meridian.

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  • Auf geht's. :D


    Da das dritte Kapitel von "Promise" ja hauptsächlich aus Szenen aus Lins Vergangenheit besteht (wobei ich mir gerade nicht ganz sicher bin, ob das jetzt "echte" Erinnerungen sind, sie dies alles lediglich träumt oder beides gleichzeitig; ist aber, denke ich, nicht so wichtig zu wissen, lol), tue ich mir wieder etwas schwer dabei, Dinge wie Beschreibungen der Umgebung zu beurteilen, da es eigentlich eine Sache des Autoren ist, ob er diese in Rückblenden etc. einbaut oder nicht. Daher werde ich wohl eher auf den Inhalt eingehen und mein Kommentar wird dementsprechend (wieder einmal?) etwas kürzer ausfallen, fürchte ich ^^"


    Das einzige, was ich punkto Umgebungsbeschreibungen sagen möchte, ist, dass dir diese am Anfang des Kapitels wirklich gelungen sind. Du hast die idyllische Atmosphäre ziemlich gut rübergebracht und mir den Eindruck gegeben, als würde ich selbst Lin sein - nicht zuletzt, da sie auf mich so realistisch wirkt. Da ich es selbst schon mehrmals versucht habe, kann ich aus Erfahrung sagen, dass es nicht immer einfach ist, etwas aus der Sicht eines kleinen Kindes heraus zu beschreiben, da man sich in ein solches einfach viel schwerer hineinversetzen kann als in einen älteren Menschen. Aber zum Beispiel dadurch, dass du schriebst, sie wolle nach der Sonne greifen, wird wieder verdeutlicht, wie jung Lin eigentlich ist, obwohl ihr Alter nicht erwähnt wird. Ziemlich überraschend (oder auch nicht) war dann Rins Auftauchen, das besagte Atmosphäre irgendwie zerstört hat - das fand ich beim Durchlesen aber ziemlich passend, da dadurch wieder einmal deutlich wird, wie sehr Lin es hasst, an irgendwelche Regeln gebunden zu sein. Na ja, als ich dann gelesen habe, dass sie auf Obito trifft, habe ich fast schon befürchtet, dass da etwas nicht schön ausgehen wird. xD Den Guten hast du übrigens auch in diesem Kapitel wieder sehr sympathisch erscheinen lassen. Ja, ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass du die Eigenschaften der Charaktere einfach nur toll rüberbringst, aber es ist eben so, haha.
    Bei dem Wortgefecht zwischen Kakashi und Obito (und Rin?) habe ich eine Kleinigkeit übrigens nicht verstanden. Ich nehme an, dass der erste Satz in diesem Absatz von Kakashi stammt, allerdings spricht er von Obito in der dritten Person, was bedeuten müsste, dass er mit Rin redet. Einige Zeilen danach schreibst du aber, dass diese etwas abseits der beiden steht und Lin "trösten" möchte bzw. nicht so wirkt, als wäre sie in einen Streit verwickelt - da hat sich mir doch die Frage gestellt, zu wem genau Kakashi eigentlich spricht; vielleicht doch zu Rin und sie hört ihm lediglich nicht zu, da sie ja offenbar nicht darauf reagiert? Darauf hättest du vielleicht noch genauer eingehen können, da ich beim ersten Durchlesen ehrlich gesagt doch etwas verwirrt war.
    Jedenfalls wird auch im darauffolgenden Teil wieder das außerordentlich gute Verhältnis zwischen Lin und Obito deutlich. Dadurch, dass er ihr die Kette schenkt, wurde ein schöner Übergang von der Vergangenheit zur Gegenwart hergestellt. Das Gespräch zwischen Lin und Kakashi am Ende hat mir übrigens ebenfalls ziemlich gefallen, obwohl es mich ehrlich gesagt etwas gewundert hat, dass sich Lin noch immer (mehr oder weniger) genau an den Tag, um den es in der Rückblende geht, erinnern kann. Mittlerweile sollte sie ja eigentlich über 20 sein, obwohl sie zu jenem Zeitpunkt erst fünf war - andererseits merkt man dadurch auch wieder, dass die Kette bzw. Obito für Lin ziemlich wichtig gewesen sein muss.
    Mit diesem Gespräch hast du dem Kapitel jedenfalls ein schönes Ende gegeben. Mich würde jetzt zwar interessieren, was Kakashi auf den letzten Satz zu sagen hat, aber ich fürchte, das wird möglicherweise im Dunkeln bleiben; umso gespannter bin ich darauf, was im nächsten Kapitel passieren wird.


    Das war's im Grunde genommen auch schon mit meinem Kommentar, da mir beim besten Willen nicht mehr einfallen will. Ich entschuldige mich noch einmal dafür, dass ich auf Umgebungsbeschreibungen etc. in meinem Feedback nicht so genau eingegangen bin, aber vielleicht schaut ja noch jemand hier vorbei und gibt dir ausführlichere Kritik.
    Btw, hoffentlich stört es dich nicht, dass ich jedes Mal aufs Neue nur etwas zu "Promise" schreibe, anstatt auch zu den anderen deiner Werke. Aber da ich bei diesem Projekt quasi schon von Anfang an dabei war, tue ich mir eher schwer, plötzlich davon abzulassen, haha - ich hoffe jedenfalls, dass du dich auch über diesen Kommi gefreut hast. UndverdammtichwilldassLinendlichherausfindetwerTobiwirklichist ;_;


    Liebe Grüße

  • Mit dem Verfassen dieses Kommentars wurde am 28.12.13 um 01:46 Uhr begonnen und ich will nicht ständig Neues hinzu editieren, haha.


    Irgendwie weht schon jetzt ein Hauch von Profi-Bereich durch dieses Topic, wo die zwei neuen Werke nun schon mehr als 29 Stunden kein Feedback erhalten haben, was mich doch schwer verwundert. Eigentlich waren die User doch in den letzten Wochen so viel kommentierfreudiger...
    Ich bin froh, dass du dir gerade zu deinem ersten Werk Rückmeldung wünschst, weil ich sowieso nur das kommentiert hätte (das Vorwort wird bei mir immer noch zum Schluss gelesen...). Das liegt zum einen daran, dass the Legend of Zelda eines der wenigen Fandoms ist, bei denen ich ansatzweise mitreden kann und zum anderen daran, dass ich mit Naruto zu wenig erfahren bin, als dass ich jetzt zu deinem Projekt einen Kommentar hinterlassen könnte.


    Down to earth


    Dauerstreitthema "Englische Titel".
    Ich selbst vertrete eher die Ansicht, dass wenn die Sprache, in der der Titel geschrieben ist, keine entscheidende Rolle im Werk selbst spielt, es eher unpassend für ein Werk auf deutsch ist, da sich gerade diese zwei Sprachen auch nicht wirklich klanglich ähneln und somit immer eine gewisse Trennung zwischen Überschrift und Text herrscht. Man muss allerdings zugute Halten, dass das Englische eine deutlichere Ruhe ausstrahlt als es das Deutsche tun würde und in meinen Augen ist die dominante Emotion im Werk auch eben die Verzweiflung, stark melancholisch gefärbt durch Resignation und den ohnmachtsnahen Zustand des Protagonisten, worin sich der stille Laut des Titels natürlich prima einfügen lässt.
    Ich hab noch ein paar Vermutungen zu der Herkunft des Titels, aber ich will hier kein Ratespiel starten. Würde mich auf jeden Fall interessieren, woher der Titel kommt.


    Der erste Satz, ist das ein Originalzitat Raurus?
    Wie auch immer, ich finde die Einbettung klasse, weil sowohl Titel als auch diese Einleitung bisher eher einen knappen Sieg Links in Aussicht stellen, es macht dem Leser also geradezu die Hoffnung auf ein Happyend und da gegen Ende alle Träume zerstört werden, ist der Fall ja noch tiefer und schmerzhafter. Ich habe mich, gerade weil es so richtig aussieht, damit beschäftigt, ob dort nicht ein Komma fehlt, aber als Relativsatz muss es eigentlich abgetrennt werden:

    Link, du bist der einzige, der Hyrule vor der drohenden Apokalypse bewahren kann.


    Gefällt mir, dass der erste Abschnitt gleich so philosophisch und nachdenklich ist. Man bekommt keine Informationen zu Links Situation, sondern erstmal nur fette Zweifel an allem Wichtigen in Links Leben serviert. Die Satzkonstruktionen sind zu Beginn wirklich sehr gewagt; ob der dritte Satz jetzt gut klingt oder nicht, ist reine Geschmackssache. Im weiteren Verlauf des Absatzes ist leider ein bisschen oft das Wort "egal" vorhanden, was daran liegt, dass du die Wiederholung dieses Wortes gleich doppelt hintereinander als Stilmittel verwendest und es dann zu stolzen fünf Mal "egal" im Absatz kommt. Obwohl das etwas ungewöhnlich beim Lesen ist, war es ganz interessant, wie du dieses eine Wörtchen in zwei absolut gegensätzliche Kontexte bringen kannst:

    Wie konnte man sich selbst so verlieren und nichts dabei spüren? Egal. Es war egal. Doch es ward nicht immer so, nein. Mein Glaube galt einzig und allein den Worten der Weisen und ich hielt eisern daran fest, das dass Licht immer triumphieren würde. Egal, was kommen wollte. Egal, wie mächtig der Gegner sein würde. Egal, was die Zeit mit sich bringen würde.

    Da du aber ein Komma nach den letzten drei "Egal" verwendet hast, nutzt du das sauber als ein Element, um dem Absatz etwas Einheitliches zu geben und die Idee ist grandios. Richtig gelesen klingt der Absatz damit klasse. Der Vergleich von dem "Licht", wie es in der Spielreihe immer beschrieben wird, mit der Sonne hat mir ebenso gut gefallen, da die Sonne etwas ohnehin allgegenwärtiges ist und Nebel nie länger existiert als die Sonne. Auch Beschreibungen als etwa ein Göttergeschenk haben das Licht noch einmal wichtiger und unverzichtbarer dargestellt. Im Hinterkopf hat man immer, dass im Grunde alles Positive aus der Vergangenheit eine Art "Sprungturm" für den nahenden Fall ist und trotzdem gleichzeitig noch ein wenig Hoffnung auf ein gutes Ende lässt - somit hat man keine genaue Vorstellung, welchen Lauf das Geschehen dann zu Ende nehmen wird. Da war es leider auch ein bisschen schade, dass du den "Umbruch" bereits in ein und demselben Abschnitt eingeleitet hast, aber dennoch kein Schönheitsfehler, denn noch mehr Spannung und wachsendes Drama braucht man momentan eigentlich gar nicht. Da im zweiten Abschnitt sowieso die äußere Handlung angesprochen wird, ist der Abschnitt in sich einwandfrei abgeschlossen.
    Obwohl der zweite Absatz nicht besonders lang ist, gibt er eigentlich schon die ganze Situation wieder und das erneut mit sehr schöner Wortwahl und toller Atmosphäre. Zwar hätte ich noch gern erfahren, mit wessen Blut die Erde getränkt ist, weil mir da jetzt kein potentiell Gestorbener (dieses Wort :D) einfallen mag, aber mir hat die Idee mit dem "letzten Impuls" sehr gut gefallen, weil der Begriff ja eigentlich auch auf das ganze Werk angewendet werden kann, genau wie der "zerschlagene Traum", der es ja überhaupt ist, wie wir im zuvorgehenden Abschnitt erfahren haben.
    Auch der Abschnitt danach ist nicht besonders lang, aber er hat ja nur die Aufgabe, Links Ohnmacht zu beschreiben und diese erfüllt er. Link ohne Hilfe (s)eines Schwertes und dem Licht ist ja vollkommen hilflos und jetzt wird ihm, als finaler Schlag noch das Bewusstsein genommen. Hier wird auch klar, dass der Kampf bereits mit klarem Ergebnis sein Ende gefunden hat und wir nur noch die Niederlage Links dargestellt bekommen. Wie bei den anderen Absätzen davor benutzt du nicht strikt ein Gefühl pro Absatz, sondern wendest immer dort wo Trübsal herrscht auch Hoffnung an, hier etwa in Form von der "goldenen Macht", die ja anscheinend noch vorhanden ist, und dem verheißungsvollen Gedanken, dass es nicht so enden dürfe, am Ende.
    Interessant, dass du Ganondorfs Herrschaft als Kapitel beschreibst, da ein Kapitel ja nichts Endgültiges ist und somit noch Aussicht auf eine bessere Zeit in der Zukunft lässt.

    Ein Land, das ich um jeden Preis schützen wollte - und versagte.

    Hier müsste man wieder den Relativsatz vom Bezugswort abtrennen, also wieder nur ein minimaler Fehler.

    Ehe ich auch nur realisieren konnte, was geschehen war, wurde ich gefangen in einem endlos wirkendem Kampf aus Dunkelheit und Schmerz, dem ich nicht entkommen konnte.

    Gefällt mir, dass du so eine unübliche Präposition wie aus verwendest, denn allein durch diese kleine Differenzierung von dem erwarteten "[...] in einem endlos wirkendem Kampf gegen Dunkelheit und Schmerz [...]" lässt du die Beziehungen zu den beiden größten Sorgen Links noch einmal verschwommener und unsicherer wirken und jeder kann sich somit das seine daraus interpretieren.
    Der vorletzte Absatz ist dann der von mir ungeduldig erwartete, endgültige Abgesang auf die Hoffnung und Link verliert noch dazu schließlich seinen gesamten Glauben an das, was ihn bis zu diesem Punkt gebracht hat. Gerade der Zerfall des Muts, was ja sein Fragment des Triforce ist, lässt alles noch deutlich aussichtsloser werden. Leider hab ich bis jetzt nicht verstanden, was die Trauer in Links Kopf zu suchen hat, oder ist das eine Form von Selbstmitleid? Da wären wir wieder bei potentiell Gestorbenen.

    Und als ich diesem Schicksal entgegen trat, [...]

    Man schreibt entgegentreten in dem Fall zusammen.

    Ich war stehts allein und lief einem Phantom hinterher.

    Obwohl stehts seltsamerweise nicht von jeder Korrektur als Fehler angezeigt wird und die Autovervollständigungsfunktion auf meinem Handy das Wort sogar vorschlägt, wird es laut Duden ohne "h" geschrieben.
    Mit Abstand am besten gefällt mir der letzte Abschnitt, der wieder die äußere Handlung beschreibt, die in dem Text bisher eher nebensächlich war, und das mit einer unglaublichen Qualität. Es fällt einem sofort ins Auge, wie gut verschiedene Wörter miteinander verbunden werden und jedes für sich die düstere, vielleicht sogar schon höllische Atmosphäre unterstützt. Die Wortwahl ist ideal für ein unglückliches Ende und das Stärkeverhältnis zwischen Link und Ganondorf wird allein dadurch perfekt beschrieben. Schade ist nur, dass Ganondorf so wenig beschrieben wurde. Es hätte jetzt nicht unbedingt eine peinlich genaue, ewig lange Beschreibung sein müssen, aber zwei, drei Worte mehr wären mir lieb gewesen. Der Abschlusssatz klingt noch einmal bedrohlich zum Schluss und bildet ein geeignetes Ende. Man hat ja zu Beginn einen Triumph erwartet, allerdings für Link, womit du die Hoffnung des Lesers, wie zuvor auch schon, nutzt, um Schock zu erzeugen.

    Rauhes Lachen drang aus seiner Kehle

    Rau ohne "h".


    Ich fand das Werk wirklich überzeugend und hoffe, dass man noch mehr von solchen Werken zu lesen bekommt, denn ich habe hier noch nie gesehen, dass die Psyche des Lesers selbst so gut genutzt nud reingelegt wird um beabsichtigte Emotionen in ihm auszulösen. Du lässt die Hoffnung nie ganz verschwinden, weshalb es schwer ist, im Voraus zu erkennen, welchen Ausgang die Geschichte nun letztendlich nehmen wird. Leider sind dir ein paar genauso ungünstige wie kleine Fehler unterlaufen, was aber meiner Überzeugung keinen Abbruch tut, dass dieses Topic in den Profibereich muss.




  • [tabmenu]
    [tab=Carpe diem]


    Gather ye rosebuds while ye may,
    Old time is still a flying,
    And this same flower that smiles today,
    Tomorrow will be dying.
    Robert Herrick



    Verstohlen blitzte der Schnee in der Dunkelheit auf. Seine bloße Erscheinung ließ jedes Lebewesen frösteln oder gar vor Kälte erstarren, auch wenn er so samtig weich im Schein der Laternen glitzerte. Das Himmelszelt ruhte grau und von Wolken bedeckt über der bereits schlummernden Welt. Weder der Mond, noch die funkelnden Sterne vermochten durch das undurchdringliche Kleid der Nacht zu blicken. Ein eiskalter Wind rüttelte an den blattlosen Bäumen. Dieses schonungslose Naturschauspiel zerrte die frostigen Kristalle von den Ästen der schweren Bäume, sodass es den Anschein erregte, als würde Schnee zu Boden rieseln.
    Doch er spürte die Kälte nicht. Er spürte den beißenden Wind auf seinem bloßen Oberkörper nicht, der durch das geöffnete Fenster stürmte. Die Hände des Braunhaarigen lagen auf dem Fenstersims, die Fingerspitzen berührten die gefrorene Substanz aus Wasser. Seine Seelenspiegel waren geschlossen, lautlos sog er die kühle Luft ein; füllte seine Lungen mit dem lebenswichtigen Stoff. Langsam, fast in Zeitlupe, neigte er sein Haupt nach unten und kniff die Augen zusammen. Noch vor wenigen Minuten hatte man ihm applaudiert, ja, hatte ihn für seine großartige Leistung anerkannt. Er war gut. Sehr gut. Doch sein Vater würde es niemals akzeptieren - und so auch nicht ihn, seinen eigenen Sohn.
    Die braunen Augen des Jungen öffneten sich und blickten ausdruckslos auf die Straße. Sie wollten jedoch nichts sehen, er nahm seine Umgebung nicht wahr - wie in einer Trance, blendete er alles aus. Zweifel nagten an seinem Verstand, unterdrückten ihn unter einer Welle von Hoffnungslosigkeit und brachten ihn beinahe dazu, aufzuschreien. Doch er blieb stumm, er presste sogar die Lippen aufeinander und wandte sich vom Fenster ab. Es würde ihm nichts nützen, wenn er seine Familie an seinem Befinden teilhaben ließ. Nein, sie schrieben ihm noch mehr Ungehorsam und Intoleranz zu. Leise rann eine Träne seine Wange hinunter, sein Traum; sein Leben - alles lag in anderen Händen, wurde von seinem Vater bestimmt. Was war falsch daran, für das zu kämpfen, was man selbst als richtig erachtete?
    Kurz blickte sich der Braunhaarige noch in seinem Zimmer um - alles stand ordentlich an Ort und Stelle; seine Schlafsachen warteten zusammengelegt, darauf von ihm angezogen zu werden - bevor er seinen Raum verließ. Er würde sie nicht anziehen und sich schlafen legen, um am morgigen Tag festzustellen, dass sein trübseliges Dasein weiter voranschritt. Lautlos stieg er die Treppen hinab, wohl darauf bedacht keinen Laut von sich zu geben, um ein Aufwachen seines Vaters zu vermeiden. Das Haus lag dunkel vor ihm, alles brachte gespenstische Schemen hervor und lud dazu ein, sich die gruseligsten Gestalten vorzustellen. Doch das interessierte den Jungen nicht, unbeeindruckt schlich er in das Arbeitszimmer seines Vaters.
    Im Schein der Laternen glitzerte der kleine Schlüssel für das Schubfach des Schrankes. Er hatte seinen Vater oft genug gesehen, als er den silbernen Identifikator aus seinen Versteck geholt und etwas in der Schublade verstaut hatte. Wahrscheinlich war es ungewollt geschehen aber immerhin bereitete ihm das Suchen nun keine Schwierigkeiten. Vorsichtig zog er an dem goldenen Griff. Es hakte ein wenig, was wohl ein Zeichen für seltenes Benutzen war. Die braunen Seelenfenster sahen angestrengt hinein, die Dunkelheit gestaltete es schwierig, etwas zu erkennen. Als er gefunden, was gesucht, hob er es hoch und nahm es in die Hand, das Schubfach ließ er einfach offen stehen, als er an den Schreibtisch ging. Auf dem Weg entschied sich der Junge allerdings noch dazu die Stehlampe einzuschalten. Er mochte die Dunkelheit nicht. Normalerweise hätte es ihm einen Schauer über den Rücken gejagt oder mindestens eine Gänsehaut, wenn er sich einfach so an das kühle Leder des Schreibtischstuhles gelehnt hätte. Doch nun? Nein, es interessierte ihn genauso wenig wie der beißende Wind - die Kälte existierte anscheinend gar nicht. Oder war es ganz einfach nur die elementare Kälte, die er ausblendete?
    Sacht legte er das eingewickelte Objekt auf den Tisch und betrachtete es für einen Moment, dabei glitten seine Gedanken zu seinen Freunden, zu den letzten Tagen, zu dem, was ihm gesagt worden war - er solle den Tag nutzen, für das kämpfen, was ihm wichtig war. Doch wie sollte er für etwas kämpfen, was man ihm untersagte? Wie sollte er sich gegen den eisernen Willen seines Vaters wiedersetzen, wenn dieser ihm nun mitgeteilt hatte, er würde seinen Sohn auf eine Militärschule schicken, weil er sich als ungehorsam entpuppte? Er wollte doch nur schauspielern, wollte nur das tun, was er wirklich gut konnte. Wieso verbot man es ihm? Er hatte nur Einsen in der Schule, doch nicht einmal das schien seinen Vater stolz zu machen. Wieder rann eine Träne stumm die Wange hinunter und landete im Schoß des Jungen. Er sah einfach keinen Sinn mehr darin. Er sollte den Tag nutzen? Nun, einmal würde er ihn noch nutzen. Ein letztes Mal.


