Sternenhimmel [Update 09.08.18]

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  • Nächster Rekommi! o/


    Du bist ja schon bissl verrückt, oder?

    Also bitte. Sheogorath ist der Gott des Wahnsinns, ja? Eine meiner vielen Persönlichkeiten fügt sich da ganz gut ein :'D


    Nicht genug, dass du nur hundert Wörter für ein Drabble benutzen darfst, du schreibst es auch noch in Haiku! Respekt, ich bin schon froh, wenn ich ein normales Gedicht-Drabble hinbekomme. ;)

    Hehe, danke. Ich dachte dabei an @Nexy, dem ich genau eine solche Aufgabe mal gestellt hatte, und fand es reizvoll, das auch mal auszuprobieren x3


    Ach ja, die Eifersucht. Irgendwie ist es ein komplexes Gefühl und irgendwie ist es ganz simple Angst davor, jemanden zu verlieren. Zusammen mit vermindertem Selbstwertgefühl, weil man sich für austauschbar hält.

    Ja ... diese Komplexität macht es auch so furchtbar schwierig, sie zu beschreiben. Und gleichzeitig steckt ja immer auch n bissel die Frage mit drin: Womit geht das eigentlich los? Wo fängt Eifersucht an? Das Ganze ist ja sehr fließend


    Ich find’s schön, wie du das Gedicht quasi mit dem ersten Kennenlernen aufbaust — jedenfalls hab ich das so verstanden.

    Das oder der Zeitpunkt, wo ihre Beziehung zueinander beginnt/auf eine neue Ebene gelangt. Das ist dem Leser überlassen :3


    Bei der Strophe, wo die Möbel falsch stehen und es plötzlich zu Reibungen kommt, war ich mir nicht sicher, ob die Auseinandersetzung vom Lyrischen Ich gestartet wird oder von dem Partner. Die Frage ist jedenfalls vom Lyrischen Ich und sät wieder Zweifel — ja, damit startet die Eifersucht.

    Der Beginn des Streits ist im Grunde egal - ich hatte da diesen Moment vor Augen, wenn ein Paar von der 'wir sind zusammen, haben aber unser eigenes Reich und unseren Freiraum'-Phase in ein gemeinsames Leben, auch räumlich, tritt. Dann werden bestimmte Probleme ja oft erst deutich, wenn man sich intensiver auf der Pelle rückt. In dem Fall Möbel, weil schon beim Einrichten der Wohnung Probleme entstehen können. Von wer von uns bringt was mit über die Farbe der Wände bis zu der Anordnung von Schränken und Couch. Oder dem angemessenen Platz für die Spielekonsole oder, oder, oder ...


    Den großen Jubeltag hab ich mal als Hochzeit gesehen, es kann aber auch ein anderes Ereignis sein, vielleicht ja der erste Jahrestag des Paares?

    Ich dachte an irgendeinen Jahrestag (einfach der nächste nach dem Streit), eigentlich ist das aber beliebig.



    Schön, dass dir das so gefallen hat, das freut mich sehr - ich kann Lyrik eigentlich nicht und bin daher sehr erfreut, dass das so gut angekommen ist! ^///^


    BIs demnächst!

  • Pantheon





    S e c h s -u n d- z e h n - G ö t t e r - b e h e r r s c h e n- d a s- R e i c h - d e s - V e r g e s s e n s - .


    F ü r- w e l c h e n- d e r - F ü r s t e n - v e r s i e h s t - d u - d e n - h e i l i g e n- D i e n s t- ?




    Orakel
    Gestalt und Stimme füllen dich mit Altem Grauen
    Und doch verführt das Wissen seines Reichs die Herzen.
    Erkenntnis lauert flüsternd zwischen leeren Seiten
    Bemerkst du langsam deine Seele dir entfliehen?


    Begehren
    Nicht Wunsch noch Traum noch Hoffnung bleibt geheim für ihn,
    Verspricht Erfüllung jeder Sehnsucht groß und klein.
    Geteilt ist seine Macht, wenn fern der treue Freund,
    Der sonst an seiner Seite hechelnd, lauernd wacht.


    Leichenschmaus
    Wenn alles modert, Fleisch verfällt und Leben stirbt,
    Wird Fürstin Fäulnis warm ums Herz, sie fühlt sich stark.
    Besonders huldigt man, verborgen, ihr im Kult,
    Mit Fleisch vom eigenen Geschlecht in finstrem Mahl.


    Ideal
    Du arme Herrin, fallend Stern der fremden Welt,
    Von deinen fernen Himmeln sehnsuchtsvoll du singst.
    Das Tote, welches wandelt, hasst du voller Gram,
    Gerechter Zorn nach deinem Willen fegt sie fort.


    Vernichtung
    An Feuer, Lodern, Schreien, Chaos überall
    Erquickt sich dieser Gott, bereichert sich am Leid.
    Verwüstung wie Zerstörung säht er, wo er geht,
    Hat einmal schon die Welt in Staub fast ganz erstickt.


    Infantil
    Dem Wein und Käs' der Herr des Wahns zugerne fröhnt,
    … und fragt sich, was du sterbliches Bienchen hier treibst,
    Fleischwursthirn, keins meiner Ichs darf mithelfen? Pfui!
    … jaaaaa, schon guuuuut, sollen die andren halt auch noch dran …
    Dann geh ich eben mein Steckenpferd bürsten, SO …


    Omentraum
    Wo selig Schlummer oder Nachtmahr quälend herrscht,
    Da lenkt die Träumerin das Los nach ihrem Wunsch.
    Den größten Werken bietet sie das Musenspiel,
    Für höchste Kränkung sucht schon bald ihr Alb dich heim.


    Nachtigall
    Ein zarter Hauch der finstren Nacht ist dein Gewand,
    Geheimnisvoll, mit funkelnd Sternen reich verziert.
    Für Diebe nah und fern bist du willkommen Schutz,
    Bewahrst die größten Schattenschleicher vor dem Schwert.


    Ränkeschmied
    Die finstren Mörder ehren diese Dame hier,
    Gewaltig Spinnen bilden ihr Gefolge stets.
    Geheimnis, Lust und Flüstern bilden ihre Welt,
    Mit süßen Lügen webt sie uns Verderben schnell.


    Ungezähmt
    In Wald und Flur ist er Zuhaus, der Geist der Hatz,
    Sein Haupt die Schädelkrone seiner Beute ziert.
    Der Tiermensch stolzer Ahnherr jagt ganz ohn' Vergleich,
    Gestattet jedem aber eine Chance zur Flucht.


    Fluchpatron
    Für manchen stellt er starken Völkervater dar,
    Der würdevoller Eidesherr und Flüchefürst.
    Sein mächtig Kriegerhammer spaltet Feind um Feind,
    Manch ehrenhafter Kämpfer durft entfesseln ihn.


    Treuebruch
    Willst treu und ehrlich du dein Leben führen stets,
    So meide dieses Gottes finstre Todesschar.
    Verrat ist nämlich sein bekanntestes Geschäft,
    Sodass du Freunden Messer in die Rücken jagst.


    Dämmerung
    Du Rose grauen Lichts, wie schrecklich schön bist Du!
    Im sanften Schein des Zwielichts liegt dein weites Land.
    Das Aschenvolk, das preiset deinen Rosenschein,
    Verkennt jedoch die volle Pracht, die Du verheißt!


    Intrigant
    Erzeuger der Vampire nennt man diesen Lord,
    Brutal und folternd nimmt das Ziel er ins Visier.
    Mit List und Tücke lullt er seine Feinde ein,
    Bereitet jedem nichts als Qual und Schmerz.


    Cholera
    Geschätzt wird dieser Prinz auf nur geringe Art,
    Es wispert selten jemand seinen Namen noch.
    Jedoch den stolzen Drachen gleicht er bis aufs Horn,
    Und Massen werden Opfer seiner Seuchen sein.


    Humpenheld
    Im dunstig Hain gibt’s Sünd' und Wein im Überfluss,
    wo dieser Fürst die Zügellosigkeit genießt.
    Sein Herz bei Streichen auch frohlockt, sei bloß gewarnt,
    Vielleicht verbringst du sonst die Nacht mit einem Schaf!




    N u n - k e n n s t - d u - s i e - ,- d i e - d u r c h w a n d e l n - g e f ä h r l i c h e - W e l t e n - .


    S e c h s - u n d- z e h n - g ö t t l i c h e - F ü r s t e n - b e g e h r e n- d i e - s t e r b l i c h e n



    S e e l e n !





  • Hallo Sheo! (:


    Weißt du was dein Topictitel jedes Mal bei mir auslöst? Einen Ohrwurm. Und zwar … „Ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel, Sternenhimmel, oh-oh.“ Ja, es ist Sternenhimmel von Hubert Kah. xD Ich kann mir nicht helfen. Aber das nur am Rande erwähnt.
    Heut möcht ich mich mal an deinem neuesten Gedicht versuchen, mal sehen wie das so wird.


    Pantheon
    Erstmal musst ich noch mal nachschauen, was ein Pantheon eigentlich ist, weil ich kenn den Begriff zwar, aber seine genaue Bedeutung wusste ich nicht. Ich schätze, du spielst hier vermutlich eher auf die Gesamtheit der Gottheiten einer polytheistischen Religion an. Andererseits wär natürlich auch ein für alle Götter geweihtes Heiligtum möglich, wie das Pantheon in Rom. Na, mal sehen!
    Ich hab übrigens die Anmerkungen am Ende nicht durchgelesen, wollte das ohne Hintergrundwissen auf mich wirken lassen. (:


    Okay, wir haben es also mit sechzehn Gottheiten zu tun, wie die ersten zwei Zeilen deutlich machen. Reich des Vergessens ist interessant, vielleicht sind es ja so was wie „abtrünnige Götter“ — gibt es so was? Gleichzeitig nennst du sie aber auch Fürsten. Jetzt bin ich wirklich gespannt.


