Ich unterstütze deinen Film - aber nicht deine Ansichten?!

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  • Na das klingt schon mehr nach einer Antwort. Was mich zu meinem anfänglichen Beitrag nämlich am meisten bewogen hat, war die Aussage, dass man sich nicht "von Nostalgie locken" lasse, was durchaus eine irritierende Aussage ist, weil theoretisch kann ich mich komplett von Nostalgie locken lassen und kein Stück Rowling damit unterstützen - wenn man sich eben allen Dingen bewusst ist und die eigenen Handlungen reflektiert. Auf der anderen Seite hängt halt vieles irgendwie miteinander. Sei es das Gespräch hier oder irgendwo anders und selbst wenn man "reflektiert konsumiert", kann man dennoch indirekt dazu beitragen, dass man Rowling unterstützt. Ich bin z.B. in den meisten Fällen ein passiver Fan. Sprich, es kann sogar sein, dass ich - selbst wenn Autor*innen unproblematisch sind - nie Geld ausgegeben habe, Werke anderweitig konsumiere und mich vor allem der Fan-Gemeinde widme (YouTube-Videos, Fanseiten etc.). Ich folge auch selten bis nie social-media-Accounts. Nun habe ich aber nach dem letzten Konflikt überlegt, ob ich Rowling auf Twitter folgen soll, weil ich nicht über Ecken zufällig erfahren möchte, was sie nun schon wieder für diskriminierenden Blödsinn verzapft, sondern zeitnah mit eigenen Augen sehen. Habe ich noch immer nicht gemacht, aber einer der Gegen-Gedanken war auch, dass ihre Follower-Zahl durch mich steigt. Und um solche Dinge ging es mir auch; dass man nun mal auch durchaus unfreiwillig unterstützt, wenn man wen bewusst nicht unterstützen möchte. Sei es durch indirekte Nebeneffekte, weil ich versuche aufzuklären und dadurch aber erst recht wen vielleicht aufs Werk aufmerksam mache, oder weil das Mittel zum Zweck die unerwünschten Effekte hat.


    Aus diesen Gründen würde ich eben die Implikation für die persönliche Praxis interessant finden. Manch ein Beitrag interpretiert sich für mich nämlich so, dass man dem ganzen komplett den Rücken zudreht, also auch die Bücher nie wieder anrührt, selbst wenn man diese im eigenen Regal schon lange stehen hat (als Beispiel). Und wie in Zeiten von social media das aussieht, ist auch interessant. Das Fandom bleibt ja auch länger am Leben, wenn ich z.B. YouTube-Videos davon schaue, selbst wenn diese sogar Inhalte kritisieren (als Beispiel). Und ich will hier auch gar nicht urteilen, ich wollte einfach nur wissen, was man für sich persönlich damit meint, wenn man wen "nicht unterstützt", weil ich es recht unfair finde, wenn man es zu oberflächlich ausdrückt, da andere Leser daraus einen Vorwurf interpretieren können. Es wird sich ja kaum auf den Neukauf von diversen Artikeln reduzieren lassen. Diese Abwägung, die du Thrawn ansprichst, ist halt super spannend und in meinen Augen im Detail auch relevant.

  • Das Thema hier gerade, besonder dieser Satz:

    Ich weiß auch, dass Twilight absoluter garbage ist, Edward Cullen so ziemlich der Inbegriff eines Creeps und eines Stalkers ist, trotzdem kann ich die Filme auf nostalgische Art und Weise mit einer Hassliebe schauen. Nur würde ich niemals sagen "Boah, so nen Boyfriend hätte ich auch gerne omg haha romantisch omg goals <3"

    hat mich so an meine Liebe zu Junjou Romantica erinnert. Hach ja, ich weiß, dass der Anime/Manga komplett toxische Beziehungskonzepte hat mit Rap, Stalking und allem, aber es war einer der Anime, welcher mich darauf Aufmerksam gemacht hat, trans zu sein und einer meiner ersten Kontakte mit Homosexuellen in General. Ich kann ihn einfach nicht hassen, auch wenn ich mittlerweile weiß, dass es nicht das geilste Bild von Beziehungen abgibt, oder gar von Homosexuellen. Vielleicht ist es manchmal wirklich in Ordnung Dinge zu mögen, auch wenn sie moralisch nicht korrekt sind. Das wichtigste daran ist doch letztendlich, dass man erkennt, was daran scheiße ist.

    Aber das Problem ist halt leider, dass viele Fans ihren Idolen auch einfach blind folgen und so viele Meinungen einfach übernehmen, weil sie ja von der 'heiligen' Person kommen. Und dann wirds irgendwo auch krankhaft. Ich bin hier die letzte Person, welche sich nicht auch mal etwas zu sehr in Fandoms hinein steigert xD, aber ab und an muss man halt auch mal seine rosarote Brille absetzten und sagen: "Ja ich weiß das Franchise ist nicht perfekt."

    » Kokuna bewegt sich kaum, wenn es an einem Baum haftet.

    In seinem Inneren jedoch regt sich einiges, da es sich auf seine bevorstehende Entwicklung vorbereitet.

    Dabei wird seine Schale sehr heiß.   «

  • Bei J.K. Rowling ist das wieder ein gutes Beispiel, da ich persönlich finde, dass man bspw Harry Potter (sowohl Filme als auch Bücher) weiterhin genießen kann, da diese Werke bzgl einer solchen "Politik" (also einer Transfeindlichen "Politik") beinhaltet.

    Die Sache ist, dass die Harry Potter Bücher bspw. auch massiv viele Beispiele für biologischen Existenzialismus beinhalten. Zwar nicht auf das Geschlecht bezogen, aber auf andere Dinge. Das Haussystem ist letzten Endes ein Beispiel so: "Wenn du so an einem Zeitpunkt in deinem Leben bist, bist du immer so und es ist vererbbar." Das bezieht sich auch massiv auf ihre Darstellung von gut und böse. Es wäre recht leicht aus Voldemort einen komplexen Bösewicht zu machen, der halt nun einmal zur Zeit von WWII in einem Waisenhaus in London aufgewachsen ist und sich dann über den Gedanken, dass es eben die Zauberergesellschaft gab, die über allem stand, sich in diese Richtung radikalisiert hat. Stattdessen sind die Bücher aber: "Voldemort ist böse, weil er böse geboren wurde." Ähnliches sieht man bspw. auch darin, dass Rowling lange Zeit gegen Fans, die in ihrem Headcanon eine Redemption für Draco hatten, gehetzt hat. Weil für Rowling war Draco irredemable, weil als Kind böse = immer böse. Nichts von wegen "Ist ein Kind, das durch die Art, wie es erzogen wurde, geformt wurde und es nicht besser wusste", nope. Böse. Gleichzeitiig ist Snape gut, weil er als Kind gut war und deswegen darf er sich redeemen.


