Ich unterstütze deinen Film - aber nicht deine Ansichten?!

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  • Wer ist denn nicht auf Rollen angewiesen? ... Aber moment, selbst hätte jemand von denen etwas gesagt, die beispielsweise aus der Industrie raus sind, wäre nur ein Schlaumeier wie du gekommen und hätte gesagt ...

    Du beantwortest die deine Frage ja selbst. Was irgendwelche Schlaumeier sagen, musst du schon den Schlaumeiern überlassen.


    Jetzt passiert es ja. Jetzt wird dagegen vorgegangen.

    Notgedrungen. Ob das morgen auch noch so ist, wird man sehen.


    Der Grund, warum vorher nicht dagegen vorgegangen wurde, war nicht zuletzt, dass den Opfern, die gesprochen haben, regelmäßig nicht geglaubt wurde, dass die Namen derjenigen durch den Dreck gezogen wurden.

    Es geht aber nicht immer darum, ob denjenigen geglaubt wird. Manches tut man nur für sich selbst, und man bringt es zur Anzeige, um noch selbst in den Spiegel schauen zu können. Würde das konsequent gemacht werden, wäre das womöglich nicht so lange laufen, wie es das jahrelang tat. Und selbst wenn einem nicht geglaubt wird, wird man irgendwann womöglich rehabilitiert...


    Mir fehlen in dieser Aufzählung ganz eindeutig diejenigen, die damit nichts zu tun haben wollten, und unterdrückt und stumm gehalten worden sind.
    So wie das hier formuliert ist suggeriert es, dass es keine echten Opfer gegeben hätte, und das ist - mit Verlaub - einfach nur lächerlich.

    Wie gesagt, wer dann auch noch Rollen oder Bestechungsgelder annimmt, sollte sich vielleicht mal überlegen, inwieweit das ok ist. Ansonsten sollte man vielleicht erwägen, ob man diesem ganzen "Verein" einfach den Rücken kehrt.


    Wir müssen hier nun wirklich nicht ausfällig werden.
    Was meinst du denn genau damit, dass dich bei @Alaiya "nichts mehr überraschen" würde?

    Du hast ihren Post gelesen und du kennst das Sprichwort "Wie man in den Wald hinein ruft..."? ;)


    Nehmen wir das aktuelle Beispiel: Ich finde es sehr gut, dass Spacey gefeuert wurde, weil das auch das richtige Signal setzt.

    Ist halt für Netflix usw. nix, bei dem sie eine Wahl haben. Denen gehts nur um zweierlei: Image und Profit. Letzteres leidet, wenn ersteres nicht mehr stimmt.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Hab mich mit dem Film oder dem Autor nicht beschäftigt.
    Würd mir auch nicht umbedingt einen Film mit Tom Cruise anschauen. Er ist nunmal bei Scientology und sie nutzen ihn als Werbefigur. Warum sollte ich mir so einen Tom Cruise der für Scientology wirbt ansehen? Ob er nun ein guter Schauspieler ist oder nicht.

    Im finstern Föhrenwald, da wohnt ein wahrer Meister der ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister - Stephen King

  • Ich habe mir wegen den letzten Patzern von J.K. Rowling mal gedacht, dass ich dieses Thema wieder hervorhole und weil Medaillen lol.

    Für alle welche es nicht mitbekommen haben, oder es vielleicht auch gar nicht wissen ein wenig Hintergrund zu der Situation.


    J.K (Die Autorin der Harry Potter Bücher, sollte wohl jedem ein Begriff sein), ist eine Feministin, weil sie selbst schlimme Dinge in ihrer Kindheit erlebt hat. Soweit so gut. Allerdings ist sie Transphob und das nicht gerade zu knapp, auch wenn sie sich da natürlich rauszureden versucht. Für sie sind Transfrauen (also Frauen welche mit einem biologisch männlichen Körper geboren werden) keine richtigen Frauen, weil diese nie die 'richtigen' Struggle einer Frau erleben dürften und deswegen ja gar nicht wissen können wie man eine Frau ist.

    Auch wenn sie mehrmals der Meinung war, dies zu verneinen, merkt man in ihren Kommentaren ziemlich stark, dass sie findet, dass alle Transmenschen den Begriff des Geschlechtes nieder machen und damit dafür sorgen, dass die Probleme welche 'reale' Geschlechter haben unter den Tisch gekehrt werden. Also in diesem Fall eben der Jahrelange falsche Umgang mit Frauen. Außerdem ist sie der Meinung, dass die meisten Transfrauen doch nur so tun, um leichter an Opfer (also Frauen) heran zu kommen, weil sie so die Möglichkeit besitzen zum Beispiel auf öffentliche Frauentoiletten gehen zu können. Sie hat noch einige weitere sehr verletzende Sachen besonders gegenüber Transfrauen, aber auch Transmenschen in generell gesagt.


    In den letzten Wochen hat sich diese Situation immer mehr hochgeschaukelt und hat sich auch bis jetzt noch nicht so richtig beruhigt. Da ich mich sehr für das Thema interessiere kriege ich aber vermutlich auch mehr Artikel darüber zu lesen, als andere.