    Jedem der sechzehn Götter gibst du eine Strophe und was man da liest, ist wirklich eher, nun ja, negativ. Das Orakel ist gefährlich, weil es scheinbar für „Wissen“ die Seele verlangt. Jedenfalls hab ich das so verstanden. Interessant fand ich auch die Zeile, dass Erkenntnis zwischen leeren Seiten lauert. Ob das Orakel wohl Bücher schreibt, die nicht jeder lesen kann? Oder, vielleicht muss man etwas zahlen, damit man die Bücher lesen kann? Interessanter Gedanke, irgendwie.
    Der nächste ist Begehren, der schon mal weniger bedrohlich klingt — auch wenn Begehren jetzt auch so eine zweischneidige Sache ist. Eigentlich ist es ja normal etwas zu wollen, aber begehren kann ja auch schnell bissl krankhaft werden und einen übermannen. Trotzdem scheint dieser Gott recht „harmlos“, er hat wohl sogar einen hechelnden Begleiter. Wohl einen Hund. Einen Hund hätte ich jetzt eher mit Treue und nicht mit Begehren in Verbindung gebracht, trotzdem ein interessanter Aspekt, hier einen tierischen Begleiter zu haben.
    Leichenschmaus ist ziemlich … oh my, viel will ich darüber gar nicht nachdenken. Die Fürstin ist jedenfalls etwas makaber, wenn ihr Zerfall und Tod so viel Freude bereiten. Scheinbar sind ihre Anhänger Kannibalen, okay, das find ich relativ eklig. Leichenschmaus ist sowieso so ein komisches Wort oder allgemein eine komische Sache, weiß auch nicht.
    Ideal scheint eher unfreiwillig dieser Riege anzugehören, wenn sie sehnsuchtsvoll von ihren fernen Himmeln singt. Mhm … Totes, was wandelt, hasst sie. Zombies? Vielleicht aber auch Untote, weil, ja, das wäre jetzt das einzige, was mir einfallen würde, was tot ist und doch wandeln kann. Kann ich zwar nicht gerade mit „Ideal“ in Verbindung bringen, aber vielleicht sind Untote gegen ihren Idealismus? Weil sie meint, was tot ist, soll auch tot bleiben?
    Vernichtung beschreibst du genauso, wie man sich das vorstellt. Da hat einer einfach Spaß daran alles zu verwüsten und zerstören. Dem möchte man definitiv nicht begegnen. Einmal hat er sogar schon die Welt fast zerstört, da stecken enorme Mächte dahinter. Ich frage mich ja, ob in der Welt, von der du hier schreibst, dieser Gott oft Probleme macht …
    Infantil ist einfach nur lustig. Könnte das vielleicht … Sheogorath sein? Wegen dem Käse, mein ich, aber das ist vielleicht bissl zu voreilig geschlussfolgert. Jedenfalls nimmt sich diese Strophe nicht ernst, bzw. der Gott an sich. Andererseits, scheint er mehrere „Ichs“ zu haben. Also sehr komplex irgendwie. Aber vielleicht ist es da wirklich besser, wenn er sein Steckenpferd bürsten geht. xD
    Omentraum klingt dagegen wie eine Art „Sandmann“. Jedenfalls scheint diese Göttin mit Träumen umgehen zu können, aber es ist schwer zu sagen, ob sie dabei „gute“ oder „schlechte“ Träume bevorzugt. Sie scheint den Künstlern wohlgesonnen zu sein, aber bei Kränkung muss man sich wohl vor ihr in acht nehmen. Albträume als Bestrafung, ist sicherlich nichts, was man sich wünscht.
    Nachtigall scheint sich um die Diebe zu kümmern oder allgemein das „finstere“ Volk, wenn man das so sagen kann. Interessant ist diese Strophe auch, du hier die „Du-Perspektive“ nutzt, das hast du zuvor bei Ideal schon gemacht, machst es aber bei Nachtigall weniger „persönlich“ als bei Ideal. Empfinde ich jedenfalls. Ist ohnehin interessant, nachdem in der ersten Strophe das „Du“ noch dem Leser galt — jedenfalls hab ich das so empfunden — und die nächsten „du“ in den Strophen die Götter meinen.
    Ah, Spinnen! D: Oh noes, ich hab doch Arachnophobia!
    Nun gut, sind ja keine wirklichen Spinnen da, also passt das schon. Ist aber ein interessantes Bild mit dem Netz aus Lügen. Aber schon komisch, dass die Mörder sie ehren. Gibt sie ihnen etwas die besten Lügen? Oder wünschen sie sich von ihr, dass ihre Lügen mit ihrer Hilfe geglaubt werden? Mhm … interessantes Gedankenspiel, irgendwie.
    Der Geist der Hatz ist also der nächste, die Schädelkrone ist sicherlich sehr eindrucksvoll und auch unheimlich, wenn man ihn mal zu Gesicht bekommen sollte. Aber ich bin mir fast sicher, dass er zu schnell ist, als dass man ihn wirklich „sehen“ kann. Er gestattet jedem eine Chance zur Flucht, aber vermutlich auch nur deshalb, um denjenigen jagen zu können. Sogesehen wirkt diese Chance weniger großzügig, als man vielleicht meinen könnte.
    Der Fluchpatron wirkt so ein bisschen wie der Anführer, andererseits sagst du, dass er nur für manche der Völkervater darstellt, also wird er wohl doch nicht von jedermann so verehrt. Kriegerhammer, da muss ich jetzt an Thor denken, aber den meinst du sicherlich nicht. Dass manche Kämpfer ihn entfesseln durften kann man an der Stelle unterschiedlich verstehen. Es könnte sich auf den Kriegerhammer beziehen oder auf die Hilfe des Gottes selbst.
    Oh, der Treuebruch ist sicherlich einer, den man meiden sollte, wie du es auch in dieser Strophe passend beschrieben hast. Dieser Gott hat scheinbar einige Anhänger oder Gehilfen, wenn du von finsterer Todesschar sprichst. Aber gut, einer anderen Person die Treue zu brechen ist ja in manchen Kreisen beliebter als in anderen, insofern müssen keine besonderen Wesen hier gemeint sein, es können auch einfach andere Menschen sein.
    Dämmerung beschreibst du sehr schön! Hat hier etwas bittersüßes an sich, diese Strophe gefällt mir jedenfalls von der Beschreibung her sehr. Ist einfach schön zu lesen und doch ist da etwas melancholisches, wenn die volle Pracht verkannt wird.
    Intrigant ist auch wieder so ein mieser Typ, aber das wundert mich nicht, wenn er der Erzeuger von Vampiren ist. Scheint jedenfalls recht skrupellos zu sein, aber vermutlich auch sehr gewitzt, wenn er mit List und Tücke arbeitet. Also kein Mann des Groben.
    Cholera, okay, hätte ich nicht gedacht hier zu lesen. Ein Prinz der Seuchen? In der Gestalt eines Drachen? Interessant. Drachen werden ja allgemein überall irgendwie anders dargestellt, aber als Seuchenverbreiter hatte ich sie noch nicht gesehen. Ist ein neues Bild irgendwie, auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, wie er die Seuchen verbreitet, so als Drache …
    Der Humpenheld ist also jemand, der gerne Streiche spielt und noch dazu Zügellosigkeit genießt. Eigentlich ein ziemlich klassisches Bild hab ich hier vor Augen, ein beleibter Kerl, mit einer Maß schäumendem Bier in der Hand, der sich über den nächsten Betrunkenen lustig macht, weil er natürlich so viel saufen kann, wie er will. Ist wohl auch so einer, um den man lieber einen Bogen macht.
    Die letzten zwei Zeilen fassen das Gedicht noch mal zusammen: die sechzehn Götter die gefährliche Welten durchwandeln und sterbliche Seelen begehren. Ich denke, ich halte mich lieber von ihnen fern, da war jetzt keiner besonders sympathisch und Gefahr zu meiden ist sicherlich eine gute Idee. Falls das in der Welt, in der dieses Gedicht spielt, überhaupt möglich ist.


    So, ja, ich musste natürlich jede Strophe etwas kommentieren. Besonders viel Feedback kann ich dir allerdings nicht liefern. Da du hier bewusst keine Reime verwendet hast, kann ich nichts zum Reimschema sagen und das ist das einzige, was ich bei Gedichten noch einigermaßen „bewerten“ kann. ^^“ Ich mag aber, wie du die einzelnen Götter vorgestellt hast, wie du sie manchmal angesprochen hast, manches Mal nur beschrieben. Infantil hast du ja sogar selbst sprechen lassen, sozusagen. Jede Strophe stand gut für sich allein, fügte sich aber auch gut in das Gedicht ein. Insofern ein schönes und vor allem interessantes Werk! (:


    Ah, der Spoiler sagt es: Elder Scrolls. Nun, die Auflistung ist interessant, hätte mir aber auch nicht so viel gebracht das Gedicht besser zu verstehen, weil mir das Fandom recht unbekannt ist. Aber schön, dass ich damit ein paar Lücken schließen konnte.
    Freu mich auf dein nächstes Werk hier!

  • Sou, dann verfassen wir mal einen kleinen Rekommi! Vielen Dank nochmal, @Cyndaquil, anscheinend sind die daedrischen Fürsten aus den Elder Scrolls bei dir fast so angekommen,
    wie ich das beabsichtigt hatte x3



    Wie gesagt, vielen Dank! Es freut mich, wenn der Großteil der Fürsten den Anschein erweckt, den er auch haben sollte - bis zum nächsten Mal!

  • Auf der Couch des Irren Gottes





    Personen
    SHEOGORATH, der exzentrische Gott des Wahnsinns
    HASKILL, sein resignierter oberster Kammerdiener
    EREDIN, ein unbarmherziger Feldherr und Elfenkönig



    Ein kleiner, aber gemütlich eingerichteter Raum mit vollgestopften Bücherregalen an den Wänden. In der Mitte eine gemütlich aussehende Liege, die bis zum Boden mit quietschend pinkem Samt überzogen bist. In einem Sessel sitzt ein gepflegter, älterer Herr in einem fein geschnittenen Anzug – der Wahngott SHEOGORATH – der in wild zusammengewürfelten Farben schillert. Er scheint ein Buch zu lesen, das er verkehrt herum hält, und schlürft genüsslich an einer Tasse Tee.


    Ein zaghaftes Klopfen an der Tür.


    SHEOGORATH (ohne aufzublicken): Jahaaaaa?
    Ein kleiner, glatzköpfiger Mann in schlichtem Anzug lugt zur Tür herein. Auftritt HASKILL.
    HASKILL: Herr, da ist jemand, der-
    SHEOGORATH: Ohhhh, ist die neue Käseskulptur endlich eingetroffen?
    HASKILL: Nein, Herr, der Lieferant wurde von Drachen gefressen. Der nächste Transport erfolgt erst in ein paar Tagen.
    SHEOGORATH (zieht enttäuscht eine Schnute): Die Plüscheinhörner mit den pummeligen Gesichtern und rosa Schleifchen?
    HASKILL: Mh … ebenfalls nicht, aber …
    SHEOGORATH: Dann stör mich nicht.
    HASKILL: Aber mein Herr … ihr habt doch gestern befohlen, diesen Sterblichen entführen zu lassen, erinnert ihr euch? Um euer neues Projekt einer … seufzt schwer 'psychologischen Praxis' zu beginnen?
    SHEOGORATH: Errileinchen! Aber was wartest du so lange, Haskill? Es ist verdammt unhöflich, seine Gäste so lange warten zu lassen!
    HASKILL (murmelt): 'Gäste', die so furchtbar freiwillig hier sind ...
    SHEOGORATH: Nun mach schon, mach schon, bring ihn rein! Er wartet sicher schon drihingendst auf meine fachkundige Hilfe!
    HASKILL mit langgezogenem Seufzen ab.


    Auftritt EREDIN, der eine schwere Rüstung mit Metallbesatz trägt, die an ein wandelndes Skelett denken lässt. Sein Helm ist einem Totenkopf mit herausstehenden Wangenknochen nachempfunden und wird von einer Stachelkrone gekrönt, sein Gesicht ist hinter der Schädelmaske vollständig verborgen. Man bemerkt dennoch eine angespannte Haltung und mit Plüsch besetzte, schwere Ketten sind um seinen ganzen Körper gezogen.


    SHEOGORATH: Willkommen, mein liebes Errrrrrrrrrilein, willkommen! Setz dich doch, schön, dass du gekommen bist, um mir bei meinem Projekt behilflich zu sein! Ich bin ja in so vielen meiner Seelen froh, dass du dich freiwillig bereiterklärt hast!
    EREDIN (schnaubend und an den Ketten zerrend): Freiwillig? Lass mich gehen, du Wahnsinniger, oder ich werde dich-
    SHEOGORATH (lacht schallend): Ohje, ohje, ohje, der ist gut! Wahnsinnig, hahahaha!
    EREDIN: …
    SHEOGORATH: Nun schau doch nicht so grimmig, mein lieber kleiner Sterblicher. Großes Schmetterlingsehrenwort, wenn du mir behilflich warst, darfst du wieder gehen! Und das sogar in einem Stück, ist das nicht wündervoll?
    EREDIN: Habe ich denn eine Wahl?
    SHEOGORATH: Hahahaha – nein.


    SHEOGORATH schnippt mit den Fingern. Teetasse, Buch und die Ketten um EREDINs Körper verschwinden. Dafür materialisiert sich ein Zwicker mit Häschen förmigen Gläsern auf der Nase des Wahngottes. Ein Teller mit Keksen erscheint auf dem Beistelltisch neben der Liege in der Mitte des Zimmers.


    SHEOGORATH: Bitte, bette dein müdes Haupt auf meine Liege! Die ist ganz bequem, und sie beißt auch nur ganz selten!


    EREDIN blickt den Wahnfürsten lange an, bevor er sich widerstrebend auf dem in den Augen stechenden Möbelstück niederlässt.

