Von Pfirsichen und Mondsteinen

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Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Invention, it must be humbly admitted, does not consist in creating out of void, but out of chaos. - Mary Shelley





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                         INHALTSVERZEICHNIS









    Er schnitt ein rohes Stück Fleisch heraus und steckte es in seinen Mund.
    »Ich habe versehentlich eine Meerjungfrau gegessen. Auf dem Weg zum Rübenkanonenfeld verließ ich das Wasser, doch verlief mich in einem halbgaren Hirschgeweih.«
    »Du solltest schleunigst ein paar deiner Probleme lösen. Ich habe einen Taschenrechner dabei, falls …«
    »Ich rede metaphorisch! Ein stilistischer Kunstgriff.«
    »Ja, ins Klo.«
    »Was soll denn das? Man schlendert abends über sonnenhalbbesonnte Wiesen, umtänzelt von zänkisch-verdrossenen Windharpyien und immergrün schillernden Feuersalamandern. Da passieren Missgeschicke.«
    »Nein, das kann nicht passieren. Man isst keine Meerjungfrauen.«
    Er sah von seinem Teller auf. Das ergibt doch keinen Sinn!





    Eine warme Brise fuhr durch Raits schulterlanges, weißes Haar. Sie blickte hinab auf die riesige Wolkendecke, die sich unter ihr über den Planeten wälzte, dessen Krümmung sie langsam ausmachen konnte. Nur noch etwas höher!, dachte sie sehnsüchtig mit einem Blick nach oben. Über ihr konnte sie keine Wolken mehr erkennen, lediglich das weite, blaue Feld, in dessen Zenit die große Sonne barmherzig auf das Luftschiff herabschien.
    Rait drehte sich um. Vor ihr befand sich der Eingang in die Kajüte, daneben eine Leiter, die zu einer höheren Etage des komplex verschachtelten Schiffes führte, in der sich das Herz der Mechanik befand. Ein dumpfes Wummern drang aus den zahlreichen Rohren, die an allen Wänden und Ecken des Luftgefährts entlangkrabbelten und sich mutig darum bemühten, das Schiff in der Luft zu halten.
    Es klingelte. Schnell eilte sie ins Innere des Schiffes, brauchte dort allerdings einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie legte das Buch mit der Aufschrift »Legendäre Blumen« auf einen Nachtschrank und eilte in die Küche zum Backofen, zog sich dicke Handschuhe an und zog ein mit frisch gebackenen Keksen übersätes Blech aus ihm heraus.
    Damit eilte sie hinunter in den Frachtraum – eine Halle, von deren eigentlicher Größe man wegen des riesigen Eisblocks, der sich darin befand, nichts bemerkte. Sie stellte das Blech in eines der zahlreichen Regale an der Wand, an eine freie Stelle, von denen es nur noch wenige gab, da sich die Ergebnisse ihrer Backkünste hier bereits zu Tausenden stapelten.
    Rait schritt an den Eisblock heran. Ganz nah, dann zückte sie unter ihrem weiten, weißen Umhang eine Lampe hervor und ließ sie ins Dunkel hineinleuchten. Weit im Inneren konnte sie eine dumpfe, finstere, kaum auszumachende Silhouette ausmachen.
    Als sie mit ihrer Nase ans Eis geriet, spürte sie Nässe. Hoffnung keimte in ihr auf.


    »Endlich sind wir fertig!«, rief Kallisto enthusiastisch, während sie an einigen ungemütlich wackligen Rohren vom Luftschiff herabkletterte. »Ich habe die letzte Verbindung der Schwebsteine zur Mechanik gesetzt.«
    Rait lächelte sie fröhlich an. »Dann lass uns fliegen!«
    »Warte. Vorher muss ich noch etwas tun.«
    Rait blickte ihre langjährige Freundin fragend an.
    »Weißt du noch? Vor ein paar Jahren sagtest du mir, du möchtest ein Liebesgeständnis nur hören, wenn diejenige Person eine Eisblume mitbringt.«
    Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Rait errötete, denn die Worte ihrer Freundin hatten sie ins Herz getroffen.
    »Ich gehe zum Nordpol und hole eine. Dann fliegen wir zusammen los!«
    Daraufhin verschwand Kallisto. Rait nutzte die Zeit, um Kekse für sie zu backen – die, die sie am liebsten hatte, um Kallisto zu überraschen, sobald sie zurückkam.
    Doch als das Mädchen nach einem Monat nicht zurückgekehrt war, hatte Raits Sorge sie so sehr zerfressen, dass sie das Luftschiff in Gang setzte und zum Nordpol flog.
    Nach vielen Tagen verzweifelter Suche fand sie einen gigantischen Eisblock, so klar, dass sie, als sie ihn durchleuchtete, die Silhouette ihrer Gefährtin darin ausmachen konnte.
    Sofort öffnete sie die untere Frachtluke des Schiffes, lud das Eis auf und flog los. Sie versuchte, das Eis mit ihrem Werkzeug zu zerschlagen, doch das stellte sich als gänzlich unmöglich heraus – nichts konnte einen Kratzer im Kristall hinterlassen, kein Feuer konnte es schmelzen.
    »Man lässt Freunde nicht im Stich« dachte Rait, und ihr fiel nur noch eine Möglichkeit ein, Kallisto zu befreien.


    Ich muss höher. Rait stand auf dem zweithöchsten Punkt des Schiffes, auf der Bühne vor dem Maschinenraum. Es ist nicht warm genug.
    Wenn irgendetwas ihre Freundin retten konnte, dann nur die Hitze der Sonne, die dreist herabstarrte und darauf wartete, das Eis vernichten zu können. Ich muss höher.
    Sie zog an einigen Hebeln, schritt dann in den Maschinenraum und überprüfte die Instrumente. Es klingelte. Eilig machte sie sich auf den Weg hinunter in die Küche, holte das Blech heraus und brachte es in den Laderaum. Dann bereitete sie neuen Teig.
    Erneut im Eisraum hörte sie unter sich ein Knirschen. So hob ihren Fuß, und musste feststellen, einen Keks zertreten zu haben. Rait blickte sich um – der gesamte verbliebene Platz hatte sich bereits mit Keksen gefüllt. Doch sie konnte nicht aufhören, neue zu backen. Ich werde Kallisto nicht aufgeben.
    Mit dem Backen aufzuhören, würde bedeuten, sie im Stich zu lassen.
    Langsam näherte sich das Schiff weiter der Sonne, die Temperatur stieg spürbar. Rait legte ihren Mantel ab, Schweiß brach aus ihrer Stirn aus. Sie liebte dieses Gefühl. Je heißer es wurde, das spürte sie, desto näher kam sie Kallisto. Erneut im Laderaum bemerkte sie, dass immer mehr vom Eis dahinschmolz. Eine Lache begann sich am Boden zu bilden. Rait lachte laut über jeden Zentimeter, den sie dem Eis abrang, über jeden vergangenen Augenblick.
    Sie backte Kekse, dachte an die vergangenen Jahre, steuerte das Schiff weiter Richtung Sonne, bedachte die Vergangenheit im Laderaum. Immer wieder. Stets und mit weiter keimender Hoffnung, mit Glück in der Seele und heißem Gemüt.
    Mit jedem Meter stellte sich die Hitze als unerträglicher heraus, sie genoss, wie die Tropfen an ihrer Haut hinabglitten.
    Schließlich konnte sie Kallisto klar erkennen. Die Hitze trübte ihren Verstand, doch nicht ihre Sinne – dort stand sie im Eis, gerade, nachdem sie die Eisblume gepflückt hatte, eine Pflanze, deren Schönheit Rait mit nichts anderem auf der Welt vergleichen konnte.
    Kallistos Gefühle hatten sie erreicht, doch sie spürte: je mehr Eis verfloss, desto langsamer schmolz das restliche.
    Ich muss … höher.
    Sie stieg hinauf in den Maschinenraum und merkte, wie heiß sich das Metall anfühlte. Die Geräte gaben mittlerweile keine verlässlichen Informationen mehr an, denn für eine solche Höhe hatten die beiden Erbauer sie nicht ausgelegt.
    Erschöpft ging sie hinaus und legte ihre Hände an das Geländer, das sie vor einen Sturz in die ewige Tiefe rettete. Rait spürte, wie ihre Handflächen verbrannten, nahm sie schnell von der Eisenstange herunter und blickte sie an. Große Blasen bildeten sich. Das Mädchen lächelte.
    Vor ihr schrie der Himmel mit einer Helligkeit, die ihre Netzhaut versengte, von ihrem Heimatplaneten konnte sie unter sich nichts mehr erspähen. Das Grinsen auf ihrem Gesicht zuckte ein wenig, als sie fast das Gleichgewicht verlor. Beim Taumeln spritzte der Schweiß auf die Rohre, Geräte und Drähte, an denen die Tropfen sofort verdunsteten. Ein überwältigendes Gefühl überkam sie. Sie wird aufwachen!, wusste sie mit einem Mal, und schrie es laut ins Nichts hinaus: »SIE WIRD AUFWACHEN!«
    Auf einmal überkamen sie Zweifel. Sie blickte sich um und erkannte das Flackern der Luft, die von der Hitze motiviert hinaufstieg, spürte die heiße, trockene Luft in ihren Lungen kratzen. Würde sie erst schmelzen müssen, damit Kallisto tauen konnte?
    Auch wenn es ihr Schmerzen bereitete, so wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ihre Freundin noch einmal zu sehen, doch allein die Vorstellung, Kallisto könnte wieder erwachen, trieb sie weiter an.
    Rait wankte, dann drehte sie sich um und schritt auf die Leiter zu. Das Mädchen befand sich bereits auf der zweiten Etage, diese Leiter führte zum höchsten Punkt des Luftschiffes. Sie stieg auf. Der heiße Stahl der Leiter fraß sich in ihre Hände und Füße, doch das kümmerte sie kaum. Mehr Sonne!, rief es in ihr.
    Oben angelangt setzte sie sich an die Kante des Turms. Rait ließ ihre Beine hinunterbaumeln, kein Wind fuhr über ihre nasse Haut, lediglich die aufsteigende, heiße Luft vom erhitzten Holz, Kupfer und Messing unter ihr ließ ihre Haare tänzeln. Sie hatte keine andere Wahl, als ihre Lider ob des alles durchdringenden Lichts zu verschließen, denn sonst hätte die Hitze ihre Augen verbrannt. Sie drehte ihr Gesicht Richtung Sonne. Ihre Haut spannte sich und begann zu kratzen.
    »Rait?«, hörte sie Kallisto rufen. »Rait, ich bin hier, wo bist du? Geht es dir gut?«
    Ihre Stimme klang besorgt. Das Mädchen auf dem Turm wusste nicht, ob ihr der erhitzte Verstand einen Streich spielte, ob Kallisto aus dem Jenseits nach ihr rief, um sie zu sich zu holen, oder ob sie aufgetaut war und nun zu ihr zurückkam.
    Sie ließ sich rücklings auf das Turmplateau fallen und spürte das heiße Brennen des Metalls auf ihrem Rücken.
    Rait entfuhr ein glückseliges Kichern. Ein inneres, tiefes Wohlbefinden breitete sich in ihr aus.
    Sie ist bei mir. Egal, wo sie sich befindet, sie ist hier, bei mir!
    »Kallisto!«, rief sie, »Ich kann dich hören! Danke für die Blume. Möchtest du einen Keks?«






    Ich hör’ dem Gras beim Wachsen zu,
    lichterloh und bunt, so klingt der Tau.
    Tapfer tapsen Hufe durch den Wald,
    im Himmel schreit ein düsterstummes Blau.
    Ich kann euch hören!, denke ich,
    und setze mich ins Grün, das für uns alle mutig singt.


    Eilig krachen Schwingen aus der Nacht,
    der Ton der Rufe färbt mich munter.
    »Ohrdoch, schnell, komm mit!«, ermahnt es mich,
    doch geh’n die Worte in der Lärmpalette unter.
    Oh, ich höre euch, denke ich,
    und öffne meine Augen, die ein Lichtermeer erblicken.


    Feuerrot und grün und hell, so klagt der Wald,
    die Melodie der Angst und Flucht wird hier gespielt.
    Der Trubel goß sich weiter in die Ferne,
    als mich die Stimme der Natur am Platze hielt.
    Bald verstummt das Gras, denke ich,
    und weiß, dann muss ich auch von Dannen zieh’n.


    Jetzt rufen Flammen vor mir züngelnd aus,
    vom Feuerpferd gezähmt sie lodernd schweigen.
    »Warum bist du noch hier?«, klagt es mich an,
    und redet sanft: »Ich werde dir den Weg ins Blaue zeigen.«
    Muss darauf hören, denke ich,
    und kehre dieser lichten, leisen Welt für den Moment den Rücken zu.


    Ich hör’ dem Gras beim Wachsen zu,
    hungrig schluchzt es heimlich aus dem Schwarz.
    Stille Hufe stapfen wankend durch die Asche,
    aus dunklen Bäumen spricht das gold’ne Harz.
    Der Wald hat lang genug geschwiegen, denke ich,
    und werfe bunte Früchte, Licht und Lob, ihn zu erwecken!



