solange sich irgendjemand auch nur ein bisschen emotional geschädigt fühlt. Man kann das Ganze auch umdrehen und sagen, dass sich Queerfeinde/Rassisten/ect. persönlich und emotional durch die Rechte und Normalisierung von Queerness und interkultureller Kompetenz geschädigt fühlen und deren Handlungen dann auch gerechtfertigt sind.
Mit dem Unterschied, dass hier das Absprechen von Rechten einer Gruppe als Schaden verglichen wird mit einem vermeintlichen Schaden, den eine unbeteiligte und unberührte Gruppe erleidet, weil eine andere auch die gleichen Rechte haben möchte. Dementsprechend, nein, ich sehe das tatsächlich nicht als vergleichbar oder gar gleichbedeutend in der Argumentation.
Ich empfinde es ja auch nicht als unfair, dass Queerfeinde und Rassisten die gleichen Grundrechte wie ich besitzen sollen, selbst wenn sie mir selbige aktiv absprechen, denn ich denke, dass man sich auf dieser Basis durchaus treffen können sollte: es sollten jedem Menschen gleiche Rechte und Freiheiten zustehen zu leben wie sie wollen.
Allein deswegen, weil Moral etwas sehr sehr wechselhaftes und Personen- sowie Ansichtsbezogenes ist, kann man illegale Handlungen nicht durch "moralische Rechtfertigung" gutheißen oder als "nicht so schlimm" betrachten. Denn Moral und wo sich Handlungen "moralisch gerechtfertigt" anfühlen, hat in sich eine nahezu unendliche Spannbreite.
Gut, dass du dies anbringst, denn ja, das stimmt. Moral hat eine sehr große Spannweite und da sind Gesetze im Prinzip nur ein Spiegel dessen, auf das sich eine gesetzgebende Gruppe an Menschen zur Zeit der Erstellung einigen konnten -- das müssen leider nicht mal unbedingt alle Menschen sein, die dieses Gesetz betrifft. Wenn die Leute nicht auch herrschende Gesetze moralisch hinterfragen würden, dann wäre heute noch so einiges legal, das die allermeisten mittlerweile als selbstverständlich moralisch falsch empfinden. Handlungen sind illegal, weil es irgendwelche Gesetze dagegen gibt; das sagt für sich allein genommen aber erst einmal recht nicht allzu viel darüber aus, wie gerecht diese Regelungen in welcher Situation sind. Also jetzt völlig unabhängig von der Situation, die wir hier gerade behandeln. Quasi "Das ist verboten weil es illegal ist" hat keine Aussagekraft in Bezug auf die Ethik hinter einer Entscheidung. Daher muss man eigentlich über vorhandene oder fehlende moralische Rechtfertigung reden, denn nur so entstehen bindende Vorschriften überhaupt, die unser aller Alltag regeln sollen.
Und ja, selbstverständlich ist diese Sache sehr interpretationsoffen und das macht die ganze Diskussion auch so komplex und sorgt allgemein dafür, dass sich Gesetze über die Zeit wandeln.