    SHEOGORATH: Superwundertolliglich, fangen wir an! Du, mein süßer kleiner Elfenfürst, Bringer des Todes, Zerstörer der Welten und was du noch so für Titelchen führst, hältst es vor Spannung bestimmt kaum aus! Du möchtest doch bestimmt ganz schnell wissen, was Onkel Sheo Tolles geplant hat? Naaaaa?
    EREDIN (tief schnaubend): Nun fang schon an.
    SHEOGORATH: Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf! Denn gleich beginnt die erste unvergleichlich wunderbare … Therapiestunde bei Sheogorath!
    EREDIN (fährt blitzartig hoch): WAS? Ich werde niemals-
    SHEOGORATH: Also gut, da du keine Einwände hast, fangen wir an! (räuspert sich geräuschvoll) Um deiner armen, verwundbaren kleinen Seele zu helfen, müssen wir uns auf die Reise in dein Innerstes begeben! Also, worauf wartest du? Aus-ziehn!
    EREDIN: … wozu das denn?
    SHEOGORATH: Fanservice- ich meine, wie soll ich dich denn sonst aufschneiden, um dein Innerstes sehen zu können? (in seiner Hand befindet sich bereits ein verrostetes Skalpell)
    EREDIN: Ich kenne mich mit diesem Unsinn nicht aus, aber stellt man dem … 'Patienten' … nicht Fragen, statt ihn umzubringen?
    SHEOGORATH: Hmmm … dann wäre der Spaß nur halb so groß … aber du hast Recht, Erri, das wäre ja auch alles dann viel zu schnell vorbei!
    EREDIN: Ich heiße nicht Er-
    SHEOGORATH: Famosunderbar, dann fangen wir mal an, ich habe mir schon ein paar tolle und hoch psücholokische Fragen ausgedacht! Also, Nummer Eins ...
    EREDIN (murmelt): Wenn er mich jetzt nach meinen Eltern fragt, bringe ich ihn um …
    SHEOGORATH: … wovon würdest du lieber gefressen werden? Von einem gigantischen Tintenfisch oder von einem Schwarm fleischfressender Fliegen?
    EREDIN: Inwiefern soll die Antwort meinen seelischen Problemen auf den Grund gehen? Die es nebenbei bemerkt gar nicht gibt.
    SHEOGORATH (hält demonstrativ die plüschigen Ketten in die Höhe): Möchtest du die vielleicht wieder anlegen? Ich hätte nicht gedacht, dass du auf Fesselspielchen stehst. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege …
    EREDIN (schnell): Ist gut, ist gut. Je schneller wir mit diesem Schwachsinn fertig sind, desto schneller kann ich zu meiner Armee zurück. Dann … vom Tintenfisch. Dann müsste ich mir diesen Unsinn nicht mehr so lange anhören …
    SHEOGORATH: Aufschlussreich, aufschlussreich … nicht nur, dass du einen Tentakelfetisch hast, das lässt auch auf einen tiefgreifenden Ödipussikomplex hindeuten!
    EREDIN: Moment, was?
    SHEOGORATH: Schlimm, schlimm, aber wir wollen deinen ganzen psychischen Abgründen entgegentauchen. (lacht über einen Witz, den nur er versteht)
    Gut, gut, weiter im Text. Was macht dir am Meisten Angst?
    EREDIN: Ich hatte von dir keine sinnvolle Frage erwartet. Aber zu deinem Bedauern: Ich habe keine.
    SHEOGORATH (rasselt erneut mit den Ketten): Errrrrrriiiiiiii?
    EREDIN (flüsternd): … wenn ich mit der Eroberung der Menschenwelt fertig bin, werde ich unbedingt herausfinden müssen, wie man einen Gott am Qualvollsten umbringt …
    (zu SHEOGORATH) … wenn du dann endlich Ruhe gibst. Meine größte Angst …
    SHEOGORATH (erwartungsvoll): Jaaaaaa?
    EREDIN: … sind Schnecken. Diese kleinen, widerwärtigen- Hör sofort auf zu lachen, Wahnsinniger!
    SHEOGORATH (wischt sich prustend eine Träne aus dem Augenwinkel): Ist das niedlich!
    EREDIN: …
    SHEOGORATH: Also, folgern wir: Der Patient fürchtet sich vor Wärme und körperlicher Zuneigung …
    EREDIN: Ich werde dich-!
    SHEOGORATH: … und das, obwohl er doch die ganze Zeit schon auf einem Prachtexemplar eines obdachlosen Gastropoden geruht hat!


    Die 'Liege', auf der EREDIN bislang gelegen hat, beginnt sich plötzlich wie auf Stichwort zu bewegen. Der Samtstoff verrutscht ein wenig, als die armlangen Stielaugen einer Nacktschnecke darunter hervorblinzeln.
    EREDIN kreischt auf und fällt bei einer hastigen Rückwärtsbewegung zur Seite, wobei er gegen eines der Regale knallt und unter einer Lawine aus Kochbüchern, Modewälzern und babyblauen Gedichtbänden begraben wird. Die unter dem Stapel Bücher hervorschauende Hand zuckt noch ein paar Mal, während abgehackte, unverständliche Laute zu hören sind.


    SHEOGORATH: Das war doch mal ein voller Erfolg! (klatscht erfreut in die Hände) Haaaaaskiiiiill!
    HASKILL lugt vorsichtig zur Tür herein. Die Schnecke ist inzwischen dabei, über den unter dem Bücherstapel liegenden EREDIN zu kriechen, der erstickte Laute hören lässt.
    Herr, was-
    SHEOGORATH: Ich glaube, ich habe alle Probleme gelöst! Ich bin ein Naturtalent, Haskillein!
    HASKILL starrt schweigend auf den Haufen Schreibwerk, während die Schnecke gerade dabei ist, EREDINs Hand anzuknabbern.
    SHEOGORATH: Als nächstes möchte ich dieses komische Tier namens Mjuhtuh auf meinem Sofa haben! Das wird ein Mordsspaß!
    HASKILL (leise, ans Publikum gewandt) Die Frage ist nur, für wen?


    Vorhang.




  • Es scheinen die alten Weiden so grau






    Kalt.
    Leer.
    Ihr einsames Herz schlug verlangsamt, jedes Pumpen schien sich zeitlupengleich zu dehnen.
    Und sie fühlte – nichts.

    Lea seufzte.
    Poetische Worte, wie nur ein Schriftsteller sie sich in seinem Stillen Kämmerlein erdenken könnte. Eine Vorstellung, die sich hartnäckig in den Köpfen der Menschen festgesetzt zu haben schien.
    Auch in ihrem. Doch das war Vergangenheit.
    Leicht spreizte sie die Arme vom Körper, wie ein Vogel, der in Unsicherheit vor seinem Abflug verharrt, während sie mit gesenktem Blick durch den träge dahinplätschernden Bachlauf schritt.
    Von den umstehenden Bäumen drang munteres Zwitschern an ihre Ohren, doch sie nahm es kaum wahr. Samtig umschmeichelte das Wasser ihre Knöchel, schmiegte sich eng zwischen ihre Zehen.
    Die Kälte saugte sich in ihre Haut, half ihr beim Nachdenken.
    Ob das gut oder schlecht war … das vermochte sie nicht zu sagen.
    Kalt. Taub. Leblos … ja, auch sie hatte einmal geglaubt, man müsse sich so fühlen, wenn man mit Depressionen kämpft.
    Depressionen. Eines dieser Worte, die derart zu Modebegriffen verkommen waren, dass kaum noch jemand sie Ernst nahm. Ihre Bedeutung verkannt, nur noch Augenrollen erntend, wann immer man es aussprach.
    Und das, obwohl sie für einige Menschen bittere Realität waren.
    Sie schnaubte und hob lustlos den Kopf. Ein weiteres, deprimierendes Detail, das einen das Leben als solches verfluchen und angesichts der Zeit, die man es noch erdulden musste, noch mehr resignieren ließ.
    Langsam folgte Lea weiter dem schmalen Strom, der durch jenes gemütliche Waldstück floss. Würde zufällig jemand ihrer desinteressierten Zeitgenossen vorbeikommen und die junge Frau erblicken, wie sie scheinbar selbstvergessen und abwesend durch das Wasser watete, würde er vermutlich an ihrer geistigen Gesundheit zweifeln.
    Doch Lea waren solche Nebensächlichkeiten wie die Ansichten anderer Menschen inzwischen egal geworden. Wie so vieles andere auch, das sie direkt betraf. Jetzt, hier, wollte sie ohnehin einfach nur allein sein.
    Feine, eisige Nadeln stach die Kälte bereits in das bloße Fleisch ihrer Füße, doch sie ging weiter, spürte mit jedem Schritt die kleinen Steinchen unter den Sohlen, die im Laufe der Zeit rund geschliffen worden waren. Wenn sie die Kraft aufbrachte, die Füße weit genug zu heben, dass sie die Wasseroberfläche für einen Moment verließen, schoss das Blut wieder zurück in die kalten Gliedmaßen, ein belebendes, wärmendes Gefühl. Ab und zu hielt sie inne, balancierte auf einem Bein, um diese Empfinden zu verlängern, hinauszuzögern.
    Wärme … sie dachte nach.
    Wie gefrorenes Feuer … heiß brannte die Verzweiflung in ihren Adern und verharrte doch unbewegt in ihrem Herzen, rang sich nicht dazu durch, in kleinen Funken allmählich zu verglühen. Hilflos musste sie mit ansehen, wie die Flammen der Trostlosigkeit sie unbarmherzig von Innen heraus verbrannten und ihre Seele Stück für Stück zu Asche verbrannten.
    „Das schon eher“, murmelte Lea nachdenklich.
    Genauso fühlte es sich an. Heiß, nicht kalt, stechend und schmerzend, nicht taub und gefühllos. Die Angst, die Hilflosigkeit, die Verzweiflung, sie schliefen nicht einfach in diesem tiefen Loch, aus dem heraus man nicht einmal das trübe Licht der weit entfernten Sterne sehen kann.
    Für sie zumindest.
    Wenn sie versuchte, darüber nachzudenken, wie alles begonnen hatte … eigentlich konnte sie es nicht genau in Worte fassen. Wahrscheinlich war es ein schleichender Prozess gewesen, der mittlerweile an einem Punkt angelangt war, wo selbst die geringsten Anlässe dazu führten, dass sie sich klein und minderwertig fühlte.
    Unbrauchbar.
    Wertlos.
    Eine einzige Last ihrer Umgebung.
    Leas innerer Autor spann weiter, webte ihre schwermütigen Gedanken zu einem wohlüberlegten Geflecht aus Worten.
    Die Spirale drehte sich immer weiter – entmutigende Gedanken fraßen sich gegenseitig und nährten sich, stärkten sich aneinander, steigerten die geballte Kraft, die sie wie ein monströser Stein niederdrückte.
    Fließende Schatten tanzten auf der Wasseroberfläche mit funkelnden Lichtflecken um die Wette. Eigentlich ein schöner Anblick, wenn man sich genügend Zeit nahm, hinzusehen …
    Vorsichtig bog sie die tiefhängenden Zweige einer Weide zurück, die wie ein Schleier über diesem Teil des Bachbettes hingen und es vollständig überspannten.
    'Steter Tropfen höhlt den Stein', dachte Lea und führte ihre Gedanken weiter. Dachte … unaufhaltsam weiter.
    An ihren geliebten Mann, dessen dominante Art sie schon bei ihrer ersten Begegnung fasziniert hatte. Der ihr trotzdem auf so verschiedene Arten zu verstehen gab, wie sehr er sie liebte und begehrte. Romantische Wochenenden an entlegenen Plätzchen, ein unerwarteter Blumenstrauß, die von Respekt und inniger Zuneigung geprägten Berührungen, wenn sie sich durch die Laken wühlten …
    Sie überlegte einen Moment, wägte ab, während sie sich weiter durch den dichten Vorhang dünnen Blattwerks schob.
    Doch all die Zärtlichkeiten, all die geflüsterten Worte der Zuneigung, die mit heißen Lippen auf ihre Haut gebrannten Liebesbeweise …
    Ihre Wangen glühten in einem kurzen Anflug von Lebendigkeit auf, wenn sie all diese Momente dachte, die wie Szenenaufnahmen in ihrem imaginären Fotoalbum klebten.