    Nun aber zum Thema, das Harry Potter Fandom ist eines der größten und beliebtesten Fandoms aller Zeiten und es gibt sehr viele Fans, welche praktisch blind ihren Aussagen folgen. Hier ist für mich die Frage, wie ihr damit umgehen würdet? Ich habe schon einige Artikel gelesen in welcher Fans sagten, J.K hat zwar das Universum erschaffen, aber sie haben das Fandom erschaffen. Auch wenn ich diese Aussage irgendwo verstehen kann, besonders wenn man sehr extrem an einem Fandom hängt (ich zum Beispiel kann Pokémon auch nicht aufgeben, auch wenn hierbei zumindest keine menschenverachtenden Sachen im Spiel sind). Aber letztendlich muss ich sagen, dass es mir auch nicht wirklich um die Fans geht, welche verstehen, dass J.K halt einfach keine gute Ansicht hat, sondern eben um die, welche das nicht verstehen, oder vielleicht noch adaptieren. Wenn also auch die Fans, welche es verstehen nichts sagen und sich in einer Bubble aus "das ist mein Fandom" verstecken, werden viele Kinder und Jugendliche, aber vielleicht auch Erwachsene J.K's Aussagen auf eine Goldwaage legen, einfach nur wegen Harry Potter ohne wirklich darüber nachzudenken, was dahinter steckt. Und letztendlich muss man eben auch sagen, dass auch die Leute, welche dem Fandom treu bleiben, sie trotzdem unterstützten, ob sie nun wollen oder nicht.


    Ich kann mich getrost so gar nicht als großer Fan des Franchises bezeichnen und seitdem ich weiß, dass J.K Transphob ist, kann ich nicht mal die E-Books, welche bei Kindle Unlimited komplett kostenlos sind ohne schlechtes Gewissen lesen und das obwohl ich eben weiß, dass sie keinen Cent daran verdient. Wäre sie nur ein kleiner Fisch, würde ich mich wahrscheinlich auch gar nicht so sehr daran aufhängen, allerdings ist dem eben nicht so. Hinter dieser Frau steckt viel und mir ist wahrscheinlich klar, dass sie zu boykottieren so viel bringt wie etwa Nestlé oder Disney zu boykottieren, aber sollte man es nicht trotzdem versuchen? Oder denkt ihr, man kann auch die Autorin und das Fandom trennen, weil es ohnehin so gut wie gar nichts bringt? Schränkt man sich eventuell nur selbst ein?

    Für mich persönlich ist es nicht schwer, das Fandom zu boykottieren, weil ich nie drin war und die E-Books wirklich nur gelesen hatte, weil sie eben kostenlos waren. Aber wie sieht es mit jemandem aus, der wirklich tief drin ist?

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß.   «

  • Ich kann an sich die Artists von ihrem Werk sehr gut trennen und ich finde, dass da eher diese "Idolisierung" von Promis Schuld ist, weshalb andauernd das halbe Internet austickt und sich dann auf die ein oder andere Seite stellt.

    Freunde hatten mir damals erzählt, sie würden keinen neuen Film mit Johnny Depp mehr sehen wollen, da dieser seiner Frau gegenüber gewalttätig gewesen sein soll. Später soll angeblich rausgekommen sein, dass es umgekehrt gewesen war... und was weiß ich. Bei solchen privaten Angelegenheiten versuche ich gar keine Meinung zu haben, weil ich eben nicht dabei war und selbst wenn es tatsächliche Beweise gibt, will ich mich nicht unbedingt mit diesem Promi-Stuff befassen. Ich hab einfach keine Lust mich da in jeden dieser Fälle einzulesen (und überhaupt zu lernen wer diese Leute sind und wie die heißen), Punkt.


    Manchmal gewinnt man so den Eindruck, dass das die neueste Art von Promiklatsch ist. Leute wollen nicht zugeben, dass sie sich heutzutage noch dafür interessieren (weil eigentlich ist dauernden Tratsch und Klatsch abzuhalten so ein Boomer-Ding) und etwas sensationsgeil sind, also schieben sie sich eine moralische Verpflichtung vor, um sich dafür interessieren zu "müssen". Wenn dir dann Leute ankommen "aber X kannst du doch nicht mögen, der Artist hat dieses und jenes getan!" .. als würde ich das überhaupt wissen. To begin with. Höchstwahrscheinlich kenn ich noch nichtmal deren Namen. xD


    Ich sehe in allen Artists eigentlich nur Menschen, die ihren Job tun und wenn ich mich nicht bei meinem Zahnarzt darüber erkundige, was das für eine Art von Mensch in seinem Privatleben ist, versuche ich es auch bei Artists aller Art so viel wie möglich zu ignorieren. Deswegen bin ich zwar schon von Rowlings Aussagen genervt bzw. nervt es mich viel mehr wie penetrant sie ist, aber ich ignoriere sie. Und btw ist die Frau eine Attention-ehschonwissen sondergleichen. Da mach ich ihr nicht die Freude und gebe ihr noch viel mehr Aufmerksameit als notwendig.

  • https://twitter.com/PinkNews/status/1305523700238815238


    Es ist Terf-Monday meine dudes und gals und non binary pals.


    Damit kommen wir gleich zum Thema - wie steht ihr dazu, dass man Werke oder gewisse Künstler (seien das jetzt Autoren, Zeichner, Bildhauer, was auch immer) weiterhin bedenkenlos genießen kann, wenn sich der Mensch dahinter auf solche Arten und Weisen äußert?


    Für alle, die etwas Kontext brauchen: J.K. Rowling ist bekennende Trans Exclusionary Radical Feminist, heißt also, dass sie eine Feministin ist, Transfrauen aber von der Feminismusbewegung ausschließt, weil diese in ihren Augen keine "richtigen" Frauen sind.