    Das trübe Licht einer alten Stehlampe flackerte in einer Ecke vor sich hin. Sie warf lange, verzerrte Schatten auf den Boden und an die Wände. Alles wurde von einer erdrückenden Stille heimgesucht, nur das monotone Ticken einer antiken Uhr war zu vernehmen. Der Schreibtisch ragte inmitten des Raumes empor, flankiert von einer gelben, fast verwelkten Stechpalme. Der Stuhl stand ungewöhnlich weit weg vom Tisch, als hätte ihn jemand beiseite geschoben. Auf der gegenüber liegenden Seite thronte ein großer Schrank, dessen Schubfach geöffnet den Weg zur Tür versperrte. Dies war ebenso ungewöhnlich. Normalerweise achtete man in diesem Haus strikt auf Ordnung und eine geöffnete Schublade zählte definitiv zu den Dingen der Unordung. Warum jedoch die anmutige Stechpalme bei der ganzen Systematik einging, war schleierhaft - oder etwa doch nicht?
    Betrachtete man den Schreibtisch genauer, so fiel einem das chaotische Durcheinander auf; jemand musste den Papierstapel umgestoßen haben, der auf der linken Seite neben den Akten gelegen hatte, denn die einzelnen Bätter lagen kreuz und quer verteilt auf der Oberfläche; einige waren sogar bis auf den Boden gesegelt. Inmitten der Blätter lag ein seidenes Tuch. Etwas war darin eingewickelt gewesen, etwas, was viel wert gewesen sein musste, denn mit solch einen Textil schütze man Dinge vor Beschädigungen. Doch von dem Gegenstand fehlte jede Spur.
    In der Luft schwebte eine graue, fast durchsichtige Nebelschwade - unheimlich. Kam man dieser näher, roch es nach Schrot. Niemand hätte die Frage nach dem 'Warum?' beantworten können, hätte man nicht den leblosen Körper des 17jährigen auf dem Boden gefunden...

    [tab=The day after tomorrow]




    „Retten Sie soviele wie Sie können!“



    Panisch weiteten sich die Augen eines Mannes in dickem Schneeanzug, als er zum Horizont blickte. Eine riesige weiße Wand türmte sich vor ihm auf. Kein Wind zerrte mehr an seiner Kleidung und auch kein Schnee trübte seine Sicht. Binnen weniger Sekunden klarte sich die Luft auf und gab dem Wissenschaftler die Gewissheit, sich im Auge des Hurrikans zu befinden. Über ihm offenbarte sich ein eisblauer Himmel. Lange Zeit hatte er jenen nicht mehr erblicken können. Man könnte meinen, er habe vergessen wie das Himmelszelt aussah, zu fasziniert starrte er in die Höhe. Eingesäumt von Säulen, die sich flauschig und lieblich in die Höhe rankten. Es ähnelte einem Vulkankrater, nur aus Wolken. Doch so friedlich es auch aussehen mochte, es war das Todesurteil - sein Todesurteil, sollte er noch weitere Sekunden verschwenden und zum Himmel empor sehen. Schneller als er jemals in seinem Leben gerannt war, versuchte er einen Unterschlupf zu finden. Ihm blieben nur noch wenige Sekunden, bis die alles vernichtende Kälte ihre eisigen Hände nach ihm ausstrecken würde. Nun, es wäre wahrscheinlich auch erheblich leichter, für das eigene Überleben zu sorgen, wenn man nicht einen bewusstlosen Kameraden im Schlepptau hatte. Doch würde er ihn niemals zurück lassen; er war nicht nur ein Kamerad, sondern auch ein guter Freund, den er nun schon seit mehr als 15 Jahren kannte. Auch wenn viele Menschen in Zeiten der größten Not egoistisch wurden und nur noch an sich selber dachten, so gab es auch noch ein Hand voll, die für das Überleben eines jeden anderen kämpften. Bis zum letzten Tag, der ihnen bleiben würde.
    Verzweifelt zerrte der Mann am Saum der Jacke des anderen. Verdammt! Sie hatten keine Zeit mehr, das Auge des Hurrikans war bereits direkt über ihnen. Unsanft und fast schon störrisch schleppte er sich und seinen Freund voran. Es war nicht leicht, denn die schwere Ausrüstung, die sie trugen, hatte einiges an Masse, was das Voranschreiten als sehr schwer gestaltete. Doch konnte man zu dieser Zeit nicht ohne warme und dicke Kleidung im Freien überleben, schließlich suchte die Welt eine neue Eiszeit heim. Und eben diese kalte Naturerscheinung löste der Hurrikan aus. Schier unglaublich kalte Luft gefrierte in Sekundenschnelle alles ein – man hatte keine Chance, es zu überleben.
    Da! Ein kleiner Schacht, der zu einem ehemaligen Haus führte. Man konnte nicht erkennen, was genau es für einen Unterschlupf darstellte, da Tonnen von Schnee überall in der Gegend auf dem Boden, auf Hausdächern – ja, auf all erdenklichen Gegenständen – lag. Nichts war so, wie es einst ausgesehen hatte. Die Landschaft war lediglich eine weiße Ebene. Doch sollte der Schacht die Rettung sein? Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Schnell trat er das Gitter ein, welches zum Schutz diente. Grob packte er seinen Freund und schmiss in regelrecht hinunter in den schützenden Raum. Mit einem Seitenblick registrierte er, dass eine im Wind wehende, amerikanische Flagge zu Eis erstarrte. Mitten in der Bewegung fror sie ein. Mit vor Schreck geweiteten Augen sprang er ebenfalls hinunter in den Raum. Ein helles und knirschendes Geräusch erklang, als die Eiseskälte immer weiter vordrang und alles zu Eis erstarren ließ. Die Wände des Unterschlupfes wurden stahlhart, viele kristallartige Muster bildeten sich und die Temperatur sank drastisch. Der Mann versuchte, ein Feuer zu entfachen. Die winzige Flamme züngelte gen Decke. Würde sie den Kampf gegen die Kälte verlieren? Er spürte, wie der eiskalte Tod nach ihm zu greifen versuchte. Er würde nicht aufgeben! Immer wieder fächerte der Mann dem Feuer Luft zu. Doch mit zunehmender Zeit, wurde es immer kleiner …


    Zurückgeblieben. Das waren lediglich sechs Menschen und ein Hund. Der Rest war hinaus gegangen, in den sicheren Tod gestürmt. Und jener hatte sie auch mit offenen Armen empfangen. Aber war es nicht ihre eigene Schuld? Sie wurden doch gewarnt. Man wollte sie vor der Eiseskälte schützen! Allerdings waren sie zu ängstlich und unvorsichtig, um auf die wahren Worte eines jungen Mannes zu hören. Er hatte ihnen darüber berichtet, was der Eishurrikan anrichtete. Er hatte versucht, sie vor dem Tod zu bewahren. Erfolglos. Sie waren gegangen.
    Nun saßen nur noch die sechs Menschen in der alten Bibliothek und versuchten ihr Überleben zu sichern. Im Kamin flackerte ein schwaches Feuer, was mit Stühlen, Büchern – natürlich das Steuerrechtgesetz gleich als Erstes – und mit all erdenklichem Material, was gut brannte, gefüttert wurde. Sie selbst waren eingewickelt in warmen Decken und ihre Kleidung hatten sie mit Zeitungspapier, sowie Buchseiten ausgestopft. „Es hält die Wärme direkt am Körper. Es lässt die Wärme demnach auch nicht entweichen. Ich muss es schließlich wissen, ich habe mehrere Jahre auf den Straßen New York’s gelebt!“, meinte ein Mann mittleren Altes, als er gefragt wurde, weswegen er dies tat. Kurze Zeit später beschäftigte sich auch jeder andere mit dem Vorhaben, seine Kleidung auszustopfen.
    Mittlerweile waren alle zur Ruhe gekommen. Sie saßen oder lagen auf den vorhandenen Sesseln und hörten der Stille zu. Welch Ironie sich doch dahinter verbarg. Würden sie sich nicht in dieser Lage befinden, dann hätten sie es auch nie verstanden, wie man der Stille zuhören konnte. Allerdings wurde eben diese Ruhephase abrupt unterbrochen.
    „Sie hat hohes Fieber und sie ist heute Morgen auch nicht aufgewacht!“, die panische Stimme einer Frau ertönte. Sofort standen alle Anwesenden besorgt um das junge Mädchen, welches angespannt in einer Decke eingewickelt auf der Couch lag.
    „Gestern ging es ihr doch noch gut?“
    „Ja, gestern haben wir auch noch ein normales Leben geführt. Man sieht ja, was innerhalb von einem Tag passieren kann!“, entgegnete ein etwas älterer Herr.
    „Ich verstehe das nicht. Sie meinte nur, dass sie sich die Tage irgendwie am Bein verletzt hat“, sprach die blonde Frau weiter, ohne auf die sarkastische Äußerung des Mannes einzugehen. Just in diesem Moment sahen sich Sam und die Frau in die Augen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schlugen sie die Decke beiseite und krempelten die Hose hoch. Was sie erblickten, ließ sie erstarren. Die vermutet ‚kleine‘ Verletzung wurde von schwarzen Blutlinien umrandet.
    „Eine Blutvergiftung.“ Die Äußerung blieb offen im Raum stehen.
    Hysterisch blätterte die Blondine in einem kleinen Buch rum. Woher sie das genau hatte, wusste man in diesem Moment nicht, allerdings war es allen auch herzlich egal. Wie sich herausstellte standen allerlei Krankheiten, sowie deren Gegenmittel darin beschrieben.
    „Sie braucht schnellstmöglich Penizillin, sonst …“
    Die Blondine brauchte nicht weiter sprechen. Alle Anwesenden verstanden diese klare Äußerung, daher versuchten sie auch fieberhaft nach einer Lösung zu suchen. Doch wo sollte man in solch einer katastrophalen Zeit Penizillin herkriegen? Und dann auch noch in einer Bibliothek? Ratlosigkeit übermahnte Sam. Sie war das Mädchen, welches er mehr als nur mochte. Er konnte es nicht mit ansehen, wie sie dort lag und fieberhaft um ihr Überleben kämpfte. Würde er nicht schnell handeln würde sie das nicht überstehen. Verzweifelt blickte er in das Kaminfeuer.
    „Das Schiff…“, murmelte der Hundebesitzer in seinen Mantel. Sam’s braune Augen schossen in seine Richtung. Das war es!
    Zugegeben, es war moralisch undenkbar, dass ein Schiff – genauer gesagt ein riesiger Frachter, der unter normalen Umständen nur im Ozean anzutreffen war – mitten in New York verweilte. Doch hatte das Wetter die riesige Flut, die die große Stadt erst vor kurzem überrollt hatte, zu Eis erstarren lassen. Es musste also geschehen sein, als die gewaltigen Wassermassen sich in New York verbreiteten. Und danach war es kälter geworden, so kalt, dass die Wasseroberfläche zu einem festen Untergrund erstarrte.
    Sam war nicht allein zum Schiff gelaufen – nein, er hatte zwei Begleiter, über die er im Nachhinein betrachtet auch mehr als froh war. Schnell hatten sie das Arzneimittel im riesigen Frachter gefunden, doch wurden sie ebenso schnell durch ausgehungerte Wölfe überrascht. Ihnen blieb nicht die Zeit darüber nachzudenken woher genau diese Tiere eigentlich gekommen waren, denn sie griffen bereits an. In einem chaotischen Durcheinander, was zwischen Leben und Tod entscheiden würde, schafften es die Drei den ausgehungerten Tieren zu entkommen. Allerdings nicht, ohne Verluste. Sams Freund wurde dabei verletzt – die Wölfe hatten sich in seinem Bein verbissen.
    Schwerfällig versuchte die Drei nun zurück in die Bibliothek zu kommen. Vor Anstrengung erschöpft liefen sie durch den hohen Schnee, bis sich ihre Sicht auf einmal aufklarte. Abrupt blieb Sam stehen. Verwirrt sah er sich nach allen Seiten um, bis er mit weit aufgerissenen Augen in den Himmel sah: riesig aufgetürmte Wolken, die einem Vulkankrater glichen, rankten sich in den Himmel empor. Ein eisblaues Himmelszelt glitzerte ihnen entgegen.
    Sie befanden sich im Auge des Hurrikans.
    „Lauft!“
    Durch die von Angst erfüllte Aufforderung rannten sie los; Sam stützte seinen verletzten Kameraden. Zusammen humpelten sie durch den Schnee, hinein in das Haus. Um sie herum gefror alles in Sekundenschnelle zu Eis. Nie hätte Sam daran gedacht, dass die Auswirkungen des Hurrikans so schrecklich waren. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte er seinen Freund voran; nicht aufgeben! Nicht aufgeben. Als sie bei den anderen ankamen, konnte man in deren Augen ebenfalls Panik und Angst erkennen. Mit der letzten Kraft, die Sam aufbringen konnte, versiegelte er die Tür. Nur, damit sie nach kurzer Zeit zu einer stahlharten Eiswand wurde…


    Verbissen kämpften sich die zwei Männer voran. Gerade hatten sie New York erreicht und waren nun auf der Suche nach der Bibliothek – dort wo sein Sohn, Sam, sein sollte. Nach wenigen Metern blieb einer der beiden stehen. „Jack. Ich glaube nicht, das wir Sam finden werden…“
    Kopfschüttelnd lief besagter Mann weiter. Nein! Er hatte es versprochen …
    „Jack… Laut des Gerätes müsste die Bibliothek genau hier sein.“
    Verzweifelt blieb er stehen. Sie standen von riesigen Hochhäusern eingekesselt auf einem schneebedecktem Hügel. Sie muss genau hier sein… genau hier. Langsam schloss Jack die Augen. Bilder der Vergangenheit schoben sich in sein Gedächtnis. Sam und er im Urlaub. Sam und er bei ihrem ersten Fußballspiel. Und Sams verzweifelte Stimme am Telefon, als er seinen Sohn vor dem Hurrikan gewarnt hatte. Schlagartig sah Jack wieder nach vorn und ging weiter. Er lebt. Ich weiß es einfach!
    Er lief den Hügel hinunter und drehte sich nach seinem Freund um, der direkt hinter ihm stand und einen mitleidigen Blick durch die dicke Schneebrille äußerte. „Sieh doch!“ – er drehte sich ebenfalls um. Sie muss genau hier sein. Ja, natürlich. Sie ist ja auch hier!
    Vollkommen im Schnee versunken stand die Bibliothek da. Jack und sein Begleiter waren über das Dach des Gebäudes gelaufen, kein Wunder, das sie die Bibliothek nicht erblicken konnten!
    Im Inneren war alles vereist. Mit einer Taschenlampe bewaffnet schritten die beiden Männer durch die Gänge. Unter ihren Füßen knirschte es leise, die einzige Geräuschquelle. Es war vollkommen ruhig um sie geworden, gespenstisch und verlassen wirkte das Innenleben der einstigen Bibliothek. Jacks Mut sank mit jedem Schritt den er nach vorn tätigte. Kam er zu spät? Hatte er sein Versprechen, seinen Sohn hier rauszuholen, nicht einhalten können?
    Plötzlich versperrte eine dicke vereiste Tür ihnen den Weg. Man konnte ein schwaches Licht durch den winzigen Spalt am Boden erkennen. Vorsichtig stieß Jack die Tür auf. Ein schwaches Kaminfeuer knisterte vor sich hin. Auf dem Mobiliar saßen und lagen einige Menschen. Ihre Augen waren geschlossen. Mit der Taschenlampe beleuchtete Jack jedes ihrer Gesichter, bis er schließlich bei einem vertrauten hängen blieb.
    Durch das plötzliche grelle Licht blinzelten einige der Personen. Der alte Mann sah verwundert zur Tür. „Wer – Wer ist das?“
    Sam, der in einer Decke eingekuschelt an der Wand gelehnt saß, sah ebenfalls auf. Ein erleichtertes und frohes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er antwortete.
    „Mein Vater.“



    ~



    „In den letzten Tagen mussten wir mit ansehen, wie hunderte Menschen auf Grund der neuen Eiszeit ihr Leben verloren haben. Und das nur, weil wir Menschen immer der Überzeugung waren, wir könnten die Welt nach unserem Willen formen – doch das war ein riskanter Fehler. Mutter Natur hat uns gezeigt, dass die Erde vollkommen unberührt von unserem Denken und Handeln existiert. Wir müssen uns ihrem Willen und ihrer zerstörerischer Kraft beugen. Nicht der Planet muss mit uns leben, nein, wir müssen mit all den Wundern und Problemen auf dieser einzigartigen Welt klar kommen – denn wir haben nur diese Eine.“ – unbekannt (ich)


    „Es gibt Überlebende.“ – „Danke, das … ist eine gute Nachricht.“ – Präsident zum Vorsitzenden des Natur- und Wissenschaftsrates


    „Die zerstörerische Gewalt der Natur, die wir in den vergangenen Wochen miterleben mussten, hat uns alle mit tiefer Demut erfüllt. Viele Jahre haben wir geglaubt, uns der natürlichen Ressourcen unseres Planeten uneingeschränkt zu bedienen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Wir haben uns geirrt. Ich habe mich geirrt.
    Die Tatsache, dass ich hier auf ausländischem Bode zu Ihnen spreche, ist Zeugnis unserer veränderten Realität. Nicht nur wir Amerikaner, sondern auch viel andere Menschen auf der Erde sind nun Gäste in den Ländern, die wir einst als Dritte Welt bezeichnet haben. Sie nahmen uns in Zeiten der Not bei sich auf und gewährten uns Schutz.
    Und ich empfinde tiefe Dankbarkeit für ihre Gastfreundschaft.“ – Präsident in der Rede an die Bevölkerung


    „Sieh dir das an!“ – „Was?“ – „Die Luft war noch nie so klar…“ – Astronauten im Spaceshuttle


    [/tabmenu]

  • Huhu ~
    Ich hab gesagt, ich kommentiere, also kommentiere ich. o/ Und da ich gesagt habe, ich mache Carpe Diem, würde alles andere auch keinen Sinn ergeben...


    Titel (& Headerzeugs)


    Mich als Lateinfreak hattest du damit sofort. Carpe Diem ist ein ziemlich bekannter Ausdruck, der in Verbindung mit der Geschichte noch einmal richtig nachhängt und auch sehr gut passt. Das Bild ist da natürlich sehr irreführend, weil man automatisch etwas Schönes erwartet, aber nein, wieso auch. ;A; Nein, wirklich es gefällt mir. Das Zitat finde ich auch passend und joa... Viel mehr habe ich gar nicht zu sagen. Hast du gut gemacht. :3


    Sprachliches


    An sich mag ich den Stil sehr, weil ihm irgendwie etwas... Trauriges? Sentimentales? Anheftet. Über manche Sachen bin ich etwas gestolpert (wie "Seelenfenster" und ähnliche Ausdrücke), sowas finde ich im Fließtext nicht so schön, aber gut, in den Stil rede ich nicht gern rein, weil das etwas sehr Persönliches ist. Ich mag's ja auch nicht, wenn mir jemand sagt, ich solle meinen Stil verbiegen, haha. Wollte es nur anmerken. Ansonsten ist es sprachlich wirklich gut gelungen und die Atmosphäre wurde super in den Stil umgesetzt.
    Vor allem das Ende mag ich, wenn da quasi dieser... Nicht personelle Erzähler ist und einfach nur die Szene beschrieben wird und trotzdem noch atmosphärisch. Gerade diese Perspektive macht die ganze Situation irgendwie gruselig und wenn man dann hinterher da sitzt und einfach nur "damn" denkt, hat der Stil sicher seinen Teil dazu beigetragen. Bei mir war es jedenfalls so.


