Gedanken bin, warum zur Hölle sollte ich davon ausgehen, dass jeder männliche Freund von mir, ein potentieller Vergewaltiger ist. WHAT THE HELL.) Solche Dinge sollten einfach verpönt werden in der Gesellschaft. Aber wie kommen wir hin? Irgendwas muss sich doch ändern, damit jemand die Augenbrauen hochzieht, wenn man solche Sprüche oder Aussagen kommen und fragt "Und was hat das jetzt mit dem Geschlecht zu tun?"


    Oh, weil ich das nicht übergehen will: Stimme da natürlich zu. Ironischerweise wäre das ja wieder sexistisch, wenn du dich nur wie ein Arsch verhältst, weil du mir wegen meinem Geschlecht "Angst" hast zu helfen, lol. Ich ruf auch immer meinen 1,80-m-Bruder, wenn ich mit den 10-Liter-Getränke-und-drei-volle-Taschen-Einkauf zurückkomme. Das allerdings erst, seit er eben 1,80 m ist und wie ein Schrank aussieht. Als er klein war und mit Sicherheit nicht mehr Muskelmasse hatte als ich, habe ich ihm nicht den halben Einkauf aufgebürgt. Dafür aber gerne mal den Spruch von meinen Eltern gehört "Geh deiner Schwester helfen, du bist schließlich der Mann". Erster Teil des Satzes völlig legitim, der zweite macht's sexistisch. Ist halt ein feiner Unterschied. Man kann natürlich nicht immer sehen, warum wer was macht (zahle ich, weil ich einfach will oder "weil es ein Gentleman nun mal tut"?, Helfe ich, weil ich es kann oder weil ich ein Mann bin? Bestehe ich darauf, die Tür aufzuhalten, weil es für mich einfacher ist, oder weil ich mir von keiner Frau die Tür aufhalten lasse?, Bezahle ich als Frau, weil ich will, oder weil ich irgendwas beweisen will?), deswegen sollte man nicht gleich den Feministen raushängen lassen. Aber wenn man es weiß, weil genau mit der sexistischen Begründung vorgegangen wird (ja, so habe ich es bei Dates erlebt "Nein, nein, ich zahle, ich bin doch der Mann" oder das schlimmste für mich sind diese emotionalen Pseudo-Nötigungen "Ach komm, ich bin der Mann, es ist eine Beleidigung für mich/du machst mich traurig, wenn du das ausschlägst", weil ich dann echt ein schlechtes Gewissen kriege, aber mich gleichzeitig mit der Gesamtsituation unwohl fühle), dann sollte man das auch ausdrücken dürfen, ohne dass man blöd angemacht wird.


    Edit:

    Das Problem an solchen Aussagen ist, dass sowas nur Töchtern eingetrichtert wird (und das schon fast auf eine sehr paranoide Art und Weise) und Söhnen nicht. Das ist nicht wirklich Sexismus per se, sondern... Unachtsamkeit? Eltern und Freunde mit solchen Aussagen denken eben nur daran, dass Frauen sexualisierte Gewalt passieren könnte.

    An sich schon Sexismus. Das ist halt diese dumme Leier, dass Männer nicht misshandelt werden können. Und ich finde das ziemlich schädlich. Hier wird zwar kein Slut-Shaming betrieben, dafür wird betroffenen Männer teilweise die Männlichkeit abgesprochen. Ist halt eine andere Form von Sexismus, aber man wird dennoch aufgrund seines Geschlechts benachteiligt. Gleichberechtigung wäre für mich dann halt auch, dass beide Kinder darüber aufgeklärt werden, wie man sich in eher gefährlichen Situationen verhält oder wie man reagiert. Heißt, auch ein Junge sollte dann zu hören bekommen, was denn alles möglich ist (angefangen bei den offen stehenden Getränken bis hin zu nicht in potentiell gefährliche Situationen begeben). Nicht einfach davon ausgehen, dass der mittlerweile ausgewachsene Junge sich schon aus jeder Situation selber "rausprügeln" kann. ich mein, theoretisch kann ich das auch, nur halt anders lol. Das hilft aber beiden nicht immer.

