Rechtsextremismus

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  • Ein Onkel meinte letztes Jahr am Tisch, wenn sich jemand in der Familie als Grün herausstellt, würde er diese Person verprügeln.

    In solchen Momenten hat man oft keine Zeit ein gutes Comeback vorzubereiten, aber ich hätte gesagt:

    Ich bin nicht an den Grünen interessiert, ich mag sie auch nicht, aber wenn du jemanden verprügelst, mache ich 1 zu 1 mit dir, was du mit dem anderen getan hast.


  • Hatte sowas auch. Der Mann meiner Cousine ist LKW Fahrer und fantasiert davon Gas in die Ladefläche einlassen zu können, wenn er mal Geflüchtete darin findet. Danach hat ein Onkel der minderjährigen (oder gerade mal so volljährigen) Kellnerin am Hintern getatschelt... an I lost my shit. ^^


    Ich hab, sobald eine Naziregierung wie die FPÖ und im gesamten Westen eingesetzt wird, mehr Angst vor Leuten, die den Mund halten und vor allem vor solchen, die ihre Meinung mit der Mehrheitsmeinung drehen, als vor den tatsächlich Rechtsextremen.


    Ich würde das keinesfalls mit nur nachplappern abtun oder sich nur um ihren eigene finanzielle Lage sorgen. Ja, Wirtschaftskrisen sorgen für einen Rechtsruck, aber zwischen der Bösartigkeit von "wir können uns nicht leisten so viele Geflüchtete aufzunehmen" (auch wenn es nicht stimmen muss) und "diese LGBT sind schon seltsam" und den schlimmsten Gewaltfantasien, liegen Welten.



    Ein Onkel meinte letztes Jahr am Tisch, wenn sich jemand in der Familie als Grün herausstellt, würde er diese Person verprügeln.

    Könntest du deinen Onkel 1 gegen 1 besiegen?

    Die Frage bei ihm spezifisch ist nicht, ob ich könnte, sondern ob ich will.


    Wobei meine Hemmschwelle zur Gewalt vs seine wohl doch auch eine Frage des Könnens ist...

    Dass jede Gewalt als gleich schlimm angesehen wird, ist noch so ein Krux des heutigen Diskurs. Nichtmal nur Gewalt im physischen Sinne, sondern auch von Ungehorsam und Streit.

  • Bei mir wachsen auch mit jedem Tag die Sorgen darüber, wie es im speziellen in Deutschland und ganz generell in unserer globalen Gesellschaft weitergehen wird. Rechtspopulismus schreitet erfolgreich weiter voran, Maßnahmen dagegen werden abgebaut oder verpuffen wirkungslos. Die AFD hatte mit dem erstmaligen Einzug in den Bundestag 2017 einen raueren Ton im Bundestag angekündigt. Ich glaube, kaum jemand von uns konnte sich damals vorstellen, dass dies solche gesellschaftlichen Ausmaße annimmt, wundert mich jedoch nicht, wenn andere Parteien sich darauf einlassen oder die Sprache übernehmen und damit für die gesellschaftliche Mitte salonfähig machen. Erst gestern habe ich die Meldung aus Karlsruhe gelesen, dass dort sogenannte "Flugtickets" in Briefkästen verteilt wurden, mit dem Abflugdatum 23.02.2025, also dem Tag der Bundestagswahl und der Aufschrift "Remigration". Mein erstes Gefühl war Ekel. Es ist einfach widerlich wie offen und "selbstverständlich" so kommuniziert wird, die extremistischen Positionen zur Schau gestellt werden. Da kam sie wieder, die Frage: "Was zur Hölle versprechen sich diese Menschen davon, anderen Menschen schlechtes zu tun, nur weil sie nicht in deren Umgebung geboren wurden? Warum sollen Menschen, die keinen negativen Einfluss auf mich, meine Umwelt oder auf unsere Gesellschaft haben (im Gegenteil, sind der Großteil ein wertvoller Teil der Gesellschaft) in irgendeiner Weise eingeschränkt oder negativ behandelt werden?" Kein/e Wähler/-in einer Partei, die sich für eine solche Politik einsetzt, hat davon irgendeinen Mehrwert (bitte nicht falsch verstehen, es wäre trotzdem keine Rechtfertigung für Einschränkungen oder Abschiebungen, sollte jemand da allen ernstes einen individuellen Mehrwert sehen), nicht mehr Geld in der Tasche oder Essen im Kühlschrank. Im Gegenteil, es fallen Familie, Freunde und gut qualifizierte Fachkräfte weg (haben wir nicht schon einen Mangel an menschlichen Ressourcen? Ach ja, wir sollen dafür r*mmeln, wie die Karnickel zur Kompensation). Irgendwie werden da die Konsequenzen der Wahlentscheidung nicht berücksichtigt, das ist so unfassbar dämlich, nicht zu vergessen das unsoziale, unempathische Verhalten gegenüber menschlicher und individueller Vielfalt.

  • Flugtickets" in Briefkästen verteilt wurden

    Oh ja das war eine der interessanteren Aktionen der letzten Tage.

    Wohl inspiriert von dem Vorfall bei dem Schwarze nach Trumps Wahl eine Sklavenankündigung bekamen.

    Und auf Twitter hat glaub ich ein AfD Typ den Zettel mit einem ähnlichen Schreiben aus dem dritten Reich gezeigt und war abscheinend stolz darauf.

  • Kein/e Wähler/-in einer Partei, die sich für eine solche Politik einsetzt, hat davon irgendeinen Mehrwert (bitte nicht falsch verstehen, es wäre trotzdem keine Rechtfertigung für Einschränkungen oder Abschiebungen, sollte jemand da allen ernstes einen individuellen Mehrwert sehen), nicht mehr Geld in der Tasche oder Essen im Kühlschrank. Im Gegenteil, es fallen Familie, Freunde und gut qualifizierte Fachkräfte weg (haben wir nicht schon einen Mangel an menschlichen Ressourcen? Ach ja, wir sollen dafür r*mmeln, wie die Karnickel zur Kompensation).