    Davon abgesehen gibt es natürlich auch noch ganz viele andere problematische Dinge in Harry Potter. Ich hatte vor ein paar Monaten mal eine Liste gemacht. Die Bücher sind voller Sexismus, Rassismus und pro kolonialer Ansichten. Like, wow, Rowling LIEBT Kolonialismus,


    Ich finde es unerträglich, dass man mittlerweile auf so ziemlich jede historische Gestalt unsere moralische Schablone des 21.Jahrhunderts packen will. Was soll sowas frag ich mich dann.

    Die Sache ist nun einmal: Man wusste auch schon vor 100 Jahren, dass es schlecht war, Leute zu unterdrücken. Auch vor 200 Jahren schon. Die unterdrückten Menschen haben immer schon darüber gesprochen, nur haben ihnen viele Leute nicht zugehört. Was aber eben nicht heißt, dass es niemanden gab, der ihnen zugehört hat.


    Ich lese aktuell wieder mich durch sämtliche Sherlock Holmes Werke von Arthur Conan Doyle und ich bin gelinde gesagt schockiert, wie progressiv die Geschichten an vielen Stellen sind. Dabei sieht man durchaus eine Entwicklung von den älteren Werken hin zu den neueren, wobei sich Doyle allerdings halbwegs bemüht, innerhalb der Timeline die Figuren nach und nach wachsen zu lassen. Also in Geschichten, die Doyle später geschrieben haben, die aber vor 1890 spielen, ist dann Sherlock noch immer sexistisch und pro-kolonial, etwas, das nach dem Zeitsprung dann halt einfach verschwindet. Aber alles in allem: Ja, siehe da, 100 Jahre alte Geschichten in denen Sexismus verteufelt wird, Rassismus verteufelt wird und zumindest später auch der Kolonialismus heftig kritisiert wird. Als ich aus Neugierde nachgeschaut habe, habe ich sogar erfahren, dass er sich politisch für diese Dinge eingesetzt hat. Er war einer der wichtigsten Treiber hinter der britischen Scheidungsreform, auch wenn die erst nach seinem Tod durchkam.


    Und da ist dann eben die Frage: Wenn es Doyle möglich war, das Übel in Sexismus und Rassismus zu erkennen, warum sollte man Leute, die zur selben Zeit lebten, nicht auf diesen Maßstab halten?


    Also wo genau ist die Grenze zwischen "sich selber ein Bild von etwas machen" und "unterstützen"?

    Hier ist die Sache: Ich verstehe nicht, warum man, wenn man weiß, dass Autor*in, Regisseur*in oder sonst was aktive Menschenfeind*innen irgendeiner Art sind, sich "selbst ein Bild davon machen" muss? Ich habe diesen Thread ja damals unter anderem wegen der Ender's Game Verfilmung erstellt, wo der Autor des originalen Buchs nun einmal ein bekannter Queerfeind ist, der aktiv Teile seines Einkommens in den Kampf gegen die Rechte für LGBTQ*-Menschen steckt. Warum sollte ich mir da selbst ein Bild von Ender's Game machen wollen? Zu welchem Zweck? Selbst wenn ich es kostenlos bekommen könnte ... sehe ich nicht, inwieweit mein Leben dadurch bereichert werden würde, ein Buch von einem Menschen, der mich hasst, zu lesen. Dagegen gibt es halt so viele marginalisierte Autor*innen, auf die ich auch meine Zeit deutlich besser verwenden kann und bei denen ich durch den Konsum ihrer Bücher meinen Horizont viel mehr erweitern kann.

  • Das ist wieder so eine Einstellung, die ich sehr individuell finde. Ob es einen bereichert, hängt wohl von jedem Einzelnen ab. Kann hier absolut verstehen, wenn man von solchen Inhalten nichts wissen will und diese einfach komplett ignoriert. Habe selber Themen, bei denen ich das mache, weil ein Punkt erreicht ist, wo es mich nur noch fertigmacht und mir nichts bringt.


    Dennoch gibt es Themen, die mich nun mal als Person faszinieren. Dazu gehört es auch zu beobachten, wie z.B. meine Interpretation als Leserin so völlig anders sein kann als di*er Künstler*in sich gedacht hat. Ich finde das interessant, weil das auch den eigenen Blick für sowas trainieren kann. Es ist wie Erfahrung mit Menschen austauschen. Und selbst Erfahrung, die mir den Magen umdreht, verarbeite ich gerne zu nützlichem Wissen. Mich interessiert es nun mal auch, wie jemand, der Menschen diskriminiert und Vorurteile massiv über Personengruppen stülpt, das ins eigene Worldbuilding einbaut und es rechtfertigt. Selbst wenn jemand z.B. Rassist ist, gibt es zig unterschiedliche Formen davon und „Hintergründe“, wie und wieso sich die Person dieses Gedankengut zurechtlegt. Und ich bin da im Übrigen nicht die einzige. Das ist durchaus eine Strategie, die ich jetzt in letzter Zeit auch von BLM-Aktivisten gehört habe. Also so abwegig ist mein Bedürfnis hier auch nicht.


    Sicher, legt man mir zwei Stapel Bücher vor die Nase, kaufe ich definitiv den Stapel, der von Autor*innen stammt, die die fehlende Diversität und Gleichberechtigung tatsächlich erfahren haben und z.B. Literatur um das bereichern, was aktuell fehlt. Ich stimme hier zu, dass es bereichernd ist und Vorzug erhalten sollte, vor allem in der aktuellen Situation, wo es zu viele Perlen gibt, die untergehen – oft aufgrund systemischer Diskriminierung. Davon abgesehen ist nicht jede Situation sofort super klar – manch ein*e Künstler*in ist nicht so offen dämlich wie Rowling, weswegen man auch nicht immer wissen kann, ohne sich tatsächlich ein Bild davon zu machen. Manche Missstände sind natürlich auch schon sehr klar und offen belegt, aber grundsätzlich reicht es mir nicht, wenn ich „lediglich über Dritte“ etwas erfahre. Allgemein widerstrebt mir gerade der Gedanke enorm, dass ich etwas einfach hinnehme, wenn ich nichts darüber weiß. Ich würde instinktiv immer nachrecherchieren. Und in dem Moment, wo ich mich selber genauer informiere, lande ich eben wieder in einer Masse an Alternativen, wie man Künstler*innen in/direkt unterstützt, ob man möchte oder nicht. Mir geht es ja nicht nur um das gekaufte Buch, sondern eben um alles, was den Erfolg und die Bekanntheit aufrechterhält. Deswegen nochmal: Ich frage hier lediglich danach, wo man ganz konkret seine eigenen Grenzen zieht, weil die Aussage „Ich unterstütze das nicht“ nun mal alles oder nichts heißen kann.