  • wie steht ihr dazu, dass man Werke oder gewisse Künstler (seien das jetzt Autoren, Zeichner, Bildhauer, was auch immer) weiterhin bedenkenlos genießen kann, wenn sich der Mensch dahinter auf solche Arten und Weisen äußert?

    Ich persönlich denke, dass man an gewissen Punkten zwischen Künstler und Werk differenzieren kann.

    Bei J.K. Rowling ist das wieder ein gutes Beispiel, da ich persönlich finde, dass man bspw Harry Potter (sowohl Filme als auch Bücher) weiterhin genießen kann, da diese Werke bzgl einer solchen "Politik" (also einer Transfeindlichen "Politik") beinhaltet.

    Das aktuelle Werk (about a murderous cis man who dresses as a woman to kill his victims) ist aber klar Transfeindlich, das muss man auch so adressieren und dann die Verbindung herstellen, ob das nur "Zufall" ist oder ob der Künstler hinter dem Werk genauso denkt

  • Ich persönlich denke, dass man an gewissen Punkten zwischen Künstler und Werk differenzieren kann.

    Bei J.K. Rowling ist das wieder ein gutes Beispiel, da ich persönlich finde, dass man bspw Harry Potter (sowohl Filme als auch Bücher) weiterhin genießen kann, da diese Werke bzgl einer solchen "Politik" (also einer Transfeindlichen "Politik") beinhaltet.

    Das aktuelle Werk (about a murderous cis man who dresses as a woman to kill his victims) ist aber klar Transfeindlich, das muss man auch so adressieren und dann die Verbindung herstellen, ob das nur "Zufall" ist oder ob der Künstler hinter dem Werk genauso denkt

    Dass die Kobolde dem antisemitischen Stereotypen nachempfunden sind, werde ich da mal gar nicht weiter vertiefen, genauso wenig wie das Cho Chang einen klischeehaften Namen für eine asiatische Frau hat und halt "schlau" ist, oder der irische Zauberer, der gerne Sachen hochgehen lässt. Gar nicht bedenklich. Nicht rassistisch oder stereotypenaufgreifend. Oder "der eine schwarze da der alles kaputt macht". Sorry, aber bei dem vielen Müll, den sie in letzter Zeit gebracht hat, sind auch rassistische Stereotypen, die sie halt nachweislich angewendet hat, Punkt, nicht unbedenklich.

    Mein Punkt ist - solange man sich bewusst ist, dass man Materialien konsumiert, die rassistisch, sexistisch, transphob, xenophob oder sonst was angehaucht sind und sich davon differenzieren kann: klar, gerne. Wenn man direkt sieht, wo da menschenfeindlich geschrieben wurde: we good. Man muss aber halt doch so erwachsen sein, dass man in sich gehen kann, ganz ehrlich mit sich sein kann und sich fragen muss, ob die Bücher, Filme, Serien, Videospiele etc, die man konsumiert, einen beeinflusst haben. Und auch wenn ich nicht glaube, dass J.K.R die Menschen plötzlich antisemitisch gemacht hat, ist es nicht weniger unbedenklich und muss genauso angesprochen werden wie ihre transphoben Äußerungen.

  • Damit kommen wir gleich zum Thema - wie steht ihr dazu, dass man Werke oder gewisse Künstler (seien das jetzt Autoren, Zeichner, Bildhauer, was auch immer) weiterhin bedenkenlos genießen kann, wenn sich der Mensch dahinter auf solche Arten und Weisen äußert?

    Ich finde, das kommt hier stark darauf an. Einerseits stimme ich dem zu, was Arrior sagt: So lange der Text unbedenklich ist (wie das in diesem Fall tatsächlich ist, sei dahingestellt) und/oder man es sich selbst ausreichend zutraut, kritisch damit umgehen zu können, ist es okay. Sonst könnte man ja generell Texte aus z.B. dem 19. Jh nicht mehr lesen, weil die meisten Menschen damals eben ein gewisses Weltbild hatten, was sich auch in allen Medien äußerte. Wobei ich da auch noch weiter differenzieren würde: Ist der Künstler schon länger tot und war bekanntermaßen z.B. queerphob oder rassistisch? Okay, ist vertretbar, immerhin kann er mit dem Geld, das er durch meinen Konsum verdienen würde, selbst keinen Schaden mehr anrichten. Aber sollte ich alle Werke gleichermaßen boykottieren, nur weil ein Künstler queerphob oder rassistisch ist und noch lebt? Bei beispielsweise einem Buch oder einem Musikalbum, wo diese Person hauptsächlich selbst davon profitiert, würde ich sagen: Ja. Aber bei den HP-Filmen spielen so viele Schauspieler:innen mit, die mit Rowlings Ansichten und Aussagen nichts zu tun haben, sich sogar dagegen ausgesprochen haben, von all den anderen Menschen, die es braucht, um einen Film fertigzustellen, ganz zu schweigen. Da halte ich es ehrlich gesagt für unverhältnismäßig, diese nur deshalb nicht mehr zu schauen. Wobei es natürlich gut auch sein kann, dass man diese Filme nicht mehr genießen kann, weil man ihre Aussagen immer im Hinterkopf hat. Das ist eine sehr nachvollziehbare Reaktion und auch absolut valide, man sollte nur nicht voraussetzen, dass jeder so denkt.