    Du hast ja in dem hier zitierten Post (und etwas weiter oben) bereits geschrieben, dass der vermeintliche "Mehrwert" eines Menschen selbstverständlich keine Rolle spielen sollte, aber weiter unten habe ich ein bisschen den Eindruck, dass du genau das relativierst, indem du das Thema noch einmal aufgreifst und von "menschlichen Ressourcen" sprichst. Verstehe mich nicht falsch; größtenteils stimme ich dir in deinen genannten Punkten voll und ganz zu, nur ist der Fokus auf die Nützlichkeit von Personen, die insbesondere AfD-Anhänger und andere rechtsextreme Personen abschieben wollen, eine... in sich sehr fragwürdige Begründung.

    Abgesehen davon, dass für Rechtsextreme dieser Nutzen keine Rolle spielt - "weg sollen am besten alle, unabhängig des Nutzens" - verkennt die Argumentationsweise des "Nützlichkeitsgebots" das Menschsein der Person. Persönliche Bezüge - sei es freundschaftlich oder familiär bedingt - zu Personen mit Migrationshintergrund können bei Forderung von Abschiebungen und einer "Remigration" selbstverständlich eine persönliche Betroffenheit auslösen. Eine Rede, die der SPD-Politiker Lars Klingbeil, die er im Zuge der gerechtfertigten Empörung über die geäußerten Pläne der AfD bei einem Postdamer "Geheimtreffen" gehalten hat, fängt ausschließlich diese persönliche Betroffenheit ein. Das ist zwar nachvollziehbar, aber man sollte - gerade dann, wenn man gegen Rechtsextremismus vorgehen möchte - das Bleiberecht einer Person nicht mit deren gesellschaftlichen Nutzen begründen. Unabhängig eines persönlichen Bezugs muss uns allen bewusst werden, dass die Hassobjekte rechtsextremistischer Bewegungen immer andere Menschen sind, die eben durch genannte Bewegungen bzw. Gruppierungen entmenschlicht werden. Es ist zwar, wie gesagt, verständlich, dass uns andere Menschen(-gruppen) erst dann sichtbarer erscheinen, wenn wir einen persönlichen Bezug zu diesen haben, allerdings definiert sich das Menschsein und die (angeborenen!) Menschenrechte nicht (nur) durch Beziehungen zu anderen Menschen, sondern allein durch die Tatsache, dass man ein Mensch ist.


    Ich bin heute auf dieses Video gestoßen, welches das Bleiberecht von syrischen Flüchtlingen thematisiert und deren unverzichtbare Arbeit für die Gesellschaft. Abgesehen davon, dass ein Blick in die Kommentare ich hasse alles daran schon ausreicht, um feststellen zu können, dass Nützlichkeit keine Rolle in Fragen der Integration und des Bleiberechts spielt, beschränkt sich die Auseinandersetzung mit Flüchtlingen und Migrantinnen und Migranten, primär auf deren Nutzen, statt vor allem zu thematisieren, was es für die direkt Betroffenen, die man am liebsten so schnell wie möglich, jetzt gleich whatever, aus dem Land rausschmeißen will, bedeuten würde.

  • Bei mir in der Stadt in der ich wohne und die Gegend drumherum werden die Leute auch immer ungenierter und sagen u.a. zu mir im Falle von einem älteren Mann auf der Straße "mit der AFD gibt es sowas wie dich nicht mehr" (bin Queer und Vater kommt aus Algerien) wenn sie nicht gleich gewalttätig werden gegen sichtbare Queere. Nahe der Unistadt Marburg fand vor einigen Monaten auch ein Nazitreffen organisiert von Sellner statt, das ursprünglich in Marburg stattfinden sollte bis es zu viel Gegenwind in der noch vergleichsweise liberalen Stadt gab.


    Oh und in Hamburg wurde gerade in einem Stadtteil voll von reichen Menschen verhindert, dass es in ihrer Gegend eine Unterkunft für queere Flüchtlinge gibt und stattdessen sollen nun Wohnungen für alleinerziehende Frauen mit Kindern geschaffen werden. Hatte schon eine Weile überlegt zu schauen wie ich in ein anderes EU-Land ziehen kann, dass nicht komplett von ganz Rechten und Konservativen dominiert wird (in erster Linie Irland oder Spanien) aber nun mit Elon Musk in der US-Regierung und dem neuen Kurs von Meta kann ich das gefühlt bald auch vergessen und abgesehen von ein paar Freunden und nähere Familie habe ich ganz offen einfach nur noch eine "scheiß auf Menschen" Mentalität entwickelt. Sehe einfach keinen Grund mehr groß Empathie zu investieren für Strangers wenn so viele ganz schnell zu Ultrarechten Arschgeigen mutieren und werde auch nicht mehr für irgendwas spenden bei dem es nicht um Flüchtlingshilfe oder ähnliches geht.

  • War auch auf einer vollkommen friedlichen Demo gegen FPÖ-ÖVP in Wien und am nächsten Tag sieht man, dass ein gewisses Klientel die Demo als linksextrem bezeichnet.

    Die Taktik ist mittlerweile ein Klassiker. Mein Lieblingsbeispiel dazu, hab es hier sicher auch schon ein oder zwei mal im Forum gebracht, ist, als die FAZ nach einem AfD-kritischen Artikel als linksradikal bezeichnet wurde. Ist mir so im Gedächtnis geblieben, weil ich die FAZ damals ab und an gelesen hab, wenn ich mich über konservative Ansichten zum Tagesgeschehen informieren wollte. Dem kann man schon entnehmen, dass die Frankfurter Allgemeine Zeitung nicht links ist und schon gar nicht -radikal. Aber das ist ja kein Einzelfall. Wenn ich suchen würde, würde ich wahrscheinlich auch genug Behauptungen von AfD-Politikern finden, dass Merkel links gewesen sei. Im aktuellen Gespräch zwischen Musk und Weidel wurde sie ja meines Wissens als grün bezeichnet, was genauso lächerlich ist, wenn man sich ihre Politik anschaut. Aber es geht halt nicht um Fakten, sondern darum Lügen so lange rauszuhauen, bis sie irgendwann geglaubt werden oder zumindest nicht mehr klar ist was Fakt ist und was Lüge.