    So als Beispiel: Ich schaue gerne Fan-Analysen auf YT, weil es mir einfach Spaß macht zu sehen, wie andere Personen etwas interpretieren oder deuten. Ich würde nicht mehr ins Kino gehen, wenn ein Rowling-Film rauskommt, ich würde aber nach wie vor meine (bereits gekauften) DVDs mit Freunden anschauen. Ich würde kein offizielles Merchandise kaufen, aber hätte kein Problem meiner besten Freundin etwas mit HP-Bezug zu basteln.

  • (Ich werde es SO bereuen hier jetzt etwas zu posten, weil ich das Gefühl hab, sobald man in den AD (ich lese hier in Topics die mich thematisch prinzipiell interessieren oder die in meinem Dashboard aufploppen gerne mal mit, nur um dann festzustellen, dass mir idR die Lust am posten vergeht) eine andere Meinung hat als die Mehrheit oder zumindest gewisse Einzelpersonen, muss man übertrieben gesagt schon um sein virtuelles Leben fürchten.)


    Aber gut, here we go.


    Unpopular opinion (zumindest hier): I don't care at all.


    Warum? Weil mich in der Regel die Erschaffer der Werke oder die Mitwirkenden herzlich wenig interessieren. Ich verfolge in der Regel weder das Privatleben, noch die Klatschpresse, noch gewisse Twitter-Accounts (allg. hab ich eh das Gefühl, dass Twitter ein Pool der Toxizität im Internet ist) oder whatever von Sängern (oder Musikern allg.), Schauspielern, Autoren, Produzenten, Regisseuren, Tänzern oder was auch immer noch die die künstlerisch erschaffende Sparte fällt. Wieso? Weil mich die Menschen dahinter in der Regel nicht so interessieren, worauf es mir primär ankommt: Gefallen mir die Werke? Also gefällt mir der Song, der Film, die Serie, das Buch, whatever?

    Wenn ich sagen kann, ja, dann ist es mir herzlich egal was die Person dahinter privat (oder wegen mir auch öffentlich) für ein Mensch ist. Wenn ich sagen kann, nein, dann ist es mir auch herzlich egal ob der Mensch dahinter jetzt die freundlichste, offenherzigste und an richtigen Stellen engagierteste Person ist.


    Natürlich kann ich nicht leugnen, dass man ab und an, selbst wenn man nichts aktiv davon verfolgt Sachen mitbekommt, weil Personen an anderer Stelle darüber schreiben oder erzählen, aber zieht mich das dann sofort in die Verantwortung mich selbst umfassend darüber informieren zu müssen?

    Ich meine ihr werdet lachen oder den Kopf schütteln, aber ohne das Bisaboard und gewisse Themen hier, hätte ich absolut KEINE Ahnung über J. K. Rowlings transphobe und andere Tendenzen, ich wüsste nichts davon. Warum nicht? Ich mag die Harry Potter Bücher, ich mag die Filme und durchaus auch andere Sachen aus dem Franchise (ich besitze neben den Büchern und Filmen auch ganz alte Spiele, ne HP App, hatte damals einige HP-franchised Klamotten, Poster und noch ein paar andere Sachen), aber die Erschafferin dahinter ist mir schlichtweg egal. Heiße ich deswegen automatisch ihre Ansichten gut, die ich hier so mitbekommen habe? Nicht wirklich. Muss ich dadurch aber automatisch ein ganzes Franchise schlecht(er) finden oder mich gar davon abwenden? I don't think so.


    Ich meine, zugegeben, meine Ansicht scheint ein wenig egoistisch zu sein, wenn ich sage, ich konsumiere (ähnlich wie beim Essen) halt das was mir gefällt und was mir nicht zusagt konsumiere ich eben nicht. Aber wenn es mir etwas gibt und mich glücklich macht... fällt es imo auch schwer da nicht in gewissem Maße ein wenig egoistisch zu sein.


    Zwei Punkte fand ich in der hier geführten Diskussion aber auch kritisch...


    1. Es ist meine Pflicht, wenn herauskommt, dass ein (mal zusammengefasst als) Künstler ein nicht ganz so toller Mensch ist und fragwürdige Ansichten hat, deren Werke zu nehmen und möglichst alle Hinweise auf jenes fragwürdige Gedankengut herauszufiltern?


    Da fühle ich mich doch direkt in den Deutschunterricht zurückversetzt, wo man auch meinte, dass (der meist verstorbene) Autor X, zum Zeitpunkt Y, mit Satz Z genau das gemeint haben muss und übertrieben gesagt "Die Wiese ist grün" ein Stilmittel gewesen sein muss, das man folglich interpretieren kann, anstatt zu erwägen, dass der Autor zur damaligen Zeit vllt doch einfach nur entzückt von eine Wiese in einem wunderschönem satten grün verzückt gewesen ist. Damit möchte ich jetzt nicht ausdrücken, dass das Erlernen von Deuten/Interpretieren von Texten jeglicher Art im schulischen Deutschunterricht oder generell eine unnötige Sache ist, mitnichten, das Erlernen von Textverständnis ist eine absolut wichtige Sache, aber was ich mit dem (vllt etwas an der Haaren herbeigezogenen) Beispiel ausdrücken wollte ist, dass man imo die Kirche auch irgendwo im Dorf lassen kann/soll.

    Um beim Beispiel Rowling und Harry Potter zu bleiben. Es sind Fantasy-Romane, die Personen unterhalten soll, in eine magische Fantasiewelt führen soll, wegen mir beim Lesen (je nachdem aus welchem Grund jeder Person für sich jetzt vllt z.B. ein Buch liest oder einen Film schaut oder Musik hört) sogar einfach nur zur Entspannung von einem stressigen Tag führen. Da fange ich doch nicht an plötzlich jede Zeile, jede Person, jeden Namen, jede Situation kritisch zu hinterfragen, nur weil Rowling übertrieben gesagt öffentlich Amok läuft und sich vor den meisten vermutlich zum Affen macht. Weil tbh, dann ist es nicht Rowling, welche einem das Franchise zerstört, sondern.... irgendwie man selbst.

    Außerdem, bevor Rowling zu einer so öffentlich bekannten Person wurde und das nun nutzt, um sich bei jeder Gelegenheit eine Plattform zu geben, egal wie - hat man sich damals beim Lesen auch schon gedacht, dass Cho Chang ein klischeehaft rassistisch anmutender Name ist, das Kobolde eine antisemitische Referenz sind oder Menschen durch die Einteilung in Schulhäuser als von Geburt an determiniert betrachtet? Oder hat man sich einfach nur gedacht: "Omg, cool, mich würde interssieren zu welchem Haus ich gehören würde? Ich wäre bestimmt ein [Haus hier einsetzen]". Also, wieso sollte das heute großartig anders sein? Nur weil man jetzt mehr Informationen über die Autorin hat? Lesen sich die Bücher dann plötzlich trotzdem komplett anders oder WILL man vielleicht auch einfach nur, dass man 34923490230409 Indizien/Beweise findet, die das "Schlechtsein" der Person einfach indizieren/beweisen/lückenlos untermauern? Ist Cho Chang wirklich ein bewusst oder unterbewusst rassistisch animierter gewählter Name oder hat die Autorin den Namen auch einfach nur für schön und unkompliziert empfunden? Wäre ein anderer (asiatischer) Name wirklich mit gegebenen Hintergründen als unproblematisch eingestuft wurden oder wäre es nicht sogar wahrscheinlich, dass jeder Name eventuell mit gegebenem Hintergrund als rassistisch motiviert gewählt interpretiert wurden wäre?