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    »… Wünsche gehören den Menschen, sie zeichnen sie aus, definieren sie, halten sie zusammen. Hoffnung ist der Treibstoff der Träume.«
    Ich sah gelangweilt von meinem Buch auf, da gerade zwei Mädchen durch den Eingang die Bibliothek betraten und die sägende Ruhe durchbrachen. »Ich hasse dieses Wetter«, zischte die eine flüsternd zur anderen, als sie ihren vor Nässe völlig durchweichten Anorak auszog und ihn an einen Haken hängte, wo er sich munter daransetzte, den Teppich unter sich zu bewässern. »Ich glaube, es hat seit Semesterbeginn keinen Tag gegeben, an dem es nicht geregnet hat!«
    Die andere nickte ihr zu, verhielt sich allerdings deutlich leiser. Beide waren Kommilitoninnen von mir und als sie mich sahen, winkten sie mir kurz zu, schritten dann aber davon in einen hinteren Teil der Bibliothek. Ich wollte mich wieder meinem gähnenerregenden Buch zuwenden, doch nach ein paar Sätzen öffnete sich die Tür erneut. Beim Aufschauen bemerkte ich, dass die Sitzplätze schon größtenteils besetzt waren und mein Tisch als einziger noch halbwegs leer anmutete, zumindest, wenn man von meiner eigenen hageren Gestalt und meinem bescheidenen einen Buch vor mir absehen konnte. Das Mädchen, das erneut meine Konzentration durchbrochen hatte, verhielt sich sehr ruhig. Sie legte ihre Jacke ab und schlich dann beachtlich leise zwischen den Regalen umher. Nach kurzer Zeit hatte ich sie aus dem Blick verloren. Ihre Gestalt lenkte mich ab, sodass ich mich unbewusst zurücklehnte und in Gedanken versank. Kein Schritt war aus dem Bücherlabyrinth zu vernehmen, sie trug keine nervigen Pumps, sondern weiche, leise Sandaletten. Ihr eleganter, weiter Rock verhinderte ein lautes Schaben, das beispielsweise eine Jeans verursacht.
    Es ist kaum so, dass es mich kümmert, ob jemand in der Bibliothek laut ist oder nicht, auch wenn ich vielleicht einen gegenteiligen Eindruck erwecke. Ich nutzte nur jede Möglichkeit, mich von meinem Buch ablenken zu können. Meiner Erfindung nach sollte das Schreiben langweiliger Bücher oder Geschichten unter Strafe gestellt werden, doch da ich mich gerade offensichtlich selbst als Geschichtenerzählerin versuche, sollte ich den Mund vielleicht nicht so voll nehmen.
    Jedenfalls riss es mich jäh aus meinem unsinnigen Gedankengang, als ich hörte, wie vor mir ein Stuhl verschoben wurde. Ich sah auf und erkannte das nasse, leise Mädchen, wie es sich mit einem schweren Buch zu mir gesellte. Als sie es vor sich ablegte, erwartete ich zunächst einen lauten Knall, doch stattdessen glitt das Buch schweigsam wie eine Muschel auf den Tisch.
    Das Buch wurde aufgeschlagen und es wurde begonnen, darin zu lesen, und ich rede deswegen im Passiv, weil nicht der geringste Laut vom Mädchen ausging, als ob sie gar nicht existiere. Ihre langen, dunklen Haare trieften vor Nässe, fast so, als wäre sie gerade aus der Dusche gestiegen. Teilweise konnte ich ihr auf die Kopfhaut sehen, da ihr Haar sich in Bündeln an ihrem Haupt abseilte und Rock und Tisch fröhlich mit kleinen Wassertropfen bombardierte.
    Aus mir unbekannten Gründen faszinierte mich dieses unscheinbare Wesen so sehr, dass ich meine verhasste Lektüre völlig verdrängte und sie nur noch als Alibi verwendete, um knapp daran vorbei meinen Blick auf diese Wasserprinzessin zu lancieren. Ich geriet schnell zu der Auffassung, dass ich mich als Junge wohl sehr leicht in sie verliebt hätte.
    Nach einer Weile entschloss ich mich, weiter mein Buch zu lesen, doch kurz darauf machte sie sich ohnehin wieder auf den Weg. Ich nahm dies zum Anlass, mein Buch auszutauschen und mir statt der Pflichtlektüre irgendetwas zu Gemüte zu führen, das mich tatsächlich interessierte. Doch direkt als ich aufstand, löste sich ein Magenknurren, das mich vor Peinlichkeit direkt wieder auf meinen Platz zurückversetzte. Blut drängte sich durch meinen Körper und ich lief rot an, vermutlich völlig unbegründet, da ich zumindest nicht glaube, dass sich irgendjemand durch ein kurzes Magenknurren gestört fühlte. Dennoch entschied ich mich, die Bibliothek vorerst zu verlassen und etwas zu essen.
    Draußen angelangt erlebte ich eine Überraschung: Die Nymphe saß auf der Bank vor der Bibliothek – mitten im gießenden Regensturm – und ließ sich berieseln. Der Kälte entsprechend zitterte sie ein wenig, saß jedoch unbekümmert mit geschlossenen Augen einfach da und schien den Regen zu genießen. Diese Situation barg für eine heute für mich nicht nachvollziehbare Komik. Von meinem kurzen, unterdrückten Lachen aufgeschreckt sah sie auf und blickte mich an, recht schnell wandte sie aber ihren Blick wieder ab und richtete ihn zu Boden.
    Aha!, dachte ich. Antisozial.
    Meine Toleranz nötigte mich, nachvollziehen zu können, was daran so toll sein sollte, im Regen auf einer Bank zu sitzen, und aus der Tatsache, dass sie sich ganz links auf die Bank gesetzt hatte, anstelle sie komplett mittig zu belegen, schloss ich, dass sie nichts dagegen hatte, wenn man sich zu ihr gesellte. Also ließ ich mich neben ihr nieder, bereits völlig belästigt von den schweren Klamotten, die begannen, sich an meine Haut zu kleben. Ein ähnlich unschönes Gefühl hinterließen meine kalten, nassen Haare auf meinen Wangen und in meinem Nacken. Relativ schnell wurde mir bewusst, dass es einfach gar nichts Schönes daran gab, im Regen auf einer Bank zu sitzen. Wirklich nichts.
    Doch es gefiel mir.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich, nicht, weil es mich interessierte oder ich es nicht ohnehin schon wusste, sondern einfach, weil mir sonst nichts einfiel. Das Mädchen kramte ein altes Handy hervor und antwortete: »Etwas nach äh … eins.«
    Eine solche Zeitangabe hatte ich noch niemals gehört und ich wusste somit auch wenig damit anzufangen, also streckte ich ihr meine Hand entgegen und stellte mich vor.
    »Avissa«, antwortete sie und lächelte. »Bist du auch Studentin?«, fragte sie mich, ich nickte erfreut darüber, dass sie von alleine Fragen stellte.
    »Wird dir nicht kalt hier draußen?«
    Sie blickte mich mit einem traurigen Lächeln an, das fast wehmütig und wissend erschien und das ich nicht weiter deuten konnte. Eine Antwort erhielt ich darauf nicht. Ich spürte meinen Magen erneut grummeln, das Prasseln der aufmüpfigen Tropfen, die sich todesmutig auf die Erde stürzten, um die trockene Erde revolutionsartig ins Nasse zu bringen, überspielte das Geräusch gekonnt und ich dankte diesen Rebellen insgeheim dafür. Dennoch erinnerte es mich daran, weshalb ich die Bibliothek verlassen hatte.
    »Kommst du mit mir etwas essen, Avissa?«
    Diesen Namen auszusprechen kam mir merkwürdig vor, er wirkte so flüssig, doch ich hatte ihn noch nie zuvor gehört.


    Innerhalb der nächsten Tage traf ich mich noch öfter mit ihr. Wir lernten uns langsam kennen, mir fiel auf, dass sie nicht besonders viele Freunde hatte. Sie lebte alleine und verbrachte außergewöhnlich viel Zeit in der Bibliothek. Oft machte sie Anspielungen auf irgendwelche Bücher, von denen ich noch niemals gehört hatte.
    An einem Sonntag saßen wir vor einem Café neben zwei kleingehaltenen Platanen. Der Herbst zog langsam merklich ein, doch an diesen Bäumen, die ihr Leben lang vergeblich versuchten, sich eine stabile, haltbare Rinde aufzubauen, hatte er noch keine Spuren hinterlassen können. Auch heute platzten Ströme aus dem Himmel und regneten hernieder, nur aufgehalten vom umfassenden, gelben Sonnenschirm, der noch knapp über unsere Köpfe ragte. »Schon wieder dieses Mistwetter«, murmelte ich.
    »Ach was«, lächelte Avissa, aber wieder mit einer sachten Trauer in der Mimik. »Regen ist toll.«
    Ich dachte kurz darüber nach. »Ja, ich mag Regen auch«, antwortete ich ehrlich. Warum hatte ich überhaupt gesagt, dass ich ihn nicht mag? Vielleicht, weil ich erwartet habe, dass ihr das Wetter nicht gefällt?
    »Wenn du ihn magst, dann lass ihn uns genießen!«, lachte sie und stand auf. Sie zog mich an ihrem Arm und brachte mich dazu, ihr hinterherzuhechten. Wir liefen eine Weile durch die Stadt, vorbei an alten und neuen Häusern, vorbei an vielen Menschen und Läden, vorbei an allem, das der Regen mit sich wusch. Schließlich gelangten wir zu einem Park, als mir Bereits meine Unterwäsche vor Nässe eklig an der Haut klebte. Mit jedem Schritt quetschte sich Wasser aus den Socken, die der Regen trotz meiner Stiefel komplett durchgeweicht hatte. Als ich merkte, dass sie ihren Zweck ohnehin verfehlte, nahm ich die Kapuze meiner Regenjacke ab.
    Avissa hatte nie eine Kapuze getragen. In keinem unserer Treffen blieben wir vom Unwetter verschont, auch dann, wenn der Tag für mich morgens wolkenlos begann. Einmal hatte ich einen Regenschirm mitgenommen, doch Avissa weigerte sich konsequent dagegen, unter ihm zu laufen.
    Wir liefen aufs Gras und das Lächeln auf ihrem niedlichen, sommergesprossten Gesicht, dessen blasse Haut den Eindruck erweckte, als würde nie der kleinste Sonnenstrahl darauf scheinen, hätte Eisberge schmelzen können.
    Dann lachte sie einfach los und ließ sich mit einem lauten Platschen ins Gras fallen. Eiskalt zog sie mich dabei mit sich, sodass auch ich spritzend in Grünen versank. Vor Kälte zitterte ich mittlerweile am ganzen Körper, doch davon nahm ich kaum Notiz.
    Stattdessen legte ich mich ruhig auf meinen Rücken und schloss die Augen. Die hellen Wolken blendeten mich ohnehin und ich mochte das Gefühl nicht, wenn mir Tropfen in die Augen fielen.
    Es prasselte und platschte, entfernt hörte man das Rauschen vorbeifahrender Autos und über uns krähten ein paar Raben in den Bäumen und das Gurren einiger Tauben. Es roch so sehr nach Regen, dass ich meine Lungen mit jedem Zug weiter füllen musste, um meine Gier danach zu sättigen.
    Ich lachte. »Sag mal, warum regnet es eigentlich immer, wenn wir uns treffen?«
    Avissa drehte sich zu mir um. Wieder dieser Gesichtsausdruck. Genau der, den eine Babysitterin machen würde, wenn sie den Kindern erlaubt hätte, etwas durch und durch Blödes zu tun, wie beispielsweise Wasserbomben auf das Auto des verhassten Nachbarn zu werfen – eine eindeutige Freude am Geschehen zeichnete sich ab, aber auch eine gewisse Befürchtung oder Schuld.
    »Weißt du was ich glaube?«, antwortete Avissa. »Ich glaube, jeder Mensch hat einen Wunsch frei.«
    Ich verstand nicht richtig, worauf sie hinauswollte, also schwieg ich.
    »Egal was. Der erste Wunsch, den ein Mensch hat, der geht in Erfüllung. Wenn ein Kind das erste Mal eine Süßigkeit mehr haben will, oder so.«
    »Das klingt interessant. Dann frage ich mich, woran ich meinen Wunsch verschwendet habe. Was war denn deiner?«
    »Man sagte mir immer, ich wäre ein sehr bescheidenes Kind gewesen.«
    Ich hörte aus ihrer Stimme heraus, wie zuwider es ihr war, gut von sich selbst zu sprechen. Während der Zeit, in der ich sie kannte, hatte sie das noch nie getan. Ohnehin behielt kaum einer ihrer Sätze ein »Ich« inne.
    »Naja«, fuhr sie fort, »Früher, vor ein paar Jahren, hat mir meine Großmutter gesagt, ich wäre genau wie sie. ›Glaube mir, auch wenn du jetzt alles ablehnst, irgendwann wirst auch du einen Wunsch haben. Siehst du das?‹ Sie zeigte mir dann eine alte Taschenuhr, die in ihrer Hand lag. ›Als junges Mädchen habe ich mir gewünscht, sie niemals zu verlieren.‹ Dann drehte sie ihre Hand um, doch anstelle herunterzufallen, blieb die Uhr mit dem Schlüsselring an ihrer Hand kleben. Ich habe sie gefragt, wie sie das gemacht hat, aber sie hat es mir nicht verraten.«
    Mir gefiel diese Geschichte. Insgeheim suchte ich auch nach einer Möglichkeit, wie Avissas Großmutter dieses Kunststück hatte vollbringen können.
    »Jedenfalls …« Sie hielt kurz inne, so als ob sie sich überlegen musste, ob sie überhaupt fortfahren wollte. »Ich … habe mir gewünscht, dass es niemals aufhört, zu regnen.«
    Diese Worte wirkten ungemein kräftig auf mich, fast so, als würden sich meine Gedanken kurz gespannt zusammenziehen. Diesem merkwürdigen Gefühl folgte ein kurzer Schwindel.
    »Was meinst du?«, fragte ich mit belegter Stimme.
    »Es gibt nichts schöneres auf der Welt als Regen. Deswegen ist er mein ständiger Begleiter.«
    Als ich das Mädchen zum ersten Mal in der Bibliothek gesehen hatte, wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass es sich dabei tatsächlich um eine derart merkwürdige Person handelte. Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken und fragte sie: »Aber … wenn es für dich immer regnet … ist das dann nicht eintönig?«
    Ich zitterte mittlerweile ziemlich stark, sodass auch meine Stimme etwas wackelte. Avissa schüttelte sanft den Kopf.
    »Wirst du es nicht irgendwann … naja, leid?«
    Diesmal schüttelte sie den Kopf nicht. Sie seufzte. »Vielleicht ein bisschen, wenn ihr ehrlich bin. Aber ich bereue es nicht.«
    »Warum trägst du dann keinen Regenschirm? Keine Kapuze? Du wirst dich erkälten.«
    Jetzt lachte sie. »Du bist nicht die erste, die das sagt. Aber das möchte ich nicht. Der Regen ist mein Freund, ich kenne ihn schon gut und lange. Würde ich mich vor ihm schützen … nun ja, das fühlt sich an, als würde ich ihn verraten. Ich habe ihn mir gewünscht, jetzt kann ich ihn nicht abweisen!«
    Ich empfand es als sehr merkwürdig, dass sie die Tatsache, keinen Regenschirm zu verwenden, mit dem Argument der Höflichkeit abwehrte, doch mir blieb kaum etwas anderes übrig, als das hinzunehmen.