    Wenn ich aber gerade schon bei der Unterhaltung von Musk und Weidel war, kommen wir zu der größten Wahrheitsverdrehung darin, der Behauptung Hitler sei Kommunist gewesen. Wir alle hier können uns hoffentlich ohne Diskussion darauf einigen, dass das Bullshit ist, aber es fügt sich perfekt in den oben angesprochenen Mechanismus ein. Aber es zeigt auch noch etwas, das mir in den Tagen danach aufgefallen ist. Ja, diese Aussage wurde einige Tage kritisch in den Medien, zumindest denen, die man ernst nehmen kann, und der Politik behandelt, aber nicht annähernd so wie sich das eigentlich gehört, wenn die Spitzenkandidatin der, Umfragen nach, zweitstärksten Partei bei der kommenden Bundestagswahl solchen Mist von sich gibt. Und da ist mir klar geworden wie weit sich das Sagbare schon verschoben hat. Wesentlich weniger fragwürdige Aussagen (die natürlich trotzdem falsch waren, aber eben nicht soooooooooooo falsch) von AfD-Politikern haben, zumindest gefühlt, viel weitere Kreise gezogen. Die These, dass immer verurteilenswertere und/oder falschere Aussagen langsam aber sicher zu einem gewissen Gewöhnungseffekt führen ist ja nicht neu, aber wie weit das inzwischen fortgeschritten überrascht mich dann doch ein bisschen. Vielleicht hat es aber zusätzlich auch noch mit der Flut der Abschleulichkeiten zu tun, die gerade auf die Öffentlichkeit einprasseln. In dem Punkt, neben vielen anderen, kommt der AfD Trump gerade recht.


    [...] den Kurs der Taliban in Afghanistan verteidigten [...]

    Bei der AfD hat der Spitzenkandidat der letzten Europawahl (wüsste ich nicht, dass der Rest genauso beschissen, wenn nicht schlimmer, ist, würde ich ja sagen, dass die Partei ein Problem mit der Auswahl ihrer Spitzenkandidaten hat) ja auch schon ähnliche Aussagen gebracht. Im Detail war's glaub' ich wie toll doch der Umgang der Taliban mit dem Thema LGBTQIA+ sei. Wenn man gegen queere Menschen hetzen kann kommen einem dann auch Islamisten ganz recht. Und umgekehrt werden sie dann wieder vorgeschoben um gegen Muslime zu hetzen, vor denen sie queere Menschen in Europa ja beschützen müsse. Macht die AfD, sicher auch die FPÖ und ganz bewusst kann ich mich an noch an derartige Aussagen von Orban aus dem vergangenen Jahr erinnern. Der selbe Orban, der Gesetze gegen "Homopropaganda" im Stile Russlands erlassen hat.


    Meine Schwester durfte sich von anderen Onkel und Tanten im Restaurant anhören, dass Ausländer abgeschossen gehören...

    Ich bin gerade so froh über meine Familie. Da meinte meine Tante bei ähnlicher Gelegenheit nur mal, dass mein Nazi-Opa, also ihr Vater, abgeschossen gehört.


    Opa: *gibt in einer vollen Gaststätte während seines 90. Geburtstags Hitlerzitate zum Besten*

    Tante: Warum hast du kein Gewehr dabei?

    Ich: Für ihn oder für uns?

    Tante: Für ihn natürlich!

  • aber weiter unten habe ich ein bisschen den Eindruck, dass du genau das relativierst, indem du das Thema noch einmal aufgreifst und von "menschlichen Ressourcen" sprichst

    menschlicher und individueller Vielfalt.

    haben wir nicht schon einen Mangel an menschlichen Ressourcen? Ach ja, wir sollen dafür r*mmeln, wie die Karnickel zur Kompensation

    Du hast Recht, tut mir leid diesen Eindruck vermittelt zu haben, mein Fehler, ich habe es nicht deutlich genug ausgeführt, was damit gemeint ist: ich beziehe mich dabei auf Tino Chrupalla, der, wenn ich mich richtig erinnere im ZDF-Sommerinterview, dazu meinte, Deutsche sollen den durch Remigration entstanden Fachkräfte Mangel ausgleichen, in dem sie wieder mehr Kinder bekommen. Ich hatte angenommen (falsch gedacht), durch meine überspitzte Antwort wird ersichtlich, dass dies keineswegs meine Meinung widerspiegelt.

    Wie ich Menschen betrachte, sollte aus "menschlicher und individueller Vielfalt" ersichtlich werden. :)

  • Wie ja einige von euch wissen werden, bin ich kein glühender Freund dieser Blauherzen.

    Ich habe von Anfang an gesagt, die sind gefährlich, aber wer will schon auf mich hören?

    Ich bin ja nur ein Krüppel, nichts weiter.

    Der Punkt ist der, diese Gewaltfantasien sind schon Anfang an mit dabei.

    Von der Wiedereröffnung der KZs bis hin zu der Ermordung von Moslem/Juden hab ich alles schon gelesen. Die Perlen aus Freital sammelt solche Abscheulichkeiten.

    Einige wurden bestraft, andere nicht.

    Jetzt haben wir den Salat.

    Wie geht man mit solchen Leute um?

    Ignorien?

    Reden lassen?

    Ankanzeln/Canceln?

    Egal, was gemacht wird, es ist falsch.

    Sie radikalisieren sich weiter.

    Das Schlimme, die meisten lesen nicht, das Parteiprogramm, jedenfalls gefühlt.

    Nun haben wir das.


    Es sei angemerkt, ich hab noch nie den Hass nachvollzogen gegenüber queere Menschen, grüne Ideale und Ausländer.

    Hass macht einen doof.

    Dier AFD ist für mich die Nachfolgerpartei von diesen Hitler.