    Ich bin mir das ehrlich gesagt nicht so sicher, denn obwohl ich dank hier einiges weiß, wofür Rowling leider Gottes steht, würde ich Cho Chang weiterhin jetzt nicht zwingend als böswillig rassistisch interpretieren, don't know. (Und ja, ich hab mich jetzt bewusst nur an einem Beispiel aufgehangen)


    2. Man sollte sich kein "eigenes Bild" von etwas machen?


    Ich weiß, dass ich die Frage jetzt auch extrem pauschalisiert habe, weil ich natürlich weiß, dass du das nicht allgemeingültig für alles meinst, aber trotzdem bin ich über die Aussage gestolpert, weil I don't für mich klingt das kinda so like "Es ist erwiesen, die Person ist schlecht, also sind auch die Werke problematisch, also trust me, stay way from them." Das würde aber wirklich voraussetzen, dass die andere Person, sich zumindest von dem betroffenen Autor/Musiker/Schauspieler/allg. Künstler ein umfassendes eigenes Bild gemacht haben muss.
    Im Falle Rowling heißt das für mich jetzt quasi, ich könnte die Aussage erst im Ansatz akzeptieren, wenn ich auf alles was hier über Rowling gesagt wurde erstmal pfeife und selbst ihren Twitter-Feed durchforste, Artikel über sie lese (oder mich dann vllt doch nochmal in dem Kontext mit den Veröffentlichungen auseinandersetze... was ja aber scheinbar vermieden werden soll/unerwünscht ist (?)) etc., da es sonst nicht wirklich wissen, sondern Vertrauen auf andere Meinung oder gar Hörensagen wäre.

    Und dann wären wir in einer imo unbequemen Situation, die ich rein vom Gedankengang für vergleichbar halte mit z.B. eine neue Person kommt in eine Klasse, ein Unternehmen oder was auch immer und da gibt es eine Person, die von keinem so richtig aus Grund X, Y, Z gemocht wird. Der neuen Person wird dann gesagt "Halt dich von der Person fern, die ist scheiße, trust us.", obwohl die Person das vllt sogar anders empfinden würde, aber eben auf die Meinung einzelner/der allg. Meinung (blind) vertraut ohne sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Natürlich ist das sich über eine Person ein Bild machen schwierig vergleichbar ist mit der Notwendigkeit, sich über ein Werk ein eigenes Bild zu machen, aber ich finde trotzdem zumindest vom Gedankengang her geht es in eine ähnliche Richtung und das find ich dann sogar eher verwerflich. Ich bin also der Meinung, dass es sich immer lohnt sich ein eigenes Bild zu machen, vllt auch von einem Werk einer Person, die als moralisch verwerflich in gewisser Hinsicht gilt, sofern es einen halt interessiert oder man es selbst für notwendig hält und ich finde das sollte man auch niemals jemanden absprechen.


    Zusammengefasst würde ich also sagen, dass der Titel irgendwie durchaus auf mich zutrifft, mich das selbst aber (prinzipiell, pauschalisieren sollte man das jetzt natürlich auch nicht, Ausnahmen kann es durchaus geben) auch nicht sonderlich stört.


    So ... und nun werde ich den Post bereuen in... 3... 2... 1...

    PS: Man könnte, wenn das Thema eh wieder ausgegraben wurde, vllt mal den Tippfehler im Titel verbessern ("unsterstütze").

  • Rexy

    Es wäre hier wohl trotzdem relevant anzumerken, dass man dann doch auch Projekte mitfinanziert, die Gruppierungen diskriminieren. Also wenn man wirklich eine ganz klare Linie zwischen Künstler*in und Werk zieht und ersteres völlig ignoriert. Verstehe ich zwar, wenn man einfach nichts davon wusste (bin da so wie du, weiß teilweise nicht mal, von wem ein Lied ist). Aber in dem Moment, in dem man was mitbekommt, tangiert es dich wirklich null, für was du gerade zahlst? Ich habe nämlich das Gefühl, du hast dich jetzt extremer oder "egoistischer" ausgedrückt, als es in Realität wirklich ist. Kann mir gut vorstellen, dass man mal was "vergisst" oder so, aber ob man wirklich bewusst weiter Geld in ein Franchise pumpt, das offenkundig dieses Geld menschenverachtend investiert … na ich weiß nicht, ich glaub die meisten denken nur in der Theorie so, weil sie weniger mit dem Thema zu tun haben = es nicht so präsent im Kopf ist, aber damit konfrontiert würden viele dann wohl eher auf den Kauf verzichten.

  • Alaiya


    Sorry, deinen Beitrag halte ich nett formuliert für naiv. Die Menschen von vor 100 Jahren oder vor 200 Jahren wussten ganz sicher nicht was nach unseren heutigen Moralvorstellungen ,,richtig“ ist. Diese Menschen dann dennoch nach unseren Maßstäben zu messen ist zum einem in einem nahezu unerträglichen Maße arrogant und führt zum anderen zu nichts, außer hinter jeder Ecke eine irgendwie geartete Feindlichkeit gegen irgendwenn zu erkennen. Wohin das führt sieht man ja aktuell in den USA wo jeder der irgendwann mal irgendwas gesagt hat, gecancelt wird.

  • Sorry, deinen Beitrag halte ich nett formuliert für naiv. Die Menschen von vor 100 Jahren oder vor 200 Jahren wussten ganz sicher nicht was nach unseren heutigen Moralvorstellungen ,,richtig“ ist.

    Auch wenn es nicht an mich geht: Doch, das wussten sie schon. Zumindest wussten es einige. Der Zeitgeist war nie so einheitlich, dass man etwa sagen könnte, dass beispielsweise jede*r dachte, Sklaverei sei etwas vollkommen Gutes. Ich meine: Hegel (!!!) schrieb dahingehend etwa irgendwann während seines Lebens von 1770-1831 (bin jetzt zu faul, es genau nachzugucken), dass die Sklaverei eigentlich gedanklich mit dem Ende der Antike abgeschafft worden sei. Man beachte: Das war sogar noch vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Und um vom Mitteleuropäer wegzukommen: Die Sklaven selbst waren sich durchaus bewusst, dass Sklaverei nicht so toll ist. Das hat aber wie gesagt niemanden sonst interessiert, aber es sollte durchaus heute interessieren, denn diese Leute haben nun einmal auch vor 100, 200 Jahren gelebt und dementsprechend sollte man doch, selbst wenn man meint, man könnte an Leute von damals nicht die heutigen Moralvorstellungen anlegen, vielleicht dann einfach die Moralvorstellungen derjenigen anlegen, die ebenfalls zu der Zeit gelebt haben und eben systematisch unterdrückt wurden. Nur so ein Gedanke, denn deren Stimmen sind ja nicht weniger wert, nur weil sie nicht weiß waren.

