Das sagenhafte Deutsche? Nur weil man sich immer mehr von den Wurzeln entfernt (auch in anderen Ländern), heißt es nicht, dass es das nicht gibt. Es ist derzeit unkontrolliert und das bringt langfristig Veränderungen, man nicht einschätzen kann. Mehr wollte ich nicht sagen ;)
Wäre nur interessant, zu wissen, wo diese reindeutschen Wurzeln denn sein sollen. Im Mittelalter?
Der von Kürenberg, Walther von der Vogelweide, Heinrich von Mohrungen und wie sie alle heißen - die hätten keinen Minnesang gemacht, wenn der nicht aus Frankreich nach Deutschland gekommen wäre. Und richtig krass wird es beim höfischen Roman: Werke wie der Erec, Iwein oder sogar Parzival sind französische Romane, die von deutschen Dichtern ins Deutsche übertragen (also quasi übersetzt) wurden.
Friedrich II., sagenumwobener deutscher Kaiser, stupor mundi, das Staunen der Welt genannt, der ein Buch über die Falkenjagd schrieb und generell sehr interessiert an der Wissenschaft war - dieser, der heute bekannteste deutsche Kaiser des Mittelalters, hielt sich kaum in Deutschland (wenn man es da schon so nennen will) auf und sprach nicht Deutsch, sondern Italienisch.
Karl V., deutscher Kaiser, sagte: "Ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch zu meinem Pferd."
Es gibt kein reines Urdeutsches. Die deutsche Kultur war schon immer Einflüssen anderer Kulturen ausgesetzt, was sich in der zentralen Lage Deutschlands in Europa erklärt - es gibt eben wahnsinnig viel Grenze, über die etwas überschwappen kann. Und das hat der deutschen Kultur nie geschadet, im Gegenteil, es hat ihr immer zum Vorteil gereicht.
Kultureller Inzest dagegen ist nichts anderes als Niedergang.
Man sehe sich den Hellenismus an, dieses Zeitalter der kulturellen Entfaltung. Die griechische Kultur wurde in das heutige Syrien und Ägypten getragen, und die griechische Kultur vermischte sich allmählich mit der älteren, regionalen Kultur. "Rein" war da überhaupt nichts.