Es war gerade mal fünf Uhr in der Früh, da leuchtete auf der Karte des CDCF-Stützpunktes nahe Rebulica ein rotes, leuchtendes Signal auf.
Das Hologramm schwebte über einer grünlich schimmernden Röhre. Es zeichnete schwach glimmende Gebäude-Umrisse in die Luft, die sich über drei Ebenen auch in die Höhe erstreckten. Jede Ecke des Stützpunktes war videoüberwacht, und als eine schläfrige Technikerin mit ihrem Finger durch das Hologramm fuhr, nur wenige Zentimeter neben dem roten Zeichen, das wild blinkte, als wolle es sie warnen, da wurde die Abbildung kleiner und ein schwereloser Bildschirm erschien.
Die Technikerin sank in ihre Sessel zurück und rieb sich die Augen. Der Flur, in dem das System eine Bewegung meldete, schien vollkommen leer. Tiefe Schwärze lag über ihm. Kopfschüttelnd hob sie ihre Hand und wollte das Hologramm, das die Kamera Aufnahmen zeitecht wiedergab, gerade wieder zur Seite schieben, da löste sich etwas aus dem Schatten.
Mit einem Mal saß sie kerzengerade in ihrem Sessel. Strähnen ihres Haares fielen ihr ins Gesicht, aber sie konzentrierte sich völlig auf diese eine, kleine Bewegung.
Insektenaugen starrten sie an. Und da brach die Verbindung ab.
"Scheiße!", schrie sie, fuhr herum und suchte das Pult hektisch nach dem Knopf für die Sirenen ab. Als sie in letztlich inmitten einer Ansammlung anderer fand, schlug sie mit der Hand darauf, zog das Mikrofon an sich und sprach mit zitternder, aufgebrachter Stimme hinein:
"Code 405! Feindliche Subjekte sind in den Stützpunkt eingedrungen! Ich widerhole: Code 405! Feindliche-"
Weiter kam sie nicht. Die Tür zur Zentrale wurde aufgesprengt und das Zischen von tausenden, wütenden Insekten brach über sie herein.
Das Letzte, was die Soldaten von ihr hörten, war ihr Schrei. Danach war die Verbindung gekappt. Die Alarmsirenen heulten beständig und weckten selbst den tiefsten Schläfer aus seiner Trance.
Das Stampfen von hunderten Schritten im Flur schallte durch das gesamte Gebäude. Sie liefen in engen Gruppen mit Waffen in ihren Händen an den Ort, wohin Pfeile an den Wänden sie lotsten. Einige höher Gestellte brüllten laute Kommandos die im hektischen Gemurmele der Soldaten untergingen.
Wie hatte das nur passieren können? Die Seed, hier in ihrer Basis? Das konnte doch gar nicht sein!
Als sie in einer großen Halle ankamen, in der die Notstromaggregate für Licht sorgten, stellten sie sich in engen Reihe nebeneinander auf. Einige blickten sich nervös zu den Türen um, in denen jede Sekunde die Seed auftauchen könnten. Aber es passierte nichts. Nur die Rufe nach Erklärungen wurden zunehmend lauter. Aber sie waren gute Soldaten. Jahrelang durch die CDCF ausgebildet. Also blieben sie gehorsam stehen, ohne sich von der Stelle zu rühren. Irgendwann würde der Leutnant schon erscheinen. Vielleicht war es ja auch nur ein Missverständnis.
Aber die Schreie der Technikerin waren echt gewesen. Und die Panik in ihrer Stimme aus.
Das Gemurmel wuchs zu lauten Rufen an.
"Ruhe!"
Die Ankunft des Leutnant war den Meisten nicht einmal aufgefallen. Erst jetzt, als der bärtige Mann schreiend auf sich aufmerksam machte, richteten sich die Köpfe von ein paar Hundert Soldaten auf ihn. Er wartete schweigend darauf, bis die letzten Gespräche verstummt waren.
Aber man sah ihm an, wie nervös er war. Seine Zähne zerfleischten seine Lippen und er zerknüllte den Saum seiner Offiziersjacke, an der dutzende Orden strahlten.
Erst als es vollkommen ruhig war und alle Blicke auf ihn gerichtet waren, räusperte er sich mit einem Blick zu seinen direkten Untergebenen, seinen Stellvertretern, und richtete sich dann an die Soldaten:
"Sie alle müssen Ruhe bewahren und-"
"Werden wir wirklich von den Seed angegriffen?", unterbrach ein junge Soldat, dessen Ohren offenbarten, dass er ein Katzenbeast war, ihn ungehalten. Er zerriss ein Papiertaschentuch in Fetzen, die langsam auf den Boden niederrieselten. Das Gemurmel setzte wieder ein, aber laute Rufe nach Ruhe brachten diese schnell wieder zurück.
