Während seines Paris-Besuchs am 01.11.2013 gab Junichi Masuda, der Direktor der Pokémon-Editionen, mehrere Interviews mit verschiedenen Pokémon-Fanseiten. Die Interviews wurden als Videos aufgenommen und erstmals am 29.01.2014 auf Youtube veröffentlicht. Vorwiegend handeln die Interviews rund um die aktuellen Pokémon-Spiele X & Y und enthalten spannendes Hintergrundwissen. Ein großes Dankeschön geht an Silverchen, welche eine deutsche Übersetzung der Interviews verfasst hat. So werdet ihr euch ab sofort wöchentlich über die Übersetzung eines Interviews freuen dürfen. Den Anfang macht zunächst das Interview von der Fanseite Eternia:
Angé: Guten Tag, erst einmal herzlichen Dank für Ihren Besuch bei uns Fans in Frankreich! Wir beide vertreten die Communauté d'Eternia.
Sheena: Also, wir sind hier, um Ihnen ein paar kleine Fragen zu stellen. Zunächst wüssten wir ganz gerne, welches Ihr Lieblingspokémon ist, sowohl ästhetisch als auch strategisch, und warum?
Masuda: Mein Lieblingspokémon ist Feelinara geworden, ganz einfach weil ich seine ganze Entwicklung mitverfolgt habe, und es so oft verwendet habe, dass ich mich einfach daran gewöhnt habe.
Angé: In den vorherigen Generationen gab es immer einhundert oder mehr neue Pokémon, da fragten wir uns, warum es dieses Mal nur 69 Neue gibt, die Mega-Evolutionen einmal ausgenommen.
Masuda: Die Frage, die sich für uns bei jedem Pokémon-Spiel stellt, ist nicht, möglichst viele neue Pokémon hinzuzufügen, sondern der Versuch, eine Menge zu finden, die für den Verlauf des Abenteuers nützlich ist. Und in Pokémon X/Y haben wir versucht, das hohe Gras nicht mit Pokémon zu überfluten. Uns war es wichtig, die Anzahl der Pokémon, die man im Laufe der Geschichte trifft zu verteilen, damit man entlang dieses Verlaufs auch Pokémon entdecken kann. Unser Ziel war es eigentlich, mehr als 100 neue Pokémon zu präsentieren, wir hatten die Intention, nur diese zu präsentieren und keine alten Pokémon. Die 69, die dann hinzugefügt wurden, sollten das Spielerlebnis im Laufe der Geschichte komplettieren.
Sheena: Als nächstes wüssten wir gerne, warum Sie die Idee der klassischen Entwicklungen [alter, einstufiger Pokémon] zugunsten der Mega-Evolution vernachlässigt haben und ob wir trotzdem die Chance bekommen, solche normalen Evolutionen wiederzusehen, weil in X/Y nur Feelinara als neue Evoli-Entwicklung hinzugekommen ist.
Masuda: Die speziellen Neuerungen, die wir bei den Pokémon in Kalos entdecken, sind die Mega-Evolutionen. Das will nicht heißen, dass es in anderen Regionen nicht auch andere, klassische Entwicklungen der Pokémon geben sollte, genauso wie es dort auch andere Mega-Evolutionen geben könnte. Das Entdecken der Mega-Evolutionen ist ein Schlüsselerlebnis in diesem Spiel, und das ist es, was Kalos zur Pokémon-Welt beiträgt.
Angé: Planen Sie, eine Unlicht-Arena in den zukünftigen Spielen oder Generationen einzubauen? Denn dieser Typ ist bei den Spielern wirklich sehr beliebt, und viele bedauern, dass es diesen Arena-Typ noch nicht gibt.
Masuda: Es ist möglich, dass es eines Tages eine Unlicht-Arena geben wird. Allerdings gibt es da etwas sehr wichtiges zu beachten: Game Freak konstruiert die Arenen schwerpunktmäßig auf Typen, deren Schwächen und Stärken relativ einfach zu verstehen sind. Das soll dem Spieler beibringen, diese Vor- und Nachteile der Typen auszunutzen. Deswegen werden die Typen Feuer, Wasser und Pflanze bevorzugt, weil deren Stärken und Schwächen einfach zu verstehen und einzusetzen sind.
Angé: Wir wüssten auch gerne, wie Sie die Pokémon ausgewählt haben, die eine Mega-Entwicklung durchführen können.