    Wohin das führt sieht man ja aktuell in den USA wo jeder der irgendwann mal irgendwas gesagt hat, gecancelt wird.

    Das ist mir gerade reichlich unpräzise. Redest du von konkreten Fällen oder vom Schreckgespenst der "Cancel Culture"? Letztere halte ich für einen bloßen Strohmann, der lediglich dazu dient, Kritik abzuwürgen.

  • Thrawn


    ,,Zumindest wussten es einige“.

    Und jetzt? Ändert das irgendwas an der Richtigkeit meiner Aussage. Von mir aus überschnitt sich bei ,,einigen“ Moral oder die Vorstellung von Moral mit heutigen Ansichten. Das kann ja alles sein, hatte aber nichts mit dem Zeitgeist zu tun. Oder willst du mir sagen, dass es zu Zeiten von Hegel die allgemeine Auffassung gab, dass alle Menschen ungeachtet der ,Rasse“ gleich sind und das Homosexuelle ein Recht auf Toleranz und Freie Entfaltung haben??


    Zu der USA Sache. Die Cancel Culture ist kein ausgedachtes Schreckgespenst sondern eine reale Bedrohung welche Geschichte und Kultur auslöscht. Es wird bei jeder historischen Gestalt (natürlich nur wenn es sich um einen Weißen handelt) nach irgendwas gesucht um ihn zu Canceln und zu ,,entfernen“. Dabei verwendet man die gleichen fadenscheinigen Begründungen die man auch teilweise hier lesen kann. Das man damit große kulturelle, geschichtliche und künstlerische Errungenschaften entfernt, lassen die meisten außer acht.

  • Die Menschen von vor 100 Jahren oder vor 200 Jahren wussten ganz sicher nicht was nach unseren heutigen Moralvorstellungen ,,richtig“ ist.

    Sie hatten jede Chance es zu wissen. Ja, die grundlegende gesellschaftliche Sicht war eine andere, aber es gab immer genug Stimmen, die bereits progressive Meinungen vertreten haben und entsprechendes eingefordert haben. Mehr noch, die so genannte goldene Regel ("Wie du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu") ist technisch gesehen eine der ältesten Regeln der Welt (zu finden in teilweise 4000 Jahre alten religiösen Werken) und in dieser Film seit dem 17. Jahrhundert verankert.


    Menschen hatten jederzeit die Kapazität zu erkennen, dass bspw. Sklaverei schlecht war, dass eine Demokratie nicht demokratisch ist, wenn nicht alle wählen dürfen, dass Unterdrückung von anderen Menschengruppen auf Basis ihres Geschlechtes, ihrer Ethnizität, ihrer Religion, ihrer Sexualität usw. falsch ist. Und wir finden auch zu jeder historischen Zeit, zu der wir ausreichend Quellen haben, allein unter dokumentierten Persönlichkeiten genug Menschen, die diese Meinungen so vertreten haben.


    Nun kann man durchaus sagen, dass "einfache Leute", also die Unterschicht und untere Mittelschicht einer jeweiligen Gesellschaft meistens andere Probleme hatte, als sich nun über diese Dinge Gedanken zu machen, was auch nicht falsch ist. Aber fast alles, was uns an Literatur erhalten ist, entstammt den oberen gesellschaftlichen Schichten, da diese eher Zugang zu Verbreitungsmöglichkeiten ihrer Werke hatten. Entsprechend ist bei ihnen eine mangelnde Einsicht dieser Dinge eher einer (oftmals, aber nicht immer gewählten) Ignoranz geschuldet, nicht selten mit dem Ziel eigene Interessen zu schützen.


    Und in manchen Fällen ist es teilweise schon wirklich skurril. Besonders im Falle Tolkiens tue ich mich noch immer schwer, wie er hat so unreflektiert rassistische Stereotypen reproduzieren können, während er eigentlich ein aktiver Anti-Rassist war. Meine beste Theorie ist, dass er halt zwar reflektiert mit anti-semitismus und anti-schwarzem Rassismus umgegangen ist, aber komplett unreflektiert mit anti-asiatischem Rassimus war. Die Tatsache, dass er zur Zeit der "Yellow Fear" aufgewachsen ist, hat wahrscheinlich dazu beigetragen. Trotzdem ist es schade, dass er es nicht damals erkannt hat.


    Aber wie schon gesagt: Es gibt auch Leute wie Sir Arthur Conan Doyle, die Geschichten geschrieben haben und diese Geschichten genutzt haben, um auf diese Probleme aufmerksam zu machen. (In Sherlock Holmes gibt es diverse Geschichten, die Misogynie verurteilen und die Scheidungsgesetze der Zeit, wie auch Rassismus und in den späteren wird auch zwei, drei Geschichten Kolonialismus kritisiert.)


    Und wie Thrawn schon sagt: Cancel Culture gibt es nicht. Und es ist absolut berechtigt, Geschichten - egal ob alt oder neu - für Rassismus, Sexismus, Ableismus oder Queerfeindlichkeit zu kritisieren. Aber siehe da: Nichts davon ist verschwunden. Wird alles weiter verlegt. Etwaige Verfilmungen sind trotzdem gemacht worden.

  • Ich sehe das ähnlich wie Rexy (wollte zuerst auch nicht posten lol)


    Ich betrachte viele Kunstwerke getrennt von den eigentlichen Künstler/innen. Klar, die JKR ist transfeindlich, aber ist halt ihre Einstellung , wer deswegen ihre Bücher nicht mehr genießen kann und sie nicht mehr unterstützen möchte, sollte dies tun. Was sie sonst auf ihrem Twitter Account macht, ist dann ihr Problem und nicht mehr meins (und imo ist es auch nicht meins, wenn ich ihr auf Twitter folge, oder wenn ich ihre Bücher kaufe, weil ich sie für das, was sie an Kunst gemacht hat, appreciate; hab aber btw selber kein HP Merch/Buch/DVD und folge sie auch nirgendswo auf Social Media).