  • Kein/e Wähler/-in einer Partei, die sich für eine solche Politik einsetzt, hat davon irgendeinen Mehrwert (bitte nicht falsch verstehen, es wäre trotzdem keine Rechtfertigung für Einschränkungen oder Abschiebungen, sollte jemand da allen ernstes einen individuellen Mehrwert sehen), nicht mehr Geld in der Tasche oder Essen im Kühlschrank. Im Gegenteil, es fallen Familie, Freunde und gut qualifizierte Fachkräfte weg (haben wir nicht schon einen Mangel an menschlichen Ressourcen? Ach ja, wir sollen dafür r*mmeln, wie die Karnickel zur Kompensation).

    Du hast ja in dem hier zitierten Post (und etwas weiter oben) bereits geschrieben, dass der vermeintliche "Mehrwert" eines Menschen selbstverständlich keine Rolle spielen sollte, aber weiter unten habe ich ein bisschen den Eindruck, dass du genau das relativierst, indem du das Thema noch einmal aufgreifst und von "menschlichen Ressourcen" sprichst. Verstehe mich nicht falsch; größtenteils stimme ich dir in deinen genannten Punkten voll und ganz zu, nur ist der Fokus auf die Nützlichkeit von Personen, die insbesondere AfD-Anhänger und andere rechtsextreme Personen abschieben wollen, eine... in sich sehr fragwürdige Begründung.

    Abgesehen davon, dass für Rechtsextreme dieser Nutzen keine Rolle spielt - "weg sollen am besten alle, unabhängig des Nutzens" - verkennt die Argumentationsweise des "Nützlichkeitsgebots" das Menschsein der Person. Persönliche Bezüge - sei es freundschaftlich oder familiär bedingt - zu Personen mit Migrationshintergrund können bei Forderung von Abschiebungen und einer "Remigration" selbstverständlich eine persönliche Betroffenheit auslösen. Eine Rede, die der SPD-Politiker Lars Klingbeil, die er im Zuge der gerechtfertigten Empörung über die geäußerten Pläne der AfD bei einem Postdamer "Geheimtreffen" gehalten hat, fängt ausschließlich diese persönliche Betroffenheit ein. Das ist zwar nachvollziehbar, aber man sollte - gerade dann, wenn man gegen Rechtsextremismus vorgehen möchte - das Bleiberecht einer Person nicht mit deren gesellschaftlichen Nutzen begründen. Unabhängig eines persönlichen Bezugs muss uns allen bewusst werden, dass die Hassobjekte rechtsextremistischer Bewegungen immer andere Menschen sind, die eben durch genannte Bewegungen bzw. Gruppierungen entmenschlicht werden. Es ist zwar, wie gesagt, verständlich, dass uns andere Menschen(-gruppen) erst dann sichtbarer erscheinen, wenn wir einen persönlichen Bezug zu diesen haben, allerdings definiert sich das Menschsein und die (angeborenen!) Menschenrechte nicht (nur) durch Beziehungen zu anderen Menschen, sondern allein durch die Tatsache, dass man ein Mensch ist.


    Ich bin heute auf dieses Video gestoßen, welches das Bleiberecht von syrischen Flüchtlingen thematisiert und deren unverzichtbare Arbeit für die Gesellschaft. Abgesehen davon, dass ein Blick in die Kommentare ich hasse alles daran schon ausreicht, um feststellen zu können, dass Nützlichkeit keine Rolle in Fragen der Integration und des Bleiberechts spielt, beschränkt sich die Auseinandersetzung mit Flüchtlingen und Migrantinnen und Migranten, primär auf deren Nutzen, statt vor allem zu thematisieren, was es für die direkt Betroffenen, die man am liebsten so schnell wie möglich, jetzt gleich whatever, aus dem Land rausschmeißen will, bedeuten würde.

    Zitat

    Abgesehen davon, dass für Rechtsextreme dieser Nutzen keine Rolle spielt...


    Tzuwe05 hat aber Recht. Nazis geht es nicht bloß um eine bestimmte Herkunft, Sexualität oä. sondern um Nützlichkeit und Zugehörigkeit zum System. Was oft gelehrt oder durch Dokus vermittelt wird, dass Nazisein bloß bedeutet einen Hass gegenüber Minderheiten zu hegen, ist arg simplifiziert.


    Die meisten Leute, die Schmu von sich geben wie "wer keine Arbeit hat, kann verhungern" oä. sind selbst zu unreflektiert, um zu verstehen dass sie Nazigedankengut in sich tragen. Schließlich sind auch "Asoziale", also Langzeitarbeitslose und Süchtige, in der Zeit des Nationalsozialismus getötet worden und Frauen, die nicht die perfekte weibliche Rolle des Gebären vieler deutscher Kinder erfüllen wollten, hatten es auch nicht unbedingt leicht.

    Viele Personen, auch wenn sie per se nicht rechtsextrem sind, sagen: der Syrer, der [insertakademischer/angesehenerJob] ist, darf dableiben. Wenn er struggled einen Job zu finden oder nur Einzelhandelskaufmann ist oder seine Dönerbude hat (weil man diese Jobs leicht "ersetzen" kann), nicht. Die meisten Leute sind halt nicht die hellste Kerze auf dem Leuchter der Selbstreflektion und verstehen selbst nicht welches Gedankengut sie in sich tragen, auch wenn sie nicht mit der AfD sympathisieren und besonders hasserfüllt sind.


    Deswegen kann auch das größte Pick Me Deutschlands, Alice Weidel, lesbisch sein und wird als normal empfunden und andere nicht, weil sie der Partei nützlich und loyal ist und deswegen hatten die Nazis Funktionäre, die schwul, gehbehindert und alles andere als ein "Arier" sein durften.

    Doktor Asperger hat auch jene autistischen Kinder in den Tod geschickt, die er als lebensunwert empfand, und anderen neurodivergenten Kindern die beste Schulbildung beschafft.



    Und joa, es gibt (nicht) überraschend wenig idellen Unterschied zwischen den Taliban, der IS, den Grauen Wölfen, den Rechten Europas und der USA und den Rechten Südkoreas und Japans.