    All das … machte es nur schwerer, sie zu ertragen. Die Vorwürfe. Kleine, aber stechende Kommentare zu angeblich nicht nachgekommenen Haushaltspflichten, falsch besorgten oder vergessenen Einkäufen, wenn sie ihre Angelegenheiten in ihrem eigenen Tempo regelte und nicht so, wie es seiner Meinung nach laufen sollte …
    Kleinigkeiten. Und irgendwann kann man sie nicht mehr abschütteln, irgendwann werden diese fremden Gedanken zu den eigenen. Und fressen immer tiefere Löcher in die Seele, vergiften einen von Innen heraus.
    Noch immer kämpfte sie sich durch das Blattwerk, von dem sie nicht mehr zu sagen wusste, ob es noch demselben Baum gehörte oder es sich um eine Reihe sich dicht aneinanderschmiegender Bäume handelte. Die dünnen Zweige umgaben sie mittlerweile vollständig. Sie ließen zwar noch ein paar sanft schimmernde Sonnenfunken über das Wasser hüpfen, bildeten ansonsten aber einen Wall um sie herum, der nicht viel des Weges erkennen ließ, der vor ihr lag. Einerseits war das seltsam, andererseits … empfand Lea ein Gefühl von Geborgenheit. Wie bei einer sanften, behütenden Umarmung …
    Trotz allem liebte sie ihn. Und er liebte sie, das wusste sie mit der gleichen Bestimmtheit, mit der sie überzeugt war, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Doch ja, genau das war es doch, genau das machte es doch so schwer. Manchmal wünschte sich, ihn hassen zu können. So sehr, dass nichts sie davon abhalten konnte, ihm alle Gemeinheiten und Vorwürfe an den Kopf zu werfen, sich zu wehren, sich nicht davor fürchten zu müssen, noch mehr in die Finsternis der Selbstzweifel und Einsamkeit gestoßen zu werden. Es wäre alles so leicht, so leicht ...
    „Und wenn sich das ganze Universum sich um die Erde dreht? Was wäre dann?“
    Lea verharrte. Runzelte irritiert die Stirn. Wenn sie in Gedanken versank, vergaß sich oft Zeit, Umgebung und nicht zuletzt sich selbst.
    Dass ihre Gedanken ihr antworteten, war ihr allerdings neu.
    Wie in Trance blinzelte sie die Welt ihrer Gedanken fort und drehte sich rundherum, dass sie fühlte, wie der Kies unter ihren Füßen knirschte.
    Wie ein Nebel aus flirrend feinem Geäst und verwehtem Smaragdstaub umgaben sie die Weidenzweige. Vollständig. Sie konnte weder erkennen, wie weit sie schon gegangen war, noch, wie weit das Dickicht noch andauerte.
    „Ich sollte lieber umkehren“, flüsterte sie unsicher und trat einen Schritt zurück.
    Was dort vorn im Ungewissen lag, konnte allerdings alles Mögliche sein, sie wusste es nicht zu sagen, zurück, diesen Weg war sie schon gegangen, den kannte sie allerdings …
    „Laaaaaaaaangweilig.
    Ein kalter Schauer rieselte wie Myriaden feinster Nadelstiche über Leas Nacken und Rücken hinunter. Sie hatte eine Art … Druck … wahrgenommen, das Echo eines fremden Gedankens direkt in ihrem Kopf.
    „Dummerchen. Natürlich denkst du nicht zweistimmig, oder passiert dir sowas öfter?“
    'Jetzt werde ich auch noch verrückt', stellte Lea mit Schrecken fest und schluckte schwer. 'Jetzt höre ich schon Stimmen …'
    [i]„Das dürfte wohl auch bei euch die gängige Kommunikationsform sein.“

    Ein jehes Rascheln über ihrem Kopf ließ Lea so heftig und entsetzt zusammenfahren, dass ihr Fuß über einen großen, mit glitschigen Wasserpflanzen vermossten Stein rutschte. Ein erstickter Laut entfloh ihrer Kehle, als sie hintenüber fiel und mit einem lauten Platschen auf dem harten Grund des flachen Baches aufschlug.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht saß sie im Wasser, dass sich unerbittlich in ihrem dünnen Kleidchen festsog. Erkältung, Wunder Hintern, beginnender Wahnsinn … wundervoll, das Leben hatte also doch noch ein paar tolle Überraschungen für sie parat.
    Ein helles Klingeln wie von zahlreichen Silberglöckchen reizte plötzlich ihre Ohren. Lea brauchte einen Moment, um zu realisieren, was für eine seltsame Assoziation der wellenförmige Klang in ihrem Kopf hervorrief.
    Die merkwürdigen Laute klangen wie … Lachen.
    Das Rascheln schien ihr gefolgt zu sein, denn nun erklang es ein kleines Stück über ihrem linken Ohr.
    „Du bist ein komisches Ding. Du gefällst mir gut – vielleicht behalte ich dich sogar!“
    Lea versuchte mit wachsender Beunruhigung, irgendetwas zwischen den allgegenwärtigen Zweigen auszumachen.
    Was auch immer hier vor sich ging, das waren nicht nur ihre verworrenen Gedanken, die ihr einen Streich spielten – oder? Was war hier nur los?
    „Pft. Da bedenkt man euch einmal mit der Aufmerksamkeit, die ihr alle immer so unbedingt haben wolltet, und schon verursacht das einen Kurzschluss in euren niederen Hirnen.“
    Lea spürte, immer eine ungekannte Hitze immer stärker in ihr aufflammte. Ihre Finger gruben sich fest in den nassen Untergrund, von dem sie sich wie unter einem Bann noch immer nicht erhoben hatte.
    „Schön, wenn du nicht willst – dann verschwinde ich eben wieder.“
    'Nein!', schoss es Lea sofort durch den Kopf. So seltsam, verwirrend, erschreckend die Situation auch war … ein Teil von ihr fürchtete sich davor, dass sie endete. Der Teil, der hoffte, dass … was, wenn …
    „Tja, herausfinden wirst du es wohl nur auf eine Art.“
    'Wie?'
    Erneutes Rascheln. Dieses mal entfernte es sich wieder. Einige Zweige ein Stück entfernt zu ihrer Rechten schoben sich langsam zur Seite und gaben den Blick auf einen Abzweig des Baches frei, der sich bis dahin vor ihrem Blick verborgen hatte. Wäre die Träumerin einfach weitergestolpert, wäre er ihr niemals aufgefallen.
    „Verlass den Weg.“
    Lea meinte, ein bläuliches Licht über dem träge dahinfließenden Wasser tanzen zu sehen. Unsicher erhob sie sich, das Wasser rann und tropfte beständig von ihrer Kleidung und den langen Haaren herunter.
    Es wäre sicherer – und logischer, rationaler, vernünftiger – einfach umzukehren. Zum Gewohnten, Bekannten, zu dem Leben, in dass sie so viele Jahre hineingewachsen war.
    Sie könnte auch dem Lauf des versteckten Bächleins folgen. Ihr Herz schlug heftig gegen ihren Hals, als ein Hauch von Abenteuer und Vorsehung sie streifte, den sie zuletzt mit den Geschichten aus fernen Kindertagen gespürt hatte.
    Ein leises Klimpern schillerte lockend von jenseits des verborgenen, feuchten Pfades, wollte sie abseits ihres Weges locken.
    Sollte sie der unmissverständlichen Einladung folgen … oder sollte sie nicht? Doch vor allem: Könnte sie sich verzeihen, sie zu ignorieren?




  • Hallow Cli- ... Sheo!


    wir hatten das Thema ja vor Kurzem zwecks Kommentare schreiben und ich glaube, es wäre ganz passend, wenn ich mal bei dir damit anfange. Außerdem muss ich mich ja sowieso mal revanchieren dafür, dass du als ... ja, Stammleserin, immer so fleißig bei mir kommentierst.
    :knackt mit den Fingern: erwarte bitte nicht zu viel von mir. Es ist mein erstes Mal nach ... 2,5 Jahren? :D Lets see, was ich hier zusammenbrabbeln kann. Für etwaige verwirrende Sätze, Rechtschreibfehler & Co entschuldige ich mich mal jetzt schon :3



    ~ Es scheinen die alten Weiden so grau


    ha, BB-Codes kann ich noch!
    Das Thema der Geschichte ist ... happig. Aus eigenem Kontext weiß ich (leider) viel zu viel über das Thema und hab mich dennoch nie getraut, über das Thema Depressionen wirklich zu schreiben. Ich finde einfach, dass man da unfassbar sensibel sein muss. Auch, weil es so unfassbar schwierig ist, die richtigen Worte in dem Kontext zu finden (zumindest fällt es mir einfach unheimlich schwer) und ich hasse Menschen, die leichtfertig damit umgehen und sich einfach nicht ernst verhalten können, wenn es um Depressionen geht. Was ich mal gelesen habe - ich aber nicht weiß, ob das der Realität entspricht! -, ist, dass Depressive kontrastärmer sehen, also alles etwas 'grauer'. Da ich mich nicht daran erinnern kann, wie die Welt aussah, bevor ich depressiv wurde, weiß ich nicht, ob das stimmt; aber deshalb hatte ich bei dem Titel deiner Geschichte im Gefühl, dass du dieses Thema ansprichst.
    Ich mag es total, wie du darüber schreibst. Es fühlt sich zum Großteil extrem 'real' für mich an, weil ich diese Gefühle nur zu gut kenne. Die Sensibilität, mit der du an das Thema gehst - ich muss einfach sagen, dass ich dir das hoch anrechne. Deine Detailgenauigkeit hat mich verblüfft, vor allem, weil keine Wertung dabei war. Außer die, dass der Text kritisiert, wie die Gesellschaft heutzutage - leider - oft mit dem Thema umgeht: Belächeln, nicht ernst nehmen. So nach dem Motto "Die schwachen werden zurückgelassen, wenn du nicht mithalten kannst, wirst du ausgesiebt" wie es beispielsweise lange Zeit bereits an Schulen war - auch wenn jetzt beispielsweise durch psychologische Beratung in vielen Schulen das Thema offen und ehrlich angegangen wird.
    Ich mag es ebenfalls, wie du die Gründe beleuchtest; auch, dass du sagst, dass es schleichend sich angebahnt hat. Das verleiht dem Ganzen etwas mehr ... 'Farbe' (was bezogen auf Titel und Thema ein Paradoxon ist). Der Einblick in Leas Hintergrund war sehr interessant; und ich glaube, dass sich durchaus einige Personen mit ihr verbunden fühlen können, weil ihre Situation keine einzigartige ist, wie ich leider aus eigener Erfahrung weiß. Ohne diesen Einblick hättest du großes Potenzial, die diese Geschichte definitiv hat, verschenkt.
    Was ich ebenfalls unfassbar gut gelungen finde, ist dieses "Stimme" in ihrem Kopf. Als würde der Teufel ... oder gar der Tod? - oder die helfende Hand? ... direkt zu ihr sprechen und sie verleiten wollen, zu 'gehen' und alles hinter sich zu lassen. Den Strauch, in dem sie sich verfängt bzw verläuft empfinde ich als eine wunderbare Personifikation der ganzen, schrecklichen Situation: Depression, Selbstzweifel, düstere Gedanken, "lohnt es sich noch, Kraft aufzuwenden - warum bleib ich nicht einfach hier sitzen?"; man weiß nicht mehr, wo hinten und vorne ist, verheddert sich sowohl im Leben als auch in seinen Gedanken und kommt nicht mehr vor und zurück -- bis einem die dafür nötige Kraft fehlt und man aufgibt im schlimmsten Fall.
    Hast du die Farbe - blau - am Ende bewusst gewählt? Sie steht meines Wissens ja beispielsweise für Harmonie und Frieden. Ist das bläuliche Licht also der Weg, der ihr zeigen soll oder eher helfen soll, zu kämpfen gegen das ganze Deprimierende, Schlechte in ihrem Leben - gegen das, was ihr die Freude nimmt, zu leben? Der 'beschwerlichere' Weg, der, der Anstrengung kostet? Der 'normale' Weg, sage ich mal sehr, sehr vorsichtig, wäre ja immer tiefer die Spirale hinunter, bis es irgendwann vermutlich endet - wie auch immer.