    Einige Tage vergingen, ohne dass wir uns sahen, dann trafen wir uns in der Bibliothek. Wieder regnete es und ich wartete, bis sie sich entschied, nach Hause zu gehen. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und winkte mir zum Abschied zu, dann wendete sie sich um und verließ den Raum. Ich lief ihr hinterher und nahm meinen Rucksack mit, ließ meine Jacke allerdings drinnen hängen.
    Kurz bevor sie unter dem Dachvorsprung des Eingangs nach draußen trat, rief ich ihr nach.
    Sie drehte sich um und lächelte.
    »Ich habe ein Geschenk für dich«, grinste ich und schritt auf sie zu. Dann kramte ich aus meinem Rucksack einen zusammenschiebbaren, schwarzen Regenschirm heraus. Ihre Miene veränderte sich nicht, als ich ihn ihr zuhielt.
    Sie schien nicht recht zu wissen, was sie tun sollte, also starrte sie kurz umher. Dabei wirkte sie leicht verwirrt, mit ihren während ihres Bibliotheksaufenthalts getrockneten, strohigen Haaren. »Das kann ich doch gar nicht …«, begann sie, aber ich unterbrach sie mit einem Lachen und einem Kopfschütteln.
    »Das ist ein Geschenk von deiner besten Freundin. Du kannst es gar nicht ablehnen. Und ich habe einen Wunsch: Bitte benutze ihn immer, bevor du zu nass wirst.«
    Avissa seufzte. »Dann gibt es wohl keine andere Möglichkeit …«
    Sie nahm mein Geschenk entgegen und öffnete es. Mit einem Schritt rückwärts trat sie in den Regen und hielt den Schirm zum Schutz über sich.
    Ein breites Lächeln legte sich über ihr Gesicht.

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    Ich blickte in den weiten blauen Himmel über mir. Das Licht stob gleißend auf mich hinab und neben mir flauschte gelegentlich das Weiß der Wolke hinauf, auf der ich lag. Dort oben thronte sie, anmutig, als würde sie mich verspotten, überwältigend genug um einen großen Teil des reinen Himmels für mich zu verdecken. Ich musste lächeln, wie jedes Mal, wenn ich hinaufsah zu Wolke sieben.
    Ich liebte diese Wolke. Hauptsächlich deswegen, weil ich sie nie erreichen könnte. Ich war hier gefangen, auf der Ebene der gewöhnlichen Wolken.
    Als ich ein dumpfes Grollen in mir spürte, das mir bedeutete, dass meine Energiereserven aufgefüllt worden waren, richtete ich mich auf. Das Geräusch erinnerte mich an ein Magenknurren, auch wenn es im Wesentlichen das Gegenteil dessen darstellte. Ich setzte mich in den Schneidersitz, ein Gefühl, an das ich mich anfangs erst gewöhnen musste.
    Meine Beine waren aus Wasser. So konnte ich auf Wolken laufen. Meine Erbauer hatten sie mir gegeben, damit ich von der Welt fliehen konnte. Ich war wie ein künstlicher Mensch – eine Maschine aus Fleisch und Blut. Lediglich meine makellosen, blauen Beine, denen man Etwas beigemischt hatte, damit ihre Oberflächenspannung ausreichte, um nicht auseinanderzufließen oder zu verdunsten, und damit ich sie bewegen konnte, machten mich von Menschen unterscheidbar.
    »Hallo Johanna!«, rief sie mir zu, als sie plötzlich neben mir erschien. Ich sah nur das Weiß der Wolkenfetzen, die um mich herumtanzten, und ich sah sie – ein Wesen, das mich immer wieder besuchte. Ich nannte sie Freundschaft. »Möchtest du, dass ich dir ein Vanilleeis bringe?«, fragte sie mit einem Lachen. Ihre schlanke, kleine Statur machte sie niedlich, zusammen mit ihren großen Augen, dem langen Haar und dem wachen Grinsen, das ihre Lippen formten. Immer wenn ich sie sah, machte mich das ein bisschen wehmütig, da ich ihre Anwesenheit mit Verlust in Verbindung brachte. Ich wusste, dass ich nun zum letzten Mal in dieses Gesicht blicken würde.
    Ich wischte meine Gedanken weg und setzte ein Lächeln auf. »Aber ich hasse doch Vanille«, antwortete ich und ein Bild von einer heruntergefallenen Eiskugel blitzte in meinen Gedanken auf. »Mango. Ich will ein Mangoeis!«
    Sie setzte sich vor mich, legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ein wirklich sonderbares Gefühl, das ich kaum beschreiben kann – es fühlte sich so an, als würde man seine Hand in Pudding tauchen, nur mit dem Unterschied, dass man selbst der Pudding war. Dann beugte sie sich zu mir vor, strich durch meine Haare und legte einen Teil ihres Gewichtes auf mein Bein, sodass ihre Fingerkuppen ein wenig einsanken. Ein Schauer fuhr über meinen Rücken.
    »Ein Mangoeis?«, fragte das Mädchen und sah mich skeptisch an. »Wie kommst du denn auf sowas?«
    Ich war überrascht und antwortete nicht sofort, doch dann erhörte ich ein erneutes Grollen, das mich kurz ablenkte. »Oh, ein Gewitter«, sagte die Freundschaft. »Ich gehe jetzt wohl besser, du solltest auch verschwinden.«
    Ich richtete mich auf und lief umher, merkte dann aber, dass ich direkt auf der Gewitterwolke stand. Panik kam in mir auf, denn die letzten Menschen hatten mich eingehend davor gewarnt, von einem Blitz erschlagen zu werden. Dann blickte ich zurück zur Freundschaft, mit einem flauen Gefühl im Magen. Plötzlich strebten meine Haare für einen Moment in alle Richtungen, meine Beine schlotterten so sehr, dass ich ins Stolpern kam – dann spürte ich eine große Spannung. Erschrocken sah ich, wie sich der Blitz in ihr entlud. Tränen füllten sich in meine Augen.
    Dann machte ich mich schweren Schrittes auf zu einer neuen Wolke. Alte Worte kamen mir in den Sinn.
    »Pass auf, Johanna«, sprach er. »Wir können dir die Erinnerungen eines Menschen geben. Du hast jetzt ein paar Jahre lang gelebt und viele Erfahrungen gemacht. Du kannst entscheiden, wovon du mehr wissen willst!«
    Ich hatte mich auf diesen Tag ein wenig gefreut, doch ich begegnete ihm auch mit Unwillen. Dass er mir nun die Erinnerung eines Menschen geben würde, hieß nichts anderes, als dass das Ende der Menschen anbrach. Mich hatten sie zur letzten Zeugin berufen, zum Wesen, das zwar menschlich dachte und fühlte, aber doch kein Mensch war. Ich sollte im Himmel wohnen und aus der Erde meine Energie ziehen. Ich tankte auf, immer dann, wenn unten ein Erdbeben stattfand oder sich ein Taifun über die Kontinente schmiegte. Doch die mir liebste Energiequelle waren Vulkanausbrüche. Dabei entlud sich so viel Kraft, dass ich Berge ausrupfen könnte, wenn ich wollte. Immer, wenn mich die Welt mit einem Vulkanausbruch segnete, tollte ich tagelang herum, sprang von Wolke zu Wolke und erinnerte mich an die schönsten Dinge von Früher.
    Ich hatte mir die Seele eines alten Abenteurers ausgesucht. Er besaß eine Plantage, nutzte seine freien Tage aber, um Gebirge zu erklimmen, in die Tiefe zu tauchen oder den Mond zu besuchen. Man hatte mich vorgewarnt – die Erinnerungen würden sich immer etwas fremd anfühlen. Sie würden versuchen, von mir Abstand zu nehmen, und weil ich sie nicht selbst erlebt hatte, könnten sie sich mir in Halluzinationen äußern.
    »Ich bin zurück«, sagte die Freundschaft. Sie grinste. Doch ihr Gesicht hatte sich gänzlich verändert, wie jedes Mal. Ich habe sie niemals zweimal in derselben Gestalt erblickt.
    Dann reichte sie mir ein Vanilleeis. Das ärgerte mich, aber ich nahm es dennoch an. »Ich wollte ein Mangoeis. Hast du das vergessen?«
    »Ich habe noch nie von einem derartigen Eis gehört. Habe danach gesucht, aber keines gefunden. Tut mir leid.«
    Während sie das sagte, konnte sie ihr Lachen kaum unterdrücken. Das tat sie nur, um mich zu ärgern! Jetzt musste ich selbst lachen.
    Mittlerweile hatte ich mich weit genug vom Gewitter entfernt. Nun standen wir auf einer weiten Ebene, unter uns die glatte Wolkenwatte, über uns der blauweite Himmel, der sich nur durch Wolke sieben am Leersein hindern ließ. Immer wenn ich an diese Wolke dachte, versetzte es mir ein sachtes Stechen in die Magengegend. Wie gern ich diese Wolke doch erreichen würde! Aber selbst mit meinen Beinen aus Wasser würde ich niemals hinaufkommen.
    »Aber ich habe dir noch etwas mitgebracht!«, rief das Mädchen heiter und schubste mich um. Verwirrt blickte ich zu ihr hinauf, dann hielt sie meinen Oberschenkel fest und tauchte ein rundes Etwas hinein, das sie zuvor hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Ich konnte einen klagenden Protestlaut nicht unterdrücken. Das merkwürdige Gefühl, das ich jetzt verspürte, vergrößerte sich sogar noch, als sie ihre Hand aus meinem Bein wieder herauszog, den großen Gegenstand jedoch drinnen ließ. Ich blickte erstaunt in mein Wasserbein – sie hatte doch tatsächlich eine Mango hineinversenkt!
    Der Anblick erinnerte mich an eine Baumgruppe an einem Strand, ins Meer geworfene Früchte. Gedächtnisfetzen stoben in meinem Kopf herum, ich hörte leise, fröhliche Stimmen, ein Mund näherte sich mir und küsste mich.
    Die Freundschaft löste sich von meinen Lippen und wischte sich schnell mit ihrem Daumen über den Mund. Dann blickte sie sich mein Bein kurz an und schien zufrieden. Sie packte meine Hand und zog mich wieder aufrecht, sodass ich nun vor ihr stand. »Lauf ein paar Meter!«, befahl sie lachend und ich tat, wie mir geheißen. »Na, wie fühlt es sich an?«
    »Widerwärtig«, antwortete ich. Bei jedem Schritt spürte ich, wie ich diesen Ball umschmiegte. »Warum hast du das gemacht?«
    Sie sah mir entschlossen und freundlich in die Augen, während sie mir etwas näher kam. »Na ist doch klar. Damit du nicht vergisst, dass du laufen kannst und immer deinen Träumen hinterherjagst!«
    Ich lachte. »Wie naiv du doch bist, liebe Freundschaft! Ich habe meinen Wunsch längst gefunden. Aber erreichen werde ich ihn nie.«
    Ich blickte hinauf. Sie sah mich mitleiderfüllt an.
    Die letzten Menschen haben mir gesagt, dass man mit einem Ziel leichter leben kann. Es wird eben nie langweilig, wenn man noch eine Sache zu vollenden hat. Diesen Gedanken mochte ich, doch gleichzeitig brach er mir das Herz.
    Während ich darüber nachsann, verschwand die Freundschaft wieder und ich versuchte, mir mit aller Kraft ihr Gesicht einzuprägen, um es nicht zu vergessen, als ich meine Augen trockenwischte. Ich war das letzte Überbleibsel, für mich existierte all das hier. Man hatte mir so viel gegeben, damit ich die Ewigkeit überstehen konnte. Ich liebte meine Erbauer dafür, denn ich wusste, an meiner Sehnsucht trugen sie keine Schuld. Immer wieder legte ich mich einfach in die Wolken und schwelgte in den Erinnerungen des Abenteurers. Und dann öffnete ich die Augen wieder und erinnerte mich an die Abenteuer, die ich noch zu bestehen hatte.


    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Freundschaft zurückkehrte. Sie lächelte mich an, wie immer, aber dieses Mal trug sie einen hellen Glanz in den Augen. Ihre Hände ruhten hinter ihrem Rücken – irgendetwas versteckte sie offensichtlich.
    »Hast du mir endlich ein Mangoeis mitgebracht?«, fragte ich und schmollte, weil sie mich damit so geärgert hatte. Doch das Mädchen schüttelte den Kopf. Heute waren ihre Haare braungelockt und schwebten in der Luft umher.
    Sie streckte ihre Arme aus, in den Händen hielt sie zwei merkwürdige Gebilde. Sie waren durchsichtig, sahen leicht aus, glänzten schillernd im Sonnenschein und funkelten unruhig.
    Ich sah sie erstaunt an. »Was ist das?«
    Die Freundschaft erwiderte meinen Blick stolz.
    »Das sind Beine aus Luft. Rate mal, wo du damit hinkommst!«

  • Eine Schande, das hier noch niemand einen Kommentar hinterlassen hat.


    Hey Aprikose bzw. Gnade, da mir dein Topic schon seit längerer Zeit aufgefallen ist und du selber bisweilen noch keinen einzigen Kommentar erhalten hast, dachte ich mir dies einfach mal zu tun.