  • Ich finde tbh gerade bei Rowling die (gedankliche) Trennung von Werk und Künstlerin schwierig. Denn: Rowling ist Harry Potter. Das ist ihr Franchise, und sie gibt es nicht aus der Hand. Sie hat so eine große Kontrolle über alles, was damit zu tun hat, wie es wohl nie irgendeine*r Autor*in jemals hatte. Man kommt da imo schwer drumherum. Aufgrund dieser engen Verbindung sind auch Rowlings Bekanntheit und Beliebtheit sowie die Bekanntheit und Beliebtheit des Franchises praktisch eins. Damit kommt man nicht drumherum, dass eine Unterstützung des Franchises, ganz gleich in welcher Hinsicht und wie klein, immer eine Unterstützung Rowlings ist. Und wenn man dann die Werke weiter konsumiert, dann bedeutet das immer implizit, dass diese Unterstützung einer sehr fragwürdigen Person weniger in die Waagschale fällt als andere Gründe (was nicht automatisch heißen muss, dass man ein schlechter Mensch ist, weil man durchaus gute persönliche Gründe haben kann, aber man sollte bei solchen Fällen vielleicht immer zumindest einmal darüber reflektieren, ob es einem das wirklich wert ist).


    Anders ist das bei Autor*innen, die entweder schon tot oder halt nicht auf Twitter sind (bzw. beides, denn das eine geht oft mit dem anderen einher, hust). Tolkien beispielsweise war jetzt auch nicht unbedingt so der progressive Kopf, und Lovecraft war ein harter Antisemit und noch so einiges mehr. Aber wenn ich Geschichten dieser Personen lese - sofern ich das will -, dann unterstütze ich damit nicht die Person, und auch nicht die Verbreitung der problematischen Ansichten dieser Person - jedenfalls nicht im gleichen Maße wie bei Rowling. Anders ausgedrückt: Ich glaube, die Trennung von Werk bzw. Franchise und Künstler*in ist viel einfacher möglich, wenn die Person auch real davon getrennt wurde - was nicht unbedingt etwas Gutes sein muss, denn wenn die Personen, die dann die Kontrolle über das Werk haben, auch scheiße sind, dann ... well, andere Leute, gleiches Problem. Lovecraft und Tolkien sind halt tot, George Lucas ist von Star Wars abgetrennt worden etc. Aber Rowling wird es zu so einer realen Trennung nie kommen lassen, auch wenn es dem Franchise wohl nur gut täte, wenn man sie nicht in die Nähe davon lassen würde, denn ihre jüngeren Arbeiten daran trugen jetzt nicht so wirklich zur Qualitätssteigerung des Ganzen bei (was es mir auch leicht macht, auf all den Mist zu verzichten).


    Eine andere Sache, auf die in dem Kontext immer hingewiesen werden muss: Man muss nicht unbedingt Harry Potter lesen. Ich meine nur: Es gibt noch viele andere Sachen. Gute Sachen. Hinter denen keine Terf steckt. Und ich denke, wenn man vielleicht Rowlings Transfeindlichkeit mal zum Anlass nehmen würde, sich ein paar andere Sachen anzusehen, die vielleicht auch weniger bekannt sind oder von weniger bekannten (weil marginalisierten) Autor*innen sind, dann, glaube ich, lässt sich der Verlust von Harry Potter sogar sehr leicht verschmerzen. Man muss die Sache eben nicht immer wie eine Entscheidung zwischen dem Angenehmen und dem Richtigen darstellen, weil sich in einer dritten Position eigentlich auch beides verbinden lässt. Wenn man also vor einem Dilemma wie im Falle von Rowling und Harry Potter steht, dann kann man sich eigentlich immer bewusst machen, dass irgendwo da draußen eine spannende Bücherreihe einer weniger problematischen Person existiert, man muss sie halt nur finden. In diesem Kontext fand ich es ziemlich lustig, dass als Reaktion auf Rowlings Transfeindlichkeit letztens von mehreren Leuten vorgeschlagen ist, man solle stattdessen Animorphs lesen, weil ich immer schon gewusst habe, dass das irgendwann wiederkommt.

  • Thrawn


    Ohne mich bei der J.K. Rolling Sache einmischen zu wollen, frage ich mich was Tolkien in deinem Beitrag verloren hat. Der Mann wurde im vorletzten Jahrhundert geboren und war halt ein klassisches Kind seiner Zeit (wobei, wenn ich mir die Frauen Eowyn und Galadriel anschaue und die Freundschaft zwischen Gimli und Legolas war er seiner Zeit sogar ein wenig voraus). Ich finde es unerträglich, dass man mittlerweile auf so ziemlich jede historische Gestalt unsere moralische Schablone des 21.Jahrhunderts packen will. Was soll sowas frag ich mich dann. Soll man jetzt nicht mehr der Herr der Ringe lesen weil es bei Tolkien nur männliche Herrscher gab^^? Ich finde, wir täten gut daran nicht arrogant über alles und jeden zu richten, der in einer anderen Zeit und Welt aufwuchs.

  • Ohne mich bei der J.K. Rolling Sache einmischen zu wollen, frage ich mich was Tolkien in deinem Beitrag verloren hat.