    Die letzte Zeile finde ich unfassbar stark. Sie hinterlässt ein Echo in mir, das mich zum Nachdenken anregt, was ich vermutlich auch noch länger tun werde. Ich danke dir sehr für diese Zeile(n), für die Geschichte im Allgemeinen. Ich bin nun etwas melancholisch, aber auf eine Weise, die sich nicht schlecht anfühlt. Eher so, dass ich seit Langem mal wieder das Gefühl habe, dass sich eine Person dem Thema in der genau richtigen Weise genähert hat. Wir lesen von uns <3


    ~ naryk

  • Hallo Sheo! :D


    Wird Zeit, dass ich mal wieder einen Kommi hier lasse und der Titel deines aktuellen Textes klingt so spannend, dass ich mich dem gleich mal widme.


    Es scheinen die alten Weiden so grau

    Was ist das nur für ein genialer Text?! Ich bin ganz begeistert, dass ich erstmal schauen muss, was ich dazu eigentlich sagen kann. Okay, mal sehen …
    Der Titel klingt ziemlich melancholisch, ja gerade zu schwermütig, was gut zu dem Beginn des Textes gepasst hat. Hab mich sogar bissl in Lea wiedererkannt, weil ich auch so der Typ bin, der viel „im Kopf“ schreibt, wenn ich gerade nicht die Möglichkeit hab etwas aufzuschreiben. So hab ich schon viele S-Bahnfahrten rumgekriegt.
    Einerseits hat mich der Ausspruch der Depression hier verwirrt, andererseits passte es gut zu den Beschreibungen zuvor. So wie sich Lea fühlt, ist das sicherlich eine Art der Depression. Hätte aber nicht gedacht, dass ihr psychischer Zustand durch Probleme in ihrer Beziehung kommen könnten. Vielleicht aber auch deshalb, weil ich so was bisher noch nicht oft gelesen hab. Dabei belastet so etwas am meisten. Mit so wenigen Details ist es allerdings schwer zu sagen, wo die Problematik wirklich liegt. Ihr Mann ist jedenfalls auf eine sehr eklige Art „abusive“ ihr gegenüber, was sie natürlich sehr mitnimmt …
    Ganz spontan meldet sich dann eine andere Stimme zu Wort und du bleibst ja den ganzen Text über bedeckt, wer derjenige eigentlich ist. Telepath auf jeden Fall und ein sehr fröhlicher und unbeschwerter Zeitgenosse scheint es auch zu sein. Gerade so jemanden, wie Lea wohl in dem Moment braucht.
    Jemand, der ihr die Möglichkeit gibt eine andere Sicht auf die Welt zu bekommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass in einer depressiven Phase die Sicht sehr eng wird. Die ganze Zeit fühlt man sich von allen verurteilt, man will mit Menschen schon gar nichts mehr zu tun haben, weil man entweder eine Maske aufsetzen muss damit keiner was merkt oder aber in Tränen ausbricht, sobald man sich jemandem öffnet. Da tut es gut, wenn einen jemand da rausholt und ich glaub, genau das ist hier der Fall. Was mich für Lea sehr freut! (:


    Alles in allem also ein richtig guter Text, der mir sehr gefallen hat. Und ich freu mich sehr, dass man in letzter Zeit so viel von dir hier liest. Weiter so! :D

  • Alle schreiben etwas zu den Weiden, dann bin ich mal so frei und schreibe etwas zu Auf der Couch des Irren Gottes. :)


    Wie immer: Ich bin nicht so weit im ES-Fandom drin, dass ich viel zu Sheogorath sagen könnte, insofern denk dir an dieser Stelle bitte einen wunderbar durchdachten Kommentar zu deiner Darstellung des Charakters. xD Mehr kann ich leider nicht bieten.


    Du hast es mit dieser Geschichte jedenfalls geschafft, dass ich in Zukunft Eredin nur noch als Erri beschreiben werde. lol Find ich gut, den Teil.


    Nein, generell habe ich mich wunderbar über die kleine Geschichte amüsiert, denn auch wenn ich Sheogorath nicht wirklich kenne, so weiß ich doch absolut wahnsinnige Charaktere voll und ganz zu schätzen. ;) Entsprechend hatte ich meinen Spaß mit dem wahnsinnigen Gott und was auch immer er noch mit dem armen kleinen Erri vor hat. Plüschketten sind ja schon einmal ein Anfang.


    Seine Psychologie hat mich übrigens sehr an Freud erinnert. :alien:


    Und weil ich noch ein wenig Kritik hierlassen will, vielleicht noch eine Sache, die mir aufgefallen ist, da ich ja von Drehbüchern tatsächlich so etwas wie Ahnung habe (ich habe schon welche Korrektur gelesen, weiß daher so, wie der Aufbau aussehen muss) und mir ist hier aufgefallen, dass du diverse Laute - vor allem das lachen - lautmalst. Also "Haha", anstatt (er lacht) zu schreiben. Weshalb ich nicht umher kam, mich zu fragen, ob er da sitzt und wirklich "Hahahaha" ruft oder ob er lacht. Ich nehme an zweiteres. Das gilt auch für andere Sachen. Bei so etwas wie "Errrrrrrrrrrrrri" schreibt man in einem Drehbuch eher "Eri" (er zieht das Wort lang und rollt das r.) Jedenfalls in den Drehbüchern, die ich gelesen/korrektur gelesen habe. ;)


    Puh.


    Das ist nun kein besonders langer Kommentar, aber ich hoffe, du freust dich dennoch. :3


    Einen wunderschönen Samstag wünsche ich dir noch!

  • Sooooo viel zu rekommentieren! Vielen Dank euch allen, ich freue mich jedes Mal, wenn jemand ein paar Worte zu einem meiner Werke dalässt! ^///^



    Zu: "Es scheinen die alten Weiden so grau




    Zu: Auf der Couch des irren Gottes



    Mahlstrom
    [size=8]Der entsprechende Text, eine Wettbewerbsabgabe, folgt im nächsten Post - ich möchte die während des Votes bekommenen Kommentare aber hier miteinbringen, wenn ich eh schonmal am Beantworten von Kommentaren bin :3













    Vielen Dank noch einmal an alle für ihre Stimmen und/oder Punkte! Es hat mich gefreut, von euch zu lesen und ich habe die eine oder andere wertvolle Anregung darauf mitnehmen können!

  • Mahlstrom





    'Egal', überlegte Karrhen nachdenklich, 'über welchem Meer man dahinsegelt – man fühlt sich klein und schwach, geradezu bedeutungslos.'
    Sanft dahin rollende Wellen kräuselten die unstete Oberfläche des Ozeans, der sich um sie herum erstreckte, während ein allgegenwärtiges Rauschen eine kaum hörbare Melodie von Weite und gefährlicher Verheißung summte. Immer wieder brach sich das schräg einfallende Licht auf den Kämmen der unsteten Wellen und ließ die gleiche Stelle von Augenblick zu Augenblick in einem anderen Ton funkeln. Die ständig in Bewegung befindlichen Wipfel schienen ihr lockend zuzuwinken und zum Verweilen einzuladen, doch Karrhen wusste, dass der Schein trog: Nicht umsonst bezahlte man sie für diesen Job, anstatt berittene Boten auszusenden – unter dem undurchdringlich scheinenden Nadel- und Blättermeer des Waldes lauerten Gefahren, von denen man ehrfurchtsvoll flüsternd am sicheren und behaglichen Tisch einer Taverne erzählte.
    Der graubraune Greif, der sie über die gewaltige Fläche des Weißenhains trug, schlug etwas kräftiger mit den Schwingen, um ein Luftloch zu umfliegen und wieder eine geeignete Strömung zu finden. Lächelnd tätschelte die Kurierin den Hals ihres ungewöhnlichen Reittieres. Es war zwar entgegen ihrer Überzeugung, ein Nutztier mit einem Namen zu versehen, doch sie hatte das zuverlässige Mischwesen aus Löwe und Adler schon nach kurzer Zeit in ihr Herz geschlossen. Vielleicht würde sie ihre Ansichten doch überdenken.
    Zuversichtlich drehte sich das brünette Leichtgewicht leicht im Sattel und überprüfte zum wiederholten mal den festen Sitz der Taschen, die zu beiden Seiten des Greifs festgeschnallt waren.
    Sie wusste nicht genau, aus was ihre Lieferung bestand. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass sie nicht neugierig gewesen wäre. Doch es gehörte zu ihrem Geschäftscredo, dass das nicht ihre Angelegenheit war, und die Kunden schätzten das. Zumindest nahm sie das an. Gut, es würde wohl niemand etwas ahnen, wenn sie einen kurzen Blick in die Beutel warf, doch sie stand erst am Anfang ihrer geschäftlichen Unternehmungen und war gerade dabei, sich einen Ruf aufzubauen. Warum also ein unnötiges Risiko eingehen?
    Karrhen rückte den ledernen, mit geschliffenen Glasscheiben ausgestatteten Sichtschutz zurecht, der sie vor dem bisweilen scharfen Zugwind schützen sollte, und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf den Weg, der noch vor ihr lag.
    In der Ferne konnte sie bereits die Flanken der Amolleberge erahnen, die wie eine steile Inselgruppe aus dem Grünen Meer herausragten. Dort hinter lag das Ziel ihrer Reise - das Königreich Revlan, in dessen Hauptstadt sie die Eilsendung bringen sollte.
    Plötzlich ließ der Greif unter ihr ein heiseres, warnendes Kreischen ertönen und schlug unsicher mit den Flügeln. Karrhen zischte und krallte sich an der Haltestange ihres Sattels fest.
    Sie hatte sie auch gesehen.
    Von Westen, mit Blut des untergehenden Tages im Rücken, hielten ein paar diffuse Schatten zielsicher auf sie zu.
    Die junge Frau fluchte saftig. Sie konnte die Zahl der rasch näher kommenden Gruppe wegen des Gegenlichts nur schwer einschätzen. Der Richtung zufolge, aus der sie kamen, war es jedoch wahrscheinlich, dass es sich um eine der Banden handelte, die Luftkuriere auf dem Weg über das unwegsame Meer aus Grün überfielen und um ihre Beute erleichterten.
    „Verdammte Krötensöhne!“, krächzte Karrhen mit wild galoppierendem Herzen. Rasch lehnte sie sich über den Hals ihres Greifs und gab ihm mit den kurzen Lenkstangen das Signal, schneller zu fliegen. Insgeheim verfluche sie ihren Übermut und ihren entsetzlichen Geiz, dass sie alle Warnungen und Ratschläge in den Wind geschlagen hatte.
    Sie hoffte, dass ihr erster größerer Auftrag nicht der letzte sein würde.


    Liszt zischte triumphierend und schmiegte sich noch enger an den schlanken, wendigen Körper seines Flugwarans. Hitzig glühten seine Wangen vor Aufregung und das Blut rauschte mit atemberaubender Geschwindigkeit in seinen Ohren. Den anderen, laut brüllenden Mitgliedern seiner Mannschaft schien es ähnlich zu gehen: Die erste Beute seit dem letzten Halbmond, und noch dazu allein und schutzlos unterwegs!
    Mit einem immer breiter werdenden Grinsen brachten er und seine Kameraden sich in Formation. Die dünnhäutigen, ledrigen Flügel des Reptils zwischen seinen Schenkeln schlugen weich, aber kräftig durch die Luft und brachten ihn dem einsamen Flieger mit schlängelnden Bewegungen immer näher. Geschickt flog Liszt eine Schleife, um sich auf die anderen Seite der Beute zu bringen, während der Rest auf anderen Wegen versuchte, die sie zu umzingeln. Er war mittlerweile nahe genug, um zu erkennen, dass das das vor ihm befindliche Wesen ein Greif war, dem schmalen Körperbau und den ruckartigen, nervösen Bewegungen nach zu Urteilen ein noch junges, unerfahreneres Tier.
    Liszt leckte sich mit einem bösen, erwartungsvollen Grinsen die spröden Lippen, als er den wild umherflatternden Zopf des Reiters und die wohlgeformten Rundungen bemerkte.
    'Soso, ein Weib', dachte er. 'Das verspricht noch größeres Vergnügen, als ich erwartet hatte ...'