"Ja", antwortete der Leutnant. "Das stimmt."
Vereinzelt hallten Schreie durch die Versammlungshalle. Die meisten schwiegen und starrten ihren Anführer angespannt an. Er würde schon eine Lösung finden.
"Deswegen müssen Sie jetzt die Ruhe bewahren und ihre Befehle empfangen und gewissenhaft ausführen", rief er durch die aufkommende Unruhe. "Das hier ist keine Übung. Jeder Fehler kann den Tod bedeuten." Er wusste nicht, ob es klug war, ihnen das so direkt zu sagen. Aber zumindest blieb die Division ruhig. Offenbar hatten sie den Ernst der Lage erkannt. Sie waren ausgebildete Soldaten, im Kampf gegen die Seeds geschult. Und sie hatten Vertrauen in ihren Anführer.
Zu dumm, dass dieser genau wusste, dass es nicht alle aus diesem Gebäude herausschaffen würden. Die Seeds hatten viele Eingänge längst besetzt und die engen Flure waren für die Nahkämpfer der Division kein geeignetes Kampffeld. Viele von ihnen brauchten Platz.
Und auch die Fernkämpfer würden es nicht leicht haben. Diese Viecher mochten nur etwa so groß sein wie seine Handfläche. Aber sie waren genmanipulierte Bestien, die fürs Töten gemacht wurden. Und sie waren Viele. Viel zu viele.
Er schluckte den Zweifel und die Schuldgefühle herunter. Diese Soldaten, tapfere junge Männer und Frauen, Beasts und Humanika, vertrautem ihn. Und er würde sein Leben für sie geben.
"Wir werden uns aufteilen! Es finden sich immer zwanzig Soldaten, also zwei Reihen, wie Sie hier gerade stehen, zu einer Gruppe zusammen. Beeilen Sie sich, damit wir aufbrechen können!"
Hektik ging durch die Reihen. Jeweils zwei drehten sich zueinander und verschmolzen zu einem dichten Block Menschen. Köpfe drehten sich um, es wurde getuschelt und geschubst. Aber letztlich kehrte wieder Ruhe ein, sobald die Gruppen zueinander gefunden hatten.
"Der erfahrenste Soldat der Gruppe übernimmt temporär die Leitung. Euer Ziel ist es, zu einem Ausgang zu gelangen. Kämpfen Sie nur, wenn es sich nicht verhindern lässt. Keine Gruppe nimmt, wenn möglich, den selben Gang", erklärte der Leutnant. Dann nahm er seine Jacke ab und warf sie in die Ecke. Er drehte sich um und nahm sich seine Pistolen, die er neben sich auf den Boden gelegt hatte.
"Gruppe 16, ich werde euer Anführer sein. Euch fehlt ein Mitglied", wandte er sich an einen der Menschenblöcke, die sofort wieder Haltung annahmen, als sich der Leutnant näherte.
Die restlichen Gruppen sahen ihn unbehaglich an. Die Stellvertreter schlossen sich denen an, die ihnen zu schwach erschienen, als dass sie ohne Hilfe überleben könnten.
"Worauf warten Sie noch?", bellte er die Soldaten an, die zusammenzuckten. "Los!"
Die anderen Gruppen eilten mit jeweils einem Soldaten an der Spitze durch eine der zehn Türen, die sich geöffnet hatten. Nur Gruppe 16 blieb zurück. Der Leutnant schaute den anderen mit finsterer Miene hinterher, seufzte und drehte sich um. Er musterte die jungen Gesichter der Soldaten, die nun in seiner Verantwortung standen.
"Hat jemanden Fragen? Wenn ja, dann stellen Sie sie jetzt. Später wird dafür keine Zeit mehr bleiben, fürchte ich."
OT: Damit beginnt also unser RPG. Ihr habt es vermutlich schon erraten: Aus euren Charakteren (und ein paar NPCs) besteht die Gruppe 16. Es steht euch jetzt also frei eine Reaktion auf die Frage des Leutnants zu zeigen. Den Aufbruch werde ich beschreiben, und keine Alleingänge.
Auf ein gutes RPG, viel Spaß und eine spannende Zeit,
Caith und Feliciá