    Zitat

    Es harkte ein wenig, was wohl ein Zeichen für seltenes Benutzen war.


    Ich glaube, es heißt eher "hakte". Das "harken" sehe ich eher in Verbindung mit Gartengeräten. x)


    Zitat

    Wahrscheinlich war es ungewollt gesehen, aber immerhin bereitete ihm das Suchen nun keine Schwierigkeiten.


    Okay, ich nehme einfach mal an, du meinst "geschehen", und das Komma fehlt in beiden Varianten.


    Zitat

    Niemand hätte die Frage nach dem 'Warum?' beantworten können, hätte man nicht den leblosen Körper des 17 Jährigen auf dem Boden gefunden...


    Es gibt viele Varianten, wie man das schreiben kann. Das ist keine davon. ^^" Gegangen wäre "17jährigen", 17-jährigen", "Siebzehnjährigen" oder "Siebzehn-jährigen".


    Ansonsten ist mir aber in Richtung R&G nichts Fehlerhaftes aufgefallen. Gut so. =D (Wäre es anders, würde ich mir auch Sorgen machen.)


    Inhalt


    Kommen wir nun endlich zum wichtigsten Teil. Wie ich dir schon auf Skype gesagt habe (haha), gefällt mir die KG sehr gut. Vor allem mag ich die Stimmung, und das Ende ist schön traurig, wie ich es mag... Beziehungsweise hassliebe... Gut gelungen auf jeden Fall. Aber der Reihe nach.
    Da ich, wie du weißt, den Film nicht gesehen habe, gehe ich da völlig blind an die Sache ran, also verzeih', sollte ich doofe Fragen stellen. ^^"
    Also, wir haben den Jungen, der gerne schauspielert, aber sein Vater will das nicht und hat ihn auf eine Militärschule geschickt, was wiederum der Junge nicht will. Soweit, so gut. Also, deshalb bringt er sich um, weil er darin die einzige Möglichkeit sieht, wirklich frei zu sein. (?) Den Vater mag ich, obwohl er nur in den Gedanken vorgekommen ist, gar nicht, und habe durchaus Mitleid mit dem Jungen. Kann mir gar nicht vorstellen, wie so eine Situation sein muss... Oh Gott, wenn man mir das Singen verbieten würde, Hilfe. Daher nachvollziehbar, seine Gefühle.
    Und er... Bricht in das Haus seines Vaters ein, weil da... Die Schrotflinte / sonstiges Schießgerät ist? Nehme ich jetzt einfach mal an. Erst einmal war ich zu blöd, zu kapieren, dass der sich den Schlüssel holt, Brett-vorm-Kopf-Moment, tut mir leid. Aber nein, das hat alles seine logische Richtigkeit so. ^^"
    Dass er die Kälte nicht spürt, ist logisch und nachvollziehbar, was er vorhat, ist schließlich so lebensverändernd (im wahrsten Sinne des Wortes), dass da äußere Umstände durchaus mal ignoriert werden von Körper und Geist. Was mich hier irgendwie zum Stocken gebracht hat (auf positive Art), war "Oder war es ganz einfach nur die elementare Kälte, die er ausblendete?". Das "elementare" lässt vermuten, dass er innerlich kalt ist (wie war das noch gleich? Wenn man kalt ist, so friert man nicht mehr?), und das finde ich interessant. Wahrscheinlich interpretiere ich a einfach viel zu viel rein, aber mein erster Gedanke war, dass er dadurch kalt ist, dass er nun einmal nicht frei ist und in die von seinem Vater vorgegebenen Bahnen gezwungen wird, die ihm völlig egal sind und damit ist ihm sein Leben auch egal bzw. er sieht keinen Sinn mehr darin.
    Was ich beim Lesen empfunden habe, ging irgendwie in die Richtung: ich hab geahnt, dass so etwas passieren würde, aber ich habe gehofft, das würde es nicht. Damit hast du es geschafft, mich am Ende geradezu in die Verzweiflung zu stürzen, übertrieben ausgedrückt. Sagen wir, ein "Oh Gott, warum so traurig die KG" hat meine Gefühle dann doch nicht so ganz vollends beschrieben, vor allem nicht im Nachhinein. Du hast es geschafft, dass die Geschichte wirklich nachhängt und man sich erst nach einem Moment Innehalten richtig bewusst wird, was da eigentlich passiert ist. Großes Kompliment dafür, sowas schaffen bei mir nicht viele.


    Ja, ich habe wirklich so gut wie gar nichts zu kritisieren. Was dazu geführt hat, dass das hier kürzer wurde, als es sollte. D= Aber ich weiß jetzt jedenfalls, dass ich ab jetzt öfter hier reinschaue und vielleicht dann und wann mal wieder einen Kommentar dalasse, wenn du weiter so ablieferst. ^-^


    Nija ~







  • say you want it, say you need it, say you hate it


    Mit einem dumpfen Aufprall fiel der leblose Körper vor mir auf den Boden. Meine Augen waren weit aufgerissen und voller Entsetzen. Ich visierte irgendeinen Punkt vor mir an, vermochte allerdings nicht zu sagen, was es genau war. Ich sah nichts, spürte nichts. Ich registrierte nicht einmal den beißend kalten Wind, der an meiner Kleidung zerrte und die restlichen Personen, die wenige Meter von mir entfernt standen ebenso wenig. Waren sie bestürzt? Waren sie entsetzt? Was interessierte es mich. Was interessierte mich ihre nutzlose Anwesenheit in diesem Krieg. Sie standen nur regungslos dort, besorgt um ihr eigenes Leben, nicht bereit, für ihre Familie oder Freunde zu kämpfen. Oder gar zu sterben.


    the show has just begun


    Mein Blick glitt zu ihr hinab. Die sonst so lebensfrohen Augen waren geschlossen und ihre langen Haare lagen einem Fächer gleich um sie herum ausgebreitet. Sie sah so zerbrechlich wirkend aus, so jung, so… unschuldig.
    Warum? Warum hatte sie mir das Leben gerettet? Wieso war sie nach vorn gestürmt und hatte sich zwischen mir und dem gegnerischen Angriff gestellt? Sie verdiente es einfach nicht auf diese Weise ihr Leben zu lassen. Nicht hier, nicht jetzt, nicht so, nicht für mich. Für niemanden. Sie sollte leben. Glücklich sein, ihre Tage genießen und ihre Träume verwirklichen, von denen sie mir einst berichtet hatte.
    Meine Sicht verschleierte aufgrund der Tränen in meinen Augen. Sie bahnten sich ihren Weg über meine kühle Haut, flossen schließlich unaufhaltsam mein Kinn hinab und fielen auf den Boden. Kraftlos sank ich auf die Knie und kniff meine Augen angestrengt zusammen. Ich wollte es nicht sehen. Das Leid, den Krieg. Gar nichts. Nichts auf der Welt vermochte in meinen Augen noch einen Sinn zu ergeben. Nicht mehr.
    „Wie schade es doch um dieses hübsche Ding ist, findest du nicht?”
    Die Stimme meines Gegenübers riss mich aus den Gedanken und zwang mich aus meiner Starre zu erwachen, sodass ich aufblickte. Wenige Meter von meiner Position entfernt stand er; mein Feind. Mein Gegner. Derjenige, der für den Tod von ihr verantwortlich war.
    „Erstaunlich, dass sie ihr Leben wegen so einer minderwertigen Person wie dir weg geschmissen hat.“ Kopfschüttelnd und süffisant grinsend suchte er meinen Blickkontakt. „Wie… erbärmlich.“


    you want it, alright?


    Tief in meinem Inneren erwachte eine Wut, ein solch ungebändigter Hass, den ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Er überschattete alles. All jene positiven Gefühle, die ein Mensch empfinden konnte. Er breitete sich immer weiter aus, als wenn er durch meine Adern gleich meines Blutes fließen würde. Mein Blickfeld beschränkte sich einzig allein auf meinen Gegner. Alles andere blendete ich aus. Ich wollte nichts mehr fühlen. Ich wollte nichts mehr hören und sehen. Ich wollte nichts mehr wissen von dieser Welt. Sie sollte verkommen. Verkommen an dem ganzen Schmerz, den sie anderen zufügte. Ich blickte auf den Boden.
    Ich hasste meine Unfähigkeit, etwas an diesem Krieg zu verändern. Ich konnte nichts tun. Nichts tun… nur zu sehen, wie die Menschen, die ich liebte, starben. Einer nach dem anderen. Und ich vermochte nichts tun zu können.
    Töte ihn. Töte sie alle. All jene, die dir dieses Leid zufügen.
    Ich sah wieder auf. Ich spürte den Hass nun deutlicher als je zuvor. Er umgab mich wie eine geladene Gewitterwolke und schirmte mich von allen äußeren Eindrücken ab. Doch es war mir egal. Egal, ob irgendjemand was sagen wollte. Mir war es gleich, was nun geschehen würde. Mit mir. Mit der Welt.
    Töte ihn.
    Ein Knurren verließ meine Lippen. Ja, sie würden es bereuen. Sie würden die gleichen Schmerzen wie ich spüren. Sie würden ebenso an den Rand der Verzweiflung getrieben werden. Alle. Ausnahmslos.


    by all you hating - this will make you ultranumb

  • Ich habe schon vor langerem deine Kurzgeschichten entdeckt und deine bisherigen Kurzgeschichten gelesen, bis auf wenige Ausnahmen - habe mich aber eher im Hintergrund gehalten. ^^; Dass du ein großes Talent bist, brauche ich dir wohl nicht vorzuschwärmen. :P Uu deiner letzten Geschichte wollte ich allerdings kurz etwas loswerden, weil es bis jetzt meine Liebste von dir ist.
    Zum einen finde ich das Lied ULTRAnumb von Blue Stahli eine ziemlich tolle Wahl. Nicht nur, dass ich es immer noch rauf und runter höre *siehe meine Signatur*, sondern habe ich es auch zu einem Charaktersong einer meiner OCs gemacht, der so ziemlich dasselbe geschehen ist, wie du's in deiner Geschichte beschrieben hast. Deswegen kann ich da eine kleine persönliche Verbindung von dem Text zu meinen Gedanken herstellen, was für ein Zufall aber auch. x'D


    Das Bild zur Geschichte passt wie die Faust aufs Auge, da es perfekt ausdrückt, wie einem vor lauter Hass und Wut rot vor Augen wird. Die hervorgehobenen Liedstellen zwischen den Absätzen gefallen mir auch und passen zu den folgenden Erzählungen. Gegen den Schreibstil habe ich nichts einzuwenden, die Beschreibungen gelingen dir immer wieder sehr gut.

  • Hey Liz. :)
    Ich dachte ich schaue mal wieder vorbei, da ich deine Kurzgeschichte „The day after tomorrow“ schon seit längerer Zeit mal überflogen habe. Leider habe ich den Film dazu nie gesehen, nur kenne ich diesen vom hören. Und da merke ich wieder, welch Filmbanause ich doch bin. ._. Deswegen sagt mir auch der Header leide nichts, aber so allgemein finde ich das es die Situation in deiner Geschichte treffend widerspiegelt. Im allgemeinen finde ich es im übrigen schön, dass du zu deinen Werken immer ein Bild anbringst oder dies meist tust, so wirkt es viel einladender.^^


    Im allgemeinen war wenig Platz für Gefühle in deinem Werk zu finden, mehr hast du dich auf die Handlung fokussiert, wobei ich dies nicht unbedingt negativ meine, da diese dadurch besonders zur Geltung kam, mitsamt der Thematik in deiner KG. Etwas schade fand ich es aber dennoch, dass du nur lediglich einige Anspielungen der Persönlichkeiten der Charas gemacht hast bzw. auch eben die Beziehungen zwischen Sam und dem Mädchen, die eher zu kurz kommt. Dennoch aber durch die Handlung und gerade durch die Taten von Sam, verdeutlicht, nur anderweitig gemacht.
    Zu Beginnst steigst du sofort in die Situation ein, es bleibt wenig Zeit für eine „Einführung“, sofort wird man als Leser mit dem Geschehen und den handelten Problem konfrontiert. Ich war zu nächst etwas verwirrt, als du dann die Szenen abrupt gewechselt hast, bis ich nach dem Lesen bemerkt habe, dass die erste Sicht bzw. die Person aus der du dies schilderst, der Vater von Sam ist, welcher versucht seinen Sohn zu finden. Besonders durch jenen Szenen Wechsel, fragt man sich als Leser was danach kommt und schnürt die Neugierde des einen. Erst später lichten sich die Ereignisse und die Menschen versuchen einen Ausweg aus diesem Übel zu finden. Hier stellst du besonders diese Panik der Menschen gut dar, ohne aber das zu übertreiben, sondern natürlich und auch die wenigen Konversationen wirken gut mit eingebaut. Teilweise wirkte es aber dennoch mehr wie ein Geschehen das sich mehr distanziert abgespielt hat und gegen Ende w eher offen ausartet und man nur durch die nächsten Aussagen nach dem Inhalt die Zukunft dessen erfahren bzw. erahnen kann. Dadurch das es sich relativ schnell alles abspielt, hatte man selbst – und dies ist aber nur meine Ansicht -, das Gefühl einiges in gewisser Weise nicht mitbekommen zu haben, was möglicherweise für das weitere relevant gewesen wäre. Zumindest ist dies aber nur meine Meinung im Bezug auf dessen. Ich finde das du trotz dessen, die Handlung in einem guten Licht präsentiert hast und generell mochte ich das Ende sehr, auch wenn man die Lage des Mädchens nicht mehr erfahren hat, kann man es sich bereits denken was sich ereignet hatte. Dazu hast diese sehr offen gestaltet und besonders es mit einem einigen Satz enden zu lassen, fand ich gelungen und ein schöner Ausklang der Handlung.
    Die Beschreibungen der Ortschaft waren zwar auch eher zu kurz, dennoch hast du dir Mühe gegeben diese mit einfließen zu lassen und ich konnte mir dennoch ein gutes Bild davon machen, auch wenn ich es wiederum schade fand, dass man wenige Hintergründe der Protagonisten erfahren hat. Ich hätte es zum einen interessiert gefunden zu erfahren, wie sich Vater und Sohn getrennt haben oder wie diese Trennung entstand (wenn ich etwas diesbezüglich überlesen habe, kannst du mich gerne darauf aufmerksam machen), aber auch allgemein etwas über die Charaktere selbst, was mir ehrlich gesagt etwas fehlte, selbst wenn eher hier die Problematik – wie ich erwähnt habe -, deutlich präsenter war.
    Alles in allem hat mir diese Geschichte gefallen und ich fand die Szenenwechsel im Nachhinein wirklich gut und abwechslungsreich.


    Schönheitsfehler
    Und eben diese kalte Naturerscheinung löste der den? Hurrikan aus.
    Schwerfällig versuchten die anderen die Drei zurück in die Bibliothek zu kommen.


    Man liest sich bestimmt mal wieder. (:
    Dunames





  • Das gestiefelte Mauzi



    „Ich lass mir ein Paar Pelzhandschuhe aus dem Fell des Katers fertigen! Dann ists um ihn geschehen!“
    Verzweiflung begleitete die Stimme des jüngsten Müllersohnes, als er voller Trübsal anfing zu reden. Er hatte allen Grund dazu. Mit dem Tod seines Vaters hatte er alles verloren - oder besser gesagt: seine älteren Brüder bekamen die wirklich wichtigen Dinge. Ihm schrieb man nur den Kater zu. Mich, ein Mauzi, was die meiste Zeit damit verbrachte, die Mühle vor Rattfratz zu schützen. Tag ein, Tag aus jagte ich die violett gefärbten Ratten. Doch als mein neuer Besitzer so sprach, wurde ich nervös. Ja, ich verstand die Menschen. Jedes einzelne Wort konnte mein Verstand identifizieren und einer Bedeutung zuordnen. Doch warum sollte ich sterben? Nur weil er in einer Welt aus Trostlosigkeit gefangen war und nicht mehr wusste, was er mit seinem Leben anfangen sollte? Nein, das war doch lächerlich!
    „Hört mir doch zu, Herr!“ Meine kratzige Stimme erklang in dem kleinen Zimmerchen. „Lasst mich am Leben. Ich kann Euch vom großen Nutzen sein!“ Ich machte eine kurze Pause, um meinen Worten eine stärkere Aussagekraft zu verleihen. Die grauen Augen des Menschen musterten mich fassungslos. Nicht im Stande etwas zu erwidern, starrte er mich gebannt an.
    „Kauft mir nur ein paar Stiefel, sodass ich ausgehen kann. Ich verspreche Euch, dass Euch bald geholfen sein wird!“ Leise tappte ich auf meinen Besitzer zu, im Gehen richtete ich mich auf. Auf zwei Beinen stand ich vor ihm, wie ein Mensch. Mein Schwanz streckte ich elegant in die Höhe, um einen noch edleren Eindruck zu hinterlassen. Aufrichtig sah ich zu meinem Herren hinauf, meine grünen Katzenaugen schimmerten voller Tatendrang im flackernden Licht der Kerze.
    Der Müllersohn kam meiner Bitte nach, wahrscheinlich war er zu erstaunt oder verwirrt von der Situation und meinem Verhalten. Aber er ließ mich am Leben und dafür würde ich mein Versprechen halten! Schon wenig später lief ich geschäftig und aufrecht zwischen den Menschen umher. Einige blickten mich ängstlich an, andere ignorierten mich komplett. Doch was interessierte es mich? Ich hörte mich ein wenig in der kleinen Stadt um, es musste ja irgendwo Arbeit für mich geben, wofür ich Gold bekommen würde. Und tatsächlich schnappte ich eine wirklich einladende Information auf. Der König sehnte sich nach Taubsi oder, besser gesagt, nach ihrem essbaren Zustand. Leider war aber niemand im Stande, diese Sehnsucht zu erfüllen.
    Taubsi waren in dieser Gegend keine Seltenheit, doch waren sie mit der Zeit immer scheuer geworden, sodass kein Jäger eines zu fangen vermochte. Allerdings besaßen die Zweibeiner auch nicht die List eines Katers, wie ich einer war! Einen Sack voll Körner und ein langes Seil hatte ich mitgenommen. Tief im Wald stellte ich den Vögeln eine Falle, der sie nicht entgehen konnten, zu verfressen waren doch diese dummen Pokémon! Den Sack legte ich auf den Boden, befestigte jedoch zuvor das Seil an diesem, um meine Beute wenig später zu fangen. Aber vorerst musste ich warten. Schnell versteckte ich mich hinter einem dicht bewachsenen Sinelbeerbusch und legte mich auf die Lauer. Voller Anspannung zuckten meine Ohren und mein Schwanz bei dem kleinsten Geräusch hin und her. Schon wenig später erschienen die braun gefiederten Vögel und pickten das Korn mit ihren gelben Schnäbeln auf. Ich duckte mich weiter nach unten, mein Körper verschmolz förmlich mit dem Waldboden. Meine Vorderpfoten gruben sich in den lehmigen Waldboden und jeder Muskel meines Leibes war felsenfest angespannt. Meine Seelenspiegel fixierten die braun gefiederten Pokémon, jede ihrer noch so kleinen Bewegungen nahm ich war. Ich ließ sie nicht aus den Augen, zu sehr nahm mich die Rolle des Jägers ein.
    Die Körner führten direkt in den Sack hinein, allerdings schienen die Taubsi das für normal zu halten. Was für dumme Vögel! Erst schlüpfte eines hinein, dann zwei und wenig später waren es bereits vier. Beim Siebten packte ich das Seil blitzschnell mit meinen Pfoten und zog den Sack zu. Ein Grinsen brachte meine Mundwinkel dazu, nach oben zu huschen und meine spitzen Eckzähne entblößten sich dabei. Als wenn ein wütender Sturm losgebrochen sei, zappelten die wilden Taubsi im Inneren des Beutels herum. Jenem Getümmel bereitete ich jedoch wenig später ein Ende, indem ich die Vögel erschlug. Anschließend schultere ich den Sack und machte mich auf den Weg ins Schloss - zum König.
    „Halt. Wohin des Weges?“ Die Stimme des Wachmannes durchschnitt den anbrechenden Abend.
    „Lasset mich durch, ich bringe dem König einen Sack voll Taubsi!“, entgegnete ich kurz angebunden. Die Wachleute musterten mich ebenso verwirrt, wie schon die Menschen in der Stadt.
    „Ach, lass ihn nur gehen. Dem König wird schnell langweilig. Ein sprechendes Mauzi bringt ihm vielleicht Vergnügen!“, meinte ein Anderer.
    Ein gar seltsamer Blick traf mich, als ich vor den König trat.
    Bevor ich anfing zu sprechen, verbeugte ich mich tief. „Mein König! Mein Herr, der Graf schickt mich. Ich soll Euch ein Geschenk überbringen. Er lässt schöne Grüße für Euch ausrichten und schenkt Euch diese Taubsi!“
    Vor Freude kaum zu halten, befahl mir der König aus der Schatzkammer so viel Gold in den Sack zu tun, wie ich nur tragen konnte. „Bringe dies deinem Herren und richte ihm meinen Dank aus!“
    Wie befohlen füllte ich den Sack mit Gold und machte mich auf den Weg zu meinem Besitzer. Es stellte kein leichtes Unterfangen dar, als Kater einen ganzen Sack voll Gold zu schleppen. Die Vorfreude auf die Reaktion meines Heeren, spornte mich allerdings weiter an.
    Als ich dort ankam, saß dieser betrübt hinter dem Fenster und starrte Löcher in die Gegend. Welch jämmerliches Dasein er doch an den Tag legte! Nur gut, dass ich ihm ein guter Freund war. Ja, ein Freund! Kein Haustier!
    Auf leisen Sohlen tappte ich zu ihm an den Tisch und legte den Beutel auf diesen. Erschrocken über mein plötzliches Erscheinen zuckte mein Herr zusammen und blickte ungläubig auf den vollen Sack. „Sag, was bringst du mir?“, fragte er überrascht.
    Ich blickte ihn aus meinen grünen Katzenaugen an. „Seht selbst“, entgegnete ich.
    Geduldig blieb ich neben meinem Besitzer stehen und wartete bis dieser den Sack öffnete. Fassungslos und voller Freude schnappte er nach Luft.
    „Der König dankt Euch für die Taubsi und will Euch reich belohnen“, fügte ich hinzu, bevor ich auf den Stuhl gegenüber meines Heeren sprang. Es machte mich glücklich, dass dieser sich über meine Arbeit freute. Er war nun nicht mehr arm und er hatte auch nicht das schlechteste Erbe bekommen! Was sollte sein Bruder mit der Mühle anfangen, wenn es kein Korn gab, was er zu Mehl verarbeiten konnte? Und was sollte sein anderer Bruder mit einem gewöhnlichen Tauros schon großartig machen? Aber mein Herr, der hatte mich! Ich konnte ihm Gold bringen, viel Gold! Ein großes Reichtum konnte ich ihm ermöglichen. Gleich morgen werde ich wieder meine Stiefel anziehen, einen Sack voll Taubsi fangen und dem König präsentieren!