    Persönlich frage ich mich hingegen, warum du jetzt so spezifisch auf Tolkien eingehst. Denn eigentlich habe ich gerade ihn als einen Autoren genannt, bei dem eine gedankliche Trennung und somit der weitere Konsum seiner Werke zumindest deutlich unproblematischer sein dürfte als bei Rowling, da er weder am Leben noch auf Twitter ist und bestimmte Ansichten, die er hatte und die, um es mal harmlos auszudrücken, "nicht mehr zeitgemäß" sind, entsprechend nicht verbreitet, auch gar nicht verbreiten kann. Die Rowling-Situation ist bei ihm gar nicht gegeben. Warum du implizierst, ich würde zum Boykott von Der Herr der Ringe aufrufen, ist mir dahingehend ein Rätsel (ich habe eigentlich nicht einmal zum Boykott von Rowlings Werken aufgerufen, lediglich darauf hingewiesen, dass die Trennung von Werk und Autor eigentlich so leicht nicht ist).


    Im Übrigen richte ich auch über niemanden, wenn ich mich entscheide, ein bestimmtes Werk nicht zu lesen (und wie gesagt: Der Herr der Ringe würde darunter vielleicht nicht einmal fallen), sondern entscheide lediglich aus meinen eigenen Gründen über mein eigenes Medienkonsumverhalten. Was daran falsch oder arrogant sein soll, ist für mich gerade absolut nicht ersichtlich.

  • Ich persönlich denke, dass man an gewissen Punkten zwischen Künstler und Werk differenzieren kann.

    Bei J.K. Rowling ist das wieder ein gutes Beispiel, da ich persönlich finde, dass man bspw Harry Potter (sowohl Filme als auch Bücher) weiterhin genießen kann, da diese Werke bzgl einer solchen "Politik" (also einer Transfeindlichen "Politik") beinhaltet.

    Unabhängig davon, dass Feliciá schon relativ viele wichtige Punkte genannt hat, in denen sich J.K. Rowling an Klischees bedient hat, die rassistisch geprägt sind, möchte ich grundsätzlich widersprechen, dass man zwischen (lebenden) Künstler*innen und Werken differenzieren kann. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass man zwischen Künstler*innen und Werken gar nicht differenzieren sollte.

    Erst einmal sollte man sich bewusst sein, dass Autor*innen, Sänger*innen, Produzent*innen und was auch immer keine Produktionsmaschinen sind, die Kunst gestalten und auf der anderen Seite steht dann die Privatperson, die ihre persönlichen politischen und moralischen Ansichten vertritt. Wer starke politische Ansichten besitzt, wird gar nicht drumherum kommen, diese Ansichten eben auch in die Werke - wenn auch vielleicht unterbewusst - einfließen zu lassen. Die Kunst entsteht nun einmal nicht unabhängig von den jeweiligen Künstler*innen, sondern die Kunst ist eine Ausdrucksform für Kulturschaffende. Zusätzlich muss man sich auch bewusst werden, dass ein Weiterverbreiten der vermeintlich unpolitischen Werke eben auch eine Weiterverbreitung der Künstler*innen ist. Wer Harry Potter liest, wird wahrscheinlich auch anteilsmäßig häufiger weitere Werke von J.K. Rowling lesen als solche Menschen, die Harry Potter nicht lesen. Wenn ich nun also verteidige, dass ich die Werke von den jeweiligen Künstler*innen unterscheide, dann wird auch eher eine Tür dafür geöffnet, dass man andere Werke von J.K. Rowling weiterhin lesen wird, in denen dann eventuell die Werke nicht mehr von ihren persönlichen politischen Ansichten getrennt würden können.


    Natürlich geht die Kunst in erster Linie auch nicht den Künstler*innen, sondern den Menschen und es obliegt den Menschen, wie sie Werke interpretieren wollen, was sie mit diesen Werken machen und so weiter, weshalb ein Boykottaufruf von einzelnen Werken auch unangemessen wäre, aber dennoch muss man darüber reden, inwiefern das Unterstützen eines solchen Werks nicht auch einer Unterstützung einer Person gleich kommt und bei J.K. Rowling ist das gegeben, auch wenn zumindest der Aspekt der transfeindlichen Meinung in den Harry Potter-Romanen vermutlich nicht vertreten ist, andere rassistische Klischees sind es aber wie gesagt. Und wer Harry Potter als mit J.K. Rowling absolut eng verbundenes Werk weiterhin unterstützt, muss sich bewusst sein, dass si*er für die Kunst bereit ist, auszublenden, dass in dieser Kunst rassistische Klischees bedient werden und si*er muss sich auch bewusst sein, dass die Unterstützung für Harry Potter unausweichlich auch gleichzeitig einer Unterstützung von J.K. Rowling gleichkommt. Und das ist halt dann eine Unterstützung von einer Person, die zumindest teilrassistisch und auf jeden Fall transphob ist.

    Im Endeffekt ist jedem selbst überlassen, was man schwieriger gewichtet: Das Werk als Gesamtkunstwerk oder eben vielleicht doch die Transphobie und der latente Rassismus. Für mich persönlich ist die Abwägung ganz klar, nämlich, dass eine Unterstützung von Harry Potter aus meinem ethischen Standpunkt nicht vertretbar ist, ganz unabhängig davon, dass ich die sieben Bücher in der sechsten Klasse alle innerhalb von zwei Wochen verschlungen habe und ganz unabhängig davon, wie oft ich die Bücher noch mal gelesen habe. Inzwischen ist für mich der Punkt erreicht, wo ich nichts mehr dazu beitragen werden, dass J.K. Rowling noch irgendetwas an dem Harry Potter-Franchise verdient.

  • andre mal wieder am facts spitten.


