Das ist mir bekannt, allerdings haben doch meisten dieser Leute mit Swyer Syndrome doch nie ihre Tage bekommen und sind gerade deshalb zum Frauenarzt gegangen, oder? Wie kann man nicht merken, dass an einem etwas anders ist, wenn man mit 15+ immer noch nicht seine Tage gehabt hatte?
Das ist ja genau der Punkt: Man merkt es nicht. Es wird zufällig festgestellt, wenn nach anderen Dingen geschaut wird. Deswegen ist ja jetzt erst die Feststellung, dass es wohl häufiger ist - weil man es jetzt wohl im Zuge von so Sachen wie den Normalo-DNA-Tests für 40€ auf einmal feststellt, während früher sowas einfach nicht getestet wurde.
Sagen wir es mal so: Ich kenne zumindest 1 Person, die komplett funktionierende, weibliche Genitalien hat mit Tagen und allem (nur die Eier, die sie produziert, sind nicht fruchtbar) und die XY Chromosomen hat. Der Biologe bei dem Event, der darüber sprach, meinte, das finden sie jetzt, wo sie konkret danach suchen, immer häufiger. Aber auch weit mehr Frauen (oder zumindest afab Personen) mit XY, als Männer oder amab mit XX.
Genaue Zahlen habe ich allerdings nicht. Ich kann mal nachfragen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. (Nach aktueller Planung wäre das in 3 Wochen.)
Aber das ist eben das verfälschende an bisherigen Statistiken: Sowas wurde die längste Zeit nur getestet, wenn es einen konkreten Anhaltspunkt dafür gab. Und erst jetzt haben wir den Zugang und den Anreiz mal gezielt danach zu schauen.
Was der Biologe allerdings sagte, ist, dass es wohl vermehrt auftritt, wenn der schwangere Elternteil ENORMEN Stress während der Schwangerschaft ausgesetzt ist. Bspw. durch Hunger, durch Krieg oder andere Ausnahmeszenarien (wobei durchaus auch eine extreme Missbrauchsbeziehung im Haushalt oder so die Chancen zumindest erhöht). Deswegen sei wohl eine Annahme, dass es passiert, weil weibliche Embryonen/Babys Resistenter gegen bestimmte Dinge seien und damit eine solche Entwicklung des Embryos von Vorteil wäre. Er erzählte außerdem, dass das extremste daran sei, dass sich das sogar noch überraschend spät in der Schwangerschaft ändern kann in extremen Fällen, was mich am meisten schockiert hat, tbh.
Und was wohl auf jeden Fall ist: Es gibt weit, weit mehr Leute, die intersex sind und fruchtbar als angenommen. Erneut: Daher das wir eher nicht annehmen, dass das nur neuerdings so ist, wird die Unkenntnis wahrscheinlich damit zusammenhängen, dass wir einfach vorher bei Leuten, bei denen äußerlich alles normal war, selten nachgeschaut haben. Warum halt auch?