  • Hallo Liz. (:


    Nach deinem lieben Kommi, hab ich mich mal nach shattered umgeschaut und festgestellt, dass du ja ein neues Topic hast! Und da du zu deinem aktuellen Text noch gar kein Kommi bekommen hast, dachte ich mir, ich bedank mich für deinen Kommi, gleich mal mit nem Kommi. (:


    Das gestiefelte Mauzi
    (Vorneweg eine kleine Sache bei deiner Bildquelle. ^^ Du hast da einen ziemlich fetten Google-Link dahinter und ich dachte mir, vielleicht möchtest du nicht die kürzere Variante verwenden, direkt zu der Seite in bulbapedia, wo man das - absolut passende! - Bild von Mauzi findet? Hier wäre der Link: *klick* — wäre in der Form übrigens absolut Urheberrechtskonform. ;) Btw. Mein persönliches Lieblingsbild vom Gestiefelten Kater: *klick*)
    Ich kenne die Geschichte vom gestiefelten Kater - nun ja, nicht komplett auswendig, aber ich mag sie. Allgemein eines meiner Lieblingsmärchen. (Und nicht zuletzt mehr in den Mittelpunkt gerückt dank Shrek 2. ;3) Also war mir der Inhalt so einigermaßen klar, aber natürlich war ich trotzdem gespannt darauf.


    Ich kann sehr gut verstehen, warum du diese KG so magst, sie ist nämlich wirklich süß und ich hab sie gern gelesen. (: Zum einen mag ich das Märchen vom gestiefelten Kater sowieso, zum anderen mag ich Katzen ganz allgemein sehr und mag auch Mauzi. Eine bessere Kombi gibt’s da bei mir natürlich nicht. ;)
    Der Anfang der KG mit der wörtlichen Rede ist immer gut, weil es - imo - kaum einen plötzlicheren Einstieg gibt, als einen Charakter gleich zu Beginn etwas sagen zu lassen. Zuerst denkt man noch, dass ein allgemeiner Erzähler existiert, aber bald stellt man fest, dass das Mauzi selbst die Geschichte erzählt. Das gefällt mir sehr. Und dass es sprechen kann hilft ihm natürlich sehr, auch wenn der Müllersohn so geschockt davon ist, dass er ohnehin nichts erwidert. Aber das wäre wohl jeder, wenn das Haustier plötzlich sprechen kann. Sehr schön fand ich hier die Szene, wo Mauzi sich aufrichtet, das war höchst gut inszeniert und außerdem so wichtig hier! Der Kater zeigt sich für die paar Stiefel natürlich sofort erkenntlich und macht sich daran seinem Herrn zu helfen. Natürlich ist ein gestiefeltes, aufrecht gehendes Mauzi nichts Alltägliches und die Menschen waren zurecht verwundert darüber. Aber unser Kater war viel zu fixiert auf seine bevorstehende Aufgabe, um so einer Nichtigkeit viel Aufmerksamkeit zu schenken.
    Der König verlangt also nach Taubsi - wohl ein Feinschmecker, auch wenn man sich wohl um den Geschmack von Taubsi streiten kann, aber Tauben wurden früher durchaus gegessen - und heute wohl auch noch laut Wiki: *klick*. Auch wenn es im Original keine Tauben, sondern Rebhühner waren, aber ich finde, Taubsi sind ein gutes Äquivalent. ;) Die List des Katers bei der Jagd der Taubsi fand ich sehr genial und auch sehr gut beschrieben. Du hast hier deutlich noch mal den tierischen Jagdinstinkt herausgestellt und so war der Kater - trotz menschlicher Stimme und aufrechtem Gang - immer noch ein Tier. Er bringt seinen Fang dann natürlich dem König, wo ihn die Wachen erstmal aufhalten wollen. Nun ja, ein sprechendes Mauzi mit einem Sack voll Taubsi ist ja nun keine alltägliche Sache. Aber schließlich lassen sie ihn durch und er kann seine Beute dem König präsentieren. Eine weitere List des Katers: er nennt seinen Herrn - den jüngsten Müllersohn - „Graf” und stellt ihn damit in einen wesentlich höheren Stand als er eigentlich ist. Der König ist natürlich sichtlich aus dem Häuschen und gibt dem Kater so viel Gold mit, wie er tragen kann. Und dieses Gold präsentiert das Mauzi dem Müllersohn, der mehr als überrascht darüber war. Aber damit hatte der Kater seinen Wert eindeutig bewiesen und konnte seinem Herrn von Nutzen sein. Der wird dann natürlich mehr als froh gewesen sein, sich keine Pelzhandschuhe aus dem Fell gemacht zu haben. ;)
    Und tüchtig wie der Kater ist, will er gleich am nächsten Morgen wieder auf Taubsijagd gehen!


    Sehr schön, also die KG hat mir wirklich Freude bereitet. Trotzdem hab ich ein paar kleine Verbesserungsvorschläge. ^^ Zum einen wären da die Beschreibungen, da hätte man an ein paar Stellen etwas ausführlicher werden können. Gerade das Zimmer in dem der Müllersohn sitzt oder wo der Kater unter den Leuten ist. Da ist viel Stimmung, die man hätte darstellen können. Außerdem hätte man auf die Einrichtung des Zimmers oder später auf die Gebäude und die vielen Menschen eingehen können. Das sind ja doch einige Eindrücke für den Kater. Da eine Mühle meist abseits von einer Stadt oder Dorf steht, hat er wahrscheinlich noch nicht oft so viele Menschen auf einem Haufen gesehen. Ausführlicher wurden die Beschreibungen dann, bei der Jagd auf die Taubsi, auch wenn mir da etwas gefehlt hat, wie der Kater überhaupt auf diese Idee kam. Auch später die Szene mit den Wachen und beim König wurde mir persönlich etwas zu kurz abgehandelt und auch der Schluss ging doch etwas zu schnell. Gerade der Müllersohn bleibt doch bissl arg blass, auch wenn es natürlich um den Kater geht. ^^
    Sehr gut gefallen hat mir deine Sprache und dein Schreibstil! Die waren beide mehr als passend für so ein Märchen, auch wenn man deutlich deinen Stil herausgelesen hat, was ich sehr schön fand.
    Eine kleine Sache ist mir dann noch aufgefallen: als der Kater seinen Herrn „Graf” nennt, leitest du eigentlich den weiteren Verlauf des Märchens ein. Denn das geht noch weiter: *klick*. Hat mich etwas verblüfft, hast du den Rest bewusst weggelassen?
    Jedenfalls machst du schön klar, dass ein Lebewesen lebendig wesentlich nützlicher sein kann, als tot und dass die List des Katers dem Müllersohn zum Vorteil wurde. Außerdem war der Kater durchweg treu und hat somit seine Freundschaft dem Müllersohn gegenüber bewiesen. Sicherlich haben sie ja bereits viel Zeit zusammen verbracht und kannten sich - aber wahrscheinlich hat der Müllersohn nicht damit gerechnet, dass der Kater sich mal so für ihn einsetzen würde.


    Kurzum: ein schönes Märchen mit Pokémonbezug, keine Frage. (: Bin schon gespannt, was man als nächstes hier lesen darf. Bis dahin: Happy Writing!


    — Cynda






  • Kapitel 4 «


    R e g e l. N u m m e r. V i e r.
    Höre immer auf deine innere Stimme


    Eigentlich gehörte ich nicht zu der Sorte Frauen, die Männer einfach so stehen ließen – oder besser gesagt: die wegen Kleinigkeiten beleidigt waren. Aber Kakashi war sich durchaus bewusst, dass dieses Thema ein rotes Tuch für mich war. Es kam in der Vergangenheit öfter vor, dass ich mich stumm von ihm abwandte und den Kopierninja keines Blickes mehr würdigte. Wenn es eines gab, auf das ich empfindlich reagierte, dann waren es meine Erinnerungen an und mit Obito. Man sollte erst gar nicht versuchen, mich von etwas überzeugen zu wollen, was ich schlicht und ergreifend nicht wissen wollte. Oder gar nicht erst im Bereich der möglichen Optionen sah. Nun, Kakashi hatte einen wunderbaren Moment abgepasst, um buchstäblich gegen eine Wand zu rennen.
    »Wenn du mich entschuldigst; ich habe noch mein Frühstück offen und würde mich nun außerordentlich gerne diesem widmen.« Mit einer wegwischenden Handbewegung entledigte ich mich des Schmutzes auf meiner Hose.
    »Lin«, fing Kakashi an, »findest du nicht, dass du ein wenig unpassend reagierst?«
    Ich zuckte lediglich mit den Schultern und hob den Beutel mit meinem – inzwischen lauwarmen – Essen auf. »Gut, dann kann ich dich ja begleiten«, fügte Kakashi hinzu und trottete mir mit einem Grinsen hinterher. Ich konnte nicht anders, als meine Augen zu verdrehen und ein leichtes Lächeln auf den Lippen zu haben. So schnell wie mich der Kopierninja aufregen konnte, so schnell konnte er mich auch beruhigen. Mal davon abgesehen konnte ich ihm auch nicht sonderlich lange böse sein.
    »Wie lief eigentlich das Gespräch mit Tsunade-sama?«, fragte ich mein Gegenüber, als wir wenig später auf einer Parkbank saßen und das morgendliche Getümmel Konohas beobachteten. Inzwischen hatte ich mein Frühstück verspeist und genoss die ersten warmen Strahlen der Sonne, die sich ihren Weg durch die Wolkendecke suchten.
    »Sie war nicht sonderlich begeistert, da die Mission alles andere als gut verlaufen ist. Ich bin mir nicht sicher, aber es schien sie auch eher nachdenklich gestimmt zu haben, dass Orochimaru den Dreischwänzigen im Visier hat.« Kakashi machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. »Allerdings... soll Orochimaru schon gar nicht mehr unter den Lebenden weilen.«
    »Wie bitte?«, fragte ich fassungslos. »Aber wer soll ihn denn...?« Meine Augen weiteten sich, als ich an die beiden Akatsuki dachte, die ebenfalls am See waren und nach dem Sanbi suchten.
    »Ich weiß, an was du denkst, Lin. Aber es scheinen nicht die beiden Mitglieder von Akatsuki gewesen zu sein, denen du am See begegnest bist.« Er suchte meinen Blickkontakt. »Ich spreche von Sasuke.«
    Ich wusste nicht recht wie ich in dem Moment geschaut haben musste, doch schien Kakashi zu bemerken, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie ich reagieren sollte. Sasuke hatte Orochimaru getötet? Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie der Uchiha war, als er noch in Konoha lebte. Nun gut, er war voller Hass und lebte zurückgezogen. Und hat sich eigentlich nie etwas aus anderen Meinungen gemacht – er wollte lediglich stärker werden. Was letztendlich der Grund dafür war, warum er Orochimaru aufgesucht hatte. Das er ihn nun aber auf dem Gewissen haben sollte? Absolut unglaublich. Zwar war Orochimaru gehandicapte worden, jedoch sollte man seine Stärke unter keinen Fall unterschätzen. Schließlich war er nicht umsonst als einer der drei legendären Sannin bekannt. Ich schüttelte daher nur ungläubig mit meinen Kopf.
    »Bist du dir sicher, dass es Sasuke gewesen sein soll?« Ich legte meine Stirn in Falten. »Ich meine... er ist zwar ein Nachkomme der Uchiha, aber Orochimaru lässt sich doch auch nicht einfach so von einem Jugendlichen besiegen?«
    »Den Informationen nach zu urteilen sieht es ganz danach aus«, entgegnete mir Kakashi ernst. »Sasuke ist scheinbar nicht mehr der kleine unwissende Junge, der er mal war.«
    Ich blickte den Kopierninja fragend an. Was kam denn jetzt wieder für eine dämliche Idee seitens des Uchiha? Wenn er nun Orochimaru umgebracht hat, so spräche doch nichts dagegen, seinen Allerwertesten wieder nach Konoha zu scheren, oder? Immerhin gaben dann auch Naruto und Sakura Ruhe.
    »Nun, er macht sich nun auf die Suche nach seinem großen Bruder Itachi, um sich an diesem zu rächen.« Kakashi sah mir in die Augen. Ich konnte in ihnen ablesen, dass dies kein Scherz war und er es absolut ernst meinte. Auch wenn ich erst dachte, er würde mich verarschen wollen, was zugegebener Maßen in dieser Situation durchaus plausibel gewesen wäre. Denn wie blöd war Sasuke? Sein Bruder war ein S-Rang Nukenin und kein Schmuseshinobi.
    Ich fuhr mir mit der Hand einmal über das Gesicht. »Das kann doch nicht sein ernst sein«, murmelte ich seufzend. »Das ist doch blanker Selbstmord.«
    Jetzt war es der Grauhaarige, der anfing zu seufzen. »Genau aus dem Grund will Naruto nach ihm suchen.«
    »Nach ihm suchen?«, wiederholte ich überrascht, »alleine, oder was?«
    »Nein, Tsunade-sama hat bereits ein Team zusammengestellt, dass ihn begleiten wird.«
    Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ich nehme an, du bist ein Mitglied dieses Teams.«
    Ein Nicken als Antwort seitens des Kopierninjas.
    »Und Yamato?«
    Wieder ein Nicken.
    »Und wer kommt mit, um dafür zu sorgen, dass nicht alles drunter und drüber geht bei euch Chaoten?«, scherzte ich und musste unwillkürlich grinsen.
    Als mir Kakashi wieder nicht antwortete verschwand mein Grinsen und ich sah ihn scharf an. »Vergiss es«, meinte ich trocken und stand auf.
    Nein, nein, nein und nochmals nein. Auf was für Ideen kamen momentan eigentlich alle? Reichte es nicht, dass ich bei der letzten Mission - zu der ich mich im Übrigen schon hab überreden lassen - fast abgedankt hatte? Das konnte doch nicht Tsunades Ernst sein?! Immerhin habe ich von den Medicnins gesagt bekommen, ich solle meine Rippen in der nächsten Zeit nicht allzu sehr beanspruchen. Und ein Ausflug mit Naruto zählte ganz klar zu den Dingen, bei denen man garantiert nicht zur Ruhe kommen würde! Ich schüttelte den Kopf, ehe ich die Plastikverpackung meines Frühstücks in einen nahegelegenen Mülleimer warf.
    »Lin«, fing Kakashi an, als ich an ihm vorbei lief, »das ist keine S-Rang Mission, auf die wir geschickt werden. Wir sollen lediglich nach jemanden suchen.«
    Ich blieb abrupt stehen und drehte mich zu meinem Kameraden um. »Wir sollten auch ‚lediglich‘ als Unterstützungen zu euch an den See kommen, weil ihr feindliche Ninjas ausfindig gemacht habt. Von einem Bijuugeist war nicht die Rede.« Ich sah grimmig zu ihm auf. »Ach ja, und von Akatsukimitgliedern irgendwie auch nicht!«
    Mein Gegenüber musste leicht lächeln, als er mir antwortete. »Warst du nicht diejenige, die sich als kleines Kind nach Abenteuern gesehnt hat?«
    »Warst du nicht derjenige, der dies immer verhindert hat?«, konterte ich bestimmend.
    Kakashi fing an zu lachen. »In einem Moment willst du, dass ich dich nicht mehr wie ein Kind behandle und im nächsten erwartest du dann doch genau das Gegenteil von mir?«
    Ich verdrehte genervt die Augen. »Ich erwarte überhaupt nichts von dir!« Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. »Ich verstehe nur nicht, warum gerade ich von Tsunade-sama auf diese Mission geschickt werde.«
    Der Kopierninja lächelte mich verlegen an. »Genau genommen war ich das.«

    ~


    Unfassbar. Es war wirklich unfassbar, wie einfach man es als Freund von mir haben musste, mich zu etwas zu überreden. So auch Kakashi Hatake. Ich konnte noch immer nicht so recht glauben, dass ich tatsächlich klein bei gegeben hatte und nun mit von der Partie in Sachen ‚So schnell wie möglich Sasuke finden, ihn von dummen Ideen abhalten und dann nach Konoha zurückbringen‘ war. Kopf schüttelnd konzentrierte ich mich auf den Weg vor mir. Gnade dem Kopierninja Gott, wenn wieder irgendetwas unerwartet Blödes geschehen sollte!
    Es verging einige Zeit, in der nicht allzu viel passierte. Unsere kleine Truppe hatte sich schon bald in zweier Teams aufgeteilt, um so schneller und effizienter das Gebiet abzusuchen. Einen wirklichen Erfolg konnten wir bisher allerdings nicht verzeichnen. Anscheinend war uns das Schicksal nicht wohl gesonnen – mir sowieso nicht, haha – da wir bis auf ein paar Hinweise auf Sasukes mehr oder weniger vorhandene Anwesenheit nicht wirklich viel in Erfahrung bringen konnten. Es wäre natürlich zu viel verlangt, wenn zur Abwechslung mal etwas funktionieren würde. Ein Seufzen verließ meine Lippen. Ich musste mir unbedingt die pessimistische Denkweise abgewöhnen.
    Abrupt blieben wir allerding stehen – ich hatte gerade noch so viel Zeit, mich davon abzuhalten, in Kiba rein zu rennen. Ach ja, wie schön es doch war, wenn der Trupp auf einmal wieder vollzählig war und ich nicht einmal das mitbekam, weil ich zu sehr meinen Gedanken nachhing.
    »Passt auf. Dort ist jemand, der -« Weiter kam Kakashi nicht, da er prompt unterbrochen wurde.
    »Hey ihr da unten!« Diese Stimme… »Ich hätte ja nicht gedacht, an diesem Ort jemanden zu finden! Na, wie geht es euch!?«
    Ich blickte auf. Das war doch dieser komische Kauz von Akatsuki! Was zur Hölle tat er hier und wo war sein Teamkollege? Ich hatte allerdings nicht viel Zeit, mich damit zu befassen, da der Kerl nun direkt mich ansprach. Das ließ nicht nur mich recht verwirrt drein schauen, sondern auch die restliche Leute.
    »Du bist doch das Mädchen von neulich!« Ein Lachen. »Geht es dir denn wieder besser?«
    »Du kennst diesen Spinner, Lin?« Naruto drehte ich halb zu mir um und blickte mich fragend an.
    »Kennen würde ich das nicht nennen«, entgegnete ich trocken. »Er ist einer der Akatsuki, die ich vor wenigen Tagen am See getroffen habe.«
    »Dann bedeutet das…«, murmelte Kakashi neben mir. ‚Dass sie den Sanbi gefangen haben‘, beendete ich den Satz gedanklich.
    »Hey, Mädchen! Du redest ja noch immer nicht mit Tobi. Wie gemein!«
    »Sei leise, du Spinner und lass uns vorbei!« Naruto wurde wütend, das hörte und merkte man. Ein Seufzen entglitt mir. Womit hatte ich das eigentlich verdient? Man sucht Sasuke und was findet man? Akatsuki. Und dann auch noch so einen Spinner, wie diesen ominösen Tobi. Sakura neben mir murmelte vor sich hin, während sie den Maskierten vor uns argwöhnisch musterte. Innerlich verdrehte ich die Augen. Ich wusste, warum ich bereits zu Beginn keine Lust verspürt hatte, mit auf diese Mission zu kommen.
    Eine kurze Pause entstand, ehe Kakashi das Zeichen für den Angriff gab. Ich hielt mich zunächst im Hintergrund und beobachtete die bescheuerten Versuche seitens Tobi, den Angriffen auszuweichen – wobei sie einfach durch ihn hindurch gingen? Moment mal! Das war doch damals am See genauso, wenn ich mich recht entsann. Was war das für ein Kerl?
    »Lin!« Yamato rief meinen Namen und ich drehte mich zu ihm um. Fragend hob ich meine Brauen. »Kannst du Ajaki rufen?«
    »Jayaki«, verbesserte ich ihn, nickte aber.
    Rückblickend betrachtet, war das der erste Fehler. Allerdings konnte ich zu der damaligen Zeit nicht einmal ansatzweise ahnen, was noch alles auf mich zukommen würde. Wer auf mich zukommen würde.