  • Ein Punkt, der noch vergessen wird und warum eben (stimme aber Bastet an sich da zu) auch als "nützlich" qualifizierte Leute zum Ziel werden: Ausbeutung auf jegliche Weise. Du kannst nur profitieren und schamlos ausbeuten, wenn du das Opfer entmenschlichst und dadurch das moralische Gewicht davon nimmst.


    Viele aber plappern eben Sachen wie das oben zitierte "wer keine Arbeit hat, kann verhungern" nach, ohne sich dessen bewusst zu sein, was es bedeutet, woher es kommt und was für ein Gewicht diese Aussage hat.

    Es wurde einfach als gesellschaftlicher Grundwert vermittelt, dass man nützlich zu sein hat.


    Ich hab, sobald eine Naziregierung wie die FPÖ und im gesamten Westen eingesetzt wird, mehr Angst vor Leuten, die den Mund halten und vor allem vor solchen, die ihre Meinung mit der Mehrheitsmeinung drehen, als vor den tatsächlich Rechtsextremen.

    Woher dieser Gedankengang btw?

    Ich finde jene mit den brutalen Fantasien schon deutlich schlimmer als all jene, die da eingeschüchtert daneben sitzen und grade bei jenen, die Harmonie wollen/wegschauen, helfen verständnisvolle Gespräche, da diese ebenfalls oft schon desensibilisiert wurden.


    Meine Mutter war lange nur Zuschauerin und hat auch bei dem Ausländererschiessen nichts gesagt, jedoch im Gespräch mit mir und meiner Schwester daraus gelernt und beim nächsten Mal, als einer meinte, Ausländer wären keine Menschen, dem gehörig kontra gegeben, bis er damit aufhörte. Ich habe ihr damals verdeutlicht, dass viele ihrer Freunde da mitinkludiert waren (sie realisierte erst da die Tragweite dieser Aussagen), zumal sie wirklich Freunde aus aller Welt hat und diese nicht einfach unters Messer werfen kann.

    Es hat lange und viel Geduld gebraucht - Streit/sauer sein bringt es nicht - aber auch in anderen Aspekten setzt sie sich mittlerweile aktiver für andere ein und weniger für "Harmonie".


    Dass jede Gewalt als gleich schlimm angesehen wird, ist noch so ein Krux des heutigen Diskurs. Nichtmal nur Gewalt im physischen Sinne, sondern auch von Ungehorsam und Streit.

    Es wird einem schon von klein auf beigebracht bitte lieb sein, und bitte auch für jeden Nazi Verständnis aufbringen. Vielleicht ist die Person ja bloß ein Nazi, weil sie finanzielle Sorgen hat!?

    Mir ist das immer an der privilegisierten und vor allem weißen Mittel- und Oberschicht aufgefallen, dass es am schnellsten verurteilt wird, wenn nicht "jede Meinung akzeptiert" und jede Gewalt, auch wenn sich Menschen verteidigen, als gleich großes Übel gesehen wird.

    Das habe ich bisher nicht so erlebt und wenn ich meine, dass meine Hemmschwelle zur Gewalt höher ist, meine ich das einfach genau so. Ich verletze andere ungerne, es passiert mir schon viel zu oft versehentlich mit Worten und dann muss ich das nicht auch noch physisch tun.

    Ich akzeptiere nicht jede Meinung, aber ich finde es nicht konstruktiv, es da "jemandem zu zeigen" oder wieso auch immer Gewalt bei so jemandem wie der Prügelonkel eine Lösung sein soll. Genugtuung kriege ich davon nicht, aber gegen Notwehr bin ich auch nicht. Man muss es halt nur nicht unnötig provozieren.


  • Auf diese Weise konnte der Nationalsozialismus erst in voller Größe entstehen. Echte Hardliner gibt es im prozentuellen Vergleich wenige, dafür sehr viele Menschen, die den Mund halten oder einfach nur etwas nachplappern, damit sie ihre eigene Ruhe haben oder in dem Moment einen Vorteil für sich sehen.

    Sicher, wenn bereits ein System etabliert ist, in dem man in ein Konzentrationslager kommt, oder zumindest als Lehrperson, Beamter oä den Job verliert und nie wieder eine Anstellung darin finden wird, wenn man den Mund aufmacht, trauen sich weniger Personen.


    "Ich hab Angst" ist oft auch eine Ausrede.

    Hab schon erlebt wie ein alter Mann auf Übelste einen schwarzen Jungen beschimpft hat und nur wenige haben ihn verteidigt. Hab danach die Dame neben mir gefragt, wieso sie nichts erwidert hat und sie meinte "ich hatte Angst". Wovor? Vor einem greisen Nazi wohl kaum. Oder eher davor, dass man gegen die Mehrheit geht, die auch schweigt?

    Eine Freundin und ich haben damals alleine beim Fortgehen ein bedrängtes Mädel verteidigt und wenn man die 1.80, 1.90 großen Typen (die nunmal viel mehr Eindruck hinterlassen, wenn sie jemanden verteidigen), die rumstehen und zuschauen, fragt weshalb sie uns nicht helfen, kommt auch keine vernünftige Antwort.


    Edit: ich sag ja nicht, dass du dich mit deinem Onkel prügeln sollst. Ich sage bloß, dass man mit ihm diskutiert oder sich eben der Familienfeier vll. besser fernhält (also für einen selbst).

  • Tzuwe05 hat aber Recht. Nazis geht es nicht bloß um eine bestimmte Herkunft, Sexualität oä. sondern um Nützlichkeit und Zugehörigkeit zum System. Was oft gelehrt oder durch Dokus vermittelt wird, dass Nazisein bloß bedeutet einen Hass gegenüber Minderheiten zu hegen, ist arg simplifiziert.