    Von wegen Galopp. Die wilde Pferdeherde rannte nun irre und panisch durch ihren Brustkorb und versuchte verzweifelt, ihr knöchernes Gefängnis zu sprengen.
    Karrhen bemerkte, wie die bedrohlich aussehenden Gestalten auf ihren fliegenden Echsen sie langsam umkreisten und zu umzingeln begannen. Erstickt keuchte sie auf, als sie aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen sah. Hastig schlug sie gegen den gefiederten Hals des Greifen, der die Flügel einklappte und sofort ein paar Meter in die Tiefe fiel. Gerade noch rechtzeitig, um dem geübt geworfenen Handbeil zu entgehen, das auf der anderen Seite sogleich von einem weiteren der laut grölenden Angreifer aufgefangen wurde.
    Der Greif breitete erneut die Flügel aus und bremste den Sturz auf einer unsichtbaren Luftströmung ab, doch von unten schraubte sich bereits das nächste Mitglied der Bande empor. Ein lautes Kreischen zerriss die Luft, als das Reptil des Marodeurs die Löwenschwinge hart an der Seite traf.
    Karrhens Beine waren zwar fest mit Schnallen am Sattel verschnürt, doch der Stoß hatte ihren Reitgefährten genug aus dem Gleichgewicht gebracht, vielleicht sogar verletzt.
    Eher taumelte als flog das Tier über der lebendigen Ebene aus Zweigen und Blättern und schien sich nur noch mit Mühe in der Luft halten zu können.
    Ein erstickter Schrei setzte sich in ihrer Kehle fest, die junge Frau konnte sich nur noch wie von Sinnen an den kräftigen Hals des Greifen klammern.
    Und zu all den Göttern beten, an die sie nie geglaubt hatte.


    Entschlossen kniff Liszt die Augen zusammen, den Blick unbeirrbar auf seine Beute fixiert, die sich nicht einmal großartig wehrte. Schade. Aber vielleicht würde sich die Kleine dafür bei anderer Gelegenheit als feuriger erweisen …
    Mit präzisen Pfiffen signalisierte Liszt seinem Waran, den Greif noch einmal zu rammen. Elegant beschrieb das schwarz geschuppte Tier einen gedrehten Bogen, während seine Kameraden das gefiederte und pelzbewehrte Wesen auf andere Weise zu schwächen versuchten.
    Mit einem kräftigen Stoß schraubte sich das Reptil erneut empor, der jehe Ruck verursachte ein erregendes Kribbeln in der Magengegend des Lufträubers. Mit einem freudigen Knurren erwartete Liszt den Aufprall.


    Karrhen fiel.
    Sie wusste nicht, was genau passiert war, doch wo vor einem Moment noch der warme, beruhigende Körper ihres Partners gewesen war, befand sich nur noch der nutzlose Ledersattel zwischen ihren Beinen. Mit lähmendem Schrecken erkannte sie, während die rauschenden Wipfel immer näher kamen, dass sie nichts tun konnte. Tausend Nadeln des Entsetzens stachen in ihren Körper, während die Schwerkraft sie unerbittlich weiter nach unten riss.
    Plötzlich streifte irgendetwas ihren Schädel – dann erbarmte sich die Finsternis ihrer.




  • Hallo Sheo!


    Dann will ich noch mal etwas ausführlicher auf deine Wettbewerbsabgabe eingehen, die definitiv herausstach. Ich hatte ja eine Menge Spaß beim Lesen und deshalb freu ich mich auch drauf, noch mal ein paar Details mehr in diesem Kommi unterzubringen. Let's a go!


    Mahlstrom
    Der Mahlstrom ist ja eigentlich ein Gezeitenstrom in Norwegen der sich durch seine starken Wasserwirbel auszeichnet. Insofern hab ich natürlich erstmal an Wasser gedacht, als ich hier anfing zu lesen. Und du hast es auch erst so beschrieben, als würden wir uns auf dem Meer befinden, da du keine konkreten Farben genannt hast. Das hat mir sehr gut gefallen, weil mein Bild dann durch das Erwähnen von Wipfeln und Bäumen gleich mal in Kopf umgebaut wurde. Was erstaunlich gut funktionierte, weil ich deine vorherigen Beschreibungen einfach "grün" gefärbt hab. Das klingt jetzt so komisch, aber genau so ist es gewesen.
    Ich find's interessant, wie du Karrhen bereits zu Anfang sehr schön charakterisierst. Wie sie in dem Greif nur ein Nutztier sieht, was ich bissl komisch fand, hätte da irgendwie schon an eine engere Bindung gedacht. Aber das ist auch ein interessanter Aspekt für Worldbuilding, dass solche Fabeltiere dort Nutztiere sind und es deshalb wohl recht "viele" gibt, die auch noch zahm sind.
    Bei dem Sichtschutz war ich mir beim ersten Mal lesen nicht sicher, ob der an einem Helm befestigt ist oder wo der überhaupt ist. Weiß auch nicht, irgendwie kam mir erst später, dass sie wohl eine Art Helm oder "Fliegerkappe" tragen muss.
    Mir gefällt ja sehr, wie du die Action quasi von einem Moment auf den hier aufdrehst, als der Greif die heran fliegenden Gestalten sieht -- und Karrhen natürlich auch. Auch hier war die Charakterisierung sehr schön, sie wirkt ziemlich stolz und selbstständig, jemand der einen starken Charakter besitzt. Deshalb fand ich es auch so interessant zu verfolgen, was sie als nächstes tun würde, aber da wechselst du taktisch die Szene.
    Liszt ist der andere Charakter hier und hat für mich gleich den Eindruck eines Piraten gemacht. Die Flugwarane fand ich auch toll: Drachen und Wyvern kennt man ja, aber Warane? Super Sache! Man merkt auch, dass Liszt sich auskennt, also sein Handwerk als Pirat versteht und seine Mannschaft weiß auch gleich was zu tun ist. Dass er sich bei einer Frau noch andere ... Vergnügungen erhofft macht ihn für mich gleich noch bedrohlicher. Ich hab was gegen triebgesteuerte Menschen.
    Karrhen ist eindeutig in Panik, was kein Wunder ist und da ist es schwer nach einer Lösung zu suchen. Die Situation ist aber auch zu ausweglos, gerade als die Bande anfängt ihren Greif zu attackieren. Ich fand allerdings die Sache mit dem Wurfbeil schon ein wenig gewagt, ich mein, das ist ja kein Spielzeug! Aber man merkt da einfach eine Skrupellosigkeit, es geht ihnen wirklich nur um den Profit, alles andere ist egal. Um den Greif tut es mir da schon leid, denn mit einem verletzten Flügel kann man ja nur noch abstürzen, aber darauf haben es die Piraten ja abgesehen. Dass Liszt ein aufregenderer Kampf lieber gewesen wär, kann ich mir natürlich auch vorstellen, die suchen ja auch bissl die Herausforderung und den Kick bei solchen Sachen -- würd ich jedenfalls meinen.
    Am Ende geht die Sache ja ganz schnell. Plötzlich ist Karrhen von ihrem Greif getrennt und fällt ungebremst auf die Baumwipfel zu. Du endest die Geschichte hier an einem ganz fiesen Cliffhänger und ich würd ja zugern wissen, wie es weitergeht! War eine durch und durch gelungene Kurzgeschichte. Ich mochte das Fantasysetting gleich, die Namen waren interessant und ich hatte einfach eine Menge Spaß beim Lesen. Deshalb freut's mich auch sehr, dass du damit den zweiten Platz gemacht hast. (:


    Bin schon gespannt auf den nächsten Text!

  • Hey, Cyn!
    Danke erneut für deinen Kommentar! Es freut mich, dass du dich immer wieder auf meine kreativen Auswürfe stürzt :D



    Insofern hab ich natürlich erstmal an Wasser gedacht, als ich hier anfing zu lesen. Und du hast es auch erst so beschrieben, als würden wir uns auf dem Meer befinden, da du keine konkreten Farben genannt hast. Das hat mir sehr gut gefallen, weil mein Bild dann durch das Erwähnen von Wipfeln und Bäumen gleich mal in Kopf umgebaut wurde. Was erstaunlich gut funktionierte, weil ich deine vorherigen Beschreibungen einfach "grün" gefärbt hab. Das klingt jetzt so komisch, aber genau so ist es gewesen.

    Genau das wollte ich erzeugen: Den Eindruck, über ein Meer dahinzusegeln, und dann der abrupte Bruch mit der Erkenntnis, dass wir uns gar nicht auf dem Wasser befinden. Wenn man so eine Gruppe Bäume ein wenig beobachtet, stellt man finde ich auch fest, dass die Bewegung der Blätter etwas Wellenhaftes hat - in sofern fand ich dieses Zusammenspiel auch ganz harmonisch.


    Wie sie in dem Greif nur ein Nutztier sieht, was ich bissl komisch fand, hätte da irgendwie schon an eine engere Bindung gedacht. Aber das ist auch ein interessanter Aspekt für Worldbuilding, dass solche Fabeltiere dort Nutztiere sind und es deshalb wohl recht "viele" gibt, die auch noch zahm sind.

    Ich wollte das mal etwas anders gestalten. In meinem Kopf sind viele Fabelwesen auch eher ... ich mag Begriffe wie "vernunftbegabt" zwar nicht, aber mir mangelt es gerade an besserer Ausdruckskraft. Jedenfalls, ich wollte hier eine etwas andere Herangehensweise wählen, weil es die Welt (zumindest, wenn man wie im Rahmen einer Wettbewerbsabgabe so reingeschmissen wird) in meinen Augen authentischer macht


    Bei dem Sichtschutz war ich mir beim ersten Mal lesen nicht sicher, ob der an einem Helm befestigt ist oder wo der überhaupt ist. Weiß auch nicht, irgendwie kam mir erst später, dass sie wohl eine Art Helm oder "Fliegerkappe" tragen muss.

    Jah, so eine Art Taucher-/Fliegerbrille. Ich glaube, ich habe das bewusst schwammig gelassen, weil mir die Vorstellung, die sich dann in meinem Kopf gebildet hat, nicht so gefiel, ich eine Art Sichtschutz aber unbedingt drin haben wollte und mir die Zeit für etwas Ausgefeilteres fehlte. Aber daran lässt sich sicher noch arbeiten.


    Die Flugwarane fand ich auch toll: Drachen und Wyvern kennt man ja, aber Warane? Super Sache!

    Ich hab überlegt, was ich da nehmen kann, und festgestellt, dass das meiste, was das Fantasy-Genre so anbietet, schon beinahe abgedroschen ist. Warane fand ich ungewöhnlich genug, obwohl ich damit auch nicht mehr ganz zufrieden bin - eigentlich hätten sie ja unterschiedliche Arten von Reittieren fliegen müssen, weil diese Uniformität ja doch etwas komisch wirkt ... hm ...


    Dass er sich bei einer Frau noch andere ... Vergnügungen erhofft macht ihn für mich gleich noch bedrohlicher. Ich hab was gegen triebgesteuerte Menschen.

    Ich schätze, das Verlangen entsteht hier vor allem auch aus der Adrenalin gepeitschten Situation heraus. Und Machtdemonstration ist natürlich ein Aspekt, der dabei auch eine Rolle spielt


    Ich fand allerdings die Sache mit dem Wurfbeil schon ein wenig gewagt, ich mein, das ist ja kein Spielzeug!

    Ich fand sie irgendwann so unglaubwürdig, dass ich sie eigentlich rausnehmen wollte. Aber dann habe ich überlegt ... warum eigentlich nicht? Letztlich bin ich mit mir so verblieben, dass das eher so eine Art Einschüchterungstaktik/Angeberei dieser speziellen Individuen ist, weil sich das als langfristige Kampfstrategie nicht eignet


    Du endest die Geschichte hier an einem ganz fiesen Cliffhänger und ich würd ja zugern wissen, wie es weitergeht!

    Also sie stirbt tatsächlich nicht - das wäre ja irgendwo zu leicht. Vielleicht landet sie ja mitten in einer Gruppe intelligenter Raptoren ...? ;D


    Ich mochte das Fantasysetting gleich, die Namen waren interessant und ich hatte einfach eine Menge Spaß beim Lesen. Deshalb freut's mich auch sehr, dass du damit den zweiten Platz gemacht hast. (:

    Vielen Dank, das freut mich sehr! Ich wollte bei den restlichen Wettbewerbsthemen mal versuchen, etwas mehr Eigenes zu konstruieren, ein bisschen Worldbuilding zu betreiben. Und ja, mich freuts auch, hehe x3



    Sou, vielen Dank erneut für deinen lieben Kommentar! Nicht erschrecken, du wirst im nächsten Post erwähnt, weil du für das verantwortlich bist, was ich da verzapft habe. Das soll weder Schleichwerbung sein noch Kommentierzwang ausüben xD


    lg!