  • S K Y W R A T H


    Lag es in der Natur der Zweibeiner schlechte Taten zu vollbringen? War es tief in ihrer Seele verankert, die Welt nach ihrem Bestreben zu formen? Konnten sie keine Ruhe finden, wenn sie nicht ihre Macht ausübten? Woher nahmen sich diese Wesen das Recht, Leid und Not zu verbreiten, die Welt ins Chaos zu stürzen oder gar die Erlaubnis, gegen Mutter Natur zu kämpfen?
    Unkontrollierter Zorn durchflutete meinen Körper. Blitze zuckten über den wolkenbedeckten Himmel und grollender Donner begleitete mein wütendes Brüllen. Blieb es doch zu letzt an mir, dem Herren des Himmels, die Fehler zu beseitigen. Doch warum? Warum half ich diesen ignoranten Geschöpfen, die nicht einmal uns respektierten? Uns, die ihnen einst das Leben auf diesen Planeten ermöglicht hatten. Doch anstatt uns zu danken, ergötzten sie sich an unserer Macht und versklavten uns! Wutentbrannt richtete ich mein Haupt gen Himmel und entfesselte eine gleißende Welle voller Energie. Sie verursachte eine Druckwelle, die sich mit rasantem Tempo über die gesamte Ebene ausbreitete. Der tosende Sturm verstärkte sich durch diese uralte Kraft und auch der Regen schien daran zu wachsen. Am Himmel zuckten weitere Blitze, einige bahnten sich sogar einen Weg auf die Erdoberfläche. Krachend erschallte der Donner in dem einstigen Vulkan.
    Alle Lebewesen schienen erstarrt. Ich spürte ihre Angst und die Verzweiflung, mit der sie mir gegenüber traten. Nur am Rande realisierte ich einige wimmernde Menschen, die wohl das Ende der Welt prophezeiten. Doch das interessierte mich nicht. Sie mussten nun lernen, mit dem Zorn des Himmels umzugehen. Ein eisiger Wind umspielte meinen langen Körper und viele, nasse Regentropfen prasselten auf meine smaragdenen Schuppen. Das gelbe Muster, was sich auf meinem schlanken Körper abzeichnete, glühte bedrohlich in den dämmrigen Lichtverhältnissen. Ob die Menschen überhaupt an meine Existenz geglaubt hatten? Oder offenbarte ich mich in diesem Moment als uralte Legende? Irrelevant. Ich war erschienen und nur das spielte eine Rolle.
    Ein Knurren verließ meine Kehle, ehe ich mich den Kontrahenten zu wandte. Wie Feuer und Wasser, Tag und Nacht, Gut und Böse – sie stellten Gegensätze dar, sie konnten nicht verschiedener sein. Direkt gegenüber standen sie sich, die tosenden Wellen umgaben ihre Körper und ein kräftiger Orkan zerrte an ihrer Macht. Ich erkannte weder Reue noch Trauer in ihren Augen. Sie würden dieser Region den Erdboden gleich machen, ließe ich sie. Sie würden nicht auf all die Lebewesen achten, die sie mit ihrem Handeln in Gefahr bringen könnten. Ich sollte mich nicht darum scheren, schließlich konnte es mir egal sein. Meine Heimat war der Himmel. Sollten die Menschen sehen, was sie mit „ihrer“ Welt taten und was geschah, wenn man sich gegen die Gesetzte der Natur stellte. Doch machten wir nicht alle Fehler? Und wie sollte ich es akzeptieren, wenn dabei auch unschuldige Lebewesen in Gefahr gerieten, die rein gar nichts mit den Machenschaften der Zweibeiner zu tun hatten? Empört riss ich mein Maul auf und brüllte erneut ohrenbetäubend. Nein, das würde ich nicht zu lassen. Mögen die Menschen ignorant, respektlos und unbelehrbar sein, doch sollten nicht andere deswegen Leid ertragen.
    Der Herr des Meeres stieß ein Grollen aus, bevor er eingeschüchtert von seinem Gegner zurückwich. Dieser senkte sein bepanzertes Haupt ehrfürchtig. Auch wenn sie das Land und das Meer vor mehreren Millionen Jahren geschaffen hatten, besaßen sie nicht die Macht, sich gegen mich zu wehren. Ich war ihr Anführer und es war meine Aufgabe, die Welt vor ihren Auseinandersetzungen zu schützen. Ein greller Blitz durchschnitt die Dunkelheit. Noch hatte der Sturm keine Schäden hinterlassen, doch musste ich ihm nun ein Ende setzen. Erneut richtete ich meinen Kopf in den Himmel und entfesselte einen hellleuchtenden Energiestrahl, der die Wolkendecke durchbrach und sich in der Unendlichkeit verlor. Die entstandene Druckwelle fegte über das tosende Wasser und beruhigte es einigermaßen. Zuletzt drängte sie die beiden Kontrahenten hinfort, zwang sie, an ihre ursprünglichen Plätze zurück zukehren und ihren gestörten Ruheschlaf wieder aufzunehmen. Auf ein Neues zeigten sie mir ihre Ehrfurch und ihren Respekt, taten letztendlich das, was ich verlangte. Mit dem Verschwinden der Schöpfer, normalisierte sich auch das Wetter langsam. Der starke Regen nahm immer schneller ab, bis er schließlich ganz zum erliegen kam. Und das Meer ruhte schon bald friedlich, als wäre nichts geschehen.
    Fassungslos starrten mich die Menschen an. So, als wenn sie nicht glauben konnten, was geschehen war. Zornig betrachtete ich sie. Sie sollten wahrlich dem Himmel danken! Dann viel mein Blick auf das Kind, welches mich aufgesucht hatte. Es war zu mir gekommen, hatte mich flehend angesehen. Selten spürte ich solch eine Ehrlich- und Aufrichtigkeit. Ja, die Angst in des Kindes Augen brachte mich dazu, zu handeln. Es war meine Aufgabe, meine Bestimmung. Es lag an mir, die Unschuldigen und Schwachen zu beschützen. Vielleicht war es auch ein Fehler, alle Zweibeiner gleich zu beurteilen, es gab wohl auch gute Seelen, wie dieses Kind. So lange noch aufrichtige Herzen unter ihnen waren, würde mein Zorn wohl Gnade walten lassen. Doch mussten die Menschen noch viel lernen.
    Ein letztes Brüllen entwich meiner Kehle, ehe ich mich in den Himmel erhob.

  • Huhu. ♥


    Nachdem ich jetzt gerade Zeit und habe und definitiv darauf vergessen würde, würde ich es jetzt nicht erledigen, schreibe ich dir - ziemlich genau ein Jahr nach dem letzten Mal hier, haha - endlich den lang ersehnten Kommi. Zu Promise btw, da mir zum anderen Text nicht so wirklich etwas einfallen will. :x Aber ich hoffe, du freust dich trotzdem!


    Das Kapitel beginnt eigentlich mit einer recht alltäglichen Situation, also Lins "Streit" mit Kakashi, der ja schon am Ende des letzten Kapitels angefangen hat. Ich muss sagen, dass ich mit unserer Protagonistin wirklich mitfühle - vielleicht auch nur deswegen, weil ich mich selbst manchmal ähnlich wie sie verhalte, aber ihre Reaktionen auf Kakashis Aussagen wirken auf mich auf jeden Fall sehr realitätsnahe. Ich bin mir zwar irgendwie sicher, dir das schon mal gesagt zu haben, aber das trifft auch auf die Dialoge generell zu: Sie klingen irgendwie lebhaft und "echt". Meiner Meinung nach ist es in solchen Geschichten nämlich immer schwierig, ein Mittelmaß aus "locker" und "hochgestochen" zu finden und das ist dir hier super gelungen. Was besonders in Kapiteln wie diesem hier ziemlich wichtig ist; nachdem du nämlich kaum auf die Umgebung der beiden eingegangen bist und auf Beschreibungen diesbezüglich eher verzichtet hast, da der Fokus des Textes wohl auf dem Dialog zwischen Lin und Kakashi liegen soll, ist es umso wichtiger gewesen, mit diesem eine passende Atmosphäre zu schaffen, und das hast du getan. Bitte behalte das einfach so bei, dass ich deinen Schreibstil fangirle, weißt du ja eh schon!
    Abseits des Gespräches passiert inhaltlich ja eigentlich nicht viel, außer, dass Lin schließlich mit Naruto & Co. auf die aufgetragene Mission geht. Aber ganz ehrlich: Ich liebe diesen Abschnitt des Kapitels. Einerseits, weil ich mich wie gesagt gut in Lin hineinversetzen kann und sie mir wirklich leid tut, lol. Man merkt ihr an, was sie von diesem chaotischen Haufen eigentlich hält und dass sie sich wohl viel lieber auskurieren würde, anstatt wieder einmal in gefährliche Dinge verwickelt zu werden. Andererseits, weil Lin genau das passiert und ich das erneute Treffen mit Tobi unheimlich gut umgesetzt finde. Ich frage mich ja, was eigentlich in seinem Kopf vorgeht - ich nehme nämlich schon an, dass er sich noch in irgendeiner Weise an Lin erinnern kann und sie womöglich auch wiedererkennt. Vielleicht auch nicht, sind ja nur Spekulationen meinerseits, aber zumindest würde das sein noch merkwürdigeres Verhalten erklären. Am Schluss bringst du ja noch einen perfekten Cliffhanger, und der hat gewirkt, damn. Zum einen bin ich jetzt nämlich extrem gespannt, worin denn der Fehler lag, Jayaki zu rufen. Zum anderen ... omg, es sieht so aus, als ob Lin bald den Obito hinter Tobi sehen würde! Ich freue mich echt total auf das nächste Kapitel; so fies das Ende des Kapitels also war, es hat seinen Zweck erfüllt.


    Wie du siehst, kann ich dich also eigentlich nur loben. Das einzig negative, was mir hin und wieder aufgefallen ist, sind Zeitfehler, die einen den Text ein bisschen holprig lesen lassen, zum Beispiel bei diesem Satz: "Immerhin habe ich von den Medicnins gesagt bekommen, ich solle meine Rippen in der nächsten Zeit nicht allzu sehr beanspruchen." Er steht im Gegensatz zu dem Rest nämlich im Perfekt, das sich aufs Präsens bezieht; nachdem die restliche Geschichte ja im Präteritum verfasst wurde, müsste es "Immerhin hatte ich von den Medicnins gesagt bekommen, ich sollte meine Rippen in der nächsten Zeit nicht allzu sehr beanspruchen". Also, denke ich zumindest, lol. ): Irgendwo war noch so ein Satz, den finde ich aber gerade nicht; ich denke, du verstehst aber trotzdem, was ich meine.


    Oh je, ich bin wohl schon ein bisschen aus der Übung gekommen, nachdem ich so lange nichts mehr kommentiert habe. Zumindest habe ich nicht das Gefühl, dass mein Kommi sehr hilfreich ist. ;-; Aber ich hoffe, du freust dich trotzdem und kannst vielleicht etwas damit anfangen. Wie gesagt freue ich mich schon sehr auf das nächste Kapitel!


    - Yuno

  • Hi Liz :3
    Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, aber ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr jeden Monat einen Kommentar zu schreiben. Es hat sich zwar auf „insgesamt zwölf“ verschoben, aber du hast nun das Glück, einen meiner Kommentare zu erhalten. Es ist schließlich November, nicht war? ;3

    Startpost
    Diese Zwischen-Überschrift ist eigentlich etwas irreführend, da ich mit dem Titel beginne: Du hast dieses Topic ja nun auch schon ein paar Tage und ich verbinde diesen Titel inzwischen sofort mit dir. Ich kenne von den Lyrics jetzt nur, was du zitiert hast, aber es gefällt mir. Ich stimme dir soweit zu, dass es durchaus sehr tiefgründig ist. Wie man deinen Titel aber auch noch interpretieren könnte: Deine Werke sind vereinzelt, verstreut. Es ist eben weniger ein großes Ganzes als ganz viele kleine Teilstücke. Sie gehören zwar als deine Werke alle irgendwie zusammen, aber sie sind doch in deinen Gedanken zersplittert und liegen uns nun genau als diese kleinen Teile vor.
    Um nun tatsächlich zum Startpost zu kommen: Mir gefällt der Header, er hat nur, wie fast alle Gifs ein großes Problem: Der Sprung zu dem Augenblick, wenn es von vorne beginnt. Eigentlich versprüht dein Header eine Ruhe, die man auch in einigen deiner Werke findet, nur dieser Sprung passt dort nicht rein. Aber das ist auch nicht unbedingt deine Schuld.
    Du hast kaum etwas mit deinem Startpost gemacht, du hast nicht viele Farben oder Bilder, aber man sieht sofort deine persönliche Note darin. Das bringt auch wieder eine innere Ruhe, weil einfach alles so schön stimmig ist. Genauso im zweiten Post. Bei anderen würde das Tabmenü vielleicht sperrig wirken, bei dir nicht. Du bringst uns einfach sofort in deine Welt, sanft, ohne dass wir es wirklich merken. Mir gefällt es.


    Ich habe mich dazu entschieden, dein neuestes Werk zu kommentieren, und da Yuno sich auf Promise bezogen hat, kann ich mich ganz ruhig Skywrath widmen. ^-^

    Header und Titel

    Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dieser Text würde ohne den Header ganz anders wirken. Du gibst dem Leser eine Richtung. Also ich erkenne keine Wettbewerbsabgabe, aber als solche hätte ich länger gebraucht, um den Text mit Rayquaza in Verbindung zu bringen. Aber es stört mich auch absolut nicht, dass du mir dieses Bild gibst. Man geht halt anders an den Text heran und ich bin nun mit der Erwartung an den Text gegangen, eine Geschichte über Rayquaza zu lesen. Es war nicht schlechter, als wenn du den Header weggelassen hättest oder bloß einen mit Blitzen gewählt hättest. Außerdem vermittelst du so wieder sofort die Stimmung des Textes. Ein stolzes Rayquaza über den Wolken. Aber das Bild ist insgesamt ziemlich dunkel. Denn immerhin verspricht uns der Titel ja auch den Zorn des Himmels. Zusammengeschrieben, so sagt Pons, gibt es das Wort zwar nicht, aber das stört keinen, denn jeder weiß, was gemeint ist. Und gerade bei Titeln darf man ja ruhig mal ein bisschen experimentieren und Neues nutzen. Ich muss sagen, irgendwie mag ich das Wort „wrath“ nicht so gerne. Ich kann gar nicht genau sagen warum. Ich weiß nur eines: In deinem Titel sieht es am besten aus. So groß geschrieben, in der Schrift und alles. Da gefällt es mir. Auch wenn der Klang etwas unschön ist. Es klingt so … unsauber. Aber nun gut, es bedeutet „Zorn“, was erwarte ich schon. Außerdem kannst du nichts dafür, wie man englische Wörter ausspricht. Aber du hast es für deine Geschichte gewählt. Von der Bedeutung her passt es ja auch sehr gut, aber wieso englisch? Wieso hat „Himmelszorn“ nicht gereicht? Ich weiß nicht warum, aber vielleicht weißt du es ja. Das einzige, was ich dazu noch sagen kann, ist, dass ich es noch einmal bewundere, wie du genau deine Stimmung erzeugst. Und wie wunderbar stimmig du alles darstellen kannst. Neben deinen tollen Texten ein Punkt für den Profi-Bereich.