    Mir geht es da genauso wie ihm - so sehr ich das Franchise auch mag, ich persönlich kann es mit meinem Moralkompass nicht vereinbaren, jemanden zu unterstützen - und ja, es gibt schon auch andere Leute, die von HP profitieren, aber niemand so sehr wie Rowling, bei weitem nicht - der derart hasserfüllt, ignorant und schlichtweg gefährlich ist. Sie diskriminiert, schürt Hass auf transgeschlechtliche Menschen aufgrund von an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen, sie nutzt die Plattform, die sie aufgrund ihres Werkes hat, um transfeindliche Lager an zu feuern und Diskriminierung zu rechtfertigen. Und genau das ist es doch. Weil die Tante so reich und berühmt ist, hat sie überhaupt die Gelegenheit, in so großem Ausmaße bullshit zu reden und diskriminierend zu sein. Wer hilft, ihre Plattform zu erweitern, erweitert unmittelbar auch den Hass und die Menschenfeindlichkeit, die diese Terf in die Welt blasen darf. Und genau deswegen unterstütze ich das Fandom nicht mehr, so sehr mich da manchmal die Nostalgie lockt.

  • Was bedeutet eigentlich "unterstützen"? Unterstütze ich schon wen, wenn ich Bücher, die seit 15 Jahren im Regal stehen, lese? Oder die DVDs schaue, die auch locker seit 10 Jahren im Schrank stehen? Oder ich Theorien, Fanfictions etc. konsumiere von Fans, die inspiriert durch einige nicht problematische Elemente ihre eigenen Geschichten verbreiten? Soll jetzt kein grundsätzlicher Widerspruch zu den vorherigen Beiträge sein, aber ich finde die so schwammig im Bezug auf "Unterstützung".


    Mich irritiert das nämlich ein wenig, weil ich nicht ganz sicher bin, wie weit "nicht unterstützen" geht. Ich habe nämlich durchaus Interesse die Wahrnehmung von Menschen, die schädliches Gedankengut besitzen, trotzdem zu erkunden. Deswegen lese ich z.B. auch Literatur von irgendwelchen Sexisten - in dem Fall sind die meisten tot, weil klassische Literatur - und weiß am Ende mehr als davor. Harry Potter ist hier ein gutes Beispiel für moderne Literatur, mit der man gut rausarbeiten kann, welche Vorurteile und diskriminierenden Gedanken uns (= die heutige Gesellschaft) noch immer beherrschen. Es ist ja doch irgendwie irrsinnig, dass die Frau, die eigentlich darüber schrieb, wie böse derjenige ist, der aufs "reine Blut" achtet, gleichzeitig antisemitische Elemente eingebaut hat. Ob ihr das selber bewusst ist/ zu dem Zeitpunkt war? Aber um sich das überhaupt vor Augen zu führen, muss man doch ein Werk konsumieren? Vor allem, wenn man sich selber ein Bild davon machen möchte.


    Also wo genau ist die Grenze zwischen "sich selber ein Bild von etwas machen" und "unterstützen"? Imo unterstützen auch Nicht-Fans, weil alleine diese Diskussion hier kann den ein oder anderen dazu bringen, sich mal die Bücher zu holen, um zu verstehen, was genau darin passiert.


    Nochmal: Soll kein Widerspruch sein, weil ich sicher nicht daher gehe und mir Merchandise und sonst was besorge, weil die Frau das einfach nicht verdient hat. Aber mir ist beim Lesen der vorhergehenden Beiträge einfach nicht klar geworden, wie genau man es in der Praxis nimmt und wo die Grenze zur persönlichen allgemeinen Weiterbildung liegt.

  • Was bedeutet eigentlich "unterstützen"? Unterstütze ich schon wen, wenn ich Bücher, die seit 15 Jahren im Regal stehen, lese? Oder die DVDs schaue, die auch locker seit 10 Jahren im Schrank stehen?

    Wieso solltest du Autor*innen dadurch unterstützen, dass du Bücher liest, die schon seit Jahren bei dir im Regal stehen? Die Autor*innen verdienen ja nichts dadurch, indem du Bücher erneut liest, die eh schon in deinem Besitz sind.

    Mich irritiert das nämlich ein wenig, weil ich nicht ganz sicher bin, wie weit "nicht unterstützen" geht. Ich habe nämlich durchaus Interesse die Wahrnehmung von Menschen, die schädliches Gedankengut besitzen, trotzdem zu erkunden.

    Das geht ja aber auch ohne dass man die Künstler*innen mit einem Neukauf unterstützt. Die Harry Potter Bücher sind in Deutschland 33 Millionen mal verkauft wurden und da wird man, wenn man sich mit dem Gedankengut von J.K. Rowling beschäftigt, sehr wahrscheinlich immer irgendwelche sozialen Kontakte haben, die einem die Bücher ausleihen würden. Selbst wenn nicht kann man sich das in Bibliotheken holen, wo die Autor*innen zwar anteilsmäßig auch was bekommen, aber natürlich viel weniger als wenn man sich die Bücher selbst kaufen würde oder man kauft sich die Bücher über diverse seriöse Zweithändler, etc. Wenn man die Bücher nur lesen möchte, um sich mit dem in den Büchern vertretenen Gedankengut auseinanderzusetzen, kann man das sicherlich machen, ohne dass die Autor*innen daran verdienen.

  • Ich frage mich grade, welcher Leser beim Lesen auf transfeindliche bzw. antisemitischen Passagen achtet?