    Mir gings bei meinem Punkt um die Tatsache, dass auch politisch links eingestellte Personen in Debatten um Migration und Flucht, oftmals auf den gesellschaftlichen Nutzen von Personen zu sprechen kommen, um ein Bleiberecht von Personen mit Migrationshintergrund zu legitimieren. Mein Beispiel von der politischen Rede sollte versuchen das aufzuzeigen. Da ich selbst einen Migrationshintergrund habe, muss ich für mich zumindest sagen, dass ich nicht aufgrund meiner für die Gesellschaft nützliche Arbeit reduziert werden möchte, wenn es darum geht meine Existenz hier zu verteidigen.

  • Mir gings bei meinem Punkt um die Tatsache, dass auch politisch links eingestellte Personen in Debatten um Migration und Flucht, oftmals auf den gesellschaftlichen Nutzen von Personen zu sprechen kommen

    Ich persönlich weiß nicht, ob gesellschaftlicher Nutzen grundsätzlich kein Argument sein darf. Wobei ich das, was die AfD und das rechte Gesocks als Nützlichkeit definiert, natürlich nicht teile. Aber natürlich muss die Politik irgendwo auch nationale und gesamtgesellschaftliche Interessen vertreten. Und unser Solidarsystem kann nun mal auch nur aufrechterhalten werden, wenn genug Menschen dazu beitragen. Und dabei sollte man natürlich auch anerkennen, dass Deutschland zu wenig für Integration und bessere Arbeitsbedingungen macht. Das heißt aber nicht, dass der Staat, bzw. die Gesellschaft keine Ansprüche an ihre Mitglieder haben kann und Migration und Bleiberecht für alle, unabhängig der Situation, geschenkt sein sollte. Das macht kein Land.

  • Ich persönlich weiß nicht, ob gesellschaftlicher Nutzen grundsätzlich kein Argument sein darf. Wobei ich das, was die AfD und das rechte Gesocks als Nützlichkeit definiert, natürlich nicht teile. Aber natürlich muss die Politik irgendwo auch nationale und gesamtgesellschaftliche Interessen vertreten. Und unser Solidarsystem kann nun mal auch nur aufrechterhalten werden, wenn genug Menschen dazu beitragen. Und dabei sollte man natürlich auch anerkennen, dass Deutschland zu wenig für Integration und bessere Arbeitsbedingungen macht. Das heißt aber nicht, dass der Staat, bzw. die Gesellschaft keine Ansprüche an ihre Mitglieder haben kann und Migration und Bleiberecht für alle, unabhängig der Situation, geschenkt sein sollte. Das macht kein Land.

    Ich spreche auch nicht von expliziten Voraussetzungen, um z. B. die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen (was du hier wahrscheinlich unter Mitgliedern meinst?) sondern grundsätzlich vom Narrativ, dass die Nützlichkeit einer Person, kein grundsätzliches Argument von linkeren Bewegung sein sollte, wenn man z. B. das Asylrecht für Schutzbedürftige thematisieren möchte.

    Wenn die CDU davon spricht, nur gut integrierte Personen hier zu behalten und mitte-links Parteien, wie die SPD, Abschiebungen erst dann als problematisch thematisieren, wenn es "gut integrierte" Bürger betrifft, dann verkennen sie nicht nur die Tatsache von mangelnden Integrationsmöglichkeiten (die du ja auch ansprichst), sondern auch, dass sie von rechteren Parteien die Argumentationslinien unreflektiert übernehmen und das Bild des "faulen Ausländers/Flüchtlings" mit re-produzieren.


    Im Übrigen ist es der AfD (und auch der Werteunion) vollkommen egal, ob Personen mit Migrationshintergrund gut integriert sind oder nicht. Das hat vor allem die Offenlegung des Potsdamer Geheimtreffen aufgezeigt, indem sie offenkundig von einer "Remigration" sprachen. Insofern haben sie kein wirklich definiertes Bild von Integration oder von Nützlichkeit und wenn sie von "Remigration" sprechen, dann meinen sie nicht nur Flüchtlinge - was schon in sich schlimm genug ist - sondern grundsätzlich jede Person mit Migrationshintergund.

  • Ich spreche auch von expliziten Voraussetzungen, um z. B. die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen (was du hier wahrscheinlich unter Mitgliedern meinst?) sondern grundsätzlich vom Narrativ, dass die Nützlichkeit einer Person, kein grundsätzliches Argument von linkeren Bewegung sein sollte, wenn man z. B. das Asylrecht für Schutzbedürftige thematisieren möchte.

    Wenn die CDU davon spricht, nur gut integrierte Personen hier zu behalten und mitte-links Parteien, wie die SPD, Abschiebungen erst dann als problematisch thematisieren, wenn es "gut integrierte" Bürger betrifft, dann verkennen sie nicht nur die Tatsache von mangelnden Integrationsmöglichkeiten (die du ja auch ansprichst), sondern auch, dass sie von rechteren Parteien die Argumentationslinien unreflektiert übernehmen und das Bild des "faulen Ausländers/Flüchtlings" mit re-produzieren.


    Im Übrigen ist es der AfD (und auch der Werteunion) vollkommen egal, ob Personen mit Migrationshintergrund gut integriert sind oder nicht. Das hat vor allem die Offenlegung des Potsdamer Geheimtreffen aufgezeigt, indem sie offenkundig von einer "Remigration" sprachen. Insofern haben sie kein wirklich definiertes Bild von Integration oder von Nützlichkeit und wenn sie von "Remigration" sprechen, dann meinen sie nicht nur Flüchtlinge - was schon in sich schlimm genug ist - sondern grundsätzlich jede Person mit Migrationshintergund.

    Ich hab z.B. auch mitbekommen, dass Robert Habeck aus linken Kreisen Kritik geerntet hat, weil er meinte, dass diejenigen geflüchteten Syrer, die keine Arbeit haben, zurückmüssten, sofern sich die Lage in Syrien stabilisiert und das Land sicher ist, während diejenigen die Arbeiten, bleiben könnten, weil sie "nützlich" sind. Hier wurde sich z.B. auch an dem Begriff der Nützlichkeit aufgehängt, wobei sich Linke selbst untereinander in die Haare gekriegt haben, weil denjenigen Linken das Linkssein abgesprochen wurde, die zumindest meinten, dass die Grünen eine moderate und akzeptable Alternative wären, weil’s ein grundsätzliches no-go wäre, Leute abzuschieben oder von Nützlichkeit zu sprechen, selbst in dem Kontext eines sicheren Herkunftslandes.