    Inhalt
    Du beginnst mit Fragen. Fragen von Rayquaza, deinem Ich-Erzähler an die Menschen oder Zweibeiner, wie du sie hier nennst. Dieser Ausdruck birgt aber direkt schon eine Falle: Es gibt durchaus auch Pokémon mit (nur) zwei Beinen. Zwar dürfte eigentlich jedem klar sein, dass Menschen gemeint sind, aber es kann auch problematisch sein. Das Praktische daran, dass du nicht das Wort „Menschen“, sondern „Zweibeiner“ nutzt, ist, dass du somit sofort zeigst, dass es sich bei deinem Ich-Erzähler nicht um einen Menschen selbst handelt, sondern um ein anderes Wesen mit mehr oder eben gar keinen Beinen. Ich glaube einfach nicht, dass ein Lohgock zum Beispiel die Menschen auch als Zweibeiner bezeichnen würde. Die Fragen selbst scheinen jedoch typisch für ein Pokémon. Pokémon sind schließlich Wesen, die eng mit der Erde und der Natur verbunden sind und somit auch gut und gerne die Machenschaften der Menschen kritisieren. Gerade zu Rayquaza finde ich diese Gedanken sehr passend. Eigentlich hat es seine Ruhe oben in der Ozonschicht, nur wenn Groudon und Kyogre mal wieder kämpfen, muss es eingreifen. Und dieses Mal wird seine Ruhe durch Menschenhand gestört. Denn diese kontrollieren die Legenden. Vermutlich basierend auf Team Aqua und Team Magma, aber das kann ich nur spekulieren.
    Dein Text ist nicht unbedingt lang. 836 Wörter (ja, ich hab woerterzaehlen zählen lassen). Dennoch schreibst du sehr bildlich und stimmungsvoll. Du merkst schon, ich bewundere vor allem die Stimmungen. Du brauchst fünf Sätze, um ein wütendes Rayquaza in den Himmel zu malen (das man inzwischen auch ohne den Header erkannt hätten) und den Leser auch noch mit ihm mitfühlen zu lassen. Beim Lesen dieser Sätze kommt nur eine Frage: Meint es mit „uns“ alle Pokémon oder nur die Legenden und Schöpfer? Eigentlich lässt die Aussage, dass sie das Leben ermöglichten auf Zweiteres schließen.
    Ich finde es unglaublich, wie man als Leser solchen Dingen wie der Druckwelle in Gedanken folgt. Man überblickt die Ebene, über die sie zieht, den Regensturm und endet letztlich im Vulkan. Mit einem Donnergrollen. Dein Schreibstil hat den Profi-Bereich mehr als verdient. Interessant ist, wie danach die zuvor leer scheinende Ebene mit Wesen befüllt wird. Bei Filmen bekommt man alle Informationen zur Umgebung auf einen Schlag. Du erhältst ein Bild und weißt, wie etwas aussieht. Bei Geschichten, erhält man die Informationen nacheinander. Ich hatte schon viele Geschichten, bei denen ich nach der Hälfte in meinem Kopf das Geschlecht des Ich-Erzählers ändern musste, weil plötzlich sein oder ihr Name fiel. Genauso ist es beim Füllen der Ebene. Wobei ich die Menschen und Pokémon eher an ihrem Rand, am Ufer des Meeres stehen habe. Aber da Rayquaza sich hauptsächlich auf seinen Zorn konzentriert, sind diese Wesen eh nebensächlich.
    Da jeder in diesem Forum, spätestens nach Betrachten des Headers, wissen sollte, wie dein Ich-Erzähler aussieht, reicht es vollkommen aus, ihn mit wenigen Worten zu beschreiben. Es ist, als würdest du sein Aussehen nur kurz anreißen, damit jeder sich sicher sein konnte, dass diese Himmelsschlange auch tatsächlich gemeint war. Aber mehr brauchst du auch gar nicht. Mehr wäre vermutlich sogar schon zu viel.
    Inzwischen sind die Kontrahenten Feuer und Wasser. ;p Nein, ernsthaft, auch hier nutzt du wieder wenige Worte, um dem Leser den Ansatz eines Bildes zu vermitteln. Ich zum Beispiel frage mich noch, ob Groudon auf irgendeiner Insel steht, weshalb auch um es Wellen schlagen. Ich denke nicht, dass es sich ins Wasser begeben hätte. Aber ich finde es sehr schön, wie du beschreibst, dass der Orkan an ihrer Macht zerrte. Das hat etwas sehr Poetisches. Ich gehe mal davon aus, dass die beiden Kontrahenten für den Orkan verantwortlich sind, und obwohl sie ihn geschaffen haben, kann er auch ihnen gefährlich werden. Und dann diese Personifikation darin … Es gefällt mir sehr.
    Und dann kommt die gütige Seite von Rayquazas Zorn. Es kann nicht tatenlos zusehen, wie unschuldige Wesen zu Schaden kämen. Wie man später erfährt, ist es ja auch nur deshalb gekommen. Rayquaza ist schließlich nicht zu unrecht der Anführer dieses Trios. Während Groudon und Kyogre in wildem Zerstörungswahn alles vernichten würden, kann Rayquaza seinen Zorn überwinden und die Unschuldigen retten. Das macht den Unterschied. Sein Herz sagt ihm, dass es es bereuen wird, sollte es nicht eingreifen, obwohl es es konnte. Außerdem, wie du selbst anbringst, ist es einfach stärker.^^ Und beim Schlichten des Streits wirst du sogar wieder poetisch. „[…] sich in der Unendlichkeit verlor.“ Das klingt einfach so unglaublich schön. *_* Du hast echt ein Händchen für die richtigen Worte.
    Das einzige, was ich mir wünschen würde, wäre eine ausführlichere Beschreibung, wie Groudon und Kyogre wieder zu ihren Ruhplätzen zurückkehren. Und damit meine ich nicht ihren Weg dorthin, da das nicht zum Stil der Geschichte passen würde, sondern den Grund. Wie schafft es Rayquaza, dass sie es tun. So wie ich es verstehe, verlangt es es mit der Druckwelle. Aber du bist für mich etwas ungenau an dieser Stelle. Ich kann mir zwar bildlich vorstellen, wie es passiert, aber die Worte passen nicht ganz so gut an dieser Stelle. Bei einer sonst so guten Geschichte, fällt so was einfach auf. Und deshalb wollte ich es erwähnen.
    Nachdem es die Situation geschlichtet hatte, denkt Rayquaza, die Menschen sollten dem Himmel danken. Ich muss irgendwie jedes Mal schmunzeln, wenn ich diese Stelle lese, da Rayquaza als Herrscher des Himmels ebenjenen repräsentiert und die Menschen ihm danken sollten. Außerdem waren Legenden für mich schon immer etwas wie Gottheiten in der Pokémonwelt. Solange also nicht explizit Arceus als oberster Pokémongott gemeint ist, trifft alles genauso gut auf Rayquaza selbst zu. Schließlich gebührt ihm auch der Dank.
    Zu guter Letzt gehst du noch einmal genauer auf die Gnade des Drachen ein. Ich hatte sie ja schon zuvor erwähnt. An dieser Stelle erwähnst du das Kind, den Auslöser für Rayquazas Eingriff (das seltsamerweise bis eben in meiner Vorstellung immer weiblich war). Rayquaza hat halt diesen guten Kern, den es auch in anderen, auch in Menschen sieht. Und deshalb beschützt es sie.
    Und mit einem Brüllen verschwindet es wieder. An dieser Stelle ein Exkurs zum Brüllen in dieser Geschichte: Sie ist zwar ziemlich kurz, aber trotzdem wirkt es als Leitmotiv. Rayquaza brüllt dreimal. Ein erstes Mal, als sein Zorn entfesselt ist. Der Zorn des Himmels verbreitet sich mit Blitzen und Donner, die ihren Ursprung in diesem Brüllen finden. Ein zweites Mal, als es die alten Schöpfer zum Aufhören zwingt. Es ist ein Zeichen, dass sich Rayquaza gegen seinen Zorn wendet und sich selbst, wie auch die anderen beiden aus dem Trio zur Besinnung bringt. Ein drittes Mal brüllt der Drache, als er sich in den Himmel erhebt. Ich habe vor drei Tagen Narime einen Kommentar geschrieben, in dem ich auf den Unterschied zwischen Brüllen und Schreien einging. Brüllen ist offensiv. Man brüllt, um etwas zu zeigen. Jedes Brüllen von Rayquaza verschafft ihm Respekt. Es ist ein Zeichen seiner Macht und zum Schluss auch eine Art Warnung oder Zeichen für die Menschen. Du hättest die Geschichte auch Skyroar nennen können, was im Britischen deinem Titel sogar recht ähnlich klingt.^^


    Fehler und anderes, was ich noch nicht erwähnt habe

    Woher nahmen sich diese Wesen das Recht, Leid und Not zu verbreiten, die Welt ins Chaos zu stürzen, oder gar die Erlaubnis, gegen Mutter Natur zu kämpfen?

    Das Komma fehlt. Es ist auch ziemlich wichtig zum Verständnis.

    Selten spürte ich solch eine Ehrlich- und Aufrichtigkeit.

    Das ist zwar vollkommen richtig, aber es klingt irgendwie seltsam. Du könntest die Ehrlichkeit auch rauslassen, es würde den Sinn nicht wirklich verändern. Wenn du es aber gerne so lassen möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Ich wollte nur erwähnen, dass ich beim Lesen darüber gestolpert bin.


    So, das war also mein kleiner Kommentar für dich. Ich hoffe, du freust dich darüber. :3
    ~ShiraSeelentau


    P.S. Ja, das Pokémon ist toll! ♥




  • [tabmenu]
    [tab='x-Mal']


    x - M a l


    Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Eventuell auch Viermal. Wenn Du nun so darüber nachdachtest, war es relativ gleichgültig. Denn: was brachte es schon in der momentanen Situation darüber nachzudenken? Richtig, nichts. Es war Dir ohnehin schleierhaft wie er Dich jedes Mal davon überzeugte, dass es sehr viel mehr auf diesem Planeten gab, als die ständige Angst. Mehr als die Gewissheit irgendwann sterben zu müssen. Du seist ein Anführer, hatte er gesagt. Du seist stark, war eine weitere Aussage. Dein rechter Mundwinkel zuckte kurz, als du daran dachtest.
    „Ein Anführer, der nicht einmal imstande war einen Freund zu beschützen“, murmeltest Du leise.

    [tab='unconditionally']


    u n c o n d i t i o n a l l y


    „Du bist unaufmerksam in letzter Zeit.“
    Du zucktest zusammen. Die letzten Stunden hattest du einfach nur starr aus dem Fenster geblickt und dem fallenden Regen dabei zugesehen, wie er sich seinen Weg auf die Erde suchte. Unaufhaltsam war er dabei; selbst wann man einen Topfen mit der bloßen Hand auffangen würde, so konnte man dennoch nicht verhindern, dass die Straßen und Wege nass wurden. Auf deine nähere Umgebung zu achten, war dir dabei allerdings nicht in den Sinn gekommen. Hattest es nicht für möglich gehalten, dass jemand das eisige Schweigen der letzten Stunden ohne Weiteres einfach unterbrechen würde. Ohnehin warst du mehr damit beschäftigt gewesen, jedem aus dem Weg zu gehen, um nicht mit den Geschehnissen der vergangenen Tage konfrontiert zu werden.
    Du wandtest dich vom Fenster ab, drehtest dich zu ihm um und senktest deinen Kopf. Du spürtest, dass er nun direkt vor dir stand, doch wolltest du ihn nicht sehen. Nein, du konntest es schlicht und ergreifend einfach nicht. Jedes mal wenn du seine Nähe wahrnahmst, blicktest du nach unten. Eine Eigenschaft von dir, die er anscheinend jedes Mal aufs Neue faszinierend fand. Allerdings warst du dir sicher, dass er sich sehr wohl im Klaren darüber war, warum du das tatest.
    „Verzeiht.“ Du schlosst die Augen und atmetest aus, versuchtest dich zu beruhigen; deine wirren Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Es war dir schleierhaft, wie ein Mensch so viele Emotionen auf einmal verspüren konnte.
    „Worüber denkst du nach?“ Seine ruhige Stimme stellte das komplette Gegenteil von dem dar, was sich in deinem Inneren abspielte.
    Es war so abstrus und gleichzeitig das Normalste auf der Welt. Zumindest wäre es normal, wenn nicht er dir diese Frage stellen würde. Denn: was war schon dabei, sich bei einem Mitmenschen nach dem Wohlbefinden zu erkundigen? Allerdings war er derjenige, der Schuld an alle dem war. Schuld. War das überhaupt das richtige Wort dafür? Nicht, als wenn das eine sonderlich große Rolle spielen würde. Aber du kamst nicht umhin, dir so gut wie jeden Tag ein- und dieselben Fragen zu stellen. Wieso er? Warum warst du vor einigen Jahren auf ihn aufmerksam geworden und hast dich ihm angeschlossen? Weswegen folgtest du ihm und stets jedem seiner Befehle, begannst Morde, wenn er es so wollte, zerstörtest Familien, beraubtest und foltertest Menschen? Weil du ihn mehr bewundertest, als du solltest. Weil du mehr empfandest, als dir zustand.
    Es gehörte von Beginn an zu deinem wohl behütetsten Geheimnissen. Möge dir Gott beistehen, sollte es jemals jemand erfahren. Du wolltest nicht wissen, wie er reagieren würde. Du trautest dich nicht einmal, es dir vorzustellen. Zwar warst du dir darüber im Klaren, dass auch er nur ein Mann war und demensprechend irgendwo auch gewisse Bedürfnisse pflegte, aber allein die Gedanken an die Vorstellungen untersagtest du dir. Mal davon abgesehen, dass sie auch nicht sonderlich förderlich waren, wenn er aktuell direkt vor deiner Nase stand.
    Du wurdest jäh aus deinen Gedanken gerissen, als du seine Hand unter deinem Kinn spürtest und er dich zwang, zu ihm auf zu blicken. Du sahst in seine dunklen Augen und versankst zeitgleich in ihnen. Als es dir wenige Sekunden danach bewusst wurde, unterdrücktest du den kurzen Drang, dich von ihm loszureißen und wegzusehen. Es würde ohnehin nichts bringen. Er war dir nicht nur körperlich überlegen, sondern konnte er dich auch besser lesen als irgendwer sonst. Und wenn du ganz ehrlich mit dir selbst warst, so wolltest du dich gar nicht wehren; viel zu sehr genossest du seine Berührungen, Gesten und Aufmerksamkeiten, wenn er sie dir entgegen brachte. Dass dir das schneller zum Verhängnis wurde, als dir lieb war, ahntest du noch nicht.
    Er brauchte nichts sagen, du wusstest auch so, dass er noch immer eine Antwort erwartete. Wie lange hattest du überhaupt nachgedacht? Innerlich schlugst du dich dafür, so unachtsam zu sein. „Ich…“ Seine kühlen Finger auf deiner Haut erschwerten es dir ungemein, einen klaren Kopf zu bewahren. „Ich dachte an die vergangenen Tage.“ So gesehen war das nicht einmal gelogen. Dein Gewissen klopfte dir mit einer sarkastischen Gestik imaginär auf die Schulter.
    Der Ausdruck in seinen grauen Augen veränderte sich. „Die Vergangenheit kann durchaus interessant sein. Schließlich macht sie die Realität viel verständlicher für uns.“
    Insgeheim fragtest du dich für einen Moment, seit wann Kuroro so gesprächig war. Du erlebtest selten, dass er viel sprach, zumeist bezog es sich auf die Klärung eines Sachverhaltes oder wenn er Befehle erteilte. Mit dir sprach er so gesehen sowieso fast nie; was aber allen voran der Tatsache zu verdanken war, dass du ihm für gewöhnlich aus dem Weg gingst. Allein die jetzige Situation bestätigte dich darin – er berührte dich. Einfach so, als wäre es nichts. Nun, für ihn war es wahrscheinlich nicht der Rede wert; er forderte gewissermaßen nur den Respekt ein, den du ihm entgegenzubringen hattest. Den Gesprächspartner anzusehen, wenn man mit ihm redete, gehörte wohl definitiv dazu und das tatest du so gut wie nie. Zumindest nicht ihn, zu groß war die Gefahr, dass du dich in deine wirre Gefühlswelt verranntest. Es war schlicht und ergreifend eine Schutzmaßnahme, um dein Geheimnis zu schützen. Für dich war diese simple Berührung seiner Finger allerdings sehr viel mehr. Sehnsucht. Verlangen. Vieles, nur nichts Reales.
    Du bewegtest deinen Kopf etwas und sahst wahllos auf die Wand hinter ihm, um die Gedanken loszuwerden; was dir allerdings prompt seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit einbrachte. Es viel dir immer schwerer, deine Gefühle im Zaum zu halten. Die Versuchung einfach eine Hand auszustrecken und ihn zu berühren, war immens. Es übermannte dich förmlich; wann besaßt du schon einmal die Gelegenheit dazu? Normalerweise warst du nie mit ihm allein – was dir übrigens noch nicht wirklich aufgefallen war. Als es dann in deinem Verstand ankam, beschleunigte sich dein Herzschlag noch mehr, als das er es ohnehin in seiner Gegenwart tat – und die hiesige Situation bot sich förmlich an. Deine Augen wanderten wieder zu den seinen und beinahe hättest du aufgelacht für deinen wahnwitzigen Tagtraum. … mehr, als dir zustand.
    „Die Gegenwart ist allerdings wesentlich …“, sein rechter Mundwinkel hob sich ein wenig, „amüsanter.“
    Eigentlich hattest du damit gerechnet, dass er dich loslassen würde. Sehr eigentlich sogar. Denn wie lange wollte er dich noch dazu bringen, ihm ins Gesicht zu sehen beziehungsweise wie lange wollte er noch mit dir reden? Es war absurd zu glauben, dass er nichts Besseres zu tun hätte. Jedoch schien er nicht daran denken zu wollen, dich loszulassen. Viel mehr noch, er neigte seinen Kopf etwas zu dir hinunter und du konntest in dem Moment nicht anders, als instinktiv zurückweichen zu wollen. Seine Hand um dein Kinn hinderte dich allerdings daran.
    „Lasst los. Bitte.“ Deine Augen waren geschlossen, als du dies sagtest. Leise, kaum mehr als ein Hauch. Du hattest nicht einmal darüber nachgedacht, was du sagtest. Doch hieltest du dieses Gefühl nicht mehr aus. Seine Nähe, deine Gefühle, der Wunsch nach mehr – alles. Es fühlte sich wie eine Schlinge um deinen Hals an, die sich immer fester zog, sodass du kaum Luft bekamst. Jeden verdammten Tag verbrachtest du damit, ihn irgendwie aus deinen Gedanken zu verbannen, zu versuchen, von ihm loszukommen, ihn einfach lediglich als deinen Chief anzusehen. Aber es funktionierte nicht, erst recht nicht, wenn er sich so verhielt wie in diesem Moment. Seine Nähe war das, was du am meisten wolltest, aber gleichzeitig auch das, was am gefährlichsten für dich war.
    Es vergingen Sekunden, in denen nichts geschah. Als du deine Augen öffnetest, sah er dich lediglich an, schien überhört zu haben, was du eben sagtest. Du wusstest nicht, was er dachte, was in seinem Kopf vorging. Wurdest aus ihm partout nicht schlau. Das Grau seiner Augen war es, was dich von Anfang an am Meisten faszinierte. Sie wirkten so endlos, ungestüm und gefährlich. Ja, gefährlich. Warum hieltest du dich eigentlich an deine selbst ernannten Regeln? Du hättest ihm sowieso nichts entgegenzusetzen. Warum wehrtest du dich gegen deine Gefühle? Es brachte ohnehin nichts, wie du festgestellt hattest.
    Das, was du dann tatest, hätte wohl weder er noch irgendwer sonst erwartet. Doch dir waren die Risiken egal, das was danach geschehen würde, sollte eben passieren. Dein Verstand wusste weder ein noch aus. Dementsprechend reagierte dein Herz für dich. Du hobst deine Hände hoch, strichst über seinen Hals und berührtest zu beiden Seiten sein Gesicht. Der verwunderte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ dich leicht lächeln. Ohne ihn auch nur darüber nachdenken zu lassen, was du da eigentlich gerade tatest, zogst du ihn noch weiter zu dir hinunter und küsstest ihn.
    Es war mehr, als dir zustand. Aber was interessierte das schon einen Dieb?

    [tab='reverie']

    r e v e r i e
    [Teil I]


    Du kämpfst
    wie wild
    für deinen Traum


    und fürchtest
    dass er


    sich erfüllt.