    Entweder hat die Frau allgemein ein Problem mit Transsexualität/Antisemitismus und hat dieses unbewusster weise verewigt oder absichtlich?

    Ich bin der Meinung, dass man einen Fandom, unabhängig von den Idealen der Autorin, betrachten sollte und es gegebenenfalls in seine Fanfiktion/Fanart/Gedankenwelt anpasst.

    WEil eine Autorin transfeindliche Ideale hat, ein faszinierendes Fandom erschaffen hat, dieses zu verschmähen.

    Allerdings halte ich das für eine Schweinerei, wenn sie transfeindliche Thesen über Harry Potter bezogene aCCOUNTS VERBREITET

    Ich bin sicher, dass andere großartige Autoren wie Tolkien oder Oda auch ihre Schattenseiten haben.

  • Ich frage mich grade, welcher Leser beim Lesen auf transfeindliche bzw. antisemitischen Passagen achtet?

    Ich sage es nochmal, Windmond - wenn man weiß, dass ein Autor transfeindlich, antisemitisch, sexistisch etc ist, ist es deine Aufgabe als Leser ehrlich und ungeflitert zu fragen "wo in dem Werk kommt da vielleicht die Tendenz durch". Im Endeffekt muss man bei allen Werken, die eine Gruppierung von Menschen einheitlich abbilden wollen, fragen, ob da irgendwelche Klischees, Vorurteile und Antipathien im Spiel sind. Informier dich selbst. Schau Reviews. Gehe vielleicht direkt auf Menschen aus Gruppen zu, die in solchen Werken abgebildet sind, und frag die "hey, du, mich interessiert das wirklich und ich will da eine knallehrliche Antwort, findest du die Darstellung deiner Kultur in diesem Werk xyz rassistisch oder anderweitig problematisch?". Und ja, weil eine jüdische Person jetzt sagt "nah, die Kobolde in der Gringottsbank gehen voll klar" ist das kein Ausweis für Rowling und keine Entschuldigung. Man muss hier schon sehr ehrlich sein und erkennen, dass hier jüdische Stereotypen, die auch im dritten Reich verwendet wurden (Stichwort hier die Nasenform oder die Macht durch finanzielle Ressourcen), angewandt worden sind. Selbiges auch für Cho Chang, die zwar einen Namen hat, der so vielleicht auch existieren mag, was aber gar nichts daran ändert, dass "hihi Ching Chang Chong China" durchaus rassistisch gemeint ist, und man mit ein bisschen Mühe hunderte Namen hätte finden können, die ähnlich leicht lesbar, aber weitaus authentischer und nicht rassitisch-stereotypisierend erdacht wurden.


    Im Endeffekt muss man sich, um Transphobie, Antisemitismus und Rassismus erkennen zu können, wenn jetzt nicht direkt und unversteckte Äußerungen damit gemeint sind, wie man sie in der Propaganda des dritten Reiches beispielsweise finden wrüde, leider auch ein wenig mit der Materie auseinandersetzen, um da wirklich auch verstecktere Geschichten erkennen zu können. Ein großer Punkt sind beispielsweise sogenannte Dog Whistles. Was ist ein Dog Whistle? Ein Dog Whistle ist - angespielt auf Hundepfeifen, die nur von Hunden gehört werden können - ein Wort oder eine Phrase, die für jemanden, der eher unerfahren mit einem Thema ist, relativ harmlos klingen. Beispielsweise "die zentralen Banken sind der Untergang der Gesellschaft" und "haha naja Ausschwitz war Insekten- und Pästizidenfrei!". Klingt jetzt erstmal harmlos. Ist es aber nicht. "Zentrale Banken" ist ein schönes Wort für Rechtsextreme, um "Juden" zu sagen, ohne das Wort "Juden" zu verwenden. Und dass es in Ausschwitz kein Ungeziefer gab, war keine Anspielung auf besonders engagierte Putzfrauen, sondern darauf, dass Hitler Millionen Juden mit Zyklon B, einem Mittel, das ursprünglich zur Insektenvernichtung erfunden wurde, ermordet hat. Ja, wir reden hier nicht von sechsbeinigen Krabbeltierchen, sondern Menschenleben.


    Nein, du musst nicht jeden Nazi Dog Whistle kennen und alles auf Biegen und Brechen auseinandernehmen, um vielleicht doch ein Grämmchen Rassismus in einem anderweitig unproblematischen Werk zu finden. Das erwartet auch niemand. Aber wenn ein Autor, wie Rowling beispielsweise, einen Ruf dafür hat, menschenverachtenden Bockmist auf Twitter zu posten, sollte man nicht annehmen, dass sie das nur auf ihrem Twitteraccount tut, sondern das ganze auch auf ganz anderen Ebenen artikuliert hat. Werke, die vor einem Jahrhundert oder mehr geschrieben wurden, mögen sich dahinter verstecken dürfen, dass die Autoren zu einer anderen Zeit gelebt haben - was ja auch stimmt, Sexismus gab es durchaus sehr stark in unserer westlichen Welt -, was aber nichts an unserem Auftrag als Leser, Zuschauer oder Betrachter ändert, eventuelle menschenverachtenden Passagen, Charaktere, Klischees oder andere Elemente zu erkennen und zu hinterfragen. Vor allem sind fiktive Werke für Menschen auch ein guter Ansatzpunkt, um solche Problematiken, wie Transphobie, zu verstehen. Fiktive Werke, die uns begeistern und uns wichtig sind, sollten uns doch gerade zum Nachdenken anregen, und man darf einem Werk auch schlechte Eigenschaften ankreiden, ohne dass man es "hasst" oder weniger mag. Ich weiß auch, dass Twilight absoluter garbage ist, Edward Cullen so ziemlich der Inbegriff eines Creeps und eines Stalkers ist, trotzdem kann ich die Filme auf nostalgische Art und Weise mit einer Hassliebe schauen. Nur würde ich niemals sagen "Boah, so nen Boyfriend hätte ich auch gerne omg haha romantisch omg goals <3"