    Wenn ich ihr Harry Potter Buch kaufe, dann kaufe ich ein Harry Potter Buch und kein "how to be a transphob" Buch von ihr und wenn sie davon Geld bekommt, dann durch dieses Fantasy-Buch. Ein Buch, dass viele Menschen mit schönen Momenten assoziieren. Dass es umstrittene Passagen gibt, möchte ich jedoch nicht abstreiten, aber bei einigen angesprochenen "Problemen" frag ich mich schon, ob die Leute sonst mit irgendeinem literarischen Werk zufrieden sein werden. Man kann nie alle Menschen zufrieden stellen. Imo sollte man auch selber schreiben, wenn man es anders machen möchte und nicht erwarten, die JKR wird sich dem Wunsch ihrer Fans beugen. Ich sehe auch oft Fanarts oder Zeichnungen, dir mir weniger gefallen und wende meine Kritikpunkte selber bei meinen Bildern an. Habe auch das Gefühl, dass in allem viel reininterpretiert wird, nur weil es JKR ist.


    Was sie mit dem Geld macht, weiß ich nicht, aber solange sie niemanden aktiv schadet, oder das Geld aktiv dafür benutzt, dass andere davon verletzt werden, ist das kein Problem für mich, ich würde meine Einstellung aber überdenken, sollte das Gegenteil der Fall sein.


    Dass sie ihren Ruhm und Reichtum gezielt für transfeindliche Propaganda missbraucht, wage ich persönlich zu bezweifeln. Es gibt genug transphobe, homophobe und rassistische Menschen auf Twitter und Konsorten und die täglich ihre Meinung dort posten etc, der Unterschied ist nur, dass sie eben berühmt ist und durch ihre Bücher eine große Followerschaft genießt. Diese Follower hat sie sich durch ihr Buch und durch ihre Welt verdient, nicht durch ihre Transphobie. Im Gegenteil, ich bin mir sicher, dass auch viele Leute sie viel weniger wertschätzen, als früher, aber darf sie, weil sie reich und berühmt ist, ihre ehrliche Meinung zum Thema nicht mehr tweeten (auch wenn ihre Meinung viele Menschen damit verletzt)? Ich finde nicht. Wenn das irgendwem nicht passt, dann bitte, unfollowed sie, es ist euer Recht, aber sie hat auch das Recht dazu, Twitter dafür zu nutzen, ihre Meinung offen kundzutun, so wie es viele andere Menschen tun, finde ich.

  • Alaiya


    Aber reden wir beide nicht gerade von verschiedenen Dingen? Das man auch vor 200 Jahren hätte merken können, dass es falsch ist Menschen in ,,Rassen“ aufzuteilen und aufgrund der ,,Rassen“Zugehörigkeit ein hierarchisches System aufzubauen, geschenkt. Ja, dass hätte die große allgemeine Mehrheit auch schon vor 200 Jahren kapieren können. Aber es war nicht so und nur darauf will ich hinaus. Ebenso gut könnte man sagen, dass der antike Mensch hätte die Sklaverei abschaffen können, da man nicht lange überlegen muss um zu begreifen, dass es ein barbarischer Akt ist, einen anderen Menschen zu versklaven. Ich glaube nicht, dass die große Mehrheit im Imperium Romanum sich besonders viel aus Sklaven Rechten gemacht hat. Kann man also einem Kind seiner Zeit seine von der Gesellschaft vorgegeben Ansichten und Werte wirklich noch Jahrhunderte später zum Vorwurf machen? Meiner Meinung nach ganz klar nein. Du scheinst eine andere Meinung dazu zu haben, dass ist für mich ok.

  • Cassandra - ok zugegeben mein Beitrag klingt vllt etwas zu absolut bzw. zu drastisch, zu ignorant und so bin ich nun in der Regel auch nicht.

    Würde ich wirklich aktiv mitbekommen, wie eine Person hinter einem bestimmten Werk gewisse Dinge macht, die nun wirklich jeden Menschenverstand und jeder Art der Moral vermissen lassen, würde ich mich schon zumindest zwei-, dreimal überlegen ob es ein eventuell kurzes persönliches Vergnügen wirklich wert wäre sämtliche Moral über Board zu werden. Vor allem das Beispiel von Alaiya im Startpost geht dann tatsächlich auch deutlich über meine Grenzen hinaus und da würde ich dann eventuell schon verzichten.

    Pauschalisieren würde ich diese Aussage aber auch nicht und würde durchaus dazu tendieren zu sagen: Kommt darauf an, was die Person X hinter Werk Y denn macht (und ob ich davon überhaupt etwas mitbekomme, es also tatsächlich weiß oder nicht).


    Nehmen wir das Startpost-Beispiel - angenommen ich informiere mich über die dort angegebene Person und komme zu dem gleichen Schluss, dass alles was da steht der Wahrheit entspricht etc. und die Person wirklich aktiv Geld in Organisationen hineinpumpt, die gegen Nicht-Heterosexuelle Personen vorgeht und Supporter von Homosexuellen (bzw. LGTBQ+ Personen) "aktiv stürzen/auslöschen" will...dann geht das obv. weit über meine Schmerzgrenze hinaus und dann würde ich von einer bewusst finanziellen Unterstützung dieser Person aus absehen.

    Im anderen Fall, von dem her was ich von Rowling durch das Forum hier weiß (wobei das trotzdem mMn voraussetzt, dass ich mich selbst davon überzeugen und recherchieren müsste, um auch persönlich zu demselben Schluss zu kommen), ist ihr Hauptplattform bzw. eine ihrer Plattformen Twitter, wo sie sich scheinbar zu Gott und der Welt äußert und meint zu allem etwas sagen zu müssen und dabei eben auch Aussagen vom Stapel lässt, die sich gegen bestimmte Personengruppen richten. Finde ich das gut, nein? Würde meine (finanzielle) Unterstützung oder Nicht-Unterstützung in dem Fall groß etwas ändern. I don't know. Ich mein wenn sie das nicht alles verprasst, hat sie eh genug Geld für ihr restliches Leben, sofern die verantwortlichen Seiten ihr die Plattform nicht nehmen, wird sie auch immer eine Plattform für zweifelhafte Aussagen haben und sie wird auch immer Leute finde, die sie damit anspricht. Würde meine finanzielle Unterstützung, dadurch, dass ich jetzt ein Buch kaufe oder im Kino einen Film schaue wirklich etwas ändern? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, weil ich meine sämtliche Aussagen auf z.B. sowas wie Twitter kann sie immerhin auch vollkommen kostenfrei tätigen, selbst wenn sie jetzt die ärmste Kirchenmaus wäre. Natürlich kann man argumentieren, wenn jedes neue Buch, jeder neue Film durch zu geringe Einnahmen basically floppt, das man damit ja auch irgendwie zu etwas beiträgt oder verhindert zu noch größerer Popularität beizutragen. Allerdings glaube ich, dass im Speziellen diese Frau bekannt genug ist und ich mir nicht sicher bin, ob selbst ein Flop ihr jetzt allzu sehr schaden würde. :/


    Alles in allem würde ich also sagen: Es hängt sehr stark davon ab, was die Person macht und noch viel mehr davon, was ich eigentlich weiß und da ich mich wie gesagt eher für die Werke und herzlich wenig in der Regel für die Personen interessiere, werde ich in sehr vielen Fällen wohl eher unwissend sein. Man kann jetzt zwar sagen "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht." aber in diesem Fall mach ich ja oberflächlich gesehen nicht wirklich etwas falsch, in sofern na ja. Und mich im voraus umfassend prophylaktisch über einen Künstler zu informieren, bevor ich etwas kaufe, ginge mir persönlich dann doch etwas zu weit und da hätte ich auch weder Lust, noch Zeit dafür haha.