Masuda: Hinter der Idee der Mega-Evolution steht besonders der kreative Aspekt. Das, was Game Freak gerne sehen wollte, hat im Prinzip die Pokémon für die Mega-Evolution ausgewählt. Das waren die Starter und einige Vertreter der ersten Generation, und das war ein bisschen das Kriterium, um das Gespräch über die Mega-Evolutionen anzustoßen. Wir haben im Prinzip die Pokémon ausgewählt, die uns gefallen haben, deren Design in der Mega-Evolution zu entwickeln uns gereizt hat, und noch viele andere Faktoren. Aber im Prinzip war das das entscheidende Kriterium. Die Entscheidung fiel also darüber, welches Pokémon aus designtechnischen und strategischen Aspekten eine interessante Mega-Evolution abgeben würde.
Angé: Wo wir gerade dabei sind: Es ist bemerkenswert, dass nur Mewtu und Glurak eine editionsspezifische Mega-Evolution besitzen. Warum ausgerechnet diese zwei Pokémon und warum überhaupt verschiedene Mega-Evolutionen?
Masuda: Im Fall von Mewtu war es tatsächlich so, dass im Schaffensprozess der Mega-Evolutionen zwei verschiedene Designs entstanden. Das war ein großes Hin und Her, und schließlich haben wir uns einfach gesagt, dass wir die Entscheidung den Spielern überlassen, sodass sie entscheiden können, welches Design sie bevorzugen. Was Glurak angeht, so war es schon seit der ersten Generation eines der beliebtesten Pokémon, und darum wollte man auch hier den Spielern die Wahl überlassen. Auch damit sie im Kampf nach ihrem eigenen Geschmack aussuchen oder tauschen können. Es war auch interessant, dass damit eine Diskussion außerhalb des Spielkontexts entstehen konnte, zum Beispiel in dem Moment wenn sie sich beim Kauf zwischen X und Y entscheiden.
Sheena: Dann haben wir noch etwas Seltsames gefunden. Wir haben uns gefragt, warum Flabébé den Typ Fee statt Pflanze besitzt, obwohl es doch sehr viele Pflanzen-Attacken erlernen kann.
Masuda: Da gibt es eine durchaus logische Erklärung zu. Der Hintergrund zu diesem Pokémon ist eigentlich recht simpel. Es ist ein Feen-Pokémon, das eine Pflanze hält. Das Pokémon an sich ist keine Pflanze, deswegen ist es Typ Fee, beherrscht aber Attacken vom Typ Pflanze.
Angé: In Pokemon S2/W2 hatte man eine sehr umfassende Side-Quest in Form der Medaillen, die man erhalten konnte. Die Medaillenbox war auch im Rucksack im Spiel, während in X und Y die Box nicht mehr da ist und die Medaillen nur noch auf dem PGL einsehbar und erhältlich sind. Warum haben Sie diese nicht mehr direkt im Spiel integriert?
Masuda: In den alten Versionen war das System komplett auf eine Funktionalität ausgerichtet, die sich innerhalb des Spieles bewegte. Die Veränderung dahingehend, die Medaillen auf das Pokémon Global Link zu verschieben, hatte als Ziel, neue Perspektiven zu eröffnen und es den Leuten zu ermöglichen, ihre Ergebnisse mit anderen Menschen aus der ganzen Welt zu teilen. Im Pokémon Global Link könnt ihr verschiedene Statistiken einsehen: Wer hat was wann mit welchem Ergebnis gemacht, welche Kampfergebnisse es gibt und all diese Dinge. Wir wollten diese Ergebnisse in ein System einbinden, das es ermöglicht, seine Resultate mit Freunden aus der ganzen Welt zu teilen und ihre Ergebnisse zu überprüfen.
Link zum Original-Script zum Video (französisch)
http://www.eternia-fr.net/news…asuda-en-face-a-face.html
In diesem Kontext ist es auch noch ganz interessant, was Angé in den Kommentaren zu dem Interview schrieb:
ZitatTPCi [The Pokémon Company international] devait valider nos questions et nous avons été censurés sur certaines d'entre-elles. De plus, étant donné que nous sommes 4 sites à avoir fait l'interview, il est bien entendu évident que les questions ne devaient pas se répéter d'un site à l'autre.
The Pokémon Company musste unsere Fragen zuvor autorisieren, und bei einigen davon sind wir zensiert worden. Außerdem waren es ja vier Websites, die ein Interview geführt haben, deswegen sollten sich die Fragen auch nicht unbedingt wiederholen.
Diese Übersetzung ist, genauso wie das französische Original, ohne Gewähr. Sowohl der Japanisch/Französisch-Dolmetscher als auch Silverchen sind keine Vollprofis und können Fehler gemacht haben. Behandelt dieses Interview bitte entsprechend und legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Silverchen hat zwar ihr Bestes gegeben, kann aber auch nur mit dem Material arbeiten, das der Dolmetscher uns geboten hat.
Wenn jemand sehr gute Französisch-Kenntnisse besitzt, kann er die Übersetzung gerne kontrollieren und uns auf eventuell vorhandene Fehler hinweisen.