    Startpost
    Ich finde dein Startpost beinhaltet an sich jedes wichtigste Detail, auch das äußere Erscheinungsbild sagt mir sehr zu und ich finde die braunen Farben, mit denen du deinen Startpost geschmückt hast, wirken sehr beruhigend auf einen (zumindest empfinde ich es so), aber auch dass dieser auf einer „neutralen“ Ebene ist. Generell fand ich auch die Idee, ein Drabble vor deiner Information anzubringen, schön bzw. ist es auch etwas anderes und unterschiedet sich weitgehend von anderen Topics. Das was mir unter anderem aufgefallen ist, dass du zu den einzelnen Bildern, die du verwendet hast, keine Quellenangabe erwähnt hast – und ich mir im unklaren bin ob die Bilder dir gehören oder nicht, weswegen ich das noch einmal ansprechen wollte.
    Ansonsten finde ich ihn im allgemeinen schön gestaltet, ich selber hätte die Werke zwar separat gepostet, aber auch die Art wie du diese zu Beginn mit eingeflochten hast, ist angenehm und im Großen und Ganzen auch schön.


    Das Eisflammenmädchen
    Ich finde den Titel wirklich gut, er wirft an sich viele Fragen auf und enthält auch einen Widerspruch in sich, da man zu Beginn nicht weiß, was gleichzeitig so kalt, aber warm sein kann. Geradezu das noch ein Mädchen gemeint ist, weswegen es sofort einen in Neugierde versetzt bzw. dieser Titel sich auch sehr poetisch anhört.
    Wiederum hier gefällt mir, dass diese Geschichte einen Hintergrund hat, denn du auch nach einer Szene bereits erwähnst und diese auch gut erläutert hast, wobei ich finde, dass du vielleicht noch einige Details wie dieses „verschwinden“ von Kallisto noch etwas näher erklären könntest, aber das in einer Kurzgeschichte vielleicht zu viel wäre. Allgemein fand ich das du hier diese Ziel von Rait, sehr gut dargestellt hast; nicht nur symbolisiert durch das Backen von Keksen, sondern generell wie geradezu „verbissen“ - zumindest würde ich es als jenes bezeichnen - , sie möchte das ihre Freundin wieder erwacht und dafür vieles tut. Besonders da dieses Thema ja im Vordergrund deiner Geschichte stand und du merklich die Handlung bzw. das Geschehen im Blicke hattest. Etwas schade fand ich es zwar, dass man somit von der Persönlichkeit Raits wenig Information erhalten hat, aber dennoch gerade dadurch deine Geschichte auch mehr an etwas individuelles gewinnt. Gerade der Schluss lässt den Leser mit vielen Fragen zurück, da man sich selbst im unklaren darüber ist, ob Rait nicht möglicherweise tot ist (wie dramatisch das klingt), was nicht zuletzt an der eigenen Frage Raits liegt, die sich selbst nicht sicher ist, ob ihre Freundin sie aus dem Jenseits ruft. Aber ich denke gerade jene Tatsache eines offenen Endes, zeigt deutlicher die Verbindung und die tiefe Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, da die Protagonistin selber meint: „Hauptsache sie ist wieder bei mir, egal ob nun im Jenseits oder in der Wirklichkeit“. Was ich durchaus als gelungen erachte, besonders da es – wie bereits gesagt – das Band der beiden noch mal zum Zuge kommt.


    Das Regenwolkenmädchen
    Auch hier wieder gefällt mir der Titel sehr; nimmt auch direkt Bezug zu einem der handelnden Charaktere in der Geschichte, wie schon bei der vorherigen. Hier wiederum aber scheinen mehr Gedankengänge vorzukommen, als im Vergleich zu der anderen, wo die Handlung deutlich im Vordergrund war. Allerdings hast du auch aus der Ich-Perspektive geschrieben, da bietet sich die Gelegenheit an, etwas mehr gedankliche Vorgänge, zu erwähnen und diese in das Geschehen mit einzubeziehen. Aber was mir hier aufgefallen ist, dass man selbst von der Erzählern – von dem Mädchen, dass die Geschehnisse wiedergibt -, so gut wie nichts weiß, selbst als es zu dem Kennenlernen kommt, wird hier nur der Name ihres Gegenübers erwähnt, sie selbst bleibt allerdings im Schatten und ihr Aussehen hast du selber auch nicht erwähnt (es sei denn ich habe irgend ein Detail übersehen, worauf du mich gerne aufmerksam machen kannst, wenn dem so sein sollte). Aber wirklich als negativ würde ich das im Bezug auf den ganzen Text nicht werten, eher empfinde ich es so, dass jedem diese Art von Situation oder Erlebnis, widerfahren kann, wobei ich mir im unklarem bin, ob dies von dir so gewollt war.
    Hier spielt der Regen auch eine andere Symbolik, als sagen wir mal, wie man es sich „gewohnt“ war, wobei natürlich jeder hierzu eine eigene Ansicht hat. Hier steht der Regen nämlich nicht für Trauer – oder vielleicht eine andere Gefühlslage oder etwas anderen -, sondern mehr das es möglicherweise als etwas anzusehen ist, was den Schmutz von gestern wegwischt, und Platz für Neues schafft. Zumindest wäre das meine Assoziation aus dem Ganzen und weshalb Avissa diesen so sehr mag, dass es auch ihr Wunsch war, es möge immer regnen. Du hast auch eine Alltagssituation, die unter anderen Umstände vielleicht eher langweilig wäre, interessant dargestellt und auch dein Schreibstil war sehr ausführlich und keineswegs trocken, was ich auch nur zu dem vorherigen Text sagen kann. Du hast eine sehr „elegante“ Art etwas in Szene zu setzten, ohne das jenes eintönig wirkt. Die Stimmung selber, war für mich auf der einen Seite irgendwie melancholisch und wehmütig, was aber nicht unangenehm war, sondern zu dem Ganzen Bild gepasst hat, wobei es vielleicht auch zum größten Teil, an diesem Regen liegen kann, der hier eine bedeutenden Rolle gespielt hat.


    Die anderen Werke habe ich ,al außen vor gelassen, kann ja sein das jemand sich noch dazu entschließt, dir ein kleines Feedback zu hinterlassen und ansonsten freue ich auf weitere von dir.
    Dunames
    Lunarfeder




  • [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/NAFgkat.png]Warnung!
    In der nun folgenden Geschichte können Blut und Gewalt auftauchen.