    Im Fall von Rowling nach meinem jetzigen Kenntnisstand bin ich ehrlich: Würde sie ein neues offizielles Buch herausbringen, welches vllt zum HP-Franchise gehört und ich kriege Wind davon und der Klappentext klingt nett, dann würde ich es mir aus Interesse schon kaufen I guess oder wenn ein neuer Film kommt und ich werde dazu eingeladen... dann würde ich auch mitgehen, anstatt abzulehnen und dann vllt nicht mehr zu was eingeladen zu werden (für jene die es nicht wissen: Ich verbringe so schon fast immer den lieben langen Tag allein zu Hause, wenn sich also mal ne Gelegenheit bietet, wo ich mich mal dazugehörig fühlen kann und es passt mir zeitlich, dann nehme ich die halt auch ganz gerne wahr, weil mal unter Menschen zu sein tatsächlich ganz nett ist. ^^)


    LG Rexy

  • Die Cancel Culture ist kein ausgedachtes Schreckgespenst sondern eine reale Bedrohung welche Geschichte und Kultur auslöscht.

    Das gibt es übrigens nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland. Komischerweise werden hier aber eher linke Personen "gecancelt". Wenn eine Lisa Eckhart antisemitische Aussagen raushaut („Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ ; „was wir tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten“ (Anmerkung: Mit "Unantastbar" waren Juden (Harvey Weinstein, Roman Polanski), Homosexuelle (Kevin Spacey) und Schwarze (Bill Cosby, Morgan Freeman) gemeint), dann sei das „der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit“), dann sitzt sie danach im ORF, bei Olaf Schubert, bei Nuhr im Ersten, in NDR-Talkshows und so weiter. Gleichzeitig ist Lisa Eckhart die lauteste Person, wenn es darum geht, zu schreien, wer gecancelt wird.

    Wenn jetzt aber Hengameh Yaghoobifarah eine kritische Satire über die Polizei schreibt (die sicherlich diskussionswürdig war), dann wird sie von mehreren Polizeigewerkschaften angezeigt, der Innenminister droht mit einer Anzeige, eigene Mitarbeiter*innen distanzieren sich und so weiter und so fort, obwohl (!) der Presserat die Kolumne als nicht zu rügen einstuft und die Staatsanwaltschaft das Verfahren direkt einstellt.


    Ich verstehe nicht, wie rechte Personen immer am lautesten schreien können, dass sie gecancelt werden, wenn sie anschließend nicht weniger Auftritte haben als zu vor (tendenziell sogar mehr). Gerade bei eher konservativen Personen tritt häufig der Reflex ein, dass diese sich häufig mit Personen solidarisieren, die von linken Bewegungen kritisiert werden. Cancel Culture gibt es nicht, es gibt keinen Anhaltspunkt, kein*e lebende*r Künstler*in wird irgendwie gecancelt. Es wird sich womöglich kritischer mit der Person hinter den Werken auseinander gesetzt, ja, und sicherlich wird dann bei einigen gesagt, dass die Untaten, die man als Mensch begangen hat (bei verstorbenen Personen) gegenüber der Kunst überwiegen und dass man sich deshalb nicht mehr mit der Kunst solidarisieren sollte, dass man Statuen abschaffen sollte und so weiter.


    Wenn wir jetzt aber jede krititische Auseinandersetzung mit Künstler*innen, egal ob tot oder lebendig, als "cancel culture" abtun, dann wird tatsächlich was "gecancelt", nämlich die kritische Auseinandersetzung mit Künstler*innen. Cancel Culture ist erstens nicht nur ein Schreckgespenst, zweitens ist sie - wenn sie existent wäre - hier in Deutschland eher gegen linke Künstler*innen (siehe Hengamey Yaghoobifarah) zu finden und drittens ist es ein Kampfbegriff der rechten Szene, mit dem man sich selber a) in die Opferrolle begibt und b) tatsächlich etwas canceln möchte, aber nicht die Kultur und Geschichte, sondern die kritische Auseinandersetzung mit den Personen hinter Kultur und Geschichte.

  • Was sie mit dem Geld macht, weiß ich nicht, aber solange sie niemanden aktiv schadet, oder das Geld aktiv dafür benutzt, dass andere davon verletzt werden, ist das kein Problem für mich, ich würde meine Einstellung aber überdenken, sollte das Gegenteil der Fall sein.


    Ich bin als aller Letztes ein Harry Potter-Fan, darum bin ich in diesem konkreten Fall wohl emotional weniger involviert als andere, aber: Genau das tut sie doch? Wenn ich als einflussreiche Person mit einer solchen Reichweite Hass gegenüber bestimmten Personen(-gruppen) verbreite, schade ich damit aktiv diesen Personen, der Bewegung hinter ihnen und ihrer Akzeptanz ihrer Gesellschaft. Dafür muss man in diesem Fall nun wirklich keine Detektivarbeit begehen, ob Charakter X in ihrem Buch Stereotypen schürt - ihre Aussagen ausserhalb ihrer Bücher sind sehr eindeutig und eigentlich kaum falsch zu interpretieren. Welche Konsequenzen du persönlich daraus ziehst, ist natürlich schlussendlich deine Sache, aber hier nicht von einem entstandenen Schaden zu reden, ist doch etwas naiv.


    Ich gebe ganz ehrlich auch zu, dass ich, was Medienkonsum anbelangt, ebenfalls eher zur Fraktion "konsumiere trotzdem" gehöre, darum bin ich auch in keiner Position, jemanden belehren zu wollen. Möchte trotzdem die Menschen hier, die für sich entschieden haben, das nicht tolerieren zu wollen, auf diese Seiteaufmerksam machen. "Rotten Apples" führt Katalog über Filme und Serien und ob an diesen Personen mitgearbeitet haben, die sexuellem Fehlverhalten beschuldigt (nicht verurteilt, die entsprechenden Resultate also bitte mit zusätzliche Recherche verbinden; die Seite selbst verlinkt nach jedem Resultat entsprechende Artikel, wo man sich über den Fall informieren kann) wurden.