    Und da frag ich mich halt, wo zieht man jetzt die Grenzen. Welche Kriterien und Ansprüche darf ein Land denn an Geflüchtete und Eingewanderte Menschen haben. Dass wir Menschenrechte wahren und Menschen unabhängig von ihrer "Nützlichkeit" nicht in Länder abschieben sollten, wo ihnen eine Verletzung besagter Menschenrechte droht, ist denk ich allen klar. Aber ich höre jetzt auch keine konkreten Kriterien und Ansprüche aus linker Seite, die legitim sein sollen.

  • wanted Dass Habeck hier diese "Differenzierung" macht, ist das reproduzieren rechter Narrative, die gerade in diesem Zusammenhang komplett unerheblich sind. Die Lage in Syrien ist weit davon entfernt, um als "sicher" oder "stabil" bezeichnet werden zu können und dass man jetzt in einer so frühen Phase ernsthaft über mögliche Abschiebungen spricht, ist eben auch fragwürdig.

    Zudem: Die Kriterien und Ansprüche an Geflüchtete haben zunächst einmal nichts mit dem was wir unter Integration definieren, zu tun, sondern mit der Frage der Schutzbedürftigkeit. Diese wurde z. B. bei ukrainischen Geflüchteten von Beginn an festgestellt, weshalb sie z. B. Bürgergeldleistungen erhalten.

  • Mir gings bei meinem Punkt um die Tatsache, dass auch politisch links eingestellte Personen in Debatten um Migration und Flucht, oftmals auf den gesellschaftlichen Nutzen von Personen zu sprechen kommen

    Ich persönlich weiß nicht, ob gesellschaftlicher Nutzen grundsätzlich kein Argument sein darf. Wobei ich das, was die AfD und das rechte Gesocks als Nützlichkeit definiert, natürlich nicht teile. Aber natürlich muss die Politik irgendwo auch nationale und gesamtgesellschaftliche Interessen vertreten. Und unser Solidarsystem kann nun mal auch nur aufrechterhalten werden, wenn genug Menschen dazu beitragen. Und dabei sollte man natürlich auch anerkennen, dass Deutschland zu wenig für Integration und bessere Arbeitsbedingungen macht. Das heißt aber nicht, dass der Staat, bzw. die Gesellschaft keine Ansprüche an ihre Mitglieder haben kann und Migration und Bleiberecht für alle, unabhängig der Situation, geschenkt sein sollte. Das macht kein Land.

    Zum Einen: nein.

    Es hat sich niemand entschieden in einer gewissen Gesellschaft geboren worden zu sein, und selbst wenn man sich entscheidet in einem bestimmten Land zu leben, ist man ihr nicht verpflichtet.


    Dann kommt zwar die Panikmache von "dann will niemand mehr arbeiten, wenn kein gesellschaftlicher Druck passiert", was natürlich nicht stimmt. Niemand liegt freiwillig 24/7 im Bett, zu irgendeiner Tätigkeit fühlt sich so ziemlich jeder berufen. Es sei denn, es wird einem madig gemacht.

    Momentan wird andauernd gegen Personen, die nur Teilzeit arbeiten möchten, gehetzt und man wird in das vorgebene, gesellschaftliche System von 40 Wochenstunden beinahe hineingezwungen, weil man sich sonst Grundlegendes zum Leben nicht leisten kann, wenn man nicht "freiwillig" dran teilnimmt.

    To be honest tho, ich bin nicht gewillt mehr als 25 Stunden meiner Zeit abzutreten. Die Gesellschaft ist mir nicht mehr Wert, dafür sind es meine Freunde und Hobbies und ich selbst.



    Zum Anderen: welches Solidaritätsprinzip? Viele glauben nicht daran, dass sie in 30, 40 noch eine Rente bekommen, like... ich bin froh, wenn man in 30, 40 Jahren noch hier anbauen kann.

    Mit dem Rechtsruck nehme ich an, dass viele Sozialleistungen schon in den nächsten Jahren verlorengehen werden. Sie sind noch nichtmal seit zwei Wochen in Verhandlung und schon werden Klimabonus und Bildungskarenz gestrichen und Arbeitslosengelder sollen gekürzt werden, während ÖVP-FPÖ nicht überraschend auf Seite der Immobilienindustrie steht und Wohnen noch teurer wird. Da seh ich für alle möglichen Sozialleistungen in der Zukunft schwarz...blau.



    Die Personen, die entscheiden was ein sicheres Herkunftsland ist, sind in ihrem Wohlstand aufgewachsen und haben vermutlich noch nie die Lage vor Ort selbst über Jahre erlebt, aber sie maßen sich von ihrem Bürosessel aus an darüber zu entscheiden wer angeblich sicher sei.

    Syrien als sicheres Herkunftsland zu deklarieren ist jedenfalls lächerlich. Der Anführer der Rebellen war bei der Hinrichtung von Frauen dabei und ist ein religiöser Extremist.


    Zudem Länder als sicher gelten, selbst wenn sie von Dürren geplagt werden.

    Hier ein Artikel der wenigsten berichteten Krisen und sie alle haben damit zu tun, dass verschleiert wird wie arg es um die Klimakrise steht.


    Warum die Trennung von Lopez mehr interessiert als die Krisenherde Afrikas
    Die NGO CARE hat ausgewertet, welche humanitären Krisen im Vorjahr am wenigsten mediale Beachtung erfahren haben.
    kurier.at


    Die Seite der UNO-Flüchtlingshilfe sagt dazu:


    Zitat

    Gibt es „Klimaflüchtlinge“? Im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention gibt es keine Klima- oder Umweltflüchtlinge.