    Der Stundenkäfer


    Unvermittelt erschien eine junge Frau von vielleicht 18 Jahren, gekleidet in einem weißen, samtenen Umhang, inmitten einer Zelle voller Gefangenen. Ketten rasselten, ein aufgeregter Schrei erklang und alle versuchten aus Schreck vor ihr Abstand zu nehmen und sich zu den Rändern des lichtentbehrten Raumes zu flüchten.
    »Falsche Seite«, murmelte sie mit einer ruhigen, fließenden Stimme. Eine blasse, glatte Haut zog sich über ihren Körper, als hätte sie wie die Insassen seit Monaten kein Licht gesehen. Kaum hatte sich das Mädchen kurz umgesehen, schlich sie lautlos auf ihren baren Füßen über den unebenen, aus feinen, metallenen Rohren und Messingkleinteilen bestehenden Zellboden, bis sie zur großen Gitterwand gelangte, die den Raum vom Hauptgang trennte. Aufgeregt tuschelten die Insassen, manche riefen ihr etwas zu. Dennoch zeigte sie sich vom Lärm der Einrichtung, dem Zischen und Dampfen, den Stimmen und Schreien unbeeindruckt, während sie mit einem brennenden, silbernen Instrument in der Hand erst einige Gitterstäbe aus ihren Verankerungen löste und daraufhin die unterernährten Gefangenen einen nach dem anderen aus ihren goldenen Verkettungen befreite.
    Einer von ihnen deutete aufgeregt auf ihren mit dünnen, komplizierten Verzierungen übersäten Umhang, auf dessen Frontseite drei kleine Einrisse zu erkennen waren, und plärrte: »Das ist doch ein Tüchtigkeitsumhang!«
    »Ein was?«
    »Ein mächtiges, magisches Objekt«, mischte sich eine Greisin ein, während das Mädchen ihrem Gespräch keine Bedeutung zukommen ließ. »Es heißt, man könne ihn erst ablegen, wenn man eine große Aufgabe erfüllt hat. Bis dahin ist man daran gefesselt! Man sagt, solcherlei Artefakte tauchen abseits von Zeit und Verständnis an Orten auf, ohne dass jemand ihre Herkünfte ergründen könnte.«
    »Sie hat den Alarm ausgelöst!«, ertönte dann eine ungläubige Stimme. »Wir können raus!«
    Kurz nach dem seltsamen Auftreten des Mädchens ertönten auch aus den Nachbarzellen Rufe, Wachen rannten durch die Gänge und schrien Befehle, doch sahen sie sich plötzlich einem großen Aufkommen freiheitssuchender Menschen gegenüberstehend.
    Kurz nachdem fast alle Gefangenen aus dem Raum befreit worden waren, wollte das Mädchen diesen verlassen, wurde aber von einer Hand aufgehalten, die die ihre packte und zu sich umdrehte.
    »Was machst du da, Kind?!«, rief die abgemagerte, ältere Frau, die sie nun festhielt. »Du hast kein Gefangenensymbol!«, verlautbarte sie empört mit einem Blick auf den Handrücken der Retterin. »Du kannst doch keine Gefangenen freilassen, die Verwalter werden dich töten!« Plötzlich weiteten sich die grauen Augen der Befreiten, bis sie ausrief: »Kennst du etwa jemanden hier?! Suchst du einen Freund?«
    »Ich kenne niemanden hier«, antwortete sie ruhig und löste ihre Hand aus der Umklammerung. »Ihr werdet zu Unrecht gehalten. Das kann ich nicht akzeptieren. Deswegen löse ich die Fesseln und öffne euch die Türen. Den Rest müsst ihr selbst erledigen.«
    Daraufhin trat das seltsame blonde Mädchen in den Gang, wo sofort ein starker Luftsog durch ihre gelockten Haare blies und ihr den Umhang an den Körper presste. Am Ende des hell erleuchteten, von metallischem Gerät vollends verzierten und mit Anzeigen und Ventilen zugestopften Ganges, den zu beiden Seiten hin Gefängniszellen umsäumten, hing eine große, goldene Uhr, deren kleiner Zeiger sich nach mühseliger Arbeit bereits auf halbem Weg zur sechs befand. Schnell hockte sich die Freiheitsbringerin auf den Boden und richtete ihr Brandgerät auf eines der größeren Rohre. Kaum geschmolzen, brach daraus eine große Menge Dampfes hervor, die den gesamten Trakt innerhalb kürzester Zeit verschleierte. Nun öffnete sie die nächste Zelle und befreite die Insassen, doch dann klammerte sich ein alter Mann an ihren nackten Fuß und blickte zu ihr mit krächzender Stimme auf.
    »Bitte, Kind, rette meinen Sohn! Er ist im Westtrakt. Rette ihn!«
    »Bist du des Wahnsinns?!«, rief eine alte Frau daneben und stieß ihm ihren Fuß in die Seite. »Der Westtrakt ist zwei Kilometer von hier. Bis um sechs werden sie längst genug Verstärkung anbeordert haben! Sie ist schon lange genug hier beschäftigt gewesen. Niemand kann innerhalb von drei Stunden so weit kommen!«
    »Seid beruhigt«, sprach das Mädchen und beugte sich zum alten Mann hinunter. Sie blickte ihm freundlich in seine alten, blauen Augen und hauchte: »Ich werde euch heute alle befreien. Und keine Sorge. Den Westtrakt habe ich vor Wochen schon besucht.« Sie grinste und lief zur Wand, dann klopfte sie dreimal über eine kleine Nische in der Mechanik. Einige Sekunden später ächzten und quietschten die Metallteile, als würde man sie zutiefst belästigen, bis sie sich zu verformen begannen und sich ein seltsames Etwas aus der Nische hervorzwängte. Der Anblick, der sich den Insassen nun bot, ließ die Vermutung nahe liegen, die Zellwand bestünde aus Gummi, denn ein riesiges, sicher einen Meter großes Insekt quetschte sich daraus hervor. Es ähnelte sehr einem großen, schwarzen Erdhaufen mit einem starken, unebenen Chitinpanzer, auf dem sich schlaufenförmig goldene Zeichen ausbreiteten, die sich an der Spitze seines Körpers zu einem hellen Kreis zusammenfügten.
    Das Wesen krabbelte auf seinen zahlreichen Beinen auf die junge Frau zu und schien seine roten, glasartigen, runden Augen auf sie zu richten, die sich direkt neben seinem klauenbesetzten Maul ganz vorne am Fuß seines Körperhügels knapp über dem Boden befanden.
    »Das gibt es doch nicht«, entfuhr es einem jungen Mann atemlos, der seine Flucht angesichts dieses Anblicks fast vergessen hätte, »Das ist ein Stundenkäfer!«
    Rufe des Erkennens, des Erstaunens und ein Freudeslachen erfüllten den Raum. »Wie hat sie einen von denen dazu gebracht, ihr zu helfen?!«, rief eine helle Stimme, während sich die Befreierin davon gänzlich unbeeindruckt zeigte, als hätte sie dergleichen bereits tausend Mal gehört. Stattdessen flüsterte sie dem Käfer einige Worte zu: »Lass uns jetzt die Reste des Hauptrings erledigen.« Sie legte dann, mit dem Rücken zu den letzten noch anwesenden Insassen gewandt, die Hand auf den Kreis des Käfers und sie beide verschwanden in einer lauten Implosion.
    Praktisch sofort tauchte sie in einem dunklen Lüftungsgang wieder auf, doch der Käfer ließ sich nirgends blicken. Schnell krabbelte sie ohne den geringsten Laut weiter, bis sie einen Lagerraum durch eine Gitteröffnung erblickte, durch den sie wieder in den Gefängnistrakt gelangen konnte. Kaum das Hindernis beseitigt, sprang sie hinab und schaute sich hastig um, bis sie über der verschlossenen Tür zum Gang eine große Uhr hängen sah, die kurz nach drei anzeigte. Hastig stieß sie die Tür auf, blickte sich um und erkannte ein dünnes, rotes Rohr an der Wand entlanglaufen, das sie sofort entzweischnitt, um den Alarm auszulösen. Ein Dröhnen erklang, dann öffnete sie wieder ein Dampfrohr, um es den Wachen zu erschweren, sie zu finden.
    Geübt und behände glitten ihre Finger über die Mechaniken an der Wand, um Schlösser zu öffnen, weitere Gefangenen zu befreien und den Alarm im ganzen Trakt auszulösen, als hätte sie ebendies schon unzählige Male getan.
    Nach fast drei Stunden, kurz bevor die Uhr sechs schlug, fand sie sich schließlich in einer Sackgasse wieder. Sie klopfte wieder an die Wand, hörte jedoch bereits die Rufe der Wächter, wie sie sich im Gang auf der anderen Seite der von ihr verschlossenen Tür versammelten.
    Kurz darauf krabbelte schon der Stundenkäfer aus der Wand und schmiegte sich an sie. »Wir sind bald fertig! Nur noch die beiden letzten Zellen beim Hauptquartier. Nur noch die! Dann haben wir alle befreit.«
    Sie seufzte tief und lehnte sich kurz erschöpft an die Wand hinter sich – ein Moment des Zögerns genug, um den Wachen die Zeit zu geben, sich durch die Tür zu berserkern und in den Raum einzudringen. Doch kaum eine Sekunde später hatte das Mädchen bereits seine Hand auf den Käfer gelegt und war vor ihren verdutzten Augen verschwunden.
    Nun tauchte sie in einem Hauptgang auf – durchaus riskant, doch hier beim Hauptquartier existierten keine Nebenwege, weshalb sie es sich bis zum Schluss aufgehoben hatte. Wieder suchte sie sich eine Uhr, wartete auf den richtigen Moment und löste den Alarm aus. Sie bemerkte, wie mittlerweile, so kurz vor dem Ende, ihre Hände zu zittern begonnen hatten. Sie kletterte schnell aus einem Raum heraus, der gerade seine restlichen Gefangenen ausspuckte, brauchte aber eine ganze Weile, bis sie den zweiten öffnen konnte, da um diesen herum permanent unzählige verwirrte Gefängniswärter herumrannten, irritiert von den zahlreichen Ausbruchsmeldungen in der ganzen Festung. Doch schließlich gelang es ihr, auch diesen zu öffnen und so rannte das Mädchen hinaus, auf der Suche nach dem Ausgang, doch fand sich schließlich vor dem Raum wieder, hinter dem die Gefängnisverwaltung thronte. Genau in diesem Moment schlug es 6 und die Tür brach auf.
    »HABEN WIR DICH!«, brüllte einer der Männer und vor Schreck tapste das Mädchen einige Schritte zurück gegen die Wand. Sie befand sich in einer Sackgasse – am Ende eines unbenutzten Ganges, ihr gegenüber mehrere Männer und Frauen in Kampfmontur, mit Panzern, Schwertern, Armbrüsten und Bogen.
    »Kommt ihr nicht zu nahe«, rief ein Befehlshaber, »Sie ist möglicherweise unter dem Umhang bewaffnet!«
    Leicht panisch schaute sie sich um und trat näher an die Wand hinter sich, während sich kein Wächter näher an sie heranwagte als fünf Meter.
    »Wie hast du es geschafft, dass vor drei Stunden in allen Flügeln plötzlich der Alarm ausbrach?!«, raunte sie eine strenge, weibliche Stimme an, die offenbar einem hohen Tier gehören musste und deren Urheberin sich zwischen den Wärtern hervor an die Front drängelte. »Bevor du stirbst, kannst du uns ja darüber Auskunft geben, damit wir diese Lücke schließen können.«
    Offenbar hatte diese Frau keine Ahnung über das Ausmaß der Katastrophe, die die junge Dame angerichtet hatte. Sie schien zu glauben, das Mädchen hätte überall den Alarm losgelassen, um vom wahren Ausbruchsort abzulenken.
    »Das Bestehen dieses Ortes ist obsolet«, erklärte sie mit zittriger Stimme. Lieber wäre ihr gewesen, nicht in einer solchen Situation gelandet zu sein. »Alle Insassen sind fort.«
    Ein lautes, ungläubiges Lachen löste sich aus der Kehle der obersten Wärterin. »Alle? Haha, ja! Du meinst, alle, wie in, alle hunderttausend? HAHAHA! Du hast sie also innerhalb von drei Stunden befreit?!«
    »Ganz falsch«, antwortete das Mädchen ungeduldig und mit belegter Stimme, während sie versuchte, wiederholt unbemerkt an die Wand hinter sich zu kopfen, »Genau genommen habe ich sie nicht befreit. Sie sind von ganz allein gegangen. Außerdem habe ich dazu zwei Monate gebraucht, nicht drei Stunden. Bis eben saßen zwei Dutzend Versionen von mir in eurer Kombüse und haben sich dort gütlich getan, und noch einige mehr lagen gerade in einem angenehm heißen Wasserbecken im Südflügel und schauten einander beim Baden zu – leider mit diesem schäbigen Umhang.« Während sie das sagte, stieg ihr wieder der angenehme Geruch der Seife in die Nase, der noch von ihrem heutigen Bad stammte.
    Offenbar hatte die Einbrecherin die Wärterin zu sehr provoziert, denn jetzt hatte diese sich Pfeil und Bogen von ihrem Nachbarn genommen und richtete eine gespannte Sehne aufmerksam zielend auf das dreiste Kind. Ihr taten es noch eine Handvoll anderer Soldaten gleich.
    »Meine Name ist Freiheit«, verkündete das Mädchen im weißen Umhang mit angsterfüllter, fast zerbrechender und doch klarer Stimme, »Ihr glaubt wirklich, ihr könntet mich mit Pfeilen aufhalten?!«
    Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, ließ die Wärterin die Sehne los und ein Pfeil versenkte sich durch den weißen Umhang hindurch in ihre Brust – so weit, dass er wieder zur Hälfte aus ihrem Rücken herausragte. Den Bruchteil einer Sekunde später klirrten drei weitere Pfeile durch die Luft, einer verfehlte und prallte mit einem Klackern an die Wand, die anderen zwei vertieften sich in ihren Bauch. Das Mädchen knickte zusammen und landete auf ihren Knien, gurgelte dabei einen Schwall Blutes aus dem Mund hervor. Mittlerweile hatte sich endlich der Stundenkäfer zu ihr gesellt, auf den sie abgelenkt ihre Hand legte und mit einem dumpfen Knall verschwand, bevor noch weitere Geschosse in ihr stecken bleiben konnten.
    Kurz nach zwei tauchte sie wieder auf und spürte frisches, feuchtes Gras unter den Beinen, mit denen sie nun auf neuem Boden kniete. Sie kippte zur Seite hin um, hörte einen lauten Ruf und sah, wie sich eine Gestalt in einem weißen Kleid auf sie zubewegte, die ihr bis aufs Haar vollkommen glich. Das Mädchen machte sich schnell daran, die Pfeile abzubrechen und aus dem Körper ihrer zwei Monate älteren Version zu ziehen. Dann zog sie ihr den Umhang und ihre darunterliegende Kleidung vom Leib und verband die Wunden.
    »Du … ich, werde es doch schaffen, oder? Du hast alle befreit, nicht wahr?!«, rief sie aufgebracht, nachdem sie ihre zukünftigen Verletzungen versorgt hatte.
    Das Mädchen, dessen Tüchtigkeitsumhang jetzt blutverschmiert neben ihr lag, nickte schwach und lächelte. Die andere atmete erleichtert auf. »Okay. Gute Arbeit, ich bin stolz auf dich«, lobte sie die Verwundete und küsste ihr auf die Stirn, bevor sie aufstand, dreimal an einen Baum klopfte und sich an die große Aufgabe machte, die sie noch vor sich hatte.
    Kaum war sie verschwunden, krabbelte der große Stundenkäfer neben das Gesicht der am Boden liegenden Retterin. »Danke, du warst toll.«, flüsterte das Mädchen und streichelte sacht über seinen Panzer. »Endlich bin ich diesen Umhang los … ohne ihn fühlt sich alles doch um einiges angenehmer an.«
    Sie lag eine Weile lang einfach da und versuchte den Schmerz zu überstehen, der aus ihren Verletzungen herausbrach, während der Käfer beständig an ihrer Seite über sie wachte. Sie blickte ihn von der Seite vorsichtig an.
    »Ich … kenne übrigens noch ein paar andere große Gefängnisse …«, murmelte sie gespielt beiläufig.


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    Die nun folgende Geschichte enthält Zombies.