  • Die ganze Diskussion ist einfach nur absurd.

    Yikes.


    Lässt sich übrigens so und ähnlich auf Rassismus und sämtliche Formen der Queerfeindlichkeit, aber auch Ableismus übertragen.

    Da du es gerade so schön erwähnst. Drehen wir doch mal den Spieß um. Was wäre, wenn man Männern nicht zuhört? Diese diskriminiert? Was wäre, wenn es #womenaretrash gibt (Ich google jetzt nicht ob es das gibt, ich will meine Hoffnung an die Menschheit noch etwas länger behalten.)? Würdest du dich immer noch gleich engagieren? Siehe auch deinen Comic. Es scheint in Ordnung zu sein, dass die Frau den Mann derart erwürgt und ihm mit widersprüchlichen, mit Vorurteil erfüllten Worten entgegenkommt.


    Es ist einfach ermüdend, wenn man denkt, man kann sich als "Opfer" Freiheiten rausnehmen. Dass man Verallgemeinern darf, dass man andere beleidigen darf, dass man Sachen tun darf, die sonst eigentlich recht scummy wären.


    (Kudos dafür, es gehört schon einiges dazu, Frauen nicht zu vergewaltigen! Seid stolz drauf!!!)

    Ja ey, wo bleibt mein Friedensnobelpreis, weil ich meine männlichen Urinstinkte zum Vergewaltigen unterdrücken konnte? Wo bleibt meine Würdigung? Meine Statue???


    Und nein, das Problem ist nicht der einzelne Mann. Das Problem ist nicht die einzelne Vergewaltigung, die einzelne Beleidigung, der einzelne Übergriff. Das Problem ist die Gesellschaft, die sozialen Strukturen, die dahinterliegen. Das Problem ist das Muster, dass sich ergibt. Die Struktur. Deswegen ist es ein Strukturelles Problem und deswegen bringt es auch nichts, bloß die Individuen anzuklagen. Denn das vermittelt den Eindruck, dass es ein individuelles Problem sei. Und das ist es nicht. Es ist gesellschaftlich. Es betrifft jeden.

    Warum dann mit #menaretrash um sich werfen? Das Problem ist "viel größer" als die Gesamtheit der Männer. Wieso fokussiert man sich hier auf ein ganzes Geschlecht, wenn es jeden betrifft? Was ist deine Begründung dafür, Alaiya? Was sieht euch im Recht, aufgrund eurer negativen Erfahrungen eine ganze Gruppe runterzuspielen und auf eure eigene Art und Weise unzählige Leute zu beeinflussen? Du bist doch so gegen das Bild, welches Medien vermitteln können, warum springst du dann auf einen Social Media Hashtag auf, der das Gleiche bewirkt? Wer bestimmt, dass ihr die gleichen Mittel verwenden dürft, die man gegen euch verwendet hat? Wo denkst du, dass das irgendwas Gutes bewirken wird? Du siehst doch, wie viele Leute hier etwas dagegen ausgesagt haben. Und das hier ist nur das BisaBoard.


    Das Problem an solchen Aussagen ist, dass sowas nur Töchtern eingetrichtert wird (und das schon fast auf eine sehr paranoide Art und Weise) und Söhnen nicht.

    Mir wurde beigebracht, dass ich mein Getränk nicht aus den Augen lassen soll. Nie. Das wurde uns in der Schule mehrmals, an verschiedenen Schulen, unabhängig vom Geschlecht erklärt. Bin ich damit ein Ausnahmefall? Vermutlich, aber ich habe es nun ein mal so erlebt.

  • Das erinnert mich so schön an das Video hier:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Da wird die Problematik, die Alaiya anspricht, gut aufgegriffen. Gerade auch diese "Verantwortlichkeit".