  • Historia






    Flüsternd berichten die uralten Zeiten
    Lauschen sollst du an den geistigen Pforten
    Künden von Kriegen, die Kummer bereiten
    Lehren von toten, verborgenen Orten.


    Vieles erfährt man auf brüchigen Seiten
    Wächter, die stumm so manch Kostbares horten


    Manch einer rechnet dich heut' zu den Toten
    Oh Komponistin historischer Noten.


    Wir aber folgen den murmelnden Worten.




  • Ich schreib jetzt nicht ernsthaft noch einen zweiten Kommentar, oder?


    Hi Sheo!
    Ich bin müde, sehr müde und ich habe eben schon einen Kommentar geschrieben. Aber das ist wohl der Grund, warum ich dir jetzt schreibe: Ich bin gerade so im Fluss. ^^


    Ich hab keine Ahnung von Nonarimen (ist das der Plural?), ich weiß nur, was Wikipedia mir erzählt. Aber mir gefällt dein Gedicht. Ich weiß, dein Titel ist sehr eindeutig, aber ich musste trotzdem zweimal lesen, um den Inhalt zu begreifen. Es ist wirklich schon zu spät. Ich mochte Geschichte in der Schule ja immer nicht so gerne, aber wie du es beschreibst klingt es einfach zauber- und märchenhaft. Ein bisschen wie Bücher. Also so ganz normale Bücher, die einen in andere Welten entführen. Geschichtsbücher sind dafür meistens zu trocken. Bei dir klingt das anders. Allerdings beschreibst du auch eher, wie man dazu kommt, ein solches Geschichtsbuch zu schreiben als über seinen Inhalt.
    Du beginnst damit, dass man der Vergangenheit zuhören soll. Hierbei wird noch der Leser selbst angesprochen. Das könnte jetzt natürlich in Richtung "Geschichtsbuch" gehen, aber ich sehe hier eher Quellenarbeit, wenn nicht gar Archäologie. Tote, verborgene Orte und (geistige) Pforten klingen so danach - okay, "geistige" nun nicht so wirklich, aber ich stelle mir trotzdem uralte Säulen vor, die früher einmal eine Tür hielten. Auch "Lehren" ist nicht so wirklich, als wäre man vor Ort ... okay, vielleicht ist es doch Quellen-/Geschichtsbucharbeit, aber lass mir mein Bild, okay? Die uralten Zeiten flüstern halt an Ausgrabungsstätten!
    Wikipedia erzählt mir leider nicht, ob man Strophen setzt, also gehe ich jetzt einfach davon aus, dass du die beiden nächsten Verse abgetrennt hast. Und du erzeugst in meinem Kopf damit auch ein neues Bild. Das eines uralten Buches, dessen seiten so dünn sind, dass sie fast zu Staub zerfallen. Logisch, oder? Aber es ist ein sehr schönes Buch. Während du vorher also allgemein die Vergangenheit beleuchtest, auf die man hören soll, wirst du hier konkret auf die Literaturquelle (nennt man das so?), welche du als Wächter kostbarer Schätze bezeichnest. Damit wäern wir eigentlich wieder am Anfang meines Kommentars, die Bücher, die andere Welten bewachen. Warum nicht gleichwohl vergangene? Ich frag mich nur, warum du hier keinen Punkt setzt. Ich verstehe, warum du an Versenden keine Kommas hast, aber der Punkt ... Nach jeder Strophe sonst ist einer und auch diese wirkt in sich so abgeschlossen, dass sie durchaus einen verdient hätte.
    Dann kommt c, was mich beim ersten Lesen kaum verwirrt hat. Ich wusste halt nicht, was eine Nonarime ist, und "-oten" und "-orten" sind sich doch sehr ähnlich. Diese Strophe bereitet mir dennoch das meiste Kopfzerbrechen. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach nur das Hintergrundwissen. Wird Geschichte als tot betrachtet? Oder beziehen wir uns hier auf ein bestimmtes Artefakt, das Buch aus der letzten Strophe z.B., worauf der fehlende Punkt hindeuten könnte? Ich weiß nicht, wer genau hier angesprochen wird, aber es ist eindeutig jemand anderes als in Vers zwei. Oder doch nicht? Wird immer "Historia" angesprochen? Die fehlenden Satzzeichen in der ersten Strophe lassen da verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu. Auf jeden Fall wird wer auch immer als "Komponistin historischer Noten" bezeichnet. Wenn man sich gerade mittags mit historischer Musikwissenschaft beschäftigt hat, klingt das irgendwie deutlich direkter, wörtlicher als es wohl eigentlich gemeint ist. Also versuche ich, es mehr als schöne Metapher zu betrachten.^^"
    Der letzte Vers steht so seltsam alleine, wirkt kaum zu den anderen zugehörig, aber das ist ja der Form geschuldet. "Wir" ... Wer ist wir? Alle Menschen, weil die Menschen ihre Vergangenheit erforschen, versuchen aus ihr zu lernen (was viel zu selten funktioniert) und sich einfach mit ihr beschäftigen, oder ist dies eine spezielle Gruppe, die der Historiker, Archäologen und allen, die sich wirklich ausführlich mit dem Vergangenen auseinandersetzen? Ich sehe auf jeden Fall dich selber in dieser Gruppe. Seit "Geschichte à la Pokémon". Darum passt das Gedicht auch einfach zu dir. Ich würde gerne schreiben "Und Worten zu folgen ist immer gut", aber das ist zu allgemein. Eigentlich will ich damit nochmals den Bogen zum Anfang des Kommentars schlagen und meine Worte, die in andere Welten und Zeiten führen, und nicht, dass man bedingungslos Befehlen folgen muss. Ich hoffe, das wird klar.
    Ich habe also gerade ein sehr schönes Gedicht gelesen, an dem ich formal keine Unstimmigkeiten gefunden habe. Dennoch steht etwas in diesem Post, dass so nicht haltbar ist: "Ich behaupte von mir selbst ganz gern, dass mir Lyrik nicht wirklich liegt." Damit solltest du definitiv aufhören. Denn es ist nicht wahr. Zumindest implizieren das die Gedichte, die ich von dir lesen durfte. Also wenn dir das nicht liegt, bedeutete das, dass du in allem anderen Profi bist. (Und du schreibst tolle Texte, mach trotzdem deine Gedichte nicht so fertig!)


    Das wars dann auch schon von mir. Ich hab dir also tatsächlich noch einen Kommentar geschrieben ... und ich bin etwas wacher als vorher. Ich hoffe er gefällt dir! Und ich hoffe, du schreibst lieber und mehr Gedichte. Es liegt dir nämlich doch. Zumindest am Ergebnis beurteilt. ;3
    Liebe Grüße!
    ~ShiraSeelentau

  • Hey liebe Shira,


    ich geh gleich mal auf ein paar deiner Punkte ein!


    Ich mochte Geschichte in der Schule ja immer nicht so gerne, aber wie du es beschreibst klingt es einfach zauber- und märchenhaft.

    Das hoffe ich sehr. Geschichte ist nämlich wirklich toll - man erfährt sie zwar normalerweise nicht in Form eines Romans, in den man eintauchen kann, aber mit ein wenig Phantasie kann man sich gut in die entsprechenden Zeiten hineinträumen. Oh, und eine nicht unerhebliche Inspirationsquelle ist das Ganze auch!


    Allerdings beschreibst du auch eher, wie man dazu kommt, ein solches Geschichtsbuch zu schreiben als über seinen Inhalt.

    Interessante Interpretation, darüber habe ich gar nicht nachgedacht ... ich war eher etwas grober in meinem Kopf geblieben, aber schön, dass man das interpretieren kann!


    Wikipedia erzählt mir leider nicht, ob man Strophen setzt, also gehe ich jetzt einfach davon aus, dass du die beiden nächsten Verse abgetrennt hast.

    Mir auch nicht xD" Ich hab die Leerzeilen nach Gefühl gesetzt.


    Ich frag mich nur, warum du hier keinen Punkt setzt. Ich verstehe, warum du an Versenden keine Kommas hast, aber der Punkt ... Nach jeder Strophe sonst ist einer und auch diese wirkt in sich so abgeschlossen, dass sie durchaus einen verdient hätte.

    Manchmal setzte ich Satzzeichen bewusst oder lasse sie weg, um damit etwas Bestimmtes zum Ausdruck zu bringen. In diesem Fall fehlt er glaube ich aber unbeabsichtigt x3"


    Wird Geschichte als tot betrachtet?

    Von einigen, ja. Nach dem Motto, dass Vergangenes vergangen ist und keine Relevanz für die Gegenwart hat (letzteres ist im Übrigen immer wieder etwas, dem gegenüber sich die Geschichtswissenschaft rechtfertigen muss).


    "Wir" ... Wer ist wir? Alle Menschen, weil die Menschen ihre Vergangenheit erforschen, versuchen aus ihr zu lernen (was viel zu selten funktioniert) und sich einfach mit ihr beschäftigen, oder ist dies eine spezielle Gruppe, die der Historiker, Archäologen und allen, die sich wirklich ausführlich mit dem Vergangenen auseinandersetzen?

    Letztere eher - all die, die sich von den Schwingen der Geschichte umfangen lassen


    Ich sehe auf jeden Fall dich selber in dieser Gruppe. Seit "Geschichte à la Pokémon". Darum passt das Gedicht auch einfach zu dir.

    Haha, ja, das stimmt. Es ist meine Leidenschaft und ich fühle mich in bestimmten Epochen ziemlich wohl


    Ich habe also gerade ein sehr schönes Gedicht gelesen, an dem ich formal keine Unstimmigkeiten gefunden habe.

    ^///^ danke sehr!


    Dennoch steht etwas in diesem Post, dass so nicht haltbar ist: "Ich behaupte von mir selbst ganz gern, dass mir Lyrik nicht wirklich liegt." Damit solltest du definitiv aufhören. Denn es ist nicht wahr. Zumindest implizieren das die Gedichte, die ich von dir lesen durfte. Also wenn dir das nicht liegt, bedeutete das, dass du in allem anderen Profi bist. (Und du schreibst tolle Texte, mach trotzdem deine Gedichte nicht so fertig!)

    Ich danke dir nicht nur für deinen lieben Kommentar, sondern auch für deine ermunternden Worte. Die haben mir wirklich viel bedeutet ... danke, danke sehr dafür!
    Ich glaube, mein größtes Problem mit Lyrik ist einfach, dass ich mir da ziemlich unsicher bin. Gleiches gilt im Übrigen für Kampfszenen, nur am Rande xD" Ich würde von mir selbst sagen, mit Beschreibungen ganz gut klar zu kommen, aber nun ja ... vielleicht muss ich mal mehr Lyrik versuchen, was?


    Noch ein mal vielen Dank - vielleicht sieht man sich mal wieder!


    Alles Liebe,


    Deine Farbschwester :3

  • Seelenfreund





    Einsam, verloren
    Einsiedler unter Menschen
    Wo gehör' ich hin?


    Warm und anschmiegsam
    Verlassen von den Liebsten
    Möchtest bei mir sein!


    Zusammengeschweißt
    Zwei Herzen, endlich vereint
    Wir heil'n einander.


    Verändert, unwohl
    Leichte Besorgnis erwacht
    Bald wird alles gut


    Unerwartet. Fort.
    Schlimmeres Leid als gedacht.
    Du bist nicht mehr da ...