    Neugierig pickte ein schwarzer Vogel ein Stück Fleisch aus dem Bauch einer am Boden liegenden Gestalt.
    »Hau ab!«, rief die junge Frau sofort und scheuchte die Krähe von sich. Lange, dünne Gliedmaßen streckten sich aus ihrem von Fäulnis übersäten Oberkörper heraus, während sich die blaue, ledrige Haut angestrengt über die baren Knochen zerrte. Eher wie ein Flickenteppich denn wie ein Mensch wirkte die sich nun aufrichtende Statur und humpelte kraftlos und unkontrolliert ein paar Schritte durch den Wald. Ungeduldig flatterte der Vogel wieder zum Mädchen zurück, das einen Arm ausstreckte und ihn darauf landen ließ.
    »Du bist wohl hungrig«, flüsterte sie ihm mit einer gluckernden Stimme entgegen. »Aber ich muss noch etwas erledigen. Leider war ich zu unvorsichtig, und jetzt … Naja, möchtest du mir nicht bei meiner Aufgabe helfen?!«
    Der Vogel ließ ein Krähen ertönen, dann zwickte er nach einem ihrer dürren Finger.
    »Hey!«, rief sie empört, schüttelte das Tier ab und setzte streng hinzu: »Noch nicht, kleines Freundchen!«
    Währenddessen stakste sie durch das unebene Dickicht und ließ die Krähe mit lauten Rufen in die Baumkronen fliegen.
    »Komm bald wieder«, gurgelte sie und mied sorgfältig die Sonnenstrahlen, die sich stellenweise unbändig auf den Waldboden stürzten. Inmitten des Vogelgezwitschers lief sie voran, suchte mit ihren milchigen Augen aufmerksam die Umgebung ab und stürzte wegen ihres taumelhaften Gangs regelmäßig um. Irgendwann stieß sie auf einen breiten Waldweg und machte sich zielstrebig aber ineffizient daran, ihn zu beschreiten. Je weiter sie lief, desto lauter erklangen die Rufe über ihr, denn mittlerweile zog ein ganzer Schwarm Krähen seine Kreise im Himmel und sie spürte die hungrigen Blicke der Vögel hinabgleiten.
    »Was zum …«, keuchte unvermittelt eine kindliche, schreckerfüllte Stimme aus unmittelbarer Nähe. »Du bist ein Zombiemädchen!«, schrie ihr ein Junge, dessen Alter vielleicht zehn Jahre betrug, vom Wegesrand aus entgegen. Indes stolperte er einen Schritt zurück und kramte hastig in seiner breiten Tasche.
    Die faulende Gestalt grinste ihn an und baumelte mit erhobenen Armen auf ihn zu.
    »Halt!«, schrie er und zog einen kleinen Stoffbeutel hervor, »Ah, endlich, das Salz!«
    Aus dem Mund des Zombies blubberte ein lautes aber undeutliches »Kein Salz, bitte!« hervor und sie blieb stehen. »Was machst du hier draußen?«, fragte sie erbost. »Es ist gefährlich. Geh lieber nach Hause.«
    Der Junge hielt inne und blickte sie misstrauisch an, während das Mädchen streng zurückschaute. »Ich bin auf dem Weg nach Hause«, antwortete er dann schuldbewusst. »Und was machst du? Wie heißt du? Zombies sollten eigentlich willenlos umhergeistern und Menschen essen!«
    »Das tun nur die unhöflichen«, gab sie zurück. »Ich muss eine Aufgabe erledigen. Ich bin Abenteurerin und auf der Suche nach etwas sehr Wichtigem.«
    »Du meinst einen Schatz?! Bin dabei! Ich heiße Sun«, rief der Junge aufgeregt und lachte laut. Er schwang seinen dicken Rucksack hinter sich und lief weiter an der Seite der humpelnden Gestalt. Sein Blick glitt über ihre ramponierte, zerfetzte Kleidung, vorbei an den mittlerweile zu großen Teilen ausgefallenen Haaren, den tiefen Augenhöhlen und den fehlenden Stücken Fleischs in ihrem bläulich-grünen Körper. »Ich habe noch nie einen Zombie so nahe gesehen!«, stellte Sun erstaunt fest. »Dafür, dass du einer bist, siehst du allerdings echt gut aus!«
    Sie rollte genervt mit den Augen. »Zu Lebzeiten habe ich definitiv bessere Komplimente gehört.«
    »Wie lange bist du denn schon ein Zombie? Was für einen Schatz suchst du? Und warum flattern so viele Krähen über unseren Köpfen?«
    »Man stellt fremden Menschen nicht so viele Fragen, Sun«, tadelte ihn das Zombiemädchen. Dann bemerkte sie, wie er mit einem Stock in ihrer Hüfte herumstocherte, sodass ein Stück Fleisch hinabplatschte. Verärgert bückte sie sich und stopfte es zurück. »Fass mich doch nicht an!«
    »Hab' ich gar nicht! Ist alles an dir herausnehmbar?!«, fragte er mit naiver Stimme weiter und grinste das faulende Wesen fasziniert an. Zur Verdeutlichung schlug sie sich auf den Hinterkopf, fing das herausfallende Auge auf und hielt es ihm hin. Angewidert suchte Sun Abstand.
    Die Krähen über ihren Köpfen zogen langsam immer engere Kreise, während sich die zwei unterhielten und den Waldpfad beschritten. Regelmäßig schaute sich das Mädchen um und blickte aufmerksam in die Ferne, zeigte gelegentlich auch eine besorgte Mimik.
    »Sind hier noch andere Zombies?«
    »Ja, hier überall. Der Wald ist verseucht«, antwortete sie.
    »Heißt das, sie könnten kommen und uns holen?«, fragte Sun ein wenig verunsichert und blickte sich unruhig um.
    Seine Begleiterin zeigte nach oben. »Zombies haben Angst vor Krähen. Die fressen sie nämlich auf! Und das, ohne um Erlaubnis zu bitten.«
    »Aber dich nicht?«
    »Ich denke doch. Vermutlich warten sie, bis ich umfalle!«, lachte sie klackernd und man hörte, wie dabei Teile ihrer Kehle herumpurzelten.
    »Keine Sorge, holde Zombiedame! Ich werde Euch beschützen!«
    Sun zog ein kleines Holzschwert aus seinem Gürtel, rannte damit umher und begann von Schätzen zu singen. Die Untote beobachtete ihn lächelnd, studierte seine hellblauen Augen, die blasse, dünne Haut und sein fröhliches Gesicht. Schließlich verdeutlichte seine Mimik, dass ihm wieder ein Gedanke gekommen war.
    »Sag, wie wird man zum Zombie?«, fragte er und äffte stümpferhaft ihre Bewegungsart nach.
    »Oh, da gibt es verschiedene Wege. Wenn ein Zombie versucht, dich zum Mittag zu verspeisen zum Beispiel. Das schickt sich aber nicht. Oder wenn sie dich küssen. Das schickt sich schon eher.«
    »Und wie war das bei dir?«
    »Naja«, flüsterte sie und schaute Sun vielsagend an, »einer von ihnen hat ein Auge auf mich geworfen!«
    »Ich bin gerne kein Zombie«, verlautbarte Sun ehrlich, »es ist schön, dass du mich nicht mit Augen bewirfst. Du bist wirklich nett für eine Halbtote!«
    »Achja?! Du bist nicht besonders nett für einen Menschen!«, rief sie zurück, offenbar verärgert. »Immer diese Vorurteile. Lass dich nicht von so etwas leiten, hörst du!?«
    Er nickte schüchtern. Sie liefen eine lange Zeit nebeneinander her, während die Untote die Fragen des Kindes in großzügiger Weise beantwortete und ihm Lebenstipps gab.
    »Sei nie frech zu deiner Mutter«, belehrte sie ihn eingehend, »Du musst sie respektieren. Und steck alle Kraft in deine Ziele! Nur so kannst du sie erreichen.«
    »Du klingst wie eine alte Lehrerin«, gähnte Sun. »Macht dich eigentlich etwas traurig?«
    Ein stilles Wehklagen huschte über das Gesicht des faulen Mädchens. »Ich finde, du solltest gut zuhören, was ich zu sagen habe!«, überspielte sie es. »Du wirst dich sicher nicht so bald wieder mit einem Zombiemädchen unterhalten können!«
    »Ja …«, stimmte er ihr halb zu, doch der Widerspruch erklang bereits in seiner Stimme wie die Krähen in ihren Ohren.
    »Höre ich da etwa Schuldbewusstsein?!«, rief sie scharf und sah ihm direkt in die Augen. Er druckste um ihren Blick herum.
    »Ich bin schon viel zu lange von Zuhause weg, tagelang!«, erklärte er kleinlaut. »Hoffentlich sucht nicht schon jemand nach mir. Ich kriege bestimmt Ärger! Und es wird dunkel.«
    »Das stimmt«, verlautbarte die Untote streng. »Du solltest schnell nach Hause. Ich kann meinen Kram ohnehin nicht abschließen, solange du da bist! Sag, wieso bist du nicht schon früher zurückgekehrt?«
    Er blickte auf den Boden. »Ich war wütend. Meine Schwester … sie ist oft mürrisch und weiß vieles besser. Das hat mich geärgert, wir haben uns gestritten. Ich denke, ich werde mich gleich entschuldigen! Wir sind schon fast da«, erklärte Sun elanvoll. »Zufällig sind wir die ganze Zeit in Richtung Zuhause gelaufen. Ist der Schatz etwa bei uns im Dorf?!«, rief er aufgeregt.
    Mit der Zeit verkleinerten sich die Schritte des Mädchens zusehens. Die Krähen riefen ihnen nun fast ins Ohr, während sich die verbleibende Kraft stetig aus den dürren Gliedmaßen kämpfte. Der Wald lichtete sich immer weiter, bis sie ihn hinter sich ließen. Der Himmel färbte sich orange. Schließlich begegneten sie einer weiten, verhügelten Wiese.
    »Mein Zuhause ist nicht mehr weit! Da hinten, zwischen den beiden Bergen dort. Man sieht es noch nicht, aber gleich.«
    Seine Begleiterin lächelte matt und nickte. »Ist gut, weißt du, ich muss jetzt hier abbiegen. Ich würde ja mitkommen, aber ich befürchte, man heißt mich da nicht willkommen.«
    Das Kind nickte verständnisvoll. »Das ist okay. Ich würde gerne deinen Schatz sehen, aber ich muss wirklich zurück. Ich bekomme sicher Ärger.«
    »Okay, gib gut acht auf dich und pass auf deine Familie auf, ja?«
    »Natürlich! Ich werde meiner großen Schwester sagen, dass ich ein tolles Zombiemädchen getroffen habe, von dem sie sich ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnte!«
    Sie lachte, während er davonrannte und ihr zum Abschied winkte. Das Mädchen taumelte dann schwer atmend in Richtung einer mächtigen Steineiche davon. Direkt neben ihr flatterten die schwarzen Vögel zu Hunderten.
    »Danke«, gluckerte sie ihnen zu. »Mutter hätte mir nie verziehen, wäre ihm etwas ernstes zugestoßen. Ein Glück hat er mich nicht erkannt.«
    Kaum hatte sie diese Worte geflüstert, brach sie zusammen und ein tiefes Schluchzen ertönte. Eine Krähe setzte sich auf ihre Schulter, woraufhin ihr das Mädchen einen Finger anbot. »Ich bitte euch, lasst nichts übrig.« Sie ließ sich auf den Rücken fallen und starrte mit schmerzerfülltem Gesicht in das schwarze Federmeer. »Nun macht schon. Ihr dürft jetzt.« Sie lächelte den Krähen ausatmend entgegen, während sich Angst und Erleichterung in ihren Gesichtsausdruck gossen wie Wasser in heißes Öl.
    Kreischend stürzten die Vögel dann hinab.

  • Hey. Da du seit meinem letzten Kommentare keinen mehr erhalten hast, dachte ich mir dir einfach wieder einen zu schreiben. :)


    Schlussgetaumel

    Ich erinnere mich an diese Geschichte, allerdings muss ich gestehen das ich sie nicht wirklich aufmerksam gelesen habe und mich nur an Bruchteile dessen erinnere konnte (mehr an den Anfang). Zwar du weniger Ortsbeschreibungen an sich gebracht, aber ich mochte die etwas theatralische Interaktion zwischen den beiden Charakteren die mir durchweg wirklich sympathisch waren. Vor allem aber hat mich aber das Ende überrascht (nicht ihr Tod, weil es schließlich vom damaligen Wettbewerb so gefordert wurde), dass es sich hierbei um die Schwester des Jungen handelte. Ein Gefühl ereilte mich zwar, dass es möglicherweise eine Anspielung ist, als Sun während der Konversation erwähnte, er sei von zu Hause abgehauen, aufgrund dessen das seine Schwester immer alles besser wusste – und selbst das Zombiemädchen hatte ihm hindurch durch das Gespräch möglicherweise diesen Eindruck vermittelt bzw. es wurde etwas impliziert, aber dennoch war es mehr dezent, so das es mich selbst etwas in staunen versetze, als es sich tatsächlich so herausstellte. Umso mehr tut sich in mir die Frage auf, wie sie es sich zugetragen hatte das aus jenem Mädchen ein Zombie wurde, selbst wenn sie selbst etwas in dieser Richtung sagte, ist es doch eher verschlüsselt. Aber umso mehr faszinierte mich das an der Geschichte, gerade deswegen weil es so scheint das Zombies nicht unbedingt etwas ungewöhnliches in der Welt deiner Geschichte ist, was ich zumindest so aus dem Gespräch der beiden entnommen habe. Außerdem weckt es in mir noch mehr die Neugierde, wie wohl ihr Bruder reagieren wütde wenn er seine Schwester daheim nicht mehr vorfinden wurde, weswegen du – selbst durch den vorhersehbaren Tod – ebenfalls ein offenes Ende geschaffen hast


    Das Zombiemädchen an sich wirkte eher älter, ich muss gestehen hättest du zu Beginn nicht erwähnt das es sich um ein Mädchen handelt, wäre ich wohl im Glauben, dass es sich hier um eine alte Zombiedame handeln würde, jedenfalls erschien sie mir während des Lesens um einiges älter als sie wohl möglicherweise sei.
    Nebenbei mochte ich den Humor hier sehr, ebenso das der Junge wohl die Metapher mit dem Auge wohl nicht so recht verstanden hat. Ich musste wirklich bei einigen Stellen schmunzeln, besonders wegen Übereifrigkeit von Sun. :'D Du hast die Charaktere allgemein sehr lebendig gestaltet und diese gut in Szene gesetzt.
    Wirklich Kritik kann ich dir nicht geben, auch wenn die die Welt um die beide herum eher außer acht gelassen hast, hast du dich wohl mehr auf die beiden fokussiert was dir auch wirklich gelungen ist. Ich mag diese Leichtigkeit die in deinen Geschichten mitschwingt.