  • Harry Potter ist hier ein gutes Beispiel für moderne Literatur, mit der man gut rausarbeiten kann, welche Vorurteile und diskriminierenden Gedanken uns (= die heutige Gesellschaft) noch immer beherrschen. Es ist ja doch irgendwie irrsinnig, dass die Frau, die eigentlich darüber schrieb, wie böse derjenige ist, der aufs "reine Blut" achtet, gleichzeitig antisemitische Elemente eingebaut hat. Ob ihr das selber bewusst ist/ zu dem Zeitpunkt war? Aber um sich das überhaupt vor Augen zu führen, muss man doch ein Werk konsumieren? Vor allem, wenn man sich selber ein Bild davon machen möchte.


    Also wo genau ist die Grenze zwischen "sich selber ein Bild von etwas machen" und "unterstützen"? Imo unterstützen auch Nicht-Fans, weil alleine diese Diskussion hier kann den ein oder anderen dazu bringen, sich mal die Bücher zu holen, um zu verstehen, was genau darin passiert.

    Ich denke, wenn der Begriff "unterstützen" zu schwammig erscheint, gibt es darauf zwei Antworten. Die erste ist, dass er in der Tat schwammig ist, es aber auch sein muss. Denn was bzw. wer jetzt zum Beispiel Rowling unterstützt, ist eine konsequentialistische Einzelfallfrage. Ungeachtet der Frage, welches Ergebnis gut ist und welches schlecht, kann die Diskussion hier, wie du sagst, eventuell sogar Leute zur Lektüre bzw. eigentlich zum Kauf bewegen, sie kann aber auch das Gegenteil erreichen. Das wird letztlich eine klassische konsequentialistische Nutzenrechnung sein, die sich a priori nun einmal nicht komplett richtig und ohne Unsicherheiten aufstellen lässt. Ähnlich sieht es damit aus, wenn ich ein problematisches Buch einer problematischen Autor*in lese und dann ein eher negatives Review darüber mache.

    Das heißt aber nicht, dass es hier keine Konstanten oder Faustregeln gäbe. Die Frage, was als Konsequenz eintritt, ist zwar nicht vollkommen absehbar - aber man kann über die Art, wie (und eigentlich auch wo) man über das Thema redet, eine potenzielle weitere Unterstützung der Person zumindest der Tendenz nach verhindern bzw. eingrenzen. Das dürfte ähnlich zu Debunkingartikeln zu Verschwörungstheorien sein: Auch diese benötigen ein bestimmtes Framing, damit sie nicht einfach nur das, was sie debunken, wiederholen und ihm mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Ich denke, man kann die eigene Unterstützung einer problematischen Person auf die Art eingrenzen und die Nicht-Unterstützung betonen.

    Zusätzlich gibt es eben eine wesentliche Konstante: Wenn ich ein Buch von Rowling neu kaufe, dann ist das de facto erst einmal eine Unterstützung ihrer Person, weil sie ein bisschen Geld kriegt und eben die Zahl der Leute, die eins ihrer Bücher gekauft haben, um eins steigt (und tun das mehrere Leute, kommt nun einmal einiges zusammen, was dann einen Anstieg ihrer Reichweite bedeutet etc.). Das ist bei einer Autorin wie Rowling praktisch immer gegeben. An diesem Umstand lässt sich zunächst nicht rütteln. Aber wie eben gesagt: Grundsätzlich kann man diese Art der Unterstützung "kompensieren" - wenn man es eben will und auch tut. Wenn man das nicht macht, ist nun einmal die zwangsläufige Implikation, dass es einem ggf. angesichts anderer Gründe egal bzw. weniger wichtig ist, dass man die Person unterstützt.

    In diesem Sinne muss ich sagen: Ich sehe eigentlich kein Problem darin, eine Grenze zwischen "sich selbst ein Bild machen" und "unterstützen" zu ziehen. Denn beides sind für mich komplett verschiedene Kategorien. Wie ich bereits geschrieben habe, kann es Gründe geben, die für einen persönlich die Problematik der Unterstützung der jeweiligen Person überwiegen, und das kann eben auch sein, dass man "sich selbst ein Bild machen will". Aber dieser Grund hat, so wie ich es sehe, mit der realen Unterstützung der Person erst einmal nichts zu tun, sondern ist eben nur ein potenzielles Gegenargument. Man kann für die eigene Auseinandersetzung mit der Person oder ihrem Werk grundsätzlich in Kauf nehmen, dass man sie auf die Art unterstützt - wichtig ist meiner Ansicht nach aber eben, dass man sich eben dieser Unterstützung bewusst ist und sie in seine Entscheidung miteinbezieht, anstatt eine dahingehende Trennung von Werk und Autor*in zu vollziehen, die zumindest im Falle Rowlings eben de facto nicht möglich ist.