    ~ Hans-Christoph Neuert


    Ein Seufzen verließ deine Lippen.
    Es tat gut hier draußen zu sein nach dem ganzen Theater und Rumgezanke, was du bis eben noch mit deinen Eltern hattest. Sie nervten dich und letztendlich zerrte es nur unnötig an deiner Kraft, dich ständig mit deiner besitzergreifenden Mutter und deinem „Teilzeit-Marine-Offiziers“ Vater auseinander zu setzen.
    Erst beschwerten sie sich darüber, dass du die meiste Zeit nur Zuhause hocktest und nichts Sinnvolles mit dir anzufangen wusstest und dann fandest du einen kleinen Nebenjob, der dir viel Freude bereitete und es war natürlich auch wieder falsch. Manchmal fragtest du dich ernsthaft, ob es überhaupt irgendetwas gab, was deine Eltern zufrieden stimmen konnte. Augenscheinlich nicht, zumindest würde es dich wundern, da du in den vergangenen Monaten so gut wie nur negatives Feedback von deinen Erziehungsberechtigten bekamst.
    „Wie kannst du dich nur solch einer Gefahr aussetzen?“,
    „Mit Kellnern verdient man sich auch kein glückliches Leben!“
    oder den Klassiker „Was soll nur aus dir werden?“,
    hörtest du eigentlich jeden Tag. Oder besser gesagt: solltest du, aber insgeheim ignoriertest du die Tiraden und besserwisserischen Lebensweisheiten schon lange. Missbilligend knirschtest du mit den Zähnen, als dir das Gespräch von eben wieder in den Sinn kam. Als du dich auf den Weg machen wolltest, hatte dich deine Mutter abgepasst und dir wieder alles Mögliche vorgeworfen; angefangen von Piraten oder Banditen, die dich im Lokal belästigen werden bis hin zu Schwerverbrechern oder Mördern, die dir natürlich nach Feierabend auflauern und nur dich im Visier haben! Natürlich.
    Herr Gott nochmal, was soll schon so überaus gefährlich daran sein, in einem Stammlokal am Hafen zu kellnern? Bisher hattet ihr noch nie skurrile Gestalten gehabt, ganz zu schweigen von Piraten. Die Bezahlung war wirklich bei weitem nicht so gut wie in anderen Jobs, da hatte deine Mutter Recht, aber es war für dich zur Routine geworden, abends durch die Nacht hinweg zu arbeiten und das Angestelltenteam war wie eine kleine Familie für dich geworden. Du liebtest es zudem einfach, von Fremden und Reisenden Geschichten aus aller Welt zu hören! Ohnehin bekamst du ja so schon recht wenig von den Geschehnissen auf dem Ozean mit, da wolltest du dir das um keinen Preis entgehen lassen. So auch heute nicht. Also schobst du die unausgesprochene Drohung deiner Mutter (die du nebenbei bemerkt auch schon seit Jahren hörtest: „Ich werde mir nicht mehr länger mit ansehen, wie du dein Leben einfach so wegschmeißt!“) in die hinterste Ecke deines Verstandes und liefst den schmalen Kieselweg entlang, der dich zum Hafen brachte.
    Es war für einen Freitagabend relativ ruhig, was dich stutzig machte. So gut wie keiner war auf den Straßen unterwegs und du fragtest dich, ob du irgendwas verpasst hättest. Allerdings konntest du nichts Ungewöhnliches ausmachen und zucktest daher nur gedanklich mit den Schultern.
    Je näher du dem Meer kamst, desto intensiver lag auch der Geruch nach Algen und Salzwasser in der Luft. Als kleines Kind hattest du oft am Strand gespielt, hattest den feinen, fast weißen Sand in deine kleinen Finger genommen und warst zumeist enttäuscht, wenn du wenig später lediglich nur noch ein Viertel dessen in der Hand hieltest, was du zuvor versuchtest mit dir durch die Gegend zu tragen. Damals hatte auch noch der alte Mann mit dem weißen Vollbart im kleinen Souvenirgeschäft direkt am Hafen gearbeitet und dir jeden Tag immer eine Kleinigkeit geschenkt. Ihm verdanktest du eine beträchtliche Sammlung von den schönsten Muscheln, Steinen und Seesternen, die man sich nur vorstellen konnte. Insgeheim liefst du auch jeden Abend am Strand entlang, um zur Arbeit zu gelangen. Denn es war nicht selten, dass die sonderbarsten Schätze an Land gespült worden. Einmal hattest du sogar einen goldenen Kompass gefunden, der anscheinend von einem reichen Geschäftsmann stammte. Auf der Rückseite waren nämlich die Initialen E. R. S. eingeritzt. Zwar hattest du vergeblich versucht, herauszufinden, wer der ominöse Besitzer war, doch konntest du leider nicht wirklich was in Erfahrung bringen. Du schmunzeltest, als du daran dachtest.
    Der weißlich glitzernde Sand knirschte unter deinen Füßen, als du kurze Zeit später den üblichen Abstecher ans Meer machtest. Die Sonne ging gerade am Horizont unter und nichts auf der großen weiten Welt vermochte so derartig schön zu sein, wie der Anblick, den du gerade zu bestaunen bekamst. Die Brillanz des Sonnenlichtes fokussierte sich in der Mitte, dort wo sich Himmel und Meer berührten, am stärksten, wodurch es den Anschein erzeugte, als sei inmitten des Ozeans ein Spiegel in tausend Teile zerborsten. Die einzelnen Splitter konzentrierten sich im Kern am stärksten und je weiter man weg blickte, desto stetiger nahmen sie ab. Ihre Farben schillerten in den verschiedensten Tönen, welche sich der Mensch in seiner Fantasie nur annähernd ausmalen könnte und sie präsentierten eine derartige Schönheit, dass es schon fast ein Dilemma war, wenn sich der rotschimmernde Feuerball hinter dem Horizont versteckte und mit ihm die Lichter erloschen. Abgelöst durch die schwarze Nacht, welche dann und wann mit weiß glühenden Sternen geschmückt war und der ebenso hell glänzende Mond vereinzelten Passanten auf ihren nächtlichen Wegen wenigstens einen kleinen Lichtschimmer schenkte, wenngleich er auch nicht so intensiv zu leuchten vermochte wie die Sonne.
    Jedes Mal, wenn du dieses Naturschauspiel zu Gesicht bekamst, wurde dir warm ums Herz aber gleichzeitig brannte sich auch die Gewissheit in dein Unterbewusstsein, dass du auf dieser Insel gefangen warst und niemals in den Genuss kommen würdest, auf den weiten Ozean hinauszukommen und Abenteuer zu erleben. Aber vor allem eines blieb dir verwehrt: frei zu sein. Etwas geknickt wandtest du dich vom Meer ab und liefst komplett in Gedanken versunken das letzte Stückchen zum Lokal.


    Es war alles so wie immer. Schon sehr schnell konnte dich deine zweite Familie auf andere Gedanken bringen. Es wurde gelacht, rumgewitzelt und natürlich auch gearbeitet. Auch wenn an diesem Tag noch immer nicht sonderlich viel los war, hattest du Spaß an deiner Arbeit und liefst stets mit einem Lächeln auf den Lippen durch das Lokal und bedientest die wenigen Kunden. Eigentlich waren nur Landstreicher und Reisende bei euch zu Gast, jemand Heimischen bekamt ihr nicht zu Gesicht. Ob Gerüchte im Umlauf waren, die den Ruf schädigten und die Leute deswegen außer Haus blieben? Allerdings gab man dir nicht wirklich die Gelegenheit, dir darüber den Kopf zu zerbrechen. Denn jedes Mal, wenn du nach hinten in die Küche gingst, brachte dich der Koch mit einem erheiternden Gespräch auf andere Gedanken. Smith war schon sehr lange der hiesige Koch und du liebtest die Unterhaltungen mit ihm, da er einst ein Seefahrer war und er immer mal wieder aus dem Nähkästchen plauderte.
    Ihr wart gerade dabei, euch in einer hitzigen Diskussion über die Sonderheiten der Teleschnecke zu unterhalten, als Maerlyn vollkommen gehetzt zu euch in die Küche stürzte und zunächst nur wild mit den Armen gestikulierte und etwas von „Oh mein Gott, wir sind erledigt! Alle tot!“ schrie.
    Den Kopf schief legend gingst du ein paar Schritte auf sie zu und versuchtest die Barkeeperin zu beruhigen. „Jetzt komm erst Mal runter, setzt dich kurz hin und erkläre uns ruhig was los ist“, meintest du aufmunternd und zwangst dir ein kleines Lächeln auf die Lippen. Das deine ruhige Art das komplette Gegenteil von dem erreichte, was du eigentlich vorgehabt hattest, brachte dich dann doch etwas aus der Fassung.
    „Verdammt nochmal. Ich kann nicht ruhig bleiben mit der Gewissheit das vorn grad‘ ein Haufen Piraten sitzt! Und dann sind es nicht mal irgendwelche Witzfiguren, sondern Whitebeard-Piraten. Whitebeard! Herr Gott nochmal! Das ist ein Desaster!“
    Maerlyn lief in der Küche auf und ab und schien damit zu kämpfen, nicht völlig den Verstand zu verlieren. In Anbetracht der Tatsache, dass sie völlig von der Rolle war, warst du dir gar nicht mal mehr so sicher, ob das nicht eventuell schon der Fall ist. Zwar hast selbst du schon etwas von Whitebeard und seiner Crew gehört, doch verstandest du nicht so recht das aktuelle Problem. Ja, sie waren Piraten. Und weiter? Wenn sie irgendwas Schlimmes vorgehabt hätten, so hätten sie es sicherlich schon getan. Zumindest gingst du stark davon aus, immerhin waren es – wie Maerlyn bereits sagte – keine Witzfiguren, sondern allesamt Piraten, die sich auf der Grandline schon einen verdammt großen (und gefährlichen, aber das ignoriertest du aktuell) Namen gemacht hatten.
    Smith räusperte sich kurz. „Und jetzt hast du sie vorne alleine gelassen ohne Bedienung? Ich denke, dass das auch nicht wirklich förderlich ist.“ Ein leises Rumpeln bestätigte den alten Koch in seiner Annahme.
    Du sahst zwischen deinen beiden Kollegen hin und her. Letztendlich seufztest du und drehtest dich zur Tür um. Maerlyn würde wohl noch ein paar Augenblicke benötigen, bis sie sich wieder gesammelt hatte (sie war aber auch eine sensible Frau, die bei jeder Kleinigkeit sofort das Ende der Welt einläutete). Außerdem konntest und wolltest du die Piratenbande nicht unbedingt noch länger warten oder gar alleine lassen. Es war schlicht und ergreifend unhöflich, wenngleich sie auch Piraten waren. Mal ganz von deiner Arbeit abgesehen warst du aber auch unendlich neugierig. Ja, fast schon euphorisch. Der Gedanke, dass sie sicherlich nichts Böses wolltet beflügelte dich geradezu in dem Vorhaben, sie zu Gesicht zu bekommen. Du hättest fast aufgelacht bei dem Gedanken an deine Mutter und was sie in der Situation wahrscheinlich für ein Gesicht gemacht hätte. Aber dafür hattest du nun auch keine Zeit. Entschlossen nicktest du Smith kurz zu und drücktest die Türklinke nach unten, um in den vorderen Bereich des Lokals zu kommen.
    Im ersten Moment passierte einfach nichts. Was hattest du auch erwartet? Das die Kerle auf dem Tisch Samba tanzen würden? Also bitte. Etwas schüchtern liefst du durchs Lokal und stelltest dich hinter den Tresen. Aus dem Augenwinkel hattest du bereits sehen können, dass sich die Whitebeard-Piraten zu deiner Rechten niedergelassen hatten und sich aktuell aufgeregt über etwas unterhielten. Die Kneipe an sich sah noch vollkommen normal aus. Nichts war beschädigt, nichts war anders als sonst. Lediglich die Tatsache, dass eben keine Einheimischen zu sehen waren. Aber jetzt wusstest du immerhin woran es gelegen hat.
    Kopfschüttelnd beendetest du deinen Rundblick durch den Raum. Es war einfach lächerlich wie sich alle aufführten. Piraten waren ja schließlich auch nur Menschen. Deswegen war es für dich auch absolut unverständlich, was dein Vater für ein riesen Tam-Tam daraus machte, wenn man auch nur das Wort in den Mund nahm. Verbrecher, Lügner, Gauner, … das waren lediglich eine Handvoll Begrifflichkeiten, die dein alter Herr nur zu gerne verwendete.
    „Und wir dachten schon, dass es hier keine Bedienung gibt, eh!“
    Du zucktest leicht zusammen und hättest fast das Glas fallen gelassen, was du dir zuvor genommen hattest (warum wusstest du auch nicht so genau. Du wolltest dich lediglich von den bescheuerten Gedanken ablenken, die du mit deinem Vater verbandest), als du eine Stimme direkt neben dir wahrnahmst. Du hattest gar nicht gemerkt, dass jemand neben dich getreten war und der Schreck war dementsprechend auch relativ groß, als du den Schatten über dir bemerktest. Schüchtern blicktest du hoch und erkanntest einen relativ jungen Mann, der zu dir hinab sah und dich fragend musterte. Er sah gut aus, zu mehr warst du in der momentanen Situation nicht in der Lage, zu erkennen.
    „Jetzt hast du sie erschreckt, Marco. Super gemacht.“ Eine weitere Stimme ertönte und du fragtest dich, wie lange du die besagte Person einfach nur angesehen hattest. Als dir die Tatsache erst so richtig bewusst wurde, dass du ihn wahrscheinlich lediglich angestarrt hattest, ihm weder geantwortet noch irgendeine andere Anstalt gemacht hattest, auf ihn zu reagieren, wurdest du rot und sahst peinlich berührt weg.
    „Verzeihung“, murmeltest du leise, „Was kann ich für Sie tun?“
    Einen Augenblick war Ruhe, als plötzlich jemand anfing zu lachen. „Ach du Scheiße. Du brauchst uns garantiert nicht Siezen, Süße. Ein paar Flaschen Sake tun‘s auch!“ Es war der andere Kerl, der sich in diesem Moment scheinbar nichts Witzigeres vorstellen konnte. Dabei warst du lediglich höflich geblieben. Ganz so, wie man es von dir eben verlangte.
    „Halt den Rand, Thatch. Sie weiß wenigstens was das Wort Respekt bedeutet.“ Nun war es Marco, der zu sprechen begann. Während er sich ein kleines Wortgefecht über das Thema Respekt mit seinem Nakama lieferte, nutztest du die Gelegenheit aus und betrachtetest den Piraten erneut. Er war relativ groß, hatte dunkle Augen und blondes Haar. Seine Frisur war recht… ja, exotisch? Aber aus irgendeinem Grund mache ihn das in deinen Augen sympathisch. Er hatte einen muskelösen Oberkörper; dass Hemd, was er trug, war aufgeknöpft und bot daher einen sehr guten Einblick. Am Auffälligsten war aber das Tattoo, was er auf der Brust trug. Mal im Ernst, es lud einen gerade dazu ein, dass man die feinen Konturen mit dem Finger nachzeichnete. Um dich aber nicht völlig lächerlich zu machen, behieltst du deine Hände bei dir und versuchtest dich zu konzentrieren. Was dir jedoch relativ schwer viel, da Marco in der Tat relativ nah bei dir stand.
    Um die Situation irgendwie zu retten, räuspertest du dich kurz, was dir prompt die Aufmerksamkeit der beiden Männer einbrachte.
    „Sake also, ja? Gerne. Wie viele Gläser?“
    Eigentlich wusstest du, dass aktuell fünf von ihnen in eurem Lokal waren, jedoch wolltest du selbstverständlich höflich bleiben.
    „Sechs!“ Thatch grinste dich an.
    Irritiert sahst du zum Tisch rüber, wo die andern drei Whitebeard-Piraten saßen, um dich zu vergewissern, ob du dich vielleicht doch verguckt hattest und nicht richtig zählen konntest. Aber dem war nicht so. Sie waren wirklich nur zu fünft.
    Marco schien deinen verwirrten Gesichtsausdruck zu bemerken und lehnte sich daher etwas zu dir herunter. Dabei stieg dir der Geruch seines Rasierwasser (zumindest glaubtest du, dass es das war. Es roch auf jeden Fall frisch und gut) in die Nase, was dich innerlich angenehm erschaudern ließ. „Thatch hat beschlossen, dass du scheinbar mittrinken sollst.“
    „Als wenn hier irgendjemand etwas gegen eine so charmante junge Dame einzuwenden hätte!“
    Du schnapptest nach Luft, was Marco dann auch ein Grinsen entlockte. Wo waren eigentlich Smith und Maerlyn, wenn man sie mal brauchte? Du konntest doch nicht einfach mit Piraten einen trinken! Oder? Eigentlich warst du noch immer neugierig und die beiden Kerle neben dir schienen auch nicht so bösartig zu sein, wie man im allgemeinen Volksmund Piraten immer nachsagte. Nein, sie waren… nett?
    „Ähm…“, du nesteltest an deinem Oberteil herum, während du nach einer Antwort suchtest. Du musst arbeiten!, meldete sich deine innere Stimme zu Wort. Ein Blick auf die Uhr verriet dir, dass es kurz vor Mitternacht war und deine Schicht noch zwei weitere Stunden dauern würde. „Verzeihung. Aber ich muss arbeiten“, antwortest du daher also schüchtern.
    „Also ich störe dich ja nur ungern, Kleine, aber siehst du hier noch irgendwelche Gäste außer uns, eh?“ Um seine Aussage zu unterstreichen, blickte Marco einmal durchs Lokal.
    Du folgtest seinem Blick und stelltest fest, dass er Recht hatte. Welch einmalige Aura doch Piraten versprühten, dachtest du sarkastisch.
    „Sagt mal, Ladies. Schafft ihr es denn noch heute, uns was zu trinken zu besorgen?“ Der Ruf kam von dem Tisch an dem die anderen drei Nakama der Beiden saßen. Zum ersten Mal sahst du dort auch genauer hin. Zwei von ihnen waren sehr breit gebaut, von denen der eine auch gerade zu euch gerufen hatte. Der dritte von ihnen war zwar auch relativ groß, aber wie Marco recht gut gebaut und trug einen orangenen Cowboyhut. Letzterer erwiderte deinen Blick kurz, sah dann jedoch zwischen Thatch und Marco hin und her, um wenig später auch seinen Unmut über die lange Wartezeit zu beklagen.
    „Ja ja“, meinte Thatch und hob beschwichtigend die Hände, „alles unter Kontrolle!“


    Wenn du im Nachhinein darüber nachdachtest wusstest du wirklich nicht, wie es genau dazu gekommen war, dass du am Ende wirklich mit den fünf am Tisch saßt. Selbst Smith hatte sich nach einiger Zeit dazu gesellt. Von Maerlyn fehlte allerdings jede Spur, wenn du aber ehrlich warst, war dir das zu der Zeit auch herzlich egal. Wann kam man denn schon mal dazu, mit Piraten an einem Tisch zu sitzen, rumzualbern und sich über Gott und die Welt zu unterhalten? Und bei Gott, du mochtest die komischen Kauze von den Whitebeard-Piraten! Letztendlich erfuhrst du auch noch die Namen der anderen Drei. Der Kerl, der zuvor nach euch gerufen hatte, hieß Teach, war ein kleines Moppelchen und besaß einen sehr schrägen Humor. Der junge Mann mit dem orangenen Cowboyhut hieß Ace, war der Inbegriff von Feuer (im wahrsten Sinne des Wortes!) und hatte es tatsächlich geschafft innerhalb der letzten drei Stunden mehrmals urplötzlich einzuschlafen. Der letzte Kerl im Bunde hieß Jozu, war anfangs noch sehr ruhig, du stelltest allerdings fest, dass er in vielen Dingen die gleiche Meinung besaß wie du. Am meisten angetan hatte dir es aber noch immer Marco. Du wusstest nicht wieso, doch kamst du nicht umhin, ihn die gesamte Zeit anzusehen und seinen Worten zu lauschen, sollte er mal etwas erzählen. Er faszinierte dich mit einer Art und Weise, die du bis dato noch nicht einmal kanntest.
    Die Nacht verging schnell und du merktest, dass du schon sehr bald unbedingt nach Hause musstest. Andernfalls würde dir deine Mutter den Kopf abreißen. Und darauf konntest du getrost verzichten. Es fiel dir schwer, Abschied nehmen zu müssen, denn schon lange hattest du nicht mehr einen so ausgeglichenen und lustigen Abend verbracht. Du hattest die verrücktesten Geschichten von den Piraten gehört, hattest selbst viel aus deinem Leben erzählt und gemeinsam habt ihr sogar darüber sinniert, was passieren würde, wenn dein Vater mal auf die Bande treffen sollte.
    Das Marco es am Ende jedoch war, der dich noch ein Stück begleitete, nachdem du dich von den anderen verabschiedet hattest, hättest du nicht einmal zu träumen gewagt. Anfangs war es noch relativ still um euch Beide, er lief lediglich neben dir her und schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Du selbst warst nervös, allerdings ebenso glücklich. Du mochtest seine Gesellschaft und rechnetest es ihm auch hoch an, dass er ganz selbstverständlich gesagt hatte, er würde dich noch ein Stück begleiten (den vielsagenden Blick von Thatch hattet ihr beiden wohl ausversehen ignoriert).
    Der helle Mond tauchte die Umgebung in eine Traumlandschaft. Das Meer glänzte silbern und der helle Sand sah ebenso schön aus. Es war eine vollkommen ruhige Nacht, nur das Rauschen des Meeres war zu hören. Was hättest du nicht dafür gegeben, wenn dieser Moment ewig andauern würde?
    Als dein Haus jedoch langsam in Sichtweite kam, bliebst du stehen und drehtest dich zu deinem Begleiter um. Etwas unschlüssig, was du sagen solltest druckstest du noch einen kurzen Moment rum, ehe du einen vollständigen (und logischen) Satz heraus brachtest.
    „Danke. Das hätte ich nicht erwartet, als mir meine Kollegin mitteilte, dass Piraten in unserem Lokal sind“, du sahst wie Marco eine Braue hochzog, schnell redetest du weiter, „Ich mein… ich war schon immer der Meinung, dass dieses ganze Herumgelaber von der Gesellschaft bescheuert ist. Immerhin sind Piraten ja auch nur Menschen. Und das heute war ein wirklich schöner Abend, den ich so gerne nochmal erleben wollen würde. Dass du mich nach Hause gebracht hast war auch nett…-“
    „… für einen Piraten?“, beendete der Blonde deinen Satz und grinste ein wenig.
    Du lachtest bitter auf. „Ja.“ Du wandtest dich ein wenig von ihm ab. „Was würde ich nicht dafür geben, auch so frei sein zu können, wie ihr. Ich meine…“, du sahst auf das Meer, „ihr könnt überall hingehen wo ihr wollt. Könnt machen was ihr wollt.“
    Marco folgte deinem Blick. „Was hält dich davon ab?“
    Du sahst wieder zu ihm. Noch nie hatte dir jemand diese Frage gestellt und selbst hattest du auch nie darüber nachgedacht. Ja, was hielt dich eigentlich auf? Insgeheim wusstest du aber, dass du nicht so einfach von der Insel runterkommen würdest. Außerdem… was würde deine Familie nur davon halten, wenn du einfach so abhautest? Sie würden dir das niemals verzeihen, am allerwenigsten dein Vater. Marco bemerkte, dass du in Gedanken versunken warst und stupste dich daher leicht an. Fragend sahst du zu ihm auf.
    „Niemand.“
    Du blinzeltest mehrmals. Es dauerte einen Moment bis du bemerktest, dass das die Antwort auf seine eben gestellte Frage war. Du schlugst deine Augen nieder und lächeltest sanft. „Danke.“ Du wusstest nicht, was genau dich dazu brachte aber du tätigstes einen Schritt nach vorn und lehntest dich kurz an ihn an. Du genosst für den Moment einfach nur seine Nähe. Du wusstest, dass der Moment des Abschieds gekommen war und doch wolltest du ihn einfach nicht gehen lassen. Wann trafst du schon mal so einen Mann, der dich so faszinierte? „Danke, für den Abend.“
    „Wir werden und sicherlich wiedersehen, Kleine. Das nächste Mal möchte ich die Antwort aber von dir hören“, meinte Marco und strich dir einmal kurz über den Rücken, ehe er dich von sich schob und dir aufmunternd zuzwinkerte.
    Ja, dachtest du entschlossen. Ja und bis dahin werde ich alles daran setzten, dass mein Traum wahr werden wird.