    Dunames


  • Ihr Name war Halla und sie wollte die Welt


    Ein gleichgültiger Nashornkäfer bahnte sich kräftigen Schrittes vor mir seinen Weg über die furchige Borke. Mit schnellen Zügen ließ ich meinen Bleistift über das Papier meines Zeichenblocks huschen, um seine Züge zu verewigen, während ich müde und ruhegebietend die Melodie eines alten, melancholischen Lieds aus meiner frühen Kindheit in den Regen summte.
    Über mir trohnte die Krone der mächtigen Erle, auf deren größtem Astabzweig ich einen Unterschlupf vor den herabprasselnden Tropfen gefunden hatte. Ich liebte diesen Ort – er befand sich nahe des Dorfs meiner Geburt – riesige Felsen ragten aus dem Boden hervor, und neben einem kleinen Teich am Rande eines Gebirgspfads stand der Baum, auf dem ich schon unzählige Stunden meines Lebens verbracht hatte.
    Gerade als der Käfer dabei war, mein Blickfeld zu verlassen, hörte ich etwas, das mir in dieser Gegend fast unwirklich und unpassend vorkam. Eine helle Stimme rief zu mir herauf, die eines Mädchens, das offenbar unter mir an der Erle stand. Ich beugte mich den Stamm hinunter. Sie stand auf den Wurzeln der Baums, die in den Teich hineinbrachen, scheinbar, um einen besseren Blick auf mich erhaschen zu können. Ihre Kleidung triefte vor Nässe, fast so, als hätte sie den Wetterumbruch nicht erwartet. Es kam praktisch nie vor, dass hier Menschen aufkreuzten, weswegen mich die Situation erst ein wenig übermannte, doch ich bekam Mitleid und wies ihr still die Stelle an der Rinde, an der sie am leichtesten hinaufklettern konnte.
    Kaum einen Augenblick später saß sie vor mir und versuchte vergeblich, sich von der Nässe zu befreien. Sie zog ihren roten Wollpullover vom Körper und wrang ihn über dem Teich aus, was mich bemerken ließ, dass selbst ihre Bluse völlig durchnässt worden war. Plötzlich hielt sie mir ihre nasse Hand hin.
    »Ich bin Halla«, sprach sie. Ein kurzes Bibbern überkam ihren Körper, bevor sie weitersprach. »Dieses Wetter, oh je. Danke, dass du mich hochgelassen hast. Ich habe gerade deine Stimme gehört, und bevor es aufhört zu regnen, kann ich ohnehin nicht nach Hause, also dachte ich, ein bisschen Gesellschaft wäre nett. Wie heißt du?«
    »Helena«, antwortete ich. Das Mädchen trug blondes, offenes Haar und war vom Teint her fast so blass wie ich. Äußerlich wirkte sie nur wenige Jahre jünger, vielleicht siebzehn.
    »Unsere Namen passen ja gut zusammen!«, rief sie aus, offenbar erfreut darüber, einen Anschluss gefunden zu haben. »Wurdest du auch vom Regen überrascht? Was machst du hier?«
    Ich zeigte ihr wortlos mein Notizbuch und sie blätterte mit einem großen Grinsen im Gesicht darin herum. Schließlich händigte sie es mir wieder aus, und begann ihre Haare zu sortieren, während sie allerhand seltsamer Dinge erzählte.
    »Du kannst super gut mit Bleistiften malen!« Ich zuckte angesichts dieser Wortwahl kurz zusammen, hatte aber keine wirklich Gelegenheit, sie zu verbessern. »Ich wünschte, das könnte ich auch.«
    Dann solltest du üben, dachte ich mir.
    »Mir gefällt dieser Ort«, fuhr sie dann fort, und ehe ich es mir versah, hatte sie eine Polaroid-Kamera gezückt und ein Photo von mir geschossen. Nach einer Weile konnte ich es mir ansehen. Es war ganz gut. Ein schmales Gesicht, das man einer zwanzigjährigen zuschreiben würde, war darauf zu erkennen. Ich wirkte auf diesem Bild ein bisschen weniger gelangweilt, als ich es für gewohnlich tat. Außerdem sahen meine Haare angenehmerweise völlig in Ordnung aus – der französische Zopf hatte gehalten und sie stachen deutlich hellweiß aus dem Bild hervor. Sie schien auch mit dem Bild zufrieden zu sein und ließ es geschwind in einem Album verschwinden, das dann seinen Weg zurück in ihre Tasche fand. »Manche regen sich darüber auf, wenn man einfach Bilder von ihnen macht. Du bist mir sympathisch, weil du es in Ordnung findest.«
    Warum auch nicht. Ich hatte lange genug Zeit, mich an mein Gesicht zu gewöhnen. »Ich mag es, zu phrotgraphieren«, plauderte sie weiter aus dem Nähkästchen. Ich fand es recht angenehm, dass sie redete, ohne dass man sie fragen musste. Das ersparte mir Arbeit. »Ich habe mir vorgenommen, ein Bild von einer bestimmten Sache zu machen. Bis ich das geschafft habe, werde ich vermutlich immer eine Kamera mit mir herumtragen.«
    Es folgte eine kurze Stille. Als ich merkte, dass sie nicht von alleine weiterreden würde, fragte ich: »Was ist das denn für eine Sache?«
    Sie wirkte das erste Mal etwas schüchtern, fast verlegen. »Ein Regenbogen.«
    Meine Augen funkelten auf. »Ist das dein Ernst? Es gibt keine Regenbögen! Die sind doch ein altes Märchen. Eine Sache, die Mütter ihren Kindern erzählen, wenn sie sie ins Bett bringen.«
    Sie schaute meiner klaren Verneinung ihres Lebenstraums angemessen entgegnend drein. »Es gibt sie«, behauptete sie schließlich. »Ein Schwall aus Licht, der sich über den ganzen Himmel bahnt und alle Farben enthält, die es gibt! Wäre das nicht wundervoll auf einem Photo?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist Unsinn. Regenbögen existieren nicht. Wie sollte das denn gehen? Es heißt, sie würden auftauchen, wenn es regnet, während die Sonne scheint! Das funktioniert nicht! Regen kommt aus Wolken, die verbergen die Sonne. Entweder das eine oder das andere.«
    Die letzten zwei Sätze betonte ich gezielt so, als würde ich mit einem kleinen Kind reden. Halla war davon nicht besonders begeistet, entschied sich aber, darauf nicht weiter einzugehen.
    »Kennst du die ganze Geschichte?«, fragte sie dann. Natürlich kannte ich die ganze Geschichte. Ich entschied mich aber, ihr das nicht mitzuteilen. Entweder sie würde wollen, dass ich die Geschichte rekapituliere, oder aber sie würde sie mir erzählen. Ich habe in meinem Leben schon genug Worte gesagt, sodass ich versuchte, so sparsam wie möglich mit ihnen umzugehen.
    »Weißt du, in Wahrheit ist dieses Photo nur ein Mittel zum Zweck. Einer alten Legende zufolge kann man die Herrschaft über die Welt – oder besser gesagt, über den Planeten – an sich reißen, wenn man jedes Wunder kennt, das er zu bieten hat. Es gibt nur wenige, die das glauben, und naja, man denkt halt, es wäre eine alte Geschichte, die bezwecken soll, dass man die Natur mehr wertschätzt. Aber weißt du was?«
    Sie hinterließ eine kleine Kunstpause, in der das Prasseln des Regens weitaus stärker gegen meine Trommelfelle presste, als mir lieb war. Mir stieg Blut in den Kopf und mein Atem wurde etwas schwerer, aber bei Leibe nicht aus Wut.
    »Ich glaube, es stimmt. Es heißt, vor hundert Jahren gab es ein Mädchen, das die Herrschaft über die Welt an sich gerissen hat, indem sie alle Wunder fand, und dann hat sie alle Regenbögen der Welt versiegelt, damit niemand ihr die Herrschaft wieder nehmen kann.«
    »Kluges Kind«, warf ich ohne besondere Betoung ein.
    »Naja, ich habe Bücher von ihr gelesen. Sie hat irgendwann aufgehört zu schreiben. Aber so wie sie schrieb, glaube ich nicht, dass sie die Macht behalten wollte. Ich glaube eher, sie wollte einfach selbst entscheiden, an wen sie die Macht weitergeben würde.«
    Ich rutschte auf der Rinde ein wenig nach hinten, sodass sich der Baumstamm direkt an meinen Rücken schmiegte. »Du möchtest also die Weltherrschaft an dich reißen?«
    Halla nickte.
    »Wer sagt, dass sie überhaupt noch herrscht? Vielleicht hat sie das Amt schon weiteregegeben und es gibt einen neuen Weltherrscher.«
    »Möglich … aber dann würden die Regenbögen ja zurückgekehrt sein, glaube ich jedenfalls …«
    Das Mädchen schien ein bisschen verunsichert, und sie nutzte die Gelegenheit, um wegen der Kälte noch einmal ihren Körper durchzuschütteln. Es verging ein kurzer Augenblick, dann sah sie mir direkt in die Augen. Es war ein durchdringender Blick, ein Blick, vor dem ich mich nicht schützen konnte. »Ich habe lange nach dem Ort gesucht, an dem diese Herrscherin geboren wurde und endlos viele Menschen nach ihr befragt. Es hat lange gedauert, aber mittlerweile habe ich denke ich ein ziemlich gutes Bild von ihr.«
    Ein Schauer jagte über meinen Rücken.
    »Ihr Name war übrigens Helena. Hübscher Name, findest du nicht?«
    Einen Augenblick lang fühlten sich meine Glieder an wie Steine. Nichts von dem, was sie sagte, hatte mich wirklich geschockt oder verunsichert, doch sie traf mich gänzlich unerwartet in einer Umgebung, die mir vertraut war und in der ich mich sicher fühlte. Ich wünschte mir, ich wäre in diesem Moment souveräner aufgetreten, doch so war ich diesem jungen Wesen völlig ausgeliefert, und ich denke, sie war sich dessen absolut bewusst. Ich konnte kaum glauben, wie sehr diese Halla, die mit Ehrgeiz, Naivität und grenzenloser Habgier versuchte, einem irren Ziel nachzujagen, mich an mich selbst erinnerte, auch wenn ich alle diese Züge schon lange abgelegt hatte.
    Eine Weile blickte ich ins rauschende Blätterdach und tat nichts. Ich wartete einfach darauf, dass die Zeit verging, hatte keinen Antrieb, etwas zu tun oder zu sagen. Doch noch immer spürte ich Hallas Blick auf mir heften, der ein Gefühl in mir entfachte, das ich schon lange nicht mehr verspürt hatte. Dieses Gefühl war Interesse.
    »Also, meine Liebe, wie sieht es aus? Hast du dich entschieden? Darf ich einen Regenbogen sehen?«
    Sie hielt spielerisch ihre Kamera vor ihre Brust und legte ein selbstsicheres Lächeln auf. Es fiel mir nicht schwer, dieses Lächeln zu erwidern.
    »… Vielleicht.«


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    Königenfall


    Sachte schmelzen die Sterne vom Himmel.
    Sie fließen hinab auf die Straßen und sterben.
    Lichterloh brennen die Raben im Sturm,
    da sie nun die Plätze am Firmament erben.
    So steh' ich hier oben und lese die Winde,
    war König genannt und beschwörte das Ende.


    Hilflos klagen die Wolken und stürzen,
    singen ihr Lied und bedonnern das Land,
    verrieten den Boden, die Steine, das Leben,
    den hungernden Grund, auf dem mein Palast stand!
    Was hast du nur getan?, man jetzt zu mir spricht,
    Die Ehre beendet, mein Leben zerbricht!


    Heiser malen die Wellen mit Wehmut
    ihr Zeichen hinein in die Mauern der Stadt.
    Die Wurzeln des Aufstands zehr'n an meinen Gliedern
    und werden an all diesen Sünden nicht satt.
    Gekrönt mich mit Hoffnung in finsterer Zeit,
    mit Mut man mich stürzt, zum Schafott kein Geleit!


    Mächtig poltern die Worte mit Inbrunst,
    ich rufe hinaus und beende den Kampf,
    doch von meinem Volke nun übrig ist wenig,
    mein Zorn zündet Regen, der aufsteigt in Dampf.
    Jetzt steh' ich alleine auf Trümmern und Leichen,
    warum nur wollt' keiner der Dummköpfe weichen?


    Leise ziehen die Leuchtkäfer Kreise,
    in Mitten des Nebels vergangener Schlacht.
    Ich gleite hinab auf die Knie und weine,
    was hab' ich getan nur mit all meiner Macht?
    Die Raben, sie picken die Reste der Sterne
    und tragen das Feuer mit sich in die Ferne.



    Link zum Wettbewerb

  • Huhu ^-^
    > [Dienstag, 11. November 2014 22:44:21 Alice] wenn du wirklich kommentieren möchtest bzw die Zeit und Lust dazu findest:
    im Prinzip kannst du kommentieren was immer du magst, zur Geschichte "Der Stundenkäfer" habe ich aber bisher noch quasi gar kein Feedback bekommen, weil die auch keine Wettbewerbsabgabe war.
    Also Zeit habe ich zwar eigentlich nicht, weil ich für Bio lernen sollte, aber ich habe gerade Lust, dir einen Kommi da zu lassen. Viel Spaß beim Lesen ^-^


    Der Stundenkäfer
    Der erste Satz ist schon einmal wirklich gut. Er steckt voller Kontraste und gerade das macht ihn so unglaublich interessant und gerade darum wirft er gleich zu Beginn fragen auf. Warum taucht diese junge, besser gekleidete Frau in einer Gefängniszelle auf? Warum haben die Insassen Angst vor ihr? Zunächst sticht nicht nur der Kontrast zwischen dem weißen Mantel der Frau und der eher dunklen Zelle ins Auge, auch die Tatsache, dass an solch einem Ort eine so junge Frau auftaucht, ist ungewöhnlich. Seltsam ist aber auch, dass es so scheint, als hätten die Gefangenen große Angst vor ihr, dabei ist sie doch eigentlich nur eine relativ junge Frau. Was ist es, dass ihr die Macht verleiht, alle in Angst und Schrecken zu versetzen?
    Das bisherige Mysterium um die Frau in Weiß wird im nächsten Absatz nochmals verstärkt. Zwar scheint es nun, dass sich die Gefangenen nur vor ihr so gefürchtet haben, da sie plötzlich aufgetaucht ist und sie sie anscheinend nicht kannten, aber dennoch wirkt es so, als umgebe sie eine Aura von Macht.
    Was nicht ganz so gut zusammen passt ist, dass du von unterernährten Insassen sprichst, diese aber mit goldenen Ketten gefangen sind. Das erste würde eher dafür sprechen, dass die Gefangenen nicht gut behandelt werden, aber dazu passte es halt nicht so ganz, dass ihre Ketten aus einem so edlen Metall bestehen.
    Ein Tüchtigkeitsumhang kommt hinzu und es enstehen noch mehr offene Fragen. Wie kommt das Mädchen zu diesem Umhang? Ist er eher ein Fluch oder ein Segen? Interessant sind auch die drei kleinen Risse auf der Vorderseite. Ich würde mal vermuten, dass sie bedeuten, dass das Mädchen vielleicht bald ihr große Aufgabe erfüllt hat und den Mantel wieder ablegen kann. Da sie ja auch dabei ist, schlecht versorgte Gefangene zu befreien, vielleicht ist ja auch das ihre große Aufgabe, die sie ganz oft machen muss oder aber die Gefangenen tragen dazu bei, dass sie ihre große Aufgabe erfüllen kann. Wobei es natürlich auch sein kann, dass sie denkt, dass das ihre große Aufgabe sei, es in Wahrheit aber eine andere ist.
    Das Verhalten der älteren Frau, als das Mädchen versucht zu gehen, ist wirklich seltsam und so ganz ergibt es bisher keinen Sinn. Warum sollte sie sich darüber beschweren, dass jemand kommt, um sie zu retten? Und was für einen Unterschied macht es, ob das Mädchen eine Mitgefangene ist oder nicht? Vor allem ist es auch merkwürdig, dass die ältere Frau sich erst jetzt daran macht, sich zu beschweren. Wenn es wirklich so schlimm ist, was sie getan hat, dann hätte die Frau sie auch früher versuchen können, aufzuhalten.
    Des Weiteren ist auch der Teil mit den Uhrzeiten ein bisschen komisch. Zunächst erfährt man, dass es ca. halb sechs ist, bis um sechs vermutlich Verstärkung eingetroffen ist, der Westtrackt zwei Kilometer entfernt ist und das angeblich niemand innerhalb von drei Stunden so weit kommen kann. Als erstes ist es ein bisschen merkwürdig, dass die Frau eine Uhrzeit nennt, bis zu dem Zeitpunkt das Mädchen vermutlich noch Zeit hat. Dann ist auch der Zusammenhang zwischen dem Westtrackt in zwei Kilometer Entfernung und den drei Stunden ein bisschen komisch. Wieso sollte man drei Stunden brauchen, für gerade Mal zwei Kilometer? Wobei mir grad in den Sinn kommt, dass es du vielleicht einfach nicht drei Stunden, sondern dreizig Minuten meinst. Dann würde das zumindest zu den angegebenen Uhrzeiten passen. Jedoch ist es dann nach wie vor noch komisch, warum man so lange für nur zwei Kilometer brauchen sollte.
    Moment mal, die Gefangenen sind ausgehungert, führe offensichtlich ein sehr mieses Leben in dem Gefägnis, sind grad am Flüchten und brechen in Freudeslachen aus, weil sie einen Käfer sehen? Okay, er mag vielleicht selten und besonders sein, aber ein bisschen merkwürdig wirkt das schon.
    Da jetzt von kurz nach drei Uhr die Rede ist und etwas später von fast drei Stunden später und sechs Uhr geredet wird, denke ich, dass die bei der Stelle mit den ersten Zeitangaben eigentlich nicht halb sechs, sondern halb drei als heißen soll. Dann würde das meiste auch wieder Sinn machen (wobei ich mich nach wie vor Frage, wie die Frau zu der Ansicht gekommen ist, dass niemand es schaffen könnte, die Strecke von zwei Kilometern bis zum Westtrackt in drei Stunden zurück zu legen).
    Die Idee mit einem Käfer, mit dessen Hilfe man durch die Zeit reisen kann, ist genial. Was ich mich jetzt noch frag ist, wenn es eigentlich sehr viel länger als drei Stunden gedauert hat, wieso war es dann die ganze Zeit so wichtig, diese drei Stunden einzuhalten? Zumindest hat es so gewirkt, als sei das wichtig, da immer wieder diese drei Stunden erwähnt wurden.
    Gut gelungen ist auch der letzte Satz dieser kleinen Geschichte. Er entlockt einem einfach ein Schmunzeln und obwohl das Ende mit ihren schweren Verletzungen eigentlich traurig ist, wirkt es durch diesen einen letzten Satz gar nicht mal so traurig, sondern als gäbe es vielleicht doch noch eine winzige Hoffnung, dass die Protagonistin doch noch überleben könnte.