    Und ich kann den Frust irgendwo verstehen. Viele Leute betrachten sich als Links, was zwar ein guter erster Schritt ist, wollen aber keinen Zentimeter von ihrem reaktionären Weltbild abkommen. Weil das hat man so gelernt und wie käme man dazu ein gesamtes System und Gesellschaft zu hinterfragen. Das wäre ja unangenehm.

    Das sind dann teilweise Kapitalisten, die denken seien links weil sie POC und queere Menschen als Menschen ansehen. Das like... bedeutet es nicht.


    Ansonsten: die westliche Welt hat damals bereits in der Kolonialisierung begonnen das gesamte Ökosystem und die Stabilität anderer Länder abzufucken. Wir leben auf der Ausbeutung von Dritte Welt-Ländern.

    Eine linke Person würde nun eventuell das gesamte System neuaufbauen wollen, anstatt Lösung innerhalb der reaktionären Gesellschaft zu suchen, und würde erkennen, dass es sich noch um erlerntes Gedankengut von Nazis und Kapitalisten handelt, den Wert eines Menschen und das Aufenthaltsrecht in einem Land an Erwerbsarbeit festzumachen.


    Eine linke Person würde hinterfragen was sichere Herkunftsländer überhaupten bedeuten und ob man überhaupt jemanden, vor allem jemanden der keine akute Bedrohung darstellt, vorschreiben darf wo er sich aufzuhalten hat.

    Apparantly kann man sich als Milliardär beinahe überall auf der Welt ein Haus kaufen, wenn's nicht gerade ein Staat wie Nordkorea ist, also entscheiden Geld und Status darüber wie wichtig Landesgrenzen genommen werden. Die Reichen, die sich auf ein Mallorca oder in Hawaii zb. ein Haus kaufen und AirBNB, das überall Wohnungen besetzt, sind auch nicht für die Gesellschaft nützlich, sondern dem Immobilienmarkt. Der Gesellschaft schaden sie sogar eher, siehe wie sehr die Natives auf Hawaii zurückgedrängt und die Natur zerstört werden.

    Das heißt Einwanderer und vor allem ausländische Konzerne, die genügend Geld haben, dürfen das: den Menschen und der Natur im Einwanderungsland schaden.

    Ein Geflüchteter wird hingegen schon als Belastung wahrgenommen, wenn er bloß in einem Land existieren möchte.

  • Ich hab, sobald eine Naziregierung wie die FPÖ und im gesamten Westen eingesetzt wird, mehr Angst vor Leuten, die den Mund halten und vor allem vor solchen, die ihre Meinung mit der Mehrheitsmeinung drehen, als vor den tatsächlich Rechtsextremen.

    Die kognitive Dissonanz ist crazy. Da beteiligt man sich an der rassistischsten Propaganda mit allen möglichen plumpen und orientalistischen Stereotypen – sie hassen uns weil wir im Westen liberal und frei™ sind, sie köpfen Babies, sie steinigen Frauen und Schwule (Iran, Saudi Arabien, Palästina ist ja alles das gleiche) – um einen Völkermord zu verteidigen und empört sich dann über den Rechtsruck in der Gesellschaft. Und dann nach 15 Monaten Völkermord sagt man "Sorry, zu komplex, ich halte mich da raus", während man sich über Leute beklagt, die "den Mund halten".


    Und bevor hier der Einwand kommt, das habe doch gar nichts mit dem Thema zu tun, möchte ich gerne darauf aufmerksam machen, dass sich jetzt schon mehrere User zum Weidel/Musk Interview geäußert haben, speziell das "Hitler was a communist" Zitat. Dass Weidel nicht einmal eine Minute später dann Nazis mit "leftish Palestinians" gleichsetzt, interessiert wieder niemanden mehr. Das ist ein sehr gutes Beispiel für das Phänomen "Progressive Except Palestine". Rassismus und Hetze gegen Palästinenser ist so normalisiert in unserer Gesellschaft, dass selbst Linke, die sonst progressive Positionen vertreten, sich daran beteiligen oder eben "den Mund halten".

  • Danke für die Erklärung, Bastet, jetzt verstehe ich den Standpunkt besser. Daher nur 2 kurze Kommentare.


    "ich hatte Angst". Wovor? Vor einem greisen Nazi wohl kaum. Oder eher davor, dass man gegen die Mehrheit geht, die auch schweigt?

    Wenn sowas unerwartet geschieht, kann "Diffusion of responsibility" passieren oder dass Leute in den "freeze" rübergehen, weil man sprachlos ist. Zumindest denke ich nicht, dass es hauptsächlich der von dir vermutete Grund ist.


    Und ein vernünftiges Gespräch kannst du vielleicht mit deiner Mutter führen, aber "man muss nicht unnötig provozieren" und "muss es ihm nicht zeigen wollen" bei einem solchen Familienmitglied wie deinem Onkel finde ich ehrlich nicht angebracht.

    Mit nicht unnötig provozieren meinte ich btw nicht, auf seine Gefühle in jenem Moment Acht zu geben, sondern dass ich nicht unnötig in einer Schlägerei landen will, nur damit ich jemandem Paroli geboten habe. Das ist mir das Risiko nicht wert und wenn ich wo nicht schweige, dann lieber dort, wo ich mehr Positives daraus erhoffe.


    möchte ich gerne darauf aufmerksam machen, dass sich jetzt schon mehrere User zum Weidel/Musk Interview geäußert haben, speziell das "Hitler was a communist" Zitat. Dass Weidel nicht einmal eine Minute später dann Nazis mit "leftish Palestinians" gleichsetzt, interessiert wieder niemanden mehr.

    Ich persönlich habe das Interview nicht gehört, aber immer, wenn ich von Leuten darüber berichten/sprechen hörte, hauptsächlich dieses Kommunisten-Zitat und noch irgendeinen Humbug zur NSDAP. Von der Gleichsetzung von Nazis mit "leftish Palestinians" höre ich zum ersten Mal, was auch bezeichnend ist, wie biased unsere Medien/Infos zum Thema Palästina sind, wenn diese aktuell (imo) noch deutlich schädlichere Missinformation gar keine Erwähnung findet.