  • Kräme


    Ich bin nicht der Typ Mensch, den man sofort sieht. War es nicht und werde es auch nie sein. Ich steche nicht durch ein extravagantes Aussehen aus der breiten Masse hervor; habe keine speziellen Talente, die mich auszeichnen. Ich erinnere mich auch nicht daran, jemals im Mittelpunkt gestanden zu haben, Blickfang der Gesellschaft gewesen zu sein. Ich war nie die Erste, nie die Letzte. Das Einzige, was ich wirklich erreichen möchte, ist, den Menschen im Herzen zu bleiben. Mit dem was ich tue, sage und schreibe, denke sowie fühle. Mit dem was ich bin und für sie sein werde.

  • Wider meiner Worte auf deiner Pinnwand habe ich mir jetzt einfach mal die Zeit genommen, dir doch einen kurzen Kommentar zu deinem Drabble "Kräme" hier zu lassen. Kurzzeitig war ich aber doch am Überlegen, ob ich nicht doch ein anderes, älteres Werk kommentieren wolle. Und beim Durchlesen fiel es mir dann von Werk zu Werk schwieriger, vielleicht folgt demnächst (Also "demnächst" würde "nach meinen ganzen Prüfungen", also erst nächsten Monat heißen, haha) noch ein Kommentar. :3


    Aber zurück zum eigentlichen Werk. Als Information zum Werk wird die Frage "Wer bist du?" angegeben, eine Frage die man sehr unterschiedlich beantworten kann. In der Regel kommt es darauf an, mit wem man spricht, wer einem diese Frage stellt, aber hier scheint sie sich selbst gestellt worden zu sein. Sich selbst gegenüber könnte man in der Theorie zwar ehrlich sein, nur muss man eine ehrliche Antwort darauf zunächst auch erst einmal finden.
    Als Titel hast du "Kräme" gewählt, den Namen unter dem du hier überwiegend bekannt bist. Irgendwie verständlich, aber auf der anderen Seite auch sehr interessant. Als erste Antwort auf die Frage wird der Name gewählt, mit dem du dich in einem (oder mehreren, ich kenne dich leider nicht genug, um die Reichweite des Namens einzuschätzen ;_;) Internetforum identifizierst. Ich würde die Frage hier im Forum natürlich auch mit "Flocon" beantworten, aber wenn ich mir die Frage jetzt generell stellen würde und eine ehrliche ANtwort geben müsste, dann würde ich wohl mit meinem wirklichen Namen antworten. Aber wie gesagt, nachvollziehen kann ich den Titel trotzdem. Wirklich schön an dem Titel ist aber, dass gerade bei einem Drabble häufig sehr gewöhnliche Titel oder sehr lange Ich-würfel-alle-Ideen-zusammen-Titel entstehen. Dein gewählter Titel hingegen ist komplett individuell.
    Die ersten Sätze des Werkes beschreiben zunächst, als was du dich selbst nicht siehst, nämlich als jemanden, der im Mittelpunkt steht. Hierbei wird allerdings auch nicht gesagt, dass du es nicht gerne wärst, wie es auf mich zunächst wirkte. Erst der Satz "Das Einzige, was ich wirklich erreichen möchte, [...]" läutet diesen Gedankengang ein. Und ab hier stellen sich mir dann auch einige Fragen, da ich, wie du es vermutlich anregen wolltest, etwas intensiver darüber nachgedacht habe.
    Den Wunsch der Erinnerung an dich kann ich durchaus nachvollziehen, darüber habe ich vor ein paar Wochen selbst eine Kurzgeschichte begonnen, die ich eigentlich auch mal beenden könnte. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob nicht genau das dem zuvor Geschriebenem widerspricht. Letztendlich beschreibst du ja den Wunsch genau das zu sein, was du vorher beschrieben hast. Du möchtest gesehen werden, damit man sich erinnert. Wie ich das jetzt verstehe möchtest du nur eben sehr genau gesehen werden, und nicht nur oberflächlich wie es der Fall wäre, wenn du von der breiten Masse gesehen würdest. Hier wirkt vor allem das letzte Wort der Aufzählung, nämlich das "fühle" sehr stark. Es bleibt die Frage, wie man das Wort "Gesellschaft" definiert. Auch die Menschen, die sich an dich erinnern (sollen?), können eine Gesellschaft, wenn auch eine sehr kleine, bilden. Und in dieser Gesellschaft würdest du dann auch gesehen werden, vermutlich sogar sofort. Dass du eben jener sofort-gesehener Mensch "nie sein" wirst, würde dann bedeuten, dass der zuletzt geäußerte Wunsch nach der Erinnerung nicht in Erfüllung gehen würde, was ich aber einfach nicht hoffe. Vermutlich wird "Gesellschaft" hier deshalb eher in einem größeren Zusammenhang gesehen.
    Ich hoffe, dass der Gedankengang auf Grund der Uhrzeit jetzt nicht zu verworren von mir eingetippt wurde, der kam mir irgendwie so spontan und unerwartet.


    Alles in allem aber ein wirklich schönes und vor allem sehr persönliches Werk, das mir wirklich gut gefällt. Und das Schreiben ist auch ein "spezielles Talent", haha. Das hätte zwar das Bild der Bescheidenheit stark abgeschwächt, aber es in einem Werk, das schon nach dir benannt ist, nicht zu erwähnen... Na ja. (:


    Au revoir! (:
    Flocon




  • Auf des Phönix' Schwingen


    [font='Tahoma,Geneva,sans-serif']
    Öffne deine Augen und blicke zum Horizont
    Kannst du es sehen? Es brennt
    Schließe deine Augen und blicke in dein Herz
    Kannst du es fühlen? Es lodert


    Eingebrannte Erinnerungen
    an vergessene Tage und Taten
    Züngelnde Flammen
    tanzen gleich des Windes um dich herum
    Machen dich zu dem der du bist


    Doch was bist du, fragst du dich
    Für was kämpfst du, für was lebst du?
    Eine traurige Melodie des Schicksals
    in die Asche des Feuers geschrieben


    Dein Zorn entfacht und sie werden brennen
    Dein Feuer lodert und sie werden rennen
    Trag all die Wut auf deinen Schwingen
    steige mitsamt Flammen empor in den Himmel
    Dieser Krieg war gewonnen bevor er begonnen


    Einst geboren um Leben zu geben
    kämpft du um des Feuers Willen
    Gehst nieder mit feurigen Melodien
    um Aufzuerstehen im neuen Glanz


    Besangen wirst du in den traurigsten Liedern
    Geehrt wirst du in den nobelsten Geschichten
    Gefürchtet wirst du in den finstersten Herzen
    Als Kind der Unendlichkeit auf ewig dazu verdammt
    die feurigen Pfade der Unsterblichkeit zu beschreiten


  • E n e r d h i l



    Irgendwie ist es traurig.
    Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als nach den Sternen zu greifen und sie bei Nacht sehen zu können. Ich habe auch schon gehört, dass Sterbliche denken, Sterne würden Wünsche wahr werden lassen und einem bei jeglicher Gefahr helfen. Aber wieso wünschen sie sich das nicht von mir? Wieso erbitten sie nicht meine Hilfe in schlaflosen Nächten und weswegen schauen sie mich zumeist nicht einmal an?
    Menschen sagen Sternen nach, sie würden wunderschön aussehen, leuchtende Farben besitzen und den trostlosen Nachthimmel zu einem atemberaubenden Ort machen. Nun gut, das tun sie wahrlich! Es wäre einerseits viel zu dunkel, sodass nicht einmal mein Freund der Mond, für ausreichend Licht sorgen könnte und andererseits wäre die unendliche Weite des Universums weder unendlich noch weit ohne sie.
    Aber ich war auch ein Stern. Ich war sogar der Stern, der ihnen am Nächsten war! Ich leuchte auch in den gleichen Farben wie meine Schwestern und Brüder, besitze die gleiche Gabe wie sie und bin ebenso Erschaffer und Wächter allen Lebens. Ach, wie gerne würde ich doch die Erde umarmen oder zumindest näher bei ihr sein. So könnte ich den Menschen viel mehr bieten! Mein Licht, meine Wärme – all das hätten sie zur Genüge, würde ich den Abstand zwischen uns verringern. Und sie könnten mich auch nicht mehr übersehen… Vielleicht würden sie mich dann mehr mögen?
    Aber nein, ich vermag dies keinesfalls zu tun. Eine meiner Schwestern warnte mich vor langer Zeit – ich wäre zu groß und mächtig, sagte sie. Ich würde die Erde verbrennen, sollte ich ihr näher kommen. Zunächst war ich erbost über die Frechheit, die sich meine Schwester erlaubte. Mir zu sagen, was ich tun sollte! Ha, dass ich nicht lache! Aber die leise, schüchterne Stimme vom Merkur ließ mich innehalten. Ich würde nicht nur der Erde schaden, meinte er. Würde ihn und seine Schwester Venus einfach verschlingen und damit töten.
    Erst da begriff ich: ich besitze weitaus mehr Verantwortung und Macht, als ich bisher annahm. Ich muss mich gleichermaßen um all meine Kinder kümmern – nicht nur um die Erde. Nein. Ebenso um den Merkur, die Venus, den Mars, den Jupiter, den Saturn, den Neptun, den Uranus und auch um mein kleinstes Kind, den Pluto. Oft sagte mir mein Bruder Sirius, ich würde noch viel lernen müssen. Ich sei noch jung, sehr jung in der unendlichen Weite des Universums. Wie auch er existiere ich erst seit ein paar Jahren. In Sternenjahren wohl „ein paar Jahre“… verglichen mit einem Sterblichen, bin ich wohl doch etwas älter.
    Und es war von Zeit zu Zeit ermüdend und einsam, stetig über all meine Kinder zu wachen. Häufig stritten sie sich oder schwiegen sich so lange an, dass ich Sorge hatte, ich würde niemals wieder ihre Stimmen hören. Vor allem die Erde bereitet mir des Öfteren Kopfzerbrechen. Wie lange würde sie noch so ausharren können? Es ist kein sonderlich großes Geheimnis, dass ihre Bewohner nicht nur Gutes vollbringen. Aber jedes Mal, wenn ich der Erde und dem Jupiter beim Diskutieren zuhöre, so ist die Erde stolz auf ihre Schützlinge und verteidigt diese. Zum Unverständnis meiner anderen Kinder. Sie sei besser ohne die Menschen dran, hörte ich einst den Saturn zum Jupiter flüstern. Aber voller Argwohn erwiderte die Erde lediglich, dass sie einen Grund hatte, zu existieren und froh war, solch ein besonderer Planet und nicht einsam zu sein. Faszinierend, wie ähnlich sie mir da ist.
    Einsam. Oh ja, wer im Universum ist das eigentlich nicht? Selbst ich bin es. Auch wenn ich meine Kinder und aber Millionen von Schwestern und Brüdern besitze. Wenngleich mich Menschen jeden Tag sehen und mir sogar einen besonderen Namen geben… dennoch bin ich für die Meisten kein Stern. Kein Stern, der ihnen Wünsche erfüllen kann. Kein Stern, den sie bei Nacht betrachten können. Oh nein, viel mehr noch. Die „wahren“ Sterne, so sagen die Menschen, können sie nur sehen, wenn ich – ihr wundersamster Stern – nicht zu sehen bin.
    Und irgendwie… ist es traurig.

  • "Ich könnte auch mal wieder einen Kommentar vertragen :( " - Kräme, 10.9.2015, irgendwann am späten Nachmittag.


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    Und hier bin ich auch schon, vor allem, weil ich damals einer derjenigen war, die deiner Abgabe Punkte gegeben hatten. Zunächst ein paar (wenige, echt wenige) Zitate, wie immer:

    Es wäre einerseits viel zu dunkel, sodass nicht einmal mein Freund der Mond, für ausreichend Licht sorgen könnte

    Hier bin ich nicht sicher, aber ich glaube, dass es "mein Freund, der Mond" heißen müsste.

    In Sternenjahren wohl „ein paar Jahre“… verglichen mit einem Sterblichen, bin ich wohl doch etwas älter.

    Und hier ist das letzte Komma zu viel, oder?

    Hier reißt die Idee sozusagen die geringe Länge ein wenig raus. Kann dafür zwar bei Weitem nicht volle Punktzahl geben, aber ein paar sind trotzdem drin. Finde es äußerst interessant, wie hier aus der Sicht der Sonne geschrieben wird, und wenn man solch einem Himmelskörper schon ein Bewusstsein gibt, kann ich auch nicht fragen, wie er denn die Menschen in all der Entfernung noch hören kann. Die Vermenschlichung ist aber sehr gut gelungen.

    Das hier ist mein Kommentar innerhalb des BBO-Topics, und den erweitere ich mal noch ein wenig.


    Damals gefiel mir die Idee einer personifizierten Sonne damals schon recht gut, und auch der Fakt, dass die Planeten als "Kinder" und die Sterne als "Geschwister" dargestellt werden, passt perfekt da hinein. Es ist ein schöner Text, der Stil ist gut zu lesen, und Rechtschreibfehler gibt es auch keine. Ich grübele nur grad an dem "Meisten" da gegen Ende, du beziehst dich ja auf die Menschen, vielleicht muss das noch klein, aber das ist nicht so wichtig. Enerdhil ist sozusagen das Paradebeispiel einer Abgabe, die nicht lang sein muss, da sie enorm mit Kreativität punktet.
    So, jetzt zum Punkt. Deine Sonne konzentriert sich volle Kanne auf die Menschen und findet es unfair, dass sie nicht denselben Stellenwert hat wie die Sterne, außerdem scheint es außerordentlich wichtig zu sein, von den Menschen anerkannt zu werden und ihnen im Gegenzug Wärme (Symbol für Liebe?) zu schenken. Außerdem bringst du zumindest indirekte Dialoge zwischen Sirius und der Erde sowie Ansätze (dazu später mehr) einer wörtlichen Interaktion der Planeten mit der Sonne.
    Das heißt, einerseits gibt es einen Dialog zwischen Sonne und anderen Himmelskörpern,
    und andererseits gibt es die Trauer der Sonne aufgrund der Nichtbeachtung vom Homo Sapiens Sapiens (Sapiens? Der wie vielte sind wir jetzt schon?), beides wird flüssig beschrieben und gut ausgeführt. Auch das "Sich-im-Kreis-Drehen" des identischen Start- und Schlusssatzes war passend gewählt; Manchmal dreht man sich halt im Kreis, wenn man nachdenkt.
    Im Rahmen der Aufgabenstellung "Sterne" ist das Thema geschickt gewählt, denn faktisch gesehen ist die Sonne ja einer davon. Das Paradoxon, dass wir als Menschen gerade den nächsten Stern nicht als solchen sehen, wird hier intelligent beschrieben, man könnte zwar über die von uns etablierten Konnotationen streiten (die Sonne wird nicht als Stern gesehen, da sie weitaus größer ist und für uns völlig anders aussieht, blabla), aber das lassen wir schön bleiben.


    Da mir keine Schnitzer in der Aufgabe auffallen, versuche ich mich mal an zwei Faktoren, die ich persönlich angebracht hätte, und die einer personifizierten Sonne in solch einem Text helfen könnten.
    Die Dialoge zwischen Sonne und anderen Himmelskörpern hätten ein wenig ausgebaut werden können. Mir kam es komisch vor, wie man sich mit so vielen Gesprächspartnern noch einsam fühlen kann. Beispiele für sowas könnten in etwa so aussehen:
    "Was soll das heißen, deine Erde hat Menschen? Pff, das ist noch gar nichts. Meine Ophelia (mangels eines besseren Namens für einen zweiten, erdähnlichen Planeten) hat humanoide Amphibien. Und gerade im letzten Monat haben die es geschafft, einen Menschen zu klonen!"
    "Als ob du damit angeben könntest. Mein TX-13 wird von Sauriern bewohnt. Na, Sonne, was sagst du dazu? Deine Erde hat es ja geschafft, die aussterben zu lassen!" Diese "Geschwister" hätten deiner Sonne ja auch ein wenig seelischen Beistand liefern können, wenn man so will. Ja, das ist wohl mal wieder mein Hang zum Dialog, Monologe machen zwar auch gut was her, vergeben aber Potenzial, das vielleicht der Charakterbildung zugute kommen würde.
    Stattdessen fixiert sich die Sonne total auf den Menschen, und wenn man den Text so durchliest, kommt einem das nicht sehr seltsam vor, da du den Leser gut leitest. Nun aber zum zweiten Punkt: Wieso hat sie vergessen, dass die Azteken (Vor gar nicht allzu langer Zeit) einen eigenen Sonnenkult aufgebaut hatten und dass nahezu alle antiken Völker unserer Welt die Sonne als Gottheit verehrten? Im Kontext des Zeitverständnisses deiner Sonne sind das so kleine Diskontinuitäten, die mir auffallen. Eine arrogante Sonne wäre da vielleicht treffender gewesen, eben aufgrund dieser Götterverehrung (Ich bin besser als ihr, ich werde als Gott verehrt, na, was sagt ihr? - Spiel dich doch nicht so auf, Xenophanes hat dich enttarnt!). Oder eine kleine Anmerkung á la "Früher war ich eine Gottheit, und jetzt? Jetzt bin ich vergessen", gefolgt von oben genanntem seelischem Beistand, das hätte auch guten Stoff geliefert.
    Auch ein guter Text hat noch Potenzial nach oben, und vielleicht sind meine Ideen ja gute Denkanstöße, falls du Enerdhil noch aufarbeiten oder verfeinern willst. Muss allerdings auch nicht sein, denn auch so ist das schon ein schönes Stück Literatur.


    Hands aloft and bear away, that'll be all from #shiprekts bay. Arr.


    edit: ich mag deinen Startpost. Schickes Design finde ich immer prima. Wollte das nur noch hinzugefügt haben :family:



  • Selbstverständnis


    „Verschwinde, Hass.“
    „Das kann ich nicht, Liebe.“
    Stille.
    „Wieso? Du verwirrst diesen Menschen nur unnötig.“
    „Und das kommt von der herzallerliebsten Liebe? Wie ironisch.“
    „Schweig.“
    Ein Lachen ertönte. Ein dunkles, wissendes Lachen. „So? Was wenn ich es nicht tue? Was wirst du tun?“
    Die Liebe dachte nach. Lange Zeit sagte sie nichts, doch dann fragte sie: „Woher kommst du, Hass?“
    „Woher ich komme? Von nirgendwo. Ich bin du.“
    „Nein, du bist mein Feind!“
    „Bin ich das?“
    „Ja!“
    „Und Wer sorgt dafür, dass die Liebe geachtet wird? Wer … beschützt dich?“
    Die Liebe schwieg.
    „Ich bin es, Liebe. Nur ich vermag stark genug sein, um das zu beschützen, was du geliebt hast.“
    „Wenn ich geliebt habe, existiere ich nicht mehr.“
    „Das ist richtig. Dann bist du ich.“