  • Ich sehe den Sinn darin Problematische Künstler zu boykottieren haubtsächlich darin, ihnen kein Geld zukommen zu lassen,das sie dafür verwenden könnten für ihre Ansichten zu werben oder ihre Ansichten durch ihre Bekanntheit zu verbreiten. Also ist es bei Lebenden Künstlern durchaus wichtig, aber bei Toten relativ egal. H.P. Lovecraft wird nicht aus dem Grab steigen und das Geld was ich für seine Kurzgeschichten ausgebe benutzen um seinen Rassismus nachzugehen. Rassistische Zombies sind zum glück eher selten ! XD Bei J.K. bin ich mir allerdings recht sicher, dass ein teil von dem Geld das ich bezahlen würde, in TERF Bullshit fließt, also muss ich wohl nen par Jahrzehnte warten bis ich ihre Werke lesen kann, falls ich es denn dann möchte. In Lovecrafts werken, ist ein rassistischer Protagonist am ende meist entweder Tot oder Wahnsinnig oder schlimmeres, was den Inhalt etwas verdaulicher macht.

  • Bei J.K. bin ich mir allerdings recht sicher, dass ein teil von dem Geld das ich bezahlen würde, in TERF Bullshit fließt, also muss ich wohl nen par Jahrzehnte warten bis ich ihre Werke lesen kann, falls ich es denn dann möchte. In Lovecrafts werken, ist ein rassistischer Protagonist am ende meist entweder Tot oder Wahnsinnig oder schlimmeres, was den Inhalt etwas verdaulicher macht.

    Finde den ersten Satz etwas.. naja, klingt fast so, als würde man sich den Tod einer Person wünschen, aber gut, dann warte ein paar Jahrzehnte, damit dein Geld nicht in "TERF Bullshit" reinfließt. Hast du Indizien dafür, dass sie das Geld für sowas ausgibt?


    Kenne mich zwar mit Lovecraft nicht genau aus, aber was ist jetzt dein Problem mit fiktiven, rassistischen Charakteren? Ich kann ja verstehen, wenn man den Künstler dahinter nicht supporten möchte, weil er moralisch verwerfliche Ansichten vertritt, aber imo können fiktive Charaktere und Protagonisten die größten Arschlöcher sein. Letztens noch in "the Boys" sagte ein weißer Charakter das N-Wort, ist natürlich sehr verwerflich, aber es ist Fiktion und besagter Charakter soll auch beim Zuschauer Gefühle von Hass ihm gegenüber generieren.


    Edit: nicht das N-Wort, aber der Charakter äußerte sich rassistisch der schwarzen Person gegenüber.

  • Claude

    Hat den Titel des Themas von „Ich unsterstütze deinen Film - aber nicht deine Ansichten?!“ zu „Ich unterstütze deinen Film - aber nicht deine Ansichten?!“ geändert.
  • Finde den ersten Satz etwas.. naja, klingt fast so, als würde man sich den Tod einer Person wünschen, aber gut, dann warte ein paar Jahrzehnte, damit dein Geld nicht in "TERF Bullshit" reinfließt. Hast du Indizien dafür, dass sie das Geld für sowas ausgibt?

    Sie ist um einiges älter als ich und ich nehme nicht an, dass sie unsterblich ist, also habe ich die Vermutung, dass die Chancen sie zu überleben ganz gut stehen. J.K. hat bisher sehr viel Geld in dinge fließen lassen die ihr Wichtig waren. Bisher waren das Zwecke die durchaus nobel waren. Jetzt muss ich aber befürchten, dass sie ihre TERFigkeit genau so ausleben wird und mit Geld Organisationen Unterstützen könnte die Fortschritte abbremsen. Allein das sie Bücher Schreibt die ihre Ansichten in die Welt hinnaus tragen reicht mir schon als Grund.

    Kenne mich zwar mit Lovecraft nicht genau aus, aber was ist jetzt dein Problem mit fiktiven, rassistischen Charakteren?

    Lovecraft war selber ziemlich übler Rassist. Angeblich hatte es sich gegen ende seines Lebens etwas gebessert, aber er war schon echt extrem. Ein Rassistischer Protagonist mit dem ich sympatisieren soll würde mir das Lese-vergnügen rauben, da ich mich in seinen Schuhen nicht wohl fühle. Bei Lovecraft versaut es mir weniger den Spaß, weil am ende nach den par seiten einer Kurzgeschichte, ist der Typ eh am Arsch. Mein Problem sind keine Fiktiven Rassisten, die einen Antragonisten darstellen oder bewusst hassbar dargestellt werden, aber wenn es die Helden der Geschichte sind und ein Happyend bekommen und ihre Handlungen belohnt werden oder die Geschichte den Leser zwingt sich mit diesem Char zu identifizieren, dann ist das einfach ... wäh ...

    Ihr Pen- Name ist übrigens .... im besten Falle ungünstig gewählt. https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Galbraith_Heath

    Schon ... Uff ...

    Nebenbei Bemerkt wären ihre Cormoran Strike Romane sogar absolut mein Geschmack, wenn sie nicht son seltsamer Mensch geworden wäre. Bestenfalls lässt sie ihre TERF Phase hinter sich. Dann würde ich sie durchaus lesen. ( oder jemand verkaufts gebraucht auf dem Flohmarkt. Dann nehm ichs auch. Mir gehts halt nur darum den TERFshit nicht zu finanzieren. ( naja das neuste Cormoran vielleicht eher nicht, aber vielleicht eins der anderen XD )

  • Ich frage mich, wieso der Name Cho Chang rassistisch motiviert sein soll. . Also machte ich mich auf die Socken, um danach zu suchen. Ich weiß nicht, ob Rowling diesen rassistischen Bezug kannte oder ob das die Fans hineininterpretiert haben.

    Bei der Suche fand ich einige "Essays" für Antirassismus bei Harry Potter. Hierbei wurde erwähnt, dass man nicht so sehr auf die Hautfarbe und (nicht auf deren kulturellen Hintergrund) achtete.

    Ich fand vier Dinge heraus

    1. Chang (Zhang) ist ein häufiger Familienname in China.
    2. Cho ist hingegen kein chinesischer Name, es ist ein Name aus Burma/Korea, jedoch ist es auch eine Alternative zum Namen Zhang.
    3. Die Debatte von Ching Chong (bezogen auf Cho Chang) existiert seit Juni 2020 (soweit ich das herausfinden konnte), wo sie einen transfeindlichen Post abfeuerte. Vorher hat es offenbar schlicht und einfach niemand gejuckt.
    4. Katie Leung, die Cho Chang spielte, erwiderte darauf (Ching Chong) mit Spendenaufrufe/Werbung für diverse schwarze Transfrauenorganisation.


    Letztendlich fand ich heraus, dass Cho Chang durchaus einige asiatische Stereotypen entspricht.

    Allerdings muss man auch bedenken, dass die Bücher in den frühen 2000er entstanden sind, demnach zufolge wäre es durchaus möglich, dass Rowling nicht wusste wie unpassend der Name Cho zu ihren Nachnamen ist oder eine Internetrecherche war mangels Daten nicht erfolgreich.

    Ebenso möglich ist, dass sie schlicht und einfach nicht nachdachte.