    Da du es gerade so schön erwähnst. Drehen wir doch mal den Spieß um. Was wäre, wenn man Männern nicht zuhört? Diese diskriminiert? Was wäre, wenn es #womenaretrash gibt (Ich google jetzt nicht ob es das gibt, ich will meine Hoffnung an die Menschheit noch etwas länger behalten.)? Würdest du dich immer noch gleich engagieren? Siehe auch deinen Comic. Es scheint in Ordnung zu sein, dass die Frau den Mann derart erwürgt und ihm mit widersprüchlichen, mit Vorurteil erfüllten Worten entgegenkommt.

    Hast du grad ein Problem mit Alaiya oder der Diskussion ?__? Alaiya hat in genug Diskussionen auch kritisiert, wie Männer diskriminiert werden. Zum Beispiele eben im Falle einer Vergewaltigung. Oder in Unterhaltungsmedien, wenn sie einfach so verprügelt werden und das als Humor durchgeht, oder sich um das Problem kümmern MÜSSEN, obwohl sie genauso Angst haben dürfen sollen.

    Darüber hinaus beinhaltet die Sprechblase zum Schluss doch gar keine Vorurteile ?__? (Aber ja, die Gewalt ist unnötig und mal wieder ein Fall von sexistischem Humor, bezweifle ja, dass es umgekehrt akzeptiert werden würde)

  • Was wäre, wenn man Männern nicht zuhört? Diese diskriminiert?

    Was wäre, wenn alle Menschen blaue Haut hätten? Was wäre, wenn Aliens morgen auf der Erde landen? Was wäre, wenn Hunde sprechen könnten?


    Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der Männer strukturell benachteiligt sind. Würden wir in einer Gesellschaft leben, in der Männer permanent fürchten müssten vergewaltigt werden zu müssen, in der Männern gesagt wird, sie sollen halt nicht abends ausgehen, wenn sie das nicht wollen, sie sollen sich anders Kleiden, wenn sie nicht wollen, dass man ihnen an die Eier packt, in der Männern nicht zugehört würde, wenn sie über ihre Erfahrung mit sexuellen Übergriffen reden, während man ihnen garantiert, dass die Frau, die sie vergewaltigt hat, eigentlich eine ganz Liebe ist, ja, dann wäre #womenaretrash angebracht. Aber in dieser Gesellschaft leben wir nicht.


    Noch einmal: Es geht um Struktur. Es geht darum, dass es sehr vielen, zu vielen Männern wichtiger ist, wenn eine Frau davon spricht, wie oft sie schon sexuell von Männern belästigt wurde, klar zu stellen, dass ja nicht ALLE Männer so sind (ohne, dass die Frau das impliziert hätte), anstatt ihr zuzuhören und zu versuchen, etwas zu ändern. Und sei es nur dadurch, den Kumpel, wenn er besoffen die Kellnerin anbaggert, mal die Meinung zu sagen, dass er das verdammt noch mal lassen soll.


    Wisst ihr übrigens, was ich lustig finde: Dass sich niemand darüber aufregt, ja, dass ihr sogar verteidigt, wenn Mädchen und Frauen gesagt wird, dass sie sich besser anständig kleiden und nicht betrinken sollen, dass sie nicht nachts allein nach Hause gehen sollen und besser nicht allein mit einem fremden Mann in einem Raum sein sollten. Wer weiß denn, was da passiert? Aber was sagt man denn damit eigentlich? Dass sich ein Mann nicht behelfen kann, wenn er eine knapp bekleidete Frau sieht oder eine Frau da einfach im Alkoholkoma vor ihm liegt. Dass es für ausreichend viele Männer einfach zu verführerisch ist, um in der Situation die Frau nicht zu vergewaltigen, weshalb halt die Frau in der Verantwortung steht, diese Situation zu vermeiden. Aber wenn Frau dann sagt: "Hey, ich sehe hier ein Problem mit Männern, dass die sich so versucht sehen, wenn ich besoffen bin, mich zu vergewaltigen", dann hat sie irgendwie Vorurteile gegenüber Männern? What?


    In den 90ern haben die Ärzte "Männer sind Schweine" gesungen. Aber das war wohl okay, I guess, lustig sogar. Obwohl es genau dasselbe ausgesagt hat. Vielleicht auch einfach, weil niemand damit einhergehend gefordert hat, dass sich an dem System dahingehend was ändert?