    So, ich hoffe, du hast dich zumindest ein bisschen über diesen kleinen Kommi gefreut und vielleicht war ja doch zumindest ein bisschen hilfreich ^-^
    Liebe Grüße,
    Caroit


  • [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/NAFgkat.png]Warnung!
    In der nun folgenden Geschichte können Blut und Gewalt auftauchen.



    Das Eisquallenmädchen


    Ich erinnere mich noch gut an diesen Wintertag, an dem die Straßen der Innenstadt völlig leergefegt wirkten. Der Weg aus meiner Hütte im Wald hatte mich geradezu glauben lassen, ich wäre die einzige lebende Bewohnerin. Doch trotz der Minusgrade, dem tiefen Schnee und den dicken Flocken, die vom Himmel herabfielen, konnte man nicht behaupten, das Wetter sei zu schlecht für eine angenehme Schneeballschlacht. Die einzige Ladentür, die an jenem Nachmittag offenstand, war die meines Lieblingsladens, doch auch diese wirkte eher so, als habe man sie zu schließen schlicht vergessen. Ein Großteil meiner häuslichen Einrichtung stammte aus diesem Geschäft, beispielsweise meine Gemälde von Schiffen oder die Netze, mit denen ich meine Wände schmückte.
      Ich trat ein – es handelte sich um einen Antiquitätenladen voller alter Reichtümer und Schätze, die man getrost auch als »Schrott« hätte bezeichnen können – und während die stickige, warme Luft des Inneren meine Nasenspitze vom Eis befreite, fiel mir die Stille im Inneren auf. Auch dieser Ort schien verlassen, bis auf die leise Stimme eines schnarrenden Radios an der Theke. Passend zur Saison hatte der Ladenbesitzer Felle, daunengefüllte Kleidungsstücke, Schlitten, Eislaufschuhe und derlei Zeug ausgestellt, doch von ihm selbst fehlte jede Spur. Ich lief weiter in den Raum hinein, bis ich die Radiostimme verstehen konnte.
      »… wird die Bevölkerung aufgerufen, sich nicht aus den Häusern zu begeben, bis die Elimination Force die Gefahr gebannt hat.«
      Während ich darüber nachsann, wieso um Himmels Willen man einer Spezialeinheit einen solchen Namen geben sollte, konnte ich von draußen ein schwaches Summen vernehmen, als ob jemand singend durch die Straße stolzierte.
      »Zudem sollten Sie davon absehen, irgendwelchen fremden Menschen Einlass in ihr Heim zu gewähren, geschweige denn, sich ihnen weiter als bis Sichtweite zu nähern. Wir halten Sie mit Updates auf dem Laufenden, bis das Monster getötet wurde.«
      Daraufhin spielten die ersten Noten eines Weihnachtssongs aus den Achtzigern, doch ich verließ den Laden wieder, um dem nahenden Ohrwurm keine Chance zu geben. Draußen umarmte mich die Kälte erneut und ich zog meinen Wollschal über die untere Hälfte meines Gesichts. Ich spürte die Wärme meines Atems an meinen Lippen, während ich auf der Straße nach der Quelle des Geräuschs suchte, das ich zuvor vernommen hatte, bis ich sie sah:
      Am Ende der Straße, so, dass ich sie kaum noch sehen konnte, tänzelte mit respektablem Tempo eine bläulich-weiße, fluffige Gestalt entlang. Ich lief ihr nach, bis ich einen besseren Blick erhaschen konnte und staunte nicht wenig, als ich erkannte, worum es sich handelte. Eine junge Frau – vielleicht sogar noch ein Mädchen – hüpfte in einem aufgeplusterten Rüschenkleid durch die eiskalten, aufgetürmten Schneeberge und tollte in ihnen herum. In einer Hand trug sie einen milchig-durchsichtigen Regenschirm, an dem die Flocken des herabfallenden Eises abprallten. An seinem Rand fielen einige seidene Bänder hinunter, die durch den Wind tänzelten und ihr rings um den Körper fielen. Mit ihren anmutigen Bewegungen und ihrer äußeren Gestalt erinnerte sie mich sehr an eine Schirmqualle, die am Boden des Meeres entlangschwebte, umgeben von herabfallenden farblosen Überresten von Algen, Plankton und Kleintieren.
      Ich lief ihr nach, jedoch achtete ich darauf, dass ich nicht in ihrem Blickfeld landete. Um ehrlich zu sein hatte ich auch gar keine andere Wahl, da sie sich direkt in Richtung meines Hauses begab, wenn ich also dorthin zurückkehren wollte, musste ich sie wohl oder übel begleiten.
      Es windete leicht und die Flocken warfen sich mir unermüdlich ins Gesicht, während ich Schwierigkeiten dabei hatte, in ausreichender Geschwindigkeit durch den Schnee zu stapfen, ohne dass ich sie aus den Augen verlor. Meine Heimat wirkte wie eine Geisterstadt – die in der Dämmerung leuchtenden Laternen wiesen den Weg durch die Gassen, deren umsäumende Gebäude hohl und überflüssig wirkten. Nach ein paar Minuten verließen wir die inneren Stadtgefilde und näherten uns den Ackergebieten. Das Mädchen lief einen Pfad entlang, der zu einem kleinen Waldteil führte, doch ich konnte keinerlei Absicht oder Ziel in ihren Schritten ausmachen. Irgendwann hatte sie einen zugefrorenen kleinen Teich gefunden, auf den sie mit wackeligen Beinen trat, als wolle sie ihn erkunden. Sie kniete sich nieder, um den Schnee vom Eis zu wischen, wobei sie den Schirm zwischen ihre Schulter und ihren Hals klemmte, um beide Hände frei zu bekommen. Das Kleid drückte sie dabei zu Boden, doch die Temperaturen an jenem Tag verhinderten, dass das Eis schmelzen und ihre Kleidung durchnässen konnte.
      Ich hörte ein paar Minuten lang nur meinen eigenen, ruhigen Atem, während ich sie aus sicherer Entfernung still beobachtete, bis ich eine Bewegung aus den Bäumen hinter dem Mädchen wahrnahm – und gleichzeitig ein flappendes Geräusch weit entfernt aus der Luft hinter mir. Ein kleines Reh stahl sich aus dem Dickicht hervor und näherte sich ihr langsam – anscheinend völlig ohne Angst. Das Mädchen richtete sich auf und winkte dem Tier zu. Ich konnte ein Lächeln durch ihren Schirm hindurch erkennen. Sie näherten sich einander und zu meinem Erstaunen schreckte das Tier nicht zurück, als sie eine Hand ausstreckte, um ihm über den Kopf zu streicheln. Es dauerte ein paar Sekunden, dann zog sich das Reh unvermittelt zurück, stolperte ein paar Schritte und begann immer heftiger zu zucken und zu krampfen.
      Ich schluckte bei diesem Anblick. Das Mädchen jedoch schien von außen betrachtet kaum beeindruckt zu sein – bis sie nach einem Moment zum Reh lief, das nun wehrlos auf dem Boden lag. Sie streichelte es so lange, bis das Zucken geendet hatte und sich keinerlei Regung mehr zeigte. Dann stand sie auf und lief aus dem Waldteil hervor.
      Dieses Ereignis hatte mich so aus der Fassung gebracht, dass ich das lauter gewordene Geräusch aus der Luft, das man mittlerweile getrost als Lärm bezeichnen konnte, gar nicht wahrgenommen hatte. Also bemerkte ich erst dann den Hubschrauber, der in geringer Höhe über den Köpfen von uns beiden entlangpreschte. Ich erkannte die protzigen Maschinengewehre an den Flanken des Fluggeräts und beobachtete, wie sie das Mädchen ins Ziel nahmen. Instinktiv, und ohne darauf zu achten, von ihr nicht gesehen zu werden, stürzte ich hinter meinem Versteck hervor, um in den Wäldern Deckung zu suchen. Fast unmittelbar danach ertönte das Feuer und eine riesige Schwade Schnees wurde aufgewühlt, die mir unangenehm ins Gesicht peitschte und mir fast eine Minute lang die Sicht nahm. Kaum hatte ich wieder einen freien Blick, erkannte ich den zerfetzten Regenschirm und das Kleid an der Stelle, wo das Mädchen zuvor noch gestanden hatte. Es erinnerte mich unweigerlich an die Überreste zerquetschter Quallen an Meeresstränden.
      Doch dann erkannte ich, dass das Mädchen einige Meter entfernt kniete und sich keuchend hinter einem breiten Baum versteckte. Ohne nachzudenken rannte ich zu ihr und erkannte, dass sie eine Blutspur hinterließ, da einige der Kugeln ihr Bein gestreift hatten.
      »Komm mit!«, rief ich und erschreckte sie damit furchtbar. Trotzdem zögerte sie keinen Moment, mir hinterherzulaufen. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis wir im Schutz des Waldgebiets zu meiner Hütte gelangten. Ich öffnete ihr die Tür, sie trat ein und ich schaute mich im Himmel nach dem Hubschrauber um. Als ich ihn nicht entdecken konnte, atmete ich auf, trat ein und schloss die Tür hinter mir ab.
      »Das wäre geschafft«, seufzte ich und wies auf meinen großen Sessel im Eingangszimmer, der vor dem Kaminfeuer stand, das noch immer kräftig brannte. »Möchtest du eine heiße Schokolade?«
      »Danke«, murmelte sie mit kalten Lippen. Sie kuschelte sich in meinen Sessel und drückte ihr Gesicht in das Kissen, das ich ihr zugeworfen hatte, um gedämpft hineinzuschreien. »So etwas aufregendes habe ich nicht mehr erlebt, seit ich aus dem Forschungs- und Folterzentrum ausgebrochen bin!«, rief sie dann mit einer Stimme, die ich fast als glücklich interpretieren musste. »Es ist so schön warm hier.«
      Ich half ihr dabei, es sich gemütlich zu machen, warf einige Scheite aufs Feuer, klopfte mir den Schnee von der Kleidung und brachte ihr das Getränk.
      »Ich habe gesehen, was mit dem Reh passiert ist.«
      »Oh!«, antwortete sie und ihr Gesichtsausdruck erweichte, während sie einen Blick auf ihre Hand warf. »Das Arme. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Gift durch sein Fell hindurch wirken würde. Deswegen sind sie ja auch hinter mir her, schätze ich.« Sie klang melancholisch. »Alles was ich anfasse, stirbt oder wird selbst zu einem Instrument des Todes«, erklärte sie, während sie, in meiner Decke eingewickelt, auf meinem Sessel aus meiner Tasse meine Schokolade trank. »Aber warum hilfst du mir, wenn du etwas so Schreckliches ansehen musstest?«
      »Sei nicht albern. Warum sollte ich einem Mädchen, das feige beschossen wird, nicht helfen?«
      »Dein Haus ist so furchtbar toll. Hast du vielleicht Kekse? Oder Lebkuchen?«
      Ich reichte ihr einen Teller mit dem Gewünschten, dann stellte ich mich, möglichst weit von ihr entfernt, neben meinen Werkzeugschrank.
      »Im Radio haben sie gesagt, du wärst ein Monster«, erwähnte ich.
      »Oh ja, das stimmt auch«, bestätigte sie. Dann wanderte ihr Blick über Wände und Decke meines Hauses, die mit Fischernetzen tapeziert waren, über die abgeschlossene Eingangstür, über die Seile neben mir auf dem Schrank und zuletzt zu mir und meiner selbstsicheren Haltung. »Aber du hast es geschafft, mich einzufangen«, fügte sie hinzu. »Das heißt, du bist wohl ein noch größeres Monster.«




  • Hallo Marille,


    es wurde ja Zeit, dass du wieder mal was postest und was könnte da besser sein als die letzte Collab-Abgabe? Ich hab mich zwar schon kurz im Vote dazu geäußert, möchte aber noch einmal etwas mehr Stellung zum Text beziehen.


    Mir ist erst hier während des Lesens aufgefallen, dass die Stimme aus dem Radio wohl etwas nervös war, da sie zuerst noch beruhigend klingen wollte, kurz danach aber meint, dass das Monster getötet wird. Das gibt natürlich gleich einmal Beruhigung für die ganze Bevölkerung, wenn solch eine Aussicht auf Besserung herrscht. Davon abgesehen hört sich "Updates" in Zusammenhang mit der höflichen Anrede auch eher merkwürdig an; zumindest habe ich so noch keinen Radiosprecher gehört. Das sind aber in beiden Fällen nur Kleinigkeiten.
    Davon abgesehen präsentiert sich die Geschichte wirklich nett und mit einigen interessanten Wendungen. Anfangs war noch gar nicht abzusehen, wie gefährlich das Mädchen wirklich ist - der Titel lässt sich ja auf mehrere Arten auslegen - und es hab mich doch verwundert, wie zutraulich das Reh war. Zumindest wirkte dies etwas forciert, wie auch die Begegnung mit dem Einsatzkommando und dass sie nach dem Angriff so schnell verschwunden sind, wobei das alles schließlich dazu geführt hat, das fremde Mädchen im wahrsten Sinne des Wortes einzufangen. Die Überdrehtheit des Mädchens ist typisch für dich und macht sie auch überraschend sympathisch. Insbesondere der letzte Satz bleibt aber sehr markant in Erinnerung und schafft eine unsagbar gute Pointe in dieser Situation, da ich mit dieser Reaktion nie gerechnet hätte.


    In dem Sinne hoffe ich, bald wieder von dir zu lesen. Bis dahin!


    ~Rusalka