    Friedlich begraben
    Gedanken an uns're Zeit
    Danke - für alles




  • Hallo meine Liebe! ♥
    Ich dachte mir einfach mal, dass ich dir einen kleinen Kommentar dalasse, weil mir dein neustes Werk doch verdammt gut gefallen hat. Da steckt so viel drin ... und da wollte ich dir einfach mal meine Gedanken mitteilen, die ich während des Lesens bekommen habe. Ich hoffe einfach mal, dass du dich freust. :3


    Seelenfreund
    Einworttitel - Liebe. Wenn ich so den Titel lese, dann kommen mir irgendwie direkt mehrere Gedanken. Einerseits kann damit jemand gemeint sein, der so etwas ähnliches ist wie ein Seelenverwandter, nur ... weniger "eng" verbunden mit einem ist. Oder aber es ist einfach ein anderer Status (zB ist ja ein Freund auch nicht gleich ein Freund sondern kann auch ein "fester" Freund sein). Andererseits kann damit aber auch irgendwie ein Zustand gemeint sein. Quasi die Ebene, wenn man mit einem anderem Menschen eine so innige Beziehung aufgebaut hat, dass man sagen kann, er würde der Seelenfreund sein. So oder so - ich mag den Titel! Er hat etwas Angenehmes, fast schon Melancholisches an sich, wie ich finde. Es macht auf jeden Fall nachdenklich, weil ein Seelenfreund so gesehen ja auch nochmal eine Steigerung von einem "normalen" Freund darstellt und gerade einen Seelenfreund gibt es eigentlich ja nur einmal für einen jeden. Besonders interessant ist ohnehin die Auslegung vom Wort "Seele". Ich bin der Meinung, dass die Seele eines Menschen unsterblich ist und nicht an den derzeitigen Körper gebunden ist. Und ein Seelenfreund ist daher jemand, den man immer wieder treffen kann - in jedem Leben. An sich ein schöner Gedanke. Sofern man sich eben kennenlernt...
    Hm ... Allgemein betrachtet ist das Werk traurig. Aber nicht in dem Sinne traurig, dass man heulend in der Ecke sitzt, sondern ... traurig, dass es geendet ist. Aber man blickt dennoch lächelnd zurück. Auf die Zeit, in der es schön war. In der es okay war und man sich keine Sorgen um die Zukunft gemacht hat. Urgh, da kommen selbst mir die Erinnerungen hoch. *sie beiseite schiebt* Aber kommen wir mal wieder zu deinem Werk. Interessant finde ich im Übrigen, dass das Werk einen Lebensweg beschreibt. Man lernt sich kennen, man "liebt" sich (zumindest habe ich das als Gefühl interpretiert), man verändert sich/lebt sich auseinander, man trennt sich und es bleiben nur noch die Erinnerungen. Besonders das "verändern" finde ich interessant. Im Prinzip sagt man ja, dass sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens verändert. Und in einer Partnerschaft (oder innigen Freundschaft, je nachdem was genau gemeint ist), verändert man sich auch. Allerdings oder eher im Idealfall zusammen. Wenn sich nur einer verändert oder man sich in zwei gegensätzliche Richtungen verändert, dann ... ja. *seufz*
    Gerade auch die ersten beiden Haikus ... haben auf mich auch den Eindruck vermittelt, als ob der Erzähler nicht so richtig weiß, wo sein Platz in dieser Welt ist. Bzw. weiß er nicht so recht, wer er selbst eigentlich ist oder sein will. Ich glaube, das Gefühl kennt jeder, weil sich jeder mal einsam oder gar verlassen gefühlt hat. Aber ja, die Welt bzw. Gesellschaft ist stellenweise ziemlich "schnell" und während man in der einen Sekunde noch denkt, man würde das Richtige tun, ist es in der nächsten Sekunde schon wieder ein Fehler für sein weiteres Leben. Dann jedoch findet man diesen einen Menschen. Dieser eine besondere Mensch, der alles andere unwichtig werden lässt. Der einem das Gefühl gibt, Dinge richtig zu machen ungeachtet dessen, was andere von einem denken könnten. Es wird leichter jeden Morgen aufzustehen, weil man weiß, dass da jemand auf einen wartet. Tja, und dann tritt die von mir bereits angesprochene Veränderung ein ...


    Ja, alles in allem ein sehr schönes Werk, was mir echt super gefallen hat! Mach weiter so. ♥

  • Hallo Sheo. (:


    Wenn du dich schon an einem Nonarime versuchst, dann will ich doch auch gleich mal etwas dazu sagen!


    Historia
    Ich glaube, du hast hier die Geschichte ein Stück weit personifiziert, was ich ja sehr interessant finde. Allgemein hatte ich hier ein bisschen das Gefühl durch eine Bibliothek zu gehen — so ein richtig altes, ehrwürdiges Gebäude, Regale bis unter die Decke und voller Bücher mit Ledereinband. (Soweit ich das von meiner Bibliothek kenne, also alles von vor 1900 und bis ungefähr 1970 oder so.)
    Früher wurden ja auch Bücher in sogenannte „Bibliothekseinbände“ umgebunden — viele hatten dann gar nicht mehr den Einband, mit dem sie gekauft wurden. Wird heutzutage übrigens immer noch gemacht, allerdings nur noch bei Büchern, die ansonsten in kürzester Zeit zerfleddern würden.
    Aber weg davon und zurück zur Geschichte: ich mag es, dass du mit „flüsternd“ startest. Die Geschichte schreit also nicht, sie flüstert eher. Man muss ihr schon zuhören, selbst wenn sie von Kriegen und schlimmen Ereignissen erzählt.
    Papier ist halt nichts, was einem entgegenruft und Vergangenheit ist ja sowieso etwas, was nach ein paar Jahren einfach „leiser“ wird.
    Mir gefällt, wie du auf die Bücher aufmerksam in der zweiten Strophe machst. Vor allem mit so klassischen Merkmalen von alten Büchern, wie brüchige Seiten und dass sie ja Wächter von Wissen sind. Die brüchigen Seiten haben vor allem mit der früheren Papierherstellung zu tun, war halt alles noch in den Kinderschuhen. Und natürlich die fiese Eisengallustinte, die früher verwendet wurde und sich nach ein paar Jahrzehnten schlichtweg durch das Papier frisst. Bibliotheken mit Altbestand haben damit wirklich zu kämpfen! Aber es gilt das „kostbare“ zu bewahren und die „Wächter“ zu schützen.


    Die dritte Strophe find ich interessant. Mit Komponistin könnte die Geschichte jetzt direkt angesprochen sein. Oder die Vergangenheit an sich, die ja gern „tot“ gesagt wird — was in Anbetracht der Tatsache, dass viele Leute aus der geschichtlichen Vergangenheit so herrlich gar nichts lernen nicht mal weit hergeholt ist.


    „Wir“ — ich frage mich, wer damit gemeint ist. Diejenigen, die sich mit der Geschichte beschäftigen? Denen die Vergangenheit wichtig ist? Möglicherweise sind damit ja Historiker gemeint, die sich durch alte Bände kämpfen, um die Vergangenheit zu erforschen. Schön auch hier: murmelnde Worte. Man muss der Geschichte direkt zuhören, ihr Aufmerksamkeit schenken.
    So, wie man es einem Buch ja auch tun muss — sonst behält man von den Wörtern nämlich nichts. (:


    Ein schönes Nonarime ist das geworden! Und es freut mich sehr, dass du dich dran versucht und so viel Spaß dabei hattest. Gern mehr davon.
    Fröhliches Schreiben!

  • Guten Abend! Ich wollte aufgrund einer bestimmten Begebenheit eigentlich länger keine Kommentare schreiben, aber das wäre bestimmten Autoren nicht fair gegenüber und gerade einer Person wie dir, die dem Bereich sehr gut tut, möchte ich einen kleinen Kommentar nicht verwehren, auch wenn er nicht allzu kritisch/hilfreich sein wird, haha. Außerdem ist es meine Pflicht, einem bestimmten Werk meine Zuneigung zu bekennen! Auch wenn beide natürlich wirklich schön sind, nicht falsch verstehen, lol.


    Kommen wir zum ersten, monumentalen Werk namens „Freudenbällchen“, dass die faszinierende Thematik der Melonen behandelt. Ich werde mal nicht auf die Bilder eingehen, die in den Anfangspassagen des Werkes in bestimmten Köpfen entstehen könnten, wenn eine etwas andere Richtung eingeschlagen wird, die am Schluss ziemlich eindeutig nicht gemeint war, haha. Auf jeden Fall beschreibst du die Köstlichkeit und Faszination der geschmacklich kraftvollen Früchte. Ich kann förmlich die Leidenschaft, die du beschreibst, spüren, wenn ich dein Werk verinnerliche. Das ist ein absolut geniales Wer, wo ich natürlich völlig in der Subjektivität gefangen bin, aber von den Worten her und dem tollen Inhalt, ist es eindeutig schön zu lesen und eine Empfehlung wert. Da ist man ja beinahe sprachlos, wow! Und leicht hungrig auf Melonen, haha. x)


    Das zweite Werk trägt den Namen „Taumeln“ und ist lyrischer Natur. Mir gefällt es alleine von der Optik schon sehr und die spezielle Art, wie du es umgesetzt hast. Der Titel vermittelt bereits eine gewisse Unsicherheit, etwas könnte in der Luft hängen oder noch nicht sicher sein, was sich im Text später ja ebenfalls durchzieht. Erst kommt die Person nicht ins Taumeln und balanciert ruhig weiter auf dem Drahtseil, aber gerät nach und nach ins Taumeln, sodass die Sicherheit schwindet. Die Ausrufe am Anfang, die nach und nach zu Fragezeichen werden bis es Punkte sind, die langsam ein Verschwinden andeuten und ein geheimnisvolles Ende verheißen. Du arbeitest mit den Motiven der Sehnsucht und Wärme, die meist Liebe andeuten und eine starke Emotionalität verkörpern, während du die Gegensätze Eis und Warm gegenüberstellst, die sich nicht wirklich gut ergänzen, falls es für die Personen steht. Allerdings kann es auch bedeuten, dass das lyrische Ich damit meint (ich halte die Erzählerin irgendwie für weiblich), dass der Geliebte/die Geliebte sich kalt geben, eine äußere Kälte, aber dadurch nur die innere Wärme versteckt wird und es eben eher eine Maske ist, die sie lüften will. Die Liebe wird im Gedicht leider nicht erwidert und endet mit einer gefühlten Mischung aus Frage und Erkenntnis, dass es oder ob es denn niemals klappen wird. Wahrscheinlich, weil ich mich vorhin mit Winter, Kälte und Bildern vom Winter beschäftigt habe, kommt mir das Bild in den Kopf, aber irgendwie erinnert mich die Form deines Gedichtesan einen Eiszapfen, der eben untenhin spitz wird. Der würde dann für die drohende Erkenntnis stehen, dass es zwischen den beiden Personen im Werk niemals zur Partnerschaft kommen wird und diese Erkenntnis droht die (vermutlich) weibliche Erzählerin wie ein spitzer Zapfen zu erschlagen oder mündet eben in der gefährlichen Spitze am Ende. Im Sinne von: Wenn ich dich nicht haben kann, dann wird dich niemand haben. Es läuft langsam zum Ende zu einer Spitze zu eben. Würde auch zum Motiv der Kälte und die drohende, kalte Einsamkeit passen. Das Bild könnte auch für die am Anfang stabile Meinung stehen und dann zum Ende hin immer schwächer und instabiler werden, sodass es letztendlich keine Hoffnung gibt und nicht stärker wird. Soweit zu meinen Vermutungen, leider wirkt es wie eine unerwiderte Abhängigkeit, die nicht erwidert wird, was gut oder schlecht sein kann, je nach Grad und Person. Auf jeden Fall wirkt es eher emotional erschütternd und tragisch, obwohl ich Happy Ends doch so mag! Aber vielleicht besteht ja noch Hoffnung, haha. ^-^


    Kommen wir zum Ende des Kommentars und ich muss schon sagen, zwei wirklich tolle Werke, deswegen habe ich sie mir auch herausgesucht. Es ist wirklich spannend und schön, wie viel Interpretationsmöglichkeiten du mit den Satzzeichen und der Form beim zweiten Werk erreicht hast. Es gibt dem Inhalt gleich eine andere Tiefe und eröffnet vielschichtige Möglichkeiten, die jeder für sich entdecken kann. Vielen Dank für die tollen Werke!